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Und wie ist es mit der Sünde?

Bibelstunde zu 1 Johannes 1,9

Einleitung

Die Fragestellung: Muss ein wiedergeborener Christ weiterhin um Vergebung bitten? Die Frage wird dann brennend, wenn wir einzelne Verse in der Heiligen Schrift betrachten.

Jeder der in ihm bleibt, sündigt nicht; jeder der sündigt, hat ihn nicht gesehen noch erkannt.

1 Johannes 3,6

Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.

1 Johannes 1,9

 

I.   Ein Widerspruch in der Bibel?

Im gesamten Neuen Testament werden wir immer wieder zur Sündlosigkeit aufgerufen (Matthäus 5,48; 1 Petrus 1,16; 1Johannes 3,6). Gleichzeitig betont die Heilige Schrift, dass keiner ohne Sünde ist, selbst in Texten die an Christen gerichtet sind (1 Johannes 1,8.10).

Wie gehen wir jetzt damit um? Ist hier wirklich ein Widerspruch in der Heiligen Schrift zu finden?

Grundsätzlich ist es wichtig, die Heilige Schrift immer im Kontext auszulegen. Sonst betreiben wir keine Exegese[1] sondern Eisegese[2]. Dies ist auch bei 1 Johannes 1,9 notwendig. Zuerst ist genau zu überlegen: An wen ist der Text gerichtet?

An Christen, dies können wir aus den ersten 4 Versen entnehmen. Dabei ist der Brief dazu da, dass die Christen an folgenden Punkt gelangen:

Und dies schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.

Den logischen Aufbau bilden hier die Verse 5-10. Der Text ist an Vers 5 aufgehängt. Daran hängen dann die 5 „Wenn-Aussagen“.

Vers 5:    Gott ist gut.

Vers 6:    Gemeinschaft und Sünde gehören nicht zusammen. Die Sünde befleckt meine Gottesbeziehung.

Vers 7:    Wer mit Gott lebt, tut nicht etwas Böses. Erscheint dann das Böse, dann wird es von Gott gereinigt.

Vers 8:    Sündlose gibt es nicht. Es ist Selbstbetrug.

Vers 9     Wer bekennt wird gereinigt. Die Vergebung der Sünden ist da!

Vers 10:  Wer seine Sünde verneint, ist Gott ein Ärgernis.

Nun stellt sich noch die Frage, ob Vers 9 das Ereignis der Sündenvergebung bei der Wiedergeburt beschreibt oder nicht?

Um was geht es in Vers 9? Grundsätzlich geht es um einen Menschen der gesündigt hat. Er bekennt seine Sünde. Erfährt die Vergebung und Reinigung (Wiederherstellung) Gottes.

Wenn wir unsere Sünden bekennen – das Wort bekennen steht im Grundtext in der 1. Pers. Plur; Präs; aktiv; Konj. Dies ist ganz wichtig. Würde es im Aorist stehen, so würde es auf eine punktuelle Handlung hinweisen, die Auswirkungen in die Gegenwart hat. Das es um das andauernde Bekennen der Sünde geht, kann aus der Zeitform entnommen werden

Das Wort bekennen (oJmologevw) hat die Bedeutung: (das Gleiche sagen:) zugeben, zugestehen; bekennen; eingestehen; preisen.

ist er treu und gerecht – Eigenschaften Gottes. Die sind ganz wichtig. Gott ist jedermann gegenüber treu und gerecht!

daß er uns die Sünden vergibt  – Gott vergibt. Das Wort steht hier im Aorist! Dies  ist ein bewusster Wechsel. Gott vergibt. Die Vergebung bleibt bestehen. Gott wird nicht wieder darauf zurück kommen.

und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. – Gott reinigt (wieder Aorist). Das Wort hat die Bedeutung rein machen, säubern, heilen; für (kultisch) rein erklären; (sittlich) rein machen.

Grundsätzlich geht es bei dieser Stelle nicht um die Heilsentscheidung. Es geht nirgends um die Annahme von Jesus Christus als Herrn und Heiland. Das kleine Wort bekennen ist im Präsens geschrieben. Daher geht es um das andauernde Bekennen und nicht um ein einmaliges. Es geht um das Leben eines Christen. Beim Aufruf zur Heilsentscheidung wird in der Bibel der Aorist verwendet und nicht der Präsens.

 

II.  Eine biblische Linie

Anhand der Bibel lassen sich zwei grosse Linien feststellen:

·   Rechtfertigung

·   Heiligung

 

        A.    Rechtfertigung

Rechtfertigung bedeutet, dass ich durch Jesu Blut freigesprochen werde. Ich werde befreit und somit ein Heiliger in Gottes Augen (Römer 3,21‑26). Deshalb redet die Bibel die Christen auch als Heilige an (Römer 1,7; 1 Korinther 1,2; 2 Korinther 1,1; Epheser 1,1; Philipper 1,1; Kolosser 1,2;), obwohl diese sündig handeln (Römer 12,1‑2; 1Korinther 6,12‑20).

Wir empfangen somit vom Christus unsere Rechtfertigung, deren Merkmal sind, dass sie in Gott, nicht in uns, begründet ist, dass sie die Gabe des Christus für uns ist, dass das Verhalten, durch das wir sie empfangen, der Glaube ist.

Adolf Schlatter

Wie Schlatter bemerkt schenkt Jesus Christus die Rechtfertigung. Er spricht gerecht. Wer sein Leben Jesus Christus anvertraut wird vor Gott dem Vater als heilig und gerecht gesehen. Somit ist die Rechtfertigung ein wunderbares Geschenk für die Gläubigen. So ist die Wortkombination „Gabe des Christus“ zu verstehen.

