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«Prüfet aber alles, das Gute haltet fest» (1Thes 5:21).


Benedikt Peters, CH- Arbon    Home

Uebersicht B. Peters - Artikel


 

Uns wird 1Thes 5:21 und an anderen Stellen des Neuen Testaments (1Jo 4:1) befohlen, die Gaben und die Geister zu prüfen. Wir wollen an Hand folgender drei Kriterien prüfen:

1) Wir fragen erstens nach den Wirkungen; das könnten wir das geistliche Kriterium nennen.
2) Sodann vergleichen wir den Gebrauch der wirklichen oder angeblichen Geistesgaben mit den göttlichen Ordnungen der Schöpfung und Erlösung.
3) Schließlich messen wir alles an den heilsgeschichtlichen Ordnungen.

 

1. Geistliche Kriterien

a) Wird der Herr erhöht?
Das nämlich ist gemäß 1Kor 12:3 die Wirkung des Geistes Gottes und Seiner Gaben. Der Heilige Geist führt zur Erkenntnis und zum Bekenntnis: »Jesus ist Herr.« Die geistlichen Gaben können daher kein anderes Ziel haben, als den Herrn in der Mitte der Glaubenden zu erheben und Seine Herrschaft in ihren Herzen aufzurichten. Das wiederum bedeutet, dass man das Wirken des Geistes Gottes und Seiner Gaben an folgenden Merkmalen erkennt:

o keine Menschen stehen im Mittelpunkt

Bei fast allen charismatischen und pfingstlichen »Erweckungen« scharen sich die Gläubigen um große Männer. Deren Namen, deren Bilder, deren Taten stehen viel zu stark im Vordergrund, als dass man dies mit dem Heiligen Geist in Verbindung bringen könnte.

o keine menschliche Organisation oder Zentrale steht im Mittelpunkt

Bei vielen angeblichen Erweckungen unserer Zeit strömten die Menschen in Scharen beispielsweise nach Südafrika oder nach Toronto. Menschen und menschliche Zentralen wurden zum Kennwort geistlicher Segnungen.

o nicht die Bedürfnisse der Menschen stehen im Mittelpunkt

Gesundheit, Erfolg im Geschäft, Reichtum heißen die Dinge, welche von den »geisterfüllten« Predigern angeboten werden und nach welchen die Menschen gierig greifen. Der Herr Jesus hingegen fragt uns, was es dem Menschen nütze, wenn er die ganze Welt und ihre Güter gewinnt, aber seine Seele verlorengeht. Er sagt, es sei besser als Krüppel in das Ewige Leben einzugehen, als mit gesundem Leib in die Hölle zu fahren. Es Ziel des Evangeliums ist es nicht, uns zu glücklichen und erfolgreichen Menschen auf der Erde zu machen, sondern uns zu Gott zu führen (1Pet 3:18).

b) Werden die Geschwister erbaut?
Die Erbauung der Gemeinde ist gemäß 1Kor 14;3,4,5,12,17,26 die zweitwichtigste Wirkung des Geistes Gottes und Seiner Gaben.
Das wiederum bedeutet:

o Glauben, nicht schauen (2Kor 5:7)
o Gehorsam und Selbstverleugnung, nicht Erlebnis­, Heilungs­ und Wundersucht (Mt 12:38,39)
o Jüngerschaft
o Einheit der Gläubigen wird gefördert (1Kor 12:13).

Es hat in unserem Jahrhundert keine Bewegung gegeben, welche so viele Kinder Gottes und so viele bibeltreue Gemeinden gespalten hat wie die Pfingstbewegung. Das ist ganz einfach eine kirchengeschichtliche Tatsache. Das ist aber nicht verwunderlich, wenn wir bedenken, dass die Geistestaufe, welche in der Argumentation des Apostels Paulus die Grundlage der Einheit aller Gläubigen ist (1Kor 12:13), in der Pfingstlehre als Schibbolet verwendet wird, an Hand dessen man alle Kinder Gottes in zwei Gruppen unterteilt: solche, die »nur« wiedergeboren sind, und solche, die darüber hinaus auch »geistgetauft« sind.

c) Werden die Menschen vom Herrn gefangen?
Dies nämlich ist die Wirkung des Heiligen Geistes und Seiner Gaben gemäß Eph 4:8. Wir lesen dort, dass der Herr bei Seiner Himmelfahrt die einst vom Teufel Gefangenen zu Seinen Gefangenen machte. Das wiederum bedeutet, dass wir das Wirken des Geistes uns Seiner Gaben an folgendem Merkmal erkennen:

o Es wird keine Abhängigkeit von Menschen erzeugt (1Kor 9:19; 16:12; 2Kor 1:24)

