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Die Judenfrage
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Die Judenfrage

D theol. Arno Clemens Gaeberlein

R. Müller-Kersting, Zürich-Höngg

 

Erstes Kapitel

Die Frage wird gestellt

 

Das erste Kapitel des Römerbriefes ist vielleicht das am wenigsten eingehend erforschte Kapitel dieses herrlichen Briefes, der unsere Erlösung zum Gegenstand hat.

In diesem Kapitel werden nicht nur sehr lehrreiche Wahrheiten dargestellt, sondern es ist von ganz besonderer Bedeutung und stellt hochwichtige Tatsachen vor uns.

Hier eröffnet der Heilige Geist die Ratschlüsse Gottes in Bezug auf das jüdische Volk.

Die Kenntnis der Stellung, die Gott Israel zugedacht und uns geoffenbart  hat, ist von unschätzbarer Wichtigkeit.

All die Verwirrung in Lehre und Betätigung, die wir um uns her sehen, ist mehr oder weniger die Folge einer beklagenswerten Unwissenheit, die über die Stellung und die Zukunft Israels in der Christenheit vorherrscht.

 

Die Wirkung dieser Unwissenheit ist die Entgeistlichung  der bekennenden Kirche.

 

Die ganze Christenheit beschäftigt sich mit Israels irdischer Berufung, täuscht sich jedoch dabei nicht nur ganz bedenklich, sondern verunehrt  auch Gott durch Sein Wort.

Wenn wir es unternehmen wollten, der in der bekennenden Kirche bestehenden Verwirrung nachzugehen, um sie zu beseitigen, wo müssten wir zweifellos damit anfangen, Gottes Ratschlüsse betreffs Israel darzulegen.

Zuerst wollen wir in Betracht ziehen, in welchem Teile des Römerbriefes sich das Kapitel befindet, welches die Judenfrage behandelt.

Der Römerbrief lässt sich in drei Teile zerlegen.

Der erste Abschnitt reicht vom ersten bis zum achten Kapitel, der zweite umfasst Kapitel 9, 10 und 11 und der letzte die Kapitel 12 bis 16.

Als Überschrift des ersten Teiles wählen wir das Wort „Erlösung“, als die des zweiten Teiles:

 

„Verwaltung“ und für den dritten: „Ermahnung“.

 

Das ist die Art, wie Gott uns Seine Wahrheit mitteilt.

Zunächst zeigt Er uns, was Er in Seinem Sohne, dem Herrn Jesus Christus, für uns getan hat; wie reich und voll Er Seine Gnade allen erzeigt, die da glauben, Juden und Nationen.

Danach macht Er uns mit der Verwaltung bekannt, nämlich, wie Er als Herrsch waltet; wie Er gegen Juden und Nationen handelt.

Hier zieht Er sozusagen Sein Kind ins Vertrauen, weil Er es zu einen Sohn und Erben gemacht hat, und weiht es uns nun ein in die Wahrheiten Seiner Regierungswege und in die zuküftige Verwaltung der Erde.

Nachdem Er uns hat erkennen lassen, was Er für uns getan und was Er aus uns gemacht hat, spricht Er noch einmal zu uns, um zu zeigen, welches unser Wandel sein sollte.

Das ist die Ermahnung: der dritte Teil.

Stellen wir diese Reihenfolge: Erlösung, Verwaltung und Ermahnung um oder lassen wir eines dieser drei Dinge aus, so muss Verwirrung die Folge sein.

Unser Kapitel ist also im zweiten Teil enthalten, dessen Überschrift „Verwaltung“ ist; jener großen Einschaltung, in welcher der Heilige Geist die Wege der Gerechtigkeit und der Gnade Gottes dartut.

Haben wir als Abschluss des ersten Teiles unseres Briefes – der von der Erlösung handelt – das achte Kapitel, in welchem der Inhalt der vorhergehenden Kapitel noch einmall zusammen gefasst ist, so ist das Kapitel, das uns gegenwärtig beschäftigen soll, in ähnlicher Weise der Höhepunkt des zweiten Teiles.

Es führt nicht nur die Juden ein, sondern auch die Nationen und in einem gewissen Grade auch die Kirche Gottes.

An Hand dieses Kapitels können wir die gesamte Geschichte Israels überblicken;  gleichzeitig  aber wird uns der Schlüssel Zu Israels gegenwärtiger Verfassung gegeben und uns überdies der Blick in die Zukunft dieses Volkes geöffnet; sodass wir erfahren, was Gott, in Erfüllung Seiner eidbekräftigten Bündnisse, noch tun wird.

Es liegt jedoch noch ein besonderer Grund vor, aus welchem der Heilige Geist dem Römerbrief die drei Kapitel, die dessen zweiten Teil bilden, eingefügt hat.

Im ersten Teile – den ersten acht Kapiteln – zeigt der Geist Gottes, dass Juden und Nationen keine Gerechtigkeit besitzen und verloren sind und dass da keiner ist, der Gutes tue, auch nicht einer.

Dann offenbart Gott Seine Gerechtigkeit und Seine Erlösung für Juden und Nationen aus Glauben.

Ein bejahrter Gläubiger sprach sich folgendermaßen über die drei großen Lehren aus, die er während seiner Laufbahn als Christ gelernt hatte.

 

„Erstens habe ich gelernt, dass ich nie etwas Gutes getan habe in meinem Leben; zweitens, dass ich nie etwas Gutes tun könnte und drittens, dass Christus alles getan hat“

 

Eben dies ist die Lehre, die im ersten Teile des Römerbriefes erkennbar ist.

Nachdem nun die Schuld und der verlorene Zustand der Juden wie der Nationen völlig dargestellt sind, werden die Juden zunächst außer acht gelassen.

In der gegenwärtigen Haushaltung der Gnade handelt Gott in gleicher weise mit den Gläubigen aus Juden und Nationen, es ist kein Unterschied.

Der Gläubige aus den Juden wie der aus den Nationen ist unter der Gnade; er ist verbunden mit dem Zweiten Menschen und im Besitz jeder geistlichen Segnung in Christo Jesu; er ist ein Sohn und Erbe, bestimmt zur Gleichförmigkeit mit dem Erstgeborenen aus den Toten.

Jetzt aber kommt der Einwand von seiten der Juden.

Im Römerbrief werden oft Fragen gestellt.

Hier nun stellt der Jude eine Frage, nachdem er alles gehört hat über diese Erlösung aus Gnade, die für ihn wie auch die Nationen vorhanden ist, und ebenso alles, was diese Erlösung mit sich bringt.

Diese Frage lautet folgendermaßen:

 

„Was wird aus den, unserem Volke gegebenen Verheißungen und Segnungen?

Gott hat uns als Volk so vieles verheißen und das alles ist noch unerfüllt; wird Er Sein Wort halten“?

Oder mit anderen Worten:

Soll Gottes Verhalten den Nationen gegenüber bedeuten, dass Er jenen Seine Gnade zugewendet, unser Volk aber nun völlig und endgültig verworfen hat, und sollen die vielen, in den Aussprüchen Gottes enthaltenen Verheißungen nie erfüllt werden“?

 

Diese Frage wird im zweiten Teil des Römerbriefes beantwortet.

Der Heilige Geist führt darin aus, wie gerecht und gnadenvoll Gott sich den Juden und den Nationen gegenüber verhält und in kostbarer Weise wird am Ende dieses Abschnittes, eben in unserem Kapitel, erwiesen, dass Gott Sein Volk nicht verstoßen hat; die Zeit ihrer Vollzahl und ihrer Annahme wird kommen und ganz Israel wird errettet werden.

Der Aufbau des Kapitels ist sehr einfach.

Am Schlusse des vorhergehenden Kapitels heißt es:

Jesaja aber erkühnt sich und spricht:

 

„Ich  bin gefunden worden von denen, die Mich nicht suchten. Ich bin offenbar geworden denen, die nicht nach Mir fragten“.

Von Israel aber sagt Er: Den ganzen Tag habe ich Meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen  und widersprechenden Volke“.

 

Diese Stelle wird aus Jesaja 65, 1-2 angeführt, wo die Berufung der Nationen ebenso deutlich vorausgesagt wird, wie Gottes Verhalten Seinem Volke Israel gegenüber.

Wenn Gott nun von jenen (den Nationen) gefunden worden ist und sich denen geoffenbart hat, die nicht nach Ihm fragten, und wenn Sein Volk Seine, nach ihm ausgebreiteten Hände ergriffen hat¸ kann man dann nicht mit Recht sagen , dass Er Sein Volk verstoßen hat?

Das elfte Kapitel stellt daher die Frage:

„Hat Gott etwa Sein Volk verstoßen“?

 

Diese Frage gibt dem ganzen Kapitel die Überschrift.

Bis zum 27. Vers desselben gibt der Heilige Geist sieben Antworten und ebenso viele Beweise dafür, dass Israel, Sein Volk, nicht endgültig oder völlig verstoßen ist.

Nachdem diese Tatsache festgestellt ist, kommt in den Versen 28-36, entsprechend dem Schluss des belehrenden Teiles des Briefes im achten Kapitel, auch hier ein grpßer und erhabener Abschluss.

Diese sieben Antworten und Beweise werden wir nun in unserem weiteren Ausführungen der Reihe nach betrachten.

Es sind:

1.Die Bekehrung Saulus von Tarsus (Vers 1)

2.Es ist ein Überrest nach Wahl der Gnade vorhanden, folglich ist Israel nicht völlig verstoßen

(Vers2-6)

3.Israels Verstockung ist nur eine teilweise und bedeutet ein Strafgericht. Sie ist weder eine

völlige noch eine endgültige. Diese Tatsache geht aus der  Schrift hervor. ((Vers 7-10)

4.Duirch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden und Gott will sie dadurch zur Eifer-

sucht reizen. (Vers 11)

5.Die Vollzahl und Annahme Israels, die verheißen sind, werden der Welt größeren Reichtum

bringen, nämlich Leben aus den Toten. (Vers 11-15)

6.Das Gleichnis vom Ölbaum ((Vers 16-24)

7.Das geoffenbarte Geheimnis (Vers 25-27)

 

Betrachten wir zunächst die Frage und ihre Beantwortung.

Die letztere heißt wörtlich:

„Fern sei der Gedanke“.

„Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, das Er zuvor erkannt hat“.

 

Es versteht sich, dass die Frage in Bezug auf die Verstoßung Israels (xxx) nicht den Einzelnen betrifft, sondern das Volk.

Gott hat Sein Volk zuvor erkannt und Er hat es dazu bestimmt, einen besonderen und wichtigen Platz in der Regierung der Erde einzunehmen.

Gott hat das Volk dazu berufen, Sein Eigentum zu sein aus allen Völkern, ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation, ein Volk, das Er sich zubereitet hat, um Seinen Ruhm zu verkündigen. (2.Mose19)

Die Gnadengaben  und die Berufung Gottes sind unbeirrbar.

(xxx  Wir nehmen als selbstverständlich an, dass alle unsere Leser glauben, dass hier von Israel, dem alten Volke Gotte, dem natürlichen Stamm Abrahams, die Rede ist.

Wir verstehen nicht, wie man sagen kann, in dieselben Kapitel werde von einem göttlichem Israel gesprochen und es handle sich um die Kirche, d. h. Versammlung, Gemeinde)

Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.

Immer wieder erklärt Gott ins Seinem Worte, dass Israel nicht aufhören wird, eine Nation zu sein vor Ihm, und dass es einmal als ein Volk auf der Erde das sein wird, wozu Er es berufen hat.

 

„So spricht Jehova, Der die Sonne gesetzt hat zum Lichte bei Tage, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Lichte bei Nacht,  Der das Meer erregt und seine Wogen brausen, Jehova der Heerscharen ist Sein Name: Wenn diese Ordnungen vor Meinem Angesicht weichen werden, spricht Jehova, so soll auch der Name Israels aufhören, eine Nation zu sein vor Meinem Angesicht alle Tage.

So spricht Jehova:

Wenn die Himmel oben gemessen und die Grundfesten der Erde unten erforscht werden können, so will Ich auch den ganzen Samen Israels verwerfen wegen alles dessen,  was sie getan haben, spricht Jehova“. (Jer. 31,35-37)

„Denn Ich bin mit dir, spricht Jehova, um dich zu retten.

Denn Ich werde den Garaus machen allen Nationen, wohin Ich dich zerstreut habe; nur dir werde ich nicht den Garaus machen; sondern dich nach Gebühr züchtigen und dich keineswegs ungestraft lassen“ (Jer.30,11)

 

Zahlreiche weitere Stellen könnten angeführt werden, in denen Gott Seinem Volke versichert, dass Er es niemals für immer verlassen werde.

Israels Vergangenheit ist der geschichtliche Beweis dafür.

Wieder und wieder ist Israel, Gottes erstgeborener Sohn (2.Mose 4,22) ungehorsam gewesen, ein halsstarriges Volk.

Es wurde bestraft und in die Vergangenheit geführt; seine Stadt wurde geplündert und verwüstet, sein Tempel verbrannt und sein Land wüste gelassen und doch umgab Gottes unendliche Gnade das Volk und das Land und niemals hat Er gesagt, dass Er es verstoßen habe.

Ein Teil des Volkes, die Juden, hat seinen Messias und König, Der in das Seinige gekommen war, verworfen.

Sie riefen ihr schreckliches:

„Hinweg mit Ihm“. „Kreuzige Ihn“, „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“.

Dennoch stieg von jenem Kreuze die wunderbare Bitte auf:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“.

Wiederum wurden die Anerbietungen der Gnade von den Nationen verschmäht; diejenigen aus dem Volke, die geglaubt hatten, wurden mit Erbitterung verfolgt; einige von ihren ungläubigen Brüdern ermordet und doch schreibt über das alles der Geist Gottes die Versicherung:

„Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, dass Er zuvor erkannt hat“.

 

Auch der zweite Tempel war in Trümmer gelegt, die Nation war ihrer Freiheit und ihres Besitzes beraubt und bis an die Enden der Erde zerstreut.

Die traurigste Verbannung begann und mit ihr Prüfungen und Leiden, wie sie bis dahin in ihrer Geschichte unbekannt gewesen waren; aber selbst über diese große Zerstreuung und all die schrecklichen Dinge, die sie erlebt, hat der Geist Gottes die Worte geschrieben:

„Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, das Er zuvor erkannt hat“.

 

Wie andersartig und wie seltsam ist doch die Antwort, welche die Christenheit gibt, wenn der Jude die Frage betreffs der Zukunft seines Volkes, betreffs der Segens- und Herrlichkeitsverheißungen an sie richtet;  oder, wenn er die Schriften der großen Bibelausleger nachschlägt, so findet er Lehren, die den klaren nationalen Verheißungen, die seinem Volke noch immer gehören, geradezu entgegen gesetzt lauten.

Da wird ihm gesagt, Gott habe es verstoßen und es habe nichts mehr zu erwarten.

Er erfährt, die Kirche sei Israel und alle Verheißungen, die dem eigentlichen Israel gegeben waren, finden nun eine geistige Erfüllung in der Kirche.

Aber der verständige, steggläubige Hebräer weigert sich, diese vergeistigende Methode der Auslegung anzunehmen; auch findet er keineswegs, dass die seinem Volke gegebenen Verheißungen und Herrlichkeiten in der Kirche, in geistiger Beziehung, erfüllt worden sind.

Wäre diese falsche und verwirrende Auslegung des Wortes Gottes, bei der zwischen Israel und der Kirche nicht unterschieden wird,  wirklich wahr und hätte Gott wirklich Israel völlig und für immer verstoßen, dann müssten wir sicherlich den Glauben an eine inspirierte Bibel aufgeben.

Dann hätten die Bibelkritiker recht mit ihrer Behauptung, die jüdischen Propheten seien Patrioten und Träumer und nicht göttlich inspiriert gewesen.

Dann wären ferner die Gnadengaben und die Berufung Gottes nicht unbereubar; Gott hätte Sein Wort zurück genommen und die Folge davon wäre, dass wir Sünder aus den Nationen  keine Heilsgewissheit haben könnten.

Denn wer gibt uns eine Gewähr dafür, dass Gott wirklich meint, was Er über gesagt hat, wenn Er Israel verstoßen hat und Seine Verheißung nicht wahr macht?

Wird Er das Gleiche nicht mit uns tun?

Wir verstehen jetzt, dass die in Römer 11 gestellte Frage von außerordentlicher Tragweite ist.

 

Zweites Kapitel

„Denn auch ich bin ein Israelit“

Die erste Antwort auf die wichtige Frage: „Hat Gott Sein Volk verstoßen“? ist der große Apostel der Nationen selbst.

Wir lesen im ersten Vers:

„Denn auch ich bin ein Israelit aus dem Stamme Abrahams, vom Stamme Benjamin.

Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, das Er zuvor erkannt hat“.

So weist der Heilige Geist zuallererst  auf den Apostel und stellt ihn vor uns hin als einen Beweis dafür, dass Gott Israel nicht gänzlich und für immer verworfen hat.

Es ist bezeichnend, das in jedem der drei Kapitel, die den als „Verwaltung“ bezeichneten Teil des Römerbriefes bilden, der Apostel Paulus im Vordergrund steht.

„Ich sage die Wahrheit in Christo, ich lüge nicht, indem mein Gewissen mit mir Zeugnis gibt in dem Heiligen Geiste, dass ich große Trübsal habe und unaufhörlichen Schmerz in meinen Herzen; denn ich selbst, ich habe gewünscht, durch einen Fluch von Christo entfernt zu sein für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleische“.

 

Das ist der Anfang des neunten Kapitels und im zehnten lesen wir von seinem Flehen für Israel, das sicherlich nicht nur sein Flehen, sondern auch das des Heiligen Geistes ist.

„Brüder! Das Wohlgefallen meines Herzens und mein Flehen für sie zu Gott ist, dass sie errettet werden“. (10,1)

Auch am Anfang unseres Kapitels spricht er wieder von sich selbst, sagt aber außerdem noch:

„Denn ich sage euch, den Nationen: Insofern ich nun der Nationen Apostel bin, ehre ich meinen Dienst, ob ich auf irgend eine Weise sie, die mein Fleisch sind, zur Eifersucht reizen und etliche aus ihnen erretten möge“. (Vers 13,4)

 

Das Werkzeug, das verwendet wird, um das Geheimnis Gottes und den unausforschlichen Reichtum unter den Nationen kundzutun, erklärt seine große für die Verwandten und betet für ihre Errettung.

Während die ersteren, die Nationen, Segnungen empfangen, sind die letzteren – Israel – noch immer „Geliebte um der Väter willen“ und keineswegs vergessen.

Warum aber wird Paulus persönlich genannt, unmittelbar nachdem die Frage bezüglich Israels Stellung aufgeworfen ist?

Gewöhnlich wird gesagt, dass er mit dem Hinweis auf sich selbst zeigen wollte, dass ein Israelit den Herrn Jesus Christus annehmen und errettet werden kann; war er, ein mit Hass gegen Christum erfüllter Israelit, errettet worden, so ist das ein Beweis dafür, dass Gott Sein Volk nicht verstoßen hat.

Doch lautet die Frage, die uns beschäftigt, nicht dahin,  ob ein einzelner Jude errettet werden kann oder nicht; vielmehr haben wir hier eine Frage, die das Volk als Ganzes betrifft.

