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Das ewige Leben

Oliver W.
Gott sagt es dem Menschen, durch Sein Wort.

1. Joh 5,13 Dies habe ich euch geschrieben, auf daß ihr wisset, daß ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes.
Sterben wird jeder Mensch den biologischen Tod, also die Trennung des Leibes (biologischer Körper) von Seele/Geist.
Auferstehen werden auch alle Menschen, die einen in einem Leib der Herrlichkeit hin zur Ewigkeit bei Gott und die anderen zur ewigen Pein im Feuersee.

1. Kor 15,40 Und es gibt himmlische Leiber und irdische Leiber. Aber eine andere ist die Herrlichkeit der himmlischen, eine andere die der irdischen;

1. Kor 15,52 Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, 52 in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune;
denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
53 Denn dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.
Ewiges Leben ist nicht identisch mit ewig leben.
Die in den Feuersee geworfen werden, haben kein Ewiges Leben, leben aber ewig in dieser Pein.
Offenbarung 20.10 Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet;
und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. 11 Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß,
vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. 12 Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen,
vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch ward aufgetan, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem,
was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. 13 Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten,
die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. 14 Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen.
Dies ist der zweite Tod, der Feuersee
. 15 Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.

Tod = Trennung
Biologischer Tod siehe oben
Ewiger Tod = Ewige ewige Trennung von Gott. Ein Ort wo Gott nicht ist, keine Seiner Segungen findet man dort (nichts zu danken, nichts annehmliches).

Ewig entspricht Qualitativ vollständig neu. Da ist keine Zeit. Zeit ist an die vergehende Schöpfung gebunden.

ewig meint: aus menschlicher irdischer Sicht gesehen in der Zeit stehend: zeitlich endlos andauernd, unaufhörlich.

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Das Ewige Leben   W.J. Ouweneel .pdf

Seite
Vorwort 4
1. Das Wort des Lebens 5
2. Das Licht des Lebens 9
3. Das Brot des Lebens 14
4. Die Gabe des Lebens 20
5. Der Überfluß des Lebens 27
6. Die Atmosphäre des Lebens 35
7. Der Genuß des Lebens 43
8. Die Gemeinschaft des Lebens 53
9. Die Hoffnung des Lebens 58
10. Anhang 63


Vorwort
Bereits früher habe ich geschrieben, daß ich für jedes neue Heft dieser Reihe einen deutlichen Hinweis des Herrn sehen wollte. In den letzten Monaten hat Er mich verschiedentlich besonders mit dem wunderbaren Thema des „ewigen Lebens" beschäftigt. Die Studien, die daraus hervorgekommen sind, haben zu diesem Heft geführt. Ich muß allerdings darauf hinweisen, daß dieses Thema eines der reichsten und tiefsten, aber dadurch auch eines der schwierigsten Themen der Heiligen Schrift ist, und deshalb konnte es auch keine einfache und ebensowenig eine erschöp fende Studie werden. Nicht von ungefähr ist gerade dieses The ma in den letzten 150 Jahren (in denen Gott das Licht wieder völ lig neu auf dieses alte biblische Thema hat scheinen lassen) lei der Anlaß zu tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten und traurigen Trennungen unter Christen gewesen. Diese Broschüre ist vor allem in dem Vertrauen geschrieben, daß es möglich sein muß, die Lektionen aus der Vergangenheit zu Herzen zu nehmen und in einer geistlichen, bescheidenen Gesinnung Gedanken über das ewige Leben auszutauschen, in absoluter Unterwürfig keit gegenüber der Schrift. Es ist mein Gebet, daß dieses Heft ein Beitrag zu solch einem Gedankenaustausch sein möge.
De Bilt, 1977
Emmalaan 1

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Vorwort 4
1. Das Wort des Lebens 5
2. Das Licht des Lebens 9
3. Das Brot des Lebens 14
4. Die Gabe des Lebens 20
5. Der Überfluß des Lebens 27
6. Die Atmosphäre des Lebens 35
7. Der Genuß des Lebens 43
8. Die Gemeinschaft des Lebens 53
9. Die Hoffnung des Lebens 58
10. Anhang 63

Vorwort
Bereits früher habe ich geschrieben, daß ich für jedes neue Heft dieser Reihe einen deutlichen Hinweis des Herrn sehen wollte. In den letzten Monaten hat Er mich verschiedentlich besonders mit dem wunderbaren Thema des „ewigen Lebens" beschäftigt. Die Studien, die daraus hervorgekommen sind, haben zu diesem Heft geführt. Ich muß allerdings darauf hinweisen, daß dieses Thema eines der reichsten und tiefsten, aber dadurch auch eines der schwierigsten Themen der Heiligen Schrift ist, und deshalb konnte es auch keine einfache und ebensowenig eine erschöp fende Studie werden. Nicht von ungefähr ist gerade dieses The ma in den letzten 150 Jahren (in denen Gott das Licht wieder völ lig neu auf dieses alte biblische Thema hat scheinen lassen) lei der Anlaß zu tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten und traurigen Trennungen unter Christen gewesen. Diese Broschüre ist vor allem in dem Vertrauen geschrieben, daß es möglich sein muß, die Lektionen aus der Vergangenheit zu Herzen zu nehmen und in einer geistlichen, bescheidenen Gesinnung Gedanken über das ewige Leben auszutauschen, in absoluter Unterwürfig keit gegenüber der Schrift. Es ist mein Gebet, daß dieses Heft ein Beitrag zu solch einem Gedankenaustausch sein möge.
De Bilt, 1977
Emmalaan 1

1. Das Wort des Lebens
Ps90,2 „Ehe geboren waren die Berge, und du die Erde und den Erdkreis erschaffen hattest—ja, von EwlgHiob 38.7 Reit", lange bevor „die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten", bei der Grundlegung der Welt, ja, lange bevor die „Morgen sterne" selbst, die Söhne Gottes, geschaffen wa2. Tim 1,9 ren, vor den Zeiten der Zeitalter, war Gott; und Er Mt 16,16 war der lebendige Gott. Von Ewigkeit war dieser Gott der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, und von Ewigkeit hatten die drei Personen joh 5,26 der Gottheit Leben in Sich Selbst. „Der Vater hat Leben in sich selbst." Von dem eingeborenen Sohn, Joh 1,18 „der in des Vaters Schoß ist" und der „das Wort" Joh 1.1-4 genannt wird, wird gesagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott... In ihm war Hebr 9,14 Leben." Und von dem „ewigen Geist" wird gesagt, Rom 8,2.10 daß Er der „Geist des Lebens" ist und daß „der Geist Leben [ist]".
Gott ist also der ewige Gott, und Er ist der lebendige Gott.*) In Ihm sehen wir, was ewiges Leben ist, Le ben, das nicht nur ewig ist, weil es keinen Anfang und kein Ende hat, sondern Leben, das ewig ist in seinem Charakter, weil es das Leben des ewigen Gottes ist. Ewiges Leben ist Leben des ewigen, le bendigen Gottes. Doch wir sehen das ewige Leben
vor allem in einer der drei Personen der Gottheit, Joh 1,18 nämlich in Ihm, der Gott „kundgemacht" hat, dem Joh 1,1 Sohn im Schoß des Vaters; in Ihm, der „das Wort" war, der vollkommene Ausdruck alles dessen, was in Gott ist und der zugleich Selbst Gott ist. Das
*) Dieser Ausdruck kommt im NT 14 mai vor: Mt 16, 16; 26, 63; Apg 14,15; Röm 9, 26; 2. Kor 3, 3; 6,16; 1. Thess 1, 9; 1. Tim 3, 15; 4,10; Hebr 3,12; 9,14; 10,31; 12,22; Offb 7,2. Vgl. auch Apg 3,15, der „Urheber (Anführer) des Lebens".

ewige Leben Ist In Gott; doch wir sehen es geoffen1. Joh 5,20 hart In Ihm, der Gott geoffenbart hat. „Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen Ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf daß wir den Wahr haftigen kennen; und wir sind In dem Wahrhaftigen, In seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhafUge Gott und [das] ewige Leben."
In dem Sohn sehen wir das ewige Leben geoffen1. Joh 1,2 bart, denn Er Ist Selbst das ewige Leben: „Das Le ben Ist geoffenbart worden, und wir [sagen die Apo stel] haben gesehen und bezeugen und verkündi gen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns geoffenbart worden Ist." Dieses ewige Joh 5,26 Leben war in dem Vater, aber es war, wie hier steht, auch bei dem Vater (wie das Wort bei Gott war) als eine Person, unterschieden von dem Vater. Diese Person Ist Sein Sohn Jesus Christus, In dem Sohn sehen wir nicht nur das ewige Leben geoffenbart, das bei dem Vater war, sondem Er Ist Selbst das ewige Leben, das bei dem Vater war; denn der Apo stel spricht hier offensichtlich über die Person Chri1. Joh 1.1 sti, über das, „was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir ange schaut und unsere Hände betastet haben, betref fend das Wort des Lebens." Dieses Sichtbare und Tastbare war die Person, von der Johannes sagt: Joh 1.14 „Und das Wort ward Fieisch und wohnte unter uns, (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) vol
ler Gnade und Wahrheit."
Psiis, 3 „Unser Gott Ist In den Himmeln", und deshalb Ist das ewige Leben grundsätzlich eine himmlische Sa che. Christus Selbst macht uns deutlich, daß das Joh 3,12-16 ewige Leben zu den „himmlischen Dingen" gehört. Doch Er erklärt zugleich, daß das ewige Leben deshalb seinem Wesen nach eine völlig unbekannte Sache war, solange Gott nicht In Seinem Sohn
geoffenbart war. Niemand kann himmlische Dinge verstehen und verkündigen, als nur himmlische, joh 1,18 göttliche Personen. Niemand anders als der einge
borene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, und der 1. Kor 2,10 Geist, der alle Dinge erforscht, auch die Tiefen Gotjoh 3,11-13 tes, haben himmlische Dinge geoffenbart: „Wir [der Sohn und der Geist] reden, was wir wissen, und be zeugen, was wir gesehen haben ... [betreffend] das Himmlische... Und niemand ist hinaufgestie gen in den Himmel, als nur der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der/m Himmel Ist" Niemals vorher, erst aus dem Mund des Sohnes haben wir gehört, was das ewige Leben
seinem Wesen nach ist.
Das ist nicht alles. Die „himmlischen Dinge" umfasjoh 14,2 sen viel, doch sie betreffen vor allem das Vaterhaus. Das ewige Leben ist das Leben des Hauses des Vaters, wo göttliche Personen einander von EwigJoh 17,3.23. keit kennen und Heben und Gemeinschaft miteinan21; 1. Joh 1,3 der haben. Das ewige Leben ist das Leben, das zu
Hause ist an einem Ort von lauter Herrlichkeit: Wir Joh 17,5; hören von der Herrlichkeit, die der Sohn bei dem Rom 6,4; Vater hatte, ehe die Welt war; von der Herrlichkeit 1. Petr 4,14 des Vaters; und von dem Geist der Herrlichkeit.
In dieser Herrlichkeit Gottes sehen wir hauptsäch1. Joh 1,5 lieh zwei Aspekte: Erstens: „Und dies ist die Bot schaft, die wir von ihm gehört haben und euch ver kündigen: daß Gott Ucht ist und gar keine Finsternis 1. Joh 4,8.16 in ihm ist." Zweitens: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe." Dies war von Ewig keit her der Fall: von Ewigkeit war Er Licht und war
Er Liebe. Doch das Licht schien noch allein für Gott 1. Tim 6,16 Selbst; Er bewohnte ein unzugängliches Licht. Und die Liebe hatte noch keinen bestehenden Gegen stand außerhalb des dreieinigen Gottes. Die Liebe des Vaters — wie groß, vollkommen und unendlich auch — galt noch lediglich dem Sohn, der in Seinem
Joh 1,18 „Schoß" war, dem vertrauten Wohnort der Liebe. Spr 8.30 Dieser, die wahre Weisheit, war Tag für Tag Seine Wonne, vor Ihm Sich ergötzend allezeit. Außerhaib Gottes gab es noch nichts und niemanden.
Ps 36.9 „Denn bei dir ist der Quell des Lebens" — aber es war aus diesem Quell noch kein Leben geschaffeRöm 1,20 nen Wesen mitgeteiit worden, bevor „Gottes ewige Kraft und Göttlichkeit" sich in geschaffenen Dingen geoffenbart hatten. Dann kam der Augenblick, als Rom 4.17 Gott „das Nlchtselende" rief, „wie wenn es da wä re"; da traten göttliche Weisheit und Kraft zum VorHiob38,7 schein, und die Engel jubelten darüber. Hellere Strahlen des Uchtes Gottes traten hervor, und MenPs 36,9 sehen bezeugten dankbar: „In deinem Licht werden
wir das Licht sehen." Deutliche Beweise der Uebe Gottes wurden Herzen gegeben, die dafür emp fänglich waren und die Seine Stimme verstanden: Jer 31,3 „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt." „Vielfältig
Hebr 1,1 und auf vielerlei Weise" wurden Gottes Licht und Liebe dem Menschen erzeigt, so daß kein sündiger Mensch eine Entschuldigung hatte, wenn er Gott nicht verherrlichte in dem Maße, wie Er Sich geof5. Mo 5,26 fenbart hatte und man „die Stimme des lebendigen Gottes" gehört hatte.
Jer 10,10 Doch obwohl Gott gekannt war als „der lebendige Gott und ein ewiger König", war das Leben noch 1. Joh 1,2 nicht „geoffenbart"! Und damit hatten auch das
Ucht und die Uebe bei weitem noch nicht ihren voll1. Kor 2,10 kommenen Ausdruck gefunden. Die „Tiefen GotJoh 1,17.18 tes" waren noch lange nicht ergründet. „Gnade und Wahrheit" waren noch nicht „geworden", und Gott war noch nicht wirklich „kundgemacht". Das Gesetz 3. Mo 18,5 war zwar durch Moses gegeben, und das Gesetz hatte Leben denen verheißen, die es halten würden; doch das Evangelium bestand noch nicht, wodurch 2. Tim 1,10 „Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht" werden sollten, nachdem „unser Heiland Jesus
Christus" erschienen war. Gottes ewige Kraft und Römi,20 Göttlichkeit waren in Seiner Schöpfung gesehen worden, aber Gott Selbst war niemals von irgendei nem Geschöpf (Mensch oder Engel) gesehen worJoh 1,18 den; niemand hatte jemals Sein Wesen oder Seine Herrlichkeit betrachtet. Niemand hatte jemals Got tes Licht gesehen, und das konnte auch niemand 1. Tim 6,16 sehen — denn es ist „unzugänglich" — außer dem Johl, 18 Einen, der in diesem Licht war. Niemand konnte den
Vater kundmachen außer dem Einen, der das Herz des Vaters kannte, weil Er der eingeborene Sohn des Vaters war, der von Ewigkeit im Schoß des Va
ters war.
Doch daß das Leben, das Licht und die Liebe Got tes geoffenbart werden sollten, war sicher. Das war 2. Tim 1,1 „die Verheißung des Lebens, das in Christo Jesu Tit 1,2 ist"; dort war das ewige Leben, das „Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten". 1. Joh 2,25 „Dies ist die Verheißung, welche er uns verheißen hat: das ewige Leben." Vor ewigen Zeiten, bevor die Zeitalter begannen, bevor die Zeit anfing, bevor es Engel oder Menschen gab, hatte Gott bereits das ewige Leben Dem verheißen, der das ewige Leben Apg 13,46.48 ist, und in Ihm uns, die „zum ewigen Leben verord net" waren, denen Er das ewige Leben in und durch den Sohn nach Seinem ewigen Ratschluß schenEphi,4.3 ken wollte. In Ihm hat Er uns ja auserwählt vor Grundlegung der Welt, mit der Folge, daß Er uns nun „gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in
den himmlischen örtern In Christo." Und welche Umschreibung drückt tiefer und reicher aus, was diese himmlische Segnung ist, als das ewige Le
ben?
