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Einleitung
Das Alte Testament erscheint uns auf den ersten Blick als ein Buch mit sieben Siegeln, als eine Sammlung exotischer Sitten und Gebräu
che, die uns doch kaum etwas zu sagen haben könnten, alseine Häu fung blutiger Kriegsgeschichten. Wer wollte so etwas erbaulich nen nen? Doch wie so oft trügt der erste Schein. Haben wir einmal den Zugang zu diesem großartigen Teil der Bibel gefunden, befinden wir uns in einer wahren Schatzkammer voll funkelnder Kleinode. Sollten wir diesen Zugang mit Gottes Hilfe nicht suchen?

Die Bedeutung des Alten Testaments

 Das Alte Testament ist die Vorbereitung auf das Neue Testament; das bedeutet, dass es kein Neues ohne das Alte Testament geben kann. Das muss sich die christliche Kirche in Erinnerung rufen, denn sie hat immer wieder den Fehler gemacht, das Alte Testament abzuwerten oder gar zu ignorieren, ja teils sogar ganz zu verwerfen.

Die Wurzel und die Zweige
Wie Paulus den alttestamentlichen Glauben und das alttestamentliche Gottesvolk die Wurzel nannte, so können wir auch das Alte Testament die Wurzel nennen, die den Baum-die christliche Gemeinde und das Neue Testament - trägt (Röm 11,16-18).

 Ohne Wurzel gibt keinen Baum; daher ist der ein Tor zu nennen, der wohl den prächtigen Baum mit seinen köstlichen Früchten begehrt, aber meint, die Wurzel ignorieren zu können. Und als blind muss doch wohl der gelten, der sich mit der bloßen Wurzel begnügt, dabei aber den Stamm, der aus ihr wächst, übersieht; denn eine Wurzel hat ja nur den einen Sinn: den Stamm mitsamt Geäst und Früchten wachsen zu lassen.

So kann das Neue Testament ohne das Alte nicht existieren, so wie das Alte ohne das Neue seinen Sinn nicht findet.
Beide Testamente gehören zusammen.

Die Reformatoren fassten das Verhältnis der beiden Testamente zueinander in folgende einprägsame Formel:
 Das Neue Testament liegt im Alten verhüllt - das Alte Testament wird im Neuen enthüllt.

Die Wichtigkeit des Alten Testaments
Wie wichtig die aittestamentlichen Bücher sind, hebt jedes neutestamentliche Buch mit Nachdruck hervor:

Die Evangelien verweisen auf Schritt und Tritt darauf, dass die Geburt, der Geburtsort, die Familie, das Leben, die Taten, das Leiden und Sterben des Herrn Jesus alle samt im Alten Testament angekündigt worden waren und dass Er aus keinem andern Grund gekommen war, als eben diese Voraussagen zu erfüllen. Besonders häufig vermerkt das der Evangelist Matthäus (Mt 1,22; 2,23; aber siehe auch Mk 14,49; Lk 4,21; Joh 19,36).

Die Apostelgeschichte fährt nun fort und erklärt uns, dass Pfingsten, die Heilsbotschaft sowie die Ausbreitung und die Ablehnung des Heils ebenfalls in aittestamentlichen Aussagen begründet sind. Ja, der Tag, an dem die Gemeinde geboren wurde, Pfingsten, ist im ait testamentlichen Festkalender vorgegeben (3Mo 23,15-21).

Die Lehrbriefe sind ohne das Alte Testament ebenso wenig denkbar und verstehbar;
So legt der Römerbrief anhand einer alttestamentlichen Bibelarbeit das Evangeiium Gottes dar.

Der Hebräerbrief erklärt den Wert und die Gültigkeit des Opfers Jesu Christi, indem er fort während auf das Alte Testament verweist, und anhand alttestamentlicher Beispiele belegt er das Hohenpriestertum des Herrn.

Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, ist voll von Anspielungen und Hinweisen auf das Alte Testament und legt damit überzeugend dar, wie das zweite Kommen des Herrn bereits von den aittestament lichen Propheten angekündigt worden war.

