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Frage 116

2000.12.12

Hallo Markus
Ich habe eine spezielle Frage
Gibt es einen Unterschied zwischen Toleranz und Gleichgültigkeit?
Wie kann man tolerant sein ohne auch gleichgültig zu sein?

Ich habe bei "Tychikus" etwas gelesen über Toleranz und da kam
mir der Gedanken das man nur Toleranz in der ganzen Linie sein kann wenn man
gleichgültig ist.

Lieb Grüsse

Paul


Lieber Paul! 2000.12.15

Gute Frage. Ich weiss ja nicht, was du schon gelesen hast oder ob du auch bestimmte Situationen im Kopf hast. Tychikus ist ein gutes Medium für Meinungsbildung. Wo verschiedene Meinungen bestehen, braucht es etwas, dass den anderen irgendwie leben lässt ......

Allgemein zu "Toleranz" folgendes persönliches:
Das Wort Toleranz wurde zu einem Schlagwort hochstilisiert das Gemüter erhitzen kann. Die einen wollen um jeden Preis tolerant sein, die anderen um jeden Preis nicht. Zudem besteht fast in jedem Fall eine Verschiedenheit, was die Definition angeht. Es gibt wohl mehr Meinungen als Menschen auf dieser Erde. Du wirst von mir eine weitere hören.

Unterschied?
Ich bin überzeugt, dass es einen Unterschied gibt.
Gleichgültig: alles ist gleich gültig. "Meine Meinung ist von gleicher Wertigkeit wie die Meinung des anderen. Keine Überzeugung ist als "richtiger" einzustufen als die andere auch wenn sie einander widersprechen."
Dies läuft darauf hinaus, dass es keinen Sinn macht, eine eigene Überzeugung zu bilden, da diese ohne Konsequenzen bleiben muss.
Das ist auch das Kennzeichen der heutigen modernen Zeit.

alt: ich mache "es" aus Überzeugung. (=mit Begründung)
modern: ich mache "es" weil ich dazu Lust habe. (=ohne Begründung)

Toleranz: Um Tolerant zu sein, braucht es eine eigene Überzeugung. Ein toleranter Mensch braucht einen Richtwert, dem er sich verpflichtet fühlt. Von diesem Richtwert ist aus der Sichtweise des toleranten Menschen eine Abweichung möglich, die ihm akzeptabel erscheint.
Du als Schreiner weist das bestimmt gut. Der Toleranzbereich beträgt z.B. +/- 5 mm. Alles innerhalb dieser Bandbreite ist in Ordnung.

Folgerung (persönlich)
o Heute wird viel von Toleranz geredet und man will auch tolerant sein. In Tat und Wahrheit ist man Gleichgültig. Es gibt keinen Toleranzbereich mehr. Alles ist erlaubt. Jeder macht was ihm passt und erlaubt es auch den anderen. Jeder ist froh, wenn ihn die anderen in Ruhe lassen.
o Der tolerante Mensch ist nicht gleichgültig. Er hat einen Richtwert nach dem er sich richtet. Alles ausserhalb des Toleranzbereiches ist in seinen Augen unzutreffend, inkorrekt, irrtümlich, verfehlt.

Problematiken und Lösungsansätze (persönlich)
Über diese Fragen nachzudenken macht eigentlich nur Sinn, wenn
es einen Ertrag für unser Leben als Christen abwirft und entsprechende Relevanz besitzt. Die Notwendigkeit ist bestimmt begründet, in einer Gesellschaft, in der Gleichgültigkeit zu den Zielen gehört ­ und einer Christenheit, die sich in einen neudimensionierten Lehrstreit manövriert, wo Meinungen, Lehren, Ansichten etc. nach Toleranz, Intoleranz oder Gleichgültigkeit zwingen.

Durch die unterschiedlichen Definitionen der genannten Begriffe wird es schwerlich eine Lösung geben, auch innerhalb einer Gemeinde nicht.
Es wird stets Menschen geben, die den anderen wenig schmeichelhaft Gleichgültigkeit vorwerfen. Im Gegenzug wird dann meistens "intoleranz" und Arroganz vorgeworfen

Eine Lösung/Einheit würde eine

o tiefgehende ehrliche Auseinandersetzung mit der Thematik verlangen,
o vertiefte Auseinandersetzung über den Richtwert,
o vertiefte Auseinandersetzung über den Toleranzbereich,
o Bereitschaft zu einer transparenten und ehrlichen Kommunikation,
o ehrliche Bereitschaft dem Wort Gottes zu gehorchen,
o Bereitschaft, von persönlicher Meinung und Erfahrung
Abstand zu nehmen