Außerdem ist die Möglichkeit, dass Juden das Heil ergreifen und errettet werden können, am Tage der Pfingsten völlig erwiesen worden.

Die dreitausend Menschen, die an jenem Tage gläubig geworden waren, sind sämtlich Juden gewesen, ebenso wie auch die übrigen, nach Tausenden zählenden Gläubigen, die nach jenem denkwürdigen Tage der Ausgießung des Heiligen Geistes errettet worden sind.

Wir müssen daher Ausschau halten, nach einer tieferen Bedeutung dafür, dass der Name des Paulus am Anfang dieses Kapitels genannt ist.

Der Schlüssel zu dieser tieferen Bedeutung ist die Tatsache, dass der Heilige Geist von der Bekehrung Saulus von Tarsus nicht nur als von einem besonders hervorragenden, sondern von einem vorbildlichen Ereignis spricht,

Er hat uns in der Apostelgeschichte in den Kapiteln 9,22 und 26 drei ausführliche Berichte darüber gegeben.

Im ersten Timotheusbrief lesen wir:

„Aber darum ist mir Barmherzigkeit zuteil geworden, auf dass an mir, dem ersten, Jesus Christus die ganze Langmut erzeige, zum Vorbilde für die, welche an Ihn glauben werden zum ewigen Leben“. (1. Tim 1,16)

Und wiederum steht geschrieben:

„Am letzten aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien Er auch mir“

1.Kor.15,8

 

Diese inspirierten Darlegungen reden uns von der tieferen Bedeutung, die wir in der Bekehrung dessen erblicken sollen, der sich als „Hebräer von Hebräern“ (Phil.3,5) bezeichnet.

Man hat gesagt, die Bekehrung des Saulus sei das Muster einer Bekehrung, deren verschiedene Stufen bei jeder echten Bekehrung wiedergefunden werden.

Das ist aber durchaus nicht richtig.

Die Bekehrung Saulus von Tarsus war durchaus eine einzigartige, wie es bis heute keine zweite gegeben hat.

Nie mehr hat sich der Himmel aufgetan, hat ein Licht den Glanz der Sonne übertroffen; nie mehr hat ein Sünder, der solch ein blinder Verfolger war, Jesum in Herrlichkeit gesehen und Seine Stimme gehört; und nie ist jemand in dieser Weise als ein „auserwähltes Gefäß“ berufen worden, um den Namen des Herrn „zu tragen, sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels“

Seine Bekehrung ist sicherlich kein Muster, nach dem jede andere  Bekehrung verlaufen muss und doch ist sie ein Vorbild, eine sinnbildliche Darstellung.

Alle großen Männer des Alten Testaments: Priester, Propheten und Könige waren in ihrem Leben und in ihren Erlebnissen Muster und Vorbilder.

So ist auch der große Heidenapostel, der den Nationen das Heil kundtat, und der selbst Jude war, ein Vorbild.

Seine wunderbare Bekehrung ist ein Vorbild von der künftigen Bekehrung des Volkes, dem er dem Fleische nach angehörte.

Was Gott an ihm getan hat, kann und wird Er an einem zukünftigen Tage an Israel vollbringen.

Die Bekehrung Saulus von Tarsus ist das Vorbild und das Angeld für die Bekehrung Israels.

In diesem Lichte wird die volle Bedeutung der aus dem ersten Timotheus- und aus dem ersten Korintherbrief  angeführten Stellen leicht verständlich.

In der Bekehrung des Saulus erzeigte Jesus Christus „dem ersten“ Barmherzigkeit.

Diese Barmherzigkeit wird noch anderen zuteil werden und sie wird ihnen unter den gleichen Umständen und durch die gleiche himmlische Offenbarung des verherrlichten Menschensohnes erzeigt werden und das Volk, dem solches geschehen wird, ist Israel.

Der gleiche Gedanke liegt der Bemerkung des Pauluszugrunde, dass der Herr ihm gleichsam als einer unzeitigen Geburt erschienen ist.

Die vor der Zeit erfolgte, unzeitige Geburt deutet sowohl auf eine andere Geburtszeit hin, als auch auf eine andere Geburt, nämlich, auf die Geburt der Nation.

Dann wird Israel, der Überrest Seines Volkes, wiedergeboren werden, indem sie Den in Herrlichkeit erblicken werden, Den sie durchbohrt haben.

Die Gegenüberstellung der Bekehrung des Saulus und der zukünftigen Bekehrung Israels, wie sie in dem prophetischen Wort geoffenbart ist, muss jedem auffallen.

Sie stellt eine vollkommene Parallele dar.

Der ungläubige Saulus von Tarsus versinnbildlicht den Zustand Israels als Volk während des gegenwärtigen Zeitalters.

Er war ein gelehrter Pharisäer, ein grimmiger Verfolger, der Drohung und Mord schnaubte wider der Jünger des Herrn, blind und ungläubig.

So ist auch Israel ein zweiter ungläubiger Saulus und wie er, haben sie Eifer für Gott, aber nicht nach der Erkenntnis.

Der geöffnete Himmel, die Erscheinung und die Stimme des verherrlichten Jesus waren es, die Saulus von Tarsus in seiner Laufbahn aufhielten und sie sind zugleich vorbildlich für den Tag, an welchem der Himmel wiederum offen stehen und der Herr Jesus Christus in Macht und in Herrlichkeit geoffenbart werden wird.

Bei Seiner zweiten, sichtbaren und herrlichen Ankunft wird der Überrest Israels auf Ihn blicken und aus Seiner Erscheinung und Herrlichkeit ersehen, dass Jesus ihr Messias und König ist (Sach. 12,10-14, Matth. 24,29, Offb. 1,7).

Der geöffnete Himmel, das plötzlich hervorstrahlende , große Licht, die Erscheinung und Stimme Jesus, der dort, auf dem Wege nach Damaskus wie hingestreckt am Boden liegende Saulus, - das alles war nur eine kleine Vorprobe von dem, was Gott an dem Überrest Seines irdischen Volkes tun und wie dieses Ihn endlich erkennen und annehmen wird.

Der Dienst des Paulus unter Nationen und Königen ist ein Zukunftsbild von dem Dienste, den Jesus einst unter den Nationen der Erde ausüben wird.

Alle Völker sollen und werden die Herrlichkeit des Herrn kennen; aber die Bekehrung der Welt wird erst erfolgen, nachdem Israel bekehrt sein wird.

Durch Israel werden schließlich alle Nationen der Erde gesegnet werden.

 

Diese drei wichtigen Dinge, die wir in der Bekehrung des Saulus finden und die den Unglauben Israels, sowie die Art und das Ergebnis ihrer Bekehrung vorbilden, werden wir nun in diesem Kapitel weiter verfolgen und wir werden an Hand der Schrift einige der uns geoffenbarten Einzelheiten betrachten.

Wir verstehen nun, warum der Heilige Geist den Apostel Paulus vor uns stellt; unmittelbar nachdem die Frage , die in diesem Kapitel behandelt werden soll, gestellt ist.

Welch eine Offenbarung der Gnade und Weisheit Gottes!

Er erwählt Sich ein Werkzeug, um die Geheimnisse zu offenbaren, die in anderen Zeitaltern verborgen waren und um das Wort Gottes zu vervollständigen; und dieses Werkzeug, dem die Fülle der Erkenntnis des Evangeliums der Gnade geschenkt wird – dieses Evangeliums, das unter den Nationen verkündigt werden soll, während Israel eine Zeitlang auf die Seite gestellt ist – wird zugleich zu einem Vorbilde und Muster gemacht für das, was Israel in der Zukunft sein und empfangen wird, wenn Gott aufstehen und Zion Barmherzigkeit widerfahren lassen wird.

 

 

Drittes Kapitel

Der Überrest

Israels Abfall ist kein völliger

Die zweite Antwort auf die bedeutende Frage, ob Gott Sein Volk Israel verstoßen hat und die Beweisführung für das Gegenteil sind in den Versen 2 bis 6 enthalten:

„Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, das Er zuvor erkannt hat. Oder wisset ihr nicht, was die Schrift in der Geschichte des Elias sagt?, wie er vor Gott auftritt wider Israel:

„Herr, sie haben Deine Propheten getötet, Deine Altäre niedergerissen und ich allein bin übrig geblieben und sie trachten mir nach dem Leben“.

Aber was sagt ihm die göttliche Antwort?

„Ich habe Mir übrig bleiben lassen siebentausend Mann, welche dem Baal das Knie nicht gebeugt haben“.

Also ist nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade.

 

Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade“

Was uns in diesen Worten als Beweis vorgehalten wird, ist eine geschichtliche Tatsache.

Der Heilige Geist greift zurück in der Geschichte des Volkes und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf einen wichtigen Zeitabschnitt.

Der Prophet Elia lebte in einer Zeit, in welcher der Abfall fast alles Leben innerhalb des bekennenden Volkes Gottes überflutet hatte.

Da fand eine gewaltige Sinnesänderung statt.

Elia hatte Gott auf dem Berge Karmel angerufen und Gott hatte geantwortet.

Feuer Jehovas fiel herab und verzehrte das Brandopfer und das Holz, die Steine und die Erde und leckte das Wasser, das im Graben war, auf.

Als das ganze Volk es sah, da riefen sie:

„Jehova, Er ist Gott! Jehova, Er ist Gott“!

Sie ergriffen die Propheten des Baal und diese wurden  geschlachtet. (1.Kön.18,36,40).

Auch öffnete Gott gnadenvoll den Himmel und reichlicher Regen kam.

Dies alles hat eine vorbildliche Bedeutung im Blick auf die kommende Haushaltung Gottes, auf die wir hier  aber nicht näher eingehen können.

Doch bewirkte das aus dem geöffneten Himmel  erfolgte, wunderbare Eingreifen Gottes keine Umkehr des Volkes von dem Pfade des Abfalls.

Ganz kurze Zeit danach sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen:

„So sollen mir die Götter tun und so hinzufügen,  wenn ich nicht morgen um diese Zeit dein Leben dem Leben eines von ihnen gleich mache“. (1.Kön.19,2).

Da versagt Elia in der Schwachheit des Fleisches und flieht.

Wir finden ihn eine Tagesreise weit, in der Wüste.

Wir sehen ihn dort unter einen Ginsterstrauch und er bat, dass seine Seele stürbe, indem er sprach:

„“Es ist genug, nimm nun, Jehova, meine Seele; denn ich bin nicht besser als meine Väter“.(4).

Doch der Herr begegnet Seinem  Knecht:

„Was tust du hier, Elia? Und er sprach: Ich habe sehr geeifert für Jehova, den Gott der Heerscharen, denn die Kinder Israel haben Deinen Bund verlassen, Deine Altäre niedergerissen und Deine Propheten mit dem Schwert getötet und ich allein bin übriggeblieben und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen“.

 

Zweimal wiederholte er diese wunderbare Geschichte, die aus einen entmutigten und ungläubigen Herzen heraus geboren ist.

Nun aber kommt die Antwort, die ihm vom Herrn zuteil wird.

Er zeigt ihm, wie irrig seine Ansicht ist, allein übrig geblieben zu sein, als einziger Israelit, der nicht abgefallen ist:

„Aber Ich habe siebentausend übrig gelassen; alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat“. (1.Kön.19,18).

Selbst in der Zeit ihres großen Abfalls  hatte der Herr einen Überrest, einen treuen Überrest unter Seinem Volk.

Das liegt diesen Worten zugrunde als Gegenbeweis.

Der Abfall Israels ist niemals ein völliger.

Der Herr hat stets einen Überrest, der Ihm und den mit Israel geschlossenen Bündnissen reu ist.

 

In dieser Hinsicht ist der Unterschied zwischen dem Abfall Israels und dem zum voraus angekündigten Abfall der Christenheit aus den Nationen ein sehr deutlicher.

Das hat Adolph Saphir, selbst aus dem Volk Israel stammend, in klarer und eingehender Weise in den folgenden Worten ausgedrückt:

„Der Abfall Israels unterscheidet sich von demjenigen der Christenheit.

Der Abfall der Letzteren ist unheilbar, der Abfall Israels dagegen ist heilbar.

Wenn Israel Jesus verworfen hat, so hat dieses Volk keineswegs Gott verwerfen wollen; es glaubt noch jetzt an Sein Wort; es ruft noch immer Seinen heiligen Namen an.

Sie gedenken immer noch des Sabbattages , ihn zu heiligen.

Noch gilt das Wort des Apostels Paulus, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach Erkenntnis.

Die Kinder Israel gleichenden Brüder Josephs.

Nachdem diese Joseph nach Ägypten verkauft hatten, kehrten sie zu ihren Vater Jakob zurück und danach gab ihr Leben einige Jahre lang weniger Anstoß als vorher.

Es scheint, dass sie sich bemühten, nach den Wünschen ihres Vaters Jakob und auf den rechten Pfaden zu wandeln.

Doch auf ihren Herzen war Blutschuld; denn sie hatten ihren Bruder Joseph den Händen der Feinde ausgeliefert.

Das gleiche ist jetzt bei Israel der Fall.

Noch ist unter ihnen ein frommer Überrest.

Noch ist Gottesfurcht und Gottesbekenntnis vor ihren Augen.

Welches aber is, im Gegensatz dazu, die Geschichte der abtrünnigen Christenheit; wie sie uns in der Bibel entgegen tritt und wie wir ihre Anfänge bereits wahrnehmen können?

Zunächst glaubt man nicht an Jesus als Sühnung.

Damit fängt es an.

Man mag das Blut Jesu nicht.

 

Das ist unbedingt das Böseste, was die Welt je gesehen hat und zugleich die größte Herausforderung Gottes.

Als notwendige Folge ergibt sich das Aufgeben der Sittlichkeit und als weitere Folge verfällt man dem schlimmsten Schwarzsehertum.

Der Mensch ist schließlich nur noch wie eine Blume des Feldes, die heute ist und morgen in den Ofen geworfen wird.

Das ist die abschüssige Bahn des Abfalls der Nationen.

In dem Abfall des Judentums aber ist das Bindeglied, der goldene Faden noch aufgewahrt geblieben: ein verglimmender, doch nicht erloschener Funke eines, allerdings schattenhaften Glaubens an Gott und an eine Zukunft“.

Der Herr hat stets einen Überrest unter Seinem Volk und dieser Überrest ist Zeichen und Beweis dafür, dass Er Sein Volk nicht verworfen hat.

Wir werden jedoch noch zeigen, was wir unter dem Ausdruck „Überrest“ zu verstehen haben, und wir hoffen, uns noch eingehender mit dem Überrest, der bis jetzt vorhanden war und der noch berufen wird, beschäftigen zu können.

Es ist außerordentlich lehrreich, diesen Gegenstand in der Schrift zu verfolgen.

Wie wir schon gesagt haben, ist die Tatsache, dass der Herr einen schönen Überrest nach der Wahl der Gnade unter Seinem Volk hat, ein Beweis dafür, dass Er es nicht verworfen hat.

Wir haben es mit dem zwiefachen Überrest zu tun, nämlich, mit dem Überrest, der zu Anfang der gegenwärtigen Haushaltung vorhanden gewesen ist und demjenigen, der noch berufen werden wird, zu einem bestimmten Werk und Zeugnis; der Letztere wird in Erscheinung treten, wen die Hoffnung Israels gesehen wi4rd und die herrlichen Verheißungen, die der Nation gegeben worden sind, ihre Erfüllung finden werden.

Der Zeitraum zwischen diesen zweifachen Überrest – demjenigen, der zu Beginn des letzten Zeitalters bestand und dem der Endzeit – wird durch eine andere wichtige Wahrheit ausgefüllt; nämlich durch die Tatsache, dass der Leib des Herrn Jesus Christus aus Gläubigen aus den Juden und aus den Nationen   besteht und dass durch die Verkündigung des Evangeliums der Gnade nicht nur Sünder aus den Nationen zu diesem Leibe hinzu getan werden, sondern auch Juden, die an den Herrn Jesus Christus glauben. Sobald daher ein Jude glaubt, hört er auf Jude zu sein in dem Sinne. Dass seine Hoffnung nicht mehr national und irdisch ist, sondern himmlisch; er gehört nicht länger dem irdischen, sondern, er gehört dem himmlischen Jerusalem an.

Ebenso wie der Gläubige aus den Nationen, er hat nichts mit dem Gesetz, mit dessen Vorschriften und gottesdienstlichen Handlungen zu tun.

Es ist unmöglich, in der gegenwärtigen Zeit von einem Überrest Israels zu sprechen, der durch Gnade errettet ist und eine besondere, national-jüdische Stellung auf Erden fest hält.

Als der Heilige Geist die völlige Offenbarung über das, was die Kirche – der Leib des Herrn – ist, gab, da lesen wir nichts darüber, dass, wie es heute behauptet wird, der gläubige Jude „seine Verbindung mit der Nation nicht  lösen“ und auch weiterhin jüdische Gesetzesvorschriften und Festtage halten sollte.

In diesem Leibe hört jeder nationale Unterschied auf.

Und wenn verkündigt wird, der gläubige Jude sollte das Halten des siebenten Tages beibehalten, die Beschneidung vornehmen, das Passah und die anderen Festtage halten, so ist das nicht nur in den Briefen nirgends gelehrt, sondern eine solche Lehre ist schriftwidrig und stellt eine trübe und verwirrende Vermischung des Alten mit dem Neuen dar, die die Einfachheit des Evangeliums zerstört.

Nun wer ganz gewiss zu Anfang der jetzigen Haushaltung ein solcher judenchristlicher Überrest vorhanden.

Auf diesen weisen die Worte des Apostels hin:

„Also ist nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der gnade“.

Dieser Überrest jüdischer Gläubigen wird in den Eingangskapiteln der Apostelgeschichte vor uns gestellt.

Die Dreitausend, die am Tag der Pfingsten errettet wurden, waren sämtlich Juden.

In kurzer Zeit war eine sehr zahlreiche, aus jüdischen Gläubigen bestehende Versammlung in Jerusalem vorhanden.

Sie waren treue Zeugen für den Herrn Jesus Christus und legten in Jerusalem, das unaufhaltsam seinem schweren Gericht entgegenreifte, ein treues Zeugnis ab.

Nicht nur in Jerusalem, sondern auch in anderen Teilen des Landes wurden Juden gläubig und bildeten judenchristliche Synagogen.

Als Paulus nach Jerusalem ging, sagten die Ältesten der judenchristlichen Versammlung zu ihm:

„Du siehst, Bruder, wie viele Tausende von Juden es gibt, welche glauben, und alle sind Eiferer für das Gesetz.

Sie sind aber über dich berichtet worden,, dass du alle Juden, die unter den Nationen sind, Abfall von Moses lehrst und sagst, sie sollen die Kinder nicht beschneiden, noch nach den Gebräuchen wandeln“.

Das gehörte sicherlich zu dem, was das Evangelium des Paulus lehrte und es war die Stunde, in der dieser Überrest irrte, als er sich zu dem Zeremoniegestz zurück wandte.

Aber die Stelle sagt uns, dass Gläubige von Tausenden da waren, samt und sonders Juden, die das Beobachten des Gesetzes beibehalten hatten.

Sie gingen zum Beten in den Tempel, hielten die verschiedensten Feste – mit einem Wort: Sie hielten fest an den jüdischen Gebräuchen.

Noch weilte Gottes Gnade, wie zögernd, über Jerusalem.

