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Früchte von der Frucht

 

Diese Studie ist ein Auszug aus Israelology: The Missing Link in Systematic Theology.  Das ist Arnold Fruchtenbaums Doktorarbeit, für die er 1989 an der Universität New York seinen Titel "Doktor der Philosophie" (Ph.D.)

erhielt.

 

 

". . . daß die Heiden Miterben sind und mit zu Seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium."  (Eph. 3,6)

 

 

                              ISRAEL UND DIE KIRCHE  /  Zwei falsche Ansichten

 

Zwei falsche Ansichten kursieren unter vielen Christen.  Die einen denken, daß die zum Glauben gekommenen Heiden dann so etwas wie "geistliche Juden" werden.  Die anderen meinen irrtümlicherweise, alle Unterschiede zwischen Juden und Heiden seien aus­gelöscht, wenn sie an den Messias gläubig geworden sind.

 

 

Sind nichtjüdische Christen geistliche Juden?

 

Die erste falsche Ansicht ist die, daß Nichtjuden, die Jesus annehmen, "geistliche Juden" werden.  Logischerweise gäbe es innerhalb des Christentums keine Unterschiede, wenn gläubige Juden geistliche Juden und gläubige Heiden ebenfalls geistliche Juden würden, denn dann wären sie alle "geistliche Juden".  Die Bibel allerdings gibt uns ein anderes Bild.

 

Die Bedeutung der geistlichen Natur

Vielleicht das größte Problem mit dem Begriff "geistlicher Jude" ist der Gebrauch des Wortes "geistlich", um irgendeine Art von nationaler oder rassischer Umwandlung von Heiden zum Juden auszudrücken.  Aber die Bibel gebraucht "geistlich" niemals in diesem Sinne.  Dr. Charles Ryrie stellt drei Dinge heraus, die nach der biblischen Lehre am geistlichen Menschen wirksam sind:  Wiedergeburt, der Heilige Geist und Zeit.  Danach ist Geistlichkeit etwas, das nur auf den Gläubigen zutrifft;  sie wird vom Heiligen Geist bewirkt und läßt im Verlauf der Zeit eine reife Beziehung zwischen Gott und dem Gläubigen entstehen.  Ein geistlicher Mensch ist einer, der glaubt und unter der Herrschaft des Heiligen Geistes steht, weiter nichts.  Wenn ein Heide unter der Herrschaft des Geistes ist, so ist er ein geistlicher Heide.  Desgleichen ist ein Jude unter der Herrschaft des Geistes ein geistlicher Jude.  Dabei gibt es kein Überschneiden von nationalen Linien.  Ein Heide bleibt ein Heide, und ein Jude bleibt ein Jude  -  ihre geistliche Stellung beruht einzig auf ihrem Verhältnis zum Heiligen Geist.

 

Hierzu zitierte Bibelstellen

Manche möchten argumentieren, das alles seien doch nur Wortklaubereien, und sie werden bestimmte biblische Texte dazu verwenden, um zu zeigen, das Heiden zu Juden werden, entweder durch eine geistliche Verwandlung oder durch irgendein anderes, mystisches Geschehen.  Einer dieser Texte ist Gal. 3,6-9.  Wenn nach dieser Stelle Gläubige aus den Heiden durch den Glauben zu Abrahams Kindern werden, macht sie das dann nicht zu "geistlichen Juden"?  Überhaupt nicht.  Sogar im natürlichen Bereich sind nicht alle Kinder Abrahams auch Juden.  Araber sind ebenso Abrahams Nachkommen wie die Juden, aber sie können in keiner Weise als Juden eingestuft werden.  Was für das Natürliche gilt, gilt auch für das geistliche Gebiet;  Abrahams Kind durch den Glauben zu sein, reicht nicht aus, um jemanden zu einem Juden zu machen.

