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Die heilsgeschichtlichen Haushaltungen Gottes*)

*) Vgl. Ph. Mauro: „Der Tag des Menschen";  A. J. Pollock: „Genesis   I  and II, Historica" cally and typically considered"; u. a.

Gott hat einen Plan, nach welchem Er bei jedem auserwählten Menschen zu Werke geht. Aber ebenso hat Er einen Plan mit der Menschheit; nicht mit allen Menschen, sondern mit der Menschheit im ganzen. Und auch dieser Plan wird in 1. Mose 1 in Vorbildern dargestellt. Im Verlauf der Heilsgeschichte hat Gott den Menschen auf alle mögliche Weise erprobt, und Er wird das noch tun. In verschiedenen Zeitabschnitten („Haushaltungen") hat Gott das in immer wieder anderer Weise getan. Und immer zeigte sich dabei die Verdorbenheit des natürlichen Menschen: wann immer Gott ihn auf die Probe stellte, versagte er augenblicklich und kehrte Gott den Rücken zu. Darauf mußte Gott über das Ganze das Gericht bringen, und Er konnte Seine Verheißungen und Segnungen nur an einem kleinen Überrest erfüllen, den Er vor dem Gericht bewahrte und in die folgende Haushaltung hinüberbrachte, wo dieser Überrest dann verwirklichte, was in der vorigen Haushaltung verdorben worden war. Hierdurch kommt es zu einer bedeutsamen Kontinuität (Zusammenhang) zwischen den Haushaltungen, die bei der Auslegung der Schöpfungstage vernachlässigt worden ist. Die Tage stellen bildlich zwar bestimmte Zeitabschnitte dar, enthalten aber außerdem Grundsätze, die an vorige Perioden erinnern und vor allem auch auf nachfolgende Haushaltungen vorausgreifen. Die sorgfältigste Auslegung scheint mir daher viel eher darin zu liegen, diese Grundsätze ans Licht zu stellen, als die Tage auf bestimmte Zeitabschnitte festzulegen.

Die Heilsgeschichte Gottes beginnt natürlich da, wo Heil nötig ist: auf einer „wüsten und leeren" Erde, einem Erdboden, der wegen des Sündenfalles des ersten Menschen verflucht ist. Da beginnt der Geist Gottes zu wirken, um die Menschheit zu Gott zurückzubringen. Der erste Tag spricht von Unabhängigkeit; aber hier ist das die Empörung des ersten Menschen, der dadurch zu Fall kommt. Dem gefallenen Menschen, der in Finsternis ist, gibt Gott in 1. Mose 3 das Licht; dort, wo Er dem Menschen den Tod angekündigt hatte, vollzieht Er ihn an einem unschuldigen Tier und bekleidet den Menschen mit dessen Fell. Die Gerichtsankündigung für die Schlange wird indirekt zu einer leuchtenden Verheißung an den Menschen (vgl. 2. Pet 1,19), offenbart aber zugleich eine von da an scharfe Trennung zwischen dem Licht und der Finsternis: dem Samen des Weibes und dem Samen der Schlange. Abel und Kain werden die ersten Vertreter dieses zweierlei Samens: die Söhne des Tages und die Söhne der Nacht (vgl. 1. Joh 3,9-12). Dieser zweifache Same existiert noch immer: immer noch gibt es Märtyrer des Samens des Weibes (angefangen mit Abel), dem die Ferse zermalmt wird; und andererseits haben wir die Verheißung, daS der Satan in kurzem unter unsere Füße zertreten werden wird (Röm 16,20). In 1. Mose 4 wird die Linie der Finsternis fortgeführt bis auf Lamech und zeigt uns dabei alle Aspekte der gottlosen Welt der Finsternis; sie geht in 1. Mose 6-8 in der Sintflut unter. In 1. Mose 5 wird die Linie des Lichts weitergeführt bis auf Noah, der in der Flut erhalten bleibt und auf einer gereinigten Erde anlangt. Diese Kapitel teilen uns zugleich im Vorbild mit, worauf die Linien von Licht und Finsternis in der Zukunft hinauslaufen. In Kain, der Abel ermordet, sehen wir ein Vorbild von Israel, das den Messias tötet und als Folge davon unstet auf der Erde umherschweift, bis es in dem Gegenbild Lamech sein Schuldbekenntnis ausspricht. In der Zwischenzeit ist Seth der Stellvertreter: der verherrlichte Herr ist Haupt der göttlichen Linie des Glaubens; Henoch ist ein Vorbild der Versammlung, die vor den Gerichten in den Himmel aufgenommen wird, und Noah ist ein Vorbild des Überrestes, der in der Arche (das ist Christus) durch das Gericht hindurch sicher in das Friedensreich gelangt (vgl. Matth 24,37-39).

