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Das Erbe Israels

 

Noch Mitte des 19.Jahrhunderts glaubten nur wenige daran, dass die Juden jemals

nach Palästina zurückkehren würden, um dort einen unabhängigen Staat zu

errichten. Dass es in der Bibel Verheissungen gebe, die dem Volk Israel einen

Anspruch auf jenes Land geben, über das einst die Nachkommen Davids regierten,

war damals auch theologisch noch höchst umstritten. Nach dem ersten

Zionistenkongress notierte deshalb Theodor Herzl am 3.9.1897 in sein Tagebuch:

"Fasse ich den Basler Congress in ein Wort zusammen - das ich mich hüten werde

öffentlich auszusprechen - so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat

gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter

antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig, wird es jeder einsehen."

Fünfzig Jahre und acht Monate nachdem diese Worte geschrieben worden waren,

wurde der Staat Israel ins Leben gerufen. Wie es dazu kam, steht in den

Geschichtsbüchern geschrieben. Auf die Frage, wieso das scheinbar Unmögliche

Wirklichkeit wurde, kann uns nur die Bibel Antwort geben.

 

Das Land wurde den Nachkommen Abrahams zugesprochen

 

Während Abraham noch als besitzloser Nomade im heutigen Palästina herumzog,

gab ihm Gott die Verheissung: "Ich werde dir und deinen Nachkommen nach dir das

Land deiner Fremdlingschaft geben, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitz"

(1.Mo.17:8,18). Dass das Land den Nachkommen Abrahams gehört, ist aus

biblischer Sicht unbestritten. Dabei erhebt sich aber sogleich die Frage, wen Gott mit

Nachkommen Abrahams gemeint hat? Für viele Beobachter des nahöstlichen

Konflikts ist jedoch realpolitisch ebenso wichtig zu erfahren, wer zuerst da war.

Waren die Israelis die ersten oder gibt es heute noch ein anderes Volk, das

nachweislich schon früher dort lebte?

 

Die ursprünglichen Bewohner des Landes

 

Als Abraham seine Verheissung erhielt, war das Land grösstenteils im Besitz einer

Reihe von Völkerschaften kanaanitischen Ursprungs. Eine Ausnahme bildeten die

Philister, die ebenfalls schon zu Beginn des 2.Jahrtausends vor Christus einen

Küstenstreifen besiedelten. Abraham selbst hielt sich lange Zeit auf im Gebiet der

Philister (1.Mo.21 :34). Die Philister waren keine Kanaanäer. Man nimmt an, sie seien

von Kreta eingewandert.

In 5.Mose 18:9-12 können wir nachlesen, weshalb Gott die kanaanitischen Stämme

vertrieb: "Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott dir gibt, so sollst du

nicht lernen, nach den Gräueln dieser Nationen zu tun. Es soll keiner unter euch

gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt,

keiner, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder

Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder der die Toten befragt.

Denn ein Gräuel für den Herrn ist ein jeder, der diese Dinge tut; und um dieser Gräuel

willen, treibt der Herr, dein Gott, sie aus." Die kanaanitischen Volksstämme sind für

immer verschwunden und treten auf der Weltbühne nicht mehr auf, aber die Philister

wurden von den Israeliten nie vertrieben, obschon Gott ihnen den Auftrag gegeben

hatte, alle ihre Bezirke einzunehmen (Jos.13:2). Sie waren sogar noch im Land, als

die Juden Jahrhunderte später aus dem babylonischen Exil zurückkehrten.

Da es sich bei den heutigen Palästinensern wahrscheinlich um Nachkommen der

Philister handelt, muss ernsthaft der Frage nachgegangen werden, welchen

1

Anspruch die Palästinenser bzw. Philister heute gegen Israel geltend machen können

mit der Begründung, sie seien schon vor Abraham im Land gewesen. Wir werden

sehen, ob die Bibel uns darauf eine Antwort gibt. Zunächst jedoch wollen wir unsere

Aufmerksamkeit den Nachkommen Abrahams zuwenden, die ihren Anspruch

ebenfalls aufgrund von göttlichen Verheissungen geltend machen wollen.

 

Die natürlichen Nachkommen Abrahams gemäss der Heiligen Schrift

 

Abraham hatte ausser Isaak noch weitere Söhne, die als seine Nachkommen

angesehen werden müssen. Es ist deshalb zu prüfen, ob sie alle in das "dir und deine

Nachkommen" eingeschlossen sind oder sogar den Vortritt haben gegenüber Israel.

Ismael, Hagars einziger Sohn von Abraham, war 14 Jahre älter als Isaak, welcher

der einzige Sohn von Sara war. Von seiner Nebenfrau Ketura hatte Abraham noch

weitere sechs Söhne. Von den insgesamt acht Söhnen Abrahams verdienen, nebst

Ismael auch Midian, ein Sohn der Ketura, besondere Aufmerksamkeit, weil sie beide

als Araber gelten. Aber auch Esau, der Zwillingsbruder Jakobs, darf in diesem

Zusammenhang nicht übersehen werden, denn als Nachkomme Isaaks steht er, was

die Blutsverwandtschaft angeht, Abraham näher als die Araber.

 

Ismael, dem Sohn der Magd Abrahams, wurden 12 Stammesfürsten geboren. Aus

ihnen ging ein grosses Volk hervor, so wie Gott es Abraham angekündigt hatte

(1.Mo.21: 13). Aber wie Gott den Abraham schon früher wissen liess, trennten sich die

Nachkommen Ismaels von ihren Brüdern, den Israeliten, und siedelten sich weiter

ostwärts an (1.Mo.16:12).

