1. Jahrbuch (1913)
Geleitswort für den I. Jahrgang der „Gegenseitigen Handreichung aus dem
Wort Gottes“.
Als der HErr uns vor noch nicht ganz einem Jahr durch eigentümliche
Führung dies Werk anvertraute, da sahen wir, Herausgeber wie Verleger,
nur mit Zagen in die Zukunft und doch voll Vertrauen gegen Den, auf
dessen Wort wir diesen Dienst begannen. Und Er hat uns nicht zuschanden
werden lassen. Nicht nur hat Er uns in diesem einen Jahr schon eine
soweit genügende Anzahl von Abonnenten geschenkt, daß wir hoffen dürfen,
das Blatt werde sich in Zukunft tragen, sondern wir erhielten auch
fortgesetzt eine solche Fülle von ermutigenden Zuschriften von Lesern,
die gesegnet waren, wurden so freundlich von treuen, freiwilligen
Mitarbeitern unterstützt, wurden selbst innerlich so reich gesegnet, daß
wir mit innigem Dank und frohem Mut „hinschauend auf Jesum“ vorwärts
gehen und den anvertrauten Dienst weiter tun können.
Was will die „Gegenseitige Handreichung“? Dies sagen am besten ein paar
Abschnitte aus dem Prospekt zu Nr. 1, aus dem „Werbeheft“, sowie aus den
auf dem Umschlag von Nr. 10/11 befindlichen „Persönlichen Worten an die
Leser“:
„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden,
daß es nur biblische Fragen und
Antworten
bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreis selbst sowohl die
Fragen wie die
Antworten
gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken
unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann.“
„Wir fragen die an uns Schreibenden sowie die Einsender von Fragen und
sogar
Antworten
nicht: woher, aus welcher Denomination, aus welcher christlichen
Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst du? was ist dein Stand oder
Beruf? u. dgl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und
alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dessen Autorität wir
uns unterordnen und das zu erforschen unsere Aufgabe ist.“
„Die ‚Gegenseitige Handreichung‘ will nicht dazu mithelfen, daß
der traurigen Trennungen unter Gottes Volk noch mehr werden; sie will
diese oder jene Denomination (kirchliche Benennung) weder befürworten
noch auch sie bekämpfen; sie ist keineswegs gegründet, um diesem oder
jenem christlichen Blatte Konkurrenz zu machen ... Wir haben Größeres im
Auge. Wir wollen die Wahrheit verkünden, die ‚Wahrheit der Liebe‘.
Wir wollen, soviel der HErr uns Gnade schenkt, Sein Wort Auslegen, ohne
Furcht vor falscher Beurteilung, wie ohne ängstliches Fragen nach den
Folgen unserer Stellung im Gehorsam zum ganzen Wort. Wir suchen keine
Fragen, die auf schwierige Gebiete führen und deren BeAntwortung
unsere Leser vor schwere innere Entscheidungen stellen, aber wir
fürchten sie auch nicht, denn ‚wir vermögen nichts wider die
Wahrheit, sondern für die Wahrheit‘ (2. Kor. 13,8). Aber nicht in
starrer Dogmenform wollen wir - uns freilich vor Irrlehre und
Schriftverfälschung ängstlich hütend - die Schriftwahrheit verkünden,
sondern ein jeder der freiwilligen Mitarbeiter nach dem, was ihm in
seiner treuen Forschungsarbeit vom Geist Gottes klar gemacht werden
konnte; und unseren Lesern wollen wir dann überlassen, so oder so
Stellung zu nehmen zu den nach bestem Wissen und Gewissen des einzelnen
Schreibers gebotenen
Antworten
und ihren Konsequenzen (Folgen) fürs praktische Leben. Auf diese Weise
hoffen und erstreben wir,
einen Dienst der Liebe zu tun an den Lesern der ‚Handreichung‘.“
So lassen wir den Jahrgang 1913 auch in Buchform hinausgehen mit dem
herzlichen Wunsch, daß der HErr dieses Buch segnen wolle, indem jedem
Leser desselben das Wort kostbarer werde, auf daß er mehr und
mehr ein „Täter des Wortes“ (Jak. 1,22) werden möchte.
Seien sie alle gegrüßt mit 2. Petr. 3,18
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche b. Dresden,
im Dezember. 1913.
Gruß an den Leser:
„Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit“.
Hebr. 13,8.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
1. Ich bitte um Hilfe für das Verständnis des Wortes des Herrn: „Viele
sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ (Matth. 20,16; 22,14.)
2. Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird?
(1. Mose 4,15.)
3. Wie können wir „unsere Berufung und Erwählung fest machen“? (2. Petri
1.)
4. Ist Elias in der Person des Johannes gekommen (vergl. Matth. 11,14;
17,12 u. a. m.) oder kommt er noch?
5. Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs
Schlüssel?
6. Was begreift „üble Nachrede“ in sich? (1. Petr. 2,1.)
7. Was meint Paulus, wenn er sagt „mein Evangelium“? (z. B. Röm. 16,25.)
8. Von welchem Zeitpunkt spricht die Schrift in Hebr. 1,5-6: „Du bist
Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeugt“?
9. Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann
man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk.
16,1-12.)
Antworten.
Antworten.
Frage 1
Wie ist Matth. 6,22.23 zu erklären, daß das Auge des Leibes Lampe ist,
und was meint der Herr mit dem Ausruf „wie groß die Finsternis!“?
Antwort A
Der Herr braucht dieses Bild, um zu zeigen, wie gefährlich es ist, sein
Herz an die vergänglichen Güter zu hängen und Schätze auf der Erde zu
sammeln. Wem die Güter dieser Welt ein Schatz, also wertvoll sind, der
hängt sein Herz daran, schenkt ihnen seine Liebe, sein Vertrauen und
seine Hoffnung. Das Herz aber ist dasselbe für Seele und Geist des
Menschen, was das Auge für den Leib. Wie das Auge das Sonnenlicht
aufnimmt, und, wenn es gesund ist, für unsern Leib eine Lampe ist,
welche alles um uns her ins Licht stellt, so ist unser Herz fähig, das
Sonnenlicht der göttlichen Wahrheit aufzunehmen. Geschieht dies, so
erkennen wir alles, Welt, Zeit und Ewigkeit im Lichte der göttlichen
Wahrheit und sind imstande, die rechte Entscheidung zu treffen. Ist nun
unser Auge krank, so nützt das Sonnenlicht ihm nichts, es ist doch alles
finster um uns her. Ebenso geht's in unserm innern Leben. Wenn unser
inneres Auge, unser Herz, einfältig, d. h. für Gott allein geöffnet ist,
dann gibt uns Gott
die rechte Klarheit über alles: Über das Ewige und seinen Wert und über
das Zeitliche und seine Nichtigkeit; wir sehen dann, wie herrlich
Christus ist und unser Erbe in Ihm (Eph. 3,14-19). Wenn wir aber ein
geteiltes Herz haben, wenn es böse, von Gott abgewandt ist, dann gewinnt
das Böse, die Welt, die Finsternis Macht über uns; wir werden blind für
die göttlichen Dinge; wir fallen der Finsternis des Unglaubens anheim
(vgl. Joh. 3,19-21).
Chr. K.
Antwort B
Das Auge ist die Lampe, nicht das Licht. Das Auge ist nicht in sich
selbst Licht. Das Wort, Christus, ist das Licht. Auge und Herz (Vers 21)
sind nahe verbunden. Paulus bittet, daß die Augen des Herzens (Eph.
1,18) erleuchtet seien. Das Auge nimmt das Licht des Wortes auf, und der
Leib wird Licht. Das Wort wird in unserm Leibe dargestellt (Phil. 2,16),
wenn das Auge einfältig ist. Ein einfältiges Auge hat nicht zwei Dinge
im Blick, sondern sieht einfach, ungeteilt. Es ist das ungeteilte Herz,
daß Christus vor sich hat. Ein einfältiges Auge bewirkt, daß der ganze
Leib Licht ist. Wenn Christus nicht in unserm ganzen Leibe zum Ausdruck
kommt, so ist unser Auge nicht einfältig. Es ist eine scharfe, aber
heilsame Prüfung.
Das böse Auge ist, im Gegensatz zum einfältigen Auge, doppelsichtig. Es
ist das Herz, das zwei Herren lieben, das Gott und dem Mammon dienen
will (Vers 24 und 25); der Leib ist finster. Ein moralischer Mensch mag
gesehen werden, aber nicht Christus. Dann zeigt der Herr noch eine Stufe
abwärts in Verbindung mit dem bösen Auge. Wenn das Doppelherz die zwei
Herren vereinigen will, dann wird das Licht in uns zur Finsternis. Laßt
uns menschliche Weisheit mit der göttlichen Weisheit paaren: Philosophie
und Christus, Evangelium und Gesetz zusammenfügen, und das uns gewordene
Licht wird zur Finsternis werden. Das Licht an sich bleibt Licht, aber
in uns wird das göttliche Licht zu einem Irrlicht verwandelt, es wird
zur finstern Nacht. Wie furchtbar ist die Finsternis, wenn das Licht in
uns, durch das böse Auge zersetzt, zur wirksamen Kraft des Irrtums, zur
Lüge wird. Denken wir an die Irrlehren der katholischen Kirche und an
gar manche Leiber und Körperschaften unserer Zeit, deren Licht
Finsternis ist. „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich
von den ungöttlichen eitlen Reden und Widersprüchen des fälschlich so
genannten Wissens wegwendest, zu welcher etliche sich bekennend vom
Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit dir!“ (1. Tim. 6,20.)
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir haben in diesen Worten Jesu ein Gleichnis mit Anwendung. Das
Gleichnis umfaßt Vers 22-23a, die Anwendung Vers 23b. Das Gleichnis
besagt folgendes: Durch das leibliche Auge wird dem ganzen Leib die
Lampe, das notwendige Licht, gegeben, sowohl dazu, daß er sich bewegen
kann, ohne zu fallen, als dazu, die Dinge um sich herum richtig zu
erkennen und sich demgemäß zu verhalten. Mit einfältigen - in der
Schrift ist dies Wort nur im guten Sinne gemeint! - Augen sieht man die
Dinge auch einfältig und der Leib ist im doppelten Sinne licht: er
selbst verhält sich richtig zu den Dingen, und auf andere macht er einen
guten, normalen Eindruck. Wenn das Auge schlecht ist, so ist die Folge
ein unsicheres, wie durch Dunkelheit hervorgerufenes Verhalten des
Körpers, und der Eindruck ist der, und zwar je länger je mehr, daß der
Leib selbst sich in Finsternis befindet. Das ist m. E. die Bedeutung des
Gleichnisses, das auch wohl aufs geistliche Leben bezogen werden kann.
Davon ausgehend macht der Herr eine tiefere Anwendung, und zwar nur nach
ihrer negativen (verneinenden) Seite hin, wozu Er sich veranla ßt sieht
durch Seine Worte (Vers 19-20). Das Licht in uns ist das Herz - als der
Sitz der Erkenntnis Christi sowie der Liebe zu Ihm, woraus das
praktische Leben folgt. Wenn das Herz verfinstert ist, d. h. die
Erkenntnis Christi verdunkelt ist und die Liebe zu Ihm fehlt (statt
dessen die Welt das Herz ausfüllt), dann wird das ganze Leben verfehlt
sein. Wenn die Beweggründe zum Leben unrein sind, so ist das Leben
unrein, gemein. Wenn die Lebenstriebe aus einer andern Quelle fließen
als aus dem Worte Christi, des wahren Lichtes, dann wird das Leben Sünde
und Schande, Widerspruch gegen Gottes Willen, Heuchelei, Selbstsucht,
Unglaube usw. sein. Wie nötig ist es für uns, Christus und Sein Wort in
unserm Herzen regieren zu lassen. Wie wichtig ist es, Sein Wort recht
unser Herz durchleuchten zu lassen, damit nicht fremde Einflüsse unser
Herz trüben und unser Leben schädigen! Das Licht in uns muß rein
erhalten werden. Wird das, was eigentlich das Licht sein sollte für das
Leben, Finsternis -, wie groß wird dann die Finsternis sein! Wenn das
Herz finster ist und das Leben finster ist und der Sünde dient, so ist
der Gesamteindruck, den ein solcher Mensch auf Christus macht, der einer
einzigen großen Finsternis! Prüfen wir uns, ob wir im Lichte wandeln,
wie Er im Lichte ist! (1. Joh. 1.)
Frage 2
Was bedeutet die Stelle „Wer nicht haßt Vater oder Mutter, der ist mein
nicht wert“? Luk. 14,26.
Antwort A
Luk. 14,26: „Wenn jemand zu Mir kommt und haßt nicht seinen Vater und
seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und
Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er
und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein
eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger sein.“
Wie dieses „hassen“ gemeint ist, zeigt die Parallelstelle (Matth.
10,37): „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht
würdig.“ Jesus will die natürliche Liebe nicht aufheben (Matth. 15,4),
aber sie muß der Liebe zu Jesu untergeordnet sein. Er fordert das ganze
Herz. Er will unsre „erste Liebe“
sein. Oft stehen die „natürliche Liebe“ und die Liebe zu Jesu im
Widerstreit, und es bleibt dem Gläubigen nichts anderes übrig, als zu
wählen: Entweder Jesus oder Vater, Mutter usw. Wenn nämlich ein Mensch
sich bekehrt, so wird er anders als die Welt; er denkt, redet und
wandelt anders; damit verurteilt er die Welt, und das nimmt sie übel.
Die eignen Hausgenossen werden Feinde des Gläubigen, und daraus folgen
für ihn tiefe und bittere Leiden, besonders auch das, daß man ihn als
den Urheber der Entfremdung und Zwietracht beschuldigt wie Ahab den
Elias. Wer nun in der Absicht, die Feindschaft seiner ungläubigen
Verwandten zu vermeiden, Jesum aufgibt und also jene mehr liebt als
Jesum, der ist Seiner und Seiner Gnade nicht würdig (vgl. auch Apg.
13,46).
Chr. K.
Anmerkung des Herausgebers
Sollen die Christen ihre Eltern und nächsten Verwandten nicht mehr
lieben? Gewiß, vielmehr: Sie sollen sie umso mehr lieben, je mehr sie
selbst von Christo geliebt werden! Aber in dieser Stelle handelt es sich
um die Nachfolge Jesu (vgl. Vers 25a!). Hier kommt es dem Herrn darauf
an, zu zeigen, was für ein ernstes Ding es um die Nachfolge Jesu ist. Er
denkt ja nicht an solche Verwandte, die mit dem Ihm Nachfolgenden eines
Sinnes sind, sondern an solche, die irgendwie den Nachfolger Jesu durch
die engen und so tiefen Bande des Fleisches abziehen wollen von dessen
praktischer Liebesbetätigung zu Jesus. Daß der Herr solche Leute meint,
zeigt der letzte Ausdruck in Vers 26: „Dazu auch sein eigenes Leben
(Seele).“ Das natürliche, fleischliche Leben befindet sich beständig im
Gegensatz gegen Gott. Dieses Leben muß man einmal gründlich kennen
lernen, dann versteht man den scharfen Ausdruck Jesu: „Hassen!“ Wer sich
selbst kennt, der lernt sich hassen, sobald er dem Herrn nachfolgen und
dem Worte Gottes gehorchen will. Dasselbe gegensätzliche Leben aber, das
wir von Natur haben, haben auch die Unsern. Da sie nun die wirksamsten
Mittel haben zu unserer Lebens-Beeinflussung, so ist es für einen
Nachfolger Jesu nötig, sie zu hassen, wie er sich selbst, sein eigenes
natürliches Wesen, haßt. Die Liebe zu Christus und zu Seinem Wort
verträgt keine fleischliche Kreaturenliebe; und einen Mittelweg gibt es
im Christentum nirgends! Andererseits wollen wir nie vergessen, daß Gott
uns mit den Unsern zusammentat, damit wir sie lieben mit der Liebe, mit
der wir geliebt werden von Ihm, mit der Liebe Gottes, die ausgegossen
ist in unsere Herzen durch den Geist (Röm. 5,5)! So soll denn Liebe und
Haß zu gleicher Zeit und gegen dieselben Personen im Herzen des Christen
sein? Ja! Und nun: Fragen wir uns alle einmal, ob wir willig sind, wenn
es sich um die Nachfolge Jesu handelt, den Weg der Verleugnung aller
natürlichen Bande der Pietät zu gehen und darin zu beharren - (wie oft
werden wir in der Schrift zum Ausharren ermahnt!). Wenn nicht, so hören
wir des Herrn Wort: „Der kann nicht Mein Jünger sein,“ oder „der ist
Meiner nicht wert!“
Frage 3
Was ist der Unterschied zwischen gesalbt und versiegelt mit dem Heiligen
Geist, und was ist „das Pfand des Geistes“?
2. Kor. 1,21.22.
Antwort A
„Salbung“ bezieht sich auf den Dienst, „Versiegelung“ auf Bestätigung.
Im Alten Bunde wurden Priester und Könige gesalbt; das Salböl war das
Symbol des Heiligen Geistes. Jenes war der Schatten, wir haben in
Christo die Erfüllung. Wir sind durch Ihn „gemacht zu einem Königtum, zu
Priestern seinem Gott und Vater“. Die Salbung mit dem Heiligen Geiste
ist also die Ausrüstung zum Dienst (vgl. 1. Joh. 2,20.27).
Die Versiegelung ist zunächst Bestätigung, Legitimation. So wurde Jesus
bestätigt bei Seiner Taufe als Gottes Sohn (Joh. 1,33.34; 6,27); ebenso
die Gläubigen (Eph. 1,13.14). Durch die Mitteilung des Heiligen Geistes
hat Gott sein ewig gültiges Siegel gedrückt auf alle, die an Jesum
glauben. Sie empfangen aber dadurch nicht nur völlige Gewißheit über
das, was sie glauben und in Christo haben, sondern auch ein Unterpfand
für das, was sie noch zu erwarten haben: die Erlösung des Leibes, die
Auferstehung, die Entrückung, die Empfangnahme des Erbes (Eph. 4,30; 2.
Kor. 5,5; Röm. 8,11).
Chr. K.
Antwort B
Salbung, Siegel und Unterpfand des Geistes drückt keine Verschiedenheit
des Geistes aus, auch findet die Salbung, Versiegelung usw. an uns nicht
zu verschiedener Zeit statt.
In der Stunde, da wir an den Herrn gläubig werden, empfangen wir als
Antwort Gottes
auf den Glauben den Heiligen Geist, und mit dem Empfangen des Heiligen
Geistes sind wir gesalbt, versiegelt und haben wir das Unterpfand (Apg.
19,2; Eph. 1,13). Die Fülle des Segens mit dem Empfangen des Geistes ist
so groß, daß sie uns hier in drei Segensgedanken gezeigt wird. Jeder,
der den Heiligen Geist hat, hat diese Segnungen, obgleich mancher sich
derselben nicht bewußt ist oder nicht erfreuen mag.
Es sind drei Wahrheiten voll Segen, die mit dem Empfangen des Heiligen
Geistes verbunden sind:
Gesalbt. Aaron, als Vorbild von Christus, wurde allein ohne Verbindung
mit dem Blute gesalbt. Die Söhne Aarons (wir) konnten erst nach der
Blutbesprengung und in Verbindung mit Aaron gesalbt werden. Der Heilige
Geist kann nur in einem heiligen Gefäße wohnen. Christus allein war der
in sich selbst Heilige, in dem der Heilige Geist wohnen konnte. - Wir
sind in Verbindung mit Ihm die Geheiligten in Christo Jesu (1. Kor.
1,2). - Christus allein konnte mit Heiligem Geiste gesalbt werden
(Matth. 3,16.17; Apg. 10,38), in dem Werte Seiner eigenen
Vollkommenheit. Wir erst nach der vollendeten Erlösung und durch die
Reinigung Seines Blutes. Von Ihm, dem Haupte, fließt das kostbare Salböl
herab bis auf den Saum Seines Kleides (Psalm 133,2), und so, in
Verbindung mit Ihm, werden Seine Genossen gesalbt (Hebr. 1).
Der Segen, der mit der Salbung verbunden ist, ist Kraft (Apg. 10,38) und
Erkenntnis der Dinge Gottes, um Ihm dienen zu können (1. Kor. 2,12; 1.
Joh. 2,20.27). Die Salbung (der Heilige Geist) zeigt uns die wahre
Gestalt (das wirkliche Wesen) aller Dinge, sie belehrt uns über alles.
Wir wissen,
beurteilen alles, nicht nach den Gedanken der Welt, sondern wie die
Dinge in Verbindung mit Christo aussehen, was sie in dem Lichte Gottes
sind. Die Salbung soll jeden kennzeichnen. Es ist eine ernste Frage, ob
wir als Gesalbte gekannt sind, als solche, die der Geist Christi
kennzeichnet. Der kostbare Name „Christ“, den Gott den Gläubigen zu
tragen erlaubt hat, bedeutet Gesalbter.
Christen sind gesalbte Menschen!
Versiegelt. Gott versiegelt jeden Gläubigen, der die Vergebung seiner
Sünden empfangen hat. Er empfängt das Siegel, daß er Christo angehört
(Röm. 8,9). Es ist das Eigentumssiegel Gottes bis auf den Tag der
Erlösung (Eph. 4,30). Inmitten einer großen Schafherde sehen wir
zuweilen einzelne mit einem Brandsiegel auf dem Rücken; das Siegel zeigt
das Eigentumsrecht eines andern an diesen Schafen an, obgleich sie
inmitten der großen Herde sind. So sind die Schafe Christi in der
Menschenwelt durch den Heiligen Geist als Gottes Eigentum versiegelt und
bestätigt. Der Beamte des Gerichtes legt sein Siegel an, und der
Gegenstand ist für jeden andern unantastbar. Der Heilige Geist als
Siegel drückt das Eigentumsrecht Gottes auf uns aus, daß wir Sein
unverletzliches und unverbrüchliches Eigentum sind - bis auf den Tag der
Erlösung, wo Er uns zu Sich ins Vaterhaus nimmt. „Meine Schafe gehen
nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus Meiner Hand reißen.
Mein Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand
kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben“ (Joh. 10,28.29).
Unterpfand. Was das Siegel auf Gottes Seite ist, das ist das Unterpfand
auf unserer Seite. Der Heilige Geist ist für uns das Unterpfand, Angeld
und Garantie des Erbes, des Besitzes und der Sicherheit und Einlösung
aller Verheißungen Gottes, wie z. B. der Erlösung unseres Leibes usw.
(2. Kor. 5,5).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wie köstlich sind diese drei Beziehungen, die unser Gott und Vater
zwischen uns, die wir Christi Geist haben und Sein sind (Röm. 8,9), und
der Person des Geistes, und damit Sich Selbst, in Ewigkeit geknüpft hat!
Unverbrüchlich Sein Eigentum und überschüttet mit Segnungen sind Gottes
Kinder. Aber auch wie sehr sollten wir den Ernst des Wortes beachten:
„Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt
seid auf den Tag der Erlösung“ (Eph. 4,30). Gott hat Sein Siegel auf uns
gedrückt, Sein Anerkennungszeichen, indem Er uns den Geist gab. Sobald
wir den Heiligen Geist betrüben durch unsere Verfehlungen, so
verunreinigen wir gewissermaßen das Siegel, das Gott auf uns gedrückt
hat. Dennoch bleibt dieses Siegel in Gottes Augen unverletzt, und an dem
Tage der Erlösung werden nur die erlöst, die dies Siegel tragen. Ihnen
ist es zugleich ein Pfand, eine Bürgschaft ihrer ewigen Bestimmung für
Gott, und es macht sie auf der Erde zu Gekennzeichneten Gottes, die
vermöge der Salbung alles im göttlichen Lichte betrachten im Wandel und
Dienst.
Frage 4
Wie kann die Liebe Sünden bedecken? 1.Petri 4,8.
Antwort A
Zur Erklärung muß man Spr. 10,12 hinzunehmen. Danach handelt es sich
hier um vergebende Liebe
gegenüber Ungerechtigkeiten, Beleidigungen usw., die uns persönlich
widerfahren. Der Apostel will nicht sagen, wir sollten den Mantel der
Liebe über alles decken, was wir Böses am Bruder sehen, aber wenn wir
persönlich beleidigt werden, so lehrt uns die Liebe tragen, schweigen
und vergeben. Die Liebe freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sondern
sie freut sich mit der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles,
sie hofft alles, sie erduldet alles (1. Kor. 13,6.7).
Chr. K.
Antwort B
Ein Bild aus dem Leben kann vielleicht den Sinn dieser Stelle zeigen.
Eine gläubige Mutter hat einen Sohn, der die Sorge des Hauses ist.
Oftmals kommt er nachts trunken nach Hause, und die Nachbarn sprechen
über ihn und seine Fehler. Aber wenn dies geschieht vor den Ohren der
Mutter, so beginnt sie von seinen guten Eigenschaften zu sprechen; von
seiner Liebe zu ihr, wie er, wenn sie nicht wohl ist, für sie sorgt, ihr
den Tee bereitet, den Garten pflegt, Blumen bringt usw. Ihre Liebe
bedeckt seine Fehler, indem sie Gutes spricht und dadurch die Blicke
anderer von den Fehlern zu dem Guten hinzieht.
Sollten wir nicht suchen, mehr diesen Geist im Bruderkreise zu
offenbaren? Liebe kann nicht an dem Aufdecken der Fehler teilnehmen.
Dies ist ein Prüfstein, wie wenig wirkliche Liebe Gott in unserer Mitte
sieht.
a. „T. o. W.“ übs.
Antwort C
Die Liebe bedeckt eine Menge Sünden, nicht eine oder zwei, sondern eine
Menge - tausend kleine und große Dinge, die der Teufel in alle Winde
ausblasen möchte, um Gottes Volk zu verwüsten und eine tote Fliege in
die Salbe zu bringen, um sie stinkend zu machen.
a. „Simon Petr.“ v. Dr. W.
Antwort D
Diese Stelle spricht nicht vom unbußfertigen Verharren oder Stehen in
der Sünde, wo der Betreffende den Charakter eines „Bösen“ trägt und nach
1. Kor. 5 hinausgetan werden muß. Das Wort „untereinander“ zeigt, daß
der Apostel von der Brüderschaft und nicht von der Welt redet. In dem
Kreise der Kinder Gottes soll eine inbrünstige Liebe wohnen, die die
Sünde bedeckt, - zudeckt vor den Augen der anderen. Unsere Liebe kann
die Sünde nicht sühnen oder aus Gottes Auge herausnehmen. Gott will aber
solche zudeckende Liebe, die sich sorgend und in Langmut bemüht, segnen.
Der Fehlende wird zur Umkehr kommen, und die Schmach ist abgewandt.
Wie wünscht die Liebe Davids, selbst die Schande eines Sauls usw.
zuzudecken. Er spricht: „Berichtet es nicht zu Gath, verkündet die
Botschaft nicht in den Straßen Askelons, daß sich nicht freuen die
Töchter der Philister, daß nicht frohlocken die Töchter der
Unbeschnittenen“ (2. Sam. 1,17-20). Ein Weib leidet unter der Fehle
ihres Mannes, vor anderen aber wird sie durch das Erzählen seiner guten
Seiten seine schwachen zudecken. Mit ihm aber wird sie weinen über die
Sünde und ihm eine Hilfe
sein. Kann Liebe die Fehler des Geliebten aufdecken oder preisgeben? Ham
deckte die Sünde seines Vaters auf, indem er sie seinen Brüdern zutrug
und erzählte, aber Sem und Japhet bedeckten sie. Fluch folgte dem
Erzählen Hams. Wie viel Fluch ist in die Gemeinde Gottes getragen durch
das Erzählen der Blößen anderer.
Salomon sagt Sprüche 10,12: Haß erregt Zwietracht, aber Liebe deckt alle
Übertretungen zu. Unbedeckte Sünden zeigen den Mangel der Liebe. Das
Sehen von Sünde bei meinem Bruder prüft meine Liebe. Bedecke ich sie
nicht, so offenbare ich damit meinen geistlichen Tiefstand und meine
Unfähigkeit, im rechten Geiste mit meinem Bruder zu handeln. Liebe nimmt
die Sünde vor den Augen der andern hinweg und trägt und hilft. Haß macht
das Schlimmste aus der Sache. Liebe denkt nichts Böses, sie hält lieber
für schuldlos als schuldig. Haß nimmt mit Bereitwilligkeit jede
Gelegenheit und jedes Wort auf, um die schlimmste Bedeutung
hineinzudenken, und Argwohn, Ausforschen, Nachreden, Verurteilen, Neiden
sind die Gefolgschaft (Spr. 17,4; Spr. 16,27.28).
„Vor allen Dingen habt untereinander eine inbrünstige Liebe!“ Diese
Liebe können wir nicht bei Brüdern, sondern nur von Gott lernen (1.
Thess. 4,9). Es ist manchmal darauf hingewiesen worden, daß Gott einmal
gerichtete Fehler Seiner Heiligen im Alten Bunde nie wieder erwähnt und
im Neuen Testament nur Gutes von solchen mitteilt!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Eigentlich sollte diese Stelle keinem Kinde Gottes Schwierigkeiten
machen, wenn auch das Handeln nach dieser Stelle uns oft schwer fallen
möchte. Aber wenn wir bedenken, wie Gott unsere Sünden bedeckt hat,
sollten wir, in deren Herzen die Liebe ausgegossen ist, dann nicht
Freude daran finden, unseres Bruders Verfehlungen, besonders die gegen
uns, zuzudecken? Vorzüglich aber dann, wenn er seine Schuld dem Vater
bekannt und sie ihm vergeben ist! Wer könnte sich berufen fühlen, die
Sünde seines Bruders in Christo aufzudecken? Überlassen wir das Amt des
Aufdeckens dem, der es hat: dem Richter! Laßt uns da, wo irgend es
angeht, uns des Zudeckens befleißigen!
Frage 5
Wann starb Adam? Als er von dem Apfel gegessen hatte oder 930 Jahre
später?
Antwort A
In dem Augenblick, als Adam und Eva die verbotene Frucht aßen, begann
der Tod sein Zerstörungswerk in ihnen. Sie waren von nun an Sterbende,
dem Tode verfallen.
Chr. K.
Antwort B
Als Adam die verbotene Frucht aß, war er Gott ungehorsam. In dem
Ungehorsam gegen Gott sündigte er, und in dem Augenblick, als er
sündigte, starb er: der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm. 6,23), und er
wurde der Strafe der Sünde, dem Tode, sofort unterworfen.
6,23), und er wurde der Strafe der Sünde, dem Tode, sofort unterworfen.
„Wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen und durch die
Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist,
weil sie alle gesündigt haben“ (Röm. 5,12). Dieser Tod, von welchem der
Apostel schreibt, ist nicht bloß der physische Tod, sondern die
Straffolge aus die Sünde, weshalb er auch zu allen Menschen
durchgedrungen ist. So daß Paulus schreiben kann: „tot in Übertretung
und Sünden.“ - Wer jetzt zum Heiland kommt, empfängt die Vergebung der
Sünden und ewiges Leben als gegenwärtigen Besitz. Obgleich der Gläubige
dem Leibe nach sterben mag, bleibt doch das Wort des Herrn wahr: „Wenn
jemand Mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen ewiglich“
(Joh. 8,51).
Antwort C
Adam starb zweimal. Wir müssen unterscheiden zwischen dem geistlichen
und dem leiblichen Tode. Er war tot in Übertretung und Sünde (Eph. 2,1)
in dem Augenblick, als er von der verbotenen Frucht aß, aber er starb
930 Jahre später dem Leibe nach. In den Worten des Herrn in Joh. 5,25-28
können wir klar die Gedanken des doppelten Todes unterscheiden. „Die
Stunde kommt und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes
hören“ (Vers 25). Hier sind es die Toten in Sünde, und es entspricht
Adams Zustand nach dem Fall. „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die
in den Gräbern sind, Seine Stimme hören“ (Vers 28). Dies verweist ohne
allen Zweifel auf die physisch (leiblich) Toten und entspricht dem
Sterben Adams, als er 930 Jahre alt war. So wie wir in dem ersten Adam
einen doppelten Tod finden, so auch in dem zweiten, letzten Adam ein
doppeltes Leben: jetzt und zukünftig.
Antwort D
Adams Sterben zeigt zwei Seiten des Todes, die wir in der Schrift oft
wiederkehrend finden. In dem Gleichnis in Luk. 15 spricht der Vater
zweimal von seinem jüngsten Sohne als „tot“ und „verloren“, aber jetzt
„lebendig“ und „gefunden“. So lange er im „fernen Lande“ war, war er tot
für seinen Vater. Er hatte keine Verbindung mit seines Vaters Gedanken
und keine glückliche Gemeinschaft. Während dieser Zeit war er für seinen
Vater wie einer, der tot und begraben war. Sein sündiger Selbstwille
hatte diese Trennung bewirkt. Und so steht heute noch der schuldige,
unbußfertige Sünder vor Gott. Er ist völlig von Gott getrennt. Halte dem
Auge eines Toten das schönste Bild hin, rufe ihm die lieblichsten Worte
ins Ohr, da ist kein Vernehmen. Er ist tot. Der Sünder sieht nicht die
Schöpfungsherrlichkeit, die ihm Gott, der Schöpfer, zeigt. Die
wunderbare Liebe, die Gott auf Golgatha offenbarte, vernimmt seine Seele
nicht. Er findet keine Schönheit an dem Herrn der Herrlichkeit, daß ein
Verlangen nach Ihm erweckt wird. Er ist Gott gegenüber tot. Tot in
Übertretung und Sünden. Dieser Tod ist eine schreckliche Wirklichkeit,
die in dem leiblichen Tode den sichtbaren Strafabschluß und Ausgang
findet. -
„Des Todes sterben“ (1. Mos. 2,17): Der Tod ist ein Prozeß. Die Zähne
verfallen, das Haar wird grau, das Auge dunkel, diese und andere
Symptome zeigen uns in feierlichem Ernste, daß der Prozeß des Todes sein
Werk treibt. So daß Adams Sterben seinen Anfang vom Tage des Ungehorsams
nahm, obgleich die schließliche Scheidung von Seele und Leib erst 930
Jahre später stattfand.
a. „T. o. W.“ übers. v. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
In dem Augenblick, als Adam und Eva aus dem Paradies gewiesen wurden,
erfuhren sie Röm. 6,23: „Der Tod ist der Sünde Lohn.“ Damals begann ihr
Ringen mit dem Tode, dem sie unweigerlich ein für allemal verfallen
waren. Sie legten sich nun gewissermaßen aufs Sterbebett. Ihr Sterben
dauerte nach unseren Begriffen lange, aber es war ein Sterben. -
Dieser Gedanke ist oft doch erschütternd: Jeder geborene Mensch liegt
auf dem Sterbebett; mag das Sterben 80 Jahre oder zwei Tage dauern, es
ist gleich: der Tod kommt sicherlich. Ein großer Gelehrter, ein Arzt,
hat einmal wie verzweifelnd ausgerufen: „Warum sterben wir eigentlich?“
Nun, uns Christen ist das Geheimnis des Todes nicht verborgen. Wir
können den Ungläubigen dies Geheimnis erklären, und wir können ihnen
noch mehr sagen: Wir sind geboren, um zu sterben! Wirklich? Ja, die
Tatsachen beweisen es - aber: „die Gabe Gottes ist ewiges Leben in
Christo Jesu, unserm Herrn“ (Röm. 6,23). Glaubst du das? Hast du dieses
Leben? Wenn du dich noch fürchten mußt vor deinem Tode, eigentlich, dem
schauerlichen Abschluß deines Sterbens und dem noch schauerlicheren
„Danach aber“, dann komm zu Jesus Christus, der dir sagt in Joh.
11,25.26: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubt,
wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an
Mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit!“
Frage 6
Warum verfluchte der Herr den Feigenbaum? (Matth. 21,18ff. u.
Mark.11,13ff.)
Antwort A
Der Grund, warum der Herr dem Baume die Lebenskraft nahm, ist einfach
der, daß Er Seinen Jüngern zeigen wollte, wie der nicht ungestraft
bleibt, bei dem Er Früchte erwartet und nicht findet. Beachten wir aber
den Zusammenhang (kurz vorher fand der Einzug in Jerusalem und die
Tempelreinigung statt), so ergibt sich, daß die Verfluchung des
Feigenbaumes jedenfalls ein Zeichen sein soll, und zwar von dem über
Jerusalem bevorstehenden Gericht. Israel war ein Feigenbaum mit Blättern
ohne Frucht. Religiöse Formen, „Hosianna“ rufende Massen waren da, aber
die Früchte der Buße fehlten. Darum war Israel einem wertlosen
unfruchtbaren Baume gleich geworden und reif zum Gericht.
Chr. K.
Antwort B
Der Herr kommt von Bethanien. Er hatte mit Seinen Jüngern daselbst
übernachtet. Dort hatte Er ein Heim, wo Er in Liebe aufgenommen wurde
und nicht zu hungern brauchte. Liegt nicht etwas Bedeutungsvolles darin,
daß Ihn hungerte, als Er von Bethanien weggegangen war? Wie Ihn
hungerte, verlangte Ihn danach, solche Bethanien-Aufnahme bei Seinem
Volke zu finden. - Der Herr tat viele Zeichen und Wunder. Zeichen waren
Wunder, die in ihrer Art zugleich Belehrungen von tiefer Bedeutung
enthielten. So ist auch das Wunder an dem Feigenbaum von tiefer, tiefer
Bedeutung. Sein
Auge sieht in der „Ferne“ (Zukunft) den Feigenbaum (Israel) mit Blättern
bedeckt, - Israel, in Verbindung mit seinem Messias - grünen, blühen und
Früchte tragen. Aber Er „naht“ sich jetzt Seinem Volke und findet nur
den Schein, aber keine Wirklichkeit. Gottesdienste wurden im Tempel mit
Eifer gehalten; Moses wurde hocherhoben und die Schriften erforscht,
aber Ihn, ihren Messias, verwarfen sie. Sie wollten Gott Frucht tragen
ohne Ihn. Israel, von Gott bestimmt, die Fruchtspenderin des Segens
Gottes auf der Erde zu sein, wird jetzt abgeschnitten. Es hat auf dem
Boden des Alten Bundes stehend gänzlich gefehlt, und auf diesem Grunde
wird keine Frucht von Israel je gegessen werden.
Die Zeit der Feigen, wo sie eingesammelt wurden, war noch nicht, so daß,
wenn der Baum Früchte gehabt hätte, diese hätten am Baume sein müssen.
Diesen unfruchtbaren Baum, der das Äußere eines fruchttragenden hatte,
gebraucht der Herr als ein Bild von Israel, um Sein Urteil über Israel
als in Verbindung mit dem Alten Bunde auszusprechen.
v. d. K.
Antwort C
Der Feigenbaum bekommt erst Früchte und dann Blätter. In der Scofield
Bible finde ich nachstehende Notiz, die vielleicht mit zum Verständnis
beitragen kann: „Feigenbäume, welche ihre Blätter den Winter durch
behielten, hatten auch gewöhnlich Früchte. Die Jahreszeit war für neue
Blätter und Früchte noch zu früh.“ Das Nicht-Vorfinden der Frucht bewies
die Unfruchtbarkeit des Baumes selbst.
...r.
Anmerkung des Herausgebers
Selbst wenn man dies Gleichnis nach Matth. 21 wohl versteht: als ein
Zeichen des Gerichts über das unfruchtbare Volk Israel, so bleibt für
manche Leser der Schrift noch eine große Schwierigkeit in der Fassung
des Gleichnisses in Mark. 11. Wenn noch nicht die Zeit der Feigen war
(Vers 13), wie kann Jesus dann Feigen zu finden erwarten und, als Er
keine findet, den Baum verfluchen? Aber man kann demgegenüber sagen:
Wenn schon Feigenzeit gewesen wäre, so hätten die Feigen schon
abgeerntet gewesen sein können, als Jesus kam, sodaß Er dann nichts
hätte finden können. Gerade weil noch nicht Feigenzeit war, der Baum
aber schon in vollen Blättern stand, hätte der Herr Jesus Früchte finden
müssen, wenn auch noch nicht ganz reife. Aber dieser Baum trug nur
Blätter - wie Israel als Volk, und darum wurde er verflucht. „Ach
Blätter nur -!“
Gruß an den Leser:
„Freuet euch in dem Herrn allezeit ... der Herr ist nahe!“ Phil.
4,4-5.
Wir bitten jeden Leser, die „Worte zur Beherzigung“ auf den letzten
beiden Umschlagseiten dieses Heftes freundlichst zu beachten.
Auf mehrere aus Nr. 1 des Blattes übernommene Fragen sind erst wenige
Antworten
eingegangen. Wir bitten sehr um Beteiligung am BeAntworten
der Fragen!
Da wir mit der Dezember-Nummer den 1. vollen Jahrgang abschließen
möchten, gedenken wir,
mehrere Doppelnummern herauszugeben von 32 Seiten Umfang; wir hoffen,
zum Juni ein solches Doppelheft erscheinen lassen zu können.
Der Herausgeber.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird?
(1. Mose 4,15.)
b) Ist Elias in der Person des Johannes gekommen oder kommt er noch?
(Vgl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.)
c) Was meint Paulus, wenn er sagt: „Mein Evangelium?“ (z. B. Röm.
16,25.)
d) Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs
Schlüssel?
e) Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann
man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk.
16,1-12.)
f) Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26) und was ist
„Sünde zum Tode“? (1. Joh. 5,16.17.)
g) Wie ist Matth. 8,5.6 und Luk. 7,2.3ff. zusammen zu bringen? Es
handelt sich doch um dieselbe Geschichte; Matth. berichtet nun, daß der
Hauptmann selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste
gesandt.
h) Wie decken sich folgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet
niemand ...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten“? Oder ist
in letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?
i) Wie ist die Stelle zu verstehen „zu dem werde Ich eingehen und das
Abendmahl mit Ihm essen“? (Offbg. 3,20.)
k) Wie lange waren die Kinder Israel in Ägypten? (Vgl. 2. Mose 12,40.41;
1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 7
Ich bitte um Hilfe für das Verständnis des Wortes des Herrn: „Viele sind
Berufene, wenige aber Auserwählte.“ (Matth. 20,16; 22,14.)
Antwort A
Das angeführte Wort des Herrn wird meist so erklärt: Berufene sind alle
diejenigen, an welche der Ruf des Evangeliums ergangen ist, Auserwählte
aber die, welche dem Rufe wirklich gefolgt sind. Das ist jedoch nicht
ganz zutreffend, wie man bei einer genaueren Betrachtung der beiden
Gleichnisse findet, deren Schluß die erwähnten Worte bilden.
Das Gleichnis Matth. 20,1-16 zeigt uns, daß Gott es liebt, nach Seiner
Unumschränktheit und Liebe in Gnade zu handeln, und daß nicht die Werke,
sondern das Vertrauen auf Seine Güte die Betätigung derselben
hervorrufen.
Die zuerst Gedungenen - die „Ersten“ - hatten auf Grund ihrer
Vereinbarung mit dem Hausherrn (Vers 12) gearbeitet und stützten sich
auf das, was sie getan hatten; hierauf allein gründeten sich alle ihre
Ansprüche und Erwartungen, selbst dann, als sie meinten, mehr als
vereinbart empfangen zu müssen (Vers 10-12). Sie kannten nichts von der
Güte des Hausherrn und hatten auch kein Bedürfnis nach solcher, sondern
meinten, daß es nur recht und billig sei, ihnen mehr zu geben als den
„Letzten, die nur wenig gearbeitet hatten“. Darum handelt der Hausherr
mit ihnen auch lediglich von dem Standpunkte des Rechts aus, auf den sie
sich selbst stellten: „Nimm das Deine und gehe hin!“ (Vers 14.) Das ist
Israel, und das ist der selbstgerechte Mensch.
Anders aber ist es mit den „Letzten“. Sie waren noch in letzter Stunde
dem Rufe des Hausherrn gefolgt und hatten angefangen zu arbeiten, als
bereits nur noch wenig Zeit übrig war; sie konnten also nicht auf ihre
Arbeit ihre Hoffnung setzen, sondern nur auf die Güte dessen rechnen,
der sie gedungen hatte, und im Vertrauen auf dieselbe folgten sie dem
Rufe. Und diesem Vertrauen gemäß erfahren sie die unumschränkte Güte des
Hausherrn. Das ist der wahrhaft Gläubige - ob aus Israel oder aus den
Nationen -, der als verlorener Sünder die Gnade in Christo annimmt, „um
die im Fleische noch übrige Zeit ... dem Willen Gottes zu leben“ (1.
Petr. 4,2).
Um diese verschiedenen Klassen von Arbeitern im Weinberge handelt es
sich in Vers 16. Alle Arbeiter im Weinberge waren dem Rufe des Hausherrn
gefolgt - sie alle - „viele“ - waren „Berufene“. Aber nicht allen konnte
der Hausherr seine Güte erweisen, sondern nur denen, welche ein
Bedürfnis nach derselben hatten und auf dieselbe vertrauten; das waren
nur „wenige“, und nur diese waren „Auserwählte“.
Das andere Gleichnis (Matth. 22,1-14) zeigt uns, daß Israel - die
„Geladenen“ (Vers 3.4.8) - die Gnade, das Heil in Christo, nicht annahm
und deshalb beiseite gesetzt wurde (Vers 3-7), und daß infolgedessen das
Heil zu den Nationen kam (Vers 8 und 9), aus denen viele dem Rufe
folgten (Vers 10). Es zeigt uns weiter aber auch, daß nicht alle, die
dem Rufe folgten - das sind die „Gäste“ (Vers 11) -, die Gnade wirklich
angenommen haben und nun in Christo vor Gott sind, passend für die
Herrlichkeit, sondern, daß darunter solche sind, die den nicht kennen,
der den Ruf hat ergehen lassen, weder in Seiner Heiligkeit noch in
Seiner Liebe. Diese haben sich das Hochzeitskleid - das ist Christus
selbst - nicht schenken lassen, sondern ihren eigenen Gedanken, anstatt
Gottes untrüglichem Worte folgend, meinen sie, ihr eigenes Kleid (die
eigene Gerechtigkeit) sei gut genug. Es sind solche, die „eine Form der
Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen“ (2. Tim. 3,5). Diese
sind, da ein Zustand, ein Verhältnis und ein Los in Frage kommt,
dargestellt durch den einen
Gast, der nicht mit einem Hochzeitskleide bekleidet war und in die
äußere Finsternis geworfen wird (Vers 11-13).
Wir haben hier wieder zwei verschiedene Klassen vor uns, die das eine
gemein haben, daß sie beide dem Rufe gefolgt sind, im übrigen aber durch
ein entscheidendes Merkmal von einander unterschieden werden: Die eine
Klasse ist bekleidet mit dem Hochzeitskleide, das sind die wahrhaft
Gläubigen; die andere aber ist nicht damit bekleidet - das ist die Masse
der bloßen Bekenner. Und auf diese zwei Klassen beziehen sich die Worte
in V. 14: „Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“ Auch hier
ist es so wie bei dem vorigen Gleichnisse: Alle Gäste waren dem Rufe zur
Hochzeit gefolgt - sie waren daher alle „Berufene“; aber nicht alle
konnten wirklich an der Hochzeit teilnehmen, sondern nur die, welche mit
einem Hochzeitskleide bekleidet waren - nur diese waren „Auserwählte“.
Wir sehen, daß in beiden Gleichnissen in den Worten: „Denn viele sind
Berufene, wenige aber Auserwählte“ von den zwei verschiedenen Klassen
von Menschen die Rede ist, die wir in jedem dieser Gleichnisse vor uns
haben. Also sind mit den „vielen Berufenen“ alle die gemeint, die -
gleichviel aus welchen Beweggründen und mit welchem Herzen - dem Rufe
gefolgt sind. Das sind alle die Vielen, welche dem Äußeren nach das Volk
Gottes darstellten und darstellen - sei es, daß sie es wirklich oder nur
dem äußeren Scheine nach waren bzw. sind. Mit den „wenigen Auserwählten“
aber sind die gemeint, welche die Güte des Hausherrn erfahren haben und
mit einem Hochzeitskleide bekleidet sind. Es sind also die Wenigen,
welche wirklich „glaubend Leben haben in Seinem Namen“ (Joh. 20,31).
Der Unterschied zwischen den beiden Schriftstellen ist der, daß in der
ersten der Hauptzug die Gnade ist, und wir daher dem Grundsatze
begegnen, daß alles allein aus Gnade ist, nicht aus Werken. In der
zweiten ist es im Grunde die Herrlichkeit des Königs, die in Frage
steht, und in Übereinstimmung hiermit kommt in ausgeprägtester Weise der
Grundsatz zum Ausdruck, daß wir nur in Christo passend für Seine
Herrlichkeit sind. In beiden Beziehungen gibt es „viele Berufene“, aber
nur „wenige Auserwählte“, und beides ist sehr kostbar für ein Herz,
welches sich der Gewißheit erfreut, zu den „wenigen Auserwählten“ zu
gehören.
Th. K.
Antwort B
Matth.
20,16 steht noch im Zusammenhang mit der Frage Petri: „Was wird uns nun
werden?“ (Matth. 19,27.) Der Herr zeigt, daß in der Lohnfrage
menschliche Gedanken und Vorteile einst gänzlich über den Haufen
geworfen werden, und nur das göttliche Wohlgefallen gilt.
Das Wort des Herrn: „Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinigen zu tun,
was ich will“ erklärt die Stelle.
Die Ersten sind die, mit denen die Frage „Was wird uns dafür?“ geordnet
wurde. (Wenn sie den Herrn in Seiner Gnade gekannt hätten, würden sie
kein Lohn-Übereinkommen getroffen haben.) Diese werden später als solche
mit „bösen“ Augen offenbar. Des Herrn Güte offenbart auch heute noch das
böse Auge des Menschen, der in Gottes Tun und Walten Unrecht findet.
Dann folgen die, denen gesagt wird: „Was recht ist, werde ich euch
geben.“ Danach folgen die
Dann folgen die, denen gesagt wird: „Was recht ist, werde ich euch
geben.“ Danach folgen die Letzten (Vers 6), die nur gerufen
werden - ohne Versprechung. (Der Nachsatz ist zweifelhaft und fehlt in
den alten Handschriften. S. Elberfelder Übers. und Wiese Übers.) Diese
gehen und arbeiten im Vertrauen auf Seine Güte. Diese Letzten werden
Erste. Sie erfahren, daß sie nicht nur berufen sind, sondern nach der
Unumschränktheit Seines Willens auserwählt sind, die Empfänger Seiner
größten Gnade zu sein. An dem Lohntage werden wir große Überraschungen
erleben. Erste werden Letzte und Letzte Erste sein. Die Ersten, am
frühen Morgen Berufenen, empfangen das Festgestellte. Die Letzten, am
späten Abend Berufenen, sind erwählt, die Gefäße zur Verherrlichung
Seiner Gnade zu sein. In dieser Verbindung ist zu beachten, daß dies
Gleichnis, wie auch das in Matth. 22,1-14, Gleichnisse vom Reich des
Himmels sind. Dies ist höchst wichtig. Der Herr zeigt uns das Reich, d.
h. von verschiedenen Gesichtspunkten und in verschiedenen Stadien. (Die
Juden z. B. waren Erste und wurden Letzte.)
Der Herr ruft, wen Er will, und wählt aus ihnen aus, wen Er will, um aus
ihnen in Seiner Gnade zu machen, was Er will. Laßt uns das tun, wozu
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir bitten, unsere kurze MitbeAntwortung
vorliegender Frage bei der folgenden Frage zu beachten!
Frage 8
Wie können wir „unsere Berufung und Erwählung fest machen?“ (2. Petr.1.)
Antwort A
Die Gewißheit der Errettung ist eine gesegnete Wahrheit der Schrift,
aber der Teufel kann die köstlichsten Wahrheiten gebrauchen, um
Scheinwesen einzuführen. Nie wurde die Gewißheit der Errettung so
deutlich und klar verkündigt wie in unseren Tagen - aber auch zu keiner
Zeit herrschte so viel Täuschung und Selbstbetrug. Da sind solche,
welche ihre Errettung behaupten, während jene, die ihr Leben kennen, es
nur wagen zu hoffen, weil ihr Wandel zum Weinen ist. Wenn wir
Neugeborene sind und wirklich wissen, daß wir es mit Gott zu tun haben,
so wird unser Benehmen und Verhalten wie das der Apostel sein: uns zu
üben, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den
Menschen (Apostelg. 24,16). Wir werden Fleiß anwenden im Beachten der in
Vers 5-8 genannten Dinge. Diese Dinge werden jenen, die uns nach unsern
Früchten zu beurteilen haben, unsere Berufung und Erwählung gewiß
machen. (Siehe auch 1. Joh. 2,3 und 3,14.) Und so werden wir bewahrt vor
dem Straucheln und einen reichlichen Eingang in das ewige Reich unsers
Herrn und Heilandes Jesu Christi haben.
A. „G. E.“ übs. v. v. d. K.
Antwort B
Wie können wir unsere Berufung und Erwählung fest machen? Wer beruft
uns? Unser Vater. Wer erwählt uns? Unser Vater. Aber dies ist für andere
nicht genug. Bei wem sollen wir unsere Berufung und Erwählung
festmachen? Bei dem, der uns berufen hat, der uns erwählt hat? Nicht im
Geringsten, sondern für uns selbst und für jeden, der uns sieht und der
zu uns sagen kann: „Du bist berufen? Du siehst aber nicht im geringsten
danach aus. Du bist auserwählt? Niemand kann das glauben.“ Es muß vor
den Augen jedermanns zu lesen sein, daß du von Gott „berufen und
erwählt“ bist.
a. Dr. W. „S. P.“
Antwort C
Dreimal (in Vers 8.9 und 10) verweist der Heilige Geist auf „diese
Dinge“, von denen Er in den Versen 5-7 gesprochen hat, wozu wir allen
Fleiß anwenden sollen. (Vers 5.) Der Segen, der dann hervorkommt, ist:
Wir werden nicht träge und fruchtleer sein. Frucht zu tragen ist das
herzliche Verlangen vieler Kinder Gottes. Hier ist der Weg gezeigt.
Wieder in Vers 10 werden die „Brüder“ zum Fleiß ermahnt. Diesmal im
Hinblick auf ein anderes Ziel: Ihre Berufung und Erwählung fest zu
machen. Nicht, als ob wir sie bei Gott fest zu machen hätten. Wie können
wir sie bei dem fest machen, der uns bereits berufen hat in Seiner
unumschränkten Gnade? (Vers 3.) Wohl aber sollen wir sie fest machen bei
uns und andern, die nur an den Früchten erkennen können, ob Wort und
Wege zusammen gehen. Wenn wir uns nicht dieser Dinge befleißigen, wenn
wir sorglos und gleichgültig wandeln, so werden wir nicht nur selbst die
Gewißheit und Freude unserer Berufung und Erwählung verlieren, sondern
auch andere darin schwankend und zweifelnd machen (vergl. Gal. 4,19.20).
Der Apostel will aber, daß die freudige Gewißheit unserer Berufung und
Erwählung bei uns und anderen vorhanden sei, und zeigt den Weg dazu: in
dem treuen Fleiße bezüglich der Dinge des göttlichen Lebens. Mit welcher
Festigkeit konnte Er die Erwählung der Thessalonicher behaupten auf
Grund ihres treuen Wandels. Von ihnen konnte Er sagen: „Ihr seid unsere
Nachahmer geworden ... ihr seid zu Vorbildern geworden.“ (1. Thess.
1,3.4.7.) Kann der Geist Gottes dies von dir und mir sagen?
v. d. K.
Antwort D
In 2. Petr. 1,3.4 richtet der Apostel unsern Blick auf das, „was Seine
göttliche Kraft uns geschenkt hat.“
An das Zeugnis dieser kostbaren Tatsache knüpft der Apostel die Mahnung:
„Ebenfalls reichet aber auch dar, indem ihr allen Fleiß anwendet, in
eurem Glauben die Tugend usw.“ Die Dinge, welche der Apostel hier
anführt, kann nur der darreichen, welcher sie vom Herrn vorher empfangen
hat als Frucht seines Glaubens. Durch Glauben müssen wir das nehmen, was
uns in Christo Jesu geschenkt ist. Daher kann uns die Gnade nur dann an
das Ziel unserer Berufung tragen, wenn unser Glaube wirksam ist. Durch
Glauben verwirklichen wir die Verheißungen Gottes. (Hebr. 11,1.)
Da, wo die in den Versen 5-7 genannten Dinge durch Glauben genommen
werden, werden sie den
Glaubenden „nicht träge noch fruchtleer hinstellen usw.; bei welchem
diese Dinge nicht sind, der ist blind, kurzsichtig, und hat die
Reinigung seiner vorigen Sünden vergessen.“ (Vers 8-9.) Sein Glaube
reichte nicht hin, das Bewußtsein der erlebten Errettung festzuhalten;
dadurch ging er der größten und kostbarsten Verheißungen verlustig.
Daher ermahnt der Apostel in Vers 10: „Darum, Brüder, befleißiget euch
umsomehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen.“ Seine „Berufung
und Erwählung fest machen“ will also sagen: Fleiß tun „nicht von denen
zu sein, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern von denen, die da
glauben zur Errettung der Seele.“ (Hebr. 10,39.)
P. Str.
Anmerkung des Herausgebers
Es möchte vielleicht dem einen oder anderen Leser so scheinen, als
bestände zwischen der Behandlung der Frage 7 und dieser insofern eine
Unstimmigkeit, als die gleichen Worte hier („berufen“ und „auserwählt“)
eine andere Bedeutung hätten als dort. Aber es besteht kein sachlicher
Gegensatz zwischen den beiden Reihen von
Antworten.
Zunächst ist zu beachten, daß dort von „vielen Berufenen, aber wenigen
Auserwählten“ gesprochen ist, hier dagegen von „Berufung und Erwählung“.
Nun ist zu diesem Doppelausdruck zu sagen, daß er sich nur auf uns
Kinder Gottes bezieht (vergl. Vers 1!). Da, wo im Neuen Testament in
diesem Sinne von Berufung und Erwählung gesprochen wird, da ist auch
öfter ein Zweck angegeben: wozu berufen, wozu erwählt? Wir verweisen auf
1. Thess. 4,7: „Berufen zur Heiligkeit“ (vergl. den Ausdruck in 1. Kor.
1,2 und Röm. 1,7 „berufene Heilige“) und 1. Petr. 2,9: „Berufen aus der
Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht“; vgl. auch 1. Petr. 1,15. Ferner
auf Joh. 15,16: „Auserwählt zum Fruchtbringen“ und Vers 19: „Auserwählt
aus der Welt“ und Eph. 1,4: „Auserwählt, daß wir heilig und tadellos vor
Ihm seien in Liebe“ u. a. m. In dem Maße, wie die Kinder Gottes sich
üben, sich als Berufene und Erwählte darzustellen im Sinne obiger
Stellen, in dem Maße machen sie ihre Berufung und Erwählung fest.
In Frage 7 aber handelt es sich nicht um diesen Sinn der dem Wortlaut
nach freilich gleichen Begriffe. Die Beziehungen sind dort andere als
hier. Hier wie in den Briefen stets beziehen sich die Worte auf
anerkannte Gläubige, während dort zwei verschiedene Menschenklassen
gemeint sind, und zwar im Zusammenhange von Himmelreichsgleichnissen!
Der ganze Zusammenhang, in dem an sich gleichlaufende Ausdrücke
vorkommen, ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der
Ausdrücke und daher stets zu beachten!
Es sei hier auch einmal klar ausgesprochen, daß dieser Ausdruck „viele
sind Berufene, aber wenige sind Auserwählte“ nur in diesen beiden
Gleichnissen vom Reich der Himmel gesagt ist. Jesus selbst hat diesen
Ausdruck nie in einem anderen Zusammenhang gesagt. Also haben auch wir
kein Recht, dieses Wort anzuwenden, wo es uns passend zu sein scheint.
Laßt uns heilig umgehen mit dem Worte Gottes!
Frage 9
Was begreift „üble Nachrede“ in sich?
(1. Petr. 2,1.)
Antwort A
Bei der üblen Nachrede läuft es darauf hinaus, den Ruf des anderen zu
untergraben. Beim Sprechen über Böses muß das Wohl dessen, der das Böse
getan hat, vor unserem Herzen und Auge sein, wenn üble Nachrede
vermieden werden soll. Als der Chloe Hausgenossen (1. Kor. 1,11) dem
Paulus die bösen Dinge in Korinth berichteten, geschah es, um Heilung zu
bewirken. Dies war keine üble Nachrede. Die Worte jemandes zu
wiederholen und Sinn und Absicht verhehlen oder gar entstellen ist eine
Schande und ist böse. Ziba verleumdete Mephiboseth, als er zu David
sagte: „Siehe, er bleibt zu Jerusalem, denn er sprach: Heute wird mir
das Haus Israel das Königtum meines Vaters wiedergegeben.“ (2. Sam. 16.)
In demselben Kapitel finden wir in dem Fluchen Simeis ein Beispiel von
Schmähungen ohne Wahrheit, während wir in Evang. Joh. 9,28 Wahrheit in
der Schmähung finden.
Antwort B
Üble Nachrede begreift nicht bloß böses oder unwahres Sprechen in sich,
es schließt auch das Sprechen der Wahrheit mit böser Absicht ein. Das,
was wir sagen, mag Wahrheit sein, aber der Zweck mag teuflisch sein. Die
einfache Tatsache, daß Gott uns warnt vor üblem Nachreden, sollte
genügen, es als Böses zu meiden. Die Welt, in der wir leben, ist eine
übelredende, lästernde Welt: Gott wird verlästert (1. Petr. 4,14). Der
Weg der Wahrheit wird verlästert (2. Petr. 2,2). Würden, Gewalten werden
verlästert (2. Petr. 2,10). Christen werden verlästert (1. Petr. 4,4).
Unser Heilsgut wird verlästert (Röm. 14,16); man lästert, was man nicht
kennt (2. Petr. 2,12). Laßt uns mit dieser übel redenden, lästernden
Welt nichts gemein haben. Laßt uns uns vielmehr reinigen von den bösen
Augen, dem bösen Argwohn, dem bösen Sprechen, den bösen Werken, dem
bösen Herzen des Unglaubens!
Antwort C
Diese Schriftstelle warnt uns eindringlich vor der allgemeinen
Gewohnheit des üblen Nachredens hinter dem Rücken anderer. Geschwätz,
Ärgernis, Lieblosigkeit, Geringschätzung, Verachtung, Trennung usw. sind
die traurigen Folgen.
Wenn wir ein Fehlen beim Bruder sehen, sollten wir nicht suchen, mit ihm
in Gnade zu sprechen, und zwar allein? Wir sollten seine Sünde nicht vor
die Öffentlichkeit bringen! Aber auch beim Einzelgespräch halte im
Gedächtnis den Splitter und den Balken! (Matth. 7,3ff.)
Die Zunge ist ein kleines Glied, aber welche Macht hat sie! Tod und
Leben sind in der Gewalt der Zunge (Spr. 18,21). Worte sind Samenkörner,
welche Frucht zum Leben oder Tode tragen. Welche feierliche Warnungen
spricht der Herr über den Gebrauch der Zunge aus! - Jede üble Nachrede
ist ein Mißbrauch der Zunge. Wir mögen die Wahrheit sagen und doch die
Zunge mißbrauchen, weil das, was wir sagen, nicht in Liebe und nicht zum
Wohl und Nutzen des andern gesagt ist, sondern nur, um unsere Bosheit
und Eitelkeit zu befriedigen oder um unsern Selbstinteressen zu dienen.
Wenn wir mehr den Grund unseres Herzens durchforschten und im Lichte des
Richterstuhles Christi ständen, wir würden sorgfältiger das Tor unserer
Lippen bewahren.
A. „E. T.“ übs. v. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Übles Nachreden ist eines der mächtigsten Mittel in der Hand Satans,
durch das er sowohl Kinder Gottes untereinander zu entzweien als auch
blühende Versammlungen zu zerstören sucht. Und obwohl die Gläubigen so
sehr leicht in diesen Fallstrick (vgl. Spr. 12,13!) geraten, so gehen
manche doch so oberflächlich darüber hinweg, als hätte es nichts zu
bedeuten, wenn man des Bruders Ruf schädigt. Ist es nicht fast so, als
ob manche es ernstlich als ihre Aufgabe ansehen, traurige Dinge, die sie
aus dem Leben irgendeines Kindes Gottes wissen oder zu wissen meinen,
als eine wichtige Wahrheit oder als ein „offenes Geheimnis“ unter dem
Volke Gottes zu verbreiten? Sie scheinen nicht zu bedenken, daß nur „die
Liebe erbaut“. Es kann aber weder Liebe zum Herrn und Seinem Werk noch
zu den Geschwistern sein, die den Gläubigen ins Herz gibt, also zu
handeln! - Wir sollen doch ja heilig und treu umgehen mit dem Namen und
Ruf unserer Brüder und Schwestern! Und dies bezieht sich nicht zum
wenigsten auch auf schon verstorbene Kinder Gottes. Es ist ein trauriges
Zeichen von dem inneren Zustand eines Gläubigen, wenn er es wagt, etwa
im Geist des Hochmuts oder auch einer gewissen Sensationslüsternheit
oder aus andern Gründen über einen vielleicht tiefen Fall eines nunmehr
Heimgegangenen zu reden, besonders vor solchen, die bisher nichts davon
wußten. Jener Heimgegangene ist nun in der Ewigkeit beim Herrn, der ihm
sicherlich vor dem Tode seine Sünde aufdecken und vergeben konnte! Wer
darf etwas anderes als nur Liebes berichten von dem, dem der Herr
vergeben hat?! - Laßt uns vorsichtig sein im Gebrauch unserer Zunge
(Jak. 3), vorzüglich, wenn es sich handelt um das Reden über andere!
(Psalm 15,3; 101,5; Spr. 26,20.22; 12,18; 1. Petr. 3,10.11.)
Frage 10
Von welchem Zeitpunkt spricht die Schritt in Hebr. 1,5-6: „Du bist mein
Sohn, heute habe ich dich gezeugt?“
Antwort A
Im ersten Kapitel des Hebräerbriefes wird die Gottheit Christi sowie
Seine göttliche Sendung vom Vater auf Grund des Alten Testaments
bewiesen. Wir finden von Vers 1-3 sieben Tatsachen über die Person
Christi: 1) Er ist Sohn; 2) Er ist Erbe aller Dinge; 3) Er ist Schöpfer
aller Dinge: „durch Den Er auch die Welten gemacht hat“; 4) Er ist der
Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens; 5) Er ist
Träger aller Dinge durch die Macht Seines Wortes; 6) Er ist der
Sündenreiniger. Von Ihm in dieser Eigenschaft wird erst dann gesprochen,
nachdem uns die Herrlichkeit Seiner Person vor die Seele gestellt ist.
Wir sehen, daß die Person das Erlösungswerk adelt; 7) Er ist a) der,
welcher sich gesetzt hat, d. h. Sein Werk der Erlösung ist vollendet; b)
zur Rechten der Majestät, d. h. Er hat den Ehrenplatz inne; c) in der
Höhe. Er hat den höchsten Platz, den Gott zu vergeben hatte. Für den
gläubigen Juden muß dies einfach der schlagendste Beweis Seiner
Göttlichkeit sowie Seiner göttlichen Sendung gewesen sein. Denn in der
Stiftshütte, und zwar im Allerheiligsten, thronte Gott zwischen den
Cherubim über dem Versöhnungsdeckel in Herrlichkeit. Diesen Platz hat
Jesus, der Sohn Gottes, in den Himmeln inne. Vgl. Hebr. 1,3; 1,13; 8,1;
10,12; 12,2.
Aber der Apostel zeigt nun an der Hand von sieben Zitaten aus dem Alten
Testament, daß die sieben
Aber der Apostel zeigt nun an der Hand von sieben Zitaten aus dem Alten
Testament, daß die sieben festgestellten Tatsachen von der Person
Christi durch die Schrift begründet werden können; dies ist köstlich zu
sehen; und was der Apostel tut, ist jeder auch jetzt noch verpflichtet
zu tun: nämlich, alles auf Grund der Schrift zu bestätigen.
1. Vers 5 wird uns gesagt, daß Christus Sohn ist den Engeln gegenüber,
welche nur Diener waren (vgl. Vers 7). Zu keinem der Engel hat Er je
gesagt: „Du bist Mein Sohn“ usw. Das Wort „gezeugt“ deutet Seine
Menschwerdung an, es hat nicht Bezug auf die Auferstehung, wie manche
annehmen. Soviel ich weiß, bezieht sich dieses Wort nie auf die
Auferstehung, und wo immer wir diese Schriftstelle aus dem 2. Psalm
finden, wird sie in Verbindung mit dem Leben des Herrn auf dieser Erde
gebraucht. Man vergl. sorgfältig Luk. 1,35; Hebr. 5,5 und Apostelg.
13,33.
2. „Ich will Ihm zum Vater, und Er soll Mir zum Sohne sein“ finden wir
in 1. Chron. 17,13. Diese Stelle wurde ursprünglich auf Salomo bezogen;
doch war deren Enderfüllung in Christo. Die Stelle zeigt uns das
einzigartige, vollkommene göttliche Verhältnis des Vaters zum Sohne und
des Sohnes zum Vater.
3. Vers 6: „Wenn Er den Erstgeborenen in den Erdkreis einführt usw.“.
Diese Stelle ist dem 97. Psalm entnommen, der besonders von der
Herrschaft des Herrn im Tausendjährigen Reich spricht, bezw. von dem
Anbruch desselben und von dem damit verbundenen Gericht. Wir können wohl
annehmen, daß dies besonders Bezug hat auf das Offenbarwerden des Herrn
in Herrlichkeit (vgl. Matth. 16,27; Matth. 25,31; 1. Thess. 4,16 bis 2.
Thess. 1,17) sowie auf Sein öffentliches Eingef ührtsein in den Erdkreis
(vgl. Hebr. 2,5; Apostelg. 17,31). Daß die Engel Ihm immer gehuldigt
haben und daß sie das noch tun, geht aus vielen Stellen hervor (vgl.
Jes. 6,1-4 mit Joh. 12,41 sowie Luk. 2,13-14). Der Gläubige weiß dieses,
und dem Herrn sei Dank für diese Gnade! Doch es kommt die Zeit, wo die
Welt durch das Verhalten der mächtigsten Geschöpfe Gottes erkennen wird,
daß Christus Schöpfer und Gott über alles ist, gepriesen in Ewigkeit.
K. O. St.
Antwort B
Der 2. Psalm wird im NeuenTestament oft auf den Messias bezogen (vgl.
Apostelg. 4,25.28; 13,33; Hebr. 1,5; 5,5; Offbg. 2,27f.; 12,5; 19,15).
Was David galt, gilt Christus, in dem alles seine höchste Erfüllung
findet.
In Hebr. 1,5-6 ist folgender Gedankenfortschritt: Vers 5a: Zeugung des
Sohnes, nach Psalm 2,7. Vers 5b: Das Verhältnis des Sohnes zum Vater,
nach 2. Sam. 7,14. Vers 6: Die Parusie oder Wiederkunft des Sohnes, nach
mehreren Schriftstellen, z. B. Jes. 44,23; Psalm 97,7b; 5. Mose 32,43
(wo in einigen Handschriften der griechischen Übersetzung des Alten
Testaments das Zitat sogar wörtlich steht) und Psalm 29,1.
Über den Zeitpunkt „heute“ kann man verschiedener Meinung sein. Die
Frage ist, ob es sich handelt:
1) Um die wunderbare Geburt aus Maria (nach Luk. 1,35, wo einige
Handschriften sogar wörtlich Ps. 2,7 zitieren), oder 2) um die Taufe
Jesu (vgl. Luk. 3,22), oder aber 3) um die Auferstehung des Herrn.
Für die 1. Auffassung scheint das „wiederum“ in Vers 6 zu sprechen,
indem dann der ersten Einführung (= dem ersten Kommen) die zweite
Einführung (= das zweite noch zukünftige Kommen) entspräche (vgl. 10,5).
Für die 3. Auffassung spricht Röm. 1,4, wo die Auferstehung auch als
eine Zeugung zum Leben verstanden wird, wobei der „Sohn“ diesen
vorzüglicheren Namen vor den Engeln empfing (Hebr. 1,4); dann wäre das
„heute“ der Zeitpunkt des Eintrittes des Sohnes in seine überirdische
Herrlichkeit, worauf man Psalm 2 beziehen könnte, der auf den Zeitpunkt
der Erniedrigung (durch Menschwerdung) nicht zu passen scheint.
Natürlich liegt in Hebr. 1,5 nicht der Nachdruck auf dem „heute“ , d. i.
auf diesem Teil des Zitates aus Psalm 2, denn dem Apostel kam es in
diesem Zusammenhange nicht darauf an, diese Wahrheit besonders zu
betonen, sondern das „du bist mein Sohn“, wodurch der Sohn über die
Engel erhoben wird, ist ihm der Hauptgedanke in Vers 5a.
J. W.
Antwort C
Diese Stelle weist auf die Fleischwerdung des Sohnes Gottes hin, auf den
Zeitpunkt: „Einen Leib hast Du mir bereitet“ (Hebr. 10). Auch Apostelg.
13,32.33 bestätigt dies. Paulus verkündet dort, daß Gott die den Vätern
gegebene Verheißung erfüllt hat: 1) indem Er Jesum erweckt hat und 2)
Ihn aus den Toten auferweckt hat. Diese zwei großen Tatsachen stellt er
vor ihr Auge. Die ersten verbindet er mit Psalm 2,7, „wie
geschrieben steht: Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeuget.“ Die
zweite hat Gott „also ausgesprochen: Ich werde euch die gewissen
Gnaden Davids geben.“ Es darf das Wort „erweckt“ in Apostelg. 13,33
nicht mit „aus den Toten auferweckt“ verwechselt oder gleichgestellt
werden. Es ist dasselbe Wort und derselbe Gedanke wie in Apostelg. 3,22:
das „werden lassen“, „hervorrufen“. Es ist das Kommen des Sohnes in das
Fleisch. Gott gab Seinen Sohn und bereitete Ihm den Leib. (Das Wort
finden wir z. B. auch in Apostelg. 13,22, wobei jeder Gedanke an
Auferweckung ausgeschlossen ist.) Köstlich ist es, zu sehen, daß Er der
Sohn ist und der König Israels, sowohl als das Kindlein in der Krippe
wie als der Auferstandene. Er ist eben in Seiner Person der Sohn von
Ewigkeit, und welchen Stand Er auch einnehmen mag, Gott redet Ihn an als
Seinen Sohn. Wie wunderbar tief ist das Wort! Als Jesaia (55,3)
verkünden mußte, daß Gott Seinem Volke die unverbrüchlichen Gnaden
Davids halten wollte, da stand der auferstandene Sohn vor Gottes Auge.
Wer würde dies aus dem Worte verstanden haben, hätte nicht Gott es uns
durch Paulus gesagt?!
Ich kann nicht unerwähnt lassen, wie unbedingt das Wort in diesen
Schriftstellen als Gottes Wort anerkannt wird, im Gegensatz zu dem heute
üblichen satanischen Antasten der Schrift. Es heißt nicht „David“ sagt,
sondern „Er“, Gott sagt: Hebr. 1,5; Apg. 13,34.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Bei BeAntwortung
der vorliegenden Frage kann eine Tatsache der Schrift nicht ernst genug
betont werden, nämlich die, daß sie niemals redet von einer so genannten
vorweltlichen Zeugung des
Sohnes. Der Sinn dieser den Sohn Gottes Seiner ewigen Würde
entkleidenden traurigen Meinung ist der, daß irgendwann in der
vorweltlichen Ewigkeit nur Gott dagewesen sei und daß Er an einem nur
Ihm bekannten „Heute“ den Sohn aus Sich Selbst herausgezeugt hätte. Aber
einerseits weist die Schrift unseres Erachtens ziemlich deutlich auf
Jesu Kommen ins Fleisch als auf den Zeitpunkt des „Heute habe Ich Dich
gezeugt“ hin; dafür scheint uns Luk. 1,35 genügend Beweis zu sein.
Andrerseits ist, wie oben gesagt, in dem ganzen Worte Gottes nicht nur
kein Hinweis auf eine vorweltliche Zeugung (ein ins-Leben-Rufen) des
Sohnes aus Gott zu finden, sondern diese Anschauung widerspricht aufs
Unzweideutigste Schriftstellen wie Joh. 1,1-2 und vor allem Joh. 1,18:
„Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des
Vaters Schoße ist, der hat Ihn kundgemacht“ und Kol. 1,17: „Er
ist vor allen.“ (Es heißt nicht: „Er war vor allen“, obgleich von
Ihm in anderem Zusammenhang auch gesagt ist: „der da war“, Offbg. 1,8),
und anderen mehr (vgl. Offbg. 1, 8.18; 1. Tim. 3,16; Hebr. 13,8 usw.).
Hüten wir uns, dem Sohne auch nur in unseren mitunter unbedachtsamen
Worten etwas von der Majestät zu nehmen, die Ihm gebührt! Hüten wir uns
vor liberaler Theologie und Philosophie innerhalb des Volkes Gottes! Wir
können nicht hoch und herrlich genug denken und reden von dem Sohn
Gottes, unserm Herrn Jesus Christus, der würdig ist zu nehmen Preis und
Ruhm und Anbetung in Ewigkeit.
Gruß an den Leser:
„Da wir diesen Dienst haben, wie wir begnadigt worden sind, so
ermatten wir nicht.“ 2. Kor. 4,1.
Wir bitten, die letzten beiden Umschlagseiten freundlichst zu beachten!
- Hier und da haben wir die
Antworten
gekürzt, einerseits aus Platzmangel, andererseits, um Wiederholungen
möglichst zu vermeiden. Wenn wir in Zukunft nicht jede
Antwort Aufnehmen
oder die Einsendungen kürzen, so hat das obige Gründe. Dessen ungeachtet
fordern wir jeden Leser zur fleißigen Mitarbeit auf, zum Segen aller. Es
ist ja auch niemals ein Verlust, wenn jemand an einem Gegenstand tüchtig
gearbeitet hat. Auch wenn seine
Antwort
nur teilweise oder gar nicht sollte abgedruckt werden, so trägt seine
treue Arbeit ihm doch stets einen Segen ein. - Dieses Doppelheft (Nr.
3/4) umfaßt 32 Seiten Text. Noch zweimal in diesem Jahre gedenken wir
ein Doppelheft herauszugeben, damit der erste Jahrgang im Dezember
abgeschlossen werden kann.
Der Herausgeber.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26) und was ist
„Sünde zum Tode“? (1. Joh 5,16.17.)
b) Wie decken sichfolgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand
...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten“? Oder ist in
letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?
c) Wie lange waren die Kinder Israel in Ägypten? Vergl. 2. Mose
12,40.41; 1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der
Zahlen.
d) Wie ist es zu verstehen, daß Paulus sagt „ob ich auf irgendeine ...
Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“ (Phil. 3,11), da
er doch seiner Auferstehung gewiß war?
e) Wie weit erstreckt sich für's praktische Lebendas Wort Jak. 1,27:
„Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im
allgemeinen Menschen gemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?
f) Röm 7,25: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsernHerrn. Also nun
diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der
Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?
g) Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt
wie ein Senfkorn ...“?
h) Was ist zu verstehen unter Joh. 20,3: „Welchen irgend ihr die Sünden
vergebt, denen sind sie vergeben usw.“?
i) Welchen Sinn haben die Worte Luk. 22,36: „ ... verkaufe sein Kleid
und kaufe einSchwert“?
k) Was ist weissagenim vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor.
14,3.24.25)?
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 11
Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird?
(1. Mose 4,15.)
Antwort A
Gott will nicht, daß das Blut Abels durch den Tod Kains gerächt werden
soll. Eine gegensätzliche Anordnung trifft Gott für die Welt nach der
Flut. Da bestimmt Er: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen
soll sein Blut vergossen werden“ (1. Mose 9,6). Gott will Gericht und
Regierung mittelbar durch die Hand des Menschen ausüben. Aber nicht so
in der Welt vor der Flut. Wir sehen, wie wichtig die Unterscheidung der
verschiedenen Zeitalter, der verschiedenen Verwaltungsperioden Gottes
ist. Petrus unterscheidet in seinem zweiten Briefe die damalige Welt (2.
Petri 3,6), die jetzige Erde (V. 7) und die neue Erde (V. 13). In der
damaligen Welt nimmt Gott die Ausführung des Gerichtes in Seine eigene
Hand, und Er richtet schließlich die Gewalttätigkeit des Menschen mit
der Sintflut. Auf der jetzigen Erde legte Er die Ausführung des
Gerichtes in die Hand des Menschen. Nicht, daß es jedem überlassen wäre,
das Schwert zu nehmen, sondern Er richtet und regiert durch die
Obrigkeit in Vergeltung wie Kriegführung. Ein göttlicher Grundsatz, der
noch für die „jetzige Erde“ gilt. Wir müssen lernen, das verschiedene
Walten und Verhalten Gottes in den verschiedenen Zeit-Perioden zu
unterscheiden. Es ist voll göttlicher Weisheit und Herrlichkeit. In der
Welt vor der Flut will
Gott nicht „durch den Menschen“ das Gericht an Kain ausführen. Er allein
will richten, und wer seine Hand wider Kain erheben würde, würde das
Recht Gottes antasten, welches Er Sich vorbehalten; und es sollte
siebenfältig gerächt werden. Und wie will Er richten? Langsam ist Gott
zum Zorn und groß an Güte! Man möchte sagen, ein mildes Gericht trifft
Kain - aber ein siebenfältiges (vollkommenes) Gericht soll den treffen,
der dem Walten Gottes mit Kain entgegentritt. In diesem allen liegen
tiefe und ernste Wahrheiten für uns. Die alte Welt läßt die
Lichtstrahlen göttlichen Handelns auf die jetzige Erde fallen.
In den Persönlichkeiten der alten Welt und ihrer Geschichte liegt mehr
als ein bloßer Bericht. Alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer
Belehrung geschrieben (Röm. 15,4). Auch in den Geschichten der Personen
der alten Welt gibt Gott uns Belehrungen und Lichtblicke für die jetzige
wie für die zukünftige Welt. Lernen wir nicht durch Paulus in Röm. 5,14,
daß in Adam Gott schon Christus sah? Und wird in Hosea 6,7 nicht eine
Vergleichslinie mit Adam und Israel gezogen? Dürfen wir über solche
Vergleichslinien in den gewaltigen Gestalten der ersten Menschen, über
die es Gott gefallen hat, uns zu berichten, nicht nachsinnen? Eva, Kain,
Abel, Henoch, Noah, Abraham usw., alle werden im Neuen Testament wieder
vor uns gestellt als Vorbilder, als Wegtypen usw. für unsere Tage. In
Eva sehen wir sowohl das Licht des Lebens in Verbindung mit ihrem Samen
als auch die Gemeinde. Die Röcke von Fellen für die Bedeckung weisen hin
auf die Dahingabe des Lebens eines anderen zur Bedeckung des Sünders.
Der HErr sagt, die Schrift sei es, die von Ihm zeuge (Joh. 5,39). Hier
liegt der Schlüssel zum Verständnis der Schrift: Ihn darin zu finden.
Überall finden wir Herrlichkeiten in Verbindung mit Ihm. Abel, der
Gerechte, läßt uns Christus, den Gerechten, sehen, der Sich Selbst auf
den Altar legt. Henoch - Christus als den mit Gott wandelnden Menschen,
der Sein Wohlgefallen hat. Noah - Christus als den Prediger der
Gerechtigkeit. Abraham - Christus als den Menschen außerhalb der Welt
des Fleisches, in dem alle Vorsätze Gottes ihre Erfüllung finden. Isaak
- Christus aus den Toten auferstanden. Jakob - Christus in Beziehung zu
Israel. Joseph - Christus von Israel verworfen, aber unter den Nationen
verherrlicht usw. usw.
Und Kain? Er war der Mörder des Gerechten. Der Mensch im Fleische. Ganz
besonders aber steht Israel in Kains Geschichte vor uns. Stephanus nennt
Apg. 7,52 Israel der Mörder des Gerechten. Ist Israel nicht gleich Kain
ein Flüchtling, umherirrend und unstet bis auf den heutigen Tag? Hat
Gott nicht auch das Zeichen der Unverletzbarkeit auf Israel gelegt? Und
wird nicht ein siebenfältiges Gericht dem Manne oder der Nation folgen,
die Israel antastet, um es zu vernichten?
Deshalb mag eine
Antwort Auf
diese Frage sein: Gott sah in Kain schon die Mörder „des Gerechten“ und
Er handelte mit Kain nach Seiner Vorkenntnis, uns zur Belehrung.
Die Schrift berechtigt uns, mit dem Anfang spätere Ereignisse zu
verbinden. Wenn Jesaja (46,9-11) auffordern muß, des Anfänglichen zu
gedenken, so muß er sogleich hinzufügen, daß Gott von Anfang an das Ende
verkündige. (Wir vermögen nur vom Ende aus den Anfang zu sehen.) Welche
unvergleichliche Majestät tritt uns in dieser Stelle entgegen, wenn Er
den Nachdenkern über das Anfängliche der Urzeit und über das „von alters
her“ Sich als der offenbart, der das Ende darin verkündigt und das, was
noch nicht geschehen ist. Wir empfangen damit zugleich einen Schlüssel
für das Verständnis der Vorzeit.
Dies sind alles nur kleine Andeutungen. Viele andere Linien können wir
in den Tagen der Vorzeit finden in Verbindung mit der Gemeinde sowie der
jetzigen wie der zukünftigen Welt. Nur mit
Bewunderung und Anbetung können wir über das Tun Gottes nachsinnen. Dies
zu tun war schon die Freude der Heiligen des Alten Bundes: „Ich gedenke
der Tage der Vorzeit und überlege Dein Tun“ (Psalm 143,5). Wieviel mehr
sollten wir darüber sinnen, die wir das Licht der Offenbarung Gottes im
Sohn und den Heiligen Geist empfangen haben! „O, Tiefe des Reichtums,
sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes. Wie unausforschlich
sind Seine Gerichte und unausspürbar Seine Wege“ usw.
(Röm. 11,33.36.)
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Dem Fragenden kam es offenbar zunächst darauf an, eine Erklärung des „es
soll siebenfältig gerächt werden“ zu bekommen. Eine völlig befriedigende
zu geben scheint uns recht schwer. Wir geben aber im folgenden einige
Winke, die das Verständnis der Stelle erleichtern können. Die Zahl
„Sieben“ ist die Zahl der Vollkommenheit in der Schrift. Belege dafür zu
geben ist unnötig, jeder kann mit Hilfe der Konkordanz genügend Belege
finden; wir weisen nur hin auf die Zahl der Feste Jehovas, der Geister
und Gemeinden usw. in der Offenb. Joh. und auf das siebenmalige Umziehen
der Mauern Jerichos, wie die siebenmalige Untertauchung des Naeman und
auf „den Siebenten von Adam, Henoch“ (Jud. 14), der nicht starb (1. Mose
5,24). Übrigens lesen wir auch mehrfach von siebenfacher Strafe (vgl. 3.
Mose 26,18.21.24). Nur Gott Selbst konnte diese Strafe ansetzen für den,
der Kain erschlagen würde. Es war das erstemal seit der Austreibung der
Menschen aus dem Paradiese, daß Strafe verhängt wurde, und sie mußte
ebenso umfassend wie unvergeßlich ernst sein, wenn sie zeigen sollte,
wie Gott über die Sünde des Mordes dachte. Daher, glauben wir, wurde
eine siebenfache Rache Gottes angesagt. Dabei ist es aber ein
wohltuender Gedanke, daß Gott Selbst das Strafmaß bestimmte sowie die
Rache in Seine Hand nahm. Anders ist es bei Lamech (1. Mose 4,24). Hier
sehen wir, wie der Mensch sich zu rächen trachtet und wie sehr damals
die Entartung des Menschengeschlechts schon zugenommen hatte. Und nun
noch ein Gegenstück! Matth. 18,21 fragt Petrus den HErrn, ob es genug
sei, dem gegen ihn sündigenden Bruder siebenmal zu vergeben. Jesus aber
sagt: „siebzigmal siebenmal“ (V. 22). Dies kann man gleichbedeutend
achten mit „unendlich oft“. Aber es ist doch nicht unwichtig, zu sehen,
wie diese Zahl entstanden ist: nämlich aus siebenmal zehn mal sieben.
Die Zahl 10 wird von etlichen Forschern als die Zahl der menschlichen
VerAntwortlichkeit
gegenüber Gott gedeutet (man nehme dazu die Konkordanz zur Hand! Nur
einige Stellen: Luk. 15,8; 19,13; Matth. 25,1; Luk. 17,12 und 17; Offb.
17,12; 1. Mose 42,3. Man beachte besondern die Vervielfältigungen von
Zehn, so Zehntausend!). Dadurch wird uns diese Zahl der Bereitwilligkeit
zur Vergebung ganz besonders ernst, aber auch köstlich. - Wir geben
diese Zahlen nur als Winke für das Forschen, nicht um eine vollständige
Erklärung der fraglichen Stellen abzugeben. Wir meinen nur, daß in der
Schrift nichts Unwichtiges ist und daß auch in diesen Zahlen eine tiefe
Bedeutung liegt, wenngleich es auch oft schwer ist, diese zu finden.
Doch sollte niemals eine Spielerei aus dem Forschen nach der Bedeutung
der Zahlen werden! Wenn uns aber daran gelegen ist, das Wesen und den
Charakter Gottes wie des Menschen besser zu verstehen, so sollten wir
auch den Zahlen Beachtung schenken, sie aber stets nur im Lichte der
Schrift betrachten und zu deuten suchen!
Frage 12
Ist Elias in der Person des Johannes gekommen, oder kommt er noch?
(Vergl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.)
Antwort A
Auf Grund von Matth. 17,13 in Verbindung mit den drei vorhergehenden
Versen können wir nur annehmen, daß Elias in der Person Johannes des
Täufers bereits gekommen ist. Das sagt ja auch der HErr Selbst nach
Matth. 11,14, die bedeutsamen Worte von Vers 15 hinzufügend: „Wer Ohren
hat zu hören, der höre.“ Dem menschlichen Sinn freilich erscheint es
verwunderlich, daß Johannes der Täufer der wiedergekommene Elias sein
soll, aber geistliche Sachen wollen eben nicht menschlich, sondern
geistlich beurteilt sein, „denn der natürliche Mensch faßt nicht, was
des Geistes Gottes ist; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht
erkennen“ (1. Kor. 2,14). Die Schrift legt sich selbst aus, und wollen
wir sie recht verstehen, müssen wir sie selbst reden lassen. Wohl hätte
Gott ebenso gut den Elias wieder in seiner ersten Gestalt senden können,
aber daß er es nicht tat, darin liegt eine tiefe, weise Absicht Gottes,
die Er beharrlich mit uns verfolgt und die allenthalben aus der Schrift
erkennbar ist. Wir, die berufen sind, Ihn, der ein Geist ist, dereinst
zu sehen, wie Er ist, sollen schon hier lernen, „nicht das anzuschauen,
was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man
sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig“ (2. Kor.
4,18). Und 2. Kor. 5,16 sagt uns: „Daher kennen wir von nun an (seit
Christi Auferstehung) niemanden nach dem Fleisch“ (selbst Christum nicht
mehr, der doch im Fleisch für uns gelitten hat!). Joh. 6,63: „Der Geist
ist's, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich
zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Gott sieht auf das
Ewige, das Geistliche der Dinge, nicht auf den Schein, deshalb lenkt er
auch in uns stets den geistlichen Sinn auf das Geistliche. Auf Johannes'
Frage: „Bist Du der Kommende, oder sollen wir eines anderen warten?“
Antwortet
Jesus nicht, wie es dem menschlichen Sinn am verständlichsten gewesen
wäre: „Ja, Ich, den du mit eigenen Augen gesehen und im Jordan getauft
hast, Ich bin der verheißene Messias“; nein, nicht auf die vergängliche
Gestalt des Menschensohnes weist Er ihn hin, sondern auf die lebendige
Kraft Seiner Heilandswirksamkeit, auf die in Ihm geschehene Erfüllung
der alttestamentlichen Verheißungen (Matth. 11,4-6). Dem Blindgeborenen
Antwortet
der HErr auf die Frage, wer der Sohn Gottes sei: „Du hast Ihn gesehen
(in Seiner wunderbaren Kraft, durch die er sehend wurde!), und der mit
dir redet, der ist es" (Joh. 9,37). Der auferstandene Christus wird
nicht in seiner äußeren Gestalt, sondern immer nur an bestimmten
Merkmalen Seiner Wesenheit erkannt, so von Maria an Seinem liebenden
Zuruf (Joh. 20,16), von den Zwölfen an den Wundmalen (20,20.27) und am
See Tiberias an Seiner Wundertätigkeit (21,4-12), von den Jüngern zu
Emmaus an Seiner Art, das Brot zu brechen und die Schrift auszulegen
(Luk. 24,30-32). - Ist also, wie wir gesehen haben, für Gott das
Geistliche das Wesentliche an einer Persönlichkeit, so haben wir auch
den geistlichen Elias in Johannes zu suchen, und so ist es denn gewiß,
daß Elias in dessen Person bereits wiedergekommen ist, denn Luk. 1,17
lesen wir: „Und derselbe (Johannes) wird vor Ihm hergehen in dem Geist
und der Kraft des Elias, um (in dem nun folgenden drückt sich der
Charakter des Wiederherstellers aus!) der Väter Herzen zu bekehren zu
den Kindern und Ungehorsame zur Einsicht von Gerechten, um dem HErrn ein
zugerüstetes Volk zu bereiten." Diese Stelle deckt sich zum Teil
wörtlich mit dem, was Maleachi 4,6 von Elias' des Wiederherstellers
Aufgabe gesagt ist.
M.Fr.
Antwort B
Johannes kam „im Geist und in der Kraft des Elias“ (Luk. 1,17). - Elias
in Person wird kommen, „ehe der Tag Jehovas kommt, der große und
furchtbare“ (Mal. 4,5). Johannes ging dem Kommen des HErrn in
Niedrigkeit voran, Elias wird dem Kommen des HErrn in Herrlichkeit
vorangehen - beide, um dem HErrn ein zugerichtetes Volk zu bereiten.
Vgl. Luk. 1,16.17 mit Mal. 4,6.
In Matth. 14,10 lesen wir, daß Johannes enthauptet wird, und nachdem er
getötet worden war, sagt der HErr in Matth. 17,11.12: „Elias wird
wahrhaftig kommen und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Dieses Kommen
des Elias und die damit verbundene Wiederherstellung aller Dinge bezieht
sich auf eine Zeit, die damals noch zukünftig war, als der HErr redete,
und die heute noch zukünftig ist.
Vor dem Kommen des HErrn mußte ein Bote Seinen Weg bereiten. Es gibt
zwei Kommen des HErrn. Johannes „im Geiste und in der Kraft des Elias“
ging vor Ihm her, als Er kam, zu leiden, Buße predigend und viele der
Söhne Israels zu dem HErrn, ihrem Gott, bekehrend. „Und wenn ihr es
annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll“ (Matth. 11,14). Elias in
Person, der den Tod noch nicht gesehen hat, ist aufbewahrt, um dem
zweiten Kommen des HErrn vom Himmel vorauszugehen, wenn Er kommen wird
in Macht und großer Herrlichkeit (Luk. 21) Gericht zu üben und Seinen
Thron in Gerechtigkeit aufzurichten. Elias kommt, wie vor alters, mit
Zeichen und Wundern zu einer gottentfremdeten Welt, und es ist nicht
schwierig, ihn in einem der zwei Zeugen in Offenbarung 11 zu erkennen
(Vers 6 nicht übersehen!). Die Juden haben nach der Weissagung in
Maleachi 4,5 schon immer die Rückkehr des Propheten Elias erwartet, und
bei ihren Festen wird in jeder Familie ein Stuhl für ihn frei gelassen,
damit er bei seinem Erscheinen ihn einnehme. Dieses wäre jedoch nicht
maßgebend, wenn nicht der HErr nach dem Tode Johannes' gesagt hätte:
„Elias zwar kommt zuerst und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Wir
haben in den Gesichten der Offenbarung zwei Zeugen, deren Auftrag und
deren Zeichen an Elias erinnern. Diese sind zwei Propheten aus der
Vergangenheit, die den Tod noch nicht geschmeckt haben, und Tod ist das
Teil aller Menschen. „Elias kommt und wird alle Dinge wieder
herstellen.“ Der Himmel muß den Herrn Jesus aufnehmen bis zu den Zeiten
der Wiederherstellung aller Dinge (Apg. 3,21). So sind also die Zeiten
der Wiederherstellung aller Dinge die Zeiten, wann der Himmel sich noch
einmal öffnen wird für die Rückkehr des Herrn Jesu. Elias wird Ihm
vorangegangen sein, um Ihm den Weg zu bereiten nach Mal. 4,5.6.
Die Schöpfung unter dem Fluche seufzt und wartet bis auf jenen Tag (Röm.
8,14-21) und so auch Israel! Nicht nur Jesaja Kap. 24-26 und 60
beschäftigen sich viel und mit Wonne damit und beschreiben dies, sondern
auch viele andere Stellen der Heiligen Schrift.
M. B.
Aus einer Korrespondenz mit Judenchristen im Jahre 1903.
Antwort C
Johannes der Täufer „kam im Geist und in der Kraft des Elias“ (Luk.
1,17), und er war der in Mal. 3,1 verheißene Bote und auch die erste
teilweise Erfüllung von Mal. 4,5. Solche teilweise Erfüllungen, wo
durch den Unglauben der Menschen oder durch besondere Wege Gottes die
volle Erfüllung aufgehalten wurde, finden wir auch bei anderen
Prophezeiungen. Z. B. Petrus zeigt in Apg. 2,16, daß die Ausgießung des
Heiligen Geistes das sei, was Joel zuvorgesagt habe, aber er sagt nicht,
daß es die Erfüllung der Weissagung sei, diese wird zu einer späteren
Zeit stattfinden.
So auch mit der Maleachi-Weissagung betr. Elias.
Wenn Israel Jesus als König aufgenommen hätte, dann hätten sie auch
Johannes aufgenommen, und dann war er der verheißene Elias. Aber die
ungläubige Masse nahm das Zeugnis Johannes' nicht an, und so
Antwortet
er auf ihre Frage, ob er Elias sei: „ich bin's nicht“. Wie wir ein
zweites Kommen des Messias für das Volk Israel haben, so auch ein
zweites Kommen des Elias und auch die volle Erfüllung von Mal. 4,5.6.
Nicht, daß Elias persönlich kommen wird, sondern ein Vorläufer, der
gleich Johannes im Geiste und in der Kraft Elias auftritt, denn Johannes
war nicht Elias persönlich, aber wenn das Volk ihn angenommen hätte, so
wäre in ihm die Weissagung erfüllt, sagt der HErr, und Elias gekommen
(Matth. 17,12). Offenb. 11 zeigt uns den zukünftigen Tag der Erfüllung
der Weissagung.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Kürzlich sagte ein Bruder, es täte doch gar nicht not, die Frage zu
stellen, ob Johannes der Elias, der kommen solle (nach Mal. 4), sei, das
sei doch ohne Frage durch Jesus Selbst bejaht, wenn Er sagt: „Und wenn
ihr's annehmen wollt, er ist Elias“ (Matth. 11,14). Ohne Zweifel hatte
jener Bruder recht, denn für den einfachen Bibelleser brauchte hierin
keine Schwierigkeit zu liegen. Dennoch sind Schwierigkeiten vorhanden,
sobald man die geistliche Rede des HErrn nicht versteht, denn Elias in
Person war Johannes ja nicht. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die
obige Stelle aus Matth. 11 an das jüdische Volk gerichtet ist; aber da
war kein Verstehen noch Aufmerken. Dagegen stellt die Stelle Matth.
17,10-13 ein Gespräch der Jünger mit dem HErrn dar (kurz nach der
wunderbaren Erscheinung des Elias bei der Verklärung Jesu), und die
Jünger verstanden, von wem Jesus redete! Sie hatten eben hörende Ohren!
Und dann noch eins, was dieser Sache eine gewisse Schwierigkeit gibt.
Warum nimmt Johannes selbst diese Benennung „Elias“, also die Anwendung
von Mal. 4, nicht auf sich an, als die Juden ihn fragen: „Bist du
Elias?“ (Joh. 1,21.) Hätte er es getan, so wären keine Schwierigkeiten
vorhanden gewesen. Ja gewiß, aber was wäre die Folge gewesen bei den
fleischlich gesinnten Juden, die den leiblichen Elias erwarteten? Ihre
ganze Aufmerksamkeit wäre auf seine Person gelenkt worden, statt von ihm
- „der Stimme eines Rufenden“ - hinweg auf den Inhalt seiner Predigt:
„Tut Buße!“ Da er also nicht im Sinne der Juden der erwartete Elias war,
so konnte er diese Ehrenbezeichnung ablehnen und nun um so mehr „in der
Kraft des Elias vor dem HErrn hergehen“ (Luk. 1,17). Und so wird am Ende
der Tage bei dem Kommen des HErrn in Herrlichkeit wiederum Elias vor Ihm
hergehen. Doch der Dienst des Elias in der Zeit der Verwerfung des
Menschensohnes ging zu Ende eben dadurch, daß Jesus verworfen wurde, was
seine eigene Verwerfung in sich schloß (vgl. dazu Mark. 9,12.13, was
über Jesus wie über Johannes geschrieben steht).
Frage 13
Was meint Paulus, wenn er sagt: „Mein Evangelium“ (z. B. Röm. 16,25)?
Antwort A
Wir finden diesen Ausdruck des Apostels Paulus dreimal in seinen
Schriften: Röm. 2,16; 16,25 und 2. Tim. 2,8. Nur der Apostel Paulus,
soviel ich weiß, gebraucht diesen Ausdruck. Auch nennt nur er sich nach
Kol. 1,23-25: „Diener des Evangeliums und Diener der Gemeinde, um das
Wort Gottes zu vollenden“, obwohl er nicht der letzte Schreiber war,
denn viele Teile des Neuen Testamentes sind später als seine Briefe
geschrieben, z. B. Judas und die Johannesbriefe und die Offenb.
Joh. u. a. m.
Aber auch nur dieser Apostel litt nach Kol. 1,24 in einer Weise, wie die
anderen Apostel wohl kaum gelitten haben; sie erfreuten sich einer
gewissen Ruhe, obwohl sie um Jesu willen auch verfolgt wurden; aber
Paulus wurde wie ein gehetztes Wild von Ort zu Ort gejagt, nirgends war
er seines Lebens sicher; besonders war er der Gegenstand des Hasses der
Juden, wie die Apostelgeschichte uns so klar zeigt. Warum dies alles?
fragen wir.
1. Weil er wie kein anderer Apostel das klare Zeugnis gibt, daß alle
Menschen ohne Unterschied (Röm. 3), ob Jude oder Heide, fromm oder
gesunken, religiös oder gottlos, hoch oder niedrig, nahe oder fern (d.
h. den Vorrechten des irdischen Volkes Israel), verlorene Sünder waren.
D. h. er ignorierte durch sein Evangelium aufs gründlichste die Vorzüge
des natürlichen Menschen vor Gott. Vielmehr predigte er, daß es nur
allein darauf ankomme, wie man sich als Nachkomme des ersten Adam - für
einen solchen Nachkommen Adams gibt es keine nationalen Vorrechte wie
bei den Junden, sondern es wird erklärt, daß eben alle Menschen Sünder
sind -, dem letzten Adam, dem zweiten Menschen aus dem Himmel, Jesus
Christus, gegenüber verhalte. Diese Tatsache erregte besonders den Zorn
der Juden (vgl. 1. Thess. 2,14-16), aber auch heute noch solcher
Menschen unter uns, welche noch etwas auf ihren Stand, ihre Bildung,
Weisheit und Frömmigkeit geben. Denn nach dem Evangelium des Paulus
„kann sich vor Gott kein Fleisch rühmen“, d. h. nichts von dem, was
soeben genannt ist an Gütern des ersten, des natürlichen Menschen.
Sondern „wer sich rühme, der rühme sich des HErrn“ (1. Kor. 1,29-31).
Nur der zweite Mensch, Christus, der HErr, hat einen Platz vor Gott; und
wie kostbar ist es, dies zu wissen, daß wir nichts sind noch haben, daß
wir von Natur arme Bankrotteure sind, aber in Christo alles sind und
besitzen! Haben wir dies erkannt? Hast du dies erkannt, lieber Leser?
2. Der Apostel Paulus entfaltet die Ratschlüsse Gottes, die Er in
Christo gefaßt hat vor Grundlegung der Welt. Darum konnte der Apostel
Paulus schreiben, daß durch ihn das Wort Gottes vollendet worden sei
(Kol. 1,25), obwohl er, wie wir schon vorher bemerkt haben, nicht der
letzte Schreiber war. Dies bedeutet, daß es eine höhere Offenbarung, als
sie uns Gott durch Paulus gegeben hat, nicht gibt. In anderen Worten:
Gott hat Sein ganzes Herz gleichsam ausgeschüttet durch Jesum Christum,
so daß wir alles in Ihm haben, und befestigt werden nicht durch das, was
wir tun können, sondern nach dem, was Christus getan hat, und nach dem,
was Er ist. Und dies alles nach den ewigen Ratschlüssen Gottes, in der
Herrlichkeit Gottes.
3. Keiner spricht so klar wie Paulus in bezug auf die Nichtigkeit der
Menschen, keiner so tief von den ewigen Ratschlüssen Gottes, aber auch
keiner hatte gelernt, so zu leiden wie er (der Herr Jesus ausgenommen).
Darum konnte er sagen wie keiner seiner Mitapostel: „Seid meine
Nachahmer,
ausgenommen). Darum konnte er sagen wie keiner seiner Mitapostel: „Seid
meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi“ (vgl. genau 1. Kor. 11,1
und Kol. 1,24). Dies war sein Evangelium, seine besondere Botschaft,
seine besondere Offenbarung. Vergessen wir nicht in diesen flachen,
leidensscheuen Zeiten seine besonderen Leiden! Man hat mit Recht gesagt,
er sei der Christo ähnlichste Mensch gewesen. Möchten wir solche werden,
indem „wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HErrn
anschauen und verwandelt werden nach Seinem Bilde von Herrlichkeit zu
Herrlichkeit als durch den HErrn, den Geist!“
K. O. St.
Antwort B
Römer 16,25 stellt Paulus den Unterschied oder Gegensatz zu den
verschiedenen Evangelien, die in der Welt verkündigt wurden, dar, und
darum auch das Wort „mein Evangelium“. Auch heute werden viele Arten von
Evangelien verkündigt nach menschlicher Einrichtung und Betrug Satans.
Das Evangelium des Paulus führte die Seele in die Gegenwart Gottes,
heraus aus dieser Welt, gelöst von allen Vereinigungen, hin zu der
Einheit des Leibes, zu dem Haupte. Es stellt den ganzen Ratschluß Gottes
dar. Hier ist der Mensch ganz ausgeschlossen, und allein, was Gott in
Seinem Sohn vollbracht hat, wird gepredigt. Sein Evangelium verkündigte
eine neue Welt, wo Christus der Mittelpunkt ist. Paulus genoß die
Kostbarkeit dieses Geheimnisses, und darum flehte oder wünschte er, daß
Gott alle befestigen möchte. Sein Evangelium war für ihn Leben, nicht
Amt, Erwerb, Ehre oder dergleichen. Bitten wir den HErrn, daß alle
Prediger nach Röm. 16,25 lernen möchten, sein Evangelium zu erkennen,
dann würde ihr Dienst Gott wohlgefällig, und das Leben Seiner Kinder
anders geführt werden.
H. B.
Antwort C
Der große Apostel konnte mit Recht sagen: „mein Evangelium“. Seine
Berufung war eine außergewöhnliche. Er Selbst, der verherrlichte
Christus, erschien dem Paulus und gab ihm Seine Botschaft. Der HErr
Selbst war der Auftraggeber, indem Er sagte: „Indem Ich dich herausnehme
aus dem Volk und den Nationen, zu welchen Ich dich sende, ihre Augen
aufzutun, auf daß sie sich bekehren usw.“ (Apg. 26,17.18.) Paulus war so
erfüllt von der Aufgabe, die ihm geworden war, daß er sich nicht mit
Fleisch und Blut besprach noch mit denen, die früher Apostel waren,
sondern sich von allen absonderte und in die Stille ging (vgl. Gal.
1,16.17). Das Evangelium der Herrlichkeit war Paulus in ganz besonderer
Weise anvertraut, und darum konnte er sagen „mein Evangelium“ und „mir,
dem Allergeringsten, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Nationen
den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen“ (Eph.
3,8.9).
B. B.
Antwort D
Im Anfang des Briefes an die Römer teilt der Apostel Paulus mit, daß er
ein berufener Apostel, abgesondert zum Evangelium Gottes, sei (1,1).
Dieses Evangelium hatte der Apostel durch Offenbarung Jesu Christi
empfangen (Gal. 1,12). Wenn er also sagt „mein Evangelium“, so gebraucht
Offenbarung Jesu Christi empfangen (Gal. 1,12). Wenn er also sagt „mein
Evangelium“, so gebraucht er diese Bezeichnung wohl in dem Sinne, wie
der Herr Jesus im Evang. Joh. 7,16 sagt: „Meine Lehre ist nicht Mein,
sondern Dessen, der Mich gesandt hat.“
E. H.
Antwort E
Wenn Paulus von seinem Evangelium spricht, so denkt er zweifellos an das
Evangelium in seiner Beziehung zu den Offenbarungen, die ihm gegeben
waren, und das er als erster verkündigte. Jede gute Botschaft, die Gott
verkündigen ließ, gründete sich auf Christus und Sein Werk, mag sie an
Israel in der Wüste, an Israel in den Tagen des HErrn auf Erden oder an
uns gerichtet sein.
Daß Unterscheidungen vorhanden sind, beweist schon das Wort, indem es
vom Evangelium des Reiches, vom Evangelium der Herrlichkeit usw.
spricht.
Obgleich nun die frohe Botschaft aller Zeiten ihren Grund in Christus
hatte, so war dieselbe stets in Verbindung mit den Wegen, in denen Sich
Gott in den verschiedenen Zeitperioden offenbarte. So öffnete das
Evangelium nach der vollendeten Erlösung ein weit größeres Gebiet der
Gnade Gottes als das, welches der HErr in den Tagen Seines Fleisches vor
Seinem Tode verkündigte.
Das Evangelium, welche der HErr verkündigte, stand mit dem Reiche Gottes
in Verbindung (Mark. 1,14). Er brachte Israel die frohe Botschaft, das
Reich Gottes in der Person des Erben anzunehmen: Ein Evangelium, das
Segnungen auf Erden in sich barg.
Weit umfassender war das Evangelium, das der HErr nach Seiner
Auferstehung den Jüngern anvertraute (Mark. 16,15.16). Es umschloss die
Errettung (Apg. 2,21.47 u. a.). Die Gläubigen, die das Evangelium
annahmen, verwirklichten ihr Errettetsein aus dem ganzen Machtgebiet des
Feindes derart, daß sie abgesondert von der Welt alles gemein hatten und
ein Herz und eine Seele waren, obgleich die Einheit des Leibes Christi,
„das Geheimnis“, noch nicht geoffenbart war.
Das von Paulus verkündigte Evangelium umfaßt nicht nur alles bisher
Geoffenbarte, sondern erweitert sich zur Verkündigung der wunderbaren
Verbindung der Gemeinde mit Christus in der Herrlichkeit. Es umfaßt den
„ganzen Ratschluß“ Gottes (Apg. 20,27). Es ist das Evangelium der
Herrlichkeit. Das Zentrum ist Christus, der Sohn Gottes. Eine neue
Schöpfung - ein neuer Mensch - Christus!
Aus der Apostelgeschichte lernen wir, daß bei der Verkündigung des
Evangeliums bis zum Tode Stephanus' Israel in dem Vordergrund stand.
Gott handelte noch in Gnade mit Israel als Volk. Aber Israel verwarf die
Stimme Gottes in den Propheten, die Stimme des Sohnes, indem sie Ihn
töteten, und jetzt auch die Stimme des Heiligen Geistes in Stephanus
(Apg. 7,52ff.). Gottes Gnade beruft nun Saulus und bestimmt ihn zum
Zeugen auch dessen, was ihm noch geoffenbart werden soll (Apg. 26,16).
Nun wurde die Zwischenwand der Umzäunung zwischen Israel und den
Nationen abgebrochen (Eph. 2,11-22), und ihm wurde es gegeben, den
„ganzen Ratschluß Gottes“ zu offenbaren, und sein Evangelium war mit der
Weite dieser Offenbarungen in Übereinstimmung.
Nicht als ob Paulus ein anderes Evangelium verkündigte als die anderen
Apostel, aber das, was teilweise schon in der Verkündigung Petri usw.
enthalten war, wurde durch Paulus völlig offenbart. -
Der HErr hatte zu Seinen Jüngern gesagt, daß der Geist sie in „die ganze
Wahrheit“ leiten würde, dies geschah in bezug auf das „Geheimnis“ durch
die Lippen Pauli.
Zu welcher Zeit und in welcher Beziehung wir auch das Evangelium in der
Schrift finden mögen, immer ist Christus der Inhalt desselben, aber die
Segensbestimmungen sind verschieden, je nachdem es Gott gefiel, in den
verschiedenen Verwaltungszeiten Seine Berufung und Seine Ratschlüsse zu
offenbaren.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu den umfassenden Ausführungen über diesen Punkt möchten wir nur
weniges hinzufügen: Nirgends gibt die Schrift dem Gedanken Raum, daß das
Israel verkündete Evangelium ein anderes gewesen sei als das den
Nationen gebrachte. Das geht aufs deutlichste schon daraus hervor, daß
Paulus sich stets zuerst an die Juden wandte bei seiner Predigt und
erst, wenn sie ihn abwiesen, ausschließlich zu den Nationen sprach. Und
was sagte er diesen? Im Grunde genau das gleiche wie denen aus Israel.
Recht deutlich geht dies hervor noch aus dem letzten Kapitel der
Apostelgeschichte (vgl. Apg. 28,23 mit 28 und 31); aber die ganze
Apostelgeschichte ist voll davon. Ferner ist zu betonen, daß das von
Paulus verkündete Evangelium schon deshalb in seinen Grundzügen kein
anderes sein konnte als das der übrigen Apostel, weil diese ihn sonst
gar nicht anerkannt hätten (vgl. Gal. 1 und 2 und Apg. 15, besonders V.
9). Wäre es anders gewesen, wie hätte dann Paulus in Gal. 1 die
verfluchen können, die ein anderes Evangelium predigten (Kap. 1,8), wenn
die, welche ein anderes Evangelium verkündeten, die Säulenapostel
gewesen wären, die lange vor Paulus göttlich legitimiert waren?!
Aber nicht genug kann hervorgehoben werden, daß die
Evangeliumsverkündigung des Paulus, wenn auch auf derselben Grundlage
auferbaut und denselben Mittelpunkt habend (Christus) wie die der
anderen, umfassender und in ihren Beziehungen, Empfängern (Röm.
16,25.26), Tragweite (vgl. Röm. 2,16), Begleitumständen (z. B. Leiden
für Christus, vgl. 2. Tim. 1,8-12 mit Kol. 1,24-29) ausgestalteter, mehr
vertraut mit der Herrlichkeit des Christum war, als die bis dahin geübte
Verkündigung der guten Botschaft. Man vgl. das Bild einer voll
aufgeblühten Rose mit einer mehr oder weniger entfalteten Rosenknospe!
Frage 14
Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs
Schlüssel?
Antwort A
Petrus hatte das herrliche Bekenntnis (V. 16) abgelegt: „Du bist der
Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Der HErr bezeichnete dies
Bekenntnis als eine Offenbarung des himmlischen Vaters und sprach dann
zu Petrus: Du bist Petrus, d. h. Felsenmann -, so habe ich dich schon
früher genannt, und du hast dich nun auch als solcher gezeigt, nämlich
durch dein Bekenntnis; Mein Vater hat dir diese Tatsache (daß Ich der
Christus, der Sohn des lebendigen Gottes bin) gezeigt, und du hast dich
im Glauben auf den Felsen dieser Tatsache gestellt. Wenn Jesus nun
fortfährt: auf diesen
Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen usw., so will Er allerdings nicht
sagen, daß die Person des Petrus die Grundlage Seiner Gemeinde bilden
soll, denn im Grundtext heißt es nicht: „auf diesen Petrus“
(Felsenmann), sondern „auf diesen Felsen“ (petra) usw. Jedoch liegt in
dem Wortspiel der Gedanke, daß Petrus und diejenigen, in deren Namen er
sprach, die also auf demselben Felsengrunde des Bekenntnisses zu Christo
standen, die Gründer der Gemeinde werden sollten. Das ist in der Tat
geschehen; denn die Gemeinde ist aufgebaut (nach Eph. 2,20) auf die
Grundlage der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.
(Nirgends ist in der Schrift gesagt, daß die Gemeinde auf Petrus
aufgebaut sei.)
Nun fährt der HErr fort: Und Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der
Himmel geben usw. Zuerst die Frage: Ist „das Reich der Himmel“ und „die
Gemeinde“ ein und dieselbe Sache? Keineswegs! Die Gemeinde ist die durch
die Predigt des Evangeliums aus der Welt herausgerufene Schar derer, die
an Jesum Christum glauben; sie trägt himmlischen Charakter (Eph. 1,3;
2,6; 3,10; Phil. 3,20; Kol. 3,1-3), dagegen „das Reich der Himmel“ ist
die Erfüllung der Weissagungen der Propheten des Alten Bundes, nämlich
die Aufrichtung des Messianischen Königreichs oder des Reiches Gottes
auf Erden. Der Mittelpunkt desselben ist Israel; es trägt irdischen
Charakter, denn auf dieser Erde soll die Herrlichkeit Gottes offenbar
werden, es heißt aber „Reich der Himmel“, weil es vom Himmel aus regiert
wird. Jesus ist der König des Reiches der Himmel. Hätte Israel ihn als
seinen König anerkannt, so hätte Seine Herrschaft auf der Erde beginnen
können; Er wurde aber verworfen und verließ die Erde wieder für eine
gewisse Zeit (Luk. 19,11ff.; Matth. 25,14ff.). Während dieser Zeit
sollen Seine Knechte das Reich verwalten. Dem Petrus insbesondere
übergibt der HErr die Schlüssel des Himmelreichs, d. h. die Aufgabe,
zunächst den Juden (Apg. 2) und später den Gläubigen aus den Nationen
die Türen des Reiches zu öffnen (Apg. 10). Die Vollmacht, zu binden und
zu lösen, wird nach Kap. 18,18 auch den anderen Jüngern übertragen (vgl.
Joh. 20,23) und besteht wohl darin, daß sie die Gewissen der Bußfertigen
durch die Botschaft der Gnade entlasten, dagegen den Unbußfertigen den
Zorn Gottes ankündigen sollten. Sie sind die Gesandten des Königs (Joh.
20,21), Seine Autorität steht hinter ihnen, ihre Maßregeln, die sich auf
die Erde beziehen, werden im Himmel bestätigt.
Chr. K.
Antwort B
Matth. 16,19 spricht davon, daß der HErr dem Petrus die Schlüssel des
Reiches der Himmel geben würde. Wir verstehen darunter nicht die
Schlüssel der Gemeinde - davon hören wir nichts -, sondern die Schlüssel
des Reiches. Mit Schlüsseln kann man aufschließen, was verschlossen war,
vorausgesetzt, daß es die richtigen Schlüssel sind. Wir finden darum,
daß der Apostel Petrus in Apg. 2 den Juden die Türen des Reichs öffnet
durch die bekannte sogenannte Pfingstpredigt, wodurch 3000 Seelen
errettet wurden. Ferner finden wir in Apg. 10, daß derselbe Apostel den
Heiden die Tür des Reiches der Himmel öffnet. Darum hören wir von
Schlüsseln (Mehrzahl). Apg. 15,7-11 sehen wir, daß der Apostel Petrus
auf das Öffnen der Türen Bezug nimmt, daß dieselbe Gnade mächtig ist für
Heiden (es ist sehr wichtig, daß er die Heiden zuerst nennt!) und Juden
zur Errettung ihrer Seele.
Möchten auch wir treu erfunden werden in dem, was der HErr in Seiner
Gnade uns zu tun anvertraut hat!
K. O. St.
Antwort C
Niemand denke, daß Petrus die Schlüssel zum Himmel habe; damit hat
Petrus so wenig zu tun wie du und ich. Es sind die Schlüssel zum
Königreich der Himmel. Das Reich gehört der Erde an, wogegen die
Gemeinde dem Himmel angehört. Das Reich der Himmel steht mit der
Verwaltung der Dinge des HErrn hier auf der Erde in Verbindung, während
der Zeit, wo Er, der König des Reiches, verworfen, im Himmel ist.
Auf den meisten Bildern sieht man Petrus mit den Schlüsseln am Gürtel
inmitten einer Herde Schafe. Aber Schafe werden nicht mit Schlüsseln
gefüttert, noch wird mit Schlüsseln ein Bau aufgerichtet! Schlüssel
gebraucht man, um Türen zu öffnen. Der HErr ging gen Himmel, aber Er
hatte hier noch ein Werk durch Petrus auszuführen in bezug auf das
Reich, von dem Er verkündigte, daß es „nahe herbeigekommen sei“. Ich
glaube, Petrus brauchte einen der Schlüssel, als er den Juden predigte
in Apg. 2, und den anderen Schlüssel, als er nach Cäsarea in das Haus
des Kornelius ging (Apg. 10). Das Schlüsselwort zum Eingang in das Reich
war für die Juden „Buße“ und für die Heiden „Glaube“ (Apg. 2 und Apg.
10).
Auch in den Schlußworten des Verses handelt es sich nicht um den Eingang
in den Himmel, sondern Petrus empfängt einen besonderen Platz in der
Verwaltung auf Erden, um in der Gemeinde Christi zu handeln, wie es
später dem ganzen gläubigen Kreise gesagt wurde (Joh. 20,23). - Wenn wir
in den Kreis der Jünger eintreten, müssen wir sorgfältig wandeln, oder
wir bringen uns unter die feierliche Ausübung der Autorität, die auch
der Gemeinde gegeben ist, die Sünde auf uns zu binden, indem wir
hinausgetan werden aus der Mitte der Gemeinde.
Dr. W., „S. P.“, übersetzt von v. d. K.
Antwort D
Wenn wir den Sinn der Schlüssel des Reiches der Himmel verstehen wollen,
müssen wir zuerst wissen, was das Reich der Himmel ist.
Das Reich der Himmel bezeichnet die Periode, in welcher der König
verworfen, entthront, abwesend
und ein anderer Fürst in Seinem Reiche ist. Der verworfene König hat
Sich gesetzt zur Rechten der Majestät in den Himmeln, wartend, bis Seine
Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt werden. - Während dieser Zeit
besteht das Reich im Geheimnis. In Kraft wird es offenbar werden, wenn
Er, der König, kommt. Dann wird Satan gebunden 1000 Jahre, und alle
Nationen werden Ihm dienen (Ps. 72,11).
Der Ausdruck „Reich der Himmel“ erscheint uns fremd, war es aber weniger
für einen Juden, der mit der Entfaltung der Macht vom Himmel aus
vertraut war. Das Reich der Himmel zeigt, daß, trotz der Verwerfung, die
Erde und ihre Bewohner es mit Ihm, dem König, zu tun haben.
Die gegenwärtige, verborgene Geheimnisgestalt des Reiches der Himmel
zeichnet der HErr uns in vielen Gleichnissen, z. B. Matth. 13. Das sind
nicht Bilder von der zukünftigen Herrlichkeitsgestalt des Reiches,
sondern von dem Reiche in der gegenwärtigen Zeit der Abwesenheit des
Königs.
Reiches, sondern von dem Reiche in der gegenwärtigen Zeit der
Abwesenheit des Königs.
Als der HErr von Israel verworfen war (Matth. 12), begann Er von dem
Reiche als Geheimnis zu reden (Matth. 13), und danach zeigt Er an
(Matth. 16), daß Er an einem späteren Tage Petrus die Schlüssel des
Reiches der Himmel geben werde. Petrus sollte das Reich öffnen.
Er tat dies am Pfingsttage, wie die Anwendung von Ps. 132,11 in Apg.
2,30.31 zeigt. Das Reich wurde geöffnet, und durch Buße und Glauben
konnten Menschen eingehen in das Reich der errettenden Macht des im
Himmel thronenden HErrn.
Unsere Stelle wird oft verdunkelt, indem man an materielle (wirkliche)
Schlüssel denkt. Der HErr kennzeichnet mit dem Worte „Schlüssel“ nur den
persönlichen Dienst, mit dem Er Petrus bei der Öffnung des Reiches der
Himmel betrauen wollte. Es war eine persönliche Aufgabe in Verbindung
mit der Einführung des Reiches der Himmel - nicht mit dem Himmel, noch
mit der Gemeinde, noch mit dem 1000jährigen Reiche. Niemals dürfen wir
dem Gedanken Raum geben, als ob das persönliche Anvertrauen der
Schlüssel sowie das Binden und Lösen etwa auf die ewigen und himmlischen
Dinge Bezug habe, z. B. das Hinzufügen zur Gemeinde geschah nicht durch
Petrus, sondern durch den HErrn (Apg. 2,47). Die Aufgaben in dieser
Stelle, mit denen der HErr Petrus betrauen wollte, standen mit dem
Reiche der Himmel in Verbindung und bezogen sich auf das Diesseits. Was
er in apostolischer Autorität auf Erden binde, solle (für die Erde) die
Bestätigung im Himmel finden (ein Beispiel ist Ananias und Saphira, Apg.
5), aber es war begrenzt, es ging nicht über „auf Erden“ hinaus.
Dasselbe wird später (Matth. 18,18) der Gemeinde gesagt, doch ist die
Verbindung eine andere. Hier ist alles für Petrus persönlich und in
Beziehung zum Reiche der Himmel.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wie schon aus den vorherigen
Antworten
hervorgeht, ist der Anspruch, den die katholische Kirche erhebt, als sei
auf Petrus die christliche Kirche aufgebaut und als sei er der erste
Papst derselben, dem dann nach Gottes Willen die ferneren Päpste gefolgt
seien, grundfalsch. Darüber hier kein Wort weiter! - Die Gemeinde ist
ein göttliches Bauwerk, Petrus war ein Stein in ihr. Die Offenbarung des
Vaters, die Petrus ausspricht in seinem Bekenntnis, ist der Grund, auf
dem die Gemeinde erbaut wird, und zwar durch Christus Selbst. Christus
der Grund und zugleich der Baumeister! Dem, was der Vater dem Petrus in
Seiner Gnade geoffenbart hat, fügt der Sohn („auch Ich“) ein
anerkennendes, ja, befestigendes Wort hinzu, indem Er dem vom Vater so
ausgezeichneten Jünger einen seinen künftigen Charakter ausdrückenden
Namen gibt. - Der zweite Teil der Frage betrifft eine durchaus neue
Sache. Vermischt man die Begriffe „Gemeinde“ und „Reich der Himmel“, so
ist man dessen schuldig, daß man „das Wort der Wahrheit nicht recht
teilt“ (2. Tim. 2,15). Gleichwohl besteht ein gewisser innerer
Zusammenhang zwischen beiden Gegenständen, der aber hier nicht berührt
zu werden braucht. Die Schrift spricht noch mehrfach von Schlüsseln; man
vgl. Jes. 22,22; Offenb. 3,7 und Offenb. 1,18; doch sind diese Stellen
hier wohl kaum in Betracht zu ziehen.
Dem Petrus - das sagt unsere Stelle hier - war in besonderer Weise das
Evangelium des Reiches und ein besonderer Dienst in Bezug auf dasselbe
anvertraut, und dazu waren ihm von Dem, der die alleinige Macht und
Autorität hatte, diese Schlüssel des Reiches der Himmel gegeben zur
Verwaltung. Denen aus den Juden wie denen aus den Nationen öffnete er
den Weg ins Reich durch seine Predigt,
und beiden erschloß er als treuer, sich seiner VerAntwortlichkeit
wie göttlicher Legitimation bewußter Verwalter die Ordnungen des Reiches
Gottes auf Erden.
Frage 15
Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann man
in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon?
(Luk. 16,1-12.)
Antwort A
Die einfache Lehre des Gleichnisses von dem ungerechten Haushalter
bietet durchaus keine Schwierigkeit. Sie ermahnt uns, die Gegenwart zu
benutzen im Blick auf die Zukunft; jetzt zu handeln im Lichte der
Ewigkeit. Aber die wirkliche Schwierigkeit liegt darin, zu erkennen, wie
das Verhalten des Haushalters bei seiner Entlassung das Lob seines Herrn
hat bekommen können. Der Plan, den er verfolgte, scheint bei
oberflächlicher Betrachtung richtiger Betrug gewesen zu sein, gegen den
die Pächter seines Herrn hätten Einspruch erheben sollen, wenn sie
ehrliche Leute gewesen wären. Wie konnte also dieser unehrliche Plan die
Billigung jenes Herrn erhalten? Unsere Verlegenheit entsteht
wahrscheinlich daraus, daß wir die genauen Beziehungen nicht verstehen,
die zwischen dem Besitzer des Guts und seinem Haushalter sowie den
Schuldnern bestanden, deren gesetzliche Verpflichtungen er so großmütig,
aber ungerecht verminderte. Ich sage „ungerecht“, denn so scheint es
uns. Aber man sollte sich daran erinnern, daß es für den Eigentümer
einer großen Besitzung, der nicht geneigt war, sich mit deren Verwaltung
selbst zu belasten, eine gewöhnliche Sache war, diese Verwaltung den
Händen eines Agenten oder Verwalters zu überlassen, der sie nach seinem
eigenen Ermessen betrieb. Alles, was dieser zu tun hatte, war, daß er
dem Eigentümer alljährlich eine festgesetzte runde Summe ablieferte, und
solange er dies tat, pflegte der Herr sich nicht um Einzelheiten zu
kümmern. Der Haushalter bekam kein Gehalt, sondern es wurde angenommen,
daß er das Grundstück so verwaltete, daß es mehr als das veranschlagte
Einkommen einbrachte; und was über das von dem Eigentümer für sich
Festgesetzte hinaus einkam, gehörte dem Verwalter. Derselbe Grundsatz
galt für die Zolleintreibung. War nun der Verwalter ein Erpresser, so
ist leicht einzusehen, daß er den Pächtern harte Bedingungen aufzwang,
die zur übermäßigen Ausnutzung und schließlichen Schädigung des Gutes
führten, obwohl es vorläufig noch dem Eigentümer das gleiche Einkommen
abwarf. Aber die Kunde von dem bedrückenden Verhalten des Haushalters
kam seinem Herrn zu Ohren, und es ward ihm gekündigt. „Was soll ich
tun?“ sagt er zu sich selbst. Er geht zu den Pächtern, von denen er zu
seiner eigenen Bereicherung übermäßige Pacht verlangt hatte und
vermindert diese auf ihr gerechtes Maß. Darunter litt das Einkommen
seines Herrn nicht im mindesten, im Gegenteil: das Grundstück wurde
wiederum im Werte gehoben. Durch solche Mittel durfte der Haushalter
hoffen, die Gunst seines Herrn wiederzugewinnen und sich bei den
Pächtern beliebt zu machen für den Fall, daß er seine Verwalterschaft
niederlegen mußte. Dieses kluge und gerechte Verfahren lobte sein Herr.
Wenn es richtig ist, das Gleichnis in diesem Lichte zu betrachten, so
verursacht die Billigung des Verfahrens seines Haushalters seitens des
Besitzers keine Überraschung; sie war recht und natürlich.
A. „S. T.“, übersetzt von Prof. H.
Antwort B
a) „Der Herr“ hier ist gar nicht Jesus (kyrios), sondern der Herr des
ungerechten Haushalters, wie die französische Übersetzung „le maître“
und nicht „le Seigneur“ hat, und wie auch klar aus V. 9 zu sehen ist:
„Und auch Ich sage euch!“ - Hier haben wir also zwei Kinder
dieser Welt, von denen der eine dem anderen lobend zuruft: Du bist aber
schlau! - und erst V. 9 spricht Jesus Seine Ansicht aus.
b) Ungerecht ist ja der Mammon. Es gibt nicht ein Stück Geld, an dem
nicht Unreines klebt, und wenn auch noch so verdeckte Ungerechtigkeit;
weshalb Jesus nie Geld in die Hand genommen zu haben scheint (vgl.
Seinen Auftrag an Petrus, Matth. 17,27, und „weiset Mir die
Zinsmünze!“). Der macht sich Freunde für den Himmel mit dem ungerechten
Mammon, der mit seinem Geld Kinder Gottes, Missionare, Prediger usw.
unterstützt. Er ist derjenige, der nur ein Pfund empfangen hat und es
den Wechslern hätte geben sollen, statt es zu vergraben. Die Wechsler
sind diejenigen, die es verstehen, mit diesem Geld Gottes Werk zu
treiben.
c) Die richtige Übersetzung des Folgenden ist (siehe Elberf.
Übersetzung): „Auf daß, wenn er (der Mammon) zu Ende geht (d. h. euch im
Tode verläßt), ihr aufgenommen werdet in die ewigen Hütten.“
Prof. B....x.
Antwort C
Der Herr lobte den ungerechten Haushalter, weil er klug gehandelt hatte.
Der Zusatz: „Denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des
Lichts gegen ihr Geschlecht“ ist besonders zu beachten. Der HErr sagt
dies Gleichnis zu Seinen Jüngern, den Söhnen des Lichts. Der Verwalter
und sein Herr stellen wohl die Kinder der Welt dar. Der Verwalter machte
sich die Kinder der Welt zu Freunden; er tat es im Blick auf die
Zukunft.
So soll auch der Jünger Jesu sich mit den ihm für jetzt gelassenen
Weltgütern Freunde machen, er soll den gegenwärtigen Vorteil dem
zukünftigen opfern. Das nachfolgende Gleichnis vom reichen Mann und
armen Lazarus öffnet uns das Verständnis hierfür. Der reiche Mann hatte
nichts für den ewigen Zustand, wo die Güter dieser Welt völlig wertlos
sind. In dieser Zeit hatte er das Gute genossen, hatte aber den Armen
verachtet (vgl. Jak. 2,6; 5,1-6). In den ewigen Hütten ist der Mammon
ausgeschlossen; er kommt hier in der Zeit zu Ende. Es ist auch nicht
gesagt, daß man durch den Mammon aufgenommen wird, sondern man soll
aufgenommen werden, wenn er zu Ende geht. Möge der HErr den Seinen Gnade
schenken, die ihnen noch gelassenen Reichtümer dieser Welt im Interesse
der Besitzlosen unter den Kindern Gottes zu verwenden, denn es wird
vergolten werden in der Auferstehung! (Luk. 14,13.14.)
A. B.
Antwort D
Um verstehen zu können, wie der Herr des ungerechten Verwalters diesen
loben konnte, ist es notwendig, zu erkennen erstens, was unser HErr in
dem Tun des ungerechten Verwalters uns lehren will, und zweitens, wen
der Herr des ungerechten Verwalters darstellt.
Das Tun des ungerechten Verwalters in V. 6 u. 7 erscheint uns ungerecht
und daher nicht lobenswert.
Aber es kommt hier nicht auf die Rechtsfrage an, sondern darauf, daß der
ungerechte Verwalter für die Zeit nach seiner früher oder später
bestimmt eintretenden Enthebung von der Verwaltung für sein Wohl besorgt
war, und daß er während der bis dahin noch übrigen Zeit den Schuldnern
seines Herrn - also Armen, Hilfsbedürftigen - mit dem seiner Verwaltung
anvertrauten Gut seines Herrn wohltat. Das ist der Mensch, der erst mit
dem ihm anvertrauten Irdischen untreu war und sich selbst lebte (V. 1),
dann aber, nachdem er durch Gnade zur Erkenntnis der Vergänglichkeit
dieses Lebens und seiner VerAntwortlichkeit
Gott gegenüber gekommen ist (V. 2 und 3) und „ein weises Herz erlangt“
hat (Psalm 90,12), für sein ewiges Wohl besorgt ist (V. 3 und 4) und,
nicht mehr sich selbst lebend, das ihm anvertraute irdische Gut dazu
verwendet, armen, hilfsbedürftigen Mitmenschen wohlzutun (V. 5-7). So
handelt er „klug“ (V. 8).
Der Herr des Verwalters aber ist Gott, dem der Mensch einmal „Rechnung
von seiner Verwaltung ablegen“ muß (V. 2) und dem es wohlgefällt, wenn
der Mensch „klug handelt“, indem er für sein ewiges Wohl Sorge trägt und
das Irdische zum Wohltun verwendet. Das entspricht Seinen Gedanken und
Seinem liebenden Herzen. „Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesset
nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen (Hebr. 13,16)“.
Hieraus sehen wir, wieso das, was der ungerechte Verwalter tat, seinem
Herrn wohlgefiel und dieser ihn loben konnte. Zugleich aber beAntwortet
sich aus Vorstehendem in Verbindung mit den Versen 9-13 auch die weitere
Frage, wie man in die ewigen Hütten aufgenommen werden kann durch den
Mammon. Das Aufnehmen geschieht zwar nicht darum, weil wir den Mammon
aufgeben und mit demselben Gutes tun - also, wie wir wissen, nicht auf
Grund unserer Werke. Jedoch durch das Aufgeben des Mammons und Gutestun
mit demselben beweisen wir, daß wir das besitzen, auf Grund dessen wir
aufgenommen wenden: den Glauben in Übereinstimmung mit Jakobus 2,14-26,
wo gesagt ist, daß der Glaube ohne die Werke tot ist und daher die Werke
als Beweis des lebendigen Glaubens vorhanden sein müssen. Möchten wir
durch Gnade persönlich auch „im Geringsten treu“ sein zur Verherrlichung
unseres HErrn!
Th. K.
Antwort E
Der HErr richtet dies Gleichnis an Seine Jünger, nicht an die Welt. Er
will zeigen, daß wir die uns anvertrauten Güter im Lichte der Ewigkeit
gebrauchen sollen, damit, wenn wir unserer Verwaltung enthoben werden,
uns Freunde und Schätze dort erwarten.
Der Herr, der den Verwalter lobt, ist der „gewisse reiche Mann“ (V. 1.3
und 5, nicht der Herr Jesus). Im Unterschied zu diesem sagt der HErr V.
9: „Und Ich sage euch.“
Wie der Verwalter dort, so sind auch wir Verwalter der Güter unseres
HErrn, und auch unsere Verwaltungszeit geht zu Ende. Das Leben, der
Leib, die Gesundheit, Besitz, Gaben und Fähigkeiten sind Güter, die der
HErr in unsere Hand gelegt hat. Wie gebrauche ich sie für die Ewigkeit?
Sie sind nicht unser Besitz, aber Gott erlaubt uns, sie zu
benutzen, uns Freunde damit zu machen, die uns dort einmal begrüßen
werden.
Sicherlich können wir uns damit keine Aufnahme in den Himmel verdienen.
Da gilt nur Gnade. Aber benutzen wir das uns Anvertraute, uns Freunde
und unvergängliche Schätze in den Himmeln zu
sammeln? (Luk. 12,33.) Paulus erwartete, Freunde dort zu finden. „Ihr
seid unser Ruhm an dem Tage des Herrn Jesu“ (2. Kor. 1,14 und 1. Thess.
2,19.20). Wir kennen uns dort wieder, und der Apostel freute sich im
voraus auf das Wiedersehen derer, die durch die treue Verwaltung des ihm
anvertrauten Gutes gesegnet waren. Laßt uns mit den Gütern unseres
HErrn, sei es Besitz oder Gaben und Fähigkeiten, nicht treulos handeln
oder gar sie zur eigenen Verherrlichung benutzen!
Noch ein mir bekannter Fall aus dem Leben, der auch auf dies Gleichnis
Bezug haben dürfte: Da ist ein Kind Gottes in sehr bescheidenen
Verhältnissen. In Treue verwaltet es den anvertrauten Besitz für die
Arbeit im Werke des HErrn. Da es alleinsteht in der Welt, sind
ungläubige entfernte Verwandte die Erben. Es weiß, mit dem Tage des
Abscheidens legt es das Anvertraute, worüber Gott ihm Verfügungsrechte
gegeben, in die Hände der Welt zum Dienst der Eitelkeit und Sünde. Darum
beschließt es, den Verwandten zu geben, was den Verwandten geziemt, und
Gott, was Gottes ist.
Gehören solche Entscheidungen nicht auch zur treuen Verwaltung? Unser
Leben hier unten ist mit dem Tode nicht ausgelöscht, wir finden es vor
dem Richterstuhl Christi wieder. Was wirdann wünschen werden,
getan zu haben, das laßt uns jetzt tun!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Schwierigkeiten, die die meisten Schriftforscher in diesem Gleichnis
sehen, haben ihren Grund nur darin, daß einige springende Punkte des
Gleichnisses nicht beachtet werden, und zwar folgende zum Teil schon
berührte: a) daß nur der Herr jenes „Haushalters der Ungerechtigkeit“
ihn lobt; b) daß Jesus nur jenes Verwalters Verhalten zum Vergleich
heranzieht, nicht etwa es lobt; und vor allem c) daß Jesus in uns
„Kinder des Lichts“ sieht; das sind begnadigte Menschen! (Man beachte,
daß Kap. 15, das Kapitel der freien Gnade Gottes, vorangeht, so daß Kap.
16 zeigt, wie ein Begnadigter wandeln soll hinsichtlich der
vergänglichen Welt.) Wenn wir das Letztere in Betracht ziehen, so wird
es von vornherein unmöglich, in 'V. 9 ein Seligwerden auf Grund guter
Werke zu vermuten. Jesus vergleicht das Verfahren des Haushalters der
Ungerechtigkeit mit dem der Kinder des Lichts (Kinder Gottes) und zieht
aus jenem Folgerungen für dieses. Der Verwalter sorgte mit großer
Umsicht für seine Zukunft, indem er mit vorzüglicher Menschenkenntnis
sich die Schuldner seines Herrn zu Freunden machte. So sollten die
Kinder des Lichts bezüglich ihres eigenen Geschlechts (der Kinder des
Lichts) auch einsichtig, verständig verfahren mit der Verwaltung des
Mammons im Blick auf die Zukunft. Selbstverständlich spricht der HErr
nicht davon, daß die Freunde, die wir uns durch die rechte Verwaltung
des „Fremden“ zugunsten unseres Geschlechts machen, imstande wären, uns
in den Himmel aufzunehmen, wenn Gott uns nicht hineinlassen wolle. Nein,
wir sind ja schon begnadigt, und die Frage unserer ewigen Seligkeit ist
längst bejaht. Aber es ist nicht einerlei, wie wir in den ewigen Hütten
aufgenommen werden, ob als solche, die nicht treu (das erst ist in
Wahrheit verständig!) umgegangen sind mit dem „Fremden“, die statt
dessen völlig entblößt daheim ankommen, ohne daß „Freunde“ sich auf ihr
Kommen freuen, oder ob die uns aufnehmen, die wir uns zu Freunden
gemacht haben, als es sich darum handelte, den irdischen Besitz nicht
für uns allein zu verwalten, sondern zum Nutzen „unseres Geschlechts“.
Zu dieser Auffassung bitten wir Stellen wie 1. Tim. 6,17-19; Luk. 12,33;
Tit. 3,14; 1. Kor. 7,31; Phil. 4,17 u. a. m. zu beachten! Erst dadurch,
daß wir in Christo „zu Kindern des Lichts“ geworden sind
(Eph. 5,8), können wir den irdischen Besitz so auskaufen, daß dann, wenn
Gott uns in die ewigen Hütten heimholt, „Freunde“ da sind, die uns
annehmen, statt daß wir ohne Freunde sind, wie der Haushalter der
Ungerechtigkeit gewesen wäre, wenn er nicht verstanden hätte, sich
Freunde zu machen.
Daß dies Gleichnis sicherlich zunächst Beziehungen hat auf Israel, das
untreu mit den ihm anvertrauten Gütern umgegangen ist und seiner
Verwaltung entsetzt ist, sei hier nur noch nebenbei bemerkt. Die
Anwendung auf uns Christen („Kinder des Lichts“) ist uns hier wichtiger
und zweckdienlicher, nämlich als eine praktische Ermahnung für unser
gegenwärtiges Leben inmitten der Dinge der Ungerechtigkeit. „Übrigens
sucht man hier an den Haushaltern, daß
einer treu erfunden werde“ (1. Kor. 4,2). Möchte jeder von uns allezeit
und in allem als ein treuer Haushalter erfunden werden!
Frage 16
Wie ist Matth. 8,5.6 und Luk. 7,2.3ff. zusammenzubringen? Es ist doch
ein und dieselbe Geschichte. Matthäus berichtet nun, daß der Hauptmann
selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.
Antwort A
Matth. läßt die Sendung der Ältesten weg und gibt nur die Hauptsache,
weil es kürzer sein soll. Für den Leser der Geschichte, dem ja nur das
Wunder wichtig sein sollte, konnte es einerlei sein, ob der Hauptmann
persönlich kam oder durch die Ältesten. Letztere vertraten die Stelle
des Hauptmanns, so daß es doch als ein Herantreten des Hauptmanns zu
denken ist, wie es auch Luk. 7,3 heißt: „Er sandte Älteste zu Ihm - und
bat Ihn.“
Bei Matth. heißt es nun: „Ich will kommen und ihm helfen.“ Bei Luk.:
„Jesus aber ging mit ihnen.“ Da ergänzt man einfach: „indem Er sprach:
Ich will kommen und ihm helfen“. Während ferner bei Matth. (V. 8) der
Hauptmann sogleich persönliche Einsprache gegen das Eintreten Jesu in
sein Haus erhebt, tut er dies nach Luk. erst, als sie nicht fern vom
Hause waren, und wieder nicht persönlich, sondern durch Freunde. Die
Ältesten konnten Luk. 7,7 nicht statt des Hauptmanns sagen; denn sie
dachten sich keinesfalls eine Hilfe, wenn nicht Jesus persönlich käme.
Als aber der Hauptmann hörte, daß Jesus persönlich komme, wehrt er das
durch die zweite Sendung der Freunde ab, weil er sich als Heide dessen
unwürdig fühlt. Aus diesem Grunde ist er wohl auch nicht persönlich zu
Jesus gekommen, sondern hat von vornherein andere zu Ihm gesandt. Diese
Demut machte ihn fähig zu dem starken Glauben: „Sprich nur ein Wort, so
wird mein Knecht gesund.“
Chr. K.
Anmerkung des Herausgebers
Kleine Verschiedenheiten in den Berichten ein und derselben Geschichte,
wie sie in den Evangelien sehr häufig vorkommen, sind kein Grund, an der
wörtlichen Inspiration dieser Berichte zu zweifeln. Stets haben diese
Verschiedenheiten, die niemals einander ausschließende Gegensätze
enthalten, besondere Ursachen und Zwecke; einerseits vervollständigen
oder ergänzen sich die verschiedenen
besondere Ursachen und Zwecke; einerseits vervollständigen oder ergänzen
sich die verschiedenen Darstellungen; andererseits werden in der einen
Darstellung andere Punkte in den Vordergrund der Betrachtung gerückt als
in der anderen, so daß gerade durch die Unterschiede die Schönheit der
Geschichte oft aufs Lieblichste zum Ausdruck kommt. Ferner scheint uns
noch ein Grundsatz zu berücksichtigen zu sein, nämlich der, daß jedes
Evangelium die Aufgabe hat, den HErrn von einer bestimmten Seite aus zu
betrachten. So sieht unseres Erachtens Matthäus in Jesus mehr den Sohn
Abrahams und Davids in Verbindung mit dem Königreich, während Lukas Ihn
in erster Linie als den echten Sohn Adams, als den „Menschen“ ansieht.
Gerade in letzterer Hinsicht zeigt uns das Lukas-Evangelium manche Züge
an dem HErrn, die keiner der Evangelisten besonders zu beachten die
Aufgabe hat. So z. B. Sein menschliches Mitgefühl. (Man vergleiche
einmal die Geschichte von Jairi Töchterlein in den verschiedenen
Berichten; nur bei Lukas finden wir die ein menschliches Herz rührende
Bemerkung: „er hatte eine eingeborene Töchter“ (Luk. 8,42). Manche
rührenden Begebenheiten sind nur bei Lukas zu finden! (Z. B. die
Geschichte vom Jüngling zu Nain u. a. m.) Ist es etwa kleinlich, dies zu
beachten? Nein! Wir denken vielmehr, daß das Wort unseres Gottes uns
viel köstlicher wird, wenn wir dergleichen berücksichtigen.
Wenden wir nun diese Grundsätze auf die Verschiedenheiten vorliegender
Geschichte an! Wenngleich die Kürze der Darstellung bei Matth. das
Wunder auch um so mehr hervortreten läßt, so ist doch das Anführen der
Vermittler zwischen dem Hauptmann und Jesus eine Ergänzung, die keinen
Widerspruch in sich schließt. Andererseits wird uns die Geschichte
lieblicher, wenn wir sehen, wie sehr die Juden diesen Mann schätzten,
was für ein gutes Gerücht er unter ihnen hatte. Dann aber können wir
auch gut begreifen, wie das Herz des HErrn in echtem Mitgefühl bewegt
worden ist, als Er die Fürsprache der Juden vernahm (vgl. die Fürbitte
bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus, Luk. 4,38), als Er die
menschliche Liebe sah, die man dem Heiden bewies um seiner Liebeswerke
willen. Dieser Zug hat für Matthäus, der den König vor Augen hat, keine
Bedeutung, für Lukas aber, der den Menschen schildert, eine sehr große.
Diese Gesichtspunkte und noch manche andere machen uns die Schrift
lebensvoller und Christus immer herrlicher; sie sollten daher stets
beachtet werden!
Frage 17
Wie ist die Stelle zu verstehen: „Zu dem werde lch eingeben und das
Abendmahl mit ihm essen“? (Offenb. 3,20.)
Antwort A
Von der Gemeinde in Laodicäa als einem Ganzen ist Christus sozusagen
ausgeschlossen: Er steht vor der Tür. Obgleich so draußenstehend, sucht
Er noch einen Platz in den Herzen der einzelnen. Es handelt sich nicht
mehr um die Gemeinde als einem Ganzen, sondern um die einzelne Person:
„wenn jemand Meine Stimme hört ..., zu dem will Ich eingehen und das
Abendbrot mit ihm essen, und er mit Mir“. Die Gemeinde wird
gekennzeichnet durch herzlose Gleichgültigkeit Christo gegenüber. Der
Überwinder dagegen öffnet dem Herrn das Herz, und der HErr will zu ihm
eingehen; das Abendbrot essen drückt die innige Gemeinschaft der Seele
mit dem HErrn aus.
Einige haben fälschlich gemeint, die Verheißung, mit Ihm auf Seinem
Thron zu sitzen, übertreffe alle
anderen Verheißungen. - Es ist dies aber das Teil aller Gläubigen.
Aus „T. B. B.s Rev.“, übers. von v. d. K.
Antwort B
Alles Gesagte ist in diesen Versen persönlich. Es handelt sich nicht
mehr um die Gemeinde, über diese steht das Urteil fest: Er will sie
ausspeien aus Seinem Munde. Es ist die einzelne Person, das Herz, zu dem
der HErr eingehen will.
Das „Abendbrot“, das „Abendmahl“, das „Mahl“, die „Mahlzeit“ halten, wie
es in den verschiedenen Übersetzungen heißt, darf nicht mit dem
„Abendmahl des HErrn“ oder „Herrenmahl“ (1. Kor. 11,20) verwechselt
werden. Das erstere drückt die vertraute Herzensgemeinschaft der Seele
mit dem HErrn aus und ist etwas Persönliches, das letztere ist das
Gedächtnismahl und etwas Gemeinsames: die vielen sind ein Leib; es ist
die Gemeinschaft und die Verkündigung Seines Todes und ein Ausdruck von
der Einheit des Leibes Christi.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Daß diese Stelle nichts mit dem Abendmahl des HErrn zu tun hat, ist
schon gesagt. Wir fügen noch hinzu, daß man dieses Schriftwort geradezu
dunkel macht, wenn man es auf das Mahl des HErrn bezieht. In der ganzen
Schrift ist nichts zu finden von einer Feier des Herrenmahles seitens
eines einzelnen Menschen. Stets handelt es sich um mehrere oder viele,
die dem HErrn die Tür ihres Herzens bereits aufgetan haben, und dann
zusammen durch Brechen des Brotes und Trinken des Kelches des HErrn Tod
verkündigen (1. Kor. 11,25.26). Unsere Stelle spricht vielmehr von dem
Verhalten eines Menschen, der innerhalb der lauen Namenschristenheit
(das ist Laodicea!) das treue Anklopfen des Herrn Jesu vernimmt. Jesus
steht draußen und möchte gern hinein in das Herz dieses „Jemand“, der
Seine Stimme heraushört mitten in dem Stimmengewirr einer gegen Gott
gleichgültigen, sich reich dünkenden Masse, die doch nicht reich ist in
bezug auf Gott (Luk. 12,21). „Wenn jemand!“ Der HErr möchte so gern mit
einzelnen Tischgemeinschaft haben. Die Tischgemeinschaft ist ein Bild
von einer besonders herzlichen Gemeinschaft. Man lädt nicht jedermann
zum Essen zu sich ins Haus ein! Die Masse der toten Bekenner wird
ausgespien, aber der einzelne Bußfertige wird beglückt und aufgenommen
in die Gemeinschaft mit dem HErrn, der sich nicht scheut, mit Zöllnern
und Sündern Tischgemeinschaft zu haben (Luk. 15,2), ja, der gekommen
ist, gerade diese Verlorenen zu retten (Luk. 19,10). Und wer Ihm auftut,
der darf dann seinerseits mit Ihm essen, d. h. persönliche Gemeinschaft
haben („und er mit Mir!“). Welche Gnade und Barmherzigkeit! - Möchte
jeder Leser dieser Zeilen Gemeinschaft, persönliche Herzens- und
Lebensgemeinschaft haben und genießen mit dem Vater und dem Sohn! (1.
Joh. 1,1-4.)
Gruß an den Leser:
„Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn
Jesum Christum als Heiland erwarten.“ Phil. 3,20
Vorbemerkungen
Wir bitten dringend, die letzten beiden Umschlagseiten freundlichst zu
beachten!
Ferner bitten wir nachzulesen, was über Kürzungen und
Nichtaufnehmen von eingesandten
Antworten
in den Vorbemerkungen von Heft 3/4 gesagt ist!
Einzelne Fragen, deren
Antworten
wir wegen Platzmangels noch nicht aufnehmen konnten, führen wir in der
Reihe der Fragen nicht mehr mit auf, da schon genügend BeAntwortungen
vorliegen. Diese Notiz gilt auch für die Zukunft!
Wir hoffen, demnächst wieder ein Doppelheft herausgeben zu können.
Der Herausgeber.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Wie weit erstreckt sich fürs praktische Leben das Wort Jak. 1,27:
„Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im
allgemeinen Menschengemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?
b) Röm. 7,25: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsern HErrn. Also
nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber
der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?
c) Was ist zuverstehen unter Joh. 20,23: „Welchen irgend ihr die Sünden
vergebet, denen sind sie vergeben usw.“?
d) Was ist weissagen im vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor.
14,3.24.25)?
e) Welches ist die Bedeutung von 1. Mose4,7? Muß es heißen „Sünde“ oder
„Sündopfer“ ( der Elb. Übers.), und wer ist „sein“ und „ihn“ im 2. Teil
des Verses?
f) Werden wir nach 1. Tim. 6,15-16 Gott nie sehen?
g) Was heißt der „selige“ Gott? (1. Tim. 1,11; 6,15.)
h) Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“?
Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem
Geist getauft? (Matth. 3,11; Apg. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)
i) Was sind die Blätter des Baumes, die zur Heilung der Nationen dienen?
(Off. 22,2.)
k) Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)
l)Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder
dem Satan überliefern?
l)Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder
dem Satan überliefern?
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 18
Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26); und was ist
„Sünde zum Tode“? (1.Joh. 5,16.17.)
Antwort A
Man bedarf großer Gnade, um die obigen Fragen für jeden Leser dienlich
zu beAntworten,
daß die Erklärung weder dem Oberflächlichen zum Ruhekissen wird noch dem
Aufrichtigen zum Hindernis.
Es handelt sich in der erstgenannten Stelle nicht um Kinder Gottes,
sondern, wie uns klar im Vers 27 gesagt wird, um „Widersacher“. Der
Apostel sagt nicht, daß sie (die Hebräer) Widersacher sind, aber als
solche sich erweisen würden, wenn sie 1. den Sohn Gottes aufgeben, 2.
das Blut des Bundes für unrein achten und 3. den Geist der Gnade
schmähen würden. (Vergl. V. 29.) Ich frage: Kann ein Kind Gottes in
diesen drei Hauptpunkten irren? Wenn einer dies tut, dann kann er kein
Kind Gottes sein, da der Glaube an den Sohn Gottes, an Sein Opfer und
Seine Gnade dem Betreffenden erst das Recht gibt, sich Kind Gottes zu
nennen. Er ist ein „Widersacher“. Als Widersacher kann man erst dann in
Wirklichkeit sich offenbaren, wenn man Erkenntnis der Wahrheit hat und
erleuchtet worden ist (vergl. V. 26.32) über den Sohn Gottes und Sein
Opfer und daß durch Ihn Gnade und Wahrheit geworden ist und doch Ihm,
der allein nur Heil zu geben vermag, den Rücken kehrt. Wer dies tut,
sündigt mit Willen, d. h. mit vollem Bewußtsein; darum wartet seiner nur
das Gericht (V. 27). Die Hebräer, d. h. ohne Zweifel nur einige, waren
in der Gefahr, nachdem sie die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hatten,
daß Jesus der Messias war, zurückzugehen zum Judentum, wodurch sie die
Bluttat gegen den Sohn Gottes gleichsam gutgeheißen hätten. Die Folgen
dieses Schrittes sind unabsehbar schrecklicher Art! Vergl. Personen wie
Kain (Hebr. 12,16-17), Bileam (4. Mos. 22-24), Korah (4. Mos. 16), Judas
Ischarioth! Ich glaube, daß die Geschichten dieser Männer, welche sich
als Widersacher offenbarten, Licht und Klarheit geben über diese Stelle.
Anders verhält es sich mit der zweiten Frage. Da handelt es sich um
einen Bruder, denn die Schrift spricht von ihm als „Bruder“. Wir finden
im Worte Gottes, daß der HErr an Gläubigen Zucht üben kann, wodurch sie
aus dem Leben hinweggenommen werden. Der Grund ist nicht immer ein
grobes, sittliches Vergehen, sondern auch oft das Nichtausführen des
Willens Gottes. Wir finden dies in 1. Kor. 11,30. Der HErr nahm sie
hinweg. Das Wort „entschlafen“ (siehe Elb. Übers.) kann nur auf Kinder
Gottes bezogen werden. Der Weltmensch stirbt; dies ist der allgemeine
Gebrauch im Alten Testament für Gläubige sowohl wie für Ungläubige, weil
Christus noch nicht gestorben und auferweckt war. Doch im Neuen
Testament finden wir fast beständig das Wort „entschlafen“ gebraucht,
und zwar für Kinder Gottes.
Man kann wohl auf Grund der Schrift annehmen, daß solche Brüder nicht
verloren gehen, obwohl sie das Ziel, welches Gott ihrem Leben des
Wirkens für Ihn gesteckt hat, nicht erreichen (vergl. Moses
und Aaron, 4. Mose 20).
Es ist darum erschütternd ernst, Dinge zu tun, die dem klaren,
bestimmten und geoffenbarten Willen Gottes entgegen sind. Wenn es eine
Sünde zum Tode ist, kann um die Erhaltung des Lebens, d. h. irdischen
Lebens, nicht gebeten werden; aber selbstverständlich wird der fehlende
Bruder seine Sünde bekennen (vergl. 1. Joh,1,9).
Die meisten Ausleger bringen Sünde zum Tode mit der Lästerung des
Heiligen Geistes in Verbindung, doch ist es gut, zu fragen, ob es die
Schrift tut, und wir müssen wohl mit „nein“
Antworten.
Es wird in der Schrift nicht gesagt, daß ein Kind Gottes sich der
Lästerung des Geistes schuldig machen kann, wohl aber, daß die Sünde zum
Tode in unserem Sinne ein Bruder tun kann.
K. O. St.
Antwort B
1. Zu „mit Willen sündigen“. Wenn wir Hebr. 10,26-31 lesen, finden wir,
daß es sich um Personen handelt, die die Erkenntnis der Wahrheit
empfangen haben und trotzdem mit Willen sündigen, und daß es für solche
keine Vergebung, sondern nur furchtbares Gericht gibt. Warum letzteres?
Nicht weil Gott nicht bereit wäre zu vergeben, sondern weil das Sündigen
mit Willen nach empfangener Erkenntnis der Wahrheit einen Zustand
offenbart, für den es ganz ausgeschlossen ist, sich in wahrer Buße vor
Gott zu beugen und Vergebung zu suchen. Der unbekehrte Mensch, der noch
in Finsternis dahingeht, sündigt, weil er es nicht anders weiß und
gewohnt ist, aber es gibt Vergebung für ihn, wenn er sich in Buße und
Glauben zu Gott bekehrt; auch Kinder Gottes sündigen noch, vielleicht in
Unwissenheit über die betreffende Sache oder in Unüberlegtheit oder
sogar mit Bewußtsein, einer fremden Macht unterliegend, über die sie
mangels Glaubens nicht den Sieg haben, den sie haben könnten und
sollten, aber es gibt Vergebung und Wiederherstellung für sie, wenn sie
ihre Sünden bekennen. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn ein
Mensch, der die Wahrheit kennt, mit Willen sündigt, in bewußter und
gewollter Auflehnung gegen Gott, mit Verachtung Seiner Gnade sowohl als
auch Seiner Autorität. Es offenbart sich da ein Zustand, wie wir ihn
bereits in Hebr. 6,4-8 wie auch bei den Pharisäern finden, die den
Heiligen Geist lästerten (Matth. 12,24-32). Es sind also solche Menschen
nie Kinder Gottes und auch nicht einfach unbekehrte Menschen, sondern
nach 1. Joh. 3,8a Kinder des Teufels, für die es keine Änderung ihres
Zustandes und daher auch keine Vergebung gibt. Daß der Apostel V. 26
„wir“ sagt, steht dem durchaus nicht entgegen, denn es handelt sich
hier, wie oft in diesem Briefe, eben darum, daß die Hebräer den Beweis
liefern sollten, daß Leben aus Gott in ihnen und nicht etwa nur die
Erkenntnis der Wahrheit vorhanden war.
Verstehen wir, was „mit Willen sündigen“ bedeutet, und erinnern wir uns
daran, was dem Kinde Gottes geschenkt ist, so müssen wir es für
unmöglich erklären, daß ein Kind Gottes „mit Willen sündigen“ könnte. Es
ist aus Gott geboren und hat naturgemäß mit dem neuen Leben auch einen
neuen Willen bekommen, der gottgemäß ist; Christus lebt in ihm (Gal.
2,20), und der Heilige Geist wohnt in ihm (Röm. 5,5; 1. Kor. 6,19 usw.)
und verbindet es unlöslich als Glied Seines Leibes mit Ihm, dem
verherrlichten Haupte! Wenn es trotzdem in Sünde fällt - vielleicht
sogar mit Bewußtsein -, so ist es dennoch nicht mit Willen, sondern
entgegen seinem Willen (s. Röm. 7,15-23!). Sünde ist dem Wesen des
Kindes Gottes an sich fremd und entgegen.
2. Zu „Sünde zum Tode“. Wichtig für die Beurteilung dieser Sache ist die
Frage, was in V. 16 und 17
unter „Tod“ und „Leben“ zu verstehen ist. Ich glaube nicht, daß es sich
um leiblichen Tod und leibliches Leben handelt. Das wird verneint durch
die Erläuterung über Sünde in V. 17. Denn wenn es sich um leiblichen Tod
handelte, bedürften wir da erst noch der Belehrung, daß es Sünde gibt,
die nicht „zum Tode“ ist? Ferner, was für Sinn hätten die Worte V. 16:
„und Er wird ihnen das Leben geben, denen, die nicht zum Tode sündigen“,
wenn es sich um leibliches Leben handelte? Das leibliche Leben haben sie
doch. Auch eine Verlängerung desselben oder Abwendung des Todes kann
nicht gemeint sein, denn die in Verbindung damit erwähnte Sünde ist doch
eben „nicht zum Tode“, so daß doch das Leben gar nicht gefährdet wäre.
Es handelt sich m. E. hier vielmehr um ewigen Tod und ewiges Leben, oder
auch in anderen Worten um ewiges Verlorensein und ewige Errettung.
Daran ändert es nichts, daß von einem „Bruder“ die Rede ist, Kinder
Gottes aber doch bereits ewiges Leben haben, andererseits aber Gottes
Wort nie sagt, daß ein Kind Gottes verloren gehen könnte; es ist eben
hier, wie z. B. auch Kap. 3,10.14b.15, nicht ein Kind Gottes gemeint,
sondern ein Mensch, der äußerlich, dem Bekenntnis nach, die Stellung
eines Kindes Gottes einnimmt, in Wahrheit aber kein Leben aus Gott hat.
Solche Menschen soll das Kind Gottes zum Gegenstande seiner Fürbitte
machen, ausgenommen jedoch solche, die „zum Tode sündigen“. Warum
letzteres? Wir können gewiß sein, daß dann, wenn Gott sagt, daß es
keinen Zweck habe, für jemand zu bitten, für einen solchen auch
tatsächlich jede Hoffnung ausgeschlossen ist. So ist es hier; es ist
hier eben dasselbe, was wir bereits unter 1 gesehen haben: es handelt
sich um einen Menschen, der die Wahrheit völlig kennt, aber trotzdem mit
Willen sündigt und dadurch einen Zustand offenbart, bei dem Buße und
Errettung unmöglich und Fürbitte zwecklos ist. Sein Teil ist ewiger Tod.
„Sünde zum Tode“ ist also m. E. nicht etwa eine bestimmte Art von Sünde,
die den Tod nach sich zieht, denn letzteres ist an sich die Folge jeder
Sünde (vgl. Röm. 6,23 und Jak. 1,15b); sondern es ist irgendwelche
Sünde, durch welche sich bei dem, der sie tut, jener schreckliche - aber
vielleicht oft schwer erkennbare - Zustand offenbart, welcher einst in
vollendeter Weise bei dem „Menschen der Sünde“, dem „Gesetzlosen“ (2.
Thess. 2,3.7.8) vorhanden sein wird; es ist daher das, was im 1.
Johannesbriefe „Sünde tun“ genannt und in Kap. 3,4 als „Gesetzlosigkeit“
gekennzeichnet und in Vers 8 in seinem Ursprung auf den Teufel
zurückgeführt wird (vgl. Vers 8-10a). Das ist „Sünde zum Tode“. - Dem
Kinde Gottes gewährt es einen tiefen Trost, sich in Jesu vor solcher
schrecklichen Verirrung für ewig geborgen zu wissen, und es freut sich
der wunderbaren Gnade des HErrn, die unsere Herzen zu Dank und Anbetung
und völligerer Hingabe anleitet!
Th. K.
Antwort C
Ein Kind Gottes kann sündigen. Deshalb die vielen Warnungen und
Ermahnungen der Schrift, nicht zu sündigen. Wir sind nicht mehr unter
der Herrschaft der Sünde. Für den Fall der Sünde eines Kindes Gottes hat
Gott in Seiner Gnade Vorsorge getroffen (1. Joh. 2,1). - In gewissem
Sinne kann auch ein Kind Gottes mit Willen sündigen. Es wird wohl kein
Kind Gottes geben, das nicht in dem Sinne mit Willen gesündigt hätte,
daß es etwas getan hat, von dem es wußte, daß es Gott nicht wohlgefällig
sei: Wenn das „mit Willen sündigen“ in unserer Stelle diesen Sinn hätte,
dann dürfte kaum ein Kind Gottes selig werden können.
Um das „mit Willen sündigen“ in dieser Stelle zu verstehen, müssen wir
beachten, daß dieser Brief an Juden geschrieben ist, die, gläubig
geworden, durch die Verfolgungen in Gefahr waren, wieder zum Judentum
zurückzukehren. Aber eine Rückkehr zum Judentum schloß die Verwerfung
des Sohnes Gottes in sich. (Vgl. die ganze Stelle!) Der dies tat, trug
den Charakter des „Widersachers“.
Solche Personen mußten den gläubigen Juden bekannt gewesen sein. Nicht
als ob diese je errettet gewesen wären, aber sie hatten in den
Zusammenkünften der Gläubigen ihren Verkehr gehabt, hatten die
Erkenntnis der Wahrheit empfangen (V. 26), waren durch das Blut des
Bundes geheiligt in dem Sinne, daß sie dadurch von der blinden Masse der
Juden abgesondert und des Segens teilhaftig wurden, wie auch von dem
ungläubigen Manne gesagt ist, daß er geheiligt ist durch das Weib (1.
Kor. 7,14), aber nicht gerettet. Trotz alledem und wider besseren
Wissens verwarfen sie den Sohn und damit das einzige für Sünde gegebene
Schlachtopfer, so daß nur noch ein Erwarten des Gerichtes übrig blieb.
Die Frage, ob ein Kind Gottes mit Willen sündigen kann in dem Sinne
dieser Stelle, muß verneint werden.
Unbefestigte Kinder Gottes sind zuweilen durch diese Stelle in große Not
gebracht worden. Sie sahen ihre Unwachsamkeit und ihre Untreue. Mit dem
erneuerten Sinne ihres Herzens haßten sie die Sünde. Da kam die
Versuchung. Die Hilfe vom Thron der Gnade wurde vernachlässigt, sie
liehen, wenn auch nur für einen Augenblick, ihren Willen dem Feinde, und
so unterlagen sie. Mit Entsetzen und Verzweiflung, aber auch mit Reue
meinten sie, diese Stelle jetzt auf sich anwenden zu müssen. Aber will
eine solche geängstigte Seele etwa die Gnade verwerfen? Nein, danach
schreit sie gerade. Will sie etwa den Sohn Gottes mit Füßen treten, das
Blut gemein achten? Nein, keineswegs! Ihr gilt also diese Stelle nicht!
Bei dem zweiten Teil der Frage müssen wir beachten, daß sie mit den
Versen 14 und 15, der Zuversicht in den Gebeten, in Verbindung steht.
Hier handelt es sich um einen Bruder, und Brüder in diesem Briefe sind
Gläubige. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, und Sünde muß, will man
gereinigt werden, gerichtet werden; aber es gibt Sünde, die nicht zum
Tode ist. In der Korinthischen Gemeinde war ein Gläubiger, der als ein
Böser hinausgetan werden mußte, aber es war keine Sünde zum Tode. Andere
waren da, die um ihrer Sünde willen durch den Tod hinweggenommen wurden
(1. Kor. 11,30). Vgl. auch Apostelg. 5,1-10; 3. Mose 10,1-2; Psalm
106,32! Gott hat nicht festgelegt, was Sünde zum Tode ist; wir können es
deshalb auch nicht. Aber aus den Wegen Gottes können wir lernen, daß ein
und dieselbe Sünde bei den einzelnen Personen verschieden geahndet
wurde. Es wird hier kein Verbot gegeben, nicht zu bitten. Ein im Lichte
wandelndes Kind Gottes wird, vom Geiste geleitet, empfinden, wie es,
selbst bei gleicher Sünde verschiedener Personen, gottgemäß zu bitten
hat. Wenn Gott das Leben gibt - und ich glaube, es handelt sich hier um
das zeitliche Leben der Arbeit für den HErrn -, so gibt Er es als eine
Antwort Auf
das Gebet des für jenen Bittenden.
v. d. K.
Antwort D
„Mit Willen sündigen“, d. i. bei gewaltsamer Ertötung der göttlichen
Kreatur in uns (Hebr. 10,29; 6,6), was wieder gleichbedeutend mit „Sünde
zum Tode“ oder mit dem Abfall von Gott ist - bewußt und vorsätzlich
sündigen, die Sünde tun (1. Joh. 3,8) kann ein Kind Gottes nicht, denn,
wie 1. Joh. 3,9 geschrieben steht, „jeder, der aus Gott geboren ist, tut
nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm,
und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“. Auch Hebr.
6,9 lesen wir, nachdem Vers 4-8 von dem Abfall und seinen Folgen die
Rede gewesen: „Wir aber sind in bezug auf euch, Geliebte, von besseren
und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch also
reden.“ Wo wir in der Schrift Beispiele von Abgefallenen finden, handelt
es sich also nicht um „Kinder Gottes“, um „aus Gott Geborene“, sondern
um solche, die vielleicht im Sinne von Hebr. 6,4.5 „einmal erleuchtet
waren und geschmeckt haben die himmlische Gabe, und teilhaftig geworden
sind Heiligen Geistes, und geschmeckt haben das gute Wort Gottes usw.“,
aber bei all diesen Vorzügen doch niemals Kinder Gottes gewesen sind,
indem ihnen hierzu eins, und zwar gerade das Wesentliche fehlte: gemäß
1. Petri 1,23 die Wiedergeburt aus unverweslichem Samen.
M. Fr.
Anmerkung des Herausgebers
Trotzdem sich in der BeAntwortung
dieser Frage erhebliche Gegensätze finden, legen wir alle diese
Antworten
ohne Furcht zur Prüfung vor. Es liegt uns ja fern, wie auch in den
„Persönlichen Worten“ (auf dem Umschlag) gesagt ist, feste Dogmen
aufzustellen. Sowohl des einen wie des anderen Schriftforschers
Darbietung soll dem Verständnis der Schrift dienen, je nachdem wie die
Erkenntnis eines jeden ist und von welchem Gesichtspunkte aus jeder die
Stellen ansieht! Auch diese verschiedenen
Antworten
werden unseren Lesern dienen können!
Frage 19
Wie decken sich folgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand
...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten?“ Oder ist in
letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?
Antwort A
Die letzte Frage enthält die
Antwort.
In der Stelle Hebr. 13,4 handelt es sich nicht wie in Joh. 5,22 darum,
wer das Gericht ausüben wird, sondern wer dem Gerichte verfallen ist. In
dieser ist der Richter genannt, in jener diejenigen, welche gerichtet
werden.
Chr. K.
Antwort B
Die Lösung der Frage ist meines Erachtens in den Worten „Vater“ und
„Gott“ zu suchen.
In Joh. 5 handelt es sich um den Sohn Gottes und Seine Herrlichkeit, zu
der es auch gehört, daß Ihm das Gericht übertragen ist. Deshalb heißt es
V. 22.23: „Denn der Vater richtet auch niemanden, sondern das ganze
Gericht hat Er dem Sohne gegeben usw.“ (vgl. V. 27), wie auch in anderen
Stellen der Schrift gesagt ist, daß Er - der Sohn - der Richter ist (s.
Apg. 10,42; 17,31; 2. Kor. 5,10; 2. Tim. 4,1). Aus diesem Grunde ist
Joh. 5,22 gesagt: „... Der Vater richtet niemanden ...“, eben weil Er
„das ganze Gericht dem Sohne“ gegeben hat. Es ist der Vater gegenüber
dem Sohne.
In Hebr. 13,4 hingegen handelt es sich um Reinheit, Heiligkeit, und wo
immer dies der Fall ist, zeigt uns das Wort Gottes, daß es Gott ist, der
Heilige, mit dem wir es zu tun haben (s. z. B. Röm.
6,11-13; 12,1.2; 14,10-12; 1. Kor. 5,9-13; 6,19.20; 2. Kor. 6,16; 7,1;
1. Thess. 4,3-8; 1. Pet. 4,15-19). Dasselbe ist es, wenn es sich im
allgemeinen um den Menschen im Blick auf seine VerAntwortlichkeit
oder im besonderen um den ungläubigen Menschen handelt, der weder Gott
als Vater noch den Sohn Gottes als Herrn kennt (s. Röm. 2,2-11; 3,19),
weshalb auch der Herr Jesus am Kreuze in den Stunden der Finsternis, wo
Er den Platz des verlorenen Sünders Gott gegenüber einnahm, ausrief:
„Mein Gott, Meln Gott“ (nicht „Mein Vater“), „warum hast Du Mich
verlassen?“ (Matth. 27,46.) Es ist hier Gott gegenüber dem Menschen in
seiner VerAntwortlichkeit.
Der Sohn, dem „das ganze Gericht gegeben“ ist, ist „Gott, gepriesen in
Ewigkeit“ (Röm. 9,5), welcher einst alle, die nicht errettet sind, auch
die in Hebr. 13,4 erwähnten „Hurer und Ehebrecher“, richten wird! Es ist
nicht der leiseste Widerspruch in den in obiger Frage einander
gegenübergestellten beiden Schriftstellen, sondern - wie immer im Worte
Gottes - göttlich vollkommene Harmonie.
Th. K.
Antwort C
Gottes Verhältnis zu uns ist ein zwiefältiges: Er ist unser „Vater“, wie
auch unser „HErr“. Als unser „Vater“ kann Er uns zwar züchtigen (Hebr.
12,7), aber nicht wohl unser „Richter“ sein im Sinne unserer beiden
Schriftstellen, wo das Wort „richten“ die Bedeutung von „Urteil
sprechen“ hat. So erscheint denn auch überall in der Schrift Gott, wo Er
„unser Vater“ heißt, nur ganz im Charakter des „Vater“, gütig,
barmherzig, fürsorglich (Matth. 7,11; Luk. 6,36 und viele andere),
während umgekehrt von ungezählten Schriftstellen, die vom „Richten“
sprechen, nicht eine einzige sagt, daß der Vater „richte“. Der Vater
also richtet niemand, aber der HErr ist es, der richtet, und Er tut dies
durch den Sohn und in Einheit mit diesem (Joh. 5,30). Diese Gotteinheit
nun ist es, die in Hebr. 13,4 bezeichnet wird, wenn wir lesen: „Die
Hurer ... wird Gott richten“.
M. Fr.
Anmerkung des Herausgebers
Ohne auch auf BeAntwortung
dieser Frage näher einzugehen, möchten wir dazu ermuntern, recht auf die
verschiedenen Ausdrücke in diesen beiden Stellen sowohl wie auf die von
gänzlich verschiedenen Gesichtspunkten aus behandelten Teile der Schrift
zu achten und überhaupt beim Forschen in der Schrift diese einfachen
Grundsätze zu beachten. Es ist nie einerlei, ob da steht Gott oder
Jehova oder der Vater u. a. m., oder etwa Jesus oder Messias oder Jesus
Christus oder Christus Jesus oder Christus oder der HErr u. a. m., oder
etwa der Heilige Geist oder der Geist Gottes u. a. m. Aber auch nie sind
da Widersprüche! Stets liegen in der Anwendung dieser Namen wunderbare
Beziehungen! Ebenso auch in dem Schriftzusammenhang. Unsere beiden
Stellen stehen im Johannes-Evangelium, das die Herrlichkeit des Sohnes
Gottes zum Gegenstand hat, und im Hebräer-Brief, der von dem verAntwortlichen
Wandel des Christen hienieden, einem Wandel im Glauben, spricht.
Frage 20
Wie lange waren die Kinder lsrael in Ägypten? (Vgl. 2. Mose 12,40.41; 1.
Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)
2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)
Antwort A
Aus Gal. 3,17.18 sehen wir, daß zwischen der Verheißung Gottes an
Abraham und der Gesetzgebung 430 Jahre liegen. Diese 430 Jahre
umschließen also die Fremdlingschaft Abrahams, Isaaks und Jakobs und den
Aufenthalt der Kinder Israel in Ägypten.
Nach der englischen Übersetzung von 2. Mos. 12,40 heißt es: „Und die
Fremdlingschaft der Kinder Israel, die in Ägypten wohnten, war 430 Jahre
...“. Danach heißt es nicht, daß die Kinder Israel 430 Jahre in Ägypten
wohnten, sondern daß die Fremdlingschaft der Kinder Israel, die in
Ägypten wohnten, 430 Jahre war. Auch Ps. 105 redet von dieser
Fremdlingschaft.
In 1. Mos. 15,13 und Apg. 7,6 bemerken wir Unterschiede: 1. wird Ägypten
nicht genannt und 2. wird von dem Samen geredet; „dein Same wird ein
Fremdling sein in einem Lande, das nicht das ihre ist“, und beide
Stellen sprechen von 400 Jahren. Die Zeit vom Samen Abrahams (Isaaks)
bis zum Auszug beträgt ca. 400 Jahre.
Jakob war alt, als er vor Pharao stand, 130, Isaak, als Jakob geboren
wurde, 60, Abraham, als Isaak geboren wurde, 100, zusammen 290 Jahre. 75
Jahre war Abraham alt, als ihm die Verheißung gegeben wurde; die
abgerechnet, bleiben 215 Jahre. Somit beträgt die Zeit vom Empfang der
Verheißung bis zum Stehen Jakobs vor Pharao 215 Jahre und von da bis zum
Auszug Israels wieder 215 Jahre. Manche haben angenommen, daß Israel ca.
400 Jahre in Ägypten gewohnt habe, aber die 215 Jahre entsprechen auch
weit mehr den vier Geschlechtern in 1. Mos. 15,16. Diese vier
Generationen finden wir in 2. Mos.
6,16-20. 1. Jakobs Sohn Levi; 2. Levis Sohn Kehath; 3. Kehaths Sohn
Amram; 4. Amrams Sohn Moses.
Frei n. d. Engl. v. M. B.
Antwort B
Die beiden Stellen aus 1. und 2. Mose stehen zu einander wie Weissagung,
die nicht genau das Datum angibt, und Erfüllung, die mit chronologischer
Genauigkeit das Eintreffen der göttlichen Zusage verzeichnet. Ganz
genaue Zeitangaben bei Weissagungen finden sich nur in bestimmten, dem
Unglauben Trotz bietenden Drohungen, vgl. z. B. die 70 Jahre der
Gefangenschaft in Babel! Schwieriger wird die Frage, wenn man die beiden
letzten Stellen heranzieht. 1. steht die Aufzählung der vier
Geschlechter (2. Mose 6,16-20) zwar in Übereinstimmung mit der
Verheißung in 1. Mose 15 (ein damaliges Menschengeschlecht zählte 100
Jahre), weicht aber ab, wenn wir 2. die Lebensdauer der vier
Stammesväter zusammenzählen: 137 Jahre Levis, 133 Kehaths, 137 Amrams
und die 80 des Moses beim Auszuge aus Ägypten bringen die Zahl von 430
Jahren, wenn die Jahre vom Alter Levis bei der Einwanderung und die des
Kehath bei der Geburt Amrams abgerechnet werden, nicht auf. Diese
Schwierigkeit ist jedoch leicht zu beheben, wenn man annehmen darf, daß
von Amram, dem Sohne Kehaths, bis auf Amram, den Vater des Moses, einige
Glieder übergangen sind. Es kommt eben hauptsächlich auf diejenigen
Glieder des Geschlechts Levi an, die in der Vorgeschichte Moses und
Aarons von Bedeutung waren. (So ist es in Esra 7,3 verglichen mit 1.
Chron. 6,50-53.) 3.
Gal. 3,16.17 wird die Zeitdauer von der Abraham gegebenen Verheißung bis
auf das Gesetz mit 430 Jahren angegeben. Wollen wir dem Wortlaut des
hebräischen Teiles gerecht werden, so müssen wir zugeben, daß der
Apostel, dem es hier nicht auf die Summe der Jahre, sondern auf die
Wichtigkeit der Verheißung vor der Gesetzgebung ankommt, die
Jahresangaben des hebräischen Textes von 1. Mose 15 verläßt und die in
der griechischen Bibelübersetzung (der „Septuaginta“) von 2. Mose 12
sowie bei den Juden damals verbreitete Ansicht nur als Berührungspunkt
für seine Beweisführung erwähnt. Übrigens bleibt auch die Vermutung
nahe, ob nicht der Apostel die dem Abraham gegebene Verheißung auf den
Zeitpunkt verlegt, da ihr letzter Träger (Jakob) mit seiner Familie in
die Fremdlingschaft nach Ägypten zieht. Dann würde allerdings die
Schwierigkeit, die durch die Abweichung der Galaterstelle vom
hebräischen Text entsteht, gänzlich gehoben sein.
Judenchrist N. R......ky.
Anmerkung des Herausgebers
Einige glauben unterscheiden zu können zwischen der Zeit des Wohnens der
Israeliten in Ägypten und der ihrer Bedrückung daselbst (400 Jahre). -
Aus vorstehenden verschiedenen
Antworten
ergeben sich keineswegs Zweifel an der Genauigkeit der biblischen
Zahlenangaben, sie zeigen nur, wie unvollkommen unser Verständnis für
dieselben ist und wie vieler Forschung es noch auch auf diesem Gebiete
bedarf. - Übrigens bitten wir, man möge im Anschluß an 1. Mose 15,13
nicht, wie nahe liegend es auch scheinen mag, annehmen, daß Gott
gelegentlich wie wir Menschen, in „runden“ Zahlen rede, man glaube
vielmehr, daß Seine Zahlenangaben stets Seinen Gedanken entsprechen!
Frage 21
Wie ist es zu verstehen, daß Paulus sagt: „ob ich auf irgendeine Weise
hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“ (Phil. 3,11), da er
doch seiner Auferstehung gewiß war?
Antwort A
Es ist vor allem zu beachten, daß es sich um Auferstehung aus den Toten
handelt, nicht um die Verwandlung der Lebenden und nicht um die
Entrückung; denn daß einst sein „Leib der Niedrigkeit umgestaltet“
werden würde „zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit“
(Phil. 3,21) und er mit all den auferweckten und verwandelten Gläubigen
entrückt werden würde, war nie eine Frage für den Apostel Paulus (s. 1.
Kor. 15,51.52; 2. Kor. 5,1; Phil. 3,20.21; 1. Thess. 4,13-17). Aber eine
Frage war es für ihn, ob er an der Auferstehung aus den Toten teilhaben
würde, weil diese das Entschlafensein voraussetzt. Und doch bestand für
ihn ebenso wie für uns jetzt und für alle Gläubigen vor uns die
Möglichkeit, das Kommen des HErrn noch in diesem Leibe zu erleben und so
verwandelt zu werden, ohne erst durch den Tod zu gehen. Letzteres ist ja
unsere Hoffnung, wie in 2. Kor. 5.4 der Apostel schreibt. Aber für den
Apostel gab es etwas noch Kostbareres als „überkleidet“ zu werden:
Christus Selbst, dessen unaussprechliche Kostbarkeit und Herrlichkeit
für ihn wir aus den Versen 7-10 herauslesen. Er stand vor seinem
Glaubensauge und erfüllte sein ganzes Herz, und für ihn gab es nichts
Wünschenswerteres, als seinem geliebten Heilande und HErrn in allem
„gleichgestaltet“ zu werden und daher auch durch Leiden und Tod zu gehen
und einst teilzunehmen an der Auferstehung aus den Toten. Er war ja
schon so gewohnt zu leiden, auch der Tod hatte keinerlei Schrecken für
ihn, sondern für ihn war „Sterben Gewinn“, und er hatte „Lust
abzuscheiden“ (Kap. 1,21.23), und ihm lag
sondern für ihn war „Sterben Gewinn“, und er hatte „Lust abzuscheiden“
(Kap. 1,21.23), und ihm lag so sehr daran, auch auf demselben Wege in
die Herrlichkeit einzugehen wie sein HErr: durch Auferstehung aus den
Toten. Diese mochte er nicht missen, zu dieser wollte er „hingelangen“,
auf welche Weise - d. h. durch welche Art des Todes als einzigen Weg zur
Erreichung des Zieles - es auch sein mochte: ob durch Schwert oder Kreuz
oder Rachen wilder Tiere oder sonst wie - zu allem war er bereit, wenn
er nur in jenem wunderbaren Augenblicke des Erscheinens des HErrn für
die Seinen „zur Seligkeit“ (Hebr. 9,28) mit zu den „durch Jesum
Entschlafenen“, den „Toten in Christo“ (1. Thess. 4,14.16) gehörte, die
dann auferweckt werden aus den Toten, gleichwie einst Christus aus den
Toten auferweckt worden ist, „der Erstling der Entschlafenen“ (1. Kor.
15,20). -
Welche Liebe zum HErrn und Hingabe an Ihn sehen wir hier! Habe ich und
hast du, lieber Bruder und liebe Schwester, ein solches Herz für unseren
Heiland und HErrn?
Th. K.
Antwort B
Vielleicht hilft es uns zum Verständnis, wenn wir den vorhergehenden
Vers 10 beachten.
Der Apostel Paulus hatte wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis
Christi Jesu alles für Dreck geachtet. Einerseits suchte er Ihn
zu erkennen, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt (Kol. 2,9). Dann
wünschte er aber auch, die Kraft Seiner Aufersehung zu kennen, diese
Kraft, die auch in bezug auf die Glaubenden überschwenglich groß ist
(Eph. 1,19.20).
Bei dieser Erkenntnis blieb er aber nicht stehen. Sie wirkte als Folge
nun andererseits das praktische Leben der Gemeinschaft Seiner Leiden
aus. Er war sich bewußt, bei treuer Nachfolge Seinem Tode
gleichgestaltet zu werden. Seiner Auferstehung gewiß, richtete er seinen
Blick auf das Ziel. Christus war durch Tod und Auferstehung zur
Herrlichkeit gegangen. Auch er hatte das Verlangen, ob er auf irgend
eine Weise (Ps. 68,20) hingelangen möchte zur Auferstehung aus den
Toten. Im Leben, Sterben und Auferstehen wünschte er ein Nachfolger des
HErrn zu sein.
Nicht, daß er ein Märtyrer auf jeden Fall werden wollte. Er sagt nicht,
daß er dahingelangen wolle, sondern „ob“ usw. Er wollte den Weg
des Gehorsams gehen, wie sein HErr den Gehorsamsweg ging bis zum Tode am
Kreuze (Phil. 2,8); ob er auch auf irgend eine Weise
E. H.
Antwort C
1. Der Apostel Paulus ist sich seiner Auferstehung aus den Toten gewiß.
Schriftstellen wie: Phil. 3,21 ; Eph. 1,14; 4,30; Röm. 8,23; 2. Kor. 5,5
beweisen dies.
2. Diese Stelle kann nicht bildlich verstanden werden. Die Schrift
spricht anders, wenn sie unser Einssein mit Christi Tod und Auferstehung
meint. (Vergl. Joh. 5,24; Röm. 6,4.8; Eph. 2,5.6; Kol. 2,12.13.)
3. Sie kann demnach nur wörtlich zu verstehen sein. In dem Briefe an die
Philipper wird die
3. Sie kann demnach nur wörtlich zu verstehen sein. In dem Briefe an die
Philipper wird die christliche Bewährung an der Person des Paulus
gezeigt. Naturgemäß ist die Auferstehung das Endziel, was aber in
Christo für jeden Gläubigen sicher ist, da der HErr aus den Toten
auferweckt ist. Hier aber handelt es sich durchaus um praktisches Leben.
Darum spricht Paulus beständig davon, was ihm Christus in allen
Umständen des Lebens ist. Auch war keiner so geeignet, uns dies in
seinen Leben zu zeigen, wie Paulus. Darum spricht er sehr oft von sich,
aber in einer vorbildlichen Weise. Kapitel 1 spricht er davon, daß
Christus sein Leben ist, ohne Christus hätte sein Leben hienieden
überhaupt keinen Wert gehabt. Kapitel 2 ist der HErr das Vorbild.
Kapitel 3 sein Ziel. Kapitel 4 seine Kraft. Christus war für ihn alles.
Weil nun Christus für ihn alles war, ist er glücklich, denselben Weg zu
gehen, den sein HErr gegangen war. Er hielt es für eine Ehre, dort
gefunden zu werden, wo Christus einst war. Die Person des HErrn stand
beständig vor seiner Seele, er sehnte sich danach, bei Ihm zu sein.
(Phil. 1,21.)
„Ob auf irgend eine Weise“ bedeutet einfach, daß es ihm gleich war,
welches Todes er sterben werde. Die Art des Sterbens war für ihn
nebensächlich, da es der Weg zum HErrn war und zur Auferstehung aus den
Toten. Wie kostbar und lehrreich für uns! Ist uns Christus so groß und
herrlich geworden, daß wir ebenfalls bereit sind, den Weg zu gehen, wie
uns Paulus ihn hier zeigt?
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen umfassenden Ausführungen, die wir durchaus unterschreiben, ist
nichts wesentliches mehr hinzuzufügen. Wir möchten nur noch darauf
hinweisen, daß das in Vers 11 gebrauchte Wort in wörtlicher Übersetzung
des Urtextes „Ausauferstehung“ lautet, während Vers 10 „Auferstehung“
steht. Die Kraft Seiner Auferstehung befähigt Paulus und uns, zur
Ausauferstehung zu gelangen. Diese Ausauferstehung ist die „erste
Auferstehung“, nämlich die zur Herrlichkeit, von der wir Off. 20,5-6
lesen. Es ist höchst wichtig für Kinder Gottes, die verschiedenen
Auferstehungen in der Schrift zu unterscheiden! Zu dieser
Ausauferstehung wünschte Paulus zu gelangen. Hierbei ist noch zu
beachten, daß dieses Verlangen uns in dem Philipperbrief berichtet ist,
einem ziemlich spät geschriebenen Briefe, der besonders schildert, was
Christus dem Apostel geworden war, während 2. Kor. 5,1ff., einer zu
früherer Zeit geschriebenen Stelle zufolge, Paulus eher den Wunsch hat,
„überkleidet zu werden“ (ohne Tod!). Es sind keine Widersprüche, sondern
beide Stellen lassen, sich einander ergänzend, uns tiefe Blicke tun in
das Herz eines Mannes, der sich über alles sehnte nach seinem HErrn.
Gruß an den Leser:
„Wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung, das Alte ist
vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ 2. Kor. 5,17.
Vorbemerkungen:
Wir empfehlen die letzten beiden Umschlagseitender freundlichen
Beachtung seitens aller Leser des Blattes; ebenso ist die
Adressenveränderung des Herausgebers zu berücksichtigen!
Ferner verweisen wir auf die Vorbemerkungen von Heft 5, Absatz 3, sowie
auf die von Heft 3/4, Absatz 2; beide haben fortdauernde Gültigkeit.
Was auf der zweiten Umschlagseite über Manuskripte gesagt ist, ist stets
zu beachten! Übrigens gelten Manuskripteals „Geschäftspapiere“, sind
also wie solche, nicht wie „Drucksachen“ zu frankieren!
Der Herausgeber.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Was ist weissagen im vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor.
14,3.24.25)?
b) Werden wir nach 1. Tim. 6,15.16 Gott nie sehen?
c) Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“?
Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem
Geist getauft? (Matth. 3,11; Apg. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)
d) Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)
e) Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder
dem Satan überliefern?
f) Was ist die Macht, und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?
g) Worin ist nach Joh. 14,28 „der Vater größer als der Sohn“, und wie
verhält sich diese Stelle zu Stellen wie Joh. 14,9 („Wer Mich siehet,
siehet den Vater ...“) oder Joh. 10,30?
h) Von wem spricht der Prophet Jesaja in Kap. 42,19: „Wer ist so blind,
als nur mein Knecht usw.“?
i) Wie ist die rechte biblische Stellung des Gotteskindes zum Blutgenuß
(z. B. in Form von Blutwurst)? Vgl. Apg. 15,20.
k) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten
griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“) u. a. im Hinblick auf die
Inspiration der Schrift?
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 22
Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie
ein Senfkorn ...“?
Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie
ein Senfkorn ...“?
Antwort A
Zweifellos handelt es sich hier zunächst nicht um großen oder kleinen
Glauben, sondern um die rechte Art des Glaubens. Ausschlaggebend ist die
Qualität desselben.
Das Senfkorn ist klein, aber trotzdem kommt es zu einer Entwicklung, die
ins Auge fällt; das kleine Senfkorn hat eben in sich Leben. So auch der
Glaube rechter Art; er hat in sich Leben, er rechnet mit Gott, er findet
deshalb
Antwort
und Erhörung; die Entwicklung bleibt nicht aus, sie fällt als solche ins
Auge.
Martha wird in Joh. 11,26 nach ihrem Glauben gefragt; sie hat Glauben,
aber keinen Senfkornglauben, keinen Glauben, mit dem sie jetzt für den
Augenblick mit dem HErrn rechnet. Ihr Glaube war so groß - daß sie mit
demselben hinausschweift auf den letzten Tag (V. 24), und wiederum war
ihr Glaube so klein, daß sie, das Unangenehme ihrer Situation erkennend,
dem HErrn ausweichend zu der Maria läuft, von der sie weiß, daß sie
befähigt ist, auf des HErrn Frage
Antwort
zu geben.
Der Senfkornglaube, der Glaube rechter Art, hätte jetzt im kritischen
Augenblicke mit dem HErrn gerechnet,
Antwort Erwartet
und erhalten.
Wie ganz anders sah es bei dem Hauptmann von Kapernaum aus in Luk. 7. In
V. 7 finden wir seinerseits ein demütiges, aber bestimmtes, unbedingtes
Rechnen mit dem HErrn, und zwar im gegenwärtigen Augenblick. Sein Glaube
war rechter Art, Senfkornglaube. Er wurde darum auch nicht zuschanden.
W. W.
Antwort B
Die Jünger baten um die Vermehrung des Glaubens. In der
Antwort
zeigt ihnen der HErr, daß es sich nicht um ein Maß des Glaubens, sondern
um die praktische Ausübung des Glaubens handle, und die Erfüllung ihrer
Bitte damit zusammenhänge. Der Glaube, lebendig und wachsend wie ein
Senfkorn, kann große Taten tun. Der Glaube verbindet alles mit Gott, und
da sind alle Dinge möglich dem, der da glaubt. Der HErr zeigt ihnen das
Bild des Knechtes (V. 7-10). Die praktische Ausübung des Glaubens muß in
der Knechtes-Abhängigkeit sein. Ihre Arbeit richtet sich nach dem
Auftrage des HErrn - und ihr Dienst erstreckt sich so lange, bis alle
Aufträge ausgeführt sind, und zwar in dem Geiste der Selbstverleugnung:
„Wir sind unnütze Knechte.“
Wie gesagt, sie baten um Vermehrung des Glaubens. Der HErr zeigt ihnen,
auf diesem Wege der Treue würde es geschehen, d. h. wenn sie als
Knechte, unter Aufgabe der eigenen Bequemlichkeit, im Glaubens-Gehorsam
wandelten. Sind wir nicht bereit, Glaubens- und Gehorsamswege zu gehen,
so laßt uns nicht denken, daß uns die Vermehrung des Glaubens einfach
auf unser Gebet hin zufällt. So wie das Senfkorn sich nur unter
gegebenen Wachstumsbedingungen (in der Erde unter Regen und
Sonnenschein) entfaltet, so wächst auch der Glaube nur unter den
Wachstumsbedingungen (2. Thess. 1,3.4). Solche Bitte muß mit dem
Knechteswandel im Glauben verbunden sein.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Jesus weist hin auf die Kraft auch des kleinsten Glaubens, wenn er nur
wirklich da ist („wenn ihr habt“). Zum Verständnis ist Matth. 13,32
heranzuziehen. Dies Wort sagt uns, daß der Same des Senfes kleiner ist
als der aller Gartengewächse, daß aber die Senfstaude größer ist als
alle Gartenpflanzen. (Die im Orient gebaute Senfstaude erreicht eine
Höhe von 3-4 Metern und gleicht einem Baum.) Jesus sagt uns hiermit
nicht, daß der Senfsame das kleinste von allen Samenkörnern sei, sondern
daß er im Verhältnis zur Größe des daraus Hervorwachsenden kleiner ist
als alle Samen. Solch einen Glauben sollten Seine Jünger haben. Ein
solcher Glaube ist ja nur aus Gott, und darum eine Gotteskraft, die im
entscheidenden Augenblick unverhältnismäßig Großes vollbringt (weil eben
Gott auf den Glauben, auch den geringsten, wenn er nur wahr ist, also
wenn er nur wirkliches Vertrauen zu Gott enthält,
Antwortet).
Der Nachsatz: „so würdet ...“ enthält etwas für die rein
natürlich-menschliche Erfahrung ganz Unmögliches: der Feigenbaum soll in
einen für sein Wachstum ungeeigneten Boden augenblicklich verpflanzt
werden. Dies ist ein Bild für den wahren, gottgewirkten Glauben: nichts
ist ihm unmöglich! „Habt Glauben an Gott“! (Mark. 11,22).
Frage 23
Welchen Sinn haben die Worte Luk. 22,36: „... verkaufe sein Kleid und
kaufe ein Schwert“?
Antwort A
Der HErr offenbart Seinen Jüngern, daß Seine Verwerfung und Sein Hingang
ihre Lage gänzlich verändern würde. Seine Liebe hatte jeden Mangel von
ihnen ferngehalten (V. 35). Obgleich diese Liebe nicht aufhörte, sollten
sie jetzt an Seiner Verwerfung teilnehmen. In der gewohnten bildlichen
Sprache bereitet Er sie auf die Feindschaft der Welt vor. Was sie
hatten, sollten sie bei sich haben, und gewappnet sollten sie gehen. Sie
sollten sich bewußt sein, daß ein Feind da war, der sie berauben und
angreifen würde. Darin liegen auch tiefe Unterweisungen für uns heute.
Nicht verstehend, was der HErr sagte, brauchte Petrus sein Schwert. Aber
„die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich“, und unser Besitz
ist himmlisch. Vgl. 2. Kor. 10,4; Eph. 1,3; 6,17.
v. d. K. Unter Benutzung von G.'s „N. B.“.
Anmerkung des Herausgebers
Den Jüngern, für die es unfaßlich war, was Jesu Weggang für sie bedeute,
war dies Wort damals natürlich dunkel, hatte doch Jesus stets für sie
gesorgt. Er sagte ihnen, daß Er unter die Gesetzlosen gerechnet werden
müßte (nach der Schrift) und daß sie allein bleiben würden (V. 37 Schluß
kann man recht gut auch übersetzen mit: „Denn auch das Ummichsein hat
ein Ende“); darum müßten sie in Zukunft gewissermaßen für sich selbst
sorgen, und der, der noch kein Schwert habe, solle lieber die
notwendigsten Bedürfnisse („Kleid“) gegen ein solches eintauschen.
Natürlich ist das Ganze bildliche Rede, denn als Petrus zeigt, wie
wörtlich er Jesu Worte verstanden, bricht der HErr mit kurzem Wort das
Gespräch ab. - Wenn man nun die Bildersprache übersetzen will, so
ersieht man, daß man in dem Schwerte wohl nach Eph. 6,17 Gottes Wort
sehen, aber bei der „Börse“ und „Tasche“
keinen ähnlichen Schriftvergleich finden kann. Ohne also denen, die hier
einen Hinweis auf das „Schwert des Geistes“ sehen, diese Ansicht nehmen
zu wollen, glauben wir, daß in dieser Stelle Jesus nur im allgemeinen
die Seinen zur Vorsicht, Besonnenheit und Wachsamkeit oder zum
Gerüstetsein auffordert, da sie bald einem listigen Feinde
gegenüberstehen würden. (Vgl. den Zusammenhang mit Petrus' Verleugnung.)
Frage 24
Wie weit erstreckt sich fürs praktische Leben das Wort Jak. 1,27:
„Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im
allgemeinen Menschen gemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?
Antwort A
Man kann wohl unbedenklich auf den letzten Teil der Frage mit „Ja“
Antworten.
„Waisen“ und „Witwen“ ist ja an sich schon der Ausdruck von Schwachheit
und Hilflosigkeit, und „in ihrer Drangsal“ spricht außerdem noch von Not
und Leiden. Menschen in solchem Zustande und solcher Lage sind gemeint,
und zwar nicht etwa nur Bekehrte, obwohl Gottes Wort letztere uns in
erster Linie ans Herz legt (Gal. 6,10). Solche sollen wir besuchen, um
ihnen Trost und Hilfe in Rat und Tat - nicht nur in Worten - zu bringen
(1. Joh. 3,18). Siehe noch Ps. 41,1 und Spr. 14,21. - Tun wir es?
Th. K.
Antwort B
Waisen und Witwen sind sicherlich Menschen, die irdischer Stützen
beraubt sind und denen deshalb innere und äußere Hilfe besonders wohl
tun wird.
In Gal. 6,9 werden die Gläubigen ermahnt, im Gutestun nicht müde zu
werden, und im Anschluß hieran (V. 10) wird ermuntert, die Gelegenheit
benutzend, das Gute zu wirken gegen alle, am meisten aber gegen
die „Hausgenossen des Glaubens“.
Waisen und Witwen als solche im allgemeinen bieten eine Gelegenheit,
Gutes zu wirken, und wenn solche „Hausgenossen des Glaubens“ sind, zeigt
uns das Wort eine ganz besondere Gelegenheit.
W.W.
Anmerkung des Herausgebers
Wir wollen nicht bezweifeln, daß man dies Wort in weiterem Sinne als dem
im Wortlaut angegebenen fassen kann. Aber der Heilige Geist, der auch
dies Wort inspirierte, hat doch damit etwas sagen wollen, daß Er gerade
diese beiden Klassen von Hilfsbedürftigen anführt. Wir dürfen nicht
vergessen, daß diese Epistel an Judenchristen gerichtet ist, die noch in
der Synagoge waren, daß also der Brief in eine sehr frühe Zeit fällt, wo
die gesetzlichen Vorschriften des Alten Bundes noch in voller
Beobachtung waren. Nun war im Alten Testament viel über die Waisen- und
Witwenversorgung gesagt (vgl. u. a. 2. Mose 22,22ff.), aber aus manchen
Stellen der Evangelien sehen wir, wie leicht man sich darüber
hinwegsetzte, was Gottes Wille für diese Armen war (vgl. z. B. Markus
12,40 und
Luk. 18,1ff.). Wenn daher Jakobus, der den Auftrag hatte, zu zeigen, wie
die Wahrhaftigkeit des Bekenntnisses als Christ sich nur durch das
praktische Leben beweise, darauf dringt, die Waisen und Witwen zu
besuchen, so stellt er damit Gottes besonderen Willen in den
Vordergrund; einen Willen, der sich mit denen beschäftigt, denen am
allerwenigsten Hilfsquellen zur Verfügung stehen. Sein Wort steht im
engsten Zusammenhang mit Apg. 6,1ff. Der Dienst an Witwen und Waisen
erfordert eine Uneigennützigkeit und Selbstverleugnung, wie kaum ein
anderer. Beide sind in der beklagenswertesten Lage: den Waisen fehlen
die Eltern, und zu Kindern gehören Eltern! den Witwen fehlt der
Ernährer, das Haupt - und dieses gehört zum Weibe, damit sie die
göttlich gewollte Einheit bilden! Diese beiden Menschenklassen besuchen
heißt Gewaltiges unternehmen: ihnen in etwas das Fehlende ersetzen!
Welch eine hohe, erhabene Aufgabe, aber auch welche VerAntwortung!
Das ist nichts Gleichgültiges, und solche Besuche sind auch nicht den
sonstigen Hausbesuchen an die Seite zu stellen. Durch sie wird der alte,
stets gültige Wille Gottes mit diesen Menschenklassen erfüllt! „In ihrer
Drangsal“ - wie spricht das zu unserem Herzen, und doch versteht’s nur
der, der es erfahren! - Dieser Dienst war in der ersten Gemeinde in
Gefahr, vernachlässigt zu werden, wie auch die gesetzestreuen Juden zu
Jesu Zeit diese Armen leicht vernachlässigten. Man hatte jetzt Größeres
in der Gemeinde Jesu, da konnte man über dem Bekenntnis die Praxis
vergessen, die allein Wert hat: die Praxis des Glaubens, der in der
Liebe tätig ist! - Laßt uns nicht in diesen Fehler fallen! Laßt uns in
gottgefälliger Weise Gottesdienst tun, einen „Gottesdienst, der rein
(uneigennützig, liebevoll, aus reinen Beweggründen) ist vor Gott und dem
Vater“!
In der Schrift ist alles in Beziehung zueinander, und so sind auch die
in den viel später verfaßten Briefen des Paulus an Timotheus und Titus
geschriebenen Worte über Witwen wohl zu beachten und bei unserer Stelle
in Betracht zu ziehen, z. B. 1. Tim. 5,3-16!
Frage 25
Röm. 7,25. „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn. Also nun
diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der
Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?
Antwort A
Voraussetzung für das Verständnis des angeführten Verses ist natürlich
das Verständnis des im betreffenden Kapitel vorher Gesagten. Besonders
hinweisen möchte ich auf die Verse 5, 6, 18, 22, 23.
In der Frage ist von einem Doppeldienst die Rede. Damit soll doch nicht
gesagt sein, daß das in Vers 25 bezeichnete verschiedene Dienen zu
gleicher Zeit ausgeübt werde? Denn das ist in dem erwähnten Verse auch
gar nicht gesagt und überdies - nach meiner Überzeugung - auch überhaupt
nicht möglich. Ich kann zu einer Zeit nur das eine oder das andere tun -
entweder Gottes Gesetz dienen oder der Sünde Gesetz, nicht beides auf
einmal. Es kommt eben darauf an, womit ich diene: diene ich mit dem
Sinne, so diene ich Gottes Gesetz, diene ich aber mit dem Fleische, so
diene ich der Sünde Gesetz. Hierzu bitte ich Gal. 5,16.17.24 zu lesen.
Th. K.
Antwort B
In diesem Verse wie auch in Vers 22.23 finden wir zwei sich einander
entgegenstehende Gesetze, Naturgesetze, Naturnotwendigkeiten.
Das göttliche Leben in dem Gläubigen begehrt nach Heiligkeit im
täglichen Leben, nach einem Wandel im Geiste, welcher der göttlichen
Natur entspricht. - Fleisch und Geist sind einander entgegensetzt, und
solange wir hienieden pilgern, wird der Geist wider das Fleisch und das
Fleisch wider den Geist gelüsten. Aber wir haben die Zusicherung, daß,
wenn wir im Geiste wandeln, wir die Lust des Fleisches nicht vollbringen
werden (Gal. 5,16-18). In dem Gläubigen muß das Fleisch dem Geiste
unterworfen sein, damit wir das nicht tun, was wir wollen.
Wohl müssen wir die niederdrückende Erfahrung machen, daß ebensowenig,
wie wir aus eigener Kraft uns erretten können, wir auch ebensowenig aus
eigener Kraft im Geiste wandeln können. Sobald der Gläubige seine eigene
Kraftlosigkeit erkannt hat, wird er sich und sein Vertrauen auf Fleisch
aufgeben, und dann erst macht er die Erfahrung, daß seine Kraft in einem
anderen ist, an den geklammert und mit dem verbunden er den Sieg hat;
aber nicht durch Christi und eigene Kraft, sondern nur durch Christi
Kraft, die in dem Schwachen wirkt! B. B.
Antwort C
Das ganze 7. Kapitel des Römerbriefes handelt vom Gesetz, und „zu denen
redend, die Gesetz kennen“ (V. 1), d. i. den Judenchristen unter den
Gläubigen zu Rom (beachte Apg. 28,17-24; Röm. 2,17), beschreibt Paulus
aus der Tiefe seiner eigenen, als Pharisäer gemachten Erfahrung heraus
deren vormaligen Seelenzustand unter der Herrschaft des Gesetzes zu der
Zeit, „als sie im Fleische waren“ (V. 5). Von diesen also, die unter dem
jüdischen Gesetze und nach dem Fleische lebten, gilt das in Vers 25
gesagte, aber nicht von Gotteskindern, die nach dem Geiste wandeln (8,4)
und so nicht unter Gesetz (Gal. 5,18), sondern dem Gesetz gestorben, von
demselben losgemacht sind, so daß sie dienen in dem Neuen des Geistes
und nicht in dem Alten des Buchstabens (V. 6). Sie sind auch nach Röm.
8,2 durch das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu frei gemacht
von dem in unserem Vers 25 genannten Gesetz der Sünde. Angesichts dieser
klaren, unzweideutigen Schriftstellen kann auch daraus, daß Vers 22 von
einem „inneren“ Menschen spricht, der „Wohlgefallen hat an Gottes
Gesetz“, nicht gefolgert werden, daß mit dem Doppeldienst von Vers 25
wohl doch die Stellung eines Gotteskindes bezeichnet sei; denn unter
diesem „inneren“
Menschen ist nicht der „Christus in uns“ oder die „neue Kreatur“ zu
verstehen, sondern ganz allgemein der Geist des Menschen im Gegensatz
zum Fleisch im Sinne von Matth. 26,41, wo der HErr zu Seinen Jüngern
sagt: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach“. Aber der
„innere“ Mensch ist machtlos gegenüber dem „Gesetz der Sünde in unseren
Gliedern“, und so ist der ganze seelische Organismus ein „Leib des
Todes“ (V. 24), „tot in Vergehungen und Sünden“ (Eph. 2,1). Gotteskinder
aber werden durch Gottes Geist mit Kraft gestärkt an dem „inneren“
Menschen (Eph. 3,16) und vermögen so „die Handlungen des Leibes zutöten“
(Röm. 8,13). - Die Worte: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren
HErrn“, obwohl der Satzeinteilung nach zu Röm. 7,25 gehörig, greifen
über auf die drei Eingangsverse des 8. Kapitels und folgen auf den
Notschrei von 7,24 als der unmittelbare Ausbruch des tiefsten
Dankgefühls angesichts der durch Christum vollbrachten
Erlösung, durch die erfüllt ist, was der HErr Selbst nach Joh. 8,36
gesagt hat: „Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr
wirklich frei sein.“
M. Fr.
Antwort D
In Röm. 7 und 8 finden wir zwei Abschnitte im Christenleben Pauli. Den
vergangenen in Röm. 7,14-24 und den gegenwärtigen in Röm. 8,2. Der
vergangene schließt mit der Gefangenschaft (Knechtschaft) unter dem
Gesetz der Sünde in seinen Gliedern, der gegenwärtige beginnt mit: „...
hat mich freigemacht“ und dem „in Christo sein“.
Jedes aufrichtige Kind Gottes durchlebt in seiner Seele mehr oder
weniger, was in Röm. 7 gesagt ist. Dieser Kampf mit dem Fleische ist so
schmerzlich, daß er ausruft: „Ich elender Mensch“ - ein Ausruf, den ihm
seine vielen Leiden und Verfolgungen nicht abringen konnten. Er sieht
sich in Gefangenschaft unter dem Gesetz der Sünde und des Todes und
schreit nach Rettung vom Leib des Todes. Es ist der Augenblick, wo die
Seele in der eigenen Erfahrung das längst ausgesprochene Todesurteil
Gottes über das Fleisch für sich selbst unterzeichnet. Dies ist ein
bedeutsamer Tag in der Geschichte jedes Gläubigen. Man ist zu Ende
gekommen mit dem Fleische und seiner Gesinnung (auch der „guten“), die
dem Gesetz Gottes nicht untertan zu sein „vermag“ (Röm. 8,7). (Das
Fleisch in Röm. 7 und 8 ist die gefallene Adamsnatur mit ihrem Willen,
ihren Gedanken, Gefühlen und Vorsätzen, auch guten.) Wie lange dauert es
oft, bis wir dahin gelangen, fertig mit uns zu sein, uns nicht mehr mit
dem Menschen zu beschäftigen, mit dem Gott Sich nicht mehr beschäftigt -
den Er endgültig am Kreuze in den Tod gegeben hat.
Woher kommt Paulus die Rettung? Sie kann nur durch den Tod geschehen,
aber wie? „Durch Jesum Christum ...“, Vers 24. Sein Tod ist nicht nur
die Sühnung meiner Sünden, sondern auch zugleich das Ende für mich als
Menschen im Fleische. Ich selbst bin mitgestorben. An dem Manne Paulus
im Fleische wurde am Kreuze gerichtlich das Todesurteil vollzogen, er
hat dort vor Gott für immer sein Ende gefunden. „Ich bin mit
Christo gekreuzigt“ (Gal. 2,20). Dies muß zur Wahrheit in der Seele
jedes Gläubigen werden. Die Rettung vom Leibe des Todes ist: Er starb,
und ich mit Ihm.
Was geschieht nun? Die Herrschaft wechselt! Nicht mehr herrscht das
Fleisch. Es ist zwar noch da, aber der Geist übernimmt das Regiment.
Eine andere Macht ist da, unter der ich stehe: „Das Gesetz des Geistes
des Lebens in Christo Jesu (nicht in mir) hat mich freigemacht“ (Röm.
8,2).
Es ist durchaus nicht an einen Doppeldienst bei Paulus zu denken (wie es
in der Frage heißt). Paulus stellt noch einmal am Schluß von Röm. 7 die
beiden Prinzipien fest. Das Fleisch (die gefallene Natur) ist da und
bleibt in uns, solange wir hier sind, aber es ist verurteilt. Wird ihr
aber Raum gegeben, so kann die Folge nur ein Dienst des Todes sein.
Möchten wir täglich, stündlich in unserem Herzen die Wahrheit tragen:
„Nicht mehr lebe ich“.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es ist gut, daß in dieser Stelle nicht ein „Doppeldienst“ gefunden wird,
sondern daß sie gleichsam ein
„Entweder - Oder“ enthält. Das traurige „Entweder“ ist beschrieben in
Röm. 7, das herrliche „Oder“ in Röm. 8. Gal. 5,17 spricht auch von dem
traurigen Zustand eines Kindes Gottes, das noch nicht zur Freiheit
gekommen ist (d. i. nicht sogen. Sündlosigkeit) und noch mit dem am
Kreuze zunichte gemachten Fleische rechnet. Aber Röm. 8 wie Gal. 5,22-25
reden von einer praktischen Freiheit, die eine Tatsache ist, eine
Wirklichkeit. Es ist eine Kraft da (durch den Geist), die aber nicht
durch Lehre empfangen wird, auch nicht durch ein „Du mußt!“, sondern
durch den Wandel im Glauben; die Kraft kommt, wenn wir den Pfad des
Glaubens gehen (vgl. Matth. 14,28-32).
Wir, die wir das Evangelium verkünden, sollten diese herrliche Tatsache
mehr betonen, aber auch beweisen, daß wir selbst sie fortgesetzt
erfahren! Der HErr gebe uns Gnade dazu!
Frage 26
Was ist zu verstehen unter Joh. 20,23: „Welchen irgend ihr die Sünden
vergebet, denen sind sie vergeben usw.?“
Antwort A
Die Worte des HErrn haben auf keinen Fall etwas zu tun mit dem Papst,
auch nichts mit der Ohrenbeichte.
Es hat Gott wohlgefallen, die herrliche Botschaft des Evangeliums nicht
Engeln aufzutragen, sondern Menschen sollen es verkündigen, und zwar
solche, die versetzt sind in das Reich des Sohnes Seiner Liebe (Kol.
1,13). Der Diener Christi darf, gebunden an das Evangelium, an die
Zusicherungen des Wortes, die Vergebung der Sünden verkündigen (2. Kor.
5,20.21).
Wer nun diese Botschaft annimmt, hat damit Vergebung oder Erlaß seiner
Sünde. Wer dagegen diese Botschaft nicht annimmt, behält damit seine
Sünde. Der Diener Christi wird auch das letztere zum Ausdruck bringen
müssen, und der Ausdruck auch dieser schrecklichen Botschaft wird zur
Wahrheit bezw. zur Tatsache bei den Ungläubigen (vgl. Joh. 3,36).
Des weiteren redet 1. Kor. 5,13 davon, daß der Böse hinausgetan werden
soll: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“, und 2. Kor. 2,6-10 von der
Wiederaufnahme eines solchen: „Wem ihr aber etwas vergebet, dem vergebe
auch ich“ usw. - Dieser Ausschluß und diese Aufnahme in Gebundenheit an
das Wort und unter der Leitung des Geistes sind vor dem HErrn gültig
(vgl. hierzu auch 2. Thess. 3,6; Titus 3,10.11 und 1. Tim. 1,20).
W. W.
Antwort B
Diese Stelle wird häufig so ausgelegt, als ob sie sich nur auf die
Apostel bezöge und keine Beziehung habe zu den Kindern Gottes im
allgemeinen. Ist dem so?
1. Vor allen Dingen ist es gut und wichtig, festzustellen, daß es sich
in dieser Stelle keineswegs um ewige Vergebung handelt aus dem einfachen
Grunde, weil eine solche niemals von irgend einem Menschen, auch nicht
von einem Apostel in seiner ihm vom HErrn gegebenen Autorität, anderen
Menschen erteilt werden konnte. Das Wort Gottes sagt uns im Gegenteil,
daß nur Gott Sünden vergeben kann. Der Herr Jesus vergab Sünden; dadurch
offenbarte Er, daß in Seiner Person Jehovah in Gnade dem Menschen nahe
gekommen war. Er war Gott geoffenbart im Fleische. (Vgl. Ps. 103,3 mit
Luk. 7,48; Mark. 2,5-10.)
2. Ferner ist wichtig, daß diese Worte nicht an die Jünger in dem
Charakter als Apostel gerichtet wurden. Dies geht sehr klar aus dem
Evangelium Joh. hervor, denn in demselben werden dieselben niemals
Apostel genannt, sondern einfach „Jünger“, die durch Glauben Leben
empfangen wie jeder andere Gläubige. Nicht die Vorzüge der Apostel,
sondern das gemeinsame Gut aller Glaubenden finden wir hier, nämlich:
ewiges Leben.
3. Wir finden Vers 22, daß der HErr, der Auferstandene, in sie hauchte.
Er gab ihnen den Heiligen Geist und damit gewissermaßen
Auferstehungsleben. Dies haben nicht nur die Apostel, sondern jeder, der
mit Ihm, dem Auferstandenen, in Beziehung steht. Wie einst Jehovah dem
Adam den Odem des Lebens einhauchte (1. Mose 2,7), so hauchte der HErr
in sie, sie wurden die Empfänger des Auferstehungslebens in Ihm. Wir
sollten hienieden von diesem Leben, welches Christus ist, gekennzeichnet
sein. In diesem Lebensbande sind wir vereinigt.
Leider kann durch Unwachsamkeit selbst ein Kind Gottes tief fallen, d.
h. es verleugnet, was es besitzt: die Kraft des Auferstehungslebens in
Christo. Daher liegt uns ob, nach dem hier niedergelegten Worte des
HErrn uns mit der Sünde auch des Bruders zu beschäftigen. Die Stelle
1. Kor. 5,13 (vgl. 2. Kor. 2,6-11) kann hier wohl herangezogen werden. -
Es ist ein sehr ernster Schritt; wir alle sollten sehr wachsam sein im
Aufblick zum HErrn, durch Ihn bewahrt zu bleiben vor Sünden, die uns der
Vorrechte der Gemeinschaft mit Ihm und den Seinen berauben.
So, glaube ich, ist das „Vergeben“ und „Behalten“ zu verstehen. Es ist
keine ewige Vergebung noch ewiges Behalten der Sünden hier in Frage,
sondern es bezieht sich auf den irdischen Zustand und trägt daher einen
zeitlichen Charakter.
K. O. St.
Antwort C
Es sind 3 Stellen der Heiligen Schrift, die mit dieser Frage
Verwandtschaft haben. Die 1. Stelle, in Matth. 16,19, ist bereits in
Frage Nr. 14 mit berührt. Sie betrifft nicht die Gemeinde, sondern das
Reich der Himmel. Es ist dort eine ganz persönliche Aufgabe, die allein
Petrus angeht; und einen Nachfolger Petri hat der HErr nicht gegeben.
Die 2. Stelle, in Matth. 18,18, betrifft die Gemeinde des HErrn. Diese
ist heute noch auf der Erde, und ihr gilt noch, was hier gesagt ist. Es
handelt sich hier um Sünde innerhalb der Gemeinde, und wir empfangen
Anweisung, wie mit der ungerichteten Sünde Eigenwilliger gehandelt
werden soll. Es ist Zucht; - das Binden der Sünde steht im Vordergrund.
In der 3. Stelle, Joh. 20,23, sehen wir in dem Kreis der Jünger auch das
Bild der Gemeinde: der HErr ist in der Mitte und der Heilige Geist in
ihnen. Die Jünger sind die Gesandten der Gnade Gottes, und Vergeben
steht in dem Vordergrund. In Matth. 18,18 kam die Unbußfertigkeit in
Frage mit dem Binden, hier der Dienst der Gnade mit dem Vergeben. Ich
glaube, zwischen beiden Stellen besteht
eine sehr nahe Beziehung. In beiden handelt es sich um besondere Dinge
und spezielle Fälle. Je nachdem, ob es sich um Zucht und Heiligkeit oder
um den Dienst der Gnade handelt, die Handlungsweise der Jünger wird
damit übereinstimmend sein. Sie empfangen Heiligen Geist, der den
Jüngern geistliches Verständnis gibt, dem Namen des HErrn gemäß zu
handeln. Der Schwerpunkt in diesen Stellen ist nicht ein Auftrag des
HErrn, sondern die Zusage Seiner wirkenden Bestätigung dessen, was sie
tun. Beispiele des Vergebens und Nichtvergebens glaube ich zu sehen in
Ap. 7,60; 2. Tim. 4,16; 2. Tim. 4,14; 1. Tim. 1,20; 2. Kor. 2,10; auch
Jak. 5,15 dürfte eine gewisse Anwendung finden.
In beiden Stellen, Matth. 18 und Joh. 20, ist alles persönlich, einzeln.
„Welchen irgend ihr ... vergebet“ ist etwas ebenso Persönliches,
Spezielles, wie in Matth. 18: „Was irgend ihr ... bindet“.
Wir dürfen das Vergeben der Sünden nicht verwechseln mit dem Auftrage
der Verkündigung der Vergebung der Sünden an alle Nationen. (Luk. 24.)
Dieser Auftrag wurde der gleichen Jüngerschar gegeben, während wir in
Joh. 20 keinen Auftrag finden, sondern daß der Geist in geistlichem
Verständnis ihre Leitung von Fall zu Fall sein würde und sie in
bestimmten Fällen auch Sünde behalten mußten. Beispiele der Ausführung
des Auftrages von Luk. 24 enthält reichlich die Apostelgeschichte, z. B.
13,38.39; 10,43.
Wir sehen, daß hier nach zwei Seiten hin von Vergebung der Sünden
gesprochen wird: einmal in Verbindung mit Menschen, in den Wegen des
Waltens Gottes, das andere Mal als das Geschenk der Gnade für alle, die
da glauben. Dies ist die Annahme in dem Geliebten. „Ihrer Sünden werde
Ich nie mehr gedenken“ (Hebr. 10,17). Diese Vergebung ist so vollkommen
vollendet, daß, wenn die Schrift davon spricht, sie sagt, daß es kein
Opfer mehr für Sünden gibt und die Geheiligten ein- für allemal
vollkommen gemacht sind (Hebr. 10,14). Dieser Vergebung und Annahme von
seiten Gottes können wir durch unser Vergeben nichts hinzu- noch abtun,
es weder durch unser Vergeben befestigen noch lösen. Diese Vergebung
steht in Verbindung mit dem Auftrag der Verkündigung in Luk. 24.
Das Vergeben von unserer Seite aus berührt das Walten Gottes auf der
Erde und öffnet den Weg für die Gnade. Vergebung ist oft nötig, um die
Zucht abzuwenden und der Hand der Gnade in Gottes Verwaltung bezüglich
des Sünders Raum zu machen. Anderseits können auch wir in Verleugnung
des Geistes Jesu Christi durch Härte und Nichtvergeben uns selbst unter
Zucht bringen. Matth. 18,31-35.
Wenn diese beiden Seiten der Vergebung nicht unterschieden werden,
stellen wir die vollkommene Erlösung durch das eine Opfer Christi in
Frage.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die vermeintliche Schwierigkeit dieser Stelle beruht unseres Erachtens
auf der Nichtbeachtung des Zusammenhanges und des Wortlauts. Es ist
schon gesagt, zu wem diese Worte gesprochen werden: zu den Jüngern! Das
Wort steht ferner in engster Beziehung zum Geistempfang, gilt daher
jedem, in dem der Heilige Geist wohnt und wirkt. Das Wort ist ferner
kein Auftrag, sondern es ist eine Aussage betr. des Geistgewirkten Tuns
der Jünger, wie es sein würde in der Zukunft. - Sehen wir uns einmal
zwei Worte der Jünger an, die vor dem Geistempfang geredet sind: Matth.
18,21! In der Frage liegt, daß es dem Petrus schwer ist, zu vergeben.
Dann Luk. 9,54; sie konnten nicht vergeben, sie wollten
ohne Gnade handeln! Und demgegenüber sehen wir Jesus! Er hatte Seine
Jünger gelehrt, zu beten „... wie wir vergeben unsern Schuldnern“
(Matth. 6,12); Er verwies ihnen das Zürnen (vergl. Luk. 9,52-55), und Er
betete für Seine Feinde am Kreuz (Luk. 23,34). - Er handelte in Gnade,
d. h. Er konnte in Gnade handeln. Es gab andere Gelegenheiten, da
handelte oder sprach Er nicht in Gnade, (vgl. Matth. 23 und Matth.
11,20-24)! - Und nach Jesu Himmelfahrt? Woher konnte ein Stephanus
vergeben? (Apg. 7,60.) Woher Paulus in 2. Timoth. 4,16 u. a. m. Woher
aber auch hatte Petrus die geistige Kraft, die Sünde zu behalten in Apg.
5 und Paulus in 2. Tim. 4,14? Nur durch den Geist, durch den Er
sie in innere Lebensverbindung mit Sich Selbst gebracht hatte. Wer in
dieser Verbindung mit dem HErrn steht, kann denken wie Er und handeln
wie Er, wenn auch in Schwachheit. Und Er erkennt an, was die Seinen in
Abhängigkeit von Seinem Geist tun. („Denen sind sie vergeben usw.“) Dies
ist höchst kostbar und wichtig. Sehen wir uns die praktische Folge an!
In verschiedenen Kapiteln des Alten Testaments haben wir Vorbilder für
dieses Vergeben, z. B. 4. Mose 12. Wir sehen, wie Mirjam und Aaron gegen
Moses murrten. Die Folge war der Zorn Jehovahs (V. 9), Mirjam ward
aussätzig. Nunmehr wird die Sünde bekannt (V. 11), und dann schreit Mose
zu Jehovah, und Jehovah hört, und wenn auch Mirjam sieben Tage lang ihre
Strafe tragen muß, so ist ihr doch vergeben. Wie kam's zu dieser
Vergebung ? Moses betete für sie. Das hätte er nicht gekonnt, wenn er
nicht zuvor selbst vergeben hätte. Sein Vergeben hat zur Folge, daß Gott
wieder in Gnade handelt mit Mirjam. Dieselben Grundsätze gelten noch
heute. Wenn wir vergeben (ob nach vorausgegangenem Sündenbekenntnis des
anderen, also einem Kinde Gottes gegenüber - vgl. 1. Joh. 1,9 - oder
nicht, also Unbekehrten gegenüber - vgl. Jesu Gebet am Kreuz und
Stephanus (Apg. 7), die Folge ist, daß Gott vergeben und wieder in Gnade
walten kann. Jesu Gebet am Kreuz, das davon zeugte, daß Er Selbst
vergeben hatte, hatte zur Folge, daß Jehovah durch die Predigt der
Zwölfe Gnade verkünden ließ. Wir lesen aber nichts davon, daß z. B.
Kapernaums Gerichtsandrohung zurückgenommen wurde: Jesus hatte da nicht
vergeben - Gott also handelte nicht mehr in Gnade. In Apg. 5 handelt es
sich um Gläubige, die ewig errettet waren, aber in zeitlicher Hinsicht
wurde ihre Sünde von Petrus behalten, und Gott handelte in Gericht mit
ihnen. Ebenso hat Paulus - geleitet vom Geist, gemäß Gottes Gedanken -
dem Alexander nicht vergeben (2. Tim. 4,14); und als inspirierter
Schreiber spricht er aus, was geschehen wird: der HErr wird ihm
vergelten nach seinen (bösen) Werken.
Dies sind sehr ernste Dinge, und es ist ersichtlich, daß das
Nichtvergeben größere Kraft (Abhängigkeit vom HErrn, Leben mit Ihm)
erfordert als das Vergeben. Jedoch meinen wir nicht etwa das
Nichtvergeben auf Grund von Unversöhnlichkeit, das ist ja Sünde! sondern
das vom Geist gewirkte Nichtvergeben. Unser Vergeben räumt das Hindernis
fort, damit Gott wieder in Gnade waltet, aber unser Nichtvergeben bindet
Gott gleichsam die Hand. Welche VerAntwortung
liegt auf uns! Und wie ernst, wenn du und ich nicht vergeben, wo Gott
vergeben will; wenn wir also Seine Gnade hindern wollen! Wir werden uns
unter Zucht bringen! Aber auch wie kostbar, wenn der Geist der Gnade
ungehindert in uns wirken kann und wir in Gnade handeln können, z. B.
mit dem Bruder, so daß Gott ihn und uns segnen kann!
Wer sind wir, daß der HErr uns so Großes anvertraut hat! Er gebe uns und
all den Seinen Gnade, sich zu bewähren in der praktischen Betätigung
dieser Stelle!
Gruß an den Leser:
„Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.“
Joh. 1,17.
Vorbemerkungen:
Die Vorbemerkungen seit Heft 3/4 behalten im wesentlichen fortdauernde
Gültigkeit!
Wir beabsichtigten, diesmal ein Doppelheft herauszugeben; da wir uns
aber während der Redaktion im Umzug von Berlin nach Klotzsche befanden,
so fehlte die nötige Zeit dazu. So Gott will, nächstes Mal.
Der Herausgeber.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?
b) Von wem spricht der Prophet Jesaja in Kap. 42,19: „Wer ist so blind,
als nur mein Knecht usw.?“
c) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten
griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“) u. a. im Hinblick auf die
Inspiration der Schrift?
d) Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im
Verhältnis zu Kol. 2,16-17?
e) Wie sind die Stellen Matth. 3,5-6.11-12 zu verstehen gegenüber Röm.
6?
f) Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und
predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.? (1. Petri 3,18 Schluß bis
20b.)
g) Handelt es sich bei Matth. 27,52-53 um eine Auferstehung zur
Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (vgl.
Joh. 11,43-44)?
h) Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vgl.
1. Kön. 1,50f. und 2,28f.)
i) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh.
6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?
k) Wie sind die Worte „grüßen mit heiligen Kuß“ zu deuten (vgl. u. a.
Röm. 16,16; 1. Kor. 16,20), und wie werden sie im praktischen Leben
ausgeführt?
l) Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben
haben? (nach Röm. 14,10-12.)
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man
die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 27
Welches ist die Bedeutung von 1. Mose 4,7? Muß es heißen „Sünde“ oder
„Sündopfer“ (Fußnote der Elb. Übers.), und wer ist „sein“ und „ihm“ im
zweiten Teil des Verses?
Antwort A
Der Zusammenhang dieses Wortes verbietet, an Sündopfer zu denken,
zweifellos handelt es sich um vor der Tür lagernde „Sünde“. Bei „sein“
und „ihn“ ist ein und dasselbe gemeint.
Licht in diese Stelle dürfte die Tatsache bringen, daß unter gewissen
Umständen („wenn du nicht wohl tust“) die Sünde nahe und lagernd sich
bemerkbar macht. Es ist der Fluch der bösen Tat, daß sie nie allein
bleibt, wenn man nicht Buße tut, sondern daß sie mit eiserner
Naturnotwendigkeit eine andere Sünde nach sich zieht. Wenn jemand
verstimmt ist, dann braucht es nicht großen Anlaß, um ihn zum Ärger zu
bewegen. Die kleinste Geringfügigkeit kann ihn schon „aus dem Häuschen
bringen“. Wenn der Unkeusche vor seinem Gott liegt, so ist die
Unkeuschheit weit entrückt; hört er aber auf zu wachen, so wird er bald
merken: die Sünde ist an der Tür, die Lust fängt an, im Herzen zu wühlen
und zu siegen, und dann ist der Schritt zur wirklichen Tat gar nicht
mehr weit.
So lagert die Sünde vor defr Tür! Als was denn? Als ein Lauerer!
- Die Sünde ist hier als eine Person gedacht.
„Wenn du nicht wohl tust,“ so wirst du von diesem Lauerer verfolgt,
sein Verlangen wird nach dir sein. Und nach Röm. 3,12 „ist keiner,
der Gutes tue, auch nicht einer“, - folglich wird sein - des Lauerers -
Verlangen sich an alle richten. - Du aber wirst über „ihn“ (den Lauerer)
herrschen. Wann? Verbinde dich mit dem Herrn Jesus, und du wirst
herrschen! Verbinde dich mit Seinem Tode, und du wirst erfahren: „Das
Alte ist vergangen.“ Verbinde dich mit Seinem Leben, und du wirst
erfahren: „Siehe, alles ist neu geworden“ (2. Kor. 5,17), d. h. die
Macht dessen (des Lauerers), dessen Verlangen nach dir ist, ist
gebrochen, du kannst über ihn (den Lauerer) herrschen. -
W. W.
Antwort B
Auch im Deutschen haben wir Worte mit doppelter Bedeutung, z. B.
„Strauß“; der Zusammenhang zeigt erst, ob Blumen oder ein Vogel gemeint
ist. Wenn hier in dem Zusammenhang mit Kain nur der Wortsinn „Sünde“
Anwendung findet, so ist es doch nicht ohne Bedeutung, daß Gott gerade
hier ein Wort mit doppeltem Sinn gebraucht.
Zum ersten Male wird hier in der Schrift von Sünde gesprochen. Ist es
nicht köstlich, daß Gott zum erstgeborenen Menschen zum ersten Male von
der Sünde in einem solchen Worte spricht, wodurch zugleich auch das
Sündopfer berührt wird? Mußte dies Wort nicht Kain an das soeben von
Abel dargebrachte blutige Opfer erinnern, durch welches er Wohlgefallen
bei Gott gefunden? Welche Gnade und Liebe Gottes offenbart sich in
diesem ersten Vorkommen des Wortes „Sünde“ in der
Schrift!
Es war mit der Schlange die Sünde da, Kain begehrend, und ebenso war
auch ein Sündopfer mit Gottes Erbarmen, um Kain zum Herrschen über die
Schlange zu führen. - Gott zeigt Kain den Weg zum Sündopfer, damit er
nicht dem Satan unterliege, aber Kain beachtete die Stimme der Warnung
und Gnade nicht. Auch wir haben ein Sündopfer, durch welches wir von der
Herrschaft der Sünde frei werden. (Röm. 6,10-14.)
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Der Wortlaut dieser Stelle nach der (sonst empfehlenswerten) sogen. Elb.
Übersetzung ist unklar. Besser würde übersetzt: „Wenn du aber nicht
recht tust, so lauert die Sünde vor der Tür; und nach dir geht ihre
Begierde, du aber sollst Herr werden über sie.“ Was dies bedeutet, ist
oben klar beAntwortet.
- Besonders beachtenswert ist noch, daß hier ein Unterschied gemacht ist
zwischen „nicht recht tun“ und „Sünde“. Es soll offenbar schon hier die
in der Schrift so wichtige Verschiedenheit gezeigt werden: das einmalige
Fehlen und die Sünde als Grundsatz oder Macht (Sünden und die Sünde)!
Frage 28
Werden wir nach 1. Tim. 6.15.16 Gott nie sehen?
Antwort A
In der angeführten Stelle wird uns gesagt, „daß Gott ein unzugängliches
Licht bewohnt und daß Ihn kein Mensch gesehen hat noch sehen kann“.
Ähnliches lesen wir in Joh. 1,18: „Niemand hat Gott jemals gesehen, der
eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat Ihn kundgemacht“
(vgl. Joh. 6,46 und 1. Joh. 4,12). Dagegen lesen wir Matth. 18,10, daß
„die Engel droben allezeit das Angesicht des Vaters sehen“. Nach meiner
Auffassung werden wir Ihn, unseren Gott, als Vater schauen, denn wenn es
die Engel tun, so dürfen wir wohl annehmen, daß wir es als Kinder Gottes
auch tun werden. Auch werden wir Ihn in Christo schauen in vollkommener
Weise. Im Alten Bunde sahen die Söhne Israels Gott, d. h. Jehova, z. B.
2. Mose 24,10 „wie den Himmel selbst an Klarheit“; so sahen sie Ihn, und
im 17. V. heißt es, daß dies Ansehen der Herrlichkeit Jehovas wie ein
verzehrendes Feuer war. Und 2. Mose 33,20 sagt der HErr zu Mose: „Nicht
kann ein Mensch Mich sehen und leben.“ Nach allen diesen und anderen
Schriftstellen werden wir Gott nie sehen in Seiner Heiligkeit, weil
diese für uns wie ein verzehrendes Feuer sein wird. Dagegen werden wir
Ihn, wie oben gesagt, sehen in Christo und auch als liebenden Vater.
Ph. W.
Antwort B
Es ist von großer Wichtigkeit, von welchem Standpunkt aus man diese
Frage stellt und behandelt. Die Schrift spricht von einem äußeren und
inneren, alten und neuen Menschen usw. (vgl. Eph. 4,22.24; 1. Kor. 15,44
u. a.). Der natürliche Mensch (d. h. „Fleisch und Blut“) wird Gott nie
sehen. Moses wollte
1. Kor. 15,44 u. a.). Der natürliche Mensch (d. h. „Fleisch und Blut“)
wird Gott nie sehen. Moses wollte Gott sehen, aber es wurde ihm nicht
gewährt (2. Mose 33,20). Weil Gott Unsterblichkeit hat, ist es einfach
ausgeschlossen, daß der natürliche durch die Sünde verderbte Mensch Ihn
sehen kann. Der natürliche Leib fällt dem Tode anheim. Nach Röm. 1,18ff.
gibt Gott Sich den Menschen durch die Schöpfung zu erkennen, daß sie an
Ihn glauben können; aber Gott als Gott erkennen liegt außer uns und
bedarf einer Offenbarung von Ihm (Matth. 16,16.17; vgl. noch 1. Kor.
15,50; Joh. 3,3.6 u. a.). Das Fleisch nützt nichts (Joh. 6,63). Es ist
wohl fähig, alles Heilige in den Schmutz zu ziehen, aber nicht, vor Gott
zu stehen.
Aber der geistige, von Gott geschaffene und erneuerte Mensch hat als
höchstes Ziel, nach der Schrift, daß er Gott gleich sein wird, weil er
Ihn (Gott) sehen wird, wie Er ist (1. Joh. 3,2). Gott zu sehen ist nur
durch das von Christus auf Golgatha vollbrachte Opfer möglich. Wer
dieses im Glauben annimmt, befindet sich von Stund' an auf dem Wege,
Gott ähnlich zu werden (vgl. Joh. 17,24; 1. Kor. 13,12; 2. Kor. 3,18;
Hiob 19,26; Ps. 17,15; Matth. 5,8).
Wie ist es doch für ein Kind Gottes so tröstlich, in allen Lebenslagen
zu wissen: wenn ich diese Hülle (das Fleisch) ablege, werde ich Den
sehen, zu dem meine Hoffnung steht!
....k.
Antwort C
Mit der Frage ist doch gemeint, ob wir einst Gott in irgendwelcher
Gestalt sehen werden. Wenn unter Gestalt eine unseren menschlichen
Begriffen wahrnehmbare Form verstanden wird, wie die eines Menschen oder
irgend eines anderen Wesens, so ist die Frage zu verneinen, da Gott eine
solche Form nicht hat, denn „Gott ist Geist“ (Joh. 4,24) und ist
„unsichtbar“ (1. Tim. 1,17).
Dagegen spricht das Wort vom Schauen Gottes in anderer Weise. Ich
beschränke mich hierbei auf den eigentlichen Gegenstand der Frage, das
einstige Schauen Gottes in Herrlichkeit. Da sagt uns das Wort in 1.
Thess. 2,12, daß Gott uns berufen hat „zu Seiner eigenen Herrlichkeit“,
und in Joh. 17,24, daß der Herr Jesus will, daß wir dort sein sollen, wo
Er ist, auf daß wir Seine Herrlichkeit schauen, das ist Seine göttliche
Herrlichkeit. Hieraus, wie auch schon vorbildlich aus 2. Mose 33,18-23
und anderen Schritstellen, ersehen wir, daß wir die Herrlichkeit Gottes
schauen werden. Das ist es auch, was mit „Gestalt Gottes“ in Phil. 2,6
gemeint ist: die Herrlichkeit Gottes als das von Ihm Sichtbare, wie wir
von der Gestalt eines Menschen reden in bezug auf das Bild, welches sein
Äußeres unserem Auge darbietet. - Wir werden aber Sein Bild noch in
anderer - ich darf wohl sagen vollkommenerer - Weise sehen: in Christo
Jesu, unserem verherrlichten Heiland und HErrn. Von Ihm sagt das Wort
Gottes in 2. Kor. 4,4, daß Er „das Bild Gottes ist“, und Kol. 1,15, daß
Er „das Bild des unsichtbaren Gottes ist“, sowie ferner Hebr. 1,3, daß
Er „der Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens“ ist,
und 1. Joh. 3,2, daß wir „Ihn sehen werden, wie Er ist“. Er, der
eingeborene Sohn, der hienieden Gott kundgemacht hat (Joh. 1,18) und den
Seinen sagen konnte: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10,30), „wer
Mich sieht, sieht Den, der Mich gesandt hat“ (Joh. 12,45, vgl. Joh.
14,9), Er wird auch in Ewigkeit das wunderbare, unaussprechlich
herrliche Bild Gottes sein, in welchem wir den „unsichtbaren“ Gott in
Vollkommenheit schauen werden. Gepriesen sei Sein Name für diese
wunderbare Gnade, die schon jetzt, wenn wir nur daran denken, unser Herz
mit verherrlichter Freude erfüllt!
Th. K.
Antwort D
Die obige Schriftstelle befaßt sich mit Tatsachen und Eigenschaften, die
nur Gott eigen und innewohnend sind. Z. B. das Wort: „Der allein
Unsterblichkeit hat!“ zeigt uns klar, daß Unsterblichkeit nur Gott eigen
ist, uns aber als Seinen Geschöpfen gegeben.
Es ist ohne Zweifel auch von Nutzen, bei dieser Gelegenheit darauf
hinzuweisen, daß wir unterscheiden müssen zwischen den Segnungen und
Vorrechten, die wir als Kinder Gottes durch den Herrn Jesus empfangen:
einerseits - vergl. Röm. 8,17.29; Eph. 2,6; und andererseits - was Ihm
eigen ist als eingeborenem Sohne Gottes, woran wir keinen Teil
haben, worin Er uns mit Sich nicht eins machen kann. Joh. 17,22 spricht
der HErr von einer von Ihm uns gegebenen Herrlichkeit, in Vers 24 aber
von einer Herrlichkeit, welche nicht mitgeteilt werden kann, da sie
allein dem Sohne eigen ist. Er will aber, daß, wo Er ist, auch
wir seien, auf daß wir Seine Herrlichkeit schauen. Welche Gnade!
Christus kann und hat uns mit Sich vereinigt in dem, was Ihm als dem
letzten Adam und zweiten Menschen vom Himmel eigen ist, vergl. 1. Kor.
15,45-50, aber niemals in dem, was Ihm als einer göttlichen Person
zukommt (z. B.: Thron Gottes, Herrlichkeit Gottes; Anbetung, HErr der
HErren, usw.).
In diesem Sinne, glaube ich, kann wohl die in Frage kommende Stelle
verstanden werden.
Wir können Gott nur durch Offenbarung erkennen, wie Joh. 1,18 uns
deutlich genug sagt: „Niemand hat Gott jemals gesehen, der eingeborene
Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat Ihn kundgemacht,“ Er, der Sohn
Seiner Liebe, ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol. 1,15). Wer Ihn
gesehen hat, hat den Vater gesehen (Joh. 14,9). Aber nur im Sohne
offenbarte Sich Gott Seinem Wesen nach, wie Er Sich in der Schöpfung
Seiner ewigen Kraft und Göttlichkeit nach offenbarte (Röm. 1,20).
In Christo werden wir Gott schauen! Welche Gnade! Ihm sei Dank, daß wir
Ihn erkennen, sehen und schauen im Sohne, wie es Ihm wohlgefiel, Sich
uns zu offenbaren. Aber vergessen wir nicht, daß Gott ein für den
Menschen unzugängliches Licht bewohnt, wo nur Gott als Gott zu Hause
ist, wenn ich mich so ausdrücken darf, ein Licht, welches nur Gott
eigen ist, mithin unzugänglich für das Geschöpf, welches endlich ist, Er
aber ist unendlich für das Geschöpf, welches erforschlich ist, Er aber
ist unerforschlich. Welchem Ehre sei und ewige Macht! Amen. Ich glaube
nicht, daß diese Stelle Bezug hat auf die Tatsache, daß Gott nicht
gesehen wird, weil Er ein Geist ist, was auch wahr ist, sondern
vielmehr, daß dem Geschöpf als solchem Schranken gesetzt sind, die
niemals von dem Endlichen (Geschöpf) überschritten werden können, selbst
in alle Ewigkeit nicht. Denn dies würde bedeuten, Gott gleich zu werden,
was selbstverständlich unmöglich ist.
K. O. St.
Antwort E
In unserem Leibe der Verweslichkeit und der Sünde nicht. „Du vermagst
nicht, Mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch Mich sehen
und leben“ (2. Mos. 33,20)
Antwortet
der HErr dem Moses, der Sein Angesicht zu schauen begehrt. So ist es
auch nur ein Anschauen Gottes in Form einer Vision, nicht aber von
Angesicht zu Angesicht, wenn Jesaja „den HErrn sitzen sah auf hohem
und erhabenem Throne“ (Jes. 6,1) oder Johannes den Sohn des Menschen in
seiner Gottesherrlichkeit (Offenb. 1,10-16); und doch ist schon hier die
Wirkung des Geschauten so vernichtend gewaltig, daß Jesaja sich verloren
sieht und Johannes wie tot niederfällt. - Dennoch werden nach 1. Joh.
3,2 Gotteskinder Gott sehen, wie Er ist, aber erst zu der Zeit, wo sie
„Ihm gleich“1
sein werden, d. h. wenn ihr Leib der Niedrigkeit umgestaltet sein wird
zur Gleichförmigkeit mit Christi Leib der Herrlichkeit (Phil. 3,21) und
ihre Herzen tadellos in Heiligkeit befestigt sind vor unserem Gott und
Vater (1. Thessal. 3,13), „ohne welche niemand den HErrn schauen wird“
(Hebr. 12,14), denn nur „die Reinen im Herzen werden Gott schauen“
(Matth.
5,8).
M. Fr.
Anmerkung des Herausgebers
Man hüte sich, diese und andere Stellen als Beleg anzuführen für die
Lehrmeinung, daß wir Gott nicht sehen werden, höchstens Gott als Vater!
Man wird die Erfahrung machen, daß diesem Dogma auch andere
Schriftstellen entgegengehalten werden können, und zwar, wie oben
bewiesen, mit einem gewissen Recht. - Die Stelle gibt unseres Erachtens
keine Veranlassung, eine solche Lehre aufzustellen. Wer diese Lehre auf
sie stützen zu können meint, der könnte auch versuchen, aus ihr zu
beweisen, daß wir nicht unsterblich würden! Laßt uns stets so vorsichtig
wie möglich umgehen mit dem Wortlaut von Schriftstellen!
Frage 29
Was heißt der „selige“ Gott? (1. Tim. 1,11; 6,15).
Antwort A
Es ist wunderbar, daß in diesem kurzen Briefe, in welchem achtmal das
Wort Gottseligkeit vorkommt und mehrere Male von Gott als Heiland
(Heiland - oder Retter-Gott) gesprochen wird, auch das Wort „selig“ in
Verbindung mit Gott gebraucht wird.
Der in Sich Selbst glückselige Gott, der zu Seiner eigenen
Glückseligkeit nichts von jemand bedarf, tritt in diesem Briefe vor uns
nicht als Richter, sondern in der Offenbarung Seiner Gnade als
„Retter-Gott“. Die Botschaft der Gnade wird das Evangelium der
Herrlichkeit des seligen Gottes genannt. 1. Tim. 1,11. Aus diesem
Evangelium, dessen Grundlage das Kreuz auf Golgatha ist, leuchtet der
Glanz Seiner Herrlichkeit hervor. „Gott ist verherrlicht in Ihm“, so
spricht der HErr im Blick auf Sein Sterben am Kreuze. Joh. 13,31.32. v.
d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Das griechische Wort bedeutet „glückselig“. Dies Wort in Verbindung mit
Gott spricht von Seiner Allgenugsamkeit, die Ihn Sich Selbst genug sein
läßt; Er ist in Sich Selbst, in Seinem Wesen - „Gott ist Geist“ (Joh.
4,24), „Gott ist Licht“ (1. Joh. 1,5), „Gott ist Liebe“ 1. Joh. 4,8) -
vollkommen und glückselig. Er bedarf nicht, daß „Ihm vergolten werde“
(Röm. 11,35, vgl. Apg. 17,25). Er bedurfte weder der Engel noch der
Welten, noch der Menschen. Er erschuf sie, um an ihnen Seiner Liebe
Fülle zu offenbaren, denn Liebe ist Leben und will sich betätigen. Man
betrachte hierzu das Wort Apg.
20,35: „Geben ist seliger als nehmen“ (vgl. Spr. 14,21b u. a. m.). Im 1.
Timoth.-Brief steht, wie schon oben gesagt ist, das Wort in Verbindung
mit der Herrlichkeit Gottes. Dazu bitten wir noch zu vergleichen Röm.
11,33-36: „Denn von Ihm und durch Ihn und für Ihn sind alle Dinge; Ihm
sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“
Frage 30
Was sind die Blätter des Baumes, die zur Heilung der Nationen dienen?
(Off. 22,2.)
Antwort A
Der Heilige Geist zeigt uns die himmlische Stadt in ihrer Beziehung zur
Erde während des 1000-jährigen Reiches. Wir werden hier wieder mit dem
Anfang der Schrift verbunden, auch dort finden wir den Baum des Lebens
und Ströme. Doch sind Unterschiede da von wichtiger Bedeutung. In 1.
Mose 2,11-14 finden wir vier Ströme, hier einen Strom. Wir wissen heute
nichts von den zwei ersten Strömen. Die Flut nahm sicher manche
Gestaltung der vorsintflutlichen Welt hinweg. Eden wurde hinweggenommen,
aber diese beiden letzten Ströme Euphrat und Hiddekel (des Tigris)
blieben, und diese sind mit mancher schmerzlichen Geschichte des Volkes
Gottes verknüpft. An diesen Strömen wurden zwei der mächtigsten Städte
des Altertums erbaut: am Tigris Ninive und am Euphrat Babylon. So finden
wir die Ströme verknüpft mit den Mächten, die Gott zur Züchtigung für
Sein ungehorsames Volk gebrauchte. Ninive war die Hauptstadt Assyriens,
und dahin wurden die 10 Stämme gefangen geführt, und Babylon war die
Macht, die Israel gefangen nahm. Diese Ströme also, die einst mit dem
Garten Eden verbunden waren, wurden später die Vertreter der Macht der
Menschen, die Gott als Geißel für Sein schuldiges Volk gebrauchte.
Dann finden wir in Eden zwei Bäume: den „Baum des Lebens“ und den „der
Erkenntnis des Guten und Bösen“ (1. Mose 2,9). Was auch immer in dem
Baume des Lebens dem Menschen dargeboten sein mochte, er sündigte, und
derselbe hatte keinen Nutzen mehr für ihn; er hätte nur ein Leben der
Sünde und des Elendes verewigen können. Die Versperrung des Weges zum
Baum des Lebens durch den Cherub war deshalb mit dem Gericht zugleich
eine Handlung des Erbarmens Gottes. Gottes Gedanken der Gnade sahen für
den gefallenen Menschen bereits den Baum des Lebens auf dem Grunde der
Gnade. Am Schlusse des Buches der Offenbarung haben wir nicht geteilte
und verschiedene Ströme und nicht mehr zwei Bäume. Es ist ein Strom und
ein Baum. Alles ist vergangen, was mit des Menschen Prüfung und Sünde
und auch mit dem Gericht des Volkes Gottes verbunden war. Die Verse 1
und 2 zeigen uns die völlige Gnade regierend in Gerechtigkeit. Da ist
kein Satan mehr, um zu verderben, und kein Cherub mehr, um den Weg zum
Baum des Lebens zu versperren! Natürlich ist dies ein Bild von der Fülle
des Lebens und des Segens, der durch die Stadt fließt. Die Früchte des
Lebensbaumes sind eine ständige Equickung für die Heiligen, und seine
Blätter sind ausdrücklich für die Heilung (nicht das Verderben) der
Nationen; auch für sie hat die Gnade Vorsorge getroffen, und auch ihre
Segnung kommt aus dem Lebensbaume, aber in Verbindung mit der Stadt.
Gott hat bestimmt, daß Sein von den Nationen verachtetes und
niedergetretenes Volk einst von diesen soll geehrt werden. (Jes. 60,12.)
Frei übs. n. Kell. „Rev.“ v. v. d. K.
Antwort B
Diese Stelle gehört in den Zusammenhang von Off. 21,9 bis 22,5. Das
Ganze ist ein Gesicht vom 1000-jährigen Reiche, und zwar von zwei
Gesichtspunkten aus, dem himmlischen und dem irdischen. Zwei Gesichte
werden in dieser Stelle dem Johannes gezeigt: 1. das Weib des Lammes -
die aus dem Himmel herniederkommende heilige Stadt, und 2. ein
Strom von Lebenswasser, aus dem Throne Gottes kommend, und der
Baum des Lebens usw., dessen Blätter für die Nationen sind. Wir ersehen
hier die wunderbare Verbindung, die zwischen Himmel und Erde im
1000-jährigen Reiche bestehen wird.
(Joh. 1,51.)
Beim Lesen der Offenbarung müssen wir uns bewußt sein, daß wir ein Buch
vor uns haben, in welchem uns die göttlichen Offenbarungen nicht durch
Worte, sondern durch Zeichen kundgetan sind. Er hat es „... Johannes
gezeigt“ - d. i.: „Durch Zeichen kundgetan“ Off. 1,1.2. In
Gesichten zeigt Gott in diesem Buche, was geschehen muß, wir dürfen
deshalb solche nicht buchstäblich nehmen, es sind Zeichen von tiefem
Inhalte. Wenn wir inmitten des Thrones ein „Lamm wie geschlachtet“
stehen sehen, (Off. 5), so dürfen wir es ebensowenig buchstäblich, nach
irdischem Begriffe, nehmen wie in unserer Stelle einen Strom, einen Baum
usw. Es sind Gesichte von tiefer Bedeutung.
In dem Throne sehen wir die Regierung Gottes im 1000-jährigen Reiche,
und von diesen aus fließt ein Strom von Lebenswonne und Herrlichkeit
durch die himmlische Stadt. (Ps. 36,8; 46,4.) Es ist nicht schwer, in
dem Baume des Lebens Christus zu erkennen. Seine Früchte in ihrer
Mannigfaltigkeit und Ständigkeit sind der Genuß der Erlösten, und Seine
Blätter dienen zur Heilung der Nationen. Wir haben nicht die
Einzelheiten des Gesichtes zu erklären, was die Blätter sind, wir lernen
aus dem ganzen Gesicht. In Ihm, dem Baume des Lebens, ist Heilung für
die Nationen vorhanden. Zugleich lernen wir, daß dies Gesicht sich nicht
auf den Vollendungs- und Ewigkeits -Zustand bezieht, dann bedarf es
keiner Heilung mehr, ebensowenig wie dann noch Nationen unterschieden
werden.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es ist natürlich nicht gleichgültig, daß gerade von „Blättern zur
Heilung“ geredet ist. Wir kennen in der Heilwissenschaft viele Blätter,
welche Heilkraft in sich bergen, daher können wir es um so besser
verstehen, wenn von „Blättern zur Heilung“ geredet wird, während die
Früchte vom Baume des Lebens zur Nahrung dienen. Gewiß sind diese
Ausdrücke Bilder; aber diese Bilder sind aus für uns verständlichen
Gebieten hergenommen, und gerade dadurch hat Gott in Seiner Weisheit uns
jene Dinge des 1000-jährigen Reiches wunderbar erklärt und verklärt.
Frage 31
Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem
Satan überliefern?
Antwort A
Was sagt Gottes Wort über diesen Gegenstand? Außer der in der Frage
genannten Schriftstelle lesen wir von der gleichen Sache in 1. Tim.