Diese judenchristlichen Gläubigen hofften immer noch, das Volk würde schließlich ihr Zeugnis und damit Den annehmen, welches es verworfen hatte.

Sie wurden verfolgt, geschlagen, einige wurden getötet, ihre Güter wurden geraubt.

Sie wurden aus der Synagoge und aus den Tempel vertrieben und dennoch legten sie auch weiterhin treu ihr Zeugnis ab.

Es war eine Übergangszeit, die aus dem Alten ins Neue führte.

Zeitweilig war ein derartiges Verhalten jüdischer gläubigen zweifellos gerechtfertigt.

Dann aber richtete der Heilige Geist einen Brief an diese Hebräer und dieser Brief gewährt uns nicht nur einen richtigen Einblick in ihren Zustand und die Gefahr, der sie sich aussetzten, sowie in ihre Standfestigkeit und Treue, sondern er offenbart uns auch, wie der Heilige Geist ihnen die besseren Dinge des Neuen Bundes aufdeckt.

Diese herrliche Erläuterungen zu den levitischen Diensteinrichtungen zeigt deren Erfüllung in Dem, Der ein besserer Hohepriester ist, ein Hohepriester nach der Ordnung Melchidedeks.

Niemand wird den Brief an die Hebräer lesen können,  ohne durch denselben zu der Überzeugung zu gelangen, dass der Geist Gottes darin auf eine bestimmte Tatsache hindeuten will, nämlich, auf die Aufhebung aller levitischen Gebräuche.

Sie waren alle Schatten von  bessere Dingen.

Am Ende des Briefes spricht er jenes Wort aus, welches diesen gläubigen Hebräern ihre wahre Stellung anweist:

„Lasset uns zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach tragend“ (Hebr. 13,13)

Jerusalem fiel.

Der Tempel wurde zerstört.

Das Volk wurde zerstreut.

 

Dadurch wurde es den jüdischen Gläubigen unmöglich gemacht, in der von ihnen tagelang festgehaltenen Stellung weiter zu verharren.

Der Bestand der judenchristlichen Versammlungen mit ihren besonderen, nationalen Anstrich fand sein Ende.

Hieß es zu Anfang der gegenwärtigen Haushaltung: „Den Juden zuerst“, so wurde diese Ordnung mit der vollen Verwerfung Jerusalems und der Zerstreuung der Juden aufgehoben.

Doch war das Vorhandensein eines gläubigen Überrestes inmitten des Volkes, seiner Tausende, die den Herrn als ihren Erlöser und als die Hoffnung Israels angenommen hatten, ein deutlicher Beweis dafür, dass Gott Sein Volk nicht völlig verstoßen hatte.

Es war ein Beweis dafür, dass Er bereit war, ihnen gegenüber nach Seiner unendlichen Gnade zu handeln.

Ein jüdischer Überrest, wie zur Zeit der Apostel ist heute nicht mehr möglich.

Wenn man lehrt, dass ein solcher Überrest gegenwärtig gesammelt werden soll, und wenn man versucht, national-jüdische Gemeinden aus gläubigen Hebräern zu bilden, die, obwohl sie an Christum glauben, am Judentum festhalten; Beschneidung, Fasten und andere jüdische Gebräuche ausüben, so bringt das Verwirrung mit sich und entstellt völlig die Lehren der Gnade und die Offenbarung aller Offenbarungen: die Versammlung, welche Sein Leib ist.

Wir wiederholen nochmals:

Der gläubige Jude der Jetztzeit ist nicht entjudet und nicht zu einen Bestandteil der Nationen gemacht worden, wie das von gewisser Seite dargestellt wird.

Sondern, er wird ein Glied am Leibe des Herrn Jesus Christus und hat die gleiche himmlische Hoffnung, das gleiche, himmlische Ziel wie jeder andere Gläubige.

Wenn der Herr Christus kommt, um die Seinigen zu sich zu nehmen, dann wird jeder gläubige, durch die Gnade errettete Jude entrückt werden, dem Herrn entgegen in der Luft.

Im Zusammenhang damit darf eine Tatsache nicht übersehen werden.

In jedem Jahrhundert unserer christlichen Haushaltung hat der Herr Hunderten und Tausenden die Augen geöffnet und durch Seine Gnade sind sie errettet worden, nicht wenige von ihnen auf höchst wunderbare Weise.

Das vergangene 19. Jahrhundert hat in dieser Hinsicht eine größere Zahl von Zeugen hervor gebracht als alle früheren Jahrhunderte.

Wir nennen nur Adolph Saphir, Dr. Ebersheim, Neander, Cassel, Gottheil und Rabinowitz.

Darunter waren solche, die mit Tausenden von anderen, deren Namen nicht so allgemein bekannt sind, aus der tiefsten Finsternis heraus geführt worden waren.

Auch dies ist ein Beweis dafür, dass Verstockung oder Verblendung Israel nur zum Teil widerfahren ist.

Es wird aber noch ein jüdischer Überrest kommen, als ein starkes und gewaltiges Zeugnis dafür, dass Gott Sein Volk nicht verstoßen hat.

Dieser Überrest gläubiger Hebräer wird berufen werden, sobald die Kirche vollständig von der Erde weggenommen ist. xxx

xxx Wäre es schriftgemäß, dass die Kirche wirklich durch die große Trübsal zu gehen hat, dann wäre es auch ganz in der Ordnung, schon jetzt eine natinal-jüdische Versammlung gläubiger Hebräer ins Leben zu rufen.

Die Gründung einer solchen wäre dann sogar sehr zu wünschen und würde ein besonders deutliches Zeichen der Ewigkeit sein.

Andererseits aber würden damit zwei Zeugnisse hervor gerufen, was in Widerspruch stehen würde mit den Belehrungen Gottes über die verschiedenen Haushaltungen.

Dieser Überrest wird, ebenso wie derjenige zu Beginn dieses Zeitlaufs, durch die Gnade berufen und bildet ein Gegenstück zu demselben.

Das Evangelium dieses Überrestes wird das Evangelium des Reiches sein:

„Das Reich der Himmel ist nahe gekommen“.

Es wird von Jerusalem ausgehen und unter allen Nationen gepredigt werden. (Matth. 24,14)

Von diesem leidenden und verfolgten Überrest lesen wir in der Rede unseres Herrn auf dem Ölberg.

 

Die Weissagungen, hinsichtlich des treuen Überrestes der Endzeit, durchziehen die Schriften des Alten Testaments.

Das Buch der Psalmen ist am besten verständlich im Lichte eines gläubigen Überrestes aus den  Juden; der inmitten der gottlosen Völker leidet und befreit wird durch das Kommen des Königs aus dem geöffneten Himmel.

Die 144.000 Versiegelten in Offenbarung 7n sind sämtlich Israeliten und die große Volksmenge in der zweiten Hälfte dieses Kapitels, die Unzählbaren aus jeder Nation und Sprache, die aus der großen Drangsal kommen und die als Überwinder gesehen werden, sind die Frucht des Zeugnisses aus der Mühe dieses jüdischen Überrestes.

Aus dem ganzen Sinn und Geist des Buches der Offenbarung geht deutlich hervor, dass sie nicht zur Kirche gehören.

Erst wenn sich die Kirche in der Gegenwart des Herrn befindet, kann der Überrest berufen und versiegelt werden und sein besonderes Zeugnis beginnen.

Diese Tatsache, nun, dass Gott einen Überrest gehabt hat und einen solchen Überrest noch berufen wird, beweist, dass Er Sein Volk nicht verstoßen hat.

 

Viertes Kapitel

Israels Abfall und Verstockung sind nicht für immer

Die nächste Antwort auf die Frage von Römer 11 und der nächste Anhaltspunkt in Bezug auf Israels Stellung nach dem Vorsatz Gottes werden den Schriften des Alten Testaments entnommen:

„Was nun? Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; aber die Auswahl hat es erlangt, die übrigen aber sind verstockt worden, wie geschrieben steht: Gott hat ihnen einen Geist der Schlafsucht gegeben, Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis auf den heutigen Tag.

Und David sagt: Es werde ihr Tisch ihnen zur Schlinge und zum Fallstrick und zum Anstoß und zur Vergeltung.

Verfinstert seien ihre Augen, um nicht zu sehen, und ihren Rücken beuge allezeit. (7-10)

Hier knüpfen diejenigen an, die lehren, Israel sei endgültig verblendet und von Gott aufgegeben.

Manche Menschen haben eine sonderbare Art und Weise, das Wort Gottes zu erklären.

Es gibt Ausleger, die viel Fleiß anwenden, um zu beweisen, dass Paulus zu Beginn dieses Kapitels von dem „geistigen Israel“ – der Kirch – und nicht von Israel im buchstäblichen Sinne redet; kommen sie aber zu den Versen, die wir jetzt vor uns haben, dann sagen die gleichen Ausleger ganz richtig, und im Sinne der ursprünglichen Auslegung, dass hier buchstäblich das Volk Israel gemeint ist.

Eine solche Methode der Bibelerklärung  hat viel Schaden angerichtet.

Sie verunehrt nicht nur das Wort Gottes, sondern sie trägt Verwirrung in die Reihen gläubiger Christen.

Wenn der Apostel hier von der „Auswahl“ spricht, so meint er den gläubigen Teil des Volkes aller Zeiten, den Überrest der Vergangenheit, den zukünftigen Überrest und alle diejenigen, welche jetzt an den Herrn Jesus Christus glauben.

Wenn er von den „übrigen“ redet, die verstockt sind, so denkt er an alle die anderen aus dem Volke, die ungläubig sind.

Da sie Den verwarfen, Der da sprach, so ist ihnen das Gericht zur Verblendung zuteil geworden.

Wir müssen uns davor hüten, dieses Gericht der Verblendung so anzusehen, wie dies von manchen geschehen  ist, die, ihrer eigenen Auffassung folgend, verwerfliche Lehren darauf aufgebaut haben, wie z. B. die schließliche Errettung der ganzen Welt.

Sie sagen, Gott habe die „übrigen“ verblendet, daher seien sie doch nicht dafür verantwortlich, was sie nicht sehen können.

Gott wird sich ihrer erbarmen, und alle Juden, die unter diesem Gericht der Verblendung gestorben sind, werden am Ende doch noch errettet werden.

Wir werden auf diese Irrlehren noch zurückkommen.

Das Gericht der Verblendung ist ganz gewiss nicht so aufzufassen, als ob jeder Jude mit dieser Blindheit zur Welt gekommen sei.

Fern sei ein solcher Gedanke!

Jede jüdische Gemeinde, die das Licht, das für alle leuchtet, ablehnt, macht sich der Sünde ihrer Väter teilhaftig, nämlich, der Verwerfung ihres Messias, verharrt somit in deren bösen Wegen des Unglaubens und wird unter den Gerichtsspruch der Verblendung gestellt.

Der Jude kann sehen, wenn er das Licht erwählt, er kann aber auch das Licht ablehnen.

Gott hat  in Seinem Wort im voraus erklärt, was ihnen in dieser Hinsicht widerfahren wird.

Es werden uns hier drei Stellen aus dem Alten Testament angeführt.

Die Hebräer teilen das Alte Testament in drei Teile:

Das Gesetz,

die Propheten und

die Schriften.

Der Heilige Geist bringt hier je eine Stelle aus diesen drei Abteilungen.

Die angeführten Stellen beweisen, dass ein solches Gericht der Verblendung über sie kommen musste in Verbindung mit den Ratschlüssen Gottes.

Der in allen Geschehen die Oberhand behält.

Es ist nun von sehr großer Bedeutung, dass die Lehre, diese Verblendung sei für alle Zeiten und endgültig, in keiner dieser Stellen, auf der der Heilige Geist unsere Aufmerksamkeit lenkt,. Enthalten ist.

In der Schrift findet sich keine Weissagung, aus der hervorgeht, dass der gegenwärtige verstockte Zustand Israels dessen beständiger und unveränderlicher Zustand ist.

Die drei aus dem Alten Testament angeführten Schriftstellen sind sehr lehrreich in Bezug auf diesen Gegenstand.

Die erste ist dem fünften Buch Mose entnommen:

„Aber Jehova hat euch nicht ein Herz gegeben, zu erkennen; und Augen zu sehen;  und Ohren, zu hören, bis auf diesen Tag. (5. Mose 29,4)

Es ist bekannt, dass Mose die ganze Zukunft Israels in den Schlusskapiteln seines letzten Buches, durch Eingebung des Heiligen Geistes voraus gesagt hat.

Die Umrisse der Geschichte dieses Volkes sind hier vorgezeichnet.

Es sollte ein verblendetes Volk sein, das seinen Gott  verlassen und infolgedessen bis an die vier Enden der Erde zerstreut werden würde.

Sein Absturz und sein Fall sind prophetisch dargestellt..

Aber neben all diesen, so buchstäblich in Erfüllung gegangenen Prophezeiungen  in Bezug auf das, was ihrer watete, finden wir Weissagungen hinsichtlich seiner Wiederherstellung und künftigen Segensstellung.

In den Schriften Moses steht kein Wort, das besagt, Gott werde Israel für immer unter dem Fluche und in dem Zustand belassen, in welchem Er es in Verbindung mit Seinen Regierungswegen versetzen musste.

Aus den Propheten finden wir hier eine Stelle, die dem Buch Jesaja entnommen ist:

Denn Jehova hat einen Geist tiefen Schlafes über euch ausgegossen und hat eure Augen verschlossen.

Die Propheten und eure Häupter, die Seher hat er verhüllt.

Und jedes Gesicht ist euch geworden wie die Worte einer versiegelten Schrift, die man einem gibt, der lesen kann, indem man sagt: Lies doch dieses!, er aber sagt: Ich kann nicht, denn es ist versiegelt“. (Jes. 29,10,11).

Wie buchstäblich ist doch dies alles erfüllt worden, indem Israel unter das Gericht der Verstockung (Verblendung) gekommen ist!

Augen und sie sehen nicht; Ohren und sie hören nicht;  sie lesen ihre eigenen Schriften, verehren das Gesetz als den Odem Gottes und erkennen doch Den nicht, Der in diesem Buche redet.

So sind ihre eigenen Schriften tatsächlich ein versiegeltes Buch für sie.

Doch soll dieser Zustand für immer bestehen?

Ist keine Änderung zu erhoffen?

Hat Jesaja, haben die anderen Propheten nichts anderes als Fluch und Verblendung über ein ungehorsames Volk ausgesprochen, für das es keine Hoffnung gibt?

Das Gegenteil ist der Fall.

Jesaja und die übrigen Propheten verkündigen nicht bloß, dass Israels Abfall und Gericht nur eine gewisse Zeit andauern werden, sondern ihre Schriften sind voll von herrlichen Ausblicken in eine Zukunft, die diesem Volke noch bevorsteht.

Wohl hat eine gewisse, der einleuchtenden Kraft des Heiligen Geistes ermangelnde christliche Auslegung diese Ausblicke in trauriger Weise verdunkelt.

Fast allgemein werden diese herrlichen Zukunftsblicke der Kirche zugeschrieben, während Verblendung und Flüche den Juden gelassen werden.

Eine derartige unvernünftige Methode, die Bibel zu erklären,  bewirkte und bewirkt noch immer die größte Verwirrung.

Wir brauchen das Kapitel, dem die zwei angeführten Verse entnommen sind, nicht zu verlassen, wenn wir beweisen wollen, dass das Gericht der Verblendung nicht Israels endgültiger Zustand ist.

In den Schlussversen desselben Kapitels lesen wir die trostreichen Worte Jehovas kann Sein Volk Israel:

Und an jenem Tage werden die Tauben die Worte des Buches hören und aus dem Dunkel und Finsternis hervor werden die Augen der Blinden sehen.

Und die Sanftmütigen werden ihre Freude in Jehova mehren und die Armen unter den Menschen werden frohlocken in dem Heiligen Israels.

Denn der Gewalttätige hat ein Ende und der Spötter verschwindet und ausgerottet werden alle, die auf Unheil bedacht sind. (Jes. 29, 18-20).

Das ist eine Weissagung, die sich auf die Zukunft bezieht.

„Jener Tag ist der Tag, an welchem unser Herr in Macht und Herrlichkeit offenbar werden wird und dem blinden und tauben Volk sind Segnungen verheißen.

In den Gesichten Jesajas sind Hunderte von Verheißungen zu finden, die Israel gegeben und die in der Vergangenheit nie erfüllt worden sind.

Die dritte Abteilung der hebräischen Bibel, die Schriften, ist in unserem Abschnitt vertreten durch Anführung einer Stelle aus dem Buch der Psalmen:

„Es werde zur Schlinge vor ihnen ihr Tisch und ihnen, den Sorglosen, zum Fallstrick.

Lass dunkel werden ihre Augen, dass sie nicht sehen, und lass beständig wanken ihre Lenden!

Schütte über sie aus Deinen Grimm und Deines Zornes Glut erreiche sie.

Verwüstet sei ihre Wohnung, in ihren Zelten sei kein Bewohner. (Ps. 69, 22-23)

David sprach diese Worte aus durch den Heiligen Geist.

Der Zusammenhang, in den sie hier angewendet werden, ist sehr bezeichnend.

Nicht David ist es, der seine Leiden darlegt, sondern der Geist Gottes bezeugt zuvor die Leiden, die in Christo sind und die Verwerfung des Messias durch Sein eigenes Volk.

„Der Hohn, hat Mein Herz gebrochen und Ich bin ganz elend und ich habe auf Mitleiden gewartet und da war keines.

Und auf Tröster und ich habe keine gefunden.

Und sie gaben in Meine Speise Galle und in Meinem Durst tränkten Sie Mich mit Essig. (Ps. 69,20,21)

Dies alles wurde in Christo erfüllt.

Dieser Weissagung gedachte Er am Kreuze, als Er sagte, auf dass die Schrift erfüllt würde:

„Mich dürstet“.

Die Worte der Verwünschung, die nun folgen und die in unserem Kapitel angeführt sind, zeigen, was das Volk treffen musste, das Ihn so behandelt hatte.

Alles ist genau eingetroffen.

 

Doch wird das Volk für alle Zeiten in seinem Zustand der Verwerfung verharren?

Soll jener verhängnisvolle Ausruf

„Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“

sich immer wieder  über alle künftigen Geschlechter  auswirken oder wird ein Tag kommen, an welchem die sühnende Kraft des kostbaren Blutes Christi sich an ganz Israel erweisen und Segen an die Stelle des Fluches treten wird?

Ein Blick auf die Schlusswort dieses 69. Psalms wird uns auch die Frage beantworten:

„Denn Gott wird Zion retten und die Städte Judas bauen; und sie werden daselbst wohnen und es besitzen.

Und der Same Seiner Knechte wird es erben; und die Seinen Namen lieben werden darin wohnen. (35,36)

Damit wird uns die Zukunft Zions  und des Volkes mitgeteilt.

Das ganze Buch der Psalmen durchziehen die Lobpreisungen Seines erlösten Volkes Israel, nachdem dasselbe zu Gott und in Sein eigenes Land zurück gebracht sein und Jehova als König in seiner Mitte wohnen wird.

Diese Lobpreisungen beziehen sich natürlich auf die Zukunft; aber die Psalmen sagen uns doch, dass Gott Sein Volk nicht auf immer verstoßen hat.

Wohl hören wir, dass Israel die angedrohte, im Gesetz, in den Propheten und in den Schriften – also im ganzen Alten Testamen t angekündigte Verstockung widerfahren ist.

