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Werner Tietze    

Blut und Kreuz    Neuauflage

 

Blut und Kreuz gehören zusammen. Dabei spricht das Blut mehr von dem, was Jesus für uns getan hat: Neuer Bund, Erlösung, Erkauftsein, Sühnung, Rechtfertigung, Zutritt ins Heiligtum, Besprengung, Reinigung, Waschen von Sünden, usw.  Es ist der erste Schritt im Glaubensleben, das wir im Glauben annehmen, was Jesus für uns getan hat. Vergebung der Sünden geschieht durch das Blut, aber die Befreiung von der Sünde, d.h. von der Macht der Sünde, geschieht durch das Kreuz.

 

Für viele Gläubige ist das Kreuz ein Ärgernis, weil es die Verurteilung nicht nur der Sünde, sondern auch das Sünders bedeutet.  Immer wieder hört man die unbiblische Aussage: Gott haßt die Sünde und liebt den Sünder. Das kann leicht mißverstanden werden und dahin führen, daß man die   Vergebung durch das Blut annimmt, aber in seiner Ichhaftigkeit weiterlebt.  Auch der Sünder steht unter dem Gericht Gottes und muß sterben! „Der Herr prüft den Gerechten und den Gottlosen ; wer Unrecht liebt, den haßt seine Seele“ (Psalm 11,5).  „Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also geurteilt haben, daß einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt worden“  (2.Kor. 5,14.15). Der fromme Christenmensch  möchte wohl das Blut Jesu annehmen, weil es ihm zugute kommt und er dabei noch am Leben bleiben kann. Doch wenn er dabei stehen bleibt, dann dreht sich alles immer noch um sein eigenes Ich: Das Blut reinigt mich, versöhnt mich, bewahrt mich, usw.

 

Den meisten Christen fehlt das Verständnis für das Kreuz Christi. Es ist zum Schmuckstück kirchlicher Kunst und Grabpflege geworden, zu einer Zierde am Hals von Frauen und Männern, zu einem Würdezeichen auf der Brust von Bischöfen (und Bischöfinnen!) und Päpsten, und sogar zu einer Ehrenauszeichnung für militärische und staatliche Verdienste entartet.  Auch evangelikale „Diener des Herrn“ lassen sich von einer gottlosen Regierung ein „Bundesverdienstkreuz“ anheften.

 

Der Apostel Paulus betont das Kreuz zur Verwirklichung des Christenlebens:  „Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten“ (1.Kor. 2,2)  Er verkündigte „das Wort vom Kreuz“ als Gotteskraft (1.Kor.1,18), und nicht das Wort vom Blut!  Der alte Mensch kann von dem Fleisch mit den Lüsten und Begierden nicht durch das Blut gereinigt werden; er kann nur durch das Kreuz davon befreit werden: „Die aber Christus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden“ (Gal. 5,24).   Das Kreuz hat zwei Seiten:  1) Die Hingabe des Leibes Christi als Opfer für uns;  2) Unser Mitgekreuzigtsein, mit Ihm, d.h. Tod dem eigenen Ich, dem alten Wesen, dem natürlichen Mensche

 

Durch falsche Predigtweise und „kluge Worte“ kann das Kreuz Christi  „zunichte“ gemacht werden (1.Kor. 1,17).  Die Menschen bleiben dann auch als Gläubige in ihrem Ichleben stecken und suchen oftmals „bevollmächtigte Seelsorger“, die ihnen das Sterben am Kreuz ersparen sollen.. Das Kreuz bedeutet das Aufgeben aller Ichhaftigkeit, die Nachfolge außerhalb des Lagers , um Seine Schmach zu tragen. Sein Leben verlieren heißt, das Seelenleben (psyche) verlieren.  Das Wort vom Kreuz mit seinem Anspruch an den ganzen Menschen muß im Mittelpunkt der Evangeliumsverkündigung stehen.  Das Kreuz ist Gottes Kraft und Weisheit (1.Kor. 1,23.24) und verurteilt alle Menschenweisheit.  Die Botschaft vom Kreuz wendet sich gegen alle Religion, auch gegen die „christliche“ mit ihrer gesetzlichen Frömmigkeit. Das Kreuz entlarvt die falsche Frömmigkeit mit allem fleischlichen Eifer. Deshalb ist das Wort vom Kreuz für die frommen, religiösen Menschen ein  unerträgliches Ärgernis (1.Kor. 1,23; Gal. 5,11). Alle Christen, die nicht wollen, daß ihr Fleisch und die Welt ihnen gekreuzigt ist, sondern in weltlicher Gesinnung weiterleben, sind Feinde des Kreuzes Christi  (Phil.3,18).

