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Frage 1393        Grafik

 
"Exkurs zur göttlichen Erwählung"
Die Lehre von der Erwählung schafft für den menschlichen Geist einige Probleme, deshalb müssen wir hier etwas ausführlicher darauf eingehen, was die Bibel zu diesem Thema lehrt und was nicht.

Zunächst einmal lehrt sie, daß Gott Menschen zur Erlösung erwählt (2. Thess 2,13). Sie spricht die Gläubigen an als solche, »die auserwählt sind nach Vorkenntnis Gottes« (1. Petr 1,1.2). Sie lehrt, daß Menschen durch ihre Reaktion auf das Evangelium wissen können, ob sie erwählt sind: Diejenigen die hören und glauben, sind erwählt (1. Thess 1,4-7).

Andererseits lehrt die Bibel nirgendwo, daß Gott Menschen zum Verlorensein erwählt. Die Tatsache, daß er einige erwählt, gerettet zu werden, sagt nicht aus, daß er den Rest willkürlich verurteilt. Er wird niemals Menschen verurteilen, die es verdient haben, gerettet zu werden (es gibt solche Menschen nicht), sondern er rettet einige, die eigentlich verurteilt werden müßten. Wenn Paulus die Erwählten beschreibt, so nennt er sie »Gefäße der Begnadigung , die er zur Herrlichkeit vorher bereitet hat« (Röm 9,23); doch wenn er von den Verlorenen spricht, so sagt er einfach: »Gefäße des Zorns , die zum Verderben zubereitet sind« (Röm 9,22). Gott bereitet Gefäße der Begnadigung zur Herrlichkeit, aber er bereitet keine Menschen zur Verdammnis: Das tun sie selbst durch ihren eigenen Unglauben.

Die Lehre von der Erwählung gibt Gott seine rechtmäßige Stellung. Er ist souverän, d.h. er kann tun, was ihm gefällt, obwohl es ihm nie gefällt, etwas Ungerechtes zu tun. Hat Gott etwa nicht das Recht, einigen Gnade zu erweisen?

Doch gibt es noch eine andere Seite der Medaille. Dieselbe Bibel, die die souveräne Erwählung lehrt, lehrt auch die menschliche Verantwortlichkeit. Niemand kann die Lehre von der Erwählung als Ausrede benutzen, sich nicht erretten zu lassen. Gott bietet allen Menschen ohne Vorbedingung die Erlösung an (Joh 3,16; 3,36; 5,24; Röm 10,9.13). Jeder kann erlöst werden, indem er seine Sünden bereut und an den Herrn Jesus Christus glaubt. Deshalb geht ein Mensch verloren, weil er sich dafür entscheidet, nicht weil Gott es so will.

Die Tatsache bleibt bestehen, daß dieselbe Bibel sowohl die Erwählung als auch die bedingungslose Erlösung für alle lehrt, die sie empfangen wollen. Man kann sogar beide Lehren in einem Vers finden: »Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen« (Joh 6,37). Die erste Hälfte dieses Verses spricht von Gottes souveräner Erwählung, die zweite Hälfte dehnt das Angebot der Gnade auf alle Menschen aus.

Für den menschlichen Geist stellt dies eine Schwierigkeit dar. Wie kann Gott einige erwählen und doch allen die Erlösung anbieten? Ehrlich gesagt, das bleibt ein Geheimnis. Aber es ist nur für uns ein Geheimnis, nicht für Gott. Am besten glauben wir beide Lehren, weil die Bibel beide lehrt. Die Wahrheit findet sich nicht irgendwo zwischen der Erwählung und dem freien Willen des Menschen, sondern in beiden Extremen. W.G. Blaikie faßt zusammen:

Göttliche Souveränität, die menschliche Verantwortlichkeit und das bedingungslose und allgemeine Angebot der Gnade sind alle in der Schrift enthalten, und obwohl wir sie mit unserer Logik nicht in Einklang bringen können, sollten sie doch alle ihren festen Platz in unserem Denken haben. 3)"


 

Lieber Jochen,

1) Zur Prädestionationslehre bei WMD
 
a) William MacDonald (WMD) wird in seinen früheren Äußerungen von Befürwortern der einfachen Prädestionationslehre gerne als Stempel der Richtigkeit herangezogen. Ich schätze WMD aufgrund seiner Erkenntnis über Gottes Wort und bezweifle in gewisser Weise, dass er die von Dir angeführten Aussagen heute noch aktualisieren würde, da er ja sein Placet für das Buch "What love is this - Calvinism's Misinterpretation of God" von Dave Hunt gegeben hat. In diesem Buch wird ja gerade die Lehre der Prädestination zur Wiedergeburt (so würde ich die einfache und doppelte Prädestionationslehre der Einfachheit halber zusammenfassen) bestritten. Letztendlich ist dies jedoch der einzige Hinweis, den ich habe und daher ist dies eher eine Vermutung als ein erhärtetes Faktum.

b) Wie auch immer WMD heute zur Prädestionationslehre steht, konnte ich einige seiner früheren Aussagen zu diesem Thema jedoch nie befürworten - auch halte ich einige Aussagen, die Du von ihm angeführt hast für nicht biblisch. Den Generalirrtum sehe ich in der Kombination von Erwählung und Wiedergeburt, wonach Gott eine Auswahl unter der Masse Ungläubiger getroffen hätte und einige davon zur Wiedergeburt erwählt haben soll. Erwählung bezieht sich in der Schrift NIE auf Ungläubige !
Ich kann daher zu folgenden Aussagen bei WMD nur deutlichen Widerspruch einlegen:
 
