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Galaterbrief Eschatologie  Donald K. Campbell) Reihe Walvoord.


Galater Brief Kapitel 6 Campbell




 

D. Ein Leben des Dienens

( 6,1-10 )

 

Ein Christ ist frei vom mosaischen Gesetz und besitzt die Freiheit des Geistes, doch er muß nun das Gesetz Christi erfüllen, wozu er durch die Kraft des Heiligen Geistes auch in der Lage ist. Zu einem solchen Leben gehört der aufopferungsvolle Dienst an sündigen Christen, an Christen, die in Bedrängnis sind, an den Seelsorgern der Gemeinden und an allen Menschen.

 

 

1. Der Dienst an einem Christen, der gesündigt hat

( 6,1 )

 

Gal 6,1

 

Paulus behandelt hier den hypothetischen Fall eines Christen, der von einer Verfehlung ereilt wird ( prolEmphthE ). Dahinter steckt die Vorstellung, daß jemand vor der Sünde davonläuft, doch die Sünde ist schneller, überwältigt ihn und nimmt ihn gefangen. Zwei Textstellen belegen, wie die Legalisten in derartigen Fällen reagierten (vgl. Joh 8,3-5; Apg 21,27-29 ). Ein Christ dagegen sollte alles daransetzen, dem Sünder wieder zurechtzuhelfen (katartizete, ein Begriff, der im säkularen Griechisch für das Wiedereinrichten von gebrochenen Knochen und im Neuen Testament für das Flicken von Fischnetzen verwendet wurde). Diese Wiederherstellung sollte allerdings nicht von Neulingen im Glauben, sondern von Gemeindegliedern, die geistlich sind , vorgenommen werden, d. h. von Gläubigen, die "im Geist wandeln" (vgl. Gal 5,16 ) und bereits eine gewisse Reife im Glauben haben (vgl. 1Kor 2,15; Hebr 5,13-14 ). Außerdem sollte man an diese heikle Aufgabe mit sanftmütigem Geist ( prautEtos ; vgl. Gal 5,23 ) und in dem Bewußtsein, daß letztlich niemand gegen Sünde gefeit ist, herangehen (vgl. 1Kor 10,12 ).

 

 

2. Der Dienst an einem Christen, der eine Last trägt

( 6,2-5 )

 

Gal 6,2

 

Ein dienender Christ reicht dem, der eine schwere Last trägt ( barE ; vgl. den Kommentar zu V. 5 ), eine helfende Hand. Obwohl dieses Prinzip bei allen Formen der Belastung gilt, bezieht es sich in diesem Kontext auf die schwere und niederdrückende Last der Versuchung und des geistlichen Versagens. Während "die Geistlichen" das Werk der Wiederherstellung vollbringen, sollen alle Gläubigen sich durch Gebet und Ermutigung daran beteiligen. Damit, schreibt Paulus, werden sie das Gesetz Christi (d. h. das Gesetz der Liebe, vgl. Gal 5,14; Joh 13,34 ) erfüllen ( anaplErOsete ).

 

 

Gal 6,3-4

 

Eines muß ein Christ, der anderen beim Lasten-tragen helfen will, jedoch ganz ablegen: die Selbsttäuschung, eine Haltung, die zu Intoleranz gegenüber den Irrtümern anderer und zu Überheblichkeit führt. Das Heilmittel gegen diesen Selbstbetrug findet sich in Vers 4 - jeder prüfe ( dokimazetO ; vgl. 1Pet 1,7 ) sein eigenes Werk . Statt sich mit anderen zu vergleichen, sollte er sich selbst und das, was er erreicht hat, mit objektiven Augen ansehen. Dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben und kann sich an dem freuen, was Gott in seinem und durch sein Leben getan hat (vgl. Röm 12,3 ). Der griechische Begriff kauchEma , hier mit "Ruhm" übersetzt, bedeutet persönlichen Triumph, nicht sündhaften Stolz.

 

 

Gal 6,5

 

Prüfen kann sich ein Christ, indem er seine eigene Last trägt. Das ist kein Widerspruch zu Vers 2 , wo es um schwere, kaum bewältigbare Lasten ( barE ) geht, die mehr sind, als ein Mensch allein tragen kann. Das griechische Wort für Last, das in diesem Vers verwendet wird ( phortion ), bezeichnete das Gepäck, das ein Soldat bei sich trug. Das ist die "Last", die Jesus seinen Nachfolgern auferlegt hat (vgl. Mt 11,30 ). Jeder Christ hat gewisse Verantwortungen und Lasten, die er allein tragen muß und nicht mit anderen teilen kann. Doch Jesus hatte seinen Jüngern versprochen, daß diese Lasten leicht sein würden.