1,20: „... unter welchen Hymenäus ist und Alexander, die ich dem Satan
überliefert habe, auf daß sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu
lästern.“ Kein
dem Satan überliefert habe, auf daß sie durch Zucht unterwiesen würden,
nicht zu lästern.“ Kein anderer Apostel als Paulus schreibt von solchem
„dem Satan Überliefern“, und nirgends finden wir eine Anweisung an die
Gläubigen, bezw. an die Gemeinde oder an irgend eine Versammlung, daß
sie in der bezeichneten Weise Zucht üben solle, auch in 1. Kor. 5,3-5
nicht. Dort sagt der Apostel: „Denn ich ... habe schon als gegenwärtig
geurteilt, den, der dieses also verübt hat, ... dem Satan zu überliefern
...“, nur stellt er hier die Ausübung dieser ihm als Apostel zustehenden
Gewalt als dem Geiste nach in der Gegenwart der Versammlung zu Korinth
und in Gemeinschaft mit ihr geschehen dar, weil es sich um einen Fall
handelte, in welchem diese Versammlung hätte handeln sollen; er macht
sich dieserhalb in der Sache eins mit ihr. Das ändert aber nichts an der
Tatsache, daß er - nicht die Versammlung - diese besondere Zucht über
den Schuldigen verhängt; den Korinthern aber sagt er: „Tut den Bösen von
euch selbst hinaus.“ (V. 13.)
Das war die Zucht, welche sie auszuüben hatten. Die Macht, einen
Menschen „dem Satan zu überliefern“ zur Züchtigung (die jedenfalls in
einer Krankheit des Leibes bestand, s. auch Hiob 2,6.7), war eine vom
HErrn dem Apostel Paulus (nicht der Gemeinde) verliehene besondere
Gewalt, die sich offenbar nicht hierauf beschränkte und die er auch an
anderer Stelle erwähnt (s. 1. Kor. 4,21; 2. Kor. 10,8; 13,10).
Gewiß soll die Gemeinde auch Zucht üben, wenn ein Fall vorliegt, der
solche erfordert. Auch hierfür enthält Gottes Wort die genaueren
Anweisungen, wenn wir sie nur verstehen, und gerade 1. Kor. 5 enthält
ein Beispiel und die bestimmte Weisung für die an einem Orte
zusammenkommenden Gläubigen als Gesamtheit, wie sie mit einem „,Bösen“
handeln sollen. Andere, ebenfalls zu diesem Gegenstand gehörende, aber
mehr für das persönliche Verhalten des Einzelnen gegebene Anweisungen
haben wir in Matth. 18,15-18; Röm. 16,17; 2. Thess. 3,6-15; Tit.
3,10.11. Wie gesegnet würde es sein, wenn die hierin uns gegebenen
göttlichen Anweisungen von uns allen mehr verstanden und sorgfältiger
beachtet würden! Dann würde der innere Zustand mancher „Versammlung“ ein
besserer und das Zeugnis der Welt gegenüber ein wirksameres sein und dem
Schuldigen gewiß in manchem Falle geholfen werden, in welchem letzteres
eben dadurch verhindert wird, daß andere in ihrem Verhalten dem
Schuldigen gegenüber sich nicht nach den klaren und bestimmten Weisungen
des Wortes Gottes richten. Der HErr wolle Gnade schenken, daß wir auch
hierin gehorsamer und treuer werden!
Th. K.
Antwort B
Jede Schriftstelle muß im Zusammenhang betrachtet werden. Es handelt
sich hier um einen Mann, der nicht im Augenblick der Unwachsamkeit, vom
Feinde übermannt, fiel, sondern der in der Sünde verharrte und lebte.
Wie ernst ist es doch: so tief kann ein Kind Gottes fallen! in eine
Sünde, die selbst das Natürliche abstreift! Und wie verhielt sich die
Gemeinde diesem gegenüber? Über allem Neid und Streit in ihrer Mitte und
in ihrem Aufgeblasensein hatten sie das Bewußtsein ihrer VerAntwortlichkeit
verloren und vergessen, daß sie Gottes Versammlung waren und der Heilige
Geist in ihnen wohnte. Der Apostel klagt, daß sie nicht einmal Leid
getragen hätten, um einen solchen aus ihrer Mitte zu entfernen. (V. 2.)
Zwar abwesend, aber in der Treue zu seinem HErrn, tritt er auf und ruft
die Gemeinde zusammen. Er
beschließt, in der Stunde, wenn sie und er (im Geiste) versammelt sind,
den Betreffenden „dem Satan zu übergeben usw.“ (V. 5.) Es ist seine
Handlung (die er aber nicht ohne die versammelte Gemeinde tun will) und
ohne Zweifel eine apostolische Handlung nach der Macht, die der HErr
ihm, aber nicht uns, gegeben.
An diesen Fall anknüpfend folgen nun Belehrungen, die von höchster
Wichtigkeit, aber in unseren Tagen leider fast vergessen sind. Es ist
köstlich zu sehen, wie er sie belehrt. Er führt sie hinauf auf die Höhe,
was sie in ihrer Verbindung mit Christo sind: „ihr seid ungesäuert“! Wie
konnte dann Sauerteig in ihrer Mitte sein! Mußte ein solches Wort nicht
die Scham hervorrufen? Sie, die sich für klug hielten (3,18; 4,10),
fragt er: „Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig die ganze Masse
durchsäuert?“ Sie waren ungesäuert, denn „Christus, unser Passah, ist
geschlachtet“. Von der Stunde an, wenn das Passah geschlachtet war,
durfte in der Mitte des Volkes Gottes kein Sauerteig gefunden werden.
Konnten Passah und Sauerteig zusammen sein? Wer mit Sauerteig in
Verbindung stand, „es isset“, dessen Seele sollte ausgerottet werden (2.
Mos. 12,15.19). Israels Passah ist nur ein Schatten von „unserem Passah,
Christus“. Wenn Gott schon bei dem Schalten ein solches Hinaustun
forderte, wievielmehr bei unserem Passah! Waren sie nicht Gottes
Gemeinde, wie Israel Gottes Volk war? Wie konnten sie dann Sauerteig in
ihrer Mitte dulden?! Das Volk Israel mußte in Übereinstimmung mit dem
Passah sein, und wir müssen in Übereinstimmung mit unserem Passah sein.
Wir können nicht Festfeier halten mit dem Sauerteig in unserer Mitte, es
wäre eine Verleugnung des Passah - eine Verleugnung des Todes Christi -
ein Vereinen von Passah und Sauerteig, auf welches Gott den Fluch gelegt
hat. Entspricht die Gemeinde dieser ihrer VerAntwortlichkeit
nicht, so gibt sie ihren Charakter als Gottes Gemeinde, in deren Mitte
Christus ist, der mit Sauerteig nicht verbunden sein kann, auf.
Der Heilige Geist sagt der Gemeinde und allen, die an jedem Orte den
Namen des Herrn Jesu anrufen (1.Kor. 1,2): „Tuet den Bösen von euch
selbst - aus eurer Mitte - hinaus“ (5,2 und 13). Es ist nicht das
Hinaustun eines von einem Fehltritt Übereilten oder eines im Augenblick
der Unwachsamkeit gefallenen (für alle diese Fälle gibt uns das Wort
Anweisungen), sondern das Hinaustun des „Bösen“, der diesen Charakter
eines „Bösen“ durch das Verharren und Leben in der Sünde trägt. Zucht
ist eine ungemein schmerzliche Sache, die nur unter Leidtragen und
Demütigung der Versammlung geschieht. Da gibt es keine Rücksichtnahme.
David wollte von Absalom das Gericht abwenden, aber Gott handelte über
David hinweg, und auch David mußte ernten, was er säte. Sind wir nicht
treu, der HErr ist treu, Er kann Sich nicht verleugnen noch in Seinem
Charakter verändern.
Der Apostel konnte dem Satan überliefern zum Verderben des Fleisches
usw., wir haben hinauszutun, weil wir den Namen des HErrn anrufen und
diesen nicht mit geduldeter Sünde in unserer Mitte verbinden können.
Wenn wir treu sind, so wird das in Vers 2 Gesagte stattfinden: wir
werden leidtragen und, wenn alle Bemühungen der Liebe und des
Zurechthelfens vergeblich sind, den Bösen hinaustun. Es ist ein Akt der
Treue gegen den HErrn und Seinen Namen, der im Bewußtsein der eigenen
Schwachheit und des eigenen Fehlens in der Furcht des HErrn geschieht.
Es ist nicht ein dem Satan Überliefern zum Verderben, sondern vielmehr
ein Hinaustun aus der Mitte und ein Niederlegen der ganzen Sache vor den
HErrn, daß Er jetzt weiter mit einem solchen handle, nachdem alle
Bemühungen des Zurechtbringens von unserer Seite vergeblich waren. Es
ist möglich, daß in solchen Fällen der HErr dem Satan Raum gibt, einen
solchen anzutasten. Es ist furchtbar, in Satans Hand um der Sünde willen
zu kommen; es ist etwas anderes, wenn man um der Bewahrung willen Satans
Faust fühlt (2.
Kor. 12,7-9)!
Faust fühlt (2. Kor. 12,7-9)!
Als Gott David dreierlei vorlegte (2. Sam. 24,12-14), da wünschte er die
Züchtigung durch „Jehovas Hand“ zu empfangen, und er flehte: „In die
Hand der Menschen laß mich nicht fallen“, aber in Satans Hand zu fallen
und unter der Züchtigung durch Satan lernen zu müssen ist eine
schmerzliche Schule. Hier in der Fleischessünde (1. Kor. 5) wurde dem
Mörder und Verderber Raum gegeben, das Fleisch zu verderben. In einem
anderen Falle wurden einige dem Satan preisgegeben, um durch Zucht
unterwiesen zu werden, nicht zu lästern (1. Tim. 1,20): Gottes Zucht
durch Satans Hand vermag in ihrer Furchtbarkeit und Pein, auch
Lästerzungen stumm zu machen und Lasterleben aufhören zu lassen. Möchten
wir uns von Seinen Augen leiten lassen, daß Er nicht genötigt sei, uns
Zaum und Zügel anzulegen (Ps. 32,8.9), daß wir nicht gerettet werden
„wie durch Feuer“, „sondern vollen Lohn empfangen“ (1. Kor. 3,15; 2.
Joh. 8).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir sind dem HErrn dankbar für diese ebenso klaren wie tiefernsten
Belehrungen und Ermahnungen; möchten sie uns allen einen wirklichen
Dienst tun!
Zur Sache noch ein Wort: Sicherlich ist in der Tat des Paulus etwas
durchaus Einzigartiges, Apostolisches zu sehen, das in dem ganzen Umfang
seiner Bedeutung der Gemeinde nicht zukommt! Das wollen wir festhalten!
Aber in gewisser Weise übergibt die Gemeinde durch Hinaustun eines aus
ihrer Mitte diesen auch dem Satan, besser gesagt: dem Machtbereich
Satans. Die Welt außerhalb der Versammlung ist Satans Machtgebiet, Ein
unter Zucht stehendes, ausgeschlossenes Kind Gottes hat nicht mehr Teil
an den Zusammenkünften der „Hausgenossen Gottes“ und darum nicht an
deren Segnungen, es muß vielmehr in einer gottfeindlichen Luft leben,
ganz besonders ausgesetzt allen Streichen seitens derer, die in Satans
Gefolgschaft bewußt oder unbewußt sich befinden! Wie ernst ist auch
schon ein solcher Ausschluß, dieses letzte Mittel zum Zurechtbringen
eines in der Sünde Verharrenden, „der Bruder genannt wird“ (V. 11). Und
wenn dies auch nicht an jene Handlungsweise des Apostels heranreicht, so
ist es doch immerhin ernst genug, um uns zu warnen vor übereilten
Schritten in dieser Hinsicht. Doch laßt uns auch nicht vergessen, daß
der HErr unter gegebenen Umständen einen solchen Schritt von uns
erwartet!
Gruß an den Leser:
„Gott hat unsnicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft
und der Liebe und der Besonnenheit.“ 2. Tim. 1,7.
Vorbemerkungen:
Die Vorbemerkungen seit Heft 3/4 behalten im wesentlichen fortdauernde
Gültigkeit!
Dieses Heft ist als Doppelnummer erschienen; und während, wie wir
hoffen, auch das nächste ein Doppelheft sein wird, wird dem
Dezemberheft, so Gott will, ein vollständiges
Schriftstellen-Verzeichnis des ganzen Jahrgangs beigegeben werden.
Verzeichnis
des ganzen Jahrgangs beigegeben werden.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?
b) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten
griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“), u. a. im Hinblick auf die
Inspiration der Schritt? (2. Tim. 3,16.)
c) Handelt es sich bei Matth. 27,52.53 um eine Auferstehung zur
Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (vgl.
Joh. 11,43-44)?
d) Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vgl.
1. Kön. 1,50f. und 2,28f.)
e) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh.
6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?
f) Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben
haben? (nach Röm. 14,10-12.)
g) Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen
am biblischen Abendmahl (vgl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor 11,23ff.),
oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?
h) Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige Geburt“? (1.Kor.15,8.)
i) Wie verhält es sich in Eph 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine
Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der
Glaube kommt doch aus der Predigt! Röm. 10,17.)
k) Was heißt „im Namen Jesu beten“? (S. z. B. Joh. 15,16.)
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 32
Was ist Weissagen im vollen Sinne des Wortes? (nach 1. Kor. 14,3.24.25.)
Antwort A
Meyer1
sagt: „Weissagen in der religiösen Auffassung ist die durch
übernatürliche Eingebung bewirkte und durch den Erfolg bestätigte
Vorherverkündigung einer zufälligen künftigen Begebenheit.“ - Dieser
Begriff würde sich mit dem Alten Testamente decken, wenn man für
„übernatürliche Eingebung“
„Mitteilung Gottes“ setzt und „zufälligen“ streicht.
Im Neuen Testament ist der Gedanke an die Zukunft nicht ausgeschlossen,
aber auch nicht vorherrschend. Weissagen bezieht sich auf beides. Ich
glaube, Paulus versteht darunter die Verkündigung des „Geheimnisses“, d.
i. des „Ratschlusses Gottes“, welcher früher verborgen war, durch
den HErrn Selbst, aber dann durch die Apostel der „Kirche“ oder
„Gemeinde“, kundgetan worden ist. Dies kennzeichnet insonderheit den
Dienst Pauli. Er zeigt uns nicht allein unsere Errettung, sondern den
Tempel Gottes, den Leib Christi und dann unser Teil in Verbindung mit
dem Auferstandenen im Hause des Vaters; er zeigt uns die weitere
Ausführung des Vorsatzes Gottes, daß Gott „alles unter ein Haupt
zusammenbringen wird in dem Christus“, und daß schließlich „auch der
Sohn Selbst Dem unterworfen sein wird, der Ihm alles unterworfen hat,
auf daß Gott alles in allem sei“ (vergl. Offenb. 21,1-3). Den Ephesern
sagte Paulus: „Ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluß
Gottes zu verkündigen,“ und den Korinthern schrieb er: „... daß ihr in
allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und aller Erkenntnis.“
Nun, dieses zu verkündigen ist weissagen.
Th.
Antwort B
Weissagen ist immer die Mitteilung einer Offenbarung (s. 1. Kor. 14,30),
sei es, daß der Weissagende selbst den Sinn derselben versteht, mehr
oder weniger (s. z. B. Joh. 12,38-41; 1. Petri 1,10-12), oder daß er
unbewußt lediglich als Werkzeug dient, wie dies z. B. in Joh. 11,49-51
der Fall ist.
Wenn von Weissagung die Rede ist, denken wir in erster Linie an die
Offenbarung von Dingen, die zur Zeit ihrer Mitteilung noch zukünftig
sind, wie wir solche im Alten Testament, dann in den Evangelien seitens
unseres HErrn Selbst und besonders auch in der Offenbarung Johannes,
ferner aber auch in verschiedenen Briefen finden (z. B. 1. Kor.
15,51.52; 1. Thess. 4,14-17; 1. Tim. 4,1-3; 2. Tim. 3,1-5; 2. Petri
3,3.4.7.10.12). Das ist Weissagung, wie sie 1. Petri 1,10.11 und 2.
Petri 1,21 gemeint ist. Von solchen Weissagungen, durch welche dem bis
dahin vorhandenen Worte Gottes eine neue Offenbarung Gottes hinzugefügt
wurde, war die Offenbarung Johannis die letzte. Seit dieser hat es weder
eine solche wieder gegeben noch wird es je solche wieder geben, weil das
Wort Gottes - diese wunderbare Offenbarung Gottes - vollendet ist in
jeder Beziehung, sei es in bezug auf das Gesetz (s. 5. Mose 4,1-6 und
12,32) oder in bezug auf die Ratschlüsse Gottes (s. Kol. 1, 25.26 und
Apgesch. 20,27) oder in bezug auf die Regierung Gottes mit und auf
dieser Erde (s. Offenb.22,18). - Voraussagende Weissagung finden wir
auch in Apgesch. 11,28 und 21,4.11. Diese trägt indessen einen anderen
Charakter als die vorerwähnte und kann infolgedessen auch noch
vorkommen, wiewohl es gut ist, angeblichen Weissagungen dieser Art immer
mit Vorsicht zu begegnen.
Es gibt aber noch eine andere Art von Weissagung, und das ist die im 1.
Korintherbrief erwähnte. Diese Weissagung oder „Prophezeiung“ ist nach
1. Kor. 12,1-11 eine der verschiedenen Gnadengaben, durch welche der in
den Gläubigen wohnende Heilige Geist Sich offenbart, kundtut oder
betätigt. Von diesem Weissagen ist im erwähnten Briefe auch in Kap.
11,4.5 und 13,2.8.9, besonders aber auch in Kap. 14 die Rede. Wie wir
dort aus V. 3.4.12.24.25 und 31 leicht ersehen können, ist dieses
Weissagen ein Reden, durch welches die Zuhörer erbaut, ermahnt,
ermuntert, getröstet, überführt und belehrt werden. Es ist also ein
durch den Heiligen Geist gewirktes, lediglich
auf dem Worte Gottes beruhendes Kundtun des Willens oder der Ratschlüsse
oder der Gedanken und Absichten Gottes. Dessen bedürfen die Gläubigen
selbstverständlich zu allen Zeiten, weshalb es auch die in 1. Kor.
12,28.29; 14,29.32 und Eph. 4,11 erwähnten „Propheten“ immer gegeben
hat, gibt und geben wird, solange die Heiligen der „Vollendung“ bedürfen
und der Leib Christi die „Auferbauung“ nötig hat, also solange die
Gemeinde sich hienieden befindet, wie Eph. 4, 11-16 uns klar sagt. -
Nach 1. Kor. 14 geschieht dieses Weissagen in der „Versammlung“ (s. V.
3.4.12.23-33), also wenn Kinder Gottes zusammenkommen, sei es, daß sie
zur Anbetung versammelt sind und hierbei ein Bruder oder mehrere Brüder
durch Vortrag dienen, oder daß sie zur gemeinsamen Besprechung des
Wortes Gottes beisammen sind oder sonstwie. Wie der in 1. Kor. 14
mitgeteilte Charakter und Zweck dieser Weissagung ohne weiteres erkennen
läßt, ist diese Weissagung von größter Wichtigkeit für uns. Deshalb
werden wir ermuntert, um sie zu eifern (1. Kor. 14,1), und ermahnt, sie
nicht zu verachten (1. Thess. 5,20). Unser HErr wolle uns auch hierin
Gnade darreichen!
Th. K.
Antwort C
Weissagen ist einerseits das Voraussagen zukünftiger Dinge, andererseits
die Offenbarung der Gedanken und Mitteilungen Gottes. Der Prophet war
der Mund Gottes (Apg. 3,18). Wir haben in der Schrift die Propheten des
Alten Bundes und die Propheten, die Gott der Gemeinde gegeben hat: Er
hat in der Gemeinde gesetzt 1. Apostel, 2. Propheten usw. (1. Kor.
12,28; Eph. 4,11). Die Apostel und Propheten hatten einen grundlegenden
Dienst. Die Gemeinde ist auferbaut auf die Grundlage der Apostel und
Propheten (Eph. 2,20). Wir haben hier nicht an die Propheten des Alten
Bundes zu denken. Ihnen war das Geheimnis der Gemeinde verborgen, wie es
jetzt den Aposteln und Propheten offenbart ist (Eph. 3,5). (Die
Reihenfolge ist nicht „Propheten und Aposteln“.) Die Apostel und
Propheten legten die Grundlage des neuen Baues, der Gemeinde. Gott
richtete etwas ganz Neues durch sie auf. Natürlich sind nicht die
Apostel, sondern Christus der Grund und Christus der Eckstein. Aber die
Apostel und Propheten gaben nicht bloß Belehrungen, sondern sie legten
in göttlicher Autorität Grenzen und Umfang des Baues - der Gemeinde -
fest. Über diese durch sie gelegte Grundlage darf niemand hinausgehen.
Heute haben wir die Apostel und Propheten in dem vollendeten Worte, aber
nicht mehr in lebenden Personen. Sie waren grundlegend und wurden
weggenommen und finden keine Fortsetzung, weil nicht zweimal Grund
gelegt werden kann; und mit ihnen ist auch die Vollendung des
inspirierten Wortes verbunden (Kol. 1,25.) Ich muß dies vorausschicken,
um klar zu zeigen, daß wir beim Lesen des 1. Korintherbriefes Apostel
und Propheten in ihrem grundlegenden Dienst finden zu einer Zeit, wo die
Schrift noch nicht vollendet war und wir deshalb solchem begegnen, was
wir heute nicht haben, z.B. grundlegenden Offenbarungen.
Wir finden in diesem Kapitel 14 einen Unterschied zwischen „Propheten“
und „weissagen“. Paulus spricht von Aposteln, von Propheten und auch von
solchen, die weissagen. Kap. 12,29 fragt er: Sind alle Propheten? Sicher
nicht. Aber hier (14,1) ermahnt er alle, sich auszustrecken zu
weissagen: „Eifert ... daß ihr weissagt.“ „Brüder, eifert danach zu
weissagen“ (V. 39, auch 24). Wenn der Apostel wünscht, daß alle
weissagen und danach eifern sollen, so glaube ich nicht, daß hier die
Propheten-„Gabe“ gemeint ist, sonst wären ja die Verschiedenheiten der
„Gaben“, die gerade den Dienst aller Gaben notwendig machen, aufgehoben.
Wohl sollen wir, wie um „weissagen“, auch um die „geistlichen Gaben“
eifern, und der HErr kann in dem Geben einer oder mehrerer Gaben einem
die „geistlichen Gaben“ eifern, und der HErr kann in dem Geben einer
oder mehrerer Gaben einem solchen Verlangen entsprechen. „Vielmehr aber“
(Vers 1) zeigt uns, daß es sich hier bei „weissagen“ um etwas anderes
als um eine „geistliche Gabe“ handelt. Es ist das Wirken Gottes in der
Seele, das Aussprechen dessen, was man von Gott Selbst empfangen hat -
das Mitteilen der Unterweisungen, die das eigene Herz in der Nähe des
HErrn vom HErrn empfing. Dazu bedarf es keiner besonderen „Gabe“, aber
es bedarf des geistlichen Sinnes - des „geistlich“-Seiens (1. Kor.
2,15). Die Ermahnung ist, zu „eifern“, so in des HErrn Nähe zu sein, um
Seine Gedanken zu empfangen. Wenn solche zur rechten Zeit und am rechten
Orte mitgeteilt werden, so wird die Wirkung Erbauung, Ermahnung und
Tröstung sein.
Weissagen finden wir in Verbindung mit Männern und Weibern. Gottes
Gegenwart und Gottes Gedanken werden niemand vorenthalten, der danach
eifert, sie zu empfangen. Aber Er, der Seine Gedanken offenbart, hat
auch das Recht, zu bestimmen, wann, wo und wie sie mitgeteilt werden
sollen. Und Er hat dem Weibe den öffentlichen Platz nicht bestimmt.
So glaube ich, ist weissagen in 1. Kor. 14 das Aussprechen dessen, was
man selbst von Gott empfangen hat als eine Unterweisung des eigenen
Herzens in der Gemeinschaft mit Ihm. Wenn solches der versammelten
Gemeinde ans Herz gelegt wird, so wird auch ein Ungläubiger, wenn er
hereinkommt, Gottes Kraft spürbar empfinden, sein Gewissen wird erreicht
werden, so daß er anerkennen muß: Gott ist da (V. 23-25). Wie wichtig
ist die Ermahnung heute für uns: „Strebet nach der Liebe - eifert, daß
ihr weissaget!“ Hat die Liebe unser Herz erfüllt, so wird das Wohl der
Gemeinde uns anliegen, und wir werden eifern nach dem, was zur
Auferbauung dient. Wer weissagt, erbaut die Versammlung (1. Kor. 14,4).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es liegen in den vorstehenden
Antworten
Gegensätze, indem die eine Propheten in der Gegenwart als vorhanden, die
andere sie als nicht vorhanden ansieht. Wir bitten unsere Leser, an der
Hand der Schrift zu prüfen, wie es Wahrheit ist. Vielleicht werden
manche mit uns zu dem Ergebnis kommen, anzuerkennen, daß im Epheserbrief
von Propheten in grundlegender Hinsicht geredet ist, daß aber im
Korintherbrief von Propheten als von in prophetischer Weise Redenden
gesprochen wird. Die Schwierigkeit kommt daher, weil in allen Fällen das
griechische Wort dasselbe ist; erst der Zusammenhang, in dem es im
Einzelfall steht, macht klar, wie es gemeint ist. Und in dieser Hinsicht
ist der Unterschied zwischen 1. Kor. 12-14 und Eph. 4 zu beachten: In
letzterem handelt es sich um die Auferbauungde Leibes. Zur Auferbauung
gehört aber eine Grundlage, und von dieser ist Kap. 2 die Rede: Die
Propheten, d. h. die des Neuen Testamentes (vgl. 3,5), gehören mit zu
dieser Grundlage. In 1. Kor. 12-14 aber handelt es sich um die
verschiedenen Geistes- oder Gnadengaben und -dienfte und
Geisteswirkungen in bezug auf den Dienst, zunächst innerhalb der
einzelnen Versammlung. Hier ist die Weissagung, besser (wörtlich)
„prophetische Rede“, allen empfohlen, da durch sie Erbauung bewirkt
wird, und die dort genannten Propheten sind solche, die an diesem Dienst
teilhaben, also mit prophetischer Rede Begabte sind; und diese sollen
stets bleiben!
Frage 33
Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“? Geschah
es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem Geist
getauft?
(Matth. 3,11; Apgsch. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)
Antwort A
Aus dem Worte Gottes sehen wir, daß vor jenem wunderbaren Pfingsten der
Gläubigen verheißen war, daß sie mit Heiligem Geiste getauft werden
sollten (Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk. 3,16; 24,48.49; Apg. 1,4.5), dann,
daß diese Verheißung zu Pfingsten erfüllt wurde und, wie es 1. Kor.
12,13 heißt, in einem Geiste „alle zu einem Leibe getauft“ und „alle mit
einem Geiste getränkt“ wurden (Apg. 2,1-4), und danach, daß die, welche
gläubig wurden, den Heiligen Geist empfingen, bezw. daß denen, die
glauben werden, die Zusage gemacht ist, daß sie den Heiligen Geist
empfangen werden (Apg. 2,38; 10,44-46; 15,8.9; 19,2-6; auch Joh. 7,39).
Weiterhin finden wir, daß den Gläubigen der Heilige Geist gegeben ist,
bezw. daß sie denselben empfangen haben (Röm. 5,5; 8,15; 1. Kor. 2,12;
Gal. 4,6; 1. Thess. 4,8), daß der Heilige Geist in den Gläubigen wohnt
(Röm. 8,9-11; 1. Kor. 3,16; 6,19; 2. Tim. 1,14) und daß die Gläubigen
durch den Heiligen Geist versiegelt sind und Derselbe ihnen als
Unterpfand gegeben ist (2. Kor. 1,22; 5,5; Eph. 1,13.14; 4,30).
Nirgends finden wir, daß der einzelne Gläubige mit Heiligem Geiste
getauft werde oder daß die Taufe mit dem Heiligen Geiste, von der das
Wort spricht, eine wiederholte Sache sein solle, sondern wir finden, wie
obige Schriftstellen zeigen, daß die Taufe mit dem Heiligen Geiste
einmal - zu jenem Pfingsten - geschehen ist, wodurch zunächst alle
damals lebenden Gläubigen zu
einem Leibe zusammengefügt wurden, und daß alle die, welche nach jenem
Zeitpunkte gläubig geworden sind, den Heiligen Geist empfangen haben und
dadurch dem einen Leibe hinzugefügt und unlöslich mit demselben
verbunden worden sind. So ist es auch jetzt und fernerhin.
Das ist die einfache Lehre des Wortes Gottes über diesen Gegenstand,
wenn wir das Wort mit unterwürfigem Herzen und Verständnis von oben
lesen. Dank sei unserem Gott und Vater und unserem Heiland und HErrn für
die wunderbare und unschätzbare Gabe, von der wir in Vorstehendem
sprechen durften!
Th. K.
Antwort B
Die Taufe in oder mit dem Heiligen Geist wird insgesamt siebenmal im
Neuen Testament erwähnt, viermal prophetisch, nämlich Matth. 3,11; Mark.
1,8; Luk.3,16; Joh. 1,33. In den ersten drei Fällen spricht Johannes der
Täufer aus sich selbst heraus: „Er wird euch mit (in) dem Heiligen Geist
taufen.“ An der vierten Stelle führt er die Worte Dessen an, der ihn
gesandt hat: „Auf den du sehen wirst den Geist herabfahren und auf Ihm
bleiben, der ist es, der in dem Heiligen Geist taufet.“ Dann haben wir
in der Apostelgeschichte die Worte unseres HErrn Selbst - einmal direkt
Kap. 1,4.5: „Ihr sollt in dem Heiligen Geiste getauft werden nicht lange
nach diesen Tagen.“ Ferner wird darauf hingewiesen in Kap. 11,16 - bei
dem, was dem Kornelius und seinen Freunden vor einigen Tagen begegnet
war. Dies können wir die historische Anwendung des Ausdrucks nennen, wie
nämlich jüdische Gläubige zu Pfingsten und heidnische Gläubige zu
Cäsarea im Heiligen Geist getauft worden sind. Dann haben wir das, was
wir die lehrhafte Anwendung des Ausdruckes nennen können - den einzigen
ausdrücklichen Hinweis der Epistel auf die Taufe im Geist (1. Kor.
Hinweis der Epistel auf die Taufe im Geist (1. Kor.
12,13). Also Johannes der Täufer sagt sie voraus, der auferstandene HErr
gewährt sie, und der Apostel Paulus weist darauf hin als auf eine
Erfahrung, die alle Gläubigen durchgemacht hatten. „In einem Geist sind
wir alle in einen Leib hineingetauft und mit einem Geist getränkt
worden“ (1. Kor. 12,13). Wenn es im Neuen Testament Glieder einer
Gemeinde gab, die es wegen ihres sittlichen Tiefstandes nötig gehabt
hätten, die Taufe im Heiligen Geist zu suchen, falls überhaupt eine
solche Erfahrung etwas von den Gläubigen zu Suchendes gewesen wäre, so
waren es die in Korinth; aber gerade an diese Gemeinde schreibt der
Apostel: „Ihr seid der Tempel des Heiligen Geistes.“ „Wir sind alle in
einem Geist in einen Leib hineingetauft worden.“ Gewiß war der Geist
tief betrübt worden durch ihre Zwistigkeiten, ihren sittlichen Verfall,
ihre falschen Lehren und Gemeinheiten, und sie bedurften jedenfalls der
Ermahnung, „sich von aller Fäulnis des Fleisches und Geistes zu
reinigen“, so daß der Geist sie unbehindert erfüllen könnte, aber sie
waren doch alle „in Ihn hineingetauft“ trotz aller ihrer Verfehlungen.
Ein christlicher Freund sagte: „Es ist nur ein Streit um Worte.“ Es ist
sehr wahrscheinlich, daß viele, die falsch lehren, es richtig meinen;
(doch haben wir nichtsdestoweniger die Verpflichtung, „festzuhalten an
der Form gesunder Worte“,1
und niemals mehr als heutzutage, wo die unsichere Lehre zu Anmaßung und
unbiblischem Verhalten führt.) Aber wenn man lehrt, daß die Gläubigen
die „Taufe im Geist“ als eine Erfahrung nach der Bekehrung suchen
sollen, so ist das mehr als eine Wortfrage. Damit leugnet man
tatsächlich, daß der Heilige Geist persönlich zu Pfingsten gekommen ist;
damit gibt man das echte Kennzeichen der gegenwärtigen Zwischenzeit auf:
einen immer innewohnenden Geist, gegeben von einem in Herrlichkeit
emporgestiegenen Menschen. Nichts anderes macht uns wirklich zu
Christen, als daß wir durch einen Geist in einen Leib hineingetauft
worden und so mit der ganzen Gemeinde, die der Leib Christi ist, Glieder
dieses Leibes geworden sind.
Aus d. Engl. übersetzt von P. H.
Antwort C
Nur sieben Stellen finden wir in der Schrift, die von der Taufe mit
Heiligem Geiste reden (Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk. 3,16; Joh. 1,33;
Apgesch. 1,5 und 11,16; 1. Kor. 12,13). Wir sind deshalb auch besonders
an diese Stellen gebunden, um Licht über Taufe mit Heiligem Geiste zu
empfangen. Die sechs ersten Stellen weisen alle auf das Pfingstereignis
hin, dagegen empfangen wir in der letzten Stelle göttliche Belehrung,
daß die Taufe mit Heiligem Geiste die Bildung des Leibes Christi ist:
„In einem Geiste sind wir alle zu (eis) einem Leibe getauft worden“ (1.
Kor. 12,13), und dies geschah, wie der HErr kurz zuvor sagte: „Nach
nunmehr nicht vielen Tagen.“ Weitere Belehrungen über Getauftsein in
Heiligem Geiste gibt die Schrift nicht; und wenn die Schrift keine
anderen Gedanken damit verbindet, welches Recht haben wir, dies zu tun?
So wenig wie sich die Bildung des einen Leibes wiederholen kann, so
wenig kann sich die Taufe mit Heiligem Geiste wiederholen. Wir finden
deshalb auch niemals in der Schrift auch nur die Andeutung einer
Wiederholung oder einer Ermahnung an Gläubige, „ihr Pfingsten zu suchen“
oder nach „der Geistestaufe sich auszustrecken“. Alle Gläubigen sind
eben zu einem Leibe hin getauft, von dem Christus das Haupt ist.
Es ist manchmal, und ich glaube mit Recht, die Taufe mit Heiligem Geiste
mit dem Akte einer
Familiengründung verglichen worden; sie ist die Gründung der Gemeinde,
der Familie, die der Leib Christi ist. Der Eheschluß ist der Akt der
Gründung eines neuen Hauses - einer neuen Familie. Die Familie wächst -
das Haus erweitert sich, nicht aber wird mit jedem Kinde der Eheakt neu
vollzogen. Durch die Geburt ist das Kind mit jenem einmaligen Eheakte
verbunden und der Familie hinzugetan. So nahm mit der Taufe des Heiligen
Geistes die Bildung des Leibes ihren Anfang, und jedes neugeborene Kind
Gottes ist durch das Empfangen des Heiligen Geistes mit jenem
Pfingsttagsereignis verbunden und mit allen zu dem einen Leibe hin
getauft. Es ist eine vollendete Tatsache, in welcher selbst die zu jener
Zeit fleischlich wandelnden Korinther mit eingeschlossen waren, und
welches nicht etwa das Teil der besonders Geförderten war (12,13).
Man mag hiergegen einwenden, daß wir in der Apostelgeschichte noch gar
nicht die Gemeinde als den Leib Christi haben. Sicher haben wir da nicht
ihre volle Entfaltung. Dazu benutzte der HErr später besonders Paulus.
Die Apostelgeschichte zeigt uns die Übergangszeit. Wenn auch die
Entfaltung und Offenbarung des Leibes Christi eine allmähliche,
stufenweise war, so war nichtsdestoweniger in der Taufe mit Heiligem
Geiste der Anfang des Baues da, von dem der HErr gesagt: „Auf diesen
Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen“ (Matth. 16,18). Und obgleich die
Gemeinde im Anfang nur Juden, dazu (später) Samariter umschloß, so wird
sie doch in ihrem „Leib“-charakter, in ihrer Einheit mit dem himmlischen
Haupte, vom HErrn Selbst anerkannt, indem Er sagte: „Saul, Saul, was
verfolgst du „Mich“?“ Mit der Bekehrung des Cornelius (Apgesch.
10) wurden dann später auch die Nationen „Mit-Leib“ (Eph. 3,6). Es gibt
nur einen Leib, und wenn wir die volle Entwickelung und
Offenbarung auch erst später finden, so gibt uns das kein Recht, seine
Existenz vorher zu verleugnen. Die Gemeinde nahm ihren Anfang mit der
Taufe mit Heiligem Geiste: „In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe
getauft worden, es seien Juden oder Heiden.“ Die Personen im Anfang der
Apostelgeschichte sind dieselben, die wir später in den voll
entwickelten Gemeinden finden. In der Apostelgeschichte haben wir
deshalb die Gemeinde nicht in ihrer vollen Entwickelung, sondern in
ihrer Bildung, gleichsam in der Knospe; in der Knospe ist aber die ganze
Blüte enthalten!
Noch einiges über diesen wichtigen Gegenstand, über welchen so viel
Verwirrung angerichtet worden ist. Nicht wenig hat dazu beigetragen.,
daß zwischen empfangen“ und „Taufe“ des Heiligen Geistes kein
Unterschied gemacht wurde. Die Schrift spricht oft vom „empfangen“, aber
wenig vom „Getauftwerden“. Es ist nicht ein und dasselbe. Wenn die in
den Ausdrücken so göttlich genaue Schrift so grund- und sinnverschiedene
Worte gebraucht, so sollten wir sie nicht als gleichbedeutend behandeln,
so nahe sie auch zueinander in Beziehung stehen mögen.
„Empfangen“ bezieht sich auf den Geist als Gabe, den wir
empfangen, nachdem wir gläubig geworden sind (Apgesch. 19,2 und Eph.
1,13). Es ist etwas Persönliches, Einmaliges. Der einzelne empfängt die
Gabe, den Heiligen Geist. „Taufe“ mit Heiligem Geist bezieht sich auf
die Handlung des HErrn am Pfingsttage (die aber in ihrer Wirkung und
Ausdehnung bleibend bis heute ist); sie ist die Bildung des Leibes
Christi, sie geschieht an der Gesamtheit. Eine Handlung, die sich nicht
wiederholt, aber alle berührt und in sich birgt, die in der
gegenwärtigen Periode den Heiligen Geist empfangen. Wenn jemand gläubig
wird und den Geist empfängt, ist er durch den Geist mit jener Taufe am
Pfingsttage verbunden, denn in einem Geiste sind wir alle zu
(eis) einem Leibe hin getauft. Ein Leib ist da, und wir sind mit
einverleibt - „Mit-Leib“ (Eph. 3,6). Jetzt gibt es kein Einzel-„für
sich“-stehen der Gläubigen mehr. Kein Kind Gottes kann sich abschließen.
Vor dem Pfingsttage standen die Gläubigen einzeln in der Welt, (Israel
war wohl ein Volk, aber nicht ein Leib). Nach Pfingsten sind alle
Gläubigen in einem Geiste zu einem Leibe, zu einem Organismus vereinigt,
von dem Er das Haupt
Gläubigen in einem Geiste zu einem Leibe, zu einem Organismus vereinigt,
von dem Er das Haupt ist. Jedes Alleinstehen für sich, jede
Parteistellung, jedes Verbundensein mit der Welt ist ein Verleugnen
dieses Organismus, ein Verleugnen der Einheit des Leibes, ein Verleugnen
der Taufe mit Heiligem Geiste. Es hieße wieder zum alttestamentlichen
Stande zurückkehren zu wollen, welches unmöglich ist.
Am Pfingsttage (in Apg. 2) fanden beide Verheißungen „Taufe“ und
„Empfangen“ des Heiligen Geistes in einer Stunde ihre Erfüllung. Wenn
beides auch zugleich geschah, so müssen wir es doch ebenso
unterscheiden, wie wir „Salbung“, „Versiegelung“ und „Unterpfand“ des
Geistes unterscheiden, obgleich auch diese unser Teil in einer Stunde
werden. (Siehe Frage 3, Seite 6-9.) Beim aufmerksamen Betrachten der
obigen Stelle können wir beides wohl unterscheiden. Wir lesen 1. (V. 2):
„Das Haus wurde erfüllt, wo ‚sie‘ saßen.“ Sie waren wie bei der
Taufe mit Wasser von dem Element, worin sie getauft wurden, umhüllt,
begraben. Es war die Gesamtheit, „sie“. Dann 2. (V. 3): „Es
erschienen zerteilte Zungen und setzten sich auf jeden einzelnen
von ihnen.“ Sie, die alle in Verbindung mit dem Hause in dem Heiligen
Geiste gemeinsam begraben waren, empfangen jetzt einzeln die Kraft aus
der Höhe, die sich bald in dem freudigen Zeugnis offenbarte. Vers 2 :
Alles ist gemeinsam, Vers 3: Alles ist einzeln. Auf jeden einzelnen läßt
sich (obgleich sie im Hause vom Geiste umhüllt waren) der Geist nieder,
nicht wie beim HErrn in Gestalt einer „Taube“, sondern in der Gestalt
einer „Zunge“, und „sie“ werden erfüllt, während V. 2 das Haus erfüllt
wird, wo „sie“ sind. -
Nie dürfen wir bei Taufe mit Heiligem Geiste an ein Werk des Geistes in
oder an uns denken. Der Heilige Geist tauft nicht, sondern der HErr ist
der Täufer. Beim „Empfangen“ ist ein Geber, bei der Taufe ein Täufer.
Als Geber nennt uns die Schrift sowohl den Vater als den Sohn (Joh.
14,16; 15,26 usw.), aber als „Täufer“ wird nur der HErr allein genannt.
Es ist Seine Handlung, mit der Er eine neue Verwaltungsperiode (die
Periode der Gemeinde) eröffnet. Er ist der Täufer von zwei Taufen. Er
wird 1. mit Heiligem Geiste und 2. mit Feuer taufen. Mit der Taufe mit
Heiligem Geiste eröffnet Er eine Haushaltung und wird an einem späteren
Tage in der Taufe mit Feuer eine andere eröffnen. Leider werden auch
diese beiden Taufen oft als gleichbedeutend angesehen.
Nach den obigen Darlegungen glaube ich die Frage so beAntworten
zu können, daß es die Handlung des HErrn ist, mit welcher Er die
gegenwärtige Zeit der Gemeinde eröffnet, eine Handlung, in (mit) welcher
die Gläubigen alle in einen Leib hineingetauft worden sind, während der
einzelne Gläubige den Geist empfangen hat.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Möchten die obigen klaren Ausführungen vielen dienen, besonders solchen,
die noch mit unklaren Vorstellungen zu tun haben! Woher kommen die
unklaren Gedanken über dies Gebiet, die uns von früher her nur allzu
bekannt sind und aus denen beizeiten herausgekommen zu sein, wir als
eine Gnade des HErrn rühmen? Wir meinen, hauptsächlich daher, daß die
einfachen Ausdrücke der Schrift nicht auf ihre Bedeutung innerhalb des
Zusammenhanges, in dem sie stehen, geprüft werden und indem alle
möglichen Ausdrücke über Geistbesitz usw. verwechselt werden. Zweifellos
haben manche, die „ihre Geistestaufe“ suchten, etwas vom HErrn bekommen,
der auf ihre Treue gemäß der Erkenntnis, die bei ihnen vorhanden sein
konnte, und auf ihren Gehorsam sah. Aber nicht etwa
erlangten sie die Geistestaufe, die ja ein für allemal am Pfingsttage
geschehen ist, sondern sie sind mehr mit Geist erfüllt worden nach Apg.
4,31 (Eph. 5,18). In dem Maße, wie wir dem Heiligen Geiste Raum lassen
in uns, die wir Tempel des Heiligen Geistes sind, zu wirken, in dem Maße
werden wir mit Geist erfüllt sein und den HErrn besser verherrlichen
können als zuvor.
Es ist zu wünschen - und der HErr möge Gnade geben dazu! -, daß in
diesen Dingen die Schrift mehr in ihrem Wortlaut zur Geltung käme.
Manche glauben, Gott zu ehren, wenn sie „ihre Geistestaufe“ suchen, und
sie sehen nicht, daß sie mit diesem Begehren etwas Schriftwidriges tun,
wodurch Gott nie geehrt werden kann. Der treue HErr mache uns allen
Sein Wort recht groß und kostbar!
Frage 34
Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)
Antwort A
Diese Frage läßt sich nicht gut beAntworten,
ohne daß man vorher betrachtet, was des HErrn Kelch und Tisch ist, wovon
in 1. Kor. 10,21 ebenfalls die Rede ist.
Der Kelch dient zur Darreichung von Wein, und Wein ist im Worte Gottes
ein Bild von Freude; der Tisch bietet Speise dar und spricht daher von
Genuß.
Wenn wir das Mahl des HErrn feiern, kommt durch die vom HErrn Selbst
gegebenen äußeren Zeichen, Brot und Wein, sichtbar zum Ausdruck, was Er
uns bereitet und gegeben hat; unsere Herzen sind mit Dank und Anbetung
und heiliger Freude erfüllt über die Liebe und Gnade
und ewige Segnung, die durch Sein herrliches Erlösungswerk und auf Grund
desselben uns geworden ist, und wir genießen gleichsam Ihn Selbst,
unseren verherrlichten Heiland und HErrn. Aber das, was durch „den Kelch
der Segnung, den wir segnen“, und „das Brot, das wir brechen“, beim
Mahle des HErrn in sichtbarer Weise zum Ausdruck kommt, dürfen und
sollen wir nicht nur dann genießen, während wir das Mahl des HErrn
feiern, sondern allezeit; unser Herz sollte fort und fort im HErrn sich
freuen, wie uns Phil. 4,4 zugerufen wird: „Freuet euch in dem HErrn
allezeit!“ Und wir sollten uns allezeit von Ihm nähren, in dem Gott uns
gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern
(Eph. 1,3). „Fülle von Freuden“ ist vor Seinem Angesicht (Ps. 16,11), in
der Gemeinschaft mit Ihn, und Sein Tisch ist jederzeit für uns reich
gedeckt, um uns zu nähren und jedes Bedürfnis unseres Herzens zu
befriedigen durch Darreichung Seines Geistes, sei es mittels Seines
teuren Wortes, das wir lesen oder in Gemeinschaft mit anderen
betrachten, oder durch die Predigt, die wir hören, oder indem wir im
Gebet vor Ihm sind oder bei dem Sinnen unseres Herzens, oder in
sonstwelcher Weise. Ja, selbst alles Nötige auch für unseres Leibes
Leben empfangen wir aus Seiner Fülle und können wir daher gleichsam an
Seinem Tische genießen (s. 2. Kor. 9,8; Phil. 4,19). - Das ist der Kelch
des HErrn und der Tisch des HErrn. Der „Tisch des HErrn“ beschränkt sich
also nicht auf das Mahl des HErrn, welches selbstverständlich mit
eingeschlossen und der vollkommenste Ausdruck davon ist.
Der Kelch und Tisch der Dämonen sind das Gegenstück hierzu. Sie sind die
Freuden und die Genüsse, die diese Welt bietet durch das, was in der
Welt ist: Fleischeslust, Augenlust und Hochmut des Lebens. Wir sehen
dies klar aus den Versen 1-22 unseres Kapitels, besonders aber aus Vers
7
verbunden mit V. 18-20. Die vorstehend gekennzeichneten Freuden und
Genüsse dieser Welt - nicht nur Feste, Konzerte, Bälle, Theater und
allerhand Vergnügungen, sondern noch vieles andere, ja, alles, worin der
Mensch ohne Gott Freude, Genuß und seine Verherrlichung sucht - sind, im
göttlichen Lichte betrachtet, in mehr oder weniger verfeinerter Weise
dasselbe, was die heidnischen Götzenfeste waren, bei denen der Mensch
unter irgendwelchem Namen der Sache am letzten Ende doch nur der
Fleischeslust, der Augenlust und dem Hochmut des Lebens frönte. Diese
Dinge aber sind es, durch die der Satan, unterstützt durch ein Heer von
Dämonen, seinen unwiderstehlichen Einfluß auf den natürlichen Menschen
ausübt, so daß der Mensch, ohne es zu wissen, in all jenen daraus
hervorgehenden Freuden und Genüssen, Vergnügungen und allerhand Dingen
tatsächlich dem Satan und den Dämonen dient, diesen opfert und somit
ihren Kelch trinkt und von ihrem Tische sich nährt. Dasselbe tut ein
Kind Gottes, wenn es an solchen Freuden usw. teilnimmt. Denn „die,
welche die Schlachtopfer essen, sind in Gemeinschaft mit dem Altar“ (V.
18). Darum heißt es V. 7: „Werdet auch nicht Götzendiener, gleichwie
etliche von ihnen, wie geschrieben steht: ‚Das Volk setzte sich nieder,
zu essen und zu trinken, und sie standen auf, zu spielen‘ “ (vgl. V.
14).
Wer Befriedigung sucht in den Dingen, durch welche der Satan die
Menschen lockt und betrügt, kann nicht zugleich das genießen, was unser
HErr uns darbietet, sondern geht dessen verlustig, da es eben nicht
möglich ist, zu gleicher Zeit aus zwei Kelchen zu trinken und an zwei
Tischen zu essen (V. 21). Ein solches Kind Gottes offenbart dadurch, daß
es nicht versteht, in welche Gemeinschaft es berufen und welches
kostbare und herrliche Teil ihm geschenkt ist. Wie traurig ist es daher,
wenn ein Kind Gottes Befriedigung sucht im Lesen von Zeitungen, Romanen
und Geschichten, in Vergnügungen, leiblichen Genüssen und
Bequemlichkeiten und anderen Dingen der Welt, anstatt seine Freude am
HErrn, an Seinen Interessen, Seinem Worte und in der Gemeinschaft mit
den Seinen zu finden! Darum laßt uns in jeder Sache darüber klar werden,
wessen Kelch und wessen Tisch es ist, mit dem wir es in der betreffenden
Sache zu tun haben, und alles abweisen und meiden, was nicht unseres
HErrn Kelch und Tisch ist! Dagegen laßt uns reichlich Gebrauch machen
von unserem kostbaren Vorrechte, Seinen Kelch zu trinken und an Seinem
Tische uns zu laben und zu sättigen!
Th. K.
Antwort B
Der Zusammenhang dieser Stelle umfaßt die Kapitel 8-10. In Kapitel 8 beAntwortet
der Apostel die Frage des Verhaltens der Kinder Gottes zu den
Götzenopfern.
Während er darlegt, daß ein Götze nichts ist und wir uns durch Speisen
Gott nicht „geringer“ oder „vorzüglicher“ machen können, tritt er der
fleischlichen Sprache: „Alles ist erlaubt“ scharf entgegen. Er zeigt,
daß wir von anderen Gesichtspunkten aus zu handeln haben als von denen
unseres Rechtes oder unserer Freiheit. Wir haben die Brüder, die
Gemeinschaft, das Zeugnis zu berücksichtigen. Die wahre Freiheit ist die
der Liebe, die verzichten kann auf Freiheit.
Im 9. Kapitel zeigt er an seinem eigenen Leben und Verhalten, wie er
dies praktisch verwirklicht, um dem Evangelium „kein Hindernis zu
bereiten“ und auch andere „zu erretten“ aus ihren Gebundenheiten. Das
Zeugnis der Wahrheit darf durch unser Verhalten und unsere Stellungnahme
nicht verdunkelt werden. - Wir befinden uns in der Rennbahn. Nur zu
laufen ist nicht genug, wir
müssen recht laufen! Es ist ein Kampf, und da heißt es, „enthaltsam“
sein. Kinder Gottes möchten es sich manchmal so leicht wie möglich
machen. Sie schieben ihre „Freiheit“ vor, aber in Wahrheit ist es das
Fleisch, der eigene Wille, das Unentschiedensein, das Liebäugeln mit den
Dingen, hinter welchen Satan steht.
Im 10. Kapitel zeigt er ihnen an Israels Geschichte die Gefahr für
solche. Im Anfang bewegten die Korinther sich in den Grenzen des
„Erlaubten“, sie aßen Götzenopfer, aber bald sah man sie im Götzentempel
sitzen (8,10). Er zeigt ihnen die abschüssige Bahn an Israel; zuerst
gelüstete das Volk nach den bösen Dingen (10,6), dann folgt
„Götzendienst“ (V. 7), dann Verbindung mit Moab (Hurerei) (V.
8), dann Versuchen der Geduld Gottes in dem Verachten des Mannas
(der Speise, die nur allein uns stark machen kann) usw. usw. Nun folgt
V. 11-13 die Warnung vor Selbstvertrauen. Sie mochten „sich dünken“: Wir
stehen schon fest, wir haben so viel Erkenntnis und Licht; wir können
vom Götzenopfer essen, wir werden uns nicht mit der Welt vermischen, wir
wissen, wie weit wir zu gehen haben - sie gerade waren in Gefahr
zu fallen. „Fliehet dem Götzendienst!“ ruft der Apostel, und nun
macht er eine klare Scheidung zwischen des HErrn Kelch und der Teufel
Kelch, zwischen des HErrn Tisch und der Dämonen Tisch. Sie konnten nicht
Gott dienen und zugleich den Dämonen. Es ist eine gewaltig ernste
Sprache, die hier geführt wird. So wie wir in dem Brote und Kelche den
HErrn und Seinen Tod sehen, so müssen wir auch in den Dingen, die nicht
von Christus sind, den Satan sehen. Der HErr hat (geistlich gesprochen)
einen Tisch, an dem wir teilhaben können (Ps. 23,5), wo Er uns gleichsam
die Speisen und Güter Seines Hauses darreicht; und ebenso auch der
Teufel. Der Dämonen Kelch und Tisch sind alles, womit der Name des HErrn
nicht verbunden werden kann, sind die Darbietungen des Satans zu unserer
Teilnahme, womit wir zugleich ihm huldigen.
Der Apostel lenkt in diesem Abschnitt (10,14-21) ihre Gedanken auf das
Abendmahl, von dessen Feier er im 11. Kapitel spricht. War der Kelch
nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi und das Brot nicht die
Gemeinschaft des Leibes Christi? War es nicht das innigste Einssein mit
dem HErrn und Seinem Tod? Und waren nicht ebenso sie alle, die des einen
Brotes teilhaftig wurden, so zu einer Einheit geworden wie ein Brot und
wie ein Leib, an dem jedes Glied das eine gleiche Leben hat? So war es
schon bei Israel: die vom Opfer aßen, waren in Gemeinschaft mit allem,
was der Altar in sich schloß (V. 18). Sie konnten nicht an etwas
teilhaben, ohne damit Gemeinschaft zu haben. - Er beAntwortet
im 19. Verse den Einwand, er habe zuvor (8,4) gesagt, ein Götze sei
nichts. Er wacht, daß von der Schärfe seiner Worte nichts verwischt
werden soll. Wem ist das Götzenopfer geopfert? Ist es Gott dargebracht?
Nein. Dann gibt's kein Mittelding. Es ist den Dämonen geopfert und nicht
Gott (V. 20). Sie sollten nicht sagen können: „Ein Götze ist nichts,“
„es ist einem Nichts geopfert,“ „es hat keine Bedeutung,“ „es ist
nichts.“ Hinter diesem „Nichts“ eben stand Satan! Was nicht mit Gott
verbunden werden kann, steht mit Dämonen in Verbindung, und Teilnahme
daran war Gemeinschaft mit den Dämonen (Götzendienst). Wie ein Vater
über seine Kinder eifert (2. Kor. 11,2), sagt er: Ich will aber nicht,
daß ihr Gemeinschaft mit den Dämonen habt, und fährt fort: Ihr könnt
nicht des HErrn Kelch trinken und (zugleich) der Dämonen Kelch, - ihr
könnt nicht das Brot brechen und zugleich Satansdingen huldigen, - ihr
könnt nicht des HErrn Tod verkündigen und zugleich in Dingen leben, die
diesen Tod verleugnen. Wir können nicht die Gemeinschaft des Leibes
Christi haben und zugleich mit der Welt verbunden sein, - wir können
nicht mit Unbekehrten zusammen ausdrücken: „Ein Brot, ein Leib sind
wir.“ Es wäre eine Sünde und eine Lüge vor Gott und Menschen.
Wie ernst deshalb die Ermahnung, den Schlingen des Götzendienstes zu
entfliehen! Israels Götzendienst ist ein furchtbares Beispiel. Nicht der
Tanz um das goldene Kalb ist hier genannt als
Götzendienst ist ein furchtbares Beispiel. Nicht der Tanz um das goldene
Kalb ist hier genannt als Götzendienst, sondern hier wird ihr
Götzendienst beschrieben mit dem Sichniedersetzen zum Essen, Trinken und
Spielen. Es ist die Huldigung der Dinge der Welt. Diesem Götzendienst
geht vorauf, daß es als ein Fest Jehovas ausgerufen wurde (2. Mose
32,5). Man brachte Brand- und Friedensopfer dar, und, zufrieden mit sich
und seiner Gottesverehrung, setzte man sich nieder, zu essen und zu
trinken, und stand auf, sich zu belustigen. Gott aber wandte Sich von
ihnen ab.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Welch ein so sehr ernstes Gebiet ist das oben behandelte! Wir denken,
daß keiner der Leser sich diesem Eindruck entziehen kann. Aber geht uns
persönlich dies alles auch etwas an? Sind unter uns auch Götzendiener?
Gewiß sind wir in denselben Gefahren wie Israel und die Korinther!
Götzendienst und Gemeinschaft mit dem Satan - in wieviel feiner Weise
kommt dieses unter uns Kindern Gottes vor! Wieviel Liebäugeln mit den
Dingen Satans, mit fleischlichen Lüsten und weltlichem Wesen grober und
feiner Art ist unter uns Kindern Gottes oft noch zu finden! Wissen wir
gar nichts davon?
Wir kennen Ausleger, die diese Verse besonders auf die leider
vorkommende Verbindung von Gläubigen mit dem Spiritismus beziehen. Und
wer wollte leugnen, daß man diese Auslegung geben dürfte? Leider, leider
beschäftigen sich manche Christen mit solchen satanischen Dingen. Sind
unter den Christen, die wir kennen, wohl solche, die schon zu
Kartenlegerinnen gegangen sind oder mit den schrecklichen Dingen, die
man unter dem Sammelbegriff „Sympathie“ kennt, gemeinschaftliche Sache
gemacht haben? - Aber 1. Kor. 10 geht weiter: Jede Verbindung mit
Irrlehren, die unseren hochgelobten HErrn entehren, ist Gemeinschaft mit
Satans Tisch. Wie so viele Kinder Gottes fallen heute durch
Unwachsamkeit und anderes den entsetzlichen Irrlehren der „Millenniums-
(Tagesanbruch“)-Sekte zum Opfer, vor der wir nicht genug warnen können,
oder anderen Irrlehren! Und nicht nur diese Dinge sind gemeint. Jede
unheilige Verbindung mit der religiösen Welt, diesem besonderen
Lockstück von Satans Tisch, ist ein Gemeinschaft machen mit
gottfeindlichen Grundsätzen und sollte unter uns nicht gefunden werden.
Wie traurig ist es, daß so manche Gläubige noch Hand in Hand gehen
können mit den kirchlichen Grundsätzen der religiösen Welt, der
unwiedergeborenen Namenchristenheit, ohne zu ahnen, daß sie dadurch
praktisch die Gemeinschaft mit dem HErrn verleugnen. Und andere lassen
sich betören durch die geschäftlichen Grundsätze der Welt, ja auch der
religiösen Welt, und geben ihren Weg des Glaubens zeitweise auf. Und so
ließe sich noch manches nennen, doch es sei genug mit diesen praktischen
Hinweisen, die uns allen zur Prüfung unserer Herzen und unseres Lebens
vorgelegt seien!
Was ist die Folge solcher unheiligen, die Gemeinschaft mit des HErrn
Tisch (im Sinne obiger
Antworten)
preisgebenden Verbindungen, in die Kinder Gottes aus Unwachsamkeit (1.
Kor. 10,12) oder Undankbarkeit gegen den HErrn (V. 10) oder
Gleichgültigkeit sich eingelassen haben? V. 21 (Anfang) sagt uns: „Ihr
könnt nicht usw.“ Da steht kein Verbot („ihr sollt nicht“),
sondern da wird schlicht und klar festgestellt, daß es unmöglich ist,
die Gemeinschaft mit dem HErrn zu verbinden mit der Gemeinschaft in und
mit Dingen der Finsternis. Was heißt das? Nun, es mag manchem ein
Leichtes sein, in der Woche etwa nach durchaus weltlichen - dahinter
steht Satan! - Grundsätzen zu handeln und zu leben und am Sonntag mit
Gottes Volk Gemeinschaft zu haben, oder sich in religiösem Formenwesen -
dahinter steht Satan! (vgl. Joh. 8) - zu ergehen und zugleich sich zur
Versammlung Gottes zu rechnen, aber es ist unmöglich, daß der HErr da
mitmacht. Einer von beiden muß sich zurückziehen, weil es unmöglich ist,
zugleich zwei Herren zu dienen (Matth. 6,24). Satan zieht sich gewiß
nicht zurück, er kann es ganz gut aushalten, daß man nebenbei
christlichen Grundsätzen huldigt, wenn man nur ihm den gewünschten
Tribut zollt, mit ihm oder dem Seinen in gewissen Punkten gemeinsame
Sache macht - aber der HErr, mit dem wir verbunden sind durch Seinen
Geist, kann nicht in lebendiger Segensverbindung mit solchen bleiben,
Sein Geist wird betrübt und zieht Sich zurück; und wenn Er in Seiner
Treue auch die, welche wirklich Sein sind, zuletzt retten wird
(vielleicht „wie durch Feuer“), so gehen sie doch vieler Segnungen
verlustig, die sie in der lebendigen Gemeinschaft mit Ihm hätten haben
können. Es gibt keine gesegnete Vermengung für uns Christen mit den
Dingen dieses Zeitlaufs, der unter Satans Herrschaft steht. Der Weg der
Scheidung von allem, was von unten ist (in religiösen wie geschäftlichen
wie gesellschaftlichen und in anderen Beziehungen), ist stets der
gesegnete, hier unten schon wie im Blick auf die Ewigkeit, und wenn auch
der menschlich schwerere, so doch der köstlichste (vgl. Hebr. 11,24-26).
So haben wir gesehen, daß unsere oft wenig verstandene Stelle Licht gibt
über das alleralltäglichste, praktische Leben der Kinder Gottes. Der
HErr schenke uns zu dieser Erkenntnis auch die Gnade, praktisch immer
mehr die Gemeinschaft allein an Seinem Tisch zu verwirklichen!
Frage 35
Von wem spricht der Prophet Jesaja im Kap. 42,19: „Wer ist so blind, als
nur mein Knecht usw.“?
Antwort A
Durch Würdigung der Worte in Kap. 43,8: „Führe heraus das blinde Volk,
das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben,“ und auch
derer in Kapitel 43,1 und 10, vgl. Kapitel 43,10: „Ihr seid Meine
Zeugen, spricht Jehova, und Mein Knecht, den Ich erwählt habe usw.“,
dürften Lichtstrahlen auch auf die hier in Rede stehende Stelle fallen.
Der Prophet spricht von dem Volke oder, richtiger, zu dem Volke als zu
einer Person im Zusammenhang in verschiedener Weise:
1. bekommt es (das Volk) einen Verweis (V. 18-20), 2. weist er es auf
die Erlösung hin (Kap. 43,1-7), und 3. ermuntert er es zum Glauben und
Vertrauen auf ihren Erlöser (Kap. 43,8-13).
In Vers 16 schon hat der Prophet das Volk, welches der HErr erlösen
wird, als „Blinde“ bezeichnet, weil es die Wege Gottes zu seinem Heile
nicht erkannte. Er nennt es auch „Taube“, weil es Gottes Wort hört und
seinen Sinn nicht vernimmt. Dann muß in Vers 19, der hier in Rede
stehenden Stelle, der HErr noch weiter klagen, und zwar wieder über Sein
Volk. Israel war erwählt, daß es unter den Völkern Sein Werk ausrichten
sollte, und war doch zurzeit selbst noch blind und taub, verstand selber
Gottes Wege und Wort noch nicht, war eigentlich der hohen Stellung nicht
wert, zu der es von Gott berufen war.
W. W.
Antwort B
In dem genannten Verse ist in Ausdrücken des Wohlgefallens von der
Person geredet, um die es sich handelt. Jehova nennt ihn „Mein Knecht“,
„Mein Bote, den Ich sende“, „der Vertraute“ und „der Knecht Jehovas“; Er
bekennt Sich also ausdrücklich zu ihm. Von dieser selben Person ist
bereits zu Beginn des Kapitels (V. 1-7) die Rede, und es ist wohl einem
jeden gläubigen Leser jener kostbaren Worte ohne weiteres klar, daß es
der Herr Jesus, unser teurer Heiland und HErr, ist, von dem gesprochen
ist. Er ist der Knecht, der gesandte Bote, der Vertraute Jehovas in V.
19, um dessen Gerechtigkeit willen es Jehova gefiel, das Gesetz groß und
herrlich zu machen (V. 21). - Wie aber kommt es, daß Jehova mit
Wohlgefallen von Ihm sagt, daß Er blind und taub sei, Ihn gleichsam als
Vorbild dafür hinstellend? Es gibt außer dem körperlichen Blind- und
Taubsein, von dem hier nicht die Rede ist, noch verschiedenes anderes
Blind- und Taubsein. Der Mensch kann blind sein in bezug auf Gott und
die himmlischen, ewigen Dinge, blind für Gottes Güte und Liebe, blind
über den eigenen Zustand und taub für Sein Wort, für Seine mahnende,
warnende, rufende, lockende Stimme. Das ist der Zustand des Menschen von
Natur, das war und ist noch der Zustand des Volkes Israel (s. Jes.
6,9.10; 2. Kor. 3,14-16), niemals aber konnte es der Zustand Seines
Knechtes sein, des Boten, den Er sandte, des Vertrauten Jehovas! Er
konnte sagen: „Ich habe Jehova stets vor mich gestellt“ (Ps. 16,8), und
„Er weckt jeden Morgen, Er weckt mir das Ohr ... Der HErr, Jehova, hat
mir das Ohr geöffnet, und ich, ich bin nicht widerspenstig gewesen ...“
(Jes. 50,4.5). Und doch war Er blind und taub, wie es in V. 20 heißt.
Wofür war Er denn so blind und taub? Für die Reize und Lockungen dieser
Welt, durch die der große Feind Gottes die Menschen verblendet und
verleitet! Sein Auge und Sein Ohr war allem diesem gegenüber völlig
verschlossen! Alle ihre Herrlichkeit konnte nicht den geringsten Einfluß
auf Ihn ausüben, ihre lieblichsten und verlockendsten Einladungen fanden
kein Gehör bei Ihm. Er ging rein und unbefleckt durch diese Welt als
„der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh. 3,13), dessen Auge und
Ohr nur für Gott geöffnet war in vollkommener Hingabe, so daß Er am Ende
Seiner Erdenlaufbahn zum Vater sagen konnte: „Ich habe Dich verherrlicht
auf der Erde“ (Joh. 17,4). Darum ruhte das ganze Wohlgefallen Jehovas
auf Ihm von Ewigkeit her, ehe Sein Fuß über diese Erde schritt; darum
fand Jehova Seine Freude darin, immer wieder hinzuweisen auf Seinen
Geliebten, der Seine Wonne war. Deshalb ruft Er Seinem armen, irrenden
Volke zu: „Höret, ihr Tauben! Und ihr Blinden, schauet her, um zu sehen!
Wer ist blind, als nur Mein Knecht?, und taub, wie Mein Bote ...?“ (V.
18.19.) Er bildete einen vollkommenen Gegensatz zu dem in geistiger
Blindheit und Taubheit dahingehenden Menschen und ist ein herrliches
Vorbild für die, welche aus der Finsternis herausgeführt sind in Sein
wunderbares Licht.
Der Gegenstand ist wirklich ernst für einen jeden von uns, denn zu
unserer Beschämung müssen wir bekennen, daß wir leider nur zu oft nicht
dem uns gegebenen herrlichen Vorbilde entsprechen. Und je weniger Auge
und Ohr offen ist für Gott, um so mehr ist beides offen für die Welt und
ihre Dinge! „Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge
einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse
ist, so ist auch dein Leib finster“ usw. (Luk. 11,34-36).1
Laßt uns darum sehr achtgeben und unser Auge auf den HErrn gerichtet
halten, denn „die Herrlichkeit des HErrn anschauend, werden wir
verwandelt nach demselben Bilde“ (2.
Kor. 3,18).
Th. K.
Antwort C
Dies Kapitel spricht von dem Knecht Jehovas, von dem HErrn in Seinem
Leben der Niedrigkeit, unter dem Auge Gottes. Sein Leben hienieden war
so, wie unser (des Menschen) Leben hätte sein sollen
dem Auge Gottes. Sein Leben hienieden war so, wie unser (des Menschen)
Leben hätte sein sollen zum Wohlgefallen Gottes (V. 1). Vers 19 wird von
vielen schriftkundigen Brüdern auf Israel gedeutet; Israel wird auch oft
in der Schrift als „Knecht“ angeredet. Es sei Israel, das nach dem
Vorsatz Gottes der Vertraute Jehovas sei, das aber in seiner VerAntwortlichkeit
gefehlt habe.
Mir scheint das Wort einfacher zu sein, wenn man in dem 19. Verse wie in
den Anfangsversen Christus erkennt (Matth. 12,14 bis 21). Vers 18 ist
ohne Zweifel Israel. Es sind die Tauben und Blinden, die, wenn sie
wollen, hören und sehen können und deshalb aufgefordert werden zum
Sehen. Dann wird ihnen V. 19 Sein Knecht, der Vertraute Jehovas gezeigt
in einer Blind- und Taubheit, die nur bei Ihm gefunden wird und im
Gegensatz zu Israels Blindheit stand. Der in Niedrigkeit wandelnde
Knecht (Apg. 4,27) war auf Seinem Pfade hienieden blind und taub für
alles, was dem Willen Gottes entgegenstand, im Gegensatz zu Eva und
Adam, die nicht blind und taub waren für die Dinge, die Satan ihnen ins
Auge und ins Ohr gab. - Natürlich soll mit diesen Worten nicht
ausgeschlossen sein, daß auch in diesen Versen (18 bis 25) der HErr in
Seiner Verbindung mit Israel, oder besser gesagt, Israel in seiner
Verbindung mit dem Herrn gesehen wird. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Mancher Leser der Stelle möchte auf den ersten Blick sagen: Das ist nur
Israel! Mancher wird sofort sagen: Kein anderer als Jesus ist gemeint,
zumal wenn er an Matth. 12,14-21 denkt. Dennoch ist beim näheren Zusehen
und Forschen weder das eine noch das andere so klar wie beim ersten
Eindruck. Wir glauben auch, daß in erster Linie Jesus gemeint ist, daß
aber die andere Deutung damit in engster Verbindung steht. Wie das? Nun,
zunächst ist in diesem Kapitel wie auch in Kapitel 49,1-6 eine
beständige Wechselbeziehung zwischen Jesus als Knecht Jehovas und Israel
in derselben Stellung zu erkennen. Und wenn wir diese Tatsache scharf
ins Auge fassen, so wird uns vielleicht klar werden, daß ja zwischen
Jesus und dem Volke Israel bezüglich ihrer Stellung als Knecht kein so
großer Gegensatz bestehen kann; denn Jesus ist der Messias und der König
Israels, und wie oft wird der König eines Landes genannt, wenn das Volk
gemeint ist, und umgekehrt! Der König repräsentiert (stellt dar,
vertritt) das Volk. Licht auf diese Wechselbeziehung zwischen Israel und
Jesus dürften die Worte Jesu fallen lassen, in denen Er das Reich Gottes
als mitten unter ihnen (wörtlich Luk. 17,21) nahe zu ihnen gekommen
(Luk. 10,9; vgl. Matth. 12,28; 21,43 u. a. m.) zeigt: In der Person des
Königs war das Reich da, wenn auch die Reichsangehörigen ihre Stellung
noch nicht erkannten. Somit kann in unserer Stelle Jesus gemeint sein,
der König Israels in Knechtsgestalt; es kann auch Israel gemeint sein in
der Person seines Königs. Indem sein König blind und taub war nach dem
Wohlgefallen Jehovas, hatte das Volk eine Blindheit und Taubheit, die
Gott wohlgefällig war. Blind und taub für alles, was nicht dem Charakter
eines seinem Herrn völlig gehorsamen Knechtes entsprach, so war Jesus,
und so wird einmal in der zukünftigen völligen Erfüllung dieses Wortes
Israel wirklich sein und dann die erhabene Aufgabe erfüllen können, zu
der Gott es unter den Nationen gesetzt hat. In der ersten Erfüllung des
Wortes, die besonders zur Zeit von Jesu Erdendienst geschah, war Israel
in falscher Weise blind und taub und mußte hingewiesen werden auf den
Knecht Jehovas, der Seinen Weg in Abhängigkeit und Treue ging, auf
Jesus, den König Israels, der in der Mitte Israels wie der Dienende war
(vgl. Luk. 22,26.27).
Wir glauben somit sagen zu dürfen, daß diese Stelle zunächst in Jesus
ihre Erfüllung fand und einst in
Israel, dem es jetzt noch nicht „wie Schuppen“ von den Augen gefallen
ist, seine volle Erfüllung finden wird, wenn es den „König in Seiner
Schönheit“ (Jes. 33,17) schaut und für alles außer Ihm blind und taub
ist (vgl. Jes. 33,14-21!).
Frage 36
Wie ist die rechte biblische Stellung des Gotteskindes zum Blutgenuß (z.
B. in Form von Blutwurst)?
(Vergl. Apg. 15,20.)
Antwort A
Das Wort in Kol. 2,16: „So richte euch nun niemand über Speise oder
Trank oder in Ansehung eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten,
die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist
Christi,“ und Apg. 15,20 scheinen formell im direkten Widerspruch
zueinander zu stehen. Für den aber, der nach Matth. 6,22 ein
„einfältiges Auge“ hat, wird sich kaum eine Schwierigkeit ergeben.
Zweifellos sind wir zur Freiheit berufen (Gal. 5,13) und dürfen und
sollen demgemäß in der Freiheit wandeln und handeln, auch hinsichtlich
Speise und Trank. Dem einfältigen Auge wird aber das Wort in Apg. 15,20
nicht entgehen, und dem zur Unterwürfigkeit dem Wort gegenüber Geneigten
wird das Ausleben jenes Wortes nicht schwer fallen, vielmehr
selbstverständlich, wenn nicht eine Freude sein. Der einfältige Christ
wird auch nicht nach eng geschraubten und an den Haaren herbeigezogenen
Unterschieden zwischen gekochtem und ungekochtem Blute schauen, sondern
sich in Ehrerbietung vor dem einfachen geschriebenen Worte beugen und es
ausleben, also kein Blut essen, auch keine Blutwurst. W. W.
Antwort B
Das Verbot betreffs des Blutgenusses finden wir im Gesetz, welches nach
Hebr. 10,1 „einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge
Ebenbild selbst hat“, also nur in Vorbildern von dem spricht, was in
Christo seine vollkommene Erfüllung gefunden hat. So ist es z. B. mit
den Schlachtopfern, von welchen im Gesetz viel und ausführlich die Rede
ist (s. z. B. 3. Mose 1-5 usw.), und ebenso ist es auch mit dem Blute.
Wie wir in den Opfern Vorbilder erblicken von dem Opfer unseres
Heilandes, so erblicken wir auch in dem Blute ein Vorbild von Seinem
teuren Blute, welches Er am Kreuze für uns vergossen hat. „In dem Blute
ist die Seele“ oder „das Leben“ (3. Mose 17,11.14); Er hat „Seine Seele
ausgeschüttet in den Tod“ (Jes. 53,12), Sein teures Leben gegeben „als
Lösegeld für viele“ (Matth. 20,28); Er bezahlte unsere Schuld Gott
gegenüber. Davon sprach das Blut eines jeden dargebrachten Opfers, ja
eines jeden geschlachteten Tieres. Schon in 1. Mose 3,21, wo Jehova den
ersten Menschen „Röcke von Fell“ machte, sehen wir ein Vorbild auf den
stellvertretenden Opfertod unseres teuren Heilandes. Ebenso war Christus
und nichts anderes der kostbare Gegenstand, den Jehova im Auge hatte,
als Er nach der Sintflut dem Noah sagte: „Nur das Fleisch mit seiner
Seele, seinem Blute, sollt ihr nicht essen“ (1. Mose 9,4). Darum heißt
es auch 3. Mose 17,6: „Und der Priester soll das Blut an den Altar
Jehovas sprengen“ und V. 11 und 12: „Denn die Seele des Fleisches ist im
Blute, und Ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für
eure Seelen; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut durch die Seele
... Niemand von euch soll Blut essen ...“ (vgl. V. 13). Es handele
sich hierbei eben um die Ansprüche Gottes und um die Anerkennung
derselben. Diese Ansprüche Gottes sind vollkommen und auf ewig
befriedigt durch unseren Herrn Jesum Christum; gepriesen sei Sein Name!
Nachdem Er gekommen ist und Sein Blut vergossen hat, haben wir es nicht
mehr mit dem Blute von Tieren, sondern mit Seinem kostbaren Blute zu
tun; seitdem geschieht die Anerkennung der Ansprüche Gottes nicht mehr
durch Nichtgenießen des Blutes von Tieren, sondern durch den Glauben an
das vergossene Blut Seines geliebten Sohnes! Wir beschäftigen uns nicht
mehr mit den Schatten, sondern mit dem Wesen. Wenn eine geliebte Person
von mir abwesend ist, betrachte ich mit Freude und Liebe das Bild,
welches ich von ihr besitze; sobald sie aber selbst da ist, lege ich ihr
Bild beiseite und betrachte sie selbst und beschäftige mich mit ihr
selbst.
Wenn wir trotzdem im Neuen Testament finden, daß Judenchristen weiter
unter dem Gesetz blieben, so beweist das nur, wie schwer der Mensch in
die Gedanken Gottes einzugehen vermag, und wenn in Apg. 15,20 selbst den
Gläubigen aus den Nationen gesagt wird, „daß sie sich enthalten ... vom
Blute“, so ist dieselbe menschliche Schwachheit der Grund, wie der
folgende Vers (V. 21)
zeigt: „Denn Moses hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die
ihn predigen, indem er an jedem Sabbat in den Synagogen gelesen wird.“
Sie hatten also das Gesetz Moses' gehört und standen unter dem Eindruck
der darin gegebenen Vorschriften, also auch betreffs des Blutes, und
waren infolgedessen im Zweifel darüber, wie sie sich in der Sache
verhalten sollten, um so mehr, als noch „etliche derer von der Sekte der
Pharisäer, welche glaubten“, und „nebeneingeschlichene falsche Brüder“
kamen und sagten, sie müßten sich beschneiden lassen und das Gesetz
Moses' halten. In Anbetracht dieser Verhältnisse und zu dem Zwecke, den
in der Sache schwachen Gewissen zu begegnen, wurden die Vorschriften in
V. 20 gegeben.
Dieselbe Fürsorge für „den Schwachen im Glauben“ finden wir auch später
noch im Worte und gilt auch heute noch, da das Reich Gottes eben nicht
Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen
Geiste ist (Röm. 14,17). Ob wir dieses oder jenes essen oder nicht
essen, ist nicht die Sache, auf die es ankommt, sondern es kommt darauf
an, daß wir gehorsam sind, daß wir treu sind nach dem Lichte, welches
wir empfangen haben, daß wir handeln nach der Erkenntnis, die wir auf
Grund des Wortes Gottes über eine Sache haben. Darum ist es nötig, über
jede Frage - auch über die vorliegende - unter Gebet aus dem Worte
Gottes Belehrung und Klarheit zu suchen. Hierzu möchte ich folgende
Schriftstellen zum aufmerksamen Lesen und Prüfen besonders anempfehlen:
Röm. 14 (das ganze Kapitel, aus welchem ich besonders auf V.
2.3.6.14.20-23 aufmerksam machen möchte); 1. Kor. 8,7-13; 10,23-32; Kol.
2,16.17.
Möchten obige Worte dazu dienen, dem einen oder anderen zur Klarheit
über den behandelten Gegenstand zu helfen; wer aber irgend im Zweifel
ist, ob er Blutwurst essen darf, soll ja nicht welche essen, denn „wer
aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus
Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde“ (Röm.
14,23).
Th. K.
Antwort C
Wir müssen auch in dieser Frage den Zusammenhang beachten. Gott hatte
die Heiden herzugerufen und Seiner Gemeinde einverleibt; aber noch
bestand dieselbe vorwiegend aus gläubig gewordenen Juden, die noch mit
dem Gesetz in Verbindung standen. Von diesen nun gingen einige nach
Antiochien und lehrten und versuchten, die gläubig gewordenen Heiden
unter das Gesetz zu stellen (Apg. 15,5), d. h. Christentum und Judentum
zu vereinigen. Hierdurch entstand ein Zwiespalt. Dieser wurde nicht von
Paulus durch ein apostolisches Machtwort beendet, sondern gemeinsam
wurde die Sache besprochen.
Hieraus können auch wir bei Zwistigkeiten lernen.
Nach einer langen und freimütigen Aussprache faßt Jakobus alles
zusammen, und unter der Bestätigung der ganzen Versammlung wird das
Ganze in ein paar knappen Worten festgelegt: Die aus den Nationen sind
nicht mehr durch das Gesetz zu beunruhigen, sie haben sich aber zu
enthalten von Götzenverunreinigung, Blut-Ersticktem und Hurerei. Dieser
Beschluß wird als vom Heiligen Geiste ausgegangen bezeugt (V. 28), und
diese Dinge werden als „notwendige“ Stücke bezeichnet? Warum? Sie waren
nicht erst durch das Gesetz geworden, sondern längst vor dem Gesetz da.
Wenn die Christen nun auch dem Gesetz Mosis nicht sollten verpflichtet
sein, so sollten damit nicht auch zugleich Grundsätze und Anordnungen,
die Gott dem Menschengeschlecht gegeben, aufgehoben werden. An sich
hatten diese Dinge nichts mit dem Gesetz zu tun, wenn sie auch dem
Jahrhunderte später gegebenen Gesetze einverleibt und erweitert wurden.
Die Welt hat diese Dinge längst vergessen, weil sie die Erkenntnis
Gottes aufgegeben, und so waren dieselben zu Gewohnheiten unter den
Heiden geworden; der Heilige Geist stellt in der Gemeinde dieselben aber
wieder an ihren rechten Platz. Es wird nicht von dem, was böse oder
Sünde in oder an diesen Stücken ist, geredet, sondern von dem
Gesichtspunkte des „so werdet ihr wohl (recht) tun“. Das geistliche
Verständnis in der Gotteserkenntnis soll in der Gemeinde gefunden
werden. Diese Dinge standen den Bestimmungen des Schöpfers entgegen.
Götzen -standen in Widerspruch mit dem wahren Gott; BlutErsticktes -
darin war das Leben, welches Gott allein gehörte; Hurerei - Mann und
Weib sollten nur in der Heiligkeit der Ehe verbunden sein. Es waren
Widersprüche 1. mit Gott, 2. mit Seinen Rechten und 3. mit Seiner
Schöpfungsordnung.
Das war kein neues Gesetz für die Gemeinde, sondern ein Zurückrufen zur
Erkenntnis Seines Willens und Wohlgefallens von Anfang: So werdet ihr
wohl tun, euch in dem befinden und bewegen, was recht ist. Diese
Anfangsordnung, welche Gottes Herrlichkeit und Weisheit ist, wird heute
wenig beachtet. Aber auch der HErr wies dahin zurück, als Er sagte: „Von
Anfang aber ist es nicht also gewesen“ (Matth. 19,8). - Der Heilige
Geist, der diese unwissenden Heiden vom Gesetz frei macht, erleuchtet
sie zugleich über ihre Beziehung als Geschöpfe zum Schöpfer, den sie als
Heiden nicht gekannt hatten.
Wir haben nichts mit einer gesetzlichen Weise zu tun noch uns
spitzfindig damit abzugeben, wie weit buchstäblich in dem getöteten
Tiere noch Blut ist, wie weit es lebte, ehe es auf den Fleischmarkt kam.
Da ist kein Widerspruch mit 1. Kor. 10,25. Wir handeln in der Behauptung
Seiner Rechte. Wenn ich aber so tue, als ob es ganz gleichgültig ist, ob
Gott dem Menschengeschlechte nur das, was lebt, mit Ausschluß des
Blutes, zur Speise gegeben hat oder nicht, so vergreife ich mich an
Seinen Rechten als Schöpfer. Das Essen an sich befleckt mich nicht
(Matth. 15,11) - Wir sind frei von Gesetzlichkeit und Spitzfindigkeit,
aber nicht von der Anordnung Gottes. Bei der Hurerei kommt außer der
Frage der Schöpferordnung auch noch die Frage von Gut und Böse in
Betracht.
Wie ernst Paulus und seine Mitarbeiter es mit diesen Dingen nahmen,
ersehen wir aus Apg. 16,4. Sie hielten auf die Beobachtung dieser
Stücke, in unseren Tagen hält man nicht viel darauf. Kinder Gottes mögen
über diese Dinge hinweggehen, deswegen bleibt aber der Wille Gottes
ebenso bestehen, also
die Tatsache, daß Er das Blut nicht zur Speise gab. Und wenn der Heilige
Geist und die Apostel diese Dinge wichtig fanden, so will ich, ohne
andere zu verachten, mit ihnen in Übereinstimmung sein.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir haben die eingegangenen
Antworten
aufgenommen, obwohl sie im Widerspruch zueinander stehen. Jeder der
beiden Standpunkte ist gründlich beleuchtet, so daß unseren Lesern
genügend Anhaltspunkte zum Forschen gegeben sind. Möge der HErr Gnade
geben, daß vielen in dieser Sache klar werde, was das Rechte ist!
Wir persönlich sind davon überzeugt, daß die Stellen aus Apg. 15 für uns
keine Verbindlichkeit haben, ebensowenig wie die Anordnung, die Gott
gegenüber Noah traf. Wir sagen dies natürlich nicht, weil es uns etwa
unbequem wäre, dem Willen Gottes gehorsam zu sein, wo wir ihn erkennen;
aber es ist uns keine Frage, daß hier eben keine bindenden Anordnungen
gegeben sind. Wir begründen kurz unsere Überzeugung:
1. Zu Apg. 15,20.21 und 28.29: V. 21 zeigt, warum diese Anordnung
getroffen wurde, und zwar vom Heiligen Geist (28). Das Essen von
Ersticktem und Blut mußte den Judenchristen zum Anstoß werden, darum
wird denen, die zu den Heiden gehen, aufgetragen, dies Verbot zu
verkünden. Wenn nun gesagt wird, dieser Vers bezöge sich eben nur auf
judenchristliche Versammlungen, das Verbot aber sei Heiden gegeben, so
ist dem entgegenzuhalten, daß damals die Juden über den ganzen Erdkreis
zerstreut waren („in jeder Stadt“), und in jeder heidenchristlichen
Gemeinde waren Judenchristen (vgl. die ganze Apg.!). - Das kleine
Wörtchen „denn“ beweist für uns aufs deutlichste, daß nur aus dem V. 21
angegebenen Grunde diese Anordnung - die keinen Hinweis auf die Noah
gegebenen Verbote enthält - gegeben wurde. Daß in V. 28.29 von
„notwendigen“ Stücken geredet ist, widerspricht dem eben Gesagten ja
keineswegs; denn wenn es uns „wohlgehen“ (so wörtlich!) soll, so müssen
wir allerdings das Gewissen anderer zu schonen imstande sein (vergl.
Röm. 14,15.19 u. a.).
2. Es wird nun aber gesagt, dies Verbot greife zurück auf die längst vor
Moses dem Noah gegebenen Anordnungen. Gewiß, aber diese wurden im Gesetz
aufgenommen und vermehrt. Damit, daß sie dem Noah gegeben wurden und
doch auch später dem Gesetz einverleibt wurden, ist nicht gesagt, daß
sie verpflichtend sein sollten für alle Zeiten, sondern, da Noah doch
auch der Urvater von Israel ist, dem später das Gesetz den Blutgenuß
untersagte, so wurde dies Verbot zu Anfang der Periode des Fleischessens
gegeben. Dazu kommt, daß dies Gesetz nicht nur Israel, sondern auch dem
„Fremdling“ (3. Mose 17,10) gegeben wurde, so daß damit erst recht die
Anordnung dem Noah gegenüber zu einer vorbildlichen, das Gesetz
vorbereitenden wurde. Wenn es eine Anordnung war, durch die Gott Sein
Recht an dem Blut (Leben, Seele) aussprach, so mußte diese getroffen
werden, als der Fleischgenuß begann. Wenn aber dieselbe Anordnung in dem
Gesetz Aufnahme findet, so sind wir davon gerechtfertigt durch den
Glauben an Christus (vergl. Apg. 13,39; Röm. 3,27-31 u. a.). Denn in Ihm
finden alle Anordnungen Gottes, Sein ganzer Wille, Sein Recht, Seine
vollkommenen Aussprüche ihr Ziel, ihre Erfüllung (Röm. 10,4). Ist es uns
erlaubt, irgend ein Stück des Gesetzes auszunehmen von dieser Erfüllung,
von diesem Ende des Gesetzes?
3. Wenn die Verordnungen an Noah und aus Ap.-Gesch. 15 über den
Blutgenuß als bindend
anzusehen sind, warum nennt sie keiner der Apostel später? Warum ist in
1. Kor. 8 und 10 nichts darüber gesagt? Über die anderen beiden Stücke
wird viel gesagt in Kapitel 6-7 und 10 als über Dinge, die sich mit dem
„Tempel des Geistes“ (6,19) und der „Gemeinschaft am Tisch des HErrn“
(10,21) nicht vertragen; aber des Blutgenußverbotes findet sich keine
Erwähnung mehr. Warum nicht? Weil es eben ein nur für bestimmte Umstände
gegebenes, jedoch kein bindendes Verbot war. Wohl aber war es ein Gebot
der Liebe, sich dieses Genusses zu enthalten, wenn es sich um Schwache
handelte, die dadurch zu Fall kommen konnten (das ist der eigentliche
Sinn des „Anstoß- oder Ärgernisgebens“; vgl. 1. Kor. 8,10). Dann aber
nicht nur des Blutes, sondern jeder Speise, auch des Weines u. a. m.
(Röm. 14). Und gewiß wird keiner derer, die so wie wir diese Stelle
deuten, in Gegenwart eines, der darüber zu Fall kommen könnte, oder etwa
eines Juden oder Judenchristen, Blut in irgend einer Form - ob gekocht
oder ungekocht, ist völlig belanglos - essen. Denn „die Liebe ist des
Gesetzes Erfüllung“ (Röm. 13,10).
Gruß an den Leser:
„Jehova, sind Deine Augen nicht auf die Treue gerichtet?“ Jerem.
5,3a.
Vorbemerkungen:
Wir bitten herzlichst um freundliche Beachtung der letzten beiden
Umschlagseiten!
Während dies Heft als Doppelnummer erschienen ist, gedenken wir, so Gott
will, der Dezember-Nummer ein vollständiges
Schriftstellen-Verzeichnis des ganzen I. Jahrganges beizufügen!
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1, 23 („bei Christo sein“) zu Joh.
6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?
b) Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen
am biblischen Abendmahl (vgl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor. 11,23ff.),
oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?
c) Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige Geburt“ ? (1. Kor. 15,8.)
d) Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie
eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen.
Der Glaube kommt doch aus der Predigt! (Röm. 10,17.)
e) Was heißt „im Namen Jesu beten“? (S. z. B. Joh. 15,16.)
f) Welch ein Unterschied besteht zwischen den Namen Jesus Christus und
Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1.12.14.15.16) und ihrer
Anwendung in der Schrift? (Vgl. Frage 19, Anmerk. d. Herausgebers.)
Herausgebers.)
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 37
Worin ist nach Joh. 14,28 „der Vater größer als der Sohn“, und wie
verhält sich diese Stelle zu Stellen wie Joh. 14,9 („Wer Mich siehet,
siehet den Vater ...“) oder Joh. 10,30?
Antwort A
Wenn der HErr Seinen Jüngern gegenüber bezeugt, daß Sein Vater größer
ist als Er, so ist damit wohl gesagt, daß Gott der Vater Sich in
vollkommener Macht und Herrlichkeit von Ewigkeit her in den Himmeln
befand, während der HErr, als Er diese Worte sprach, noch den Pfad der
B. B.
Antwort B
Das Geheimnis der Person des HErrn werden wir nie zu erfassen vermögen.
In Seiner Wesensherrlichkeit war er nie weniger als Gott. Er
Selbst ist der ewige Gott, dessen Name auch „Ewigvater“ ist (Jes. 9,6).
Er Selbst kommt in diese Welt: Gott geoffenbart im Fleisch. Das Wort
ward Fleisch und wohnte unter uns, so daß von Ihm als „dem Menschen
Christus Jesus“ geredet werden kann (Röm. 9,5; Offb. 22,13; 1. Tim.
3,16; 1. Tim. 2,5). Er erniedrigte Sich Selbst, und von dieser
Erniedrigung aus redet Er von dem Vater als dem Größeren.
In unserer Stelle spricht Er von Seiner Rückkehr zum Vater. Aber Er hört
damit nicht auf, ein Mensch zu sein. Als ein Mensch (in Auferstehung)
kehrt Er zum Vater zurück, und Er will als solcher die Herrlichkeit
empfangen, die Er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war (Joh. 17,5). Er
spricht in Kap. 14,28 zu den Jüngern von Seiner Himmelfahrt, Seiner
Erhöhung, in welcher Er als der Sohn des Menschen von dem Größeren, „von
dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfing“, die Krone, und gesetzt wird
über die Werke Seiner Hände (2. Petri 1,17; Hebr. 2,7). Der Weg der
Erniedrigung war
gesetzt wird über die Werke Seiner Hände (2. Petri 1,17; Hebr. 2,7). Der
Weg der Erniedrigung war beendet, und ihre Liebe zu Ihm sollte darüber
Freude empfinden, denn in Seine Rückkehr und Erhöhung als Mensch waren
auch sie eingeschlossen.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Der Zusammenhang des ganzen Johannes-Evangeliums bezeugt aufs
deutlichste das volle wesenhafte Einssein des Sohnes mit dem Vater. Aber
als Mensch, in Seiner Selbsterniedrigung, war Er eine Zeit kleiner als
der Vater. Der Satz: „denn der Vater usw.“ enthält den Grund, weshalb
die Jünger sich um Seinetwillen freuen sollten. Für Ihn war Sein Hingang
zum Vater das Köstlichste und damit für sie auch das Beste, weil erst
nach Seinem Hingange sie in den vollen Genuß dessen treten konnten, was
Er für sie geworden war (vgl. Kap. 16,7).
Frage 38
Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?
Antwort A
Der Mann war und ist der Herr der Frau, der Vater der Herr der Jungfrau.
Kam eine Frau nun in die Versammlung, so trug sie etwas auf dem Haupte,
um anzuzeigen, daß eine Autorität über ihr sei, jemand, der Macht über
sie habe. Das war Sitte, Zucht und Ordnung, Sitte und Ordnung aber
sollten in der christlichen Versammlung nicht aufgehoben werden.
Wo aber Zucht, Sitte und Ordnung aufgehoben werden, da ziehen sich die
Engel, die immer als Diener derer, die ererben sollen die Seligkeit,
anwesend sind, zurück. Denn sie lieben Wohlanständigkeit und fliehen
Zuchtlosigkeit. Die dämonischen Geister aber sollen in der
Christenversammlung nicht die Herrschaft haben. Die guten Engel, die
Segensvermittler sind, sollen Platz haben. Wenn es aber wichtig ist, daß
Gottes gute Engelscharen um uns her sind, soll es uns auch wichtig sein,
in unseren Zusammenkünsten auf Zucht und gute Sitte zu achten.
Damit soll nicht eine damalige Sitte auf unsere Zeit übertragen werden,
sondern wir sollen nach dem, was heute wohlanständig ist, auch
wohlanständig uns benehmen.
K. E.
Antwort B
Die Verbindung, in welcher das Wort „Macht“ an genannter Stelle
gebraucht wird, läßt ohne weiteres erkennen, daß damit die Kopfbedeckung
gemeint ist. Warum letztere „eine Macht“ genannt wird, mag folgendes uns
zeigen:
In dem vorliegenden Schriftabschnitte (1. Kor. 11,2-16) handelt es sich
um die Feststellung der göttlichen Ordnung in bezug auf Mann und Weib,
welche die Korinther außer acht gelassen hatten. Offenbar waren da
solche, welche meinten, weil alle Gläubigen in Christo vor Gott stehen
und in
dieser Stellung vor Gott alle gleich sind, so sei unter den Gläubigen
jeder Unterschied schon hienieden aufgehoben und somit auch das Weib dem
Manne gleichgestellt. Hierin irrten sie. Wie in Eph. 5,22-33 so schön
gezeigt ist, sind Mann und Weib in ihrem Verhältnis zueinander ein Bild
von Christo und der Versammlung. Gleichwie Christus das Haupt der
Versammlung und diese dem Christus unterworfen ist (Eph. 5,23.24), so
ist der Mann das Haupt des Weibes und das Weib dem Manne unterworfen in
allem (Eph. 5,22-24; 1. Kor. 11,3). Mithin steht das Weib unter einer
Macht. Diese Macht findet ihre Darstellung durch die Kopfbedeckung.
Deshalb soll beim Beten und Weissagen der Mann nichts auf dem Haupte
haben (V. 4) und „sein Haupt nicht bedecken“ (V. 7), weil er in dem
erwähnten Bilde Christum darstellt, der als Haupt der Versammlung nicht
unter einer Macht steht, sondern die Macht hat.
Darum ist der Mann „Gottes Bild und Herrlichkeit“ (V. 7) und würde er
sein Haupt - Christum - entehren, wenn er beim Beten oder Weissagen
etwas auf dem Haupte haben würde (V. 4). Das Weib dagegen soll ihr Haupt
bedeckt haben, wenn sie betet oder weissagt, weil sie - die Versammlung
darstellend - dem Manne als ihrem Haupt unterworfen ist, also unter
seiner Macht steht. Deshalb entehrt sie ihr Haupt - den Mann -, wenn sie
mit unbedecktem Haupte betet oder weissagt (V. 5), weil sie damit
verleugnet, daß er ihr Haupt ist und sie ihm unterworfen ist. Also ist
das Bedecktsein des Hauptes des Weibes beim Beten oder Weissagen das
Zeichen dafür, daß sie unter einer Macht steht. - Sie soll dieses von
Gott bestimmte Verhältnis aber auch tatsächlich anerkennen und deshalb
„eine Macht“ (das ist also eine Kopfbedeckung als Zeichen der Macht,
unter der sie steht) auf dem Haupte haben (V. 10).
Warum aber „um der Engel willen“? Ich glaube, diese Frage kann nicht
zutreffend und verständlich beAntwortet
werden, ohne einen im vorliegenden Schriftabschnitte erwähnten weiteren
Gegenstand zu berücksichtigen, nämlich das lange Haar des Weibes.
Dasselbe ist nicht etwa die Kopfbedeckung, von der wir oben geredet
haben, wiewohl die mit beiden Gegenständen verbundenen Gedanken im
innigsten Zusammenhang miteinander stehen. Vers 6 läßt dies ohne
weiteres erkennen. Was das lange Haar bedeutet, erklärt uns Vers 15, wo
gesagt ist, daß für das Weib das lange Haar eine „Ehre“ ist und es ihr
als ein „Schleier“ gegeben ist. Dieses hat natürlich eine geistliche
Bedeutung, die wir finden, wenn wir das angewendete Bild betrachten.
Hinter einem Schleier ist die ihn tragende Person verborgen. Auch ist
dieser Schleier hier zugleich für die dahinter verborgene Person eine
„Ehre“, also eine Zierde, ein Schmuck. Was ist nun der wahre Schmuck des
Weibes? In 1. Tim. 2,9 heißt es hierüber: „Desgleichen auch, daß die
Weiber in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich
schmücken ...“, und 1. Petri 3,1-6: „Gleicherweise ihr Weiber, seid
euren eigenen Männern unterwürfig, auf daß ... sie ... mögen gewonnen
werden, indem sie euren in Furcht keuschen Wandel angeschaut haben;
deren Schmuck sei nicht der auswendige ..., sondern der verborgene
Mensch des Herzens in dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen
Geistes ... Denn also schmückten sich auch einst die heiligen Weiber
..., indem sie ihren eigenen Männer unterwürfig waren: wie Sarah dem
Abraham gehorchte und ihn Herr nannte ...“ Hier sehen wir einen Schmuck,
hinter dem der „Mensch des Herzens“ verborgen ist, wie im obigen Bilde
der äußere Mensch hinter dem Schleier des langen Haares. Dieser Schmuck
ist durch den „verborgenen Menschen des Herzens“ hervorgebracht und
darum zugleich der Beweis seines Vorhandenseins und des darin wohnenden
Lebens. Genau so ist es mit dem langen Haar in bezug auf den dahinter
verborgenen Menschen. Wie zutreffend in jeder Weise ist also dieses vom
Heiligen Geiste gebrauchte Bild! Wir sehen auch hierin wieder die
Vollkommenheit und Herrlichkeit des Wortes Gottes! - Das
lange Haar des Weibes ist also ein Bild von dem unverweslichen Schmuck
des sanften und stillen Geistes, der in einem bescheidenen Äußeren in
Schamhaftigkeit und Sittsamkeit, in einem in Furcht keuschen Wandel und
in Unterwürfigkeit und Gehorsam dem Mann gegenüber erkennbar ist. Wenn
nun einem Weibe dieser geistliche Schmuck fehlt, so soll es auch das
Bild desselben, das lange Haar, nicht tragen. Deshalb heißt es in Vers 6
unseres Schriftabschnittes: „Denn wenn ein Weib nicht bedeckt ist“ (sie
also ihr Unterworfensein nicht anerkennt), „so werde ihr auch das Haar
abgeschnitten“. - Und nun kommen wir zurück auf das Wort Vers 10: „...
um der Engel willen“. Der eben erwähnte Zustand - ein Weib mit
geschorenem Haupte - ist gänzlich gegen die Ordnung Gottes in Seiner
Schöpfung (s. Vers 14 u. 15). Gott kann aber nicht dulden, daß gegen
diese Ordnung verstoßen werde; Er ist es Seiner Herrlichkeit schuldig,
darüber zu wachen um der Engel willen. Warum gerade um der Engel willen?
Weil diese in der Schöpfung außer dem Menschen diejenigen Wesen sind,
welche mit Einsicht und Verstand ausgerüstet sind und daher die
göttliche Ordnung in der Schöpfung kennen. Wohl können sie den Ratschluß
Gottes in bezug aus den Menschen, das wunderbare und herrliche
Verhältnis der Erlösten zu Ihm, nicht verstehen, wie wir in 1. Petri
1,12 lesen: „... in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren“, weil
es nicht ihnen, sondern „Seinen Heiligen“ geoffenbart ist (Kol. 1,26),
aber sie kennen die Ordnung Gottes in Seiner Schöpfung. „Darum soll das
Weib eine Macht aus dem Haupte haben um der Engel willen.“ - Möchten
auch wir stets auf Seine Herrlichkeit bedacht“ sein! -
Th. K.
Antwort C
In 1. Kor. 11 haben wir die Ordnung der Schöpfung. Christus ist das
Haupt eines jeden Mannes und nicht etwa nur das der Erlösten.
Diese Seine Rechte sollten im Evangelium der Welt bekannt gemacht und
verkündigt werden. Jeder nun, ob Mann oder Weib, welcher des HErrn
Rechte anerkennt, wird sich Ihm unterwerfen und steht mit Ihm nicht nur
als Geschöpf, sondern auch als Erlöster in Beziehung. Die Erlösten
werden die Ordnung der Schöpfung Gottes, welche von der Welt ignoriert
wird, anerkennen. Der Mann sieht in Christo sein Haupt, das Weib in dem
Manne ihr Haupt. Dementsprechend wird das Weib durch Bedeckung ihres
Hauptes bekennen, daß nicht sie, sondern der Mann das Haupt ist. Dies
geschieht um der Engel willen, welche Zeugen der Schöpfung waren (Hiob
38,7) und durch die Gemeinde jetzt die mannigfaltige Weisheit
Gottes erkennen (Eph. 3,10).
K. O. St.
Antwort D
In diesem Kapitel bringt der Apostel Belehrungen über das Zusammenkommen
als Gemeinde. Ehe er aber Belehrungen hierüber gibt, unterweist er sie,
wie jeder, Mann oder Weib, schicklich in des HErrn Gegenwart erscheinen
soll, um mit Ihm oder von Ihm zu reden.
Viele Kinder Gottes behandeln diese Stelle als eine ganz belanglose
Sitten- oder Modefrage. Die Schrift spricht aber von dem Bedeckt- und
Unbedecktsein nicht als um der Sitte oder Mode willen - sondern um der
Engel willen. Zwischen Moden und Engeln ist ein gewaltiger Unterschied!
Wenn die tiefe und ernste Bedeutung dieser Stelle verstanden würde,
würde man aufhören, als von Nebensächlichem darüber zu reden. Sollte es
uns nicht schon stutzig machen, wenn man sieht, daß
Nebensächlichem darüber zu reden. Sollte es uns nicht schon stutzig
machen, wenn man sieht, daß der Apostel über diese Dinge von den
höchsten Gesichtspunkten aus spricht, von dem Verhältnis Christi zu Gott
und des Mannes zu Christo? Sollte uns das nicht schon nachdenklich
machen, ob darin nicht doch mehr liege als man auf der Oberfläche sieht
?
Deutlich weist der Apostel in dieser Sache auf die Anfangsgedanken des
Schöpfers hin (V. 7). Der Mann ist Gottes Bild und Herrlichkeit (1. Mose
1,26.27). Mann und Weib - das sollte in der Gemeinde nicht aufgehoben
sein. Wohl sagt die Schrift: „da ist nicht Mann und Weib, denn ihr alle
seid einer in Christo Jesu“, aber nicht in der Gemeinde hienieden (Gal.
3,28). In zwei verschiedenen Ständen schuf Gott den Menschen - Mann und
Weib. Jeder Stand soll Seine Weisheit offenbaren. Gott hat jeden Teil
mit einer besonderen Ehre geschmückt, um Seine Gedanken vor dem Wesen
einer anderen Welt zum Ausdruck zu bringen, und der Apostel will nicht,
daß sie darüber unwissend sind (V. 3).
Vielfach wird diese Stelle ganz einseitig behandelt, als ob hier nur vom
Bedecken des Weibes geredet würde und nicht auch vom Unbedecktsein des
Mannes. Beides ist gleich bedeutungsvoll und gehört zusammen.
Vom Haupt aus nimmt alles den Anfang. Würden wir Männer, als das Haupt,
mit einer Gewohnheitssache aufhören und in Gottes Gedanken eingehend
unbedeckt beten, so würde auch das Weib bald lernen, sich zu bedecken.
So wie der HErr in die alltäglichen Dinge, Brot und Wein, zu einer
besonderen Stunde einen so tiefen Inhalt gelegt hat, daß wir Seinen Leib
darin unterscheiden, so hat es Ihm gefallen, in das Bedeckt- und
Unbedecktsein einen tiefen Sinn zu legen.
Der Mann tritt mit unbedecktem Haupte vor Gott. Er hat kein sichtbares
Haupt in dieser Schöpfung. Christus in der Herrlichkeit ist sein Haupt.
In dem Unbedecktsein drückt er aus vor Gott, vor Engeln und Menschen,
daß Christus sein Haupt ist und daß das unsichtbare Haupt in ihm in
dieser Welt geschaut wird. Er soll sich nicht bedecken, er würde sein
Haupt verleugnen. Brüder! Welche große Wirklichkeit hat Gott in die
scheinbar bedeutungslose Sache gelegt, die der Glaube erfaßt. Für das
Auge und für den Verstand ist es ein Nichts - wie mit dem Brot und Wein
-, aber für den, der des HErrn Sinn erkannt hat, ist es etwas Großes.
Möchten wir aufhören mit dem gewohnheitsmäßigen Hutabnehmen beim
Beten - es hat keinen Wert vor Gott. Ich werde es nie vergessen, als ich
mir zum ersten Male die Frage vorlegte: „Warum betest du unbedeckt?“ Und
welch eine heilige Furcht und VerAntwortlichkeit
durch meine Seele ging, als ich zum ersten Male unbedeckt vor Gott stand
mit dem Bewußtsein, damit vor Gott, Engeln und Menschen
auszudrücken: Christus ist mein Haupt, als eines Mannes in Gottes
Schöpfung (nicht in dem Sinne hier als eines Gliedes am Leibe). Ganz
anders das Weib; es bekennt damit, nicht Haupt zu sein. All die
Herrlichkeit, die Gott mit dem Haupte verbunden, spiegelt sich in dem
Weibe. In ihrer Unterordnung unter das sichtbare Haupt trägt sie das
Bild der Unterordnung der Schöpfung vor Gott. In einer ganz besonderen
Weise aber bringt sie, das Weib, die Gemeinde in ihrem
Christo-Unterworfensein vor den Engeln zum Ausdruck. Die Bedeckung ist
das Zeichen und der Ausdruck von der „Macht“, unter der das Weib steht
und welche sie anerkennt. Das Weib trägt die Herrlichkeit des
Unterworfenseins der Gemeinde vor die Blicke des Universums und der
Engel. Welche Herrlichkeit hat Gott auf Mann und Weib gelegt, Seine
Gedanken in der Schöpfung darzustellen.
Wir sind unter den Blicken von Menschen und Engeln (1. Kor. 4,9). In der
Schöpfung ist durch die
Sünde alles verdorben und entstellt, aber in der Mitte derer, die durch
das Blut Jesu Christi von der Sünde gereinigt sind, soll Engeln die gar
mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan werden (Eph. 3,10). Engel sind
nicht allwissend (1. Petri 1,12), sie lernen Gottes Gedanken durch das
Anschauen der Gemeinde, durch das, was sie an uns sehen. Sie beachten
unser Tun (1. Tim. 5,21). Eine alte Schwester sagte einmal: Wenn Engel
auf uns sehen, um Gottes Weisheit zu erkennen, dann müssen wir uns in
unseren Zusammenkünften noch ganz anders benehmen!
Möchten diese kurzen, wenigen und abgerissenen Gedanken uns dazu dienen,
mit dem Gewohnheitsmäßigen zu brechen und in das Wesen einzutreten.
Mancher Bruder, der mit überlegenem Lächeln und einigen Schlagworten
diese Sache abtat, kam in peinliche Verlegenheit, wenn er ersucht wurde,
den Grund anzugeben, warum er unbedeckt bete.
Für manche Schwester möchte noch das „Wie soll ich mich bedecken?“ eine
Frage sein. Wenn wir das Wesen der Bedeckung erfaßt haben, so wird das
äußere „Wie“ keine Schwierigkeit bieten, wir werden das Schickliche bald
finden. Wir sind hierin, glaube ich, nicht knechtisch an den Buchstaben
gebunden, da wir ohne Unterlaß und allezeit beten sollen. Es handelt
sich hier um den bewußten Ausdruck einer Handlung in der Bedeckung. Ich
habe manchmal Brüder beten sehen, die mit ihrer Hand ihr Haupt
bedeckten. Wenn unter Umständen eine Schwester solches tut, so glaube
ich, wird es vor Gott das sein, was der Glaube und die Treue darin in
Seiner Gegenwart tut.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Sollte der Heilige Geist nur darum diese Dinge inspiriert haben, weil
sie etwa eine „orientalische Sitte“ sind? Mancher scheint dies zu
glauben und zeiht die, die es auch hierin mit Gottes Wort genau nehmen,
der Buchstabenknechtschaft und Gesetzlichkeit! Der HErr erbarme Sich
über Sein Volk, das es fertig bekommt, Seine erhabenen Gedanken in
dieser Weise abzutun! Und dabei war es für Juden gar nicht so
selbstverständlich, was hier über das Unbedecktsein der Männer steht!
Bekanntlich durfte kein Priester unbedeckten Hauptes in das Heiligtum
vor Gott treten1
- wir aber, lieben Brüder, die wir zu dem „königlichen Priestertum
gehören“ (1. Petri 2,9), sollen es, und - tun es vielleicht ganz
selbstverständlicherweise! Aber sobald es sich um das Weib handelt, so
ist alles nur „so orientalische Sitte“, die für unsere Zeit nicht
maßgebend ist! Sind Gottes hohe Gedanken darüber und ihr Zweck - „um der
Ellgel willen“ - für heute nicht mehr maßgebend? Teurer Bruder, sei mal
konsequent, deinen Maßstab, den du an das anlegst, was über die Weiber
gesagt ist, an dich selbst anzulegen; d. h. wenn du meinst, die Weiber
(Frauen und Jungfrauen) könnten dies Gebot übertreten, stelle dich
einmal vor die Frage, ob du es übertreten kannst, indem du in der
Versammlung und wo du sonst betest und weissagst (vgl. Frage 32), den
Hut aufsetzest! Würde dein Gefühl, dein christliches Empfinden nicht
schon dir sagen, daß du unrecht tätest? Und dann stelle dich vor die
Wahrheitsfrage: Was will Gott hiermit, was hat Er in diese
Dinge hineingelegt? - und dann wage noch zu sagen: das alles, besonders
aber das in bezug auf die Weiber Gesagte, ist gleichgültig, äußere Form,
ohne Inhalt! Schaffe jeder bei sich zu Hause und in der Versammlung
seines Ortes, daß diese Sitte den Charakter einer toten Form verliert
und tue er und sein Weib Gott die Ehre an, die Ihm gebührt: Sein
Wort zu bewahren, aus Liebe zu Ihm!
(Joh. 14,21ff.)
Frage 39
Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im
Verhältnis zu Kol. 2,16-17?
Antwort A
Die Worte: „Und Gott hatte am siebenten Tage Sein Werk vollendet, das Er
gemacht hatte; und Er ruhte am siebenten Tage von all Seinem Werk, das
Er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn“
(2. Mose 2,2-3), wodurch dieser Tag von den Wochentagen unterschieden,
von ihnen ausgesondert, ja ihnen entgegengesetzt wurde, stehen im
Widerspruch mit dem Wesen und Begriff des Paradieses, ebenso wie der Tod
dem Wesen des Paradieses widerspricht.
Das dem Menschen gesteckte hohe Ziel hat er nicht erreicht, ja, er hat
nicht einmal danach gestrebt. Wenn er seiner himmlischen Berufung,
seiner gottesbildlichen Bestimmung entsprochen hätte, so würde mit dem
siebenten Tage oder mit der siebenten Periode ein ewiger Sabbat in der
Festfeier der göttlichen Liebe und eine Friedensruhe in Gott über ihm
ausgegangen sein. Er hat aber diesen Sabbat nicht gefeiert und statt
dessen durch die Barmherzigkeit Gottes ein sehr armes, schwaches
Nachbild außerhalb des Paradieses, auf der Erde, dem Orte der
Verbannung, empfangen, deren Acker verflucht wurde.
Am Schlusse der Schöpfung (1. Mose 2,2.3) wird wiederholt bezeugt, daß
Gott am siebenten Tage ruhte von allen Seinen Werken, und aus dieser
Ruhe die Segnung und Heiligung des siebenten Tages abgeleitet. Inwiefern
konnte von Gott gesagt werden, daß Er ruhte von allen Seinen Werken,
oder wie konnte die Ruhe Gottes unterbrochen werden? Die Rückkehr Gottes
in die Ruhe setzt voraus, daß die Wiederherstellung der Erde mit Mühe
und Arbeit verbunden war. Wenn Gott zu Seinem Volke sagt (Jes. 43,24):
Aber du hast Mir zu schaffen gemacht mit deinen Sünden, du hast Mich
ermüdet mit deinen Missetaten,“ so ist das etwas Wirkliches und
Tatsächliches für Gott Selbst, ein Kampf Gottes mit diesem Volke, mit
seiner Untreue, mit seinem hartnäckigen, widerstrebenden Herzen. Um
einen ebensolchen Kampf Gottes durch Seinen Geist handelte es sich bei
der Wiederherstellung der Erde, weil Gott auch im Satan das Recht der
Persönlichkeit anerkennt.
Das Sechstagewerk bezieht sich auf die Erde, was dagegen Gott am
siebenten Tage tut, auf das ganze Universum, denn Seine Wirksamkeit hört
am siebenten Tage nicht auf, sie ist nur anderer Art, entsprechend
Seiner heiligen Liebe, in der Er ruht. Diese Vollendung am siebenten
Tage steht in der engsten Verbindung mit der Wiederherstellung der Erde.
Der gottesbildliche Mensch ist im göttlichen Ratschluß zum Höhepunkt der
Schöpfung ersehen, und für die Wiederherstellung des durch seinen
Ungehorsam gestörten Verhältnisses zwischen Gott und der Welt tritt der
eingeborene Sohn als Bürge und Mittler ein (Eph. 1,4.5). Die Versöhnung
des Menschen ist mithin ewig durch den Sohn vermittelt und durch den Tod
am Kreuze vollzogen und verwirklicht. Indem nun Gott Sich in die Ruhe
Seines seligen Lebens zurückbegibt, steht Sein Ratschluß als ein ewig
vollendeter vor Seinem Geistesauge, denn Ihm sind alle Seine Werke von
„jeher bekannt“ (Apgesch. 15,18); Er begibt Sich aber nur in diese Ruhe,
um in Seiner erbarmenden Liebe die Welt nach Sich zu ziehen und sie
ihrem im göttlichen Ratschluß gesetzten und durch den Sohn der Liebe
vermittelten Ziele entgegenzuführen. Sein Sabbat wird schließlich zum
Sabbat des Universums. Er stiftet ihn als den Reflex Seines Sabbats in
der Zeit, damit Er einmünde in den Sabbat der Ewigkeit, in den Sabbat
der göttlichen seligen Liebe. Er muß demgemäß, wenn auch seiner Form
nach ein zeitlicher, seinem Wesen und Inhalt nach
ein ewiger sein. Der Sabbat ist somit das Symbol der Einkehr in Gott,
der Friedensgemeinschaft mit Ihm, des Eingangs in die Festfeier Seiner
ewigen Liebe, was in 2. Mose 20 zum Ausdruck gebracht ist im
Schattenbilde, im Gesetz.
Die Grundsätze der Gnade sind nun ganz andere und dürfen mit den
Grundsätzen des Gesetzes nicht vermengt werden, sonst würde das Gesetz
seiner strengen und unbeugsamen Majestät und die Gnade ihrer göttlichen
Reize beraubt werden.
In dem Herzen Gottes gibt es weit mehr, als die auf dem rauchenden Berge
gesprochenen Gebote je auszudrücken vermochten, und dies ist in Christo
zum Ausdruck gebracht; „denn in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig“ (Kol. 2,9). „Das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade
und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh. 1,17). In Ihm ist
der Gläubige zur Ruhe gekommen und Gott auch. „Er schweigt in Seiner
Liebe“; „Er frohlockt über dich mit Jubel“ (Zeph. 3,17). Gott sieht die
Heiligen jetzt in Christo und in dessen Vollkommenheit und ist
befriedigt.
Das sind Grundsätze und Verwirklichungen der Gnade, im Gegensatz zum
Gesetz, zum Schaltenbilde. Demgemäß ist durch das Wesen der Gnade
jegliches Gesetz und jegliches Schattenbild aufgehoben und damit auch
der Sabbat, und mit Recht wird in Kol. 2,17 von den Schatten auf den
Körper (Christus) hingewiesen.
2. Mose 20,8-11 ist also nicht auf den Sonntag zu beziehen.
W. W.
Antwort B
Die erste Frage ist unbedingt zu verneinen, da Sabbat im Worte Gottes
nie mit Sonntag - dem ersten Tag der Woche“ - verwechselt wird.
Die zweite Frage ist durch BeAntwortung
der ersten eigentlich schon erledigt. Der Apostel spricht von diesen
Tagen und Festen als von Schatten; im Gegensatz zu diesen ist Christus
die Fülle, der Körper. Wer nun Christus, den Körper, das Wesen, die
Fülle aller Schatten und Vorbilder, hat, sollte auf keinen Fall auf
Dinge, welche durch Christum erfüllt sind, zurückgreifen; dies würde
bedeuten, Christum aufgeben, und diejenigen, welche dies tun, sind
schrecklich nahe daran, unter das Urteil von Hebr. 10,26-31; Gal. 2,18
zu kommen. Übrigens urteile man selbst, welches mehr Wert und Gehalt
hat, der Schatten einer Person oder die Person selbst?
Der Apostel Paulus erwähnt, soviel ich wahrgenommen habe, den Sabbat -
vielmehr Sabbate (Mehrzahl) - nur ein einziges Mal in seinen Briefen,
und wo er dies tut, steht er ihm ablehnend gegenüber. Sollte jemand sich
darauf berufen, daß der Apostel Paulus am Sabbattag öfter in die
Synagoge ging (vergl. Apgesch. 13,14.27.42.44 u. a.), und daraus
schließen wollen, daß das Halten des Sabbats doch eine biblische
apostolische Berechtigung habe, dem möchte ich nur erwidern, daß der
Apostel Paulus nur die Gelegenheit wahrnahm, den Juden und Proselyten
das Evangelium der Gnade zu bringen, weil er sie an dem bestimmten Tage
dort in großer Anzahl antraf, wie auch wir jetzt bei bestimmten Festen
und Tagen die Freiheit haben, den Menschen das Evangelium von Christo zu
bringen, ohne nur daran zu denken, religiöse, weltliche Feste feiern zu
wollen, da wir doch mehr haben, als was Religion und Welt uns zu geben
vermögen: „Christus!“
Nichts ist verwirrender, als klare Ausdrücke und Bestimmungen des Wortes
Gottes unbeachtet zu lassen oder zu verwechseln. Wenn wir den Sabbat mit
dem ersten Tag der Woche als eins betrachten, dann sind wir
notwendigerweise auch gezwungen, Israel, das irdische Volk Gottes, und
die Gemeinde Gottes, das himmlische Volk, als eins zu betrachten. In
Wirklichkeit tun dies diese Leute, welche obigen Unterschied verwischen,
indem sie einfach sagen: „Die Gemeinde sei das geistliche Israel!“
Wo aber steht so etwas im Worte Gottes?
Der Sabbat gründet sich auf die Schöpfung Gottes, wurde dem irdischen
Volke Gottes als Bundeszeichen gegeben, sie sollten Zeugen Dessen sein,
der Himmel und Erde gemacht hat. Der erste Tag der Woche (vergl. Ev.
Joh. 20,1.19.26; Apgesch. 20,7; 1. Kor. 16,2) gründet sich auf die neue
Schöpfung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.
Wer nun die Jünger Christi mit dem Joch „des Sabbathaltens“ belasten
will, bringt den Gläubigen unter das Gesetz und bürdet ihm das Halten
des ganzen Gesetzes auf (vergl. Gal. 3,10 und Jak. 2,10). Weil nun
letzteres von uns unmöglich erfüllt werden kann, ist auch ersteres für
uns hinfällig, denn „Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden
zur Gerechtigkeit!“ (Röm. 10,4.)
Ganz anders verhält es sich mit dem ersten Tag der Woche, welchen der
HErr nicht zum Halten gebot oder gar zum Gesetz erhob (dies würde dem
Geiste der Gnade nicht entsprechen), aber ihn nichtsdestoweniger
auszeichnete durch Seine jeweilige Erscheinung inmitten Seiner Jünger
nach Seiner Auferstehung.
Dies wird jeder geistlich Gläubige beachten sowie zu schätzen wissen.
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Wir freuen uns dessen, daß im Vorigen in klarer Weise gesagt wird, daß
die Kinder Gottes los sind vom Sabbatgebot, weil sie frei sind vom
Gesetz. In unseren Tagen macht die Irrlehre der „Adventisten vom
siebenten Tage“ (Sabbatarier) rapide Fortschritte, und ungezählte
wirkliche Kinder Gottes fallen wieder unters Gesetz, machen praktisch
(natürlich ohne es zu wollen) das Werk Christi und die Gnade ungültig
(vergl. Gal. 2,2.) und suchen Gott durch Halten des Sabbats zu
befriedigen - und wie schwer hält es, sie von diesem Irrtum zu
überzeugen! Woher kommt es, daß außer vielen Unbekehrten so viele Kinder
Gottes verführt werden? Satan ist da und sein Werk ist, das Werk der
Gnade zu entkräften. Das Gesetz richtet sich an den Menschen im Fleisch,
und es ist dem Feinde eine Freude, die Christen im Fleische wandeln zu
sehen, wird dadurch doch am besten sein Ziel erreicht, daß Christus
entwertet wird! Das ist die tiefere Ursache dieser traurigen Erscheinung
der Gegenwart; die menschliche Seite der Frage ist die Unkenntnis der
Schrift in den weitesten Kreisen der Gläubigen. Möchte jeder Bruder,
jede Schwester es sich zur Aufgabe machen, sich durch das Lesen der
Schrift mit dem Schwert zu wappnen (Eph. 6,17) gegen alle
Verführungsmacht Satans. Und dazu noch ein praktischer Wink: Lieber
Bruder, liebe Schwester, wird durch irgend etwas, was man dir als
Schriftwahrheit auftischt, Christus beiseite gesetzt und der Mensch in
den Vordergrund gerückt, so weise es ab! Bitte lies und nimm's in dich
auf, was Gal. 2,20 steht! Und dann, lies und durchforsche immer
wieder den Galaterbrief! Wer diesen kennt auswendig und inwendig, der
ist gerüstet gegen die Irrlehre von der Notwendigkeit der
Sabbatbeobachtung! Und bist du veranlaßt - suche es nicht! -,
dich mit Sabbatariern auseinanderzusetzen, so mach's, wie Nehem. 2,4b
steht: „Da betete ich“, und laß dir schenken Lehrfähigkeit und Sanftmut
nach 2. Tim. 2,23-26! Und noch eins: Möge niemand den schriftwidrigen
Gedanken verteidigen, wonach das Sabbatgesetz auf den Sonntag zu
übertragen sei! (Gal. 4,10-11.) Wenn auch dieser Tag in der Schrift
ausgezeichnet ist - ein Sonntagsgesetzt gibt es nicht! -
„Laßt niemanden euch um den Kampfpreis bringen!“ Kol. 2,18.
Frage 40
Wie sind die Stellen Matth. 3,5-6.11-12 zu verstehen gegenüber Römer
6,2ff.?
Antwort A
Apgesch. 19,4.5 lesen wir, daß etliche, die mit der Taufe Johannis
getauft waren, nochmals auf den Namen Jesu Christi getauft werden mußten
und sie sogar erst nach Händeauflegung den Heiligen Geist erhielten.
Diese waren also zweimal getauft, einmal zur Buße, sodann zum Empfang
des Heiligen Geistes in Jesu Tod.
Apgesch. 19,4.5 steht weiterhin, daß bei der Taufe Johannis gesagt sei,
daß sie an Jesum glauben sollten, das heißt nichts anderes, als an
Seinen Versöhnungstod. So sind z. B. die Jünger nur von Johannes mit
Wasser getauft worden; aber am Pfingstfest erhielten sie die Fülle des
Geistes, was sich durch feurige Zungen auf ihren Häuptern schon
äußerlich kund tat. Also sind die Jünger Jesu wie auch viele andere
durch Johannes mit Wasser in Jesu Tod getauft, obwohl er noch zukünftig
war, um dann nach Jesu Tode die köstlichen Verheißungen im vollem Maße
zu empfangen, wie auch die Heiligen des A. B. die ewige Seligkeit
erlangt haben im Hinblick auf Jesu Versöhnungstod, der noch geschehen
sollte, um nach demselben zur vollen Herrlichkeit einzugehen.
Man könnte noch einen dritten Fall annehmen. Nach Matth. 13,21 können
manche, die von Johannes getauft waren und Christum im Glauben erfaßt
hatten, wieder abgefallen sein, als die Verwerfung Jesu stattfand. Auch
ihnen hat dann das erste Wort des HErrn am Kreuze gegolten, das ja am
Pfingsttage so herrlich in Erfüllung ging.
L.Th.
Antwort B
In Röm 6 haben wir die beste Erklärung der Bedeutung der Taufe
(s. V. 4-6). Der Grundgedanke der Wassertaufe ist der des Gerichts über
den schuldigen Menschen. Dieser Grundgedanke ist für den Gläubigen
erfüllt in dem Tode Christi. Deshalb geschieht die Taufe des Gläubigen
auf den Tod Christi (V. 3 u. 4). Der Gläubige ist einsgemacht mit
Christo in allem, in Seinem Tode und in Seiner Auferstehung. Durch die
Taufe bekennt er dieses völlige Einssein mit Ihm, und zwar im Blick auf
das Gericht und den Tod. Er weiß, daß es für den sündigen alten Menschen
nichts anderes geben konnte und daß der Herr Jesus für ihn hierin den
Platz einnahm am Kreuze und im Grabe; er sieht in Christo seinen alten
Menschen am Kreuze gerichtet und im Grabe hinweggetan vor den Augen
Gottes. Dieses wird durch die Taufe zum Ausdruck gebracht. Deswegen ist
die selbstverständliche und unerläßliche Voraussetzung für die Taufe der
persönliche Glaube. Weiter ist ebenso selbstverständlich
unerläßliche Voraussetzung für die Taufe der persönliche Glaube. Weiter
ist ebenso selbstverständlich nach dem Gesagten die Taufe nur dann
sinnentsprechend und schriftgemäß, wenn sie in der Weise geschieht, daß
der, welcher sich taufen läßt, vollständig im Wasser untergetaucht wird,
er also von demselben vollkommen bedeckt und so in demselben begraben
wird (s. V. 4). - An den Tod des Herrn Jesu knüpft sich die kostbare
Tatsache Seiner Auferstehung. So kommt auch der Getaufte aus dem
Wassergrabe hervor, gleichsam zu einem neuen Leben. Dieses ist im
Kapitel 6 der Grundton, aber besonders hervorgehoben in der zweiten
Hälfte des V. 4 und in V. 5 und 6. Wie könnte es auch anders sein? Wenn
ich eins mit Ihm bin, dann bin ich es eben immer; bin ich es in Gericht
und im Tode, dann bin ich es auch in der Auferstehung und im Leben! O,
welche Gnade! Eins mit Ihm, dem gekreuzigten, gestorbenen und
begrabenen, auferstandenen und verherrlichten Heilande und HErrn!
Wie kostbar und wie herrlich!
Eine andere Bedeutung hat die Taufe des Johannes, die wir in Matth.
3.5.6 finden (s. auch Mark. 1,4; Apgesch. 19,4). Diese hatte ihren
Platz vor dem Kreuze, denn sie war die „Taufe der Buße, indem er dem
Volke sagte, daß sie an den glauben sollten, der nach ihm kam, das ist
an Jesum“ (Apgesch. 19,4). Johannes war vor dem HErrn her gesandt, um
das Volk für Sein Kommen vorzubereiten. Deshalb rief er das Volk zur
Buße, denn das war es, was zur Aufnahme des HErrn vor allem nötig war.
Die nun auf seine Stimme hörten, kamen und wurden von ihm im Jordan
getauft, „indem sie ihre Sünden bekannten“ (Matth. 3,5.6). Durch diese
Taufe „rechtfertigten sie Gott“ (Luk. 7,29), indem sie durch dieselbe
anerkannten, vor Gott schuldig und des Gerichtes wert zu sein. Deshalb
ließ auch der Herr Jesus Sich von Johannes taufen, da Er gekommen war,
den Platz des schuldigen, verlorenen Sünders im Gericht einzunehmen; Er
machte Sich eins mit denen, welche diesen Platz als den ihrigen vor Gott
anerkannten. - Die Taufe des Johannes war also, wie wir gesehen haben,
der Ausdruck des Zustandes der Buße, welcher dann, wenn er ein echtes
Werk des Geistes Gottes war, den Glauben an den Herrn Jesus und durch
diesen Vergebung der Sünden zur Folge hatte. Deshalb wird diese Taufe in
Mark. 1,4 die „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ genannt.
Der Unterschied zwischen der in Matth. 3,5.6 und anderen Stellen
erwähnten Taufe des Johannes und der Taufe in Röm. 6 ist hiernach ein
unverkennbarer; auch ist es ohne weiteres klar, daß die Taufe des
Johannes keinen Platz mehr hat, seit der Herr Jesus Seinen Jüngern den
Befehl gab: „Gehet nun hin und machet alle Nationen zu Jüngern, und
taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Helligen
Geistes ...“ (Matth. 28,19). Wir sehen dies auch deutlich aus Apgesch.
19,3-5, wo die auf die Taufe des Johannes getauften Jünger zu Ephesus,
nachdem sie durch Paulus belehrt worden waren, noch auf den Namen des
Herrn Jesu getauft wurden.
In Matth. 3,11.12 ist das Wort „taufen“ in bildlicher Weise
angewendet in Verbindung mit „Heiligem Geist“ und „Feuer“. Da ist es der
HErr, welcher tauft; Er allein hat dazu die Macht. Auch zeigt uns das
Wort Gottes, daß es zwei ganz verschiedene Dinge sind, um die es sich
hierbei handelt; die Taufe mit dem Heiligen Geiste ist eine Sache für
sich, und die Taufe mit „Feuer“ ist eine andere Sache für sich. Erstere
Sache ist zu einem Teile bereits erfüllt. Ehe der Herr Jesus auffuhr in
den Himmel, sagte Er den Seinen: „Ihr aber werdet mit Heiligem Geist
getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen“ (Apgesch. 1,5), und in
Apgesch. 2,1-4, an jenem Tage der Pfingsten, sehen wir bereits die
Erfüllung dieser Verheißung. Zu diesem Punkte erlaube ich mir auf die
Antworten
zu Frage 33 in Heft Nr. 8/9 zu verweisen, wo gerade dieser Gegenstand
behandelt ist. Aber auch im Alten Testament bereits, in Joel 2,28-32,
finden wir eine diesbezügliche Verheißung, auf welche in Apgesch. 2,
16-21 Petrus Bezug
2,28-32, finden wir eine diesbezügliche Verheißung, auf welche in
Apgesch. 2, 16-21 Petrus Bezug nimmt. Ihre eigentliche Erfüllung wird
diese Verheißung aber erst noch finden, wenn jener Zeitpunkt gekommen
sein wird, von welchem in Joel geredet ist. - Die Taufe mit „Feuer“ ist
etwas ganz anderes. Feuer ist im Worte Gottes ein Bild vom Gericht. Das
sehen wir gleich in Matth. 3 selbst in V. 10 und im letzten Teile des V.
12, aber auch in vielen anderen Schriftstellen (s. z. B. 1. Mos.
19,24.25; 3. Mose 10,2; 4. Mose 16,35; Jes. 66,15.16; Mal. 4,1; Matth.
13,42; 18,8.9; 25,41; Mark. 9,43-48; 2. Petri 3,7.10.12 u. a. m.). Das
Taufen mit Feuer ist also die Ausübung des Gerichts. Von diesem Gericht
spricht das Wort Gottes viel und in mannigfacher Weise im Alten und im
Neuen Testamente, und der Herr Jesus ist es, welchem die Ausübung
übertragen ist, wie eben auch Matth. 3,11.12 zeigt. Er wird die sieben
Siegel öffnen (Offb. 5,5 usw.), Er wird geoffenbart werden „vom Himmel
mit den Engeln Seiner Macht in flammendem Feuer, wenn Er Vergeltung gibt
denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres
Herrn Jesu Christi nicht gehorchen, welche Strafe leiden werden, ewiges
Verderben ...“ (2. Thess. 1,7-10), Er wird auf dem großen weißen Throne
sitzen (Offb. 20,11 usw.). Ja, Ihm ist alles übergeben vom Vater! O,
welch eine wunderbar herrliche Person ist Er, unser Heiland und HErr! -
In Matth. 3,11 klingt es wohl so, als ob das Taufen mit dem Heiligen
Geist und das mit „Feuer“ miteinander verbunden wären und beides
dieselben Personen beträfe, aber das Wort ist eben an die Masse
gerichtet, die noch „ungeworfelt“ auf Seiner „Tenne“ war, „Weizen“ und
„Spreu“ untereinander; und so verschieden wie der Weizen von der Spreu
ist, ebenso verschieden ist die Taufe mit dem Heiligen Geiste von der
Taufe mit „Feuer“. Wohl mögen solche, die „Weizen“ sind, auch durch
„Feuer“ der Leiden und Prüfungen und Drangsal zu gehen haben - ja, das
müssen mehr oder weniger alle -, aber sie „verbrennen“ nicht (s. Dan.
3,19-27; Jes. 43,2; 1. Petri 1,6.7; 4,12-19), verfallen dem Feuer nicht,
werden ihm nicht zur Beute, was aber bei der „Spreu“ der Fall ist. Mit
„taufen“ im biblischen Sinne ist eben nicht nur der Begriff des
Hindurchgehens durch das, worin getauft wird, verbunden, sondern es ist
weiter damit verbunden der Begriff der vollen Wirkung dieser
Sache auf den Gegenstand der Taufe. So ist es bei der Wassertaufe ihrer
sinnbildlichen Bedeutung nach und bei der Taufe mit dem Heiligen
Geiste (s. Röm. 6,4.6; 1. Kor. 12,13) und nicht minder bei der Taufe mit
„Feuer“. -
Der Raum gestattet nicht, noch mehr über den Gegenstand zu sagen. Daher
wolle der Leser im Worte selbst weiter forschen, die einschlägigen
Schriftstellen aber recht genau und sorgfältig lesen und sie im
Zusammenhange mit dem Vorhergehenden und Nachfolgenden sowie im Lichte
des Schriftganzen betrachten. Dann erst kann der rechte Sinn gefunden
und die kostbare Wahrheit aufgeschlossen werden. Der HErr schenke uns
allen dazu Gnade!
Th. K.
Antwort C
Die Frage ist etwas dunkel. Die Stelle in Matth. steht allein mit Israel
in Verbindung, während Röm. 6 Belehrungen über die Taufe der Christen
bringt. Die Taufe Johannes des Täufers hatte den Zweck, auf dem Wege der
Buße Israel das Auge für ihren Messias zu öffnen (Joh. 1,31). Wenn
Israel durch den Messias zu den Segnungen des Reiches geführt werden
wollte, so mußte es zuerst zum Selbstgericht geführt werden, sie mußten
ihre Sünden bekennen und in der Taufe anerkennen, daß der Tod ihr
gerechter Lohn war. - Sie wurden im Jordan, dem Strome des Todes,
getauft. Wenn wir nach einer Verbindung suchen wollen mit Röm. 6, so
möchte man sagen, daß auch in der Taufe Johannes des Täufers die
Anerkennung des auf ihnen ruhenden Todes gesehen werden kann. Der
Johannes des Täufers die Anerkennung des auf ihnen ruhenden Todes
gesehen werden kann. Der Christ wird in Röm. 6 als verbunden und
einsgemacht mit dem Tode Christi gesehen und kann deshalb durch die
Taufe auf diesen Tod begraben werden; so (auf Christi Tod)
konnten die Juden nicht getauft werden, sondern nur in der Anerkennung
des eigenen Todesurteils in dem Bekennen ihrer Sünden in die Taufe
eintreten.
In den Versen 11 und 12 von Matth. 3 verweist Johannes auf die Beziehung
seiner Taufe zu den Taufen des nach ihm Kommenden. Wer sich in Buße
beugte und mit Wasser durch Johannes taufen ließ, öffnete sein Auge auch
für den Kommenden, der sie mit Heiligem Geiste taufen würde. Wer aber
unbußfertig an der Stimme des Rufenden vorüberging, der würde gleich der
Spreu von der Tenne gefegt werden und mit dem Feuer des Gerichtes von
dem Kommenden getauft werden. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Über die Frage, die auch uns etwas dunkel war, ist im Vorstehenden genug
gesagt worden, um sie völlig zu beleuchten. Wir möchten hier nur noch
einmal darauf hinweisen, wie wichtig es ist, die verschiedenen
Haushaltungen Gottes zu unterscheiden. Wenn man von vornherein sich
sagt: Dort wird zu dem Israel im Fleisch geredet, hier zu einer an
Christus gläubigen Gemeinde (zu der natürlich auch etliche aus Israel
gehörten), so wird einem sofort klar sein, daß von einer eigentlichen
Verbindung zwischen obigen Stellen nicht geredet werden kann, daß
höchstens etwa die Stellen aus den Evangelien vorbereitend sind für das,
was in Röm. 6 in seiner Wirkung dargestellt wird: für den Tod Jesu. -
Wir freuen uns, daß hier sowohl wie schon bei Frage 33 einmal deutlich
darüber geredet wird, daß die Taufe mit Geist und die Taufe mit Feuer
zwei verschiedene Dinge sind. Möchten doch manche unserer Leser, die
darüber bisher andere dachten, sich eines Besseren belehren lassen durch
obige klare Ausführungen!
Wenn eine der vorstehenden
Antworten
etwas enthält, was der eine oder der andere durchaus nicht als
Schriftwahrheit für sich selbst anerkennen kann oder will, so möge er
die diesmaligen „Persönlichen Worte“ auf dem Umschlag ganz besonders zu
seinem Herzen reden lassen!
Frage 41
Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und
predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.? 1. Petri 3,18 Schluß bis 20b.
Antwort A
Zwischen 1. Petri 3,19 und 1. Petri 4,6 besteht ein Kontrast, und dieser
Kontrast dürfte zur Erklärung der obigen Stelle entscheidend sein. In
beiden Stellen handelt es sich je um eine Botschaft, die aber jeweilig
einen besonderen Charakter hatte. Der Charakter im Kapitel 4 ist „gute
Botschaft“, also Evangelium. Diese gute Botschaft, dieses Evangelium
wird Menschen verkündigt.
Es wäre nun festzustellen, ob es sich in 1. Petri 3,19 auch um gute
Botschaft, um Evangelium handelt, und ob diese Botschaft auch an
Menschen gerichtet ist. Der Zusammenhang, vornehmlich
das Wort „predigen“, führt zur Verneinung der Frage; es kann sich hier
nicht um gute Botschaft handeln, es können auch hier nicht Menschen in
Betracht kommen. In unserer Stelle, Kap. 3,19, handelt es sich um einen
Triumph Christi, der sich in scharf abgerissenen Linien äußerte.
Dieser Triumph besteht 1. darin, daß, obschon der Sohn des
Menschen nach Seinem irdischen Leib getötet wurde, so wurde er doch
lebendig gemacht, was Seinen Leib der Herrlichkeit (Phil. 3) betrifft.
Es ward der erste Mensch, Adam zu einer lebendigen Seele; der letzte
Adam wurde zu einem lebendigmachenden Geist. Sein Fleisch, in welchem Er
allein leiden konnte, wurde ausgewechselt gegen einen herrlichen,
geistigen, unsterblichen Leib, in dem Er nicht mehr leiden und sterben
konnte. Dieser Triumph Christi als des Sohnes des Menschen ist für die
Gläubigen von der weittragendsten Bedeutung (vergl. 1. Petri 1,3 u. 4).
Der Triumph Christi äußerte sich aber noch in einer 2. Linie. Die
Auferstehung war nicht das einzige Ergebnis der Tötung Jesu Christi. Es
hatte noch eine weitere der „Herrlichkeiten“ zu folgen: ein Triumphzug!
Der Heilige Geist fährt fort, nicht nur die Herrlichkeit der
Auferstehung zu zeigen, sondern auch die Herrlichkeit des Triumphes, den
Christus unmittelbar darauf hielt. Er ging hin und predigte sogar den
Geistern im Gefängnis. Bei diesem Predigen, im Unterschied zu Kap. 4.6,
dürfte es sich um ein „veröffentlichen“ handeln, und zwar als das eines
Heroldes, jedenfalls kann es sich um keine gute Botschaft, um kein
Evangelium handeln. Dieses erhellt aus V. 22 des 3. Kapitels, wobei
Unterwerfung von Engeln in Betracht kommt, und zwar als Teil von Christi
Triumph.
Hier haben wir den Schlüssel zu der Bedeutung des Wortes „Geister“, und
wir lernen, daß die Unbotmäßigkeit der Geister in V. 20 in Wirklichkeit
der Ungehorsam von Engeln war (oder der Fall der Engel). Diese Geister
in V. 19 sind also für geistige oder Engelwesen zu halten, die zu einer
Zeit und aus einem Grunde in das „Gefängnis“ gesetzt wurden. Die Zeit
wird uns berichtet: Es war einst, als „die Langmut Gottes in den Tagen
Noahs harrte“. Auch den Grund, die Ursache erfahren wir: sie waren
„ungehorsam“. Was dieser Ungehorsam war, wird uns hier nicht gesagt,
aber es gibt andere Schriftworte, welche Licht darauf werfen.
In Summa: der Triumph, der Sieg Christi war so vollkommen, daß Er
die Gefangenschaft gefangen führte“ (Eph. 4,8), so vollkommen, daß, „die
Hoheiten und Gewalten“ überwältigt habend, Er sie öffentlich zur Schau
führte, über sie darin triumphierend“ (Kol. 2,15), so gänzlich wurden
„Engel und Gewalten und Mächte Ihm untertan gemacht“, daß der Schall
Seines Triumphes sogar bis zu diesen „gefangenen Geistern“
drang.
Die Schlußfolgerung dieses Triumphes und praktische Bedeutung für die
Gläubigen wird dann in Kap. 4,1ff. gezeigt.
W. W.
Antwort B
Die Übersetzung „im Gefängnis“ ist wohl wörtlich richtig, gibt aber im
Deutschen bei der Eigenheit desselben den Sinn nicht richtig wieder und
ist daher mißverständlich; wenn der Sinn im Deutschen richtig
ausgedrückt werden soll, muß es heißen: „die im Gefängnis sind“. Denn
nach dem Urtext sagt das Wort nicht, daß Er im Gefängnis den Geistern
predigte - Er also in das Gefängnis ging und ihnen dort predigte -,
sondern daß die Geister, denen Er gepredigt hat, im Gefängnis sind. Das
ist wichtig.
dort predigte -, sondern daß die Geister, denen Er gepredigt hat, im
Gefängnis sind.
Das ist wichtig.
Wer sind die „Geister“ in V. 19? - Das Wort Gottes spricht voll dem
Leibe des Menschen, von der Seele des Menschen und von dem Geiste des
Menschen. Alle drei Dinge finden wir in 1. Thess. 5,23 nebeneinander
genannt als den Menschen ausmachend, indem es dort heißt: „ ... und euer
ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt ...“ Geist und
Seele sind der eigentliche Mensch, und der Leib ist die Hütte, das Haus,
in welchem beides wohnt (s. 2. Kor. 5,1-8; 2. Petri 1,13.14). Die
Trennung des Geistes und der Seele von dem Leibe, das „Ablegen der
Hütte“, das „Abscheiden“, nennen wir Tod. Nach diesem ist der Mensch
ohne einen Leib, der allein das Materielle an ihm ist; er ist
infolgedessen dann nur noch in einem geistigen Zustande. Deshalb nennt
das Wort Gottes abgeschiedene Menschen auch „Geister“ (s. Hebr. 12,23
Schluß). So auch hier, und aus V. 20 sehen wir, daß es Abgeschiedene
sind, welche auf der Erde lebten, als Noah die Arche zurichtete. An
diese Menschen geschah durch Noah, „den Prediger der Gerechtigkeit“ (2.
Petri 2,5), schon durch den Bau der Arche und gewiß auch durch sein
persönliches Zeugnis eine eindringliche Predigt, und Gott harrte in
großer Langmut viele Jahre hindurch, ehe Er endlich das Gericht über sie
hereinbrechen ließ. Aber sie waren „ungehorsam“, d. h. sie hörten nicht
auf die warnende und rufende Stimme, die Gott durch Noah an sie ergehen
ließ. Deswegen sind sie nun „im Gefängnis“, um einst mit allen anderen,
die nicht geglaubt haben, vor dem großen weißen Throne zu erscheinen und
dort das endgültige Urteil Gottes zu empfangen, gerichtet zu werden nach
ihren Werken (Offb. 20,11-15). Bis dahin ist ihr Zustand gleich dem
eines Gefangenen, der dem Urteilsspruch entgegensieht, allen
Lebensgenusses beraubt, bereits die Leiden des Gefängnisses schmeckend,
in furchtvoller Erwartung des Gerichtes, welches ihm unabwendbar
bevorsteht. Dieses zeigt uns das Wort Gottes an gefallenen Engeln, indem
es uns sagt, daß Gott Engel, die gesündigt hatten, in den tiefsten
Abgrund hinabstürzte und Ketten der Finsternis überlieferte, um
aufbewahrt zu werden für das Gericht, und ferner an Sodom und Gomorra,
von denen es heißt, daß sie als ein Beispiel vorliegen, indem sie des
ewigen Feuers Strafe leiden (s. 2. Petri 2,4-6; Jud. 6.7). Sie „leiden
des ewigen Feuers Strafe“, aber der endliche Urteilsspruch vor dem
großen weißen Throne, das ewige Gericht, steht auch ihnen ebenso wie
allen anderen Verlorenen noch bevor, wie aus Matth. 11,24; Luk. 10,12
deutlich zu sehen ist. Daß in 1. Petri 3,19 aber nicht etwa Engel
gemeint sind, die ja auch Geister sind, sieht man klar daraus, daß
diesen Geistern gepredigt worden ist und die Langmut Gottes auf sie
harrte, daß sie zu Gott umkehren möchten; das Wort sagt aber nirgends,
daß es für Engel eine Erlösung gäbe, im Gegenteil heißt es in Hebr.
2,16: „denn er nimmt fürwahr sich nicht der Engel an ...“ Diesen
Geistern hier aber wurde gepredigt, und die Langmut Gottes harrte auf
ihre Umkehr!
Wann aber ging Er hin und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind?
Es gibt eine Auslegung dahingehend, daß Er in der Zeit zwischen Seinem
Tode und Seiner Auferstehung an den Ort der Abgeschiedenen gegangen sei
und ihnen gepredigt habe. Luther spricht das in seinem Katechismus in
einem seiner „Artikel“ in den Worten aus: „... hinabgefahren in die
Hölle ...“. Wenn diese Auffassung zutreffen soll, frage ich: hätte Er
dann nicht allen gepredigt, die bis dahin ihren Platz „im Gefängnis“
gefunden hatten? Warum gerade nur denen aus der Zeit, während welcher
Noah die Arche zurichtete, denen doch eben während jener Zeit in großer
Langmut Gottes gepredigt worden war? Warum z. B. nicht auch denen, die
vor dem Beginn des Baues der Arche abgeschieden waren? Die Annahme, daß
Abgeschiedenen gepredigt werde, ist aber überhaupt gänzlich gegen Gottes
Plan und Grundsätze, wie sie in Seinem Worte uns geoffenbart sind. Das
ganze übrige Wort Gottes gibt keinen Anlaß und kein Recht zu der
Annahme, daß dem Menschen nach dem Tode noch einmal
gepredigt und die Gelegenheit geboten werde, die Errettung zu ergreifen,
die er in diesem Leben verschmähte, sondern es sagt vielmehr das
Gegenteil. In Hebr. 9,27 heißt es : „... es ist dem Menschen gesetzt zu
sterben, danach aber das Gericht“, und die Erzählung von dem reichen
Manne und dem armen Lazarus (Luk. 16,19-31), wo der Herr Jesus den
Schleier lüftet und uns einen Blick über den Tod hinaus tun läßt, zeigt
in dem reichen Manne aufs klarste, daß der Mensch nach seinem Scheiden
aus diesem Leben sich ohne jede weitere Predigt völlig bewußt ist, was
er in seinem Leben versäumte und was sein Teil ist, zugleich aber auch,
daß es eine Änderung seines Loses für ihn nie mehr gibt. Wenn nun auch
1. Petri 3,19.20 bei oberflächlichem Lesen den Anschein erweckt, als sei
jenen Abgeschiedenen nochmals gepredigt und die Gelegenheit zur
Errettung gegeben worden, so ist eine solche Auffassung dennoch
unzutreffend, weil die Auslegung einer Schriftstelle, die dunkel
erscheint, im Gegensatz zu vielen anderen klaren Schriftstellen und dem
ganzen Worte überhaupt nimmermehr zutreffend sein kann. Wo eine solche
Auslegung trotzdem stattfindet, ist sie eben nur die Folge von
Oberflächlichkeit und die Frucht eigener Gedanken. - Das Wort sagt auch
gar nicht, daß Er nach Seinem Tode hinging, sondern daß Er, nachdem Er
getötet worden war nach dem Fleische, lebendig gemacht (auferweckt)
worden ist nach (oder in) dem Geiste, in welchem Er auch hinging und
predigte; es sagt also damit lediglich, daß der Geist, nach welchem Er
„lebendig gemacht“ wurde, derselbe Geist war, in welchem Er auch hinging
usw. Wann Er hinging, ist in V. 19 nicht gesagt, wir können es aber aus
V. 20 sehen. Da wir überdies aus der
Antwort Des
Herrn Jesu an den Räuber in Luk. 23,43: „Wahrlich Ich sage dir: heute
wirst du mit Mir im Paradiese sein“, deutlich sehen, daß Er vom Kreuze
ins Paradies ging, welches unstreitig etwas ganz anderes ist als das
„Gefängnis“, so sehen wir auch, daß Er nicht nach Seinem Tode
hingegangen ist und den Geistern, die im Gefängnis sind, gepredigt hat.
Es bleibt eben nur die eine mit dem ganzen Worte Gottes völlig
übereinstimmende Erklärung übrig, daß der Geist Christi in Noah war (s.
1. Petri 1,11) und Er durch Noah jenen Menschen predigte, als sie noch
auf der Erde lebten und die Langmut Gottes harrte, während die Arche
zugerichtet wurde. Weil sie aber „ungehorsam“ waren, d. h. die Botschaft
nicht annahmen, wurden sie durch die Flut hinweggerafft und sind sie nun
„im Gefängnis“, bis sie vor dem großen weißen Throne erscheinen werden.
Der Geist, in welchem Er so hinging und durch Noah predigte, war
derselbe Geist, nach welchem Er „lebendig gemacht“ wurde. Darum heißt es
: „... lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem Er auch hinging“
usw.
Th. K.
Antwort C
Luther und viele andere in unseren Tagen haben wohl auf Grund dieser
Schriftstelle angenommen, daß Christus nach Seinem Tode in den Hades der
Verlorenen gegangen sei und ihnen gepredigt habe, bezw. gute Botschaft
verkündigt (1. Petr. 4,6).
So aufrichtig wie diese Schriftauslegung gemeint sein und so viel
Wahrscheinlichkeit sie für sich beanspruchen mag, kann sie doch nicht im
Lichte des Schriftganzen noch durch die im Zusammenhang einheitliche
Schriftauffassung der ersten Epistel Petri aufrecht erhalten werden.
Wenn Christus hingegangen wäre, um den im Unglauben Gestorbenen zu
predigen, dann können wir wohl annehmen, daß dies im Blick auf ihre
Errettung geschähe. Einen anderen Zweck könnte man sich wohl nicht
vorstellen, obwohl auch jemand in letzter Zeit darlegte, daß, wenn auch
Christus hingegangen sei, es nicht die Errettung dieser Geister beträfe.
Letztere Auffassung ist nichtssagend
und sinnlos; es muß im Gegenteil betont werden: Wenn Christus wirklich
in Person hingegangen ist, den Verlorenen zu predigen, so öffnet man
unwillkürlich, ob man es beabsichtigt oder nicht, eine Hintertür
für die Errettung aller Menschen. Wir behaupten aber auf Grund der
Schrift, daß weder im Himmel gepredigt wird, da es dort keine Sünder
gibt, die der Errettung bedürfen, noch im Hades der Verlorenen, da die
dem Evangelium Ungehorsamen nicht errettet werden können, sondern daß
auf Erden, auf der der Sünde ergebenen Welt, sich der Mensch für oder
gegen Christum entscheiden kann. Eine andere Auffassung läuft der ganzen
Offenbarung Gottes schnurstracks entgegen.
1. Petri 1,11 gibt uns in Verbindung mit 1. Mose 6,3 meines Erachtens
den Schlüssel zum Verständnis dieser Stelle. Hier wird klar bezeugt, daß
der Geist Christi schon in den alttestamentlichen Propheten wirkte, zur
Warnung und zum Heil der damals lebenden Menschen. Nun wird Noah
ausdrücklich „Prediger - in welchem er auch hinging und predigte - der
Gerechtigkeit“ genannt (2. Petri 2,5). Daraus können wir wohl schließen,
ohne Gefahr zu laufen, dieser Stelle eine philosophischspekulative
Färbung zu geben, daß Christus im Geiste, nicht persönlich, in und durch
Noah, den Zeitgenossen dieses gerechten Mannes predigte, als die Langmut
Gottes harrte, d. h. daß 120 Jahre verflossen, ehe das durch Noah im
Geiste Christi angekündigte Gericht hereinbrach. Wahrlich, Zeit genug,
um sich zu bekehren. Wenn nun denen, auf deren Bekehrung Gott sozusagen
120 Jahre wartete und sie mit Geduld und Langmut trug, noch gepredigt
worden wäre, wie vielmehr müßte demnach anderen, welchen nicht eine so
große Spanne Zeit von Gott gegeben wurde, sich zu beugen und zu
bekehren, Gelegenheit gegeben werden, sich jetzt noch oder später einmal
zu bekehren auf Grund einer ihnen gebrachten Predigt! Wohin kommen wir
aber bei derartiger spekulativer Auslegung des Wortes Gottes, da doch
jede einzelne Stelle nur im Zusammenhang der ganzen Schrift-Offenbarung
verstanden und demnach ausgelegt werden darf? (vergl. 2. Petri 1,20; 2.
Tim. 2,15; Offb. Joh. 22,18; Spr. 30,6; 5. Mose 12,32.)
Wir können daher annehmen, daß Christum nicht persönlich, sondern im
Geiste durch Noah damals vor der Flut ihnen predigte. Stellen wie Eph.
2,17; 4,21 sprechen in ähnlicher Weise, obwohl Christus niemals
persönlich den „Fernen“ Frieden verkündigte noch mit den Ephesern
persönlich sprach, sondern durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist
bezw. durch Seine Diener.
Aber angenommen, wir könnten diese für uns etwas dunkle Stelle nicht
recht verstehen, so bestimmen doch die unzähligen Stellen der Schrift
eine andere Auslegung dieser Stelle als die allgemein dem ganzen Wort
entgegenstehende Auffassung lautet. Bekanntlich wird von allen folgender
Grundsatz anerkannt, und dies wollen wir auch hier tun: die Mehrzahl von
klaren uns verständlichen Stellen muß die Auslegung und den Sinn einer
uns etwas dunklen Stelle bestimmen, vielmehr diktieren! Aber nicht
umgekehrt! Der HErr gebe uns allen viel Gnade in dieser gegenwärtigen,
dem Irrtum ergebenen Zeit, allein dem Worte Gottes in allem unterworfen
zu sein.
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
In der BeAntwortung
dieser von jeher als schwierig angesehenen Frage sind verschiedene
Standpunkte gründlich beleuchtet, ohne daß wir damit den Gegenstand für
völlig erschöpft halten könnten. Wir fühlen uns auch außerstande, „das
letzte Wort in dieser Sache zu sprechen“. Mit unserem Herzen und
Verständnis der übrigen Schrift sind wir schon seit langem der Meinung,
daß die
in B und C vertretene Deutung die richtige ist; aber dies als absolut
sicher aussprechen können wir nicht. Obwohl diese Deutung für uns als
der Wahrheit am nächsten kommend erscheint, ist uns der griechische
Ausdruck zu geschraubt und künstlich - nicht leicht und frei genug -,
wenn er in obigem Sinne erklärt werden soll. Wir geben hier eine
möglichst wortgetreue Übersetzung der Stelle: „ ... in welchem (im
Geist) Er auch hingegangen den im Gefängnis (befindlichen) Geistern
predigte, (denen,) die ungehorsam (gewesen) waren damals, als die
Langmut Gottes harrte in Noahs Tagen, während die Arche zugerichtet
wurde ...“ Hierzu ein paar Bemerkungen! Das hier stehende griechische
Wort für „predigen“ bezeichnet stets im Neuen Testament mit oder ohne
nähere Bestimmung „Heilsverkündigung (Gute Botschaft) ausrichten“. Es
kommt ca. 50 mal vor! Warum sollte es hier eine andere Bedeutung haben?
Natürlich hatte die Heilsbotschaft zur Zeit Noahs nicht denselben Inhalt
wie heute; Noah predigte Buße als „Prediger der Gerechtigkeit“. (Vergl.
Hebr. 11,7 und 2. Petri 2,5.) Mit den „Geistern“ können nur
Menschengeister gemeint sein (vergl. Hebr. 12,9.23), denn von
ungehorsamen Engeln zur Zeit Noahs berichtet uns die Schrift nichts.
(Ganz unglücklich scheint uns übrigens eine bekannte Auslegung zu sein,
die unter dem „Geist“, in welchem Er lebendig gemacht hinging und
predigte, Christi menschlichen Geist im Gegensatz zu Seiner menschlichen
Fleisch-Leiblichkeit sieht. Wenn auch der Mensch Christus Jesus aus
Geist, Seele und Leib besteht, so ist doch der „Geist“ immer der Geist
Christi, der Geist Gottes, der Heilige Geist. Wohin kommen wir bei einer
Unterscheidung von irdisch-menschlichem Geist und göttlichem Geist in
Christus!) Gezwungen scheint uns im Sinn obiger Deutungen von B und C
die Zeitbestimmung „damals, als“ an der Stelle zu stehen, wo sie steht,
während sie, wenn im Vordersatz stehend, die obige Bedeutung leichter
stützen würde („in welchem Er auch damals ... predigte“); auch wäre es
mehr im Interesse dieser Deutung gewesen, die Zustandsbestimmung „im
Gefängnis“ durch das Wort „jetzt“ zu erweitern, denn der Zustand der
Geister („im Gefängnis“) ist doch erst eingetreten, nachdem ihnen als
Menschen gepredigt ist. Der Satzbau also, wie er im Griechischen
ist, scheint uns gewissermaßen ein Hindernis für obige Meinung zu sein,
die dem Schriftganzen allerdings vielleicht am meisten entspricht. Auch
ein bekannter treuer Schriftforscher, der entschieden gläubige Theologe
Prof. Beck, gibt dieser Meinung den Vorzug vor anderen (Basel 1770).
Gewiß hat Gott etwas damit beabsichtigt, daß Er diese Stelle so und
nicht anders inspirierte, und uns bleibt nur übrig, treu über ihr im
Zusammenhang mit der ganzen Schrift zu forschen! In keinem Falle, mag
man die Stelle auslegen, wie immer man für recht hält - und es gibt
viele Auslegungen dieser Stelle! -, darf man aus ihr eine Möglichkeit
der Bekehrung und Errettung nach dem Tode folgern: 1. widerspricht
letztere Anschauung der ganzen Schrift („nach dem Tode das Gericht“!)
und 2. ist hier nur von den Ungläubigen zur Zeit Noahs geredet, nicht
von allen ungläubig Verstorbenen!
Schließlich möchten wir noch, was bei allen
Antworten
übersehen wurde, dazu ermuntern, die Stelle in dem ganzen Zusammenhang
von Kap. 3,8-22 zu betrachten, der vielleicht auch Licht gibt über ihre
Bedeutung. Doch möchten wir darüber jetzt nichts mehr sagen; wir glauben
kaum, daß wir uns mit diesem ersten Male auch zum letzten Male in der
„Handreichung“ mit dieser Frage beschäftigt haben.
Frage 42
Wie sind die Worte „grüßen mit heiligem Kuß“ zu deuten (vgl. u. a. Röm.
16,16, 1. Kor. 16,20), und wie werden sie im praktischen Leben
ausgeführt?
Antwort A
Bei den erwähnten Stellen hat es dem Heiligen Geist gefallen, nicht
„Kuß“ schreiben zu lassen, sondern „heiligem Kuß“. - Hierin ist
wohl der Schlüssel der hier in Rede stehenden Worte zu finden.
Judas küßte auch, sogar den HErrn. - Sein Kuß war aber ein Kuß des
Verrats, und es waren an diesen Kuß niedrige Herzenstriebe gebunden. Daß
dieser Kuß zu verwerfen war, ist selbstverständlich. Aber nicht bloß ist
ein Judaskuß zu verwerfen, sondern jeglicher Kuß, der kein „heiliger“
Kuß ist, ein Kuß der Heuchelei, der toten Form oder Gewohnheit oder
ähnlicher Art.
In 1. Petri 5,14 hören wir: „Grüßet einander mit dem Kuß der Liebe“ und
in 2. Kor. 5,14 spricht das Wort: „Denn die Liebe des Christus drängt
uns, ...“ Wo nun diese Liebe des Christus drängend wirksam ist und der
Charakter des Kusses (heilig) verstanden wird, wird die Ausführung
dieses Grußes im praktischen Leben nicht mehr schwer fallen.
W. W.
Anmerkung des Herausgebers
Die Schrift spricht gar oft vom „Küssen“, nicht nur in wunderbar
lieblicher Weise - im Hohenliede, sondern auch sonst im Alten Testament,
z. B. 1. Mose 29,11.13: beim Willkommen; 1. Kön. 19,20: beim Abschied;
1. Sam. 20,41: unter Freunden; 2. Sam. 20,9 - wie es noch jetzt bei den
Arabern gebräuchlich ist - u. a. m. Auch die Sprüche reden vom Kuß (vgl.
27,6). Im Neuen Testament sind unsere Stellen, die vom Bruderkuß unter
Kindern Gottes reden, besonders beachtenswert; zu den oben schon
genannten vgl. man noch Apg. 20,37! Der Kuß ist nach all den angeführten
Stellen ein Zeichen der Liebesgemeinschaft - auch in Ps. 2,12! mit
anderen Worten: „tretet in Gemeinschaft mit dem Sohne!“ -, geradeso wie
er es in der Welt sein soll oder sein sollte! Wie scheußlich
daher, wenn dies Zeugnis von der Liebesgemeinschaft entweiht, mißbraucht
oder erheuchelt wird, wovon die Schrift außer dem Judaskuß noch andere
Bezeugungen anführt (vgl. Spr. 24,26; 7,13; 2. Sam. 15,5). Welch ein
Gegensatz gegen das „heilig“ in unseren Stellen! - Aus diesen geht
hervor, welch ein Gewicht die Apostel nicht nur auf Grüße überhaupt -
ganze Kapitel handeln von solchen, andere Stellen, wie 2. Joh. 10,
zeigen ihre Bedeutung! -, sondern auf den Kuß als Gruß der Liebe legten.
Und in unseren Tagen ist leider wenig Sinn dafür da! Und dennoch ist der
Bruderkuß oft auch heute ein ganz besonderer Ausdruck der
Liebesgemeinschaft, vorausgesetzt, daß er nicht mechanisch und
gleichgültig, sondern mit Nachdenken und innerer Anteilnahme ausgeübt
wird. - Was nun die praktische Durchführung angeht, so schließt das
„heilig“ ein, daß selbstverständlich Brüder nur den Brüdern, Schwestern
nur den Schwestern sich dies Zeichen der Liebe im HErrn zuteil werden
lassen! Es schließt ferner ein, daß man nur dann den Kuß als
Begrüßungsform anwendet, wenn das Herz dabei ist und wenn man
sich dem anderen wirklich so nahe im HErrn- „heilig“ heißt
„abgesondert für den HErrn!“ - verbunden weiß, daß der Kuß keine
Heuchelei, Betrug oder auch nur Formwesen in sich schließt! Daß die
Apostel aber diese Ermahnung an ganze Gemeinden richteten, zeigt, daß
der Kuß durchaus nicht nur als Begrüßungsform für in verschiedenen Orten
Wohnende gedacht ist, die nach einer Trennungszeit einmal wieder
zusammenkommen, sondern daß auch innerhalb der Versammlung dieser Gruß
üblich sein sollte. Ob es ein Kuß auf den Mund oder auch auf die Wange
oder Stirn sein soll, ist uns nicht gesagt. Dies wird sich richten nach
dem Empfinden der einzelnen und sollte nie ein Gegenstand peinlicher
Erörterungen sein! Die Hauptsache ist, daß man weiß,
warum man sich in dieser innigen Weise begrübt: nämlich, um die innige
Liebesgemeinschaft im HErrn auszudrücken, in die man durch Ihn
zueinander gebracht ist, und man wird sie um so freudiger und
ungezwungener auf diese Weise ausdrücken, je fester man sich innerlich
verbunden weiß im Geist zu ungeheuchelter Bruderliebe! Und noch eins:
Die Schrift warnt uns oft vor dem „Ansehen der Person“! Möchten wir,
soviele wir den Bruderkuß ausüben, uns dessen bewußt sein, daß die
Heiligkeit desselben das Ansehen der Person ausschließt!
Gruß an den Leser:
„Wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ 1. Joh. 3,2.
„Wir werden bei Ihm sein allezeit.“ 1. Thess. 4,17.
Vorbemerkungen:
Da die letzten beiden Umschlagsseiten diesmal mehrere wichtige
Mitteilungen enthalten, so bitten wir dringend um frenndliche Beachtung
derselben seitens aller Leser!
Mitdieser Nummer, der ein vollständiges Schriftstellen- sowie
Inhaltsverzeichnis angefügt ist, ist der erste Jahrgang der
„Gegenseitigen Handreichung“ abgeschlossen.
Fragen, auf die
Antworten
erbeten werden.
Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser
Fragen zu beAntworten,
mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst
kurze Abfassung jeder
Antwort
ist erwünscht.Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte
des Wortes Gottes beAntwortet
wird.
a) Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie
eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen.
Der Glaube kommt doch aus der Predigt. (Röm. 10,17.)
b) Welch ein Unterschied besteht zwischen den Namen Jesus Christus und
Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1,12.14.15.16) und ihrer
Anwendung in der Schrift? (Vgl. Frage 19, Anmerk. d. Herausgebers.)
c) 1. Joh. 3,8 u. 9: Was heißt „er kann nicht sündigen“ und „Wer Sünde
tut, ist aus dem Teufel“?
d) Wie ist Gal. 6,17 zu verstehen: „Im übrigen mache mir niemand weitere
Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe“?
e) Durch einen Theosophen bin ich auf Joh. 9,1-3 aufmerksam gemacht;
kann man denn vor seiner Geburt sündigen? Und warum wiederholt Jesus in
V. 3 die Redeweise von V. 2?
f) Welcher Unterschied ist zwischen Sühnung und Versöhnung ? (vgl. z.B.
1. Joh. 2,2 u. 2. Kor. 5,18ff.)
g) Haben wir heute noch die in Eph. 4,11 genannten Dienste der „Apostel,
Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer“?
h) Was ist für ein Unterschied zwischen der Posaune in 1. Thess. 4,16,
der „letzten Posaune“ in 1.
Kor. 15,52 und der Posaune des siebenten Engels in Offenb.
11,15?
i) Was meint der HErr in Luk. 10,20: „Freuet euch, daß eure Namen in den
Himmeln angeschrieben sind“? Meint Er in „das Buch des Lebens“ (Offenb.
3,5), obwohl dort von „auslöschen“ geredet ist?
k) Warum beschnitt Paulus den Timotheus? (Apgesch. 16,4.) Wie stimmt das
zu Gal. 5,1-4?
l) Was ist unter dem „Tausendjährigen Reich“ zu verstehen? (Offenb.
20,4-7.)
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden
und zu einem wirklichen Segen dienen.
Frage 43
Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vergl.
1. Kön. 1,50f. und 2,28f.).
Antwort A
Schon 3. Mose 4 lesen wir von den Hörnern des Altars (siehe V.
7.18.25.30.34). In allen Fällen handelt es sich um die Sühnung der
Schuld und Sünde durch das Blut des Sündopfers. Dagegen finden wir in
unseren beiden Stellen in den Hörnern des Altars einen Zufluchts- und
Bergungsort, wohin der Schuldbewußte aus Furcht vor Strafe flieht und
Schutz sucht, bis sich an ihm das gerechte Urteil vollzogen hat. Jehova
Selbst bestimmt den Ort (2. Mose 21,13).
Adonija war ein Empörer. Da er wähnte, daß das Ende des Königs David
herangekommen sei, wiegelte er das Volk und die Obersten hinter dem
Rücken des Königs und rechtmäßigen Thronerbens auf und machte sich zum
König. Als er aber hört, daß David Salomo zum Könige gemacht habe, nimmt
er in seiner Angst vor Salomo Zuflucht zu den Hörnern des Altars, um
geschützt zu sein, und Salomo begnadigt ihn. - In der zweiten Stelle
sehen wir Jaob, den Verbündeten Adonijas. Da Jaob aus dem Verhalten des
Königs gegen Abjathar (1. Kön. 2,26.27) erfahren hat, daß der König nach
Gerechtigkeit handelt, erwacht sein Schuldbewußtsein und Furcht vor der
gerechten Strafe. Auch er flieht in das Zelt Jehovas und erfaßt die
Hörner des Altars. Aber für ihn gab es nach 2. Mose 21,14 keine Rettung
mehr. Er war ein Mörder. Und der König David hatte vor seinem Ende
seinem Sohne Salomo geboten, das durch Joab unschuldig vergossene Blut
zu rächen (V. 5). Darum handelte Salomo auch nach Recht und
Gerechtigkeit, nach den Geboten und Grundsätzen Jehovas (1. Kön.
2,30-34).
B. B.
Antwort B
Das Erfassen der Hörner des Altars bedeutet: Schutz und Schirm bei dem
lebendigen Gott. Wer so zu Ihm flüchtete, der inmitten der Gemeinde war
als der Lebendige und Mächtige - das wollen die Hörner des Altars sagen
- der war gerettet. Gerettet durch den Gott, der das Opferblut, das an
die
Hörner des Altars gestrichen wurde, ansah; denn Er war der Gnädige und
Barmherzige. - Adonija fand den Schutz, Joab nicht. Warum Joab nicht? In
2. Mose 21,14 steht: „Wo aber jemand an seinem Nächsten frevelt und ihn
mit List erwürget, so sollst du denselben von Meinem Altar nehmen, daß
man ihn töte.“
K. E.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn wir die Schrift sich durch die Schrift auslegen lassen, so sehen
wir aus nachfolgenden Stellen, daß das Horn, das den Tieren als Wehre
und Schmuck dient, im Worte Gottes ein Sinnbild der Kraft und -
in Verbindung mit dem Altar - der sühnenden Kraft des Blutes ist.
Man vergl. sorgfältig Amos 6,13; 1. Sam. 2,1.10; Ps. 89,17 u. 24; Ps.
92,10; Jerem. 48,25; Hiob 16,15; Sach. 1,18ff.; Dan. 7,7ff.; 8,3ff.;
Offenb. 13,1ff. u. a. m. mit 2. Mose 29,12; 3. Mose 4,7 usw.; 9,9;
16,18; Hesek. 43,20 und unseren Stellen aus 1. Könige 1 und 2 u. a. m.
Ferner beachte man den Ausdruck „Horn des Heils“, 2. Sam. 22,3; Ps. 18,2
und Luk. 1, 69 und besonders den Ausdruck aus Offenb. 5,6:
„Ein Lamm wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte.“ Aus Amos 3,14
und Jerem. 17,1 kann man entnehmen, daß die Hörner das Wichtigste am
Altar waren, ihn gleichsam darstellten.
Wenn wir alle diese Stellen (u. a. m.) beachten, so sehen wir, wie die
Hörner des Altars als Zufluchtsstätte ein ganz besonderes Vorbild auf
Christus waren, der für den an Ihn Glaubenden der vollkommenste,
unbeschränkt mächtige Schutz und Bergungsort ist, dessen Sühnblut jeden
Heilsverlangenden (vergl. „Horn des Heils“!) deckt gegenüber dem
gerechten Gericht und dem wohlverdienten Tode.
Frage 44
Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten
griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“), u. a. im Hinblick auf die
Inspiration der Schrift? (2. Tim. 3,16.)
Antwort A
Das Alte Testament ist ursprünglich in der hebräischen Sprache
geschrieben gewesen und das Neue Testament in der griechischen Sprache.
Es wurde bald notwendig, Übersetzungen in andere Sprachen zu machen. Die
Septuaginta ist die älteste Übersetzung des Alten Testamentes aus der
hebräischen in die griechische Sprache. Sie ist im dritten Jahrhundert
vor Christi Geburt gemacht worden, wahrscheinlich in Alexandrien in
Ägypten. Der Name „Septuaginta“ bedeutet Siebenzig und ist dieser
Übersetzung gegeben worden, weil nach einer Überlieferung 70 Gelehrte
dieselbe gemacht haben sollen. Durch die allgemeine Verbreitung der
griechischen Sprache als Umgangssprache in der zivilisierten Welt zur
Zeit, wo die Septuaginta ausgegeben wurde, und auch bis einige
Jahrhunderte später diente diese Übersetzung dazu, daß viele aus den
verschiedensten Nationen dadurch den wahren Gott kennen lernten. Auch
ist der Weg für die spätere Verbreitung des Evangeliums dadurch
wesentlich vorbereitet worden. Die Übersetzung selbst ist nur teilweise
genau, und es sind Abweichungen vom hebräischen Text, welche einige zu
dem Gedanken geführt haben, daß die Übersetzer vielleicht ältere
hebräische Handschriften besaßen, als jetzt vorhanden sind. Das
Haupt-Interesse für uns an der Septuaginta liegt darin, daß die große
Mehrzahl der angeführten Stellen aus
dem Alten Testament, welche in dem Neuen Testament angeführt sind, nicht
aus dem hebräischen Text genommen sind, sondern aus der Septuaginta.
Also, der HErr und die Apostel sowie die übrigen Schriftsteller des
Neuen Testamentes, obwohl sie die Kenntnisse und die Gelegenheit hatten,
vom ursprünglichen hebräischen Text Gebrauch zu machen, wählten
gewöhnlich die griechische Übersetzung, und das auch in einigen Stellen,
wo die Übersetzung vom Urtext ziemlich verschieden war. Das geschah
nicht nur, weil die Redner oder Schreiber und ihre Zuhörer die
Gewohnheit hatten, griechisch zu sprechen, sondern auch als Beispiel,
uns zu zeigen, daß durch Gebrauch einer Übersetzung Menschen die
Grundwahrheiten und sogar viele kostbare Einzelheiten des Wortes Gottes
begreifen können und in Besitz nehmen, ohne daß sie Kenntnisse des
Urtextes besitzen. Die ganze Heilige Schrift ist von Gott inspiriert,
aber der Wortlaut von allen Übersetzungen ist nicht notwendigerweise
inspiriert. Wenn göttliche und gelehrte Männer unter Gebet die Heilige
Schrift in Aufrichtigkeit übersetzt haben, dann haben sie die Führung
des Heiligen Geistes gehabt, wovon die vielen vortrefflichen und
gesegneten Übersetzungen den Beweis liefern. Wo durch menschliche
Schwachheil Fehler in einer Übersetzung vorhanden sind, haben wir jetzt
Mittel, dieselben zu entdecken. Es ist ein Zeichen der Güte Gottes gegen
E. H. Br.
Antwort B
1. Es ist ein großes Unrecht, der griechischen Übersetzung „Septuaginta“
den Vorzug vor dem hebräischen Urtext zu geben. Die in den letzten
Jahren vielfach gemachte Behauptung, die griechische Übersetzung sei aus
einer besseren Vorlage des hebräischen Testes geflossen als der, den wir
besitzen, ist reine Willkür.
2. Haben die Apostel nicht immer die griechische Übersetzung benutzt,
sondern wichen von ihr vielfach ab und verbesserten sie teilweise.
3. Die alttestamentlichen Stellen im Neuen Testament zeigen an
verschiedenen Orten eine Abweichung vom hebräischen und griechischen
Text.
4. Dieser Umstand läßt sich nur daraus erklären, daß der inspirierte
Schreiber durch die Abweichung gerade den Gedanken ausdrückte, den Gott
Selbst mit dieser Abweichung beabsichtigte. Wir haben demzufolge in den
neutestamentlichen Schriftstellen eine geistgewollte Bereicherung des
alttestamentlichen Gotteswortes.
N. R-y.
Anmerkung des Herausgebers
Die „Septuagintafrage“ ist eine Frage der Theologie, und zu ihr ist eine
Fülle von Schriften geschrieben. Glücklicherweise gehen uns Gläubige
diese theologischen Meinungen gar nichts an. Wir dürfen sicher sein
einerseits, daß Gott der Welt mit der griechischen Übersetzung, der
Septuaginta, die 2-3 Jahrhunderte vor Christi Geburt entstand, eine
wunderbare Gabe schenkte: Sein Wort in verständlichen Worten, und
andererseits, daß die scheinbaren Fehler, Ungenauigkeiten und
Abweichungen, die in den aus der Septuaginta übernommenen Schriftstellen
des Neuen Testaments sich finden, nur durch Seine Führung hineingekommen
sind. Darum aber sind wir berechtigt zu sagen, daß da, wo die Zitate
(Belegstellen) übereinstimmen mit dem Text der Septuaginta, diese
richtig übersetzt hatte, während da, wo Abweichungen sind, die
Septuaginta nicht richtig übersetzt hatte. In keinem Falle braucht
irgend ein Gläubiger sich zu beunruhigen über verschiedene
Übersetzungen. „Des HErrn Wort bleibt in Ewigkeit“, und wir wollen Ihm
danken, wenn Er uns durch gute Übersetzungen Seinen ewigen Willen immer
klarer macht.
Frage 45
Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh.
6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“?
Antwort A
Phil. 1,23 mit dem vorhergehenden und nachfolgenden Verse gelesen, zeigt
uns, daß es sich hier um den so genannten „Zwischenzustand“ handelt. Der
Apostel Paulus spricht „von dem Leben im Fleische“, so auch „vom Bleiben
im Fleische“ (vergleiche Vers 22.24). Doch hat er Lust, abzuscheiden; d.
h. „ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem HErrn zu sein“ (2.
Kor. 5,8). Darum ist „das Sterben“ für ihn Gewinn. Der Tod ist unser
Diener (vergl. 1. Kor. 3,22). Der Apostel spricht von dem Zustande
nach dem Tode und vor der Auferstehung. Der Mensch ist nach
dem Tode in bewußtem Zustande (vergl. Luk. 16,19-31; 23,43; Apgesch.
7,59; 2. Kor. 5,8; Hebr. 12,23 Schluß). Darum konnte sich auch der
Apostel sehnen, „beim HErrn zu sein“. Im Worte Gottes hat Sterben immer
nur Bezug auf den Leib, niemals auf die Seele oder Geist (Matth. 20,28;
Hebr. 12,23). Im Alten Testament finden wir wohl oft folgendes Wort:
„Die Seele, die sündigt, soll sterben“! Doch wenn wir die Stellen genau
betrachten, so finden wir, daß es sich um den Menschen als solchen
handelt, um das Leben hienieden, aber niemals könnte man auf Grund
solcher Stellen behaupten, daß es keinen bewußten Zustand nach dem Tode
gäbe. Sie wurden abgeschnitten von diesem Leben, was keineswegs ein
Aufhören der Persönlichkeit bedeutet. Demnach kann auch nur der Leib
auferstehen. Wenn das Wort von Auferstehung spricht, meint dasselbe nur
den Leib. Niemals hören wir von einer Auferstehung der Seele oder
des Geistes.
K. O. St.
Antwort B
Beide Schriftstellen beziehen sich auf die Gläubigen. Um sie zu
verstehen, ist erforderlich, über Zustände und Dinge nach dem Abscheiden
aus diesem Leben klar zu sein.
Wie schon früher dargelegt worden ist, besteht der Mensch aus Geist,
Seele und Leib (1. Thess. 5,23), wovon der Leib allein das Sterbliche
ist (Matth. 10,28 u. a.) und nach dem Abscheiden des Geistes und der
Seele zur Erde zurückkehrt, von der er genommen ist (1. Mose 3,19),
während Geist und Seele weiterleben. Letzteres sehen wir deutlich aus
dem Worte Gottes, insbesondere auch aus folgenden Schriftstellen: Luk.
16,19-31; 23,43; Apgesch. 7,59.60; 2. Kor. 5,6-8 und auch Phil. 1,23.
Die letztgenannten vier Stellen zeigen auch zugleich, wo der
Platz des Gläubigen ist nach seinem Abscheiden; bei Christo, wo es „weit
besser“ ist. Das sagt gerade Phil. 1,23 so einfach und klar: Paulus
hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein. Daß es sich hier um
den leiblichen Tod, das Abscheiden aus diesem sterblichen Leibe,
handelt, zeigen die Verse 20-24 und der ganze Zusammenhang sehr
deutlich. Wenn es das Los des Apostels war, zu sterben, abzuscheiden, so
war er nicht nur bereit, sondern er hatte Lust dazu, denn es war ihm
Gewinn, weil er dann bei Christo war, und das war weit besser! Phil.
1,23 ist also eine jener Schriftstellen, die uns sagen, wo der Gläubige
ist, wenn er aus diesem Leben geschieden ist.
An diesem herrlichen Platze ist er ohne Leib, nur Geist und Seele, da
der Leib ja zum Staube zurückgekehrt ist. In diesem unvollständigen
Zustande ist er bis zur Auferstehung, von welcher der Herr Jesus in
Joh. 6,39.40.44 spricht. Wenn jener wunderbare Augenblick gekommen
sein wird, erhalten alle die Entschlafenen, die bis dahin „bei Christo“
sind, wieder einen Leib, und zwar einen Herrlichkeitsleib (siehe 1. Kor.
15,35-52).
Unmittelbar erstreckt die Auferstehung sich also nur auf den Leib. Wenn
dennoch der Herr Jesus in Joh. 6 bezüglich der Auferstehung nicht nur
von dem Leibe spricht, sondern sagt, daß Er jeden, der an Ihn glaubt,
auferwecken werde und somit gleichsam die ganze Person damit verbindet,
so ist das wohlbegründet: Der Leib ist - wie oben erwähnt - ein
wesentlicher Bestandteil des Menschen; seine Persönlichkeit ist damit
verbunden; der Leib stellt gerade im Blick auf die Auferstehung den
Menschen dar, um so mehr, als eben die Auferstehung die Vereinigung des
Geistes und der Seele mit dem von Gott gegebenen neuen Leibe und somit
die Wiederherstellung des vollständigen Menschen ist! Wie kostbar für
unsere Herzen ist darum Sein Wort: „und Ich werde ihn auferwecken am
letzten Tage“. Wenn ich dies lese, denke ich nicht nur an meinen Leib,
(obwohl nur dieser dem Tode und der Verwesung unterworfen ist und ich
inzwischen in Glückseligkeit „bei Christo“ sein werde), sondern ich
denke an mich, ich weiß, Er wird mich auferwecken, und bin glücklich in
diesem Bewußtsein; für meine ganze Person beginnt dann ein ganz neuer
Zustand, eine neue, bis dahin ungekannte Herrlichkeit und Freude!
Wir sehen, wie wunderbar die Harmonie der in der Frage genannten beiden
Schriftstellen ist, und sehen immer wieder die Vollkommenheit Seines
kostbaren Wortes wie auch Seine Herrlichkeit und Seine Liebe!
Th. K.
Antwort C
Es hängt vom Willen des HErrn ab, ob wir bleiben sollen, bis Er kommt,
oder ob wir durch den Tod gehen sollen. Ob wir wachen, oder ob wir
schlafen gelegt sind, wir werden mit Ihm leben (1. Thess. 5,10). Paulus
wußte, daß „ausheimisch aus dem Leibe“ gleichbedeutend war mit
„einheimisch bei dem HErrn“ (2. Kor. 5,8). Er hatte Lust, abzuscheiden
und bei Christo zu sein.
dem HErrn“ (2. Kor. 5,8). Er hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu
sein.
Diese Stellen zeigen uns deutlich, daß der Tod ein Heimgehen zum HErrn
ist. Zwar sind wir bis zum Auferstehungstage noch nicht in dem Zustande
der Vollkommenheit nach Geist, Seele und Leib. Das Erlösungswerk umfaßt
den ganzen Menschen - auch den Leib. So lange dieser im Grabe ruht, ist
das Erlösungswerk noch nicht völlig an uns offenbart. Aber es hindert
nicht an dem „bei Christo sein“.
Der Tod entkleidet uns von dem sterblichen, irdischen Leibe. Der Leib
ist die „Hütte“, in der in diesem Leben unsere Persönlichkeit wohnt und
erkannt wird. Der Leib mag in das Grab gelegt werden, aber wir werden
nicht mit hineingelegt.
Der Leib des HErrn, in dem Er in diesem Leben als „Herr“ angeredet
wurde, lag im Grabe, aber Er war nicht drin. Das, was von der Erde
genommen, wird der Erde zurückgegeben, aber wir - die Person - betreten
das Gebiet der „Geister der vollendeten Gerechten“ (Hebr. 12,23), die
nicht ohne uns vollkommen gemacht werden sollten (Hebr. 11,40) und die
deshalb warten, bis sie an demselben Auferstehungstage mit uns
vollkommen gemacht werden.
Während der Leib des HErrn im Grabe ruhte, betrat Er den Hades, der Ihn
aber nicht halten konnte (Apgesch. 2,23-31). Er ist nicht dort. Und die
Schrift sagt den Gläubigen nicht, daß sie im Hades sein werden, sondern
bei Christo, und Er ist im Himmel, denn von dorther erwarten wir Ihn
(Phil. 3,20; 1. Thess. 1,10). Wo Er ist, werden wir sein, und wo Er
nicht ist, werden wir nicht sein.
Der Auferstehungstag bringt uns die Vollendung des Werkes Seiner Gnade:
die Erlösung des Leibes. Kein natürlicher Leib wird unser Leib sein,
sondern ein geistiger Leib (1. Kor. 15,44) in der Gleichförmigkeit mit
Seinem Leibe der Herrlichkeit.
Welche Gnade, wenn der HErr es so will, gleich Stephanus sagen zu
dürfen: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf.“ (Apgesch. 7,59.)
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen ausführlichen
Antworten
erübrigt nur noch etwas darüber zu sagen: Warum spricht Jesus von dem
„letzten Tage“, der in einigen Übersetzungen auch „jüngster“ Tag genannt
wird? Was ist eigentlich der „jüngste“, besser „letzte“, Tag? Und andere
fragen vielleicht: Ist dieser Tag, der „letzte Tag“, nicht erst nach dem
Tausendjährigen Reiche, während die Auferweckung der in Christo
Entschlafenen doch schon bei der Entrückung stattfinden muß? - Die
gewöhnliche Lehre innerhalb der Christenheit ist die, daß erst am
„jüngsten“ Tage alle Toten erweckt werden. Von dem biblischen
„Tausendjährigen Reich“ und der Auferstehung und Entrückung der
Gläubigen vor demselben weiß die Christenheit so gut wie nichts! Daher
ist es nicht verwunderlich, wenn man im allgemeinen mit dem Gedanken an
den „jüngsten“ Tag und die Auferstehung der Toten an demselben den eines
über alle Menschen ergehenden „jüngsten“ Gerichts1
verbindet, dieses aber nach ebenfalls meist falsch ausgelegten Stellen
(wie Matth. 24,14) als in noch sehr fernen Zeiten liegend glaubt.
Hierüber im folgenden einige Worte!
Die Schrift spricht in ganz anderer Weise von Auferstehung und Gericht.
Nicht nur sagt sie deutlich genug, daß, wer an Christum glaubt,
überhaupt nicht ins Gericht kommt (Joh. 3,18; 5,24; vergl.
Frage 47), sondern auch, daß zwei Gerichte sein werden in der Zukunft:
1. über die bei der Wiederkunft des HErrn lebenden
Nationen (Matth. 25,32); 2. über die Gottlosen bei ihrer nach
dem Tausendjährigen Reich geschehenden Auferstehung, während die in
Christo Entschlafenen der „ersten Auferstehung“ teilhaftig werden und
mit den bei dem Kommen des HErrn für die Seinigen lebenden Gläubigen
verwandelt und dem HErrn entgegengerückt werden. Wir bitten alle Leser,
besonders die, denen diese Dinge noch neu sind, aufmerksam Offenb. 20
und 1. Thess. 4,13-18 zu lesen.
In all diesen Stellen ist nun keineswegs die Rede vom „jüngsten“ =
„letzten“ Tage! Gleichwohl glauben auch wir in Gemeinschaft mit obigen
Antworten,
daß es sich bei den Stellen in Joh. 6 um die Auferweckung der an Christo
gläubig gewordenen Entschlafenen handelt, die schon jetzt nach Geist und
Seele „bei Christo“ sind, während sie nach ihrer Auferweckung auch in
verherrlichtem Leibe „allezeit bei dem HErrn sein werden“. (1. Thess.
4,17b.) Warum denn hier der Ausdruck „letzter Tag“? Hier und in anderen
Stellen im Joh.-Evang. (6,54 u. 12,48) nennt der HErr diesen Ausdruck,
während in Joh. 11,24 Martha ihn nennt in Verbindung mit der jüdischen
Volkshoffnung; Martha blickt hinaus auf die von den Juden erhoffte
Auferstehung vor Beginn des ihnen im Alten Testament verheißenen
Friedensreiches (des Tausendjährigen Reiches, in dem der Messias auf dem
Thron seines Vaters David sitzen wird!). Jesus sprach hier zu den
gläubig gewordenen Juden (in Joh. 12,48 in bezug auf die ungläubig
bleibenden), daß am letzten Tage des Zeitalters, das mit Christo begann
(des Haushaltes der Gnade, Ephes. 3,2), diese Auferweckung der Gläubigen
stattfinden werde. Dieser letzte Tag ist ja zugleich auch der letzte Tag
nach jüdischer Vorstellung, da danach das Friedensreich des Messias
folgt. Israel aber weiß nichts von einem durch den gekreuzigten und
auferstandenen Messias eingeführten Zeitalter der Gnade. Israel lebte im
Zeitalter des Gesetzes, das von dem Friedensreich Christi auf Erden
abgelöst werden sollte. Dadurch, daß es seinen König nicht erkannte,
sondern verwarf, ward die Haushaltung der Gnade zwischen die des
Gesetzes und die der Herrschaft des Messias auf Erden eingelegt. Somit
ist der „letzte Tag“, den Martha im Auge hatte und der, an den Jesus
denkt, zeitlich derselbe. Wenn daher Jesus zu den gläubigen Juden von
dem letzten Tage redet, so können sie meinen, es sei der letzte des
damals gegenwärtigen Haushaltes (des Gesetzes), während es in Wahrheit
der letzte des jetzt gegenwärtigen ist: des Haushaltes der Gnade. [In
dieser Auslegung ist die Frage nicht behandelt worden, einen wie langen
Zeitraum dieser „Tag“ umfaßt, d. h. welche Begebenheiten alle mit zu
demselben gehören.]
„Glückselig und heilig, wer Teil hat an der ersten Auferstehung!“
Offenb. 20,6.
Frage 46
Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige“ Geburt? (1. Kor. 15,8.)
Antwort A
Der Apostel, der in der Reihe der Augenzeugen des auferstandenen HErrn
zeitlich „zuletzt“ steht, fühlt sich auch als „letzter“ Apostel (V. 9),
d. h. als einer, der eigentlich „nicht würdig sei, ein Apostel genannt
zu werden, weil er die Gemeinde Gottes verfolgt habe“. Wenn er sich im
Vergleich zu den übrigen Aposteln des HErrn so tief unter alle stellt,
so ist das nur eine unerheuchelte Demut. Der Schmerz über die Tatsache,
daß er einst in seiner Verblendung die Gemeinde Gottes verfolgt hat,
klingt immer durch seine Worte hindurch, so oft der Apostel darauf zu
sprechen kommt. Er fühlt, daß
klingt immer durch seine Worte hindurch, so oft der Apostel darauf zu
sprechen kommt. Er fühlt, daß er nicht wert sei, ein Apostel zu heißen
und mit diesem Dienst von dem auferstandenen Christus Selbst (1. Tim.
1,12) beauftragt zu sein. Er, der weder ein Schüler Jesu gewesen, als
der HErr noch auf Erden wandelte, noch sich in den 40 Tagen nach Seiner
Auferstehung Seines Umganges erfreuen durfte, der im Gegenteil die
Gläubigen aufs schärfste verfolgte, wird gewürdigt, den auferstandenen
HErrn zu sehen! Das ist dem Apostel durch sein ganzes Leben hindurch als
eine unbegreifliche Gnade erschienen. Diese Erscheinung des
Auferstandenen und diese Berufung zum Aposteldienst war insofern eine
unzeitige, als sie nach der Himmelfahrt des HErrn stattfand, nachdem
alle anderen Apostel längst in den Dienst gestellt waren.
So kann der Apostel sich eine „unzeitige Geburt“ nennen im Blick auf
seine Apostelschaft. Damit will er aber keineswegs den Charakter und den
Wert seiner Apostelschaft herabsetzen, vielmehr weiß der Apostel, daß er
durch Gottes Gnade (V. 10) in Wahrheit ein Apostel Jesu Christi ist
(Gal. 1,1) und daß er „in nichts den ausgezeichnetsten Aposteln
nachsteht“ (2. Kor. 11,5), was seine Stellung und Aufgabe anlangt.
Es ist nicht nötig, bei dem Ausdruck „unzeitige Geburt“ anzunehmen, der
Apostel mache eine Anspielung auf seine unscheinbare äußere Gestalt, wie
einige Ausleger es tun, die auch „Mißgeburt“ übersetzen. Ebenso wenig
ist die Übersetzung „Fehlgeburt“ richtig, obwohl dieser biblische
Vergleich sich in Hiob 3,16 und Pred. 6,3 findet. Vielmehr gibt der
Ausdruck „unzeitige Geburt“ die Meinung des Apostels am besten wieder.
Es erklärt sich dieser Ausdruck zur Genüge aus dem Gefühl tiefster Demut
und Dankbarkeit des Apostels im Blick auf das „Einst“ und das „Jetzt“ in
seinem Leben.
J. W.
Anmerkung des Herausgebers
Das griechische Wort wird im allgemeinen mit „Fehlgeburt“ übersetzt,
ohne daß wir diese Übersetzung hier glauben annehmen zu dürfen. Denn wie
Hiob 3,16 und Pred. 6,3.4 zeigen, und wie auch der heutige
Sprachgebrauch beweist, ist eine Fehlgeburt nicht lebensfähig. Dagegen
kann aus dieser Übersetzung eine andere gefolgert werden: „Frühgeburt“,
während die übertragene Übersetzung „unzeitige Geburt“ im Sinne obiger
Antwort Dem
Begriff der „Spätgeburt“ entspräche. Außer der an diesen Begriff sich
anlehnenden
Antwort
könnte man noch im Anschluß an die Übersetzung „Frühgeburt“ folgende
geben: Paulus war Jude, die Juden werden in der Zukunft den Messias,
ihren HErrn, in Herrlichkeit sehen und sich dann bekehren; nun hatte
Paulus Ihn aber schon vorher gesehen - später als die übrigen Apostel -,
aber viel früher als das übrige Israel, nämlich als der HErr ihm auf dem
Wege nach Damaskus erschien, wodurch er bekehrt wurde. - Aber diese
Antwort
wird dem nachfolgenden mit „denn“ eingeleiteten Satze nicht gerecht.
Darum ist wohl die aus der Grundbedeutung des griechischen Wortes
gefolgerte Übersetzung „unzeitige Geburt“ anzunehmen, wozu in
Antwort A
eine völlige Erklärung gegeben ist.
Frage 47
Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben haben?
(nach Röm. 14,10-12.)
Antwort A
Antwort A
Vor dem Richterstuhl Gottes, auch Richterstuhl Christi (2. Kor. 5,10),
wird mein eigener Lebenslauf in allen seinen Einzelheiten zur Sprache
kommen, dabei aber auch die Geschichte der Gnade und der Erbarmungen
Gottes gegen mich. Es handelt sich hierbei nicht um Verdammnis, also
nicht um das Gericht vor dem großen weißen Thron (Offenb. 20,11),
sondern um das Offenbarwerden der Gläubigen. Das Warum ich dieses und
jenes getan habe, wird dann ans Licht gezogen werden, es wird auf unsere
ganzen Handlungen eingegangen werden, jedoch nicht so, als wenn wir im
Fleische und somit zu unserer Verdammung da wären, sondern um unseren
eigenen Augen die Gnade klar ersichtlich zu machen, die sich mit uns
beschäftigt hat.
Gott sieht uns jetzt schon nicht mehr im Fleische, sondern, soweit wir
glauben, mit Christo gestorben. Haben wir Gläubigen aber nach dem
Fleische gewandelt, so werden wir dann sehen müssen, wie wir
hinsichtlich der Segnungen Schaden gehabt, ja, wie wir Verlust erlitten
haben (vergl. auch 1. Kor. 3,15). Andererseits aber werden wir auch die
ganzen Wege Gottes, die alle Wege der Weisheit und der Gnade sind, erst
dann vollkommen erkennen und verstehen. Gewisse Abschnitte unseres
Lebens, die in unseren Augen völlig unaufgeklärt geblieben sind, werden
dann ans Licht gestellt werden.
Wie sollte uns das eifrigst antreiben, „jede Bürde und die leicht
umstrickende Sünde abzulegen, um mit Ausharren zu laufen den vor uns
liegenden Wettlauf, hinschauend auf Jesum, den Anfänger und Vollender
des Glaubens“ (Hebr. 12,2.3).
W. W.
Antwort B
In diesem 14. Kapitel handelt es sich um zweifelhafte Gewissensfragen,
nicht um Dinge der Sünde oder des Bösen. Um die Quelle dieser
„zweifelhaften Fragen“ zu verstehen, müssen wir bedenken, daß die einen
Gläubigen aus dem Heidentum und die anderen aus dem Judentum kamen.
Dinge, die dem Juden von Kind an wichtig waren, waren dem Heiden nichts.
Paulus hatte sie belehrt, daß sowohl die Dinge des Heidentums wie die
des Judentums in dem Tode Christi ihr Ende gefunden hätten. Die
„Starken" in diesem Kapitel waren nun solche, die in die Freiheit des
Geistes eingingen, die „Schwachen" dagegen beunruhigten ihr Gewissen mit
dem Halten von Tagen, dem Essen von Speisen usw. Man spricht heute oft
von schwachen Gläubigen als von solchen, die es mit dem Bösen nicht
genau nehmen. In diesem Sinne spricht die Schrift nicht von Schwachen!
Im Gegenteil, die Schwachen waren solche, die es mit der Sünde sehr
genau nahmen, aber aus Mangel an Erkenntnis und Glauben ängstlich
ihr Gewissen beunruhigten und sich nicht genug tun konnten im Beobachten
von allerlei Dingen. Da standen sich nun zwei Meinungen gegenüber, in
der jeder den HErrn anerkannte und Ihm zu gefallen suchte, und damit
waren zwei Gefahren da: auf der einen Seite, daß die Starken die
Schwachen verachteten als solche, die noch Dinge beobachteten, mit denen
Gott längst fertig war; und auf der anderen Seite, daß die Schwachen die
Starken richteten als solche, die dem HErrn nicht unterworfen seien. In
dieser Verbindung der zweifelhaften Fragen weist der Apostel auf den
Richterstuhl hin, wo jeder für sich selbst Gott Rechenschaft geben wird.
Wie soll nun aber die Frage der Verschiedenheit in der Gewissensfrage
gelöst werden? Sie soll nicht durch die einfache Behauptung des Rechten,
sondern durch den Wandel nach der Liebe (V. 15) und
das persönliche Stehen vor Gott (V. 22) geordnet werden. Die Wahrheit
soll behauptet werden! Der Apostel tut solches und bezeugt für sich klar
seinen Weg: er weiß, daß nichts an und für sich unrein ist (V. 14). Aber
er will damit nicht darauf bestehen, daß sein Bruder nun genau ebenso
tun müsse wie er. Er will dem Geiste Gottes Raum lassen, ihm Licht und
Erkenntnis zu schenken. Er will ihn tragen (15,1). Er will sich selbst
verleugnen und in Liebe ihm gegenüber wandeln. Seine Sorge ist, daß sein
Bruder in seinem Gewissen vor Gott bleibt, damit er nicht etwas tue oder
lasse, für das er weder Licht noch Glauben hat, denn dies wäre
gleichbedeutend mit sündigen. "Was nicht aus Glauben ist, ist Sünde" (V.
23): ein Handeln nicht vor Gott, sondern vor Menschen und im Lichte
eines Bruders. Wie wichtig, daß jeder persönlich vor Gott steht und daß
jeder für sich selbst Gott Rechenschaft geben wird!
Hiermit wird natürlich die Verpflichtung der Kinder Gottes, das Böse zu
richten, nicht berührt noch aufgehoben, und ebensowenig die Wichtigkeit,
die Gläubigen in den Gedanken Gottes zu unterweisen und sie in die
Freiheit hineinzuführen, für die Christus uns freigemacht hat.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zwei wichtige Unterschiede finden sich für uns Gläubige zwischen den
beiden Stellen Röm. 14,10 und 2. Kor. 5,10, in denen beiden der
Richterstuhl genannt ist. In letzterer Stelle ist von dem „Richterstuhl
des Christus" geredet und von unserem „Offenbarwerden"; in ersterer aber
von dem „Richterstuhl Gottes" und unserem „Rechenschaftgeben" (V 12).
Und wenn auch beides zusammenfällt in einen Akt vor einem Richterstuhl,
so sind doch die verschiedenen Beziehungen der Beachtung wert:
„Offenbarwerden" (2. Kor. 5,10), ohne daß die Offenbarung dessen, was
wir sind, uns der Verdammnis preisgibt, können wir nur, weil wir es mit
Christo zu tun haben als solche, die in Christo sind; dagegen
„Rechenschaft geben" müssen wir vor dem Gott, zu dessen Reich wir
gehören (Röm. 14,17), als solche, die von Gott aufgenommen sind (V. 3)
und nicht das Recht haben, „einer Speise wegen das Werk Gottes (in einem
Menschen) zu zerstören" (V. 20). Es handelt sich hier um einfache Fragen
des Glaubenslebens, in bezug auf die jeder für sich allein Gott als
seinem Herrn verAntwortlich
ist und vor Ihm Rechenschaft geben muß! - Doch steht in keiner der
beiden Stellen, daß der Gläubige vor dem Richterstuhle gerichtet wird.
„Also ist nun keinerlei Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind"
(Röm. 8,1).
2. Jahrbuch (1914)
Was will die „Gegenseitige Handreichung“?
Das sagen am besten einige Sätze aus dem Geleitswort zum Jahrgang 1913:
„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden,
daß es nur biblische Fragen und
Antworten
bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die
Fragen wie die
Antworten
gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken
unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann, und zwar,
setzen wir hinzu, ohne Gewissenszwang!
Wir fragen die an uns Schreibenden sowie die Einsender von Fragen und
sogar
Antworten
nicht: woher, aus welcher Denomination, aus welcher christlichen
Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst du? was ist dein Stand oder
Beruf? u. dgl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und
alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dessen
Autorität wir uns durchaus unterordnen, und das zu erforschen unsere
Aufgabe ist.“
Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit in Liebe. „Wir
vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“ 2.
Kor. 13,8.
Und so möge der Jahrgang 1914 auch in Buchform vielen dienen zur
Verwirklichung von 2. Petri 3,18!
Klotzsche bei Dresden,
im Dezember 1914.
Der Herausgeber
Fritz Koch.
Gruß an den Leser:
„Gott aber ist mächtig, jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen,
auf daß ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu
jedem guten Werk.“ 2. Kor. 9,8.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 1
Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine
Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der
Glaube kommt doch aus der Predigt! (Röm. 10,17.)
Antwort A
Lesen wir Eph. 2,8 sorgfältig, ohne eigene Gedanken hineinzubringen, so
finden wir, daß im ersten Teile gesagt ist, daß wir durch die Gnade
errettet sind mittelst des Glaubens, und im zweiten Teile, daß dieses-
nämlich dieses Errettetsein mittelst des Glaubens nicht aus uns
ist, sondern Gottes Gabe ist.Es steht klar da und ist so einfach: „und
das nicht auseuch, Gottes Gabe ist es,“ eben das, was im ersten Teile
des Verses uns vor Augen gestellt ist als Ausfluß Seiner Gnade, und
nicht etwa nur der Glaube, worauf oft der zweite Teil dieses Verses
entgegen dem Wortlaut und Zusammenhang beschränkt wird. Daß der Sinn so
ist, wird durch Vers 9 bestätigt, in welchem es weiter heißt: „nicht aus
Werken, auf daß niemand sich rühme“ (vergl. auch Tit. 3,4-7).
Mit vorstehendem ist aber noch nicht die eigentliche Frage erledigt, ob
der Glaube eine Gabe Gottes
ist und wie die VerAntwortlichkeit
des Menschen sich damit vereinbaren läßt.
In Röm. 10,17 heißt es: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung (oder
Predigt), die Verkündigung aber durch Gottes Wort.“ Der Glaube wird also
auf das Wort Gottes zurückgeführt, was auch viele Stellen der Schrift
uns zeigen: „Die nun Sein Wort aufnahmen ...“ (Apgesch. 2,41);
„vieleaber von denen, welche das Wort gehört hatten, wurden gläubig“
(Apgesch. 4,4) u. a. m. Kein Mensch aber würde das Wort Gottes verstehen
und im Glauben aufnehmen können, wenn nicht der Heilige Geist ihn
erleuchtete und ihn dazu befähigte, denn „der Geist ist es, der lebendig
macht“ (Joh. 6,63; 2.Kor. 3,6b). Demnach ist der Glaube das Ergebnis des
Wirkens des Heiligen Geistes in dem Herzen durch Sein Wort. Ich hätte
also keinen Glauben, wenn nicht Gott alles dazu Erforderlichegegeben und
getan hätte; darum verdanke ich es Ihm allein, daß ichglaube; der Glaube
wie überhaupt alles Gute, was ich habe, ist mir von Ihm geworden, ist
ein Geschenk von Ihm - ist Gottes Gabe! „Jede gute Gabe und jedes
vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter
...“ (Jak. 1,17). Ich habe kein Verdienst, keinen Ruhm - alles, alles
ist Seine Gnade, Seine Gabe. Diese kostbare Tatsache, welche
unsere Herzen so unsagbar glücklich macht und überströmen läßt in Dank
und Anbetung gegen Ihn, ist es gerade, die in Epheser vor unser Auge
gestellt wird. Ist darum der Mensch ohne VerAntwortlichkeit
in Bezug auf den Glauben, weil der Glaube ein Werk des Geistes und eine
Gabe Gottes ist? Kann er dieserhalb etwa, wenn er nicht glaubt, sich
damit entschuldigen, Gott habe ihm diese Gabe nicht gegeben?O nein,
durchaus nicht! Denn wenn er nicht glaubt, soliegt es ganz allein an
ihm! Er hat dann eben dem Wirken des Heiligen Geistes widerstrebt,
hat sein Ohr verschlossen gegen Seine Stimme und sein Herz gegen Sein
Licht - er hat „die Finsternis mehr geliebt als das Licht“ (Joh.3,19),
er hat „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen“ (2. Thess. 2,10) und
hat „den Reichtum Seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut verachtet“
(Röm. 2,4). Denn „Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1.Tim. 2,4); „die Gnade Gottes ist
erschienen, heilbringend für alle Menschen (Tit. 2,11); „der HErr ...
ist langmütig ...,da Er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen,
sondern daß alle zur Buße kommen“ (2.Petri 3,9). Gott will, aber viele
Menschen wollen nicht! Unterallen den vielen Menschen, welche infolge
ihres Unglaubens verloren gehen, wird nicht einer sein, der einst
wirdsagen können, daß er darum verloren gegangen sei, weil Gott ihm
nicht den Glauben geschenkt
habe, sondern alle ohne Ausnahme werden sich den Vorwurf machen müssen,
daß sie die ihnen angebotene „Gabe Gottes“ von sich gewiesen haben! -
Es mag für den Verstand unvereinbar sein, daß es Gnade und nichts als
Gnade ist, wenn wir glauben, und daß dennoch der Mensch allein schuld
ist, wenn er nicht glaubt; der Glaube aber erkennt es; er sieht, daß es
nur so und nicht anders sein kann, und preist dankerfüllt die herrliche
Gnade und unaussprechliche Liebe Gottes!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die ganze Möglichkeit der Errettung liegt in Gott, in Seiner Gnade, die
in Christo Jesu erschienen ist. Der Zusatz „durch den Glauben (besser
„mittels des Glaubens“) könnte fehlen, ohne den Sinn des Satzes
wesentlich zu verändern. Aber der Apostel schreibt inspiriert durch den
Geist, und so haben wir in diesen Worten das klare Zeugnis davon, daß
von Gottes Seite alles Gnade ist und daß wir
durch diese allein gerettet sind oder werden, daß aber von unserer Seite
die Hand da sein muß, die sich die Gnade schenken läßt; denn Gnade ist
in jedem Falle ein Geschenk, wird nie aufgezwungen! Diese Hand ist der
Glaube unsererseits! So gewiß keiner gerettet wird, es sei denn allein
aus Gnaden - wie obige
Antwort A
genauer ausführt -, so gewiß gehen alle die ewig verloren, die dem
Evangelium nicht glauben wollen. Keiner hat eine Entschuldigung! „Wer
da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!“
(Offenb. 22,17.)
Frage 2
Handelt es sich bei Matth. 27,52.53 um eine Auferstehung zur
Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch?
(Vergl. Joh. 11,43.44.)
Antwort A
Meiner Überzeugung nach handelt es sich weder um das eine noch um das
andere.
Daß es sich nicht um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch
handelt, wie z. B. bei Lazarus, sehen wir schon aus den Worten: „und
erschienen vielen“ (V. 53 Schluß). Daß sie „erschienen“, zeigt, daß sie
an sich dem leiblichen Auge nicht sichtbar waren, was auch noch daraus
sich ergibt, daß sie „vielen“ erschienen, also nicht von allen gesehen
wurden. Bei einem Menschen „im Fleische“ (d. h. also im Leibe) kann aber
von einem „Erscheinen“ in diesem Sinne nicht die Rede sein, da er eben
von allen gesehen wird, vor deren Augen er kommt. Von Lazarus lesen wir
nicht, daß er „erschien“, aber wir lesen, daß viele kamen, um ihn zu
sehen (Joh. 12,9).
Von Herrlichkeit ist in bezug auf die nach Matth. 27,52.53 Auferweckten
aber auch nicht die Rede, noch davon, daß sie etwa in die Herrlichkeit
aufgenommen worden wären. Das ist nur von dem Herrn Jesus gesagt, dem
„Erstling der Entschlafenen“ (1. Kor. 15,20.23a; 1.Tim. 3,16 Schluß).
Nach alledem kann ich, solange ich nicht auf Grund des Wortes eines
anderen belehrt werde, nur zu der Überzeugung gelangen, daß die hier
behandelte Auferweckung nur eine vorübergehende war zu dem bestimmten
Zwecke, die mächtige Wirkung des Todes des Herrn Jesu zu zeigen; daß die
Auferweckten einen Leib hatten derselben Art wie der Herr Jesus nach
Seiner Auferstehung, als Er noch nicht verherrlicht war und den Seinen
erschien und mit ihnen verkehrte (s. Luk. 24,15.16.30.31.34.36-43; Joh.
20,14.19.20.26; Apgesch. 1,3; 10,40.41; 1. Kor. 15,5-8), und daß sie
dann, nach Erfüllung des Zweckes ihrer Auferweckung, zurückkehrten in
ihren vorherigen Zustand, um weiter zu warten auf den wunderbaren
Augenblick der Auferstehung zur Herrlichkeit.
Th. K.
Antwort B
Daß es sich in der erstgenannten Schriftstelle um die Auferstehung zur
Herrlichkeit handelt, in der zweitgenannten aber um die Auferstehung zum
Weiterleben im Fleische, geht aus folgenden Merkmalen und Schriftworten
hervor:
1. wird in Matth. 27 ausdrücklich gesagt: „Sie gingen nach Seiner
Auferstehung aus den Grüften.“ Christus ist der Erstling der
Entschlafenen (1. Kor. 15,20). Demnach waren sie ihrer Leiblichkeit
nach
Ihm, dem Auferstandenen, gleich.
2. „Sie erschienen vielen.“ Es heißt hier nicht „allen“, was wahr sein
würde, wenn sie im „Leibe der Niedrigkeitgewesen wären, sondern
„vielen“;und „erschienen“ kann nur Bezug haben auf den geistigen Leib.
Sie erschienen den „vielen“ deutet aber auch klar an, daß nur eine
Auswahl von Menschen sie sahen. Genau so wird vom HErrn nach Seiner
Auferstehung gesprochen (vergl. 1.Kor. 15,4-8). Ganz andere
Begleitumstände finden wir, wenn es sich um die Auferstehung zum
Weiterleben im Fleische handelt.Wir finden da Worte, die uns klar
zeigen, daß es sich um den Leib der Niedrigkeit handelt: „Es lebte auf“
(1. Kön. 17,22b); „er nieste siebenmal ... schlug seine Augen auf“ (2.
Kön. 4,35); „er erhob sich auf seine Füße“ (2. Kön. 13,21b); „Er hieß
ihr zu essen zu geben“ (Mark. 5,43); „löset ihn und lasst ihn gehen“
(Joh. 11,44; vergl. noch Apgesch.9,40). Christus aß auch, aber nur, um
zu zeigen, daßEr wirklich der auferstandene Mensch war (vergl.
Luk.24,41-43). In jenem Leibe können wir essen, obwohl wir nicht essen
müssen. Lazarus mußte gelöst werden, was keineswegs getan zu werden
brauchte mit dem Leibe der Herrlichkeit (vergl.Joh. 20,7). Der Leser
möge für sich selbst die angeführten Stellen nachlesen, um den
Unterschied noch klarer zu sehen.
K. O. St.
Antwort C
Die Leiber der entschlafenenHeiligen wurden auferweckt. Das waren nicht
Geistererscheinungen. Es war auch keine Auferweckung für ein
diesseitiges Leben wie bei Lazarus. Ebenso haben wir auch nicht den
geringsten Anhalt für die Meinung, daß diese Auferstandenen wieder zu
ihren Gräbern zurückkehrten. Sie gehörten mit dem Auferstandenen jetzt
einer anderen Welt an.Als der HErr Sein Hauptim Tode neigt und den Geist
aufgibt, öffnen sich die Grüfte, und als Er aus dem Grabe steigt, gehen
auch sie in Auferstehung aus den Grüften. Nichtfrüher als nach Seiner
Auferstehung kommen sie hervor. Es muß bleiben - und es kann nicht
anders sein: Er ist der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15,20). Er
muß den Weg öffnen. Er ist der Anfang - der Erstgeboreneaus den Toten
(Kol.1,18).
Nur Matthäus allein berichtet die Auferstehung dieser entschlafenen
Heiligen, und es ist köstlich, zu sehen, wie durch die Verschiedenheit
der Berichte jedes Evangelium dieHerrlichkeit des HErrn in einem
bestimmten Lichte zeigt. Der Unglaube in seiner Blindheit gebraucht die
Verschiedenheit, um das Wort Gottes zu verwerfen. Für uns ist sie
einSchlüssel zum tieferen Verständnis der Evangelien. Wir wissen, jedes
Evangelium gibt uns von einem besonderen Gesichtspunkte aus einen
Bericht von dem HErrn.
Johannes
zeichnet uns Christus den Sohn Gottes, der Sich alsBrandopfer Gott
darbringt. Der Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen,
wie Er die himmlische Verwandtschaft verkündigt und die himmlische
Familie um Sich schart. Er ist der Sammelpunkt der zerstreuten Kinder
Gottes, und der Auferstandene tritt in ihre Mitte (Joh. 20,19).
Lukas
zeichnet uns Christus den verheißenen Samen des Weibes, den Sohn des
Menschen, den zweiten Menschen, in dem alle Vorsätze Gottes ihre
Erfüllung finden und der als das Friedensopfer Frieden macht. Der
Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen im Lichte der
Schrift nach den Vorsätzen Gottes. Die Jünger müssen an Hand der
Schrift lernen, daß es in dem Plane Gottes war, daß also Christus
leiden und auferstehen musste (Luk. 24,27.32.45.46).
Markus
zeichnet uns Christus, den Sohn Gottes. Der in Knechtsgestalt der Mund
(Prophet) Gottes ist und in unermüdeter Geduld den Dienst und das
Zeugnis der Gnade ausrichtet; der Selbst das Sündopfer wird, als Er
rief: „Eloi, Eloi ...!“ (Mark. 15,34.) Durch den Auferstehungsbericht
geht der Ton der Gnade.Kein Niederschlagen der Hüter wie in Matthäus. -
Nurhier finden wir den Zusatz „und Petrus“ (Mark. 16,7).
Der gefallene Petrus empfängt den Gruß der Gnade ...
Matthäus
zeichnet uns Christus den König Israels; Christus in Beziehung zu den
Verheißungen Gottes und der Hoffnung Israels. Seine Seele stellt das
Schuldopfer, und der Wille Jehovas kommt durch Seine Hand zur Ausführung
(Jes.53,10). Er ist Jehovas Arm,durch den Er Seine Macht offenbart. Die
BeweiseSeiner Macht, Seiner königlichen Majestät kennzeichnen den
Auferstehungsbericht: Erdbeben, Engel in der Gestalt des Blitzes,
der Stein, der versiegelte, abgetan („der HErr lachet ihrer“) usw. Der
König ist da. Der Starke ist besiegt. Überall Triumph. Er hat alle
Gewalt (Matth. 28,18). Er kommt als der große Hirte der Schafe (Hebr.
13,20) in Auferstehung zu Seinen irdischen „Brüdern“ (Israel). Überall
tritt in Matthäus Seine Beziehung zu Israel,zu den Verheißungen
und Vorbildern hervor. In der Webegarbe (3.Mose 23,10-13) hatte Gott das
Vorbild der Auferstehung niedergelegt.Als das Weizenkorn (einzeln) war
Er in die Erde gefallen, aber eine Webegarbe (viele entschlafene
Heilige) bringt Er mit Sich in Auferstehung. In dem Auferstehungsleib
„erscheinen“ sie vielen. Der „heiligen Stadt“ bringen sieden Beweis des
Sieges, daß der „Hirte“ da ist (vergl. Hebr. 13,20 mit Hes. 34,11-16).
Wer diese auferweckten Heiligen sind, sagt die Schrift nicht, und was
wir darüber sagen, ist wertlos.
Von diesen Heiligen zu folgern, daß heute noch besonders treue Gläubige
fortgesetzt auferweckt werden, gibt die Schrift uns nicht nur keinen
Grund, sondern es hieße auch den Charakter des Matthäus-Evangeliums
verkennen und das Vorbild derWebegarbe zerstören. Nach der Schrift ist
die „Ordnung: Der Erstling Christus; sodann die, welche des Christus
sind bei Seiner Ankunft“ (1. Kor. 15,23).Das „sodann“ läßt keinen Raum
für Auferstehungen zwischen Christus als Erstling (mit der
Erstlingsgarbe) und der „Sodann“-Auferstehung bei Seiner Ankunft.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es ist ein der Schrift gänzlich fern liegender Gedanke, daß fortgesetzt
Gläubige auferstehen. Ja, er widerspricht aufs klarste den Ausführungen
über die Auferstehung in 1. Kor. 15 und 1. Thess. 4 u. a. m. Wonach
würde sich denn diese Bevorzugung einzelner richten? Gilt denn bei
diesen ein Verdienst?Oder wenn es Gnade ist, gibt uns die Schrift Grund
zu der Annahme dieser sonderbaren Begnadigungeinzelner? - Wir wissen gar
wohl, daß
manvon gewissen treuen Männern sagt, sie seien schon auferstanden; aber
wir müssen diese schriftwidrige Behauptung ins Reich der „frommen
Legende“ verweisen. Da übrigens in unserer Stelle deutlich steht, daß
jene Auferweckten „vielen erschienen“, so müßte man füglich erwarten
können, daß die jetzt so nach und nach auferweckten Heiligen das auch
getan hätten; aber davon wissen die Gewährsmänner für obige
Behauptungendoch nichts zu berichten! Wie wäre es auch möglich, wenn das
untrügliche Wort Gottes keinen Grund dazu gibt! Es ist ein gefährlich
Ding, aus einer in einem ganz bestimmtem Zusammenhang stehenden
einzigartigen Stelle Folgerungen zu ziehen, die der übrigen Schrift
widersprechen!
übrigen Schrift widersprechen!
Auch wir glauben, daß die hier geschehene Auferstehung, wie die des
HErrn, zur Herrlichkeit war: diese Auferweckten hatten einen Leib wie
Christus.Sollten sie mit einem solchen wieder ins Grab zurückgegangen
sein? Oder wurden sie in den alten Zustand zurückverwandelt? Gewiß
sollte ihre Auferstehung auch die „mächtige Wirkung des Todes des HErrn“
zeigen; aber diese Wirkung, die sich hier vorbildlich andiesen
„Heiligen“ zeigte, wäre doch sehr eingeschränkt gewesen, wenn jene
wieder hätten insGrab zurückkehren müssen.
Frage 3
Welch ein Unterschied bestehtzwischen den Namen Jesus Christus und
Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1,12.14.15.16) und ihrer
Anwendung in der Schrift? (Vergl.Frage 19, Band 1913,
Anmerkung des Herausgebers.)
Antwort A
Die Namen und Titel des HErrn sind nicht einfach Namen in dem Sinne, wie
wir Personen dadurch voneinander unterscheiden. Wie wir in der Welt
Personen mit verschiedenen Namen und Titeln finden und in den
verschiedenen Namen und Titeln die verschiedenen Eigenschaften, Würden,
Ämter und Beziehungen zu Verwaltungen usw. erkennen, so auch bei dem
HErrn. O, daß wir Ihn besser kennten in Seinen Eigenschaften, in Seiner
Herrlichkeit und Würde, in Seinen Beziehungen zu den verschiedenen
Perioden der Verwaltungen Gottes - wir würden die Weisheit sehen,
die sich in den verschiedenen Benennungen des Sohnes offenbart! Es ist
wunderbar, wie die heiligen Schreiber durch Gottes Geist geleitet
wurden, gerade den Namen, den Ausdruck für die Person des Sohnes zu
gebrauchen, wie er gerade zu dem, was gesagt ist, passend ist. Wieviel
haben wir alle nach dieser Richtung hin noch zu lernen!Welch
Durcheinander, welcheUnwissenheit offenbart sich gerade in bezug auf den
Gebrauch der Namen und Titeldes HErrn! Wenn ich in dem Gefühlmeiner
eigenen Unwissenheites wage, ein paar kurze Worte auf die Frage zu
Antworten,
so kann es nur ein Fingerzeig, eine Anregung sein, mit ganzem Herzen und
größerem Aufmerken die Schriften zu erforschen, um Ihn besser kennen zu
lernen.
Jesus
ist Sein persönlicher Name, der für den Sohn Gottes zuvor bestimmt wurde
als den Heiland der Welt. Unter diesem Namenwurde Er hienieden in der
Knechtsgestalt gekannt.
Christus
- der Gesalbte - ist Sein Titel zunächst in Verbindung mit dem Messias
des Volkes Israel; als dieses Ihn aber verwarf und tötete, hat Gott den
Auferweckten und Verherrlichten zum „HErrn“ und „Christus“
gemacht - erhoben (Apgesch.2,36). Dieses läßt uns verstehen, warum
in den vier Evangelien der HErr niemals „Jesus Christus“ genannt wird,
(ausgenommen in fünf Stellen, die auch bezeichnend sind), sondern
allgemein „Jesus“, dagegen in den Briefen „HErr“ und „Christus“ und mit
den Verbindungen: „Jesus Christus“, „Christus Jesus“ und „Herr Jesus
Christus“.
In Eph. 1,1.2 finden wir in den zwei Versen diese letztendrei
Benennungen.Die Voranstellung des einen Namens vor dem anderen ist
durchaus nicht absichtslos, wie uns diese und viele andere, auch die in
unserer Frage genannten Schriftstellen beweisen.
Ob wir lesen „Jesus Christus“ oder „Christus Jesus“ - immer ist
esnatürlich dieselbe Person. Ein
sorgfältiges Vergleichen der Schriftstellen läßt uns aber finden, wenn
der persönliche Name „Jesus“ vorangestellt ist (Jesus Christus), daß das
Gesagte mehr in Beziehung steht zu Seiner Person (diese in den
Vordergrund tritt) und zu dem, was Er hienieden war, während wir bei
„Christus Jesus“ das Gesagte mehr in Beziehung finden mit dem
Verherrlichten, Seinem vollendeten Werke und der Segensfülle,die von Ihm
ausgeht.
In Eph. 1,1 nennt Paulus sich Apostel „Jesu Christi“. Er war Sein
Apostel und hatte dem zu entsprechen, was Er hienieden war (Hebr. 3,1).
Sobald wie Paulus dann von den Heiligen und Treuen in ihrer
Segensstellung spricht, wechselt er die Namen und sagt in „Christo
Jesu“. Wenn es sich um unsere Segensverbindung mit Ihm handelt, so
spricht der Apostel nie, daß wir „in Jesu“, sondern „in Christo“ sind
(Röm. 8,1; 2. Kor. 5,17); Christus starb für Gottlose (Röm. 5,6);
Christus starb für unsere Sünden (1. Kor. 15,3); Christus hat uns
losgekauft (Gal. 3,13); mit Christo sind wir gestorben (Röm. 6,8.9), und
in dem verherrlichten Gesalbten (Christus) Jesus werden hier die
Heiligen in Ephesus gesehen.Im 3. Verse zeigt Paulus dann, daß Er für
uns der Herr Jesus Christus ist.
Wie gesagt, wenn Seine Person, oder was Er hienieden war, in den
Vordergrund tritt, so finden wir auch den teuren Jesusnamen in dem
Vordergrund, z.B.: „Der des Glaubens an Jesum ist“ (Röm.3,26); „glaube
an den Herrn Jesum“ (Apgesch. 16,31); „Verheißung aus (auf dem Grunde
des) Glaubens an Jesum Christum“ (Gal. 3,22). Es ist köstlich, bei
dieser letzten Stelle, (wie auch in anderem Stellen) den Wechselder
Namen zu beachten (Gal. 3,22 vergl. mit 26 u. 28; siehe auch ebenso Eph.
4,20.21). Wir würden in dem Zusammenhang mit V. 20 sprachlich
geschrieben haben: „Wie die Wahrheit in dem Christus ist“ - aber nein:
„Wie die Wahrheit in dem „Jesus“ ist.“ In Ihm persönlich, in Seinem
Leben, und in Ihm allein wird die Wahrheit gesehen!
v. d. K..
Anmerkung des Herausgebers
Je treuer und je lieber wir uns mit dem HErrn Selbst beschäftigen
(„Seine Herrlichkeit anschauen“, 2. Kor. 3,18), desto kostbarer werden
uns die Geheimnisse Seiner Namen werden, und die Folge wird sogar die
sein, daß wir selber lernen, in den schriftgemäßen Ausdrücken - es heißt
in der Gebetsanrede z. V. nicht „Jesus“, was für uns Gläubige geradezu
unehrerbietig ist, sondern „Herr Jesus“, vergl. Apgesch. 7,60! - und in
den schriftgemäßen Namen von Ihm zu reden. Man kann dies nie
verstandesmäßig lernen, im Gegenteil: der Verstand sieht in den
Verschiedenheiten dieser Namenbloße Willkür oder noch Schlimmeres! Zu
was für ungeheuerlichen Erklärungsversuchen ist z. B. die ungläubige
Theologie gekommen im Hinblick auf den Wechsel der NamenGottes im Alten
Testament (so gleich zuerst in 1. Mose 1 und 2)! Für den Gläubigen
liegen gerade in diesem Wechsel ganz besondere Kostbarkeiten! Nein,
nicht durch den Verstand lernen wir, die rechten Namen Gottes und des
HErrn am rechten Orte zu gebrauchen, aber je mehr wir forschen in der
Schrift und nachsinnen über Ihn Selbst, desto mehr prägt der Geist
Gottes in uns die Fähigkeit, gottgemäß zu denken und zu reden. Scheinbar
ganz wie von selbst, aber durch den Geist in uns gewirkt, wird es uns
dann z. B.auch klar, daß es nicht heißt: „Bruder in Jesu“, sondern
„Bruder in Christo“ (Kol. 1,2) oder „Bruder im HErrn“ (Philem. V. 16).
Möchten wir uns Gnade schenken lassen, den so sehr häufig eintretenden
Wechsel der Namendes HErrn in der Schrift zu beachten (Beispiele zu
nennen ist bei der Fülle derselben überflüssig) und
unter der in
Antwort A
gegebenen Anleitung zu betrachten! Sicher, es wird uns zum Segen sein!
Frage 4
1.Joh. 3,8 u. 9: Was heißt „er kann nicht sündigen“ und „werSündetut,
ist aus dem Teufel“?
Antwort A
Ein sorgfältiger Vergleich von 1. Joh. 3,9 mit Kapitel 2,1 wird zum
Verständnis dieser Stelle beitragen. In Kap. 2,1 gebraucht der Apostel
die „Aorist“-Zeitform des Zeitwortes, wodurch eine einzelne,bestimmte
Handlung bezeichnet wird; in Kap. 3,9 gebraucht er die
„Präsent“-Zeitform, welche eine Fortdauer, ein Fortfahrenin der Sünde
ausdrückt.
Nachden feierlichen Worten des ersten Kapitels sagt er:„Meine
Kinder, ich schreibe euch dieses, auf daß ihr nicht sündiget, und wenn
jemand gesündigt hat - wir haben einen Sachwalter bei dem Vater.“ Das
Ziel seines Schreibens ist, daß sie nicht sündigen; doch wenn jemand
sollte überwältigt worden sein, so will er diesen auf die Vorsorge, die
Gott in Seiner Güte für einen solchen getroffen hat, hinweisen, damit er
nicht verzweifle, sondern Vergebung erlange und zum Sieg über die Sünde
geführt werde.
In Kap. 3 zeigt der Apostel zwei Menschenklassen: die, die Gerechtigkeit
tun, und die, die Sünde tun. Bei der einen Klasse ist die Gerechtigkeit,
bei der anderen die Sünde der herrschende Grundsatz in ihrem Leben. Er
stellt fest, daß, obgleich die Möglichkeit da ist, daß der aus Gott
Geborene in eine Sünde fallen kann, derselbe aber nicht in der Sünde
verharren kann. Ein Schaf mag in den Schmutz fallen; aber es ringt,
herauszukommen, und ist nicht zufrieden, darin zu sein, während die Sau,
selbst wenn sie gewaschen war, sich darin mit Behagen wälzt.
Manche legen diese Stelle dahin aus, daß der Apostel meint, daß die neue
Natur nicht sündigt, aber der Apostel gebraucht die Worte im 10. Vers:
„Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels.“ Es
sind Personen, von denen er spricht, und nicht Naturen (wie in Röm. 7),
und der Gegensatz wird gezogen zwischen denen, die die Gerechtigkeit
tun, und denen, die die Sünde tun. In Kap. 5,18 finden wir denselben
Gegensatz. Er spricht in Vers 16 von der Möglichkeit, daß ein „Bruder“
sündigt „eine Sünde nicht zum Tode“, und dann zeigt er: der aus Gott
Geborene sündigt nicht - das Charakteristische des
aus-Gott-geboren-Seins ist Gerechtigkeit (2,29) und nicht Sünde. Der
Böse, in dem die ganze Welt liegt (5,18.19), hat keine Rechte über den
aus Gott Geborenen; er ist in der Hand Christi und Gottes (Joh.
10,28.29), und keine andere Hand kann ihn antasten. Luther drückte sich
so aus, daß ein Kind Gottes in dem Kampfe wohl täglich Wunden empfängt,
aber niemals seine Waffen wegwirft oder Frieden mit dem Todfeinde macht.
Ein besseres Verständnis dieses Briefes würde manchen bewahren vor den
falschen Gedanken der Sündlosigkeit und uns anreizen, in größerer
Wachsamkeit den Pfad der Gerechtigkeit zu wandeln und so den Beweis zu
geben von unserer Gemeinschaft mit Ihm, der „geoffenbart worden ist, auf
daß Er unsere Sünden wegnehme“ und „auf daß Er die Werke des Teufels
vernichte“ (1. Joh. 3,5.8).
W. H. B., frei übers. von v. d. K.
Antwort B
Diese Schriftstelle ist für manchen eine Schwierigkeit, und andere sind
durch das Nichtverstehen derselben entmutigt worden. Den einen scheint
sie in Widerspruch mit Kap. 1,8-10 zu stehen, und den anderen scheint
sie auf einen solchen hohen moralischen und geistlichen Stand
hinzuweisen, den zu erreichen sie mutlos aufgeben. Diese Stelle zeigt
den großen Charakterzug im Leben des aus Gott Geborenen. Der aus Gott
Geborene ist heilig. Er haßt die Sünde. Nimm z. B. die zehn Sünden in 1.
Kor. 6,9.10 und denke dir, eine aus Gott geborene Person würde ersucht,
diese zu begehen; wird sie sich nicht mit Abscheu von solchen Ansinnen
wegwenden? Sie kann nicht diese Dinge tun. Jede Fiber der neuen Natur
sträubt sich gegen solches Ansinnen. „Nein, nein, niemals!“ ist die
Antwort.
So begegnete Joseph der Versuchung, und so haben Millionen verweigert,
sich wieder in dem Schmutz zu wälzen, von dem sie gewaschen sind. Sie
sagten in Wahrheit: Ich kann Spott tragen, ich kann aus eurer
Genossenschaft gestoßen werden, ich kann gequält werden nach Leib und
Seele, ich kann in Gefängnis und Tod gehen, aber ich kann nicht
sündigen wider Christus. - Ja, Tausende haben so gelitten. Diese
Stelle zeigt die Wirkung der neuen Geburt, den Instinkt und das Wesen
des aus Gott Geborenen.
Aber wie, möchte man fragen, kann man diese Stelle mit 1. Joh. 1,8.10
und anderen Stellen vereinigen, in welchen Gläubige unter der Schuld
selbst schwerer Sünden gesehen werden? Die
Antwort
ist, daß dieses Ausnahmen sind, die die Regel beweisen. Zu allen Zeiten
und bei den Besten wurden Fehler und Sünden offenbar, aber dies ändert
nicht die Tatsache des Wesens der neuen Lebensnatur.
G. F. T., frei übers. von v. d. K.
Antwort C
Die neue Natur 1. Joh. 3,9 ist die von Gott empfangene, dem Gläubigen
mitgeteilte, die durch den Heiligen Geist in uns wirkt. Dieser neue
Lebensgrundsatz kann sich nicht mit dem alten vereinigen noch
vermischen, weil er diesem gänzlich entgegengesetzt ist. So wie sich Öl
mit Wasser nicht vereinigt, so kann sich das, was aus Gott geboren ist,
nicht vereinigen noch vermischen mit dem, was aus dem Fleische geboren
ist.
G. K., frei übers. von v. d. K.
Antwort D
Der Schlüssel zum Verständnis dieser Verse liegt in dem Worte: „aus Gott
geboren“. Der Apostel sieht die Kinder Gottes nur unter diesem einen
Blick. Er berührt nicht das Fleisch, welches wir noch an uns tragen. Er
spricht von dem Gläubigen als von Gott gezeugt und deshalb eine Natur
habend, die nicht sündigen kann. Er sieht den Gläubigen nur von diesem
einen Gesichtspunkte aus. Alles weitere, daß wir, solange wir hienieden
sind, das Fleisch mit der Sünde haben, daß wir der beständigen
Wachsamkeit bedürfen, das Gesetz in unseren Gliedern unter dem Tode
Christi zu halten, damit es nicht wieder zur Herrschaft kommt, ist in
dieser Stelle für den Augenblick ganz beiseite gelassen. Er zeigt
einfach die Natur, das Lebensprinzip (Grundsatz) derer, die aus Gott
geboren sind: sie können nicht sündigen. Wie in der ganzen Schöpfung
jedes Wesen gemäß seiner Natur sich bewegt und tut, so auch der aus Gott
Geborene; er „tut nicht Sünde“, es ist gegen seine
Natur sich bewegt und tut, so auch der aus Gott Geborene; er „tut nicht
Sünde“, es ist gegen seine Natur; er kann nicht sündigen, weil er aus
Gott geboren ist. Es ist unnatürlich, zu sündigen; es ist eine
Verleugnung seiner Natur. Hieraus folgt nicht, daß wir stets beharrlich
nach der Natur wandeln, leider nicht! Aber der Maßstab, die Wahrheit
bleibt bestehen. Wenn ein Kind Gottes durch Unwachsamkeit fällt, so
verleugnet es sein „aus-Gott-geboren-Sein“. Es erlaubt der alten Natur
wieder, zu leben, die in dem Tode Christi ihr Urteil gefunden hat und
kein Recht mehr hat, zu leben.
Die Gläubigen werden gewarnt (V. 7) vor Verführern, die in Anmaßung
auftreten. Sie sollten auf die Wirkungen und Äußerungen der Natur
achten, ob diese aus dem Teufel oder aus Gott waren.
Der Liebe des Vaters gemäß sollen wir Gottes Kinder heißen, und im Kinde
muß die Natur des Vaters gesehen werden. Obgleich noch nicht der Tag der
Offenbarung der Sohne Gottes gekommen ist, so sind die Kinder Gottes
doch jetzt schon offenbar, sie tragen jetzt die Züge ihres Vaters:
Gerechtigkeit und Liebe (V. 10). Sie wandeln in Pfaden der Gerechtigkeit
und lieben die Brüder.
Dagegen tragen die nicht aus Gott Geborenen die Natur, die sie von dem
empfingen, der durch Satan fiel. Diese Natur offenbart sich in
Eigenwillen und in Gott-nicht-Unterworfensein. Ein Mensch, dessen Weg
durch die Adamsnatur gekennzeichnet ist, zeigt, daß er Gott nicht
gesehen noch erkannt hat. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Der Hauptzweck dieser Stelle (V. 1-15) ist der, den großen,
unüberbrückbaren Gegensatz festzustellen, der sich zwischen dem Leben
aus Gott (Gerechtigkeit und Liebe) und dem Leben aus dem Teufel
(Gesetzlosigkeit und Haß) befindet. Der ganze erste Johannesbrief
behandelt das Leben, wie wir es im Sohne haben, und wie es praktisch
sich äußert in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne (Kap.
1,1-4). In der Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde, traten manche
Irrlehrer aus, die auf ihre tiefere Erkenntnis pochten; denen gegenüber
mußte den gefährdeten Kindern Gottes gezeigt werden, was „von Anfang“
war (V. 1). Im 3. Kap. nun zeigt der Apostel, was es heißt, ein Kind
Gottes zu sein: es schließt in sich, Dem, der von Anfang war (vergl. Ev.
Joh. 1) ähnlich zu werden, und das heißt, schon jetzt dem Grundsatz nach
Ihm ähnlich sein! Dies beweist sich in dem Leben, das in ihnen wohnt, in
der Kraft des Lebens, das sie unauflöslich mit Ihm verbunden hat. Ihnen
gegenüber steht die andere Macht, auch in gewissem Sinne „von Anfang“
(V. 8): der Teufel, der auch seine Gefolgschaft, seine Kinder hat -
Menschen, in denen nicht der Same (das „Wort Gottes“, durch das sie
gezeugt sind von oben, vgl. 1. Petri 1,23) wohnt. Der Unterschied dieser
beiden Menschenklassen äußert sich ebenso unzweideutig in dem Gang ihres
Lebens wie in seinem Ursprung. Der Ursprung der einen ist der Teufel,
der da sündigt von Anfang, und darum ist ihr Lebensgang die Sünde im
Sinne von Gesetzlosigkeit (V. 4) oder ein Leben ohne Gott; der Ursprung
der anderen ist Gott (in Christo), und darum ist ihr Lebensgang durch
Gerechtigkeit gekennzeichnet, die Kraft ihres Lebens ist Gott, sie
wollen für Ihn da sein, und sie sind praktisch durch Glauben - wenn auch
in Schwachheit - für Ihn da: Gott erkennt die Seinen an, auch die
Schwächsten der Seinen, wenn sie nur wirklich Sein sind, d. h. wenn sie
aus dem Wort gezeugt, von oben geboren sind. Aus Gott geboren sein heißt
Gerechtigkeit tun; ein Kind des Teufels sein heißt Sünde tun. Dieses, d.
h. sich in der Sünde betätigen, sein Leben darin haben - ganz abgesehen
davon, ob ein Ungläubiger in Einzelfällen oft sündigt oder nicht -, das
kann keiner, der aus Gott geboren ist, er kann
nicht sündigen in diesem Sinne. Unser grundsätzliches Leben ist
Gerechtigkeit, denn Christus ist für uns das Leben (Phil. 1,21), und „Er
ist uns gemacht zur Gerechtigkeit“ (1. Kor. 1,30), und Er ist auch das
Wort (der Same), das in uns bleibt; darum können wir grundsätzlich nicht
sündigen. Welch ein Unterschied zwischen uns und denen, die noch als
Kinder der Welt und des Teufels dahingehen! Möchten wir diesen
grundsätzlichen Gegensatz recht verstehen und dazu dann Kraft und Gnade
nehmen und haben, um dieser Stellung gemäß hienieden zu wandeln, indem
wir bleiben in Ihm (V. 6)!
Frage 5
Wie ist Gal 6,17 zu verstehen: „Im übrigen mache mir niemand weitere
Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe“?
Antwort A
Der Apostel verweist in dieser Stelle auf seinen Dienst. Er war in Tat
und Wahrheit ein Knecht Jesu Christi. Da waren solche, die nicht
aufhörten, ihn anzutasten und seinen Dienst und seine Lehre zu
untergraben. Solchen falschen Lehrern hatten die wankelmütigen Galater
nur allzu leicht ihr Ohr geliehen. Der Apostel weist hin auf seine
Wunden, die er auf dem Wege seines treuen Dienstes empfangen hatte. Das
waren Brandmale, die er um Jesu willen empfangen hatte: Beweise seiner
Knechtestreue. Es ist eine Anwendung der Sitte jener Tage: Die Sklaven
empfingen ein Brandmal, welches anzeigte, welchem Herrn sie gehörten.
Darum sollte man ihm nicht mehr Mühe machen; er trug an seinem Leibe die
Malzeichen Dessen, dessen er war und dem er diente (Apgesch. 27,23).
Aus „Simp. Test.“, übersetzt von v. d. K.
Antwort B
Wieviel Mühe bereiteten die Gläubigen dem Apostel Paulus durch das
Achten auf falsche Lehrer! Auch die Galater hatten solchen ihr Ohr
geöffnet. Diese wollten sie zwingen, sich beschneiden zu lassen und das
Zeichen Israels zu tragen. Er aber trug die Malzeichen des Herrn Jesu an
seinem Leibe. (Der ganze Brief handelt von dem Umwenden zum Gesetz und
zur Beschneidung.)
Mit der Beschneidung hörte die Verfolgung auf (Gal. 5,11 und 6,12), aber
auch Christus und Sein Werk war dann für sie nutzlos (Gal. 5,2). Für ihn
sollte Christus nicht umsonst gestorben sein (Gal. 2,21). Er stand in
Treue zu dem Kreuze Christi (6,14), in welchem der alte Mensch sein Ende
gefunden hatte (Röm. 6,6). Die Welt drückte da dem Wahrhaftigen und
Gerechten (Jesus) einst das Malzeichen ihres Hasses auf, und auch er,
Paulus, trug das Malzeichen desselben Hasses an seinem Leibe. Nicht auf
das Malzeichen der Beschneidung (welches die Verfolgung beendet),
sondern auf das Malzeichen der Verfolgung durch die „nach dem Fleisch
Geborenen“ (Gal. 4,29) lenkt er ihren Blick. Dieses, und nicht die
Beschneidung, war das Malzeichen des Herrn Jesu.
Warum machten sie ihm so viele Mühe? Als er ihnen einst das Evangelium
verkündete, da waren sie seine Freunde; nun er ihnen aber die Wahrheit
sagte, hielten sie ihn als einen Feind (Gal. 4,13-16). Stand er nicht
mehr in Treue vor seinem HErrn? Sie sollten ihm keine Mühe mehr machen,
denn er trug den Sklavenbrand - das Knechteszeichen - das Malzeichen
seines verworfenen, aber jetzt mit
Ehre gekrönten Herrn an seinem Leibe.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Das griechische Wort, das Luther mit „hinfort“, die Elb. Übers. in der
Fußnote mit „übrigens“, die Miniaturbibel mit „im übrigen“ übersetzt,
kann wohl dieses alles heißen, indem man im Griechischen das Wort für
„Zeit“ ergänzt oder es ohne nähere Bestimmung läßt. Aber man kann auch
ein anderes Wort (im Griechischen) ergänzen und übersetzen: „Um das
übrige (Israel) mache mir niemand weiter Mühe.“ Vorher ist „der Israel
Gottes“ genannt, wie wir glauben, im Gegensatz zu dem verworfenen
Israel, das nur die äußere Beschneidung hatte, während Gott „die
Beschneidung der Herzen“ forderte. Dem Paulus war durch die Irrlehrer
genügend Mühe gemacht um das ungläubige Israel, das nicht mehr Gottes
war. Um dieses wollte er keine weiteren Beschwerden haben, wenn er sich
auch sonst nicht vor Beschwerden fürchtete. Aber gerade die Brandmale
Jesu hatte er zumeist von dem Christo feindlichen Israel erlitten und
damit bewiesen, daß er sich nicht vor Menschen fürchtete. Er diente
nicht Menschen, sondern Christus war sein HErr. Und auch mit diesem
Briefe hatte er bewiesen, daß er nicht in Menschenknechtschaft diente,
sonst hätte er den die Beschneidung befürwortenden Lehrern und ihren
Anhängern wohl nachgegeben, sondern Christo allein diente er. Aber nun
solle man ihn mit dieser Art von Beschwerden um das übrige Israel (das
nicht Gottes ist) verschonen. Gewissermaßen: Ich trage schon genügend
Brandmale Jesu - durch Israel hervorgerufen - an meinem Leibe, als daß
ich um dieses (ungläubig bleibenden) Israels willen noch mehr
Beschwerden tragen möchte.
Aber es ist nicht nötig, jenes erste Wort des Satzes so zu übersetzen
und zu deuten; man kann auch sagen: „im übrigen“ oder „hinfort“.
Bemerkenswert scheint uns noch dies, daß dies Wort in dem inspirierten
Wort Gottes steht. Das Wort bleibt stets nüchtern. Paulus war auch nur
ein Mensch, ein Mensch, der unter den Angriffen der „Feinde des Kreuzes“
litt. Und wir sind gewiß nicht so „übergeistlich“, so erhaben über
alles, daß wir nicht mehr leiden können unter diesem und jenem,
vorzüglich unter den Angriffen derer, die dem Evangelium nicht
gehorchen.
Möchten wir aber auch ebenso bereit sein wie Paulus, um Jesu willen zu
leiden und den HErrn Sein Eigentumsrecht, Sein Brandmal, Leidensmal auf
uns prägen lassen im Kampf um die Wahrheit und in der Liebe zu Ihm!
(Vergl. Joh. 16,29ff.)
Persönliche Worte an unsere Leser und Mitarbeiter!
Friede und Freude zuvor!
Ein Jahr der „Gegenseitigen Handreichung“ ist vergangen, und ein neues
Jahr der treuen Arbeit im Worte Gottes liegt vor uns. Ob wir einen neuen
Jahrgang vollenden werden, ob der Herr Jesus vorher kommt oder ob Er auf
andere Weise diese gesegnete Tätigkeit untere bricht oder abbricht? Wir
wissen's nicht! Aber soviel Er uns Zeit, Gnade und Kraft gibt, wollen
wir, denen Er das Blatt anvertraut hat, diese Arbeit weiter tun in
Dankbarkeit und in fröhlichem Aufblick auf Ihn.
Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der Freunde der
„Handreichung“. Wir sind einmal sehr
Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der Freunde der
„Handreichung“. Wir sind einmal sehr auf die Hilfe in der Verbreitung
angewiesen, denn noch mehrere Hundert fester Abonnenten sind nötig, um
die erhöhten Kosten des erweiterten und auch äußerlich verbesserten
Blattes zu decken, und darum brauchen wir treue Helfer, die dasselbe hin
und her empfehlen und Werbehefte verbreiten oder Adressen angeben, an
die solche gesandt werden sollen. Jedoch gerade diese Propagandaarbeit
erhöht durch die vielen Portoausgaben die Kosten des Blattes erheblich.
Gleichwohl haben wir uns entschlossen, um der vielen unbemittelten Leser
willen, den Jahrespreis desselben in der bisherigen Hohe zu belassen
(1,20 Mk., Porto extra!).
Wir sind zu diesem Entschluß ermutigt worden durch freiwillige
Unterstützungen, die uns durch des HErrn Güte in dem vergangenen Jahre
seitens bemittelterer Leser zuteil wurden; wir haben das Vertrauen zum
HErrn, daß Er auch künftig auf diese oder jene Weise alles Nötige
darreichen wird.
Andererseits sind wir jetzt nach des Blattes Vergrößerung erst recht auf
treue Mitarbeit im BeAntworten
der stets reichlich und stets erwünscht eingehenden Fragen angewiesen,
und wir bitten die bisherigen Mitarbeiter um ihre freundliche Hilfe,
bitten dazu um neue Helfer und wünschen allen des HErrn Segen zu jedem
Beitrag, der unter der Leitung des Geistes in wirklicher
Schriftforschung entstanden ist. Hierzu möchten wir folgendes bemerken:
Wenn wir entweder infolge Platzmangels oder aus anderen Ursachen die
Antworten
hier und da kürzen oder gar die eine oder andere
Antwort Ablehnen
müssen, so geschieht das nur im Interesse der Leser oder wegen
Überflusses an Stoff. Nie braucht ein Mitarbeiter zu glauben, wir gingen
leichtfertig mit seinem Beitrag um oder verachteten seine Hilfe! Jeder
darf überzeugt sein, daß wir auf das Prüfen und Sichten der Einsendungen
nicht geringe Zeit verwenden, um allen gerecht zu werden und um zugleich
das Wort Gottes in seiner ganzen Klarheit zur Geltung kommen zu lassen,
soweit wir dazu Gnade und Weisheit von oben haben.
Wir bedürfen dann schließlich noch vieler Fürbitte aller Leser, damit
das Blatt wie bisher - wie viele Dankschreiben uns beweisen - auch in
Zukunft zu reichem Segen diene. Beten Sie, teure Geschwister, für den
Herausgeber und für jeden der jeweiligen Mitarbeiter um Gnade, Weisheit
und Kraft und auch um Bewahrung, damit im Blatt nie Irrlehren oder
Schriftverfälschungen Platz finden, und damit dasselbe in Wahrheit sei
und stets mehr werde eine „Gegenseitige Handreichung aus dem Worte
Gottes“!
Wir bitten dann noch zum Schluß jeden Abonnenten, daß er die
„Handreichung“ betend lesen, ja, durchforschen möge.
Es ist unser Wunsch und Gebet, daß der HErr verherrlicht werde durch
diesen Dienst und daß Seine Erkenntnis sich mehre in Lehre und Wandel!
Eph.4,11-16.
Des HErrn Segen und Frieden Ihnen allen: Lesern, Mitarbeitern und
Freunden! 2. Thess. 3,16.
Klotzsche, Anfang Januar 1914.
Der Herausgeber
Fritz Koch.
Gruß >an den Leser:
Gruß >an den Leser:
„Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Kinder
Gottes heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn
nicht erkannt hat.“ 1.
Joh. 3,1.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 6
Was heißt „im Namen Jesu beten“? (Siehe z.B. Joh. 15,16.)
Antwort A
... Von allem, was ich bisher erwähnt habe, ist dieses wohl das
Wichtigste. Denn dies allein ist das Kennzeichen des Gebetes eines
Christen. Männer, die an Gott glaubten, sind zu allen Zeiten Männer des
Gebets gewesen. Aber bis zu dieser Zeit hatte niemand im Namen Christi
gebetet. Jetzt müssen wir in dem Namen Dessen, der für uns starb,
auferstand und in den Himmel hinaufstieg, beten. In Joh. 14 hören wir
zuerst vom Gebet im Namen Christi (V. 13), aber vor Schluß dieser
letzten großen Rede hat unser HErr nicht weniger als sechs- oder
siebenmal davon gesprochen. Was bedeutet es denn nun, in Christi Namen
zu beten? Es heißt: Beten gemäß Seiner Gesinnung und nach Seinem Wunsch;
es heißt: um die Dinge flehen, von denen Er will, daß wir sie empfangen.
Es bedeutet das Bekenntnis, daß getrennt von Christus als Mittler ich
keine Erwartung habe, daß meine Bitten gewährt werden. Unsere Anliegen
und unsere Bitten sind gleich ebensovielen Nullen. Christi Name ist die
Ziffer, die vor diese gesetzt werden muß und dann den Wert der ganzen
Zahl angibt. Wir zeigen gewissermaßen unseren Scheck an der himmlischen
Bank vor, und er wird anerkannt um Christi willen. Nach biblischem
Sprachgebrauche steht der Name für Natur oder Eigenschaften (Charakter).
In Christi Namen bitten heißt, für solche Sachen beten, die
übereinstimmen mit Seiner heiligen Natur und Seinen vollkommenen
Eigenschaften. Ein einfaches Gleichnis mag die Sache verständlicher
machen. Angenommen, in einer Stadt lebte ein Mann, der als ein
entschiedener Gegner starker Getränke bekannt ist. Alkoholische Getränke
will er nicht anrühren, kosten, noch sonst irgend etwas mit ihnen zu tun
haben. Einer seiner Dienstboten ginge nun zu dem Kaufmann und verlangte
im Namen seinem Herrn vier Liter Schnaps. Aber der Kaufmann würde einen
solchen Auftrag nicht ausführen, ohne erst ganz genaue Erkundigungen
angestellt zu haben. Die verlangte Sache steht in völligem Widerspruche
mit dem Charakter des Mannes, in dessen Namen sie verlangt wurde.
So ist es zweifellos mit vielen unserer Gebete. Die Anliegen werden
nicht gewährt, weil sie nicht von den Eigenschaften des heiligen Namens
sind, den wir ihnen beifügen. Um eine Sache, die wir nur zu unserem
eigenen Vergnügen haben wollen, können wir nicht in Christi Namen beten.
Die revidierte (englische) Übersetzung von Joh. 16,23 (wie die Fußnote
in der Elberf. Bibel) gibt noch einen anderen Gesichtspunkt. Wir sehen
auf Christus als die einzige Grundlage für unser Bitten; der Vater sieht
auf Ihn als den einzigen Grund zum Geben. In ihrer Wertschätzung Christi
sind Gott und
der Gläubige einig, soweit der Endliche überhaupt mit dem Unendlichen
übereinstimmen kann. Wir sagen unser Amen zu allem, was Er in bezug auf
Christus sagt, und Gott gibt Sein Amen zu allem, was wir zum Preise
unseres Erlösers sagen.
Aus dem Engl. übers. von O. v. Br.
Antwort B
„Im Namen Jesu beten“ besteht selbstverständlich nicht darin, daß man
dies in Worten ausdrückt, sondern im Wesen der Sache selbst.
Wenn ich in jemandes Namen erscheine, so ist dieses gewissermaßen
geradeso, als ob es die Person selbst wäre, in deren Namen ich
erscheine. Der Wert des Namens wird eingeschätzt nach der Person, die
ihn trägt. Deshalb kommt es auf den Wert dieser Person an, auf ihre
Stellung, welche sie einnimmt, auf daß Ansehen und das Vertrauen,
welches sie genießt, und unter Umständen auch auf die Rechte, welche sie
besitzt. So ist es in der Welt, und genau so ist es auch mit unserem
Erscheinen vor Gott im Namen Jesu. Der Wert Seiner Person, Seine
Stellung, Seine Vortrefflichkeit und Herrlichkeit, Seine
Wohlgefälligkeit und Seine Rechte, die gegründet sind auf Sein
herrliches Erlösungswerk - alles spricht in voller Kraft für uns, und
wir können im Glauben davon Gebrauch machen, wie es in Eph. 3,12 heißt:
„In welchem (d. h. in Christo Jesu) wir die Freimütigkeit haben und den
Zugang in Zuversicht durch den Glauben an Ihn.“ Das erschöpft aber den
begriff unseres Gegenstandes noch nicht, sondern ist nur die eine Seile
davon. Die andere Seite ist die, daß der im Namen eines anderen
Erscheinende nicht seine eigenen Gedanken und Wünsche vorbringt, sondern
die Gedanken und Wünsche dessen, in dessen Namen er erscheint. Was er
sagt, ist das, was der sagen würde, in dessen Namen er es sagt; es ist
ebensogut, als ob dieser selbst da wäre und selbst es sagte. Geradeso
ist es, wenn wir im Namen Jesu vor Gott erscheinen. Wir kommen dann
nicht mit unseren Gedanken und Wünschen, sondern diese sind verschwunden
und Seine Gedanken erfüllen uns und Sein Wille bestimmt uns. Gedanken
und Wünsche sind in Seinem Lichte gesichtet und gerichtet durch die
Wirksamkeit des Heiligen Geistes; wir sind in bewußter Abhängigkeit von
Ihm und durch Sein Wort unterwiesen über Seine Gedanken und Seinen
Willen, und Er Selbst ist es, welcher Herz und Sinn erfüllt und in
welchem wir vor Gott sind. Darum ist auch Erhörung gewiß, wenn wir in
Seinem Namen beten (s. Ps. 37,4; Matth. 18,19.20; Joh. 14,13.14;
15,7.16; 16,23). Wenn oder insoweit wir keine Erhörung finden, war unser
Gebet eben nicht in Seinem Namen, sondern es war da irgend ein Mangel
auf unserer Seite, denn „Gott ist treu“, was Er zusagt, hält Er gewiß!