 

        B.    Heiligung

Als Christ habe ich nun ein Ziel vor Augen: Jesus nachzufolgen. Ich erlebe in meinem Leben eine Wesenveränderung und werde durch den Heiligen Geist immer mehr in das Ebenbild Jesu umgestaltet. Mein Ziel als Heiliger ist es heilig zu werden. Während der Reformation entstand der Begriff "simul iustus et peccator" (Gerechter und Sünder zugleich). Dieser Begriff beschreibt sehr gut die Spannung,  in der ich als Christ stehe.

 

          C.      Graphische Darstellung

 

Der Mensch, der im Glauben die Gnadenzusage Gottes angenommen hat, befindet sich in einem doppelten Stand: Er ist ein von Gott Gerechtfertigter, d.h.  einer, der von Gott aus unverdienter Gnade so angesehen wird, als wäre er gerecht. Aber er bleibt andererseits Sünder, der täglich und stündlich in seinem Denken und Handeln bis in die feinsten Verästelungen seiner Seele hinein Gottes Gebote übertritt. Beides: Das Gerechtsein aus Gnade und das Sündersein, ist volle Wirklichkeit. Beides steht in einer bleibenden Spannung zueinander.[3]

Es ist also sehr wichtig zwischen Rechtfertigung und Heiligung zu unterscheiden. Es ist leider so, dass uns immer wieder Gruppen begegnen, die nur eine Seite vertreten. Im Katholizismus findet sich oft eine alleinige Betonung der Heiligung/Nachfolge, durch die rechte Heiligung wird die Rechtfertigung dann erreicht.

 

Auf evangelikaler Seite entstehen oft Bewegungen die den Zustand des Christen gleich auf die Rechtfertigungslinie ziehen. Diese Linie ist biblisch nicht zu rechtfertigen, wer sie vertritt, tritt Römer 12,1‑ 2 und Philipper 3,12‑16 mit Füssen.

 

Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommenen.

              Römer 12,2

 

III. Die direkten Auswirkungen auf die Verkündigung und Nachfolge

        A.    Die Auswirkung der falschen Lehre der 'Vollkommenen'

Das Vertreten einer katholischen oder der reinen Heiligungslehre hat brutale Konsequenzen. Die gesamte Verkündigung dreht sich nur noch um die Sünde um ein reines Leben. Der Christ wird jeden Sonntag mit einer geballten Ladung "Moralin" erschlagen. Wichtig ist einfach eine völlige Übergabe an den Herrn, diese löst alle meine Probleme. Diese Theologie führt dann oft in eine geistliche Schizophrenie, denn wenn Jesus ja alles neu macht, warum sündige ich dann noch? Er wird innerlich ausgehöhlt, sein Glaube stimmt nicht mit seinem Leben überein. Solange dieser Christ irgendwie sündigt, nagt es sofort an seiner Heilsgewissheit. Wenn ich noch Sünde in meinem Leben habe, dann ist es für ihn ein Zeichen, dass er vermutlich noch kein rechter Christ ist.

 

                     Sünder und Gerechte   Die Vollkommenen  Katholizismus

Lehre            Wachstum                            Heiligkeit bewahren          Gute Werke

Gefahren      Gleichgültigkeit                     Geistl. Schizophrenie       Kein Glaube

Gefährlich wird es auch, wenn wir unsere Sünden nicht mehr bekennen wollen, weil das Fleisch sündigt. Dabei wird übersehen, dass Korrektur in der Heiligen Schrift gross geschrieben wird. Es gibt vielfältige Aufrufe an Christen zum Sündenbekenntnis (Jakobus 4 und Sendschreiben). Gerechtfertigte Christen sind für ihr Fleisch verantwortlich. Es ist wohl theologisch richtig, dass Gott alle Sünden - die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen - in Christus Jesus vergeben hat. Theologisch falsch ist es, wenn diese Sicht auf die Nachfolge (Heiligung) übertragen wird. In der Heiligung wachsen wir, unter anderem gerade durch das Bekennen der Schuld und von Gott neu wieder ausrüsten lassen mit seiner Kraft. Ohne dies wird unsere Seele belastet sein.

 

        B.    Die Auswirkung der biblischen Linie

Wenn wir die Linie der Bibel vertreten, tritt die persönliche Verantwortung sehr in den Vordergrund. Leider treffen wir in unseren Gemeinden auf eine grosse Anzahl von gleichgültigen Christen Dies darf uns aber nicht veranlassen, ein gesetzliches Evangelium zu predigen, sondern wir können die Christen nur zur Neuhingabe und Busse ermutigen.

Brüder, ich denke von mir selbst nicht es ergriffen zu haben; eines aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, *und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.

              Philipper 3,13‑14

 

Gleichzeitig dürfen wir uns von Satan nicht verführen lassen und die Spannung zwischen Rechtfertigung aus Glauben und der persönlichen Sündhaftigkeit auflösen.

Vater im Himmel, ich stehe vor Deinem heiligen Thron. Ich danke Dir, dass ich durch den Glauben an Deinen Sohn Jesus Christus errettet bin. Danke, lieber Jesus, dass Du mich durch Dein Blut gewaschen hast. Ich stehe jetzt heilig und unbefleckt vor dem Vater im Himmel.

Himmlischer Vater, nimm mein Leben ganz in Deine Hände und wirke Du in meinem Leben durch Deinen Heiligen Geist. Vater, ich will heilig sein, so wie Du heilig bist. Hilf Du mir durch Deinen guten Heiligen Geist.

In Jesu Namen: Amen

 



[1]       Exegese = Auslegung

[2]       Eisegese = Einlegung

[3]       Hutten, Kurt: Seher, Grübler, Enthusiasten. Seite 260.