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2. Mose Kapitel 5 & 6   Walvoord John D. Hannah


2. Mose Kapitel 5 & 6


C. Der Kampf Moses mit dem Pharao von Ägypten

( 5,1-12,36 )

 

In diesem langen Abschnitt berichtet Mose von seinen Versuchen, die Freilassung des Volkes Gottes aus der Herrschaft Amenhoteps II. zu erreichen. Gottes Führer stand nicht nur dem fürchterlichen Zorn des Pharao, sondern auch der Unzufriedenheit und dem Mißtrauen des eigenen Volkes gegenüber. Der Abschnitt hat zwei Teile: (a) Die Konfrontation Moses mit dem Pharao und die Beschreibung der Handlungen der Israeliten ( 2Mo 5,1-7,13 ) und (b) Gottes Gericht über Ägypten, das normalerweise als 'die Plagen' bezeichnet wird ( 2Mo 7,14-12,36 ).

 

 

1. Die Konfrontation Moses mit dem Pharao

( 5,1-7,13 )

 

Mose forderte die Freilassung seines Volkes aus Ägypten bei zwei Gelegenheiten ( 2Mo 5,1-5; 7,10-13 ). Jedesmal verweigerte der Pharao dem Volk die Freiheit, wie Gott es vorhergesagt hatte ( 2Mo 4,21 ).

 

 

a. Die anfängliche Konfrontation

( 5,1-6,27 )

 

Mose sprach mit dem Pharao, der deshalb die Arbeitslast der Israeliten erhöhte ( 2Mo 5,1-14 ). Daraufhin wurde Mose von seinem Volk zum Schweigen gebracht, weil sie davon ausgingen, daß er die Ursache für ihre zusätzliche Unterdrückung war ( 2Mo 5,15-6,9 ).

(1) Die Bitte Moses:

 

 

2Mo 5,1-4

 

Dies muß eine dramatische Begegnung gewesen sein. Mose und Aaron, beide in ihren 80er Jahren, traten als Botschafter Gottes vertrauensvoll dem Pharao gegenüber, den sein Volk für einen Gott hielt. Ihre Bitte findet sich in Vers 1 und wird in Vers 3 ausgeführt. Mose und Aaron baten um die Erlaubnis, für eine Dreitagesreise in die Wüste ziehen zu dürfen, um Gott Opfer zu bringen (vgl. 2Mo 3,18 ).

Der Pharao reagierte auf dreifache Weise: (1) Er verwarf den Gott der Hebräer (vgl. zum Titel den Kommentar zu 2Mo 3,18; vgl. 2Mo 7,16; 9,1.13; 10,3 ), weil er keine Autorität habe ( 2Mo 5,2 ). (2) Ihm war es gleichgültig, ob den Israeliten möglicherweise Schaden zugefügt würde, weil sie ihrem Gott nicht gehorchten (V. 2-3 ). (3) Er war darum besorgt, daß ihm Arbeitsleistung verloren gehen könnte. Der Pharao (wahrscheinlich Amenhotep II.) betrachtete die Israeliten als Ware und ihren Dienst als Wertbesitz, während der frühere Pharao in 2Mo 1,8-10.22 (vielleicht Amose) sie ausrotten wollte.

 

Das zweite Buch Mose

 

2Mo 5,5-14

 

(2) Die zusätzliche Arbeitslast:

 

Die Härte des Herzens des Pharao beweist sich in den Worten am gleichen Tag . Er sorgte sofort dafür, daß die Last der Israeliten schwerer wurde. Das Argument des Pharao lautete wohl, daß Menschen in der Sklaverei nur dann von der Freiheit träumen, wenn sie zu viel freie Zeit haben und es ihnen gestattet wird, Zeit zu vergeuden ( sie sind faul ; vgl. V. 17 ). Um dieses Problem zu lösen, wies er die Sklaventreiber an, dieselbe Tagesleistung an Ziegeln zu verlangen , aber nicht mehr durch das Anliefern des Strohs zu helfen. Das Stroh wurde nicht als Bindemittel mit Lehm und Sand vermischt, sondern um die Haltbarkeit der Lehmziegel zu erhöhen. Die Anordnungen des Pharao wurden zwar ausgeführt (V. 10-13 ), aber die zusätzliche Arbeit war zuviel und verschlang zuviel Zeit, so daß die Tagesleistung an Ziegeln nicht mehr erfüllt werden konnte. Als Folge davon wurden die Aufseher aus den Reihen der Israeliten von den Sklaventreibern des Pharaos geschlagen , weil sie verlangten, daß die Anweisungen Amenhoteps II. erfüllt werden müßten.

