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Bibelstudie: "Zungenreden"

 

14 Thesen zum Thema Sprachenreden in der Bibel

 

1. Bei der Gabe der Sprachenrede in der Bibel handelte es sich um eine übernatürliche Gabe von Gott. 

2. Der Heilige Geist vermittelte die Fähigkeit zur Sprachbeherrschung und zur korrekten Aussprache. 

3. Beim Sprachenreden in der Bibel handelte es sich nicht um ein Gestammel oder um unartikulierte Laute, sondern um wirkliche Sprachen. 

4. Die Bezeichnung "Zungenreden" ist eine falsche Wiedergabe von "en glossa lalein". Korrekt muss man übersetzen mit "Sprachenreden" bzw. "Fremdsprachenreden". 

5. Die biblischen Sprachenredner beherrschten die jeweilige Fremdsprache aktiv, ohne sie jemals zuvor gelernt zu haben. 

6. Auch der Akzent war jeweils korrekt, sodass die biblischen Sprachenredner selbst bestimmte Dialekte beherrschten.

7. Die biblischen Sprachenredner wirkten nicht als Medien. Ihr Bewusstsein war nicht eingeschränkt und ihr Verstand nicht ausgeschaltet.

8. Die biblischen Sprachenredner waren sich daher auch immer dessen, was sie sagten, voll bewusst. Sie waren ja die Redenden, mit Hilfe des Heiligen Geistes.

9. Die biblischen Sprachenredner waren beim Sprechen in einem nüchternen Zustand der völligen Selbstkontrolle. 

10.     Diese übernatürliche Sprachengabe sollte insbesondere dem Volk Israel bezeugen, dass mit Pfingsten (Apg. 2) ein neues Zeitalter, das Zeitalter der Mission, begonnen hat: Gott spricht nun nicht mehr lediglich in einer Sprache zu einem Volk, sondern in vielen Sprachen zu allen Völkern.

11.    Die Sprachenrede hatte nur einen Sinn, wenn die Anwesenden den Inhalt verstehen konnten. Falls die Anwesenden die jeweilige Fremdsprache nicht verstanden, musste für Übersetzung gesorgt werden.

12.    Nicht alle Christen der Anfangszeit konnten in Sprachen reden, sondern nur gewisse, die in Gottes souveräner Auswahl die Gabe bekommen hatten.

13.    Es gab nur einen Typ von Sprachenrede in der Bibel. Bei der Sprachenrede von Apg. 2 handelte es sich um dasselbe Phänomen wie in l. Kor 12-14.

14.    Die biblische Sprachenrede sollte allmählich verklingen und, im Gegensatz zu verschiedenen anderen Gaben, nicht bis zur Wiederkunft Christi bleiben.
15.     Das heutzutage propagierte und von Tausenden praktizierte Zungenreden entspricht nicht dem biblischen Phänomen der Sprachenrede.

 

Alle 6 Stellen der Bibel zum Thema

AT: Jes 28,11.12: Ankündigung für Israel

NT: Mark 16,15 18: Ankündigung durch den Herrn Jesus

Beachte ferner:

In 1Mos 2 wurde der Mensch mit vollausgestatteter Sprachfähigkeit erschaffen (Sprechen und Verstehen).

In 1Mos 11 schuf Gott verschiedene neue Sprachen. Die Menschen waren plötzlich fähig, die jeweilig neue Sprache zu sprechen und zu verstehen. 

Sprachliche und exegetische Hinweise 

"glosa' = Zunge (als Organ), Sprache/ Fremdsprache

"giossais Lalein"/"glosse Lalein" ="(Fremd)- Sprachen sprechen"/"eine (Fremd)- Sprache sprechen"; nicht: "in Zungen reden"

"neue Sprachen" (Mk 16,17), "kainos" (nicht "neos"): neu für die Sprechenden, nicht neuartige Sprachen

Apg 2,8. 11: "in unserer eigenen Mundart" ("dialektos"), "in unseren Sprachen"; auch Apg 10: Es handelte sich um verständliche, menschliche Sprachen und Dialekte.

