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Die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater

Ein Vortrag über Johannes l, von H. L. Heijkoop

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Das war das wahrhaftige Licht, welches, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. Er war in der Welt, und die Welt ward durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an; so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns, (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit; (Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir Kommende ist mir vor, denn er war vor mir); denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden. Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht." (Joh. 1,1-5.9-18)

Ich dachte an diese Verse, als wir in unserem Lied von der Herrlichkeit des Herrn Jesus sangen, des Sohnes Gottes, der auf die Erde gekommen ist. Hier in diesem Abschnitt wird Er uns als der Sohn Gottes vorgestellt, als der ewige Sohn Gottes, Gott der Sohn, der Schöpfer Himmels und der Erde - ja, der einzige, durch den wir Gott kennen lernen können. Wir haben gelesen: Er war das Wort; und wir haben auch gelesen: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht."

Um etwas über diese Person zu schreiben, hat der Heilige Geist einen Mann gebraucht, der wahrscheinlich während dreieinhalb Jahren den ganzen Tag bei Ihm gewesen ist; man kann sogar sagen: Nacht und Tag. Wenn man nahe bei einer Person ist, lernt man sie kennen. Nicht nur in ihren guten, sondern auch - ich spreche im Allgemeinen über Menschen - in ihren schlechten Eigenschaften. Ich las einmal von einem Pfarrer - es könnte auch meine Geschichte sein -, der einen Besuch gemacht hatte und dabei gesehen hatte, was die Gnade Gottes in einem Menschen bewirken kann. Als er zu seiner Frau zurückkam, sagte er: „Ich habe gesehen - die Gnade Gottes kann alles!" Aber dann antwortete seine Frau: „Nein, eines kann die Gnade Gottes nicht.“ „Was denn?" fragte er. Sie erwiderte: „Dich geduldig machen, wenn du deinen Hemdknopf nicht finden kannst."

Hier war jemand, der dreieinhalb Jahre bei dem Herrn Jesus war, der Ihn in allen Umständen gesehen hatte. Johannes hatte Ihn gesehen, als Er müde von der Reise bei dem Brunnen saß (Joh 4). Er hatte Ihn gesehen, als Er hungrig war. Er hatte Ihn gesehen, als Er müde war - so müde, dass Er im Schiff schlief, todmüde während eines schweren Sturmes. Er hatte Ihn auch gesehen, als Er gefangen genommen wurde, als man Ihn anspie, als man Ihn in Sein Gesicht schlug, als man Ihn lästerte. Denken wir nur an Johannes 8, als die Juden zu dem Herrn sagten: „Wir sind nicht durch Hurerei geboren" (Vers 41). War das keine Anspielung auf die wundersame Geburt des Herrn? Was muss das für Ihn gewesen sein, den Reinen, den Heiligen, von dem der Engel sagte: „Das Heil i g e , das aus dir geboren werden wird, wird Sohn Gottes genannt werden" (Lk l,35). Johannes hat alle Seine Werke gesehen. Er hat praktisch jedes Wort gehört, das der Herr in dieser Zeit sprach. Er hat gehört, was die Juden sagten und was die Antwort des Herrn war. Er hat Ihn so gesehen, wie Er Sich offenbarte - vollkommen. Und dieser Johannes sagt jetzt - und das ist nach sechzig Jahren noch sein Eindruck: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." Welch einen Eindruck muss die Herrlichkeit des Herrn Jesus auf ihn gemacht haben! Wie vollkommen muss der Herr gewesen sein, wenn Er einen solchen Eindruck auf Johannes machte, dass er das noch nach sechzig Jahren schrieb! Hören wir nicht das Entzücken in seiner Stimme, wenn er sagt: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater"!

Da wurde in Bethlehem ein kleines Kind geboren. In der Herberge war kein Raum für Ihn. Er konnte nur in eine Krippe, die für das Futter der Tiere gebraucht wurde, gelegt werden - sonst war kein Platz für Ihn. Und das war der Schöpfer von Himmel und Erde! Das war der eingeborene Sohn Gottes, der im Schoß des Vaters war. Das war der einzige, in dem Gott Sich offenbarte. 1. Timotheus 6,16 sagt, dass Gott ein unzugängliches Licht bewohnt, und dass kein Mensch Ihn gesehen hat noch sehen kann. Ja, wir können noch weitergehen und sagen: Kein Engel hatte Ihn jemals gesehen; denn in 1. Timotheus 3,16 steht: „Gott ist geoffenbart worden im Fleische, (und dann) gesehen von den Engeln." Also hatten Ihn auch die Engel noch nicht gesehen. Dieser Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der durch Sein Wort alles hervorbrachte, und der in jeder Minute, jeder Sekunde des Tages das ganze Weltall durch das Wort Seiner Macht trägt (Hebr. 1,3) - Er lag dort in der Krippe, von den Menschen verworfen. Ja, Er kam in einer sichtbaren Gestalt zu den Menschen, aber noch nicht einmal in einer besonderen Hoheit, nein - als ein kleines Kindlein, vollkommen abhängig von der Sorge Seiner Mutter. Und doch trug Er zur gleichen Zeit das Weltall durch das Wort Seiner Macht. Ja, Er musste zur gleichen Zeit Maria die Kraft geben, Ihn zu versorgen. Welch eine wunderbare Gnade!

