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26.06.2025
Interlinear Griechisch Deutsch


5. Mose Kapitel 01 mit Einführung

 Mose   Walvoord 
Das fünfte Buch Mose (Jack S. Deere)

EINFÜHRUNG

 

Titel

 

Der lateinische Titel "Deuteronomium" leitet sich von der falschen Übersetzung von 5Mo 17,18 in der griechischen LXX ab. Die LXX gibt den Ausdruck "diese Wiederholung des Gesetzes" mit deuteronomion , wörtl. "das zweite Gesetz", wieder, was als "Deuteronomium" in die lateinische Vulgataübersetzung übernommen wurde. Der hebr. Titel des Buches lautet nach der hebräischen Gewohnheit, ein Buch nach seinen ersten Worten zu bezeichnen (vgl. 1,1), ?Elleh hadd+BArIm ("dies sind die Worte"). Der hebr. Titel ist zutreffender, da es sich nicht um ein zweites Gesetz handelt, sondern um Predigten Moses über das Gesetz.

 

Entstehungszeit und Autor

 

Die mosaische Autorschaft von 5.Mose war unter Juden und Christen bis zum Aufkommen der liberalen Bibelkritik im 19. Jahrhundert unbestritten. Liberale Forscher stimmten nie darin überein, wer denn nun der Autor sei, außer darin, daß es nicht Mose gewesen sein könne. Die meisten Kritiker gehen von einer Entstehung im 7. Jh. v. Chr. aus. Einer ihrer Gründe ist die Auffindung "des Buches des Gesetzes" im Tempel zur Zeit König Josias ( 2Kö 22 ). Viele Kritiker gehen davon aus, daß es sich bei dem "Buch des Gesetzes" um 5.Mose handelte, das zu diesem Zeitpunkt angeblich nicht aufgefunden, sondern unter dem Decknamen Moses erst geschrieben wurde. Der fromme Betrug wurde dann im Tempel versteckt und wiederaufgefunden, um die Reformation Josias zu unterstützen.

Als weiterer Grund für eine späte Entstehung von 5.Mose wird Gottes Befehl an Israel, ein zentrales Heiligtum einzurichten ( 5Mo 12,1-14 ), angeführt. Da die Kritiker davon ausgehen, daß dies eine Polemik gegen die "Höhen"altäre war, aber weder Jerusalem noch diese "Höhen" zur Zeit Moses eine große Rolle spielten, kann dieser Befehl für sie nur aus der Königszeit stammen.

Als dritten Grund führen viele Kritiker an, daß 5.Mose offensichtlich nachmosaisches Material enthalte (z. B. 5Mo 34 mit dem Bericht über den Tod Moses).

Als viertes Argument gegen die mosaische Autorschaft wird darauf hingewiesen, daß 5.Mose mehrere Prophezeiungen der Zerstreuung und anschließenden Sammlung Israels enthält ( 5Mo 4,25-31; 28,20-68; 29,22-28; 30,1-10; 32,23-43 ).

Eine eingehendere Untersuchung zeigt jedoch, daß keines dieser Argumente überzeugend ist. Es ist zum Beispiel unmöglich zu wissen, was "das Buch des Gesetzes", das unter Josia aufgefunden wurde, enthielt. Handelte es sich um die 5 Bücher Mose, um 5.Mose oder um einen Auszug aus denselben? Selbst wenn es sich sicher um 5.Mose gehandelt hätte, ist das noch kein Beweis dafür, daß 5.Mose als frommer Betrug zur Unterstützung der Reformation angefertigt wurde. Es gibt genügend Beispiele aus der Geschichte des Alten Orients, daß Gesetzestexte zwar an heiligen Stätten aufbewahrt, aber vergessen wurden. Es ist durchaus möglich, daß dies auch mit den 5 Büchern Mose oder Teilen davon geschah, ja es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß dies unter den beiden Königen Manasse und Amon, den Vorgängern Josias, geschah, da sie ja für den Götzendienst im Tempel eintraten. Nach 2Kö 22 löste das Auffinden des Textes die Reformation erst aus. Folgt man den Bibelkritikern, war nicht nur die Abfassung des Textes Betrug, sondern auch die Reformation und die Buße des Königs Schauspielerei. Übrigens ist das Abfassen von religiösen Texten unter dem Decknamen eines längst verstorbenen Heiligen im Alten Orient unbekannt. Alle dafür angeführten Beispiele stammen aus der viel späteren Zeit der Griechen und Römer.

