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 Werner Tietze

Afterreden - Verleumden - üble Nachrede -

die frommen Sünden der Christen

  Wo es an Holz fehlt, erlischt das Feuer; und wo kein Ohrenbläser ist, hört der Zank auf.     Spr 26,20

                    

Eine der schlimmsten frommen Sünden unter Christen ist das Reden über den ande­ren. Natürlich wird man entrüstet von sich weisen, daß man jemanden 'verleumdet'. Verleumden heißt doch unserer Meinung nach, über jemanden Unwahres verbreiten. Und so etwas tun wir natürlich nicht!  Nun ja, wir reden schon mal ein wenig über andere, aber das ist doch kein Verleumden! Wir tau­schen uns ja bloß  über manches und manche aus. Es gibt eben Dinge die einmal gesagt werden müssen!  Aber verleumden? Nein! Schließlich treten wir ja für die Wahrheit ein. Man muß doch sehen, wo die Hindernisse (bei den ande­ren!) in der Gemeinde sind, warum es nicht vorwärts geht. Und außerdem hört man ja auch so manches!

 

Ehe wir weitergehen, müssen wir erst einmal den Unterschied zwischen dem deutschen Wort 'verleumden' und dem biblischen Begriff klarstellen. In der deutschen Sprache bedeutet verleumden: 'über jemandes Unwahres verbrei­ten, um seinem Ansehen zu schaden; ihn zu diffamieren'. In der Bibel haben wir mehrere Wörter, die  mit verleumden übersetzt werden, dabei aber nicht genau dem deutschen Wort 'verleumden' entsprechen. So lesen wir in Jak. 4,11 nach Luther: 'Verleumdet einander nicht, liebe Brüder', während El­berfelder übersetzt: 'Redet nicht widereinander, Brüder'; bzw. 'Redet nichts Üb­les gegeneinander, Brüder' (Rev.Elberf).  Im Griechischen steht hier das Wort 'katalaleô', was soviel heißt wie 'herabreden, gegen oder wider jemanden re­den', wobei es unwichtig ist, ob es wahr ist oder nicht. Das Hauptwort 'katalalia'  übersetzt auch Luther richtig mit 'üble Nachrede' in 1.Pet.2,1. In 2. Kor.12,20 finden wir neben übler Nachrede noch den treffenden Ausdruck 'Ohrenbläse­reien' (Elberfelder). Das griech. Wort 'psithyrismos' bedeutet 'Flüstern, Ge­heimnisse in die Ohren blasen' (wobei Luther allerdings wieder 'Verleumdung' sagt und Elberfelder 'üble Nachrede' mit 'Verleumdung' übersetzt) Interessant ist die englische Übersetzung 'backbitings' (wörtlich: von hinten beißen) und 'whisperings' (Flüstern).

 

Aus diesen Beispielen sehen wir, das 'verleumden' nicht nur die Verbreitung von Unwahrheiten über andere bedeutet, sondern jedes negative Reden über andere in ihrer Abwesenheit, ganz gleich ob es wahr ist oder nicht. Wir haben für diese unter Christen weit verbreitete Unsitte auch noch den Begriff 'Afterre­den'. Wir sind also nicht dadurch gerechtfertigt, wenn wir meinen, daß wir doch nur das (nach unserer Meinung) Wahre über einen anderen sagen. Maßge­bend ist immer der Beweggrund unseres Redens: bewußt oder unbewußt scha­den wir natürlich dem Ansehen dessen, über den wir reden, aber wir selbst wollen uns dadurch oftmals rechtfertigen, uns in ein besseres Licht setzen und erheben uns so über den anderen.

 

Das einzig legitime Reden über andere ist, wenn wir es in Demut und im Be­wußtsein unserer eigenen Schwäche und Anfälligkeit tun, um dann diese Din­ge gemeinsam im Gebet und Fürbitte vor den Herrn zu bringen.  Und wenn wir es dem Herrn gebracht haben, dann haben wir darüber zu schweigen! Gott schenkt niemanden die Gabe der Unterscheidung, um den anderen zu kritisie­ren und zu richten (und mit anderen darüber zu reden!), sondern um sich prie­sterlich unter die Sünden und Schwächen des anderen zu stellen und sie fürbit­tend ins Heiligtum zu tragen. Wenn wir wirklich unsere hohe Stellung als Köni­ge und Priester erkennen, müssen wir selbst es doch als gemein und nieder­trächtig finden, wenn wir uns über die Schwächen und Fehler unserer Mitchri­sten auslassen. Wissen wir nicht, wes Geistes Kinder wir sind?

 

Es gibt noch ein schlimmes Wort für 'verleumden', welches im Grundtext 'dia­bolos' = anklagen, besonders falsch anklagen, verklagen, verleumden heißt. Es steht in 2.Tim 3:3 zusammen mit der Beschreibung von Menschen, welche nur die äußere Form der Gottseligkeit haben: ' ohne natürliche Liebe, unver­söhnlich, {O. wortbrüchig, treulos}  Verleumder (diabolos), unenthaltsam, grau­sam, das Gute nicht liebend...'.  Die höchste Steigerung der Verleumdung ist der Begriff 'blasphêmia' (Blasphemie) mit der Bedeutung 'Lästerung, Verleum­dung, Schmähung' .