2. Das Licht des Lebens
Wir haben gesehen: das ewige Leben ist das be
wußte, denkende, wollende, fühlende, kennende.
liebende Leben Gottes Selbst: das Leben in Ihm
1. Joh 5,20 und das Leben, worin Er verkehrt. Nur der Sohn, der 1. joh 1,2 der wahrhaftige Gott ist und das ewige Leben, das bei dem Vater war, konnte uns dieses Leben und damit Gott Selbst offenbaren. Dies geschah, als Er,
Joh 1,14 das Wort, Fleisch wurde und unter uns wohnte und die Herrlichkeit offenbarte als eines Eingeborenen Joh 1,18.17 vom Vater, und Er, der eingeborene Sohn, der im
Schoß des Vaters ist, kam, um Ihn kundzumachen.
Damit ist „die Gnade und die Wahrheit durch Jesus Christus geworden", d. i. der höchste Ausdruck so wohl des Uchtes als auch der Uebe Gottes. „Das 1. Joh 1,2 Leben ist geoffenbart worden", und in der Wirksam keit dieses Lebens kam „das Licht" zum Vorschein: Joh 1.4 „In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen." Die vollkommene Wahrheit in bezug
auf Gott und Sein Wesen hat ihren Ausdruck in Ihm Joh 14,6 gefunden, der sagte: „Ich bin ... die Wahrheit", Joh 1,9 und von dem der Apostel sagte: „Das war das wahrhaftige Licht, welches, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet." Dies sagte er von Joh 8,12 Dem, der sprach: „Ich bin das Licht der Welt; wer
mir nachfoigt, wird nicht in der Finsternis wandeln,
sondem wird das Ucht des Lebens haben" — Licht, das gekennzeichnet wird durch das Leben des Soh
nes Selbst.
Joh 1,17 Doch auch die „Gnade" ist durch Jesus Christus Joh 3,16.17 geworden; auch die „Liebe" Gottes ist geoffenbart, indem Er Seinen eingeborenen Sohn in die Weltge
i.Joh4,9f. sandt hat, auf daß wir durch ihn ieben möchten. „Hierin ist die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt ha ben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden." Nun kann (wie Johannes es In seinem Brief tut) völ lig dargelegt werden, was es bedeutet, daß Gott 1. Joh 1,2 Licht und Liebe ist, weil derselbe Johannes uns das
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ewige Leben verkündigen kann, das bei dem Vater war und uns geoffenbart worden ist.*)
johi,i4 „Das Wort ward Fieisch und wohnte unter uns." Gott ist Mensch geworden und Gott geblieben. Er war zuvor das ewige Leben, das bei dem Vater war — war Er auch das ewige Leben auf der Erde? Er joh 5,26.27 gibt Selbst die Antwort: „Denn gleichwie der Vater
Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Soh ne gegeben, Leben zu haben in sich selbst; und er hat ihm Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten,
weil er des Menschen Sohn ist." Der Vater hatte von Ewigkeit Leben in Sich Selbst; doch hatte nicht auch der Sohn von Ewigkeit Leben in Sich Selbst? Ohne Joh 1,4 Zweifel; „In ihm war Leben." Doch sagt Er nach Seiner Menschwerdung, daß der Vater es Ihm ge geben habe, Leben in Sich Selbst zu haben. Wes
halb? Weil Er des Menschen Sohn ist; und dieser Mensch hat es vom Vater empfangen, Leben In Sich Selbst zu haben, ebenso wie Er das von Ewig keit als der ewige Sohn In Sich Selbst hatte. Der ewige Sohn bei dem Vater war das ewige Leben; Joh 3,13 der Mensch Christus Jesus, „der Sohn des Men schen, der im Himmel isf, war das ewige Leben; und auch der verherrlichte Mensch im Himmel, den wir nun kennen und in dem wir nun sind, ist der 1. Joh 5.20 wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Er war es
immer und wird es immer sein.
Doch wie herrlich, daß Er es auch in der Erniedri gung auf der Erde war! Der Mensch Christus Jesus war das ewige Leben, so daß Er, der zugleich der ewige Sohn war, es als Mensch mit Menschen tei1. Joh 1,2 len konnte. Er offenbarte das ewige Leben, und Er Joh 10,28 gab das ewige Leben. Sein ganzes Leben, von der Krippe bis zum Kreuz, war die Offenbarung dieses
*) Die Apostel hatten das ewige Leben „erlebf in dem Sinn von Joh 1, 14 (daher 4, 23, „und ist jetzf'); 8, 83. 88; 12, 49. 50; 14,
8; 15, 15.
11
wahren Lebens. Was Er sprach, betraf das ewige Joh 12,49f. Leben: „Der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir
ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich re den soll; und ich weiß, daß sein Gebot ewiges Le ben ist. Was ich nun rede, rede ich also, wie mir der Vater gesagt hat." Die Jünger anerkannten: „Du Joh 6.68.63 hast Worte ewigen Lebens", denn die Worte, die Er Joh 3. i2f. zu ihnen sprach, waren „Geist und Leben". Die Din ge, über die Er sprach, waren „himmlische Dinge", aus der Sphäre, in der Er Selbst verkehrte; es waJoh 15,15 ren die Dinge des Vaterhauses. „Alles, was ich von meinem Vater gehört habe", habe ich euch kundge
tan.
Doch Er sprach nicht nur darüber. Er war es auch; Joh 8,25 Er war durchaus das, was Er redete. Er konnte saJoh 14,6.9 gen: „Ich bin ... das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich ... Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen." Und das galt nicht nur für die, die Ihn mit ihren natüriichen Augen anvgi. Joh 6,40 schauten, sondern auch wir kennen den Vater und haben Ihn in dem Sohn gesehen: wir kennen den 2. Kor 4,4.6 „Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des
Christus, welcher das Bild Gottes ist... Denn der Gott, der aus Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht
Christi." Joh 14,6 „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben."
Er ist der Weg zum Vater, so daß die, die diesen Weg gehen, Gott nun als ihren Vater kennen, und Joh 17,3 dieses Kennen ist ewiges Leben. Er ist die Wahrheit im Blick auf den Vater — Er hat Gott kundgemacht Joh 12,50 —, und Sein Gebot ist ewiges Leben. Und Er ist
Seibst das Leben, und zwar Leben, das Menschen Joh 14,191 wie uns mitgeteilt werden kann: „Weil ich lebe, wer
det auch ihr leben. An jenem Tag werdet ihr erken
nen, daß ich in meinem Vater bin, und ihr in mir und
ich in euch."
12
Unsere Herzen werden voll Anbetung, wenn wir „das Leben" auf seinem Weg über die Erde verfol gen. Wir stehen an der Krippe in Bethlehem und be wundem die „Liebe", die bewirken konnte, daß die ewige Kraft sich In solch eine Schwachheit und Ab hängigkeit hüllte; wir bewundern das „Licht" in dem Jungen von Nazareth, der Seinen Eltern vollkomLk 2,51.49 men gehorsam war und zugleich in den Dingen Sei nes Vaters sein mußte. Wir beten das Lamm Gottes an, das Sich am Jordan „In Liebe" mit einem sündi gen und reuevollen Oberrest Israels verband, wähMt 3,15 rend das „Licht" sich offenbarte, indem Er so alle Gerechtigkeit erfüllte. Wir haben mit Ihm am Brunjoh 4 nen von Sichar gesessen und das „Licht" gesehen, das in das Gewissen einer armen samaritischen Frau fiel, während die „Liebe" ihr die Gabe Gottes V. 14 vorstellte und das lebendige Wasser, das ins ewige Leben quillt. Wir stehen mit Ihm vor Martha, der Er Sich am Grab ihres gestorbenen Bruders als „die Joh 11,25 Auferstehung und das Leben" offenbart. Das „LeLk 8,52-54 ben" erwies sich stärker als der Tod, und während das „Licht" die Volksmenge aus dem Haus des Jaims vertrieb, gab die „Liebe" ihm seine Tochter wieLk 7,15 der und der armen Witwe ihren Sohn. Wir haben Joh 8,1-12 das „Licht" bewundert, das die Gewissen der Schriftgelehrten erschreckte, die die ehebrecheri sche Frau beschuldigten, während die „Liebe" sie mit einer ernsten Warnung, doch ohne Strafe ent ließ. Wir haben Ihn angebetet, als das „Licht" die Joh 2.3.4 verfrühte und unpassende Bemühung einer Mutter Joh 19.26f rügte und als die „Liebe" in der Stunde Seines bit tersten Schmerzes nicht an Sich Selbst dachte, sondem die Mutter mit einem liebreichen Haus und einem treuen Beschirmer versorgte. Wir hatten EhrLk 7,36-50 furcht vor dem „Licht", das an der Tafel Simons den Gastherrn strafte und vor der „Liebe", die einer Sünderin, die Seine Füße mit Tränen wusch, die Freude und Sicherheit der Vergebung schenkte. Wir
13
Johii,5 haben Seine „Liebe" gesehen, die die Familie in Joh 12,1-8 Bethanien genoß, und das „Licht", das Er auf die
Habsucht eines bösen Menschen in diesem Haus
scheinen ließ.
Joh 1,4.9 So groß ist die Offenbarung des „Lebens", das je
den Menschen erleuchtet und die Liebe Gottes of1. Joh 4.9 fenbart. Gott ist Licht und Liebe — in dem fleischge wordenen Wort, In dem Gnade und Wahrheit ge
worden ist, bewundem wir die vollkommene Offen barung des Lichtes und der Liebe. Und wie groß für mein Herz: alles, was ich geoffenbart sehe in dem i.johs, iif Sohn, ist mein Leben geworden, denn ich habe den Sohn als mein Leben empfangen! Das konnte geschehen, weil das Leben nicht nur geoffenbart worden, sondem durch den Tod gegangen ist — den Tod, in dem ich von Natur aus lag. Und niemals ist das „Uchf heller an den Tag getreten als in den Stunden der Finsternis, als ein heiliger und gerechJoh 13,31 ter Gott in dem Sohn des Menschen verherrlicht
wurde. Und niemals ist die „Liebe" strahlender of fenbar geworden als In dem Augenblick, da Christus Rom 5,8 starb, als wir noch Sünder waren. Und niemals ist das „Leben" herrlicher entfaltet worden als da, wo Joh 10.17 der Sohn es gelassen und es wiedergenommen hat.
3. Das Brot des Lebens
1. Joh 1,2 Das ewige Leben, das bei dem Vater war, ist uns geoffenbart, damit wir nicht nur etwas davon ver nehmen, sondern damit wir es empfangen. Dazu Joh 1,14 mußte das Wort erst Fleisch werden; der Sohn Joh 5,26 mußte Mensch werden, und es mußte Ihm gegeben sein, auch als Mensch das ewige Leben In Sich Selbst zu besitzen, um es mit anderen Menschen
teilen zu können. Doch nicht nur das: die Men schen, die der Sohn auf der Erde traf, verkehrten Eph 2,1 durch Ihre Sünde in einem Zustand des Todes. Es
14
ging nicht nur darum, daß irdische Menschen das Leben des Himmels, des Vaterhauses empfingen, sondern daß tote Menschen in das Leben übergin gen. Für einen toten Sünder muß das Empfangen des ewigen Lebens daher auch noch beinhalten: er Joh 5.24f „kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen." Die Verkündi gung des ewigen Lebens würde beinhalten, daß „die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben." Die, die Seine Stimme hören würden, würden Seine Joh 10,27f Schafe sein: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben." Er kam, um den Schafen das Leben zu ge ben, doch dazu mußte Er zuvor Sein Leben in den Joh 10, lof Tod geben: „Ich bin gekommen, auf daß sie [die Schafe] Leben haben und es in Oberfluß haben. Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte läßt sein Leben für Joh 10, i7f die Schafe... Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf daß ich es wiedemehme.
Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es
von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen, und
habe Gewalt es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen."
Bereits das erste Mal, als Christus über das ewige Leben spricht, macht Er unmittelbar deutlich, daß das Leben durch den Tod gehen muß, bevor es to ten Menschen mitgeteilt werden kann. Er bezeugt Nikodemus, daß der Sohn und der Geist redeten, Joh 3,11-16 was sie wußten, und bezeugten, was sie gesehen hatten, nämlich im Hinblick auf „himmlische Dinge". Niemand war von der Erde hinaufgestiegen — das war auch nicht möglich —, um sich bezüglich himm lischer Dinge zu erkundigen; niemand als Er, der auch aus dem Himmel herabgestiegen war — dort
15
zu Hause war und die „himmlischen Dinge" von Ewigkeit und von Natur kannte —, nämlich der Sohn des Menschen, der in demselben Augenblick, als Er mit Nikodemus sprach. Selbst Im Himmel war. Er war aus dem Himmel herabgestiegen. Er ist zum Himmel hinaufgefahren, doch Er war andererseits auch immer und ununterbrochen dort. Wer konnte uns besser von himmlischen Dingen erzählen als Er, der als Menschensohn auf der Erde war, der je doch ein und dieselbe Person war wie der eingebo rene Sohn, der allezeit ununterbrochen im Schoß Joh 1,18 des Vaters Ist? Und was sind die „himmlischen Din
ge"? Er faßt sie hier mit zwei Worten zusammen, nämlich das, was die empfangen sollten, die an Ihn glauben: „Ewiges Leben". Doch unmittelbar an schließend fügt Er hinzu, daß es nicht ausreichend war, das ewige Leben zu „offenbaren": der Sohn des Menschen mußte nicht nur „sprechen" und „zeugen". Er mußte „erhöht" werden.
Joh 3,14-16 „Und gleichwie Moses in der Wüste die Schlange
erhöhte, also muß der Sohn des Menschen erhöht werden, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verlo ren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebore nen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Hier sehen wir das Kreuz, die Grundlage, auf der das ewige Leben uns geschenkt werden konnte, weil das Kreuz der Ort war, wo der ganze Zustand des Rom 8,3 Menschen im Fleisch unter das gerechte Gericht
Gottes gebracht wurde, nämlich in dem erhöhten Sohn des Menschen, und wo zu gleicher Zeit die Roms,8 Liebe Gottes zum Menschen in der herrlichsten Weise offenbar wurde, indem dieses gerechte Ge richt nicht den sündigen Menschen traf, sondern Seinen eingeborenen Sohn. Gott ist „Lichf' — des halb lesen wir erst, daß (wegen der heiligen Forde
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rungen eines gerechten Gottes) der Mensch Chri stus Jesus erhöht werden mußte; doch Gott ist auch „Liebe"—deshalb lesen wir anschließend, daß die ser Mensch der eingeborene Sohn Gottes Selbst war, von Gott Selbst in die Weit gesandt (die Er so geliebt hatte) und In den Tod „gegeben". Sogar für den schlechtesten Menschen gab Gott Seinen Sohn — aber sogar für den besten Menschen mußte der
Sohn des Menschen erhöht werden.
Das war die notwendige Grundlage für die Gabe des ewigen Lebens; denn sollten Menschen in eine neue, himmlische Beziehung zu Gott gebracht wer den und Leben in dem Sohn Gottes- haben, dann i.joh4,9.10 mußten nicht nur ihre Sünden vergeben werden, sondern es mußte alles, was sie dem Reische nach waren, durch das Gericht zu einem Ende gebracht werden. Auch konnte das Leben niemals völlig ge offenbart werden, bevor nicht der Tod zunichte ge1. Tim 1,9.10 macht war. Paulus spricht über die „Gnade, die uns in Christo Jesu [A] vor den Zeiten der Zeitalter ge geben [vgl. das ewige Leben in Titus 1,21], [B] jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, welcher [C] den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unverwes lichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evange
lium." Die Gnade und das Leben waren verheißen, bevor die Zeit begann, sie wurden geoffenbart, als Christus erschien, und sie traten völlig ans Licht, als der Tod zunichte gemacht war.