Aber diese Verstockung (Verblendung) ist weder eine völlige, noch eine endgültige.

Der Herr, Der diese Verstockung über Israel gebracht hat, wird Sein Volk noch segnen und alles vollbringen, was Er durch den Mund Seiner heiligen Propheten geredet hat.

Im Zusammenhang hiermit möchten wir darauf hinweisen, welch ein Zeugnis für die Wahrheit des heiligen Wortes Gottes das Volk Gottes das Volk der Juden ist.

Es ist eine übernatürliche Tatsache, die von keinem Ungläubigen erklärt werden kann, dass die gesamte Geschichte dieses merkwürdigen Volkes vor Tausenden von Jahren von Gott vorausgesagt worden ist.

Der auf ihnen lastende Fluch, der Zustand ihres Landes und der Stadt Jerusalem und noch vieles andere gibt Zeugnis davon, dass die Bibel das Wort Gottes, und dass der verworfene Jesus der ihnen der verheißene Messias ist.

Und das Wort Gottes, dessen Fluchankündigung so buchstäblich eingetroffen ist, wird eines Tages – und das wird ein herrlicher Tag sein! – in Bezug auf die Segnungen ebenso buchstäblich in Erfüllung gehen.

 

Fünftes Kapitel

„Um sie zur Eifersucht zu reizen“

Die nächste Antwort auf unsere Frage findet sich im 11. Vers:

„Ich sagen nun: Haben sie etwa gestrauchelt; auf dass sie fallen sollten?

Das sei ferne!

Sondern durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden, um sie zur Eifersucht zu reizen“.

Wir haben schon gesehen, dass die Beiseitesetzung Israels keine endgültige, ihre Verblendung und Herzenshärtigkeit nicht ihr dauernder Zustand ist.

Wohl sind sie gestrauchelt, aber ihr Straucheln war nicht um ihres Falles willen.

Zum zweiten mal in diesem Kapitel  steht hier nachdrucksvoll:

„Das sei ferne“!

Weise diesen Gedanken  so weit wie möglich von dir, den Gedanken, als könne Gott es zulassen, dass Sein Volk, dass Er auserwählt, das Er zuvor erkannt hat, gestrauchelt habe, um zu Fall zu kommen.

Es wird uns hier eine herrliche Tatsache mitgeteilt; die Weisheit Gottes und die tiefgehenden Ratschlüsse Seiner Gnade werden uns vorgelegt:

„Durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden“.

Diese wichtige Wahrheit ist in der  alttestamentlichen  Weissagung nicht unberührt gelassen, obwohl die volle Einführung in die erstere eine neue Offenbarung darstellt; denn wir lesen im Brief an die Epheser,  dass die Fülle der Gnade Gottes gegenüber den Nationen (Heiden) eines der Geheimnisse ist, die durch Paulus kundgemacht worden sind:

„Ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen, - wenn ihr anders gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden (wie ich es zuvor in kurzem beschrieben habe, woran ihr im Lesen merken könnt, mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus) welches in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden, wie es jetzt geoffenbart worden ist Seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geiste; dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber Seiner Verheißung in Christo Jesu durch das Evangelium. (Eph. 3,1-6)

Bedeutet die Tatsache, dass der unausforschliche Reichtum des Christus unter den Nationen verkündigt werden sollte – damit die Versammlung (Gemeinde oder Kirche) die Sein Leib ist,, auch aus ihnen gebildet werde; - eine neue Offenbarung, so finden wir andererseits, dass der Wortlaut des Verses, mit dem wir uns gegenwärtig beschäftigen, uns auf das Alte Testament rückverweist

 

.In 5. Buch Mose 32 gibt uns der Heilige Geist, in den Abschiedsworten Moses, einem von dem Hauche Gottes durchwehten Gesang und eine wunderbare Weissagung, zugleich auch eine Geschichte des Volkes Israel.

Seine Herkunft und Berufung, die Gnade und Güte Gottes gegen dasselbe, sein Ungehorsam und Abfall, seine Verwerfung und Bestrafung, Wiederherstellung und herrliche Zukunft: dies alles ist deutlich vorhergesagt und dargelegt.

Lassen wir ruhig den ungläubigen Bibelkritiker versuchen, den Beweis für die in dem Liede Mose enthaltenen übernatürlichen Dinge durch seine Erklärung zu entkräften.

Es gibt keine Erklärung dafür, es ist ein Wunder.

Wir lesen in diesem Kapitel vom 15. Vers an:

„Da ward Jeschurun fett und schlug aus; du wurdest fett, dick, feist.

Und er verstieß den Gott, Der ihn gemacht, und verachtete den Fels seiner Rettung.

Sie reizten ihn zur Eifersucht durch fremde Götter, durch Greuel erbitterten sie Ihn.

Sie opferten den Dämonen, die Nicht-Gott sind, Göttern, die sie nicht kannten, neuen, die vor kurzem aufgekommen waren, die eure Väter nicht verehrten.

Der Felsen, Der dich gezeugt, vernachlässigtest du und vergaßest den Gott der dich geboren.

Und Jehova sah es und verwarf sie, vor Unwillen über Seine Söhne und Seine Töchter.

Und Er sprach: Ich will Mein Angesicht vor ihnen verbergen, will sehen,  was ihr Ende sein wird; denn ein Geschlecht voll Verkehrtheit sind sie, Kinder, in denen keine Treue ist.

Sie haben mich zur Eifersucht gereizt durch Nicht-Götter, haben Mich erbittert durch ihre Nichtigkeiten; so will auch Ich sie zur Eifersucht reizen durch ein Nicht-Volk, durch eine törichte Nation will Ich sie erbittern, (5. Mose 32,15-21)

Hier lesen wir von dem Abfall Israels.

Der Fels, des es verachtet, der Felsen seiner Rettung ist kein anderer als der Herr Jesus Christus.

Haben die Kinder Israel Gott gereizt durch ihre Untreue, so will der Herr sie durch ein Nicht-Volk zur Eifersucht reizen.

Beachten wir, dass diese Ankündigung stattfindet, nachdem ihr Abfall voll und ganz erwiesen und dargestellt ist. Ebenso war es bei der Erfüllung.

Als der Herr Jesus auf Erden war und das Reich der Himmel verkündigte, tat Er das den Seinigen gegenüber; den Nationen wurde nichts davon kundgetan.

Seinen Jüngern gebot Er, nicht auf einen Weg der Nationen, vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel zu gehen.

Nach Seiner Auferstehung und Auffahrt und der Ausgießung des Heiligen Geistes war Seine liebende Hand noch immer nach Seinem verblendeten, irrenden Volk ausgestreckt.

Seine Gnade schwebte noch immer, gleichsam zögernd, über Jerusalem.

Das sehen wir im ersten Teil der Apostelgeschichte.

Erst, nachdem sich der Abfall völlig erwiesen hatte, wurde Paulus, der Apostel der Nationen, als Werkzeug berufen, und durch ihn ließ Gott mitteilen, dass „durch ihren Fall den Nationen das Heil geworden ist, um „sie zur Eifersucht zu reizen“.

Im 9. und 10. Kapitel unseres Briefes sind weitere Stellen aus dem Alten Testament angeführt, die Licht geben über die zeitweilige Verwerfung Israels und die Berufung der Nationen;

.“Uns, die Er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen. Wie Er auch in Hosea sag: Ich werde Nicht-Mein-Volk Mein Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte. Und es wird geschehen an dem Orte, da zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht Mein Volk, daselbst werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden. (Röm. 9,24-26, vergl. Hos. 1,10, 2,23) –

„Jesajas aber erkühnt sich und spricht: Ich bin gefunden worden von denen, die Mich nicht suchten, Ich bin offenbar geworden denen, die nicht nach Mir fragten“

Von Israel, aber, sagt Er:

„Den ganzen Tag habe ich Meine Hände ausgestreckt zu einem und widersprechenden Volke. (Röm. 10,20 und Jes. 65,1-2)

Wir wissen, dass das, was wir hier ausführen, von allen wahren Gläubigen, die Gottes Wort lesen und erforschen, angenommen ist.

Es wird nicht bestritten, dass Der, welcher „Gott ist, geoffenbart im Fleische“, den Nationen gepredigt worden ist, nachdem die Seinigen Ihn verworfen hatten.

Durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden.

Das wird von den Christen allgemein geglaubt.

Was aber nicht bekannt ist und wenig geglaubt wird, ist die Tatsache, dass durch ihren Fall den Nationen das Heil geworden ist, um sie zur Eifersucht zu reizen.

In dieser Tatsache liegt die Gewähr dafür, dass Gott Sein Volk nicht verstoßen hat.

Denn hätte Er es verstoßen, warum sollte er es dann zur Eifersucht reizen wollen?

Diese Seine Absicht, Sein irdisches Volk dadurch zur Eifersucht zu reizen, dass Er das Heil auch auf die Nationen erstreckt hat und diese nun in Christo Segnungen empfangen, beweist hinlänglich, dass Gott Sich immer noch mit Seinem Volk beschäftigt.

Der Apostel bekräftigt ferner in diesem Kapitel, dass dieses Reizen zur Eifersucht die Errettung etlicher aus ihnen zum Ziele haben sollte.  (Vers 14).

Wie deutlich geht auch hieraus wieder hervor, dass „Gott Sein Volk nicht verstoßen“ hat.

Ist nun aber der göttliche Vorsatz zur Ausführung gekommen?

Ist Israel durch die Nationen, die im Besitz des Heiles sind, zur Eifersucht gereizt worden?

Haben die Juden erkennen können, dass die Nationen mit dem Christentum die besseren Dinge besitzen, die sie und ihre Väter zurück gewiesen haben?

Ach, die Geschichte der Menschheit weist bis auf den heutigen Tag leider ein ganz anderes Bild auf.

Im ersten Nachtgesicht Sacharjas findet sich die ernste Anklage:

„Sie (die Nationen) haben zum Unglück (Israels) geholfen“. (Sach. 1,15).

Das ist jahrhundertlang der Fall gewesen und es ist noch im 20.JHahrhundert so.

 

Statt die Juden zur Eifersucht zu reizen, auf dass etliche von ihnen errettet werden, haben die Nationen sie gehasst und grimmig verfolgt und durch die unchristliche, ja unmenschliche, grausame und gehässige Behandlung, der sich die Juden vonseiten der Nationen ausgesetzt sahen, sind die ersteren nicht nur nicht zur Eifersucht angeregt, sondern noch mehr verhärtet und ihre Trübsale sind durch die Nationen noch vermehrt worden.

Die Sünde gegen Israel ist die Sünde der Nationen und wegen dieser Sünde wird Der, welcher nicht nur der König aller Könige, sondern auch der König der Juden ist, das Gericht an ihnen vollziehen. (Matth. 25,31, Joel 3,1-5).

Der Verfasser hat das Wort vielen Hunderten von Juden verkündigt.

Mehr als einmal haben seine Zuhörer ihn unterbrochen mit der Frage, ob Jesus von Nazareth wirklich der Messias sei.

Die Entkräftigung jüdischer Einwendungen und Urteile gegen unseren Herrn hat ihm niemals Schwierigkeiten bereitet.

Aber er musste mit Beschämung sein Haupt sinken lassen, wenn der eine oder andere gebildete Israelit von den schrecklichen Verfolgungen sprach, durch welche sein Volk in der Vergangenheit zu gehen hatte, von der barbarischen Behandlung, die ihnen in vielen sogenannten „christlichen“ Ländern zuteil wird.

Einmal erklärte ein bejahrter Jude: „Der Messias, dessen Nachfolger solche Dinge tun und uns hassen können, kann nicht unser Messias sein“.

Doch ist das nicht überall der Fall.

 

In diesen letzten Tagen wenden viele christliche Gläubige dem Volk Israel ein liebevolles Interesse zu, beten für dasselbe und erkennen, was sie den Juden schuldig sind.

Wir glauben, dass für Israel und für den Frieden Jerusalems mehr gebetet wird, als das seit den Tagen der Apostel geschehen ist.

Und es kann keinen Zweifel unterliegen, dass „etliche von ihnen“ errettet werden.

Es besteht ein Zusammenhang zwischen zwei Tatsachen:

Einmal, dass den Nationen durch ihren Fall das Heil geworden ist und zweitens, dass eine Zeit kommt, in welcher Israel wieder angenommen wird: die Zeit ihrer Vollzahl.

Diesen Zusammenhang finden wir im nächsten Verse und damit einen der schlagendsten Beweisgründe für die Hoffnung Israels und ihre Berufung, von der danach die Rede ist.

Wir wollen die Betrachtung unseres Verses damit schließen, dass wir uns einer anderen Wahrheit erinnern.

Wohl ist durch ihren Fall den Nationen das Heil geworden.

Doch wird das Heil der Welt nicht immer dargeboten werden, wie es jetzt geschieht.

Das Jahr der Annehmung Jehovas, das nun bald zweitausend Jahre währt, ist weit vorgerückt und bald wird ein neuer Tag anbrechen.

 

Sechstes Kapitel

Israels Annahme.

Leben aus den Toten.

Wir kommen jetzt zu einem Höhepunkt unseres Kapitels.

Zuerst wies uns der Heilige Geist auf den Apostel Paulus hin, indem Er ihn als Vorbild zeigte in Bezug auf das, was Gott in Seiner reichen Gnade noch für das Volk tun wird, das Er nicht verstoßen hat.

Dann hörten wir, dass Israels Abfall weder ein völliger noch ein endgültiger ist und zuletzt erwogen wir die Tatsache, dass Gott den Fall Seines Volkes zugelassen  und es für eine Zeit auf die Seite gestellt hat, um durch seinen Fall den Nationen das Heil zu bringen.

Zugleich in der Absicht, „sie zur Eifersucht zu reizen“.

Wir werden nun auf den wunderbaren Wegen Gottes weitergeführt.

„Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt ist, und ihr Verlust der Reichtum der Nationen, wieviel mehr ihre Vollzahl!

Denn ich sage euch, den Nationen:

Insofern ich der Nationen Apostel bin, ehre ich meinen Dienst, ob ich auf irgendeine Weise sie, mein Fleisch sind, zur Eifersucht reizen und etliche aus ihnen erretten möge.

Denn wenn ihre Verstoßung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein, als Leben aus den Toten. (Vers 12-15).

Betrachten wir, dass Paulus hier seinen Dienst als Apostel der Nationen ehrt.

Der ganze Brief ist an die Römer gerichtet, die in der Mehrzahl Gläubige aus den Nationen waren, die in Rom lebten – in Rom, das später das Gefängnis des Paulus und endlich der Sitz der abfälligen Christenheit in ihrer verkehrten und verderbten Form werden sollte.

Der Apostel hebt es hier noch mehr hervor, dass sein Wort sich den Gläubigen aus den Nationen zuwendet.

Er sagt:

„Ich sage euch den Nationen.......“.

Damit haben wir eine Botschaft vor uns, die den Nationen gilt und die für sie besonders wertvoll und wichtig ist.

Zuvor haben wir gehört, dass der Ungehorsam und der Fall Israels den Nationen zum Heil gebracht haben.

Somit war Israels Fall der Reichtum der Welt ihr Verlust der Reichtum der Nationen (der Heiden) und ihre Verstoßung die Versöhnung der Welt.

Das ist aber noch nicht alles.

Es ist durchaus noch nicht die Erfüllung jener gnädigen Verheißung, die einst Abraham, dem Vater des Volkes, gegeben wurde, als Gott zu ihm sagte:

„In deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde“ (1. Mose 22,18)

Israels Fall als das von Gott erwählte Mittel, den Nationen das Heil zu bringen, ist noch nicht das Letzte, was Gott zu geben hat, und der Segen, den die Nationen durch ihren Fall empfangen haben, ist noch nicht die Fülle des Segens, den Gott für die Völker der Welt in Bereitschaft hat.

In Römer 11 haben wir ein „wieviel mehr“.

Einen ähnlichen Ausdruck, durch den uns ein Gegensatz gezeigt werden soll, und zwar ebenfalls in Bezug auf die Errettung, finden wir im 5. Kapitel dieses Briefes.

Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod Seines Sohnes, vielmehr werden wir, da wir versöhnt sind, durch Sein Leben gerettet werden“. (Römer 5,10(

Der Segen, den dieses „vielmehr“ enthält, gilt der gegenwärtigen Haushaltung Gottes

 

Die Predigt des Evangeliums unter den Nationen dient einem erhabenen Ziele.

Dieses Ziel ist nicht etwa die Bekehrung der Welt, sondern es besteht darin, aus der Welt ein Volk für Seinem Namen zu nehmen.. (Apg. 15,14)

Dieses herausgenommen oder herausgerufene Volk bildet die Kirche (ekklesia – herausgerufen) den Leib des Herrn Jesus, zu welchem jeder wahre Gläubig gehört.

Er ist, ebenso wie der menschliche Leib, zusammengefügt aus einer bestimmten Zahl von Gliedern, die Gott allein bekannt ist.

Dieser Leib wird eines Tages vollendet sein und dann wird die Verkündigung des Evangeliums ganz von selbst aufhören müssen und das Anerbieten des Heils, in der Form und unter den Bedingungen, wie es gegenwärtig den Nationen gegenüber geschieht, wird ein Ende finden.

Es ist durchaus falsch, von Weltbekehrung zu reden in unserem Zeitalter, in welchem die Kirche des Herrn Jesus Christus berufen wird.

Weder in den Evangelien, noch in den Briefen, noch in irgendeinem Teil des Neuen Testaments findet sich eine Verheißung, die uns die Bekehrung der Welt zusichert oder die uns ein Recht gibt, für die Bekehrung der Welt zu beten oder dieselbe durch die der Kirche dargereichten Hilfsmittel zu erwarten.

Die Welt wird bekehrt werden.

Völker werden wandeln im Lichte Gottes und die Erde wird voll werden von der Erkenntnis der Herrlichkeit Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken.

Der Fluch der Sünde wird hinweggetan sein, die Nationen werden den Krieg nicht mehr lernen.

Gerechtigkeit und Friede werden sich küssen.

Diese und andere Segnungen werden buchstäblich vorhanden sein.

Aber alle diese Verheißungen du Weissagungen von unterworfenen Nationen und von einem Reiche des Friedens, das sich erstrecken wird von einem Meer zum anderen, sind ausschließlich im Alten Testament enthalten und nicht im Neuen.

Es ist eine betrübende Tatsache, dass die Christenheit diese Vorraussagen in irrtümlicher Weise auslegt und Zeit und Art ihrer Erfüllung ganz und gar auf den Kopf gestellt hat.

In diesem Irrtum liegt die Ursache aller Verwirrung und Abirrung, die gegenwärtig in der bekennenden Kirche gefunden werden.

Israel, dessen Segnungen im AT einen so großen Raum einnehmen, soll nach diesen Auslegungen „die Kirche“ bedeuten.

Die Zeit, in welcher diese Segnungen empfangen werden, soll nicht das zukünftige, sondern das gegenwärtige Zeitalter sein.

Die Aussprüche des Herrn über das gegenwärtige Zeitalter und dessen Abschluss, unter Vergleichung des ersteren mit den Tagen Noahs und Lots sind, ebenso wie die entsprechenden Darstellungen in den Apostelbriefen, vollständig unbeobachtet gelassen worden.