 

Wer andere verleumdet, redet Nachteiliges über ihn (es kann wahr oder un­wahr sein!), er redet Übles über seinen Nächsten, er redet ihm zum Schaden, er ist ein Afterredner und Ohrenbläser und letztendlich steht er auf der Seite des Verklägers (diabolos) und zerstört Vertrauen und Gemeinschaft.

 

Warum ist das Afterreden unter Christen so weit verbreitet? Ist man zu feige, mit dem Betreffenden selbst zu reden? Ist man verletzt, empfindlich, beleidigt und will sich auf diese Weise Genugtuung verschaffen? Steht man unter ei­nem Kritikgeist, den man fälschlicherweise 'Wahrheitsliebe' nennt? Möge der Herr uns alle befreien von verletzter Eitelkeit, von fleischlicher Rechthaberei, von Selbstüberschätzung und Selbsterhöhung. Auch wenn unser Reden über andere nicht etwas bewußt Unwahres ist, so verurteilt die Bibel auch jedes Re­den, was dem andern schadet.: 'Verleumdet einander nicht (redet nicht wi­dereinander), liebe Brüder. Wer seinen Bruder verleumdet (gegen ihn redet) oder verurteilt, der verleumdet (redet gegen) und verurteilt das Gesetz. Verur­teilst du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter. Einer ist der Gesetzgeber und Richter, der selig machen und verdam­men kann. Wer aber bist du, daß du den Nächsten verurteilst?' (Jak.4,11.12)

 

Das Reden über andere zeigt  einen großen Mangel an Liebe, 'denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge' (1.Pet.4,8). Das Aufdecken und Aus­schlachten der Fehler und Sünden anderer erinnert an die Schadenfreude Hams : 'Als nun Ham seines Vaters Blöße sah, sagte er's seinen beiden Brü­dern draußen' (1.Mose 9,22). Sem und Japhet dagegen bedeckten den Vater und wurden gesegnet, während Ham verflucht wurde.

 

Lieber Bruder, liebe Schwester, wenn du meinst, alles klar zu sehen und zu durchschauen, wenn du dich für 'geistlich' hältst, kennst du dann wirklich kei­nen besseren Weg, als über die anderen zu reden? Vielleicht ist dir wirklich einmal Unrecht geschehen, vielleicht kommst du gegen die Redegewandten in der Gemeinde nicht an. Aber dann sage es Gott im Gebet und rede nicht mit anderen darüber.  Du gekränkte Schwester, laß keine Wurzel der Bitterkeit aufkommen, wodurch (durch dein Reden) viele verunreinigt werden (Hebr 12,15), sondern sage es deinem Herrn und überlaß es Ihm. Und du lieber Bru­der, der du dich vielleicht übergangen fühlst, du mußt dein Selbstwertgefühl nicht dadurch zu stärken suchen, indem du andere durch dein Reden herab­setzt. Es ist doch gar nicht so wichtig, ob du in der Gemeinde als einer der Er­sten anerkannt wirst. Laß dir doch genügen, mit deinem Herrn eins zu sein, der gesagt hat: 'Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Men­schensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er die­ne und sein Leben gebe als Lösegeld für viele' (Markus 10,44.45)

 

Es ist doch gar nicht so wichtig, ob Menschen dir recht geben, ob du von Men­schen angesehen bist. Versuche doch nicht, dich vor Menschen zu rechtferti­gen, indem du andere beschuldigst. Überlaß alles dem Herrn, der einem jeden vergelten wird nach seinem Tun. Selbst wenn die anderen über dich reden, laß dich nicht dazu verleiten, eben dasselbe zu tun.  Wir sind glückselig, wenn uns die Menschen um Seinetwillen schmähen und allerlei Übles gegen uns reden (Matth.5,11).

 

Wenn wir zu denen gehören, die über andere reden (sie verleumden), dann zerstören wir nicht nur die Gemeinschaft, sondern schaden auch uns selbst. Besonders die Sprüche reden hier eine klare Sprache:

 

Spr 10,18  Wer Haß verbirgt, hat Lügenlippen; und wer Verleumdung (Schmä­hung, böses Gerücht) ausbringt, ist ein Tor.

Spr 11,13  Wer als Verleumder (Zuträger, Informant) umhergeht, deckt das Geheimnis auf; wer aber treuen Geistes ist, deckt die Sache zu.

Spr 17,9  Wer Liebe sucht, deckt die Übertretung zu; wer aber eine Sache im­mer wieder anregt, entzweit Vertraute.

Spr 18,8  Die Worte des Ohrenbläsers (Flüsterer, Nachredner, In­formant, Verleumder) sind wie Leckerbissen, und sie dringen hinab in das In­nerste des Leibes.

Spr 20,19  Wer als Verleumder (Zuträger, Informant) umhergeht, enthüllt das Geheimnis; und  mit dem, der seine Lippen aufsperrt, laß dich nicht ein.

Spr 25,23  Nordwind gebiert Regen, und eine heimliche Zunge (die geheime Anschuldigungen weitersagt) macht verdrießliche Gesichter.

 

Werner Tietze