 

 

2Mo 5,15-19

 

(3) Die Bitte der Aufseher:

 

In Folge dieser Unterdrückung baten die Aufseher der Israeliten um eine Audienz beim Pharao, um sich über die unvernünftigen Forderungen zu beschweren. Aber das Treffen der Aufseher mit dem Pharao führte zu nichts. Dreimal unterstrichen sie die Loyalität der Israeliten mit den Worten deine Diener (V. 15-16 ). Sie brachten vor, daß sie nur deswegen die Tagesleistung an Ziegeln nicht erfüllen könnten, weil sie nun Stroh sammeln müßten, eine Aufgabe, die bisher den Ägyptern zugeteilt worden war. Aber der Pharao bestand darauf, daß sie faul seien (V. 8-9 ). Die Aufseher erkannten, daß der Pharao seine Befehle nicht ändern würde.

 

 

2Mo 5,20-21

 

(4) Die Anklage gegen Mose ( 2Mo 5,20-23 ):

 

Die Worte der Aufseher gegen Mose und Aaron waren sehr scharf (V. 20-21 ). Ebenso deutlich waren Moses Worte an Gott (V. 22-23 ). Warum Mose und Aaron auf die Aufseher warteten , ist unbekannt, aber um so klarer sind die harten Worte der Aufseher. Das Volk wurde schon vor Moses Rückkehr schwer unterdrückt, aber dieser zusätzliche Druck war einfach zu viel. Der Sinn des Wortes Gestank (V. 21 ) muß übertragen als 'verachten, verdammen' verstanden werden. Zuvor hatte Mose dem König angekündigt, daß Gottes Gericht über die Hebräer kommen könnte, wenn ihnen nicht gestattet würde, in der Wüste anzubeten (V. 3 ), aber hier beschweren sich die Aufseher über das Schwert des Pharao .

 

 

2Mo 5,22-23

 

(4) Die Anklage gegen Mose ( 2Mo 5,20-23 ):

 

Mose wandte sich mit seiner Trauer umgehend an den HERRN . Er stimmte mit den Aufsehern überein, daß die jüngste Unterdrückung der Israeliten eine Folge seiner Begegnung mit dem Pharao war. Er fragte nun Gott, warum er ihn eigentlich dorthin gesandt hatte. Die Zweifel Moses rührten von seinem schweren Herzen her, nicht aus dem Mißtrauen gegen Gott, auch wenn seine Sprache sehr deutlich ist ( Du hast dein Volk überhaupt nicht befreit ).

 

 

2Mo 6,1

 

(5) Die erneute Bestätigung für Mose ( 2Mo 6,1-9 ):

 

Mose war traurig, weil die Bitte um Freilassung tragischerweise die Last des Volkes nicht erleichtert, sondern erschwert hatte. Deswegen tröstete der Herr seinen Diener und bestärkte ihn, indem er zweimal mit ihm redete.

Beim ersten Mal (V. 1 ) teilte er Mose erneut mit, was er dem Pharao antun werde. Beim zweiten Mal wiederholte er seine Verheißungen für das Volk (V. 2-8 ). Gott versicherte Mose, daß er sein Volk auf jeden Fall befreien werde. Er bereitete nur die Umstände vor, so daß der Pharao sie schließlich ziehen lassen, ja sogar dazu zwingen werde. All dies würde wegen der mächtigen Hand Gottes (vgl. den Kommentar zu 2Mo 3,19 und den Hinweis zum 'ausgestreckten Arm' in 2Mo 6,6 ) eintreten. Herausführen ist die Übersetzung von y+gArSEm , das ebenso von dem Verb gAaS abgeleitet ist, wie der Name des Sohnes Moses Gerschom ( gErSOm ; vgl. den Kommentar zu 2Mo 2,22 ).