 

Ähnliches wird berichtet von den Söhnen der Ketura. In 1.Mo.25:5,6 heisst es:

,Abraham gab dem Isaak alles, was er hatte. Und den Söhnen der Nebenfrauen, die

Abraham hatte, gab Abraham Geschenke; und er liess sie, während er noch lebte,

von seinem Sohn Isaak wegziehen nach Osten, in das Land des Ostens", das ist

nach Arabien. Soweit das Zeugnis der Heiligen Schrift geht, haben die Araber, teils

freiwillig, teils durch Umstände gezwungen, auf das Land verzichtet, wobei sie jedoch

gerecht entschädigt worden sind.

Nebenbei bemerkt kommt die Bezeichnung Araber schon im A. T. vor, also lange vor

Mohammed. Mit Araber sind die Bewohner östlich von Palästina und dem Roten Meer

gemeint und nicht etwa die Moslem. Leider werden die Begriffe Araber und Moslem

oft als gleichbedeutend verwendet. Das ist nicht korrekt, denn nicht alle Moslem sind

Araber. Die Iraner zum Beispiel sind mehrheitlich Moslem, aber der staatstragende

Bevölkerungsteil Irans ist nicht arabischer Abstammung. Nicht einmal 2% der Iraner

sind Araber.

 

Dem Esau bzw. Edom, dem Zwillingsbruder Jakobs, wurden fünf Söhne geboren.

Einer von ihnen war der Vater von Amalek, dem späteren Erzfeind Israels. Als die

Amalekiter die Israeliten bald nach dem Auszug aus Ägypten überfielen schwor Gott,

Er werde die Amalekiter auslöschen. So geschah es dann auch durch die Könige

Sau! und David (1.Sam.15:7; 27:8,9) Von daher scheint Israel heute keine

rivalisierenden Ansprüche befürchten zu müssen. Und dennoch bleibt zu beachten,

dass gemäss Psalm 83:7 Amalek noch einmal auf den Plan tritt, immer

vorausgesetzt, dass in dem Psalm von zukünftigen Ereignissen die Rede ist. Es wird

dort beschrieben, welche Nachbarvölker einen Bund machen und Israel vertilgen

wollen, so dass es keine Nation mehr ist. Es soll ihnen jedoch nicht gelingen.

Was wird von Gott als Nachkommenschaft Abrahams anerkannt?

 

Um die göttlichen Verheissungen zu erlangen genügt es gemäss dem Zeugnis der

Heiligen Schrift nicht, ein natürlicher Nachkomme Abrahams zu sein. Paulus schreibt:

"Die Abstammung von Abraham (allein) macht sie noch nicht zu wirklichen Kindern

Abrahams" (Röm.9:7, nach GN) und beruft sich auf das, was Gott selbst dem

Abraham eröffnete, als dieser sich anfänglich sperrte, seinen Sohn Ismael

wegzuschicken. Gott schränkte den Kreis ein, der als Nachkommenschaft Abrahams

gelten soll, als Er sprach: "Durch Isaak gebe ich dir die Nachkommen, die ich dir

versprochen habe"(1.Mo.21:12, nach GN).

Jesus sah das auch so. Als Er einst im Tempel mit den Pharisäern redete,

anerkannte Er sie einerseits als Nachfahren Abrahams, aber gleichzeitig betrachtete

Er sie nicht als wirkliche Kinder Abrahams. Hören wir was Jesus zu ihnen sagte: "Ich

weiss wohl, dass ihr von Abraham abstammt" (Joh.8:37) und "Wenn Ihr wirklich

Abrahams Kinder wärl, würdet ihr in seinem Sinne handeln" (Vers 39). Für Jesus

genügte es nicht, dass Abrahams Blut in ihren Adern pulsierte. Es musste auch

Abrahams Gesinnung in den Herzen vorhanden sein.

 

Als Gott in 1.Mo.12 Abraham Nachkommen versprach, sicherte Er diesen

gleichzeitig das Land zu, wobei Er präzisierte: "Nachkommen durch Isaak".

 

Als Gott in 1.Mo.22:18 nebst dem Land noch von allgemeinem Segen sprach, bezog

Er diesen auf eine Einzelperson: "In deinem Nachkommen werden sich segnen alle

Nationen der Erde." Die Bedeutung dieser Worte geht klar aus Gal.3:16 hervor, wo

sie zitiert werden mit der Anmerkung: "Dem Abraham aber waren die Verheissungen

zugesagt und seinem Nachkommen. Er sagt nicht:>und den Nachkommen< als von

vielen, sondern als von einem:>und deinem Nachkommen< welcher Christus ist."

Durch diesen einen Nachkommen ist der Segen Abrahams zu den Nationen

gekommen, d.h. auch zu denen, die mit Abraham nicht blutsverwandt sind. Dieser

Segen besteht nicht im Besitz eines irdischen Landes, sondern in der Verheissung

des Heiligen Geistes, der uns mit Christus in der Himmelswelt verbindet.

Kehren wir jedoch zurück zu den Anwärtern auf das Land. Gibt es noch andere

Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um einst in den Besitz des Landes zu

kommen, ausser der einen, ein Nachkomme Isaaks bzw. Jakobs zu sein?

 

Beschneidung allein genügt nicht

Was damit gemeint ist steht in Röm.4:9-12. Die Gerechtigkeit, derer der Mensch

bedarf, um vor Gott bestehen zu können, wurde Abraham durch Glauben

zugesprochen. Und das geschah, als Abraham noch nicht beschnitten war. Die

Beschneidung erhielt er als das Zeichen dafür, dass ihm Gott wegen des Glaubens,

den er schon vorher hatte, Gerechtigkeit zurechnete. So zeigte Gott an, dass Er

willens war jedem, der den Glauben Abrahams besitzt, diese Gerechtigkeit auch

zuzusprechen. Abraham wird dadurch zum Vater von allen, die glauben. Auch zum

Vater der Beschnittenen (der Juden), aber nur dann, wenn sie auch in den

Fussstapfen des Glaubens wandeln, den ihr Vater Abraham hatte.