Fast die ganze Christenheit will an der irdischen Berufung Israels mitarbeiten und bemüht sich, in einem Werke, dessen Betreibung Gott niemals für das heutige Zeitalter vorgesehen hat und das natürlich nur ganz jämmerlich misslingen kann .

Jemand hat richtig bemerkt:

Die Verheißungen Jehovas vergeistigen, heißt, die Kirche verfleischlichen“.

Wenn wir das AT durchforschen, dann finden wir alles in vollkommender Ordnung dargestellt.

 

Das letzte Ereignis, das in der Weissagung des AT hervortritt, ist immer die Aufrichtung des Reiches, die Segnung der Nationen und  die Herrschaft Jehovas über dieselben, Friede auf Erden und die Befreiung der seufzenden Schöpfung.

Dem größten und letzten Ereignis in der alttestamentlichen Weissagung – nämlich der Beherrschung einer unterworfenen Erde durch den König der Gerechtigkeit und des Friedens – gehen zwei andere Dinge voraus:

Die auf der Erde ausgeführten Gerichte Gottes und vor allem die geistige und nationale Wiederherstellung Seines alten Volkes Israel.

Ja, die Fülle des Segens für die Nationen und für die Erde ist geknüpft an die Bekehrung Israels, das an die Spitze der Nationen gestellt werden und in den Besitz seines ihm von Gott gegebenen Erbteils gelangt sein muss.

Die Bekehrung und Wiederherstellung Israels wird die Bekehrung der Völker der Erde zur Folge haben.

Aber die Wiedereinführung Israels in das Land und seine Bekehrung werden nicht stattfinden vor der Wiederkunft des Menschensohnes, des Herrn Jesus Christus, in großer Macht und Herrlichkeit.

Überall finden wir im AT zuallererst die sichtbare Offenbarwerdung des Herrn der Herrlichkeit und in der Zeit Seiner persönlichen sichtbaren und herrlichen Offenbarwerdung wird Sein irdisches Volk erlöst und Jerusalem wiederhergestellt werden.

Somit haben wir in der alttestamentlichen Weissagung drei große, noch zukünftige Ereignisse:

1.Die persönliche, sichtbare und herrliche Offenbarwerdung vom Himmel.

Dieser Herr ist der Herr Jesus Christus.

2.Israels Bekehrung und nationale Wiederherstellung.

3.Als Folge der Bekehrung und Wiederherstellung Israels:

die Segnung der Nationen, die nach Jerusalem gehen, um den Herrn der Herrlichkeit anzu-

beten, usw.

Diese Reihenfolge kann nicht umgestellt werden.

Es ist das Programm Gottes.

Zum Beweis obiger Darlegungen könnten wir aus jedem der prophetischen Bücher des At und aus den Psalmen Hunderte von Stellen anführen, in denen uns alles klar und deutlich gezeigt wird.

Bemerkenswert sind in dieser Hinsicht besonders Sach 2,6-13, Jes. 59,20-21 und Jes. 60.

„Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“, lesen wir später in unserem Kapitel.

 

Gott hat die Segnung der Nationen und der Erde durch Israel, Sein irdisches Volk, verbürgt.

Als Israel zunächst versagte und ungehorsam war,  hatte Er einen anderen Weg der Gnade bereit und offenbarte denselben.

Das Heil kam zu den Nationen, um aus ihnen ein Volk zu nehmen, für Seinen Namen. (Apg. 15,14).

Das ist das Werk, welches das jetzige Zeitalter ausfüllt und zwar als eine Einschaltung.

Nach seiner Vollendung wird Gott Seine Beziehungen zu Israel wieder aufnehmen.

Nun können wir auch das „wieviel mehr“ betreffs der gegenwärtigen Haushaltung Gottes verstehen.

Israel ist im AT eine Vollzahl und eine Zeit der Annahme verheißen worden.

Diese Vollzahl wird bei der Ankunft des Herrn als König, in Macht und Herrlichkeit, vorhanden sein.

Wenn nun Gott durch ihren Fall den Nationen Segen gebracht hat, wieviel mehr wird Er, den Nationen Segen zuwenden, sobald ihre (Israels) Vollzahl kommen wird.

Durch ihre Vollzahl wird die ganze Welt die fülle der Segnungen Gottes empfangen.

Segnungen, die im AT ausführlich geschildert sind und die sich buchstäblich erfüllen werden.

Doch ein Satz in der uns vorliegenden Stelle verdient unsere besondere Aufmerksamkeit.

„Was wird ihre Annahme anders sein Leben aus den Toten“?

Was bedeutet wohl dieser Ausdruck „Leben aus den Toten“?

Sonderbarerweise wird dieser Satz so ausgelegt,, als handle es sich hier um eine leibliche Auferstehung.

Auf diese Stelle und jene andere: „Also wird ganz Israel gerettet werden“ ist eine böse, ganz und gar schriftwidrige Lehre aufgebaut worden, wonach alle Juden, die einmal gelebt haben, ob errettet oder nicht, aus den Toten auferweckt und alle in das Land zurück geführt werden sollen, um der Segnungen des Tausendjährigen Reiches teilhaftig zu werden.

Es ist eine erweiterte jüdische Hoffnung: eine jüdische Wiederherstellung aller Dinge und folgerichtig müssen diejenigen, welche an dieser Lehre festhalten , auch an eine Wiederherstellung aller Dinge für die Nationen glauben.

Wir werden uns darüber näher aussprechen, wenn wir das Wort „Ganz Israel wird errettet werden“ behandeln werden.

An leibliche Auferstehung haben wir hier keinesfalls zu denken.

Überhaupt ist nicht oft im AT von der leiblichen Auferstehung, als Vorbild von einer großen Veränderung, die Rede.

Dasselbe gilt auch für das NT.

Von dem verlorenen Sohn wird gesagt:

„Denn dieser Mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden“.

Selbst die, welche die Auferstehung Israels buchstäblich auffassen, werden nicht behaupten können, dass der verlorene Sohn körperlich gestorben war.

 

Das Gesicht von dem mit verdorrten Gebeinen angefüllten Tal wird gewöhnlich von denen heran gezogen, die eine durch Auferweckung zu erwartende Wiederherstellung lehren.

Aber es handelt sich hierbei um eine Vision., durch welche die nationale und nicht die leibliche Auferweckung  Israels veranschaulicht werden soll.

Die verdorren Gebeine sind das ganze Haus Israel. (Hes. 37,11)

Sind das nun buchstäblich verdorrte Gebeine oder werden sie nur als Bild gebraucht, um den toten Zustand Israels in geistiger und nationaler Hinsicht darzustellen?

Wären es buchstäblich verdorrte Gebeine, wie könnten sie dann sagen:

„Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren, wir sind dahin“?

Verdorrte Gebeine haben doch keinen Mund zum Reden.

 

Wenn wir lesen, dass sie in Gräbern sind, und dass Jehova ihre Gräber öffnen wird, so heißt das, dass der Herr Sein Volk aus den Gräbern unter den Nationen, wo sie als Volk begraben waren, zurück bringen wird.

Zahlreiche andere Stellen ließen sich anführen, in denen physische Auferweckung als Bild von der geistigen und nationalen Wiederbelebung Israels gebraucht wird.

„Leben aus den Toten“ bedeutet nicht buchstäbliche Auferweckung.

Es hat eine doppelte Bedeutung.

Einmal will es besagen: wenn ihre Annahme kommt, so wird dieselbe für sie in geistiger und nationaler Hinsicht Leben sein.

Sie werden leben, geistig und als Nation.

Ferner aber bedeutet der obige Ausdruck, das die Annahme Israels, das an den Ort des Segens geführt wird, für die Welt als Ganzes „Leben aus dem Tode“ zur Folge haben wird.

Das ist gleichbedeutend mit dem Ausdruck, den der Herr in Matth. 19,28 gebraucht.:

„die Wiedergeburt“.

Es wird eine große Umwandlung stattfinden in Auferstehungskraft.

Eines der Bücher der HS versinnbildlicht in besonders kostbarer Weise die Stelle, die wir betrachten.

Es ist das in unseren Tagen so vielfach bekritelte und belächelte Buch Jona.

Den Pharisäern, die ein Zeichen von Ihm begehrten, erwiderte unser Herr, kein Zeichen werde ihnen gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten. (Matth. 12,38)

Im Anschluss daran sprach Er von Seiner Auferstehung, die in dem Erlebnis Jonas vorgebildet war.

Gewisshaben sich die stolzen und gelehrten Pharisäer daraufhin von Ihm abgewendet und mit einem Lächeln mögen die ungläubigen Sadduzäer gesagt haben:

„Was für ein Unsinn! Jona hat doch nie gelebt.

Das alles ist nur eine Sage und eine Auferstehung gibt es nicht“.

Ach, welch ein ehebrecherisches Geschlecht!

Das moderne Pharisäer- und Sadduzäertum, die Bibelkritiker, usw, sind im gleichem Sinne ein ehebrecherisches Geschlecht.

Sie sagen uns, das Buch Jona sei ein wunderschönes Buch und enthalte Belehrungen von hohen Wert.

Aber ob Jona gelebt haben mag?

Natürlich nicht, sagen sie, gelebt hat er niemals.

Sein Leben ist eine Sage – wie könnte ein Fisch einen Menschen verschlingen?

Welch schlimme Trugschlüsse!

Der Herr Jesus bediente Sich der Errettung Jonas als Vorbild Seiner herrlichen Auferstehung, der Grundlage unseres heiligen Glaubens.

Wusste  Er nicht, ob Jona gelebt hat oder nicht?

Verwandte Er eine Sage, um Seine Auferstehung darzustellen – so mag auch Seine Auferstehung keine wirkliche gewesen sein und wie könnte Er dann der Sohn Gottes sein?

Das Leben Jonas ist in verschiedener Hinsicht vorbildlich auf Christum hin, doch hat es noch eine andere Bedeutung, welches die Weisheit Gottes und den göttlichen Ursprung der HS erkennen lässt.

Das Leben der meisten Knechte Gottes im AT lässt eine zweifache bildliche Anwendung zu:

Die eine betrifft Christum, den Messias, und die andere Israel, das auserwählte Volk Gottes.

Man verfolge diesen Gedanken und wende ihn auf Joseph, auf David, auf Daniel, die Propheten usw. an.

Jona ist ein Vorläufer Israels. In diesem Buche und  die ganze Geschichte, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Samens Abrahams eingeschlossen.

Jonas Berufung

Er wird von Jehova ausgesandt, um den Niniviten zu predigen.

Er kennt Gott, während Ninive in der Finsternis ist.

So hat Gott sich Israel zubereitet als eine Nation, die Sein Lob verkündigen soll.

Das Heil ist aus den Juden.

Durch sie wünscht Er Seine Güte und Erlösung kundzugeben.

In dem Samen Abrahams sollen alle Nationen der Erde Segen empfangen.

Das sind die Gaben und Berufung Gottes.

Sie sind unbereubar. (Röm. 11,29)

 

Jona ist ungehorsam

Er wendet Gott den Rücken und flieht von Seinem Angesicht hinweg.

Er schifft sich auf einem Kauffahrtsschiff ein

Er wendet sich in umgekehrter Richtung.

So ist auch Israel ein Volk des Abfalls geworden und Juda wird zum Kaufmann.

Er hat Gott verlassen und den Fels seiner   Rettung verachtet.

Gleich Jona ungehorsam dem himmlischen Gesicht, wird Israel nicht nur kein Segen, sondern ein Fluch unter den Nationen.

Gar bald kommt Bedrängnis über Jona, den ungehorsamen Knecht Gottes.

Der Sturm des Unheils treibt sein Schiff auf den wilden Wogen des tobenden Meeres umher.

Alles ist gegen ihn, weil er sich gegen Gott aufgelehnt hat.

Das Gleiche ist bei den Juden der Fall.

Unglück auf Unglück, Sturm auf Sturm ist über sie herein gebrochen, seit sie Gott und ihren König-Messias verworfen haben.

Sie werden von den Nationen umhergetrieben.

Das Meer ist im Worte stets ein Bild von den Nationen.

 

Jona verleugnet seinen Gott und sein Volk nicht.

Er sagt: „Ich bin ein Hebräer und ich fürchte Jehova, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat“.

So bekennt auch der Jude , trotz seines Abfalls noch immer,  an Gott zu glauben, fürchtet Seinen Namen und verleugnet nicht seine Zugehörigkeit zum jüdischen Volke.

 

Jona wird über Bord geworfen.

Er wird den wütenden Wogen übergeben.

Er wird im Kampfe mit den Wellen gesehen.

So ergeht es den Juden in seiner, wenn auch nicht endgültiger Verwerfung.

Als die Männer auf dem Schiffe Jonas sahen, dass die Wogen sich legten, sobald Jona sich im Wasser befand, da fürchteten sie, die doch Heiden waren, sich vor Jehova mit großer Furcht.

 

 

Sie schlachteten Schlachtopfer und taten Gelübde dem Jehova.

Eine wunderbare biblische Darstellung des Wortes aus unserem Römerbrief:

„Durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden“.

Mit der Verwerfung der Juden als Volk ist das Heil den Nationen geworden.

 

Jona wird im Bauch des Meerungeheuers auf wunderbare Weise am Leben erhalten.

(Im Hebräischen ist kein Anhaltspunkt dafür, dass es ein Walfisch gewesen wäre).

Drei Tage und drei Nächte lang ist dort sein Aufenthaltsort.

Leben und Dasein verliert er nicht, aber er ist in ein Grab gelegt und wird dort durch ein Wunder bewahrt.

Ebenso ist der Jude unter den Völkern in seinem Grabe, wie er Jona erhielt.

Der Jude ist ein beständiges Wunder Gottes.

Kein Ungläubiger kann bestreiten, dass der Jude noch existiert und dass sein Dasein ein Wunder ist.

 

Jona blieb unversehrt im Bauche des Fisches.

Der Verdauungsvorgang vollzog sich nicht an ihm.

Die Nationen haben die Juden nicht aufgesogen.

Dieses Volk wird nicht unter den Nationen  aufgehen.

Der Jude ist und bleibt ein Jude.

Juden und Nationen bleiben jeder für sich, ohne sich miteinander zu verschmelzen.

 

Am Ende der ihm bestimmten Zeit begann Jona in seinem Grabe Buße zu tun.

Er rief zu Gott empor.

Er sehnte sich nach Seinen heiligen Tempel und er schließt sein Gebet mit dem Ausruf des Glaubens: Bei Jehova ist Rettung“.

Auch die Juden werden Buße tun.

Es sind  unverkennbare Zeichen für ein verändertes Verhalten der  Juden bemerkbar.

Doch ehe jene große nationale  Umkehr erfolgen wird,  muss aber auch über ihn zuvor eine große Trübsal kommen.

 

Gleich Jona sehnen sich heute schon viele nach Gottes heiligen Tempel und sie schicken sich an, in das Land zurück zu kehren.

Endlich werden auch sie erkennen, dass bei Jehova Rettung ist und sie werden ihren König begrüßen mit dem Rufe:

„Gesegnet, der da kommt im Namen Jehova“.

Gott befahl dem Fisch, Jona auszuspeien.

 

Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln.

Sie werden in das Land zurück gebracht und wiederhergestellt werden.

Sie werden die verödeten Stätten aufbauen, sie werden erneuern, was wüst lag von Geschlecht zu Geschlecht. (Jes. 61,4)

Das Wort Gottes enthält Hunderte von Verheißungen, die sich buchstäblich auf Israel beziehen und von einer biblischen Wiederherstellung reden.

Wenn wir das nicht glauben wollen, dann können wir die Bibel weglegen und uns den Modernisten, den ungläubigen Bibelkritikern usw. anschließen.

 

Jona wird ein zweites Mal ausgesandt und er befolgt das Gebot.

Auch für Israel wird die Erfüllung seiner ehrenhaften Sendung kommen.

Sein König, unser wiederkommender Herr, wird es wieder in seinen Dienst einsetzen und wird es aussenden, um Sein Heil zu verkünden.

Alsdann wird Israel gehorsam folgen.

 

Die ganze Stadt Ninivie tat Buße, nachdem sie den abgefallenen, bestraft gewesenen und wiederhergestellten Juden hatten predigen hören.

Eine ganze Stadt wurde von einer Erweckung ergriffen.

Die Massen wurden gerettet.

Gegenwärtig ist die Zeit für die Errettung Einzelner.

Der Augenblick für Massenrettungen oder Weltbekehrung ist noch nicht gekommen.

Das wird erst geschehen, wenn die Juden das Evangelium verkündigen werden, nachdem sie selbst bekehrt und ihrem Lande wiederhergestellt sein werden.

Wenn Jesus als ihr König gekrönt seine und den Thron Seines Vaters David eingenommen haben wird.

 

Das ist eine teilweise und schwache Erläuterung dessen, was ihre Annahme ist und was „Leben aus den Toten“ bedeutet.

 

 

Siebentes Kapitel

Das Gleichnis vom Ölbaum

 

Die Erklärung der Stellung und der Hoffnung Israels, sowie diejenige seiner Beziehung zu den Nationen und deren Verantwortung ist in die form eines Gleichnisses gekleidet, zu welchem wir jetzt kommen.

In diesem Abschnitt unseres Kapitels begegnen wir einigen für die Nationen sehr bedeutungsvollen Wahrheiten.

Je mehr wir uns dem Ende des Kapitels nähern, das die Haushaltung Gottes behandelt, umso heller leuchtet uns die Hoffnung Israels entgegen, bis zu dem Hinweis auf den Erretter, der aus Zion kommt und der die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden wird.

„Wenn aber der Erstling heilig ist, so auch die Masse.

Und wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.

Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen worden sind, und du, der du ein wilder Ölbaum warst, unter sie eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums mittelhaftig geworden bist, so rühme dich nicht gegen die Zweige.

Wenn du dich aber gegen sie rühmst , du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich.

Du wirst nun sagen: Die Zweige sind ausgebrochen worden, auf dass ich eingepfropft  würde.

Recht so. sie sind ausgebrochen worden durch den Unglauben.

Du aber stehst fest durch den Glauben.

Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich.

Denn wenn Gott der natürlichen Zweige nicht geschont hat, dass Er etwa auch deiner nicht schonen werde.

Siehe nun, die Güte und Strenge Gottes: gegen die, welche gefallen sind: Strenge.

Gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst.

Sonst wirst auch du ausgeschnitten werden.

Und auch jene, wenn sie nicht am Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden, denn Gott vermag sie wieder einzupfropfen.

Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum ausgeschnitten und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist. Wieviel mehr werden diese, die natürlichen Zweige, in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden. (Vers 16-24).

Das Gleichnis betrifft einen edlen und einen wilden Ölbaum.

Zweige, die ausgebrochen und Zweige, die eingepfropft worden sind.

Zweige, denen angedroht wird, ausgeschnitten zu werden, während Ausgebrochenen wieder eingepfropft werden sollen.

Durch dieses Gleichnis werden Ermahnungen  und ernste Warnungen gegeben und wichtige Belehrungen über die Haushaltungen Gottes durchziehen das Ganze.

Ehe wir die Bedeutung des Ölbaumes zu ergründen suchen, möchten wir ein kurzes Wort sagen über den Satz:

„Wenn aber der Erstling heilig ist, so auch die Masse“.

Der Erstling bezieht sich keineswegs auf irgendetwas außerhalb Israels.