Der zweite Tag beginnt im wörtlichen Sinne mit einer durch die Wasser der Sintflut bedeckten Erde; vorbildlich ist es der Tag, der von Absonderung, Trennung und Abhängigkeit spricht. Das sind genau die Kennzeichen der Periode nach der Sintflut. Ich habe bereits auf den Zusammenhang zwischen diesem Tag und der Taufe hingewiesen, und davon ist die Arche Noahs nun gerade ein Vorbild (1. Pet 3,20. 21). Durch die Taufe (die praktische Absonderung zu Christus hin) verlassen wir die sündige Welt und gesellen uns im Bilde Christus im Grabe (die Wasser des Todes) zu, durch die hindurch wir (weil Er den Tod überwunden hat) sicher in eine reine, neue Welt gelangen, wo wir in Neuheit des Lebens wandeln (Röm 6,3. 4). Es ist auch der Tag der Scheidung der Wasser; anfangs hatte die Erde einerlei Sprache und vereinigte sich die Menschheit in dem hochmütigen Babel, aber Gott verwirrte ihre Sprache und zerstreute sie nach ihren Familien in Völker und Sprachen. Es ist eine Zeit der Gewalt (Nimrod) und Verdorbenheit (Babel), in der für Gott nichts Gutes gefunden wurde; hier fehlen die Worte: „Gott sah, daß es gut war". Diese beiden Formen des Bösen bleiben bis zur Endzeit bestehen und werden da ihren Höhepunkt finden in dem Tier und dem falschen Propheten bzw. dem großen Babylon (Off 17). Drittens ist dies der Tag der Abhängigkeit. Menschen werden unterworfen und Völker Völkern. Nach der Sintflut werden nämlich zum erstenmal menschliche Obrigkeiten durch Gott eingeführt: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden" (1. Mo 9,6). Aber der erste Herrscher, Noah, kann nicht einmal sich selbst beherrschen; er verwaltet die Erde für Gott, mißbraucht sie aber für sich selbst.

Als Harn ihn dann verachtet, spricht Noah eine Weissagung aus, die ganz kurz zusammengefaßt die Geschichte der Völker wiedergibt und zeigt, daß nicht nur Völker ihren Obrigkeiten, sondern auch Völker Völkern unterworfen sein würden. Harn wird in seinem Sohn verflucht; zwar empfängt er die erste Macht (man denke an Nimrod, Ägypten, Assur), die schließlich in der absoluten Macht Nebukadnezars ihren Höhepunkt erreicht. Aber er muß immer vor Sem und Japhet weichen: man denke an die kanaanitischen Völker, die ausgerottet sind, an Babel, das durch den Semiten Kores (Cyrus) erobert wurde, und zuallerletzt an Karthago, das vor Rom weichen mußte. Die größte Ausbreitung ist Japhet beschieden: über die Meder (Madai) und die Griechen (Javan) geht die Macht auf die Römer (Kittim) und schließlich auf die Germanen (Gomer?) über. Aber ihr materieller und geistlicher Segen wird immer von Sem abhängig sein, denn Gott ist der Gott Sems: aus ihm geht die Linie Hebers (der Jenseitige oder Durchziehende) hervor. Das ist keiner, der an der Erde klebt wie Nimrod und die Menschen von Babel, sondern ein Pilger, der Vater eines Geschlechtes von Hebräern: Fremdlinge und Beisassen des dritten Tages. Der zweite Tag wird also gekennzeichnet durch Menschen, die von Menschen beherrscht werden, aber es ist eine Herrschaft, die nicht ausdrückt, was Gott damit gemeint hat, sondern die durch Gewalt charakterisiert wird. Außerdem durch Unstabilität: so veränderlich wie die Wasser unter und über der Erde sind, so schnell hat auch die Macht ihren Besitzer gewechselt. Und doch sind die Obrigkeiten himmlischen Charakters, denn sie sind eine Einrichtung und eine Dienerin Gottes (Röm 13,1-7). Er neigt das Herz des Königs wie Wasserbäche (Spr 21,1), und auch wenn Obrigkeiten dies nicht anerkennen, bleibt es stets wahr: die Himmel herrschen (Dan 4,26). Das ist der „Himmel" des zweiten Tages.

