Home    Forum     Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube 
Neben der Schrift Fakten zur Bibel
Youtube komplett Übersicht    

Logo 


2. Mose Kapitel 3 & 4   Walvoord John D. Hannah

2. Mose Kapitel 3 & 4


Der verstorbene König (V. 23 ) war aller Wahrscheinlichkeit nach Thutmosis III., der Pharao, der das Volk unterdrückt hatte (1504-1450 v.Chr.). Sein Nachfolger war Amenhotep II. (1450-1425 v.Chr.) Während der vierzig Jahre, die Mose in Midian zugebracht hatte, war das Volk Israel weiter in der leidensvollen Knechtschaft der Ägypter ( 2Mo 2,23 ) gewesen. Als der Herr ihr Stöhnen hörte, dachte er an seinen Bund mit Abraham ( 1Mo 12,1-3; 15,18-21; 17,3-8 ), Isaak ( 1Mo 17,21 ) und Jakob ( 1Mo 35,10-12 ). Mitleidsvoll sah er nach den Söhnen Israel (vgl. 2Mo 3,7 ) und kümmerte sich um sie . Nun beschloß er einzugreifen. Die Verse 24 und 25 bedeuten den Wendepunkt in der Erzählung: bisher ( 2Mo 1,1-2,23 ) waren Unterdrückung, Sklaverei und Tod die dominierenden Themen, ab jetzt geht es schwerpunktmäßig um Befreiung und Triumph. Der Herr war in seiner souveränen Allmacht bereit, seinen Verheißungen gemäß zu handeln und sein Volk zu bewahren.

(2) Moses Berufung ( 2Mo 3,1-4,17 ):

Dieser Abschnitt, der Gottes Ruf an Mose auf dem Berg Horeb erzählt, kann in fünf Teile gegliedert werden: die Beschreibung der Umstände, unter denen die Begebenheit stattfand ( 2Mo 3,1-3 ), die direkte Anrede Moses ( 2Mo 3,4-10 ), seine Bestürzung ( 2Mo 3,11-15 ), die Anweisungen für Mose ( 2Mo 3,16-22 ) und Moses Einwände ( 2Mo 4,1-17 ).

 

 

2Mo 3,1-3

 

Diese Verse beschreiben die Umstände , unter denen Gottes Ruf an Mose erfolgte. Nach 40 Jahren am Hofe des Pharao hatte er die nächsten 40 Jahre als Hirte zugebracht. Er weidete die Herde seines Schwiegervaters, als er sich, auf der Suche nach Weideland, dem Berg Horeb näherte (dies ist ein anderer Name für den Berg Sinai; vgl. 2Mo 19,10-11 mit 5Mo 4,10 ). Warum der Schwiegervater hier Jitro und nicht mehr ReguÙl (vgl. 2Mo 2,16.18 ) genannt wird, ist unsicher. Möglicherweise fühlte sich ReguÙl durch die Heirat seiner Tochter mit Mose, einem Mitglied der ägyptischen Königsfamilie, geehrt, und er veränderte deshalb seinen Namen in Jitro , was Überfluß oder Überlegenheit bedeutet. Die Bezeichnung des Berges Horeb als Berg Gottes (vgl. 2Mo 4,27; 18,5; 24,13 ) rührt von den Ereignissen her, die hier später stattfinden sollten.

Interessanterweise handelt es sich hier nämlich um den gleichen Ort, an dem Mose später die Gesetzestafeln in Empfang nehmen sollte ( 2Mo 19,20; 24,13-18; vgl. 2Mo 3,12 ). Moses Aufmerksamkeit wurde zunächst durch einen brennenden Busch, der aber von den Flammen nicht verzehrt wurde, erregt. Der Engel des HERRN ist der Herr selbst (vgl. Kommentar zu 1Mo 16,9 ). Feuer war ein Symbol der Gegenwart Gottes, was besonders deutlich wurde, als der Herr später »im Feuer« vom Berg Sinai herabstieg ( 2Mo 19,18 ).