Dadurch verstehen wir auch die Charakterzüge, die 1. Joh 5,10-12 Johannes in seinem Brief aufzählt von dem Zeug nis, welches Gott gezeugt hat über Seinen Sohn. „Und dies ist das Zeugnis: daß Gott uns ewiges Le• ben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht." Diese Charakterzüge des Zeugnisses Gottes bezüglich
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des ewigen Lebens finden wir einige Verse zuvor: 1. Joh 5,6-8 „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und
Blut, Jesus, der Christus; nicht durch das Wasser allein, sondem durch das Wasser und das Blut. Und der Geist ist es, der da zeugt, weil der Geist die Wahrheit ist. Denn drei sind, die da zeugen: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind einstimmig." Das Wasser und das Blut weisen
uns unmittelbar hin auf den am Kreuz erhöhten Sohn des Menschen, und der Geist weist uns unJoh 13,32 mittelbar hin auf den im Himmel verherrlichten Sohn Joh 7,39 des Menschen (denn der Geist kam erst, nachdem
Jesus verherrlicht war). Als Christus auf dem Kreuz Joh 19,34 gestorben war, kamen die Soldaten, und „einer der Kriegsknechte durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und alsbald kam Blut und Wasser heraus". Das Blut und das Wasser geben Zeugnis von dem Wert und der Allgenugsamkeit des Todes Christi: das Blut spricht von der Tilgung der Sünden vor Gott und das Wasser von sittlicher Reinigung des Menschen. Daneben gibt der Geist Zeugnis von der Tatsache, daß jetzt das ewige Leben nirgends an ders gefunden werden kann als in dem auferstan denen und verherrlichten Sohn Gottes. Zusammen 1. Joh 5,10.11 ist es das Zeugnis, das Gott gezeugt hat über Sei1. Joh 5,20 nen Sohn; dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben, und Gott hat uns Ihn als das ewige Leben gegeben, denn wir besitzen das Leben in Ihm; doch dies war nur dadurch möglich, daß der Sohn das Leben abgelegt und wiedergenommen
hat und nun in der Herrlichkeit des Vaterhauses weilt als der verherrlichte Sohn des Menschen. Dies ist die Fülle, in der das ewige Leben nun geoffenbart
ist. Nirgends wird die Gabe des ewigen Lebens übri gens ausführlicher mit dem Tode Christi verbunden als in Seiner eigenen Rede über das Brot des
Lebens. In Johannes 5 sehen wir Ihn als den Sohn
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Joh 5.21. Gottes, der Leben ist, Leben in Sich Selbst hat, Le24-26 ben gibt und lebendig macht; wer Ihm glaubt, „hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen".
Doch in Johannes 6 sehen wir Ihn nicht als den
Sohn Gottes, sondern als den Sohn des Menschen, Joh 6,51 der Selbst in den Tod gegangen ist und Sein Fleisch für das Leben der Welt gibt. Christus leitet Seine Joh 6,27 Rede ein mit den Worten: „Wirket nicht für die Spei se, die vergeht, sondem für die Speise, die da bleibt ins ewige Leben, welche der Sohn des Menschen euch geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott, V. 33-35.40 versiegelt." Und was ist diese Speise? „Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel her niederkommt und der Welt das Leben gibt... Ich
bin das Brot des Lebens: wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nim
mermehr dürsten ... Denn dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auf erwecken am letzten Tage."
Im weiteren Verlauf sehen wir jedoch, daß es nicht ausreicht, an Ihn zu glauben, wie Er auf der Erde wandelte, sondern daß man Seinen Tod und des sen Folgen auf sich selbst anwenden muß. Das Brot des Lebens ist durch den Tod gegangen, und an Ihn glauben, bedeutet, in Verbindung zu treten mit ei nem gestorbenen und aufenAreckten Sohn des Men schen, Ihn als solchen als das ewige Leben zu empV. 40.54 fangen und bald auch selbst durch Ihn auferweckt zu werden. Das ewige Leben ist hier das Leben, das auf die andere Seite des Todes gehört. In die AuferV. 47-54 stehungswelt. Christus sagt davon: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens ... Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel her niedergekommen ist; wenn jemand von diesem
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Brote ißt, so wird er leben In Ewigkeit. Das Brot aber, das Ich geben werde, Ist mein Fleisch, wei ches Ich geben werde für das Leben der Welt... Es sei denn, daß Ihr das Fleisch des Sohnes des Men schen esset und sein Blut trinket, so habt Ihr kein
Leben In euch selbst. Wer mein Fleisch Ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und Ich werde Ihn aufenwecken am letzten Tage."
Es besteht ein wichtiger Unterschied zwischen Vers 53 einerseits und den Versen 54 und 56 anderer seits, auf den wir später zurückkommen. Nun geht es darum, daß niemand das ewige Leben empfan gen kann, es sei denn, daß er sich mit dem Tod Christi einsmacht, zu Ende kommt, was sein Be stehen Im Fleisch betrifft, und dadurch In die Atmo sphäre eintritt, wo der Vater und der Sohn von Ewigkeit Liebe und Gemeinschaft genossen haben. Das bedeutet aber auch, daß niemand das Leben In diesem Maß und entsprechend dieser Höhe besit zen konnte (erst recht nicht genießen), bevor Chri stus nicht tatsächlich gestorben und auferstanden V. 53-56 war, denn das Essen Seines Fleisches und das Trinken Seines Blutes war die Voraussetzung zum Besitz des ewigen Lebens. Niemand konnte aber davon essen und trinken und so den Tod Christi auf sich selbst anwenden, bevor Christus nicht tatsäch lich durch den Tod gegangen war. Die volle Wirk lichkeit und Reichwelte des ewigen Lebens, dessen Joh 10,10 „Oberfluß", konnte erst gekannt und empfangen werden, nachdem man den Sohn des Menschen Joh 6.62 hatte dahin „auffahren" sehen, „wo er zuvor war". Dies bedeutet einen Unterschied In den Haushal tungen, auf den wir nun näher eingehen müssen.
4. Die Gabe des Lebens
Um diesen Unterschied In den Haushaltungen zu verstehen, kann uns nichts besser helfen, als so
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wohl den Unterschied wie auch den Zusammen hang zwischen dem ewigen Leben und der WiederJoh 3 geburt zu studieren. Es ist ein und dasselbe Kapitel,
in dem zum erstenmal in der Geschichte klar und deutlich über beide Gegenstände gesprochen wird, und zwar in dem Gespräch des Herrn Jesus mit Ni
kodemus.
Nikodemus war jemand, der nicht nur verstandesjoh 2,23-35 mäßig an den Namen Christi glaubte, wie viele das am Passah taten, sondem er anerkannte Ihn als eiJoh 3.2.10 nen Lehrer, „von Gott gekommen", und obwohl er selbst ein „Lehrer Israels" war, kam er zu Jesus,
um von Ihm zu lernen. Doch kam er als ein Gelehr ter, als ein bevorrechtigtes Glied eines auserkore nen Volkes, das meinte, sagen zu können: „Wir V.2 wissen". Deshalb antwortet Christus ihm geradeV. 3 wegs: „Es sei denn, daß jemand von neuem gebo ren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sevgi. v. 31 hen." Dieses Wort „von neuem" (änöthen) wird an anderer Steile auch mit „von oben" übersetzt; doch
Nikodemus faßte das Wort offensichtlich nicht so auf, sonst würde er nicht die Frage in Vers 4 gestellt haben. Er faßte es auf, wie es in Lukas 1, 3 über setzt wird, als „von Anfang an"; er hatte eine völlig neue Geburt nötig aus einem völlig neuen Ur sprung. Nikodemus nahm als selbstverständlich an,
daß er als Jude ein Kind des Reiches war; doch der Herr Jesus war nicht gekommen, um Fleisch zu ver bessern. Gott stand im Begriff, ein Reich auf einer völiig neuen Grundlage zu errichten, und dafür war eine total neue (andersartige) Geburt nötig, wie be vorrechtigt und gesegnet die erste Geburt, als Kind Abrahams, auch gewesen sein mochte. Das Reich war zwar noch nicht sichtbar geworden, aber es war Lk 17,21 doch bereits mitten unter dem Volk. Um nun das Reich sehen zu können, war eine völlig neue Natur nötig. Gott würde eine neue Ordnung der Dinge er
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richten, und um dieser entsprechen zu können, war
eine neue Natur erforderlich. Adams Natur war durch seine Sünde verdorben, und somit war auch seine ganze Nachkommenschaft Teilhaber seiner
verdorbenen Natur. Geistliche Blindheit ist ein Aspekt davon, so daß man das Reich Gottes nicht
„sehen" kann.
V. 5 Nun geht der Herr einen Schritt weiten wir sollen das Reich nicht nur sehen, sondem auch hineinge hen. Dazu muß jemand „aus Wasser und Geist" geboren werden. Das Wasser ist das Mittel, das an gewendet wird, und der Geist ist die handelnde Per son, die das Mittel anwendet (dieser Unterschied folgt auch aus Vers 6, wo nicht hätte stehen können: „Was aus Wasser geboren ist, ist Wasser"). Diese V. 9.10 weitere Belehrung Christi begreift Nikodemus noch weniger, und der Herr nimmt ihm dies offenbar übel — und kein Wunder. Was Er hier lehrte, war nicht etwas völlig Neues, sondern wurzelte in dem, was Hes. 36,21-33 vor allem der Prophet Hesekiel lange zuvor voraus gesagt hatte, der sowohl über das Wasser als auch über den Geist schreibt. Er beschreibt, wie Jehova in der Zukunft die Israeliten zusammenbringen und „reines Wasser" auf sie sprengen und ein „neues Herz" und einen „neuen Geisf' in ihr Inneres geben würde. Die Reinigung durch Wasser würde also so gründlich sein, daß sie eine ganz neue Natur emp fangen würden, ja, sie würden nicht nur „einen neuV. 26.27 en Geist [als Natur]" empfangen, sondern „ich wer de meinen Geist [als Person] in euer Inneres ge ben". Nur wer die neue Geburt (neue Natur) und den Geist Gottes innewohnend empfangen würde, sollte in das Reich Gottes eingehen können.
Dies alles hätte Nikodemus wissen können und müssen. Wer die Natur Adams besitzt (wenn auch über Abraham!), ist unpassend für das Reich GotJoh 3.6 tes: „Was aus dem Fleische geboren ist, ist Fleisch,
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und was aus dem Geiste geboren Ist, Ist Geist", d. h. die neue Natur („Gelsf) hat die Charakterzü ge dessen, aus dem sie geboren Ist, nämlich des Geistes, wie die alte Natur („Fleisch") die Kennzei chen Ihrer Eltem zeigt, die auch „Fleisch" sind.
Fleisch kann niemals In Geist verwandelt werden: nur das Ist „Geist", was aus dem Geist (also „von neuem", aus einem völlig neuen Ursprung) geboren Ist. Zu dieser neuen Geburt Ist „Wasser" das Mittel; als Heseklel darüber sprach, dachte er natürlich u. a. an 4. Mose 8 und 19, wo wir solch eine Reini gung durch Wasser finden, und nicht etwa an die
Taufe, die zu der Zelt noch nicht bekannt war. Das „Wasser" Ist das Wört Gottes, das jemanden mit
seinem verdorbenen Zustand bekanntmacht und Ihm den Tod Christi In seiner reinigenden Kraft vor stellt. Daß dies die Bedeutung des „Wassers" Ist, wird viele Male bestätigt; vgl. z. B. Johannes 13, 5joh 15,3 11 mit dem Wort: „Ihr seid schon rein um des l/l/brtes willen, das Ich zu euch geredet habe." So spricht Eph 5.26 Paulus über eine Reinigung „durch die Waschung mit Wasser durch das Wort", und Jakobus bringt es geradewegs In Zusammenhang mit der neuen Gejak 1,18 burt: „Nach seinem eigenen Willen hat er [Gott] uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt."
i.Petr 1,23-25 Petrus zeigt uns dieselbe Wahrheit: „Die Ihr nicht wiedergeboren seid aus verwesllchem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige
und bleibende Wort Gottes... Dies aber Ist das Wort, welches euch verkündigt worden Ist." In Jo hannes 3 liegt der Nachdruck auf dem Geist und auf Gottes gnädigem, unergründlichem Wirken In der Joh 3,8 Seele („der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er geht; also Ist jeder, der aus dem Geiste ge boren Ist"), während In 1. Petrus 1 der Nachdruck auf dem Wort Hegt und auf der Verantwortung des
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Menschen, das Wort anzunehmen. Nur Arminianer und Caivinisten versuchen, diese beiden Aspekte gegeneinander auszuspielen, indem sie darüber streiten, ob ein Mensch glauben muß, um wiederge boren zu werden, bzw. ob er wiedergeboren werden muß, um glauben zu können. Wir sollten uns an die sem unehrerbietigen Wortstreit nicht beteiligen, denn es ist ebenso unmöglich, die Unumschränkt
heit Gottes mit der Verantwortlichkeit des Men schen in Einklang zu bringen, wie z. B. zu versu chen, das Verhältnis der göttlichen und der
menschlichen Natur in Christus zu erklären.
Indessen lehrt Petrus uns einen neuen Aspekt der Wiedergeburt: die handelnde Person bei der Wievgi. 1. Petr 1,3 dergebuil ist der Geist, das Mittel, das angewendet wird, ist das Wort, und der Ursprung der neuen Na
1. Petr 1.23 tur Ist der unverwesliche Same. Beachte das Ver
hältniswort: „Die ihr nicht wiedergeboren seid aus venA/esiichem Samen, sondem aus unverwesli chem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes." Kinder Adams werden aus vergänglichem Samen geboren, Kinder Gottes aus unvergängli chem Samen, dem Ursprung einer neuen Natur, die ebenso lebendig und bleibend ist wie das Wort, durch das sie wiedergeboren ist. Dies sind die Kennzeichen der neuen Natur: Unverwesiichkeit, Leben, Beständigkeit
Petrus bringt uns von selbst zu dem Brief des Jo1. Joh 3,9 hannes, der sagt: „Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein [d. h. Gottes] Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist." Hier liegt der Nachdruck nicht mehr auf der handelnden Person (dem Geist) oder dem Mittel (dem Wort), sondern auf Gott Selbst, der die Quelle und der Ursprung von allem ist. Wer aus ihm geboren ist, hat dessen Samen beständig in sich
und nimmt dadurch teil an Seiner sündlosen Natur.
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Das ist die volle Wirklichkeit der neuen Geburt; wir 2. Petri.4 sind „Teilhaber der göttlichen Natur" geworden, 1. Joh 2,29; Und diese Natur ist sündlos, gerecht und liebt und 3. iof; 5.1.4 wird gekennzeichnet durch Glauben und Sieg über
die Welt.
Was hat dies alles nun mit dem ewigen Leben zu tun? Die zentrale Frage ist, welcher Zusammen hang zwischen dem Empfangen der neuen Natur in der Wiedergeburt und dem Empfangen des ewigen Lebens besteht. Johannes 3 muß Licht auf diesen Zusammenhang werfen, weil der Herr Jesus dort
zum erstenmal sowohl über die neue Geburt als auch über das ewige Leben spricht. Nun, das erste, was uns dabei auffällt, ist, daß der Herr Jesus viel mehr Unterschied als Übereinstimmung zwischen den beiden Gegenständen andeutet. Die Wiederge burt hat hier mit den „irdischen Dingen" zu tun (da Joh 3,12 sie der Zugang zum Reich Gottes auf der Erde ist), und das ewige Leben mit den „himmlischen Din gen" (die zum Haus des Vaters gehören). Die Wie dergeburt war etwas Bekanntes, das bereits durch die alttestamentlichen Propheten beschrieben war, das ewige Leben dagegen war in seinem tiefsten Wesen etwas völlig Neues, das erst geoffenbart V. 10.13 werden konnte, nachdem der Sohn des Menschen aus dem Himmel herabgestiegen war. Die Wieder geburt war das Teil aller Gläubigen im A. T.; denn kein Mensch konnte jemals auf der Grundlage des Fleisches mit Gott Verbindung haben. Für sie galt, 1. Petr 4,6 daß „sie gerichtet werden möchten dem Menschen Ps 133,3 gemäß nach dem Fleische, aber leben möchten Dan 12.2 Gott gemäß nach dem Geiste". Das ewige Leben jedoch, sogar in dem äußerst begrenzten Maß, in dem es bekannt war, war für die alttestamentlichen Gläubigen immer etwas Zukünftiges. In dem Maße, wie es nun geoffenbart ist, wird es das Teil dessen,
der sich durch den Glauben einsmacht mit einem
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gestorbenen, auferstandenen und verherrlichten Christus, wie wir sahen; und das war nicht möglich, bevor Christus nicht tatsächlich gestorben war.