Apg. 2,4: Der Heilige Geist bewirkte die korrekte Aussprache: "apophthengomai" = aussprechen (mit Bezug auf
den lautlichen, klanglichen Aspekt der Sprache; vgl. Louw/Nida, Greek- English Lexicon).

1 Kor 13, 1: Sprachen der Engel": hypothetisch (Zusammenhang!), jedenfalls kann aufgrund dieser Stelle nicht be-
hauptet werden: Sprachenreden = Reden auch in Engelsprachen

Kein ekstatischer Zustand, kein eingeschränktes Bewusste (2. Tim 4.5 "nepho" ="frei sein von jeder geistigen und seelischen Trunkenheit, von Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrnis, Exaltiertheit (Griechisches Wörterbuch zum NT v. Walter Bauer). Allerdings: grosse Freude ist biblisch: Ps 100, 1; Phil 4:4); Das NT ruft 11 x zur Nüchternheit auf. l. Kor 15,34; 1Thes 5,6.8; 1Tirn 3,2.11; 2Tim 2,26; 4,5; Tit 2,2; l. Pet 1,13; 4,7; 5,8. Ferner findet sich der Befehl "wachet" 14x im NT. --> keine Passivität des Geistes, sondern Aktivität: "widerstehen, "kämpfen" etc.; Gegenteil: östliche Religionen, Meditation, Traumreisen, Trance, Yoga, Autogenes Training, Rockmusik, Drogen etc.

 

l. Kor 14: Zur Erbauung durch Sprachenreden:
Problem, wenn keine Fremdsprachigen da waren: Wenn die Fremdsprachen nicht verstanden wurden, so gab es keine Erbauung. Daher war in diesem Fall "Auslegung" absolut notwendig (14,5; "diermeneuo" = übersetzen, auslegen, deuten, erklären). --> Nicht das Sprachphänomen an sich, sondern allein die dadurch übertragene Botschaft war erbauend.

Beispiel: Die Psalmen sind auf hebräisch inspiriert. Wenn man die Psalmen lesen würde (in deutscher Umschrift), würden sie niemanden erbauen, obwohl es die Sprache des Heiligen Geistes ist. Beachte: Wer in einer Sprache betete, und wusste genau, was er sagte. Für ihn war die Sprache nicht unverständlich: Er erbaute sich selbst (lKor 14,4). Nicht das übernatürliche Phänomen erbaute, sondern der Inhalt, sonst wäre auch die Gemeinde erbaut worden, wenn keine Auslegung da war (14,17). Der menschliche Geist betete (14,14; vgl. Ps 77,5.6). Nicht vom Sprechenden, sondern vom Zuhörer heisst es: Er ist ein Barbar, der nichts versteht (14,11), er kann nicht "Amen " sagen zur Bestätigung (14,16), er nimmt die Stellung des Unkundigen ein (14,16).

Die Frage "Reden alle in Sprachen?" und "Legen alle aus" (lKor 12,30) verlangen eine verneinende Antwort (Fragen die mit der grich. Partikel "me" gestellt werden sind rhetorische Fragen, die ein "Nein" als Antwort verlangen).

-> Nicht alle Christen hatten die Gabe der Sprachenrede!

Wir sind verantwortlich für all unsere Worte, die wir reden (Mat 12,36.37 . Der Verstand darf daher nicht ausgelöscht oder eingeschränkt werden. Die Gläubigen sollen vielmehr "Erwachsenel Vollkommene am Verstand" sein (lKor 14,20). Der Mensch ist eine von Gott geschaffene Einheit von Geist, Seele und Leib (IThes 5,23). Kein Aspekt des Menschen darf verachtet und vernachlässigt werden.