 

 

2Mo 3,4-10

 

In der direkten Anrede an Mose gab Gott ihm die Aufgabe, sein Volk aus Ägypten zu befreien (V. 10 ). Mose war sich bewußt, daß es Gott war, der ihn rief, deshalb antwortete er: Hier bin ich . Die gleiche Antwort gaben Abraham ( 1Mo 22,11 ), Jakob ( 1Mo 46,2 ) und Samuel ( 1Sam 3,4 ). Gott befahl Mose als Zeichen seiner Verehrung dieser heiligen Stätte die Schuhe auszuziehen (vgl. Jos 5,15 ), denn der Boden war durch die Gegenwart Gottes heilig . Als der Herr sich Mose zu erkennen gab, bezeichnete er sich als der Gott seiner Väter ( Abrahams... Isaaks... und... Jakobs ; vgl. 2Mo 3,15-16; 4,5 ), und Mose verhüllte sein Gesicht , denn er fürchtete sich davor, Gott anzuschauen (vgl. Kommentar zu 2Mo 33,11; Joh 1,18 ).

Gott teilte Mose nun mit, daß er das Elend seines Volkes gesehen hatte ( 2Mo 3,7.9 ,vgl. 2Mo 2,24 ) und er es aus Ägypten befreien wolle. Sein ganzer Einsatz kommt in den Worten darum bin ich herabgekommen ( 2Mo 3,8 ) zum Ausdruck. Sie stehen für das Eingreifen Gottes. Er wollte sein Volk (a) aus Ägypten befreien und (b) in ein gutes und geräumiges Land , d.h. in ein Land von ganz anderer Beschaffenheit als die karge midianitische Wüste, führen.

Die Formulierung ein Land, das von Milch überfließt , weist darauf hin, daß Kanaan für die Ziegen- und Rinderzucht sehr geeignet war. Bei guter Fütterung auf saftigem Weideland geben Ziegen, Schafe und Kühe viel Milch. Der überfließende Honig , der die emsige Honigproduktion der Bienen umschreibt, ist ein weiterer Hinweis auf den landwirtschaftlichen Reichtum dieses Landes. Es handelt sich hier um die erstmalige Verwendung dieser Formulierung im AT. Ein Land, das von Milch und Honig überfließt kommt jedoch noch an vielen weiteren Stellen im AT vor: Vers 17 ; 3Mo 20,24; 13,27; 14,8; 16,13-14; 5Mo 6,3; 11,9; 26,9.15; 27,3; 31,20; Jos 5,6; Jer 11,5; 32,22; Hes 20,6.15 .

Das verheißene Land war von den Kanaanitern, Hetitern, Amoritern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern besetzt (vgl. 2Mo 3,17; 13,5; 23,23; 33,2;34,11 ).

Abgesehen von den Perisitern werden alle genannten zusammen mit einigen anderen Stämmen in 1Mo 10,15-18 erwähnt. Sie stammen von Kanaan ab, einem Sohn Hams und Enkel Noahs. Beim Bündnisschluß mit Abraham ( 1Mo 15,18-21 ) zählt der Herr neben fünf weiteren (vgl. sieben in 5Mo 7,1 ) auch fünf der sechs hier erwähnten Stämme auf.

Bei dem Begriff »Kanaaniter« handelt es sich um einen Oberbegriff. Die Hetiter waren gleich den Amurru aus dem Norden eingewanderte Volksgruppen, die Amoriter kamen aus dem Norden Mesopotamiens (vgl. 1Mo 14,13-16 ). Die Perisiter waren vielleicht Dorfbewohner oder Nomaden. Von den Hiwitern nimmt man an, daß sie im Norden von Palästina und dahinter lebten ( Jos 11,3; Ri 3,3 ), die Jebusiter im Hügelland ( 4Mo 13,29 ) und in der Umgebung Jebus (später als Jerusalem bekannt, Jos 15,8 ).

Anschließend teilte der Herr Mose mit, wie er die Befreiung seines Volkes vollziehen würde und welche Rolle er dabei spielen sollte. Durch göttliche Befähigung wollte er ihn dazu einsetzen; nicht vergleichbar mit seinem früheren Handeln aus eigener Kraft ( Apg 7,25 ). Gott sagte: Nun aber geh hin, denn ich will dich ... senden . Interessanterweise gab Gott zwar für sein Volk zwei Verheißungen (die Befreiung aus Ägypten und den Eintritt in ein neues Land), Mose jedoch wurde nur mit der Ausführung der ersten von beiden beauftragt. Der Herr wußte schon, daß Mose das verheißene Land niemals betreten würde ( 5Mo 32,48-52 ).