Es stimmt natürlich, dass mit dieser Argumentation des Paulus in erster Linie die

Aufnahme der Heiden begründet wird. Da es aber im Kern um die Frage der

Gerechtigkeit geht, stellt sie gleichzeitig das Selektionskriterium dar für alle übrigen

Sachen mit Gott; insbesondere auch für die Einlösung der Landverheissung. Es ist

offensichtlich, dass nur jene Nachfahren Isaaks das Land ererben werden, die in den

Fussstapfen ihres Vaters Abraham wandeln. Hat nicht Jesus gesagt: "Wenn ihr

Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr die Werke Abrahams tun?"

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Wenn ihr Abrahams Kinder wäret

Was bedeutet "wenn"? Es bedeutet, dass Gott nicht alle Juden, sondern nur einen

Teil, einen kleinen Teil, wirklich als sein Volk anerkennen kann. Gott hat Sein Volk

nicht verstossen, aber es wird einst nur noch aus solchen bestehen die, gleich

Abraham, Gott die Treue halten.

Dass Gott Sich seit der Ablehnung des Messias nicht mehr hinter Sein Volk als

geeinte Nation gestellt hat, bezeugt die Geschichte. Dass durch Seine Gnade immer

wieder ein Überrest bei seinem Messias Errettung fand, können die bezeugen, die es,

so wie Paulus, an sich selbst erfahren haben. Und ob Israel, das jetzt als Nation

wieder ins Land zurückgekehrt ist, nun wieder mit der bedingungslosen Unterstützung

Seines Gottes rechnen kann, darüber können allein Israels Heilige Schriften (unser

A. T.) Auskunft geben.

Was Paulus in Röm.11: 1-6 geschrieben hat, ist während den ganzen 2000 Jahren

christlicher Zeitrechnung gültig geblieben: "Gott hat sein Volk nicht verstossen, denn

auch ich bin ein Israelit aus der Nachkommenschaft Abrahams." So wie Gott einst zur

Zeit Elias einen Rest treu er Männer übriggelassen hatte, so ist auch in der jetzigen

Zeit ein Überrest vorhanden. Es sind die, welche gleich Paulus und den übrigen

Aposteln und all den Scharen von Juden damals, Busse tun und an Jesus Christus

glauben. Es waren und blieben aber immer verhältnismässig wenige, wie Jesajas

ausruft: "Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur der Oberrest

wird errettet werden" (Röm.9:27).

Diese Tatsache war für die Christen einleuchtend, solange Israel in der Zerstreuung

lebte. Seitdem es aber seine staatliche Identität wieder zurückerlangt hat, taucht die

Frage auf, ob nun die Zeit da sei, wo der Begriff Überrest ausgedient habe. Bildet das

zurückgekehrte Volk insgesamt den im A. T. oft erwähnten Überrest, der gerettet

werden soll, oder macht die Heilige Schrift immer noch einen Unterschied zwischen

der Nation und einem kleinen Überrest, der sich, vielleicht heute noch unerkannt, In

Ihr befindet?

Der jetzige Überrest im Land

Jesaja 4 spricht von den Entronnenen Israels und von denen, die in Jerusalem

übriggelassen werden. Es sind solche die heilig heissen und zum Leben

eingeschrieben sind. Es ist eine der zahlreichen Prophezeiungen die mit "an jenem

Tag" eingeleitet werden. Sie handelt von der Zeit, da der Herr den Unflat der Töchter

Zions abgewaschen und die Blutschuld Jerusalems aus dessen Mitte hinweggefegt

haben wird durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Vertilgens.

Sie bezieht sich nicht auf den Überrest, der sich nach der Zerstörung Jerusalems

durch Nebukadnezzar noch im Land befand. Nicht auf die wenigen Leute die damals

vorerst entrannen, denn jener ganze Überrest, der sich noch im Lande Juda aufhielt,

musste schliesslich nach Ägypten hinabziehen. Er wurde nicht gerettet, sondern

ausgerottet (Jer.43:5-7; 44:12).

Noch weniger kann sich die Weissagung auf die Zerstörung Jerusalems durch die

Römer beziehen. Falls es damals überhaupt einige Entronnene gab, so gab es doch

ganz gewiss keine Hütte für sie zum Schatten vor der Hitze und zur Zuflucht vor

Sturm und Regen, die auch zu dieser Weissagung gehören. Sie bezieht sich

demnach auf zukünftige Dinge und kündigt an, dass das Volk, welches ins Land

zurückgekehrt ist, eine Reinigung und Läuterung erfahren muss, bei der nur ein Rest

übrigbleiben wird.

 

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Ähnliches wird von Sacharja in Kap.13:7-9 angekündigt. Als Folge davon, dass der

Hirte und der Mann, der Gottes Genosse ist (Jesus Christus) geschlagen wurde,

geschieht zweierlei.

a) Das ganze Volk, nicht nur ein Teil davon, wird zerstreut (Vers7). Sodann springt

die Weissagung über auf eine spätere Zeit.

b) Zwei Teile der wieder im Land Befindlichen werden ausgerottet und verscheiden,

wobei der verbleibende dritte Teil ins Feuer gebracht wird, um ihn zu läutern. Das

Resultat dieser Läuterung wird sein, dass der Überrest den Namen Gottes anrufen

und Gott ihm antworten wird: "Du bist mein Volk". Es ist leicht einzusehen, dass sich

das in a) Angekündigte bereits vor 2000 Jahren erfüllte und, dass die Prophezeiung

b) noch auf die Erfüllung wartet. Es werden also nicht alle Juden, die jetzt in Palästina

sind, das Land ererben. Nur ein Teil von ihnen ist zum Leben eingeschrieben.

Beide Stellen, denen noch andere hinzugefügt werden könnten, zeigen, dass das

bereits nach Palästina zurückgekehrte Volk nicht teile quelle ungestörten Besitz vom

verheissenen Land geniessen wird. Gott wird zuerst noch seine Schlacken

ausschmelzen wie mit Laugensalz und all sein Blei hinwegschaffen. Die

Zurückgekehrten werden durch gerechtes Gericht von seiten Gottes erlöst, was für

die Übertreter Zerschmetterung und für die, welche den Herrn verlassen Untergang

bedeuten wird (Jes.1 :25-28). Nur der Überrest, die Sanftmütigen, werden das Land

besitzen.