Doch das will andererseits nicht heißen, daß wir in dieser Haushaltung die Wiedergeburt und das ewi ge Leben völlig trennen können oder dürfen. Die Wiedergeburt selbst hat ja im N.T. bereits ein wei terreichendes Gesichtsfeld als z. B. in Hesekiel 36, weil Christus hier geoffenbart ist. Deshalb wird sie in i.Petri, 25 dieser Haushaltung mit der Verkündigung des Evangeliums und der Annahme Christi verbunden: Joh 1,12.13 „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an sei nen Namen glauben, welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondem aus Gott geboren sind." Und weiter: in der Tat ist es so, daß die Wiedergeburt in der Schrift nicht unmittelbar mit dem neuen Leben verbunden wird (obwohl indirekt in 1. Petr 1, 23), sondem mit einer neuen Natur. Doch was wir hier
unterscheiden können, dürfen wir nicht trennen. Kein Mensch kann Leben aus Gott haben, ohne wiedergeboren zu sein, oder wiedergeboren sein, ohne Leben aus Gott zu haben. Das Schenken des Lebens wird „Lebendigmachen" genannt, doch dies ist einfach eine andere Bezeichnung für die selbe Wirksamkeit Gottes in der Seele, obwohl der Unterschied bedeutsam ist. Bei der Wiedergeburt geht es darum, daß ich eine verdorbene Natur habe, die von Adam stammt („Fleisch"), und daß ich eine total neue Natur nötig habe, die aus Gott stammt Eph 2,1-6 („Geist"). Bei dem Lebendigmachen geht es dar
Koi 2,13 um, daß ich von Natur aus tot bin in Sünden und Übertretungen und diesem Zustand nur dadurch entkommen kann, daß ich ein neues Leben empfan ge. Ich empfange deshalb in demselben Augen blick, da ich dem gepredigten Wort Gottes glaube,
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eine neue Natur und ein neues Leben. Die Frage ist nun: Ist dieses Leben, das ich in der Lebendigmachung empfange, dasselbe wie das, das woanders das „ewige Leben" genannt wird?
Es hat schon sehr viei traurigen Streit um diese Fra ge gegeben, und wir woilen diesen Streit nicht neu aufleben lassen, sondern versuchen, besonnen festzustellen, ob vielleicht beide Seiten unrecht hat ten (wie es häufig der Fali ist). Ich glaube tatsäch lich, daß diejenigen unrecht haben, die keinen Un
terschied sehen zwischen dem Leben der Wieder geburt im Aiten Testament und dem ewigen Leben. Und ich glaube, daß diejenigen genauso unrecht haben, die meinen, daß das Leben, das ein toter Sünder, der iebendiggemacht wird, jetzt in dieser Haushaitung empfängt, noch nicht das ewige Leben ist. Es muß m. E. deutüch sein, daß das Leben aus Gott, das die alttestamentiichen Gläubigen empfin gen, sowohi einer anderen Ordnung ais auch einem anderen Maß entsprach ais das ewige Leben, wie es nun geoffenbart ist seit der Fieischwerdung, dem Tod, der Auferstehung und der Verherriichung des
Sohnes Gottes. Doch muß es m. E. ebenso deutlich sein, daß göttliches Leben immer wesentlich das selbe ist und zugleich, daß es unmögiich ist, daß der Gläubige nach dem Pfingsttag verschiedene Arten von Leben aus Gott zu verschiedenen Zeitpunkten empfängt.
5. Der Überfluß des Lebens
Wenn wir die Frage lösen wollen, was der Zusam menhang zwischen Leben aus Gott im ailgemeinen und dem ewigen Leben ist, dann müssen wir, wie gesagt, in erster Linie bedenken, daß das neue
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Leben, das Gott schenkt, immer seinem Wesen nach dasselbe ist. In allen Haushaltungen geht es
wesentlich um dasselbe Leben aus Gott. Aber es besteht trotzdem ein gewaltiger Unterschied in der Weise und in dem Maß, in dem dieses Leben sich offenbaren kann. Holzkohle und Diamant sind che misch genau derselbe Stoff, doch im Charakter (vor allem In ihrem Wert) sind sie gänzlich verschieden. So hatte auch das Leben der alttestamentlichen Gläubigen nicht den Charakter, den unser Leben als Gläubige hat, was die Beziehungen, Verantwort lichkeiten und Herrlichkeit betrifft. Der Unterschied 1.Johl,2 liegt darin, daß das Leben nun „geoffenbart" ist. Joh 10,10 Der Herr Jesus kam, damit Seine Schafe (die „GeJoh 17,2 gebenen des Vaters") nicht nur „Leben" hätten — das hatten schon alle Gläubigen in der alten Haus haltung —, sondern es „in Überfluß" hätten. Das wurde dadurch möglich, daß Er durch den Tod und die Auferstehung ging; dann wurde es wahr: „Ich Joh 10,28 gebe ihnen ewiges Leben"; „auf daß er [der Sohn] Joh 17,2.3 allen, die du ihm gegeben, ewiges Leben gebe. Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den al lein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen."
Es ist völlig eindeutig, daß die alttestamentlichen Gläubigen (obwohl sie seinem Wesen nach dassel be Leben besaßen) es nicht in diesem Überfluß und in diesem Charakter kannten. Man kann nicht savgi. V. 1 gen, daß sie den Vater kannten (Ihn, den der Sohn hier mit „Du" anspricht); sie kannten den einzigen wahrhaftigen Gott noch nicht in diesem Charakter, 1. Joh 5, iif in dem der Sohn Ihn kannte. Ihr Leben hatte nicht den Charakter, daß sie den Sohn als ihr Leben be saßen. Sie konnten nicht sagen, daß ihr Leben mit Kol 3,3.4 Christus verborgen war in Gott und daß Christus ihr Leben war, denn Christus war noch nicht gestorben, und es gab noch keinen verherrlichten Menschen
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im Himmel.*) Dies ist ja das Wesen des Christen tums: ein verherrlichter Mensch zur Rechten Gottes und der Heilige Geist ausgegossen auf die Erde: 1. Joh 5,6-11 der Geist, der zeugt, daß Gott uns ewiges Leben joh 4,14 gegeben hat, und der in uns das Wort Gottes „ins vgl. 7,38f ewige Leben quellen" läßt. Das Leben, das die aitGai 4,1-6 testamentlichen Gläubigen aus Gott empfingen, machte sie vielleicht zu Kindem, doch sicherlich nicht zu Söhnen, und deshalb hatten sie den Heili gen Geist noch nicht bleibend in sich wohnend empfangen. Das ewige Leben war den aittestamentlichen Gläubigen noch nicht geoffenbart, ob wohl es wesentlich immer um dasselbe Leben geht;
*) Während des Umherwandeins des Henri haben wir eine Art Obergangssituation, Aus Johannes 6 scheinen wir schließen zu können, daß das ewige Leben sowohl demjenigen geschenkt wur de, der an den Sohn glaubte, während Er noch im Relsch auf der Erde war (V. 40.47), als auch demjenigen, der an den gestorbe nen und aufenweckten Christus glaubte (V. 53). Aber natürlich konnten die, die an Ihn während Seines Lebens auf der Erde glaubten, das Leben nicht in dem Oberfluß kennen, in dem wir es nun erleben, nachdem Christus aufenweckt und verherriicht ist. Wir sehen dies deutlich, nachdem der Herr Jesus hun auferweckt ist. Dadurch, daß wir das ewige Leben besitzen, sind wir (und wir wis sen das) Kinder des Vaters geworden. Erst nach Seiner Auferste hung jedoch sagt Christus zum erstenmal: „Gehe aber hin zu mei nen Brüdem und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott" (Joh 20, 17)1 Damit im Zusammenhang steht die Tatsache, daß Er (V. 22) in Seine Jünger haucht und sagt: „Empfanget den Heiligen Geist" — beachte, daß „den" kursiv gedruckt ist (d. h. daß der Artikel im Griechischen fehlt), d. h. daß die Apostel noch nicht den Geist als Person in sich wohnend hatten (das geschah erst am Pfingsttag), sondern wir sehen hier den Herrn als einen „lebendig machenden Geisf' (1. Kor 15, 45), der hier Seinen Jüngern (die bereits lange zuvor wiedergeboren und lebendig gemacht warenl) den OberüuB . des göttlichen, geistlichen Lebens schenkt, das ewige Leben in seiner reichen Form und seinem reichen Maß. Gererste Adam war eine lebendige Seele geworden, indem Gott In ihn hauchte (1. Mo 2, 7) — Adam konnte Leben beschreiben (den Tieren Namen ge ben), aber nicht Leben schenken —, doch der letzte Adam ist ein lebendig machender Geist, der (weil Er Selbst Gott ist) in andere hauchen und sie zu Teilhabem Seines eigenen Lebens machen kann, nachdem dieses ewige Leben zugleich den Charakter des Auferstehungslebens bekommen hatte.
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doch entsprechend dem Charakter, den ihr Leben hatte, konnte es niemals „ewiges Leben" genannt werden. Natürlich war Ihr Leben „ewig", aber wir haben gesehen, daß der Ausdruck „ewiges" Leben nicht so sehr auf die Zeltdauer Bezug hat*), sondern auf die Qualität dieses Lebens: es Ist das Leben des ewigen Gottes, wie es gekannt und genossen wird Im Hause des Vaters. Die alttestamentllchen Gläu bigen haben jedoch Ihren Platz nicht In diesem Hau
se, sondem auf der neuen Erde.
Das ewige Leben kennzeichnet also die neutestamentllchen Gläubigen, und obwohl es In der Schrift niemals unmittelbar mit dem „Lebendigmachen" verbunden wird, kann das Leben, das wir bei der Lebendigmachung empfangen, sich seinem Wesen nach nicht von dem ewigen Leben unterscheiden. Wir empfangen nicht mehrere, verschiedene Leben zu verschiedenen Zeltpunkten. Übrigens müssen wir auf zwei Dinge achten:
— In Johannes 5 wird das „Lebendigmachen" IndlJohs, 21.24 rekt mit dem „ewigen Leben" verbunden: „Denn gleichwie der Vater die Toten auferweckt und leben dig macht, also macht auch der Sohn lebendig, wel che er will... Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht Ins Gericht, sondern er Ist aus dem Tode In das Leben übergegangen."
— Ebenso wie die Wiedergeburt steht auch das Le bendigmachen Im N. T. auf einem höheren Niveau
*) „Ewiges Leben" Ist nicht dasseiise wie Unsterblichkeit, denn sonst würden (je nachdem, wie man „UnsterblichkeiT' auffaßt) ent weder alle Menschen und Engel es besitzen, oder die Gläubigen würden nicht mehr stert)en können. „Ewiges Leben" ist nicht ledig lich ein „unsterbliches Leben", sondem Let)en, das zu einer Welt gehört, die außerhalb des Bereiches der Sinne liegt, denn die Din ge, die man nicht sieht, sind ewig (2. Kor 4, 18).
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als im A.T. Wir sind nicht nur einfach wiedergeboren und lebendiggemacht, sondern lebendiggemacht als zugleich tot allem gegenüber, was hinter uns liegt: der Sünde, dem Gericht und der Macht Sa tans. Wir haben nicht nur Leben aus Gott empfan gen, sondern wir haben es in einem gänzlich neuen Zustand, nämlich in der Auferstehung: wir haben es in einer gänzlich neuen Stellung vor Gott, nämlich in der Stellung, die Christus als auferstanden und ver
herrlicht vor Gott hat.
Dies ist der besondere Charakter unserer Lebendigmachung, daß wir (im Gegensatz zu den altEph 2,5.6 testamentiichen Gläubigen) „mit dem Christus le bendig gemacht" worden sind; Gott hat uns sogar vgl. Kol 2, i2f „mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmli
schen örtern in Christo Jesu." Unser Leben ist das Leben des lebendiggemachten Herm, und unsere Stellung vor Gott ist die des auferweckten und ver
herrlichten Herrn! Hier sehen wir Ihn nicht als den joh 5,21 Sohn, der lebendigmacht, „welche Er will", und als 1. Kor 15,45 den letzten Adam, einen lebendigmachenden Geist, sondern als den Menschen, der Selbst im Tode war und von Gott lebendiggemacht worden ist, nach dem Er für unsere Sünden gestorben war. Mit dem
auferweckten Menschen Christus Jesus besitzen wir das Leben nun in der Auferstehung; es hat den Charakter von „Auferstehungsleben" bekommen, und obwohl dieser Ausdruck einen völlig anderen Aspekt des Lebens ausdrückt (mehr Stellung als Gemeinschaft) als das ewige Leben, kann es nicht anders sein, als daß es seinem Wesen nach dassel
be Leben ist.
Hiergegen hat man verständlicherweise den Ein wand vorgebracht, daß Paulus über unsere „Lebendigmachung" in der Vergangenheit spricht und in der gegenwärtigen Zeit sagt, daß Christus unser Leben ist, doch über das „ewige Leben" immer als
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etwas Zukünftiges redet (vieltelcht mit Ausnahme von Rom. 6, 23). Dies ist jedoch relativ, denn man
muß dabei den unterschiedlichen Charakter seiner
Briefe in Betracht ziehen. So wie Johannes „Leben" vor allem mit Beziehungen und Gemeinschaft ver
bindet, so verbindet Paulus es vor allem mit Stel lung, nämlich mit dem, was wir in der Auferstehung sind. Deshalb sagt er, daß durch das Evangelium 2. Tim. 1,10 „Leben und Unverweslichkeit" ans Licht gebracht
sind, nämlich die Unverweslichkeit der AufersteKoi 3,3.4 hung. Wenn er deshalb sagt, daß Christus unser Leben ist, sagt er unmittelbar dazu, daß das Leben mit Christus verborgen ist in Gott, also verbunden ist mit der Stellung, die Christus in der Auferstehung und Verherrlichung einnimmt. Paulus verbindet den
Rom 2,7 vollen Besitz und Genuß des Lebens mit der Unver weslichkeit des Leibes in der Auferstehung; er sagt, daß die Vergeltung für die, „die mit Ausharren in gu
tem Werke Herrlichkeit und Ehre und Unverweslich keit [nämlich die des Leibes in der Auferstehung] Joh 6.39f. suchen, ewiges Leben" ist. (Übrigens sogar bei Jo44.45 hannes, wo das ewige Leben gewöhnlich als ein ge genwärtiger Besitz gesehen wird, wird es in einem Kapitel viermal mit unserer Auferweckung verbun den.) Obwohl Paulus sagt, daß wir das Leben sei nem Wesen nach bereits besitzen, ist es in der volvgi. Röm 5.21; len Bedeutung für ihn das Gleichsein mit dem aufer6,22f; standenen Menschen In der Verherrlichung, in der Gai 6,8; Atmosphäre, wo das ewige Leben zu Hause ist als Tit 3,7 das Leben, nicht nur des ewigen Sohnes, sondern
auch des verherrlichten Christus.