Wir lesen hier im ersten Vers, wer Er war: „Im Anfang war das Wort." Das griechische Wort, das hier gebraucht wird (lógos), bedeutet das, was jemand innerlich in sich selbst ist. Nicht einfach das gesprochene Wort - dafür haben die Griechen einen anderen Ausdruck (rhema). Es ist bestimmt nicht so, wie Talleyrand einmal sagte: „Worte sind dazu da, um seine Gedanken zu verbergen". Das ist bei diesem Wort nicht möglich. Dieses Wort bedeutet das, was innerlich in dieser Person lebt, was innerlich in dieser Person ist. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott." Er war Selbst Gott, und Er war die Offenbarung Gottes. Nicht erst, als Er Mensch wurde, sondern von aller Ewigkeit her. Alles, was von Gott geoffenbart wurde, wurde in Ihm und durch Ihn geoffenbart. Dadurch wird klar, dass überall in Gottes Wort, wo über etwas gesprochen wird, was Gott tut, Er das ausführt. Wenn in 1. Mose 1,1 gesagt wird: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde", dann war Er es, der das tat. Sicher - es heißt da: Gott tat es. Aber Er ist Gott! Wir haben es auch hier gelesen: „Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist." Und in Kolosser 1,16 finden wir, dass Er alle Dinge erschaffen hat. Die griechischen Worte, die dort gebraucht werden, machen klar: erstens, dass Er es persönlich getan hat; zweitens, dass Er es in Seiner eigenen Kraft getan hat; und drittens, dass Er es für Sich Selbst getan hat. Aber Hebräer 11,3 sagt dazu noch, dass Er es durch Sein Wort getan hat. In Ehrfurcht möchte ich einen Vergleich mit uns anstellen: Der Herr brauchte Seine Hände nicht, um das Weltall zu erschaffen. Er sprach Sein Wort, und es war da.

Ich weiß nicht, ob wir alle schon etwas von der Größe der Schöpfung gelesen haben. Über die Entfernungen im Weltall brauche ich nicht zu sprechen. Das sind Zahlen, die man sich nicht vorstellen kann. Aber denken wir nur einmal an die Sonne und die Sterne. Die Sonne ist 1,3 millionenmal so groß wie diese Erde. Sie ist nur ein sehr mittelmäßiger Stern. Es gibt einen Stern, die Antares, der 36 millionenmal so groß wie die Sonne ist. Was ist der Mensch im Vergleich damit! Und wie viele Sterne gibt es? Ich habe gerade in der vorigen Woche etwas berechnet. Dabei ergab sich, dass auf jeden der dreieinhalb Milliarden Menschen, die auf der Erde leben, 28.600 Milliarden Sterne kommen. Und wenn man daran denkt, dass ein Stern 36 millionenmal so groß wie die Sonne ist, und die Sonne 1,3 millionenmal so groß wie die Erde - was ist dann der Mensch im Vergleich damit? All das hat der Schöpfer durch Sein Wort zustandegebracht - alle diese Welten! Die Zahl, die ich nannte, ist nur die Anzahl der Sterne, deren Existenz man bis jetzt berechnet hat. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr; denn immer, wenn wieder ein stärkeres Teleskop entwickelt wird, werden weitere Sterne entdeckt. Das ist Er, von dem wir hier sprechen, der Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat; ja, von dem jeder von uns, der an Ihn glaubt, sagen kann: „Das ist der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat."

Diese Person kam auf die Erde. Auf welche Weise? Wir haben es gesehen: als ein kleines Kind. So kam Er auf die Erde, um Gnade zu erweisen - um kleinen, nichtigen Geschöpfen auf der kleinen Erde Gnade zu erweisen. Aber nicht nur das. Es waren Menschen, von denen Er gesagt hatte: „Alles Gebilde der Gedanken ihres Herzens ist nur böse den ganzen Tag" (1. Mose 6,5). Der erste Mensch hat durch seine Tat zum Ausdruck gebracht, dass Gott ein Lügner ist. Gott hatte gesagt: „Wenn du von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen issest, wirst du sterben." Die Schlange leugnete das: „Mitnichten werdet ihr sterben." Und Eva aß. Sie glaubte Gott nicht. Mit anderen Worten - sie sagte, dass Gott ein Lügner sei, dass Gott nicht gerecht sei. Das war die Bedeutung ihrer Tat; denn die Schlange hatte gesagt: „Du bist doch das Haupt der Schöpfung. Du hast doch ein Recht, von der Frucht zu essen!" Und Eva tat es und leugnete damit die Gerechtigkeit Gottes. Aber sie leugnete auch die Güte und die Liebe Gottes. Die Schlange hatte gesagt: „Wenn Gott dich liebte, hätte Er dir gestattet, von dem Baum zu essen; denn dann wirst du Ihm gleich sein. Aber Gott liebt euch nicht; Er will euch niedrig halten. Wenn ihr von der Frucht esset, werdet ihr Ihm gleich sein, und das will Gott nicht." Wenn Eva nicht an der Liebe und Güte Gottes gezweifelt hätte, würde sie dann gegessen haben? Sie tat es. Damit leugnete sie, und jeder Mensch nach ihr, alles, was Gott ist - Seine Wahrheit, Seine Heiligkeit, Seine Gerechtigkeit, und vor allem, dass Er Liebe ist. Gottes Wort sagt in 1. Johannes 4,8 und 16, dass Seine Natur Liebe ist: „Gott ist Liebe." Und was das andere betrifft: „Gott ist Licht und in ihm ist gar keine Finsternis" (1. Joh l,5). Er kann also gar kein Lügner sein, Er kann nicht unaufrichtig sein. Dieser Gott, der so durch Seine Geschöpfe beleidigt wurde, diese kleinen Geschöpfe - und wie klein sind sie im Vergleich mit der ganzen Schöpfung! - dieser Schöpfer, der durch Sein Wort die ganze Schöpfung ins Dasein gerufen hatte, kam so zu Seinen Geschöpfen, dass niemand Angst vor Ihm haben konnte. Kann man Angst vor einem eben geborenen kleinen Kindlein haben? So kam Er, dass niemand sich vor Ihm fürchten konnte. Ich darf doch wohl sagen: Er kam in der Hoffnung, dass man sehen sollte, dass Er doch Liebe war, dass Er nicht ungerecht war, wie die Schlange gesagt und Eva geglaubt hatte, sondern dass Er Liebe war. „Gott war in Christo, die Welt mit sich selbst versöhnend" (2. Kor 5,19). Zu diesem Zweck kam Gott auf die Erde. Gott Selbst, der Schöpfer, kam auf diese Erde - aber als Mensch, um Seinen Geschöpfen so zu offenbaren, was Er war.