Voraussetzen.

o Als Christen tut man sich besonders schwer, andere Meinungen zu tolerieren. Es bestehen verschiedene Ansichten, über die Bedeutung des Wortes Gottes. Dies führt zwangsläufig zu ((In-) Toleranz-) Konflikten.
Eine Auswahl:
o Aussagen gelten für alle gleich.
o Aussagen müssen dem kulturellen Niveau angepasst werden.
o Gott hat auch nicht verschiedene Meinungen.
o Es gibt nur eine richtige Lehre.
o Es gibt Bibelverse die heuer nicht mehr die gleiche Relevanz haben, weil sich die Situation verändert hat.
o Es gibt verschiedene mögliche Auslegungen der Schrift.
o Es gibt Lehren, die haben mehr gewicht als andere Lehren.
o Jede Lehre muss mit der gleichen kompromisslosen Entschlossenheit "durchgesetzt" werden.
o Es gibt Lehren, die sind unmissverständlich und es gibt Lehren, die sind nicht so eindeutig.

Meiner Meinung nach lässt sich alles irgendwie begründen und hat etwas wahres dran, mindestens aus menschlicher Perspektive. Genauer wäre es noch zu prüfen. Durch die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Ansichten muss zwangsläufig ein "Toleranzproblem" entstehen.

Das persönliche Verhalten
Folgend möchte ich dir meine persönliche Meinung darlegen, wie sich ein Christ sich korrekt und angemessen tolerant verhalten kann.

o Welche Richtwerte/Aussagen finde ich in der Schrift?
- Sind sie eindeutig und unmissverständlich?
- Geben sie einen Spielraum?
- Betreffen sie mich und meine Weltzeit?
o Welche Bereiche sind angesprochen?
- Geht es mein Leben an?
- Geht es bloss die persönliche Erkenntnis an?
- Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
- Werde ich zu einer Handlung gezwungen?
- Ist die Sache so, dass ich öffentlich Stellung nehmen muss?
- Ist es meine persönliche Angelegenheit?
- Ist es die Angelegenheit anderer?
o Habe ich mich selbst geprüft?
- Welche sind meine wirklichen Motive um aktiv
oder passiv zu sein?
- Bin ich objektiv?
- Bin ich mir bewusst, dass ich mich täuschen kann?
- Ist es meine Angelegenheit oder die Angelegenheit Gottes?
- Bin ich mir bewusst, dass ich mich durch das Umfeld, Erziehung, Erlebnisse, Charakter, Provokationen etc. beeinflussen und manipulieren lasse?
- Ist es "Meine Meinung" oder "mein Wissen" oder "meine Ansicht"

Beispiel 1:
Ist Gott ein Mann oder eine Frau?
Gibt es dazu eine eindeutige Aussage in der Schrift? Im ersten Atemzug sage ich klar! Gott ist ein Mann. Alles andere ist eine falsche Lehre. Im zweiten Atemzug sage ich: Gott ist Gott. Er lässt sich nicht einfach so in die Kategorie "Menschen" einteilen. Wir sind "in seinem Bilde", "nach seinem Gleichnis" "Mann und Weib schuf er sie" .... hmmmm. Auch die Frau ist nach dem Bilde Gottes! Überwiegend wird Gott als männlich beschrieben. Er sehnt sich nach seiner Braut, Jesus war ein Mann, die Männer werden aufgefordert, zu sein wie Christus war. Im Gegensatz dazu werden auch "weibliche/mütterliche Eigenschaften von Gott beschrieben, z.B. wie er trösten kann.
Anwendung: Ich bin überzeugt, dass Gott ein Mann/männlich ist, mit der obigen Differenzierung. Wenn mir jemand sagt: "Gott hat auch weibliche Eigenschaften", ist das in meinem Toleranzbereich.
Wenn jemand sagt: "Gott ist eine Frau", ist das nach meiner Erkenntnis ein Irrtum.

 

Beispiel 2:
Ist Jesus auferstanden oder nicht?
Meiner Überzeugung ist er Auferstanden. Es gibt natürlich verschieden Einwände: Jesus ist nur im Geiste erschienen. Die Jünger haben sich das eingebildet. Die Evangelisten haben diese Geschichte erfunden.
Anwendung: Hier ist mein Toleranzbereich denkbar klein. Jesus ist als Mensch auferstanden, hatte einen Leib, an dem sogar die Wunden noch zu sehen waren! Vierfach wird von der Auferstehung berichtet und viele andere haben Jesus nach seinem Tode noch gesehen. Auch wäre das ganze Evangelium ohne Auferstehung sinnlos (nach dem Zeugnis von Paulus).

