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Der Hebräerbrief

zunächst einmal müssen wir, wenn wir den Hebräerbrief betrachten genau überlegen welches Problem der Schreiber denn behandelt. Wir haben in den Briefen immer einen äußeren Anlass, warum sie geschrieben wurden. Im Galater und im Philemonbrief sowie in bei den Thessalonicher und Korintherbriefen, aber auch beim Römerbrief liegen die äußerlichen Gründe für das Schreiben der Briefe auf der Hand.

 

Auch bei den Hebräern gab es einen äußerlichen Anlass, der den Schreiber motivierte ihnen diesen Brief zu schreiben. "Denn da ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, bedürfet ihr wiederum, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die der Milch bedürfen und nicht der festen Speise." (Hebr. 5,12)

 

Es ist ganz offensichtlich, dass die Hebräer in ihrem Glaubensleben eine völlig falsche Ausrichtung hatten. Darum wird ihnen von dem Schreiber auch immer wieder eine neue Ausrichtung vorgestellt:

  1. "Betrachte" den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses Jesum (Kap. 3.1)
  2. Sie sollten zum Thron der Gnade gehen. (Kap. 4,16)
  3.  Deshalb, das Wort von dem Anfang des Christus lassend, lasst uns fortfahren zum vollen Wuchse. (Kap. 6,1)
  4. Geht dahin wo euer Anker jetzt schon ist. Dahin wo eurer Vorläufer der Hohepriester Jesus ist (Kap. 6,20)
  5. Jesus ist eines besseren Bundes Bürge geworden (Kap. 7,22)
  6. ER vermag völlig zu erretten, die durch IHN Gott nahen (Kap, 7,25)
  7. Es gibt völlige Sicherheit, weil ein Testament vorliegt. Dieses Testament hat vollgültige Rechtkraft und kann nicht mehr verändert werden, weil der Erblasser gestorben ist. (Kap. 9,17)
  8. Mit einem Opfer hat ER auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden (Kap,10,14)
  9. Es gibt Freimütigkeit zum Eintritt ins Heiligtum (Kap. 10,19)
  10. Die Hoffnung und das Bekenntnis sollten unbeweglich festgehalten werden, indem man aufeinander Acht hat (Kap. 10,236+24)
  11. Hinschauen auf den Anfänger und Vollender des Glaubens (Kap. 12,2)

Spannend ist natürlich die Frage, womit die Hebräer beschäftigt waren und was sie davon abgehalten hat die Ausrichtung auf den HERRN JESUS beizubehalten? Ich glaube, wir finden den Kernpunkt der ganzen Aktivitäten der Hebräer in Kapitel 6. Sie waren damit beschäftigt solche, die einmal bei Ihnen gewesen waren und die sich dann wieder abgewandt hatten, wiederum zur Buße zu erneuern. (Vers 6)

 

Menschlich gesprochen können wir dafür ein hohes Maß an Verständnis aufbringen, es war trotzdem falsch. Von diesem falschen Weg will der Schreiber des Hebräerbriefes die Gläubigen, diejenigen bei denen er von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt war (Vers 9), wieder abbringen.

 

In Kapitel 6 müssen wir also eindeutig zwei Gruppen unterscheiden:

Die Frage, die hier die Gemüter immer wieder erhitzt ist folgende: Waren die abgefallenen jemals errettet und gehörten sie zu den Empfängern des Briefes? Ich denke den zweiten Teil der Frage kann man sofort mit nein beantworten. Sie gehörten nicht zu den Empfängern, von denen der Schreiber ohne jede Einschränkung in Vers 9 sagen kann: "Wir aber sind in Bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch also reden."  Im Folgenden finden wir wieder eine Anstachelung doch den vorhandenen Glauben auch zu zeigen. Es gibt nicht den leisesten Hinweis darauf, dass eventuell der Verlust der Seligkeit drohen könnte. Wenn also der Schreiber des Hebräerbriefes in Vers 6 tatsächlich von solchen sprechen würde die einmal errettet waren und dann wieder verloren gegangen sind, dann wäre es unverantwortlich ab Vers 9 auf eine ernsthafte Warnung zu verzichten. Es gibt nur einen Grund, warum die Warnung unterbleibt, die Warnung wäre völlig unbiblisch, weil niemals ein Gläubiger verloren gehen kann, darum kann hier eine solche Warnung gar nicht kommen.

 

Was ist nun mit der zweiten Gruppe? Sie hatte geschmeckt, sie hatten an den himmlischen Dingen teilgenommen, dann hatten sie den Christus für sich selbst neu gekreuzigt und konnten darum nicht mehr zur Buße erneuert werden.

 

Bevor wir uns hier genauer mit den Begriffen "schmecken" und "teilhaftig bzw. teilnehmen" auseinandersetzen, wollen wir sehen, was diese Gruppe überhaupt gemacht hat.