 

 

2Mo 6,2-5

 

Dann erinnerte Gott Mose an sein Wesen, wie er es in seinem Namen 'Jahwe' offenbart hatte (vgl. 2Mo 3,14 ). Die Worte ich bin der HERR erscheinen viermal in 2Mo 6,2-8 . Als der Herr (Jahwe) ist er mit den Seinen und immer vertrauenswürdig und wahrhaftig.

Warum sagte Gott, daß er sich den Patriarchen nicht mit seinem Namen zu erkennen gab? War Gott nicht Abraham, Isaak und Jakob mit seinem Namen Jahwe bekannt? Ja, er war es (z.B. 1Mo 13,4 ). Er erschien ihnen vorwiegend als Gott, der Allmächtige ( ?el Sadday ), der Eine, der alles versorgt und erhält (vgl. den Kommentar zu 1Mo 17,1 ). Er hatte sich den Patriarchen nicht vorwiegend mit dem Namen Jahwe zu erkennen gegeben. In 2Mo 3,14 meint Gott also, daß er sich Mose nicht nur als Erhalter und Versorger offenbart, sondern als der, der seine Verheißungen hält, der Eine, der persönlich zu seinem Volk steht und es befreien wird (vgl. den Kommentar zu 2Mo 3,14-15 ).

 

 

2Mo 6,6-8

 

 

 

 

Gott befahl Mose daraufhin, seinen zerbrochenen Geist und seine Gefühle der Unzulänglichkeit beiseite zu lassen und zu seinem Volk zurückzukehren. Siebenmal sagt Gott in diesen drei Versen Ich werde (andere Übersetzungen: ich will), womit er unterstreicht, daß er ein Gott ist, der die Verheißungen einhält.

 

Die sieben »Ich werde« drehen sich um drei Verheißungen: Befreiung aus Ägypten (V. 6 : Ich werde euch herausbringen... Ich werde euch befreien... Ich werde euch erretten... ), Annahme des Volkes als sein Eigentum (V. 7 ) und das Geschenk des Landes (V. 8 ). Darüberhinaus beginnt und endet der Abschnitt mit derselben Erklärung: Ich bin der HERR . Die Befreiung des Volkes sollte die Grundlage einer Bundesbeziehung sein, die dazu führen sollte, daß das Volk im Land lebte. Diese Verse geben in Kurzform die Geschichte Israels von der Befreiung aus Ägypten bis zur Landnahme unter Josua wieder. Daß Gott Israel mit ausgestrecktem Arm befreien würde, bedeutete, daß er seine Macht beweisen würde (vgl. 5Mo 4,34; 5,15; 7,19; 11,2; Ps 136,12; Hes 20,33 ). Die erhobene Hand war dagegen eine Geste zur Vereidigung, wie sie es noch heute ist (vgl. 1Mo 14,22; 5Mo 32,40; Neh 9,15; Ps 106,26; Hes 20,5-6.15.23.42; 36,7; 44,12; 47,14 ). Der entmutigte Geist Moses wurde durch eine Offenbarung des Wesens und Planes Gottes wieder aufgerichtet.

 

 

2Mo 6,9

 

Mose kehrte mit neuer Kraft und mit Gottes Worten zu seinem Volk zurück. Aber sie hörten wegen der Last ihrer Unterdrückung nicht auf ihn. Sie vergaßen tragischerweise ihre anfänglich positive Antwort an Mose und Aaron ( 2Mo 4,31 ).

(6) Die erneute Sendung Moses zum Pharao:

 

 

2Mo 6,10-13

 

Gott befahl Mose, wiederum zum Pharao zu gehen und die Freilassung der Israeliten zu verlangen. Mose zögerte, weil sein Eifer durch die Reaktion des Volkes (V. 9 ) gedämpft worden war. Wenn er noch nicht einmal die Macht hatte, sein eigenes Volk zu beeinflußen, wie sollte er dann den Pharao überzeugen? Er muß gedacht haben, daß sein ausbleibender Erfolg auf seine fehlenden sprachlichen Fähigkeiten zurückzuführen sei (vgl. 2Mo 4,10 ). Für ungeschickt zum Reden steht eigentlich unbeschnittene Lippen (vgl. 2Mo 6,30 ), was die Unfähigkeit und moralische Unreinheit meint. Dieser Einwand wurde mit Gottes Befehl, das Volk aus Ägypten zu führen, beantwortet, der diesmal an Mose und Aaron erging.