Eph 2,5 Doch beachte: Im Epheser- und Kolosserbrief (übriKoi 2,13 gens die einzigen Briefe, in denen er über unsere
„Lebendigmachung" spricht) sieht Paulus das ewi ge Leben nicht als etwas Zukünftiges. Er gebraucht den Ausdruck dort zwar nicht wörtlich, doch in bei
Eph 2,6; den Briefen sieht er uns als bereits mit Christus auf
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Kol 2,12 erweckt (was er im Römerbrief, wo das ewige Le ben etwas Zukünftiges ist, nicht tut!). Zudem zeigt Kol 3,3.4; er, daß wir nun bereits den Christus, der bei Gott vgl. 1,27 verborgen ist, als unser Leben besitzen. Doch im Eph 2.6; 1.3 Epheserbrief geht er noch weiter. Dort sieht er den Gläubigen sogar in Christus Jesus in himmlischen
Ortem sitzend und dadurch nun bereits im Besitz al ler geistlichen Segnungen in diesen himmlischen örtem. Das konnte er im Römerbrief (wo ja die Auf erstehung und deshalb das ewige Leben etwas Zu künftiges ist) nicht sagen. Nun, was dann im EpheEph 1.4.5 serbrief folgt, steht das nicht (obwohl der Name fehlt) in einem treffenden Zusammenhang mit dem ewigen Leben? „Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadel los seien vor ihm in Liebe; und uns zuvorbestimmt
hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens." Das sind genau zwei Charakterzüge des ewigen Le bens, die wir bereits früher fanden: (1) das, was mit der Natur Christi übereinstimmt: was Er persönlich ist und war („Licht" und „Liebe"), und (2) unsere Beziehung zu dem Vater als Seine Söhne.*) Wir 2. Petr 1,4 sind Teilhaber der göttlichen Natur geworden und in die Stellung Christi versetzt: durch Ihn sind wir Söh ne nach dem Wohlgefallen des Willens des Va ters.") Vers 13 fügt den Geist da hinzu, denn der Rom 8. if. 9f Geist ist „Leben", wenn Christus in uns ist. (Siehe weiter zu Epheser 1 in Abschnitt 8)
Ich denke, daß wir aus diesem allem die Schlußfol gerung ziehen müssen, daß das Leben, das jemand bei der Wiedergeburt bzw. der Lebendigmachung empfängt, seinem Wesen nach in dieser Haushal
*) Demgemäß wird in Römer 8, 23 die Sohnschaft im volien Sinn als etwas Zukünftiges gesehen, genauso wie das ewige Leben in
diesem Brief.
") Siehe Teil 2 der Serie „Was lehrt die Bibel?"
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tung das ewige Leben Ist. Einige entgegnen hierbei, daß das „Leben aus Gott", das ein Wiedergebore ner besitzt, der noch nicht in dem vollbrachten Werk Christi ruht und noch unter dem Gesetz seufzt (ein Zustand, der in Römer 7 beschrieben wird), doch unmöglich als „ewiges Leben" bezeichnet werden
Joh 17.3 kann, d. h. z. B. das Kennen Gottes als Vater. Das ist an sich richtig, doch man muß hier wohl „Besitz" von „Genuß" und „Bewußtsein" unterscheiden. Das Leben ist seinem Wesen nach immer dasselbe, und man empfängt nicht zwei Leben: eins bei der Wiedergeburt und eins, wenn man zum Frieden kommt. Der volle Überfluß des Lebens gehört je dem, der heutzutage lebendiggemacht wird; doch bis er versiegelt ist mit dem Heiligen Geist, kennt er seinen Zustand (als lebend in Christus) nicht und besitzt und genießt er in der Praxis noch nicht seine wahre Beziehung zu Gott. Die Seele, die sich in dem Zustand von Römer 7 befindet, ist zwar „lebendiggemachf, aber dieser Zustand ist seinem Charakter nach noch nicht ein „Lebendiggemacht sein mit Christus", ein durch „das Gesetz des GeiRöm 0.2 stes des Lebens in Christo Jesu ,Freigemachtsein*
von dem Gesetz der Sünde und des Todes".
Wir sehen denselben Unterschied zwischen dem
„Besitz" einer Sache und dem „Bewußtsein" die ses Besitzes auch bei Johannes. Sein Evangelium Joh 20,31 schrieb er, „auf daß ihr glaubet, daß Jesus der Chri stus ist, der Sohn Gottes, und auf daß ihr glaubend
Leben habet in seinem Namen." Doch seinen Brief 1. Joh 5,13 schrieb er, „auf daß ihr wisset, daß ihr ewiges Le ben habt, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes." Glaube ist hier die Voraussetzung zum Empfangen des ewigen Lebens: Glaube an Den, der den Sohn gesandt hat, Glaube an den Sohn
Joh 5,24 Gottes Selbst und Glaube an den erhöhten Sohn
Joh 3,16.14 des Menschen.
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6. Die Atmosphäre des Lebens
Es wird Zelt, daß wir hier auch auf die Bedeutungen des Begriffes „Leben" eingehen, die noch nicht zur Sprache gekommen sind. Bis hierher haben wir hauptsächlich über das „ewige Leben" als ein Le bensprinzip in dem Gläubigen gesprochen. Einige haben geleugnet, daß alle Gläubigen dieses Leben
In sich besitzen, doch die Schrift ist in diesem Punkt
sehr deutlich. Wir wollen zuvor diese Tatsache noch
einmal ausdrücklich betonen.
Erstens ist das ewige Leben allen Gläubigen gegeJoh 10,28 ben. Der Herrr Jesus sagt von Seinen Schafen: „Ich gebe ihnen ewiges Leben." Und der Apostel sagt:
1. Joh 5.11 „Dies ist das Zeugnis: daß Gott uns ewiges Leben gegeben hat."
Zweitens wird deutlich gesagt, daß der Gläubige Joh 3,36 ewiges Leben hat: „Wer an den Sohn glaubt, hat Joh 5,24 ewiges Leben." Der Herr sagt: „Wer mein Wort hört und gläubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Joh 6.47.54 Leben", und: „Wer an mich glaubt, hat ewiges Le
ben ... Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben." Der Apostel sagt: „Dies habe ich euch geschrieben, auf daß ihr wisset, daß ihr 1. Joh 5,13 ewiges Leben habt, die ihr glaubet an den Namen
des Sohnes Gottes."
Drittens wird indirekt deutlich gemacht, daß der Gläubige dieses ewige Leben in sich bieibend hat, 1. Joh 3.15 durch die Worte: „Ihr wisset, daß kein Menschen mörder ewiges Leben in sich bleibend hat", und: Joh 6,53 „Es sei denn, daß ihr das Reisch des Sohnes des
Menschen esset und sein Blut trinket, so habt ihr kein Leben in euch seibsf („Leben" ist hier nach Vers 54 nicht unterschieden vom „ewigen Leben").
Diese Worte haben natürlich nur dann Sinn, wenn Gläubige das ewige Leben in sich bleibend haben.
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Wir dürfen diesen Ausdruck übrigens nicht verkehrt auffassen; er bedeutet nicht, daß wir ewiges Leben „in uns selbst haben" in dem Sinne von „unabhän gig von Gott", unabhängig von der großen Quelle dieses Lebens. Deshalb, obwohl das ewige Leben „in uns" ist, wird ebenso gesagt, daß Gott uns ewi1. Joh 5, iif ges Leben gegeben hat, „und dieses Leben Ist in
seinem Sohne. Wer den Sohn hat, hat das Leben."
Was bedeutet das also? Habe ich den Sohn als
mein Leben in mir? Oder habe ich mein Leben in
dem Sohn, der bei dem Vater ist? Beides ist voll kommen wahr, und ich darf diese beiden Wahrhei ten nicht voneinander trennen oder gegeneinander ausspielen (wie das geschehen ist). Christus ist Kols,3.4 mein Leben, aber dieses Leben ist zugleich mit Christus verborgen in Gott.
Ein Bild kann dies deutlich machen. Ein Biatt an ei
nem Baum trägt durch seine Frische und das Grün
unverkennbar die Zeichen des Lebens; es ist ein
„Besitzer des Lebens". Aber es besitzt dieses Le ben nicht „in sich selbst", unabhängig von dem
Baum. Wenn das so wäre, könnten wir das Biatt von dem Baum abreißen, und es würde ebenso grün
und frisch bleiben wie der Baum. Aber das ist nicht der Fall. Das Blatt hat kein unabhängiges Leben,
der Baum wohl; das Leben des Blattes ist in dem
Baum. So ist es auch mit meiner Hand; sie besitzt Leben, aber nicht unabhängig von meinem Leib. Man kann sagen: die Hand hat Leben in sich; man kann auch sagen: das Leben der Hand ist in dem
Leib, mit dem sie verbunden ist.
In allen diesen besprochenen Fällen wird das ewige Leben, wie gesagt, gesehen als ein Lebensgrund satz in uns. Doch nun wollen wir einige Stellen be trachten, die über das ewige Leben In einem andeMt 25,46 ren Sinn sprechen. So sagt Christus z. B.: „Und die se [die Ungerechten] werden hineingehen in die
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ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Le ben." Hier wird nicht über das ewige Leben in den Gläubigen gesprochen, sondern über das Hineinge hen der Gläubigen in das ewige Leben!*) Man kann natürlich einwenden, daß das ewige Leben hier in einem anderen Charakter vorgestellt wird als z. B. im Johannesevangelium; aber das ändert nichts an der Tatsache, daß (wie wir gesehen haben) ewiges
Leben seinem Wesen nach immer dasselbe Leben ist. Alierdings kann es in verschiedenen Haushal tungen unterschiedlich sein in seinem Maß und Charakter, je nach der Art und Weise, in der Gott Sich in einer bestimmten Haushaltung geoffenbart hat. Nun, was ist denn „Eingehen in das ewige Le
ben"?
Um das zu verstehen, müssen wir sehen, daß so
wohl die Schrift als auch wir das Wort „Leben" be ständig in zwei völlig verschiedenen Bedeutungen gebrauchen. Einerseits sprechen wir über „pflanzli ches Leben", „tierisches Leben", „sterbliches Le ben", „blühendes Leben", usw. Andererseits spre chen wir z. B. über „Leben auf dem Lande", „ein mühsames Leben", „ein angenehmes Leben", usw. Wer kurz nachdenkt, sieht, daß „Leben" im ersten
Fall ein wirksamer Grundsatz ist innerhalb der Pflanzen, Tiere, Menschen, usw., wodurch sie wachsen, sich bewegen und fortpflanzen können. Doch im zweiten Beispiel ist es nicht etwas in einer
vgl. z. B. Person, sondern etwsis, worin eine Person sich be1. Kor 15,19; findet; eine Weise, ein Verhalten, ein Zustand, eine Hebr 2,15 Existenz, worin der innere Lebensgrundsatz sich In
einer bestimmten Weise äußert. Ein mühsames Le ben ist ein mühsames Dasein; jemand, der das „Stadtleben" tauscht gegen das „Leben auf dem
*) So auch In Matthäus 19,17, wo über „Ins Leben eingehen" ge sprochen wird, und der Zusammenhang (V. 16) zeigt, daß dies das ewige Leben ist. Denselben Ausdruck finden wir In Mt 18, 8 und Mk 9,43.45 Im Gegensatz zum Eingehen In die Hölle.
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Lande", empfängt nicht einen neuen Lebensgrund satz in sich, sondern tritt ein in eine neue Be
stehens- oder Lebensweise. So ist es nun auch mit dem ewigen Leben. Es hat viele unterschiedliche Auffassungen über die Frage gegeben, ob das ewige Leben nun ein Lebens grundsatz in uns ist oder eine Bestehensweise, in die wir eintreten. Doch der Streit ist sinnlos, denn was wir hier zwar unterscheiden können, dürfen wir nicht trennen: das ewige Leben ist sowohl ein Le bensgrundsatz in uns (ein Leben, wodurch wir le ben) als auch eine Lebensweise, in die wir eingetre ten sind (ein Leben, worin wir leben). Wenn wir dies letztere begreifen, werden wir auch besser verste hen, wie der Ausdruck „ewiges Leben" im A. T., in den synoptischen Evangelien und bei Paulus ge
braucht wird. Wie gesagt, das ewige Leben wird uns natürlich in verschiedenen Haushaltungen unterschiedlich vor gestellt, je nach der Weise, in der Gott in einer be stimmten Haushaltung von den Gläubigen gekannt wurde. Die Gläubigen in dem Israel des A. T. kann ten Gott als den Allmächtigen, als den Allerhöch sten und als Jehova, und sie sahen aus nach der Zeit der Auferstehung, in der Gott auf dieser Erde allerorts in diesen Namen anerkannt und angebetet Rom 2,5-7 wird. Sie waren unter denen, die mit Ausharren in gutem Werke Herrlichkeit, Ehre und die Unverwes lichkeit des Auferstehungsleibes suchten und die deshalb „am Tage... des gerechten Gerichtes Gottes" das ewige Leben empfangen werden. Das Dan 7,13.14 wird in der Zeit sein, wenn der Sohn des Menschen ein ewiges Reich von dem Alten an Tagen empfan gen und auf der Erde errichten wird, wenn Er mit
den Wolken des Himmels kommt. Das wird die Zeit Dan 12,2 sein, wenn „viele von denen, die im Staube der Erde schlafen", enwachen werden, „diese zu ewi gem Leben, und jene zur Schande, zu ewigem Ab
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scheu". Das ewige Leben ist hier die herrliche Be stehensweise, die köstliche Atmosphäre des Frie
densreiches des Messias. Dann werden die Worte Ps 133 des Psalmisten völlig erfüllt werden: .iSiehe, wie gut
und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei
einander wohnen ... Wie der Tau des Hermon, der herabfällt auf die Berge Zions; denn dort hat Jehova den Segen verordnet, Leben bis In Ewigkeit."
In den synoptischen Evangelien finden wir das ewi ge Leben in genau der gleichen Bedeutung wieder wie die Hoffnung und Zukunftserwartung der Juden. Ein Gesetzesgelehrter kam einmal zu dem Herrn Lk 10,25 Jesus mit der Frage: „Lehrer, was muß ich getan Mt 19,16.29 haben, um ewiges Leben zu ererben?", und beiMk 10,17.30 nahe dieselbe Frage wurde ihm von einem reichen Lk 18,18.30 Jüngling, einem Obersten, gestellt. In beiden Fällen
stellt Christus ihnen zuerst die Normen des Juden
tums vor, nämlich das Gesetz, doch danach stellt Er
ihnen in Wirklichkeit Sich Selbst vor, nämlich als den barmherzigen Samariter bzw. als Denjenigen,
der alles „verkauft" hatte, was Er besaß, und Sein Kreuz aufgenommen hatte.*) Das war nun der Weg für denjenigen, der das ewige Leben ererben wollte: jetzt Selbstverleugnung und Verfolgungen, und In dem zukünftigen Zeltalter das ewige Leben-, das ist Hebr2,5 in dem Zeitalter, wenn der „zukünftige Erdkreis"
dem Sohn des Menschen unterworfen sein wird oder, wie Christus Selbst sagt, die Zeit der „WiederMt 19,28.29 geburt, wenn der Sohn des Menschen sitzen wird
auf seinem Throne der Herrlichkeit" und auch die
*) Vergleiche auch Johannes 5, 39. 40: die Juden kannten das ewige Leben aus den Schriften und sonnten sich in dem Gedan ken, daß sie das ewige Leben besaßen, weil sie das auserwählte Volk dieser Schriften waren; doch sie verstanden nicht, daß sogar
der auserwählte Jude das Leben nicht außerhalb des Christus empfangen konnte, von dem dieselben Schriften zeugten (vgl. Joh3,1-7).
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zwölf Apostel sitzen werden „auf zwölf Thronen
... und richten die zwölf Stämme Israels. Und ein jeder, der irgend verlassen hat Häuser, oder Brüder, oder Schwestem, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Acker um meines Namens willen, wird hundertfältig empfangen und ewiges LeMt 25,31.32 ben erben." Bald, „wenn aber der Sohn des Men
schen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Throne der
Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt
werden alle Nationen"; dann wird Er zu denen sa gen, die Seinen Brüdem geholfen und sie angeV. 34 nommen haben: „Kommet her. Gesegnete meines
Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet Ist von Grundlegung der Welt an", und deshalb wird von V. 46 diesen Gerechten gesagt, daß sie eingehen werden „in das ewige Leben". Das Ererben des Reiches Ist also das, was woanders das Ererben des ewigen Lebens genannt wird; das ewige Leben ist die At mosphäre des Reiches in Gemeinschaft mit dem König.