Zum Gebot eines Zentralheiligtums ist zu sagen, daß nirgendwo im ganzen Buch Jerusalem erwähnt wird. Wenn 5.Mose wirklich eine fromme Fälschung war, die die Zentralisierung des Kultes in Jerusalem gegenüber den "Höhen" im Land durchsetzen helfen sollte, erscheint es undenkbar, daß Jerusalem nicht erwähnt wurde. Außerdem wäre bei einer solchen Fälschung sicher 5Mo 27,1-8 fortgelassen worden, da dieser Abschnitt den Befehl enthält, einen Altar auf dem Berg Ebal zu bauen und dort zu opfern und das Gesetz auf den Stein zu schreiben.

Was die nachmosaischen Zusätze betrifft, so ist es offensichtlich, daß nach dem Tod Moses der Text mit Hinweisen der Herausgeber versehen wurde (vgl. neben 5Mo 34 auch 5Mo 2,10-12.20-23; 3,13-14 , wobei diese Erklärungen aber auch von Mose selbst stammen könnten.) Solche Zusätze widerlegen jedoch nicht, daß das eigentliche Buch von Mose stammt, erst recht nicht, daß das Buch nicht aus der Zeit Moses stammt, und widersprechen auch im übrigen nicht der Inspiration der Bibel durch den Heiligen Geist.

Der Hinweis auf die Prophezeiung der Zerstreuung und Sammlung Israels kann nur auf der Grundlage einer radikalen, atheistischen Sicht der Geschichte gelten, die jede übernatürliche Prophetie ablehnt (selbst jedoch, wie etwa im Marxismus, vor der Vorhersage der Zukunft nicht zurückschreckt).

Es gibt demnach keinen Grund, 5.Mose nicht für das zu halten, was es selbst über sich aussagt, nämlich Predigten Moses an das Volk Israel gegen Ende des 15. Jh. v. Chr. zu sein.

 

 

Aufbau

 

5.Mose folgt dem Aufbau von altorientalischen Lehensverträgen des 2. Jahrtausends v. Chr. Wenn ein souveräner König einen Vertrag mit einem abhängigen Herrscher oder Land aufsetzte, enthielt dieser Vertrag in der Regel sechs Elemente: a) eine Präambel; b) eine historische Einleitung (eine Geschichte des Verhältnisses des Königs zum Untergebenen); c) ein allgemeines Gebot (ein Aufruf zur ungeteilten Allianz mit dem König); d) besondere Gebote (detaillierte Gesetze, wie der Untergebene seiner Allianz mit dem König Ausdruck zu verleihen hatte); e) göttliche Zeugen (Götter, die als Zeugen für den Vertrag angerufen wurden) und f) Segen und Fluch (Folgen von Gehorsam und Ungehorsam gegenüber dem Vertrag und seinen Geboten) (vgl. dazu die Übersicht "Vergleich zwischen dem Bund am Sinai und nahöstlichen Lehensverträgen" zu 2Mo 19 ).

5.Mose lehnt sich an diesen Aufbau an:

a) 5Mo 1,1-4 ist die Präambel; b) 5Mo 1,5-4,43 ist die historische Einleitung; c) 5Mo 4,44-11,32 enthält das allgemeine Gebot; d) Kapitel 12-26 enthält die speziellen Gebote; f) Kapitel 27-28 Segen und Fluch.

Da Jahwe als der einzig wahre Gott natürlich keine anderen Götter zu Zeugen anrufen kann, entfällt Abschnitt e). Der Aufbau des Buches wird im Laufe des Kommentars immer wieder berücksichtigt. Der Aufbau von 5.Mose ist auch ein gewichtiges Argument für das hohe Alter von 5.Mose.

Absicht: Auch wenn 5.Mose in seinem Aufbau dem Lehensvertrag des Alten Orient folgt, hat es zugleich einen starken Predigtcharakter. Mose predigte Israel das Gesetz des Herrn, um ihnen Gottes Wort ins Herz zu senken. Sein Ziel war die Erneuerung des Bundes vom Sinai, also eine erneute Hingabe an den Herrn. Nur durch eine völlige, ungeteilte Hingabe an seinen Gott konnte das Volk Israel Hoffnung haben, das verheißene Land auch wirklich zu erhalten.