Beispiel 3:
Welche Instrumente dürfen in einer Gemeinde zum Gesang gespielt werden?
Dazu gibt es keine eindeutigen Hinweise in der Schrift. Es wurde
sehr viel geschrieben darüber, doch ergeben diese Analysen und Auslegungen kein homogenes Bild. In allen Ländern gibt es da unterschiedliche Praktiken. Meine Feststellung ist, dass hier die persönlichen Erfahrungen und Meinungen eine riesige Rolle spielen. Bibelverse die Anhaltspunkte geben könnten, werden sehr unterschiedlich Ausgelegt. Z.B. habe ich schon mind. drei unterschiedliche, voneinander abweichende Auslegungen über Epheser 5, 18-21 gelesen. Die einen finden ihre Ergötzung (entschuldigung) in einem unbegleiteten Gesang, die anderen mit Rambazamba. Für die einen ist das Klavier zu modern und nehmen lieber die Gitarre, die anderen spielen keine Gitarre, da diese zu Rhytmisch ist und die Gefühle stimulieren kann ....... Ich könnte manchmal weinen über dieses Chaos und die Menschlichkeiten (auch über meine). Die Gewohnheiten spielen hier mit. Alle erheben den Anspruch, mit ihrem Art und Weise Gott zu ehren ...... !!??
Anwendung: Mein Toleranzbereich ist hier groß. Ob Gitarre,
Klavier, Blockflöte oder Harmonium ist einerlei. Kriterien sind hier für mich: Kommt Gott zu Ehre? Ist es Unterhaltung oder Unterstützung? Werde ich abgelenkt oder unterstützt im Singen? Nicht die Umstände sind für mich momentan Priorität sondern das Resultat.

 

Nun will ich einen Punkt machen.
Eigentlich hätte ich noch vieles anzufügen, um ein umfassendes Bild zu geben, doch es soll einmal genügen. Ich will dir eingestehen: Durch die verschiedenen Lehrmeinungen und Ansichten bin ich schon recht verunsichert. Ich frage mich: Alle andern denken von sich: "wir haben recht". Wie denke ich? Alle haben das gleiche Recht, sich zu irren. Die "biblische Lehre" erscheint mir oft als seeeehr dehnbar. Je mehr ich sehe und höre, sehe und erkenne ich auch ganz menschliches in der Christenheit, doch stets beruft man sich auf die Schrift !? Haben wir ein recht, über das Mass der in der Schrift eindeutig festgeschriebenen Irrlehren (z.B. "Jesus ist nicht Gottes Sohn") hinaus intolerant zu sein? Müssten wir diese Entscheidungen nicht Gott überlassen? Mein Trost ist immer: Der Herr weis genau wie es ist und macht alles richtig! Egal wie meine Meinung (und die der anderen) momentan ist.
Aus diesen Gedanken heraus gibt es für mich nur eine Lösung:

Halte im Gedächtnis: Jesus Christus, auferweckt aus den Toten .....

Befleissige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen als ein Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt.

Aus 2. Timotheus 2

 

Weitere Verse zu "Toleranz" Intoleranz   Gleichgültigkeit

Unzucht soll unter euch nicht einmal erwähnt werden, ebenso wenig wie irgendeine Form der Unreinheit oder Habgier; diese sind absolut unangemessen für Gottes Heiliges Volk.
Epheser 5,3

 

Seid wach für die Nöte des anderen ­ haltet euch nicht für besser als die anderen, sondern sucht euch Freunde unter den Bescheidenen. Seid nicht eingebildet.
Römer 12,16

Lasst uns nur darauf bedacht sein, dass unser Lebenswandel dem geistlichen Reifegrad entspreche, den wir bereits erreicht haben.
Philipper3,16

Oder Elberfelder:
So viele nun vollkommen sind, lasst uns also gesinnt sein; und wenn ihr etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren.
Doch wozu wir gelangt sind, lasst uns in denselben Fußstapfen wandeln.