Doch beachte nun, wie sehr dies der Art und Weise ähnelt, in der Paulus den Ausdruck gebraucht. Al lerdings verbindet er das ewige Leben nicht mit dem zukünftigen Erdkreis, sondem mit dem Himmel;
nicht mit dem Sohn des Menschen in der Herrlich
keit des Friedensreiches auf der Erde, sondem mit
dem auferstandenen und verherrlichten Menschen zur Rechten Gottes im Himmel. Auch er spricht über Tit3,7(1,2) „erben": Wir sind „Erben ... nach der Hoffnung des ewigen Lebens". So wie Israel bald im verhei ßenen Land das ewige Leben ererben wird, so sieht Paulus das ewige Leben als eine Ernte im „himmliGai 6,8 sehen Land", wenn er sagt: „Denn wer für sein ei genes Fleisch sät, wird von dem Reische Verder
ben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geiste ewiges Leben ernten." Übrigens verbin
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det auch Christus Selbst das ewige Leben mit dieJoh 4,36 ser zukünftigen „Ernte" in der Herrlichkeit: „Der da erntet empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewiJoh 12,24.25 gen Leben", und: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zum ewigen Leben bewahren." (Siehe weiter Abschnitt 8)
Für Paulus ist das ewige Leben das herrliche End ziel des Weges des Glaubens, der bei dem verherr
lichten Menschen in der Herrlichkeit endet. Er I.Tim 1,16 spricht über „die, welche an ihn glauben werden zum ewigen Leben"; und obwohl wir bereits jetzt die Segnungen des ewigen Lebens praktisch in unse1. Tim 6.12 rem Leben venivirklichen können („ergreife das ewi ge Leben, zu welchem du berufen worden bist!"), verbindet er dies mit der vollen Verwirklichung in der V. 19 Zukunft, wenn er die Reichen ermahnt: „ ... indem sie sich selbst eine gute Grundlage auf die Zukunft sammeln, auf daß sie das wirkliche Leben ergrei fen." Das Ziel des Glaubensweges ist das ewige Rom 5,21 Leben: „Gleichwie die Sünde geherrscht hat im To de, also [herrsche] auch die Gnade durch Gerech tigkeit zu ewigem Leben." Hier sehen wir das ewige Leben eingeführt durch Christus: ein Kapitel weiter sehen wir es als Gottes Gnadengabe in Christus: Rom 6,22.23 „Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gottes Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heilig keit, als das Ende aber ewiges Leben. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Got tes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herm." Das ewige Leben ist hier das Leben des Himmels, wo Christus ist, verborgen bei Gott, das jedoch bereits jetzt hier auf der Erde „ergriffen" werden kann: wir können bereits jetzt in der Atmo sphäre des Himmels leben. Ich bin bereits lebendig
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gemacht, ich habe das ewige Leben als wirksamen (1. Joh 3,15) Grundsatz bereits „bleibend In mir" („Christus lebt Gai 2,20 in mir!"), aber ich bin noch nicht in einem verherr lichten Leib in die Atmosphäre eingeführt, in der ich dieses Leben vollkommen genießen werde. Das ewige Leben ist in mir, aber es ist dort „aushei misch", denn das Vaterhaus ist die „Heimat" des ewigen Lebens. Ein Gläubiger, der das ewige Lejoh 15.19; ben besitzt, ist nicht mehr „von der Welt", und des17,14 halb ist er, solange er sich doch noch „in dieser Welt" befindet, nicht in seinem Element: er ist wie ein Fisch außerhalb des Wassers oder wie ein
Mensch im Wasser. So wie weder ein Fisch noch ein Mensch wahre Ruhe und Genuß erleben kön nen, wenn sie aus ihrem eigenen Element in ein fremdes Element gebracht sind, so kann auch das ewige Leben, das dem Gläubigen geschenkt ist, niemals wirklich vollkommene Ruhe und Genuß in dieser Welt und in diesem Leib finden. Das Vater haus ist die Heimat des ewigen Lebens, die neue Schöpfung ist die Sphäre des ewigen Lebens, der verherrlichte Leib ist das wahre Zelt des ewigen Le1. Tim 6.12.19 bens. Und doch: wir sind nicht mutlos. Wir können und dürfen bereits jetzt das wirkliche Leben, das ewige Leben, ergreifen, wenn wir praktisch in unse rem Leben verwirklichen, was es bedeutet, mit ChriKoi 3,1-4 stus auferweckt zu sein und daher die Dinge zu su chen, die droben sind, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes, ja, zu sinnen auf das, was dro ben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn wir sind gestorben, und unser Leben (Christus ist unser Lebenl) ist mit Christus verborgen in Gott. Wir ha ben das ewige Leben in uns, aber wir werden auch praktisch in der Atmosphäre des ewigen Lebens le ben, wenn wir tatsächlich verwirklichen, daß wir in Eph 2.6; 1,3 Christus versetzt sind in himmlische örter, wo wir mit allen geistlichen Segnungen gesegnet sind. Das ewige Leben ist das Leben des Vaterhauses, und
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wir werden etwas davon schmecken, wenn das ewl1. joh 1,2.3 ge Leben, das uns verkündigt worden Ist, uns prak tisch dazu bringt, Gemeinschaft zu genießen mit
dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus;
denn diese Gemeinschaft Ist das Leben des Vater
hauses.
7. Der Genuß des Lebens
Der letzte Tel! des vorigen Abschnitts brachte uns
bereits zu einem bedeutsamen Thema In Verbin dung mit dem ewigen Leben, nämlich dem prakti
schen Erleben und Genießen dieses Lebens. Wie fehlt es daran bei vielen Gläubigen! Johannes 3,16
Ist vielleicht der bekannteste Vers der Bibel, doch In gewisser Hinsicht Ist er auch einer der unbekannte sten. Denn wieviele Gläubige verstehen wirklich, was es bedeutet, daß sie „ewiges Leben haben", geschwelge denn, daß sie es genießen. Das ewige Leben Ist himmlisches Leben, und obwohl wir noch
nicht Im Himmel sind, können wir den Himmel be reits In unseren Herzen haben. Doch je mehr wir durch unsere Irdischen Umstände (seien sie nun mühselig oder gerade günstig — beides Ist eine Ge fahr) in Anspruch genommen werden, um so weni gerverwirklichen wir In der Praxis etwas von diesem
himmlischen Leben In unseren Herzen.
Diese Gefahr war einer der Gründe, weshalb Jo
hannes seinen ersten Brief schrieb. In seinem Evangelium hatte er Christus vorgestellt als den Of fenbarer des ewigen Lebens, doch In seinem Brief 1. Joh 1,2; zeigt er, daß Christus Selbst das ewige Leben Ist. In 5, if. 20 seinem Evangelium Ist Christus der abhängige Sohn, der auf den Vater hinweist, doch In dem Brief Ist es der Heilige Geist, der hinweist auf Christus! Joh 20,31 Nun, das Evangelium wurde geschrieben, „auf daß Ihr glaubend Leben habet In seinem Namen"; doch 1. Johs, 13 der Brief wurde geschrieben, „auf daß Ihr wisset,
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daß ihr ewiges Leben habt." Das ist unsere Verant wortung als Gläubige; zu wissen, wie reich wir sind, und das lernen wir nicht dadurch, daß wir uns mit Dogmen vertraut machen, sondem dadurch, daß wir in der Praxis eines geistlichen Glaubenslebens
stehen. Gläubige besitzen das ewige Leben, doch sie sind damit (wie wir sahen) „ausheimisch", Fremdlinge in einem Land, wo das ewige Leben nicht zu Hause ist. Es ist nicht umsonst, daß das ewige Leben im Johannesevangelium mehrere Male mit Bildern von der Wüstenreise Israels verbunden wird; auch Israel
befand sich in der Wüste, in einem dürren und wü sten Gebiet, wo sie, jetzt Bürger des verheißenen Landes, nicht zu Hause waren, aber bereits etwas schmecken durften von dem Leben mit Gott. Es gibt vier solcher Bilder im Johannesevangelium: Joh 3,14.15 a) die eherne Schiange: „Und gleichwie Moses in 4. Mo 21,4-9 der Wüste die Schlange erhöhte, also muß der Sohn des Menschen erhöht werden, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewi ges Leben habe." Der Zusammenhang ist deutlich: so wie Israel zu der Schlange aufsehen mußte und
so das Leben hatte, so müssen wir an den erhöhten Sohn des Menschen glauben, auf daß wir dadurch das ewige Leben empfangen. Wenn wir jedoch be denken, daß Israel im allgemeinen nicht ein Bild des
Sünders ist, der zum Glauben kommt, sondern von dem Volk Gottes, das in geistlichen Verfall geraten kann und zur Gemeinschaft mit Gott wiederherge stellt werden muß, sehen wir, daß die Verse auch eine sehr praktische Bedeutung für uns h£iben. Wir müssen nicht nur einmai auf Christus sehen, son dem lernen, unser Auge beständig auf Ihn gerichtet
zu halten oder wieder auf Ihn zu richten, wenn wir abgewichen sind, um uns bewußt zu werden, daß der Ort, wo Er erhöht wurde, der Ort ist, wo Gott vollkommen mit unserem Fleisch abgerechnet und
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es in den Tod gebracht hat. Dieses Bewußtsein kann uns in dem praktischen Genuß des ewigen Le
bens bewahren.
Joh 4,10.14 b) das lebendige Wasser: „Wenn du die Gabe Got tes kenntest, und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so würdest du ihn gebeten haben, und er hätte dir iebendiges Wasser gegeben ... wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondem das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Queiie Wassers werden, das ins ewige Leben quiiit." So wie Johannes 4 auf Kapitel 3 folgt, so erinnern uns diese Worte unmit telbar an das, was auf die Begebenheit mit der ehernen Schlange folgte: sie zogen von Wasser zu 4. Mo21,16-18 Wasser „und von dort nach Beer [= Brunnen]; das
ist der Brunnen, von weichem Jehova zu Mose sprach: Versammle das Volk, und ich will ihnen Wasser geben. Damais sang Israel dieses Lied: Herauf, Brunnen! Singet ihm zu! Brunnen, den Fürsten gegraben, den die Edlen des Volkes, mit dem Gesetzgeber, gehöhlt haben mit ihren Stä ben!" Hier sehen wir, wie lebendiges Wasser zu Brunnen der Erquickung und des Segens aufspringt
und das Volk direkt aus der Wüste in die Ebene Moabs führt, den Ort der Zubereitung für das verheißeV. 20 ne Land. So sehen wir in Johannes 4 eine arme, nicht-jüdische Frau, die bis zu diesem Zeitpunkt le diglich die Forderungen Gottes gekannt hatte und nun mit der Gabe Gottes und mit Seinem Sohn {in einem Zustand solch tiefer Erniedrigung, daß Er diese Frau um ein wenig Wasser bittet) in Berüh rung kommt. Wie tief neigt sich die Güte Gottes her ab! Wer diese Gabe und diese Person kennt, wird um lebendiges Wasser bitten, ein Bild des Wortes Joh 7,38.39 Gottes, iebendiggemacht durch den Heiligen Geist, wie Johannes sagt. Es ist dieser Geist, der in das
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Rom 5,5 Herz des Gläubigen die Liebe Gottes ausgießt, die auf dem Kreuz geoffenbart ist, und ihn in den praktiJoh 17,3 sehen Genuß des ewigen Lebens einführt: die joh 16,13-15 Kenntnis Gottes als Vater und des von Ihm gesand
1.Johl,3 ten und danach im Himmel verherrlichten Sohnes
wie auch die Gemeinschaft mit diesem Vater und diesem Sohn. Dies führt uns geistlicherweise aus der Wüste hinauf bis in die Atmosphäre des Vater hauses, und dies wird praktisch in uns verwirklicht werden in dem Maße, wie wir auch praktisch das
Rom 8,1-17 Fleisch an dem Ort des Todes halten und durch den
Gai 5,16-26 Gelst leben und wandeln.
Joh 6,54-57 c) Das Brot des Lebens: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage... Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Gleichwie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich ißt, der wird auch leben meinetwegen." Wir
haben hier Worte anläßlich eines anderen Bildes
aus der Wüstenreise, denn der Herr Jesus verV. 31.49 gleicht Sich hier mit dem Manna, das die Israeliten aus dem Himmel von Gott empfangen hatten. So ist V. 51.53 Er Selbst das wahre Brot aus dem Himmel, und je der, der sich von Ihm als dem Gestorbenen ernährt, empfängt ewiges Leben. Doch ich habe bereits frü her darauf hingewiesen, daß zwischen dem Vers 53 und den Versen 54-57 ein wichtiger Unterschied besteht; in der ersten Stelle geht es um das Emp fangen des Lebens, indem man den Tod Christi auf sich anwendet, doch in der zweiten Stelle geht es
um das Unterhalten des Lebens, indem man sich
fortwährend mit Christus ernährt. Wir sehen das un mittelbar an dem Tätigkeitswort „essen", das in
Vers 53 im Aorist und in den Versen 54-57 im Prä sens vorkommt, so daß wir den Abschnitt wie folgt frei wiedergeben können: „Es sei denn, daß ihr [in
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einem bestimmten Augenblick in der Vergangen heit] das Fleisch des Sohnes des Menschen geges sen habt und sein Blut getrunken habt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer [beständig, immer wieder aufs neue] mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat [beständig, ununterbrochen] ewiges Le ben"; so auch weiter. In den Versen 54-57 geht es also nicht darum, daß jemand zum Glauben kommt, sondern darum, daß man sich täglich mit dem er niedrigten und gestorbenen Sohn des Menschen V. 39f. 44.54 ernährt (der zugleich unseren Blick auf die Auferste hung richtet), um in der beständigen Sicherheit und dem Genuß des ewigen Lebens zu bleiben. Dazu müssen wir uns jeden Tag praktisch mit Seiner Per son beschäftigen (so wie Israel sich jeden Tag mit dem Manna ernährte), damit Er unser Herz und Le ben füllt und wir Ihm auf dem Weg nachfolgen, den Er uns in der Wüste vorangegangen ist.
Joh 10,27.28 d) Die Schafe: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben." Auch das Bild einer Schaf
herde war für Israel ein vertrautes Bild aus dem A.T., nicht zuletzt in Verbindung mit der WüstenreiPsso, 1.2.8 se: „Hirte Israels, nimm zu Ohren! der du Joseph
leitest wie eine Herde, der du thronst zwischen den Cherubim [der Bundeslade], strahle hervor! Vor Ephraim und Benjamin und Manasse [d. h. an der
Westseite der Stiftshütte, also sehr nahe bei der Bundeslade] erwecke deine Macht und komm zu unserer Rettung!... Einen Weinstock zogest du aus Ägypten, vertriebest Nationen und pflanztest 2. Mo 3,1 ihn." Moses Herzubringen der Schafherde durch die Wüste zu dem Berg Horeb war das Vorspiel zu dem Herzubringen des Volkes Israel zu diesem Berg und damit ein Vorbild von Christus, der nun Sein Volk durch die Wüste zu dem „Berg Gottes" bringt. Ein
mal werden wir bei Gott sein und vollkommen das
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„Leben Gottes" genießen; doch bereits jetzt sagt
Christus von Seinen Schafen, daß Er ihnen das ewi ge Leben zu genießen gibt, zumindest, wenn wir auch in der praktischen Verwirklichung beständig „Seine Stimme hören" und Ihm, dem Hirten, gehor sam nachfolgen.