Wir wissen nur zu gut, dass in der Pfingstbewegung und in der Charismatischen Bewegung »große« Männer in auffälliger Weise im Mittelpunkt stehen. Man vergleiche das mit Apg 8:9.

d) Werden die Menschen fremdbeherrscht oder selbstbeherrscht?
Die Frucht und Wirkung des Heiligen Geistes ist gemäß Gal 5:22 Selbstbeherrschung; siehe auch 1Kor 12:2; 14:32; vgl. Eph 5:18. Eines der auffälligsten Wirkungen der Charismatischen Wirkungen wie des »Toronto­Segens« sind unkontrolliertes Lachen, Zittern, Umfallen, Ohnmacht, also genau das Gegenteil dessen, was der Heilige Geist bewirkt.

e) Werden die Menschen zu Wachsamkeit ermuntert?
Dies nämlich ist der Befehl des Herrn an Seine Jünger gemäß Mt 26:; 1Kor 14:29; 1Thes 5:21; 1Joh 4:1. In der Pfingst­ und Charismatischen Bewegung wird gewohnheitsmäßig gegen diesen Befehl gesprochen und gehandelt, indem man sagt, man dürfe nicht prüfen; wer prüft versuche Gott und widerstrebe dem Heiligen Geist und stehe in Gefahr, den Geist zu lästern und damit die unvergebbare Sünde zu begehen.

f) Werden die Menschen zu Aktivität oder zu Passivität angeleitet?
Das Wort Gottes fordert uns auf zu kämpfen, zu ringen, zu widerstehen, zu fliehen: Röm 15:30; 1Kor 6:18; 10:14; Eph 6:12­14; Kol 1:29; 4:2; 2Tim 2:22; Jak 4:7; 1Pet 5:8,9. Zu den wichtigsten Bedingungen, um im Sinne der Charismatiker »gesegnet« zu werden, ist das passive sich öffnen, möglichst das Denken ganz einzustellen und sich einfach fallen zu lassen.

 

2. Göttliche Ordnungen

a) Werden Schöpfungsordnungen respektiert?

Die Erlösung hebt die Schöpfungsordnungen nicht auf, sondern diese bestehen so lange, als diese Schöpfung noch besteht. Darum wird der Geist Gottes Frauen und Kinder nie dazu anleiten, die von Gott Selbst verankerten Ordnungen zu verletzen.

o Die Stellung der Frau: 1Kor 11:5; 14:34; 1Tim 2:9­14

Auffälligerweise stehen predigende und auf der Bühne agierende Frauen im Rampenlicht der Charismatischen Bewegung.

o Die Stellung der Kinder: Eph 6:1; Lk 2:46,47

Der Herr Jesus hielt sich als Mensch an die Schöpfungsordnung, indem Er sich Seinen Eltern unterordnete. In der Pfingst­ und Charismatischen Bewegung wird oft als Zeichen besonderen Wirkens Gottes von Kindern berichtet, die vor Erwachsenen predigen.

o Die Haltung gegenüber der Obrigkeit: Röm 13:1; 1Pet 2:13,14.

In einem Buch, das von Gottes Wirken unter den Zulus in Südafrika handelt, wird berichtet, wie Kinder angeblich so stark von Gottes Geist ergriffen wurden, dass sie während mehrerer Tage die Schule schwänzten. Ist denn Gottes Geist ein Geist der Unordnung? Ist Gott nicht ein Gott des Friedens und damit der Ordnung (1Kor 14:33).

b) Werden Gemeindeordnungen respektiert?

o Reisende Heiler? vgl. 5:14

Die neutestamentliche Ordnung sieht vor, dass die Kranken die Ältesten der örtlichen Gemeinde zu sich rufen. Die Glaubensheiler unserer Tage stellen diese Ordnung auf den Kopf: Sie reisen durch die Lande und die Christen gehen zu ihnen und wollen gesundgebetet werden.

o Selbstherrliche »Apostel«? vgl. Apg 11:1­4; 13:1­3; 14:27; 21:19; Gal 2:2

Die genannten Stellen zeigen, wie die wahren Apostel wussten, dass sie den Gemeinden und den Geschwistern Rechenschaft schuldeten und sich auch willig zur Rede stellen ließen. Die großen »Apostel« unserer Tage drohen solchen, die von ihren Rechenschaft für ihr Tun fordern, mit göttlichem Gericht, weil man die »Propheten Gottes« nicht hinterfragen dürfe.