„Im Namen Jesu beten“ heißt also erstens, daß wir uns im Glauben ganz
und allein auf Seine Person stützen, und zweitens, daß wir in unserem
Gebet uns ganz und allein durch Seine Gedanken und Seinen Willen leiten
lassen.
Th. K.
Antwort C
Diese Frage zeigt uns den scharfen Gegensatz zwischen dem Wesen Gottes
und Seines Wortes einerseits und der Welt und ihrer Sprache
andererseits. Wie wenig vermag die Welt in einen Namen hineinzulegen! Es
ist nichts als ein Schall - nur ein Name! Wie aber stellt die Schrift
die Heiligkeit des Namens Gottes und die Herrlichkeit des Namens Christi
in den Mittelpunkt! Hier gibt es nichts Höhres
Namens Gottes und die Herrlichkeit des Namens Christi in den
Mittelpunkt! Hier gibt es nichts Höhres als Seinen Namen, in dem sich
alle Knie beugen werden (Phil. 2,10), nichts Größeres für uns, als daß
wir an Seinem Namen halten und Seinen Namen nicht verleugnen (Offenb.
2,13; 3,8).
Der Name bedeutet zunächst eine Kennzeichnung und eine Unterscheidung
(1. Mose 5,2; 2,20). Deshalb sind alle Namen, die Gott gibt oder
anerkennt, eine Charakteristik, die das Wesentlichste des Genannten ins
Licht stellen. Von den vielen, jedem Bibelleser bekannten Beispielen sei
nur auf 1. Mose 11,9; 17,5 und vor allem auf die Namen Gottes und Seinem
Sohnes hingewiesen. Die wunderbaren Tiefen der Namen Gottes entsprechen
dem unendlichen Reichtum Seines Wesens und bedeuten die Offenbarung
Seiner unveränderten Treue (2. Mose 3,14; Ps. 23,3; 25,11; 124,8; Jer.
14,7).
Wie Sein Name ewig ist (2. Mose 3,15) und Seine Offenbarungen
unverändert bleiben, so auch der Sohn Gottes, der „nicht Ja und Nein“
war, sondern es war „Ja in Ihm“. Alle Gottesverheißungen sind Ja in Ihm
(2. Kor. 1,19.20). Er ist gekommen im Namen, d. h. im Wesen, in Kraft
und Auftrag Seinem Vaters (Joh. 5,43), und was Er tut, tut Er in diesem
Namen (Joh. 10,25). Ja, Er hat den Namen, das Wesen Seines Vaters den
Menschen geoffenbart (Joh. 17,6.26). Deshalb erhebt Ihn als den Sohn
Sein Name über alle anderen Namen (Hebr. 1,4; Phil. 2,9).
Wenn nun Sein Name Sein vollkommenes Wesen bedeutet, so kann seine
äußerliche Anwendung von keinerlei Nutzen sein. Hier scheidet sich der
Geist aus Gott und der Geist der Welt (vergl. Matth. 24,5). Der Name
Jesu kann in Wahrheit nur durch das Halten des Glaubens und des Wortes
bewahrt werden (Offenb. 2,13; 3,8). Von hier aus fällt Licht auf die
füreinander (d. h. wechselweise) eintretenden Verheißungen der Erhörung
alles dessen, was wir im Namen Jesu und was wir im Glauben beten!
(Matth. 21,22; Mark. 11,24; Joh. 14,13; 15,16; 16,23). Weil Sein Name
Sein Wesen, ja Ihn Selbst bedeutet, kann Er nur im Glauben ergriffen und
umfaßt werden (1. Joh. 3,23;. 5,13; Joh. 3,18). Der Name Jesu hat in der
Kraft Seines Wesens, Seiner Person selbst Seine Gewalt.Deshalb beten wir
nur dann mit Seiner Vollmacht, auch das heißt in Seinem Namen (vergl.
Esther 2,22; 3,12), wenn wir im Leben und im Gebet mit Ihm Selbst, mit
Seinem Wesen und Willen, mit Seiner Person so eins sind, daß wir in
nichts im eigenen Namen kommen (Joh.5,43).
E. A.
Anmerkung des Herausgebers
Nur noch ein kleiner Hinweis: Wenn wir im Namen Jesu beten, so treten
wir gewissermaßen an Jesu Stelle, und also wird alles, was wirklich im
Vollsinne in Seinem Namen erbeten ist, geschehen. Man vergl. dazu Joh.
11,42a! Wie, wenn nun die Erhörung solcher im Sinne obiger
Antworten
wirklich im Namen Jesu geschehenen Gebete auf sich warten läßt,
wenn die Erfüllung nicht gleich eintritt? Sollen wir dann mutlos werden
und denken, es sei doch wohl kein rechtes Gebet in Jesu Namen gewesen?
Gewiß nicht. Das zeigt uns ein Gebet des Herrn Jesus selbst, dessen
Erfüllung wir auch noch nicht sehen: jenes am Kreuz: „Vater, vergib
ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Luk. 23,34.) Ist dieser
Bitte Erfüllung schon in die Erscheinung getreten? Nein. Aber sie wird
es gewiß an einem späteren Tage, wenn der HErr Sich Seines alten
Bundesvolkes wieder annehmen wird, wie die Schrift uns zeigt an vielen
Stellen, so z. B. Röm. 11,26.27 und Jes. 11,11-13. - So dürfen auch wir
der Erhörung unserer Bitten in Seinem Namen gewiß sein! Man lese noch im
Zusammenhang Joh.
16,23-28!
Frage 7
Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen am
biblischen Abendmahl (vergl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor. 11,23ff.),
oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?
Antwort A
Die Frage ist von großer Bedeutung, weil bei Bejahung des ersten Teils
derselben einem großen Teil der Kinder Gottes das Recht abgesprochen
werden würde, am Mahl des HErrn teilzunehmen. Nach meiner Überzeugung
ist es gewiß unsers Gottes Wille, daß auf den Glauben das nächste die
Taufe sein sollte, aber nicht alle Kinder Gottes erkennen dieses,
sondern manche bleiben im unklaren über die Frage der Taufe und manche
halten entschieden an der Kindertaufe fest. Hier soll jedoch nicht die
Tauffrage aufgerollt werden, sondern hier kommt es darauf an, ob Gottes
Wort denjenigen Kindern Gottes, die „gläubig“ - besser „biblisch“ -
getauft sind, das Recht gibt, den nicht biblisch getauften Kindern
Gottes das Recht abzusprechen, am Mahl des HErrn teilzunehmen. Nun finde
ich zwar für meine Person im Worte Gottes, daß die göttliche Reihenfolge
ist: Glaube, Taufe und dann der Genuß der Vorrechte (s. Apgesch. 2,
41.42), und daß ich verAntwortlich
bin, mich hiernach zu richten, ich finde aber nicht, daß ich das Recht
hätte, von einem anderen Kinde Gottes dasselbe zu fordern. Ich darf und
soll meinen Bruder und meine Schwester belehren und zum Gehorsam gegen
Gottes Wort ermuntern und ermahnen, damit hört aber mein Recht und meine
VerAntwortlichkeit
in bezug auf diese Sache den anderen gegenüber auf; dann bleibt nur noch
eins übrig: in Liebe zu tragen. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein,
daß ich mit jedem Menschen oder auch mit jedem Kinde Gottes Gemeinschaft
haben und das Mahl des HErrn zusammen feinem kannte - o nein! Es gibt
ganz bestimmte Voraussetzungen, unter denen allein ich das tun kann. Die
erste ist der Glaube, ohne den ja kein Leben da ist. Darüber ist doch
gewiß kein Zweifel, daß nur Gläubige, also Kinder Gottes, das Recht
haben, das Brot zu essen und den Kelch zu trinken zu Seinem Gedächtnis!
Das liegt ja ganz im Wesen der Sache. Die andere Voraussetzung ist die,
daß bei dem Kinde Gottes nichts vorliegt, was dasselbe nach Gottes Wort
von den Vorrechten ausschließt. Ich denke hierbei an 1. Kor. 5 und
andere Schriftstellen, die uns hierüber klare Weisung geben. - Dies sind
Voraussetzungen, auf die wir genau zu achten haben; wir haben nicht nur
das Recht hierzu auf Grund des Wortes, sondern sind eben darum auch verAntwortlich
dafür! Wie könnte ich das Mahl des HErrn zusammen mit einem Menschen
feiern, der nicht durch den Glauben mit Dem verbanden ist, zu dessen
Gedächtnis das Mahl ist, oder mit einem Kinde Gottes, in bezug auf
welches Gottes Wort mir gebietet, keinen Umgang mit ihm zu haben, weil
Böses da ist? Wie kannte ich das, wenn ich auch nur ein wenig verstehe,
was das Mahl des HErrn bedeutet? Trifft diesem aber auch auf einen
Gläubigen zu, der nicht biblisch getauft ist? Sagt Gottes Wort, daß ein
solcher nicht ein Kind Gottes sei oder daß ich mit einem solchen keinen
Umgang haben solle? Nein! So etwas sagt Gottes Wort nirgends, weder
ausdrücklich noch dem Sinne nach; dem HErrn sei Dank dafür! Wenn ein
nicht biblisch getaufter Gläubiger aber doch ein Kind Gottes ist und ich
mit ihm Umgang haben kann - und ich bin überzeugt, daß so mancher nicht
biblisch Getaufte weit mehr würdig ist für Umgang als mancher biblisch
Getaufte! - so frage ich, mit welchem biblischen Recht könnte ihm die
Berechtigung zur Teilnahme am Mahl des HErrn versagt werden? Ich selbst
bin biblisch getauft und freue mich, wenn Kinder Gottes zu einer dem
klaren Worte Gottes entsprechenden Erkenntnis kommen und derselben im
Gehorsam folgen, aber fern sei es von mir, nicht biblisch getaufte
Geschwister etwa geringer achten oder ihnen ein Vorrecht bestreiten zu
wollen, welches ich für mich selbst in Anspruch nehme.
Jedes Gebot unsers HErrn, Sein Wille in jeder Sache sei uns heilig und
wichtig, aber laßt uns ebenso eifrig darauf achten, nicht in irgendeiner
Sache weiter gehen zu wollen als Er selbst, da wir sonst das größte
aller Gebote - das der Liebe - außer acht lassen und verletzen!
Also nach meiner aus dem Worte Gottes gewonnenen Überzeugung sind nicht
nur „gläubig Getaufte“ berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl,
sondern dasselbe ist für jedes Kind Gottes, welches nicht wegen Sünde
ausdrücklich durch Gottes Wort vom Genusse der Vorrechte der Kinder
Gottes ausgeschlossen ist.
Th. K.
Antwort B
In dieser Frage gehen die Meinungen treuer Kinder Gottes auseinander.
Mit Trauer sehen wir, daß dieselbe zu einem Schlagbaum zwischen Kindern
Gottes geworden ist. Diese Frage zeigt uns recht, wie dunkel es seit den
Aposteltagen geworden ist. Großer Gnade bedarf es, um zum Worte Gottes
zurückzukehren - zu lernen und zu verlernen. Lernen ist schwer, aber
verlernen schwerer!
Durch die Einführung der Kindertaufe seit Jahrhunderten und der
Haushalttaufe in neuerer Zeit finden wir Kinder Gottes, die aufrichtig
überzeugt sind, daß Kinder überhaupt oder daß die Kinder der Gläubigen
getauft sein sollen, und daß die übliche Taufhandlung der Besprengung
die biblische Taufe ist. Wir finden Gläubige, die den HErrn lieben, die
von Herzen suchen, Ihm wohlzugefallen, so völlig hiervon überzeugt, daß
ihnen auch nicht einmal der Gedanke an die Möglichkeit eines Irrens auf
ihrer Seite oder auf seiten der von ihnen geliebten Lehrer kommt.
Wenn in den Tagen der Apostel jemand gläubig wurde, war die Frage der
Taufe keine Schwierigkeit, denn eine Taufhandlung war an solchen noch
nicht vorgenommen, die eine Rückprüfung, ob darin der Wille des HErrn
ausgeführt sei, nötig machte. Wenn heute jemand gläubig wird, muß er,
ehe er biblisch getauft werden kann, erst aus dem Worte gelernt haben,
daß die an ihm schon geschehene Handlung nicht die Verordnung des HErrn
ist. Diese Frage kann niemand für den anderen beAntworten.
Der eine kann nicht in dem Lichte des anderen getauft werden. Es liegt
auch nicht in der Entscheidung der Gemeinde. Die Taufe ist persönlich,
sie ist mit dem Glauben und dem Evangelistendienst verbunden (Mark.
16,15.16).
In den Tagen der Apostel war eben solche Frage nicht nötig (und dies
kennzeichnet das „Damals“- gegen das „Heute“). Der HErr hat Glauben und
Taufe (nicht Taufe und Abendmahl) zusammengebunden. „Wer da glaubt und
getauft wird, wird errettet werden“ (Mark. 16,16). Was Gott
zusammengefügt, soll der Mensch nicht scheiden! Die Apostel handelten
demgemäß (Apgesch. 2,41; 8,36; 16,14.15.33; 18,8). Das erste, was nach
dem Gläubiggewordensein geschah, war die Taufe. Die Schrift gibt ihr den
Platz am Anfang des Christenlebens. Die Gläubigen wurden, nachdem sie
gläubig geworden, sofort getauft (kein Gemeindebeschluß oder
dergl. fand darüber statt!), und „sie verharrten ... im Brechen des
Brotes“. Hieraus haben Brüder gefolgert, daß diese Reihenfolge ohne
Rücksicht auf die Verwirrung innegehalten werden müsse und es zum
Lehrgrundsatz gemacht, daß nur solche, die getauft worden seien,
nachdem sie gläubig wurden, am Mahl des HErrn teilnehmen
dürften.
Während das, was die Schrift feststellt, voll und ganz behauptet werden
muß, dürfen wir doch nicht über die Schrift hinausgehen und die Feier
des Mahles des Herrn vom Gläubiggetauftsein abhängig machen - ein
Abhängigkeitsverhältnis schaffen, ein Dogma aufstellen, das die Schrift
nicht kennt. In den ersten Tagen der Apostel, wo die Frage einer
vorausgegangenen Taufhandlung nicht zu erledigen war, mögen wir die
Reihenfolge feststellen können, daraus aber einen Lehrgrundsatz
zu machen, daß es so sein muß, ist eine ganz andere Sache. Nirgends in
der Schrift, soweit ich die Schrift verstehe, finden wir solches als
Lehre. Taufe und Abendmahl, obgleich der Grundton in beiden der Tod
Christi ist, berühren nicht gleiche, sondern verschiedene Linien. Taufe
ist einmalig, sich nie wiederholend, Abendmahl oftmals, sich immer
wiederholend. Taufe ist mit dem Glauben verbunden. Das Mahl des HErrn
wird uns in der Schrift in Verbindung mit dem Leibe Christi gezeigt: Ein
Brot, ein Leib sind wir (1.Kor. 10,17). Der Leib Christi wird
nicht durch die Wassertaufe gebildet, sondern in einem Geiste
sind wir alle zu einem Leibe getauft worden (1. Kor. 12,12). In der
Taufe kommt unser Gestorben- und Begrabensein mit Christo zum Ausdruck,
aber im Mahl des HErrn die Einheit der Glieder. Nicht Erkenntniseinheit,
sondern Lebenseinheit - nicht ein Einsmachen, sondern ein Einssein, und
zwar auf dem Grunde der von Gott gemachten Einheit.
Niemand wird leugnen, daß Gläubige, denen es durch die Verwirrung an
Licht fehlt über die Taufe, doch Glieder am Leibe Christi sind. Der HErr
hat sie aufgenommen, können wir sie nicht aufnehmen? (Röm. 15,7.) Können
wir unseren Brüdern Licht geben? Wir können die Wahrheit festhalten (und
möchte es stets in der Liebe geschehen!), aber das Licht, das
Verständnis können wir nicht geben. Selbst Paulus konnte Timotheus nur
belehren und ermahnen, zu bedenken, was er sage, aber er mußte es dem
HErrn überlassen, das Verständnis zu geben (2 Tim. 2,7). Wenn der HErr
bei der Feier Seines Mahles plötzlich sichtbar in unserer Mitte würde
und sähe unsere Brüder zurückgesetzt, würde Er nicht fragen: Sind sie
nicht Glieder Meines Leibes? Wandeln sie in der Sünde? Wollen wir da
sagen: Sie haben noch kein Verständnis für die Taufe, oder sie gehören
nicht zu uns? Würde der HErr nicht Brot und Kelch nehmen und sagen.
Trinket alle daraus!? Die Er selbst mit Sich durch Seinen Geist verband,
wird Er sie zurücksetzen?
Die Schrift zeigt deutlich, daß Ungläubige, Irrlehrer und in Sünde
lebende Brüder nicht zum Mahl des HErrn geladen sind, aber wir haben,
soweit ich sehe, kein Wort der Schrift, welches jenem obigen Lehrdogma
zugrunde gelegt werden kann. Ein Kind Gottes, das die Beweise des Lebens
aus Gott und mit Gott trägt, zurückzuhalten, das zu tun, von dem der
HErr sagt: „Tut dies zu Meinem Gedächtnis“, ist eine sehr ernste Sache.
Wir sind leicht bei der Hand, Brüder, die nicht gleiche Erkenntnis mit
uns haben, als Ungehorsame und Eigenwillige zu verurteilen, die nicht
sehen wollen. Möchte der HErr die Lippen der Seinigen bewahren vor dem
Beurteilen der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Es ist nichts
anderes als ein sich-Setzen-an-Gottes-Stelle, ein Fallen in das Netz
Satans: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1.Mose 3,5). Gott hat Sich allein
vorbehalten, Beurteiler der Gedanken zu sein (Hebr. 4,12; 1. Kor. 4,5).
Der Antichrist wird diesen Platz einst einnehmen (2. Thess. 2,4), aber
der Geist des Antichristen ist heute schon wirksam. - Es mag sein, daß
es Ungehorsam und Eigenwille, nicht etwa nur Mangel an Licht ist, der
HErr wird es dann an der Frucht offenbar machen, aber bis dahin geziemt
es uns, mit solchem Urteil und dem Zurückweisen zu warten!
Noch einmal, die Schrift gibt uns, soweit ich verstehe als selbst noch
in der Schule, keinen Anhalt, Gläubiggetauftsein und Abendmahl
zusammenzubinden und zu einem Lehrgrundsatz zu machen.
Wenn dies die entscheidende Frage wäre, würden wir nicht etwas von einer
solchen Lehre in der Schrift finden? Als Barnabas Saulus einführt, wird
nicht seine Taufe erwähnt, sondern seine Begegnung mit dem HErrn und
sein Bekenntnis (Apgesch. 9,26-28). Laßt uns die ganze Wahrheit lehren,
aber kein Gewissen zwingen oder belasten, an diesem Tage der Verwirrung
etwas zu tun, wofür es noch nicht Licht oder Glauben hat (Röm. 14,23),
um damit die Gemeinschaft am Mahl des HErrn zu erkaufen.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es ist eine ernste, verAntwortungsvolle
Sache, die vorliegende Frage entgegen der Erkenntnis vieler teurer
Geschwister beAntworten
zu müssen, zumal dann, wenn man mit solchen Geschwistern darin ganz
einig ist, daß die Schrift die einzige Richtschnur für unser gesamtes
Leben in Lehre und Praxis ist. Aber auch uns scheint aus der Schrift
nicht jener Grundsatz, daß nur Gläubiggetaufte Zutritt zum Mahl
des HErrn haben, hervorzugehen, obwohl auch wir nach unserer Erkenntnis
die Gläubigentaufe als die biblische Taufe auch für die Jetztzeit
ansehen. Doch ist bei allen Fragen der Schrift, die uns als Kinder
Gottes angehen, zu bedenken, daß der einzelne sich nicht zum Gewissen
eines anderen machen darf, vorzüglich nicht in einer Zeit so
grenzenloser Verwirrung wie heute. Auf unsere Frage bezogen, würden nun
manche sagen, daß wir dann eine Weitherzigkeit zeigten, die die Schrift
nicht anerkenne. Keineswegs! Denn wo in der Schrift haben wir über diese
Frage ein klares Wort? Wir haben eine Unmasse von Worten, die uns sagen,
wer ein von Gott anerkanntes Kind Gottes ist (vergl. z. B. Joh. 1,12.13
und Röm. 8,9.14-16), aber wir haben, soweit ich erkennen kann, kein
Wort, das den Grundsatz vertritt: Erst die Gläubigentaufe und
dann Teilnahme am Mahl des HErrn! Jener Grundsatz beruht auf der
Geschichte der ersten Kirche. Damals konnte eine Frage herüber gar
nicht sein! Aber Grundsätze, die aus der Geschichte der Gemeinde
gewonnen werden, sind noch nicht den klaren Schriftworten
gleichzusetzen. Und so sehr jene zu beachten und zu erstreben sein mögen
- diese (die Schriftworte) sind das Bleibende, Unvergängliche.
Und wir haben doch wohl kein Recht, nur die als zum Leibe Christi
gehörig zu betrachten, die gläubig getauft sind. Soviele, die jenen
geschichtlich göttlich-beglaubigten Grundsatz vertreten, erkennen
solche, die wirklich gläubig sind an den Namen des Sohnes Gottes, obwohl
aus mangelnder Erkenntnis noch nicht gläubig getauft, als wiedergeboren,
als Kinder Gottes an, sie geben ihnen den Brudernamen, sie rufen mit
ihnen den Vater an im Namen Jesu, sie erkennen sie als Glieder am Leibe
Christi an nach 1.Kor. 12,12, sie verleugnen z. B. in der Teilnahme am
Evangelium nicht die Gemeinschaft mit ihnen - nur beim Mahle des HErrn
glauben sie, ihnen die Gemeinschaft verweigern zu sollen, d. h. sie
können auf alle mögliche Weise mit ungetauften Gläubigen Gemeinschaft
machen, aber mit ihnen gemeinsam „den Tod des HErrn verkünden“ (1.Kor.
11,26), das erlaubt ihnen jener geschichtliche Grundsatz
nicht!Wir richten sie nicht, wie könnten wir das tun? Aber wir trauern
darüber, daß jener Grundsatz es Tausenden von wahren Gläubigen unmöglich
macht, der Einheit des ungebrochenen Leibes Ausdruck zu geben.Wenn der
Leib Christi aus allen denen besteht, die in Wahrheit Sein eigen sind,
so ist unserer Erkenntnis nach nur dann das Brotbrechen nach der
Schrift, wenn die Teilnehmer daran dem Grundsatz Ausdruck geben, daß
„die Vielen des einen Brotes teilhaftig sind“; wenn nun aber „die
Vielen“ nur Gläubiggetaufte sind, wozu gehören dann die, die z. B. die
Erkenntnis von der Richtigkeit der Gläubigentaufe bisher nicht einmal
haben konnten? Wenn aber solche Bekehrten, die ihrem besten Wissen und
Gewissen nach sich noch nicht gläubig taufen ließen, zu „den Vielen“, zu
dem „Leibe des Christus“ gehören, wer darf ihnen dann die Teilnahme an
der Verkündigung des Todes des HErrn verweigern? - „Nehmet einander auf,
gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat zu Gottes
Herrlichkeit!“ (Röm. 15,7.) Möchten wir dieses als Grundsatz der
Schrift anerkennen und uns einander tragen lernen!
Frage 8
Durch einen Theosophen bin ich auf Joh. 9,1-3 aufmerksam gemacht; kann
man denn vor seiner Geburt sündigen? und warum wiederholt Jesus in V. 3
die Redeweise von V. 2?
Antwort A
Soviel ich weiß, gibt es in der Schrift keine Stelle, die meinen lassen
könnte, es sei möglich, vor seiner Geburt zu sündigen, und die
angeführte Stelle scheint mir auch nicht diesen Sinn zu haben, vielmehr
eine verneinende
Antwort
zu sein.
Als die Jünger den HErrn fragten, waren sie noch durch den Gedanken
beeinflußt, welchen die Pharisäer in V. 34 ausdrücken, wonach man
annehmen darf, daß dieser Gedanke ziemlich verbreitet war: daß die
Blindheit dieses Menschen (V. 1) die Folge einer von ihm oder seinen
Eltern begangenen Sünde gewesen sei. Der HErr aber braucht in Seiner
Antwort Die
Redeweise Seiner Jünger eben, um ihr mehr Wichtigkeit zu geben. Nein,
das Wort Gottes läßt nie denken, man könne vor seiner Geburt sündigen,
und wäre es der Fall, so würden die Theosophen die Gelegenheit nicht
vergehen lassen, andere Schriftstellen anzuführen.
Es ist klar, daß die, welche denken, der Mensch wäre in Eden nicht
gefallen, einen Ausweg suchen, um die VerAntwortlichkeit
der Sünde wegzuschaffen und „Ungerechtigkeit in Gott“ zu finden (Röm.
9,14).
R. W. D.
Antwort B
Wenn dieser Theosoph die Aufmerksamkeit auf diese Verse richtete, um
dadurch, wie es scheint, ein Sündigen vor der Geburt zu begründen, dann
verstehe ich nicht, wie er dies aufrecht zu halten wagt im Blick
auf die verneinende
Antwort Des
HErrn! Es scheint, daß er in dem HErrn nicht „Gott geoffenbart im
Fleische“ sieht und darum Seinen Worten so wenig Wert beilegt, sondern
vielmehr die neugierige Frage der Jünger für seine unbiblische
Anschauung ausbeutet. Daß die erste Frage zu verneinen ist, wird kaum
nötig sein zu sagen. Die Sünde war freilich die Ursache, daß er blind
war, insoweit Sünde als solche in Frage kommt. Blindheit würde es sicher
nicht geben, wenn nicht Sünde in die Welt gekommen wäre. Doch hier
Antwortet
der HErr, wie es scheint, auf das, was die Jünger darunter verstanden.
Sie dachten vielleicht an Schriftstellen wie 2. Mose 15,26; 34,7; 5.
Mose 28,28, wo Krankheiten als Strafe von Gott angesehen wurden,
hingegen Wohlergehen als eine Bevorzugung von Gott. Haben sie aber die
Sünde vor der Geburt gemeint, so hat der HErr diese Frage für alle
Zeiten beAntwortet,
erledigt und für immer beseitigt. Dadurch waren die Jünger nicht nur in
Gefahr, den armen Blinden zu verurteilen, etwas zu tun, woran der HErr
weder Teil noch Gemeinschaft gehabt hätte, da Er in Seiner Gnade sich
anschickte, das Gegenteil zu tun, sondern auch sich zu
erheben, wozu sie weder Recht noch Grund hatten.
Wenn der HErr die Redeweise von V. 2 wiederholt, tut Er es nur, um zu
zeigen, daß es sich hier nicht einerseits um die Gerechtigkeit des
Waltens Gottes handelt noch um die Schuld des Menschen, sondern „auf daß
die Werke Gottes an ihm geoffenbart würden.“ Gott war in Christo
gegenwärtig in Gnade. Krankheiten waren mithin nur willkommene
Gelegenheiten für Gott, Sich in Gnade zu verherrlichen. Welche
wunderbaren Gedanken der Gnade hat Gott in bezug auf uns, und wie wenig
gehen wir auf Seine Gedanken ein, leider aber zu viel auf die unserigen!
Der HErr gebe uns in diesen dürren Zeiten Gnade, daß unsere Augen mehr
und mehr für die Herrlichkeit und alles überwältigende Gnade unseres
HErrn geöffnet werden!
K. O. St.
Antwort C
Die Frage berührt einen viel tieferen Gegenstand und ist viel wichtiger,
als es zunächst scheint.
Wie wäre es möglich, daß der Mensch vor seiner Geburt sündigen
könnte? Wenn sein Dasein erst mit seiner Zeugung seinen Anfang nimmt und
er bis zu seiner Geburt erst im Werden begriffen ist, erscheint jene
Möglichkeit völlig ausgeschlossen. Dieselbe setzt folglich unbedingt ein
Vor-Dasein voraus, d. h. also, daß der Mensch bereits vor seiner
Zeugung in einem geistigen Zustande besteht. Das ist es denn auch, was
jene behaupten, welche sagen, daß der Mensch vor seiner Geburt sündigen
könne. Diese Behauptung bildet also den eigentlichen Kern der Frage.
Entscheidend hierüber kann für uns allein das Wort Gottes sein,
die einzige Quelle der Wahrheit. Dasselbe kennt aber etwas derartiges
durchaus nicht, sondern spricht im Gegenteil vom Menschen in einer
Weise, die ein Vor-Dasein desselben in irgendwelcher Form gänzlich
ausschließt. Nur vom Herrn Jesus spricht es anders (s. z. B. Joh. 1,1-3
verb. mit V. 14; 1. Joh. 4,2.3a). Jene irren also, indem sie sich nicht
in den Grenzen und Linien des Wortes Gottes bewegen, sondern ihren
eigenen Gedanken folgen. Darum ist es auch gar nicht zu verwundern, wenn
solche Menschen andererseits den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, welcher
Gott ist, über alles gepriesen in Ewigkeit (Röm. 9,5), nicht als solchen
anerkennen, sondern Ihn nur als einen Menschen betrachten, wie ihre
Einbildung Ihn sich schafft. - Wie schrecklich irrt doch der Mensch,
wenn er nicht glaubend sich durch Gottes Wort und Geist unterweisen
läßt, sondern das Wort Gottes nur zu dem Zwecke benützt, seine eigenen,
irrenden Gedanken zu begründen. So ist es im vorliegenden Falle. Liegt
in der Frage der Jünger in V. 2 überhaupt der Gedanke, daß jener Mensch
blind geboren sein könne infolge von Sünde, die er vor seiner Geburt
getan habe? Nein. Das zeigt die
Antwort Des
Herrn Jesu in V, 3. Wenn die Jünger bei ihrer Frage jenen irrigen
Gedanken gehabt hätten, hätte der HErr in keiner
Antwort
nicht ihre eigene, solchen irrigen Gedanken ausdrückende Redeweise
einfach benützen können, wie Er es getan hat, da Er sie damit doch nicht
nur in ihrem Irrtum belassen, sondern sie sogar darin bestärkt hätte.
Solches hätte dem Wesen und der Gewohnheit des HErrn völlig
widersprochen. Die Jünger brauchten aber auch gar nicht einen solchen
verkehrten Gedanken zu haben: Sie hatten den Blindgeborenen vor sich, er
war alt genug, um in mancherlei Weise gesündigt zu haben, und hatte
selbstverständlich gesündigt, und Gott kannte auch das Leben und alle
Sünden dieses Menschen, ehe er war, ebenso genau wie nachher;
daher konnte sein Blindgeborensein ihm in den weisen Wegen Gottes sehr
wohl wegen Sünde auferlegt sein, die er in seinem Leben
begangen hatte, während es aber auch die Folge von Sünde der Eltern sein
konnte. Das ist es, was die Jünger mit ihrer Frage V. 2 meinten und
was der HErr in Seiner
Antwort Gerade
durch die Wiederholung der Redeweise in V. 2 durchaus als eine
Möglichkeit anerkennt, wiewohl er für den vorliegenden Fall eine Schuld
des Blindgeborenen sowohl als auch seiner Eltern verneint und zeigt, daß
Gott einen anderen Zweck im Auge hatte. -
Das Wort Gottes verneint also die Frage, ob ein Mensch vor seiner Geburt
sündigen könne, ganz entschieden. Wohl sagt es uns, daß der Mensch „in
Ungerechtigkeit geboren“ und „in Sünde empfangen“ (Ps. 51,5), also von
allem Anbeginn an sündig ist, aber das ist eine ganz andere Sache. Dafür
trifft keinen Menschen eine Schuld, und dafür wird er infolgedessen auch
von Gott nicht verAntwortlich
gemacht. Gott ist ein gerechter Richter, und Er legt niemandem etwas zur
Last, wofür er gar nicht Schuld trägt. Deshalb gab Er Seinen Sohn nicht
nur dahin, um unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holze zu tragen (1.
Petr. 2,24), sondern auch, um die Sünde der Welt wegzunehmen (Joh.
1,29). Die Sünde - die Quelle der Sünden - ist daher für jeden Menschen
in Christo am Kreuze gerichtet; kein Mensch, auch der Ungläubige nicht,
wird wegen der „Sünde“ gerichtet und gestraft werden, sondern die,
welche nicht errettet sind durch den persönlichen Glauben an Jesus
Christus, werden gerichtet werden nach ihren Werken (Offenb. 20,11-15);
für diese ist der Mensch verAntwortlich.
- Der HErr bewahre uns, auch nicht um Haaresbreite von Seinem Worte
abzuweichen!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Obwohl auch in A und B wichtige Fingerzeige liegen, so scheint uns doch
erst
Antwort C,
die sich mit unserer Auffassung völlig deckt, den Kern der Stelle zu
treffen. Gott sieht die Menschheit und die Menschheitsgeschichte
gewissermaßen nicht so, wie wenn wir etwa von einem Berge aus weit in
die Ferne sehen, und je weiter, desto undeutlicher. Er sieht sie also
nicht vorgeschichtlich, sondern von oben (übergeschichtlich) - etwa wie
Johannes in der Offenbarung die Gerichte Gottes. - Gott überschaut der
Menschen ganzes Tun, das der geborenen wie der ungeborenen; Er sieht, ob
sie nach ihrem eigenen Willen sich betätigen oder ob sie gläubig werden
usw., und handelt demgemäß! Und so wäre es denkbar gewesen, daß Er hier
diesem Manne die Blindheit gegeben haben könnte etwa als Strafe oder
Erziehungsmittel für etwas, was er in Gottes Augen schon getan hatte,
obwohl es von vor seiner Geburt aus gesehen noch in der Zukunft lag. Die
Frage der Jünger war also nicht gar so töricht. Aber ebensowohl ist zu
beachten, daß die Schuldfrage in diesem Falle gar nicht in Betracht
kommt. Vielmehr sollen die „Werke Gottes“ an diesem Manne offenbar
werden (V. 3). Und unter diesem Gesichtspunkt wird manches Leiden auch
in der Jetztzeit aufzufassen sein!
Frage 9
Was meint der HErr in Luk. 10,20: „Freuet euch, daß eure Namen in den
Himmeln angeschrieben sind“? Meint er „in das Buch des Lebens“ (Offenb.
3,5), obwohl dort von „auslöschen“ geredet ist?
Antwort A
Jene Siebenzig waren erfreut zurückgekehrt von ihrer Sendung und hatten
ihrem Meister von ihren Erfolgen berichtet. Sie waren in die Nachfolge
Jesu getreten und ruhten somit in der Hand ihres Meisters und waren
dadurch auch Gegenstände der Vaterliebe Gottes. „Ich und der Vater sind
eins“ sagt der Herr Jesus (Joh. 10,30), und was Ihm von Seinem Vater
gegeben war, gehörte auch mit zu
dem Besitzstand des Himmels und war somit dort angeschrieben. Daß dieses
Angeschriebenwerden nur in Büchern geschah, geht aus verschiedenen
Schriftstellen hervor. Schon 2. Mose 32,32 redet Mose von einem Buch; er
sagt dort: „Lösche mich doch aus Deinem Buche, das Du geschrieben hast.“
Auch der Apostel Paulus gebraucht eine ähnliche Redewendung im Blick auf
seine Mitarbeiter, er sagt Phil. 4,3: „Ja, ich bitte auch dich, mein
treuer Mitknecht, stehe ihnen bei, ... deren Namen im Buche des Lebens
sind.“ Wenn nun in Offenb. 3,5 dem Überwinder die Zusage gegeben wird,
daß sein Name nicht ausgelöscht werden soll aus dem Buche des Lebens und
daß sein Name bekannt werden soll, so liegt dieses Bekennen auf der
gleichen Linie mit der Verheißung, welche der Herr Jesus Matth. 10,32
gibt: „Ein jeder nun, der Mich vor den Menschen bekennen wird, den werde
Ich bekennen vor Meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ Sicher liegt dem
Herrn Jesus daran, daß die Seinen an solchen Zusagen festhalten. Bei den
Siebenzig soll es die Freude darüber sein, daß sie ihren Platz erkennen
und den Geber über die Gaben stellen, und daß sie sich bewußt werden,
daß all ihr Wirken hienieden nur ein vorübergehendes, zeitliches ist,
aber daß dies Angeschriebensein ihrer Namen in den Himmeln etwas
Unauslöschliches sei. Wenn wir nun noch einen Blick auf das Wort des
HErrn Matth. 24,35 werfen, so ergibt sich hieraus, daß dieses
Angeschriebensein doch so sein muß, daß es unvergänglich ist, also
irgendwie urkundlich festgelegt ist.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch auf die Stellen Offenb. 13,8;
17,8; 20,12 usw. verweisen. Alle diese und andere Stellen bezeugen uns,
daß im Himmel Bücher geführt werden, welche die Namen der einzelnen
festhalten; somit dürfen wir annehmen, daß das Wort Jesu in Luk. 10,20
auch darauf hinweist.
Ph. W.
Antwort B
Wir können auf Grund der Schrift wohl annehmen, daß ein Unterschied
besteht zwischen „Namen in dem Himmel angeschrieben“ und dem „Buch des
Lebens“.
Beim ersteren scheint es sich um die himmlische Bestimmung, die damit
verbundene Stellung mit ihren Segnungen und ihrer Herrlichkeit, zu
handeln, im Gegensatz zur irdischen Berufung, Hoffnung und Segnung, z.
B. wie bei Israel. Dies ist auch ersichtlich aus Hebr. 12,23, wo von
„der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben
sind“, gesprochen wird. Sie unterscheiden sich von den
alttestamentlichen Heiligen, von denen als „Geistern der vollendeten
Gerechten“ Erwähnung getan wird. Wenn wir Luk. 10 sowohl wie Hebr. 12
betrachten, so finden wir, daß deren Namen „in den Himmeln
angeschrieben“ sind, die an den HErrn glauben, obwohl die Welt und das
Volk Israel Ihn verwarf. Sie haben durch ihren Glauben an den Herrn
Jesum die Welt überwunden und tragen Seine Schmach, indem sie wissen,
daß ihre Namen dort angeschrieben sind, wo Christus, ihr HErr, ist. Ihr
Teil, ihre Hoffnung ist himmlisch (vergl. 1. Joh. 5,4.5; Hebr.
13,13.14;. Röm. 8,17; Ev. Joh. 17,24 usw.). Andere verhält sich's mit
„dem Buch des Lebens“. Nicht alle Heiligen können in den Himmeln
angeschrieben sein, da nicht alle zur himmlischen Familie gehören. Von
allen Gläubigen dieses Zeitalters kann gesagt werden, daß ihre
Namen in den Himmeln angeschrieben sind. Aber alle Gläubigen zu
allen Zeiten werden im Buche des Lebens gefunden werden, da mit
diesem „Leben aus Gott“ verbunden ist, etwas was wir alle gemein haben
mit allen Heiligen, ohne Unterschied von Zeitaltern oder Segenskreisen.
Weil man mit Recht aus den Worten des HErrn in Offenb. 3,5 entnehmen
kann, daß ein Auslöschen aus dem Buche des Lebens möglich ist, möchte
ich mir erlauben, den lieben Lesern einige Punkte zur gefälligen Prüfung
an der Hand des Wortes Gottes vorzulegen.
Wie jeder achtsame Leser der Schrift sehen kann, begegnet der HErr der
Gemeinde in Sardes auf dem Boden ihres Bekenntnisses und der damit
verbundenen VerAntwortlichkeit.
Sie hatte den Namen, daß sie lebe, der HErr aber sagt ihr, daß sie tot
sei. Ein Bekenntnis der Welt gegenüber ohne Wirklichkeit vor Gott! In V.
4 sagt ihr der HErr: „Aber du hast einige wenige Namen, die ihre Kleider
nicht besudelt haben.“ Wir finden hier einen Überrest von Getreuen. Dann
die Ermahnung in V. 5 zum Überwinden und, daß der Name des Überwinders
nicht ausgelöscht werde aus dem Buche des Lebens. Letzteres hat zu tun
mit dem Bekenntnis der Gemeinde, da sie sagt, sie lebe. Es ist das Buch
des Bekenntnisses in der Hand der Menschen. Vergleicht man V. 1b mit
dieser Stelle, so deckt sich dies, und die Schwierigkeiten werden
beseitigt. Niemand wird behaupten, daß alle, die da vorgeben, Leben zu
haben, solches wirklich besitzen (vergl. Matth. 25,1-13). Spricht aber
die Schrift vom Buche des Lebens, welches Gott hat, dann hören wir nie
etwas vom Auslöschen, sondern das Gegenteil: es ist die Ursache ihrer
Bewahrung und Vorrechte. Siehe sorgfältig Phil. 4,3; Offenb. 13,8; 17,8
mit dem bemerkenswerten Zusatz: „von Grundlegung der Welt an“ (was wir
natürlich in Offenb. 3,5 nicht finden) - Gott kennt das Ende von Anfang
- ferner Offenb. 20,12.15; 21,27. Leben aus Gott kann nie genommen
werden, jeder aber sehe zu, daß er es wirklich in Christo habe!
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Wir haben diesen letzteren ernsten Worten nur noch die Frage an die
teuren Leser hinzuzufügen, ob ihr Name unauslöschlich im Buche des
Lebens ist; d. h. wenn wir im Rahmen des Sendschreibens an Sardes
bleiben - worunter manche treue Schriftforscher, wie wir glauben mit
vielem Recht, den Protestantismus verstehen -, ist der Leser dieser
Worte nur ein äußerer Bekenner des Lebens oder ein Besitzer des Lebens?
Man kann in Namensverzeichnissen als bekennender Christ aufgeführt sein
und von vielen Menschen anerkannt sein und ist in Gottes Augen weiter
nichts als ein toter Namenchrist. - Es ist leicht zu verstehen,
daß nur deren Namen nicht ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens,
deren Inhaber dann, wenn Gott richtet, nicht allein bekennen, das Leben
zu haben, sondern wirklich das Leben haben!„Und dieses Leben ist
in Seinem Sohne“; darum, „wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn
Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh. 5,11-12; vergl. Joh.
3,36). Möge jeder Leser in Wahrheit sagen können: „das Leben ist
für mich Christus! (Phil. 1,21.)
Persönliche Worte an unsere Leser und Mitarbeiter!
Wir können nicht anders als auch diesmal wieder mit innigem Dank
beginnen. Wir fühlen uns überschüttet mit Güte von dem treuen HErrn, der
unsere Arbeit fortgesetzt anerkennt und andere durch dieselbe
reichlichst segnet, wie eine Fülle von Zuschriften uns beweist.Auch ist
die Abonnentenzahl stetig gestiegen; wir haben schon um Anfang Januar
herum mehr Neubestellungen für 1914 bekommen als Abbestellungen
eingetroffen sind. Diese erreichten noch nicht die Zahl 65. Wir danken
unseren so überaus treuen Mitarbeitern, den alten und den neuen, von
ganzem Herzen für ihre Hilfe und Beiträge und wünschen ihnen, daß sie
selbst den reichsten Segen von ihrer
Liebesarbeit haben möchten.
Die „Persönlichen Worte“ von Nr. 1. behalten im wesentlichen
fortdauernde Gültigkeit!
Gelegentliche Angriffe verschiedener Abstufungen in Ton und Inhalt, die
gegen unser Blatt unternommen werden, möchten wir nicht hier öffentlich
behandeln und zurückweisen (wie wir gebeten wurden), sondernden Urhebern
derselben, soviel uns die Möglichkeit gegeben ist, mit Liebe und
geistlicher Tragkraft begegnen. Da, wo es uns angebracht erscheint,
Antworten
wir privatim in möglichst herzlicher Weise. Wir möchten ja auch unseren
Gegnern dienen!
Auf die Bücheranzeigen Seite 4 des Umschlags weisen wir noch besonders
hin.
Dem HErrn und Seiner Gnade befohlen! In Liebe mit Gal. 6,2.9 herzlich
grüßend
Der Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Anfang Februar 1914.
Gruß an den Leser:
„Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der
Errettung durch unseren Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist,
auf daß wir, sei es, daß wir wachen oder schlafen, zusammen mit Ihm
leben!“ 1. Thess. 5,9.10.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 10
Welcher Unterschied ist zwischen Sühnung und Versöhnung? (Vergl. z. B.
1. Joh. 2,2 und 2. Kor. 5,18.)
Antwort A
Die Sühnung muß notwendigerweise einer Versöhnung vorausgehen. Christus
mußte in den Tod, Sein Blut mußte fließen für die Sünde zur Sühnung
unserer Schuld (1. Joh. 2,2), damit die Schuld getilgt und ausgelöscht
würde, denn ohne eine völlige Tilgung oder Sühnung einer Schuld kann nie
eine vollständige Versöhnung stattfinden; so sind wir denn durch
Christum Jesum versöhnt mit Gott (2. Kor. 5,18). Schon im Alten Bunde
(3. Mose 16) lesen wir von der Sühnung der Schuld (V. 11, V. 16-18).
Nachdem der Priester die Sühnung vollendet und das Blut geflossen war
zur Reinigung für die Sünde, wurde nach V. 20 alle Übertretung und
Ungerechtigkeit auf den Kopf eines Bockes gelegt und derselbe in die
Wüste geschickt, damit alles hinweggetan sein möchte, was hindernd der
Versöhnung mit Gott im Wege stand. Hebr. 10,1-5 lesen wir, daß unmöglich
der Tiere Blut die Sünde
für immer hinwegtun konnte (V. 5): „Darum, als Er in die Well kommt,
spricht Er: ,Schlachtopfer und Speisopfer hast Du nicht gewollt, einen
Leib aber hast Du Mir bereitet' “ usw., und so ist durch das Blut
unseres HErrn und Heilandes die Sühnung und Tilgung der Schuld
geschehen, und dadurch ist das große Erlösungswerk vollzogen, und wir,
die wir an Ihn glauben, haben eine vollständige Versöhnung mit Gott
erlangt.
B. B.
Antwort B
Ein Mensch hat einen anderen beleidigt; der Beleidigte fordert eine
Genugtuung - die Sühnung; ist diese geleistet, so findet die Versöhnung
- die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen Beleidigtem und
Beleidiger - statt. So erkläre ich mir den Zusammenhang und den
Unterschied zwischen Sühnung und Versöhnung. Die Sühnung für uns, für
mich, wegen meiner Sünden ist das Werk Christi, der als Mittler (1. Tim.
2,5.6), als Priester (3. Mose 4,20b.26b.31b.35b; 5,6b.10b.13a.18b.26a)
Sühnung für mich tat. Von Gottes Seite geschah dann die Versöhnung auf
Grund der durch Christum gemachten Sühnung durch die Annahme derselben
(siehe auch Röm. 5, 9-11). In den obigen Stellen in 3. Mose ist zu
bemerken: „Der Priester soll Sühnung tun, und es wird ihm vergeben
werden“ (Versöhnung). Also waren wir drei in Betracht: 1. Gott, dessen
Gerechtigkeit und Heiligkeit Genugtuung forderte; 2. Christus, der diese
Forderungen befriedigte; 3. Ich, der gar nichts tat und verdiente. Man
darf also sagen: Die Versöhnung ist das Ergebnis der Sühnung. Ich möchte
noch hinzufügen, daß, wie die Sühnung die Forderung der Gerechtigkeit
Gottes ist („der Priester soll Sühnung für ihn tun“), so ist auch die
Versöhnung die Forderung der Liebe des Christus (2. Kor. 5,14: „Die
Liebe des Christus drängt uns ...“; V. 20: „Wir bitten an Christi Statt:
Laßt euch versöhnen mit Gott“). Ja, die Versöhnung mit Gott ist ebenso
sicher und dauerhaft, wie die durch und in Christo dargebrachte Sühnung
vollkommen war.
R. W. D.
Antwort C
Sühnung und Versöhnung sind, obwohl in dem Werke Christi innig
miteinander verbunden, doch zwei verschiedene Dinge. Sühnung ist die
Seite des Opfers Christi, welche Gott zugekehrt ist und Bezug hat auf
die ganze Welt. Versöhnung oder Stellvertretung ist die entgegengesetzte
Seite und hat nur Bezug auf die Gläubigen. Nach dem Worte in 1. Joh.
2,2: „Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die
unseren, sondern auch für die ganze Welt“ ist Sühnung für die ganze Welt
vollbracht worden, also nicht für eine beschränkte Zahl von Menschen,
sondern für die ganze Welt. Gott ist durch den Opfertod Christi
befriedigt und verherrlicht. Der ewige Wert des Blutes Christi ist vor
den Augen Gottes, weshalb der heilige und gerechte Gott Seine Langmut
und Güte der ganzen Welt beweisen kann. Auf Grund dieser Tatsache können
wir nun ausgehen und den uns gegebenen Dienst der Versöhnung ausrichten,
indem wir als Gesandte für Christum bitten an Christi Statt: „Laßt euch
versöhnen mit Gott!“ (2. Kor. 5,20.21.) Damit kommen wir auf eine
persönliche Linie, auf die Linie der Errettung oder Versöhnung des
einzelnen Gläubigen. Wenn einerseits es Tatsache ist, daß die Sünde in
der Welt war und gesühnt werden mußte, so ist es andererseits Tatsache,
daß wir uns selbst in dem Zustande der Sünde befanden als unreine,
gefallene Geschöpfe und Sünder, als Schuldige. Um diesen Zustand zu
beseitigen, war ein heiliges, fleckenloses Opfer nötig, das an
unsere Stelle trat, unsere Strafe trug und für uns zur Sünde gemacht
wurde, d.h. uns versöhnte. Das ist an demselben Fluchholze und in
derselben Stunde geschehen, in welcher die Sühnung für die Sünde gemacht
und Gott im Blick auf die Sünde völlig verherrlicht wurde.
W. W.
Antwort D
Ehe wir näher auf diesen so wichtigen und bedeutungsvollen Unterschied
zwischen Sühnung und Versöhnung eingehen, ist es vielleicht dienlich,
zum besseren Verständnis vorliegender Frage alle diejenigen Stellen des
N. T. anzugeben, wo die beiden Worte gefunden werden. Sühnung und
verwandte Worte kommen sechsmal vor wie folgt: Luk 18,13; Röm. 3,25;
Hebr. 2,17; 9,5; 1.
Joh. 2,2; 4,10.1
Versöhnung: Röm. 5,10.11; 11,15; 2. Kor. 5,18.19.20; Eph. 2,16; Kol.
1,20,21.
Sühnung ist für Gott, obwohl sie uns angeht; dieselbe hat mit der
Heiligkeit, Herrlichkeit und den gerechten Ansprüchen sowie Forderungen
Seines Thrones zu tun. Wir finden darum in der Epistel an die Römer 3,25
von „Gnadenstuhl“ oder „Sühnungsdeckel“ gesprochen, ehe wir die leiseste
Andeutung von „Versöhnung“ haben. Auf Grund der Sühnung kann Gott in
vollkommener Harmonie, wenn ich mich so ausdrücken darf, mit Seiner
Heiligkeit und Herrlichkeit Sünden vergeben. Darum finden wir ja auch in
Röm. 3,25, daß Gott Nachsicht haben konnte mit den Sünden der
alttestamentlichen Heiligen im Blick auf die durch den Herrn Jesum zu
vollbringende Sühnung. Wie herrlich! Und was ergibt sich aus diesem?
Nichts anderes, als daß der tiefste und heiligste Beweggrund des Kommens
des Herrn Jesu doch der war, nicht etwa nur Sünder zu erretten, obwohl
dies mit eingeschlossen ist, doch ohne Sühnung gar nicht möglich sein
konnte, sondern Gott in bezug auf Sünde ewig zu verherrlichen (vergl,
Ev. Joh. 4,34; 6,38; 8,29; 10,17-18;12,27-28; 13,31.32; 17,4 usw.). Dies
mag manchem Leser etwas fremd erscheinen, da sich in der heutigen
sogenannten christlichen Literatur meist alles um „uns“ dreht, als ob
„wir“ alles wären und „Gott“ Nebensache. Aber im Worte Gottes handelt es
sich immer und ausnahmslos zuerst um Gott und den Herrn Jesum, da
an die Errettung eines Menschen nie gedacht werden kann auf Kosten von
Gottes Herrlichkeit und Thron; selbst, wenn nicht ein einziger Mensch
gerettet würde, hätte doch Christus, der Sohn des lebendigen Gottes,
Sich freiwillig Gott geopfert, ja, es wäre auch dann notwendig gewesen -
wir sagen dies mit großer Ehrfurcht -, da Gott durch die Sünde verunehrt
war. Der Gott des Lichts und der Liebe nimmt es nie leicht mit der
Sünde, also dürfen auch wir es nicht tun!
In dem Brief an die Römer, wo das Evangelium Gottes uns dargelegt wird
und wo wir die göttliche Ordnung sowie die Grundsätze Gottes im Blick
auf Seine Herrlichkeit und Ehre sowie die Rechtfertigung des Glaubenden
in einer so wunderbaren und vollkommenen Weise vorgestellt finden, hören
wir erst dann von „Versöhnung“, nachdem die Frage der Sünde im Lichte
eines heiligen Gottes und zu Seiner Verherrlichung für immer geordnet
ist. Die Schrift spricht nie (was man so oft hören und lesen kann) von
einer „Versöhnung Gottes mit den Menschen“, da Gott doch nicht der Feind
des Menschen ist (vergl. Joh. 3,16), obwohl der Mensch der Feind Gottes
ist (vergl. Röm. 5,10). Bei der Versöhnung handelt es sich um den
Menschen oder Dinge (Kol. 1,20). Wir bedürfen der Versöhnung mit
Gott. Auch dies hat Gott in Christo getan. Luk. 15,11-32 zeigt, was
unter „Versöhnung“ zu verstehen ist. Gott hat in Gnaden mit uns
gehandelt, hat uns den Kuß der Vergebung und des Vergessens gegeben, uns
mit dem besten Kleid (Christus) gekleidet, mit dem Ring der ewigen Liebe
versehen, Sandalen an unsere Füße getan, die wir bisher im Staub der
Sünde uns befanden, wir sind
versetzt in die Gegenwart unseres Gottes, nähren uns von dem
geschlachteten Kalbe (Vorbild auf Christus), anstatt wie vordem von den
Trebern, und erfreuen uns Seiner heiligen Gegenwart in Gnade. In anderen
Worten: Wir sind zu Gott gebracht, bei Ihm erfreuen wir uns, in Ihm und
Christo Jesu, unserem HErrn, in Seiner Liebe und Gnade, so daß es heißt,
„sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Gepriesen sei Gott für den
Reichtum Seiner Gnade, welche Er gegen uns hat überströmen lassen!
K.. O. St.
Antwort E
Gerechtigkeit verlangt Sühnung für Sünde; Liebe verlangt Versöhnung,
innerste Übereinstimmung und schattenloses Wohlgefallen. Als die Strafe
zu unserem Frieden auf Ihm lag, wurde unsere Sünde gesühnt, aber die
Liebe Gottes will mehr, sie will Menschen so in Übereinstimmung mit sich
haben, so heilig und tadellos vor sich sehen, daß Er Sein Wohlgefallen
daran haben kann. (Versöhnung erstreckt sich auch auf die Schöpfung:
Kol. 1.)
Die Sühnung bringt keine Veränderung oder Verbesserung an oder in uns
hervor - sie ist der Tod des Sünders, das gerichtliche Ab- und Hinwegtun
des Menschen im Fleische aus dem Auge Gottes, in dem Kreuze Christi! Das
Alte ist vergangen. - Der Mensch im Fleische ist in seiner Gesinnung
tatsächlich Gottes Feind, er kann nicht verbessert, nicht heilig und
tadellos gemacht werden. Die Versöhnung kann nicht mit dem Menschen im
Fleische stattfinden. Derselbe muß im Tode Christi sein Ende finden. In
2. Kor. 5,17 heißt es nicht, das „Schlechte“ und „Böse“, sondern das
„Alte“ ist vergangen. Nichts vom Alten kann Gott mit Sich Selbst
versöhnen, mit Sich in Übereinstimmung bringen, zu Seiner Freude haben.
Das Alte muß gehen. Alles muß neu werden „in Christo“. Versöhnung (das
Wohlgefallen Gottes an uns und unsere Freude in Gott und Seiner Liebe)
erreichen wir nur durch den Tod (Röm. 5,10).
Der Tod muß auf alles „Alte“ geschrieben und das „neue“ Leben in Christo
erfaßt sein.
Versöhnung wird verkündigt: „Laßt euch versöhnen“; es bedarf eines
Eingehens, eines Erfassens unsererseits im Glauben. Die Grundlage ist
der Tod Christi; das Resultat für solche, die den Tod Christi erfassen,
ist die Versöhnung, die ungetrübte Freude in Gott und der Liebe Gottes,
und eine gegenwärtige Errettung von allem, was „alt“ ist. Unsere Stelle
(2. Kor. 5,18) zeigt, wie Versöhnung und neue Schöpfung eng verbunden
ist.
Sühnung und Versöhnung berühren den ersten und den zweiten Menschen, das
Aufgeben des ersten und das Kommen zum zweiten, an dem Gott Wohlgefallen
findet. Wir stehen so leicht still, betrachten und beklagen den elenden
Zustand und die Kraftlosigkeit des Alten und verwirklichen nicht, was
das Kreuz Christi für den Gläubigen ist. Nur durch den Tod erreichen wir
die Versöhnung. Wir müssen im Glauben den Schritt vom ersten zum zweiten
Menschen machen, nur dann gehen wir in die Versöhnung ein und
verwirklichen durch Sein Leben das Errettetsein von dem Gebiet des
Todes.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zunächst möchten wir die teuren Leser, die nur eine lutherische
Bibelübersetzung zur Hand haben,
darauf hinweisen, daß diese Übersetzung leider den Begriff „Sühnung“
nicht hat, sondern auch an Stellen, wo nach dem Urtext „Sühnung“
übersetzt werden muß, „Versöhnung“ setzt. Das ist recht schade, da
dadurch Tausenden von Kindern Gottes der Unterschied zwischen diesen
wichtigen Begriffen nie klar wird.
Zu obigen umfassenden Ausführungen nur noch wenige Bemerkungen. In 2.
Kor. 5,19 handelt es sich nicht darum, inwieweit die Welt versöhnt ist,
noch wie weit die Menschen in die Versöhnung eingegangen sind, sondern
es ist die grundsätzliche Tatsache gezeigt, daß Gott in Christo der
ganzen Welt gegenüber eine solche Stellung der Gnade einnimmt und das
Zeugnis davon aufrecht erhält. Jeder kann teilhaben an der Versöhnung,
nachdem Christus die Sühnung für die ganze Welt geworden ist (1. Joh.
2,2), Es steht aber keineswegs da, daß Er die Sühnung für die Sünden der
ganzen Welt ist! Weder aus diesen Stellen, noch aus Kol. 1,20 kann man
folgern, daß einst alle Menschen, auch die, die sich nicht versöhnen
ließen, gerettetwerden. In der ersten Hälfte von Kol. 1,20 ist (wie in
den Versen vorher) die Rede von versöhnten Dingen auf der Erde
und in den Himmeln, nicht von Menschen! In der zweiten Hälfte aber heißt
es. „Und euch.“ Wer sind diese? Die, welche in die Versöhnung
eingegangen sind. Darum: „Lasset euch versöhnen mit Gott.“ -
Übrigens ist die Stelle 2. Kor. 5,20 auch für Kinder Gottes da! Mancher
Gläubige ist noch nicht in den vollen Genuß der Versöhnung eingetreten;
auch darin lehrt uns der „gefundene“ Sohn (Luk. 15,32) vieles. Am Herzen
und im Hause des Vaters ist mehr für uns zu finden als nur Vergebung der
Sünden, so kostbar diese auch ist (vergl. dazu den Schluß von
Antwort D)!
Frage 11
Was ist unter dem „Tausendjährigen Reich“ zu verstehen? (Offenb.
20,4-7.)
Antwort A
Ein Reich von tausend Jahren, in welchem Christus als König Israels nach
Psalm 2 und als Sohn des Menschen nach Psalm 8 über alle Reiche der Welt
herrschen wird. Es ist die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter
ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln und
das, was auf der Erde ist, in Ihm (Eph. 1,10). Auf Seinem gesegneten
Haupte, das einst die Dornenkrone trug, werden sich alle Diademe der
Weltreiche vereinigen (Offenb. 19,12). Der HErr, welcher jetzt von der
Welt verworfen ist, wird dann von allen anerkannt werden. „Er wird
herrschen von Meer zu Meer und vom Strome bis an die Enden der Erde.
Alle Könige werden vor Ihm niederfallen, alle Nationen Ihm dienen. Er
wird Sich erbarmen des Geringen und des Armen und die Seelen der Armen
wird Er retten. Sein Name wird ewig sein“ (Psalm 72,8.11.12.17). „Die
Gerechtigkeit wird auf dem Fruchtgefilde wohnen“ und „das Werk der
Gerechtigkeit wird Friede sein“ (Jes. 32,1.16.17). Eine Fruchtbarkeit
über alle Maßen wird sein (Jes. 35,1.2; 41,18.19; 55,12.13; Psalm 72,16;
65,9-13; 67,5.6; Amos 9,13). Die Raubtiere werden mit den Haustieren
zusammen lagern (Jes. 11,7.8; 65,25). Es ist die Wiederherstellung aller
Dinge (nicht Personen), von welchen Gott durch den Mund Seiner heiligen
Propheten von jeher geredet hat (Apgesch. 3,21), Christus wird als Sohn
Davids Seinen Thron inne haben (Matth. 25,31; Luk. 1,32.33; Offenb.
3,21), Jetzt sitzt Er zur Rechten der Majestät in der Höhe, auf dem
Throne Seinem Gottes und Vaters (Hebr. 1,3; 8,1; 10,12; 12,2; Mark.
16,19; Offenb. 3,21). Dies beweist uns, daß Er jetzt von der Welt
verworfen ist und über alles Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, da nur
eine göttliche Person den Thron Gottes
innehaben kann. Himmel und Erde werden miteinander in Harmonie stehen
(Offenb. 21,9-27). Seine Getreuen sehnen jenen Tag herbei, damit Er zu
Seinem Rechte in dieser Welt kommt, sie lieben Seine Erscheinung (2.
Tim. 4,8). An jenem Tage wird Er verherrlicht werden in Seinen Heiligen
und bewundert in allen denen, die geglaubt haben (2. Thess. 1,10).
Gepriesen sei unser HErr, gepriesen sei Sein Name immer und ewiglich!
K.O. St.
Antwort B
Die Worte „und sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre“
in V. 4 und „sie werden ... mit Ihm herrschen tausend Jahre“ in V. 6 der
genannten Schriftstelle lassen erkennen, daß es sich um ein Reich
handelt, in welchem Christus der Herrscher sein wird, und die Verse 7-9
zeigen deutlich, daß dieses Reich auf dieser Erde sein wird, nicht etwa
auf der neuen Erde, von der wir in Kap. 21,1 lesen. Die neue Erde tritt
erst danach in Erscheinung, wie wir klar sehen können, wenn wir Kap. 20
und Kap. 21,1-8 lesen. Auf der neuen Erde wird weder jemals der Satan
sein und ausgehen können, zu verführen (20,7.8), denn er wird vorher
seinen Platz für ewig im Feuersee gefunden haben (20,10), noch wird es
auf derselben „Nationen“ geben, die er verführen könnte, was er aber
nach 20,8 nach dem Tausendjährigen Reiche tun wird - noch wird es auf
derselben irgend etwas von dem geben, was in 20,7-9 als nach dem
Tausendjährigen Reiche geschehend geschildert wird.
Das Tausendjährige Reich ist also ein Reich auf dieser Erde, in welchem
Christum der Herrscher sein wird.
Von einem solchen Reiche ist im Worte Gottes an vielen Stellen
prophetisch geredet, und zwar insbesondere im Alten Testament in den
Psalmen und in den Propheten, und von letzteren wiederum in ganz
besonderer Weise in Jesajas. Man lese z. B. Psalm 96-102; 148-150; Jes.
2,2-4; 9,6.7; 11,1-10; 35; 60; 65,17-25; 66,10-24. Diese Stellen zeigen
uns, welcher Art dieses Reich sein wird. Es wird ein wunderbares,
herrliches Reich sein: Der Fluch wird von der Erde genommen sein, und
sie wird in wunderbarer Fruchtbarkeit alles in Überfluß hervorbringen;
es wird „Fülle von Frieden“ sein, und „sie werden den Krieg nicht mehr
lernen“; selbst auf die Tierwelt wird sich dieser Friede erstrecken:
„der Wolf wird bei dem Lamm weilen“ usw. und „der Säugling wird spielen
am Loch der Natter“ usw.; Gott wird anerkannt und gekannt sein, denn
„die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jehovas, gleichwie die Wasser
den Meeresgrund bedecken“, Krankheit und Gebrechen wird es nicht mehr
geben, sondern „dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren
der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch
und aufjauchzen wird die Zunge des Stummen“ (Jes. 35,5.6); der Tod wird
nicht mehr herrschen, sondern das Leben - er wird die Ausnahme bilden
als unmittelbares Gericht auf Sünde (Jes. 65,20); es wird Freude,
Frohlocken und Jubel sein - in allem das völlige Gegenteil von dem, was
jetzt die Regel bildet! Es wird ein völlig neuer Zustand der Dinge sein.
Deshalb heißt es auch in Jes. 65,17: „Denn siehe, Ich schaffe einen
neuen Himmel und eine neue Erde.“ Daß damit nicht der neue Himmel und
die neue Erde von Offenb. 21,1 gemeint ist, geht aus den weiteren Versen
in Jes. 65 deutlich hervor. Es ist noch diese jetzige Erde ihrem Stoffe
nach, aber ein gänzlich neuer Zustand im übrigen, in derselben Weise wie
bei einem Menschen, der wiedergeboren ist: sein Leib ist noch derselbe
wie bisher, aber ein neues Leben ist eingezogen. Deshalb nennt auch der
Herr Jesus in Matth. 19,28 diese Veränderung der Dinge auf der Erde -
ihren noch zukünftigen neuen Friedens- und Segenszustand im
Tausendjährigen Reich -
die „Wiedergeburt“, und Petrus nennt in Apgesch. 3,21 jene herrliche
Zeit die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ und sagt, daß Gott
von diesen durch den Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet
hat, wie wir es ja auch in den vorerwähnten Schriftstellen sehen
konnten. Die in diesen Weissagungen enthaltenen Verheißungen waren dem
Volk Israel gegeben (s. Röm. 9,4). Dieses wird dann wieder gesammelt in
seinem Lande sein, wird zum HErrn umgekehrt und wieder eingesetzt sein
als Sein Volk, erhöht und herrschend über alle anderen Völker, und wird
die Segnungen in erster Linie und vollkommener Weise genießen und
gleichsam den Mittelpunkt und Ausgangspunkt derselben bilden.
Infolgedessen war dieses Reich und der verheißene Messias, der dieses
Reich aufrichten und in demselben in Macht und Herrlichkeit herrschen
sollte, der Gegenstand der besonderen Hoffnung Israels! In
Übereinstimmung hiermit lautete die Botschaft des Johannes und im Anfang
auch des HErrn Selbst: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe
gekommen!“ Das Reich, auf welches sie hofften, war nahe gekommen, weil
der Messias da war, mit dem diesem Reich verknüpft war und in dessen
Person alles das da war, was dieses Reich kennzeichnet. Dieses bewies Er
durch Seine Werke: Blinde wurden sehend, Taube hörend, Lahme wandelnd,
Aussätzige gereinigt, Tote auferweckt - alle zeitlichen Folgen der
Sünde, jede Krankheit und jedes Gebrechen, ja, selbst der Tod mußte
weichen, ganz so, wie es im Tausendjährigen Reiche sein wird, weshalb
auch diese Wunder, die der Herr Jesus und, in der ersten Zeit, auch die
Seinen taten, die „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ genannt
werden (Hebr. 6,5).
Wenn in den Evangelien vom „Reich der Himmel“ und „Reich Gottes“ geredet
ist, so steht das, was damit bezeichnet wird, immer in Verbindung mit
dieser Erde, wiewohl die Ausdehnung des Begriffes sehr verschieden ist.
Letzteren etwa auf das messianische - also das Tausendjährige - Reich
beschränken zu wollen, wie es von manchen geschieht, ist aber ganz
entschieden nicht dem Worte Gottes entsprechend, da das Tausendjährige
Reich nur einen gewissen Abschnitt des Reiches der Himmel bildet: Das
Reich ist gegründet auf die Person Jesu Christi (s. Jes. 9,6.7; 2. Kor.
1,20) und in Seiner Person gekommen (s. Matth. 12,28;
Luk.17,21); es hat daher erst durch Ihn und in Seiner Person hienieden
seinen Anfang genommen (s. Gleichnisse Matth. 13, bes. V. 24 verb. m. V.
37), ist fortgesetzt und gegenwärtig bestehend in den Seinen - obwohl
nicht äußerlich wahrnehmbar - und wird einst äußerlich in Erscheinung
treten im Tausendjährigen Reiche. Letzteres ist die Erfüllung der
Verheißungen des Alten Testaments.
Das Tausendjährige Reich wird aber noch nicht „das Vollkommene“ sein (1.
Kor. 13,10) und daher auch nicht bleiben. „Gerechtigkeit und Gericht
sind Seines Thrones Grundfeste“ - es wird Menschen geben, die sich nur
der unwiderstehlichen Macht beugen; es wird noch Böses geben, auf
welches sofort Gericht folgt; es wird noch Sünde und Tod geben, wenn
auch als Ausnahme; und wenn die tausend Jahre eines Reiches des Friedens
und göttlicher Gerechtigkeit und der wunderbarsten irdischen Segnungen
vorüber sein werden und dem Satan dann noch einmal erlaubt werden wird,
den Menschen zu versuchen (Offenb. 20,7.8), so wird es sich zeigen, daß
der Mensch selbst nach tausend Jahren überströmender Segnungen immer
noch derselbe ist - jederzeit bereit, sich von Gott wegzuwenden und sich
gegen Ihn zu empören. Das ist tief demütigend für uns und beugt uns in
den Staub über die Gnade, die uns geworden ist!
So ist das Tausendjährige Reich die Erfüllung der Verheißungen und
zugleich die letzte Probe für den Menschen. Dann folgt das Endgericht
(Offenb. 20,11-15), und nach diesem ein neuer Himmel und eine neue Erde,
die vollkommen Seiner Herrlichkeit entsprechen und ewig zum Preise
derselben sein
werden (Offenb. 21,1-5).
Th. K.
Antwort C
Der gegenwärtige Tag der Gnade, in welchem der Leib, die Gemeinde, aus
der Welt herausgerufen wird, geht dem Ende entgegen.
Der HErr kommt und nimmt die Seinen aus dieser Welt heraus (1. Thess.
4,16.17). Die zurückbleibenden Ungehorsamen und Verwerfer der Wahrheit
verfallen dem Gericht der Verhärtung (2. Thess. 2,10.11). Die Tage der
großen Trübsal beginnen. Israel wird diese im besonderen Maße kosten! Es
ist die „Zeit der Drangsal für Jakob“
(Jer. 30,4-7). Viele Juden werden in dieser Zeit Jesus, ihren Messias,
erkennen, und diese werden das Kommen des HErrn zum Gericht verkünden
und die Völker zur Buße und Unterwerfung auffordern (Ps. 96,3-13).
Obgleich das volle Licht, die 7 Leuchter (Offb. 1,20), von der Erde
weggenommen ist, gibt Gott doch noch zwei Leuchter (Offb. 11,4), Seine
Güte läßt die Erde nicht ohne Licht. Das Evangelium des Reiches wird
gepredigt (Matth. 24,14). Trotzdem der Satan die Macht der Finsternis in
den furchtbarsten Formen und Gestalten offenbaren wird, weiß Sich Gott
doch eine Vollzahl aus Israel und eine große ungezählte Schar aus den
Nationen zu bewahren und zur Treue bis zum Tode zu stärken. Ihre
Erlösung steht mit der Vernichtung ihrer Feinde in Verbindung, und den
Grundton ihrer Gebete finden wir in Offb.6,10. In der Stunde der größten
Dunkelheit erscheint das Zeichen des Sohnes des Menschen, und der HErr
wird in Seiner Herrlichkeit gesehen (Matth. 24,29.30). Dann werden alle
Ärgernisse aus Seinem Reiche zusammengelesen (Matth. 13,41) und dem
Gerichte übergeben, das Tier (der Fürst des römischen Reiches) und der
Antichrist werden lebendig in den Feuersee geworfen (Offb. 19,20) und
Satan für tausend Jahre gebunden (Offb. 20,2). Dies ist der Anfang des
Tausendjährigen Reiches, von dem die Propheten in so feurigen,
begeisterten Worten reden. Die ganze Schöpfung wartet auf diesen Tag
ihrer Befreiung (Röm. 8,19-22). Israel nimmt in dieser zukünftigen Zeit
einen Vorrang unter den Völkern ein und wird zu einem Kanal des Segens
(1. Mos. 12,2.3; Jes. 27,6; Jes. 60 und 62; Röm. 11,12 und 15). Das
Tausendjährige Reich endet mit der Lösung des Satans (Offb. 20,3), auf
die bald das Gericht und ein neuer Himmel und eine neue Erde folgen.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es ist nicht nötig, zu diesen
Antworten,
die geradezu einen Bibelkurs im Kleinen darstellen, noch etwas
Wesentliches hinzuzufügen. Wir fragen nur, vielleicht im Sinne dessen,
der obige Frage einsandte: Wie kommt es, daß in der Namens-Christenheit
diese kostbare biblische Lehre vom Tausendjährigen Reich so gut wie ganz
unterschlagen wird? Ja, wie kommt es wohl? Wir denken, daß einer der
Hauptgr ünde dieser Unterschlagung der ist, daß man die Schrift nicht
ganz und gar als Gottes Wort anerkennt und daß ein anderer Hauptgrund
der Widerwille der unbekehrten Christenheit gegen Israel als Volk ist.
Eine Lehre, die Israel wieder einen hohen, ja den höchsten Platz unter
den Nationen zuspricht, eine Lehre, nach der „dem Israel das Reich
wiederhergestellt wird“ (Apg. 1,6), ist den sogenannten christlichen
Völkern unbequem, ja abstoßend. Und doch, Gott hat gerade dies
den sogenannten christlichen Völkern unbequem, ja abstoßend. Und doch,
Gott hat gerade dies verheißen, und auch die Israel betr. Verheißungen
sind in Christo Ja und Amen (2. Kor. 1,20!). Und weil Gott solche hohen
Gedanken mit Seinem alten Bundesvolke hat, deswegen sollten wir
Christen, soweit wir wirklich Christen sind, auch Israels Freunde sein,
werden wir doch einst selbst glückliche Zeugen der irdischen
Herrlichkeit dieses jetzt so verachteten Volkes sein!
Frage 12
Was ist für ein Unterschied zwischen der Posaune in 1. Thess. 4,16, der
„letzten Posaune“ in 1. Kor. 15,52 und der Posaune des siebenten Engels
in Offb. 11,15?
Antwort A
In 1. Thess. 4,15-17 ist wohl der Hauptgedanke die Entrückung, während
in 1. Kor. 15,51 mehr die Verwandlung und Auferweckung hervorgehoben
ist. 1. Kor. 15 handelt durchweg von der Auferstehung der Gläubigen; am
Schluß dieses Kapitels sagt ihnen der Apostel ein Geheimnis, daß nicht
alle entschlafen werden, wir aber alle verwandelt werden oder, wie der
Apostel uns an einer anderen Stelle sagt: „Das Sterbliche wird
verschlungen von dem Leben.“ Wann geschieht dies? Bei der letzten
Posaune. Es heißt nicht, daß zu diesem Zweck die Posaune ertönt,
sondern, wenn ich recht verstehe: zur Zeit der letzten Posaune. Die
Posaune von 1. Kor. 15 sowohl wie die in 1. Thess. 4,16 scheint ein und
dieselbe zu sein - eins ist unbestreitbar, daß beide Ereignisse zur
gleichen Zeit stattfinden. Daß sie 1. Kor. 15,52 die „letzte Posaune“
genannt wird, hat vielleicht darin seine Bedeutung, weil von da an die
Erlösten Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie sind in Seiner
Gegenwart, und ein weiteres Posaunen ist daher unnötig.
Ganz anders verhält es sich mit der Posaune des siebenten Engels in
Offb. 11. Dieselbe darf keineswegs mit der letzten Posaune von 1. Kor.
15 verwechselt werden. Wie könnte auch der Apostel auf etwas Bezug
nehmen, was noch ihm, ja selbst dem Apostel Johannes noch verschlossen
war. Bekanntlich empfing Johannes die Offenbarung erst später; Paulus
war längst vom Schauplatz seines Wirkens abgetreten, demnach ist es
ausgeschlossen, die Belehrung in 1. Kor. 15 mit den sieben Posaunen in
der Offenbarung in Verbindung zu bringen. Ferner handelt es sich in
Offb. 11 um die Aufrichtung des Weltreiches des HErrn, aber nicht um
Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen! Sein Reich setzt letzteres
voraus, da die Erlösten mit Ihm herrschen werden. Die sieben
Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen werden ihre Erfüllung
nach der Entrückung der Gemeinde finden, darum hören wir nach
Offb. 3 kein Wort mehr von der Gemeinde auf Erden, sondern es werden
vielmehr die Heiligen von Israel und den Nationen wieder unterschieden,
wie es im Alten Testament der Fall war (vergl. Offb. 7), aber in diesem
Zeitalter der Gnade niemals geschieht. Wenn der Apostel Paulus 1. Kor.
10,32 von „Juden, Griechen und der Versammlung Gottes“ spricht, versteht
es unter „Versammlung Gottes“ die Gläubigen aller Nationen ohne
Unterschied im Gegensatz zu Griechen (d. h. Heiden) und Juden, die
ungläubig waren.
Möge der HErr in Seiner Gnade uns schenken, das Wort der Wahrheit recht
zu teilen!
K. O. St.
Antwort B
Die sieben Posaunen in der Offb. 8-11 haben keine Verbindung mit der
Posaune in 1. Kor. 15 und 1. Thess 4. - Die siebente oder letzte Posaune
der Offenbarung umfaßt die letzten Gerichte über die Welt, während die
Posaune in den Briefen mit der ersten Auferstehung und der Entrückung zu
tun hat.
In dem Ausdruck „letzte“ Posaune scheint der Apostel auf den Gebrauch im
römischen Heere anzuspielen. Jedermann in Korinth wußte, daß die letzte
Posaune das Signal zum Aufbruch des ganzen Heeres war. Wir finden gerade
in den Briefen an die Korinther, daß der Apostel oft an die Gebräuche
jener Zeit anknüpft, z. B. 1. Kor. 4,9; 9,24; 2. Kor. 2,14. - Oder
vielleicht denkt er an 4. Mose 10,2, wo die Posaunen zum göttlichen
Signal bestimmt wurden, die Gemeinde zusammenzurufen und das Zeichen zum
Abmarsch zu geben. - Wirklich, jener Augenblick ist der herrlichste
Zusammenruf und der bedeutungsvollste Abmarsch, der je geschehen. Alle
Heiligen zusammengerufen, werden alle zugleich dem HErrn entgegengerückt
in die Luft.
Aus dem Ausdruck „letzte“ Posaune aber zu folgern, daß andere göttliche
Posaunentöne vorangegangen sein müßten, dazu finde ich in der Schrift
weder Grund noch Anhalt.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Über die Sache selbst ist nichts mehr zu bemerken. Nur möchten auch wir
ein paar Worte sagen über die Frage, warum in 1. Kor. 15,52 „letzte“
Posaune steht. Und zwar weisen wir darauf hin, daß in diesem Kapitel
viermal Verbindungen mit dem Wort „letzt“ vorkommen, wo im Urtext stets
dasselbe Wort steht, nämlich in V. 8.26.45.52. Wir glauben, daß dieses
vierfache Vorkommen des Wortes, zumal in den drei letzten Verbindungen,
bedeutungsvoll ist. Ob nicht die Posaune die „letzte“ genannt ist, weil
es sich um die Auferstehung und Verwandlung der Gläubigen handelt, also
um das letzte Ereignis, das sich mit denselben auf Erden vollzieht,
womit der Schluß der gegenwärtigen Haushaltung verbunden ist? (vergl.
Unsere Ausführungen in Jahrgang 1913, S. 187/88 zu Joh. 6,39.40.44.54;
11,24; 12,48, wo überall dasselbe Wort steht). Wir bitten, die
Auffassung zu prüfen im Lichte des ganzen Kapitels und vorzüglich jener
übrigen drei Stellen!
Frage 13
Haben wir heute noch die in Eph. 4,11 genannten Dienste der „Apostel,
Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer“?
Antwort A
Bei der BeAntwortung
dieser Frage ist zunächst zu berücksichtigen, daß es sich bei den
vorgenannten Diensten wie bei allen Diensten um eine „Gabe“ handelt: -
Er hat die einen gegeben ... (vergl. 2. Tim. 1,6.7!).
Der Dienst ist also eine Gabe, die empfangen wird, und kann als Gabe des
droben verherrlichten Christus oder als die Wirkung des hienieden
gegenwärtigen Heiligen Geistes betrachtet werden. Eph.
4 redet von der Gabe Christi, 1. Kor. 12 u. 14 reden von der Einheit des
Leibes und von den Gaben als der Wirkung des Geistes hienieden in den
verschiedenen Gliedern.
Die Gaben wiederum sind zweierlei Art: es gibt solche zur Aufweckung der
Seelen, zur Sammlung und Auferbauung der Gemeinde und dann solche,
welche als Zeichen für die Welt gegeben sind, als Zeichen der Gegenwart
Gottes (vergl.
1. Kor. 14,22).
Alle Gaben kommen unmittelbar von Christo, dem Haupt, herab und haben
ihr Bestehen in den Gläubigen durch die Wirkung des Heiligen Geistes.
Eph. 4 und 1. Kor. 12 bezeugen dies klar. Somit sind diese Gläubigen
Gefäße der Gnade und Kraft und werden durch die ihnen mitgeteilten Gaben
Werkzeuge eines abwesenden Christus.
Nun redet Eph, 2,20-22 von einem Bau, wohl zusammengefügt, der wächst zu
einem heiligen Tempel im HErrn. Von diesem Bau ist Jesus Christus Selbst
Eckstein. In sehr bemerkenswerter Weise werden von diesem Bau auch
hinsichtlich der Grundlage belehrende Worte gesagt und dabei Apostel
und Propheten genannt. Mithin wird dem Dienst der Apostel und
Propheten ein besonderer Platz angewiesen (grundlegend) und
dieser Platz an den Anfang der Gemeinde Gottes gestellt.
Die in Eph. 4,11 noch weiter genannten Gaben bezw. Dienste der
Evangelisten, Hirten und Lehrer sind im Gegensatz zu denen der Apostel
und Propheten der Gemeinde Gottes dauernd gegeben.
W. W.
Antwort B
Apostel und Propheten haben die Grundlage des heiligen Tempels, von
welchem Christus Selbst Eckstein ist, gelegt (Eph, 2,20-22). Es war nun
nicht nötig, nachdem sie ihr Werk erfüllt hatten, daß sie verblieben
oder durch andere ersetzt wurden. Demnach gibt es in obigem Sinne keine
Apostel und Propheten mehr, da der Grund gelegt und die Offenbarung
Gottes vollendet und abgeschlossen ist. Auch sind hier nicht etwa die
Propheten des Alten Testaments gemeint; wenn das Wort von ihnen spricht,
ist es meist aus dem Zusammenhang ersichtlich, oder es spricht von ihnen
als „heiligen Propheten“ (vergl. Luk. 1,70; Apgesch. 3,21; 2. Petri
3,2), noch heißt es hier: „Propheten und Apostel“, sondern umgekehrt,
damit uns klar sein soll, daß es sich hier um Propheten des Neuen
Testaments handelt. Auch hat keiner der Apostel von einem Nachfolger
gesprochen; im Gegenteil verkünden sie alle, daß „nach ihrem Abschied
verderbliche Wölfe“ in die Gemeinde eindringen würden usw. Aber keiner
der Apostel verweist die Jünger auf ihre Nachfolger aus dem einfachen
Grund, weil keine vom HErrn vorgesehen waren, sondern auf „Gott und das
Wort Seiner Gnade“ (vergl. Apgesch. 20,17-35; 2. Petri 1,12-15; Judas
17-18; Offenb. 1,1-3). Anders verhält es sich mit „Evangelisten, Hirten
und Lehrern“. Letztere drei Gaben wird es geben, solange die Gemeinde
auf Erden ist. Die Dienste dieser Gaben gründen sich und werden nur
ausgeübt auf Grund dessen, was der HErr durch Seine Apostel und
Propheten ihnen hinterlassen hat, sei es im Werk oder in den Schriften.
K. O. St.
Antwort C
Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus dem 13. Verse
deutlich ersichtlich, sobald
Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus dem 13. Verse
deutlich ersichtlich, sobald wir den 11. Vers mit dem 13. zusammen
lesen. „Und Er hat die einen gegeben als ... bis wir alle hingelangen zu
der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes usw.“ Wer
würde zu behaupten wagen, daß wir dahin gelangt sind?! Sicher, wir
brauchen noch diese Dienste. Wir sind noch vor dem „bis wir alle
hingelangen“, dessen vollkommene Verwirklichung wir erreichen, wenn „wir
allezeit bei dem HErrn sein werden“. Außerdem ist zu beachten, daß in
vielen Stellen (wie Röm. 12,6-8; 1. Kor. 12,28-30; 1. Tim. 3,1-8; 5,17;
Jak. 3,1; 1. Petri 5,1-4), die von Diensten reden, die Zeitform der
Gegenwart gebraucht wird; wenn aber ein Teil dieser Stellen nicht für
die Gegenwart gültig ist, dann auch nicht der übrige Teil derselben. Wir
haben keinen Grund, anzunehmen, daß die Anordnungen in der Versammlung
veränderlich sind; sie sind von Gott, „bei welchem keine Veränderung
ist, noch ein Schatten von Wechsel“ (Jak.1,17).
O Kinder Gottes! wie kommen wir zusammen? Scharen wir uns zu
Parteistellungen oder um Menschen (1. Kor. 3,3.4) oder als ein
himmlisches Volk in Seinem Namen zusammen, um die Einheit des Geistes zu
bewahren und ein Zeugnis des HErrn zu sein? Sammeln wir uns um Ihn, wo
„Menschenweise“ kein Recht hat, in der heiligen Furcht Seiner Gegenwart,
so empfangen wir die reichen Gaben Seines Geistes und genießen sie,
solange wir dem HErrn und Seinem Worte untertan bleiben.
Von den in Eph. 4,11 genannten Gaben sind die der Apostel und Propheten
nicht mehr erhalten; das heißt in dem Sinne, um das Wort Gottes durch
neue Offenbarungen zu vervollständigen. Die Grundlage der Apostel und
Propheten: Jesus Christus, ist festgelegt. (Eph. 2,20; 1. Petri
2,4 -10). In Hebr. 3,1.2 wird uns gesagt: Betrachtet den Apostel ...
Jesum; Er ist noch lebendig, und neben Ihm brauchen wir keinen Apostel
mehr. Die „Zwölfe“ zeigt, daß die Anzahl auf die zwölf begrenzt ist.
Weiteres betreffs der Propheten lese man im I. Bande (1913) Seite
114-119 nach.
Wie aus den zitierten Sieben hervorgeht, sind die anderen Gaben noch
vorhanden. Es muß so sein, damit „der ganze Leib ... nach dem Maße jedes
einzelnen Teiles für sich das Wachstum des Leibes bewirkt“ usw. (Eph.
4,16.)
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Haben die Apostel und (die neutestamentlichen) Propheten ihre Aufgabe
verstanden, die in Eph. 4,12ff. steht? Ja, davon zeugen die Schriften
des Neuen Testaments. Wenn nun „Er“ fortgesetzt Evangelisten,
Hirten und Lehrer gibt, so tut Er das ebenso nur zu dem Zweck, den Eph.
4,12ff. enthält. Möchten wir alle, soweit wir „gegeben sind“ als
Evangelisten usw., verstehen, wozu wir gegeben sind und uns von Ihm
brauchen lassen zu diesem Dienst und allezeit Gnade haben, „die Wahrheit
festzuhalten in Liebe“! (V. 15.) Er hat gegeben! Welch eine Gnade
liegt darin, von Ihm gegeben zu sein zur Vollendung der Heiligen!
Frage 14
Ist Gott unbegreiflich in Seinen Lebensführungen und Gedanken? (vergl.
Röm. 11,33 und Jes. 55,8.9).
Antwort A
Angefrömmelte Weltmenschen stellen Gott als den Unbegreiflichen dar, der
verborgen, um nicht zu sagen unverstanden, bleiben will. Röm.
11,33 scheint für ihre Ansicht eine Stütze zu sein, und Jes. 55,8 wird
in dem Sinne gebraucht, als ob unsere Gedanken nicht Seine Gedanken sein
können. Wer aber diese Bibelstelle in ihrem Zusammenhang erfaßt: „Jeder
Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken“, der
merkt, wie Gott mit Trauer feststellt, daß der Mensch andere Wege und
Gedanken geht als Er und daß Er ihm gerne Seine höheren Gedanken
mitteilen möchte. Er verheißt, Sein Wort solle nicht leer zurückkommen,
womit ein Eingehen in Seine Gedanken verbunden ist.
Auch andere Bibelstellen, die den Abstand zwischen menschlicher
Unvollkommenheit und Gottes Größe schildern, sollen ein Locken Gottes
sein, Ihm zu nahen, damit wir höhere Gedanken bekommen. Wohl sieht der
Mensch, was vor Augen ist, aber wir sollen auch da lernen zu verstehen
und zu werten ohne Rücksicht auf blendendes Äußere (1. Sam. 16,7).
Gottes Art zu denken und zu werten ist nicht geoffenbart nur zum
Anstaunen, sondern stets auch zur Nachahmung.
Wenn ein Kind Gottes Führungen erlebt, die es nicht versteht, so soll es
zu Ihm gehen, sich Seine Gedanken offenbaren zu lassen. Gott will
verstanden werden. Er sehnt Sich danach, Seine Gedanken zu unseren
Gedanken zu machen; und Röm. 11,33 fließt nur aus einem Herzen, das
glücklich ist, etwas von Gottes Gedanken in sich aufgenommen zu haben,
und das anbetend ausruft: Wie gar unergründlich weise sind Seine
Gerichte und Wege; welche Gnade, daß Er uns Seine Gedanken mitteilt!
Sch.
Antwort B
Da danke ich dem HErrn von ganzem Herzen, daß ich hie und da etwas
begreifen darf und vertraue auch, daß ich je länger desto mehr begreifen
werde. Ich sage aber, es ist ein Unglück und geradezu verhängnisvoll, zu
meinen, wir könnten Gott in all Seinen Führungen und Gedanken begreifen.
Wie kann ich armer Mensch das zu behaupten wagen?! Alle Völker sind wie
ein Tropfen am Eimer (Jes. 40,15), und nun kommt so ein unendlich
kleiner Teil eines solch armen Tropfens und will mit seinem Verstand den
großen Gott verstehen und mit seinen irdischen, kurzen Begriffen den
unbegreiflichen Gott begreifen und Seine Gedanken klarmachen bis zum
letzten i-Punkt und alles restlos erklären! Der Abstand von Ihm sollte
uns bescheidener machen! Bei allem Erkennen bleibt es: Wie gar
unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege! Aber
eins dürfen wir begreifen: Er ist treu und steht zu Seinen Verheißungen!
Doch ich fühle eben, auch da komme ich in die Brüche. HErr, ich will Dir
glauben!
K. E.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesem Gegenstand möchten wir nur noch hinweisen auf 1. Kor. 2,6-16.
Ohne die Offenbarung
Gottes in Christo verstünden wir nichts von Ihm und Seinen Wegen, aber
die, „die Ihn lieben“, die, „die Christi Sinn haben“, die erkennen nach
und nach auch etwas von Seinen Gedanken, und wenn nach 1. Kor. 13,12
unser Erkennen auch nur ein „stückweises“ ist, so ist doch schon dieses
stückweise Erkennen Herrlichkeit. Wie wird es sein, wenn die Zeit kommt,
von der es heißt: „Dann aber von Angesicht zu Angesicht!“ -
Persönliche Worte an unsere Leser!
Mit herzlichem Dank gegen den HErrn und alle unsere Freunde - besonders
auch unsere treuen Mitarbeiter! - übergeben wir diese Nummer unserem
Leserkreis. Wir sind reichlich erfreut worden durch mannigfache
Anschriften; es würde sich verlohnen, eine Auswahl von freundlichen
Beurteilungen abzudrucken, aber es fehlt an Platz dazu.
Die vielfachen Ermunterungen haben uns recht erquickt. Wir bedürfen
derselben so sehr, denn die Herausgabe dieses Blattes ist in jeder
Hinsicht eine schwere Aufgabe, freilich eine gesegnete, auch für uns.
Ihm sei Dank!
Seien alle herzlichst gegrüßt mit 1. Kor15,58.59
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Anfang März 1914.
Gruß an den Leser:
„Der Gott, der aus der Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in
unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der
Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ 2. Kor. 4,6.
Antworten.
Wir bitten dringend, man mögedie in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 15
Was bedeutet „Verdirb nicht ...“? Röm. 14,15b.
Antwort A
In dem genannten Schriftworte handelt es sich um einen „Schwachen im
Glauben“ (s. V. 1), welcher meint, man dürfe dieses oder jenes nicht
essen. Wenn er mich nun eine solche Speise essen sieht - sei es, daß wir
irgendwo zusammen essen oder er bei mir als Gast ist -, kann ihm dieses
zum Anstoß oder Ärgernis werden, indem es ihn veranlaßt, entgegen seinem
Glauben diese Speise auch zu essen; er tut es, durch mein Beispiel dazu
verleitet, obwohl sein Gewissen darüber beunruhigt ist und
essen; er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein
Gewissen darüber beunruhigt ist und er mit Anstoß ißt. In V. 20 sagt
aber das Wort: „Alles zwar ist rein, aber es ist böse für den Menschen,
der mit Anstoß isset“, und in V. 22b und 23: „Glückselig, wer sich
selbst nicht richtet in dem, was er gut heißt! Wer aber zweifelt, wenn
er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber,
was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“ Es ist also für ihn „böse“ und
„Sünde“, daß er diese Speise ißt; sein Zustand ist ein weniger guter als
vorher, er ist durch Sünde verdorben, und ich bin schuld daran. Deshalb
bedeutet „verdirb nicht“ ich soll darauf acht geben, daß nicht ein
Bruder oder eine Schwester durch mich zum Sündigen verleitet wird und so
durch meine Schuld in seinem Zustand Schaden leidet. Das „verdirb nicht“
bezieht sich also auf den Zustand hienieden; es beschränkt sich
selbstverständlich nicht auf Speisen, sondern erstreckt sich auf alles,
„worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert oder schwach ist“ (V.
21). Laßt uns hierauf acht geben durch des HErrn Gnade!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Frage des Essens ist an sich gleichgültig; wir können uns dadurch,
daß wir dies oder jenes essen oder nicht essen, nicht Gott gegenüber
wohlgefällig machen (1. Kor. 8,8). Aber das Gewissen des Bruders ist
keine gleichgültige Sache. Wir schädigen unsere Geschwister in diesem
Leben, wenn wir durch unsere als der „Freien“ Handlungsweise sie
verleiten, etwas zu tun, was ihnen Sünde ist (1. Kor. 8,10)! Das, was
Paulus Röm. 14,15 „verderben“ nennt, bezeichnet er 1. Kor, 8,12a im
Griechischen mit einem Wort, das nicht eigentlich „verletzen“ bedeutet,
sondern „(rücksichtslos) losschlagen“. - Laßt uns einander zur Erbauung
gefallen! (Röm. 15,2.)
Frage 16
Warum die augenscheinlich harte
Antwort Des
HErrn in Joh. 2,4, und was ist der Sinn und Segen derselben?
Antwort A
Der HErr tritt aus der Verborgenheit eines dreißigjährigen Lebens
heraus. Maria mußte lernen, daß der von ihr Geborene der Heilige - der
Sohn Gottes war. 18 Jahre zuvor hörte sie schon die Worte: „Wußtet ihr
nicht, daß Ich in dem sein muß, was Meines Vaters ist“ (Luk. 2,49). Nun
war die Zeit gekommen, da Er öffentlich auftrat, den Willen Seines
Vaters zu tun, wie Er sagte: Der Sohn kann nichts von Sich Selbst tun,
außer was Er den Vater tun sieht (Joh. 5,19.20). Sie hatte zu lernen,
daß das Band der irdischen Verwandtschaft auf diesem Pfade zurücktreten
mußte (vergl. auch Matth. 12,48). Am Kreuze zeigt Er ihr zuletzt die
gänzliche Lösung dieses Bandes, als Er in so zärtlicher Liebe spricht:
„Weib, siehe dein Sohn,“ und zu Johannes: „Siehe, deine Mutter.“
Das Wort „Weib“ mag in unserer Sprache etwas Unehrerbietiges, Liebloses
haben, aber nicht in der Sprache jener Völker und Zeit; und ebenso auch
die Worte: „Was habe Ich mit dir zu schaffen.“ Diese Redewendung finden
wir öfter in der Schrift in dem Ausdrucke des Zurückweisens. Er konnte
auf diesem Pfade, den Er jetzt ging, nicht Weisungen der Mutter
verbinden mit der Ausführung der Worte und der Werke des Vaters. Wir
können sicher sein, der HErr konnte das, was Er Maria zu
sagen hatte, nicht in bessere Worte kleiden. Er ist der Meister. Welch
ein Segen für uns, wenn auch wir in der Nachfolge Jesu mehr lernen,
Fleisch und Blut zurücktreten zu lassen.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es würde gut sein, wenn wir jetzt noch ein wenig auf die symbolische
Bedeutung dieser Geschichte eingehen könnten („Die Mutter Jesu“: im
Bilde Israel! u. a. m.), aber es fehlt jetzt an Platz dazu. Bei einer
anderen Gelegenheit wird, s. G. w., dieser Seite der Geschichte Rechnung
getragen. - Maria mußte hier frühzeitig lernen, welcher Platz dem
„Weibe“ gebührt, und daß sie für den Herrn Jesu, was Seinen Beruf
anlangt, nicht Seine Mutter war. „Was ist dir und Mir gemein?“ kann man
das Wort auch übersetzen, und so verliert es nach unserem Sprachgebrauch
an Härte und zeigt doch deutlich die Abweisung einer Gemeinschaft, die
nach Beginn von Jesu Berufstätigkeit nicht mehr statthaben konnte. Wie
köstlich dann, daß Maria sich zurückweisen läßt, willig und ohne wankend
zu werden in ihrer Liebe, während ihr Glaube wohl jetzt erst wirklich in
ihrem Herzen Wurzel zu fassen beginnt.
Die Maria der Bibel hat der - einen unbiblischen Marienkultus pflegenden
- katholischen Kirche manches zu sagen mit ihrem herrlichen Wort: „Was
Er euch saget, das tut!“ (V. 5.)
Frage 17
Warum beschnitt Paulus den Timotheus? (Apgesch. 16,4) Wie stimmt das zu
Gal. 5,1-4?
Antwort A
Paulus beschnitt den Timotheus, damit die Juden das Evangelium durch ihn
hören und aufnehmen möchten, da die Juden mit jemandem, welcher einer
anderen Nation angehörte, zu dieser Zeit nichts gemein haben wollten
(Apgesch. 10,28).
M. K.
Antwort B
Oberflächlich betrachtet ist die Handlung des Apostels Paulus in
Apgesch. 16,4 mit der Lehre in Gal. 5,1-4 nicht zu vereinen, und ist ein
Widerspruch zwischen Handlung und Lehre. Doch nur scheinbar für
solche, welche Einzelheiten aus dem Zusammenhang des Schriftganzen
herausreißen und durch Vernunftschlüsse irregeleitet werden. Es ist
manchmal schon gesagt worden, daß dunkle Schriftstellen nur im Lichte
der ganzen Heiligen Schrift ausgelegt werden können. So auch hier.
Timotheus ist ein Kind gemischter Ehe: Der Vater ein Grieche, die Mutter
eine Jüdin. Paulus findet Timotheus würdig, ihn auf seinen Reisen im
Dienste des Evangeliums zu verwenden. Er nahm und beschnitt ihn um der
Juden willen, aus Liebe zu dem Volke, deren Vorurteil begegnend, um auf
alle Weise etliche für Christum zu gewinnen. 1. Kor. 9,20.21. Wie fern
es ihm lag, dadurch die Gläubigen unter das Gesetz Moses zu bringen,
ersehen wir aus Gal. 2,1-5.
In Gal. 5,1-4 bemüht sich der Apostel, den Gläubigen die Nutzlosigkeit
der Beschneidung vorzustellen
und die Gefahr zu zeigen, welche mit der Unterwerfung unter das Gesetz
verbunden war. Sie konnten nicht auf dem Werke Christi zur Gerechtigkeit
ruhen und zugleich sich verAntwortlich
machen, selbst die Gerechtigkeit nach dem Gesetz zu vollbringen. Er
wendet sich ganz entschieden gegen die, welche ihnen den
Gesetzesgehorsam predigten und dadurch der Freiheit in Christo berauben
wollten: „... ich wollte, daß auch sie sich abschnitten, die euch
aufwiegeln.“
R. B.
Antwort C
Ein Bruder sagte mir einst: „Um die Handlungen eines Bruders zu
beurteilen, ist es nötig, die Beweggründe zu kennen, welche uns meistens
entgehen.“ - So kommt es vor, daß ein Bruder durch etwas im Widerspruch
zu stehen scheint mit seiner Lehre. In solchen Fällen, wenn die Tat
nicht böse, sondern unbegreiflich ist, ist es gut, bevor man daraus
einen Widerspruch folgert, Geduld zu haben, bis die Gesinnungen des
Herzens geoffenbaret werden, was der HErr, der alles sieht, früher oder
später tut, wenn es sich um Böses handelt. - Hier haben wir jedenfalls
sofort anzunehmen, daß kein Widersprach besteht.
Den Beweggrund Pauli, als er den Timotheus beschnitt, finden wir in Vers
3 (Apgesch. 16): „Um der Juden willen“; also nicht um des Gesetzes
willen. Wir wissen aus der Geschichte des Alten Bundes, wie die Juden
die Unbeschnittenen verachteten und von ihnen nicht zu lernen hatten. Es
ist klar, daß Paulus und Timotheus bei den Juden nicht Eingang erhalten
hätten, wenn sie nicht Juden, gesetzmäßige Juden gewesen wären. Obgleich
Paulus der Apostel der Nationen war, kann man aus Röm. 10,1; 11,14; 1.
Kor. 9,20-23 ersehen, wie sehr es ihm auf dem Herzen lag, seinen Brüdern
im Fleische die in Christo geschehene Erfüllung der Verheißung zu
verkündigen. - Ja, mag man sagen, für Paulus selbst ist es begreiflich,
aber warum Timotheus einer solchen Form zu unterwerfen? Beachten wir das
enge Band zwischen Timotheus und Paulus. 1. Kor. 4,17; 1. Tim. 1,2; 2.
Tim. 3,10.11. Wie ein Kind mit seinem Vater, so war Timotheus in
Gemeinschaft mit Paulus; er war so eins mit dem Apostel, daß er, um
Israel für Christum zu gewinnen und Eingang bei ihm zu haben, es der
Mühe wert hielt, sich der Beschneidung zu unterwerfen, um dem HErrn mit
Paulus in einem breiteren Gebiete zu dienen. Ist eine solche
Gleichgesinnung vorhanden in den Versammlungen des lebendigen Gottes,
zwischen jungen und alten Brüdern, oder hat der Geist dieses Zeitlaufs
es schon vermocht, Kluften zwischen jungen und alten Brüdern zu graben?
Bei den Galatern aber war der Kern der Frage ganz anders. Sie waren im
Begriff, die Beschneidung zu beobachten wegen des Gesetzes, als Gehorsam
gegen dasselbe, als Rechtfertigungsmittel. (5,4.) Deshalb das scharfe
Entgegentreten des Apostels. Paulus beschnitt Timotheus, um Juden aus
der Herrschaft des Gesetzes herauszuziehen, während die falschen Lehrer
den Galatern die Beschneidung auferlegten, um sie wieder unter diese
Herrschaft zu stellen. Also standen tatsächlich die Beschneidung des
Timotheus und die des Gesetzes sich ganz und gar entgegen.
Timotheus wie Paulus taten bei jener Gelegenheit, was jeder Knecht des
HErrn tun soll, nämlich sich den Sitten des Voltes zuneigen, wohin der
„HErr der Ernte“ ihn gestellt hat, sofern diese Sitten nicht sündhaft
sind.
Leider entnehmen manche Christen aus dieser Stelle, man dürfe in der
religiösen Welt bleiben, ja! wie die Welt bleiben, damit man etliche aus
derselben erretten möchte. Vor falschen, verderblichen
Lehren, schriftwidrigen Überlieferungen und Gewohnheiten die Augen
schließen, um etliche zu erretten. Sie gleichen Soldaten, die ihre
Waffen ablegen, um in dem feindlichen Heere Gefangene zu machen; sie
werden bald selbst gefangen sein. Wenn solche Christen ihr Herz vor dem
HErrn im Lichte Seines Wortes prüfen, werden sie finden, daß ihr Herz
solche Dinge liebt.
Geschwister, junge Geschwister, wie steht es um uns? Sind wir außerhalb
des Lagers? (Hebr. 13,13.) Erkennen wir „die Kraft Seiner Auferstehung
und die Gemeinschaft Seiner Leiden“? (Phil. 3,10.) Sind wir gute
Kriegsleute Jesu Christi? (1. Tim. 1,18; 2. Tim. 1,8.) Beobachten wir
Phil. 3,17 und 1. Tim. 5,17 und drängt uns die Liebe des Christus (2.
Kor. 5,14)? Eine solche Untersuchung ist nie vergeblich, und wenn sie
negative Ergebnisse ergibt, so laßt uns uns vor dem HErrn beugen und Ihm
leben, der da sagt: „Siehe, Ich komme bald und mein Lohn mit Mir.“
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Mancher möchte vielleicht die Handlungsweise Pauli unbesonnen richten
mit dem bösen Satz: „Der Zweck heiligt die (unheiligen) Mittel.“ Aber
würde der Apostel wohl, um jemandem das Evangelium wirksam verkünden zu
können, etwas getan haben, was mit der Schrift im inneren Widerspruch
gestanden hätte? Sicher nicht! Nie hätte der Apostel sich selbst „offene
Türen“ machen wollen auf einem bösen Wege, etwa indem er menschliche
Systeme gutgeheißen und sich ihnen in einigen Punkten angeschlossen
hätte. Unter allen Umständen ging er den Weg, den er den Korinthern
predigt in 2. Kor. 6,14ff. Aber die Beschneidung war nicht durch
menschliche Mache und Rücksichten auf Menschenmeinung entstanden,
sondern sie war göttlich gewollt und eingeführt! Darum konnte Paulus da,
wo es sich um die praktische Liebe zu seinem Volke handelte, den das
Wort unter Juden predigenden Timotheus beschneiden. Und er wurde damit
seiner Stellung in der Freiheit vom Gesetz keineswegs untreu. Aber in
dem Augenblick, wo es sich um die Beschneidung als Stück des Gesetzes
als Lehre handelte, das in Christo erfüllt war und dessen Annahme
und Anerkennung die Gnade ungültig gemacht hätte (Gal. 2,21), da musste
er gegen das Sichbeschneidenlassen mit der Strenge auftreten, die eines
Apostels Jesu Christi würdig war. Die Liebe zu seinem Volk hieß
ihn von seiner Freiheit Gebrauch machen und Rücksicht nehmen in einer
Sache, deren Ursprung göttlich war, aber die Liebe zu Christum
befahl ihm, da mit äußerstem Ernste zu verfahren, wo „das
Evangelium des Christus verkehrt“ wurde (Gal. 1,7).
Frage 18
Welches Kommen meint Jesus in Matth. 16,28 und Joh. 21,22?
Antwort A
Ich dachte, Matth. 26,64 könnte da etwa Aufschluß geben, welches Kommen
Jesus in Matth. 16,28 meint. Es ist also nicht das Kommen Jesu gemeint,
auf das wir noch warten, sondern das Kommen Seiner Herrschaft vom Himmel
her.
In Joh. 21,22 aber meint der HErr das Kommen, das auch wir noch
erwarten. Nicht sagt ja der HErr, daß Johannes soll bis dahin leben
bleiben. Er will offenbar nur sagen, daß es in Jesu Macht liege, wie
lange Er einen Seiner Jünger auf dieser Erde behalten wolle, und daß,
wenn Er wolle, Er auch die Macht habe, ihn zu bewahren bis an jenen Tag.
K. E.
Antwort B
In Matth. 16,28 zeigen die zwei Ausdrücke „Sohn des Menschen“ und „in
Seinem Reiche“, daß es sich um ein Kommen für die Erde handelt; dieses
Kommen ist die besondere Erwartung des Volkes Israel, aber auch der
ganzen Schöpfung (Römer 8,19-22; 2.Thess. 1,7-10).
Einige Worte über den Zusammenhang, in welchem wir gleichsam die
Vorgeschichte zum 28. Vers finden.
In Kap. 16,13-20 sehen wir festgestellt, daß Jesus „der Christus sei“,
der Gesalbte, der König (Ps. 2,6), was wir für diese Betrachtung vor
Augen behalten wollen. „Von der Zeit an“ (Vers 21), das deutet den
Anfang eines neuen Zeitabschnittes an, „begann Jesus ... zu zeigen, daß
er ... vieles leiden, und getötet und ... auferweckt werden müsse“, also
die Verwerfung des Königs; (vergl. Dan. 9,26a). - Im Verse 22, durch das
Verhalten des Petrus, wird der Zustand des jüdischen Volkes geoffenbart,
welches durch die Propheten die Notwendigkeit des Leidens Christi hätte
wissen können, sie aber nicht verstand und noch nicht versteht (Luk.
24,7.25.26.44-46); Römer 10,14-21); in den letzten Zeiten wird dieses
Volk wie auch die anderen Nationen vom Satan durch dessen Werkzeuge den
Fürsten und den Antichristen völlig beherrscht werden (Dan. 9,26b;
11,32a.36-39; 2. Thess, 2,3-4.9; Offenb. 13,11-18). (Die Verse 24-26
sind ein Hinweis auf die große Drangsal von Dan. 11,33-35; 12,1; Sach.
13,9; Offenb. 13,15.) Dieselbe wird durch die Erscheinung des Sohnes des
Menschen beendigt, der durch das Gericht alles in Ordnung bringt und die
die Erde betreffenden Verheißungen erfüllt (Sach. 14,3.12ff.; 2. Thess.
2,8; Dan. 12,1-3; Mal. 4,1-3; Offenb. 19,20 - 20,6). Merken wir hier,
daß, während in den im Alten Testament angeführten Stellen die Rede von
dem Kommen für Israel ist, im Neuen Testament dieses Kommen den ganzen
Erdkreis betrifft, welches mit Seinem Namen „Sohn des Menschen“
übereinstimmt.
Das im Verse 28 Gesagte wurde „nach sechs Tagen“ in einer
Gesichts-Erscheinung vor den Augen von drei Jüngern erfüllt (Matth.
17,1-9). Der HErr wurde umgestaltet, und es erschienen und unterredeten
sich mit ihm Moses und Elias. Moses, als erster, kündigte den Messias an
(5. Mose 18,15.18). Elias erscheint unmittelbar vor Seinem Kommen als
Letzter. (Mal. 4,5. Vergl. auch Frage 12, Seite 38 der „Gegens. Handr.“
1913.) Ihre Erscheinung mit dem HErrn „nach sechs Tagen“ zeigt die Zeit
der vollkommenen Vollendung aller Weissagungen, die in diese Zeitperiode
fallen, vom Anfang (Moses) bis zum Ende (Elias) an. Dies geschah, oder
besser, wird geschehen am Ende der 70. Woche von Dan. 9,24.
In Joh. 21,22 aber darf man wohl annehmen, daß die Rede vom Kommen des
HErrn zur Entrückung der Kinder Gottes ist; dies stimmt auch mit dem
Charakter dieses Evangeliums überein. In demselben findet man die
Offenbarung „des Vaters“ durch „den Sohn“. Der Titel „Brüder“ (Vers 23)
enthält das durch den Tod und die Auferstehung des HErrn gebildete neue
Band der Verwandtschaft mit dem Vater (11,52; 20,17). Was ist aber die
Erwartung der Brüder? Sicher nicht die Wiederherstellung des Reiches für
Israel, denn inmitten dieses Volkes waren sie nun Fremdlinge. Ihr Weg
geht jetzt gen Himmel, wohin der HErr ging. Sie erwarten nichts anderes
als die Erfüllung von
Joh. 14,3: „Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen“, Obwohl der
Tod in Joh. 21,22.23 nicht ausgeschlossen ist, wird doch gezeigt, daß,
wenn der HErr will, wir nicht durch den Tod zu gehen brauchen (1. Kor.
15,51); dagegen zeigen die Worte in Matth. 16,28 „den Tod nicht
schmecken, bis“, - daß der Tod bleibt für die „etlichen“, die
diese Verheißung erhielten.
Bruder! Wir, die wir solche Hoffnung haben, lassen wir, ich und Du, die
baldige Wiederkunft unseres HErrn unser Handeln und Tun beeinflussen!
Laßt uns in Ihm bleiben, auf daß wir nicht beschämt werden bei Seiner
Ankunft (1. Joh. 2,28). Diese Erwartung ist nicht nur ein Zustand,
sondern eine Tätigkeit (1. Thess. 1,10; Phil. 2,12-16; Offenb. 22,11b).
Möchten wir in Aufrichtigkeit des Herzens sagen dürfen: „HErr, Du weißt
alles, Du erkennst, daß ich Dich liebe habe“ und „Ja, komm, Herr Jesus!“
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Wir sind hocherfreut über diese klaren Darlegungen, möchten sie vielen
dienen. besonders auch denen, die noch leicht geneigt sind, alles, was
von dem Kommen des HErrn gesagt ist, auf denselben Zeitpunkt zu
beziehen. Herrliche Dinge liegen vor denen, die zu Seiner Gemeinde
gehören, aber auch Israel hat Großes zu erwarten, wenn erst die Gemeinde
entrückt ist zu Christo! Um so mehr sollten wir Gläubigen der Jetztzeit
uns sehnen nach dem HErrn, damit Er Seine Pläne bald durchführen kann,
die Er mit uns und mit Israel und der Welt hat!
Frage 19
Wie ist Judas V. 9 zu verstehen? (Vergl. 5. Mose 34,5.6!)
Antwort A
Der angegebene Vers heißt wörtlich: „Michael aber, der Erzengel, als er,
mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses, wagte
nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der
HErr schelte dich!“ Um diesen Vers einigermaßen zu verstehen, ist es
nötig, zuerst den Gedankengang des Judas dem Zusammenhang nach
hervorzuheben. Judas hat ausgeführt, wie in die Gemeinden Menschen
eingeschlichen sind, die in ihrer Frechheit es auch fertig bringen,
Majestäten zu lästern. Da nun selbst Michael, der Erzengel, es nicht
gewagt hat, den Teufel zu lästern, wieviel weniger dürfen sündige
Menschen dies tun. Wir haben also auch als solche, die „errettet sind
von der Obrigkeit der Finsternis“, (Kol. 1,13) kein Recht dazu, den
Teufel, auch wenn er eine gefallene Majestät vorstellt, zu lästern. Nun
fragt es sich: Wann hatte Michael, der Erzengel, den Wortwechsel mit dem
Teufel? und: Weshalb diente der Leichnam des Moses als Unterlage für
diese Auseinandersetzung? Erst ein paar Bemerkungen über Michael und den
Teufel und dann die BeAntwortung
der Fragen! Michael ist einer von den Engelfürsten nach Dan. 10,13, und
zwar ist er der Schirmherr des Volkes Israel, der für sie streitet nach
Dan 12,1. Aus Dan. 10,13.20 und 21 scheint hervorzugehen, daß die
Engelfürsten auch über die Völker auf Erden gesetzt sind.
Der Teufel dagegen ist ein gefallener Engelfürst. Der HErr Jesus nennt
ihn dreimal „Fürst dieser Welt“ Joh. 12,31; Joh. 14,30; Joh. 16,11, und
Paulus redet Eph. 2,2 von dem Fürsten, der in der Luft
herrscht. Das kann nur der Teufel oder Satan (Off. 12,9) sein, der auch
„Gott dieser Welt“ genannt wird (2. Kor. 4,4). Der Teufel gebietet nun
nicht nur über Engel (Off. 12,7-9), sondern nach Eph. 6,12 auch über
einen wohlorganisierten Staat, und zwar über „das Reich der Finsternis“.
Durch die Sünde geriet der Mensch unter die Macht des Satans (Apgesch,
26,18), unter die Obrigkeit der Finsternis (Kol. 1,13). Da der Teufel
auch die Gewalt des Todes besaß nach Hebr. 2,14, so gehören Sünde und
Todesmacht, Sterben und Verwesung eigentlich in das Machtgebiet der
Finsternis. In gewisser Weise hatte darum der Satan ein Recht auch auf
den Leib des gestorbenen Sünders, ihn durch Kräfte des Verderbens
aufzulösen in Erde und Asche, ihn verwesen zu lassen, da sich der Mensch
hatte verführen lassen durch ihn zum Abfall, zum Ungehorsam gegen Gott.
Michael und der Teufel sind demnach zwei Gegner, die einander ebenbürtig
sind. Dies geht auch aus Off. 12,7-9 hervor. Beide führen Engelheere an,
der eine die Engel Gottes und der andere die gefallenen Engel (2. Petri
2,4 und Judä 6).
Die in Judä 9 angeführte Unterredung zwischen diesen beiden sich
entgegenstehenden Engelfürsten muß nach dem Tode des Moses stattgefunden
haben, da Michael und der Teufel streiten um den Leichnam des Moses, um
den entseelten Körper. Also Moses war schon verstorben, wie wir's lesen
5. Mose 34,5.6. Moses ist nach dieser Stelle wirklich gestorben und
nicht wie Henoch oder Elias entrückt worden in den Himmel. Der Teufel
scheint nun bei dieser Gelegenheit den Leib des Moses für sich verlangt
zu haben, als Fürst der Finsternis ihn mit Beschlag zu belegen; deshalb
der Wortwechsel zwischen Michael und dem Teufel.
A. C.
Antwort B
Sehen sollte Moses das Land, aber nicht hineingehen, weil er Jehova
nicht geglaubt hatte, als er, durch die Widerspenstigkeit des Volkes
gereizt, unbedacht mit seinen Lippen redete (4. Mose 20,10; Ps.
106,32.33).
Er steigt hinauf auf den Berg Nebo, auf den Gipfel Pisga. Dort zeigt
Gott ihm das Land; dann stirbt er in voller Lebenskraft „nach dem Munde
Jehovas“ (5. Mose 34,5) und ward von Jehova begraben, so daß niemand
sein Grab weiß.
Geheimnisvolle Dinge geschahen da. Der Widersacher, der Teufel, tritt
dem Walten Gottes entgegen. Gott in Seinen Hoheitsrechten nimmt den Leib
Moses, ihn zu begraben (wie es scheint durch die Hand Michaels), Leib
und Grab gleichsam zu verbergen. Er will Leib und Grab nicht in der Hand
der Menschen lassen. Der Widersacher will dies verhindern. Um den Leib
findet ein Streit statt. Warum Gott so handelt - welche Absichten Satan
mit dem Leibe hatte - die Schrift schweigt, und wenn sie schweigt,
müssen auch wir lernen, zu schweigen, welche Gedanken wir auch haben
mögen. Es genügt, zu wissen, daß Gottes Tun Güte ist und Satans
Absichten Verderben sind.
So wie Jehova hier bereits Seine Souveränität über die Gebiete der
Finsternis offenbarte, so wird es der HErr tun in der Stunde Seines
Kommens, wenn Er gebietend in den Bereich der Macht des Todes
hineinrufen wird und die Herausgabe der Leiber Seiner Entschlafenen
fordert. Mit lauter Stimme forderte Er einst das Herauskommen Lazarus'
zum irdischen Leben - mit „gebietendem Zuruf“ fordert Er dann die Leiber
Seiner entschlafenen Heiligen, sie umzugestalten zur Gleichförmigkeit
mit Seinem
Leibe der Herrlichkeit. 1. Thess. 4,16; Phil. 3, 21.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Frage selbst ist eingehend behandelt. Es erübrigt nur, noch einmal
auf den Zusammenhang der Stelle im Judasbrief hinzuweisen: V. 8-10 ist
die Rede von einem der Kennzeichen dieser Zeit, dem Lästergeist, den
„diese“ offenbaren! Michael hätte menschlichem Ermessen nach Grund und
Recht gehabt, den Teufel zu lästern, und tat es nicht!, „diese“ aber
lästern ohne Grund und Recht die Herrschaft - Christus vor allem! -
Obrigkeiten, Würden, obrigkeitliche Gewalten dieser Zeit, die doch von
Gott verordnet sind (Röm. 13,1) usw. Möchten wir, die wir wirklich
Christi Eigentum sind, „diesen“ in keinem Punkte gleichen oder auch nur
ähneln!
Frage 20
Matth. 11,11.12: a. Warum ist der kleinste im Himmelreich größer als
Johannes der Täufer? b. Was heißt „Gewalttäter berauben es“
(Miniaturbibel)?
Antwort A
Bei der BeAntwortung
dieses Wortes ist zu beobachten, daß das „Reich der Himmel“ einer ganz
bestimmten Zeitperiode angehört und damit auch einen ganz bestimmten
Charakter hat.
Das Matthäusevangelium enthält, was die Zeitperiode anbelangt, ein
dreifaches Zeugnis (vergl. Kap. 3,2; 4,17 und 10,7), wonach das Reich
der Himmel als eine demnächst beginnende Zeitperiode gekennzeichnet
wird.
Die Bezeichnung Reich „der Himmel“ gibt auch den besonderen Charakter an
und besagt, daß die Macht dieses Reiches, wenn es ausgerichtet ist,
ihren Sitz in den Himmeln hat, wodurch zugleich auch die Verwerfung des
Königs und Sein Sitzen zur Rechten Gottes angedeutet wird. Im einzelnen
wird der Charakter dieses Reiches nach zwei Seiten hin im 13. Kapitel
des Matthäusevangeliums vom HErrn Selbst gezeichnet, und zwar in seiner
äußeren und inneren Gestaltung.
Über den Eingang in dieses Reich gibt der Herr Jesus in Joh. 3,3-5 eine
überwältigend klare Belehrung, die Belehrung von der neuen Geburt und in
Verbindung hiermit von der Gabe des Heiligen Geistes. Bei dieser neuen
Geburt oder bei dem Eingehen in diesem Reich, was nur geschehen kann,
wenn das Wort in der Kraft des Heiligen Geistes unseren Seelen nahe
gekommen ist und wir so eines Lebens und einer Natur teilhaftig geworden
sind, die einem solchen Reiche entsprechen, handelt es sich im letzten
Grunde um die Unterwerfung von Seelen unter Christum, der Sich jetzt zur
Rechten Gottes (in den Himmeln) befindet. (Vergl. Luk. 18,17.)
Was nun den Beginn oder die Aufrichtung dieses Reiches betrifft, gibt
Luk. 16,16 eine außerordentlich klare Belehrung. „Das Gesetz und die
Propheten waren bis auf Johannes; von da an wird das
Evangelium des Reiches Gottes verkündigt.“ Mithin stand Johannes
außerhalb dieses Reiches bezw. dieser Zeitperiode. Er, der größer war
als alle Propheten, indem er das Vorrecht hatte, direkt auf den unter
Israel weilenden König hinzuweisen, war doch kleiner als der Kleinste in
dem „von da an“
kommenden Himmelreich.
Die Stellen in Luk. 21,29-31 und Apgesch. 1,3 in Verbindung mit Apgesch.
2,33-36 belehren uns klar, daß das Reich der Himmel zur bestimmten Zeit
am Tage der Pfingsten durch das Zeugnis des vom Himmel
herniedergesandten Heiligen Geistes eingeweiht wurde.
Die Worte in Matth. 11,12: „Gewalttuende reißen es an sich“ und in Luk.
16,16: „und jeder dringt mit Gewalt hinein“, will wohl die Tatsache
feststellen, daß das Zeugnis von diesem Reiche einen jeden auf die Probe
stellt. Hierzu mag nur das Wort aus dem Munde des HErrn in Luk. 14,25-27
in innerer Stille und Sammlung gelesen werden oder das vom reichen
Jüngling in Matth. 19,16ff., Worte, welche klar bezeugen, daß zum
Eingang in das Reich der Himmel jene heilige Energie des Glaubens nötig
ist, die jedes Hindernis besiegt, um völlig für Den da zu sein, der ein
unbedingtes Anrecht auf alle die Seinigen hat.
W. W.
Antwort B
Johannes war nicht größer seiner persönlichen Hingabe oder Treue wegen
als alle von Weibern Geborenen, sondern der Stellung und des Dienstes
wegen: vor dem Angesicht des HErrn herzugehen (Vers 10). Wer von Weibern
Geborenen hat einen solchen Auftrag gehabt, auf wen ist solch hohe Würde
gelegt?! Aber größer als er ist der, welcher im Reiche der Himmel ist.
Dazu war neue Geburt, Leben aus Gott nötig. Deren Berufung und die
diesen verliehene Herrlichkeit war nicht zu vergleichen mit der
Herrlichkeit derer im Alten Bunde.
Der Vergleich der Größe liegt nicht auf der Linie der persönlichen
Hingabe oder Treue, sondern auf der des verliehenen Dienstes und der
Stellung und der damit verliehenen Würde.
Ein neues Zeitalter, eine neue Verwaltungsperiode der Wege Gottes
begann. Das Zeitalter des Gesetzes und der Propheten war „bis“ auf
Johannes (Luk. 16,16), von da an begann ein neues Zeitalter, das der
Gnade. Die Güte Gottes bedeckt die, welche dieser Verwaltungsperiode
angehören, mit Segnungen und Würden (Könige und Priester usw.), die so
groß sind, daß der Kleinste im Reiche der Himmel größer ist als der
Größte der früheren Zeitalter, der dies Reich mit seinen Segnungen nur
ankündigte.
Das Reich war noch nicht aufgerichtet, es war zunächst nur erst in der
Person des Königs da und in der Verkündigung. Dadurch aber war der Weg
für jeden geöffnet, in das Reich einzugehen und dem König zu huldigen.
Die Führer des Volkes wollten Ihn aber nicht als König und nannten Ihn
Beelzebub (Matth. 10,25). Sie versperrten gleichsam den Weg zum König
und damit zum Eintritt in die Untertanenschaft Seines Reiches. Kap.
10,28ff. zeigen uns etwas von den Dingen der Wegsperrung; der HErr
ermutigt sie, die Furcht vor dem Tode und den Verlust von Vater und
Mutter zu überwinden. Wenn ein solcher Widerstand zu überwinden war, um
in das Reich einzugehen, so verstehen wir, daß Gewalttuende es an sich
reißen. Es ist ein Kampf, der der ganzen Gewalt und Kraft des
Glaubensansturms bedurfte und heute noch bedarf!
v. d.. K..
Anmerkung des Herausgebers
Der unseres Erachtens durchaus unrichtigen Übersetzung der
Miniaturbibel: „Gewalttäter berauben es“ liegt vielleicht die
Vorstellung zugrunde, daß die Gewalttäter die Pharisäer und
Schriftgelehrten sind, die durch ihre wegversperrende Tätigkeit das
Himmelreich schädigen, indem sie es um solche Menschen berauben, die
gerne hineingehen möchten (vergl. Matth. 23,13). - Wir glauben dagegen,
daß der Satz so zu übersetzen ist: „... bis jetzt dringt das Himmelreich
mit Gewalt herein (d. h. das Alte wird mit Gewalt verdrängt und das Neue
nimmt dessen Platz ein), und die Gewalttuenden“ (Stürmer!) - und nur
diese! - „reißen es an sich.“ Dazu würde der weitere Verlauf des
Kapitels auch passen: „Dieses Geschlecht“ (Vers 16) ergreift es nicht,
aber „den Unmündigen ist es geoffenbart“ (V. 25) und „die Mühseligen und
Beladenen“ kommen zu Ihm! (V. 28.)
Frage 21
Wie ist 1. Kor. 15,29 zu verstehen: „Für die Toten getauft werden?“
Antwort A
Las neulich, daß in einer „neuapostolischen Gemeinde“ sich jemand hat
für Bebel „versiegeln“ lassen. Was für ein Unfug und gotteslästerlicher
Brauch! Und nun denken einige Ausleger, daß in der ersten Christenheit
sich Gläubige hätten für, d. h. zugunsten schon Verstorbener, taufen
lassen. Ja, welchen Sinn soll denn das haben? Etwa, daß nun die schon
Verstorbenen durch solche Taufe Wiedergeburt und ewiges Heil erlangen
würden? Oder was? Hätte Paulus solchen Brauch als beweiskräftig für die
Auferstehung hingestellt? Ich glaube, er hätte entschieden davor
gewarnt.
Denke mir die Sache so: Es gab je und dann Menschenkinder, die sich, wie
das auch heute noch vorkommt, auf dem Krankenbett bekehrten. Man sah,
daß eine leibliche Gesundung nicht mehr zu erwarten war. Da ließen sie
sich todkrank, wie sie waren, noch taufen - und bezeugten damit, daß sie
zu Christo gehörten. Zwar nicht mehr für dieses Leben; denn sie hatten
nur noch den Tod zu erwarten. So bezeugten sie damit, daß sie, da sie
nicht mehr im Leben zu Ihm stehen konnten, im Tode zu Ihm stehen
wollten. Also, sie wurden getauft nicht zum Leben, oder für die
Lebendigen, sondern zum Tode, oder für die Toten. Im Hingehen zu den für
diese Welt Toten bezeugten sie allen, die es glauben wollten: Wir leben
dem HErrn!
K. E.
Antwort B
„Für die Toten getauft werden“ ist das äußere Bekenntnis, daß man sich
nicht mehr als lebendig achtet, sondern als tot, begraben; d. h. man
wird, sozusagen, für die in einem Friedhofe schon begrabenen Toten
gewonnen, ihnen beigezählt. Das können nur die tun, welche ihrer selbst
überdrüssig sind, ein neues Leben beginnen wollen, ein Leben der
Auferstehung, wofür das Sterbliche den Toten überlassen werden soll
(Luk, 9,10). Derjenige, der sich taufen läßt, tut es mit der gewissen
Hoffnung, an der leiblichen Auferstehung Teilhaber zu werden, von der
Christus der Erstling ist; im Glauben kommt er der Zeit zuvor, da er dem
Leibe nach sterben und auferstehen wird, um jetzt schon, in der Kraft
der Auferstehung (Phil. 3,10), als ein neuer Mensch in Christo zu
leben, denn „Christus ist die Auferstehung und das Leben.“ Wenn man die
Auferstehung leugnet, wird die Taufe ein Unsinn, vielmehr eine
verdammliche Tat, denn sie würde die Darstellung nur eines eigenwilligen
Todes, eines Selbstmordes sein. Derjenige, der, wie etliche Korinther,
ein Stück der Wahrheit angreift, macht sein christliches Leben und
Handeln zum Unsinn. Gott bewahre uns davor! Er sei gepriesen! denn Seine
Wahrheit ist an sich selbst unantastbar (2.
Kor. 13,8).
R. W. D.
Antwort C
Die Stelle lautet: „Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft
werden, wenn überhaupt nicht Tote auferweckt werden.“ Nach einer anderen
Lesart heißt es auch, „an Stelle der Toten getauft werden.“ Dieser Vers
lehnt sich eng an Vers 19 im gleichen Abschnitt an, wo Paulus sagt:
„Wenn wir allein in diesem Leben auf Christum Hoffnung haben, so sind
wir elender als alle Menschen.“ Er wollte damit ausdrücken: Wenn wir
vorgeben, Christo anzugehören, und vielleicht sogar durch die Taufe
bekannt haben, daß wir mit Christus begraben sind, dann müssen wir auch
bereit sein, in die Fußstapfen der Zeugen einzutreten, welche ihr
Zeugnis mit dem Tode besiegelt haben. So ist dieses Getauftwerden für
die Toten, oder an Stelle der Toten, ein Eintreten in die Nachfolge
Dessen, der Sein Leben für uns dahingab, und ein Willigwerden, auch
mitgeopfert zu werden gleich denen, die um des Zeugnisses willen ihr
Leben gelassen haben. Wenn wir das Leben des Paulus betrachten, wie es
ein Leben voll Kampf und Leid war (vergl. 2. Kor. 4,10), so sehen wir,
daß er fortwährend in Gefahr, aber auch allezeit willig war, das Zeugnis
für Jesum mit seinem Tode zu besiegeln (vergl. 2 Kor. 1,8). Aber nicht
nur Paulus, sondern jeder treue Bekenner des HErrn gibt durch sein
Zeugnis und seinen Wandel einer gottfeindlichen Welt den überzeugenden
Beweis von der Gewissheit der Auferstehung aus den Toten. Dieses Zeugnis
war in den Tagen des Paulus mehr als heute mit dem Tode verknüpft, und
ein Gläubiger mußte allezeit bereit sein, das Leben für seinen HErrn
oder um seines HErrn willen hinzugeben. Die Zeiten können wiederkehren,
dann bedarf der einzelne Gnade vom HErrn, diese Taufe zu verwirklichen.
Wenn wir das Ganze noch einmal kurz ausdrücken, so heißt „für die Toten
getauft werden“ oder „an Stelle der Toten getauft werden“: Ein Christ
werden und dieses durch die Taufe bekennen vor der Welt, um dann auf den
Platz der Zeugen zu treten, die ihr Zeugnis mit dem Tode besiegelt
haben.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn wir die vorliegenden
Antworten
lesen, so scheint es ein Leichtes zu sein, diese in der Schrift ja
einzigartige Stelle richtig zu deuten. Und doch gibt es nach des
gläubigen Schriftforschers J. A. Bengels Wort eine solche Menge von
Erklärungen über diese Stelle, daß derjenige, der nur eine Aufzählung
derselben anfertigen möchte, schon eine ganze Abhandlung schreiben
müßte. Man vergl. hierüber die Mitteilungen auf Seite 16 des in mancher
Hinsicht höchst beachtenswerten Buches von J. Warns über „Die Taufe“.1
Aber ob nun diese Stelle im Sinne obiger
Antworten
gedeutet werden muß oder ob andere Deutungen mehr Wert haben, ob das
griechische Wort
ύπέρ
(hyper) mit „für“ oder „über“ oder „anstatt oder „hinsichtlich“
übersetzt wird, eins bleibt in jedem Fall sicher und kommt ja auch in
obigen, uns ziemlich befriedigenden
Antworten
deutlich zum Ausdruck: der Apostel hat in der Heranziehung dieser als
Beispiel den damaligen Lesern seines Briefes genugsam bekannten
Handlungsweise einen geradezu unanfechtbaren Beweis dafür gefunden, daß
Tote auferstehen. Das ist der bleibende Hauptwert dieser Stelle auch für
die Leser derselben, denen der Sinn nicht mehr so leicht verständlich
ist!
Frage 22
Was ist in Luk. 2,35 unter dem Schwert zu verstehen, das Marias Seele
durchdringen wird? (Finden wir in Luk. 2,48 schon eine
Antwort Dafür?
Vielleicht auch in Joh. 2,3.4?)
Antwort A
Hohe Ehre war Maria als Mutter Jesu zuteil geworden. Aber sie sollte
lernen, daß Er, der Sohn Gottes, ihr Heiland und Erretter werden sollte.
Durch das Schwert, das mehr als einmal durch ihre Seele ging, wurde sie
nicht allein vor Überhebung bewahrt, es wurde dadurch auch ihre Stellung
zum HErrn und der Gemeinde gekennzeichnet.
Zum erstenmal durchzuckte sie dieser Schmerz, als sie die Worte vernahm
in Luk. 2,49. Sie dachte, ihr Vorwurf: „Warum hast Du uns das getan“ sei
gerechtfertigt, und erfährt nun, daß sie solchen verdient hatte, und
daß, wenn Er auch ihr Sohn, Er zugleich ihr HErr sei.
Tiefer geht das Schwert durch ihre Seele bei der Hochzeit zu Kana. Mehr
und mehr muß sie sich äußerlich von Ihm lösen. Das scheinbar harte Wort:
„Weib, was habe Ich mit dir zu schaffen“ sagte ihr: „Es ist ein höherer,
Mein Vater, auf Dessen Wink Ich warte“ (Joh. 4,34).
Noch gewaltiger wurde die Kluft, als sie aus Seinem Munde hörte, daß,
wer den Willen Gottes tue, Seine Mutter, Brüder und Schwestern seien.
Aber die schwerste Zeit war, als man das „Kreuzige“ über Ihn rief und
Ihn nach Golgatha führte. Dort löst Er völlig das äußere Band durch die
Worte: „Weib, siehe, das ist dein Sohn.“ Dort schaute sie in Ihm das
Lamm Gottes, das der Welt und auch ihre Sünde wegtrug.
L. Th.
Antwort B
Maria sah Jesum so, wie ihr der Engel bei der Geburtsverkündigung gesagt
hatte. Sie sah in Ihm den König, der das Reich Israel wieder aufrichten
sollte, der der Sohn des Höchsten genannt und dem Gott den Stuhl Seines
Vaters David geben wird; deshalb verstand sie die Worte, die Gott durch
Simeon sprach, nicht.
Als sie Jesum am Kreuze sah, da ging das Schwert durch ihre Seele - alle
ihre Hoffnungen waren dahin. Jesus sah ihren Schmerz, und Er wies auf
Johannes hin, der nun ihr Sohn sein sollte. Dies alles sah Simeon im
Geiste zuvor, und davon sprach er.
A. T.
Anmerkung des Herausgebers
Wir weisen noch hin auf den ganzen Vers dieser prophetischen Rede
Simeons. Die Überlegungen der
Herzen sollten durch Jesus offenbar gemacht werden, und auch durch
Marias Seele sollte das Schwert gehen. Wodurch werden der Menschen
Herzen offenbar? Durch das Wort. Das Wort wird in der Schrift
mehrfach mit einem Schwert verglichen, so z. B. in Eph. 6 und in
Hebr. 4,12.13! Christus aber ist das fleischgewordene Wort! (Joh.
1,14.) Und wahrlich: was Er redete, und was Er war in dieser Welt -
oftmals wird beides zusammen wie ein Schwert gewesen sein, mit dem, wenn
sie davon Kunde bekam, das arme, menschlich unverständige Mutterherz der
Maria durchbohrt wurde (vergl. z. B. auch Worte wie Matth. 10, 34-39),
und wodurch die törichten Überlegungen ihres Herzens offenbar wurden. -
Aber sie lernte glauben an Ihn (vergl. Joh. 2,5), und auch sie war
später bei der kleinen Schar auf dem Obersaal (Apgesch. 1,13.14) und
durfte glücklichen Herzens warten auf die Erfüllung Seiner Verheißung!
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Mit innigem Dank gegen den HErrn und Sie alle lassen wir diese Nummer
hinausgehen. Wir haben eine größere Reihe von Fragen behandelt als
sonst. Wir mußten es, um mit der Fülle des vorhandenen Stoffes zu
räumen. Es gehen so viele Fragen und so reichlich
Antworten
ein, daß es nur auf dem diesmal eingeschlagenen Wege möglich ist, bei
dem gegenwärtigen Umfang des Blattes den Überfluß an Stoff zu
bewältigen. Es wird uns sehr schwer, die
Antworten
in dieser Weise kürzen zu müssen, aber wer einmal einen Blick in die
Schwierigkeiten unserer Redaktionsarbeit getan hat, gibt uns recht, daß
keine andere Möglichkeit vorhanden ist. Gelegentlich werden einzelne
freundliche Mitarbeiter nur sozusagen „Blätter und Blüten“ aus ihren
Einsendungen wiedersehen. Sie mögen uns dies nicht verargen, sondern die
Zwangslage erkennen, in der wir uns befinden! Möchten unsere geliebten
Mitarbeiter aus diesem allem lernen, sich künftig so kurz wie irgend
möglich zu fassen! Wirklich schwere Fragen werden auch in Zukunft
eingehendere
Antworten
finden.
Aufmerksame Leser des Blattes werden auch bemerken, daß Fragen beAntwortet
sind, die gar nicht veröffentlicht waren. Wir haben auch diesen Weg als
nötig ersehen, um leichtere und doch für die Allgemeinheit nicht
unwichtige Fragen, beAntwortet
durch bekannte Mitarbeiter, dem Leserkreis vorlegen zu können.
Wenn wir den Umfang des Blattes verdoppeln könnten, so würde es
vielleicht leichter sein, die Artikel so zu veröffentlichen, wie sie
eingesandt werden. Aber dann müßte der Preis der „G. H.“ auch wenigstens
doppelt so hoch sein wie jetzt, übersteigen doch auch beim jetzigen
Umfang noch die Herstellungskosten des Blattes die Einnahmen so
bedeutend, daß wir nur immer wieder bitten können um
Unterstützung in der Verbreitung desselben.
Aber der HErr segnet uns fortgesetzt. Ihm sei Dank und Lob! Seien Sie
alle Ihm befohlen mit 1. Thess. 5,15-17
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Anfang April 1914.
Gruß an den Leser:
„Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu
erweisen an denen,
„Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu
erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ 2.
Chron. 16,9.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 23
Warum verlangte Gott die Tochter Jephthas als Brandopfer? Richt.
11,31.34ff.
Antwort A
Nirgends ist davon die Rede, daß Gott das verlangt. Stellen wir uns doch
die Situation recht vor. Israel war in Not, Die Ältesten Israels riefen
Jephtha und machten ihn zum Obersten. Gott erfüllte (11,29) den Jephtha
mit Seinem Geist; denn Er wollte dem geplagten Volke helfen. Er, der
große Gott, hätte auch sicher geholfen, ohne daß Jephtha nun (V. 31) das
Gelübde aussprach. Denn wenn Gott helfen will, macht Er Sich nicht
abhängig von Versprechungen der Menschen.
Ob nun Jephtha seine Tochter als blutiges Brandopfer dargebracht, wie
viele glauben, oder ob er sie nicht geschlachtet, sondern sie zum Dienst
des Heiligtums und damit zur Jungfrauschaft bestimmt und dadurch sich
und sein Haus um die Möglichkeit seines Fortbestehens gebracht hat - wie
ich glaube - soviel ist ganz klar: Gott hat kein blutiges Menschenopfer
gefordert, hier nicht und nie! (Aus jener irrigen Annahme stammt
vielleicht auch die irrige Annahme der Ritualmorde.)
K. E.
Antwort B
Röm. 15,4: „denn alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer
Belehrung geschrieben“, gilt auch für Richter 11.
Jephtha, von Gott ersehen zum Helfer in der Not Israels, war ein
tapferer Held, aber ohne Erkenntnis Gottes bezüglich der Gedanken Gottes
über Sein Volk. Jephtha stand nicht auf der Höhe des Glaubens wie
Abraham (1. Mose 22,2). Jephtha handelte ohne Glauben;
er wollte einen Vertrag mit Gott machen, wie einst Jakob (1. Mose
28,20).
Jephtha tat ein Gelübde. Gott hat dies Gelübde nicht gefordert, Er
überläßt aber den Jephtha der VerAntwortlichkeit
und den Folgen seines Gelübdes.
Jephthas Tochter bezeugt gewissermaßen mehr Glauben, sie unterwirft sich
jedoch freiwillig dem durch Unbesonnenheit und Unglauben ihres Vaters
getanenen Gelübde, und V. 39 vollzieht Jephtha sein Gelübde.
Solche Berichte, wie auch dieser Bericht aus der Richterzeit, haben für
uns insoweit Wert und
Bedeutung, als wir darin einzelne Charakterzüge Gottes und unseres Herrn
Jesu Christi erkennen.
Jephtha stellt sich auf den Boden des Gesetzes und gesetzlicher Werke.
Gott aber handelt aus freier Gnade mit den Menschen, ohne die Bedingung
der Gegenverpflichtung von seiten des Menschen. Jephtha handelt in
Unbesonnenheit, Gott aber hat nach Seinem vor Grundlegung der Welt
bestimmten Ratschluß gehandelt und seinen eingebornen, geliebten Sohn
hingegeben zu unserer Errettung, und Jesus, unser HErr und Heiland, ist
gekommen, wie geschrieben steht Hebr. 10,7-9.
F. B.
Anmerkung des Herausgebers
Wir freuen uns dieser
Antworten.
Sie zeigen klar, was es ist um übereilte Gelübde! Wir Gläubigen, die wir
auf dem Boden der Gnade und der Freiheit stehen, sollten überhaupt keine
Gelübde tun, weil Gelübde stets etwas von dem Charakter des Gesetzes an
sich tragen! Wenn nun jenes übereilte Gelübde auf wirklichen blutigen
Opfertod Bezug hat, so hätte ein Mann, von dem der Geist Gottes Besitz
ergriffen hatte, um ihn zum Segen Seines Volkes zu gebrauchen, doch in
der Erkenntnis, daß Gott keine blutigen Menschenopfer wolle (1. Mose
22,12), sein Gelübde zurücknehmen müssen. Und diese Erwägung in
Verbindung mit V. 38-40 veranlaßt uns, anzunehmen, daß es sich nicht um
ein blutiges Opfer handelte, sondern darum, den Sinn des Brandopfers zu
erfüllen: Ein Opfer des Lebens für Jehova zur Annehmung
darzubringen.
Daß Jephthas Tochter ihre Jungfrauschaft beweint, wenn sie im
Tempeldienst lebenslänglich bleiben soll, also unverheiratet sein und
nie Kinder - die Sehnsucht besonders jeder jüdischen Frau - haben soll,
ist dann auch verständlicher. Außerdem steht ja auch nicht da, daß
Jephtha sie wirklich blutig geopfert hat. Dennoch bleibt auch uns die
Stelle etwas dunkel. - Jedoch können wir keinesfalls sagen, daß Gott die
Tochter Jephthas als Brandopfer verlangt hätte!
Frage 24
Wie hat sich ein Christ nach Röm. 13,1-7 der Obrigkeit gegenüber zu
verhalten und darf er Kriegsdienst tun?
Antwort A
Paulus will die Gläubigen vor gefährlichen Verirrungen bewahren. Sie
betrachten sich mit Recht als Glieder des Gottesreiches im Gegensatz
gegen die heidnische Welt. Dieser Gegensatz bezieht sich aber nur auf
die Herzensstellung, nicht auf die in der Welt bestehenden Verhältnisse.
In diesen nur das Reich des Satans zu sehen ist falsch und irreführend.
Vielmehr bestehen auch in der Welt göttliche Ordnungen, denen sich alle
Menschen, auch die Christen, zu unterwerfen haben. Das gilt besonders
von der staatlichen Obrigkeit und den damit verbundenen gesetzlichen
Ordnungen.
Die hier ausgesprochene Lehre von der Obrigkeit und dem
gottwohlgefälligen Verhalten gegen sie war damals allen Heiden- und
Judenchristen ganz neu und unerhört und wird leider auch heute von
vielen Gläubigen nicht verstanden. Der Apostel zeichnet hier in
gewaltigen Zügen das wahre Verhältnis der Christen zu ihrer Obrigkeit
und beider Verhältnis zu Gott.
Die Obrigkeit, welche bei anderen Menschen, welche keine Christen sind,
als etwas Menschliches gilt, das in der Willkür der Menschen seinen
Grund habe und durch diese Willkür auch wieder verändert und aufgehoben
werden könne, ist dem Christen etwas ganz anderes, nämlich eine Anstalt
Gottes zur Beförderung der menschlichen Wohlfahrt und also etwas
Heiliges, Unverletzliches, Unveränderliches. Das Wort Gottes befiehlt
Gehorsam in allen Dingen, die nicht nachweisbar gegen das Wort Gottes
sind, und es erklärt die Widersetzlichkeit und Untreue gegen die
Obrigkeit für ein Widerstreben gegen Gott, das er nicht ungestraft
lassen werde. Sogar von der damaligen (Kaiser Nero in Rom) wie von jeder
anderen Obrigkeit gilt das Wort: „Sie ist Gottes Dienerin“, sie hat ihre
Macht und Autorität von Gott, selbst wenn sie auf ungerechte Weise zur
Herrschaft gelangt ist und ungerecht handelt. Sie ist dafür Gott verAntwortlich
- eine sehr ernste VerAntwortung!
-, und Kinder Gottes sollen für sie beten (1. Tim. 2,1), daß sie sich
dieser VerAntwortung
bewußt werde und Gott wirklich diene, dürfen ihr aber nicht um ihrer
Unvollkommenheit und Ungerechtigkeit willen, etwa, weil sie die Christen
verfolgt, den Gehorsam verweigern, es sei denn in Dingen, welche gegen
Gottes Wort sind (Apgesch. 4,18.19; 1 Petri 2,13.14).
Zu diesen Dingen wird nun von vielen Gläubigen der Militärdienst
gerechnet. Sie sagen, ein gläubiger Christ dürfe nicht Soldat sein, weil
Gott sage: Du sollst nicht töten!
Daß aber dieses Gebot sich nicht auf das Töten im Kriege beziehen kann,
geht schon daraus hervor, daß Gott Selbst Seinem Volke den
Ausrottungskampf gegen die Kanaaniter befiehlt (z. B. 4. Mose 33,52.55;
Jos. 6,17; 7,24 bis 26; 1. Sam. 15,1-3). Gott kann Sich ja nicht Selbst
widersprechen. Vielmehr bezieht sich dies Gebot auf das Verhalten des
einzelnen zu seinem Nächsten, wie auch Matth. 5,39. Die Pflicht und das
Recht der Obrigkeit, die Todesstrafe zu vollziehen, geht aus Röm. 13,4
hervor: „sie trägt das Schwert nicht umsonst“, vergl. 1. Mose 9,6.
Wie aber ist Matth. 26,51.52 zu verstehen? Manche sagen, dies Wort
bedeute, daß ein Jünger Jesu überhaupt keine Waffe in die Hand nehmen,
also auch nicht Soldat werden dürfe. Hat Jesus das sagen wollen?
Keineswegs! Joh. 18,11 zeigt, welche Bedeutung das Wort Jesu hat: „den
Kelch, den Mir der Vater gegeben hat, soll Ich den nicht trinken?“
Petrus hatte seinen geliebten HErrn mit dem Schwert befreien wollen. Das
mußte der HErr ihm wehren. Er mußte und wollte ja leiden und sterben.
Hätte er dem Tod entgehen wollen, so hätten die himmlischen Heerscharen
zu Seiner Verfügung gestanden, aber er bedurfte zu Seiner Rettung und
zur Wahrung Seiner Ehre keines menschlichen Schwertes. Die Seinen aber
sind berufen, Seinen Fußstapfen nachzufolgen: 1. Petri 2, 21-24.
Der Sinn der Worte des HErrn zu Petrus ist also der, daß Seine Jünger
nie mit irdischen Waffen ihren Glauben verteidigen, nie mit dem
irdischen Schwerte für die Wahrheit Gottes und das Zeugnis des
Evangeliums kämpfen, sondern in den Fußstapfen des HErrn unschuldig
leidend Gott alles anheimstellen sollen, im Vertrauen, daß Er Seine
Sache zum Siege führen werde. Dies war der Weg aller wahren
Glaubenszeugen. Auch Offenb. 13,10 warnt vor der Verteidigung des
Glaubens mit irdischen Waffen. Das Schwert der Gläubigen ist das Wort
Gottes. Wo die Gläubigen zur Verteidigung ihres Glaubens zum irdischen
Schwert griffen, sind sie durchs Schwert umgekommen. Dies lehrt die
Kirchengeschichte.
Dies Wort Matth. 26,52 hat also gar keinen Bezug darauf, ob ein
gläubiger Christ irdischen Kriegsdienst tun darf. Hier ist nicht die
Rede von Schwert und Kampf für das irdische Vaterland. Wäre letzteres
der Fall, so hätte der HErr sicherlich dem Hauptmann von Kapernaum und
dem Hauptmann
Cornelius kundgetan, daß sie ihren militärischen Platz aufgeben sollten.
Jedoch davon weiß die Bibel nichts.
Die Meinung, daß ein Christ nicht Soldat werden oder bleiben dürfe,
rührt meines Erachtens daher, daß man sich unter Gesetz stellt und seine
Stellung in Christo noch nicht versteht. Denen, die in Christo sind,
gilt das Wort: „alles ist euer, ihr aber seid Christi“, und sie haben
das Vorrecht, alles für Jesum zu tun.
Kol. 3,17.23-24.
Noch leben wir nicht in dem Zeitalter der Herrschaft des Messias, in
welchem die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu
Winzermessern schmieden werden, wo nicht mehr Nation wider Nation das
Schwert erheben und sie den Krieg nicht mehr lernen werden (Jes. 2,4);
sondern wir leben noch in dem „Zeitalter des Menschen“ oder der
Herrschaft des Fürsten dieser Welt, wo die Christen als Lichter scheinen
sollen inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlecht, darstellend
das Wort des Lebens - auch als Soldaten in der Armee und im Kriege - bis
der HErr kommt!
Chr. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wie klar, wie einleuchtend ist dies alles für ein nur noch die Schrift
gelten lassendes Kind Gottes! Aber wie schwierig wird diese Frage, wenn
man sie betrachtet in - leider von vielen Gläubigen aus ihrer Zeit „ohne
Gott in der Welt“ mit hinübergeretteter - sozialdemokratischer
Gesinnung! Wir hörten kürzlich von einem sonst treu zum Wort stehenden
Bruder, daß er gesagt habe: „wohl die meisten Kinder Gottes sind mehr
oder weniger Sozialdemokraten“. Wie entsetzlich ist solch ein Wort!
Welch ein Widerspruch gegen Röm. 13,1ff.; 1. Petri 2,13ff.; Luk. 20,25
und auch gegen Matth. 5,14ff. Wie wenig entspricht dies der Gesinnung
von 1. Tim 2,2ff.! Denn wie kann man dies Gebot erfüllen, wenn man seine
eigene VerAntwortung
für die Aufrechterhaltung der von Gott eingesetzten
staatserhaltenden Einrichtungen (Königtum, Obrigkeit, usw.) nicht kennt
oder gar ableugnet, was ja eines der Merkmate der
Sozialdemokratie ist, ganz abgesehen davon, daß sie auch gott- und
christentumsfeindlich ist. Und da bis jetzt noch jeder ganze oder
halbe Sozialdemokrat sich für unendlich viel klüger und - für besser
hält als die Männer sind, „die in Hoheit sind“, so sollte schon diese
Tatsache es den Christen unmöglich machen, auch nur innerlich dieser
staatsverderblichen und das Wohl des Landes, in das Gott uns
hineingestellt hat, untergrabenden Geistesrichtung - aber nicht des
Heiligen Geistes! - sich anzuschließen! Und man vergesse doch nicht,
daß es gegenwärtig irgendwo nicht leicht schlimmer aussehen und zugehen
kann, als es unter der Herrschaft eines Nero zuging, und doch wurden
gerade damals obige Schriftworte den Gläubigen gegeben! Freilich ist die
Sünde heute nicht weniger mächtig, und daher läßt jede obrigkeitliche
Verwaltung zu wünschen übrig, aber gibt uns dies ein Recht, uns, wenn
auch meistens wohl innerlich, dagegen aufzulehnen? (Mancher spielt
gleichsam mit dem Gedanken, er sei sozusagen Sozialdemokrat!) Der HErr
sieht das Herz an, Bruder! Was sieht Er in Deinem Herzen in puncto
Stellung zur gottgegebenen Obrigkeit und ihren Anordnungen? „Seid
nicht gleichförmig dieser Welt“ (Röm. 12,2)!
Zu diesen Anordnungen gehört aber unseres Erachtens auch die
Militärdienstpflicht. Wir unterschreiben durchaus, was in der vorigen
Antwort
über das Töten gesagt ist. Und man bedenke doch, daß die VerAntwortung
für alles, was König und Obrigkeit anordnen, sie auch nur selber tragen.
Wenn z. B. die vom Volk gezahlten Steuern falsch verwendet werden, wir
Christen brauchen uns darüber nicht aufzuregen! Denn wir geben diese
Gelder aus Gehorsam gegen die uns von Gott verordnete Obrigkeit; andere,
z. B. politische Gründe sollen für uns keine Rolle spielen. Und wenn ein
Krieg geführt wird, so erfüllen wir unsere Dienstpflicht wiederum aus
Gehorsam gegen eine gottgegebene Obrigkeit, die diesen Krieg für wichtig
um des Staates Wohlfahrt willen ansieht. Wir geben dem Staat und dem uns
von Gott gesetzten Oberhaupt derselben unsere Kräfte moralischer Art -
z. B. bei den für die Wohlfahrt des Staates, in den Gott uns
hineinstellte und dessen Vorteile wir genießen, nötigen Wahlen!1
- wie auch körperlicher Art. Und wenn gesagt wird, die Schrift rede
nicht vom Militärdienst, so ist dieser Einwand hinfällig, wie schon
Antwort A
zeigt. Und außerdem gab es in römischer Zeit keine allgemeine
Dienstpflicht, die vom Staat eingeführt war; im Söldnerheere dienen
braucht nur, wer will! Röm. 13,1ff. und 1. Petri 2,13 reden so deutlich,
daß es für geistlich Gerichtete nicht schwer sein sollte, zu sehen, was
alles zu den obrigkeitlichen Verordnungen gehört, denen ein Christ sich
zu unterziehen hat, und zwar demütig („unterwerfet!“), also ohne auch
nur im Herzen sich zu widersetzen oder zu murren. Und wenn einer
kürzlich Matth. 26,52 heranzog als Wort gegen den Militärdienst, so
zeigt er nur, daß man mit der Melhode des Herausreißens von
Schriftworten aus dem Zusammenhang alles beweisen kann, was man will.
Geistlich ist dies nicht!
Wir danken unserem Gott für jede Möglichkeit, die heute im Zeitalter der
Sünde und des Menschen noch vorhanden ist, um auch im Soldatenstand den
HErrn zu verherrlichen. Und es tut uns im Interesse des von uns
geliebten Herrscherhauses und Vaterlandes leid, wenn etwa gläubige
Offiziere nicht in allen Stücken ihrer christlichen Erkenntnis gemäß
leben können, „Gott mehr gehorchend als den Menschen“, ohne mit der
Wahrscheinlichkeit ihrer Verabschiedung rechnen zu müssen. Aber
dessenungeachtet vertreten wir, entgegen der Meinung mancher teurer
Leser, [von denen aber keiner eine
Antwort Eingesandt
hat!!] furchtlos die Überzeugung, daß der Militärdienst ein Stück der
obrigkeitlichen Einrichtungen ist, denen ein wahrer Christ sich aus
einer göttlicheren Gesinnung heraus, als sie bei den meisten Untertanen
besteht, zu fügen hat, nämlich „um des HErrn willen“ (1. Petri
2,13)!
Frage 25
Auf wen erstreckt sich die erste Auferstehung (Offenb. 20,5f.); welche
Beziehung hat sie zur Entrückung der Gemeinde?
Antwort A
Meiner Erkenntnis nach einfach so: Wenn der HErr zu den Seinen kommt vor
der großen Trübsal, dann beginnt mit einem großartigen, überwältigenden
und folgenschweren Akt die Entrückung und erste Auferstehung. Dann setzt
sich beides durch die ganze Zeit fort. Offenb. 20,5.6 ist dann beides
abgeschlossen. Also, für mich ist beides nicht ein einmaliger, sondern
ein fortlaufender Akt, der beim ersten Kommen des HErrn beginnt und
vor der allgemeinen Auferstehung abgeschlossen wird. - Man überdenke
da besonders Offenb. 7,14!
K. E.
Antwort B
Die erste Auferstehung erstreckt sich zunächst auf alle Gläubigen von
Adam (Hebr. 11,39-40!) an bis zu 1. Thess 4,16 und 1, Kor. 15,52, sodann
auf diejenigen von Offenb. 5,9 und Offenb. 20,4, wobei Offenb. 20,4 noch
diejenigen genannt sind, welche das Tier nicht angebetet haben noch sein
Bild und das Malzeichen nicht angenommen hatten usw. Damit ist, wie in
der Schrift ersichtlich, der Schluß der ersten Auferstehung.
Die Entrückung der Gemeinde hat insoweit Beziehung zur ersten
Auferstehung, als sie mit dem ersten Akt der ersten Auferstehung in
Verbindung steht (1. Thess. 4,16.)
F.B.
Anmerkung des Herausgebers
Es ist schon viel erreicht, wenn die Kinder Gottes erst einmal alle
einsehen oder nach der Schrift glauben lernen, daß es mehrere
Auferstehungen gibt. Wieviel Unklarheit herrscht in manchen Kreisen über
diesen Punkt! Wir bitten diejenigen, die hierüber noch keine klaren
Vorstellungen haben, Offenb. 20 recht aufmerksam zu studieren!
Frage 26
Was ist der Sinn von 2. Petri 3,12: „beschleunigend die Ankunft des
Tages Gottes?“
Antwort A
„Wartet“, so heißt es vorher, denn Gott sind alle seine Werke, Wege,
Tage von Anfang an bewußt. Gott hat Zeit und Geduld, habe du sie auch!
Aber beschleunige mit aller Hingabe in heiligem Wandel und heiligem
Bekenntnis die Ankunft des Tages. Jede entschiedene Hingabe an Gott,
jedes treue Zeugen und Wirken für Gott beschleunigt die Ankunft des
Tages.
Wie weit wir Gottes festgelegten Plan von Ewigkeit her durch unser Tun,
das ja, so wir anders Gnadenkinder sind, ein vom Heiligen Geist
gewirktes Tun ist, beeinflussen können, das wollen wir hier nicht
erörtern. Soviel scheint mir aber klar, daß Gott auf unseren Ihm
hingegebenen Willen wartet und daß Er mit einem bereitwilligen Christen
und Zeugen Gottes weiter kommt als wie mit einem schwerfälligen oder gar
oft widerstrebenden.
Also klare Hingabe in jedem Fall, was die eigene Person und den Dienst
des HErrn anbelangt, und - Gottes Wort sagt es - wir beschleunigen die
Ankunft des Tages Gottes.
K. E.
Antwort B
Der Zukunft des Tages des HErrn, an welchem die Himmel vom Feuer
zergehen werden, geht die Zeit des Tausendjährigen Reiches voraus (siehe
Frage Nr. 11). Das zweite Kommen unseres HErrn, welches das sichtbare
Reich Gottes auf Erden bringt, ist die Folge des Offenbarwerdens der
Kinder Gottes. Die ganze Schöpfung sehnt mit gespannter Erwartung die
Offenbarung der Kinder Gottes herbei. Röm. 8,19. Können diese beitragen
an der Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes?
Die Geschichte des Volkes Israel mit der Eroberung Kanaans ist uns ein
Vorbild. Lange vierzig Jahre dauerte die Wüstenwanderung, und die
Eroberung des Landes der Verheißung wäre beschleunigt worden, wenn
Israel Glauben gehabt hätte. Des HErrn Befehl zum Vormarsch lautete:
„Siehe, ich habe euch das Land vor eurem Angesicht gegeben; gehet hinein
und nehmet es ein“ (5. Mose 1,8); auf dies Wort des HErrn vertrauend,
wäre den Israeliten leichtes Spiel gegeben gewesen, denn die Kanaaniter
fürchteten sich.
Jos. 2,9. Hier haben wir ein Vorbild.
Der Apostel Petrus ermahnt in 2. Petri 3,11, auf die Auflösung der
Himmelskörper hinweisend, „geschickt zu sein durch heiligen Wandel“. Zu
einem solchen gehört das Anziehen der ganzen Waffenrüstung Gottes, damit
wir bestehen können wider die listigen Anläufe des Teufels (Eph.
6,11.12).
Die Gemeinde, welche für die himmlischen Örter bestimmt ist (Phil.
3,20), befindet sich jetzt auf der gefallenen Erde und hat zu kämpfen
mit den Mächten der Bosheit. Die Gemeinde ist von Gott berufen, den
Teufel zu besiegen. Das Reich Gottes war in der ersten Christenheit so
nahe, wie es uns heute ist, doch es fehlt oft an dem Glauben, der ihm
Gewalt antut und es mit Gewalt an sich reißt. Matth. 11,12.
Gott hat uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, deren
Gegenstand die Wiederkunft unseres HErrn ist. 1. Petri 1,3.4. Der
neutestamentliche Befehl lautet: „... darum umgürtet die Lenden eures
Gemüts, seid nüchtern ...“, Vers 13. Nach Eph. 2,6 sind wir in Gottes
Augen schon jetzt mit Christus in den himmlischen Örtern und haben diese
Stellung beständig durch Glauben in Besitz zu nehmen und zu halten.
Zu dieser Glaubensstellung gehört ein sehnsüchtiges Verlangen (2. Tim.
4,8; Offenb. 22,17 und 20) und ein eifriges „Siechbeschäftigen“
(Miniatur-Bibel 2. Petri 3,12) mit der Zukunft des HErrn, „denn von Gott
gegebene Verheißungen erfüllen sich nicht von selbst, ihr Eintreten
hängt von den Menschen ab. Was Gott verspricht, dessen Erfüllung ist
immer von den Menschen mehr oder weniger abhängig gemacht, ob sie das
Versprochene wirklich begehren oder nicht“ (Blumhardt).
K. L.
Antwort C
Zur Erklärung dieser Stelle müssen wir sorgfältig den Zusammenhang
beachten, und außerdem scheinen mir die Stellen Hebr. 11,7 und 2. Petri
2,5 wichtig zu sein.
Das Wesen des Tages Gottes ist Gerechtigkeit (V. 13). Die jetzigen
Himmel und Erde (die Schauplätze der Sünde der Engel und Menschen)
werden deshalb den Anbruch dieses Tages nicht vertragen können und
zerschmelzen. Da der Apostel beim Sprechen von diesen zukünftigen
Ereignissen auch von der Sintflut spricht (V. 6), so muß das Verhalten
Noahs belehrend sein.
Noah war in jenen Tagen der Mann, der in den Augen Jehovas Gnade fand
und gerecht und vollkommen war. 1. Mose 6,8.9. Dies sind in unseren
Tagen die Gläubigen (Röm. 5,1-11). Von Furcht bewegt, verurteilte er
durch den Bau der Arche die Welt und ward ein Prediger der Gerechtigkeit
(Hebr. 11,7; 2. Petri 2,5); so sollen heute die Gläubigen ihren Glauben
durch „heiligen Wandel und Gottseligkeit“ beweisen und die Welt
verurteilen. Je heller das Licht in Wort und Wandel leuchtet, desto
sichtbarer wird die Gottlosigkeit der Menschen hervortreten, und die
Folge wird sein, die einen
desto sichtbarer wird die Gottlosigkeit der Menschen hervortreten, und
die Folge wird sein, die einen werden dem Ruf zur Buße gehorchen (V. 9),
und die anderen werden Gott verachten. Wenn dies geschehen, wird Gott
nicht mehr warten, dem einen die Belohnung des Glaubens zu geben und dem
anderen nach seinen Werken zu vergelten. Dies, glaube ich, ist die
Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes. Es ist ein Zurreifebringen
und ein Offenbaren des Zustandet der Welt durch das treue Licht in Wort
und Wandel des Gläubigen.
Man wird mit Recht sagen: Diese Zeit ist aber doch schon unveränderlich
bestimmt (Apgesch. 1,7) und kann darum nicht beschleunigt werden. Gewiß,
aber hat Gott in Seinem Tun und Seinen Ratschlüssen nicht alles zuvor
gesehen? Der heilige Wandel der Gläubigen in der Beschleunigung dieses
Tages hat seine Wirkung in der Vorherbestimmung dieses Tages gefunden.
Wie Noah, als er den göttlichen Ausspruch empfing, von Furcht bewegt,
getrieben wurde, so müssen auch wir durch die Erkenntnis der Absichten
Gottes getrieben werden, ein solches Leben zu leben, daß dadurch die
Beschleunigung des Tages Gottes bewirkt wird.
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Wir möchten noch besonders darauf hinweisen, daß es sich in unserer
Stelle keineswegs, wie viele oberflächlich lesen, um die Wiederkunft des
HErrn zur Entrückung der Seinen handelt, sondern um den Tag Gottes nach
dem Tausendjährigen Reiche. Wir halten dafür, daß dieser der ewige
Abschluß (vergl. 2. Petri 3,18 „Tag der Ewigkeit“) des „Tages des HErrn“
ist, der nach der Entrückung beginnt. Was muß alles bis zu diesem „Tage
Gottes“ geschehen! Trotzdem sollten wir Christen in dieser Zeit
denselben sehnlichst erwarten, ja, beschleunigen. Wie können wir dies?
Einfach durch Handeln nach Vers 11. Dadurch tun wir es, ob wir das
begreifen oder nicht! Eine andere Möglichkeit, es zu tun, sagt uns das
Wort nicht; aber handeln wir nach Vers 11, so wertet Gott dieses Tun im
Sinne des Beschleunigens Seines Tages! Wie anbetungswürdig ist Er!
Frage 27
Was bedeutet die Rolle in Hes. 2,8 - 3,3 sowie das Büchlein in Offenb.
10,8-11? und wie erklärt sich die verschiedene Wirkung aus dem Essen der
Rolle und des Büchleins?
Antwort A
Die Rolle und das Büchlein in den genannten Stellen behandeln eine
Tatsache; nämlich beide Stellen bedeuten soviel wie das reine, wahre
Gotteswort. Der Inhalt wird einerlei bedeuten; nämlich Wehe und Plage
(Hes. 2,10) über den Abfall von Gott und den Verfall der Kirche Christi.
Der Prophet stellt gewissermaßen die Gläubigen dieser Zeit dar. Diese
erkennen durch innere göttliche Zusage die Zeichen der Zeit, sie wandeln
im Glauben und verkündigen des HErrn Wort, ähnlich wie Noah vor
der Sintflut.
Das Verschlingen zeigt an, daß der Gläubige das Wort nicht lange mit
Fleisch und .Blut besprechen, vielmehr es mit Gebet und Danksagung
begierig aufnehmen und ausleben soll.
vielmehr es mit Gebet und Danksagung begierig aufnehmen und ausleben
soll.
Die Wirkung, (das Grimmen im Leibe) ist als eine Bitterkeit zu
verstehen; dagegen das Süße im Munde als etwas Wohltuendes. Göttliche
Offenbarung ist dem Gläubigen immer wie süßer Honig, Schmerz und
Traurigkeit empfindet er, wenn er nachsinnt, in Erkenntnis wächst (Ps.
73,15-17) und das Ende der Halsstarrigen und Ungläubigen im Lichte
Gottes sieht. Auch darf (betr. des Grimmens) an die Verfolgung gedacht
sein, denen die Gläubigen ausgesetzt sind, sonderlich in dieser Zeit.
Das Herz wird trübe und empfindet einen bitteren Nachgeschmack (Luk.
19,41; Luk. 10,13ff.).
Wir sehen, wie Gott solche Erkenntnis gibt. Es sollte mehr, zu allen
Zeiten, um diese Erkenntnis des HErrn gebetet werden.
A. H.
Anmerkung des Herausgebers
Von verschiedener Wirkung aus dem Essen der Buchrolle in Hes. 3,3 und
des Büchleins in Offenb. 10,10 kann wohl nicht geredet werden. In beiden
Fällen ist das Gegessene dem Munde süß, im zweiten Falle dem Bauche
bitter. Gewiß waren die dem Hesekiel angekündigten Gerichte auch sehr
ernst; aber Johannes war ein neutestamentlicher Christ und konnte und
mußte daher den Ernst der Gerichte bitterer und tiefer fühlen als der
alttestamentliche Heilige. Das Essen der Rolle usw. bedeutet: in die
innere Gemeinschaft eingehen mit dem (dem Hesekiel wie Johannes)
anvertrauten Wort Gottes. (Man vergl. „Wer Mich isset“ usw. Joh. 6,57!)
Frage 28
Warum war die Kraft Simsons gerade im Haupthaar? Richt. 16,17.
Antwort A
Zur Erklärung dieses Wortes ist die in 4. Mose 6 gegebene Verordnung
hinsichtlich des Nasiräers (Gottgeweihtheit) heranzuziehen. Dasselbe
bestand dortselbst darin, daß man sich für Jehova absonderte. Es hatte
drei besondere Kennzeichen. Erstens enthielt sich der Nasiräer des
Weines und der starken Getränke, zweitens ließ er das Haar seines
Hauptes wachsen, und drittens kam er mit keinem Toten in Berührung.
Er enthielt sich des Weines, des Sinnbilder der Freude für das Herz des
natürlichen Menschen in der Gesellschaft seiner Mitmenschen. Sein langes
Haar deutete an, daß er seine Würde und seine Rechte als Mann aufgab, um
ganz dem Willen Gottes, dessen Rechte er über sich anerkannte,
unterworfen zu sein; und endlich mied er alles, was ihn mit der Sünde,
deren Lohn der Tod ist, in Berührung brachte. Das war die Ordnung und
das Geheimnis des Nasiräertums, und Simson war ein Nasiräer.
Was im besonderen das Haupthaar betrifft, so gibt es 1. Kor. 11,14 eine
Belehrung, wonach es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar
trägt. Damit ist uns abbildlich gezeigt, daß wir, wenn wir
wirklich in einem Leben der Absonderung für Gott zu leben wünschen,
bereit sein müssen, unsere natürliche Ehre oder Würde aufzugeben. Für
einen gewöhnlichen Menschen war es ganz recht, sich zu scheren und Wein
zu trinken. Der Nasiräer aber stand im Gegensatz zu dem
gewöhnlichen Menschen; er war von allem, was gewöhnlich war,
abgesondert, um für seine Person einen besonderen Pfad zu gehen, den
Pfad der Hingabe und Weihe an Gott. Die Kraft, auf diesem Pfade zu
beharren, lag in der verborgenen Gemeinschaft mit Gott, so daß, wenn die
Gemeinschaft unterbrochen wurde, die Kraft schwand. Dies ist in der
Geschichte Simsons so traurig ernst dargestellt. In einer bösen Stunde
verriet er sein Geheimnis und verlor seine Kraft. Richt. 16,16.17.
Simson verriet das Geheimnis seiner Kraft. Sein seitheriger Pfad, der
ein Pfad der Kraft und des Sieges war, weil er ein Gottgeweihter war,
wurde durch die Verführungen Delilas ein Pfad eines gewöhnlichen
Menschen. Er kam so in die Hände der Philister. Sie „griffen ihn und
stachen ihm die Augen aus, führten ihn nach Gasa hinab und banden ihn
mit ehernen Fesseln, und er mußte mahlen im Gefängnis“ (Richt.
16,18-21).
Sind wir Gottgeweihte, Nasiräer, haben wir unsere Rechte aufgegeben, um
ganz dem Willen Gottes zu leben und dessen Rechte anzuerkennen, oder
sitzen wir, um im Bilde zu reden, mit ausgestochenen Augen im Gefängnis
und mahlen?
Teurer Leser, gib dir in der Gegenwart Gottes über diese Fragen
Rechenschaft!
W. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wie ernst ist es für uns, ob wir mit ungeteiltem Herzen am HErrn hangen
oder nicht! Simson, der Nasiräer, mußte die Folgen seiner Lust an der
Sünde und Welt selbst tragen, und nicht er allein! Geht das uns an, dich
und mich? O, möchten wir, wenn je die Dinge, denen wir gestorben sein
sollten, wieder Macht über uns gewonnen haben, uns beizeiten demütigen
und Buße tun, wie Simson anscheinend tat; darauf deutet V. 22 hin. Dann
wird Gott auch uns wieder brauchen können als Gottgeweihte, an denen und
durch die Er Sich verherrlichen kann.
Frage 29
Ist Judas lschariot vor oder nach der Einsetzung des Abendmahls
hingegangen, um den HErrn zu verraten? (Vergl. Luk. 22,19-23;. Matth .
26,20ff.; Joh. 13,21-30.)
Antwort A
Nach Luk. 22,21: „Doch siehe die Hand dessen, der Mich überliefert, ist
mit Mir über Tische usw.“ könnte man zu der Annahme neigen, daß Judas
noch mit bei dem Abendmahl gewesen sei und demzufolge den Verrat erst
nach der Einsetzung desselben ausgeführt hätte. Aber es ist bekannt, daß
Lukas die Ereignisse nicht nach der zeitlichen Reihenfolge, sondern nach
den moralischen (inneren) Gesichtspunkten aufzählt.1
Nach Matth. 26,20-25, Mark. 14,17-21 und Joh. 13,30 ist anzunehmen, daß
der Verräter vorher entfernt wurde und auch vor der Einsetzung des
Abendmahls den HErrn verriet. Wir lesen Matth. 26,20ff., daß sich der
HErr mit den Zwölfen zu Tische legte und ihnen mitteilte, daß einer von
ihnen Ihn überliefern würde. Er bezeichnet den Verräter damit, daß Er
sagt: „Der mit Mir die Hand in die Schüssel eintaucht, dieser wird Mich
überliefern.“, und auf die direkte Frage des Judas: „Ich bin es doch
nicht, Rabbi?“ lautet die
Antwort Des
HErrn: „Du hast es gesagt.“ Nun ist uns auch bekannt, daß
doch nicht, Rabbi?“ lautet die
Antwort Des
HErrn: „Du hast es gesagt.“ Nun ist uns auch bekannt, daß dem Abendmahl
das Passahmahl vorausging, und da der Herr Jesus mit Seinen Jüngern
gleichsam eine Familie bildete, feierte Er mit ihnen nach Gottes Wort
das Passah, wobei auch Judas zugegen war. Bei dem Essen des Passahlammes
nun wurde der Bissen in eine Kräuterbrühe eingetaucht, und hierum
handelt es sich, wenn der HErr sagt: „Der mit Mir die Hand in die
Schüssel eintaucht usw.“ In derselben Reihenfolge erzählt uns auch
Markus, nur in verkürzter Form. In Joh. 13,27.28 sehen wir, wie der Herr
Jesus dem Judas den Bissen noch reicht. Wir lesen dann: Und nach dem
Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn, und Jesus spricht zu ihm: „Was du
tust, tue schnell.“ Hier war für Judas sicherlich der schreckliche
Moment gekommen, wo der Satan vollen Besitz von ihm nahm und er
hinausging und die Tat ausführte. Nachdem Judas hinausgegangen war, sagt
der Herr Jesus in V. 31: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht
und Gott verherrlicht in Ihm.“ Licht und Finsternis waren voneinander
geschieden. Judas ging hinaus in die Nacht der Sünde, um als Werkzeug
des Feindes seinen HErrn zu verraten, und Er, der HErr, der das Licht in
Seiner ganzen Person war, gibt nun Seinen Jüngern als letztes
Vermächtnis die Zeichen Seiner Liebe in dem Abendmahl.
Nach Matth. 26,23 und Mark. 14,20 ist der Verräter ja auch schon vor dem
Abendmahl bezeichnet worden, und die Jünger können nicht, wie man nach
Luk. 22,23 annehmen müßte, noch einmal nach dem Mahle gefragt haben, wer
von ihnen der Verräter sei.
Ph. W.
Antwort B
Eine Unterlage für die Gegenwart Judas beim Abendmahl glauben manche in
Luk. 22,19-23 zu finden. Wenn wir nur allein das Lukas-Evangelium
hätten, so wäre solche Annahme berechtigt; ein Vergleich dieser Stelle
mit den anderen Evangelien (Matth. 26,20-25 und Mark. 14,17-21) belehrt
uns aber sofort, daß das in Luk. 22,21 -23 Gesagte während des
Passahmahles, also vor der Einsetzung des Abendmahles, stattfand.
Das „doch“ des 21. Verses bestätigt uns auch, daß Lukas, durch den
Heiligen Geist geleitet, in dieser Stelle nicht die Ereignisse
geschichtlich, sondern die geistlichen Gegensätze in denselben
aneinander reihte, dasselbe finden wir auch in Vers 24 u. folgd., ebenso
auch in Luk. 23,45.46, nach welcher Stelle man annehmen könnte, daß der
Vorhang des Tempels zerrissen und geöffnet wäre, bevor der HErr
starb. Der Heilige Geist benutzt Lukas in dieser Stelle nicht dazu, eine
geschichtliche Reihenfolge zu geben, sondern von anderen, geistlichen
Gesichtspunkten aus die Ereignisse zu ordnen. Wir finden deshalb auch
keinen vollen Bericht über die Vorgänge des Passahs, sondern nur kurze
abgerissene Punkte über die Aufdeckung des Judas. Lukas zeichnet in
einem Zuge das Passah und das Abendmahl und dann den Sohn des Verderbens
(mit einem „doch“), der diesen kleinen Kreis der Liebe durch Verrat
verdarb und über sich selbst das Verderben brachte.
In Übereinstimmung mit den anderen Evangelien bezeugt auch Lukas, daß
die Einsetzung des Abendmahles nach Beendigung des Passahmahles
stattfand. Mit dem Kelche, der zum Trinken nach beendigtem
Passahmahle bestimmt war, mit diesem Kelche nach dem Passahmahle
setzte der HErr den Kelch des Abendmahles ein.
Aus Joh. 13 aber lernen wir, daß Judas während des Passahmahles
hinausging, ehe der HErr das Mahl einsetzte. Die Vorgänge in Joh. 13
beziehen sich alle auf das Passah. Der Bissen, den Er Judas
gab, war nicht das Brot des Abendmahles, sondern ein Bissen vom
Passahlamm, das mit bitteren Kräutern und Brühe gegessen wurde. Sofort
nach diesem Bissen ging Judas hinaus. (Joh. 13,30.) (Beim Abendmahl
haben wir keine Bissen, noch findet ein Eintauchen in die Brühe statt!).
So ist es deutlich erwiesen, daß Judas vor der Einsetzung des
Abendmahles hinausging. Der HErr hieß ihn hinausgehen, Er kannte ihn.
Die Jünger hätten ihn nicht hinausweisen können, da er noch nicht
offenbar geworden war.
v. d. K.
Antwort C
Den Fragenden kommt es doch wohl darauf an, zu wissen, ob Judas
Ischariot an dem Abendmahl mit teilgenommen hat oder ob er vor der
Einsetzung desselben sich bereits entfernt hatte.
Nach Luk. 22 hat es den Anschein, als ob Judas auch mit an dem Abendmahl
teilgenommen hätte, aber die anderen in Betracht kommenden
Schriftstellen zeigen, daß es doch nicht so war. Daß es in Lukas seinen
Anschein hat, kommt daher, daß in diesem Evangelium die Dinge nicht so
sehr der Zeit nach als vielmehr ihrer inneren Zusammengehörigkeit nach
geordnet sind. Darüber haben vielleicht andere Brüder sich eingehender
ausgesprochen. Was ich besonders hervorheben möchte, ist ein anderer
Umstand, der sehr wichtig ist und jedenfalls im Grunde den Anlaß zu der
gestellten Frage gegeben hat, nämlich der, daß es gänzlich im
Widerspruch zum Wesen und Zweck des Mahles des HErrn stehen würde, wenn
Judas an demselben teilgenommen hätte!
Ich habe die Anschauung aussprechen gehört, die Lukasstelle zeige uns,
daß - wie es ja vielfach tatsächlich der Fall ist - an dem Abendmahl
auch Ungläubige teilnehmen, obwohl es gar nicht für sie bestimmt ist.
Diese Auffassung entspricht aber weder jener Schriftstelle noch dem
Gegenstande selbst. Der Herr Jesus hat bei Einsetzung Seines Mahles
gesagt, als Er Seinen Jüngern das Brot gab: „Dies ist Mein Leib, der für
euch gegeben wird, dieses tut zu Meinem Gedächtnis,“ und von dem Kelche:
„Dieser Kelch ist der Neue Bund in Meinem Blute, das für euch vergossen
wird“ (Luk. 22,19.20). Diese Worte allein - in ihrem wahren Sinne
verstanden - genügen, um zu zeigen, daß nur solche, welche Ihn in
Wahrheit kennen als Den, Der sie geliebt und Sich Selbst für sie
hingegeben hat, ein göttliches Anrecht haben, das Mahl des HErrn zu
feiern; andere aber haben „weder Teil noch Los“ daran. Wie sollten sie
auch? Wie kann ein ungläubiger Mensch ausdrücken, daß der Herr Jesus
Seinen Leib für ihn gegeben und Sein Blut für ihn vergossen habe? - wie
kann er dies zu Seinem Gedächtnis tun, wenn er Ihn nicht kennt? In 1.
Kor. 11,26 heißt es: „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch
trinket, verkündiget ihr den Tod des HErrn, bis Er kommt.“ Wie kann
jemand den Tod des HErrn verkündigen, wenn er nicht im Glauben sagen
kann: Er starb für mich!? Die Seinen aber, und nur sie, können es! - Es
ist doch wohl uns allen klar, daß es ein verderblicher -
betrübenderweise unter unseren Mitmenschen viel verbreiteter - Irrtum
ist, wenn jemand meint, durch das Teilnehmen am Mahl des HErrn Vergebung
der Sünden zu erlangen, daß vielmehr das Mahl des HErrn nur für die ist,
welche Vergebung der Sünden haben! Das Mahl des HErrn oder
„Abendmahl“ ist kein „Gnadenmittel“, sondern ein Zeugnis Seiner
wunderbaren Gnade!
Die anderen drei Evangelien geben uns überdies auch klaren Aufschluß zu
der gestellten Frage. Matth. 26,20-30 und Mark. 14,17-26, wo die Dinge
in geschichtlicher Reihenfolge behandelt sind, zeigen uns, daß das
Abendmahl sich an das Passahmahl anschloß, das der HErr mit Seinen
Jüngern
feierte, und Joh. 13 - wiewohl da nur von Passah, nicht aber vom
Abendmahl die Rede ist - zeigt uns, daß Judas „alsbald hinausging,
nachdem er beim Passahmahl den Bissen vom HErrn empfangen hatte“ (V.
26-30). Dann war der HErr allein mit den Seinigen - alles Fremde
ausgeschlossen aus Seiner heiligen Gegenwart, nur Herzen um Ihn, die Ihm
gehörten und Seine wunderbare Liebe kannten und erwiderten!
Teure Geschwister, möchten wir mehr verstehen lernen, welch ein Vorrecht
und welch eine heilige Sache es ist, Sein Mahl zu feiern - das
Kostbarste, was wir hienieden haben, wenn wir durch Gnade in Seine
Gedanken Seiner Liebe eingehen, und daß da nichts einen Platz hat, was
nicht im Einklang steht mit Seiner herrlichen Person.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Ein Bruder suchte einst das heutige Verfahren, Gläubige und Ungläubige
zusammen zum Abendmahl zuzulassen, mit etwa folgenden Worten zu
rechtfertigen: „Die Schrift selbst verlangt diese Scheidung von
Gläubigen und Ungläubigen gar nicht, sonst wäre die Unklarheit darüber,
ob Judas beim Abendmahl gewesen sei oder nicht, gar nicht eingetreten;
Lukas hätte dann anders, deutlicher geschrieben.“
Mit anderen Worten: Gott hat absichtlich unklar gesprochen, um die
heutige Abendmahlspraxis zu rechtfertigen!! Ehe man dergleichen zu sagen
oder zu denken wagt, gebe man sich erst einmal Mühe, den nur scheinbaren
Gegensatz zwischen den sehr klar redenden anderen Evangelisten und Lukas
zu überbrücken. Aber man versteht eben zu wenig das Abendmahl in seiner
köstlichen Bedeutung als Mahl der Gemeinschaft solcher, die allein den
Tod des HErrn verkündigen können (1. Kor. 11,26), da sie durch diesen
Seinen Tod das Leben aus Gott bekommen haben. Das Abendmahl ist der
Ausdruck der Einheit des einen Leibes (1. Kor. 10,17), und zu diesem
gehören nur Kinder Gottes; alles was über diesen „einen Leib“ gesagt
ist, ist zu Gläubigen, Kindern Gottes, gesagt (man vergl. z. B. 1. Kor.
10,14-17; 1. Kor. 12,12.13; Eph. 3,6; 4,4 usw.). Diese Dinge verwischen
heißt die klaren Aussagen der Schrift aufgeben zugunsten ungöttlicher
Vermischungen des Heiligen mit der Welt. - Geschwister im HErrn, laßt
uns ängstlich darüber wachen, daß wir nicht diesem Irrtum verfallen;
laßt uns treu und ehrfurchtsvoll umgehen mit dem köstlichsten
Vermächtnis unseres geliebten HErrn!
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Auf unsere Bitte, Seite 80 unten, haben bis jetzt erst wenige geAntwortet.
Die erste
Antwort
in Form einer Reihe von Adressen kam aus Rußland und erfreute uns sehr.
Wenn alle Leser so bereitwillig Adressen senden würden, so würde die
Abonnentenzahl auch wohl bald eine genügende Höhe erreichen. Bitte,
teure Freunde, gedenken Sie unser! Und Ihnen allen herzlichen Dank für
die Liebe, die uns von Ihnen zuteil wird! Es ist uns wieder so manche
Ermutigung geschenkt worden, so daß wir unseren schweren Dienst tun
können mit dem freudigen Bewußtsein, daß der HErr ihn segnet; und das
erleichtert ihn uns sehr.
Herzlichste Segensgrüße allen Freunden und unseren teuren Mitarbeitern,
deren Treue uns köstlich ist, mit Hebr. 13,20.21!
In Liebe
der Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Anfang Mai 1914.
Gruß an den Leser:
„Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis
gegeben hat, auf daß wir den Wahrhaftigen kennen, und wir sind in dem
Wahrhaftigen, in Seinem Sohne Jesu Christo. Dieser ist der wahrhaftige
Gott und ewiges Leben.“ 1. Joh. 5,20.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 30
Wie steht es für uns jetzt mit den in 1. Kor. 12,28 bezeichneten Gaben:
„Wunderkräften, Heilungen, Regierungen, Arten von Sprachen?“
Antwort A
Was mir so groß ist in 1. Kor. 12 und Eph. 4 und immer größer wird, ist
das: Gott gab und gibt Seiner durch das Blut Jesu erkauften Gemeinde
immer die Gaben, die sie zu ihrem jeweiligen inneren und äußeren Aufbau
bedarf. Damals bedurfte die Gemeinde die in obigem Verse angegebenen
Dienste und Gaben. Da gab sie Gott. Uns gibt Gott, was wir bedürfen,
denn Er will Wachstum und Vollendung. Da will ich nun nicht sagen, daß
wir die „Wunderkräfte“ nicht mehr hätten. Die Geschichte Gottes in
Seiner Gemeinde aller Zungen und Geschlechter aller Zeiten gibt uns
wunderbare Belege. Nur die Augen auftun! Auch „Heilungen“ dürfen wir
viele erleben, Gott sei Dank dafür! Und wie viele oft Seiner einfachsten
Glieder haben die Gabe der Regierung oder Leitung (nicht der
Herrschsucht!), und wir danken Ihm dafür. Wenn wir nun die Gabe der
mancherlei Sprachen, die die Gabe des Auslegens nötig machten, nicht
haben, dann weiß Gott, warum das so ist. Er läßt aber ganz gewiß Seiner
Gemeinde keine Gabe fehlen, die sie notwendig bedarf, ohne die sie nicht
auskommen und durchkommen könnte. Ganz sicher nicht!
Laßt uns als Glieder ein Doppeltes tun: Erstens danken für alle nötigen
Gaben, die Er nicht den einzelnen, sondern Seiner ganzen Gemeinde
gegeben hat! Dann laßt uns Ihm mit unserer Gabe - und jedes Glied hat
seine Gabe - ganz und voll zur Verfügung stehen!
K. E.
Anmerkung des Herausgebers
Ja, jeder hat irgend eine Gabe! Wozu? Zum Herrschen? Nein, aber zum
Dienen! (1. Petri 4,10.) Auch mit der Gabe der Leitung soll gedient
werden! Wie gut, daß der HErr die Gaben austeilt, wie Er will, nicht wie
wir wollen; es handelt sich ja um Seine Sache: Auferbauung Seines Leibes
(Eph. 4,11-16). Darum gibt Er auch das, und nur das, was nötig ist für
Seine Zwecke. In 1. Kor. 12-14 handelt es sich mehr um die verschiedenen
Gaben innerhalb der Gemeinde, und zwar als Wirkungen des Einen Geistes.
In Eph. 4 ist die Rede von dem Wachstum und von der Auferbauung des
Leibes. Es mag sein, daß gelegentlich Wunderkräfte und Heilungen nötig
sind, obgleich wir glauben, daß manches, was gelegentlich darin
geschieht, wenig im Zusammenhang mit den Grundsätzen des Wortes
bezüglich der Gemeinde des HErrn steht. Aber Gott handelt auch in den
Zeiten der gegenwärtigen Verwirrung in Gnade und
Antwortet
dem einfältigen Glauben. Doch sollten wir wachsen in der Erkenntnis und
nicht etwas als gut ansehen, was dem Worte nicht entspricht; und
ebensowenig etwas als Wunderkraft ansprechen, was Gebetserhörung ist!
Was die Sprachen angeht, so wissen wir aus 1. Kor. 13,8, daß „sie
aufhören werden“. So ist vor fast zwei Jahrtausenden verheißen, und
einige Zeit später hörten sie tatsächlich auf! Warum also, da das Wort
so bald erfüllt ward, die Zungensprachen wieder haben wollen? Wir haben
keine Verheißung, daß sie wiederkommen sollten, nachdem sie aufgehört
hatten! Sollen wir nun glauben, daß die, die jetzt da sind, vom Geist
Gottes gewirkt seien? Wir können das nicht, ganz abgesehen von all den
schriftwidrigen Begleitumständen der „Zungenbewegung“ und auch davon,
daß uns in der Gegenwart wahrlich etwas anderes mehr nottut als
„Zungen“, nämlich einfacher Gehorsam gegenüber manchen sehr deutlichen
Lehrpunkten der Schrift bezüglich der Gemeinde des HErrn! Weissagungen
im Sinne der Schrift und Erkenntnis, die „stückweise“ sind, werden
weggetan werden, wenn das Vollkommene gekommen sein wird (1. Kor.
13,8-10), bis dahin werden diese Stücke da sein zur Erbauung, ebenso wie
z. B. die Lehre (1. Kor. 14,4-6). Größer aber als alles ist die Liebe!
(1. Kor. 13.) - Man vergleiche zu dieser Frage Band 1, Frage 32!
Frage 31
Worauf beziebt sich das Wort. „... Wehe aber den Schwangern und
Säugenden in jenen Tagen! Betet aber, daß eure Flucht nicht im Winter
geschehe, noch am Sabbat“? (Matth. 24,19-20).
Antwort A
Obige Schriftstelle kann, wenn sie aus dem Zusammenhang herausgenommen
wird, leicht zu Mißverständnissen führen. Es ist deshalb nötig, nicht
nur den ganzen Abschnitt, sondern auch das vorhergehende und
nachfolgende Kapitel im Zusammenhang zu lesen. In Matth. 24 und 25 hält
der Herr Jesus Seine Rede auf dem Ölberg und zeigt den Seinen das
Zeugnis, welches Gott auf Erden hat während der Abwesenheit des HErrn im
Himmel und in Verbindung mit Israel, sowie das Gericht des HErrn bei
Seiner Ankunft. Das Zeugnis des HErrn von dem Reich war von den Juden
verworfen und das Gericht über Jerusalem und seine Bewohner
ausgesprochen worden (Kap. 23,35-38). Dann verläßt der HErr den Tempel
für immer. „Ihr Haus sollte wüste gelassen werden.“ Und nun richten die
Jünger an ihren Meister die Frage. „Wann wird dieses sein, und was ist
das Zeichen Deiner Ankunft und die Vollendung des Zeitalters?“ (V. 3.)
Es sind dies drei Fragen.
Sicher meinten die Jünger, die Zerstörung Jerusalems und die Ankunft des
HErrn zum Gericht sowie
Sicher meinten die Jünger, die Zerstörung Jerusalems und die Ankunft des
HErrn zum Gericht sowie die Vollendung des Zeitalters würden zu gleicher
Zeit geschehen. Nun wissen wir aus der Geschichte, daß schon im Jahre 70
nach Christus Jerusalem zerstört wurde. Seit jener Zeit steht das
Zeugnis Gottes auf Erden nicht mehr in Verbindung mit Israel, sondern
Israel ist bis auf weiteres ausgeschaltet. Aber andererseits wissen wir
auch aus der Schrift, daß der HErr Seine Beziehungen zu Israel wieder
anknüpfen wird, wenn die Entrückung der Gemeinde stattgefunden hat (1.
Thess, 4,17); dann wird der HErr Israel wieder sammeln (Jer. 31,10 und
Röm. 11,26). Schon Daniel weist auf diesen neuen Zeitabschnitt in
Israels Geschichte hin, nach dem Kreuzestode des Messias (Dan. 9,24-27)
und nach der Aufnahme der Gläubigen in den Himmel (1. Kor. 15,51)
beginnt die 70. Jahrwoche. In jener Zeit werden die zerstreut wohnenden
Juden gesammelt und in das Land ihrer Väter zurückkehren; ein kleiner
Teil derselben wird Licht empfangen und sich zu Gott bekehren und
Zeugnis ablegen von dem kommenden Messias und Seinem Reiche. Um diese
Zeit wird aber auch ein Jude als falscher Prophet aufstehen, großen
Anhang gewinnen und sich selbst göttlich verehren lassen. Wir sehen hier
den Menschen der Sünde und den Sohn des Verderbens geoffenbart (2.
Thess. 2,3.4). Von dieser ernsten Zeit redet hier der Herr Jesus zu den
Seinen, Er spricht von „dem Greuel der Verwüstung, der da stehen wird am
heiligen Ort“ (Dan. 12,11 und Matth. 24,15). Er meint jedenfalls das
Götzenbild, welches dann im Tempel zu Jerusalem aufgestellt sein wird
und dem Anbetung dargebracht werden soll. Wer dieses Bild nicht anbetet,
wird verfolgt und getötet werden. Das ist der Anfang der großen
Drangsal. Bis zu diesem Zeitpunkt kann noch Zeugnis abgelegt werden von
jenem jüdischen, gläubigen Überrest, nun aber ist der Zeitpunkt
gekommen, wo es gilt, zu fliehen. Die zarte Sorge des HErrn ergreift
Sein Herz, und mit innigem Mitgefühl denkt Er an das Weib in seinen
Nöten, wie es dann für dasselbe doppelt schwer sein wird, ebenso denkt
Er an die Beschwerden einer Flucht zur Winterzeit; den Sabbat erwähnt
der HErr deshalb, weil Er voll innigen Mitgefühls für Israel ist, denn
auch der Überrest steht dann noch auf jüdischem Boden. Am Sabbat durften
keine Arbeiten getan, keine Lasten getragen werden (2. Mose 31,14). Auch
später werden im Lande von dem jüdischen Volke die Sabbattage wieder
heilig gehalten werden (Hes. 44,24; Jes. 66,23). Der HErr verweist mit
obigen Worten die Seinen auf eine schwere Zeit. Es ist die Nacht, da
niemand wirken kann. Es handelt sich also um die letzten Tage und die
Stellung Israels in jener Zeit.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn weiter gar keine Beweise in dem Zusammenhang dieser Stelle dafür
vorhanden wären, daß es sich in derselben nur um Israel handelt,
so genügte schon der Hinweis auf den Sabbat, um dies zu zeigen. Die
Gemeinde Jesu Christi, also wir Gläubigen der Jetztzeit vor der
Entrückung, wir haben mit dem Sabbat gar nichts zu tun; wenn es sich für
uns um eine Flucht oder eine bestimmte Arbeit handelte, so könnte sie
ebensogut an dem Tage geschehen, der für Israel der Sabbat war und sein
wird, wie an irgend einem anderen Tage. Der Sabbat mit seinen
Verordnungen (die eine Flucht an diesem Tage wesentlich erschweren
mußten), war Israel gegeben (vgl. u. a. 2. Mose 31,12-17), und
die Gemeinde des HErrn ist frei vom Sabbatgebot wie überhaupt vom Gesetz
des Alten Bundes (vgl. u. a. den Galater-Brief!). -
Wie kostbar, daß der Herr Jesus die gläubigen Juden jener noch
zukünftigen Zeit auf das Hilfsmittel des Gebets hinweist! Ja, Gott ist
auch dann noch „Hörer des Gebets“ nach V. 2 in Ps. 65, der ja dem
gläubigen jüdischen Überrest in erster Linie gilt und gehört!
Frage 32
Sind die Gläubigen etwa nach Hebr. 2,13 berechtigt, von sich als von
Kindern des Herrn Jesu zu reden (wie man oft in Gebeten hört)?
Antwort A
Er sagt nicht: „Ich und Meine Kinder“, sondern „Ich und die Kinder, die
Gott Mir gegeben hat“, was schon genügend wäre, um die Frage mit „nein“
zu beAntworten.
Aus dem ganzen Kapitel sehen wir, daß der Herr Jesus als „Sohn des
Menschen“ betrachtet wird (V. 6); Ihm gegenüber werden die Erkauften als
Brüder (V. 12.17), Gott gegenüber als Söhne (V. 10) oder Kinder (V. 14)
genannt. Daß sie nicht Kinder des Herrn Jesu sind, geht aus den V. 14
und 17 hervor, wo Er ihnen zugezählt wird. Die Kinder sind Gottes (Joh.
1,12 und 1. Joh. 3,1). Übrigens haben wir keine Stelle, wo der Herr
Jesus Selbst oder Seine Apostel die Gläubigen Kinder des HErrn nennen.
Die beste Auslegung von Hebr. 2,13 ist gewiß in Joh. 17 enthalten (V. 6,
9, 11, 12, 24). Durch Sein Werk hat der Herr Jesus Seinem Gott und Vater
Kinder erworben, welche dann Ihm gegeben worden sind. Sie sind Sein
Eigentum, Sein Schatz; Er liebt sie, Er vertritt sie vor Gott; aber Sein
Gebet zeigt, daß Er nicht ihr Vater ist, sondern Sein Vater ist ihr
Vater! (Vgl. Joh. 20,17.)
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Zu obigem vgl. noch Joh. 6,37! -
Man hört oft in Gebeten Redewendungen wie: „HErr, Deine Kinder ...“
Diese falsche Ausdrucksweise hängt wohl nur in seltenen Fällen mit dem
falschen Gedanken zusammen, als seien die Gläubigen Kinder des Herrn
Jesu; häufiger wohl liegt ihr die Unkenntnis dessen zugrunde, daß der
Ausdruck „HErr“ nach der Schrift dem Herrn Jesu gebührt, also kein Titel
Gottes in Seiner Eigenschaft als „Vater“ ist! Ungezählte Stellen bieten
Beweise hierfür, man vgl. nur Joh. 13,13; Apg. 2,36; Röm. 8,15.16.
(Siehe hierzu auch Frage 3!)
Noch häufiger vielleicht wird leider diese Ausdrucksweise aus
Unachtsamkeit gebraucht. Wir sollten nun freilich einerseits, wenn wir
mit dem HErrn reden, mehr und mehr lernen, die Ausdrücke zu
gebrauchen, wie sie, der Schrift entsprechend, sich Ihm gegenüber
geziemen, andererseits aber auch nicht ängstlich auf die Ausdrücke
achten, sondern unser Herz mit dem HErrn (oder etwa mit dem
Vater) reden lassen! Die, „welche vermöge der Gewohnheit geübte Sinne
zur Unterscheidung haben“ (Hebr. 5,14), sollten die in diesem Punkte
„Unmündigeren“ nicht richten und nicht dem Geiste der Kritik Raum geben,
wodurch sie zum wenigsten sich selber des Segens im Mitbeten berauben;
sie sollten vielmehr dessen eingedenk bleiben, daß wir alle leicht
fehlen in unseren Ausdrücken und nicht vollkommen sind! (Vgl. Röm, 8,26
und Jak. 3,1-2!)
Frage 33
Wie ist Hebr. 6,4-7 und 10,26.27, auch 2. Petri 2,20-22 zu verstehen?
Sind da Bekehrte oder Unbekehrte gemeint? Oder kann ein wirklich
Bekehrter wieder verloren geben? (Vergl. Joh. 10, 28.29.)
Antwort A:1
Ich meine, wenn man ohne Voreingenommenheit irgend welcher Art die
Stellen nimmt, wie sie da stehen, so muß man sagen, daß Worte, wie etwa:
„teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes“, „abfallen“, „mutwillig
sündigen, nachdem ... empfangen“, „entflohen und wiederum überwunden“,
klar zeigen: 1. es sind wirklich Bekehrte gemeint, 2. Bekehrte können
wirklich wieder verloren gehen. Aber wie stimmt damit Joh. 10,28.29, wo
von einer ewigen Sicherheit der Geretteten in Jesu Hand geredet ist?
Sehr einfach: Bin ich in Jesu Hand, ist Er stark genug, mich gegen alle
festzuhalten. Niemand, aber auch wirklich niemand kann mich
herausreißen, und ich werde nimmermehr umkommen, wenn - wenn ich zu den
Schafen gehöre, die dauernd Seine Stimme hören und Ihm folgen.
Nicht mechanisch und magisch bewahrt der HErr. Ich kann mich herauslösen
aus der durch alles hindurch bewahrenden Hand. Meinen Willen respektiert
(o wie unbegreiflich ist es, und doch wahr!) der allmächtige HErr, und
wenn ich nicht mehr in Seiner bewahrenden Hand sein will, dann kann Er
mich nicht mehr bewahren. So war es mit Demas, der die Welt lieb
gewonnen, und mit Alexander und Hymenäus, die am Glauben Schiffbruch
gelitten.
Für uns ergibt sich daraus die ernste Mahnung, immer treu Seine
Hirtenstimme zu hören. Sind wir aber aufrichtig und gehört - und seien
wir noch so schwach - unser Wille dem HErrn, dann gehört der Trost uns:
Niemand soll sie aus Meiner Hand reißen.
K. E.
Antwort B
Die Frage umfaßt ein so großes und bedeutungsvolles Gebiet, daß es
unmöglich ist, sie in der gewünschten Kürze allseitig befriedigend zu beAntworten.
Die Heilige Schrift betont ebenso sehr die völlige Sicherheit des
Geborgenseins in Christus wie den Ernst der größten Gefahr, wenn wir Ihn
aus dem Auge und aus dem Herren lassen. Sie wendet sich ebenso sehr
gegen den Leichtsinn einer falschen Einbildung, die mit der Gefahr
spielen will, weil sie nicht bestehen soll, wie gegen den Unglauben, der
dem HErrn nicht die volle Bewahrung zutraut. Beides ist Untreue und ein
Abweichen von Ihm, der allein unser Leben ist, das eine in die offenbare
Sünde, das andere in den Zweifel. Wie viele Schriftstellen mehr die eine
Seite betonen, so wollen andere ebenso zahlreiche uns aufs ernsteste auf
die andere aufmerksam machen. Paulus fürchtet, daß durch die
Versuchungen des Versuchers seine Arbeit vergeblich sein könnte, wo die
Betreffenden im Glauben Gott erkannt haben, ja von Ihm erkannt sind! (1.
Thess. 3,5; Gal. 4,8-11.) Er spricht von der Möglichkeit des Umkommens
des Schwachen, des Bruders (1. Kor. 8,11),1
von einem Fallen aus der Gnade, von einem Abgetrenntwerden von Christus
(Gal. 5,1-4), ja von einem Abfall vom Glauben (1. Tim. 4,1-3). Er
ermahnt die, welche jetzt ein Licht in dem HErrn sind, daß sie sich
nicht verführen und um ihr Erbteil bringen lassen sollen (Eph. 5,3-11).
Er fordert die, welche den Christus Jesus, den HErrn, empfangen haben,
auf, sich nicht als Beute wegführen (Kol. 2,6-8) oder um den
Jesus, den HErrn, empfangen haben, auf, sich nicht als Beute wegführen
(Kol. 2,6-8) oder um den Kaufpreis bringen zu lassen (Kol. 2,18). Diese
ernsten Warnungen des Heiligen Geistes sollten uns abhalten, eine
dogmatische Lehre aufzustellen, wie sie die Schrift nicht ausspricht.
Wir sollten uns hüten, den Ernst der Gefahr der Sünde und des
Leichtsinns schwächer zu machen als die Schrift es tut. Und umgekehrt
darf keine Macht des Bösen uns je erschrecken oder verzagt machen (Röm.
8,31-39). Denn der Vater ist größer als alles. Und niemand kann sie, die
Seine Stimme hören und Ihm folgen, aus Seiner Hand reißen. Sie gehen
nicht verloren ewiglich, Joh. 10,27-29). Der göttliche Charakter derer,
die ewig gerettet bleiben, ist der, daß sie auf Seine Stimme hören und
Ihm folgen (Joh. 10,27).
E. A.
Antwort C
Solche erschütternden Stellen sind Prüfsteine für den Glauben, welcher,
wenn er echt ist, daran gestärkt hervorgeht. Die wirklich Bekehrten sind
solche, die durch wahre „Buße zu Gott und Glauben an den HErrn Jesum
Christum“ zu „eigenen Schafen“ des Guten Hirten geworden sind (Apgesch.
20,21; Joh. 10,3). Er kennt sie mit Namen, Er hat sie mit Namen ins Buch
des Lebens eingeschrieben, sie sind in Seiner Hand und in der Seines
Vaters (Joh. 10,3.28; Luk. 10,20; Offenb. 20,15; 2. Tim. 2,19). Sind
diese Hände zusammen nicht stark genug, um das, was darin ist,
festzuhalten? Ist Satan nicht vollständig besiegt worden? Oder hat Gott
nicht Gedächtnis genug, um alle, die Sein sind, zu kennen? Er hat auf
einen jeden Sein Siegel gedrückt (Eph. 4,30).
In 2. Petri 2,20-22 ist die Rede von falschen Lehrern (V. 1), Sklaven
des Verderbens (V. 19), welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen
(2. Kor. 11,13-15). Satan scheut sich vor keinem Mittel, um Seelen zu
verführen.
Das „wenn wir mit Willen sündigen“ in Hebr. 10,26 ist gerichtet an die
bekennenden Gläubigen (V. 23), unter denen sowohl wahre als falsche sein
können. Auf dem Wege werden sie offenbar. Judas hatte das Vertrauen der
Jünger, den Beutel zu tragen, und bedurfte nicht wie andere,
zurechtgewiesen zu werden (Matth. 16,23; Luk. 9,55). Niemand ahnte, daß
er den HErrn überlieferte (Joh. 13,21.28; Luk. 22,23). Der HErr aber
durchschaute ihn von Anfang. Er war ein Teufel, ein Dieb, der Sohn des
Verderbens (Joh. 6,70; 12,6; 17,12). Judas ist ab gefallen.
Petrus aber in der Stunde, als er sich als einen Sünder erkannte, fand
in dem HErrn das ewige Leben (Luk. 5,8; Joh. 6,68). Der HErr
durchschaute auch ihn und gab ihm einen Namen, einem lebendigen Stein
entsprechend (Matth. 16,17.18; Joh. 1,42; 1, Petri 2,5). Petrus ist
ge fallen. Sein furchtbarer Fall wurde zugelassen zur Bewährung
seines Glaubens. Über den Ausgang seiner Versuchung wachte der HErr (1.
Kor. 10,13; Luk. 22,31.32; 1. Petri 1,6.7). Er lernte darin: „Du weißt
alles“. Das wahre Kind Gottes wird nicht zur Leichtfertigkeit mit der
Sünde geleitet, sondern dahin, sich allein auf Den zu verlassen, der
allein fähig und willig ist, uns völlig zu erretten, was Er auch tun
wird (Hebr. 7,25; 1. Thess. 5,24). Möge doch für uns alle eine ernste
Prüfung nach 2. Kor. 13,5 dieses Wort auf unsere Lippen bringen: „HErr,
... Du weißt, daß ich Dich lieb habe!“
R. W. D.
Antwort D
Das, worauf es in erster Linie ankommt, ist die Frage, ob ein wirklich
Bekehrter - sagen wir ein Kind Gottes - verloren gehen kann. Deshalb
wollen wir diese Frage zuerst prüfen. Es gibt Kinder Gottes, die diese
Frage bejahen, indem sie die genannten Stellen aus Hebr. 6 und 10 und 2.
Petri 2 auf Kinder Gottes anwenden. Sie lassen dabei aber andere
Schriftstellen außer acht, die uns klar und bestimmt bezeugen, daß ein
Kind Gottes nicht verloren gehen kann. Mein Herz tut mir weh in dem
Gedanken daran, wie die Herrlichkeit unseres teuren HErrn durch jene
Annahme verdunkelt wird, denn sie bedeutet nicht weniger, als daß Er
nicht imstande sei, das gesteckte Ziel zu erreichen, den Ratschluß
Gottes vollkommen hinauszuführen, das, was Er so teuer erworben hat,
auch zu bewahren, unabhängig von irgend etwas außer Ihm! Nein, Dank sei
Ihm dafür, daß wir sagen dürfen: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe und
bin überzeugt, daß Er mächtig ist, das Ihm von mir anvertraute Gut auf
jenen Tag zu bewahren“ (2. Tim. 1,12). Dafür gibt uns das Wort Gottes
selbst die unerschütterliche Grundlage. In Joh. 10,28 sagt der HErr, daß
Er den Seinen ewiges Leben gibt und sie nicht verloren gehen ewiglich
und niemand sie aus Seiner Hand rauben kann, ja, daß sie sogar in der
Hand des Vaters geborgen sind, der größer ist als alles und alle, und
niemand sie aus dieser allmächtigen Hand rauben kann. Dieses herrliche
Wort ist mir von jeher vollkommen genügend und ein kostbarer Trost
gewesen: niemand kann mich Ihm entreißen, auch der Satan nicht! Aber
nicht nur das. In Röm. 8 im letzen Abschnitt lesen wir, daß niemand und
nichts, was irgend uns begegnen mag in unserem Leben, uns zu scheiden
vermag von der Liebe Christi, und daß weder Tod noch Leben, weder Engel
noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten,
weder Höhe noch Tiefe, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden
vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem
HErrn! Wie kann da noch von einem Verlorengehen die Rede sein? Jeder
Person und jeder Macht irgendwelcher Art - ja allem, was außer uns
selbst liegt, ist hierin völlig begegnet! - Aber wie ist es mit mir
selbst, meinem eigenen Herzen und Willen? Kann ich nicht selbst
weggehen, meine Stellung aufgeben, das Verhältnis lösen? Nein, auch das
nicht! In 1. Kor. 12,13 ist uns gesagt, daß wir Glieder Seines Leibes
sind durch Seinen Geist, und es ist für ein Glied unmöglich, sich selbst
von dem Leibe zu trennen, zu entfernen. Nur eine äußere Gewalt, größer
als die Gewalt dessen, dem der Leib gehört, könnte eine Trennung
herbeiführen, und eine solche Gewalt gibt es nicht. Also ist auch jede
Möglichkeit ausgeschlossen, daß etwa von mir selbst aus das Band gelöst
werden und ich verloren gehen könnte. Welch ein wunderbarer und
unendlich köstlicher Trost ist dies, da wir wissen, wie verdorben und
trügerisch unser eigenes Herz ist, und daß keiner von uns in der uns
geschenkten herrlichen Stellung und Verbindung bleiben würde, wenn es
von uns abhängig wäre. Unsere Errettung gründet sich aber nicht auf
irgend etwas unsererseits, sondern auf den ewigen Ratschluß Gottes und
auf die Person Jesu Christi, wie wir in Eph. 1,3-12 finden (s. besonders
V. 4.5.11), und ist uns gewährleistet durch den Heiligen Geist, mit
welchem wir, nachdem wir geglaubt haben, in Christo versiegelt worden
sind und der uns als das Unterpfand unseres Erbes gegeben worden ist.
(Eph, 1,13.14; 4,30; s. auch 2. Kor. 1,22 und 5,5). Also kommt die ganze
Macht und die unverbrüchliche Treue Gottes hinsichtlich unserer ewigen
Errettung in Frage; wenn auch nur ein einziges der Seinen verloren gehen
sollte, müßte Seine Macht überwunden werden, und müßte Er Seine Treue
brechen, und das ist unmöglich.
Könnte das Wort Gottes es uns deutlicher sagen, daß ein Kind Gottes
nicht verloren gehen kann? Könnte es stärkere Beweise geben? Nein! Dank
und Preis sei Ihm für diese wunderbare Gnade!
Seelen, die dieser kostbaren Gewißheit sich nicht erfreuen, meinen, so
etwas sei geeignet, das Herz
Seelen, die dieser kostbaren Gewißheit sich nicht erfreuen, meinen, so
etwas sei geeignet, das Herz hochmütig zu machen oder gleichgültig
werden zu lassen; alle aber, die sich ihrer erfreuen, wissen, daß das
Gegenteil der Fall ist - sie bringt das Herz zur Anbetung und Hingabe an
Ihn, dessen Liebe und Herrlichkeit darin in ihrer Unermeßlichkeit vor
den Augen unseres Herzens enthüllt ist.
Es ist also völlig ausgeschlossen, daß in den betreffenden
Schriftstellen in Hebr. und 2. Petri von Kindern Gottes die Rede ist. Es
ist aber auch nicht schlechtweg von unbekehrten Menschen die Rede,
sondern von einer besonderen Klasse unbekehrter Menschen, nämlich
solchen, welche „einmal erleuchtet waren“ (Hebr. 6,4), „die Erkenntnis
der Wahrheit empfangen haben“ (Hebr. 10,26) und „den Weg der
Gerechtigkeit erkannt haben“ (2, Petri 2,21), aber trotzdem nicht von
Herzen geglaubt und daher auch kein Leben aus Gott empfangen haben. Sie
sind eine Zeitlang mitgegangen und nahmen an allem teil (Hebr. 6,4.5),
waren „geheiligt“, d. h. abgesondert (Hebr. 10,29), und waren „entflohen
den Befleckungen der Welt“ (2. Petri 2,20) und schienen Kinder Gottes zu
sein, aber die Bewährung fehlte: Sie sind „abgefallen“, „sündigen mit
Willen“ und sind „umgekehrt von dem ihnen überlieferten heiligen Gebote“
(Hebr. 6,6; 10,26 und 2. Petri 2,21), und ihr wahrer Herzenszustand
kommt ans Licht, wie folgende Worte ihn kennzeichnen: „... indem sie den
Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und Ihn zur Schau stellen“ (Hebr.
6,6), „... der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des
Bundes ... für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat“
(Hebr. 10,29) und: „Es ist ihnen aber nach dem wahren Sprichwort
ergangen: Der Hund kehrte um zu seinem eigenen Gespei und die gewaschene
Sau zum Wälzen im Kot“ (2. Petri 2,22). Wie weit ein Mensch gebracht
sein kann auf dem Wege zur Errettung, und wieviel ein Mensch empfangen
haben kann von den Gaben göttlicher Gnade, ohne errettet zu sein, sehen
wir gerade auch in den drei Schriftstellen. Besonders sind es folgende
Worte, die dieses so weitgehend zeigen, daß manche meinen annehmen zu
müssen, daß es sich hierbei um Kinder Gottes handele: „... und
teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes“ (Hebr. 6,4); „... wenn
wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit
empfangen haben“ (Hebr. 10,26); „... und das Blut des Bundes, durch
welches er geheiligt worden ist“ (Hebr. 10,29), und „entflohen den
Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis des HErrn und Heilandes Jesu
Christi“ (2. Petri 2,20). Die Annahme, daß es sich hierbei um Kinder
Gottes handeln müsse, beruht aber auf einem Mißverstehen der eben
angeführten Worte. In Hebr. 6,4 ist nicht von einem Empfangen und
Innewohnen des Heiligen Geistes die Rede, sordern von dem „Teilhaben“ an
demselben in dem Sinne, wie ich z. B. der Sonne teilhaftig bin, wenn ich
mich in ihrem Scheine befinde. Es handelt sich um die Wohltaten, die mit
der Gegenwart und Wirksamkeit des Heiligen Geistes verknüpft sind. Das
zeigen die Verse 7 und 8 deutlich. - Das „wir“ in Hebr. 10,26 ist
keineswegs im Blick auf die Kinder Gottes angewendet, sondern auf den
Menschen, der „die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hat“, ohne
Rücksicht darauf, was die Wirkung von letzterer Tatsache ist, und das
„geheiligt“ in V. 29 spricht nicht von der Stellung, die den Kindern
Gottes in Christo vor Gott geschenkt ist, sondern von der Stellung, in
die ein Mensch durch sein Bekenntnis zu dem Gekreuzigten anderen
Menschen gegenüber gebracht ist. - Und was die „Erkenntnis des HErrn und
Heilandes Jesu Christi“ in 2. Petri 2,20 anbetrifft, so geht aus den
darauffolgenden Worten und ganz besonders aus V. 22 deutlich hervor, daß
diese Erkenntnis jene Seelen nicht mit dem HErrn verbunden, keine
Umwandlung bewirkt und ihnen kein Leben aus Gott gebracht hat. Sie
brachte jene Seelen dahin, sich äußerlich zu reinigen von den
Befleckungen der Welt, weiter aber nicht, und sie wurden wieder in diese
verwickelt und kehrten in sie zurück, weil sie in ihrem Inneren
geblieben waren, was sie vorher waren.
Solche Menschen, wie sie uns in Hebr. 6,4-6 und 10,26-29 und 2. Petri
2,20-22 vorgestellt werden, sind keine Kinder Gottes, und wir haben kein
Recht, jemand noch länger Bruder oder Schwester zu nennen und als Kind
Gottes anzuerkennen, wenn bei ihm ein in jenen Schriftstellen
gekennzeichneter Zustand sich offenbart.
Wir aber, die wir wissen, daß wir Kinder Gottes sind - welchen Eindruck
empfangen wir im Blick auf die Tatsachen, die in den betrachteten
verschiedenen Schriftstellen vor unser Auge treten? Werden nicht
einerseits unsere Herzen überwältigt von der Größe der Gnade, die uns
zuteil geworden ist, und wird nicht andererseits zugleich ein Gefühl für
die große VerAntwortlichkeit
wachgerufen, die wir haben, uns als Kinder Gottes in allem zu erweisen,
zur Ehre Seines Namens? Der HErr schenke uns allen Gnade dazu!
Th. K.
Antwort E
Viel Verwirrung über solche Fragen kommt dadurch, daß Schriftstellen aus
ihrem Zusammenhang genommen werden und, ganz abgesehen von der
Verbindung, in der sie gegeben sind, gebraucht werden, um aus ihrem
Wortlaut Schlüsse zu ziehen. Es gibt schwer verständliche Stellen und
auch sehr deutliche, bestimmte Aussprüche in der Schrift. Nie dürfen wir
dunkle Stellen nehmen, um klare zweifelhaft zu machen. Der rechte
Gebrauch einer Schriftstelle für eine andere wird das Schriftwort
bestätigen und heller machen, aber nie kann eine Wahrheit die andere
aufheben oder abschwächen.
So ein deutliches Wort aus dem Munde des HErrn Selbst ist das Wort in
Joh. 10,28: „Meine Schafe ... gehen nicht verloren.“ Wenn der HErr
„nicht“ sagt, wer wagt diesem „Nicht“ ein „Wenn“ und „Aber“
beizufügen? Manchen Gläubigen scheint es eine gefährliche Sprache zu
sein, und sie fürchten (im Gegensatz zum HErrn), daß damit der
Sorglosigkeit und dem unheiligen Wandel Vorschub geleistet wird, und um
ein Gegengewicht zu finden, greifen sie nach Stellen wie Joh. 15,6; Gal.
5,4; Hebr. 6,4-7 usw., um zu betonen, daß ewiges Leben verloren werden
kann, wenn Wachsamkeit und Treue fehlen. An seinem Platze sind
Wachsamkeit und Treue sehr wichtige Dinge, aber sie mit dem ewigen Leben
zu verbinden (welches die Schrift nicht kennt) und dasselbe davon
abhängig zu machen, macht, ganz abgesehen von anderem, das ewige Leben
sehr fraglich und verbindet mit der Gnade die eigene Kraft.
Zu wissen, daß man ein Schaf Christi ist, ist zunächst eine ganz
persönliche Sache. Ich muß die Kennzeichen des Schafes tragen (V. 26.27)
und den Heiligen Geist und das Zeugnis des Heiligen Geistes haben, ein
Kind Gottes zu sein (Röm. 8,9.16). Dieses Zeugnis empfangen wir nur auf
dem Wege des Glaubens und der Nachfolge, nicht aber auf Wegen der
Untreue.
In bezug auf andere erkennen wir die Schafe wieder an den gegebenen
Kennzeichen. Wir haben kein Recht, jemand als ein Schaf Christi zu
bezeichnen, der diese nicht trägt. Der HErr kennt, die Sein sind,
ohne äußere Kennzeichen, aber wir kennen sie an dem „Abstehen von
der Ungerechtigkeit“ (2. Tim. 2,19). Er kennt sie dem Herzen
nach, aber an den Früchten sollen wir sie erkennen. Jemand mag
den Namen des HErrr be kennen, wenn er aber in der
Ungerechtigkeit verharrt, so haben wir kein Recht, von ihm als von einem
Schafe Christi zu reden, das nicht verloren geht.
Worte über einen solchen in einem einzelnen Falle wie: „Er ist errettet
und wird selig“ sind nicht nur
traurig, sondern auch böse. Wir gebärden uns damit, als ob wir in das
Geheimbuch Gottes Einblick getan hätten. Eine solche Sprache steht uns
nicht zu, obgleich der Grundsatz immer bleibt: Seine Schafe - die Er als
Sein kennt - gehen nicht verloren, auch wenn sie fallen! - Für uns
selbst wie für jeden sind und bleiben die Kennzeichen des Schafes, daß
es an Ihn glaubt (V. 26), daß es Ihn hört und Ihm folgt (V. 27),
maßgebend.
Von dem Schafe Christi - dem Gläubigen - sagt die Schrift: „Er ist
auserwählt vor Grundlegung der Welt“ (Eph. 1,4), „mit Christo lebendig
gemacht“ (Eph. 2,5). Er ist „aus unverweslichem Samen“, „aus Gott
geboren,“ ja, „aus Gott“, und „der Same Gottes bleibt in ihm“ (1. Petri
1,23; 1. Joh. 5,18; 1. Kor. 1,30; 1. Joh. 3,9). Er ist mit „dem Heiligen
Geiste versiegelt bis auf den Tag der Erlösung“ (Eph. 4,30) usw.
Unter einer solchen Fülle von Schriftstellen, wie hell ist da das Wort
„Meine Schafe ... gehen nicht verloren“ beleuchtet! Er Selbst
ist das Leben des Gläubigen, und das ewige Leben ist in dem Sohne
Gottes. So unmöglich kann ein Schaf Christi verloren gehen, als Christus
kann vom Throne des Vaters entfernt werden.
Über Hebr. 6 nur einige Andeutungen. Es handelt sich hier um den
Gegensatz von Juden- und Christentum. Die Hebräer werden auf dem Grunde
des Bekenntnisses angeredet (Hebr. 3,1; 4,14; 10,23), des
Bekenntnisses, daß sie Genossen einer himmlischen (nicht einer
irdischen) Berufung seien. Aus diesem Grunde des Bekenntnisses gab es
damals wie heute wahre und falsche Bekenner. In dieser Stelle handelt es
sich nicht um ein Fallen in Sünde, sondern um das Ab fallen vom
Bekenntnis des Christentums und ein Zurückgehen zum Judentum, womit sie
gleichsam den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigten, und daraus ergab
sich die Hoffnungslosigkeit - die Unmöglichkeit der Buße. Diese Leute,
von denen in Vers 4 u. 5 geredet wird, hatten Licht. „Erleuchtet“ sein
ist aber nicht Wiedergeboren sein! Denken wir an Judas und Bileam! (2.
Petri 2,20.) „Geschmeckt“: schmecken ist kein essen; was man schmeckt,
mag man verweigern (wie der HErr den Essig verweigerte, nachdem Er ihn
geschmeckt hatte). Sie schmeckten einst in Nazareth (Luk. 4) die Worte
der Gnade mit Bewunderung, aber verweigerten Ihn. „Teilhaftig geworden“
- äußerlich - sie kamen unter die Wirksamkeit und Kraft des Heiligen
Geistes. In den Zusammenkünften kamen sie in die Gegenwart des Heiligen
Geistes und wurden Seiner Wirksamkeit teilhaftig (vergl. Simon Apgesch.
8, Saul 1. Sam. 16). Sie „schmeckten“ etwas von den Kräften und
„Wunderwerken des zukünftigen Zeitalters“ in der Befreiung von der Sünde
und der Macht Satans, ohne damit Leben aus Gott zu haben (Matth. 7,22;
Luk. 10,19.20).
Vers 7 u. 8: Ein Bild von einem Lande oder Ackerstück. Es empfängt den
„Regen“ von oben; der eine Teil des Ackers bringt Frucht hervor und
empfängt Segen von Gott, der andere Teil bringt Dornen hervor, und das
Ende ist Verbrennung. So mögen auch zwei Personen unter gleichen
Gnadenerweisen Gottes stehen, der eine bringt Frucht, der andere bringt
Dornen. Der Apostel war von ihnen überzeugt, daß sie mit den
Dingen der Errettung verbunden waren (V. 9), aber sie standen in Gefahr,
nicht festzustehen und waren am Ermatten (Hebr. 10,32-39; 12,12.13). Er
zeigt ihnen solche, die Christum aufgegeben hatten und vom
Christentums-Glauben abgefallen waren; wollten sie mit diesen zusammen
gefunden werden?
Ängstliche, bekümmerte Seelen werden manchmal durch diese Hebräerstelle
vom Feinde geängstigt. Würde man solche fragen: „Willst du Christus
verwerfen und den Glauben an Ihn aufgeben“, so würden sie
Antworten.
„O nein, ich möchte Ihn liebhaben und an Ihm festhalten im Glauben!“
Oder: „Willst du Ihn öffentlich der Schmach preisgeben?“ Ihr Herz würde
erschrecken, und sie würden
sagen: „Nie, nie, ich möchte Ihn gern verherrlichen!“ Oder: „Willst du
nicht durch Ihn und durch Sein Blut selig werden?“ sie würden
Antworten:
„Ich habe keinen anderen Grund, als Ihn allein!“ Da ist Reue, Schmerz um
Sünde oder Verfehlungen. Diese Stelle findet keine Anwendung für solche,
im Gegenteil, die Hebräerstelle ist geschrieben zur Ermutigung,
daß wir einen „starken Trost“ und einen „sicheren und festen Anker der
Seele“ haben (6,18.19).
In 2. Petri spricht der Apostel von den „Befleckungen der Welt“ und dem
„Weg der Gerechtigkeit“. Die „Erkenntnis“ des HErrn und Heilands ist
eine Sache, aber das lebendige Glaubensband mit Ihm ist eine andere. Das
Waschen macht eine Sau nicht zum Schaf, sie bleibt eine Sau, die Natur
bleibt dieselbe, das Waschen verändert nicht die Natur! Sie geht wieder
in den Kot, eben weil sie eine Sau ist! Für Kinder Gottes gebraucht die
Schrift nie die Worte „Sau“ oder „Hund“! - Eine Sau wälzt sich mit
Behagen im Kot, ein Schaf kann hineinfallen, fühlt sich aber darin nicht
wohl und verlangt, herauszukommen.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es ist uns tief schmerzlich, immer wieder sehen zu müssen, für wieviele
teure Kinder Gottes diese Frage wirklich eine „Frage“ ist und trotz der
so deutlich redenden Schrift noch sein kann. Möchten denn manchen Lesern
die Augen darüber aufgehen, welche Verunehrung des HErrn darin liegt,
wenn ein Gläubiger die Möglichkeit des Verlorengehenkönnens
wirklicher Kinder Gottes annimmt!
Ein lehrend auftretender Bruder
Antwortete
mir vor Jahren auf meine Frage, ob er denn glaube, daß ein Glied vom
Leibe Christi abgeschnitten werden könne: „Ja, das kann geschehen!“ Wie
betrübend ist solche Annahme! Dann also besteht das Wort Joh. 19,36, das
von der Unverletzlichkeit des Leibes Christi redet, nicht zu Recht? Aber
ebensowenig wie von unserem Leibe ein Glied abgenommen werden kann, ohne
seine Vollkommenheit zu beeinträchtigen, ebensowenig vom Leibe Christi!
Es wird oft hingewiesen auf Hymenäus und Alexander (1. Tim. 1,18-20) und
auf Demas nach 2. Tim. 4,10. Aber wo steht etwas davon, daß diese
verloren gegangen sind? Sagen wir doch nicht mehr über diese, als
das Wort sagt! Auf erstere einzugehen, führt hier zu weit;
bezügl. Demas' steht da, daß er den Apostel (also einen Menschen!)
verlassen und den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen habe. Das letztere,
gewiß noch schlimmer als das erstere, ist aber ja kein Beweis dafür, daß
er verloren gegangen sei, sondern in Verbindung mit dem ersteren ein
Beweis nur dafür, daß ihm der so schmale Weg, den Paulus ging, zu schwer
geworden war. Das Verhalten des Demas enthält sehr ernste Belehrungen
und Warnungen für alle Kinder Gottes, aber seinen Namen u. a. mit dem
Schicksal derer von Hebr. 6,4-7 u. 10,26.27 wie auch 2. Petri 2,20-22 in
Verbindung zu bringen, das geht nicht an. - Wie klar redet doch 2. Petri
2 von falschen Lehrern und stellt ihnen die „Gottseligen“ gegenüber. In
diesem Kapitel werden die Kinder Gottes deutlich unterschieden von den
Ruchlosen (vergl. V. 13 am Schluß „mit euch!“). Ebenso ist in
Hebr. 6 der scharfe Gegensatz zwischen V. 4-7 und V. 9.10 unverkennbar,
und aus dem ganzen Zusammenhang in Hebr. 10 geht hervor, daß es sich um
bloße „Bekenner“ handelt, um Juden, die eine gewisse „Erkenntnis
der Wahrheit“ hatten, „geheiligt“, also abgesondert waren durch das Blut
Christi, nämlich abgesondert von ihren übrigen Volksgenossen und deren
Volksverband waren, solange sie mit den wahren Gläubigen mitgingen. Aber
„der HErr wird Sein Volk (Israel!) richten“! (V. 30.) Es ist übrigens
sehr bemerkenswert, wie vorsichtig der
Verfasser des Hebräer-Briefes sich ausdrückt in dieser Stelle betr. der
Personen, die gemeint sind: V. 22 „laßt uns“, vergl. V. 23 u. 24, V. 25
„ihr“, V. 26 keineswegs „ihr“, sondern ein ganz allgemeines „wir“ (V.
26. 27 enthalten ja eine ganz allgemeine Wahrheit!); V. 28 aber
„jemand“; im V. 29 werden sie („ihr“) deutlich unterschieden von dem
„der“; V. 30 enthält wieder einen allgemeinen Ausspruch mit „wir“, und
V. 32ff. steht wieder „ihr“, das sind die Gläubigen! Man vergl. hierzu
die ebenso deutliche Unterscheidung in der oft, aber ebenfalls
fälschlich für die Annahme des Verlorengehenkönnens von Kindern Gottes
angeführte Stelle vom „Weinstock und den Reben“ (Joh. 15,1-8). Obwohl
diese Stelle nichts zu tun hat mit dem ewigen Leben, sondern von dem
fruchtbaren Dienst hienieden handelt - zu dem sich bekanntlich auch
äußere Bekenner hinzudrängen und lange, von Menschen unerkannt, daran
beteiligt sein können! -, wird doch, um jeden Zweifel zu beseitigen,
klar unterschieden zwischen „ihr“ und „jemand“!! Wahrlich, die Schrift
redet deutlich genug!
Ja, der äußerliche Bekenner („eine gewaschene Sau“, die ja nur äußerlich
rein ist) wird verloren gehen, aber ein Kind Gottes, ein durch den
Heiligen Geist versiegelter Gläubiger (Eph. 1,13.14) nimmermehr! Nicht
deswegen, weil und insoweit Seine Schafe Seine Stimme hören, werden sie
nicht verloren gehen, wie oft gesagt wird, sondern weil Er Seinen
Schafen ewiges Leben gibt, deswegen gehen sie nicht verloren! (Joh.
10,28; vergl. Kol. 3,3.4.) „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges
Leben und kommt nicht ins Gericht usw.“ (Joh. 5,24). Willst du, Bruder,
zu sagen wagen: „unter Umständen doch!“? „Soviele Ihn annahmen, denen
gab Er das Recht, Kinder Gottes zu werden usw.“ (Joh. 1,12).
Willst du sagen, daß Gott Seine Kinder verstößt? Irdische Eltern, die
ihre Kinder, die sie gezeugt haben, verstoßen, tragen das vernichtende
Urteil der ganzen Welt (außerdem aber bleiben diese Verstoßenen immer
die Kinder ihrer Eltern, deren Blut in ihnen ist, wenn die Eltern sie
auch nicht anerkennen!). Und Gott sollte Seine, „durch das
lebendige und bleibende Wort Gottes wiedergezeugten“ Kinder (1. Petri
1,23) verstoßen, verloren gehen lassen können?! Was würde die Engelwelt
sagen, die sich bei der Bekehrung des Sünders gefreut hatte (Luk.
15,10), die Engelwelt, der durch die Versammlung, die Gemeinde (den Leib
Christi, Eph. 1,23) „die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kund gemacht
wird“ (Eph. 3,10) - was würden diese „Gewalten in den himmlischen
Örtern“ dazu sagen, wenn Gott eins Seiner Kinder verloren gehen ließe,
wenn ein Glied vom Leibe Christi, an dem die Engel Belehrung empfangen
über Gottes Weisheit, abgeschnitten würde! Gelobt sei der HErr dafür,
daß dies nimmermehr geschieht! Es wird ja oft davon geredet, daß Kinder
Gottes „aus der Gnade fallen“ könnten. Aber wer die Stelle, wo dieser
Ausdruck vorkommt, im Zusammenhang liest (Gal. 5,1ff.), wird finden, daß
es sich in der ganzen Stelle nicht um ewigen Tod oder ewiges Leben
handelt, sondern um das Sichstellen auf Gesetzesboden; das ist
„aus der Gnade fallen“! Ähnlich ist es mit anderen aus dem Zusammenhang
genommenen Stellen, deren keine als Beweis gebraucht werden kann, daß
ein Schaf Christi verloren gehen könnte. Es müßte dann ja das Leben,
welches Christus Selbst ist und das in Ihm ist (Joh. 14,6; vergl. 1,4
und 1. Joh. 5,11!), verloren gehen können!
Vieles büßen wir Kinder Gottes auch droben ein, wenn wir hier unten
nicht in allen Stücken in Treue wandeln nach dem Wort (vergl. u. a. 1.
Kor. 3,12-15), aber die Gotteskindschaft nie; dafür bürgt uns
Sein Wort! Lasset uns Ihn ehren durch völligen Glauben an das Wort
Seines Zeugnisses (1. Joh. 5,9-12) und durch ungeteiltes gehorsames
„Wandeln in der Wahrheit“! (3. Joh. V. 3!) „Dein Wort ist Wahrheit (Joh.
17,17).
Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir sind wiederum beschämt worden durch manches treue Gedenken von
Freunden und Mitarbeitern, die wir zum großen Teil nicht einmal dem
Angesicht nach kennen. Allen freundlichen Helfern möchten wir einmal die
Hand drücken, ihnen unsere Dankbarkeit persönlich ausdrücken. Es kann
nicht sein! - Doch unser schriftlicher Dank ist so schwach, das fühlen
wir wohl; aber unser Trost ist der, daß der Herr allen ein Vergelter
ist.
Um der Wichtigkeit der Frage 33 willen konnten wir diesmal leider nicht
so viele Fragen aufnehmen, als wir gehofft hatten. Im nächsten Hefte
denken wir um so mehr bringen zu können.
Und nun seien Sie alle dem HErrn befohlen mit 2. Thess. 2,16-17
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Anfang Juni 1914.
Gruß an den Leser:
„Der Sohn Gottes, Jesus Christus, ... wurde nicht ja und nein,
sondern es ist ja in Ihm geworden. Denn so viele der Verheißungen Gottes
sind, in Ihm ist das Ja und in Ihm das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch
uns.“ 2. Kor. 1,19.20.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 34
Es wird um Aufschluß gebeten über die Stelle Joh. 11,25.26: „Ich bin die
Auferstehung und das Leben ...“
Antwort A
„Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an Mich glaubt, wird leben,
ob er gleich stürbe usw.“ so sprach Jesus zu Martha an der Gruft des
Lazarus.
Jesus, Gott von Ewigkeit, ist das Leben selbst. In Ihm war Leben (Joh.
1,4; 5,26), und zwar unvergängliches Leben (Joh. 10,17.18). Der Tod
hatte kein Anrecht an Ihn, wie der Tod an den Menschen Anrecht hat
infolge der Sünde. Er konnte auch nicht im Tode bleiben nach Apgesch.
2,27; 3,14.15. Er ist auferstanden und der Erstling der Entschlafenen
geworden, auf daß Er in allen Dingen den Vorrang habe (1. Kor. 15,20;
Kol. 1,18). In Ihm ist auch die Auferstehung aller derer, die an Ihn
glauben, sichergestellt; wie herrlich und kostbar! „Wer an Ihn glaubt,
wird leben“; hier ist das neue Leben gemeint nach Eph, 2,1-10. Der Tod
mag an den Gläubigen kommen, und er scheidet aus der sichtbaren Welt ab,
aber er wird weiter leben und bei Christo sein, wo Ruhe ist und
Glückseligkeit (Phil. 1,20-23). „Und wer da lebet und glaubet an Mich,
wird nicht sterben in Ewigkeit“: Wenn der HErr kommt, um die Seinigen
heimzuholen ins Vaterhaus (Entrückung), werden alle, die hienieden durch
Glauben Sein Eigentum geworden, mit Ihm hinaufgehen in die Herrlichkeil,
denn sie haben ewiges Leben von Ihm schon hienieden empfangen.
F. B.
Antwort B
Wir begegnen hier dem Herrn Jesu als dem Fürsten des Lebens am Grabe des
Lazarus und sehen die schreckliche Wirkung, die der Tod, der durch die
Sünde zu allen Menschen hindurchgedrungen ist, angerichtet hat. Wenn der
Herr Jesus diesen mächtigen König der Schrecken auch erst am Kreuze
überwand, als Er den Satan, der die Macht des Todes hat, in Seinem
eigenen Tode bezwang und dann siegreich auferstand, so war Er doch schon
in diesem Moment und allezeit während Seines Erdenwandels die
Auferstehung und das Leben und durfte diese lebendige Hoffnung der
Martha verkündigen. Er offenbarte hier am Grabe des Freundes, daß die
göttliche Macht, die den Lazarus aus dem Grabe rief, in Ihm war. Und
heute, nach dem Kreuz und nach Seiner Auferstehung, wird jeder, der an
Ihn glaubt, leben, auch wenn er gestorben ist, er wird auferstehen zum
ewigen Leben. Und ein jeder, der da lebet, d. h. noch auf Erden ist,
wenn der HErr kommt, und an Ihn glaubet, wird nicht sterben in Ewigkeit;
er wird aber verwandelt werden und in einem neuen Leibe entrückt in die
Herrlichkeit (1. Kor. 15,51-53). So kann jeder Gläubige hienieden schon
sagen: Ich bin mit Christo gekreuzigt, gestorben, begraben und
auferstanden, denn durch die Lebensmacht Jesu wird er einen himmlischen
oder einen Auferstehungsleib empfangen, mag er nun durch Tod und Grab
gehen, oder mag er mit der Herrlichkeit überkleidet werden. Mag nun auch
der Tod noch Macht haben über unseren sterblichen Leib, so tragen wir
schon das Bild des letzten Adam an uns und dürfen erfahren, daß dieser
Leib der Niedrigkeit umgestaltet werden wird zur Gleichförmigkeit mit
Seinem Leibe der Herrlichkeit.
So ist der Tod das Ende des leiblichen Lebens auch für den sündigen
Menschen, dabei tastet er aber das Leben der Seele nicht an. Sie ist
unsterblich, denn Gott blies dem Menschen bei der Schöpfung Seinen Odem
ein. Darum wird der Gottlose, der in seinen Sünden stirbt, unsterblich
auferweckt (Joh. 5, 28.29) und geht in die ewige Verdammnis, das ist der
zweite Tod (Offenb. 20,11-15). Während also alle Menschen unsterblich
sind, haben doch nur die Gläubigen, kraft des Triumphes Jesu über den
Tod, ewiges Leben und dürfen erfahren, wie Er die Auferstehung und das
Leben ist.
Ph. W.
Antwort C
Die Auferstehung und das Leben sind Offenbarungen der Wirksamkeit Gottes
im Gegensatz zu dem, was vom Satan ausging: Sünde und Tod. Durch die
Auferstehung werden die Toten aus der Gewalt Satans befreit und durch
das Leben in das Machtgebiet Gottes gebracht.
So oft wir den HErrn in Berührung mit dem Tode sehen, wurde demselben
sein Opfer genommen.
So oft wir den HErrn in Berührung mit dem Tode sehen, wurde demselben
sein Opfer genommen. Und als Er Selbst vom Tode angegriffen und besiegt
wurde, zeigte es sich - o Wunder! daß der Sieger besiegt und der
Besiegte Sieger war. Der Tod konnte Ihn nicht halten. Er war die
Auferstehung und das Leben, Er war Gott. Kann Er nicht die Namen der
Eigenschaften tragen, die Er so betastbar darstellte?
(1. Joh, 1,1.2; Joh. 1,1-4.18; 1.Kor. 15,21.)
Die Worte „wer an Mich glaubt, wird leben, auch wenn Er gestorben ist“,
zeigen uns zwei Seiten Seiner Macht: 1. Auferstehung, „wird leben“
bezieht sich auf das seelische und geistliche Wesen des Glaubenden.
Durch Glauben an Jesus nimmt Ihn ein Mensch auf, der „lebendig machende
Geist“ wird aufgenommen (1. Kor, 15,45), und er wird damit lebendig
gemacht (Joh. 6,63a; 2. Kor. 3,6b), er geht aus dem Tode in das Leben
hinüber (Joh. 5,24.25). Es ist seine Bekehrung, seine neue Geburt; dies
ist das erste, was ihn mit der Auferstehung verbindet. 2. „... auch wenn
er gestorben ist“ bezieht sich auf das leibliche Wesen des Glaubenden.
Durch Glauben an Jesus wird ein Mensch auch für seinen Leib teilhaftig
der Auferstehung. Er stirbt, weil er gesündigt hat (Röm. 5,12); sein
Leib der Sünde empfängt seinen Lohn (Röm. 6,6.23), er fällt unter die
Herrschaft des Todes, aber er bleibt nicht darunter, denn der Geist des
Lebens, den er erhalten, hat ihn freigemacht und wird ihn lebendig
machen (Röm. 8,2.11; 1 .Kor. 15,21.22). So wie beim Grabe Lazarus' der
Tod seinen Gefangenen losgeben mußte, so wird Er die Gläubigen aus den
Gräbern herausrufen, wenn Er wiederkommt (1. Thess. 4,16).
„Und jeder, der da lebt und an Mich glaubt, wird nicht sterben in
Ewigkeit.“ Das „der da lebt“ bezieht sich auf das natürliche, leibliche
Leben, auf jeden Menschen; „und an mich glaubt“ bezeichnet den
Gläubigen. In den Augen der Menschen sehen Gläubige und Ungläubige
gleich aus: sie „leben“ beide. In den Augen Gottes ist der Ungläubige
nur einer, „der da lebt“, und der Gläubige einer, „der da lebt und
glaubt“, und nur für diesen gilt: „wird nicht sterben in Ewigkeit“. Für
ihn ist der Tod nur ein Übergang aus der Zeit der Fremdlingschaft in die
Herrlichkeit. Lieber Bruder, wenn Christus unser Leben ist, wie könnten
wir sterben, da Er lebendig ist in die Zeitalter der Zeitalter? (Kol.
3,4; Offenb. 1,18.)
R. W. D.
Antwort D
In Kap. 8,58 offenbarte Sich der HErr den Juden als der Jehova - der
„Ich bin“; hier offenbart Er Sich der Martha als „die Auferstehung und
das Leben“. Er sagt gleichsam zu Martha: Ich, die Person, die vor dir
steht, Ich bin die Auferstehung und das Leben. In ihrem Hause war
der Tod eingekehrt, aber mit Seiner Person kam jetzt die Auferstehung
und das Leben hinein. Die Kraft war in Seiner Person. Wo Er ist, kann
der Tod nicht sein (noch kommen). Er war nicht da, und so konnte der Tod
Lazarus hinwegnehmen. Aber jetzt kam Er, - und Er sagt nicht zur Martha,
was Er tut oder tun will, sondern was Er in Seiner Person ist:
Auferstehung und Leben, und zeigt ihr: wenn Er erscheint, dann wird der
Gläubige leben (auferstehen), der gestorben ist, und die Gläubigen, die
leben, die werden nicht sterben in Ewigkeit. - So auch heute. Der HErr
ist nicht hier, Er ist droben. Der Tod tut noch sein Werk an den Kindern
Gottes, aber wir erwarten den Tag, da Er kommt, der Auferstehung und
Leben ist. Dann werden die beiden Klassen 1. der Gestorbenen (V. 25)
auferstehen und leben und 2. die Klasse derer, „die da leben“, (V. 26)
verwandelt - „nicht sterben in Ewigkeit“.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Diese Frage ist recht gründlich beleuchtet; möchte uns Christus nur
recht groß und kostbar geworden sein durch diese
Antworten.
Er, dessen Name nach 2. Mose 3,14 „Ich bin“ ist und dessen Name Sein
Wesen bedeutet, steht hier vor uns als „die Auferstehung“, „das Leben“!
Welch wunderbares Geheimnis! Wie glücklich sollten wir sein, daß uns
dieses geschenkt ist und wir uns in die unergründlichen Tiefen der
Herrlichkeit dieser Seite Seines Wesens versenken dürfen! Aber glauben
wir die Tatsachen dieser Verse auch wirklich? Kaum irgendwo anders,
meinen wir, ist unser Glaube ein so unvollkommenes Ding wie hier.
Möchten wir hinsichtlich dieser göttlichen Tatsachen unseren Glauben
prüfen an der Hand der göttlichen Bestimmung dessen, was Glauben ist.
Hebr. 11,1! „Ein Überführtsein!“ Möchten wir uns nur täglich mehr und
mehr durch den Geist Gottes, der Christus verherrlicht (Joh. 16,14),
überführen lassen von der Herrlichkeit der Person Jesu, indem wir Ihn
anschauen in Seinem Wort (2. Kor. 3,18)!
Frage 35
Wie ist die Stelle in Phil 2,12.13 zu verstehen: „Vollführet eure eigene
Seligkeit mit Furcht und Zittern“?
Antwort A
Bei der BeAntwortung
dieser Frage dürfen wir nicht die zweite Hälfte des Verses vergessen,
sondern müssen sie vielmehr voranstellen. Sie lautet: „Denn Gott ist es,
der in euch wirket beides, das Wollen und Vollbringen nach Seinem
Wohlgefallen.“
Weil denn Gott solches in uns wirket, so sollen wir Ihm einerseits
stillehalten, daß Er durch uns wirken kann als durch gefügige
Instrumente, andererseits sollen wir die Kraft, die Er uns darreicht,
nämlich den Heiligen Geist mitsamt Seinem teuren Wort, annehmen und in
und mit derselben unter Furcht und Zittern unsere Seligkeit schaffen.
Gott macht uns gerecht ohne unsere Werke, Er macht uns gewissermaßen
heilig durch unsere Werke, d. h. unser ganzes Leben soll ein
fortgesetztes gutes Werk, ein angenehmes Opfer sein, indem wir uns Ihm
Selbst auf Seinem Altar darbringen, wie Er Sich für uns dargebracht hat
und unsere Seligkeit geschafft.
Dies ist nicht anders geschehen, als daß Er mit großer Angst und Zittern
in Gethsemane Sich unter Gottes Willen beugte und dann als das Lamm
Gottes unter Höllenqualen am Kreuze für uns starb; aber - Gott sei
gelobt - so erniedrigend dieser Tod war, um so herrlicher war Seine
glorreiche Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten Gottes samt
der Ausbreitung Seines Reiches als der Frucht Seines Todes. Auf diese
selbstverleugnende Weise hat Er unsere Seligkeit erworben, auf diese
selbstverleugnende Weise sollen wir Seine Nachfolger sein, indem wir
unser eigenes Leben mit Ihm am Kreuze in den Tod geben, damit wir mit
Ihm auferstehen, um gute Früchte zu bringen. Diese völlige
Selbstvernichtung, die durch Gott in uns gewirkt wird, ist und bleibt
eine Tat der Selbstverleugnung, die wir immer mehr lernen sollten, damit
Gott uns mehr mit Seiner Kraft erfüllen kann, die wir in Seinem Dienste
zu Seiner Verherrlichung verwenden und so unsere Seligkeit mit Furcht
und Zittern schaffen.
Furcht und Zittern schaffen.
Die Kehrseite ist folgende: Widersteht der Mensch dieser Kraft, so
bleibt er in der Knechtschaft des Teufels und wirkt seine Verdammnis. Es
ist dann seine eigene Schuld, wenn er verloren geht, wie es nur Gottes
Gnade und Huld ist, wenn der Mensch errettet wird.
L. Th.
Antwort B
Mir scheint, wenn wir kindlich sind, die Sache sehr einfach zu sein.
1. Gott hat alles für alle getan, Wir haben zu der Seligkeit nichts
mehr, rein nichts mehr zuzufügen. „Es ist vollbracht. „Gott ist es auch,
der nach V. 13 alles wirket, wirklich alles. Aber Gottes Wille kommt in
mir soweit zur Ausführung, als
2. mein Wille will. Mein Wille in Seinen Willen gelegt, mein Wille von
Seinem Willen umfangen, und alles ist gut. „Jawohl, Er blickt hernieder
auf mich, Sein schwaches Kind, zu Ihm schau ich auch wieder und Kraft
und Frieden find'. Ich lege meine Hände (Willen und Leben) in Seine
starke Hand und weiß, Er führt am Ende mich heim ins Vaterland.“ Mit
Furcht tue ich das, nicht als Knecht, sondern als Kind; mit Zittern,
nicht als in sklavischer Pein, sondern in heiligem Michausstrecken und
großem Ernst.
K. E.
Antwort C
Phil. 2,12.13 mahnt die Gläubigen, daß sie auf ihrer Errettung nicht
ausruhen sollen, als wenn ein treuer und lebenskräftiger Wandel nicht
nötig sei, weil wir ja in Christus alles haben. Ja, wir haben alles in
Christus, aber nicht, damit es unbeachtet liegen bleibt, sondern damit
wir es in einem Leben der Tat auswirken. Die Errettung, das Heil wird in
diesem Wort deutlich als vorhanden bezeugt. Und den angeredeten
Gläubigen wird ihr treuer Gehorsam ausdrücklich anerkannt. Und doch
werden sie aufgefordert: „Wirket eure Errettung aus in einem tadellosen
Leben unbescholtener Gotteskinder, als Lichter in der Welt, die das Wort
Gottes durch ihr tatsächliches Verhalten darstellen!“ (14-16.) Die
Errettung ist kein totes Gut, sondern sie ist Leben! Der HErr als das
Leben ist unser Heil. Die Eigenart des Lebens ist die Betätigung, und
zwar im besonderen die Lebenswirkung. Wo wahre Errettung ist, da
betätigt sie sich in einem gereinigten, geheiligten Leben, das den
Todeshauch und das Todesgift der Sünde überwindet. Ja, sie beweist ihre
Lebenswirkung, indem sie das Leben, wie ein Licht die Helligkeit und
Wärme, um sich her verbreitet. Und es gibt kein anderes Licht in dieser
Welt als das Wort, so daß alles wahre Leben sich mehr und mehr dem Worte
entsprechend gestaltet und so zu einem lebendigen Brief Christi wird.
Das alles ist nur möglich in heiligem Ernst, mit Ehrfurcht und Zittern.
Je tiefer wir die Nähe Gottes und die Innewohnung des HErrn erfahren, um
so ehrerbietiger und ernster wird unser Leben - Sein Wirken - alles
Eigne zurücktreten lassen. Denn wie die Tatsache der Errettung selbst,
wie jeder ernste, gute Wille (der von uns gefordert wird), so ist auch
jede Tat des Lebens, jedes Wirken im Geiste Christi nie und nimmer aus
uns, sondern einzig und allein aus Gott, der allein die Kraft ist.
E. A.
Antwort D
Das Wörtchen „eigene“ sagt uns, daß es sich um eine Seligkeit handelt,
welche wir schon in dieser Welt besitzen und genießen können. Was für
eine Seligkeit oder Glückseligkeit das ist, sagt uns Joh. 14,23. Es ist
die Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo. Das
ist es, was Satan uns so gerne raubt, und ich fürchte, daß viele
Gläubige diese Seligkeit nicht genießen. Wer sein eigenes, schwaches,
menschliches Herz und auch die Welt mit ihren Eitelkeiten und die List
Satans, ihres Fürsten, kennt, der wird mit Furcht und Zittern danach
trachten, in dieser persönlichen Gemeinschaft mit seinem HErrn im Himmel
zu bleiben. Drei Dinge sind wichtig zu beachten: 1. Habe acht auf dich
selbst und auf die Lehre (1. Tim. 4,16). 2. Halte fest das Bild gesunder
Worte (2. Tim. 1,13). 3. Halte im Gedächtnis Jesum Christum, auferweckt
aus den Toten (2. Tim. 2,8).
A. F. S.
Anmerkung des Herausgebers
Wir haben mehrere
Antworten
verschiedener Auslegung aufgenommen, die, wie wir glauben, einander
ergänzen. Doch in keiner scheint uns das berücksichtigt zu sein, wodurch
Paulus zu diesen Ausdrücken, die vielen Gläubigen ganz ohne Grund
Schwierigkeiten machen, Veranlassung hat. Er schreibt ihnen diese Worte,
soweit wir sehen, keineswegs nur als ernste Ermahnung, deren
Nichtbeachtung böse Folgen nach sich ziehen würde - obwohl das wahr sein
mag -, sondern als lebendigen Trost. Sie bedurften dessen sehr, nachdem
Paulus, der bisher in ihrer Mitte gewirkt und zu ihrem Heil gearbeitet
hatte, sie hatte verlassen müssen, wodurch sie sich gewissermaßen „auf
eigene Füße gestellt“ sahen. Sie mußten jetzt ihr Heil selbst
„auswirken“. Aber wenn Paulus auch nicht da ist - Gott ist da; Gott
wirkt alles in ihnen, während Paulus nur für sie wirken konnte.
Welch ein Vorrecht für uns, Ihn wirken lassen zu dürfen! Doch
schließt dieses Vorrecht die VerAntwortung
für uns in sich, unsern Wandel in solcher Weise zu führen, daß das
Wirten Gottes nicht verhindert werde. Nur durch diese beständige
Wechselbeziehung zwischen Gottes Wirken in uns und unserem
dementsprechenden gebührenden Gehorsam, der verbunden ist mit heiliger
Ehrfurcht gegen Gott, werden wir befähigt, „Darsteller des Wortes des
Lebens“ - d. i. des Christus! - zu werden (V. 16). Wie die Schauspieler
Darsteller der Gedanken des Dichters sind, so sind wir berufen, die
Darsteller des Wesens Dessen zu sein, welcher der geliebte Gegenstand
unserer Herzen ist. Welch erhabene VerAntwortung
und welch ein Trost, daß Er Selbst in uns wirkt nach Seinem
Wohlgefallen!
