Das 2. Buch Mose teilt sich in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt
( 2Mo 1-18 ) handelt von der bedrohlichen Lage und der Befreiung von
Jakobs Nachkommenschaft aus der tyrannischen Herrschaft Thutmosis' III.
und Amenhoteps II.; der zweite Abschnitt ( 2Mo 19-40 ) handelt vom
Gottesdienst der befreiten Nation. Der erste Abschnitt preist Gottes
mächtige Befreiung; der zweite schildert die Vorbereitung des Volkes für
eine ruhige und gehorsame Unterwerfung im Gottesdienst.
I. Die Befreiung des Volkes Gottes aus Ägypten
( 2Mo 1-18 )
Mose beschreibt die Lage Israels in Ägypten, das Aufstehen eines
Befreiers (nämlich er selbst) und das Tauziehen um das starrsinnige Herz
des Pharao, das schließlich in der wunderbaren Befreiung der Nation
Israel durch das Rote Meer hindurch und ihrer sicheren Ankunft am Berg
Sinai ein Ende fand.
A. Die Unterdrückung Israels in Ägypten
( 2Mo 1 )
1. Die Ausgangslage: Israel in Ägypten
( 1,1-7 )
2Mo 1,1-5
Diese Verse bilden ein Verbindungsglied zwischen der Periode der
Patriarchen in den letzten Kapiteln von 1.Mose und den Geschehnissen in
2.Mose. Nach seinem Plan beschützte Gott die
Söhne Jakobs (auch Israel genannt) und vermehrte ihre Nachkommenschaft,
so daß aus einer kleinen Gruppe ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung
Ägyptens wurde.
Leas sechs Söhne werden in der Reihenfolge ihrer Geburt genannt, und
zwar von Ruben bis Sebulon (vgl. 1Mo 35,23 ). Danach folgt Benjamin ,
der Sohn von Jakobs zweiter Frau Rahel, während Josef , Rahels
Erstgeborener, nicht genannt wird, da er bereits in Ägypten war. Dan und
Naftali waren die Söhne von Rahels Magd Bilha ( 1Mo 35,25 ), Gad und
Asser waren die Söhne von Leas Magd Silpa ( 1Mo 35,26 ). Die Männer,
die mit Jakob nach Ägypten kamen, zählten 70 (vgl. 1Mo 46,27; 5Mo
10,22; vgl. die Anmerkung in Apg 7,14 ,wo die Zahl mit 75 angegeben
wird).
2Mo 1,6-7
Jakobs Nachkommenschaft wuchs: Die Söhne Israel aber waren fruchtbar und
wimmelten und mehrten sich und wurden sehr, sehr stark (d.h. zahlreich)
(vgl. Apg 7,17 ). Mehrere Generationen trennten Levi von Mose (vgl. den
Kommentar zu 4Mo 26,58-59 ), so daß die Zeit zwischen dem Tod Josefs
( 1Mo 50,26 ) und der in 2Mo 1,7 beschriebenen Ereignisse wahrscheinlich
etwas mehr als 100 Jahre betrug. Die Zahl der männlichen Erwachsenen
beim späteren Auszug lag bei etwa 600000 (Frauen und Kinder wurden nicht
mitgerechnet; 2Mo 12,37 ), so daß die Gesamtbevölkerung Israels zu
dieser Zeit bei ungefähr 2 Millionen gelegen haben dürfte. Kein Wunder
also, daß das Land (also Goschen, 1Mo 45,10 ,im südöstlichen Delta) von
ihnen voll wurde . Gemäß Gottes Verheißung an Abraham ( 1Mo 12,1-3 ) war
eine große Nation entstanden. Sie sollten aber noch ein Land ( 1Mo
15,18-21 ) und eine »Verfassung« bekommen (das mosaische Gesetz).
Das zweite Buch Mose
2. Die Unterdrückung Israels unter den Pharaonen
( 1,8-22 )
Mose unterscheidet während der Regierungszeit der 18. Pharaonendynastie
zwei Formen der Unterdrückung: die Sklavenarbeit (V. 8-14 ) und die
Kindestötung (V. 15-22 ). Gott benutzte diese Umstände, um bei den
Kindern Israel den Wunsch nach der Befreiung aus Ägypten zu wecken.
a. Die Sklaverei
( 1,8-14 )
In Vers 8-10 werden die Überlegungen und in den Versen 11-14 die
daraufhin erfolgenden politischen Maßnahmen des neuen Königs aufgezeigt.