 

Der Stumpf, aus dem das neue Leben sprosst

 

Als Jesaja im Todesjahr des Königs Ussija den Herrn auf hohem und erhabenem

Thron sitzen sah, wurde er überwältigt von seiner eigenen Unwürdigkeit und sprach:

"Wehe mir! denn ich bin verloren; denn ich bin ein Mann von unreinen Lippen, und

inmitten eines Volkes von unreinen Lippen wohne ich" (Jes.6). Der Prophet erkannte

und bekannte seine Verlorenheit. Seine Ungerechtigkeit und Sünde wurden durch

eine glühende Kohle vom Altar, die seine Lippen berührte, gesühnt. während

andererseits dem Volk geistliche Stumpfheit angedroht wurde. Jesus selbst erklärt,

weshalb es soweit kam. "Obwohl er (Jesus) so viele Zeichen vor ihnen getan hatte,

glaubten sie nicht an ihn, auf dass das Wort des Propheten Jesajas erfüllt würde,

welches er sprach: >Er hat ihre Augen verblendet und ihr He/Z verstockt<. Dies

sprach Jesajas, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete" (Joh.12:37ff,

zit.Jes.6: 1 0). Die Ablehnung des Messias wurde zur Ursache ihrer Verblendung.

Als der Prophet sich zu fragen erkühnte: "Wie lange, Herr?" bekam er zur Antwort:

"Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen, und

das Land zur Öde verwüstet ist... und der verlassenen Orte viele sind inmitten des

Landes. Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wiederum vertilgt werden.. gleich

der (stolzen) Terebinthe und gleich der (mächtigen) Eiche, von welchen, wenn sie

gefällt sind, ein Wu/Zelstock bleibt; ein heiliger Same ist sein Wu/Zelstock."

Auch hier in Jesaja 6 ist von einer Läuterung im Lande die Rede. Der Prophet

kündigt an, dass das Volk (im Verlauf der Jahrhunderte) bis auf einen Zehntel

zusammenschrumpfen werde und, was das Wichtigere ist, dass dann aus dem

verbleibenden Teil, der einem Baumstrunk ähnlich ist, neues Leben spriessen wird.

Der kleine Überrest ist also nicht etwas Minderwertiges, wie es in unserer Sprache

scheinen könnte. Im Gegenteil: nicht die imponierende Baumkrone, die umgehauen

wird (nicht das hochtrabende Volk), sondern der unscheinbare Stumpf, der stehen

bleibt (der Überrest), wird zur Keimzelle des im Land gesegneten Gottesvolkes.

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Die Läuterung im Schmelzofen Gottes

Psalm 66:10~12 beschreibt auf eindrückliche Weise, wie der Überrest Israels von

Gott geläutert und schliesslich befreit wird und IHM dann bringt, was er in der

Bedrängnis versprochen hatte. "Denn du hast uns geprüft, 0 Gott, du hast uns

geläutert, wie man Silber läutert. Du hast uns ins Netz gebracht, hast eine drückende

Last auf unsere Lenden gelegt. Du hast Menschen reiten lassen auf unserem Haupt;

wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zu

überströmender Erquickung. 11

Die Befreiung aus dem Schmelzofen Ägyptens diente dem Psalmisten als Vorbild für

sein Lied. Sie ist aber nicht das Thema, denn damals brach nicht die ganze Erde in

einen Lobpreis Gottes aus. Der Psalm nimmt Bezug auf eine kommende Zeit der

Bedrückung, aus der ein gereinigtes Volk hervorgeht. Was bezeichnend ist für es, ist

seine Einsicht, dass alles von Gott kommt. Obschon Menschen auf ihm

herumtrampelten, anerkennt es in allem die Hand Gottes. Auch seine Befreiung

schreibt es Gott zu. In Jes.48: 1 0 bezeugt Gott selbst, dass Er das Elend

herbeigeführt habe: "Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht wie Silber,' ich habe

dich geprüft im Schmelzofen des Elends.":

Das Elend dieses bedrängten Volkes hat verschiedene Gesichter, wie uns das Wort

an manchen Stellen zeigt.

 

Einmischung und Angriff von aussen

Der schon früher zitierte Psalm 83 zeigt, dass Israel der gemeinsame Feind seiner

Nachbarn ist. Es handelt sich bei ihnen um die Edomiter und Ismaeliten, Moabiter und

Philister und um Tyrus, um nur einige der dort aufgeführten zu erwähnen und die alle

den nahöstlichen Raum bewohnen. Die Bibel sagt jedoch nichts darüber, ob die

Re!igion oder andere Motive die Gegner im Endkampf zu Verbündeten machen wird.

Wir finden im A. T. auch kaum einen Fall, wo im Namen der Religion Krieg gegen

Israel geführt wurde. Heute wird fast alles dem Islam zugeschrieben, aber den Islam

gab es in biblischer Zeit noch nicht. Er kommt auch in keiner biblischen Weissagung

vor, soweit es der Schreiber dieser Zeilen versteht. Er kann aus diesem Grund die

ihm heute oft zugeschriebene Rolle kaum erfüllen.

In alter Zeit befand sich Israel geographisch zwischen den rivalisierenden Mächten

Assyrien und Ägypten und wurde dadurch in Konflikte hineingezogen. Meistens ging

es um rein säkulare Machtinteressen. Als Beispiele seien hier nur erwähnt die

Bedrohung des Königs Ahas von Juda durch Pekach, den König Israels im Verein mit

Rezin von Syrien sowie die Belagerung Jerusalems durch Sanherib. In beiden Fällen

waren politische Interessen ausschlaggebend. Es dürfte deshalb nicht erstaunen,

wenn die heutigen, auf dem Islam beruhenden, Allianzen wieder einmal

auseinanderbrechen und neu geschmiedet werden. Der islamische Fundamental-

ismus ist heute der einigende Faktor auf der Seite der Araber, dass es aber immer so

bleiben wird, ist nicht sicher. Die so oft zitierte Stelle in Sach.12:3, die diese Meinung

zu stützen scheint, besagt jedoch etwas anderes.

"Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich Jerusalem zu einem Laststein

machen für alle Völker,. alle die ihn aufladen (aufheben, GN) wollen, werden sich

gewisslich daran velWunden." Dieser Vers spricht nicht von Krieg gegen Jerusalem.

Die Absicht beim Aufladen ist nicht Eroberung, sondern Einmischung. Es ist an sich

nichts Verwerfliches, bei den andauernden Spannungen vermitteln zu wollen, aber

wer es tut, verbrennt sich dabei die Finger. Gott lässt sich bei Seinem Plan mit

Jerusalem nicht dreinreden. Durch ihr Agieren und Rivalisieren um Jerusalem werden

die daran beteiligten Nationen immer mehr unter sich selbst in Streit geraten. Sie

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werden mit der Zeit ihre Geduld verlieren und, Gottes Absicht gemäss, gegen

Jerusalem aufmarschieren, um dort ihre Interessen mit Waffen zu verteidigen. Der

weitere Verlauf wird in den anschliessenden Versen beschrieben.

Das Wort Gottes enthält noch andere Hinweise darauf, dass zur Zeit des Endes

Feinde in das ganze Land eindringen und es überschwemmen werden (Jes.8:8;

Dan.11 :41). Jerusalem bleibt aber dabei immer ein Thema von besonderem

Interesse, das unsere spezielle Aufmerksamkeit verdient.

Streit um Jerusalem

Wer in Jerusalem nichts weiter als die Hauptstadt Israels erblickt, hat eine sehr

verkürzte Sicht der Dinge. Jerusalem wird in der Heiligen Schrift die Stadt Gottes

genannt (Ps.46:4; 48:1,8; 87:3; Jes.29:1). Sie ist die Stadt des grossen Königs,

dessen Herrschaft nicht auf Israel beschränkt ist (Ps.48:2; Micha 4:7; Matt.5:35). Gott

hat Jerusalem für Sich erwählt (Ps.132: 13).

Die Tatsache, dass Jerusalem die Stadt Gottes und nicht einfach Sitz der

Israelischen Regierung sein soll, verleiht dem Thema eine völlig andere Dimension.

Es geht nicht allein um eine Auseinandersetzung zwischen Israel und seinen

Nachbarn, sondern zwischen Gott und allen Nationen der Erde, welche den

Herrschaftsanspruch Gottes nicht anerkennen. Wer zu viel von der Hauptstadt Israels

spricht, setzt sich der berechtigten Kritik aus, in einer höchst komplexen

Angelegenheit einseitig und zu wenig schriftgebunden Stellung zu beziehen. Er

übersieht, dass Gott einen Rechtsstreit um Jersusalem führt, bei dem jeder, der

Unrecht tut und andere ins Unglück stürzt, aus der Stadt entfernt werden wird

(Ps.1 01 :8). Es gibt dort viele, die sich Bürger der Stadt nennen, die Gott erwählt hat,

und dennoch dort kein bleibendes Wohnrecht besitzen (Jes.48: 1 ,2).

Dieser Rechtsstreit Gottes mit Israel ist der wahre Grund, weshalb ein Tag kommt, da

der Herr alle Völker zum Kampf gegen Jerusalem versammeln und ihnen erlauben

wird, es zu erobern und auszuplündern und die Hälfte seiner Einwohner in die

Gefangenschaft zu führen (Sach.14:1-2). Gott Selbst ist es, der Jerusalem angreift

(Seine Hand gegen es wendet). Siehe Jes.1 :21-26, wo auch alle Gründe dafür

aufgezählt werden. Die Lage wird sich so weit verschlimmern, bis die Bewohner am

Boden liegen und ihre Stimme dumpf klingt, wie von Geistern aus dem Erdboden.

Beachten wir, dass auch hier Gott Selbst die Menge der Belagerer aufmarschieren

lässt (Jes.29:1-4), um dann plötzlich mit Donner und dröhnendem Getöse einen

Befreiungsschlag auszuführen (29:5-8).

Erst dann wird der Tag kommen, wo die Bewohner Zions aufatmen können und

sagen werden: "Ich preise dich, Herr; denn du warst gegen mich erzürnt: dein Zom

hat sich gewendet und du hast mich getröstet" (Jes.12).

Anfeindungen im Innern

Die Angriffe von aussen und der Streit um Jerusalem sind heute schon an der

Tagesordnung und die in Palästina ansässigen Juden bekommen sie zu spüren. Ihre

Ursachen sind, wie wir schon gesehen haben, politisch-wirtschaftlicher Art. Es wird

aber noch eine religiös motivierte Verfolgung im Innern eintreten, die sich gegen jene

Einwohner richten wird, die nicht auf der Strasse der grossen Masse wandeln. Jesaja

8 beschreibt die gegensätzlichen Haltungen Gott gegenüber, die bei der Krise, die

noch kommt, im Volk zum Vorschein kommen werden. "Ihr sol/t nicht al/es

Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt. Das was sie fürchten,

sollt ihr nicht fürchten und nicht davor erschrecken. Den HERRN der Heerscharen,

 

 

 

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den sollt ihr heiligen! Er sei eure Furcht, und er sei euer Schrecken" (Jes.8:12). Die