Frage 36
Wie sind die Gegensätze in Kol. 3,3 „ihr seid gestorben“ und in V. 5 „so
tötet nun“ zu verstehen und wie werden sie praktisch ausgelebt?
Antwort A
Das eine ist wohl klar: Wiedergeborene sind der Welt und dem Ich
gestorben. Der alte Mensch (das Ich, die eigene Persönlichkeit mit
allem, was an und in ihr unter der Leitung Satans stehend ist) ist
gekreuzigt, und ich bin ein neuer Mensch (dieselbe meine Persönlichkeit
mit allen Gaben, Kräften,
Gütern unter dem Regiment Christi stehend) geworden.
Aber obwohl der Christ ein neuer Mensch ist, so ist doch der Leib noch
da und in ihm allerlei Lüste. Lüste, die an sich berechtigt sind, die
aber, wenn sie nicht im Zügel gehalten werden, zur Sünde führen und
werden können. Notwendige Eß- und Trinklust kann zur Völlerei und
Trunksucht werden, Fortpflanzungslust zur Unzucht werden, gutes Streben
zum ehrgeizigen Strebertum werden, Sparlust zum Geiz werden, Feingefühl
zur Empfindelei werden usw. Da gilt es zu wachen. Lüste sind nach dem
Ausspruch eines alten Mannes Gottes gute Knechte, aber böse Herren. Gott
mache uns wachsam! Sein Sieg ist unser Sieg, Halleluja!
K. E.
Antwort B
Der Zusammenhang aller Stellen, in denen uns bezeugt wird, daß wir mit
Christus gestorben sind, verwertet diese Glaubenstatsache zu einem
Ansporn des Willens, unser praktisches Leben dementsprechend gestalten
zu lassen. Daß wir mit Christus gestorben sind, ist die
Glaubensstellung, die wir in Christus haben. Dieser Glaube ist keine
Theorie oder Lehre, sondern er ist Leben, und zwar in erster Linie und
vor allem inneres Leben. Das Geheimnis heißt „Christus in uns“ (Kol.
1,27), Christus der Gekreuzigte und der Erstandene und Erhöhte, der
ganze Christus! Das ist die persönliche Grundlage aller Heiligung. Damit
sind wir aber noch nicht „fertig“ im „Gestorbensein“. Denn das Fleisch
lebt. Wir leben im Fleisch. Hier bedarf es der praktischen Auswirkung
der Errettung. „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in
mir! Vom Innersten aus, wo im glaubenden Herzen Christus wohnt, werden
mehr und mehr alle Lebensgebiete in die Sterbensgemeinschaft und
Lebensgemeinschaft des HErrn gezogen. Der lebendige Glaube, der selbst
nichts anderes ist als eine Lebenswirkung des HErrn, hat sich
unausgesetzt zu betätigen gegen das Fleisch und alle fleischlichen
Neigungen, die in jedem Gläubigen vorhanden sind. In der Kraft des
Glaubens an die Todesgemeinschaft mit dem HErrn, der für uns gekreuzigt
wurde, sinnen wir nicht mehr auf das, was auf der Erde ist. In dieser
Glaubenskraft töten wir und legen wir ab alle die Neigungen und
Regungen, „um derentwillen der Zorn Gottes kommt über die Söhne des
Ungehorsams“. Ebenso wie die Glaubensstellung in Christus bei einem
treuen Gläubigen eine beständige ist, ebenso muß naturnotwendig dieses
Töten und Ablegen eine beständige Handlung des neuen Menschen sein.
E. A.
Anmerkung des Herausgebers
Welch eine köstliche Gewißheit: „Unser (der Gläubigen) Leben ist
verborgen mit dem Christus in Gott“ (V. 3). Unser Leben ist hienieden zu
Ende gebracht, indem wir mit Christum starben. Wir haben unser Leben nur
noch droben; doch hier unten sind noch „Glieder“ von uns, Glieder des
alten Menschen, der in Christo sein Ende gefunden hat. Es wäre für uns
nicht möglich, diese Glieder zu töten oder im Zustande des Todes zu
erhalten, wenn unser Leben nicht in Gott wäre. Lebten wir noch unser
altes Leben, in dem nichts ist, was von Gott anerkannt werden kann, so
hätten wir auch keine Kraft, unsere Glieder zu töten; unsere besten
Willensäußerungen und Bemühungen würden nichts sein als Fleischeswerk.
Aber unser Leben, unsere Lebensquelle wie Lebenskraft ist mit Christo in
Gott; nur darum können wir„töten“ (V. 5), oder vielmehr, wie
dieser Ausdruck und die folgenden
wörtlich besagen: „(zuständlich) getötet haben ...“ (V. 5), „abgelegt
haben ...“ (V. 8) und „angezogen haben ...“ (V. 12) und fortgesetzt in
diesem Zustande eines „neuen Menschen“ (V. 10) wandeln. Des neuen
Menschen Leben ist Christus. Für das, was er hier auf der Erde zu töten
und abzulegen hat, zieht er zugleich das an, was seinem Wesen nach
Christus Selbst ist, und also wird er von Gott „erneuert“ (V. 10). Wir
verwirklichen das Getötethaben usw. praktisch in dem Maße, in dem wir
droben unseren Verkehr haben, wo der Christus ist (V. 1 u. 2!);
dann wird das „Wort des Christus“ für uns lebenserneuernden Wert
bekommen und „reichlich in uns wohnen“ (V. 16); dadurch wird der „neue
Mensch“ ausgebildet werden, die Glieder des alten werden als getötet
ihre Macht mehr und mehr verlieren, und das neue Leben - Christus - wird
nach und nach in uns ausgebildet (2, Kor. 3,18).
Frage 37
Bitte um eine kurze Auslegung von Röm. 8,19-25!
Antwort A
Mit V. 19 möchte man Kol. 3,4 und 1. Joh. 3,2 vergleichen. Das Harren
der Schöpfung wartet auf den Tag, da der HErr mit Seinen Erkauften
erscheinen wird, um durch Gericht alles in Ordnung zu bringen (2. Thess.
1,10; Apgesch. 3,19.21). - V. 20-22: Der Mensch wurde zum Herrschen
geschaffen, um Gott auf der Erde zu vertreten (1. Mose 1, 26.28), aber
da er durch Ungehorsam und Hochmut in die Knechtschaft Satans, der
Sünde, der Eitelkeit fiel, so ist es klar, daß alles, was von ihm
beherrscht wurde, auch mit ihm in die Knechtschaft fiel; unsere Sünde
hat die Grausamkeit der Raubtiere, das Leiden des Tierreiches, die
Unfruchtbarkeit des Bodens, die Krankheiten des Pflanzenreiches, alle
Unregelmäßigkeiten in den Verrichtungen der Schöpfung: Mißbildungen bei
den lebendigen Wesen, Störungen, Erdbeben usw., verursacht und
verursacht sie noch. Aber Gott ließ dies zu, um die Schöpfung teilhaftig
an den Ergebnissen des Werkes Christi (Kol. 1,20; Hebr. 2,9) zu machen.
V. 23 drückt das Sehnen, das Verlangen der im Leibe noch wohnenden
Kinder Gottes aus (2. Kor. 5,2.4; Phil. 1,23). V. 24.25: Ihre
tatsächliche Errettung ist noch nicht ausgeführt, obgleich alles für
dieselbe vollbracht ist (Joh. 19,30). Sie warten noch, aber mit
Gewißheit, auf die Vollendung ihres Heiles, welche die Wiederkunft des
HErrn ist, durch die sie in Herrlichkeit aufgenommen werden; dann wird
die Schöpfung selbst im Tausendjährigen Reiche von der Herrschaft der
Sünde befreit werden (2. Thess. 2,3-8). In Verbindung mit V. 24 und 25
lese man noch Hebr. 2,8; 9,28; 1. Petri 1,3-9;
2. Thess. 2,16; 2. Kor. 4,18; Eph. 1,18. Gepriesen sei der Gott und
Vater unseres Herrn Jesu Christi für diese gute Hoffnung; Er ist
unsere Hoffnung (1. Tim, 1,1).
R. W. D.
Antwort B
Als der HErr hienieden wandelte, seufzte Er im Geiste (Joh. 11,33.38).
Er sah und empfand in Seiner Seele den Tod und das Verderben, welches
durch die Sünde in die Welt gekommen war. So haben auch heute die Kinder
Gottes ein Empfinden für die Knechtschaft des Verderbnisses, unter der
die Schöpfung seufzt.
Der Mensch ist das Haupt der Schöpfung, und als durch seine Sünde das
Gericht Gottes über ihn kam, kam auch die Schöpfung unter den Fluch (1.
Mose 3). Da ist der Ursprung und Anfang des Seufzens. Von da an brachte
die Erde statt Früchte Dornen hervor. Die Tiere, die einst dem Menschen
nahten, flohen vor ihm, er wurde ihr Tyrann, und nur im Schweiße seines
Angesichts fand er selbst sein Brot. Mit Seufzen und Geschrei betritt er
die Welt, und so geht er auch wieder aus ihr heraus. Mit dem
Fortschreiten in der Sünde und Empörung gegen Gott mehren sich auch die
Wehen und das Verderben der Schöpfung. Die Sintflut brachte neues
Verderben. Bis dahin erreichte der Mensch ein fast tausendjähriges
Alter, jetzt wurde das Leben abgekürzt. Babel, Sodom usw. zeigen weitere
Spuren des mit der Sünde zunehmenden Verderbens.
Obgleich wir die Erstlinge des Geistes haben (V. 23), so gehören wir
durch den Leib noch dieser Schöpfung an und seufzen in uns selbst und
harren der Erlösung. Zugleich sind wir aber auch der Mund der seufzenden
Schöpfung, der das Sehnen der Kreatur nach dem Tage der Offenbarung der
Söhne Gottes vor Gott ausdrückt. Jetzt ist noch der Tag des Weinens,
aber bald kommt die Stunde, von welcher der HErr sagt: Ich werde euch
wiedersehen (Joh. 16,22), und dann naht der Tag, an dem wir mit Ihm
offenbar werden in Herrlichkeit (Kol. 3,4), der die Befreiung der
Schöpfung von der Knechtschaft und Gebundenheit in sich schließt. Dann,
wenn die Kinder Gottes offenbar werden, wird auch sie in dem Schmucke
ihrer Schönheit gekleidet sein.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Hat es uns noch niemals wie ein heiliger Schmerz tief ergriffen, wenn
wir sahen, wie ein armes Lastwagenpferd auf der Straße erbarmungslos
mißhandelt wurde, oder wenn wir einen jämmerlichen Droschkengaul auf dem
glatten Asphalt stürzen sehen mußten? Sicherlich! Haben wir nicht schon
ähnlichen Schmerz empfunden gelegentlich beim Anblick eines gefangenen
Vögelchens, oder wenn wir irgendwie gezwungen waren, in der Natur einen
Kampf auf Leben und Tod mitanzusehen? Sollte unser Schmerz nicht
gewissermaßen die stille, traurige und sehnsüchtige
Antwort
sein auf den klagenden Schmerzensschrei der um unsertwillen, um des
gefallenen Menschen willen leidenden Tierwelt, ja der gesamten
Schöpfung? Sie, die Schöpfung, seufzt - unbewußt freilich, aber darum
nicht weniger sehnend - nach der Erlösung, die erst eintreten kann, wenn
die „Erlösung unseres Leibes“ eintritt, die „zukünftige Herrlichkeit,
die an uns geoffenbart werden soll“. Laßt uns mehr unter diesem
Gesichtspunkt die leidende Naturwelt anschauen, dann werden wir das
Mitleiden und Erbarmen mit ihr haben, das uns als Christen geziemt (vgl.
z. B. Spr. 12,10 u. a.), uns, die wir uns mitverAntwortlich
wissen für die „Knechtschaft des Verderbnisses und der Eitelkeit“, unter
welche der Mensch durch seine Sünde die Schöpfung unterworfen hat (V.
20)!
Frage 38
(Doppelfrage): Ist in Apgesch. 21,4 der Heilige Geist gemeint? Wenn ja,
wie ist dann der Gegensatz zu V. 11 zu verstehen? (vgl. noch Apgesch.
11,28!)
Da die unter C) in Heft 6 genannte untenstehende neue Frage sich mit
demselben Gegenstand beschäftigt, so veröffentlichen wir die auf
letztere schon eingegangenen
Antworten
zugleich mit unter Nummer 38.
Nummer 38.
Der Herausgeber.
Was will Paulus in Apgesch. 20,22 sagen? Ist es ein Hinweis auf Kap.
19,21 oder 18,18-21?
Antwort A
(1. Frage)
Wenn die Schrift von „dem Geiste“ (Apgesch. 21,4) spricht, ohne andere
Bezeichnung in dem Zusammenhang, so können wir nur an den „einen Geist“
denken (Eph. 4,4), den Heiligen Geist. Wenn sie von „dem HErrn“ spricht,
so verstehen gleich unsere Herzen, um welche teure Person es sich
handelt (Joh. 20,25; 21,7.12). Ebenso ist's mit „dem Geist“, denn Er und
der HErr sagen die gleichen Worte (Offenb. 2,17 usw.; 3,14.22); beide
sind die Wahrheit (Joh. 14,6; 1. Joh. 5,6). Andere Geister sind in der
„von Gott eingegebenen Schrift“ stets sorgfältig gekennzeichnet, damit
betreffs „des Geistes“ keine Unklarheit bestehe, von dem unser
Verständnis abhängig ist (1. Kor. 2,10.11; Joh. 14,26; 16,13.14).
Die Gemeinden wandelten in der Furcht des Herrn (Apgesch. 9,31), im
Geist (Gal. 5,16.25), und dieser, unbetrübt, wirkte in den Gläubigen
Seine Frucht, die Liebe ... den Frieden ... (Gal. 5,22). Wie Paulus
(Apgesch. 20,23) und Agabus (21,11) hatten die Jünger von Tyrus durch
denselben Geist Kenntnis von den des Paulus wartenden Banden und
Drangsalen erhalten, und die Liebe des Geistes (Röm. 15,30) trieb sie,
wie auch die in Cäsarea, zu ihrer dringenden Bitte; dieselbe Liebe
wirkte in Paulus, dessen Herz brach, aber ihm wurden von dem HErrn
zuerst (Apgesch. 20,22.24), von Brüdern auch (Röm. 15,25.26), Dienste
anvertraut, welche die Reise nach Jerusalem erforderten, und inbrünstig
im Geist, „dem HErrn dienend“ (Röm. 12,11), tat er „eines“ (Phil.
3,14). In diesem 21. Kapitel der Apostelgeschichte finden wir also keine
Widersprüche, vielmehr sind da die verschiedenen Wirkungen Gottes durch
den Geist nach der Stellung jedes einzelnen wahrnehmbar (1. Kor. 12,
6.18). Das Ende bei allem ist Sein allen Verstand übersteigender Friede
(Apgesch. 21,14; Röm. 16, 20 mit Phil. 4,6.7).
R. W. D.
Antwort B
(2. Frage)
In Apgesch. 20,22 denken manche Ausleger an den eigenen Geist Pauli im
Unterschiede von 21,4, wo der Heilige Geist gemeint sei.
Die Schrift unterscheidet ja zwischen Seele und Geist des Menschen. So
ist 1. Kor. 2,11 sicher der Geist des Menschen gemeint.
Demnach will man den Wunsch des Apostels, nach Jerusalem zu gehen, auf
seine große Sehnsucht, das jüdische Volk für das Evangelium zu gewinnen,
zurückführen, eine Sehnsucht, die so mächtig ist, daß er bereit ist,
sein Leben für sein Volk zu lassen (vgl. 20,24 mit Röm. 9,1-5;
15,30.31).
Eine Berufung auf Apgesch. 19,21.22, wo es heißt: „Paulus setzte sich
vor in seinem Geiste, nach Jerusalem zu reisen,“ ist schon deshalb
belanglos, weil auch an dieser Stelle durchaus nicht an den Geist des
Apostels im Unterschiede vom Heiligen Geist gedacht werden muß.
Wörtlich heißt es: „In dem Geiste“.
dem Geiste“.
Wir sind aber durchaus nicht genötigt, einen Gegensatz zwischen dem
Vorsatz des Apostels und der Absicht des Geistes anzunehmen. Die
Offenbarungen des Heiligen Geistes bezüglich der geplanten Reise kannte
der Apostel ja genau. Sein Geist kann sich nie gebunden und gedrungen
fühlen, etwas zu tun, was dem Willen des Heiligen Geistes widerspricht.
Allen Versuchen, die Reise des Apostels nach Jerusalem als eine vom
Heiligen Geiste nicht gewollte, sondern als einen dem eigenen Geiste des
Apostels entsprungenen und mit einen gewissen Eigensinn trotz aller
Warnungen durchgesetzten Plan darzutun, stehen Wortlaut und Sinn der
Schilderungen in der Apostelgeschichte durchaus entgegen.
Der Apostel fühlte sich im Geiste gebunden, stand aber dabei unter der
Leitung des Heiligen Geistes.
J. W.
Antwort C
(2. Frage)
Paulus nennt sich oft einen Sklaven Jesu Christi (Röm. 1,1; Phil. 1,1;
Tit. 1,1). Paulus war nicht ein äußerlich Gebundener, sondern ein im
Geist Gebundener, d. h. er hatte sich jemand zu eigen gegeben,
verpflichtet, dem Herrn Jesu. So meint er hier, daß er als ein dem HErrn
Verpflichteter im Gehorsam gegen Ihn trotz der durch den Heiligen Geist
vorausgesagten Bande und Drangsale (Apgesch. 20,23), die dort auf ihn
warteten, nach Jerusalem reise. V. 24 zeigt, daß er nach Jerusalem ging,
um seinen Lauf zu vollenden und den Dienst, den er von dem Herrn Jesu
empfangen habe, daß er deswegen auch keine Rücksicht auf sein Leben
nehme. Daß dieses keine leeren Worte und Selbsttäuschung waren, zeigt
sein weiterer Weg. Der HErr hatte einst zu Ananias gesagt: „Dieser ist
Mir ein auserw ähltes Gefäß, Meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen
als Könige und Söhne Israels“ (Apgesch. 9,15). Bisher war der Dienst des
Paulus unter den Nationen und nur unter den unter diesen zerstreuten
Kindern Israels gewesen. Jetzt finden wir ihn Apgesch. 21 und 22 im
Tempel von Jerusalem, dem Mittelpunkt des jüdischen Volkes, vor der
ganzen Stadt das Zeugnis des Evangeliums verkünden, Apgesch. 23 vor dem
Synedrium stehen, Apgesch. 24 vor dem Landpfleger Felix, Apgesch. 25 und
26 vor Festus, dem König Agrippa und Bernice. Phil. 1,14 kann er
schreiben, daß seine Bande in Christo offenbar geworden seien in dem
ganzen Prätorium, und daß seine Umstände zur Förderung des Evangeliums
geraten seien. Phil. 4,22 spricht er von den Heiligen in des Kaisers
Hause. Ob er bei seiner ersten und seiner zweiten Gefangenschaft vor dem
Kaiser persönlich gestanden hat und ob die 2, Tim. 4,16.17 erwähnte VerAntwortung
vor diesem persönlich war, erzählt die Schrift nicht ausdrücklich, es
erscheint aber wahrscheinlich, da er sich ja auf die Person und das
Urteil des Kaisers berufen hatte.
So führte der HErr Seinen Knecht ins Gefängnis, damit dieser diesen Teil
seines Dienstes erfüllen konnte, damit auch das jüdische Volk und seine
Führer sowie die weltlichen Fürsten und Herren die Botschaft des
Evangeliums aus dem Munde des Paulus hörten.
O. v. Br.
Anmerkung des Herausgebers
Wir sind sehr dankbar für diese drei sich so gut ergänzenden
Antworten,
aus denen auch deutlich
hervorgeht, daß es schriftgemäß ist, die Reise Pauli nach Jerusalem für
gottgewollt zu halten. Hierzu nur noch einmal der Hinweis auf Apgesch.
9,15.16: Nationen - Israel.
Apgesch. 21,4 enthält gar kein Verbot, ebenso wenig wie V. 11; in V. 4
ist das, was in V. 12 infolge der V. 11 vorausgegangenen Weissagung
steht, als ein Reden durch den Geist dargestellt, was nur zeigt, wie
geisterfüllt die Jünger waren. Aber keineswegs sind hierin Gegensätze
gegen Kapitel 20,22 oder 19,21 zu sehen. Paulus handelte nach dem Willen
des HErrn (vgl. Apgesch. 20,22-24 mit 18,21b und 21,14!). Nur wenn in
21,4 ein bestimmter Befehl des Geistes läge, wäre diese Stelle schwierig
in ihrem Verhältnis zu Stellen wie 19,21 und 20,22 („in dem Geiste“);
aber der liegt nicht vor, sondern der Geist wirkte in ihnen eine
warnende Bitte gemäß ihrer Stellung zu Paulus und in Paulus einen dem
göttlichen Willen entsprechenden Entschluß gemäß seiner hervorragenderen
Stellung (als Apostel) zum HErrn! Paulus ging einen klaren, göttlichen
Weg!
Frage 39
Was ist die Bedeutung der Ausdrücke „Scheol“ (A. T.), „Hades“, „Abgrund“
(Abyssos), „Feuersee“ (Offenb. 20), „Hölle“ (Gehenna) und „Tartarus“ (2.
Petri 2,4)? Sind es alles verschiedene Dinge, oder sind z. B. „Scheol“
(A. T.) und „Hades“ (N. T.) dasselbe?
Antwort A
Das Wort Hades kommt im N. T. wie folgt vor: Matth. 11,23; 16,18: Luk.
10,15;16,23; Apgesch. 2,27.31; Offenb. 1,18; 3,7 (versch. Lesart.); 6,8;
20,13.14. Es bedeutet Totenreich, Unterwelt und entspricht dem
hebräischen Wort Scheol. Das Wort Scheol findet sich häufig schon im
Buche Hiob, vergl. 7,9; 11,8; 14,13; 17,13.16; 21,13; 24,19.
Das Totenreich liegt tief unten, 5. Mose 32,22; Jes. 14,9; 57,9; Hes,
32,21; Am. 9,2; Ps. 86,13; 139,8; Spr. 15,24; Hiob 11,8. Es ist der
Aufenthaltsort für alle Toten, Hos. 13,14; Ps. 16,10; 49,15; 89,48; Spr.
5,5; 23,14. Doch sind zwei Orte zu unterscheiden, das Paradies (Schoß
Abrahams), d. i. der Ort für die Frommen (Luk. 16,22; 23,43), wo der
sterbende Schächer mit Christus sein sollte. Von diesen sind die übrigen
durch eine große Kluft getrennt (Luk. 16,26).
Bis zum Gericht vor dem großen weißen Thron werden die Gottlosen hier
bleiben, um dann in den Feuersee geworfen zu werden (Offenb. 20,13ff.).
Dagegen erscheint das „Paradies“ seit der Auferstehung Christi in der
Gegenwart Gottes, wohin Paulus entrückt wurde (2. Kor. 12,1-4), nicht
mehr im Hades. Christus ist hinaufgestiegen in die Höhe und hat die
Gefangenschaft gefangen geführt (Eph. 4,8), aber zuvor stieg Er hinab in
die unteren Teile der Erde, d. i. in den Teil des Hades, der das
Paradies genannt wird. Die jetzt sterbenden Gläubigen sind „daheim bei
dem HErrn“ (2. Kor. 5,8) und kommen nicht in den Hades.
Das „höllische Feuer“ (Matth. 5,22) wörtlich „das Gehenna des Feuers“,
war ursprünglich die Feuerstelle im Tale Hinnom, wo Menschenopfer
dargebracht wurden (2. Chron. 33,6; Jer. 7,31). Dieses Wort kommt 12 mal
im N. T. vor, Matth. 5,22.29.30; 10,28; 18,9; 23,15.23; Mark.
9,43.45,47; Luk. 12,5; Jakob. 3,6, also mit Ausnahme der letzten Stelle
nur in den Aussprüchen des HErrn Selbst. Natürlich ist hier nicht die
örtliche Stelle im Tale Hinnom gemeint, sondern der Ort des Gerichts und
der Strafe der Gottlosen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht
erlischt, d. i. der Feuersee
(Offenb. 19,20; 20,10) oder der zweite Tod (Joh. 8,24; Offenb. 21,8).
Schon bei den Propheten erscheint dieser Platz als Vorbild des
Gerichtsortes, Jes. 30,33; 66,24; Mal. 4,1.
Der Ausdruck Tartarus kommt als Hauptwort überhaupt nicht vor, wohl aber
einmal, nämlich 2. Petri 2,4, das entsprechende Zeitwort
ταρταροΰν
(tartaroun), d. i. in den Tartaros werfen. Da es nur hier gebracht wird,
und zwar von den gefallenen Engeln, so muß nicht an den Hades gedacht
werden, noch weniger an die Gehenna (Hölle), „den schlussgerichtlichen
Strafort der Feuerhölle“, sondern an den vorläufigen Haftort, wo sie
„aufbewahrt“ werden für das Gericht. - Der Abyssos, d. i. die „Tiefe“,
das Bodenlose, der Abgrund. Dieser Ausdruck ist in der griechischen
Übersetzung des Alten Testaments die Wiedergabe des hebräischen Wortes
thehom, Tiefe, Meerestiefe (z. B. 1. Mose 1,2; 5. Mose 33,13; Ps.
107,26). Im N. T. ist Abyssos (Röm. 10,7) dasselbe wie Hades, d. i. der
Aufenthaltsort der Verstorbenen; nach Luk. 8,31; Offenb. 9,1; 11,7;
17,8; 20,1.3 der vorläufige Strafort der bösen Geister, also dasselbe
wie der Tartarus.
J. W.
Antwort B
Die Lutherbibel enthält oft den Ausdruck „Hölle“, wo in neueren
Übersetzungen „Totenreich“ steht.
Die Juden nannten das Totenreich „Scheol“, und das griechische Neue
Testament gibt „Scheol“ durch „Hades“
wieder. Der Scheol, auch „Grube“ (Lutherbibel 1. Mose 37,35), war im
Alten Bunde zunächst der Ort der abgeschiedenen Seelen, sowohl der
Frommen als auch der Gottlosen; er war das Gefängnis (1. Petri 3,19).
Die Stellen im Alten Testamente schildern den Zustand der Seelen im
Scheol als trostlos. Hiob 7,9; 3,11-19; 8,18; 10,21; Ps. 6,5; 30,9;
115,17.
Den wichtigsten Aufschluß über den „Hades“ erhalten wir im Neuen
Testament in der Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus, Luk.
16,19-31; dort erfahren wir von einem Ort der Seligkeit, „Abrahams
Schoß“, auch „Paradies“ (Luk. 23,43), und von einem „Ort der Qual“.
Dieser Ort der Qual ist wohl zu unterscheiden von der eigentlichen
Feuerhölle oder Gehenna, dem Ort der endgültig Verdammten. Der
griechische Ausdruck „Tartaros“ bedeutet Ort der Verdammnis und die
Miniaturbibel gibt ihn in 2. Petri 2,4 mit „Hölle“ wieder. Der Abgrund
(Abyssos), in Offenb. 9,1; 11,7; 17,8, da der Rauch aufsteigt, (Offenb.
9,2), ist ohne Zweifel die Behausung des Teufels und seiner Engel
(Matth. 25,41). Man merke wohl, nicht eigentlich die der Menschen, denn
Gott will, daß allen Menschen geholfen werde (1. Tim. 2,4).
Das Wort „Hölle“ ist abgeleitet von dem altdeutschen „Hela“, dem Namen
der Göttin der Unterwelt bei den alten Germanen.
Als Vorbild dieses Ortes der Qual galt den Juden das Tal Hinnom, südlich
von Jerusalem, wo immer Feuer unterhalten wurde, um Aase und Dünger zu
verbrennen; auch die Leichen von Verbrechern wurden dort hingebracht;
der Ort hieß Gé-Hinnom (vergl. Jer. 19,6ff.), und daraus entstand
Gehenna; auf diese beziehen sich folgende Stellen: Jes. 66,24; Offenb.
21,8; Mark. 9,43; Jud. 7.23; Offenb. 14,10; 21,8. Das Schicksal derer in
Offenb. 21,8 ist noch zukünftig und findet nach dem Tausendjährigen
Reiche statt.
Für uns ist es sehr wichtig zu wissen, daß uns nach unserem Tode ein
seliger Ort „bei Christo“ bereitet ist (Phil. 1,23). Eine solche
Verheißung bestand für Israel unter dem Gesetz nicht. Im A. T. kann der
Zustand der Verstorbenen kein seliger genannt werden, da Christus dem
Tode noch nicht die Macht genommen hatte. Der Zustand der Entschlafenen
wird ein seliger für den, der in Christo ist, obgleich auch diese
Seligkeit erst mit der ersten Auferstehung zur Vollendung kommt nach
Offenb. 20,6.
C. L.
Anmerkung des Herausgebers
Die Frage ist durch diese beiden umfassenden
Antworten
genügend beleuchtet. Wir weisen nur noch hin auf das auch für
„Totenreich“ und „Abgrund“ gebrauchte hebräische Wort „Abaddon“, in Ps.
88,11.12; Hiob 26,6 u. a. gebraucht, wozu wir zu vergleichen bitten
Offenb. 9,11.
Wir möchten die teuren Leser, denen dieser ganze Gegenstand zu „trocken“
erscheinen will, um sich gründlich mit demselben zu beschäftigen, noch
bitten, die angegebenen Schriftstellen treulich zu durchforschen, sie
werden gewiß Gewinn davon haben. Denn wenn Gott diese Dinge nicht
für wichtig genug erachtet hätte, so hätten sie gewiß nicht in Seinem
Worte Aufnahme gefunden! Auch hier gilt 2. Tim. 3,16.17.
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Viele neuerliche Ermunterungen in freundlichen Zuschriften und
reichliche Mitarbeit an dem Inhalt sowie an der Verbreitung der „G. H.“
stimmen uns zu stets erneutem Dank gegen den HErrn und alle unsere
teuren Helfer.
Die Einsender von Manuskripten bitten wir herzlichst, die unten auf der
3. Umschlagseite jedes Heftes auf Manuskripte bezüglichen Mitteilungen
zu beachten. Insbesondere bitten wir, die Manuskriptblätter stets nur
einseitig zu beschreiben!
Da wir eine solche Fülle von Stoff zur Verfügung haben, daß wir erst
einmal aufarbeiten müssen, so können wir bis Oktober (oder vielleicht
November) d. J. keine neuen Fragen annehmen. Erst von dann an
denken wir wieder neue Fragen aufnehmen zu können.
Jedoch, wenn dringende Fragen vorliegen, möge man sie uns senden,
wir werden bemüht sein, nach Möglichkeit solche Fragen persönlich
(brieflich) unserer Erkenntnis gemäß zu beAntworten.
Möchte die „G. H.“ auch fernerhin vielen zu reichern Segen sein und die
Erkenntnis des HErrn wie die Liebe zu Ihm mehren helfen!
Mit Tit. 2,11-14 grüßt alle Freunde und Mitarbeiter
Klotzsche, Anfang Juli 1914.
der Herausgeber
Fritz Koch.
Berichtigung.
Versehentlich folgt auf Seite 140 gleich Seite 145!
Gruß an den Leser:
„Wir haben einen solchen Hohenpriester, der Sich gesetzt hat zur
Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln als Diener des
Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, welche der HErr errichtet hat,
nicht der Mensch.“ Hebr. 8,1.2.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 40
Wie ist die Stelle zu verstehen: Hebr. 7,9.10, und wie verhalten sich
diese beiden Verse zu V. 14?
Antwort A
Der Brief an die Hebräer offenbart die Vollkommenheiten Christi von
jüdischem Standpunkt aus gesehen. Um unsere Stelle zu verstehen, müssen
wir die Bedeutung des Zehnten begreifen. Wir lesen in 1. Mose 14, daß
Melchisedek Abram segnete (V. 19) und dieser jenem dann den Zehnten von
allem gab (V. 20). Der Zehnte war also ein freiwilliges Zeugnis der
empfangenen Segnung, ebenso wie die Gaben in 1. Chron. 29,5.9.12.14;
wenn er dem Volke Israel gesetzlich vorgeschrieben wurde, so geschah es,
um die Tatsache zum Ausdruck zu bringen, daß es ein gesegnetes und
segnendes Volk war; hätte Israel jene Vorschriften durch Glauben
beobachtet, so wäre es auch der Fall gewesen. Die Segnungen Israels und
durch Israel sollten darin bestehen, daß Gott Seine Wohnung bei dem
Volke hatte, dessen Priester Levi (und seine Nachkommen) war. Da
derselbe also Vermittler der Segnung war, erhielt er den Zehnten von
seinen Brüdern (Hebr. 7,5.9). Aber als Same, als er noch in der Lende
Abrahams war, wurde er teilhaftig der Segnungen und deshalb auch
gezehnt, d. h. mußte den Zehnten zahlen. Daher ist nicht Levi der
Urheber der Segnungen, sondern ein Besserer (V. 7), Melchisedek, d. h.
im Vorbild Christus Selbst (V. 3.6). Es ist ein schlagender Beweis, daß
alle Segnungen, welche die Juden durch das levitische Priestertum zu
erlangen meinten, ihre Quelle von Anfang an in Christo hatten. Wenn man
nun die Quelle erreicht hat, wozu dann noch einen Kanal zum Schöpfens
des Wassers? Nein, dieser fällt weg, denn er ist nutzlos und sogar
schädlich für die Kühle und die Reinheit des Wassers.
Da nun das Gesetz und das levitische Priestertum nur Schatten waren, so
ist es klar, daß der Körper, Christus, nicht in demselben zu finden ist,
also nicht in der Nachkommenschaft Levis. In 1. Mose, 14,18 sehen wir,
daß der Segnende, Melchisedek, gleichzeitig König und Priester war bezw.
sein soll. Um diese Bedingung zu erfüllen, mußte also dieser aus dem
Stamme kommen, der die bestimmte Verheißung des Königs hatte, aus Juda
(1. Mose 49,10). Hebr. 7,14 ist demnach ein anderer schlagender Beweis
dafür, daß „unser HErr“ „Priester in Ewigkeit nach der Ordnung
Melchisedeks“ ist.
Wenn Israel Jesum, den Nazarener, als König und Priester anerkannt haben
wird, wird auch der Zehnte nicht mehr eine tote Form oder eine Nahrung
für die Selbstgerechtigkeit (Luk. 18,12) sein, sondern das dankbare
Zeugnis von der ewigen Güte Gottes (Ps. 110,3).
Lieber Bruder, Christus ist die Quelle! Sein Tod und Sein Leben sind für
uns die Ursachen aller Segnungen (vgl. 1. Mose 14,18; Matth. 26,26-29;
1. Kor. 10,16). Er hat uns auch unserem Gott zu Königen und Priestern
gemacht (Offenb. 1,5.6). Ja, Ihm sei die Herrlichkeit in die Zeitalter
der Zeitalter! Amen. (Hebr. 13,21.)
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Der Gegenstand ist ziemlich schwierig, leider ist auch nur vorstehende
Antwort Eingegangen,
doch denken wir, daß sie genügen wird, um dem aufmerksamen
Schriftforscher Licht zu geben. In vorliegender Frage liegt verborgen
die, wie wir uns zum Geben des Zehnten zu stellen haben. Dazu
einige Worte!
Den Zehnten zu geben oder für das Werk des HErrn zurückzulegen, weil im
Gesetz (also dem Volk Israel) dies geboten war, ist unter allen
Umständen schriftwidrig, selbst wenn man sagt: Was das alttestamentliche
Volk Gottes tat, muß das neutestamentliche, das größerer Segnungen
teilhaftig geworden ist als jenes, erst recht tun! Nein, und abermals
nein! Wir sind nicht unter Gesetz! (Gal. 5,18;
3,2; 4,5.6.) Aber nun berufen sich manche teure Kinder Gottes darauf,
daß das Verzehnten schon vor dem sinaitischen Gesetz dagewesen sei, und
sie weisen hin auf die Tatsache, daß Abraham dem Melchisedek, der doch
ein Vorbild auf Christus sei, den Zehnten gegeben habe. Wenn solche
Geschwister 1. Mose 14 für sich so auffassen, wollen wir sie
nicht schelten; aber nie sollte man sagen, aus diesem Kapitel gehe
hervor, daß die Gläubigen heute den Zehnten zu geben verpflichtet seien.
Wenn Verpflichtung da ist, dann ist Gesetz da! Wenn das, was einige
tun, darum andere auch tun sollten, dann wird eine
menschliche Satzung aufgerichtet, und das ist vom Übel (Kol. 2,20ff.).
Aus dieser wunderschönen Geschichte in 1. Mose 14 geht hervor, daß
Melchisedek von Abraham den Zehnten nicht gefordert hat! Freiwillig
gab Abraham den Zehnten. Gewiß sind wir Gläubigen von heute Abrahams
Same. (Gal. 3,6.7.29.) Aber wenn wir nun deswegen auch den Zehnten geben
wollten, so würden wir gerade den Charakter des Gebens Abrahams, den
Charakter der Freiwilligkeit, zerstören und ein Gesetz für uns aus dem
machen, was Abraham für sich tat. Er setzte sich gleichsam im
Herzen vor, als Gesegneter zu geben, wie es ihm gut schien; er gab den
zehnten Teil, womit er - was die Zahl 10 bedeutet - das Bewußtsein
seiner menschlichen VerAntwortlichkeit
Gott gegenüber andeutete. (Vergl. über die Zahlen S. 36-38 in Band I.)
Wollen wir es machen gerade wie er? Keiner hätte das Recht, es uns zu
verbieten, wenn die Beweggründe ganz von selbst die Abrahams und keine
gesetzlichen wären. Aber es kommt nicht auf die Zahl 10 an, sondern
darauf, den Charakter des Gebens Abrahams zu wahren! Dazu geben uns 1.
Kor. 16,2 und 2. Kor. 9,6.7 (8!) wichtige Fingerzeige. Handeln wir nach
ihnen als solche, die gesegnet sind, um zu segnen, dann wird der Zehnte
oft genug weit überschritten werden, (vergl. z. B. die Geschichte vom
Scherflein der Witwe! Mark. 12,41-44). Und dann - gibt es eine Grenze
für den, der da weiß: „Was wir
leben, das leben wir Dem, der für uns gestorben ist und ist auferweckt
worden“ (2. Kor. 5,15)? Und das ist nach Hebr. 7, unserem vorliegenden
Kapitel, Christus, der da ein unveränderliches Priestertum hat, weil Er
in Ewigkeit bleibt (23,24).
Frage 41
Wie stimmen zusammen Hebr. 10,4: „Unmöglich kann Blut von Stieren und
Böcken Sünden hinwegnebmen“ und das in 3. Mose. 5,10.13.16.18.26 in
Verbindung mit dem Schuldopfer immer wiederholte „und es wird ihm
vergeben werden“?
Antwort A
In Hebr. 10 handelt es sich um ewige Vergebung (V. 10.14.17.18), und da
ist es selbstverständlich, daß „unmöglich Blut von Stieren und Böcken
Sünden hinwegnehmen kann“. In 3. Mose 5 aber ist es anders, denn das
Gesetz hat nur „einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge
Ebenbild selbst“; alle Dinge waren nur Vorbilder, welche auf den Herrn
Jesus und die mit Ihm verbundene Gnade und die Segnungen hinwiesen.
Alles war nur irdisch: das Volk, seine Berufung, die ihm verheißenen
Segnungen, sein Dienst, seine Opfer - und auch die Vergebung auf Grund
der letzteren. Brachte ein Israelit für ein Vergehen das im Gesetz
vorgeschriebene Opfer dar, so war seine Schuld getilgt, er war
gereinigt, seine Sünde war vergeben; alles aber zunächst nur in den
Augen der Menschen und - soviel ich verstehe - in bezug auf die Wege
Gottes mit dem Menschen auf dieser Erde, also in bezug auf die
zeitlichen Folgen der Sünde. Dazu bedurfte es nicht einmal des Glaubens,
da es sich nur um ein Schattenbild handelte: wenn er das vorgeschriebene
Opfer darbrachte, wurde ihm vergeben. Ewige Vergebung konnte er jedoch
auch nur durch Glauben erlangen, wie es von Abraham heißt in 1. Mose
15,6: „Und er glaubte Jehova; und Er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit.“
Der glaubende Israelit erkannte, daß die Opfer usw. hinweisen auf einen,
der noch kommen und seine Schuld tragen und tilgen sollte, und daß auf
Grund dessen allein Gott ihm in Gnade begegnete. Seine Vorstellung
hierüber mochte nur dunkel sein - mehr oder weniger -, aber Gott hatte
Nachsicht mit ihm, denn Er fordert nicht mehr, als was dem jeweils
gegebenen Lichte entspricht (Röm. 3,25.26).
Wir sehen also einerseits den Unterschied in der Vergebung, von der in
den einander gegenübergestellten Schriftstellen die Rede ist,
andererseits aber auch die vollkommene Übereinstimmung in dem teuren
Worte Gottes.
Th. K.
Antwort B
Röm. 3,25 scheint mir ein Schlüssel zur Lösung der Frage zu sein. In
allen Opfern des Alten Testamentes hatte Gott Seinen geliebten Sohn vor
Augen. Von Ewigkeit schaute Er auf Ihn mit Wohlgefallen, wissend, daß
der Wille des Sohnes die Verherrlichung des Vaters und die Erfüllung
Seines Willens war (Hebr. 10,7). Das Kreuz leuchtete schon von ferne,
und in Seiner Barmherzigkeit bereitete Er in den Vorbildern den Weg für
die Errettung der vor Christus lebenden Gläubigen, ihnen Nachsicht und
Geduld zu erweisen.
In dem Opfer und in dem es darbringenden Priester sah Gott nichts
anderes als das für die bestimmte Zeit (Röm. 5,6) aufbewahrte Lamm
Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt (Joh. 1, 29.36), und den wahren
Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks (Hebr. 5,5-10). Der
glaubende Israelit sah es vielleicht nicht, aber er verstand, daß nicht
er selbst, sondern ein anderer seine Strafe erleiden und das Opfer
darbringen sollte, damit er vor den Augen des dreimalheiligen Gottes
Gnade finde. Dieser kleine Glaube genügt, um Gott zu befriedigen, wenn
Sein Blick die Aufrichtigkeit des Herzens geprüft hat; und Er ertrug und
ließ die Sünde hingehen, nicht um der Stiere und Böcke willen (kann etwa
Gott an Tieren Wohlgefallen haben? Nein! Hebr. 10,6), sondern um Seines
Sohnes willen, von dem sie Vorbilder waren. Wie wunderbar ist die Liebe
Gottes zu dem Sünder, für dessen Errettung in Christo Jesu Er vom Falle
in Eden an besorgt war. Einem fast unbewußten Gläubigen wurden die
ewigen Erfolge des nur später vollbrachten vollkommenen Werkes Christi
zuteil: „es wird ihm vergeben werden!“
Diesen kleinen Glauben nach Hebr. 11,1, ohne welchen es unmöglich ist,
Gott wohlzugefallen (V. 6), hatte die große Masse des Volkes nicht.
Durch seine Unbußfertigkeit verblendet, sah es in dem Opfer nicht mehr
als ein von ihren Gütern genommenes Tier und in dem Priester einen
Menschen, dessen Würde (Priester des wahrhaftigen Gottes) das Volk
gegenüber anderen Nationen erhob. Die Gerechtigkeit Gottes, welche mehr
als Blut von Tieren verlangt, erkannte es nicht (Röm. 10,3). Deshalb
auch wurden die Opfer ein Erinnern an die Sünden. Das Blut Jesu Christi
allein macht von aller Sünde rein (1. Joh. 1,7) und nur auf Grund dessen
hätte Israel Nachsicht, Vergebung erlangen können, was später für den
Überrest geschehen wird. Wie Hebr. 11 zeigt, war die Gnade Gottes nicht
ganz umsonst, etliche sahen Seine Absichten und die Verheißungsgüter von
ferne und trachteten nach einem neuen Vaterland.
Geliebte, uns, die wir fern waren (Eph, 2,12.13.17), ist durch ihren
Fall (Röm. 11,11.25) das Heil geworden. Laßt uns schon jetzt zur Ehre
seines Urhebers das neue Lied niederkniend anstimmen: „Du bist würdig“,
damit die Stimme der Engel und aller Kreatur laute: „Würdig ist das Lamm
... Amen“ (Offb. 5,9.12.14).
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Der Ton in Hebr. 10,4 liegt auf dem Wort „hinwegnehmen“; in V. 11 ist
noch einmal davon gesprochen, nur daß das griechische Wort dort noch
stärker ist und bedeutet „ganz und gar hinwegnehmen“. Hinwegnahme,
völlige Vertilgung der Sünden, konnte durch die Vorbilder nicht zustande
gebracht werden, wohl aber Vergebung, d. h. wie auch wir glauben in
erster Linie, zeitliche Vergebung, und zwar im Blick auf das einst
geschehene, große Opfer von Golgatha. Jedoch gab es - freilich nur um
dieses Opfers willen - auch wirkliche Reinigung im Alten Bund, aber nur
wenigen konnte sie zuteil werden, weil nur wenige sich selbst
verabscheuten und wahrhaft glaubten an die Güte und Erbarmungen Gottes.
In dieser Hinsicht ist der 51. Psalm so kostbar, auch Psalm 32.
Doch wie unendlich breiter, länger, höher und tiefer ist die Kostbarkeit
des „Einen Schlachtopfers zur Abschaffung der Sünde“ (Hebr. 9,26;
10,12). Jene unzähligen vorbildlichen Opfer haben zur Folge ein
beständiges Erinnern, dieses Eine ein völliges Ausgetilgtsein und
Vergessensein der Sünden (vergl. Hebr. 10, V. 3.4 mit V. 17.18!). Welch
einer Erlösung sind wir teilhaftig geworden! Gepriesen sei unser
herrlicher Heiland-Gott!
Frage 42
Was ist das ewige Evangelium in Offenb.
14,6.7?
Antwort A
Es ist nicht das Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch. 20,24), das seit
der Ausgießung des Heiligen Geistes allen Menschen verkündigt wird.
Es ist auch nicht das Evangelium des Reiches Gottes nach Matth. 4,23,
das den Juden verkündigt worden ist zur Zeit des Herrn Jesu und wieder
gepredigt werden wird nach Matth. 24,14 in der Endzeit, sondern es ist
das Evangelium, das die Rechte Gottes als Schöpfer und Richter
vorstellt.
Weder Israel, das ins Tausendjährige Reich eingeht, noch wir, die wir
unsere ewige Heimat im Vaterhause droben haben, könnten unsere Errettung
und unser Heil auf diese Forderung gründen, die Gott im ewigen
Evangelium stellt, wir haben alle nur in der Gnade in Christo Jesu Heil
gefunden. Im ewigen Evangelium der Endzeit fordert Gott bei jedem Volk
und Land der Erde nur Anbetung und Unterwerfung unter Ihn, den Schöpfer
und Richter.
Psalm 96, 97, 98 bezeugen schon von alters her dieses ewige Evangelium.
F. B.
Antwort B
Die Schrift redet in bezug auf das Evangelium in verschiedener Weise. So
lesen wir einmal in Matth. 4,23 von einem Evangelium des Reiches,
welches der Herr Jesus den Juden verkündigte. Ferner lesen wir einmal
von einem Evangelium der Gnade Gottes, das erstere wendet sich an die
Juden, das zweite an alle Menschen der Jetztzeit. Dieses ewige
Evangelium wendet sich in der Endzeit an die in stumpfer Sicherheit
sitzenden Menschen, es heißt „jeder Nation und jedem Stamm und Sprache
und Volk“ wird es verkündigt werden. Und die Verkündigung lautet:
„Fürchtet Gott und gebt Ihm die Ehre, denn die Stunde Seines Gerichts
ist gekommen, und betet Den an, der den Himmel gemacht hat und die Erde
und das Meer und die Wasserquellen.“ Inmitten ihres Verderbens läßt Gott
die Menschheit noch einmal zur Buße rufen. Gott fordert hier
Unterwerfung unter Ihn als den Schöpfer Himmels und der Erde und
Anbetung Seiner, als des allein wahrhaftigen Gottes. Wer sich diesen
Forderungen Gottes in jener dunklen Endzeit unterwirft, dem wird dieses
Evangelium mit seinem Heil zugerechnet werden. Es ist dies die geringste
Forderung, welche Gott an die Menschheit stellt, aber auch die
bestimmteste. Es ist gleichsam der letzte Appell vor dem im
Hereinbrechen begriffenen Gericht, eine nochmalige Ankündigung und
Anbietung ewigen Heils, ähnlich wie Paulus in Apgesch. 17,30.31 den
Heiden Gott als Schöpfer und Richter vorhält. Es handelt sich hier um
die ewigen und unwandelbaren Reichsgesetze und Rechtsbegriffe unserem
Gottes, der Sein Recht nicht beugen läßt und an diesen Rechten als
Schöpfer und Richter festhalten muß, aber auch den Menschen ein
Evangelium mit ewigen Folgen anbietet. Jedenfalls wird Gott kein Mittel
unversucht lassen, um einen jeden einzelnen mit Sich in Beziehung zu
bringen, nur wird es in der Jetztzeit, wo das Evangelium der Gnade
angeboten wird, leichter sein, sich für Gott zu entscheiden als in der
Zeit, wo Gott dieses ewige
angeboten wird, leichter sein, sich für Gott zu entscheiden als in der
Zeit, wo Gott dieses ewige Evangelium verkündigen läßt.
Ph. W.
Antwort C
Evangelium heißt „gute Botschaft“. Die Heilige Schrift redet von
verschiedenen Arten von Evangelien.
1. Das Evangelium des Reiches Gottes war die Verkündigung der
Aufrichtung des David und seinem Samen verheißenen irdischen Reiches des
Segens (2. Sam. 7,8) durch den Messias. Dem Volke Israel wurde dadurch
verkündigt, daß der Messias (Jesus Christus) tausend Jahre lang auf
dieser Erde in Gerechtigkeit und Friede inmitten Seines Volkes und zum
Heil aller Nationen regieren werde. Diese Predigt begann durch den HErrn
und Seine Jünger (Mark. 1,15) und wurde unterbrochen durch die
Verwerfung des HErrn von seiten der Juden.
Unmittelbar vor dem Kommen des Königs in Herrlichkeit wird es während
der großen Trübsal wieder verkündigt werden (Matth. 24,14).
2. In der gegenwärtigen Zeit zwischen der Verwerfung Christi und Seiner
Erscheinung (Epiphanie) wird das Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch.
20,24) allen Menschen, ob Juden oder Heiden (Tit. 2,11), verkündigt,
damit sie Vergebung der Sünden und ewiges Leben in Seinem Sohne
empfangen (Apgesch. 26,18). Die Schrift nennt es auch das Evangelium
Gottes (Röm. 1,1), das Evangelium Christi (2. Kor. 10,14), das
Evangelium der Herrlichkeit (1. Tim. 1,11), das Evangelium eures Heils
(Eph. 1,13), das Evangelium des Friedens (Eph. 6,15).
Über dieses Evangelium wurden dem Apostel Paulus besondere Offenbarungen
zuteil, die die völlige Tragweite des Werkes Christi für die Seinen
betreffen und wodurch der Leib Christi und das himmlische Teil der
Gemeinde (Ecclesia) kundgemacht wurde. Da den anderen Aposteln diese
Offenbarungen nicht gemacht wurden, spricht Paulus von „seinem
Evangelium“ (Röm. 2,16; 16,25; 2. Tim. 2,8) vgl. Band I, Fr. 13!
3. Das ewige Evangelium wird durch einen Engel allen Bewohnern der Erde
verkündigt, und zwar am Ende der großen Trübsal und vor dem Gericht der
Nationen (Matth. 25,31). Sein Inhalt ist: „Fürchtet Gott und gebet Ihm
Ehre, denn die Stunde des Gerichts ist gekommen.“ Demnach verkündigt der
Engel in Offenb. 14,6 einerseits das Ende der Trübsal für den gläubigen
Überrest der Juden und für die, welche während der Drangsale errettet
werden, andererseits aber für die Menschen dieser Welt und Satan, den
Fürsten derselben, die Stunde des Gerichts, der Verdammnis. Es ist ein
ewiges Evangelium, da Sein Auftrag: „Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre“
von Anfang bis zum Ende der Welt seine Geltung hat.
C. Th.
Anmerkung des Herausgebers
Wie wunderbar ist doch diese dreifache Unterscheidung von Evangelium in
der Schrift! - Dieses ewige Evangelium wird nur von einem Engel
verkündigt. Es ist kostbar, daß einer aus dem Geschlecht der
„dienstbaren Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die
Seligkeit
ererben sollen“ (Hebr. 1,14), diese Botschaft zu verkünden hat. Soll sie
dadurch an Wert und Ernst in den Augen der Menschen gewinnen? Wir
glauben es; denn dann wird eine Zeit sein, wo das Sichtbare noch mehr
über das Unsichtbare triumphiert als heute, wo „selig sind, die nicht
sehen und doch glauben“. Wenn aber der Satan „mit Wundern und Zeichen
der Lüge“ die Menschen verführt, dann bedarf auch das Evangelium eines
außerordentlichen Boten, um angenommen zu werden.
Das „ewige Evangelium“ war schon vor dem Gesetz da. Ein Blick in die
Konkordanz zeigt uns etliche Stellen, wo das „Fürchten Gottes“ vor dem
Gesetz vom Sinai betont wird, so z. B. in 2. Mose 1,17-21 bei dem
ägyptischen Volk! - Röm. 1 zeigt uns, daß die Nationen im ganzen dieses
ewige Evangelium verworfen haben und statt dessen in den rohesten
Götzendienst verfallen sind. Wird nach Offenb. 14,9.11 nicht dann auch
Götzendienst in vollendetster Form auf Erden im Schwange sein? Da tritt
Gott wieder mit dem ewigen Evangelium an die Menschen heran. Und auch
dieses „ewige Evangelium“, obgleich kein „Evangelium der Herrlichkeit“
(1. Tim. 1,11), ist, was das Wort besagt: eine „frohe Botschaft“ mit
Ewigkeitswert für die, die es annehmen! Gelobt sei Gott für Sein
Liebeswerben um die Menschen!
Frage 43
Wer ist das erste und das andere Tier in Offenb. 13,1-10 und 13,11-18?
Antwort A
„Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und
sieben Köpfe hatte“ usw. Der Drache, Satan, der einst bei der Versuchung
seine Macht, seinen Thron dem Herrn Jesu anbot, gibt hier einem Menschen
seinen Thron und seine Macht; und alle Welt verwundert sich über das
Tier um deswillen, weil es einst tödlich verwundet war und nun wieder
geheilt ist und mächtig dasteht. Wir haben in diesem ersten Tier das
wiedererstandene römische Weltreich, welches schon einmal bestand, aber
dann einen satanischen Charakter haben wird, zu verstehen; sein Sitz,
der Sitz seines Hauptes, ist Rom. Es entsteigt dem Meere, d. h. es kommt
aus einer ungeordneten, wogenden, jedenfalls revolutionären, unruhigen
Völkermasse. Satan, einst aus dem Himmel auf die Erde geworfen, wird die
abtrünnige Menschheit, die von Freiheit träumt, in ihrer Feindschaft
gegen Gott zum Äußersten treiben. Satan wird einen Menschen mit aller
Gewalt und Bosheit aufrüsten und zum Haupt dieses Weltreiches machen.
Deshalb sagt die Schrift: „Es kommt aus dem Abgrund“.
Über dieses erste Tier und seine Gewalt sagt uns die Schrift noch
vieles; also es ist das widerstandene römische Weltreich oder sein von
Satan inspiriertes Oberhaupt und herrscht im Westen, es wird zuerst noch
vieles geschehen müssen, um noch deutlichere Anzeichen dieses
Ereignisses zeigen zu können, wir sind aber auf dem nächsten Weg zu all
diesen Dingen. Diesem allen geht aber die Entrückung voraus. Dann geht
auch der Heilige Geist, der jetzt noch die Braut Christi sammelt, mit
hinweg von dieser Erde, und darum werden sich die in der Schrift
geweissagten Dinge sehr rasch entwickeln, zumal der Satan weiß, daß er
wenig Zeit hat.
Das andere Tier Kapitel 13,11-18: „Und ich sah ein anderes Tier aus der
Erde aufsteigen, es hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein
Drache.“
Also das erste Tier, eine politische Weltmacht, entsprang dem Meer; ging
hervor aus einer in Aufruhr
und in Umwälzung befindlichen Völkermasse. Das geheimnisvolle andere
Tier steigt aus der Erde herauf, also aus dem Festland, aus dem Boden
einer festen, bestehenden Ordnung. Das andere Tier tritt, wie wir aus
anderen Stellen der Schrift erkennen (z. B. Dan. 11,37), aus dem Volk
Israel hervor. Dieses Tier erscheint zuerst wie ein Lamm, das ist
bedeutungsvoll, es ist eine Nachahmung des wahren Lammes, des Sohnes
Gottes; aber es redet wie ein Drache, es führt die Stimme Satans.
Oft hat der HErr durch die Propheten und den Geist davon geredet, daß in
Israel wieder später als gesammeltes politisches Volk der falsche
Messias auftreten werde und Aufnahme finden werde (Joh. 5,43) und dies
ist der Antichrist. Er wird nicht sofort als der Gesetzlose, als der
Mensch der Sünde auftreten, aber zuletzt wird er sich so offenbaren und
wird sich als ein Gegenstand der Verehrung in den dann wieder
aufgebauten Tempel Gottes setzen und sich selbst darstellen, daß er Gott
sei. Dieses zweite Tier, der Antichrist, wird in Verbindung mit dem
ersten Tier, dem Haupt des römischen Reiches, einen Bund machen auf
sieben Jahre. Nach Ablauf der letzten 3½ Jahre dieser sieben Jahre wird
der Herr Jesus mit allen Heiligen kommen und sichtbar erscheinen und dem
Tier und dem Antichristen ein Ende machen, beide in den Feuersee werfen
und den Satan auf tausend Jahre in den Abgrund verschließen.
F. B.
Antwort B
Die zwei Tiere in obigem Kapitel sind zwei Personen, welche wiederum
zwei Systeme nicht nur repräsentieren, sondern verkörpern, deren
Ursprung satanisch ist.
Das erste Tier ist das Haupt einer noch zukünftigen Weltmacht, darum
trägt es mehr einen politischen Charakter. Wir finden daher:
„zehn Diademe“, und Vers 5 u. 7 wird von Gewalt gesprochen, auch wird es
mit wilden Tieren (nicht Haustieren) verglichen.
Das zweite Tier trägt mehr einen religiösen Charakter, darum ist
es gleich einem Lamme (Nachahmung des Herrn Jesu, des Lammes Gottes),
tut Zeichen und verführt die auf der Erde wohnen, zwingt zur Anbetung
des ersten Tieres (das erste Tier zwingt niemand zur Anbetung, wird aber
angebetet ob der Verwunderung über dasselbe, Vers 3.4), beansprucht
schöpferische Macht Vers 15 (vergl. 1. Mose 2,7) und ahmt einen der
größten Propheten des Alten Testaments nach (vergl. Vers 13 mit 1. Kön.
18,24; 2. Chron. 7,1; 3. Mose 9,24). Daß es sich hier um zwei Personen
handelt, geht klar und unverkennbar aus folgenden Stellen hervor:
Kapitel 16,13; 19,20; 20,10; ferner wird das zweite Tier stets nur noch
„falscher Prophet“ genannt. Man vergleiche dazu 2. Thess. 2,9.10;
Ev. Joh. 5,43, welches uns gleichsam zur Annahme zwingt, daß es der
Antichrist ist, dessen Geist, obwohl er noch nicht persönlich jetzt
schon wirksam ist (vergl. 1. Joh. 2,18.22, dgl. 4,3; 2. Joh. 7). Anders
verhält es sich mit dem ersten Tier, welches nicht aus der Erde (ein
Bild vom irdischen Volke Gottes: Israel), sondern aus dem Meere
heraufsteigt, es ist heidnischen und nicht jüdischen Ursprungs (vergl.
Jes. 17,12-14, Offenb. 17,15). Ich für meinen Teil verstehe darunter das
Haupt des noch aufzustehenden römischen Weltreiches, welches den Westen
Europas mit einschließen wird (vergl. Offenb. 17,15-18; Dan. 7,7-12).
Wir können dieses so sehr wichtige und ernste Thema hier nicht eingehend
betrachten, doch möchten die schwachen Ausführungen dazu mahnen, nichts
gemein zu haben mit dem Geist (welcher „jetzt schon in der Welt ist“)
dieser antigöttlichen Systeme!
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Es tut auch uns leid, daß dieser Gegenstand, in bezug auf den wir im
wesentlichen gleicher Meinung sind mit den vorigen
Antworten,
hier nur so kurz berührt werden kann. Es wäre gut, wenn jeder Leser das
Erforschen dieser Dinge für so wichtig ansähe, wie die Schrift es tut!
„Hier ist Weisheit“ (Vers 18). Schon jetzt zeigt sich mehr und mehr von
dem Geiste des kommenden Antichristen und der Gewalt des Satans, des
Drachen, und wir sind berufen, „die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott
sind“ (1. Joh. 4,1). Wir, als zur Gemeinde des HErrn gehörig, werden
zwar nicht mehr auf der Erde sein, wenn diese furchtbare Dreiheit: der
Drache (Satan), der Pardel und das (falsche) Lamm auf Erden herrschen
werden, aber je mehr wir auch diese Dinge kennen lernen, desto mehr
werden wir uns sehnen nach dem Zeitpunkt, wann der auf dem weißen Pferde
sitzende „Treu und Wahrhaftig“ - „das Wort Gottes“ - „der König der
Könige, der HErr der Herren“ Seinen siegreichen Krieg führen wird gegen
alle Macht Satans (Offenb. 19,11-16).
Frage 44
Wie ist Matth. 19,12 zu verstehen?
Antwort A
Wenn es ganz wörtlich genommen wird, so: Es hat je und je Menschen
gegeben, die waren nicht veranlagt, Verkehr mit anderem Geschlecht zu
haben. Dann gab es welche, wie die Eunuchen, die von anderen verstümmelt
wurden und die darum in keine eheliche Gemeinschaft eintreten konnten.
Drittens gibt es solche, die um des HErrn, Seiner Sache und ihrer
persönlichen Stellung dazu sich absolut rein und auch dazu ehelos
halten. Sie wollen nur für das Himmelreich, für des HErrn Sache da sein.
Man kann es aber auch erweitert verstehen. Die ersten sind eben infolge
irgendwelcher körperlicher oder geistiger Gebrachen, die sie mit auf die
Welt bringen, ohne weiteres genötigt, ehelos zu bleiben. Die zweiten
sind durch irgend menschliche (auch familiäre) Verhältnisse einfach
gezwungen, ehelos zu bleiben. Die dritten tun es, um ganz sich Gottes
herrlicher Reichssache widmen zu können. Gott hat es ihnen klar gemacht.
Da sind sie bereit. - Keinesfalls aber darf aus diesem Vers geschlossen
werden, daß der ehelose Stand an sich vor Gott ein wohlgefälligerer
Stand wäre und die Ehe nur für Christen zweiter Klasse sei. Jedenfalls
sollte jeder vor Gott sich seines Weges klar werden. Gott aber hat Gnade
und Kraft für jeden Weg, wenn er ein Gehorsamsweg ist.
K. E.
Antwort B
Die Pharisäer bringen die Frage der Ehe vor den HErrn. Der HErr zeigt
ihnen, daß Gott Mann und Weib zu einem Fleische zusammengefügt habe, und
ein Fleisch soll nicht geschieden werden. Sofort kommen die
Pharisäer mit dem Einwurf: „Warum hat denn Moses geboten, ... sie zu
entlassen?“ Der HErr sagt, daß Moses es ihrer Herzenshärtigkeit wegen
gestattet, aber nicht geboten hätte. Der HErr kehrt zur Schöpfungs-, zur
Anfangsordnung zurück. Das, was Moses wegen ihrer Herzenshärtigkeit dem
Menschen im Fleische gestatten durfte, konnte jetzt in dem Lichte, das
mit Christo in die Welt
gekommen war, nicht länger erlaubt sein. Er führt sie zu dem Lichte des
Anfanges zurück.
Nur einen Scheidungsgrund gab es, und dieser war Ehebruch. Damit war das
Band des einen Fleisches gelöst. Es war damit vor Gott dahin. Die
formelle Scheidung war nur noch die Veröffentlichung des bereits vor
Gott gebrochenen Bandes.
Die Jünger meinten, als sie die Ehe in diesem heiligen, unlösbaren Bande
sahen, daß es gut sei, nicht zu heiraten. Der HErr aber hält voll
aufrecht, was Gott im Anfang sagte: „Es ist nicht gut, daß der Mensch
allein sei,“ und daß das „nicht heiraten tut besser“ (1. Kor. 7,38) eine
Ausnahme ist, und zwar nur für solche, die es als eine Gabe empfangen
haben. Ein Beispiel haben wir in Paulus. Er war vom HErrn begnadigt,
treu zu sein. In dem Werke, zu dem er berufen, würden ihm die Pflichten
einer Familie gegenüber Hindernisse gewesen sein. Es war kein Gebot,
auch kann es sich niemand selbst geben, sondern es muß ihm als eine
Segnung von Gott gegeben sein, unverheiratet zu sein um des Reiches der
Himmel willen, für die Ehre Gottes.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wie vielfach in der Christenheit diese Stelle dazu mißbraucht wird, um
den oft geradezu gesetzlich-ehelosen Stand hoch über den Stand der Ehe
zu erheben, das wissen wir alle. Wir sehen die großen Institutionen, in
denen Männer wie Frauen, zur Ehelosigkeit mehr oder weniger gezwungen
oder freiwillig darin, glauben, Gott damit einen Dienst zu tun, daß sie
Seine Schöpferordnung mißachten, um freier für Ihn zu sein. Wir sind
überzeugt, daß auch in unseren Tagen dieses Wort in seiner dreifachen
Beziehung seine Geltung hat, und wir danken dem HErrn für solche
Arbeiter, die von Ihm die Gnadengabe haben, also zu leben ganz
für Ihn. Zweifellos sind solche für den Dienst des HErrn in mancher
Hinsicht freier als verheiratete Arbeiter (1. Kor. 7,26-38), aber wir
bezweifeln, daß die, welche 1. Kor. 7,7-9 übersehen und doch nach Matth.
19,12c handeln, göttliche Wege gehen! Wir glauben, daß Ungezählte, die
„sich selbst verschnitten haben“, in diesem Stande unendliche Leiden
durchzumachen haben, geschlechtlicher wie anderer Art, und zwar nur,
weil sie Gottes Ordnungen nicht beachteten und sich zwingen wollten,
etwas zu tun, wozu Gott ihnen keine Gnadengabe gegeben hatte.
Wenn diese sich dann auch noch über die Ehe und solche, welche sie
eingingen, erheben, so ist das sehr betrübend und zeigt nur, wie wenig
sie die wunderbare göttliche Institution der Ehe verstehen (Eph.
5,22-33). Man beachte auch 1. Tim. 4,3a! Gesegneter im Dienst,
glücklicher im HErrn werden gewiß die sein, die in Demut erkannt haben,
wozu Gott ihnen eine Gnadengabe geschenkt hat, statt etwas zu
übernehmen, was Gott nicht von ihnen erwartet. Auch kann in vieler
Beziehung der Dienst von Verheirateten fruchtbringender sein als der von
Unverheirateten! Laßt uns darum in bezug auf Matth. 19,12 nie vergessen,
wie schon in voriger
Antwort Gezeigt:
„Ein jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere
so“ (1. Kor. 7,7).
Frage 45
War die Wahl des Matthias zum Apostel ein dem HErrn Vorgreifen oder nach
dem Willen Gottes? (Apgesch. 1,15.16; vergl. 1. Kor. 15,5; Apgesch.
6,2.) War Matthias oder Paulus der zwölfte Apostel?
Antwort A
Die Wahl des Apostels Matthias war nach dem Willen Gottes, denn sie
geschah nicht eigenmächtig, sondern durch Gebet und Bitte zum HErrn, Er
möchte doch hier Selbst entscheiden (Apgesch. 1,23-26). Paulus kommt
nicht als 12. Apostel in Betracht. Er war damals noch ein Feind des
Herrn Jesu. Aber für Dienste, wozu der HErr die anderen Apostel
gleichsam nicht gebrauchen konnte, war Paulus, der vorherige Eiferer und
Verfolger, mit einem festen Charakter ausgestattet, zu jedem Leiden
bereit, Ihm ein auserwähltes Rüstzeug (Apgesch. 9,15). Die Begegnung mit
dem HErrn auf dem Wege nach Damaskus wurde zu seiner Berufung zum
Apostel außer den „Zwölfen“.
K. K.
Antwort B
Matthias wurde nicht direkt durch den HErrn erwählt wie die übrigen
Elfe, er wurde an Stelle des Verräters Judas durch Gebet und das Los zum
Apostel erwählt und den Elfen zugetan. Gewiß war Matthias ein
beständiger Nachfolger des HErrn, vielleicht einer von den 70, die Ihm
auch nachfolgten. Petrus macht dies auch zur Bedingung. Petrus stellt
sich bei seinem Vorschlag auf den Boden des Wortes Gottes in einer ganz
entschiedenen Weise: „Es muß“ (Apgesch. 1,21.22). Sie brachten ihr
Anliegen vor den HErrn und durften sicher erwarten, daß der HErr den
Richtigen bestimmen werde durchs Los. Denn schon längst war in der
Schrift der Fall Judas vorhergesagt und daß ein anderer sein Amt
empfangen müsse (Psalm 69,25; Psalm 109,8), auf daß die Schrift erfüllt
werde.
Ich für mich nehme an, daß es dem HErrn so wohlgefällig war. Die
Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag auf „alle“ dürfte
vielleicht noch die Wahl des Matthias bestätigen! 1. Kor. 15,5 scheint
mir einfach und klar zu sein. Der HErr ist zunächst dem Petrus allein
erschienen und dann den Zwölfen (mit Matthias), einschließlich Petrus.
Apgesch. 6,2 berufen die Zwölfe, einschließlich Matthias, die Menge
zusammen. Matthias war der zwölfte Apostel. Paulus ist nicht der zwölfte
Apostel, sondern der Apostel der Nationen (Röm. 1,1-7; Gal. 1,1).
„Apostel nicht von Menschen noch durch einen Menschen“ (durch Wahl oder
Ordination) „sondern durch Jesum Christum“.
F. B.
Antwort C
Die Wahl eines zwölften Apostels war notwendig geworden, weil Judas, der
mitgezählt zu den Zwölfen und das Apostelamt mit überkommen hatte, durch
Verrat des HErrn und darauffolgenden Selbstmord von dem Apostelamt
abgewichen war, um hinzugehen an seinen Ort. Der HErr hatte zwölf Männer
unter Seinen Jüngern zu Aposteln erwählt (Joh. 6,70) und ihnen die
apostolische Vollmacht anvertraut (Matth. 10). Da nun durch den Tod des
Judas eine Lücke entstand, so daß jetzt nur elf Apostel waren, mußte
also die Wahl eines Mannet vorgenommen werden, der die vorhandene Lücke
als zwölfter Apostel auszufüllen hatte. Zum Sitzen auf zwölf Thronen und
zum Regieren der zwölf Geschlechter Israels sind durchaus zwölf Apostel
nötig. Aus diesen Gründen schlägt Petrus in Apgesch. 1 eine Apostelwahl
vor, die dann ja auch tatsächlich erfolgt. Von den beiden Brüdern, die
als Kandidaten für diese Wahl in Betracht kommen, wird Matthias gewählt,
nachdem vorher gebetet und das Los gezogen war. Beim Loswerfen hatte man
wahrscheinlich Spr. 16,33 im Auge, wo es heißt: „Los wird geworfen in
den Schoß; aber es fällt, wie der HErr will.“ Daß nun diese Apostelwahl
heißt: „Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der HErr
will.“ Daß nun diese Apostelwahl nach dem Willen des HErrn war, geht
daraus hervor, daß in Apgesch. 2,14 steht: „Da trat Petrus auf mit den
Elfen ...“ Demnach war des Matthias Erwählung zum Apostelamt kein dem
HErrn Vorgreifen, sondern nach dem Willen Gottes. Auch die beiden
anderen angeführten Stellen Apgesch. 6,2 und 1. Kor. 15,5 beweisen das.
- Wenn Matthias der zwölfte Apostel ist, dann kann es Paulus
selbstverständlich nicht sein. Paulus betont deshalb einige Male, daß er
„Apostel für die Nationen“ sei (Gal. 2,7-9; Röm. 1,5; 1. Kor. 9,1.2;
Röm. 11,13), im Gegensatze zu den Aposteln für die Beschneidung.
A. C.
Antwort D
Nirgends in der Schrift wird die Apostelschaft des Matthias angefochten,
weshalb sollen wir es tun? Im Gegenteil! Die Schrift erkennt sie an. Die
Apostel handelten nach der Schrift. In Vers 20 haben wir die
Schriftstellen, nach denen sie handelten. „Sein Apostelamt empfange ein
anderer.“ In Vers 21 und 22 finden wir die Qualifikation - die
Bedingungen, die für das Apostelamt erforderlich waren: Ein solcher
mußte im Leben des HErrn mitgegangen sein von der Taufe Johannes an bis
zur Himmelfahrt (Joh. 15,27). Vers 23-25 zeigt uns, was die Brüder
taten. Sie wählten nicht selbst den Apostel. Dazu hatten sie gar keine
Befugnis. Aber sie fanden in ihrer Mitte zwei, die den Bedingungen zum
Apostelamt entsprachen, und diese stellten sie dem HErrn dar. Er konnte
sowohl einen als auch beide ablehnen. Vers 26: das Los. Noch stand alles
auf jüdischem Grunde. Die Gemeinde war noch nicht da. Gott handelte noch
mit Israel, und sie handelten demgemäß nach den Normen Israels. Gott
bekannte Sich nach Spr. 16,33 dazu: „Das Los wird in den Busen geworfen,
aber alle seine Entscheidung kommt von Jehova.“ So wählte Gott Matthias,
und „er wurde den Aposteln zugezählt“. In dem Berichte des Heiligen
Geistes in Apgesch, 2,14 finden wir auch die Bestätigungen des Matthias
als Apostel: Petrus mit den „Elfen“ (nicht mit den „Zehn“) stand auf,
ebenso siehe Apgesch. 6,2: Die „Zwölfe“.
Die Bezeichnung „Zwölfe“ zeigt uns, daß der Apostelkreis auf diese Zahl
begrenzt war. Pauli Apostelschaft wird uns gänzlich unterschieden von
den Zwölfen gezeigt. 1. Kor. 15,5ff. zeigen dies klar. Dort wurde der
Zwölfkreis genannt, dem der HErr erschien, und ganz abgesehen von diesem
spricht Paulus von seiner Begegnung mit dem HErrn. Er zählt sich nicht
den Zwölfen zu. Er war weder der „zwölfte“ noch der „dreizehnte“
Apostel. Er ist der „Apostel der Nationen“. Er steht allein und einzig
da. Er hat seine eigene und besondere Aufgabe betreffs der Gemeinde
Gottes, des Leibes Christi. In der Vollzahl zwölf mußte Israel das
Zeugnis von dem Auferstandenen usw. am Pfingsttage gebracht und noch
einmal das Angebot des Segens gemacht werden (Apgesch. 3,19-21). Erst
nachdem das Zeugnis der Zwölfe an Israel ausgerichtet und es seinen
Widerstand gänzlich bewiesen hatte (Apgesch. 7,51), wurde Paulus
berufen, und erst nachdem durch Petrus den Nationen die Tür der Gnade
geöffnet worden (Apgesch. 10), beginnt Paulus seinen Dienst an den
Nationen.
Ein Loswerfen haben wir heute nicht mehr. Wir stehen nicht auf
alttestamentlichem Grunde. Wir haben heule das vollendete Wort Gottes
und den Heiligen Geist. Dieser, und nicht das Los leitet uns.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir haben alle eingesandten
Antworten
aufgenommen; keine mit entgegengesetzter Meinung traf ein! - Wie können
über diese Sache überhaupt Fragen entstehen, da die Wahl des Matthias
zum Ersatzapostel so klar bezeugt ist?! Wenn man in 1. Kor. 15,5 nicht
annehmen möchte, daß diese Erscheinung des HErrn nach der Ersatzwahl
geschehen sei, so bleibt doch die durchaus ausreichende Erklärung übrig,
daß der Sprachgebrauch „die Zwölfe“ auch beibehalten wurde während der
wenigen Tage, da sie nur „elfe“ waren, zumal die Ersatzwahl unmittelbar
bevorstand;. Paulus schließt sich nur jenem apostolischen Sprachgebrauch
an. - Manche Geschwister werden beunruhigt durch die sogenannten
„Apostolischen“, die Apostel gewählt haben bezw. noch wählen. Aber
solche Geschwister sollten diejenigen, die „Apostel“ wählen, fragen, ob
die Bedingungen nach Apgesch. 1,15-22 für solche Wahl erfüllt seien; -
überhaupt Wahl! Wer wählte? Nicht die Menschen, nur der HErr! Und dann
wen? Es kamen nur solche in Betracht, „die mit den Aposteln des
HErrn gegangen waren, während der Herr Jesus bei ihnen aus- und einging,
anfangend von der Taufe Johannes usw.“ - von diesen sollte einer „Zeuge
der Auferstehung“ werden! Paulus mit seiner durchaus göttlichen Berufung
zum „Apostel der Nationen“ kann von den „Apostolischen“ nicht mißbraucht
werden für ihre Irrlehre, aber ebensowenig Barnabas, der wohl Apostel
genannt wird (Apgesch. 14,4.14), von dessen Berufung zum Apostel aber
die Schrift nirgends spricht. Ihn trotzdem für die Lehre der
„Apostolischen“ heranziehen, heißt weit über die Schrift hinausgehen! -
Stimmen die obigen Bedingungen heute? Können uns die „Apostolischen“
solche Apostel zeigen? Und da sie es nicht können, braucht sich dann ein
Schriftgläubiger trotzdem von ihrer Irrlehre fangen lassen? Lassen wir
uns „nicht als Beute wegführen durch die Philosophie und durch eitlen
Betrug nach der Überlieferung der Menschen ...“! (Kol. 2,8.) Der HErr
sagt: „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort halten, und
der Vater wird ihn lieben ...“ (Joh. 14,23).
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir bitten, freundlichst zu beachten, was in den „Persönlichen Worten“
in Nr. 7 gesagt ist über das Einsenden von Fragen.
Wir wurden wiederum recht erfreut durch treue Mitarbeit in jeder
Hinsicht und danken herzlich für alle Beweise geschwisterlicher Liebe
seitens unserer Leser und Mitarbeiter.
Hier einmal eine „Stimmte aus dem Leserkreise“:
„Ich danke dem HErrn herzlich, dass Er Sie leitete, das Blatt
herauszugeben. Ich bin schon oft recht erquickt und reichlich gesegnet
worden. Wenn man das Blatt hintereinander durchliest wie andere Blätter,
dann ist es mir etwas trocken, aber wenn ich die einzelnen Fragen und
Antworten
ruhig durchlese und die Bibelstellen nachschlage, dann ist es mir immer
eine Quelle der Freude und Kraft; ich möchte sagen: ein Schlüssel, der
mir weitere Gedanken zur Freude meines Herzens und zur Anbetung der
Person unseres HErrn aufschliesst.“ H. B.
Möchte dies die Segenserfahrung aller teuren Leser der „Gegens. Handr.“
sein!
Seien Sie alle gegrüßt mit 2, Kor. 13,11
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Anfang August 1914.
Gruß an den Leser:
„Die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also geurteilt haben,
daß einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und Er
ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich
selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt
worden.“
2. Kor. 5,14.15.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 46
Wann hat der Herr Jesus unsere Sünden getragen? Nur am Kreuze oder schon
von Seiner Taufe an? (vgl. 1. Petri 2,24) und hat Er die Sünden aller
Menschen, auch der Ungläubigen, getragen?
(vgl. 1. Joh. 2,2).
Antwort A1
Der Herr Jesus ist schon vor Grundlegung der Welt ausersehen und
bestimmt worden, als das Lamm Gottes die Sünde der Welt zu tragen (1.
Petri 1,18-20). In der Fülle der Zeit aber sandte Gott erst Seinen Sohn
(Gal. 4,4). Obwohl durch die Geburt von der Jungfrau Maria der Sohn
Gottes ein wahrer Mensch wurde nach Phil. 2,7, unterscheidet sich der
Mensch Christus Jesus (1. Tim. 2,5) von anderen Menschen doch in ganz
gewaltiger Weise. Er hat die Sünde nicht gekannt (2. Kor. 5,21), weil
Sünde nicht in Ihm war (1. Joh. 3,5); Er hat keine Sünde getan (1. Petri
2,22), weshalb Ihn niemand einer Sünde zeihen konnte (Joh. 8,46).
Irgendwann muß deshalb der Herr Jesus die Sünde der Welt auf Sich
genommen haben, um sie dann zu tragen. Daß der Herr Jesus nicht nur am
Kreuz die Sünde getragen hat, sondern schon viel früher, geht aus Joh.
1,29 hervor, wo Johannes der Täufer sagt, indem er auf Jesus hinweist:
Siehe, das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde hinwegträgt. Jesus trug
also damals schon, bald nach Antritt Seines öffentlichen Lehramtes, der
Welt Sünde. Wann wurde nun aber die Sünde der Welt auf Ihn gelegt? Das
kann nur gelegentlich der Taufe geschehen sein, die Jesus ja auch an
Sich vollziehen ließ. Die Johannestaufe war eine Bußtaufe, d. h. die
Taufe selbst bedeutete ein Bußetun. Da nun Jesus für Sich Selbst keine
Buße nötig hatte, muß Seine Taufe durch Johannes eine ganz besondere
Bedeutung haben. Diese Bedeutung kann nur sein: Bei der Taufe legte
Johannes die Sünde der Welt auf das Lamm Gottes, so daß Jesus nach der
Taufe als das Gotteslamm der Welt Sünde trägt. - Durch die Taufe des
Johannes Jesus gegenüber wurde das erfüllt, was in den Opferbestimmungen
für das Opfertier gesagt war: Der Priester sollte durch Handauflegung
die Schuld auf das Tier übertragen (3. Mose 1-7) und es dann erst
schlachten. So nahm also Jesus durch die Taufe die Sünde der Welt auf
Sich und trug sie an Seinem Leibe hinauf auf das Holz nach 1.
Petri 2,24.
das Holz nach 1. Petri 2,24.
A. E.
Antwort B
Der HErr der Herrlichkeit wird oft in verkehrter Weise zum Sündenträger
gestempelt. Gewiß hat der Herr Jesus alle unsere Sünden getragen, aber
nicht als der, welcher von seiten Gottes um der Sünde willen, sondern
als der, welcher von seiten der Menschen um der Gerechtigkeit willen
litt, als der treue Zeuge und als der gehorsame Mensch. So hat Er Sich
durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott geopfert und die Gemeinschaft
mit Seinem Vater war, ob Er vor Pilatus stand oder ob Er von
Kriegsknechten verhöhnt wurde, ja, bis hinaus auf das Kreuz eine
ungestörte. Das Wohlgefallen des Vaters, der in Seiner Heiligkeit Sünde
nicht sehen kann, ruhte sowohl nach der Taufe im Jordan sowie auf Seinem
ganzen Weg hienieden bis auf das Kreuz auf Ihm. Die beste Erklärung gibt
uns Jes. 53,5: „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf Ihm,“ und zwar zu
keinem anderen Zweck, als daß uns durch Seine Striemen Heilung würde.
Dort auf dem Kreuze wurde Er der Bürge für meine Sünde. So ward Er das
wahre Sündopfer, als Er auf dem Kreuze war und als die Sonne ihren
Schein verlor und Er ausrief: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich
verlassen?“ Da ward Er für uns zur Sünde gemacht auf daß wir Gottes
Gerechtigkeit würden in Ihm (2. Kor. 5,21). Hier allein war Er der
Sündenträger. Alle übrigen Leiden des HErrn auf Seinem Lebensweg, vom
Jordan bis nach Gethsemane, haben keinen sühnenden, sondern nur einen
vorbildlichen Charakter. Damit löst sich auch die irrige Auffassung, die
vielfach vertreten wird, daß der Herr Jesus auch die Sünden der
Ungläubigen durch Seine Sühnung hinweggenommen hätte. Jes. 53,12 lesen
wir: „Er aber hat die Sünden vieler getragen.“ Gewiß reicht Sein
Opfertod für alle aus, und die Ansprüche der Gerechtigkeit Gottes
hinsichtlich der ganzen Welt sind befriedigt und anerkannt, aber teil
hat nur derjenige daran, der mit seiner Schuld glaubend Zuflucht zu Dem
nimmt, der Sein Leben für ihn auf dem Kreuze gelassen hat. Von hier aus
verstehen wir den Ausspruch des Johannes (Joh. 1,29): „Siehe das Lamm
Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.“ Das Urteil über meine
ganze Schuld ist in göttlicher Gerechtigkeit vollstreckt, die
Anklageschrift vernichtet (Kol. 2,14), und die Sühnung reicht aus für
jeden, der sich in Buße beugt. Jeder, der an Ihn als den von Gott
Gesandten glaubt, hat durch diese Sühnung das Recht oder die Macht, ein
Gotteskind zu heißen. Also die Schrift lehrt uns, daß der Herr Jesus
unsere Sünden nur auf dem Kreuz trug und dort auch dann nur, als sich
das Angesicht Gottes auf kurze Zeit, nicht vor Ihm, sondern vor der
Sünde, die Er, der Sohn Gottes, hier auf Sich nahm, verschließen mußte.
So verhält es sich mit dem Sündetragen für die Menschen oder für die
Ungläubigen: Er stellt nicht alle Bösen, sondern die Grundlagen der
Beziehungen der Welt zu Gott wieder her und ist somit zur Sühnung für
die ganze Welt gestorben. Auf Grund dieses Opfers und dieser Sühnung
kann jeder Errettung finden.
Ph. W.
Antwort C
Daß der Herr Jesus am Kreuze in den Stunden der Finsternis unsere Sünden
trug und dort das Gericht und die Strafe für uns erduldete, das wird
wohl von keinem Kinde Gottes in Frage gezogen. Aber weil Johannes der
Täufer sagte: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt
wegnimmt“ oder „trägt“ (Joh. 1,29) und weil es in 1. Petri 2,24 nach
manchen Bibelübersetzungen
heißt: „... welcher unsere Sünden Selbst hinaufgetragen hat an
Seinem Leibe auf das Holz ...,“ glauben manche, der Herr Jesus habe die
Sünden bereits vor dem Kreuze getragen. Dieses „Tragen“ der Sünden denkt
man sich, scheint es mir, ungefähr so, wie das Tragen einer Last, die
jemand aufnimmt und unter der er dann seinen Weg dahingeht. Unter diesen
gibt es wieder solche, welche denken, der Herr Jesus habe die Sünden von
Seiner Geburt an getragen, und solche, welche denken, von Seiner Taufe
an. Zu letzterer Annahme kommt man wohl dadurch, daß es betreffs der
Johannestaufe heißt: „Da ging zu ihm hinaus ..., und sie wurden von ihm
im Jordan getauft, indem sie ihre Sünden bekannten“ (Matth. 3,5.6) und
dann der Herr Jesus auch zu dieser Taufe kam und auf Sein Verlangen
ebenfalls von Johannes getauft wurde; sie meinen, da müsse eben auch der
Herr Jesus „Sünden bekannt“ haben, und da Er Selbst keine hatte, seien
es eben diejenigen anderer gewesen; also habe Er sie dort auf Sich
genommen und von da an getragen.
Wie stimmt dieses alles mit dem Worte Gottes überein? Der Gegenstand ist
von größter Wichtigkeit, weil es sich dabei um die Person des Herrn
Jesu, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes Selbst handelt.
In Johannes 1,29 ist zwar in der Zeitform der Gegenwart gesprochen, aber
nur um die Person des HErrn vorzustellen und zu kennzeichnen. Das Tragen
oder Wegnehmen der Sünde der Welt war in jenem Augenblick noch
zukünftig, aber die Person, die es vollbringen sollte, war gegenwärtig,
und diese Person war eine vollkommene Bürgschaft dafür, daß es auch
hinausgeführt werden würde. Deshalb wird auch an anderen Stellen im
Johannesevangelium von Dingen, die mit Seiner Person verbunden sind und
in dem bezeichneten Augenblicke noch zukünftig waren, trotzdem in der
Zeitform der Gegenwart gesprochen, als ob sie bereits geschehen wären
bezw. gegenwärtig seien.
So wird z. B. in Kap. 1,33 gesagt: „... der mit heiligem Geiste tauft.“
Das tat Er aber weder in jenem Augenblicke noch überhaupt hienieden,
sondern erst nachdem Er verherrlicht war; aber die Person war da! Kap.
10,15 sagt der Herr Jesus: „... und Ich lasse mein Leben für die Schafe“
(s. auch V. 17.18a); Er ließ es aber nicht in jenem Augenblicke oder
fortgesetzt in dem hier gemeinten Sinne, sondern erst später am Kreuze
usw. Joh. 1,29 begründet also nicht die Annahme des Sündentragens vor
dem Kreuze. Ebensowenig ist dies bei der Petrusstelle der Fall, weil
(wie mir von zuverlässiger, des Griechischen kundiger Seite gesagt
worden ist) die griechische Präposition (Verhältniswort), die in 1.
Petri 2,24 gebraucht ist, im Neuen Testament nicht nur auf die Frage
„wohin“ mit dem Akkusativ (4. Fall) verbunden wird, sondern oft auch auf
die Frage „wo“ mit dem 3. Fall. Daher kann in 1. Petri 2,24 statt „auf
das“ ebensogut übersetzt werden „auf dem“. Ähnliche Beispiele sind z. B.
Matth. 9,9: Matthäus saß „an dem Zollhause“ (griech. steht aber der 4.
Fall: „an das Zollhaus“).
Die obenerwähnte Schlußfolgerung in bezug auf die Taufe des Herrn Jesu
ist das Ergebnis rein menschlichen Verstandes - und geht darum völlig
fehl. Der Herr Jesus war gekommen, am Kreuze den Platz des schuldigen
Menschen im Gericht einzunehmen. Es entsprach daher völlig dieser Seiner
Aufgabe, daß Er auch in der Taufe des Johannes den Platz mit denen
teilte, die in dieser Taufe das gerechte Urteil Gottes über den Menschen
anerkannten (s. Matth. 3,6; Luk. 7,29). Sie bekannten ihre Sünden und
nahmen in der Taufe sinnbildlich den ihnen zukommenden Platz ein, Er
aber machte Sich im Vorausblick auf das Kreuz eins mit ihnen an diesem
Platze und erfüllte so „alle Gerechtigkeit“ (Matth. 3,15). Ein
Aufsiechnehmen der Sünden kam hierbei nicht im entferntesten in Frage;
es war weder der Zeitpunkt noch der Ort dafür. Das ist uns völlig klar,
wenn wir auch nur ein wenig verstehen, was das Aufsiechnehmen, das
Tragen der Sünden für den Herrn Jesus bedeutete. Es handelt sich eben
nicht um ein Tragen im Sinne des Dahintragens, wie man einen Gegenstand
nach
einem Orte trägt; sondern um das Aufsichnehmen der Schuld und Strafe.
Sehen wir den Menschen an, der mit seinen Sünden dahingeht, ohne
Vergebung, und mit ihnen einst vor Gott erscheinen wird. Er ist getrennt
von Gott, geht ohne Ihn und fern von Ihm durch diese Welt, und der Tod,
Gericht und Strafe sind zum Ende sein Teil. Nichts anderes konnte es für
den Herrn Jesus sein, wenn Er die Sünden auf Sich nahm! Jede andere
Vorstellung ist gänzlich irrig. Der Herr Jesus konnte nicht die Sünden
auf Sich nehmen, ohne auch zugleich alles das auf Sich zu nehmen, was
mit ihnen verbunden ist. Von dem Augenblicke an, wo Er die Sünden auf
Sich nahm, nahm Er Gott gegenüber den Platz des schuldigen Sünders ein
in seiner ganzen, vollen Tragweite, und Gott handelte dementsprechend
mit Ihm. Das sehen wir am Kreuze in den Stunden der Finsternis, wo der
Herr Jesus von Gott verlassen war und Gericht und Tod erduldete. Am
Kreuze trug Er den Fluch (Gal. 3,13) für den Menschen, der unter dem
Fluche war, weil er „nicht geblieben war in allem, was im Buche des
Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun“ (Gal. 3,10). Er trug ihn erst am
Kreuze, weil Er am Kreuze die Sünden trug; Sünden und Fluch waren
miteinander untrennbar verbunden! Hätte der Herr Jesus schon vor dem
Kreuze die Sünden auf Sich genommen, so hätte Er also auch schon vor dem
Kreuze unter dem Fluche sein müssen, die ganze Zeit, während der Er die
Sünden trug. Er hätte dann auch Seinen Pfad getrennt von Gott gehen
müssen, wie der Mensch, dessen Sünden nicht vergeben sind, ohne Gott
durch diese Welt geht, denn Gott ist heilig und kann nicht mit Sünde
zusammen sein! Wenn wir das leugnen, dann lassen wir gänzlich außer
acht, was Gott ist in Seiner Heiligkeit und was Sünde ist in Seinen
Augen! Erst wenn ein Mensch gereinigt ist von seinen Sünden, empfängt er
den Heiligen Geist, macht Gott Wohnung in ihm, wird sein Leib ein Tempel
des Heiligen Geistes; solange der Mensch mit seinen Sünden dahingeht,
ist dieses völlig ausgeschlossen. Also Reinheit von Sünde ist die
unbedingte Voraussetzung für das Wohnen des Heiligen Geistes in einem
Menschen. Hätte es bei dem Herrn Jesus anders sein können? Nimmermehr!
Gott ist unveränderlich in Seiner Heiligkeit, und ebenso unveränderlich
ist Sein Urteil über die Sünde - auch als Sein geliebter Sohn sie trug!
Da gab es keine Ausnahme für Gott, wie ja das Kreuz uns so deutlich
zeigt. Wie hätte also nach der Taufe des Herrn Jesu der Heilige Geist
auf Ihn herabkommen und auf Ihm bleiben können (Joh. 1,32), wenn Er die
Sünden trug? Wie hätte es „das Wohlgefallen der ganze Fülle“ sein
können, in Ihm zu wohnen (Kol. 1,19)? Wie hätte der Herr Jesus dann
sagen können: „Und der Mich gesandt hat, ist mit Mir; Er hat Mich nicht
allein gelassen ...“ (Joh. 8,29)? Und wie hätte Er auf dem Berge
verherrlicht werden können (Matth. 17,2-5)? „Er wurde vor ihnen
umgestaltet. Und Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne ...“, konnte das
mit Ihm geschehen mitsamt den Sünden? Oder konnte Er Sich ihrer etwa
eine Zeitlang wieder entledigen, um sie danach wieder auf Sich zu
nehmen? Das eine ist so weit wegzuweisen wie das andere, und schon diese
eine Schriftstelle genügt, um zu zeigen, daß der Herr Jesus die Sünden
nicht von Seiner Taufe an trug.
Ebenso schriftwidrig ist die Annahme, der Herr Jesus habe die Sünden
aller Menschen getragen. Das Wort spricht immer nur davon, daß Er die
Sünden „vieler“ getragen hat (s. Matth. 20,28; 26,28; Hebr.9,28), nie
aber „aller“. Die Sünden, welche Er trug, sind auch gesühnt und getilgt,
und Gott wird ihrer nie mehr gedenken (s. Hebr. 10,17); wie hätte also
dann der Herr Jesus, wenn Er die Sünden aller Menschen getragen hätte,
den Juden sagen können: „Daher sagte Ich euch, daß ihr in euren Sünden
sterben werdet; denn ..., so werdet ihr in euren Sünden sterben“ (Joh.
8,24), oder: „... so bleibt eure Sünde“ (Joh. 9,41), und wie könnten die
ungläubigen Menschen einst gerichtet werden „nach ihren Werken“ (Offenb.
20,12.13)?
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir sind der festen, durch nichts zu erschütternden Überzeugung, daß,
wie auch die
Antworten
B und C besagen, nach der Lehre der Schrift der Herr Jesus nur am
Kreuz unsere, d. h. der Gläubiggewordenen, Sünden stellvertretend
und sühnend getragen habe! - Auf die Tatsache, daß es in 1. Joh. 2,2
wörtlich nicht heißt: „Er ist die Sühnung für die Sünden der ganzen
Welt,“ sondern: „Er ist die Sühnung für die ganze Welt“, ist bereits bei
Frage 10 hingewiesen. Auf Grund dieser ein für allemal geschehenen
Sühnungstat kann jeder gerettet werden, der unter den göttlichen
Bedingungen (Buße, Sündenbekenntnis, Glauben an den Sohn Gottes und Sein
Werk) das Heil in Christo ergreift. Die Lehre, daß Christus die Sünden
aller Menschen getragen habe, ist schriftwidrig und eine mächtige Stütze
für die Irrlehre, daß schließlich alle Menschen errettet würden. - In 1.
Petri 2,24 heißt es „unsere (d. h. der Gläubigen) Sünden“, in
Joh, 1,29 dagegen „der Welt Sünde“! Wie kann man das
verwechseln?! Das Wort Sünden wird gebraucht in bezug auf die
persönlichen Werke des einzelnen (vgl. Röm. 3,21-26), während Sünde
den Naturzustand berührt (vgl. Röm. 8,3; siehe auch 2. Kor. 5,21!).
Es ist uns völlig unbegreiflich, wie man Jesu Taufe mit dem jüdischen
Opferkult zusammenbringen kann, wobei man Johannes zum Priester macht!
Es genügt zu sagen, daß die Schrift dgl. nicht tut. Sie sagt uns ja so
klar, welche Bedeutung Jesu Taufe hatte, nämlich die, „alle
Gerechtigkeit zu erfüllen“. Das Wort steht nur im Matth.-Ev.! Jesus kam
als Vertreter Seines Volkes (nicht Stellvertreter!) und nahm den Platz
eines Sünders ein wie ein einzelner aus dem Volk und ließ symbolisch das
Gericht an Sich vollziehen - die Taufe ist stets ein Symbol, Sinnbild -,
so machte Er die Gerechtigkeit voll, erfüllte sie (vgl. dazu Luk.
7,29.30!). Und was hat der Hinweis des Johannes auf den Herrn Jesus, als
das jetzt schon unter ihnen weilende Lamm Gottes, zu tun mit der Taufe,
die am Tage zuvor gewesen war?
Nun zu 1. Petri 2,24! Sowohl kann es nach dem Griechischen, wie
noch viel mehr Stellen als in der vorigen
Antwort Angegeben,
beweisen (so z. B. Mark. 4,38: „Jesus schlief auf dem Kopfkissen“;
griech.: „auf das“) sehr wohl, als auch muß es nach dem
gesamten Schriftzeugnis heißen: „auf dem Holze“. Das Wort, das
gewöhnlich mit „hinauftragen“, übersetzt wird, kann auch heißen
„tragen“, wie es tatsächlich so in Hebr. 9,28 heißt. Die Stellen Hebr.
9, 26.28 u. 10,10-12 sind ausreichend, um zu zeigen, wann der Herr Jesus
die Sünden stellvertretend getragen hat. Wer da sagt, Er habe dies schon
von der Taufe an getan, entleert das Kreuz und beachtet nicht, was Sünde
und Sünden in Gottes Augen bedeuten. Das Kreuz war zunächst nur die Tat
der Menschen (vgl. Apgesch. 2,23 u. a.); dann, nachdem der Herr Jesus
die ersten Stunden am Kreuz in schattenloser Gemeinschaft mit Gott
gewesen war, wurde die Sündenschuld auf Ihn gelegt, wurde Er zur Sünde
und zum Sündopfer gemacht („Sünde“ ist in der Schrift oft für
„Sündopfer“ gebraucht, z. B. 2. Mose 29,14, wörtlich: „Sünde“), und Er
ward als unter dem Fluche von Gott (nicht „Vater“) verlassen. Da ward
das Werk „vollbracht“! Bis zu diesen Stunden, wo Er „unter des
Gerichtes Ruten“ Sich befand, litt der HErr nicht stellvertretend, wohl
aber litt Er vorher um der Gerechtigkeit und um der Folgen der Sünde
willen (Joh. 11,33.35), und darin können wir mit Ihm leiden (1, Petri
4,13; Röm. 8,17ff.), wie auch in gewisser Hinsicht schon Lot litt (2.
Petri 2,7.8). Aber stellvertretendes Leiden und Sündentragen. wie es
auch in Jes. 53,6 gemeint ist, kennt die Schrift bei dem Herrn Jesus
erst am Kreuz und nur dort! Es ist schon auf die Verklärung Jesu in
Matth. 17 hingewiesen, die unmöglich
Kreuz und nur dort! Es ist schon auf die Verklärung Jesu in Matth. 17
hingewiesen, die unmöglich gewesen wäre, wenn die Sünden auf dem Herrn
Jesus gelegen hätten! Und wir fügen zum Schluß hinzu: Wie hätte, wenn
der HErr wirklich von Seiner Taufe an die Sünden getragen hätte, während
der ganzen Zeit die Sonne ihren Schein behalten können - die Sonne, von
der wir lesen, daß sie ihren Schein verloren, als der Sohn Gottes am
Kreuze von Gott verlassen war, als Er dort gestraft ward an unserer
Statt?! (Matth. 27,45ff.; Mark. 15,33ff.; Luk. 23,44ff.)
Frage 47
Ist aus Gottes Wort die Annahme begründet, daß in Gethsemane der Satan
versucht habe, den Herrn Jesus zu töten, um Ihn am Erlösungswerke zu
hindern, und daß Gott Ihn dort vom Tode errettet habe? Hebr. 5,7.
Antwort A
Es soll dies der letzte Versuch Satans gewesen sein, um den Weibessamen
(1. Mose 3,15) zu zerstören, nachdem es ihm nicht gelungen war, durch
Petrus den HErrn zu verhindern, den Kreuzweg zu gehen (Matth. 16,21-23).
Der vermutliche Angriff Satans in Gethsemane soll der Kelch sein, um
dessen Wegnahme der Herr Jesus gebetet habe, aber wie können wir dann
die Worte verstehen: „Nicht wie Ich will, sondern wie Du willst“? Daß
das Leben des HErrn in Gefahr stand, ist nirgends in den Evangelien
erwähnt, und so bietet die Stelle im Hebräerbrief, Kap. 5,7, die einzige
Möglichkeit, einen Angriff von seiten der Macht der Finsternis
anzunehmen.
Die Tiefe der Leiden unseres HErrn, als Er für uns zum Sündopfer gemacht
wurde, fassen wir nicht. Wir können es nicht ausdenken, was es für
unseren hochgelobten HErrn bedeutete, die Strafe zu tragen, die wir
verdient hatten; und diese bestand darin, daß Ihm das Licht der
Gegenwart Gottes eine Zeitlang entzogen wurde.
Der amerikanische Advokat Ph. Mauro schreibt hierüber: „Die Stelle
bedeutet nicht, daß unser HErr darum betete, vom Tode in Gethsemane
errettet zu werden. Die Präposition vor „Tod“ ist eigentlich „aus“, so
daß der Nebensatz gelesen werden sollte: „Zu Ihm, der fähig war, Ihn aus
dem Tode zu erlösen, und ist auch erhört worden“. Er wurde erhört, nicht
dadurch, daß Er vom Tode in Gethsemane errettet wurde, sondern dadurch,
daß Er aus dem Tode (aus der Gottentfremdung), den Er am Kreuz erlitt,
genommen wurde. Die
Antwort Auf
Sein Gebet war die Auferstehung.“
E. L.
Antwort B
Weder in Hebr. 5,7 noch in Matth. 26,36-56; Mark. 14,32-52; Luk.
22,39-53; Joh. 18,1-2 finden wir Gründe zu solcher Annahme. Als der HErr
in Gethsemane so heftig betete, war Er nicht einem Versuch Satans, Ihn
zu töten, ausgesetzt; Sein „Bitten und Flehen“ weisen deutlich auf die
unmittelbar nachher kommende Stunde, da Er allein, ganz allein mit der
furchtbaren Macht Satans zu tun haben und, zur Sünde für uns gemacht,
den Kelch des Fluches Gottes trinken sollte. Satan, der in Judas war
(Joh. 13,27), befahl nicht: „Tötet Ihn sofort“, sondern „Ihn greifet“!
Durch ein sofortiges Töten wäre sein Charakter als Mörder (Joh. 8,44) zu
leicht erkennbar gewesen; der Lügner stellte
sich nicht, wie er war. Sein Verbrechen beging er durch gar gesetzmäßige
Verhandlungen: Verhaftung, Prozeß, Anklage, Zeugenaussage, Verteidigung,
Verurteilung, Hinrichtung. Kein Mensch bemerkte in diesen Vorgängen
seine unsichtbare und gottfeindliche Leitung. Alle, durch ihn verblendet
und begeistert, verlangten die Kreuzigung des Gerechten. Welch ein
Triumph für die „Macht der Finsternis“! Es war der tiefste Punkt der
„Tiefen Satans“.
Hebr. 5,7 sagt, daß der HErr erhört, also aus dem Tode errettet
wurde, aber nicht darin, daß Er etwa nicht starb. Über diese Stelle gibt
die Schrift in Apgesch. 2,24-27 eine so einfache und doch klare
Auslegung, daß wir auf Grund derselben keine menschlichen Annahmen
machen dürfen. Obgleich unsere Sünden Ihn in den Tod brachten, waren
auch, abgesehen von Seiner Göttlichkeit, das eigene Leben, der Wandel,
die Natur des Herrn Jesu als Mensch gegenüber Gott so heilig, so
wahrhaftig fromm, so völlig sündlos, daß die Gerechtigkeit Gottes
aufgefordert werden konnte, Ihn aus dem Tode herauszubringen. Das
geschah in Seiner Auferstehung.
R. W. D.
Antwort C
Gegenwärtige Frage hängt wesentlich mit der Frage des Sündentragens
zusammen, weil der Tod mit Sünde zusammenhängt. Der Tod ist durch die
Sünde in die Welt gekommen und ist zu allen Menschen hindurchgedrungen,
weil sie alle gesündigt haben (Röm. 5,12). Der Tod ist der Lohn der
Sünde (Röm. 6,23). Sünde ist also die Voraussetzung für den Tod. Darum
hatte der Teufel die Macht des Todes über den Menschen (Hebr. 2,14).
Aber eben darum konnte er sie auch nur da haben, wo Sünde war, auf
keinen Fall aber da, wo es solche nicht gab. Deshalb hatte der Tod kein
Anrecht auf den Leib des HErrn in Gethsemane, und hatte der Teufel
keineswegs die Macht des Todes über Ihn, denn in Gethsemane hatte Er
nichts zu tun mit Sünde. Wie zu der Frage über das Sündentragen
dargelegt worden ist, hat der Herr Jesus erst am Kreuze - nie vorher -
die Sünden getragen, und da allein war es, wo Er „die Sünde der Welt
trug“ und „für uns zur Sünde gemacht“ wurde (Joh. 1,29 und .2. Kor.
5,21), nicht in Gethsemane. Die Lehre, wie ich sie kürzlich hörte und
las, der Herr Jesus habe in Gethsemane „den Tod verschlungen“ und damit
die Sünde in Sich aufgenommen (das sei das „zur Sünde gemacht“-Sein), um
sie dann in Seinem Leibe auf das Holz hinaufzutragen, ist zum mindesten
ein schweres Mißverstehen der dieser Lehre zugrunde gelegten
Schriftstellen. Wenn wir Jes. 25 lesen, wo es in V. 8 heißt: „Den Tod
verschlingt Er auf ewig“, so finden wir, daß es sich hierbei um das
Reich handelt, in welchem nicht mehr der Tod, sondern das Leben
herrschen wird; lesen wir 1. Kor. 15,54: „Verschlungen ist der Tod in
Sieg“, so wissen wir, daß es sich auf die Auferstehung und Verwandlung
der Gläubigen bezieht, wie ja der ganze Zusammenhang und im besonderen
die Worte klar zeigen: „Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit
anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird
das Wort erfüllt werden ...“ usw. Also in beiden Fällen bezieht sich das
Wort vom Verschlingen des Todes überhaupt nicht auf den Herrn Jesus in
Seinem Leben hienieden. Auch ist der Tod und die Sünde nicht eine Sache,
die der Herr Jesus in Sich aufnahm, sondern Er trug oder nahm weg die
Sünde der Welt dadurch, daß Er am Kreuze das göttlich-vollkommene
Sühnopfer war nicht allein für die Sünden der Erlösten, sondern auch für
die Sünde in ihrer Natur, von der alle Menschen durchdrungen und alle
Dinge, „es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“
(Kol. 1,20), verunreinigt sind; und „für uns zur Sünde gemacht“ wurde
Er, indem Er am Kreuze unsere Stelle einnahm, nicht nur in bezug auf
unsere Sünden, sondern auch in bezug auf unseren ganzen sündigen
Zustand! Das geschah aber nicht in
Sünden, sondern auch in bezug auf unseren ganzen sündigen Zustand! Das
geschah aber nicht in Gethsemane, sondern erst am Kreuze, wie auch in
den alttestamentlichen Vorbildern durch das Händeauflegen auf das Opfer
deutlich gezeigt wird. Durch das Händeauflegen wurde das Opfer erst zum
Stellvertreter des Opfernden, und dieses Händeauflegen geschah immer
erst am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft, beim Opferaltar,
unmittelbar vor dem Schlachten (s. 3. Mose 1,4; 3,2.8.13;
4,4.15.24.29.33). Der Herr Jesus hat also nicht in Seinem Leibe die
Sünde auf das Holz hinaufgetragen. Erstens nicht „in“, weil es nicht
zutrifft, wie vorstehend dargetan, und auch gar nicht so zu übersetzen
ist; dann aber auch nicht „die Sünde“, denn das Wort spricht an
jener Stelle ausdrücklich von „unseren Sünden“ - das ist doch ein
großer Unterschied -, und endlich auch nicht „auf das Holz hinauf“, weil
dies weder der Tatsache entspricht noch dem Urtext, wie schon bei BeAntwortung
der Frage über das Sündentragen klargelegt worden ist. Wie also hätte
der Satan versuchen können, den Herrn Jesus in Gethsemane zu töten, wenn
Sünde, die Voraussetzung des Todes, nicht vorhanden war? Dann hatte er
auch nicht die Macht des Todes dem Herrn Jesu gegenüber - ja, gar keine
Macht. Der Herr Jesus war der Stärkere, der ihn, den Starken, besiegt
hatte (Matth. 12,28.29), und Er hatte „Gewalt über die ganze Kraft des
Feindes“, und zwar so vollkommen, daß Er diese Gewalt sogar Seinen
Jüngern geben konnte (Luk. 10,17-19), und Er, nicht der Satan, hatte
Gewalt über Sein Leben, so daß Er sagen konnte: „Niemand nimmt es von
Mir, sondern Ich lasse es von mir Selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen,
und habe Gewalt, es wiederzunehmen“ (Joh.10,18). Deshalb ist es auch
völlig unzutreffend, wenn in Hebr. 5,7 „von dem Tode aushelfen“
übersetzt wird und diese Stelle auf Gethsemane bezogen wird. Wie ein
Griechisch kennender Bruder mir erklärt hat, bedeutet das betreffende
Wort, welches in manchen Übersetzungen mit „von“ übersetzt ist, in
erster Linie „aus“, wiewohl es auch „von“ heißen kann, je nach dem
Sinne, der in Betracht kommt. Dieses Wörtchen ist also nicht das, was
entscheidend ist, sondern der Sinn, der aus dem Zusammenhang sich
ergibt. In dieser Beziehung nun zeigen uns V. 9 und 10 ganz deutlich,
daß es sich bei der Erhörung in V. 7 um die Auferstehung handelt, also
nicht etwa der Herr Jesus in der Gefahr war, in Gethsemane den Tod zu
erleiden und Gott Ihn von diesem Tode errettete, sondern daß der Herr
Jesus durch die Auferstehung aus dem Tode errettet wurde, in den Er am
Kreuze ging; das war die Erhörung. - Es ist also völlig haltlos und
gegen das Wort Gottes, wenn gesagt wird, der Kelch, von dem der Herr
Jesus in Gethsemane sprach, sei der Tod von der Hand Satans gewesen, der
Ihn dadurch habe hindern wollen, die Erlösung am Kreuze zu vollbringen;
weil nun aber der Herr Jesus nicht in Gethsemane habe sterben wollen,
sondern am Kreuze, habe Er zu Gott gefleht, Er möge diesen Kelch an Ihm
vorübergehen lassen, und Er sei erhört worden. Nach der Meinung der
Anhänger dieser Lehre gab es zwei Kelche für den Herrn Jesus; das Wort
Gottes redet aber nicht so. Der Kelch, von welchem der Herr Jesus in
Seinem Gebet spricht, war der Kelch des Kreuzes und kein anderer. Was
für einen Sinn hätten sonst die Worte des Herrn Jesu: „... wenn es
möglich ist ...“? In Gethsemane gab der Vater dem Sohne diesen Kelch
gleichsam in die Hand. Deshalb sagte der Herr Jesus dann zu Petrus: „Den
Kelch, den der Vater mir gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ Ja,
Er hat ihn getrunken - am Kreuze!
Der „ringende Kampf“ in Gethsemane (Luk.22,44) war kein „Todeskampf“,
wie manche gelehrte (und auch ungelehrte) Schriftausleger das
griechische Wort „Agonia“ durchaus nur verstanden haben wollen.
Es war entschieden kein Todeskampf im wahren Sinne, erstens weil der Tod
für den Herrn Jesus in jener Stunde nicht in Frage kam, und zweitens,
weil das Wort ausdrücklich sagt, daß Er gerade in diesem Kampfe heftiger
betete; im Todeskampfe aber betet niemand, das ist gänzlich
ausgeschlossen! Es zeigt uns aber die Schrecklichkeit des Kelches für
den Herrn Jesus, die unfaßbare
Schwere des Erlösungswerkes, wie wir sie ohne Gethsemane nie würden
sehen können. Darum ist Gethsemane uns so kostbar, und was unser Auge
dort schaut, erfüllt unsere Herzen mit tiefster Ehrfurcht und Anbetung.
Aber nur der Geist Gottes vermag uns diese Dinge aufzuschließen, und nur
der Glaube vermag etwas davon zu verstehen. Der menschliche Verstand
versagt hier völlig; ja nicht nur das, sondern er geht ganz und gar irre
und bringt Dinge hervor, die nicht nur dem Worte Gottes ganz entgegen
sind, sondern auch die herrliche Person des HErrn herabziehen und
verunehren! Dies geschieht in weitestem Umfange - wenn auch
unbeabsichtigt von den Betreffenden - durch die Lehre, die in der im
vorstehenden behandelten Frage zum Ausdruck kommt. Einfalt und
Unterwürfigkeit des Herzens und die Kenntnis der Person des Herrn Jesu
ist es, was wir brauchen, um das Wort Gottes zu verstehen und vor Irrtum
bewahrt zu bleiben durch Seine Gnade. „Der HErr wird dir Verständnis
geben in allen Dingen. Halte im Gedächtnis Jesum Christum ...“ (2, Tim.
2,7.8). Ja, möchten wir Seine Person mehr und mehr erkennen, denn Er ist
die Wahrheit! Wie kostbar, daß Er es ist!
Th. K.
Antwort D
Den HErrn, den „Urheber des Lebens“ (Apgsch. 3,15) töten? Wo gab es eine
Macht im Himmel oder auf Erden, die Ihn entgegen Seinem Erlauben und
Willen - entgegen den Schriften, entgegen dem bestimmten Ratschlusse
Gottes, hätte zu töten vermocht?! Er Selbst sagt: „Niemand (auch der
Teufel nicht) nimmt es von Mir, Ich lasse es von Mir Selbst. Ich
habe Gewalt, es zu lassen ... Solches Gebot habe Ich von Meinem Vater
empfangen“ (Joh. 10,18). Die Juden waren die „Mörder“ des HErrn (Apgsch.
7,52), aber sie konnten es nicht früher werden, bis Er es zuließ.
Die Zeit und Stunde des Lebenlassens hing von Ihm ab (Joh. 7,30
und 17,1), und Seine Stunde war in Übereinstimmung mit dem bestimmten
Ratschluß Gottes und mit den Schriften (Matth. 26,54). Sein
Sterben hing nicht vom Ringen und Überwinden des Todes ab (nirgends sagt
die Schrift so etwas!), sondern von Seinem Willensentschluß. „Ich
lasse es (das Leben) von Mir Selbst.“ Er überließ Sich den Händen Seiner
Mörder, Er ließ es zu, ihren Haß bis zum Tode auszuführen.
Wie können solche Gedanken in der Schrift gefunden werden, da Er das
Ende schon vom Anfang sah (Jes. 46,10)! Er Selbst sagt, daß Er alles
wußte, was über Ihn kommen würde (Joh. 18,4). Er Selbst weist hin, daß
Er, am Kreuze erhöht (aber nicht in Gethsemane), sterben muß (Joh. 3,14
und 12,32.33). Er Selbst zeigt uns Joh. 18,11, daß Er in dem
Kelche den Kreuzestod sieht. Jene Worte und Gedanken sind nicht nur
völlig haltlos gegenüber der Schrift, sie sind auch entehrend für den
HErrn, da Ihm dadurch Zweifel und Unglauben beigelegt wird, sie
schließen für den HErrn die Möglichkeit des Hinfallens der Schrift und
der Ratschlüsse Gottes in sich. „In den Staub des Todes legst Du
Mich“ (Ps. 22,15), aber nie konnte es in die Seele des HErrn kommen, daß
der Satan dies zu tun vermochte. Er Selbst sagt: „Die Schrift kann nicht
gebrochen werden“. Abgesehen von vielen anderen Beweisen sollte schon
das obige genügen, die Schriftwidrigkeit solcher Lehre zu erkennen. Laßt
uns „acht haben auf die Lehre und die gesunden Worte“. (1. Tim. 4,16; 2.
Tim. 1,13.)
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Nein, diese Annahme ist wahrlich nicht begründet, sie ist weiter nichts
als Philosophie der Menschen,
eins der vielen Menschenfündlein, durch die Satan die Ehre des Herrn
Jesu zu schmälern sucht bei denen, denen eigentlich nichts kostbarer
sein sollte als die Person des HErrn, nämlich bei Seinen bluterkauften
„Genossen“ (Hebr. 3,14), die Ihn besser kennen sollten!
Es ist erschütternd ernst und betrübend, daß gewisse falsche
Übersetzungen einiger Worte der Schrift, die hierauf Bezug haben, immer
wieder weitergetragen werden, statt daß man um der Ehre des HErrn und um
des ganzen Schriftzeugnisses willen endlich einmal aufräumt mit diesen
haltlosen Deutungen. Zu diesen falschen Übersetzungen gehört die von
Luk. 22,44, worauf in einer
Antwort
schon hingewiesen ist. Hier heißt es in einigen Übersetzungen: „... als
Er mit dem Tode rang“. Diese Übersetzung (die übrigens weder die
Elberfelder noch die Miniaturbibel noch Dr. Wiese u. a. haben!) hat gar
nichts für sich, aber sehr viel gegen sich. Das Wort
άγωνία
(Agonia) ist durchaus nicht gleichbedeutend mit dem, was man heute unter
„Agonie“ versteht, es bedeutet weder „Kampf mit dem Tode“ noch auch im
allgemeinen „Todesangst“ (wie leider u. a. die Miniaturbibel sagt!). Das
Wort kommt im Neuen Testament nur einmal vor, so daß seine Bedeutung aus
anderer griechischer Literatur erklärt werden muß. Es steht u. a.
dreimal im apokryphischen 2. Makkabäerbuch, wo es auch von Luther nie im
Sinne von „Kampf mit dem Tode“ oder auch nur „Todesangst“ übersetzt
wird: 3,14 „große Aufregung“ (Luther: „großer Jammer“); 3,16
„Seelenangst“ (so auch Luther); 15,19 „große Aufregung“ (Luther:
„Unruhe“), Es ist „Seelenkampf“ oder „Seelenangst“ in unserer Stelle; es
bedeutet die Angst Seiner Seele, in der Sich der Herr Jesus als
vollkommener Mensch befinden mußte im Blick auf den Kelch, den Er am
Kreuz trinken sollte.
Dieser Kelch - die Schrift redet nicht von mehreren Kelchen! - sollte
nicht in Gethsemane getrunken werden;
vielmehr war nach Joh. 18,11 der Kelch noch zukünftig. Darum ist
der Kelch nicht der Tod in Gethsemane, sondern das mit dem Gericht über
die Sünde verbundene von Gott Verlassensein des Herrn Jesu (am Kreuz).
Dies stand vor Ihm, der nie bis dahin von Gott verlassen gewesen war. In
Gethsemane stand der vollkommene Sohn des Menschen in dem Grauen, der
Angst der Vorempfindung des Kelches, der auf Golgatha getrunken werden
sollte. In Gethsemane sah der HErr den Kelch, auf Golgatha
trank Er ihn. Die Schrift hätte ja gebrochen werden müssen, wäre es
anders gewesen! Oder wenn wir annehmen sollen, der Herr Jesus (der
„alles wußte“!) habe gefürchtet, in Gethsemane sterben zu können, so
hätte Er jedenfalls haben denken können, daß die Schrift gebrochen
werden könnte! Wie entsetzlich - solche Gedanken! Welche Entehrung des
HErrn! Wie kann ein Gläubiger wagen, derlei auszusprechen? Zittert er
nicht vor der Majestät des HErrn? Ist die Person des Herrn Jesu ihm
nicht zu heilig, um solche Gedanken über Ihn zu hegen oder gar zu
verbreiten?! Sie sind ein Antasten - wenn auch unwissentlich - der
vollkommenen Gottheit des HErrn!
Aber man geht noch um mit falschen Übersetzungen einer anderen Stelle.
Häufig kommt man zu solchen Übersetzungen nur durch eine verkehrte
Anschauung. Ist die Anschauung schriftwidrig, dann gar oft auch die
darauf aufgebaute Übersetzung, da einzelne griechische Worte eine
mehrfache Übersetzung zulassen und die rechte erst aus dem ganzen
Schriftzusammenhang gesehen werden kann.
Diese Stelle ist Hebr. 5,7. Nun sei es gleich gesagt: von den mehreren
möglichen Deutungen, je nachdem nämlich wie das Wort
εύλαβείαübersetzt
wird, stützt keine die in unserer Frage aufgeworfene Meinung!
1. Das Wort
άπό
(apo) heißt in erster Linie „von“; das Wort
εύλαβεία
(Eulabeia) heißt oft „Furcht“, so z. B. in Hebr. 12,28. Dann heißt die
Stelle: „Er wurde erhört“ - nämlich durch Befreiung - „von der Furcht“
(dem Grauen). Im Falle wir diese Übersetzung annehmen, bestand die
Erhörung in der Stärkung durch den Engel.
2.
άπό
(apo) kann aber auch gut heißen „infolge von“ und
εύλαβεία
(Eulabeia) „Frömmigkeit“ („Ehrfurcht“).
Dann ist die Rede von einer Erhörung „um der Frömmigkeit willen“ oder
infolge der Frömmigkeit.
3.
έκ
θανάτου
(ek thanatou) heißt wörtlich „aus dem Tode“. Alle die Versuche, hier zu
übersetzen „vom Tode“, weil
έκunter
Umständen „von“ heißen könne, gehen von den verkehrten Voraussetzungen
aus, als habe der Herr Jesus nach Luk. 22,44 tatsächlich mit dem Tode zu
kämpfen gehabt. Eine falsche Übersetzung zieht die andere nach sich.
Entleert man das Kreuz, den Zentralpunkt unserer Errettung, so muß man
natürlich Gethsemane auch falsch bewerten. - Nein, es handelt sich um
Errettung aus dem Tode. Es steht übrigens nicht einmal da, daß der HErr
um Rettung aus dem Tode gebetet habe, sondern daß Er „Bitten und Flehen
Dem dargebracht habe, der Ihn aus dem Tode zu erretten vermochte“. Warum
mehr herauslesen als dasteht?! Die Erhörung ist, wenn sie auf diese
Bitten bezogen wird, die Auferstehung, die Aussauferstehung“ (vgl.
Phil.3,11; Mark. 9,10!!); hierzu beachte man auch V. 9 u. 10! Der Herr
Jesus ist also aus dem Tode errettet worden in Seiner
Auferstehung; Er wurde um Seiner Frömmigkeit willen erhört; oder, wenn
man will, die Erhörung bezog sich auf das Grauen.
Die Deutung, als habe Er um Errettung vom Tode in Gethsemane gebetet,
schließt die Annahme in sich, der Herr Jesus habe denken können, Sein
Lebenswerk bliebe vielleicht vergeblich! Denn, wurde Er nicht erhöht ans
Fluchholz (Joh. 3,14.15), so war Sein Leben und Leiden tatsächlich
nutzlos geblieben! Wir sagen noch einmal: wie ist es möglich, solche
Gedanken über den HErrn zu hegen! Oder haben die, welche obige Lehren
verbreiten, vielleicht nie daran gedacht, was für Folgerungen sie in
sich schließen?! Es wäre eine, wenn auch nur schwache Entschuldigung für
sie.
Wir bitten die von unseren teuren Lesern, die bisher solchen verkehrten,
den HErrn entehrenden menschlichen Meinungen gefolgt sind, diesen Boden
der Weltweisheit (Philosophie) um der Ehre des hochgelobten Namens des
Sohnes Gottes willen, über die der Vater wacht („der richtet“, Joh.
8,50), zu verlassen und sich der Schrift unterzuordnen sowie der
Belehrung durch den Geist der Wahrheit, der Christum verherrlicht, weil
Er's von dem Seinen empfängt und uns verkündigt (Joh. 16,14). Wir können
nicht hoch und erhaben genug denken und reden von der Person (und dem
Werk) Dessen, in dem „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt“
(Kol. 2,9). Gepriesen sei Sein Name!
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir bitten um Entschuldigung, daß nicht alle eingesandten
Antworten
aufgenommen sind; es fehlte an Platz.
Die Zeiten haben sich wesentlich verändert, seit wir die vorige Nummer
in den Druck gaben: es sind Kriegszeiten geworden, und die Aussichten
auf baldigen neuen Frieden in der Welt sind dunkel. Millionen Menschen
von der Blüte der Völker, vor allem unseres deutschen Volkes, haben zum
Schätze ihres Vaterlandes in einen Krieg ziehen müssen, der dem
Deutschen Reich von allen Seiten
aufgezwungen ist. Auch von unseren christlichen Brüdern in manchen
Ländern, besonders Deutschland, stehen viele im Felde, und gewiß wird
auch manche Schwester im HErrn im „Roten Kreuz“ tätig sein. Und die
Daheimbleibenden harren dessen, was geschehen wird, oder soweit sie dem
Volke Gottes angehören, in Herzensfrieden dessen, was Gott tun wird.
Denn das ist ja unsere größte Weisheit und unser bester Trost, daß wir
wissen: „Gott sitzt im Regimente“; und nicht nur das - das mögen Kinder
der Welt ohne wahren Glauben auch zugeben -, „wir wissen, daß
denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken müssen“ (Röm.
8,28); für uns Kinder Gottes in jedem Volk und Land kommt nichts von
ungefähr, wir nehmen alles aus des Vaters Hand, auch die Kriege,
die Satan, der „Menschenmörder“, angezettelt hat, und so wird uns alles
zum Segen, und durch uns für andere und für unser Volk. - Wir haben als
heiligste Aufgaben jetzt für unser deutsches Volk wie für alle Völker,
für unseren Deutschen Kaiser wie für alle Könige und die in Hoheit sind,
uns beugend zu beten (1. Tim. 2,1ff.), daß Ewigkeitsfrucht
hervorwachse für die Menschen und Völker, daß viele Sünder errettet
wenden, daß Gottes Wort, welches in manchen Ländern in den
vergangenen Jahren sehr verachtet wurde - in unserem, wo Sünde und
Gottlosigkeit so überhand genommen haben, nicht am wenigsten! -, wieder
mehr zur Geltung komme, ja, zur Macht werde in vielen Herzen. Wir haben
ferner als für Gott Erkaufte uns jetzt ganz besonders zu hüten vor dem
Geist der Welt, der die Menschen der kriegführenden Staaten mit Haß
erfüllt; laßt uns ihnen nicht gleichen (Röm. 12,2) und laßt uns vor
allem nicht vergessen, daß auch in den Ländern unserer politischen
Feinde Gotteskinder wohnen, mit denen wir durch einen Geist zu Einem
Leibe getauft sind (1. Kor. 12,12). Und wir haben endlich auch eine VerAntwortung
für unsere um des Herrn willen der Obrigkeit gehorchenden (1. Petri
2,13; Röm. 13,1-5), im Felde stehenden Brüder im In- und Ausland; laßt
uns betend eintreten für sie, daß der HErr sie nach Geist und Seele und
Leib bewahre, sie ihren Kameraden zum Segen setze und sie zu Seiner Ehre
wieder heimbringe. Ihm ist es ein kleines! Andererseits bedürfen wir
alle dessen, bereit zu sein, Leben oder Tod oder was immer aus Seiner
Hand zu nehmen!
Die „Gegenseitige Handreichung“ wollen wir erscheinen lassen, solange
wir selbst dazu frei und fähig sind und die nötigen Mittel haben. Das
Blatt hat sich ja auch vor dem Kriege noch nicht getragen, und jetzt, wo
aus dem Auslande manche Zahlungen ausbleiben müssen, wird es sich erst
recht wohl kaum tragen. Aber der HErr kann alles Nötige darreichen.
Viele unserer Ausland-Leser, besonders die vielen in Rußland, werden das
Blatt vor dem Friedensschluß nicht mehr erhalten können. Auch von den
deutschen Lesern werden manche, die im Felde sind, das Blatt nur
unregelmäßig erhalten; wir werden tun, was wir können, um es so
regelmäßig wie möglich allen deutschen Beziehern und denen in
befreundeten und neutralen Ländern zuzustellen. Freilich müssen wir von
den Lesern, die unter der Fahne stehen, die genaue Feldpostadresse
wissen.
Eine kleine Freude hatten wir neulich, indem die erste in unsere Hände
kommende „Feldpostkarte“ eine Bestellung auf die „Handreichung“
enthielt; und unsere Sendung an diesen Bruder war unser erster
„Feldpostbrief“.
Wir wollen schließen! Unser Herz ist tief bewegt, wenn wir daran denken,
wie viele Glieder unseres Volkes bluten müssen für uns, für das
Vaterland, ehe das schwere Werk getan ist. Wie wird das Ende desselben
sein? Es geschehe Gottes Wille! Der ist in jedem Falle gut. Seine
Gedanken sind höher als die der Menschen. Wir setzen unser
Vertrauen nicht auf die Kraft der Waffen, wir haben Besseres.
Geschwister, wie's auch komme, laßt uns Gläubige leben und sterben für
den HErrn! Laßt uns beherzigen, was Eph. 5,14-17 steht! Wir gehören doch
nicht zu den (geistlich) Toten, also laßt uns
uns nicht blenden lassen durch den Schein der Welt, sondern nüchtern
sein, wachen und die Zeit auskaufen! Der HErr sagt: „Siehe, Ich komme
bald und Mein Lohn mit Mir“ (Off. 22,12).
Herzliche Grüße in Liebe allen Lesern mit Röm. 8,18-39
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Ende August 1914.
Gruß an den Leser:
„Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist
der Sieg, der die Welt überwunden hat - unser Glaube!“ 1. Joh. 5,4.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 48
Wie kann Sich der Herr Jesus mit einem Samariter vergleichen (Luk.
10,25-37), da Er doch aus Davids Stamm war?
Antwort A
Als Er in Gleichnissen sprach, tat es der HErr auf eine der Gesinnung
Seiner Zuhörer entsprechenden Weise, damit sie Ihn verstehen möchten. In
Luk. 10,25.29 hat Er mit einem Ihn versuchenden und sich
rechtfertigenden Gelehrten zu tun. Solche hielten Ihn verachtungsvoll
für einen Samariter, was aus Joh. 8,48 sehr deutlich hervorgeht. Um Sich
Seinem Gegner zu offenbaren, konnte Sich der HErr nicht mit einer Seine
Rechte und Würde darstellenden Person vergleichen, da dieselbe von
vornherein nicht anerkannt war, sondern mit der, für welche man Ihn
achtete. Die Lehre des Gleichnisses war für den Gesetzgelehrten durchaus
begreiflich: Der die Barmherzigkeit getan hat, der Nächste, nach dem du
fragest, er ist eben dieser „gewisse Samariter“ (von dem sie meinten, er
habe einen Dämon!). Welche Geduld finden wir da bei Dem, „der so großen
Widerspruch von den Sündern gegen Sich erduldete“ (Hebr, 12,3). Mögen
wir alle, die wir uns Seine Jünger nennen, dieselben Tugenden erweisen
(1. Petri 2,9), hinschauend auf Ihn!
R. W. D.
Antwort B
Weil sie Ihn einen Samariter nannten und als einen solchen behandelten
und verachteten! Er war wirklich der „Verachtete“. Welch wundersames
Bild vom HErrn in diesem Gleichnis! Er kam da hin, wo der Mensch
unter dem „Räuber und Mörder von Anfang“ dalag. Nicht der dem Tode
Verfallene rief
wo der Mensch unter dem „Räuber und Mörder von Anfang“ dalag. Nicht der
dem Tode Verfallene rief oder bat Ihn um Rettung. Aus Seinem
Herzen ging das Erbarmen hervor. Als Er ihn sah, „wurde Er innerlich
bewegt“. Wie mochte das Herz des HErrn über diesen Gesetzgelehrten
bewegt sein, der in Falschheit („Ihn versuchend“) und in den Werken der
Selbstgerechtigkeit (V. 29) niedergeschlagen am Boden lag und „halbtot“
kein Bewußtsein von seinem Zustande hatte. Mit welcher Güte neigt der
HErr Sich zu ihm, ihm zu zeigen, wer sein Nächster war, dessen
er nötig hatte; daß es nicht der Priester und Levit war, (auf
den er vertraute), sondern der Verachtete, den sie einen „Samariter“
schalten (Joh. 8,48). Diesen hatte er nötig!
Der Gesetzgelehrte wurde von dem Mörder, Satan, durch Gesetzeswerke, dem
„was muß ich getan haben“, in dem Todeszustand gehalten. Der HErr
begegnet uns immer da, wo wir sind. Er kommt an den „Ort“, „wo wir
liegen“, um uns zum Bewußtsein zu bringen. Es ist bezeichnend, der HErr
sagt zu dem Manne, der mit der Frage kommt: „Was muß ich getan haben?“
zweimal „Tue“ (V. 28 und 37), aber das letzte Mal, ohne hinzuzufügen:
„und du wirst leben“.
Wenn wir „desgleichen“ tun sollen, so müssen wir dies von Ihm
lernen und Seine Schüler und Jünger werden. Um aus dem Herzen
„desgleichen“ Nächstenliebe (wie aus Seinem Herzen) üben zu können, muß
die Liebe Gottes erst in unser Herz ausgegossen werden. Der sich selbst
rechtfertigende Mann hatte kalten Herzens gefragt: „Wer ist mein
Nächster?“ und damit gezeigt, daß keine Nächstenliebe in seiner Brust
wohnte, noch in der eines Menschen, der mit Gesetzeswerken umgeht. Wenn
er „desgleichen“ tun wollte, so mußte er bald mit „sich selbst“ und mit
„Priester und Levit“ zu Ende kommen, denn „das Recht (die
Forderung) des Gesetzes“ (auch den Nächsten zu lieben als sich selbst),
wird in denen erfüllt, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem
Geiste (des Samariters) wandeln (Röm. 8,4). v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
„Gehe hin und tue desgleichen!“ (V. 37.) Wer sollte „dergleichen“ tun?
Der Pharisäer, der nicht Samariter war. Wer noch? Du und ich! Und wir
sind auch nicht Samariter. Aber wir können jenem Samariter gleichen,
indem wir „dergleichen“ tun. Die Geschichte ist ein Gleichnis!
Wir, die wir die Geschichte des HErrn, Seinen Weg der Liebe zu den
„unter die Räuber Gefallenen“ kennen und wissen, wie Er verächtlich
„Samariter“ genannt wurde, erkennen in dem „gewissen Samariter“ sofort
den Herrn Jesus, obwohl Er Sich Selbst nicht ausdrücklich so nennt. Aus
Joh. 4,9 sehen wir, daß die Juden keine Gemeinschaft hatten mit den
Samaritern. Daher konnte Sich Jesus wohl mit einem Samariter
vergleichen, denn auch mit Ihm handelten sie wie mit jenen. Außerdem
aber hatte Er gerade unter diesen Verachteten ein großes Volk (Joh.
4,39-42), verhältnismäßig viel mehr als unter Israel (vergl. auch Luk.
17,16). Dieser Vergleich hatte also den in toter Gesetzestreue (V.
31.32) verknöcherten Juden viel zu sagen und erinnerte sie an ihren
Mangel an Barmherzigkeit als wirklicher Frucht ihrer (vor der jener
Samariter) bevorzugten Stellung.
Haben wir echten Samaritersinn? Ähneln wir dem wahren
barmherzigen Samariter, tun wir Barmherzigkeit? (Hebr. 13,16!)
Frage 49
Wie stimmen Jak. 2,21.24 und Röm.4,2-5 miteinander?
Antwort A
Ausgezeichnet und wunderbar harmonisch, wie alles in dem Worte unseres
Gottes. Im Jakobusbrief hat es der Apostel mit Leuten zu tun, die da
sagten: Die Hauptsache ist, daß wir glauben. Der Glaube rettet. Das ist
sonnenklar. Was bedarf es da guter Werke? Die sind nicht nötig.
Beispiel: Die Hauptsache ist, sagt der Apfelbaum, daß ich da bin und
lebe und groß und breit werde, was bedarf es erst noch der Früchte, die
sind gar nicht nötig. Darauf kommt es gar nicht an. Wirklich nicht? - Im
Römerbrief denkt Paulus an Leute, die sagen: Ach, der Glaube, der nützt
gar nichts, Werke müssen sein! Nur das Tun guter Werke macht gerecht.
Das ist doch ganz sicher. Was nützt Glauben! Beispiel: Die Hauptsache,
sagen die Äpfel, ist, daß wir da sind. Was nützt der Apfelbaum? Auf den
kommt es gar nicht an. Wenn wir nur da sind! Wirklich?
Wie aber ist's richtig? Auf den Glauben (den Baum) kommt es an. Aber der
Baum muß Äpfel (Werke) bringen, sonst ist er ein toter und unsichtbarer
Baum, der abgehauen wird. Früchte muß der Baum tragen, das ist doch
klar, das erwartet jeder. Aber die Früchte werden nicht ohne den Baum.
Der Baum ist das Lebendige. Die Früchte sind nur Kennzeichen des
fruchtbaren Lebens des Baumes. Also Werke ohne Glauben gewinnen nichts
vor Gott, und Glauben ohne Werke ist tot für Gott. Heil bringt uns der
Glaube, aber ein geheilter Mensch bringt zu Gottes Ehre Früchte. Tut er
das nicht, gleicht er dem unfruchtbaren Baum.
K. E.
Antwort B
Bei einer ernsten Untersuchung im Lichte des Zusammenhangs sind beide
Stellen in bezug auf das Verhalten Gottes dem Menschen gegenüber völlig
übereinstimmend; ihr scheinbarer Widerspruch entsteht aus dem Verhalten
des Menschen Gott gegenüber. Der eine verwirft die Gnade, durch welche
allein er errettet werden kann, und meint, Gott mit seinen Werken
befriedigen zu können. Der andere dagegen meint, mit seinem Glauben
einen Lohn zu erlangen. Beide rühmen sich, der eine seiner Werke, der
andere seines Glaubens. Gott, vor Dem der Ruhm ausgeschlossen ist (Röm.
3,27; 4,2), der den Hochmütigen widersteht (Jak. 4,6), weist beide
zurück. Wie wagt der erste mit unflätigem Kleide (Jes. 64,6), mit totem
Werke (Hebr. 9,14) vor den lebendigen Gott zu treten?! Er begeht einen
Greuel (Jes. 1,10-14) und bedarf vielmehr, davon gereinigt zu werden.
Diesen Fall behandelt der im Römerbrief angeführte Abschnitt: „nach
Gnade“, „ohne Gesetzeswerke“ (3,24.28; 4,4.6). Der zweite kommt nun und
meint, sein Glaube schaffe ihm Verdienst und mache ihn der
Rechtfertigung wert. Unser heutiger Protestantismus mit seinem gelernten
Glauben kann hiermit recht verglichen werden; es ist der „eitle Mensch“,
der „sagt, er habe Glauben“. Der Ausdruck der Schrift in Jakobus zeigt
seinen Hochmut und schonet seiner nicht. Der lebendige Gott wird mit
totem Glauben [dem Namen, daß man lebt (Offb. 3,1)] ebenso wenig
befriedigt wie mit toten Werken. Schöne Reden und Glaubensbekenntnisse
sind noch keine Wirklichkeit. Dem lebendigen Glauben allein wird die
Rechtfertigung des Lebens (Röm. 5,18) zuteil. Ein lebendiger Glaube aber
erweist sich in seinen Werken, in dem Leben des Glaubens, (aber nicht in
Gesetzeswerken). Als Abraham Ihm
glaubte, richtete sozusagen Gott einen Vertragsakt auf, wodurch dem
Abraham Glaubens-Gerechtigkeit bestätigt wurde; dieses Aktes Inhalt war
nur auf die Tatsache gegründet: „Abraham glaubte Gott.“ Dies ist die
Rechtfertigung aus Glauben nach dem Römerbrief. Dann aber ließ Gott den
Abraham den Akt unterschreiben; Er versuchte ihn (1. Mose 22,1.2). Und
Abraham tat es, er vollbrachte das Werk des Glaubens (Hebr. 11,17-19);
Gott bestätigte es als vollbracht (1. Mose 22,12), und damit erhielt der
Akt seine Endgültigkeit (V. 16-18). Dies ist die Rechtfertigung nach
Jakobus. Der Glaube ist nicht nur eine einmalige Annahme des Wortes
Gottes („Abraham glaubte Gott“), sondern ein beständiges Rechnen mit
Seiner Gnade, mit Seinem Worte. Das Lesen von Hebr. 11 ist dafür
überzeugend. Der Glaube ist eine Energie, welche unbedingt den Sieg gibt
(1. Joh. 5,4), obgleich er durch mancherlei Versuchungen erprobt wird
(1, Petri 1,6.7). Eph. 2,8-10 gibt eine Zusammenstellung der beiden in
Römer und Jakobus dargestellten Seiten des Glaubens; das „nicht aus
Werken“ entspricht dem im Römerbrief Gesagten und das „nicht aus euch,
Gottes Gabe ist es“ dem Jakobusbrief. Es zeigt, daß der Glaube des
Gläubigen ihm keinen Verdienst schafft, nicht mehr, als das Reichen der
Hand einen Bettler einer Gabe wert macht. So oder so, der Ruhm ist
unzulässig. Aber der Gläubige ist geschaffen in Christo Jesu zu guten
Werken. Weigert einer sich, diese zu tun, so zeigt er einfach, daß er
dazu nicht geschaffen worden ist, also nach dem Jakobusbrief die
Nichtigkeit seines Glaubens. „Aus Seiner Fülle haben wir Gnade um Gnade
empfangen“. (Joh. 1,14.16). Verherrlichen wir diese Gnade durch unsere
Werke?
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Es kann denen in der sogen. Christenheit gegenüber, die einen Gegensatz
konstruieren wollen zwischen der Lehre des Paulus und der des Jakobus,
nicht ernst genug betont werden, daß hier eine geradezu bewundernswerte
Harmonie herrscht.
Zu obigen
Antworten
nur noch einige Ausführungen! In Kap. 1,22 hat Jakobus seine Leser
ermahnt, „Täter des Wortes“ zu sein. Er weiß natürlich so gut wie
Paulus, daß „der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber
durch das Wort Gottes ist“ (Röm. 10,17). Das Hören geht auch für Jakobus
voran, aber bleibt es allein dabei, so ist Selbstbetrug die Folge. -
Paulus weiß das auch sehr wohl; es gibt überströmend viel Stellen in
seinen Briefen, welche die praktische Seite der Früchte des Glaubens
zeigen; wir weisen hier nur hin auf den Titusbrief, in dem sechsmal der
Ausdruck „gute Werke“ vorkommt und in was für Verbindungen! (Siehe z. B.
1,16; 2,14; 3,8!) Wo sind da Gegensätze zwischen Paulus und
Jakobus?!
Aber zwischen jener Jakobusstelle und der Stelle aus Römer 4 sind
Unterschiede, die durch den Zweck der Stellen bestimmt sind. Jakobus
hatte die Aufgabe, den vielen noch mit der jüdischen Synagoge
zusammenhängenden Gläubigen zu zeigen, worin sich das wirkliche Leben
des Glaubens erweist. Sein ganzer Brief ist nur von praktischen
Gesichtspunkten aus geschrieben. Ein totes Bekenntnis ohne Kraft, wie es
der Zusammenhang unserer Stelle zeigt (V. 14-17), war wertlos, und welch
eine Rolle spielt ein solches heute! - Die Aufgabe des Paulus aber ist
die, zu zeigen, auf welcher Grundlage die Gerechtigkeit Gottes erlangt
wird. Und nicht nur bestreitet Jakobus dies nicht, vielmehr bestätigt er
es in V. 23. Nur legt er den Ton auf das, was bei Abraham das
Vorhandensein des Glaubens tätig erwies, während Paulus das Hauptgewicht
legt auf das Vorhandensein eines Glaubens, der nichts zu tun hat mit dem
eigenen Wirken. Paulus verwirft den Ruhm eigenen Wirkens
als Grundlage der Gerechtigkeit, Jakobus fordert sichtbare Werke als
Beweis des Glaubens, ja, der Glaubensgerechtigkeit. Bei Jakobus liegt
ein Hauptton auf V. 22: „Du siehst.“ Gott weiß, wer wirklich
glaubt, aber der Mensch muß sehen, muß z. B. Werke
praktischer Nächstenliebe, Werke, wie sie der barmherzige Samariter tat,
sehen als Beweise vorhandenen Glaubens. Gewiß waren Abrahams und sind
unsere Werke vor Gott nichts wert, wenn sie nicht aus Glauben sind, aber
ob der wahre Glaube da ist, kann von den Menschen nur aus den Werken
gesehen und beurteilt werden. Wir Christen müssen den Glauben „zeigen“
(V. 18); „der Glaube muß durch die Werke vollendet werden“ (V. 22).
Und obwohl der HErr nicht angewiesen ist auf unsere Werke, um zu wissen,
ob wir Sein Eigen sind, so sucht doch auch Er die Beweise unseres
Glaubens in praktischer Betätigung der aus dem Glauben erwachsenden
Liebe (vgl. Joh. 14,21-24!). Und darum: So gewiß der gerettet ist, der
von Herzen glaubt an den Sohn Gottes (Röm. 4), ebenso gewiß ist erst
sein praktischer Gehorsam gegen das Wort (den Willen) Gottes der Beweis
seines Glaubens (Jakobusbrief), wie auch der Gradmesser seiner
Kindesliebe (Joh. 14).
Frage 50
Wer sind die 24 Ältesten und die 4 lebendigen Wesen in Offb. 4,4.6 und
5,6.8?
Antwort A
Nicht gering ist die Zahl der Ausleger, welche meinen, daß unter den 24
Ältesten Engelfürsten zu verstehen seien, indem sie sagen, daß sie nicht
von sich als Erlöste reden, sondern von anderen (vgl. Offb. 5,10:
„sie“).
Letzterer Beweis ist ein sehr schwacher, da doch zur Zeit der anbetenden
Ältesten auch Heilige auf der Erde sein werden, die wie die Ältesten
durch Blut erkauft sind, wofür sie das Lamm anbeten; übrigens finden wir
in Vers 8 „die Gebete der Heiligen“, nicht aber die Gebete der 24
Ältesten, da letztere keine Bedürfnisse mehr haben wie die Heiligen auf
der Erde; darum finden wir auch in Verbindung mit den Ältesten: Ruhe,
Sicherheit und Anbetung (4,10; 5,14).
Es ist leicht nachzuweisen, daß unter den Ältesten nicht Engel zu
verstehen sind, weil uns schon im A. T. der Thron Gottes wohl mit den
lebendigen Wesen, aber nie mit den 24 Ältesten gezeigt wird, was
der Fall sein müßte, wenn darunter Engelfürsten zu verstehen wären, da
dieselben doch immer den Thron umgeben haben würden. Sie waren ja schon
zur Zeit der Weltschöpfung da (vgl. Hiob 38,7). Dazu sagt man noch, daß
die Priester- und Sängerabteilungen in 1. Chron. 24 und 25 Bilder von
einer schon damals bestehenden himmlischen Priesterschar gewesen wären.
Nur merkwürdig ist es, daß wir nie etwas davon hören noch sehen, bis wir
zum vierten Kapitel des letzten Buches der Bibel kommen, obwohl uns auch
im A. T. Blicke vom Thron Gottes und Blicke in die Himmel gegeben werden
(vgl. Jes. 6; Hes. 1; Dan. 7; N. T. Apg. 7). Auch finden wir nie
in der Bibel, daß Engel oder Engelfürsten in der Gegenwart Gottes eine
sitzende, d. h. ruhende Stellung einnehmen, sondern stets eine
stehende, d. h. dienende Stellung (vgl. Luk. 1,19; 1. Kön. 22,19; Jes.
6,2; Dan. 7,10; Hebr. 1,14). Auch finden wir nicht, daß Engel
priesterlichen Dienst ausüben; dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Es ist
das Vorrecht Erlöster, weil Christus, ihr Heiland und HErr, der große
Hohepriester ist. Ich hege nicht den geringsten Zweifel, daß unter dem
Engel Offb. 8,3 und 10,1 sowie Mal. 3,1 Christus Selbst zu verstehen
ist. Auch werden, soviel ich weiß, Engel nie „Älteste“ genannt, noch
sehen wir sie geschmückt mit goldenen Kronen, dem Zeichen königlicher
Würde (vgl. Hebr. 2, 5-8; 1. Kor. 6,2.3; 1. Petri 2,5.9). Engel sind
gekennzeichnet durch Macht (Ps. 103,20), doch Älteste, Erlöste durch
Weisheit (vgl. Offb. 5,14 und 7,13; Eph. 3,10). Ferner singen die
Ältesten (was nicht, ja nie von Engeln gesagt wird) ein neues Lied: das
Lied der Erlösung, sie kennen Gott durch Jesum Christum in Seiner
wunderbaren Gnade und sind im Genuß Seiner unendlichen Liebe, so daß sie
in Wahrheit nur anbeten können (Offb. 4,11; 5,14).
Daß sich die Ältesten von den Engeln (Offb. 5) und den lebendigen Wesen
unterscheiden, zeigt nur zu klar, daß man in ihnen die verwandelten,
auferweckten und verherrlichten Heiligen zu verstehen hat. Die Beweise
dafür könnten leicht vermehrt werden. Was wir unter den vier lebendigen
Wesen zu verstehen haben, darüber gibt das A. T. reichlich Aufschluß
(vgl. 1. Mose 3,24; 2. Mose 25,17-22; Hes. 1,4-14).
Der HErr gebe uns allen Gnade, Sein Wort und Seine Gedanken und über
alles Ihn selbst besser kennen zu lernen!
K. O. St.
Antwort B
Die Zahl 24 umfaßt die ganze Priesterordnung, alle Abteilungen (1.
Chron. 24). So hatte Gott es David im Muster sehen lassen und ihn
unterwiesen durch Geist und Schrift (1. Chron. 28,11-13 und 19). Viele
treue Schriftforscher sehen in den 24 Ältesten, und wohl mit Recht, die
ganze Schar der Gläubigen Alten und Neuen Testamentes, die ganze Schar
derer, die des Christus sind bei Seiner Ankunft. So wie wir in der Zahl
24 die ganze Priesterordnung - und so wie wir in den Häuptern der Stämme
das ganze Volk sehen (4. Mose 7,2; 17,6), so sehen wir in den 24
Ältesten die ganze Schar derer, die unserem Gott zu Königen und
Priestern gemacht sind. Nicht einer fehlt, der dieser Schar und Ordnung
angehört. Nicht 23, sondern 24 - alle -, die ganze bluterkaufte Schar
wird vor dem Throne Gottes gesehen in königlichem und priesterlichem
Schmucke, ehe auch nur eins der Gerichtssiegel (Offenb. 6)
geöffnet ist und über die Erde geht. Die Kronen zeigen ihre königliche
Würde und die Schalen voll Rauchwerk ihren priesterlichen Charakter. Sie
haben Einsicht und Erkenntnis über das Walten Gottes und aus ihrem Munde
wird Anbetung dargebracht.
Man hat versucht, diese Auslegung, daß in den 24 Ältesten die Erlösten
aller Zeiten zu sehen seien, mit dem Hinweis zu entkräften, daß das
„uns“, welches Luther in Offenb. 5,9 zugefügt, im Wortlaut fehle. Solche
Folgerung ist völlig haltlos. Das Fehlen des „uns“ ändert durchaus
nichts. Es zeigt nur, daß in dem Jubelgesang nicht ihr Teil, was
sie empfangen haben, sondern Gottes Seite, die herrliche
Vollendung Seiner Absichten im Vordergrund steht. „Du hast
für Gott erkauft ...“ Der Gesang feiert, was das Lamm ist und was
das Lamm getan, und daß es für Gott ist. Das „Uns“ verschwindet
dort - unsere Segnungen sind nicht das Hauptthema dort. Wir sind
hienieden so sehr und oft nur mit der einen Seite der Erlösung: was sie
uns gebracht hat, beschäftigt, und zeigen für die andere Seite: was sie
für Gott ist, oft wenig Verständnis. Der himmlische Gesang zeigt uns,
daß es dort oben anders ist.
Während wir in den 24 Ältesten die Familien der Heiligen aller Zeiten
erkennen, führen uns die vier
lebendigen Wesen zu einer Klasse von himmlischen Wesen. Die vier
lebendigen Wesen sind nicht Engel, denn sie werden in Offenb. 5,11 von
den Engeln unterschieden. In Hes. 1,5ff.
finden wir auch vier lebendige Wesen. Diese vier lebendigen Wesen,
welche Hesekiel am Flusse Kebar sah, werden Hes. 10,15 Cherubim genannt.
In der Schrift finden wir Cherubim und Seraphim. Mit beiden haben beim
Vergleich die vier lebendigen Wesen Einzelheiten gemeinsam, sowohl in
der Erscheinung als auch in der Beschäftigung. Die Cherubim finden wir
bei der Ausführung der Gerichte Gottes (1. Mose 3,24), ebenso auch die
vier lebendigen Wesen. (Siehe Offenb. 6 u. a.) Die Seraphim finden wir
mit dem Thron Gottes und mit dem Rühmen Seiner Heiligkeit und
Herrlichkeit verbunden, ebenso die vier lebendigen Wesen. (Vergl.
Offenb. 4,8.9 mit Jes. 6,1-3.) Wie wenig wissen wir von den wunderbaren,
himmlischen Wesen, die alle bereit stehen zu Seiner Ehre und zur
Ausführung Seines Willens!
Die Offenbarung ist das Buch der Gerichte und des Triumphes Gottes über
jede Macht des Bösen zu der Zeit, wenn der jetzige Tag der Gnade sein
Ende gefunden hat. Die vier lebendigen Wesen umgaben den Thron, aus
welchem die Gerichte hervorgehen, und ihre Erscheinungen gleich einem
Löwen, Stiere usw. geben den Gerichten bestimmte Charakterzüge. Gleiche
Anklänge finden wir auch in den vier Evangelien. Doch handelt es sich
dort um Gnade, hier um Gericht - dort um den Fleisch gewordenen Sohn
Gottes, hier um den Thron Gottes. In Matthäus können wir den Löwen aus
Juda, den König der Juden, - in Markus den Stier, den unermüdeten Diener
und Arbeiter, - in Lukas den Sohn des Menschen - in Johannes den Adler,
den, der im Himmel ist, den Sohn Gottes, unterscheiden. Und ebenso wie
die Gnade Gottes, im Sohn erschienen, ein vierfaches Gepräge trägt, so
tragen auch die aus dem Throne Gottes hervorgehenden Gerichte ein
vierfaches Gepräge, die den Charakterzügen der vier lebendigen Wesen
entsprechen. Diese Gerichte dürften das Gepräge der 1.) unwiderstehbaren
Macht in 2.) unermüdeter Kraft mit 3.) vollkommener Einsicht in 4.)
überirdischer Schnelligkeit tragen, welch weitere und andere Züge in der
Gestalt der vier lebendigen Wesen auch außerdem noch gefunden werden
mögen.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Diesen klaren
Antworten
haben wir nichts Wesentliches mehr hinzuzufügen. Wir möchten nur noch
einmal darauf hinweisen, daß diese Gesichte, die Johannes sieht,
Abbilder („Zeichen“) dessen sind, „was bald geschehen muß“ -
„nach diesem“ (Offenb. 4,1), d. h. nach Abschluß der Gemeinden auf
Erden, also nach der Entrückung. Als Johannes diese Gerichte sah, waren
sie zeitlich noch nicht eingetreten, wie sie es heute noch nicht sind.
Aber Gott steht über der Zeit, von Ihm aus gesehen ist das Ende mit dem
Anfang da (Jes, 46,10). Darum sind diese Gesichte, die Johannes „im
Geiste“ sah, auch mehr als nur Visionen, Erschein ungen, es sind
Tatsachen, die in Zeichen oder Abbildern, dem
Verständnis des Schauers entsprechend, dargestellt sind.
So sah Johannes nicht die Erlösten selbst, aber in den 24 Ältesten die
Abbilder der Erlösten. Warum „Älteste?“ Wie die Ältesten in den
Gemeinden des HErrn auf Erden gewissermaßen die Vertreter der Glieder
der Gemeinde waren, so sind in diesen sich wesenhaft als „Älteste“
Darstellenden gewissermaßen die Vertreter der aus jedem Stamm usw.
Erkauften (V. 9.10) abgebildet.
Johannes sah die vier „lebendigen Wesen“, aber er sah sie in einer ihm
faßlichen Darstellung (V. 7).
Kurz: Er sah Tatsachen, aber in Zeichen oder Abbildern, die ihm
und durch ihn uns ein Abbild geben von dem, was bald geschehen
muß! Je mehr wir „mit Geist erfüllt“ sind (Eph. 5,18: „seid!“), desto
köstlicher werden uns diese gewaltigen Dinge werden, und wir werden
schon jetzt staunend anbeten, und um so mehr, als wir gegenwärtig durch
die Leiden dieser Zeit beschwert sind, uns sehnen nach der tatsächlichen
Erfüllung dieser uns geschenkten Offenbarungen! „Was bald
geschehen muß!“ - So bitten und flehen wir: „HErr Jesu, komme bald!“
Frage 51
Wie ist Josua 10,13, wo von Stillestehen der Sonne die Rede ist, zu
verstehen?
Antwort A
Für den, der an die Allmacht des Gottes glaubt, der Wunder tut, liegt in
diesem Bericht durchaus keine Schwierigkeit vor, ebensowenig wie in der
redenden Eselin Bileams oder dem Fische Jonas oder in der Tatsache, daß
an der Sonnenuhr Ahas (in der Geschichte Hiskias) der Schatten des
Zeigers rückwärts ging. Es ist zwecklos, darüber Betrachtungen
anzustellen, ob der Schatten an der Sonnenuhr infolge einer
Rückwärtsbewegung der Erde oder einer solchen der Sonne erfolgte, oder
ob diese Erscheinung auf eine außerordentliche Lichtwirkung
zurückzuführen ist. So kann man auch aus Josua 10,13 nichts beweisen für
oder gegen des Kopernikus' Lehre vom Sonnensystem. Es ist töricht, sich
auszumalen, welche Katastrophen überall auf der Erde entstehen müßten,
falls ein großer Weltkörper stille stände. Der Gott, der ein solches
Wunder tut, kann und wird auch jede Katastrophe verhindern.
Darum ist es nicht nötig, dieses Wunder durch eine verlängerte
Strahlenbrechung, durch eine Refraktion der Sonne, eine Erscheinung des
Sonnenbildes über dem Horizont zu erklären. (S. Urquhart III, S. 253.)
Noch viel weniger geht es an, in dem ganzen Bericht nur eine
dichterische Ausdrucksweise zu sehen, wie etwa Richter 5,20, die da
schildert, daß bei dem Sonnenlicht des Tages und bei dem Mondlicht der
Nacht das Werk der Vertilgung des Feindes vollendet sei. Trotz aller
Erklärungen wird immer ein Wunder übrig bleiben, so daß die Bemerkung
der alten Berleburger Bibel (1728) zu dieser Stelle wohl am Platze ist:
„O, steh' still, atheistische Vernunft, und beuge dich!“
„Es war kein Tag diesem gleich, weder vor ihm noch nach ihm, daß Jehova
auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn Jehova stritt für
Israel“ (V. 14).
So erklärt die Schrift selbst dieses auffällige Wunder. Es ist ein
Eingreifen Gottes mit dem bestimmten sittlichen Zweck, Seine Macht über
die Götter der Kanaaniter, die Sonne und den Mond, zu beweisen, die
keine Götter sind, sondern Schöpfungen Dessen, der Himmel und Erde
gemacht hat. Von Ihm sagt Asaph (Ps. 74,16): „Dein ist der Tag und auch
die Nacht, den Mond und die Sonne hast Du bereitet.“ Der Gott, der sie
bereitete, regiert sie auch. Er kann auch Zeichen geben an Sonne, Mond
und Sternen (Luk. 21,25; Matth. 24,29; Mark. 13,24).
„Unser Gott ist in den Himmeln; alles was Er will, tut Er“ (Ps. 115,3).
Er steht über allen Naturgesetzen. J. W.
Antwort B
Die Sonne stand still.
Ebenso blieb der Mond stehen. - Die Heilige Schrift ist einerseits kein
Buch, in dem wir unsere Kenntnisse über die Vorgänge in der Natur
bereichern könnten; andererseits ist aber jedes Wort, was sie über diese
sagt, Wahrheit, weil von Gott eingegeben (2. Tim. 3,16), und wir haben
alle Lehren moderner Wissenschaft abzuweisen, die mit ihr nicht
übereinstimmen. Sonne und Mond standen still, so belehrt uns die
Schrift. Vielleicht auch die Erde und das ganze Weltsystem, wenn es wahr
ist, wie die Wissenschaft behauptet (wer kann es beweisen?!), daß das
ganze Weltsystem mit allen seinen Himmelskörpern in gegenseitiger
Abhängigkeit verbunden ist. Für Gott, der Himmel und Erde schuf und
erhält, auf dessen Wort einst alles dieses aufgelöst werden wird, ist
das ein Kleines. Lernen wir doch aus Jos. 10,13, statt auf moderne
Wissenschaft und Bibelkritik zu horchen, mit dem Gott Himmels und der
Erde zu rechnen als mit Dem, der Seine Macht zum Besten Seiner geliebten
Kinder ausübt und auf ihr Flehen hört!
O. v. Br.
Antwort C
Es gibt schon im alltäglichen Leben und in der Natur Vorgänge, die sich
unserem Verständnis entziehen, die wir einfach glauben müssen. So auch
hier bei dem in Frage stehenden Wunder. Dieses einfache Wunder, welches
durch die Macht und das Eingreifen Gottes bewirkt wurde, war schon für
viele ein Stein des Anstoßes. Wir sehen die fünf Könige verfolgt und
ihre Heere nicht bloß von dem Schwerte Israels, sondern auch von dem
Hagel Gottes vernichtet (vgl. 2. Mose 9,24.25). Hier fleht nun Josua zu
dem HErrn und ruft: „Sonne, stehe still zu Gibeon, und Mond, im Tale
Ajjalon!“ Die
Antwort Gottes
war zunächst ein Erhören der Bitte Josuas. „Und die Sonne stand still,
und der Mond blieb stehen, bis die Nation sich an ihren Feinden gerächt
hatte.“ Zunächst will die Schrift hier nicht etwa astronomische
Lehrsätze aufstellen. - Hierzu sei bemerkt, daß das von der Welt meist
ohne nähere Prüfung als unumstößliche Wahrheit angenommene
Copernikanische System doch nur eine scharfsinnig durchgeführte
Hypothese (Annahme)
ist, für die es wohl Wahrscheinlichkeitsgründe, aber noch keinen
zwingenden Beweis gibt, und gegen die in alter und neuerer Zeit Bedenken
erhoben wurden (z. B. von Goethe), ebenso auch von großen Forschern (A.
v. Humboldt, K. v. Raumer, Gauß, Brandes u. a.). Die Genannten sollen
ernste Zweifel an diesem System gehegt haben, wenn sie dieselben auch
aus Furcht vor der öffentlichen Meinung nicht zu äußern wagten. Aber
dies nur nebenbei, es ist ohne Einfluß auf obiges Wunder. Wer näheres
darüber lesen will, der sei auf das Buch von „Schöpfer, Die Widersprüche
in der Astronomie“ (1869) verwiesen!
Da die Feinde dem südwestlich von Gibeon gelegenen Ajjalon zu flohen, so
befand sich Josua, als er jenen Ausspruch tat, ohne Zweifel westlich von
Gibeon und konnte die über Gibeon stehende Sonne gegen Osten und den
über dem Tale Ajjalon stehenden Mond im fernen Westen zugleich sehen. Ob
es sich nun um eine allgemeine plötzliche Veränderung und Störung des
Sonnensystems handelte oder nicht, das ist nebensächlich, wir können dem
Worte in seiner vollen Bedeutung glauben und dabei
nicht, das ist nebensächlich, wir können dem Worte in seiner vollen
Bedeutung glauben und dabei auch an ein lokales Wunder denken. Das, was
Josua bittet, ist nur das, daß es so lange Tag bleiben und die Nacht und
der Mond so lange abgehalten werden möge, bis er seinen Zweck erreicht
habe. Und dies wurde Josua gewährt. Die Sonne blieb fast einen ganzen
Tag länger am Himmel stehen, und es blieb soviel länger hell in jenen
Gegenden. Der, welcher von Anfang sprach: „Es werde Licht!“ und von Dem
es heißt: „Dein ist der Tag, Dein auch die Nacht, den Mond und die Sonne
hast Du bereitet“, der konnte auch für einige Stunden an einem
bestimmten Orte Licht schaffen für besondere wichtige Zwecke, ohne daß
dadurch die ganze Ordnung des Sonnensystems und die allgemeinen Gesetze
der Himmelskörper aufgehoben werden. Wie durch den Hagel die Menschen,
so wurden durch das Hellbleiben des Tages die Götter der Feinde
gerichtet, es war ein Sieg des lebendigen Gottes über heidnische
Abgötterei. Die Heiden sollten daraus erkennen, daß der Gott Israels
imstande ist, die ganze Kreatur gegen Seine Feinde zu bewaffnen, und
Israel, das schon einmal in den Dienst des Baal Peor versunken war (4.
Mose 25,3), und dem auch später die Götter Kanaans so oft zum Fallstrick
wurden (Richt. 2,3), sollte vor diesem Aberglauben gewarnt werden. Das
war die tiefe Bedeutung und der heilige Zweck dieses Wunders, welches
aber nicht einmal vereinzelt in der Schrift dasteht. Eine Parallele dazu
haben wir an dem Rückwärtsgehen des Schattens am Zeiger der Sonnenuhr
des Königs Ahas um 10 Stufen auf das Gebet Jesajas (2. Kön. 20,9-11).
Ferner sind zu vergleichen der Stern der Weisen vom Morgenlande, die
dreistündige Finsternis, während der Herr Jesus am Kreuze hing, sowie
noch die für die Endzeit geweissagten Wunderzeichen am Himmel. Wenn wir
das Wunder aller Wunder, Christus, für uns erlebt haben, wird uns
auch das Wunderwirken Seines Gottes und Vaters immer natürlicher, wir
sehen in den tausend kleinen Begegnissen, wo die blinde Welt nur
Naturgesetze und Zufall sieht, immer die Hand des zum Wohle der Seinen
wirkenden Gottes und Vaters, bei dem kein Ding unmöglich ist.
Ph. W.
Antwort D
Dieser Vers war von jeher für viele Bibelleser ein Stein des Anstoßes.
Man glaubte die Erzählung „verständlicher“ machen zu müssen, indem man
Josua und seinen Zeitgenossen entweder eine Sinnestäuschung zuschrieb
oder sie nur als eine bildliche, dichterische Umschreibung aufgefaßt
wissen wollte. Beides ist aber falsch. Für den Bibelchristen steht
unerschütterlich fest, daß auf das gläubige Gebet Josuas: „Sonne, stehe
still zu Gibeon; und du Mond, im Tale Ajjalon!“ Gott die
Antwort Gab,
„indem die Sonne mitten am Himmel stehen blieb und nicht zum Untergang
eilte, ungefähr einen ganzen Tag.“ Gewiß ist das ein Wunder, aber kein
größeres als die Erschaffung der Himmelskörper oder eines Menschen. Wie
sollte der Schöpfer der Welt nicht auch imstande sein, in die
„Naturgesetze“ einzugreifen! Der Prophet Jesaja erlebte später ähnliches
an der Sonnenuhr des Ahas (Jes. 38,8).
Der Vorgang muß auf die Zeitgenossen und auch die später Lebenden einen
gewaltigen Eindruck gemacht haben. Im Buche Jaschar (des
Rechtschaffenen) ist er erzählt, und 1000 Jahre später bezeugt ihn der
jüdische Schriftsteller Jesus Sirach (Kap. 46,5-8).
Wie nun der Vorgang zu „verstehen“ ist? Das kann kein Mensch sagen. Die
Bibel berichtet uns einfach die unzweifelhafte Tatsache. Die Schrift
sagt ausdrücklich: „Und es war kein Tag wie dieser, vor ihm und nach
ihm, daß Jehova auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn Jehova
stritt
für Israel.“
Nach unserer heutigen von Copernikus übernommenen Auffassung dreht sich
die Erde um die Sonne. Das spricht nicht gegen die Ausdrucksweise der
Schrift, die keine astronomischen Belehrungen geben will, sondern zu den
Menschen in einer ihnen verständlichen Sprache spricht. Wenn wir uns
deshalb ans „Verstehen“ geben wollen, müssen wir annehmen, daß Gott die
Rotation (Drehung) der Erde unterbrochen oder verlangsamt habe. Und
warum sollte das nicht möglich sein? Der berühmte Astronom Newton hat
darauf hingewiesen, daß die Umdrehung der Erde sehr schnell verlangsamt
werden kann, ohne daß ihre Bewohner etwas davon zu spüren bekommen.
Professor Totten in Amerika hat durch scharfsinnige Berechnungen
nachgewiesen, daß tatsächlich jener Tag zu Gibeon und Ajjalon ein voller
Tag von 24 Stunden gewesen sein müsse; zu ähnlichen Schlüssen kam auch
der Astronom Maunders von der Sternwarte in Greenwich. Und unser
Bibelbuch sagt: „Es war kein Tag wie dieser, vor ihm und nach ihm.“
Übrigens ist der Eindruck dieser Wundertat Gottes tief in die Herzen der
Völker eingeprägt, und Satan hat die Spuren davon nicht austilgen
können. Der römische Dichter Ovid erzählt, daß einst ein Tag verloren
ging und die Erde durch die Glut einer außerordentlichen Sonne in große
Gefahr geraten sei. Er bemerkt, daß die Erzählung von den Phöniziern
stamme, und sie gehörten zu demselben Volke, das Josua bekämpfte. Der
amerikanische Militärarzt Nelson macht in seinem Buch „Ursache und
Heilung des Unglaubens“ darauf aufmerksam, daß auch die Chinesen von
einem uralten Könige Yao erzählen, während dessen Regierung die Sonne so
lange am Himmel stehen geblieben sei, daß man fürchtete, die Welt werde
in Flammen aufgehen. Die Regierungszeit dieses Yao stimme aber mit dem
Zeitalter Josuas, des Sohnes Nuns, zusammen.
Doch alle diese „Beweise“ sind nur nebensächlich; denn „dem Glaubenden
ist alles möglich“.
C. Th.
Antwort E
Seitdem die Wissenschaft endlich entdeckt hatte, daß die Sonne nicht
still steht, sondern sich mit der Erde in Bewegung befindet, frohlockten
viele Anbeter der „fälschlich sogenannten Kenntnis“ (1. Tim. 6,20),
indem sie meinten, die Heilige Schrift habe dadurch einen sie tödlich
verwundenden Hieb erhalten. Diese blinden, hochmütigen, kaum aus der
Schule ausgetretenen Spötter (2. Petri 3,3) hätten jene Tatsache viel
früher gelernt, wenn sie Römer 3,4 und 9,20 zuerst als Ausgangspunkt
genommen und das Wort also gelesen hätten. Ihr Geschrei lautet den Ohren
des Gläubigen nach Pred. 1,9 wie etwas längst Bekanntes. Nämlich sagt
die Schrift in unserer Stelle gar deutlich, daß die Sonne normal in
Bewegung ist; andererseits sagt sie ja nicht, daß die Erde still stehe
oder der Mittelpunkt der Sonnenbewegung sei. Wenn sie aber oft vom Auf-
und Untergehen der Sonne bezüglich der Erde redet, spricht sie ganz
einfach und vor jedermann das Gesetz der relativen (bedingten) Bewegung
aus, und zwar, daß für einen Beobachter, der auf einem sich bewegenden
Körper steht, derselbe stillstehend scheint, während alle anderen, seien
sie in Bewegung oder nicht, in Bewegung zu sein scheinen. Nun aber hat
Gott Sein Wort nicht den angeblichen Bewohnern des Planeten Mars
gegeben, sondern den auf der Erde wohnenden Menschen. Deshalb auch
beschreibt dasselbe die Schöpfung, wie sie für uns aussieht, und enthält
die einfachen Grundsätze der wahren Kenntnis (u. a. die zwei obig
erwähnten astronomischen und mechanischen Gesetze), womit die
Menschen mit ihrem Verstand Gott in Seiner Schöpfung hätten erkennen
sollen (Römer 1,20). Aber „Gott widerstehet den Hochmütigen“ (1. Petri
5,5) und hat dies alles den Unmündigen geoffenbart (Luk. 10,21; Matth.
11,25,26).
Dem Verstande des Gläubigen (Hebr. 11,3) bietet Jos. 10,13 keine
Schwierigkeit. In den Versen 7-11 haben wir den Bericht der Schlacht im
großen ganzen. Da aber der Sieg auf eine so unglaubliche Weise erkämpft
wurde, wird uns in Vers 12-14 eine Episode derselben Schlacht berichtet,
wodurch wir die Ursache des Sieges begreifen. Daß es während der
Schlacht geschah, geht aus Vers 12 hervor. „Damals ... an dem Tage“,
nicht „dann, nach dem Siege“, was nur im Verse 15 einen Platz hätte. Es
ist selbstverständlich, daß ein Aufhören in dem Laufe der Sonne
Störungen in dem Heere der „den Tag von der Nacht“ trennenden Leuchter
(1. Mose 1,14) verursachen mußte; nun sind die damals (Vers 11) vom
Himmel geworfenen und gelegentlich noch fallenden Steine, Meteore, ein
Beweis, daß dies alles nicht nur geschehen konnte, sondern geschehen
ist, und die ganze Stelle ist wörtlich anzunehmen. Wir können da die
unermeßliche, unergründliche Kenntnis sehen, die Gott in einer
einfachen, kurzen, für ein Kind begreiflichen Erzählung zusammengefaßt
hat, aber sie würde uns nicht nützen, wenn wir darin den HErrn nicht
suchten (Joh. 5,39). Welchen Mut, welche Kraft empfängt ein „Kriegsmann
Jesu Christi“, der den guten Kampf des Glaubens kämpft (2. Tim. 2,3; 1.
Tim. 6,12; Jud. 3; Eph. 6,12), wenn er in Josua seinen Herrn erkennt,
den Anführer seines Glaubens (Hebr. 12,2), der für ihn streitet, ihm den
gewissen Sieg gibt und am Ende die Krone der Gerechtigkeit (Spr. 21,31;
2. Tim. 4,8). Darum „stärket die schwachen Hände und befestigt die
wankenden Knie ... Seid stark ... Er selbst wird euch retten“ (Hebr.
12,12; Jes. 35,3.4; Römer 8,31).
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Wir freuen uns von Herzen, daß auf diese Frage so viele
Antworten
eingegangen sind. Jede derselben hat ihre eigenen, lesenswerten
Besonderheiten, doch sind sie wesentlich übereinstimmend. Josua 10
enthält ein großes, herrliches Wunder unseres Gottes: die Wunder der
Schrift aber müssen geglaubt werden, und es ist ein Merkmal des wahren
Christen, wider Vernunft zu glauben.
Möchten denn alle Leser der „Handr.“, auch der, welcher diese Frage
gestellt hat, das Wort nehmen, wie es wörtlich inspiriert durch den
Geist Gottes dasteht: „... und die Sonne stand still, und der Mond blieb
stehen“. Erklärungen, wie das möglich sei, wissenschaftliche Folgerungen
in astronomischer Beziehung oder in Hinsicht auf das ganze All macht die
Schrift nicht, also warum sollten wir das tun? Ist Gott, der
Gott, für den alles natürlich ist, der „spricht, und es ist“ oder
„sprach, und es war“ (Ps. 33,9) - ist Gott erhaben über die
Folgen Seiner Taten, äußert Er kein Wort darüber, warum sollen
wir uns in Mutmaßungen darüber ergehen? Für uns, die wir, wenn es recht
um unser Christentum stellt, „nicht in fleischlicher Weisheit unseren
Verkehr in der Welt haben“ (2. Kor. 1,12), für uns bleibt nur übrig ein
staunendes Bewundern Seiner Größe: „O Tiefe des Reichtums!“ (Römer
11,33!) Vergessen wir nicht: wir ehren unseren Gott durch
Glauben! Welcher von den Seinen macht Ihm wohl größere Freude: der, der
mit spitzfindigen, „wissenschaftlichen“ Untersuchungen an das „Wort
der Wahrheit“ herangeht, oder der, welcher dem Gott und Vater
glaubt aufs Wort? Vergl. Hebr. 11,6!
Persönliche Worte an unsere Leser!
Persönliche Worte an unsere Leser!
Auch in diesen ernsten Zeiten erhielten wir manch freundliche
Ermunterung, die uns zeigte, daß unter der Wucht der Zeitereignisse die
Herzen nicht kalt geworden sind für das Forschen in der Schrift und für
die aus demselben entstandenen Fragen, wie sie die „Handreichung“ zu beAntworten
sucht.
Eines hat uns recht betrübt, nämlich die Nachricht von einigen Lesern,
denen das Blatt zu wenig „fürs Herz“ biete. Sind denn nicht alle in
demselben enthaltenen Artikel, auch die rein lehrhaften, „fürs Herz“?
Wir denken, daß uns Gläubigen alle Fragen der Erkenntnis des HErrn und
Seines Willens zu Herzensfragen werden müssen, sonst haben wir keinen
wahren Gewinn davon, denn „Erkenntnis (an sich) bläht auf“ (1. Kor.
8,1)!
Andererseits verstehen wir gar wohl den feinen Vorwurf, der in obigen
Bedenken liegt: man wünscht mehr Artikel über das praktische
Christenleben als einer Bewahrung des Glaubens und der Liebe usw. Jedoch
dann müssen eben unsere Leser diesbezügliche Fragen stellen! Naturgemäß
sind ahnliche Fragen wie Nr. 35 und 36 in unserem Blatte die selteneren.
Aber enthalten die meisten anderen Fragen nicht auch recht häufige
(nicht nur gelegentliche) Hinweise für das praktische Leben? Man prüfe
sie einmal daraufhin ganz ernstlich! Wir jedenfalls legen großes
Gewicht darauf, daß die „Gegenseitige Handreichung“ ein auf gesunder
Lehre aufgebautes gesundes Glaubensleben fördert! Wir werden auch
weiterhin nach Kräften diesen Standpunkt vertreten; jedoch, man vergesse
nicht, daß sehr viel bezüglich des Inhalts der „Handreichung“ von den
jeweiligen Mitarbeitern in Fragen und
Antworten
abhängt.
Die Zeitlage wird trotz mancher großer deutscher Siege im Felde, für die
wir Gott von Herzen danken wollen, stetig ernster. Das göttliche
Gericht zur Buße lastet schwer auf der Welt, schwer auch auf
Deutschland. Möge Gott Großes erreichen! Schon zeigen sich Anfänge
herrlicher Segnungen in mancherlei Weisen, so z. B. indem das Wort
Gottes mehr geschätzt wird von Leuten, die es vor noch nicht langer Zeit
verachteten, und indem auch manche Seele Zuflucht nimmt zu dem
Sünderheiland Jesus Christus, besonders unter unseren Kriegern. Wir
dürfen den HErrn preisen für solche Gnadenwirkungen! Aber, obwohl auch
der Eifer des Volkes Gottes in vielem sehr gewachsen ist, z. B. auch in
der so wichtigen Traktatverbreitung, wird eine unserer Haupttätigkeiten,
wenn nicht die hauptsächlichste, in der Jetztzeit noch immer mehr die
anhaltender Fürbitte werden müssen für Kaiser und Vaterland, für
unsere geliebten Brüder in Heer und Marine wie für alle Kämpfer (auch
bei unseren Bundesgenossen in Österreich-Ungarn), überhaupt für die
ganze Welt, besser: für das gesamte Werk Gottes in Seinem Volk
und in und an der Welt, auch in den Missionsgebieten. Laßt uns handeln
nach Ps. 62,8! Laßt uns nicht vergessen, daß wir Gläubigen nach
Röm. 8,18ff. gewissermaßen der Mund der unter der Sünde und ihren Folgen
leidenden Schöpfung sind, und laßt uns bedenken, was Jak. 5,16b
steht!
Möchte unser Reden und Tun überall auch nicht etwa bestimmt sein durch
fleischliche Weisheit, sondern durch Einfalt, Lauterkeit und die Gnade
Gottes (2. Kor. 1,12), damit wir in dieser verAntwortungsvollen
Zeit vom HErrn gebraucht werden können zur praktischen Hilfe, wo es
nottut, und zum Heil, zum wahren Trost für viele, seien es Verwundete
oder Trauernde oder wer immer! (2. Kor. 1,3.4).
Herzlich grüßt alle Leser mit Röm. 15,13 u.33.
Herzlich grüßt alle Leser mit Röm. 15,13 u.33.
Der Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Ende September 1914.
Gruß an den Leser:
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und ist nütze zur Belehrung,
zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der
Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten
Werke zugerüstet.“ 2. Tim. 3,16-17.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 52
Ist Vers 13 in Luk. 14,12-14 wörtlich zu verstehen? Sind da Gläubige
oder Ungläubige gemeint? Darf man bei Geburtstagen und dergl. mit
Kindern Gottes zusammen sein, um sich zu erfreuen und den HErrn zu
loben?
Antwort A
Der Herr Jesus stellt alle Dinge und alle Personen immer an den rechten
Platz. Ein Oberster hatte den HErrn zu Tisch geladen, die Einladung
geschah nicht aus Liebe, sondern um Ihn zu fangen. Aber der HErr
durchschaut ihre Bosheit und macht die Herzen offenbar. Diese
Festmahlzeiten hatten lediglich den Zweck für die Leute, voneinander
Ehre zu nehmen. Der HErr sah, wie trotz aller Scheindemut die einzelnen
der Geladenen die ersten Plätze wählten. Es ist dieses so ganz der Zug
des natürlichen Herzens, der sich selbst überschätzt und andere gering
achtet. Hier in der Mitte derer, die den HErrn aus falschen, ja sogar
aus feindlichen Beweggründen heraus zu Gaste geladen hatten, erweist Er
Sich als der vom Vater Gesandte und hat für jeden der Tischgesellschaft
Lebensworte. Wir ersehen hieraus, daß wir alle Dinge im Lichte des HErrn
und Seines Wortes betrachten müssen. Zunächst waren es Ungläubige, die
den HErrn geladen hatten; Er konnte auf ihren Boden kommen, ohne
etwas von Seiner Heiligkeit preiszugeben, im Gegenteil, Er dient ihnen!
Anders dagegen liegt die Sache für uns Gläubige, wir können und dürfen
durchaus nicht jede Einladung annehmen, wir müssen dieselbe erst vor dem
HErrn ausbreiten und gewiß sein, daß wir innere Erlaubnis dazu haben,
und dann haben wir den Auftrag, dort „ein Brief Christi“ zu sein (2.
Kor. 3,2.3). Nachdem der HErr den Rat der Herzen offenbar gemacht hat,
ermahnt Er zur Demut und Niedriggesinntheit; es war dies die Tätigkeit
Seiner Gnade, welche sich von den Satten und Selbstgerechten wegwendet
und Sein Heil und Seine Gnade denen anbietet, welche arm, lahm, blind
usw. sind und die nicht vergelten können. So ist Vers 12-14 nicht in
diesem Sinne wörtlich zu nehmen, daß wir uns nicht mit denen freuen
sollen, welche als Kinder Gottes mit uns den gleichen Pfad wandeln, im
Gegenteil, hier wird
freuen sollen, welche als Kinder Gottes mit uns den gleichen Pfad
wandeln, im Gegenteil, hier wird das Zusammensein erst eine rechte
Freude im HErrn sein und ein Vorschmack von dem, was es einst sein wird,
wenn wir beim HErrn sind; denn wo man Ihn lobt, ist Er gegenwärtig; hier
gilt Phil. 4,4.
Nicht als ob natürliche Liebe etwas Böses sei, aber da der Herr Jesus
von dieser Welt verworfen ist, so muß alles, was uns an diese Erde
bindet, Ihm geopfert werden; diesem gilt wörtlich! - So sehen wir in dem
Gleichnis vom großen Abendmahl (Luk. 14,15ff.) zunächst den Ruf der
Gnade an Israel, dann an die Nationen. Nachdem Israel die Einladung von
sich gestoßen hatte, suchte die gute Botschaft die Armen in ihren
Sünden, die Krüppel und die Lahmen, welche unter ihren Lasten seufzten,
die Blinden, die in der Dunkelheit saßen, und weil noch Raum da ist,
ergeht der Ruf an die Heimatlosen, die an der Landstraße des Lebens und
hinter den Zäunen liegen. So sind wir, die wir einst Gäste und
Fremdlinge waren, Bürger und Hausgenossen geworden, Teilhaber der
Herrlichkeit, und dürfen als Einladende andere nötigen, hereinzukommen
und an der Tafel Platz zu nehmen. Innerhalb des Hauses aber teilen wir
die Freuden mit denen, die Kinder unseres Vaters sind.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
„Damit nicht etwa auch sie dich wiederladen und dir Vergeltung werde.“
Ist es nicht so in der sogen. weltlichen Gesellschaft, daß ein
beständiges Einladen und Widereingeladenwerden besteht, wodurch
Ehrsucht, Neid, Mißgunst, Klatsch, Verschwendung und andere böse Dinge
hervorgerufen werden?! Davor sollten wir Gläubigen uns hüten, das sagt
uns dies Gleichnis, das gerichtet ist an den, der den Herrn Jesus
geladen hatte (vergl. V. 7a mit V. 12a!), also an den selbstgerechten,
nur auf zeitlichen Lohn sehenden Pharisäerführer. - Nicht die Freude am
HErrn, das Loben Seiner Gnade, das Gespräch über Seine Liebesführungen,
über die Welt in Seinem Lichte u. a., was wir in Gemeinschaft mit
Gleichgesinnten pflegen können, sowohl an Tagen der Gnade in unserem
Leben wie bei anderen Gelegenheiten, wo Gäste aufgenommen werden können
oder Er sie uns ins Haus schickt (Hebr. 13,1.2; Röm. 12,13; 1.
Petri 4,9 u. a.), nicht das ist uns untersagt, vielmehr ist uns gezeigt,
worin für uns Gefahren liegen, die göttlichen Gedanken über uns zu
verfehlen und dem Weltwesen zu verfallen. - Dagegen sagt der HErr diesem
Pharisäer, was im Gegensatz zu irdischer Vergeltung in der Auferstehung
Lohn finden würde (beachte „Auferstehung der Gerechten“, worin ein
leiser Hinweis liegt auf eine Auferstehung der Ungerechten, vergl. Offb.
20!)! Der HErr kennzeichnet mit Seinen Worten die ganze heuchlerische
Scheinfrömmigkeit dieser Leute (vergl. Matth. 6,1-6.16-18) und zeigt das
Bessere. - Gewiß können auch wir nach diesem Wort handeln, wenn unser
Herz uns treibt, und vielleicht hat in der jetzigen Kriegszeit, die
manchen Armen, Elenden, Hilflosen darben läßt, dies Wort uns etwas zu
sagen, und wir können es verbinden mit Pred. 11,1 - aber ein Gebot ist
es nicht für uns, zumal es nur an einen ungläubigen Menschen gerichtet
ist. Doch wir sehen in diesem Gleichnis verborgen des Herrn Jesu Herz
und einen Hinweis auf Sein Tun, und da heißt es für uns: „Lernet von
Mir!“
Frage 53
Wer ist unter dem männlichen Sohn in Offb. 12,5 zu verstehen?
Antwort A
Nach meiner Überzeugung ist das männliche Kind (Offb. 12,5) niemand
anderes als Christus, der Sohn, der nach Ps. 2 die Nationen mit eiserner
Rute weiden wird. Das Weib ist Israel, aus dem der Christus dem Fleische
nach stammt (Röm. 9,5).
J. W.
Antwort B
Der männliche Sohn ist ohne Zweifel Christus. Ps. 2,9 bestätigt es. Er
ist jetzt entrückt zum Throne Gottes und wird an einem noch zukünftigen
Tage alle Nationen weiden mit eiserner Rute. Dieser männliche Sohn ist
der Sohn des Weibes (V. 1 u. 2), das ist Israel, „aus welchem, dem
Fleische nach, der Christus ist“ (Röm. 9,5). Wir lernen an dem
männlichen Sohne, daß uns in dem Weibe Israel gezeigt wird. Auch die
Lade des „Bundes (Offb. 11,19) beweist, daß uns hier Dinge in Verbindung
mit Israel gezeigt werden. (Ein Bund ist nur mit Israel gemacht, die
Lade Israel gegeben!) Die Erde sieht Johannes unter dem Zeichen
des Gerichtes: Blitze - Stimmen - Donner - Erdbeben - Hagel, aber im
Himmel werden ihm die Ereignisse mit Israel in einem „großen
Zeichen“ im himmlischen Lichte gezeigt. Das Weib selbst ist nicht im
Himmel. Das „große Zeichen“ - das, was das Weib betrifft - wird dort im
himmlischen Lichte, wie Gott es sieht, nach Seinen Vorsätzen - gezeigt
und gesehen. Israel in Verbindung mit Christus - „bekleidet mit der
Sonne“, dahinten, „unter ihr“ liegt die vergangene Herrlichkeit des
Alten Bundes gleich dem Monde, in dem auch nur ein matter Widerschein
von der Lichtherrlichkeit der Sonne gefunden werden kann. Die Krone von
zwölf Sternen zeigt uns die Herrschaft und Herrlichkeit des
zwölfstämmigen Volkes. Nirgends finden wir einen Grund, weder bei dem
„männlichen Sohne“ noch bei dem „Weibe“, an die Gemeinde oder sonst
jemand zu denken. Wo ist ein „männliches Kind“, das die Gemeinde geboren
und das in den Himmel entrückt wäre? Erinnert uns dagegen „Sonne, Mond
und zwölf Sterne“ nicht sofort an die einzige Stelle der Schrift, 1.
Mose 37,9, wo wir Gleiches finden? - und wieder ist es das Haus Jakobs,
Israel!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir sind sehr dankbar dafür, daß die vorstehenden
Antworten
so unzweideutig bezeugen, daß der „männliche Sohn“ der Christus, das
„Weib“ Israel ist. Bei keiner anderen Deutung wird das Zeugnis der
Schrift beachtet (wie z. B. Ps. 2 u. a.). Es gibt im Anschluß am
Offb. 12,3-6 einige geradezu phantastische Deutungen, die den Stempel
menschlicher Erfindung zeigen, indem sie dem gesamten Schriftzeugnis ins
Gesicht schlagen. Zu diesen Deutungen gehört die von namhaften Brüdern
vertretene Lehre, daß nicht die ganze gläubige Gemeinde des HErrn
entrückt werde, sondern nur eine „zum Durchbruch gelangte“ Schar von
Überwindern, welche den Charakter von „Männlichen“ tragen, „die ganze
Bibel ins Leben umsetzen, die Entrückung im Glauben erfassen“(!!) usw.,
während die übrige Gemeinde, die „nie verstanden hat, ein Wüstenleben zu
führen“, dann nach der Entrückung jener „Männlichen“ in die Wüste
flieht, um die „Wüstenerziehung nachträglich durchzumachen“(!!). Wir
fühlten uns stark versucht, außer obigem noch einige Proben von diesen
Phantastereien mitzuteilen, aber wir schämen uns, dergleichen in unser
Blatt zu setzen, das eine Handreichung aus dem Worte Gottes sein soll.
Es möchte aber sein, daß einige unserer Leser
ähnlichen Anschauungen gehuldigt haben; die bitten wir von Herzen, daß
sie wieder nüchtern werden und glauben dem, was die Schriften sagen.
Durch 1. Thess. 4,13-18 wird obige Lehre gerichtet. Davon aber
abgesehen, bitten wir noch einmal, man möge doch Offb. 12,5a: „der alle
Nationen weiden soll mit eiserner Rute“ berücksichtigen! Kann man dies
Wort denn überhaupt, wenn man Ps. 2 und Offb. 2,26.271
kennt, auf jemand anderes als auf Christus beziehen? Und ist es
überhaupt möglich, V. 1.2 mit der Zwölfzahl auf die Gemeinde zu deuten?
Welch eine Kunst der Vergeistigung von Schriftstellen gehört dazu, diese
Bilder auf die Gemeinde zu beziehen!
Nein, wir haben in diesen kostbaren Versen ein Bild vor uns, in dem uns
Israel als Weib gezeigt wird, zuerst wie es den Christus gebiert und
unter welchen Anfeindungen Satans, dann wie der Christus entrückt wird -
und da Er der Erstling ist, so ist mit Seiner Entrückung vor der
antichristlichen Trübsalszeit auch die unsere (der Gemeinde)
gewährleistet, 1. Kor. 15,23 - dann die Flucht des Weibes in die Wüste,
woselbst es (d. h. die gläubigen Juden, der Überrest) 1260 Tage weilen
wird, während der Herrschaft des Antichristen und des Tiers (vergl. dazu
Frage 43!). Welch eine Sorgfalt Gottes für die Seinen! Wenn sie auch
nicht zu der dann schon entrückten Gemeinde Jesu Christi gehören, sie
sind doch Sein, und Er hat ihnen eine Stätte bereitet. Wir
brauchen nicht zu wissen, wo diese Stätte in der Wüste ist, aber Gott
weiß es! In V. 13-17, worauf wir hier nicht mehr näher eingehen können,
ist uns gezeigt, wann und unter welchen Umständen dem Weibe (dem
gläubigen Überrest aus Israel) „an ihre Stätte“ zu fliehen, d. h. zu
fliegen, gegeben ist.
Frage 54
Wie, wann und wo darf ein Weib beten oder weissagen? (1. Kor. 14,34;
11,5.)
Antwort A
1. Kor. 14,34 sagt der Apostel Paulus, daß er dem Weibe das Lehren in
der Gemeinde verbiete. Dies gehört nur dem Manne (1. Tim. 2,11-15).
Außerhalb der Gemeinde kann sie weissagen. Beten sollten in der Gemeinde
immer in erster Linie die Brüder, z. B. in Gebetsstunden (1. Tim. 2,8),
die Frauen erst in zweiter Linie. Was 1. Kor. 11,5 steht, kommt
sicherlich auch außerhalb der Gemeinde in Frage.
U. Pr.
Antwort B
Das Beten ist etwas, was durch den Geist Gottes hervorgebracht sein
sollte. Darum könnte man einfach
Antworten,
das Wie, Wann und Wo hat der Geist Gottes zu bestimmen. Wir möchten uns
deshalb darauf beschränken, auf einige Schriftstellen hinzuweisen und im
übrigen nur weniges dazu zu bemerken. Bitte nehmen Sie Ihre Bibel zur
Hand und lesen Sie Matth. 6,6. Was dort der Herr Jesus sagt, ist das
Erste und Wichtigste und Köstlichste. Dann ist eine Vorschrift in 1.
Kor. 11,1-16 (s. bes. V. 5.6.13) gegeben, von der vielleicht manche
Kinder Gottes nicht einmal wissen, die aber entschieden beachtet werden
sollte, und zwar sind es eben gerade die Schwestern, die in der Gefahr
sind, dagegen zu verstoßen, indem sie unbedeckten Hauptes beten. Weiter
gelten ebenso für das Weib wie für den Mann alle die Ermunterungen und
Unterweisungen zum Beten, wie Eph. 6,18; Kol. 4,2; 1. Thess. 5,17.18 u.
a. m.
1. Kor. 14,34 bezieht sich nach meiner Erkenntnis nicht auf das Beten,
sondern auf das Reden, von dem in diesem Kapitel vorher gesprochen ist.
Diese Schriftstelle wird aber von manchen Kindern Gottes bezw. Kreisen
von Kindern Gottes auf das Beten angewandt in dem Bestreben, dem Übel zu
begegnen, daß Schwestern in öffentlichen Zusammenk ünften beten unter
gänzlicher Außerachtlassung ihrer von Gott ihnen angewiesenen Stellung
dem Manne gegenüber. Das ist Unordnung, die sich dann gewöhnlich - wie
es in Korinth war - nicht auf das Beten beschränkt, sondern auf alles
erstreckt, und der der Apostel hinsichtlich des Betens und Weissagens in
1. Kor. 11,1-16 und hinsichtlich des „Redens“ in 1. Kor. 14,34-40
entschieden entgegentritt. Das Weib sollte wissen und verstehen, daß sie
nach Gottes Wort dem Manne unterordnet ist und daß sie dies auch in der
Öffentlichkeit, in der Gemeinde oder Versammlung zu beachten hat
und daß es eine Zierde für sie ist, in Demut und
Zurückgezogenheit dem Manne in allem den Vorrang zu lassen und stets die
von Gott ihr zugewiesene Stellung einzunehmen und zu bewahren. Es ziemt
sich nicht für ein Weib, in der Öffentlichkeit irgendwie hervorzutreten,
die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, vielleicht gar den Mann
gewissermaßen zurückzudrängen und so die göttliche Ordnung umzukehren,
sondern es ziemt sich für sie, still und bescheiden zurückzustehen und
dem Manne den ihm von Gott gegebenen Vorrang einzuräumen, auch in bezug
auf das Beten! - Wenn eine Schwester dies versteht und dem Geiste Gottes
gehorsam ist, dann wird sie auch hinsichtlich des Wie, Wann und Wo ihres
Betens das Richtige finden; sie wird dann auch in einem Kreise von
Kindern Gottes lieber gänzlich schweigen, wenn sie unklar ist, ob es ihr
erlaubt ist, ihren Mund aufzutun zu Gott, oder wenn sie weiß, daß Kinder
Gottes da sind, die sich daran stoßen würden. Denn „es ist gut, kein ...
noch etwas zu tun, worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert oder
schwach ist ... Ein jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur
Erbauung“ (Röm. 14,21; 15,2) - ein Grundsatz, der für alles gilt
-; andererseits aber wiederum heißt es: „Den Geist löschet nicht aus“
(1. Thess. 5,19).
Th. K.
Antwort C
Die BeAntwortung
der Frage wird nur möglich, wenn wir einen wichtigen und herrlichen
Grundsatz der Gedanken Gottes erfassen bezüglich des von Ihm
geschaffenen Mannes und Weibes, wodurch es uns klar wird, warum Er ihnen
nicht einander gegenüber eine gleiche Stellung gibt, obgleich ihre
direkten Beziehungen zu Ihm genau dieselben sind (Gal. 3,28). Es tut
wirklich weh, daß so viele teure, den HErrn liebende Geschwister dies
entweder beiseite lassen oder als Gesetze anwenden, wodurch sie sich
selbst manchen Segen und große Freude entziehen, wobei sie auch die
Weisheit Gottes und die Rechte des Herrn Jesu, ohne es zu merken,
verkennen.
Wir meinen leicht, daß die der Versammlung (Gemeinde) gegebenen
Verordnungen nach den israelitischen Verhältnissen verfaßt worden sind.
Dabei irren wir ganz sicher, denn in den Gedanken und Ratschlüssen
Gottes waren Christus und die Versammlung, Seine Braut, vor der
Grundlegung der Welt da (Eph. 1,4), ja, sogar maßgebend in deren
Erschaffung. Gott schuf Menschen nach Seinem Bilde, und zwar den Mann
zuerst (1. Mose 1,27), und nach Kol. 1,15.16 erkennen wir, daß Christus,
das Bild des unsichtbaren Gottes, vor Seinen Augen als Muster für die
Erschaffung des Mannes stand. Dann, als das Weib (während eines tiefen
Schlafes Adams, eines Sinnbildes des Todes Christi) gebildet worden war,
nannte es der Mann: „Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem
Fleische“, und dazu fügt Gott hinzu: „Sie werden ein Fleisch sein“ (1.
Mose 2,23.24). In Eph. 1,22.23 und Kol. 1,18 wird die Versammlung der
Leib des Christus genannt. Ferner sagt der im
1,22.23 und Kol. 1,18 wird die Versammlung der Leib des Christus
genannt. Ferner sagt der im Himmel verherrlichte HErr dem Saulus: „Ich
bin Jesus, den du verfolgst“ (Apgesch. 9,5), wodurch Er die von Paulus
verfolgte Versammlung als Sich Selbst achtet. Demnach (siehe auch Eph.
5,28-30) ersehen wir deutlich, daß Gott, indem Er Mann und Weib schuf,
eine Darstellung dessen gab, was Er in Absicht für das Ende der Zeiten
hatte (1.Petri 1,19-21), nämlich die Offenbarung Seines Wesens in
Christo und die Bildung für Ihn und durch Ihn einer aus erlösten
Menschen bestehenden „Braut“. Halten wir ein wenig hier an, um die
Herrlichkeit und Tiefe Seines Wertes zu bewundern: Die ersten Seiten der
Schrift sind schon die Ankündigung der letzten, der Hochzeit des Lammes
(Offenb, 19,7-9; 21,2.9). Also ist der Mann ein Bild des Christus und
das Weib ein Bild der Braut, der Versammlung (1.Kor. 11,7; Eph.
5,22-24).
Dementsprechend gibt uns die Schrift gar deutliche Belehrungen (nicht
Gesetze) für unser Verhalten, wovon einige durch die vorliegende Frage
berührt werden. Wir werden alle ermahnt, „unablässig zu beten“ (1.Thess.
5,17; Kol.4,2) oder, wenn wir reden, es als Aussprüche Gottes zu tun (1.
Petri 4,11. Es ist die Weissagung nach 1. Kor. 14,3; 11,5. Siehe Frage
32 der „G. H.“ 1913). Dies sollen die Männer mit unbedecktem, die Weiber
mit bedecktem Haupte tun. Bei den letzteren ist diese Bedeckung
(irgendwelcher Form) ein Zeichen der Unterwürfigkeit gegenüber dem Manne
bezw. der Versammlung gegenüber Christo, welche ihr Schmuck, ihre Ehre
(das lange Haar) ist (1. Petri 3,1-6; 1. Tim. 2,9; 1. Kor. 11,15); dies
alles um der Engel willen, welchen die mannigfaltige Weisheit Gottes
durch die Versammlung kundgetan wird (1. Kor. 11,10; Eph. 3,10; Frage 38
„G. H.“ 1913).
In der Öffentlichkeit aber geziemt dem Weibe das Schweigen, die Stille;
es ist des Weibes gutes Teil (Luk. 10,39.42), und zwar deshalb: Die
Versammlung (Gemeinde) ist für und durch Christum gebildet worden, nicht
für die Welt (Eph, 5,27); Christus aber ist derselben, den Menschen
geoffenbart worden, und auf Ihn allein sollen ihre Augen, ihre
Aufmerksamkeit gerichtet werden (Kol. 1,16.17; 1. Tim. 3,16). Außerdem
erhalten wir durch Ihn allein die Segnungen Gottes, und durch Ihn allein
werden unsere Anliegen und Danksagungen angenommen. Er lobt inmitten der
Versammlung (Eph. 1,3; Kol. 3,17; Joh. 16,23; Ps. 22,22). In allem ist
Er Mittler zwischen Gott und den Menschen (1. Tim. 2,5.6: Eph. 2,18).
Also werden auch diese Wahrheiten durch das Verhalten der Gläubigen in
ihren Zusammenkünften zum Ausdruck gebracht, indem dem Weibe die Stille,
dem Manne der Vorrang zugeteilt werden. Sollte trotzdem die Stimme eines
Weibes in einer Versammlung gehört werden, so ist es schändlich für das
Weib bezw. für die Versammlung, denn es wäre das Zeichen, daß der Geist
(vorausgesetzt, daß Er wirklich gewirkt hat) unter den Anwesenden keinen
Mann gefunden hat, der imstande gewesen wäre, die Bedingungen von 1.
Tim. 2,8 zu erfüllen, was ein Beweis für die Schwachheit, für das Elend
der Versammlung, ein Flecken, ein Runzel (Eph. 5,27) wäre, durch Schuld
der Männer.
Nun sehen wir, es handelt sich nicht um eine tote Form, sondern um die
lebendige Darstellung des von den Zeitaltern her verborgenen
Geheimnisses (Kol. 1,26; Eph 5,32). Da dürfen wir nicht mehr von
„Rechten der Männer“ reden, sondern sollten vielmehr Gnade erbitten,
damit wir Männer wie Weiber fähig werden, die uns anvertrauten, aber
verschiedenen Herrlichkeiten (1. Kor. 15,41) darzustellen, und als
Gemeinde wirklich eine Behausung Gottes durch den Geist zu sein (Eph.
2,22). Das Stillschweigen der Weiber in der Zusammenkunft ist gerade so
wichtig und Bedarf so vieler Gnade und Geistlichkeit wie das
Hervortreten der Männer!
Geliebte, teure Geschwister, wann werden wir endlich aufhören, manche
Stücke des Wortes Gottes
als nebensächlich zu betrachten? Wann werden wir endlich begreifen, daß
alle Schrift von Gott eingegeben ist, daß kein Stück tötender Buchstabe
ist, sondern immer Geist und Leben? (2. Tim. 3,16; Joh. 6,63; 1. Kor.
14,37.) Laßt uns auch lernen, daß die Gebote des HErrn kein Gesetz und
nicht schwer sind, und laßt uns dann sie mit Freude beobachten, denn
darin zeigt sich unsere Liebe zu Gott (1. Joh 2,5; 5,3), Er schenke uns
Gnade dazu. Amen!
R. W. D.
Antwort D
Über Weissagen ist im I. Jahrgang der „Gegenseitigen Handreichung“ Seite
114ff. geschrieben worden. Ich möchte deshalb nur einiges über das Beten
des Weibes sagen.
Das „Lehren“ und „Reden“ in der Versammlung ist dem Weibe nicht erlaubt
(1. Tim. 2,12; 1. Kor. 14,34). Es soll schweigen in der Versammlung.
Eine solche einfache Verneinung finden wir betreffs des Betens nicht,
und hierin liegt göttliche Weisheit verborgen. Die Schrift läßt uns
nicht Ungewißheit, was dem HErrn wohlgefällig ist. Wir haben den Willen
Gottes nicht so, wie Israel das Gesetz hatte. Uns ist der Heilige Geist
geschenkt, und wir sind berufen zur „Erkenntnis Gottes“, und in dem
Maße, wie wir darin wachsen, werden wir in „geistlichem Verständnis“
Seinen Willen erkennen (Kol. 1.9.10).
Wenn es sich um Fragen der Männer und Weiber handelt, führt uns der
Heilige Geist wieder und wieder zu der in der Schöpfung niedergelegten
„verborgenen Weisheit“, den göttlichen Grundsätzen zurück, z. B. 1. Kor.
11,8.9; Eph. 5,31.32; 1. Tim. 2,13.
Welche Weisheit Gottes lag darin, daß Er Mann und Weib - den
Menschen - in zwei verschiedenen Stellungen oder Ständen schuf. Mann und
Weib, jeder empfing einen besonderen Platz, Ihn darin zu verherrlichen
und Seine Weisheit zu offenbaren. Mann und Weib, jeder wurde in seinem
Stande mit einer eigenen und besonderen Herrlichkeit von Gott
geschmückt. Nicht um sich gegenseitig zu beneiden oder gering zu
schätzen, sondern jeder, um die mit seinem Stande verbundene und
verborgene Gottes Weisheit leuchten zu lassen in dem eigenen Verhalten
vor den Blicken der Menschen- und Engelwelt. Verwischen wir die
unterschiedliche Stellung des Mannes und Weibes, so verwischen wir die
darin niedergelegte Herrlichkeit und Weisheit Gottes. Es wäre so gut,
als wenn der Unterschied zwischen Christus und der Gemeinde aufgehoben
würde. Adam und Eva - Christus und die Gemeinde - „groß“, sagt der
Apostel, „ist das Geheimnis“.
Wenn der Heilige Geist uns durch Paulus in 1. Tim. 2,8ff. belehrt, wie
die Männer und Weiber im Hause Gottes - der Versammlung - sich verhalten
sollen (denn hierum handelt es sich in der ganzen Stelle, siehe 1. Tim.
3,15!), so will er, daß die Männer beten, desgleichen will er, daß die
Weiber in „bescheidenem“ Auftreten, wie es „Weibern geziemt“, gesehen
werden in dem Schmuck der „guten Werke“. Seine Belehrungen über Mann und
Weib begründet er wieder mit der Schöpfungsordnung: „denn Adam
wurde zuerst gebildet, danach Eva“ (V. 13). Adam wurde aus Erde
gebildet - aber nicht Eva - sie ist vom Manne genommen (1. Mose 2,22; 1.
Kor. 11,8) - sie tritt zurück. Den Mann hat Gott in den Vordergrund
gestellt - nicht das Weib. Das Weib soll „bedeckt“ sein - in den
Hintergrund treten -, sonst schändet sie sich selbst und entehrt ihr
Haupt (den Mann). Das Weib trägt die Herrlichkeit Gottes im Stande des
Unterworfenseins - der Unterordnung - so wie die Gemeinde ihrem Haupte,
Christus, untergeordnet ist zu Gottes Herrlichkeit. Nie ist das Weib
bestimmt für den Vorantritt oder die Führerschaft in der Versammlung.
die Führerschaft in der Versammlung.
Wenn die Versammlung zum Gebet zusammenkommt, so beten alle - Männer und
Weiber - die ganze Versammlung (Apgesch. 12,5); aber doch wird nur immer
eine Stimme gehört, die Stimme dessen, der der Mund der Versammlung
wird, der gleichsam in den Vordergrund tritt und die ganze Versammlung
in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung vor Gott leitet. Ist dies das,
was dem Weibe geziemt? Wie gut verstehen wir, daß der Apostel sagt: Ich
will nun, daß die Männer beten, und am Schluß seiner Belehrung auf die
Ordnung, die Gott in der Schöpfung niedergelegt hat, hinweist! Die
Männer sollen beten, sie sind die ausführenden Organe in der
Versammlung; die Weiber die teilnehmenden, mitwirkenden in dem Stande
der Unterordnung, wie es Weibern geziemt, geschmückt mit der dienenden
Liebe und dem sanften und „stillen“ Geiste, der vor Gott sehr köstlich
ist (1. Petri 3,4). Gott will in Seiner Gemeinde gesehen werden. Männer
und Weiber sollen in der gefallenen Welt ein wahres Bild von den
Gedanken Gottes geben.
Dies, glaube ich, ist die göttliche Ordnung, die in der Gemeinde
gefunden werden wird, wenn sie treu ist und in der Kraft des Geistes
zusammenkommt. Wie aber, wenn Untreue und Weltgeist ihren Einzug in die
Gemeinde gehalten haben? Damit allein, daß der Mann - Mann ist, hat er
noch kein Recht, in der Versammlung zu beten. Der Heilige Geist will
heilige Gefäße gebrauchen. Kann der Mann nicht heilige Hände aufheben,
ohne Zorn (Fleischesfrucht) und zweifelnde Überlegungen (Unglaube) (1.
Tim. 2,8!), so kann er nicht der Mund der Versammlung sein. Er würde
fremdes Feuer, das Fleisch in Gottes Gegenwart bringen. Der Heilige
Geist wird nicht die Lippen des Bruders öffnen, nur weil er „männlich“
ist, sondern wenn er heilige Hände emporzuheben vermag.
Die Geschichte Israels, die zu unserer Belehrung niedergeschrieben ist,
zeigt uns, daß in den Tagen der Untreue, als kein Mann da war, die Dinge
Gottes auszuführen, Gott vereinzelt das Weib an dem Platz des Mannes
gebrauchte. Aber es war eine Beschämung für den Mann und ein Zeugnis des
Tiefstandes und der Untreue des Volkes Gottes. Debora, als sie durch den
Unglauben Baraks neu in den Vordergrund trat, hatte das tiefe
Bewußtsein, daß Gott Weiber gebrauchte für das, was Männer tun sollten.
Sie spricht es aus, daß sie dem Manne die Ehre nähme und Gott durch „die
Hand eines Weibes“ tun würde, was die Hand des Mannes tun sollte (Richt.
4,9). So kann Gott heute noch, wenn die Männer in Unglauben oder Untreue
wandeln, das Weib gebrauchen für Aufgaben, die dem Manne bestimmt sind.
Wenn das Weib wirklich vom Geist geleitet in den Vordergrund tritt, als
der Mund der Versammlung, die Bitten, Fürbitten und Danksagungen der
Gemeinde vor Gott zu tragen, so wird sie selbst in erster Linie ein
tiefes Bewußtsein in ihrer Seele haben, daß sie um des Unglaubens oder
der Untreue des Mannes willen an dessen Stelle gebraucht wird und ihr
Tun den Stempel des Tiefstandes auf die Versammlung drückt. Die Männer
werden zur Beschämung gebracht, sich zu beugen, daß keine heiligen Hände
vorhanden waren, um vom Heiligen Geiste gebraucht zu werden. Die ganze
Versammlung (wenn sie in den Gedanken Gottes unterwiesen ist) wird mit
heiligem Ernste das Unnormale in ihrer eigenen Mitte empfinden, und
Gottes Furcht wird jedes Herz und Gewissen füllen.
Um das Unnormale zu sehen, müssen wir das Normale kennen! Wenn wir das
Rechte kennen, dann sehen wir das Verkehrte. Immer, auch jetzt am
dunkelsten Tage der Gemeinde, muß der Vorsatz und die Ordnung Gottes vor
unserem Herzen stehen, aber nie darf das Unnormale zum Normalen gemacht
werden. Wenn Gottes Geist unter besonderen Umständen (ich denke auch an
Versammlungen, in denen fast keine Brüder sind) auch außergewöhnlich
wirkt, so wird Gottes Ordnung dadurch nicht aufgehoben. Daß sich das
Gesagte nur auf die Versammlung bezieht, nicht aber z. B. auf „wenn zwei
eins werden“, in einer Sache zu beten, ist wohl selbstverständlich. Ich
sehe (auf die Frage: wo?) in der Schrift keine andere Beschränkung. Laßt
uns zu dem, was von Anfang ist, zurückkehren in der Kraft des Geistes,
aber nicht in gesetzlicher Weise; denn selbst die Ordnung Gottes, wenn
sie nicht beständig unter der wirkenden und lebendigen Kraft des
Heiligen Geistes ausgeübt wird, kann zur leblosen Form, - ja noch mehr,
zu einer Hochburg des Fleisches werden. Nicht ein Verbot, sondern
geistliches Verständnis muß unser Verhalten regeln. Nicht eine
Gemeindeordnung muß vor unserem Auge stehen, sondern Christus und Seine
Gemeinde.
Unsere einzige Leuchte ist das Wort. Verharren - “bleiben“ wir in Treue
in der Apostellehre, und weichen wir nicht davon, so wird göttliche
Ordnung nicht nur in unserer Mitte gesehen werden, sondern auch eine
Kraft darin gespürt werden: Geisteskraft, die sich darin zeigt, daß das
Fleisch, der Mensch in seiner Anmaßung ausgeschlossen wird.
Allerlei Schriftstellen hört man oft anwenden von denen, die der
Emanzipation - der Gleichstellung und Gleichberechtigung des Weibes mit
dem Manne das Wort reden, z. B. „da ist nicht Mann und Weib“ (Gal.
3,28). Wo? In Christo Jesu! sagt die Schrift, aber nicht in bezug auf
die Gemeinde! Das Christentum hebt die Schöpfung Gottes nicht auf,
sondern bestätigt sie in ihrer göttlichen Ursprungsbestimmung. - Es ist
unmöglich, im Rahmen einer
Antwort Auf
alle diese Einwände einzugehen, die oft mit der Sache nichts mehr gemein
haben als den Klanglaut der Worte und nur ein Zeugnis der Unmündigkeit
sind.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen köstlichen, einander so wunderbar ergänzenden
Antworten
haben wir nur wenige Worte hinzuzufügen.
Ob ein Weib in der Gemeinde weissagen, also nach 1. Kor. 14,3 zur
Erbauung reden darf oder nicht, fällt unter das Wort 1. Kor. 14,34; zu
Hause und überall, wo es nicht in der Öffentlichkeit ist, darf sie
natürlich reden von dem und über das, was sie von Gott empfangen hat. -
Wir stimmen der
Antwort A
gänzlich bei, daß 1. Kor. 11,5 bei jeglichem Gebet des Weibes gilt,
sowohl bei dem leisen Mitbeten in der Versammlung oder sonstwo, wie bei
dem lauten, etwa daheim oder wo immer, ob Männer dabei sind oder nicht!
(Vgl. V. 10 und 13.) Warum wird dies Wort so wenig beachtet? Ist das
Befolgen desselben unbequem? Kaum! Das Bedecktsein als schriftgemäßes
Zeichen der Unterordnung muß ja nicht gerade durch einen großen Hut
ausgedrückt werden! Aber viele Kinder Gottes sagen, es sei „gesetzlich“,
die Anweisungen des Wortes über das Bedecktsein, wie überhaupt über das
Beten der Frauen zu beachten. Wenn der HErr dich, liebe Schwester,
fragte, warum du das Wort in diesen Dingen nicht beachtest,
würdest du Ihm dann auch sagen, es sei „gesetzlich“? - Viele teure
Schwestern meinen, die Worte über das Verhalten der Schwestern in der
Versammlung bezögen sich nur auf Verheiratete, die Unverheirateten
nähmen eine Sonderstellung ein. In der Welt wohl leider manchmal, durch
die menschliche Weisheit und ohne göttliches Recht, aber die Schrift
wendet diese Unterscheidung nicht an in bezug auf die Gemeindeordnung.
Da heißt es nicht: Ehemann und Jüngling, Ehefrau und Jungfrau, sondern
„männlich“ und „weiblich“, wie uns das Schöpfungsvorbild in
Adam und Eva wörtlich sagt (1.
Mose 1,27).
Wir wissen übrigens gar wohl, daß manche teure Schwester - vielleicht
durch falsche Belehrung - in Unkenntnis geblieben ist über die in den
vorstehenden
Antworten
behandelten Dinge und in Treue und Aufrichtigkeit vor dem HErrn steht
mit ihrem Verhalten innerhalb der Gemeinde. Aber dabei darf es doch
nicht bleiben; vielmehr ist uns das Wort gegeben, um aus ihm zu
lernen, was (in allen Beziehungen) Gott wohlgefällig ist! Und darum
bitten wir die geliebten Leser der „Gegenseitigen Handreichung“, nicht
oberflächlich über diese durchaus nicht unwichtige Frage hinwegzugehen,
sondern die in den vorigen ausführlichen
Antworten
dargestellten kostbaren Grundsätze (nicht „Gebote in Satzungen“!) und
Belehrungen an der Schrift zu prüfen und ins Herz zu fassen, damit durch
deren Anwendung Gott in Seinem Hause (der Gemeinde) verherrlicht werde.
Frage 55
Wer ist der unnütze Knecht in Matth. 25,14ff.? Warum die harte Strafe in
V. 30, da doch auch für ihn Joh. 3,36 gilt? Ist das Verbergen des
Talentes gleich Nichtbeteiligung an Reichsgottesarbeit? und was gehört
alles zum Wuchern?
Antwort A
Beide Gleichnisse, das von den zehn Jungfrauen und das von den
anvertrauten Talenten, stehen im engsten Zusammenhang. Im ersteren
handelt es sich um den Seelenzustand und im nächsten um den Dienst. Nach
Seiner Verwerfung und nach vollbrachter Erlösung ging der Herr Jesus
außer Landes. Bei diesem Weggang hinterließ Er Seine Habe den Knechten.
Es sind dies Menschen, welche den Herrn Jesus als ihren HErrn
anerkennen, „bekennende Christen“. Der HErr rechnet damit, daß Seine
Knechte die Talente, d. h. die Gaben, die der Gnade und der Erkenntnis,
welche von Ihm geschenkt sind, in Treue verwalten. Es handelt sich nun
darum, ob wir uns leichtfertig über den HErrn und Sein Wort hinwegsetzen
und menschliches Handeln an dessen Stelle setzen, oder ob wir als
Wartende handeln, bis Er kommt. Es ist hier also die persönliche Treue
im Dienst gemeint, und es tritt dann in Erscheinung für den einzelnen,
was der HErr in Luk. 12,47 sagt. Die harte Strafe ergibt sich daraus,
weil wir für jede neue Erkenntnis und für jede neu anvertraute Gabe, was
mit „Talenten“ gleichbedeutend ist, verAntwortlich
sind, und weil ein Nicht-Wuchern gleichbedeutend mit Untreue, ja mit
Unglauben ist. Wir sehen, daß der ungetreue Knecht gar nicht an die Güte
und Liebe seines HErrn glaubt, deshalb kann für ihn, was Joh. 3,36 in
der ersten Hälfte gesagt wird, nicht gelten. Sein Handeln ist ein
Verharren im Unglauben und eine Verunehrung seines HErrn, und ihm
geschieht demgemäß. So sehen wir, wie Gaben Aufgaben in sich schließen
und wie uns Erkenntnis verAntwortlich
macht.
Natürlich ist nicht alles, was unter der Flagge Reichsgottesarbeit
segelt, unter das Werk des HErrn zu rechnen, vielmehr gibt es auch hier
eine scharfe Scheidung und ein Ausgehen aus dem sogenannten religiösen
System. Hier ist das Wuchern gleichbedeutend mit dem Aufrechterhalten
des Zeugnisses, das uns von dem HErrn überliefert ist, und dieses
Zeugnis wurde von den ersten Christen Apgesch. 2,42 zum Ausdruck
gebracht. Dort haben wir die Grundpfeiler der Wahrheit. - Wir sehen
also: der unnütze Knecht hatte Erkenntnis, handelte aber in Untreue und
bekam Strafe für seine Untreue. Möge für uns alle einst gelten, was der
HErr Matth. 25,23 sagt! Darum laßt uns treu sein, bis Er kommt!
kommt!
Ph. W.
Antwort B
Der HErr spricht vom Reiche der Himmel und hat eben vorher an den zehn
Jungfrauen gezeigt, daß es im Reiche der Himmel auch solche geben werde,
die nicht den Geist Gottes - und somit auch nicht Leben aus Gott -,
sondern nur das äußere Bekenntnis haben. Nun zeigt Er in dem Gleichnis
von den Knechten, daß alle, die das Bekenntnis haben (auch wenn dieses
nur ein äußerliches ist), infolge desselben in ein Verhältnis der VerAntwortlichkeit
Ihm gegenüber getreten sind: sie sollen Ihm dienen, für Ihn wirken, und
haben darüber einst Rechenschaft zu geben. In dem Gleichnis haben wir
Knechte, die für ihren HErrn tätig sind, und zwar zwei, um die
Verschiedenheit in dem Anvertrauten und den Fähigkeiten zu zeigen, und
einen Knecht, der nichts für seinen HErrn tut. Die, welche tätig waren,
bewiesen durch ihre Tätigkeit, daß sie ihren HErrn kannten: sie wußten,
daß dies Seinem Willen entsprach, und wußten auch, daß Er ein gütiger
HErr war, der die Treue schätzte und belohnte. Sie stellen die Gläubigen
dar. Anders ist es mit dem unnützen Knechte. Er kannte seinen HErrn
nicht, wie die V. 24 und 25 deutlich zeigen - er wußte weder Seinen
Willen, noch kannte er Seine Güte - und war nicht tätig für Ihn,
obgleich auch Ihm etwas anvertraut war. Das ist der bloße Bekenner,
der den HErrn nicht kennt, also nicht „an den Sohn glaubt“ und daher
auch nicht „ewiges Leben hat“ (Joh. 3,36). Daraus erklärt sich auch die
Strafe in V. 30.
Das Verbergen des Talentes in der Erde ist das Beiseitestellen des
Wirkens für den HErrn um des Irdischen willen. Das „Wuchern“ (Handeln
mit den Talenten) ist das Wirken für den HErrn mit den Gaben und
Fähigkeiten, die Er einem jeden anvertraut hat.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Der Satz des Fragenden „da doch auch für ihn Joh. 3,36 gilt“ läßt darauf
schließen, daß derselbe gemeint habe, weil von „Knechten“ die Rede ist,
so seien nur Gläubige, wahrhaft Bekehrte gemeint, etwa weil z. B. Paulus
oft von sich als Knecht rede. Aber es kommt stets auf den Zusammenhang
an, in dem solch Wort gebraucht ist. Das Wort „Knecht“ besagt im Grunde
nichts weiter, als daß der, der diese Bezeichnung trägt, sich in einem
Abhängigkeits- und VerAntwortlichkeitsverhältnis
befindet, und der jeweilige Zusammenhang zeigt, ob Gläubige oder
Ungläubige gemeint sind. In diesem Gleichnis Matth. 25 sowie in dem
verwandten Gleichnis in Luk. 19 sind zweierlei Klassen von Knechten
beschrieben: treue und untreue. Die treuen kennzeichnen sich durch ihr
Verhalten ohne weiteres als Gläubige, der untreue wird bei der
Arbeitsberichterstattung der Knechte und der Abrechnung offenbar als ein
leerer Bekenner ohne Leben und ohne Kraft. Sein Wort: „ich kannte dich,
Herr, daß du ein harter Mann bist,“ zeigt zur Genüge, wes Geistes Kind
er ist! Kann ein wahrhaft Bekehrter von seinem HErrn als von einem
harten Mann sprechen?! Aber er wird offenbar! Wohl ist ihm etwas
anvertraut, wie den heutigen Namenschristen allen, aber diese Menschen
gehen nicht damit um, als wären sie dafür verAntwortlich,
sondern verschleudern das Anvertraute oder mißachten es und stützen sich
dabei auf ihr menschliches Wissen über Gott. Schrecklich wird einst das
Gericht über die selbstgefällige, Gott und Sein Wort verachtende
Christenheit sein, der so viel anvertraut ist, z. B. in
Deutschland schon seit so langer Zeit die Bibel in der Muttersprache.
Mußte es erst zu der Heimsuchung eines Krieges kommen, um wenigstens bei
etlichen Deutschen die Sehnsucht nach dem Worte Gottes wieder zu
erwecken? -Herrlich aber auch wird der Lohn der scheinbar
geringfügigsten wirklich für den HErrn getanen Arbeit sein, das
schwächste Wuchern mit den anvertrauten Talenten der Erkenntnis und der
geistigen und leiblichen Arbeitskräfte. Daß wir nur wirklich arbeiten
für Ihn, wir Gläubigen! Im Dienst für Ihn verwerten, was Er uns gab!
Treu im Kleinen, hingebend im Großen!
Was alles zum Wuchern gehört? Bruder, Schwester, alles in unserem Leben,
was hervorgerufen durch Seinen Geist und Seine Gnade (vergl. Gal. 5,25
und 2. Kor. 9,8) uns befähigt, Ihm und Seinem Werke in uneigennütziger
Liebe - ein rechter Knecht arbeitet nicht für sich, sondern für seinen
Herrn! - zu dienen um Seiner Ehre willen. Und nicht auf das äußerliche
„Wieviel“ kommt es an, sondern auf das innere „Wie“ der Tätigkeit für
Ihn. Und das Urteil über unsere Arbeit und die anderer gebührt nicht
uns, sondern Ihm an Seinem Tage (1. Kor. 4,1-5).
Längst nicht alle sogen. Reichsgottesarbeit ist Wuchern im Sinne der
Schrift! Vieles geschieht leider aus Menschengefälligkeit, nach
menschlichen Plänen, in mehr oder weniger bewußtem Widerspruch gegen das
Wort der Wahrheit und aus anderen unklaren oder schriftwidrigen
Beweggründen heraus. Es ist aber nicht unsere, der Knechte, Sache,
andere, deren Erkenntnis hierin mangelhaft ist, richtend zu verurteilen,
doch sollte jeder Gläubige „beurteilen“, „prüfen, was der gute,
wohlgefällige und volkommene Wille Gottes“ (Röm. 12,2) mit ihm
ist, damit er mit den ihm anvertrauen Talenten - und jedem sind
solche anvertraut! - so wuchert, daß es zu des HErrn Freude
ist! Und Er verleugnet nie Seine Grundsätze, die Grundsätze
Seines Wortes (vergl. Offb. 3,8). Andererseits weiß auch nur Er,
welches Wuchern rein für Ihn gewesen ist nach der Maßgabe der Erkenntnis
des Handelnden, und da „Seine Augen auf die Treue gerichtet sind“ (Jer.
5,3a), so wird Er keinen wirklich für Ihn gewirkten Dienst je vergessen.
Gelobt sei Er dafür! „Handelt, bis Ich kommen (Luk. 19,13.)
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir danken zunächst von ganzem Herzen für die freundlichen, überaus
ermutigenden Zuschriften, die wir erhielten, und wünschen den Schreibern
eine reiche Belohnung vom HErrn für die uns erwiesene Liebe. Auch mit
Antworten
für die „Handreichung“ wurden wir so ausgiebig bedacht, daß wir auf
mehrere Monate hinaus Stoff haben. Dank und Segenswunsch allen Helfern!
Wahrlich, was die Beteiligung an dem Inhalt des Blattes angeht, da
merken wir in keiner Weise, daß Krieg ist! Der Eifer im BeAntworten
der gestellen Fragen hat keineswegs nachgelassen; möchte aber auch der
Eifer im Lesen des Blattes und in dem dadurch hervorgerufenen
Forschen in der Schrift niemals erlahmen, sondern vielmehr wachsen!
Ist nicht überhaupt dieser Weltkrieg auch ein Mittel in des HErrn Hand,
um Seinem Volk das Wort kostbarer zu machen?! Mancher Brief von
Brüdern aus dem Felde bezeugt es, wieviel köstlicher ihnen draußen das
Wort Gottes wird; der HErr gebe Gnade, daß es auch in der Heimat so sei
und noch viel mehr werde! Welch ein Segen wäre das, vor allem, wenn wir
Gläubigen in dieser Zeit auch mehr denn je „Täter des Worts“
würden! (Jak. 1,22.)
Mit der nächsten Nummer wird der Jahrgang 1914 abgeschlossen. Wenn der
HErr, der uns soweit brachte, Gnade schenkt, so wird mit Heft 12 wieder
wie 1913 ein vollständiges Schriftstellenverzeichnis - in diesem Jahre
ein weit umfangreicheres als im vorigen - sowie das Inhaltsverzeichnis
veröffentlicht werden. Das Heft, das ohnehin stärker sein muß als die
übrigen
Hefte, wird dann doch wohl nur noch 1-2 Fragen enthalten können.
Gleichzeitig müssen wir unseren teuren Beziehern mitteilen, daß wir im
nächsten Jahre den Bezugspreis der „Handreichung“ auf 2 Mark (ohne
Porto) zu erhöhen uns gezwungen sehen. Die Kosten der Herausgabe sind
bisher bei weitem nicht durch die eingegangenen Beträge gedeckt worden;
dazu hätte die Leserzahl noch mehr als 1/2 mal höher sein müssen, als
sie war. Leider sind nun auch infolge des Krieges manche Abbestellungen
eingetroffen. Wenn wir uns nicht außerstande sähen, noch ein Jahr mit
pekuniärem Verlust zu arbeiten, so würden wir nicht - noch dazu gerade
in dieser Zeit - den Bezugspreis erhöhen! Wenn es uns bei höherer
Leserzahl ermöglicht werden sollte, so werden wir, unserem eigenen und
dem Wunsche mancher Freunde folgend, später den Umfang des Inhalts
unseres Blattes noch ein wenig erweitern, wodurch der höhere Bezugspreis
weniger fühlbar werden würde, auch für solche, denen er jetzt wesentlich
erscheint. Wir fordern somit alle diejenigen, denen das Blatt bisher zum
Segen war, auf, vor dem HErrn zu überlegen, ob sie nicht in Zukunft den
Betrag von 80 Pfennigen mehr anlegen können und dürfen, um das Werk der
„Gegenseitigen Handreichung aus dem Worte Gottes“ weiter erhalten und
unterstützen zu helfen, zum eigenen inneren Gewinn und zum Segen
anderer! Ja, wir bitten unsere bis heute treuen Leser herzlich,
uns ihre Geneigtheit und Mithilfe, wenn es ihnen möglich ist, zu
bewahren um des HErrn willen!
Wer das Blatt nicht bis Mitte Dezember abbestellt hat, erhält es, so der
HErr will, 1915 weiter zugesandt.
Seien Sie alle in dieser ernsten Zeit in besonderer Weise der Gnade
unseres Gottes und Vaters befohlen und von Herzen gegrüßt mit 1. Petri
5,6-11
von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Ende Oktober 1914.
Gruß an den Leser:
Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem
Blute und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott
und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der
Zeitalter! Amen.
Offenb. 1,5.6.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 56
Was ist unter der „Tugend“ in 2. Petri 1,5 zu verstehen?
Antwort A
Nach Meyers Konversat.-Lexikon ist „Tugend“ diejenige Tüchtigkeit,
Ordnung und Harmonie des geistigen Lebens, die auf der zur Gewohnheit
gewordenen Betätigung der sittlichen Freiheit und Tatkraft beruht. Der
Begriff der Tugend entspricht durchaus dem Begriff des Sittengesetzes
und der moralischen Pflicht.
Allein Erfahrung und das Wort Gottes lehren, dass der natürliche Mensch,
biblisch ausgedrückt, es nicht fertig bringt, ganz nach dem Gesetze
Gottes zu leben (Jak. 2,10). Der natürliche Mensch oder
Unwiedergeborene, welcher unter dem Gesetze steht, bemüht sich oft,
allerhand Tugenden auszuüben, aber er hat keine Kraft dazu (Röm. 8,3).
Bei dem Wiedergeborenen ist es ganz anders. Nach 2. Petri 1,3 erhält er
als geistlicher Mensch die Tüchtigkeit, Tatkraft oder Tugend von dem
Herrn Jesu geschenkt. „Durch Seine göttliche Kraft“ hat er „alles, was
zum Leben und zur Gottseligkeit dient“. Er steht in der Freiheit des
Geistes (Röm. 8,2), sein Sinn ist wie das Gesetz (Jer. 31,33; Hebr.
8,10; 10,16), daher tut er das Gute mit Freuden (Luk. 1,74) und
unterläßt das Böse ohne Zwang (Spr. 16,6); er erkennt, daß das Gesetz
nicht nur einen äußerlichen, sondern auch einen innerlichen Gehorsam
erfordert (Röm. 12,2). Die Tugend ist nur dann eine wahre, wenn sie aus
dem Glauben kommt (Gal. 5,6) und die Frucht des Geistes hervorbringt
(Gal. 5,22ff.). Der Sinn von 2. Petri 1,5 wird etwa der sein ... „so
setzet nun zu dem hinzu allen euren Fleiß und lasset entstehen aus eurer
Verbindung mit dem HErrn die christliche Tatkraft“, die auch in Eph.
6,14ff. gefordert wird, wenn der Christ dort mit einem Soldaten
verglichen wird.
C. L.
Antwort B
Die Welt bezeichnet Menschen, welche äußerlich einen guten Wandel
führen, mit dem Worte „tugendhaft“. Gewöhnlich handelt es sich hier um
Menschen, die sich an gewisse Grundsätze gebunden fühlen und die nach
denselben handeln und wandeln. Bei dem Gläubigen, der sich nach den
Grundsätzen Gottes bilden läßt, ist diese Bezeichnung nicht etwas
Äußerliches oder Anerzogenes, sondern etwas von dem Heiligen Geiste
Gewirktes. Im 3. Vers des gleichen Abschnittes werden wir als Gläubige
aufgefordert, durch die Berufung Gottes, der Herrlichkeit als unserem
Ziele entgegenzueilen. Um dieses vorgesteckte Ziel zu erreichen,
bedürfen wir der Tugend, oder mit anderen Worten, der geistlichen
Energie oder der Tapferkeit. Diese Gabe aber nimmt der Gläubige nicht
aus sich selbst, sondern sie wird ihm dargereicht aus der Fülle Gottes.
Weil nun dem Gläubigen diese Gabe geschenkt oder durch Christus erworben
ist, so soll er diese auch äußerlich darstellen oder ausleben, darum im
5. Vers die nochmalige Aufforderung an die, welche durch die Wirkung der
göttlichen Kraft dem Verderben der Welt entflohen sind, diese Tugend
darzureichen oder darzustellen. Es ist dies der sittliche Mut, welcher
die Schwierigkeiten auf dem Wege durch die Wüste überwindet, das Herz
regiert, die Tätigkeit der alten Natur im Zaume hält, etwa ähnlich wie
wenn Paulus in Kol. 3 von dem Ausgezogenhaben des alten und dem
Angezogenhaben des neuen Menschen redet. Diese Tugend ist eine Gabe vom
HErrn und befähigt den Gläubigen, das Gute zu wählen und in
Entschlossenheit mit dem HErrn voranzugehen. Wir können dies, wie schon
oben gesagt, auch mit „Tapferkeit“ bezeichnen, einer Tapferkeit, welche
uns von der Kraft Gottes, die uns
in Christo dargereicht wird, Gebrauch machen läßt und die sich in
unserem Wandel widerspiegelt. Es ist eine wiederholte Aufforderung von
1. Petri 2,9, „die Tugenden Dessen zu verkündigen, der uns aus der
Finsternis zu Seinem wunderbaren Lichte berufen hat.“ Sie ist aber auch
eine Kraftquelle, welche uns Den erkennen läßt, der für uns streitet. In
dieser Tugend erkennen wir die Dinge, die uns von Gott geschenkt sind
(1. Kor. 2,12), und den Kampfpreis unserer Berufung (Phil. 3,14). So ist
die Tugend die Verwirklichung der uns geschenkten göttlichen Kraft im
täglichen Leben und Wandel, die Energie und Entschiedenheit, um jeden
Preis den Christus im Leben darzustellen.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Ohne das, was die beiden vorstehenden
Antworten
besagen, irgendwie anfechten zu wollen - im Gegenteil, wir bestätigen
sie -, glauben wir, daß sich das Wort, das im griechischen Urtext für
das leicht mißverständliche Wort „Tugend“ steht (άρετή),
vielleicht noch klarer übertragen läßt mit „Güte“, d. h. Gutsein in
Wesen und Tat, in jeder Hinsicht (vgl. die Ausdrucksweise „Güte“ eines
Stoffes). Es ist das vollkommene, ganze, heilige, wesenhafte Gutsein,
wie es Dem eigen ist, der uns berufen hat, das Gutsein, die Güte,
aus der alles das hervorquillt, was in den jeweiligen Lebensbeziehungen
mit ihrem Wesen zusammenstimmt. Nur viermal kommt dies Wort im Neuen
Testament vor, und immer scheint uns der dem tiefen Wort am meisten
entsprechende Sinn der zu sein, der in dem deutschen Wort Güte (=
Gutsein) liegt. Die Stellen sind Phil. 4,8; 1. Petri 2,9 und die beiden
aus 2. Petri 1 (V. 3 u. 5). Güte (Gutsein) in Wesen und Werk sollte aus
unserem Glauben hervorkommen, Vortrefflichkeit in unserem Handeln und
Betragen, in allen Beweggründen zu unserem Tun, eine Vollkommenheit in
unserem Wesen und Wirken, wie sie allein in unserer
Lebensverbindung durch den Geist mit dem einzig Vollkommenen begründet
ist (vgl. Matth. 5,48!). Aus dieser wachsen dann die
verschiedensten Züge hervor, wie der sittliche Mut, die christliche
Tapferkeit, d. h. eine Entschiedenheit, wie sie z. B. Abraham
gegenüber Lot besaß, und viele andere „Tugenden“ (Züge des Gutseins)
mehr. Aber der Grund dazu ist die Herrlichkeit und die vollkommene Güte
(das Gutsein) des HErrn, durch welche uns erst die Möglichkeit geschenkt
ist, ein Leben nach V. 5ff. zu führen. - Wie wunderbar ist diese
vollkommene wesenhafte Güte des Herrn Jesus auf Golgatha erstrahlt, und
dort ist die Quelle für unser eigenes Gutsein, unsere Vortrefflichkeit
in Wesen, Wort und Werk!
Anbetungswürdiger Gott und HErr! wie reich hat „Seine göttliche Kraft“
uns gemacht! welche Verheißungen (V. 4) sind uns geschenkt in Ihm! (vgl.
2. Kor. 1,20). Er gebe uns Gnade, wahrhaft, „wie Er ist, zu sein
in dieser Welt“ (1. Joh. 4,17), d. h. nach 1. Petri 2,9 Seine
„Tugenden“, Seine wesenhafte Güte, Seine Vortrefflichkeiten zu
verkündigen! Gelobt sei der HErr! Er hat gesagt - und das gilt überall:
„Meine Gnade genügt dir!“ (2. Kor. 12,9.)
Bemerkung
zu Heft 11, Seite 209, Zeile 21/22.
Ein teurer Leser bezweifelt, daß Offb. 2,26.27 herangezogen
werden dürfte, um Offb. 12,5 auf Christus zu deuten, da in ersterer
Stelle von Überwindern die Rede sei.
Wir haben uns an jener Stelle wohl etwas kurz ausgedrückt, aber durchaus
nicht Offb. 2,26.27 direkt auf Christus bezogen. Um aber jenem Leser und
anderen zu dienen, geben wir ausnahmsweise dazu noch eine kleine
Erläuterung:
Offb, 2,26.27 enthält deutlich eine Zurückweisung auf Ps. 2, wo es dem
HErrn von Seinem Vater gegeben wird, die Nationen mit eiserner Rute zu
weiden. In Offb. 2,26.27 will Er den Überwindern das geben und
sie daran teilnehmen lassen, was Er von Seinem Vater
empfangen hat. Jetzt sitzt Er auf Seines Vaters Thron, diesen Sitz kann
niemand mit teilen! aber dann, wenn Er auf Seinem eigenen Thron sitzt,
dann will Er diesen mit uns teilen (3,21). Offb. 2,26.27 ist kein
„Weiden mit eiserner Rute“ ohne Ihn, sondern mit Ihm! Wenn somit
erwiesen ist, daß diese Stelle zurückgreift auf Ps. 2 und bestätigt, daß
Er es ist, der die Nationen weidet, woran Er die
Überwinder aus Gnaden teilnehmen lassen will, so ist es unmöglich, aus
dieser Stelle den „männlichen Sohn“ in Offb. 12,5 auf die Gemeinde zu
deuten (s. auch Offb. 19,15!)! Es kann nur Christus sein, sonst wäre ja
auch Christus als der Weidende ganz beiseite gesetzt! - An jenem Tage
wird Er als der „Überwinder“ und Sieger über die ganze Macht des Bösen
der Welt offenbar werden, und dann soll auch, „wer überwindet“, mit Ihm
offenbar werden und an Seiner Herrschaft teilnehmen. Preis sei Ihm!
Der Herausgeber.
Persönliche Worte an den Leser.
Wir machen zunächst nochmals aufmerksam auf die Bezugsbedingungen für
das nächste Jahr, wie sie auf dem Umschlag dieses Heftes verzeichnet
sind. Wir bitten, dazu die „Persönl. Worte“ in Nr. 11 zu
vergleichen!
Mit dieser Nummer wird der Jahrgang 1914 der „Gegenseitigen
Handreichung“ abgeschlossen. Wir haben allen Grund, dem HErrn von ganzem
Herzen zu danken dafür, daß Er uns Kraft und Gnade gab, dieses Blatt,
dessen Herausgabe nicht leicht ist, ein ganzes Jahr hindurch in die
Hände der Leser zu legen. Zumal preisen wir Ihn dafür, daß Er alles
darreichte, damit auch in diesen Kriegswirren die „Handreichung“
ungehindert weiter erscheinen konnte. Ja, Seine Gnade hat genügt
für uns, wie Er in 2. Kor. 12,9 verheißt!
Aber auch Ihnen, teure Freunde, Lesern wie Mitarbeitern herzlichsten
Dank für alle Liebe, für Ihr Vertrauen und Ihre praktische Hilfe,
Ermunterung und Mitarbeit, was alles uns unsere, wenn auch schöne, so
doch so schwere Aufgabe erleichtert hat! Der HErr vergelte Ihnen alle
Ihre Treue! Wir bitten alle, denen die gesegnete Arbeit der
„Handreichung“ am Herzen liegt, um weitere Unterstützung aller Art wie
Teilnahme an unseren Lasten durch Fürbitte und Mitarbeit im BeAntworten
von Fragen und Verbreitung des Blattes, und was der HErr den einzelnen
sonst noch wichtig macht!
Wir hoffen, noch vor Ablauf des Dezember den gebundenen Jahrgang 1914
fertigstellen zu können zum Preise von 2,50 Mark portofrei
(Einbanddeckel 45 Pfg. portofrei).
Und nun dem HErrn befohlen! Wie gut, daß Er immer Derselbe bleibt und
wir Kinder Gottes stets, auch in Kriegszeiten, Seine Schafe sind und
bleiben! (Joh. 10,27-29.)
Herzliche Grüße und Segenswünsche mit Offenb. 3,8 und 11
von dem Herausgeber
von dem Herausgeber
Fritz Koch
Klotzsche, Ende November 1914.
3. Jahrbuch (1915)
Was will die „Gegenseitige Handreichung“?
Auf diese Frage gibt eine deutliche
Antwort Das
Geleitswort zum Jahrgang 1914, aus dem wir folgendes abdrucken:
„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch
unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und
Antworten
bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die
Fragen wie die
Antworten
gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken
unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann, und zwar ohne
Gewissenszwang!
Wir fragen die Einsender von Fragen und
Antworten
nicht: woher, aus welcher Benennung oder Gemeinschaft, oder auch aus
welchem Lande kommst du? was ist dein Stand und Beruf? u. dgl. m.
Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen
Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dem wir uns durchaus
unterordnen, und das zu erforschen und unser Leben danach
einzurichten unsere Aufgabe ist.
Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit inLiebe. „Wir
vermögen nichts wiber die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“ 2.
Kor. 13,8.“
Es ist unser herzlicher Wunsch, daß der Jahrgang 1915 auch in Buchform
vielen Lesern diene zur Verwirklichung von 2. Petri 3,18.
Klotzsche bei Dresden, Der Herausgeber
im Dezember 1915. Fritz Koch.
Geleitswort an den Leser:
„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab,
von dem Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung ist, noch ein
Schatten von Wechsel. Nach Seinem eigenen Willen hat Er uns durch das
Wort der Wahrheit gezeugt, auf daß wir eine gewisse Erstlingsfrucht
Seiner Geschöpfe seien.“ Jak. 1,17.18.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen. so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Hand der Schrift durchforschen!
Frage 1
Sind nach Röm. 12,2 zwischen dem „guten, wohlgefälligen und vollkommenen
Willen Gottes“ Unterschiede zu sehen, und wie ist die Stelle auszuleben?
Antwort A
Gottes Wille über das Leben eines jeden Seiner geliebten Kinder ist
sowohl gut als wohlgefällig und vollkommen. Einen Unterschied zwischen
einem guten, einem wohlgefälligen und als drittem: einem vollkommenen
Willen Gottes gibt es nicht. Man kann auch keine Stufenleiter daraus
machen. - Nach Eph. 2,10 sind die guten Werke zuvorbereitet, in denen
wir wandeln sollen. Lerne, daß Gott über dein persönliches Leben einen
Liebesplan hat, der weit kostbarer und herrlicher ist, als deine
Gedanken es heute ersinnen. (Lies Jes. 55,8.9!) Jedes Kind Gottes muß
nun von dem HErrn Weisheit erflehen und unter Gebet prüfen, was für ihn
persönlich der Wille Gottes ist. Dieser Wille Gottes bezieht sich auf
die ganze Person, auf alle 24 Stunden des Tages, auf alles Tun und
Lassen, nicht nur im Werke des HErrn, sondern auch in Beruf, Familie,
Erholung, Essen und Trinken usw.
Dieser Wille Gottes ist gut in der vollsten Bedeutung des Wortes. Gut
für uns; jedes andere Tun bringt uns Schaden und ist ohne Frucht für die
Ewigkeit (Joh. 15,5b). Wandeln wir so in den Werken, die der HErr
zuvorbereitet hat, so ruht Gottes Wohlgefallen auf uns. Der Herr Jesus
Selbst sagte: „Dein Wohlgefallen zu tun, Mein Gott, ist Meine Lust“ (Ps.
40,8), und am Ende Seiner Laufbahn: „Ich habe das Werk vollendet, das Du
Mir gegeben hast, daß Ich es tun sollte“ (Joh. 17,4). Über Ihn geschah
auch die Stimme vom Himmel: „Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich
Wohlgefallen habe“ (Luk. 3,22; Matth. 3,17; vergl. Joh. 8,29). Nur mit
dem Zeugnis Gottes im Herzen, daß Ihm unser Wandel wohlgefällt, gibt es
für ein Kind Gottes wahren, ununterbrochenen Frieden Gottes.
Der Wille Gottes über unser Leben ist vollkommen. Vollkommen, weil Er
Derjenige ist, der den Plan erdacht hat über das Leben der Seinen (Röm.
11,33-36). Voll kommen in dem Ziel, vollkommen in der Ausführung,
vollkommen in der Verwendung jedes Seiner Werkzeuge und der Erziehung
jedes Seiner Kinder.
Möchten alle Leser sich selbst so als Leibeigene (Sklaven) in den Dienst
des HErrn stellen; Frieden wie ein Strom würde das ununterbrochene Teil
eines jeden sein und Ströme des Lebens für die uns umgebende Welt!
O. v. Br.
Antwort B
Der Apostel Paulus ermahnt die Gläubigen: „Paßt euch nicht dieser Zeit
an, sondern laßt euch umgestalten, indem euer Sinn erneuert wird, auf
daß ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille
Gottes sei.“ Im unbekehrten Zustande war es ihnen nicht möglich, den
Willen Gottes zu erkennen, da ihr ganzes Wesen verderbt war durch die
Sünde (Röm. 1,21). Nun ist es anders geworden; als Heilige, für Gott
Abgesonderte, haben sie dem Wesen der Welt den Abschied gegeben; sie
gehören Christo an (Gal. 5,24) und sind geistlich gesinnt (Röm. 8,6).
Durch beständige
gegeben; sie gehören Christo an (Gal. 5,24) und sind geistlich gesinnt
(Röm. 8,6). Durch beständige Erneuerung ihres Gemüts (Eph. 4,23)
behaupten sie ihre Stellung im Tode Christi, d. h. sie erweisen sich als
mit Christo Gekreuzigte. In dieser neuen Verfassung ist das Fleisch (das
Geneigtsein zur Sünde) im Tode gehalten und dem Heiligen Geiste Raum
gemacht, so daß die Vernunft gefangen ist unter den Gehorsam Christi,
den Willen Gottes zu tun (2.
Kor. 10,5; siehe auch Band ll, Frage 35).
Der Wille Gottes wird nun erkannt im Worte, und zwar im allgemeinen,
welches der gute Wille Gottes sei, d. h. was gut und recht ist.
Ferner in jedem besonderen Falle wird der Geist sie in alle Wahrheit
leiten (Joh.
16,13), daß sie tun, was vor Gott wohlgefällig, d. h. angenehm
ist.
Wenn die Ausdrücke „gut“ und „wohlgefällig“ sich wohl auf die Arbeit an
uns und mit anderen Menschen hier auf Erden beziehen, so wird das Wort
„vollkommen“ auf das Ziel unserer Bestimmung hinweisen: „... Bis
daß wir alle gelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des
Sohnes Gottes, und zum vollkommenen Mann (werden) nach dem Maße der
vollen Größe Christi“ (Eph. 4,13 Min.-Bib.; vergl. Phil. 3,12ff.).
Die Erkenntnis des Willens Gottes wird auf Erden für uns stets Stückwerk
bleiben (1. Kor. 13,12); wir können göttliche Dinge nie dem innersten
Wesen nach ganz erfassen, und nur durch treues Festhalten von bereits
erkannten Dingen kann unsere Erkenntnis wachsen.
C. L.
Antwort C
Da der Wille Gottes in dieser Stelle als „gut, wohlgefällig und
vollkommen“ bezeichnet wird und nicht „gut oder wohlgefällig oder
vollkommen“, dürfen wir sicher sein, daß sich diese drei Eigenschaften
in jedem Stückchen desselben immer vereinigt befinden. Leider sehen wir
meistens nur eine davon! Ach ja, gar oft überhaupt keine, weil wir die
Empfehlung desselben Verses außer acht gelassen haben.
Einen Fremdling erkennt man sogleich an seiner Sprache, an seinem
Betragen, an seinen Meinungen usw. Hat er sein Vaterland lieb, so wird
er diese Kennzeichen nicht verleugnen und abschaffen, um sie durch
andere zu ersetzen, sondern vielmehr in enger Fühlung mit demselben
bleiben, z. B. durch Zeitungen. Er bleibt, ja, wird dadurch immer mehr
fähig, die sein Vaterland betreffenden Angelegenheiten oder von ihm
kommenden Nachrichten zu beurteilen und zu genießen.
Also verhält es sich auch mit dem aus Gott Geborenen, dem Kinde Gottes.
Er ist wohl in der Welt, aber nicht von der Welt (Joh. 17,11.14; 15,19),
sondern Bürger des Himmels (Phil. 3,20), Mitbürger der Heiligen,
Hausgenosse Gottes (Eph. 2,19), einer heiligen Nation, einem
Eigentumsvolke angehörig (1.Petri 2,9; Tit. 2,14). Sollte er auf irgend
einem Punkt die Lebensweise, die Grundsätze, die Meinungen dieser Welt
annehmen, die den Sohn und den Vater gesehen und gehaßt hat (Joh.
15,18.23.24; 17,25)? O nein! Die Liebe des Vaters (1. Joh. 2,15.16) wird
ihm eine heilige Absonderung gebieten von allem, was die Welt
kennzeichnet. Er wird das Wort Gottes, den Brief aus dem Vaterhause, die
Nachrichten aus dem Vaterland begehren. Durch eine solche Haltung
ermöglicht er dem in ihm wohnenden Heiligen Geist, unbetrübt Seine
erneuernde und erleuchtende Wirkung auszuüben (1. Kor. 6,19; Eph. 4,30;
1,18.19.9). Dadurch wächst er vom kindischen Zustand zum
auszuüben (1. Kor. 6,19; Eph. 4,30; 1,18.19.9). Dadurch wächst er vom
kindischen Zustand zum „erwachsenen Manne“, zum Maße des vollen Wuchses
der Fülle des Christus (1. Kor. 13,11.12; Eph. 4,13). Diese beständige
Erneuerung des inneren Menschen nach dem Bilde Dessen, der ihn
erschaffen hat (Kol. 3,10; 2. Kor. 3,18; 4,16), befähigt zur Erkenntnis
der Geheimnisse Gottes (Sein Wille ist darin eingeschlossen), in welchen
alle Schätze der Weisheit sind (Kol. 2,2.3), und übt die Sinne „zur
Unterscheidung des Guten sowohl als des Bösen“ (Hebr. 5,13.14) für das
praktische, äußere Leben, „zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade“
(Eph. 1,6). Die Meinungen und Reden des „Menschen Gottes“ tragen das
Merkmal des Geistes, ja sogar sein Essen und Trinken, sein Stehen und
Sitzen, sein ganzes Betragen sind geheiligt, denn er lebt nicht sich
selbst, sondern dem HErrn (Röm. 14,6.8; 1. Petri 4,11).
O Geliebte, die wir um hohen Preis ganz und gar, Leib, Seele und Geist
erkauft wurden (1. Kor. 6,20; 1. Petri 1,18.19), wie viele Tränen werden
zu Freudentränen, wie viele Leiden zu Genüssen und wie viele Seelen
würden für Christum gewonnen werden, wenn wir entschieden beginnen
würden mit dem „seid nicht gleichförmig dieser Welt“, so daß wir in
Wahrheit ein Brief Christi sein und uns als wahre Gesandte für Ihn
erweisen könnten! (2. Kor. 3,3; 5,20.)
N. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Diese drei kostbaren
Antworten,
von denen die erste uns aus einem Schützengraben zugegangen ist,
ergänzen einander. Möchten dieselben gerade beim Beginn des neuen Jahres
unser Herz bewegen und uns fähiger machen, des HErrn Weg zu
gehen!
„Seid nicht gleichförmig dieser Welt!“ Ihr „gleichförmig sein“, also der
Form nach ihr gleichen, heißt, sich nicht kümmern um das, was wirklich
gut, wohlgefällig, vollkommen ist in Gottes Augen. Die Welt im
Durchschnitt ist zufrieden mit einem der Form nach einigermaßen
moralischen äußeren Eindruck, der kein durch und durch gutes Wesen als
Grundlage hat; sie begnügt sich mit einem wohlgefälligen, d. i.
angenehmen äußeren Anblick; und der wahrhaften ganzen Vollkommenheit
bedarf sie in keinem Stück, alles ist auf äußere Form und
Oberflächlichkeit, auf Schein und Heuchelei angelegt, so im
Geschäftsleben, in der Gesellschaft, in der Diplomatie usw., auch in der
Religiosität. Aber der wahre Christ kann damit nicht zufrieden sein,
weil Gott Sich damit nicht begnügt! „Der Welt nicht gleichförmig sein“
heißt: statt Scheinwesen echte Wirklichkeit darzustellen. Gott wünscht
Wahrheit und Echtheit bei uns zu sehen.
Wo haben wir nun Seinen guten, wohlgefälligen, vollkommenen Willen? Er
ist uns geoffenbart im „Wort der Wahrheit“. Prüfen wir also an Seinem
Wort, was Sein Wille in jedem Fall ist, was das Vorzüglichere ist (Phil.
1,10) usw. Im Wort ist uns Christus, die Wahrheit, geoffenbart, und Er
ist für unser Leben der Maßstab der Wahrheit. Wenn wir das Wort des
Lebens (Christus) darstellen, das ist Wirklichckeit! (Phil. 2,16.)
Wie Christus Selbst von Sich aussagte, was Er sei: Joh. 8,25 (wo wir die
Übereinstimmung von Christus und dem geredeten und geschriebenen Wort
sehen!) - „durchaus das, was Ich rede“ - möchte so auch unser,
der Gläubigen, durch Erneuerung unseres Sinnes umgestaltete Wandel und
unser Wort zusammenstimmen, damit wir in dieser armen Welt, die nichts
weiß von den Erbarmungen Gottes (V. 1), kundtun, wer und was Er
ist, der uns geliebt hat! Dazu gehört aber eben das Prüfen an der Hand
der Schrift, was gemäß Seiner Offenbarung gut,
wohlgefällig, vollkommen in Seinen Augen ist. Und so werden wir auch
gleich in den Kapiteln 12-16 darüber belehrt, was in unseren
verschiedenen Beziehungen zueinander wie zur Welt, zur Obrigkeit, zur
Gemeinde Christi usw. der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille
Gottes ist.
Frage 2
War der Weg des Elias nach dem Berge Horeb ein eigener Weg oder Gottes
Wille, da Gott ihn doch stärkte? (1. Könige 19,1-18, besonders V. 7 und
15ff!)