2Mo 1,8-10
Der neue König kannte Josef nicht . Wer dieser Pharao war, ist nicht
genau bekannt, möglicherweise handelt es sich um Ahmose I., den
Begründer der 18. Dynastie, wahrscheinlicher aber um Amenhotep I.
(1546-1526 v.Chr.) oder Thutmosis I. (1526-1512 v.Chr.; vgl. den
Abschnitt »Historischer Hintergrund« in der Einleitung ). Wenn die
Aussage, »er kannte Josef nicht (mehr)«, bedeutet, daß er Josefs
Charakter oder Errungenschaften nicht zu würdigen wußte, so läßt dies
darauf schließen, daß die Amtszeit des neuen Monarchen in die Zeit nach
der Unterdrückung durch die Hyksos fiel. Vermutlich begegneten die
Ägypter während der Phase des auflebenden ägyptischen Nationalismus
allen Semiten, d.h. auch den Hyksos (die sie haßten) und den Israeliten,
mit größtem Mißtrauen. Der Pharao nannte für seine Besorgnis zwei
Gründe: zum einen das bedrohliche Bevölkerungswachstum der Israeliten ,
zum anderen die Angst vor ihrem im Kriegsfalle möglichen Umschwung auf
die gegnerische Seite. Der Ausdruck um es mit ihren Lastarbeiten zu
drücken macht deutlich , worum es ging: Es sollte gleichzeitig ihr
Bevölkerungswachstum eingedämmt und ihre Arbeitskraft ausgenutzt werden.
2Mo 1,11-14
Diese erzwungene Arbeitsleistung wurde im Nildeltagebiet zur Erbauung
der königlichen Vorratsstädte Pitom und Ramses eingesetzt. Das Wort
für bedrückt ( ZAnCh ) ist das gleiche wie in 1Mo 15,13 ,wo der Herr die
ägyptische Knechtschaft vorhersagt, (hier wird es mit »unterdrückt«
übersetzt). Die Sklaverei in Ägypten wird in 5Mo 4,20 mit dem Aufenthalt
in einem »glühenden Ofen« verglichen. Trotz dieser unbarmherzigen
Behandlung der Israeliten durch die Ägypter ließ Gott sie zahlenmäßig
zunehmen. Dies wiederum löste bei den Ägyptern größere Ängste und
demzufolge noch härtere Zwangsarbeit aus.
b. Die Kindestötung
( 1,15-22 )
2Mo 1,15-16
Da die praktische Versklavung als bevölkerungspolitische Maßnahme
alleine nicht wirkungsvoll genug war, entschloß sich der Pharao zu einer
aggressiveren Vorgehensweise, nämlich zur Kindestötung. Die Erwähnung
der beiden Hebammen (wörtlich: »die beim Gebären helfen«) bedeutet
nicht, daß Israel nur zwei Hebammen hatte. Bedingt durch seine hohe
Bevölkerungszahl benötigte Israel sehr viele Hebammen. Somit ist
anzunehmen, daß die beiden erwähnten Frauen die Leitung eines ganzen
Stabes von Hebammen hatten. Die Anweisungen des Königs waren
unmißverständlich: Alle männlichen Säuglinge sollten getötet, die
weiblichen am Leben gelassen werden. Die damals gebräuchliche Gebärweise
erfolgte auf zwei Steinen sitzend, wie auf einem sog. »Geburtsstuhl«.
2Mo 1,17-19
Die Hebammen fürchteten Gott (vgl. V. 21 ) jedoch mehr als die
Vorschriften eines Menschen ( Apg 5,29 ) - auch wenn es sich hier um
einen Monarchen handelte - und gehorchten seinen Vorschriften nicht. Aus
diesem Grund wurden Schifra und Pua zur Rede gestellt; sie antworteten
mit dem Hinweis auf die rasche Entbindung der hebräischen Frauen: Noch
ehe die Hebammen eintreffen konnten , hatten sie schon entbunden und -
so ist zu schließen - die Neugeborenen versteckt. Schifra und Pua
konnten sie also nicht töten. Diese Antwort erscheint eigentlich nicht
einleuchtend, aber wahrscheinlich haben sich die Hebammen einfach bei
Aufträgen für Hausbesuche sehr viel Zeit gelassen. Vom Pharao wurden sie
offensichtlich nicht für ihre Nachlässigkeit bei der Ausführung seiner
Anordnungen bestraft.