In dieser Welt der Gewalt und des Verderbens, vor allem des Götzendienstes (Jos 24,2. 3), offenbart Gott sich einem Manne als der Gott der Herrlichkeit (Apg 7,2) und sondert ihn für sich ab. Diese Kennzeichen der Offenbarung und Heiligung charakterisieren den dritten Tag. Diese heilige Stellung vor Gott - das Trockene inmitten der Wasser - wird erreicht durch die Kraft der Auferstehung; und das kennzeichnet das Leben des ersten Erzvaters und kennzeichnet auch die Erlösung seiner Nachkommenschaft Israel. Dreimal machte Abraham Auferstehungserfahrungen: Erstens mußte er lernen, daß sein Leben mit Gott erst beginnen konnte nach dem Sterben der natürlichen Bande, nämlich seines Vaters Tarah (Apg 7,2-4); zweitens mußte er erfahren, wie sein eigener Leib und der Leib Saras abstarben, ehe Gott daraus den verheißenen Samen gab (Röm 4,18-20); und schließlich mußte er (am dritten Tag! 1. Mo 22,4) seinen einzigen, geliebten Sohn in den Tod geben, aus welchem er ihn auch im Gleichnis wieder empfing (Heb 11,17-19). Ebenso ging es mit dem Volk Israel. Auch sie erlebten ihren „dritten Tag": durch das Rote Meer hindurch wurden sie aus Ägypten erlöst - das erstemal, daß von bewirkter Erlösung (Rettung) die Rede ist; (2. Mo 14,13). Sie wurden auf Mose getauft in der Wolke und in dem Meere (1. Kor 10,2) und erreichten durch die Wüste (das Land des Todes) und den Jordan (den Todesfluß) Auferstehungsboden. So hat Gott sich aus allen Völkern des Erdbodens ein heiliges Volk abgesondert. Inmitten des unruhigen, ungeordneten Völkermeeres (vgl. Jes 17,12; Off 17,15) ist da die „Erde", ein Bild von einem geordneten Zeugnis Gottes, das zu Ihm in einer festen, stabilen Beziehung steht. Solch ein abgesondertes Zeugnis hat die Verantwortlichkeit, für Gott Frucht zu tragen. Von Anfang an ist es Gottes Ziel gewesen, einen abgeschlossenen Garten zu besitzen, wo Er Frucht für sich ernten könnte. So ein Garten war der Garten Eden, aber dort gab es keine Frucht für Gott; auch Noah - den Weinberg, den er pflanzte, mißbrauchte er nur für sich selbst. Und mit dem Weinberg Israel war es auch nicht besser (vgl. Jes 5). Hier sehen wir tatsächlich, wie diese Schöpfungstage uns Grundsätze lehren, die weiter reichen als eine bestimmte Haushaltung; denn die Fülle an Frucht wird einmal durch die „Erde" hervorgebracht werden, aber im Alten Testament ist dies nie geschehen. Als der Weinstock Israel (Ps 80,8) ohne Frucht blieb, nahm der Herr Jesus als der wahre Weinstock (Joh 15) selbst Seinen Platz als Gottes Zeuge auf der Erde ein und brachte Auferstehungsfrucht hervor (Jes 53,10; Joh 12,24). Er setzte den Weinberg Israel beiseite und begann, den Samen in brachliegendes Land auszustreuen: „Der Acker ist die Welt" (Mt 13,38). Dadurch entsteht ein neues Zeugnis auf der Erde anstelle von Israel (obwohl es auch den fruchttragenden Überrest aus diesem Volk umfaßt), nämlich das Reich der Himmel, das ist jetzt die Christenheit. Dieses christliche Zeugnis, das vor allem das Gebiet des früheren Römischen Reiches einnimmt, ist im allgemeinen das, was mit dem Ausdruck „Erde" im ganzen Buch der Offenbarung gemeint ist. In unserer Zeit gibt es glücklicherweise Weizen auf dem Acker, aber er wird beinahe durch das Unkraut erstickt (Mt 13,24-30). Wenn die Versammlung aufgenommen ist, wird nicht nur das Völkermeer sein „Tier" hervorbringen (das Haupt des wiedererstandenen Römischen Reiches), sondern auch die „Erde", das abgefallene Christen- und Judentum, hat ihr Tier: den Antichristen (Off 13). Aber sogar dann wird es auf der Erde Frucht geben: der jüdische Überrest wird sein wie ein verschlossener Garten, voll köstlicher Frucht (Hlh 4,12-14; Jes 27,6), und selbst unter den Völkern wird Frucht für Gott gefunden werden (Hlh 7,11. 12; 8,11). Dann werden die von der Erde Erkauften in das Friedensreich eingehen (Off 14,1-5; vgl. Vs. 14-20). Dann wird Israel wieder in seinen eigenen ölbaum eingepfropft sein, und wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, dann wird ihre Annahme Leben aus den Toten sein, wie es zum dritten Tag gehört (Röm 11,15. 24; vgl. Hes 37,1-14).

