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«Hinaufgestiegen in die Höhe hat er den Menschen Gaben gegeben»
Vom Wesen, Sinn und Zweck der Gaben


Benedikt Peters, CH- Arbon    Home 

Übersicht B. Peters - Artikel

Text: Epheser 4:1­16
In den ersten sechs Versen wird von der Einheit des Leibes gesprochen; in den sich anschließenden Versen 7 bis 16 von der Vielfalt im Leib. Der Zusammenhang zeigt, daß die Gaben ihren Platz unter dem Haupt und in dem Leib haben. Diese beiden Tatsachen ­ im Leib und unter dem Haupt ­ verweisen auf den doppelten Sinn und den Zweck der Gaben: Der Herr soll geehrt und die Gemeinde soll erbaut werden.

1. «Hinaufgestiegen in die Höhe»
Hier steht nicht «hinaufgenommen» wie in 1Tim 3:16. Er ist Selbst hinaufgestiegen, Er ist der souveräne HERR. Das will besagen, daß die geistlichen Gaben damit zusammenhängen, daß Er Herr ist; sie dienen dazu, Christi zu verherrlichen, indem sie dazu dienen, die Herrschaft Christi in den Herzen der Menschen aufzurichten.
Geistliche Gaben gibt es erst seit Pfingsten; erst, seit der Geist ausgegossen ist:

«Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war» (Joh 7:38-39).

Das bedeutet, daß der Geist erst gegeben werden konnte, nachdem Jesus verherrlicht war. Er wurde also gegeben, um zu zeigen, daß Jesus Christus Herr ist. Genau das haben die Apostel an Pfingsten gepredigt. Daß das erkannt werde, ist Sinn und Ziel aller Geistesgaben.

«Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dieses ausgegossen, was ihr sehet und höret. Denn nicht David ist in die Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße.  Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt» (Apg 2:32-36).

Durch den Heiligen Geist soll das ganze Haus Israel wissen, daß Jesus zum Herrn erhöht worden ist. Wenn wir diese Grundwahrheit begreifen, werden wir von vielen Irrtümern bewahrt werden.

«Deshalb tue ich euch kund, daß niemand, im Geiste Gottes redend, sagt: Fluch über Jesum! ­ und niemand sagen kann: Herr Jesus! als nur im Heiligen Geiste» (1Kor 12:3).

Dieser Vers steht nicht zufälligerweise einleitend zur Erörterung der Gaben in den Kapiteln 12 bis 14 des 1.Korintherbriefes.

 

2. «...hat Er den Menschen Gaben gegeben»
Alles geht vom Herrn aus; Er gibt; Er verfügt. Sein Wille regiert, nicht unser Wunsch, nicht einmal unser frommer Wunsch.

«Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt» (1Kor 12:4-6).

Wie in Eph 4 stellt Paulus auch in 1Kor 12 diese Wahrheit an die zweite Stelle seiner Ausführungen.
Sein Wille muß alles regieren. Das klingt selbstverständlich. Ist es uns selbstverständlich? Sein Wille steht immer am Anfang aller Dinge. Wie in der Schöpfung (1Mo 1:1; Joh1:1­3; Off 4:11), so auch in der Erlösung. Das versteht der Christ, der zum Sohn Gottes gekommen ist wie der Aussätzige von Mt 8:

«Als er aber von dem Berge herabgestiegen war, folgten ihm große Volksmengen. Und siehe, ein Aussätziger kam herzu und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. Und er streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will; sei gereinigt! Und alsbald wurde sein Aussatz gereinigt» (Mat 8:1-3).
Daß die Erlösung am Willen des Herrn liegt, ist allen Christen bewußt. Sonderbarerweise ist aber vielen Christen nicht bewußt, daß auch im Dienst Gottes Wille alles fügt, alles ordnet, alles leitet. Das Wichtigste beim Fragen nach einem Dienst im Haus Gottes und der geistlichen Begabung zu Dienst, ist der Wille Gottes. Zu aller erst müssen wir grundsätzlich erkennen, daß alles nach Seinem Willen geschieht; sodann müssen wir anfangen zu beten, daß wir den Willen Gottes erkennen. Es muß uns in dieser einen Sache ganz ernst sein; wir müssen aus tiefstem Herzen beten: «Ich will nichts Eigenes; ich will Deinen Willen tun. Ich will nicht mich selbst verwirklichen; ich will, daß Dein Vorsatz an mir verwirklich wird.»
In 2Mose wird das in eindrücklicher Weise anschaulich. Israel ist nach Gottes Willen erlöst worden, um um fortan für Gott und Seinen Willen zu leben. Aller Gottesdienst ist letztlich nichts anderes, als daß wir Gottes Willen dienen statt unserem eigenen Willen. Darum kommt kommt in den Kapiteln 25 bis 40, wo der alttestamentliche Gottesdienst eingeführt wird, wiederholt der Satz vor: «So wie der HERR dem Mose geboten hatte.» Er bestimmte den Weg, auf dem ein erlösten Volk Ihm nahen konnte; Er bestimmte die Art, wie ein erlöstes Volk Ihm dienen sollte. Beispielhaft ist das Kapitel 40. In den Versen 17 bis 32 wird beschrieben, wie Mose nach Gottes befehl die Stiftshütte aufrichtet. Alles ist nach Gottes Gedanken gefertigt worden. In den Versen 19, 21, 23, 25, 27, 29, 32 steht jedesmal der Satz: «So, wie der HERR dem Mose geboten hatte», insgesamt siebenmal. Die Folge:

«Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung» (2Mo 40:34).

Auf diesem Weg wird inmitten des Volkes Gottes die Herrlichkeit Gottes offenbar.
Dann kommt das 3. Mosebuch. In Kap 8 steht zehnmal, in Kap 9 fünfmal der Satz «so wie der HERR geboten hatte». Und dann kommt das Kap 10:

«Und die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen ein jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes Feuer vor dem HERRN dar, das er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer von Jahwe aus und verzehrte sie, und sie starben vor dem HERRN» (3Mo 10:1,2)

Der HERR haßt alles eigenwillige Dienen in Seinem Haus. Gott läßt sich nicht von uns sagen, wie wir Ihm dienen sollen. Er gibt die Gaben, wie Er gewollt hat. Er weist den Platz des Dienstes zu. Wir können nicht von Gott die Gaben fordern, die wir gerne hätten. Wir können sie nicht erarbeiten, verdienen, erflehen. Die «Austeilungen des Geistes» geschieht «nach Seinem Willen» (Heb 2:4). Zweimal wird im Kolosserbrief aller Eigenwille im Gottesdienst verurteilt:

«Laßt niemand euch um den Kampfpreis bringen, der seinen eigenen Willen tut in Demut und Anbetung der Engel, indem er auf Dinge eingeht, die er nicht gesehen hat, eitler Weise aufgeblasen von dem Sinne seines Fleisches» (Kol 2:18).

«(welche zwar einen Schein von Weisheit haben, in eigenwilligem Gottesdienst und in Demut und im Nichtverschonen des Leibes, und nicht in einer gewissen Ehre), zur Befriedigung des Fleisches» (Kol 2:23).

 

3. «...Gaben gegeben»
Die Gaben heißen «Gnadengaben» (1Kor 12:4; 1Pet 4:10); Gott gibt in Seiner Gnade die Gaben, wie Er das Ewige Leben gibt. So wenig wir dieses, können wir jenes verdienen. Paulus war nicht Apostel, weil er ein so eifriger Mann war:

«Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war» (1Kor 15:10).

Und wie äußerte sich Gottes Gnade in seinem Leben? Sie hielt ihn zuerst in seinem Lauf auf und warf ihn vor Gott auf den Boden. Fortan ging Paulus nicht mehr die Wege, die er sich vorgesetzt hatte, sondern den Weg, den der Herr ihm bestimmt hatte: «Was soll ich tun, Herr?» (Apg 22:10). Der Herr sagte zu Ananias über Ihn:

«Der Herr aber sprach zu ihm: Gehe hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Gefäß, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels» (Apg 9:15).