2Mo 1,20-21
Gott segnete ganz Israel mit verstärkter Fruchtbarkeit und tat den
Hebammen Schifra und Pua Gutes. Sein Ziel bei diesem starken
Bevölkerungswachstum scheint folgendes gewesen zu sein: Der Zorn und die
Angst der Ägypter sollten geschürt werden, damit sie Gottes Volk noch
gröber mißhandeln und bei diesen damit den Willen zur Befreiung stärken
sollten. Somit bewirkte die unmittelbare Segnung zunächst negative
Umstände, um zu einem späteren Zeitpunkt eine umso deutlichere Segnung
zu ermöglichen.
2Mo 1,22
Der Pharao verfügte daraufhin eine aggressivere Politik, um das
Bevölkerungswachstum der Israeliten einzudämmen. Da der Versuch
gescheitert war, die Tötung der männlichen Säuglinge im geheimen durch
die hebräischen Hebammen zu bewirken, befahl er nun seinem eigenen Volk,
diese Morde auszuführen. Während die Lage des Volkes Israel in der
Unterdrückung immer unerträglicher wurde, bereitete Gott seinen Befreier
vor.
B. Der Befreier Israels aus Ägypten
( 2Mo 2-4 )
1. Die Geburt und Bewahrung Moses in Ägypten
( 2,1-10 )
2Mo 2,1-2
Die Geburt Moses wird nur kurz erwähnt. Sein Leben ist offensichtlich
durch die Anordnung des Pharaos ( 2Mo 1,16.22 ) direkt gefährdet. Die
Namen seiner Eltern werden hier nicht erwähnt, aber in 2Mo 6,20 erfahren
wir einiges: sein Vater war Amram und seine Mutter Jochebed, Amrams
Tante. Beide stammten »vom Haus Levi« ab und hatten zwei weitere Kinder:
Mirjam ( 2Mo 15,20 ) und Aaron ( 2Mo 6,20 ). Aaron war drei Jahre älter
als Mose ( 2Mo 7,7 ). Erfolgte der Auszug aus Ägypten 1446 v.Chr. und
war Mose zu dieser Zeit 80 Jahre alt, was aus Kapitel 7,7 hervorgeht, so
ergibt sich 1526 v.Chr. als Geburtsjahr Moses. Seine Geburt fiel also in
den Beginn der Regierungszeit Thutmosis' I. (1526-1512 v.Chr.) oder in
das Ende der Regierungszeit von Amenhotep I. (1546-1526 v.Chr.). Moses
Eltern mißachteten die Anordnung des Pharao und versteckten den Säugling
(vgl. Apg 7,17-20 ). Seine Namensgebung erfolgte nicht durch die Eltern,
sondern durch eine ägyptische Prinzessin ( 2Mo 2,10 ).
Der neugeborene Sohn war schön (V. 2 ), d.h. er war ein gutaussehendes
und gesundes Kind. Stephanus ( Apg 7,20 ) und der Schreiber des
Hebräerbriefes ( Hebr 11,23 ) beschreiben ihn ebenfalls als »schön vor
Gott« und »schön«. Seine Eltern vertrauten für die Lösung ihres schweren
Problems auf Gottes Möglichkeiten und versteckten das Kind, ohne sich
vor dem königlichen Erlaß zu fürchten. Dennoch war es nach drei
Monaten nicht mehr sicher genug, ihn zu Hause zu behalten.
Das zweite Buch Mose
2Mo 2,3-4
In dieser Situation entschied Moses Mutter Jochebed, das Kind in
einem Kästchen aus Schilfrohr im dichten Schilf am Nilufer zu
verstecken. Dazu machte sie einen Korb aus Schilf und verklebte ihn
mit Erdharz und Pech , (vgl. »Pech« auf Noahs Arche, 1Mo 6,14 ), bevor
sie ihn in den Sumpf setzte. Auf ironische Weise leistete Jochebed,
indem sie ihren Sohn in den Fluß legte, der Anordnung des Pharaos Folge:
die Söhne waren »in den Nil zu werfen« ( 2Mo 1,22 ).