Nach dem Abfall des Volkes im Alten Testament und seiner teilweisen Wiederherstellung nach der babylonischen Gefangenschaft findet sich ein kleiner gläubiger Überrest, der in Maleachi 3 und 4 seine Hoffnung auf Gott setzt. Ihnen wird die Verheißung des vierten Tages, an welchem denen, die den Namen Gottes fürchteten, die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen sollte mit Heilung unter ihren Flügeln. Einer aus ihnen, der alte Simeon, bekam sogar die Verheißung, daß er persönlich das Licht sehen sollte, das aufgehen würde zur Offenbarung der Nationen und zur Herrlichkeit des Volkes Gottes, Israel (Lk 2,32; vgl. 1,78. 79). Christus kam als Licht in die Welt, auf daß jeder, der an Ihn glaubte, nicht in der Finsternis bliebe (Joh 12,46) und auf daß die Werke derer, die die Finsternis mehr liebten als das Licht, an den Pranger gestellt würden (Joh 3,19-21). Solange das Licht in der Welt war, wandelte man in diesem Licht (Joh 11,9. 10), darum mußte der Herr wirken, solange es Tag war, denn die Nacht würde kommen, da Er aus dieser Welt weggegangen sein würde und niemand würde wirken können (Joh 9,4. 5). Kurz bevor Er wegging, ermahnte Er Seine Jünger, in diesem Licht zu wandeln, damit die Finsternis sie nicht ergreife (Joh 12,35. 36). Nachdem die Sonne untergegangen ist, bricht die Nacht an, in der das Licht von dem Mond und den Sternen kommen muß. Das christliche Zeugnis ist nun die himmlische Lichtquelle für die Welt: nicht daß es irgendwelches Licht aus sich selber hätte, sondern es verbreitet wie der „Mond" das göttliche Licht, das es von der „Sonne" empfängt (vgl. Matth 5,14; Phil 2,15). Man vergleiche hiermit das, was unter (3) gesagt wurde. Der Mond ist der treue Zeuge am Himmel (Ps 89,37). Aber ebenso veränderlich wie der Mond ist, so wechselnd ist das himmlische Licht gewesen, das die Christenheit auf der Erde verbreitet hat. Hierin werden die Schwachheit und das Versagen auch dieses Zeugnisses offenbar, die für den vierten Tag so charakteristisch sind. Das Bild von den Sternen steht auch in Verbindung mit der Versammlung (1. Mo 15,5; Off 1,20). Wenn die Versammlung aufgenommen sein wird, wird Gott das zurückbleibende Namenchristentum nicht mehr anerkennen; Sein Zeugnis auf der Erde wird dann der jüdische Überrest sein, der das Evangelium des Reiches verkündigen wird (Mt 24,14). In ihnen wird es „Neumond" auf der Erde (Ps 81,3), und unter ihnen wird der Thron Davids aufgerichtet werden, der ewiglich feststehen wird wie der Mond (Ps 89,37). Die „Verständigen" unter ihnen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne, immer und ewiglich (Dan 12,3). Wenn einmal aufs neue die Morgenröte angebrochen und die Sonne der Gerechtigkeit wieder aufgegangen ist - dann nicht unbemerkt, sondern wie der Blitz ausfährt von Osten und scheint bis gen Westen (Mt 24,27) - dann wird auch der Überrest aussehen wie die Morgenröte, schön wie der Mond, rein wie die Sonne (Hlh 6,10; vgl. Off 12,1); dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reiche ihres Vaters (Mt 13,43).