Antwort A
Die Schrift gibt uns wohl kaum Grund, zu sagen, daß sein Weg nach
dem Horeb ein eigener Weg war. Etwas anderes ist aber sein Aufenthalt
dort „in der Höhle“. Der „Ginsterstrauch“ und die „Höhle“ waren
nicht der rechte Platz für Elia. Hier wird ihm das Wort Jehovas: „Was
tust du hier? Gehe heraus, stelle dich auf den Berg vor Jehova“
(V. 9 und 11). Vor Jehova war sein Stand bisher (s. 1. Kön. 17,1),
dorthin sollte er zurückkehren.
In dieser dunklen Stunde war seine Seele mit Menschen, aber nicht mit
Gott beschäftigt, und so kam Mutlosigkeit und Unglaube über ihn. Stehen
wir vor Gott, ist Sein Wort unsere Grundlage, so werden uns die Dinge,
die Menschen tun, nicht entmutigen. Dieser Tag der Geschichte Elias
zeigt uns, wie manches andere Beispiel der Schrift (s. Richter 8,27),
daß gerade die Zeit nach großen Siegen eine höchst gefährliche
ist, weil dann der Feind oft eine abgelegte Waffenrüstung findet.
Köstlich und ermutigend ist es, in dieser Stunde die Treue und die Sorge
Gottes um Seinen Knecht zu sehen. Nicht Raben - nicht eine Witwe - Engel
haben ihm jetzt die Speise zu bringen, die er bedarf.
Aber so ermutigend die Sorge und Treue Gottes auf der einen Seite ist,
so erschütternd warnend ist auf der anderen Seite der Ernst Gottes in
dem Worte: „salbe an deiner Statt“. Über diesen Teil der Geschichte
Elias gibt uns der Heilige Geist in Röm. 11,2 die Erläuterung, daß „er
vor Gott auftritt wider Israel“. Was liegt in diesem Wörtchen „wider“!
Was muß in Elias Seele vorgegangen sein, daß er vor Gott wider dessen
Volk auftreten konnte! Gott hatte den Regen gegeben und damit gezeigt,
daß Er den Tag der Züchtigung beendet und jetzt in Gnade mit Seinem
Volke handeln will. Kann der Mann, der in Anklage wider Sein Volk
auftritt, zugleich den Dienst der Gnade verwalten? „Gehe ..., salbe an
deiner Statt“: Ein anderer wird an deine Stelle treten! Hier wird uns
eine ernste Mahnung und Warnung gegeben. Christus steht vor Gott für
Sein Volk - aber Satan wider Sein Volk. Er ist der Wider
sacher, der Ankläger unserer Brüder (Off. 12,10). Wahrlich, wir bedürfen
der ganzen Waffenrüstung, um seiner List zu widerstehen, die unsere
Herzen mit Bitterkeit gegen Brüder zu erfüllen und uns zu Anklägern der
Brüder zu machen strebt. Auch wir sind dann fertig mit dem Dienst.
Solche kann Gott nicht gebrauchen für den Dienst der Gnade. Ein anderer
tritt „an deine Statt“. Sehr bezeichnend ist es, wie Elia in seinem
Auftreten wider Sein Volk den Namen Jehovas von Israel scheidet. Vorher
verbindet er den Namen Jehovas mit Israel: „Jehova ... der Gott Israels“
(1. Kön. 17,1; 18,36). Jetzt aber sagt er: „Jehova, der Gott der
Heerscharen.“
Elia muß das, was „unten“ ist, verlassen und hinauf „auf den Berg“
steigen, in die Gegenwart Gottes. Er sollte Ihn in Seinen Gedanken und
Seinen Wegen sehen.
Gott hat gehört, was Elia wider Sein Volk geredet hat. Was
Antwortet
Er darauf? „Gehe heraus und
stelle dich auf den Berg vor Jehova.“ Dort soll er die
Antwort
und auch Unterweisung empfangen. Und wie geschieht sie? In einem
Vorübergang offenbart Er Sich Elia in dem Charakter, in dem Er
jetzt gekannt und in dem Er von Seinem Knechte dargestellt werden will.
Die Weise, wie Er vorüberging, zeigt Elia, wie er zu handeln hatte. Aus
der Erkenntnis Gottes lernen wir, welches Verhalten für den
„Menschen Gottes“ passend ist. - Ein Sturmwind fährt daher, er
„zerreißt“ und „zerschmettert“ - (ja, so entsprach es in dieser Stunde
dem Herzen Elias); dann Erdbeben und Feuer - aber Gott war nicht
darin. Gott zeigt, daß Er Sich jetzt nicht so offenbaren will.
Dann folgt ein leises, zartes Säuseln. In der lieblichen Stimme der
Gnade (wie schon im Regen) offenbart Sich Gott. Und Elia erkennt Ihn.
Nachdem Gott Sich so auf die Anklage dem Elia geoffenbart hat,
wird Elia nochmal die gleiche Frage vorgelegt, und nochmal tritt Elia
wider Sein Volk auf. Diesmal ist die
Antwort
keine zweite Offenbarung, sondern: „Gehe, kehre zurück ...“ Ein anderer
an deiner Statt! Sein Dienst geht dem Ende zu. Nicht als ob Gott Seinen
Knecht verwarf. Er hat noch Großes mit ihm vor. Zu-nächst aber hat Er
jetzt Seinem Diener zu zeigen, daß er irrt: Nicht du allein - noch 7000
sind da! Auch Hiob mußte dahin geführt werden, zu bekennen: „Ich habe
beurteilt, was ich nicht verstand“ (Hiob 42,3). Über das, was weiter in
der Seele Elias mit seinem Gott vorging, zieht die Schrift ebenso den
Schleier wie über die erste Begegnung Petri mit dem Auferstandenen. Wie
völlig die Gnade den verzagten und irrenden Knecht wieder
zurechtzubringen vermag, zeigt die weitere Geschichte, wo Gott Sich in
einer solchen Größe an Seinem Diener verherrlichen kann, daß Er ihn in
feurigem Wagen gen Himmel nimmt.
So müssen wir auch hier wieder sehen, daß nur einer Meister, nur einer
vollkommen ist: der Mensch Christum Jesus. Er konnte sagen: „Ich
habe das Werk vollendet, das Du Mir gegeben hast.“ Bei Elia hieß
es: „Salbe Elisa an deiner Statt“; bei Mose: „Nimm Josua, den Sohn
Nuns.“ Denken wir weiter an David-Salomo, an Esra-Nehemia u. a. m.! -
Mit Demut und Freude blicken wir auf die alten Glaubensmänner, „deren
die Welt nicht wert war“ (Hebr. 11,38), aber wenn unser Auge Ihn
sieht: Wie groß ist Er! (Hebr. 7,4.) v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen klaren Ausführungen nur noch wenige Worte! Jak. 5,17 sagt uns,
„daß Elia ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen war wie wir“! - was
wir also bei ihm sehen: Mutlosigkeit nach Zeiten etwa schwerer
Enttäuschungen (wie in Kap. 18) - wir sehen's auch bei uns so leicht.
Das Fleisch zeigte sich bei ihm, indem er - der Prophet - für sein Leben
fürchtete! Und dennoch ist es geziemend für uns, vorsichtig zu sein in
dem Urteil auch über einen fehlenden alttestamentlichen Glaubensmann!
Als Jehova auf den Plan tritt, wird aus dem bis dahin eigenen Weg und
dem durch Fleischesrücksicht bestimmten Verhalten Elias ein von Jehova
geführter Weg nach dem Horeb. (Wie sehr erinnert die hier angeführte
Zahl 40 an den Zug Israels durch die Wüste und an die
Versuchungsgeschichte des Herrn Jesu!) Jehova hatte ihm etwas zu sagen,
darum stärkt Er ihn zu der Reise.
Wenn wir für uns aus dem Wege Elias in die Wüste und dem Verhalten
Gottes gegen ihn lernen wollen, so ist es u. a. das, daß der HErr
bisweilen unsere Wege der Schwäche und des Fehlens benutzt, um uns in
der Stille die Wege Seines Wohlgefallens größer zu machen. Wenn Er uns
in
Zeiten, da wir am Boden liegen wie Elia, allein lassen, nicht „stärken“
würde - wo blieben wir dann?! „Er gibt größere Gnade“ (Jak. 4,6); Er hat
„Mitleiden mit unserer Schwachheit“ (Hebr. 4,16)! Aber Er nimmt es auch
genau mit unserem Dienst (Kol. 4,17), das lernen wir ebenfalls aus der
Geschichte des Elia.
Frage 3
War Simon ein Kind Gottes oder nicht? (Apgesch.8,9-13.21-24.)
Antwort A
Wir ersehen zunächst aus dem oben angeführten Abschnitt der Schrift, daß
Simon Zauberei trieb. Dazu vgl. 5. Mose 18,10-12! Die Wirkung der
Predigt des Philippus bei dem Volke war, daß sie glaubten und getauft
wurden. Simon dagegen bekennt sich nur äußerlich zu Christus, um einen
Vorteil für sich zu haben; auf ihn passt das Wort 1. Tim. 6,5 und 2.
Tim. 3,8.9. Simon ging in seiner Verblendung so weit, daß er glaubte,
durch Geld die Gabe des Heiligen Geistes erkaufen zu können. (Ich möchte
darauf hinweisen, daß auch im Mittelalter geistliche Ämter für Geld
verkauft wurden; deshalb wird, wenn jemand geistliche Gaben für Geld
anbietet, dieses seit jener Zeit „Simonie“ genannt.) Es war dies eine
Gefahr für die Gemeinde des HErrn, aber der Heilige Geist wachte und
machte den Simon mit seinem trügerischen Herzen offenbar als ein
Werkzeug des Satans. Petrus darf ihn im Ernst ermahnen und muß ihm
sagen, daß sein Herz nicht aufrichtig vor Gott sei und daß er Buße tun
solle wegen der Bosheit seines Herzens und ihm etwa der Anschlag seines
Herzens vergeben werde. Wir sehen hieraus, wie eine unlautere Gesinnung
einen Menschen betrügen und in das Verderben bringen kann (2. Kor.
4,3.4), und dürfen daraus schließen, daß Simon kein Kind Gottes gewesen
ist, sondern sein durch Geldliebe verhärtetes Herz glaubte sich die
Gaben Gottes erkaufen zu können, um vielleicht damit noch weiteren
Mammon zu gewinnen. Ob er später wirklich Raum zur Buße fand und ein
Kind Gottes wurde, können wir nicht sagen. Wir müssen es der Treue
Gottes, welcher will, daß alle Menschen errettet werden (1. Tim. 2,4),
überlassen, ob vielleicht der Geist Gottes später noch an diesem Manne
gearbeitet hat, um ihn von der Sünde zu überführen (Joh. 16,8).
Ph. W.
Antwort B
Petrus sagt: „Du hast weder Teil noch Los an dieser Sache“ (V. 21). Dies
beAntwortet
die Frage. Durch die Verkündigung des Evangeliums wurden Seelen
gerettet. Der Heilige Geist wirkte. Gläubige wurden durch den Heiligen
Geist gesalbt und versiegelt, aber Simon hatte weder Teil noch Los an
der Sache. „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein“ (Röm. 8,9).
Man kann glauben - getauft sein - sich zu den Gläubigen halten - vom
Geiste reden und doch weder Teil noch Los an der Sache haben!
Aber auch Simon glaubte. Was war das für ein Glaube? Es war die
Überzeugung von der Wahrheit der Dinge, aber Gewissen und Herz wurden
nicht erreicht. „Dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott“ (V. 21). Von
der Höhe seiner eigenen Größe brachte ihn dieser Glaube nicht herunter.
- Der Mann, der einst das Volk „außer sich“ (in Staunen) brachte, wurde
jetzt selbst durch die großen Wunder „außer sich“ gebracht (V. 13). Es
ging ihm wie den Zauberern in Ägypten: er mußte die Macht Gottes
anerkennen! Auf einen Glauben, der durch das Sehen von Zeichen und
Wundern bewirkt wird, legt der HErr keinen Wert (Joh. 2,23-25). Wahrer
Glaube kommt aus der Predigt (Röm. 10,17), aber nicht aus Worten
menschlicher Weisheit und der verstandsmäßigen Überführung. Solche
Simons von heute mögen alles glauben, was über Christus gepredigt
wird, aber etwas ganz anderes ist es, „an Ihn“ zu glauben. Man
mag alles glauben, was in der Bibel steht, aber das ist noch kein Glaube
„an den Herrn Jesus“ (Apgesch. 16,31). Wahrer Glaube ist mit Sorge um
die Seele - mit Sündenschuld und Sündennot verbunden. Er bewirkt ein
Aufdecken des Lebens vor Gott, Buße und einen gebrochenen Willen.
Solches sind die Wirkungen des Heiligen Geistes in der Seele, daran
hatte Simon weder Teil noch Los. Warum nicht? Sein Herz war nicht
aufrichtig vor Gott. Aufrichtigkeit führt zum Bekenntnis von innen
heraus, daß man gänzlich verdorben und unrein sei (Mark. 7,21).
Der letzte Mahnruf zur Buße (V. 22) findet keinen Widerhall in Simons
Herzen. Gleichwie die Teufel glauben und zittern, so zittert auch er vor
dem, was über ihn kommt (V. 24). Aber von einer Betrübnis gottgemäß zur
Buße (2. Kor. 7,9) finden wir nichts. Kein Bekenntnis kommt über seine
Lippen. Nur ein: „Bittet ihr für mich den HErrn“ mit dem Wunsche, dem
Gericht zu entgehen, das ist alles, und damit schließt der Heilige Geist
die Geschichte eines Mannes, der weder Teil noch Los an der Sache hatte.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Kirchengeschichte berichtet von dem späteren Leben Simons nur
Trauriges. Und die Schrift spricht nicht davon, ob Simon später
noch zur Bekehrung gekommen ist, ja, nicht einmal davon, ob Petrus und
Johannes seiner Bitte gemäß für ihn gebetet haben! So kann es auch heute
vorkommen, daß unaufrichtige Simonsseelen um Fürbitte bitten und ihnen
das Versprechen, für sie zu beten, nicht gegeben werden kann! Das
Schweigen der Schrift hinsichtlich des ferneren Lebens dieses Mannes ist
eine ernste Mahnung für solche, die sich begnügen mit einem durch äußere
Eindrücke hervorgerufenen äußeren Bekenntnis ohne wahres Leben aus Gott,
während der Grund dieses traurigen Zustandes Unaufrichtigkeit des
Herzens ist! Simons Charakter zeigt deutlich, daß er nicht aus der
Wahrheit war (Joh. 18,37) und die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen
wollte (2. Thess. 2,10). Nichts macht einen Menschen zum wahren
Christen, als der echte Herzensglaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes
und Sünderheiland, wie die Schrift uns vielfältig bezeugt. Nichts
anderes! Auch nicht der Vollzug der Wassertaufe, die in der Schrift mit
dem Glauben verbunden ist (s. z. B. Mark. 16,16). Hierbei ist Irrtum
möglich; es kann irrtümlicherweise einer getauft werden, dem's noch
nicht in Wahrheit zukam; auch jene „Zerstreuten“ (V. 4), zu denen
Philippus gehörte (vgl. V. 1 mit 4 u. 5), konnten sich irren, und auch
wir können es. Gott aber irrt Sich nicht! „Der HErr kennt, die Sein
sind“ (2. Tim. 2,19). Darum kann man aus dieser Geschichte nicht
folgern, daß das Wort des HErrn: „Meine Schafe ... gehen nicht verloren
ewiglich“ (Joh. 10,27-29; vgl. Band ll, Fr. 33), hinfällig werden könnte
angesichts der anscheinenden Tatsache, daß Simon verloren gegangen sei.
Simon war eben, wie obige
Antworten
an der Hand der Schrift genugsam beweisen (siehe noch V. 23!). kein Kind
Gottes, kein Schaf Jesu Christi, ist es auch in keinem Augenblick seines
Lebens gewesen, sondern er täuschte nur, durch Satan betrogen, eine
Zeitlang sich und andere.
Frage 4
Ich bitte um einige Gesichtspunkte über den PhiIipperbrief!
Antwort A
Zunächst möchte ich vorausschicken, daß es immer gut ist, wenn man
Briefe und einzelne Bücher im Zusammenhang liest; oft kommt es auch vor,
daß durch Einteilungen und Auseinanderreißen mehr verdorben als
gutgemacht wird; aus diesen Gründen ist es nicht leicht, in gedrängter
Kürze über einen solchen inhaltsreichen Brief eine Übersicht zu geben. -
Wir finden im Philipperbrief die Erfahrungen des christlichen Lebens
oder auch das himmlische Leben des Christen in dieser Welt. Seinem
Inhalt nach ist er einer der Briefe, welche uns am meisten in die Praxis
hineinführen, denn er zeigt uns die Hilfsquellen, welche wir für uns auf
der Reise durch diese Wüste gebrauchen, und die Beweggründe, die uns im
täglichen Leben leiten sollen.
Paulus schreibt ihn aus dem Gefängnis an eine Gemeinde, welche ihm lieb
und teuer ist. Seine äußeren Umstände waren Not und Mangel, aber all
diese Dinge vermochten die Liebe des Paulus und die Sorge um die
Gemeinde nicht zu beeinträchtigen. Das gleiche Verhältnis war bei den
Gläubigen zu Philippi, und sie suchten ihre Liebe zu Paulus in der
Sendung einer Gabe durch Epaphroditus an ihn zum Ausdruck zu bringen; so
strömten beiderseitig die gleichen Gefühle der Liebe einander entgegen.
Zunächst sehen wir Paulus im 1. Kapitel, wie er trotz Gefängnis und
Banden voll Danksagung ist, wie er in Fürbitte für die Gemeinde eintritt
und sie gleichzeitig darauf hinweist, den Kampf des Glaubens zu führen.
Im 2. Kapitel fährt Paulus dann fort, zur Einheit und Demut zu ermahnen
und in der Gesinnung Jesu Christi zu wandeln; er zeigt ihnen in dieser
Gesinnung die Schönheit des christlichen Lebens und gleichzeitig die
Versicherung seiner Liebe. Im 3. Kapitel führt er dann die Gläubigen auf
den Pfad der Glaubensenergie mit der Grundlage, festzuhalten an der
Gerechtigkeit des Glaubens wider Irrlehren und falsche Apostel, und als
Endziel weist er hin auf das himmlische Kleinod, aber auch zugleich auf
den praktischen Wandel.
Im 4. Kapitel finden wir wieder Danksagung und Ermahnung und den Apostel
in der Kraft seines HErrn, im Triumph des Glaubens, weil er weiß: „Der
HErr ist nahe“. Deshalb vermag ihm nichts Besorgnis einzuflößen, und
diese Ermahnung gibt er auch den Philippern mit auf den Weg, denn sie
dürfen daran festhalten, wenn auch Paulus nicht mehr unter ihnen ist,
daß Er, der Gott des Friedens, mit ihnen sein und sie leiten wird.
So zeigt uns dieser Brief, daß der Pfad durch diese Wüste wohl allerlei
Leid und Beschwerden für die Gläubigen mit sich bringt, aber das Endziel
des Weges ist unsere Errettung auf der Grundlage der Erlösung und unsere
Darstellung vor Gott in Herrlichkeit, nachdem wir durch Christus den
Sieg über jede Schwierigkeit davongetragen haben. So wie Paulus abwesend
ist, aber für die Gemeinde fürbittend einsteht und die Gemeinde den
Kampf selbst führen muß, ebenso ist Christus zurzeit abwesend im Himmel,
und wir müssen hienieden kämpfen und ausharren, bis daß Er kommt, aber
als der ewige Hohepriester steht Er fürbittend für uns vor dem Throne
der Gnade. Und wie die Gemeinde zu Philippi nur auf den HErrn angewiesen
war, so ist und bleibt Er, der HErr, allein die unerschöpfliche Quelle
aller Gnade und Kraft für uns, die nie versagt. So ist dieser Brief ein
schönes, praktisches Bild des normalen Zustandes eines Christen in
seinem täglichen Wandel dem Ziele
praktisches Bild des normalen Zustandes eines Christen in seinem
täglichen Wandel dem Ziele entgegen, nach der himmlischen Ruhe, welche
die Erlösung uns bereitet hat.
Dies nur ein knapper Abriß der Fülle dieses Briefes, betreffs auch
dessen die Worte Jesu Joh. 5,39 gelten.
Ph. W.
Antwort B
Dieser Brief ist der Ausdruck eines Herzens, für das die Person des
Herrn Jesus praktisch alles geworden ist. Im gegenwärtigen Augenblicke
geben mir ganz besonders Kap. 1,21; 4,12.13 einen Grundton desselben.
„Das Leben ist für mich Christus“ (1,21). Durch den ganzen Brief
hindurch läßt sich die „Gesinnung, die auch in Christo Jesu war“ (2,5),
beim Schreiber erkennen. Nicht mit apostolischer Autorität tritt er auf,
wie z.B. bei den Korinthern, wo es notwendig war, sondern als ein Knecht
(1,1; vergl. 2,6.7). Welch eine Lehre der Demut liegt schon darin für
die in der Adresse besonders erwähnten Aufseher und Diener! Sehnt er
sich nach den Heiligen, so ist es „mit dem Herzen Christi Jesu“ (1,8),
Ermunterung ist für ihn „in Christo“, wie auch sein Gruß in Ihm ist
(2,1; 4,21); er hofft, vertraut oder erfreut sich im HErrn (2,19.24;
4,10), wie auch Christus das Ziel seines Lebens, sein Reichtum ist
(3,7.14), sein persönliches Besitztum ist, „mein HErr“ (3,8). Eine Wolke
der Traurigkeit liegt in seinen Worten, wenn er sagt, daß alle das
Ihrige suchen, „nicht, was Jesu Christi ist“ (2,21); und einen
unaussprechlichen Schmerz empfindet er in seiner Seele angesichts der
Tatsache, daß solche sich unbemerkt im Kreise der Heiligen befinden, die
mit ihnen keinen Teil haben, wie es einst auch in des HErrn Gegenwart
war (3,2.18.19; vergl. Joh. 6,64.70 u. a.). Daß Christus so oder so
verkündigt wird, erfüllt sein Herz mit Jubel, obgleich dieses Verkünden
von manchem aus Feindschaft und nicht lauter geschehe (1,18). Wir haben
eine wahre Abbildung von Gal. 2,20a.
Ich habe gelernt ... ich weiß
(4,11.12). Die Erfahrung, das Ergebnis der in der Schule der
Gnade (Tit. 2,11) zugebrachten Zeit dringt durch die ganze Schreibweise;
„gute Zuversicht“, unerschütterliche Festigkeit (1, 6.19.25)
kennzeichnen seine Erklärungen, wie wenn er schon einen Vorschmack ihrer
Verwirklichungen genösse (3,21; 4,7.19 u. a.). Welch ein Vorrecht, mit
dem Wandel des geliebten Meisters vertraut zu sein. Erniedrigt oder
erhöht, beneidet und leidend, hungernd, dürstend oder Überfluß habend
hat er doch und beständig den Frieden und die Freude seines HErrn in
sich (vergl. Joh. 4,6-8; 12,2; Matth. 4,3.11b; Joh. 17,13; 14,27 mit
Phil. 1,29; 2,17; 4,7).
Alles vermag ich in Dem, der mich kräftigt
(4,13). Dieses kurze, einfache, aber gewaltige Wort, das uns das
Geheimnis der Kraft des Paulus gibt, welche ihn und seinen Gefährten
Silas imstande hielt, Gott lobzusingen, schon als sie einst im Kerker
der Stadt Philippi lagen (Apgesch. 16), lautet wie ein Triumphgeschrei.
Die Banden konnten ihn nicht verhindern, dem Ziele nachzujagen, und die
Anstrengungen seiner Widersacher (1,17) dienen dazu, daß er in nichts
zuschanden wird (1,20; vergl. 1. Kor. 15,58; 2. Kor. 10,4-6).
Wir begreifen, daß nicht die Anmaßung ihn treibt, sich als Vorbild zu
geben, von sich zu reden; denn alles, was er sagt, wozu er ermahnt oder
ermuntert, ist in ihm sichtbar, hervorgerufen durch Den, der sein Herz
erfüllte und der ihm immer vor Augen stand.
der sein Herz erfüllte und der ihm immer vor Augen stand.
Sollten wir nicht beim Anschauen des Zieles unseres auferstandenen HErrn
durch die Kraft Seiner Auferstehung wie Sein Knecht Paulus hingerissen
werden, Ihm nachzujagen, statt uns oft murrend, zagend hin und her zu
schleppen?! Laßt uns als maßgebende Vorbilder in der Nachfolge Jesu
solche wählen, wie Paulus ist, und andere, die die Schrift uns zeigt,
anstatt solche, welche wir wohl bewundern möchten, ohne zu sehen, ob
Phil. 3,17b erfüllt wird?! Gilt nicht oft das Beispiel eines Paulus,
eines Timotheus usw. als veraltet in unserem Denken? Sehen wir wohl zu.
Manche Unfruchtbarkeit unserer aufrichtigen Bemühungen in Seinem Werke
wird einst droben bei der Beurteilung derselben vielleicht darin ihre
Erklärung finden, daß wir nicht solche als Vorbilder genommen hatten,
deren Wandel Gott in Seinem Worte anerkannt hat, statt deren aber
andere, deren Wandel wohl uns gut geschienen hatte, die aber
nicht nach 2. Tim. 2,5 „gesetzmäßig kämpften“ (1. Kor. 3,12-15; 9,24).
Möchten wir, die Kinder Gottes, alle Gnade haben, um in allem das „Wort
des Lebens“, die Person des Herrn Jesus „darzustellen“ Phil. 2,16.
R. W. D.
Antwort C
In verschiedenen Weisen und von verschiedenen Gesichtspunkten aus kann
der Brief überblickt werden. Ich möchte einige von anderen gegebene
Überblicke frei wieder geben und anderes hinzufügen.
Der Inhalt des Briefes ist Christus, die alles bewegende Kraft in
dem Leben des Christen, welcher „auferzogen ist durch die Worte des
Glaubens und der guten Lehre“ (1. Tim. 4,6). Die Umstände, in welchen
sich der Apostel befand, stehen ganz im Gegensatz zu dem Ton der Freude,
der durch den ganzen Brief klingt. Den Umständen nach elend - ein
Gefangener des grausamen Nero; dem inneren Leben nach ein
Triumphierender voller Freude. Das Leben des Gläubigen, dessen Wandel im
Himmel ist, wird nicht bestimmt durch das, was um ihn ist,
sondern durch das, was in ihm ist und worin seine Seele lebt. (Wie es
überhaupt in dem Philipperbrief mehr das Werk in uns als das Werk
für uns ist [1,6].) Die Dinge der Leiden und Traurigkeit werden
mit dem Jubelton der Freude in jedem Kapitel gefunden.
Ein bekannter Gesichtspunkt ist:
Kap. 1: Christus, unser Leben (1,21). - Kap.2: Christus, unser Vorbild
(2,5). - Kap. 3: Christus, unser Ziel (3,8). - Kap. 4: Christus, unsere
Kraft (4,13).
Ein anderer:
Christus befreit uns von den entmutigenden Umständen (Kap. 1,12-18). von
dem eigenen Willen (2, 2-4 und 12ff.), von der Herrlichkeit und Güte des
Menschen im Fleische (3,3-7), von der Sorge (4,6 und 11-13).
Ein Überblickspunkt ist, soweit ich sehe, im 3. Kapitel: „Unser Wandel
ist im Himmel.“ Kap. 3,20 zeigt uns Gläubige, deren Bürgertum im Himmel
ist, d. h. Menschen auf der Erde, die dem Himmel
angehören.
Das Leben solcher wird gesehen in Paulus im 1. Kapitel. In
Timotheus und Epaphroditus im 2. Kapitel. Weiter in Paulus im 3. Kapitel
und in den Philippern im 4. Kapitel.
Paulus in Kap. 1. Sein Leben ist Christus, und dies Leben ist mit dem
Evangelium verbunden. Es wird Kap. 1,27 das Evangelium des Christus
genannt. Herz und Seele ist auf die „Forderung des Evangeliums“
gerichtet - selbst wenn auch er beiseite gesetzt wird. „Christus
gepredigt“, „Christus verkündigt“ (V. 15 und 17). Sein Wunsch ist ein
„Wandel, würdig des Evangeliums“ (V. 27). Das Leben des im Himmel
wandelnden Menschen ist mit dem Evangelium Christi verbunden.
Timotheus und Epaphroditus in Kap. 2. Christus das Vorbild in der
Selbsthingabe und Niedrigkeit. Timotheus, der sich selbst vergaß in der
Sorge für Christi Gemeinde, für die Gläubigen in Philippi, für
das, was sie betraf. Es ist so natürlich, für uns selbst zu
sorgen, aber nicht für andere, bis das Leben für uns Christus wird und
Seine Gesinnung unser Herz füllt (2,4.5). - (Timotheus ist der
Abgesandte des Apostels an die Philipper. Epaphroditus war der
Abgesandte der Philipper an Paulus, ihm das für seine Notdurft
Gesammelte zu überbringen. Beide werden jetzt von Paulus an die
Philipper gesandt.)
In Epaphroditus sehen wir die selbstlose Liebe, die beim Mangel die
eigene Person für den Dienst der Gemeinde hingibt. Es fehlte an dem
Manne, der das Opfer, Gott wohlgefällig, Paulus überbringt. Die
„Gelegenheit“ der Übermittelung hatten sie nicht (4,10). Hier war ein
Mangel, eine Lücke, ein fehlendes Glied in der Kette. In diese Lücke
tritt er ein. Ein Lückenfüller im Werk des HErrn. Wie selten sind
solche. „Um des Werkes willen“ kam er dem Tode nahe. In schwerer
Krankheit sucht man Mitgefühl. Aber bei Epaphroditus ist es umgekehrt.
Sein Leiden ist ihm nicht zu schwer. Sein Kummer ist, daß andere um ihn
bekümmert sind (V. 26). Welch Bild des Meisters! Das Leben des im Himmel
wandelnden Menschen ist mit der Gemeinde Christi verbunden.
In Paulus, Kap. 3, sehen wir den persönlichen Pfad solcher, deren
Bürgertum im Himmel ist. Sie sind nicht mehr „Bürger“ dieses Landes,
sondern einer anderen Welt. Himmlische Menschen, noch in der Welt, aber
nicht von der Welt. Ihr Verkehr, ihr Interesse, ihre Gedanken,
ihr Herz, ihr ganzes Sein ist dort. Ihr Anziehungspunkt - der
Magnet - ist Christus in der Herrlichkeit, der sie „ergriffen“
hat (V. 12). So wie der Magnet das ihm Verwandte anzieht und alles
andere abfallen läßt, so fällt alles, was nicht mit Christo
übereinstimmt, zurück. Es ist Sand der Erde - „Verlust und Dreck“. Es
sind Hindernisse in der „Erkenntnis Christi“ (V. 8). Auf das
Auge, welches in das Licht der Sonne geblickt hat, können andere Dinge
keinen Eindruck mehr machen. So hatte Paulus Christus in Seiner
Herrlichkeit gesehen, und er verlor sein Augenlicht für die Herrlichkeit
der Welt. Sein natürliches Auge empfing er wieder, aber es blieb
geblendet für alles, was nicht Christus war. Nachdem er Ihn
erblickt hatte, füllte nur eins sein Herz: Ihn zu erreichen, Ihm
gleichgestaltet zu werden. (Hienieden Seinem Tode und droben dem
Leibe Seiner Herrlichkeit, V. 10 und 21.) Christen, deren Bürgertum im
Himmel ist, bewegen sich hienieden schon in dem Lichte der Herrlichkeit
des „Tages Christi“. Auf ihrem Pfade leuchtet schon das Licht jenes
Tages voraus (Kap. 1,6.10; 2,15.16). In Paulus haben wir das Bild
solcher. Er sagt: „Seid meine Nachahmer“ (3,17). Christen, deren Wandel
im Himmel ist, haben Christus in der Herrlichkeit vor ihrem Auge.
In den Philippern, Kap. 4, sehen wir den gemeinsamen Pfad
solcher, deren Bürgertum im Himmel ist. Sie hatten Gemeinschaft mit
Paulus an dem Evangelium (Kap. 1,3-11 und 4,10-20). Sie nahmen Anteil an
der Arbeit im Werke des HErrn. Vom „ersten Tage an“
geschah es, aber der Apostel freute sich, eine Neubelebung darin bei
ihnen festzustellen (4,10). Sie hatten ihn nicht vergessen wie andere,
die der HErr durch ihn gesegnet hatte. Er wußte sich in bezug auf seine
Bedürfnisse von ihnen unabhängig und allein abhängig von Gott; der
Philipper Sache war es, zu tun, was „wohlgetan“ war, und „Frucht“
der Gerechtigkeit zu bringen auf den Tag Christi. Er sieht ihre
Anteilnahme an seinem Dienst im Lichte jenes Tages. Um ihretwillen
schaute er danach aus und suchte die Frucht, die auf ihre Rechnung kam
(V. 17.18). Sehen wir das Geben und Empfangen in diesem Lichte?
Wieviel Lohn wird an jenem Tage fehlen, wenn ein treuer Knecht des
HErrn, ein Paulus, bei seinem Dienst von „Mangel“ und „Notdurft“ reden
mußte! -
Christen, deren Wandel im Himmel ist, haben Gemeinschaft mit dem Zeugnis
Gottes, und sie bringen das Opfer „duftenden Wohlgeruches“, „angenehm“,
„Gott wohlgefällig“.
Wir fühlen, so sollte es sein. Hier aber sehen wir Menschen, bei denen
es so war. Warum so viel Schwäche bei uns? Oft, weil wir uns noch nicht
selbst aufgegeben haben. Wir sind noch etwas in unseren Augen und
verbinden noch eine gewisse Wichtigkeit mit uns selbst. „Ich habe
gelernt“ ist ein großes Wort. Wie langsam sind wir, zu lernen, daß wir
„nichts“ sind. Dies ist der Augenblick, wo Christus unser Auge füllt.
Dann vermögen weder Satan noch Böses, noch Schwierigkeiten und Sorgen
uns die „Freude“ zu nehmen. Wir vertrauen Ihm. Unsere Freude ist
nicht im Bruder, nicht in der Arbeit (diese mögen uns genommen werden),
sondern in Ihm. Und Er bleibt. Und mit Ihm auch die Freude
mitten in der Trübsalswelle. -
Weiter können wir den Philipperbrief ansehen als „einen Blick auf die
Gemeinde während der Abwesenheit des Apostels“.
Gefahren:
Kap. 1. Die Predigt des Evangeliums aus Neid und Streit (1,15). Kap. 2.
Die Ehr- und Parteisucht, das Murren (2,3.14). Kap. 3. Das Vertrauen auf
Fleisch und die Feinde des Kreuzes Christi (3,3.4 und 3,18.19). Kap. 4.
Die Uneinigkeit im Dienst und der Arbeit für den HErrn (4,2).
Bewahrung:
Kap. 1. Der Blick auf Christus und den Tag Christi (1,18 und 1,6.11).
Kap. 2. Der Blick auf den Sich Selbst erniedrigenden Christus (2,7.8).
Kap. 3. Der Blick auf das Ziel, auf den erhöhten und verherrlichten
Christus (3,14). Kap. 4. Der Blick auf das Buch des Lebens und die Nähe
des HErrn (4,3-9).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir preisen den HErrn für die vielen und köstlichen Gesichtspunkte, die
uns in diesen drei
Antworten
enthüllt sind.
Da nur noch wenig Raum ist und ja auch schon so vieles gesagt ist, so
beschränken wir uns auf ein paar ganz schlichte Winke! - In diesem Brief
fehlen die Worte „Sünde“, „Satan“ (und „Welt“)!
- Weiter: Auf die Gesinnung Jesu Christi ist schon hingewiesen, aber
nicht darauf, wie oft das Wort „gesinnt sein“ („Gesinnung“)
vorkommt. Darum hier die Stellen zum Weitersinnen darüber (wir führen
sie nach dem Urtext an): 1,7 (Elb. „denke“); 2,2.5 (vergl. V. 20, wo im
Urtext ein anderes Wort steht); 3,15 (zweimal).19; 4,10 (vergl. V. 7). -
Dann fallen in diesem Brief die mannigfachen
Ausdrücke der Liebe in der Anrede
(und in Beiworten) auf, z. B. 4,1 und 2,25. Wieviel können wir
daraus für unseren Verkehr im Geschwisterkreis lernen, die wir oft so
kalt und liebeleer zueinander sind! - Wer noch nicht weiß, was Freude
ist, der kann es aus diesem Brief lernen, in dem die Worte „Freude“ usw.
so überaus häufig und in mancherlei Beziehungen vorkommen! - Doch genug
mit diesen kurzen Hinweisen! Möge jeder Leser an der Hand obiger
Antworten
und auch selbständig den köstlichen Philipperbrief, den Brief des
praktischen Wandels derer, deren Bürgertum in den Himmeln (3,20) und
deren Leben Christus ist (1,21), weiter durchforschen - gewiß
werden noch manche neue Gesichtspunkte gefunden werden „nach Seinem
Reichtum in Herrlichkeit in Christo Jesu“! (4,19.)
Die „Persönlichen Worte“ kommen von nun an wieder, wie im Jahrgang 1913,
auf den Umschlag! Der Herausgeber.
Geleitswort an den Leser:
„Die heilbringende Gnade Gottes ist erschienen allen Menschen, und
unterweist (ergeht) uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen
Lüste verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem
jetzigen Zeitlauf, erwartend die glückselige Hoffnung und Erscheinung
der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesu Christi, der
Sich Selbst für uns hingegeben hat, auf daß Er uns loskaufte von aller
Gesetzlosigkeit und reinigte Sich Selbst ein Eigentums-Volk, eifrig in
guten Werken.“ Titus 2,11-14.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 5
Welche besondere Bedeutung hat es, daß der Priester im Alten Bunde einen
Farren ohne Fehl (3. Mose 4,3). die ganze Gemeinde einen Farren (V. 14),
ein Fürst einen Ziegenbock (V. 23), jemand aus dem Volk eine Ziege (V.
28) bezw. ein Schaf (V. 32) als Sündopfer dem Jehova darbringen sollte?
Antwort A
Der gesalbte Priester (V. 3) ist der Hohepriester, der Vertreter des
Volkes. Seine Sünde wiegt als die des Vertreters des Volkes ebenso
schwer, als wenn das ganze Volk mit ihm oder ohne ihn sündigte. Darum
mußte beider Sundopfer das gleiche sein und gleich behandelt werden. Das
Volk ist ja nach 2. Mose 19,6 „ein priesterlich Volk, ein heiliges Volk“
und gilt vor Gott als das, was der gesalbte Hohepriester galt. Beider
Sünde war von weittragendster Bedeutung. Darum auch der Unterschied
zwischen der Handlung V. 5b-6 und 16-17 einerseits und V. 24 bis 25 und
29-30 andererseits. Das Blut ihrer Opfer mußte bis vor den Vorhang
gebracht und dieser siebenmal besprengt werden.
Da die Sünde eines Fürsten auch von weittragenderer Bedeutung war als
die eines einfachen Israeliten, aber nicht von so weittragender als des
Hohenpriesters, so mußte sein Opfer ein großeres
sein als das des einfachen Bürgers. Ie einflußreicher die Stellung eines
Menschen, desto schwerer wiegt seine Sünde, desto tiefer muß seine Buße
sein, noch heute. Das wollen wir uns ja merken. Hat Gott einen auf einen
Posten gestellt, da viele auf ihn sehen und sich nach ihm richten, so
wiegt seine Sünde viel schwer; das ist klar.
K. E.
Anmerkung des Herausgebers
Der Einsender dieser Frage (sowie von Fr. 7) ist, soweit wir wissen, im
Felde gefallen, also schon beim HErrn. - Es handelt sich im 4. Kapitel
des 3. Buches Mose nach unserer Erkenntnis einerseits um die
Wiederherstellung des Juden Jehova gegenüber, andererseits aber um die
persönliche VerAntwortlichkeit
zueinander, wie
Antwort A
auch klar zeigt. Geopfert mußte werden, es mußte ein blutiges Opfer
(Leben für Leben!) dargebracht werden, wenn Vergebung erlangt werden
sollte. Im Blick auf das einstige Opfer Christi konnte Jehova vergeben
(vgl. hierzu Band ll, Fr. 41!). Also Jehova gegenüber - ein Opfer;
aber i!n Blick auf die persönliche VerAntwortlichkeit
des einzelnen wie der ganzen Gemeinde - ein entsprechend größeres
oder kleineres Opfer; das war die Verordnung des Sündopfers.
Wunderbare Vorsorge unseres Gottes für jeden Sündenfall einer jeden
Person im Alten Bund! Aber auch wie ernst dies alles! Wie sollten wir
anbetend uns beugen im Hinblick auf das einzigartige Opfer von Golgatha,
durch das wir ein für allemal vollkommen gemacht sind (Hebr. 10,14), und
nunmehr nicht nötig haben, noch großere oder kleinere Opfer darzubringen
(Hebr. 10,18).
Daß aber die Frage der persönlichen VerAntwortlichkeit
gemäß der Stellung eines einzelnen innerhalb des Hauses Gottes
(der Gemeinde, 1. Tim. 3,15) auch heute von großer Wichtigkeit ist,
zeigt uns u. a. 1. Tim. 5,19-21! Von hier aus fällt auch einiges Licht
auf die ernste Tatsache, daß der Apostel Paulus dem Apostel
Petrus entgegentreten mußte, und zwar öffentlich, wegen einer offenbaren
Heuchelei desselben, und daß dies Fallen uns offen im inspirierten Wort
Gottes berichtet wird (Gal. 2,11-14). 1lnd sicherlich hat Petrus sich
auch vor denen, denen er (der Apostel) durch sein unrechtes Verhalten
geschadet hatte, offen gebeugt. Wäre es nicht so, wie hätte dann Petrus
später mit Freimütigkeit seine Briefe schreiben kennen, in deren zweitem
er Kap. 3,15 redet von „unserem geliebten Bruder Paulus“?!
Frage 6
Was sind: „das Reich Gottes“ (vergl. u. a. Matth. 6,33; 19,24; Mark.
4,30; Joh. 3,5; Apgesch. 14,22 u. a.); „das Reich der Himmel“ (Matth.
5,19; 13,24 u. a.); das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu
Christi“ (2. Petri 1,11; vergL Eph.5,5); „das Reich des Sohnes Seiner
Liebe“ (Kol. 1,13) usw., und wie ist deren Beziehung zu der Versammlung
(Gemeinde)?
Antwort A
Eigentlich läßt sich obige Frage in einem so engen Nahmen, wie er in der
„Handreichung“ zur Verfügung steht, nicht erschöpfend beAntworten.
Es soll deshalb in etwas gedrängter Form geschehen.
geschehen.
In Mark. 1,15 tritt der Herr Jesus mit den Worten auf den Schauplatz:
„Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen.“ In
diesen kurzen Worten saßt der Herr Jesus Seine Sendung und den Anfang
des Reiches, das mit dem Eintritt Seiner Person angebrochen war,
zusammen. Dieses Reich Gottes war mit dem Herrn Jesus in Erscheinung
getreten. Die Juden glaubten fälschlicherweise, daß sie durch die äußere
Zugehörigkeit zum Volke Gottes auch das Reich Gottes darstellten. Wir
sehen aber, wie der Herr Jesus Sich mit der Predigt des Evangeliums vom
Reiche beschäftigt und nicht länger Frucht in Seinem Weinberg (Israel)
sucht. In Mark. 4,11 hebt der HErr den Unterschied zwischen den Juden
und Seinen Jüngern hervor; Er sagt: „Euch- ist gegeben, das Geheimnis
des Reiches Gottes zu wissen; jenen aber, die draußen sind, geschieht
alles in Gleichnissen.“ Sein ganzer Dienst wird uns in Matth. 4,23
geschildert und die Macht, welche die Verkündigung dieses Reiches
begleitete, ferner wird der Charakter dieses Reiches und derer, die
daran teilhaben sollten, in Matth. 5-7 gezeigt. So war der HErr gekommen
wie ein Sproß aus dürrem Erdreich (Jes. 53,2), aber als Gegenstand
unumschränkter Gnade und als Erretter und Heiland. Der eine Engel
verkündigt die Verheißung an Israel, und der Chor feiert die ganze
Tragweite des Ereignisses für alle Menschen (Luk. 2,10.14). So trat das
Reich Gottes in die Erscheinung.
Dieses Reich Gottes hätte nun im Anschluß an Israel seinen Fortgang
nehmen sollen. Jesus Selbst und Seine Jünger predigten das Reich. Aber
Er, der Sohn Gottes, wurde verworfen, und an Stelle dieses messianischen
Reiches, in welchem Christus hier geherrscht haben würde und alle Bürger
Ihm gehuldigt hätten, trat „das Reich der Himmel“. Dieses ist ein Reich,
das vom Himmel aus gegründet und nach göttlichen (himmlischen)
Grundsätzen regiert werden sollte (vergl. Dan. 7,22.27). Die Bergpredigt
entwickelt die Grundsätze des Reiches, setzt aber die Verwerfung des
Königs voraus, daher in der Bergpredigt die Beschreibung dessen, was dem
Reiche der Himmel angemessen war und selbst die Zusicherung einer
Belohnung im Himmel für die, welche auf Erden um Seinetwillen leiden
würden. Der Herr Jesus kam, um das Leben Israels zu retten, und wo
inmitten der Ihn umgebenden Menge Glauben war, da war auch Heilung. So
ging der HErr Seinen Weg. Er offenbart den Vater, wie wir Matth. 11
sehen, in Matth. 12 enthüllt Er das Gericht und die Verwerfung Israels.
Kapitel 13 zeigt Ihn uns als den Säemann und wie Er nicht länger Frucht
an Seinem Weinstock Israel sucht. Hier sehen wir gleichzeitig die
jetzige Form des Reiches der Himmel, von hier aus kann man das Reich der
Himmel in zwei Teilen sehen, in dem Reich des Sohnes des Menschen und
dem Reich des Vaters. In den Gegenständen des Gerichts in dem, was
Christus unterworfen ist, und in einem Platz gleich dem Seinigen vor dem
Vater für die Söhne. Trotzdem nun die Juden und die gottfeindliche Welt
den Sohn Gottes ablehnten, ging ein treuer Überrest mit dem HErrn den
Weg der Verwerfung. Matth. 16,4 sehen wir, wie Er die Juden verläßt.
Hier fragt Er nun Seme Jünger nach dem Urteil über Seine Person, und wir
haben das Zeugnis Gottes durch den Mund des Petrus, und damit wird ein
Neues angekündigt: die Gründung Seiner Gemeinde (oder Versammlung). Auf
das herrliche Bekenntnis und auf die wunderbare Erkenntnis. daß es
etliche gab, die erkannt hatten, daß Er (Christus) der Sohn des
lebendigen Gottes sei, will Christus Seine Versammlung bauen, und die
Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen. Also ist das Reich der
Himmel nicht die Versammlung oder Gemeinde, sondern ein Reich, das auf
Erden vom Himmel aus gegründet und nach göttlichen Grundsätzen regiert
werden sollte, wie es dem Volke Israel auf Erden verheißen war, in dem
der Messias als König regieren sollte. Dieses Reich sollte ein Reich des
Friedens und des Segens und der Herrlichkeit sein (Jes. 2,1-4). Die Zeit
der Erfüllung wurde von Johannes dem Täufer
verkündigt. Er kündigte den Messias an (Matth. 3,2): „Tut Buße, denn das
Reich der Himmel ist nahe gekommen.“
Später verkündigt der Herr Jesus in der Bergpredigt die Grundsätze
dieses Reiches und die Kennzeichen derer, die in dasselbe eingehen. Nach
Jesu Verwerfung trat nun dieses Reich in anderer Form in Erscheinung.
Petrus, der die Schlüssel des Reiches erhielt, Matth. 16,19, nicht wie
fälschlich immer gesagt wird, die Schlüssel des Himmels, öffnete das
Reich zuerst für die Juden zu Pfingsten (Apgesch. 2), später für die
Heiden (Apgesch. 10). So sehen wir, daß dieses Reich auf Erden und nur
für die Erde ist, und der HErr bestätigt im Himmel, was Petrus auf Erden
in Seinem Auftrag für die Erde tat. Hieraus ergibt sich also, daß das
Reich der Himmel bis zur Ankunft des HErrn auf Erden immer der
Vermischung ausgesetzt sein wird (vergl. Matth. 13), und zur Zeit der
Ernte, also gegen Ende dieser Haushaltung und der darauffolgenden
Drangsalszeit, wird das Unkraut zusammengelesen in Bündel und auf der
Erde aufbewahrt. der Weizen (die Versammlung, Gemeinde), die wahren
Söhne des Neiches dagegen werden aufgenommen. Später bei der Ankunft des
HErrn vor dem Reiche, werden die Bösen vertilgt. Durch Gerichte wird die
Erde (besonders Israel) gereinigt, ehe das Reich kommt, in welchem der
Herr Jesus König sein wird (vergl. Jes. 26,9; Psalm 96,13). So sehen
wir, daß die Gemeinde zwar im Reiche der Himmel, aber nicht
das Reich der Himmel ist. In der Zeit der Verwerfung Christi, in
welcher das Reich der Himmel hier besteht, baut nun Gott die Gemeinde
aus lebendigen Steinen auf den erwählten Felsen, den Grund- und
Eckstein, Jesus Christus. Diese Gemeinde ist himmlisch in ihrer Stellung
und Hoffnung, und wenn sie vollendet ist. nimmt der HErr sie heim in den
Himmel (Joh. 14,3; 1. Thess. 4,17). Hier auf Erden aber wird der HErr
dann Israel wieder beleben und sammeln; es ist dies die
Antwort Auf
die Frage der Jünger in Apgesch. 1,6: „HErr, stellst Du dem Israel rn
dieser Zeit das Reich wieder her?“; das ursprünglich gewollte
messianische Reich wird dann aufgerichtet, aber diesmal nicht bloß in
irdischer, sondern mit himmlischer Herrlichkeit, denn auch Israels Reich
hat durchs das Kreuz an Glanz und Herrlichkeit gewonnen. Wir sehen
demnach eine neue Gestaltung des Reiches der Himmel, welche mit der
Ausgießung des Heiligen Geistes ihren Anfang nahm und mit der Aufnahme
der Gemeinde in den Himmel ihr Ende findet. Alsdann beginnt, wie schon
geschildert, abermals eine neue Form des Reiches der Himmel, eine
Fortsetzung des abgebrochenen Fadens, nämlich das Tausendjährige Reich.
Für uns als wartende Gemeinde gilt es, den Grundsätzen des Reiches der
Himmel. in welches wir durch Christus versetzt sind, entsprechend zu
wandeln, und deshalb greift Petrus in seinen Briefen diesen Faden wieder
auf. Er verweist die Gläubigen darauf, allen Fleiß anzuwenden und ihren
Beruf und ihre Erwählung fest zu machen, und ein reichlicher Eingang in
das ewige Reich unseres Heilandes wird unser Teil sein (2. Petri 1,11).
Hier sehen wir den Geist des Apostels mit der Negierung Gottes
beschäftigt, er wendet dieselbe an auf die Handlungen Gottes mit den
Gläubigen. Wandeln wir m den Wegen Gottes, so haben wir teil an diesem
Reiche, indem wir in dasselbe mit Gewißheit und ohne Schwierigkeit
eintreten. Petrus erinnert sich bei diesem Gedanken an das ewige Reich
sicher an den Vorgang auf dem Berge der Verklärung, denn in Kapitel 1,16
seines zweitem Briefes sagt er: „Wir sind nicht künstlich erdichteten
Fabeln gefolgt, als wir euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesu
Christi kundtaten, sondern als die da Augenzeugen Seiner Majestät
gewesen sind.“
Er hatte sozusagen die Grundlagen dieses ewigen Reiches unseres Herrn
und Heilandes Jesu Christi auf dem Berge der Verklärung gesehen, und wir
sehen in diesem ewigen Reiche die Regierung Gottes in Verbindung mit der
Treue der Gläubigen, daraus uns ein reichlicher Eingang in das ewige
Reich dargereicht wird und wir nicht straucheln. Das große Ergebnis
dieser Negierung wird
Reich dargereicht wird und wir nicht straucheln. Das große Ergebnis
dieser Negierung wird vollständig geoffenbart werden in der Errichtung
des Reiches, dessen Herrlichkeit die drei Apostel auf dem Berge der
Verklärung gesehen hatten. Wenn uns Petrus mehr das große Ergebnis der
Negierungswege Gottes vor Augen geführt hat, so zeigt uns die mit in
Frage kommende Stelle Eph. 5,5, wie wir in der Stellung als geliebte
Kinder die Wege Gottes, unseres Vaters, offenbaren sollen. Bei Paulus,
der hier auf die Einzelheiten eingeht, finden wir die Charakterzüge des
neuen Menschen: Wahrhaftigkeit, Nichtvorhandensein von Haß, Zorn usw. Es
ist dies der Zustand, der uns befähigt, unseren Platz mit Christus in
den himmlochen Örtern einzunehmen, die Fähigkeit, dieses Erbe, das uns
in Ihm beigelegt ist, anzutreten. So sehen wir den Gläubigen errettet
aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes
Seiner Liebe (Kol. 1,13); es ist dies ein Wirken der Macht Gottes,
welcher mit uns handelt nach Seiner Gnade und der uns durch eine Tat
Seiner Macht in eine ganz neue Stellung und Beziehung zu Sich Selbst
bringt.
„Das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ erinnert uns an Eph. 1,4.5, nur mit
dem Unterschied, daß uns im Epheserbrief gezeigt wird, was wir vor Gott
sind, und im Kolosserbrief ist der Mensch der Gegenstand der Gnade. Das
Mittel, dessen sich der Geist bedient, um das Werk der Gnade an den
Kolossern zu vollbringen, ist die Entsaltung der Herrlichkeit des HErrn,
des Sohnes Seiner Liebe. Hier wird nun das Reich „das Reich des Sohnes“
genannt, und jedenfalls nur, um Seine Person als Mittelpunkt von allem
darzustellen und uns einen Maßstab für die Größe der Segnungen zu geben.
Es ist wirklich Sein Reich, und damit wir das Wesen dieses Reiches, das
es jetzt für uns hat, und unser nahes Verhältnis zu Gott als solche, die
daran teilhaben, fassen sollen, wird es „das Reich des Sohnes Seiner
Liebe“ genannt. Es ist die gegenwärtige Grundlage und das Wesensmerkmal
des Verhältnisses, in welchem diejenigen, die wahrhaft in und von diesem
Reiche sind, zu Gott stehen. Als das Reich des Sohnes des Menschen ist
es Seine zukünftige Offenbarung in Herrlichkeit und Herrschaft. - Wir
sehen aus allem diesen, daß es sich um verschiedene Haushaltungen und
Verwaltungswege Gottes bei diesen einzelnen Reichsunterscheidungen
handelt. und daß die Stellung der Gemeinde dazu auch eine verschiedene
ist. Aber bei allem ist Jesus Christus Anfang, Mittelpunkt und Ende!
Ph. W.
Antwort B
Wie schon aus der Frage ersichtlich, wird von dem Reiche in der Schrift
in verschiedener Weise geredet, sowohl als zukünftig wie als
gegenwärtig, sowohl in Macht und Herrlichkeit sichtbar als auch
verborgen, nur dem Glauben erkennbar.
Wenn wir von dem Reiche reden, steht gewöhnlich die zukünftige, die
Herrlichkeitsgestalt des Reiches vor unserem Auge. Das Reich, welches an
einem zukünftigen Tage in Macht und Herrlichkeit aufgerichtet werden
wird. Das Reich, von dem die Propheten in so feuriger Sprache
geschrieben haben. Jene Zeit, in welcher Christus herrschen und regieren
wird.
Aber außer dieser von altersher bezeugten Herrlichkeitsgestalt finden
wir in der Schrift auch das Reich im Geheimnis. Eine Form, eine Gestalt,
die das Reich annimmt infolge der Verwerfung des Königs. Diese war neu.
Von dieser redet das Alte Testament nicht. Der HErr spricht zum ersten
Male davon in Matth. 13. Nachdem Er Seine Jünger so mit ganz neuen
Gedanken betreffs Seines Reiches
bekannt gemacht hatte, sagt Er, daß der im Reiche der Himmel
Unterrichtete aus seinem Schatze Neues und Altes hervorbringt. (Das Alte
wird durch das Neue nicht aufgehoben, sondern zu seiner Zeit erfüllt
werden.)
Viele Gleichnisse in Matthäus (besonders Kap. 13) sind Bilder von dem
Reiche in dieser neuen Gestalt. Seinen Jüngern ist es gegeben, die
Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen (Matth. 13,11). Das Reich
in dieser gegenwärtigen Form ist nur für die Jünger, also nur dem
Glauben, erkennbar. Die Gleichnisse zeigen uns das Reich in der
Zeit, in der Er, als König verworfen, die Erde verlassen hat und in den
Himmel gegangen ist. Das Reich in dem Charakter als Reich der Himmel
umfaßt diese Zeitperiode. Diese Periode, in welcher der König
Seinen Sitz im Himmel hat und die Erde nicht vom Throne Davids, sondern
vom Himmel aus regiert wird. Der uns etwas schwere Ausdruck „Reich der
Himmel“ war für die Juden jener Tage durchaus nicht schwer, sie waren
vertraut damit, daß die „Himmel herrschen“ (Dan. 4,26).
Der König war gekommen und bereit, das Reich aufzurichten, aber das Volk
war nicht bereit, auf dem gottgegebenen Wege der Buße und Neugeburt in
das Reich einzugehen. Es verwarf den König. Von der Erde als König
verworfen, wurde Er im Himmel empfangen und mit „Herrlichkeit und Ehre
gekrönt“ (Hebr. 2,9). Sein Reich trägt heute sichtbar nicht das
Bild Seiner Herrschaft, sondern Seiner Verwerfung. Wenn der König vom
Himmel kommt, endet das Reich in dem Charakter als „Reich der Himmel“
und geht über in das Reich des „Sohnes des Menschen“ („Sein“ Reich,
Matth. 13,41). (Beachten Sie in diesem wunderbaren 13. Kapitel die drei
Seiten des Reiches: Reich der Himmel - Reich des Sohnes des Menschen -
Reich des Vaters, V. 43!) Der Titel „Sohn des Menschen“ zeigte Seine
Erniedrigung und Verwerfung. Und Gott beschloß, Ihm in diesem Titel
alles zu Füßen zu legen. Der Gesalbte (Christus) litt als der Sohn
des Menschen - aber als solcher wird Er das Reich aufrichten. Als
Messias stand Er zunächst nur mit Israel in Verbindung - aber als Sohn
des Menschen tritt Er die ganze Herrschaft über alles an (hier ist ein
Grund, warum der HErr Seinen Jüngern nicht erlaubte, von Ihm als
Christus zu reden, sondern als Sohn des Menschen, der leiden muß).1
Wenn vom „Reiche der Himmel“ und vom „Reiche Gottes“ geredet wird, so
haben wir nicht an verschiedene Reiche zu denken. Wenn wir vom
Russischen Reich und dem Reiche des Zaren reden, so denken wir nicht an
verschiedene Reiche, sondern sprechen von demselben Reiche, aber in
verschiedenen Beziehungen. So auch mit dem „Reiche der Himmel“ und dem
„Reiche Gottes“, nur daß das „Reich Gottes“ ein viel weiter gehender
Begriff ist als das „Reich der Himmel“, welches nur eine bestimmte
Zeitperiode umfaßt und gleichsam in das „Reich Gottes“ eingeschlossen
ist; so daß dieselben Gleichnisse sowohl Gleichnisse des „Reiches
Gottes“ als auch des „Reiches der Himmel“ genannt werden (Matth. 13,31;
Mark. 4,30 u. a. m.; Matth. 3,2; Mark. 1,15). Andererseits müssen beide
unterschieden werden. Man fühlt förmlich die Verschiedenheit, wenn man
z. B. sagen wollte: „Trachtet am ersten nach dem - Reiche der Himmel -
nein - nach dem Reiche Gottes!“
Das Reich Gottes war mitten unter ihnen (Luk.17,21 wörtlich), indem der
König des Reiches da war. In Ihm wurde tatsächlich das Reich Gottes
gesehen mit allem, was es in sich schloß: Gerechtigkeit, Friede, Freude!
Das Evangelium der Gnade ist heute durchaus nicht ohne Beziehung zum
Reiche Gottes. Die Predigt des „Reiches Gottes“ (Apgesch. 20,25; 28,31
u. a. m.) ist die Verkündigung, daß Gott in Gnade regiert, daß die Gnade
herrscht durch Gerechtigkeit (Röm. 5,21). Diese Herrschaft der Gnade
offenbart sich in der Vergebung der Sünden. Es ist das Zeugnis des
Heiligen Geistes, daß der Sünder aus dem Reiche und der Gewalt Satans
heraus und in das Reich Gottes, in das Gebiet Seiner Gnade
hineingerettet werden kann (Röm. 14,17; 1.
Kor. 4,20).
Der Gerettete ist versetzt aus der Gewalt der Finsternis
in das Reich ... (Kol. 1,13). Er hat das eine Machtgebiet
verlassen und ist in ein anderes Machtgebiet geführt - in das Reich der
Liebe, wo der Sohn der Liebe des Vaters herrscht. Das Reich ist nicht
nur Herrschaft, sondern auch Schutz für den Reichsangehörigen.
Als noch in dem Leibe, befinden wir uns in dem Gebiete, wo die Gewalt
der Finsternis ist, aber wir sind nicht mehr unter der Herrschaft
Satans. Zwar noch in seinem Gebiet, aber nicht mehr unter seiner Macht.
Wir gehen hier hindurch, des HErrn Macht deckt uns, und Gerechtigkeit,
Friede und Freude ist unser Teil.
Der HErr spricht von dem gleichzeitigen Nebeneinanderstehen dieser
beiden Machtsphären - dieser beiden Reiche - in Matth. 12. Er spricht im
26. Vers von „seinem“ (Satans) Reich und im 28. Vers von Gottes Reich.
Der HErr beweist das Vorhandensein, das Dasein des Reiches Gottes
durch die Gegenwart des Heiligen Geistes, Matth. 12,28 (in
Seiner, Jesu, Person). Und dies gibt uns auch Licht über die Beziehung
der Gemeinde zum Reiche. Das Reich ist nicht Gemeinde, und die
Gemeinde nicht das Reich, und doch gehört der Gläubige beiden an.
(Er ist ein Sohn des Reiches und auch ein Glied des Leibes Christi. In
der Gemeinde ist er verbunden mit allen zu einem Leibe. In dem Reiche
steht er einzeln als Weizen, auf dem Acker der Menschenwelt steht er mit
Weizen und Unkraut zusammen.) So verschieden auch Gemeinde und Reich
sind, so sind sie doch nicht ohne Beziehung zueinander. So wie damals
die Gegenwart des Reiches Gottes durch die Machtentfaltung des Heiligen
Geistes in der Person des HErrn gesehen werden konnte, so kann
auch heute das Reich Gottes nur in der Gemeinde gesehen werden. Das
Reich wurde damals in der Person Christi - dem Gesalbten
gesehen, heute in den Gesalbten, dem Leibe Christi. So wie
Er das Gefäß des Heiligen Geistes auf Erden war, so ist es jetzt die
Gemeinde. Ohne die Gegenwart des Heiligen Geistes auf Erden wäre Satans
Reich und Macht hier unumschränkt, so aber offenbart sich das Reich
Gottes durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in der Beraubung des
Starken, und zwar in der Gemeinde, der Wohnstätte des Heiligen Geistes,
und durch dieselbe.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Gegenstände der Frage sind so gründlich behandelt, wie es auf dem
beschränkten Raum der „G. H.“ möglich ist. Wir danken dem HErrn für
diese Fülle von Belehrungen und auch praktischen Ermahnungen, die diese
Antworten
für den aufmerksamen Leser enthalten. Möchten sie vielen zum bleibenden
Segen sein! - In den ersten beiden Jahrgängen der „G. H.“ sind einzelne
Teile vorliegender Frage schon in Verbindung mit verschiedenen Fragen
berührt; da wir glauben, daß, wo es möglich ist, das Nachschlagen und
Vergleichen mit den betreffenden
Antworten
von Nutzen sein könnte, so geben wir hier eine Aufstellung der
hauptsächlich in Betracht kommenden Fragen: Band l (1913) Frage 7, 13,
14, 33, 40. -Band ll (1914) Frage 11, 18, 20, 31, 42, 55 u. a.
Es ist sehr wichtig, die Unterscheidungen zwischen „Reich Gottes“ usw.
und der Gemeinde Jesu Christi klar ins Auge zu fassen. Wieviel
Verwirrung ist unter den Kindern Gottes über diese verschiedenen
Begriffe und ihre Beziehungen zueinander! Nur das Wort selbst
gibt uns Anleitung,
wie das „Wort der Wahrheit recht zu teilen“ ist (2. Tim. 2,15). Aber
diese Dinge liegen nicht an der Oberfläche, da gilt es treu zu forschen
und tief zu graben in der Schatzkammer Gottes!
Leider hört man über diese Begriffe oft in ähnlicher Weise reden, wie
die Welt es tut, d. h. die religiöse Welt, die „Reich Gottes“ und
„Gemeinde des HErrn“ gänzlich durcheinander wirft; oder auch wird von
dem Reiche Gottes gesprochen wie von einem nur Israel gehörenden Gut,
das in der Zukunft nach der Entrückung der Gemeinde liegt, nachdem einst
Israel Christus verworfen hat. Aber was machen die, welche diese
Anschauung vertreten, mit Worten wie Röm. 14,17 und 1. Kor. 4,20, die
dem Zusammenhang nach beide in gewisser Beziehung zur Gemeinde
(Versammlung) gesagt sind?! Und da sind andere Worte, die uns deutlich
zeigen, daß das „Reich Gottes“ jetzt da ist, wenn auch in Verborgenheit,
nur erkennbar für die, die ihm angehören, da sie zu gleicher Zeit dem
Leibe Christi (der Gemeinde) angehören. Man vergl. 2. Thess. 1,5; Kol.
4,11 - also arbeitete Paulus doch auch mit am Reich Gottes! -; 1. Thess.
2,12! Doch genug mit diesen wenigen Worten! Obige
Antworten
enthalten ja schon genug Stoff zum Weiterforschen.
Laßt uns in dieser Sache denen in Beröa (Apgesch. 17,11) gleichen,
welche darum „edler als die in Thessalonich“ genannt werden, weil sie
„mit aller Bereitwilligkeit das Wort aufnahmen, indem sie täglich die
Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte“!
Frage 7
Warum verbot der HErr Seinen Jüngern, zu sagen, daß Er der Christus sei?
(Vergl. Matth. 16,20; Mark. 8,30; Luk. 9,21.)
Antwort A
In Joh. 4,34 sagt der Herr Jesus: „Meine Speise ist, daß Ich den Willen
Dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollbringe“ und fügt in
noch deutlicherer Weise in Joh. 7,18 hinzu: „Wer sich selbst redet,
sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre Dessen sucht, der ihn gesandt
hat, dieser ist wahrhaftig, und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm.“ Damit
zeichnet der HErr Selbst klare Richtlinien Seines Lebens, Er suchte
nicht Seine Ehre und Verherrlichung, sondern die Verherrlichung und die
Ehre Seines Vaters. Dementsprechend sagt Er in Joh. 5,41: „Ich nehme
nicht Ehre von Menschen“ (vgl. Joh. 8,50). Auch Seine Handlungsweise in
Joh. 6,15 ist verständlich. Sie suchten Ihn dort zu greifen, um Ihn zum
König zu machen. Er aber entwich auf den Berg, obwohl Er nach Joh. 18,37
Pilatus gegenüber zugibt, ein König zu sein.
Aus alledem geht klar hervor, daß der Herr Jesus „Sich Selbst
erniedrigte, indem Er gehorsam ward bis zum Tode“ (Phil. 2,8), um dann
das zu erleben, was in Phil. 2,9 so klar ausgedrückt ist: „Darum hat
Gott Ihn auch hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben, der über
jeden Namen ist usw., auf daß jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus
HErr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ In Summa: Der
HErr lehnte die Ehre der Menschen ab, um zu warten, bis der Vater Ihn
ehrte und verherrlichte.
W. W.
Anmerkung des Herausgebers
Es war ein besonderes Messiasmerkmal, daß der Herr Jesus in der
Verborgenheit blieb. Die Schrift wurde durch dieses Sein
Verhalten erfüllt! Man vergl. hierzu besonders Matth. 12,15-21; Mark.
8,30ff.; Luk. 9,21-24. Diese Stellen sind sehr wichtig. Die Jünger
hatten zu lernen, daß der Messias nach der Schrift nicht mit großem
Gepränge käme, sondern schlicht und unbekannt. Dies einzusehen, wurde
ihnen sehr schwer, darum muß Er sie manchmal „bedrohen“. - Wie schwer
wird es doch auch heute noch manchen Gläubigen, mit dem HErrn den Weg
der Schmach und Niedrigkeit, des Nichtbeachtetwerdens zu gehen! Daß wir
lernten von Ihm! Wir haben in dieser Welt nichts anderes zu erwarten als
Er, und wenn wir das erfahren, was Er erfuhr – glückselig sind wir!
(Joh. 15,20f.; 1. Petri 4,13f. u. a.)
Neben obigem Grunde für Sein Verbot kommt z. B.
für Matth. 16,20 vielleicht noch in Betracht, daß es zwecklos, ja,
zweckwidrig gewesen wäre, über Ihn als Christus zu reden, solange die
Zeit, von der Er vorher zu Petrus geredet hatte, noch nicht gekommen
sei!
Bei dieser Gelegenheit noch einiges über des HErrn häufige Verbote an
von Ihm Geheilte, über ihre Heilung öffentlich zu reden (vergl. z. B.
Matth. 8,4; 9,30). Auch für diese Verbote gilt sicherlich obiger Grund
von
Antwort A.
Dann auch der, daß durch Verkündigung Seiner Taten hätten
Volksansammlungen hervorgerufen werden können, bei denen wohl das
Fleisch Genuß gefunden hätte, aber keine tiefere innere Bewegung
zu Jesus hin entstanden wäre. Ferner vielleicht der Grund, daß durch
vorzeitiges überflüssiges Bekanntwerden Seiner Person die Feindschaft
der Führer des Volkes gegen Ihn mehr beschleunigt worden wäre, als zur
Erfüllung der Schrift nötig war. - Und noch andere Gründe könnten im
einzelnen Falle maßgebend gewesen sein, wie z. B. persönliche bezüglich
der Geheilten oder deren Umgebung. So mag in dem entgegengesetzten Fall
von Mark. 5,18.19 der Grund zu der Aufforderung des HErrn an den
Geheilten, in seinem Hause kundzumachen, wieviel der HErr an ihm getan
hat (- eine Aufforderung, welcher der Gadarener leider nicht wörtlich
nachkommt; auch heute ist es manchem leichter, draußen, wo man ihn nicht
kennt, als daheim und etwa auf seiner Arbeitsstätte den HErrn zu
bekennen; aber daheim usw. muß stets das erste sein! -), der
sein, daß in einem Ort, wo man den HErrn ablehnt und Seine Macht
abweist, das klare Zeugnis von Ihm und Seiner Wundertat durchaus nötig
war.
Frage 8
Ist das Schwören vor Gericht, welches von der Obrigkeit eingesetzt ist,
nach Jak. 5,12 verboten? Sollte es der Fall sein, wie hat man sich dann
als Christ dem Richter gegenüber zu verhalten?
Antwort A
Gerichtseid und Fahneneid ist meiner Meinung nach hier nicht gemeint und
fällt unter Röm. 13,1. Auch Jesus ist dem Schwur vor dem Hohenpriester
nicht ausgewichen (Matth.
26,63.64).
K. E.
Antwort B
Das Schwören ist eine Verpflichtung oder die Übernahme einer VerAntwortung
mit einem gewissen Vertrauen auf sich selbst, einem Bewußtsein der zur
Ausführung des Eides nötigen Treue, Fähigkeiten und Macht. Deshalb ist
es ganz am Platze bei Gott, von dem wir oft lesen, daß Er schwur (1.
Mose 22,16; Ps. 89,3.35; 95,11; 110,4; Jes. 45,23; 62,8; Jer. 22,5 u.
a.), sowie auch im Munde des unter Gesetz geborenen vollkommenen
Knechtes, Seines Sohnes (Gal. 4,4), wie es uns prophetisch im Psalm
119,106 gezeigt wird.
Im Gesetze Moses, durch welches Gott den Menschen im Fleische auf die
Probe stellte, um seine Nichtigkeit zu beweisen, war das Schwören
erlaubt, ja vorgeschrieben (5. Mose 6,13; 10,20; 2. Mose 22,11 u. a.),
da das Gesetz eine Fähigkeit im Menschen voraussetzte; doch war im
Gebote, allein beim Namen Jehovas zu schwören, schon ein Hinweis darauf,
daß nur durch Ihn das Halten des Eides dem Menschen möglich sei. Unterm
Gesetz hat sich derselbe bekanntlich nicht bewährt; mit dem Schwören wie
mit anderen Stücken zeigte er sich als völlig untauglich; man schwur
fälschlich (Jer. 5,2.7; Hos. 10,4; Amos 8,14) oder machte spitzfindige
Unterscheidungen, um die „bei den Menschen“ vorhandenen Vorteile des
Schwörens („das letzte Wort“ beim Widerspruch, Hebr. 6,16) zu benützen,
ohne die damit verbundene Last der VerAntwortung
mit dem Finger zu rühren (Matth. 23,4.16-22).
Der Mensch ohne Gesetz bewies seine Untauglichkeit, indem er selbst in
seiner Anmaßung zu schwören begann (1. Mose 31,53; der schlaue,
selbständige Jakob stand noch nicht unter Gesetz, sondern auf dem
Verheißungsboden), und blind, ja durch Schwören zum Mörder wurde (Mark.
6,23.26). Nur wenn Gott Seinen Bund mit Israel wieder gelten lassen
wird, wird Er auch bei den Gläubigen dieser noch zukünftigen
Zeitverwaltung die Bewährung im Schwören bewirken (Jes. 65,16; Jer. 4,2;
Ps. 63,11).
Nun sind die Gesetze an keinem Platze so maßgebend wie in den
Gerichtshöfen, und jeder Mensch tritt da auf mit seiner ganzen
persönlichen VerAntwortung.
Das Schwören vor den Gerichten entspricht also vollständig dem Charakter
dieser Einrichtungen.
Wie steht es nun mit uns jetzigen Gläubigen in der Zeitverwaltung der
Gnade? Wir sind vom Gesetze Mose ganz und gar und für immer frei und
dürfen nicht uns wieder unter dasselbe stellen (Röm. 10,4;
Galaterbrief); dagegen sind wir aber durchaus nicht frei von den
„Obrigkeiten und menschlichen Einrichtungen“, denen wir nicht um
ihretwillen, sondern um Christi willen uns unterwerfen sollen (1. Petri
2,13; Röm. 13,1-8; Tit. 3,1). Darum dürfen wir vor den Gerichten in
aller Ruhe das eingerichtete Schwören beobachten, da wir in solchem
Falle vor den Menschen unter Gesetz stehen, in der Gnade aber nur
vor Gott. Somit wird auch der zweite Teil der Frage erledigt.
Dabei bleiben die Ermahnung Jakobi (5,12), sowie die Gebote des HErrn
(Matth. 5,34.36) unberührt in ihrer Kraft und Tragweite; die erste ist
besonders an gläubige Juden gerichtet (Jak. 1,1), welche leicht geneigt
waren, das nicht mit der Gnadenstellung übereinstimmende Schwören zu
üben. Deshalb auch verbietet der HErr, durch den die Gnade und die
Wahrheit kamen, welche nur für den Untauglichen (Unmündigen) sind, das
Schwören.
Das Beispiel Petri, welcher gewiß aufrichtig, aber vergeßlich dieses
Verbot mißachtete und dem HErrn Gelübde tat, dann doch so traurig fiel,
sollte uns warnen vor dem Gebrauch dieser rein sinaitischen gesetzlichen
Einrichtungen bezüglich Dienst, Ehe, Essen, Trinken usw. Die
gesetzlichen Verordnungen
ehren weder noch dienen Gott und sind ein Zeichen der Verwirrung in
unserer Glaubens- und Gnadenstellung Ihm gegenüber (Matth.
26,34.35.40.69-74; Mark. 14,29-31.66-71; Luk. 22,33.34.56-61; Joh.
13,38; 18,25.27), sowie eines unbewußten Vertrauens auf Fleisch.
Ist bei uns Phil. 3,3 wirklich eine Tatsache?
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Warum machen solche Fragen manchen Christen heute noch so viel
Schwierigkeit? Weil sie ihre kostbare Stellung unter der Gnade zu wenig
verstehen! - Aber ist in unserer Stelle denn kein Gesetz, kein Verbot?
Gewiß nicht, sondern es handelt sich in dem ganzen Zusammenhang des
Briefes um praktische Ermahnungen - oder will man etwa Vers 1, 7, 10, 13
usw. auch als Gesetze ansehen?! - Die Ermahnung hier, das Schwören zu
unterlassen, hat einen sehr ernsten Grund gehabt (und hat ihn noch
heute), wie aus dem Schluß des Verses zu entnehmen ist. Nach dem
Zusammenhang, in dem dieser Vers steht, will Jakobus die Christen allein
auf den HErrn als auf die Quelle ihrer Ruhe und ihres Vertrauens
hinweisen (vergl. V. 4, 6, 7-11, 13ff. und Frage 9!). Wenn sie nun in
ihren Reden und Gesprächen, statt leidenschaftslos „ja“ und „nein“ zu
sagen, ihre Worte durch einen Schwur selbst bestätigen und so den
Anschein der Furcht davor, daß man ihnen etwa sonst nicht Glauben
schenke, erwecken, so unterscheiden sie sich durchaus nicht von der
Welt. Die Welt bedarf der Beteuerungen, denn in der Welt ist die Lüge
gang und gäbe. Darum hören wir so häufig Schwüre in der gewohnlichen
Rede, wie „Bei Gott!“ oder „Gott soll mich strafen!“ u. a., um den
Worten den nötigen Nachdruck zu geben. Aber bei den Christen, die alles
im HErrn haben und in Seiner Gegenwart leben, sind solche Beteuerungen
erst recht durchaus unrecht; sie beweisen, daß das Fleisch, die alte
Natur wirksam ist. Nein, bei uns Gläubigen soll das Ja - ja, das Nein -
nein bedeuten, und die Welt soll es merken, daß wir der weltlichen
Mittel, um uns Glauben zu verschaffen, nicht bedürfen. - Es ist eine
heutige Unsitte unter Gläubigen, wenn sie in Briefen und Reden sich so
überaus oft auf den HErrn, der sie und die Echtheit ihrer Worte
kenne, berufen. Wie oft hört und liest man: „Gott weiß es“ oder: „Der
HErr ist mein Zeuge“ u. a.! Gewiß kann und wird man dergleichen bei
bestimmten Gelegenheiten sagen müssen, auch Paulus tat es gelegentlich
(z. B. Phil. 1,8), aber manche führen solche Beteuerungen so oft an, daß
man nicht mehr weiß, ob sie überhaupt noch darauf rechnen, daß man ihnen
auch ohne Beteuerungsformel glaube. Lasset uns in unseren
Angelegenheiten dem HErrn völlig vertrauen, dann können wir uns auch
untereinander vertrauen und Glauben schenken. Das zeigt uns Philem.
V. 5! Des Hineinziehens Gottes in Form von Beteuerungen, ob offen,
indem Gott angerufen wird, oder ob verhüllt, indem „Erde“ oder „Himmel“
angerufen wird, wie es hier heißt (vergl. Matth. 5,33-37), bedarf es
also im täglichen Leben des Christen nicht; dagegen zeigt uns Jakobus in
den folgenden Versen, welches Anrufen des Namens Gottes Ihm lieb und von
Ihm gesegnet ist (V. 13ff.), während das andere die Zucht Gottes („ein
Gericht“) nach sich zieht. -
Wie schon in der vorigen
Antwort
kurz angedeutet und durch Fettdruck hervorgehoben ist, handelt es sich
aber bei der Eidesleistung vor der uns von Gott gesetzten Obrigkeit
(Röm. 13,1.2) um ein Stehen vor Menschen im Fleisch, also vor Menschen,
auf die das Gesetz Anwendung hat und von denen das Gesetz nach Gottes
Willen gehandhabt wird (1. Tim. 1,8-11; Röm. 13,4). Der Obrigkeit
gegenüber sich auf Jak. 5,12 berufen wollen, hieße die Grundsätze der
Gnade (auf der wir Gläubigen stehen) auf die anwenden wollen, denen sie
nicht gelten. Darauf bestehen zu wollen, nicht zu
schwören vor der Obrigkeit, hieße diese zwingen, auf einen Boden zu
treten, auf den sie nicht gehört und auf dem sie sich nicht zu Hause
weiß. Es hieße die Grundsätze der Regierung Gottes umstoßen und das
Gesetz von dem Platz entfernen, wo es unbedingt nötig ist! Wir Gläubigen
können wohl, wo es sich um Aufrechterhaltung der göttlichen Ordnung
mittels unserer Obrigkeit handelt - also im praktischen Fall etwa bei
der Verurteilung eines Diebes -, um der unter Gesetz befindlichen und
nach diesem zu handeln verpflichteten Obrigkeit willen die für Menschen
unter der Gnade geltenden Grundsätze für einen Augenblick aufgeben (aber
nur scheinbar!) und heruntersteigen auf den Boden des Gesetzes (wie
Paulus aus einem anderen Grunde, aber völlig berechtigt, in Apgesch.
16,3 tat - vergl. Frage 17, Band II!); aber wir können nie verlangen,
daß die Obrigkeit den ihr angewiesenen Platz im Rahmen des Gesetzes
verläßt und auf unseren höheren (den unter der Gnade) tritt; sie kann es
nicht, denn dieser Platz gehört nur denen, die in Christo sind, und sie
darf es nicht um der Forderungen des Gesetzes willen, unter dem sie
selbst steht. - Wenn wir aber nun dieses verstehen, so wird uns im
praktischen Fall, beim Fahneneid oder beim Zeugeneid usw., das Schwören,
d. h. das Anrufen Gottes, das sein, was alles Anrufen des Namens Gottes
(auch im Gebet) ist: eine ernste Angelegenheit, bei der alle
Leichtfertigkeit und (weltliche) Oberflächlichkeit ausgeschlossen ist!
Frage 9
Was ist Jak. 5,11 gemeint mit dem „Ende des HErrn“?
Antwort A
Beim ersten Lesen könnte es fast scheinen, als wollte Jakobus in 5,11
zwei Beispiele dafür anführen, daß er die glückselig preist, welche
ausgeharrt haben. Dies ist aber nicht der Fall. Jakobus spricht nur von
dem Ausharren des Hiob. Der HErr handelte mit Hiob, führte ihn durch
Leiden. Hiob harrte aus. Das Ende des Handelns des HErrn mit Hiob
zeigte, daß der HErr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist, und daß
tatsächlich Hiob wegen seines Ausharrens glückselig zu preisen war.
O. v. Br.
Antwort B
In Jak. 5,7-11 werden die Brüder in Christo zur Geduld ermahnt und auf
das Vorbild der Propheten (V. 10) und des Hiob (V. 11b) hingewiesen.
Letzterer, der besonders schwere, sich immer mehr steigernde Prüfungen
durchzumachen hatte, harrte darin aus, bis der HErr ein Ende seiner
Leiden machte (V. 11c) und „alles, was er gehabt hatte, um das Doppelte
mehrte“ (Hiob 42,10), da Er „voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“
(V. 11d). Daher sind wie Hiob die, „die ausgeharrt haben, glückselig zu
preisen“ (V. 11a); solchen gelten auch die Verheißungen wie Röm. 5,3-5
und Jak. 1,12 (hierzu Hebr. 2,17.18; 4,14-16; 1. Kor. 10,13).
K. Hch.
Anmerkung des Herausgebers
Antwort A
ging uns aus dem Felde zu!
Auch wir meinen, daß die richtige Deutung dieser Stelle die ist, die
obige
Antworten
enthalten. Wir
Auch wir meinen, daß die richtige Deutung dieser Stelle die ist, die
obige
Antworten
enthalten. Wir möchten es aber auch aussprechen, daß die andere
scheinbar mögliche Deutung, es sei vom Tode des Herrn Jesu am Kreuz die
Rede, praktisch etwas für sich hat, indem Jesu Worte am Kreuz: „Vater,
vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Luk. 23,34) so recht
geeignet sind, Sein Mitgefühl, Seine Barmherzigkeit zu zeigen. Doch wir
glauben nicht, daß man von dem Tode des HErrn als von Seinem „Ende“
sprechen darf; die Schrift jedenfalls tut es nirgends; im
Gegenteil, wir glauben, daß z. B. Worte wie Hebr. 1,10-12 sowie unsere
ganze Kenntnis des HErrn uns verbieten, den irdischen Sprachgebrauch
„Ende“ des Lebens (vergl. Bileams Worte 4. Mose 23,10) auf Ihn
anzuwenden. Wenn wir noch dazu andere Stellen nachschlagen, wo von dem
Lebensende der Menschen die Rede ist, wie groß wird da der Abstand
zwischen Ihm und uns! Man vergl. z. B. Ps. 39,4.5! (Nebenbei
bemerken wir, daß in der Stelle Hebr. 13,7 im Urtext nicht, wie die
Luthersche Übersetzung sagt, das Wort „Ende“ steht, sondern „Ausgang
ihres Wandels“.)
Wenn wir Jak. 5,11 im Sinne obiger
Antworten
erklären, wie kostbar wird uns dann die Geschichte Hiobs, und wieviel
leichter und freudiger gehen wir an Hand der Belehrung, die uns Hiobs
Leidensgeschichte gibt, durch die Leiden dieser Zeit; wissen wir doch,
daß der HErr uns keinen Augenblick aus den Augen läßt und in Seiner
Gnade zur rechten Zeit ein Ende macht mit den Leiden, die Er zu unserer
Erziehung über uns kommen ließ (s. noch Röm. 5,1-5 und Hebr. 12,1-12
sowie Jak. 1,2.3.12). - Übrigens kann das hier und anderswo gebrauchte
griechische Wort für „Ende“ auch „Zweck“ und „Ziel“ bedeuten, woraus
sich für diese und andere Stellen ebenfalls ein besonderer Sinn ergäbe!
Bemerkung
zu Heft 1, Frage 4, Seite 20, Zeile 16!
Wir haben dort die Worte „und Welt“ in den meisten Exemplaren der
Auflage nachträglich mit Tinte eingeklammert. Wir wollten dadurch darauf
hinweisen, daß, wenn das Wort „Welt“ auch im Philipperbrief vorkommt
(2,16), es dort doch nicht in dem Sinne von „Welt als Macht“
gebraucht ist, was durch die Verbindung „Sünde, Satan und
Welt“ gekennzeichnet ist.
Der Herausgeber.
Geleitswort an den Leser:
„Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber,
die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft! ... Wo ist der Weise? Wo
der Schriftgelehrte? Wo der Wortstreiter dieses Zeitlaufs? Hat nicht
Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn sintemal in der
Weisheit Gottes die Welt durch ihre Weisheit Gott nicht erkannte, so
gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu
erretten; sintemal sowohl Juden Zeichen fordern, als auch Griechen
Weisheit suchen; wir aber predigen Christum als gekreuzigt ... Christum,
Gottes Kraft und Gottes Weisheit!“ 1. Kor. 1,18-24.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 10
Gelten die Worte Hes. 28,11-19 nur dem König von Tyrus?
Antwort A
Im ersten Teil des Kapitels (V. 1-10) wird uns das Gericht über den
Fürsten von Tyrus verkündigt. Es handelt sich offensichtlich um einen
Menschen, den damaligen Fürsten. Dies geht klar aus Vers 2 und 9 hervor,
wo ihm ausdrücklich bedeutet wird: „- der du doch ein Mensch bist.“
Dieser Mensch aber hatte sich in seinem Herzen erhoben (V. 5) und hegte
einen Sinn wie eines Gottes Sinn (V. 2 und 6), ja, ging in seiner
Vermessenheit so weit, zu sagen: „Ich bin Gott!“ (V. 9.) Dafür kündet
Gott ihm Sein Gericht an: Er soll durch Mörderhand eines qualvollen
Todes sterben (V. 7, 8, 9, 10). Jehova hat geredet (V. 10), und sicher
ist Sein Wort buchstäblich erfüllt worden.
Die Gestalt dieses Fürsten von Tyrus in seinem Hochmut und in seiner
Vermessenheit, sich Gott zu nennen, erinnert unwillkürlich an den, der
zuerst diese vermessene Sünde beging und dann den von Gott gut
geschaffenen Menschen auf gleiche Bahnen führte.
Und mir scheint, als wolle Gott uns im zweiten Teil von Hes. 28 (V.
11-19) etwas über die Vorgeschichte und den Sündenfall des großen
Verführers mitteilen. Es ist nämlich auffallend, daß in diesem zweiten
Abschnitt der König von Tyrus mit Ausdrücken bezeichnet wird, die zu
denen des vorigen Abschnitts in geradem Gegensatz stehen. Während der
Geist vorhin den König von Tyrus in nicht zu verkennender Klarheit immer
und immer wieder daran erinnert, daß er doch nur ein Mensch sei, nennt
er ihn jetzt das Bild der Vollendung, voll von Weisheit und vollkommen
an Schönheit, nennt ihn einen schirmenden, gesalbten Cherub, „den Gott
dazu gemacht hat“ und der auf Gottes heiligem Berge war (V. 14).
Offenbar beziehen sich diese Stellen in erster Linie auf Satan, denn in
ihrer wörtlichen Andeutung können sie auf einen Menschen nicht angewandt
werden. (Vielleicht erhalten wir hier einen Einblick in den Zeitraum
zwischen 1. Mose 1, V. 1 und V. 2. In Verbindung hiermit
möchte ich auch Jes. 45,18 anziehen.) Sodann erhellt auch aus V. 15 und
16 unseres Kapitels deutlich, daß wir es hier nicht mit einem schwachen,
unvollkommenen Menschen zu tun haben, sondern mit einem hohen, mächtigen
Engelfürsten, welcher, durch Hochmut verblendet, sich aus der
Abhängigkeit von seinem Schöpfer befreien wollte und dadurch fiel.
H. Hck.
Antwort B
In Hes. 26-28 bemerken wir eine gewisse Reihenfolge: 1. Tyrus, 2. der
Fürst von Tyrus, 3. der König von Tyrus. - Der „König“ ist die alles
bewegende Kraft in Tyrus. Was er ist, wird im Fürsten - und vom Fürsten
aus im Volk gesehen. Auflehnung und Feindschaft wider Gott, Hochmut und
Selbstverherrlichung ist der hervortretende Grundzug bei allen dreien.
(Kap. 26,2: „... wider Jerusalem“; 27,3: „Ich bin vollkommen“; 28,2:
„Ich bin Gott“; 28,17: „Dein Herz erhob sich“.) Das ist
Tyrus, und das ist die Welt. Aber hinter Tyrus und dem Fürsten von Tyrus
steht einer, und das ist der König von Tyrus (Satan).
Wir lernen aus dem Worte, daß Satan, um seine gottfeindlichen Pläne
auszuführen, sich so mit einzelnen Menschen und Völkern verbindet und
sie so als seine Werkzeuge benutzt, daß ihr Wirken tatsächlich Satans
Wirken ist. Es wird uns z. B. von Pergamus (Offenb. 2,13) gesagt, daß er
dort seinen Thron aufgerichtet habe. Wer ein wenig in die sieben
Sendschreiben eingeführt ist, weiß, daß es sich dort um das Verderben
der Gemeinde Gottes durch ihre Verbindung mit der Welt handelt. Das war
ein Angriff auf die Gemeinde von gewaltiger Bedeutung. Gott sagt uns,
daß zu dieser Zeit Satan selbst seinen Herrschersitz in Pergamus
aufgeschlagen hatte. Er selbst leitete das Tun der Menschen und stand
dahinter, um die aus der Welt „heraus Berufene“ Gemeinde wieder zur Welt
zurückzuführen. - Weiter lernen wir aus der Schrift, daß es in der
Engelwelt (sowohl der heiligen wie auch der gefallenen) Engelfürsten
gibt, und daß solche Engelfürsten in geheimnisvolle Beziehungen und
Verbindungen mit Völkern der Erde treten, und zwar derart, daß Gott sie
in Seinem Wort als Fürsten gewisser Völker bezeichnen kann. (S. Dan.
10,13.20 u. 21 und 12,1, wo der Engelfürst von Persien den Boten Gottes
an Daniel aufhält, bis ihm Michael, der Fürst des Volkes Israel,1
zu Hilfe kommt; s. auch Eph. 6,12; Jud. 9; Offenb.
12,7.) Und in dieser Beziehung, glaube ich, lernen wir hier den obersten
Fürsten der Engelwelt als den „König von Tyrus“ kennen.
Nachdem der Prophet das Wort Jehovas über Tyrus ausgerichtet hat, wendet
er sich in Kap. 28,1-10 an den Fürsten von Tyrus. Dieser Fürst ist kein
Engel, sondern ein Mensch (V. 2), der sich aber als „ein Gott“ huldigen
ließ. Die Beschreibung des Fürsten ist derart, daß man es förmlich
fühlt: hier ist der Widerschein eines anderen Wesens. Dieses Wesen ist
der Engelfürst, der uns dann in V. 11-19 gezeigt wird, und der in
Wirklichkeit der Beherrscher - der König von Tyrus war.
Menschlich gesehen war der Herrscher der Fürst von Tyrus, aber göttlich
gesehen war es ein höheres Wesen. Zwischen beiden (dem „Fürsten“ und dem
„König“) zeigt uns der Abschnitt eine solche geistige Verschmelzung und
Vereinigung, wie wir sie an einem späteren Tage in dem Antichristen und
dem Satan wiederfinden.
In den Versen 11-19 kommen wir zu dem „König von Tyrus“ und lernen, daß
er, obwohl er ein Geschöpf war, doch kein Mensch, sondern ein Cherub
war. Die Beschreibung gibt uns ein Bild von der Hoheit dieses vielleicht
herrlichsten aller geschaffenen Wesen. Vollendung, Weisheit, Schönheit
(V. 12) kennzeichneten es, nicht aber Allmacht und Allwissenheit. In
Vers 16-19 haben wir den Sündenfall des „Königs“ und das Gericht. -
Alles dieses zeigt uns, daß die allgemeine Annahme, hier die Geschichte
des Satan zu haben, wohl die rechte ist. Seine Machtwirkungen unter den
Völkern sind gewaltig, und die Zahl der ihm gehorchenden Dämonen ist
groß. (In dem armen gebundenen Gadarener [Mark. 5] war eine Legion.) Wir
spüren sein - des Mörders und Lügners - Wirken in der Gegenwart ganz
besonders. Gelobt sei Gott, daß wir Gläubigen aus seiner Macht gerettet
sind!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die sogenannte Theosophie, die ein Vordasein der Menschen lehrt (vergl.
Frage 8, Band II, 1914!), hat sich auch dieses Kapitels bemächtigt, um
ihre grundstürzenden Irrlehren zu stützen, aber sie
zeigt damit nur aufs neue, wie man jeden Wind philosophischer Lehre mit
der Bibel beweisen zu können sich Mühe gibt. Welche „Ehre“ tun diese
armen Ungläubigen doch der Bibel an, daß sie diese als Helferin für ihre
satanischen Systeme anrufen! Wir aber tun gut, wenn wir uns auf
solcherlei menschliche Erfindungen gar nicht einlassen, sondern die
Schrift sich selbst durch die Schrift auslegen lassen. Wir sagen dies in
brüderlicher Liebe dem teuren Einsender vorliegender Frage, der zu
derselben veranlaßt war durch schwierige Aussprachen mit, wie er
schreibt, Gläubigen, die von der Irrlehre der Theosophie angesteckt
waren. Wir Gläubigen aber haben nicht die Aufgabe, törichte und
ungereimte Streitfragen zu besprechen, sondern wir sollen sie „abweisen“
(2. Tim. 2,23); wer sich diesem Grundsatz nicht fügt und sich nicht in
Ruhe belehren lassen will, mit dem haben wir nicht zu streiten, und wir
brechen die Gespräche ab - vielleicht wird Gott einen Weg finden, um
solchen irrenden Gläubigen noch zurechtzuhelfen. Mit Ungläubigen über
derlei philosophische Gedanken zu streiten ist erst recht nicht unsere
Aufgabe; möchten wir diesbezüglich gewurzelt sein in 2. Kor. 10,3-5 in
Verbindung mit 1. Kor. 1,18-31!
Obigen umfassenden
Antworten
brauchen wir nichts hinzuzufügen. Wir glauben, daß sie dem, der den
Grundsatz: Schrift wird durch Schrift ausgelegt anerkennt, und der ein
wenig die bilderreiche Sprache insonderheit des Propheten Hesekiel
kennt, viel Licht geben werden über den Satan und seine Geschichte, die
da endet mit den Worten: „und bist dahin auf ewig“ (V. 19).
Nur noch eine besondere Bemerkung: Mit welch erhabenen Worten redet Gott
von der einstigen Herrlichkeit und dem Fall von Tyrus sowie dem Fürsten
und dem König von Tyrus, worunter wir den Satan sehen! Welch ein
Klagelied Gottes über Tyrus, ja über Satan selbst! Möchten wir Christen
daraus lernen, auch denen, die etwa unsere (ungläubigen) Feinde sind
oder unsere Gegner in irgend einer Hinsicht, gegenüber groß und gerecht
zu denken und sie nie in den Schmutz zu ziehen. Gott geht mit Seinen
Feinden um ihrer Würde und Hoheit gemäß. Auch wir sollten so handeln!
Laßt uns auch hierin nicht der Welt gleichen, die so leicht den Feind
verlästert und mit Schmutz bewirft. Und diese Mahnung sprechen wir auch
aus im Hinblick auf die politischen Feinde unseres geliebten, uns von
Gott geschenkten Vaterlandes. Gott klagt über die, die sich gegen Ihn
aufgelehnt haben, und ihr Verderben - auch Stellen wie Ps. 2,4 oder Spr.
1,26, die von einem heiligen Zorneslachen reden, zeigen, daß Gottes
Beurteilungsweise sich in ihrem tiefsten Wesen, Grund und Zweck von der
der Menschen sehr unterscheidet -; der Engel Michael fällte kein
lästerndes Urteil über Satan (Jud. 9), der HErr hat ein vielfaches
„Wehe“ über Seine Feinde, gelegentlich auch einen heiligen Zorn, wie
auch Paulus Gal. 1,8.9 - und auch am rechten Platz vergebende Worte -,
aber keine Lästerung, keinen Hohn, nicht einmal Ironie. Gott wird
allen gerecht in Seiner Beurteilung und im Gericht! Möchten auch wir
Gläubigen, durch Gnade unterwiesen, gerecht denken und handeln lernen
denen gegenüber, die uns persönlich feindlich sind, sowie in
angemessener Weise übertragen auch bei größeren Verhältnissen! In allen
Angelegenheiten heißt es für uns: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt!“
(Röm. 12,2.)
Frage 11
Ist die Annahme, daß eine Auferstehung des Mose stattgefunden habe, nach
Judas Vers 9 und Matth. 17,3 berechtigt?
Antwort A
Brief Judas Vers 9 gibt keinen Anlaß zu einer Annahme der Auferstehung
des Mose; die Schrift schweigt, und wo die Schrift schweigt, müssen wir
uns begnügen mit dem, was geschrieben steht.
Wir entnehmen dort nur, daß der Teufel mit dem Erzengel Michael stritt
um den Leib Moses. Zu welchem Zweck er den Leib Moses haben wollte,
steht nicht da. Wir wissen aber aus einer Stelle im Propheten Daniel,
daß Michael, der Erzengel, für Israel eintrat, also gewissermaßen sein
Schirm- und Schutzherr war: Dan. 10,13.1
Das 5. Buch Mose 34,5-8 gibt ebensowenig Anlaß zur Annahme der
leiblichen Auferstehung des Mose. Dort lesen wir: „Und Mose, der Knecht
Jehovas, starb daselbst im Lande Moab nach dem Mund Jehovas. Er begrub
ihn im Tale, im Land Moab, Beth-Peor gegenüber, und niemand weiß sein
Grab bis auf den heutigen Tag.“ Erst Judas sagt uns, daß Michael, der
Erzengel, dabei war. 1. Kor. 15,20 steht geschrieben: „Nun aber ist
Christus aus den Toten auferweckt und der Erstling der Entschlafenen“,
ebenso Vers 23: „der Erstling Christus“. Sollte Mose vorher leiblich
auferstanden sein, so ist 1. Kor. 15,20 hinfällig, und Christus war
nicht der Erstling der Entschlafenen. Die Wahrheit des Wortes Gottes
aber bleibt bestehen, also, daß Christus der Erstling ist, folglich kann
Mose zum Zweck der Erscheinung auf dem Berge (mit Jesu in vorbildlicher
Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches) nicht leiblich auferstanden
sein.
Die Schrift schweigt vollständig darüber und gibt keine Berechtigung zur
Annahme der Auferstehung des Mose, und menschliche Mutmaßungen dienen zu
nichts.
F. B.
Antwort B
Jeder unbefangene Leser des Wortes Gottes wird zugeben müssen, daß die
in der Frage liegende Annahme keineswegs der Schrift entnommen werden
kann aus dem einfachen Grunde, weil sie mit keinem Worte die
Auferstehung Moses erwähnt noch andeutet. Wir finden im Gegenteil, daß
Christus ausdrücklich der „Erst ling“ der Entschlafenen
sowohl wie der „Erst geborene“ aus den Toten genannt wird (1.
Kor. 15,20.23; Kol. 1,18). Aus diesen nicht mißzuverstehenden
Schriftworten geht klar hervor, daß vor Ihm kein Mensch zur
Herrlichkeit auferweckt worden ist; obwohl wir im A. T. sowie auch im N.
T. vor Christi Auferstehung einige Auferstehungen haben (vgl. „G. H.“
Jahrgang 1914, Frage 2), beschränken sich dieselben ausnahmslos auf das
Weiterleben im Fleische. Wir verstehen darunter, daß sie nicht den
„geistigen“, sondern den „natürlichen“ Leib hatten, d. h., daß ihr Leib
noch dem Tode unterworfen war, was keineswegs der Fall sein wird mit dem
Leibe der Herrlichkeit.
Es möchte hier zu unserer Belehrung nicht unerwähnt bleiben, daß wir
stets klare und leicht verständliche Schriftstellen zur Erklärung von
für uns dunklen und schwer verständlichen Schriftworten als Grundlage
nehmen müssen, um großem Irrtum vorzubeugen. In scheinbar lehrreichen
und tief mystischen Abhandlungen versucht der Mensch seine Meinungen zu
verbreiten. Aber ein einziges Schriftwort zertrümmert sein auf
Menschenmeinung gebautes Gebäude. Wie ernst ist dies alles! Leider habe
ich die Entdeckung gemacht, daß die Vertreter der Irrlehre vom
Seelenschlaf diese schriftwidrige Auffassung ganz besonders festhalten.
Da sie nicht gewillt sind, ihre Meinung aufzugeben, sind sie ja
gezwungen, diese irrige Auffassung als Stütze zu bewahren, selbst im
Lichte der obigen Schriftstellen, daß Christus der „Erstling“ der
Entschlafenen ist. Auch im
Evangelium Matth. 27,51-53 wird uns klar bezeugt, daß die Auferweckten
erst nach der Auferweckung des HErrn aus den Grüften (mit der Gruft oder
dem Grab ist immer nur der Leib verbunden) hervorgingen. Hier sehen wir,
daß der Geist Gottes dies besonders hervorhebt, weil Christus der
Erstling ist. „Der Erstgeborene aus den Toten, auf daß Er in
allen Dingen den Vorrang habe“ (Kol. 1,18). Bedarf es für den
einfältigen Gläubigen noch mehr? Kann, ja will Ihm jemand den
Vorrang in diesem streitig machen? Wenn in allen Dingen Er den Vorrang
hat, warum nicht in der Auferstehung?
Ich bin überzeugt, daß kein wahres Kind Gottes die Herrlichkeit des
HErrn verdunkeln möchte; und doch ist jeder große oder kleine Irrtum -
wenn wir überhaupt so sagen dürfen - nichts anderes als ein offener oder
verkappter Angriff des Feindes auf die Würde und Herrlichkeit der
anbetungswürdigen Person unseres hochgelobten HErrn und Heilandes,
welchem die Herrlichkeit ist in die Zeitalter der Zeitalter!
Im Lichte genannter Stellen bietet nach meinem Dafürhalten Matth. 17
keine Schwierigkeiten mehr. Gott brachte Mose - welcher abgeschieden im
bewußten Zustand lebte, so wie jeder Abgeschiedene (s. Luk. 16,19-31;
Hebr. 12,23; Offenb. 6,9-11 usw.) - in Erscheinung.
Was die Stelle in Judas betrifft, gibt das 5. Buch Mose 34,4-6
Aufschluß. Gott Selbst hatte Mose begraben. Es scheint, daß der Ort nach
dem Willen Gottes verborgen bleiben sollte. Es ist vielleicht mit Recht
gesagt worden, daß Satan versuchte, den Schleier zu lichten, den Gott
über den Ort des Begräbnisses gebreitet hatte; darum der Wortwechsel
zwischen dem Erzengel und Satan. Da Israel, was durch seine Geschichte
bewiesen ist, dem Götzendienst zugeneigt war, wäre es aller
Wahrscheinlichkeit nach durch Satan zum Götzendienst verführt worden,
indem es den Ort sowie Mose selbst zu einem Gegenstand der Anbetung
gemacht oder erhoben hätten.1
Wie gut ist Gott, wenn Er uns manches vorenthält, um uns zu bewahren,
Ihn zu verunehren und uns zu beflecken.
Mögen die schwachen Ausführungen dazu dienen, daß wir nicht in der
Gefolgschaft dessen gefunden werden, der zu lichten sucht, was Gott
verborgen hat, und zu verdunkeln sucht, was Gott uns geoffenbart hat!
Amen.
K. O. St.
Antwort C
Die menschliche Neugier beschäftigt sich gern damit, geheimnisvolle
Dinge aufzuklären und in Dinge einzudringen, die Gott unserem Auge nicht
erschlossen hat. Gott warnt uns vor der Philosophie in geistlichen
Dingen, Kol. 2, 8 und 18. Lassen wir uns warnen! Weil Mose mit Elias auf
dem Berge der Verklärung gesehen wurde, folgern einige, er müsse
auferstanden sein, andere, er könne die Verwesung nicht gesehen haben
usw. Solche Meinungen haben keinen Grund im Worte, sondern stehen
vielmehr im Widerspruch mit der Schrift.
Mose starb und wurde zu seinen Völkern versammelt (5. Mose 32,50). Und
die Schrift zeigt uns die entschlafenen Heiligen als die „Geister der
vollendeten Gerechten“ (Hebr. 12,23). Wenn sein Leib und Grab auch nicht
gefunden werden und er auch sichtbar den Jüngeraugen erscheint - wie
haltlos aber, daraus zu folgern, deshalb müsse er nun notwendig einen
Auferstehungsleib gehabt haben und somit schon in dem
Vollendungszustande nach Leib, Seele und Geist gewesen sein. Als ob Gott
die Heiligen,
welche noch von dem Leibe des Staubes getrennt sind, nicht vermöchte,
sichtbar erscheinen zu lassen!
Ist das etwas Großes für Gott?
Mose und Elias, obwohl noch nicht mit dem Herrlichkeitsleibe angetan,
werden doch als lebende Männer auf dem Berge gesehen. Ebenso spricht der
HErr von Abraham, Isaak und Jakob als von „Lebendigen“ (Matth. 22,32;
als Gott Sich ihr Gott nannte, hatten sie durch den Tod längst diese
Welt verlassen). In ihrer Persönlichkeit werden Mose und Elias redend
mit dem HErrn gesehen. Redend mit dem HErrn, der Selbst noch
nicht durch den Tod gegangen war und noch nicht „Leben und
Unverweslichkeit ans Licht gebracht“ hatte. Konnte das Verwesliche an
Mose Unverweslichkeit anziehen, ehe Er Unverweslichkeit ans Licht
gebracht hatte? Mußte Er (Christus) nicht der Erst
geborene aus den Toten (Kol. 1,18; Offenb. 1,5), der Erst ling
der Entschlafenen zuerst werden, ehe auch nur ein Leib der
Niedrigkeit konnte umgestaltet werden zur Gleichförmigkeit des Leibes
Seiner Herrlichkeit? (Phil. 3,21.) Konnte jemand den Herrlichkeitsleib
in Auferstehung haben, ehe Er ihn hatte? Er muß in allen Dingen
den Vorrang haben! (Kol. 1,18.) Sind solche Ausdrücke wie
„Geistleiblichkeit usw.“ für die noch nicht Auferstandenen besser als
die Worte, die Gott wählt?
Wir lernen aus dieser und anderen Stellen der Schrift, daß mit dem Tode
weder unsere Persönlichkeit noch unser bewußtes Leben aufhört. Will es
der HErr, daß wir sollen dieser Welt entschlafen, so hören wir doch
nicht auf zu leben. Wir betreten in unserer Persönlichkeit eine andere
Welt. In dem reichen Mann in Luk. 16,23 zeigt uns der HErr, daß, wenn
ein Mensch in dieser Welt sein Auge schließt, er es in jener Welt
aufschlägt. Wir sind Geschöpfe, für zwei Welten bestimmt. Wesen, die mit
zwei Welten verbunden sind und zwei Welten gleichsam in sich tragen. Das
Irdische, der Leib, ist von der Erde, von Staub; das Geistige von Gott.
Durch den Leib gehören wir der Welt des Staubes an, durch den Geist der
Welt der Geister. Das Sichtbare und Vergängliche von uns verbindet uns
mit der sichtbaren Welt, die vergeht; das Unsichtbare und Ewige von uns
verbindet uns mit der unsichtbaren Welt und der Ewigkeit. Jeder Mensch
ist ein Ewigkeitswesen. Der Leib mag in das Grab gelegt werden, die
Persönlichkeit bleibt und lebt. Für die Welt und die Menschen dieser
Welt sind wir tot oder schlafen, aber nicht für Gott noch für jene Welt
und für die Personen jener Welt. Wir wechseln nur den Platz und gehen zu
den Geistern der vollendeten Gerechten. Wir sind bei dem HErrn. Nicht in
einem unbewußten Zustande - nicht schlafend. So wie wir Mose und Elias
sehen (Luk. 9,31), redend, denkend, genießend - ein Leben bei Christus,
das weit besser ist im Vergleich mit dem Leben auf der Erde (Phil.
1,23). Gewiß, noch nicht im Vollendungszustande. Dieser wird uns bei der
Offenbarung Jesu Christi gebracht in der Auferstehung. Dann werden wir
dort sein in einem Leibe gleichförmig dem Leibe Seiner
Herrlichkeit. Bis dahin (in der Zeit zwischen dem Entschlafen und der
Auferstehung) sind wir, unsere - meine Person - ich- lebend bei
Christo. Der Apostel spricht von „ausheimisch sein von dem Leibe“. Wer
ist das, der ausheimisch ist? Das ist meine Persönlichkeit - ich - die
Person, die bleibt, und von der gesprochen werden kann als „ausheimisch
von dem Leibe“. Dieser Zustand des Ausheimischseins von dem Leibe ist
für den Gläubigen nichts anderes als „einheimisch sein bei dem HErrn“
(2. Kor. 5,8).
Das bewußte Leben der Person ohne Leib ist für den Verstand eine
Schwierigkeit, aber nicht für den Glauben. So wurden Mose und Elias auf
dem Berge der Verklärung gesehen. Aber man möchte fragen: Wie war es
möglich, daß sie so von den Jüngern gesehen und wahrgenommen werden
konnten?
Antwort:
Sie wurden nicht gesehen von den Jüngern unten, sondern nur von den drei
Jüngern oben, von denen, die (im Bilde) die Welt unten verlassen hatten.
Unsere Augen können nicht immer und auch nicht alles sehen. Das Sehen
ist ganz von dem Lichte abhängig. Die besten Augen
immer und auch nicht alles sehen. Das Sehen ist ganz von dem Lichte
abhängig. Die besten Augen können ohne Licht (im Finstern) nicht sehen,
und auch je nach dem Licht sehen wir verschieden. In anderem Lichte
sehen wir auch anders; z. B. im Sonnenlicht können wir nicht sehen, was
wir im Röntgenlicht sehen. Im Sonnenlicht können wir die Haut unseres
Leibes sehen - im Röntgenlicht den Knochenbau unseres Leibes. Es
hängt vom Lichte ab, was und wie wir sehen. Es war Nacht, als die
Jünger auf dem Berge waren. (Sie kamen am folgenden Tage vom Berge
herab. Luk. 9,37.) Was die Junger dort sahen, war nicht in dem Lichte
dieser Schöpfung, sondern in dem Lichte der Herrlichkeit. Kein
erschaffenes Licht leuchtete ihnen dort. Ihre Leuchte war das Lamm
(Offenb. 21,23). Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne (Matth. 17,2).
In dem unerschaffenen Lichte sahen und erkannten sie Mose
und Elias. Das war keine Entzückung, keine Vision, völlig wachend sahen
sie. Es war „ein Gesicht“ (Matth. 17,9) im Lichte einer anderen
Welt und zugleich von einer anderen Welt - der zukünftigen Welt.
Sie sahen Menschen in einem anderen Leben, als worin sie lebten. Sie
sahen dort das zukünftige Reich und die Majestät des Herrn Jesu Christi
(Matth. 16,28 und 2. Petri 1,16-18).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Welch köstliche
Antworten
haben wir hier vor uns! Gepriesen sei der HErr dafür! Wir denken, daß
aufrichtig sich unter das Wort beugenden Gläubigen diese
Antworten
wenigstens darüber Klarheit geben werden, daß an Auferstehung des Mose
nicht gedacht werden kann, solange Christus, der Erstling, nicht
auferstanden war. Uns hat diese eine Erwägung in jener Zeit, wo wir uns
ernstlich mit der Stelle beschäftigten, genügt, um dem Gedanken an eine
vorherige Auferstehung nicht Raum geben zu können.
Vielleicht ist der Wortlaut der Geschichte in Luk. 9, insbesondere V.
31, der Anlaß für viele, an die vorherige Auferstehung des Mose zu
denken. Es heißt dort: „Sie erschienen in Herrlichkeit.“ Bringt man
diesen Ausdruck zusammen mit 1. Kor. 15,43: „Es wird auferweckt in
Herrlichkeit“, so kann man auf den Gedanken kommen, es handle sich hier
in Luk. 9,31 um Auferstehungsherrlichkeit. Aber dieser Gedanke ist doch
eben nur möglich beiÜbersehung der Tatsache, daß Christus der Erstling
sein muß (1. Kor. 15,23). Wir fragen: Hat Gott denn nur
Auferstehungsherrlichkeit mitzuteilen? Wenn schon Sonne, Mond und Sterne
verschiedene Arten von Herrlichkeit haben (1. Kor. 15,41), sollte dann
Gott den Seinen, die entschlafen sind und deren Geister bei Ihm sind,
für einen besonderen Zweck, den Zweck einer Erscheinung und Unterredung
mit dem verherrlichten HErrn, nicht eine besondere Herrlichkeit zuteil
werden lassen können?! Übrigens braucht man das Wort „in Herrlichkeit“
gar nicht mit ihnen in Verbindung zu bringen, wie uns V. 32 zeigt. Es
war Seine Herrlichkeit, in der auch sie erschienen. - Lassen wir
uns belehren durch das Wort, in allen Dingen, Ihm zur Ehre!
Frage 12
Wie ist Römer 9,14-24 zu verstehen? (Siehe auch Frage 13!)
Antwort A
Gott ist niemandes Gläubiger, und niemand darf mit Recht über Sein Tun
murren. Denn Gott hat zu
all Seinem Tun Seine Gründe. Das dürfen wir ruhig glauben. - Aber Seine
Gnadenerweisungen richten sich nicht nach fleischlichen Bedingungen.
Alles ist grundlose Gnade. Daß aber die Gnade dem einen zur Seligkeit
und dem anderen zum Verderben gereicht, liegt nicht an Gottes Willkür,
sondern darin, daß eben Gott ein Gott der Wahrheit ist. Und - V. 15,
weil Er nicht auf Grund einseitiger Vorzüge, sondern aus Gnaden handelt.
Das wird sonnenklar auch in V. 16 bezeugt. Da heißt es Gott die Ehre
geben. Was Pharao anbelangt, so ist die Sache so: Er verstockte zuerst
sein Herz gegen Gottes Wort. Das ist seine Sünde. Seine Strafe ist, daß
er nun von Gott dahingegeben wird. Vielleicht ist es gut, darauf
aufmerksam zu machen, daß fünfmal steht: „Pharao verstockte sich“ und
fünfmal: „Gott verstockte Pharao“. Der Mensch kann mit freiem Willen
Gottes Gnadenerweisungen zurückweisen. Das ist, wenn ich es so nennen
darf, sein Recht (oder besser: Unrecht). Nun aber kommt einmal der
Moment, wo der sonst allbarmherzige Gott Seine Gnade entziehen muß und
den Menschen dahingibt. Das ist doch einfach göttliche Ordnung. Und es
ist auch göttliche Ordnung, daß, wenn ein Mensch dargebotenes Heil
ausschlägt, Er dadurch andere desto mehr segnet.
Jedenfalls aber ist Gott souverän und weiß, wie Er zu handeln hat, wen
Er begnadigt und wen Er verstockt. Immer aber ist festzuhalten, daß es
sich um den Willen eines guten und gerechten Gottes handelt, der immer
Licht und Liebe ist, auch da, wo wir Ihn jetzt einmal nicht verstehen.
Es geht immer nach dem Vers: „Was Gott tut, das ist wohlgetan, und was
Er tut und spricht, das nimmt der Glaube willig an, denn Gott ist Lieb'
und Licht.“
Noch einmal, Gott, der uns geschaffen, kennt uns, Er, der an uns
gedacht, ehe wir gemacht, geht am sorgfältigsten mit uns um, nachdem Er
uns gemacht. Er heißt „gnädig und barmherzig“. Legen wir uns in Seine
Hände.
K. E.
Antwort B
Gott ist ein wunderbarer Gott. In Seinem Reich geht es vollig anders zu
als in einem irdischen. Er ist so viel höher als die Menschen, wie der
Himmel über der Erde ist. Und dennoch dürfen wir kleinen Menschen Blicke
in die gewaltige Regierung und wunderbare Weisheit Gottes tun, die
allerdings vielen Menschen ungerecht erscheinen möchte. Deshalb heißt es
im 14. Vers: „Ist Gott denn ungerecht?“ „Das sei ferne,“ lautet die
Antwort.
So wollen auch wir uns unter dies gewaltige Wort beugen.
Gott ist es, der aus nichts etwas geschaffen hat, der mit uns redet, da
müssen wir schweigen.
V. 11 und 12 wird uns an Esau und Jakob bewiesen, daß, ehe die Kinder
geboren waren, Gott schon bestimmt habe, daß der Größere dem Kleineren
diene, damit der Vorsatz Gottes bestände. Ähnlich verhält sich's in
bezug auf die ganze Menschheit.
Gott hatte Adam und Eva mit freiem Willen erschaffen, in Seiner
Ebenbildlichkeit; sie konnten sich entweder für das Böse oder Gute
entscheiden. Sie wählten das erstere. Damit ging nicht allein ihre
Freiheit, sondern die aller Menschen verloren. Gott wäre nun völlig
gerecht, wenn Er die Menschheit in der Sünde und der darauffolgenden
Verdammnis ließe. Nun ist Seine Barmherzigkeit und Gnade so gewaltig,
daß Er aus dieser Masse Sich ein Volk - die Gemeinde der Heiligen -
zubereitet, für das Er
Seinen Sohn in den Tod gegeben, daß Er die Schuld und Strafe auf Sich
nähme, damit Gott und die Menschheit wieder in Gemeinschaft treten
konnten und der Tod - die Trennung von Gott - aufhörte. Das ist
unverdiente Gnade, die der Mensch sich nicht von selbst aneignen kann.
Er wird von Gott zur Annahme zubereitet. Erkenntnis seiner Sünde,
Glauben an die Vergebung geht der dauernden Innewohnung des Heiligen
Geistes vorher. Darauf erlangt der Mensch wieder die Freiheit des
Geistes, wie es heißt: „Wen der Sohn befreit hat, ist recht frei.“
Allerdings ist diese Freiheit noch unvollkommen, da er bis zu seinem
Eingang ins ewige Leben im Kampf mit der Finsternis steht. Deshalb
trachtet er fortan nach dem Ziel: der Vollkommenheit.
Die anderen bleiben in der Verstockung. Wozu das? Die
Antwort
steht V. 23: „Auf daß Er kundtäte den Reichtum Seiner Herrlichkeit an
den Gefäßen der Barmherzigkeit, die Er bereitet hat zur Herrlichkeit.“
L. Th.
Antwort C
Diese Stelle handelt von der Begnadigung und zeigt uns Gott in Seinem
Handeln mit den Menschenkindern. Unser Gott legt in die Hand eines jeden
Gnade und Gericht, und der einzelne darf und kann frei wählen. So war es
auch bei Israel, von dem diese Schriftstelle handelt. Dieses Volk hatte
sich selbst durch seinen Unglauben ausgeschlossen und sich an Christus,
als dem Stein des Anstoßes und dem Fels des Ärgernisses, gestoßen. Aber
dennoch ist das Handeln Gottes einerseits wohl ein souveränes
(unabhängiges), andererseits ein Handeln in Gnade. Sein Reichsgrundsatz
bleibt der: Er will, daß allen Menschen geholfen werde und alle zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen. Wenn nun Israel als Volk verstockt ist,
so ist diese Verstockung nicht darin zu suchen, daß Gott ein
Wohlgefallen daran hätte und das Verderben dieses Volkes wollte, sondern
die Schuld liegt vielmehr auf seiten Israels, indem es die ihm
angebotene Gnade, welche in der Sendung des Sohnes Gottes ihm erschienen
war, ablehnte. Und wenn auf der anderen Seite dennoch etliche aus Israel
errettet werden und diesen die Augen geöffnet werden, so zeigt sich hier
wiederum die wunderbare Gnade Gottes, welche dem, der da will, in Gnade
begegnet. Also auch hier sehen wir, wie Gott nach Seinem Plane arbeitet.
Vers 7 sagt uns, nicht alle, die Abrahams Same sind, sind darum auch
Kinder, vielmehr war es die mächtige Kraft Gottes, durch die Er das Tote
lebendig macht, die diesen lebendigen Schößling hervorbrachte aus einem
erstorbenen Volke. Denken wir an das völlige Versagen Israels als des
Weinstocks, den Gott aus Ägypten geholt und an den Er so viel Treue
gewandt hatte (Ps. 80,8-16), dann müssen wir uns tief einprägen, daß in
allem, was die Erlösung der Menschheit angeht, in allem, wo es sich um
Frucht für Gott handelt, Sein das Werk ist und Sein die Kraft, damit Ihm
allein die Ehre gebühre. „Nicht aus Werken, auf daß sich nicht jemand
rühme. Denn wir sind Sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten
Werken, welche Gott zuvorbereitet hat, daß wir darinnen wandeln sollen.“
(Eph. 2,9.10.)
Ph. W.
Antwort D
Wenn man das ganze Kapitel 9 und dazu noch die Kapitel 10 und 11 liest,
kann man erkennen, daß es sich in dem uns vorliegenden Schriftabschnitte
um die Auserwählung aus Gnade handelt, und zwar
in den Versen 14-24 besonders um die Unumschränktheit Gottes in der
Ausübung Seiner Gnade bei dieser Auserwählung. „Hat der Töpfer nicht
Macht über den Ton?“
(V. 21.) Ja, weiter nichts als Gnade ist es, wenn du und ich „Gefäße zur
Ehre“ sind, „Gefäße der Begnadigung, die Er zur Herrlichkeit
zuvorbereitet hat“ (V. 23). Es ist nicht aus Werken (V. 11, Klammer;
11,6) und lag auch weder an unserem Wollen noch an unserem Laufen,
sondern allein an dem begnadigenden Gott (V. 16). In Seiner
unumschränkten Gnade hat Er uns zur Herrlichkeit zuvorbereitet -
„auserwählt in Ihm“, dem geliebten Sohne, „vor Grundlegung der Welt“
(Eph. 1,4).
Für das Kind Gottes ist dieses eine kostbare Tatsache, die sein Herz
glücklich macht und mit Dank und Anbetung erfüllt. Es versteht diese
wunderbare Gnade und weiß, daß es anders gar nicht sein kann.
Der unwiedergeborene Mensch aber versteht sie nicht - wie könnte er
auch? - und wagt es einerseits, Gott zu beurteilen, indem er sagt, wenn
es nur Gnade sei, dann sei es doch nicht gerecht, die einen zu
begnadigen und die anderen nicht (V. 14), und andererseits benutzt er
es, sich zu entschuldigen, indem er sagt: Ja, was kann ich dann dafür,
wenn ich nicht begnadigt bin? (V. 19.) Der Mensch ist so sehr geneigt,
andere - ja sogar Gott - anzuklagen, seine eigene Schuld aber zu
leugnen. Aber „o Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst wider
Gott?“ (V. 20.) Die in den Versen 6-18 aufgeführten beiden Beispiele von
Jakob und Esau und vom Pharao sind der beste Beweis dafür, daß die,
welche nicht auserwählt sind und dem Gericht verfallen, selbst daran
schuld sind: Esau hatte das Erstgeburtsrecht verachtet, indem er es für
ein Gericht Linsen verkaufte (1. Mose 25,31-34) - und Gott wußte das
selbstverständlich im voraus! -, und von dem Pharao heißt es wiederholt,
daß sein Herz sich verhärtete (2. Mose 7,13 und 22), und dann
wiederholt, daß er sein Herz verhärtete (2. Mose 8,15 und 32; 9,7), und
dann erst, nach dieser Verhärtung nach seinem eigenen Herzen und seinem
eigenen Willen, heißt es: „Und Jehova verhärtete das Herz des Pharao“
(2. Mose 9,12). Der Mensch, der die wunderbare Gnade Gottes nicht
erfährt und darum verloren geht und einst vom Gericht Gottes getroffen
werden wird, ist also ganz allein daran schuld, denn er hat die Gnade
verschmäht, hat nicht gewollt, hat dem Wirken des Geistes Gottes sich
widersetzt und dadurch sich selbst sein ewiges Los bestimmt. Darum heißt
es auch in Röm. 9,22 von den „Gefäßen des Zornes“ nicht, daß Gott sie
zubereitet habe zum Verderben, sondern einfach: „zubereitet zum
Verderben“; es ist nicht Sein Werk, nein, Er hat sie sogar „mit vieler
Langmut ertragen“. Von den „Gefäßen der Begnadigung“ dagegen heißt es,
daß Er sie zur Herrlichkeit zuvor bereitet hat! Er wußte „vor
Grundlegung der Welt“, von Ewigkeit her, wie ein jeder Mensch sich
gegenüber Ihm selbst stellen und gegenüber dem Wirken Seines Geistes und
dem Werben Seiner Liebe und Gnade verhalten würde, und wenn - wie schon
gesagt - keiner der Auserwählten sich auch nur des geringsten
Verdienstes rühmen kann, sondern ein jeder nur die unermeßliche Gnade
Gottes preisen kann, so ist ebenso gewiß, daß keiner von denen, die
verloren gehen, je Gott einen Vorwurf wird machen können, sondern daß
jeder wird erkennen und anerkennen müssen, daß er selbst nur daran
schuld ist! - Dem Verstande mag dieses etwas Unfaßbares sein, der Glaube
aber versteht es völlig und ruft bewundernd aus: „O Tiefe des Reichtums
... Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ (Röm. 11,33-36.)
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Diese
Antworten
geben viel Licht über die unseres Erachtens mit Anrecht schwierig
genannte Stelle und Anleitung zum Weiterforschen.
Wie gut, daß nicht von unserem Wollen und Laufen unsere Errettung
abhängig ist! Wenn dem so wäre, so wären die Starken, Klugen, Reichen,
die sich alle Möglichkeiten zum Wollen und Ausführen ihres Willens
leicht beschaffen können, so im Vorteil, daß die Schwachen das Nachsehen
hätten. Aber im Gegenteil, gerade „was schwach ist vor der Welt, hat
Gott auserwählt, auf daß Er das Starke zunichte mache“ usw. Wie
lehrreich ist hier die Stelle: 1. Kor. 1,26-29! Gepriesen sei Gott für
dieselbe!
Es handelt sich in Röm. 9-11 um das scheinbare Rätsel der gegenwärtigen
Verwerfung Israels und in diesem Zusammenhang um die in unserer Stelle
behandelte Frage der Gerechtigkeit Gottes. Wenn das Volk als Ganzes
nicht verstanden hatte, daß das Gesetz ein Erzieher auf Christus hin
(Gal. 3,24) sein sollte und darum sich an Christus stieß, statt Ihn
anzunehmen (9,31-33), so blieb Gottes Gerechtigkeit doch völlig
unverletzt, wenn Er, der alles dies natürlich voraussah, Israel beiseite
setzte (wie einst Pharao, der sich erst selbst verhärtete, dann von Gott
verhärtet wurde) und denen aus den Nationen die von Israel verschmähte
Glaubensgerechtigkeit zuteil werden ließ (Vers 24-26.30). Aber in Seiner
unumschränkten Gnade hat Er auch aus den das Heil in dem in Zion
gegründeten Stein verachtenden Juden einen Überrest der Gnade errettet,
um an ihm die Herrlichkeit Seiner Gnade kundzutun (V. 22.23.27). Wer
will Ihn deswegen tadeln? Wer will Seine Gerechtigkeit anzweifeln, wenn
Er Gnade walten läßt, wo Gerechtigkeit gänzlich verwerfen dürfte?!
Wollen wir aus den Nationen Sein Tun kritisieren, wir, die wir
„Fremdlinge der Bündnisse der Verheißung“ sind? (Eph. 2,12.) Wie können
wir es? Wollen die aus den Juden es tun, wo sie doch durch ihre
eigenmächtige Verwerfung des Messias ihre eigene Verwerfung
hervorgerufen haben? Gibt es überhaupt eine Stimme, die sich auflehnen
und Gerechtigkeit fordern könnte, wenn die Gnade redet? - Gnade
wirkt stets „ohne Verdienst und Würdigkeit“ der Begnadigten; Gnade ist
absolut unumschränkt, wenn der sie Ausübende in seiner Macht
unumschränkt ist. Schon die Begnadigung eines Mörders seitens des Königs
ist eine Tat, wo das Gerechtigkeitsgefühl der Menschen nichts zu fordern
oder zu hemmen hat, wieviel mehr wenn Gott begnadigt!
O, der armselige Mensch, der arme Tor, der da in scheinbarer
Gerechtigkeitsliebe auftrumpft und Gott Ungerechtigkeit vorwirft! Wenn
Gott in Seinem geliebten Sohn die begnadigt, die Gott recht geben und
als ohnehin sowieso unbedingt verlorene Sünder die Gnade annehmen, wer
will da Gott Ungerechtigkeit vorwerfen, wenn die, welche die Bedingungen
der Gnade nicht annehmen wollen, aber sich anstrengen, durch eigenes
Wollen und Laufen das Heil zu erlangen, verloren bleiben in
Ewigkeit?
O Geschwister, laßt uns mit heiliger Ehrfurcht an unserem schwachen
Teile eintreten für Gottes unantastbare Gerechtigkeit in einer Welt, die
Seine Ehre, Sein Recht, Seine Gerechtigkeit und auch Seine Liebe und
Gnade in ihrer Selbstverblendung mit Füßen tritt! Laßt uns Gott
die Ehre und Herrlichkeit geben, die Ihm gebührt! (Röm. 4,20; Phil.
1,11; Röm. 11,33-36; Röm. 15,17; 1. Tim. 1,17; 1. Petri 4,11 u.
a.)
Frage 13
Wie verhält sich 1. Kor. 9,24 zu Röm. 9,16?
Antwort A
In diesen zwei Stellen ist nicht die Rede von einem und demselben Lauf,
sondern von zweien, welche nicht gleichzeitig stattfinden können und
durch ihre Ziele und Beweggründe gar verschieden gekennzeichnet werden;
daher der zwischen ihnen vorliegende Gegensatz.
In Röm. 9,16 handelt es sich um einen Lauf zum Erlangen der
Gerechtigkeit, wie der Israels (9,30.31; 10,3). Ein solcher Lauf nützt
nichts, ja verstockt, denn der Vorsatz Gottes ist nach Auswahl, nicht
aus Werken, sondern aus dem Berufenden (9,11), sonst ist die Gnade nicht
mehr Gnade (11,5-7). Ja, es liegt nur an dem begnadigenden Gott, der den
Reichtum Seiner Herrlichkeit an Gefäßen der Begnadigung kundtut
(8,29.30; 9,23).
Der Lauf nach 1. Kor. 9,24 aber ist nicht ein Versuch, ein Streben nach
der Gerechtigkeit, sondern eine Frucht, eine Wirkung der Gerechtigkeit,
welche die Korinther, „berufene Heilige“ (1,2) schon hatten (1,30). Der
Preis dieses Laufes ist nicht die Gerechtigkeit, sondern die Krone der
Gerechtigkeit (2. Tim. 4,7.8) ist deren Belohnung. Da aber die Kraft zu
diesem Lauf nicht von dem Laufenden gewirkt werden kann, sondern nur von
der Gnade Gottes (1. Kor. 15,10; Eph. 3,20; Phil. 2,13), geschieht die
Belohnung „zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade“ (Eph. 1, 5.7.12),
und: „Wer sich rühmt, rühme sich des HErrn!“
Geschwister, laufen wir? (Offenb. 22,10-12.)
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Obwohl der Einsender dieser Frage dieselbe später Zurücknahm, da sie ihm
keine Schwierigkeiten mehr mache, möchten wir unseren Lesern die einzige
darauf eingegangene
Antwort Doch
nicht vorenthalten im Hinblick auf Frage 12, die hier ja ebenfalls mitbeAntwortet
wird.
Manche scheinbare Schwierigkeit in der Schrift wird leicht gelöst, wenn
man streng auf den Zusammenhang achtet, in dem an sich gleichlautende
Worte und Begriffe stehen.
Ja, nochmals die Frage an uns alle: Laufen wir? Nicht um errettet zu
werden - wenn etwa jemand, der dies liest, noch nicht errettet sein
sollte! - das Heil erlangen wir nicht durch eigene Bemühungen, der HErr
sei dafür gepriesen! Er hat's bereitet in Christo für den, der da
glaubt! (Röm. 3,20-28) Nein, laufen wir in der Rennbahn, d. h. als
Menschen, die, ein für allemal errettet, nun auch kein Ziel mehr kennen
als Ihm, der uns errettet hat, wohlgefällig zu dienen, wie Paulus tat?
„Laufet also!“ Wie sollen wir laufen? Mit Selbstverleugnung,
Enthaltsamkeit, Treue - Paulus ist uns ein wunderbares Vorbild darin! -
als Menschen, die nicht nur das Ziel kennen, sondern die auch nicht mehr
hängen bleiben an den Dingen dieser Welt, sich nicht mehr durch
dieselben berauschen lassen, wodurch der Wettlauf gehemmt wird. Sind wir
so zielbewußt in unserem Dienst, unserem ganzen Leben und Wirken? „Seid
zusammen meine Nachahmer,“ sagt Paulus Phil. 3,17, kurz nachdem er uns
gezeigt hat, wie er vorwärts eilt („ich jage“, V. 14), dem Ziele zu.
Laufen wir also? Und noch eins! Jenes Wort 1. Kor.
9,24 sagt nicht, daß nur Paulus und einzelne wenige den Kampfpreis (die
unvergängliche Krone der Gerechtigkeit, vgl. 2. Tim. 4,7.8) empfangen
können, etwa weil nur ein Wettkämpfer den Preis erlange, sondern jenes
Bild aus dem Leben der alten Griechen soll uns nur anspornen, zu laufen
in der Weise wie sie, wenn anders wir die Krone erlangen wollen.
Jeder kann sie erlangen, aber nur die erlangen sie, die in der Weise
laufen wie jene Sieger in der Rennbahn.
Der HErr gebe uns viel Gnade, „mit Ausharren zu laufen den vor uns
liegenden Wettlauf, hinschauend auf Jesum“! (Hebr. 12,1-3.)
Geleitswort an den Leser:
„Alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung
geschrieben, auf daß wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung
der Schriften die Hoffnung haben. Der Gott des Ausharrens und der
Ermunterung aber gebe euch, gleichgesinnt zu sein untereinander, Christo
Jesu gemäß, auf daß ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater
unseres Herrn Jesu Christi verherrlichet. ... Der Gott der Hoffnung aber
erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, um euch
überströmen zu lassen in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen
Geistes!“ Röm. 15,4-6.13.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 14
Bitte um eine Erklärung von Röm. 10,6.7!
Antwort A
Diese zwei Verse sind die kurze Zusammenfassung des Urteilens des
Unglaubens, dessen endlicher Ausspruch ist: „Hinweg mit Diesem ...
kreuzige Ihn“! (Luk. 23,18.21.) Um sich zu rechtfertigen, wie einst der
Gesetzgelehrte (Luk. 10,29), sagt der Ungläubige: 1. „Wer will in den
Himmel hinaufsteigen“, um zu sehen und Beweise zu holen, ob etwa der
Christus wirklich sitzend zur Rechten Gottes ist, ob wirklich dieser
Mensch vom Himmel herabgestiegen war? (Joh. 3,13.) 2. Und „wer wird in
den Abgrund hinabsteigen“, zu beweisen, daß dieser Mensch auferstanden
und jetzt lebendig ist, der auch Gericht üben wird?
Daß Er gelebt hat, ein außerordentlich bemerkenswerter Mensch, und
gestorben ist als Märtyrer Seiner Lehren, glaubt der Ungläubige ohne
Bedenken, da seine eigene Sünde und Stellung Gott gegenüber nicht
berührt werden. Aber daß dieser Mensch Gott geoffenbart imFleische
war, nein, das mag er nicht, denn das Leben des Lichtes dieses Jesus
bringt seine Sünde an den Tag, und die Erhöhung des Auferstandenen
erinnert ihn an den Augenblick, da er vor Ihm von allem Rechenschaft
ablegen müssen wird.
„Wir aber“, deren Augen erleuchtet worden sind durch die Gnade Gottes,
„sehen Jesum ... mit
„Wir aber“, deren Augen erleuchtet worden sind durch die Gnade Gottes,
„sehen Jesum ... mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Hebr. 2,9),
frohlocken in der Hoffnung, Ihn zu sehen (1. Petr. 1,8.9) und rühmen uns
in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm. 5,2). Wir sehen, wir
haben; wir werden sehen, wir werden haben.
Welch ein Los!
R. W. D.
Antwort B
In diesem Schriftabschnitt handelt es sich um den Glauben und um das
Wort des Glaubens. In Vers 6 und 7 dagegen werden wir gewarnt vor der
Sprache des Unglaubens, damit wir dieser nicht das Herz öffnen. Warum
sollen wir in unserem Herzen nicht sagen: Wer wird in den Himmel
hinaufsteigen? Eben, weil Er hinaufgestiegen ist. Sich nach irgend etwas
anderem umzusehen, das dorthin aufzusteigen vermöchte, heißt nichts
anderes, als Christus entthronen und herabführen. Solche Fragen im
Herzen, solches Umschauen vielleicht nach guten Werken und der Güte des
eigenen Lebens, die dort hinaufsteigen möchten, heißen Ihn erniedrigen
und Seinen Eingang in die Herrlichkeit leugnen. Und ebenso ist die
Kehrseite in der Frage: Wer wird in den Abgrund hinabsteigen? Er ging
dort hinab und hat die Erlösung vollbracht. Welche Unglaubensfragen und
-blicke sind es, die vielleicht nach Buße, Tränen, Kasteiungen usw.
Umschau halten, die hinabsteigen könnten als Sühnung oder Mithilfe, um
die Vergebung zu vollenden! Manche möchten so das Herabsteigen des HErrn
unterstützen. Es ist eine Verleugnung des vollendeten Werkes. Es ist
wirklich nichts anderes, als Ihn aus den Toten heraufführen und Sein
Werk zur Vollendung bringen wollen.
Solche Erwägungen haben bei der Gerechtigkeit aus Glauben keinen Raum.
Sie kehrt zum „Wort“ zurück (V. 8), zum „Wort des Glaubens“, zu dem
Wort, welche von den Aposteln gepredigt ist. Die Gerechtigkeit aus
Glauben erfordert eben Glauben. Glaube ergreift das, was Gott in Christo
getan hat, Ihn, der in den Himmel hinaufgestiegen ist, der die Tür nicht
hinter Sich geschlossen, sondern offen gelassen hat für jeden, der des
Glaubens an Jesus ist.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Welch kostbare Darlegungen und Beweise enthält dieser Abschnitt in Kap.
10! Derinspirierte Apostel nimmt ein Wort aus dem 30. Kapitel des
5. Buches Mose (Vers 11-14), aber er wendet es nicht an für die
Gerechtigkeit aus dem Tun des Gesetzes, und also im Hinblick auf das
Gesetz (wovon die Stelle im A. T. handelt), sondern für die
Gerechtigkeit aus Glauben, und also im Hinblick auf den Gegenstand des
Glaubens: Christus. Den Judenchristen in Rom mußte diese
Beweisführung zwingend sein, legte sie doch einerseits dem Gesetz volles
Gewicht bei als dem Vermittler einer eigenen Gerechtigkeit (einer
unvollkommenen Gerechtigkeit aus eigenem Wirken, mit der ungezählte
Juden zufrieden waren); andererseits zeigte sie dem aufrichtigen Juden,
daß diese ungenügende Gerechtigkeit aus Gesetzeswerken nicht zu
vergleichen war mit der Gerechtigkeit aus Glauben. Diese nämlich besteht
auf und in einem, der mit göttlichem Recht „des Gesetzes Ende“ genannt
wird. Denn dieser eine, Christus, lebt, Er braucht nicht
erst mit gewaltigen Anstrengungen, wie sie das Halten des Gesetzes
erforderte, vom Himmel herabgeholt zu werden, Er ist vielmehr da,
frei für jeden zu erreichen.„Das Wort (des Gesetzes), um es zu tun,
war auch „sehr nahe“ für den Juden (5. Mose
30,14); aber welcher Anstrengungen bedurfte es, um es wirklich zu
erfüllen; und sie blieben vergeblich! Christus aber ist gekommen, Er ist
da, und es bedarf nur dessen, Ihn anzurufen (V. 13), um errettet zu
werden. Und dieser Christus ist längst auferweckt. Er
braucht nicht aus der Totenwelt heraufgebracht werden mit Anstrengungen,
die des Gesetzes würdig sind, Er ist auferweckt, hat Tod und Grab,
die folgen für den, der das Recht des Gesetzes nicht erfüllt, längst
überwunden! Nur glauben an Ihn - das bewirkt Gerechtigkeit, „Gottes
Gerechtigkeit gegen alle und auf alle, die da glauben“ (Röm. 3,22). -
Diese „Gerechtigkeit aus Glauben“ (V. 6) sagt auch dir, lieber Leser,
wenn du noch nicht errettet bist: Mach keine verkehrten Anstrengungen,
wie sie die Juden machten, um eine vermeintliche Gerechtigkeit
aufzurichten, denke nicht, du müßtest Gott dir erst geneigt machen,
zweifle auch nicht an Christus, der längst kam und auch aus den Toten
wiederkam - Er ist um der Rechtfertigung der an Ihn Glaubenden willen
auferweckt (Röm. 4,25) - nein, glaube an Ihn! Nimm Ihn an als
auch Deinen alleinigen Retter und Heiland! Er ist es für die
Gottlosen, die Sünder! Und „die Schrift sagt“: „Jeder, der an Ihn
glaubt, wird nicht zuschanden werden“, denn es ist kein Unterschied
zwischen dem Juden und dem Griechen (d. i. Heide, wozu auch die
Namenchristen gehören!), denn derselbe HErr von allen ist reich für
alle, die Ihn anrufen; „denn jeder, der irgend den Namen des HErrn
anrufen wird, wird errettet werden“ (Jes. 28,16; Joel 2,32; Röm.
10,11-13).
Später wird auch ein Tag kommen, da Israel auf dem Grundsatz der Gnade
durch Buße und Beugung angenommen werden wird. Dann wird 5. Mose 30,1ff.
vollendet werden.
Frage 15
Ich möchte den Herrn Jesus in Lukas 7,31.32 verstehen!
Antwort A
Hier in Luk. 7,31.32 und in Matth. 11,16.17 begegnen wir den gleichen
Worten Jesu. Der Wirksamkeit des Herrn Jesu war die Predigt Johannes des
Täufers vorausgegangen, er war vor dem König hergegangen und kündigte
die Nähe des Reiches an und forderte die Juden zur Buße auf, damit sie
in das Reich eingehen möchten. Er kündigte das Kommen Dessen an, der die
neue Ordnung der Dinge auf Erden einführen sollte. Nun kam der Herr
Jesus Selbst auf den Schauplatz und wirkte gleichsam als Erwiderung auf
die Predigt des Täufers Wunder, welche die Gnade Gottes, die mit
Christus in Macht erschienen war, in das rechte Licht rückte. Er ging
Seinen Weg, übte Seinen Dienst an den Armen und Kranken aus und pries
die glückselig, welche sich nicht an Ihm ärgerten. So wurde das Volk
moralisch auf die Probe gestellt, und das Resultat dieser Probe teilt
uns der HErr in den zur Frage stehenden Worten mit. Die Aufnahme des
Johannes sowie des HErrn ist eine gleiche. Die Weisheit des Menschen,
die immer töricht ist, klagt Gottes Wege an und fragt immer nach dem
Warum. Deshalb vergleicht der HErr diese Juden mit spielenden Kindern,
welche Spielvorschläge machen und dann unwillig sind, daß man nicht auf
ihre Vorschläge eingeht oder nicht nach ihrer Pfeife tanzt. Hier tritt
der Eigensinn des natürlichen Menschen so recht zutage, Johannes und
auch Jesus werden verworfen, der ernste Bußprediger und der ihnen in
Güte und Gnade begegnende Sohn Gottes paßt den Juden nicht, sie wollen
von beiden nichts wissen; das ist ein Zeichen, daß nicht sachliche
Gründe, sondern kindische Launenhaftigkeit bei ihnen entscheidet. Der
Teil des Volkes, der mit Dank das durch Johannes gesandte Wort
aufgenommen hatte, gab in seinem Herzen den Wegen
mit Dank das durch Johannes gesandte Wort aufgenommen hatte, gab in
seinem Herzen den Wegen der Weisheit Gottes Zeugnis. Jene aber, die sich
selbst vertrauten, verwarfen die Ratschlüsse Gottes, die sich in Christo
erfüllten. Darauf bezeichnet der HErr deutlich den Zustand dieser
letzteren mit den Worten in Vers 31 und 32. Die Kinder der Weisheit aber
erkannten das Werk Gottes in Christo Jesu an und verherrlichten die
Gnade, die ihnen erschienen war, in ihren Wegen.
(Lies noch Spr. 29,9!)
Ph. W.
Antwort B
Der Herr Jesus spricht in dem betreffenden Schriftabschnitte von
Johannes dem Täufer und Sich Selbst. Was Er in Vers 31 und 32 meint,
erklärt Er Selbst in V. 33 und 34: Die Menschen waren weder mit Johannes
noch mit Ihm Selbst zufrieden; keiner von beiden war so, wie sie es
wünschten. Sie liebten die Welt mit ihren Genüssen und Freuden, Johannes
aber hatte diesem allem völlig entsagt (s. Matth. 3,4): Sie hatten ihm
„gepfiffen“, er hatte aber nicht „getanzt“! Sie fasteten an gewissen
Tagen (vielleicht zweimal in der Woche, s. Luk. 18,12) und liebten es,
dabei düster auszusehen - ihre Angesichter zu verstellen -, damit sie
den Menschen als Fastende erschienen (s. Matth. 6,16), quälten sich auch
mit noch mancherlei anderen Dingen (s. Mark. 7,3.4) und bildeten sich
darauf viel ein, der Herr Jesus aber „aß und trank“ und kümmerte Sich
nicht um ihre Menschengebote (s. Luk. 11,38): Sie hatten Ihm
„Klagelieder gesungen“, Er hatte aber nicht „geweint“!
So waren damals „die Menschen dieses Geschlechts“ (V. 31), und genau so
sind sie auch heute noch. Ja, „dieses Geschlecht wird nicht vergehen,
bis alles geschehen ist“ (Luk. 21,32). Sie stoßen sich an den Kindern
Gottes einerseits, weil sie die Genüsse und Freuden dieser Welt meiden
(s. 1. Petr. 4,3.4), und andererseits, weil sie an ihren religiösen
Dingen nicht teilnehmen. Der HErr aber schenke uns allen Gnade, je
länger, je mehr abgesondert zu wandeln von der Welt und gereinigt zu
werden von „toten Werken“ (Hebr. 9,14), um Ihm zu leben, der uns geliebt
und Sich Selbst für uns hingegeben hat!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Was hatte die Weisheit Gottes - in der Sendung des Johannes wie des
Herrn Jesu in verschiedener Weise zum Ausdruck gekommen - sich alles
gefallen lassen müssen! Die, welche ihre Kinder hätten sein sollen, die
Juden, gingen mit ihr um, wie launische, widerspenstige Spielgefährten
miteinander umgehen: sie nahmen sie nicht ernst, spielten mit ihr,
verurteilten sie und machten den Ratschluß Gottes in bezug auf sich
selbst unwirksam (V. 30). Aber jene wenigen, die Gott rechtfertigten (V.
29), waren echte Kinder der Weisheit, durch Gott Selbst unterrichtet in
den Wegen Seiner Weisheit; sie dienten zu Gottes Verherrlichung.
Auch wir, die wir Gott recht gegeben haben, indem wir Gottes Recht, uns,
die Sünder, zu verwerfen, anerkannten und die freie Begnadigung in
Christo annahmen, auch wir sind Kinder der Weisheit. Und wir
rechtfertigen Seine Weisheit, die Christus zu unserer Versöhnung ans
Kreuz gab und Ihn sterben ließ. Die Weltkinder um uns herum gleichen
auch solchen launischen Kindern; sie wollen weder den Christus im
blutigen Gewand mit der Dornenkrone noch einen, der am rechten Ort in
rechter, aber anderer als weltlicher Weise mit den sich (in Ihm)
Freuenden Sich freuen kann, noch Den, welcher
anderer als weltlicher Weise mit den sich (in Ihm) Freuenden Sich freuen
kann, noch Den, welcher der offenkundigen Sünder Sich annimmt; sie
wollen auch Seine Propheten nicht mit der Bußpredigt; sie wollen
Christus nur so, wie sie Ihn sich selber zurechtmachen, und Seine
Propheten nur so, wie sie ihnen passen (2. Tim. 4,3). - Wir aber
rechtfertigen die Weisheit Gottes in Seinen Wegen mit uns zu unserer
Erlösung. Wir wissen und bezeugen frei - daß wir's nur immer treuer
täten! -, daß Er, gerade so, wie die Schrift Ihn uns zeigt, sein mußte
und ist, und daß, wo Er ist und wie Er ist, auch wir, die Seinen, Seine
Diener, sind in dieser Welt! (Joh. 12,26; 1. Joh. 4,17.) Möchten wir
stets Gnade haben, auf diese Weise die Weisheit Gottes zu rechtfertigen!
(Vergl. noch 1. Kor. 1,18-31.)
Frage 16
Wer sind die Söhne (nach Luther: Kinder) Gottes in 1. Mose 6,1-4; Hiob
1,6; 2,1 u. 38,7?
Antwort A
Aus all den verschiedenen Auffassungen hierüber sind wohl die drei
folgenden am besten geeignet, einer näheren Prüfung unterzogen zu
werden.
1. Einige Schriftausleger sehen in den Söhnen Gottes aus den oben
angegebenen Stellen die Kinder des Seth, bei dem wir 1. Mose 4,26 lesen,
daß man nach der Geburt seines Sohnes Enos anfing, den Namen des HErrn
anzurufen. Es scheint also, als ob Seth gottesfürchtig war und sich
deshalb an die Hilfe Gottes hielt. Ob aber die Kinder von Seth nun
ausnahmsweise fromm waren und deshalb den Namen „Söhne oder Kinder
Gottes“ bekamen, ist doch wohl sehr fraglich. Wenn nach Röm. 3,23 kein
Unterschied ist, indem sie alle gesündigt haben, dann ist es wohl
ausgeschlossen, daß die Söhne Seths zum Unterschiede von den anderen
Menschen „Söhne Gottes“ hießen. Übrigens werden in dieser Zeitperiode
die Menschen niemals Kinder Gottes genannt mit Ausnahme von Luk. 3,38,
wo wir lesen, daß Adam ein Sohn Gottes war. Notgedrungen müßten dann
aber alle anderen Adamskinder auch Söhne Gottes sein, was aber auf Grund
von Joh. 8,44 und 1. Joh. 3,8-10 ausgeschlossen sein muß. Die Annahme,
in den Kindern Gottes dort die Kinder des Seth zu sehen, hat deshalb so
gut wie nichts für sich.
2. Nach einer anderen weniger bekannten Auffassung handelt es sich in
der Stelle 1. Mose 6,1-4 bei den Söhnen Gottes um Kinder Adams, die ihm
vor dem Sündenfall geboren wurden. Wenn es auch nicht ausgeschlossen
sein muß, daß Adam und Eva vor dem Falle Kinder zeugten, so ist diese
Ansicht doch etwas sehr gewagt. Das Wort: „Seid fruchtbar und mehret
euch!“ galt gewiß sofort, nachdem es Gottes Mund gesprochen hatte; ob
aber wirklich Leben erzeugt ist vor dem eigentlichen Fall des Menschen,
davon lesen wir in der Schrift auch nicht ein Wörtchen. Diese
Anschauung, in den Söhnen Gottes aus 1. Mose 6 vor dem Fall geborene
Menschen zu sehen, beruht darum mehr auf spekulativem Denken als auf dem
festen unerschütterlichen Gottesworte. Wenn dann in 1. Mose 6,1-4 vor
dem Fall geborene Menschen zu sehen sind, dann müßten in den übrigen
Stellen Hiob Kap. 1 und 2 und 38 usw. ebenfalls solche gesucht werden.
Wohin das aber führt, das auszudenken überlasse ich der Anwendung des
Lesers. Da diese zweite Auffassung noch weniger für sich hat als die
erste, darum wird sie auch wenig gehört und geglaubt.
3. Nach der dritten Auffassung, zu der ich auch neige, sind die Kinder
oder Söhne Gottes aus diesen Stellen gefallene Engel. Daß die Engel nach
Hiob 38,7 jauchzten, als der Grund der Erde gelegt
wurde, ist mit dem übrigen Inhalt der Schrift sehr wohl zu vereinen. Daß
sie dann auch vor Jehova treten, um Bericht zu erstatten über ihre
Tätigkeit oder Gottes Lob zu sagen, wie wir's in Hiob 1 und 2 lesen, das
ist ebenfalls jedem Bibelleser glaubhaft. Daß aber, wie in 1. Mose 6
berichtet wird, die Engel den Vorgang des Zeugens vorzunehmen imstande
sind, das scheint vielen Bibellesern auf Grund von Matth. 22,30 nicht
recht glaubhaft zu sein. Gewiß steht es biblisch fest, daß nach Matth.
22,30 die Engel Gottes weder freien noch sich freien lassen; aber kann
es sich denn in 1. Mose 6 nicht um gefallene Engel handeln, um Engel des
Teufels, um Geistwesen, die die natürliche Schöpferordnung verkehrt
haben in eine unnatürliche? Auf Grund von Judä scheint das tatsächlich
der Fall zu sein. Dort lesen wir von der Sünde der Sodomiter und im
Zusammenhang damit von der Sünde der gefallenen Engel.
Es scheint also, als ob die Söhne oder Kinder Gottes in den
obenerwähnten Stellen Engel sind.
A. C.
Anmerkung des Herausgebers
Diese
Antwort Ging
uns aus dem Felde zu!
Wir sind sehr dankbar für diese klaren Gegenüberstellungen der
wichtigeren Auffassungen über diese Schriftworte, vor allem 1. Mose 6.
Doch möchten wir noch mit einigen Worten auf die erste und letzte
Auslegung eingehen.
Zunächst spricht uns gegen die sehr bekannte dritte Auffassung,
derzufolge 1. Mose 6 in den „Söhnen Gottes“ (gefallene) Engel zu sehen
seien, außer der angeführten Stelle Matth. 22,30 noch u. a. sehr Luk.
24,39. Wie können geschlechtslose Geistwesen sich mit Fleischeswesen
geschlechtlich, also fleischlich, verbinden? Und es handelt sich um
Ehebündnisse! Außerdem trifft das Strafgericht Gottes die Menschen
auf der Erde (V. 3.5-7!), also waren sie die Sünder, nicht aber Engel! -
Nun scheint aus Judä V. 6 und 7 zwar hervorzugehen, daß das
„Nichtbewahren des ersten Zustandes“ eines Teiles der Engelwelt darin
bestanden habe, daß sie „ihre Behausung verließen“ und „anderem Fleische
nachgingen“. Aber in V. 7 ist statt „gleicherweise wie jene“ (die Engel)
nach dem Griechischen doch wohl zu lesen: „gleicherweise wie diese“ (das
sind die, die im Briefe sehr oft „diese“ genannt werden, vgl. V. 8, 10,
12, 14, 16, 19!). Wenn diese Meinung richtig ist, dann wüßten wir aus 1.
Mose 6 allerdings nicht, worin jenes Sündigen der Engel (2. Petr. 2,4)
bestanden habe (was wir ja auch nicht zu wissen brauchten!), nur, meinen
wir, jedenfalls nicht darin, daß sie der Hurerei sich hingaben. - Aber
wir können darüber nichts Bestimmtes aussagen und wollen natürlich auch
keine Lehre über diese schwierige Stelle prägen. Nur wollen wir alle
Seiten, soweit uns möglich, betrachten!
Zur ersten Auffassung! Aus 1. Mose 4,25.26 (vgl. 5,1! Kapitel 5
ist Seths Geschlecht!) geht hervor, dass Gott den Samen des Seth
gesetzt hat; also wäre es doch wohl möglich, daß der Ausdruck „Söhne
Gottes“ auf die Sethiten ginge, vorzüglich, wo doch, unseres Erachtens,
V. 26 zeigt, daß es ein gottesfürchtiges Geschlecht gewesen sein muß,
denn wo anders hätte mit dem Anrufen des Namens Gottes begonnen werden
können als bei ihnen? Doch nicht bei den Kainiten! Nun sind allerdings
in der Schrift die Engel häufig, aber nicht in jener Zeitperiode vor der
Flut, sondern erst nach der Flut, mit „Söhne Gottes“ benannt worden, z.
B. Hiob 1,6; 38,7, wenn auch diese Stelle einen Zeitpunkt lange vor der
Flut betrifft (die Stelle ist aber nach derselben inspiriert!). Jedoch
(abgesehen vom N. T.) werden z. B. in 5. Mose 14,1 u. 2; vgl. 2.
Mose 4,22f.; Ps. 82,6.7;
und Ps. 73,1.11.15, wo das Wort „Söhne“ nicht mit Jehova,
sondern mit Gott verbunden ist! u. a. auch die Israeliten
hebräisch „Söhne Gottes“ genannt (woraus natürlich nicht hervorgeht, daß
etwa jeder Mensch von Natur als ein „Kind“ oder „Sohn Gottes“ - auf den
feinen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen im N. T. gehen wir
hier nicht ein - von Gott anerkannt wird!). Dazu halten wir die in
Antwort A
erwähnte Stelle Luk. 3,38, wo ausdrücklich nur Seths Linie genannt ist,
doch für sehr wichtig und beweiskräftig. Die Benennung „Söhne Gottes“
bezieht sich eben, je nach Zusammenhang, auf verschiedene Wesen. - Wir
behaupten nun aber doch nicht, daß die Sethiten gemeint seien; wir
stellen nur Aussage gegen Aussage! Sind aber die Sethiten gemeint - und
wir glauben es eher, als daß die Engel gemeint seien -, dann hätten wir
hier in 1. Mose 6 den großen Gegensatz zwischen Gläubigen und
Ungläubigen, der in der ganzen Schrift zu finden ist. Seth und Kain -
sie waren Häupter von verschiedenen Menschenklassen, sie hatten damals
ihre Nachkommen wie heute noch. Aber die Kinder Gottes werden - wie
Israel im Alten Bunde - durch die Kinder der Welt verführt zu unheiligen
Dingen, zum Verleugnen der göttlichen Grundsätze und befinden sich in
beständigem Kampf mit der von außen an sie herantretenden Sünde (Hebr.
12,1-4; 2. Kor. 6,14ff. u. a.). Und dieser Kampf begann damals in 1.
Mose 6, und die Söhne Gottes fielen der Verführung zum Opfer. „Noah aber
fand Gnade“ (V. 8), d. h. er sah sich als Sünder, der das Gericht
ebenfalls verdient hatte, und nahm die Begnadigung an!
Aber noch eins: man sagt zur Stärkung der Ansicht, daß Engel gemeint
seien, es sei doch das Geschlecht der Riesen aus dieser Verbindung
hervorgewachsen. Jedoch der Anfang von V. 4 zeigt, daß diese Riesen,
Menschen außergewöhnlicher Kraft, schon vorher dagewesen sind,
Nachkommen Kains - was ja bei diesem ungezügelten Geschlecht (vgl.
4,17-24) zu verstehen ist -; und als die Söhne Gottes fielen, da
entstanden aus ihren unheiligen, fleischlichen Verbindungen, vielleicht
zur Strafe, auch solche Gewalttätige an Kraft, möglichenfalls auch
überragend an menschlichem Verstand, wie die Kainiten nach 4,17.21.22,
zu denen andere aufsahen, Kraftmenschen, die aber ihre Kraft nicht von
Jehova hatten und von vornherein die erklärten Feinde der Sanftmütigen
waren und blieben. Fällt von hier aus vielleicht auch etwas Licht auf 4.
Mose 16,1-3 (Judä 11c)? [nachdem von Mose 12,3 gesagt war, daß er
sanftmütiger als alle Menschen war!]. - Solche Riesen an Kraft waren
auch nach der Flut vorhanden, vgl. 4. Mose 13,33. Aber das Gericht ist
bereit für sie (Jud. V. 14.15) wie für alles Fleisch. Damals wollten die
fleischlichen Menschen, auch die fleischlich gewordenen Sethiten - wenn
also hier die Sethiten zu verstehen sind! - die nicht mehr als „Söhne
Gottes“ sich bewährten, denn fleischliche Abstammung nützt nichts (Joh.
1,12.13; 3,6a), sich dem Rechten (d. i. dem das Rechte Bezeugen) des
Geistes Gottes nicht fügen, nämlich z.B. als Noah ihnen predigte (1.
Petr. 3,19.20; vgl. 1,11; siehe Frg. 41, Band I, 1913!), und das Gericht
kam „und brachte alle um“, bis auf Noah, den „Prediger der
Gerechtigkeit“, mit den Seinen. Und so wird das Gericht kommen über die,
welche in der Weise sich verhalten, wie die in den Tagen Noahs taten
(siehe Luk. 17,26.27!).
Wir sind etwas weiter gegangen und haben gleich einen kurzen Überblick
über die ganze Stelle zu geben versucht. Vielleicht möchte der eine oder
andere nun doch eher an die Sethiten als an die Engel denken bei dem
Ausdruck „Söhne Gottes“ in 1. Mose 6. Aber wir sagen nochmals: Wir
stellen wahrlich durchaus keine Lehre darüber auf, zumal wir selber auch
noch nicht zu Ende sind mit unserem Forschen über diese Sache, sondern
wir möchten durch die verschiedenen Gegenüberstellungen von
Schriftaussagen über diesen Gegenstand jedermann Anregung geben zum
Gegenüberstellungen von Schriftaussagen über diesen Gegenstand jedermann
Anregung geben zum Weiterforschen, wie dies denn ja überhaupt der
gesegnete Zweck der „G. H.“ ist. - Auch bei diesem vorliegenden Gebiet
gilt praktisch für uns 2. Tim. 3,16.17!
Frage 17
Wie konnte Jakob sagen, er habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen,
da doch kein Mensch Ihn sehen kann und leben?
1. Mose 32,30; 2. Mose 33,11 u. 20.
Antwort A
Jakob war ein Träger der Verheißungen Gottes, die Gott dem Abraham
gegeben und dem Isaak wiederholt hatte; und Gottes Verheißungen sind
unbereubar, auch wenn Jakobs Verhalten diesen Verheißungen gegenüber auf
Abwege kommt. Abraham war ein Mann des Glaubens, und dies wurde ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet. Und dieser Glaube wirkte bei Abraham einen
Wandel mit Gott und Absonderung von der Welt. Abraham war und blieb ein
Fremdling in Kanaan; aber er hatte Gemeinschaft mit Gott, und Gott
vertraute dem Abraham Seine Gedanken an. Wie ganz anders Jakob! Wohl
hatte Jakob bis zu einem gewissen Grade Glauben, aber er hatte keine
Gemeinschaft mit Gott. Sein eigenes Wirken und Schaffen bringt ihn in
die Lage, aus dem Vaterhause fliehen zu müssen. Als Flüchtling kommt er
nach Haran in das Haus der Familie Labans; und doch war Gott bei ihm.
Gott versichert ihn zu Anfang seiner Reise Seines mächtigen Schutzes,
aber Jakobs Herz hat nichts davon, im Gegenteil! er fürchtet sich. In
Kanaan hat er seinen Vater und Bruder betrogen, und im Hause Laban
begeht er unausgesetzt Betrügereien, List und Gewalt. Und doch wachte
Gott über ihm, jedoch in Zucht, ob vielleicht Jakobs Herz gebrochen
werde vor Gott und die Gemeinschaft Gottes suche zu seinem Segen. 21
Jahre gehen in dieser Zucht vorüber. Da spricht Gott wieder mit Jakob
und befiehlt ihm, nach Kanaan heimzukehren. Jakob hatte Gott noch nicht
persönlich kennen gelernt, jetzt soll er Ihn kennen lernen.
Jakob muß auch seinem Bruder Esau begegnen, und das Gewissen wacht bei
Jakob auf. Aber noch ist's seine gewohnte und bisher betriebene Weise,
Pläne zu machen. Er macht einen Plan; aber er ist auch damit noch nicht
zufrieden, er muß allein sein und schickt alles fort, hinüber über den
Fluß. Nun ist er allein, aber allein mit Gott (1. Mose 32,24-31).
Es rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte aufging; es ist wichtig:
nicht Jakob rang mit einem Mann, sondern ein Mann rang mit Jakob. „Und
da er ihn nicht übermochte, da rührte er das Gelenk seiner Hüfte an, und
das Gelenk der Hüfte Jakobs war verrenkt.“
Jetzt mußte Jakob lernen, daß die Kraft des Menschen und der Wille des
Menschen Feindschaft gegen Gott sind. Jakob mußte gebrochen werden, ehe
ihm geholfen werden konnte. Vers 26 spricht Gott: „Laß Mich los, denn
die Morgenröte bricht an.“ Und Jakob sprach: „Ich lasse Dich nicht, Du
habest mich denn gesegnet.“ Jetzt hatte Jakob Gott persönlich gefunden
und gesehen. „Und Gott sprach: Was ist dein Name?“ „Und er sprach:
Jakob.“ Sein Name bedeutet das, was er war: Überlister. „Und Er sprach:
Nicht Jakob soll hinfort dein Name sein, sondern Israel (Gotteskämpfer);
denn du hast mit Gott und Menschen gerungen.“ Jakob wollte nun auch den
geheimnisvollen Namen seines Gegners wissen. Gott verweigert es ihm,
aber Er segnet ihn daselbst. Jakob aber kam jetzt in Verbindung mit Gott
und bezeugt: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und
meine Seele ist gerettet worden.“ Ein glücklicher Jakob jetzt! Wer war
es nun, der mit Jakob rang? Es war Gott-Jehova,
worden.“ Ein glücklicher Jakob jetzt! Wer war es nun, der mit Jakob
rang? Es war Gott-Jehova, Derselbe, der schon im Paradiese mit Adam
Gemeinschaft hatte; Derselbe, der mit Abraham Gemeinschaft hatte, der
mit Mose aus dem feurigen Dornbusch redete; Derselbe, der zu Philippus
sagte: „Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen; Derselbe, der in
der Fülle der Zeit gekommen war, Sich Selbst entäußerte, Knechtsgestalt
annahm, in einer Krippe geboren wurde und am Kreuze starb, um
Menschenseelen zu erretten und in Seine Gemeinschaft zu bringen, und
Sein Name heißt: Wunderbar.
F. B.
Antwort B
Jakob erlebte damals am Jabbok die denkwürdigste Nacht seines Lebens.
Ein Mann rang mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Auf dessen Bitte:
„Laß Mich gehen, denn die Morgenröte bricht an“, sagt er: „Ich lasse
Dich nicht, Du segnest mich denn.“ Darauf erhält er von Ihm einen neuen
Namen. Jakob war der bisherige gewesen. Jetzt sollte er „Israel“ heißen,
das ist „Gottesstreiter“. Diese Erfahrungen veranlassen nun den Jakob,
die Stätte des Kampfes mit „Pniel“ zu benennen; „denn,“ sagt er, „ich
habe Gott von Angesicht gesehen und meine Seele ist genesen.“ Für Jakob
war also diese Nacht der Anfang eines neuen Lebens. Seine Seele, die
bisher krank, war jetzt genesen. Sein Leben, bisher ein großer Betrug,
war jetzt ein gottgeweihtes. Er war jetzt eben ein Gotteskämpfer. Alle
diese Segnungen führt nun Jakob zurück auf die eine Tatsache: Ich habe
Gott von Angesicht gesehen. - Hat Gott Sich nun dort wirklich sehen
lassen von Jakob? Die Schrift sagt uns an verschiedenen Stellen, daß
niemand Gott sehen kann. So lesen wir es 2. Mose 33,20; Joh. 1,18; 1.
Tim. 6,16; 1. Joh. 4,12. Jakob kann demnach hier Gott nicht von
Angesicht gesehen haben. Jetzt wird man einwenden: Ja, aber Jakob sagt
doch: Ich habe Gott von Angesicht gesehen! Der Prophet Jesaias schreibt
auch davon, daß er den HErrn gesehen habe (Jes. 6,1-5). Haben sich nun
diese Männer Gottes geirrt, daß beide davon sprechen, Gott gesehen zu
haben, den doch kein Mensch sehen kann? Der Herr Jesus sagt Joh. 6,46,
daß „niemand den Vater gesehen hat außer Dem, der vom Vater ausgegangen
ist“. Demnach beziehen sich all die Stellen, in denen wir lesen, daß
kein Mensch Gott gesehen hat noch sehen kann, auf Gott den Vater. Den
Vater hat niemand gesehen, und den Vater kann auch kein Mensch sehen.
Eine Stelle aus Joh. 12 zeigt dies noch klarer und gibt auch Licht in
der vorliegenden Frage. Vers 38 bis 40 greift der Apostel zurück auf
Jes. 6. In diesem Kapitel berichtet der Prophet sein Schauen Jehovas.
Joh. 12,41 bemerkt dann der Apostel dazu: „Solches sagte Jesaias, da er
Seine Herrlichkeit sah und redete von Ihm.“ Wessen Herrlichkeit sah nun
Jesaias, und von wem redete er? Nun, die
Antwort
kann dem Zusammenhang nach nicht schwer sein: von dem Herrn Jesu.
Jesaias sah Jehova-Zebaoth, den HErrn der Heerscharen in Seiner
Herrlichkeit. Der Jehova Alten Testamentes ist der Christus Jesus des
Neuen Bundes. Er ist der Offenbarungsgott. In 1. Kor. 10,4 sagt Paulus,
daß Christus als der geistliche Fels mit Israel durch die Wüste zog.
Christus war unter Israel gegenwärtig als Jehova. Jesaias sah also nicht
Gott, den Vater der Herrlichkeit, sondern Jehova-Jesus. So sah auch hier
in 1. Mose 32 Jakob wie sein Vater Abraham in 1. Mose 18,1.2
Jehova-Jesus, der bei Gott schon im Anfang war (Joh. 1,1-3), und Gott
ist über alles hochgelobt in Ewigkeit (Röm. 9,5). Jakob hat demnach also
ein Recht, zu sagen: Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine
Seele ist genesen. - Hast du schon dein Pniel erlebt?
A. C.
Antwort C
Dieser scheinbare Gegensatz läßt sich wohl folgendermaßen auf einfache
Weise lösen: Als Grundsatz gilt, daß wir sterblichen Menschen in unserem
sündigen Fleische den unsterblichen und heiligen Gott nicht sehen können
und leben (2. Mose 33,20; 1. Tim. 6,16; vgl. auch „Handr.“ 1913, Frg.
28!). Doch liegt es in der Macht Gottes, sich uns in der Gleichheit
unseres Fleisches oder in anderer natürlicher Weise zu offenbaren, wie
Er es da und dort, z. B. dem Jakob (1. Mose 32,30), Mose (2. Mose 33,11)
und Abraham (1. Mose 18,1ff.) gegenüber, und besonders später in Christo
(Joh. 1,14; 1. Tim. 3,16) tat, und zugleich statt Verderben Leben und
Segen zu bringen.
So konnte Jakob sagen: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht
gesehen, und meine Seele ist gerettet worden“ (1. Mose 32,30). Doch
dereinst werden wir Christum zur Rechten des Vaters (vergl. Matth.
26,64!) „sehen, wie Er ist, indem wir Ihm gleich (ähnlich) sein werden“
(1. Joh. 3,2). während wir jetzt „beim Anschauen Seiner Herrlichkeit“ in
Seinem Worte „verwandelt werden nach Seinem Bilde von Herrlichkeit zu
Herrlichkeit“ (2. Kor. 3,18).
K. Hch.
Antwort D
In 1. Mose 32 war es der HErr in Menschen gestalt, der mit Jakob
rang, wie wir aus V. 24 in Verbindung mit den folgenden Versen sehen. In
solcher Gestalt konnte Jakob Ihn „von Angesicht zu Angesicht sehen und
leben“. Das wissen wir, nachdem Er als Mensch in Gnade hienieden war.
Dasselbe ist es in 2. Mose 33,11, wie 4. Mose 12,8 ergibt, denn dort
heißt es: „und das Bild Jehovas schaut er.“ Das „Bild Jehovas“ ist der
Herr Jesus, der Sohn Gottes als Mensch, nach 2. Kor. 4,4 verbunden mit
1. Mose 1,26.27. - Anders ist es aber mit 2. Mose 33,20, wo gesagt ist:
„Du vermagst nicht Mein Angesicht zu sehen; denn nicht kann ein Mensch
Mich sehen und leben.“ Da handelt es sich um Seine göttliche
Herrlichkeit (s. V. 18 und 22), und für solche ist das Auge unseres
sterblichen Leibes nicht geschaffen.
Ersteres redet zu uns von Gottes Gnade, letzteres von Gottes
Herrlichkeit. Beides ist uns kostbar und erfüllt unsere Herzen mit
Freude und Glück, weil beides Ihn vor den „Augen unseres Herzens“ (Eph.
1,18) verherrlicht, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben
hat - durch den die Gnade „geworden“ ist (Joh. 1,17b), indem Er Mensch
wurde, und dem die Herrlichkeit „gegeben“ ist (Joh. 17,5.24) - als
Mensch -, weil Er Selbst Gott ist; durch den wir diese Gnade kennen, und
durch den wir fähig gemacht sind, diese Herrlichkeit zu schauen, jetzt
durch Glauben und einst - verherrlicht - in Wirklichkeit. -
Gleicherweise werden unsere Herzen mit Dank und Anbetung gegen den Vater
erfüllt, der den eingeborenen Sohn gab und durch Ihn Sich Selbst uns so
völlig geoffenbart hat in Seiner wunderbaren Gnade und uns berufen hat
„zu Seinem eigenen Reiche und Seiner eigenen Herrlichkeit“ (1. Thess.
2,12).
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Diesen vier kostbaren
Antworten,
von denen
Antwort B
aus dem Felde kam, fügten wir nur noch wenig hinzu. Zunächst noch einmal
den Hinweis auf Bd. I 1913, Frage 28! - Es gibt in der Schrift vielfach
verschiedene Arten von „Sehen“, verschieden durch die Gegenstände und
Personen, die gesehen werden, durch die Personen, die sehen, durch das
Licht, in dem gesehen wird. Einige Beispiele! In Frg. 11 neulich ist uns
in
Antwort C
etwas davon gezeigt worden: Was die drei Jünger oben auf dem Berge
sahen, konnten die unten nicht sehen (Matth. 17,1ff.), aber das Sehen
von V. 8 ist wieder ein ganz anderes. In 2. Kor. 4,18 ist von zwei
völlig verschiedenen Arten von Sehen die Rede. Das Sehen von 2. Mose
33,11 ist von dem in V. 20 ganz verschieden. Das Sehen von Offenb.
1,12ff. ist wieder ganz etwas anderes, und von diesem unterscheidet sich
das von Offenb. 4,1ff. noch wieder. Zu diesem letzteren war ein „Komm
hier herauf!“ nötig. Möchten wir im Geiste recht oft „hier herauf
kommen“, um zu sehen, was Sein Wille mit uns ist! - Für Jakob ward jene
Erfahrung am Jabbok zu der köstlichen Stunde, da er zum erstenmal Gott
wirklich schaute, wenn er äußerlich auch nur einen „Mann“ sah. Möchten
wir alle solche Pnielstunden kennen! Wie aber wird es sein, wenn wir
erst Ihn sehen, wie Er ist. 1. Joh. 3,2.
Frage 18
Ich bitte um praktische Belehrung über 2. Kor. 3, insbesondere Vers
17.18!
Antwort A
Am besten verstehen wir die Briefe im Zusammenhang, so auch den
Korintherbrief. Denn auch in diesem Schreiben handelt es sich nicht etwa
um ein religiöses System, sondern um die Versammlung oder Gemeinde
Gottes, „um den Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1. Tim. 3,15).
Was weiß die Welt, auch die „religiöse“, von den Christen heute?! Und so
war es auch damals dort in Korinth und in der Landschaft Achaja; sie
wurden von der stolzen Menge wie nichts geachtet. Und doch regiert unser
Gott die Seinen, die Er Sich ausgesondert hat nach himmlischen
Grundsätzen. Dies als Schlüssel zu unserer Frage. Paulus steht vor
seinem HErrn, der ihn legitimiert. Die göttliche Bestätigung seines
Dienstes waren die Korinther selbst. Er bedurfte bei ihnen keiner
Empfehlungsbriefe. Die Korinther waren dazu berufen, inmitten einer
gottfeindlichen Welt das Wort des Lebens darzustellen. Auch dies war
nicht ein verwischbares Schreiben auf vergängliches Pergament, sondern
eine lesbare Schrift, durch den Geist des lebendigen Gottes dargestellt.
Neben dieser wunderbaren freien Gnade stand der Buchstabe der
Gesetzesforderung, welcher tötet, der Gegensatz zwischen Gesetz und
Evangelium. Aber hier war nun Leben in Erscheinung getreten und damit
zugleich göttliche Freiheit, denn „wo der Geist des HErrn ist, ist
Freiheit“. Der Heilige Geist teilt alsdann den Gläubigen die göttlichen
Gedanken mit über die in Christo Jesu geoffenbarte Liebe Gottes und über
die vollkommene geschenkte Gerechtigkeit und Befreiung. Dies ist dann
Freiheit: zu wissen, man ist mit einer vollkommenen, unbegrenzten,
unveränderlichen und unerschöpflichen Liebe geliebt von dem Gott und
Vater unseres Herrn Jesu Christi. Diese Freiheit bewirkt Herrlichkeit.
Das strahlende Angesicht von Mose war für die Kinder Israel ein Zeugnis
von der Heiligkeit Gottes, es überführte (Joh. 16,8). - Dieser Glanz
hatte für die Israeliten nichts Anziehendes, er bewirkte Furcht in den
Schuldigen. Aber für uns, als die Seinen, die wir das Herz des Vaters
der Liebe kennen, leuchtet in dieser Liebe uns die Herrlichkeit
entgegen, zu der wir berufen sind. Diese redet nur von Gnade und Liebe
zu den Gläubigen. Er, der Sohn Gottes, ging, nachdem das große Werk
vollbracht war, in die Herrlichkeit des Vaters. Dort ist Er für uns.
Darum betrachten wir diese Herrlichkeit mit
glücklichem Herzen und mit freudiger Bewunderung. Wir schauen ohne
Furcht und ohne Hülle in das Angesicht Dessen, der für uns beim Vater
ist, und lernen so das Herz Gottes verstehen, und der Heilige Geist
bewirkt in uns ein Verwandeltwerden nach dem Bilde Jesu. Dies ist
praktische Heiligung, das Werk des Heiligen Geistes in uns. Trotzdem wir
noch den Leib der Schwachheit tragen, soll es mit uns von Herrlichkeit
zu Herrlichkeit gehen. So ruhen wir in der Gnade und suchen diese Liebe,
mit der wir geliebt sind, immer besser zu verstehen und beten bewundernd
Den an, der uns so unaussprechlich liebt.
Ph. W.
Antwort B
Da eine praktische Belehrung gewünscht wird, ist es vielleicht von
Nutzen, hervorzuheben, daß V. 17 die Fortsetzung von V. 6 ist. Die Verse
des Zwischenabschnittes bilden eine Erläuterung des Gegenstandes. Ich
glaube, daß die Einteilung zum Verständnis des Ganzen beiträgt.
Der Hauptgedanke des Kapitels ist der Dienst des Neuen Bundes und dessen
Wirkung im Gegensatz zu dem des Alten Bundes. Wir finden darum die
Gegenüberstellung des Dienstes, der Herrlichkeit, der Wirkung, sowie der
Art und Bestimmung des Alten und Neuen Bundes, um die Gegensätze zu
veranschaulichen, mit dem gesegneten Ergebnis der bleibenden und
überschwenglichen Herrlichkeit des Neuen Bundes, der anstatt die
Forderungen Gottes, wie wir sie im Gesetz finden, uns die überströmende
Gnade und Liebe unseres großen Gottes und Heilandes nahe brachte.
Segnungen, verbürgt durch Christum und Sein Blut (vergl. Matth. 26,28;
Mark. 14,24; Luk. 22,20; 1. Kor. 11,25), und nicht abhängig gemacht von
dem Menschen und seinem Gehorsam, wie die des Alten Bundes. Alles aber
kann nur durch Glauben an den Mittler des Neuen Bundes empfangen werden
und nicht durch Beobachten bestimmter Vorschriften und Gesetze. Macht
mit dem Herzen den Anfang und nicht mit dem äußeren Menschen! (Vergl.
Verse 2,3.15 und 4,6.) Doch das Schwergewicht wird auf die Schlußverse
gelegt; sie bilden den Glühpunkt und das Ziel der göttlichen Belehrung.
1. Was Christus ist. „Der HErr aber ist der Geist“, d. h. wir sind zum
Wesen und zur Fülle aller Schatten und Vorbilder in Ihm gekommen. Er ist
der Schlüssel, der Inhalt, der Gegenstand der Schrift. Ohne Ihn hat die
Schrift für den einen oder anderen vielleicht nur einen geschichtlichen,
literarischen, philologischen Wert. Wir sagen nicht, daß sie dies nicht
auch für ein Kind Gottes haben könnte! Aber es wird niemals da stehen
bleiben. Unmöglich! Genannte Dinge mögen für den Kenner äußerst
lehrreich und interessant sein, und doch werden sie weit überstrahlt von
Ihm, der Leben dem Organismus der Schrift, ewigen Wert und gegenwärtigen
Segen und Nutzen gibt (vergl. Röm. 15,4; 1. Kor. 10,11), vor allen
Dingen Erkenntnis Seiner göttlichen Person.
2. Wohin wir gebracht sind. „Wo aber der Geist des HErrn ist, ist
Freiheit.“ Frei von der Verdammnis, frei vom Gesetz, frei von der Furcht
des Todes. Wir sind durch die Gnade unseres HErrn zur Freiheit und
Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangt. Wir sind aus dem alten
Lebenselement des Todes, der Furcht und der Sünde in das neue
Lebenselement, welches Christus, der HErr, ist, versetzt worden durch
den Geist des lebendigen Gottes. Christus ist unser Leben und volles
Genüge. Weil dem so ist, haben wir alle ein gemeinsames Vorrecht.
3. Unser Teil und Vorrecht, während wir hienieden sind. „Wir alle aber,
mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HErrn anschauend“ - es
heißt nicht „sehen“ -, „werden verwandelt nach
demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den HErrn,
den Geist.“ Keine Decke auf des HErrn Angesicht, keine Decke auf unserem
Angesicht, so daß jeder Strahl Seiner Herrlichkeit, indem wir Ihn
anschauen, sich in Gnade auf unserem Angesicht, in unserem Leben, in
unserem ganzen Wesen widerspiegelt.
Wir haben die wunderbare Aufgabe, Christum in dieser Welt, wo Er nicht
gekannt ist, kundzumachen, ein Brief Christi zu sein. Welche Gnade!
Welches Vorrecht! Alles durch Christum. Dies ist praktische Heiligung.
Nicht Besch äftigung mit uns, sondern nur mit Ihm; Er der Anfang, die
Fortsetzung, das Ziel, die Fülle, ja: Christus alles in allem! Ihm sei
die Herrlichkeit jetzt wie in alle Ewigkeit! Amen.
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Wie schön sind diese
Antworten!
Wie gipfeln sie in dem, was „praktische Heiligung“ ihrem Wesen nach ist:
Christum anschauen. So viele teure Kinder Gottes strengen sich
Zeit ihres Lebens an, Heiligung aus sich selbst hervorzubringen und -
werden immer elender dabei, weil sie beständig sich selber (und andere)
anschauen. Blicke auf Ihn, den Geliebten, schaue Ihn an in Seiner
Herrlichkeit, und du wirst wachsen in der Gnade und Erkenntnis Jesu
Christi (2. Petr. 3,18)! Paulus vergaß alles, was hinter ihm lag, und
schaute nur vorwärts aufs Ziel (Phil. 3), und sein Leben war ein aus den
Briefen, obwohl jeder uns eine Darstellung von dem vollkommenen Christus
gibt, deutlich erkennbares Wachstum. Aber wir Menschen wollen so
menschlich gern sehen, ob wir Fortschritte machen! Doch sah und wußte
Mose, daß sein Angesicht glänzte? Nein, aber die Menschen sahen es! (2.
Mose 34,29f.) Und er als Gesetzesübermittler mußte die Decke auf sein
Angesicht legen, weil das Volk Furcht hatte. Wir brauchen keine Decke,
denn die Gnade ist in Christo erschienen, und wir sind berufen,
diese auszustrahlen, und Gnade ist anziehend, nicht furchterweckend. Wir
brauchen nun nicht zu wissen, ob wir von Gnade strahlende Angesichter
und ein leuchtendes Wesen haben, wenn nur Er Selbst und die Menschen
etwas davon sehen! Und sie werden es, wenn wir Ihn anschauen! Ja,
das ist rechte Heiligung, bewirkt durch den Geist, der uns verwandelt in
Christi Bild. Nichts Herrlicheres gibt es für uns, als Ihn anzuschauen,
zu betrachten, und wo? In Seinem Wort! (Vgl. Joh. 1,1; Hebr.
4,12.13; Off. 19,13 u. a.!) Möchten wir Ihn darin allezeit
anschauen!
Geleitswort an den Leser:
„... Wenn jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird Er euch
in die ganze Wahrheit leiten; denn Er wird nicht aus Sich Selbst reden,
sondern was irgend Er hören wird, wird Er reden, und das Kommende wird
Er euch verkündigen. Er wird Mich Verherrlichen, denn von dem Meinem
wird Er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist Mein;
darum sagte Ich, daß Er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.“
Joh. 16,13-15.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Hand der Schrift durchforschen!
Frage 19
Wie sind die Worte des Herrn Jesu in Matth. 8,22 zu verstehen: „Folge
Mir nach, und laß die Toten ihre Toten begraben!“?
Antwort A
Ich meine, in diesem Worte handelt es sich bei dem Jünger um seinen eben
gestorbenen Vater, der ungläubig war. Die Schrift sagt oft, daß noch
nicht von ihren Sünden errettete Menschen tot sind (Eph. 2,1; Kol.
2,13). So war auch der Vater dieses Jüngers in die Ewigkeit
hinübergegangen, ohne errettet zu sein, und dieses meint wohl der HErr,
als Er sagt: „Laß die Toten ihre Toten begraben!“ - Es war für den
Jünger viel, viel wichtiger, dem HErrn nachzufolgen, als noch einen
Augenblick zu verlieren und sich mit dem ungläubig Verstorbenen
abzugeben. „Komm und folge Mir nach“ - damit deine eigene Seele nicht
verloren geht!
G. R.
Antwort B
Diesen Vers sagte der Herr Jesus zu einem Seiner Jünger, der Ihn bat, Er
möchte ihm erlauben, daß er zuerst hingehen dürfe, um seinen Vater zu
begraben. Leben und Tod, Licht und Finsternis, Christus und Belial haben
keine Gemeinschaft! 1. Mose 1,4: „Und Gott schied zwischen dem Licht und
der Finsternis.“ Dem Jünger wurde anscheinend der Weg zu schmal, er
suchte von diesem abzubiegen, als der HErr sagte: „Die Füchse haben
Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn usw.“ Wir nehmen
gar zu leicht Schaden, wenn wir unter tote Menschen, d. h. unbekehrte,
gehen. Der HErr wußte dieses auch von dem Jünger, daß er vom Pfade
abkommen würde. Bewegen wir uns jedoch in dem Lichte Gottes, wo wir
gestärkt werden, dann können wir in dieser Kraft vom Himmel zur Erde -
auch unter Tote gehen. Also zuerst in die Höhe, dann hernieder! Ach,
blieben wir doch nur bei Jesu, dann hätten wir keinen Willen, sondern
Sein Wille wäre dann unser Wille. Nur bei Ihm, dem Lebensfürsten, können
wir wachsen, blühen und gedeihen. Herr Jesu, hierzu gib uns Gnade!
A. C.-D.
Antwort C
Der HErr, der Herzenskenner (Apgesch. 15,8), weist die Bitte jenes
Jüngers ab, um ihn offenbar vor der Gefahr zu bewahren, wieder in die
Welt zurückgezogen zu werden durch den Einfluß seiner Verwandten, die
anscheinend noch tot waren in Vergehungen und Sünden (Eph. 2,1.5; vergl.
auch 1. Mose 2,17 und Röm. 7,8-13!). Sie, die geistlich Toten, die da
ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt waren (Eph. 2,12), sollten ihre
leiblich Toten allein begraben, während der Jünger Ihm, der Quelle
lebendiger Hoffnung, nachfolgen sollte.
Hier handelt der HErr nicht wie Elias bei ähnlicher Gelegenheit mit
Elisa (1. Kön. 19,20.21), obwohl Er dies wohl auch öfters getan haben
mag, wo dies so der betreffenden Seele zum Guten mitwirkte (vergl. Röm.
8,28!). Indem nun jener Jünger dem Geheiß des HErrn Folge leistete (wir
wissen nicht,
(vergl. Röm. 8,28!). Indem nun jener Jünger dem Geheiß des HErrn Folge
leistete (wir wissen nicht, ob er dies wirklich tat), begann er auch
schon, etwas von dem Jüngertum praktisch zu verwirklichen, wovon der
HErr in Matth.
10,34-39 spricht. K. Hch.
Antwort D
Diese Frage ist meiner Ansicht nach leicht erklärlich, denn für Jesum
ist jeder ungläubige Mensch tot. So waren demnach auch die Angehörigen
dieses neuen Jüngers tot, weil sie an Jesum nicht glaubten. Doch diesen
Jünger hatte Jesus wie einen Zweig vom wilden Baum losgebrochen, um ihn
aus Gnaden in einen edlen Stamm einzupfropfen.
Somit hier die volle Erklärung: Der Vater war gestorben; leiblich tot
für die Angehörigen, doch für den Herrn Jesus im Leben schon geistlich
tot und für immer vom ewigen Leben ausgeschlossen und der Verdammnis
preisgegeben (Matth. 3,10; 7,16.19; Joh. 15,6). Ausdrücklich wird uns in
Offenb. 20,15 gezeigt, daß jeder nicht Wiedergeborene für Gott tot ist;
nur der, welcher seine Sünde erkennt und bekennt und unter das
Kreuz nach Golgatha flieht und die Gnade und Vergebung erbittet, erhält
ewiges Leben und wird in diesem Augenblick ins Lebensbuch eingetragen;
dann erst ist er vor Gott ein in geistlicher Hinsicht lebender Mensch.
Ohne Glauben an Jesum Christum ist jeder Mensch geistlich tot. - Aber
auch das ist wichtig, daß der Gläubige Werke des Glaubensgehorsams
vollbringt, denn „der Glaube ohne Werke ist an sich selbst tot“ (Jak.
2,17). Auf solches Werk des Glaubens kam es für diesen Jünger an!
K. K.
Antwort E
Evang. Joh. 1,4: „In Ihm war Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen.“ Als Gott den Menschen Adam in den Garten Eden setzte, ins
Paradies, den glückseligen, herrlichen Platz der innigsten Gemeinschaft
mit Gott, sagte Er zu dem Menschen: „ Welches Tages du davon (von dem
Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen) essen wirst, wirst du des
Todes sterben“ (1. Mose 2,17). Aber der Mensch gehorchte nicht. Er starb
nun nicht sofort des leiblichen Todes, aber der geistliche Tod
bemächtigte sich seiner sofort, er verlor das herrliche Leben in und mit
Gott. Finsternis trat bei ihm ein, denn ohne Gott und ohne Seine
Gemeinschaft zu leben ist Finsternis und Tod. - Die Heilige Schrift
beurteilt daher mit vollstem Recht alle Menschen ohne Ausnahme als tot.
(Eph. 2,1.5; Joh. 5,24; 6,53; Röm. 6,13 und viele andere
Schriftstellen!)
Der Herr Jesus war deshalb vollkommen berechtigt, dem Manne, der Ihn um
die Erlaubnis bat, seinen Vater zu begraben und Ihm dann nachher
nachzufolgen, zu sagen: Zuerst folge Mir nach! Laß die Toten ihre Toten
begraben. Was liegt daran, einen Toten zu begraben, selbst wenn es der
Vater ist; bei Mir findest du alles! (Vergl. Matth. 10,37-39!)
Jeder wirklich zu Gott bekehrte Mensch wird die Wahrheit des Wortes
bezeugen: Ich war „tot in Vergehungen“, „ohne Gott in dieser Welt“ (Eph.
2,5 u. 12), nun aber lebe ich, ich bin in Gemeinschaft mit Gott durch
Jesum Christum (vergl. u. a. 1. Joh. 1,3.4). Der Herr Jesus hatte zur
Zeit Seines Erdenwandels verschiedene Nachfolger aus allen Ständen,
Schriftgelehrte und Ungelehrte, und
mancher derselben bezeugte einen guten Willen, Ihm nachzufolgen. Aber
der gute Wille allein macht's noch nicht aus, es muß zu einer
Entscheidung kommen für Ihn!
Die Schrift sagt nichts davon, daß in jenem bekannten Fall der reiche
Jüngling alles andere drangegeben habe, um Jesu nachfolgen zu können
(vergl. Matth. 19,16-30!), oder daß dieser Mann hier seinen Vater habe
durch andere Leute begraben lassen und dem HErrn nachgefolgt sei!
F. B.
Antwort F
Während der Schriftgelehrte (V. 19) in Augenblicksbegeisterung und
Selbstvertrauen zu Unrecht meint, Jesu Nachfolger sein zu können, steht
dem anderen die Rücksichtnahme auf Verwandtschaft, Verpflichtungen und
Gebräuche im Wege. Der HErr zeigt ihm, daß auch das scheinbar
Dringendste, wenn es ein Hindernis ist, dem HErrn zu folgen, kein Recht
hat, anerkannt zu werden. Der Ruf und die Ansprüche des HErrn gehen vor.
Wer andere Anforderungen Seinen voranstellt, stellt Ihn zurück! Der HErr
benutzt den Todesfall zu bildlicher Sprache. Er sagt dem Manne
gleichsam, die, die im Todeszustande seien, würden ihre Toten besorgen,
er solle in den Dienst des Lebens treten. In den Dienst des Todes und
der Leichname der Welt sich zu stellen ist nicht die Aufgabe der
Nachfolger Jesu! Gewisse Enthaltsamkeits- und andere Vereine haben sich
solche Aufgaben gestellt, die „Toten“ sozusagen zu begraben, den
Verwesungsgeruch der Sünde zu beseitigen und die Welt zu reinigen.
Nachfolger Jesu haben andere Aufgaben!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Hier haben wir etliche klare
Antworten,
zu denen hinzu nur noch wenig zu bemerken ist. - Wir weisen zunächst hin
auf Frg. 2 und 5 in „G. H.“, Jahrg. I, 1913! - Scheint das Wort des
HErrn nicht pietätlos (ohne ehrerbietige Rücksichtnahme) zu sein? Viele,
die Jesu Sprache nicht verstehen oder den Zusammenhang der
Schriftstellen nicht beachten, möchten so urteilen und haben's getan.
Aber es gibt manche sogenannte Paradoxie, manche (scheinbare)
Widersinnigkeit, in der Schrift. Der heilige Mund, der einst im Gesetz
aussprach: „Ehre Vater und Mutter!“, der auch uns Kinder der Gnade, in
denen das Gesetz des Geistes regiert, nicht des Gehorsams und der Liebe
gegen die leiblichen Eltern entbindet (im Gegenteil! siehe z. B. Eph.
6,1-3; Kol. 3,20; vgl. Luk. 2,51a; Joh. 19,25-27 u. a.) - derselbe Mund
sprach Matth. 10,35: „Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit
seinem Vater usw.“ (vgl. V. 34-39 u. a.!). Es kommt eben auf den
Zusammenhang an! Die Hauptsache ist für jeden Menschen, ob er ein wahrer
Nachfolger Jesu ist oder nicht, ob er ein echter Christ oder ein bloßer
Namenchrist ist, ob er, „was er lebt, durch Glauben an den Sohn Gottes
lebt“ (Gal. 2,20) oder tot ist in Sünden und Übertretungen (Eph. 2,5 u.
a.). Handelt es sich darum, dem Herrn in Wahrheit nachzufolgen,
wie in unserer Stelle, oder einen toten, noch dazu ungläubig gewesenen
Menschen zu begraben, so muß der, der's ernst nimmt mit dem HErrn, das
erstere wählen, selbst wenn der Verstorbene der ihm leiblich
Nahestehendste war. Die Gemeinschaft mit dem HErrn ist wichtiger als die
Erfüllung des menschlichen Gebotes der Pietät und der Kindespflicht. Da
gilt: „Wer Vater und Mutter“ - zumal wenn sie verstorben sind - „mehr
liebt denn Mich, ist Meiner nicht wert“ (Matth. 10,37)! - Wie häufig
schon ist die Rücksicht auf Verstorbene zum ewigen Verderben geworden
für Menschen, die die Notwendigkeit der eigenen Herzensbekehrung
einsahen, denen aber die (seelische) Gemeinschaft mit den schon Toten
(die bei Lebzeiten Feinde Gottes waren und ihre Angehörigen vom Heil in
Christo fern hielten) und mit deren noch lebenden, aber geistlich toten
Freunden und Verwandten wichtiger und wertvoller war als die ewige
herrliche Gemeinschaft mit dem HErrn und den Seinen! -
Was ist Er uns wert?
Frage 20
Ist nach Eph. 4,6 Gott der Vater aller Menschen, oder nur der Gläubigen?
Antwort A
Der Brief ist an die Heiligen und Treuen, die in Ephesus sind,
gerichtet, und nicht an alle Menschen, die in Ephesus damals wohnten
(1,1); und so verhält es sich mit allen Briefen der Apostel, sie sind
immer nur an Gläubige gerichtet. Wohl ist Gott der Schöpfer aller
Menschen und auch ihr Erhalter (1. Tim. 4,10), aber Er kann nur für die
Gläubigen der Vater sein. Gott zum Vater haben setzt eben nach Joh.
3,5-8 voraus, von neuem geboren zu sein, somit das Kindesverhältnis, und
in diesem gesegneten Kindesverhältnis standen diese Gläubigen in
Ephesus, wie es ersichtlich ist aus dem ersten und zweiten Kapitel des
Briefes. Es war die Gnade Gottes und ihrerseits die
persönliche Erfahrung dieser Gnade, welche sie in dies Verhältnis
brachte. Und nun war Gott ihr Vater durch und in Christo Jesu. - Im
Evang. Joh. spricht der Herr Jesus sehr viel von Seinem Vater, und am
Ende Seines Weges hienieden und am Schluß Seiner Unterredungen mit
Seinen Jüngern betrachtet und behandelt Er sie, d. h. die, welche Ihm
treu nachfolgten, schon als in diesem Verhältnis zu Seinem Vater stehend
(Kap. 16 und 17). Und in Kap. 20,17 sagt Er ihnen: „Ich fahre auf zu
Meinem Vater und zu eurem Vater.“ Welch köstliches Verhältnis ist dies
doch, wie auch geschrieben steht in 1. Joh. 3,1.2!
Tausende in der Namenchristenheit beten täglich (und wie oft!): „Unser
Vater in dem Himmel“ und haben Gott in Seiner großen Gnade und
Barmherzigkeit zu ihrer Errettung in Christo Jesu nicht erkannt noch
erfahren! Wie schrecklich und welch ein Betrug!
F. B.
Antwort B
Die Liebe Gottes hat sich zunächst darin geoffenbart, daß Er Seinen Sohn
sandte (Joh. 3,16.17). Er will die Rettung des einzelnen, und in Joh.
1,12 lesen wir: „So viele Ihn aber aufnahmen, denen gab Er das Recht,
Gottes Kinder zu werden.“ Dies ist gewissermaßen die Eingangspforte.
Später in Joh. 17,6-13 redet der Herr Jesus zum Vater von den Seinen und
sagt: „Ich habe ihnen Deinen Namen geoffenbart.“ Es war dies der
Vatername. Wir sehen, daß der Sohn uns erst den Vater geoffenbart und
die an Ihn Glaubenden zu Gottes Kindern gemacht hat (Joh. 1,12 u. 18).
Als Gesamtzeugnis besitzen wir nun als die Seinen Sein Wort und sind
nicht von der Welt. Darum auch die Bitte Jesu an den Vater: „Bewahre sie
in Deinem Namen, bewahre sie vor dem Bösen, heilige sie durch die
Wahrheit“ (Joh. 17,15.17). Wenn der HErr an die Welt denkt, sagt Er
„gerechter Vater“, wenn Er für
Sich redet, sagt Er nur „Vater“, redet Er aber von den Seinigen, sagt Er
„heiliger Vater“. Aber noch mehr! Jesus redet in Joh. 17 zum Vater
betreffs der Einheit und in V. 26 davon, wie die Seinen auf dem Wege
fortdauernd die Vaterliebe genießen sollen. Wir sehen also unsere
Herkunft, unsere gegenwärtige Stellung und Bewahrung und unser
zukünftiges Teil. Auch Joh. 20 läßt Er den Seinigen ihre neue Stellung,
welche sie genießen und mit Ihm haben sollen, verkündigen, wenn Er ihnen
sagen läßt: „Gehe aber hin zu Meinen Brüdern und sprich zu ihnen: ,Ich
fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater und zu Meinem Gott und
eurem Gott‘.“
(V. 17.)
Auf der gleichen Linie bewegt sich Paulus hier im Epheserbrief, wenn er
den Gläubigen zeigt, daß dieses Verhältnis zu Gott für sie keine leere
Annahme, sondern eine praktische Tatsache ist, welche sich darin
verwirklicht, dass wir von Gott, dem Vater, gesegnet sind mit jeder
geistlichen Segnung (Eph. 1,3). Diese Segnungen wurden geschenkt:
„nachdem ihr geglaubt habt“ (V. 13). Wenn nun die Gnade Gottes aus
Heiden und Juden Personen herausnimmt, um einen Leib, eine neue
Schöpfung zu bilden, so handelt es sich um Personen, die in eine neue
Stellung gebracht sind. Auf diese Stellung gründet der Apostel seine
Ermahnung, „würdiglich der Berufung zu wandeln, mit welcher sie berufen
sind“, und gleichzeitig zeigt Paulus das Band, das zwischen all den
Gliedern des Leibes geknüpft ist: „das Band des Friedens“, welches zur
Darstellung kommt in „einem Leibe, einem Geist, einer Hoffnung, einem
Herrn, einem Glauben, einer Taufe“ und über diesem allem „einem Gott und
Vater aller“ (4,1-6). Somit ist Gott der Vater aller derer, die durch
dieses Band verbunden sind und diese Einheit des Geistes bewahren im
Bande des Friedens. So kann unsere Frage nur dahin beAntwortet
werden, daß Gott nur der Vater der Gläubigen ist, denn eine
Zugehörigkeit zu Gott als Vater setzt Kindschaft voraus, und als
Kennzeichen dieser Zugehörigkeit zum Vater gibt Johannes ein bestimmtes
Merkmal, wenn er sagt: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die
Kinder des Teufels. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus
Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt“ (1. Joh. 3,10).
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Aus dieser Stelle für alle Menschen das Recht, Gott „Vater“ zu nennen,
abzuleiten, heißt „das Wort der Wahrheit nicht recht teilen“ (2. Tim.
2,15), ebenso wenn man zu dem Zweck, alle Menschen als Kinder Gottes
ansehen zu können, die Stelle Mal. 2,10 oder Jes. 63,8 u. a. mißbraucht.
In diesen Fällen nimmt man dem alttestamentlichen Bundesvolk Israel, das
Gott Sich zu Seinem Volk erwählt hatte, was damals nur diesem Volk
gehörte, und in jenem Fall macht man sich selbstherrlich ein „Recht“ zu
eigen, das aus Gnaden allein denen vom HErrn gegeben ist, die
nach Joh. 1,12 an den Namen des Sohnes Gottes glauben (im Sinne der
Schrift). - Es ist ein fast unübertreffliches Meisterstück Satans, das
er damit fertig gebracht hat, daß er menschlich berufene Führer der
Namenchristenheit inspirierte, alle Menschen, die je unter dem Schall
des (in diesen Fällen leider mehr oder weniger falsch verkündeten)
Wortes Gottes saßen, mit dem Worte „Christen“ oder ähnlich anzureden
oder die Briefanreden der Schrift ohne weiteres auf jeden anzuwenden,
der äußerlich den Namen „Christ“ trägt, oder solchen durch Erziehung und
Unterricht beizubringen, daß sie „Kinder Gottes“ seien, also ohne echte
Wiedergeburt, ohne Buße und wahre Herzensbekehrung, ohne persönlichen
Heilsglauben an Jesus Christus! Welche VerAntwortung
haben solche Führer! Welche Schuld laden solche armen „blinden
Blindenleiter“ auf sich!
Wie klar zeigt unser Wort im Zusammenhang, daß allein solche, von denen
Kap. 2 gilt, gemeint sind mit dem Wort „aller“ in 4,6! Gehörst du dazu,
lieber Leser? Hast du nach Röm. 8,8.9.14-17 das Recht, „Abba, Vater“ zu
sagen? Kannst du den Vater anbeten in Geist und Wahrheit? (Joh. 4,23.)
Teure Geschwister, laßt uns wachen darüber, daß der kostbare Vatername
nicht mißbraucht wird von denen, die kein Recht, denselben zu
gebrauchen, haben! Und möge dieser Nane uns Kindern Gottes stets
köstlicher werden! (Joh. 17.)
Frage 21
ist auf Grund der Heiligen Schriften die Braut Christi Israel oder die
selige Gemeinde (der Leib) Christi?
Antwort A
Gott redet zu den Menschen so, wie sie es verstehen können. Dazu benutzt
Er vielfach Bilder aus dem menschlichen Leben. Ein solches Bild ist es
auch, wenn Er in Beziehung zu unserem HErrn von einer „Braut“ spricht.
Das Wort „Braut“ deutet das Vorhandensein eines innigen Verhältnisses
der Liebe an und zugleich das Bestehen einer Verbindung, die aber noch
der Vollendung entgegensieht. Sicherlich gehört die Braut ganz und
völlig dem Bräutigam ihrem Herzen und ihrer ganzen Person nach, aber
noch ist die äußerliche Vereinigung nicht erfolgt, noch teilt sie nicht
den Platz mit ihm. Letzteres ist erst von der Hochzeit an der Fall. -
Eine besonders liebliche und vollkommene Darstellung des
Brautverhältnisses, gekennzeichnet durch gegenseitige innigste Zuneigung
und Hingabe, ist uns gegeben in dem „Lied der Lieder“, dem herrlichen
Hohenliede.
Ein solches Brautverhältnis besteht ohne Frage gegenwärtig zwischen der
Versammlung oder Gemeinde und dem HErrn. Dieses ist
wunderbar zutreffend vorgebildet in der Rebekka, durch den Knecht
Abrahams für dessen Sohn Isaak geworben und auf dem Wege zu ihm durch
die Wüste, geführt durch den treuen Knecht, der ihr von ihm erzählt, für
den sie sich entschieden und dem sie sich anvertraut hat für immer,
obgleich ihr Auge ihn noch nicht gesehen hat (1. Mose 24). Eine
Andeutung dieses Verhältnisses finden wir auch in 2. Kor. 11,2.3,
während in Eph. 5,22-33 das Wort weiter geht und die Versammlung oder
Gemeinde als das „Weib“ betrachtet - dies spricht von einem vollendeten
Zustande -, weil es sich dort um das Untertansein des Weibes,
beziehentlich der Gemeinde einerseits (V. 22-24) und die Liebe des
Mannes, beziehentlich des HErrn zu ihr andererseits (V. 25-28) handelt.
Zugleich ist in dieser Schriftstelle an der Hand des gebrauchten Bildes
das wunderbare Verbundensein oder Einssein des Weibes mit dem Manne,
beziehentlich der Versammlung oder Gemeinde mit dem HErrn hervorgehoben
(V. 29-32).
Ebenso redet aber das Wort Gottes - und zwar im Alten Testamente - von
Israel als Braut; siehe Ps. 45,9b-11; Jes. 54,5-7; 62,4.5; Hos.
2,19.20. Auch das schon erwähnte Hohelied, dieses wunderbare Lied der
Liebe, bezieht sich zunächst auf Israel.
Was die „Hochzeit des Lammes“ in Offenb. 19,7-9 und das „neue Jerusalem“
- „von Gott bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“ (Offenb.
21,2), „die Braut, das Weib des Lammes“ (21,9) - betrifft, so sind die
Auslegungen darüber sehr verschieden. Die einen sagen, es sei die
Gemeinde,
andere, es sei Israel, und wohl noch andere, es sei beides. Aus
verschiedenen Schriftgründen ist mir persönlich bis jetzt keine dieser
Auslegungen befriedigend, und ich warte noch auf Klarheit vom HErrn
darüber. Das aber erscheint mir gewiß auf Grund des Wortes, und dahin
möchte ich meine vorstehenden Darlegungen zusammenfassen:
Gegenwärtig
ist die Versammlung oder Gemeinde die Braut des HErrn, die Er bald
verherrlicht dort einführen wird, wo Er ihr die Stätte bereitet hat. Ihr
Teil ist himmlisch, ihr Platz in der Herrlichkeit. Sodann tritt Israel
hienieden an ihre Stelle. Dasselbe wird dann auf Ihn warten und nach Ihm
sich sehnen, um dann, wenn Er kommt, eingeführt zu werden in die
verheißenen Segnungen des Tausendjährigen Reiches. Israel ist die Braut
Christi für diese Erde. Ihr Teil ist irdisch, ihr Platz auf dieser (dann
wiedergeborenen) Erde.
Preis und Dank sei unserem Gott und Vater und unserem Heilande und HErrn
für alle die Liebe und Gnade, die in diesem Gegenstande vor den Augen
unseres Herzens enthüllt ist, Dank für das herrliche Teil, das uns
geschenkt ist!
Th. K.
Antwort B
Wie uns Petrus in seinem Brief (1. Petr. 2) die Gemeinde als das
geistliche Haus und den Herrn Jesus als den Eckstein zeigt, so zeigt uns
in gleicher Weise der Epheserbrief die Gemeinde als Leib. Aber wir sind
nicht als Einzelwesen errettet, Christus starb, um die zerstreuten
Kinder Gottes in eins zu versammeln. So sind wir einerseits alle Glieder
Seines wunderbaren Leibes (Eph. 5,30), unauflöslich mit Christus, dem
Haupte, und miteinander als Glieder verbunden (1. Kor. 12,13). Diese
Wahrheit von dem einen Leibe war ein Geheimnis (Eph. 3,4.5). Es war das
Geheimnis des Willens Gottes, alles unter ein Haupt zusammenzubringen.
Christus sollte als Haupt über alles nicht allein sein. Die nach dem
Vorsatz Gottes Zuvorbestimmten, die Braut, das Weib des Lammes, sollten
in Ihm ein Erbe erlangen und mit Ihm alles teilen (V. 6). So sehen wir,
daß die Gemeinde der Leib genannt wird, und dieser Leib ist auch das
Weib (Eph. 5,29-33). Wenn uns nun im Alten Bunde ebenfalls die
Bezeichnung Israels als Braut begegnet, so dürfen uns solche Stellen
nicht irre machen, denn diese Benennung gilt für Israel als das Volk
Seiner Wahl auf Erden mit zeitlichen Segnungen. Zu jener Zeit, wo der
HErr Seine Gemeinde entrückt, hat sich Israel noch gar nicht bereitet,
folglich kann es nicht die Braut im neutestamentlichen Sinne sein.
Während nun einerseits aller derer, die den Herrn Jesus nicht lieb
haben, bei Seinem Kommen eine gerechte Vergeltung wartet, so liegt
andererseits in dem Kommen des HErrn der süßeste Trost für diejenigen,
die Sein Erscheinen lieb haben. Dies ist auch sehr einleuchtend, und
hieraus verstehen wir auch am besten, wer die Braut sein muß. Dies Bild
der Braut darf weder mit dem kommenden Reich Gottes verwechselt werden
noch schließt es die alttestamentlichen Heiligen in sich, denn die
Gemeinde wurde erst gegründet, nachdem Christus gekommen war (Matth.
16,18). An Pfingsten begann sie (Apgesch. 2), und bei der Entrückung
wird sie vollendet sein (1. Thess. 4,17). Sie ist gleichsam eine
Einschaltung in Gottes Handeln mit dem Volke Israel. Während dies seines
Unglaubens wegen ausgebrochen wurde, hat der HErr die Gemeinde
eingepfropft (vergl. Röm. 11!). Johannes der Täufer, als der letzte
Vertreter des Alten Bundes, ruft aus: „Der die Braut hat, ist der
Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der da steht und ihn höret,
ist hocherfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude ist
nun erfüllt“ (Joh. 3,28.29). Ferner sagt uns der Prophet Maleachi Kap.
4,2, daß aufgehen wird für Israel
„die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln“; im Gegensatz
hierzu wird uns in Offenb. 22,16 bezeugt: „Ich, Jesus, habe Meinen Engel
gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen. Ich bin die
Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.“ Nun geht
aber dem Sonnenaufgang das Aufgehen des Morgensternes voraus, und
zwischen der Zeit, wo der Herr Jesus als der glänzende Morgenstern
kommt, und der Stunde, wo Er als die Sonne der Gerechtigkeit erscheinen
wird, werden Gerichte die Erde heimsuchen, denen die Gemeinde entrückt
ist. Wir sehen hieraus, daß die Braut in der Offenbarung himmlisch ist,
denn nur sie ruft täglich: „Komm!“ (Offenb. 22,16.17.) Auch ist die
Hochzeit nicht auf der Erde, wo Israel wohnt, ebenso ist die Braut nicht
auf der Erde, vielmehr sie kommt vom Himmel herab mit dem Herrn Jesu
(Offenb. 21,10). Und wenn uns Offenb. 19,7.8 gesagt wird: „Die Hochzeit
des Lammes ist gekommen, und Sein Weib hat sich bereitet. Und es ward
ihr gegeben, daß sie gekleidet sei in weiße Leinwand, glänzend und rein,
denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“, so sehen
wir, daß Offenb. 21,10 nicht für Israel gelten kann, sondern für ein
Volk oder eine Gemeinde, welche schon zubereitet ist. Demnach kommt der
Herr Jesus mit Seiner schon geschmückten und schon bereiteten Braut vom
Himmel herab zu Seinem noch nicht bereiteten Volke Israel. Diese
bildlichen Bezeichnungen für unsere innigen und bleibenden Beziehungen
zu Christo sollen uns ermuntern, auszuharren und zu wachsen an Christo,
dem lebendigen Haupte, aus welchem der ganze Leib wohl zusammengefügt
und verbunden ist usw. (Eph. 4,15-17). Christus als das Haupt und die
Gemeinde als der Leib bilden gemäß Eph. 4,13 zusammen einen vollkommenen
Mann (Matth. 19,4-6 und Eph. 5,31). Darum wird die Gemeinde ermahnt, den
Heiligen Geist nicht zu betrüben, mit welchem sie versiegelt ist auf den
Tag der Erlösung (Eph. 4,30), und mit den Worten 5,1-21, um verherrlicht
dargestellt zu werden, ohne Flecken und Runzel, heilig und tadellos
(Kap. 5,26.27). In V. 30 und 31 sehen wir, wie Leib und Weib als eins
gekennzeichnet werden. Danach fährt Paulus fort Kap. 5,32: „Dieses
Geheimnis ist groß; ich aber sage es in bezug auf Christum und auf die
Versammlung.“ Hier wird die Ehe vollendet. Braut und Bräutigam kommen
zusammen. Kann es noch etwas Klareres und Köstlicheres geben als diese
Linien der Schrift? In ihnen haben wir durch den Heiligen Geist ein
Unterpfand, einen Vorschmack der himmlischen Freude. Wenn wir aber den
Unterschied zwischen Gemeinde (Braut) und Reich (Israel) verwischen, so
verlieren wir die lebendige Hoffnung dieser Wahrheit. Der HErr wird
nicht über die Gemeinde herrschen, sondern sie soll mit Ihm herrschen
(2. Tim. 2,12).
Ph. W.
Antwort C
Für diese Frage kommt besonders Offenb. 21 in Betracht. Die Meinungen
teurer und schriftkundiger Brüder gehen über diese Frage auseinander.
Alle stimmen überein, daß in Joseph, Mose und Boas, welche sich Weiber
aus den Heiden nahmen, uns Vorbilder von der Erwählung aus den Nationen
gegeben sind; und ebenso, daß die Ehe das Bild des innigen
Verbundenseins der Gemeinde mit Christo ist. Etwas anderes aber ist es:
Was bedeutet: „Komm her, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes
zeigen“ (Offenb. 21,9)? Ist mit der Braut das Weib, Israel oder die
Gemeinde gemeint?
1. Die Vertreter der Meinung, daß Israel die Braut sei, erblicken
ein wichtiges Merkzeichen für ihre Auffassung darin, daß in Verbindung
mit der Braut von Christum als dem Lamm geredet werde: „die Braut, das
Weib des Lammes“. Sie sagen, dieser Titel sei jüdisch, er
verweise auf das Passah und auf die Opfer. Johannes der Täufer, dessen
Mission rein jüdisch war, weist das Volk Israel auf das
auf die Opfer. Johannes der Täufer, dessen Mission rein jüdisch war,
weist das Volk Israel auf das Lamm Gottes hin. Der Titel „Lamm Gottes“
wird nicht in den Briefen gefunden; er erscheint erst wieder in der
Offenbarung. 1. Petr. 1,19 ist an Juden geschrieben. Der Ausdruck „Lamm“
ist dort bildlich „als eines Lammes“, während der HErr mehr als
zwanzigmal in der Offenbarung als „das Lamm“ erscheint.
Die Braut ist das Weib des Lammes. Jedenfalls eine Verbindung mit Jes.
62,5 und Jes. 61,10. Rebekka ist ein Vorbild von dem Weibe des Lammes.
Im Gegensatz zu den heidnischen Weibern Josephs, Moses und Boas durfte
Isaaks Weib nicht von den Kanaanitern genommen sein. Israel wird in der
Zukunft die beiden Charaktere des Weibes und der Braut verbinden: Als
Weib, weil es längst zuvor erwählt, geliebt und als Volk mit Jehova
vermählt war; als Braut, weil es erneuert und geläutert in bräutlicher
Liebe vor Ihm steht.
Die Gemeinde ist der Leib Christi, die „Stadt“ (Off. 21,2) aber
ist nach Jes. 60,14.18-20 Israel. Nirgends finden wir in den Briefen die
Gemeinde als Stadt noch als Jerusalem. Als Tempel wird die Gemeinde
gesehen; aber Offenb. 21,22 sagt, daß kein Tempel in der Stadt ist.
Jerusalem droben wird unsere Mutter genannt (Gal. 4,26), weil wir das
Wort Gottes, durch das wir neugeboren, von ihr empfangen haben. Sie
kommt aus dem Himmel, um das Licht der neuen Erde zu sein, während die
Gemeinde himmlisch ist und keine irdische Wohnstätte.
Die Mauern der Stadt weisen ebenfalls auf die Mauern der Umzäunung
Israels hin, die jetzt zwar abgebrochen sind (Eph. 2,14), aber zu jener
Zeit wieder gefunden werden, und die uns das Volk abgesondert von den
Nationen zeigen. Und jedes Tor trägt den Namen eines Stammes Israels,
welches zeigt, daß die Stadt Israel ist, da die Gemeinde keine Stämme
hat.
Die Grundlagen der Mauern tragen die Namen der zwölf Apostel „des
Lammes“. Wenn die Stadt die Gemeinde wäre, so dürfte der Name des
Apostels der Gemeinde, Paulus, auf der Grundlage nicht fehlen. Der Geist
und die Braut rufen: „Komm!“ das heißt: heute ruft der Geist und an
einem späteren Tage wird die Braut (Israel) rufen: „Komm!“
2. Diesen Auffassungen gegenüber steht die Meinung jener, die sagen,
daß die Braut die Gemeinde sei, und diese Auffassung drückt auch
meine Überzeugung aus.
Zunächst ist es wichtig, zu beachten, daß „Braut“ und „Weib“ Bilder
sind, die die innige Verbindung der Gemeinde mit Christo ausdrücken.
Wenn nach 2. Kor. 11,2 die Hingabe und Reinheit der Gemeinde wie die
einer Braut sein soll, so hat das Bild doch nur einen Wert, wenn dem
Brautstand auch die Vermählung folgt. Aus Ephes. 5 lernen wir, daß
Christus Seines Leibes Heiland ist (etwas, was von dem Manne nicht
gesagt werden kann), und dann, daß Er die Gemeinde geliebt und Sich
Selbst für sie hingegeben hat, ... auf daß Er Sich Selbst die Gemeinde
verherrlicht darstellte. Adam konnte nichts tun, um sein Weib zu
erlangen, aber Christus gab Sich Selbst für sie und will sie Sich
verherrlicht darstellen - ohne Flecken oder Runzel. Hat die Gemeinde
kein Recht, nach diesem Tage ihrer Darstellung als Sein Weib, als mit
Ihm verbunden auszuschauen? Gott „baute“ im Anfang ein Weib und brachte
es zu Adam, und sie wurden zu einem. Das, was dort geschah, ist ein
Vorbild von Christus und der Gemeinde (Eph. 5,32). Das Vorbild: Adam und
Eva im 1. Buch Mose - und die Vollendung Christus und Sein Weib am
Schluß der Offenbarung!
So verschieden auch von der Gemeinde geredet wird, sei es als Ackerfeld,
als Bau, als Haus, als
Tempel, als Leuchter usw., so vermissen wir bei diesen doch etwas,
nämlich die Seite der Liebe. Diese findet ihren vollen Ausdruck in dem
Bilde der Gemeinde als Braut und Weib des Lammes. In allen anderen
finden wir VerAntwortlichkeit
- Wirksamkeit des Geistes - Rechte des HErrn usw. Auch in dem köstlichen
Bilde der Gemeinde als Leib - als Glieder des Hauptes - finden wir wohl
Einheit und Abhängigkeit, aber von der Liebe der Glieder zum Haupte kann
nicht geredet werden. Die Seite der Liebe und die Entfaltung der
Herrlichkeit Gottes finden wir in der Gemeinde als der Braut, dem Weibe
des Lammes.
Warum soll eine Schwierigkeit darin liegen, von der Gemeinde als in
Verbindung mit dem „Lamme“ zu reden? Hat die Gemeinde nichts mit dem
„Lamme“ zu tun? Starb Er nicht am Schlachttage des Passah, um die
zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln, und sagt nicht Paulus
der Gemeinde in Korinth: Auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet?
(1. Kor. 5,7.) Und mit wem verbindet Johannes der Täufer das Lamm, mit
Israel oder mit der Welt? „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der
Welt wegnimmt“ (Joh. 1,29). Wenn das Lamm vor unserer Seele
steht, so gehen unsere Gedanken sofort nicht nach Israel, sondern nach
Golgatha, wo Er als der Verworfene wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt
wurde, und die Braut des „Lammes“ ist die mit dem Verworfenen und
Geschlachteten Verlobte (2. Kor. 11,2).
Wenn das Lamm„jüdisch“ ist, dann kann man auch sagen, die
Vorbilder, das Blut, der Hohepriester usw. seien jüdisch. Aber dem Lamme
wird das Jubellied gebracht: „Du bist geschlachtet und hast für Gott
erkauft durch Dein Blut aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation“
(Offenb. 5,9).
Ebenso ist es mit der „Stadt“. Ich finde keine Schwierigkeit darin, daß
der Ausdruck „Stadt“ in den übrigen Briefen nicht gefunden wird. Die
Schreiber wurden vom Heiligen Geiste inspiriert, uns von verschiedenen
Gesichtspunkten aus die Gemeinde zu zeigen. Wenn Paulus auch in anderen
Weisen als Johannes von der Gemeinde spricht, so ist doch völlige
Harmonie da. Wenn von uns als „Schafen“, als „Brüdern“, als „Gliedern
Christi“ gesprochen wird, wird dadurch, wie man sagt, die Harmonie
gestört? Paulus spricht im ersten Kapitel des Epheserbriefes vom
„Leibe“, im zweiten Kapitel vom Bau: „auferbaut auf“ und
von „Mitbürgern“; Johannes sagt dem Überwinder der Philadelphia-Gemeinde
(Offenb. 3,12), daß auf ihn der Name der Stadt ... des neuen Jerusalems
geschrieben werden soll. Ist da keine Verbindung mit der Stadt - dem
neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt?
Nach dieser Stadt schauen wir heute aus (Hebr. 13,14), wie auch Abraham
es tat (Hebr. 11,8-16). Es ist die Stadt Jerusalem droben, von welcher
Paulus zu den Galatern redet als von unserer Mutter. Dies Jerusalem
droben war schon damals eine gegenwärtige Wirklichkeit, die der Glaube
sah und mit der die Galater verbunden waren. Wie kann damit das
wiederhergestellte Israel der letzten Tage gemeint sein?!
Viele Stellen werden oft aus den Propheten angeführt, um zu beweisen,
daß Israel das Jerusalem, die Stadt, die Braut ist. Diese Stellen aber
reden von dem irdischen und nicht von dem aus dem Himmel
herniederkommenden Jerusalem. Paulus redet vom Jerusalem „droben“, und
Johannes betont immer wieder, daß er von dem Jerusalem spricht,
das aus dem Himmel herniederkommt (Offenb. 3,12 und 21,2.10). Wie kann
hier an das zurückgeführte Israel gedacht werden?! In der ganzen Schrift
finden wir kein Wort, daß Israel gen Himmel genommen wird und von dort
mit seinem Messias herniederkommt. Dies wird uns allein von der Gemeinde
gesagt. Wie einfach ist alles, wenn
wir in der Stadt die Gemeinde sehen!
Die Stadt gibt uns das Bild einer Verwaltung. Die Bezeichnungen „Stadt“,
„Braut“, „Weib“ geben uns Charakterzüge, welche die aus dem Himmel
herniedergekommene Gemeinde (mit dem HErrn in ihrer Mitte) in jener Zeit
tragen wird. Über die Stadt wird gesagt (Offenb. 21,3), daß sie die
Hütte, die Aufenthaltsstätte Gottes bei den Menschen ist. Die Gemeinde
steht im Mittelpunkt der Verwaltung. Sie ist, wo Er ist. Christus und
die Gemeinde sind untrennbar. Von der Stunde der Entrückung an sind wir
„allezeit beim HErrn“ (1. Thess. 4,17). Da ist kein Platz, wo Er ohne
die Gemeinde wäre. Wo Er ist, sind wir, und wo wir sind, ist Er.
Manche meinen, die Namen der zwölf Stämme an den Toren der Stadt
bewiesen, daß die Stadt Israel sei. Aber wo ist für solche ein
Schriftgrund? Man kann nicht von den Toren eine Erklärung ableiten,
abgesehen von der Mauer und den Grundlagen. Die Tore sind ein
Teil der Mauer, und die Mauer mitsamt den Toren sind auferbaut auf die
Grundlagen der Apostel, deren Namen sie tragen. Und Eph. 2,20 sagt uns,
daß die Gemeinde (aber nicht Israel) auferbaut ist auf die Grundlage der
Apostel ... Waren je die Apostel die Grundlage Israels? Denken wir da
nicht vielmehr an Abraham usw.? Allgemein zeigt uns die Schrift, daß in
den Toren der Sitz der Richter war; und hier, glaube ich, finden wir
weiteres Licht über das Wort des HErrn zu den Aposteln (die zur Gemeinde
gehören), daß sie auf zwölf Thronen sitzen sollten (gleichsam in den
Stadttoren), richtend die zwölf Stämme Israels, und so zeigen uns die
Tore den Verkehr und die Verbindung Israels mit der Gemeinde - der Stadt
zur Zeit der Herrschaft Jesu.
Dann wird oft die Frage gehört, welchen Platz Paulus zu den zwölf Namen
auf den Grundlagen einnimmt. Als Paulus zur Gemeinde kam, war gleichsam
die Anfangsgrundlage schon da. Sein einzigartiger Dienst dürfte mehr mit
der Gemeinde als einem Ganzen als in dem Rahmen dieser Stelle (Offenb.
21,14) betrachtet werden. In dem ganzen Zusammenhang tritt die Zwölfzahl
hervor, aber nicht die Einzelnamen; über diese schweigt die Schrift, und
was wollen wir reden? Wir würden Schwierigkeiten finden bei der
Namenbestimmung der Stämme und auch der Apostel!
Immer wieder müssen wir beachten, daß die Offenbarung ein Buch der
Zeichen und Gesichte ist. Dem Apostel wurden die zukünftigen Ereignisse
gezeigt- „durch Zeichen kundgetan“ (Offenb. 1,1). Wir sehen hier
die ewigen Dinge der unsichtbaren Welt in dem Spiegel der vergänglichen
Dinge der sichtbaren Welt. Wie wir nicht an ein „Lamm“ denken im
buchstäblichen Sinne des Wortes, ebensowenig können wir „Braut“, „Weib
des Lammes“ buchstäblich, materiell, nehmen. Damit schwindet die
Schwierigkeit, daß von Israel in der Verbindung mit seinem Messias
in dem Bilde einer Braut geredet wird, und daß Israel die „Vermählte“
Jehovas ist, die für die gegenwärtige Zeit als eine Ehebrecherin
verlassen, aber an einem späteren Tage als die Königin zur Rechten des
Königs gefunden wird (Ps. 45).
Außer der Gemeinde, der Braut, dem Weibe des Lammes, sind andere Heilige
im Himmel, die nicht zur Gemeinde gehören, Genossen der ersten
Auferstehung, Geladene zum Hochzeitsmahl des Lammes - Heilige, die mit
Abraham nach der himmlischen Stadt ausschauten; alle diese, deren Namen
im Buche des Lebens stehen, werden in ihrer Verbindung mit der Stadt
gezeigt in Offenb. 21,27 und 22,14.15, ohne daß dadurch das Gepräge der
Stadt, die Braut, das Weib des Lammes verändert würde.
Der Geist und „die Braut“ sagen: „Komm!“ Kann hier mit der Braut Israel
gemeint sein? Wenn von
Israel als Braut geredet wird, so ist der Tag des Frohlockens
angebrochen, und es besitzt seinen Messias (Jes. 61,10.11 und 62,1-6).
Kann es dann noch rufen: „Komm!“? Das Zeugnis des Rufes: „Komm!“ ist an
die Gemeinde gerichtet (Offenb. 22,16). Der Gemeinde
offenbart Er Sich als der „glänzende Morgenstern“ (nicht Israel, s. Mal.
4,2). Und an diesen sich als „glänzenden Morgenstern“ offenbarenden
Herrn richtet sich das „Komm“ des Geistes und der Braut.
Nicht nacheinander, sondern vereint rufen Geist und Braut „Komm!“
Aber Israels Erwartung ist die „Sonne der Gerechtigkeit“ und nicht der
Morgenstern!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Der in den vorliegenden
Antworten
nach allen Seiten beleuchtete Gegenstand scheint in der Gegenwart vielen
Schwierigkeiten zu machen. Wir sind nun durchaus nicht gewillt, dadurch,
daß wir drei im wesentlichen gleichgeartete
Antworten
aufgenommen haben, die darin vertretene Anschauung, (der wir uns
allerdings aus langjähriger Überzeugung anschließen), als Dogma, d. h.
unumstößlichen Lehrsatz aufzustellen. Wir hätten auch entgegengesetzte
Anschauungen zu Worte kommen lassen, aber es wurden uns keine solche
Antworten
gesandt! - Ein Grund für die Meinung, Israel sei die Braut, das Weib des
Lammes, liegt unseres Erachtens in dem, wie wir glauben, gänzlich
ungerechtfertigten Bestreben, die Offenbarung und andere Bücher des
Neuen Testaments als ausschließlich Israel gehörend anzusehen. Wir
vergessen durchaus nicht, daß es verschiedene Haushaltungen Gottes gibt
und daß Sein Wort nur, wenn man dies berücksichtigt, „recht geteilt“
werden kann (2. Tim. 2,15; vgl. Seite 88 oben!), aber jenes Bestreben
geht durchaus zu weit und beraubt die Gemeinde des HErrn köstlicher
Worte und Bücher - ohne wirklich stichhaltigen Grund! Wer es nun fertig
bekommt, sogar Offenb. Kap. 2-3 auf Israel (in der Zukunft) zu deuten,
statt auf die Gemeinde des HErrn - somit Kap. 1,19 gänzlich außer acht
lassend! -, der wird natürlich „Braut“ und „Weib“ in Offenb. 19-22 auch
nur Israel zuschreiben. Wir persönlich können diese letztere Auffassung
aber wahrlich nicht teilen und lehnen sie völlig und grundsätzlich ab.
Wer dieser letzteren absoluten Übertragung der Offenbarung auf Israel
nicht beistimmt, dennoch aber meint, in Israel „Braut“ und „Weib“ des
Lammes sehen zu sollen, dem dienen die obigen reichhaltigen
Antworten
vielleicht mit dazu, der anderen Anschauung Ohr und Herz zu öffnen. Dazu
noch zwei kleine Winke: Wenn die abgefallene Christenheit, die Hure,
unter dem Bilde des Weibes und der Stadt gezeigt wird (Offenb. 17.18),
wie natürlich, in der himmlischen Stadt und dem Weib die himmlische
Gemeinde zu sehen! - Die erste Erwähnung der Gemeinde in
Matth. 16,18 (oder ist auch hier nur Israel gemeint?) ist ein Bau
und die in der Offenbarung- eine Stadt! Wie wunderbar paßt dies
zusammen!
Möge der HErr uns allen durch Seinen Geist das Verständnis mehren für
Sein Wort und für das Seine nach Joh. 16,13-15!
Geleitswort an den Leser:
„... Und Er legte Seine Rechte auf mich und sprach: fürchte dich
nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige und Ich war
tot, und siehe, Ich bin lebendig in die Zeitalter der Zeitalter und habe
die Schlüssel des Todes und des Hades.“
Offenbarung
1,17.18.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 22
Welche vorbildliche Bedeutung hat das Buch Ruth, und welche
praktische Belehrung (Röm. 15,4) gibt es uns?
Antwort A
In Ruth, der Hauptperson dieses Buches, haben wir ein
vortreffliches Vorbild eines Lebens „aus Glauben zu Glauben“ (Röm.
1,17).
Sie gibt uns Kap. 1,16-18 im Bilde das Beispiel eines Menschen, der sich
im Glauben zur Nachfolge des HErrn entscheidet, bereit, sein Kreuz auf
sich zu nehmen und alles zu verlassen (Matth. 10,37-39), indem er sich
nunmehr als Bürger Seines Reiches betrachtet (Phil. 3,20), in das er
durch Ihn versetzt worden ist (Kol. 1,13), und sich eins weiß mit allen
denen, die Christi Geist haben (Röm. 8,9; 1. Kor. 12,13).
In Kap. 1,19-22 und Kap. 2 wird uns durch sie die praktische Nachfolge
des HErrn vorgebildet, deren Höhepunkt im dritten Kapitel in
weltüberwindendem Glauben (Röm. 8,37; 1. Joh. 5,4.5), dessen herrlicher
Lohn uns im 4. Kapitel veranschaulicht wird (vergl. Off. 2,7.11.17.26;
3,5.12.21 u. a. m.!).
Orpa
(Kap. 1,6-15) gibt uns dagegen dieselbe traurige Belehrung wie der
reiche Jüngling, der lieber auf die Nachfolge des HErrn verzichtete, als
sich zu lösen von dem, woran sein Herz hing (Matth. 19,13-24).
Elimelech
und seine Familie (Kap. 1,1.2) erinnern uns an Gläubige, die
„noch fleischlich sind und nach Menschenweise wandeln“ (1. Kor. 3,1-3),
indem sie zur Selbsthilfe greifen (vergl. auch 1. Mose 20 und 26!),
anstatt „hinwegzuschauen auf Jesum hin, den Anfänger und Vollender des
Glaubens“ (Hebr. 12,2). Noomi allein wird wieder zu gesegnetem
Leben zurückgebracht wie einst Petrus nach seiner schweren Verirrung
(Matth. 26, 69-75). Letztere gibt auch ein gutes Vorbild der Errettung
des Überrestes Israels am Ende dieses Zeitalters (Röm. 9,27; 11,25),
nachdem dieses umgekehrt ist und Den erkannt hat, den es dereinst
durchbohrt hatte (Sach. 12,10ff.).
Boas
endlich, der Ruth löste und sich zum Weibe erkaufte (Kap. 4), weist auf
unseren Heiland hin, der Sich uns zum Eigentum erwarb (1. Kor. 6,19.20;
7,23; 2. Kor. 5,15), indem Er als Lösegeld Sein kostbares Blut vergoß
(1. Petr. 1,18.19).
Diese kurzen Andeutungen können uns einen Begriff davon geben, welche
Fülle vorbildlicher Bedeutung und praktischer Belehrung (Röm. 15,4) in
diesem kleinen Buche wie in den anderen des Alten Testaments zu finden
ist.
K. Hch.
Antwort B
Das Buch Ruth kann meines Erachtens von drei Hauptgesichtspunkten
aus betrachtet werden. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß diese drei
Punkte alles besagen, was in diesem Buche für uns verborgen liegt, wir
sind vielmehr von dem Gegenteil überzeugt und hoffen, daß die einfachen
Ausführungen zu tieferem Forschen anregen.
1.
Wir glauben, daß wir hier ein schönes Bild von Christus und der
Gemeinde vor uns haben. Dies mag allerdings manchen befremden, da
doch in der Epistel an die Epheser Kap. 3, V. 5 u. 9 besonders von dem
Apostel Paulus hervorgehoben wird, daß dieses Geheimnis nicht in den
alttestamentlichen Schriften, sondern in Gott verborgen war. Obwohl wir
das Geheimnis nicht geoffenbart finden, wird doch dasselbe sehr oft
vorgebildet. Das Tageslicht der vollkommenen Offenbarung Gottes und
Seine Vorsätze und Ratschlüsse, wie sie in dem Sohne Gottes uns
vorgestellt werden, überfluten alles mit göttlichem Lichte, so daß
Begebenheiten und Personen, die im Sternenlicht des Alten Testaments
scheinbar wenig Bedeutung und Wert haben, auf einmal lebendig, klar,
herrlich und für die Gegenwart nützlich werden im Lichte des Herrn Jesu,
der alles belebt und bedeutungsvoll macht. Welche herrlichen Vorbilder
von der Gemeinde haben wir z. B. in Eva, Rebekka, Rahel, Asnath, Zippora
und so in Ruth! Wer aber könnte alle Vorbilder, die auf den Herrn Jesum
hinweisen, aufzählen?
Ruth zeigt uns die Gedanken Gottes in bezug auf die Heiden, während
Israel in Untreue und im Verfall sich befindet, wie wir es im Buche der
Richter aufgezeichnet finden. Im ersten Buch Samuel wird uns die
zukünftige Wiederbelebung und Fruchtbarkeit Israels in Hanna und ihren
Kindern vorgebildet. Dazwischen wird nun Ruth - Freundin -
eingeführt als eine Person, die von Natur entfremdet war dem Bürgerrecht
Israels, und Fremdling betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine
Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt (Eph. 2,12). Sie füllte im
gewissen Sinne den Platz aus, den die Gemeinde heute nach den Gedanken
Gottes inne hat. So wurde sie durch Boas- Stärke - ein Bild von
dem auferweckten Christus, eingeführt in die Reichtümer Gottes und wurde
Mitbürger und Hausgenosse Gottes. Noomi, ein Bild von dem
verwaisten, enterbten und ehelosen Israel, wird durch Ruth gesegnet wie
Ruth durch Boas. So ähnlich ist es mit der Gemeinde; sie ist das Gefäß
des Segens durch Christum jetzt für die Welt, dann aber im zukünftigen
Zeitalter, wenn ich recht verstehe, vor allen erst für Israel, und
Israel wiederum für die Nationen im Tausendjährigen Reiche (vergl.
Offenb. 21,9-27). Sie wurde durch die Gnade Boas' hocherhoben; doch was
ist dies im Vergleich mit der Begnadigung, die uns durch den Herrn Jesum
zuteil geworden ist! Ihr Name wird in dem königlichen
Geschlechtsregister unseres HErrn gefunden; wir aber sind durch Seine
Gnade ein „Königtum“ und „königliches Priestertum“ geworden (1. Petr.
2,9), und dies für alle Ewigkeit. Ihm sei Preis und Dank dafür! Möge der
Leser obige Andeutungen im Lichte von Eph. 1-3 betrachten! Wir haben die
Wirklichkeit der Dinge!
2.
Gleichzeitig ist Ruth ein liebliches Vorbild von dem zukünftigen
gläubigen Überrest, welcher aus den Nationen in das Land seiner Väter
zurückkehrt. Dort findet er den mächtigen, fähigen und willigen
„Blutsverwandten“ vor, der das Erbteil zu erlösen vermag und dem Toten
den Namen wiedererwecken kann, wie es mit Israel geschehen wird, was der
nähere Verwandte nicht zu tun vermochte. Letzteres ist ein Hinweis aufs
Gesetz, welches niemals Israel in das Erbteil wieder
einsetzen kann. Obwohl es der nähere Verwandte ist, wird doch der
gläubige Überrest seine Unfähigkeit erkennen müssen, so daß er sich auch
für sie als Zuchtmeister auf Christum hin erweisen wird. Israel kann und
wird nur auf Grund der unumschränkten Gnade seines Gottes, wie sie in
Christo ausstrahlt, begnadigt, angenommen und in sein verlorenes Erbteil
eingeführt werden. Es ist Gnade und Gnade allein! Gott wird Sich in
Gnade an ihm verherrlichen, wie es schon jetzt bei uns der Fall ist.
Lies Röm. 9-11 in Verbindung mit diesen Hinweisen!
3.
haben wir wichtige und kostbare Belehrungen über den Werdegang einer
Seele.
Kap. 1 sehen wir, wie der Mensch nach seinem Verstand handelt und den
gesegneten Platz Bethlehem - Brothaus - verläßt (die Stadt, worin nach
der Schrift der große König geboren werden sollte - daß sie keinen König
hatten, war der Jammer jener Zeit [vergl. Richter 17,6; 19,1; 21,25], da
sie Jehova als ihren König nicht anerkannten, weil dies notwendigerweise
Beugung unter Seinen Willen forderte) - und sein Heil, wie man zu sagen
pflegt, in der Welt versucht (vergl. Luk. 15,11.13), voll in sich und
leer in bezug auf Gott, bis Gott in Seiner Gnade eine Stützte nach der
anderen hinwegnimmt, damit der Mensch zur Einsicht gelange und sich zu
Gott wenden möchte. So erging's dem verlorenen Sohn, so auch Noomi
- Lieblichkeit oder Wohlgefallen -, sie erkannte und bekannte, daß ihr
wirklicher Name, entsprechend ihres Seelenzustandes, nicht „Noomi“,
sondern „Mara“, d. h. Bittere, heißen müsse. So kam sie leer in
sich mit ihrer Schwiegertochter und verlangend nach dem lebendigen Gott
in Bethlehem an. Ihre Schwiegertochter war gleichsam durch sie belebt
worden, und die ganze Stadt war ihretwegen in Bewegung. Einkehr, Umkehr
und Heimkehr zu Gott kann nicht verborgen bleiben. Hast du dies, mein
lieber Leser, auch erfahren?
Kap. 2 wird im Bilde durch Boas Christus eingeführt, dem alle
Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist. Boas- Stärke - war
ein vermögender Mann;
Christus vermag alles, und keine Sache ist zu schwer für Ihn!
Er geht den Seelen nach. Sein Feld ist die Welt. Er gibt aus Seiner
Fülle, und zwar Gnade um Gnade. Er kennt das Verlangen des Herzens;
darum verliert Er Ruth nicht aus Seinen Augen und beschäftigt sich mit
ihr, ehe sie an Ihn denkt und Ihn kennt. So geht der HErr dem einzelnen
nach, beschäftigt Sich mit uns in Seiner Liebe und begrüßt uns mit
Seinem Frieden. Siehe 2,12 und Luk. 15,20!
Kap. 3 wird uns Ruth mit Boas gezeigt, wie uns im 2. Kapitel Boas mit
Ruth gezeigt ist. Die geistliche Deutung dieser Unterschiede belehrt
uns, daß der HErr uns erst nachgeht, ehe wir Ihm nachgehen kennen. Er
verkündigt uns den Reichtum Seiner Gnade und erwartet nun, daß wir im
Glauben an Ihn uns diese Gnade aneignen. Darum ist in Kap. 2 Boas die
handelnde Person, in Kap. 3 aber mehr Ruth. Sie kam zu ihm, er aber kam
vordem zu ihr auf dem Felde (der Welt!). Die Tenne bildet mehr das Heim,
den Aufenthaltsort und die Vorratskammer Seines Reichtums. Dort sollten
wir gefunden werden. Siehe Joh. 1,35-39.
In Kap. 4 nimmt das Tor den ersten Platz ein: die Stätte des Gerichts
und der Gerechtigkeit. Auf Grund des Kreuzes kann uns nur Gnade
erreichen. Vor Zeugen des ganzen Weltalls Gottes geschah die Erlösung
deiner und meiner Seele. Nur durch Seinen Tod und Seine Auferstehung
können wir in ewige Beziehung zu Christo gebracht werden. - Möchten wir
durch die Gnade tiefer eindringen und uns mehr erweisen als solche, „die
sich von den Götzenbildern zu Gott bekehrt haben, um dem lebendigen und
wahren Gott zu dienen und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten“! Lies
mit
obigen Ausführungen 1. Thess. 1,1-10!
K. O. St.
Antwort C
Wenn das Buch Ruth, in der Richterzeit beginnend, geschichtlich in
derselben Periode schon endigt, so reicht doch seine vorbildliche
Bedeutung bis zur „Zeit der Wiedererstellung aller Dinge“ (Apgesch.
3,21) hin, beweist uns somit seine göttliche Eingebung (2. Tim. 3,16)
und erlaubt uns nicht, es als nebensächlich anzusehen.
1.
Die Familie Elimelechs gibt mir ein Bild des Volkes Israel;
demselben ist das Bestehen unmöglich geworden (Teuerung, Hungersnot;
1,1). Sein Land ist verflucht wegen seiner Untreue (lies 5. Mose
28,15-69; siehe auch Richter 2,11-23; 3,7.8.12.13; 4,1.2; 6,1; 10,6-9;
13,1; 17,6 u. 21,25: die Ursache der Hungersnot in Ruth 1,1), es
ist jetzt unter den Nationen (Moab) und hat kein politisches Haupt mehr
(Elimelech, Familienhaupt, starb 1,3). Der größte Teil des Volkes
ist in Unglauben verfallen, den Nationen gleichförmig geworden (Machlon
und Kiljon nahmen moabitische Weiber und wohnten daselbst; 1,4)
und geht der Vertilgung entgegen; ein Überrest (Noomi blieb
allein übrig; 1,5) aber „macht sich auf, um in das Land Juda
zurückzukehren“; er geht durch schwere Prüfungen hindurch, aber erkennt
darin die Hand Gottes (1,13.20.21); jedoch ist sein Verlangen nach
irdischer Wiederherstellung gerichtet (1,6 „Brot“).
2.
Nun ist durch den Fall der Kinder Israel das Heil den Nationen geworden
(Röm. 11,11). Das Evangelium wird ihnen verkündigt. Viele machen sich
auf, um in das Reich Gottes einzugehen, aber sind nur für eine Zeit
(Luk. 8,13). Bei der Wahl zwischen dem wahren Gott und dem Mammon ziehen
sie letzteren vor; Orpa stellt sie dar.
Andere, hungrig und durstig nach der Gerechtigkeit, der Welt müde,
suchen, im Gegensatz zu Israel, einen Gott, sie haben ein Verlangen nach
einem neuen himmlischen Vaterlande; deren Vorbild ist Ruth
(1,16). Sie haben erkannt, daß Israel die Kenntnis des wahrhaftigen
Gottes hat trotz seines Elendes, und hängen diesem Volke an, „dessen die
Sohnschaft ist und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und
die Verheißungen“ (Röm. 9,4). Ähnlich verhielten sich z. B. Kornelius,
Sergius Paulus, Lydia u. a. (Apgesch. 10,1.2; 13,7.43; 14,1; 16,14;
17,4). Ohne Hoffnung, ohne Bürgerrecht in Israel (Eph. 2,11.12) haben
sie die Stellung der Fremdlinge demütig eingenommen und die Gnade
angerufen. Diese, die Glieder der Gemeinde, sehe ich vorbildlich in Ruth
(vergl. 2,2.7.10.13 mit Mark. 7,28!).
3.
Dann ist es nicht schwer, in Boas ein Vorbild auf unseren
hochgelobten HErrn und starken Heiland (2,1 „ein vermögender Mann“) zu
erkennen, welcher dem Fleische nach aus Israel ist (Röm. 9,5), ein
Blutsverwandter der Noomi. Lassen die huldvollen Worte des Boas an Ruth
nicht unwillkürlich an Ihn denken, der die Worte des ewigen
Lebens hat?! (Joh. 6,68.) Und wenn ich daran denke, daß der HErr Freude
hatte am Willen Gottes, Seines Vaters, also am Erlösungswerk, so glaube
ich in Ruth 3,7a.8a in Verbindung mit Joh. 4,34.35 (wo auch von der
Ernte die Rede ist!); Hebr. 10,7; Ps. 40,8 eine Andeutung auf Gethsemane
und Golgatha sehen zu dürfen. Auf Golgatha findet die ausschlaggebende
Zusammenkunft einer Seele mit dem Heiland statt (vgl. Ruth 3,7b.9). Er
gibt auch Seiner Gemeinde das Nötige, bis Er sie zu Sich nimmt (3,15;
Eph. 4,11-13; 5,29), und rettet sie bis ans Ende (Hebr. 7,25 wird es uns
durch eine alttestamentliche Betrachtung bewiesen, gleichwie Ruth
3,18 es durch Noomi gesagt wurde!).
4.
Das Gesetz, das Israel gehört - der andere Blutsverwandte (Ruth 3,12) -
hatte auch ein Recht, und zwar das erste Recht auf den Israeliten
(Noomi); es war ihm aber unmöglich, irgendwelchen Menschen von der Sünde
freizumachen (vergl. Röm, 8,2.3 mit Ruth 4,5.6), und so tritt Christus
an seine Statt, macht die Gläubigen frei vom Gesetz, von der Sünde, und
stellt den jüdischen Überrest (Noomi) wieder her durch Sein einziges
Werk am Kreuze.
5.
Auf die Aufnahme der Gemeinde in die Herrlichkeit und die Frucht der
Liebe Christi zu ihr, der Mühsal Seiner Seele, den Dienst Seiner
Erkauften in Lobgesang und Anbetung während der Ewigkeit (Jes. 53,10.11;
Offenb. 22,4.5) deuten Ruth 4,13a und 17 schon hin (Obed bedeutet
„Diener“).
6.
Weiter möchte ich den Schnittern in Kap. 2,5.6 nach Offenb. 14,18
oder Matth. 13,41 die Bedeutung der Engel zuschreiben, welche dienstbare
Geister sind, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die
Seligkeit ererben sollen (Hebr. 1,14), und dem über die Schnitter
bestellten Knecht die des Geistes Gottes, durch den Er alles
leitet und bei den Menschen wirkt.
Die Herrlichkeit dieses Buches ist durch obige Darlegung bei weitem
nicht enthüllt, und wir können aus den Einzelheiten wie aus dem Ganzen
sicher immer wieder neue Blicke in die wunderbaren Gedanken und
Führungen Gottes haben.
Noch etwas aber sagt mir das Buch Ruth: Mag des Volkes Gottes Schwäche
groß sein, ja, sein Zustand traurig, so bleibt es doch die Segensstätte
für den, der sich unter Gottes starke Hand beugt und demütigt und Seine
Heimsuchung in dieser Stätte geduldig erwartet. Wer sie verläßt, um auf
eigene Weise durchzukommen und nach seinem Gutdünken zu leben, verliert
den Segen, die Freude, und kommt er nach manchen traurigen Erfahrungen
doch zurück, so ist es „leer“ (1,13.20.21).
Reich an herrlichen Erfahrungen aber wird das Leben dessen, der die
Armut, die Schwachheit des Volkes Gottes, nicht verachtet, sondern auf
sich nimmt, und den Weg des Glaubens, des Gehorsams, der Niedrigkeit den
weltlichen Hoffnungen und Bequemlichkeiten vorzieht (1,9.11-13.16.17).
Gott gebe uns immer mehr zu erkennen, „wie köstlich Seine Gedanken sind,
wie gewaltig ihre Summe“! (Psalm 139,17.)
R. W. D.
Antwort D
Vorbildlich trägt das Buch Ruth das Bild Israels in der Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft. Die Namen in dem Buche sind von hoher Bedeutung.
Dr. E. A. sagt so trefflich: „... Wie wenig vermag die Welt in einen
Namen hineinzulegen! Es ist nichts als ein Schall nur ein Name! ...
Namen, die Gott gibt oder anerkennt, sind eine Charakteristik, die das
Wesentlichste des Benannten ins Licht stellen.“ (S. Jahrg. Il, 1914, S.
23 und 24.) So auch hier. Die Bedeutung der Namen der in diesem Buche
vorkommenden Personen bringt viel Licht in den vorbildlichen Charakter.
Elimelech: „Mein Gott ist König“; Noomi: „Meine Lieblichkeit“, „meine
Wonne“; Orpa: „den Rücken kehren“; Ruth: „Genossin“, „Freundin“, „die
man gern hat“; Machlon: „krank“; Kiljon: „verschmachten“,
„hinschwinden“; Mara: „Bitterkeit“; Boas: „in ihm ist Kraft“.
In Elimelech sehen wir gleichsam im Bilde Jehova als Ehemann und
König Israels (Jer. 31,32; Ps. 89,18), in Noomi das Volk Israel
als in Verbindung mit seinem König. Als aber das Land verlassen wird
(1,1-3 stirbt Elimelech), das heißt im Vorbilde: als Israel das Land
Immanuels verläßt und sich mit den Nationen vermischt, verliert es Gott
als seinen Mann und König. Auch ihre Söhne Machlon und Kiljon
bringen ihre Seele zum „Dahinschwinden“ und Seufzen (Hes. 24,23). Israel
in der Fremde unter den Nationen ist weder als Volk noch als Weib von
Gott anerkannt. Es geht durch Elend und Schmerz. Ruth ist das
Bild des zukünftigen Überrestes Israels. Aus der Heidenwelt kommend,
jedes Anrechtes entblößt, verbindet sie sich mit jener, die die
Bitterkeit (Mara V. 20) ihrer Sünde schmeckt. Boas ist das
Bild von Christo, „in dem Kraft ist“. Er nimmt die Sache Ruths (des
Überrestes der letzten Zeit) in Seine Hand und macht sie zu Seinem
Weibe. Er löst das „Erbe“ (Palästina, das Land) ein und erweckt den
Namen (4,5) und läßt das verlorene Gedächtnis der Geschichte Israels
wieder auferstehen. In Ihm sind „die gewissen Gnaden Davids“.
In Orpa sehen wir den Abfall der letzten Zeit, der dem
Antichristen folgt, während wir, wie schon gesagt, in Ruth den gläubigen
jüdischen Überrest (Röm. 11,4.5) sehen, der mit Christo verbunden ist
(Genossin). Ein Überrest, der aus dem in heidnischem Abfall versunkenen
Volke herauskommt und der nicht mehr Anrecht an die Verheißungen hatte
als diese arme, verachtete Tochter Moabs. So wie sie keinen Anspruch auf
Segen hatte, so auch Israel. Es wird angenommen allein aus
unumschränkter Gnade. Israels Sammlung und Segnung geschieht auf dem
Grunde der Verheißungen, die ohne Bedingungen den Vätern gegeben
sind (Luk. 1,73).
Die Grundsätze der Gnade und Erlösung sind hier wunderbar gezeichnet.
Ruth ist eine der vier Frauen in dem Stammbaum des HErrn in Matth. 1. Es
ist köstlich für ein geistlich gesinntes Herz, den Spuren Seiner
Gnadenwege nachzugehen, die eine Moabitin in den Stammbaum des HErrn
einführen. Eine Moabitin, deren Ursprung eine Schande war (1. Mose
19,30ff.) und die durch das Gesetz für immer von der Gemeinde Israel
ausgeschlossen war (5. Mose 23,3).
W. S., frei bearb. von v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Für diese kostbaren
Antworten
preisen wir den HErrn. Sie geben sowohl wichtige Belehrungen wie
praktische Ermahnungen für das Leben des Gläubigen. (Welch wunderbares
Vorbild für den tätigen Glauben und die wahre Nachfolge in des HErrn
Fußstapfen ist aber auch die Moabitin Ruth!) - Es erübrigt sich,
obigen
Antworten
noch Wesentliches hinzuzufügen; sie tun uns den wichtigsten Dienst, den
sie tun können: sie leiten uns ins Wort!- Nur noch eins! Unser
vornehmstes Begehren sollte stets, auch bei der Betrachtung ganzer
Bücher der Schrift, das sein, den Herrn Jesus in denselben zu finden.
Ganz bestimmt zeigt uns jedes Buch der Schrift (auch des Alten
Testaments) den HErrn vorbildlich unter besonderen Gesichtspunkten, wenn
es auch manchen Forschens unter der Leitung des Geistes bedarf, um diese
stets herauszufinden. Aber der HErr Selber sagt uns: „... die Schriften
sind es, die von Mir zeugen“ (Joh. 5,39). Gibt es etwas
Köstlicheres beim Schriftstudium, als dies Zeugnis der Schriften von
Ihm zu suchen?
Im Buch Ruth nun, wie in obigen
Antworten
schon gezeigt, haben wir Ihn vor uns in den deutlichsten Worten (in
Boas) als den „Blutsverwandten“, und wir glauben, daß wir hier auch
einen Hinweis sehen dürfen auf Hebr. 2, wo Er uns in besonders
köstlicher Weise als unser „Löser“ gezeigt ist, der „an
Fleisch und Blut teilgenommen hat“, um für uns sterben zu können. - Doch
wird Seine herrliche Person auch noch in anderen Beziehungen in diesem
Buch zu finden sein. Zeigt es uns, indem die Familiengeschichte einer
der Stammütter des Herrn Jesu nach dem Fleisch erzählt wird, nicht z. B.
vielleicht in seinem Gesamtcharakter auch etwas vorbildlich von der
Niedrigkeit des teuren HErrn, der arm wurde um unseretwillen (2. Kor.