 

Sie hatten das Evangelium gehört. In der Apostelgeschichte können wir sehen, dass tausende zum Glauben kamen und durch die Predigten der Apostel angesprochen wurden. Es geschahen ja auch beeindruckende Zeichen und Wunder in Verbindung mit der Evangeliumsverkündigung. Jetzt gibt es eine Gruppe, die sich den Jüngern angeschlossen hatte. Sie waren wirklich angesprochen. Den Zeitpunkt zu dem dies geschah können wir nicht genau lokalisieren, es wird aber auf jeden Fall vor dem Jahr 70 gewesen sein, denn im Hebräerbrief ist der alte Gottesdienst noch eindeutig vorhanden. (Kap. 8,4+5; 10,11; 13,10) Der Brief wird meistens in die Jahre 63 oder 64 datiert. Diese angesprochenen sind dann eine zeitlang bei den Gläubigen gewesen. Danach sind sie wieder in das Judentum zurückgekehrt und haben damit zum Ausdruck gebracht, dass die Juden den HERRN zu Recht verworfen und durch die Römer haben kreuzigen lassen. Sie kreuzigten den HERRN dadurch für sich selbst. Sie brachten zum Ausdruck, dass sie der damaligen Verurteilung des HERRN nachträglich zustimmten. So etwas ging nur in der Übergangszeit bis zum Jahr 70, danach nahm Gott den alten Gottesdienst hinweg indem Titus den Tempel gegen seinen Willen zerstörte.

 

Die zweite Gruppe befindet sich also in einer Extremsituation, die heute so nicht möglich ist. Für die Gläubigen kam wahrscheinlich verschärfend hinzu, dass es sich oftmals um Verwandte handelte, die da zurückgegangen sind. Das gab ihnen ein zusätzliches Motiv die Abgefallenen wieder zurück zu hohlen. Lies nur den Anfang von Römer 9, dann können wir erahnen, welche Empfindungen da zum Ausdruck kamen.

 

EXKURS:

 

Was empfinden wir, wenn unsere nächsten Verwandten dem HERRN nicht nachfolgen? Haben wir da solche überwältigenden Gefühle oder sind wir völlig gleichgültig?

 

EXKURS ENDE!

 

Schmecken!

 

In vielen Auslegungen finden wir den Hinweis, schmecken bedeutet nicht gegessen. Damit wird dann begründet, dass schmecken schwächer sei als Schlucken oder essen und somit durch schmecken keine unauflösliche Verbindung entsteht. Darum könne das schmecken überhaupt nicht als "Einswerden" mit Christus verstanden werden, darum seinen die, die nur geschmeckt hatten gar nicht errettet gewesen.

 

Tatsächlich kann man für diese Auslegung als Parallele das Schmecken des Todes durch den HERRN sehen. (Hebr. 2,9) Der HERR wurde durch das Schmecken des Todes überhaupt nicht eins mit dem Tod. Tatsächlich ist der HERR zwar in den Machtbereich des Todes gegangen, es wird uns aber an anderer Stelle ausdrücklich berichtet, dass der Tod keine Macht über ihn hatte. Schmecken hat also auch dort keine unauflösliche Bindung zur Folge. "nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, dass er von demselben behalten wurde." (Apg. 2,24) Hier steht der HERR nach Pred. 8,8 vollkommen im Gegensatz zu allen anderen Menschen.

 

Auf ähnliche Weise stehen diejenigen, die nur geschmeckt haben völlig im Gegensatz zu den Gläubigen. Jene konnten, ja mussten wieder abfallen, die Gläubigen können es gar nicht.

 

Teilnehmen / Teilhaftig

 

Dazu ist das Schlüsselwort in Vers 4 "teilhaftig". Um es vorweg zu nehmen, da müsste nicht "teilhaftig geworden" stehen, sondern "teilgenommen haben". Meines Wissens haben an dieser Stelle sowohl die alte Elberfelder, als auch die revidierte Elberfelder einen Übersetzungsfehler.

Der Unterschied wird aus Hebr. 2,14 deutlich.

 

Teilhaftig bedeutet etwas Passives, etwas das unabänderlich mit einem Zustand verbunden ist. Menschen sind "Fleisches und Blutes teilhaftig". Ihre Existenz ist unauflöslich mit Fleisch und Blut in Verbindung, die Existenz haftet Fleisch und Blut an.

 

Teilgenommen bedeutet etwas Aktives, aus einer Willensentscheidung heraus. Der HERR hat darum, in nahe kommender Weise an Fleisch und Blut teilgenommen, wie die Anmerkung in Hebr. 2,14 (Elberfelder) sagt. Für IHN war das, im Gegensatz zu uns, keine existenzielle Sache. Bei dem HERRN stellte sich die Frage ob er es tun würde, bei uns überhaupt nicht.

 

In Hebräer 6,4 haben wir bei denen, die wieder abgefallen sind solche, die haben an den Dingen einfach einmal teilgenommen. Sie haben für sich entschieden einmal hinzugehen und die Sache zu besehen. Sie haben tatsächlich die Segnungen des Geistes "geschmeckt". Sie haben aber nicht gegessen. Sie waren gerade nicht des Geistes teilhaftig geworden. Es war keine unauflösliche Verbindung vorhanden. Darum können sie auch in Vers 6 wieder abfallen. Solche können nicht zur Buße erneuert werden. (Man kann trefflich darüber streiten, ob die Unmöglichkeit der Erneuerung aus der besonderen Situation, der Tempeldienst in Jerusalem bestand noch, dorthin waren die die geschmeckt hatten zurückgegangen, wodurch sie den HERRN erneut kreuzigten, resultiert, oder ob wir hier eine allgemein gültige Aussage haben).

Hebräer 6,4-6 ist überhaupt kein Beleg dafür, dass Gläubige, solche denen der Geist Gottes anhaftet, wieder verloren gehen können.

 

Um den Text flüssiger lesbar zu machen, habe ich Teile des Beitrags „Die Segnungen des Geistes geschmeckt“ hier am Schluss in leicht abgeänderter Form eingefügt.

 

herzliche Ulrich