Wie der dritte Tag die Frucht zeigt, die durch die Erde hervorgebracht wird, so zeigt der fünfte Tag die Frucht in den Wassern. Es gibt also Frucht in dem formellen göttlichen Zeugnis auf der Erde, das mit Ihm in öffentlicher Verbindung steht. Aber wenn dieses Zeugnis in diesem Fruchttragen versagt, dann erweckt Gott sich diese Frucht aus dem ungeordneten Völkermeer, mit welchem Er nicht in formeller Verbindung steht. So war es bei Israel: als es keine Frucht brachte, warf Gott das Netz aus ins Meer und brachte von allerlei Art zusammen; zwar auch schlechte Fische, die (obwohl sie ein Teil des christlichen Zeugnisses sind) im Feuerofen enden werden, aber auch gute Fische (Mt 13,47-50). Und so ist es auch in der Zukunft wieder: nun die Christenheit das Zeugnis Gottes auf der Erde geworden ist und versagt hat, wird Gott (nach der Aufnahme der Versammlung) dem Namenchristentum die Möglichkeit zur Bekehrung nehmen (2. Thes 2,9-12) und das Netz auswerfen unter viele Nationen, die nicht von Ihm gehört haben, so daß aus ihnen eine große Schar, die niemand zählen kann, ins Friedensreich eingehen wird (Off 7,9-17). Das finden wir im Vorbild in Johannes 21; in Kapitel 20 sehen wir zunächst die Verbindung des auferstandenen Herrn mit Seinen Jüngern als Vorbild der Gemeinde, danach das Anschauen und Erkennen durch den jüdischen Überrest in der Person des Thomas, und schließlich die Einführung einer großen Menge von 153 guten „Fischen" aus dem Völkermeer - nicht zum Gericht, wie die 153 Mann in 2. Kön 1,9-14, sondern zum Segen - in das Friedensreich. Die Jünger sind ein Vorbild von den Predigern, die diese Menschenmenge in die Segnungen einführen werden (Mt 4,19). Dieser Fischfang wird vor allem getan in der Periode der großen Drangsal, die ganz besonders den fünften Tag kennzeichnet: es ist der Tag der Gottlosen, die wie das aufgewühlte Meer sind (Jes 57,20), und der ratlosen Angst der Völker bei brausendem Meer und Wasserwogen (Lk 21,25-27). Aber dieser Tag ist auch der Tag der Vollendung: Es ist der Zeitabschnitt, in dem all die Linien, die durch die Heilsgeschichte laufen, zum Abschluß gebracht werden, sowohl was das verantwortliche christliche Zeugnis angeht, als auch das Israels und der Völker im allgemeinen. Es ist auch die Zeit des Gevögels: wie zuerst die Versammlung auf Fittichen zu Gott emporgestiegen ist, so folgen viele Märtyrer vor und während der großen Drangsal ihnen nach, um „Heilige der höchsten örter" zu werden (Dan 7) und nach der Auferstehung mit Christus über die Erde zu herrschen. Es sind die Überwinder an dem gläsernen Meer, mit Harfen Gottes (Off 15). (Manche deuten die Vögel negativ; vgl. Eph 2,2; 6,12; Off 12,9; 18,2).