Textfortsetzung zeigt. dass die Ungehorsamen, die Gottes Weisungen missachten,

fallen werden. An Jesus Christus, dem Eckstein, trennen sich die Wege. So war es

zur Zeit der Apostel (1.Petr.2:6-8) und so wird es auch in Zukunft sein. Diejenigen,

die sich ans Gesetz und ans Zeugnis halten, werden geächtet sein und von den

eigenen Angehörigen verraten werden, so wie es Jesus in Mat.10:21 u. 35,36, unter

Bezugnahme auf Micha 7:5,6, angekündigt hat: " Glaubt nicht dem Gefährten,

verlasst euch nicht auf den Vertrauten! Vor der:; die an deinem Busen liegt, hüte die

Pforte deines Mundes! Der Sohn behandelt den Vater verächtlich, die Tochter erhebt

sich gegen ihre Mutter:; die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter; die Feinde

eines Mannes sind seine eigenen Hausgenossen." Die Zeugen Gottes werden wie

Schafe sein inmitten von Wölfen (Mat.10:16). Viele Psalmen zeigen, was diesen

Menschen, dem treuen Überrest, widerfahren wird und was sie dabei empfinden

werden.

Die Gerechten werden von den Gesetzlosen unterdrückt

Gott wird einst mit den Ältesten Seines Volkes und dessen Fürsten ins Gericht

gehen, weil sie Sein Volk zertreten und beraubt haben (Jes.3:14,15). Die Bedrücker

und die Bedrückten gehören beide Seinem Volk an, doch es ist völlig klar, auf

welcher Seite Gott steht. "Wehe denen, welche die Armen vom Gericht verdrängen

und die Elenden meines Volkes ihres Rechtes berauben .." (Jes.10:2). Diese Stellen

genügen als Beweis, dass es sich bei denen. die gesetzlos handeln, nicht um

äussere Feinde handelt. In den Psalmen redet der elende Überrest und schreit in

seiner Bedrängnis zu Gott.

"In seinem Hochmut verfolgt der Gesetzlose hitzig den Elenden" (Ps.10:2). "Wegen

der ge\valttätigen Behandlung der Elenden, wegen des Seufzens der Armen will iCh

nun aufstehen, spricht der HERR; ich will in Sicherheit stellen den, der danach

schmachtet" (Ps.12:5). "Der Gesetzlose lauerl auf den Gerechten und sucht ihn zu

töten; der HERR wird ihn nicht in seiner Hand lassen" (Ps.37:32). "Horche auf mich

und antworle mir! Ich irre umher in meiner Klage und muss stöhnen. Vor der Stimme

des Feindes, vor der Bedrückung des Gesetzlosen.." (Ps.55:2,3). Die Gesetzlosen

haben mir eine Schlinge gelegt, aber von deinen Vorschriften bin ich nicht abgeirrt"

(Ps.119:110).

Der innere Feind,' der vom Antichrist inspiriert ist, wird die freie Ausübung von

Gottesdiensten im Land verbieten (Dan.8: 11; 9:27) und, indem er an heiligem Ort ein

Scheusal aufstellt, Gott direkt herausfordern (Dan.12: 11). Jesus bezieht Sich in

Mat.24: 15 auf diese Situation und weist die Bewohner von Judäa an, dann ohne

Verzug in die Berge zu fliehen. Was dies für die gottesfürchtigen Juden bedeutet,

wird eindrücklich im zweiten Buch der Psalmen beschrieben.

Die Klage der Vertriebenen

Wegen des Gräuels, der dann an heiliger Stätte aufgestellt ist, müssen die wahren

Gottessucher fliehen und es wird ihnen nicht mehr möglich sein, vor Seinem

Angesicht zu erscheinen. An diesem Punkt wird ersichtlich, wie sehr sich die

Gottesertahrung der frommen Juden von der unseren unterscheiden wird. Sie ist

ganz wesentlich abhängig von einem geographischen Ort, den Gott für sie erwählt

hat, während Er (derselbe Gott) uns Christen durch den vom Himmel gesandten

Heiligen Geist in einem geistlichen Tempel hinzunahen lässt (Eph.2:18-22). Das

Vertriebensein aus Jerusalem wird deshalb für die frommen Juden viel mehr

bedeuten als der Verlust ihrer Habe. Lassen wir einige Psalmworte hierzu zu uns

reden.

 

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"Daran will ich gedenken und in mir ausschütten meine Seele, wie ich ein herzog in

der Schar, mit ihnen wallte zum Haus Gottes, mit der Stimme des Jubels und des

Lobes" (Ps.42:4). Dieses Glück ist dem Psalmsänger, in dem der Geist Christi redet,

genommen worden. Die Klage weist auf die kommende Emigration hin. Die Seele des

Psalmisten ist niedergebeugt, denn er kann nur aus dem Land des Jordan und vom

Hermon her, an Gott denken (V.5).

"Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, weil mein Herz verzagt...lch möchte weilen in

deinem Zelt in Ewigkeit, mich bergen im Schutz deiner Flügel" (Ps.51 :3,5). Es dürstet

nach Dir meine Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren Land ohne

Wasser - gleichwie ich dich angeschaut habe im Heiligtum (have seen you, NIV)"

(Ps. 53: 1 ,2).

Die Verbannung aus Jerusalem wird begleitet sein von schrecklichen Nöten, die den

Kelch der Bitterkeit voll machen, deshalb wird jene Zeit die grosse Drangsal genannt.

 

Ursache und Ergebnis der Drangsal

 

In Mat.5:25 gab Jesus Seinen jüdischen Zuhörern folgende Warnung: "Suche dich mit

deinem Gläubiger gütlich zu einigen, solange du noch mit ihm auf dem Weg zum

Gericht bist. Sonst wird er dich dem Richter ausliefern, und der wird dich dem

Gerichtsdiener übergeben, damit er dich ins Gefängnis steckt. Ich sage dir: dorl

kommst du erst wieder heraus, wenn du deine Schuld auf den letzten Pfennig bezahlt

hast" (nach GN).