o Gleichzeitiges Beten und Reden mehrerer Personen? vgl. 1Kor 14:27­31

o Gewinnsucht? vgl. 1Tim 6:5; 3Joh 7; 1Mo 14:23; 3Mo 22:25; 5Mo 23:18; Esr 8:22

Es ist eines der auffälligsten Merkmale der Charismatiker, dass sie große Meister sind im Eintreiben von Geld und im Einkassieren von Spenden.

o Keine Neulinge: 1Tim 3:6; sondern bewährte (Apg 6:3; 16:2) und erprobte Leute (1Tim 3:10; 5:22)

o Vorbildliches Familien­ und Eheleben: 1Tim 3:4

 

3. Heilsgeschichtliche Ordnungen

a) Dienstgaben und Zeichengaben
In Eph 4 und in Röm 12 werden keine Zeichengaben erwähnt; aber in Eph 4 steht, dass die dort genannten Gaben zur Vollendung und Vervollkommnung der Gemeinde führt. Gerade das steht aber in 1Kor 12 nicht. Ist das nicht ein deutlicher Hinweis darauf, welches die wirklich entscheidenden Gaben sind? Erkennen wir nicht hier schon, dass die Zeichengaben nur vorübergehend nötig waren, nämlich bei der Grundlegung der Gemeinde, dass sie aber zur Vollendung der Gemeinde nicht mehr benötigt werden? Die Apostel legten durch ihren Dienst den Grund (siehe Eph 2:20; Off 21:14). Dabei wurden die Zeichengaben benötigt. Nachdem der Grund gelegt war, zog Gott diese zurück, indem Er die Gemeinde durch das Wort Gottes und den Geist Gottes vollkommen ausrüstete, bis zur Vollendung des Zeitalters seinen Auftrag zu erfüllen.

b) Die Zeichen waren immer selten
Ein Überblick über die ganze Heilsgeschichte zeigt, dass Zeichen und Wunder sehr selten auftraten.

o kleiner Personenkreis: Nur Juden; nur die Apostel außer Philippus und Stephanus, denen die Apostel die Hände aufgelegt hatten.

Das zeigt, dass sogar in den Zeiten, da durch Gottes Willen Zeichen und Wunder geschahen, es immer nur ganz wenige waren, die Wunder wirkten. Es ist ganz einfach verkehrt zu sagen, alle könnten und sollten Zeichen tun; es sei nur der Unglaube, der das verhindere.

o ganze 4 Perioden in der ganzen Heilsgeschichte wurden durch Zeichen und Wunder charakterisiert: Mose, Elia und Elisa, der Herr Jesus und die Apostel.

Wenn wir bedenken, dass Abraham im Neuen Testament als Vater des Glaubens bezeichnet wird und dessen Glaube für alle nachfolgenden Zeiten eines der größten Vorbilder ist, dann verstehen wir, wie verkehrt die Behauptung ist, heute Geschähen keine Zeichen und Wunder nur deshalb nicht, weil wir nicht genügend Glauben haben.

c) Die Bedeutung der Zeichen

o Neueingeführtes bekräftigen: Mose, der Herr Jesus und die Apostel

Gott führte durch Mose das Volk Gottes in den Gesetzesbund ein. Das war etwas völlig Neues, etwas noch nie Dagewesenes. Dabei geschahen Zeichen und Wunder, die sich in dieser Weise nicht wiederholten (siehe 5Mo 34:10­12). Durch den Herrn und durch die Apostel führte Gott Sein Volk in den Neuen Bund ein. Auch damals geschahen Zeichen und Wunder, die sich nachher nicht wiederholten. Der Schreiber des Hebräerbriefes sagt ausdrücklich, dass Gott das Zeugnis durch Zeichen bekräftigte (Vergangenheit!), nicht, dass er es laufend bekräftigt (siehe Heb 2:3,4). Der Apostel Paulus sagt den Korinthern, die seine apostolische Sendung in Frage stellen, dass einer der Beweise für seine apostolische Vollmacht der ist, dass unter ihnen »die Zeichen des Apostels« geschehen waren (2Kor 12:12). Warum sagt er nicht, er werde bei seinem dritten Kommen zu ihnen abermals Zeichen tun?

o Träger der Offenbarung bestätigen: 2Mo 4:1­9; 2Kor 12:12; Heb 2:3,4

Die Zeichen waren ein von Gott gegebene Legitimation der Träger der neuen Offenbarung.