Die Tatsache, daß Israel kurz davor stand, das verheißene Land Kanaan einzunehmen, ist aus fast 200 Hinweisen auf das "Land", beginnend mit 5Mo 1,7 ,zu ersehen. Mose ermahnte das Volk wiederholt, das Land in Besitz zu nehmen ( 5Mo 1,8 ), keine Furcht vor dem Gegner zu haben ( 5Mo 1,21 ), zu erkennen, daß ihr Erbe allein vom Herrn kommt ( 5Mo 4,20 ), da Gott es ihnen durch einen Schwur ( 5Mo 4,31 ) als Verheißung an die Väter ( 5Mo 1,35 ) gegeben hat. Die Israeliten sollten sich erinnern ( 5Mo 4,9 ), was Gott bereits für sie getan hatte, ihm gehorchen ( 5Mo 4,30 ), ihn fürchten ( 5Mo 5,29 ), lieben ( 5Mo 6,5 ) und an ihm festhalten ( 5Mo 10,20 ). (Alle diese Begriffe erscheinen häufiger in 5.Mose. Die angegebene Stelle gibt jedoch jeweils an, bei welchem Vers das entsprechende Wort im Kommentar näher behandelt wird.)

 

5. Mose Kapitel 1 – Einleitung und Rückblick

Inhaltlicher Überblick:
Kapitel 1 beginnt das 5. Buch Mose (Deuteronomium) mit einer
Einleitung zur großen Abschiedsrede des Mose
.
Er spricht zum Volk Israel kurz vor dem Einzug ins verheißene Land.
Mose gibt
einen historischen Rückblick
auf die Wanderung des Volkes durch die Wüste seit dem Auszug aus Ägypten.

Kernaussagen:

Geistlicher Schwerpunkt:
Mose ruft das Volk zur Erinnerung und zur Besinnung auf: Gottes Führung, die Folgen des Ungehorsams, aber auch Gottes Treue stehen im Mittelpunkt.




GLI
EDERUNG

 

I. Einleitung: Die historische Einordnung der Reden Moses ( 1,1-4 )

 

     A. Sprecher, Zuhörer und Ort ( 1,1 )

     B. Zeitpunkt ( 1,2-4 )

 

II. Die erste Rede Moses: Historische Einführung ( 1,5-4,43 )

 

     A. Ein Rückblick auf Gottes mächtiges Handeln vom Horeb bis Beth-Peor ( 1,5-3,29 )

     B. Ermahnung zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz und zum Wiederstand gegen den Götzendienst ( 4,1-43 )

 

III. Die zweite Rede Moses: Die Bundesbestimmungen ( 4,44-26,19 )

 

     A. Die Erinnenrung an das Gesetz vom Horeb ( 4,44-5,33 )

     B. Die großen Gebote und Warnungen ( Kap.6-11 )

     C. Einzelne Gesetzesbestimmungen ( 12,1-26,15 )

     D. Eine Erklärung der Hingabe ( 26,16-19 )

 

IV. Die dritte Rede Moses: Das Gebot der Bundeserneuerung und die Erklärung von Segen und Fluch ( 27,1-28,69 )

 

     A. Das Gebot der Bundeserneuerung ( Kap.27 )

     B. Segen und Fluch ( 28,1-68 )

     C. Schluß der dritten Rede ( 28,69 )

 

V. Die vierte Rede Moses: Zusammmenfassung der Bundesbestimmungen ( Kap.29-30 )

 

     A. Aufruf zum Gehorsam gegenüber dem Bund ( 29,1-28 )

     B. Der verheißene Segen nach der Buße Israels ( 30,1-10 )

     C. Mahnung, das Leben zu wählen ( 30,11-20 )

 

VI. Der Übergang von Mose zu Josua ( Kap.31-34 )

 

     A. Die Ernennung Josuas und die Aufbewahrung des Gesetzes ( 31,1-29 )

     B. Das Lied des Mose ( 31,30-32,43 )

     C. Vorbereitungen auf den Tod Moses ( 32,44-52 )

     D. Der Segen Moses ( Kap.33 )

     E. Der Tod Moses ( Kap.34 )

 

 

 

AUSLEGUNG

 

I. Einleitung: Die historische Einordnung der Reden Moses

( 1,1-4 )

 

A. Sprecher, Zuhörer und Ort

( 1,1 )

 

5Mo 1,1

 

Der Hinweis, daß es sich bei 5.Mose um die Worte Moses handelte, erinnerte die Leser daran, daß es sich bei diesem Vertrag der Bundeserneuerung nicht um ein totes juristisches Dokument handelte. "Die Worte, die Mose..." läßt darauf schließen, daß es sich bei 5.Mose um fortlaufend gehaltene Predigten Moses handelte, die er dem wandernden Volk hielt.