8,9) und „Sich Selbst zu nichts machte“ (Phil. 2,7) und daher auch schon
in Seinen Vorfahren (dem Fleische nach) niedrige Wege ging? - Möchte der
HErr uns schenken, „in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi zu wachsen“
(2. Petr. 3,18), auch beim Betrachten des lieblichen Buches Ruth!
Frage 23
Auf welche Zeit bezieht sich Offenb. 6,3-8?
Antwort A
Die Offenbarung ist das Buch der Gerichte. Zuerst beginnt das Gericht am
Hause Gottes (1. Petr. 4,17 und Offenb. 2 u. 3), und sobald die
hienieden im Hause Gottes befindlichen Erlösten aufgenommen sind nach 1.
Thess. 4,17 in den Himmel, sagt Sich der HErr von den äußerlichen
Bekennern los (Offenb. 3,16).
Heute leben wir noch in der Zeit der Gnade und Annahme. Wie lange noch?
Sobald der HErr die Seinen hinaufgenommen hat, folgen im Himmel die
Ereignisse von Kap. 4 u. 5, dann erst Kap. 6 die Gerichte Gottes
über die Erde und die Menschen. Deshalb: „Wer ein Ohr hat, höre, was der
Geist den Versammlungen sagt!“ (Offenb. 2 u. 3; Hebr. 3,7.) „Die Nacht
ist weit vorgerückt und der Tag ist nahe!“ (Röm. 13,12; siehe noch
Offenb. 3,10; 22,20!)
F. B.
Antwort B
Vers 3-8 von Off. 6 gehören in dieselbe Zeit hinein, in der Vers 1 und 2
sowie Vers 9-17 desselben Kapitels in Erfüllung gehen. Die Frage müßte
also eigentlich lauten: Auf welche Zeit bezieht sich das ganze 6.
Kapitel der Offenbarung? Die
Antwort
ist in dem Kapitel selbst gegeben. Vers 17 heißt es: „Gekommen ist der
große Tag des Zornes.“ Demnach geschehen diese Dinge am großen Tage des
Zornes. Vom Tage des Zornes schreibt Paulus auch Röm. 2,2-10. Besonders
Vers 5 erwähnt er ihn als einen Tag, an dem das gerechte Gericht Gottes
offenbar werden wird Bösen wie Guten gegenüber. (Vgl. 1. Thess. 1,10:
Jesus errettet die Gläubigen, „die bekehrt sind, zu dienen dem
lebendigen Gott und den HErrn vom Himmel her zu erwarten, vor dem
kommenden Zorn“ (siehe auch 1. Thess. 5,9 und Apgesch. 17,31!). Meiner
tiefen Überzeugung nach handelt es sich beim Tage des Zorns um die große
Trübsalszeit auf Erden nach Matth. 24,21. Schon Dan. 12,1 ist diese Zeit
erwähnt. Es ist die Versuchungsstunde, die nach Off. 3,10 kommen wird,
die auf Erden Wohnenden zu versuchen. Sobald die Gemeinde des HErrn, der
Leib Christi, entrückt ist, dem HErrn entgegen in die Luft, um bei Ihm
zu sein allezeit (1. Thess. 4,16.17), wird der Teufel auf die Erde
geworfen (Off. 12,7-12), und die große Drangsalszeit beginnt. Während
die sieben Siegel im Himmel von dem Lamm gebrochen werden, geschehen auf
Erden all die Dinge, die in Off. 6 beschrieben sind. Also Off. 6 geht in
der Zeit der großen Trübsal in Erfüllung. Heute sind diese Dinge noch
zukünftig, da ja die
Gemeinde noch auf Erden ist. Das Geheimnis der Bosheit aus 2. Thess. 2
kann noch nicht in die Erscheinung treten, weil der Leib Christi es noch
aufhält. - Den augenblicklichen europäischen Krieg als eine endgültige
Erfüllung von Off. 6,3-8 ansehen hieße doch wohl dem Worte seinen Inhalt
rauben. - Freuen wir uns, daß der HErr uns erretten will vor dem
kommenden Zorn (1. Thess. 1,10). Sorgen wir aber auch dafür, daß wir
würdig werden, dem allen zu entfliehen und zu stehen vor des Menschen
Sohn (Luk. 21,36).
A. E.
Antwort C
Die Ereignisse, von denen in den angeführten Versen die Rede ist, bilden
einen Teil der „großen Drangsal“, wie der Herr Jesus in Matth. 24 (V.
9.21.29) jene Seinem Kommen in Macht und Herrlichkeit vorausgehende
letzte Zeit nennt, in der Gott die schwersten Gerichte über diese Erde
gehen lassen wird, die sie je treffen werden. (Siehe auch Off. 7,14!)
Die Ereignisse jener Zeit sind in Kap. 6 und den folgenden Kapiteln der
Offenbarung beschrieben. Sie sind alle in den sieben Siegeln enthalten.
Von diesen schließt das siebente Siegel die sieben Posaunen ein (s. Kap.
8,1.2), und die siebente Posaune wiederum die sieben Schalen (s. Kap.
10,7; 11,15; 15,1; 16,1), in denen „der Grimm Gottes vollendet“ ist
(Kap. 15,1). In den verschiedenen Gerichten, die in den Siegeln,
Posaunen und Schalen vor unser Auge geführt werden, ist deutlich eine
Steigerung hinsichtlich ihrer Schwere sowohl als auch hinsichtlich der
Erkennbarkeit der Hand Gottes wahrzunehmen.
Bei all den Vorgängen auf dieser Erde (von Kap. 6,1 an) finden wir nie
die Versammlung oder Gemeinde des HErrn erwähnt, auch nicht ihre
Entrückung, aus dem einfachen Grunde, weil sie sich dann nicht mehr auf
der Erde befindet, sondern ihre Entrückung dem Beginne dieser Ereignisse
vorausgegangen ist. Diese für unsere Frage entscheidende Tatsache ist in
der Offenbarung selbst - wiewohl diese ihrem ganzen Charakter
entsprechend mit der Versammlung oder Gemeinde sich überhaupt nur in
ihrer verAntwortlichen
Stellung auf der Erde beschäftigt (Kap. 1-3) und von ihrer Entrückung
überhaupt nicht spricht - dennoch ganz deutlich zu sehen, und zwar in
den „vierundzwanzig Ältesten“, die wir von Kap. 4 an (V. 4,10; 5,5 usw.)
erwähnt finden. Wohl gibt es Kinder Gottes, die in diesen Ältesten
„Engelfürsten“ sehen wollen, doch ist meiner Überzeugung nach eine
solche Annahme nicht der Schrift entsprechend, schon darum nicht, weil
das, was von den Ältesten gesagt ist, nie auf Engel - auch nicht
Engelfürsten - zutreffen kann. Von Engeln sagt das Wort nie, daß sie
„goldene Kronen“ auf ihren Häuptern tragen und „auf Thronen sitzen rings
um denThron Gottes“ (Kap. 4,4). Dagegen ist das Bild völlig zutreffend
auf die Erlösten: sie sind „Gott zu Königen und Priestern gemacht“ (s.
Kap. 1,6; 5,10), was durch die goldenen Kronen und die weißen Kleider
dargestellt wird, und sie allein können einen solchen erhabenen Platz in
der Gegenwart Gottes und eine solche vertraute Stellung zu Ihm einnehmen
- auf Thronen rings um den Thron Gottes sitzend - auf Grund der
wunderbaren Stellung und Beziehung, in die sie durch den HErrn als Seine
Erlösten gebracht sind. Das ist nie der Platz und das Verhältnis eines
Geschöpfes - auch nicht des höchsten und erhabensten - als solchem Gott
gegenüber, sondern nur derer, die Er dazu erwählt und passend gemacht
hat durch Seinen geliebten Sohn zu Seiner eigenen Verherrlichung! - Die
Zahl 24 drückt nach 1. Chron. 24,1-19 die Summe der Priesterschaft, die
Gesamtheit der Priesterschar aus; die gesamte Priesterschaft war durch
die 24 Häupter vertreten. So stellen die vierundzwanzig Ältesten
die Gesamtheit der diese Stellung einnehmenden Erlösten, also die
Versammlung oder Gemeinde des HErrn, dar. Daß sie als „Älteste“
bezeichnet sind, drückt aus, daß ihnen Weisheit
Gemeinde des HErrn,
dar. Daß sie als „Älteste“ bezeichnet sind, drückt aus, daß ihnen
Weisheit verliehen ist, was wieder völlig auf die Erlösten zutrifft,
denen der Geist Gottes gegeben ist, damit sie durch denselben Erkenntnis
und Verständnis haben (s. 1. Kor. 2,9-12). (Vgl. zu obigem im Jahrg.
1914 Fr. 50! Der Herausgeber.) Diese die Versammlung oder Gemeinde des
HErrn darstellenden vierundzwanzig Ältesten nun werden, nachdem mit
Schluß des Kap. 3 mit der Versammlung oder Gemeinde auf der Erde
abgeschlossen ist, von Kap. 4 an im Himmel gesehen. Von da an hat
also die Gemeinde des HErrn, und zwar nicht etwa nur die Entschlafenen,
sondern die gesamte Gemeinde, ihren Platz im Himmel, wohin
sie also entrückt ist und wo in ihrer Gegenwart und unter ihrer
Teilnahme die Vorgänge der Kap. 4 und 5 sich abspielen, also
insbesondere auch erst das Lamm das Buch mit den sieben Siegeln
empfängt, deren Öffnung danach in Kap. 6 beginnt. Hieraus ergibt sich
also völlig klar, daß die Entrückung der Gemeinde des HErrn erfolgt
sein muß, ehe die Ereignisse in Kap. 6 stattfinden können, und daß
diese Ereignisse folglich noch nicht begonnen haben können, sondern
nochzukünftig sind, da die Gemeinde des HErrn noch nicht entrückt,
sondern noch hienieden ist.
Wenn jetzt Vorgänge sich abspielen, die dem in Off. 6,3-8 und manchen
anderen Schriftstellen Vorhergesagten sehr nahe zu kommen scheinen, so
sollte kein Kind Gottes sich dadurch an dem klaren Zeugnis des Wortes
Gottes irre machen lassen, sondern wissen, daß der Gang der Ereignisse
unbedingt so sein wird, wie das untrügliche Wort Gottes uns sagt. Die
Dinge, die sich jetzt abspielen und noch abspielen werden, solange die
Gemeinde des HErrn noch hienieden ist, können also immer nur Vorläufer
jener großen Ereignisse und Schatten sein, die sie vor sich hersenden.
Aber laßt uns wachen und nüchtern sein, die Lenden umgürtet und die
Lampen brennend, auf Ihn wartend mit sehnsuchtsvollen Herzen, daß Er uns
dort einführe, wo Er uns die Stätte bereitet hat! Ja: „Amen; komm, Herr
Jesu!“ (Off. 22,20b.)
Th. K.
Antwort D
Die Ereignisse in Off. 6 beziehen sich auf die Zeit nach der
Entrückung der Gemeinde; denn was in Off. 4 und 5 beschrieben ist, muß
vollendet sein, ehe Off. 6 seine Erfüllung finden kann. Ehe der
HErr die Siegel öffnet, muß Er das Buch in Seine Hand genommen haben,
ein Akt, der uns in Off. 5,7 beschrieben wird und der eine Bewegung im
Himmel hervorruft. Die 24 Ältesten sind schon im Himmel und bei diesem
Ereignis zugegen. Im Jahrgang II (1914), S. 191ff. ist bereits darauf
hingewiesen, daß uns in dem Gesichte der 24 Ältesten die ganze
Schar der Heiligen (Alten und Neuen Testamentes) gezeigt wird. In ihnen
sehen wir die Gemeinde und die Gläubigen der früheren Zeiten
verherrlicht im Himmel, in weißen Kleidern, gekrönt, erlöst durch das
Blut des Lammes. Ehe also die Ereignisse in Off. 6 sich erfüllen können,
muß Off. 4 u. 5 erfüllt sein, das heißt: die Gemeinde muß von der Erde
entrückt, schon droben im Himmel sein!
Auch die göttliche Einteilung des Buches bestätigt dies. Der HErr gibt
uns in Off. 1,19 gleichsam den Schlüssel zur Offenbarung in die Hand: 1.
Schreibe, was du gesehen hast. Was sah Johannes? Den HErrn in
richterlicher Majestät (Off. 1,12-16). So hatte er Ihn nie zuvor
gesehen. 2. Schreibe, was (gegenwärtig) ist: das ist die Gemeinde
Gottes auf der Erde (Off. 2 und 3). 3. Schreibe, was nach diesem
geschehen muß: das sind die zukünftigen Dinge. (Off. 4-22. Beachte in
Kap. 4,1 zweimal das Wort: „Nach diesem“.) „Nach diesem:“
schließt eben in sich, daß das, was (gegenwärtig) ist (Kap. 2
und 3), seinen Abschluß gefunden hat. Solange das, „was ist“, noch da
ist, können eben die Dinge, die „nach“ diesem geschehen müssen, noch
nicht da sein. Mit Kap. 4 beginnen die zukünftigen Ereignisse nach der
Aufnahme der Gemeinde - das, was geschehen muß, wenn das, „was ist“ (die
Gemeinde als Leuchter, Kap. 2 u. 3), von der Erde weggenommen ist. (Den
Augenblick der Entrückung bringt die Offenbarung nicht. Die Vorsätze
Seiner Gnade sind nicht der Inhalt dieses Buches.)
Eine nachträgliche Anfrage, ob der erste Reiter in Off. 6 Christus oder
das Evangelium sei, mag hier gleich eine BeAntwortung
finden.
Daß der Reiter nicht Alexander noch Napoleon usw. sein kann, braucht
nach dem Vorhergehenden nicht mehr gesagt zu werden. Wohl aber können
wir solche Sieger als Schatten und Vorbilder ansehen, in denen Gott der
Welt zeigt, daß es Ihm ein Geringes ist, die angekündigten Ereignisse in
ungeahnter Schnelle kommen zu lassen.
Mit Donnerstimme ruft Er durch die lebendigen Wesen: „Komm!“, und sofort
erscheint das Instrument Seines Gerichtes auf dem Plan. (Die Worte: „und
sieh“ [V. 1.3.5.7] fehlen in zuverlässigen Handschriften und bringen
neue Übersetzungen nicht mehr oder bezeichnen sie derart [s. Wiese und
Elberf.].) Jeder Reiter ist ein Werkzeug in der Hand des HErrn, um Seine
Gerichte auszuführen. An Christus kann nicht gedacht werden. Er ist der
Brecher der Siegel und der Veranlasser des Rufes: Komm!, aber nicht der
Reiter des Siegels, der auf den Ruf der Donnerstimme zu erscheinen hat.
Der Reiter in Off. 19,11ff. ist Christus (der Name beweist es); aber
diese Stelle gibt keinen Grund dafür, daß der Reiter in Kap. 6 auch
Christus sei. Ein „weißes Pferd“ allein gibt uns ebensowenig wie ein
„Löwe“, ein „Thron“ oder eine „Krone“ das Recht, zu sagen, es sei
Christus, wenn es nicht durch den Zusammenhang oder andere Aussprüche
erwiesen ist; denn die Schrift spricht sowohl von Christus als auch vom
Satan als dem „Löwen“, und ebenso von Satans „Thron“ und „Krone“. Der
HErr öffnet die Siegel, nicht aber ist Er der erscheinende Reiter in
dem Siegel. Dieser ist die Rute des Gerichtes in Seiner Hand.
Ebensowenig, ja noch weniger kann an das Evangelium gedacht werden. Das
hieße den ganzen Zusammenhang zerreiben. Das Schriftganze zeigt uns, daß
die sieben Siegel Gerichte sind. Bei sechs Siegeln wird dies ohne
weiteres anerkannt; aber welches Recht haben wir, ein Siegel aus der
Reihe abzusondern und als Segen zu stempeln? Das Evangelium des Reiches
wird verkündigt. Sicher! Gott hält auch in dieser Gerichtszeit treu an
Seinen Verheißungen und Vorsätzen. Aber hat das etwas mit dem Siegel zu
tun? Donnerstimme, Schlachtroß, Bogen finden wir nicht in der Schrift
als Symbole des Evangeliums. Wird das Evangelium durch Donnerstimme
herbeigerufen oder durch Schlachtrosse zum Siege geführt? Wie haltlos
für solche Auslegung, die Vollzahl (7) der Siegel zu zerreiben und sechs
als Gerichte und eines als Segen zu erklären, also: Roß und Reiter,
ein und dasselbe Symbol in zwei ganz verschiedener, sich
entgegengesetzter Weise (als Segen und als Gericht) zu deuten, und dazu
noch in einem Zusammenhang in dem geschlossenen Ganzen der
Vollzahl „7“!
In den Siegeln sehen wir die Wege Gottes mit der Erde, wenn der Tag
Seines Zornes angebrochen ist. Es war einst eine feierliche Stunde, als
der HErr in Nazareth (Luk. 4,17-21) das Buch aus der Hand des Dieners
nahm, es öffnete und erklärte, daß das, was sie eben mit ihren Ohren
gehört hatten (soweit Er vorgelesen), erfüllt sei. Damit war das Jahr
der Annehmung, der Tag der Gnade
eröffnet (zunächst für Israel). Er hörte beim Vorlesen der Jesaiasstelle
mitten im Satz vor den Worten: „und der Tag der Rache“ auf. Hier
schloß Er das Buch, legte es in die Hand des Dieners, setzte Sich, und
aller Augen waren auf Ihn gerichtet. Das ist der heutige Tag! Das Buch,
geöffnet bis zum Tag der Gnade, ist in die Hand des „Dieners“ gelegt. Er
hat Sich „gesetzt“ droben zur Rechten der Majestät in der Höhe, und
„aller Augen sind auf Ihn gerichtet“. (Wohin sind unsere Augen
gerichtet? Die Welt schaut nach Menschen aus und nach den nächsten
großen Ereignissen.
Wir aber richten unser Auge auf Ihn
und erwarten das nächste große Ereignis vom Himmel, von Ihm aus, Ihn
Selbst!) - Aber es kommt ein anderer feierlicher Augenblick, wenn Er
wieder „das Buch“ nimmt, nicht aus der Hand des Dieners, sondern aus der
Hand Dessen, der auf dem Throne sitzt (nicht dem Throne der Gnade,
sondern dem Throne der „Blitze, Stimmen und Donner“), und dann folgt die
Fortsetzung der Stelle im Jesaiasbuche: „und der Tag der Rache...“,
dann beginnt der „Tag Seines Zornes“ (vgl. Stellen wie Jes. 13,13; Zeph.
2,1 und viele andere!).
Wenn der heutige Tag der Gnade sein Ende gefunden hat, wird Gott den
Erstgeborenen in den Erdkreis einführen - Er soll das Erbe jetzt in
Besitz nehmen. Durch Gerichte reinigt Er das Erbe, und Gerichte bahnen
den Weg zum Tag Seiner Herrschaft. Nicht das Evangelium leitet
das Kommen des Sohnes des Menschen und Sein Reich ein, sondern Gerichte.
Wenn der Unterschied nicht beachtet wird zwischen der jetzigen Zeit der
Gnade und der kommenden Zeit Seines Zornes, so kommt man dahin, dem
Evangelium das zuzuteilen, was Gott durch Gerichte wirken will, und beim
ersten Siegel von dem Siegeslauf des Evangeliums zu reden, der das
Kommen des Sohnes des Menschen und Seines Reiches einleiten soll. Die
solches sagen, verkennen ganz den Charakter des Tages Seines Zornes und
unterscheiden nicht die verschiedenen Verwaltungsperioden Gottes. Gewiß,
durch die Predigt des Evangeliums des Reiches werden Seelen
gerettet, aber Seine Vorsätze für jenen Tag werden durch die Hand
Seiner Macht in Gericht ausgeführt, von dem Throne aus, aus dem Blitze
hervorgehen.
Als das erste Siegel geöffnet wird, ertönt die Donnerstimme über die
Erde. Der erste Reiter erscheint auf weißem Pferde. Weiß ist die Farbe
der Überwinder (Off. 3,5 u. a.), und mit dem Rosse ist der Gedanke der
Macht und Stärke verbunden (Hiob 39,19-25; Ps. 147,10 u. a.), so daß wir
in dem ersten Reiter eine überwindende Macht erkennen, deren
Siegeslauf, wie es scheint, weniger durch Blut als durch die Macht einer
gewaltigen Person und Diplomatie gekennzeichnet ist. Die unverkennbare
Ähnlichkeit des Reiters mit Christo in Off. 19,11-13 leitet schon zu dem
Gedanken, daß wir hier das erste Auftreten der dämonischen
Antichristusmacht haben, mit der auch die späteren Gerichte verwoben
sind, dieser satanischen Macht, die sich in zwei Personen, dem
Fürsten und dem Antichristen, verkörpert (Off. 13 u. 19,20).
(Vergl. Fr. 43, Jahrg. 1914!)
In dem ersten Siegel, glaube ich, haben wir es zunächst mit dem ersten
Auftreten des Tieres zu tun, mit dem kommenden Fürsten des neu
erstehenden römischen Reiches, der im Anfang der Woche den Bund
mit Israel macht, was auch schon daraus hervorgeht, daß er bereits in
der Mitte der Woche die Opfer aufhören läßt (Dan. 9,27) und in
dessen Macht etwas später „der“ Antichrist auftritt. Eine Krone -
die Königswürde - wird ihm gegeben, so daß es scheint, er habe solche
(ähnlich einst Napoleon) vorher nicht gehabt. Es muß eine gewaltige
Person sein, diese kommende Geisel der Menschheit! Er hebt das
Gleichgewicht der Mächte völlig auf, von dem heute so viel geredet wird.
Auch andere Schriftstellen, glaube ich, bestätigen es, daß wir mit dem
Anfange des Tages Seines
Auch andere Schriftstellen, glaube ich, bestätigen es, daß wir mit dem
Anfange des Tages Seines Zornes auch gleich das Auftreten der
Antichristusmacht zu erwarten haben. In 2. Thess. 2,7.8 spricht der
Apostel von dem gegenwärtigen „Jetzt“ und dem zukünftigen
„Dann“, und das Erste, was dem „Jetzt“ folgt, ist das
Erscheinen des „Gesetzlosen“, der dann später durch den Herrn Jesus
vernichtet wird. - Wenn der Heilige Geist und mit Ihm die Gemeinde
(Seine Wohnstätte) von der Erde weggenommen ist, dann ist das Hindernis,
„das, was zurückhält“, beseitigt und die Bahn frei für den Antichristen
(V. 6 u. 7). Das Salz ist hinweg, und das Verderben kommt schnell. Wie
furchtbar, wenn der „Christus“ der Welt kommt - dem fällt sie zu Fuß,
und ihm gibt sie die Krone; als aber der „Christus Gottes“ kam, da rief
sie: „Hinweg mit diesem!“ - Auch in Matth. 24 beginnt der HErr mit dem
Antichristentum. Er Selbst bringt Seine Belehrungen in diesem Kapitel
mit der 70. Woche Daniels in Verbindung (V. 15). Es müßte uns deshalb
befremden, wenn wir darin keine Übereinstimmung mit Off. 6 fänden. Bis
zum 14. Vers spricht Er von dem „Anfang der Wehen“, die das „Ende“, die
„große Drangsal“ einleiten (s. V. 6.8.14.21.28-30). Mit dem 15. Vers
zeigt Er uns die „Hälfte der Woche“ (Dan. 9,27) und damit das siebente
Siegel der Offenbarung, welches die sieben Posaunen, Schalen usw. in
sich birgt, während die ersten sechs Siegel mit den Versen 5-14
übereinstimmen. (Natürlich abgesehen von anderen Gesichtspunkten in
diesem Abschnitt.) Wir sehen also: auch der HErr beginnt die Zeit der
Gerichte mit dem Antichristentum: V. 5 (1. Siegel).
Dann folgt V. 6 u. 7: Krieg (2. Siegel), Hungersnot (3. Siegel), Seuchen
(4. Siegel), Erdbeben (6. Siegel). Der 9. Vers beginnt mit einem „Dann“
(d. h. dann in dieser Zeit, während diese Dinge vorgehen und das V.
10-14 Gesagte geschehen wird, werden sie euch töten) (5. Siegel). Es ist
die Verfolgung des Überrestes. Der HErr zeigt, welches Los die Gläubigen
haben in der Zeit, während das Böse fortschreitet. Ihr Schrei nach Rache
(Off. 6,10) ist Gericht für die Welt.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Offenb. 6 wird heute vielfach auf die gegenwärtigen Kriegswirren
bezogen, wie wir überzeugt sind, durchaus mit Anrecht, was ja auch die
obigen reichhaltigen
Antworten
bezeugen. Wir beabsichtigen nicht, die in vorstehenden
Antworten
gegebenen Beweise dafür zu wiederholen, aber wir möchten auch
unsererseits denen zu helfen versuchen, die dies Kapitel, im Grunde es
entleerend, auf die jetzige Zeit beziehen; wir möchten auf einige
Tatsachen des Kapitels selbst eingehen.
Das ganze Kapitel ist, was außer anderem schon die in V. 1 angegebene
Vollzahl 7 beweist (vgl. Seite 116, Absatz 1!), ein einheitlich
geschlossenes; es bezieht sich auf eine Zeitperiode; alle sieben
Siegel, von denen sechs in Kap. 6, das siebente in Kap. 8 eröffnet
werden, werden nacheinander in einer Zeitperiode statthaben, die
vom Anfang bis Ende den gleichen Charakter trägt, den der Gerichte!
Wenn also die Zeitperiode, in die Offenb. 6 fällt, die gegenwärtige
wäre, so müßten im Verlaufe der jetzigen Zeit die beiden eigentümlichen
Gebete des 5. und 6. Siegels gebetet werden auf Erden (Vers 10 und
16.17)! Wie sehr aber widersprechen beide, vorzüglich das erste, dem
Charakter der gegenwärtigen Gnadenzeit! Die Bitte um Rache ist nicht die
Bitte dieser Zeit! Diese jetzig Gnadenzeit mit denen, die ihr
angehören (vgl. Eph.2-3!), muß erst abgelöst sein durch eine andere
Zeitperiode, und das erfolgt am Schlusse von Kap. 3, worauf in Kap. 4
und 5 die Gläubigen der
Jetztzeit im Himmel gesehen werden. Diese Ablösung kann nicht mitten in
Kap. 6 geschehen (wo etwa?), da sonst der einheitliche Charakter
desselben zerrissen würde und Kapitel 4 und 5 bedeutungslos würden.
Ferner: Vers 8 ist höchstens ein Schatten von dem Zukünftigen, wenn etwa
500 Millionen Menschen (der vierte Teil) untergehen, und zwar auch durch
die wilden Tiere! - Weiter zurück V. 5 u. 6! Eine solche ungeheure
Teurung auf der ganzen Erde, wie dort angegeben, ist nicht in der
jetzigen Zeit zu erwarten - warum nicht? Weil wir eben noch in der
Gnadenzeit leben und Gott „Seine Sonne aufgehen läßt und regnen läßt
über Gerechte und Ungerechte“; das ist kein Zeichen von Gerichtszeit!
Diese kommt aber, und dann gibt's keine Ernte mehr, wie wir sie erwarten
können; - und wenn wir sie in Deutschland nicht hätten, so hätten andere
Länder gute Ernte, und es gäbe also keine allgemeine Teurung, wie sie
hier in diesen Versen gemeint ist. - Auch der Wortlaut von V. 4 ist
gegen die Annahme, daß wir jetzt mitten in der Eröffnung der Siegel
stünden; noch gibt es Frieden auf Erden, und die Friedlosigkeit heute
zwischen etlichen der zwar bedeutendsten Länder ist ein wohl doch nur
schwaches Abbild von dem Zustand in der Zeit, wo der Friede tatsächlich
von der Erde weg genommen ist!
Viele Gläubige übersehen auch völlig, daß die mit Offenb. 6-19 in
Verbindung stehenden kriegerischen Ereignisse religiösen, und zwar
antichristlichen Charakter (Wesen) tragen, wie schon Kap. 6,9.10
deutlich zeigen (vgl. auch Matth. 24, besonders V. 15; siehe auch
Antwort D!).
Schon deshalb haben die gegenwärtigen rein weltlich-politischen Kriege
nichts damit zu tun! Noch wichtiger aber vielleicht sind die Beweise
gegen die Annahme, als befänden wir uns in der Zeit der Siegeleröffnung,
die, welche in dem Aufbau der Offenbarung liegen, und darüber ist in
obigen
Antworten
viel Licht gegeben.
Lassen wir uns durch nichts erschrecken! (2. Thess. 2,1ff.) Was wir
zu erwarten haben in der Gegenwart, ist nicht die „große Trübsal“, noch
sind wir bereits am Anfang oder mitten in derselben! Kriege hat es immer
gegeben, solange die Sünde ist, und je schlimmer es mit dieser wird,
desto schlimmer auch mit den Folgen derselben! Aber wir erwarten den
Herrn Jesus, der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn (1. Thess.
1 u. 4). Er nimmt uns aus der Welt, in der wir in Kriegs- wie auch in
Friedenszeiten allezeit Drangsal haben (Joh. 16,33), und Er tut es vor
der Erfüllung von Offenb. 6! Denn wir sind nicht von der Welt und haben
daher auch nichts mit den Gerichten über dieselbe zu tun! (Lies noch 1.
Thess. 5,8-11.) - Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
Geleitswort an den Leser:
„... Eines aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend
nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem
Kampfpreis der Berufung Gottes
droben in Christo Jesu.“
Phil. 3,14.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 24
Wenn Gott nach 1. Mose 3,19 den Menschen und sein Geschlecht zum Tode
verurteilt, wie kann Er dann einem Menschen ein „ewiges Besitztum“
versprechen (1. Mose 17,8)? Hat Gott dies Versprechen ausgeführt? Wenn
ja, wo sind dafür biblische Belege?
Antwort A
In dem Bunde, den Gott hier mit Abraham macht und später mit Isaak und
Jakob erneuert (2. Mose 6,8; 5. Mose 29,13), verheißt Er ihm, das Land
Kanaan ihm und seinem Samen „zum ewigen Besitztum“ zu geben und ihr Gott
zu sein. Abraham, obwohl schon rechtmäßiger Besitzer, wohnte nur als
Fremdling darin (1. Mose 23,4; Hebr. 11,8ff.). Von den Nachkommen
Abrahams kam erst das Volk Israel unter Josua in wirklichen Besitz des
gelobten Landes (Jos. 11,23).
In 3. Mose 26 nun lesen wir in den Versen 3-13 von Gottes Segnungen in
Verbindung mit Kanaan für Sein Volk, wenn es Ihm gehorcht; in den Versen
14-39 dagegen von Seinen immer mehr gesteigerten Strafen, wenn es nicht
auf Ihn hören will. Der letzte Teil von Vers 27 an hat zum letzten Male
seine Erfüllung gefunden in der Zerstörung Jerusalems und Zerstreuung
der Juden, nachdem sie Christum und Seine Zeugen verworfen hatten. In
den Versen 40-45 endlich finden wir einen Hinweis auf Israels
schließliche Wiederherstellung und Sammlung in Kanaan, indem es bei der
„Erscheinung Seiner Ankunft“ (2. Thess. 2,8) in Reue und Buße sich zu
seinem einst verworfenen Messias hinwendet (Sach. 12,10ff.). Dann wird
Christus, der verheißene Same Abrahams (Gal. 3,16), dessen Herrschaft
kein Ende hat (Jes. 9,7), ihr König und Jehova ihr Gott sein (Sach.
13,9). So findet das Abraham von Gott gegebene Versprechen seine völlige
Erfüllung (vergl. 2. Kor. 1,20!).
K. Hch.
Anmerkung des Herausgebers
Während vorstehende
Antwort
sich hauptsächlich mit den gewünschten „biblischen Belegen“ beschäftigt,
im Falle die Frage zu bejahen sei - was allerdings schriftgemäß ist! -,
möchten wir noch einige Worte zu dem „wie kann Gott?“ äußern! - Am
Schluß der obigen
Antwort
steht das kostbare Wort 2. Kor. 1,20. Ja, in Ihm, in „dem Sohne Gottes,
Jesus Christus“ (V. 19a), sind alle Verheißungen verbürgt. Der
Verurteilung des Menschengeschlechtes zum Tode (1. Mose 3,19) geht aber
in V. 15 die erste Verheißung zuvor, auf Grund welcher dem, „der die
Gewalt des Todes hat, dem Teufel“ (Hebr.2,14), „die Macht genommen“
werden würde. Diese Verheißung, die also für den Menschen die erste
Verkündigung der Gnaden macht Gottes war, folgte unmittelbar auf
den Fall des Menschen, durch den er die Todesandrohung von 2,17 erwirkt
hatte. Adam hatte diese gehört, er hörte aber auch die erste Verheißung
des göttlichen Sieges über den Tod, und somit konnte er - wie ich nicht
zweifle: im Glauben, trotz der soeben ihm angekündigten
Verurteilung zum Tode (V. 19), seinem Weibe den Namen Eva („Mutter der
Lebendigen“) geben. - Also das „wie kann Gott?“ ist zu beAntworten:
Er kann es und tut es um Christi, Seines geliebten Sohnes, des
verheißenen Weibessamens willen, in dem „alle Verheißungen Ja und Amen
sind“ (s. auch 2. Tim. 1,10). Um Seinetwillen konnte Gott dem Abraham
ein „ewiges Besitztum“ versprechen. In Christo war es ihm verbürgt; und
darum auch uns aus den Nationen, sofern wir „aus Glauben sind“,
denn „die aus Glauben sind, sind Abrahams Söhne“ (siehe Gal. 3,6-9; vgl.
Röm. 4,16.17). Lies noch Eph. 1,3-14!
Glauben sind, sind Abrahams Söhne“ (siehe Gal. 3,6-9; vgl. Röm.
4,16.17).
Lies noch Eph. 1,3-14!
Frage 25
Wie decken sich Matth. 1,20 („denn ...“) und 5. Mose 18,15?
Antwort A
Der Herr Jesus Christus ist sowohl der Sohn Gottes (Matth. 8,29; 14,33;
16,16; 27,54 usw.) als auch der Sohn des Menschen (Matth. 10,23; 16,28;
17,9.12.22; 18,11 usw.). Als „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“
(1. Joh. 5,20) hat Er „Leben in Sich Selbst“ (Joh. 5,26), „Gewalt, Sein
Leben zu lassen und es wieder zu nehmen“ (Joh. 10,18), und Macht,
geistlich und leiblich Toten Leben zu geben (Joh. 5,21.25). Andererseits
ist Er als „Mensch“ der „Mittler zwischen Gott und Menschen“ (1. Tim.
2,5), indem Er „Sich Selbst gab zum Lösegeld für alle“ (V. 6), nachdem
Er „Gesetz und Propheten in ganzer Fülle dargestellt“ hatte (Matth.
5,17); als solchem ist Ihm auch „Gewalt gegeben, Gericht zu halten“
(Joh. 5,23.27), ja „alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Matth. 28,18).
In Matth. 1,20b: „Denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geiste“,
weist uns auf die göttliche Seite des HErrn hin (vergl. Luk. 1, 35!),
während, wie bei vielen anderen alttestamentlichen Stellen, auch in 5.
Mose 18,15 die menschliche Seite dargestellt ist. Nur die Beachtung
dieser Verbindung des wahrhaft Göttlichen mit dem wahrhaft Menschlichen
kann uns den Lebensgang des HErrn auf Erden recht verständlich machen
und anscheinende Widersprüche beheben.
K. Hch.
Antwort B
5. Mose 18,15 ist zum Volke Israel im Auftrage Gottes gesprochen, als es
im Begriff war, nach langer Wüstenwanderung in Kanaan einzuziehen. Mose
war von Gott vorgesehen, erwählt, berufen, um Israel aus der
Knechtschaft Ägyptens herauszuführen und in das Land der Verheißung zu
bringen. Gott war mit Mose in Erweisung großer Kraft und Wundermacht,
und die Schrift bezeugt von ihm Hebr. 3,5, daß „er treu war in seinem
ganzen Hause“.
Matth. 1,20 wird die geheimnisvolle Geburt des Herrn Jesu mit wenigen
Worten berichtet. Der Verheißung nach stammte Er aus dem königlichen
Geschlecht Davids, zu dem auch Joseph, der Mann der Maria, und vor allem
diese selbst (Luk. 2,4 und 1,32) als letzte Glieder gehörten.
Aber von Gott war Er vor Grundlegung der Welt erwählt und bestimmt zum
König Israels, Seines auserwählten Volkes, zum Retter und Anführer
unserer Seligkeit, zum Heiland der Welt für alle Nationen der Erde (Jes.
42,1-17), zum Erretter aus der Obrigkeit und Gewalt Satans, der alle,
die an Ihn glauben, heimführen will ins Vaterhaus droben (Apgesch.
2,21-28 und 3,12-26).
F. B.
Anmerkung des Herausgebers
Es gibt in den Heiligen, von Gott wörtlich eingegebenen Schriften (2.
Tim. 3,16) keine wirklichen Widersprüche. Wenn für den menschlichen
Verstand auch manche vorhanden sein mögen, so weiß
der Glaube doch, daß alles, was von Gott ist, „sehr gut“ und vollkommen
in sich selbst ist (vgl. Jak. 1,17 u. a.!). Wie könnte auch, da
Christus das (fleischgewordene) Wort ist (Joh. 1,14), das
geschriebene Wort unvollkommen sein! Mancher scheinbare Widerspruch
löst sich bei näherem Zusehen durch treues Beachten des Zusammenhanges
(vgl.
„G. H.“ 1915 Nr. 5, S. 85!).
Bei den vorliegenden Stellen kann man aber kaum auch nur von einem
scheinbaren Widerspruch reden, betreffen doch diese Stellen die beiden
in der Schrift völlig unterschiedenen Seiten der Person des Herrn Jesu,
der einerseits als Mensch wie Mose aus den „Brüdern“, aus Israels Mitte
kam (weswegen Er z. B. auch Matth. 25,31-40 von „Seinen Brüdern“
spricht: den Juden!), andererseits „Gott, gepriesen in Ewigkeit“ war und
ist (Röm. 9,5 u. a.). Diese beiden Seiten sind z. B. deutlich
nebeneinandergestellt in Röm. 1,2-4. Und obwohl diese beiden Seiten klar
zu unterscheiden sind, wie durch eine Fülle von Stellen zu erweisen ist,
so ist es doch eine Person, von der dies alles gilt: es ist immerder
Sohn, es ist „Gott, geoffenbart im Fleisch“ (1. Tim. 3,16).
Weil es der Sohn ist, deswegen lag in jener prophetischen
Ankündigung des Mose (5. Mose 18,15) ein solch besonderer unermeßlicher
Wert, wie auch Vers 18 und 19 bezeugen.
Davon redet auch die Gegenüberstellung in Hebr. 1,1-3: die
Propheten - der Sohn, d. h. in den Propheten redete Gott
ehemals, in dem Sohn redete Gott endgültig, Er ist der
Prophet, auf den hin alle anderen Propheten redeten, um uns Gottes Wesen
und Seinen Willen prophetisch kundzutun (was ja im wesentlichen der Kern
ihrer Tätigkeit ist), den der Sohn zu erfüllen kam (Hebr. 10,7) und den
Er zugleich in und mit Sich Selbst verkündete (vergl. Luk. 4,14-30!).
Johannes der Täufer, von dem zwar Luk. 1,76ff. gesagt ist, lehnt die
Bezeichnung „de r Prophet“ ab (Joh. 1,21), und die Juden, welche
die prophetischen Worte des Mose im 5. Buch Kap. 18,15 kannten und
zugleich Kap. 34,10 und von der Ablehnung des Johannes, als „der
Prophet“ zu gelten, wußten, bezogen Moses Verheißung des Propheten
anscheinend und mit Recht auf den Herrn Jesus (vgl. u. a. Joh. 6,14; s.
auch u. a. Luk. 7,16 und 24,19!), nachdem sie Seine Taten sahen und
Seine von Kraft getragenen Worte hörten. Später nach Pfingsten berief
sich Petrus klar auf die Weissagung des Mose im Blick auf Christus als
den Propheten (Apgesch. 3; vergl. Stephanus' Rede Apgesch. 7!). Es ist
ein und dieselbe Person: Jesus Christus, der vom Heiligen Geist gezeugte
Sohn Gottes, der Messias, der König Seines Volkes Israel, der große
Hohepriester und der Prophet. Wie könnte Er diese menschlichen Seiten,
gewissermaßen Seine amtliche Tätigkeit, in Vollkommenheit ausüben, wenn
Er nicht zugleich der Vollkommene wäre, der Sohn, ja, „der Sohn
über Sein Haus“ (Hebr. 3,1-6)! Lies hierzu noch Hebr. 7,26-28!
Frage 26
Wie ist Gal. 3,20 zu erklären?
Antwort A
Seit mit dem Falle Adams (1. Mose 3) Sünde und Tod über die gesamte
Menschheit herrschen (Röm. 5,12ff.; 3,9ff.), sind die einzelnen Menschen
„tot in Vergehungen und Sünden“ (Eph. 2,1.5), deshalb „von Natur Kinder
des Zornes“ (V. 3) als „Söhne des Ungehorsams“ (V. 2), „ohne Hoffnung
und ohne Gott in der Welt“ (V. 12). Sie „sitzen in Finsternis und
Todesschatten“ (Luk. 1,79)
und stehen „unter der Gewalt Satans“ (Apgesch. 26,18), des „Gottes
dieser Welt“ (2. Kor. 4,4), und
sind damit „Feinde Gottes“ (Kol. 1,21; Röm. 5,10), der „ Licht ist und
gar keine Finsternis in Ihm“ (1.
Joh. 1,5).
Gott allein konnte die nun entstandene Kluft zwischen Sich und den
Menschen überbrücken durch einen geeigneten, von Ihm erwählten Mittler,
um die zerrissene Einheit wiederherzustellen. Zunächst knüpfte Er an mit
einigen Männern des Glaubens wie Abraham (Gal. 3,16), danach mit dem
jüdischen Volke. Um dieses nun zur „Erkenntnis der Sünde“ zu bringen
(Röm. 3,20) und auf den kommenden Erlöser vorzubereiten (Gal. 3,24), gab
Er ihm das Gesetz, angeordnet durch Engel, indem Er Mose als Mittler
erwählte (Gal. 3,19) zwischen Sich und dem Volke, das Ihm nicht nahen
durfte noch konnte, ohne zu verderben (2. Mose 19,12). „Ein Mittler ist
nicht Mittler von einem“ (Gal. 3,20a) oder von zweien, die eins sind,
wie der Vater mit Christo (Joh. 10,30).
Ein solcher war hier nötig, da ja um der Sünde des Volkes willen
Gemeinschaft und Einheit zwischen Gott und dem Volke nicht bestanden (1.
Joh. 1,6.7).
„Gott aber ist einer“ (Gal. 3,20b), der mit Israel, dem anderen, durch
Mose, den Mittler, in Beziehung trat, dem allein der Name „Jehova“
zukommt (5. Mose 6,4; 1. Kor. 8,4), der „allein Unsterblichkeit“ hat (1.
Tim. 6,16), und der als Vater, Sohn und Heiliger Geist eine Einheit
bildet (vgl. Joh. 14; Matth. 28,19!), der auch der Gott aller Nationen
ist (Röm. 3,29.30).
So wurde „das Gesetz durch Mose gegeben“; jedoch „die Gnade und die
Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh. 1,17). Er, der
verheißene Same Abrahams (Gal. 3,16.19b), ist dann der Mittler geworden
zwischen Gott und den Menschen (1. Tim. 2,5; Hebr. 9,15; 12,24), indem
Er „eine ewige Erlösung erfunden hat“ (Hebr. 9,12), deren Frucht
zunächst das Einssein Gottes mit den Kindern Gottes in Christo ist (Joh.
17), und am Ende, daß „Gott alles in allem ist“ (1. Kor. 15,28).
K. Hch.
Antwort B
Der Apostel Paulus sucht den Galatern Kap. 3 den Unterschied zwischen
Gesetzes- und Glaubensgerechtigkeit klarzulegen. Dabei berührt er die
beiden Testamente (Gottes Bündnisse) und ihre Vermittler. 1. Das
Bündnis der Verheißung zielte auf den einen verheißenen Samen (V. 16.19;
vgl. 4,22ff.!), welcher ist Christus. Dieses Bündnis bestand schon, ehe
das Gesetz kam (1. Mose 3,15; 17,1-6). 2. Das Bündnis des
Gesetzes mit Israel, das Gott in Seine besondere Erziehung nehmen
wollte, ist diesem ersten Bündnis hinzugesetzt worden und ist also eine
Einschaltung für eine bestimmte Zeit, nämlich „bis der (verheißene) Same
käme“; also nur bis auf Christum. Beide Bündnisse haben nun ihre
Mittler. Das Gesetzesbündnis hat Mose und nach ihm die Hohenpriester als
Mittler, welche aber der Tod nicht bleiben ließ (Hebr. 7,23.28). Da war
also nicht nur ein Mittler, sondern viele. Das Bündnis des Glaubens
aber, das auf Gottes Verheißungen gegründet ist, hat nur einen Mittler
(1. Tim. 2,5.6): Jesus.
In Gal. 3,20 ist zunächst von dem Gesetzesmittler, Mose, die Rede. Mose
war aber nicht der eine Mittler, denn das Gesetz ist auch durch
Vermittelung der Engel gegeben worden (vgl. Apgesch. 7,53); nebst dem,
daß bis auf Christum der Mittler viele wurden. So ist es also richtig,
daß im Gesetzesbund der Mittler nicht Einer ist; Gott aber ist Einer,
somit muß das Bündnis des Glaubens, das nur Einen Mittler hat, das
einzige gültige Bündnis sein. Gott war in Christo und versöhnte die Welt
mit Sich
Selber (2.
Kor. 5,19).
Also der Gesetzesbund ist nicht der einzig und ewig gültige Bund Gottes
zur Errettung der Menschen, sondern ein Notbehelf, ein Erziehungsmittel,
bis der Verheißungs- und Glaubensbund durch den einigen Mittler Jesus
Christus, Gott, hochgelobt in Ewigkeit, bestätigt war (vgl. Hebr.
9,15-22!). Daher kann die Seligkeit nicht durch den Gesetzesbund erlangt
werden (vgl. Röm. 9,31.32), sondern durch den Bund der Verheißung, d. h.
durch die gläubige Annahme des Evangeliums von Jesu Christo (Röm.
1,16.17).
F. Th. H.
Antwort C
1.
In Seinen Beziehungen zu Abraham (s. Verse 15-17) ist Gott die alleinige
Partei, die sich zu etwas verpflichtet; Abraham, als die andere Partei,
ist zu nichts verpflichtet.
2.
In Seinen Beziehungen zu Israel verpflichtet Sich Gott als die eine
Partei (2. Mose 19,4-6; 23,20-23 und 25-31). Aber auch Israel
seinerseits, als die andere Partei, wird verpflichtet und nimmt die
Verpflichtungen auf sich (2. Mose 19,8; 24,3.7). Überdies wurden diese
gegenseitigen Verpflichtungen mit Blut besiegelt (2. Mose 24,6-8; Hebr.
9,17-20). Aus Apgesch. 7,53 und Gal. 3,19 ersehen wir, daß von seiten
Gottes Engel die ausführenden Organe waren.
3.
(Schlußfolgerung.) Wie weit steht dieses unter der erhobenen Tatsache:
Gott persönlich verpflichtet Sich gnädiglich gegen Abraham, ohne ihn zu
verpflichten. Sind sie, Juden oder Judaisierende, nicht beschämt
darüber, daß sie das Gesetz über das freie Geschenk der Verheißung
stellen wollen? Sie rühmten sich ihrer Kenntnis des einigen Gottes.
Wohlan, wo erscheint Gott mehr als der alleinige und einzige Gott: in
Seiner Unterhaltung mit Abraham als der die Verheißung Gebende oder in
den am Sinai durch Anordnung von Engeln und den Mittlerdienst des Mose
stattfindenden Verhandlungen? Augenscheinlich bei ersterer Gelegenheit;
denn Gott ist nicht die eine von zwei unterhandelnden Parteien, wenn er
eine Verheißung gibt; nein, Er ist „Einer“.
F. Kpp.
Antwort D
Es gibt über 300 verschiedene Erklärungen dieser Stelle. Manche Ausleger
versuchten festzustellen, ob die Worte: „Der Mittler ist nicht von
einem“ sich auf Christus beziehe oder auf Mose. Andere sahen in diesem
kurzen Satz einen Beweis für die Gottheit des Mittlers und dessen
zwiefache Natur als Gott und Mensch. Es ist unmöglich, auch nur die
wichtigsten Erklärungsversuche dieser Stelle anzudeuten.
Wenn man den Zusammenhang des Abschnittes beachtet - und das ist an
dieser Stelle besonders nötig -, sieht man zunächst, daß der Ausspruch:
„Der Mittler ist nicht von einem“ eine allgemeine Tatsache und Erfahrung
ausspricht. Wir gebrauchen in solchen Fällen meist den unbestimmten
Artikel „ein“. Der Grieche wendet aber gerade in solchen Fällen gern den
bestimmten Artikel an (vgl. Gal. 4,1!), „der“ Erbe, wo nicht ein
bestimmter Erbe gemeint ist, sondern ein Erbe überhaupt.
Was Paulus beweisen will, ist folgendes: Die Erbschaft ist nicht auf
Grund des Gesetzes, sondern auf
Grund der Verheißung. Gott hat sie dem Abraham durch Verheißung (nicht
durch Gesetz) als Gnadengeschenk gegeben (V. 18). Diesen Zweck, die
Erbschaft zu vermitteln, hatte das Gesetz nicht. Sein Zweck war ein
anderer (V. 19), es wurde der Übertretungen wegen, d. i. um das
Vorhandensein und den widergöttlichen Charakter der Übertretungen zu
offenbaren, hinzugefügt, d. i. neben dem längst bestehenden
Verheißungsbund gegeben. Da es sich bei der Gesetzgebung um zwei
Parteien mit gegenseitigen Verpflichtungen handelte - um Gott und das
Volk Israel -, so war die Vermittelung eines Mittlers am Platze.
Wenn ein Mittler auftritt, so handelt es sich stets um zwei selbständige
Parteien, die gegenseitige Verpflichtungen eingehen. Die Verpflichtungen
sind aber abhängig von der Erfüllung festgesetzter Bedingungen. So war
auch der Sinaibund ein Bund zwischen zwei Parteien. Gott verpflichtete
Sich auch am Sinai, aber unter der Bedingung des Gehorsams der
Israeliten.
Anders Gottes Abmachung mit Abraham. Sie war eine bedingungslose
Verheißung. Gott verhieß ganz „unabhängig und für Sich allein, als einer
der Zahl nach, weil es kein Vertrag zwischen zweien, sondern Seine freie
Gabe (χάρις)
ist“ (Schleiermacher). So kommt durch das Fehlen eines Mittlers die
Verheißung Gottes als eine freie, bedingungslose und unabhängige zum
Ausdruck.
Daraus könnte nun der falsche Schluß gezogen werden (V. 21): „Ist denn
das Gesetz wider die Verheißungen Gottes?“ Paulus
Antwortet:
„Das sei ferne!“ Das „Gesetz“ hatte ja gar nicht den Zweck, „lebendig zu
machen“, „gerecht zu machen“, „Erbschaft zu geben“. Sein Zweck ist V. 19
genannt. So bleibt es also bei dem, was V. 17 gesagt ist, daß der
bedingungslose „Abrahamsbund“, der von dem Einen, nämlich Gott, mit dem
gläubigen Abraham geschlossen wurde, nicht durch den „Gesetzesbund“
aufgehoben werden sollte und konnte, der durch den Mittler zwischen den
zwei Parteien auf Grund bestimmter Bedingungen geschlossen wurde. V. 20
kann demnach nur im Lichte des ganzen Zusammenhanges, besonders der
zweiten Hälfte von V. 18, verstanden werden.
Bei Abraham war es eine bedingungslose Verheißung des Einen, am
Sinai gewissermaßen ein Vertrag zwischen zweien, von dessen
Innehaltung die dort gegebenen Verheißungen abhängig waren.
Der biblische Begriff des Bundes ist durchaus nicht immer der einer
gegenseitigen Verpflichtung. Auch wenn nur Gott allein der Sich Selbst
Verpflichtende ist, um zwischen Sich Selbst und dem Menschen ein
Gnadenverhältnis zu schaffen, kann diese Festsetzung oder feierliche
Abmachung hebräisch berith oder griechisch
διαθήκηgenannt
werden. Das Wort
διαθήκη
(Bund) hat durchaus nicht immer den Sinn einer gegenseitigen Abmachung
und Verpflichtung, sondern oft den einer einseitigen Festsetzung einer
Bestimmung oder eines Testaments, so Gal. 3,15 und 17.
Wenn ein Mittler tätig ist, läßt das schon erkennen, daß es sich nicht
um eine einseitige und bedingungslose Zusage handelt, womit der höhere
Wert und die längere Dauer der „Verheißung“ über das „Gesetz“
ausgesprochen und bewiesen ist.
I. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn wir auch glauben, daß die Anschauung der letzten beiden
Antworten
die richtigere ist, so enthalten doch auch die ersten beiden manche
beachtenswerte Winke. Wie in
Antwort D
gesagt, gibt
enthalten doch auch die ersten beiden manche beachtenswerte Winke. Wie
in
Antwort D
gesagt, gibt es eine Fülle von Deutungen dieses Verses, und so haben wir
in den vorliegenden
Antworten
eben mehrere derselben vor uns, wodurch sicher die Forschung über die
Stelle bereichert wird zum Nutzen eines jeden, der sich gründlich mit
dieser Frage befaßt.
Gal. 3,20 ist nur im Lichte des ganzen Galaterbriefes zu verstehen.
Dieser Brief, noch viel mehr als nur der nähere Zusammenhang des Verses,
zeigt und beweist die unendlich überragende Herrlichkeit des dem Abraham
„best ätigten“ Bundes (V. 17a) der Verheißung über den mit Israel
„mittels Engel in die Hand eines Mittlers“ (Mose) geschlossenen Bundes
des Gesetzes. Das Gesetz, obwohl „heilig“ und „gut“ (Röm. 7,12.14),
hatte nur eine zeitliche Bedeutung (Gal. 3,24), der Verheißungsbund aber
eine ewige. Die zeitliche Bedeutung des Gesetzes, die in Christo ihr
Ende fand, bestand in gegenseitigen Verpflichtungen, derentwegen ein
Mittler und ausführende Organe nötig waren. Jedoch die Verheißung
beruhte auf Gnade ohne gegenseitige Verpflichtungen, bedurfte somit
keines Mittlers, und war von ewiger Dauer wie Der, der sie gab und
bestätigte. Wären hierbei Verpflichtungen festgesetzt worden, so hätte
dieser Bund sich in keiner Weise von dem Gesetzesbund unterschieden. Er
hätte seitens einer der beiden Parteien gebrochen werden können und
hätte einen Vermittler nötig gemacht wie jener, der von seiten der Juden
beständig gebrochen wurde (wodurch der Charakter des Gesetzes sich als
heilig erwies und sein Zweck erfüllt wurde, V. 19a und Röm. 5,20), eines
Vermittlers bedurfte, der das gestörte Verhältnis zwischen den beiden
Parteien wiederherstellte (s. z. B. 4. Mose 21,4-8!). Der Bund der
Verheißung aber, 430 Jahre vor dem Gesetz dem Abraham errichtet - vergl.
Hebr. 10,16, wo es nicht heißt:„mit ihnen errichtet“, sondern:
„ihnen“, d. h. ohne Mittler -, hatte eine weit höhere Bedeutung als
der des Gesetzes; er sollte zeigen, daß es weder einer Verpflichtung
noch eines Mittlers bedurfte, wenn Gott ewige Segnungen schenken will;
Gnade wirkt ohne Bedingungen, etwa des Gehorsams oder der Pflicht, und
auch ohne Vermittlung; bei der Gnade kommt alles auf den sie Übenden,
den Schenker an, gar nichts auf die Würdigkeit oder nach deren Verlust
auf durch Vermittlung wiederhergestellte Würdigkeit, sondern nur auf
den, der sie schenkt.
Daß dies die Bedeutung des dem Abraham bestätigten Bundes war -
gegenüber einem zweiten, der mit Verpflichtungen und darum mit
Vermittelung rechnete -, das beweist Paulus, inspiriert durch den
Heiligen Geist, mit dem Ausspruch: „Gott ist Einer“. Hiermit ist einfach
gesagt: Gott trat bei der Bundesstiftung mit Abraham nicht auf als einer
von zwei sich Gegenüberstehenden, die durch einen Mittler sich nahe
gebracht werden sollten, sondern Er handelte in unumschränkter Gnade,
ohne Bedingungen zu stellen, bei deren Verletzung ein Mittler nötig
geworden wäre; Er handelte als Einer, dem keiner etwas vergelten und von
dem keiner etwas zu fordern hat (Röm. 11,35; 9,19-21).
Also verstehen wir wohl! Der Gegensatz zwischen Gesetz und Gnade, der
der Gegenstand des Galaterbriefes ist, ist der Schlüssel zu diesem Wort.
Der Gesetzesbund bedurfte der Vermittlung, um Forderungen, Strafen,
Zucht einerseits, Annahme der Bedingungen, Bitten um Vergebung und neue
Gehorsamsverpflichtungen andererseits usw. zu vermitteln. Gleichwohl
konnte dieser Bund nicht das ewige Leben bringen, da es im Wesen des
Gesetzes liegt, zu verdammen, nicht lebendig zu machen; daß Israel
erkenne, wie erlösungsbedürftig es sei, dazu war ihm das Gesetz gegeben,
damit es den Retter annehme, wenn Er käme (3,24). Aber Gott, der doch
den Erfolg des Gesetzesbundes kannte, hatte in Seiner Liebe schon vorher
den Bund der Gnade errichtet, was Er im Blick auf Christus tun konnte,
ohne Seinem Charakter als einem heiligen und gerechten etwas zu
vergeben. [Zweifellos ist etwas Berechtigung in jener Deutung dieser
Stelle, die darin einen Beweis für die Einheit von Gott
etwas Berechtigung in jener Deutung dieser Stelle, die darin einen
Beweis für die Einheit von Gott und Christus sieht, denn nur im Blick
auf Christus, der „Gott, geoffenbart im Fleisch“ war, konnte Gott diesen
Gnadenbund geben!
Siehe auch Frage 24!
Auch Mark. 10,18 und 1. Kor. 8,4 u. a., ganz besonders aber 1. Tim.
2,5.6 scheinen diese Auslegung von Gal. 3,20 zu bestätigen; doch ist in
der Timotheus-Stelle von Erlösung die Rede, wo es allerdings eines
Mittlers, nämlich des Versöhners und Sündenträgers, bedarf, nicht aber
von einem Bund im Gegensatz zu dem Bunde vom Sinai, wie in Gal. 3. - Daß
übrigens im Hebräerbrief so viel vom Bund und dem Mittler desselben
gesprochen wird, darf uns im Hinblick auf unsere Galaterstelle nicht
stutzig machen, als sei in 3,20 auch von Christus als dem Mittler des
Neuen Bundes die Rede: Der Hebräerbrief ist vornehmlich an Judenchristen
geschrieben, und „der Israeliten sind die Bündnisse“ (Röm. 9,4), also
auch der Neue Bund. Mit uns aus den Nationen aber ist kein Bund
geschlossen - zwischen Vater und Kindern hat ein Bund nicht Platz! - wir
sind wohl zu dem Mittler und dem Blute des Neuen Bundes
gekommen (Hebr. 12,24), aber nicht zu diesem Bund selbst, der erst an
einem späteren Tage Israel errichtet werden wird (10,16). Dies hier nur
kurz nebenbei! Es betrifft die Frage von Gal.3,20 nicht; es handelt sich
um ganz verschiedene Schriftzusammenhänge, die klar zu unterscheiden
sind!] - Diesen Bund, den der Verheißung, also den der Zeit nach älteren
(und schon darum von längerer Dauer), schloß Er, errichtete Er ganz ohne
Vermittlung und Verpflichtung aus reiner Gnade und Barmherzigkeit, und
zwar für den Glaubenden (Gal. 3,1-14; Röm. 4), d. h. nicht als Folge des
Glaubens - sonst hätte Gott dem Abraham sagen müssen: Wenn du Mir
glaubst, so will Ich dich segnen! -, sondern Er gab die Verheißung, und
„Abraham glaubte Gott“ (Röm. 4; vgl. 1. Mose 15,1-6!). Mit
anderen Worten: die Verheißung war da vor dem Glauben, alles ging
aus von Gott, es waren keine Parteien vorhanden, Gott gab, verhieß, und
der gläubige Abraham nahm die Segnung und erfreute sich ihrer und der
Folgen derselben ohne Bedingung. Das ist, soweit wir sehen, wie auch die
Antworten
C und D bezeugen, zu verstehen unter dem Worte „Gott ist Einer“ in dem
Zusammenhang des Galaterbriefes, des Briefes, der Gesetz und Gnade
miteinander vergleicht und die bedingungslose Gnade als allein von dem
„Einen“, von Gott ausgehend, als unendlich das Gesetz überragend
hinstellt.
Frage 27
Darf nach Hebr. 11,26 und anderen Stellen das Rechnen auf Belohnung als
eine dem Willen Gottes entsprechende Triebfeder zum christlichen handeln
angesehen werden?
Antwort A
Es ist gewiß nach göttlichem Willen, auf die Belohnung zu schauen. Der
Apostel ermahnt uns in Hebr. 12,1-3, weil wir soviel Zeugen um uns
haben, jede Bürde der Sünde abzulegen. Er führt uns das Bild der
Rennbahn vor Augen; wir wissen, wie jeder, der sich auf die Rennbahn
begibt, alles Unnütze ablegen muß, damit er frei und leicht laufen kann.
So hindern auch uns die Bürden der Sünden, das vor uns liegende Ziel zu
erreichen; darum sollen wir hinschauen auf Jesum; Er ist unser Ziel,
unsere Belohnung, das „Bessere“ (11,40). Er achtete der Schande nicht,
auch Er sah auf die vor Ihm liegende Freude; die Herrlichkeit war Seine
Belohnung, und darum konnte Er das Kreuz erdulden. So sollen auch wir
vorwärts schauen auf die Belohnung, damit wir nicht ermüden noch in
unseren Seelen ermatten. Wir haben eine Wolke von Zeugen um uns, und zu
diesen gehörte auch Mose in
Hebr. 11,26.
Auch Paulus sah auf die Belohnung in 1. Kor. 9,23-27. Er tat alles um
des Evangeliums willen, auf daß er mit ihm teilhaben möge, d.h. mit den
Verheißungen desselben; das war sein Ziel, die Belohnung, auf die er
schaute und die ihn veranlaßte, - zu kämpfen in der Gewißheit des guten
Kampfes des Glaubens, um die unvergängliche Krone zu erlangen; daher
sein Kampf nicht aufs Ungewisse, nicht wie wenn einer „die Luft
schlägt“. So sagt er auch am Schluß seines Lebens, daß ihm hinfort die
Krone der Gerechtigkeit beigelegt sei, weil er den guten Kampf gekämpft
habe (2. Tim. 4,7.8). Und diese Krone der Gerechtigkeit ist für alle
die, die Seine Erscheinung lieb haben.
Somit kann man mit Recht sagen, es sei Gottes Wille, daß wir Gläubigen
auf die Belohnung schauen. Möchten wir nur schauen auf Ihn und laufen in
der Rennbahn, damit wir den Preis erlangen!
G. R.
Antwort B
Wir stehen nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade (Röm. 6,15).
Daher kann die eigentliche Triebfeder zum christlichen Handeln nicht das
Rechnen auf Belohnung sein, sondern vielmehr die Liebe Gottes und
Christi, die uns dazu drängt (2. Kor. 5,14). Ohne diese sind selbst die
an sich besten und aufopferndsten Werke vor Gott wertlos (1. Kor.
13,1-3).
Zur Ermunterung und Stärkung jedoch weist uns der HErr hin auf die
zukünftige Herrlichkeit (Röm. 8,18) und den Lohn für die, die in Treue
auf Christum, die Grundlage, durch Gottes Geist gewirkte und durch Ihn
zur Vollendung gebrachte Werke aufgebaut haben (Offenb. 22,12; 1. Kor.
3,14 u. a. m.).
In diesem Lichte können wir viel leichter in lebendiger Hoffnung wie
Paulus „alles andere für Dreck achten“ (Phil. 3,8) und wie Mose (Hebr.
11,26) „die Schmach Christi für größeren Reichtum halten als die Schätze
Ägyptens “ oder der Welt, die da „vergeht und ihre Lust“ (1. Joh. 2,17).
So werden wir freudig mit in den Ruf einstimmen: „Komm, Herr Jesu!“
(Offenb. 22,20.)
K. Hch.
Antwort C
Die Bibelstellen, die uns wohl am besten Aufschluß geben auf diese
Frage, finden wir im Matthäus-Evangelium in den Kapiteln 19 und 20).
In Matth. 19,27ff. spricht Petrus zu dem HErrn: „Siehe, wir haben alles
verlassen und sind Dir nachgefolgt; was wird uns dafür?“ Der natürliche
Mensch findet eine solche Frage berechtigt. Die Jünger sind aus freiem
Triebe und mit großer Selbstverleugnung dem HErrn nachgefolgt. Der HErr
erkennt ihre Handlungsweise völlig an und verheißt ihnen zukünftige
Herrlichkeit im Tausendjährigen Reich (Vers 28). Über diesen Lohn sollen
sie sich gewiß freuen (Luk. 6,23).
Eine weitere
Antwort Auf
die Frage des Petrus gibt der HErr indirekt in dem Gleichnis von den
Arbeitern im Weinberg (Matth. 20,1ff.). Am Schlusse des Gleichnisses
sehen wir, wie der Hausvater dem zuletzt Gedungenen um die elfte Stunde,
d. i. vor dem Tode, aus Gnaden ebensoviel gibt wie
dem, der zuerst mit der Arbeit anfing. Matth. 20,14: „Nimm, was dein
ist, und gehe hin! Ich will aber diesem Letzten geben gleich wie dir“
(dir selbstgerechtem Menschen). Wie leicht kann sich bei unserem Rechnen
auf Belohnung die Sünde der Selbstgerechtigkeit einschleichen! Daß Gott
aus Gnaden gibt, sehen wir aus Röm. 9,16 und Eph. 2,8. Die ewige
Seligkeit wird nicht erteilt für Wollen und Laufen als Belohnung, aber
auch nicht ohne Laufen. Wer noch so angestrengt läuft, der erhält die
Krone doch nur aus Erbarmen, aber nicht ohne Anwendung der von Gott
umsonst erhaltenen Gaben.
Siehe 1. Kor. 9,24 und 25 und ferner Il. Band, 1914, Frage 35!
Ist unser christliches Handeln in diesem Sinne, dann sind wir auf dem
Wege des Willens Gottes. Zum Empfang und bei der Anwendung von Gottes
Gnadengaben ist von unserer Seite das Aufgeben von irdischen Dingen
erforderlich. (Matth. 10,39; Luk. 17,33; Joh. 12,25.)
So sehen wir in Hebr. 11,25 u. 26 Mose auf irdische Herrlichkeit
verzichten. Statt als ägyptischer Prinz am Hofe Pharaos zu bleiben, zog
er vor, „die Schmach Christi“ zu tragen, die er „für größeren Reichtum
hielt als die Schätze Ägyptens“. (Vergl. auch Phil. 3,8!) Der Apostel
ist zur Überzeugung gekommen, daß in Christo allein das höchste Gut und
darum der Grund aller wahren Freude sei. Schon im Alten Bunde ist Gott
Selbst die größte Belohnung. In 1. Mose 15,1 spricht Jehova zu Abraham:
„Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“ Nicht nach Gottes
Willen ist sogenanntes „christliches Handeln“ aus eigener Kraft zum
Empfang der zukünftigen ewigen Seligkeit als Lohn. Hingegen ist wirklich
„christliches Handeln“, zum Empfang von himmlischen Gütern als
Gnadengaben zur Seligkeit hier auf Erden, biblisch. Dieser Empfang und
hauptsächlich die Anwendung der Gnadengaben sind die Vorbedingungen für
unseren zukünftigen Gnadenlohn (Offenb. 22,12). 2. Joh. 8: „Sehet euch
vor, daß ihr nicht verlieret, was wir erarbeitet haben, sondern vollen
(Gnaden-) Lohn empfanget!“
C. L.
Antwort D
Wir sehen in Hebr. 11, wo uns die Wolke von Zeugen vorgeführt wird,
einen Hinweis auf die Tätigkeit des Glaubens und werden durch das
Vorbild der Alten ermuntert. Wenn nun in der angeführten Schriftstelle
für Mose der Glaube eine Verwirklichung (feste Überzeugung) dessen, was
er hoffte, war, so war seine Hoffnung eine lebendige, und er schaute
dabei auf das Endziel und ging in der Kraft dieses Glaubens seinen Weg.
Auch Hebr. 10,35 begegnen wir einem ähnlichen Gedanken, wenn uns dort
gesagt wird: „Werfet eure Zuversicht (Freimütigkeit) nicht weg, die eine
große Belohnung hat“, und Matth. 5,12 sagt der Herr Jesus am Schlusse
der Bergpredigt zu den Seinen: „Freuet euch und frohlocket, denn euer
Lohn ist groß in den Himmeln.“
Der HErr, der die Wege der Seinen voraussieht, trifft in Seiner Gnade
Vorsorge dafür, daß das Herz durch den Glauben geleitet wird. Darum ist
sowohl am Schlusse der Seligpreisungen wie im Hebräerbrief der Gedanke
der: mag Verfolgung kommen, mag der Tod eintreten, alles dies vermag den
Jünger nicht von Jesus Selbst und von dem Teil zu scheiden, das ihm in
Jesus beigelegt ist (Röm. 8,35-39).
In allen diesen Fällen wird der Gläubige auf das Endziel verwiesen. Die
Stellung derer, die dem HErrn angehören, ist außerhalb des Lagers; hier
tragen sie die Schmach ihres HErrn, und das Endziel ist: „Hier keine
bleibende Stadt, sondern die zukünftige begehren wir“ (Hebr. 13,13.14).
Diese von Gott
verheißene Belohnung war also nicht die Triebfeder und wird es bei
keinem wahren Gläubigen sein, sondern wer durch den Glauben Passah
gefeiert hat, der weiß, daß jede Belohnung nur aus Gnaden beigelegt ist,
und die Triebfeder zu seinem Handeln wird dann sein „Christus“, der dies
alles bewirkt hat, denn durch Ihn verstehen wir, daß die himmlische
Herrlichkeit unser gegenwärtiges Teil ist und freuen uns im Blick auf
diesen Gnadenlohn. Pharao, der Fürst dieser Welt, vermag uns nicht mehr
aufzuhalten, auch fürchten wir seine Macht nicht, unser Teil ist
hienieden mit dem verworfenen und droben mit dem verherrlichten
Christus. Ihn schauen wir an, denn alle Herrlichkeit des Himmels, die
uns verheißen ist, wäre nichts, wenn wir Ihn nicht dorten finden würden.
Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens und somit auch die
Triebfeder zu unserem Handeln.
Ph. W.
Antwort E
Nicht auf eine, sondern auf die Belohnung, die der Schmach des
Christus, schaute Mose. Christus hat Schmach erlitten, „die Schande
nicht geachtet, großen Widerspruch der Sünder gegen Sich Selbst und das
Kreuz erduldet“ (Hebr. 12,2.3). Er ist nun zur Rechten des Thrones der
Majestät in den Himmeln mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr. 2,9;
8,1; 12,2). Da der HErr die Schmach, die Leiden, welche die Seinen um
Seinetwillen erleiden, als Seine Leiden betrachtet (Apgesch. 9,5), so
teilt Er auch mit ihnen Seine Herrlichkeit, Seine Belohnung. (Siehe Röm.
8,17; 2. Tim. 1,8; 2,3-5.12.) Er aber allein hat das Verdienst
derselben. Die vielen Söhne hat Er zur Herrlichkeit gebracht, und die
Herrlichkeit, die sie haben, ist Sein (Joh. 17,22.24). Er hat die Bahn
durchschritten, Sein Ziel erreicht; wer Ihn will, hat naturgemäß
denselben Weg wie Er zu gehen. Keine Belohnung ist ein Anreiz, um den
Gläubigen seinen Weg gehen zu lassen, sondern Seine Belohnung ist
das Ziel und Sein Weg das Mittel dazu. Der HErr legt ihm nicht das Gehen
des schmalen Weges als Aufgabe auf mit Aussetzung einer Belohnung, falls
er sie erfüllt, sondern Er sagt sozusagen: Die Belohnung Meines Werkes
will Ich mit dir teilen; um sie zu erreichen, folge Mir nach; zwar wirst
du leiden müssen, aber es gibt bei Mir Hilfe (Joh. 15,15-21; 16,33;
Hebr. 4,16; Jes. 40,29-31)! Auf diese Art ist das Teilnehmen an der
Belohnung auch Gnade, und jedes Verdienst des Gläubigen bleibt
ausgeschlossen (vgl. auch Offenb. 3.21 u. a.!). Ich glaube also, daß der
Gläubige nicht das Rechnen auf eigene Belohnung als Triebfeder
seines Wandelns haben soll, sondern daß der HErr ihm Seine Belohnung
gibt.
Wie könnte demgegenüber einer der um Seines Lebens Preis Erkauften
Christo gleichgültig bleiben? Hat Ihn dies doch genug gekostet! Welch
eine Liebe! Laßt uns also laufen (Hebr. 12,1; Phil. 3,10.14; Röm. 8,18)!
N. W. D.
Antwort F
Die Belohnung nimmt einen hervorragenden Platz in der Schrift ein.
(Sowohl des Guten als des Bösen!) Gott will uns nicht nur aus der Gewalt
der Finsternis erretten, Er will auch die Treue auf dem Pfade des
Glaubens belohnen. Errettung ist allein aus Gnaden auf dem Wege des
Glaubens. Belohnung ist für Treue im Glaubenswandel. Der Errettung
können wir nichts durch unser Wirken hinzufügen, sie ist Gnade - aber
Lohn hängt von unserer Treue ab.
hinzufügen, sie ist Gnade - aber Lohn hängt von unserer Treue ab.
Eins der letzten Worte, die der HErr von der Herrlichkeit offenbarte,
ist: „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir“ (Offenb. 22,12) und
ebenso: „Wer überwindet, dem werde Ich geben ...“ (Offenb. 2 und 3). Daß
solche Worte dazu gegeben sind, eine wirkende Kraft auf uns auszuüben,
braucht eigentlich nicht erst gesagt zu werden.
Nicht Lohn war für Christus die Triebfeder, den Willen des Vaters zu tun
und Sich für uns dahinzugeben, sondern Liebe, und doch konnte von dem
HErrn gesagt werden, daß Er für die vor Ihm liegende Freude das Kreuz
erduldete (Hebr. 12,2). Dieses Leben Jesu soll auch in uns sich
offenbaren (2. Kor. 4,11). Nicht die Hoffnung auf Lohn drängt uns, zu
Sündern zu reden, sondern die Liebe, aber der vor uns liegende Lohn
ermutigt uns, den Pfad des Glaubens zu gehen gleich Mose in Hebr. 11,26.
Ich glaube, die wirkende Kraft des Lohnes und die der Liebe sind nicht
voneinander zu trennen - sie gehören zusammen. Ist es Gottes
Wohlgefallen, Lohn zu geben, so liegt es im Naturgesetz der Liebe, den
Preis des Geliebten zu erlangen. Der Lohn wird meinem Herzen so wertvoll
sein, daß ich alles daransetze, damit am Tage des Lohnes sich Gottes
Freude auch an mir verherrlichen kann. Sorgsam werde ich wachen, daß
nicht durch meine oder anderer Untreue der Lohn hinfällig wird oder ich
beschämt werde. So wie der Ackersmann über die Saatarbeit wacht, damit
ihm nicht die Freude am Erntetage fehle, so stand des HErrn Kommen mit
dem Lohn vor den Augen der Apostel, und sie wachten über sich und die
Arbeit; und so werden auch wir wachsam sein, „auf daß wir nicht
verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen“.
Siehe 2. Joh. 8; 1. Thess. 2,19; 1. Joh. 2,28; Phil. 2,16.
Die Einladungen zur Verkündigung des Wortes von nah und fern führen mich
in die Wohnungen vieler Kinder Gottes in allen möglichen Teilen
Deutschlands. Öfter habe ich da den Wandspruch gefunden: „Nur selig!“
Ich möchte, daß er lautete: „Nicht nur selig, sondern vollen Lohn!“
Manche Kinder Gottes haben ganz falsche Vorstellungen über den Lohn; sie
sagen: Lohn will ich gar nicht haben, „nur selig!“ ist mir genug. Sie
möchten ihre Demut damit ausdrücken, denken aber nicht daran, daß eine
Geringschätzung des Lohnes darin liegt und sie sich im Widerspruch mit
der Schrift befinden.
Wenn die Liebe kalt wird, so liegt uns mehr daran, selig zu werden, als
in Pfaden der Treue zu wandeln, und wir fangen an, den Lohn nicht zu
achten. Will Gott Lohn geben, so wollen wir nicht darüber hinweggehen,
sondern gleich Mose ihn anschauen; und da er von der Treue abhängig ist,
so laßt uns mit Herzensentschluß beim HErrn verharren (Apgesch. 11,23)
und Ihm treu sein, damit wir ihn voll empfangen. Möchten wir nicht
solche sein, die „wie durchs Feuer“ gerettet werden; wo die Flamme alles
verzehrte, nur das Leben blieb, aber das ganze Werk des Lebens in Rauch
aufging! (1. Kor. 3,14.15.)
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Diese kostbaren
Antworten
beleuchten unseren Gegenstand von den verschiedensten Seiten. Möchten
sie vielen zum Segen dienen!
Wenn der Lohn für uns Gläubige der Beweggrund zu unserem Handeln
wäre, so wäre dasselbe noch
Wenn der Lohn für uns Gläubige der Beweggrund zu unserem Handeln
wäre, so wäre dasselbe noch viel weniger christlich im wahren Sinne des
Wortes wie das Verhalten eines Soldaten wahrhaft patriotisch wäre, der
nur kämpfte, um das Eiserne Kreuz zu bekommen. Wahrer Patriotismus ist
mit selbstloser Liebe (d. h. natürlich im irdischen Sinn!) zum
Vaterlande verbunden, wahres christliches Handeln ist nur das,
bei dem die Liebe zum HErrn, der uns zuerst geliebt und uns die
echte Liebe ins Herz gepflanzt hat (Röm.5,5), alles Tun und Lassen
regiert (vgl. 1. Kor. 13 und Joh. 14,23!). Er ist
für uns der Inbegriff des Lebens! (Phil. 1,21.) - Aber wie herrlich, daß
unser reicher Gott und Vater und unser Herr Jesus uns zur Ermunterung
Belohnungen in Aussicht stellt, die der Treue folgen sollen! Wer dürfte
gering achten, was Seine Liebe uns verheißt?! Vielmehr wird in dem Maße,
wie diese Seine Liebesäußerung unsere Herzen bewegt, unsere Treue
Zunehmen, und es wird unser Begehren werden, Seine Liebe möglichst wenig
zu enttäuschen. So wird nach dem Willen Gottes die Aussicht auf Lohn
für uns gewissermaßen zu einem aus der Liebe (zu Ihm) als
Haupttriebfeder (2. Kor. 5,14a)herauswachsenden Beweggrund zu
immer vollkommenerer Treue gegen Sein ganzes Wort. Dies ließe sich
z. B. aus dem Leben des Paulus leicht nachweisen!
Welch ein Tag wird es sein, wenn „einem jeden sein Lob wird von Gott“
(1. Kor. 4,5) und 1. Kor. 3,8b.14f. erfüllt wird! Möchte dieser Tag bald
kommen! Ja vielmehr: Möchte der Herr Jesus bald kommen! Offenb.
3,11; 22,20.
Geleitswort an den Leser:
„Der Fels: vollkommen ist Sein Tun; denn alle Seine Wege sind recht.
Ein Gott der Treue und sonder Trug, gerecht und gerade ist Er. ... Ja,
Er liebt die Völker; alle Seine Heiligen sind in Deiner Hand; und sie
lagern zu Deinen Füßen, ein jeder empfängt von Deinen Worten.“ 5.
Mose 32,4 u. 33,3.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 28
Wie ist der augenscheinliche Widerspruch zwischen 2. Sam. 24,1 und 1.
Chron. 21,1 zu erklären, und worin bestand die Sünde Davids, indem er
das Volk zählen ließ?
Antwort A
Nicht Gott Selbst reizte David, da „Er niemanden versucht“ (Jak. 1,13),
sondern Er ließ dem Satan freie Hand, dies zu tun, da es im Einklang zu
Seinen Regierungswegen stand (2. Sam. 24,1a). Wider Seinen Willen konnte
Satan Ihn in keiner Weise antasten (vergl. Matth. 10,29.30!). Ein
ähnliches Beispiel haben wir in Hiobs Versuchungen durch Satan unter
Zulassung Gottes (Hiob 1,12; 2,6).
Der Grund, warum David sich beim Zählen des Volkes Israel versündigte,
ist nicht angegeben. Wahrscheinlich lag sowohl „Hochmut des Lebens“ (1.
Joh. 2,16) als Ungehorsam vor; indem er das
göttliche Gebot, daß jeder Gemusterte von 20 Jahren und darüber ein
Hebopfer als Sühngeld geben sollte (2.
Mose 30,11-16), nicht beachtete. K. Hch.
Antwort B
Der Schwerpunkt liegt bei David. David bekriegte alle die äußeren Feinde
Israels, er erwarb sich einen großen Namen als Kriegsmann, er schlug,
schon ehe er König ward, den Riesen Goliath, und auch 1. Chron. 20,5-8
sind weitere Siege von ihm berichtet. Wohl zu beachten ist, daß David,
als er Goliath erschlug, Gott die Ehre gab (1. Sam. 17,45) und die
Streiter Israels Schlachtreihen Jehovas nennt. Wenn nun David seine
großen Erfolge als Kriegsheld ansah, dazu noch seine Augen auf die große
Schar seiner Helden richtete (1. Chron. 23), wie nahe lag es dann, daß
sein Herz sich erhob und daß er alle die Erfolge sich und seinem
tapferen Heere zuschrieb! „Arglistig ist das Herz, wer kann es
ergründen?“ Nur Gott, der Allsehende, sieht hinein in die Tiefen des
Menschenherzens. Und Gott sah in Davids und des Volkes Herz; denn auch
das Volk war nicht frei von der Sache: das Volk sah auf David. - Aber
außer Gott gab noch einer acht auf David, das war Satan (vgl. Hiob 1,8
u. 2,3); und der gibt heute noch acht auf die Menschen. David gibt nach,
unterliegt der Versuchung, und läßt trotz Warnung von seiten Joabs das
Volk zählen. Satans Fall war der Hochmut (Hes. 28,17; siehe Frage 10!
Der Herausg.) - und auch das Herz Davids erhob sich ob seiner Erfolge,
Hochmut war die Sünde Davids, wie überhaupt nach 1. Mose 3,5 des
Menschengeschlechtes Fall. - Als Jehova Israel schlägt (1. Chron. 21,7),
beugt sich David vor Gott, bekennt seine Schuld, ja, nimmt alle Schuld
auf sich (V. 17!).
„Wer zu stehen sich dünkt, sehe wohl zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor.
10,12.)
F. B.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn man als „von Gott belehrt“ die Stellen betrachtet, erleuchtet durch
den Heiligen Geist und „ohne zweifelnde Überlegungen“, so sieht man, daß
die beiden Stellen zwei verschiedene Seiten derselben Tatsache
beschreiben. – In
Antwort B
ist gesagt, daß „der Schwerpunkt bei David lag“, und beide
Antworten
oben zeigen, daß es Davids Selbstüberhebung gewesen sei, die
Gottes Gericht nach sich gezogen habe. In 1. Sam. 24 ist Jehova als der
gezeigt, der David zurechtbringt; zu diesem Zweck aber mußte erst das,
was in den Herzen war, offenbar werden. Darum tritt hier Jehova auch als
der auf, durch dessen Führung David dazu kam, das Volk zu zählen, womit
und wodurch er sein Herz offenbarte. In 1. Chron. 21 aber ist
dargestellt, welcher Mittelsperson Gott Sich bisweilen bedient, wenn Er
„das Verborgene der Herzen“ hienieden offenbar machen will. Ganz ähnlich
ist, wie ja obige
Antworten
auch dartun, das Verhalten Gottes in der Geschichte Hiobs. Hiermit
vergleichen kann man Gottes Handeln in der Geschichte des Paulus in 2.
Kor. 9, wo die Erzieherweisheit Gottes sich Satans bediente, um Paulus
demütig zu erhalten. - Ob Satan bei vorliegender Geschichte Davids sich
ebenso darüber klar gewesen ist, Gottes Werkzeug zu sein wie in Hiobs
Geschichte, lassen wir dahingestellt. Sicher ist die Erlaubnis oder
Zulassung Gottes (an ihn), David zu versuchen, für ihn hier ebenso wie
in Hiobs Geschichte ein Grund zu hämischer Freude gewesen daran, daß
einer von Gottes Auserwählten in Sünde und Verleugnung Gottes durch ihn
kommen würde, wodurch er ein
Anrecht an den Betreffenden geltend machen zu dürfen hoffen konnte (mit
Urecht natürlich, denn Satan kennt Gott nicht wirklich noch Seine Treue,
vgl. Röm. 8,31-39, besonders V. 33!). Seine hauptsächlichste Tätigkeit
nach seinem eigenen, durch Selbstüberhebung zustandegekommenen Fall, der
von ewiger Wirkung ist, ist die des Verklagens und des Sichtens der
Gläubigen (siehe Luk. 22,31 und Offenb. 12,10). Aber Gott ist größer und
hat Gedanken des Friedens, auch wenn Er letzten Endes hinter dem
Unglück und dem Wirken Satans steht (vgl. Jes. 45,1-7!).
Diese Geschichte von Davids Sünde des Zählens hat uns gewiß
grundsätzlich manches zu sagen für heute, wo die Macht der Zahl und
eigenen Kraft die Menschen so sehr beherrscht. Möchte unser geliebtes,
von Gott bisher so reich gesegnetes deutsches Volk mit seinen
Verbündeten noch viel mehr als bislang schon dessen sich bewußt werden
und bleiben, daß im letzten Grunde „der Sieg des HErrn ist“! (Spr.
21,31.) Möchten wir Gläubigen auch Gnade haben, die uns umgebenden
Menschen vor Selbstüberhebung zu warnen, auf welchem Gebiete es auch
sei, gilt doch stets das Wort: „Hoffart geht dem Sturze, und Hochmut dem
Falle voraus!“ (Spr. 16,18.)
Aber von diesen und ähnlichen grundsätzlichen Anwendungen unserer
Geschichte für uns heute abgesehen, glauben wir dieselbe nicht etwa als
ein Verbot von Zählungen heutzutage ansehen zu dürfen. Die Wissenschaft
der „Statistik“, welche die Aufgabe hat, die auf Grund von Zählungen
gewonnenen Erfahrungen des Lebens in Staat und Gesellschaft zu
vergleichen und so zu bearbeiten, daß sie praktisch verwertet werden
können, ist als Nachweis in den verschiedensten Gebieten des
öffentlichen Lebens der Völker außerordentlich nützlich. Diese
statistischen Zählungen und Untersuchungen geschehen nicht aus dem
Grunde, weswegen David zählte (also zur Selbstverherrlichung), sondern
sie dienen wichtigen Zwecken verschiedenster Art, z. B. der
Volkswohlfahrt. - Vor allem aber ist Davids Tun und Gottes Urteil
darüber deshalb nicht auf unsere Zeit anwendbar, weil die erste
Voraussetzung dafür heute fehlt: die (biblische) Gottesherrschaft
(Theokratie). In Israel war Gott König, und so hätte es bleiben
sollen, und nur, weil das Volk nicht auf dieser Höhe des Glaubens und
der Abhängigkeit von Gott blieb, erlaubte ihm Gott, sich, wie die
Nationen, einen irdischen König zu wählen (1. Sam. 8), der aber nur als
Stellvertretender und Beauftragter Jehovas über das Volk herrschen
sollte, denn „Gottes Berufungen sind unbereubar“. Gott blieb, was Er
war: Israels König, und offenbarte dies in der Sendung des Messias, und
an einem späteren Tage wird Israel diesen König anerkennen. David
wandelte auch im Bewußtsein dessen, Gottes Beauftragter zu sein, und
seine Sünde der Volkszählung bestand im tiefsten Grunde darin, daß er
sich zuschrieb, was Jehova zukam, womit er seinerseits, wie das Volk
damals, bevor es den ersten König bekam (1. Sam. 8,7), Jehova, seinen
König verwarf (nur für kurze Zeit freilich, dann tat er Buße).
Diese Gottesherrschaft bestand allein für die Juden und wird wieder für
sie bestehen im Tausendjährigen Reich. - Sie besteht nicht heute in den
verschiedenen Reichen der Erde, wenn es auch je und dann fromme,
gläubige Herrscher gibt und gegeben hat, die ihre Regierungen so
auffassen wollten; aber nach Gottes Wort ist es nicht so, und darum
können wir, wenn wir dies verstehen, die göttlichen Grundsätze der
biblischen Theokratie (Gottesherrschaft) auch nicht auf die heutige Zeit
und die heutigen Regierungsformen anwenden (vgl. z. B. von vielen
Stellen nur 5. Mose 17,14-20). - Nichtsdestoweniger behalten Worte wie
Ps. 47,7.8; 96,10; Jer. 10,7.10 u. a., insbesondere Luk. 20,25,
dann Röm. 13,1ff. und 1. Petri 2,13ff. heute und stets für uns Gläubige
ihren vollen Wert; doch hat dies nichts zu tun mit der biblischen
Theokratie, die allein dem Volke Gottes gehört.
Gottes gehört.
Frage 29
Ich bitte um eine Erklärung von Röm. 5,14!
Antwort A
In dem zwölften Verse lesen wir, daß infolge der Sünde Adams Sünde und
Tod in die Welt hineingekommen und zu allen Menschen hindurchgedrungen
sind. Die einen, besonders in der Zeit vor Mose, sündigten ohne Gesetz,
die anderen aber unter Gesetz, das ihnen durch Mose übermittelt worden
war (Röm. 2,12; 3,9; 2. Mose 19ff.). So herrschte der Tod von Adam bis
Mose, Henoch (1. Mose 5,24) und Elia (2. Kön. 2,11) ausgenommen. Ja,
auch die, die nicht „wie Adam den Bund Gottes übertreten hatten“ (Hos.
6,7), konnten ihm nicht entgehen.
Adam ist daher ein Gegen- und „Vorbild des Zukünftigen“ (oder „Des, der
da kommen sollte“), nämlich des Herrn Jesu Christi, wie wir in den
übrigen Versen des Kapitels sehen. „Gleichwie in dem Adam alle sterben,
also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (1. Kor.
15,22; vgl. V. 45-49!). In Röm. 5 sehen wir so den von Adam sich über
die Menschheit erstreckenden Fluch und den entsprechenden von Christo
ausgehenden Segen einander gegenübergestellt. Auf der einen Seite finden
wir „Ungehorsam“, „Übertretung“, „Sünde“ und als Folge davon „Sünder“,
„Tod“, „Verdammnis“; auf der anderen Seite dagegen „Gehorsam“,
„Gerechtigkeit“, „Gnade“ und „Gerechte“, „ewiges Leben“,
„Rechtfertigung“. Auf Ihn blickend können wir nunmehr im Glauben sagen,
daß „unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf daß der Leib der
Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Röm. 6,6)!
K. Hch.
Antwort B
Röm. 5 behandelt die Gnadengabe der Rechtfertigung und Versöhnung durch
den Glauben an Christum Jesum. Der Gerechtfertigte kann sich der
zukünftigen Herrlichkeit (5,2), der Trübsale (V. 3) und Gottes
Versöhnung (V. 11) rühmen. Gottes Liebe gab Seinen Sohn für die Sünder;
die Gerechtfertigten aber werden vor dem zukünftigen Zorn um so mehr
bewahrt. Wurden sie, als sie noch Feinde waren und kein Leben aus
Christo in Gott hatten, schon durch Jesum versöhnt, so ist ihnen die
Seligkeit ganz sicher, seit Christus ihr Leben geworden ist. Von der
sicheren Wirkung der Gnadengaben Gottes ist von V. 12 an die Rede.
Paulus stellt den ersten und den letzten Adam nebeneinander, zeigt die
Ähnlichkeit ihrer Nachkommenschaft, aber auch die Verschiedenheit
derselben. Durch des ersten Adams Sünde kam Sünde und Tod über alle
seine Nachkommen. Diese böse Gabe pflanzte sich unwiderstehlich fort,
auch über die, welche nicht so (wissentlich) wie Adam (1. Mose 2,
16.17), sondern unwissentlich gesündigt haben, wie die vor dem Gesetz
und die Heiden (Röm. 4,15; 5,13; Apgesch. 17,30). Der Tod kam dennoch
über sie alle.
Hier wird nun Adam als Bild des Zukünftigen, d. h. des letzten Adam
(Christus), als Haupt und Vater eines Geschlechtes erwähnt. Vom ersten
Adam haben wir als ganz sicheres Erbe Sünde und Tod; vom letzten Adam
als Erbteil des Glaubens Gerechtigkeit und Leben. Aber nicht verhält
sich's mit der
(Gnaden-) Gabe wie mit der Sünde, die Sünde vererbt sich durch die
Fortpflanzung, die Gnadengabe aber nicht; sie muß durch den Glauben
erlangt werden. Durch Abstammung sind wir in Verbindung mit dem ersten
Adam und seinem schlimmen Erbe, durch den Glauben kommen wir erst in
Verbindung mit dem letzten Adam (Christus), durch welchen die
Rechtfertigung des Lebens unser Erbe wird. Diese Rechtfertigung des
Lebens kommt über alle Menschen, die nun durch den Glauben mit dem Haupt
der Gläubigen in Verbindung sind, d. h. wiedergeboren, aus Gott geboren
(Joh. 1,12.13; 3,5; 1. Joh. 4,4.6 u. a.). Aber die Rechtfertigung des
Lebens erbt sich nicht fort, daher müssen sich Kinder gläubiger Eltern
ebensogut bekehren wie die der Ungläubigen. Der Glaube vererbt sich
nicht, und wie viele gläubige Eltern haben ungläubige Kinder und
manchmal ungläubige Eltern gläubige Kinder! So kann sich also das
Christentum, d. h. der lebendige Glaube, nicht vererben, und keine mit
oder an dem Menschen vorgenommene feierliche Handlung kann das ersetzen.
Jeder muß durch persönlichen Glauben mit dem Haupt der neuen Familie
verbunden sein, dann erst fällt ihm auch das sichere Erbe der
Rechtfertigung des Lebens durch Christum zu.
F. Th. H.
Antwort C
In Vers 12 wird uns gesagt, daß durch einen Menschen die Sünde in die
Welt gekommen ist, und durch die Sünde der Tod, und daß der Tod zu allen
Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben. Das war von
Adam an der durch die Sünde geschaffene Zustand. In Vers 13 wird das
Gesetz erwähnt, durch das die Sünde erst in ihrer Sündigkeit und Schuld
recht erscheint und durch das der Mensch unter eine VerAntwortlichkeit
gebracht wurde, die bis dahin nicht vorhanden war. Der Umstand aber, daß
anfangs das Gesetz nicht da war, änderte nichts an der in Vers 12
ausgesprochenen Wirkung der Sünde. Wohl war der Mensch bis zum Gesetz
nicht unter der VerAntwortlichkeit
des Gesetzes, aber da die Sünde da war, war auch der Tod da: „Der Tod
herrschte von Adam bis auf Mose“ (durch den das Gesetz gegeben war)
„selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der
Vertretung Adams“ (V. 14). Was war die Übertretung Adams“? Er hatte „den
Bund übertreten“, wie wir in Hosea 6,7 lesen, den Gott mit ihm errichtet
hatte, indem Er sprach: „Von jedem Baume des Gartens darfst du nach
Belieben essen; aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen,
davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst
du gewißlich sterben“ (1. Mose 2,16.17). Dasselbe tat dann Israel unter
dem Gesetz; deshalb heißt es von ihnen in Hosea 6,7: „Sie aber haben den
Bund übertreten wie Adam.“ Die Menschen nach Adam bis zum Gesetz aber
hatten keinen derartigen Bund, sie konnten daher auch keinen „Bund
übertreten“, hatten also nicht gesündigt „in der Gleichheit der
Übertretung Adams“. Aber sie hatten dennoch gesündigt und waren darum
dem Tode unterworfen, denn „der Lohn der Sünde ist der Tod“. Das ist die
schreckliche Folge der Übertretung des einen (V. 15.17). Wie herrlich
ist hiergegen die Folge der Gerechtigkeit des anderen „Einen“ - Jesu
Christi -: „die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade“ (V. 15) - ewiges
Leben, ewige Herrlichkeit! Ihm sei Dank dafür!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Diese klaren
Antworten
geben viel Licht in verschiedener Hinsicht über unsere Stelle.
Wie köstlich ist das, was Gott uns in Vers 12-17 durch die
Gegenüberstellung des ersten „Einen“, d. i. des „ersten Adam“ und des
anderen „Einen“, d. i. Christus (der „letzte Adam“), zeigt! Des
„Ersten“Sünde hatte so tiefgreifende, furchtbare, alle umfassende
Folgen, des „Letzten“ (des „zweiten Menschen“, vgl. 1. Kor. 15,45.47!),
oder, wie hier gesagt: „des Zukünftigen“Gnade oder Gnadengabe
durch Ihn aber hat eine soviel herrlichere Wirkung in Ewigkeit für
„die Vielen“, als die Person dieses „Einen Menschen“, des „Letzten“
einen unendlich überragenden kostbaren Wert in Gottes Augen hat
gegenüber der des „ersten“ Adam. - Anbetung für und für dem herrlichen
Namen, in dem wir, so viele wir „aus Glauben“ sind, begnadigt sind!
Frage 30
Enthält nicht Eph. 5,5 einen Gegenbeweis gegen die Lehre von der ewigen
endgültigen Errettung der Kinder Gottes?
Antwort A
Es ist hier festzustellen, daß der Apostel an die Epheser schreibt, die
nach Kap. 2,4.5 durch die Barmherzigkeit Gottes lebendig gemacht und
durch Gnade errettet sind (V. 8-10). In Kap. 5 ist die Fortsetzung der
Ermahnung von Kap. 4. „Einst waren sie selbst Finsternis, jetzt aber
Licht im HErrn“ (5,8), darum sie jetzt als Frucht ihrer Bekehrung und
Errettung als Kinder des Lichtes wandeln sollten. Hierzu bedurften sie,
obwohl sie es wußten und erkannten, Unterweisung, Ermunterung und
Ermahnung, in diesem gesegneten Stande und Verhältnis in Christo zu
bleiben. Die Gläubigen aller Zeiten bedürfen solcher Unterweisung und
Ermahnung (vgl. 2. Petri 1,12.13!). - Ein Gegenbeweis gegen die Lehre
von der ewigen Errettung der Kinder Gottes ist hier nicht zu finden. Was
aber die endgültige Errettung der Kinder Gottes betrifft, steht
geschrieben in Joh. 10,27-30: „Meine Schafe hören Meine Stimme, und Ich
kenne sie, und sie folgen Mir; und Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie
gehen nicht verloren ewiglich. Mein Vater, der sie Mir gegeben hat, ist
größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters
reißen.“
F. B.
Antwort B
Wenn Paulus in Eph. 5 die Gläubigen zu einem heiligen Wandel ermahnt und
in Vers 5 des gleichen Abschnitts das Kennzeichen derer gibt, die kein
Erbteil am Reiche Christi und Gottes haben, so wird damit das, was der
Apostel z. B. in Kap. 1 desselben Briefes sagt, nicht entkräftet oder
gar aufgehoben. Denn gerade im Epheserbrief werden uns die reichsten
Darstellungen von den Segnungen der Gemeinde Gottes gezeigt. Die
Gemeinschaft mit dem HErrn und das stete Weilen in Seiner Nähe sind die
Quellen unserer Segnungen und das Unterpfand auf unsere ewige und
endgültige Errettung. Wenn wir nun nach Gott geschaffen sind und Gott in
uns wohnt, so haben wir für unseren Wandel hienieden ein untrügliches
Vorbild, und für alles, was dieses Bild entstellt und dessen
Charakterzügen entgegen ist, gilt die Mahnung des Apostels: „Seid nicht
ihre Mitgenossen.“ Für die Gegenwart aber gilt das Vorbild in Vers 8:
„Einst“ und „Jetzt“, „Finsternis“ und „Licht“.
Stehen wir im Lichte, und ist unser Wandel im Licht, so ist dieses
Ergebnis eine Frucht der Liebe des HErrn zu den Seinen. „Hieran haben
wir die Liebe erkannt, daß Er Sein Leben für uns dargelegt hat.“ Und
diese Seine Hingabe sichert uns, die wir treu mit dem HErrn wandeln,
eine ewige und endgültige
Und diese Seine Hingabe sichert uns, die wir treu mit dem HErrn wandeln,
eine ewige und endgültige Errettung.
Ph. W.
Antwort C
Nicht alle Angehörigen einer Versammlung (Gemeinde) Gottes sind „aus
Gott Geborene“, „Schafe Jesu Christi“, „zum Eigentum Auserwählte“, „nach
Vorsatz Berufene“, „durch das lebendige und bleibende Wort Gottes
Wiedergeborene“. Von einem solchen sagt die Schrift vollkommen klar und
unzweideutig, daß er nicht sündigt (d. h. nicht mit Vorsatz sündigt,
„Sünde tut“), sondern sich bewahrt, und der Böse ihn nicht antastet (1.
Joh. 5,18), daß der göttliche Same in ihm bleibt (1. Joh. 3,9). Die der
Vater dem Sohne gegeben hat, gehen nicht verloren ewiglich, und niemand
wird sie aus Seiner Hand rauben (Joh. 10,28 u. 29), Gottes Auserwählte
zu verführen ist nicht möglich (Matth.24,24). Und nicht nur, daß es Sein
Wille war, daß sie Seine Kinder sollen heißen, Er wirkt auch alles nach
dem Rate Seines Willens (Eph. 1,11), führt Seinen Vorsatz aus an Seinen
Zuvorbestimmten (Röm. 8,28-39), denn treu ist, der sie ruft, Er wird es
auch tun (1. Thess. 5,24), und so befestigt Er sie auch in Christum und
hat sie gesalbt und versiegelt und das Pfand des Geistes in ihre Herzen
gegeben (2. Kor. 1,21.22). Wenn nun gleichwohl die Ermahnung des
Apostels in unserem Verse Eph. 5,5, wie aus Vers 1 hervorgeht, an die
„geliebten Kinder“ gerichtet ist, so kann diese nach den obigen
Schriftworten unmöglich so zu verstehen sein, als ob die Leute, von
denen gesagt ist, daß sie kein Erbteil haben im Reiche Christi und
Gottes, wirkliche Gotteskinder sein könnten, denn echte Kinder (im Sinne
von Hebr. 12,7.8), Wiedergezeugte (1. Petri 1,3.23) sind auch Erben
Gottes, Miterben Christi (Röm. 8,17), und es ist ihnen ein
unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil in den
Himmeln aufbewahrt (1. Petri 1,4); und wenn sie schon sündigen, nicht
durch den Geist wandelnd, die Lüste des Fleisches vollbringen können, da
auch bei ihnen im Fleische nichts Gutes wohnt - sie haben einen
Sachwalter beim Vater, Jesum Christum, den Gerechten (1. Joh. 2,1), und
werden, weil der göttliche Same in ihnen bleibt, immer wieder in die
Lebensgemeinschaft mit Gott zurückgeleitet werden. - Aber freilich,
„nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel
eingehen“ (Matth. 7,21), er mag viel empfangen haben, durch Jesu Namen
geweissagt, Teufel ausgetrieben, viele Wunderwerke getan haben oder, wie
wir in Hebr. 6,4 u. 5 lesen: erleuchtet gewesen sein, die himmlische
Gabe geschmeckt haben, teilhaftig geworden sein Heiligen Geistes und
geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des
zukünftigen Zeitalters - dies alles ist noch nicht gleichbedeutend mit
„Wiedergeborensein aus unverweslichem Samen durch das lebendige und
bleibende Wort Gottes“, „aus Gott Geborensein“, denn hierin erst
kennzeichnet sich die Natur des Kindes Gottes, daß es geradeso, wie dem
Fleische nach von dem leiblichen Vater, dem Geiste nach von Gott gezeugt
ist. Nur um solche also, die nicht eigentlich wiedergeboren sind, könnte
es sich handeln, wenn unter den in unserer Stelle genannten Leuten
Angehörige der Gemeinde gemeint sein sollen; doch erscheint im Hinblick
auf die beiden folgenden Verse auch die Auffassung nicht unbegründet,
daß der Apostel hinweist auf solche, die draußen sind (vgl. Offenb.
22,15), um Gotteskindern zu zeigen, wie unwürdig ihres Berufs sie
wandeln, wenn Werke wie die der „Söhne des Ungehorsams“ an ihnen
gefunden werden.
M. Fr.
Antwort D
Die genannte Schriftstelle enthält keinen derartigen Gegenbeweis. Es ist
in Kap. 5 und schon vorher vom Wandel die Rede. Die Gläubigen werden
ermahnt, würdig zu wandeln der Berufung, abzulegen, was dem alten
Menschen angehört, Nachahmer Gottes zu sein als geliebte Kinder und sich
völlig rein zu erhalten von Dingen, die böse sind, ja, sie nicht einmal
zu nennen! Denn was haben sie, die „Heiligen“, die „ein Erbteil erlangt
haben“ (1,11), mit den bösen Dingen zu tun, die diejenigen kennzeichnen,
die kein Erbteil haben im Reiche Christi und Gottes? Daß Hurer, Unreine
und Habsüchtige das Reich Gottes nicht ererben werden, sagt uns das Wort
Gottes mehrfach (s. 1. Kor. 6,9.10; Gal. 5,19-21; Offenb. 21,8 und
22,15), wie es ja dem ganzen Wesen der Sache nach nicht anders sein
kann; das wissen wir. Darum sollen wir, die wir das Reich Gottes ererben
werden, auch in unserem Leben uns als solche erweisen und durch einen
Wandel in Heiligkeit uns von jenen unterscheiden, die dieses kostbare
Teil nicht haben. Dieses den Gläubigen ans Herz zu legen ist der Zweck
des V. 5.
In den in Vers 5 bezeichneten Personen Kinder Gottes zu erblicken und
darum den Schluß zu ziehen, daß Kinder Gottes verloren gehen könnten,
dazu gibt der Vers nicht den geringsten Anlaß. Im Gegenteil ist klar
ersichtlich, daß auf diese Personen hingewiesen ist, um Kindern Gottes
vorzuführen, wie ungeziemend es für sie ist, das, was diese Personen
kennzeichnet, auch nur zu nennen!
Alle Versuche, gegen die Lehre von der ewigen, endgültigen Errettung der
Kinder Gottes „Gegenbeweise“ aus dem Worte Gottes aufzustellen, sind nur
vom Feinde, der den Kindern Gottes die Freude rauben und sie in
beständiger Unruhe erhalten will. Keine Schriftstelle, die zu diesem
Zwecke herangezogen wird, enthält einen solchen Beweis, und keine kann
ihn enthalten, da das Wort Gottes ja vielfach die ewige, endgültige
Errettung der Kinder Gottes versichert und sich ja nie widersprechen
kann; wenn ein solcher „Gegenbeweis“ gefunden wird, ist es immer nur
durch eine irrige Auslegung der betreffenden Schriftstelle unter
Außerachtlassung des Zusammenhanges und in Unkenntnis des wahren Sinnes
der Schriftstelle. Dagegen gibt es viele Schriftstellen, wie schon
gesagt, die die ewige, endgültige Errettung der Kinder Gottes klar und
bestimmt bezeugen, wie z. B. folgende: Joh. 10,28.29 (niemand kann sie
aus Seiner und des Vaters Hand rauben!); Röm. 8,34-39 (nichts kann uns
von Seiner Liebe scheiden!); 1. Kor. 12,13 (Glieder Seines Leibes -
können auch selbst nicht sich von Ihm trennen!); Eph.1,13f. und 4,30
(sichergestellt durch Gott Selbst!).
Darum lasse sich kein Kind Gottes die Gewissheit seiner ewigen,
endgültigen Errettung rauben, sondern halte fest den „Schild des
Glaubens“, an dem alle „feurigen Pfeile des Bösen“ abprallen, und wenn
jemand dir sagt, die Annahme der ewigen, endgültigen Errettung sei ein
gefährliches Ruhekissen, dann kannst du ihm ruhig sagen, daß er dieses
nicht behaupten würde, wenn er selbst diese kostbare Gewißheit hätte,
denn sie macht nicht etwa unsere Herzen träge und gleichgültig in bezug
auf die Sünde, sondern bewirkt gerade das Gegenteil und erfüllt sie mit
Freude und Hingabe an Ihn, durch den uns solche wunderbare Liebe und
Gnade zuteil geworden ist! Gepriesen sei Er dafür jetzt und in Ewigkeit!
Th. K.
Antwort E
Ist es möglich, „Kind Gottes“ und „Hurer“ usw. gleichzeitig zu sein? Der
liebe Frager wird selbst mit mir sagen: nein! Fällt aber ein Kind Gottes
in Hurerei usw., was leider vorkommt, so verliert es seine Kindschaft
nicht, sondern wird, eben weil es Kind ist und bleibt, von Gott dem
Vater gezüchtigt (Hebr. 12,7). Niemand wird doch einen schwachen und
unaufmerksamen Menschen, der auf dem Wege an einen Stein stößt und lang
auf die Erde fällt, als ein kriechendes oder vierfüßiges Tier ansehen,
dessen Wesen es ist, platt auf der Erde zu leben!
Der Apostel will aber, daß das Leben, der Wandel, die Haltung der
Epheser ihrer heiligen Berufung (4,1; 5,3; 1. Petri 1,15) entsprechend
und in keiner Weise den Werken der Finsternis ähnlich sei, da sie ja
Licht sind. (Wie ungeziemend es ist für einen Menschen, seine herrliche
aufrechte Haltung zu verlassen, haben sicher die von uns gespürt, die
sich einmal durch Ungeschicklichkeit auf die Straße hingestreckt haben.
Welche Unehre! Wieviel mehr für ein Kind des Lichts, wenn es sich wie in
Finsternis gebärdet!)
Einen Menschen, der mit der Sünde leichtfertig umgeht und sich damit
beruhigt, daß er ein Kind Gottes sei, dürfen wir der Schrift gemäß nicht
so nennen und anerkennen - und dann die ewige Errettung der Kinder
Gottes in Frage stellen! Gewiß gilt einem solchen Eph. 5,5. Gott wird
ihn richten (Hebr. 13,4).
Überhaupt enthält die Frage selbst einen scharfen Widerspruch, denn die
Gotteskindschaft besteht im Besitzen des ewigen Lebens (Joh. 1,12.13;
3,5.6.16 u. a.). Ist die Errettung des Kindes Gottes („Jünger“,
„Bekenner“, sogar „Bekehrte“ sind schon etwas andere Begriffe!) nicht
für ewig sicher, so ist das ewige Leben nicht mehr ewig! Hierzu lese man
die BeAntwortung
der Frage 33 in „G. H.“ Band II, 1914!
Teure und innig geliebte Geschwister, die Ihr das Wiederverlorengehen
eines Kindes Gottes angeblich schriftgemäß für möglich haltet, wie
„richtet“ Ihr „die erschlafften Hände und die gelähmten Knie auf, auf
daß nicht das Lahme vom Wege abgewandt, sondern vielmehr geheilt werde“?
(Hebr. 12,12.13; Gal. 6,1.2.)
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen durchaus überzeugenden, einander so gut ergänzenden
Antworten
bemerken wir zunächst, daß keine gegenteilige
Antwort
über diesen Gegenstand bei uns eingetroffen ist, die wir natürlich zum
Vergleich mit vorgelegt haben würden. Wir hoffen, daß die traurige
Annahme, daß Kinder Gottes, Schafe Christi, wieder verloren gehen
könnten, nach und nach im Volke Gottes an Boden verliert! - Wir können
heute, was diese Frage angeht, nur in Kürze verweisen auf die von, wenn
auch nicht allen, so doch den meisten Einsendern und uns selbst bei BeAntwortung
von Frg. 33, 2. Jahrg. 1914, mit nüchternen Schriftbeweisen vertretene
Überzeugung von der ein für allemal endgültigen Errettung derer, die
nach der Schrift Schafe Christi oder (wiedergeborene) Kinder Gottes
sind. Daran ändert auch die Anführung von Eph. 5,5 nichts, wie überhaupt
keine von den gewöhnlich gegen diese Tatsache angeführten
Schriftstellen. - Wir trauern aufrichtig um solche geliebten Brüder, die
sich vom Feind gebrauchen lassen, wirkliche Kinder Gottes unklar zu
leiten, wie auch um solche schlichten Geschwister, denen dieser ewige
Halt und Trost genommen wird, als ob der HErr und der Vater des Herrn
Jesu die Seinen nicht ewig als Sein Eigen bewahren werde (Joh. 6,39;
10,27-30!),
auch wenn sie, betrogen vom Feinde, durch Schwachheit oder z. B. auch
durch Schwermut in die schrecklichsten Verfehlungen hineinfallen. Wir
können Ihn nur anflehen, daß Er das helle Licht der Erkenntnis Seiner
Selbst - und Er ist das Leben; haben wir Ihn, so haben wir das
ewige Leben! (1. Joh. 5,11) - den geliebten Seinen allen, wer sie auch
sind, ja, uns Kindern Gottes allen, in allen Dingen mehr leuchten lassen
möchte, damit Satans Absichten und Werke gegen uns immer völliger
zunichte werden!
(Vgl. u. a. Kol. 1,9-14; 2. Petr. 3,18!)
Frage 31
Ist die praktische Anwendung von Jak. 5,14-16 jetzt noch angebracht, und
wo event. wird sie noch ausgeübt?
Antwort A
Wir befinden uns im Briefe des Jakobus vielfach auf dem Boden Israels.
Im vorliegenden Falle wird der Schwerpunkt auf das Gebet des Glaubens
gelegt. Der Glaube kennt Gott und rechnet mit Ihm. Wir wissen, daß wir
einen Gott und Vater haben und daß wir durch den Sohn Gottes einen
freien Zugang zu diesem Vaterherzen besitzen und dort alle unsere Bitten
vorbringen können. Heute steht die Gemeinde des HErrn nicht mehr wie in
jenen Tagen da, z. B. eine äußere Ordnung von Ältesten ist nicht mehr
vorhanden; wo Gott einzelne Brüder aussondert, werden sie
selbstverständlich anerkannt, aber für den einzelnen Gläubigen, auch für
den einsamen und alleinstehenden, gibt es eine direkte Verbindung, den
Zugang zum Vaterherzen Gottes, welcher immer offen steht. Hiermit soll
nun nicht gesagt werden, daß man bei Krankheiten sich nicht an Ihn, den
mächtigen Arzt, wenden soll; dies kann und soll in treuer Fürbitte
einzeln und gemeinsam geschehen. Denn Gott wird Sich stets zu dem Gebet
des Glaubens bekennen und irgend eine
Antwort Auf
das Rufen der Seinen geben. Aber was oft in verschiedenen Kreisen
angenommen wird, daß Krankheit unbedingt eine Folge der Sünde sei und
daß Gott unbedingt jede Krankheit heilen müsse, das ist falsch. Auch in
der Krankheit sieht der Gläubige die Erziehungswege und die
Liebesabsichten Seines Gottes und Vaters und weiß, daß auch durch
Krankheit Gott Sich oft verherrlicht. Jakobus betrachtet die Gemeinde
als eine Fortsetzung von Israel und hält an den irdischen Segnungen für
Israel fest, deshalb verbindet er die Krankenheilung auch mit dem Salben
mit Öl, was in Israel ein Vorbild von der Salbung mit Geist war. Wir
besitzen größere Segnungen und reichere Hilfsquellen, denn wir sind mit
Christus in den himmlischen Örten gesegnet (Eph. 1,3.4). Und wenn Gott
es für gut findet, uns auf das Krankenlager zu legen oder uns ein Leiden
mit auf den Weg zu geben, wenden wir uns vertrauensvoll zu Ihm; sollte
Er aber verziehen und Seine Hilfe nicht nach unseren Gedanken ausfallen,
gilt auch für uns Sein Wort an Paulus: „Meine Gnade genügt dir, denn
Meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor. 12,9).
Ph. W.
Antwort B
Der lebendige, der wirkende Glaube ist der Grundton des Jakobusbriefes.
Auch in dieser Stelle liegt der Nachdruck auf dem Glauben: „Das Gebet
des Glaubens wird den Kranken heilen“.
Es dürfte schwer sein, heute „die Ältesten „der“ Gemeinde“
zusammenzurufen. Welche von den uns
umgebenden Gemeinden (die leider oft in Neid und Streit zueinander
stehen) kann beanspruchen, „die Gemeinde Gottes“ zu sein? Und wer
und wo sind „die Ältesten der Gemeinde“, die nach der in der Schrift
gefundenen Weise als solche bestimmt wurden? (Wir haben weder Anweisung
noch Beispiel in der Schrift, daß Gemeinden sich Älteste selbst
wählten.) Wohl aber finden wir heute Brüder, denen Gott die Sorge für
Sein Haus ins Herz gelegt hat und die den Ältestendienst ausüben.
Ob wir in dem Zusammenruf der Ältesten der Gemeinde diesen Akt gleichsam
als mit der ganzen Gemeinde verbunden erblicken können und ob wir in dem
Salben mit Öl durch „die Ältesten der Gemeinde“ „im Namen des HErrn“ die
Ausführung eines göttlich gewiesenen Auftrages in berufener Autorität
(wie im Alten Testament) sehen können, mag dahingestellt sein. Deutlich
aber sagt die Schrift, daß weder die Ältesten noch das Öl, sondern „das
Gebet des Glaubens“ den Kranken heilen wird. Wenn wir auch
Schwierigkeiten finden, heute an dem Tage der Zerrissenheit des Volkes
Gottes, „die“ Gemeinde und „die Ältesten der Gemeinde“ zu haben,
so haben wir doch das „Gebet des Glaubens“ und die Macht Gottes zu
helfen, und ebenso haben wir die „zwei und drei“, die in einer Sache
vereint im Gebet vor den HErrn kommen können. „Das inbrünstige Gebet
eines Gerechten vermag viel.“
Viel Mißbrauch ist mit dieser Stelle getrieben. Gebetsheilstätten,
Bekenntnisabnahmen, Ölsalbungen usw. haben auf Grund dieser Stelle ihre
Verfechter gefunden. Den Gebrauch von Mitteln hat man verboten, und
Gebet, Öl, Bekenntnis und den Glauben hat man zu einem Mittel gegen
Krankheit herabgewürdigt. Wenn Gott Heilkräfte in die geschaffene
Kreatur gelegt hat, so sind sie für uns gegeben. Es ist keine Frage,
Gott kann uns ohne den Gebrauch von Mitteln heilen, wie es keine Frage
ist, daß Gott uns ohne tägliche Speise erhalten kann. Die Schrift zeigt
uns beides. Aber es ist die Frage, ob dies Seiner Bestimmung entspricht.
Im allgemeinen, glaube ich, finden wir in der Schrift, daß Gottes Walten
sich in den von Ihm gegebenen Mitteln offenbart. Er konnte Elias 40 Tage
ohne Speise erhalten - aber zu einer anderen Zeit mußten ihm Raben
solche bringen. Der HErr hätte die 5000 ohne die Hand voll Brot speisen
können, aber Er gebraucht das Vorhandene. Er hätte Hiskia ohne die Feige
heilen können, aber Er gebraucht die darin gegebene Heilkraft. Gott kann
die Nationen an einem zukünftigen Tage heilen ohne Blätter der Heilung,
aber Er gibt „Blätter der Heilung“ für sie (Offenb. 22,2). Paulus hätte
Timotheus in Ephesus schreiben können, die Ältesten, die in Ephesus
waren, zu rufen, aber er sagt: „Gebrauche ein wenig Wein, um
deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen“ (1. Tim. 5,23).
Der Glaube vertraut nicht den Mitteln, sondern dem HErrn. Elia vertraute
für die Erhaltung seines Lebens am Bache Krith nicht auf die Raben,
sondern auf Gott. Hier liegt der Unterschied zwischen dem Glauben und
dem Unglauben. Der Unglaube handelt wie Asa (2. Chron. 16,12ff.), der in
seiner Krankheit nicht Jehova, sondern die Ärzte„suchte“. Er
hatte den einstigen Glaubenspfad verlassen. Er stützte sich auf den
„König“ von Syrien und nicht mehr auf Jehova. Und als Gott Seine Hand in
Krankheit auf ihn legte, da suchte er zwei Jahre nach Ärzten für seine
Krankheit, aber nicht Jehova. Und so starb er. Welchen Wert hatte es,
daß er sich seine Begräbnisstelle bereitet hatte und man seinen Leib auf
kunstvoll bereitete Gewürz- und Spezereimischung bettete und man ihn bei
seinem Begräbnis beweihräucherte mit „einem sehr großen Brand“? Er starb
auf der Suche nach den Ärzten, aber an Jehova ging er vorbei. Ein armer
Lebensabschluß! Eine Warnung für uns! Wie manche Kinder Gottes müssen an
ihrem Leibe die Erfahrungen des Weibes in Mark. 5 machen, die sich immer
schwereres Leid, immer Schlimmeres für ihr Geld erkaufte. Erst als das
ihr anvertraute Gut so traurig verwandt war, da kam sie zu Jesu und
erfaßte den Saum Seines Kleides. In solchen
traurig verwandt war, da kam sie zu Jesu und erfaßte den Saum Seines
Kleides. In solchen Unglaubenswegen bedarf es oft des Eingreifens
Gottes, daß Er alles zu Ende kommen läßt und dann dem Glauben Seine
Macht ohne Mittel offenbart. Da bedürfen wir oft wirklich der Erlösung
mit dem kostbaren Blute Christi von den Ärzten und Arzneien, wie andere
der Erlösung von dem überlieferten Wandel nach väterlicher Weise
bedürfen, an dem man so oft Gläubige mit ganzer Seele hangen sieht (1.
Petri 1,18).
Krankheit ist nicht immer Gericht und Züchtigung, sondern auch Gottes
Gnade in Erziehung und Bewahrung. Wir mögen nicht wissen, warum Leiden
und Krankheit uns begleiten. Der lebendige Glaube aber sieht Gott in
allen Dingen. Da ist kein Klagen, Murren und Auflehnen gegen Gott. Das
Herz wendet sich an Ihn. Es kennt Seine Liebe, daß Er uns nur das Beste
geben kann. Es vertraut Seiner Weisheit, daß Er den Weg besser zu wählen
weiß als wir selbst. Der lebendige Glaube bekennt Gott die Lage und
unterwirft sich Seiner Hand, ob, wann und wie Er Seine Hilfe und Macht
offenbaren will. Da ist keine Hast. Der Glaube ruht in Gott, er nimmt
nicht die Sache in seine eigene Hand, sondern legt sie in die Hand eines
anderen - in Gottes Hand: er betet!
Wenn der Kranke so geleitet wird, mag er Brüder zu sich rufen und mit
ihnen über seine Lage reden, und sie „mögen“ über ihn beten. Da
ist ein Sichgewißwerden. Da ist keine Form. Mit dem Rufen und dem
Äußeren ist nichts getan. Für solches Gebet muß in jedem einzelnen Fall
Glaubensabhängigkeit und Glaubensgewißheit vorhanden sein; ein Glaube,
der für diesen Fall und diesen Akt von oben gewirkt ist. „Das Gebet des
Glaubens wird den Kranken heilen,“ dies ist eine Wahrheit, die heute
noch gilt. Gott
Antwortet
solchem Gebet, ob durch oder ohne Mittel.
Wir bedürfen aber der Wachsamkeit, das Gebet nicht zum Heilmittel gegen
die Krankheit zu machen, das nun auf jeden Fall helfen muß. Gott
wird den Glauben nicht ohne
Antwort
lassen. Wir werden glücklich sein auf diesem Wege, auch wenn die
Antwort
wie auf das dreimalige Gebet Pauli lautet: „Meine Gnade genügt dir“ (2.
Kor. 12,9).
Jakobus beleuchtet dann den Krankheitsfall von einer anderen Seite. Die
Krankheit kann die Folge von Sünde sein. In diesem Falle muß Vergebung
erlangt werden, und diese macht das Bekenntnis nötig. Da sind Sünden, da
sind Verfehlungen, da sind Härten im Leben. Diese treten vor das Auge
des Gläubigen. Der Geist Gottes bringt es ihm zum Bewußtsein, daß diese
Dinge geordnet sein müssen, die als Hindernisse der helfenden und
heilenden Hand Gottes im Wege stehen.
Das Böse soll nicht verborgen, sondern aufgedeckt und gerichtet werden.
Die Wahrheit fängt an, in der Seele zu wirken und der falsche Schein der
Schuldlosigkeit wird zerrissen. Demut, brüderliche Liebe und Vertrauen
fangen an, in der Seele zu. wachsen, und Bekenntnis und Vergebung
folgen. Die Sünde wird „gelöst“ und das Hindernis und die Zucht
beseitigt.
Aber auch hier ist die Gefahr, das Bekenntnis zum Mittel gegen die
Krankheit zu machen. Wie traurig, wenn man heute von Stätten reden hört,
wo Brüder oder Schwestern Sündenbekenntnisse abnehmen! Solche Dinge
kennt die Schrift nicht. Nicht der Wunsch zum Gesundwerden soll das
Bekenntnis hervorbringen, sondern der Heilige Geist, der das Licht auf
unser Verhalten fallen läßt. Solche Bekenntnisse sollen nicht vor „den
Ältesten“ oder „Brüdern“ geschehen, sondern es heißt: „Bekennet
einander“, d.h. einer dem anderen, worin er gegen ihn gefehlt hat!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wie klar ist dies alles nach der Schrift, und was wird demgegenüber in
vielen Kreisen von Gläubigen hin und her aus dieser Stelle gemacht! Und
dann, wenn andere so mancherlei Unwesen in dieser Hinsicht nicht
mitmachen können und für sich bei Krankheiten Mittel anwenden, dann wird
von jenen teuren Geschwistern, die nur „Gebets“ - und „Glaubensheilung“
usw. gelten lassen, über den vermeintlichen Kleinglauben der anderen oft
ziemlich schroff abgeurteilt. Manche solcher Geschwister fragen in
Punkten der praktischen Absonderung von der religiösen Welt und deren
Systemen gar nicht so sehr danach, was das Wort sagt (vgl. z.B.
Joh. 14,21ff. und 2. Kor. 6,14ff.), dagegen bezüglich Krankheit und
Heilung, auch Sündenbekennens vor Menschen, sind sie leicht geneigt,
ihren Standpunkt zum Maßstab des Glaubens zu machen und den schlichten
Absonderungsweg des Glaubens etwa nach Hebr. 11,24-28 und 13,13 gering
zu achten oder gar zu verurteilen! Laßt uns uns hüten, teure
Geschwister, vor ähnlicher Stellungnahme bez. Krankheiten und Mittel!
Gott hat auch die Ärzte gegeben, schon einen Lukas! Und wer keinen Arzt
und kein Mittel anwenden zu sollen meint, der handle gemäß seines
Glaubens, aber er mache sich nicht zum Gewissen anderer, und er prüfe
lieber noch einmal recht gründlich, was die Schrift sagt!
Nach diesen Ausführungen wird es dem Einsender dieser Frage nicht
verwunderlich sein, wenn wir ihm keine Stätten angeben, wo Jak. 5,14-16
systematisch gehandhabt wird. Wir können es nicht, da wir ein solches
planmäßiges System der Krankenheilung nicht für schriftgemäß halten
können. Ob und wie man aber im einzelnen Fall auf Grund dieser und
anderer Stellen handeln darf und soll, darüber ist oben genug gesagt. –
Auch in dieser Frage wie in anderen gilt Röm. 14,23: „Alles, was nicht
aus Glauben ist, ist Sünde,“ d. h. das ganze Leben des den HErrn
liebenden Kindes Gottes in allen Dingen, auch bei Krankheiten, ob ohne
oder mit Arzt oder Mitteln - es muß ein Leben der Abhängigkeit von Ihm
und Seinem Wort sein in Glauben und Gehorsam! Das lehrt uns auch der
Jakobusbrief (vgl. z. B. Jak. 2,14ff.; siehe auch Röm. 14,7ff.!).
Geleitswort an den Leser:
„Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Gottes
Kinder heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn
nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist
noch nicht geoffenbart worden, was wir sein werden; wir wissen, daß,
wenn es (Er) offenbar werden wird, wir sein werden so wie Er, denn wir
werden Ihn sehen, wie Er ist. Und jeder, der diese Hoffnung zu Ihm hat,
reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist. 1. Joh. 3,1-3.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antwortenliest;
und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an
der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 32
Was ist unter dem „Ausgeschnittenwerden“ in Römer 11,16-22 zu verstehen?
Antwort A
Ausgeschnittenwerden ist dasselbe wie Weggeschnittenwerden. Der Gärtner
schneidet einen Zweig weg, wenn er, etwa durch den Wurm zerstört,
anfängt zu vertrocknen, und also keine Lebensverbindung mehr mit dem
Stamme hat (vgl. Joh. 15,4-6). In dem Volke Israel haben wir ein solches
Bild vor uns. Es hätte der Stammbaum des neuen Paradieses sein sollen,
doch der Wurm der Sünde fand Raum hinter der Rinde äußerer Heiligkeit
und verwüstete den größten Teil der Zweige, so daß Gott diese Zweige
wegschneiden mußte (vgl. z. B. 4. Mose 25,1-9; 5. Mose 32,5-6; 1. Kön.
12,19). Nun musste Gott die weggeschnittenen Zweige ersetzen, und Er tat
dies, indem Er Zweige aus einem wilden Stamm ausschnitt und in den alten
Stamm einsetzte. - Und nun, lieber Mitpilger, du und ich und unsere
Mitgeschwister - wir sind die neu eingepfropften Zweige, darum laßt uns
von Gott Gnade erbitten, daß der Wurm der Sünde nicht in uns hinein
komme, damit Gott keinen von uns wegschneiden muß; denn die Sünde trennt
uns und Gott!
K. K.
Antwort B
Der Gegenstand der Gedanken und Wege Gottes wird einem edlen Ölbaum
verglichen. Christus (die Wurzel) (Offenb. 22,16; Jes. 11,10) ist die
Quelle, die Ursache aller Segnungen (der Saft), welche das Volk Israel
(die Zweige) genießen sollte (Jes. 53,2; Matth. 15,24; Röm. 9,4.5). Nun
ist das letztere wegen seines Unglaubens beiseite gesetzt und aus den
Nationen die Christenheit an den Platz Israels gebracht worden (ein
wilder Ölbaum eingepfropft). Dieselbe aber bewährt sich nicht besser,
wie wir es in den christlichen Ländern Europas sehen, und geht dem
Gericht Gottes entgegen. Dann wird der Überrest Israels (von den
abgebrochenen Zweigen des edlen Ölbaums) wieder angenommen
(eingepfropft), nachdem Gott die hochmütige, weltselige, tote
Christenheit gerichtet haben wird (vgl. Matth. 3,10; Luk. 3,9!). -
Dieses Gericht verstehe ich unter dem „Ausgeschnittenwerden“. Es
entspricht dem Ausspeien in Offenb. 3,16 und dem Fall Babylons in
Offenb. 18; es bezieht sich also meiner Erkenntnis nach keineswegs auf
einzelne Personen, sondern vielmehr auf eine Gesamtheit.
Jedoch sehr ähnlich verhält es sich mit Joh. 15, 2-6, wo, wie ich
glaube, von sich (mit Unrecht) auf Jesu Namen berufenden einzelnen die
Rede ist.
R. W. D.
Antwort C
Im Römerbrief wird zwei Gefahren entgegengetreten, die damals bestanden
und ebenso heute noch bestehen. Die eine Gefahr ist die, daß die
Gläubigen ans den Juden meinten, einen Vorzug vor den anderen zu haben,
weil sie das auserwählte Volk Gottes von alters her waren, dem die
Aussprüche Gottes anvertraut und die Verheißungen gegeben waren und aus
welchem, dem Fleische nach, der Christus war. Die andere entgegensetzte
Gefahr aber war die, daß die Gläubigen aus den Nationen die Juden
verachten, meinend, diese seien von Gott gänzlich und für immer
verstoßen, weil sie als Volk ihren Platz vor Gott verloren hatten und
die Gläubigen an ihre Stelle getreten waren. Letztere
Volk ihren Platz vor Gott verloren hatten und die Gläubigen an ihre
Stelle getreten waren. Letztere Gefahr ist es, der der Apostel hier in
unserer Schriftstelle begegnet. Von Vers 1 an (Kap. 11) eifert der
Apostel gegen die irrige Annahme, daß Gott Sein Volk verstoßen habe,
zeigt den herrlichen Ratschluß und die wunderbaren Gnadengedanken Gottes
in Verbindung mit diesem Volke und nimmt so allem Irrtum über dasselbe
und jeder Anmaßung gegen dasselbe allen Boden (V. 1-15).
In Weiterführung dieses Gedankens gebraucht nun der Apostel das Bild von
einem Ölbaum (V. 16-24). Warum nicht Weinstock oder Feigenbaum, sondern
Ölbaum? Öl weist immer auf den Heiligen Geist hin, und mit dem Öl finden
wir Licht verbunden (s. 2. Mose 27,20). Licht läßt die Dinge so
erscheinen und erkannt werden, wie sie sind, den Tatsachen entsprechend,
gibt also der Wahrheit Zeugnis. So finden wir auch in bezug auf den
Ölbaum, wenn wir Sach. 4 und Offenb. 11,3.4 lesen, daß es sich um das
Zeugnis für Gott auf der Erde handelt. Israel war erwählt, dieses
Zeugnis zu sein. Es fehlte darin. Da kam der HErr, Israel verwarf Ihn.
Deshalb wurde es beiseite gesetzt, und die Nationen traten an ihre
Stelle: die natürlichen Zweige des Ölbaumes wurden ausgebrochen - durch
ihren Unglauben - und die Zweige des „von Natur wilden Ölbaumes“ wurden
eingepfropft. Und die „Wurzel“ des Ölbaumes, die die „Fettigkeit“ des
Ölbaumes spendet und die Zweige trägt? Diese ist der Christus, welcher
über alles ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (9,5)! Er ist es, in dem
das Zeugnis Gottes auf der Erde seinen Anfang hat, der es nährt und
erhält und Seinen Zeugen alles darreicht bis ans Ende. Auch in dieser
Beziehung ist das Bild göttlich vollkommen; es zeigt so recht, daß alles
Leben und alle Kraft von Ihm ausgeht und Seine Zeugen völlig von Ihm
abhängig sind. Sie haben daher keine Ursache und kein Recht, sich zu
rühmen - auch nicht gegen die „ausgebrochenen Zweige“, Israel, denn wie
diese ausgebrochen - beiseite gesetzt - sind durch den Unglauben, so
stehen sie, die an deren Stelle gesetzten, „eingepfropften Zweige“,
allein durch den Glauben (V. 20), und Gott kann auch sie beiseite setzen
(„ausschneiden“), wenn sie etwa auch in Unglauben fallen, nicht an
Seiner Güte bleiben (V. 21.22); auch kann und wird Er Israel wieder
einsetzen („wieder einpfropfen“), wenn sie nicht im Unglauben bleiben.
Dieses alles wird seine Erfüllung finden. Die Gemeinde, die „Kirche“,
hat gefehlt in ihrem Zeugnis hienieden - wie immer der Mensch, wenn
etwas ihm anvertraut ist - und es kommt die Zeit, wo sie völlig versagen
und deshalb gänzlich beiseite gesetzt werden wird, wenn die wahre
Gemeinde entrückt und nur noch eine tote Bekennermasse da sein wird, die
der HErr ausspeien wird aus Seinem Munde“ (Offenb. 3,16). Die
unbrauchbaren Zweige werden nicht geschont, sondern ausgeschnitten
werden. Dann wird „ganz Israel errettet werden“ (V. 26), „unter die
Begnadigung kommen“ (V. 31) und wieder das Zeugnis für Gott sein auf der
Erde: die „natürlichen Zweige“ werden wieder „in ihren eigenen Ölbaum
eingepfropft“ werden (V. 23.24).
Es ist also nicht das ewige Heil, sondern der Platz als Zeugnis für Gott
hienieden die Frage. (Dazu stimmen die Ermahnungen in den folgenden
Kapiteln.)
Ich bin mir der Schwachheit meiner Ausführungen bewußt; aber ich möchte
dienen mit dem, was der Herr mir über diesen wichtigen Gegenstand
gegeben hat. Wichtig ist er für einen jeden Gläubigen persönlich nicht
nur darum, weil es gut ist, klar zu sein über diesen Gegenstand, sondern
auch darum, weil er uns mahnt, treu zu sein, demütig zu sein, Seine Güte
zu erkennen und an derselben zu bleiben im Glauben. Der HErr schenke uns
dazu Gnade!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Sicher ist dieser Gegenstand sehr wichtig, doch ist es nicht leicht, im
Rahmen einer kurzen
Antwort Darüber
umfassende Klarheit zu geben. - Vorstehende
Antworten
versuchen, Licht auf diese Stelle fallen zu lassen, und wir hoffen, daß
sie manchem dienen.
Wir glauben aber keinesfalls, daß sich, wie der Schluß von
Antwort A
vermuten läßt, dieser Gegenstand (das „Ausgeschnittenwerden“) auf den
einzelnen Gläubigen bezieht, demzufolge dieser für ewig von Gott
geschieden werden könnte; vielleicht meint jedoch der Verfasser das
letztere auch gar nicht; wichtig bleibt aber jener Schlußsatz der
Antwort
insofern, als es bezüglich des Zeugnisses auf Erden (dieses Vorrechts,
das zuerst Israel gehörte) durchaus eine ernste Tatsache ist, daß Gott
bisweilen solche Zeugen unter den Gläubigen von der Erde fortnimmt, die
dem Zeugencharakter (Christo Jesu gemäß) nicht entsprechend wandeln und
das Zeugnis schädigen. Diese aber werden nicht für ewig von Gott
getrennt, sondern sie werden (nur) „abgeschnitten aus dem Lande der
Lebendigen“, eben weil sie unbrauchbar für Gott waren (vgl. 1. Kor.
5,5). Ebenso verhält es sich, soweit ich sehe, in Joh. 15,6 mit den vom
Weinstock abgeschnittenen Reben, die keine Frucht brachten auf dieser
Erde (es ist hier nicht vom ewigen Leben die Rede, sondern vom
Fruchtbringen!).
Wir möchten nun nicht mehr auf die Frage eingehen, wir müßten sonst zu
weit ausholen; wir glauben, daß vorstehende
Antworten
genügen. Nur eins: Wer da annimmt, durch das „Du“ des Apostels (in jenen
Versen) berechtigt zu sein, seine Darlegungen als den einzelnen
persönlich angehend auffassen zu dürfen, der sei erstlich an Vers 13
erinnert, in dem Paulus von sich redet, obwohl er doch nur ein Vertreter
der Gesamtheit des gläubigen Überrestes Israels war, ferner aber an Kap.
2, V. 3 u. 17ff., woraus deutlich hervorgeht, daß der einzelne genannt
wird als Vertreter des Ganzen, weil dadurch der Grundsatz klarer
hervortritt. (Auch wir machen es oft ähnlich, wenn wir, z. B. in
Gedichten, das einzelne Glied einer Nation anreden, während wir die
Nation meinen.) Wer diese Stelle auf den einzelnen anwendet, statt auf
die Gesamtheit (Israel - Nationen, als Baum des Zeugnisses auf Erden!),
der zerstört den ganzen Zusammenhang, vielleicht zugunsten - wie uns
bekannt ist - eines hieraus gezogenen trügerischen Beweises für das
Verlorengehenkönnen von Kindern Gottes. Aber um diese Frage handelt es
sich hier gewiß nicht, überhaupt nicht um die persönliche Errettung,
sondern vielmehr - was das Heil (die Begnadigung) betrifft - um die Wege
und Grundsätze der Regierung Gottes, auf Grund welcher überhaupt die
Errettung derer aus den Nationen ermöglicht wurde, und ferner, wodurch
diese für die Nationen wieder unmöglich werden wird: wenn nämlich Gott
die eingepfropften Zweige (die Nationen) infolge ihrer Schuld
ausschneidet, worauf dann ganz Israel (das ungeteilte Ganze des Volks)
errettet wird (V. 26). Kurz gesagt: in dieser Stelle handelt es sich um
Grundlinien, nicht um Einzelergebnisse!
Frage 33
Wie kann ich in meinem Leben besser als bisher praktische Erfahrung
machen von Joh. 8,36 oder auch von Röm. 6,11ff. und anderen Stellen, die
über die Befreiung von Sünde und Sündigen handeln?
Antwort A
Wie entsteht eine Sünde? Der Vorgang ist etwa folgender:
Eine Versuchung kommt plötzlich über uns - ein Gedanke steigt in unserem
Herzen auf (Matth. 15,19) und fordert uns auf, eine Sünde zu tun, oder
von außen gelangt eine Versuchung (etwa in einem Bilde) an uns heran
(Matth.
5,29) und vergiftet unser Innerstes.
Hat ein Mensch den Heiligen Geist empfangen (Röm. 8,9), so wird er
empfinden, daß der Geist in ihm wider das Fleisch streitet (Gal. 5,17)
und - der Kampf ist da; es wird nun darauf ankommen, wer gewinnt. Eigene
Kraft wird nicht ausreichen, um die bösen Gedanken oder die unreinen
Bilder aus dem Herzen zu schaffen. Hier muß Gott Selbst eingreifen als
der Stärkere. (Luk. 11,22.)
Nach Röm. 8,2 sind wir erlöst von der Macht der Sünde, denn wir sind
durch den Herrn Jesum in ein Gebiet versetzt worden, innerhalb dessen
der Heilige Geist wirkt. Das Wirken des Heiligen Geistes bei unseren
inneren Nöten verspüren wir nur dann, wenn unser Wille ganz auf den
HErrn hin gerichtet ist. „Sollen wir denn in der Sünde beharren? - das
sei ferne!“ (Röm. 6,1 u. 2.)
Von uns aus muß zuerst jeder innere Widerstand aufgegeben werden (Matth.
16,24; Joh. 12,25), und dies geschieht, indem man so tut, wie wenn man
sich gar nicht kennete. Solches Tun bedeutet ein Verzichten auf das
bisherige von Gott losgelöste Eigenleben. Ist nun unser Herz geöffnet,
so wird der HErr Abendmahl mit uns halten (Offenb. 3,20), und wir werden
Seine Stimme hören. Solange wir nun Jesu Stimme hören (Joh. 10,27 u.
28), solange steht es gut mit uns, und wir werden die praktische
Erfahrung von Joh. 8,36 machen. Es sei daher unsere stete Sorge, daß wir
mit dem HErrn immer in Hörweite verbunden bleiben. Können wir Jesu
Stimme nicht mehr hören, dann sind wir auf einem Irrwege; sobald wir nun
dieses gewahr werden, zurück zum HErrn, und Er wird
Antworten,
ehe wir rufen. (Jes. 65,24.)
„Bringe alles zu Jesu, was du an Befleckung des Fleisches oder des
Geistes an dir entdeckst, und wäre es nur der nebelhafte Schatten eines
ungöttlichen, aber noch nicht formulierten Gedankens; laß dich immer und
immer wieder reinigen,“ so schreibt Pastor Otto Stockmayer in einer
Schrift. Durch dieses Bekennen, d. h. Mit-Namen-nennen unserer Sünde (1.
Joh. 1,9), bleiben wir in der rechten Abhängigkeit vom HErrn, und Er
vergibt und reinigt uns stets aufs neue.
Den Ausdruck „treibet“ in Röm. 8,14 übersetzt die Miniaturbibel mit
„leiten lassen“. Dieses „Sich-leiten-lassen“ erfordert innere Stille und
Aufmerksamkeit (Psalm 40,8) zum Hören der Stimme und dann Gehorsam; es
ist nicht möglich ohne eine stets einwilligende Handlung des
menschlichen Willens von Fall zu Fall, vgl. Röm. 12,2!
Halten wir im Gedächtnis Jesum Christum (2. Tim. 2,8), damit wir mit
Kraft gestärkt werden durch Seinen Geist am inwendigen Menschen; daß
Christus wohne durch den Glauben in unseren Herzen! (Eph. 3,16 u. 17.)
C. L.
Antwort B
Die gestellte Frage ist von größter Wichtigkeit für ein jedes Kind
Gottes, da wir wohl alle - der eine mehr, der andere weniger - die
Erfahrung gemacht haben, daß wir von der Verwirklichung der
Befreiung, von der der Herr Jesus in Joh. 8,36 spricht, oft noch recht
weit entfernt sind.
Es kommt Befreiung in verschiedener Beziehung in Frage, da die
Sklaverei, in der der Mensch von Natur sich befindet, eine mehrfache
ist.
Die erste - als das Grundübel - ist die Sklaverei unter der Macht der
Sünde. Wir alle kennen diese Macht;
der Herr Jesus spricht davon in Joh. 8,34, das ganze Wort Gottes zeigt
sie uns in ihrer Schrecklichkeit, in Röm. 6 ist wiederholt vom
„Herrschen“ der Sünde und vom „Sklaven“ der Sünde die Rede (s. V.
12.14.16-20).
Die zweite ist die unter dem Gesetz. In Röm. 7,1 ist gesagt, daß
das Gesetz über den Menschen „herrscht“, und nachdem in den weiteren
Versen noch von dieser Herrschaft geredet ist, ist in den V. 7-11 von
der Wirkung des Gesetzes auf den Menschen infolge des Vorhandenseins der
Sünde und in den V. 12-24 der elende Zustand einer Seele gezeigt, die
unter der Knechtschaft des Gesetzes des Buchstabens seufzt.
Die dritte ist die der „Welt“, deren Gott und Fürst der Satan ist
(s. 2. Kor. 4,4; Eph. 2,2) und in der infolgedessen tiefste Finsternis
herrscht (s. Joh. 1,5; 3,19; Eph. 5,8; 1. Petr. 2,9, Schluß), so daß in
bezug hierauf von dem Bekehren „von der Finsternis zum Licht und von der
Gewalt Satans zu Gott“ und von der Errettung „aus der Gewalt der
Finsternis“ gesprochen ist (Apgsch. 26,18; Kol. 1,13). Ja, die Welt mit
ihrer Lust und allen ihren Dingen ist eine große Macht in der Hand
Satans. Das zeigt uns Gottes Wort sehr klar in dem alttestamentlichen
Bilde Ägyptens, wie es das Volk Israel knechtete, härter und härter, bis
es auszog (2. Mose 1,11-14; 2,23-25; 5,4-19), es dann verfolgte, als es
ausgezogen war, bis es durch das Rote Meer ging (2. Mose 14,5-10), und
seinen Einfluß selbst dann noch auf das Volk Israel ausübte, als dieses
bereits in der Wüste war (2. Mose 16,3; 32,3-6; Apgsch. 7,39-41; 4. Mose
11,4-6). Auch Eph. 2,1-3, Kol. 2,8.20 u. a. Stellen reden davon.
So ist der natürliche Mensch ein Sklave im vollsten Sinne des Wortes.
Ein solcher Sklave aber kann nichts tun zu seiner Befreiung, nur der Tod
macht seiner Sklaverei ein Ende. Dann freilich ist es mit dem Herrschen
über ihn aus - dem Toten kann der, dem er bis dahin diente, nichts mehr
gebieten, der Tote kann ihm nicht mehr gehorchen, hat nichts mehr mit
ihm zu tun. Über einen Menschen, der gestorben ist, hat weder die Sünde
noch das Gesetz, noch die Welt mehr irgendwelche Macht (s. Röm. 6,6.7;
7,1-6); Kol. 2,20). Darum kam und starb der Herr Jesus für den Menschen.
Aber nicht nur dieses. In Seinem Leben hienieden hat Er als Mensch über
die Sünde völlig gesiegt, das Gesetz vollkommen erfüllt und die Welt in
allem überwunden, und nachdem Er Sein Leben niedergelegt und so allem
zur vollkommenen Befriedigung Gottes begegnet war, ist er auch
auferstanden als Mensch und als solcher aufgenommen in die Herrlichkeit,
wo Sünde, Gesetz und Welt nicht nur keine Macht, sondern überhaupt
keinen Platz haben. Mit diesen Dingen hat Er nie mehr etwas zu tun. Auf
diese Weise hat Er eine wahre und völlige Befreiung geschaffen von jeder
Sklaverei für ein jedes der Seinen, weil sie völlig eins mit Ihm sind!
Sie sind mit Ihm gestorben der Sünde, dem Gesetz und der Welt (Röm.
6,5.6.8; 7,4; Gal. 2,20; Kol. 2,20), sind infolgedessen nicht mehr unter
ihrer Macht, und sie sind mit Ihm auferweckt und mitsitzend in den
himmlischen Örtern (Eph. 2,6), haben daher nichts mehr mit Sünde, Gesetz
und Welt zu tun, und sie sind so befähigt, in Neuheit des Lebens zu
wandeln, nicht mehr der Sünde zu dienen, sondern Gott zu leben (Röm.
6,4-11), nicht mehr in Gesetzeswerken sich abzumühen, sondern zu dienen
„in dem Neuen des Geistes und nicht in dem
Alten des Buchstabens“, da nicht mehr sie leben, sondern Christus in
ihnen lebt (Röm. 7,6; Gal. 2,20), und nicht mehr nach den Elementen der
Welt zu leben, denn sie sind ja „gestorben und ihr Leben ist verborgen
mit dem Christus in Gott“ (Kol. 3,2.3).
„Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei
sein!“ In der Tat, es ist eine wirkliche und völlige Befreiung, die der
HErr den Seinen gebracht hat!
Warum aber spüren wir noch so wenig von dieser herrlichen Befreiung?
Beugen wir uns in den Staub - an Ihm liegt es nicht, sondern an uns! Er
hat alles getan und gegeben; an uns liegt es, zu glauben und im Gehorsam
uns Ihm hinzugeben. Wie wir einst im Glauben Ihn, den Sohn, als unseren
Erretter und Befreier annahmen und die Herrschaft über unser Leben auf
Seine Schulter legten, unser Leben Ihm übergaben, so beruht auch für die
weitere Folge das ganze Geheimnis der wirklichen Befreiung allein in der
beständigen Hingabe an Ihn durch Glauben. - Er ist es, durch den allein
die Befreiung, wie alles andere, ist! Suchen wir, Ihn mehr in unser
Leben eintreten zu lassen! Insoweit ich beiseite gesetzt bin und Er mein
Herz, mein Leben ausfüllt, hat die Sünde keine Macht, tue ich nichts aus
knechtischer Gesetzesfurcht, folge ich nicht den Einflüssen und
Forderungen der Welt! Ja, Seine Person ist die wunderbare Kraft,
in der der Glaube überwindet, und Er ist ja für einen jeden von uns nach
Seiner ganzen Person da! O, wie kostbar und ermunternd für uns! Wir
preisen Dich, Herr Jesus!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wie schön, wie klar belehrend, aber auch wie praktisch sind diese beiden
Antworten!
Möchten sie uns allen zum Segen sein!
Ja, wenn wir im täglichen Leben keine Erfahrungen vom Sieg über die
Sünde nach Joh. 8,36 u. a. machen, so liegt das nur an uns, nie am
HErrn. Er hat die Grundlage geschaffen, auf der wir überhaupt Sieg haben
können, indem Er die Sünde hinwegnahm (Joh. 1,29, vgl. Frage 46/47 in
Band ll, 1914!). Wer im Glauben zu dem Lamm Gottes gekommen ist, der hat
es erfahren, daß „das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, uns von
aller Sünde reinigt“ (1. Joh. 1,7). Wir stehen damit auf einem neuen
Grund und Boden, wie es grundsätzlich ausgedrückt ist in 1. Kor. 6,11:
„... aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid
gerechtfertigt in dem Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unseres
Gottes.“ Das sind Grundtatsachen! Wer nicht auf diesen steht, also gar
nicht wahrhaft bekehrt ist, der muß, wenn er's überhaupt tut, vergeblich
kämpfen gegen die Sünde, denn sie beherrscht ihn, ja noch mehr, sie ist
sein Todeselement, in dem er gefangen ist. So lange einer im Gefängnis
sitzt, nützt das Kämpfen, um herauszukommen, nichts, ist er aber
außerhalb desselben, so kann er acht geben, nicht hineinzukommen! Ein
hinkender Vergleich freilich, aber er zeigt in etwa, was es heißt, das,
was wir oben „Grundtatsachen“ nannten, im Glauben erfaßt und
verwirklicht zu haben und zu halten („in Christo“).
Dann erst beginnt das Leben unseres persönlichen Sieges über den von
Christo besiegten Feind. Und da ist natürlich eine stete praktische
Willensabneigung von der Sünde (vgl. Kol. 3,5ff.), wie
Antwort A
zeigt, ja, eine stete Wachsamkeit, ein Genaunehmen mit den kleinen
Dingen, „den kleinen Füchsen“ (Hohel. 2,15), und Abhängigkeit vom HErrn
nötig. Diese letztere muß auch eine ständige sein, jede Unterbrechung
derselben unsererseits ist ja, weil Unglauben, an sich schon ein Unrecht
und führt
unbedingt, wenn der Vater in Seiner Gnade solch ein Kind nicht geradezu
verhindert zu fallen, zu schmerzlichen Verfehlungen, Übertretungen und
Sünden. Um davon im einzelnen Fall gereinigt zu werden, ist uns in 1.
Joh. 1,9 der Weg gezeigt (vgl. Frage 34!). - Noch einige Worte über das
praktische Überwinden! Wir lesen in dem an Kinder Gottes gerichteten
Wort 1. Joh. 3,23 (vgl. Joh. 14,1) von dem „Glauben (Vertrauen) dem (an
den) Namen Seines Sohnes Jesu Christi“; das ist die Abhängigkeit von Ihm
und Seinem Wort; man tut dann nichts aus eigener Kraft, setzt in allem
das Vertrauen auf Ihn, blickt auf Ihn (Hebr. 12,2 nach dem
Glaubenskapitel Hebr. 11!), ist zugleich Seinem Worte gehorsam, kurz man
„bleibt in Ihm“ (1. Joh. 3,6). Dann hält Sein Geist die Zügel der
Regierung unseres Lebens und Wandelns, bewahrt uns in den Versuchungen
und bringt die Frucht in unserem Leben hervor, die Gott wohlgefällig ist
(Gal. 5,22); nicht durch unsere Anstrengungen geschieht das, sondern
durch Ihn Selbst. Wir wissen, das Fleisch bleibt schlecht (Röm. 7,18),
aber uns leitet der Geist Gottes (Röm. 8,9.13.14), daß wir die Lüste des
Fleisches nicht tun. Das ist in Wahrheit praktische Heiligung, wenn „wir
in Ihm und Seine Worte in uns bleiben“ (Joh. 15,7), wenn wir Ihn in
Seinem Worte anschauen und in Ihm unser Leben, Vorbild, Ziel, unsere
Freude (vgl. Nehem. 8,10 Schluß!) und Kraft sehen, wie es uns der
Philipperbrief zeigt (vgl. Frage 4!). Da gibt es Sieg, da gibt es ein
Hineinverwandeltwerden in Sein Bild (2. Kor. 3,18, vgl. Frage 18!), da
hört das Klagen über Niederlagen und beständiges Am-Boden-liegen auf, da
gibt's ein ruhiges Wachstum, bewirkt durch den Geist Gottes. Er macht
dann alles! Mit Christo ist uns ja alles geschenkt, so daß wir wandeln
können „im Neuen des Geistes“, wie
Antwort B
so schön zeigt. Lesen wir noch Röm. 8,31.32 u. 2. Petri 1,3ff.! -
Gepriesen sei Er, der uns freigemacht von der Sünde und dessen Gnade
genügt (2. Kor. 12,9, siehe auch das wichtige Wort Hebr. 4,16!), um uns
täglich durch Seinen Geist (Gal. 5,25) in Neuheit des Lebens wandeln zu
lassen (Röm. 6,4)!
Frage 34
Wie stimmt in der Praxis des Christenlebens 1. Joh. 1,7 („und das Blut
...“) mit Vers 9 zusammen? Muß nicht ein Kind Gottes, wenn es gesündigt
hat, mit der begangenen Sünde wieder unter das Blut kommen?
Antwort A
Christus hat „eine ewige Erlösung erfunden“ (Hebr. 9,12), indem Er
Frieden gemacht hat durch das Blut Seines Kreuzes“ (Kol. 1,20). Da es
vor Gott „ohne Blutvergießung keine Vergebung“ gibt (Hebr. 9,22), wurde
Er „unserer Übertretungen wegen dahingegeben“ (Röm. 4,25a). Doch mußte
Er auch aus den Toten auferstehen „um unserer Rechtfertigung wegen“
(Röm. 4,25b) und damit „wir in Neuheit des Lebens wandeln“ könnten (Röm.
6,4). Paulus streckte sich danach aus, „Christum zu erkennen, sowohl die
Kraft Seiner Auferstehung als auch die Gemeinschaft Seiner Leiden“
(Phil. 3,10). Wenn wir Christum im Worte anschauen (2. Kor. 3,18; Ps.
119,105; Joh. 5,39; vgl. auch Frage 18!), „wandeln wir im Lichte“ (1.
Joh. 1,7a). So werden wir wie Paulus mehr und mehr in Seiner Erkenntnis
wachsen (2. Petri 3,18; Kol. 1,10; Eph. 1,17), „Gemeinschaft mit Ihm
haben“ (1. Joh. 1,7b) und geheiligt werden, indem wir „gereinigt werden
durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ (Eph. 5.26), das uns in
seiner lebendigen und wirksamen Kraft richtet und durchdringt bis zur
Scheidung von Seele und Geist (Hebr. 4,12). Erweisen wir uns so als
„Täter des Wortes“ (Jak. 1, 22), werden wir in fortschreitendem Maße
„unsere Glieder im Tode halten“ (Kol. 3, 5), indem wir uns im Glauben
als mit Christo gestorben betrachten (Röm. 6,5; 2. Kor. 5,14). „Sein
Blut reinigt uns von
aller (jeder) Sünde“ 1. Joh. 1,7c). Das bedeutet die Verwirklichung
dieser Todesgemeinschaft, ohne die es keine Lebensgemeinschaft in der
Kraft Seiner Auferstehung geben kann.
Mit eine wichtige Vorbedingung dafür ist, unsere erkannten „Sünden zu
bekennen“ (1. Joh. 1,9), sie als solche anzuerkennen und den ernstlichen
Entschluß zu fassen, sie aufzugeben. Dann können wir mit der „Treue“
Gottes zu Seinen Verheißungen (vgl. 2. Kor. 1,18.20!) rechnen und mit
Seiner „Gerechtigkeit“, die in Christo die „Sühnung für unsere Sünden“
sieht (1. Joh. 2,2), und zwar, wie im Anfang unseres Lebens aus Gott,
„um Seines Namens willen“ (1.
Joh. 2,12).
K. Hch.
Antwort B
Wir werden in den Briefen des Johannes immer finden, daß uns die Person
des HErrn vor die Augen gestellt wird. Es handelt sich bei Johannes um
praktische Tatsachen. Schon in seiner Einleitung (V. 1) sagt er: „Was
von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was
wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des
Lebens - und das Leben ist geoffenbart worden, und wir haben gesehen und
verkündigen euch das ewige Leben.“ Er bezeugt ein Erlebnis. Aus diesem
Erlebnis heraus wußte Johannes, daß ein jeder, der sich wahrhaft zum
HErrn bekehrt, sich unter die Wirkungen des göttlichen Lichtes stellt.
Wer nun diesem Lichte gemäß wandelt, bei dem offenbaren sich die drei
Grundsätze seiner christlichen Stellung, die Johannes uns aufzählt: 1.
Wir wandeln im Lichte, 2. wir haben Gemeinschaft miteinander, 3. das
Blut Jesu Christi hat uns gereinigt. So finden wir in V. 7 die Wirkungen
des für uns vergossenen Blutes oder die Tatsache des vollgültigen Opfers
Christi (Hebr. 10,14). Nach den Gedanken des Apostels gehen wir als
Gereinigte unseren Weg und genießen die Lebensgemeinschaft mit Gott und
die Gemeinschaft im praktischen Wandel in der Liebe mit den
Geschwistern; unsere Freude ist völlig, und das Blut Christi stellt uns
vor den Augen Gottes und vor unserem Gewissen als gereinigt von aller
Sünde dar. „Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden“ (2.
Kor. 5,17). Wenn dann aber der Apostel in V. 9 noch einmal auf das
Bekenntnis der Sünden zurückgreift, so zeigt er uns die Grundsätze der
Gnade, und zwar in der Weise, wie sie uns gerettet hat, wie sie uns auf
dem Wege zu bewahren vermag, und wie sie dem gestrauchelten und
befleckten Kinde Gottes, sobald es Vergebung sucht, vollkommen
zurechthilft und es wiederherstellt. Somit ist die Reue eines Kindes
Gottes nicht die Buße eines verlorenen Sünders. Wir sehen hieraus, daß
die Reinigung von den Sünden aller derer, die glauben, auf Grund des
Blutes geschieht, und das Blut bleibt die Grundlage, auf der wir vor
Gott stehen, dagegen unsere Herstellung, wenn wir uns verunreinigt
haben, geschieht durch das Wasser; das Wort Gottes. Wenn wir unsere
Vergehungen bekennen, tritt die Gnade in Kraft. So sehen wir, daß der
Sünder bei seiner Bekehrung durch den Glauben an die Erlösung durch das
Blut Christi ein für allemal gerechtfertigt wird. Gott schaut ihn in
Christo an. Dagegen bei einer Verfehlung des Gläubigen von einer neuen
Waschung im Blute zu sprechen ist unbiblisch. Ich möchte als Beispiel
auf die Wiederherstellung des Petrus (Joh. 21,15ff.) und auf das schöne
Vorbild in der Fußwaschung verweisen. „Wer gebadet ist, ist ganz rein.“
(Joh. 13,10.) Vgl. Joh. 15,3; Tit. 3,5; Eph. 5,26 usw. Das Wort Gottes
hat eine reinigende und heiligende Kraft.
Ph. W.
Antwort C
Wenn ich das Wort recht verstehe, beziehen sich die Worte 1. Joh. 1,7:
„... und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, reinigt uns von aller
Sünde“ auf die große Tatsache, daß der Herr Jesus durch Sein vergossenes
Blut am Kreuze, durch Seinen Tod, unsere ganze Schuld getilgt, uns von
jeder Sünde unseres ganzen Lebens reingewaschen hat. Das ist eine
vollendete, ein für allemal geschehene Tatsache. In Joh. 1,7 nun ist sie
in Verbindung gebracht mit der Gemeinschaft, von der auch schon vor
diesem Verse die Rede ist, bezw. mit dem Wandel im Lichte, in welch
letzterem allein diese Gemeinschaft ist. In diesem Lichte wird alles,
was Sünde ist, offenbar. Sünde trennt von Gott, hindert die Gemeinschaft
mit Ihm und auch untereinander. Aber wenn wir in diesem Lichte sind,
darin wandeln, erfahren wir zugleich die trostreiche und kostbare
Tatsache, daß durch das teure Blut Jesu Christi die Sündenfrage völlig
und ganz geordnet ist, daß die reinigende Wirkung dieses kostbaren
Blutes sich auf „alle Sünde“ erstreckt. Wohl im Blick auf dieses
praktische Erfahren dieser herrlichen Tatsache ist von letzterer in der
Zeitform der Gegenwart gesprochen: „Das Blut ... reinigt uns von aller
Sünde.“
Die Kenntnis dieser Tatsache soll uns aber nicht in den Wahn versetzen,
daß wir „keine Sünde haben“ (V. 8), „sündlos“ seien, nicht mehr
sündigten, sondern es bleibt die demütigende Tatsache für uns bestehen,
daß wir oft fehlen. Sobald solches geschieht, ist die Gemeinschaft
gestört. Zur Wiederherstellung derselben bedarf es unseres
Bekenntnisses. Dann vergibt Er. Er vergibt dann aber nicht nur, sondern
„reinigt“ uns auch von aller „Ungerechtigkeit“ - von dem, was gleichsam
die Wurzel der begangenen Verfehlung ist. Z. B. wenn ich zum Zorn neige
und habe mich zum Zorn hinreißen lassen und im Zorn vielleicht durch
Worte gesündigt, so will Er nicht nur diese Sünde mir vergeben, sondern
mich auch von meiner Neigung zum Zorn reinigen, damit ich nicht immer
wieder durch sie zum Sündigen verleitet werde.
Es ist also ein deutlicher Unterschied zwischen V. 7 und V. 9; Dort
handelt es sich um die Grundlage für die Gemeinschaft, und deshalb ist
es das Blut, welches reinigt von aller Sünde; hier handelt es sich um
die Wiederherstellung dieser - auf das Blut gegründeten - Gemeinschaft,
wenn sie durch Sünde unterbrochen ist, durch Beseitigung der Ursache
dieser Unterbrechung, und darum ist von Vergebung die Rede und von Ihm
Selbst als dem, welcher reinigt.
Ein Kind, das in der rechten Stellung zu seinen Eltern ist, hat
Gemeinschaft mit ihnen. Aber sobald es in einen Ungehorsam oder eine
Unart verfällt, ist die Gemeinschaft gestört. Sie kann auch nicht früher
wieder Platz greifen, als bis das Kind reuig seine Verfehlung den Eltern
bekennt. Tut es dies, dann empfängt es Vergebung mit ernster Ermahnung
und freut sich wieder in der Gegenwart der Eltern. So ist es auch mit
dem Kinde Gottes, und es ist gerade in dieser Beziehung das in V. 9
Gesagte ein großer Trost für unser Herz, wie wir sicher alle schon
erfahren haben.
Dank sei dem HErrn für Seine Liebe und Gnade, die auch in dem
Betrachteten uns wieder entgegenleuchtet. Möchte sie unsere Herzen
ermuntern zu einem Wandel in Seinem Lichte und zu einem aufrichtigen
Bekenntnis, wenn wir gefehlt haben!
Th. K.
Antwort D
Solche Reden, daß der Gläubige der täglichen Reinigung durch das Blut
bedürfe und wir ständig unsere Sünden unter das Blut bringen müßten,
hört man leider oft. Sie entsprechen den Gefühlen, aber nicht dem Worte
Gottes. Fast stets fand ich, daß die, die solches reden, nie beachtet
hatten, daß die Schrift in zwei unterschiedenen Weisen von der
Vergebung redet, 1. dem Sünder und 2. dem Kinde Gottes gegenüber. Von
zwei Reinigungen, der mit Blut und der mit Wasser. Werden diese
Unterschiede, die die Schrift macht, nicht beachtet, so ist man in
Gefahr, verkehrte Dinge zu reden. Ich habe liebe Kinder Gottes gefunden,
die einfach alles mit dem Blute verbanden, aber von der Reinigung
mit Wasser nichts zu sagen wußten; die oft das Lied sangen:
„Laß das Wasser und das Blut,
Deiner Seite heilige Flut,
Mir das Heil sein, das frei macht
Von der Sünden Schuld und Macht!“
und kaum beachtet hatten, daß die Schrift einen klaren Unterschied
zwischen den beiden als Zeugen macht. (1. Joh. 5,6-8.)
Auch in den beiden angefragten Versen 1. Joh. 1,7 u. 9 handelt es sich
um ganz verschiedene Dinge. In Vers 7: Das „Blut reinigt“. In
Vers 9: „Er reinigt“. Dort handelt es sich um den Wandel im Licht
und Gemeinschaft - hier um Sündenbekenntnis, Vergebung und Reinigung.
Der 7. Vers spricht gar nicht von unserer Zufluchtnahme zum Blut noch
von seiner Wiederanwendung auf uns. Es handelt sich auch nicht darum,
wie wir wandeln, sondern wo wir wandeln: in dem Lichte
(auch nicht nach oder gemäß dem Lichte). In dieser Verbindung des
Wandels in dem Lichte spricht der Apostel von dem Blute, das reinigt von
aller Sünde. Es ist die Grundlage für diesen Wandel im Lichte. Wie
könnten solche, wie wir sind, anders dort sein?! Wenn wir im Heiligtum
sind, so finden wir das Blut dort. (Hebr. 9,12.) Wie köstlich, die
Wirksamkeit und den Wert dieses Blutes zu erkennen! In dem Maße, wie wir
im Lichte uns bewegen, steht auch die Kostbarkeit dieses Blutes vor
unserer Seele (des Blutes, das uns reinigt von aller Sünde). Es nimmt
jeden Fleck hinweg und macht uns weißer als Schnee, so daß wir ohne
Furcht im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist. Durch dieses
kostbare Blut sind wir gerechtfertigt - gerichtlich gereinigt von jeder
Schuldanklage vor Gott (Röm. 5,9 und 8,30.33). Dies ist ein für allemal
geschehen. Nie kann die Frage der Sünden wieder erhoben werden. „Ihrer
Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken“ (Hebr.
10,17). Sie sind geheiligt durch das ein für allemal geschehene Opfer
und auf immerdar vollkommen gemacht (Hebr. 10,10.14). Und das Blut gibt
uns die Freimütigkeit, ins Heiligtum einzutreten (Hebr. 10,19).
Aber wenn ein Kind Gottes sündigt, muß es dann nicht wieder unter das
Blut gehen, um Vergebung zu erlangen? Die Schrift sagt uns solches
nicht. Wir gehen zu Gott, aber nicht unter das Blut. 1. Joh. 1,9 zeigt
uns den Weg - nicht den Weg „unter das Blut“, sondern den Weg des
Bekenntnisses. Nicht ein Kommen „zum Kreuz mit deinen Lasten“ als ein
verlorener Sünder, sondern ein Kommen zum Bekenntnis vor dem Vater als
ein Kind Gottes. Noch ein Kind, obwohl befleckt, welches einen
Fürsprecher bei dem Vater hat (1. Joh. 2,1)! Aber Gottes
Forderung ist Bekenntnis! Solange dieses fehlt, ergeht es der Seele wie
David: „Als ich schwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein
Gestöhne den ganzen Tag, denn Tag und Nacht lastete auf mir Deine Hand“
(Ps. 32,3.4). Aber in dem Augenblick, wenn sich Herz und Mund zum
Bekenntnis öffnen, haben wir auch die Vergebung. Wir
bekennen und Er vergibt. Das steht und fällt zusammen. Das eine
ist nicht ohne das andere. Welch ein Trost! Wie groß ist Seine Gnade!
Und mehr, Er reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Alles dies steht mit
der Reinigung durch das Wasser in Verbindung (Eph. 5,26 u. a.).
Manche fürchten, es könne eine Verkleinerung des Wertes des Blutes darin
gefunden werden. Nichts davon! Wir sollten aber nicht vom Blute reden,
wenn Gott vom Wasser redet! Das Blut in seiner Wirksamkeit und seinem
Wert ist die Grundlage. Wir können nicht einmal „Abba, Vater“ sagen ohne
das Blut. Beständig ist es vor dem Auge des Herzens. Aber wenn jemand
gesündigt hat, der durch das ein für allemal geschehene Opfer geheiligt
ist, so sollten wir nicht vom „Blut“ reden, wenn Gott vom
„Bekennen“ redet. Die solches tun, denken nicht daran, daß sie das Blut
Jesu Christi herabziehen zum Werte des Blutes der Stiere und Böcke, das
nimmer den „Hinzunahenden vollkommen machen kann“ (Hebr. 10,1), und daß
sie den Stand des Christen zum Stand des Juden erniedrigen, für dessen
Sünde immer wieder das Blut dargebracht werden mußte, während der
Heilige Geist uns lehrt, daß Er „durch ein Opfer auf immerdar
vollkommen gemacht hat, die geheiligt werden“ (Hebr. 10,14).
Der verlorene Mensch, der Sünder, empfängt die Vergebung seiner
Sündenschuld, sobald er an Ihn glaubt (Apgsch. 10,43). Das errettete
Kind Gottes, der Gläubige, welcher gesündigt hat, empfängt die
Vergebung seiner Sünde, sobald er sie bekennt. (1. Joh. 1,9.)
Vielleicht sagt jemand: aber das Wort in 1. Joh. 1,7 „reinigt“ ist die
Zeitform der Gegenwart und drückt deshalb den beständigen Prozeß des
Reinigens aus, so daß es den Sinn hat: das Blut reinigt immerfort. In
diesem Worte wird uns mehr als die Zeitform ausgedrückt, es liegt das
Wesen, die Natur der Sache darin. In eigenartiger Weise
gebraucht gerade Johannes diese Zeitform, z. B. „ist“, „wegnimmt“ usw.,
„der in des Vaters Schoß „ist“- der Sohn des Menschen, der im
Himmel „ist“ (Joh. 1,18 und 3,13), obgleich Er in Niedrigkeit
hier wandelte -, „das Lamm ..., welches die Sünde der Welt „wegnimmt“
(Joh. 1,29). Heißt dies, daß Er jeden Tag die Sünde der Welt wegnimmt?
Keineswegs! So wie hier, so drückt auch „reinigen“ das aus, was das Blut
tut.
Im gleichen Sinne gebrauchen auch wir im täglichen Leben diese Zeitform.
Wir sagen: das Wasser reinigt. Das Gift tötet den Menschen, und niemand
denkt, daß damit solle gesagt sein, das Gift töte einen Menschen
immerfort. Wenn du Kalk gebrauchst und der Kaufmann sagt dir: „Schützen
Sie ihn vor dem Regen; Sie wissen, Wasser löscht den Kalk“, so verstehst
du, daß er von der Wirksamkeit des Wassers redet, daß es den Kalk
löscht, aber nicht meint, immerfort löscht. Er kann nur einmal gelöscht
werden; er ist dann in einen anderen Zustand übergegangen. So auch mit
dem Blute. Der Heilige Geist hebt immer wieder mit Nachdruck hervor:
durch „ein Opfer“, „ein für allemal“. Eine nochmalige Vergebung
durch Blut müßte ein neues Opfer fordern, denn ohne Blut-„vergießen“
keine Vergebung. Dann müßte Christus noch einmal sterben! (Hebr.
10,22.25-27.)
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Von ganzem Herzen wünschen wir, daß diese sonnenklaren Ausführungen
besonders denen dienen möchten - und ihrer sind leider sehr viele unter
den Kindern Gottes, besonders in Deutschland! - die beständig sagen:
„Wir müssen täglich unter das Blut kommen mit unseren Sünden und
Schwachheiten“, oder die schwachen, kleingläubigen Kindern Gottes den
Rat geben: „Gehe unter das
Kreuz oder unter das Blut!“ Sicher wird Gott, wenn Er auch bei daneben
vorhandenem Sündenbekenntnis Vergebung schenkt, betrübt dadurch, daß
„das Blut Seines Eigenen“ in dieser Weise verunehrt und Sein Wort
übersehen wird. Man glaubt, Ihn zu ehren, wenn man dem Blut Christi eine
bei jedem einzelnen Fall eintretende, fast magische Wirkung zuspricht,
und man sieht nicht, daß man sich mit dieser Handlungsweise gar nicht
auf dem Boden der Schrift befindet! Wir wollen nicht wieder auf den ewig
gültigen Wert des Blutes, der so unendlich ist wie die Herrlichkeit
Christi, eingehen, es ist ja oben geschehen, aber es ist uns ein inniges
Anliegen, daß diese das Wort in seiner reinigenden Kraft mißachtende
Anwendung des Blutes in bezug auf unsere Sünden, die wir als Kinder
Gottes begehen, durch vorliegende
Antworten
unter Gottes Volk an Anhängern verlieren möchte.
Wie einfach ist der Weg der Vergebung mittels des Bekennens! Aber um
Vergebung bitten ist noch kein Bekennen! Letzteres ist schwer, da mit
Selbstgericht verbunden, und gerade das ist nötig, wie Ps. 32 zeigt
(vgl.
Antwort D!).
Ein unartiges Kind wird viel lieber die Mutter um Vergebung bitten, als
daß es seine Unart vor der Mutter mit Namen nennt. Und oftmals kommen
Kinder Gottes deshalb nicht zurecht, weil sie nicht bekennen wollen vor
dem Vater - um das Bekennen vor Menschen (wie in Jak. 5,16; vgl. Frage
31!) handelt es sich hier nicht -, worin ihre Sünde bestand, d. h. weil
sie nicht so tief sich demütigen wollen, wie Gott es wünscht, wenn
anders Er nicht nur vergeben, sondern auch reinigen soll. Laßt es uns
genau nehmen mit dieser Sache, nicht nur oberflächlich Vergebung
erbitten oder uns gar einbilden, wir hätten sie ohne Bekenntnis!
Vielleicht muß uns sonst Gott „in die Ecke stellen“ wie ein ungehorsames
Kind, d. h. Zucht anwenden, bis wir zusammenbrechen vor Ihm und mit
offenen Bekenntnis Sein Antlitz suchen! Nicht um Vergebung bitten sollen
wir - aber bekennen - und Er vergibt und reinigt! - Und noch eins: Keine
Rechnung bei Gott, nicht „Schulden machen“! Schulden bei Menschen sind
für ein Kind Gottes nicht recht (Röm. 13,8), aber Schulden bei Gott sind
u. a. sogar sehr gefährlich, weil wir dadurch oberflächlich werden
gegenüber den Sünden. Nicht bis zum Abend warten mit dem Bekenntnis -
nein, gleich, wenn wir gefehlt haben, im Geist zum Vater kommen und
bekennen, das erhält uns in der ständigen Gemeinschaft mit Ihm und dem
Sohne, dessen Sachwalterschaft (1. Joh. 2,1) sich mit uns und dem „wenn
jemand gesündigt hat“ beschäftigt. Gepriesen sei unser Gott und Vater
und unser Herr Jesus für die treue Fürsorge, die für unseren Wandel
hienieden getroffen ist, bis wir „nach Hause“ kommen! (Joh. 14,1-3.)
Geleitswort an den Leser:
„Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses
Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt
werden, das geschrieben steht: ‚Verschlungen ist der Tod in Sieg. Wo
ist, o Tod, dein Stachel? wo ist, o Tod, dein Sieg?' Der Stachel des
Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. Gott aber
sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesum Christum!
Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit
überströmend in dem Werke des HErrn, da ihr wisset, daß eure Mühe nicht
vergeblich ist im HErrn!“ 1. Kor. 15,54-58.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Hand der Schrift durchforschen!
Frage 35
Mich bewegen seit längerer Zeit die Fragen der Auferstehung des Leibes!
(1. Kor. 15.) Es sind doch so viele Leiber längst vergangen, und die
einzelnen Zellen ungezählter Körper sind zerstreut und lange vernichtet!
Werden diese bei der Auferweckung am Jüngsten Tage wieder
zusammengebracht? - Ist dann der Körper noch verwesungsfähig?
Antwort A
Die klare
Antwort Auf
diese Frage gibt eben 1. Kor. 15,35-58, und der Glaube freut sich über
diese
Antwort Der
Schrift. Es wird der natürliche Leib (das Fleisch) gesät in Verwesung,
und ein geistiger Leib wird auferstehen in Unverweslichkeit (V. 42-44).
Dieser ist nie mehr verwesungsfähig, weder bei den im Glauben selig
Entschlafenen noch bei denen, die verloren gehen, deren Los im Feuersee
ist (Offenb. 20,15). Daß so viele Leiber bezw. deren einzelne Teile
zerstreut wurden, hat für die Auferstehung durchaus keine Bedeutung; die
Erde ist des HErrn, und was darinnen ist! (Hierzu Hebr. 11,32-38!)
F. B.
Antwort B
In 1. Kor. 15,35ff. erörtert der Apostel Paulus ausführlich die Frage
über die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes. Seine
Antwort
lautet: „Tor! was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und was
du säst, du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes
Korn, es sei von Weizen oder von einem der anderen Samen.“ (V. 36 u. 37,
Elberf. Übers.) Hier beschreibt er das Verhältnis des
Auferstehungsleibes zum jetzigen Leibe in dem Gleichnis vom Samenkorn.
Das gesäte Korn enthält einen verborgenen Keim, aus welchem, nachdem die
äußere Hülle abgestorben und verwest ist, die neue Pflanze emporwächst.
Ungezählte Leiber von Menschen sind schon verwest, und die Zellen ihrer
Organe sind mit dem Erdreich neue chemische Verbindungen eingegangen;
was geschieht mit diesen Zellen? Werden sie in der Auferstehung der
Toten wieder zusammengebracht? Dem modernen Menschen steigen diese
Fragen auf, die von seinem Standpunkt aus gewiß berechtigt sind.
Gleichwie das Samenkorn einen Keim enthält, so besitzt, wie ich glaube,
auch jeder Leichnam ein unsterbliches Etwas in sich, welches als gutes
oder auch als böses Prinzip auf Erden wirkte. Dieselben Gesetze, die wir
im Pflanzenleben finden (Matth. 7,16; Luk. 6,44), finden wir auch hier.
In Dan. 12,2 weissagt der Prophet Daniel von zwei Auferstehungen: „Und
viele von denen, die im Erdenstaube schlafen, werden aufwachen; die
einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande“
(Min.-Bibel). Hier gehen die Leiber mit dem guten Keim ins ewige Leben
bei der ersten Auferstehung (Offenb. 20,6) und diejenigen mit bösem
Samen ins ewige Verderben bei der zweiten Auferstehung (Offenb.
20,11-15). Stirbt ein Mensch unbekehrt in seinen Sünden, so ist er ein
böser Same, und das böse Prinzip wird sich an seinem Leibe ausprägen,
geradeso wie Sorgen und Sünden schon hier auf einem Angesichte sichtbar
werden können.
und Sünden schon hier auf einem Angesichte sichtbar werden können.
Hat dagegen ein Mensch seine Kleider (die Hülle der Seele) waschen und
helle machen lassen im Blute des Lammes (Offenb. 7,14) und herrscht in
ihm das gute Prinzip, der Heilige Geist, so ist der Heilige Geist in ihm
der gute Keim und somit die Bedingung zur ersten Auferstehung. „Wenn
aber der Geist dessen, der Jesum aus den Toten auferweckt hat, in euch
wohnt, so wird Er, der Christum aus den Toten auferweckt hat, auch eure
sterblichen Leiber lebendig machen wegen Seines in euch wohnenden
Geistes“ (Röm. 8,11.
Elberf.
Übers.). Nach Phil. 3,21 „wird der Herr Jesus Christus umwandeln den
Leib unserer Erniedrigung, daß er ähnlich werde dem Leibe Seiner
Herrlichkeit, nach der Kraft, mit welcher Er auch alles vermag, Sich
untertänig zu machen“ (Min.-Bib.). Dieser Herrlichkeitsleib wird dann
ein Leibsein, der durch Hindernisse gehen, der sich sichtbar und
unsichtbar machen kann und der unsterblich und unverweslich ist.
Wir können hier die Allmacht Gottes mit unserem kleinen Verstande kaum
fassen. Daß die Frühlingsherrlichkeit in der Pflanzenwelt wirklich
existiert - man müßte ein Narr sein, sie zu leugnen! - Daß aber derselbe
Gott, der alles geschaffen hat, und in welchem wir leben und weben und
sind (Apg. 17,28), auch aus den in die Erde gelegten Keimen von Menschen
einst sichtbare und greifbare Herrlichkeitskörper schaffen wird - dieser
Gedanke ist uns kurzsichtigen Menschen fast undenkbar.
Aber „des HErrn Wort ist wahrhaftig; und was Er zusagt, das hält Er
gewiß“ (Ps. 33,4, Luther).Achten wir auf Seine Ermahnung in Eph. 4,30:
„Und betrübet nicht den Heiligen Geist, mit welchem ihr versiegelt seid
auf den Tag der Erlösung;“ denn an diesem Tage brauchen wir die
Versiegelung als Erkennungszeichen, als den guten Samen, der aufgehen
wird ins ewige Leben!
C. L.
Antwort C
In der Frage ist von der Auferstehung „des Leibes“ gesprochen. Daraus
könnte man schließen, daß der Anfragende auch eine andere Auferstehung
als die des Leibes (der Seele, des Geistes) für gegeben hält. Es gibt
Menschen, die solche Lehre vertreten, und deshalb möchte ich diesen
wesentlichen Punkt zunächst kurz berühren.
Die Auferstehung setzt naturgemäß den Tod voraus, der Tod aber wiederum
setzt Leben voraus. Worauf treffen diese Voraussetzungen bei dem
Menschen zu, der aus Geist, Seele und Leib besteht (s. 1. Thess. 5,23b)?
Auf Geist und Seele nicht, denn Geist und Seele sterben nicht, sondern
werden beim Tode des Menschen nur vom Leibe getrennt, um einst - in der
Auferstehung - wieder mit dem Leibe vereinigt zu werden. Insoweit von
einem Sterben der „Seele“ im Worte Gottes die Rede ist (s. 4. Mose
23,10b; 1. Kön. 19,4; Hes. 18,4.20; Jona 4,8), ist nicht die Seele an
sich gemeint, sondern der Mensch selbst, wie man z. B. von einem Orte
sagt, daß er soundso viele Seelen zählt, oder von einem Schiffe, daß
soundso viele Seelen darauf waren. Wir verstehen darunter
selbstverständlich so viele Menschen, nicht etwa deren Seelen. Das
gleiche ist der Fall in den betreffenden Schriftstellen. Das zeigt der
Zusammenhang ganz klar. (Hierzu s. auch 2. Mose 12,15b.19; 31,14; 3.
Mose 7,18-21 u. a. m.) Wenn aber das Wort Gottes von dem geistigen Tode
redet, wie Matth. 8,22; Joh. 5,24.25; Eph. 2,1.5; Kol.2,13, ist derselbe
als ein Zustand bezeichnet, der von vornherein vorhanden war - es
war niemals Leben da. Es fehlt also sowohl in bezug auf die Seele als
auch auf den Geist die Voraussetzung für eine Auferstehung. Deshalb
spricht auch das Wort Gottes weder von einer Auferstehung der Seele noch
des Geistes, sondern davon, daß der Glaubende „aus dem Tode in das Leben
hinübergegangen“ ist - daß wir „mit dem Christus lebendig gemacht“
worden sind, eben dem bezeichneten Zustande entsprechend; es ist kein
Leben vorhanden, darum wird solches erst gegeben. Das ist aber nicht
Auferstehung. Dementsprechend ist auch in Eph. 2,5.6 zwischen „mit ...
lebendig gemacht“ und „mitauferweckt“ deutlich unterschieden, indem
letzteres dem ersteren durch ein „und“ als eine weitere Tatsache
hinzugefügt wird; das „mitlebendig gemacht“ spricht davon, daß wir, die
wir tot waren, auf Grund der Auferstehung Christi Leben aus Gott
empfangen haben, und das „mitauferweckt“ spricht von unserer
Auferstehung, die zwar noch vor uns liegt, aber hier als in Christo
bereits geschehen betrachtet wird. - Auf unseren Leib aber - und
nur auf diesen - treffen die obenerwähnten Voraussetzungen völlig zu;
derselbe hat erst Leben, ist dann tot und wird deshalb einst auferweckt.
Deshalb ist im Worte Gottes auch immer nur in bezug auf den Leib von der
Auferstehung die Rede, wo irgend von der Auferstehung im wahren Sinne
des Wortes gesprochen wird. Ich sage „im wahren Sinne des Wortes“, weil
im Alten Testament an einigen Stellen von der Auferstehung auch im
bildlichen Sinne gesprochen wird: Jes. 26,19; Hes. 37,1-14; Dan. 12,2.
Der Raum gestattet hier nicht, diese Schriftstellen eingehend zu
betrachten; ich muß mich deshalb darauf beschränken, kurz zu sagen, daß
in diesen Stellen von der Wiederherstellung Israels als Volk geredet ist
- Israels, das jetzt als Volk, als ein Ganzes, nicht besteht, sondern
gleichsam „gestorben“ ist, wie es in Hos. 13,1 von Ephraim heißt: „Aber
es verschuldete sich ... und starb“, und seitdem „im Staube liegt“,
unter den Völkern begraben, „verdorrte Gebeine“, aber nach Gottes
Gnadengedanken und Ratschluß wieder wird belebt und hervorgebracht
werden als ein Volk, um dann im Lande Israel zu wohnen und die
verheißenen Segnungen zu genießen. Dieses ist ganz klar zu erkennen,
wenn man die genannten Schriftstellen im Zusammenhange liest, und wird
überdies in Hes. 37,11-14 in gar nicht mißzuverstehender, deutlichster
Weise unmittelbar ausgesprochen. - Wenn aber von der Auferstehung selbst
geredet ist, dann können wir leicht sehen, daß es sich immer um den Leib
handelt. Da es hier an Raum mangelt, verweise ich nur auf folgende
Schriftstellen: Matth. 27,52, wo es heißt: „... und viele Leiber der
entschlafenen Heiligen wurden auferweckt ...“; Joh. 5,28.29, wo der Herr
Jesus sagt, daß „alle, die in den Gräbern sind ... hervorkommen werden
...“ - in den Gräbern sind aber eben nur die Leiber! - und 1. Kor. 15,
wo so klar, wie es überhaupt nur möglich ist, gerade auch über diesen
Punkt uns Aufschluß gegeben ist (s. bes. V. 35-44).
Noch ein anderer Punkt ist es, auf den wir ganz kurz einen Blick tun
möchten. In der Frage kommen die Worte vor: „bei der Auserstehung am
Jüngsten Tage“. Es ist ja an sich ganz richtig, daß die Auferstehung
sowohl der Gerechten wie der Ungerechten am „Jüngsten Tage“ sein wird
(s. Joh. 6,39.40.54; 11,24; 12,48), nur kommt es darauf an, was man
unter „Jüngstem Tage“ versteht. Mir scheint es, daß bei den meisten
Menschen mit dem „Jüngsten Tag“ sich der Begriff vom „Jüngsten Gericht“
verbindet bezw. beides für sie ein und dasselbe ist. Damit
übereinstimmend geht bei ihnen auch der Begriff von der Auferstehung.
Sie kennen keinen Unterschied zwischen der Auferstehung der Gerechten
und der Auferstehung der Ungerechten, sondern in ihrer Vorstellung gibt
es nur eine unterschiedslose allgemeine Auferstehung mit einem
daranschließenden Scheiden der Schafe von den Böcken vor dem Throne der
Herrlichkeit usw. nach Matth. 25,31-46. Letztere Schriftstelle spricht
aber gar nicht von der Auferstehung und ebensowenig vom Jüngsten
Gericht, sondern von dem Gericht der Lebendigen vor dem Tausendjährigen
Reiche, während das Jüngste Gericht, das Gericht der Toten, nach dem
Tausendjährigen Reiche sein wird! (Offenb. 20,11-15.) Beides ist durch
einen
Zeitraum von mindestens 1000 Jahren voneinander geschieden. Ebenso ist
es mit der Auferstehung der Gerechten und der Auferstehung der
Ungerechten. In Johannes 5,28.29 spricht der Herr Jesus von zwei
verschiedenen Auferstehungen: der Auferstehung des Lebens und der
Auferstehung des Gerichts, und zwischen diesen beiden macht das
Wort Gottes eine klare Scheidung. Wenn der Herr Jesus in bezug auf
beide, sie zusammenfassend, sagt: „Es kommt die Stunde“, meint Er damit
nicht eine Stunde nach unserer Zeitrechnung, noch sagt Er damit, daß
beide Auferstehungen zugleich seien, sondern „Stunde“ hat hier die
Bedeutung von „Zeit“, wie dieses z. B. auch schon in V. 25 der Fall ist
und dort sehr deutlich zutage tritt. Er sagt also, daß die Zeit kommt
für die Auferstehung des Lebens und ebenso für die Auferstehung des
Gerichts. Daß diese beiden Auferstehungen aber zeitlich sehr weit
voneinander getrennt sein werden, zeigt uns das Wort Gottes auf das
klarste in Offenb. 20. Dort ist in V. 4-6 von der „ersten Auferstehung“
die Rede und wird in bezug auf die Auferstandenen gesagt, daß sie
„lebten“ und daß „der zweite Tod keine Gewalt über sie hat“ und daß sie
„mit dem Christus herrschen tausend Jahre“. Aus letzteren Worten ergibt
sich klar, daß diese Auferstehung vor dem Tausendjährigen Reiche ist.
Von „den übrigen der Toten“ aber heißt es in V. 5: „Die übrigen der
Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren.“ Das
sind die Ungerechten, die in V. 11-15, nachdem das Tausendjährige Reich
vorüber ist, vor dem großen weißen Throne erscheinen zum Gericht. Ihre
Auferweckung ist die „Auferstehung des Gerichts“. Diese findet also
nach dem Tausendjährigen Reiche statt.
Was nun die Frage über den Auferstehungsleib anbetrifft, so gibt es zwei
Dinge, an die wir uns halten können: die Auferstehung des Herrn Jesu und
das, was das Wort Gottes sonst noch über den Gegenstand sagt. Die
Auferstehung des Herrn Jesu in erster Linie, weil unsere Auferstehung
mit der Seinigen wesenseins ist. Letzteres sagt uns auch besonders 1.
Kor. 15,13-16, wo die Auferstehung des HErrn und die Auferstehung der
Toten als völlig einheitlich betrachtet werden.
Der Leib des HErrn Jesu wurde ins Grab gelegt und dieser selbe Leib
wurde auferweckt, aber in einem ganz anderen, neuen Zustande. So, nehme
ich an, ist es auch mit unserem Leibe. Ob dieser durch die Verwesung
aufgelöst wird oder verbrannt oder sonstwie zerstört wird und dereinst
die verschiedenen Bestandteile sonstwohin zerstreut sind - eine
„Vernichtung“ im eigentlichen Sinne gibt es nicht! -, tut meines
Erachtens nicht das geringste. Welche Schwierigkeit könnte es für
unseren großen, allmächtigen Gott geben? Wir können uns diese Auflösung
und Zerteilung ins Unendliche ausmalen, aber was ist alles dieses für
unseren Gott? Obige Annahme in bezug auf die Leiber der Entschlafenen
findet einen guten Grund auch darin, daß nach dem Worte Gottes die
Leiber der nicht Entschlafenen - „der Lebenden, die übrigbleiben bis zur
Ankunft des HErrn“ (1. Thess. 4,15) - „verwandelt“ werden, wenn die
Auferstehung stattfindet (1. Kor. 15,51.52), also eben dieser Leib, in
dem sie leben, wie auch Phil. 3,21 sagt, daß der HErr „unseren Leib der
Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der
Herrlichkeit“. Doch es liegt mir fern, eine Behauptung aufstellen zu
wollen; sei es so oder so, wir haben die beglückende Gewißheit, daß wir
in der Auferstehung einen Leib empfangen, der nichts mehr mit
Schwachheit, Tod und Verwesung zu tun hat, sondern mit Unverweslichkeit,
Herrlichkeit, Kraft und Unsterblichkeit angetan sein wird! (S. 1. Kor.
15,42.43.53.) Es wird nicht ein „irdischer“, „natürlicher“ Leib sein -
den haben wir jetzt -, sondern ein „himmlischer“, „geistiger“ Leib (1.
Kor. 15,40.44-48), und wir werden Sein Bild, das Bild „des Himmlischen“
tragen (V. 49), ja, wir werden - dem Leibe nach - Ihm gleich
sein! (S. Joh. 12,24 - wie das Weizenkorn, das in die Erde gefallen und
gestorben ist, so die Weizen körner -; Röm. 8,29; 1. Kor. 15,48.49;
Phil. 3,21.) - O, wie wunderbar und herrlich! „Welch eine Liebe!“ müssen
wir mit
dem Apostel Johannes ausrufen angesichts dieser wunderbaren Tatsache. -
Der Leib, den wir dann haben, ist also nicht mehr verwesungsfähig.
In einem Punkte aber wird, wie ich glaube, annehmen zu können, eine
Abweichung sein zwischen der Auferstehung der Gläubigen und der des
Herrn Jesu: ich meine den Zustand des Herrn Jesu (d. h. Seines Leibes)
zwischen Seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt. Der Leib, den der
Herr Jesus während dieser Zeit hatte, war wohl der Auferstehungsleib,
aber er war noch nicht mit der Herrlichkeit bekleidet, die dem Platze
entsprach und eigen war, an den zu gehen Er erst noch im Begriff war.
Diese Herrlichkeit, in der Er z. B. später dem Paulus erschien (Apg.
9,3-5; 22,6-11; 26,13-15), hat der HErr erst mit Seinem Eintritt in die
Herrlichkeit droben angenommen, um sie aber nie wieder abzulegen.
Deshalb spricht das Wort ausdrücklich von Seinem „Leibe der
Herrlichkeit“ (Phil. 3,21).
Wir finden also nach meiner Meinung beim Herrn Jesu drei verschiedene
Stufen: Seinen Zustand vor Seinem Tode, Seinen Zustand zwischen Seiner
Auferstehung und Seiner Verherrlichung und Seinen Zustand der
Herrlichkeit. In Anwendung auf das Leben des Kindes Gottes können wir
dieselben drei Stufen unterscheiden; seinen Zustand vor seiner
Bekehrung, seinen Zustand nach seiner Bekehrung - durch den Tod Christi
geschieden von der Welt und allem, was ihr angehört, Gericht und Tod
dahinten, durch Seine Auferstehung in einem neuen Leben wandelnd! - und
seinen Zustand der Herrlichkeit, den es durch die Auferstehung (oder
Verwandlung) erlangen wird. Was jedoch seinen Leib betrifft, so gibt es
für ihn den Zwischenzustand nicht und weicht insofern also unsere
Auferstehung von der des HErrn ab, denn wir werden „auferweckt in
Herrlichkeit“, oder wenn wir noch hier im Leibe sind, „umgestaltet zur
Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit“, empfangen also
sofort einen Leib der Herrlichkeit, da Er, unser verherrlichter HErr,
der „HErr der Herrlichkeit“, Selbst uns hervorruft oder verwandelt, um
uns verherrlicht einzuführen in die Stätte, die Er für uns bereitet hat,
und einst „verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen und bewundert in
allen denen, die geglaubt haben“ (2. Thess. 1,10), wenn wir „mit Ihm
geoffenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol. 3,4).
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Als uns diese Frage vor mehreren Monaten von einem inzwischen ins Feld
gerückten und gegenwärtig in einem Feldlazarett befindlichen lieben
Bruder eingesandt wurde, überlegten wir zunächst lange, ob wir sie
aufnehmen sollten, und zwar, weil wir uns scheuten, aus einer Tatsache,
die für Gläubige keinem Zweifel unterworfen sein darf, eine „Frage“ zu
machen. Aber dann sagten wir uns, wenn diese Tatsache für die Korinther
keine Frage gewesen wäre, so hätten wir vielleicht die köstlichen
Belehrungen in Kap. 15 des ersten Briefes nicht erhalten. Wenn nun aber
auch dieses vom Geist Gottes eingegebene Kapitel genügend Beweiskraft
für den Glauben hat, so daß eigentlich keine Frage über die Grund
tatsache der Auferstehung zu entstehen brauchte, so enthält die
eingesandte Frage doch noch mehrere wichtige Unterfragen, so daß es
vielleicht um vieler Leser willen gut ist, sie zu veröffentlichen.
Hier haben wir nun umfassende
Antworten
vor uns; die kurze, nur an den Glauben appellierende hat so gut
ihren Wert wie die längere und die auf alles gründlich eingehende
längste! Die Hauptsache
gipfelt immer wieder darin: Gott hat so geredet in Seinem Wort
über diesen köstlichen Gegenstand, und darum ist es an uns, zu glauben.
(Vergl. auch Frg. 34, Band II, 1914!) Was gäbe es für uns Kinder Gottes
Leichteres als dieses! für uns, die wir Gott in Christo kennen?! - Betr.
der einzelnen Unterfragen mag die verschiedene und wachsende Erkenntnis
der Gläubigen in Betracht kommen, aber für die Hauptsache, für das, was
die Schrift klar sagt über die Auferstehung, nur der mit Gott rechnende
Glaube! Wir haben nichts zu tun mit der „Wissenschaft“, die diese
herrlichen Dinge leugnet, mit der vom Satan stammenden Philosophie (Kol.
2,8) solcher Menschen, welche die Auferstehung der Toten frech
verneinen. Dem Aufrichtigen, der „gerne glauben möchte“, dem helfen wir
am besten durch einfaches Bezeugen dessen, was das Wort sagt (z. B. 1.
Kor. 15,1ff.), denn „das Wort ist lebendig“ (Hebr. 4,12.13! 1.
Petri 1,23). Die unaufrichtigen Zweifler lassen sich nicht helfen. Ihre
„Gründe“, die Auferstehung zu leugnen, sind für uns Gläubige
durchsichtig und klar, und wir sollten bei entsprechender Gelegenheit
den geistlichen Mut haben (Eph. 5,8.13!), solche „Gründe“ zu enthüllen:
Die unbußfertigen Sünder, die in der Sünde beharren wollen, müssen
eine Auferstehung leugnen, sagt ihnen doch das verachtete Wort, aber
auch ihr Gewissen, daß nach dem Tode nur das Gericht ihrer wartet (Hebr.
9.27), daß sie es dann mit einem unerbittlichen Richter zu tun haben,
der keine Gnade, sondern nur die Verdammnis für die hat, die auf Erden
die Gnade in Christo ablehnten. Es darf keine Auferstehung geben
- gibt es eine, es wäre für sie - das wissen sie - nur eine Auferstehung
zum Gericht. Ja, so ist es! (Offenb. 20,11-15.) Darum diese oft so
freche Art der Ableugnung dessen, was des Gläubigen Herz mit Trost und
Freude erfüllt. Daher greifen diese Menschen so begierig nach solchen
Scheinbeweisen gegen die Auferstehung, wie dem von der Zerstreuung oder
„Vernichtung“ der einzelnen Zellen bis ins unendliche. Auch die
neuerdings so gepriesene, aber dem Willen Gottes durchaus nicht
entsprechende Leichenverbrennung (statt Beerdigung, 1. Mose 3,19!) hat
(wenn auch viele ihrer Vertreter „in Unwissenheit“ handeln), wie wir
glauben, unausgesprochen u. a. den Gedanken zur Grundlage, daß durch das
Verbrennen des Körpers eine Auferstehung als zur Unmöglichkeit gemacht
erscheint! Eine sadduzäische Auffassung, welche die Kraft Gottes
leugnet (vergl. Matth. 22,23-33)! Gott sind alle Dinge möglich,
Ihm, der aus dem Nichts die Welten schuf (Hebr. 11,3!), ist es eine
geringe Sache, aus der Asche wie aus dem Staube der Leiber einen
lebendigen geistigen Leib erstehen zu lassen, sowohl bei der ersten
Auferstehung einen Herrlichkeitleib wie bei der zweiten einen zur ewigen
Verdammnis bestimmten! - Wie arm sind doch die Menschen, die keine
gewisse Hoffnung der Auferstehung haben (1. Thess. 4,13; Eph. 2,12)
- an den Gräbern sehen wir es, besonders am Totensonntag! - noch mehr,
wie unselig arm sind die, deren Leiber nicht bei der ersten Auferstehung
auferweckt bezw. verwandelt werden! (Offb. 20,6.)
Was jene Scheingründe der Ungläubigen angeht, so sollten wir Gläubigen
uns nie einlassen auf Diskussionen darüber! In solchen meist zu
Wortgefechten ausartenden Erörterungen ist die Welt uns über. Wir haben
unendlich Größeres (vergl. 2. Kor. 10,3-5!). Der mit Gott und dem
auferstandenen Christus rechnende Glaube kennt keine Unmöglichkeiten und
triumphiert durch sein Zeugnis über den Zweifel und Unglauben der
christuslosen, ja, Christo feindlichen Welt (Hebr. 11!). Darum: „Habt
Glauben an Gott!“ (Mark. 11,22.)
Frage 36
Bitte um eine Erklärung von Kol. 1,24!
Antwort A
Um diese Worte verständlich zu machen, müssen wir einige Punkte ins Auge
fassen und beachten; 1. Christus ist das Haupt des Leibes, der
Versammlung (Kol. 1,18); 2. wir sind Glieder Seines Leibes (1. Kor.
12,27; Eph. 5,30); 3. Gott hat den Leib zusammengefügt (1. Kor. 12,24b),
d. h. wir sind mit Ihm einsgemacht durch Seinen Geist, nachdem Christus
uns „durch das Blut an Seinem Kreuz versöhnt hat in dem Leibe Seines
Fleisches durch den Tod“ (Eph. 2,13-18; Kol. 1,22).
Der Weg des Herrn Jesu ging durch Leiden zur Herrlichkeit; davon gaben
schon die Propheten Zeugnis durch den Geist, der in ihnen war, und
suchten darüber nachzuforschen (1. Petri 1,10.11). Er hat um
unseretwillen im Fleisch gelitten (1. Petri 3,18; 4,1). Wenn nun
Christus als Haupt leidet, wird es uns wohl klar, daß wir als Glieder am
Leibe mit Schmerzen haben, ja, wir sollen „allezeit das Sterben Jesu am
Leibe umhertragen, auf daß auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar
werde“ usw. (2. Kor. 4,10-12.) Es sollte uns eine Freude sein, für den
HErrn und Seine Versammlung zu leiden. Wir können auch in der Hinsicht,
was es heißt, teilhaftig Seiner Leiden zu sein, viel von den Aposteln
lernen (s. z. B. Apg. 5,41 und 1. Petri 4,13.14). So konnte auch Paulus
hier in unserem Vers von Freude reden in den Leiden für die Versammlung.
Denn wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein
Glied sich freut, so auch alle Glieder (1. Kor. 12,26). Wir sehen Jesum
mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, nachdem Er gelitten hatte (Hebr.
2,9); wenn nun Christus als Haupt verherrlicht ist, so ist auch der
ganze Leib mit verherrlicht. Aber wie der Anführer erst durch Leiden
vollkommen gemacht ist, so werden wir, die Söhne, die Er zur
Herrlichkeit gebracht hat, auch erst durch Leiden vollendet (Hebr.
2,10).
Hieraus können wir verstehen, welche Freude Paulus in den Leiden für die
Kolosser hatte, indem er lebte nach seinen Worten (Gal. 6,2): „Einer
trage des anderen Last!“ Ist es schon in der Welt so, daß „geteilter
Schmerz halber Schmerz, geteilte Freude doppelte Freude“ ist, so ist das
erst recht so in der Gemeinde Gottes, wenn wir füreinander leiden und
einander Lasten tragen helfen; und ist unsere Stellung zueinander
richtig, so freuen wir uns in diesen Leiden, ja, wir freuen uns in und
mit Christo! - Dies wurde bei Paulus zur Tatsache. Er hatte Sorge
getragen und Kampf gehabt um die Versammlung der Kolosser (2,1), aber
als er gehört hatte von ihrem Glauben, ihrer Liebe und Hoffnung (1,4.5),
und daß das Wort der Wahrheit fruchtbringend und wachsend unter ihnen
war (V. 6), da konnte er von Freuden im Leiden für sie reden (nach
unserem Verse); und darum fühlte er seine VerAntwortung,
für die Versammlung zu leiden, erst recht; er sagt: „ich will ergänzen
in meinem Fleische“, d. h. solange ich noch in diesem Leibe, auf der
Erde lebe, will ich mit Leib und Seele eintreten für die Versammlung,
mich ihr zur Verfügung stellen. „Ich will ergänzen, was noch rückständig
ist von den Drangsalen des Christus für Seinen Leib, das ist die
Versammlung“ - mit anderen Worten: ich will nachholen, was bisher
versäumt ist an Leiden für die Versammlung. Und in diesen Leiden können
auch wir Nachahmer des Apostels sein, denn geschenkt ist es uns in bezug
auf Christus, nicht nur an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu
leiden und denselben Kampf zu erdulden, den wir bei dem Apostel Paulus
sehen (Phil. 1,29.30).
Möchten wir darin treu ausharren!
G. R.
Antwort B
Paulus hatte den Christus als Den kennen gelernt, der Frieden gemacht
hat durch das Blut Seines Kreuzes (V. 20), und nun gab es für ihn keinen
Ruhm und keinerlei Vorrechte mehr. Der gesetzesstolze Pharisäer mußte
das Gesetz, für das er geeifert hatte, unter dem Kreuze begraben. Die
Gnade hatte die engen Grenzen des Judentums und der Messiashoffnung weit
überschritten, und diese Gnade durfte Paulus als Apostel der Nationen
verkündigen. In V. 23 nennt er sich einen Diener dieses Evangeliums.
Diese Verkündigung brachte nun für den Apostel mancherlei Verfolgungen
und Leiden mit sich, aber es war für ihn, der sich nun als Sklave Jesu
Christi fühlte, eine Freude und ein besonderes Vorrecht, mitleiden zu
dürfen für Christus und für die Versammlung. Er spricht also nicht von
der Wirkung des Todes Jesu, sondern von der Liebe, welche ihn trieb, zu
leiden. Hätte Paulus die Beschneidung gepredigt, so würde er nirgends
bei den Juden Ärgernis erregt haben, aber als ein Diener am Evangelium,
als Gebundener Jesu Christi, verkündigte er den gekreuzigten Christus,
wofür er geschmäht und verfolgt wurde, und so durfte er praktisch an den
Leiden seines HErrn teilnehmen, was auch in gleicher Weise in etwa für
uns gilt. Es ist ein Stück Teilhaberschaft an den Leiden des HErrn.
Paulus folgt nicht zitternd wie die Jünger in Mark. 10, nein, er begehrt
zu leiden, um teilzuhaben an den Leiden des Christus, koste es, was es
wolle. So war der Christus nicht nur der Gegenstand seines Herzens,
sondern auch die Kraft, durch die er alles vermochte, auch zu leiden
(Phil. 3, 7-11).
Ph. W.
Antwort C
In den vorhergehenden Versen spricht Paulus von dem „Haupte des
Leibes“, mit dem 24. Vers beginnt er von „Seinem Leibe“ zu reden.
Paulus empfing durch Offenbarung die göttlichen Gedanken über Seine
Gemeinde- das wunderbare „Geheimnis“, daß die Gemeinde Sein Leib sei
(Eph. 3).
Die Verkündigung und Offenbarung dieser Wahrheit trug Paulus
viele Leiden ein in Verfolgung und Haß, die ihm speziell um der
Offenbarung des „einen Leibes“ willen wurden. (Besonders von den Juden.)
Es waren Leiden, die eben deutlich dieses Gepräge trugen, daß er sie
erlitt „für Seinen Leib“. Natürlich nicht sühnende Leiden, daran
konnte Paulus nichts ergänzen, und daran war nichts rückständig. Aber
die Offenbarung der Wahrheit Seines „Leibes“ war noch
rückständig, und somit waren auch die Leiden, die damit verbunden waren,
gleichsam rückständig, und diese ergänzte Paulus in seinem Fleische. In
dieser Hinsicht würdigte der HErr den Apostel Paulus, in seinem Fleische
zu ergänzen, was von den Drangsalen noch rückständig war „für Seinen
Leib.“ In geringem Maße können auch wir heute (an dem Tage der
Zerrissenheit und Spaltungen) in dem Eintreten für diese Wahrheit noch
an solchen Leiden teilnehmen.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Während die erste
Antwort
mehr die allgemeine Wahrheit betont, daß die Glieder des einen Leibes
füreinander und um des Hauptes, des HErrn willen zu leiden haben, zeigen
die beiden letzen
Antworten
mehr die besondere Art der Leiden, die Paulus in diesem Verse meint und
der er sich mit Freuden unterzieht. Es sind Leiden, die als Folge der
Offenbarung und Verkündigung des dem Paulus
Freuden unterzieht. Es sind Leiden, die als Folge der Offenbarung und
Verkündigung des dem Paulus anvertrauten Geheimnisses von dem Leibe
Christi zu erwarten waren, in dem Maße, wie die noch ausstehende
(„rückständige“) Verkündigung geschehen würde. Dies Geheimnis zu
verkünden war die dem Paulus aufgetragene Vollendung des Wortes Gottes
(V. 25). Es hing von Paulus ab, wieviel er von diesen rückständigen
Leiden ergänzen würde, denn es hing von seiner das Wort Gottes
vollendenden Verkündigung ab. Und da hätte er es sich leicht und bequem
machen können. Er hätte die eifersüchtigen Juden nicht „vor den Kopf zu
stoßen“ brauchen, indem er immer wieder von dem Einverleiben der
Nationen in diesen Leib geredet hätte (vergl. Eph. 3) usw. Aber wo wäre
dann die Treue des Apostels geblieben? Ein Paulus konnte nicht um eines
leidenlosen „Dienstes“ willen seine Stellung, seinen Beruf - ja, mehr:
seinen HErrn verleugnen, der ihn „herausgenommen hatte“ (Apg. 26,17), um
Ihm ein gebräuchliches Werkzeug zu sein! Paulus blieb seinem Auftrag
treu und - brachte dieser Auftrag Leiden mit sich - gut, so war es
etwas, was ihm Freude gab, wie ein rechter „Diener“ (V. 25a) sich freut,
an allem teilzuhaben, was sein Herr durchmacht und was die Sache seines
Herrn angeht; und er war ein Diener Christi und der Versammlung!
Gewiß können wir - in kleinem Maßstab an diesen Leiden teilnehmen. Und
möchten wir alle nur so gesinnt sein wie Paulus war! Aber wieviel
Leidensscheu ist unter uns Gläubigen, nicht nur was das Leiden um des
Zeugnisses willen von Christo angeht - und hierin wohl noch am
wenigsten! - sondern vor allem um des Gegenstandes willen, den Paulus in
unserem Verse meint: um des Geheimnisses willen des Leibes, der
Versammlung. Wie vielen Gläubigen ist es durchaus genügend, ein Eigentum
des HErrn, ein Kind Gottes zu sein, und die Tatsache des Einen Leibes,
der Versammlung (der Gemeinde) und der Zugehörigkeit zu ihm, zu ihr, und
die VerAntwortung
für die Verkündigung dieser Tatsache bleibt ihnen etwas Fremdes,
Unbequemes, wohl oft gar Gleichgültiges. Und doch, geliebte Geschwister,
diese Dinge und die noch rückständigen Leiden um dieser köstlichen Dinge
und ihrer Verkündigung willen sind nichts Überflüssiges und
Nebensächliches! Vielmehr machen wir, die wir sogar bisweilen mit Tränen
(wie Timotheus, 2. Tim. 1,4) die Lehre von dem Leibe Christi zu
vertreten haben, wirklich etwas auch von den Freuden durch, deren Paulus
sich hier rühmt, wenngleich unser „Ergänzen“ sehr kümmerlich ist und
noch vieles „rückständig“ bleibt. Wohl ist das Wort Gottes „vollendet“
worden durch Paulus, darin ist ebensowenig wie bezüglich der Sühnung
durch Christi Tod noch etwas zu ergänzen an Leiden dafür; aber die
Verwirklichung dieses Wortes von dem Einen Leibe und der
persönlichen VerAntwortung
dafür durch uns in dieser Welt ist eine Sache stets neuer Kämpfe
(vergl. 2,1) und Leiden, und an diesen noch jetzt teilzuhaben ist unser
Vorrecht und - wenn wir's nur erkennen - ein Teil unserer Freude
hienieden, einer Freude und eines Vorrechts, dessen Genuß die Welt - wie
damals das Judentum - nicht versteht und verlacht, dessen Ausübung in
treuer Hingebung aber der HErr wertet nach Seinem eigenen Maßstab in
Gerechtigkeit und Gnade an Seinem zukünftigen Tage (1. Kor. 3,9-15).
Frage 37
Ich bitte um Auslegung von Off. 22,11!
Antwort A
Der Vers ist eingeschlossen zwischen die Worte des HErrn: „Die Zeit ist
nahe!“ und: „Siehe, Ich komme bald!“, eine Warnung für die, die Unrecht
tun und sich verunreinigen, und eine Ermunterung
für die, die Gerechtigkeit üben und sich heiligen lassen. Letzte können
„den Herrn Jesum als Heiland erwarten“ (Phil. 3,20); den ersteren
dagegen, wenn sie in ihrer Stellung verharren, wird Er als Richter
offenbar werden, indem ihnen nur noch ein „furchtvolles Erwarten des
Gerichtes bleibt“ (Hebr. 10,27), weil „sie die Liebe zur Wahrheit nicht
annahmen“ (2.
Thess. 2,10).
Noch wartet Gott mit Seinen Gerichten über die ungläubige Menschheit,
und Seine Langmut gibt noch immer Gelegenheit zum Heil durch Buße und
Bekehrung (2. Petri 3,9), bis das Maß der Sünde voll und Seine Stunde
gekommen ist, wie wir es an dem Beispiel der Mitmenschen Noahs (1. Mose
6,3.5.13) und dem von Sodom und Gomorra (1. Mose 13,13; 19,13) sehen
(vergl. auch Offenb. 18,5!). Glückselig, der einen Zufluchtsort gefunden
hat (Ps. 32,1.2.7)!
K. Hch.
Antwort B
Man kann Offenb. 22,11 auch übersetzen: Der Ungerechte tue weiter
Ungerechtigkeit; der Unreine verunreinige sich fernerhin, und der
Gerechte mache in der Gerechtigkeit weiter, und der Heilige werde weiter
geheiligt.
Dies Wort kann von zwei Gesichtspunkten. aus erklärt werden: als eine
allgemeine göttliche Wahrheit und als Ausspruch Jesu nach dem gefällten
Gerichtsurteil, als Ergebnis des Abschlusses nach dem Zusammenhang der
drei letzten Kapitel der Offenbarung Jesu Christi.
1. Als allgemeine göttliche Wahrheit enthält es den Grundsatz der
Entschiedenheit. Will jemand etwas sein, so sei er es ganz, entweder ein
Gerechter oder ein Ungerechter, ein Reiner oder ein Unreiner, ein
Heiliger oder ein Unheiliger. Diesen Sinn hat auch das Wort des HErrn an
Laodicea: „Ach, daß du kalt oder warm wärest; weil du aber lau bist und
weder kalt noch warm, so werde Ich dich ausspeien aus Meinem Munde“
(Offenb. 3,15.16). Alles Gemisch ist dem HErrn ein Greuel. Das Volk
Israel sollte sein Feld oder seinen Weinberg nicht mit mancherlei
besäen, nicht zugleich mit einem Ochsen und Esel pflügen und kein Kleid
tragen von Wolle und Leinen gemengt. (3. Mose 19,19; 5. Mose 22,9-11;
vergl. 2. Kor. 6,14-18; 2. Mose 23,32.33; 34,15.16; 5. Mose 7,3.4.) Über
die Heuchler hat Jesus am schärfsten gesprochen (Matth. 23, 1-36); und
dem Unentschiedenen sagte Er: „Wer seine Hand an den Pflug legt und
stehet zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes“ (Luk. 9,62).
Der Apostel Paulus ist ein Vorbild in der Entschiedenheit. Wie er
weiland ein Lästerer, Schmäher, Verfolger war, so war er jetzt, nach
seiner Bekehrung, „der Vornehmste von dieser Sekte der Nazarener“. Er
war ein ganzer Mann, ein ganzer Christ, ein ganzer Apostel. Gott will
uns ganz haben (vergl. Matth. 22,37!), Halbheit hat weder vor Gott noch
vor Menschen Wert. Ein doppelherziger Mensch denke nicht, daß er etwas
von dem HErrn empfangen werde; er ist unbeständig in allen seinen Wegen
(Jak. 1,7.8). Was wir sein wollen, seien wir ganz, das ist der Sinn
Jesu, der Wille des HErrn und der Sinn dieses Wortes.
2. Als Ausspruch nach vollzogenem Gericht und Endurteil des Herrn Jesu
hätte dies Wort die Bedeutung, daß nach Abschluß der Gnaden- und
Heilszeit jeder in alle Ewigkeit das bleibt, was er ist bezw. bis zum
letzten Urteil geworden ist. Da gibt es keine Änderung und keine
Bekehrung mehr. Die Scheidung ist für immer vollzogen, es gibt nur noch
einen Himmel (neuen Himmel und neue Erde) und eine Hölle (den Teil des
Teufels, seiner Engel und Angehörigen). Ein jeder bleibt für immer, was
er bis dahin geworden ist. Daher gibt es nur noch die zwei Orte, Himmel
und Hölle mit ihren Bewohnern. Schrecklich ist es, in die Hände des
lebendigen Gottes zu fallen. Also auch die Unentschiedenen gehören nur
zu einem von beiden.
Welches ist dein Teil?
F. Th. H.
Antwort C
In dem vorausgehenden Abschnitt Offenb. 21,9 - 22,5 wird uns die Braut
des Lammes gezeigt. Mit der Schilderung der heiligen Stadt schließt dann
die Offenbarung und der prophetische Inhalt des Buches, und es folgen
dann noch Warnungen. Für den in Treue auf seinen HErrn wartenden
Gläubigen schließt dies alles Glückseligkeit in sich, er weiß seinen
HErrn nahe und gibt Ihm, der ihm Erkenntnis und Verständnis über diese
Dinge geschenkt hat, die Ehre. Kein Ereignis steht zwischen uns und
unserer Aufnahme in die Herrlichkeit. Dagegen werden sich zwischen dem
Anbruch der Herrlichkeit für Israel allerlei Ereignisse und Gerichte
abwickeln, und für diejenigen welche den Ruf der Gnade verachten, wird
es ein unerschütterliches „Zuspät“ geben. Deshalb nochmals in Offenb. 22
diese Scheidung. Auf der einen Seite die kostbare Botschaft: „Glückselig
der, der bewahret die Worte der Weissagung dieses Buches“ (V. 7), und
auf der anderen Seite die ernsten Worte: „Wer Unrecht tut, tue noch
Unrecht, und wer unrein ist, verunreinige sich noch, und wer gerecht
ist, übe noch Gerechtigkeit, und wer heilig ist, sei noch heilig“ (V.
11), und V. 12 fügt der HErr hinzu: „Siehe, Ich komme bald, und Mein
Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird.“
Der Abschluß der Gnadenzeit wird alsdann vollendet sein, die Gerichte
werden beginnen, und die Menschen werden in dem Zustande, in dem sie
gefunden werden, für immer bleiben, die einen zum ewigen Gericht, die
anderen zu ewigem Segen und Herrlichkeit. Gott hat alles getan, um die
Bösen zu warnen und die Getreuen zu ermuntern, und es konnte jeder nach
freiem Entschluß seines Herzens handeln. Mag nun der Böse weiterhin
trotzig im Bösen verharren, mag der Unreine in die Tiefen der Sünde sich
weiter hineinwühlen, um so entschiedener mögen dann die Erlösten in
treuem Wandel vorangehen. Ein jeglicher aber wird in dem gefunden
werden, worin er verharrt hat in diesem Leben, und nichts wird den
Abschluß der Dinge aufhalten. Ein jeder wird offenbart werden und
empfangen, was er in diesem Leibe getan hat (2. Kor. 5,10). Es wird
sein, wie es in Pred. 11,3 geschildert ist: „Wenn ein Baum nach Süden
oder nach Norden fällt, an dem Ort, wo der Baum fällt, bleibt er
liegen.“ Entweder wir werden gefunden als Errettete und Wartende und
sind Teilhaber der Herrlichkeit Jesu Christi, oder die große Kluft wird
offenbar, es wird kein Raum zur Buße mehr sein.
Ph. W.
Antwort D
Mit Offenb. 22,5 schließt die Beschreibung der Herrlichkeit des neuen
Jerusalem resp. der gesamten Offenbarung Jesu Christi; von V. 6 ab
folgen noch gewisse Warnungen und Belehrungen; V. 6 geht wieder zurück
auf Offenb. 1,1-3.7.
Die in Frage stehenden Verse, Kap. 22,11.12, enthalten eine Warnung und
Belehrung. Meines Erachtens dürfte aus ihnen genommen werden, daß, wenn
die Zeit der Gnade abgeschlossen sein wird und die Gerichte beginnen,
die Menschen in dem Zustand, in welchem sie sich befinden und gefunden
werden, bleiben; die einen reif zum Gericht, die anderen bereitet zum
ewigen Leben,
gefunden werden, bleiben; die einen reif zum Gericht, die anderen
bereitet zum ewigen Leben, überhaupt zum Leben und Eingang in das Reich
Gottes. Ja, nach dem Abschluß der Gnadenzeit ist es zu spät, aus der
Finsternis und Gewalt Satans zum Licht und Leben zu gelangen, das zeigt
uns der auf V. 11 folgende V. 12; es bleibt dann nur noch die
Vergeltung! Zweimal steht das Wort: „Siehe, Ich komme bald“ in diesem
Kapitel, V. 7, als Ermunterung, die Worte der Weissagung zu bewahren und
V. 12 als Warnung für alle Lebenden, dem Gericht der Vergeltung noch
beizeiten zu entfliehen; jedoch auch als Ermunterung für die Heiligen,
in der Heiligung fortzufahren, bis Er kommt!
F. B.
Anmerkung des Herausgebers
Hier haben wir mehrere Auslegungen dieser gar nicht leicht erklärbaren
Stelle. Sie alle beschäftigen sich mit dem gewaltigen Ernst dieser Worte
und der menschlichen VerAntwortung
ihnen gegenüber. Möchte keiner der lieben Leser es damit leicht nehmen,
auch nicht mit der uns in
Antwort B
ans Herz gelegten christlichen Entschiedenheit! Wieviel Halbheit ist
noch auch unter Gottes Volk, sowohl gegenüber der Lehre der Schrift als
auch in dem aus ihr folgenden praktischen Leben! Ja, möchten wir Gnade
nehmen aus der Fülle (Hebr. 12,28), um ganze Menschen zu sein, los von
der Welt und ihrem Wesen, in moralischer wie auch religiöser Hinsicht,
und völlig auf Christi Seite, gehorsam Seinem heiligen Worte, da zu
sein für Ihn! (Röm. 12,1.2; 2.Kor. 6,14-18.) Es mag
befremdlich erscheinen, daß der Heilige Geist hier gleichsam auffordert:
„Wer Unrecht tut, tue es weiterhin!“ Aber man kann diese scheinbare
Aufforderung auch etwa so auffassen, wie wenn damit dasselbe gesagt
werde, was ein Lehrer etwa einem Tunichtgut sagt: „Mach nur so fort, du
wirst schon sehen, was aus dir wird; du handelst auf deine eigene VerAntwortung,
ich habe dich gewarnt, nun siehe du zu!“ Sagten so ähnlich, wenn auch in
ganz anderer Gesinnung, nicht einst auch die Hohenpriester zu Judas, als
er seinen Verrat an dem HErrn vor ihnen als Sünde bekannte?! (Matth.
27,4.) - Ja, siehe wohl zu, was du tust! Der gewarnt ist durch den dem
Verse 11 vorangehenden 10. Vers, der handelt auf eigene VerAntwortung
und Gefahr, wenn er nicht beizeiten Buße tut! Und der Gerechte, der
Heilige? Er fahre nur so fort in Gerechtigkeit und Heiligkeit, auch er
wird sehen, daß Gott ein Vergelter, ja, ein Belohner ist (Hebr. 11,6) -
gelobt sei Er hierfür! -, und daß Sein Wort von V. 7.10 u. 12 wahr ist.
Kurz zusammengefaßt sagt uns die Stelle also etwa folgendes: „Der
Unrechttuer offenbare seinen Charakter, offenbare das, was er ist, und
ebenso auch der Heilige! Jeder soll zeigen und wird sehen, was er ist im
Lichte des kommenden Richters und des Lohnes!“ Hierzu lese man noch die
ernsten, aber auch köstlichen Worte aus 2. Tim. 3,13ff.! – Der HErr gebe
uns Gnade, allezeit zu sein und zu bleiben in Seinem Wort!
Geleitsworte an den Leser:
„Ihr seid das Salz der Erde ...“
„Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf dem Berge
liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an
und setzt sie unter einen Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und
sie leuchtet allen, die im Hause sind.“ „Er konnte nicht verborgen
sein!“ Matth. 5,13-15; Mark. 7,24c.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 38
Ist Matth. 5,42 als ein bindendes Gebot für uns anzusehen, und welche
Umstände sind bei Durchführung desselben zu beachten, damit man nicht
sündiger Verwendung des event. gegebenen Geldes Vorschub leistet? - In
welcher Beziehung steht dieses Gebot zum alttestamentlichen Gesetz?
Antwort A
Klar ist, daß dieses Wort, wie jedes Gotteswort, für uns ein unbedingt
bindendes ist, das im Zusammenhang mit der ganzen Bergpredigt wie mit
allen Stellen, die vom Geben reden, unsere vollste Beachtung verdient.
Welche Umstände bei der Durchführung zu beachten sind? Soweit ich
Klarheit habe, gilt auch hier der Satz: „Eine aus der Schrift
herausgenommene Wahrheit ist nicht die Wahrheit, sondern erst
alle auf den betreffenden Gegenstand bezüglichen Schriftworte
zusammengenommen und in Beziehung zueinander erklärt ergeben die
Gesamtwahrheit.“ Also es kommt zu mir ein Menschenkind, von dem ich
weiß, daß es nicht arbeiten will, und bittet mich um Geld. Da denke ich
an das Wort: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen!“ (2.
Thess. 3,10.) Ich ermahne den Mann ernstlich und gebe nichts. Oder es
kommt jemand in unverschuldeter Not zu mir, und ich habe nur gerade
noch, was ich unbedingt für meine Familie benötige. Da denke ich an das
Wort: „Wer seine Hausgenossen nicht versorgt ...!“ (1. Tim. 5,8) und
gebe nichts. Kommt aber jemand, der unverschuldet in Not ist oder es mir
zu sein scheint, und ich habe in der „Gabenkasse“, dann gebe ich eben.
Wird die Gabe trotzdem mißbraucht, so ist es nicht meine Schuld.
Übrigens noch ein Wort der eigensten, oftmaligsten Erfahrung! So oft ich
auch in allerlei Nöte kam, so bin ich doch nie zu Menschen bitten
gegangen. Gottes Kinder sollen bedenken: „Euer Vater weiß, was
ihr bedürfet“ (Luk. 12,22-30.31!) und sollen, dürfen Ihn bitten,
der da gibt „über Bitten und Verstehen“!
Antwort B
Bei der vor uns liegenden Frage ist es zunächst von Bedeutung, daß wir
die Person unseres Herrn Jesu unserem Auge näher rücken und hier
insbesondere auf Sein Wirken achten.
Auch bei diesem Wort, das der Bergpredigt entnommen ist, finden wir, wie
unser Herr Jesus Seiner großen Zuhörerschar des Gesetzes Erfüllung
vorstellte. Wir wissen aus Matth. 5,17, daß Er nicht gekommen war, das
Gesetz aufzulösen, sondern es vollkommen, d.h. ganz zu erfüllen. Er
aber, der da sagt: „Ein neu Gebot gebe Ich euch, daß ihr euch
untereinander liebet, wie Ich euch geliebet habe“ (Joh. 13,34), wird nie
im Rahmen des dem Volke Israel im 2. Buch Mose gegebenen
Polizeigesetzes die Vollendung des Gesetzes bringen. In 2. Mose 21,24
und 3. Mose 24,19.20 wird uns des Gesetzes Lauf im Alten Bunde vor Augen
geführt. Hier setzt der Herr Jesus im 38. Verse unseres Kapitels ein:
„Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Auge um Auge usw., Ich aber sage
euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel usf.“ Es liegt dem Herrn
Jesu daran, daß die Seinen sich nicht unter das Mosaische Gesetz
stellen, sondern über dasselbe. Überdenken wir, wenn Er sagt in Luk.
6,32: „Und so ihr liebt, die euch lieben, was für Dank habt ihr davon?
Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber.“
Wie daher schon angedeutet, der HErr, der Erfüller des Gesetzes, lehnt
an das Gesetz des Alten Bundes an. In 2. Mose 22,24 und 3. Mose 25,35ff.
und ferner 5. Mose 15,7 wird bereits auf die Unterstützung der
verarmten, hilfsbedürftigen Brüder hingewiesen. Jetzt jedoch sagt uns
der Heiland Matth. 5,42: „Gib dem, der dich bittet“ usw.
Unsere Frage geht nun dahin, inwieweit dieses Gebot zu beachten ist, und
wenn ich recht sehe, liegt dem Fragesteller daran, zu erfahren, ob
dieses Wort für unser alltägliches Leben in seinem ganzen Umfange
anzuwenden sei.
Ich will versuchen, soviel der HErr Gnade gegeben hat, meine Gedanken
darüber zu äußern.
In Luk. 6,33 und 34 finden wir eigentlich noch eine Verschärfung des vor
uns liegenden Wortes: „Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut“ usw. und
Vers 35 sagt uns: „Tut wohl und leihet, ohne etwas dafür zu erhoffen,
und euer Lohn wird groß sein und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten
sein.“ (Eigentlich wird uns hier der Lohn der Gerechten gezeigt, doch
kommt das hier nicht in Betracht.)
Wir sollen und müssen als Christen uns der Bedrängten annehmen. Wir
lesen in Hebr. 13,16: „Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht“ usw.,
doch glaube ich für meine Person nicht, daß dieses Wort so von uns
gehandhabt werden soll, wie es uns beim ersten Lesen erscheint. Beachten
wir, wenn der HErr sagt: „So dich deine rechte Hand ärgert“ usw. Niemand
würde darauf verfallen, daß hier im wirklichen Sinne von einer
Entfernung eines Gliedes oder Körperteiles die Rede sein kann. So ist
auch m. E. das uns zur Erklärung vorgelegte Schriftwort aufzufassen.
Unserer Pflicht den Armen und Bedrängten gegenüber sollten wir uns
allezeit bewußt sein, und wir bezeichnen den als hart und gefühllos, der
achtlos an dem Elend seines Nächsten vorbeigeht.
Jedoch würden wir ein solches Geben als zu Recht ansehen, wenn wir
selbst bemerken, wie wenig das Dargebotene nutzbar angewendet wird, ja,
wenn es sogar sündlichen Zwecken, verderblichen Trieben dient und dienen
muß? Und weiter, würden wir uns an dem Buchstaben dieses Wortes
festklammern, wir würden in manchen Fällen Tür und Tor zum Untergang
eines Menschen öffnen, ja, wir würden dazu beitragen, daß Borgen vielen
eine liebe Lust würde und ihnen so Vorschub geleistet würde zu einem
Leben, bei dem wir uns als Christen nur bitterste Vorwürfe machen
müßten, Helferdienste getan zu haben. Der Apostel Paulus schreibt den
Thessalonichern: „So jemand nicht arbeiten will, der soll auch nicht
essen,“ und weiter lesen wir in Luk. 14,28: „Wer ist aber unter euch,
der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor und überschlägt die
Kosten, ob er's habe hinauszuführen?“ Wir können nie blindlings
drauflosleben, und es würde Sünde sein, würden wir dazu unsere Hand
bieten.
Ich denke, daß wir hier unterscheiden müssen zwischen solchen Fällen, in
denen Bitten und Borgen nur die Unüberlegtheit zutage treten läßt, und
solchen, bei denen es seinen Ursprung in wirklicher,
nur die Unüberlegtheit zutage treten läßt, und solchen, bei denen es
seinen Ursprung in wirklicher, dringlicher, unverschuldeter Not hat. In
solchen Fällen sollen wir mit Freuden geben und an dem Wort des HErrn
Luk. 6,35 festhalten. Eigene Not entbindet uns gewiß von der Linderung
anderer Not. Aber in allen Dingen ist es wichtig, daß wir des HErrn Wort
beachten und uns von Seinem Geist regieren lassen. Er wird uns jeweils
den für uns richtigen Weg bezeichnen. Wie mancher Bruder, manche
Schwester, mancher Freund leidet Not; tiefe Trübsal hat ihn auf diese
Straße gebracht, und wir achten sein nicht, ja, wir fürchten uns vor
seiner Bitte! „Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht (lieblos)
von dem, der dir abborgen will!“
O. G.
Antwort C
Wir haben es hier mit einem einzelnen Gebot zu tun, welches im
Zusammenhang der sogenannten Bergpredigt steht. Diese enthält nun noch
eine Reihe anderer Gebote, die natürlich denselben Wert haben wie das in
Vers 42 genannte. Ist das eine Gebot für uns bindend, so sind sie es
alle. Wir müssen also zunächst die Frage stellen: Welche Bedeutung hat
die Bergpredigt? Ist es eine Auslegung des Gesetzes, welche für die
Gläubigen bestimmt ist?
Die Bergpredigt ist die Botschaft des Messias-Königs vom Königreich der
Himmel; man kann sie das „Staatsgrundgesetz des Königreichs der Himmel“
nennen. Sie enthält nicht das Evangelium der Gnade, den Weg der
Errettung, die Vorrechte und Segnungen wahren Christentums. Wenn jemand
lehrt, daß die Bergpredigt das Evangelium ist, so weiß er nicht, was das
Evangelium ist. Es gibt drei falsche Anwendungen dieser Rede des Herrn
Jesu.
1. Die Anwendung auf die Ungeretteten, als wenn in dieser Predigt der
Weg zur Gerechtigkeit gezeigt werde, die der Mensch durch eigene
Anstrengung erreichen könnte. Der HErr spricht von Geretteten, von
Jüngern. Er zeigt in den Seligpreisungen den Charakter derer, welche als
Erben in das Königreich eintreten. Nur die Gnade kann solche Charaktere
hervorbringen, durch den Glauben an den Sohn Gottes. In dem Maße, wie
die große Heilslehre von der Errettung durch den Glauben an Jesum
Christum von der Namenchristenheit aufgegeben wurde, ist die falsche
Anwendung dieser „Predigt“ in allgemeinen Gebrauch gekommen. Man spricht
nicht mehr von dem verlorenen und hilflosen Zustand des Menschen, von
der Notwendigkeit der Wiedergeburt und der Gnadengabe des ewigen Lebens.
An Stelle des wahren Evangeliums ist die Moralpredigt getreten, und die
Bergpredigt wird als Grundlage dazu benutzt; durch diese falsche
Anwendung wird sie als ein falsches Evangelium mißbraucht.
2. Die zweite falsche Anwendung ist die, die Bergpredigt nur auf die
gläubige Gemeinde zu beziehen. Die Grundgesetze der Gemeinde finden wir
in den Briefen des Apostels Paulus, welchem die ganze Offenbarung über
die Gemeinde anvertraut war.
3. Die dritte falsche Anwendung ist die, die Bergpredigt als absolut
jüdisch hinzustellen, als wenn sie entweder nur den damaligen Juden
gelte oder dem zukünftigen gläubigen Überrest Israels. Manche Christen
weigern sich, diese Kapitel als eine Botschaft für alle anzusehen. Das
ist das andere Extrem und gleichfalls falsch.
Wir wiederholen, die Bergpredigt ist die Botschaft des Königs von seinem
Königreich. Dies Königreich
ist nicht die Gemeinde, noch ist es ein Zustand der Gerechtigkeit auf
Erden, der durch die Tätigkeit der Gemeinde hervorgerufen wird. Es ist
das Königreich, welches der König in dem kommenden Zeitalter errichten
wird. Während wir im Gesetz des Alten Bundes die äußerlichen Ordnungen
des Königreichs finden, offenbart der HErr in der Bergpredigt die
inneren Grundsätze des Himmelreichs. Wenn der Herr Jesus wiederkommt,
werden die Verheißungen, welche im Gesetz und den Propheten vom
Königreich enthalten sind, wörtlich erfüllt werden; es wird ein
Königreich der Gerechtigkeit sein, aus lauter Gerechten bestehend, die
dem in der Bergpredigt gezeigten Maßstab entsprechen. Jedoch schließt
dies keineswegs die Anwendung auf uns aus, die wir als Miterben Christi
auch Miterben des Königreichs sind (Röm. 8,17). - Zwar handelt es sich
in der Bergpredigt um eine dem Gesetz nach göttlicher Auffassung
entsprechende Gerechtigkeit. Der Gesetzgeber redet hier zu Seinem Volke,
bestätigt das Gesetz, erklärt und ergänzt es. Wir befinden uns also hier
auf jüdischem Boden. Diejenigen dagegen, welche an Jesum Christum
glauben, haben mit dem Gesetz nichts zu tun. Sie sind nicht unter Gesetz
(Röm. 6,14); sie sind dem Gesetz gestorben (Röm. 7,4; Gal. 2,19); sie
sind nicht mehr unter dem Zuchtmeister (Gal. 3,25). Aber sie sind darum
nicht gesetzlos (1. Kor. 9,21), sie sind vielmehr in dem Gesetz Christi,
d. h. an Ihn in unbedingtem Gehorsam gebunden. Weil Er in ihnen lebt und
sie durch Seinen Geist leitet, erfüllen sie das Gesetz, ohne dem Gesetz
unterworfen zu sein. Denn Christus ist des Gesetzes Ende (Röm. 10,4),
jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit. Das bedeutet nicht: das Gesetz ist
durch Ihn abgeschafft worden, weil es seinen Zweck nicht erfüllte,
sondern: in Ihm hat das Gesetz sein Ziel und seine Erfüllung und darum
sein Ende gefunden. Er war nicht gekommen, das Gesetz oder die Propheten
aufzuheben, sondern sie zu erfüllen, d. h. sie voll zu machen, zu
verwirklichen. Das Gesetz war ein Schatten Christi (Kol. 2,17; Hebr.
10,1), in Seiner Person aber haben wir den Körper selbst; da ist der
Schatten überflüssig. Wenn ich von einer geliebten Person eine
Photographie oder ein Schattenbild habe, werde ich mich daran erfreuen,
solange ich von der Person selbst getrennt bin, wenn ich sie aber bei
mir habe, werde ich sie selbst ansehen, nicht mehr das Schattenbild.
Nach den Worten Jesu Matth. 5,17.18 soll das Gesetz in seinem ganzen
Umfange, in allen seinen Bestimmungen bis zum kleinsten Buchstaben immer
in Geltung bleiben, immer getan werden. Das ist nur verständlich, wenn
der HErr meinte, in Ihm sei das ganze Gesetz in seiner wahren Absicht
enthalten, vollendet, verwirklicht, erfüllt, wie in der Person eines
Menschen sein Schattenbild enthalten, vollendet, erfüllt und
verwirklicht ist. So sehen wir auch in der Tat an Christo in Seiner
Erniedrigung alle die Dinge erfüllt, die Er in der Bergpredigt fordert.
Wenn nun Christus durch den Glauben in mir ist, so werde ich denselben
Charakter offenbaren wie Er. Er selbst ist dann in mir die Erfüllung des
Gesetzes. Er lehrt mich dann so handeln, wie Er gehandelt hat und in
jedem einzelnen Fall handeln würde. Die Bergpredigt und viele andere
Worte, Gebote und Handlungen Jesu, wie überhaupt das Vorbild Seiner
Person, geben uns eine Anleitung für unser Verhalten. Wir lernen daraus
Seine Gesinnung. Je mehr wir Ihn als lernbegierige Schüler anschauen,
werden wir durch Seinen Geist in Sein Bild umgestaltet (2. Kor. 3,18).
Da empfangen wir auch Weisheit in der Erfüllung Seiner Gebote, wie z. B.
Matth. 5,42. Wir können dann unter Umständen auch eine Bitte abschlagen,
wenn die Liebe es erfordert. Aber die ängstliche, engherzige Selbstsucht
wird nicht mehr mitzusprechen haben, sondern nur die Liebe. Ach, wieviel
haben wir da noch zu lernen! Wie nötig haben wir solche Ermahnungen, wie
Luk. 6,30-36; 12,14; 2. Kor. 9,6-15; Gal. 6, 9.10; 1. Tim. 6,17-19;
Hebr. 13,16; Jak. 2,15.16; 1. Joh. 3,16-18! Wenn wir diese Stellen
lesen, wie werden wir da beschämt, gedemütigt (aber nicht verdammt, wie
wenn wir unter Gesetz ständen!)! Wie klein und eng und kühl ist unsere
Liebe! Wie weit, wie großzügig, wie selbstlos, wie überströmend die
Liebe unseres HErrn! Er will sie in uns und durch uns offenbaren, damit
Er an uns gesehen werde. Dann fragen wir nicht mehr: Muß ich das? Wie
weit darf oder muß ich gehen? - dann
gesehen werde. Dann fragen wir nicht mehr: Muß ich das? Wie weit darf
oder muß ich gehen? - dann dringt uns Seine Liebe, vielleicht auch zu
viel zu tun - besser, als zu wenig! Wenn's nur Ihm geschieht! Sind wir
aber ganz in Seiner Hand, dann bewahrt Er uns auch vor verkehrtem Geben,
vor verkehrtem Dienst usw. Wir werden dann in unserem Tun und Lassen
mehr und mehr ein Segen für andere.
Chr. K.
Antwort D
Beim Lesen der „Bergpredigt“ haben wir das Empfinden, daß es so recht
Christi Geist ist, der in allem zum Ausdruck kommt. Dieser Geist sollte
allezeit in uns, den Seinen, herrschen. Somit sollten wir auch im Geiste
der genannten Schriftstelle handeln: „Gib dem, der dich bittet, und
weise den nicht ab, der von dir borgen will.“ Damit ist aber nicht
gesagt, daß wir dieses Gebot immer buchstäblich ausführen müßten, da wir
vor allem das wahre Wohl des anderen im Auge haben sollten und dieses
nicht gerade immer darin besteht, daß wir ihm geben und borgen, so wie
er will. Die Fälle sind in dieser Beziehung sehr verschieden. Wenn ich
weiß, der Mann vertrinkt das ihm gegebene Geld nur, oder die Frau borgt
nur, um Näschereien und Putz kaufen zu können, oder ein anderer will von
mir nur haben, um sein liederliches Leben fortsetzen zu können - kann
ich dann einfach geben und leihen? Nein! Oder jemand will von mir Geld
leihen zu einer Sache, die ich nicht gutheißen kann - kann ich da seiner
Bitte willfahren? Nein! So kann es mancherlei Fälle geben, wo ein
einfaches Erfüllen der Bitte nicht zum Wohle des Bittenden und daher
nicht nach dem Willen Gottes wäre. - Auch können wir nicht mehr geben
oder leihen, als wozu wir nach unseren Verhältnissen imstande sind. Wir
sollen nicht anderen geben oder leihen, wenn wir dann selbst wieder uns
unterstützen lassen müssen oder von anderen leihen müssen, um unseren
eigenen Verpflichtungen nachkommen zu können. Es kann hierin wohl
Ausnahmen geben unter besonderen Umständen, in der Regel aber darf es
nicht so sein, denn das Wort sagt uns: „Seid niemandem irgend etwas
schuldig“ (Röm. 13,8) und: „Wir ermahnen euch aber ..., auf daß ihr
ehrbarlich wandelt gegen die, welche draußen sind, und niemandes
bedürfet“ (1. Thess. 4,10b-12). „Denn wenn die Geneigtheit vorliegt, so
ist einer annehmlich nach dem er hat, und nicht nach dem er nicht hat“
(2. Kor. 8,12).
Wir sehen, daß es in unserem Leben Fälle und Verhältnisse gibt, die eine
buchstäbliche Ausführung jenes Gebots ausschließen, wiewohl der in
demselben enthaltene göttliche Grundsatz allezeit gültig ist. Was wir in
den verschiedenen Fällen und Verhältnissen zu tun haben kann hier nicht
vorgeschrieben werden, aber Gott hat uns Seinen Geist gegeben, um uns zu
leiten, in wahrer Liebe und in Weisheit von oben zu handeln.
Das ist unsere Seite. Es wird aber auch noch die Zeit kommen, wo die
buchstäbliche Ausführung jenes Gebotes am Platze und nach Gottes Willen
sein wird. Das ist die Zeit der großen Drangsal nach der Entrückung der
Versammlung oder Gemeinde des HErrn, wo das Kommen des Messias zur
Errettung und die Aufrichtung Seines Reiches die Hoffnung des gläubigen
Überrestes sein wird. Dann werden die mancherlei Umstände, die jetzt
unserer Aufgabe gemäß für uns von Gewicht sind, nicht mehr in Frage
kommen; im Blick auf die unmittelbar bevorstehende Einführung des
Reiches und somit eines völlig neuen Zustandes auf dieser Erde kann dann
der letzte Pfennig und das letzte Stück dahingegen werden ohne eine
Frage danach, was der andere damit tut und wie es weiter gehen wird.
Diese Zeit ist aber nicht jetzt, sondern für uns gilt es, unsere Aufgabe
verstehend, dieser
entsprechend auch im Geben und Leihen zu handeln, mit geistlichem
Verständnis, in Liebe und Weisheit.
Die Beziehung des vorstehend besprochenen Gebotes zu dem
alttestamentlichen Gesetz ergibt sich aus V. 17 und V. 38 und den
Worten: „Ich aber sage euch“ V. 39 desselben Kapitels.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Diese sich schön ergänzenden
Antworten
geben über den Gegenstand viel Licht.
Nur noch einige Bemerkungen! Es kommt, soweit wir sehen, in der
fraglichen Stelle, wie in Luk. 6,30, dem Zusammenhang nach nicht in
erster Linie auf das Geben selbst an, sondern auf die Gesinnung, in der
man den Menschen begegnet, mögen sie was auch immer von uns wollen. Es
handelt sich um unsere innere Stellung, aus welcher Werke folgen sollen,
die unseres Meisters würdig sind (vergl. Phil. 2,5!). „Weise nicht ab!“
zeigt, daß wir dem Bittenden oder Borgenden nicht in Schroffheit, Kälte,
Härte, wie die Welt, sondern in Freundlichkeit, Milde, ja, in
verstehender Liebe zu begegnen haben (vergl. Phil. 4,5!), auch abgesehen
davon, ob es uns möglich oder recht erscheint, den Bitten zu willfahren.
- Und es ist nicht gesagt, daß wir unter allen Umständen das geben
sollen, was erbeten wird, aber unbedingt sollen wir geben! Was? In jedem
Fall eben Liebe, der Bittende soll unsere ihm geneigte Gesinnung spüren,
auch wenn wir ihm die Erfüllung seiner Bitte abschlagen müssen. Wir
sollen den Bittenden keineswegs stets gerade das geben, was sie
wünschen, wenn wir auch imstande dazu sind. Was wir im einzelnen
Fall zu geben haben, wird uns der HErr durch Seinen Geist auf Grund
Seines Wortes zeigen (Jak. 1,5), aber wie wir geben sollen, das
zeigt uns unsere Stelle im Rahmen der ganzen „Bergpredigt“: im Geist und
Sinn Dessen, der des Gesetzes Erfüller ist, im Geiste der Liebe
Christi!- Für das „Was“ können wir aus Apgsch. 3,1-8 lernen,
manchmal wie Gott, Größeres zu geben, als der Bitte entspricht
(natürlich in den uns angewiesenen Grenzen)! - Andererseits sollte uns
Luk. 11,9-11 lehren, daß wir, wenn irgend möglich, keinen hungernden
Bettler ohne Brot lassen dürfen (vergl Jes. 58,7!); doch vergessen wir
auch nicht, ihm das uns zum Weitergeben anvertraute Lebensbrot (vergl.
u. a. Mark. 8,6 geistlich verstanden) darzubieten! - In bezug auf das
„Wie“ des Matth. 5,42 entsprechenden Gebens, also im Geiste der
Gesinnung Christi, weisen wir noch hin auf 1. Kor. 13,3ff. und 2. Kor.
9,7; dazu auf Matth. 6,1-4!
Frage 39
Wie soll sich eine bekehrte Frau zu ihrem unbekehrten Manne verhalten?
(Vgl. 1. Petr. 3,1ff.) Vor allem, soll sie ihm von ihrer Bekehrung
sprechen oder sie nur durch den Wandel zeigen?
Antwort A
Eine bekehrte Frau wird nach Gottes Wort ihrem Manne wirklich in allen
Stücken untertan sein. Nur wenn der Mann eine offenbare Sünde verlangt,
hört, wie in allen menschlichen Verhältnissen (zu Eltern, zu
Vorgesetzten, zur Obrigkeit), das Untertansein auf. Ich würde aber
besonders neubekehrten Frauen dringend raten, in gewissen Fällen sich
bei älteren verheirateten Schwestern oder Brüdern Rat zu holen.
oder Brüdern Rat zu holen.
Was das Bekennen mit dem Munde anbelangt, so ist Röm. 10,9 u. a. zu
beachten, was klar zeigt, daß ein Bekennen unbedingt nötig ist. Ob es
gleich am ersten Tage zu geschehen hat oder zur Stunde, von der es heißt
„es begab sich“, das wird in den verschiedenen Verhältnissen verschieden
sein.
Übrigens glaube ich, daß Petrus hier nur gegen die fortwährende,
aufdringliche und ungeistliche Art mancher lb. Frauen sich wendet, die
das Christentum jederzeit im Munde führen, während ihr Leben gegen sie
zeugt. Ich las von einem Schauspieler, der mit dem Munde sagte: „Oben im
Himmel“ und die Hand und den Blick verkehrterweise nach unten auf die
Erde gerichtet hatte! - Einer rechten bekehrten Frau Wandel wird „oben
im Himmel“ sein - und dann darf und soll das Bekenntnis zur rechten Zeit
und in der rechten geistlichen Art folgen!
K.. E.
Antwort B
Als
Antwort Genügen
schon die Anweisungen des Apostels Petrus: 1. Petri 3,1-6.
1. Ob eine bekehrte Frau von ihrer Bekehrung ihrem Manne Mitteilung
machen soll, ist unbedingt mit Ja zu beAntworten.
Nur die Art und Weise, in welcher dies geschieht, wird hier in Frage
kommen, und der Zeitpunkt.
2. Ist eine Frau vor ihrer Verheiratung bekehrt gewesen und hat nicht
von Anfang an Farbe bekannt und mit ihrer Handlung schon gezeigt, daß
sie den klaren Worten des HErrn nicht folgt (vgl.5. Mose 7,3.4; 2.
Kor. 6,14-18), so wird auch ihr Zeugnis nichts wirken, denn der Mann
weiß doch, daß sie es mit Gottes Willen nicht ernst nimmt. Als eine Frau
ihrem Manne von ihrem Verhältnis zu Christo erzählte, fragte er sie, ob
sie das schon bei ihrer Verlobung gewußt habe. Als sie das bejahte,
sprach er: So, nun will ich von deiner ganzen Frömmigkeit nichts mehr
wissen,“ und jeder christliche Einfluß war für immer vorbei. Manche
meinen sogar, auf Wegen der Untreue gegen den HErrn könnten sie die
Männer (oder umgekehrt die Frauen) zur Treue für den HErrn gewinnen. Da
fehlt es also schon von vornherein an dem Wandel, durch den die Männer
gewonnen werden sollen.
3. Kommt aber eine Frau während ihres Ehestandes zur Bekehrung, so liegt
es nahe, daß sie die Freude ihres Herzens mit ihrem Manne teilt. Da
kommt es aber viel auf die Art und Weise an, wie das geschieht. Eine vom
Geiste Gottes geleitete Frau wird am besten herausfinden, wie sie dem
Herzen ihres Mannes nahe kommen kann. Manche lassen sich etwas sagen,
manche aber nicht. Und wenn die Frau als der untergeordnete Teil ihre
Untertänigkeit bis zur Kopfbedeckung („Macht“, 1. Kor. 11,5.6.10) nicht
bewahrt, so werden ihre Worte oft geradeso wirken wie die Predigt eines
Knechtes an seinen Herrn. Eine Frau, die ihren Mann versteht, weiß also
auch, wann sie reden kann und schweigen muß. Der Wandel aber muß die
Worte bestätigen, sonst geht es, wie ein Mann zu seiner Frau sagte, als
sie ihm mitteilte, sie sei jetzt bekehrt: „Das werde ich an meinen
Kleidern sehen.“
Ein hierzu passendes Beispiel; Eine Anzahl Jäger saßen wie gewöhnlich
nach ihrem Jagdvergnügen bis nach Mitternacht im Wirtshause. Ihr
Gespräch kam nun auch auf den Empfang, den sie jetzt in betrunkenem
Zustande von ihren Frauen zu erwarten hätten, und einer wie der andere
schilderten die Szenen, die es geben werde. Nur einer unter ihnen sagte,
er möge nach Hause kommen wie er wolle, seine Frau empfange ihn stets
mit großer Freundlichkeit und erfülle ihm jeden Wunsch, den er
wolle, seine Frau empfange ihn stets mit großer Freundlichkeit und
erfülle ihm jeden Wunsch, den er habe, und wenn er noch eine Mahlzeit
verlange, so geschehe das in derselben liebevollen Weise. Die Herren
wollten das nicht glauben, darauf lud er sie ein, mitzukommen, und sie
sagten, neugierig geworden, zu. So kam die ganze Gesellschaft, und
ziemlich roh wurde die Frau aus dem Bette gerufen. Nach kurzer Zeit
erschien sie und begrüßte ihren Mann und die Gäste ganz liebevoll. Er
verlangte dann für sie alle einen guten Tee. Mit größter Freundlichkeit
wurden sie ins Zimmer geführt und trotz ihrer Unsauberkeit sehr
zuvorkommend behandelt. - Als die Mahlzeit verbunden mit absichtlicher
Ausgelassenheit vorüber war und die Frau in ihrer Freundlichkeit immer
gleich blieb, konnten sie sich nicht mehr enthalten zu fragen: „Frau,
wie können Sie das fertig bringen?“ und erzählten die Ursache ihres
Besuchs. Die Frau
Antwortete,
sie sei ein Kind Gottes und habe die gewisse Hoffnung der zukünftigen
Herrlichkeit und Seligkeit nach diesem kurzen Erdenleben, ihr Mann aber
sei unbekehrt, und wenn er sterbe, habe er nichts anderes zu erwarten
als ewige Qual. Darum wolle sie, weil sie ihn lieb habe, ihm das kurze
Leben hier so angenehm machen wie möglich, daß er doch wenigstens etwas
Gutes in seinem Leben habe. - Diese Worte, von der Tat unterstützt,
verfehlten ihre Wirkung nicht. Nie wieder wurde sie so auf die Probe
gestellt.
Das vermag die Gnade Gottes durch die Bekehrung eines Sünders zu Jesu.
Dies ist auch die beste Erläuterung zu obiger Frage. Es ließe sich ja
sehr viel über diesen Gegenstand schreiben, aber die
Antworten
sollen kurz sein.
F. Th. H.
Anmerkung des Herausgebers
Letztere auch uns bekannte Geschichte, die auf Tatsachen beruht, zeigt,
was es ist um ein Bekenntnis zur rechten Zeit, nämlich in Verbindung mit
einem lebendigen Beweis für seine Echtheit. Wir kennen noch mehrere
ähnliche Geschichten, besonders aus Trinkerfamilien. Jede Schwester,
deren Mann noch „dem Glauben ungehorsam ist“, kann die Zahl dieser
wunderbaren Geschichten um eine neue bereichern, denn Gottes Wort
bleibt wahr!
1. Petri 3,1ff. haben wir solchen Schwestern oft schon als die
herrlichste Verheißung geben dürfen für die schließliche Bekehrung ihres
geliebten Mannes. Und nachdem oben und in vorstehenden
Antworten
auch das mündliche Bekenntnis zu seinem gottgewollten Recht gekommen
ist, möchten wir jetzt vor allem den Nachdruck auf den Wandel legen, wie
es in unserer Stelle geschieht. Es ist des Weibes Beruf, in der Stille
zu wirken, im Hause tätig zu sein (nicht außerhalb, dies nur in
göttlich bestimmten Ausnahmefällen, vergl. Röm. 16, und wenn keine
häuslichen Geschäfte vorhanden sind!), Titus 2,3-5! u. a., und
wenn die gläubige Ehefrau hierin und in der Unterordnung unter den Mann
(Eph. 5,22-24 u. a.) treu ist, so wird sie ihrem Mann im wahrsten Sinne
des Wortes eine „Gehilfin“ sein und nach seiner Bekehrung noch mehr
werden können, so daß er auch dann dem Worte immer besser gehorchen
lernt. Manche teuren Schwestern möchten viel draußen tun, halten
womöglich den Ehestand für ein Hindernis ihrer christlichen Stellung (!)
und bedenken nicht, zu welch hohem Beruf Gott sie berufen. Wenn sie
aber, was für das weibliche Geschlecht ohnehin gänzlich schriftwidrig
ist, öffentlich redend oder lehrend auftreten, oft noch sogar in
gemischter Versammlung, so werden sie, selbst wenn Gott in Seiner
unumschränkten Gnade den Hörenden Segen zuteil werden ließe, doch als
solche, die ihren Beruf verfehlt haben, in der Ewigkeit viel einbüßen an
Lohn für die Treue (vergl. Frage 27 und zu dem Ganzen auch Band l
[1913], Frage 38, und Band lI [1914], Frage
54!; siehe dazu noch 1. Kor. 4,2 und Röm. 12,2!), da sie ihren Männern
(und Kindern) nicht waren noch sein konnten, was sie ihnen sein sollten.