 

 

2Mo 3,11-15

 

Mose machten die Ankündigungen Gottes (V. 7-10 ) sehr betroffen . Er konnte sie kaum fassen und wies, als Einwände gegen den Befehl Gottes, sofort auf seine mangelnde Fähigkeit (V. 11 ) und Autorität (V. 13 ) hin. Er bezweifelte, daß es ihm gelingen würde, den neuen Pharao (Amenhotep II.) zum Freigeben des Volkes Israel zu bewegen. Gott gab zur Entkräftung dieser Einwände zwei Zusagen: die Versicherung seiner persönlichen Gegenwart ( Ich werde mit dir sein , V. 12 ; zu »ich werde sein« vgl. Kommentar zu V. 14 ) und die Verheißung, daß Mose zum Berg Horeb zurückkehren sollte ( Ihr , also Mose und das Volk, werdet an diesem Berg Gott dienen ).

Gott zu dienen war somit das eigentliche Ziel der Befreiung Israels. Dieses Ziel wird in 2.Mose sehr oft erwähnt ( 2Mo 4,23; 7,16.26; 8,16; 9,1.13; 10,3.7-8.11.24.26; 12,31 ). Das hebr. Wort für »dienen« ist gleichbedeutend mit »ein Sklave, ein Knecht sein« ( ZABaD ). Die Israeliten waren Sklaven ( ZXBO-DIm ), lebten in Sklaverei bzw. »Knechtschaft« ( ZXBODCh , 2Mo 2,23 ) in Ägypten, Ägypten war ihr »Sklavenhaus« ( bET ZXBADIm , 2Mo 13,3.14; 20,2 ). Bis jetzt hatte Israel den Ägyptern als Sklaven gedient, nun sollte es dem Herrn dienen und ihn als sein Volk verehren.

Mose hatte als nächstes den Einwand, die Israeliten würden eine Bestätigung seines göttlichen Sendungsauftrages zu ihrer Befreiung fordern. Gott beauftragte ihn daraufhin, ihnen Gott als ich bin, der ich bin ( ?ehyeh ?XSer ?ehyeh , 2Mo 3,14; vgl. »Ich werde... sein«, ?ehyeh , V. 12 ) und Ich bin ( ?ehyeh ) hat mich zu euch gesandt (V. 14 ) auszuweisen. Der eine Gott sagte hier seinem Volk seine Gegenwart in Zeiten der Not und Schwierigkeiten zu. Ehyeh ist wahrscheinlich ein Wortspiel mit Jahwe (Herr) in Vers 15 . Obwohl also eine enge Beziehung zu dem Verb »sein« besteht, steht der Name Jahwe nicht nur für Gottes Existenz, sondern für weit mehr: meist hat er mit seiner Beziehung zu seinem Volk zu tun; als Herr befreite er sie ( 2Mo 6,6 ), war treu ( 2Mo 34,5-7 ) und machte einen Bund mit ihnen ( 1Mo 15,18 ).

Das Wort weiter ( 2Mo 3,15 ) weist auf eine zweite Antwort auf Moses zweite Frage hin. (Die erste Antwort findet sich in Vers 14 .) Der allgegenwärtige Gott hatte sein Wesen den Vätern (Patriarchen; vgl. 2Mo 3,6.16; 4,5 ) gezeigt. Die Bereitschaft, sich liebevoll um sein Volk zu kümmern, gehörte unaufgebbar dazu. Deswegen sollte man sich in Ewigkeit an diesen Namen erinnern . Vielleicht kannte Mose Gott zwar als fernen, allmächtigen Gott, nicht aber als den gegenwärtigen Gott, der sich sorgt und seine Erwählten liebt. Beide Einwände Moses ( 2Mo 3,11.13 ) werden mit einer Lektion über das Wesen Gottes beantwortet.