Niemand war qualifizierter, diese Predigten zu halten, als er. Er war mehr als nur der menschliche Gesetzgeber Israels. Er war der Gründer der Religion Israels (das zur Zeit der Erzväter noch nicht als Volk existierte) und Mittler des Bundes am Sinai (vgl. den Kommentar zu 5Mo 5 ). Er war der erste Prophet Israels ( 5Mo 34,10 ). (Zwar wird auch Abraham in 1Mo 20,7 "Prophet" genannt, aber zu dieser Zeit existierte das Volk Israel noch nicht.) Durch Mose setzte Gott einen solch hohen Standard für sein Volk, daß alle späteren Propheten in seinem Schatten standen, und ihn bis zum Kommen des Herrn Jesus Christus keiner erreichen konnte (vgl. den Kommentar zu 5Mo 18,15-19; 34,10-12 ). Deswegen ist es nicht erstaunlich, daß das NT keinen Autor des AT häufiger erwähnt als Mose. 5.Mose ist daher eine Predigtserie des größten alttestamentlichen Propheten.

Moses Worte richteten sich an ganz Israel , ein Ausdruck, der mindestens 12 Mal in 5.Mose gebraucht wird. Dies unterstreicht die Einheit des Volkes Israel, das Gott durch die mächtige Befreiung Israels aus Ägypten und durch den Bund am Sinai geschaffen hatte. Es war in einzigartiger Weise Gottes Volk. Es war die einzige Nation der Erde, die als "Verfassung" Gottes Wort hatte.

Außer dem Jordan und der Araba (Luther: "Jordantal") können die geografischen Bezeichnungen in 5Mo 1,1 nicht mit Sicherheit identifiziert werden. Die Araba ist das große, eingeschnittene Tal, das sich vom See Kinneret (später: "Galiläisches Meer") im Norden bis zum Golf von Akaba im Süden erstreckt. Israel war noch nicht im verheißenen Land, sondern stand an dessen Eingang, als es die letzten Anweisungen Moses erhielt.

 

 

B. Zeitpunkt

( 1,2-4 )

 

5Mo 1,2

 

Die Zeitangaben in Vers 2-3 dienen einem doppelten Zweck. Erstens ordnen sie die Offenbarung genau in die Geschichte ein. Zweitens ist der starke Gegensatz zwischen den 11 Tagen (V. 2 ) und den 40 Jahren (V. 3 ) eine eindringliche Mahnung an die Konsequenzen des Ungehorsams gegen Gott. Die Israeliten vertauschten eine elftägige Wanderung vom Horeb (einem anderen Namen des Berges Sinai; vgl. 2Mo 34,2.27 mit 5Mo 5,2 ) nach Kadesch-Barnea, dem Ort, von dem aus Israel ursprünglich das verheißene Land erobern sollte, mit einer 40jährigen Wanderung in der Wüste, bevor sie an einen zweiten Ort kamen, von dem aus sie das Land erobern konnten. Die Entfernung zwischen dem Horeb und Kadesch-Barnea beträgt nur etwa 250 km (vgl. die Karte "Mögliche Route des Auszugs aus Ägypten" zu 4Mo 33,1-5 ).

Die darin eingeschlossene Warnung war deutlich: Zögert diesmal nicht, Gott zu vertrauen. Unglücklicherweise hörte Israel nie völlig auf diese Warnung. Stephanus weist Jahrhunderte später darauf hin, daß Israel immer zögerte, dem Herrn zu vertrauen.

 

 

5Mo 1,3

 

Im 40sten und letzten Jahr der Wüstenwanderung Israels hielt Mose seine Reden, die der HERR (Jahwe) ihm gegeben hatte . Im AT wird der Gottesname Jahwe verwendet, wenn der Schreiber den persönlichen Charakter des Einen betonen will, der einen Bund mit seinem Volk schloß und ihm seinen moralischen Willen mitteilte (vgl. den Kommentar zu 2Mo 3,13-14 ).

 

 

5Mo 1,4

 

Der historische Hintergrund der ersten Rede Moses wird durch den Hinweis auf die Niederlage der beiden Könige Sihon und Og (vgl. 4Mo 21,21-35; 5Mo 2,26-3,11 ) vervollständigt.

 

 

II. Die erste Rede Moses: Historische Einführung

( 1,5-4,43 )

 

Wie die großen Lehensverträge des Alten Orients enthält auch 5.Mose eine historische Einleitung (vgl. die Einleitung zu 5.Mose). In solchen Verträgen wurden die wohlwollenden Handlungen des Königs gegenüber dem abhängigen Fürsten aufgezählt. Dementsprechend werden in 5.Mose Gottes gnädige Machttaten für Israel in Erinnerung gerufen. Wie der König in Lehensverträgen aus seiner Gnade die Ermahnung an den Fürsten ableitete, nicht gegen ihn aufzubegehren, ermahnte auch Gott Israel zu Glauben und Gehorsam ( 5Mo 4,1-40 ).