Dann sehen wir hier, was es bedeutete, dass Er, der Schöpfer, auf diese Erde kam. „In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen". Er war die Quelle des Lebens. Dass der Mensch lebte, war allein das Resultat davon, dass Er in seine Nase gehaucht hatte (1. Mose 2,7). Der Mensch lebte nur, weil Er ihm etwas von Seinem Leben mitgeteilt hatte. Dadurch hat der Mensch eine unsterbliche Seele, ein Leben, das nie enden kann. Kein Mensch wird jemals aufhören zu existieren. Auch wenn sein Leib stirbt, wird er nicht enden, sondern alle Ewigkeit wird er bestehen. Diese Quelle des Lebens kam hier auf die Erde. In Ihm war Leben, und das Leben wurde den Menschen gezeigt, so dass sie sehen konnten, was göttliches Leben ist, und zwar nur das wenige, das sie besaßen, das jedoch für einen Menschen auf der Erde völlig ausreichte. Wenn der Mensch Gott gedient hätte, hätte dieses Leben genügt, um ewig auf dieser Erde leben zu können. Er hat aber Gott nicht gedient, darum musste er sterben, darum war sein Leben moralisch tot. Es hört nicht auf zu existieren, aber es hat seinen Charakter verloren. Der Mensch kann dadurch nicht mehr in Verbindung mit Gott sein.

Hier kam das Licht, das Leben in all seiner Herrlichkeit. Es wurde den Menschen vorgestellt, so dass sie sehen konnten Aber es wurde in einem Menschen vor ihre Blicke gestellt, so dass die Menschen es sehen konnten. Er, der ein unzugängliches Licht bewohnte, den kein Mensch sehen konnte - die Herrlichkeit dieses Lichtes hätte ihn sofort getötet - Er kam so, dass das Licht durch den Leib, den Er annahm, verschleiert wurde, so dass die Menschen es jetzt sehen konnten. Derselbe Apostel schreibt in seinem ersten Brief: „Was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen haben, betreffend das Wort des Lebens; (und das Leben ist geoffenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns geoffenbart worden ist;) was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch" (1. Joh. 1,1-3) - das ewige Leben, die Quelle alles Lebens. Ewig in seiner wirklichen Bedeutung hat nicht nur kein Ende, sondern auch keinen Anfang. Das ist das Leben Gottes. Gott Selbst, Er Selbst ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben (1. Joh. 5,20). Und dieses Leben kam auf die Erde, damit die Menschen, die Ihn durch ihre Sünde entehrt und verworfen hatten, die moralisch gestorben waren, tot in Sünden und Vergehungen - damit sie sehen konnten, was Leben war. Ja, sie konnten in die Quelle selbst sehen, nicht in etwas Abgeleitetes, sondern in die Quelle selbst - Ihn, der das ewige Leben war.

Nicht nur das. Wie gesagt: Gott war in Christo, die Welt mit Sich Selbst versöhnend. Seine ganze Erscheinung hier auf Erden bewies, dass Gott gütig ist, dass Gott Liebe ist, dass Er segnen will. In Johannes 4 sagt der Herr zu der samaritischen Frau: „Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wer es ist, der zu dir spricht." Damit ist nicht eine bestimmte Gabe gemeint, sondern Er will sagen: Wenn du wüsstest, dass Gott der große Geber ist, der danach verlangt, zu geben; dann würdest du Ihn gebeten haben. Und was dann? „Er hätte dir lebendiges Wasser gegeben" (Vers 10). Nach Kapitel 7 ist das Gott der Heilige Geist. Das ist die Gabe, über die der Herr Jesus, der Schöpfer, mit einer sündigen, unbekehrten Frau spricht, um ihr zu zeigen, wer Gott ist. Gott wollte das höchste geben, das Er geben konnte. Johannes 3,14 und 16 sagen es. Vers 16 kennen wir wohl alle: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Gott der Sohn wurde für verlorene Sünder hingegeben, damit Gott sie segnen konnte. Und in Johannes 14,15 und 16 lesen wir, dass Gott der Heilige Geist gegeben werden sollte. Der Vater würde Ihn senden (14,16). Der Vater würde Ihn im Namen des Sohnes senden (14,26), und der Sohn Selbst würde Ihn senden (15,26). Gott der Heilige Geist wurde gegeben für kleine, nichtige Geschöpfe, damit sie Gott kennen lernen sollten!

Der Herr Jesus war „Gott geoffenbart im Fleische", wie 1. Timotheus 3,16 sagt. So kam Er auf die Erde. Da haben die Engel und auch die Menschen zum ersten Mal ihren Schöpfer gesehen. Sie haben Gott gesehen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und das auf eine solche Weise, dass sie sahen, wie herrlich Er war, dass sie sahen: Er ist die Quelle alles Lebens, bei Ihm können wir alles empfangen. Er war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Er ist das Licht, das Leben, nach dem alles verlangt. Das wirkliche Leben zu haben, ist das Verlangen tief in der Seele jedes Menschen. Jetzt kam dieses Leben zu ihnen, und sie konnten es sehen und empfangen, wie wir weiter lesen.