 

 

3. Der Dienst an den Seelsorgern

( 6,6-9 )

 

Gal 6,6

 

So hat z. B. jeder Gläubige die Pflicht, die Seelsorger in der Gemeinde finanziell zu unterstützen. Möglicherweise hatten die Judaisten manche Gläubigen dahingehend beeinflußt, ihren Lehrern - denjenigen, die ihre ganze Zeit dem Lehren und Predigen widmeten und für ihren Dienst von der Gemeinde entschädigt wurden (vgl. 1Kor 9,7-14 ) - diese Hilfe zu verweigern. Das Konzept einer freiwilligen Unterstützung der Diener des Herrn war etwas ganz Neues. Die Juden mußten für ihre Priester Steuern zahlen, und auch die Heiden zahlten Gebühren, legten Gelübde ab usw. und unterhielten damit ihre Heiligtümer. Es ist eigentlich ganz selbstverständlich, daß ein Lehrer, der das Wort Gottes und all die guten Dinge, die es den Menschen sagt, mit der Gemeinde teilt, für seinen Unterricht seinerseits von den Gläubigen an allem Guten Anteil erhält.

 

 

Gal 6,7-8

 

Diese Verse führen die Ermahnung aus Vers 6 noch weiter aus. Zunächst warnt Paulus seine Leser: "Gott läßt sich nicht spotten!" Niemand kann sich über Gott erheben ( myktErizetai , wörtlich: "die Nase rümpfen über"), dessen Regel, "Denn was der Mensch sät, das wird er ernten" unaufhebbar ist. Jeder hat es selbst in der Hand, was er ernten wird. Wer auf sein Fleisch sät , d. h. wer all sein Geld fürseine fleischlichen Begierden ausgibt, dessen Ernte wird vergehen. Wer dagegen seinen Besitz für das Werk des Herrn einsetzt, d. h. wer aber auf den Geist sät und auf diese Weise sein eigenes geistliches Wachstum voranbringt, der erntet für die Ewigkeit. Diese Aussage läßt durchaus auch eine breitere Auslegung zu, doch vom Kontext her liegt auf der Hand, daß Paulus sich hier in erster Linie auf das Problem der finanziellen Unterstützung der christlichen Mitarbeiter in den galatischen Gemeinden bezog.

 

 

Gal 6,9

 

Wenn die Erntezeit allzu lange auf sich warten läßt, können die Christen in diesem geistlichen Säen müde werden. Daher fordert der Apostel die Galater auf, nicht nachzulassen , denn der Ertrag ist ihnen gewiß. (Paulus schließt sich selbst in diese Ermutigung mit ein, da auch seine Anstrengungen für die galatischen Christen manchmal vergeblich zu sein schienen.) Die Ernte wird zu seiner Zeit kommen, d. h., ihre endgültige Erfüllung liegt im zukünftigen Leben, im Gericht Christi.

 

 

4. Der Dienst an allen Menschen

( 6,10 )

 

Gal 6,10

 

Die Christen haben die Pflicht, Gutes zu tun an jedermann , wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Als Jesus die Fünftausend speiste, befanden sich darunter sowohl Gerettete als auch Unerlöste. Deshalb soll auch das Wohlwollen der Christen nicht auf ihre Glaubensbrüder beschränkt sein, die allenfalls einen gewissen Vorrang vor den anderen genießen dürfen. Wie in einer Familie kommen die Bedürfnisse der nächsten Angehörigen an erster Stelle und dann erst die der Nachbarn.

Dieser ganze Abschnitt handelt also von der sozialen Verantwortung der Christen. Wichtig ist jedoch, sich klarzumachen, daß alles, was Paulus den Christen hier aufträgt, sich an die einzelnen Gläubigen richtet. Die Gemeinde ist keine soziale Einrichtung, doch der einzelne Christ trägt - soweit er dazu in der Lage ist und die Gelegenheit hat (vgl. Röm 12,17-21 ) - soziale Verantwortung.

 

V. Schluß

( 6,11-18 )

 

Zum Schluß geht Paulus nochmals auf die wichtigsten Anliegen seines Briefes ein. Er faßt sie noch einmal zusammen und bündelt sie in einer abschließenden Ermahnung.

 

 

A. Paulus' eigenhändige Unterschrift

( 6,11 )

 

Gal 6,11

 

An dieser Stelle nimmt Paulus seinem Schreiber den Stift aus der Hand und schreibt den Rest des Briefes mit eigener Hand, wie er es häufig tat (vgl. 1Kor 16,21; Kol 4,18; 2Thes 3,17 ). Die großen Buchstaben beziehen sich wohl nicht, wie manche Exegeten vermuten, auf die Länge des Briefes, sondern auf die Größe der Buchstaben, die er selbst dem Brief noch hinzufügt. Möglicherweise schreibt er in Großbuchstaben, denn der übrige Brief ist überwiegend in Kleinbuchstaben verfaßt. Oft wurde auch die These aufgestellt, daß er so groß schrieb, weil er ein Augenleiden hatte, doch angesichts des Tones, in dem der ganze Brief gehalten ist, ist es wahrscheinlicher, daß Paulus auf diese Weise seiner Botschaft nochmals besonderen Nachdruck verleihen wollte.