 

 

A. Ein Rückblick auf Gottes mächtiges Handeln vom Horeb bis Beth-Peor

( 1,5-3,29 )

 

1. Der erste Versuch, in das verheißene Land einzuziehen

( 1,5-46 )

 

a. Der Beginn am Horeb

( 1,5-18 )

 

5Mo 1,5

 

Als Mose diese Rede hielt, lagerte das Volk östlich vom Jordan in Moab. Mose legte das Gesetz aus , d. h. er tat alles, was er konnte, damit die Israeliten Gottes Wort richtig verstanden. Das Wort bA?Er wird nur hier und in 5Mo 27,8 (mit dem Zusatz "sehr deutlich", "sehr verständlich") und in Hab 2,2 ("deutlich machen", "verständlich machen") verwendet. Eigentlich bedeutet das Wort "ausgraben" (z. B. "einen Brunnen ausgraben"; vgl. b+?Er , "der Brunnen").

Im Laufe seiner Rede versucht Mose auf verschiedene Art und Weise, seinen Zuhörern einen gehorsamen Geist zu vermitteln. Er droht mit Gericht, verheißt Lohn und verweist auf die Gnade Gottes, die ihr Ziel erreichen will. Das Wort Gesetz bedeutet wörtlich "Unterweisung" und meint weniger eine Sammlung von Einzelgesetzen, wie im modernen Sinne, sondern die Unterweisung, wie der Mensch mit Gott leben soll.

 

 

5Mo 1,6-8

 

Die ersten Worte dieser Rede der Herr, unser Gott werden im Hebr. besonders betont und geben den Ton der ganzen Rede an. Die Formulierung "Der Herr, unser Gott" wird in 5.Mose fast 50 Mal verwendet. Jahwe ist der souveräne Führer der Geschichte Israels. Nachdem der Bund geschlossen und die Offenbarung am Sinai ( Horeb , vgl. V. 2) vollständig war, schickte der Herr das Volk nach Kanaan. (Zu den Amoritern vgl. den Kommentar zu 1Mo 14,13-16; 2Mo 3,8 ). Die westlichen Hügel in Kanaan lagen zum Mittelmeer hin an der Küste. Der Negev ist das weite Wüstengebiet westlich und südwestlich des Toten Meeres.

Gottes Befehl ( 5Mo 1,8 ), ein so großes Gebiet durch Eroberung in Besitz zu nehmen, mußte die Zuhörer eigentlich nicht erschrecken. Die Verheißung desselben Landes war Abraham in einem Bund Hunderte von Jahren früher gegeben ( 1Mo 15,18-21; 17,7-8 ) und an Isaak und Jakob wiederholt worden ( 1Mo 26,3-5;28,13-15; 35,12 ). Diese drei Erzväter werden in 5.Mose siebenmal erwähnt ( 5Mo 1,8; 6,10; 9,5.27; 29,12;30,20; 34,4 ). Mose läßt keinen Zweifel über den Charakter dieser Verheißung aufkommen. Sie geschah aus Gnade und war auf Dauer angelegt. Wenn der Herr eine Verheißung mit einem Schwur besiegelt (vgl. 5Mo 1,35 ), wird er seinen Plan niemals mehr ändern (vgl. Ps 110,4 ).

Von Abraham bis zur Zeit der Rede Moses mußte deswegen jeder Israelit erkennen, daß er in der Linie einer unverletzlichen Verheißung stand. Der Befehl, das Land in Besitz zu nehmen, der 18 Mal in 5.Mose erwähnt wird ( 5Mo 1,8.21.39; 2,24 usw.), sollte nicht nur die Aufmerksamkeit Israels auf das Land lenken. Er sollte Israel zugleich ermutigen, für das Land zu kämpfen, indem es erkannte, daß ihm das Land durch Gottes Bundestreue bereits längst geschenkt worden war. Die Betonung des "Landes" ist nirgends im AT stärker als in 5.Mose, wo es fast 200 Mal erwähnt wird.