Sie beauftragte Mirjam, die Schwester des Kindes, in einiger Entfernung
zu wachen. War dies alles eine geplante Sache und hoffte Jochebed, daß
jemand das Kind finden und schützen würde? Möglicherweise ja, da Mirjam
den Auftrag hatte, dort zu stehen, um zu erfahren, was mit ihm geschehen
würde . Ein weiterer Hinweis ist auch ihr bereitwilliger Vorschlag an
die Pharaonentochter, sich um eine mütterliche Versorgung für das Kind
zu bemühen ( 2Mo 2,7 ).
Das zweite Buch Mose
2Mo 2,5-9
Hier wird Gottes Fürsorge für das Kind ganz deutlich: auf wunderbare
Weise kam es zu seinen eigenen Eltern zurück. Wer war nun
diese Pharaonentochter? Falls Thutmosis I. der Herrscher war, so muß es
sich um seine Tochter Hatschepsut gehandelt haben. Der Text berichtet:
die Pharaonentochter sah das Kästchen ; vielleicht war es nicht ganz
außer Sichtweite versteckt. Es ist aber auch denkbar, daß ihre
Aufmerksamkeit durch das Schreien des Kindes auf das Kästchen gelenkt
wurde.
Als sie das Kästchen geöffnet hatte , erregte der Anblick des weinenden
Kindes ihr Mitleid , und genau in diesem Moment bot ihr Mirjam ihre
Dienste zur Verpflichtung einer hebräischen Amme an. So erhielt Moses
Mutter ihr Kind trotz der Anordnungen des Pharaos auf legale Weise nach
Hause zurück und wurde dafür sogar noch entlohnt ( 2Mo 2,9 )! Dieses
Geschehnis ist ein wunderbares Beipiel für das Wachen Gottes über die
Ereignisse. Interessanterweise spielen rund um Moses Geburt viele Frauen
eine Rolle: die Hebammen, die in ihrer Gottesfurcht dem Pharao nicht
gehorchten, die ebenfalls den Anordnungen zuwiderhandelnde Mutter Moses,
die mitleidige Pharaonentocher und Moses eigene Schwester, die im
rechten Moment zur Verfügung stand. In den Versen 1-10 werden alle
Frauen ohne Namensnennung erwähnt.
Das zweite Buch Mose
2Mo 2,10
Am Ende seiner frühen Kindheit brachte man Mose der Tochter des
Pharao zurück, und er wurde ein Mitglied des königlichen Hauses
(vgl. Apg 7,21-22 ). Die Prinzessin adoptierte ihn, gab ihm einen Namen,
und er wurde ihr zum Sohn . Er »wurde in aller Weisheit der Ägypter
gelehrt« und war ein kraftvoller Redner ( Apg 7,22 ). Später verwarf er
dieses ägyptische Erbe, er wollte »nicht mehr als Sohn der Tochter des
Pharao gelten« ( Hebr 11,24-25 ).
Laut einigen Auslegern stammt der Name Mose ( mOSeh ) aus dem
Hebräischen, wobei dies voraussetzt, daß die Ägypter Hebräisch
verstanden. Anderen Auslegern zufolge ist »Mose« ein ägyptischer Name:
Sie verweisen dabei auf das Vorkommen des Namens in Thutmosis oder
Ahmose. Cassuto (in: A Commentary on the Book of Exodus , S.20-21) hält
Mose für einen ägyptischen Ausdruck mit der Bedeutung »Sohn« oder »ist
geboren«, obwohl der Klang des Wortes mOSeh auf das hebräische
Verb mASCh , »herausziehen« ( Ich habe ihn ja aus dem Wasser gezogen ),
anspielt.
Wiederum wurden somit die Bemühungen des Pharaos, alle männlichen Kinder
der Hebräer zu töten, vereitelt. Das Kind wurde zunächst, als es hilflos
im Nil dahintrieb, in einem Schilfkästchen bewahrt, danach war es
ausgerechnet Pharaos eigene Tochter, deren spontanes Mitleid Moses Leben
rettete. Gott schützte sein Leben durch souveränes Eingreifen vor der
Anordnung des Pharao und machte aus ihm sogar ein Mitglied der
königlichen Familie!