Die Erschaffung eines neuen Himmels und der neuen Erde (Off 21,1) kann nur dann ver standen werden, wenn eine erste, also eine alte Schöpfung bereits bekannt ist. Und wo erfahren wir von dieser, wenn nicht im ersten Buch des Alten Testaments? Was könnte schließlich den Wert und die Bedeutung des Alten Testaments klarer an den Tag legen als die Aussage, die der Herr selbst fünfmal macht,
 nämlich dass Er, der Messias Israels und Sohn Gottes, dessen Inhalt ist (Mt 5,17; Lk 24,27.44; Joh 5,39; Heb 10,7)?

 Das Wesen des Alten Testaments

Obwohl das Alte Testament für die Botschaft des Neuen Testaments unerlässlich ist, ist es doch ganz anderen Wesens: Das Alte Testament bereitete vor, während das Neue Testament vollendete; das Alte Testament ist die Verheißung, das Neue die Erfüllung; das Alte ist der Schatten, das Neue die Substanz.

Der Schatten ist aber lediglich eine Art Abbild des Körpers, nicht der Körper selbst; er ist im Gegensatz zum Körper nur zweidimensional. Wird nun das Alte Testament so charakterisiert, dann schließen wir daraus, dass es Gott und sein Heil noch nicht in der ganzen Fülle of fenbarte. Und es Ist tatsächlich so: Gott sagte in alttestamentlicher Zeit selbst, dass Er „im Dunkel wohnen wolle“ (1. Kön 8,12). Das heißt natürlich nicht, dass Gott selbst in der Finsternis gewesen wäre; denn Er bewohnt seit jeher ein „unzugängliches Licht" (1. TIm 6,16). Da der Mensch Gott nicht nahen kann und nicht in dessen Gegenwart treten kann, ist Er für den Menschen noch verborgen oder eben „im Dunkeln".
Das kam in der Stiftshütte und im Tempel dadurch zum Ausdruck, dass die Bundeslade Im Dunkel des Allerheiligsten stand.
Daran dachte Salomo natürlich, als er in seinem Gebet bei der Ein weihung des Tempels sagte, Gott wohne Im Dunkel. Das Neue Testament nun hält dem entgegen: „Wenn wir aber in dem Licht wandeln, wie er in dem Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander" {1. Joh 1,7).

Mit dem Kommen des Sohnes Gottes ist Gott selbst hervorgetreten, hat Er sich dem Menschen ganz enthüllt:
Es ist erschienen die Menschenliebe Gottes (Tit 3,4); der unsichtbare Gott, den kein Mensch je gesehen hat noch sehen kann (Joh 1,18), ist Fleisch geworden (Joh 1,14);
 Er hat Menschengestalt angenom men. Daher kann Johannes in seinem ersten Brief über das Wort des Lebens sagen, er habe es gesehen, angeschaut, mit Händen betastet (1. Joh 1,1).
In Jesus Christus ist Gott also hervorgetreten, und wir sind zu Ihm hineingegangen (Heb 10,19-22).

Weil nun das Neue Testament die Fülle der göttlichen Offenbarung ist, spricht es anders als das Alte Testament. Es verhält sich wie der Körper zu seinem Schatten. Ersterer hat eine Dimension mehr, aber beide entsprechen einander völlig.


 Einen Schatten kann es nur geben, wenn es auch einen Körper gibt, und kennt man den Körper, versteht man auch die Umrisse des Schattens zu deuten. So verstehen wir nun das Alte Testament, in dem wir vom Neuen Testament her kommen. Wir erfahren, dass es so ist, wie die Reformatoren in jenem Merkspruch festhielten:
Das Alte Testament wird erst im Neuen enthüllt. In dessen Licht verste hen wir es erst richtig.
Wir erkennen dann, dass alle Einrichtungen des israelitischen Got tesdienstes- die Opfer, die Priester und ihre Gewänder, die Stiftshüt te, die Feste, der Sabbat - wie ein Schatten die Umrisse der Person und des Werkes Jesu Christi vorwegnahmen. Das steht ausdrücklich in Kolosser 2,16.17:
 „So richte euch nun niemand wegen Speise oder wegen Trank oder hinsichtlich eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten, die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist des Christus."