 

Der Gläubige kommt nur durch das Kreuz in die Gemeinschaft Christi (Phil. 3,10).  Eine  Lebenserneuerung geschieht nur durch das Mitgekreuzigtsein.  Dabei geht es nicht um eine Lehre vom Kreuz, um bloße theoretische Erkenntnis, sondern um die Willigkeit, das Eigenleben zu verlieren. Das Mitgekreuzigtsein ist für den Gläubigen einerseits eine geschichtliche Tatsache und andererseits das praktisches Leben in Seiner Gemeinschaft (Röm. 6,6; Gal. 2,19.20; Kol. 3,5). Mit einer einmaligen „Entscheidung für Jesus“ ist es nicht getan! Wir sind aufgefordert, täglich das Kreuz aufzunehmen und täglich zu sterben (Luk.9,23). Der Stellung in Christus nach ist unser alter Mensch  bereits mitgekreuzigt (Röm. 6,6), aber unser Fleisch muß ganz bewußt dem Kreuzesfluch ausgeliefert und in den Tod gegeben werden (Röm. 8,13; Kol. 3,5).  Paulus bezeugt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal. 2,19.20).  „Es sei aber fern von mir, mich zu rühmen, als allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt“ (Gal. 6,14).  Das Kreuz ist auch die Grundlage der Einheit der Gemeinde (Eph. 2,16).

 

Wir dürfen dem Blut Jesu nicht Fähigkeiten zuschreiben, welche die Bibel nicht bezeugt. Ein magisches Verständnis des Blutes ist unbiblisch.  Das kommt auch in manchen bekannten Liedern zum Ausdruck, welches dieses falsche Verständnis noch festigen. „Es ist Kraft in dem Blut“ – welche Kraft?  - Das Wort vom Kreuz ist eine Gotteskraft! (1.Kor.1,18).  Und man singt: „Alles neu, alles neu“ – durch das Blut des Lammes. - Doch Neuheit des Lebens kommt nur durch unser Mitgekreuzigtsein, so daß wir in Neuheit des Lebens wandeln können  (Röm. 6,3-6).  Dazu kommt noch das magische Verständnis des Blutes durch Aussagen wie „sich unter das Blut stellen“ und durch die besondere Lehre vom  „Lösen und Binden“. Bei diesem  anmaßenden „Binden der Mächte der Finsternis“ kommen die Menschen oftmals noch tiefer in sündhafte Verstrickungen hinein.  Nur wer gestorben ist, der ist frei vom Gesetz der Sünde und des Todes. Wenn Gläubige  nicht am Kreuz sterben wollen geben sie die Schuld für ihre geistlichen Nöte und Probleme den „Mächten der Finsternis“ und andere sollen ihnen helfen. So behauptet sich das ungebrochene Ich.

 

Bei der Überbetonung des Blutes ist die Bedeutung des Kreuzes verborgen.  Das Blut kann der alte Mensch in Anspruch nehmen; das Kreuz hingegen richtet und tötet ihn.  Ein Sieges- und Überwinderleben geschieht auf Grund des Kreuzes, nicht des Blutes. Auch die Bewahrung geschieht nicht „unter dem Blut“, sondern „aus Gottes  Macht durch den Glauben“ (1.Petr. 1,5).  In der Waffenrüstung (Eph. 6,10-18) suchen wir das Blut vergeblich.

 

Ein magisches Verständnis des Blutes läßt den alten Menschen leben.  Er kann auf seelische Weise singen: „O Gottes Lamm, Dein teures Blut hat noch die gleiche Kraft; gieß aus des Geistes Feuerglut, die neue Menschen schafft“. Ist das biblisch?  Nein!  Ein neuer Mensch wird geschaffen, wenn der alte Mensch mitgekreuzigt ist. Nur eine klare Botschaft vom Kreuz kann Menschen verändern und ihnen die Kraft zu einem neuen Leben vermitteln. Es ist ein seelisch-gefühlsmäßiger Glaube, der unbiblisch von der Kraft des Blutes redet und wobei  der Mensch im Mittelpunkt steht. Durch das Kreuz ist der Mensch abgetan und allein Jesus Christus wird gesehen. Nicht nur im Leben des Apostel Paulus, auch in unserem Leben soll es Wahrheit sein: „Ich  bin mit Christo gekreuzigt. Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben“  (Gal. 2,19.20).

 

A.W. Tozer schrieb vor über 50 Jahren in „The Divine Conquest“ (deutsch: „Die vergessene Kraft“) vom alten und neuen Kreuz:

 

„Das alte Kreuz tötete Menschen, das neue bietet ihnen Unterhaltung. Das alte Kreuz verdammte, das neue amüsiert. Das alte Kreuz zerstörte alles Vertrauen auf das Fleisch, das neue Kreuz ermutigt es. Das alte Kreuz brachte Tränen und Blut, das neue Lachen und Fröhlichkeit.  Lächelnd und selbstsicher singt und predigt das Fleisch vom Kreuz; vor dem Kreuz verbeugt es sich, mit sorgfältig gewählter theatralischer Gebärde deutet es auf das Kreuz hin; aber sterben will es nicht an diesem Kreuz, und seine Schmach tragen weigert es sich.“

 

Watchman Nee schrieb in „Das normale Christenleben“:

 

„Das Kreuz ist Gottes Erklärung, daß alles, was von der alten Natur ist, sterben muß.  Nichts vom alten Adam kann am Kreuz vorbeigehen, es muß dort sterben. Das Blut kann mich von meinen Sünden reinwaschen, aber es kann nicht den „alten Menschen“ wegwaschen“.  Das Blut befaßt sich mit den Sünden, das Kreuz mit dem Sünder. Da das sündhafte Wesen durch die natürliche Geburt in uns kam, können wir auch nur durch das Mitgestorbensein am Kreuz davon befreit werden. Die Taufe ist das öffentliche Zeugnis, das mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt  (Gal. 6,14)“.

           

Werner Tietze

 

Neuauflage