(7) Der Stammbaum von Mose und Aaron:

 

 

2Mo 6,14-27

 

Dieser Abschnitt verwirrt manche Leser, weil er ein unnatürlicher Einschub in die Erzählung zu sein scheint. Der Stammbaum wurde aber hier eingeführt, um Mose und Aaron näher zu identifizieren, weil sie als Repräsentanten Israels vor dem ägyptischen Monarchen eine hervorragende Rolle einnahmen. Die Verse 26-27 , die den Abschnitt abschließen, verbinden den Abschnitt mit Vers 13 und erklären, warum der Stammbaum eingefügt wurde: Dieser Aaron und dieser Mose sind es (V. 26 ; vgl. die Wiederholung in V. 27 ), und diese waren es, die mit dem Pharao sprachen (V. 27 ).

Die Formel: Dies sind die Häupter ihrer Vaterhäuser (V. 14 ) wird mit etwas unterschiedlichen Worten am Ende des Stammbaums wiederholt. Die Geschlechter Rubens und Simeons (V. 14-15 ) werden erwähnt, um zu Levi , Jakobs drittem Sohn und Vorfahre von Mose und Aaron, zu gelangen. Levis Söhne werden in Vers 16 , seine weiteren Nachkommen in den Versen 17-19 genannt. Der Vater von Mose und Aaron, Amram , ihre Onkel und Neffen, sowie die Familie Aarons werden in den Versen 20-25 genannt. Der Amram in Vers 20 ist wahrscheinlich nicht mit dem Amram aus Vers 18 identisch ( Söhne in V. 18 kann auch Nachkommen bedeuten). Vergleiche dazu die Übersicht »Moses Vorfahren seit Abraham« und den Kommentar zu 4Mo 26,58 .Da zwischen dem Umzug Levis zusammen mit seinen Brüdern und seinem Vater Jakob nach Ägypten im Jahr 1876 v.Chr. und dem Auszug aus Ägypten unter Mose im Jahr 1446 v.Chr. 430 Jahre liegen, muß es zwischen Levi und Mose mehr als zwei Generationen gegeben haben. Es stand aber außer Frage, daß Mose und Aaron zum Stamm Levi und darin zum amramitischen Zweig der Sippe Kehat gehörten.

Obwohl die Familie Aarons bis zu seinen Söhnen und seinem Enkel Pinhas ( 2Mo 6,23.25 ) hinabverfolgt wird, wird die Hochzeit von Mose nicht erwähnt. Vielleicht lag das daran, daß seine Frau Zippora keine Hebräerin war. Wie schon gesagt, unterstreichen die Verse 26-27 den Sinn dieses Stammbaumes, nämlich die Abstammung von Mose und Aaron und ihre Autorität, das Volk aus den Fängen des Pharao zu befreien, in den Mittelpunkt zu stellen. In den Versen 20 und 26 wird Aaron vor Mose genannt, weil er der ältere war (vgl. 2Mo 7,7 ). In 6,27 steht dagegen Mose vor Aaron, weil er die Hauptverantwortung für den Auszug aus Ägypten trug.

 

 

b. Das zweite Aufeinandertreffen

( 6,28-7,13 )

 

(1) Gottes erneuter Befehl an Mose ( 2Mo 6,28-7,7 ):

 

 

2Mo 6,28-30

 

Die erneute Botschaft Gottes an Mose ähnelt stark der allerersten Aufforderung, mit dem Pharao zu reden. Gott begann mit den Worten: Ich bin der HERR , der immer gegenwärtige Eine, der sich um sein Volk kümmert und seine Verheißungen erfüllt (vgl. 2Mo 3,14-15; 6,2.6-8 ). Mose wandte wiederum ein, daß der Pharao wegen Moses mangelnder Beredsamkeit nicht hören werde (vgl. 2Mo 4,10 und den Kommentar zu 2Mo 6,12 ).