- "Zunächst einmal lehrt sie, daß Gott Menschen zur Erlösung erwählt (2. Thess 2,13). [...] Andererseits lehrt die Bibel nirgendwo, daß Gott Menschen zum Verlorensein erwählt." (WMD) [Anm.: hier wird deutlich, dass er in seiner Aussage die einfache Prädestionationslehre vertritt)   
 
- an anderer Stelle stellt er es als TATSACHE dar, dass es eine göttliche Erwählung zur Wiedergeburt gibt: "Die Tatsache, daß er einige erwählt, gerettet zu werden" (WMD)
 
c) In der Heranziehung von 2Thes 2,13 als Begründung dieser Sicht, sehe ich - nicht nur bei WMD - einen Hauptirrtum der sog. Prädestionationslehre (d.h. Erwählung zur Wiedergeburt). Es ist m.E. ganz deutlich, dass 2Thes 2,13 nicht von der Wiedergeburt spricht.
 
Ich sehe in bezug auf den Gedanken, es gäbe eine Selektion/Auswahl innerhalb der Masse der Ungläubigen zum Heil (d.h. eine Zweiteilung der Welt in bezug auf das Heil) , eindeutige Aussagen in Gottes Wort, die hier widersprechen: Insbesondere will Gott nicht, dass irgendjemand verloren geht, sondern alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und dass alle, überall Busse tun sollen (Apg 17,30 etc.). Wenn wir diese Schriftgedanken als Ausgangspunkt nehmen, sehen wir, dass es dabei keine Unterscheidung gibt - d.h. der Gedanke, Gott hätte eine besondere Auswahl an Ungläubigen, denen er das Heil zugesteht - während er andere damit übergeht oder gar zur Hölle vorherbestimmt (=einfache/doppelte Prädestionation), ist wider die Schrift.
 
d) Es sind in den letzten Jahren Schleusen geöffnet worden (Betanien-Verlag, CLV), wodurch in massiver Weise eine andere Sicht im Hinblick auf das Heil vermittelt werden soll. Ich sehe vor Ort und auch überörtlich sehr starke Auswirkungen der Veröffentlichungen der letzten Jahre. Im Besonderen bin ich betroffen, dass wertgeschätzte Brüder wie z.B. Benedikt Peters, ihre frühere Haltung vollständig aufgegeben haben und die TULIP-Lehre übernommen haben und auch gegenwärtig stark multiplizierend tätig sind (z.B. durch verschiedene Vorträge und Artikel etwa in der KFG- bzw. Bibel&Gemeinde-Zeitschrift).
 
f) Ich würde WMD im Gegensatz zu J.MacArthur - gerade auch im Hinblick auf die von Dir angeführten Zitate - nicht als gerade typischen Vertreter der einfachen Prädestinationslehre sehen.  Jedoch dringen bei ihm schon klar ersichtlich entsprechende (m.E. falsche) Gedanken durch:
 
a) Kombination von Auserwählung mit Wiedergeburt
b) Bezug von Erwählung zum Heil (d.h. zur Wiedergeburt) auf einen Teil der Ungläubigen Masse
 
WMD stellt sich in seinem Kommentar zum NT auf Seite 215 die Frage, "wie kann Gott einige erwählen und doch allen die Erlösung anbieten?" und kommt zum Schluß "das bleibt ein Geheimnis". WMD hat - das wir hierbei deutlich - nicht die Schwelle zur falschen calvinistischen Lehre des "Genaral Call" bzw. "Effectual Call" überschritten.
Andere Autoren wie John MacArthur sehen nämlich hier KEIN Geheimnis, sondern meinen und lehren, dass Gott zwar das Evangelium an ALLE Menschen ausrichten lässt (General Call), jedoch NUR die auserwählten Ungläubigen unwiderstehlich zum Glauben kommen werden (Effectual Call).

Die Heilige Schrift erwähnt und kennt den Bezug, den Vertreter der Prädestinationslehre herstellen, wonach einige Menschen aus der Masse der Ungläubigen zur Wiedergeburt erwählt seien und alle übrigen mit dem Heil übergangen werden, an KEINER EINZIGEN STELLE.

Erwählung steht weder mit Menschen des Unglaubens als Objekt, noch inhaltlich mit der Wiedergeburt, in irgendeinem Zusammenhang (außer in dem Sinne, dass Wiedergeburt und Glaube an Christus Bedingung und Grundlage der Auserwählung sind). Gott will vielmehr gerade nicht, „dass jemand verloren gehe“ (2Pet 3,9) und hat daher keine vorweltlich-selektive Auswahl derer getroffen, die an Christus glauben dürfen (Prädestinationslehre).

Vielleicht dürfte ich Dich dazu auf folgende kurze Aufstellung hinweisen, die einen Kontrast zur m.E. nicht haltbaren Prädestionation zur Wiedergeburt sind und Ergebnis längerer Studien zum Thema Erwählung darstellen:

http://bibelkreis.ch/Streitenberger%20Peter/auserw.htm bzw. http://bibelkreis.ch/Forum/frage1077.htm

 
Ich halte daher unseren Austausch zu diesem Thema für sehr aktuell und es auch für besonders notwendig, dass eine eindeutige Position zu diesem fundamentalen Lehrpunkt gefunden wird.
 
Peter