 

 

5Mo 1,9-18

 

Wenn das Volk irgendwelche Zweifel daran hatte, ob Gott willens oder in der Lage war, seinen uralten Bund mit Abraham zu erfüllen, brauchte Israel nur seine gegenwärtige Lage anzuschauen. Israel war zahlreich wie die Sterne am Himmel geworden (V. 10 ). Dies war ja eines der Dinge, die Gott Abraham und Isaak versprochen hatte ( 1Mo 15,5; 22,17; 26,4; 2Mo 32,13 ). Gott konnte und wollte also seine Verheißung erfüllen. Mose war auch zuversichtlich, daß Gott Israel weiter mehren ... und segnen werde, da er derselbe Herr war, wie der der Erzväter. Der Gott eurer Väter ist ein häufiger Titel des Herrn in 5.Mose (vgl. 5Mo 1,21; 4,1; 6,3; 12,1; 27,3 ). Die Worte "der Herr, unser Gott" werden über 250 Mal in 5.Mose verwendet. Dadurch wird unterstrichen, daß Gott keine heidnische, tote Gottheit ist, sondern Jahwe, der lebendige Herr, der den Bund mit Israel geschaffen hatte.

Die Erfüllung der Verheißung der Mehrung Israels hatte jedoch ein besonderes Problem mit sich gebracht. Das Volk war zu groß geworden, als daß es von Mose allein hätte wirkungsvoll regiert werden können (V. 9.12 ; vgl. 2Mo 18,13-27 ). Deswegen mußte Mose militärische Führer (Befehlshaber), Verwalter und Richter einsetzen ( 5Mo 1,15-16 ). Der Hinweis auf dieses Ereignis geschieht nicht zufällig oder außerhalb des eigentlichen Themas. Die Wahl fiel auf weise und anerkannte Männer (V. 15 ; vgl. V. 13 ), die den Befehl hatten, gerecht ( richtet gerecht , V. 16 ) und völlig unparteiisch (V. 17 ; vgl. 5Mo 16,19; Spr 18,5; 24,23 ) zu richten. Damit wurde auch deutlich gemacht, daß das Ziel der Eroberung Kanaans die Errichtung von Gerechtigkeit und Heiligkeit im verheißenen Land und letztlich in der ganzen Welt (vgl. 5Mo 28,1.9-10.13 ) war. Es bedurfte des Glaubens Israels, um das Land in Besitz zu nehmen, es bedurfte aber ebenso des Glaubens Israels, Gerechtigkeit im Land auszuüben, da hier ebenfalls ein Feind drohte.

 

 

b. Das Versagen bei Kadesch-Barnea

( 1,19-46 )

 

5Mo 1,19-21

 

Als ersten Schritt auf dem Weg in das verheißene Land hatte Israel durch die leere und trockene Wüste (vgl. 5Mo 8,15; 32,10 ) zu ziehen. Die Strecke vom Horeb nach Kadesch-Barnea beträgt etwa 250 km, davon 180 km am Stück durch ein weitgehend wasserloses Gebiet. Dieser erste Schritt sollte vielleicht einen Hunger nach der Fruchtbarkeit und Schönheit des verheißenen Landes wecken. Außerdem konnte Gott in dieser Situation seine väterliche Liebe und Fürsorge und seine Fähigkeit, Israel zu beschützen, zeigen. Moses Befehl an das Volk, sich nicht zu fürchten (in 5.Mose oft betont: V. 21.29 ; 5Mo 3,2.22; 7,18; 20,1.3; 31,6.8; vgl. Jos 1,9; 8,1 ), zeigt, daß er das Ausmaß der Aufgabe, das Land der Amoriter in Besitz zu nehmen (vgl. 5Mo 1,8 ) erkannte, aber sich ebenso bewußt war, daß Gottes Allmacht dazu ausreichte.

 

5Mo 1,22-25

 

Der zweite Schritt war die Aussendung von zwölf Männern, einen ... aus jedem Stamm, als Kundschafter in das Land . Auch wenn dieser Plan aus dem Volk stammte (V. 22-23 ), stimmte der Herr zu ( 4Mo 13,1-2 ). Es war also zunächst kein Schritt des Unglaubens, sondern eine weise Vorbereitung des Kampfes. Als die Kundschafter zurückkehrten, war ein Teil ihres Berichtes ermutigend. Das Land war ungewöhnlich fruchtbar ( 5Mo 1,25; 4Mo 13,23-27 ). Das Tal Eschkol (wörtl. "Menge von Trauben") lag in der Nähe von Hebron (vgl. 4Mo 13,22-23 ) und ist bis heute für seine Weintrauben berühmt. Das Land wurde deswegen gutes Land genannt, ein Ausdruck, der zehnmal in 5.Mose erscheint ( 5Mo 1,25.35; 3,25; 4,21-22; 6,18; 8,7.10; 9,6; 11,17 ), um Israel zur Eroberung zu ermutigen. Mose erwähnt den zweiten Teil des Berichtes der Kundschafter nicht ausdrücklich. Sie beschrieben die Einwohner des Landes als so schrecklich, daß das Volk entmutigt wurde ( 4Mo 13,28-33 ).