 

 

2Mo 3,16-22

 

Nachdem Mose das Wesen seiner Aufgabe (V. 7-10 ) und das Wesen Gottes (V. 11-15 ) kennengelernt hatte, erhielt er genauere Anweisungen , wie er seinen Auftrag erfüllen sollte. Die Anweisungen betreffen die Ältesten (V. 16-17 ), den König von Ägypten (V. 18-20 ) und die Israeliten (V. 21-22 ). Mose sollte zu den Ältesten (den Führern und Beratern) von Israel gehen und ihnen von der Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch, von Gottes Botschaft des Erbarmens ( Ich habe... gesehen, was euch... angetan wurde ; V. 16 ; vgl. 2Mo 2,24; 3,7 ) und seinem Plan, sie aus Ägypten heraus in das Land Kanaan hinein zu retten (vgl. V. 8 und den Kommentar dazu), berichten. Er sollte mit den Ältesten zu Amenhotep II. gehen. Die Formulierung 'Der Gott der Hebräer' (V. 18) wurde von Mose später tatsächlich verwendet, als er mit dem Pharao sprach (vgl. 2Mo 5,3; 7,16; 9,1.13; 10,3 ). Es war ein Ausdruck, den auch Polytheisten verstehen konnten.

Mose und die Ältesten sollten einfach um die Erlaubnis bitten, Ägypten aus religiösen Gründen für eine kurze Dreitagesreise verlassen zu dürfen. Sie sagten wohlüberlegt nichts über ihre Rückkehr.

Gott sagte Mose ( 2Mo 3,19-20 ), daß der Pharao auf seine Anfrage nicht eingehen würde, wenn Gott nicht eingriffe. (Gottes mächtige Hand als Hinweis auf seine Festigkeit und Stärke im Handeln wird auch in 2Mo 6,1 (zweimal); 2Mo 13,14.16; 32,11; 5Mo 4,34; 5,15; 6,21; 7,8.19; 9,26; 11,2; 26,8 erwähnt). Gott würde Wunder vollbringen (die zehn Plagen), um den Pharao zu überzeugen, Israel gehen zu lassen.

Die Plagen über Ägypten würden die Ägypter dazu bringen, den Israeliten Gnade vor ihren Augen zu schenken , so daß sie den Frauen (und Männern, die in 2Mo 11,2 erwähnt werden) sogar Silber, Gold und Kleider (vgl. 1Mo 15,14 b; 2Mo 12,35-36 ) mitgeben würden. Gottes Volk sollte nicht mit leeren Händen ausziehen. Vielleicht war das teilweise als Wiedergutmachung für die vierhundert Jahre der Sklaverei gedacht. Später wurde das Gold und Silber zum Bau der Stiftshütte verwendet ( 2Mo 35,5.22 ).

 

2Mo 4,1-17

 

Noch einmal äußerte Mose Einwände gegen seine Berufung, weil er sich persönlich ungeeignet fand. Die genauen Anweisungen in 2Mo 3,16-22 vergrößerten Moses Angst vor der neuen Aufgabe. Deswegen brachte er zwei weitere Einwände vor: seine Angst davor, daß die Israeliten seine Autorität ablehnen könnten ( 2Mo 4,1 ) und seine fehlende Beredsamkeit (V. 10 ). Gott ging geduldig und freundlich auf Moses Besorgnis ein. Die Sorge Moses, daß Israel nicht glauben könnte, daß ihm Gott erschienen war, war verständlich, da Gott den Israeliten während der 400jährigen Knechtschaft in Ägypten nicht erschienen war. Die Antwort Gottes für den zweifelnden Befreier war die Macht, drei übernatürliche Aufgaben zu erfüllen, zwei sofort (V. 3-5 und 6-8 ) und eine in der Zukunft (V. 9 ).

Das erste Zeichen war die Verwandlung eines Hirtenstabes in eine Schlange und wieder zurück in einen Stab . Eine Schlange beim Schwanz zu fassen war normalerweise eine sehr gefährliche Sache. Es bedurfte Mut und Glauben, um der Anweisung des Herrn Folge zu leisten. Weil die Schlange bei den Ägyptern Macht und Leben symbolisierte, bewies Gott Mose damit, daß er in der Lage war, die Macht Ägyptens zu überwinden. Dieses Wunder sollte nach der Aussage Gottes die Israeliten zum Glauben führen, daß der Gott der Väter und Patriarchen zu Mose gesprochen hatte.