Was ist nun die Bedeutung dieses Abschnitts?  Zunächst stellen wir fest, daß der Kontext sich mit der Frage befaßt, ob die Erlösung durch Werke oder aus Gnade durch den Glauben geschieht.  Der hebräische Begriff "Kinder" oder "Söhne" hat oft die Bedeutung "Nachfolger".  Hier wird darauf hingewiesen, daß Abraham auf Grund seines Glaubens und nicht seiner Werke für gerecht erklärt wurde.  Die wahren Nachfolger Abrahams sind also diejenigen, die auf derselben Grundlage wie Abrahams für gerecht erachtet werden, das heißt, sie haben mehr den Glauben als die Werke eingesetzt, um die Erlösung zu erlangen.  Von den heidnischen Galatern wird nirgends gesagt, sie seien Juden geworden, sondern vielmehr Abrahams Kinder.  Ein Kind Abrahams zu sein reicht aber nicht aus, um aus jemandem einen Juden zu machen.

Ein anderer, häufig benutzter Vers ist Gal. 3,29.  Wenn hier gesagt wird, daß Heiden ein Teil des Samens Abrahams werden, macht sie das nicht auf irgendeine Weise zu geistlichen Juden?  Doch die Antwort ist wieder negativ;  es gibt Angehörige des natürlichen Samens Abrahams, die keine Juden sind.  Dasselbe gilt für den geistlichen Bereich.  Die Bedeutung dieses Verses kann man am besten verstehen, wenn man ihn mit Eph. 2,11-16 und Eph. 3,6 vergleicht.  Diese Stellen machen klar, was gemeint ist, wenn der Galaterbrief von den Erben nach der Verheißung spricht.  Das heißt nicht, daß die Gläubigen aus den Heiden auf mystische Weise zu Juden werden, sondern sie nehmen vielmehr an den geistlichen Segnungen der verschiedenen Bundesschlüsse mit den Juden teil, und dieses Vorrecht empfangen sie durch den Glauben.  Dieser Vorgang macht sie nicht zu geistlichen Juden, sondern zu geistlichen Heiden.  Und selbst als Teilhaber sind sie nicht in allen Aspekten am Bund beteiligt, sondern nur an den geistlichen Segnungen, die darin enthalten sind.  Solche Dinge wie unter anderem das Erbe des Landes und die Beschneidung gelten nicht für die Gläubigen aus den Heiden.  Diese Bestandteile des Bundes gelten ausschließlich für die Juden.

Der dritte Textabschnitt über diesen Gedanken ist Röm. 2,28-29.  Wenn Paulus hier sagt, ein richtiger Jude sei jemand, der es inwendig ist, wird nicht ein Glaubender aus den Heiden dieses Niveau auch erreichen und so schließlich innerlich ein Jude werden?  Wer das bejaht, verkennt die Struktur des Römerbriefs.  Die Verse 28-29 sind in einem engen jüdischen Zusammenhang geschrieben.  Paulus hat hier nirgends mehr die Heiden im Blick, von ihnen schreibt er zuletzt in Röm. 2,16.  Der Vers kann besser verstanden werden als das Wort eines jüdischen Gläubigen, der zu ungläubigen Juden redet.  Dabei benutzt der Schreiber ein Wortspiel.  "Judentum" und "Jude" haben beide eine Wurzel mit der Bedeutung "loben, preisen".  Was dieser christliche Jude zu nichtchristlichen Juden sagt, ist dies:  äußerliches Judentum genügt nicht, um jemanden vor Gott gerecht zu machen;  das erfordert ein "Judentum" von Gott.  Man kann den Vers umschreiben mit "dessen Judentum nicht von Menschen, sondern von Gott ist".  Die wirklichen Juden sind solche, die sowohl innerlich als auch äußerlich Juden sind.

[Den weiteren Zusammenhang dieser Verse mit Röm. 2,17-3,9 kann man ausführlich in der "Israelology" studieren.]