Wir haben also gesehen, daß wir das ewige Leben schon hier in dieser Wüste genießen können. Wir haben aber auch gesehen, daß das ewige Leben
seinem Wesen nach himmlisch ist; es hat seine Hei mat im „verheißenen Land". Das Land Kanaan ist ein Bild der himmlischen Orter, und die Früchte des Eph 1,3 Landes sind ein Bild der geistlichen Segnungen in
den himmlischen örtem. Wenn wir an unser Erbteil
im Himmel denken, stellen wir uns das oft nur als et1. Petr 1.4 was Zukünftiges vor, so wie Petrus schreibt: „Ein
unvenvesliches und unbeflecktes und unverwelkli
ches Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch." Aber Paulus zeigt uns, daß wir grundsätzEph 2,6 lieh schon jetzt in Christo Jesu in die himmlischen örter versetzt sind. Wir haben schon jetzt alle Vor aussetzungen empfangen, um diese Stellung besit zen und genießen zu können, denn nach Gottes Auserwählung sind wir grundsätzlich schon heilig Eph 1,4 und tadellos vor Ihm in Liebe: wir haben Teil an der 2. Petr 1,4 göttlichen Natur, die Licht und Liebe ist, so daß wir die Fähigkeit haben, die himmlische Stellung zu kennen und zu genießen. Und nicht nur das: wir sind auch in eine Beziehung zu Gott gebracht, die mit dieser Stellung in den himmlischen Ortern in Obereinstimmung ist, nämlich in die Beziehung der
Sohnschaft.
Söhne Gottes besitzen das Erbteil im verheißenen Land: alle geistlichen Segnungen in den himmli schen Ortem. Es ist aber bemerkenswert, daß PauEphi,4.5 lus uns nicht beschreibt, was diese „geistlichen Segnungen" sind. Er nennt uns die Natur und die
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Beziehung, die notwendig sind, um diese SegnunEph 1,7 gen zu besitzen, und führt die Voraussetzung an, der Sünder entsprechen müssen, um zu diesen Segnungen zu gelangen; was aber die Segnungen selbst sind, sagt er uns nicht. Sein Thema ist viel mehr unsere Stellung vor Gott in Christo in den himmlischen örtern. Wir sehen das auch im KolosKoi 1, i2f serbrief: dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen In dem Lich
te,... versetzt in das Reich des Sohnes seiner Lie be." Da finden wir wieder die Fähigkeit und die Stel lung, aber nicht das eigentliche Erbe. Dafür brau chen wir den Apostel, der ganz besonders über den „Sohn seiner Liebe" (der Liebe des Vaters) ge
schrieben hat: Johannes.
Wie wir schon sahen, spricht der Herr Jesus Selbst Joh 3.12 über himmlische Segnungen: „ ... wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?" Der Ausdruck „das Himmlische" (eigentlich: die Himmlischen) ist im Griechischen genau derselbe wie „die himmlischen (örter)" (ta epourania) im Epheserbrief! Und wie gesagt, der Herr faßt in zwei Worten zusammen, was dieses Himmlische be inhaltet: ewiges Leben. Die geistlichen Segnungen in den himmlischen Ortern, unser Erbe im verheiße nen Land, können nicht besser beschrieben werden als durch den Ausdruck „ewiges Leben". Dieses Thema ist nicht einfach, weil wir hier Verbindungen
zwischen dem Dienst des Paulus und dem des Jo
hannes herstellen müssen. Darum möchte ich das etwas ausführlicher darlegen, und zwar in sieben
Punkten:
a) Ewiges Leben ist tatsächlich der himmlische Se gen; die beiden Worte „ewiges Leben" haben einen solch reichen Inhalt, daß sie in Johannes 3 die ge samte Beschreibung dessen bilden, was der Herr
das „Himmlische" nennt. Das Alte Testament ent
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hält dazu eine wunderschöne Illustration, wenn es
von der köstlichen und lieblichen Gemeinschaft und dem Zusammenwohnen von „Brüdern" sagt: Ps 133,3 „Denn dort hat Jehova den Segen verordnet, Leben bis in Ewigkeit". Sogar für den alttestamentlich Gläubigen war das ewige Leben bereits der Segen
Gottes.
b) Ewiges Leben ist tatsächlich das himmlische ErEph 3,6 be. Paulus sagt, daß die Gläubigen aus den Natio
nen und aus Israel nun Miterben und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißung Gottes in Christus
Jesus sind. Auch hier lesen wir nicht, worauf dieses Erbe Bezug hat, doch es besteht ein Zusammen hang mit der „Verheißung Gottes in Christus Je sus". Das ist nicht die Verheißung gegenüber Abra
ham, denn die war bereits im Alten Testament be kannt. Doch „Gottes Verheißung in Jesus Christus" war in den voraufgegangenen Jahrhunderten nicht Eph 3,4.5; bekannt; sie war ein Geheimnis, das nun erst SeiRöm 16,25.26; nen Heiligen geoffenbart worden ist, den anderen
Kol 1,26 Geschlechtern unbekannt war und also vor alle ZeiTit 1,2 ten zurückgehen muß. Nun, wir lesen von dem ewi gen Leben, „welches Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten", und zwar (dem Wesen der Sache nach) Christus verheißen und in Christus uns, die wir Gott von Ewigkeit bekannt wa
ren. Wir sind daher Miterben und Mitteilhaber des ewigen Lebens; deshalb kann Paulus sagen, daß Tit 3,7 wir „Erben würden nach der Hoffnung des ewigen Lebens". Ewiges Leben ist also unser himmlisches
Erbe.
c) Ewiges Leben ist eine Gabe der Uebe Gottes;
joh 3,16 das ist der Inhalt von Johannes 3,16: Gottes Liebe zu der Welt ging so weit, daß Er nicht nur ihre Erret tung beabsichtigte, sondern denen, die an Seinen eingeborenen Sohn glauben würden, sogar das ewige Leben schenken wollte. Deshalb ist es so
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wichtig (weil ewiges Leben und Gottes Liebe zu sammengehören), daß wir sehen, daß es diejenigen Eph 1,3.4 sind, die heilig und tadellos sind vor Gott in Liebe, die gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung in Kol. 1,12.13 den himmlischen örtem. So sahen wir bereits: die jenigen, die versetzt sind in das Reich des Sohnes der Liebe Gottes, sind es, die befähigt sind, Anteil zu haben am Erbe der Heiligen in dem Licht. Ewiges Leben kann lediglich im Bewußtsein und im Genuß der Liebe Gottes genossen werden.
d) Ewiges Leben ist der Besitz der Söhne Gottes. Eph 1,5 Gott hat uns zur Sohnschaft zuvorbestimmt als der Stellung, in der wir völlig die himmlischen SegnunGai 4,7 gen besitzen können. Sohnschaft schließt Erbschaft in sich: „Wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott." Im Gaiaterbrief ist das „Erbe" im Vorbild das Gai 3,14.18. Land, das Gott Abraham verheißen hat, und die 29; 4,30 Ernte dieses Landes ist das ewige Leben: „Wer Gai 6,8 aber für den Geist sät, wird von dem Geiste ewiges
Leben ernten".
e) Ewiges Leben ist der Segen des Landes und liegt also an der anderen Seite des Todesfiusses, des Jordan, und des Gebietes des Todes, der Wüste. Ephi;2 Deshalb ist es so bedeutsam, daß Epheser 1 (in Verbindung mit Kapitel 2) uns zeigt, daß, um die geistlichen Segnungen in den himmlischen Ortern besitzen zu können, solche Menschen wie wir, die tot waren in Vergehungen und Sünden, die Erlö sung durch das Blut Christi und die Vergebung der Vergehungen empfangen mußten. So lesen wir Kol 1,12-14 auch; daß die Heiligen, die Anteil haben an dem
Erbe, aus der Macht der Finstemis erlöst und in das Reich des Sohnes der Liebe Gottes versetzt sind, in welchem sie die Erlösung haben, die Vergebung
der Sünden. Paulus macht auch im Römerbrief den Gegensatz zu dem Tod in treffender Weise deutlich: Rom 5,21 „ ... auf daß, gleichwie die Sünde geherrscht hat
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im Tode, also auch die Gnade herrsche durch Ge rechtigkeit 2u ewigem Leben durch Jesum ChriRöm 6.21-23 stum, unseren Herrn." „Denn das Ende derselben [der Sklaverei der Sünde] ist der Tod. Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gottes Sklaven ge worden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben. Denn der Lohn der Sün de ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn."
f) Ewiges Leben wird gekannt und genossen durch Eph 1,13 den Heiligen Geist, den wir empfangen haben, als
wir geglaubt und das Evangelium unseres Heils an genommen haben. Der Heilige Geist will in uns eine Joh 4,14; Quelle Wassers sein, das ins ewige Leben quillt. 7,38.39 „Und der Geist ist es, der da zeugt, weil der Geist 1. Joh 5.6-13 die Wahrheit ist... denn dies ist das Zeugnis Got
tes, welches er gezeugt hat über seinen Sohn ... Und dies ist das Zeugnis: daß Gott uns ewiges Le ben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem
Sohne." Durch den Geist des Sohnes Gottes rufen wir „Abba, Vater!" und verwirklichen wir unsere Gai 4,6.7 Sohnschaft und unser Erbteil, und für den Geist säGai 6.8 en wir, damit wir von dem Geiste ewiges Leben ern
ten.
g) Ewiges Leben ist, was unseren Besitz und Genuß desselben betrifft, verbunden mit der Auferstehung und Verherriichung Christi. Deshalb zeigt Paulus uns in seinem Gebet am Ende von Epheser 1, daß wir die geistlichen Segnungen in den himmlischen Ortern besitzen können, weil Christus aus den ToEph 1,20 ten auferweckt ist und Gott Ihn zu Seiner Rechten in den himmlischen örtem gesetzt hat, während Gott Eph 1,19 dieselbe Kraft auch an uns erwiesen hat, so daß Er auch uns lebendig gemacht und auferweckt hat mit
Eph 2,4-6 Christus und uns in Ihm hat mitsitzenlassen in den
himmlischen Ortem. Wenn Paulus unmittelbar über
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das ewige Leben spricht, verbindet er es ebenfalls Rom 2,7; mit der Unvergängllchkelt der Auferstehung und mit vgl. Gai 3,8; himmlischen Herrlichkeit. In Johannes 6 stellt
Trt \2\ 3.7 Jesus Sich vor als das Brot des Lebens joh 6, 27. 35. und das ewige Leben und verbindet es viermal mit 47-54 jjgr Auferstehung und einmal mit Seiner Verherrli39. 4 . Johannes 4 und 12 wird das ewige Leben
Joh 6,62.63 als Ausnahme nicht vorgestellt als ein gegenwärtijoh 4,36; ger Besitz für den Gläubigen, sondern als mit der
(zukünftigen) himmlischen Herrlichkeit verbunden.
Zusammenfassend stellen wir fest, daß das ewige Leben der Segen Gottes Ist, ein himmlischer Se gen, die geistlichen Segnungen In den himmlischen Ortem, genossen in der Liebe Gottes durch den Geist Gottes, jenseits des Todes In dem Bereich der Auferstehung und Verherrlichung, durch diejenigen, die zur Familie Gottes gehören und die Sohnschaft empfangen haben. Wie unermeßlich Ist unser Se
gen.
8. Die Gemeinschaft des Lebens
wir haben also gesehen, daß der praktische Genuß des ewigen Lebens als Voraussetzung hat: das Hin schauen auf den erhöhten Sohn des Menschen (der zugleich der gegebene, eingeborene Sohn Gottes Ist) an dem Ort des Gerichtes über unser Fleisch, die freie Wirksamkeit des Heiligen Geistes in dem Gläubigen, um ihn mit dem verherrlichten Christus In Verbindung zu bringen, das SIch-Emähren mit dem erniedrigten und gestorbenen Christus Im Be wußtsein Seiner Auferstehung und Himmelfahrt und das tägliche gehorsame Hören auf Seine Stimme.
Es gibt neben dem Zusammenhang mit der Wü stenreise noch einen zweiten, sehr praktischen Aspekt des Genusses des ewigen Lebens. Wir ha ben festgestellt, daß das ewige Leben das Leben
des Vaterhauses ist, das die Kinder des Vaters, die
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den Sohn dieses Vaters als ihr Leben empfangen haben, genießen dürfen. Es ist daher auch das Le ben der Familie Gottes und deshalb Leben, das vor allem als Familie genossen wird, loh möchte In die
ser Hinsicht auf sechs Schriftsteilen hinweisen:
Joh 4,14.23f 1) Der Ort der Anbetung: „Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers wer den, das ins ewige Leben quillt... Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden;
denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten." Mit der Offenbarung V. 10 der Gabe Gottes, der göttlichen Person, die in Er niedrigung auf der Erde war, und des „lebendigen Joh 7,38.39 Wassers" (Wort und Geist) offenbarte der Herr auch einen dementsprechenden neuen Ort der Anbe tung,*) wo die „wahren Anbeter" (die Familie GotJoh 17,3 tes) Gott als Vater anbeten (ein Beweis, daß sie das ewige Leben besitzen) in einer geistlichen Weise und in Obereinstimmung mit diesen neuen, geoffen barten Wahrheiten. Die Anbetung des Vaters ist vielleicht der höchste Segen des Besitzes des ewi gen Lebens!
Joh 10, 16 2) Die eine Herde: „Und ich habe andere Schafe,
die nicht aus diesem Hofe sind; auch diese rnuß ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und
es wird eine Herde, ein Hirte sein." Die Schafe aus Israel, vereinigt mit den Schafen aus den Nationen V. 28 zu einer neuen Herde, sind die Familie Gottes, der der Herr hier nach Seiner Verheißung ewiges Leben
*) Denken wir wieder zurück an 4. Mose 21,16f: „Das ist der Brun nen, von welchem Jehova zu Mose sprach: Versammle das Volk; und ich will ihnen Wasser geben. Damals sang Israel dieses Lied: Herauf, Brunnenl Singet ihm zul" Hier sehen wir im Vorbild Gottes Volk, versammelt zur Anbetung bei einem frei sprudelnden Brun nen (die freie Wirksamkeit den Heiligen Geistes).
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gibt; es Ist der individuelle Besitz jedes Gläubigen
und der kollektive Besitz der Familie Gottes.
joh 17,1-3 3) Die Gegebenen des Vaters: „Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, auf daß
dein Sohn dich verherrliche. Gleichwie du ihm Ge walt gegeben hast über alles Fleisch, auf daß er al len, die du ihm gegeben, ewiges Leben gebe. Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen." Hier sehen wir die Familie Gottes als diejenigen, die der Vater dem Sohn aus V. 6.9.12.24 der Welt gegeben hat. Sie sind nicht einfach eine Anzahl von Kindern Gottes ohne jeden ZusammenV. 21-23 halt, sondem eins, gleichwie der Vater und der
Sohn eins sind. Das Leben dieser Familie ist das „ewige Leben": das Kennen Gottes, so wie Christus Ihn kannte, nämlich als Vater; nicht nur das Wissen,
daß Er der Vater des Sohnes ist, sondern sie kenJoh 20,17 nen Ihn als ihren Vater (denn sie haben Seinen Sohn als ihr Leben empfangen) und wissen, daß sie
Brüder des Sohnes sind. Und sie kennen Jesus
Christus, den Gesandten, so wie Er, der Ihn sandte. Ihn kannte, nämlich als den eingeborenen Sohn des Vaters; nicht nur wissen sie, daß Er Sohn ist, son dem dieser Sohn ist ihr Leben geworden. Sie sind nach Gottes Ratschluß grundsätzlich bereits dem Bild Seines Sohnes gleichförmig, so daß Dieser der Röm 8 29 Erstgeborene ist unter vielen Brüdern, also inmitten
der Familie Gottes.
1.Joh 1,2-4 4) Die Gemeinschaft: „Wir... verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns geoffenbart worden ist; was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, auf daß auch ihr mit uns Gemeinschaft habet; und zwar ist unsere
Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohne
Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, auf daß eure Freude völlig sei." Hier lesen wir, daß das
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ewige Leben verkündigt worden ist, damit wir Ge
meinschaft haben mit dem Vater und dem Sohn und
dadurch auch miteinander als die Familie des Va ters und des Sohnes. So wie der Besitz des ewigen Joh 17,3 Lebens das wahrhaftige Kennen des Vaters und
des Sohnes beinhaltet, so ist es auch deutlich, daß solch ein Kennen wahrhaftige Gemeinschaft mit diesen göttlichen Personen beinhaltet und dadurch auch mit allen, die dieses ewige Leben gemein schaftlich besitzen. Wir haben das ewige Leben empfangen (das uns verkündigt worden ist), so daß wir dadurch eine Lebensgemeinschaft bilden, die charakterisiert wird (wie der Vers eigentlich sagt) durch Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn; ja, das ewige Leben, das wir miteinander teilen, ist das Leben, das der Sohn in Gemeinschaft mit dem Vater hatte und hat. Die Folge solch einer GemeinJoh 15,9-11: Schaft ist völlige Freude, so wie der Sohn Selbst
16,24; 17,13 dlese auf der Erde in Gemeinschaft mit Seinem Va
ter genoß.
