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Besonderheiten im Text der Heiligen Schrift

Gottesdienst

"Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, weiches euer vernünftiger (Gottes-) Dienst ist" (Röm. 12,1).

"Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt erhalten" (Jak. 1, 27).

In unseren beiden Versen kommen zwei verschiedene Wörter für GOTTESDIENST vor uns. Das erste, in Römer 12,1 vorkommende Wort ist von dem Tätigkeitswort latreuo abgeleitet, das ursprünglich um Lohn dienen bedeutet. Im biblischen Griechisch aber haben das Tätigkeitswort latreuo und das dazugehörende Hauptwort latreia eine Aufwertung erfahren, so dass sie nie für irgendeinen anderen Dienst benutzt werden als für den, den man dem wahren Gott oder den man falschen Göttern erweist.

Dieses Gott-Dienen, dieser Gottesdienst ist im höchsten Sinn Anbetung. Diese Bedeutung liegt z. B. in Hebr. 9,14; 12,28; Offb. 7,15; 22,3 vor. In Apostelgeschichte 7,42 und in Römer 1,25 bezeichnen latreuo bzw. latreia Götzendienst. Auch zur Bezeichnung des Dienstes unter dem ersten Bund werden die beiden Wörter verwendet (Luk. 2,37; Apg. 26,7; Röm. 9,4; Hebr. 8,5; 9,1.6; 10,2). Saulus diente (latreuo) dem Gott seiner Väter (Apg. 24,14), diente Ihm von seinen Voreltern her mit reinem Gewissen (2. Tim. 1,3). Und auf der Überfahrt nach Rom sprach er zu der Schiffsbesatzung von dem Gott, "dessen ich bin und dem ich diene (latreuo)“ (Apg. 27,23).

Wir sehen also aus den Beispielen, dass Anbetung wohl die höchste Form des Gottesdienstes ist, dass aber nicht grundsätzlich Gottesdienst gleich Anbetung ist. Das macht auch Römer 12,1 deutlich: Unsere Leiber Gott als lebendige, heilige, Ihm wohlgefällige Schlachtopfer darzustellen ist - nicht Anbetung, sondern - unser vernünftiger Gottesdienst. Gottesdienst ist Dienst, zu Gott gewandt Deswegen wird in der Schrift nie das Anhören einer Predigt Gottesdienst genannt, denn da dient Gott uns, wenn wir so sagen dürfen. Die Verkündigung des Wortes ist Dienst, zu den Menschen gerichtet.

In Jakobus 1, 27 steht ein anderes Wort für "Gottesdienst", es lautet threskeia und bedeutet eigentlich "Religion", "Kultus", im Sinn von religiöser, zeremonieller Verehrung. Es bezeichnet mehr die äußere Seite des Gottesdienstes. So hatte Paulus einst nach der strengsten Sekte der jüdischen Religion (threskeia) als Pharisäer gelebt (Apg. 26, 5).

Nun können wir sicher sein, dass Jakobus, durch den Geist inspiriert, nicht ohne Absicht die Wörter "religiös" (Vers 26) und "Religion" (Verse 26 und 27) benutzt. Immer besteht die menschliche Neigung, sich mit äußeren religiösen Formen ohne wahren Inhalt zufriedenzugeben. Gott aber legt Wert auf Wahrheit im Innern, für Ihn liegt die Frucht in unseren Beweggründen. Es mochte damals und mag auch heute viele geben, die sich für religiös halten, als dienten sie Gott. Wenn sie aber nicht ihre Zunge zu zügeln verstehen, so zeigen sie, dass sie nicht in Unterwerfung unter den Willen Gottes sind. Ihr ganzer äußerer Gottesdienst ist dann eitel, und sie betrügen sich selbst, denn ihr Gottesdienst ist durch selbstsüchtige Beweggründe verunreinigt und befleckt.

Diesem Gedankengang folgend, läßt Jakobus auch im 27. Vers den Ausdruck "Religion" oder "Gottesdienst" nicht fallen, versieht ihn aber mit zwei Attributen und sagt: "Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst." Er sagt gleichsam: "Du rühmst dich deiner Religionsausübung? Nun, hier ist ein Gottesdienst, der rein und unbefleckt ist, der dem Leben aus Gott und der Unterwürfigkeit unter Gott entspringt und nicht seine Beweggründe in der Selbstsucht findet." Und dann nennt er Dinge, die von uns so leicht übersehen oder vergessen werden: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt erhalten. Gewiss machen diese Dinge nicht den ganzen Gottesdienst aus, aber Gott wählt gerade sie aus, weil sich wahre Gottesfurcht und echte Liebe zu Ihm in ihnen offenbaren.    ChB