Als zweites Zeichen wurde Moses Hand aussätzig und wieder gesund. Diese Krankheit war vielleicht nicht genau dieselbe Krankheit, die wir heute als Lepra bezeichnen. Sie war aber in Ägypten weit verbreitet und galt als unheilbar. Mose war aus Angst vor der Schlange fortgelaufen ( 2Mo 4,3 ). Wie erschrocken mußte er nun gewesen sein, als er seine aussätzige Hand aus dem Gewand zog. Dann aber wurde er wohl mit ehrfürchtigem Staunen erfüllt, als er ihre plötzliche Reinigung feststellte. Dieses Zeichen sollte nach der Aussage Gottes bei den Menschen mehr bewirken als das erste (V. 8 ). Damit wurde Moses Sorge, daß niemand seinem göttlichen Auftrag Glauben schenken würde, hinfällig.

Das dritte Zeichen sollte die wunderbare Befähigung sein, Wasser vom Nil in Blut zu verwandeln (V. 9 ). Die Ägypter betrachteten den Nil als Quelle des Lebens und der Fortpflanzung. Wenn Mose dem Volk zeigen konnte, daß er Macht über den Nil hatte, mußte das ein Beweis dafür sein, daß Gott Mose die Kraft gegeben hatte, Ägypten zu überwinden. Später tat Mose diese Wunder vor den Israeliten (V. 29-30 ), und das Volk glaubte (V. 31 ), genau wie Gott es vorhergesagt hatte (V. 5.8 ). Interessanterweise ähnelte die erste Plage dem dritten Wunder: Als Aaron den Nil mit seinem Stock berührte, verwandelte er sich in Blut ( 2Mo 7,17-21 ).

Der vierte Einwand Moses war seine angeblich fehlende Beredsamkeit und Redebegabung ( 2Mo 4,10-17; vgl. 2Mo 6,12.30 ). Eine schwere Zunge bezeichnet die Unfähigkeit zur flüssigen Rede. Mose spielte hier offensichtlich seine Fähigkeiten herunter, denn Stephanus nennt ihn »mächtig in Worten« ( Apg 7,22 ). Gottes erste Reaktion war es, Mose durch eine Reihe von Fragen daran zu erinnern, daß der Herr die Fähigkeiten und Behinderungen eines Menschen festlegt. Anschließend wiederholte er seinen kurzen Auftrag ( Geh jetzt... ; vgl. 2Mo 3,10 ). Auch wenn Mose die Kraft Gottes zugesichert bekam ( Ich werde dir... helfen ; vgl. 2Mo 4,15 ), schreckte ihn doch die Größe und Schwierigkeit der zu haltenden Rede.

Als Mose schließlich vorschlug, ihn zu ersetzen (V. 13 ), wurde Gott zornig (vgl. fünf weitere Hinweise auf Gottes Zornigsein: 2Mo 15,7; 22,23; 32,10-12 ). Warum wurde Gott zornig? Wahrscheinlich ging er davon aus, daß Mose mehr aus Ungehorsam, als aus Sorge redete. Trotzdem sagte er Mose zu, daß er seinen Bruder für ihn reden lassen werde ( 2Mo 4,14-16; vgl. 2Mo 7,1 ). Gerade dieser Sprecher würde eines Tages das goldene Kalb schaffen ( 2Mo 32,1-5 ) und ein lügender Wortführer werden ( 32,22-24 ). Gott teilte ihnen dann noch mit, daß er beiden beim Reden vor dem Pharao und vor dem Volk helfen werde ( 2Mo 4,15-16; vgl. V. 12 ; 2Mo 7,1-2 ). Mose wurde aufgefordert, den Stab , der zur Schlange geworden war ( 2Mo 4,2-4 ), als ein Zeichen für weitere Wunder, die folgen sollten, zu nehmen (vgl. 2Mo 7,9-10 ). In 4,20 wird er »der Stab Gottes« genannt.