Dann haben wir das wunderbare - nein, zuerst das Schreckliche. Das Licht kam in diese Welt, in das Seinige, und die Seinigen nahmen Ihn nicht an. „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind." Er gab ihnen das Recht, Kinder Gottes zu werden! Ja, es ist wohl wahr, in einer bestimmten Bedeutung sind alle Menschen Kinder Gottes, oder besser: Gott ist der Vater aller Menschen. So wird Er ausdrücklich in Epheser 4,6 genannt. Darum werden auch die Engel in Hiob 1,6; 2,1 und 38,7 und in 1. Mose 6,2 und 4 „Söhne Gottes" genannt. Darum wird in Epheser 3,15 gesagt, dass Gott der Vater jeder Familie in den Himmeln und auf Erden ist. Als Schöpfer ist er der Vater aller, weil Er sie als solche erschaffen hat, die aus Ihm hervorgegangen sind.

Hier steht ein anderer Ausdruck - „Aus Gott geboren". Das ist eine wunderbare Tatsache. Hier handelt es sich um solche, die aus Gott geboren sind, und die auf diese Weise Kinder Gottes sind, die also eine Lebensverbindung mit Gott haben - dasselbe Leben, das Gott hat, das ewige Leben. Diesen Ausdruck finden wir hier einmal; im ersten Johannesbrief steht er noch sechsmal. Zusammen also siebenmal - ein vollkommenes Zeugnis davon, dass Menschen aus Gott geboren sein können, und dass wir, die wir an den Herrn Jesus glauben, solche sind. Das bedeutet, dass wir Kinder Gottes sind; ja, noch mehr, dass wir durch die Gnade Gottes das empfangen haben, was Er in Seinem Ratschluss niedergelegt hat. Wir werden dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig sein, so dass der Sohn der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein wird. Das war die Botschaft, die der Herr Jesus hier brachte. Aber nicht nur das: Er kam auch, um diesen Ratschluss zu erfüllen. In Titus 1,2 lesen wir, dass Gott das ewige Leben vor ewigen Zeiten verheißen hat - und wem? Da waren keine Menschen, da gab es keine Engel vor den Zeiten der Zeiten; vor ewigen Zeiten war nichts Erschaffenes. Also, wem konnte Gott das ewige Leben verheißen? Er hat es dem Herrn Jesus verheißen, von dem in Sprüche 8,31 steht, dass Seine Wonne bei den Menschen war. Seine Wonne war bei den Menschenkindern. Ihm hat Gott verheißen, dass Er Menschen ewiges Leben geben würde. Wie wir gesehen haben, bedeutete das, dass Er Ihn Selbst als das Leben geben würde. Ihn als den ewigen Gott sollten die Seinen als ihr Leben empfangen. Wir haben es in 1. Johannes 1 gelesen: „Das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns geoffenbart worden ist."

Nun kam der Sohn auf diese Erde. Er, der Selbst der Schöpfer war, kam in Seine eigene Schöpfung - und wozu? „Gott war in Christo, die Welt mit sich selbst versöhnend." Gott wollte den kleinen, nichtigen Geschöpfen, die Ihn so entehrt hatten, das höchste geben, was Er geben konnte - ja, das höchste, was ein allmächtiger Gott geben kann. Das war Sein eigenes Teil. Worin bestand das? Das war das, was im Herzen des Vaters lebte, was das Herz des Vaters erfüllte - der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist. Das war die Person, an welcher Er all Sein Wohlgefallen gefunden hatte, die in Ewigkeit Sein Herz mit Wonne erfüllt hatte. Gottes Wort nennt Gott in 1. Timotheus 6,15 den allein seligen Gott; das heißt, der vollkommene Befriedigung in Sich Selbst hat. Der Vater fand vollkommene Befriedigung in der Person des Sohnes, in all Seiner Herrlichkeit. Der Sohn fand dies in all der Herrlichkeit und Liebe des Vaters, in dessen Schoß Er war - der eingeborene Sohn im Schoß des Vaters. Der Vater hat Ihm verheißen, dass Er Menschen das ewige Leben geben würde. Dann gab der Vater Ihm den Auftrag, das zu erfüllen. Wir lesen in Johannes 13,3, dass der Vater alle Dinge in Seine Hände gegeben hat. In Johannes 17,6 sagt Er: „Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben." Wozu hat der Vater uns dem Sohn gegeben? Damit wir ewiges Leben empfingen!

Wenn aber nun ein Mensch das ewige Leben empfangen soll, und wir haben gelesen, dass Er der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist (1. Joh 5,20) - wenn also jemand Christus als sein Leben empfangen soll, was bedeutet das? Das bedeutet, dass in diesem einen Wort alles eingeschlossen ist, was wir in Gottes Wort an Segnungen finden. Wenn der Sohn Gottes mein Leben ist, dann ist Gott mein Vater; denn ich stehe im Kindesverhältnis zum Vater - Er ist der eingeborene Sohn. Wenn der Sohn der Gegenstand aller Liebe des Vaters ist - Er ist mein Leben - dann bin auch ich der Gegenstand der Liebe des Vaters - nicht in mir selbst, aber in Ihm. Wenn Gott mich sieht, der ich das ewige Leben empfangen habe, dann sieht Er den Sohn. Mit anderen Worten (Eph 1,6): Ich bin „angenehm gemacht in dem Geliebten", so dass der Vater, wenn Er auf mich sieht, den Sohn sieht, denn ich bin in Ihm. Ich bin, wie Kolosser 1,12 sagt, „fähig gemacht zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte"; das heißt, in der unmittelbaren Gegenwart Gottes zu sein. Gott ist Licht. In Ihm ist gar keine Finsternis. Und nicht nur das. Ich bin „versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol. 1,13), also in einen Bereich, in dem die ganze Atmosphäre in der Liebe des Vaters zu Seinem Sohn besteht, in dem alles durch diese Liebe gekennzeichnet ist. Dahin bin ich versetzt worden; denn der Sohn ist mein Leben. Ja, Gottes Wort, der Herr Jesus Selbst sagt es, sonst würden wir nicht wagen, es auszusprechen, dass der Vater uns so liebt, wie Er den Sohn liebt. In Johannes 17,23 steht es ausdrücklich, und wir können das verstehen, weil wir das Wort Gottes kennen. Wenn der Vater mich sieht, sieht Er den Herrn Jesus. Wird Er Ihn in mir nicht auf dieselbe Weise lieben, wie Er Ihn immer geliebt hat, als Er von Ewigkeit her in Seinem Schoß war?