Am fünften Tag steht das Völkermeer im Vordergrund, am sechsten Tag die Erde. Vielleicht müssen wir bei den großen Wassertieren am fünften Tag an die „Seeungeheuer" denken, die es in der Zeit der großen Drangsal geben wird, wie „das Tier aus dem Meere" in Offenbarung 13; vgl. Daniel 7,2-7. Wir haben bei der Betrachtung der Schöpfungstage bereits auf den Zusammenhang mit dem Leviathan, der Rahab usw. hingewiesen. Hier am sechsten Tag sehen wir nun, daß es auch auf der Erde „Tiere" gibt, das wilde Getier der Erde, wie „das Tier aus der Erde" in Offenbarung 13. Aber wir finden hier auch das „Vieh", den Überrest Israels: die Schlachtschafe von Psalm 44,22 (vgl. Hes 34; Sach 11). Nach dem fruchtbringenden Überrest des dritten Tages, nach dem lichtspendenden christlichen Zeugnis des vierten Tages, nach dem großen Fischzug aus den Völkern am fünften Tag sehen wir nun den jüdischen Überrest aus der Erde. Wenn die Erde dem letzten Adam unterworfen werden wird, dann wird Er Gericht ausüben - über die wilden Tiere zum Verderben und über das Vieh zum Segen. Das wird auch die Zeit sein, da die Heiden es sehen und beschämt sein werden: „Sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie die kriechenden Tiere der Erde; sie werden hervorzittern aus ihren Schlössern; sie werden sich behend wenden zu Jehova, unserem Gott, und vor dir (den Herden von Gottes Erbteil) sich fürchten" (Mich 7,14-17). Der sechste Tag ist also die Einführung des Reiches des Sohnes des Menschen, nachdem zuerst die Landtiere auf den Schauplatz geführt sind. Dieser Tag ist also nicht ohne weiteres das Friedensreich, sondern zeigt zuerst, was ihm voraufgeht, und danach die Errichtung des Königtums Christi, zur Herrschaft über alle Tiere, auf dem Lande, in den Himmeln und in den Wassern. Das ist die Erfüllung von Psalm 8 (vgl. Heb 2,5-9): „Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achthast? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hand, alles hast du unter seine Füße gestellt: Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, das Gevögel des Himmels und die Fische des Meeres, was die Pfade der Meere durchwandert. Jehova, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!" Siehe ferner auch (2). In Epheser 1,22.23 wird auf diesen Psalm angespielt, und dort wird auch eine Ausnahme von der Regel genannt, daß alle Dinge Ihm unterworfen sein werden. Die Versammlung wird Ihm nämlich nicht in demselben Sinne unterworfen sein, sondern wird mit Ihm (als Sein Leib mit Ihm, dem Haupt, verbunden) über alle Dinge herrschen (vgl. Eph 1,9-12). Das ist Eva, das Weib des Lammes, Fleisch von seinem Fleisch und Gebein von seinen Gebeinen (Eph 5,25-32; 1. Mo 2,23), aus seiner Seite hervorgegangen während seines Todesschlafes (1. Mo 2,21. 22). Dieser eine Mensch, der „Mann und Frau" ist (1. Mo 1,27), wird Frucht hervorbringen im Friedensreich und über alle Dinge herrschen.