Gott läßt Sein Wort nicht ungestraft übertreten. Wozu gab Er es
denn?! So herrlich die Verheißung in unserer Stelle - so ernst ist es,
dieses und andere Worte, die von der Stellung des weiblichen
Geschlechtes reden (z. B. 1. Tim. 2,8ff. und 1. Kor. 14,34-36) zu
mißachten und in Eigenwilligkeit des Fleisches Wege zu gehen, Dinge zu
tun, die Gott dem Weibe nicht zugeteilt hat. Das Weib hat ihre eigene
Herrlichkeit bekommen und einen köstlichen Schmuck (Vers 4; Vers
3 zeigt den äußeren Schmuck, der nicht etwa durch diese Stelle verboten
wird, sondern nur dem gegenübergestellt wird, was der wahre
Schmuck des Weibes sein soll und ist!). Des Weibes treuer, sanftmütiger
und liebevoller Wandel „ohne Wort“ und jener innere lautere
Herzensschmuck werden nach Gottes Willen Großes wirken in dem
Wirkungskreise, den Gott ihr bestimmt hat: in der Familie und dem
Manne gegenüber, damit er werden kann, was er zu Gottes Ehre sein soll.
- Das sagt uns 1. Petri 3,1ff.
Frage 40
Was für Menschen sind im Zusammenhang des Gleichnisses von dem Weinstock
und den Reben (Joh. 15,1-8) in Vers 6 gemeint?
Antwort A
Wenn wir Ps. 80,8-14 oder Jes. 5,1-7 lesen, werden wir finden, daß
ursprünglich das Volk Israel Gottes Weinstock auf Erden war. Aber dieser
Weinstock brachte trotz aller Pflege keine Frucht und wurde deshalb
beiseite gesetzt. Ps. 80,8 und Matth. 2,15 zeigen uns den Sohn Gottes
als den wahren Weinstock. Wir kennen ihn als ein Vorbild vom HErrn in
Seinen Beziehungen zu den Jüngern hienieden, denn im Himmel wird es
keinen Weinstock, kein Pflanzen und kein Beschneiden mehr geben. Wir
ersehen also daraus, daß der Weinstock mit den Reben kein Bild von dem
Herrn Jesus in Seiner ewigen Verbindung mit den Wiedergeborenen ist,
sondern ein Bild von denen, die Seinen Namen bekennen, ob wiedergeboren
oder nicht. Der Vater ist der Weingärtner, und als solcher ist Er das
ganze Jahr um den Weinberg bemüht. Wir sehen an den Jüngern, wie der
HErr sie gepflegt und mit ihnen gehandelt hat; als Beispiel finden wir
einen Judas und solche, die wieder zurückgingen (Joh. 6,66); diese waren
unfruchtbare Reben, sie wurden weggenommen und verdorrten (V. 2 und 6).
Andere wieder, wie z. B. einen Petrus, nahm Er in Seine Zucht, d. h. Er
reinigte sie. In unserer gegenwärtigen Zeit paßt das Bild vom Weinstock
und den Reben auf die bekennende Christenheit. Alle Bekenner sind Reben,
und der Vater sucht Frucht, nur mit dem Unterschied, daß nicht das
Bekenntnis, sondern nur das Leben aus Gott und die bleibende Verbindung
mit dem HErrn Frucht bewirken kann. Es handelt sich also auf der einen
Seite um solche, die in Treue mit dem HErrn vorangehen und in
Lebensgemeinschaft mit Ihm stehen, und auf der anderen Seite finden wir
solche, die ein Bekenntnis oder den Namen, daß sie leben, haben, aber
tot sind. Auf letztere ist der 6. Vers in unserem Abschnitt anzuwenden.
Ph. W.
Antwort B
Die Belehrung über den Weinstock Joh. 15 steht in Beziehung zu dem
irdischen Teil Jesu, was Er auf Erden gewesen ist in Beziehung zu Seinen
Jüngern zunächst, als auch zu dem damaligen Überrest in
Erden gewesen ist in Beziehung zu Seinen Jüngern zunächst, als auch zu
dem damaligen Überrest in Israel, der Sein Wort hörte; nochmals bemerkt:
als auf Erden betrachtet.
(Vergl. Ps. 80,8 und Matth. 2,15!)
Jesus stellt Sich in Kapitel 15,1 zunächst Seinen Jüngern sowie dem
ganzen damaligen Überrest in Israel dar mit den Worten: „Ich bin der
wahre Weinstock“; es handelt sich also hier nicht darum, was Er im
Himmel sein wird, sondern darum, was Er nach diesem Gleichnis auf der
Erde war, denn im Himmel gibt es keinen Weinstock und wird nicht
gereinigt. Jesus steht hier an Stelle Israels, gleichsam ist Er, was
Israel hatte sein sollen, auch den Nationen gegenüber. Diejenigen nun
von Israel, die Sein Wort hörten, in ihr Herz aufnahmen und Ihm
nachfolgten, waren, bildlich genommen, Reben an Ihm und bedurften des
Reinigens und der Pflege. Zu Seinen Jüngern sagte der HErr: „Ich bin der
Weinstock, ihr seid die Reben, ihr seid schon rein um des Wortes willen,
das Ich zu euch geredet habe.“ Er betrachtete sie schon als wirkliche
Reben an Ihm, sie hatten Sein Wort gehört, geglaubt, wie Petrus bezeugt
(Joh. 6,68.69). Dann sagt Er ihnen weiter: „Bleibet in Mir, die Rebe
kann von sich selbst keine Frucht bringen, sie bleibe denn am Weinstock,
also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in Mir.“ Frucht bringen für Gott
ohne Jesum ist nicht möglich. Die aber bei Ihm bleiben, die sollten
gereinigt werden, bildlich als Reben, d. i. durch Wort, Zucht,
Erfahrung, Übung zubereitet werden, um immer mehr Frucht zu bringen.
In Vers 6 wechselt der HErr den Ausdruck, Er sagt nicht mehr „sie“, also
Seine Jünger, sondern Er sagt „wenn jemand“, also irgend jemand, der
Sein Wort wohl hörte, Ihm nachfolgte, aber bei dem sich keine Frucht
zeigte, der würde abgeschnitten. Vielleicht müssen wir dabei an Judas,
den Verräter, denken oder an manch andere, die Jesu nur eine Zeitlang
nachfolgten (Matth. 8,22; vergl. 13,18-23). Jesus suchte Frucht Seines
Wirkens, Er stellte durch Sein Wort die Menschen auf die Probe. Große
Mengen folgten Ihm nach unter allerlei Beweggründen, jedoch viele
kehrten wieder um.
Er ist heute immer noch Derselbe. Das Wort Gottes wird allerorts
verkündigt, mancherorts in Beweisung des Geistes und der Kraft,
Millionen bezeugen, tragen und haben ein Bekenntnis. Aber der HErr sucht
Frucht, die VerAntwortlichkeit
des Menschen dem Worte Gottes gegenüber ist groß, es muß sich zu irgend
einer Zeit offenbaren, ob Leben aus Gott vorhanden ist; wenn nicht, so
wird das, was man zu haben scheint, abgeschnitten und weggeworfen ins
ewige Verderben. Luk. 8,18!
F. B.
Antwort C
Warum sagt der HErr „der wahre Weinstock“? Weil Israel der
Weinstock war, den Gott aus Ägypten zog (Ps. 80.8ff.) und an dem Er
Frucht suchte, aber nur Herlinge fand (Jes. 5,2-7). Als David das
Gericht über den Weinstock kommen sah, da richtete er seinen Blick schon
auf den Sohn des Menschen, auf den Mann zu Gottes Rechten (Ps. 80,17).
Und Christus kam. Er wird der „wahre Weinstock“. In Seiner Person nimmt
Israels Geschichte einen neuen Anfang: In Matth. 2 ist Er der
Sohn, den Sich Gott aus Ägypten ruft, und in Matth. 4 sehen wir Ihn (und
zugleich Israels Geschichte) in der Wüste, und alles, worin Israel
gefehlt hatte, findet Gott in Ihm.
Dann aber werden „Seine Tage verkürzt“, Er wird hinweggenommen in der
Hälfte Seiner Tage (Ps. 102,23.24). Warum? Er tritt in die Stelle des
gefallenen Volkes und trägt den Fluch des gebrochenen
Gesetzes, damit Israel auf dem Grunde eines neuen Bundes wieder
aufgerichtet werde und so nichts fehle an der Freude Gottes über Israel
vom Anfang bis zum Ende. Das jetzt unter Gericht stehende Israel begann
mit Abraham, aber das zur Segnung gelangende hat seinen Anfang mit
Christus. In der Verbindung mit Christus (nicht der fleischlichen mit
Abraham) liegt die Grundlage und Sicherheit nicht nur für Israels
Segnung, sondern auch, daß es Gott Frucht trägt. Israels alte Geschichte
war zu Ende, dort fand und sucht Gott keine Frucht mehr. Er ist
jetzt der „wahre Weinstock“, der Gott die Frucht brachte. Aber wie dann,
wenn Er die Welt verließ und zum Vater ging - wer brachte, wenn Er
fortging, die Frucht? Welche Freude mußte es da für den HErrn sein,
nicht nur zu sagen, daß Er der wahre Weinstock sei, sondern auch, daß
sie die Reben seien, um die Frucht jetzt Gott zu bringen.
Die Worte des 2. Verses mußten in jedem Jünger die Frage wecken: „Was
für eine Rebe bin ich?“ Und der HErr sagt zu den Elfen: „Ihr seid schon
rein um des Wortes willen“ usw. Als Judas noch unter ihnen war, da mußte
Er sagen: „Ihr seid rein, aber nicht alle“ (Joh. 13,10.11). Sie
hatten die reinigende Kraft Seines Wortes erfahren, aber Judas nicht.
Und so glaube ich, daß man auf der Linie des „Weinstockes“ und Israels
mit Recht von Judas und anderen (Joh. 6,66) als von solchen reden kann,
die Vers 6 gemeint sind und die unter Gericht kamen. Auf die veränderte
Anrede „ihr“ - „jemand“ in Vers 6 möchte ich nicht weiter eingehen.
Alles dieses redete Jesus zu den 11 Jüngern vor Seinem Tode und
Auferstehen, als die Gemeinde noch nicht da war. Aber auch für uns, die
Gläubigen der Jetztzeit, findet diese Stelle grundsätzlich volle
Anwendung. Auch für uns ist Christus die Quelle der Frucht. Gott sucht
Frucht, und zwar die Frucht, die Christus ist. Gute Werke
und Frucht ist zweierlei. Gute Werke sind Taten, aber Frucht ist und
zeigt, was der Weinstock (Christus) ist. Es ist die Lebenswirkung des
Weinstockes in der Rebe. Frucht trägt den Charakter des Weinstockes. In
der Frucht wird das, was Christus ist, sichtbar. Dies kann nicht durch
eigene Kraft, sondern nur durch ungehemmte Lebensgemeinschaft mit
Christo sein. Nur durch Bleiben in Ihm können wir Frucht tragen und nur
durch Fruchttragen können wir Seinen Vater verherrlichen (V. 8).
Mit dieser Stelle haben manche versucht, ein Fragezeichen hinter den
klaren Ausspruch des HErrn: „Meine Schafe gehen nicht verloren“ zu
setzen. Man meint, weil es sich hier um eine organische Verbindung
handelt und weil solche zwischen Rebe und Weinstock gelöst werden kann,
so könne auch ein Glied vom Leibe Christi abgeschnitten werden; man
bringt mit solchem Trugschluß „Weinstock“ und „Leib Christi“ auf eine
Linie. Ist zwischen „Weinstock“ und „Leib“ kein Unterschied? Ist kein
Unterschied zwischen dem Abschneiden einer Rebe und eines Gliedes?
Sicher! Für den Weinstock ist es Pflege, aber für den Leib
Verstümmelung.
In diese Stelle die ewige Errettung und die Gemeinde, den Leib Christi,
hineintragen heißt das Wort nicht recht teilen. Der HErr gebraucht
Sinnbilder, um uns gewisse, bestimmte Wahrheiten zu zeigen, deshalb
dürfen wir solche auch nicht auf alles mögliche anwenden und Dinge damit
verbinden, die der HErr nicht damit verbindet; Dinge, die zu jener Zeit
(wie der „Leib Christi“) noch nicht einmal geoffenbart waren! Glieder am
Leibe Christi und Reben am Weinstock stehen nicht auf einer Linie. Das
eine spricht von der Einheit und untrennbaren Ganzheit, das andere vom
Fruchttragen usw. Eine Rebe kann abgeschnitten werden, aber kein Glied
vom Leibe Christi - die Vollkommenheit des Leibes wäre zerstört. In dem
Weinstock ist das Bild des Volkes Gottes auf der Erde, und zwar
unter VerAntwortlichkeit,
aber in dem Leibe sehen wir die himmlische Verwandtschaft und gliedliche
Einheit mit dem Haupte im Himmel, und zwar nach dem unwandelbaren
Ratschluß Gottes. Es
handelt sich in dieser Stelle um die Jüngerschaft Jesu, um das Walten
der Hand Gottes in bezug auf Fruchttragen, aber nicht um Errettung. Das,
wovon der HErr hier spricht, soll auf dem Wege des Gehorsams und
Bleibens in Ihm erlangt werden, aber ewiges Leben erlangen wir nicht auf
solchem Wege!
Das Walten Gottes betätigt sich nicht bloß an den fruchtleeren, sondern
auch an den fruchttragenden Reben (V. 2). Ich bin überzeugt, alles,
wovon in dieser Stelle geredet wird, hat Bezug auf diese Erde und geht
nicht darüber hinaus. Der Weinstock schon ist ein Bild in Verbindung mit
der Erde. Das Fruchttragen geschieht auf der Erde. Das Reinigen
geschieht auf der Erde und das Hinwegtun und Verbrennen macht keine
Ausnahme, es geschieht auf der Erde. Im Himmel gibt es keine
Jüngerschaft noch Fruchttragen - noch werden dort Reben gereinigt oder
hinweggetan. Die Zeit und der Platz des Fruchttragens ist die Erde, und
darum geschieht hier auch das Reinigen sowie das Gericht des Hinwegtuns
und Verbrennens.
Ich glaube, daß wir ein Beispiel von solchen hinweggenommenen Reben in
1. Kor. 11,30 haben. Ein Gericht an solchen, durch deren Leben Gott
nicht verherrlicht wurde und die deshalb unter der richtenden Hand
Gottes durch den Tod von der Erde weggenommen wurden, damit sie nicht
mit der Welt verurteilt würden (1. Kor. 11,32).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir verweisen zunächst auf unsere Bemerkungen über dies Gleichnis
anläßlich der wichtigen Frage 33, Band ll, 1914, und auf die zu Frage
30, 1915!
In obigen klaren
Antworten
sind zwei verschiedene Auslegungen gebracht: nach den ersteren ist in
Vers 6 von bloßen Bekennern geredet, die nie wirklich Kinder Gottes
geworden sind (da zum Bekennertum an sich Wiedergeborensein nicht
unbedingt erforderlich ist); nach der letzteren handelt es sich wohl um
Kinder Gottes, aber um fruchtleere, und das an ihnen vollzogene Gericht
ist ein irdisches. Es besteht im Ausschluß von dem Schauplatz des
Fruchttragens, nicht aber vom Himmel, da das Eingehen in diesen nicht
vom Fruchttragen, sondern von der Gnade abhängig ist. - Wir glauben, daß
erstere Anschauung mehr der ursprünglichen Anwendung des Gleichnisses
auf Israel, letztere mehr der auf die Gemeinde entspricht. Somit
ergänzen sich die
Antworten
harmonisch.
Jedenfalls beweisen auch diese
Antworten
(wie die zu Frage 30!), daß wahre Kinder Gottes, Schafe Christi, nicht
verloren gehen ewiglich (Joh. 10). - Warum nur lassen selbst Führer in
der Gemeinde des HErrn diese Wahrheit nicht unangetastet und suchen
statt dessen immer nach neuen Beweisgründen gegen diese köstliche vom
HErrn Selbst bezeugte Tatsache? Wir meinen, der Feind steht dahinter -
diesen geliebten Brüdern natürlich unbewußt -, um einerseits Gottes
Kinder in eine Gott entehrende Unsicherheit zu bringen über die
Tragweite der göttlichen Gnade und Kraft und Seinen ewigen Willen und um
andererseits den Irrtum zu stützen, als könnten wir durch eigene Treue
dazu beitragen, daß wir sicher errettet werden. Aber, wenn wir durch
unser Fruchttragen hienieden dem ewigen Gericht entgehen sollen,
wie unsicher ist dann unsere Errettung, und was ist dann das Werk des
HErrn, was gelten dann Seine Worten?!
So ernst Joh. 15,1-8 auch ist in bezug auf unseren Zustand hienieden und
unser Fruchttragen für
Gott (vergl. auch Frage 27!) - unsere ewige Stellung in Christo und
unser Teil mit Ihm als das der Glieder mit dem Haupt wird durch diese
Stelle nicht berührt!
(Eph. 1,3-14!) Gelobt sei der HErr!
Geleitswort an den Leser:
„Dem aber, der euch (uns) ohne Straucheln zu bewahren und vor Seiner
Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag mit Frohlocken, dem alleinigen
Gott, unserem Heilande, durch Jesum Christum, unseren HErrn, sei
Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in
alle Zeitalter! Amen.“ Judas V. 24.25.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 41
Warum war Paulus in Furcht und Zittern in Korinth (1. Kor. 2,3)?
Antwort A
Paulus öffnet uns sein Inneres und läßt uns einen Blick in seine Seele
tun. Hier lernen wir, wie ein Diener des HErrn aussieht, auf dessen
„Ich“ das Kreuz Christi geschrieben ist. Schwachheit, Furcht und Zittern
kennzeichnen ihn. Warum? die Größe der Botschaft - „Gottes Zeugnis“-
steht vor seinem Auge. Er fühlt, damit kann nichts vom Fleische
verbunden werden, ohne das Zeugnis zu verderben. Er sieht:
Redegewandtheit, Menschenweisheit und - Gotteskraft sind Gegensätze, sie
können in diesem Zeugnis nicht vereinigt werden. Ihr Glaube durfte nicht
ruhen auf Menschenweisheit. Nicht Vernunftgläubige sollten sie werden.
Wie fühlte er seine Schwachheit! Welche Furcht erfüllte ihn, daß die
kostbare Botschaft durch etwas von ihm geschwächt werden könnte. Wie
zitterte er vor der Überredungsmacht der Weisheit. Nichts durfte in
diesem Zeugnis Nebeneinfluß haben. Gottes Geist und Kraft allein mußte
es sein.
Welchen Dienst wir auch vom HErrn empfangen haben, laßt uns wachen, daß
nichts vom Fleische, sei es Glanz der Rede oder des Standes oder des
Reichtums usw., sich mit Gottes Zeugnis verbindet! Zittern wir, daß
nicht unsere menschlichen Einflüsse auf andere wirken! Leben und Kraft
werden nur durch Gottes Geist gewirkt. Ist unser Wort im Geiste geredet,
so wird auch die Kraft des Geistes darin gespürt werden, und unser
Dienst und Werk des Glaubens wird zeigen, daß es nicht auf
Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruht.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
In 1. Kor. 1 wird uns gezeigt, daß der Mensch im Fleisch gänzlich
unbrauchbar für Gott ist. Gott konnte weder seine Weisheit noch seine
Gerechtigkeit, noch seine Heiligkeit, noch seine Erlösung anerkennen.
Darum hat Er ihn, den Untauglichen, im Kreuz Christi für immer
hinweggetan, und an
anerkennen. Darum hat Er ihn, den Untauglichen, im Kreuz Christi für
immer hinweggetan, und an seine Stelle trat ein anderer: Christus.
Die ersten Verse des 2. Kap. zeigen uns, wie Paulus die Wahrheit des 1.
Kap. in seiner Person und seinem Dienst verwirklichte. Welche Lehre für
uns! auch für manche Gläubige heute, die sich beeinflussen lassen durch
Stand und irdische Bildung und anderes, was an sich berechtigt, aber in
Gottes Zeugnis keinen Platz hat! Wie ernst ist dies z. B. für solche,
die nicht unters Wort kommen, wenn in der Kraft des Geistes dienende,
aber schlichte, äußerlich ungebildete Brüder das Wort verkünden! - Laßt
uns wachsam sein über uns selbst und aufeinander achthaben in Liebe, daß
durch unsere Person, unseren Dienst, unser Wesen, unsere Worte nur
der HErr gerühmt werde! (1,31!)
Gerade in diesen Tagen dürfen wir eines (bekannten) soeben
heimgegangenen Bruders gedenken, bei dem nicht Stand, Bildung und dergl.
eine Rolle spielten im Zeugnis, sondern für den Christus, das Kreuz und
die Gnade Gottes usw. den Mittelpunkt eines reichgesegneten Dienstes
bildeten; da gilt Hebr. 13,7! - Der HErr mache auch aus uns, den Seinen
allen, etwas zum Preise Seiner Herrlichkeit!
Frage 42
Bitte um eine Erklärung von 1. Petri 1,11(-12)!
Antwort A
In 2. Petri 1,21 lesen wir: „Die Weissagung wurde niemals durch den
Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes
redeten, getrieben vom Heiligen Geiste.“ Dieser „Geist der Weissagung
ist das Zeugnis Jesu“ (Offb. 19,10), gegeben durch den Geist Gottes und
Christi (Röm. 8,9.16), der auch Noah zum „Prediger der Gerechtigkeit“
ausrüstete (2. Petri 2,5; 1. Petri 3,18ff.).
So sprachen im Geiste Christi Propheten von „Errettung der Seelen“ (1.
Petri 1,9) durch Gnade mittels Glaubens und von den dazu notwendigen
Leiden und Herrlichkeiten Christi. Wann und in was für einer Zeit dies
stattfinden würde, war ihnen noch verborgen, weshalb sie forschten, um
darüber Gewißheit zu erlangen.
Diese herrlichen Dinge, von denen sie weissagen durften, sind jetzt
erfüllt und den Gläubigen geoffenbart durch Seinen Geist (1. Kor. 2,10),
indem sie das Evangelium annahmen, das ihnen in der Kraft des vom Himmel
gesandten Heiligen Geistes gepredigt worden war. Nunmehr sind alle, die
dem Worte glauben, bestimmt, als „Versammlung den Fürstentümern und
Gewaltigen in den himmlischen Örtern kundzutun die gar mannigfaltige
Weisheit Gottes“ (Eph. 3,10), in die jene hineinzuschauen begehren.
K. Hch.
Antwort B
Diese Stelle zeigt uns, daß die Propheten des Alten Testamentes nicht
für sich, sondern für ein späteres Geschlecht die Dinge bedienten, von
denen sie zeugten. Sie wußten nicht die Zeit, auf welche der Geist
Christi hindeutete, der in ihnen war, als er von den Leiden und der
Herrlichkeit des
Christus zeugte. Es war ihnen verborgen, wann diese Weissagungen erfüllt
werden sollten. Als der Heilige Geist vom Himmel gesandt war, wurde das
Wunder der Errettung, das Geheimnis des Evangeliums, kundgetan, es wurde
verkündigt in der Kraft des Heiligen Geistes (Römer 16,25.26). Als
Gläubige des Neuen Bundes sehen wir heute mehr, wir besitzen den
geöffneten Himmel und haben das kostbare Erbteil der Gotteskindschaft.
In diesen Gnadengaben ist uns das Geheimnis des Evangeliums vollständig
geöffnet. Es ist so, wie Joh. 1,18 sagt: „Die Gnade und Wahrheit ist
durch Jesum Christum geworden.“ In dieses wunderbare Geheimnis begehrten
die Engel hineinzuschauen, aber es war nicht für sie bestimmt, sondern
für Kinder, die einst Sünder waren. Wahrlich, ein Geheimnis, in das
hineinzuschauen begehrenswert war, und vor dem wir als Erlöste heute
noch im Staube anbeten müssen. Dieses Geheimnis wird so schön in
folgendem Liedervers ausgedrückt und kann vielleicht manchem Leser zur
Erquickung dienen: „Die Engel sind erhoben zum Dienen und zum Loben,
Doch Kinder sind sie nicht;
Kein Tod hat sie gekettet, kein hoher Preis errettet,
Kein Arm geführt aus Nacht zum Licht.
Er wählte Seine Kinder nur aus der Mitt' der Sünder,
Für sie floß Jesu Blut,
Den Sohn hat Er gegeben, mit Ihm das ew'ge Leben,
Mit Ihm ein unvergänglich Gut.
Ph. W.
Antwort C
Aus dieser Stelle lernen wir, daß die Propheten manche Weissagung
niederschreiben mußten, über welche sie selbst kein volles Verständnis
hatten. Sie ahnten nur dunkel wunderbare Dinge der Herrlichkeit Gottes
in Errettung. Auch Dan. 12 ist ein Beleg hierfür (V. 8ff.). Solche
Stellen sind ein köstlicher Beweis für die Inspiration der Schrift. Die
Weissagungen wurden nicht durch den Willen der Menschen hervorgebracht
(2. Petri 1,21). Diese waren nur die schreibende Hand des Heiligen
Geistes und nur das Mundstück Gottes (Apgsch. 1,16; 3,18; 4,25; Eph.
6,17). Petrus zeigt uns, wie diese heiligen Männer dasaßen und sannen
und forschten über die eigenen Worte, die sie niedergeschrieben hatten.
Möchten wir mit gleichem brennenden Verlangen die Schriften
durchforschen! Obgleich sie wußten, daß sie nicht für sich selbst,
sordern für spätere Geschlechter Dinge zu offenbaren hatten, so
forschten sie doch darüber nach, und wir sind oft so träge.
Die Dinge, die sie offenbarten, standen in Verbindung mit den Leiden und
den Herrlichkeiten Christi, sie berühren vielleicht weniger die Gemeinde
als Israel, das Reich, die Schöpfung usw.
Aber nicht die Propheten allein, auch Engel begehrten da
hineinzuschauen. Sie sind nicht allwissend, diese „Gewaltigen an Kraft“.
Staunend schauten sie an, was uns heute verkündigt und leider so wenig
geschätzt wird. Mit Jauchzen sahen sie, wie die Erde gegründet wurde
(Hiob 38,4.7). Dann sahen sie den gefallenen Menschen aus dem Paradiese
ziehen (1. Mose 3,24). Mit Lobgesang
sahen sie den gefallenen Menschen aus dem Paradiese ziehen (1. Mose
3,24). Mit Lobgesang verkündigten sie die Geburt des Heilandes. Sie
sahen Ihn hungern in der Wüste - in ringendem Kampfe in Gethsemane -
auferstehen - gen Himmel fahren und verk ündigten Seine Wiederkehr. Was
war dies alles für die Engel!
Große weltbewegende Ereignisse hat die Erde gesehen, aber wo ist eins,
das diesen Dingen an die Seite gestellt werden kann? Was kann verglichen
werden mit dem, daß Er - der die Welten schuf - am Kreuze hing? Das
Ereignis berührt nicht nur die Welt, das umfaßt auch die Himmel. Wie
konnten Propheten und Engel ahnen, was das in sich barg, als der Sohn
Gottes „Sich Selbst dahingab“? Was war das für Gott! Was für die Engel -
für die Propheten, und was sind sie für mich und dich, lieber Leser? Wie
oberflächlich gehen wir doch oft über „die Leiden, die auf Christum
kommen sollten und die Herrlichkeiten danach“ hinweg!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn schon die Engelwelt solchen Anteil nimmt an unserer Erlösung (vgl.
Luk. 15,10!), wieviel mehr Grund haben wir, die Erlösten, mit
Staunen und Anbetung hineinzublicken in den Ratschluß Gottes zu unserer
Errettung, die auch der erhabene Gegenstand der prophetischen Weissagung
und des Forschens jener heiligen Männer gewesen ist!
Laßt uns denn das alte Jahr, durch das unseres Gottes und Vaters Liebe,
Gnade und Fürsorge uns getragen hat, beschließen mit Dank und Anbetung
gegen Den, „der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat“
(Eph. 5,2), Jesus Christus, der „Derselbe ist gestern, heute und in
Ewigkeit“ (Eph. 4,10; Hebr. 13,8) und der uns Sein baldiges Wiederkommen
verheißen hat, damit wir da sein sollen, wo Er ist! (Joh. 14,3 u.
17,24!) Welch eine Erlösung, welch eine Liebe! Gepriesen sei Sein
herrlicher Name jetzt und immerdar!
4. Jahrbuch (1916)
Was will die „Gegenseitige Handreichung“?
Auf diese Frage gibt eine deutliche
Antwort Das
Geleitswort zum Jahrbuch 1914, aus dem wir folgendes abdrucken:
„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden,
daß es nur biblische Fragen und
Antworten
bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die
Fragen wie die
Antworten
gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken
unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann, und zwar
ohne Gewissenszwang!
Wir fragen die Einsender von Fragen und
Antworten
nicht: woher, aus welcher Benennung oder Gemeinschaft, oder auch aus
welchem Lande kommst du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dergl. m.
Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen
Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dem wir uns durchaus
unterordnen, und das zu erforschen und unser Leben danach
einzurichten unsere Aufgabe ist.
Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit in Liebe.
„Wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“
2. Kor. 13,8.“
Es ist unser herzlicher Wusch, daß auch das Jahrbuch 1916 vielen Lesern
diene zur Verwirklichung von 2. Petri 3,18.
Klotzsche bei Dresden,
im Dezember 1916.
Der Herausgeber
Fritz Koch.
Geleitswort an den Leser:
„... Dieses sagt der Heilige, der Wahrhaftige ...: Ich kenne deine
Werke. Siehe, Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand
zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft und hast Mein Wort
bewahrt und hast Meinen Namen nicht verleugnet ... Weil du das Wort
Meines Ausharrens bewahrt hast, so werde auch Ich dich bewahren vor der
Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird ... Ich
komme bald; halte fest, was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme!“
Offenb. 3,7.8.10.11.
Es ist dringend zu empfehlen, bei dem Nachlesen der in den Fragen und
Antworten
der „Gegenseitigen Handreichung“ angeführten Schriftstellen eine
möglichst genaue, wortgetreue Bibelübersetzungzu benutzen!
Der Herausgeber.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 1
Was ist wahre Gottesfurcht nach der Schrift, und wie äußert sie sich
dort und im praktischen Leben?
Antwort A
Nach Röm. 8,15 gibt es zwei Arten von Gottesfurcht, eine
alttestamentliche und eine neutestamentliche: „Denn ihr habt nicht einen
Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen
Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen ...“ Die erstere äußert sich
darin, wenn ein Mensch aus Furcht vor Strafe das Böse unterläßt und das
Gute tut, um nach dem Willen Gottes zu leben. Diese Furcht kommt aus dem
Gesetz, dem Gebot und Verbot (5. Mose 27,26), sobald das Gewissen
aufwacht (1. Mose 3,7-13). Beim Übertreten des Gebots folgt zuerst ein
inneres
sobald das Gewissen aufwacht (1. Mose 3,7-13). Beim Übertreten des
Gebots folgt zuerst ein inneres Anklagen des eigenen Herzens, welches
sich in dem Schämen zeigt.
Ein Beispiel alttestamentlicher Gottesfurcht gibt Joseph; er behauptet
von sich, „ich fürchte Gott“ (1. Mose 42,18); man lese 1. Mose 39,7ff.;
Vers 9! In der Schrift findet sich der Ausdruck seltener, dagegen
sehr häufig „Furcht des HErrn“. 2. Chron. 19,7.9; Hiob 6,14; Ps. 34,11;
Ps. 111,10; Spr. 1,7; Spr. 15,16 u. a.
Der Geist der Sohnschaft hat seinen Ursprung in einer Offenbarung
Gottes. In dem Gleichnis vom verlorenen Sohn Luk. 15,11ff. lesen wir in
Vers 20, wie der Sohn umkehrte (Belehrung), und der Vater ihm von ferne
entgegenging. Ehe der Sohn dem Vater bekannte, so hat dieser ihn schon
mit großer Liebe überschüttet. In Christo ist Gott der Welt so
entgegengelaufen, wie der Vater dem verlorenen Sohne; in den am Kreuz
ausgebreiteten Armen bietet Gott der verlorenen Menschheit Vergebung der
Sünden an. Nimmt ein Mensch diese Gabe Gottes an, so wird er sich vor
Gott nicht mehr fürchten. Die Gottesfurcht wird nun nicht mehr in der
Furcht vor Strafe bestehen, sondern in der Behutsamkeit eines
Kindes, aus Liebe seinem Vater wohlzugefallen (Eph. 5,10; Eph.
1,5) und Ihn nicht zu betrüben.
Die kindliche Gottesfurcht hat ihren Grund nicht etwa darin, daß
wir dadurch die ewige Seligkeit verdienen wollen. Nach 1. Kor. 1,30.31
ist uns diese in Christo geschenkt, und wir sind versiegelt auf
den Tag der Erlösung (Eph. 4,30). Dies ist der Beweggrund, warum wir den
Heiligen Geist Gottes nicht betrüben sollen.
(Man vergleiche Frage 35 in Band II, besonders den Schluß der
Anmerkung des Herausgebers.)
C. L.
Antwort B
Die kürzeste
Antwort Auf
diese Frage steht Ps.111,10: „Die Furcht Gottes ist der Weisheit
Anfang,“ und zwar in jeder Beziehung und auf jedem Gebiet, hat sie doch
die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.
Im A. wie auch im N. B. werden uns manche Beispiele wahrer Gottesfurcht
vorgeführt, so bei Henoch die Folgen derselben, bei Abraham der Beweis
derselben durch seinen Glaubensgehorsam bei der Opferung Isaaks, dann
Apgesch. 16,14 bei Lydia das Aufmerken auf Gottes Wort, Taufe und
Gastfreiheit, in Apgesch. 10,1.2 bei Cornelius das Almosengeben und
Beten, das „hinaufstieg zum Gedächtnis vor Gott“ (V. 4).
Bei allen diesen Beispielen besteht die Gottesfurcht im Aufmerken auf
Gottes Wort und im Gehorsam gegen dasselbe; vergl. Matth. 11,28.29:
„Kommet her zu Mir - und nehmet auf euch Mein Joch - so werdet ihr Ruhe
finden.“ -
Doch das Beispiel aller Beispiele ist unser Heiland Jesus Christus, der
gehorsam war bis zum Tode am Kreuz, der nichts tun konnte ohne den
Vater, über dem der Himmel sich öffnete, als die Worte erklangen: „Dies
ist Mein lieber Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen habe.“
Der HErr redet auch heute noch durch Sein Wort und Seinen Geist zu jedem
Seiner Kinder,
besonders darin, wie Er jedes derselben eigenartig führt. Je genauer
jedes dabei auf das Wort merkt und danach tut, desto vollkommener wird
es. Das Band der Vollkommenheit aber ist nach der Schrift: die Liebe.
Joh. 13,35: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr Meine Jünger seid.“
Noch eins zum Schluß: es ist der HErr, der das Herz auftut, es ist der
HErr, der Wollen und Vollbringen gibt. Darum Ihm allein die Ehre, der
selbst einen Scherben nicht verwirft, sondern aus diesem noch etwas zu
formen vermag nach dem Reichtum Seiner Gnade und zu Lobe Seiner
Herrlichkeit.
L. Th.
Antwort C
Es gibt viele Menschen und auch Gläubige, die, wenn von Gottesfurcht
geredet wird, meinen, es handle sich um eine knechtische Furcht und um
ein Zittern vor einem zürnenden Gott. Daß dem nicht so ist, bezeugt uns
die Schrift wiederholt. 2. Tim. 1,7 lesen wir: „Gott hat uns nicht einen
Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der
Besonnenheit;“ oder 1. Joh. 4,18: „Furcht ist nicht in der Liebe,
sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus. Wer sich aber fürchtet,
ist nicht vollendet in der Liebe.“ Diese und andere Schriftstellen
zeigen uns vielmehr, in welch ein herrliches Verhältnis der Gläubige
seinem Gott und Vater gegenüber gebracht ist. Wenn uns nun andere
Schriftstellen wie z. B. Apgesch. 9,31 oder 1. Petr. 1,17 darauf
hinweisen, in Gottesfurcht zu wandeln, so handelt es sich um eine schöne
von dem Geiste Gottes gewirkte Gnadengabe bei den Gläubigen. In den
Sprüchen Salomos, in denen auch viel von Gottesfurcht die Rede ist,
lesen wir in Spr. 9,10: „Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang und
die Erkenntnis des Heiligen (Allerheiligen) ist Verstand.“ Diese
Gottesfurcht führt uns hinein in die Gnadenwege Gottes mit den
Menschenkindern und zeigt uns das Herz Gottes, wie es Liebe ist (1. Joh.
3,2.3; 4,3-10.16). Wenn wir diese Liebe nur in etwa verstanden haben,
und der Geist uns das Zeugnis gibt, daß wir Gottes Kinder sind (Röm.
8,15-17), dann versteht es sich für uns eigentlich von selbst, in
Gottesfurcht zu wandeln, indem wir das Böse verabscheuen und, weil es
das Vaterherz unseres Gottes betrüben würde, uns fürchten, in irgend
eine Handlung oder auch in irgend eine Lehre einzuwilligen, die unserem
Gott und Vater zuwider wäre. Also die kindliche Liebe zu Ihm treibt uns,
das Herz unseres Gottes und Vaters nicht zu betrüben. Es ist ähnlich wie
bei Kindern: je mehr sie die Liebesabsichten und die treue Fürsorge
ihrer Eltern verstehen, desto mehr werden sie alles aus Liebe zu ihnen
tun und sich fürchten, sie irgendwie zu betrüben. Deshalb gilt es für
jeden Gläubigen, in Gottesfurcht und Treue an der Hand seines HErrn
seinen Pfad zu gehen nach dem Grundsatz 1. Joh. 4,19: „Wir lieben, weil
Er uns zuerst geliebet hat.“ Der Unwiedergeborene handelt nach seinem
eigenen Gutdünken, weil er keinen Begriff für Gut und Böse im göttlichen
Sinne hat, aber die Getreuen im Lande haben Gottesfurcht aus Liebe.
Ph. W.
Antwort D
Der natürliche Mensch ist ohne Gottesfurcht. „Es ist keine Furcht Gottes
vor ihren Augen“ (Röm. 3,18). Dies ist Gottes Urteil über jeden Menschen
in seinem unwiedergeborenen Zustand. Ob ein solcher im Gewand der
Gottlosigkeit oder der Frömmigkeit einhergeht, macht keinen Unterschied.
Und wie es im Innern eines solchen Menschen aussieht, zeigt uns Ps.
36,1-4.
Sobald das Licht Gottes in eine Seele fällt, tritt eine Änderung ein.
Dies ist der feierliche Augenblick
Sobald das Licht Gottes in eine Seele fällt, tritt eine Änderung ein.
Dies ist der feierliche Augenblick des Erwachens des Sünders. Er
erkennt, daß er es mit dem lebendigen Gott zu tun hat, und daß dieser
Gott heilig ist - und er ein Sünder, ein Mann unreiner Lippen ist, mit
einem unreinen Herzen. (Jes. 6,5; Matth. 15,18.19.) Dies ist der Anfang
der Gottesfurcht. Er fängt an, das Böse zu hassen und flieht (Spr. 8,13;
16,6). Es ist der Weisheit Anfang (Spr. 1,7; 9,10). Der Sünder flieht
zum Heiland. Das Schächerwort vom Kreuze: „Auch du fürchtest Gott nicht“
(Luk. 23,40) ist ein Beispiel hierfür.
Wenn wir die Erlösung im Blute Christi gefunden haben, hört Gottesfurcht
nicht auf. Nun beginnt sie erst recht. Diese Furcht ist nicht die Furcht
der Knechtschaft, noch der Ungewißheit unserer Erlösung. Nach dieser
Seite hin sind wir ohne Furcht - selbst im Blick auf den Tag des
Gerichtes. (1. Joh. 4,18.) Gottesfurcht ist die heilige Kindesfurcht,
die mit dem glücklichen Bewußtsein Seiner Liebe zusammengeht. Es ist
Furcht, nicht weil wir nicht wissen, sondern „weil wir wissen,
daß wir ... mit dem kostbaren Blute Christi erlöst sind“. (Wir wissen,
was es kostete, uns zu erlösen.) Und wir kennen Ihn, den wir als
Vater anrufen, daß Er heilig ist, und daß auch wir heilig
sein sollen in allem Wandel. Deshalb gehen wir in Furcht durch die Welt
des Schmutzes, um uns nicht zu beflecken. Wir wissen: Er sieht, wie wir
uns als Seine Kinder bewegen und richtet jedes Werk. (1. Petr. 1,16-19);
Spr. 14,26.27; Ps. 130,4.)
Gottesfurcht berührt aber nicht nur unseren Wandel in der Welt, sondern
auch unsere Stellung zu Seinem Wort. Wie leicht verlieren wir die Furcht
Gottes aus unserem Herzen - das Bewußtsein, daß Er der lebendige Gott,
und es Sein Wort ist, mit dem wir es zu tun haben. Mit diesem
Worte umzugehen ohne diese Furcht, ist eine schreckliche Sache,
die uns sicher unter die züchtigende Hand Gottes bringt, damit wir
Seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Es ist noch wie von alters her: „In
denen, die Mir nahen, will Ich geheiligt werden“ (3. Mose 10,3). Nadab
und Abihu gingen mit den heiligen Dingen um, nicht wie Gott „geboten“
hatte - sie hielten sich nicht gebunden an Sein Wort - und beide starben
unter der Hand Gottes (vergl. Apgesch. 5,1-11; V. 5 u. 11!).
Wie steht es mit uns, wenn wir die Schrift in unsere Hand nehmen? Sind
wir uns bewußt: es ist unseres Gottes Wort!? Haben wir Gnade
„wohlgefällig“, „mit Ehrfurcht und Furcht“ vor Ihm zu stehen, der zu uns
redet? (Hebr. 12,28.29.) Oder haben wir dies vergessen und treten
gewohnheitsmäßig, oberflächlich an dieses Wort heran? Haben wir es gar
benutzt, um mit unserer Erkenntnis oder Rede zu glänzen? Brüder, finden
wir nicht Ursache, uns zu beugen, auf unsere Knie zu fallen und unser
Herz dem HErrn aufzudecken und unsere Sünde zu bekennen? Haben wir nicht
nötig, zu trauern über all die Verfassungen, Menschensatzungen und
verkehrten Lehren, die um sich fressen wie der Krebs - über die Dinge
der Ungerechtigkeit (die nicht recht vor Gott sind), von denen solche,
die den Namen des HErrn nennen, nicht abstehen? Dinge, die nur Eingang
finden konnten, weil es an der Furcht Gottes mangelte! Aber, ach, man
ist zufrieden, wenn gewisse Grenzen nicht überschritten werden, wenn man
tadellos und ehrbar in der Welt wandelt, aber - Brüder - ein Leben in
Gottesfurcht ist etwas anderes: da ist der Maßstab für jedes die
Herrlichkeit Gottes, und die Autorität der Schrift entscheidet jede
Frage.
Laßt uns Gnade nehmen und wieder nüchtern werden! Die Furcht des HErrn
wird sich wieder erweisen als der Weisheit Anfang, wenn wir die Pfade
der Torheit, des eigenen Willens und der Überlegungen des Herzens
verlassen. Füllt Gottes Furcht wieder unser Herz, so wird Sein Wort auch
wieder der einfache und untrügliche Wegweiser unseres Weges. Dann genügt
uns nicht mehr ein
anständiger Wandel, dann treten wir ab von dem, was nicht Recht vor Gott
ist. „Gehet aus aus ihrer Mitte, sondert euch ab“ (2. Kor. 6,14-18),
sind dann ebenso verständliche Worte für uns, wie für Abraham die Worte:
„Gehe aus deinem Vaterhause.“ Dann spricht man nicht mehr von
„Lehrfragen“! „Gehe aus deinem Vaterhause,“ „Opfere deinen Sohn“ waren
für Abraham keine „Lehrfragen“. Für ihn waren es die Worte seines
Gottes, und es kam ihm nicht in den Sinn, sie umzudeuten. Gottesfurcht
heilt uns von der Farbenblindheit, Wahrheit und Irrtum nicht zu
unterscheiden. Gott und das Wort Seines Mundes ist eine solche
Wirklichkeit, daß Menschen und Umstände zu Asche werden.
Auf den letzten Blättern des Alten Testamentes fragt und klagt der HErr
über Israel: „Wo ist Meine Furcht?“ Der lebendige Gott hatte längst
aufgehört, eine lebendige Wirklichkeit für sie zu sein (Mal. 1,6ff.).
Aber in der Mitte dieses Volkes waren etliche, die den HErrn fürchteten.
Diese kamen zusammen und „unterredeten sich miteinander, und Jehova
merkte auf sie, und ein Gedenkbuch ward vor Ihm für sie, die Ihn
fürchteten und Seinen Namen achteten, geschrieben“. Und hiermit erwähnt
Gott wieder den „Unterschied“, den Er schon in Ägypten zwischen Seinem
und Pharaos Volk feststellte (Mal. 3,16-18; 2. Mose 8,23; 11,7). Redet
dies keine Sprache zu uns, die wir, wie jene, auch am Ende einer
Zeitperiode - in der Mitternachtsstunde stehen? „Laßt uns Gnade haben,
durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Ehrfurcht und
Furcht; denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr.
12,28.29).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Sicherlich konnten wir unter dem zur Veröffentlichung vorliegenden Stoff
keinen würdigeren Gegenstand finden für den Beginn des neuen Jahres als
diesen, der uns zu gleicher Zeit vor die Kostbarkeit der in Christo uns
geschenkten Erlösung stellt, wie auch vor den Ernst des mit jener in
Übereinstimmung befindlichen Wandels in schriftgemäßer Gottesfurcht (1.
Petr. 1,14-19). Wahre Furcht Gottes - wie sie in obigen
Antworten
so klar und schön beschrieben ist - ist die Grundlage einer
echt-biblischen praktischen Heiligung. Viele teure Kinder Gottes sind
aber zufrieden mit einer Reinigung von den Befleckungen des Fleisches
und übersehen, daß die Reinigung von den Befleckungen des Geistes
dazugehört, um (schriftgemäße) Heiligung zu vollenden in der Furcht
Gottes (2. Kor. 7,1!). Und worin bestehen solche Befleckungen?
Der Zusammenhang mit Kap. 6 zeigt es uns: in V. 14-18 ist uns alles -
fleischliche wie geistige Unreinheit - gezeigt, wovon wir uns
abgesondert halten sollen - in jeder Beziehung! Ist aber unser
Herz nicht mit „Furcht Gottes“ erfüllt, so werden wir leicht zufrieden
sein mit einer Reinigung von Dingen hinweg, die uns böse dünken,
aber wir werden nicht fragen danach, wie weit Sein in
Seinem Wort geoffenbarter Wille geht in Bezug auf unsere Heiligung.
Manche Gläubige reden gern von „Heiligung“, aber sind wir alle uns
dessen bewußt, was alles diese in sich schließt, wenn wir es genau
nehmen mit dem Wort des HErrn in der „Furcht Gottes“?
„... Sondert euch ab, rühret Unreines nicht an ... spricht der HErr“ (2.
Kor. 6,17!). Möchten wir im neuen Jahre mehr lernen, Menschen zu werden
ähnlich den Vorbildern der Schrift, z. B. Abraham, Moses, Joseph, Elias,
Daniel, Paulus oder Timotheus und vielen anderen! „Wenn jemand Mich
liebt, so wird er Mein Wort halten“ (Joh. 14,23).
Frage 2
Worauf bezieht sich in dem Zusammenhang von Joh. 3,25-36 der Endsatz von
Vers 34: „denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß“?
Antwort A
Der Schluß dieses dritten Kapitels des Ev. Joh. von V. 22-36 zeigt uns
den Gegensatz zwischen der Stellung des Johannes und derjenigen Christi.
Der eine ist der Freund des Bräutigams, der andere der Bräutigam selbst,
der eine war, wie groß auch die ihm verliehene Gabe war, als „Stimme
eines Rufenden“ in der Wüste, um als Wegbereiter des HErrn zu dienen,
doch nur ein Mensch von der Erde, er redete von irdischen Dingen (V.
31). Der andere, obwohl Mensch, war vom Himmel und redete, was Er
gesehen und gehört hatte.
Wenn Jesus als Mensch auf der Erde redete, so redete Er die Worte
Gottes. Jesus war der Sohn Gottes, vom Vater geliebt und in die Welt
gesandt, und wer dem Sohn glaubte, empfing ewiges Leben. Johannes war
von Mutterleibe an mit Heiligem Geist erfüllt, er hatte also ein Maß
Heiligen Geistes empfangen, um den ihm von Gott zugewiesenen Auftrag zu
erfüllen, er ging einher im Geist und der Kraft des Elias (Luk. 1,17).
Jesus aber war voll Heiligen Geistes (Luk. 4,1), auf Ihm ruhte der Geist
des HErrn (Jes. 11,2; Luk. 4,18) „nicht nach Maß“.
Meines Erachtens bezieht sich somit der Endsatz von Vers 34 auf den
Herrn Jesum.
F. B.
Antwort B
Die Worte, mit denen die Jünger Johannes' infolge der Streitfrage über
die Reinigung (V. 25) sich an Johannes wandten (V. 26), lassen erkennen,
daß diese Jünger sich über die Person des Herrn Jesu und über das, was
vor sich ging, trotz des von ihnen selbst erwähnten Zeugnisses des
Johannes ganz im unklaren und in Zweifeln waren. Es klingt so etwas
hindurch wie die Frage: Hat dieser denn das Recht, zu tun, was du tust -
zu taufen? und zugleich etwas wie Neid darüber, daß nun alle zu diesem
hingingen. Diese Worte geben Johannes Anlaß, die Rechte und die
Herrlichkeit dieser wunderbaren Person zu verkünden und ein Zeugnis von
dem Herrn Jesus abzulegen, das den Blick von ihm weg hin auf Ihn lenkt,
um Seine Autorität, Seine Ansprüche, Seine Herkunft, Sein Zeugnis, Seine
Beziehung als Sohn zum Vater und die entscheidende Folge der
Stellungnahme zu diesem Sohne und Seinem Zeugnis vor Augen zu stellen.
Der Endsatz des V. 34 steht in besonderer Weise in Beziehung zum Zeugnis
des HErrn (s. V. 31b-34). Johannes sagt in V. 33, daß dieses Zeugnis
Gottes eigenes Zeugnis ist, und in V. 34a, daß die Worte des Herrn Jesu
Gottes eigene Worte sind. Er sagt damit, daß durch den Herrn Jesus Gott
Selbst redet, also in der Person des Herrn Jesu Gott Selbst gegenwärtig
ist. Aus dieser Tatsache geht das „denn“ in V. 34b hervor. Johannes
hatte ja gesehen „den Geist wie eine Taube aus dem Himmel
herniederfahren und auf Ihm bleiben (Kap. 1,32.33); er wußte, daß dieser
Geist im Herrn Jesu wohnte und aus Ihm redete, und daß dieser Geist
nicht eine Sache war, die zugemessen wird in größerer oder geringerer
Menge, sondern eine Person ist, die dort, wo sie ist, ganz ist. „Gott
gibt den Geist nicht nach Maß“ - es handelt sich nicht um viel oder
wenig Geist (niemals, auch nicht, wenn es heißt „voll Geistes“, sondern
letzteres bedeutet, daß der Geist allein und völlig Raum hat, die Person
völlig unter der Leitung und Wirkung des Geistes steht), sondern um
und völlig Raum hat, die Person völlig unter der Leitung und Wirkung des
Geistes steht), sondern um eine Person, die entweder ganz da ist oder
gar nicht da ist. So war der Geist in Seiner ganzen Fülle in dem Herrn
Jesu - „nicht nach Maß“ -, wie es in Kol. 1,19 heißt: „Denn es war das
Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm zu wohnen.“ Sein Leib war der
rechte Tempel Gottes, und was Er redete, waren die wahrhaftigen Worte
Gottes! Darum ist unserem Herzen so kostbar und wichtig, was Er gesagt
hat! - Aber auch uns gibt Gott den Geist „nicht nach Maß“, auch in uns
wohnt der Heilige Geist in Seiner ganzen Person.
Wie kostbar und zugleich auch ernst für uns!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Sicherlich ist letzteres durchaus richtig: in uns wohnt diese heilige
Person, wie unter vielen anderen Stellen 1. Kor. 6,19 bezeugt,
woraus folgt, wie ernst es ist, wenn wir Ihn betrüben (Eph. 4,30). Aber
daß Er in uns wohnen kann, ist erst die Folge der Verherrlichung Jesu,
vorher war es nicht möglich (Joh. 7,37-39). - In unserem Verse 3,34b nun
sehen wir den gewaltigen Unterschied, der zwischen dem noch auf
alttestamentlichem Grunde stehenden Wegbereiter des HErrn und diesem
Selbst bestand, und zwar in ihrer (beiderseitigen) Menschheit.
Nie im A. T. wohnte der Heilige Geist als Person dauernd im
Menschen; den Propheten und anderen heiligen Männern wurde Er als Kraft
und Leitung für Zeit und Auftrag gegeben (vergl. z. B. 2. Mose 31,1ff.;
Richt. 3,10; 2. Sam. 23,2; Hesek. 11,5 und viele andere Stellen).
Johannes war der letzte und größte von den alttestamentlichen Propheten
(Matth. 11,11, vgl. Band 11, 1914, Fr. 20!), er leitete über in die neue
Zeit, und ihm wurde dazu auch der Geist schon im Mutterleibe gegeben –
dennoch, welch ein Unterschied zwischen ihm und dem (aus dem Geist
gezeugten) Menschen Jesus Christus! Nicht zugemessen, d. h. für einen
bestimmten Zweck und für eine Zeit dargereicht ward diesem der Geist,
sondern ohne Maß wurde Ihm, dem Sohne vom Vater, dauernd („gibt“)
alles in die Hand gegeben, so daß Er es weitergeben konnte! (vergl.
V. 35.36 z. B. mit 10,28; 14,27 und 20,22.) Weil also der Geist als
Person in Ihm wohnte in Seiner ganzen Fülle, deshalb war alles, was Er
redete, tat und gab von ewiger, göttlicher Bedeutung - es war
vollkommen! Herrliche Tatsache! - Möchten wir von Johannes, dem „Freund
des Bräutigams“, lernen, „hocherfreut zu sein über die Stimme des
Bräutigams“, wir, die wir zu der Braut gehören (vergl. Band III,
1915, Fr. 21!) und unserem himmlischen Bräutigam ewig zu eigen sind!
Frage 3
Ist für einen Menschen „in Christo“ das praktische Warten auf das Kommen
des HErrn Notwendigkeit, oder geben Stellen wie Römer 5,9.10; 8,30; Eph.
1,14 nicht schon genügende Sicherheit für unsere zukünftige Errettung? -
Wie haben wir uns dieses Warten zu denken? Es mußte uns hier unten wohl
eigentlich recht schlecht gehen, bis wir wahrhaft von ganzem Herzen
ausrufen: „Komm, Herr Jesu!“? (Offenb. 22,20.)
Antwort A
Die angeführten Schriftstellen zeigen uns die kostbare Stellung, in die
wir als Gläubige gebracht sind. Wir sollen die uneingeschränkte Güte
unseres Gottes und Vaters auf dem Weg durch diese Wüste genießen, und
nach den Ratschlüssen Seiner Liebe will Er uns in Seiner innigsten Nähe
haben. Dieser
genießen, und nach den Ratschlüssen Seiner Liebe will Er uns in Seiner
innigsten Nähe haben. Dieser Vorsatz Gottes, der uns in Gnaden mit
Christus verbindet, kennzeichnet unsere Stellung. Wenn wir nun als
einzelne stille stehen und Rückschau halten, ergibt sich für uns die
Frage: Wo fand Er uns, als Er uns in diese herrliche Stellung bringen
wollte? Tot in Vergehungen und Sünden! Wenn wir aber nunmehr in Christo
unsere Stellung nach den Ratschlüssen Gottes sehen, dann werden wir
finden, wie Er nach dem Reichtum Seiner Gnade mit uns gehandelt hat. Wir
sehen also die wunderbare Tatsache unverhüllt vor uns liegen: zunächst,
daß der Sohn Gottes auf diesen Schauplatz kam und uns Heil und Rettung
gebracht hat, ferner daß der HErr, nachdem Er das Werk der Erlösung
hinausgeführt hatte, wieder zu Seinem Vater ging und uns für diese Zeit
Seiner Abwesenheit den Heiligen Geist als Führer und Sachwalter
zurückließ, und daß Er uns weiter die Zusage gab, „Ich komme wieder“.
Wenn nun Der, welcher uns in eine so gesegnete und auch gesicherte
Stelle gebracht hat, unserem Auge fern ist, wird unser Verlangen doch
immer nach Ihm sein. Die gegenseitige Zuneigung ist immer die gleiche.
Er sehnt sich nach den Seinen und die Seinen nach Ihm. Die beste
Erläuterung zu unserer Frage gibt uns das Gleichnis vom treuen und bösen
Knecht Matth. 24,43-51. Der treue Knecht handelt und wartet und wacht.
Der ungetreue sagt: „Mein Herr verzieht zu kommen“ (V. 49) und schändet
das Zeugnis seines Herrn. Wenn wir nun Offenb. 22,20 lesen: „Der diese
Dinge bezeugt, spricht: Ja, Ich komme bald“ (schnell, eilends), so
müssen wir darauf achten, daß es sich um das Zeugnis von dem Herrn Jesus
Selbst handelt. Offenb. 22,16 sagt Er uns: „Ich, Jesus, habe Meinen
Engel gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen,“ und
in V. 17 hören wir das Echo: Geist und Braut rufen vereint „Komm!“. Es
ist ein gemeinsames Sehnen. Der Geist sehnt sich von diesem Schauplatz
hinweg, und jeder, der hinzugefügt ist zur Gemeinde oder zur Braut des
HErrn, wird das gleiche Verlangen tragen, Den zu sehen, der ihn geliebt
und gewaschen hat. So stehen wir wohl inmitten einer gottfeindlichen
Welt auf dem unerschütterlichen Boden unseres Heils und erfreuen uns
einer vollkommenen Errettung. Aber gerade, weil es sich um etwas
Vollkommenes und Bestimmtes handelt, sehnen wir uns, wenn die Verbindung
mit dem HErrn rechter Art ist, danach, nicht nur grundsätzlich, sondern
auch praktisch mit dem HErrn in die himmlischen Örter versetzt zu
werden. So kommt unser Rufen: „Komm, Herr Jesu!“ aus einem
sehnsuchtsvollen Herzen, denn die Schätze und Freuden dieser Welt, auch
wenn es sich um edle handelt, sind uns nichtig geworden. Möchten wir
alle, die wir als wahre Gläubige Verbindung mit dem Haupte haben, Gott
in Treue dienen und wie die Thessalonicher den Herrn Jesum aus den
Himmeln erwarten (1. Thess. 1,9.10). Denn keine Wahrheit der Schrift
gibt uns mehr Spannkraft und Ermunterung zu treuem Wandel und zum
Ausharren als das stete treue Warten auf Ihn, der uns gesagt hat: „Ja,
Ich komme bald.“ Nicht die Lehre von Seinem Kommen und auch nicht die
Ereignisse, die mit Seinem Kommen in Verbindung stehen, sondern die
Vereinigung mit Seiner hochgelobten Person soll unser Herz erfüllen, und
zwar zu allen Zeiten, dann rufen wir freudig aus sehnsuchtsvollem
Herzen: „Komme bald, Herr Jesu!“
Ph. W.
Antwort B
Zunächst die 2. Unterfrage: „Geben Stellen wie Röm. 5,9.10; 8,30;
Eph.1,14 nicht schon genügende Sicherheit für unsere zukünftige
Rettung?“ Sicherlich! Die Schrift spricht klar in Apgesch. 16,31:
„Glaube an den Herrn Jesum, und du wirst errettet werden,“ errettet vor
dem kommenden Zorn (Röm. 5,9.10; 1. Thess. 1,10), errettet vor dem
Gerichte (Joh. 3,17; 5,24). In Christo haben wir aber
nicht nur die Errettung, sondern einen unausforschlichen Reichtum der
Herrlichkeit (Eph. 3,8.16). Möchten wir uns nun nicht lässig zeigen, das
in Besitz zu nehmen, was Gott in Seiner Gnade und Liebe uns zugedacht
hat wie einst Israel (Joh. 13,1), da es doch die herrlichsten
Verheißungen hatte (Joh. 1,3ff.). Auch in diesem Zusammenhange gilt das
in Band III, 1915, Frage 27,
Antwort F
über den Wandspruch „Nur selig“ Gesagte. Damit komme ich zu Unterfrage
1: „Ist für einen Menschen ‚in Christo’ das praktische Warten auf das
Kommen des HErrn Notwendigkeit?“
Ist für eine Braut die Liebe zu ihrem Bräutigam Notwendigkeit? Ist es
für eine Braut Notwendigkeit, auf den Tag der Heimkehr ihres Bräutigams,
der Vereinigung mit ihm, die Hochzeit zu warten?
O, daß unsere Herzen so die erste Liebe verlassen haben, daß unsere
Herzen so wenig von Liebe zum Heilande brennen! Denn hier handelt es
sich um eine Herzenssache, und wie könnte man da von „Notwendigkeit“
sprechen!
Einst brauchte ein alter Bruder zur Erklärung von Offenb. 2,4 etwa
folgendes Bild, das auch für die vorliegende Frage Licht geben kann: Ein
Ehepaar ist jung verheiratet. Der Mann geht des Morgens zur Arbeit. Er
geht nicht, ohne mit einem Kuß von seiner Frau Abschied genommen zu
haben, ohne von ihr bis zur Tür begleitet zu werden, und ohne daß sie
ihm noch nachschaut. Nun ist er fort. Sie begleitet ihn in Gedanken und
denkt darüber nach, wie sie alles für ihn schön zurechtmachen kann, wenn
er müde von der Arbeit nach Hause kommt. So werden für ihn die
Betten gemacht, die Stuben gesäubert, das Essen gekocht, der Tisch
gedeckt usw. Nun naht die Stunde, wann er nach Hause kommen muß. Es ist
alles bereit. Sie wartet schon auf ihn, um ihm die Tür zu öffnen und von
ihm mit einem Kuß in die Arme geschlossen zu werden. - Jahre sind
vergangen. Äußerlich bietet das Haus noch denselben Eindruck. Die Betten
sind sauber und glatt, die Zimmer rein, das Essen gut. Aber das
Verhalten der Eheleute zueinander ist, wenn man genau aufpaßt, ein
anderes geworden. Es kommt vor, daß der Mann zur Arbeit geht, ohne von
seiner Frau Abschied zu nehmen. Man begrübt sich beim Wiedersehen nicht
mehr mit einem Kuß. Die Herzen sind kühl gegeneinander geworden.
Äußerlich scheint alles dasselbe geblieben zu sein; aber der Hauch der
Liebe, der über dem Hause lag, ist dahin!
Mag in einer irdischen Ehe die Schuld des Erkaltens der Liebe vielleicht
auf beiden Seiten liegen, so verdient es kaum erwähnt zu werden, daß in
unserem Falle die Schuld des Verlassens der ersten Liebe zum HErrn stets
bei uns liegt. Die Liebe des HErrn ist unveränderlich! (1. Kor. 13,8;
Hohel. 8,7a; Joh. 13,1.) Laßt uns gedenken, wovon wir gefallen sind,
Buße tun und den HErrn bitten, durch den Heiligen Geist wieder das Feuer
der ersten Liebe anzufachen, daß unsere Herzen wirklich mit Ihm erfüllt
sind, daß Er von neuem der Mittelpunkt unseres Lebens, Denkens und
Hoffens sei. Laßt uns irdische Gesinnung, Beschäftigung mit dem lieben
Ich, jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde, welche unsere Herzen
aufhalten wollen, ablegen und hinfort nur auf Ihn sehen, Seine selige
Nähe, Liebe in Gemeinschaft suchen, damit nicht auch wir schläfrig
werden oder gar einschlafen! (Matth. 25,5.)
3. Unterfrage: „Wie haben wir uns das Warten zu denken?“
Wie wartet die Braut auf den Bräutigam? Auch darauf kann nur die Liebe
Antwort Erteilen,
und es ist nicht möglich, Anweisungen zu geben. - Andererseits tritt,
wenn die Schrift über das Warten spricht (Matth.24,42 bis 25,30; Mark.
13,33-37; Luk. 12,34-48; 21,34-36; 1.Thess. 5,4-11) weniger unser
Verhältnis als das der Braut zum Bräutigam als vielmehr das des Knechtes
zum Herrn in den
Vordergrund; der Knecht hat dem Herrn Rechenschaft abzulegen und findet
bei ihm Lohn.
4. Unterfrage: „Es müßte uns hier unten wohl eigentlich recht schlecht
gehen, bis wir wahrhaft von ganzem Herzen ausrufen: ‚Komm, Herr Jesu!'?“
Wie die Braut die Wiederkehr des Bräutigams und den Tag der Hochzeit aus
Liebe herbeisehnt, so soll auch in unserem Herzen die Liebe zum HErrn
den Ruf: „Komm, Herr Jesu!“ wecken. - Laßt uns das nahe Verh ältnis, in
das wir durch Gottes Gnade als Glieder der Brautgemeinde Jesu Christi
getreten sind, genießen!
Lies in diesem Zusammenhange das Hohelied!
O. v. Br.
Antwort C
Stellen wie Röm. 5,9.10 bezeugen klar, daß die an Jesum Glaubenden
errettet sind mittelst des Glaubens an das durch Jesum vollbrachte Werk
am Kreuze. Errettet von dem zukünftigen Zorn, wobei wir sehr wohl an
Offenbarung 6,16.17 zu denken haben. Eph. 1,14 bezeugt, daß die
Glaubenden durch den Heiligen Geist versiegelt und versichert sind betr.
der Sicherheit ihrer ewigen Errettung; ja, noch manch andere Stellen der
Heiligen Schrift bezeugen dem wahrhaft Glaubenden seine ewige Errettung
in Christo. Was ist nun praktisches Warten auf den HErrn? 1. Thess.
1,9.10 sagt uns etwas davon: diese Thessalonicher hatten sich auf Grund
der Verkündigung des Evangeliums durch den Apostel Paulus zu Gott
bekehrt - um dem lebendigen Gott zu dienen - und Seinen Sohn aus den
Himmeln zu erwarten. Drei unzertrennliche Tatsachen: Bekehrung zu Gott,
und die noch übrige Zeit nicht mehr den Lüsten der Menschen, sondern dem
Willen Gottes zu leben (nach 1. Petri 4,2-4 und anderen Stellen) und
Seinen Sohn zu erwarten - das ist praktisches Warten. Eine
Notwendigkeit, auf das Kommen des HErrn zu warten, besteht nicht! Die
Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist;
in der Bekehrung und durch dieselbe haben wir im Herzen erlebt und
erfahren die unergründliche Liebe, das unermeßliche Erbarmen Gottes über
uns in der Dahingabe Seines geliebten Sohnes, unseres Heilandes; wir
sahen Ihn am Kreuze für uns gestorben, und wer dies persönlich erlebt
hat, dessen Herz und dessen Verlangen ist seitdem nur eines: diesen
geliebten HErrn bald zu sehen, um ewig bei Ihm sein zu dürfen. Von
Notwendigkeit, auf den teuren HErrn zu warten, kann keine Rede sein, es
ist vielmehr der durch den Heiligen Geist ins Herz gegebene Drang der
Liebe zum HErrn. Wenn von Notwendigkeit geredet wird, so käme dies ja
dahin, daß das Kommen des HErrn von Menschen bezw. dem Gläubigen
abhängig wäre, wie ja auch leider unter Gläubigen die Meinung vorkommt,
daß der HErr nicht kommen könne, solange die Gläubigen in so viele
Gemeinschaften, Meinungen und Sekten zerstreut seien; das Kommen des
HErrn ist nicht abhängig von dem jeweiligen Zustand einzelner oder
vieler Gläubigen. So sehr es gewiß den HErrn und den Heiligen Geist
betrüben muß, daß es so steht, das praktische Warten auf den HErrn ist
ein Werk des Glaubens und eine Bemühung der Liebe im praktischen Leben
und Wandel und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesum
Christum (1. Thess. 1,3). Der Herr Jesus Selbst harrt aus droben, nach
dem Willen Seines Vaters, und wir haben auszuharren (2. Thess. 3,5); es
ist Seine Geduld und Langmut, die so gerne alle retten möchte (2. Petr.
3,9).
Die Meinung, als ob es einem recht schlecht hier unten ergehen müsse,
bis man wahrhaft von ganzem Herzen ausrufen könne: „Komm, Herr Jesu!“,
ist sehr irrig, und es findet sich im Worte Gottes auch nicht der
mindeste Anhaltspunkt dafür. Keine zeitlichen und irdischen Umstände der
Gläubigen: Not, Elend, Armut, Krankheit, Bedrückung, Verfolgung und was
in den Bereich der Leiden gehört, werden den HErrn bestimmen, zu kommen,
und kein Gläubiger, in dessen Herz die Liebe Gottes durch den Heiligen
Geist ausgegossen ist und der Gemeinschaft hat mit dem Vater und dem
Sohn (1. Joh. 1,3), wird um irgendwelcher Umstände willen rufen: „Komm,
Herr Jesu!“ Lesen wir die Berichte des Apostels im Römer- und
Korintherbrief betr. seiner Leiden, seines Ergehens in dieser Welt!
(Röm. 8,37.) Er sagt: „Aber in diesem allem sind wir mehr als Überwinder
durch Den, der uns geliebt hat.“
Endlich möchte ich bemerken, daß Offenb. 22,17 steht: Und der Geist und
die Braut sagen „komm!“ Der Heilige Geist, den Gott gesandt an Christi
Statt, um die Braut, die wahre Gemeinde Gottes, aus der Welt zu sammeln
und zu werben, ruft: „Komm!“ Der Heilige Geist sehnt Sich Selbst, die
Braut, die Er in der Welt geworben hat, dem Bräutigam bald zuführen zu
können.
Wir haben ein so schönes Vorbild in dem Knecht Abrahams, dem Elieser: 1.
Mose 24,56. Nachdem er die Braut für dessen Sohn Isaak gefunden hatte,
will er sich nicht länger aufhalten lassen, er spricht: „Haltet mich
nicht auf usw.“ Der Heilige Geist sehnt Sich sehr, die Braut
heimzuführen und diese Erde, wo Er soviel betrübt worden ist, zu
verlassen. Wir dürfen sicher sein: das Sehnen und Verlangen des Herrn
Jesu nach Seinen Erlösten und durch Sein Blut Erkauften ist unendlich
größer als das Sehnen der Braut selbst (Joh. 14,2.3; 17,24). Und die
Braut ruft: „Komm!“ Sobald die Braut des Bräutigams Stimme hört: „Ich
bin der glänzende Morgenstern“, ruft sie hocherfreut „Komm!“ Denn sie
weiß, daß Er dann kommt, ja, daß Er sehr nahe ist.
Möchten wir alle, die den Herrn Jesum kennen und liebhaben, beherzigen
1. Thess. 5,4-11!
F. B.
Antwort D
Wenn ich die Frage recht verstehe, geht der erste Teil derselben dahin,
ob unsere zukünftige Errettung davon abhängig ist, daß wir tatsächlich
auf das Kommen des HErrn warten. Mit „zukünftige Errettung“ ist wohl
unsere ewige Errettung gemeint. Insoweit ist die Frage entschieden zu
verneinen, denn das Wort Gottes macht unsere ewige Errettung von nichts
anderem auf unserer Seite abhängig als nur von unserem Glauben an den
Herrn Jesum Christum, den Sohn Gottes, unseren Heiland. Er ist der Fels,
auf den unser Heil gegründet ist. Das bezeugt das Wort Gottes an vielen
Stellen, wie Joh.3,16; 6,47; 10,27-29 u.a.m.
Die mitangezogene Stelle Röm. 5,9 spricht m. E. von einer anderen
Errettung - der Errettung durch unseren HErrn vom „Zorn“, der in den im
Worte Gottes angekündigten Gerichten einst über diese Welt kommen wird
und daher in 1. Thess. 1,10 der „kommende Zorn“ genannt wird. Aber auch
von dieser Errettung gilt das oben Gesagte.
Wie haben wir uns dieses Warten zu denken? Denken wir uns eine Braut,
deren Bräutigam abwesend ist. Er konnte ihr bei seinem Abschiede nicht
sagen, wann er wiederkommen würde, sondern nur, daß er sicher
wiederkommen werde, um sie dann heimzuführen, und daß sie seines Kommens
jederzeit gewärtig sein könne. Nun wartet sie auf ihn jeden Tag, jede
Stunde, immer bereit für ihn; ihr Herz ist mit ihm beschäftigt, weilt
bei ihm, er füllt es aus, nach ihm ist ihr Sehnen, alles andere hat
keinen oder nur untergeordneten Wert für sie. So ist es mit einem
Herzen, das auf den HErrn wartet. Das ist
die „erste Liebe“, von der der HErr spricht, als Er in dem Sendschreiben
an Ephesus sagt: „Aber Ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe
verlassen hast“ (Offenb.
2,4).
Er füllte nicht mehr ihr Herz ganz aus, sie warteten nicht mehr, wie
zuerst, mit Sehnsucht auf Ihn. - Ein liebliches Bild finden wir im
Hohenliede. Dort sagt die Braut in 2,16 voll Liebe: „Mein Geliebter ist
mein, und ich bin sein.“ In 6,3 sagt sie im seligen Genusse seiner
Liebe: „Ich bin meines Geliebten, und mein Geliebter ist mein.“ In 7,10
aber sagt sie voll tiefsten Sehnens, das im Empfinden seines Sehnens
nach ihr Ausdruck findet: „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist
sein Verlangen.“ O wie kostbar! Muß es uns da erst „recht schlecht“
gehen, um uns dahin zu bringen, von ganzem Herzen auszurufen: „Komm,
Herr Jesu!“? Wenn es uns „schlecht“ geht, ist dies wohl geeignet, uns
nach Ihm ausschauen zu lassen, weil wir wissen, daß Sein Kommen uns
allem Leid entrücken wird. Aber wenn dieses erst uns veranlaßt, Sein
Kommen zu wünschen, dann ist Er noch wenig für unser Herz, und kennen
wir noch wenig die Liebe Seines Herzens für uns! Dann wissen wir nichts
von der „ersten Liebe“, und der HErr muß eben Drangsal kommen lassen, um
uns zurechtzuhelfen (wie das Sendschreiben an Smyrna zeigt, Offenb.
2,9.10), und Dank sei dem HErrn, daß Er es tut, und wohl uns, wenn Er
Sein Ziel erreicht! Das ist aber nicht der Seinen Gedanken entsprechende
Zustand, sondern Er möchte, daß wir ohne solche Trübsalswege uns nach
Ihm sehnen, indem Er der Schatz ist, bei dem unsere Herz weilt und der
es anzieht! „Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein,“
hören wir aus Seinem Munde in Luk. 12,34. Das ist eine kostbare und
ernste Tatsache. Wie steht es mit uns? Warten wir tatsächlich auf
unseren teuren HErrn? Laßt uns offen gestehen: Nein! - wenigstens ich
muß dies bekennen, denn welch herrliche Wirkung muß ein tatsächliches
Warten auf Sein Kommen doch auf unser Leben ausüben! Mochte nicht die
Braut von dem geliebten Bräutigam bei seinem Kommen so betroffen werden,
wie es ihm zur Freude ist? Sicherlich! Darum wird sie, wenn sie in der
Erwartung seines Kommens lebt, beständig dafür besorgt sein, von sich
alles fernzuhalten, was ihm mißfallen könnte, vielmehr aber so gefunden
zu werden, wie es ihm wohlgefällt und ihn beglückt. Und sie kennt ihn
und weiß sehr wohl, was ihm mißfallen würde und was ihm wohlgefällt und
ihn beglückt. Ist es nicht genau so mit uns und unserem Warten auf
unseren HErrn? Er kann jeden Augenblick kommen! Muß nicht diese
Erwartung das tiefste Verlangen in meinem Herzen hervorrufen und wach
erhalten, auch jeden Augenblick so erfunden zu werden, wie es Ihm
wohlgefällt? Muß da nicht jede Sünde und Unreinheit - alles, dessen ich
mich vor Ihm schämen müßte - aus meinem Leben verschwinden, Seinem
Lichte, Seiner Heiligkeit gemäß, und mein Wandel ein heiliger sein? Muß
nicht mein Leben beständig Ihm dargelegt, Ihm geweiht sein? Muß nicht
Seine Liebe mein Herz erfüllen und Sein Geist mich leiten? Muß nicht die
Welt in Wahrheit eine Wüste und alles, was sie zu bieten vermag,
gänzlich ohne Wert für mich und ohne Einfluß auf mich sein? Ganz gewiß!
Wie steht es hierin mit uns? In Luk. 12,35.36 sagt der HErr: „Es seien
eure Lenden umgürtet und die Lampen brennend; und ihr, seid Menschen
gleich, die auf ihren Herrn warten, wann irgend er aufbrechen mag von
der Hochzeit ...“ Der Apostel Paulus konnte im 2. Kor. 5,9 im Blick auf
das Vereintwerden mit dem HErrn sagen: „Deshalb beeifern wir uns auch,
... Ihm wohlgefällig zu sein,“ und im ersten Johannesbriefe lesen wir in
Kap. 3,3 in Verbindung mit der Hoffnung auf das Kommen des HErrn: „Und
jeder, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie Er
rein ist.“ Das ist wirkliches Warten auf das Kommen des HErrn.
Solches Warten auf Sein Kommen übt also auf unser Leben hienieden einen
mächtigen und gesegneten Einfluß aus. Dies erfahren wir in dem Maße, wie
wir tatsächlich auf Ihn warten. Ein bloßes Besitzen und
Festhalten der Lehre vom Kommen des HErrn ist ohne diesen Einfluß - es
ist
kein wirkliches Warten. Dis Fehlen dieses tatsächlichen Wartens ist also
ganz gewiß ein großer Verlust für jedes Kind Gottes, wenn auch sein
ewiges Heil dadurch nicht in Frage gestellt wird. Und wie muß es unseren
teuren HErrn betrüben, wenn Seine Liebe so wenig Erwiderung findet!
Möchte es darum dem Heiligen Geiste gelingen, Seine Liebe uns so
kundzumachen und Seine Person uns so kostbar und lieblich vor unser Auge
zu stellen, daß unsere Herzen sich wahrhaft nach Ihm sehnen und wir von
ganzem Herzen rufen: „Komm, Herr Jesu!“
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Mit dieser wichtigen Frage und den darauf eingelaufenen vier köstlichen
Antworten,
von denen
Antwort B
aus dem Felde kam, beschließen wir das erste Heft des neuen Jahrgangs.
Möchte den geliebten Lesern, ja uns allen der Ruf und das Sehnen nach
dem Kommen des Bräutigams von Anfang dieses Jahres an recht teuer
werden, möchten wir immer inniger rufen: „Komm!“, daß
viele, die noch nicht so zu rufen wagten, es hören und auch sprechen:
„Komm!“ (Offenb. 22,17.)
Nur noch ein paar Bemerkungen, die allerdings schon z. T. berührt sind!
Die Entrückung (1. Thess. 4,13-18) ist keine Belohnung, die uns zuteil
wird für treuen Wandel, sondern sie ist der Abschluß unserer Erlösung,
und zwar die Erlösung unseres Leibes (Phil. 3,21), und darum ist sie das
Teil aller, die mit dem kostbaren Blute Christi erlöst sind (1. Petr.
1,18), und für diese alle kommt der Herr Jesus, um sie dort einzuführen,
wo Er ihnen die Stätte bereitet hat (Joh. 14,1-3). Es gibt aber immer
noch viele liebe Kinder Gottes, die glauben, erst müsse und werde dies
und jenes geschehen, gar noch erst der Antichrist kommen, ehe der Herr
Jesus wiederkommen könne. Aber der HErr macht Sein Kommen nicht vom
Antichrist abhängig, sondern die Schrift macht’s umgekehrt, wie der
Vergleich von 2. Thessalonicher mit 1. Thessalonicher für den
unvoreingenommenen Leser deutlich ergibt. Der HErr sagt in Joh. 14,2:
„Ich gehe hin (euch eine Stätte zu bereiten)“ - „Ich komme wieder!“ Da
sind keine Ereignisse auf der Erde nötig in der Zwischenzeit. Die
antichristliche Zeit von Offenb. 6 (vergl. Band III, 1915, Fr. 23) kommt
nach den Vorgängen von Kap. 4 und 5, wo die Gemeinde schon im Himmel
gesehen wird. Kein Ereignis ist nötig, ehe der HErr kommt, und wenn Er
kommt, wird unsere Erlösung praktisch vollendet. Darum, geliebte
Geschwister, laßt uns Ihn erwarten! Wir sind erlöst, Ihn zu erwarten,
und bei Seinem Kommen werden wir verwandelt und Ihn sehen, wie Er ist.
Wie sollten wir uns in heiligem Wandel und in der Liebe (und auch mit
Worten) nach Ihm sehnen - schon um Seinetwillen, weil Er Sich nach uns
sehnt! Ruft eine Braut auf Erden nur nach dem Bräutigam, wenn es ihr
„recht schlecht“ geht? Wäre das Liebe? Nein! Und so mit uns! Wohl kann
die Erwartung des kommenden HErrn uns in den Kämpfen und Leiden dieser
Zeit Trost gewähren und soll es auch (Röm. 8,18; 2. Thess. 2,16.17 u.
a.), aber der Ansporn der Sehnsucht nach Ihm darf für das liebende Herz
nur Er Selbst sein! (Vgl. z. B. auch 1. Mose 45,26-28!)
Sagt der HErr etwa (Joh. 16,33): „In der Welt habt ihr Drangsal, aber
seid gutes Muts: Ich komme bald!“? Nein, sondern: „Ich habe die Welt
überwunden,“ und wir in und mit Ihm (Röm. 8,30ff.; 1. Joh. 5,1ff.!).
Also nicht die Trübsal zwingt uns den Ruf: „Komm!“ von den Lippen ab,
sondern - wenn wir recht stehen - die in unseren Herzen durch die Liebe
des Bräutigams entzündete Liebe ruft in heißem Sehnen: „Komm, Herr
Jesu!“
Herr Jesu!“
Geleitsworte an den Leser:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war
Gott ... In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen
... Ihr suchet in den Schriften, denn ihr meinet, in ihnen ewiges Leben
zu haben, und sie sind es, die von Mir zeugen ... HErr, zu Wem sollen
wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und
erkannt, daß Du der Heilige Gottes bist.“ Joh. 1,1.4; 5,39; 6,68.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 4
Welches sind die Hauptbelehrungen des Buches Esther für uns?
Antwort A
Wir können uns nur auf ganz kurze allgemeine Richtlinien beschränken, da
Einzelheiten bei der Fülle des Stoffes und der Größe des Buches uns zu
weit führen würden.
1. Das Buch Esther zeigt uns vor allen Dingen das geheime Walten
Gottes über Sein Volk, und zwar zu einer Zeit, wo es der Zustand
desselben nicht erlaubte, sich mit ihm öffentlich eins zu machen.
Wir suchen darum vergeblich nach dem Namen Gottes; auch da wird er nicht
genannt, wo wir ihn unbedingt erwarteten (vergl. 4,14). Gott wirkte
nicht durch Wunder, wie Er es tat in der Jugendgeschichte Israels, als
Er es aus Ägypten herausführte, sondern durch die Wege Seiner Vorsehung
brachte Er die Errettung Seines Volkes zustande; unter Vorsehung
verstehen wir nicht das offensichtliche Eingreifen Gottes z. B. durch
Zeichen und Wunder usw., sondern (in den Augen der Ungläubigen und
Unerleuchteten) Vorkommnisse mit natürlichen Folgen. Nichtsdestoweniger
sahen treue Kinder Gottes zu allen Zeiten die Hand und das Herz ihres
Herrn in allen Geschehnissen, weil sie wissen, daß kein Haar von ihrem
Haupte fällt ohne den Willen ihres Vaters. Welche kostbare Tatsache
inmitten der Versuchungen, Schwierigkeiten und Schicksalsschläge des
täglichen Lebens!
2. Das Buch Esther schattet die heutige Zeit vor, während wie damals, so
auch heute die Juden unter den Völkern zerstreut leben (vergl. 3,8). In
Esra und Nehemia wird uns gezeigt, daß ein kleiner Überrest aus der
Gefangenschaft nach dem Lande seiner Väter zurückkehrt. Sie machten
Gebrauch von der Gnade Gottes, wie auch heute im tieferen Sinne ein
kleiner Überrest von der Gnade Gottes zum Heil ihrer Seele durch den
Glauben an den Herrn Jesum, ihren Messias, Gebrauch macht, während die
Masse der Juden im Unglauben, obwohl viele von ihnen dem Gesetz treu
sind, dahin geht, indem sie sich's fern von den Verheißungen und
Hoffnungen Israels behaglich unter den Nationen in der Welt gemacht
haben.
Doch sendet Gott in Seiner Gnade eine gewaltige Erschütterung ihrer
Stellung und ihres Ansehens
Doch sendet Gott in Seiner Gnade eine gewaltige Erschütterung ihrer
Stellung und ihres Ansehens vor den Nationen. Wie damals so auch heute
noch sind sie ständig dem Haß und der Feindschaft der anderen Völker
ausgesetzt. Es ist eine eigene, aber doch schriftgemäße Erscheinung, daß
kein Volk so unsäglich und aller Beschreibung spottend unter dem Kriege
zu leiden hat wie dieses. Die Russenflut in Galizien, das ständige
Hin-und-her-wogen des Kampfes in Polen und in letzter Zeit die
Judenwanderung daselbst würden ganze Bände füllen, um das Leid und den
Jammer dieses armen Volkes zu schildern, von den falschen Verleumdungen
und den daraus folgenden Grausamkeiten ganz zu schweigen. Genau wie
Haman sie verleumdet. Die Wahrheit des Wortes, „Sein Blut komme über uns
und unsere Kinder“ hat sich wieder einmal in erschreckender Weise
gezeigt. Rußland, wo eigentümlicherweise die meisten Juden wohnen und
das der grausamste Verfolger dieses Volkes ist, wird vom Herrn Jesu nach
Hes. 38 und 39 selbst vernichtend gerichtet werden. Die Juden wären
längst vernichtet, wenn nicht Gott an ihnen das Zeichen Kains gemacht
hätte und wenn Er ihnen nicht einen Retter in Joseph, einen Befreier in
Moses, einen Heiland in Mordokai und eine Fürsprecherin in Esther
gegeben hätte, die nur unvollkommene Vorbilder auf Christum hin sind. So
führen alle die wuchtigen Schläge die Juden dahin, den wirklichen
Mordokai zu erkennen, der zu allen Zeiten und unter allen Umständen
nicht nur das zeitliche, sondern das ewige Wohl Seines irdischen Volkes
sucht: Christus, ihren König und HErrn (vergl. 10,1-3).
3. Dieses Buch bildet einerseits den Höhepunkt, das Höchstmaß und das
Endstadium der Leiden der Juden vor. Die Schrift nennt es „Eine Zeit
der Drangsal für Jakob“ Jer. 30,7, und der HErr bezeichnet die Leiden
selbst als die größte Drangsalszeit der Weltgeschichte (vergl. Matth.
24,15-28). Diese Endzeit wird alles hinter sich lassen und in den
Schatten stellen, was die Geschichte von Schrecklichem zu berichten
weiß. Der falsche Christus, der Anti- Christus, vorgebildet in
dem Anti- Semit Haman, wird sein Wesen treiben und das Maß der
Leiden voll machen. Diese Zeit kann und wird erst nach der Entrückung
der Gemeinde einsetzen, und wenn der HErr jene Schreckenszeit nicht
verkürzte, würde nicht ein Jude übrig bleiben, so daß kein Stamm dieses
Volkes für das Tausendjährige Reich da wäre (vergl. Matth. 24,22).
Andererseits bildet es das Morgenrot eines Tages der Errettung des
ganzen Volkes vor. Die Sonne des Heils und der Gerechtigkeit wird über
diesem armen Volk in der Person des Herrn Jesu ausgehen und wird
herrschen durch Sein Volk von Meer zu Meer bis an die Enden der Erde.
Dann wird es nicht mehr der Schwanz der Nationen sein, sondern das Haupt
(vergl. 5. Mose 28,13); und es wird sich das Wort der Schrift
bewahrheiten: „Keiner Waffe, die wider dich gebildet wird, soll es
gelingen; und jede Zunge, die vor Gericht wider dich aufsteht, wirst du
schuldig sprechen“ (Jes. 54,17).
4. Wir sehen aber auch, welchen persönlichen Nutzen wir aus diesem so
inhaltsreichen Buch schöpfen können, indem uns gezeigt wird, daß Gott
die Treue eines Mordokai und die Hingabe einer Esther
reichlich belohnt. Mordokai ist durch eine Entschiedenheit
gekennzeichnet, die uns deutlich die Möglichkeit vorführt, daß wir unter
allen Umständen den Willen unseres HErrn zu tun vermögen, auch dann,
wenn die ganze Macht der Welt gegen uns ist; denn wir wissen Gott für
uns (vergl. Röm. 8,31-39). Der Glaube überwindet die Welt und rechnet
allein mit Gott. Wie uns in Mordokai das unbedingte Festhalten am Worte
Gottes und Treue dem HErrn gegenüber gezeigt wird, so finden wir in
Esther mehr die Hingabe, Selbstlosigkeit und die Liebe für das Volk
Gottes. Beides soll bei einem jedem von uns gefunden werden! Darum
finden wir im Worte Gottes, daß die Liebe zu den Kindern Gottes sich
kund tut im Halten der Gebote Gottes und nicht etwa, liebe Geschwister,
im Aufgeben der Grundsätze Gottes aus falscher Liebe zu lauen und
unentschiedenen Kindern Gottes
(vergl. 1. Joh. 5,2)! Möge der HErr dies mit uns allen erreichen zu
Seines Namens Ehre und Preis!
Er ist es wert!
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn es uns auch leid tut, daß uns über diese Frage keine weiteren
Antworten
zugegangen sind, so können wir doch sagen, daß vorstehende köstliche
Antwort Genügt,
die Leser, welche sich gerne mit dem wunderbaren Buche Esther
beschäftigen wollen, hineinzuleiten in seine Tiefen. Dazu noch einige
Ausführungen! Auch betreffs dieses Buches gilt das, was wir am Schluß
der Frage 22 des III. Jahrgangs (1915) betreffs des Buches Ruth
geschrieben haben und hier abdrucken:
Unser vornehmstes Begehren sollte stets, auch bei der Betrachtung ganzer
Bücher der Schrift, das sein, den Herrn Jesus in denselben zu finden.
Ganz bestimmt zeigt uns jedes Buch der Schrift (auch des Alten
Testaments) den HErrn vorbildlich unter besonderen Gesichtspunkten, wenn
es auch manchen Forschens unter der Leitung des Geistes bedarf, um diese
stets herauszufinden. Aber der HErr Selber sagt uns: „... die Schriften
sind es, die von Mir zeugen“ (Joh. 5,39). Gibt es etwas Köstlicheres
beim Schriststudium, als dies Zeugnis der Schriften von Ihm zu suchen?!
So glauben wir, daß uns der Gesamtcharakter des Buches Esther
(das Gepräge desselben), in dem ja des Namens Gottes, des Gebetes, des
Reiches Gottes, wie eines gläubigen Überrestes nie Erwähnung getan wird,
uns Christus zeigt als den großen Unbekannten unter Seinem
Volk, als der Er hienieden erschien („Er kam ..., die Welt kannte Ihn
nicht“ ... „die Seinen nahmen Ihn nicht auf“ ... „wenn ihr nicht glauben
werdet, daß Ich es bin - wer bist Du?“ usw. Joh. 1,10.11; 8,24.25
u.a.). Wenige erkannten Ihn, wenige waren gleich den Hirten, dem Simeon,
der Hanna, den Aposteln glückselig in Ihm, wenige konnten sagen: „zu
wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens ...!“ - den
meisten Herzen blieb Er verborgen. Und wirkte doch so herrlich „durch
den Finger Gottes“ (Luk. 11,20)! Und dem Volke verborgen wirkte Er -
durch Vorsehung - auch im Buche Esther. - Einst wird Er Seinem Volke
wohlbekannt sein, wenn die Zeit von Mal. 3,1 erfüllt wird: „Plötzlich
wird zu Seinem Tempel kommen der HErr, den ihr suchet.“ Dann wird
erfüllt: „alle werden Ihn erkennen“ (Jer. 31,31-34). - Wie
erschütternd: Ein Buch des heiligen Volles ohne den Namen Jehovas - und
ein Messias, von Seinem Volke nicht anerkannt! Aber auch der verborgene
Gott vergißt Seines Volkes nicht.
Soviel über das Gesamt gepräge des Buches als Vorbild auf
Christus hin. Aber wie schon in obiger
Antwort
kurz angedeutet, haben wir in Mordokai eine ganz besondere Vorschattung
Christi. Wohl finden wir in Esther Züge des Wesens unseres HErrn und
ebensowohl Züge der Braut Christi, aber Mordokai übertrifft alles, was
dieses Buch an Vorbildlichem enthält. Dieses köstliche zehnte Kapitel!
Beachten wir dies recht eingehend! Im zweiten und dritten Vers sind uns
sieben Punkte genannt, die auf Christus hinweisen, und die wir hier ganz
kurz andeuten wollen: Es heißt 1)„Mordokai der Jude“ - auch der
Herr Jesus war ein Jude, ja das echte Bild eines Juden, in dem in
Wahrheit kein Falsch war (Joh. 4,9; Joh. 18,33-35; Matth. 2,21; Joh.
1,11 u. a.), eines Juden, der das ganze Gesetz erfüllte (Matth. 5,17;
Jes. 42, 18-21!) usw. 2) Mordokai wurde zu hoher „Größe
erhoben“ (vergl. 9,4; Joh. 3,30) - wer dächte da nicht an Phil. 2,9 oder
Hebr. 2,9, Stellen, die uns ein wenig schauen lassen von der Erhöhung
des zweiten Menschen Christus Jesus! (vergl. noch u. a. Apgesch.
2,22-36; 33! und
7,55.56!). 3)„Mordokai der Zweite nach dem König Ahasveros“ -
Christus als der Sohn Gott unterworfen (1. Kor. 15,28) und doch als die
zweite Person der Gottheit Gott gleich. 4)„Mordokai groß bei den
Juden“ - Jesus war schon durch Seine Rede groß bei den Juden (Joh.
7,46), und „alles Volk hing Ihm an“, „folgte Ihm nach,“ „hörte Ihn
gern“; und in vielfältiger Weise sehen wir Ihn, der - wenn auch der
Verachtete - groß war bei vielen und einst als König Seines Volkes
herrlich sein wird. 5)„Mordokai wohlgefällig der Menge seiner
Brüder“ (vergl. Matth. 25,40: der Herr Jesus nennt die Juden Seine
Brüder!). - Wir von dem HErrn Seine Brüder genannt! (Hebr. 2,17;
Joh. 20,17.) Ist Er uns wohlgefällig, - Er, der Gott wohlgefällig ist
(Matth. 3,17)?! Luk. 2,52! 6)„Er suchte das Wohl Seines Volkes.“
Ja, wie wunderbar tat Mordokai dies, er, der auch weinen konnte um sein
Volk (4,1; vergl. Luk. 19,41!) - aber wie unendlich köstlicher der Herr
Jesus, indem Er für Sein Volk Israel starb und für uns, die wir zu
Seinem Volk gemacht sind (Joh. 11,52; 1. Petri 2,9.10). [Weitere Stellen
können wir der Fülle wegen hier nicht mehr angeben.] Und mit welchen
geistlichen Segnungen segnet Er uns fortgesetzt (Eph. 1-3!), wie reich
sind wir durch Seine Armut, mit Ihm verherrlicht - usw. usw. (vergl.
noch dazu Kapitel 8,15-17!). 7)„Redet zur Wohlfahrt seines ganzen
Geschlechts,“ „Er sandte Worte des Friedens und der Wahrheit“ (Kap.
9,30!) - und Er, unser Heiland; Er, der Fürst des Friedens; Er, unser
Friede?! Seine Worte sind „Friede Euch“ (Joh. 20,19.26), Er machte
Frieden (Kol. 1,20) und läßt bis heute verkündigen Friede dem Glaubenden
(Röm. 5,1ff.) usw. - Welch ein Vorbild ist Mordokai, er ist nur ein
Schatten, aber von welcher Herrlichkeit! Wie aber ist der Körper
(Christus)! Möchten uns die Züge aus Mordokais Leben köstlich werden im
Blick auf Jesus Christus, unseren herrlichen HErrn! 2. Kor. 3,18!
Ein letztes Wort! Mordokais Entschiedenheit, die zunächst Esther
mitreißt und dann dem ganzen Volk Gottes zu ewigem Segen wird, kann uns,
wie auch
Antwort A
zeigt, viel lehren im Blick auf unsere Stellung zum Wort des HErrn sowie
zu Seinem Volk; ebenfalls auch Esthers Hingabe. Wie manche Gläubige von
heute halten Dinge fest, die, wie sie selber oft sogar zugeben, das Wort
Gottes nicht kennt, und zwar um sich die Türen nicht zu verschließen
oder aus Menschenfurcht oder aus mangelnder Gottesfurcht (vergl. Frage
1!), und darum aus Furcht vor Satans (Hamans) Macht! Traurig! Sind unter
den geliebten Lesern dieses Heftes solche? O, geht bei Mordokai und
Esther in die Schule! Laßt uns alle das tun, in jeder Hinsicht
persönlicher Entschiedenheit! Dann werden wir gesegnete Leute, die Gott
braucht, wie Er will, zu Seiner Ehre! (2. Kor. 6,14-18! Offenb.
3,8.)
Frage 5
Ich bitte um Hilfe für das Verständnis von Joh. 8,56!
Antwort A
Von dem hier vom HErrn genannten Abraham und vielen anderen Männern und
Frauen heißt es in Hebr. 11,13: „Diese alle sind im Glauben gestorben
und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sahen sie von ferne
und bekannten, daß sie Fremdlinge und ohne Bürgerrecht auf der Erde
seien.“ So sah m. E. auch Abraham Seinen Tag von ferne, als von ihm, dem
Gestorbenen (Hebr. 11,12), Isaak, der verheißene Same, aus dem Christus
dem Fleische nach hervorgehen sollte, geboren wurde, und er denselben,
nachdem er ihn Gott geopfert hatte, im Gleichnis aus den Toten
zurückerhielt (Hebr. 11,17-19).
Durch diese wunderbaren Wege Gottes mit ihm wurde Abraham befähigt, mit
erleuchteten Augen des
Durch diese wunderbaren Wege Gottes mit ihm wurde Abraham befähigt, mit
erleuchteten Augen des Glaubens Christi Tag und Sein herrliches
Erlösungswerk greifbar vor sich gerückt zu sehen und mit Frohlocken zu
begrüßen, während jene Juden in Joh. 8, die sich damit brüsteten,
Abrahams Söhne zu sein, in ihrer geistlichen Blindheit sich an Ihm
stießen (Matth. 21,42-45), obwohl sie Ihn und Seine herrlichen Werke mit
leiblichen Augen sahen und Seine geistgewaltigen Reden hörten.
K. Hch.
Antwort B
Eine Erklärung dieser Stelle gibt uns meines Erachtens Hebr. 11. „Der
Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung
von Dingen, die man nicht sieht. Denn in diesem haben die Alten Zeugnis
erlangt“ (V. 1 und 2), nämlich in der Kraft des Glaubens.
Abraham war ein Mann des Glaubens. Gott gab ihm zu wiederholten Malen
die größten Verheißungen für sich und seine Nachkommenschaft (vergl. 1.
Mose Kap. 12, 13 und 17!). Als Fremdling im Lande der Verheißung genoß
Abraham die Erfüllung der Verhei ßung nicht, er wartete auf etwas
Besseres, auf das, was Gott droben für ihn bereitet hatte, „er erwartete
eine Stadt, die Grundlagen hat“ (Hebr. 11,10; vergl. Offenb. 21,10!),
aber er sah die Erfüllung der Verheißung von ferne, „begrüßte sie“ und
freute sich. In den dem Abraham gegebenen Verheißungen lag die ganze
Zukunft Israels verborgen, aber eingeschlossen bis zum Anbruch des
Morgens ohne Wolken: des Tausendjährigen Reiches und seiner Herrschaft
unter dem von Gott auf Zion, Seinem heiligen Berge, eingesetzten Konig
Israels (Ps. 2,6). Er sah in dieser Verheißung den Tag Christi, Sein
Kommen in diese Welt als Retter und König Israels, er sah den herrlichen
Tag, wo viele kommen werden von Osten und Westen, um mit Abraham, Isaak
und Jakob zu Tische zu sitzen im Reiche Gottes (Luk. 13,29).
Ich möchte noch hinweisen auf die vielen Glaubenszeugen in Hebr. 11! Von
Henoch schreibt Judas V. 14: „Siehe, der HErr ist gekommen“ usw.; er
schreibt nicht: „Er wird kommen.“ Henoch war so mit Gott vertraut im
Glauben, daß er dieses Gericht tausende von Jahren voraussah! Diese
Glaubensmänner hatten alle Zeugnis erlangt von Gott durch Glauben, daß
diese Dinge, die sie leiblich nicht sahen, doch für sie Wirklichkeit
seien. Alle diese Zeugnisse sind aber zu unserem Nutzen und Segen
geschrieben. Haben wir, die Glaubenden, nicht auch solche kostbaren
Verheißungen zum Beispiel in Eph. 1,3; 2,6: „Gepriesen sei der Gott und
Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit jeder
geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo. ... und hat
uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in
Christo Jesu.“ Alle geistlichen Segnungen stehen uns zur Verfügung,
unser Platz ist jetzt schon droben. Wie verwirklichen wir in unserem
Glauben diese Dinge? Verweilen wir jetzt schon droben? Dies Verweilen
droben hat gesegnete Folgen für unseren Wandel hienieden. Der Glaube
Abrahams befähigte ihn, als Fremdling, getrennt von der Welt, hienieden
zu gehen, und da unser Bürgertum in den Himmeln ist (Phil. 3,17-21), so
werden wir in der Welt durch den Glauben als Fremdlinge wandeln und Gott
mit uns haben.
F. B.
Antwort C
Nehmen wir 1. Petri 1,3-9 als Schlüssel für diese Stelle: Die „volle
Gewißheit“, daß Gott das zu tun
Nehmen wir 1. Petri 1,3-9 als Schlüssel für diese Stelle: Die „volle
Gewißheit“, daß Gott das zu tun vermag, was Er verheißen hat, und Tote
lebendig macht (Röm. 4,17.21; Hebr. 11,19; in 1. Petri 1,3 die lebendige
Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi), die Erwartung einer
Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist, das
Suchen eines Vaterlandes (Hebr. 11,10.14; Gal. 4,26; im 1. Petri 1,4 das
Erbteil) haben bei Abraham Freude bewirkt; er frohlockte (Joh. 8,56;
vergl. „ihr frohlocket“ in 1. Petri 1,6), daß er dies alles sehen
sollte. Wie in 1. Petri 1,6.7 wurde der Glaube (Hebr. 11,1) Abrahams
erprobt, bewährt, und er sah in der Probe selbst die Wirklichkeit
dessen, was er glaubte: er empfing Isaak aus den Toten (Hebr. 11,19),
und wenn wir beachten, daß Abraham in Isaak den ihm verheißenen Samen,
Christum, sah, so verstehen wir, warum Jesus sagte, Abraham habe Seinen
Tag gesehen. Abraham hat in den Erfahrungen, den Proben seines Glaubens,
die Verheißung von ferne gesehen und begrüßt (Hebr. 11,13), und jede
derselben füllte sein Herz mit neuer Freude, so daß sein Pilgerlauf
dadurch gekennzeichnet wird: „Er baute Jehova einen Altar“ (1. Mose
12,8; 13,4.18; 22,9; 21,33). Im Opfer Isaaks und in der Einholung
Rebekkas durch Elieser für denselben sah Abraham wie die Propheten
(vergl. Joh. 8,53) die Leiden, die auf Christum kommen sollten und die
Herrlichkeiten danach (z. B. die Bildung der Gemeinde durch den Heiligen
Geist, ihre Entrückung - 1. Mose 24,67 - und die Hochzeit des Lammes).
In Joh. 8, 56 sehe ich die Wirksamkeit des Glaubens in Abraham. Man lese
noch dazu Röm. 4,13-25; Gal. 3,16; Hebr. 11,8-19!
Sind wir nicht gegenüber Abraham schwach im Glauben, zweifelnd an den
Verheißungen? Darum so wenig Freude und große Armut zum Anbeten im
Geiste und in der Wahrheit! Der HErr stärke uns im Glauben!
R. W. D.
Antwort D
Der Herr Jesus sagt „Meinen Tag“; es handelt sich also um den Tag des
HErrn. Von diesem spricht das Wort Gottes viel, und zwar in
verschiedener Beziehung, aber immer als zukünftig. Im Alten Testament
ist er der „Tag Jehovas“ genannt. Ich muß dem Leser überlassen, im Worte
selbst nachzulesen, und nenne zu diesem Zwecke nur eine Anzahl von den
vielen Schriftstellen, die von diesem Gegenstande reden: Jes.
13,6.7.9-13; Jer. 30,7-10; Hes. 30,2-9; Joel 1,15; 2,1-3.11 bis Schluß;
Amos 5,18-20; 9,11-15; Mal. 3,2-4.6; Luk. 17,24.25; Röm. 13,12; 1. Kor.
1,8; 5,5; 2. Kor. 1,14; Phil. 2,16; 1.Thess. 5,2; 2.Thess.2,2.3; 2.
Petri 3,10.12; Jud. 6. Beim Lesen dieser Schriftstellen finden wir, daß
es sich nicht um einen Tag nach unserer Zeitrechnung handelt, sondern
daß durch das Wort „Tag“ ein gewisser Zeitpunkt bezw. Zeitraum
bezeichnet ist und daß dieser den letzten Teil der Zeitrechnung, den
Abschluß Gottes mit dieser Erde bildet. Dabei treten besondere Züge vor
unser Auge: Im Alten Testament ist mit dem „Tage“ besonders der Gedanke
des Gerichtes über alles Böse und - daran anschließend - der Errettung
und Segnung für die Seinen verbunden - alles auf dieser Erde -, und im
Neuen Testament neben dem Gedanken des Gerichtes über die ungläubige
Welt besonders noch der Gedanke der VerAntwortlichkeit
und der Belohnung für die Gläubigen. Wie wir aus dem Worte Gottes
wissen, wird Gott, nachdem „die Vollzahl der Nationen eingegangen sein
wird“ (Röm. 11,25), also die Gemeinde des HErrn vollendet und entrückt
sein wird, mit dieser Erde insgesamt und mit Israel im besonderen in
besonderer Weise handeln: eine große Drangsal, „dergleichen von Anfang
der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird“ (Matth.
24,21), wird über diese Erde kommen; und dann wird der Herr Jesus in
großer Macht und Herrlichkeit
24,21), wird über diese Erde kommen; und dann wird der Herr Jesus in
großer Macht und Herrlichkeit kommen, alle Völker richten (Matth.
25,31-46) und dann das Seinem Volke verheißene Reich des Friedens und
wunderbarer Segnung auf dieser Erde aufrichten (s. Ps. 94-101; Offenb.
19 und 20), von dem in den Propheten und Psalmen so viel geredet ist und
welches nach Offenb. 20,4-6 einen Zeitraum von tausend Jahren umfassen
wird und deshalb das „Tausendjährige Reich“ genannt wird. Nach demselben
ist der endgültige gerichtliche Abschluß mit dieser Erde und das
„Jüngste Gericht“
(s. Offenb. 20, 7-15; vergl. Band III, 1915, Frage 35,
Antwort C!
D. Herausg.). Dieses alles ist eingeschlossen in den „Tag des HErrn“,
wie die oben erwähnten Schriftstellen zeigen. Mithin war dieser „Tag“
auch die Erfüllung der dem Abraham gegebenen Verheißung: „In deinem
Namen sollen gesegnet werden alle Völker der Erde“ (1. Mose 22,18;
26,4), und dieses ist es, was Abraham durch Glauben vorausblickend „sah“
und worüber er frohlockte. -
Für uns persönlich ist sehr vieles mit diesem „Tage“ verbunden, sowohl
sehr Ermahnendes als auch sehr Ermunterndes und Herrliches. Gepriesen
sei der HErr!
Th. K.
Antwort E
Dieser Vers lautet: „Abraham, euer Vater, frohlockte, daß er Meinen Tag
sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.“
Aus diesen Worten geht klar und bestimmt hervor, daß Christus die Person
des Glaubens, der Hoffnung und der Freude der alttestamentlichen
Heiligen war. Wenn man die Schrift sorgfältig liest, so kann dies leicht
festgestellt werden (vergl. 1. Kor. 10,4; Hebr. 11,26; usw.). In diesem
Kapitel wird des Abraham Erwähnung getan, da die Juden von ihm sprachen,
und ihn sogar mit dem HErrn verglichen (siehe Verse 52.53). Wir wissen
ja genügend aus der Schrift, daß der Gott und Vater unseres Herrn Jesu
nie Vergleiche oder besser gesagt: Gleichstellungen mit dem Herrn Jesu
duldete. Matth. 17,1-8 gibt uns über diesen Gegenstand göttliche
Belehrung. Als Petrus drei Hütten bauen wollte, wurde er vom Vater
unseres HErrn schnell zurechtgewiesen, indem eine Stimme aus der Wolke
kam, welche sprach: „Dieser“ - neben Ihm kann in dieser Beziehung kein
anderer stehen - „ist Mein vielgeliebter Sohn, an welchem Ich
Wohlgefallen gefunden habe; Ihn höret. ... Sie sahen niemanden als Jesum
allein.“ In der Epistel an die Hebräer, wo wir mehr Gegensätze als
Vergleiche finden, wird uns in wunderbarer Weise gezeigt, daß alle und
alles der Herrlichkeit Seiner göttlichen Person Platz machen muß, und
alles nur genannt wird, um zu zeigen, daß Christus es unendlich weit
überstrahlt. Wie die Sterne vor der aufgehenden Sonne gleichsam
erlöschen, so erlischt auch in dieser Epistel ein Stern nach dem anderen
vor der wahrhaftigen und ewigen Sonne, bis Er alles erfüllt mit dem
Lichte Seiner Liebe und dem Glanz und der Pracht Seiner Herrlichkeit und
wir anbetend vor Ihm niederfallen, da wir niemand sehen als Jesum
allein!
Die Juden, welche sich ihrer Abstammung von Abraham rühmten, hatten
nichts gemein mit dem Glauben Abrahams. Er sah durch Glauben den Tag des
HErrn, darum heißt es: Seinen Tag! Es ist der Tag Seiner Herrlichkeit
und Annahme von seiten Israels und der Heiden. Er wird allein erhaben
sein an jenem Tage (vergl. Jes. 2,11.17). Es ist nicht der Tag Seiner
Erniedrigung und Seiner Verwerfung. Wie hätte sich auch Abraham darüber
freuen können? Ja, wir alle wissen und fühlen es, daß weder damals noch
jetzt Sein Tag ist. Jetzt hat der erste Mensch seinen Tag, dann aber der
zweite Mensch
aus dem Himmel, welcher nach dem Herzen Gottes ist, dasselbe völlig und
vollkommen befriedigt hat; aber nicht nur dies, sondern Er hat es uns
geoffenbart. Alle Gläubigen, die im rechten Verhältnis zum HErrn stehen,
sehnen mit Abraham Seinen Tag herbei und lieben Seine Erscheinung (siehe
2. Tim. 4,8). An Seinem Tage werden alle Verheißungen, die dem Abraham
und seinem Samen gemacht wurden, durch Christum buchstäblich erfüllt
werden. Der erste Teil des Verses: „Abraham frohlockte, daß er Meinen
Tag sehen sollte,“ steht, soweit ich es verstehe, mit den ihm gemachten
Verheißungen in Verbindung (vergl. 1. Mose 17,1-22; bes. V. 17 und 19).
Verstehen wir recht: Er sollte ihn sehen; es heißt nicht, daß er ihn
sah. Der zweite Teil des Verses besagt, daß er Seinen Tag sah, d. h. er
glaubte, was ihm verheißen war, und durch Glauben sah er die Erde
erfüllt mit der Herrlichkeit des HErrn und alle ihm und seinem Samen
gemachten Verheißungen verwirklicht und hinausgeführt durch Christus,
den wahrhaftigen Isaak (Matth. 1,1; Gal. 3,16). Dieses gründet sich zum
Teil auf 1. Mose 22,1-19; bes. Vers 17.18. Abraham lernte Gott kennen
als den Gott der Auferstehung (Hebr. 11,17-19), der, nachdem Er den Tod
zunichte gemacht, Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht, diese
Erde zu erfüllen vermochte mit dieser Seiner Herrlichkeit zum Segen
aller Nationen. Abraham ehrte den HErrn durch Glauben und sah in Ihm den
„Ich bin“. Dies glaubten die Juden nicht, dadurch gaben sie sich
Zeugnis, daß sie nichts gemein hatten mit dem gläubigen Abraham. Was
haben wir mit ihm gemein? Er wurde Fremdling und war ohne Bürgerschaft
in dieser Welt (Hebr. 11,13). Seine Augen sahen eine zukünftige Welt,
sein Herz lebte darin, und sein Leben zeugte davon. Möge uns Christus,
die Sonne der anderen Welt, ganz erfüllen, so daß auch wir bezeugen, daß
unser Teil mit Ihm ist und nicht in dieser Welt!
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
In vorstehenden
Antworten
ist - obwohl sie nicht alle gleichen Sinnes sind - sehr viel Köstliches
gesagt worden, und sie verdienen, gründlich geprüft zu werden. Wir
weisen bez. der Hauptauffassung, daß dem Abraham durch bestimmte
Vorgänge in seinem Leben die Verheißung des Sehens von „Meinem Tage“,
wie der Herr Jesus sagt, gegeben wurde, noch darauf hin, daß auch in der
Begegnung des Abraham mit Melchisedek (1. Mose 14,18-20) ein solcher
vorbildlicher Vorgang gesehen werden kann, in dem Abraham - im Glauben -
jenen verheißenen Tag sah, d. h. den Tag der Herrlichkeit. Daß dieser
Tag nicht eintreten kann ohne das Kommen des Herrn Jesu ins Fleisch, ist
selbstverständlich, weswegen wir zwischen den Anschauungen von
Antwort A
oder (etwa) von E keinen grundsätzlichen Gegensatz sehen möchten. Warum
soll Abraham sich nicht haben freuen können über das Kommen Jesu ins
Fleisch, wenn hiermit doch die Rettung der Glaubenden (also der wahren
„Söhne Abrahams“) verbunden war? Es ist gesagt, er hätte sich nicht
freuen können, weil jenes Kommen Jesu ins Fleisch den Tag Seiner
Erniedrigung zur Folge hatte, ja. den Tag Seiner Verwerfung in sich
schloß. Gewiß kann kein „Freund Gottes“ frohlocken über unseres
geliebten HErrn Verwerfung, und doch - was schloß diese wiederum
in sich?! und mußte nicht die Schrift erfüllt werden, daß der Sohn des
Menschen leiden sollte? und ist diese Erfüllung der Schriften nicht
etwas unsagbar Köstliches, wenn man nur den HErrn allein im Auge hat, d.
h. von den Menschen und ihrer Bosheit absieht? Außerdem aber bekam
Abraham die Hauptverheißung im Anschluß an die oder vielmehr gerade in
der Zurückgabe des von ihm geopferten Isaak, worin doch die Auferweckung
des HErrn vorgebildet ist, und diese im Geiste durch Glauben zu sehen
war gewiß ein vollwertiger Gegenstand (sehnsüchtigen) Frohlockens!
Jedenfalls bitten wir alle Leser herzlich, obige
Antworten
nicht oberflächlich, sondern gerade wegen ihrer bemerkenwerten
Verschiedenheiten gründlich an Hand der Schrift zu prüfen.
Die obige Auffassung, als habe Abraham den Tag des HErrn, ob den Seiner
Erscheinung im Fleische (vergl. übrigens Luk. 17,22!) oder den Seiner
Verherrlichung, im Glauben. vorausgesehen und sich gefreut, hat gewiß
viel für sich, gerade in Verbindung mit Hebr. 11 und Phil. 3,17ff., und
dadurch ist uns dann das Leben des Glaubens überaus köstlich und wichtig
gemacht. Ja, möchten wir die kurze Spanne unseres Lebens nur auskaufen
und das Leben des Glaubens, das mit unserer Aufnahme zu Ihm für immer
beendet ist, also nur noch auf Erden von uns gelebt werden kann, in
Treue und Gehorsam verwirklichen - wie Abraham im Gegensatz zu Lot, wie
auch Moses, „der standhaft aushielt, als sähe er den Unsichtbaren“
(Hebr. 11,27)! -
Aber es scheint uns doch nicht unbedingt festzustehen, daß die Stelle so
auszulegen sei, und zwar des Zusammenhangs wegen. Der HErr will den
Juden doch nichts sagen über den Glauben des Abraham, sondern über Seine
eigene die ihres Stammvaters weit überragende Größe, ja, die Ewigkeit
Seiner eigenen Person. Daher scheint uns der Sinn am einfachsten so zu
sein: dem Abraham wurde, wodurch auch immer, bei seinen Lebzeiten die
Verheißung gegeben, den Tag Jesu zu sehen. Wenn also dies ihm zuteil
wurde, so beweist das wohl, daß er - wie die Juden ihn einschätzten -
eine besonders begnadigte Person wir, aber vor allem, daß der Herr Jesus
ihn unendlich überragte. Doch ist denn diese Verheißung erfüllt? d. h.
hat Gott die mit dieser Verheißung bezeugte Gnadenbevorzugung der von
den Juden geschätztesten Person weiterhin wahrgemacht? Ja! denn Abraham
lebt (vor Gott), wenn er auch leiblich gestorben ist. Die Juden
erkannten die Wahrheit von V. 51 nicht an, aber Abraham tat es,
er glaubte Gott, er bewahrte Sein Wort im Glauben und lebte darum, wenn
auch noch nicht auferstanden (1. Kor. 15,23; vergl. Band III, 1915,
Frage 11!), so doch im Paradiese, und von dort aus hat er, vielleicht
kraft besonderer Gnade, das Kommen des HErrn Jesu ins Fleisch (womit die
Vorbedingung für den späteren Tag der Herrlichkeit erfüllt war) gesehen
und sich gefreut [ebenso wie sich Simeon freute, der das Kommen Jesus
ins Fleisch allerdings leiblich erlebte und die hiermit in Verbindung
stehenden Dinge prophetisch schaute und sich überströmend freute (Luk.
2,25ff.)]. - Kurz zusammengefaßt: Nach dieser Deutung fallen die
Aussagen des Vorder- und Nachsatzes in ganz verschiedene Zeiten, die des
Vordersatzes in die Zeit des Erdenwandels Abrahams, die des Nachsatzes
in die Zeit, da der Tag des Herrn Jesu auf dieser Erde begann. Und
sowohl durch die dem Abraham gegebene Verheißung wie auch durch die
Erfüllung derselben wurde den Juden, die nur den damals gegenwärtigen
von ihnen mißachteten Tag Jesu (einer Person, die sie nicht anerkannten
als ewig, als Sohn) kannten und sahen, bewiesen- wenn sie nur
glauben wollten! - daß Er der Größere war, ja, daß von Ihm wahr
ist: „Ehe denn Abraham ward, bin Ich“ (V. 58).
Wir legen neben obigen auch diese Deutung, die nicht etwa den Anspruch
erhebt, unfehlbar richtig zu sein, zur Prüfung vor. Wir glauben, daß die
einzigartige Stelle Joh. 8,56, die gar keine vergleichbaren Stellen in
der Schrift hat, weswegen wir in der Erklärung auch überaus vorsichtig
sein müssen, verschiedene Deutungen, die einander nicht zu
beeinträchtigen brauchen, in sich schließen kann. Übrigens wollen auch
wir selbst uns gern belehren lassen und aus den übrigen
Antworten
lernen! - Der HErr gebe uns allen tiefes Verständnis Seinem kostbaren
Wortes, zu Seiner Ehre!
Frage 6
Was ist unter dem „dritten Himmel“ 2.
Kor. 12,2 zu verstehen?
Antwort A
Der Heilige Geist gibt uns zuweilen Andeutungen, welche uns zeigen, daß
es persönliche Erlebnisse gibt, die ein Geheimnis bleiben zwischen dem
HErrn und dem, den Er begnadigt und gewürdigt hat, solches zu erfahren.
Um ein solches Vorrecht handelt es sich hier. Der eigentliche Ruhm des
Paulus war seine Schwachheit, und wenn er hier von den Offenbarungen,
die ihm zuteil wurden, redet, so geschieht dies nur, um zu zeugen von
der göttlichen Gnade, die ihm geschenkt geworden war. Er greift auf ein
14 Jahre zurückliegendes Erlebnis zurück. Ob er es in seinem sterblichen
Leibe erlebt, oder ob er denselben in diesem Augenblick verlassen hatte,
das wußte er nicht. Auf jeden Fall hatte sein Leib keinen Anteil an
diesem Erlebnis. Er war entrückt „bis in den dritten Himmel“, „bis in
das Paradies“. Es war ein Blick in eine Herrlichkeit, die anderen
verschlossen war. Er durfte die Herrlichkeit Gottes, das Reich des
Lichtes, die himmlische Heimat sehen und Worte hören, die für irdische
Ohren nicht bestimmt waren. Es war etwas von dem Ort und Platz, den der
Apostel uns Eph. 1,3 und 2,6 schildert, von dem Platz, den wir durch und
mit Christus in den himmlischen Örtern besitzen. Jedenfalls ist es, wenn
wir so sagen dürfen, die unmittelbare Wohnung Gottes. Wie im Alten Bunde
Jehova nur im Allerheiligsten wohnte, so wurde auch Paulus jetzt dorthin
entrückt, wo der Wohnort Gottes war. Er durfte im voraus schauen, was er
geglaubt hatte. „Vergessend was dahinten und mich ausstreckend nach dem,
was vorne ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der
Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil. 3,14). Dieses Ziel
ließ Gott Seinen Knecht schauen.
Ph. W.
Antwort B
Gott hat es nicht für gut befunden, uns durch Seinen Knecht mitzuteilen,
was unter dem „dritten Himmel“ zu verstehen, oder wie dieser, den Paulus
nach V. 4 auch mit „Paradies“ bezeichnet, beschaffen sei. So haben wir
nach meiner Meinung auch kein Recht, darüber nachzugr übeln. Es war
sicher ein Ort wunderbarer Herrlichkeit. - Wir wollen das Wort in dem
Zusammenhang ansehen, in welchem der Heilige Geist es uns hat
überliefern lassen: Im 10. Kap. sieht Paulus die Korinther in Gefahr,
auf das zu schauen, was vor Augen ist; er ist darum bemüht, ihre Blicke
wegzuleiten von dem Sichtbaren und zeigt ihnen, wie töricht es sei, auf
das Fleisch zu sehen. Im 11. Kap. geht die Sorge des Apostels noch
tiefer; er muß fürchten, daß sie im Begriff stehen, sich abzuwenden von
der Einfalt gegen den Christus. Er zeigt ihnen, wohin man dann kommt:
man rühmt Menschen, die nur Werkzeuge und Diener Gottes sind. Wenn
jemand sich rühmen konnte - wievielmehr nicht Paulus (und das in
Wahrheit, Kap. 12,6)?! An dieses 11. Kap. schließt sich das wunderbare
Erlebnis des Paulus, wodurch aller Herzen von der Erde hinweg und
hinaufgerichtet werden bis in den dritten Himmel; wie wunderbar ist das!
Da hört jedes Sich-Rühmen auf. Im Blick auf diese Offenbarung sagt
Paulus: „über mich selber werde ich mich nicht rühmen, es sei denn
meiner Schwachheiten“ (V. 5).
Dürfen wir uns nicht freuen und erquicken an diesem wunderbaren Erlebnis
des Paulus, wenn wir wissen, daß auch für uns der Augenblick kommt, wo
wir „unaussprechliche Worte“ hören werden?
wenn wir sehen und hören werden das, was zu sehen und zu hören Paulus
vor der Zeit der Leibeserlösung begnadigt war! Möchte die Stunde bald
kommen! Bis dahin wollen wir uns bewahren lassen, uns nicht der Menschen
zu rühmen, sondern allein des HErrn.
Haben wir nicht, geliebte Geschwister, wenn auch nur wie in einem
Schattenbild gegenüber dem, was Paulus sah, auch schon Stunden oder
Augenblicke erlebt, wenn wir allein im Kämmerlein zu den Füßen des HErrn
lagen, gleichsam allem Irdischen entrückt, wo die Herrlichkeit des HErrn
uns umhüllte und Er zu unserer Seele sprach - Zeiten, über die wir im
Rückblick nicht fähig sind, Worte zu finden, und über die wir am
liebsten schweigen -, aber in denen wir einen Vorschmack empfingen von
der Herrlichkeit droben?! Jedoch eine ernste Ermahnung ist es für uns:
nie kann Er Sich den Seinen so nahen und sie Seine Herrlichkeit
schmecken lassen, wenn nicht ihr Wandel im Himmel ist. Paulus konnte von
sich sagen: „Seid meine Nachahmer usw.!“ - So laßt uns denn seine
Nachahmer sein, nicht sehen aufs Fleisch, sondern auf die Fußstapfen,
die der HErr uns hinterlassen hat, dann werden wir auch in der Wüste
Oasen finden, in denen wir einen Vorschmack von der Herrlichkeit
genießen!
A. H.
Antwort C
Die Schrift spricht von verschiedenen Himmeln: 1) Dem Wolkenhimmel, mit
dem sie Vögel und Regen verbindet (1. Mose 7,23; 5. Mose 11,11). 2) Dem
Sternenhimmel - dem Himmel - der Ausdehnung - dem Firmament, an dem die
Sonne, Mond und Sterne gesehen werden (1. Mose 1,14-17). 3) Dem Himmel,
in dem der Thron Gottes gefunden wird (z. B. Ps. 2,4; 11,4; Matth. 5,34;
Mark. 16,19; Apgesch. 7,55; 1. Kor. 15,47).
Ferner werden noch der Engelhimmel und „die Himmel der Himmel“ genannt
(z. B. Matth. 24,36; Gal. 1,8; 1. Kön. 8,27; 5. Mose 10,14).
Es ist schwer, etwas Bestimmtes über den „dritten“ Himmel zu sagen. Nur
in der Hütte könnten wir vielleicht einen Anhalt finden. Denn Gott hatte
zu Mose beim Bau der Hütte gesagt: „Siehe, daß du alles nach dem Muster
machest, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist“ (Hebr. 8,5). Die
Hütte - alles, was zu derselben gehörte - waren „Abbilder der
Dinge in den Himmeln“ (Hebr. 9,23). Hier ist der Beweis, daß uns in der
Hütte, dem Abbilde der himmlischen Dinge, wichtige tiefe Belehrungen
gegeben sind zum Verständnis der himmlischen Dinge selbst. Es ist
schmerzlich zu sehen, wenn Kinder Gottes das Eingehen und Betrachten der
Hütte mit Worten oder dem Lächeln der Überlegenheit als „Spezialität“
abtun. Solche zeigen nur, daß sie den Inhalt solcher Stellen und den
Wert des Anschauungsunterrichtes in den Abbildern der Wirklichkeit noch
nicht erfaßt haben.
Der dritte Himmel schließt eine Reihen- oder Stufenfolge in sich,
die wir vielleicht mit dem Vorhofe, dem Heiligen und dem Allerheiligsten
verbinden und in diesem Sinne als von der Wohnung Gottes reden dürfen.
Paulus wurde dorthin entrückt - in das Paradies. Ob „Paradies“ den
Charakter des dritten Himmels uns zeigt, oder ob es ein besonderer Teil
des Himmels ist (wenn ein solches Wort hierfür überhaupt statthaft ist),
dürfte wohl, wie so manches, hier unten eine offene Frage bleiben.
Es genügt: ein Mensch in Christo (Paulus) war dort. Ob im Leibe oder
außer dem Leibe, weiß er nicht. Er hat es erwogen - er wagt nicht zu
sagen „im Leibe“ auch nicht „außer dem Leibe“ - er muß zum
zweiten Male sagen: „ich weiß nicht“. Er weiß nicht, wie es zuging, aber
er weiß, und das war gewiß - er war dort. Wann? Manche haben an Lystra
gedacht, Apgesch. 14,19.20 - aber er sagt nur: vor 14 Jahren.
Es will mir scheinen, wenn wir solche Gnade erfahren hätten, wir selbst
oder andere hätten viel Wesens und Rühmens davon gemacht - aber Paulus
machte nichts daraus. Nichts hatte er den Korinthern davon gesagt. So
geht ein Mensch in Christo mit hohen Offenbarungen um. Sie durften nicht
zum Ruhme des Menschen dienen. Er will sich seiner Schwachheiten rühmen,
auf daß die Kraft Christi über ihm wohne. Jetzt nach 14 Jahren schreibt
er davon, und wie schreibt er davon! In einer Weise, die uns die
Kraft Christi, die über ihm wohnte, bewundern und anbeten läßt. In einer
Weise, daß sein ganzes Nichts dabei zum Ausdruck kommt. Hohe
Offenbarungen kann Gott nur solchen geben, die sich durch Seine Gnade
bewahren lassen, dem Fleische keinen Vorschub zu leisten. - Denken wir
an Philippus, den der Geist des HErrn leibhaftig entrückte. Was würden
wir aus einem solchen Bruder machen, der vom Geist des HErrn gen Asdod -
oder gar ins Paradies - entrückt wäre! Wie schwach, wie wenig geistlich
sind wir doch! Wir lesen später noch von Philippus, aber nichts wird
davon erwähnt. Zwar wird seinem Namen etwas hinzugefügt, aber nicht -
„der nach Asdod Entrückte“ -, sondern das herrliche Beiwort „der
Evangelist“ (Apgesch. 8,39.40; 21,8).
Was Paulus dort gesehen und gehört, dafür hatte er keine Ausdrücke. Das
konnte nicht ausgesprochen werden. Es fehlte die Möglichkeit, den
wirklichen Begriff davon wiederzugeben. Himmlische Worte konnten nicht
in irdische Worte aufgenommen werden. Unaussprechliche Herrlichkeit, die
das Maß des menschlichen Auffassungsvermögens hier unten übersteigt.
Dorthin ging der Schächer mit Jesus. Dorthin gehen wir mit Jesus. Dort
wurde er empfangen. Dort wird der HErr dich und mich empfangen.
Halleluja! Bis dahin bleibt das Wort: „Meine Gnade genügt dir, denn
meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor. 12,9). Halleluja!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Ja, wahrlich, jenes ist ein „Halleluja“ wert, und wie oft mögen wir den
HErrn schon gepriesen haben wegen jener Herrlichkeit, die uns aufbewahrt
ist in den Himmeln! - aber sind wir auch zufrieden mit „Schwachheit“ als
dem Schauplatz, wo die Gnade ihre herrlichsten Siege feiert? -haben wir
da auch ein Halleluja im Herzen und auf den Lippen? Kennen wir etwas von
diesem Rühmen des Paulus - Rühmen der Schwachheit? Rühmen der
Verfolgungen und Leiden (Kap. 11)? Ach, möchten wir Gnade haben, V. 10
(12. Kap.) in uns zu verwirklichen!
Die vorliegende Frage klingt so trocken, so lehrhaft! Aber die
Antworten
sind nicht so, sie wollen unsere Herzen berühren, uns lösen von dem, was
unten ist und hinausweisen in die Gemeinschaft mit dem Heiligen, ohne
dessen Gnade wir Nichtse sind, aber durch dessen Gnade nicht nur ein
Mensch in Christo befähigt worden ist, im dritten Himmel, im Paradies zu
weilen, sondern durch die alle Menschen in Christo „Freimütigkeit
bekommen haben zum Eintritt in das Heilige durch Sein Blut“ (Hebr.
10,19). Welche Gnade! Nicht das ist nötig für uns, Erfahrungen zu machen
wie Paulus (zu dessen Kleinhaltung ihm dann, wie er selbst sagt, der
Pfahl ins Fleisch gegeben wurde), aber ein unsagbarer Verlust ist es für
uns, wenn unsere Herzen nicht jetzt schon dort zu Haus sind, wo wir
einst in verherrlichtem Leibe („überkleidet“) ewig weilen werden: „da,
wo der Christus ist“ (Kol. 3,1
u. a.).
Darum „suchet, was droben ist! Sinnet auf das, was droben ist!“
(Kol. 3,1.2.)
Geleitsworte an den Leser:
„Jesus Christus ... Dieser ist der Stein ..., der zum Eckstein
geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein
anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist,
in welchem wir errettet werden müssen. - Diesem geben alle Propheten
Zeugnis, daß jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt
durch Seinen Namen. - Und von allem, wovon ihr im Gesetz Moses' nicht
gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem jeder Glaubende
gerechtfertigt.“ Apgesch. 4,10-12; 10,43; 13,39.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 7
Bleibt für den Menschen die Willensfreiheit bezüglich der Annahme des
Heils unter allen Umständen bis zu seinem Tode bestehen (Jes.55,1; Off.
22,17c; Joh. 7,37 u. a.) oder geben Stellen wie Röm. 9,15.16.18; Hebr.
12,16.17; auch Jes. 55,6 u. a. berechtigten Anlaß zu der Meinung, der
Mensch könne sich nicht allezeit frei entschließen? Hat er auf Grund der
Schrift überhaupt einen unbeschränkt freien Willen?
Antwort A
Gott ist in Seinem Willen unbeschränkt. Der Mensch ist in seinem Willen
beschränkt, auch in bezug auf die Annahme des Heils. Vor dem Sündenfall
hatte der Mensch ein größeres Gebiet seines freien Willens; dies hat er
zum Teil verloren (vergl. 1. Mose 1,26). Er kann über die Naturkräfte
und Elemente nicht unbeschränkt herrschen, nicht einmal über sich selbst
(Verhältnisse, Unfälle, Tod), am allerwenigsten über göttliche und
geistliche Dinge (Pred. 8,8).
Auch in bezug auf die Annahme des Heils ist er nicht unbeschränkt frei.
Gott hat uns das Jetzt, das Heute gegeben (2. Kor. 6,2; Hebr. 4,7); die
kommende Zeit steht uns nur nach Gottes Ermessen zu (Apgesch. 17,26.27).
Kein Mensch kann sich im Stande des Unbewußtseins bekehren (Röm.
10,14-17), es fängt für ihn erst da an, wo er mit dem Heil in Christo
bekannt wird (Luk. 12, 47.48; Röm. 2,12ff.). Da kann er sich dann für
Annahme oder Abweisung entscheiden (Röm. 9,22; 1. Tim. 1,16). Zudem gibt
es Verhältnisse, wie bei der Verstockung, wo Gott Sein Gnadenangebot
zurückzieht, nachdem es mutwillig mit Füßen getreten worden ist. Dahin
gehören die Stellen 2. Mose 9,12-15; Röm. 9,15-18; Jes. 55,6. - Hebr.
12,16.17 bezieht sich nicht auf das Heil in Christo, sondern auf die
Sinnesänderung Isaaks zur Erlangung von Esaus selbstsüchtigem Begehren
(vergl. Röm. 9,22ff.).
Es gibt gewisse Verhältnisse, in denen ein einzelner nicht für sich
allein handeln kann, z. B.
Es gibt gewisse Verhältnisse, in denen ein einzelner nicht für sich
allein handeln kann, z. B. Bündnisse, Fortpflanzung, Fähigkeit u. a.,
dies gilt auch vom Neuen Bund und vom neuen Leben. Darum wird der Mensch
zum Glauben aufgefordert, und andererseits heißt es: „Es kann ein Mensch
nichts nehmen, es werde ihm denn von oben gegeben.“ Gott verlangt
Bekehrung, und doch steht auch geschrieben: Bekehre Du mich, so werde
ich bekehrt Jer. 31,18). Die Wiedergeburt wird vom Menschen verlangt
(Joh. 3,3.5); sie wird aber Gott und Seinem Wort zugeschrieben (Joh.
1,13; 1. Joh. 5,1.5; Jak. 1,18; 1. Petri 1,23). Dies weist auf
gegenseitige Übereinstimmung mit Gott hin. Jeder Mensch kann sich in
bezug auf sein ewiges Heil in Übereinstimmung mit Gottes Willen setzen,
oder auch widerstreben (vergl. Luk. 13,34). Gott könnte auch den
Menschen gewaltsam unter Seinen Willen beugen, aber Er tut es nicht,
weil Er ihm die Freiheit der Entscheidung hierüber gegeben hat. Eine
gewisse Freiheit hat also der Mensch, aber nicht eine unbeschränkte. Der
geoffenbarte Wille Gottes in Gottes Wort zeigt uns die Grenzen der
menschlichen Freiheit (vergl. Jak. 4,13-16; Luk. 12,20; Pred. 3,1.11;
8,6).
F. Th. H.
Antwort B
„Gott will, daß alle Menschen errettet werden“ (1. Tim. 2,3.4). Wenn
viele Menschen nun verloren gehen, so gilt von ihnen Ev. Joh. 5,40: „Ihr
wollt nicht zu Mir kommen.“ Die Stellen aus Röm. 9 muß man im
Zusammenhange lesen. Die Kapitel 9,10 und 11 gehören zusammen. Sie
behandeln die Stellung Israels zum Evangelium. Wenn Gott zuerst Israel
erwählte als Träger Seiner Verheißungen, so war es Gnade von Gott, nicht
Israels Verdienst (Röm. 9,6-9). Wenn Gott in der Gegenwart (der Zeit
seit dem Apostel Paulus bis heute) auch an der Segensverheißung, die
Gott dem Abraham gegeben hatte (vergl. Gal. 3!), die anderen
nichtjüdischen Nationen teilnehmen läßt, so ist das ebenfalls Gnade.
Beachten wir, daß es Vers 9 in Röm. 9 heißt: „Denn dieses Wort ist ein
Verheißungs wort: ... Sarah wird einen Sohn haben.“ Diese
Verheißung des Sohnes, durch den alle Nationen gesegnet werden sollten,
hatten weder Abraham noch Sarah, noch Israel verdient, sondern Gott
hatte sie in Seiner Gnade gegeben. Wenn Gott also diese Verheißung
gegeben hatte, so lag es weder an der Kraftanstrengung des Menschen (dem
Laufenden), noch an dem Willen des Menschen (dem Wollenden), sondern an
Gottes Gnade (dem begnadigenden Gott) (Röm. 9,16). Abraham hatte nur
einen Sohn, Isaak, den Träger der Segensverheißung. Isaak aber hatte
zwei Söhne. Welcher von beiden sollte nun Träger der Verheißung sein?
Damit derselbe sich nicht auf sein Verdienst, seine Werke berufen
konnte, daß sie ihm diese bevorzugte Stellung gegeben hätten, wurde vor
der Geburt beider Söhne der Segensträger (also Jakob) bestimmt (Röm.
9,10-12). Esau suchte den Segen vergeblich. Für Buße fand er keinen
Raum! Es handelt sich in diesen Stellen also nicht um die persönliche
Errettung - sondern um Gottes Verheißung und Segen. Röm. 9,17 (bezüglich
Pharaos) bezieht sich auf 2. Mose 9,16. Aus 2. Mose 9,15 geht hervor,
daß Pharao mit seinem Volke das Gericht schon verdient hatte; Gott ließ
ihn aber bestehen, Er erhielt Pharao noch, um an ihm Seine Macht zu
erzeigen. Gottes Name sollte dadurch auf der ganzen Erde verkündigt
werden, zum Nutzen aller Völker. Denn Gott hat alle Menschen in den
Unglauben (den sie selbst erwählt hatten) eingeschlossen, nicht
damit Juden und Heiden verloren gingen, sondern „auf daß Er alle
begnadige“ (Röm. 11,32). Juden und Heiden sollten also einsehen, daß nur
Gottes Gnade sie erretten könne (vergl. Röm. 11,30.31). Die Menschen
waren eingeschlossen (nicht: sind noch eingeschlossen) mit dem
Endzwecke: auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte (Gal.
3,22-25). Gott hat jetzt
die Tür des Glaubens aufgetan (Apgesch. 14,27). Das Werk der Errettung
ist allerdings Gottes Werk (Eph. 2,8); der Mensch hat die Errettung
nicht bewirkt („nicht aus Werken“), auch nicht verdient; aber der Mensch
muß an diese Errettung glauben („mittelst des Glaubens“). So ist die
persönliche Errettung des Menschen durch das Kreuz von seiten der Gnade
Gottes („durch die Gnade seid ihr errettet“); von seiten des Menschen
aber muß an dieses vom Worte Gottes bezeugte Werk geglaubt werden. Das
ist Bekehrung. Und dazu gehört der Willensentschluß des Menschen (Luk.
15,13; Apgesch. 11,23).
W. T.
Antwort C
Gottes Wille ist es, „daß allen Menschen geholfen werde und sie zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen,“ zur Annahme des Heils in Christo (1.
Tim. 2,4; Hes. 13,23-32), weshalb Gott Einladungen und Aufforderungen an
alle Menschen ergehen läßt, wie geschrieben steht Jes. 55,1; Offenb.
22,17;Joh. 7,37 usw.
Gott schuf die Engel wie den Menschen mit einem freien Willen; liegt
nicht hierin schon eine große Würde und Ehre für den Menschen? Gott der
Schöpfer konnte von Seinem Geschöpf, dem Menschen, erwarten, daß
derselbe seinen Willen nur zum Guten, d. h. zum Gehorsam gegen Gott
betätigen werde. Engel fielen, und durch die List des Satans (1. Mose
3,1-5) lernte auch der Mensch die traurige Fähigkeit, seinen Willen zum
Bösen, zum Ungehorsam zu betätigen; seitdem erweist der Mensch seinen
Eigenwillen, der Gott stets entgegengesetzt ist, und Eigenwille ist
Götzendienst (1. Sam. 15,23).
Die Stellen Röm. 9,15-24, ebenso Hebr. 12,16 geben berechtigten Anlaß zu
sagen, daß der Mensch sich nicht allezeit bis zu seinem Tode frei
entschließen kann für die Annahme des Heils in Christo! Esau verkaufte
sein Erstgeburtsrecht um ein Linsengericht, verlor den Segen; er galt
ihm angesichts der Lust zum Linsengericht sehr wenig, hernach suchte er
den Segen mit Tränen, fand aber keinen Raum zur Buße (vergl. Phil.
3,18-20!).
Wie hart und verstockt das Menschenherz ist, geben uns 2. Mose Kapitel
8-10 klar zu verstehen. Wir lesen mehreremal nacheinander: „Pharao aber
verhärtete sich;“ infolgedessen lesen wir weiter: „Und Gott verhärtete
dem Pharao sein Herz,“ Pharao hatte einen Eigenwillen, der sich über
Gott erhöhte (2. Mose 5,2), und dieser Eigenwille und freie Wille
Pharaos endigte in den Fluten des Roten Meeres.
Hieran sehen wir, daß der freie Wille des Menschen nicht unbeschränkt
ist. Die Schrift bezeugt dies auch klar. Ebenso bezeugt sie, daß sich
der Mensch nicht allezeit entschließen kann für die Annahme des Heils in
Christo; der Mensch kann nicht bestimmen: in der und der Zeit kann und
will ich mich bekehren zu Gott und Sein Heil annehmen, während die
Schrift sagt: Hebr. 3,7-13 „deshalb, wie der Heilige Geist spricht:
Heute, wenn ihr Seine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht.“
„Jetzt (in diesem Augenblick) ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag
des Heils;“ und Jes. 55,6-9: „Suchet Jehova, während Er Sich finden
läßt.“ Sicher ist es: der HErr hat schon manchen errettet wie einen
Brand aus dem Feuer (Sach. 3,2). Er kann erretten aufs äußerste und
völlig erretten, d. h. wenn es mit einem Menschen aufs letzte und
äußerste gekommen ist; aber immer nur auf dem von Gott gewiesenen,
bereiteten Wege (Luk. 23,40-43).
Gott hat einen Weg bereitet, auf welchem jeder Mensch ohne Ausnahme
errettet werden kann, es ist die Umkehr und Buße, Unterwerfung unter den
Willen Gottes, der Gehorsam dem Worte der Wahrheit durch den Glauben an
Jesum und Sein vollbrachtes Werk. Nirgends aber findet sich in der
Schrift nur der geringste Anhaltspunkt oder Andeutung, daß es im
Belieben und in dem freien Willen des Menschen steht, ob und wann der
Mensch das angebotene Heil annehmen will oder nicht; und doch sind
unzählige Menschen in diesem Betrug der Sünde und des Satans gefangen.
F. B.
Antwort D
Aus den drei ersten angeführten Stellen wie auch aus Luk. 4,18.19;
5,31.32; Joh. 9,39 u. a. geht deutlich hervor, daß die Gnadenbotschaft
nur an die gerichtet ist, welche dürsten, arm, gefangen, blind,
zerschlagen sind usw., also in dem Sinne dieser bildlichen Ausdrücke an
die, welche von den Freuden dieser Welt, ihren Reichtümern und Ehren
(als löchrigen Zisternen) nicht befriedigt sind, ihr Gefangensein in
Satans Macht, ihre Unwissenheit, ihr Verlorensein erkannt haben und Buße
tun. Solche sind die gute Erde von Matth. 13,8; Luk. 8,8, eine durch die
Arbeit des Ackerbauers (des Heiligen Geistes, Joh. 16,8) bebaute,
aufgelockerte Erde, wo das Untere, Verborgene zum Vorschein gebracht
worden ist. Das Ergebnis dieser Arbeit ist das Verlangen nach Gnade, der
Wille zur Annahme des Heils, der Glaube, welcher in Jesu Christo den
Heiland ergreift. Luk. 18,35-43;Joh. 5,1-9 sind schöne Abbildungen
dieser Wirkungsweise Gottes in der Person Jesu, Seines Sohnes. Dem
Lahmen und dem Blinden, welche sich ihres elenden Zustandes bewußt
waren, sagt der HErr: „willst du geheilt werden?“ „was willst du ...?“,
und veranlaßt sie somit zum Bekenntnis ihrer Bedürfnisse und Ohnmacht,
die Er heilen wollte. Nie ist ein unter der Last seines Elends
seufzender Mensch im Stiche gelassen worden, sondern immer kam zu ihm
der „gewisse Samariter“, welcher gekommen ist, das Verlorene zu retten,
und sagen konnte: „Ich habe das Werk vollendet ... das Ich tun sollte“
(Joh. 17,4).
Grundsätzlich anders handelt Gott mit den Menschen, welche „sich selbst
vertrauen und sich für gerecht halten“ (Luk. 18,9) und meinen, sie
„sähen“ (Joh. 9,39-41). Für sie hat Er eine Gerichtsbotschaft ohne
Rücksicht (Matth. 23,13-35; Luk. 3,7-9; 11,39-54). Er bietet ihnen gar
nichts an, sondern erklärt ihnen, was sie sind und was sie verdienen,
denn Er weiß, daß der Wille zur Annahme des Heils bei ihnen nicht
vorhanden sein kann, ehe sie Seine Aussprüche über sie anerkannt und
Buße getan haben (Luk. 9,57.58; 18,18-23; Mark. 10,17-22).
Es kommt nicht zunächst darauf an, ob der Mensch das Heil will oder
nicht, sondern ob er das gerechte Urteil Gottes über ihn rechtfertigt,
denn das Weitere bewirkt Gott in ihm, wenn er nur diese Stellung
einnimmt.
Dabei ist, glaube ich, mehr als des Menschen Wille sein Hochmut
maßgebend. Der Mensch hat ein Gewissen, die Kenntnis des Bösen und des
Guten; er ist imstande, das Urteil Gottes auf sich anzuwenden. Verhärtet
er sein Herz und verwirft das Wort Gottes, so bringt er über sich das
furchtbare Gericht der weiteren Verstockung, welches ihm die Möglichkeit
der Errettung immer schwerer macht.
Die Hartnäckigkeit des Pharao und seine Verachtung des Wortes Jehovas
sind es (2. Mose 5,2.4.6-9.17.18), welche Gott veranlaßten, sein Herz zu
verstocken; Esau verachtete sein
Erstgeburtsrecht und sagte dazu, Jakob habe es ihm weggenommen, statt:
„ich habe es verachtet und verkauft“ (1. Mose 25,30.34; 27,36), darum
fand er später keinen Raum für die Buße. Es ist höchst gefährlich, die
Mahnungen Gottes zu verwerfen und zu verachten, denn Er „widersteht den
Hoffärtigen“; nicht ungestraft kann man Seine Geduld mißbrauchen und Ihn
zum Lügner machen (1. Joh. 5,10). Uns ist aber nicht gegeben, zu wissen,
wo und wann Er verstockt hat; einem jeden ohne Unterschied haben wir das
Wort des Lebens darzustellen, wissend, daß keine Ungerechtigkeit bei Ihm
ist. „Langmütig ist Er ..., da Er nicht will, daß irgend einer verloren
gehe, sondern alle zur Buße kommen“ (2. Petri 3,9).
Zum letzten Teil der Frage glaube ich aus Röm. 3,11; Eph. 4,17.18; 2.
Kor. 4,4 u. a., daß der Wille des Menschen nicht frei sei, sondern
abhängig von seinem Herzenszustand. Der natürliche Mensch liegt in der
Finsternis und will, was sein Meister, der Teufel, will. Der neue Mensch
in Christo will nur das, was sein HErr und Heiland will zur Ehre Gottes.
Dazu noch ein kurzes Beispiel: Solange ein Sklave im Dienste seines
Herrn gewisse Vorrechte hat, solange es ihm wohl ergeht, denkt er gar
nicht an die Flucht; er will auch nicht frei werden, wenn man es ihm
auch anbietet; aber seufzt er unter der Last eines schweren Dienstes, so
ergreift er die nächste Befreiungsgelegenheit; er will sofort, wenn
jemand ihn fragt: Willst du frei werden? und macht sich dann willig zum
Sklaven dessen, der ihm die Freiheit geschenkt hat (Hebr.2,18; 2. Kor.
8,9).
R. W. D.
Antwort E
Daß der Mensch einen unbeschränkt freien Willen bezüglich der Annahme
des Heils in Christo überhaupt hat, ist nach meiner Überzeugung ganz
gewiß. Ebenso gewiß ist mir andererseits, daß er sich nicht allezeit
frei entschließen kann und die Freiheit des Willens in dieser Beziehung
nicht unter allen Umständen bis zu seinem Tode bestehen bleibt.
Das Wort Gottes redet vielfach zu dem Menschen und von dem Menschen als
jemandem, der sich frei entschließen kann, z. B. in Spr. 1,10.15 lesen
wir: „Mein Sohn, wenn Sünder dich locken, so willige nicht ein,“ oder
Kapitel 23,26: „Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz, und laß deine Augen
Gefallen haben an Meinen Wegen.“ Wenden sich diese Worte nicht an die
freie Entschließung des Menschen? Oder Jes. 30,15: „Durch Umkehr und
durch Ruhe würdet ihr gerettet werden; in Stillsein und in Vertrauen
würde eure Stärke sein. Aber ihr habt nicht gewollt; und ihr sprachet:
Nein ...“ Ganz ebenso in Matth. 23,37 und Joh. 5,40!
Gott ist ein gerechter Gott. Er macht den Menschen verAntwortlich
für sein ewiges Los (Mark. 16,16; Joh. 3,17.18.36), wie aber könnte Er
das, wenn Er nicht ihm auch Gelegenheit gäbe zur völlig freien
Entschließung? Dies tut Er denn auch, wenn auch nicht das ganze Leben
des Menschen hindurch. Wie lange oder wie oft, mag sehr verschieden sein
bei den verschiedenen Menschen. In Hiob 33,14-30 finden wir etwas
darüber: „Doch in einer Weise redet Gott und in zweien, ohne daß man es
beachtet. Im Traume, im Nachtgesicht ... dann öffnet Er das Ohr der
Menschen ...; daß Er seine Seele von der Grube zurückhalte und sein
Leben vom Rennen ins Geschoß“ (V. 14-18). Das ist die eine Weise. „Auch
wird er gezüchtigt mit Schmerzen auf seinem Lager“ usw. „und seine Seele
nähert sich der Grube, und sein Leben den Würgern“ (V. 19-22). Das ist
die andere Weise. Dann heißt es weiter: „Siehe, das alles tut Gott
zwei-, dreimal mit dem Manne, um seine Seele abzuwenden von der Grube,
daß sie erleuchtet werde von dem Lichte der Lebendigen“ (V. 29.30). Gott
gibt dem Menschen besondere Gelegenheiten, und nur Er weiß, wie Er mit
einem jeden einzelnen Menschen handeln muß; sicher ist, daß Gott jedem
Menschen ohne eine einzige Ausnahme - soweit er verAntwortlich
ist - einmal Gelegenheit gibt, sich völlig frei zu entscheiden; Er ist
der „Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und
zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2,3.4), und Er ladet einen
jeden ein, der nur irgend mag: „Und wen da dürstet, der komme; und wer
da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Offenb. 22,17c). Wie
einerseits jeder Erlöste nur Seine Gnade preisen kann (Eph. 1,6.7;
2,8!), wird andererseits jeder, der verloren geht, einst erkennen und
anerkennen müssen, dass er allein die Schuld trägt, weil er nicht
gewollt hat (siehe auch Röm. 1,18-21; 2,4.5).
Wenn die Möglichkeit der freien Entschließung erst durch das Eingreifen
Gottes - als ein Werk Seiner Gnade - in dem Leben eines Menschen
geschaffen wird und diese Möglichkeit dem Menschen „zwei-, dreimal“
gegeben wird, wie es in der erwähnten Hiobstelle heißt (wiewohl Gott in
Seiner Gnade nicht auf diese Grenze beschränkt bleibt), so ist es klar,
daß im übrigen der Mensch nicht einen unbeschränkt freien Willen
bezüglich der Annahme des Heils hat. Das zeigt uns Gottes Wort aufs
deutlichste. Der große Widersacher Gottes, der „ein Menschenmörder von
Anfang“ ist (Joh. 8,44), hat den Menschen unter seinen verderblichen
Einfluß gebracht und bietet alles auf, ihn dort zu behalten und so zu
verhindern, daß er das Heil in Christo annehme. Darauf sind im letzten
Grunde alle die vielen, vielen Hindernisse zurückzuführen, die den
Menschen von der Annahme des Heils abhalten. Darum heißt es in 2. Kor.
4,3.4: „Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen
verdeckt, die verloren gehen, in welchen der Gott dieser Welt den Sinn
der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der
Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus ...“ Diesen
schrecklichen Einfluß sehen wir am ausgeprägtesten bei Judas Iskariot in
Joh. 13, Vers 2 und 27: „der Teufel hatte es ihm ins Herz gegeben, den
Herrn Jesus zu überliefern, und nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan
in ihn“. Da gab es keine freie Entschließung mehr, er mußte tun, was der
Satan wollte!
Gott sagt dem Menschen die Wahrheit, der Satan die Lüge. Es kommt also
darauf an, was der Mensch von beidem annimmt, was er vorzieht, liebt. In
bezug auf die Menschen, die verloren gehen, heißt es in Joh. 3,19: „...
und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht ...,“
und 2. Thess. 2,10-12:
„... denen, die verloren gehen, darum, daß sie die Liebe zur Wahrheit
nicht annahmen, damit sie errettet würden. ... die der Wahrheit nicht
geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.“
Ja, „Er bewahrt klugen Rat auf für die Aufrichtigen“ (Spr. 2,7). Ein
Mensch, der dann, wenn er vor die Entscheidung gestellt ist, zögert und
aufschiebt, ist nicht aufrichtig, liebt die Wahrheit nicht. Wenn er dies
wieder und wieder tut, wird sein Herz schließlich unempfindlich gegen
die Wahrheit, taub gegen die Stimme Gottes, und er wird vielleicht
später einmal „den Segen“ vergeblich suchen - sei es auch unter den
bittersten Tränen -, weil sein Herz unfähig geworden sein wird, „Raum
für die Buße“ zu finden! (siehe Hebr. 12,17). Darum: „Heute, wenn ihr
Seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht“ (Hebr. 3,7), denn: „Ein
Mann, der oft zurechtgewiesen, den Nacken verhärtet, wird plötzlich
zerschmettert werden ohne Heilung“ (Spr. 29,1).
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir weisen hin auf die in dieser Sache wichtigen Fragen 1 in Band II
(1914), sowie 12 und 37 in Band III (1915)!
Vorstehend haben wir etliche schöne in den Hauptpunkten und
Hauptgrundsätzen übereinstimmende
Antworten
(andersartige gingen nicht ein!) auf obige oft umstrittene Frage.
Sie verdienen gründliche Beachtung!
Der letzte Satz der Frage ist ein als besonders schwierig angesehener
Punkt, und an diesen sind im Laufe der Jahrhunderte von Theologen und
Philosophen ungezählte Worte - verschwendet. Es ist für den
Schriftgläubigen nicht nötig, eine Formel dafür zu finden, ob
unbeschränkter oder nur beschränkter oder gar kein „freier
Wille“. Es ist für uns auch nicht erforderlich, in das Geheimnis
göttlichen Vorherwissens und Vorherbestimmens einzudringen; worüber Gott
uns nichts geoffenbart hat, das brauchen wir nicht zu erraten suchen.
Aber was Er geoffenbart hat, auch über diesen Gegenstand, das nehmen wir
im Glaubensgehorsam an und richten unser Leben danach ein sowie auch
unsere Evangeliums-Verkündigung an die unbekehrte Welt, der das „Komme
zu dem Heiland!“ „Glaube an den Herrn Jesus Christus!“ usw. zuzurufen
wir nicht müde werden wollen, solange es „Tag“, Gnadenzeit ist (Luk.
14,21-23; 2. Kor. 5,18-20).
Abgesehen davon, was oben genugsam betont ist, daß der einzelne Mensch
die ihm gebotene Gnadenzeit beizeiten benutzen soll und daß er diese
nicht für immer hat (vergl. Hebr. 3,1; Luk. 13,6-9; 18,37 u.a.),
abgesehen davon hat Gott dem Menschen freigestellt, sich für Christus
oder gegen Ihn zu entscheiden. Klagend muß der HErr ausrufen: „Ich habe
gewollt - ihr habt nicht gewollt!“ (Matth. 23,37.) Mit dieser
Entscheidung „Für oder Gegen“ entscheidet der Mensch über sein ewiges
Geschick, entweder errettet zu sein oder verloren. Da nun aber der
Mensch sich vor der Entscheidung von Natur nicht etwa auf einem dritten
(indifferenten, d. i. gleichgültigen, bedeutungslosen) Boden befindet,
von dem aus er sich frei entscheidet für oder gegen das Heil, sondern
von Natur nach Gottes Urteil schon verloren ist (Röm. 1-3!), so
hat er in Wahrheit keine andere Wahl, als die für das Evangelium; lehnt
er dieses, d. h. die Rettung in Christo, den Retter Selbst ab, so
bleibt er das, was er sowieso war, nämlich verloren. Aus
dieser Betrachtung folgt, daß er nicht unbeschränkt frei ist in seinem
Willen. Und das bezeugt uns auch die Schrift. Sie sagt uns z. B., daß
der Mensch „unter die Sünde verkauft ist“, „den Willen des Fleisches
tut“, sich „unter der Obrigkeit der Finsternis befindet“ usw. (Eph.
2,1ff. u. a.), und daß erst „der Sohn wahrhaft frei macht“ (Joh. 8,36).
Gott hat alles getan, um jeden zu retten, wie Er so gerne will; „Er hat
die Welt geliebt“ - „Jesus Christus ist die Sühnung für die
Welt“ usw. (Joh. 3,16; Joh. 1,9 u. a.; 1. Joh. 2,2; vergl. Band II
[1914], Frage 10!). Er hat gewissermaßen jeden Menschen für das
Heil bestimmt - der Mensch aber, der das bleiben will, was er sowieso
ist: ein verlorener Sünder - er bestimmt sich selbst für das ewige
Verlorengehen! Jeder Sünder könnte es besser haben, als er es hat! Er
soll und darf nicht einmal etwas in eigener Kraft dazu tun, er braucht
nur zu nehmen, was Gott ihm bietet! Die Fähigkeit zum Nehmen hat er
(durch Gnade, wie alles Gute, Jak. 1,17!), was z. B.
2. Thess. 2,10 zeigt! Er soll sich nur beschenken lassen von Gott, der
mit Seinen gefüllten Händen vor dem Menschen steht und ihm Gnade und
Heil in Christo anbietet. Tut er es nicht dann, wenn Gott
es ihm anbietet, tut er es wieder und wieder nicht, so bestimmt er sich
selbst durch sein Nichtannehmen der Gnade, was gleichbedeutend ist mit
Widerstreben, dazu, daß sein bisheriger verlorener Zustand ein ewiger,
bleibender wird. Das lehrt die Schrift in vielen Stellen und
Geschichten, mag es sich in ihnen nun darum handeln, Christus als
Erretter anzunehmen (z. B. Joh. 1,12), oder zu Ihm zu kommen und sich
von Ihm annehmen zu lassen (z. B. Matth. 11,28), es ist stets dasselbe:
„wenn du willst!“ (Offenb. 22,17 u. a.). Das
sich-nicht-Entscheiden-für bedeutet auf immer „gegen“ (Hebr.
2,3a; Joh. 3,36b u. a.).
Wer aber „wahrhaft frei“ geworden ist durch den Sohn, der ist von neuem
ein Sklave geworden, aber ein freiwilliger und ein glücklicher (Ps.
68,6b), und seine Freiheit besteht in Glaubensgehorsam aus Liebe gegen
Den, der „gehorsam ward bis zum Tode“. Der Wille des Menschen vor seiner
Bekehrung zu Christus gehörte ja restlos der Sünde, der vom Satan
beherrschten Welt und dem „Ich“ (Eph.2,1ff.; Römerbrief u.a.) - jetzt
ist das Höchste für uns, „Seinen Willen zu tun“ (Hebr. 13,21), in den
Werken zu wandeln, die Er für uns zuvor bereitet hat (Eph. 2,10), durch
den Geist zu wandeln, durch den wir leben (Gal. 5,25) usw. (vergl. Band
lll [1915], Frage 1!). Gott ist der Unabhängige - wir die von Ihm
Abhängigen (Röm. 8,23ff.); das ist unsere Freiheit, den nach
vermeintlicher Freiheit dürstenden Menschen unverständlich - unsere
Freiheit in Christo für uns, als durch Gnade Errettete, die wahre
Nachfolge Christi, „der nicht kam Seinen Willen zu tun, sondern dessen,
der Ihn gesandt hatte“ (Joh. 4,34). Diese Gesinnung sei auch in uns!
(Phil. 2,5.)
Ph. W.
Frage 8
Ich bitte um Hilfe für das Verständnis von Luk. 7,47!
Antwort A
Diese herrliche Begebenheit im Hause Simons offenbart uns die ganze
Liebe Jesu. Das Weib, bekannt durch seinen Lebenswandel, hat nichts zu
bringen und kann nichts verdecken, sie ist offenbar, sie kommt im
Bewußtsein ihrer ganzen Schuld in die Gegenwart Jesu und sucht
Vergebung. Die Pharisäer als Gegenbild begegnen der Person des HErrn
ohne Ehrerbietung und sehen in Ihm nicht den Sohn Gottes. Simon selbst
hat den HErrn sicher nicht aus Liebe zu Gast geladen. Es ist der große
Gegensatz zwischen eigener Gerechtigkeit und Schuldbewußtsein, der hier
im Hause Simons angesichts einer glänzenden Tischgesellschaft eine
treffende Darstellung findet. Zu dem Pharisäer kommt der Herr Jesus als
einer, der „in sein Eigentum kommt“ und nicht aufgenommen wird (Joh.
1,11); jenes Weib dagegen bekommt das Recht, das Größte was ein
sterbliches Menschenkind erwerben kann, und das allen zuteil wird, die
an Seinen kostbaren Namen glauben: sie darf ein Gotteskind werden (Joh.
1,12). Wenn ihr dann der Herr Jesus in Vers 47 die Zusicherung der
Vergebung mit den Worten: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie
hat viel geliebt,“ gibt, so drückt Er damit aus, daß ihre viele Liebe
ein Beweis davon ist, daß eine große Schuldenlast sie dahin trieb, wo
sie Vergebung finden konnte. Wir sehen hier deutlich und klar die
Erkenntnis des eigenen verlorenen Zustandes als Grundlage einer wahren
Bekehrung. Also nicht hatte das Weib ein Verdienst, sondern durch ihre
Ihm bewiesene Liebe wurde die Tatsache offenbar, daß der Herr Jesus
jedem, der zu Ihm kommt, völlige Vergebung zuteil werden läßt
(Eph.2,4.5).
Ph. W.
Antwort B
Die Worte dieses Verses sind nur an Simon gerichtet. Der HErr hatte
nicht gefragt, ob jemand, dem die Schuld erlassen, Ihn lieben
würde. Das stand ohne weiteres fest, daß Vergebung auch Liebe bewirkt,
sondern die Frage war nach dem Unterschied - nach dem mehr oder weniger
der Liebe: „Wer von den beiden im Gleichnis wird Ihn am meisten lieben?“
und Simon urteilt recht: „Dem Er das meiste geschenkt hat.“ Damit
bestätigte er, daß auch bei ihm, dem 50 Denar-Schuldner, Liebe nach
Schenkung der Schuld gefunden werden mußte, wenn auch (nach seiner
Schulderkenntnis und Schätzung) in geringerem Grade.
Nun bringt der HErr ihn mit dem Weibe zusammen, daß er an ihrer Liebe
sich prüfe, ob etwas von solcher (aus der Vergebung hervorgegangenen)
Liebe bei ihm vorhanden sei. In dem Gleichnis stellt der HErr ihn und
das Weib auf einen Boden nebeneinander. Beide sind Schuldner, die nicht
bezahlen können. Jetzt aber zeichnet Er Simon nicht mehr als auf einem
Boden mit dem Weibe stehend, sondern als im Gegensatz zu ihr. Sie
stand auf dem Boden der Vergebung und Liebe - er noch auf dem Boden der
Schuld - ohne Vergebung und Liebe. Jetzt führt Er ihm in dem Weibe das
Bild der Liebe, die aus der Vergebung kommt, vor Augen. Eine Liebe, die
nicht etwa bei Simon in kleinerem Maße vorhanden war, sondern die
gänzlich fehlte: Kein Wasser für Seine Füße; keine
Aufmerksamkeit für Ihn; kein Kuß; keine Liebe; kein
Öl; keine Huldigung. Der HErr hatte die Achtlosigkeit, die
Verkennung Seiner Person (in dem Mangel an Huldigung) wohl empfunden.
Ganz entgegengesetzt das Weib: Er war ihr alles - sie hatte nur
Augen für Ihn. Sie brachte Ihm den Kuß der Liebe und sie huldigte
Ihm und salbte Ihn. - Für Simon war Er der interessante Mann, der
Prophet, der Wundertäter. Für das Weib war Er der Heiland. Jener bot Ihm
seine wohlgedeckte Tafel - sie bot sich Ihm selbst! Jener brachte Ihm
Höflichkeit und eine gewisse Anerkennung - sie brachte Ihm ihre Liebe,
ihr Herz! Er muß Simons Bild hier nicht als mit „wenig“ Liebe, sondern
als ohne Liebe zeichnen; als das Bild des Schuldners, der noch keine
Vergebung hatte, und bei dem deshalb auch keine Liebe gefunden wird.
Nachdem der HErr ihm so gezeigt hatte, daß er nicht im Vergleich (viel
oder wenig Liebe), sondern im Gegensatz stehe zu dem Schuldner, der die
Vergebung hatte, führt Er ihn nun vor sein eigenes Erteil (V. 42.43).
Deswegen sage Ich dir - weswegen? des eben gezeigten Gegensatzes wegen
zwischen ihm und dem Weibe. Deswegen sage Ich dir (wende es auf
dich an): Ihre„vielen“ Sünden sind vergeben (deine
vermeinten „wenigen“ noch nicht), denn sie hat viel
geliebt (aber du noch nicht), wem aber wenig vergeben wird, der liebt
wenig (aber bei dir ist auch das „wenig“ solcher Liebe noch nicht
vorhanden). Wenn auch der HErr bei Simon mit seiner geringen
Schuldeinschätzung und Erkenntnis nicht eine solche Liebe, wie
von seiten des Weibes, erwartete - so mußte doch nach der Vergebung der
wenigen Schuld sich doch auch die „wenige“ Liebe zeigen. Aber diese
fehlte bei Simon ganz, und darin lag die Überführung Simons, daß er noch
keine Vergebung besaß.
In diesem Worte des HErrn liegt eine tiefe und allgemeine Wahrheit. Ist
die Erkenntnis der Schuld und des Verlorenseins klein, so ist auch die
Erkenntnis und Schätzung Seiner Gnade klein, und ebenso auch unsere
Liebe. Mit dem Lichte aber wächst nicht nur die Erkenntnis über uns
selbst und über unsere Schuld - sondern auch zugleich die Erkenntnis
Seiner vergebendem Gnade und Liebe,
und damit unsere Liebe zu Ihm. Es bleibt: Wem viel vergeben, liebt viel,
wem aber wenig vergeben, liebt wenig.
Dreimal wandte sich der HErr an Simons Herz und Gewissen: 1. „Simon, Ich
habe dir etwas zu sagen.“
2. „Siehst du das Weib?“ 3. „Deswegen sage Ich dir.“
1. Das Gleichnis ist ein Bild von dem HErrn, dem Weibe und Simon. Der
HErr sagt damit, daß Er, der vor Simon stehe, sein Gläubiger sei, und
das Weib und Simon Seine Schuldner. Aber Er stand in Gnade vor Simon:
„Gott war in Christo, die Welt mit Sich Selbst versöhnend, ihnen ihre
Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor. 5,19). Nach außen hin mochten
bei den Schuldnern Grade der Schuld unterschieden werden - aber der
Natur, dem Wesen nach war kein Unterschied. Beide waren Schuldner -
beide konnten nicht bezahlen - beide konnten nur auf einem gleichen
Wege, dem der Schenkung, die Tilgung ihrer Schuld erlangen.
2. In dem Weibe zeigt Er ihm das Bild einer Seele, die Vergebung sucht,
erlangt und liebt. Er sagt zu Simon: „Siehst du dieses Weib?“
Darin lag mehr als die Frage des einfachen Sehens - darin lag die
Aufforderung, sich an ihr zu prüfen. Siehst du dieses Weib? Sie kam mit
ihrer Schuld - auch du hast Schuld - du kannst nicht bezahlen. Siehst du
dieses Weib? Zu Meinen Füßen fand sie ihren Heiland und Vergebung ihrer
Schuld - mache es ebenso! Dreimal erwähnt und zeigt Er Simon ihren Platz
zu Seinen Füßen, als ob Er sagen will: Simon, dort ist dein Platz - dort
wird Vergebung erlangt, und dort nimmt die Liebe ihren Anfang.
3. Ob Simon das „deswegen sage Ich dir“ verstanden hat? Wir wissen es
nicht. Aber wir bewundern die Gnade und Zartheit, mit der der HErr in
diesem Worte Simon überführt und zu gewinnen sucht. Hier überführt Er
ihn, daß der große Schuldner gekommen, aber der kleine noch fehle, daß
ihm die Vergebung fehle und deshalb auch noch die wenige Liebe. Es ist
köstlich zu sehen, wie der HErr für das Weib eintritt. - Sie liebte Ihn,
und mit welcher Liebe spricht Er von ihr.
Erst jetzt wendet Er Sich dem Weibe zu - so lange hatte Er mit Simon
gesprochen - und spricht zu ihr: „Deine Sünden sind vergeben.“ Wann
waren sie vergeben? Er sagte es doch schon vorher zu Simon. Erst jetzt,
als Er es zum Weibe sagt, oder als Er es zu Simon sagte oder schon
früher? Ich glaube, nach dem Wort des HErrn: „Wer zu Mir kommt, den
werde Ich nicht hinausstoßen“ (Joh. 6,37), daß es geschah, als sie sich
bekümmert um ihre Sünden weinend zu Seinen Füßen niederwirft. Da fand
die unsichtbare Wandlung - der Hinübergang aus dem Tode in das Leben
statt. Ihr Glaube läßt sie den Heiland erfassen - weinend umklammern,
und - Er weist sie nicht zurück - Er nimmt sie an. So wird ihre
Seele jetzt von Ihm hingenommen, daß sie alles um sich vergißt und die
Füße ihres Heilandes und Herrn mit „zärtlichen“ Küssen der Liebe
bedeckt. Kein Wort hatte sie zu Ihm, noch Er zu ihr geredet. Aber sie
hörte, was der HErr zu Simon sagt, und was mußte es für sie sein, als Er
Sich jetzt zu ihr wendet und sagt: Deine Sünden sind vergeben! Und damit
sie nicht (wie später einst Petrus) auf ihre Liebe blicken möge, fügt Er
hinzu: „Dein Glaube hat dich errettet.“ Der Glaube, der sie in ihrem
Verlorensein zum Heiland führte und mit Ihm verband. Das ist der
rechte Glaube, der die rechte Person - Ihn - zum Glaubensgrunde hat. Der
Weg des Friedens lag jetzt vor ihr. „Gehe hin in Frieden!“ Das ist der
Weg des Gehorsams. Der Wandel nach Seinem Wort.
Hat der HErr dir etwas zu sagen? Siehst du dieses Weib? Ist der HErr
nicht auch in dein Haus gekommen? Wie hast du Ihn aufgenommen?
Was ist Er dir, ein Prophet oder dein Heiland? Wandelst du den
Weg des Friedens?
du den Weg des Friedens?
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Luk. 7,47 hat oft verschiedene Deutungen gefunden! Daß man sich durch
Liebe nicht Vergebung erwirken kann, sagt die ganze Schrift, und auch
Vers 50 zeigt, daß nur durch den Glauben an die Person, die vergibt, an
Jesus Christus, Vergebung, Heil und Leben dem sich selbst verurteilenden
Sünder zuteil wird. Also jene Meinung, durch eigenes Verdienst der Liebe
sich Vergebung zu erkaufen, ist haltlos und schriftwidrig.
Zu obigen kostbaren
Antworten
möchten wir noch einiges hinzufügen. - „Die größte aber ist die Liebe“
(1. Kor. 13,13), d. h. die Liebe zu dem HErrn und Heiland Jesu Christo,
die dann wieder Liebe nach außen hin hervorbringt. Liebe zu Sich zu
erwecken war das erhabenste Ziel der Tätigkeit Jesu, Seiner Erbarmung,
Seiner Gnade. Nun ist wichtig, was Vers 39 und 49 Simon und die Gäste
über „diesen“ (Menschen) „bei sich selbst“ denken. Während
letztere innerlich dem HErrn das Recht absprechen möchten, überhaupt
Sünden zu vergeben, ist es ersterem unverständlich, daß der HErr dieses
Weib, eine Sünderin, stadtbekannt als solche im übelsten Sinne (für
einen Pharisäer!) Sich nahen läßt, ja, ihre Huldigungen annimmt. Nicht
einmal als Propheten möchte er Ihn ansehen (vergl. 5. Mose 18,15-19;
Joh. 1,21; Frage 25 in Band lll, 1915!), weil Er nach seiner Meinung
nicht erkannte, mit wem Er es zu tun hatte. Ihm zu zeigen, daß Er
(Jesus, „der Sohn des Menschen“) nicht nur das Recht habe, Sünden zu
vergeben (vergl. Luk. 5,17-26!), sondern auch mit Seiner Vergebung bei
diesem Weibe im vollen Recht sei, ist, unseres Erachtens, ein Teil der
Absicht Jesu. Weckt Seine Vergebung Liebe zu Seiner Person, so
erfüllt sie damit ihren höchsten Zweck, und das Recht des Vergebenden,
in dem betreffenden Fall Gnade geübt zu haben, ist durch eben diesen
Erfolg auch vor den den Fall (kritisch) beurteilenden Menschen
erwiesen. In dem Gleichnis nun ist gezeigt, daß der viel liebt,
dem viel vergeben ist; so urteilt Simon. Aus diesem richtigen
Urteil des Pharis äers soll nun für ihn folgen, daß er das Verhalten des
Weibes richtig, d. h. so wie der Herr Jesus, einschätzt, und daß er
anerkennt, daß Jesus nicht nur ein Recht hatte, das Weib zu Sich zu
lassen, sondern daß Dieses Ihm näher steht als er, der Pharisäer, dem
keine Vergebung zuteil geworden war und der darum auch nicht lieben
konnte. Sieh dieses Weib! sieh ihre Liebe! wende dein Urteil (V. 43) auf
dieses Weib an, dann mußt du erkennen, wenn du nur willst, daß ihr viel
vergeben ist. Weil sie viel geliebt hat, also viel Liebe bei ihr ist,
deshalb mußt du anerkennen nach deinem eigenen Urteil, daß ihr
viel vergeben ist. ... Aber weiter: der Pharisäer mußte,
wenigstens im Herzen, davon überführt sein und zugeben, daß der
Herr Jesus nicht nur ein Prophet sowie berechtigt war und ist, Sünden zu
vergeben, sondern daß Er, wie (natürlich) stets - worin für uns,die
Seinen, selbstverständlich überhaupt kein Zweifel, keine Frage
möglich ist! - so auch in diesem besonderen Falle mit Seiner vergebenden
Gnade völlig im Recht gewesen war: hatte sie doch überströmende Liebe
zu Ihm erweckt! Wie arm stand er selbst dagegen da! Möchte er es
noch erkannt haben! Wer Jesum nicht liebt, wer nicht ein verloren
gewesener Sünder und nun ein durch Glauben zum Sohne Gottes gekommener
Geretteter, Begnadigter ist, dem, ob wenig oder viel, - in jedem Falle
alles vergeben ist, und der dann Ihm, der ihn annahm, sein ganzes
Herz, seine Liebe, sein Leben schenkt, - der ist arm, unendlich arm. Was
ist alle Liebe hier auf Erden, wenn sie nicht Ihm zu Füßen gelegt
wird! - Wie reich dagegen macht uns Seine Liebe! Möchten wir uns, wie
auch
Antwort B
so ernst tut, die praktische Frage verlegen, was der Vergleich zwischen
uns und dem Weibe für unser Leben
die praktische Frage verlegen, was der Vergleich zwischen uns und dem
Weibe für unser Leben bewirkt: ob wir mehr lieben werden „Ihn, der uns
zuerst geliebt“ (1.Joh. 4,19), ob wir mehr den Weg des Gehorsams nach
Seinem Wort (Joh. 14,21ff. u. a.) gehen wollen aus brennender Liebe zu
Ihm, der uns für Sich erkauft hat, dem unser Leben gehört!
Frage 9
Wie erklärt sich das Fehlen des Stammes Dan in Off. 7,5-8 ?
Antwort A
Wenn wir den Segen Jakobs 1. Mose 49 lesen, dann finden wir V. 16-18
über Dan folgenden Ausspruch: „Dan wird sein Volk richten, wie einer der
Stämme Israels. Dan wird eine Schlange sein am Wege, eine Hornotter am
Pfade, die da beißt in die Ferse des Rosses und rücklings fällt sein
Reiter. Auf Deine Rettung harre ich, Jehova!“
Als Rahel diesen Sohn bekam, gab sie ihm den Namen Dan, d. h. Richter
(1. Mose 30,6). Durch seine Herkunft mütterlicherseits nahm er eine
geringere Stellung in Israel ein. Auch in der Veranlagung und im
Charakter muß er hinter seinen Brüdern zurückgestanden haben. Nach dem
Segen zu urteilen, muß seine Naturanlage mit der Gewalttätigkeit des
Löwen und der Hinterlistigkeit der Schlange gepaart gewesen sein, und
ihm Blick darauf schließt Jakob seinen Segen über ihn mit den Worten:
„Auf Deine Rettung harre ich, Jehova!“ Josua 19,40-46 finden wir das
Erbteil, das dem Stamme Dan im Lande der Verheißung zugeteilt war. Statt
sich dieses Erbteil nun im Glauben anzueignen, scheint diesem Stamme die
Glaubensenergie gefehlt zu haben, denn Richter 1,34 wird uns gesagt, daß
er sich von den Amoritern in das Gebirge zurückdrängen ließ. Später
Richter 18 finden wir den Stamm Dan auf einem neuen Boden, er hatte
einen Ort gefunden, wo es an nichts mangelte von allem, was auf Erden
ist. Hinterlistig hatten die Angehörigen des Stammes die Stadt Lais
überfallen und nach der Verbrennung derselben bauten sie die Stadt
wieder und schlugen ihren Wohnsitz darin auf, ja noch mehr: sie gaben
ihr den Namen Dan. Auch Richter 5,17 im Lobgesang der Debora ist die
Frage „und Dan, warum weilt er auf den Schiffen?“ Jedenfalls war ihm der
Handel wichtiger als die Sache Jehovas. Richter 18,30.31 finden wir, daß
er sogar Götzendienst treibt. Es ist fortgesetztes Rückwärtsgehen.
Zuerst das Weichen aus den Grenzen des gelobten Landes, dann das
Festsetzen auf dem Boden der Nationen und zuletzt Götzendienst. Ob wir
nun darin die Erklärung suchen dürfen dafür, daß der Stamm Dan in
Offenb. 7 fehlt, kann nicht bestimmt festgestellt werden, jedenfalls
geben uns diese Punkte viel zu denken. Der Stamm Dan war aufgetaucht und
bald wieder verschwunden. 1. Chron. 4-7, wo die Aufzählung der Stämme
wieder erfolgt, wird Dan schon nicht mehr genannt. - Dagegen in Hes.
48,1 begegnen wir dem Stamm Dan wieder. Nach dieser letzten
Schriftstelle zu urteilen, dürfen wir annehmen, daß wir den Stamm im
Tausendjährigen Reiche doch wieder finden, in welcher Form, ist uns
allerdings verhüllt. Es ist eines der wunderbaren Geheimnisse Gottes,
der Sich erbarmet, wessen Er will. Wenn also aus Dan keiner versiegelt
wird, mag das unklare Wandeln und die geteilte Stellung desselben daran
schuld sein. Aber jedenfalls dürfen wir doch annehmen, daß etliche aus
Dan durch die Drangsalszeiten hindurchgehen und im Tausendjährigen Reich
ein Erbe empfangen.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Aus der Eigenart des Segensspruches über Dan und Dans innerer
Veranlagung schließen einige, daß der Antichrist, der ja ein Jude sein
muß - sonst könnte er bei seinem Auftreten auf die Juden keinen Eindruck
machen, vergl. auch Dan. 11,37! - aus dem Stamme Dan kommen würde. Diese
Meinung hat viel für sich, aber wo die Schrift nichts Bestimmtes sagt,
geziemt auch uns das Schweigen. Wenn dem aber so sein sollte, so könnte
dies mit ein Grund sein für das Fehlen Dans in Offenb. 7 (etwa als
Strafe!).
Merkwürdig in bezug auf vorliegende Frage scheint uns der auch oben
erwähnte Schluß des Segens zu sein: „auf Deine Rettung harre ich,
Jehova!“ Der Stamm Dan geht, wie oben beschrieben, scheinbar unter;
somit wird keiner aus ihm versiegelt - dann aber im Tausendjährigen
Reich macht Gott auch an ihm Seine „ganz Israel“ betr. Verheißung wahr,
auch er bekommt ein Erbteil. Das scheint uns die Erfüllung jenes
Schlußwortes Jakobs zu bestätigen: Dan bedarf der Rettung ganz
besonders, er muß in besonderer Weise herausgerettet werden aus den
Nationen, mit denen er sich eher vermischt hat als die anderen Stämme,
und von denen er sich in nichts mehr unterscheidet. Und Gott vermag ihn
zu retten vor der Vernichtung! Wie hell erstrahlt die Gnade, die auch
das gefallenste Glied des alten Volkes Gottes noch wieder heraushebt und
in das verheißene Erbteil einsetzt! Weil alle Verheißungen in Christo Ja
und Amen sind (2. Kor. 1,20), wird selbst der Stamm Dan begnadigt. Das
ist ein Stück der Wiederherstellung aller Dinge, wovon die Propheten
geweissagt haben (Apgesch. 3,21). Sie betrifft nicht den Sünder aus den
Nationen, dieser verfällt ohne Glauben an Christum rettungslos dem
ewigen (endlosen) Verderben (vergl. z. B. Joh. 3,36!). - Aber auch der
tiefgesunkenste einzelne Sünder aus den Nationen hat Anteil an der Gnade
des ewigen Lebens, wenn er in Buße und Glauben an den Namen des Sohnes
Gottes zu Ihm kommt, sich also bei Lebzeiten zu Christus bekehrt
(Joh. 1,12; 3,16.36; 5,24; 6,37; Apgesch. 4,12; 1. Joh. 5,12 u. a.). -
Gepriesen sei Er, unser Heiland-Gott, und Seine Gnade! (Offenb.
5,9.10!).
Geleitswort an den Leser:
„Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in
Liebe, gleichwie auch der Christus uns geliebt und Sich Selbst für uns
hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem
duftenden Wohlgeruch!“ Eph. 5,1.2.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 10
Ich bitte um einige erläuternde Worte über 1. Joh. 5,2!
Antwort A
Aus Gott geboren, sind wir teilhaftig geworden der göttlichen Natur.
Gottes Liebe ist in unser Herz ausgegossen (Röm. 5,5). Diese Liebe muß
naturgemäß die Kinder Gottes umfassen (Kol. 1,4). Wenn ich sage, „daß
ich Gott liebe“, so muß dies in meinem Verhalten zu meinem Bruder
gesehen werden, sonst ist es Unwahrbeit und Trug (1.
Joh. 4,20).
Aber nicht jede Liebe zu Kindern Gottes ist Liebe aus Gott. In dieser
Stelle gibt uns Gott einen Prüfstein, um rechte Liebe - gottgemäße Liebe
- zu Brüdern zu erkennen. Das ist keine rechte Liebe zu Brüdern, wenn
wir dabei in der Liebe zu Gott fehlen und Seine Gebote nicht
halten. Die Liebe zu Brüdern ist nicht das erste, sondern die Liebe zu
Gott. Sie muß die Quelle sein, woraus unsere Liebe zu Kindern Gottes
fließt, und diese Liebe zu Gott ist, daß wir Seine Gebote halten (1.
Joh. 5,3).
Wie oft ist das, was man Liebe zu Brüdern nennt, nichts weiter als
natürliche und persönliche Liebe, wobei die Liebe zu Gott im Gehorsam zu
Seinem Wort oft weinen geht. Wenn wir über Sünden und Ungehorsam zum
Wort hinweggehen können unter dem Vorwande, die Kinder Gottes
lieben zu müssen, so laßt uns nicht sagen, daß solche Liebe aus Gott
ist, sie hat ihre Quelle in den Gefühlen, aber nicht in Gott. Sinkt
unsere Liebe dazu herab, so steht der HErr und Sein Wort nicht mehr vor
unserem Auge, und ein nicht in Gehorsam und Treue wandelndes Kind Gottes
findet darin nur eine Stärkung und ein Gutheißen seines verkehrten
Weges. Wir zeigen durch unsere Gleichgültigkeit und leichtes Hinwegsehen
über Gottes Gebote und Worte, wie wenig wir Ihn lieben. Lieben
wir aber Ihn und halten wir Sein Wort, so ist Er die Quelle
unserer Liebe, und nicht unsere Gefühle. Unsere Zu- und Abneigungen,
Ansehen nach dem Fleische u. a. leiten uns dann nicht. Die Liebe zu Gott
läßt uns die Kinder Gottes umfassen (selbst, wenn wir ihre Wege nicht
mitgehen können und verurteilen müssen), um voll brennender Liebe alle
Herzen dem HErrn zuzuwenden, Ihn zu lieben und Sein Wort zu halten.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es sei noch hingewiesen auf 2. Joh. V. 5 und 6 sowie auf den Schluß von
Antwort A
zu Frage 4!
Wichtig dürfte sein, zu betonen, daß mit „Seinen Geboten“ nicht das
Gesetz gemeint ist, der Dienst des Todes und der Verdammnis. Dessen
Gebote sind dem Menschen im Fleisch gegeben, und diesen ist der Gläubige
gestorben. Der Herr Jesus spricht oft von „Seinen Geboten“ und meint
damit nie das Gesetz, und von dem Halten Seiner Gebote spricht Er nie im
gesetzlichen Sinne (vergl. Joh. 12,49; 13,34; 14,21ff. u. a.). Für
Seinen eigenen Weg war der Wille Seines Vaters Ihm Gebot, ja, alles, was
diesen Willen umfaßte, nannte Er Gebot (vergl. u. a. Joh. 10,18; 14,31!)
und war ihm gehorsam. So ist es Sein Wort und das Wort Seines Vaters,
das wir als gehorsame Kinder halten sollen in völliger
Abhängigkeit von Ihm, wie Er vom Vater abhängig war. In Joh. 14,21ff.
sind „Gebote“ und „Wort“ geradezu gleichgesetzt.
Möchten wir in der Zeit der gegenwärtigen Verwirrung (auf christlichem
Gebiet) Gnade haben, zu „lieben in der Wahrheit“ (2. und 3. Joh. V. 1,
siehe auch Frage 12!). und, auch wenn uns, trotzdem wir im persönlichen
praktischen Leben nach 1. Kor. 13 zu handeln Aufrichtig bestrebt sind,
von unentschiedenen Gläubigen „Mangel an Liebe“ vorgeworfen wird, weil
wir ihre verkehrten Dinge nicht
mitmachen, stets zu wissen, daß nach Gottes Urteil eine echte,
gottgemäße Liebe zu den Brüdern nur solche ist, die abhängig ist von der
im Gehorsam gegen Sein Wort tätigen Liebe zu Gott.
Frage 11
Ist der Zorn dem Kinde Gottes unter gewissen Umstanden erlaubt (Eph.
4,26), oder sollen in Matth. 5,22 die Worte „ohne Grund“ (Elb. Übers.)
nach dem Grundtext weggelassen werden?
Antwort A
Nehmen wir zwei Beispiele aus dem Worte, Mark. 3,5 und 1. Sam. 15,11, so
haben wir die
Antwort:
„jawohl“! Bei Samuel war es, wenn wir die Fußnote der Elberfelder
Übersetzung beachten, Betrübnis und Zorn, was ihn entbrennen ließ,
derart, daß er aus der Tiefe des Schmerzes heraus die ganze Nacht zu
Gott „schrie“, nicht „betete“. Was kam in Frage? Persönlich erduldete
Beleidigung? Nein, sondern die schmähliche Mißachtung des ausdrücklichen
göttlichen Befehls und damit die Gottes Selber von seiten dessen, dem
eine so schätzenswerte Ehrung zuteil geworden war, daß er aus niedriger
Stellung zur Königswürde erhoben worden war. Bei dem HErrn lesen wir
ebenfalls von „Zorn“ und „betrübt über“ die Verstockung ihres Herzens;
genau das, was betreffs Sauls gesagt werden kann; und fügen wir es nur
hinzu, was betreffs jedes Menschen gesagt werden kann, der heute so sich
zeigt, nachdem die Gnade ihm begegnet ist. Wenn wir an unsere über alles
Begreifen erhabene Berufung und Stellung in Christo denken, so kann wohl
so ein heiliger Zorn uns erfassen, wenn ein Mensch Schmach auf den Namen
des HErrn bringt und mit frecher Gemeinheit die geringsten Forderungen
Seiner Heiligkeit mit Füßen tritt, wie die bekennende Christenheit als
ein Ganzes es tut gleich den Nachkommen der aus der Verbannung
Zurückgekehrten in Mal. 1,2-14. Nur ist dieses unser heilige Zürnen
gepaart mit dem selbstrichtenden Geiste der Buße; es darf und wird nicht
Seine Grenzen überschreiten, sonst würden wir sündigen und dem Teufel
Raum geben. Gegen das wendet sich Vers 31 und Matth. 5,22. Ob „mit“ oder
„ohne Grund“ ist nicht die Frage; das geht deutlich hervor aus dem, was
folgt über Raka und Narr; denn dort steht kein „ohne Grund“. Der
Grundtext selber hat „ohne Grund“ in den meisten Handschriften; aber in
einigen gewichtigen fehlen die zwei Worte; es hängt also nicht von der
griechischen Sprache ab, ob sie da sind oder nicht, sondern von den
Handschriften.
Beiläufig bemerkt: „zürnet und sündigt nicht“ steht in der griechischen
Übersetzung des Alten Testaments (der „Septuaginta“, vergl. Band l
[1913], Frage 44! Der Herausg.), nach welcher viele Stellen im Neuen
angeführt sind, wo im hebräischen steht: „seid erregt und sündiget
nicht“ (Ps. 4,4). Als Anführung gibt es der Apostel nicht; aber im
Anschluß an „Lüge ablegen“ in Eph. 4,25 ist es doch beachtenswert, daß
in Vers 2 des Psalms tadelnd von „Lüge suchen“ geredet ist.
F. Kpp.
Antwort B
Zwischen dem „Zürnen“ in Matth. 5,22 und dem „Zürnen“ in Eph. 4,26
besteht m. E. ein großer Unterschied. In ersterer Schriftstelle ist ein
„Zürnen“ gemeint, das aus dem Fleische hervorgeht und zur Verschuldung
gegen den Mitmenschen führt. Dies ist aus dem Zusammenhange deutlich zu
ersehen. Es handelt sich hier um Zorn, von dem es in Jak. 1,20 heißt:
„Denn eines Mannes Zorn
wirkt nicht die Gerechtigkeit Gottes.“ Daß vor letzterem Worte gesagt
ist, wir sollten „langsam zum Zorn“ sein, bedeutet nicht, daß der Zorn
in uns wohl aufkommen dürfe, nur nicht schnell, sondern ist vielmehr
eine Warnung, uns davor zu hüten aus dem in Vers 20 angegebenen Grunde.
Die Worte „ohne Grund“ in Matth. 5,22 sind zwar in vielen Handschriften
eingefügt, sollen aber, wie mir ein darüber unterrichteter Bruder
versichert, in bestbezeugten Handschriften nicht stehen. Es ist eben ein
„Zürnen“, das vor Gott nicht gut ist, welche Ursache immer es auch haben
mag. - Anders ist es aber in Eph. 4,26, wie ich es verstehe, denn dort
wird nichts gegen das Zürnen an sich gesagt, sondern nur die Ermahnung
ausgesprochen, nicht zu sündigen, wenn wir zürnen. Hier muß also ein
„Zürnen“ gemeint sein, das an sich recht ist, also nicht aus dem
Fleische, sondern - ich bin so kühn, diesen Schluß zu ziehen - aus dem
Geiste ist. Ich denke dabei an den Herrn Jesus in Mark. 3,5, wo es von
Ihm heißt: „Und Er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die
Verstockung ihres Herzens ...“ Solcher Zorn ist m. E. in Eph.
4,26 gemeint: Zorn im Geiste Christi über das Böse in wahrer Betrübnis
über dasselbe, ohne jedes - dem fleischlichen Zorne eigene -
unfreundliche oder gar feindliche Gefühl gegen den das Böse ausübenden
Mitmenschen. Solchen Zorn kann der Geist in unseren Herzen wirken, wenn
wir selbst in Heiligkeit wandeln. Aber selbst bei solchem Zorn liegt für
uns die Gefahr nahe, zu sündigen, wie die Warnung in Vers 26 uns zeigt.
Das „Fleisch“ ist vorhanden und nur zu geneigt, das „Zürnen“ zu dem
Seinigen zu machen. Dies wird sicher geschehen, wenn wir nicht wachen,
und sobald letzteres geschehen ist, werden wir sündigen. Deshalb die
Mahnung: „Zürnet, und sündiget nicht.“ Es ist aber noch eine weitere
Gefahr für uns mit dem Zorn verbunden, nämlich die, daß wir den Zorn in
unseren Herzen sich festsetzen lassen, zum Schaden für unseren Zustand,
und daß dies für den Teufel zu einer Gelegenheit wird, in uns Raum zu
gewinnen. Wir hören deshalb die weitere Mahnung: „Die Sonne gehe nicht
unter über eurem Zorn, und gebet nicht Raum dem Teufel“ (V. 26b.27).
Mir scheint es, daß das „Zürnen“ nach Eph. 4,26 etwas ist, was wir gar
nicht als „Zürnen“ anzusehen gewohnt sind, und daß dagegen das, was wir
gewöhnt sind, als „Zorn“ zu bezeichnen, entweder überhaupt lediglich
eine Regung des Fleisches ist oder doch etwas ist, bei dem das Fleisch
mehr oder weniger beteiligt ist, also etwas, was Gott nicht anerkennen
kann, sondern was dem alten Menschen angehört und deshalb abgelegt und
weggetan werden sollte (Eph. 4,20-24.31; Kol. 3,8-11).
Unser treuer HErr schenke uns Gnade, ein wachsames Auge und Herz zu
haben und immer mehr befreit zu werden von allem, was nicht Seinem Bilde
entspricht!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zunächst ein kleiner Hinweis für diejenigen Leser, welche vielleicht
annehmen, es sei in Eph. 4,26 ja gerade das „Zürnen“ verboten, indem es
neben das „Sündigen“ gestellt werde. Aber abgesehen von sachlichen
Gründen kann es nach dem griechischen Urtext gar nicht anders heißen,
als wie auch obige
Antworten
besagen: „Zürnet, und (= aber) sündiget nicht!“ Wörtlich heißt es:
„Zürnet, und nicht sündiget!“
Wir glauben, daß der Zusatz „ohne Grund“ in Matth. 5,22 in manchen
jüngeren „Handschriften“ (also Abschriften des neutestamentlichen
Testes, von dem, wie auch vom Alten Testament, die Urschriften verloren
gegangen sind; doch sind die ältesten vorhandenen Abschriften, die Gott
in Seiner
Vorsehung und Gnade uns aufbewahrt hat, zuverlässig! außerdem wird die
Tatsache der göttlichen wörtlichen Eingebung der heiligen Schriften
hierdurch nicht in Frage gestellt noch überhaupt berührt!) von den
späteren Abschreibern hinzugefügt sein kann, weil diese sich manchmal
berufen glaubten, den Text menschlich zu „verbessern“ und etwaige
scheinbare „Widersprüche“ zu anderen Stellen dadurch auszugleichen (!).
Wir also streichen diesen Zusatz, wie ihn denn auch etliche neuere
Übersetzungen nicht haben, oder nur in Fußnote (so Wiese). Er ist, wie
Antwort A
schon zeigt, wegen des Folgenden und, wie wir glauben, auch wegen des
Gegensatzes von V. 22 zu V. 21 gar nicht gerechtfertigt.
Wenn nun aber auch dieser Zusatz gestrichen wird, so fällt damit doch
nicht die Möglichkeit hin, einen sogenannten „heiligen“ Zorn zu hegen.
Nur kommt es, wie obige schöne
Antworten
zeigen, auf die Grundgesinnung des Herzens an bei solchen
Zorneserregungen, d. h. wogegen der Zorn sich richtet, gegen die
Menschen oder ihr Tun, gegen die „Brüder“ oder deren Sünde, und welches
die Ursachen zu solchem Zorn sind. Oben sind Beispiele genannt von
solchem berechtigten Zorn, dem als Ursache die Sache Gottes zugrunde
lag, und nicht etwa persönliche Gründe. Hier noch ein Beispiel dafür: 2.
Kön. 13,19! Bei allem „heiligen“ Zorn müssen wir lernen von dem HErrn
Selbst, der, als Seine Jünger einmal mit größtem Recht zornig schienen,
sie auf den Urgrund ihrer Herzen zurückführte und Langmut bewies denen
gegenüber, die den Zorn der Jünger hervorgerufen hatten (vergl. Luk.
9,54ff.). Ebenso lehrt uns das Verhalten des HErrn, unseres Gottes,
unendlich viel, das Er noch immer dieser Welt gegenüber beweist, indem
Er sie trägt, ja, „die Gefäße des Zornes getragen hat mit vieler
Langmut“, obwohl „Er willens ist, Seinen Zorn zu erzeigen“ (Röm. 9,22).
Sein Zorn kommt bestimmt, wir wissen es aus Seinem Wort, und wir sind
errettet vom zukünftigen Zorn (Röm. 5,9), aber „Gott ist langsam zum
Zorn“ (Joel 2,13), und darum sollen wir sein „langsam zum Zorn“, d. h.
uns nicht von augenblicklichen fleischlichen Erregungen hinreißen lassen
zu Zorneshandlungen, die nicht gut sind. Seien wir auch ja auf der Hut
bei Veranlassungen, die einen sogenannten „heiligen“ Zorn bei uns
hervorrufen wollen - es möchte manchmal sein, daß der Feind seine Hand
im Spiele hat, uns zu Falle zu bringen und unsere innere Gemeinschaft
mit den Geschwistern im HErrn zu stören, oder uns ihnen oder anderen
(unbekehrten) Menschen gegenüber gar zu ungerechtfertigten unheiligen
Handlungen (z. B. gerichtlichen Klagen u. dergl.!) zu verführen. Es ist
wichtig, daß wir stets uns prüfen, ob etwa persönliche Gründe den
Hintergrund unseres scheinbar gerechten „heiligen“ Zornes bilden.
Dennoch - es gibt solchen Zorn, solchen „aus dem Geiste“ (Antwort
B)
gezeugten Zorn. Ob dieser allerdings in Eph. 4,26.27 gemeint ist? denn
ein solcher kann doch auch längere Zeit andauern müssen?! Aber man kann
auch sagen: der Apostel unterscheidet Vers 26a und 26b; in a ist der
berechtigte heilige Zorn gemeint, bei dem man sich aber vor einem
Weitergeraten in Sünde zu hüten hat, in b ist ein unheiliger Zorn
gemeint, bei dem wir uns ängstlich zu bemühen haben, daß derselbe am
gleichen Tage beendet werde, weil sonst dem Teufel, dem Lästerer, die
Möglichkeit gegeben werde, sein Zerstörungswerk auszuüben. Tatsächlich
sind in 26a und b verschiedene, wenn auch ähnliche Worte genannt, wie
denn ja auch im Deutschen zwischen „Zorn“ und „Zürnen“ ein feiner
Unterschied ist. Das Wort in Vers 31 bekommt seine über das in 26a
gemeinte Zürnen hinausgehende schärfere Bedeutung des unheiligen Zornes
schon durch die anderen Worte, vergl. auch Kol. 3,8! Wir fügen hier noch
die sehr klare Wiesesche Übersetzung von Eph. 4,26 und 31 bei: „Zürnet,
und sündiget nicht; die Sonne soll nicht untergehen über eurer
Zornerregung“ ... „Alle Bitterkeit und Zornaufwallung und Zornstimmung
und Geschrei usw.“
Möchten die auf diese ernste praktische Frage eingegangenen
Antworten
uns belehren und warnen
vor uns selbst und dem in uns wohnenden fleischlichen Sinn, der auch in
dieser Hinsicht uns zu so schmerzlichen Verfehlungen bringen kann. Wie
können wir befreit werden davon? Kol. 3, das ganze Kapitel, zeigt es
uns! Von Vers 12 an sehen wir das Wesen Christi; sind wir mit diesem
bekleidet, vom frühen Morgen an damit umhüllt, „auf das sinnend, was
droben ist, da Christus ist“ (3,2), dann wird Eph. 4,26, wenn es
gelegentlich unsere Aufgabe ist, zu „zürnen“, in unserem Verhalten eine
volle, gottgemäße Darstellung finden.
Der HErr schenke uns allezeit Gnade hierzu!
Frage 12
Auf welchem Boden (Gemeinschaft oder Vereinigung) soll sich der Gläubige
versammeln, welcher bemüht ist, den Willen seines Herrn und Heilandes
der Schrift gemäß zu tun?
Antwort A
Die Frage selbst scheint nicht ganz richtig gestellt: Gemeinschaft oder
Vereinigung ist an und für sich kein Boden, sondern steht vielmehr auf
einem Boden. Die Frage selbst ist „Auf welchem Boden?“ und hierfür gibt
nur das Wort Gottes den allein richtigen Aufschluß.
Für alle, die wahrhaft bekehrt sind durch Gottes Gnade, gibt es nur
einen Boden und einen Mittelpunkt, auf welchem und zu welchem hin sie
sich nach dem Willen Gottes vereinigen oder versammeln sollen!
Der Boden ist das Wort Gottes, und der Mittelpunkt steht Matth. 18,20
klar geschrieben: „Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da
bin Ich mitten unter ihnen.“ Ist die Gegenwart Jesu nicht völlig gen
ügend? Was bedürfen wir mehr? Werden wir dabei leer ausgehen?
Nimmermehr. Versammeln wir uns als Gläubige einfach in Seinem Namen, so
wird Er in unserer Mitte sein! Hierzu vergl. 1. Petri 2,4-10: „Zu
welchem kommend als zu einem lebendigen Stein usw.!“ Also nicht eine
Lehre, nicht ein Bekenntnis irgend einer Kirche, sondern dieser
lebendige Stein, die gesegnete Person des gekreuzigten, auferstandenen
und verherrlichten Christus, muß Gegenstand, Zweck und Mittelpunkt
unseres Versammeltseins sein. Der Heilige Geist hat uns zu Christo
geführt, damit wir uns von Ihm nähren sollen (1. Joh. 1,1-4), und Sein
Geist kann und will uns in alle Wahrheit leiten, mittelst Seines Wortes
und kraft unserer Verbindung und Gemeinschaft mit Christo.
F. B.
Antwort B
Dem HErrn sei Lob und Dank für die kostbare, sehr wichtige Frage! Möge
aus diesen
Antworten
viel Segen erwachsen!
Die Gläubigen sollen sich im Namen des Herrn Jesu (Matth. 18,20)
versammeln. Ihre Gemeinschaft gründet sich auf das Wort Gottes (1. Kor.
1,9 und 1. Joh. 1,3). Welche kostbare Berufung für alle Erretteten!
Dieses Teil hat uns unser geliebter HErr durch Seinen Tod und Seine
Auferstehung erworben, und diese Einheit haben wir zu bewahren in dem
Bande des Friedens (Eph. 4,3-6). Sind wir uns dieser gesegneten Stellung
bewußt, dann werben wir nicht für Vereinigungen, sondern für Den, der
uns angeworben hat, für Christum. Wir schauen zu Ihm empor, hören auf
Seine Stimme und folgen Ihm. Fragen wir uns zunächst: versammeln wir uns
nur um den HErrn oder um
und folgen Ihm. Fragen wir uns zunächst: versammeln wir uns nur um den
HErrn oder um Menschen? ferner: ist unser Zusammenkommen ein wirkliches
Bedürfnis unserer Herzen? Oder kommen wir aus Gewohnheit oder Nachahmung
zusammen? Erkennen wir den HErrn allein als unser Haupt an (Eph.
4,15.16)? Geben wir Ihm den Platz, der Ihm gebührt (Hebr. 2,12)? Es ist
Seine Versammlung (nicht unsere), Matth. 16,18, Seine Kirche oder
Gemeinde, Sein Leib, Seine Braut. Der HErr freut Sich, wenn wir dieses
in unsere Herzen aufnehmen und verwirklichen. Dann werden wir Seine
Freude völlig in uns haben (Joh. 17,13). Ist es wirklich bei uns so
bestellt, dann kann der HErr in unserer Mitte weilen, Er verbürgt uns
durch Sein Wort Matth. 18,20 Seine Gegenwart. Welch ein gesegnetes Teil,
sich um Ihn geschart zu wissen! Prüfen wir uns nun, ob. unser Tun und
Lassen mit Seinem Worte im Einklang steht, ferner ob wir uns mit Kindern
Gottes versammeln, welche wirklich wünschen, in Treue Ihm nachzufolgen,
Seine Schmach tragen und von jeder Ungerechtigkeit Abstand nehmen (2.
Tim. 2,19 und Apgesch. 2,42). Wenn wir wirklich zu Jesu gekommen sind,
und wenn Er für unsere Herzen eine lebendige Hoffnung ist, dann laßt uns
Ihm nachfolgen und auf Seine Stimme hören! Die Gnade unseres
Herrn Jesu Christi sei mit uns allen!
A. C.-D.
Antwort C1
Im Namen Jesu versammelt sein bedeutet: diesem hohen Namen oder
dieser hohen Person entsprechend versammelt sein.
Wenn der Jehova des Alten Bundes sagte: „und sie sollen Mir ein
Heiligtum machen, daß Ich in ihrer Mitte wohne,“ dann betonte Er
ausdrücklich: „nach allem, was Ich dir zeige, das Muster der Wohnung und
das Muster all ihrer Geräte, also sollt ihr es machen!“ (2. Mose 25,8.9,
siehe auch 20,22-26). Es mußte alles Seinem Namen entsprechen, und hätte
Moses auch nur einen Gegenstand nach seinen eigenen Gedanken gemacht
oder einen Gegenstand anderswo hingestellt, dann wäre die Herrlichkeit
Jehovas nie in ihrer Mitte erschienen, Er hätte nicht bei ihnen wohnen
können.
Wenn nun der Herr Jesus in unserer Mitte sein soll, dann muß unser
moralischer Zustand Ihm entsprechen, Er muß der Gegenstand, die Person
sein, zu der allein unsere Herzen hinneigen, und indem wir alles von Ihm
erwarten, muß Er einem jeden austeilen können, wie Er will. Es muß von
uns allen dem entsprochen werden, was Ihm, dem Sohn Gottes, gebührt,
sonst kann Er nicht in unserer Mitte sein.
Es genügt nicht zu sagen, daß man sich nur im Namen Jesu versammle.
Unser uns-Berufen auf Seinen Namen sichert uns nicht Seine Gegenwart.
Möchten alle Geliebten des HErrn dies bedenken und alle Verbindung mit
dem, was das fromme religiöse „Fleisch“ aufgerichtet hat, um sich daran
zu weiden, abbrechen!
1. Kor. 1,9 sagt uns, daß Gott „uns berufen hat in die Gemeinschaft
Seines Sohnes Jesu Christi, unseres HErrn“. Es ist also eine
Gemeinschaft, in welcher Er der HErr ist! Soll es bei uns also sein,
dann laßt uns alles hinaustun, was Seine, des Sohnes Gottes, Ehre und
Herrlichkeit antastet und herabsetzt!
A. F. S.
Antwort D
Im Blick auf die Verwirrung in unseren Tagen erscheint diese einfache
Frage sehr schwierig, und wie oft wird dieselbe an einen gerichtet! Was
soll man solchen Fragestellern
Antworten?
Je einfacher und kindlicher unsere Verbindung mit dem HErrn ist, desto
klarer ist unsere
Antwort,
und je mehr wir menschliche Erwägungen und Bedenken hereinziehen, desto
länger werden die Schatten und um so unklarer die Linien. Auf dem
Trümmerfelde der Christenheit hält jeder sein Parteifähnlein hoch und
sagt von seiner Partei, sie sei die richtige, und die einzelnen, welche
sich solchen Führungen anvertrauen, müssen erfahren, wie sie von jedem
Winde der Lehre hin und her geworfen werden. Die Einwirkungen des
Feindes sind so einschneidend, daß man meinen könnte, es gäbe keinen
gangbaren Weg mehr. Und der Verfall begann schon in den Tagen der
Apostel. Darum die ernste Mahnung des Apostels Paulus an Timotheus:
„Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: der HErr
kennet, die Sein sind, und jeder, der den Namen des HErrn nennt, stehe
ab von der Ungerechtigkeit!“ (2. Tim. 2,19.) Jeder Gläubige ist ein
Abgesonderter und ein Ausgesonderter, abgesondert von dem Bösen und
ausgesondert für Christus, und wenn Paulus uns 1. Kor. 3,11 sagt: „Denn
einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist (oder
„der da liegt“), welcher ist Jesus Christus,“ so haben wir mit diesen
Worten den bestimmten Boden und die unverrückbaren Grenzlinien, wie wir
uns bewegen und versammeln sollen. Statt nun sich innerhalb dieser
Grenzen zu bewegen, stellt sich der Mensch an Stelle Gottes und des
Wortes, schaltet den Heiligen Geist aus, übernimmt selbst die Führung
und Leitung und macht sich eigene Systeme nach seinem Gutdünken zurecht.
Die Grundlage des Zusammenkommens finden wir Apgesch. 2,42; die dort
Aus- und Abgesonderten „verharrten in der Lehre der Apostel und in der
Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“. Und diese
Richtlinien gelten bis in unsere Tage und ziehen sich wie ein roter
Faden durch die ganze Schrift hindurch. Man lese Eph. 4; 1. Kor. 12 u.
14! Daraus dürfte für den, der sich als Abgesonderter von dem Geiste
Gottes leiten läßt, die
Antwort
nicht schwer werden, auf welchem Boden er sich versammeln soll. Sie kann
nur lauten: „da, wo Christus der Mittelpunkt ist“. Denn wir sind nicht
gesammelt und auch versammelt zu Menschen hin, sondern nur hin zu Ihm
(Matth. 18,20). Also kann es in unseren Tagen der Zerklüftung niemals
einen Sammelkreis geben, sondern nur eine Sammlung zu Ihm hin und ein
Versammeln in Seinem Namen. Allerdings wird vielen diese
Antwort
nicht genügen, und sie werden weiter fragen: wo finde ich diesen
Kreis? und doch kann nur immer wieder die
Antwort
lauten: „einen anderen Grund kann niemand legen“. Dieser Kreis
ist nicht da, wo man vielleicht einzelne Schriftwahrheiten in den
Vordergrund rückt und dieselben einseitig betont. Nicht die
Gläubigentaufe ist der Mittelpunkt, sondern nur ein Teil der biblischen
Wahrheit, nicht der Tisch des HErrn ist der Mittelpunkt, sondern auch
nur ein Teil der biblischen Wahrheit, auch nicht Offenbarungen und
Wundergaben können der Mittelpunkt sein, sondern nur der HErr in Seiner
kostbaren Person. Er allein ist und bleibt der Mittelpunkt. Als die
Jünger auf dem Berge der Verklärung waren (Matth. 17,1-8), war das
Endergebnis, daß sie wegschauen mußten von Mose und Elias und zuletzt
nur Jesum allein sahen. Wie gerne möchte man zwei Hütten bauen, Ihm eine
und dem eigenen, frommen System eine, wie gerne möchte man eigenes
Handeln mit Gottes Wort vermischen, aber einmal wird es heißen: „Jesus
allein!“ nämlich, wenn alle Erlösten um Ihn versammelt sein werden. Bis
dahin aber sind Sein Wort und Sein Geist unsere Begleiter auf dem Wege,
und wir hören immer aus allem Gewirr Seine Stimme heraus: „Ich bin mit
euch“. Gehen wir so unseren Weg und wandeln würdig unserer Berufung, mit
welcher wir berufen sind, ertragen wir einander mit aller Demut und
Sanftmut, mit Langmut und Liebe, lassen wir allen Parteihader und Streit
beiseite und wandeln im Lichte, dann wird es immer
mehr zur Wahrheit werden, daß wir Gemeinschaft miteinander haben (1.
Joh. 1,7), dann wird der Anziehungs- und Sammelpunkt für uns nur Jesus
allein sein, dann gibt es kein Ein- oder Austreten, keinen
Mitgliedsschein, aber auch keine Sondermeinungen und Liebhabereien,
sondern man ist hinzugetan zur Gemeinde des HErrn, schart sich um Ihn,
und Er ist uns alles in allem.
Ph. W.
Antwort E
Eine ernste Frage in dieser dunklen Zeit, in der Gottes Volk mit der
Welt vermischt und durch Spaltungen zerrissen ist. Der Mitternachtsruf:
„Siehe, der Bräutigam“ wird gehört. Der HErr ist nahe. Ein Sehnen nach
Einigkeit geht durch die Herzen der Kinder Gottes. Man möchte Einigkeit
wirken, aber sie muß dem Geiste und Worte Gottes gemäß sein. Einigkeit
und Einheit auf einem anderen Grunde zu bewirken, hieße nur die
Verwirrung vergrößern. Denn wir können die erste Einheit nicht haben,
ohne die ersten Grundsätze, worauf sie gegründet war.
Wir müssen zum Worte und zu dem, was von Anfang war, zurückkehren (1.
Joh. 2,24; 4,6) und lernen, daß Gottes Gemeinde ein aus der Welt
herausgenommenes Volk ist (Gal. 1,4). Man empfindet es: so wie es heute
ist, so war es nicht im Anfang. Da gab es keine sich gegenüberstehenden
Parteiungen mit ihren verschiedenen Namen und Verfassungen; da war die
Gemeinde nicht mit der Welt verbunden; und Menschen, die frei bekannten,
ungläubig zu sein, gehörten nicht zur Gemeinde, und Diener, die vom
Staate abhängig sind, kannte sie nicht. Man fühlt es, daß dies Gottes
Gemeinde nicht ist.
Mehr als je legen sich Worte wie: „da ist ein Leib“ (Eph. 4,4),
berufen „in einem Leibe“ (Kol. 3,15), auf das Herz und wecken das
Verlangen, sich auf dem „Boden der Einheit des Leibes“
1
zu versammeln, und manche sind freudig diesem Rufe beigetreten, um damit
auszudrücken, daß sie alle Parteiunterschiede aufgeben und Einheit mit
allen Brüdern und Schwestern ausdrücken wollen. Aber wenige haben
beachtet, daß der „eine Leib“ Sein Leib (Kol.1,24) - der Leib
Christi ist (Eph. 4,12). Er muß deshalb auch Christi Gepräge tragen.
Die Gemeinde, die Sein Leib ist, soll das „Haupt festhalten“ (Kol.
2,19). Der Wille des Hauptes (nicht aber der Glieder) soll
im Leibe gesehen werden. Aber man möchte gern die Einheit des Leibes zu
einem Sammelgrund machen, zu einem Versammlungsboden ohne diese ernste
Wahrheit - ohne die Ordnung und VerAntwortlichkeit,
die das Haupt mit der Gemeinde, welche Sein Leib ist, verbunden hat, zu
übernehmen. Ein Zusammenkommen in der Einheit des Leibes nach unseren
Gedanken und Wünschen, liebe Brüder, das ist ein Zusammenkommen in der
Einheit des Leibes, aber - ohne das Haupt!
Die Timotheusbriefe geben uns (unter anderen Stelle der Schrift) reiches
Licht, „wie man sich verhalten soll“ (1. Tim. 3,15). Timotheus war in
Ephesus (1. Tim. 1,3). Prophetisch sah Paulus schon Apgesch. 20,30
Männer in der Ephesergemeinde aufstehen, die verkehrte Dinge reden und
die Jünger hinter sich her ziehen würden. Dieses war jetzt geschehen.
Verkehrte Lehren hatten ihren Einzug in die Gemeinde gehalten. Der
Sauerteig und das Böse wurden aus der Gemeinde nicht hinausgefegt. Von
dem Manne, der Seinem HErrn die Treue hielt und fest zu Seinem Worte und
Zeugnis stand, von dem hatte man sich ab gewandt (2. Tim. 1,15)
und hin gewandt zu Männern wie Hymenäus und Philetus, die von der
Wahrheit abgeirrt waren. Und dies ist auch ein Bild unserer Tage!
Was sollte Timotheus tun? Soll er, so gut oder schlecht es ging, die
Einheit festhalten? Nichts davon!
„Halte fest
das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast“ - „Bewahre
das schöne anvertraute Gut“ (2. Tim. 1,13.14). Er soll die Worte des
Apostels, die er „ von ihm gehört“ hatte, festhalten - er soll wie im
Anfang „bleiben in der Apostellehre“ (Apgesch.
2,42) und „das Wort der Wahrheit recht teilen“ (2. Tim. 2,15).
Aber wie ist es mit dem Zusammenkommen als Gemeinde? Auf welchem Boden
soll das geschehen? Der Apostel führt ihn zu dem Grunde und Eckstein der
Gemeinde: zum HErrn. Der Name des HErrn ist der große Prüfstein,
abzustehen von der Ungerechtigkeit, und der HErr ist der Mittel- und
Sammelpunkt für die, „die den HErrn anrufen aus reinem Herzen“. Die
Wegweisung ist: Abzustehen von der Ungerechtigkeit, sich „wegzureinigen“
oder (nach der Übersetzung des gleichen griechischen Wortes in 1. Kor.
5,7), - sich „auszufegen“ von den Gefäßen der Unehre und sich zu
vereinigen mit denen, die den HErrn anrufen aus reinem
Herzen.
Dieses alles ist ein persönlicher Akt, und wer diesen Weg geht, wird
andere auf demselben Wege finden. Es mögen nicht viele sein - sie mögen
nichts Anziehendes haben und von der Welt verachtet sein - aber die
Frage für mich ist: Wie steht das Herz zum HErrn? (Nicht wie zur
Versammlung - nicht wie zu meiner Erkenntnis und Stellung?) Das Maß des
Lichtes und der Erkenntnis mag verschieden sein, aber dieses Maß ist
nicht der Maßstab für das reine Herz. Dann hätten das reinste Herz die,
welche die größte Erkenntnis haben (Erkenntnis kann wohl aufblähen, aber
kein reines Herz geben, 1. Kor. 8,1). Niemals ist das Anrufen aus reinem
Herzen von dem Lichte der Erkenntnis abhängig, wohl aber ist es mit
Treue und Gehorsam verbunden gegenüber jedem Lichte, das der HErr
schenkt. Das reine Herz schaut Gott - es ist mit Ihm beschäftigt und
sieht nichts anderes. Wir erkennen es an der lauteren Gesinnung, die
bereitwillig und freudig dem HErrn folgt, wenn Er redet und den Weg
zeigt. Es steht ab von der Ungerechtigkeit, wenn es den Namen des HErrn
nennt. Dinge und Verbindungen, die der HErr in Seinem Worte verurteilt,
können mit reinem Herzen nicht mitgemacht werden. Und wer hierin
noch Eigenwillen im Herzen birgt, der ruft den HErrn nicht mit reinem,
sondern mit götzendienerischem Herzen an (1. Sam. 15,23).
Nachdem der Heilige Geist durch Paulus diese Anweisung gegeben hatte,
war es nicht mehr dein freien Ermessen des Timotheus überlassen, ob
er diesen Weg betreten wolle oder nicht. Er wäre ungehorsam gewesen,
wenn er mit jenen, die von der Wahrheit abgeirrt waren, zusammen
gegangen wäre. Er hatte jetzt Wegweisung empfangen: Persönlich die Lüste
zu fliehen, zu streben nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden für
sich allein? nein, mit denen, die den HErrn anrufen aus reinem
Herzen.
Man möchte fragen, bilden diese nun, die so zusammenkommen, die Gemeinde
Gottes an dem Platze und haben sie das Recht, „als Gemeinde“ (1. Kor.
11,18) zusammenzukommen? Letzteres ohne Zweifel. Gerade ihre Aufgabe war
es (im Gegensatz zu den von der Wahrheit Abgeirrten), das Bild der
gesunden Worte - festzuhalten und zu bleiben in der Apostellehre, und
dazu gehörte auch das Zusammenkommen als (oder in) Gemeinde - das
Zusammenkommen in dieser Eigenschaft als Gemeinde, und zwar mit
allen Einrichtungen und Ordnungen, die der HErr Seiner Gemeinde gegeben
hatte. Nicht als „unsere“ Gemeinde (oder wie Prediger zuweilen sich
ausdrücken: „meine“ Gemeinde, ach, es liegt oft eine traurige
Wirklichkeit in solchen Worten!), sondern als Seine Gemeinde, als
verbunden mit dem Haupte und als Glieder voneinander. Und doch sind und
bleiben sie nur ein Teil der Gesamtgemeinde und können sich nicht
anmaßen, „die“ Gemeinde Gottes am Platze zu sein. Wir mögen die
Gesamtgemeinde heute nicht mehr in einer Stadt sehen können, und doch
sind die, die
sie bilden, da. Sie mögen zerstreut in die verschiedenen Denominationen
(Benennungen, Kreise) oder verbunden und versteckt in der Welt sein, und
doch sind sie Glieder des einen Leibes, von dem Christus das Haupt ist -
Bestandteile des organischen Ganzen (des allgemeinen oder örtlichen) -
mit zusammengefügt in Lebenseinheit und jeder einzelne bestimmt, seine
Aufgaben in dem Leibe zu verrichten. Mag dieses alles auch durch das
Abweichen von der Wahrheit verdunkelt sein, und so betrübend es auch
ist, es hindert nicht, sich in Demut mit denen, die den HErrn
anrufen aus reinem Herzen, zu verbinden und als Gemeinde
zusammenzukommen, ohne für sich etwas weiter sein zu wollen als Brüder
und Glieder des Leibes Christi. - Wäre dieses Zusammenkommen verhindert,
so könnten wir auch die Belehrungen in 1. Kor. 12-14; 1. Tim. 3 und 4 u.
a. m. aufgeben - ein „drinnen“ und „draußen“ gäbe es dann nicht mehr -
und ein Handeln mit dem Bösen und Zucht wie in 1. Kor. 5,2.9-13; 2.
Thess. 3,6.14 usw. wäre dahin. Aber dem HErrn sei Dank! - so dunkel auch
der Tag sein mag - solange Seine Gemeinde noch auf der Erde ist, haben
die, die Seiner Gemeinde angehören, auch das gesegnete Teil, „als
Gemeinde“ zusammenzukommen.
Es dürfte auch wichtig sein, zu beachten, daß nicht durch das
Zusammenkommen „als Gemeinde“ die Gläubigen zu einer Gemeinde gebildet
wurden. ... Alle Gläubigen in Korinth waren die Gemeinde Gottes in
Korinth. Sie wurden dies nicht erst durch die Zusammenkunft „als
Gemeinde“. Ob sie als Gemeinde zusammenkamen oder nicht, stets waren sie
die Gemeinde Gottes in Korinth. Das Zusammenkommen als Gemeinde fügte
dem nichts hinzu - aber es war die natürliche Sache, das Normale, daß
jene, die die Gemeinde bildeten, auch in dieser Eigenschaft der Gemeinde
zusammenkamen.
Daß sie Gottes Gemeinde - der Leib Christi - waren, war nicht etwas
durch sie Gewirktes. Es war das göttliche Werk des Heiligen
Geistes. Niemand kann sich der Gemeinde Gottes hinzufügen noch sich zu
einem Gliede Seines Leibes machen. Aber jeder, der durch den Heiligen
Geist Seiner Gemeinde angehört, sollte auch verstehen, welch köstliches
Teil ihm gegeben ist, auch „als Gemeinde“ zusammenzukommen, um so
teilzunehmen an den Segnungen und mitzuwirken an den Aufgaben, die Er
Seiner Gemeinde zugeteilt hat. Ach, wie wenige schätzen dieses! Sie
kennen kaum einen höheren Gedanken als ihre eigene Erbauung.
So bleibt der HErr der Mittel- und Sammelpunkt unseres Zusammenkommens.
Und weil der HErr es allein ist, muß auch alles Seinem Wort und Geiste
unterworfen sein. Es kann nicht anders sein. Sind wir wirklich
auf dem Grunde, der Er Selbst ist, versammelt, so kann kein Raum für
irgend etwas sein, das zu Ihm im Widerspruch steht. Parteiungen,
Verbindungen mit der Welt müssen aufhören, und Böses kann nicht in der
Mitte geduldet werden (1. Kor. 5,6ff.), noch „ein anderes Evangelium“
(Gal. 1,6-10), noch Personen und Lehren, die weitergehen und nicht
bleiben in der Lehre des Christus (2. Joh. 9.10). Der HErr kann nicht
mit diesen Dingen gehen, und wir können, wenn wir Ihn in unserer Mitte
haben wollen, Ihn nicht damit verbinden. Sein Name, Seine Person
entscheidet alles. Er ist da, das genügt, um alles festzustellen.
So recht und gut auch das Verlangen nach Einheit ist, hier müssen wir
lernen, daß Einheit uns nicht wichtiger als Christus sein darf und wir
Christen nicht vor Christus zu stellen haben - Brüder nicht vor dem
HErrn und Einheit nicht auf Kosten Seines Namens und der Treue zu Ihm.
So fest wir auch für dieses alles einzutreten haben, so können wir
andererseits auch nicht die Dinge der Urgemeinde, die mit der
ungehinderten Kraftentfaltung des unbetrübten Heiligen Geistes
zusammenhängen, einfach nachahmen, als könnten wir die Gemeinde Gottes
in ihrer Einheit,
Reinheit und Kraft wieder aufrichten. Das hieße Fleisch anstelle des
Geistes setzen. Wir müssen vielmehr bekennen, daß mit der Zerrissenheit
der Gemeinde auch gewisse Folgen dieser Zerrissenheit über die Gemeinde
gekommen sind, Dinge und Vorkommnisse, die in der Urgemeinde nicht
gefunden werden konnten, unter denen wir uns aber heute als einer
Folge des Verfalles und der Zerrissenheit in Demut, Schuldbekenntnis und
Trauer beugen müssen, kraftlos sie wie den Verfall selbst abtun zu
können. Doch bleibt der persönliche Pfad der Treue des einzelnen davon
unberührt.
Auf diesem Boden, der Timotheus gezeigt wurde, ist der Schwächste und
Jüngste im Glauben willkommen und für solche, „die etwas anders gesinnt“
sind (Phil. 3,15), ist weiter Raum, uns gegenseitig mit aller Demut und
Sanftmut, mit Langmut zu ertragen in Liebe. Das Band der Gemeinschaft
umschließt alle, die im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist – aber es
umschließt nichts von der Finsternis (1. Joh. 1,7).
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Auch wir haben uns wie der Verfasser von
Antwort B
sehr gefreut, als diese Frage eingesandt wurde. Dennoch haben wir mit
der Veröffentlichung von
Antworten
lange, ¾ Jahr, gewartet, um nicht übereilt zu handeln. - Möchten diese
umfassenden
Antworten,
durch die alle Seiten der Frage gründlich im Lichte der Schrift
betrachtet werden, nicht nur dem Einsender der Frage, sondern auch
vielen anderen dazu helfen, den von Gott gezeichneten Weg zu sehen und
zu gehen! - Wir bemerken noch, daß andersartige
Antworten
nicht eingingen.
Noch einige praktische Winke! Der schwierigste Punkt ist nach dem Lesen
obiger
Antworten,
besonders der kostbaren
Antwort E,
für einige vielleicht der: alle Kreise von Gläubigen werden behaupten,
daß sie sich versammeln mit denen, die aus reinem Herzen den HErrn
anrufen! Was nun? - Nun, mein Bruder, meine Schwester, es kommt nicht
darauf an, was einzelne von sich behaupten, sondern es kommt auf den
praktischen Gehorsam gegen Sein Wort an, auf 2. Tim. 2,19! Die
möglichste Übereinstimmung mit Seinem Wort, wenn auch in Schwachheit,
sollte uns und unser Zusammenkommen kennzeichnen. Kann aber etwa da von
einem Anrufen des HErrn mit reinem Herzen geredet werden, wo z.
B. die klare Erkenntnis vorhanden ist von gewissen
schriftwidrigen Dingen und Hängenbleiben an ihnen aus Menschenfurcht
oder weil man sich die sogenannten geöffneten Türen nicht verschließen
will - wir betonen nochmals: während man ganz genau weiß und zugibt, daß
jenes, was festgehalten wird, unbiblische Dinge sind!? Ungehorsam,
bewußter Ungehorsam und ein reines Herz? Wir persönlich halten uns
ängstlich davon fern, Brüder und ihren Weg zu verurteilen, und
wir be urteilen dergleichen auch nur, wenn wir es unserer eigenen
Wegentscheidung wegen gelegentlich müssen - richten werden wir keinen,
jeder steht und fällt seinem Herrn; aber wo offen erkannt und zugegeben
wird: „ja, es ist unbiblisch“ - und es wird doch festgehalten, da
möchten wir, den Früchten gemäß, an dem reinen Herzen wohl
zweifeln. - Manche Kinder Gottes kennen nur ein reines Herz, dessen
Heiligung und Reinheit in Abkehr von moralischer, fleischlicher
Unreinheit besteht, und wenn in ihrer Gegenwart die bösen, religiösen
„Heiligtümer“ der Welt auch nur auf ihren biblischen Unwert hin
untersucht werden, sogar ohne jeden persönlichen Angriff, dann werden
sie oft sehr erregt, ähnlich wie die Leute in Ophra, als Gideon auf
Jehovas Geheiß die Götzenbilder zerstört hatte (Richter 6,28ff.!). Es
ist fast nicht zu glauben, daß Gottes Volk so tief gesunken ist und so
handeln kann, aber es geschieht oft genug - mitreinem Herzen? Wir
fürchten, nein! - Und hier ist die Linie, wo jeder sich selbst zu prüfen
hat und seinen Weg suchen muß - wenn er in Einfalt und Treue den Weg des
Gehorsams gegen das Wort Gottes nach 2. Kor. 6,14ff.; 2. Tim. 2,19ff. u.
a. gehen will.
Antwort E
sagt: „er wird auf diesem Wege andere finden!“ Sicher, denn der treue
Gott weiß die zusammenzubringen, die Sein Wort halten wollen, und für
die die Person Jesu Christi der Mittelpunkt ist (vergl. Mal. 3,16ff. und
Offenb. 3,8!). Diese wenigen, hier und da und wo auch immer, werden in
tiefer heiliger Liebe zu dem ganzen Volk Gottes stets trauern, daß nicht
mehr, wie im Anfang, die Gesamtgemeinde aller Gläubigen beisammen ist
nach dem Grundsatz von Apgesch. 2,42, aber sie werden in Demut und Treue
an ihrem Teil zu verwirklichen suchen, was der ganzen Gemeinde gilt (z.
B. Eph. 4), sie werden sich freuen über jeden einzelnen, der,
herausgenommen aus dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf (Gal. 1,4), den Weg
der Treue, wenn auch in Schwachheit, mit ihnen pilgert, und sie werden
mit Inbrunst ausschauen nach dem HErrn, der verheißen hat, bald zu
kommen! Dann wird der eine Leib vollendet dargestellt!
„Amen, komm Herr Jesu!“ (Offenb. 22,20.)
Geleitsworte an den Leser:
„Der Fels: vollkommen ist Sein Tun; denn alle Seine Wege sind recht.
Ein Gott der Treue und sonder Trug, gerecht und gerade ist Er. - ...
Loben will ich Jehova mein Leben lang ... Glückselig der, dessen
Hoffnung auf Jehova, seinen Gott, ist! ... Der Treue hält auf ewig! ...
Gott ist treu. ... Er Selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch
völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt
bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi. Treu ist, der euch beruft;
der wird es auch tun.“ ... „Er bleibt treu, denn Er kann Sich Selbst
nicht verleugnen.“ 5. Mose 32,4; Ps. 146,2.5.6; 1. Kor. 1,9; 1.
Thess. 5,23.24; 2. Tim. 2,13.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 13
Ich bitte um Aufklärung über den scheinbaren Widerspruch zwischen 1.
Mose 6,6 und 1. Sam. 15,29!
Antwort A
Zunächst sei bemerkt, daß dieser Widerspruch in Kapitel 15 des ersten
Buches Samuels schon zwischen den Versen 11, 35 und 29 völlig erkennbar
ist, und zur Aufklärung desselben sei Ps. 110,4 und 4. Mose 23,19
angeführt; letztere Stelle ist gewissermaßen der Schlüssel unserer
Frage.
„Gott ist kein Mensch, um zu bereuen“: dieses bezieht sich deutlich auf
Seine Worte; „sollte Er gesprochen haben und es nicht tun, und geredet
haben und es nicht aufrecht halten?“ (4. Mose 23,19); „geschworen hat
Jehova, es wird Ihn nicht gereuen“ (Ps. 110,4). Daß es in 1. Sam. 15,29
auch der Fall ist, zeigt das Wort: „das Vertrauen Israels lügt nicht“;
dieser Name Gottes „Vertrauen“
deutet auf die Zuverlässigkeit Seiner Verheißungen und Aussprüche hin.
Es reute Jehova: Das ist in bezug auf Sein Tun. Es reute Ihn, daß Er den
Menschen geschaffen und Saul zum König über Israel gemacht hatte (1.
Mose 6,6; 1. Sam. 15,11.35).
Also bereut Gott zuweilen Seine Werke; Seine Worte aber nie.
Wir können wohl verstehen, daß Er Seine Worte nicht zu bereuen hat, denn
ein jedes derselben ist geläutert gewogen (Ps. 18,30; 119,140; Spr. 30,5
u. a.). Keine Macht kann sie auflösen (Joh. 10,35; Jes. 40,6-8), und
niemand darf ihnen etwas hinzufügen (Spr. 30,6; vergl. Offenb. 22,18).
Wie oft müssen hiergegen die Menschen ihre Worte bereuen, zurücknehmen,
um nicht als Lügner gefunden zu werden; wie oft lügen sie, um ihre Worte
nicht zurücknehmen zu müssen, und wie wenig kann man auf ihre Verheißung
trauen! -
Sind aber die Werke Gottes etwa unvollkommener als Seine Worte, etwa
fehlerhaft? Nein! Sie sind gut (1. Mose 1,11.12.18.21.31. u. a.). Sein
Tun ist vollkommen (5. Mose 32,4). Die Schöpfung des Menschen nach
Seinem Bilde, die Wahl Sauls als König über Israel, als er in seinen
Augen klein war (1. Mose 1,26.27; 1. Sam. 15,17), sind im Gegenteil
herrliche Taten und entsprachen völlig den göttlichen Grundsätzen. Nun
aber hat sich Satan durch die Sünde, welche durch einen, den ersten
Menschen in die Welt gekommen ist, Herrschaft über die Werke Gottes
angeeignet. Der Mensch fiel in seine Gewalt, seine Bosheit wurde groß
auf Erden, und alles Gebilde seines Herzens war nur böse den ganzen Tag
(1. Mose 6,5). Saul „hat sich hinter Jehova abgewandt und Seine Worte
nicht erfüllt“ (1. Sam. 15,11). Nun verstehen wir, daß es Jehova
„schmerzte in Sein Herz hinein“, daß es Ihn reute, das getan zu haben,
was durch die Sünde verdorben wurde; wir verstehen, daß Er Sein eigenes
Werk unter solchen Umständen Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit halber
vernichtete. Umgekehrt reute es Gott auch, Gericht zu üben, nämlich als
sich die Schuldigen unter Seine Hand demütigten und Buße taten (1.
Chron. 21,15; 2. Sam. 24,16; Jona 3,9.10). Einiges über den Fall von
Ninive: Man konnte meinen, Gott habe da Sein Wort (Kap. 3,5) nicht
aufrecht gehalten und es bereut. Es ist aber nicht richtig. Hier müssen
wir die geistliche Bedeutung von „vierzig Tagen“ in Gottes Wort
beachten. Soweit ich sie verstehe, stellten sie eine Versuchs- oder
Probezeit dar (siehe Matth. 4,1 u. a.). Gott wollte Ninive noch eine
Probezeit lassen, ehe Er sie, ihrer Bosheit halber (1,2), umkehre. Auf
die Predigt Jonas taten die Niniviten Buße, und so „ließ Sich Gott des
Übels gereuen (nicht Seiner Worte), das Er ihnen tun wollte und tat es
nicht“ (3,9.10). Sie kamen nicht um. Später aber (denn ein Tag ist bei
Gott wie tausend Jahre, 2. Petri 3,8) wurde Sein Wort buchstäblich
erfüllt.
Wenn Gott zuweilen, und je nach dem Verhalten des Menschen zu Ihm,
Sich's gereuen ließ, so gibt es doch eins Seiner Werke, das Er nie und
unter keinen Umständen bereuen wird. Die Gnadengaben und die Berufung
Gottes in Christo Jesu, darunter das ewige Leben (Röm. 6,23), sind
unbereubar (Röm. 11,29). Diese kann Satan nicht verderben; er ist ja für
immer besiegt; die Sünde kann sie nicht vernichten, denn „wo sie
überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwenglicher geworden,
auf daß ... sie herrsche ... durch Jesum Christum, unseren HErrn“ (Röm.
5,20.21). „Gott sei Dank für Seine unaussprechliche Gabe!“
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Aus vorstehender
Antwort,
der einzigen eingegangenen, die aber überzeugend ist, geht in
Übereinstimmung mit der Schrift hervor, daß Gott nie Seine Worte bereut,
wohl aber hier und da Seine Werke. Wir möchten an Hand der Schrift noch
weitergehen und statt nur von der Unveränderlichkeit Seiner Worte lieber
reden von der Seines Charakters, Seines Wesens: Er Selbst bleibt
stets derselbe, Er ist der Unveränderliche (Mal. 3,6; Ps. 102,26.27;
Hebr. 1,11.12; vergl. 2. Mose 3,14.15; Hebr. 13,8; Jak. 1,17 u. a.),
darum sind auch die Kundgebungen Seines Geistes, also auch Seine Worte,
unveränderlich. Wie köstlich ist das! Ja, wie gern hätten wir
manches Wort nicht geredet, wie leicht kommen Verfehlungen unserer Zunge
vor, wie ernst und wichtig für uns sind die die Zunge betreffenden
Ermahnungen von Jak. 3! Bei unserem Gott dagegen ist alles vollkommen.
Darum braucht Er Seine Worte nicht zu bereuen, weil Sein Wesen
unveränderlich bleibt.
Wenn Er aber Seine Werke, vollzogene oder angedrohte, bisweilen bereut
und zurücknimmt - so kann Er doch nicht vollkommen sein! - so
wird von solchen, die Ihn nicht kennen, oft geurteilt. Aber man kann
beim Betrachten der betreffenden Geschichten nicht sagen von Gott, wie
man oft von einem Menschen sagt: „er mußte das und das zurücknehmen, er
hat sein Tun bereut, denn er befand sich im Unrecht oder Irrtum“ usw.
Gott tut nie Unrecht - Er ist der Heilige, Vollkommene, Gerechte;
„niemand ist gut, als nur einer, Gott“ (Luk. 18,19). Wer natürlich von
vornherein das unumschränkte, vollkommene Gutsein Gottes nicht
anerkennt, der wird in den Stellen, die von Gottes Reue reden,
selbstverständlich einen „Beweis“ finden für seine gotteslästerliche,
gegenteilige Behauptung. Kinder Gottes, Kinder dieses Gottes, des
heiligen, vollkommenen Gottes der Bibel, haben mit solchen Behauptungen
nichts zu tun. Ihnen können aber gerade im Hinblick auf die heilige
Vollkommenheit unseres Gottes Schwierigkeiten erwachsen infolge dieser
Stellen. Ihnen, wie auch dem Einsender der Fragen, seien hier noch
einige Worte gewidmet!
Was ist Reue? Leidwesen, Bedauern über eine Tat (oder Unterlassung), die
man ungeschehen machen möchte. Der Hauptbestandteil bei der Reue ist
nicht der Wunsch, die Tat ungeschehen zu machen, sondern die Trauer, die
man im Blick auf dieselbe empfindet; jener Wunsch ist erst die Folge von
der Trauer. Nehmen wir nun den Fall von 1. Mose 6,6! Gott bleibt in
Seinem Wesen stets der gleiche, also auch in Seinem unveränderlichen Haß
gegen die Sünde. Darin ändert Er Sich nie. Nun fielen die für Ihn
geschaffenen Menschen von Ihm ab und in schreckliche Sünde. Da erfüllt
das Herz Gottes Trauer (ebenso als Er sah, auf welchem Wege Saul ging).
Gott ist doch nicht empfindungslos! Wäre Er nicht lebendig, wäre Er
nicht persönlich, wäre Er unfähig gewesen, Sich wie Er tat in Christo
(2. Kor. 5,19) - als vollkommener Mensch unter den von Ihm geschaffenen
Menschen zu bewegen und mit ihnen zu fühlen (Hebr. 2,18; 4,15) -dann, ja
dann wäre Er auch unfähig, Schmerz und Trauer beim Anblick der durch
Satans Macht in Sünde gefallenen Menschheit zu empfinden. Dann aber
hätte Er auch nicht Zorn empfinden können und keine andere Seelen- und
Willensregung, es wäre ein unpersönlicher Gott, ein Gott, wie ihn
verschiedene philosophische Unglaubenssysteme erfunden haben, es wäre
nicht der Gott der Bibel. Der Gott, der Sich „geoffenbart hat im
Fleisch“ (1. Tim. 3,16), der Gott - Jehova, der schon Jahrtausende zuvor
bei den ersten Menschen „im Garten“ wandelte „bei der Kühle des Tages“
(1. Mose 3,8), der die Tür der Arche „hinter Noah zuschloß“ (1. Mose
7,16), der mit Mose auf dem Berge „redete, wie ein Mann mit seinem
Freunde redet“ (2. Mose 33,11) usw., der Gott, der uns Menschen so
erschaffen hat, wie wir sind (ausgenommen die Sünde!) in Seinem Bilde,
nach Seinem Geschlecht (Apgesch. 17,28.29), der kann auch empfinden wie
wir, wenngleich Er als der Vollkommene nicht abhängig ist von Seinen
Empfindungen, sondern frei über allem waltet. Ja, unser Gott fühlt, und
zwar unendlich tiefer, reicher, reiner, inniger als wir; und was noch
köstlicher ist: Er läßt es uns wissen! Er läßt uns durch diese Stellen
vom Bereuen hineinblicken
in Sein Herz, und Er zeigt uns zugleich, wie Er, der über allem steht
und vor dem Anfang das Ende kennt und an allem mit Seiner ganzen Person
teilnimmt, wie Er mit uns handelt: In dem Augenblick, als die Niniviten
Buße taten, aIso ihr sündiges Leben änderten, in dem Augenblick änderte
Gott Sein Verhalten gegen sie, nicht aber Sein Wort! Das behielt
Gültigkeit, aber Sein augenblickliches Handeln wurde bestimmt durch das
Verhalten der Menschen. Wie gnädig ist Er und barmherzig, langsam zum
Zorn und groß an Güte, langmütig und freundlich (vergl. Joel 2,13;
2. Petri 3,9 u. a.)! Gerade weil Gott unwandelbar ist in Seinem Wesen,
deshalb muß in Ihm der Menschenkinder Sünde Schmerz hervorrufen, deshalb
aber muß auch die Sinnesänderung der Menschen bei Ihm ein verändertes
Verhalten auslösen - beides drückt die Schrift aus durch das uns
Menschen am meisten zu Herzen gehende, weil dem menschlichen Verstehen
am nächsten kommende Wort „Reue“ und „bereuen“, und indem also Gott
Selbst von Seiner Reue spricht, zeigt Er uns vielleicht am tiefsten
Seine Gesinnung, Seine liebevolle Natur, kurz: Sein Herz! - „Dieser Gott
ist unser Gott immer und ewiglich!“ (Ps. 48,14.) Halleluja!
Frage 14
Betrifft Matth. 25,1-13 Israel oder die Gemeinde des HErrn, oder beide?
Antwort A
Die Christenheit bis zu Seiner Wiederkunft bezeichnet der Herr Jesus
öfter mit dem Ausdruck: „Reich der Himmel.“ Es ist die Zeit der
Entwicklung Seines Reiches während Seiner Abwesenheit. Es ist ähnlich
wie Matth. 13,24-30; 24,43-51; 25,14-30 usw., je nach den einzelnen
Umständen handelt es sich um die VerAntwortlichkeit
der Bekenner Jesu Christi.
In unserem vorliegenden Gleichnis haben wir wohl ein Bild von dem
Zustande der bekennenden Christenheit, aber wir dürfen die Kreise
dennoch etwas enger ziehen und sagen: Es bezieht sich mit auf den
himmlischen Charakter der Christen, denn es ist die Rede davon, daß sie
ausgehen, um dem zur Hochzeit wiederkehrenden Bräutigam entgegenzugehen.
Also spricht das Gleichnis nicht von einer Braut und ihrer Herrlichkeit,
sondern vielmehr von der VerAntwortlichkeit,
auf den HErrn zu warten und Seine Zeugen zu sein. Es handelt sich aber
dennoch um zwei Klassen, um Kluge und Törichte. Wenn wir den
Entwicklungsgang verfolgen, werden wir finden, daß es sich zu Anfang nur
um kluge Jungfrauen gehandelt haben kann, um solche, die wirklich zu
Jesu bekehrt waren und Öl, Leben aus Gott, empfangen hatten, denn
Apgesch. 5,13 lesen wir: „Von den übrigen aber wagte keiner sich ihnen
anzuschließen“ usw. Es handelt sich also um eine Schar, die aus den
Juden und Heiden ausgegangen war. Im Laufe der Zeiten kamen auch
Weltförmige, die „die Form der Gottseligkeit hatten, aber die Kraft
verleugneten“, auf diesen Boden, und je länger der Bräutigam verzog,
desto mehr Verwischung und Vermischung gab es, Weltförmigkeit und
Schläfrigkeit hielten in den Reihen der Bekenner ihren Einzug, die
kostbare Hoffnung der Erwartung des HErrn vom Himmel trat in den
Hintergrund, die Gläubigen lebten nicht mehr als Abgesonderte. Das beste
Beispiel finden wir bei vielen Gläubigen unserer Tage, die sich auf den
Boden einer sogenannten christlichen Welt ziehen lassen und da alle
religiösen Feste und auch das Abendmahl, welches nur den Gläubigen
gehört, mitfeiern; wo das Gedächtnis des HErrn nur noch eine Formsache
und nicht der Tisch des HErrn oder die Verkündigung Seines Todes ist.
Aber über diesem allen steht der HErr, der in Seiner Liebe an die Seinen
denkt. Je länger die Schatten und je dunkler die Umrisse werden, desto
näher ist
Er den Seinen. In das Dunkel der Mitternacht wird Sein Ruf erschallen,
und die in treuem Ausharren immer wieder rufen: „Komm, Herr Jesu!“, die
haben auch „Ohren zu hören“. So ist in der gegenwärtigen Zeit des
Verfalls der HErr an der Arbeit des Sammelns und des Aus- und
Absonderns, und die Treuen im Lande, ähnlich wie Mal. 3,16, unterreden
sich miteinander, d. h. sie warten auf den kommenden HErrn und lassen
sich als Erlöste auch loslösen von allen äußeren Formen der
Namenbekenntnisse und wandeln einzig allein mit dem HErrn, d. h. der
Herr Jesus genügt ihnen. Wir sehen also, es handelt sich einerseits um
Wachsamkeit, um den Bräutigam zu erwarten, und andererseits um die
persönliche Treue im Dienst. Ebenso handelt es sich nicht um eine
bestimmte Parteigruppe, sondern zu der Zeit des wiederkehrenden
Bräutigams wird dieses Reich der Himmel lediglich auch nur von solchen
dargestellt, die von der Welt und jeder Religion, die mit dem Fleische
in Verbindung steht, ausgegangen sind. So betrifft unser Gleichnis weder
Israel noch die Gemeinde, sondern zunächst in weiten Umrissen die
Christenheit in der Abwesenheit Christi, dann aber auch die Glieder der
Gemeinde, welche der HErr in dieser Wartezeit gesammelt hat und die in
wartender Stellung dastehen. Möge der HErr uns alle wachend und wartend
finden!
Pb. W.
Antwort B
Beides nicht. Es bezieht sich weder auf die Gemeinde noch auf Israel,
sondern auf das Reich. Der HErr sagt: Alsdann (Matth. 24,45-51) wird das
Reich der Himmel gleichgeworden sein zehn Jungfrauen. Es ist
bereits in den früheren Jahrgängen über das „Reich der Himmel“ eingehend
geschrieben worden, und es empfiehlt sich, an Hand der
Schriftstellenverzeichnisse nachzulesen, was insonderheit über Matth. 13
gesagt ist (z. B. Jahrg. I (1913), S. 49-54 und Jahrg. III (1915), S.
23-32 u. a.).
Das Reich der Himmel umfaßt die Zeit der Abwesenheit des HErrn und
Königs. Es ist die Zeit, in welcher auf dem „Acker“ der Menschenwelt der
gute Same (aber dazwischen auch das Unkraut) gesäet wird. Im Reich der
Himmel wird die Frucht der zweierlei Aussaat gefunden, sowohl die Söhne
des Reiches, als auch die Söhne des Bösen, die törichten als auch die
klugen Jungfrauen (Matth. 13,38). Es umschließt Gläubige und ungläubige
- alle jene, die den Namen Christi und das Wort und Zeugnis Gottes
empfangen, annehmen und bekennen.
Obgleich das Gleichnis die ganze Zeit des „Reiches der Himmel“ umfaßt,
gibt uns der HErr doch darin ein besonderes Bild von der Endperiode. Er
zeichnet uns die dunkelste Zeit des Reiches der Himmel - die
Mitternachtszeit. Zur Mitternachtszeit geht der Ruf durch das Reich:
„Siehe, der Bräutigam!“ („kommt“ fehlt im Urtext). Dieser Ruf wendet
sich an das Herz, es für den Kommenden zu erwecken. Wir haben es in dem
Gleichnis weniger mit dem Ereignis Seines Kommens, sondern mehr mit der
Person des Kommenden zu tun: „Siehe, der Bräutigam!“ Der Ruf enthält die
Aufforderung, die Welt und was in ihr ist zu verlassen und Ihm zu
begegnen.
Die klugen Jungfrauen sind im Gegensatz zu den törichten solche, die aus
dem „guten Samen“, aus dem Worte, gezeugt sind und so Leben aus Gott
besitzen. Das Öl wird bei ihnen gefunden. Die Salbung (sie geschiebt mit
Öl) wird in der Schrift als Bild vom Heiligen Geiste gebraucht (1. Joh.
2,20.27).
Wenn auch die törichten Jungfrauen als „Jungfrauen“ angeredet werden, so
haben wir deshalb
ebenso wenig an Gläubige zu denken, als wenn der HErr in Verbindung mit
diesem Gleichnis von dem guten und bösen „Knechte“ redet. Wir haben es
hier eben mit einem „Gleichnis“ zu tun.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Da vorliegender Frage nach nicht eine Auslegung des Gleichnisses
verlangt wird, so beschränken wir uns, was dessen Allgemeinverständnis
angeht, auf ein paar Bemerkungen: Die Braut wird hier nicht genannt, da
es hier nicht auf ihr persönliches Verhalten ankommt, sondern auf die
VerAntwortlichkeit
des Wartens auf den Bräutigam, und diese teilen die Brautjungfern mit
der Braut. Denn nach der damaligen jüdischen Sitte mußte der Bräutigam
kommen, um die Braut in sein Haus zu holen zur Hochzeit, und die
Brautjungfern hatten ihn zu erwarten. In vorliegendem Falle gingen sie
ihm, da er lange verzog, entgegen, als sie den sein Kommen ankündigenden
Ruf hörten. Es kommt also gar nicht auf die Braut als solche an, sondern
auf die Wartestellung derer, die zu warten hatten, bis er käme. Diese
sind hier dargestellt unter der Zahl 10, mit welcher in der Schrift die
menschliche VerAntwortlichkeit
ausgedrückt wird (vergl. das Gesetz, ferner Dan. 1,12; Luk. 17,17 und
19,13 u. a.!), und unter dem Bilde von Jungfrauen - auch die Braut ist
gemeinhin eine Jungfrau! -, die gemäß der ungewöhnlichen Stunde des
Kommens des Bräutigams brennende Lampen tragen mußten. Als Jungfrauen
werden die Wartenden gekennzeichnet, weil in diesem Begriff die
Reinheit, Unberührtheit durch die Dinge und das Wesen der Welt,
Aufgeschlossenheit für die Schönheit und Güte des Erwarteten usw. liegt
(vergl. 2. Kor. 11,2; Offenb. 14,4 [Matth. 1,23; Luk. 1,27]).
Wie sehr derartige Fragen wie die in obigen klaren
Antworten
behandelte die Herzen vieler Gläubigen bewegen, zeigt die in diesem Heft
neugestellte Frage unter e), die vor kurzem aus dem Felde einlief. Was
beweist dies? Einmal, daß jene traurige Lehrrichtung, wonach das
Matthäusevangelium nur dem Volke Israel gehöre, unter Gottes Volk leider
viel an Boden gewonnen hat, und zweitens, daß im allgemeinen unter uns
Gläubigen wenig Verständnis besteht über das, was die Schrift meint
unter den Begriffen „Reich der Himmel“ und ähnlichen. Frage 6 in Band
III (1915) beschäftigt sich, wie auch oben in
Antwort B
bemerkt ist, eingehend mit diesem kostbaren Gegenstand. Möchten wir alle
davon noch fortgesetzt lernen!
Wie unendlich weiser ist doch das untrügliche Wort Gottes, als wir
Menschen sind mit unseren Fragen, wen das Gleichnis betreffe: „ob
Gemeinde?“ - „ob Israel?“ Nur ein Beweis dafür! Wie könnte sich das
Gleichnis auf die Gemeinde, den Leib Christi beziehen, bei dem es kein
getrenntes Glied geben wird am Ende, wenn der HErr gekommen ist, Seinen
Leib vollendet darzustellen, während doch dem Gleichnis nach solche da
sein werden, die zurückbleiben! Ist denn der Leib Christi zerteilt? Es
gibt leider Gläubige, die annehmen, daß nur eine Auswahl entrückt wird:
Sie verstehen noch nicht, was es ist um den „einen Leib“, an dem
Christus das Haupt ist! „Wir werden alle verwandelt, in einem Nu, in
einem Augenblick“ usw. (1. Kor. 15,51). - Andererseits: Wie könnte es
sich auf Israel beziehen, wo von dem Öl, dem Geist, geredet ist, der „in
ihren Gefäßen“ ist, was doch hinweist auf den in uns wohnenden
Geist (vergl. Joh. 14.17; 1. Kor. 6,19; Eph. 1; 1. Joh. 2,27! siehe auch
2. Kor. 3,18 und 4,7!). Wo aber in der Schrift wäre wohl davon die Rede,
daß der Geist in dem Israeliten, d. h. in dem einzelnen
Vertreter des gläubigen Überrestes wohnte? (vergl. Joel 2, 28-32
mit Apgesch. 2, 17ff.!). - Wo aber solche sind, die äußerlich als
Jungfrauen gesehen werden, da kann erwartet werden, daß auch der Geist
in ihnen wohnt; jedoch an ihnen wird offenbar, daß, „wer Christi Geist
nicht hat, nicht Sein ist,“ wenn er sich auch sonst in nichts von den
echten Bekennern unterscheidet.
Nein, die Schrift sagt nicht, daß es ein Gleichnis von Israel oder von
der Gemeinde oder beiden sei, sondern sie sagt, daß es ein Gleichnis vom
„Reich der Himmel“ ist. Dieses in der dunklen Mitternachtsendzeit, dann,
„wenn der böse Knecht seine Mitknechte schlägt,“ umfaßt alle, d. h.
Bekehrte und Unbekehrte, Glieder der Gemeinde (des Leibes),
Judenchristen und Heidenchristen, ob dem Namen nach oder in Wahrheit
usw., sofern sie nur den äußeren Jungfrauen-, d. h. den
Bekennercharakter tragen, also mit anderen heute oft gehörten Worten
„nicht so ganz ungläubig“ sind. Einstmals, als der Säemann anfing zu
säen, war es anders, aber alsdann, wann der HErr verzieht und
schon lange fern ist - also gegenwärtig nicht nur, sondern schon lange,
lange - da wird es so sein, ja, da ist es so, wie diese Stellen
uns zeigen; jedoch wiederum auch nur so lange, als der Herr jener
Knechte, der Bräutigam, der König fern ist. Sobald Er kommt, sehnlichst
erwartet von den Seinen, dann wird die tatsächliche Wirklichkeit des
Lebens aus Gott (des Lebens „durch den Geist“, Gal. 5,25) das
Entscheidende sein. Vor den Augen des Königs ist das äußere Bekenntnis
ohne das Leben aus Gott wertlos wie ein Nichts und „vergeht“! Wie
ernst für die törichten Jungfrauen zu aller Zeit, seit sie da sind, und
heute auch, die in Selbsttäuschung dahingehen, deren so viele sind! Laßt
uns sie warnen, solange Gnadenzeit ist, - daß sie doch noch beizeiten
sich mit Öl versorgen, d. h. Leben aus Gott empfangen! (Joh. 7, 37-39a;
Offenb. 22,17 usw.) Und laßt uns immer wachsamer, freudiger und stets
glücklichen Herzens Ihm entgegengehen, „der da kommt“!