Welch eine wunderbare Tatsache ist das doch! Dass der Vater den Sohn geliebt hat und liebt und in Ewigkeit lieben wird - das können wir verstehen. Wir verstehen auch, dass der Vater Ihn auch dann liebte, als Er Mensch wurde, wie es hier steht: „Das Wort ward Fleisch. Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." Zwölf Menschen, die während dreieinhalb Jahren Nacht und Tag bei Ihm waren, konnten niemals etwas in Ihm entdecken, was nicht richtig war. Jedes Wort, das Er sprach, war vollkommen. Jede Tat, die Er vollbrachte, war vollkommen. Jede Haltung, die Er einnahm, war vollkommen. Er war vollkommen das, was Gott von Ihm als Mensch wünschte. Aber noch mehr. Er war dabei auch Derjenige, der sagen konnte: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat und sein Werk vollbringe" (Joh 4,34). Und Er konnte sagen: „Ich wusste, dass du mich allezeit erhörst" (Joh 11,42); denn Er tat allezeit das Ihm Wohlgefällige (Joh 8,29).

Welch eine Person! Weiter wissen wir, dass Er auf diese Erde kam, um das zu tun, was im Herzen des Vaters, im Herzen Gottes war. „Ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun" (Hebr 10,7). Philipper 2 sagt uns, wie weit das ging: Er ist gehorsam geworden bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuze (Vers 8). Er vollbrachte alles, was der Vater Ihm aufgetragen hatte. Und was war das? Ich, der ich in mir selbst ein elender Sünder war, der, wie Römer 5 sagt, kraftlos, gottlos, ein Sünder, ein Feind Gottes war, und dazu noch ein kleines, nichtiges Geschöpf, das Gott entehrt, Ihn all Seiner Ehre beraubt hatte - einen solchen sollte Er in das Haus des Vaters bringen, in die ewige Wohnung Gottes, in der der Vater und der Sohn und der Heilige Geist von Ewigkeit gewohnt haben! Dorthin sollte Er mich bringen, gleichförmig Seinem Bilde, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (Rö 8,29).

Dafür kam der Herr Jesus auf die Erde. Dafür kam Er als ein kleines Kindlein, so dass niemand Angst vor Ihm haben konnte, so dass Er Gott vollkommen zu offenbaren vermochte. Er war Gott Selbst, Gott der Sohn, das Wort Gottes, als der einzige, durch den Gott geoffenbart werden konnte, in dem man sehen konnte, wer Gott war. Man sah Ihn - Gott in Gnade, in Herrlichkeit, aber auch als Licht. Niemand sah jemals etwas in Ihm, was nicht vollkommen nach den Gedanken Gottes war. Er war Licht. Die Menschen sahen auch, wie durchsichtig alles bei Ihm war, so wie Er in Johannes 8,25 sagt, als man Ihn fragte, wer Er sei: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede." Jedes Wort, das Er sprach, jede Tat, die Er ausführte, wie Er Sich auch offenbarte - alles war die vollkommene Offenbarung dessen, was Er in Sich Selbst war - Gott. „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh. 14,9). Er war Gott geoffenbart im Fleische. Der dreieinige Gott wurde in Ihm geoffenbart. „Es war das Wohlgefallen der ganzen göttlichen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen" (Kol. 1,19-20).

So kam Er, um das Werk zu vollbringen. Was war das Resultat? Wir haben es gelesen: „Er war in der Welt, und die Welt ward durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht." Das war ihre Antwort. „Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an." Das waren die, die Ihm am nächsten standen. Und wir wissen, was das weitere Resultat war. Nachdem Er 33 Jahre hier auf Erden gelebt hatte, hatten alle Menschen das, was Johannes gesehen hat, auch sehen können: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." Alle Menschen, alle Sünder hatten also sehen können, dass Er voll Gnade und Wahrheit war. Er offenbarte die Wirklichkeit aller Dinge - die Wahrheit, so dass man sehen konnte, wer Gott war. Gott war nicht so, wie die Schlange gesagt und Eva geglaubt hatte, sondern Er war der Gott der Liebe. Der Herr sagt in Johannes 3,16: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."

Die Wahrheit ist durch Ihn geworden. In Seinem Licht sah jeder Mensch, was er selbst war - ein verlorener Sünder, ein Aufrührer gegen den Schöpfer. Aber Er offenbarte auch die Güte Gottes. Wir haben es soeben gesehen. Zu einer sittenlosen Frau, die noch nicht einmal eine Jüdin war, sagte Er: „Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wer es ist, der zu dir spricht, so würdest du ihn gebeten haben, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben" (Joh 4,10). Lebendiges Wasser - das ist Gott der Heilige Geist (Joh 7,37-39) und das Wort Gottes. Dieses lebendige Wasser würde in ihr eine Quelle (besser: eine Fontäne) werden, die ins ewige Leben quillt (Joh 4,14). Es würde sie also in eine lebendige Verbindung mit der Quelle des Lebens dort in der Herrlichkeit bringen - in eine lebendige Verbindung mit Gott dem Sohn in der Herrlichkeit. Auf diese Weise würde sie Ihn kennen lernen und genießen und all die Herrlichkeit sehen können, die bisher allein der Vater und der Heilige Geist gesehen hatten. Diese Herrlichkeit wurde hier auf der Erde geoffenbart. Johannes schreibt davon: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."