 

Und so viele ihr Leben nach dieser Regel ordnen, Frieden über sie und Gnade, und auf das Israel Gottes!
Galater 6,16

.... dann vollendet meine Freude, indem ihr zudem ein Ziel und eine Liebe habt, einmütig und eines Sinnes seid. Tut nichts aus Rivalität oder Eiltelkeit; haltet euch vielmehr einander gegenseitig voller Bescheidenheit für besser als euch selbst ­ treten ein für die Interessen des anderen, nicht für eure eigenen.
Philipper 2,2

Bem. Nach der Übersetzung von David H. Stern.

 

Der HERR möge uns helfen!

Mit lieben Grüssen

Dein Bruder Markus, in neugieriger Erwartung deine Antwort!
Eine wichtige Frage! Sie kann das ganze Leben bestimmen!

Winterthur am 15.12.2000


Lieber Hans Peter 2000.12.18

Den Artikel über Toleranz von Markus habe ich ausgedruckt und ganz gemütlich
gelesen. Finde ihn gar nicht schlecht. Ich würde sagen, dass ich sicher mit
dem meisten darin einverstanden bin. Das grösste Problem ist natürlich, dass
das Wort Toleranz oder tolerant nirgends in der Bibel vorkommt, man müsste
sich also fragen, welche biblischen Ausdrücke diesen Begriff am ehesten
umreissen und von dort her dann nochmals ansetzen.

Ich bin auch der Meinung, dass bei allem immer eine gesunde Kritik
angebracht ist. Wir sind ja vor dem Herrn verantwortlich. Was aber zum Teil
unter diesem Begriff läuft, hat wenig mit gesunder Skepsis oder einem
gesunden Prüfen zu tun. Wenn wir alle Menschen, die es wagen, etwas
öffentlich zu sagen, auf eine solche Art kaputt machen, wer wird dann noch
übrig bleiben, um das Wort klar und deutlich weiterzugeben? Wir schneiden
uns nur ins eigene Fleisch. Ich kenne niemanden, aber auch wirklich keinen
einzigen Menschen, den man nicht das eine oder andere vorwerfen könnte. Wenn
man den Massstab, den einige Brüder an Andere ansetzen, bei ihnen selber
ansetzen würde, wäre am Schluss wahrscheinlich auch nicht mehr viel übrig
(Luk. 6, 38).

Ganz liebe Grüsse

Peter


Hallo Markus                           12. 12. 04


Darf ich mal eine Erklärung „versuchen“?

In weltlichen Dingen akzeptiere ich, dass der andere eine andere Meinung vertritt, als ich.

Ich kann sie stehen lassen, als seine Meinung.

Mein Verhalten zu ihm erfährt dadurch keine Veränderung der  Hinwendung zu ihm.

Er hat eine andere Meinung, sie muß ja nicht meiner angepasst sein.

 

Im geistlichem Bereich sieht es anders aus: Ein Katholik vertritt die Lehre:

Römisch-katholische Kirche plus Taufe bilden die Grundlagen für das ewige Leben.

Hier würde Toleranz schaden. Ja, mehr noch: ich mache mich schuldig an sein Verlorengehen in Ewigkeit, indem ich ihn auf den Irrtum nicht hinweise.

Hier wäre Toleranz fehl am Platz.

Ob er meine Warnung oder Rat nun annimmt, ist dabei eine andere Frage.

Er kann mir in der Ewigkeit (bildlich gesprochen) nicht vorwerfen: du hast es gewusst, aber mich nicht gewarnt.

Wir wissen, es ist ein unbiblisches Dogma und wenn es sich erforderlich erweist, sollten wir es sagen.

Gleichgültig wäre ich in diesem Fall, obwohl ich den Irrtum erkenne, es ihm nicht sage.

Weil es mich nicht interessiert, ob er verloren geht oder nicht.

Das würde ich Gleichgültigkeit nennen.

Als gläubige Christen werden wir in Zukunft mit dem Vorwurf der Intoleranz leben müssen.

Man erwartet von uns, im Namen der „Einheit“, auch das zu tolerieren, was außerhalb der Schrift steht.

Ich soll Gemeinde haben, mit Gläubigen, die in Wirklichkeit keine Gläubigen sind.

Das betrifft die evangelische Kirche genau so wie die katholische Kirche.

Namenschristentum.

Ökumene.

Man verlangt Kompromisse und die können nur auf Kosten der Wahrheit entstehen.

Jeder gibt etwas von seiner Erkenntnis auf, um sich irgendwo „auf einer Mitte“ zu begegnen.

Viele Grüße Berndt