 

 

B. Paulus' Gegner

( 6,12-13 )

 

Gal 6,12-13

 

Die Judaisten, die darauf beharrten, daß die Beschneidung heilsnotwendig sei (vgl. Apg 15,1 ), suchten erstens nur den Beifall der Menschen (vgl. Gal 1,10 ), weil sie Ansehen haben wollen nach dem Fleisch ; zweitens fürchteten sie sich vor Verfolgungen ( 6,12 b); und drittens wollten sie sich der großen Zahl der Galater rühmen , die sie mit dem religiösen Ritus der Beschneidung, durch den die Menschen sich Verdienste erwerben könnten (V. 13 ), zu gewinnen suchten. Die Legalisten wußten, daß der Anstoß, den das Kreuz darstellt, abgemildert wurde, wenn sie derRechtfertigung durch den Glauben die Rechtfertigung durch Werke (d. h. die Beschneidung) zur Seite stellten und wenn es ihnen gelang, die Heiden in Galatien zu einer solchen Form des Christentums zu bekehren.

 

 

C. Paulus' Ruhm

( 6,14-16 )

 

Gal 6,14

 

Paulus dagegen rühmt sich allein des Kreuzes des Herrn Jesus Christus . Für die Judaisten war das Kreuz eine Schande, für Paulus ist es ein Sinnbild des Triumphes. Die ersteren freuten sich des Fleisches, er freut sich in seinem Retter. Das "Kreuz" spricht von der Versöhnung Christi, die Paulus auslebt (vgl. Gal 2,20 ). Durch die Versöhnug wurde die Welt ihm und er der Welt gekreuzigt . Die Welt mit ihren Verlockungen, fleischlichen Verführungen und von Menschen gemachten Religionen gilt ihm nichts. Er sieht auf sie, als sei sie gekreuzigt - und die Welt sieht auf ihn, als sei er gekreuzigt.

 

 

Gal 6,15

 

Angesichts des Kreuzes Christi und des neuen Lebens, das der Gläubige in der Welt führt, haben äußerliche religiöse Symbole oder auch das Fehlen solcher Symbole nicht die geringste Bedeutung für die Rettung (vgl. Gal 5,6 ). Das einzige, was zählt, ist, durch die Wiedergeburt eine neue Kreatur zu werden (vgl. 2Kor 5,17 ).

 

 

Gal 6,16

 

Den Frieden und die Barmherzigkeit Gottes haben die, die sich nach diesem Maßstab richten , d. h. die, die nach der Botschaft der Rettung durch die Gnade allein aus Glauben leben. Dieser Segen gilt sowohl den gläubigen Galatern als auch den gläubigen Juden. Manche Exegeten sehen in dem Israel Gottes die Kirche, doch die Belege sprechen gegen eine solche Annahme. Erstens deutet die Wiederholung der Präposition über darauf hin, daß hier zwei verschiedene Gruppen gemeint sind. Zweitens bezieht sich der Begriff "Israel", der insgesamt sechsundsechzigmal im Neuen Testament vorkommt, sonst immer auf die Juden. Es wäre daher sehr seltsam, wenn Paulus hier auf einmal Heidenchristen als "Israel" bezeichnete. Und drittens spricht er an anderer Stelle von zwei Arten von Israeliten - von gläubigen und ungläubigen (vgl. Röm 9,6 ). Statt hier eine antisemitische Äußerung des Apostels zu vermuten ist es also plausibler, daß er mit diesem Segen seiner tiefen Liebe und Sorge für das wahre Israel, d. h. für die Juden, die zum Glauben an Christus gekommen sind, Ausdruck gibt.

 

 

D. Paulus' Segen

( 6,17-18 )

 

Gal 6,17

 

Die Judaisten hatten das Apostolat von Paulus und die Botschaft, die er verkündigte, angegriffen. Hier bittet Paulus nun, daß ihm niemand weiter Mühe (mache) , und verweist seine Kritiker als endgültige Rechtfertigung seines Apostelamtes auf die Malzeichen Jesu, die er an seinem Leibe trägt. Mit diesen "Malzeichen", griechisch stigmata , bezeichnete man eine Art Brandzeichen, wie sie auch Sklaven und Vieh trugen. Paulus bezieht sich hier wohl auf Narben, die er von seinen Verfolgungen um Christi willen zurückbehalten hat (vgl. 1Kor 4,11; 2Kor 4,10-11; 6,5.9; 11,24-25 ). Sie sind der Beweis, daß er ein wahrer Diener Christi ist und nicht etwa den Menschen gefallen will.

 

 

Gal 6,18

 

Bemerkenswert ist auch der abschließende Segen, mit dem Paulus den Galaterbrief ausklingen läßt. Sein feierlicher Ton wird durch keinerlei persönliche Grüße abgemildert. Der Apostel schließt, wie er begann, mit dem innigen Wunsch, daß die Gnade Gottes mit seinen Lesern sein möge (vgl. Gal 1,3 ). Einzigartig in allen seinen Briefen ist dabei die Erinnerung an seine Liebe zu ihnen in der Wendung liebe Brüder . Konnten die Galater einem so überzeugenden und liebevollen Appell, wie ihn dieser Brief darstellt, widerstehen?