 

 

Es gibt keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden

 

Die erste falsche Ansicht wendet sich gegen alle Unterschiede und behauptet, alle Gläubigen seien Juden.  Die zweite falsche Ansicht versucht, alle gläubigen Juden zu Nichtjuden zu machen.  Dabei werden gewöhnlich eine oder mehrere von drei Schriftstellen angeführt, die man aus dem Zusammenhang herausnimmt und die die Aussage enthalten, daß da weder Jude noch Grieche ist.  Die sorgfältige Untersuchung dieser Bibelstellen in ihrem Zusammenhang zeigt, daß der Unterschied zwischen Juden und Heiden nur auf bestimmten Gebieten beseitigt ist, nicht aber auf allen.  Des weiteren erkennen wir beim Studium des Textes im Licht verwandter Aussagen der Bibel klar, daß der Unterschied in anderen Bereichen immer noch weiterbesteht, auch innerhalb der Gemeinde der Gläubigen.

 

Hierzu zitierte Bibelstellen

Eine der drei hierbei benützten Stellen steht in 1.Kor. 12,12-13.  Hier wird klar gelehrt, daß der Eingang in den Leib des Christus durch Geistestaufe geschieht.  Das ist der einzige Weg, und er ist für alle gültig, für Juden ebenso wie für Heiden.  Da gibt es keinen Unterschied.  Das ist alles, was man aus dieser Stelle herauslesen kann, und nichts weiter.

Die zweite Stelle, Gal. 3,28, erscheint im Zusammenhang mit der Rechtfertigung durch den Glauben.  Es gibt für niemanden einen anderen Weg, um gerecht zu werden, weder für einen Juden noch für einen Heiden.  In der Rechtfertigung gibt es keinen Unterschied für diese beiden.  Einzig das kann aus dieser Stelle abgeleitet werden und nichts sonst.

Die dritte Stelle ist Kol. 3,11, wo wiederum der Zusammenhang das rechte Verständnis erschließt.  Die Verse 5-11 handeln vom Ablegen der alten und vom Anziehen der neuen menschlichen Natur.  Das ist der wahre und einzige Weg, der für jeden Gläubigen zu Reife und Geistlichkeit führt, für den Juden und für den Heiden.  Auch diese Bibelstelle sagt uns nicht mehr als das.

Die Schlußfolgerung ist einleuchtend.  Auf dem Gebiet der Rechtfertigung, der Zugehörigkeit zum Leib des Christus und des Wachstums zur Reife ist der Vorgang für Juden und Heiden derselbe, ohne Unterschied.  Das heißt aber nicht, daß der Unterschied zwischen ihnen auf jedem Gebiet für immer ausgelöscht sei.

 

Beweise für Unterschiede

Wie wir schon sagten, müssen wir diese Stellen von anderen, verwandten Bibeltexten aus beleuchten.  Trotz aller Lehre vom fehlenden Unterschied sehen wir dann, daß gerade das Gegenteil wahr ist.  Wenn Kritiker des Unterschieds zu den messianischen Juden auf diese drei Schriftstellen verweisen, dann wird nur von den "Juden und Griechen" gesprochen und das Übrige ignoriert.  Diese Verse stellen nicht nur fest, daß zwischen Juden und Griechen kein Unterschied besteht, sondern sie sagen auch, daß es zwischen Sklaven und Freien, zwischen Männern und Frauen keinen Unterschied gibt.  Es ist oft üblich, aus mancherlei Gründen diesen letzteren Teil wegzulassen.  Wenn man bedenkt, was die Bibel über diese beiden letzteren Gruppen zu sagen hat, dann wird deutlich, daß die drei Stellen nicht die Aufhebung sämtlicher Unterschiede lehren.

Es gibt fünf Abschnitte, die von den Sklaven und den Freien handeln: Eph. 6,5-9;  Kol.3,22-4,1;  1.Tim. 6,1-2;  Tit. 2,9-10 und 1.Petr. 2,18.  In all diesen Stellen bleibt der christliche Sklave seinem Herrn untertan, auch wenn der Herr selbst ein Christ ist.  Dem christlichen Herrn wird nirgends befohlen, seine Sklaven frei zu lassen, was in der Tat das Verschwinden aller Unterschiede zur praktischen Folge gehabt hätte.  Der christliche Freie ist immer noch frei, und der christliche Sklave ist immer noch ein Sklave.  Wo stimmen diese Texte mit den drei anderen Stellen überein,  die wir vorher zitiert haben?  Die Übereinstimmung ist kein Problem.  Was den Zugang zur Gemeinde, die Rechtfertigung und das geistliche Leben betrifft, so ist der Weg dahin für den Freien und den Sklaven derselbe.  Gehören sie aber einmal zur Gemeinde, dann bleiben diese Unterschiede  -  hier zwischen dem Freien und dem Sklaven  -  weiter bestehen.