Das Volk Israel ist auf das Angebot Gottes nicht eingegangen. Es hat den Messias

abgewiesen, der gekommen war, seine Schulden zu übernehmen. Als Ergebnis

davon muss es jetzt abzahlen. Auch daran erkennt man, dass die Lage, in die sich

Israel als Volk gebracht hat, anders ist, als die im Evangelium vom Kreuz

vorgestellte. Heute ruft Gott einzelne Menschen aus Israel und den Heiden heraus,

und wer sich bekehrt, empfängt die Gnade umsonst, weil seine Schuld am Kreuz

getilgt worden ist (Kol.2: 14). Es gibt nichts mehr, das abbezahlt werden muss.

 

Mit dem Gefängnis, von dem Jesus sprach, ist die schwere Zeit gemeint, die Israel

durchmacht und die erst zu Ende geht, wenn die ganze Schuld abgezahlt ist. Die

Worte des Propheten Micha lassen jedoch den Gedanken nicht zu, Israel könne sich

damit sein Heil verdienen. Er spricht: "Herr, wo sonst gibt es einen Gott wie dich?

Denen, die von deinem Volk übriggeblieben sind, vergibst du ihre Schuld und gehst

über ihre Vel1ehlungen hinweg Du wirst mit uns Erbarmen haben und alle unsere

Schuld wegschaffen, du WI"rst sie in das Meer wel1en, dorl, wo es am tiefsten ist"

(Micha 7: 18, 19, GN). Bei der unumstösslichen Gewissheit, dass Vergebung von

Schuld nur durch das vergossene Blut des Lammes möglich ist, bleibt doch

bestehen, was die Propheten über die schwere Zeit der Läuterung Israels sagen,

nach der dann Licht kommt und Herrlichkeit über ihm aufstrahlt.

 

" Wer in Jerusalem übriggelassen ist, wird heilig heissen, ein jeder, der zum Leben

eingeschrieben ist in Jerusalem: wenn der Herr den Unflat der Töchter Zions

abgewaschen und die Blutschulden Jerusalems aus dessen Mitte hinweggefegt

haben wird durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Vertilgens"

(Jes.4:3,4).

11 Tröstet, trästet mein Volk! spricht euer Gott. Redet zum Herzen Jerusalems, und

rufet ihr zu, dass ihre Mühsal vollendet, dass ihre Schuld abgetragen ist, dass sie von

der Hand des Herrn Zwiefältiges empfangen hat für alle ihre Sünden" (Jes.40: 1,2).

9

Die zur Heilsgeschichte Israels gehörende Tatsache, dass die Ungerechtigkeit

Jakobs dadurch gesühnt werden muss, dass Gott es eine Weile verstösst und

verscheucht, kann durch nichts aufgehoben werden. Sie bleibt bestehen, und doch

bezeugt Gott, dass letztlich alles nur in Ordnung kommen wird, weil Er ein

vergebender Gott ist. Er sagt: "Ich, ich bin es, der deine Übeltretungen tilgt um

meinetwillen,' und deiner Sünden will ich nicht mehr gedenken" (Jes.43:25) und "Ich

habe deine Übertretungen getilgt wie einen Nebel und wie eine Wolke deine Sünden.

Kehre um zu mir, denn ich habe dich erlöst!" (Jes.44:22). "Und das Volk kehrt nicht

um zu dem, der es schlägt, und den Herrn der Heerscharen suchen sie nicht"

(Jes.9:13). Doch schliesslich wird es umkehren, nachdem der Prophet klagen

musste, es habe sich lange geweigert, das zu tun. Was umkehrt wird aber eine

geläuterte Schar von Juden sein, die nicht mehr dem Volk von heute gleicht, in dem

sich noch wahre und rein äusserliche Nachkommen Abrahams vermischen. "Der

Überrest wird umkehren, der Überrest Jakobs zu dem starken Gott. Denn wenn auch

dein Volk, Israel, wie der Sand des Meeres wäre, nur ein Überrest davon wird

umkehren" (Jes.10:21).

 

Die Umkehr und der definitive Einzug in Zion

Manche Prophezeiungen fanden eine vorläufige Erfüllung in der Heimkehr der Juden

aus dem babylonischen Exil und sie lassen sich auch anwenden auf ihre Rückkehr

nach Palästina im letzten Jahrhunden. Ihre abschliessende Erfüllung steht aber noch

aus. Sie ist untrennbar verbunden mit der Anwesenheit des Messias und der

Beseitigung des Feindes; nicht nur des Äusseren, sondern auch des Inneren. "Ich

werde in deiner Mitte ein elendes und armes Volk übriglassen, und sie werden auf

den Namen des Herrn vertrauen. Der Überrest Israels wird kein Unrecht tun...und

niemand wird sie aufschrecken" (Zeph.3:12,13). Soweit ist es noch nicht. Noch heisst

es nicht: "Der Herr hat deine Gerichte weggenommen, deinen Feind weggefegt,' der

König Israels, Jahwe, ist in deiner Mitte, du wirst kein Unglück mehr sehen"

(Zeph.3: 15). Es ist noch nicht  „jene Zeit" von der der Herr durch den Mund des

selben Propheten spricht: "Siehe, ich werde zu jener Zeit handeln mit allen deinen

Bedrückern und die Hinkenden retten und die Vertriebenen sammeln. In jener Zeit

werde ich euch herbeibringen und zu der Zeit euch sammeln,' denn ich werde euch

zum Namen und zum Lob machen unter allen Völkern der Erde" (Zeph.3:19,20).

Der Tag der massgebenden Rückkehr bricht also dann an, wenn der Herr König ist

auf dem Berg Zion. ,An jenem Tage, spricht der Herr, werde ich das Hinkende

sammeln und das Veltriebene zusammenbringen, und dem ich Übles getan habe.