Es gibt in unseren Tagen Christen, die von einem Erstling reden in dem Sinne, als ob in der Kirche, d. h. an dem Leibe des Herrn Jesus Christus, eine erwählte Zahl von Gliedern wäre, die durch Selbstverleugnung, durch ihren Dienst und ihre Leiden einen besonderen Platz erlangen und als Erste in das von Gott gegebene Erbteil eingehen .

Wenn wir in Rö. 8 von denen lesen, welche die Erstlinge des Geistes haben, so werden damit alle wahren Gläubigen erfasst.

Wenn Jakobus sagt:

„Auf, dass wir eine gewisse Erstlingsfrucht Seiner Geschöpfe seien“ (Jak. 1,18,

So bezieht sich das auf gläubige Christen, die von Natur Israeliten waren und die Stelle in Offb 14,4:

„Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge Gott und dem Lamme“ bezeichnet nicht einen Teil der Kirche, sondern den jüdischen Überrest.

Zum besseren Verständnis des  obigen Wortes aus Rö. 11 von dem Erstling, der heilig ist, und von der Masse müssen 4. Mose 15,19-21 und 3. Mose 23,15-^7 in Betracht gezogen werden.

Wir können nicht des Näheren darauf eingehen, möchten uns vielmehr vom Hauptgegenstande der beschäftigenden Stelle zuwenden.

Zuerst wollen wir den edlen Ölbaum betrachten, der nebst seiner Wurzel und seinen Zweigen vor uns gestellt wird.

Was stellt dieser Ölbaum dar?

Er ist ein Bild von Israel.

Gott hat Sein irdisches Volk vielfach mit Bäumen verglichen, weil Bäume in die Erde eingewurzelt sind, ihre Zweige aufwärts zum Himmel ausstrecken und Frucht bringen, was Gott auch von Seinem bekennenden Volk erwartet.

Auch Jothams Gleichnis in Richter 9,7-15 behandelt die verschiedenen Haushaltungen.

Die darin erwähnten Bäume, die aufgerufen werden, um König über die anderen Bäume zu sein, sind Vorbilder von Israel, und der Dornstrauch ein solches von den Nationen.

Der Olivenbaum, der Feigenbaum und der Weinstock, von denen in diesem Abschnitt die Rede ist, finden sich in verschiedenen Teilen der Schrift als Darstellungen von Israel.

Der so sorgfältig gepflanzte Weinberg in Jes. 5 und der Weinstock, der Herlinge brachte, sind ein Hinweis auf dieses Volk.

„Einen Weinstock zogest Du aus Ägypten, vertriebest Nationen und pflanzest ihn......Warum hast Du seine Mauern niedergerissen, so dass ihn berupfen alle, die des Weges vorüber gehen?

Es zerwühlt ihn der Eber aus dem Walde und das Wild des Gefildes weidet ihn ab“ (Psalm 80,8-13).

Und:

„Ich hatte dich gepflanzt als Edelrebe, lauter echtes Gewächs und wie hast du dich Mir verwandelt in entartete Ranken eines fremden Weinstocks! (Jer. 2,21)

 

Mit einem Feigenbaum wird Israel auch im NT verglichen.

Das Gleichnis in Luk. 13,7-9 bezieht sich in erster Linie auf Israel.

Drei Jahre suchte der Herr an ihm.

Als keine Frucht an ihm gefunden wurde, da ward der Urteilsspruch ausgeführt; der Feigenbaum wurde abgehauen , aber die Wurzel blieb.

In Matth. 21,19 haben wir den Bericht von einer symbolischen Handlung des Herrn

„Und als Er einen Feigenbaum an dem Wege sah, ging Er auf ihn zu und fand nichts als nur Blätter. Und Er spricht zu ihn: Nimmermehr komme Frucht von dir in Ewigkeit!

Und alsbald verdorrte der Feigenbaum“.

 

Unter den Verdorren des Feigenbaumes, durch welches derselbe den äußeren Anschein nach stirbt, wird angedeutet, dass die Nation während des gegenwärtigen Zeitalters abgeschnitten ist.

Doch wiederum sagte der Herr:

„Von dem Feigenbaum aber lernet das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, so erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. (Matt. 24,32).

Der Feigenbaum wird wieder ausschlagen.

 

Der Olivenbaum wird nicht nur hier genannt, sondern wir lesen von ihm auch in Jer. 11,16:

„Einen grünen Olivenbaum, schön an herrlicher Frucht, hatte Jehova dich genannt; bei dem Lärm eines großen Getümmels legte Er Feuer an ihn und es brachen seine Äste“.

Der Öl- oder Olivenbaum stellt Israel im Bundesverhältnis mit Gott dar und zwar das Bündnis Abrahams.

Der Olivenbaum ist immer grün.

So ist auch jenes Bündnis ein dauerndes und immerwährendes und es unterliegt keinen Wechsel der Zeiten.

Der Ungehorsam und die Untreue Israels heben es nicht auf.

Es wird von einer Wurzel gesprochen und diese Wurzel wird heilig (abgesondert) genannt.

Die Wurzel ist der, mit dem das Bündnis geschlossen wurde, nämlich Abraham.

Aber nicht er allein, die Wurzel ist dreifältig:

Abraham, Isaak, Jakob.

Jedem von ihnen wurde diese Verheißung wiederholt.

In 2.Mose 3,15 lesen wir, welchen Namen Sich Gott im Blick auf die Kinder Israel beilegt:

„Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: Jehova, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt.

Das ist Mein Name in Ewigkeit und das ist Mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht“.

 

Warum nannte Er Sich also?

Weil Gott Sich in dieser Wurzel, Abraham, Isaak, Jakob geoffenbart hat als der Vater in Abraham, als Gott der Sohn in Isaak und in de Überwindung des Fleisches und in der Leitung seines Weges, als Gott der Heilige Geist in Jakob.

Ist diese Wurzel heilig, abgesondert, so sind es auch die Zweige.

Das, was aus der Wurzel hervorkommt.

Der Vorsatz Gottes mit Israel ist, in ihm ein abgesondertes, ein heiliges Volk zu besitzen.

Die Wurzel bürgt für den Ausgang des Ganzen.

Wunderbar war der Ursprung jenes Volkes in diesem Einem, Abgesonderten, und wunderbar, mehr noch als der Beginn, wird ihre Zukunft sein.

Infolge dieses Unglaubens sind einige der Zweige abgebrochen worden.

Sie liegen am Boden, von der Wurzel getrennt, ohne Leben.

Danach sehen wir in dem Gleichnis einen wilden Ölbaum, der unter die Zweige eingepfropft, der der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaumes teilhaftig geworden ist.

In diesem wilden Ölbaum haben wir ein Bild der Nationen.

Es ist aber von der größten Wichtigkeit für uns zu erkennen, dass es sich bei diesem wilden Ölbaum nicht um eine Darstellung der wahren Kirche handelt.

Das wird of so irrtümlich ausgelegt.

Später finden wir die Warnung, ja, mehr als eine Warnung: die Tatsache, dass die Zweige des wilden Ölbaumes ausgeschnitten, ausgebrochen, von der Wurzel, auf dass sie eingepfropft waren, entfernt werden müssen.

Das kann niemals auf ein einzelnes Glied des Leibes des Herrn Jesus Christus zutreffen und ebenso wenig auf die wahre Kirche als Ganzes.

Wohl ist es wahr, dass alle Gläubigen Mitteilhaber des Ölbaumes sind und sie stehen durch den Glauben.

„Also seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus Selbst Eckstein ist“. (Eph 2,19-20).

 

Das große Geheimnis, das jetzt geoffenbart ist, besteht darin, „dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber Seiner Verheißung in Christo durch das Evangelium“. (Eph. 3,6).

Aber es wäre ganz verfehlt, wenn man sagen wollte, dass der wilde Ölbaum die wahre Kirche versinnbildlicht, die eingepfropft worden sei.

Vielmehr sind alle die aus den Nationen gemeint, die das Vorrecht genießen, das zu hören und von dem ergriffen zu werden, was Israel gehörte.

Als die natürlichen Zweige ausgebrochen waren, stellte Gott die Heiden auf den Boden der Verantwortung, auf welchem Israel als Volk gestanden hatte und damit gibt Gott den Nationen die Möglichkeit, der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaumes teilhaftig zu sein.

Die natürlichen Zweige sind Israel und die gegen die Natur eingepfropften Zweige sind die Nationen.

Der wilde Ölbaum ist eine Darstellung des gleichen „Reiches der Himmel“, das in den sieben Gleichnissen im 13. Kapitel des Mathäus-Evangeliums in seiner geheimnisvollen Gestalt erblickt wird.

Wenn wir dieses klar im Auge behalten, dann wird uns die Bedeutung alles dessen, ws hier vor uns haben, verständlich.

Der Apostel wendet sich mit diesem Gleichnis in feierlichster Weise und mit einer ernsten Warnung an den wilden Ölbaum oder, wie wir eben so gut sagen können, an die Christenheit.

Noch immer heißt es:

„Ich sage euch, den Nationen“.

 

Zuerst haben wir eine Warnung:

„Rühme dich nicht gegen die Zweige“

Dann hören wir eine Antwort von Seiten des wilden Ölbaumes:

„Du wirst nun sagen: die Zweige sind ausgebrochen worden, auf dass ich eingepflanzt würde“ –

Worauf der Heilige Geist erwidert:

„Recht, sie sind ausgebrochen worden durch Unglauben, du aber stehst durch den Glauben.

Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich; denn wenn Gott der natürlichen Zweige nicht geschont hat, dass Er auch deiner etwa nicht schonen werde“.

 

Diese Warnung ist ebenso ernst wie eindrucksvoll und es ist gleichzeitig eine Voraussage.

Wir denken nochmals daran, dass dieser Brief nach Rom gesandt wurde und dass von Rom aus später jener verderbliche Sauerteig kam, der das Ganze durchsäuert hat.

Wäre die Warnung beachtet worden, dann würde die „Christenheit“ mit ihren bösen Lehren und Bräuchen, ihrem Hochmut und Unglauben, ihrem Abfall und Verderbtheit eine Unmöglichkeit gewesen sein.

Aber eben das, wovor der Heilige Geist gewarnt hat ist eingetreten.

 

Die Nationen, die nun Mitteilhaber der Segnungen des Bundes gewesen sind, den Gott mit Israel gemacht hat, spreizen sich und erklären:

„Die Zweige sind ausgebrochen worden, auf dass ich eingepfropft würde

und sie rühmen sich gegen die Zweige.

Statt an die Offenbarungen Gottes in Bezug auf Seine Vorsätze mit Israel, den Nationen und der Kirche Christi zu glauben, lässt die Christenheit dieselben unbeachtet und rühmt sich, in einem Geiste des Hochmutes und des Unglaubens, für immer auf Erden eingesetzt  zu sein, um die Welt zu bekehren und zu verfeinern.

Darin liegt die ganze Verwirrung in der römischen, griechischen und protestantischen Christenheit und ihren zahlreichen Unterabteilungen.

Dadurch, dass die Christenheit die Vorsätze Gottes mit Israel vergessen oder missverstanden hat, ist sie eine ruhmredige weltliche  Organisation geworden, nennt sich selbst „Israel“ und nimmt Verheißungen für sich in Anspruch, die Israel für das künftige Zeitalter gegeben sind.

Außerdem haben die Nationen sich feindlich gegen Israel eingestellt, indem sie nicht glauben, dass  sie immer noch „Geliebte“ sind, „um der Väter willen“ und dass Gott „Sein Volk nicht verstoßen“ hat.

Sie haben sie verfolgt und werden sie verfolgen bis an das Ende dieses Zeitalters.

Der Gipfelpunkt dieses Sichrühmens des wilden Ölbaumes wird uns im letzten Teil des 3. Kapitels der Offenbarung gezeigt.

Dort erblicken wir die letzte und traurigste Entwicklungsstufe der bekennenden Christenheit:

Laodicea

Dieses rühmt sich, reich geworden zu sein und seine Güter vermehrt zu haben.

Laodicea ist stolz auf den von ihm erreichten kulturellen Aufschwung, auf die Millionen, die es für den Ausbau seines Erziehungs- und Bildungswesens und seiner Wohlfahrtseinrichtungen zur Bekehrung  der Welt aufwendet, dabei hat es sich aber die Stellung und die Berufung Israels angeeignet.

Die Warnung verhallt natürlich ungehört.

Gott hat der natürlichen Zweige nicht geschont.

Er wird auch der eingepfropften Zweige nicht schonen.

Ja, er redet noch eindringlicher, wenn Er sagt:

„Siehe, nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die, welche gefallen sind, Strenge.

Gegen dich aber, Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst, sonst wirst auch du ausgeschnitten werden“.

 

Wie ernst sind doch diese Worte.

Blieb die Christenheit der Nationen an der Güte Gottes?

Alles andere.

Sie hat Ihn und Sein Wort verunehrt und hat in noch größerem Maße versagt als die Juden.

Der besonders in unseren Tagen in der Christenheit zutage getretene Unglaube ist tatsächlich größer als der Unglaube Israels gewesen ist.

„Auch du wirst ausgeschnitten werden“.

 

Das ist der Urteilsspruch, der an dem wilden Ölbaum vollzogen werden wird.

Er entspricht den an Laodicea gerichteten Worte:

„Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus Meinem Munde“.

 

Dieses Gericht ist nicht mehr fern.

Der Abfall entwickelt sich zusehends.

Gott wird nicht immerdar zulassen, dass Sein heiliges Wort von den Nationen mit Füßen getreten wird, noch wird Er dulden, dass der Sohn Seiner Liebe in beständig weiterem Umfange verworfen, Seine Gottheit und Herrschaft abgeleugnet wird.

„Auch du wirst ausgeschnitten werden“.

 

Wie bald mag das geschehen!

Die wahre Kirche, die aus allen Gläubigen besteht, wird in die Herrlichkeit aufgenommen werden und dann wird zurückbleiben, was sich brüstet, was hochmütig ist: diese bekennende Christenheit, über die am Ende das Gericht kommen wird.

Das ist aber noch nicht alles.

Der Höhepunkt dieses wunderbaren Gleichnisses liegt in den Worten:

„Und auch jene, wenn sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden.

Denn, wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum ausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wieviel mehr werden diese, die natürlichen Zweige, in ihrem eigenen Ölbaum eingepfropft werden“.

 

Zwei Tatsachen lassen sich hieraus erkennen:

Erste Tatsache: Gott wird diese ausgebrochenen Zweige wiederum einpfropfen.

Er wird sie wieder in Verbindung bringen mit ihren eigenen Ölbaum.

Diese Tatsache führt uns wieder zu der Frage zurück:

„Hat Gott Sein Volk verstoßen“?

 

Ganz gewiss hat Er es nicht verstoßen.

Der Ölbaum der Bundesverheißungen Israels ist so grün wie der wirkliche Ölbaum.

Was geschah, ist einfach nur, dass einige Zweige wegen Unglaubens ausgebrochen worden sind.

Die Hand, die sie ausgebrochen und die dem wilden Ölbaum genommen und dieselben wilden Ölbaum – den Nationen – den Weg der Gnade freigegeben hat: diese Hand wird jene Zweige nehmen und sie wieder zurück bringen.

Hier haben wir wiederum „Leben aus den Toten“: was ausgeschnitten war, wird wieder eingepfropft.

Das ist die Wiederherstellung Israels.

Die zweite Tatsache ist noch wichtiger:

Sie gibt uns die Reihenfolge an, in welcher diese Ereignisse sich vollziehen werden.

Zuerst erweist sich das Versagen des eingepfropften wilden Ölbaums; dann werden die Zweige desselben ausgeschnitten.

An dritter Stelle werden ausgebrochene Zweige – Israel – wieder auf ihren edlen Ölbaum angebracht werden.

Schon heute sind wir Zeugen des Abfalls der aus den Nationen gebildeten Christenheit.

Das nächste Geschehnis wird die Hinwegnahme der wahren Kirche von der Erde sein. (1. Thess. 4,16-18).

Ihm folgt das Ausgeschnittenwerden dessen, was nichts ist als leeres Bekenntnis.

Die abgefallene Christenheit wird gerichtet und alsdann erfolgt die Wiederannahme Israels vonseiten Gottes.

Die eigentliche Lehre dieses Gleichnis lautet:

Israel wird wieder angenommen werden.

Es ist klar, dass die ausgebrochenen Zweige nicht etwa einzelne Menschen sind.

Wie seltsam berührt es, wenn gelehrt wird, das seien Einzelwesen, die ausgeschnitten worden sind und die ungläubigen Juden aller Geschlechter, die je gelebt haben, werden aus ihren Gräbern auferweckt und in das Land zurückkehren, um dort alle Segnungen zu genießen, die dem treuen gläubigen Überrest verheißen sind.

Die nächstfolgende und letzte Beweisführung dafür, dass Gott Sein Volk nicht verstoßen hat, wird uns in der Reihenfolge der Ereignisse weiterführen und uns zeigen, wann und auf welche Weise Israel errettet   wird.

 

 

Achtes Kapitel

Ein geoffenbartes Geheimnis

 

Wir kommen nun zur der siebenten und letzten Antwort auf die Frage:

„Hat Gott Sein Volk verstoßen“?

und damit zum Abschluss der Beweise von der zukünftigen Herrlichkeit Israels:

„Denn ich will nicht, Brüder, dass euchdieses Geheimnis unbekannt sei, auf dass ihr euch nicht selbst klug kündet; dass Verstockung Israel zum Teil widerfahren ist, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird und also ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Erretter kommen, Er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden und dies ist für sie ein Bund von Mir, wenn Ich ihre Sünden wegnehmen werde“. (Verse 25-27)

 

Diese Verse sind nicht an die Nationen gerichtet und der Apostel schreibt hier nicht:

„Ich sage euch, den Nationen“, sondern, sie werden an „Brüder“, das heißt, an wahre Gläubige.

Das Wort „Brüder“ hat an dieser Stelle die gleiche Bedeutung wie in Rö. 12,1.

Der Apostel ist im Begriff, ein Geheimnis mitzuteilen, das ihn selbst durch Offenbarung gegeben worden ist und über das er seine Brüder nicht in Unkenntnis zu lassen wünsche. Es ist jedem Leser des Wortes Gottes bekannt ,dass das Wort „Geheimnis“, ebenso wie die Offenbarung von Geheimnissen, die in früheren Zeitaltern verborgen waren, ausschließlich in den Paulinischen Briefen zu finden ist.

In Matth. 13, diesem wichtigen Kapitel, das die Haushaltungen Gottes behandelt, spricht unser Herr von den Geheimnissen des Reiches der  Himmel. (V. 11).

Die sieben Gleichnisse enthalten Geheimnisse, die das gegenwärtige christliche Zeitalter betreffen.

In den Briefen, die uns der Heilige Geist durch den Apostel Paulus gegeben hat, finden wir die volle Offenbarung dieser geheimen Dinge, die „in anderen Geschlechtern“ verborgen waren und „jetzt geoffenbart worden“ sind. (Eph. 3,5).

Was sind das für Geheimnisse in den Briefen des Paulus?

Wir können derer sieben zählen.

„Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart worden im Fleische, gerechtfertigt im Geiste, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit“ (1.Tim. 3,16).

 

Das ist das Geheimnis des herrlichen Evangeliums selbst, in seiner ganzen Fülle.

In Kol. 1,26-27 haben wir ein zweites Geheimnis:

„.......der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses...........unter den Nationen, welches ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“.