Zum Problem der Zungenredner heute, die sich nicht verstehen, die nicht wissen, was sie sagen und zum Problem der heutigen Ausleger, die die Sprachen gar nicht verstehen: In lKor 14,14.15 scheinen die Begriffe "Geist" ("pneuma") und "Verstand" ("nous") Gegensätze zu sein. Aber eigentlich können diese Begriffe gar keine Gegensätze sein! Deshalb fragen wir uns: Was kann "nous" alles bedeuten? (= Verstand, Gesinnung, Bedeutung von Wörtern etc. Was bedeutet "fruchtleer"? Antwort: keine Fruchtbringen für andere (beachte, wie oft in diesem Abschnitt über den anderen gesprochen wird) -> Ich will in Sprachen reden, jedoch möchte ich auch, dass man mich versteht. Wenn es eindeutig um die intellektuelle Verstandeskräften geht, braucht Paulus in lKor 14 ein anderes Wort ("phren", 14,20).

Quellen falscher Sprachenrede: a) aus dem eigenen Herzen (vgl. Hes 13,2.3) = erlogen; b) durch Einbildung, seelische Überspanntheit (bekanntes Psychiatrisches Phänomen!); c) dämonisch (bei Gläubigen möglich? -> Mat 16,16.23;Eph 4,27;2Kor 11,4).

 

Sprachenrede wozu?

Eigentliche Bedeutung: für das ungläubige Israel (Jes 2.8,11.12; l Kor 14,21): Zeichen"(= Hinweis): Gottes Wort für alle Völker und Sprachen (vgl. IMos 11; Apg 2); bis 1800: Bibel in ca. 70 Sprachen, 1830: 156 Sprachen; 1999- in über 2 100 Sprachen; evang. Botschaften auf Kassetten und Platten: über 4800 Sprachen und Dialekte; Arbeit ohne Sprachenrede!

 

Die Sprachenrede sollte abklingen

l. Kor 13,8.13: "hinwegtun" ="katargeo": vernichten, abschaffen, zunichte machen (Heb 2,14), entfernen, urspr. "herab machen" --> plötzliches unmittelbares Beseitigen (bei der Entrückung; "aufhören" (nur in Verbindung mit Sprachenrede!) = "pauo": abklingen (Apg 20,1 von der Beruhigung des Volkstumultes) --> allmähliches Abklingen (d.h. vor der Entrückung); Zeugnisse aus der Kirchengeschichte verdeutlichen das Aufhören der Zeichen und Wunder: z.B. Augustinus 392 n. Chr.; Chrysostomos 4. Jahrh.; Isidor v. Pelusium 4. Jahrh.; Isidor von Sevilla 7. Jahrh.

Schutz in den letzten Tagen

Das Wort Gottes (AT und NT): 2Tim 3,13 17; Mat 7,2127

Wie helfen? 2Tim 2,24-26

Bemerkungen zu einzelnen Versen in l. Kor 14

14,13 Darum, wer [immer wieder] in einer Sprache redet, bete [immer wieder], auf daß er es [immer wieder] auslege. ["Präsens" = Durativ ün Griech., hier mit iterativer, wiederholender, Bedeutung. Es geht nicht darum, eine Gabe zu erbitten. Der in Sprachen Redende weiss ja genau, was er sagt. Doch soll er Gott um Hilfe bitten, um anderen das Gesagte verständlich zu machen.]

14,14 Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist [="pneuma mou"; d.h. der Geist des Menschen, der denkt und forscht; Ps 77,7], aber mein Verstand meine Bedeutung ["nous" = hier: der Sinn von dem, was ich sage] ist fruchtleer [d.h. nützt den anderen nichts].

14,15 Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geiste ["pneuma"] aber ich will auch beten mit dem Verstande/ mit der Bedeutung ["nous"; d.h. so, dass andere, den Sinn verstehen]; ich will lobsingen nüt dem Geiste ["pneuma"], aber ich will auch lobsingen mit dem Verstande/ mit der Bedeutung ["nous"].

14,19 Aber in der Versammlung will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstande/ mit meiner Bedeutung ["nous"; d.h. mit der Bedeutung von dem, was ich sagen will], auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache.

14,20 Brüder, werdet nicht Kinder am Verstande ["phren"; ein anderes Wort als im vorhergehenden Vers!], sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstande ["phren", nicht "nous" wie im vorhergehenden Vers!] aber seid Erwachsene.

Roger Liebi, 25.3.99

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