Alle Tieropfer waren Hinweise auf den Opfertod Jesu Christi; der Pries ter und seine Gewänder auf den Hohenpriester Jesus Christus und dessen Dienst (Heb 5,4.5); die Stiftshütte auf die ewige, die himmlische Wohnung Gottes (Heb 8,5); der Sabbat auf die Ruhe, in die der Glaubende aufgrund des vollbrachten Werkes Jesu Christi eingeht (Heb 4,9.10), und so weiter.

In Hebräer 10,1 wird noch einmal gesagt, dass „das Gesetz einen Schatten der zukünftigen Güter" hat. Doch das Neue Testament sagt noch mehr über die Bedeutung des Alten Testaments. In 1. Korinther 10,1-5 spricht Paulus vom Auszug Israels aus Ägypten unter der Führung Moses, vom Durchzug durch das Rote Meer, vom Wasser und vom Manna in der Wüste und sagt, all diese Dinge seien „Vorbilder" für uns.

 Das im Griechischen verwendete Wort für „Vorbild" ist typos,

Typus.
Von diesem Wort ist das Fremdwort Typologie abgeleitet, die Lehre von der Auslegung und Deutung alttestamentlicher Bilder. Es sind also auch die geschichtlichen Ereignisse und Gestalten im Alten Testament als Bilder (Typen) auf das neutestamentliche Heil zu deuten:

 Römer 5,14 nennt Adam einen Typus von Christus, dem letzten Adam. Epheser 5,30-32 sagt, das Einswerden von Mann und Frau (1. Mo 2,24) sei ein Bild von der Beziehung zwischen Christus 10Einleitung und seiner Gemeinde.

1. Petrus 3,20.21 sagt, die Arche in der Flut sei ein Bild von der Taufe. Es wird nun nicht jedes Ereignis, jede Gestalt, jede Einrichtung des Alten Testaments im Neuen Testament ausdrücklich als Bild gedeutet.

 Die gegebenen Beispiele aber genügen, dass sie uns den Schlüssel in die Hand geben, mit dem wir alttestamentliche Bilder aufschlüsseln und auf uns anwenden können und sollen. Eins muss dabei mit allem Nachdruck hervorgehoben werden; Was das Alte Testament sagt, ist historisch absoiut zuverlässig. Die Schöpfung, der Sündenfall, der erste Brudermord, die Sintflut, das Leben der Erzväter, Israels Aufenthalt in Ägypten, der Auszug - all diese Dinge trugen sich genau so zu, wie sie beschrieben werden.

Die Sprache ist nicht etwa bloß „symbolisch".
Unsere erste Aufgabe ist also stets, den historischen, buchstäbli chen Sinn der Berichte zu verstehen und zur Kenntnis zu nehmen. Nur bleiben wir hierbei nicht stehen. Über das rein Historische hinaus haben die heiligen Texte noch diesen weiteren Sinn:

Sie sind Hinweise auf zukünftige, auf neutestamentliche Ereignisse und Tat sachen. Wir können also zwei Fehler begehen:
Leugnen wir die Historizität des Alten Testaments und sehen wir in ihm nur symbolhafte Beschreibungen, haben wir jeden festen Grund verlassen und verlieren uns in reiner Beliebigkeit, in unkontrollierbarem Subjektivismus.

Sehen wir hingegen im Alten Testament ausschließlich historische Zeugnisse vergangener Ereignisse, bleiben wir viel zu arm und haben wir Sinn und Botschaft der alttestamentlichen Schriften verkannt - ganz abgesehen davon, dass wir dann die oben genannten Hinweise des Neuen Testaments gegen uns haben.

 Über den Wert der „Schrift" - und gemeint ist zunächst das Alte Tes tament-schreibt Paulus in seinem zweiten Brief an Timotheus: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt" (2Tim 3,16.17).