1. Joh 2,24.25 5) Die Kinder: „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt,
bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von An fang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohne
und in dem Vater bleiben. Und dies ist die Verhei ßung, welche er uns verheißen hat: das ewige Le ben." In diesem ganzen Abschnitt schreibt Johan
nes über seine Kinder im Glauben und unterteilt sie V. 13,14 (die Familie Gottes) in drei Gruppen: Väter, Jüng linge und Kindlein. Die Väter sind diejenigen, die 1. Joh 1,1.2 geistlich so weit fortgeschritten sind, daß sie Ihn, der von Anfang ist (also Christus, das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns nun geoffenbart worden ist), kennen. Das ist ihr großes und einziges KennJoh 17,3 zeichen: das ewige Leben (das ist das „Kennen" des Vaters und des Sohnesl) ist für sie alles gewor1. Joh 2,13-17 den; sie leben bereits in der himmlischen Atmo sphäre dieses Lebens. Bei den Jünglingen ist das
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noch nicht so: dort ist die Atmosphäre des ewigen Lebens (des Vaterhauses) noch in beständigem V. 18-27 Konflikt mit der Atmosphäre der Welt; allerdings ha
ben sie den Bösen überwunden. Bei den Kindlein kann natürlich von geistlicher Erfahrung noch keine Rede sein; im Gegenteil, sie waren beunruhigt wor den durch die Antichristen, die unter den Gläubigen offenbar geworden waren. Doch der Apostel ver
sichert ihnen, daß, obwohl sie noch kaum zu dem Genuß des ewigen Lebens gekommen sind, dies vgl. 5,11-13 nichts an dem Besitz des ewigen Lebens ändert. Sogar die Kindlein haben die Salbung (mit dem 2,20 Geist) von dem Heiligen (= Christus) und „wissen"
Joh 17.3 alles; im Grundsatz „erkennen" sie den Vater und 1. Joh 2,25 den Sohn. Die Verheißung des ewigen Lebens war
nicht nur für die Väter, sondem auch für die Kindlein in Christo. Wenn nun in ihnen blieb, was sie von An fang gehört hatten (bezüglich Dessen, der von An1. Joh 1,1.2 fang war: das ewige Leben, das bei dem Vater war),
dann würden sie auch in dem Sohn und in dem Va ter bleiben—verkehren in der Atmosphäre des ewi gen Lebens und in der Gemeinschaft mit dem Vater
V. 3 und mit Seinem Sohn Jesus Christus.
1. Joh 3,14.15 6) Die Brüder: „Wir wissen, daß wir aus dem Tode
in das Leben übergegangen sind, weil wir die Brü der lieben; wer den Bruder nicht liebt, bleibt in dem
Tode. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Men schenmörder, und Ihr wisset, daß kein Menschen mörder ewiges Leben in sich bleibend hat." Der Be sitz des ewigen Lebens schließt die Gemeinschaft
mit dem Vater und dem Sohn in sich und dadurch mit der ganzen Familie Gottes. Diese Lebensge meinschaft ist eine Liebesgemeinschaft; diejenigen, die dazugehören, zeigen die Züge Gottes, der Licht und Liebe ist, und sie können nicht anders, als alle, 1. Joh 2,3-11; die zu dieser Gemeinschaft gehören, zu lieben. Die3,4-24 jenigen, die das ewige Leben haben, tragen die
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Kennzeichen des „Uchtes" (Gerechtigkeit, Gehor sam) und der „Liebe" (Liebe zu Gott und zu den Brüdern). Diese Aussage ist so absolut, daß man sie ebensogut umkehren kann; wer seinen Bruder haßt, gibt damit den einfachen Beweis, daß das ewi ge Leben nicht in ihm ist; er ist ein Mörder und ist selbst in dem Tod statt in der Atmosphäre des Le
bens.
9. Die Hoffnung des Lebens
In den voraufgegangenen Abschnitten ist uns klar geworden, daß der Genuß des ewigen Lebens ein großes Vorrecht ist, — aber er ist auch eine große Verantwortung. Wir haben das ewige Leben, aber
es befindet sich noch nicht dort, wo es zu Hause ist.
Es ist letztendlich in einem verherrlichten Leib im Vaterhaus zu Hause! Das bedeutet Konflikt, solan ge wir noch in dem alten Leib sind (also das Fleisch noch in uns haben). Ich besitze das ewige Leben und habe dadurch bereits jetzt die Fähigkeit, die Dinge des Vaterhauses und der neuen Schöpfung Titi,2:3,7 zu genießen, und die „Hoffnung des ewigen Le bens" besteht gerade in der Erwartung, das bald (in der diesem Leben eigenen Umgebung und Atmo sphäre) vollkommen zu tun. Solange ich noch in diesem Leib und in dieser Welt bin, wird der prakti sche Genuß des ewigen Lebens immer mit Reini1. Joh3,2.3 gung Hand in Hand gehen müssen. „Wir wissen, daß, wenn es geoffenbart werden wird, wir ihm gleich sein werden [Sein Leben ist mein Leben!], denn wir werden ihn sehen, wie er ist [das ist das Kennzeichen des ewigen Lebens: es „kennt" den Sohn, und bald werden wir Ihn vollkommen ken nen]. Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, rei nigt sich selbst, gleichwie er rein ist" — d. h. bringt sich bereits jetzt sittlich mit dem in Übereinstim mung, was Er in Sich Selbst ist.
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Joh 13.1-11 Der Herr Jesus Selbst macht das bei der Fußwa4. Mo 19 schung deutlich. Für unseren Wandel In der Wüste ist ständig das Reinigungswasser des Wortes nötig, 2. Mo 30,17-21 und für unser Stehen im Heiligtum bei dem Altar ist das Wasser des Waschbeckens nötig; doch das Joh 13,8-10 Höchste haben wir in Johannes 13: dort geht es um das Liegen im Schoß des Herrn Jesus, das „Teil
haben mit ihm". Nicht Teil bekommen an Ihm — das V. 10 geschieht durch Wiedergeburt und Glauben: die völlige Waschung, und die ist einmalig. Doch eine beständige Reinigung von allen Beschmutzungen dieser Welt und des Fleisches ist nötig, um Teil zu haben mit Ihm, Gemeinschaft zu genießen mit dem verherrlichten Christus, mit dem Sohn Gottes. 1. Joh 1,1-7 Dasselbe lehrt uns der Apostel in seinem ersten Brief, wie wir sahen. Das ewige Leben a) war bei dem Vater, b) wurde den Aposteln geoffenbart, c) diese haben es uns verkündigt, d) dadurch haben wir nun mit ihnen Gemeinschaft, e) eine Gemein schaft, die zugleich Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn in sich schließt, f) doch das bedeutet zugleich Gemeinschaft mit Gott, einem Gott, der Licht ist und in dem gar keine Finsternis ist. Bald, wenn wir bei Ihm im Vaterhaus sind, ist das kein
Problem mehr. Dann ist das Fleisch nicht mehr In
uns und keine Rnsternis mehr um uns. Doch bereits jetzt wandeln wir in dem Licht, wie Gott Licht ist; V. 8; 2,1 ebenso gilt allerdings, daß wir noch die Sünde in uns haben und daß wir leider noch sündigen kön
nen. Ein erster Aspekt der Hoffnung des ewigen Lebens ist deshalb, daß der Gläubige sich darauf freut, bald das ewige Leben in Vollkommenheit zu genießen, ohne die Störungen des Fleisches und der Welt. Rom 6,22 Von der Sünde freigemacht, sind wir Sklaven Got tes geworden und haben die Verantwortung, ein heiliges Leben zu führen, bis wir in das vollkomme ne, wahre Leben — das ewige Leben — eingehen.
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Umgekehrt: neben dieser Verantwortung, so zu le ben, gibt es auch Lohn für diejenigen, die so gelebt Gai 6.8 haben. „Wer aber für den Geist sät, wird von dem Joh 4,36 Geiste ewiges Leben ernten." Und: „Der da erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß beide, der da sät und der da erntet, Joh 12,25 zugleich sich freuen." Und: „Wer sein Leben liebt,
wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zum ewigen Leben bewahren."
Diese beiden letzten Schriftstellen sind bemerkens wert, weil hier im Johannesevangelium ausnahms weise der Ausdruck „das ewige Leben" einen zu künftigen Charakter hat. Gewöhnlich liegt bei die sem Apostel der Nachdruck mehr auf der Tatsache, daß das ewige Leben bereits jetzt unser Besitz ist Joh 3,12-16 und daß wir dadurch nun all die „himmlischen Din ge" (die Dinge des Vaterhauses) kennen und genie ßen und mit den göttlichen Personen in diesem
Haus des Vaters Gemeinschaft haben können. Er spricht deshalb in seinem Evangelium und seinen Briefen sehr wenig über die Zukunft; doch die drei Male, wo er es ausdrücklich tut, sind dann für uns
auch außerordentlich kostbar. In keiner der drei Stellen wird das ewige Leben ausdrücklich genannt
— und doch ist es inhaltlich das, was uns in diesen drei Stellen vorgestellt wird:
Joh 14,2.3 — „In dem Hause meines Vaters sind viele Woh nungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde
euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr
seiet"
Joh 17,24 — „Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf daß sie meine Herriichkeit schauen, die du mir gegeben
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hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung
der Welt."
1. joh 3,1.2 — „Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen I Deswegen
erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, daß, wenn es offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn se
hen, wie er ist"
Welch ein Segen wird uns hier vorgestellt! Und doch — ist es nicht ebenso ein Segen, daß der Herr für alles Vorsorge trifft, solange wir noch nicht in die volle Herrlichkeit des ewigen Lebens eingegangen Jud 20.21 sind? Judas tröstet uns mit den Worten: „Ihr aber,
Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben, betend im Heiligen Geiste, erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, indem ihr die Barm herzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben" — d. h. rechnet auf all Seine Barmherzigkeit in allen euren Bedürfnissen, in allen euren Umständen, bis ihr in das ewige Leben einge
hen werdet.
Johannes spricht über das ewige Leben vor allem als einen gegenwärtigen Besitz, Paulus vor allem als einen zukünftigen, himmlischen Zustand. Doch auch bei Paulus ist der Genuß des ewigen Lebens nicht etwas, das ausschließlich erst im Himmel geKoi 3,1-4 schmeckt werden kann. In der Tat, Christus ist mein Leben, und dieses Leben ist mit Ihm verborgen in Gott; doch Paulus fordert uns auf — wenn wir mit Christus auferweckt sind —, jetzt schon das zu su chen und auf das zu sinnen, was droben ist, wo der 1. Tim 6,12.19 Christus ist. In der Tat, das wirkliche Leben liegt in der Zukunft; doch Paulus mahnt uns, jetzt schon das wirkliche Leben, das ewige Leben zu „ergrei fen", die Hand darauf zu legen und es zu unserem
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1. Tim 4,8 geistlichen Eigentum zu machen. „Die Gottseligkeit [d. h. Gott dienen oder Ihn verehren] aber ist zu al len Dingen nütze, indem sie die Verheißung des Le bens hat, des jetzigen und des zukünftigen." Die Gottseligkeit bringt nicht nur Frucht für das zukünfti ge Leben (so wie die leibliche Übung lediglich Frucht bringt, wenn das Ziel, nämlich der Kampf preis, erlangt ist), sondern beinhaltet auch bereits einen großen Segen für das gegenwärtige Leben,
und zwar in dem Maß, wie wir das wahre Leben der nahen Zukunft bereits jetzt in unserem gegenwärti gen Dasein verwirklichen.
I.Tim 1,16.17 Der Apostel Paulus ist hierfür ein gesegnetes Vor
bild. Jesus Christus hat ihm all Seine Langmut er zeigt „zum Vorbild für die, welche an ihn glauben werden zum ewigen Leben. Dem Könige der Zeital ter aber, dem unvenveslichen, unsichtbaren, alleini gen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen."
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10. Anhang
NB: In allen oben angeführten Schriftstellen im N.T., in denen von „Leben" die Rede ist, wird das griechische Wort zöä ge
braucht, außer in Johannes 10, 11. 15. 17. 18 und 12, 25, wo
psychä gebraucht ist, das meistens mit „Seele" übersetzt wird. Ich lasse dieses Wort weiter außer Betracht, ebenso blos („Le
ben" in dem Sinn von natürlicher Existenz, Lebensunterhalt oder
Besitz).
Alle Stellen im N.T., in denen von ewigem Leben (zoä aiönlos)
die Rede ist:
Mt19,16.29 Joh10,28 I.Tim 6,12
Mt25,46 Joh 12,25.50 Tit1,2
Mk 10,17.30 Joh 17, 2.3 Tit3,7
Lk10,25 Apg13,46.48 1.Joh1,2
Lkia, 18.30 Rom 2,7 I.Joh 2,25
Joh3,15.16.36 Rom 5,21 I.Joh 3,15
Joh 4,14.36 Rom 6,22.23 I.Joh 5,11.13.20
Joh 5.24.39 Gal6,8 Jud 21
Joh 6,27.40.47.54.68 1.Tlm1,16
Alle Stellen im N. T., in denen weiter von Leben (zoä) die Rede ist (Stellen, die für das Thema kaum oder nicht von Bedeutung
sind, in Klammem):
Mt7.14 Joh 10,10 Rom 6,4
Mt18,8 Joh11,25 Rom 7,10
Mt19,17 Joh 14,6 Rom 8.2.6.10. (38)
Mk9,43.45 Joh 20,31 Rom 11,15
(Lk12,15) Apg 2,28 1. Kor 3,22
(Lk16,25) Apg 3,15 1. Kor 15,19
Joh 1,4 Apg 5,20 2. Kor 2,16
Joh 3.36 (Apg 8,33) 2. Kor 4,10-12
Joh 5,24.26.29.40 Apg 11,18 2. Kor 5,4
Joh 6,33.35.48.51.53.63 (Apg 17,25) Eph.4,18
Joh 8,12 Rom 5,10.17.18 (Phil 1,20)
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Phil 2,16 (Jak 4.14) Offb7,17
Kol 3,3.4 1.Petr3,7.10 (Offb.11,11)
I.Tim 4,8 2.Petr1,3 (Offb16,3)
1.Tim 6,19 1.Johl,1.2 Offb21,6
2.Tim1,1.10 I.Joh 3,14 Offb22,1.2.14.17.
Hebr7,3.16 1.Joh5,11.12. (16)
Jak 1,12 Offb2,7.10
Einige wichtige Stellen im N.T., wo das Tätigkeitswort lel
(zäo) vorkommt:
Mt16,16 Rom 8,12.13 I.Tim 3,15
Mt26,63 Rom 9,26 1.Tim4,10
Joh 4,10.11 2. Kor 3,3 Hebr3,12
Joh 5,25 2. Kor 5,15 Hebr9,14
Joh 6,51.57.58 2. Kor 6,16 Hebr10,20.31.38
Joh 7,38 2. Kor 13,4 Hebr12,9.22
Joh 11,25.26 Gal 2,19.20 1.Petr1,3.23
Joh 14,19 Gai 3,11.12 1.Petr2,4.5.24
Apg 7.38 Gal 5,25 1.Joh4,9
Apg14,15 Phil 1,21.22 Offb1,18
Rom 1,17 1. Theas 1,9 Offb2.8
Rom 6,2.10.11.13 1. Theas 5,10 Offb7,2
Alle Stellen im N.T., wo das Tätigkeitswort lebendig machen
(zoopol6o) vorkommt:
Joh 5.21
Joh 6,63
Rom 4.17
Rom 8,11 Gal 3,21
1. Kor 15,22.36.45 1.Petr3,18
2. Kor 3,6