 

 

3. Die Rückkehr Moses nach Ägypten

( 4,18-31 )

 

a. Die Vorbereitung auf die Rückkehr

( 4,18-23 )

 

2Mo 4,18-23

 

Mose bat Jitro um Erlaubnis, zu seinem Volk nach Ägypten zurückkehren zu dürfen, weil er sich um ihr Ergehen sorgte. Jitro gab seine Einwilligung und entließ ihn mit seinem Segen. Der Herr hatte Mose offenbart, daß während seines 40jährigen Aufenthaltes in Midian alle, die nach seinem Leben getrachtet hatten - zweifellos auch Thutmosis III. - gestorben waren, so daß er keine Vergeltung zu fürchten brauchte. Er nahm seine Frau Zippora ( 2Mo 2,20 ) und seinen Sohn mit. Sein ältester Sohn war Gerschom ( 2Mo 2,22; vgl. 2Mo 18,3 ), sein zweiter Sohn EliÙser, wie wir später erfahren ( 2Mo 18,4 ). EliÙser (»Gott ist Hilfe«) wurde, wie man aus der Namensgebung in 2Mo 18,4 schließen kann, vielleicht geboren, nachdem Gott Mose erschienen ( 2Mo 3,1-17 ) und Mose zu Jitro zurückgekehrt war.

Daraufhin offenbarte Gott Mose seine zukünftige Aufgabe vor dem Pharao ( 2Mo 4,21-23 ). Mose sollte Amenhotep II. Gottes Macht beweisen. Aber es würde zu keinem Ergebnis führen, sagte Gott, weil er das Herz des Pharao verhärten werde, so daß er sich weigern würde, das Volk Gottes ziehen zu lassen . In 2.Mose wird bei zahlreichen Gelegenheiten festgestellt, daß Gott das Herz des Pharao verhärtete. Für einige Leute scheint die Verhärtung durch Gott die Ausübung des eigenen Willens des Pharaos auszuschließen. Aber der Pharao verhärtete auch selbst sein Herz ( 2Mo 7,13 : »wurde verstockt«; 14: »ist hart«; 22: »wurde verstockt«; 2Mo 8,11.28 : »verhärtete«; 2Mo 8,15 : »wurde verstockt«; 2Mo 9,7.35 : »wurde verstockt«; 2Mo 9,34 : »verhärtete«; 2Mo 13,15 : »hartnäckig war« - ein anderes hebr. Wort mit ähnlicher Bedeutung). Die ersten beiden Erwähnungen der Verhärtung durch Gott ( 2Mo 4,21; 7,3 ) sind eigentlich nur Vorhersagen , daß Gott dies in der Zukunft tun wolle. Die nächsten sieben Erwähnungen sprechen davon, daß der Pharao selbst sein Herz verhärtete ( 2Mo 7,13-14.22; 8,11.15.28; 9,7 ). Erst dann ist davon die Rede, daß Gott diesem das Herz verhärtete ( 2Mo 9,12; 10,1.20.27;11,10; 14,4.8 ). Zum ersten Mal verhärtete Gott das Herz des Pharaos nach der sechsten Plage. Der Pharao verhärtete sein Herz sechsmal durch seine Weigerung. Später verhärtete er sein Herz als Reaktion auf die siebte Plage noch einmal. Gott wiederum verhärtete dann jeweils nach der achten bis zehnten Plage dessen Herz. Er bestätigte die hartnäckige und willentliche Weigerung, indem er als Gericht sein Herz verhärtete (vgl. 5Mo 2,30; Jos 11,20 ).

Buße und Umkehr sind ein Geschenk Gottes ( Apg 5,31; 11,18; 2Tim 2,25 ), das er in seiner Gnade einigen zukommen läßt, obwohl er in seiner unendlichen Liebe wünscht, daß alle Menschen gerettet werden ( 1Tim 2,4; 2Pet 3,9 ). Gott gebraucht Menschen, um Teile seines Planes zu erfüllen. So versteht Paulus auch die Weigerung des Pharaos ( Röm 9,17-18 ). Gott brachte den Pharao für diese Gelegenheit an die Macht, damit dieser in seiner Rebellion gegen Gott ein Werkzeug der Verherrlichung Gottes sei. Weil das Herz des Pharao verhärtet bleiben würde, war es letztlich notwendig, ihn durch die letzte Plage, den Tod der Erstgeborenen, zu zwingen. Erstaunlicherweise sagte Mose ihm das schon gleich zu Anfang ( 2Mo 4,22-23 ). Die Ägypter schätzten ihre erstgeborenen Söhne und behandelten sie als etwas Besonderes. Bemerkenswerterweise ist Israel Gottes Sohn (vgl. Hos 11,1 ) und ihm deswegen heilig.