Das bringt uns zum siebenten und letzten Tag, im Alten Testament ohne Zweifel ein Bild des Tausendjährigen Friedensreiches. Das „Lied für den Tag des Sabbaths" (Ps 92) zeigt das deutlich, ebenso wie das Sabbathjahr (3. Mo 25). Es ist der Tag der Ruhe, wenn alle Dinge unter ein Haupt zusammengebracht sein werden; dann wird Gott ruhen von all Seinen Werken, die Er getan hat, um die Erde zu diesem Endpunkt zu bringen, und dann wird Er endlich in dem Menschen verwirklichen, was Er Sich von Anfang an in ihm vorgesetzt hat. Die Schöpfung wird freigemacht sein von der Knechtschaft der Vergänglichkeit (Röm 8,20-22) und darum den Sabbathtag halten (5. Mo 5,15l. Alle Tage laufen auf diesen Tag hinaus: das Licht (der Same des Weibes) wird schließlich siegen, die himmlische Herrschaft wird schließlich in die Hand des Sohnes des Menschen gelegt werden. Israel wird endlich reichlich Frucht tragen (Jes 60,21), die Getreuen werden leuchten wie die Sonne, der Mond und die Sterne, eine große Schar von Fischen wird den Segen ererben, die Seeungeheuer und die wilden Tiere der Erde werden bezwungen werden durch den letzten Adam, der dann in Ruhe und Frieden herrschen wird. Der Sohn des Menschen wird in Wahrheit Herr des Sabbaths sein, wenn der Mensch die Frucht des Sabbaths genießen und wenn Christus Heilung bringen wird (Mk 2,23-3,5). Wichtig ist die Parallele zu 1. Mose 8; 1. Mose 1-2,3 und das Folgende bis zu Kapitel 9 führen beide zu demselben Endresultat: eine reine Erde, wo Gott Ruhe findet. Noahs Name bedeutet „Ruhe". Er war es, der Trost bringen und den Fluch von der Erde wegnehmen sollte (1. Mo 5,29). Ich habe bereits gesagt, daß die Sintflut vorausdeutet auf die Gerichte, durch die Gott auch in der Zukunft die Erde reinigen und durch die Er die Getreuen sicher hindurchbringen wird. Nach der Sintflut befreite Gott die Erde teilweise von dem Fluch auf Grund des lieblichen (wörtlich: „Ruhe-geben-den"!) Geruchs des Brandopfers, das Noah brachte, wenn die Sünde auch nicht von der Erde verschwunden war (1. Mo 8,20. 21), wie es ebenfalls im Tausendjährigen Reich nicht der Fall sein wird. Erst auf der neuen Erde, die Gott nach tausend Jahren schaffen wird (Off 20-21), wird die Sünde völlig verschwunden und alles, was daran erinnert, im Feuersee versammelt sein. Dann wird Gerechtigkeit auf der Erde wohnen.

Ich glaube, daß der siebente Tag in 1. Mose 2 auch hierauf vorausweist. Wie der dritte Tag von der Frucht spricht, die erst am vierten Tag gefunden wurde, wie der vierte Tag von der Herrschaft der Sterne spricht (Dan 12,3), die erst am fünften Tag Wirklichkeit wird, wie der fünfte Tag von den Fischen und Vögeln spricht, die den Segen des sechsten Tages ererben, wie der sechste Tag von der Einführung des Königsherrschaft Christi spricht, die am siebenten Tag ausgeübt werden wird, so spricht der siebente Tag von der Ruhe der Schöpfung, die erst vollkommen sein wird, wenn die Sünde aus der Schöpfung weggenommen sein wird. Der „Tag des Herrn" geht über in den „Tag Gottes" oder „Tag der Ewigkeit" (2. Pet 3,10. 12. 18). Von einem achten Tag kann hier keine Rede sein, denn der Gesichtskreis der alttestamentlichen Prophetie reicht nie weiter als bis zum Tausendjährigen Friedensreich. Aber ebenso wie die „neuen Himmel und die neue Erde" aus Jesaja 65 (die sich dort deutlich auf das Friedensreich beziehen) in 2. Petrus 3 und Offenbarung 21 deutlich auf den ewigen Zustand nach dem Friedensreich angewendet werden, so enthält auch der siebente Tag in 1. Mose 2 indirekt einen Hinweis auf diesen ewigen Zustand. Ganz merkwürdig werden wir dies auch unter (5) sehen. Der siebente Tag hat wohl einen Morgen, aber es wird von keinem Abend berichtet. Das erinnert uns an den Opferdienst im Friedensreich, wo wohl täglich ein Morgenbrandopfer, aber nicht, wie früher, auch ein Abendbrandopfer gebracht werden wird (Hes 46,13-15). Das Licht wird wohl aufgegangen sein, wird aber nie mehr untergehen, im Gegenteil, es wird immer herrlicher leuchten und schließlich seinen vollen Glanz erreichen im ewigen Zustand, für den es nie ein Ende („Abend") geben wird.