Er war auch voller Gnade. Diese Gnade würde den schuldigsten Menschen aufnehmen, um ihn an den Ort zu bringen, an dem Er Selbst immer als der Geliebte des Vaters gewesen war, an dem Er alles genossen hatte, was die Liebe des Vaters bereiten konnte. In Johannes 17,5 spricht Er von dem, was der Vater Ihm vor Grundlegung der Welt, also in der Ewigkeit, gegeben hat.

„Niemand hat Gott jemals gesehen. Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht." Wir haben gesehen, dass die Menschen Ihn nicht wollten. Nur die Ihn annahmen, waren aus Gott geboren und konnten sich Kinder Gottes nennen. Der Vater hat uns Ihm gegeben. Er hat Ihm, wie ich soeben schon sagte, in der Ewigkeit verheißen, dass Er Ihn Selbst uns als das ewige Leben geben würde. Nach Römer 8,29 hat Er jeden von uns persönlich genannt - „welche er zuvorerkannt hat, d i e hat er zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein." Menschlich gesprochen hat Er dem Herrn eine Liste gegeben: Den und den und den musst du zu mir in das Vaterhaus bringen, denen werde ich das ewige Leben geben. Das bedeutet, Ihm, dem Sohn gleichförmig zu werden, so dass Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist.

Der Herr Jesus kam auf diese Erde, um das zu erfüllen. Als Er kam, waren wir Sünder. Darum lesen wir in Johannes 3,14 und 15: „Gleichwie Moses in der Wüste die Schlange erhöhte, also muss der Sohn des Menschen erhöht werden, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Er musste erhöht werden. Das war in dem Plan Gottes eingeschlossen. Er, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der durch Sein Wort alles ins Dasein gerufen hatte, der in jeder Minute alles durch das Wort Seiner Macht trug, das ganze Weltall, auch alle Menschen, und der so durch diese Menschen entehrt war - Er wurde Mensch! Er musste nicht Mensch werden. Er wurde Mensch, um uns zu retten. Er wurde Mensch, um als solcher Gott so zu offenbaren, dass wir Ihn erkennen konnten, und um als Mensch alles zu tun, was zur Ausführung der Gedanken Gottes notwendig war. Als Er aber Mensch geworden war, musste Er sterben. Das war Sein Teil; denn Er wurde der Sohn des Menschen. Ein Sohn ist verantwortlich für das Erbe seines Vaters. Ein Erbe hat die Schulden seines Vaters zu bezahlen. Sicher - er hat auch ein Recht auf den Reichtum des Vaters. Das sagt Psalm 8, der im Neuen Testament auf den Herrn Jesus angewandt wird, ausdrücklich. Alle Verheißungen, die Gott den Menschen gegeben hat, aber noch nicht erfüllen konnte, weil sie Sünder waren, gehören jetzt dem Herrn Jesus. Er wird über das Weltall herrschen - als Mensch. Aber Er musste auch die Schulden des Menschen bezahlen. Er musste erhöht werden. Das war nicht mehr freiwillig. Freiwillig wurde Er der Sohn des Menschen. Aber als Er diesen Platz einnahm, musste Er erhöht werden, musste Er an das Kreuz gehen, um unsere Schulden zu bezahlen. Hätte Er das nicht getan, dann hätte der Ratschluss Gottes nicht ausgeführt werden können; dann würden wir niemals in das Vaterhaus kommen.

So ging Er an das Kreuz. Er wurde gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuze. Er, der die Sünde nicht kannte, auch als Mensch nicht - der Engel sagte zu Maria: „Das Heilige, das geboren werden wird, wird Sohn Gottes genannt werden" (Lk 1,35) - Er musste meine Sünden in Seinem Leibe tragen. Im Deutschen steht in 1. Petrus 2,24 „an seinem Leibe". Aber im Griechischen heißt es „in seinem Leibe". „An seinem Leibe" könnte den Eindruck erwecken, als ob Er die Sünden nur äußerlich getragen hätte. Das war aber nicht so. Er musste sie innerlich in Seinem Leibe tragen. Natürlich war Er in Sich Selbst immer der Heilige, der Sünde nicht kannte. Er hatte nicht nur nie gesündigt, sondern Er kannte die Sünde auch nicht. Aber Er musste unsere Sünden wirklich in Seinem Leibe tragen. In Psalm 40,12 ruft Er: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes." In Psalm 69,2 klagt Er: „Ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da." Das war unser Zustand, in den Er einging. Er wurde zur Sünde gemacht. Nicht scheinbar - Er wurde tatsächlich zur Sünde gemacht. Er, der Heilige, der Reine, der die Sünde hasste.

Können wir verstehen, welch ein Preis das war? Er war der Schöpfer und tat das für die sündigen Geschöpfe, die Ihn so entehrt hatten. Sie hätten Ihm dienen sollen. Er hatte das Recht, von ihnen zu fordern, dass sie Ihn mit ihrem ganzen Herzen, mit all ihren Fähigkeiten lieben sollten, wie wir in 5. Mose 6,5 lesen. Aber Er ging an das Kreuz. Er wurde gehorsam bis zum Tode am Kreuze, und zwar, weil Er mich liebte, weil auch Er Liebe war und mich retten wollte. Er und der Vater waren eins. Darum musste Er erhöht werden. Er wurde verworfen, verworfen von dieser Erde, an das Kreuz genagelt durch Seine eigenen Geschöpfe. Nicht nur Seine Geschöpfe, die Menschen, sondern auch die toten Materialien wurden in der Hand Seiner Feinde gegen Ihn benutzt. Das Holz, das Er erschaffen hatte, dem Er die Kraft geben musste, um Ihn tragen zu können, wurde gebraucht, um Ihn daran zu hängen. Mit dem Eisen, das Er erschaffen hatte, dem Er in diesem Augenblick die Kraft geben musste, um Ihn zu halten, wurden Seine Hände und Füße durchbohrt.