 

 

5Mo 1,26-33

 

In ihrer Furcht übertrieben die Israeliten die Größe der kanaanitischen Städte. Der erschreckendste Teil des Berichtes der Kundschafter war aber wohl die Erwähnung der Anakiter (V. 28 ), die normalerweise mit einem alten Riesengeschlecht gleichgesetzt werden (vgl. 4Mo 13,32-33 ). Aus Feigheit widersetzte sich das Volk und murrte gegen den HERRN (vgl. 2Mo 15,24; 16,2; 17,3 ). Dies Beispiel zeigt, wie sehr Sünde unser Bild von Gott beeinflußt. Das Volk behauptete: Der HERR haßt uns , und sagte, er habe sie nur aus Ägypten geholt, um sie durch die Hand der Amoriter zu zerstören . Schon in der Wüste hatten die Israeliten ähnlich argumentiert ( 2Mo 16,3; 17,3 ). Die Beschreibung der Einwohner ( stärker und größer als wir ) offenbart, daß sie ihre Aufgabe für unmöglich für Menschen und für Gott hielten.

Mose, der nicht gegen den Herrn aufbegehrte, hatte auf der anderen Seite dieselben Tatsachen vor Augen, aber legte sie anders aus. Gott haßte sein Volk nicht, sondern liebte es mit der gütigen Liebe eines Vaters für seinen hilflosen kleinen Sohn ( 5Mo 1,31 ). Das Volk brauchte nur in die Vergangenheit zu schauen, wie Gott es wunderbar befreit und auf der Wüstenwanderung bewahrt hatte. Das Volk brauchte sich nicht zu fürchten (V. 29 ; vgl. V. 21 ), da der Herr es nicht zerstören, sondern für es kämpfen wollte (V. 30 ; vgl. 5Mo 2,33; 20,4 ).

Mit einem Schuß Ironie erinnerte Mose das Volk sogar daran, daß Gott in der Säule des Feuers des Nachts und ... der Wolke des Tags (vgl. 2Mo 13,21 ) sogar den Kundschafter für Israel gemacht hatte. Das hebr. Wort tUr ( Ausschau halten ) ist dasselbe Wort, das in 4Mo 13,2-25 für die Aufgabe der Kundschafter verwendet wird. Mose verließ sich im Gegensatz zum Volk auf das Wort Gottes und seine Erfahrungen mit Gott in der Geschichte. In ihrem Licht interpretierte er die Nachricht von den Anakitern.

Die hartnäckige Weigerung des Volkes, sich durch Gottes Handeln in der Geschichte ermutigen zu lassen, macht diesen Abschnitt zu einem beredeten Zeugnis für die Unzuverlässigkeit des menschlichen Herzens. Einige wenige "Experten" (10 von 12 Kundschaftern) waren in der Lage, die Tatsache der unbezweifelbaren Fürsorge Gottes für sein Volk in ihr Gegenteil zu verkehren. Es ist schwer, sich die Dummheit des Unglaubens der Israeliten vorzustellen. Aber auch wir Christen heute sollten uns warnen lassen, denn die hier zur Schau getragene Wankelmütigkeit ist nicht nur typisch für Israel. Jakobus warnt seine christlichen Leser, die seit der Kreuzigung und Auferstehung des Herrn Jesus erst recht keinen Grund mehr haben, an Gottes Liebe und Macht zu zweifeln, nicht mit einem wankelmütigen Geist vor Gott zu treten ( Jak 1,5-8 ).

 

 

5Mo 1,34-36

 