Wer hatte Paulus zum auserwählten Gefäß bestimmt? Wer bestimmte seinen Dienst? Der Wille Gottes, woran Paulus in der Anrede seiner Briefe immer wieder und gerne erinnert: «Paulus, berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen» (1Kor 1:1; 2Kor 1:1; Kol 1:1).

«Wie ihr den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm» (Kol 2:6).

Wie haben wir den Herrn empfangen? Als völlig Machtlose; so geht es weiter. Wir wandeln in der Abhängigkeit von Ihm. Sind es Gnadengaben, dann befähigt Gott auch. Er reicht beständig die Kraft dar:

Eph 1:19 ­ Seine Kraft in den Glaubenden;
Eph 3:7 ­ nach der Wirksamkeit Seiner Kraft;
Eph 3:16 ­ nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit gekräftigt;
Eph 3:20 ­ er vermag alles zu tun nach der Kraft, die in uns wirkt;
1Pet 4:11 ­ aus der Kraft, die Gott darreicht;

Darum heißen die Gaben «Gnadengaben», weil Er sie gegeben hat und weil Er und die Kraft darreicht. Das heißt: Wir bleiben vom Herrn abhängig. Wir müssen ihn beständig suchen, auch als durch Gottes Geist Begabte.

Ferner heißen die Gaben «geistliche Gaben»; sie sind vom Geist gewirkt; dies im Gegensatz zu natürlichen Gaben.

«Was aber die geistlichen Gaben betrifft, Brüder, so will ich nicht, daß ihr unkundig seid» (1Kor 12:1).
«Strebet nach der Liebe; eifert aber um die geistlichen Gaben, vielmehr aber, daß ihr weissaget» (1Kor 14:1).

Die geistlichen Gaben sind übernatürlich, nicht natürlich. Das heißt, daß wir die Gaben und den dazugehörigen Dienst nicht in unserer Hand haben. Ohne Ihn können wir nichts tun; Gott muß uns beständig befähigen. Und Gott muß durch uns wirken, wenn durch unseren Dienst die Heiligen auferbaut und Sünder überführt werden sollen. Das vermag nämlich keine noch so große Rednergabe und keine noch so geniale Überzeugungskunst. Natürliche Gaben wirken nur Natürliches; geistliche Gaben wirken Geistliches.

 

4. «...den Menschen...»
Er hat einer Mehrzahl von Menschen Gaben gegeben; der HERR hat die Gaben nicht zur persönlichen Ergötzung des einzelnen, sondern zur Erbauung der Gemeinde gegeben. Zur Erbauung der Gemeinde, zur Förderung der Gemeinschaft, zur Stärkung der Einheit. Durch einen von Gott gegebenen Dienst werden die Glaubenden zusammengeführt. Das ist das Stichwort in Eph 4:12

«...zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi» (Eph 4:12).

Auch in 1Kor steht nach der Erhöhung des Herrn die Erbauung der Gemeinde im Zentrum des ganzen Gedankenganges:

«Also auch ihr, da ihr um geistliche Gaben eifert, so suchet, daß ihr überströmend seid zur Erbauung der Versammlung» (1Kor 14:12).

Siebenmal komm das Wort «Erbauung» oder «erbauen» vor: V.3, 4, 5, 12, 17, 26. Das ist der Sinn der Gaben. Darum heißt es, daß der Herr den Menschen, und nicht dem einzelnen Menschen Gaben gegeben hat; und darum spricht Paulus in allen drei Abschnitten des Neuen Testaments, die von den Gaben handeln, vom Leib, nämlich in Röm 12, in 1Kor12 und in Eph 4. Und darum sagt auch Petrus:

«Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dienet einander damit als gute Verwalter der mancherlei Gnade Gottes» (1Pet 4:10).