Er musste das auf Sich nehmen; denn Er war der Sohn des Menschen geworden. Das beinhaltete, dass Er meine Schulden, alle Schulden derer, die an Ihn glauben würden, bezahlen musste. Er musste das Gericht über ihre Sünden tragen, für sie zur Sünde gemacht werden, damit die Gerechtigkeit Gottes - und Gott ist Licht - vollkommen befriedigt wurde. Auf dieser gerechten Grundlage kann Gott jetzt alle Schleusen Seiner Gnade, Sein ganzes Herz öffnen. Er kann jetzt alles offenbaren, was Er ist - und Gott ist Liebe. Das lesen wir ja hier: „Auf das jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Ewiges Leben, das ist das Leben des Herrn Jesus Selbst, sogar noch mehr - es bedeutet, Ihn Selbst als sein Leben zu haben. Christus ist unser Leben. Das heißt, dass wir Kinder Gottes sind und nach Epheser 1,5 sogar Söhne Gottes. Ein Sohn ist jemand, der sich seiner Stellung bewusst ist, der weiß, was er geworden ist, der die Gedanken des Vaters kennt. Er kann mit dem Vater reden, weil er Einsicht in die Gedanken des Vaters hat. Das ist die Bedeutung des Namens „Sohn". In diese Stellung wollte der Herr uns bringen. Doch Er musste an das Kreuz gehen, um das zu vollbringen.

Wir haben gesehen, dass Er den Weg ging. Er ging an das Kreuz. Er nahm meine Sünden auf Sich und musste dafür sterben. Er wurde zur Sünde gemacht. Die ganze Welt war gegen Ihn vereinigt, die himmlischen Mächte, Satan und seine Dämonen, alle Menschen und sogar die stoffliche Welt. Da hing Er allein, nicht auf der Erde - der Sohn des Menschen musste über die Erde erhöht werden. Die Menschen sagten gleichsam: Gehe dorthin zurück, woher du gekommen bist! In diesem Augenblick schloss sich der Himmel über Ihm und Er hing allein im Weltall. Aber in diesem Augenblick hat Er auch erst vollkommen geoffenbart, wer Gott war. Gott Selbst schlug Ihn. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Satan hatte gesagt, dass Gott die Menschen nicht liebte. Satan hatte gesagt, dass das Wort Gottes nicht wahr sei - der Mensch müsse nicht sterben, wenn er von dem Baume äße. Er musste sterben, als Er an meiner Stelle da hing. Satan hatte behauptet, dass Gott nicht gerecht sei, und Ihn traf das Gericht, das volle Gericht, das mein Teil war. So gerecht war Gott. Er schonte auch Ihn nicht, der der eingeborene Sohn war. Satan hatte gesagt: Gott liebt euch nicht. „Gott erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist" (Rö 5,8). Konnte es einen höheren Beweis der Liebe Gottes geben als den, dass Er Seinen Sohn für Seine Feinde dahingab, für die kleinen, nichtigen Geschöpfe, die Ihn entehrt hatten, die Ihn all dessen beraubt hatten, was Er ist, die alles geleugnet hatten, was von Seiner Herrlichkeit geoffenbart worden war? Könnte es einen höheren Beweis geben?

Der Herr Jesus musste dieses Werk vollbringen. Dafür wurde Er Mensch; denn nur ein Mensch konnte für einen Menschen bezahlen. Das konnte kein Engel tun, sondern nur ein Mensch. Darum wurde Er Mensch, um als Sohn des Menschen diesen Preis zu bezahlen; um das auszuführen, was der Vater Ihm aufgetragen hatte: jeden von uns, der den Herrn Jesus als seinen Heiland kennt, in das Haus des Vaters zu bringen, gleichförmig dem Bilde Seines Sohnes, des Sohnes Gottes, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.

Dann sehen wir, wie Er dieses Werk vollbringt. Wir können nicht lange darüber sprechen. Nachdem Er aus den Toten auferstanden ist, sehen wir Ihn in die Herrlichkeit auffahren, und wir hören Gott zu Ihm sagen: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße." Dann sehen wir Ihn aufstehen. Warum? Um Sich zu umgürten und mir zu dienen, um mich zu reinigen, damit ich auch bestimmt im Vaterhaus ankomme; denn sonst würde ich von Gott abfallen. Da sehen wir Ihn als unseren Sachwalter bei dem Vater, so dass wir, wenn wir gesündigt haben, zum Bekenntnis zurückgebracht werden, damit wir auf diese Weise wieder in Gemeinschaft mit Ihm sein können. Dann sehen wir Ihn aufstehen, um uns in Wolken entgegenzukommen und um uns in das Vaterhaus einzuführen. Dort werden wir alle Herrlichkeit sehen, sogar das, was wir in Lukas 12,37 finden: Wenn wir in das Vaterhaus kommen werden, wird Er sich umgürten. Dann wird Er zu uns sagen: Legt Euch zu Tische. Dann wird Er uns in Ewigkeit mit all Seinen Herrlichkeiten bedienen. Er, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der durch Sein Wort das ganze Weltall hervorrief, der alles durch das Wort Seiner Macht trägt - Er wird uns in alle Ewigkeit bedienen, so dass wir auch tatsächlich alles genießen werden, was Sein Teil und das Teil des Vaters war, und das dort für uns bereitet ist. Weil wir Ihn als unser Leben empfangen haben, können wir diese Segnung genießen. Wir können sie verstehen, weil Gott der Heilige Geist hernieder gekommen ist, um in uns zu wohnen. Er ist die Kraft in dem ewigen Leben, durch die wir fähig sind, den Herrn Jesus zu erkennen, Seine Herrlichkeit anzuschauen und in unsere Herzen aufzunehmen. Das sagt der Herr in Johannes 17, 3: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen." Auch in Johannes 4 spricht Er von dem lebendigen Wasser, das eine Quelle wird, die ins ewige Leben quillt. Durch den Heiligen Geist steht mein neues Leben in einer lebendigen Verbindung mit Ihm in der Herrlichkeit, so dass ich Ihn und Seine Herrlichkeit sehen und genießen kann. Nach Johannes 7 können wir die ewigen Segnungen jetzt schon genießen, die dem achten Tag des Laubhüttenfestes entsprechen.