Einteilung des Alten Testaments

Die Juden teilen ihre Bibel, das Alte Testament, in drei Teile. In Lukas 24,27.44 sehen wir, dass auch der Herr Jesus sich an die in seinem Volk gebräuchliche Einteilung hielt: „Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf", und: „dass alles erfüllt werden muss, was über mich ge schrieben steht in dem Gesetz Moses und den Propheten und Psal men." Gesetz, Propheten und Schriften (wofür man manchmal auch „Psalmen" sagt) - hebräisch Torah, Neviim, Ketuwim - ergeben das, was Juden nach den drei Anfangsbuchstaben den Tenach nennen.

Die vier Hauptteile des Alten Testaments

Seit den Reformatoren folgen die Bibelausgaben, wie wir sie kennen, einer anderen Einteilung, und ich werde mich an diese halten:
1. Die Bücher Mose: 1. bis 5. Mose 2.
Die historischen Bücher: Josua bis Esther
3. Die poetischen Bücher: Hiob bis Hohelied
4. Die prophetischen Bücher: Jesaja bis Maleachi

Diese Einteilung trägt einmal der zeitlichen Abfolge Rechnung:
Die Bücher Mose sind die ältesten; auf diese folgen die ersten histori schen Bücher Josua, Richter, Ruth.

Während die späteren historischen Bücher entstanden, wurden auch die poetischen geschrieben, ebenso die ältesten Propheten.

Die jüngsten Propheten - Haggai, Sacharja, Maleachi - sind zugleich die jüngsten Bücher des Alten Testaments.
Aber wichtiger als die zeitliche Folgerichtigkeit ist dies: Die von uns bevorzugte Einteilung trägt der inhaltlichen Folgerichtigkeit dergesamten alttestamentlichen Offenbarung Rechnung:

1. Die Bücher Mose legen den Grund zur gesamten im Alten Testament behandelten Geschichte und Zukunft Israels.
 In 1. Mose wird Israel das Land verheißen, am Ende von 5. Mose steht es an der Grenze des verheißenen Landes.
2. Die historischen Bücher setzen da an. Sie beginnen mit der Er oberung des Landes unter Josua und enden mit der Vertreibung

(2. Könige; 2. Chronika) und beschrankten Wiedergewinnung des Landes (Esra; Nehemia). Dabei bestätigt die Geschichte im Land in bemerkenswerter Weise, was Mose über die Bedingungen von Wohlfahrt beziehungsweise Not im Land gesagt hatte.

3. Die prophetischen Bücher enthüllen den verborgenen (sündigen) Zustand des Volkes Gottes im Land, den bevorstehenden Verlust des Landes sowie dessen zukünftige uneingeschränkte Wieder gewinnung unter der Regierung des Messias.

4. Die dazwischenliegenden poetischen Bücher endlich behandeln den persönlichen Glauben, die Kämpfe und Nöte der im Land lebenden Heiligen. Der Inhalt ließe sich in vereinfachter Form wie folgt kurz zusammen fassen:

1. Das Gesetz: der dem Volk auferlegte Maßstab.
2. Die Geschichtsbücher: die Erprobung des Volkes entsprechend diesem Maßstab
3. Die Weisheitsbücher: der Glaube des Einzelnen in diesen Um ständen
4. Die Propheten: die Ankündigung von Gericht und späterer Wie derherstellung des Volkes trotz gebrochenem Maßstab Die fünf Bücher Mose Die fünf Bücher Mose bilden das Fundament der gesamten biblischen Offenbarung, des Alten wie auch des Neuen Testaments. Sie enthalten zumindest im Keim - als Verheißung oder als Schattenbild - bereits die Botschaft der ganzen Bibel. Das tritt umso klarer hervor, je besser wir die Bibel kennen und die Bücher Mose studieren. Ein kurzer Überblick über deren jeweilige Botschaft soll das verdeutli chen.

Das Alte Testament verstehen
Benedikt Peters

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