 

5. «hat er die Gefangenschaft gefangengeführt»
Der Herr hat Dich und mich gefangengeführt. Paulus nennt sich einen «Gefangenen im Herrn» (Eph 4:1). In Apg 20:22 sagt er, daß er «gebunden im Geiste» nach Jerusalem geht. Wie wurden wir Gefangene des Herrn? Indem der Geist Gottes uns die Augen für den Sohn Gottes und Sein Werk geöffnet hat. So hat uns der Vater zum Sohn gezogen. Seither sind wir Seine Gefangenen. Denn das Wunder der Bekehrung ist, daß wir uns willig an den Sohn Gottes binden, daß Gott ehemals gleichgültige und widerstrebende so verändern konnte, daß wir uns mit Lust an den Sohn Gottes binden.
Wir lernen hieraus zwei Wahrheiten:
a) Alle Gaben werden solchen gegeben, die Gefangene des Herrn sind; darum können sie auch nur von solchen ausgeübt werden, die im täglichen Wandel Seine Gefangenen bleiben.

b) Die Gaben sind dazu da, Menschen zu Gefangenen des Herrn Jesus zu machen. Was anderer tut der Evangelist, als durch die Predigt Menschen dem Sohn Gottes zu Füßen zu legen? Aber auch der Lehrer und der Hirte führt durch seinen Dienst die Glaubenden in die Unterwürfigkeit unter den Sohn Gottes, den Herrn und das Haupt der Gemeinde. Daran erkennt man den vom Herrn begabten Lehrer oder Hirten, der die Gabe in der Kraft des Herrn ausübt. Er macht die Glaubenden zu Gefangenen Christi. Er bindet sie an Ihn, nie an sich selbst. Hüten wir uns vor Menschen, die die Seelen der Gläubigen an sich binden wollen. Paulus sagt von sich, daß er nicht über den Glauben der Korinther herrschte (2Kor 1:24); umgekehrt sagt er, daß die falschen Brüder die Jünger abziehen «hinter sich her» (Apg 20:30).

 

6. «der hinabgestiegen ist...»
Eine Motivation, um dem Herrn zu dienen. Wenn wir die Erniedrigung des Herrn vor Augen haben, wollen wir doch Ihm bedingungslos ergeben sein. Dieser Wunsch, dieses Verlangen, ist grundlegend für jeden geistlichen Dienst. Dieses Verlangen müssen wir nähren. Wie tun wir das? Wir nähren es durch Lesen der Bibel, durch Gebet, durch Gemeinschaft, durch Brechen des Brotes.

7. «...ist der selbe, der auch hinaufgestiegen ist»
Eine Ermunterung, dem Herrn zu dienen. Er, der, hinabsteigend, und erlöste, ist derselbe, der, hinaufgestiegen, uns begabte. Konnte Er uns erlösten, dann kann Er uns auch zu Seinen Dienern machen. Hat Er dich zum Glauben an Ihn bringen können, dann kann Er Dich auch zu Seinem Diener machen. In Seinem ganzen Vorsatz ist nicht allein die Vergangenheit und die Gegenwart, sondern auch die Zukunft eingeschlossen, das heißt Deine Errettung und Dein nachfolgender Dienst. Er hat dich von den Sünden der Vergangenheit erlöst und dich jetzt zu Gott gebracht. Das war von Anfang an Sein Vorsatz, ehe die Welt war. Hat sich dieser Vorsatz verwirklicht? Warum sollte sich dann Sein Vorsatz, aus Dir einen Diener Gottes und der Heiligen zu machen, nicht auch erfüllen? Nichts spricht dagegen, alles aber spricht dafür. Darum erinnert Paulus einen mutlos gewordenen Timotheus an diesen Herrn,

«der uns errettet hat und berufen mit heiligem Rufe, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christo Jesu vor den Zeiten der Zeitalter gegeben» (2Tim 1:9).