In unserer Zeit sind keine neuen Offenbarungen zu erwarten (siehe Off 22:18,19). Die Heilslehre ist vollständig geoffenbart, der Kanon ist abgeschlossen. Darum erwarten wir auch nicht, dass Gott den Gläubigen die Gewalt gibt, Zeichen und Wunder zu wirken.

o Gericht über den Unglauben: Joh 12:37­41

Gott ließ Mose Zeichen tun; diese führten den Pharao aber nicht zum Glauben. Ja, sie dienten gar nicht diesem Zweck. Vielmehr sollten sie seinen im Herzen festsitzenden Unglauben demonstrieren und damit verurteilen. Das sagt der Herr Selbst ganz deutlich (2Mo 3:19,20; 4:21; 6:1; 7:3; 10:1; 11:9). Ebenso dienten die Zeichen, die der Herr Jesus tat nicht dem Zweck, in ungläubigen Herzen Glauben zu wecken. Gott kennt das menschliche Herz, und Er hat uns auch das einzige Mittel genannt, das im Menschen Glauben wecken kann: das Wort Gottes (Röm 10:17). Oft wird auf Joh 20:30,31 verwiesen und gesagt, dort stehe doch, dass die Zeichen des Herrn geschahen, damit die Juden glaubten. Wir müssen sorgfältig lesen: Von den unzähligen Zeichen, die der Herr tat, sind »diese geschrieben, damit ihr glaubet«. Die Juden, die mit ihren eigenen Augen alle Zeichen des Herrn sahen, glaubten nicht (Joh 12:37­41). Unzählige Menschen haben hingegen das Johannesevangelium gelesen, und der geschriebene Bericht der Wundertaten des Herrn hat bei ihnen Glauben an den Sohn Gottes geweckt.

d) Der Übergang vom Zeichen zum Wort

In Joh 14:12 kündigt der Herr an, dass die Jünger größere Werke tun würden als er. Damit meinte er Werke, welche von bleibender, nämlich von rein geistlicher Bedeutung sein sollten. Als der Herr die Hungrigen speiste, indem er die fünf Brote mehrte, stillte Er mit den Broten nur ein zeitliches Bedürfnis. Wer aber den Menschen den Sohn Gottes so verkündigt, dass diese an Ihn glauben, hat sie mit dem Brot des Lebens auf ewig gesättigt. Die Wunder des Herrn waren in ihrer Wirkung beschränkte Werke, welche aber Zeichen ­ oder anders gesagt: Symbole ­ waren von ewigen Segnungen. Als der Herr den Menschen Brot zu essen gab, sagte Er ihnen kurz danach: »Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmer mehr dürsten« (Joh 6:35). Als der Herr dem Blindgeborenen das Augenlicht gab (Joh 9), sagte Er kurz zuvor: »Ich bin das Licht der Welt« (9:5), und vor dem Grabe des Lazarus bekennt er: »Ich bin die Auferstehung und das Leben« (Joh 11:25). Als Er Lazarus auferweckte, empfing dieser nur sterbliches Leben, und er musste ein zweites Mal sterben. Denn diese Auferweckung war lediglich ein Zeichen der geistlichen Auferstehung zum Ewigen Leben. Wer nun die Predigt der Apostel hörte und glaubte, empfing ewiges Leben. Dies waren also die größeren Werke, die der Herr angekündigt hatte.
In 1Kor 13:8­13 kündigt der Apostel an, dass die Zeichengaben aufhören werden. In 1 und 2 Tim kommt 10mal das Wort »Lehre« und 6mal das Wort »lehren« vor. In 2Tim 3:15­17 sagt der Apostel Paulus in seinem letzten Brief, dass das Wort Gottes den Diener Gottes für alle Aufgaben und Herausforderungen der Endzeit (siehe 3:1) ausrüsten kann. Hingegen sagt er kein Wort davon, dass es wünschenswert, nützlich oder gar notwendig sei, dass der Diener Gottes Zeichen und Wunder wirken könne. Es wird vielmehr nur in negativem Zusammenhang auf Zeichen und Wunder der Gaukler und Verführer hingewiesen (2Tim 3:8,13).

e) Das endzeitliche Bild

o Der Herr Jesus warnt vor Zeichen und Wundern der Verführung: Mt 24:24
o Der Apostel Paulus warnt vor Zeichen und Wundern der Verführung: 2Thes 2:9­12
o Das Buch der Offenbarung kündigt Zeichen und Wunder der Verführung an: Off 13:13,14; 16:13,14
o Für die Endzeit sind uns Zeichen angekündigt, die äußerlich wie die Zeichen der Apostel aussehen werden, aber aus satanischer Quelle gespeist sind: Heb 2:3,4; 2Thes 2:9
o Die einzigen echten Wunder der Endzeit sind Gerichtszeichen ­ Off 11:6 ­, nicht Heilungen.