Und ich werde das Hinkende zu einem Überrest und das Weitentfernte zu einer

gewaltigen Nation machen; denn Jahwe wird König über sie sein auf dem Berg Zion,

von nun an bis in Ewigkeit" (Micha 4:6,7). Hier wird in Übereinstimmung mit den

Wanen von Jesus in Mat.24:30;31 bekräftigt, dass die Einsammlung stattfindet,

nachdem der Herr in Macht und grosser Herrlichkeit gekommen ist. "Der Erlöser wird

kommen für Zion und für die, welche in Jakob von ihren Übeltretungen umkehren"

(Jes.59:20). Die von Gott ins Auge gefasste Umkehr beschränkt sich also nicht

auf die Einwanderung in Palästina. Gott ruft Sein Volk auf, zu Ihm

zurückzukehren. "Suchet den Herrn, während er sich finden lässt; rufet ihn an,

während er nahe ist. Der Gesetzlose verlasse seinen Weg, und der Mann des Frevels

seine Gedanken; und er kehre um ...zu unserem Gott" (Jes.55:6,7).

Wolle Gott, dass es bald heisst: "Er erblickt keine Ungerechtigkeit in. Jakob und sieht

kein Unrecht in Israel,' Jahwe, sein Gott, ist mit ihm, und Jubelgeschrei wie um einen

König ist in seiner Mitte" (4.Mo.23:21)

Edi Rohner / Januar 2002

 

 

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1.Mose

 

12

Jes.

 

29:5-8

 

7

 

 

 

40:1,2

 

9

 

 

 

43:5-7

 

4

 

 

 

43:25

 

10

 

 

 

44:12

 

4

 

 

 

44:22

 

10

 

 

 

48:1,2

 

7

 

 

 

48:10

 

6

 

 

 

55:6,7

 

10

 

 

 

59:20

 

10

 

Dan.

 

11:41

 

7

 

 

 

8:11

 

8

 

 

 

..9:27

 

8

 

 

 

12:11

 

8

 

Micha

 

4:6,7

 

10

 

 

 

4:7

 

7

 

 

 

7:5,6

 

8

 

 

 

7:8;19

 

9

 

Zeph.

 

3:12,13,15

 

10

 

 

 

3:19,20

 

10

 

Sach.

 

12:3

 

6

 

 

 

13:7-9

 

5

 

 

 

14:1,2

 

7

 

Mat.

 

5:25

 

9

 

 

 

5:35

 

7

 

 

 

10:16

 

8

 

 

 

10:21,35,36

 

8

 

 

 

24:15

 

8

 

 

 

24:30,31

 

 

 

Joh.

 

8:37,39

 

3

 

 

 

12:37ff

 

5

 

Rom.

 

4:9-12

 

3

 

 

 

9:7

 

3

 

 

 

9:27

 

4

 

 

 

11:1-6

 

4

 

Gal.

 

3:16

 

3

 

Eph.

 

2:18-22

 

8

 

Kol.

 

2:14

 

9

 

LPetr. 1:6-8

 

8

 

 

3

 

 

 

16:12

 

2

 

 

 

17:8,18

 

1

 

 

 

21:12

 

3

 

 

 

21:13

 

2

 

 

 

21:34

 

1

 

 

 

22:18

 

3

 

 

 

25:5,6

 

2

 

4.Mose

 

23:21

 

10

 

S.Mose

 

18:9-12

 

1

 

Josua

 

13:2

 

1

 

I.Sam.

 

15:7

 

2

 

 

 

27:8,9

 

2

 

Psalm

 

10:2

 

8

 

 

 

12:5

 

8

 

 

 

37:32

 

8

 

 

 

42:4,6

 

9

 

 

 

46:4

 

7

 

 

 

48:1,2,8

 

7

 

 

 

55:2,3

 

8

 

 

 

61:3,5

 

9

 

 

 

63:1,2

 

9

 

 

 

66:10-12

 

6

 

 

 

87:3

 

7

 

 

 

83:7

 

2,6

 

 

 

101:8

 

7

 

 

 

119:110

 

8

 

 

 

132:13

 

7

 

Jes.

 

1:21-26

 

7

 

 

 

1:25-28

 

5

 

 

 

3:14,15

 

8

 

 

 

..4:3,4

 

9

 

 

 

6:10

 

5,6

 

 

 

8:8

 

7

 

 

 

8:12

 

8

 

 

 

9:13

 

10

 

 

 

10:2

 

8

 

 

 

10:21

 

10

 

 

 

12:1-6

 

7

 

 

 

29:1-4

 

7

 

 

 

Jes.

 

29:5-8

 

7

 

 

 

40:1,2

 

9

 

 

 

43:5-7

 

4

 

 

 

43:25

 

10

 

 

 

44:12

 

4

 

 

 

44:22

 

10

 

 

 

48:1,2

 

7

 

 

 

48:10

 

6

 

 

 

55:6,7

 

10

 

 

 

59:20

 

10

 

Dan.

 

11:41

 

7

 

 

 

8:11

 

8

 

 

 

..9:27

 

8

 

 

 

12:11

 

8

 

Micha

 

4:6,7

 

10

 

 

 

4:7

 

7

 

 

 

7:5,6

 

8

 

 

 

7:8;19

 

9

 

Zeph.

 

3:12,13,15

 

10

 

 

 

3:19,20

 

10

 

Sach.

 

12:3

 

6

 

 

 

13:7-9

 

5

 

 

 

14:1,2

 

7

 

Mat.

 

5:25

 

9

 

 

 

5:35

 

7

 

 

 

10:16

 

8

 

 

 

10:21,35,36

 

8

 

 

 

24:15

 

8

 

 

 

24:30,31

 

 

 

Joh.

 

8:37,39

 

3

 

 

 

12:37ff

 

5

 

Rom.

 

4:9-12

 

3

 

 

 

9:7

 

3

 

 

 

9:27

 

4

 

 

 

11:1-6

 

4

 

Gal.

 

3:16

 

3

 

Eph.

 

2:18-22

 

8

 

Kol.

 

2:14

 

9

 

LPetr. 1:6-8

 

8