Das ist der Sohn Gottes! Wenn wir all dies sehen, sagen wir dann nicht mit Johannes: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit"? Er ist der eingeborene Sohn, und wir haben Ihn als solchen kennen gelernt. Welch ein Sohn muss das sein, der der Eingeborene Gottes des Vaters ist, der Schöpfer des Himmels und der Erde! So haben wir Ihn kennen gelernt. Aber nicht allein das. Wir haben auch gesehen, dass Er voller Gnade und Wahrheit ist. Voll unendlicher Gnade, unendlicher Liebe wie in Johannes 13,1 steht: „Da er die Seinigen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende." Vor „Ende" steht im Griechischen kein Artikel. Das heißt: Nach welcher Seite hin wir auch sehen, nach oben, nach unten, nach rechts, nach links, nach vorne, nach hinten - nirgends kommen wir an das Ende der Liebe. Wenn es sich um meine Sünden als Sünder handelt - Seine Liebe war größer. Er hat Paulus, den größten Sünder, gerettet. Wenn es sich um meine Untreue in meinem Leben nach meiner Bekehrung handelt - Seine Liebe ist größer. Auch bei der größten Abweichung bleibt Seine Liebe immer größer - niemals komme ich an ein Ende. Geht es um die Tiefe, in die ich gesunken war - Seine Liebe war größer. Geht es um die Höhe, wohin wir gebracht werden - Seine Liebe ist größer. Wir können nicht an das Ende Seiner Liebe gelangen. Es ist so, wie es in Epheser 3,16-19 steht. Dort betet der Apostel Paulus, dass der Vater unseres Herrn Jesus Christus uns gebe, „nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen; dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, auf dass ihr völlig zu er fassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei." Hier geht es um die Erde, um alles, was Gott uns geschenkt hat, wovon wir das Ausmaß kennen lernen sollen. Aber dann heißt es: „Und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, auf dass ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes."

Das Wort ist Fleisch geworden, und wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater. Die Herrlichkeit dessen, in dem Gott allein geoffenbart worden ist. Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott - Gott geoffenbart im Fleische. Wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut und werden sie in Ewigkeit anschauen. Die Herrlichkeit, die kein Engel gesehen hatte, die, bevor Er Mensch wurde, allein der Vater und der Heilige Geist gesehen haben - die können wir jetzt anschauen und werden sie in Ewigkeit an dem Ort anschauen, an dem diese Herrlichkeit vollkommen geoffenbart wird, an dem alles nur eine Widerspiegelung dessen sein wird, was Er ist. Das ist das Haus des Vaters - eine Widerspiegelung all Seiner Herrlichkeit. In diesen Umständen, als die Gegenstände aller Liebe des Vaters und aller Liebe des Sohnes, werden wir diese Herrlichkeit anschauen und genießen können. Wenn das Herz des ewigen Vaters alle Ewigkeit hindurch mit Wonne erfüllt war, als Er diese Herrlichkeit sah - was werden unsere Herzen dann fühlen, wenn wir Ihn so sehen! Und wir werden Ihn sehen, wie Er ist. In Wirklichkeit können wir das jetzt schon, so wie Johannes sagt: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater." Paulus schreibt: „Wir sehen aber Jesum mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt" (Hebr 2,9). Stephanus sah die Herrlichkeit Gottes und Jesum zur Rechten Gottes stehen (Apg. 7,55). Paulus schreibt in 2. Korinther 3,18: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist." Das ist Er - der große Schöpfer aller Dinge, der ewige Gott, und Er ist mein Heiland, der Sohn Gottes, der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat. Ich werde die Zeichen des Werkes, das Er für mich tat, in Seinen Händen sehen. Wie werden wir vor Ihm niederfallen! Wie werden wir Ihn anbeten, wenn wir Ihn sehen, wie Er ist, in dieser Umgebung! Aber tun wir es nicht jetzt schon, wie wir es in unserem Lied gesungen haben?

Gottes Sohn! Anbetend schauen
wir in Dir des Vaters Bild,
Gottes Herrlichkeit und Gnade,
Seine Liebe unverhüllt.
Staunend beugen wir uns nieder,
singen Dir, dem Herrn der Welt,
der das ganze All erhält,
unsre Lob- und Dankeslieder,
preisen mit der Schöpfung laut
Dich, o Herr, der sie erbaut.

Gottes Lamm! - Du kamst hernieder
aus des Vaters Herrlichkeit,
schrittest durch die Welt der Sünde,
Segen spendend, Gott geweiht.
Littest stille, ohne Klagen,
ließest Dich für unsre Schuld -
o der wunderbaren Huld! -
willig an das Fluchholz schlagen.
Dank Dir, teures Opferlamm,
Gottes Sohn am Kreuzesstamm!

Gottes Lamm! - Jetzt weilst Du droben
ruhmgekrönt auf Gottes Thron.
Siegreich hast Du überwunden
Satans Macht und Menschenhohn.
Jauchzend singen heilte Chöre,
seit das große Werk vollbracht.
Dir, dem Lamme, sei gebracht
Macht und Herrlichkeit und Ehre!
Und wir stimmen freudig ein:
Du bist würdig, Du allein!

(Aus: „Hilfe und Nahrung“ 14. Jahrgang 1975, Seite 169.)

 

 

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