Sieben Schriftstellen zeigen deutlich, daß alle Unterschiede zwischen Männern und Frauen keinesfalls aufgehoben sind.  Unterordnung in der Stellung und in der Funktion sind ein Schlüsselwort dafür.  Nach 1.Kor. 11,3-10 soll die Frau in der Versammlung ihren Kopf bedeckt halten, während der Mann seinen Kopf nicht bedecken soll.  Frauen wird das Reden in der Kirche verboten, wie 1.Kor. 14,34-35 sagt.  Das geht so weit, daß sie sich ihre Fragen zu Hause von ihrem Mann beantworten lassen soll.  Gemäß Eph. 5,22-25 und Kol. 3,18-19 soll die Frau ihrem Mann untergeordnet bleiben, während der Mann ermahnt wird, seine Frau zu lieben und sie sich auf diese Weise  unterzuordnen.  Nach 1.Tim. 2,11-12 ist es Frauen verboten, Männer zu belehren, denn dabei üben sie Autorität aus und überschreiten ihre untergeordnete Stellung.  Tit. 2,1 und 2,3-5 stellt fest, daß es ein Teil der gesunden Lehre ist, wenn die jungen Frauen angehalten werden, ihren eigenen Männern untertan zu sein, und daß ein Verstoß dagegen zur Lästerung des Wortes Gottes führt.  Gemäß 1.Petr. 3,1 und 3,7 hat sich die Frau auch dann ihrem Manne unterzuordnen, wenn er ungläubig ist.  Andererseits muß der Mann seine Frau ehren.  Wenn alle Unterschiede zwischen Mann und Frau beseitigt wären, dann gäbe es für diese separaten Regeln und Anordnungen keinen Bedarf.  Widersprechen diese Stellen dann den anderen, die keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau machen?  Offenbar nicht.  Auch hier gilt, daß in den Bereichen der Zugehörigkeit zur Gemeinde, der Rechtfertigung und der geistlichen Reife für beide das gleiche gilt.  Es gibt nicht zweierlei Wege zum Heil, einen für den Mann und einen anderen für die Frau.  Für die geistliche Reife braucht man nicht zwei gesonderte Systeme, eines für den Mann und eines für die Frau.  Beide gelangen auf demselben Weg in die Gemeinde.  Ist man aber einmal in der Gemeinde des Leibes Christi, so bleibt der Mann ein Mann und die Frau eine Frau, sie unterscheiden sich sowohl in der Stellung als auch in der Funktion.

 

 

Zusammenfassung

 

Die Bibel unterstützt nicht die Auffassung, daß Heiden "geistliche Juden" werden, wenn sie zum Glauben kommen.  Vielmehr sind sie geistliche Heiden, wenn sie vom Heiligen Geist regiert werden.  Geistliche Juden sind Juden, die gläubig sind und eine richtige Beziehung zum Heiligen Geist haben.  Ferner sagt die Bibel nicht, alle Unterschiede zwischen Juden und Heiden seien beseitigt, wenn sie gläubig geworden sind.  Obwohl es völlig richtig ist, daß der Weg zum Heil für beide derselbe ist, sind doch nicht alle anderen Unterschiede aufgehoben, ebensowenig wie alle Unterschiede zwischen Sklaven und Freien oder zwischen Männern und Frauen dann aufgehört haben zu existieren.  Die Wege zur Errettung, zur Zugehörigkeit zur Gemeinde und zur Reife im geistlichen Leben sind für Juden und Heiden die gleichen.  In anderen, hier nicht genannten Bereichen bleiben die Unterschiede hingegen bestehen.

 

 

 

Die gesamte "Israelology" ist in Manuskriptform erhältlich für 30 US-Dollar.

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