 

Hier wird der Gläubige mit dem Segen bekannt gemacht, der ihn aus seiner Verbindung mit Christo zufließt.

Im dritten und fünften Kapitel des Epheserbriefes haben wir ein drittes und viertes Geheimnis.

Diese beiden weiteren Kapitel betreffen die Kirche:

Seinen Leib und Seine Braut.

 

Ein fünftes Geheimnis zeigt 1, Kor. 15,51:

„Siehe ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden“.

 

Das ist das herrliche Geheimnis von dem Kommen des Herrn zur Einholung Seiner Heiligen, von dem uns in 1.Thess. 4,16-17 nähere Einzelheiten gesagt werden.

Im zweiten Kapitel des zweiten Thessalonicherbriefes  wird das Geheimnis der  Gottlosigkeit aufgedeckt, in Verbindung mit dem Antichristen und der Endzeit und hier in Rö. 11 das Geheimnis in Bezug auf Israel.

Als diese Geheimnisse, die uns in diesen Briefen durch den Apostel Paulus übermittelt werden, sind von der größten Bedeutung.

Die Unkenntnis derselben kann nur Bedauern erwecken.

Die wahre Stellung, die Berufung und die Vorrechte des Christen, sowie die Erkenntnis dessen, , was die Kirche und welches ihre Bestimmung ist: das alles kann ohne Kenntnis dieser Paulinischen Geheimnisse unmöglich erfasst werden.

Paulus will nicht nur, dass den Brüdern dieses Geheimnis bekannt ist, damit sie nicht in Unwissenheit seien, sondern, er fügt hinzu:

„Auf, dass ihr euch nicht selbst klug dünket“.

 

Das ist ein Wort, das man auf die Christenheit anwenden kann: sie dünken sich selbst klug.

Es kennzeichnet die heutige Verwirrung und Abtrünnigkeit, die wir überall wahrnehmen können.

Und warum dünkt die bekennende Kirche sich selbst klug?

Die Antwort liegt auf der Hand: weil die bekennende Kirche die geoffenbarten Geheimnisse nicht kennt.

Welch eine Veränderung würde es um uns her geben, wenn man das Geheimnis der Kirche kennen würde.

Wenn es verstanden würde, was die Kirche ist: der eine Leib.

 

Würde es geglaubt werden, das Geheimnis von der Verbindung des Gläubigen mit Christo und von seiner Vollendung in Ihm: wie würde alles so ganz anders sein!

Aber leider befindet sich die Christenheit in Unkenntnis über die Geheimnisse Gottes und der religiöse Mensch zieht es vor, sich an Überlieferungen und an große Männer zu halten.

Darum dünkt die Christenheit sich selbst klug.

Was aber bewahrt uns in der Demut?

Was hält uns davor zurück, unseren  eigenen  Gedanken und Vorstellungen zu folgen und uns selbst klug zu dünken?

Sicherlich nichts anderes als unsere völlige Unterwerfung untr das, was Gott geoffenbart hat.

Welches ist nun das Geheimnis, das uns in Bezug auf Israel mitgeteilt ist?

Es ist ein zweifaches.

Erstens: Israel ist Verstockung widerfahren, - aber nur zum Teil! Und, zweitens, Israels Verstockung ist zeitlich begrenzt.

 

Somit hat Gott Sein Volk nicht verstoßen.

Es wird eine Zeit kommen, wo die teilweise Verstockung Israels aufhören wird.

Aus dem Geheimnis von dem Ölbaum haben wir ersehen, dass Verstockung Israel zum Teil widerfahren ist.

Dass einige der Zweige ausgebrochen sind.

Wann aber diese Verstockung hinweg genommen werden soll, das haben wir in unserem Kapitel noch nicht entdeckt.

Etwas ganz Neues erfahren wir hier.

Wohl lesen wir in den Schriften des AT oft davon, dass Gerichte Israel als Volk befallen sollen, das Israel unter das Gericht der Verstockung kommen, danach aber erhöht und gesegnet werden soll.

Doch finden wir nirgends eine bestimmte Angabe, darüber, wann das wichtige Ereignis der Wiederannahme Israels stattfinden wird

Als unser Herr vor Seiner Himmelfahrt von Seinen Jüngern gefragt wurde:

„Herr, stellst Du in dieser Zeit dem Israel das Reich wieder her“?

da antwortete Er:

„Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in Seine eigene Gewalt gesetzt hat“. (Apg. 1,6-7).

 

Hier in Rö. 11,25 wird uns das Geheimnis kundgemacht und die Zeit angegeben, wann die Verstockung Israels endigen wird.

„Bis, dass die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird“.

 

Die Vollzahl der Nationen muss zuvor eingehen.

Das ist das große Werk, das zuerst vollbracht werden muss.

Sobald die „Vollzahl der Nationen“ gesammelt ist, - dann wird die Stunde der Erlösung und des Segens für Israel schlagen.

Die wichtige Frage, die sich nun erhebt, lautet:

Was bedeutet der Ausdruck: „Vollzahl der Nationen“?

 

Man wird zu unterscheiden haben zwischen diesem Ausdruck und der „Zeit der Nationen“, die erfüllt werden muss.

So lesen wir in Luk. 24,21:

„Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, , bis dass die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden“.

 

Auch an dieser Stelle steht ein “bis dass“, ein Wort der Hoffnung und des Trostes für das arme Volk Israel.

Aber die beiden Ausdrücke: „Zeiten der Nationen“ und „Vollzahl der Nationen“ bedeuten nicht dasselbe.

Es wird gut sein, wenn wir uns einen Augenblick dabei aufhalten, den Unterschied zwischen diesen beiden Ausdrücken zu betrachten.

Die „Zeiten der Nationen“ werden mit einem Schlag endigen.

Sie begannen mit Nebukadnezar, dessen Traum (Dan. 2) den Daniel, göttlich erleuchtet, deutete, eine Weissagung über die Nationen ist.

In diesem Träume sehen wir, in welcher Weise die „Zeiten der Nationen“ zum Abschluss kommen werden. Der Stein trifft das große Bild an seinen Füßen, an den zehn Zehen – jener noch zukünftigen  Teilung des Römischen Reiches, in zehn Königreiche.

Der Stein, welcher das Bild zu Staub zermalmt hat, ist das zweite, sichtbare Kommen des Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit.

Dann wird Jerusalem befreit und nicht mehr von den Nationen zertreten, sondern, es wird die Stadt eines großen Königs werden.

 

Die Vollzahl der Nationen, aber, ist etwas hiervon Grundverschiedenes.

Sie betrifft ein Ereignis, das stattfinden wird, bevor die „Zeiten der Nationen“ erfüllt sind.

Nachdem die „Vollzahl der Nationen“ herzu gebracht sein wird, werden die „Zeiten der Nationen“ noch eine Zeitlang fortdauern, bis zu ihrem plötzlichem Ende, der großen Katastrophe, die uns in der Prophezeiung Daniels geschildert wird.

Unter der „Vollzahl der Nationen“ haben wir eine bestimmte, Gott allein bekannte Zahl zu verstehen, die aus den Nationen berufen wird, um die Kirche zu bilden.

Mit anderen Worten: die „Vollzahl der Nationen“ ist die Vollendung der wahren Kirche.

 

Sobald diese Kirche zahlenmäßig vollendet  ist, wird diese Vollzahl gesammelt, d. h., in Seine Gegenwart gebracht werden.

Es kommt ein Tag – und wie bald mag er kommen! – da die Kirche vollendet sein wird.

Das letzte Glied wird zu dem Leibe hinzugetan und dann wird die Vollzahl gesammelt werden.

In Eph. 1,23 wird die Kirche Sein Leib genannt, „die Fülle Dessen, Der alles in allem erfüllt“.

Eine abtrünnige „Kirche“ wird inmitten der sogenannten „christlichen Völker“ zurück gelassen werden und das Zeitalter  der Nationen  wird in der prophetisch angekündigten Drangsal , unter dem Ausdruck des göttlichen Zornes, seinen Abschluss finden.

 Sobald nun die „Vollzahl der Nationen“ gesammelt, die  Kirche – der Leib des Herrn Jesus Christus – vollendet ist, wird in Jerusalem eine Veränderung vor sich gehen.

Gott wird Seine Beziehungen mit Seinem Volke in Gnade und auf einer nationalen Grundlage wieder aufnehmen.

In der Offenbarung lesen wir, dass nach der Entrückung der Kirche, ein Überrest aus Israel, 12.000 aus jedem Stamme,  berufen und versiegelt wird. (Offb. 7).

Dieser Überrest besteht aus Gläubigen und die Verstockung ist von ihnen genommen.

Die großen und wichtigsten Weissagungen über die Endzeit, bei denen Israel im Vordergrund steht und eine besondere Rolle spielt, werden sich Schlag auf Schlag erfüllen und dann wird der herrliche Augenblick kommen, wo ganz Israel errettet werden wird.

„Und also wird ganz Israel errettet werden“.

 

Dieses „also“ welches sich auf die Art und Weise dieser Errettung bezieht, wird im nächsten Vers, wie folgt, angegeben:

„Wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Erretter kommen, Er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwischen“. 

Wie, aber, sollen wir das verstehen, dass „ganz Israel errettet werden wird“?

Manche, darunter Calvin, glauben, dass mit „ganz Israel“ alle Erretteten  von Anfang an, Juden wie Nationen, gemeint sind.

Das ist irrig, denn es handelt sich hier nicht um die Errettung der Nationen, sondern, um diejenige Israels.

Andere lehren wieder, mit „ganz Israel“ seien buchstäblich alle Israeliten, gemeint, die je gelebt haben, Gerechte wie Ungerechte, Gläubige wie Ungläubige; mit anderen Worten: alle Juden, die je gelebt haben – vielleicht mit ganz wenigen Ausnahmen – würden zu der Zeit, von welcher die obige Schriftstelle redet, auferweckt und alsdann errettet werden.

Diese Lehre könnte man „jüdische Allerlösung“ nennen.

Denn das ist sie und sie muss dahin führen, dass man an die schließliche Errettung auch der Nationen glaubt.

Wirklich behaupten diejenigen, welche für diese Lehre einer allgemeinen Erlösung der Juden eintreten, dass auch die Nationen wieder hergestellt werden, indem alle nicht Erretteten, mit Ausnahme einiger weniger, besonders bösartiger Menschen, die eine besondere Klasse bilden, zu Beginn des Tausendjährigen Reiches aus den Toten auferweckt und in ihre vormalige Stellung zurück gebracht werden.

Diese böse Lehre hat sich unter den Namen „Tagesanbruch“ weit verbreitet und – leider! – bei Tausenden von Christen Aufnahme gefunden.

Diese Lehre ist unter den Namen „Wiederbringungslehre“ auch in Europa nur zu sehr bekannt und angenommen worden.  (Der Verfasser)

 

Wie man derartige Lehren in das Wort Gottes hineinlesen kann,, haben wir kürzlich aus einem Buche über die Judenfrage ersehen.

Darin wird Matth. 23,37-39 herangezogen zum Beweis, dafür, dass „ganz Israel“, auch diejenigen einschließt, die den Herrn Jesus Christus in Jerusalem verworfen haben.

Sie alle werden aus den Toten auferweckt werden, Ihn sehen, wenn Er wiederkommt und dann werden sie errettet werden.

Man führt den folgenden Vers an:

„Jerusalem, Jerusalem, die da tötet, die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind!

Wie oft habe ich Deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel und ihr habt nicht gewollt.

Siehe, euer Haus wird euch wüste gelassen, denn Ich sage euch: Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gepriesen sei Der, Der da kommt im Namen des Herrn“!

 

Zunächst wird darauf hingewiesen, dass der Herr Mit den Worten:

„Euer Haus wird euch wüste gelassen“ selbstverständlich  die gemeint habe,, die Ihn in diesem Augenblick umstanden: das Geschlecht, das Ihn gesehen und Ihn, den Herrn der Herrlichkeit verworfen hat.

Wenn der Herr sagt:

„Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht“ ...usw., so wird auch das hier buchstäblich aufgefasst: der Herr habe alle damit bezeichnet, die zugegen waren und Ihn damals zum letzten Mal im Tempel sahen.

Jeder Einzelne von ihnen werde Ihn wiederkommen sehen.

Jeder Einzelne von ihnen wird Ihn mit den Worten begrüßen:

„Gepriesen sei, Der da kommt im Namen des Herrn“.

Nie haben wir eine starrere Buchstaben-Auslegung gesehen.

Danach sollten also jene gottlosen Pharisäer und Hohepriester, die den Herrn wissentlich verwarfen, die Ihn beschuldigten, die Dämonen durch Beelzebub auszutreiben, ebenso wie die Volksmenge, die da rief: „Kreuzige, kreuzige Ihn“! – sie alle sollten von den Toten auferweckt werden, den Herrn kommen sehen, an Ihm glauben und erlöst werden.

Dass eine solche Lehre weder nach dem Wort, noch in der obigen aus dem Matthäus-Evangelium, angeführten Schriftstelle enthalten ist, das ist leicht zu beweisen.

Die letzter kommt nur in diesem Evangelium vor, das heißt also, in dem Evangelium des Reiches, dem Evangelium der Haushaltungen.

Alles darin zeigt einen national-jüdischen Anstrich.

Die Worte des Herrn in Matth. 23, 37- 39 sind an „Jerusalem“ und an das Volk gerichtet und Jerusalem und das Volk werden bestehen, bis Er wiederkommt.

Zur Zeit Seiner Ankunft wir Ihn ein gläubiger Überrest mit den von Ihm angeführten Worten, die dem 118 Psalm entnommen sind, begrüßen.

Das Volk hatte Ihn verworfen, doch Er denkt an die Zeit Seines Wiederkommens.

An jenem Tag werden andere aus dem Volk leben und diese werden darauf warten, dass die Himmel sich öffnen und die Wolke der Herrlichkeit Ihn wiederbringt.

Jene ungläubigen Juden, aber, jene Ältesten und Pharisäer, soweit sie nicht etwadie ihnen nach dem Kreuze angebotene Gnade im Glauben ergriffen haben,  (was vielleicht bei vielen von ihnen der Fall gewesen ist) sind an ihren Ort gegangen und erwarten die Auferstehung der Gottlosen und nicht die Auferstehung der Gerechten.

 

Wir brauchen nur einen Vers anzuführen, der genügt, um derartige Gedankengänge, von denen wir soeben gesprochen haben, glatt abzutun.

Nämlich, Matth. 21,43:

„Deswegen sage ich euch: das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, welche dessen Früchte bringen wird“.

 

Es fragt sich nun, welche Nation der Herr hier meint.

Die Nation, unter der Er lebte, hatte Ihn verworfen und das Reich soll nun von der Nation weggenommen werden.

Eine andere Nation soll das Reich empfangen.

Wenn diejenigen recht haben, die da behaupten, dass „ganz Israel“ errettet werden soll, dass alle Juden, sogar jene Pharisäer, die den Herrn reden hörten, die Ihn mit einem satanischen Hasse gehasst haben, aus den Toten auferweckt werden und dann das Reich empfangen sollen: warum hat denn der Herr das nicht unmißverständlich gesagt und ihnen eine solche Verheißung gegeben?

Statt dessen sagt Er hier auf das Bestimmteste:

„Das Reich Gottes  wird von euch weggenommen werden“.

Womit Er nur die Generation gemeint haben kann, die damals lebte ohne mit einem Wort anzudeuten, dass sie es jemals zurückerhalten würden.

Eine andere Nation wir es empfangen.

 

Diese andere Nation ist nicht die Kirche, denn die Kirch ererbt nicht Israels irdisches Reich.

Das Reich gehört Israel, die andere Nation ist das Israel der Zukunft, jener Überrest Seines Volkes, der leben wird an dem Tage Seiner Offenbarwerdung in Herrlichkeit.

Wir versagen es uns, auf andere Beweisgründe einzugehen, die vorgebracht werden, um diese schriftwidrige Lehre zu stützen.

Sie stehen wirklich auf sehr schwachen Füßen.

„Also wird ganz Israel errettet werden“, betrifft das Israel, das an jenem Tage, wenn der Herr in Macht und Herrlichkeit offenbar wird, leben wird.

In der großen Trübsal, der „Zeit der Drangsale für Jakob“ (Jer. 30,7) wird die ganze Nation gesichtet werden, wie nie zuvor.

 

„Und es wird geschehen, im ganzen Lande, spricht Jehova: zwei Teile davon werden ausgerottet werden und verscheiden, aber der dritte Teil davon wird übriggelassen“. (Sach. 13,8-9).

„Und ich werde die Empörer und die von Mir Abgefallenen von euch ausscheiden.

Ich werde sie hinausführen aus dem Lande der Fremdlingsschaft, aber in das Land Israel soll keiner von ihnen kommen.

Und ihr werdet wissen, dass Ich Jehova bin. (Hes.20,38).

 

Was können die Verfechter der Lehre von der Wiederherstellung aller aus Israel, auch der Toten, wohl mit einer solchen Stelle anfangen?

Ähnliches lesen wir in Matth. 24, in der Ankündigung der großen Trübsal durch unseren Herrn.

Das Gericht brach herein und ereilte die Gottlosen.

Noah und sein Haus wurden errettet.

Ebenso wird es kommen:

„Einer wird genommen (im Gericht) und einer gelassen“. (Matth. 24,37-41).

„Gericht und Feuer werden die Nationen   sichten in jener Zeit der Drangsal“. (Jes. 4,4).

Ein Überrest des Volks wird dies alles durchmachen müssen, während die Gottlosen, die dem falschen Messias gehuldigt haben, hinweggefegt werden.

Dieser Überrest stellt das „Ganz Israel“ dar, das errettet wird.

Wir müssen jedoch unterscheiden zwischen diesem Teile des Volkes, der an jenem Tag errettet werden wird und dem frommen, gläubigen Überrest, welcher während der großen Trübsal den Nationen das Evangelium des Reiches verkündigt.

Jenem Überrest, der versiegelt wird, der leidet und überwindet.

Von diesem Überrest redet das ganze prophetische Wort klar und deutlich.

In Offenbarung 12 haben wir das Weib ,das in die Wüste flieht, „woselbst sie ernährt wird eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit“. (3 ½ Jahre).

Das heißt, während der großen Trübsal.

Hier handelt es sich um jenen Teil des Volkes Israel, der bewahrt wird.

Aber am Ende des Kapitels lesen wir:

„Und der Drache ward zornig über das Weib und ging hin, Krieg zu führen mit den Übrigen (oder: dem Überrest) ihres Samens, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben. (Offb. 12,17).

 

Dieser Überrest ist der gläubige, von Jesu zeugende Überrest.

Auch über die Art, wie Israel errettet wird, gibt uns das Wort Aufschluss:

„Wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Erretter kommen, Er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden“

 

Hier ist von der Wiederkunft des Herrn als Erretter Seines jüdischen Volkes die Rede.

Er kommt wieder nach Zion und danach strahlt Er aus Zion hervor in Seiner großen Macht, als Erretter.

Die Stelle, mit der wir uns jetzt beschäftigen, ist überaus kostbar.

Sie weist hin auf das zweite Kommen Christi in Seiner Majestät, zur Errettung, Befreiung und Wiederherstellung Seines Volkes Israel, das an jenem Tage leben wird, so wie dies alles durch das ganze AT hindurch geoffenbart ist.