Das zweite Buch Mose
2. Moses Flucht nach Midian
( 2,11-4,17 )
a. Der Grund seiner Flucht
( 2,11-14 )
2Mo 2,11-14
Die Ereignisse, die in diesen Versen berichtet werden, fanden 40 Jahre
nach Moses Geburt statt (vgl. Apg 7,23 ), d.h. im Jahre 1485 v.Chr.,
während der Regierungszeit von Hatschepsut (vgl. den Abschnitt
»Historischer Hintergrund« in der Einleitung ). Mose war bestens
ausgebildet ( Apg 7,22 ) und sprach wahrscheinlich fließend Ägyptisch
und Hebräisch.
Er verteidigte einen seiner unterdrückten Brüder, indem er einen Ägypter
erschlug, wonach er die Leiche im Sand verscharrte. Hierbei hatte er
wohl gedacht, sein wohlgemeintes Eingreifen würde beim Volk Israel die
Erkenntnis auslösen, er sei sein Befreier ( Apg 7,25 ). Die Tat selbst,
so dachte er, sei von niemandem gesehen worden. Scheinbar hatte aber der
Israelit, den er verteidigt hatte, die Information weitergegeben, denn
am folgenden Tag, als er in den Streit zweier Israeliten eingreifen
wollte, wurde sie ihm bereits von einem der beiden vorgehalten ( Apg
7,24-28 ). Daraufhin befürchtete Mose, die Kunde von seinem Mord würde
allgemein verbreitet und dem Pharao zugetragen werden.
b. Moses Zufluchtsort
( 2,15 a)
2Mo 2,15 a
Als der Pharao diese Sache hörte, geriet er in Wut ( Hebr 11,27 )
und suchte Mose umzubringen . Dieser Pharao war vermutlich Thutmosis
III., der zusammen mit der Königin Hatschepsut regierte. Mose floh vor
ihm in östlicher Richtung. Unter den Midianitern, die als Nomaden
lebten, begann er seinen nächsten Lebensabschnitt. Die Midianiter waren
Nachfahren des Midian , eines Sohnes Keturas, der letzten Frau Abrahams.
Abraham hatte Midian und seine Brüder in das Land des Ostens geschickt
( 1Mo 25,1-6 ). Dort bewohnten sie den Südosten der Sinaihalbinsel und
den nordwestlichen Teil Arabiens, also die Wüstenregionen zu beiden
Seiten des Golfes von Akaba.
c. Moses Heirat
( 2,15-22 )
2Mo 2,15-22 (2Mo 2,15b-22)
Als Mose eines Tages in Midian an einem Brunnen saß, machte er die
Bekanntschaft der sieben Töchter ReguÙls (an anderer Stelle auch Jitro
genannt, 2Mo 3,1; 18,1 ), des Priesters von Midian . Mose beschützte die
Töchter, als Hirten sie beim Tränken ihrer Herde vertreiben wollten.
Dies war bereits das dritte Mal, daß Mose eingriff, um andere aus
Bedrohungen zu befreien (vgl. 2Mo 2,12-13 ). Seine zukünftige Rolle als
Befreier der Nation zeichnete sich auf diese Weise schon ab. Die
heldenhafte Tat veranlaßte den Vater der Mädchen, ihn, den sie, wohl
aufgrund seiner Kleidung, als »ägyptischen Mann« bezeichneten, zum Essen
mit der Familie einzuladen. Im Anschluß an diese Begebenheit heiratete
Mose ReguÙls Tochter Zippora (der Name bedeutet: »kleiner Vogel«), und
sie bekamen einen Sohn, den sie Gerschom nannten. Gerschom bedeutet
»Vertreibung« oder »als Fremder dort wohnen«. Es klingt an das
hebräische Verb gAraS , »vertreiben« oder »verbannen« (vgl. 2Mo 6,1 )
an. Er war der Sohn der Verbannung Moses, denn er kam zur Welt, während
Moses ein Fremder... in einem fremden Land war.
Vierzig Jahre lang ( Apg 7,30 ) führte Mose das mühsame Leben eines
Herdenhalters im Sinaigebiet. Während dieser Zeit lernte er die ganze
Halbinsel gründlich kennen, was ihm später, als er das Volk Israel durch
dieses karge Land zu führen hatte, sehr nützlich war.
d. Moses Berufung
( 2,23-4,17 )
(1) Die Ursache der Berufung: 2Mo 2,23-25 |