Die Verhärtung des Herzens des Pharaos durch Gott hat noch eine weitere Bedeutung, weil sie einen ägyptischen Glaubensgrundsatz auf den Kopf stellte. Die Ägypter glaubten, daß das Herz einer Person nach ihrem Tod in der Gerichtshalle gewogen werde. War es 'schwer' (dasselbe Wort liegt dem hebräischen 'verhärtet' zugrunde) von Sünde, wurde die Person verurteilt. Ein steinerner Skarabäuskäfer wurde auf das Herz der verstorbenen Person gelegt, um ihren natürlichen Hang zum Bekennen der Sünde, der zur Verurteilung führen mußte, zu unterdrücken. Diese »Verhärtung des Herzens« durch den Skarabäus sollte zur Errettung des Verstorbenen führen.

Gott kehrte im Falle des Pharaos dieses Vorgehen um. Statt nach ägyptischem Brauch sein Herz zu beschweren, damit er über seine Sünde schwieg und so errettet wurde, wurde sein Herz verhärtet. Dies hatte jedoch zur Folge, daß er seine Sünde bekannte ( 2Mo 9,27.34; 10,16-17 ). Für die Ägypter führte die »Verhärtung des Herzens« zur Stille (also dem fehlenden Sündenbekenntnis) und deswegen zur Errettung. Gottes Verhärtung des Herzens des Pharao führte dagegen zur Anerkennung der Sünde und zum Gericht.

 

 

b. Die Beschneidung des Sohnes Moses

( 4,24-26 )

 

2Mo 4,24-26

 

Die Beschneidung des Sohnes Moses (wohl Gerschom) erscheint befremdlich. In den Jahren in Midian hatte Mose es vernachlässigt, Gottes Geboten gehorchend (vgl. 1Mo 17,10 ), seinen Sohn zu beschneiden. Deswegen wollte Gott ihn töten , vielleicht indem er eine schwere Krankheit verursachte. Zippora beschnitt ihren Sohn mit einem scharfen Stein , und Gott verschonte seinen Propheten. Die Berührung der Scham Moses mit der Vorhaut des Sohnes war möglicherweise ein symbolischer Akt, in dem der Gehorsam den Ungehorsam ersetzte. Zippora nannte Mose einen Blutbräutigam . Die Bedeutung des Wortes ist unbekannt, aber einige meinen, daß er abfällig benutzt wurde, um anzudeuten, daß Zippora diesen Ritus nicht liebte, obwohl sie ihn ausführte, um das Leben ihres Mannes zu retten. Andere nehmen an, daß Zippora in diesem Akt eine Art Erlösung sah, in der das Blut des Sohnes Mose vor dem Herrn wiederherstellte und sie ihn somit als neuen Bräutigam erhielt.

Zu dieser Zeit kehrten Zippora und die Söhne vielleicht zu Jitro zurück ( 2Mo 18,2-3 ). Die plötzliche Erkrankung Moses war eine Warnung, daß er Gott völlig gehorchen und seine Aufgabe erfüllen mußte. Außerdem steht diese Begebenheit direkt nach dem Abschnitt 4,22-23 , der die Bedeutung des Sohnseins unterstreicht (der Sohn des Pharao und Gottes Sohn Israel).

 

 

c. Das Zusammentreffen mit Aaron und dem Volk

( 4,27-31 )

 

2Mo 4,27-31

 

Wie Gott angedeutet hatte (V. 14-17 ), war das Zusammentreffen mit Aaron sehr herzlich. Sie trafen sich am Berg Horeb (dem Sinai oder Berg Gottes , vgl. 2Mo 3,1; 18,5; 24,13 ), wo Mose den brennenden Dornbusch gesehen hatte. Mose berichtete Aaron über ihre Berufung zu einer neuen Aufgabe ( 2Mo 4,28 ). Um seine Beauftragung unter Beweis zu stellen, tat Mose Wunder vor dem Volk (wie in V. 8-9.28 angedeutet wird) und erklärte Gottes Sorge um ihr Elend (vgl. 2Mo 2,24-25; 3,7.9 ) und seinen Plan, sie aus Ägypten zu retten (vgl. 2Mo 3,8.10.17 ). Als Antwort glaubte das Volk, daß Mose von Gott gesandt war - womit Moses Befürchtungen hinfällig wurden - und betete Gott für sein barmherziges Erbarmen an.