Es ist unmöglich, auf alle Stellen einzugehen, die davon handeln und alle Vorbilder zu erwähnen, welche dieses wichtige Ereignis zum voraus darstellen.

Von den Letzteren möchten wir nur die Geschichte Josephs hervorheben.

In ihm sehen wir einen Menschen, in Macht und Herrlichkeit, den Mann, vor dem jedermann seine Knie zu beugen hatte, der Retter der Welt.

Und als seine Brüder zum zweiten Male nach Ägypten kamen, gab er sich ihnen zu erkennen..

DA stand er vor ihnen, angetan mit seinem königlichem Gewand und mit königlicher Gewalt.

Überwältigend ist der Augenblick, in welchem sich Joseph sich seinen Brüdern  zu erkennen gibt.

In einer weiten Säulenhalle, deren Wände mit geheimnisvollen Schriftzeichen bedeckt sind, sitzt auf goldenem Thron der zweite Pharao.

Diese schlägt das Gewissen, und erbleichend flüstern sie miteinander.

„Fürwahr, wir sind schuldig wegen unseres Bruders“.

Da steht der Fürst auf, steigt herab von seinem Thron, breitet seine Arme nach ihnen aus und ruft in wohlbekannten, hebräischen Lauten:

„Ich bin Joseph, euer Bruder“.

 

Vor ihn stehen elf Männer, zitternd, hungernd, in Lumpen, schreckerfüllt.

Und nun bricht er, in der Sanftmut seines Herzens, in Tränen aus und sagt zu ihnen:

„Tretet doch her zu mir....Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt.....Und er küsste alle seine Brüder und weinte an ihnen“

Welch ein herrliches Vorbild dessen, was sich ereignen wird, wenn Er zum zweiten Male kommen und „ihre Missetat vergeben und ihrer Sünden nicht mehr gedenken wird“.

 

Oder denken wir an Moses.

Als er das erste Mal zu seinen Brüdern kam, um sie zu befreien, da verwarfen sie ihn und erst beim zweiten Male, vierzig Jahre später, als die Trübsal ihren Höhepunkt erreicht hatte, nahmen sie ihn an und er führte sie hinaus.

Im NT haben wir ein Vorbild in dem ungläubigen Thomas.

Als der Herr den Jüngern, die sich eingeschlossen hatten, zum ersten Male nach Seiner Auferstehung erschien,, wobei Thomas nicht zugegen war, da er klärte dieser:

„Es sei denn dass ich in Seinen Händen das mal der Nägel lege und lege meine Hand in Seine Seite, so werde ich nicht glauben. (Joh. 20,25).

Sieben Tage vergehen,

Armer Thomas, wie unglücklich muss Er gewesen sein, voller Zweifel und Ungewissheit.

„Und nach acht Tagen waren Seine Jünger wiederum drinnen und Thomas bei ihnen.

Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren und stand in der Mitte und sprach: Friede euch.

Was wird er jetzt tun, Er, Der die Herzen prüft?

Wird Er nun Thomas wegen seines Unglauben verurteilen?

Wird Er ihm Vorwürfe machen, weil er so trägen Herzens ist?

Nicht ein Wort davon!

„Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh Meine Hände und reiche deine Hand her und sei nicht ungläubig, sondern gläubig“

Thomas antwortete und sprach zu Ihm: Mein Herr und Mein Gott!

 

So wird es sicherlich wiederum  sein ,wenn sie, die Ihn nicht erkannt hatten; Ihn anschauen werden, den sie durchstochen haben.

Es leben heute Tausende von orthodoxen Juden, die fest an das Kommen des Messias glauben,

Tausende, bei denen man eine veränderte Stellungnahme gegenüber der Person des Herrn Jesus Christus wahrnehmen kann.

War Er vielleicht doch der Messias oder war Er nicht Der, Welcher verheißen ist?

An jenem Tag wird ihnen die Antwort  auf die Frage werden.

„Alsbald, aber, nach der Drangsal,  jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben und die Stern werden vom Himmel fallen und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.

Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen  in dem Himmel erscheinen.

Und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit“ (Matth. 24,29-30)

 

„Siehe, Er kommt mit den Wolken und jedes Auge wird Ihn sehen, auch, die Ihn durchstochen haben, und wehklagen werden Seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, amen“.  (Offb. ,7).

 

„Und sie werden auf Mich blicken, Den sie durchbohrt haben und werden über Ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den Eingeborenen und bitterlich über Ihn leid tragen, wie man bitterlich über den Eingeborenen leid trägt.“. (Sach. 12,10).

 

Was für ein Tag wird das sein.

Die Trübsal hat ihren Gipfel erreicht.

Ihr zu entkommen, scheint eine Unmöglichkeit. –

Ganz plötzlich tritt Ruhe ein.

Die Stille vor dem Sturm.

Die Sonne verdunkelt sich mehr und mehr.

Der Mond erblasst, während Sterne herabfallen und Himmel und Erde erschüttert werden.

Da – was bedeutet jene leuchtende Wolke dort oben?

Inmitten der furchterregenden, schauerlichen Naturerscheinungen wird die Wolke sichtbar, in Feuer und Herrlichkeit.

Der gläubige hat ein göttliches Eingreifen, eine Offenbarung von oben erfleht:

„O, dass Du die Himmel zerrissest, hernieder führest“. (Jes. 64,1)

Sie erkennen sofort aus ihren Schriften, dass jene Wolke, die Schechina ist, das Gewand Jehovas.

Die ganze Geschichte ihrer Vergangenheit steigt vor ihnen auf.

Wohnte Jehova nicht vormals bei unseren Vätern, zog Er nicht vor ihnen her?

Zerstreute Er nicht unsere Feinde?

Sicherlich, Er ist es, Jehova strahlt hervor.

Nd so hören wir sie rufen, in jener dunklen Nacht:

„Siehe da, unser Gott, .auf Den wir harrten, dass Er uns retten würde, da ist Jehova, auf den wir harrten.

Lasst  uns frohlocken und uns freuen in Seiner Rettung“. (Jes 25,9)

 

Aber die Wolke kommt näher, Herrlichkeitsstrahlen erleuchten den Himmel“. (Hab. 3,5).

Ein Licht, so gewaltig wie jenes, dass da fiel auf Saulus von Tarsus, dem Pharisäer aus den Pharisäern, das stärker war als die Mittagssonne, umglänzt und erleuchtet alles.

Abermals werden sie aufwärts blicken und siehe, auf der Wolke ist Einer wie eines Menschensohn.(Dan. 7,13).

Und wie sie immer aufschauen auf jene unendlich wunderbare Erscheinung, da sehen sie, dass jener Menschensohn durchstochen ist.

Und wie den Brüdern Josephs auf einmal ein Licht aufging, dass der Mann im königlichem Gewande ihr Bruder war, so wird es Israel plötzlich klar werden:

Der da kommt in großer Macht und Herrlichkeit, das ist Jehova-Jesus, ihr König-Messias, den sie verworfen hatten.

Dann werden sie sagen:

„Er war Einer, vor Dem man das Angesicht verbirgt.

Er war verachtet und wir haben Ihn für nichts geachtet.

Führwahr, Er hat unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen hat Er auf Sich geladen..

Und wir, wir hielten Ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt, doch um unserer Übertretungen willen war Er verwundet, um unserer Missetat willen zerschlagen..

Die Strafe zu unserem Frieden lag auf Ihm und durch Seine Striemen ist uns Heilung geworden“.  (Jes. 53,3-5).

 

„Und Seine Füße werden am jenem Tage auf dem Ölberg stehen. (Sach. 14,4).

 

So, wie Er hinweggegangen, so ist Er wiedergekommen.

Und alsdann wird Er die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden und ihr Sünden wegnehmen.

Die Ungerechtigkeit des Landes und des Volkes wird an einem Tage hinweggenommen. (Sach. 3,9).

 

„Wer hat solches gehört, wer hat dergleichen gesehen?

Kann ein Land an einem Tage zur Welt gebracht oder eine Nation mit einem Male geboren werden?

Denn Zion hat Wehen bekommen und zugleich ihre Kinder geboren.....Freut  Euch mit Jerusalem und frohlockt über sie, alle, die ihr sie liebet.

Seid hocherfreut mit ihr, alle, die ihr über sie trauert. (Jes. 66, 8-10)

 

„Und danach wird es geschehen, dass ich Meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch und eure Söhne und Töchter werden weissagen.

Eure Greise werden Träume haben.

Eure Jünglinge werden Gesichte sehen“ ((Joel 2,28)

 

„Und ich werde Mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, wenn Ich Meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe, spricht der Herr Jehova“ (Hes. 39,29)

 

Doch wir müssen es nun mit der Anführung der Verheißungen  für Israel und der Israel gegebenen Herrlichkeiten hierbei bewenden lassen.

Nicht ein Wort von all den Segnungen und Gnadenerweisungen, die der Herr Israel durch den Mund Seiner heiligen  Propheten verheißen hat, wird an jenem Tage unerfüllt bleiben.

Das Wort, das wir hier haben:

„Es wird aus Zion der Erretter kommen“, ist die Anführung zweier Stellen aus dem AT. Jes. 59,20:

„Und ein Erlöser wird kommen für Zion und für die, welche in Jakob von der Übertretung umlehren, spricht Jehova“.

Und die zweite Stelle, Psalm 14,7:

„O, dass aus Zion die Rettung Israels da wäre!

Wenn Jehova die Gefangenschaft Seines Volkes wendet, soll Jakob frohlocken, Israel sich freuen“.

 

Möge die Ankunft jenes Tages beschleunigt werden!

Mögen wir ernstlich beten:

„Amen, komm Herr Jesus“!

 

Möge Er bald erscheinen, um uns zu Sich zu nehmen.

Danach wird es nur eine kleine Zeit währen und diese herrlichen Ereignisse werden sich auf dieser Erde abspielen.

Jerusalem wird befreit und ein Lobgesang werden auf Erden und die zerstreute Nation wird von dem Herrn Jesus Christus, dem großen Hirten Israels, gesammelt werden.

Alsdann werden Gerechtigkeit und Friede sich küssen und die Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn wird die Erde bedecken.

Gleichwie die Wasser den Meeresgrund.

Dann wird ein Singen sein im Himmel und auf Erden:

„Friede auf Erden und Herrlichkeit Gott in der Höhe“.

 

Jerusalem und ein erlöstes Volk werden der Mittelpunkt des Frohlockens sein:

„Jubele und freue dich, Tochter Zion!, denn siehe: Ich komme und werde in deine Mitte wohnen, spricht Jehova.

Und an jenem Tage werden viele Nationen sich an Jehova anschließen und sie werden Mein Volk sein und Ich werde in deine in deiner Mitte wohnen und du wirst erkennen, dass Jehova der Heerscharen Mich zu dir gesandt Hat“. (Sach. 2,10-11).

 

So hat nun die wichtige Frage:

Hat Gott Sein Volk verstoßen“? ihr völlige Beantwortung gefunden.

Wir haben diese wunderbaren Antworten betrachtet und daraus ersehen, warum der Heilige Geist sie in so eindrucksvoller Weise hervorhebt.

Fern sei der Gedanke, Gott habe Sein Volk verstoßen!

Wo blieben dann die Wahrheiten Seines Wortes, Seine Treue und Seine Gerechtigkeit?

Hätte Er wirklich Sein Volk verstoßen, wäre keine Zeit für Israel, keine Erfüllung der Verheißungen des AT. Zu erwarten, dann könnten wir unsere Bibeln schließen und verzweifeln.

Alles Lob, alle Herrlichkeit Gott; denn Er hat Sein Volk nicht verstoßen.

 

 

Schlussbetrachtung

 

Und jetzt die Schlussfolgerung.

Der erste Teil des Römerbriefes, der sich mit der Lehre beschäftigt, fasst im achten Kapitel das bisher Gesagte zusammen, beginnend mit dem 31. Vers:

„Was sollen wir nun hierzu sagen?

Wenn Gott für uns ist, wer wider uns“?

So haben auch das 9., 10. und 11. Kapitel dieses Briefes, in welchen die Haushaltungen Gottes behandelt werden, einen Gipfelpunkt, von dem aus ein Rückblick auf das geworfen wird, was in diesen Kapiteln ausgeführt ist.

„Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde, um euretwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte, um der Väter  willen.

Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind  unbereubar.

Denn gleichwie auch ihr einst Gott  nicht geglaubt habt, jetzt aber unter  die Begnadigung gekommen seid durch den Unglauben dieser, also haben auch jetzt diese an eure Begnadigung nicht geglaubt, auf dass auch sie unter die Begnadigung kommen..

Denn Gott hat alle zusammen in den Unglauben eingeschlossen, auf dass Er alle begnadige.

O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!

Wie unausforschlich sind Seine Gerichte und unausspürbar Seine Wege!

Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt oder wer ist Sein Mitberater gewesen?

Oder wer hat Ihm zuvor gegeben und es wird Ihm vergolten werden?

Denn von Ihm und durch Ihm und für Ihn sind alle Dinge.

Ihn sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Es ist nicht unsere Absicht, diese Worte eingehend zu besprechen.

Welch ein Segen, abermals die herrliche Zusicherung zu lesen, dass die Gnadengaben und Berufung Gottes unbereubar sind.

Er wird sein Wort nicht zurück ziehen.

Und alle, Juden wie Nationen, sind unter der Gnade.

Das will allerdings nicht besagen, dass jeder Jude und jeder aus den Nationen Gnade empfangen werde, wie das in jener schriftwidrigen Lehre von der „Wiederherstellung aller Dinge“ verkündigt wird.

Wer aus den Nationen geglaubt hat, dem ist Gnade widerfahren.

Und wenn der Herr wiederkommt, dann wird, allein durch die überragende Barmherzigkeit Gottes, Israel Segen und Heil teil werden und es wird in sein Erbteil eingehen.

So sind nun Juden und Nationen Schuldner dieser wunderbaren Barmherzigkeit.

Diese Tatsache bewirkt in dem Apostel eine erhabene Lobpreisung Gottes.

Ja, mit welch einer Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit, als auch der Erkenntnis Gottes handelt Er in Seinem Erbarmen, den Juden wie den Nationen gegenüber.

Wie unausforschlich sind Seine Gerichte!

Wie unausspürbar Seine Wege!

Mögen auch unsere Herzen sich jetzt vereinigen, um unseren Gott und unseren Vater zu erheben und uns mehr und mehr an Seinen Gnadenswegen zu erquicken.

Und mögen wir, die wir durch Gnade errettet sind, es doch nicht vergessen, dass sie hinsichtlich des Evangeliums Feinde sind um unsertwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte, um der Väter willen.

Mögen wir Israels gedenken, Seiner armen, umher irrenden, zerstreuten Schafe.

Mögen wir nicht vergessen, was wir Israel schuldig sind, diesem Volke, dessen „die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen; deren die Väter sind und aus welchen, dem Fleische nach, der Christus ist.

Welcher über alles ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen. (Röm. 9, 4-5)

 

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Anhang: Zu Luther

 

Entnommen aus:   Die  Judenfrage


D theol. Arno Clemens Gaeberlein
R. Müller-Kersting, Zürich-Höngg

 

Fast allgemein werden herrliche Zukunftsblicke der Kirche zugeschrieben, während Verblendung und Flüche den Juden gelassen werden.

Eine derartige unvernünftige Methode, die Bibel zu erklären,  bewirkte und bewirkt noch immer die größte Verwirrung.

Wir brauchen das Kapitel, dem die zwei angeführten Verse entnommen sind, nicht zu verlassen, wenn wir beweisen wollen, dass das Gericht der Verblendung nicht Israels endgültiger Zustand ist.

 

Wir lesen die trostreichen Worte Jehovas an  Sein Volk Israel:

Und an jenem Tage werden die Tauben die Worte des Buches hören und aus dem Dunkel und Finsternis hervor werden die Augen der Blinden sehen.

Und die Sanftmütigen werden ihre Freude in Jehova mehren und die Armen unter den Menschen werden frohlocken in dem Heiligen Israels.

Denn der Gewalttätige hat ein Ende und der Spötter verschwindet und ausgerottet werden alle, die auf Unheil bedacht sind. (Jes. 29, 18-20).

Das ist eine Weissagung, die sich auf die Zukunft bezieht.

Jener Tag ist der Tag, an welchem unser Herr in Macht und Herrlichkeit offenbar werden wird und dem blinden und tauben Volk sind Segnungen verheißen.

In den Gesichten Jesajas sind Hunderte von Verheißungen zu finden, die Israel gegeben und die in der Vergangenheit nie erfüllt worden sind.

 

Doch wird das Volk für alle Zeiten in seinem Zustand der Verwerfung verharren?

Soll jener verhängnisvolle Ausruf

„Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“

sich immer wieder  über alle künftigen Geschlechter  auswirken oder wird ein Tag kommen, an welchem die sühnende Kraft des kostbaren Blutes Christi sich an ganz Israel erweisen und Segen an die Stelle des Fluches treten wird?

 

Ein Blick auf die Schlussworte des  69. Psalms wird uns auch die Frage beantworten:

„Denn Gott wird Zion retten und die Städte Judas bauen; und sie werden daselbst wohnen und es besitzen.

Und der Same Seiner Knechte wird es erben; und die Seinen Namen lieben werden darin wohnen. (35,36)

 

Damit wird uns die Zukunft Zions  und des Volkes mitgeteilt.

Das ganze Buch der Psalmen durchziehen die Lobpreisungen Seines erlösten Volkes Israel, nachdem dasselbe zu Gott und in Sein eigenes Land zurück gebracht sein und Jehova als König in seiner Mitte wohnen wird.

Diese Lobpreisungen beziehen sich natürlich auf die Zukunft; aber die Psalmen sagen uns doch, dass Gott Sein Volk nicht auf immer verstoßen hat.

 

Wohl hören wir, dass Israel die angedrohte, im Gesetz, in den Propheten und in den Schriften – also im ganzen Alten Testament  angekündigte Verstockung widerfahren ist.

Aber diese Verstockung (Verblendung) ist weder eine völlige, noch eine endgültige.

 

Im Zusammenhang hiermit möchten wir darauf hinweisen, welch ein Zeugnis für die Wahrheit des heiligen Wortes Gottes das Volk Gottes das Volk der Juden ist.

 

Es ist eine übernatürliche Tatsache, die von keinem Ungläubigen erklärt werden kann, dass die gesamte Geschichte dieses merkwürdigen Volkes vor Tausenden von Jahren von Gott vorausgesagt worden ist.

Der auf ihnen lastende Fluch, der Zustand ihres Landes und der Stadt Jerusalem und noch vieles andere gibt Zeugnis davon, dass die Bibel das Wort Gottes, und dass der verworfene Jesus der ihnen der verheißene Messias ist.

Und das Wort Gottes, dessen Fluchankündigung so buchstäblich eingetroffen ist, wird eines Tages – und das wird ein herrlicher Tag sein! – in Bezug auf die Segnungen ebenso buchstäblich in Erfüllung gehen.

 

Mögen wir nicht vergessen, was wir Israel schuldig sind, diesem Volke, dessen „die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen; deren die Väter sind und aus welchen, dem Fleische nach, der Christus ist.

Welcher über alles ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen. (Röm. 9, 4-5)

 

Mit diesen Aussagen  ist die Irrlehre Luthers, betreffend der Juden in der Heiligen Schrift, erwiesen.