Die Einführung des Gerichtes Gottes durch die Wendung als der HERR hörte, was du sagtest weist auf Gottes Allwissenheit hin (weil die Menschen tatsächlich heimlich in ihren Zelten grollten, V. 27 ). Die Erklärung seines verwüstenden Gerichts über diese Generation (V. 35 ) setzt ebenfalls klar seine Allmacht voraus. Er hatte Israels Vorvätern geschworen (bestätigt durch Eid; vgl. 5Mo 4,31 ), den Abrahamsbund zu erfüllen ( 5Mo 1,8 ). Das Wort Vorväter kommt 21 Mal in 5.Mose vor, um Israels Beziehung zu den Bundesverheißungen der drei großen Patriarchen zu betonen. Gott schwor ebenfalls, jeden Krieger (vgl. 5Mo 2,14 ) der rebellischen Generation mit Ausnahme ( 4Mo 14,36-38 ) von Kaleb ( 5Mo 1,36 ) und Josua (V. 38 ) vom verheißenen Land auszuschließen. Die Bundesverheißungen an Abraham wurden durch diesen Gerichtsakt nicht ungültig. Den Nachkommen Abrahams würde immer noch das gute Land gegeben, aber es würde einer gehorsameren Generation gegeben. Der Bund gehört Israel, aber nur ein gehorsames Israel wird sich des Bundes erfreuen. Die Befreiung Josuas und Kalebs vom Gericht illustriert diesen Punkt. Kaleb, zum Beispiel, folgte dem HERRN von ganzem Herzen (vgl. Jos 14,8-9.14 ).

 

 

5Mo 1,37-38

 

Gottes Gericht erstreckte sich auch auf Mose. Gott war empört über Mose und enttäuscht von ihm (was durch die Worte auch mit mir offenbar wird, die im Hebr. betont sind, vgl. 5Mo 3,26; 4,21 ). Als Mose sagte, daß es ihm verboten sei, das verheißene Land wegen euch zu betreten , legte er die letzte Schuld für sein Gericht nicht auf die Menschen. Vielmehr veranlaßte ihn das Grollen der Menschen, ebenfalls zu sündigen. Nun sollte sein Helfer Josua (vgl. 2Mo 24,13; 33,11 ) die Menschen in das Land führen.

 

 

5Mo 1,39-40

 

Die Menschen benutzten ihre Kinder anscheinend als Entschuldigung dafür, daß sie nicht das Land zu betreten versuchten. Vers 39 ist nicht nur wichtig, weil er die verständlichen Folgen des Unglaubens offenbart, sondern auch, weil Gott hier ein sogenanntes "Zeitalter der Rechenschaft" der Kinder anzuerkennen scheint. Anscheinend waren Kinder Gott keine Rechenschaft schuldig bis sie sich des Unterschiedes zwischen Gut und Böse bewußt waren. Allerdings gibt die Bibel nirgendwo an, mit welchem Alter dieses Bewußtsein von Gut und Böse erlangt wird.

Diese Kinder waren nicht für die Feigheit ihrer Eltern verantwortlich. Deswegen wurde ihnen der Landbesitz zugesichert, während die Eltern zurück in die Wüste geschickt wurden (vgl. 5Mo 2,1 ), um zu sterben. Der Autor des Hebräerbriefes weist später auf die mit Leichen dieser Generation übersäte Wüste als eine grimmige Mahnung an die Konsequenzen des Mangels an Vertrauen in Gottes Kraft durch die Gläubigen hin ( Hebr 3,16-19 ).

 

 

5Mo 1,41-46

 

Als den Menschen das verwüstende Gericht angekündigt worden war, erkannten sie die enorme Größe ihrer Sünde und antworteten mit einem sofortigen Bekenntnis ( Wir haben gegen den HERRN gesündigt ) und der Bereitschaft, unverzüglich in eine Schlacht zu ziehen. Aber es war schon zu spät, weil Gott bereits geschworen hatte, sie zu richten.

Die Unaufrichtigkeit ihres Bekenntnisses wurde durch einen zweiten Aufstand deutlich. Die Wankelmütigkeit der Menschen wird erneut hervorgehoben. Sie rebellierten beim ersten Mal aus Feigheit und Unglauben an die Fähigkeiten des Herrn, für sie zu kämpfen. Beim zweiten Mal rebellierten sie aus Arroganz (V. 43 ), weil sie dachten, sie könnten die Schlacht ohne seine Hilfe gewinnen. Ihre Niederlage durch die Amoriter, die sie wie einen Bienenschwarm in das Bergland verjagten (vgl. V. 44 b), machte deutlich, daß sie unter dem entschlossenen und unentrinnbaren Gericht ihres Gottes standen (vgl. 4Mo 14,40-45 ). Die genaue Lage der Stadt Horma ist nicht bekannt, aber sie lag im Negev, dem südlichen Teil Kanaans, der später Juda ( Jos 15,30 ) und dann Simeon ( Jos 19,4; vgl. Ri 1,17 ) zugewiesen wurde. Ser ist ein älterer Name für Edom ( 1Mo 32,4; 5Mo 2,4-5.8.12.22.29 ).

Die Menschen weinten über ihre Niederlage, aber Gott änderte seine Meinung nicht und ließ sie das Land nicht betreten.