Frage 15
Sprach der Teufel in Lukas 4,6 die Wahrheit?
Antwort A
Die Versuchung des Herrn Jesu geschah auf Anregung des Geistes (Matth.
4,1; Luk. 4,1.2). Nach dem ewigen Ratschluß Gottes gehörte diese
Versuchung in den Erlösungsplan Gottes; 1. Joh. 3,8: „Hierzu ist der
Sohn Gottes geoffenbart worden, auf daß Er die Werke des Teufels
vernichte;“ 1. Tim. 3,16: „Gott ist geoffenbart worden im Fleische.“ Der
Herr Jesus stand als Mensch, als des Menschen Sohn, dem Satan gegenüber,
deshalb die Frage Satans an den HErrn: „Bist Du Gottes Sohn?“ und „wenn
Du Gottes Sohn bist“. Vers 5 und 6 ist sehr bedeutungsvoll. Der Satan
sprach die Unwahrheit, er log. Der Mund der Wahrheit Jesus Christus
spricht Ev. Joh. 8,44: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist
in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist; wenn er
die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner
und der Vater derselben.“ Vers 5 und 6 in Lukas 4 weisen uns auf Offenb.
13,4. Satan wird einen finden, dem er seine Macht und Gewalt geben wird,
dem Tiere, dem Oberhaupt der zehn Reiche, dem römischen Kaiser der
Endzeit: „und sie beteten den Drachen (Teufel) an, und beteten das Tier
an“.
Satan ist der Lügner von Anfang. Durch eine Lüge hat er die ersten
Menschen verführt („ihr werdet sein wie Gott“), zur Sünde verleitet, und
so das ganze Menschengeschlecht samt der Erde (Schöpfung) unter seine
Knechtschaft gebracht. Gott sei Dank, daß es nicht so bleiben wird.
Offenb. 19,6 lesen wir: „Und ich hörte wie eine Stimme einer großen
Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker
Donner, welche sprachen: Halleluja, denn der HErr unser Gott, der
Allmächtige hat die Herrschaft angetreten.“
F. B.
Antwort B
Die ganze Schrift offenbart uns den Satan als den Fürsten dieser Welt
und als das Haupt gewaltiger Geisterheere, die in der Luft ihren Sitz
haben. Der Titel „Fürst dieser Welt“ wird in der Schrift immer
wiederholt, z. B. Joh. 12,31; 14,30; 16,11 usw., und als solcher tritt
er auch hier in der Versuchung auf. Wie einst von dem Fall Adam alles
abhing und die Sünde in die Welt kam, so hing hier alles von dem Siege
Jesu ab. Dieses wußte der Satan, darum setzte er alles daran, um den
Sohn Gottes, der hier Seinen Pfad durch diese Welt angetreten hatte, zu
Fall zu bringen. Wenn er hier dem Herrn Jesus die Herrschaft über alle
Reiche der Welt verspricht, wenn dieser vor ihm niederfalle und ihm
huldige, offenbart er seine Großmachtstellung als Fürst dieser Welt. Es
war eine Taktik des Feindes, dem HErrn die Herrschermacht über die Welt
ohne Leiden, ohne Kreuz, ohne Sterben zuzusichern, wenn Er sie aus
seiner Hand nehmen wollte, ähnlich wie dort bei Eva „ihr werdet sein wie
Gott“ (1. Mose 3,5). Aber Jesus als der gehorsame Sohn Seines Gottes und
des Vaters weist den Versucher zurück, geht als Sieger hervor und tritt
Seinen Weg an im Gehorsam bis zum Tode auf dem Kreuze (Phil. 2,7-11).
Wenn nun Satan auch als Fürst dieser Welt, die ihm unterworfen ist mit
der Zulassung Gottes und die der Vergänglichkeit preisgegeben ist, in
diesem Augenblick scheinbar die Wahrheit sagt, so bleibt er dennoch „der
Lügner von Anfang“ an.
Jesu Sieg ist unser Sieg, und in Treue und Gehorsam dürfen wir die
Früchte dieses Sieges genießen.
Ph. W.
Antwort C
Der Herr Jesus hat vom Teufel gesagt: „Jener war ein Menschenmörder von
Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in
ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er
ist ein Lügner und der Vater derselben“ (Joh. 8,44). Das entscheidet die
Frage. Was der Teufel sagt, ist niemals Wahrheit. Er sagt in Luk. 4,6:
„Ich will Dir alle diese Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir
ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie,“ als ob er die
unbeschränkte, völlige Verfügung darüber habe. Das ist Lüge. Ohne
Zweifel aber besitzt er große, weitgehende Macht; das zeigt schon der
vorhergehende Vers, wo es von ihm heißt: „... und er zeigte Ihm in einem
Augenblick alle Reiche des Erdkreises.“ Welche Macht! Das ist nicht
etwas, was der Teufel von sich behauptet, sondern eine Tatsache, die der
Heilige Geist uns mitteilt. Sicherlich hat der Satan auch viel zu tun
mit den Vorgängen auf der Erde, in der Natur, in der Geschichte des
Menschen - des einzelnen und ganzer Völker, vom Geringsten bis zum
Höchsten, ja, selbst bis zum Sohne Gottes (Offenb. 12,4b; Matth. 2,16;
4,1-11; 16,23) -, bis zu den gewaltigsten und welterschütterndsten
Ereignissen, die es gegeben hat und geben wird, wie das Wort Gottes uns
verschiedentlich zeigt. Ich bitte den Leser, hierzu folgende
Schriftstellen nachzuschlagen (jetzt gleich, vor dem Weiterlesen dieser
Zeilen!): Hiob 1,10-19; 2,4-7; Luk. 22,52.53 (Schluß leßteren
Verses); Joh. 14,30; 16,11 („Fürst“ dieser Welt); Offenb. 12,9 („der den
ganzen Erdkreis verführt“); 12,17; 13,2b („und der Drache gab ihm seine
Macht und seinen Thron und große Gewalt“); 16,13.14; 20,7.8 („... wird
ausgehen, die Nationen zu verführen ..., sie zum Kriege zu versammeln
...“). Aber was irgend er auch tut in dieser Beziehung, tut er in jedem
einzelnen Falle immer nur unter der Zulassung Gottes, gleichsam als Sein
Gerichtsdiener, nie etwa in eigener, unbeschränkter Machtvollkommenheit,
wie er es in Luk. 4,6 von sich behauptet, sondern Gott allein ist
es, der immer und in jedem Falle, vom Anfang bis zum Ende, über allem
steht und ohne Dessen Zulassung nicht ein Sperling vom Dache und nicht
ein Haar von unserem Haupte fällt (Matth. 10,29.30). Von Ihm
heißt es Jer. 27,5.6: „Ich habe die Erde gemacht ...; und Ich
gebe sie, wem es Mich gut dünkt. Und nun habe ich alle diese Länder in
die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel. Meines Knechtes, gegeben;
...“ und Dan. 4,17: „... auf daß die Lebenden erkennen, daß der
Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem
Er will, und den Niedrigsten der Menschen darüber bestellt.“ In
Seiner allmächtigen Hand ruht alles! Diese Tatsache ist ein großer Trost
für uns Kinder Gottes; ja, unser Herz jubelt darüber, daß wir einen
solchen herrlichen Gott haben, den wir durch unseren Herrn Jesum
Christum Vater nennen dürfen, so daß wir uns nicht nur für die
Ewigkeit, sondern auch schon hienieden in dieser Zeit völlig geborgen
wissen in Seiner allmächtigen Hand und an Seinem liebenden Herzen. Ihm
sei ewig Dank dafür!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Während die ersten beiden
Antworten
mehr nur je eine Seite der Sache durchführen, beschäftigt sich
Antwort C
gründlich mit beiden Seiten, so daß wir in obigen
Antworten
geradezu einen gedrängten Überblick über das Wirken Satans haben.
Darüber ließe sich ja nun noch viel sagen, auch in bezug auf die
Gegenwart, aber der Raum lässt es diesmal nicht zu. Wichtig ist, daß
Gottes Volk darüber klar ist, was alles dem Satan schriftgemäß
zugeschrieben ist, damit Gläubige nicht dahin geraten zu widersprechen,
wenn etwa bei Wortbetrachtungen die bösen Dinge dieser Welt in
moralischer wie religiöser Hinsicht ebenso wie die dem Glauben
ungehorsamen Menschen als unter dem Regiment Satans stehend dargestellt
werden (vergl. 2. Kor. 4,3.4; Eph. 2,1-3; 1. Thess. 2,18; Apgesch.
10,38; 26,18; Kol. 1,13; Eph. 6,10-12; Hebr. 2,14; 1. Joh. 3,8 usw.).
In unserer Stelle sprach Satan also relativ (bedingt) die Wahrheit -
nämlich in seiner auf den Umfang der Welt bezüglichen Gewalt in der
Zeit, bis der HErr Seine volle Herrschaft angetreten hat (Offenb. 19,6)
-; absolut (unbedingt) aber die seinem Wesen entsprechende Unwahrheit -
nämlich insofern als er damals vor Dem, der die Wahrheit ist und
dem letzten Endes alle Gewalt im Himmel und auf Erden gehört, stand. Für
eine Zeit hatte er recht mit seinem Ausspruch, für alle Zeiten nicht.
Gegenüber einem gewöhnlichen Menschen hätte er recht gehabt, gegenüber
Christus, der Wahrheit, nicht. Im Antichristen (vergl.
Antwort A)
wird er sein Wort von Luk. 4,6 bedingt wahrmachen, durch Christi
endgültigen Sieg aber wird sein Wort unbedingt als Unwahrheit erwiesen.
Damals bei der Versuchungsgeschichte glaubte er gewiß, in dem Herrn Jesu
auch nur einen Menschen vor sich zu haben (wie einst in Adam und Eva),
der in Sünde hätte fallen können; aber er mußte seinen völligen Irrtum
einsehen. [Wir haben darüber uns vor Jahren des näheren geäußert in
unserem Büchlein: „War Jesus versuchlich?“ (d. h. hätte Er sündigen
können?), besonders Seite 11, 15 und 19!] Der ewigen Wahrheit
gegenüber konnte die gelegentliche, bedingte zeitliche „Wahrheit“ des
„Lügners von Anfang“ nicht bestehen. - Gepriesen sei unser herrlicher
HErr, der über Satans List und Macht einen völligen Sieg errungen hat,
auf Grund dessen wir, die wir an Seinen Namen glauben, für immerdar vom
Vater versetzt sind „in das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ (Kol. 1,13)
und auch in der Gegenwart, in allen Lagen und Versuchungen „mehr als
Überwinder“ sein können „durch Den, der uns geliebt hat“ (Röm. 8,37).
uns geliebt hat“ (Röm. 8,37).
Frage 16
Bitte um Aufklärung über Hebr. 11,35; dgl. über V. 39 und 40!
Antwort A
Um diese Worte zu verstehen, müssen wir das ganze Kapitel betrachten,
dessen Grundgedanke die Aufzählung der Großtaten Gottes ist, die Er auf
den Glauben der Seinen hin bewirken konnte. Die, welche „durch Glauben“
Zeugnis erlangten, waren Menschen nach 2. Chron. 16,9, deren Herz
ungeteilt auf Jehova gerichtet war. Nur nach solchen sucht Gott, nur an
solchen kann Er Sich mächtig erweisen. Es ist eine sehr ernste Frage an
uns: ist unser Herz wirtlich so „ungeteilt“ auf Ihn gerichtet? Können
wir lebendiges Zeugnis erlangen durch unseren Glauben?
Nach 11,32 fehlt es dem Apostel an Zeit, alle Wundertaten Gottes einzeln
aufzuzählen, darum gibt er von Vers 32-40 einen kurzen Überblick; denn
die Erde ist zu voll der Güte des HErrn (Ps. 33,5; 119,64), und der
Taten Gottes sind zu viel, um sie der Reihe nach anzuführen (vergl. Ps.
40,5 und Hiob 5,9; 9,10). - In Vers 35 denkt der Apostel zunächst an
bestimmte Glaubenstaten; so z. B. finden wir die Weiber, die ihre Toten
wiederbekamen in 1. Kön. 17,17-24 und 2. Kön. 4,29-37. - Der Psalmist
klagt, daß sie die Leichname Seiner Knechte den Vögeln zu fressen geben
(79,2.3; 94, 5. 6); wir denken hier auch an die Leiden des Jeremia (Kap.
37), an die drei Männer im Feuerofen (Dan. 3), an den Zeugentod
Eleasars, der uns in den Apokryphen (vergl. Lutherbibel) im 2. Buch der
Makkabäer Kap. 6 berichtet ist. Diese waren solche, denen eine Befreiung
oder Erlösung angeboten wurde. Es war aber nur eine zeitliche Erlösung,
eine zeitliche Befreiung, die in Wirklichkeit keine ist, denn eine uns
von der Welt angebotene Befreiung ist nichts im Vergleich zur ewigen
Erlösung, die Gott uns anbietet in Seinem Sohn. Der HErr sei
gepriesen dafür, daß wir diese „eine ewige Erlösung“ (Hebr. 9,12)
annehmen durften! Das Wort sagt uns: „Wer sein Leben findet“ (d.i. das
ewige!), „wird es verlieren“ (d. i. das irdische!); „und wer sein Leben
verliert“ (d. i. dies bischen irdische Leben, um der Ehre und des Namens
des HErrn willen!), „der wird es finden“ (d. i. das ewige Leben!),
vergl. Matth. 10,39; Mark. 8,35; Joh. 12,25; Luk. 17,33! Diese Worte
sind in den obigen Versen, nach deren Bedeutung gefragt wird, besonders
bestätigt. Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht (Gal. 5,1);
aber wenn wir nicht feststehen, im Falle schwere Glaubensproben an uns
herantreten, so bietet uns der Satan seine scheinbare Freiheit an, die
nach Gottes Wort ein Joch der Knechtschaft ist (Gal. 5,1.2; 4.5).
Möchten wir uns nicht von ihm verführen lassen!
Die alttestamentlichen Glaubenshelden wünschten nach Vers 35 eine
„bessere Auferstehung“ zu erlangen. Für diese bessere Auferstehung haben
wir klare Beweise in Dan. 12,2; Joh. 5,29; Offenb. 20,5.6; 1. Kor.
15,22.23; 1. Thess. 4,16-18; jenen Gläubigen gilt in gewisser Weise auch
Jes. 26,19.20, obwohl es sich hier wohl zunächst um die
Wiederherstellung Israels als Volksganzem handelt (vergl. „G. H.“ lll
[1915], Frage 35! Der Herausgeber).
Die Verheißung, von der in Vers 39 steht, ist Christus, der durch Moses
und alle Propheten zuvor verkündigt worden war. Sie konnten Ihn aber
noch nicht empfangen noch die Herrlichkeit, die mit Ihm in Verbindung
ist, weil damals „die Zeit noch nicht erfüllt war“. Sie sahen aber diese
Verheißung und „begrüßten sie von ferne, und sie bekannten, daß sie
Fremdlinge und ohne Bürgerrecht waren“
(11,13). Aber wir, die Gläubigen des Neuen Bundes, sind nicht mehr
Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern wir sind Mitbürger der Heiligen
und Hausgenossen Gottes (Eph. 2,19-22) und nach Hebr. 12,22-24 sind wir
gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem
himmlischen Jerusalem. Das ist etwas von dem „Besseren“, das uns
verheißen ist und das wir als Glaubensbesitz schon jetzt haben, während
sie nur danach „trachteten“ (V. 16). Wenn wir aber tatsächlich in die
Herrlichkeit eingehen, so werden auch jene vollkommen gemacht werden
„nicht ohne uns“, d. h. nicht ohne die neutestamentliche Gemeinde des
HErrn. Aber wenn wir bei der ersten Auferstehung - der „besseren“ -
auferweckt und verwandelt werden, dann werden auch jene Zeugen des
Glaubens, die von Gott ein Zeugnis erlangt haben, mitauferweckt und
vollendet in Herrlichkeit. Dann ist Hebr. 11,40 vollendet.
G. R.
Antwort B
Unser Abschnitt führt uns hinein in die Bedrängnisse des christlichen
Glaubens. In Kapitel 10,38 sagt der Schreiber, daß der Gerechte aus
Glauben leben wird, und in Kapitel 11 wird uns die Tätigkeit dieses
Glaubens beschrieben. Wir werden durch das Beispiel der Alten ermuntert,
hinzuschauen auf das Endziel. In all den einzelnen Beispielen tritt der
Charakter der Helden des Glaubens zutage; sie lebten durch Glauben, ohne
die Erfüllung der Verheißung zu erlangen, auch genossen sie nicht die
Vorrechte, welche wir als Gläubige besitzen. Vom 32. Vers ab werden
Einzelheiten nicht mehr erwähnt, der Geist spricht mehr im allgemeinen
von Beispielen der Energie des Glaubens und des Ausharrens. Der in Frage
stehende Vers 35 weist uns auf ein solches Ausharren im Glauben hin.
Wenn wir dort lesen: „Weiber erhielten ihre Toten wieder durch
Auferstehung,“ dann dürfen wir an 1. Kön. 17,17-24 denken, wo Elias bei
der Witwe zu Zarpath wohnte und durch Gottes Gnade den gestorbenen
Knaben in das Leben zurückrufen durfte. - An Verhöhnung und Geißelung
fehlte es bei vielen nicht, denken wir nur z. B. an die Makkabäerzeit!
Die grauenvolle Todesart des Zersägens bezieht sich jedenfalls auf
Jesaja, der nach der Überlieferung unter Manasse dieses Todes gestorben
sein soll. Wenn wir so alles zusammenfassen, sehen wir, wie dieser Pfad
der Gläubigen voll von Verfolgung, Not und Tod war (vergl. z. B. auch 1.
Kön. 19,10). So kam der Glaube auf mannigfaltige Weise zum Ausdruck und
verbreitete seine Lichtstrahlen unter schwerer Verfolgung in einer
dunklen Zeit. Der Ruhm dieser Gläubigen war bei Gott, und die Welt war
ihrer nicht wert. Obwohl sie ausharrten, hatten sie in keiner Weise die
Erfüllung der Verheißung erlangt, sie mußten, wie die Hebräer in unserem
Briefe, durch Glauben leben. So z. B. Abraham und viele andere warteten
auf eine Herrlichkeit, die ihnen Gott nicht ohne uns geben wollte. Für
uns als die Gläubigen des Neuen Bundes hatte Er etwas Besserem
aufbewahrt (V. 40)! Einst außerhalb, jetzt innerhalb des Vorhangs, jetzt
Zutritt zum Allerheiligsten! Wir dürfen jetzt mit Freimütigkeit kommen,
denn wir gehören dem Himmel an, dort ist unser Bürgerrecht. Abraham
durchzog die Erde mit himmlischem Sinn, indem er eine Stadt erwartete.
Wir besitzen den geöffneten Himmel, in dem Christus für uns ist. Wir
dürfen bekennen, daß wir mit Ihm dort vereinigt sind (Eph. 1,3.4). So
hat der Sohn durch Sein Opfer die, die sich heiligen lassen, zum Ziele
gebracht, Er hat uns vollkommen gemacht (Hebr. 10,14); das ist das
Bessere, und das Endziel wird sein: Wir werden alle vollkommen gemacht,
d. h. miteinander verherrlicht werden in der Auferstehung.
Ph. W.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Dieses „Vollkommengemachtwerden“ liegt auch für uns, die wir diese Worte
lesen, noch in der herrlichen Zukunft. Auch wir schauen es nur durch
Glauben. Aber wie unendlich viel größer und kostbarer ist das
Glaubensgut, dazu wir gelangt sind gegenüber dem, das jene
alttestamentlichen Helden des Glaubens besaßen. Ja, wahrlich, „bessere“
Verheißung ist uns zuteil geworden! Darüber noch einige Worte! Die
„bessere“ Auferstehung weist hin auf die „erste Auferstehung“, die eine
bessere ist als jene, in welcher „Weiber ihre Toten wiedererhielten“ (V.
35), und auch eine „bessere“ als jene Auferstehung des Volkes, von der
die Propheten weissagten. - Gott wollte noch Herrlicheres, Besseres
offenbaren, darum konnten jene trotz ihres Glaubens noch nicht die volle
Erfüllung der Verheißungen erlangen; sie mußten vielmehr auf „uns“
warten; doch kommen wir ihnen auch nicht zuvor! Es ist ja auch nicht
unser Verdienst, daß Gott für uns „Besseres“ vorgesehen hat, es liegt
allein in Seinem herrlichen Willen begründet. Was das „Bessere“ ist,
zeigt neben anderen Briefen der Schrift ganz besonders der Hebräerbrief:
den Gläubigen aus dem Judentum wird ihre neue Stellung vor Augen
gestellt. Das „Bessere“ war jetzt da, und das „für uns“ zeigte
ihnen, daß sie nichts mehr mit dem Alten, dem Judentum zu tun hatten,
sondern zu einer ungleich besseren Segensstellung - zur Einheit mit
Christo - gekommen waren. Welche Ermutigung lag und liegt in dem Hinweis
auf den Glauben der Gläubigen des Alten Testaments in ihrer irdischen
Berufung für die Empfänger des Briefes und für uns, die mit „Besserem“
gesegnet sind, treu zu sein im Festhalten der „himmlischen
Berufung“ (3,1). Und wie beschämen uns doch oft jene Gläubigen, deren
Glaubensblick nicht in jene Herrlichkeiten gehen konnte wie der unsrige,
deren Glauben nicht solche unendlichen Gebiete göttlicher
Gnadenverheißungen erschlossen waren, ja, die nicht einmal, wie wir,
täglich hinzutreten konnten in das Heiligtum, das Allerheiligste, das
für uns durch Zerreißen des Vorhangs frei geworden ist, die nicht
täglich und stündlich vertreten wurden bei Gott durch den Hohenpriester
wie wir (Hebr. 7,25 u. a.) usw., usw. Ja, wie beschämen sie uns durch
ihren mannhaften Glauben, durch ihr rückhaltloses Eintreten für die
Wahrheit Gottes in jeder Hinsicht (vergl. z. B. 11,23ff.!), durch
ihr treues Zeugnis für Gott! Die gedrängte Übersicht von Vers 32-38
lehrt uns da auch vieles. Ob deines und meines Glaubens, lieber Leser,
gegenwärtig von Gott in dieser Weise gedacht wird - oder ob vielleicht
gerade ein trauriges Zurückweichen unsererseits und Verleugnen des
Namens Seines Sohnes und Seines Wortes vor Seinem Auge steht? Wie groß,
wie gütig ist unser Gott! Er vergißt nichts, was von unserer Seite um
Seines Namens willen je getan ist, keine große noch kleine Glaubenstat,
kein Leiden um Seinetwillen ist vor Ihm verborgen (vergl. Offenb.
2,2.3.9.10.13.19; 3,8!). Aber Er kennt auch unseren Mangel an Glauben,
und vielleicht in besonderen Augenblicken, wo unser Glaubt hätte
hervorleuchten und anderen hätte zum Segen werden können (vergl. Matth.
14,30!) - da hat er versagt! Möchten wir nicht vergessen, daß nur jetzt,
solange wir auf der Erde sind, Gelegenheit für die Seinen ist, Ihn durch
Glauben - Herzensvertrauen und Glaubensgehorsam - im praktischen Leben
nach allen Seiten hin zu ehren! Sind wir erst vollkommen gemacht, ist
Vers 40 erst völlig erfüllt, dann ist die Zeit des Glaubens, diese
herrliche Zeit, für immer vorüber und die freilich herrlichere
Zeit des Schauens beginnt und bleibt. Was wir in der gegenwärtigen
herrlichen Glaubenszeit an Treue versäumt haben, können wir nie
einholen, und wo wir gegenwärtig den HErrn durch Glaubensgehorsam und
-vertrauen geehrt haben, das wird von Ihm nie vergessen, sondern
herrlich belohnt (vergl. Band lll [1915], Frage 27!). Der HErr sagt 1.
Sam. 2,30: „Die Mich ehren, werde Ich ehren,“ das gilt auch in Bezug auf
unser Leben des Glaubens und der praktisch tätigen
Liebe zu Ihm, der uns solche herrlichen Verheißungen geschenkt. Möchten
also auch wir Gnade haben, Tag für Tag „durch Glauben“ zu
wandeln, „hinschauend auf Jesum“ (12,1-3), bis „das Vollkommene
gekommen sein wird“ (1.
Kor. 13,10a)!
Geleitsworte an den Leser:
„Ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen
Gottes, dem himmlischen Jerusalem; und zu Myriaden von Engeln, der
allgemeinen Versammlung; und zu der Versammlung der Erstgeborenen, die
in den Himmeln angeschrieben sind; und zu Gott, dem Richter aller, und
zu den Geistern der vollendeten Gerechten; und zu Jesu, dem Mittler
eines neuen Bundes; und zu dem Blute der Besprengung, das besser redet
als Abel! - Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, laßt
uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit
Frömmigkeit und Furcht! - Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern
wir begehren die zukünftige.“ Hebr. 12,22-24.28; 13,14.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 17
Wie ist Hesek. 28,14.15 in Einklang zu bringen mit 1. Joh. 3,8 („der
Teufel sündigt von Anfang“)?
Antwort A
Nach dem Bericht der Schrift in Hes. 28 war der Teufel vor seinem Fall
wohl einer der vornehmsten Engel, vielleicht ein Engelfürst. Die Schrift
berichtet uns die Tatsache seines Falles, bezw. seines Sündigens, den
Zeitpunkt nicht. Jesus Christus, der Mund der Wahrheit, sagt: „Der
Teufel sündigt von Anfang,“ und dem Glauben genügt dieses; ob vor
Grundlegung der Welt oder nach Grundlegung der Welt, sagt die Schrift
nicht; als Gott die Grundfesten der Erde einsenkte nach Hiob 38,4-7, als
die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten -
darüber berichtet die Schrift nichts, ob der Teufel damals schon
gesündigt hatte oder nicht. - Eines belehrt uns die Schrift, daß, als
Gott die Erde gegründet hatte und sie bewohnbar dastand und Gott das
erste Menschenpaar erschaffen und in den Garten Eden gestellt hatte, den
Menschen auch zum Herrscher über die Erde eingesetzt hatte, da erschien
Satan, der Teufel, und brachte die ersten zwei Menschen durch seine Lüge
zum Sündigen. Mit Bezug auf diese Tatsache können auch wir sagen: Der
Teufel sündigt von Anfang, also von Anfang des Menschengeschlechts;
selbstredend ist dieser Tatsache zu entnehmen, daß des Teufels eigenes
Sündigen vorausgegangen ist.
Wichtig ist aber, daß durch das Sündigen der ersten Menschen die ganze
nachfolgende Menschheit nach Leib, Seele, Geist, sowie auch die ganze
materielle Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen wurde, mit in den
Sündenfall hineingezogen wurde; die ganze Menschheit kam in die
Knechtschaft und Gewalt des Satans, des Teufels, unter die Obrigkeit der
Finsternis. Der Teufel wird „der Gott
dieser Welt“, „der Fürst dieser Welt“ genannt (vergl. z. B. Joh. 14,30
und 2.
Kor. 4,4!).
Niemals kommt ein Mensch aus Gott geboren zur Welt, ohne Ausnahme sind
und werden alle in Sünde geboren; weshalb die Wiedergeburt des Menschen
unbedingt notwendig ist (Ev. Joh. 3,5.6), ohne welche der Mensch in der
Gewalt und Knechtschaft des Teufels bleibt und endlich das Los des
Satans im Feuersee teilt. „Gott will, daß allen Menschen geholfen
werde,“ - zu diesem Zweck hat Gott Seinen Sohn gesandt, um die Werke des
Teufels zu zerstören, und wer an den Sohn glaubt, wird errettet werden
und ewiges Leben haben.
F. B.
Antwort B
Der Teufel ist nicht als solcher aus der Hand Gottes hervorgegangen,
sondern war erst ein reines, makelloses Geschöpf, und zwar, wie man aus
verschiedenen Schriftstellen annehmen darf, ein mächtiger Engelfürst
(Hiob 1,6-19; 2,1-7; Hes. 28,12-19; Sach. 3,1.2; Luk. 4,5.6; Jud. Schluß
d. V. 8 und V. 9; Offenb. 12,7-9). Später erhob er sich und sündigte,
indem er sich gegen Gott auflehnte; das war sein Anfang als
Teufel, als Satan (Widersacher), und von da an„sündigt“ er,
ist er in dem beständigen Zustande der Auflehnung gegen Gott. „Der
Teufel sündigt von Anfang“ bedeutet also nicht, daß er von Anfang seines
Bestehens überhaupt, von seiner Erschaffung an sündigt, sondern von da
an, wo er seinen ursprünglichen Zustand aufgab und als Widersacher, als
Teufel, in Erscheinung trat und als solcher seinen Anfang nahm. Damit
steht die erwähnte Hesekielstelle, auf den Satan bezogen, völlig im
Einklang.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu dieser Frage weisen wir zunächst hin auf Frage 15 in diesem Jahrgang,
Frage 10, Band IlI (1915) und 19, Band lI (1914)!
Ferner haben wir in Band Il (1914), Frage 4 in unserer „Anmerkung“ auf
den bei Johannes häufig vorkommenden Ausdruck „im Anfang“ hingewiesen
und auf seine verschiedenen Beziehungen, besonders was 1. Joh. 3,8
angeht.
Satans Verhalten ist von Anfang an ein sündiges. Die Stellen, die
hiervon reden, also 1. Joh. 3,8 und besonders noch Joh. 8,44, können nun
einen verschiedenen Sinn in sich schließen. Zunächst den rein
äußerlichen, daß der Teufel sündigt vom Anfang an seines Bestehens
überhaupt. Aber damit wäre vorausgesetzt, daß der Satan als sündig, also
widergöttlich erschaffen sei, und somit schon von Anfang aller Welt an
eine gottfeindliche Macht bestanden hätte. Viele ungläubige Weltweise
haben diese schriftwidrige Anschauung. Denn schriftwidrig ist sie, und
darum von vornherein abzulehnen. Die Schrift, die die aus Gottes Hand
hervorgegangene Schöpfung als „gut“ bezeichnet nach Gottes eigenem
untrüglichen Urteil (1. Mose 1), läßt keinen Zweifel darüber, daß auch
die Welt der Engel mit ihren Fürsten „sehr gut“ war, denn auch sie
gehörten zum Geschaffenen (Hes. 28), und dieses war alles „sehr gut“ (1.
Mose 1,31); und nach Hiob 38,7 jauchzten einst alle Söhne Gottes (vergl.
auch Hes. 28,15!). - Genug von dieser schriftwidrigen Lehre, deren
Scheußlichkeit freilich noch unendlich von der aus dem Heidentum
entnommenen Lehre übertroffen wird, wonach das Böse schon von
Ewigkeit her neben dem Guten als Grundsatz in der Welt gewesen sein
soll. Wohin kommt man, wenn man die Schrift nicht kennt und anerkennt!
„Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden“ - diese
Weltweisen!
Demgegenüber steht obige in
Antwort B
ausgesprochene Meinung, als deute das „von Anfang“ auf die Zeit, seitdem
der Teufel als Teufel, Satan, Widersacher auftritt, also seit seinem
Falle. Diese Anschauung hat gerade im Hinblick auf Hes. 28,15 viel für
sich. Dennoch möchten wir uns unten noch für eine andere aussprechen.
Eine besondere ist noch möglich, nämlich daß der Teufel der Anfänger und
Verführer zur Sünde sei, weil er vor ihr schon dagewesen sei, und die
Sünde doch in ihm ihre Quelle gehabt habe (vergl. „Vater der Lüge“).
Diese Anschauung hat viel innere Berechtigung. Aber sie gibt keine
ausreichende Erklärung für die schriftgemäße Tatsache, daß, „wer Sünde
tut, aus dem Teufel ist“.
Wie wir glauben, ist die folgende Anschauung, der wir den Vorzug geben,
diejenige, die allen Stellen am meisten gerecht wird (vergl. auch
Antwort A!):
Seitdem es eine Geschichte des Verhältnisses zwischen Gott und den
Menschen gibt, also seitdem Menschen auf Erden wohnen, seitdem sündigt
der Teufel. Von Anfang an tritt er sündigend auf; er sündigt und er
verführt zur Sünde, um die Menschen aus ihrer Verbindung mit Gott
herauszubringen. Das beweisen seine Worte: „Hat Gott wirklich gesagt?“
und: „ihr werdet mit nichten des Todes sterben.“ Mit dieser Lüge von
Anfang wurde er zum Menschenmörder, zum Mörder des Menschengeschlechts
vom Anfang dieses Geschlechtes an. Der Teufel hat also von Anfang an,
seitdem Menschen auf Erden wohnen, sich offenbart als einer, dessen
Wesen im Sündigen zum Ausdruck kommt. Wer also „die Sünde tut“, erweist
sich dadurch als ein Kind des Teufels, das die Natur des Teufels zeigt.
Der Sohn Gottes aber ist dazu geoffenbart worden, die Werke des Teufels
zu vernichten, d. h. die Sünden (1. Joh. 3,8). Mit dieser Anschauung
steht Hes. 28 natürlich nicht im mindesten im Widerspruch. Dort wird uns
durch den Heiligen Geist etwas gezeigt aus der Vorgeschichte Satans, und
daß sein Sündenfall stattfand lange, ehe Menschen geschaffen waren, also
lange, bevor Gott zu Menschen in Beziehung trat. Durch Satans Schuld
fand das Verhältnis zwischen ihm und Gott ein jähes Ende und endete mit
seiner „Entweihung vom Berge Gottes hinweg“ (V. 16). Diese ist die
Ursache der furchtbaren Gehässigkeit dieses einstigen „gesalbten
Cherubs“ gegen Gott. Satans Haß zeigt sich darin, daß er die seinem
wahrscheinlich ursprünglichen Herrschaftsgebiet (vergl. „Fürst der
Welt“) angehörenden neugeschaffenen Menschen, welche die Erde sich
untertan machen sollten (1. Mose 1,28), zur Auflehnung gegen Gott
verleitet, um sie zu verderben. Und wie erreicht er sein Ziel? Dadurch,
daß er sie belügt und betrügt über Gottes Absichten und ihnen Mißtrauen
gegen Gott ins Herz legt.1
Noch eins! Die Wahrheit der Schrift, daß, „wer Sünde tut“ - der also die
Gerechtigkeit und das Tun derselben noch gar nicht kennt - „aus dem
Teufel ist“ (1. Joh. 3,8) und nach Vers 10 als ein „Kind des Teufels“
offenbar wird, diese Wahrheit bleibt bestehen, auch wenn Gläubige aus
Furcht, daß durch das Betonen derselben „Menschen abgestoßen werden
könnten“, es vermeiden, diese Lehre der Schrift auszusprechen. Freilich
dient das Wort hier zunächst zur Belehrung der Gläubigen (vergl. 1. Joh.
2,26; 4,1!). Darum treten hier so scharfe Gegensätze hervor ähnlich wie
in 2. Kor. 6,14-16 u. a. Wir Gläubigen sollen klar sehen: einerseits,
was wir waren und durch Gottes Gnade geworden sind, andererseits,
mit wem wir es zu tun haben, damit wir uns absondern von denen, welche
„die Sünde tun“. Aber wir haben bei bestimmten Gelegenheiten, wie sie
der HErr manchmal gibt, auch eine heilige VerAntwortung,
diese Schriftwahrheit zu bezeugen, wie der HErr Selbst es bei gewissen
Leuten zur bestimmten, rechten Zeit getan hat (Joh. 3,44). Das ist nicht
Schroffheit, sondern echte Liebe zum Sünder. Gewiß wird der Erfolg
solchen vom Geiste Gottes hervorgerufenen Zeugnisses oft derselbe sein
wie damals bei den Juden: eine Gesinnung wird offenbar werden, die sich
Gott und Seiner Wahrheit nicht beugen will! Doch wie oft ist dies
besser als das Verharren in Unentschiedenheit! Aus offenen Feinden
können manchmal um so entschiedenere Freunde werden (Paulus!).
Zuweilen mag uns solches Zeugnis Mißverstandenwerden und Abneigung
(sogar) seitens der Gläubigen - Haß und Verfolgung seitens der
Ungläubigen einbringen, aber unsere Liebe zu den Sündern muß uns
dringen, ihnen mit den klaren Worten der Schrift zu zeigen, wie Gott
über sie denkt. Gegenüber diesem ernsten Urteil die Liebe Gottes im
Sohn in das hellste Licht zu stellen, der gekommen ist, uns völlig
aus dem Machtbereich und der Gefolgschaft Satans zu befreien und uns aus
Kindern des Teufels zu Kindern Gottes zu machen, ist dann unsere
herrlichste Aufgabe, die in vollkommenstem gottgeschenkten Maße zu
erfüllen Er uns Gnade gebe zum Heil der Verlorenen und zur Ehre Seines
Namens ! (2. Kor. 4.1-6.)
Frage 18
Was meint der Herr Jesus in Joh. 14,2 mit „dem Hause Seines Vaters“?
Denkt Er an den Tempel im Himmel? denn wenn Er sonst von „dem Hause
Seines Vaters“ redet, meint Er den irdischen Tempel (vgl. Joh. 2,16;
Mark. 2,26); und aus Offenb. 15,5.6 sehen wir, daß im Himmel ein Tempel
ist. Wenn Er in Joh. 14,2 den Himmel meint, warum sagt Er dann nicht
einfach „im Himmel“ ? Wie verstehe ich dann auch Jes. 66,1 (Apgesch.
7,49)?
Antwort A
Der Herr Jesus denkt nicht an den Tempel, der im Himmel ist (Offenb.
15,5.6), noch an den Tempel auf der Erde. Er redet mit Seinen Jüngern
über das, was Sein Herz, Sein liebendes Herz bewegte vor Seinem Heimgang
zu Seinem Vater. Wenn Er den Himmel gemeint oder gesagt hätte, so hätte
Er damit viel zu wenig gesagt. Im Himmel wird es herrlich sein, ja, nach
1. Petr. 1,4.5 ist „in den Himmeln ein unverwesliches, unbeflecktes,
unverwelkliches Erbteil aufbewahrt denen, die durch Gottes Macht durch
Glauben bewahrt werden zur Errettung“; auch das wäre, obwohl herrlich,
doch zu wenig! Seines Vaters Haus ist es, das Er Seinen Jüngern in
Aussicht stellte. Ev. Joh. 17,24; Spr. 8,22-31 läßt uns etwas einen
Blick hinein tun in das Verhältnis des Vaters zum Sohn und des Sohnes
zum Vater. „Denn was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, in keines
Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die Ihn
lieben“; gewiß ist es im Himmel, aber es ist das Verhältnis des Sohnes
zum Vater.
In alle Ewigkeit werden wir das göttliche, über alles Verständnis
hinausreichende herrliche Verhältnis des Sohnes zum Vater nicht
ergründen, wir werden staunend niederfallen und anbeten. Und dieses
unaussprechlich herrliche Verhältnis des Sohnes zum Vater macht das Haus
zum Vaterhaus. Was wir dort sehen und finden werden, kann nicht
ausgesprochen werden, und in diesem Hause sind viele Wohnungen, und Er
sagt zu Seinen Jüngern, daß Er ihnen dort eine Stätte bereiten werde und
wiederkommen werde und sie zu Sich nehmen werde, damit sie seien, „wo Er
ist“, im Vaterhause. Ja, was wäre der Himmel ohne Ihn?! (1. Joh
3,1-3!)
Im Himmel sind auch die Engel, sie verherrlichen Gott und das Lamm, sie
stehen aber in einem ganz anderen Verhältnis zu Gott nach Hebr. 1 und 2.
Hebr. 2,9 „sehen wir aber Jesum mit Ehre und
anderen Verhältnis zu Gott nach Hebr. 1 und 2. Hebr. 2,9 „sehen wir aber
Jesum mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt“. Fassen wir Mark. 2,26 und Joh.
2,16 zusammen: Nach ersterem Bericht ging David in das Haus Gottes,
damals dargestellt in der Stiftshütte mit der Bundeslade, und der
Hohepriester Abjathar gab ihm mit den übrigen die Brote, die Schaubrote,
denn es hungerte sie. Das war sicher nach den Gedanken Gottes, die
Stiftshütte hatte nichts damit zu tun. Joh. 2,16 fand der HErr im Tempel
zu Jerusalem die Ochsen-, Schafe- und Taubenverkäufer wie auch die
Geldwechsler und trieb alle hinaus mit den Worten: „Machet nicht das
Haus Meines Vaters zu einem Kaufhaus.“ In dieser Zeit hatte der Tempel
den Charakter als Haus Gottes und Stätte der Anbetung verloren, er war
zu einem Viehmarkt und Kaufhaus herabgesunken. Der Zweck des Tempels ist
beschrieben in 2. Chron. 2,4-10. Gott offenbarte Sich dort. Noch bis
kurz vor der Erscheinung Christi offenbarte Sich Gott im Tempel (Luk.
1,11). Ja, es waren noch Heilige da, die auf den Trost Israels warteten
und in den Tempel gingen zur Anbetung, Simeon und Hanna (Luk. 2,25-38).
Jesus Selbst war im Tempel unter den Lehrern und befragte sie, und
Seinen Eltern sagte Er: „Wußtet ihr nicht, daß Ich sein muß in dem, was
Meines Vaters ist?“ Matth. 23,38 betrachtete Jesus den Tempel nicht mehr
als das Haus Gottes, im Blick auf das ungläubige und gottlose Jerusalem
sagt Er: „Euer Haus wird euch wüste gelassen werden.“ Nach dem
Tode des Herrn Jesu zerriß der Vorhang ins Allerheiligste im Tempel, und
die Tür ins Heiligtum droben stand offen. In Offenb. 15,5.6 sehen wir,
daß ein Tempel im Himmel ist (bildlich). Diesen Tempel meinte der HErr
ebenfalls nicht als Seines Vaters Haus. Von diesem Tempel aus gingen die
Vollstrecker der Gerichte (Engel) in den letzten Tagen über die Bewohner
dieser Erde, auch steht dieser Tempel und was darin gesehen wurde (die
Bundeslade) mehr in Beziehung zu Israel, kurz vor Anbruch des Reiches
Gottes. - Jes. 66,1: „So spricht Jehova: Der Himmel ist Mein Thron, und
die Erde der Schemel Meiner Füße, welches ist das Haus, das ihr Mir
bauen könntet? welches der Ort Meiner Ruhestätte? hat doch Meine Hand
dieses alles gemacht!“ Der Sinn und die Bedeutung dieser Aussprache ist
wohl, daß, wenn es sich um die Größe, Macht, Kraft und Herrlichkeit
Gottes handelt, so steht vor aller Menschen Auge zunächst der sichtbare
Himmel und die Erde (wie David sagt: „Wenn ich anschaue den Himmel,
Deiner Hände Werk“) und was sie enthalten. Und mögen die Bauten dieser
Erde, die sogenannten Kirchengebäude, Dome usw. so groß sein als möglich
und so prächtig geschmückt, als nur denkbar sein kann, mögen sie zu
Gotteshäusern geweiht und so genannt werden, wie das immer geschieht, es
ist alles eitel, sie reichen nicht hinan an die Größe und Herrlichkeit
Gottes, nicht einmal auf der Erde, dem „Schemel Seiner Füße“, noch viel
weniger an die Herrlichkeit des Vaterhauses Gottes droben. In Jes. 66,2
erkennen wir aber, auf was Gott sieht und was groß ist in Seinen Augen:
„Aber auf diesen will Ich blicken, auf den Elenden und der zerschlagenen
Geistes ist, und der da zittert vor Meinem Wort.“ Und 1. Kor. 3,16. 17
lesen wir: „Wisset ihr nicht“ (das sind die durch Jesum erretteten
Gläubigen), „daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch
wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben,
denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr.“ Ja, die
Gemeinde Christi, die Versammlung Gottes, die Gesamtheit der wahrhaft
Gläubigen, sie ist das Haus Gottes hienieden (1. Tim. 3,15.16). Und, o
wunderbare Tatsache, heute steht die Türe noch offen, und arme
Menschenkender, gottlose Sünder können durch Buße und Glauben an den
Herrn Jesum sich noch ein Anrecht zum Eingang ins Vaterhaus droben
erwerben. Und bald werden alle diese Erretteten einziehen ins Vaterhaus
droben und Jesum sehen in Seiner Herrlichkeit und den Vater und den Sohn
preisen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
F. B.
Antwort B
Über den Sinn Christi (1. Kor. 2,16), wenn Er in Joh. 14,2 sagt „das
Haus Meines Vaters“, kann kein Zweifel bestehen. Nicht der irdische
Tempel zu Jerusalem, sondern die himmlische Wohnstätte Gottes ist
gemeint. Nach diesen Worten ging Jesus nicht mehr in den Tempel, noch
bereitete Er in demselben eine Stätte für Seine Jünger. Dieser Tempel,
wo Er keine Annahme fand, ja, wo auf Ihn Steine geworfen wurden (Joh.
8,59; 10,31), war doch nicht das Vaterhaus, wo Er Seine geliebten Jünger
haben wollte. Er lenkte vielmehr ihre Aufmerksamkeit von demselben weg,
als sie „seine Steine“ und Gebäude bewunderten (Luk. 21,5.6ff.; Mark.
13,1.2). Jesus, unser HErr, ist aber vom Vater ausgegangen und in die
Welt gekommen; wiederum verließ Er die Welt (wo der Tempel war) und ging
zum Vater (Joh. 16,28). Er will die Seinen da haben, wo Er ist,
im Himmel, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr. 2,9; 8,1). Von dort
aus wird Er wiederkommen, um sie zu Sich zu nehmen für ewig (Hebr. 9,28
mit 24; Phil. 3,20). Der Vater, den Er geoffenbart hat (Joh. 1,18), ist
in dem Himmel, Er betont es (Matth. 5,45; 6,9.14.26.32; 7,11; 10,32.33;
18,10). Es war ja etwas Neues, Erstaunliches aus Seiner Lehre (Matth.
7,28.29), was Er gesehen und gehört (Joh. 3,32). Überhaupt, wenn Er
hienieden mit Seinem Vater sprach, ging Er nicht in den Tempel noch
schaute ihn an, sondern „Er hob Seine Augen auf gen Himmel“ (Joh. 17,1).
Ja! das wahre Haus des Vaters ist im Himmel; dort werden bald alle Seine
Erkauften sein, und dessen sollen sie sich freuen.
Die Stelle Joh. 2,16 steht aber, dem Zusammenhang nach, im Gegensatz zu
14,2. Dort spricht Jesus zu ungläubigen Juden (vergl. Joh. 2,18 mit
Matth. 12,39; 16,4), hier zu Seinen gläubigen Jüngern (Joh. 16,29.30;
6,68.69); hier ist Er anerkannt, dort verachtet, nicht geglaubt, und Er
behauptet durch das Wort „Haus Meines Vaters“ vielmehr Seine
Gottessohnschaft als die Eigenschaft des Tempels. Derselbe war nur
insofern das Haus Gottes, als er für Seinen Namen gebaut und die Stätte
des Gottesdienstes im Alten Bunde war. Die Juden machten es zu einer
Räuberhöhle (Jer. 7,11ff.). Im Tempel wohnte aber Gott, das heißt nicht
die Fülle der Gottheit (Kol. 2,9), denn, wie es die Frage selbst
erwähnt, „der Himmel ist Sein Thron und die Erde der Schemel Seiner
Füße“ (Jes. 66,1); Er bewohnt ein unzugängliches Licht (1. Tim. 6,16).
Salomo, der Erbauer des ersten Tempels, hatte es begriffen (1. Kön.
8,27-30; 2. Chron. 6,18-21). Die Hütte, der Tempel waren aber durch ihre
ganzen Einrichtungen Abbilder, Schatten der „Stätte Seiner Wohnung“,
woraus viel zu lernen bleibt (Hebr. 9 u. a. V. 23.24; lies
Antwort C
auf Frage 6, 1916!). Durch Glauben verstand es David, bei welchem das,
was er „im Heiligtum angeschaut“ hatte, die Sehnsucht nach dem wahren
Hause Jehovas erweckte (Ps. 27,4.5; 63,1.2). Von ferne sah er durch
Glauben diese vielen Wohnungen des Vaterhauses (Ps. 84,1.4.10; Hebr.
11,13).
Aus Mark. 2,26 ist zu ersehen, daß nicht nur der Tempel Haus Gottes
genannt wurde, sondern jedes Haus. wo Ihm in Aufrichtigkeit und Treue zu
Seinem Worte gedient wird (1. Sam. 21,1-7; 22,14.15). Es hat für Gott
keinen Wert, wenn man von einem Tempelgebäude spricht: „... der Tempel
Jehovas ist dies!“ (Jer. 7,4), nein! sondern da, wo man Ihn mit reinem
Herzen anruft und in Treue dient, dort ist Sein Haus. (Ein reicher
Mensch mag viele Häuser haben und bewohnt nur eines, das schönste; die
anderen irgendwelcher Art und Größe, wo seine Interessen gepflegt
werden, die seinen Namen tragen, sind auch sein.) Es ist köstlich und
ernst zugleich: Jedes Haus, wo ein Kind Gottes ist, kann und soll durch
dessen Gegenwart und Lebensweise ein Haus Gottes sein.
Meiner bisherigen Erkenntnis nach gibt es im Himmel keinen Tempel. In
Offenb. 15,5 sehe ich ein prophetisches Gesicht mit sinnbildlicher
Bedeutung. Ich muß jedoch diesen Teil der Frage ganz offen
lassen, dieweil ich hierüber selbst Licht begehre.
Und nun zum letzten Frageabschnitt! Der Himmel ward (oder war) und wird
der Schauplatz verschiedener Ereignisse sein (des Erscheinens der
Gläubigen vor dem Richterstuhl Christi [2. Kor. 5,10] u. a.), und dieser
Ausdruck ruft dementsprechende Eindrücke und Gedanken hervor (die VerAntwortlichkeit
in dem Wandel u. a.). Um Seine zerschlagenen Jünger zu beruhigen und zu
trösten, redet der HErr zu ihnen vom „Hause des Vaters“, der Stätte der
Ruhe in der Liebe. Das Haus ist die Stätte der Ruhe (Jes. 66,1 u. a.).
Wie zart, wie süß ist das Wort des HErrn für uns! Ist nicht die Erde die
Stätte des harten Kampfes, der Sünde, des Leids, der Tränen? Dort wird
davon nichts gefunden werden, nur „Ruh', Ruh', himmlische Ruh' ". Und
ist nicht die Gegenwart unseres Heilandes droben ein genügender Grund,
nur unsere Herzen nach oben hin zu ziehen? Erreicht unsere Liebe zu Ihm
diesen Grad? Können wir auch, geliebte Geschwister, wie David, in
Wahrheit, von Herzen ausrufen: „Wie lieblich sind Deine Wohnungen! ...
Es sehnt sich, ja, es schmachtet meine Seele ...!“?
R. W. D.
Antwort C
Im allgemeinen haben wir einen sehr kleinlichen und meist auch
unbiblischen Begriff von Himmel, Paradies, himmlischem Jerusalem,
Heiligtum, Tempel und Vaterhaus. Der Grund für diese Schwächen scheint,
wenn ich mich nicht irre, in unserer Ungeistlichkeit zu liegen. In
anderen Worten: Wir sind zu sehr zu Hause hier, wo wir nach den
Gedanken Gottes „Fremdlinge“, sind, aber zu wenig zu Hause dort, wo wir
nach dem Vorsatz Gottes „Bürger“ sind. Wie weltförmig sind wir doch
geworden; und wie wenig entsprechen wir den Gedanken Gottes! Ist es
nicht so, liebe Geschwister?
Wenn wir hier nun versuchen - denn um einen sehr schwachen Versuch kann
es sich ja nur handeln -, einige Gedanken weiterzugeben, so soll dies
natürlich nur auf Grund des Wortes und der Offenbarungen Gottes
geschehen.
Es wird unser ernstliches Bestreben sein, nur die Heilige Schrift zu
Worte kommen zu lassen und nicht unsere so sehr gefährliche
Einbildungskraft, die nicht nur auf diesem, sondern auch auf vielen
anderen geistlichen Gebieten großen Schaden angerichtet hat. - Einer der
Hauptschritte, die wir wohl tun können, um dem Verständnis näher zu
kommen, denke ich, ist die Anerkennung des Grundsatzes der
Gegensätzlichkeit. Wir wissen, was Finsternis ist, weil wir das Licht
kennen. Wir verstehen in gewissem Sinne den Tod, weil wir das Leben
haben usw. So kann man wohl auch die verschiedenen Bezeichnungen oder
Namen, mit denen es Gott wohlgefiel, Seinen Wohnsitz - wenn man so sagen
darf - zu belegen, so verstehen, daß bestimmte Charakterzüge und die
verschiedenen Herrlichkeiten hervorgehoben werden sollen im Gegensatz zu
anderen Dingen. Wenn darum das Wort Gottes vom Himmel oder Heiligtum
oder Vaterhaus spricht, so will uns Gott durch den jeweiligen Namen auch
besondere Gedanken vorstellen, ohne daß wir das Recht haben zu
behaupten, daß die verschiedenen Bezeichnungen auch verschiedene Orte
bedeuten, etwa ebensowenig, wie unter den Namen „Sohn Gottes“, „Sohn des
Menschen“ oder „Christus“ mehrere Personen zu verstehen sind.1
Damit ist zum Teil die Frage beAntwortet,
„warum der HErr nicht einfach ,im Himmel' sagt, wenn Er vom Vaterhaus
redet“. Der Gebrauch der verschiedenen Namen oder Bezeichnungen für ein
und dieselbe Person oder Sache ist für mich oft ein wunderbarer Beweis
gewesen für die wörtliche Eingebung und Vollkommenheit der Schrift.
Welche tiefe göttliche Weisheit bei der geringsten
Veränderung im Gebrauch eines Wortes verborgen liegt! Möchten wir doch
ernstlich um Augensalbe bitten, damit wir durch den Geist Gottes mehr
befähigt werden, die Herrlichkeiten Seiner wunderbaren Person, die
Reichtümer Seiner Schätze und die Wunder Seiner Gnade zu sehen, zu
bewundern und von ihnen so hingenommen zu werden, daß Er uns alles sei!
Wir möchten hier nur kurz einige Gegensätze berühren. So ist uns der
Himmel, wie mir scheint, als Ort der Ruhe, des Glückes und der
Verherrlichung der Gnade geschildert (vergl. Eph. 1,20; 2,6; - „sitzen,“
„gesetzt“ bedeutet „Ruhe“ - Hebr. 4; 8,1; - das Land ist ein Bild von
den himmlischen Örtern - Offenb. 11,12; 14,13; siehe auch Luk. 16,22),
im Gegensatz zur Hölle (Gehenna), dem Ort der Unruhe, der Pein und des
Gerichts (vergl. Matth. 25,46; Luk. 15,24; Offenb. 14,11; 20,10 usw.).
Das Paradies (Freuden- oder Lustgarten) als der Ort der göttlichen,
bleibenden Freude, der Wonne und der Lieblichkeit, wo die Lust am HErrn
alles sein wird (vergl. Ps. 73,25; Luk. 23,43; 2. Kor. 12,4; Offenb.
2,7), im Gegensatz zur weltlichen und vergänglichen Freude und der
sündigen Lust dieser Zeit (siehe 1. Joh. 2,16.17). Das himmlische
Jerusalem, die Stadt, welche Grundlagen hat (welches von keiner anderen
Stadt gesagt werden kann, weil sie alle vergehen, da keine ewige,
göttliche Grundlagen hat), deren Baumeister und Schöpfer Gott ist, als
die Sehnsucht, die Hoffnung und das Ziel der Pilger, weil ihr Bürgertum
dort droben ist und ihre Namen dort angeschrieben sind (siehe Hebr.
11,10; 12,22; 13,14; Offenb. 21,10). Im Gegensatz dazu steht die Welt
stadt Babel oder Babylon, worunter man zum Teil die Zivilisation und die
vielgerühmte Kultur verstehen kann, verbunden mit dem Weltbürgertum
(siehe 1. Mose 11,1-9; Offenb. 17,18; 18,1-24; bes. Verse 10.16.18.21).
Das Heiligtum, welches gekennzeichnet ist durch die Heiligkeit Gottes,
wohin wir durch die Gunst Gottes auf Grund des Blutes Christi und den
Geist des lebendigen Gottes Zugang haben und nahen können (vergl.
Eph. 2,18; Hebr. 10,19-22), steht im Gegensatz zur Welt mit ihrer Sünde
und Ferne von Gott (vergl. Matth. 15,8; Eph. 2,13). Mit dem
Tempel Gottes scheint mehr der Gedanke des Lichtes und der Gnade
verbunden zu sein. Christus ist der Tempel; von Ihm aus ergoß sich der
Strom des Lichtes und der Gnade in diese arme Welt. Was Christus ehedem
war in der Welt, sollte während der Abwesenheit des HErrn die Gemeinde
durch Ihn sein (vergl. Joh. 1,4.14.18; 2,19; 1. Kor. 3,16). Der irdische
Tempel war nur ein Bild von dem wirklichen Tempel und dem wahrhaftigen
Vaterhaus. Im Himmel gibt es keinen Tempel (Offenb. 21,22). Wenn in
Offenb. 15,5-8 vom Tempel gesprochen wird, so geschieht es, um zu
zeigen, daß niemand sich für die dem Gericht preisgegebenen Menschen
verwendet. Darum erfüllt Rauch den Tempel. Wir müssen lernen, den Geist
und die Gedanken Gottes zu erfahren, und nicht bei den Bildern stehen
bleiben!
Im Gegensatz steht die Finsternis und Gottlosigkeit der Menschen in der
Welt (vergl. Joh. 1,5; 2. Kor. 4,6; Eph. 5,7f.). Das Vaterhaus nun,
welches uns an die Liebe, Aufnahme und Sorgfalt des Vaters erinnert,
steht in vollem Gegensatz zu der rauhen Luft, der Lieblosigkeit und der
Kälte der Welt, die uns in keiner Weise Verständnis entgegenbringt, von
der wir es aber auch nie erwarten sollten. Um so mehr würden wir das
Vaterhaus schätzen lernen. Wie lieblich klingt doch dies Wort für die
Seelen der Kinder Gottes, für das Herz der Söhne Gottes, für das Ohr der
Freunde Gottes! Welch eine Flut von lieblichen Gedanken löst dieses Wort
in unserem Herzen aus; alles klingt heimatlich, vertraut und Sehnsucht
erweckend, was nur der zum Teil genießt, der Den kennt, der das
Vaterhaus mit Seiner Liebe durchflutet und mit dem Wohlklang und der
Zärtlichkeit Seiner Vaterstimme erfüllt (siehe Luk. 15,22-24). An dieses
wunderbare Heim denkt Christus als Sohn des Hauses (vergl. Joh. 8,35),
dorthin richtet Er den Blick und das Herz der Jünger. Dorthin ist der
HErr gegangen, uns eine Stätte zu bereiten, von wo Er auch wiederkommen
wird, um uns zu Sich zu nehmen, auf daß, wo Er ist,
auch wir seien. Welch ein Gedanke, welche Tatsache, welch eine Liebe und
Gnade, daß wir dort als geliebte Söhne durch den Sohn des Hauses beim
Vater eingeführt werden sollen!
Gepriesen sei Sein Name immer und ewiglich!
So spricht der Himmel von der Ruhe in Gott, wohin wir mit Christo
gesetzt sind. Das Paradies spricht von der Freude in Gott und von
Christus, dem Baum des Lebens (siehe Spr. 3,18; Offenb. 2,7; 22,2). Das
himmlische Jerusalem spricht von dem Throne Gottes und des Lammes
(Offenb. 22,1). Das Heiligtum spricht von der Heiligkeit Gottes und von
dem Werte der Person und des Opfers Christi (siehe 3. Mose 16,12-14). Im
Tempel spricht alles von der Herrlichkeit Gottes und von dem Lichte der
Gnade in Christo (vergl. Ps. 29,9b; Joh. 1,14).
Im Vaterhaus aber spricht alles von der Liebe des Vaters
und von dem Wohlgefallen des Sohnes, durch den wir in den Kreis
und den Genuß der unergründlichen, göttlichen und ewigen Liebe des
Vaters eingeführt worden sind. Wie unaussprechlich sind Seine Vorsätze
in Gnade mit uns!
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Diese kostbaren umfassenden
Antworten
machen ein ferneres Eingehen unsererseits auf die Frage unnötig. Möchten
die dargebotenen Belehrungen unser Herz mit Trost und Freude erfüllen
und unsere Blicke hinrichten auf Den, der gesagt hat: „Siehe, Ich komme
bald!“ Was wird dann unser Teil sein, das Teil der an Ihn Glaubenden? Er
wird uns dorthin bringen, wo Er ist, in das Haus des Vaters. Wo Er
ist, da ist unsere Heimat!
Warum sagt Er nicht einfach „im Himmel“? ist gefragt. Ist es einfacher
vom „Himmel“ zu reden als vom „Vaterhaus“? Wir meinen nicht. Jedenfalls
ist es nicht köstlicher! Die landläufige Art, vom Himmel zu reden, hat
gar nichts mit der biblischen Sprache zu tun! Das Vaterhaus, von dem der
Herr Jesus in Joh. 14,2 redet, das ja schon deshalb nicht der Tempel
sein kann, weil Er von Seinem „Hingehen, die Stätte zu bereiten“
spricht, ist in seinem Werte mehr als nur der Himmel oder auch die
Himmel, wenn es auch dort sein mag; mehr, weil es unmittelbar von der
innigen Herzensverbindung zwischen dem liebenden Vater und uns, den
Geliebten, redet, was die anderen Ausdrücke nicht tun. Welch köstliches
Wort „Vaterhaus“, und dort bist du und ich zu Haus durch Den, der uns
die Stätte bereitet und der Selbst dort zu Hause ist: Der Sohn bringt
die Söhne dorthin, wo Er ist. Im „Hause des Vaters“ und „bei Christo“ zu
sein ist unsere herrliche, durch nichts zu ersetzende Aussicht. Viermal
redet die Schrift, wenn auch nicht überall in gleichen Worten, von
unserem „bei-Christo-sein“, wo vielleicht auch nach menschlicher
Redeweise einfach vom Himmel die Rede sein könnte, aber was wäre dies
gegen die Kostbarkeit der Aussicht, bei Christo zu sein?! Wir
bitten die Leser, diese vier Stellen mit Anbetung gegen den teuren HErrn
und unseren Gott und Vater, der uns dem Sohne gegeben hat (Joh. 17,9.24
u.a.), zu lesen: Luk. 23,43; Apgesch. 7,59.60; 2. Kor. 5,1-8;
Phil. 1,23. Dazu lesen wir noch zum Schluß Kol. 3,3.4, und
unser Herze muß übergehen voll Lob und Dank, Preis und Anbetung!
Frage 19
Wer sind die 144 000 in Offenbarung 14, und was bedeutet Vers 4?
Antwort A
Am Schluß des 13. Kap. sieht Johannes die furchtbare Zeit der Drangsal
unter der Macht der beiden Tiere. Im Gegensatz zu diesem Wirken der
Bosheit läßt Gott ihn in einem Gesicht das Wirken Seiner Gnade sehen,
die die bestimmte Vollzahl aus Israel aus dem Prüfungstiegel als
geläutertes Gold hervorgehen lassen kann.
Der Berg Zion, auf dem sie stehen, ist mit Israels Geschichte verbunden.
Es ist der Sitz der Herrlichkeit des HErrn als des Königs (Ps. 2,6; Jes.
24,23). Johannes sieht Ihn aber nicht als König, sondern als Lamm. Mit
dem Verworfenen verbunden sieht er die 144 000. Sie stehen auf dem
Grunde des Berges Zion. „Zion“ in der Schrift ist mehr als nur ein Berg.
Er steht im Gegensatz zum Berge Sinai (Hebr. 12,18.22) als das Symbol
der unumschränkten Gnade - aber auch zugleich als der Mittelpunkt Seiner
Herrlichkeit und Herrschaft auf der Erde. Die Geschichte Zions zeigt uns
das Eingreifen Gottes in Gnade, als Israel auf dem Boden des Gesetzes
alles verwirkt hatte. So sehen wir auch in diesen 144 000 das Eingreifen
Gottes in Gnade für Sein Volk. Er bringt einen Überrest aus Israel als
Überwinder durch die letzte Zeit der großen Trübsal hindurch.
Welche Engelgewalten in dieser großen Drangsalszeit wirken werden, davon
können wir uns kaum Vorstellung machen. Michael, der Erzengel - „einer
der ersten (Engel-) Fürsten“, „der für die Kinder Deines Volkes (Israel)
steht“ (Dan.10,13.21; 12,1), ist bereits in Offenb. 12,7 in den Kampf
eingetreten. Wie weit er auch Aufgaben für diese 144 000 hat, wissen wir
nicht, aber das ist ohne weiteres klar, daß sich die Weissagung Dan.
12,1 auch auf diese Zeit und Dinge in Offenb. 14 bezieht. Das sind
geheimnisvolle Dinge, über die wir nur ahnend, staunend und anbetend
nachsinnen können.
Nach dem Vorausgegangenen bedarf es kaum noch der Erwähnung, daß es sich
in diesen 144 000 nicht um Gläubige der Jetztzeit handelt. Man fühlt
förmlich (nach Hebr. 5,14), daß bezüglich der Gemeinde, die der Leib
Christi ist, nicht von einer Versieglung von 144 000 geredet werden
kann. Und wenn von „Zeit und Zeiten“ die Rede ist, so wissen wir, daß es
sich um Israel handelt. Deshalb wird auch von Gott nicht als von „ihrem
Vater“, sondern als von „Seinem Vater“ gesprochen. Sie stehen nicht im
Vaterhause, sondern sie lernen das neue Lied, das vor dem Throne
und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten gesungen wird.
Die Gemeinde ist himmlisch - sie ist entrückt, ehe diese Ereignisse
ihren Lauf nehmen. Da bleibt kein Glied, auch nicht das schwächste,
zurück, wenn der HErr kommt. „Wir werden aber alle verwandelt
werden“ (1. Kor. 15,51).
Eine andere Frage aber ist, ob die 144 000 in Offenb. 7 dieselben sind,
die wir hier in Offenb. 14 finden. Hier gehen die Meinungen treuer und
schriftkundiger Brüder auseinander. Die einen glauben, daß es sich in
Offenb. 14 um eine Vollzahl (144 000) aus dem Reiche Juda handelt,
welche die Trübsalszeit im Lande durchmachen, während es in Offenb. 7
eine Vollzahl aus den 12 Stämmen ist. Von Juda (den zwei Stämmen, Juda
und Benjamin, die in Babylon gefangen waren), kehrten unter Esra viele
ins Land zurück. Sie waren es (nicht das zehnstämmige Reich Israel), die
den HErrn verwarfen und kreuzigten. Von diesen zwei Stämmen wird der
Antichrist empfangen, und über sie wird die große Trübsalswelle ergehen,
von welcher der HErr in Matth.24,15-28 redet. Und weil man aus dem
prophetischen Zeugnis annimmt, daß die Rückkehr des Überrestes der zehn
Stämme ins Land erst geschieht, wenn der HErr Seine Herrschaft
angetreten hat, so glaubt man aus diesem u. a.
Gründe zu haben, diese Schar als aus Juda von jener in Off. 7 zu
unterscheiden.
Andere dagegen meinen, daß man kein Recht für solche Unterscheidung
habe, weil, als Gott uns zum ersten Male die 144 000 zeigt, Er uns sagt,
wer sie sind, und als Er zum zweiten Male von der Zahl redet, Er nichts
erwähnt, noch irgendwie Grund gibt, daß Er von einer anderen spricht als
zuvor. Solche glauben vielmehr, daß es sich um die gleichen 144 000
handelt, sie aber in beiden Stellen von verschiedenen Gesichtspunkten
gesehen werden: in Kapitel 7 als versiegelt durch den Engel vor
der großen Trübsal, und in Kapitel 14 als hindurchgegangen, die an dem
Platze des Sieges als Überwinder stehen und als Erstlingsfrucht von der
Erde Gott und dem Lamme. Jeder Leser möge für sich selbst prüfen!
Wenn wir Vers 4 lesen: „Sie sind Jungfrauen“ - die sich nicht mit
„Weibern“ befleckt haben - so dürfen wir natürlich nicht denken, daß es
buchstäblich 144 000 Jungfrauen sind. Es ist in früheren Jahrgängen
wiederholt auf die ersten Verse der Offenbarung hingewiesen werden, in
welchen Gott uns sagt, daß uns Gottes Gedanken in diesem Buche „durch
Zeichen kundgetan“ werden.
In jener Zeit der Gottesgerichte, wo der Lügner aufgetreten ist, der da
leugnet, daß Jesus der Christus ist (1. Joh. 2,22), und die Menschen
unter „der wirksamen Kraft des Irrtums stehen, der Lüge zu glauben“ (2.
Thess. 2,9-11), da gehen diese Treuen, bewahrt durch Gottes Macht,
unbefleckt hindurch. Lüge und Falschheit wird nicht in ihrem Munde
gefunden. In jungfräulicher Reinheit, Liebe und Treue stehen sie für
ihren HErrn und tragen den Namen Dessen an ihrer Stirn, dem sie dienen,
im Gegensatz zu jenen, die den Namen des Tieres tragen. Sie beflecken
sich nicht mit „Weibern“, den Lehren und Lehrsystemen der
antichristischen Masse, sondern folgen dem verworfenen Lamme, wohin es
führt. Die Liebe zu Ihm läßt sie wie auch uns Seine Genossen sein, auch
auf dem Trübsalswege. Sie stehen abseits von dem antichristlichen
Schmutze und berühren ihn nicht. Gott gibt ihnen das Zeugnis, daß sie
tadellos sind - nicht in sich selbst - aber tadellos in bezug auf ihr
Verhalten und Benehmen inmitten ihrer Umgebung - so wie auch wir es sein
sollen inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechtes (Phil.
2,14-16). Möge der HErr auch uns solches Zeugnis geben können!
Sie sind die Erstlingsfrucht der neuen Ernte, die von der Erde
eingebracht wird für irdische Segnungen. Nicht Erstlinge, wie von
Christus in 1. Kor. 15 und von der Gemeinde in Jak. 1,18 geredet ist,
sondern Erstlinge für Gott und das Lamm von der Ernte, die bald folgt
und welcher die Sichel der Gerichtsernte (V. 15 und 16) voraufgeht.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Uns persönlich macht es keine Schwierigkeit, in den 144 000 in Offenb. 7
und 14 dieselben Personen zu sehen, wenn auch unter völlig veränderten
Umständen und zu ganz anderer Zeit, nämlich vor und nach der Drangsal.
Aber wir unterwinden uns nicht, unsere Auffassung als die durchaus
richtige zu lehren; außerdem kommt es bei vorliegender Frage nicht so
sehr auf diesen Punkt an. Es genügt zunächst festzustellen, daß die Zahl
144 000 in Offenb. 14 in Verbindung steht mit der Geschichte Israels in
Gnaden. - Wie vielleicht vielen Lesern bekannt ist, beziehen die
adventistischen Sabbatarier die Zahl der 144 000 auf sich. Natürlich ist
dies eine der Anmaßungen, an denen Irrlehren gewöhnlich nicht arm sind;
vor allem aber geschieht diese Bezugnahme unter völliger
Außerachtlassung des gesamten Zusammenhangs der Offenbarung sowie der
Tatsache, daß Israel in der Schrift stets Israel bleibt, d. h. niemals
mit der neutestamentlichen Gemeinde verwechselt wird, ebensowenig wie je
ein Gläubiger der Jetztzeit, der auf dem Grunde der Gnade steht, mit dem
Namen „Israel“ belegt wird. Die „Adventisten vom siebenten Tag“ bringen
viel Verwirrung über die, welche ihren bösen Lehren zuhören, indem sie
sich das „neutestamentliche Israel“ nennen und sich als die um ihrer
Treue gegen das Sabbatgebot willen Versiegelten ansehen. Diese
adventistische Irrlehre, die das Versöhnungswerk Christi nicht als am
Kreuze vollendet anerkennt (!), die das Halten des Sabbats als
unbedingt nötig zum Seligwerden betont -während die Schrift das
Gegenteil lehrt (vergl. Galaterbrief, Kol. 2 u. a.), die nichts
davon weiß, daß ein Gläubiger nach seinem Abscheiden bei dem HErrn ist
allezeit (vergl. Frage 18!), die ferner das ewige Gericht, die ewige
Verdammnis, die Christus so klar lehrt, nicht gelten läßt usw. usw.,
diese Irrlehre macht aus der Lehre von den 144 000 einen ihrer
Hauptpunkte, wodurch den Einfältigen, die ihnen ins Garn gehen, die
Augen verblendet werden. Seien wir auf der Hut, teure Geschwister! und
warnen wir, wo noch zu warnen ist! Die eingefleischten Irrlehrer lassen
sich nicht von uns helfen, aber an den Überrumpelten, an denen, die sich
nach 2. Tim. 2,24-26 noch zurechtweisen lassen, haben wir eine Aufgabe.
Die dreifache kostbare Kennzeichnung der von der Erde Erkauften in Vers
4 und 5 ist sehr beachtenswert. Oft hört man Meinungen wie die, daß hier
hingewiesen werde auf Befleckungen, die auf geschlechtlichem Gebiet
liegen. Wer die Stelle, die ja aber gar nicht von der Gegenwart redet,
gelegentlich so anwenden will, der mag es tun! Aber wenn er den ersten
Teil des Verses wörtlich nimmt („Befleckung mit Weibern“), so müßte er
es mit dem zweiten Ausdruck auch so machen („Jungfrauen“), woraus folgt,
daß eine allgemeine Anwendung ausgeschlossen ist. Nein, wir haben hier
Bilder vor uns (nach Offenb. 1,1 „zeigen“, „durch Zeichen kundtun“,
nicht „sagest“!). und in obiger
Antwort
ist genügend darüber gesagt. [Auch auf die Gläubigen der Jetztzeit wird
der Ausdruck „Jungfrauen“ angewendet (in Matth. 25,1-13; 2. Kor. 11,2;
vergl. Frage 14!), um unsere Reinheit, Unbeflecktheit vom Wesen
der Welt zu bezeichnen.] Jene Jungfrauen von Offenb. 14,4 lassen sich
durch das Wesen der Welt in jener Zeit nicht einnehmen, sie folgen nicht
den weltreligiösen Führern jener Zeit der Drangsal ins Verderben hinein,
nein, sie folgen dem Lamme in allen Dingen, sie sind erkauft als
Erstlinge! welche Bevorzugung der Gnade! und auch was ihr Wort angeht,
wandeln sie in Treue ohne Lug und Trug, tadellos, als Menschen, die
durch Gnade den Namen Ehre machen, die sie an ihren Stirnen tragen! -
Wie gesagt, nicht auf uns beziehen sich diese Worte aus Offenb. 14; aber
sie lehren uns viel in bezug auf uns, die wir, wie sie, „um einen Preis
erkauft“ sind (1. Kor. 6,20; 1. Petri 1,18.19) und berufen sind, alles
in dem Namen (in Übereinstimmung mit ihm) unseres Herrn Jesu zu tun
(Kol. 3,17) und ohne Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der
Finsternis (Eph. 5,11) hienieden hindurchzugehen zur Herrlichkeit und
zum Preise Gottes! (Phil. 1,9-11.)
Geleitsworte an den Leser:
„... Der HErr ... Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Steine,
von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet
auch ihr selbst als lebendige Steine auferbaut, ein geistliches Haus,
ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott
wohlannehmlich durch Jesum Christum. Denn es ist in der Schrift
enthalten: ,Siehe, Ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten,
kostbaren; und wer an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.‘ Euch
nun, die ihr glaubet, gehört
die Kostbarkeit!“
1. Petr. 2,3b-7a.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 20
Was bedeutet „eine Hütte im Weinberge, eine Nachthütte im Gurkenfelde“
in Jes. 1,8?
Antwort A
Es bedeutet einen Unterkunftsort, der nur gerade zur Not errichtet
worden ist und zur Not benützt wird (Hiob 27,18); der weder auf
Festigkeit noch auf Dauerhaftigkeit, noch auf Bequemlichkeit, auch nicht
auf Schönheit Anspruch machen kann. Der Eindruck, den das Lesen der
vorhergehenden Verse hervorbringt, läßt das leicht begreifen. Verse 7
und 8 lassen vor dem Geistesauge des Lesers, der vorher nur 2. Chron. 28
zu lesen braucht, ein Gemälde entstehen, das für sich selber spricht.
Das Land war so wie beschrieben, und inmitten desselben das so herrliche
Zion herabgesunken zu einem Nichts. Wie war es doch schon Jahrhunderte
vorher gemalt worden! Ps. 48,2: „Schön ragt empor, eine Freude der
ganzen Erde, der Berg Zion“; V. 12.13: „Zählet seine Türme, betrachtet
genau seine Wälle, mustert seine Paläste“; Ps. 87,2: „Jehova liebt die
Tore Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs“; V. 3: „Herrliches ist von
dir geredet, du Stadt Gottes“; V. 5: „Der Höchste, Er wird es
befestigen“; V. 7: „Alle meine Quellen sind in dir“ (Zion); Ps. 122,2.7:
„Wohlfahrt sei in deinen Festungswerken, sichere Ruhe in deinen
Palästen“; Ps. 132,13: „Jehova hat Zion erwählt, hat es begehrt zu
Seiner Wohnstätte: dies ist Meine Ruhe immerdar; hier will Ich wohnen,
denn Ich habe es (Zion) begehrt“. -
Wenn diese Schilderungen auch prophetische sind und auf die Zeit des
kommenden Reiches hin gehen, so geben sie nichtsdestoweniger den Maßstab
ab für die Einschätzung Zions; ebenso wie die Schilderungen in späteren
Kapiteln Jesajas (52, 54, 60, 62). Wenn der Einsender der Frage sich
neben einer mit Türmen und Festungswerken umgebenen, Paläste in sich
fassenden, schön gebauten Stadt eine Wächterhütte in einem Weinberg
denkt oder eine Nachthütte im Gurkenfeld (Wächterhütte, weil zum Hüten
der Erträge Wächter bestellt wurden: Hohel.1,6; 8,11.12), so entsteht
ihm die
Antwort Auf
die Frage von selbst.
F. Kpp.
Anmerkung des Herausgebers
Vorliegende Frage ist einfach; um so merkwürdiger ist es, daß trotz
häufiger Veröffentlichung derselben nur eine
Antwort Eingegangen
ist. Vielleicht haben andere, die sich mit der Frage beschäftigten,
geglaubt, in diesen bildlichen Ausdrücken einen Sinn finden zu sollen,
der etwa von prophetischer Bedeutung sein könnte. Aber es liegt doch
nicht eigentlich ein Grund vor, in den Worten „Hütte im Weinberge“,
„Nachthütte im Gurkenfelde“ mehr zu sehen als einen Vergleich (beachte
das
Wörtchen „wie“!), der uns den unendlichen Niedergang der geliebten Stadt
Zion zeigen soll, in den sie hineingeraten war, und zwar um ihrer Sünde
willen (V. 2-4; vergl. u. a. Ps. 106!). Wichtiger als nach einem
tieferen Sinn in diesen Ausdrücken zu suchen - auch wenn sich ein
solcher finden läßt, so muß er in Übereinstimmung mit der Schrift sein,
sonst hat er keinen Wert! - scheint es uns, zu betonen und uns daran zu
freuen, wenn auch mit Wehmut (vergl. Röm. 9,1-5), daß Zion gegenwärtig,
d. h. in der Zeit seiner (verdienten) Verwerfung seitens Jehovas,
dennoch in Seinen Augen vorhanden ist, und wenn auch nur gleich einer
„Nachthütte“. wenn auch nur wie ein unscheinbarer Zufluchtsort zur
Nachtzeit, ja, in dem Nachtdunkel und den Leiden dieses Zeitlaufs! Der
HErr hat ein Auge für Seine Stadt; Er wacht über sie, Er vergißt ihrer
nicht, wie Er auch nie Seines alten Volkes vergißt. Auch dieses wird -
in seiner Zerstreuung! - gesehen von Dem, der es Sich erwählt hat
und dessen Name ist: „Ich bin, der Ich bin“ (2. Mose 3,14), der also
Sich gleich bleibt, Sein Wesen nicht ändert (vergl. Frage 13!) und der
darum auch jetzt auf Sein Volk sieht (vergl. z. B. 2. Mose 3,7 mit 4.
Mose 23 und 24!). An einem späteren Tage wird Zion wiederhergestellt,
aus seinem verachteten Zustand hervorgeholt und zu neuen herrlicheren
Ehren gebracht denn je zuvor, und zwar als die Stadt, in der Er
„regieren wird von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ps. 146,10 u. a.).
Wieviel Grund ist auch für uns, Sein neutestamentliches „Volk zum
Besitztum“ (1. Petri 2,9), im Blick auf diese Zukunft, schon jetzt zu
tun nach den letzten Worten von Ps. 146 u. a. Psalmen: „Lobet
Jehova!“
Frage 21
Was bedeutet Sach. 3,9?
Antwort A
So gestellt, zerfällt die Frage in vier Unterfragen: Was bedeutet der
Stein? Was bedeuten die sieben Augen darauf? Was seine Eingrabung? Was
die Hinwegnahme der Ungerechtigkeit des Landes an einem Tage?
Mit verwundertem Interesse muß jeder Schriftkundige in Israel sich über
den Stein aufgehalten haben; denn kein Geringerer als Moses, der große
Prophet und Verfasser der ersten Teile der Heiligen Schriften, hatte ihn
schon genannt im Segen Jakobs über Joseph (1. Mose 49,24f.): „Von dannen
ist der Hirte, der Stein Israels.“ Von wannen? „Von dem Gott deines
Vaters ... von dem Allmächtigen.“ Verheißungsvoller Ursprungsort! (Auch
den Hirten nennt Sacharja, Kap. 13,7, und zwar als den Genossen
Jehovas.) Jahrhunderte nach Mose erst ist wieder von dem geheimnisvollen
Stein die Rede: Ps. 118,22. Jesaias noch redet in denselben Ausdrücken
von ihm, Kap. 28,16. Siehe auch Sach. 10,4.
Der Stein ist Jehova-Jesus.
Die sieben Augen sind die Augen Jehovas, wie Kap. 4,10 in bezug auf 3,9
ausdrücklich sagt. Zu welchem Zwecke sie die ganze Erde durchlaufen,
sagt 2. Chron. 16,9: „Auf daß Er Sich mächtig erweise an denen, deren
Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ Da dieses ungeteilte Herz
wirklich sowohl bei dem Haupte der Zivilbehörde, Serubbabel, als auch
bei dem Vertreter des
Religionsverhältnisses, Josua, vorhanden war, so verbürgt Sich Jehova,
Sein Wort zu erfüllen derart, daß, sollte das Hindernis für den guten
Fortgang des Tempelbaues sogar ein großer Berg sein, derselbe doch zur
Ebene werden sollte (4,7). Dabei erscheint der Stein nochmals, und zwar
als Schlußstein des Tempelgebäudes, woraus wir erkennen: Jehova-Jesus
ist Grundlage und Abschluß der Wege Gottes.
Das Eingravierte auf einem Gegenstand gibt Auskunft entweder über den
betreffenden Gegenstand selber oder über etwas, wozu er in Beziehung
steht. Als Beispiele mögen dienen Sach. 14,20; 2. Mose 28,12.29.36;
Offenb. 3,12. „Seine (des Steines) Eingrabung eingraben“ ist also das
zum Ausdruckbringen der Gedanken Gottes über den Stein, das Eingegrabene
ist dieser Ausdruck.
Das Hinwegnehmen der Ungerechtigkeit des Landes zeigt, daß nach den
Gedanken und nach dem Herzen Gottes Sein Land und Volk ein Ganzes bilden
und daß, wenn Seine Zeit gekommen ist, Er in Verbindung mit dem Stein in
Eile den Weg frei macht zur Einführung der Segnung, Vers 10, welche zu
spenden von jeher Seine Verheißung war. Siehe 3. Mose 25,23: „Mein ist
das Land“ (26,32-35; 5. Mose 29,22 - 30,14).
Eine Anzahl der Weggefährten war auf den Erlaß des Cyrus hin aus Babel
zurückgekehrt; hatte zuerst den Altar wieder aufgerichtet an seiner
Stelle und dann den Grund zum Hause Jehovas gelegt. Auf heimtückisches
Betreiben der Feinde ihrer Nationalität (bildlich als „großer Berg“
dargestellt) wurde ihnen der Weiterbau auf königlichen Befehl untersagt,
und ihr Unglaube gehorchte nur zu schnell. Nach 17 Jahren wurde die
Arbeit wieder aufgenommen, nachdem Gott Selber durch die Propheten
Haggai und Sacharja das Volk aufgerüttelt hatte. „Das Wort Jehovas
geschah“ heißt es immer wieder; aber „es geschieht“ zu den Propheten
nicht, um nur ein naheliegendes Ergebnis zu erzielen, sondern es wird
hinsichtlich der Endzeit gegeben, wo die jeweiligen Wege Gottes, die
anfänglichen und die im Laufe der Zeit immer neu folgenden, ihren
Abschluß finden im kommenden Reiche. Und da ist der Mittelpunkt immer
Christus. Der Geist benützt jede Gelegenheit, die sich Ihm bietet, um
durch Personen und Umstände Christum vorbildlich darzustellen. Der
Tempelbau mit der Grundsteinlegung und die dabei im Vordergrund
stehenden Persönlichkeiten war solch eine Gelegenheit.
Die Verse 8-10 in Sach. 3 bilden einen Abschnitt für sich. Der
Hohepriester Jehoschua (d. i. Jehova-Jesus ist Rettung) und seine
Genossen sind „Männer des Wunders“, des Wahrzeichens, des Vorbildes;
eigentlich sind Seine Genossen allein so genannt (in Jes. 8,18 die
Kinder und Er). Der Geist blickt da in damals noch ferne Zeit, von der
Er schon durch David geredet hatte, Ps. 110: er redet von dem durch
göttliche Berufung und göttlichen Eidschwur zur
Melchisedek-Hohepriesterstellung erhobenen Messias, Hebr. 7, der in
dieser Stellung Genossen hat. Den an Ihn gläubig gewordenen Hebräern
(und uns natürlich mit ihnen) wird gesagt, daß sie diese Genossen sind
(Hebr. 3,1 und 14; siehe auch Offenb. 1,6). Aber auch die Getreuen aus
Juda, die durch die große Drangsal hindurchgehen, am Ende derselben beim
Strafgericht über gewisse Nationen mitwirken und ins Reich eingehen,
sind Seine Genossen, wie es ja von Anfang der Berufung Israels an
feststand, daß es ein Volk von Priestern sein sollte, was es auch sein
wird (siehe 2. Mose 19,6; Jes. 61,6; Ps. 45,7; 110,3; 149,6-9; Obadja V.
17-21; Micha 5,5-8; Sach. 9,13-16; 10,4-12). Vers 8 ist aber nur
einleitend auf die nachfolgende Mitteilung hin, daß Jehova Seinen
Knecht, Sproß genannt, kommen lassen wolle. Dieser Titel „Sproß“
bezeichnet selbstverständlich den Messias. Jesaias und Jeremias hatten
Ihn schon so genannt (Jes. 4,2; Jer. 23,5; 33,15). Es mag sonderbar
scheinen, daß gerade dem Josua
diese Mitteilung gemacht wird, da er doch selber den Messias darstellte.
Die Sonderbarkeit verwandelt sich in bewunderndes Staunen, wenn wir
entdecken, daß Josua nur den priesterlichen Messias vorbildlich
darstellt, während der königliche durch den Landpfleger Serubbabel
dargestellt wird (Hagg. 2,20-23), der ja im Geschlechtsregister des
Messias steht (Matth. 1,13). Beides zusammen, König- und Priestertum,
wird in Kapitel 6,12.13 genannt; aber auch schon in Kapitel 4 unter dem
Bilde der beiden „Söhne des Öls“ vorgestellt. Serubbabel hatte dieses
Haus gegründet und würde es vollenden (4,9); der „Sproß“ würde den
Tempel des Reiches bauen (Hes. 40-48) und Träger der Herrlichkeit sein.
Also bedeutet Sach. 3,9: „Denn ein Grundstein ist ja vor deinen Augen
gelegt worden, Josua (siehe Esra 3,8-13 und Hagg. 1) ...; in Meinen
Augen ist es der Stein, den Ich gelegt habe, auf dem alles ruhen wird:
eben der Sproß, den Ich verheißen habe, Mein Knecht: auf Ihn gründet
sich alles, was nach Meinen Gedanken in Erfüllung gehen wird. Es wird
gewährleistet dadurch, daß Er die Fülle der Kenntnis Meiner Gedanken hat
und daß Ich Selber Ihn als den bestätige, der Er ist und was Er ist.“
F. Kpp.
Anmerkung des Herausgebers
Was für eine schöne
Antwort
- diese einzige auf obige Frage eingegangene! Möchten die teuren Leser
dieses Heftes viel Zeit dabei verbringen können, sich mit Forschen über
diesen Gegenstand zu beschäftigen, um zu erfahren, „ob es sich also
verhält“, wie der Einsender der
Antwort
sagt! Das ganze dritte Kapitel des Propheten Sacharja stellt auch die
Erfahrung einer Seele dar, die mit Gott in Ordnung kommt. Die Erfahrung
der Macht Jehovas genügt nicht, Jerusalem völlig wiederherzustellen
(Kap. 2), die Frage der Sünde muß an dem späteren Tage, wo Jerusalem
wieder der Segensmittelpunkt der Welt werden soll (2,11!), ebenfalls
geregelt sein, und das geschieht vorbildlich in Kapitel 3. Aber was dort
gesagt ist in bezug auf Jerusalem und Israel, läßt sich eben auch leicht
übertragen auf den einzelnen Sünder, der vor Gott offenbar geworden ist.
Darüber können wir uns hier nicht verbreiten; doch ist das Kapitel wert,
nach dieser wie nach jener Seite hin betrachtet zu werden. In dieser
Hinsicht wie hinsichtlich des Hauptgegenstandes des prophetischen
Gesichtes erscheint der Stein - Christus - als höchst wichtig, wie uns
Jes. 28,16 und daran anknüpfend 1. Petri 2 zeigt. Wer an Ihn - den
Stein - glaubt, auf Ihn vertraut, auf Ihn sich gründet, der
wird nicht zuschanden! Prüfen wir uns: was ist uns dieser Stein?
Was die sieben Augen anbetrifft, so erinnern wir an die sieben Geister
in Offenb. 4,5 und 5,6 und im Anschluß daran noch an Jes. 11,1.2, wo von
- wenn wir so sagen dürfen - sieben verschiedenen Ausstrahlungen des
Geistes Jehovas, von sieben „Geistern“ die Rede ist in Verbindung mit
dem Schößling (Sproß) oder Reis aus dem Stamme Isais. Bezüglich der
„Eingrabung“ deuten wir noch hin auf Offenb. 2,17, ohne daß wir zu allen
diesen Andeutungen nähere Erklärung geben möchten. - Es ist köstlich für
uns Gläubige der Jetztzeit, zu sehen, wie in Ihm, unserem Herrn Jesus
Christus, sich alle diese Weissagungen erfüllen werden; ja, Er ist
Anfang und Ende aller Wege Gottes! Noch liegt die Decke auf Israels
Herzen (2. Kor. 3,15); aber wie wird es einst staunen, wenn es die
Erfüllung all dessen sieht, was es durch die Jahrtausende hin Tausende
von Malen in seinen Propheten gelesen und - nicht verstanden hat, weil
es einst „den abwies, der da redete“ (Hebr. 12,25!); wie wird es
staunend niedersinken, wenn es ihm, wie einst Paulus, „wie Schuppen von
den Augen fallen wird“! Möchte dieser Tag bald erscheinen, an dem „ganz
Israel“ errettet wird und Jehova in seiner Mitte
wohnen wird (Röm. 11,26; Sach. 2,10). Welche Freude wird dann sein bei
der Tochter Zion! - Möchten wir Gläubigen heute Ihn ehren, indem wir
allein auf Ihn vertrauen und unter Seinen Augen uns glücklich wissen,
die uns leiten wollen (Ps. 32,8). Wir werden uns um so besser von ihnen
leiten lassen können, je mehr wir von den Dingen dieser Welt wegschauen
und aufblicken, wir möchten sagen, in Seine Augen, um wie Stephanus nach
2. Kor. 3,18 hineinverwandelt zu werden in Sein Bild (siehe Apgesch. 7,
54-60; und vergl. Vers 59.60 mit Luk. 23,34 und 46)!
Frage 22
Ich bitte um eine erbauliche Erklärung von Apgesch.
5,1-11!
Antwort A
In Apgesch. 4,32-37 bekommen wir einen kurzen Blick in das
Gemeindeleben, es wird uns dort geschildert, wie die Menge derer, die
gläubig geworden, ein Herz und eine Seele war, und auch nicht einer
sagte, daß etwas von seiner Habe sein eigen wäre, sondern wie ihnen
alles gemein war. Wir sehen, wieviel Raum für den Geist Gottes innerhalb
der Gemeinde und in den Herzen der einzelnen in diesen Tagen war.
Äußerlich und innerlich war das Zeugnis des Geistes in der Gemeinde
wirksam. Bedürftige gab es nicht, Äcker und Häuser wurden verkauft und
der Ertrag den Aposteln zur Verfügung gestellt. Ein lebendiges Beispiel
hingebender Treue wird uns in Joseph oder Barnabas gezeigt. Dies alles
war ein gemeinsames Handeln unter der Leitung des Heiligen Geistes. Hier
in Apgesch. 5,1-11 haben wir ein Gegenbild. Bei Barnabas das rechte
Verhalten eines Jüngers, der sich in jeder Beziehung leiten läßt, und
hier bei Ananias und Sapphira lügnerische Selbstsucht, Fähigkeiten eines
jeden Herzens, das sich nicht unter die bewahrende Gnade und unter die
Zucht und Leitung des Heiligen Geistes stellt. Aber andererseits sehen
wir auch, wie wirksam das Zeugnis in den ersten Tagen nach Pfingsten
innerhalb der Gemeinde war, ferner wie auch Satan immer an der Arbeit
ist, um Verderben zu säen, ähnlich wie dort im Paradiese bei den ersten
Menschen; Gott hatte sie gut geschaffen und ihnen das Paradies gegeben,
aber Satan erregte Zweifel und Mißtrauen, und der Mensch kam zu Fall.
Jedenfalls schmückten sich Ananias und Sapphira mit etwas, was sie nicht
besaßen, sie täuschten den gleichen Schein der Gottseligkeit und Liebe
vor, den andere in der Gemeinde wirtkich inne hatten. Ihr Handeln war
vermischt mit List und Heuchelei (Röm. 12,9). So geht immer neben dem
Wirken des Heiligen Geistes das Wirken des Fürsten der Finsternis
einher, und es bedarf auch für den Gläubigen vielen Lichtes, um diese
Vermischungen zu unterscheiden; der einzelne benötigt viel Gnade, um in
der Lauterkeit des Herzens zu wandeln. Daneben sehen wir, daß die
göttlichen Grundsätze, die der HErr innerhalb Seiner Gemeinde zum
Ausdruck bringen will, unwandelbar sind; da, wo man dem Heiligen Geist
Raum gibt, brauchen Menschen nicht Grundsätze und Gesetze aufzurichten,
sondern da ist Er wirksam und offenbart Sich in Seiner Kraft gegen das
Böse innerhalb der Gemeinde. Es bestand für Ananias und Sapphira
offenbar gar keine Verpflichtung, den ganzen Kaufpreis abzuliefern (V.
4). Ihre Sünde gegenüber dem Heiligen Geiste war die, daß sie Ihm logen.
Wir sehen auch darin die scharfe Scheidung zwischen der Welt und der
Gemeinde des HErrn. In der Welt übt Gott an den Ungläubigen Geduld und
Langmut, bis alle Mittel erschöpft sind, so bei der Sintflut, bei Sodom
usw., aber innerhalb der Gemeinde strenge Zucht. Wenn das Zeugnis des
Heiligen Geistes in jenen Tagen groß und herrlich war, so war die
Schuld, die hier zutage getreten war, um so größer, deshalb das
sofortige Eingreifen Gottes durch das ernste Gericht. Wie hier der
Schaden sofort beseitigt und Gericht geübt wurde, so wird der HErr einst
in Seinem Reiche jeden
Morgen handeln. Jede Seele, die sündigt, wird dann mit dem Tode bestraft
(vergl. Jes. 65,20; Zeph. 3,5; Ps. 101,8 usw.). Wir sehen, wie für alle
die, welche sich unter die Regierungswege Gottes stellen, die VerAntwortlichkeit
doppelt ernst ist. Heiligkeit geziemt sowohl dem Hause Jehovas (Ps.
93,5) wie denen, die vorgeben, Ihm zu gehören (3.
Mose 11,45 und Eph. 1,4).
Ph. W.
Antwort B
Zur Erklärung obiger Frage erscheint mir zunächst dienlich Apgesch.
2,47. „Der HErr aber tat täglich hinzu zu der Versammlung, die gerettet
werden sollten“ (sich retten ließen). Der Heilige Geist war mächtig
wirksam (Apgesch. 4,31; 5,12-16), es war nicht wie heute und schon
längst, daß Menschen, wenn auch Gläubige, der Meinung waren, durch
vieles Überreden Leute zu ihren Vereinigungen herbeibringen zu müssen.
Die Gnade Gottes, durch den Glauben an den auferstandenen Herrn Jesum
Christum in die Herzen gekommen und durch den Heiligen Geist bestätigt,
erwies sich in allen und für alle Lebensbeziehungen so mächtig, daß
diese göttlich-wunderbare Erscheinung den Übrigen nicht verborgen
bleiben konnte, denn „sie redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit“
(4,31).
Die Versammlung war ein Herz und eine Seele, sie war das Haus Gottes, in
welchem der Heilige Geist wohnte insgesamt und in jedem einzelnen. Der
Heilige Geist war unumschränkter Leiter, Führer und Gebieter (Apgesch.
13,4;
15,28). Die Glaubenden waren reich geworden in Christo, sie konnten
bekennen Ps. 87: „Alle meine Quellen sind in Dir.“ Ihre gesamten
Lebensbeziehungen betreffs ihres leiblichen Lebens, insbesondere die
Frage „was sollen wir essen, was sollen wir trinken, womit sollen wir
uns kleiden?“ machte ihnen keine Sorge; es war kein Bedürftiger, kein
Armer, der Not litt unter ihnen, denn keiner sagte von seiner Habe, daß
sie sein eigen wäre, es war ihnen alles gemein, sie lebten schon damals
im Geiste der Wahrheit, wie später in Hebr. 13,5.6.15.16 geschrieben
wurde, denn so viele Besitzer waren von Äckern und Häusern, verkauften
sie und legten den Preis des Verkauften nieder zu den Füßen der Apostel.
Sie brachten alles in der Erkenntnis, daß Gott der Geber von allem ist.
Die Namen der Geber werden nicht veröffentlicht, wie es längst in der
Namenchristenheit üblich ist; um für die Armen, Bedürftigen, Witwen
Gaben zu bekommen, wurden keine menschlich ausgeklügelten Methoden
angewendet; was gegeben wurde, geschah infolge der Wirksamkeit des
Heiligen Geistes in den Herzen der Gläubigen.
Kapitel 4,36 wird nun doch ein Name aus den Gebern erwähnt, Joseph, von
den Aposteln zuibenamt Barnabas - Sohn des Trostes -, derselbe verkaufte
einen Acker, brachte das Geld und legte es nieder zu den Füßen der
Apostel. Der Heilige Geist fand es für wichtig, diesen Namen des Gebers
und seine Tat für Zeit und Ewigkeit kund zu geben. Warum wohl? es lag
sicher sein Alles in dieser Gabe, was er geben konnte, er behielt nichts
für sich, schaffte nichts beiseite; gerade wie jene Witwe, die zwei
Scherflein, ihre ganze Habe, in den Opferkasten legte. Barnabas war
genannt „ein Sohn des Trostes“; wenn er sein ganzes Besitztum, einen
Acker, hergab, so fand er seinen Trost in Gott, er fand in der Gnade
Gottes, die ihm zuteil geworden, reiche Entschädigung für seinen Acker.
Gott sieht nicht auf das, was vor Augen ist, sondern sieht das Herz an,
und das Herz des Barnabas war aufrichtig, ganz mit dem HErrn. Gott merkt
auf aufrichtige Herzen!
aufrichtig, ganz mit dem HErrn. Gott merkt auf aufrichtige Herzen!
Kapitel 5,1-11 berichtet nun ein ernstes Ereignis in der Versammlung
Gottes. Es sind V. 1 zwei Leute mit Namen erwähnt als Geber: ein
gewisser Mann mit Namen Ananias und sein Weib Sapphira, beide gehörten
der Versammlung Gottes an. Ananias verkaufte ein Gut und schaffte von
dem Kaufpreis beiseite und legte nur einen gewissen Teil zu den Füßen
der Apostel, alles dies tat er in Verabredung und im Einverständnis mit
seinem Weibe Sapphira. Äußerlich betrachtet erschien diese Handlung
ebenso ein gutes Werk wie die Gabe des Barnabas und derer, die sonst so
taten, sie ist vielleicht von den übrigen als lobenswert besprochen und
gerühmt werden, doch für Gott war sie kein duftender Wohlgeruch (Phil.
4,18). Der Heilige Geist waltete in der Versammlung, denn Er erforscht
die Tiefen der Gottheit, Er erforscht auch die Herzen der Menschen; Gott
konnte nicht zulassen, daß die innersten Beweggründe des Ananias
verborgen blieben, und zwar der Versammlung wegen. Der Heilige Geist war
schwer betrübt worden, die Versammlung wußte aber bis dahin nichts davon
(5,3.4). „Petrus aber sprach“ - ganz unvermittelt -: „Ananias, warum hat
der Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogen und von
dem Kaufpreis beiseite geschafft hast? Blieb es nicht dein, wenn es so
blieb, und war es nicht, wenn es verkauft war, in deiner Gewalt? Was ist
es, daß du dir diese Tat in deinem Herzen vorgenommen hast? Nicht
Menschen hast du gelogen, sondern Gott.“ Welch erschütternde Worte des
Petrus! Woher wußte Petrus diesen ganzen Vorgang, der sich in dem Herzen
des Ananias und seines Weibes abgewickelt hatte? Hat Petrus dies
irgendwie auf menschliche Weise erfahren? Keineswegs! Der Heilige Geist
in der Versammlung offenbarte es dem Petrus (vergl. 2. Kön. 5,26!).
Ananias hatte sicher schon vor dem Verkauf seines Gutes sich im Herzen
vorgenommen, im Einverständnis mit seinem Weibe den ganzen Verkaufspreis
zu den Füßen der Apostel zu legen. Das hat Gott beobachtet und gesehen,
sonst könnte Petrus nicht sagen: „du hast den Heiligen Geist belogen“.
Nachdem er aber das Geld in Händen hatte, kam Satan und brachte den
Ananias und Sapphira zu Fall, und „Geldliebe ist die Wurzel zu allem
Bösen“. Satan bekam Einfluß auf ihre Herzen, er wird die Sache im besten
Licht vorgestellt haben, daß es nicht so schlimm sei, Ananias bezeuge ja
auch mit weniger, daß er opferwillig sei, und seine Achtung bei den
übrigen werde er deswegen nicht verlieren. Satan erfüllte das Herz des
Ananias und seines Weibes, so daß sie beide überein kamen, auch weiter
zu lügen, sein Weib log dann dem Petrus gegenüber auf dessen Frage:
„Sage mir, ob ihr für soviel das Feld hingegeben habt!“ - „Ja, für
soviel.“ Die Lüge des Weibes! Der erste Schritt auf dieser abschüssigen
Bahn war ein verborgener, vor Gott geschehener (es geht immer so), der
zweite Schritt war öffentliche Lüge, wissentlich.
Wie ernst ist diese Begebenheit, wie ernst spricht diese Sache nicht nur
zu den Menschen im allgemeinen, sondern vornehmlich zu den Gläubigen,
und wie ernst ist die Strafe, die der Lüge auf dem Fuß folgte! Jetzt
erfuhr auch die ganze Versammlung davon, und es kam große Furcht über
dieselbe. Der Heilige Geist ist noch da in der Versammlung der Heiligen
und wohnt in jedem Kind Gottes, deshalb „betrübet nicht den Heiligen
Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung“. Wie
sehr haben wir zu achten auf das Wort 1. Petri 4,19, „im Gutes tun
unsere Seelen dem treuen Schöpfer zu befehlen“ und Spr. 4,23: „Behüte
dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben.“ Wir haben acht
zu geben auf die inneren Regungen des Herzens, woher sie kommen und
wohin sie zielen, besonders im Gutestun. Es wird viel gegeben für Gott,
für Sein Werk, für Arme und Bedrängte, laßt uns aber wohl beachten, daß
Gott nicht nur die Gaben sieht, sondern auch unsere Herzen, sowohl bei
großen wie kleinen Gaben. Laßt uns erforschen unsere Herzen, ob unsere
Gaben allezeit ein duftender Wohlgeruch für den HErrn sind!
unsere Gaben allezeit ein duftender Wohlgeruch für den HErrn sind!
„Gott hat Lust an der Wahrheit im Innern“ (Ps. 51,6).
F. B.
Antwort C
Bis zu diesem Kapitel bot sich unseren Blicken ein wundervolles Gemälde
von dem Wirken des Heiligen Geistes sowohl in der Sammlung derer, welche
gläubig wurden und ihrer Gemeinschaft, als auch in dem kühnen Zeugnis
der Apostel. Im zweiten, dritten, vierten Kapitel dieses Auszuges des
Neuen Testaments wurden uns die Taten des Heiligen Geistes in der Fülle
Seiner Macht vorgeführt. Wir sahen aber auch, wie der Feind in der
Gefangennahme des Petrus und Johannes zu wirken begann.
Mit diesem Kapitel ändert sich die Szene. Kostbar ist der Schluß des
vorigen Kapitels: Barnabas verkaufte seinen Acker und legte das Geld zu
Füßen der Apostel. Hierdurch gab er ein kräftiges Zeugnis davon, wie er
als gläubiger Jude sein himmlisches Erbteil verwirklichte, indem er das
aufgab, was den Juden verheißen war, nämlich irdische Besitztümer.
Das fünfte Kapitel beginnt mit dem bedeutsamem Wort: „Aber“. Das ist das
Anzeichen des Falles und der Abweichung. Alles war tadellos und
vollkommen; nichts störte die herrliche Harmonie der Gemeinschaft -
„aber“ -, und mit diesem kleinen Wort beginnt die Geschichte des Bösen.
Der Feind sah sich bei allen seinen Angriffen von außen her völlig
abgeschlagen, nun aber drang er in die Herde ein und begann sein Werk in
ihr.
Die Werkzeuge waren das Ehepaar Ananas und Sapphira. Diese beidem hatten
ein Gut, welches sie verkauften. Sie hatten sich vorher verabredet, nur
einen Teil des Kaufpreises abzuliefern, den Rest wollten sie für sich
zurücklegen. Das war ein vorsätzlicher und wohlüberlegter Betrug.
Dahinter stand der Unglaube. Sie verwirklichten nicht im Glauben die
Tatsache, daß Gott Selbst in der Person des Heiligen Geistes in der
Versammlung, deren Glieder sie waren, Wohnung gemacht hatte. Sie
beachteten nicht die wunderbare Tatsache, daß der Heilige Geist gekommen
und in der Versammlung der Gläubigen gegenwärtig war. Was aber war der
Beweggrund? Barnabas hatte seinen Besitz völlig freiwillig ausgeliefert.
Niemand hatte dem Ananias und der Sapphira gesagt, sie sollten dasselbe
tun. Der Beweggrund war Selbstsucht. Barnabas hatte im Gehorsam gegen
den Heiligen Geist eine gute Tat vollbracht, und ohne Zweifel hatte Gott
Wohlgefallen daran und segnete ihn. Dies machte Ananias und Sapphira
eifersüchtig, und so begehrten sie denselben Ruhm zu haben. Aber ihre
Herzen hatten das Geld lieb und die irdischen Dinge, daher war es ihnen
zu viel, den ganzen Erlös des verkauften Gutes herzugeben. Ehre vor den
Menschen und das Geld waren der Fallstrick für Ananias und Sapphira. Sie
waren doppelherzig. Der Geist Gottes hatte mit großer Macht gewirkt;
aber was sie an den Tag legten, war eine Nachahmung, Heuchelei, Lüge.
(Die Sünde des Ananias und der Sapphira ist ein Gegenstück zu der Sünde
Achans, dem ersten Fehltritt, nachdem Israel in das Land der Verheißung
eingetreten war, Jos. 7!) Satan selbst hatte das Herz des Ananias
erfüllt, diese Sünde der Lüge gegen den Heiligen Geist zu begehen. Satan
hatte sein Werk in der Mitte der Gemeinde begonnen und er wirkte durch
das Fleisch derer, welche an den HErrn gläubig geworden waren.
Schnell folgte das Gericht an ihrem irdischen Leben. Sie wurden durch
den Tod aus der Gemeinde
entfernt. Die Sünde, welche sie begangen hatten, war eine „Sünde zum
Tode“, und das Urteil, der leibliche Tod, wurde sofort vollstreckt.
Petrus steht noch im Vordergrund. Wir müssen uns hier an die Worte des
HErrn erinnern, die Er an Petrus richtete als
Antwort Auf
das Bekenntnis desselben, daß Jesus der Sohn Gottes sei: „Ich will dir
die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der
Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du
auf Erden lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein“ (Matth. 16,19).
Dieselben Worte vom Binden und Lösen richtete dann später der HErr an
alle Jünger (Matth. 18,18). Das Binden und Lösen bezieht sich auf die
Gemeindezucht auf Erden. Es hat keineswegs etwas zu tun mit der
Vergebung der Sünden oder der ewigen Errettung.
Petrus gebrauchte hier zum erstenmal seine Autorität, um Zucht zu üben.
- Ferner müssen wir bedenken, daß diese Ereignisse auf jüdischem Boden
stattfanden, dem Boden des Königreichs. Das Zeugnis des Königreichs an
die Nation war noch in Kraft. Das plötzliche Gericht, das an Ananias und
Sapphira vollzogen wurde, war ein deutliches Zeugnis, daß der Heilige
Israels in der Mitte dieses Überrestes wohne, der an Ihn glaubte,
während Israel Ihn verworfen hatte. Wenn das Königreich auf der Erde
eingetreten sein und der Herr Jesus als König in Gerechtigkeit regieren
wird, wird ohne Zweifel jede Sünde sofort mit dem Tode bestraft werden.
- Wenn man fragt, warum solche Urteile uns später nicht mehr begegnen,
Antworten
wir: Der Heilige Geist war damals noch nicht betrübt worden; jetzt ist
der Heilige Geist infolge des Unglaubens betrübt worden und Gott handelt
nicht mehr auf diese Weise, um Seine Gegenwart in der Gemeinde zu
offenbaren. Seit jenem Vorfall ist nirgendwo ein Anzeichen dafür, daß
solche Offenbarungen Seiner Gegenwart andauerten. Wenn Gott ein solches
Gericht in jedem Falle von Doppelherzigkeit, Unglauben und Sünde gegen
den Heiligen Geist üben wollte, würde das dem ganzen Charakter der
gegenwärtigen Haushaltung widersprechen. Dieser Charakter ist der des
„schweigenden Himmels“. Die vielen irregeleiteten Seelen, welche meinen,
sie wären zu Pfingsten zurückgekehrt, sie hätten „ihr Pfingsten erlebt“,
sie redeten mit neuen Zungen, die Gabe der Sprachen und des Wundertuns
sei bei ihnen wieder hergestellt, und sie befänden sich mit einem Male
in „apostolischen Zeiten“, sollten auch solche Gerichte in ihrer Mitte
erwarten!
Einige wichtige Lehren müssen wir noch erwähnen, welche wir aus diesem
feierlichen Ereignis gewinnen:
1. Die Tatsache, daß das Fleisch auch im Gläubigen noch da ist. Ananias
und Sapphira waren Gläubige. Sie waren nachgiebig gegen das Fleisch, und
Satan nahm sie mit seiner Macht in Besitz und versuchte sie. Die Lehre,
daß die alte Natur durch den Empfang der Taufe mit dem Heiligen Geist
ausgerottet sei, ist nicht schrittgemäß. Wir finden in dieser Geschichte
von Ananias und Sapphira einen deutlichen Beweis von dem, was Paulus an
die Galater 5,17 schreibt: „Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist
...“
2. In diesem Ereignis tritt die Macht Satans auf den Plan. Was Ananias
und Sapphira taten, war ihnen vom Satan eingegeben. Eitler Ehrgeiz war
in ihren Herzen; sie wollten den Beifall und die Anerkennung der
Menschen gewinnen. Die „Wurzel alles Bösen“, der Geiz wohnte in ihren
Herzen, und sie dienten ihm. Ihre Augen waren geblendet, und sie hatten
die große, ihnen so wohl bekannte Tatsache völlig vergessen, daß Er, der
Allwissende, in ihnen und in der Versammlung wohnte, ebenso wie Jehova
in der Mitte Israels gewohnt hatte.
3. Diese Geschichte liefert den Beweis, daß der Heilige Geist nicht ein
Einfluß, sondern eine göttliche
3. Diese Geschichte liefert den Beweis, daß der Heilige Geist nicht ein
Einfluß, sondern eine göttliche Person, ja, daß Er Gott ist. Ananias
hatte den Heiligen Geist belogen. Petrus sagt zu ihm: „Du hast nicht
Menschen, sondern Gott gelogen.“ Den Heiligen Geist versuchen heißt Gott
versuchen, und den Heiligen Geist belügen heißt Gott belügen.
4. Alle Sünden des gläubigen Christen richten sich jetzt gegen den
Heiligen Geist. Dieser wohnt in dem Gläubigen, und wenn der Gläubige
nicht im Geist, sondern im Fleische wandelt, wenn er fleischlich gesinnt
ist, sündigt der Gläubige gegen den Heiligen Geist. Satan hat dann da
Oberhand in ihm. Aber Gott sei Dank für Seine gnädige Fürsorge! Wir
können uns selbst richten und unsere Sünden bekennen (nicht dem Heiligen
Geist, sondern Gott), und dann ist „Er treu und gerecht, daß Er uns ...
vergibt und reinigt ...“ (1. Joh. 1,9).
5. Die Gegenwart des Heiligen Geistes fordert Trennung vom Bösen. Wenn
die Gläubigen diese große Wahrheit anerkennen und es von ganzem Herzen
glauben würden, daß der Heilige Geist in ihnen wohnt, so würden sie im
Geiste wandeln und sich vom Bösen getrennt halten. Bei allem Singen und
Lehren vom Heiligen Geist und trotz der gewaltigen Menge von Literatur
über die Lehre vom Heiligen Geist erfreuen sich doch nur wenige Gläubige
der tatsächlichen Gegenwart desselben und werden von Ihm regiert.
Diejenigen, welche dem HErrn angehören, müssen vom Bösen in jeder Form
abgesondert sein. Es hat jemand trefflich bemerkt: „In den ersten Tagen
fegte der Heilige Geist Selbst aus, was Ihn verunehrte. In der späteren
Zeit befahl Er der Versammlung zu handeln, den Sauerteig auszufegen, von
sich hinauszutun ,jede Person, die Böses tut' (1. Kor. 5,13). In diesen
letzten Tagen, da der ganze Teig mit Gesetzlichkeit, Weltlichkeitt,
Heuchelei, Sinnlichkeit, Formendienst und Vernunftglaube durchsäuert
ist, müssen die Gläubigen vielmehr von ihnen ausgehen und sich
absondern, um der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe und dem Frieden
zu folgen mit allen denen, welche den HErrn anrufen aus reinem Herren,
d. h. unvermischt mit dem Bösen. In Israel übte Jehova einst ein
strenges Gericht, denn ,Seinem Hause geziemt Heiligkeit für immerdar'.
Aber in späteren Tagen, als alle abgefallen und diejenigen, welche
Jehova fürchteten, nur noch ein kleines Häuflein waren, wurde ihnen
gesagt, sie sollten sich von dem großen Haufen trennen. Die Lage der
bekennenden Gemeinde mag sich ändern, aber die großen Grundsätze bleiben
bestehen. Die Herrlichkeit Seiner Gegenwart schließt uns aus und sondert
uns ab von jeglichem Bösen.“
O, daß das Volk Gottes in diesen ernsten Tagen, wo das Gericht so nahe
bevorsteht, hören möchte auf den Ruf des Heiligen Geistes in dem letzten
Paulinischen Briefe, dem Briefe, welcher so deutlich den gegenwärtigen
Abfall beschreibt, dem zweiten Brief an Timotheus! Es ist Sein Ruf zur
Absonderung vom Bösen (2. Tim. 2,14-22; 3,5).
Aus dem Amerikanischen (A. C. G.) übersetzt von Chr. K.
Antwort D
In diesem Abschnitt der Schrift finden wir so recht ein Bild von Satans
Art, das Werk des HErrn zu verderben:
1. Im vierten Kapitel bringt er Verfolgung über die junge Gemeinde -
„aber die Menge derer, die gläubig geworden war, war ein Herz und eine
Seele“ ... „und große Gnade war auf ihnen allen“ (Apgesch. 4,32.33). Er
erreichte sein Ziel nicht auf diesem Wege.
(Apgesch. 4,32.33). Er erreichte sein Ziel nicht auf diesem Wege.
2. Im fünften Kapitel kommt er mit der Form der Gottseligkeit, die
geistliche Kraft nachzuahmen, sein Angriff geschieht jetzt nicht von
außen, sondern von innen. Ananias - ein Mann von Besitz - ist es, der
dem Teufel Raum in seinem Herzen gewährt. Er fühlt, du sollst helfen mit
dem dir anvertrauten Besitz, aber er ist nicht willig, er liebt den
Besitz. Er hat kein ganzes Herz, keine ungeteilte Liebe, kein volles
Vertrauen zu seinem HErrn - und doch möchte er in den Augen anderer als
ein solcher gelten. Hier kann Satan Einzug halten. Er flüstert ihm zu,
beides zu vereinen, nicht alles zu geben und doch den Ruhm der Hingabe
zu erlangen. Habsucht und Selbstsucht wohnten in seinem Herzen, und
Täuschung - Betrug - Heuchelei und Lüge waren die Wirkung. Wir können
wohl den Fall eines Gläubigen sehen, aber die verborgenen Vorgänge in
dem Herzen, die dem offenen Fall voraufgehen, sehen wir nicht. Aber Gott
sieht unser Herz und all die Überlegungen desselben. Wenn wir die
Vorgeschichte manchen Sündenfalles sehen würden, wir würden erstaunen,
wie klein oft die Anfänge sind: nur etwas, ein Kleines, was geliebt,
geduldet, was man nicht aufgeben, nicht aufdecken, nicht bekennen, nicht
richten will - und das Ende? ein tiefer Fall und Gottes züchtigende
Hand. So ist der Weg, wenn die Einflüsterungen des Satans nicht sofort
gerichtet werden, wenn man nicht seine Zuflucht zum Thron der Gnade
nimmt, um Hilfe zur rechten Zeit zu empfangen (Hebr. 4,16). Gott sagt:
„Widerstehet dem Teufel“ (Jak. 4,7.8).
Der Gang bei Ananias ist: a) Er duldet - beherbergt den bösen Gedanken
in seinem Herzen („der Satan hat dein Herz erfüllt“ V. 3). b) Er
bespricht den bösen Gedanken mit seiner Frau, und sie „kommen überein“
(V. 9). O, daß er sich mit seinem Gott besprochen hätte, statt mit
seiner Frau! c) Das Böse wird zur Tat gemacht. d) Gott deckt auf -
zeigt, daß Seinem Hause Heiligkeit geziemt. Eine Gabe, die dem HErrn
dargebracht wird, muß Ihm auch passend und geziemend dargebracht werden.
Er ist der Heilige und der Wahrhaftige, und Ihm können wir nicht weihen,
was mit Lug und Trug, mit Bosheit und Heuchelei und Lüge verbunden ist.
- Wie manche Zucht Gottes unter Seinem Volke auch heute mag hierin den
Grund haben!
Daß wir es hier mit einem außergewöhnlichen Gottesgericht zu tun haben,
braucht kaum gesagt zu werden. Es lag eine besondere Schwere in diesem
Fall. Erstens fand die Sünde statt mitten in der Kraftentfaltung des
Heiligen Geistes jener Tage. (Wir lesen vorher „alle wurden mit Heiligem
Geiste erfüllt“ usw. 4,31.) Nicht als ob Sünde abzuwiegen ist in ihrer
Schwere - aber doch ist zu beachten, daß sie inmitten der mächtigen
Offenbarungen des Geistes wohl überlegt begangen wurde, und dann war es
die erste Sünde, die in dem Hause Gottes aufgedeckt wurde, und
Gott reinigte Sein Haus und tat den Bösen durch das Gericht hinaus
(vergl. 1. Kor. 5!).
3. Der Sünde des Ananias und der Sapphira folgt Kapitel 6 das Murren.
Dem Ananias gab Satan die Gedanken der Heuchelei ins Herz - den
Hellenisten gab er die Unzufriedenheit ins Herz darüber, daß sie
„übersehen“ wurden. Dies ist ein Grund vielen Murrens auch heute noch
unter den Kindern Gottes! - Man fühlt sich übersehen - zurückgesetzt.
Wie leise und verborgen naht sich Satan dem unwachsamen Herzen! Er ist
auf dem Plane (Eph. 4,27-30).
Können wir aus diesen drei Weisen, wie Satan hier seine Angriffe macht,
das Werk des HErrn zu verderben, nicht etwas lernen? Enthalten sie nicht
eine Warnung für uns heute?
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Nach solchen ausführlichen
Antworten
ist es nicht nötig, noch etwas Wesentliches anzufügen. Möchten uns diese
Antworten
zu bleibendem Segen sein und uns zur Mahnung und Warnung dienen, daß wir
nie Schein setzen an die Stelle, da Gott von uns Wahrheit, Wirklichkeit
erwartet. Er gibt Sich mit nichts Geringerem zufrieden. Und wenn der
Heilige Geist auch heute nicht so offensichtlich unmittelbar auf die
Unwahrhaftigkeit, das Scheinleben im Hause Gottes
Antwortet
wie damals (und wie an einem späteren Tage aufs neue), so ist es doch
sicher, daß Gott, der Sich stets gleich bleibt in Seinem Wesen, das
richten wird, was an uns Seiner Heiligkeit nicht entspricht, und wir
werden vor dem Richterstuhle Christi „Schaden leiden“ (2. Kor. 5,10; 1.
Kor. 3,12-15!). Hier gilt auch das ernste Wort Gal. 6,7.8, das nicht
etwa von ewigem Verderben der Seele redet, sondern das an uns Gläubige
zur Warnung gerichtet ist, daß wir nicht fleischlich wandeln und dann
vor dem Richterstuhle erfahren, wie das aufs Fleisch Gesäete dem
Verderben preisgegeben ist. Nur das Wandeln im Geist (Gal. 5,25), das
Säen auf den Geist, das Leben in der Wahrheit, die Wirklichkeit der
Dinge hat ewigen Bestand.
Daß diese Geschichte, wie
Antwort C
zeigt, nichts zu tun hat mit ewigem Verlorengehen, sondern daß es sich
um Zucht handelt, um zeitliches Abgeschnittenwerden aus dem Lande
der Lebendigen durch göttliches furchtbares Strafgericht, haben wir
schon in Frage 26, Band 1 (1913) (über Joh. 20,23) kurz angedeutet. Auch
mit der sogenannten „Sünde gegen den Heiligen Geist“ hat diese Stelle
nichts zu tun. Die Schrift spricht nur von „Lästerung des Geistes“ und
vom „Lästern, Reden wider den Heiligen Geist, siehe Matth. 12,31.32 und
Mark. 3,29, wo deutlich gezeigt wird, wer diese Sünde beging und worin
allein sie bestand. Nein, es handelt sich in Apgesch. 5 um das erste
offenbar gewordene Betrüben des Heiligen Geiste (Eph. 4,30). welches die
sofortige Zucht und ein zeitliches Gericht hervorrief, wodurch der HErr
für alle Zeiten festlegte, wie Er denkt über die Heiligkeit des Hauses
Gottes, Seiner Gemeinde. Möchte auch bei uns etwas sein von der „großen
Furcht“! Möchten wir uns fürchten, Ihn durch irgendetwas zu betrüben!
Seine Gedanken über das Böse bei uns Gläubigen sind heute nicht anders
als damals, wenn auch Seine Handlungsweise an dem gegenwärtigen Tage
eine langmütigere ist. Wir haben es mit einem heiligen Gott zu tun,
„auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr. 12,29). - Die obigen
Antworten
enthalten für unser praktisches Leben viele kostbare Winke, die wir uns
zu Herzen nehmen wollen. Nicht aus Furcht, daß wir, Seine Schafe,
vielleicht doch noch verloren gehen könnten! (Joh. 10,27-30; vergl. u.
a. Frage 33, Band lI, 1914!) Wenn man Apgesch. 5,1-11 dahin ausdeutet,
wo ist dann die Grenze? wo doch jede Sünde der Gläubigen heute ein
Betrüben des Geistes ist, ohne daß Gott mit sofortigem Tode
Antwortet
- und in 1. Joh. 1,9 und 2,1 auch von dem möglichen (nicht notwendigen!)
Sündigen der Gläubigen die Rede ist, woraus soll man dann wissen, wann
man möglichenfalls die Sünde begangen hat, die den ewigen Ausschluß aus
Gottes Gemeinschaft zur Folge hat?! - Nein, laßt uns die ernsten
Mahnungen von und über Apgesch. 5,1-11 beherzigen um der Heiligkeit
des HErrn willen und aus Liebe zu Ihm, der uns um einen hohen
Preis erkauft
hat!
(1. Kor. 6,20; 1. Petri 1,14-19!)
Geleitsworte an den Leser:
„Euer Herz werde nicht bestürzt! Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an
Mich! In dem
Hause Meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde
Ich es euch gesagt haben; denn Ich gehe hin, euch eine Stätte zu
bereiten. Und wenn Ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme
Ich wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr
seiet. Und wo Ich hingehe, wisset ihr, und den Weg wisset ihr ... Ich
bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Niemand kommt zum Vater, als nur durch Mich.“
Joh. 14,1-4.6.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 23
Wie ist der erste Teil des Verses Joh. 12,47 zu verstehen im Vergleiche
zu Joh. 3,18?
Antwort A
Zum besseren Verständnis gehört meines Erachtens Joh. 3,17-19 und
12,46-48 dazu. Nach Joh. 3,17 hat Gott Seinen eingeborenen Sohn in die
Welt gesandt, nicht, daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt durch
Ihn errettet werde. Mit der Sendung des Sohnes Gottes fing das Jahr der
Annehmung und der Tag des Heils an (Luk. 4,19), und dieser Tag des Heils
währt heute noch. Der Herr Jesus kam somit noch nicht zum Gericht in die
Welt, sondern zum Heil und zur Rettung derselben. Wer an Ihn glaubte,
Ihn aufnahm als den von Gott Gesandten, wurde errettet, wer Jhn nicht
aufnahm, nicht an Ihn glaubte, blieb in der Finsternis und war (dem
Grundsatz nach) schon gerichtet - er war durch seinen Unglauben dem
Vollzug des künftigen Gerichts verfallen. Dies gilt auch heute noch!
Joh. 12,46-48 besagt dasselbe, jedoch mit einem Zusatz oder einer
Erweiterung: In der Welt ist Finsternis (Joh. 1,4.5), Jesus kam als das
Licht in diese Welt (Joh. 12,46), auf daß jeder, der an Ihn glaubt,
nicht in der Finsternis bleibe! Nun folgt aber noch weiter 12,47: „Wenn
jemand Meine Worte hört und nicht bewahrt, so richte Ich ihn nicht.“ Das
Gericht ist dem Herrn Jesus ein fremdes Werk, denn Er war doch gekommen
zum Heil und Leben; Vers 48: „Wer Mich verwirft und Meine Worte nicht
annimmt, der hat den, der ihn richtet: das Wort, das Ich geredet habe,
das wird ihn richten am letzten Tage.“ (Offenb. 20,11-13!) Jesus war das
lebendige Wort Gottes, Joh. 1,1 (vergl. Offenb. 19,11-13: „Sein Name
heißt das Wort Gottes“)! Wie ernst ist dieses doch für die Welt im
ganzen und für jeden einzelnen Menschen in der Welt hinsichtlich seiner
Stellung zum Herrn Jesu und Seinem geoffenbarten Willen und zu dem der
Welt und jedem einzelnen noch angebotenen Wort!
Offenb. 1,3: Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der
Weissagung (gilt auch für das ganze Wort Gottes) und bewahren, was in
ihr geschrieben ist (vergl. noch Offenb. 3,8-10)!
F. B.
Antwort B
Joh. 12,47 lautet: „Wer Meine Worte hört und glaubt nicht, den werde Ich
nicht richten; denn Ich bin
Joh. 12,47 lautet: „Wer Meine Worte hört und glaubt nicht, den werde Ich
nicht richten; denn Ich bin nicht gekommen, daß Ich die Welt richte,
sondern daß Ich die Welt selig mache.“ Wozu Jesus in die Welt gekommen
ist, ist ja den meisten Gläubigen klar. Er kam, um zu suchen und zu
retten das Verlorene (Luk. 19,10), die Sünder zu erretten (1. Tim.
1,15), die Sünder zur Buße zu rufen (Luk. 5,32), zu dienen und Sein
Leben hinzugeben (Mark. 10,45), die Welt zu retten (Joh. 3,17), die
Sünde hinwegzunehmen (Hebr. 9,28; 1. Joh. 3,5; 1. Petri 2,24). Um nun
durch den Herrn Jesus gerettet zu werden, muß man Sein Wort, das
Evangelium, hören und diesem glauben (Joh. 5,24; Röm. 10,9-17). Wer nun
hört und glaubt, der wird bestimmt durch die Gnade gerettet. Er wird
nicht in das Gericht kommen, von dem der HErr in Joh. 5,22.27-29 redet,
da Er aus dem Tode in das Leben hinübergegangen ist (Joh. 5,24;
Eph.2,1.5; Luk. 15,32). Wer nun aber das Wort hört und ihm nicht glaubt,
den will der Herr Jesus nicht richten, weil er schon dadurch gerichtet
ist, daß er dem Worte Jesu oder an den Namen Jesus nicht glaubt (Joh.
3,18). Wer an Ihn glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber an Ihn
nicht glaubt, nachdem er von Ihm gehört hat, der ist schon gerichtet.
Das Wort, welches der Herr Jesus geredet hat, das wird ihn richten am
Jüngsten Tage (Joh. 12,48). Um also die erste Hälfte des Verses Joh.
12,47 zu verstehen, ist es gut, gleich im Anschluß daran den zweiten
Teil von Vers 48 zu lesen. Die Verachtung des Wortes Jesu, die in dem
bewußten Nichtglaubenwollen liegt, reicht voll und ganz hin, den
betreffenden Menschen reif zu machen fürs Gericht, ohne daß dabei erst
seine Worte und Werke in Frage zu kommen brauchen. Diese Wahrheit
berechtigt uns jedoch auf keinen Fall dazu, vorschnell über Menschen zu
urteilen, die vielleicht noch nicht an den Herrn Jesus glauben, weil sie
Sein Wort noch nicht richtig hörten. Gott gebe uns noch viele treue
Zeugen, die das Wort von dem Herrn Jesus unter der Wirksamkeit des
Heiligen Geistes zu den Menschen reden, damit noch viele hören, glauben
und gerettet werden.
A. C.
Antwort C
Wenn wir das dritte Kapitel im Joh.-Evangelium im Zusammenhang lesen,
sehen wir, wie der Herr Jesus in umfassender, klarer Weise das Werk der
Erlösung zeigt. Er läßt den Nikodemus zurückblicken auf jene wunderbare
Errettung im Alten Bunde und zeigt ihm das Vorbild jener ehernen
Schlange (4. Mose 21,8.9), um ihm Verständnis dafür zu wecken, wie Er
auf dem Kreuz die Schuldfrage des Menschen ordnen mußte und so den
großen Plan Seines Gottes und Vaters hinausführte, der in dem Grundsatz
gipfelt: „Welcher will, daß alle Menschen errettet werden“ (1. Tim.
2,4). Wir sehen hier die große Seite des Werkes Christi für uns und die
Liebe Gottes einer verlorenen Welt gegenüber (Joh. 3,16) ebenso, wie
diese Liebe jedem Rettung bringen will und wie diese Errettung von dem
einfachen Glauben an den von Gott Gesandten, Seinen Sohn Jesus Christus,
abhängig gemacht wird. Hierzu waren zwei Voraussetzungen nötig: 1. der
Mensch mußte erkennen, daß er Rettung bedurfte, und 2. er mußte glauben,
daß diese Errettung in Christus erschienen war (vergl. Joh. 1,29; 1.
Joh. 2,2; 4,10; 2. Kor. 5,19). Diese Errettung muß geglaubt werden, und
wer sie im Glauben annimmt, ist ihrer gewiß, denn hier hört der Mensch
auf zu wirken, und Gottes Wirken tritt in Tätigkeit. Er gab, und der
Mensch nahm und glaubte (Joh. 3,16). Wir sehen also, daß jedem diese
wunderbare Errettung in die Hand gelegt ist, er kann sie im Glauben
annehmen oder im Unglauben ablehnen. Gnade und Gericht, beides hat der
Mensch in seiner Hand. Wer im Unglauben verharrt, richtet und schließt
sich selbst aus, und wer an den Sohn Gottes glaubt, hat seinen Beruf und
Erwählung fest gemacht. Wenn wir nun in Joh. 3,18 sehen, wie die
rettende
Gnade dem Menschen begegne, und verfolgen den Weg des HErrn, wie Er Sich
Schritt für Schritt den Juden offenbarte und wie Er bei der Auferweckung
des Lazarus als das Leben unverkennbar vor ihnen stand, und wenn wir
dann weiter beachten, wie man gerade um dieser Wahrheit willen, weil sie
überführte, sich gegen Ihn entschied (Joh. 11,53), so sehen wir hier ein
Ablehnen des HErrn und der von Ihm angebotenen Errettung mit
Bewußtsein. Die andere Schriftstelle verweist uns auf die gleiche
Linie. In beiden Fällen ist der Mensch in freier Wahl tätig. So ist das
von Gott ausgegangene Wort (Joh. 1,14) entweder dem einen „ein Geruch
vom Tode zum Tode“ oder dem anderen „ein Geruch vom Leben zum Leben“ (2.
Kor. 2,15.16). In allen Fällen ist aber zunächst nicht der Sohn Gottes,
sondern das Wort die richtende Seite, und dies wird sich immer im Leben
des einzelnen als ein zweischneidiges Schwert erweisen (Hebr. 4,12). Und
genau so wie die, welche das Wort angenommen und auch bewahrt haben,
ihrer ewigen Errettung gewiß sind durch die Macht des Wortes, genau so
wird für die, welche im Unglauben verharren, das Wort eine
Anklageschrift bilden, denn „Sein Name heißt: das Wort Gottes“ (Offenb.
19,13). Aus diesem ersehen wir, daß mit Seinem Kommen das vom Vater
gesandte Wort in die Welt kam (Joh. 1,1-3) und daß es ausging, um zu
erretten, und nicht, um zu richten, aber gerade aus diesem Grunde wird
dieses Wort, das Er geredet hat, diejenigen richten, die es gehört
haben, denn es war das Wort des Vaters und des ewigen Lebens.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Antwort B
kam aus dem Felde!
Beide Stellen unserer Frage ergänzen einander. Für uns Gläubige, die wir
den Herrn Jesus als „das Wort Gottes“ kennen, ist es eine ernste
Tatsache im Blick auf die uns umgebende Welt, daß Sein Wort
verwerfen - Ihn verwerfen heißt, wie denn Sein Name, Seine Person
überhaupt der Prüfstein für die Welt ist (auch für uns! vergl. z. B.
Matth. 26,6-12!). An Ihm scheiden sich die Geister (vergl. dazu auch
Joh. 9,39, wo im Urtext ein wenn auch stammverwandtes, so doch anderes
Wort steht als in obigen Stellen; es könnte demnach auch besser heißen:
„zur Scheidung“, was ja das ernste Ergebnis eines Gerichtes ist), an Ihm
werden sie offenbar, Sein Wort und dessen Verkündigung erweist, wer sie
sind.
So wunderbar groß auch Seine Liebe sich zeigte, in der Er immer wieder
lockte und zu erretten suchte, so wichtig ist es doch zu beachten, daß
der HErr dennoch das Gericht nicht fortläßt aus Seinen Reden, wenngleich
Er nach Seinen eigenen Worten damals noch nicht gekommen war, es
auszuüben - das erfolgt später! Auch wir, die wir das Evangelium
verkünden, die Liebe des Heilands und die Liebe Gottes anpreisen und
somit die köstliche Seite der frohen Botschaft stets in den Vordergrund
rücken dürfen, auch wir haben nicht zu vergessen, hinzuweisen auf den
Ernst des Gerichtes, ja, nicht zum wenigsten des Gerichtes, das schon
gegenwärtig ist für den, der nicht glaubt, der die Finsternis mehr liebt
als das Licht. Das ist nach unseren Stellen das Gericht, unter dem ein
jeder steht, der sich bewußt dem Licht verschließt - ob wir es im
einzelnen Falle auch nicht so leicht beurteilen können, manchmal aber
doch! -, daß das Wort ihn verdammt. Und da „das Wort lebendig ist“
(Hebr. 4,12), ja, Er Selber ist, so wirkt es weiter verdammend oder
Leben gebend bis in Ewigkeit, je nachdem, wie der Mensch sich Ihm
gegenüber verhält und verhielt hienieden, solange Gnadenzeit ist (vergl.
1. Petri 1,23-25 [Hebr. 13,8] und Luk. 8,11-15.18 u. a.!). - Möchten wir
Gläubigen treue,
unbestechliche Zeugen der ganzen Wahrheit sein, die wir die kostbare,
aber auch verAntwortungsvolle
Lebensaufgabe haben, Sein Wort, „das Wort des Lebens“
zu verkünden sowie darzustellen in Wort und Wandel!
(Vergl. Phil. 2,14-16a; 1. Thess. 1; 2,3-6a.13; 2.
Kor. 3,3 usw.)
Frage 24
Enthält Offenb. 20,4 einen Gegenbeweis gegen die Entrückung der Gemeinde
Jesu Christi vor der antichristlichen Trübsal? Ferner: Wer oder was ist
mit „was“ und „der“ in 2.
Thess.2,6-7 gemeint?
Antwort A1
Zu den großen Ereignissen, die das Tausendjährige Reich einleiten,
gehört auch die erste Auferstehung. Die Frage der ersten Auferstehung
hatte schon zur apostolischen Zeit Anlaß zu mancherlei Irrlehren gegeben
(2. Tim. 2,18). Der Apostel Paulus sah sich veranlaßt, diesen Irrlehren
kräftig entgegenzutreten (1. Kor. 15,22-24; 1. Thess. 4,16.17). Wie ja
auch aus den klaren
Antworten
zu Frage 35, Band III (1915) hervorgeht, haben wir es mit einer
leiblichen Auferstehung der Gläubigen vor Beginn des Tausendjährigen
Reiches zu tun. Oben angeführte Stelle aus der Offenbarung spricht nun
von der Auferstehung und Mitregierung der letzten Märtyrer. Meines
Erachtens liegt hier keine Schwierigkeit anderen Stellen gegenüber vor.
Wir werden in dieser Stelle nach meiner Meinung noch klarer in die von
Gott vorgesehene „Rangordnung“ der ersten Auferstehung eingeführt, wie
schon in der bekannten Stelle 1. Thess. 4,16.17. Vor allem werden die
Blutzeugen der letzten Zeit, dann alle die seligen Toten, oder biblisch
ausgedrückt „die Toten in Christo“, „die Christo angehören“, „die in
Christo Entschlafenen“ auferweckt und mit den noch lebenden Gläubigen
entrückt zu Jesu; und diese alle werden an der Regierung der Welt
während des Tausendjährigen Reiches teilhaben. Diese Entrückung
geschieht aber nicht vor der antichristlichen Trübsal. Der Antichrist
wird nach 2. Thess. 2,3.4 zunächst sein Wesen treiben. Durch seine
Verführungskünste wird sich erst die scharfe Scheidung zwischen Gottes-
und Weltkindern vollziehen. Der Abstand zwischen diesen beiden
Menschengruppen wird immer größer werden, bis der Haß der Weltkinder auf
die Gotteskinder sich in blutigen Verfolgungen Luft machen wird. Aus
diesen Verfolgungen stammen dann die Blutzeugen, von denen in Offenb.
20,4 die Rede ist.
Das persönliche Auftreten des Antichristen wird also den Zeiger an der
Weltenuhr merklich voranrücken. (Die vielfach umstrittene Frage eines
„persönlichen“ Antichristen braucht nicht weiter untersucht werden.) Der
Entrückung und Versammlung der Gemeinde Christi geht eine schwere Zeit
voraus. Auch der Weg der Gemeinde geht über Golgatha zur Herrlichkeit.
Möchte 2. Thess. 2 auch in unseren Tagen von allen beherzigt werden, die
meinen, die Entrückung der Gemeinde des HErrn sei vor der
widerchristlichen Zeit zu erwarten! - Das Auftreten des Antichristen
wird aber nicht unvorbereitet erfolgen. Der äußere und innere Zustand
der Welt muß für sein Auftreten reif sein. Mit anderen Worten: „Alle
Hindernisse, die seiner Machtentfaltung im Wege stehen, müssen beseitigt
sein.“ Solche hindernden Momente werden 2. Thess. 2,6.7 mit „was“ und
„der“ angedeutet. Welcher Art diese hindernden Momente sind, können wir
nur vermuten, da der Apostel sie uns nicht klar sagt. Man könnte
vielleicht die auf dem Grunde der Religion erbaute christliche Obrigkeit
darunter verstehen. Die Predigt des Wortes, das ziel- und kraftvolle
Arbeiten unserer Missionsanstalten sind unbedingt hindernde Momente, die
das Auftreten des Antichristen verzögern. Auch der am Ende
unbedingt hindernde Momente, die das Auftreten des Antichristen
verzögern. Auch der am Ende erscheinende antichristliche Staat macht
seine gewaltige Entwicklung durch. Schon der Apostel Johannes schreibt
1. Joh. 2,18 von damals schon wirkenden Antichristen. Und blicken wir in
die Geschichte, welche gewaltige Entwicklung hat der antichristliche
Staat durchgemacht. „Das Kind des Verderbens“ wird aber erst erscheinen,
wenn sein Thron fest steht, wenn die hindernden Momente beseitigt sind.
Bist du, lieber Leser, auch ein Hindernis?
W. K.
Antwort B
Offenb. 4,1-4; 5,8-10 zeigen uns die Versammlung Gottes, die Gemeinde
Jesu Christi in den. Himmel aufgenommen durch Entrückung, die
Auferstehung der im HErrn Entschlafenen (1. Kor. 15,51; 1. Thess.
4,13-17). In Offenb. 6,9-11 sehen wir die um des Wortes Gottes und des
Zeugnisses willen Geschlachteten, es wird ihnen auf ihr Rufen um Rache
gesagt, noch eine kleine Zeit zu warten, bis ihre Mitknechte und Brüder
auch noch dazu kommen. - In Offenb. 13,14-18; 14,9-11 erscheinen
diejenigen, die das Bild des Tieres anbeten und andere, die ein
Malzeichen annehmen an ihre Stirne oder die Hand. - Offenb. 20,4-6 sehen
wir nun diese drei Klassen von Heiligen und Überwindern aus Kap. 6,9-11
und Kap. 13,15-18 und 14,9-11. Diese Heiligen und Überwinder gehören
nicht zur Kirche (Gemeinde) Christi, sie lebten hienieden in der Zeit
der (von jetzt aus gesehen: künftigen) großen Drangsal, als das Reich
verkündigt wurde, sie glaubten und ihre Hoffnung war, in das Reich (das
Tausendjährige Reich Christi auf Erden) einzugehen; ihre Hoffnung
erfüllte sich nicht, sie erlitten den Märtyrertod; dafür wurden sie aber
gewissermaßen viel herrlicher entschädigt, am Schluß der Gerichtszeit
wurden sie entweder entrückt oder auferweckt, die Schrift sagt, sie
lebten, saßen auf Thronen und herrschten und richteten mit Christo
tausend Jahre. Die Versammlung Gottes, das Weib des Lammes herrscht mit
Christo in die Zeitalter der Zeitalter (Offenb. 22,5), Offenb. 20,1-4
ist also kein Gegenbeweis der Entrückung der Gemeinde vor der großen
Drangsal.
Ferner: „Was ist mit ,was' und ,der' in 2. Thess. 2,6.7 gemeint?“ Der
Apostel hatte bereits von dem Abfall und der Offenbarung des Menschen
der Sünde mit den Thessalonichern gesprochen, jetzt sagt er ihnen, daß
sie das Hindernis kennen sollten, welches die Entwicklung des Bösen vor
der bestimmten Zeit zurückhielt. Also der Grundsatz des Bösen war schon
zu jener Zeit wirksam, nur es war gewissermaßen eine Schranke da, die
das Böse in seinem Offenbarwerden aufhielt. Was war es nun und was ist
es heute noch - das „Was“?
Zunächst war es die Macht Gottes, welche schon damals und bis heute noch
in den Obrigkeiten wirksam ist. Man denkt im allgemeinen zu gering von
der Obrigkeit und den menschlichen Gewalten und der staatlichen Ordnung
und vergißt, was Joh. 19,11; 1. Petri 2,13.14 und 2. Tim. 2,1-5
geschrieben steht. Sodann ist die Versammlung Gottes, die Gemeinde Jesu
Christi hienieden schon damals und bis jetzt noch der Gegenstand der
liebenden Fürsorge Gottes auf Erden, teuer erkauft durch das Blut Seines
eingeborenen Sohnes, sie ist und soll nach den Gedanken und dem Willen
Gottes eine Schranke sein gegen die Gesetzlosigkeit. Das Haupthindernis
für die Entwicklung des Bösen und des Menschen der Sünde ist die
Gegenwart des Heiligen Geistes, der noch wirksam ist in der Verkündigung
des Wortes und dem Rufe zur Buße und Umkehr an den einzelnen Menschen
(Hebr. 3,7).
Wir können somit mit Bestimmtheit sagen: Das „Was“ ist die noch wirkende
Macht Gottes in der Obrigkeit und die Versammlung Gottes, die Gemeinde
Jesu Christi, und der „Der“ ist der Heilige Geist, der Geist der
Wahrheit, der noch wirksam ist an den einzelnen, um zu retten, was sich
retten läßt.
Wenn nun die Versammlung, die aus den wahren Gliedern Christi besteht,
weggenommen sein und infolgedessen auch der Heilige Geist als Sachwalter
nicht mehr hienieden sein wird, dann findet der Abfall statt. Die Zeit
zur Beseitigung jedes Hindernisses ist dann gekommen, das Böse ist dann
ohne Zaum und Zügel, „der Mensch der Sünde“ kann dann erscheinen. Also
„das, was zurückhielt“, ist heute noch vorhanden, es ist Gott in der
Person des Heiligen Geistes, der durch das, „was“ ist: die Versammlung
Gottes (Offenb. 1,19) das Böse zurückhält und die göttliche Autorität in
der Welt noch bewahrt, und solange dies noch besteht, kann die völlige
Gesetzlosigkeit und „der Mensch der Sünde“ sich nicht offenbaren. Wie
lange noch? Dazu lese man Offenb. 3,11; 22,12-17; 1. Mose 6,3!
F. B.
Antwort C
Die Frage betreffs des Gegenbeweises ist mit einem entschiedenen
„Nein“ zu beAntworten,
weil aus verschiedenen anderen Stellen des Wortes Gottes sich deutlich
ergibt, daß die Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal
stattfindet. Die Entrückung der Gemeinde steht mit dem Wiederkommen des
HErrn in Verbindung, auf das wir warten auf Grund Seines Versprechens:
„Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin,
auch ihr seiet“ (Joh. 14,3). Dieses Wiederkommen des HErrn zur
Heimholung der Seinen ist zu unterscheiden von Seinem Wiederkommen in
Macht und Herrlichkeit zum Gericht und zur Aufrichtung Seines Reiches
(Matth. 25,31; 2. Thess. 1,7-10; Judas 14.15). Letzteres Kommen wird
sein am Ende der großen Drangsal und ist daher an gewisse Vorgänge auf
dieser Erde, die diesem Kommen vorausgehen, gebunden (siehe Matth. 24,
besonders V. 15-30). Anders ist es aber mit dem Kommen des HErrn zur
Entrückung Seiner Gemeinde. Dieses ist ein Ereignis, von dem die Welt
nichts sehen wird und bei dem der HErr überhaupt nicht auf die Erde
kommen wird, denn die Seinen werden nach ihrer Auferweckung und
Verwandlung entrückt werden „in Wolken dem HErrn entgegen in die Luft“
(1. Thess. 4,17). Es ist ein Ereignis, das nur die Seinen angeht,
himmlischen Charakters, und ist deshalb auch in keiner Weise abhängig
von irgendwelchen Vorgängen auf dieser Erde. Daher finden wir auch im
Worte, daß die Gläubigen schon immer, von Anfang an, auf dieses Kommen
des Herrn warteten (siehe Phil. 3,20; 1. Thess. 1,10). – Daß dieses
Kommen, und somit die Entrückung der Gemeinde, aber vor der großen
Drangsal stattfinden wird, sehen wir deutlich aus verschiedenen
Schriftstellen, auf die wir kurz einen Blick tun wollen.
In Luk. 12 sagt der HErr den Seinen, daß sie fortwährend auf Ihn
warten sollten, wachend und bereit (V. 35-37), und daß Er kommen werde,
ehe die Nacht vorüber sein werde (V. 38: „... und wenn Er in der zweiten
Wache kommt und in der dritten Wache kommt und findet sie also“ -
nämlich wachend - „glückselig sind jene Knechte!“). Was hätte Seine
Ermahnung zum beständigen Erwarten und Wachen für einen Sinn, wenn Sein
Kommen von gewissen Vorgängen abhängig und daher nach diesen der
Zeitpunkt Seines Kommens zu berechnen wäre? Und wie könnte Er in der
zweiten oder in der dritten Nachtwache kommen, wenn Sein Kommen erst am
Schluß der großen Drangsal wäre? denn letztere gehört bereits mit zu
Seinem „Tage“ (siehe Mal. 4,1 und andere Stellen!).
denn letztere gehört bereits mit zu Seinem „Tage“ (siehe Mal. 4,1 und
andere Stellen!).
In Offenb. 3,10 ist gesagt, daß der HErr die Seinen bewahren wird
„vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis
kommen wird ...“ Die Gläubigen werden also überhaupt nicht von dieser
„Stunde der Versuchung“ - der großen Drangsal - betroffen werden, werden
überhaupt nicht in dieselbe hineinkommen; also müssen sie vorher von dem
Schauplatz derselben entrückt sein!
Ein weiterer und sehr klarer Beweis für die Entrückung der Gemeinde vor
der großen Drangsal sind die 24 Ältesten in Offenb. 4 und 5.
Diese 24 Ältesten stellen die entrückte Gemeinde dar, entsprechend 1.
Chron. 24,7-19, wo wir bei der Einrichtung der Priester zu ihrem Dienste
die gesamte Priesterschaft durch 24 Familienhäupter vertreten finden. 24
ist also hier die Vollzahl der Priesterschaft. Die Bezeichnung „Älteste“
deutet auf Weisheit hin - Verständnis für die Gedanken und Wege Gottes,
wie wir es bei den 24 Ältesten in Kapitel 4 und 5 und in den weiteren
Kapiteln in auffälliger Weise finden. Die „weißen Kleider“ deuten hin
auf Priestertum (2. Mose 23,39-43) und die goldenen „Kronen auf den
Häuptern“ auf Königtum. Das Sitzen auf Thronen aber rings um den Thron
zeigt die vertrautesten Beziehungen zu Dem an, der auf dem Throne sitzt.
Von wem ist alles dieses wahr? Von Engeln? Nimmer, auch von den höchsten
nicht, denn sie sind und bleiben immer nur Diener! Von wem dann? Ich
weiß nur eine
Antwort:
Es sind die, die Gott so nahe gebracht sind durch Jesum Christum, daß
sie zu Gott „Vater“ sagen dürfen - die Erlösten des HErrn, die Seine
Gemeinde bilden! Wem ist Verständnis und Weisheit geschenkt in bezug auf
Gott und Seine Gedanken und Wege durch Seinen Geist in solchem Maße wie
ihnen? Ist nicht gerade von ihnen besonders gesagt, daß sie „ein
königliches Priestertum“ sind (1. Petri 2,9) und daß Er sie „gemacht hat
zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater“ (Offenb. 1,6)?
Und wer könnte „sitzen“ in der Gegenwart Gottes, trotz aller „Blitze und
Stimmen und Donner“? Nur die, die in ein solches inniges und vertrautes
Verhältnis zu Ihm gebracht sind, wie sie es sind! - Die 24 Ältesten
stellen also die verherrlichte Gemeinde dar, und dies ist überaus
wichtig für unsere Frage, denn wir sehen sie im Himmel vor Beginn
der Gerichte über diese Erde, also vor Beginn der großen Drangsal! Denn
die Gerichte beginnen erst in Kapitel 6 mit dem Brechen der Siegel des
Buches durch das Lamm, während wir die 24 Ältesten bereits vor und bei
der Entgegennahme des Buches durch das Lamm im Himmel finden (Kap. 4 und
5)! Diese wenigen Stellen sollten genügen als starke Beweise für die
Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal.
Es gibt noch andere Stellen, wie z. B. Matth. 25,1-13, wo der Bräutigam
kam, während die törichten Jungfrauen hingingen, Öl zu kaufen und die
Tür verschlossen war, als sie zurückkehrten (so werden die nicht zur
Gemeinde gehörenden Bekenner zurückbleiben für die große Drangsal), oder
Kol. 3,4; 2. Thess. 1,10, welche zeigen, daß die Seinen mit Ihm
geoffenbart werden in Herrlichkeit, also bereits vorher verherrlicht und
mit Ihm vereinigt sein müssen, oder auch Judas 14; Offenb. 17,14b und
19,14, wo gesagt ist, daß die Seinen mit Ihm kommen, also vorher schon
bei Ihm sein müssen!
Also, wenn das Wort Gottes uns so deutlich zeigt, daß die Gemeinde vor
der großen Drangsal entrückt wird, kann in Offenb. 20,4 kein
„Gegenbeweis“ enthalten sein.
Zu dem zweiten Teile der Frage bin ich, wie wohl die Mehrzahl der
Brüder, der Überzeugung, das, mit „was“ und „der“ der Heilige Geist
gemeint ist. Wer anders wäre imstande, „zurückzuhalten“? Solange Er in
den Gläubigen eine Wohnung auf dieser Erde hat, hält Er das Böse in
einer gewissen Schranke;
Er erhält die von Gott verordnete Obrigkeit (Röm. 13,1) aufrecht und
verhindert damit den völligen Zusammenbruch von Gesetz und Ordnung.
Sobald aber die Gemeinde entrückt sein wird, also Seine Wohnung hier
abgebrochen sein wird, wird auch Er „aus dem Wege“ sein und nicht mehr
zurückhalten; dann wird dem Verderben freier Lauf gelassen werden, die
Obrigkeit göttlichen Ursprungs wird aufgelöst werden und Gewalten
satanischen Ursprungs werden an ihre Stelle treten (Offenb. 13); es wird
nicht mehr nur „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ wirksam sein, sondern
die Gesetzlosigkeit wird dann unverhüllt zutage treten und herrschen. -
Welch ein schrecklicher Zustand wird dann sein! Wie sollte es unser Herz
mit Dank erfüllen, wenn wir sehen, welche Wohltat wir und unsere
Mitmenschen dadurch genießen, daß der Heilige Geist - in uns wohnend,
welche Gnade! - hienieden eine solche Tätigkeit entfaltet, und wir so
ganz und völlig auf Ihn vertrauen dürfen, solange wir hienieden sind!
Ja, wenn wir dieses betrachten, wird unser Herz weit für unseres Gottes
und Vaters Liebe und Herrlichkeit, und wir beugen uns in den Staub und
beten an.
Th. K.
Antwort D
Es ist nicht gesagt worden, inwiefern hier ein Gegenbeweis gefunden
werden könnte. Ich finde keinen Anhaltspunkt für einen solchen in dieser
Stelle. Das Zeugnis der Schrift über die Aufnahme der Gemeinde vor der
großen Trübsal ist zu klar, als daß Mutmaßungen und Fragen über eine
Stelle wie Offenb. 20,4 etwas davon zweifelhaft machen könnten.
Das, was in dieser Stelle Schwierigkeit machen dürfte, ist die Frage:
Wer sind die „Sie“, die auf den Thronen sitzen? Welche Gläubigen sind
damit gemeint? Die danach Genannten finden wir mit Leichtigkeit in dem
Buche der Offenbarung wieder (Kap. 6,9-11; 13,15; 14,12). Aber wer sind
diese „Sie“? Ich glaube, so wie Gott uns jene kennzeichnet als die
Enthaupteten und die, die das Malzeichen nicht annahmen, so kennzeichnet
Er uns diese als die, die auf Thronen sitzen und Gericht halten. - Man
möchte fragen, warum sind sie nicht näher beschrieben? Eben, weil
weiteres zu ihrer Kennzeichnung nicht nötig war und wir sie so in der
Offenbarung finden. Zu der Gemeinde wird gesagt, daß die Überwinder mit
Ihm auf dem Throne sitzen (Offenb. 3,21) und die Heiligen Gericht halten
sollen (Offenb. 2,26.27; 1. Kor. 6,2.3; Judas 14; Ps. 149,5-9). Und in
Offenb. 4,4 sehen wir sie (die Schar der verherrlichten Gläubigen) in
den 24 Ältesten auf Thronen sitzen. Sie sind die einzigen, die in der
Offenbarung auf Thronen sitzend gefunden werden, - ... warum sollen sie
also noch näher beschrieben werden, und welchen Grund haben wir, andere
in ihnen zu suchen oder zu vermuten?
Vers 4 enthält, was Johannes sah. In Vers 5 wird uns erklärend
gesagt, daß dieses die erste Auferstehung ist. Die erste Auferstehung
umschließt sie alle - die Gesamtschar der Gläubigen bis zu diesen
letzten, obwohl sie verschiedenen Familien angehören (Eph. 3,15). Die
„erste Auferstehung“ ist nicht das Geschehnis einer Stunde, sondern sie
umfaßt eine ganze Zeitperiode, und die Gläubigen der verschiedenen
Verwaltungen Gottes „haben teil“ an derselben (Offenb. 20,6). Die erste
Auferstehung - die Auferstehung „aus“ den Toten (Mark. 9,9.10) nahm
ihren Anfang, als der Erste auferstand - das ist Christus, der Erstling
(1. Kor. 15,23). Dies möchte ich den ersten Abschnitt der ersten
Auferstehung nennen.
Den zweiten Abschnitt kann man in dem „Sodann“ (1. Kor. 15,23)
finden: „Sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft.“ Das
ist nicht bloß die Gemeinde, sondern in diesen Gläubigen, „die
des Christus sind“, sind auch die alttestanlentltchen Heiligen
eingeschlossen.1
Den dritten Abschnitt der ersten Auferstehung finden wir in den
entschlafenen Heiligen, die in der großen Trübsalszeit gläubig geworden
und ihre Treue mit dem Tode bezahlten. Sie sind noch eingeschlossen,
„teilzuhaben“ an der ersten Auferstehung. Es ist köstlich zu sehen, wie
der HErr auch die in Ihm Entschlafenen dieser Zeit, die Seelen unter dem
Altar und die unter der Herrschaft des Tieres Enthaupteten mit
teilnehmen läßt an dem Vorrecht der ersten Auferstehung: mit Ihm zu
herrschen und zu regieren in Seinem Reiche! - Es mochte den Gläubigen in
der großen Drangsal betrüblich erscheine, daß sie so nahe vor der
Aufrichtung des Reichs noch getötet wurden - aber welche Ermutigung lag
für sie in der Stimme vom Himmel (Offenb. 14,13), die da sagte, daß
glückselig sind, welche „von nun an“ im HErrn sterben! Gewiß,
alle sind glückselig, die im HErrn sterben, aber diesen letzten wird
jener Zeit entsprechend eine besondere Segnung vorgestellt: Sie sollten
nicht nur ins Reich eingehen, sondern im Reiche mit Ihm herrschen und
regieren. Und der Geist fügt ein feierliches „Ja“ hinzu und weist hin,
daß ihr Mühen damit ein Ende haben und Belohnung empfangen soll.
Der Gedanke eines Gegenbeweises für die Aufnahme der Gemeinde vor der
großen Drangsal scheint sich darauf zu gründen, daß man meint, weil am
Schluß der großen Drangsal noch Tote auferstehen, die teilhaben an der
ersten Auferstehung, deshalb müsse die Gemeinde noch auf Erden sein. Das
Obenstehende dürfte die Haltlosigkeit solchen Gedenkens zeigen.
Die antichristliche Trübsal - diese Zeit, die die Schrift „die große
Drangsal“ nennt, bringt die Schrift nie mit der Gemeinde zusammen,
sondern stets mit Israel. Die Gemeinde geht durch viel Trübsal (vergl.
z. B. Apgesch. 14,22; 2. Kor. 8,2; 1. Thess. 1,6 u. a.) - aber „viel
Trübsal“ ist nicht „die große Trübsal“. Wenn die Schrift „die große
Trübsal“ meint, so meint sie jene Trübsal, „dergleichen von Anfang der
Welt bis jetzt hin nicht gewesen ist und nicht (wieder) sein wird“
(siehe Matth. 24,21; Mark. 13,19; Offenb. 7,14; vergl. Jer. 30,7 und
Dan. 12,1!). In diesen Stellen spricht die Schrift von der „großen
Drangsal“. In Jer. 30,7 ist es Jakobs Trübsal und in Dan. 12,1 ist es
Daniels Volk, das hindurchgeht. In Matthäus und Markus nimmt der HErr
auf diese Zeit und Ereignisse Bezug, von denen Daniel redet, und
spricht von Israel, Jerusalem, Judäa, Sabbat usw. - Aber nirgends
verbindet die Schrift die Gemeinde mit der großen Drangsal, sondern der
HErr sagt vielmehr zu Seiner Gemeinde: „Ich will dich bewahren vor der
Stunde der Versuchung usw.“ (Offenb. 3,10).
Ein solcher Gedanke, daß die Gemeinde an der großen Trübsal und den
Gerichten Gottes über diese Welt teilnehmen sollte, steht
auch gänzlich im Widerspruch zu dem Charakter der Gemeinde Gottes. Das
hieße sie zu einem Bestandteil der Welt machen. Aber die Gemeinde hat in
keiner Weise ein Teil weder mit der Welt noch mit Israel, sie ist die
aus Juden und Heiden „herausgerufene“ Schar, sie ist himmlisch - Christi
Leib. Wohl geht sie durch Trübsale, aber nicht durch „die große
Trübsal“.
Viel Verwirrung entsteht auch durch die irrtümliche Annahme, als ob
„der“ Antichrist (Widerchrist, Gegenchristus) schon in der Zeit der
Gemeinde anwesend sei. Man gebraucht für solche Annahme oft das Wort in
1. Joh. 2,18 - aber diese Stelle sagt nichts derartiges. Sie wußten von
dem Kommen„des Antichristen“; jetzt waren „viele“ Antichristen da
- und damit zeigt Johannes, daß die letzte Stunde begonnen hatte (diese
Stunde, die die ganze Zeit umfaßt von den antichristischen Lehren der
„vielen“ Antichristen bis zur Ankunft „des“ Antichristen). Sobald
„der Antichrist“ kommt - mit dem Auftreten seiner Person -, ist kein
Platz und Raum mehr für die „vielen“ Antichristen. Es ist der
Schluß. Die letzte Stunde endet mit dem Gericht. - Dem Erscheinen der
Person des Antichristen folgt das Erscheinen des Herrn Jesus, und Er
wird jenen „verzehren mit dem Hauche Seines Mundes“ (2.
Thess. 2,8).
Dies führt uns zu 2. Thess. 2! Der Apostel begegnet ihrer Furcht, daß
der Tag des HErrn gekommen sei und die große Trübsal angefangen
habe, damit, daß er ihnen sagt, daß, ehe dieser Tag komme, der
Antichrist, der Mensch der Sünde, geoffenbart sein müsse. Er bittet sie,
um der Ankunft des HErrn willen und unseres
„Hinauf-Versammeltwerden zu Ihm hin“ sich doch nicht erschüttern zu
lassen. Er hatte sie darüber im ersten Briefe belehrt, er bittet sie,
dies doch festzuhalten und sich nicht erschrecken zu lassen, als ob
der Tag des HErrn da sei. Dies sei ja um der Ankunft des Herrn
und um ihres vorher Hinauf-Versammeltwerdens willen nicht möglich. Und
weiter weist er hin auf den Antichristen, daß der Tag des HErrn nicht
kommet könne, ehe der Antichrist gekommen sei, und der Antichrist könne
nicht kommen, bevor nicht „der“ aus dem Wege sei, „der zurückhält“. Wenn
dieses „Was“ und dieser „Der“ hinweg sind - dann wird der
Gesetzlose geoffenbart werden. - Das, was ihn, den Satan, in seinen
Plänen und Zielen zurückzuhalten vermag, muß natürlich größer und
stärker sein als Mensch und Satan! Wenn der Apostel auch nur sagt: „was“
und „wer“, so fügt er doch hinzu: ihr wisset, „was
zurückhält“, „der zurückhält“ - und: bis „Er“ aus dem Wege ist.
Wer ist dieser „Wer“, „Der“, „Er“? Sie wußten es! Aber auch wir wissen,
daß auf dieser Erde kein anderer gegenwärtig ist, der den Satan in
seiner Macht zurückzuhalten vermag, als „der Heilige Geist“, und
Er ist verbunden mit den Heiligen, mit der Gemeinde. Er ist nicht ohne
sie und sie nicht ohne Ihn. Wie auch immer die wirkende Kraft des
Geistes Gottes, den Antichristen zurückhaltend, sich offenbaren mag –
sei es in der Obrigkeit oder in der Verkündigung des Evangeliums - es
sind Kraftwirkungen, aber das Gefäß des Heiligen Geistes, das
einzige, ist die Gemeinde, sind die Gläubigen, und Er bleibt bei
ihnen und in ihnen (Joh. 14,17).
So sehen wir: der Antichrist kann nicht eher kommen, bis der Heilige
Geist, dieser „Der“ und „Er“ mit dem „Was“ (der Gemeinde) aus dem Wege
ist (dem Antichristen den Weg freigegeben hat). Wir aber wissen, daß der
Geist Gottes nicht von der Erde geht ohne die Gemeinde. (Er ist
bei uns in Ewigkeit, Joh. 14,16!)! Wenn nun die Gläubigen der Jetztzeit
so untrennbar mit dem Heiligen Geiste verbunden sind, - wenn der Geist
Gottes und mit Ihm verbunden die Gläubigen (die, die ohne Ihn nichts
sind!) hinweg sein müssen, ehe der Antichrist kommen kann - wie
kann dann noch davon geredet werden, daß die Gläubigen durch die
antichristliche Trübsal gehen müßten?!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen ausführlichen
Antworten
weisen wir noch hin auf die wichtigen Fragen 23 in Band Ill (1915) über
Offenb. 6 und Frage 3 dieses Jahrgangs; über die 24 Ältesten ist vor
allem in Frage 50, Band ll (1914) geschrieben worden. Es seien außerdem
als beachtenswert zu vorliegender Frage noch erwähnt die Fragen 11, 12,
31, 42 und 43 in Band Il (1914) und die auch in
Antwort A
genannte Frage 35 in Band 111 (1915)!
Die Lehre, daß die Entrückung erst in der Zeit während oder gar nach
„der großen Drangsal“ zu erwarten sei, ist leider weit verbreitet.
Viel Unklarheit darüber kommt daher, weil man nach Offenb. 20,4-6
annimmt, daß die erste
Auferstehung in einem Akte besteht, womöglich an einem Tage geschieht.
Aber 1. Kor. 15,23 zeigt, daß es eine Stufenfolge darin gibt. Matth.
27,52.53 zeigt dasselbe (beachte „nach Seiner Auferweckung“!). Christus
ist der Erstling, und hier in Matth. 27 sehen wir die Erstlingsgarbe (3.
Mose 23,10-13; vergl. Frage 2, Band II [1914], besonders
Antwort
(C!). Die Erstlingsgarbe beweist, daß die Ernte noch zukünftig ist;
letzterer gehört die Gemeinde an und dann die in Offenb. 20,4 Genannten,
ohne daß diese zur Gemeinde zählen müßten. An der ersten Auferstehung
teilhaben heißt nicht, der Gemeinde angehören. Wer aber Christo
angehört, ob gegenwärtig (Gemeinde) oder während der Drangsal (vergl.
„um des Zeugnisses Jesu willen“, 20,4; „Gebote Gottes und Glauben Jesu
halten“, Toten im HErrn“, Kap. 14,12.13) - der hat teil an der ersten
Auferstehung, d. h. nach Joh. 5,29 als einer, „der das Gute getan hat“:
an der Auferstehung des Lebens. Meint man aber, die erste Auferstehung
sei ein Akt, an einem Zeitpunkt stattfindend, dann muß man allerdings zu
der Auffassung kommen, daß die Gemeinde, da sie zur ersten Auferstehung
gelangt, zu der auch die Märtyrer der Drangsalszeit gelangen (nach
Offenb. 20,4), mit durch diese Drangsal hindurchgehen muß. Dem ist aber
nicht so und nicht allein aus obigem Grunde! Die letzten
Antworten
zeigen Gründe genug, daß die Gemeinde - als himmlischen Ursprungs,
himmlischer Stellung und himmlischen Ziels - vor der großen Drangsal
(die ja völlig jüdischen Charakters ist nach Matth. 24 u. a.
Stellen) entrückt wird.
Zu den Stellen, die dies beweisen, gehört vor allem, wie oben genannt,
Offenb. 3,10. Nun ist es ein eigen Ding, daß diese Stelle auch von den
Gegnern besonders herangezogen wird als Gegenbeweis gegen die Entrückung
vor der Trübsal. Das ist aber nur möglich, wenn man die Stelle, sagen
wir einmal, allzu frei aus dem Urtext übersetzt. Wenn wir auch
selbstverständlich von der ehrlichen Auffassung der Gegner voll
überzeugt sind, so erweckt die in einer sehr verbreiteten neueren
Bibelausgabe stehende Übersetzung: „... bewahren in der Stunde
der Versuchung“ bei uns in etwa den Eindruck, daß die Übersetzer eben
von vornherein der Anschauung sind, daß die Gemeinde nach der Trübsal
entrückt werde, und daher hier frei so übersetzen, und zwar ihnen selbst
wohl unbewußt, daß ihre Überzeugung ihre den eigentlichen Wortsinn nicht
wiedergebende Übersetzung beeinflußt hat. Denn „in“ oder gar, wie
eine bekannte, von einem freisinnigen Theologen verfaßte Übersetzung des
Neuen Testaments hat: „durch die Stunde der Trübsal hindurch“ kann es
bei genauer Beobachtung des Textes und in treuer Abhängigkeit von ihm
wörtlich nicht heißen, höchstens eben in ganz freier Übertragung
hervorgerufen durch vorgefaßte Meinung. (Bewahrung in der Trübsal
wäre für uns, d. h. für die Gläubigen der Gemeinde, ja auch gar nichts
besonders Eigentümliches [vgl. z. B. Röm. 8,30-39!].) Mag es wörtlich
auch zunächst heißen „aus“, so bedeutet und heißt es doch in Verbindung
mit „bewahren“ nicht „aus“, sondern „vor“, wie ganz klar Joh. 17,15
zeigt, die einzige Stelle im Neuen Testament, die im Urtext dieselbe
Wortverbindung hat wie Offenb. 3,10. Will man aber „aus“ nicht fallen
lassen, so vergesse man doch nicht, daß es heißt: „aus der Stunde“, also
aus dem Zeitraum, in den die Versuchung fällt (nicht aus der Versuchung
selbst), und zwar aus der Stunde der Versuchung, „die über den ganzen
Erdkreis“ kommen soll! Gehört aber die Gemeinde diesem Erdkreis und
denen, „die auf Erden wohnen“ an? Keineswegs, sondern der
himmlischen Berufung (vergl. nur Phil. 3,20 und Hebr. 3,1!). Somit hat
sie auch nichts zu tun mit der Stunde, der Zeit, in die die Versuchung
fällt, also auch nicht mit dieser selbst!
Es fehlt an Raum, näher hierauf einzugehen. Aber wir bitten die lieben
Leser, die jener Lehre, daß die Trübsal mit dem Antichristen das für die
.Gemeinde zunächst kommende Ereignis ist, anhängen, diese Gründe gegen
jene Lehre nicht gering einzuschätzen, sondern gründlich ohne
Voreingenommenheit nachzuprüfen, was die Schrift über diese Dinge sagt.
Es ist doch um unsert- und noch mehr um der Ehre des HErrn willen
unsagbar wichtig, was wir erwarten: ob eine Drangsal. wie sie den Juden,
der jüdischen irdischen Berufung angemessen ist, oder ob den Abschluß
unserer Erlösung, die Erlösung des Leibes, die Entrückung (Phil. 3,21);
ob wir das Kommen des Antichristen erwarten oder das des Herrn Jesu, der
hinging, uns die Stätte zu bereiten und nach Seiner Verheißung jeden
Augenblick wiederkommen kann, um uns dahin zu bringen, wo Er ist (Joh.
14,1-3)!
Wenn Er uns hinweggenommen haben wird und somit der Heilige Geist
von der Erde fortgegangen ist, also die Hindernisse von 2. Thess. 2,6.7
fort sind, dann wird mit ungeahnter Schnelligkeit die Enthüllung des
„Geheimnisses der Bosheit, der Gesetzlosigkeit“ vor sich gehen, und „der
Tag des HErrn“ wird kommen „wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thess. 5,2).
Für uns - „Söhne des Lichts, Söhne des Tages“ (V. 5) steht Herrlicheres
als (gleichsam) „ein Dieb in der Nacht“ bevor! Wir sind „wach“ und
erwarten mit Sehnsucht und heimlicher Freude etwas, was unseres
sehnsüchtigen Erwartens wert ist - den „glänzenden Morgenstern“ (2.
Petri 1,19; Offenb. 22,16). Welche Erwartung! und nach Stellen wie Eph.
5,14ff. und 1. Thess. 5,4-11 u. a. von welch weittragender Bedeutung für
unser gegenwärtiges Leben, bis Er kommt!
„Ja, Ich komme bald! - Amen; komm Herr Jesu!“ (Offenb. 22,20.)
Geleitsworte an den Leser:
„Ihr aber habt den Christus nicht also gelernt, wenn ihr anders Ihn
gehört habt und in Ihm gelehrt worden seid, wie die Wahrheit in dem
Jesus ist: daß ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, abgelegt
habt den alten Menschen ..., aber erneuert werdet in dem Geiste eurer
Gesinnung und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott
geschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“ Eph.
4,20-24.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 25
Bezieht sich das Gleichnis Matth. 22,1-14 auf Israel oder auf die
Gemeinde? lnwieweit kann man dasselbe auf die heutige Zeit praktisch
anwenden, ohne dem Sinn der Schrift Gewalt anzutun?
Antwort: A
Matth. 22,1-14 ist ein Gleichnis vom Reich der Himmel. Der Ratschluß
Gottes war und ist, Seinem Sohn Hochzeit zu machen. Zuerst wurden die
bereits eingeladenen Juden zur Hochzeit gerufen, sie wollten aber nicht
kommen. Dieses fand statt, während der Sohn Gottes auf Erden war. Nach
Seinem Tode, Seiner Auferstehung und Seinem Hingang zum Vater und nach
der Ausgießung des Heiligen Geistes war alles bereit. Er sandte andere
Knechte, um Israel nochmals einzuladen (Luk. 24,47-49; Apgesch. 2,36;
3,26). Wohl nahmen nun viele der Juden die Gnadenbotschaft zu ihrer
Errettung an,
im ganzen aber verzichtete Israel darauf; die Juden verachteten die
Botschaft, sie verfolgten und töteten die Knechte Gottes, und die Folge
war die Zerstörung ihrer Stadt Jerusalem und die Zerstreuung Israels bis
heute. Nachdem nun Israel die königliche Einladung verachtet hat, ergeht
dieselbe in ihrem ganzen Inhalt an alle Nationen außerhalb Israels, auf
daß Sein Haus voll werde (Kap. 22,9.11).
In diesem Gleichnis vom Reich der Himmel befindet sich also das Gericht
über die Stadt der Juden: Jerusalem, aber ebenso über das, was sich im
Reich befindet (V. 11-13). Den Nationen wird das Evangelium verk ündigt;
auch sie werden zur Hochzeit des Sohnes Gottes, des Lammes, geladen
(Offenb. 19,9); wir hören aber im Gleichnis, daß zu dem Hochzeitsfest
auch ein Hochzeitskleid gehört. Soll die Hochzeit des Lammes gefeiert
werden, so muß alles der Herrlichkeit derselben entsprechen.
Im Reich der Himmel (gleichsam in der heutigen Christenheit) kann man
sein, aber das hochzeitliche Kleid zu haben ist eine andere Sache! Den
zur Hochzeit Geladenen liegt es nicht ob, etwas mitzubringen, also etwa
in einem von ihnen selbst gefertigten Kleide zu erscheinen, auch wenn es
noch so glänzend sein möchte: der König sorgt für alles, auch für das
Hochzeitskleid. Offenb. 1,5.6; 7,14; 22,14 reden von dem im Blut
gewaschenen Kleide! Dies kostbare Gewand wird jedem Geladenen geschenkt
(durch Glauben an den Sohn Gottes).
Es ist auf die Frage festzustellen, daß der Inhalt von Matth. 22,1-14
sich nicht auf die Gemeinde als solche bezieht, sondern auf alle
Menschen jeder Nation (Israel nicht ausgeschlossen), zu denen irgend die
Botschaft der Gnade Gottes gelangt.
F. B.
Antwort B
Wenn wir den ersten Vers des Gleichnisses lesen, finden wir, daß der
Herr Jesus von dem Reiche der Himmel redet, das einem König gleicht, der
seinem Sohne eine Hochzeit machen will. Dieses Reich der Himmel war mit
dem Auftreten Jesu gekommen. Zunächst kam es in Seiner Person und wurde
mit dargestellt von denen, die an Ihn glaubten (Luk. 17,20.21). In dem
vorausgehenden Gleichnis von den bösen Weingärtnern finden wir noch die
Zeit unter dem Gesetz und der Prophetie, und in unserem vorliegenden
findet das Reich der Himmel seine Fortsetzung. Zunächst war es der
Ratschluß Gottes, Seinen Sohn durch eine Hochzeitsfeier zu ehren, und zu
diesem Zwecke läßt Er durch den Sohn Gottes und durch die Jünger Seine
Einladung an Israel ergehen. Der Erfolg ist eine Ablehnung. Israel
verwirft den HErrn und überliefert Ihn in die Hände der Nationen zum
Kreuzestod. - Durch diesen Tod Jesu auf dem Kreuze wurde ein weiterer
Zugang für alle geöffnet. Auf dieser Grundlage der Gnade und der
Erlösung läßt der Vater eine abermalige Einladung ergehen durch die
Apostel nach Pfingsten, die wiederum mit Ablehnung und mit der Tötung
Seiner Zeugen beAntwortet
wird. Die Folge zeigt uns unser Gleichnis, die Mörder werden bestraft
und ihre Stadt wird zerstört (V. 7). Die Erfüllung von Matth. 22,7 ist
die Zerstörung von Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. - Nun wendet Sich der
HErr zu den Nationen. Die Einladung zur Hochzeit ergeht nunmehr an alle,
und viele Gäste kommen, sowohl Gute wie Böse, was ein Bild von der
bekennenden Christenheit darstellt. Aber teil an der Hochzeit haben nur
die, welche ein hochzeitliches Kleid besitzen, d. h. solche, die als
bußfertige Sünder kommen und sich in die Gerechtigkeit, die uns in
Christo Jesu gegeben ist,
einhüllen lassen - ein freies Gnadengeschenk des HErrn (Eph. 2,8-10;
Kol. 1,12). So sehen wir, daß wohl Israel zunächst eingeladen war, die
Einladung aber ausschlug, die Folge war die Verwerfung. Nach dem Kreuze
nun wurde das Heil und die Einladung zur Hochzeit allen angeboten, und
aus denen, die sich nunmehr Leben und Gerechtigkeit aus Gnaden schenken
lassen, setzt sich die Hochzeit zusammen. So haben wir wohl ein Bild bis
hin zum tausendjährigen Königreich Jesu. Aber im engeren Sinne gilt es
für die Gemeinde, die sich aus Juden und Heiden zusammensetzt und die
teil hat an der Hochzeit und der auch das Wort Offenb. 19,7.8 gilt. Hier
in Matthäus haben wir die Hochzeitsfeier und solche, die das
Hochzeitsgewand tragen, während Israel zurzeit noch nicht bereitet ist.
Praktisch anwenden dürfen wir das Gleichnis ohne Bedenken auf unsere
Zeit, indem wir alle einladen zur Hochzeit, aber scharf scheiden
zwischen bloßen Bekennern (Namenchristen) und den wahrhaft Gläubigen.
Ph. W.
Antwort C
In den verschiedenen Gleichnissen vom Reich der Himmel zeichnet uns der
HErr verschiedene Bilder von der Zeit nach Seinem Weggange von dieser
Erde. Er zeigt uns in diesen Gleichnissen, was geschehen wird, wie es
sein und zugehen wird, wenn Er, als König hienieden verworfen, Seinen
Sitz im Himmel eingenommen hat.
Das Bild in diesem Gleichnis ist weniger das einer Hochzeit an sich,
sondern mehr das der Zurüstung und Zubereitung der Hochzeit. Der HErr
sagt nicht: „Das Reich der Himmel ist gleich einer Hochzeit.“ sondern:
„Das Reich der Himmel ist einem Könige gleich geworden, der Seinem Sohne
Hochzeit machte.“ Es zeigt uns die Gedanken und Vorsätze des Königs
(Gottes) und Sein Wirken, um Seinem Sohne Hochzeit zu machen. Wie sich
die Einladung zunächst an Israel wendet - wie die Juden Seine Knechte
mißhandeln (Apgesch. 5,40.41), töten (Apgesch. 7,54-60; 12,2) - wie der
König ihre Stadt in Brand steckt (Luk. 19,41-44), und wie die Gnade
Gottes die frohe Botschaft der Einladung dann an solche ergehen läßt,
die ohne Verheißung und ohne Hoffnung sind (Eph. 2,12.13) - darauf
möchte ich nicht näher eingehen.
Die praktische Anwendung heute für uns finden wir in der Aufgabe der
Knechte, ohne Rücksicht auf den sittlichen Charakter (ob Gute oder
Böse), die Einladung auszurichten - sei es einem Weibe am Jakobsbrunnen
oder einem Nikodemus, einer Magdalena oder Lydia, einem Schächer oder
einem Kornelius.
Ohne Zweifel liegt dem Gleichnis die Sitte jener Zeit, daß hohe
Festgeber ihren Gästen Feierkleider gaben, zugrunde. (S. 1. Mose 24,53;
45,22; 2. Kön. 10,22 u. a.) Mit der Annahme der Einladung war auch
zugleich die Annahme des Feierkleides für das Fest verbunden, ohne
solches hatte keiner das Recht, teilzunehmen.
Ein schönes Bild der praktischen Anwendung haben wir in Abrahams Knecht.
1. Mose 24,34-58. Des Knechtes Worte lassen Rebekka keinen Zweifel; sie
weiß, er will sie für den Sohn seines Herrn werben, und bereit in ihrem
Herzen, sich ihm hinzugeben, nimmt sie die silbernen und goldenen
Schmuckgeräte und Kleider an. Das Hochzeitskleid, welches in
unserem Gleichnis angenommen werden muß, ist „Christus“, und zwar
Christus, uns gemacht von Gott zur Gerechtigkeit. („Ziehet den Herrn
Jesum Christum an“, Röm. 13,14; Gal. 3,27.) So wie der Hochzeitsschmuck
für Rebekka nicht
aus ihrem eigenen Hause, sondern aus Abrahams Haus kam, so ist auch
unser Kleid, Christus Jesus, uns von Gott geworden: „Weisheit,
Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung“ (1.Kor.
1,30). Möchten auch wir (wie Abrahams Knecht) die Einladung so deutlich
ausrichten, daß der Hörer weiß, daß er es ist, der für das Fest der
Liebe Gottes gewonnen werden soll und daß er, gleich Rebekka, das
Hochzeitskleid annehmen möchte. Für jeden, der in Selbstverblendung
meint, ohne das Hochzeitskleid einen Platz unter den Gästen beanspruchen
zu können, folgt ein Tag schrecklichen Offenbarwerdens.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir weisen hin auf Frg. 14 d. Js., ferner auf Frg. 6, Bd. IIl (1915),
sowie auf Frg. 14, Bd. l (1913)!
Auf den ersten Teil der Frage möchten wir nicht ebenfalls noch eingehen.
Die praktische Seite des Gleichnisses wird der Leser sich an Hand obiger
Belehrungen leicht erweitern können. Dazu noch einige Worte.
In der Christenheit (der Zeit der Verwerfung des Königs) haben wir,
Seine Knechte (gehörst du dazu? Läßt du dich von Ihm brauchen in treuem
Dienst, gehorsam Seiner Stimme?), die kostbare, verAntwortungsvolle
Aufgabe, zu gehen (nicht zu ruhen!) und „auf den Kreuzwegen
einzuladen, wen irgend wir finden“. Lade ein, Bruder, Schwester,
durch persönliches Zeugnis, durch Blätter (Traktate) und auf alle
mögliche Weise, so viele du kannst, ohne auf Rang, Stand, Umstände,
Erfolg deiner Tätigkeit usw. zu sehen! (Pred. 11,6!) Gehe an die
„Kreuzwege“! Manches Herz mag sich an einem äußeren oder auch einem
inneren Scheidewege befinden; suche auch solche einzuladen, die vor
inneren Entscheidungen stehen und sich vielleicht sehnen nach einem Rat
von oben! Lade ein Menschen, die sich für böse und solche, die sich für
gut erachten, ruhe nicht, bringe mit zusammen, was du kannst! (V. 9.10;
Luk. 14,23.)
Aber das ist nicht alles, wenn die Menschen die Einladung annehmen, sei
es rein äußerlich die Einladung, unter das Wort zu kommen oder sogar die
Einladung, Christus anzunehmen. Nein, sie müssen Christus, das Kleid der
Gerechtigkeit, wirklich annehmen! Und daß sie dies Geschenk aus
eigenem Entschluß annehmen, dahin ziele unser Dienst! Ob sie es getan
haben, wenn sie auch es bekennen, das können wir nicht immer
entscheiden, aber vor Beginn des Hochzeitmahles setzt die große Krisis
ein, die Entscheidung, bei welcher kein Irrtum mehr möglich ist, weil
der König Selbst sie vollzieht. Dies ist das Gleichnis; die Wirklichkeit
ist, daß überhaupt keiner, der nicht mit Christus bekleidet ist, dorthin
gelangt, wo die Hochzeit des Lammes gefeiert wird (Offenb. 19). Die
Entscheidung ist ausgesprochen für den einzelnen Menschen in dem
Augenblick, wenn er den Schauplatz der Gnade, die Erde, verläßt. Wer
dann nicht das echte Hochzeitskleid hat, durch Buße und Glauben an
Christus das Anrecht an den Platz am Hochzeitsmahle erlangt hat, als
freie Gnade des Königs, der ist in Ewigkeit „hinausgeworfen“. Wohin? in
die Verdammnis. Das ist sehr ernst, und das haben wir heute durch
klares Zeugnis zu verkündigen! Mancher mag die Einladung angenommen
haben und äußerlich gläubig sein - aber die entscheidende Frage ist:
Hast du das Kleid der Gerechtigkeit (Jes. 61,10), hast du
Christus, bist du gewaschen im Blute des Lammes? Das ist
entscheidend für die Ewigkeit. - Das praktische Endergebnis dieser
Sichtung nach Matth. 22,11ff. sehen wir in Offenb. 22,14.15! (Vgl.
Offenb. 3,15-21! Laodicea ist ein Bild der
äußerlich bekennenden, toten Christenheit!)
Frage 26
Bitte um Belehrung und praktische Erläuterung zu Titus 3,4-7, besonders
V. 5!
Antwort A
Titus war von Paulus in Kreta gelassen worden, um noch allerlei in
Ordnung zu bringen und Älteste anzustellen. Zu diesem Zweck gibt ihm
Paulus Belehrung, insbesondere, wie in vielen seiner Briefe, über die
Aufrechterhaltung der Ordnung in der Versammlung. In großen Linien zeigt
er die Grenzlinien des Christentums. Im dritten Kapitel finden wir das
Verhalten der Christen der Welt und der Obrigkeit gegenüber
gekennzeichnet, und ein besonders scharfes und klares Bild zwischen
Einst und Jetzt wird uns vor die Augen gemalt. Wir bekommen
das Bild des Menschen nach dem Fleische gezeichnet, das Bild des in
jeder Beziehung durch die Sünde entarteten Menschen. (V. 3; vgl. Eph.
2,1-3!) In das Nachtdunkel der Sünde und dieses Zeitlaufs leuchtete die
Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, die uns in Nacht und Grauen
sitzen sah, hinein und brachte uns Heil. Wie der Herr Jesus bei
Nikodemus (Joh. 3,5) dasÜbel bei der Wurzel anfasst und diesen auf die
neue Geburt verweist, so wird uns auch hier gezeigt, daß unsere
Errettung durch die neue Geburt bewirkt wurde. Er, der Sünde nicht sehen
kann und uns in unserem Elend und Verderben helfen wollte, nimmt den
Charakter eines Heilandes, eines Erretters an, um uns zu Hilfe zu
kommen. Wir sehen hier den Grundzug der Barmherzigkeit unseres Gottes,
wodurch eine ganze Erlösung und eine völlige Errettung zustande gebracht
wird. Aber noch mehr: nicht nur gerettet, sondern auch gereinigt ist der
Gläubige, und um in der Kraft des neuen Lebens dazustehen, wird der
Heilige Geist reichlich über ihn ausgegossen. So steht das Werk Christi
in seiner Vollkommenheit da, es ist nichts hinzuzufügen. Wir sehen, wie
Gott in dem Reichtum Seiner Gnade und nach den Gedanken Seines Herzens
gegen uns gehandelt hat. Eine neue Schöpfung, bewirkt durch Gottes
Erbarmen, ist Sein vollbrachtes Werk. Welch ein Triumph! (Vgl. Röm. 8!)
Ph. W.
Antwort B
In Kap. 3 zeigt der Apostel, daß Kinder Gottes auch den obrigkeitlichen
Gewalten gegenüber sich ganz anders verhalten als die Kinder der Welt.
Die Bevölkerung von Kreta, wo Titus wirkte, hat wohl von jeher einen
aufrührerischen Charakter gezeigt. Wahres Christentum dagegen verwandelt
die Menschen in stille, unterwürfige Untertanen, welche gerade in den
Zeiten sozialer und politischer Kämpfe sich bewähren als Menschen, die
nicht von dieser Welt sind. Sie müssen ihre Glaubensabhängigkeit vom
HErrn festhalten und dürfen sich nicht auf den Boden und in die
Anschauungen der von Gott gelösten Welt hinüberziehen lassen, sonst
verleugnen sie den Glauben.
Hieraus nimmt der Apostel nun Veranlassung, den gewaltigen Unterschied
zwischen einst und jetzt im Leben des Gläubigen zu zeigen. V. 3 zeigt er
das Einst. Welch ein trauriger Rückblick in ein für die Welt gelebtes
Leben! Paulus schließt sich mit ein. Das Bild des natürlichen Menschen
ist nicht schmeichelhaft, aber durchaus ähnlich. Wer seine Vergangenheit
im Lichte Gottes betrachtet, der weiß, wieviel Selbstsucht, Bosheit,
Neid da oft im Herzen war. Was für Lüsten und Eitelkeiten jagte
man nach!
Die Kinder der Welt sind ein Spielball in der Hand Satans, des
Verderbers, der nur kommt, daß er schlachte und verderbe (Joh. 10,10).
Es ist Satans Lust, zu verderben! Darum die Ströme vergossenen Blutes,
der Haß und Streit der Menschen untereinander. Sie zerfleischen einander
ums Irdische - auch heute - und, soviel sie auch erringen mögen, sie
sind doch hoffnungslos und unglücklich; aber Satan freut sich seines
Werkes.
„Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Heiland-Gottes“, Jesu
Christi, erschien, was wollte, brachte und tat Er? Er kam als der
Retter. Alles, was die Menschen glückselig macht, ist in Jesu zu finden.
Er ist in allem das völligste Gegenteil vom Satan. Dieser brachte den
Menschen Tod, Elend, Jammer, Feindschaft, Tränen, ja die Hölle. Aber
Jesus bringt das Leben, den Frieden, die Fürsorge des Vaters, die
Hoffnung der Herrlichkeit. Das ist keine tote Lehre, keine bloße
Theorie, sondern es ist die Erfahrung jedes wahren Christen. Er hat es
erlebt. Das: Ich war verloren - ich bin errettet! bildet das Fundament
des neuen Lebens. Dieses Wunder der Gnade ist ein Werk Gottes, nicht des
Menschen. Unsere Werte, mochten sie menschlich noch so edel und gut
sein, konnten nichts dazu beitragen, sie konnten das Werk Gottes nur
aufhalten und hindern. Aber Gottes Barmherzigkeit hat es zustande
gebracht. - Worin besteht dieses Werk unserer Errettung? Es hat zwei
Seiten. Der Apostel nennt zuerst „die Waschung der Wiedergeburt“. Dieser
Ausdruck wird vielfach mißverstanden. Zunächst die Frage: Ist hier von
der Taufe die Rede? Manche sagen: Die „Waschung der Wiedergeburt“ hat
mit der Taufe nichts zu tun. Sie kann nur durch das Blut des Lammes
geschehen (vergl. Hebr. 9,13.14). Wie lautet der Lobgesang der Erlösten?
„Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem
Blut“ (Off. 1,5).
Gewiß, die Wiedergeburt besteht zunächst in dieser Waschung durch das
Blut Christi, das uns von allen Sünden reinigt und unsere ganze
Vergangenheit in Ordnung bringt. Aber dafür, daß dies geschehen ist,
haben wir in der Taufe ein öffentliches Zeugnis abgelegt, und diese ist
ein Abbild jener Waschung. Sie gehört zusammen mit der Wiedergeburt,
denn jeder Wiedergeborene läßt sich taufen. Die Abwaschung geschieht
also nicht erst bei der Taufe oder durch sie, sondern durch den Glauben,
aber im Neuen Testament wird öfters das Symbol der Abwaschung, die
Taufe, mit dem Akt der Abwaschung identifiziert (gleichgesetzt).
So Apgesch. 2,38.39. Ohne Zweifel wollte Petrus nicht sagen, erst durch
die Untertauchung in der Taufe würden ihre Sünden abgewaschen, das würde
dem Evangelium widersprechen, sondern er setzte voraus, daß der Heilige
Geist durch die Heilsbotschaft den Glauben in ihnen geweckt hatte. Zum
Zeugnis ihres Glaubens aber sollten sie sich taufen lassen. Damit wurde
die Abwaschung der Sünden gewissermaßen erst zum Abschluß gebracht.
Ebenso Apgesch. 22,16. So hat auch in Mark. 16,16 der HErr Glauben und
Taufe miteinander verbunden.
Der Apostel will also sagen: Unsere Rettung geschah in der Wiedergeburt
durch den Glauben an Jesum, den Gekreuzigten und Auferstandenen, durch
Dessen Blut alle unsere Sünden abgewaschen wurden, wie wir es ja selbst
in der Taufe bezeugt haben.
Ganz irrig und im Widerspruch mit der „gesunden Lehre“ des Evangeliums
ist die Lehre der lutherischen Kirche, die Wiedergeburt geschehe durch
die Taufe. Diese Lehre wird gerade auf Tit. 3,5 gegründet. Man sagt,
hier stehe es deutlich, daß die Taufe unsere Rettung sei, hier werde
nicht einmal die Bedingung des Glaubens gestellt. Aber der ganze
Zusammenhang zeigt („nicht aus
Werken ... sondern nach Seiner Barmherzigkeit ... gerechtfertigt durch
Seine Gnade“), daß der Glaube vorausgesetzt wird. Der Taufe die Wirkung
zuzuschreiben, die allein dem Glauben zukommt, ist eine Verirrung.
In der Wiedergeburt erlebten wir aber zweitens auch eine
Lebenserneuerung durch den Heiligen Geist. Das ist, sozusagen, die
positive Seite unserer Errettung. Wir empfingen das neue, göttliche
Leben in Christo durch die Mitteilung des Heiligen Geistes, welcher der
Geist des Lebens ist. Wir wurden eine neue Schöpfung (2. Kor. 5,17), aus
Gott geborene (Joh. 1,13) Kinder Gottes. Wir wissen das durch das
Zeugnis dieses in uns wohnenden Geistes (Röm. 8,9.16).
Und diese herrliche, in der Wiedergeburt geschehene Errettung ist nicht
nur eine gegenwärtige, sondern sie schließt auch unser zukünftiges,
ewiges Erbteil mit ein. Wir sind zu einer lebendigen Hoffnung
wiedergeboren (1. Petr. 1,3), deren Siegel und Unterpfand der Heilige
Geist ist (Eph. 1,13.14; 2. Kor. 1,22). Darum laßt uns, „die
Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnend, besonnen und gerecht
und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, erwartend die glückselige
Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und
Heilandes Jesu Christi“ (Tit. 2,12.13).
Chr. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wir freuen uns über vorstehende
Antworten,
die viel klares Licht geben über diesen wichtigen Gegenstand.
Möchte man die „Waschung der Wiedergeburt“ mit der biblischen Taufe in
Verbindung sehen, so kann das nur in der oben dargelegten Weise
geschehen.
Wir unsererseits glauben nicht, daß bei der Waschung an die Taufe als
das Symbol der geschehenen Wiedergeburt gedacht werden müßte,
ebensowenig wie in Eph. 5,26, der einzigen Stelle, die im Urtext des
Neuen Testaments dasselbe Wort für Waschung hat wie unsere hier. In
beiden Stellen steht nichts von Taufe, warum sie hineinbringen? Es ist
nur von „Waschung der Wiedergeburt“ die Rede und von „Erneuerung des
Geistes“; und wie bei diesem zweiten Glied des Satzes doch kein
biblischer Akt an die Stelle der „Erneuerung“ gesetzt werden könnte
(nach der Schriftlehre), so ist unseres Erachtens auch im ersten Glied -
bei der „Waschung“ an keinen solchen zu denken, also nicht an die
biblische Taufe, die Taufe der Gläubigen.
Nein, wir persönlich glauben vielmehr, daß, ganz wörtlich verstanden,
die Wiedergeburt eine Waschung, d. i. Reinigung (hat, bezw.),
bewirkt, ebenso wie der Heilige Geist eine Erneuerung bewirkt.
Alles bei der in Tit. 3 geschilderten Rettung des Menschen ist
göttliches Werk. Die Wiedergeburt ist es, hier wie in der andren Stelle,
wo dies Wort noch vorkommt, in Matth. 19,28, bezogen auf das ganze Volk.
Die Wiedergeburt wirkt Gott. Wir können wohl zu einem Menschen sagen:
„Bekehre dich!“ nicht aber: „Werde wiedergeboren!“ Wiedergeburt ist wie
Neugeburt (Joh. 3) allein göttliche Tat. Durch die Wiedergeburt, mittels
ihrer, wird nach Tit. 3 eine Waschung, eine Reinigung vollzogen, ohne
die es keine Möglichkeit für uns gäbe, in Gottes Nähe zu weilen; wir
kommen durch sie, und zwar eben, weil sie allein ein göttliches Werk
ist, völlig und für immer aus dem ganzen Gebiet der Sünde heraus, kommen
in ein anderes Gebiet hinein! - Aber auch die durch
den Heiligen Geist bewirkte Erneuerung, Neumachung, - z. B. der
Neigungen, der Gedanken, des Willens usw. - ist allein göttliches Werk,
unabhängig von unserem Wirken. (Unser Wirken konnte, wie auch
Antwort B
sagt, nur hindern, was Gott wirkt.) Der Heiland-Gott hat alles in und an
uns getan, was nötig ist, Er hat auch den Heiligen Geist über uns
ausgegossen, in Dessen Kraft wir der durch den Geist bewirkten Neuheit
gemäß, die nach der in der Wiedergeburt vorangegangenen Reinigung
eingetreten ist, auch leben können (vgl.Gal. 5,25 und Eph.
4,30!). Alles das ist Sein Werk. Und welch ein Werk! Wie schön ist
dies in
Antwort B
geschildert an Hand dieses kostbaren Textes, der uns zeigt, wie Gott das
Einst in das Jetzt umgewandelt hat, und wie sich dieser Gegensatz
darstellt. - Zu welchem Zweck ist dies vollkommene Werk in und an uns
getan? Das zeigt V. 7; und das soll verkündet werden (V. 8), damit der
Wandel der Christen wirklich dem neuen von Gott gewirkten Zustand, der
mit der Waschung in der Wiedergeburt seinen Anfang nahm, entspricht in
allem. Somit können die, die vorher nur „Werke“, die in den Augen der
Menschen gut sein mochten, aber nicht in Gottes Augen (1,16; 3,5),
hervorbringen konnten, jetzt wirklich „gute Werke“ hervorbringen
(1,16; 2,7.14; 3,1.8.14; vgl. Eph. 2,10!). Gepriesen sei unser
Heiland-Gott für das herrliche Werk Seiner uns aus Gnaden zuteil
gewordenen völligen Errettung!
Frage 27
Welche Folgen hat es im Blick auf Off. 2,7.11.17.26; 3,5.12.21 für einen
Gläubigen, wenn er durch fleischlichen Sinn und Wandel Sünde, Welt und
Satan nicht praktisch überwindet? Ist dabei die gottgewollte
fortschreitende Arbeit des Heiligen Geistes zur persönlichen Erneuerung
und schließlichen Vollendung (die Führung bis zum von Gott gesteckten
Ziel, 1. Kor. 10,1-12) möglich, oder machen fortgesetzte Untreue und
Ungehorsam eines Gläubigen die Verwirklichung der Erlösungs- und
Herrlichkeitsabsichten Gottes für denselben unmöglich? - Ist Eph. 5,27
für den Einzelnen denkbar ohne 2. Kor. 7,1 und Phil. 2,12b (wörtlich)?
Antwort A
Die Folgen für einen Gläubigen, wenn er nicht praktisch überwindet, sind
z. B. in folgenden Stellen beschrieben: 1. Kor. 3,11-15: Der nicht
überwindende Gläubige hat auf den Grund seines Glaubens Holz, Heu, Stroh
oder Stoppeln gebauet; er wird den Schaden davon haben und nur mit Not
errettet werden, ungefähr wie ein Brand aus dem Feuer. 2. Kor. 5,10:
„Denn wir müssen alle usw., auf daß jeder empfange, nach dem er
gehandelt hat.“ (Offenb. 22,12!) Also wird der Gläubige, der nicht
praktisch überwindet, viel Verlust erleiden müssen.
Die fortschreitende Arbeit des Heiligen Geistes zur persönlichen
Erneuerung ist nur bei den Gläubigen möglich, die nicht nur, so oft sie
mit Jesu in Berührung kamen, ein Wirken des Heiligen Geistes von außen
an ihren Herzen erfahren haben, sondern der ernsten Mahnung Eph. 5,18:
„Seid mit dem Geiste erfüllt!“ gehorsam sind. Wer nicht das Erfülltsein
mit Heiligem Geiste erfahren hat, an dem können sich auch nicht die
Erlösungs- und Verherrlichungsabsichten Gottes verwirklichen, weil die
persönliche Erneuerung des Gläubigen nur durch die innewohnende
Triebkraft (d. h. durch den innewohnenden Heiligen Geist) gewirkt werden
kann, so daß bei fortgesetzter Untreue und Ungehorsam eines Gläubigen
die Absichten Gottes bei ihm nicht zum Ziele gelangen. Aus 1. Kor.
10,1-12 ersehen wir, daß selbst solche, die alle Gnadenerweisungen und
Segnungen des HErrn genießen, von dem Fels Christus trinken, dennoch
unter das Gericht kommen können. Also ist die
Grundbedingung der Gläubigen zur Erreichung des gottgewollten Zieles:
„Gehorsam“! Nur der Gläubige, der bereit ist, sich unbedingt unter den
erkannten Willen Gottes allezeit zu beugen und ihn zu tun, der wird
erfüllt mit Heiligem Geist und hat damit die Kraft zum Überwinden, und
zwar nicht nur ein wenig, sondern mit Ihm sind wir mehr als Überwinder
(Röm. 8,37). Ein Mensch, der gläubig zu sein bekennt, aber fortgesetzt
untreu und ungehorsam ist, gleicht den törichten Jungfrauen, die sonst
denselben Glauben hatten wie die klugen, nur das Wichtigste: „das Öl“
(die Salbung, der Heilige Geist) fehlte ihnen.
Eph. 5,27 ist für den einzelnen ohne 2. Kor. 7,1 nicht denkbar, denn
unser Tun muß mit dem Willen Gottes Hand in Hand gehen. Es kommt hier
auch wieder der Gehorsam gegen das Wort 2. Kor. 6,17.18 in Betracht. Das
ist es, was jeder zu seiner Selbstreinigung tun kann. Wenn wir tun, was
wir irgend können, dann tut Gott an und in uns das, was wir nicht
können. Unser Tun muß nur in den Richtlinien geschehen, die uns Gott in
Seinem Wort klar und deutlich gezeichnet hat. Das Ziel Gottes mit dem
Gläubigen ist, ihn umzugestalten in das Bild Seines Sohnes; und jeder,
der solche Hoffnung hat, Ihm gleich zu werden, reinigt sich selbst (1.
Joh. 3,2.3). Dies ist dasselbe wie Phil. 2,12b: „Bewirket eure eigene
Errettung mit Furcht und Zittern.“ Wie dieses möglich ist, sagt uns
derselbe Vers a: „Seid allezeit gehorsam!“
O. H.
Antwort B
Offenb. 2 und 3 bezeichnen „das, was ist“, nämlich die Zeit der Kirche,
der Gemeinde. Jesus, der in Seiner Rechten die sieben Sterne hält,
wandelt inmitten Seiner Gemeinde und stellt nun in Kap. 2 und 3 das
Urteil fest über den Befund und Zustand derselben im ganzen und in den
einzelnen Versammlungen. Er anerkennt alles Gute und lobt dasselbe; Er
warnt und droht, gibt Ermahnung, fordert auf zur Buße, und zum Schluß
gibt Er Ermunterung und herrliche Versicherung und Verheißung den
Überwindern.
Diese sieben Sendschreiben sind auch prophetisch und geben einen genauen
Abriß der ganzen Geschichte der Kirche in ihrer VerAntwortlichkeit
vom Tage ihres Verfalls bis zu ihrer völligen Beiseitesetzung. Am
Schlusse jeden Sendschreibens ergeht jedesmal die Aufforderung nicht an
das Ganze, sondern nur an den einzelnen: „Wer ein Ohr hat, höre, was der
Geist den Versammlungen sagt.“ Wie ernst ist dies, es heißt nicht: „der
höre, was die Kirche sagt“, sondern: „was der Geist sagt“!
Diese kostbaren Verheißungen galten und gelten heute noch nur den
Überwindern. Wer nicht darauf hörte, was der Geist sagt, wer nicht Buße
tat, wer nicht festhielt, was er empfangen hatte, wer nicht überwand,
ging aller verheißenen Segnungen - und es waren himmlische Segnungen -
verlustig. Diese Sendschreiben zeigen aber auch klar, daß die
wiederherstellende Gnade des HErrn groß ist, aber ohne
Selbstverurteilung des Bösen, ohne wahre, wirkliche Buße unmöglich ist.
Das finden wir durch die ganze Heilige Schrift hindurch, und dieser
Grundsatz gilt heute noch für jeden wirklich Gläubigen, der durch
fleischlichen Sinn und Wandel Sünde, Welt, Satan nicht überwindet. Ein
wirklich Gläubiger hat Erfahrung von Röm. 8: Gottes Geist ist in ihm,
denn, „wenn jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein“. Seine
Stellung ist in Christo, und Röm. 8,12.13 ist sehr von ihm zu beachten.
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in sein Herz, im Gegensatz zur Liebe
zur Welt; der Heilige Geist hat
Wohnung genommen in seinem Herzen, eine vollständige Waffenrüstung steht
ihm zur Verfügung (Eph. 6,10-18). Die sicherste Möglichkeit, Sünde,
Welt, Satan zu überwinden, ist ihm gegeben. Ebenso ist es aber auch
möglich, daß ein Gläubiger aus Unachtsamkeit, Trägheit des Herzens,
durch die List Satans und der Menschen zu Fall kommen kann und in einen
traurigen Zustand hineingerät. Auch ist Jak. 1,13-15 zu beachten, und
dies ist gewiß in unzähligen Fällen die erste Ursache zu fleischlichem
Sinn und Wandel und zur Sünde. Die Verbindung mit Gott und Erneuerung
des Herzens kann wiederhergestellt werden. Gott will es Selbst, und Sein
Geist bemüht Sich dahin; jedoch ist Erneuerung nur möglich unter ernster
Verurteilung des Bösen unsererseits und wahrer Buße und Bekenntnis vor
Gott (1.
Joh. 1,9; 2,1.2).
Fortgesetzte Untreue, fortgesetzter Ungehorsam gegen Gott und Seine
gnädige Führung und Bewahrung, gegen Seinen im Wort geoffenbarten
Willen, gegen die Mahnungen des Heiligen Geistes aufs Herz und Gewissen
läßt sich doch schwer vereinen mit einem wahrhaft Gläubigen. Obwohl Gott
von großer Langmut, Barmherzigkeit und Geduld ist und Mittel und Wege
findet und anwendet, um vom Wege des Strauchelns und Abkehr von der
Wahrheit abzuwenden (Hebr. 12,4-17), so ist doch zu beachten, daß der
Mensch einen eigenen Willen hat (Matth. 23,37; Hebr. 10,26-31) und die
Folgen seines eigenen Willens zu tragen hat (Hebr. 6,4-8)!
Ist Eph. 5,27 für den einzelnen denkbar ohne 2. Kor. 7,1 und Phil.
2,12b?
Christus hat die Versammlung geliebt und hat Sich Selbst für sie
hingegeben, auf daß Er sie heiligte, für Sich erkaufte mit Seinem Blut
(d. i. unsere Stellung in Ihm), sie reinigend durch das Wort, durch die
Waschung mit Wasser durch das Wort (betr. und hinsichtlich unseres
Wandels; das tut Er noch beständig), „auf daß Er die Versammlung Sich
Selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzeln oder
dergleichen habe“. Gewiß ist, daß Gott durch das am Kreuze vollbrachte
Werk vollkommen befriedigt ist (Hebr. 10,14). Wir sind Glieder Seines
Leibes, von Seinem Fleisch und Gebein (Eph. 5,30-32). In Eph. 5,27 ist
unsere Errettung, Heiligung, Erlösung ausschließlich das Werk Christi,
um Sich Selbst und Seinem Vater ein vollkommenes Wert in Seinen Erlösten
darzustellen (Joh. 17,19). Obwohl wir Glieder Seines Leibes sind, so
stehen wir noch hier unten in dieser Welt, umgeben von Sünde und
Ungerechtigkeit; wir selbst tragen noch den Leib der Schwachheit und der
Sünde, und die Ermahnung 2. Kor. 7,1 ist sehr ernst für uns. Röm. 7,18:
„Ich weiß, das in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes“
gilt, solange wir den Leib des Fleisches tragen; deshalb sollen wir
immer eingedenk sein 2. Kor. 6,16; 7,1! Vom Fleische und vom
fleischlichen Willen ist nichts Gutes zu erwarten; „wer solche Hoffnung
zu Ihm hat, der reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist“; wir müssen
also selbst dabei sein! (Phil. 3,12-21.) - Und nun noch Phil. 2,12b.13!
Hier werden wir aufgefordert, die eigene Seligkeit zu bewirken. Diese
eigene Seligkeit ist nicht die uns durch den Glauben gewordene und
geschenkte Seligkeit in Christo, sondern die durch Gehorsam gegen die
Wahrheit uns zuteil werdende Seligkeit (Jak. 1,25; 1. Petr. 1,2.14-18).
Gehorsam der Wahrheit bringt Seligkeit ins Herz. Bei diesem Wirken kommt
uns Gott entgegen und zu Hilfe: „Gott ist es, der in euch wirkt usw.“ So
sehen wir also, daß dies ganze Werk ausschließlich Gottes Werk ist; doch
auch da müssen wir dabei sein; wir vermögen ohne Gott, ohne den Herrn
Jesus, ohne Wirkung des Heiligen Geistes durchaus nichts zu tun. Mit dem
Wollen ist es oft eine bedenkliche Sache; wir sehen, daß das Wollen zu
jedem guten Werk von Gott gewirkt sein muß. Wir sind berufen zu guten
Werken, aber Gott wirkt zuerst. Sodann ist es unsere Aufgabe, gehorsam
zu sein, damit Gott das Vollbringen geben bezw. vollenden kann. Doch
heißt es „nach Seinem Wohlgefallen“, und zwar m. E., weil es von unserem
Gehorsam abhängig ist. Wie herrlich erscheinen alle diese Stellen! Wir
dürfen
unserem Gehorsam abhängig ist. Wie herrlich erscheinen alle diese
Stellen! Wir dürfen gewissermaßen also noch Mitwirker sein in der Gnade,
obwohl alles von Anfang bis zum Ende Gottes Werk ist.
Die BeAntwortung
der Frage ist somit die: Eph. 5,27 ist für den einzelnen nicht denkbar
ohne 2.
Kor. 7,1 und Phil. 2,12b!
F. B.
Antwort C
In den angeführten Schriftstellen in Offenb. 2 und 3 ist vom Überwinden
die Rede, jedesmal im Blick auf die im Vorhergesagten vor das Auge
geführten Hindernisse auf dem Wege des Gläubigen, sei es Böses in
irgendwelcher Form, seien es Schwierigkeiten, Drangsale, Versuchungen
oder Zustände (s. 2,4.9.10.14.15.20; 3,1b -3.8-11.15-19). Alle diese
Hindernisse bestehen auch jetzt noch. Daher gilt es auch jetzt noch, sie
zu überwinden. Die Folgen des Überwindens sind Glück und Freude des
Herzens und ein gesegneter Pfad zur Ehre des HErrn und einst der Empfang
der Belohnung, die dem Überwindenden versprochen ist. Nicht überwinden
bringt infolgedessen Verlust - Verlust des Segens, der mit dem
Überwinden verbunden ist. Das hat jeder von uns oft genug erfahren
müssen. Ist das Nichtüberwinden aber gar ein fortgesetztes, mit einem
„fleischlichen Sinn und Wandel“ verbundenes, dann sind die Folgen nicht
nur Verlust des Segens, sondern viel Schlimmeres: ein solches Kind
Gottes verliert alle wahre, geistige Freude und geistige Kraft, auch
alles geistige Gefühl und Unterscheidungsvermögen und versinkt mehr und
mehr in Welt und Sünde und bringt Züchtigung über sich. Nicht daß es des
ewigen Heiles verlustig ginge; aber es „fällt in der Wüste“ (1. Kor.
10,5-10), erreicht nicht das Ziel - „die gottgewollte fortschreitende
Arbeit des Heiligen Geistes zur persönlichen Erneuerung und
schließlichen Vollendung“ usw., wie in der Frage gesagt ist, ist nicht
möglich - und es hört auf, ein Zeugnis zu sein, ja, verunehrt den HErrn
und hindert das Zeugnis. Solche Fälle, deren es nicht wenige gibt, sind
eine überaus ernste Mahnung an uns, zu wachen und im Bewußtsein unserer
eigenen Unfähigkeit und der Verdorbenheit und Unverbesserlichkeit
unserer Herzen in Ihm zu bleiben, der allein uns zu bewahren vermag.
Hüten wir uns vor jeder Selbstzufriedenheit und jedem Selbstvertrauen!
„Daher, wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, daß er nicht falle!“ ruft uns
der Heilige Geist warnend zu (1. Kor. 10,12). Der Feind ist so listig.
Er spinnt die ersten Fäden so fein, daß wir sie gar nicht zu bemerken
vermögen, wenn nicht Gnade uns die Augen erleuchtet. Es kann die
Freundlichkeit der uns umgebenden Weltkinder sein, durch die er uns
allmählich in eine falsche Verbindung bringt mit ihren weiteren
verderblichen Folgen; es können durch den Krieg herbeigeführte Umstände
und hervorgerufene Schwierigkeiten sein, durch die er uns ermüden und
ermatten macht auf dem Wege; es können die großen und kleinen Ereignisse
der Zeit sein, durch die er unsere Aufmerksamkeit fesselt und unsere
Herzen ablenkt; es können irdische Vorteile sein, die sich uns
darbieten, oder Verluste, die uns drohen und durch die er uns
beeinflußt, oder sonst etwas. Ist es dem Feinde erst einmal gelungen,
Fuß zu fassen - in die „erste Stellung“ einzudringen, wie kürzlich ein
im Felde befindlicher lieber Bruder sich in einem Briefe zeitgemäß
treffend ausdrückte, - dann ist es schlimm, denn dann dauert es meist
nicht lange, bis er die ganze „Stellung“ eingenommen hat und beherrscht.
Darum ist es von größter Wichtigkeit für uns, auf die kleinsten, ersten
Anfänge zu achten, die in unserem eigenen Herzen ihren Ursprung haben,
denn dort, nicht in den vom Feinde benützten Umständen und Dingen, ist
der Ausgangspunkt. Unser Herz wird durch die Umstände und Dinge auf die
Probe gestellt: es kommt ans Licht, was in unserem
wird durch die Umstände und Dinge auf die Probe gestellt: es kommt ans
Licht, was in unserem Herzen ist. Fallen wir, anstatt zu überwinden,
dann ist das nur der Beweis, daß es schon vorher in unserem Herzen nicht
stimmte. Deshalb mahnt uns Gottes Wort: „Behüte dein Herz mehr als
alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des
Lebens“ (Spr. 4,23). Wenn wir nicht Überwinder sind, sind wir
überwundene. Das zeigt uns Röm. 12,21. Überwinder können wir sein nur
durch Glauben (1. Joh. 5,4.5). Der Glaube in sich ist nicht Kraft, aber
er macht Gebrauch von Seiner Kraft. Dieser Glaube soll sich bewähren (1.
Petr. 1,7). Denn Gott läßt diese Dinge zu, nicht etwa, damit wir ihnen
in eigener Kraft begegnen sollen, sondern Er hat uns Seinen Geist und
Seine Waffenrüstung gegeben, um in Seiner Kraft zu überwinden (Röm.
8,13b; Gal. 5,16; Eph. 6,10.11-18), und wir dürfen allezeit „hinzutreten
zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade
finden zur rechtzeitigen Hilfe“ (Hebr. 4,16). Aber nicht nur dies,
sondern Gott Selbst nimmt Sich unserer an (weil wir Sein sind), wie uns
so tröstlich und ermunternd in 1. Kor. 10,13 gesagt wird: „Keine
Versuchung hat euch ergriffen, als nur eine menschliche; Gott aber ist
treu, der nicht zulassen wird, daß ihr über euer Vermögen
versucht werdet, sondern wird mit der Versuchung auch den Ausgang
schaffen, so daß ihr sie ertragen könnt.“ Wir brauchen also keineswegs
mutlos zu werden angesichts der Größe der uns drohenden Gefahren und
unserer eigenen Ohnmacht, ihnen zu begegnen - zu „überwinden“ -, sondern
können glaubend auf Ihn blicken und glücklichen Herzens sagen: „Ich
liebe Dich, Jehova, meine Stärke!“ (Ps. 18,1.) „Ich sage von Jehova:
Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf Ihn will ich vertrauen“
(Ps. 91,2).
Wir haben oft nicht überwunden. Ja, zu unserer Beschämung müssen wir
dies bekennen. Aber wir können zugleich Seine große Gnade preisen, in
der Er uns immer wieder aufgerichtet und von neuem Kraft gegeben hat,
wenn wir uns von Herzen beugten. Ja, „wenn wir unsere Sünden bekennen,
so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt und uns
reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh. 1,9), und wir haben
erfahren, welche Gnade es ist, daß wir einen Sachwalter bei dem Vater
haben (1. Joh. 2,1b). Diese kostbare Tatsache kann freilich nicht
erfahren werden, solange „fleischliche Gesinnung“ im Herzen herrscht,
sondern nur, wenn Gottes Geist uns zu wahrer Beugung führen konnte.
Eph. 5,27 kann, soweit ich darüber Verständnis habe, auf den einzelnen
nicht Anwendung finden, sondern nur auf die Versammlung des HErrn als
Ganzes. Und was hier von ihr gesagt ist, ist nicht die Frucht des treuen
Wandels des einzelnen, sondern des vollbrachten Werkes unseres teuren
Heilandes. Deshalb sind auch alle Erlösten, die die Versammlung bilden,
eingeschlossen, ohne irgend eine Ausnahme, völlig unabhängig vom Wandel,
weil es allein durch Gnade ist. Das macht indessen keineswegs die VerAntwortlichkeit
des einzelnen geringer, „würdig zu wandeln der Berufung, mit welcher ihr
berufen worden seid“ (Eph. 4,1), und zu diesem Ende „uns selbst zu
reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir
die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Kor. 7,1), und
„unsere eigene Seligkeit zu bewirken mit Furcht und Zittern“ (Phil.
2,12b). Möchte das unseren Herzen allezeit sehr ernst sein und unser
treuer Herr uns dazu Gnade schenken!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zum Vergleich einige früher behandelte Fragen: 18, Bd.
I (1913); 33, 35, Bd. II (1914); 27, 30, 33, 34, 40, Bd. III (1915); 1,
22, 26 d. Js.!
34, 40, Bd. III (1915); 1, 22, 26 d. Js.!
Möchten die obigen schönen, ausführlichen
Antworten
dazu helfen, daß unser aller Leben mehr zur Ehre des HErrn diene!
Es ist natürlich ein Unterschied, ob ein Mensch fortgesetzt ungehorsam
und untreu ist aus Unwissenheit bezw. Schwachheit und mangelndem
Glaubensvertrauen, weswegen er vielleicht tief trauert - oder ob in
vollem Bewußtsein seines bösen Zustandes und ohne Reue noch Scheu vor
Gott. Während es sich in letzterem Falle höchstens um einen Menschen
handeln mag, der durch sein Bekenntnis sich als gläubig ausgibt, ohne es
zu sein (2. Tim. 3,5), wenn auch selbst unklar stehende Gläubige ihn für
gläubig halten können - so kann es sich in ersterem Fall gar wohl um ein
Kind Gottes handeln, selbst wenn wir nicht viel gute Früchte erblicken
mögen (Matth. 7,20). Hier aber, also wenn wir es mit einem immer wieder
zu Fall kommenden Kinde Gottes zu tun haben, muß die Warnung und
Ermunterung aus dem Wort einsetzen, damit ein solcher Gläubiger nicht
alles einbüßt, was er in der Ewigkeit haben könnte, und nur wie durch
Feuer gerettet wird - ja, gerettet! verloren geht kein wahres Kind
Gottes, keins Seiner Schafe nach den eigenen Worten des Herrn Jesu
in Joh. 10,27-30, auch wenn leider jene armselige, schrittwidrige
Behauptung immer wieder aufgestellt wird! - Dies Gerettetwerden wie
durch Feuer ist etwas sehr Ernstes; möchte keiner von uns, die wir dies
lesen, dieser Art Endrettung durch Unwachsamkeit und Ungehorsam
verfallen, möchten wir lieber einen reichlichen Eingang haben! (2. Petr.
1,11; vgl. Frage 8, Bd. l [1913].)
Wie wichtig ist doch der Gehorsam für uns, und zwar gegen jede
erkannte Schriftwahrheit, mag sie auf dem Gebiet der Lehre liegen oder
auf dem des praktischen Lebens, auf die Absonderung vom religiösen Bösen
Bezug haben oder auf die von den fleischlichen Befleckungen in irgend
einer Form! 2. Kor. 6,14 - 7,1.
Möchten wir alle unseren herrlichen HErrn, der uns mit Seinem kostbaren
Blut erlöst hat, und unseren Gott und Vater ehren durch einen Wandel im
Geist (Gal. 5,16.25), indem wir stets, ohne auf Menschen und Umstände zu
blicken, bereit sind, in allem gehorsam zu sein Seiner Stimme! Dadurch
ist uns schon für diese Zeit verbürgt: Frieden wie ein Strom
(Jes. 48,18; Joh. 14,20-27), und einst reicher Lohn für die
Treue, dann, wenn der HErr kommt (1. Kor. 4,5; Offenb. 2 und 3;
22,12).
Geleitsworte an den Leser:
„Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn
Jesum Christum als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit
umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit,
nach der wirksamen Kraft, mit der Er vermag, auch alle Dinge Sich zu
unterwerfen.“ Phil. 3,20.21.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 28
War das Verhalten des Paulus in Apostelgesch. 21,20-26 göttlich richtig,
vorzüglich im Vergleich zum Galaterbrief? Können Gläubige, die mit
schriftwidrigen, religiösen Sitten nicht brechen wollen, ihr Verhalten
mit dem des Paulus entschuldigen?
Antwort A
Auf den ersten Blick ist es undenkbar, daß Paulus, der Bekämpfer des
Gesetzes, sich einem so eigentümlichen jüdischen Brauch, wie dem des
Nasiräars unterwarf. Aber bei näherem Zusehen haben wir vergleichbare
Gegenstücke dazu in Apgesch. 16,3 und 18,18. Es scheint, als ob Paulus
sehr viel daran gelegen war, zu einem guten Einvernehmen mit den
Judenchristen zu kommen. Darum verfährt er in allen diesen Fällen nach
dem Grundsatz, den er 1. Kor. 9,19-23 aufstellt: „Ich bin allen alles
geworden, auf daß ich auf alle Weise etliche errette“ (V. 22). Wenn wir
nun obiges Handeln mit der Stellung des Paulus im Galaterbrief
vergleichen, dürfen wir annehmen, daß Paulus, soweit es die Wahrheit
zuließ und der Heilige Geist ihn leitete, die Wahrheit in Liebe
festhielt und dabei ohne Preisgabe der Wahrheit jedermann etwas werden
konnte. Wenn wir z. B. die Beschneidung des Timotheus (Apgesch. 16,3)
betrachten, so war dies eine Handlung, um den jüdischen Vorurteilen
entgegenzutreten und um dann um so ungehinderter unter den Judenchristen
arbeiten zu können. Sicher eine Handlung, die unter der Leitung des
Geistes geschehen war. Ebenso klar handelte er aber auch, wenn er später
bei Titus das Gegenteil tat (Gal. 2), ihn also nicht beschnitt. Auf der
einen Seite ein Handeln in der Freiheit, die sich allem unterordnen kann
nach 1. Kor. 9,20: „Ich bin den Juden geworden wie ein Jude, auf daß ich
die Juden gewinne,“ und auf der anderen Seite ein Festhalten an der
erkannten Wahrheit und ein klares Handeln im Sinne von Röm. 3,28.29:
„Denn wir urteilen, daß ein Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird,
ohne Gesetzeswerke. Oder ist Gott der Gott der Juden allein, nicht auch
der Nationen?“ Hier wollte Paulus durch das Bekenntnis Verwirrungen
entgegentreten. Auf beiden Seiten ist das Handeln des Apostels ein
durchsichtiges und göttliches. Aus der Liebe zu den Juden und zu ihrem
Heile kann er ein Jude sein und sich ihren Anschauungen anpassen und mit
ihrem Empfinden rechnen, und wenn er sich am Sabbat unter ihnen befand,
äußere Arbeiten unterlassen um der Liebe willen, ohne dabei durch das
Gesetz des Sabbats gebunden zu sein. Wenn aber judaisierende Lehrer
auftreten und den Heidenchristen die Beschneidung aufzwingen wollen und
die Gemeinde mit Gesetzen zu belasten versuchen, um ihnen damit eine
vollkommenere Stellung und eine größere Gerechtigkeit vor Gott zu
verschaffen, so kann er ihnen auf das äußerste widerstehen um der
Wahrheit willen. Es war beides ein Handeln in der Freiheit des Christus
nach Joh. 8,36.
Wenn nun dieses klare und durchsichtige Handeln des Paulus hin und her
von solchen Gläubigen, die wider besseres Wissen und undurchsichtig
handeln und mit schrittwidrigen, religiösen Sitten nicht brechen wollen,
als Entschuldigungsgrund herangezogen wird, so ist dies eine Ausnutzung
der Freiheit zum Deckmantel der Bosheit (1. Petri 2,16). Hüten wir uns
deshalb auf der einen Seite, solchen Menschen, die die Gnade erfahren
haben, durch gesetzliches Handeln den Weg des klagen Evangeliums zu
erschweren, auf der anderen Seite aber auch, durch falsches Nachgeben
solchen, die aus Scheingründen, wider besseres Wissen, mit sogenannter
Religion oder dem „Wandel nach väterlicher Weise“ nicht brechen wollen,
den Weg zu ebnen oder gar auf Kosten der Wahrheit zu verbreitern. Beides
ist aus dem Handeln des Paulus nicht herauszulesen. Jedenfalls kann man
sich, wenn das Handeln schriftwidrig ist und gegen die Wahrheit
verstößt, nicht mit dem Apostel
wenn das Handeln schriftwidrig ist und gegen die Wahrheit verstößt,
nicht mit dem Apostel entschuldigen, der allezeit vor dem HErrn wandelte
und gerade am Schluß des Galaterbriefes von sich sagen konnte: „Ich
trage die Malzeichen des Herrn Jesu an meinem Leibe.“ Vielmehr fällt ein
solches Handeln unter das Wort Jesu Luk. 12,47! - Jedes
Sichbefreien sowohl vom Bösen als auch vom Schriftwidrigen und von
religiösen Sitten ist ein Beweis dafür, daß wir in der Neuheit des
Lebens wandeln durch den Heiligen Geist, den uns Gott gegeben hat. „Denn
für die Freiheit hat uns Christus frei gemacht“ (Gal 5,1).
Ph. W.
Antwort B
Es sind zwei Fragen, die beAntwortet
werden müssen, wir wollen beide auseinanderhalten, da wir dann am
ehesten Licht erhalten können.
Zuerst also das Verhalten des Paulus in Apgesch. 21. Was tat Paulus
dort? Paulus befindet sich nach seiner dritten größeren
Evangelisationsreise in Jerusalem (V. 17). Dort geht er zu Jakobus am
zweiten Tage seiner Ankunft (V. 18). Während nun die Ältesten alle
versammelt sind, erzählt Paulus, was Gott durch seinen Dienst unter den
Nationen gewirkt hat. Alles lobt darüber den HErrn. Jetzt sagen die
Ältesten zu Paulus: Lieber Bruder Paulus! Mehrere tausend
gläubiggewordener Juden, die Eiferer des Gesetzes sind, sind über dich
berichtet worden, daß du lehrst die Juden, die unter den Nationen leben,
von Moses abfallen, indem du sagst, sie sollen ihre Kinder nicht
beschneiden und nicht nach dem Gesetz wandeln. Da es nun nicht verborgen
bleiben kann, daß du angekommen bist, so geben wir dir einen Rat:
Beweise den Juden, daß du auch einhergehst und wandelst nach dem Gesetz,
indem du dich mit vier Männern, die ein Gelübde getan haben, heiligst
und die Kosten an sie wagst. Paulus tut das nun auch (V. 26) und erfüllt
die gesetzlichen Vorschriften, wie sie das Nasiräergesetz in 4. Mose 6
verlangt. Ein danach Handelnder aß sieben Tage lang nichts, was vom
Weinstock kommt, ließ das Haar nicht scheren und verunreinigte sich an
keinem Toten. - Wenn es also darauf ankommt, festzustellen, ob Paulus
dem Worte Gottes gemäß gehandelt hat, so muß ohne Zweifel die
Antwort Ein
„Ja“ sein. Sein Handeln war göttlich richtig, wenn es sich um das Gesetz
und um ihn als Juden handelt. Im Vergleich zum Galaterbrief jedoch
machte der Apostel Christi hier dem Gesetze Zugeständnisse, die nicht
unbedingt nötig waren. Gewiß hatte der Apostel hier wie auch Apgesch.
16,3 sein Wort 1. Kor. 9,20 verwirklichen wollen. Er wurde denen, die
unter Gesetz waren, als einer unter Gesetz, den Juden als ein Jude, um
sie für Christus zu retten, um sie zu gewinnen. Keineswegs trieb ihn die
Furcht vor den Juden zu diesem Schritt. Nein, nur der Gedanke, seine
Volksgenossen für den Messias zu gewinnen, beherrschte ihn, denn daß er
keine Furcht kannte, geht aus seiner Lebensschilderung in der
Apostelgeschichte zur Genüge hervor. Auch nicht das Bestreben, der
fanatischen Rache der Juden zu entrinnen, hatte er, denn daß er zum
Leiden nach Jerusalem zog, hatte man ihm vorher mehrere Male geweissagt.
Es ist also meiner Erkenntnis nach hier einer von den Fällen, in denen
Männer Gottes entgegen dem durch sie geoffenbarten Gotteswillen handeln
und dadurch den Beweis liefern, daß große Leute auch fehlen (Ps. 62,10;
Luth.). Paulus selbst nimmt ja für sich an keiner Stelle seiner
Schriften die Unfehlbarkeit des Handelns in Anspruch, ja, er sagt sogar,
daß es ein Leichtes für ihn sei, von Menschen gerichtet oder verurteilt
zu werden (1. Kor. 4,3). Keineswegs ist meine Ansicht ein Urteil über
den großen Apostel, es handelt sich eben nur um eine Ansicht, und ich
würde mich herzlich freuen, wenn ein anderer Bruder vermöge seiner ihm
vom HErrn geschenkten Erkenntnis uns den Nachweis lieferte, daß Pauli
Verhalten hier voll und ganz mit
HErrn geschenkten Erkenntnis uns den Nachweis lieferte, daß Pauli
Verhalten hier voll und ganz mit dem Galaterbrief übereinstimmte.
Die zweite Frage an dieser Stelle muß mit einem runden glatten „Nein“ beAntwortet
werden. Leute, die an schriftwidrigen, religiösen Sitten festhalten,
nachdem sie die Schriftwidrigkeit derselben klar erkannt haben, können
sich nicht mit Paulus an dieser Stelle einsmachen, denn hier bei Paulus
handelt es sich nicht un schriftwidrige, religiöse Sitten, sondern um
göttliche Anordnungen. Schriftwidrige Sitten, auch wenn sie religiöser
Natur sind, gehören zum Götzendienst, und das steht fest, daß der
religiös gefärbte Götzendienst ein viel größeres Hindernis für den
Heiligen Geist bedeutet als der krasse weltliche Götzendienst.
A. C. (im Felde).
Antwort C
Beide Fragen sind zweifellos mit einem entschiedenen „Nein“ zu beAntworten.
Paulus war sieben Tage in Tyrus, woselbst ihn die Jünger durch den Geist
warnten, nach Jerusalem zu gehen (V. 4). Bald darauf kam er nach
Cäsarea in das Haus des Philippus (V. 8), woselbst ihm zum zweiten Male
durch den Propheten Agabus, gleichfalls durch den Heiligen Geist, eine
Warnung zuteil wurde (V. 11). Im Anschluß daran erlebte Paulus
eine dritte Warnung durch die Gläubigen im Hause des Philippus
(V. 12).
Dies alles hätte Paulus bestimmen sollen, nicht nach Jerusalem zu gehen.
Trotzdem geht er den Weg, betreffs dessen dreimal versucht wurde,
daß er von ihm abstehe. So gewiß der Weg nach Jerusalem seitens Paulus
in guter Meinung geschah, so gewiß war es aber auch ein eigener Weg, auf
dem er dementsprechende Erlebnisse zu erwarten hatte. Auf allen eigenen
Wegen werden dementsprechende Erlebnisse gemacht!
In Jerusalem geht zunächst alles gut, was die Aufnahme bei den Brüdern
betrifft. Der Rat der Brüder war jedoch ein falscher, und Paulus
wahrte nicht den Charakter eines Dieners Christi, er wurde schwach und
ging auf den falschen Rat der Brüder ein.
Der Schlüssel zu der sehr bemerkenswerten, aber traurigen Begebenheit
liegt in Vers 23: „Tue nun dieses, was wir dir sagen!“ Es war die
gute Meinung der Brüder, die lebhaft an die gute Meinung des
Petrus erinnerte, als er den HErrn auffordert, Sich zu schonen (Matth.
16,22). Petrus bewegte sich bei seiner guten Meinung nicht in den
Gedanken Gottes, ebensowenig bewegten sich die Brüder in Jerusalem bei
ihrer guten Meinung in den Gedanken Gottes. Sie erwarteten, daß durch
das Verhalten des Paulus „alle erkennen würden ...“ (V. 24), und
vergaben ganz den Grundsatz von der engen Pforte, dem schmalen Weg und
den Wenigen, die darauf wandeln. Die Gläubigen in Jerusalem
wollten etwas „machen“, sie wollten, wie auch so manche Brüder in
unseren Tagen, eine „Erweckung“ machen. Dazu sollte Paulus
herhalten und sich im Tempel zeigen. Paulus auf seinem eigenen
Wege ist schwach und geht auf die Ratschläge der „lieben“ Brüder ein.
Die Brüder und Paulus erleben eine gründliche Enttäuschung. Es
ereignet sich gerade das Gegenteil von dem, was erwartet wurde. Es wurde
erwartet, daß alle erkennen sollten, statt dessen werden alle
aufgeregt und dies noch, ehe die sieben Tage vollendet waren. -
Gott ließ es nicht zu, daß der Plan der Brüder und des Paulus ganz
ausgeführt wurde. Noch ehe die sieben Tage vollendet
daß der Plan der Brüder und des Paulus ganz ausgeführt wurde. Noch
ehe die sieben Tage vollendet waren, gibt es ein großes Geschrei von
wegen „der heiligen Stätte“, die durch Paulus „verunreinigt“ - wurde,
und Paulus wird gegriffen und kommt dahin, wohin er gehörte,-
außerhalb des Tempels (V. 30!).
Zweifellos hat Paulus diese Lektion verstanden, das zeigen uns manche
Stellen in später von ihm geschriebenen Briefen, so z. B. Kol. 2,16-23!
Der zweite Teil der Frage erhält eine klare
Antwort Durch
obige Stelle oder solche wie 2. Thess. 3,6: „Wir gebieten euch
aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesu Christi, daß ihr euch
zurückziehet von jedem Bruder, der unordentlich wandelt, und nicht nach
der Überlieferung, die er von uns empfangen hat.“
Unter „unordentlich“ ist hier nicht das moralisch Böse zu verstehen,
sondern die Anordnung der Überlieferung, dem Worte Gottes, den Ordnungen
im Hause Gottes gegenüber (vergl. 1. und 2. Tim.!).
Es muß tief schmerzlich berühren, wenn in so vielen Fällen auf Grund
ungöttlicher, vermeintlicher und weichlicher „Honigliebe“ dies klare
und präzise Wort, dieses „gebieten“ nicht beachtet wird
(vergl. Gal. 2,14!).
Jedenfalls können Gläubige, die mit schriftwidrigen, religiösen Sitten
nicht brechen wollen, ihren Eigensinn und ihren Ungehorsam nicht
mit Apgesch. 21,20-26 entschuldigen, sie müssen vielmehr dortselbst eine
sehr ernste und warnende Belehrung finden! Auch wäre es gut, wenn solche
Gläubige 1. Sam. 15,23 lesen wollten, woselbst festgelegt ist, daß
Widerspenstigkeit und Eigenwille gleichbedeutend ist mit
Abgötterei und Götzendienst.
W. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wir freuen uns über obige drei
Antworten,
trotzdem - nein, gerade weil zum ersten Teil der Frage verschiedene
Standpunkte zur Darstellung gekommen sind, sind doch über diese Stelle
tatsächlich die entgegengesetzten Urteile unter sonst in vielen Dingen
durchaus gleichdenkenden Brüdern vorhanden.
Wir persönlich stimmen mit der besonders in der letzten
Antwort Ausgesprochenen
Überzeugung überein, daß also das Verhalten des Paulus in Apgesch. 21
nicht als göttlich richtig anzusehen ist und der erhabenen Stellung, die
er in dem (vorher geschriebenen) Galaterbrief vertritt, nicht
entspricht. Da unser Hauptgrund in Antw. B u. C aber nicht besonders
genannt ist, so führen wir hierzu noch einiges aus.
Es ist mehrfach hingewiesen auf 1. Kor. 9,19-23, auf diese Stelle, die
von dem Worte ungehorsamen Gläubigen gern in Anspruch genommen wird, um
ihr trauriges Verhalten zu decken, gerade als ob Paulus jemals eine der
ungezählten schriftwidrigen Anordnungen etwa der heutigen Staatskirchen
mitgemacht haben würde, um etliche Menschen aus diesen zu gewinnen!
Nimmermehr! Aber die alttestamentlichen, also göttlichen Anordnungen des
Gesetzes konnte er unter Umständen beobachten, um seinen stammverwandten
Volksgenossen das Evangelium nahe zu bringen. Niemals
hätte er etwa sich unter philosophische oder religiöse Systeme der
damaligen oder jetzigen Zeit, die ja nichts zu tun haben mit ehemals
göttlichen Anordnungen, gebeugt (vergl. 1. Kor. 1!), und damit das
Kreuz, das Ende des Menschen im Fleisch, verleugnet. Aber dem Gesetz -
göttlich in seiner Entstehung und seiner Bedeutung - konnte er sich
beugen, gelegentlich, unter bestimmten Voraussetzungen. Das beweist
Apgesch. 16,3 und hierüber ist in Frage 17, Band ll (1914) näheres
ausgeführt.
Aber ganz anders verhielt sich unseres Erachtens die Sache in Apgesch.
21. Was sollte sein Handeln gemäß dem Nasiräat beweisen? „Daß nichts an
dem ist, wessen sie über dich berichtet sind, sondern, daß du selbst
auch in der Beobachtung des Gesetzes wandelst“ (V. 24). Sein Handeln
sollte etwas beweisen, was 1. nicht wahr war und 2. dem bisherigen Wege
des Paulus, seiner Lehre, seinem Leben, seiner Treue ins Gesicht schlug
(vergl. nur Gal. 2
und Phil. 3,2-10!). Paulus, der Galaterbrief, und ein Leben, ein
Wandeln in der Beobachtung des Gesetzes - unüberbrückbare
Gegensätze!
Gewiß haben wir kein Recht, Paulus zu verurteilen, aber das Wort ist uns
gegeben, um aus demselben für unser eigenes Leben richtige Beurteilungen
zu treffen (vergl. 1. Kor. 10,15!), und so müssen wir sagen: seien wir
ängstlich davor, uns auf eigene Wege zu begeben, oder wenn man nicht
zugeben möchte, daß Pauli Weg nach Jerusalem ein eigener gewesen sei -
seien wir vorsichtig, ja, mißtrauisch den gutgemeinten Ratschlägen derer
gegenüber, die im Zusammenhang mit von Gott nicht oder nicht mehr
anerkannten Systemen (besonders menschlichen) stehen, überhaupt
menschlichen Ratschlägen gegenüber, wenn sie nicht mit dem Worte
belegt werden! Paulus begab sich auf diesen gefährlichen Boden und wurde
in diesem einen Fall unfähig, obige Worte von Vers 24 sofort auf ihren
Unwert hin zu durchschauen und der ihm vom Feind gelegten Schlinge zu
entgehen. Aber der HErr ließ Seinen fehlenden Knecht nicht im Stich und
leitete alles so, daß Sein Name verherrlicht wurde. Er sei gepriesen
dafür!
Auf den zweiten Teil der Frage gingen wir schon oben etwas ein, und die
obigen
Antworten
sind in dieser Hinsicht klar genug! Noch ein Wort! Wir glauben nicht,
daß von den menschlichen Systemen schon gelöste Gläubige einen
göttlichen Weg gehen, wenn sie etwa an „kirchlichen“ Feiern bei
irgendwelchen Gelegenheiten (wie etwa Trauungen, „Taufen“,
Konfirmationen) als Gäste teilnehmen, um dadurch „keinen Anstoß zu
erregen“ oder gar den noch darin gebundenen Gläubigen zur Freiheit zu
verhelfen, oder aus (falscher) Pietät vor dem Althergebrachten. Sicher
steht es keinem von uns zu, Gläubigen darin Vorschriften zu machen oder
ihnen das zum Gesetz zu machen, was wir selbst tun. Hüten wir uns davor,
uns für andere zum Gewissen zu machen! Aber, geliebte Geschwister, hüten
wir uns auch davor, im ungleichen Joch mit Ungläubigen zu sein (2. Kor.
6,14ff.)! Wir tun dadurch keinen göttlichen Dienst, so gut wir es auch
meinen. Der klarste, reinste, entschiedenste Weg nach dem Wort,
innerlich und äußerlich, ist auch der göttlich gesegnetste, wie uns das
Sendschreiben an Philadelphia im Vergleich mit dem an Sardes und an
Laodicea zeigt (Offenb. 3!). Möchten wir doch auch verstehen: Es kommt
nicht auf äußeren Erfolg an, sondern auf Frucht, göttlich gewirkte
„Frucht, die da bleibt“ (Joh. 15,16!). Die findet sich auf dem Wege der
Treue gegen Sein Wort! (Luk. 19,12ff. u. a.)
Frage 29
Wenn ein Mensch „in Christo“ überrascht wird vom Tode in einer Zeit, in
der er nicht in bewußter Glaubensverbindung mit dem HErrn stand, ist er
dann nicht „in Christo entschlafen“ (1.
Thess. 4,14)?
Antwort A
„Wer zu Mir kommt, den will Ich nicht hinausstoßen!“ Auf Grund dieses
möchte ich die Frage zu 1. Thess. 4,14 beAntworten;
dazu kommt noch das Gewaltige, was Joh. 10,27-30 steht, wo es einmal
heißt: „Ich gebe ihnen das ewige Leben,“ zweimal aber: „Niemand wird
(kann) sie aus Meiner Hand reißen.“
Demzufolge steht es fest, daß das Leben Seiner Kinder, zumal zur Zeit
des Heimholens, ganz in der Hand des Vaters steht, daß, ob ein Kind
Gottes in bewußter Glaubensverbindung stand oder nicht, ja, ob mit
Verstand oder ohne Verstand, ob mit Gefühl oder ohne Gefühl, es vor
allem auf Gottes Gnade ankommt, Dessen Arme weit offen stehen, um
dasselbe, das von Engeln sicher hinaufgeleitet wird durch die Scharen
der feindlichen Gewalten, die Ihm zuwider sind, aufzunehmen, dort, wo
kein Leid ist noch Geschrei, wo der HErr Selbst die Tränen trocknen
wird, wo Freude und Seligkeit sein wird immerdar.
„Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum,“ sagt Paulus 1. Kor.
15,19, „so sind wir die elendesten unter allen Menschen“. Denn es gibt
kein Kind Gottes, das nicht gezüchtigt worden, das nicht durch große
Trübsale, zumal in dieser schweren Zeit, gegangen wäre. „So ihr die
Züchtigung erduldet,“ wie es Hebr. 12,7 heißt, „so erweist Sich Gott
euch als Kindern“. Und der Vater weiß, was Er Seinen Kindern tut, zumal
wie Er dieselben heimzuholen hat (2. Tim. 1,12).
Allerdings geht Er bei manchen so wunderbare Wege, daß wir sie nicht
verstehen, sondern daß unsere Augen zeitweilig gehalten werden, wie bei
den Jüngern zu Emmaus, bis Er sie uns öffnet und wir Ihn Selber in
Seiner Herrlichkeit erkennen.
Wie häufig ist es gerade in letzter Zeit vorgekommen, daß tiefgegründete
Seelen, Zeugen Seiner Gnade in Wort und Werk, in der schwersten
Heimsuchung, die eins Seiner Kinder treffen kann, hinaufgegangen sind,
nämlich als sie sich in geistiger Umnachtung befanden. Da heißt es für
uns: „Selig ist, wer sich nicht an Mir ärgert.“ Gott hat Seine Ehre und
das Wohl aller Seiner Kinder stets im Auge. Vielleicht geschieht
letzteren solches, daß eins aus ihrer Mitte auf solche Weise heimgeht,
damit sie sich nicht zu sehr an einen Menschen klammern, der ihnen das
Wort übermittelt hat, sondern daß sie von demselben loskommen und allein
auf Den schauen, der Sein Leben für sie gelassen hat, und für ersteren
tut Er solches, um ihn im tiefen Tale der Demut zu erhalten und durch
solchen Leidensweg Den zu verherrlichen, der ihm durch die größte Marter
und Pein als das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trug, vorangegangen
ist.
Jedenfalls steht das Leben Seiner Kinder ganz besonders in der Hand des
Vaters. Kann doch nicht ein Härlein von ihren Häuptern ohne Seinen
Willen fallen, viel weniger können sie ohne Seinen Willen aus diesem
Leben gerufen werden. Er, der in Seinem Sohne Menschen Sich zu Eigen
machte, - weiß sie auch Sich zu erhalten.
„Niemand wird sie aus des Vaters Hand reißen.“ Ihm sei Lob und Anbetung
in Ewigkeit!
L. Th.
Antwort B
Bei der BeAntwortung
dieser Frage dürfte in Betracht zu ziehen sein, daß, nach manchen klaren
Stellen der Schrift, es hinsichtlich der Errettung und des Lohnes eine
verschiedene Sache ist.
Die Errettung geschieht selbstverständlich auf dem Boden der Gnade,
jedes Tun des Menschen ist dabei ausgeschaltet. Der Lohn dagegen gründet
sich auf die Treue im Glaubensleben, auf die Treue in der Zeit, die mit
der Neugeburt beginnt und das ganze weitere
Leben einschließt. So ist beispielsweise in 2. Petri 1,11 von einem
reichlichen Darreichen hinsichtlich des Eingangs in das ewige Reich
unseres HErrn und Heilandes Jesu Christi die Rede, und dies unter
gewissen Bedingungen, die, wo sie fehlen, das reichliche Darreichen
schmälern.
Insbesondere aber mag 1. Kor. 3,11-15 die hier schwebende Frage
beleuchten. Dort ist folgendes festgestellt:
1. Es gibt nur einen Grund, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus,
wie der HErr Selbst sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben.
Niemand kommt zum Vater, als nur durch Mich“ (Joh. 14,6).
2. Auf diesen einen Grund kann aber verschiedentlich gebaut werden; es
kann ein Bau aufgeführt werden von Gold und Silber, ein solcher von
köstlichen Steinen, aber auch ein solcher von Holz, Heu und Stroh.
Alles, was nicht dem Bauplan, dem Worte Gottes, entspricht, ist
minderwertig.
3. Jedes Bauwerk wird offenbar gemacht werden an jenem Tage, von dem die
Schrift spricht als in Verbindung mit dem Richterstuhl des Christus (2.
Kor. 5,10), an welchem jeder empfängt, was er in dem Leibe getan hat,
nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses (ein Bau von Gold
oder von Stroh).
4. An jenem Tage wird als feststehende Tatsache ans Licht gezogen
werden, daß etlicher Werk bleiben wird, und im Gegensatz dazu,
daß etlicher Werk verbrennen, also als nichtig und wertlos
erscheinen wird.
5. Das bleibende Werk bringt Lohn mit sich, das verbrannte Werk
zieht Schaden nach sich.
6. Der Schaden Leidende wird gerettet werden, doch so wie
durchs Feuer, daß heißt, er kommt mit leeren Händen an, und von Lohn
kann bei ihm keine Rede sein.
Damit ist der Schwerpunkt der gegenwärtigen Frage berührt. Die Schrift
redet von der Möglichkeit einer vollen und ganzen Errettung (auf Grund
des Werkes Christi, auf Grund der Gnade), wobei jedoch der Gerettete
Schaden leiden kann, d. h. keinen Lohn empfängt (infolge seiner
persönlichen Untreue). Ein Mensch „in Christo“ wird auf jeden Fall „in
Christo entschlafen“ (wenn er überhaupt vom Tode erreicht wird). War
aber dieser Mensch „in Christo“, oder dieser „in Christo Entschlafene“
nicht treu, so ist das eine Sache für sich, die an dem Tage des
Richterstuhles des Christum ihre Erledigung findet.
W. W.
Anmerkung des Herausgebers
Die obigen
Antworten
beleuchten die Frage nach verschiedenen Seiten hin. Es ist gut, daß
unser „in Christo Entschlafen“ nicht abhängt von unserem Zustand im
Augenblick des Todes, sondern von unserer objektiven, von Gott aus
gesehenen Stellung in Christo (vergl. Eph.-Brief!), d. h. also davon, ob
Gott uns als Sein Eigen in Seinem Sohn anerkennt. Wäre das Entschlafen
in Ihm abhängig von unserem jeweiligen Zustand, wie schrecklich wären
dann unsere Brüder im Felde daran, die, wie wir von manchen wissen, in
Augenblicken furchtbarster Kämpfe und höchster Todesgefahr durchaus
nicht immer imstande sind, bewußt an den HErrn zu denken oder sich in
Ihn zu versenken im Gebet oder in Freude des Heiligen Geistes, sondern
die eben Kämpfen und im Dienst des Vaterlandes wirken mit ganzer Kraft,
wie die Stunde es erheischt. Aber sie sind darum nicht weniger in Seiner
Hand, auch wenn Er sie plötzlich abruft, wie jene, die durch göttliche
Zulassung als Gläubige in der Nacht des Irrsinns sich ein Leid antun,
oder wie wir alle, wenn wir im leiblichen Schlaf liegen und also auch
kein bewußtes Leben führen. Wer Sein Eigen, ein Schaf Seiner Weide ist,
bleibt Sein Eigen in der Stunde des Todes sowohl wie in jenem seligen
heißersehnten Augenblick, da der HErr die Seinen ohne Tod heimholt bei
Seinem Kommen, das wir täglich erwarten dürfen, das aber nicht abhängig
ist von unserem Zustand, auch nicht dem der Gemeinde, sondern, als
Abschluß der Erlösung, von Ihm allein (vergl. Frage 24!)! - Es ist
natürlich sehr traurig, wenn ein Kind Gottes nicht Seiner Berufung gemäß
wandelt (vergl. Frage 27!), aber das hindert nicht, daß es, wenn es
stirbt, in Christo entschläft; aber wie
Antwort B
schon sagt, sein Lohn vor dem Richterstuhl wird geschmälert. Wer
errettet ist durch die Gnade mittels des Glaubens an den gestorbenen und
auferstandenen Heiland (Eph. 2,8; 1. Thess. 4,14!), hat schon jetzt
einen Sitz in den himmlischen Örtern in Christo Jesu (Eph. 2,5.6). Das
ist sein ewiges Teil, unabhängig von seinem späteren mehr oder minder
treuen Verhalten, so wichtig dies in anderer Hinsicht auch ist. -
Augenblick für Augenblick auch in strammster Berufstätigkeit in
„bewußter“ Glaubensverbindung mit dem HErrn stehen wollen könnte
übrigens leicht zu Gesetzlichkeit und Unfreiheit führen - Kennzeichen
einer unbiblischen Heiligung, d. h. Selbstheiligung. Wohl aber kann und
soll jeder Gläubige sein Leben „aus Glauben“ führen, in
Glaubenverbindung mit dem HErrn leben (Röm. 14,8.23). Ein treues Kind
Gottes wird morgens und abends, auch oft im Laufe des Tages bewußt mit
dem HErrn verkehren, viel innerliche Gemeinschaft mit Ihm pflegen und
dabei Gnade bekommen zur rechtzeitigen Hilfe (Hebr. 4,16) und somit in
ungetrübter Glaubensverbindung mit dem HErrn stehen, und wenn sie durch
eigene Schuld getrübt ist, das Hindernis schnell aus dem Wege räumen (1.
Joh. 1,9). Aber ebensowenig wie man sich in jedem Augenblick bewußt sein
muß, daß man lebt, künstlich Atmungsbewegungen zu machen bestrebt usw.,
ebensowenig soll man sich künstlich in jedem Augenblick in bewußtes
Glaubensleben hineinsteigern. Vor allein ist das Entschlafen in Christo
nicht von dem bewußten Glaubensleben abhängig, sondern von dem
Glauben, d. h. dem im Glauben an Christo Stehen, dem „in Christo
Sein“! Gott sei Preis, daß es so ist!
Frage 30
Ich bitte um eine praktische Erklärung von Kol. 2,20-23, insonderheit
von V. 21.22!
Antwort A
Durch die Fürsorge des HErrn durfte Paulus als Gebundener aus dem
Gefängnis heraus die Kolosser
einführen in das Geheimnis des Christus und durfte ihnen die ganze
Errettung und die Offenbarwerdung in Herrlichkeit zeigen. Diese Stellung
war wie jede Stellung in Christo auch mit allerlei Kampf verbunden,
durch den die Kolosser gehen mußten. Aber auch nach dieser Seite hin
sollte ihnen der Ertrag des Werkes Christi voll und ganz zugute kommen,
denn hier an dieser Stelle setzt die Gnade ein, um einen Triumph zu
feiern und den völligen Sieg, den Christus auf dem Kreuze errungen hat,
den Gläubigen zu schenken. Nachdem Er, der Sohn Gottes, Frieden gemacht
hat durch das Blut Seines Kreuzes (Kol. 1,20) und durch Seinen Tod und
Auferstehung eine neue Ordnung hergestellt hatte, war die
entgegenstehende Handschrift (Schuldbrief) ausgetilgt, Satzungen und
alles, was mit Religion verbunden war, hatten ein Ende genommen. Das
Haupt, der Christus, hatte alles vollbracht, so daß Schatten oder
Vorbilder und Satzungen, wie sie im Alten Bunde vorhanden waren,
vollständig beiseite gesetzt waren und in Ihm die Erfüllung gefunden
hatten. Der neue Boden, den die Kolosser betreten hatten, war nicht nur
Leben, sondern auch Freiheit und Herrlichkeit. Sie hatten Christus den
HErrn empfangen und sollten nun mit Ihm wandeln und in Ihm gewurzelt
sein. Ihr Grund war die Festigkeit des Glaubens an Christus (Kol. 2,5).
In dieser herrlichen Stellung ist der Blick weggerichtet von dem, was
Menschen aufrichten, ob der Schein auch heilig oder religiös sein mag.
Der Gläubige sinnet in dieser Stellung auf das, was droben ist, und
erwartet das Offenbarwerden in Herrlichkeit (Kol. 3,1-4). Hier ist nun
die Stelle, wo der Betrug des Feindes und das Aufrichten von Satzungen
und eine neue Bindung durch Formen und Gesetze einsetzt. Durch
gesetzliche Speiseverbote und durch Halten von Dingen, welche mit
Christus hinweggetan waren, wollten etliche, die als Scheinfromme
auftraten, aber Verführer waren, die anderen betören, daß sie dadurch
eine größere Heiligkeit erlangen würden. Ähnlich wie schon 1. Mose 3,5
die Stimme des Feindes lautet: „Ihr werdet sein wie Gott,“ so geht der
Betrug des Feindes zu allen Zeiten seinen Weg, um die Gläubigen um den
Ertrag des Werkes Christi zu betrügen und ihnen ihre herrliche Stellung
streitig zu machen. Es ist dies der zu Eingang erwähnte Kampf. Ein Kampf
zwischen Licht und Finsternis, zwischen Fleisch und Geist. Merken wir
auf, dann werden wir finden, daß diese Gefahr, vor der Paulus die
Kolosser warnt, gerade in unseren Tagen im Vordergrund steht und mit ein
Kennzeichen der toten Form unter der bekennenden Christenheit ist. An
Stelle des Werkes Christi für uns hat sich der Mensch eine zur toten
Form gewordene Religion gemacht. Matth. 15,9.17.18 zieht der HErr
hierfür schon eine scharfe Scheidegrenze, und Gal. 4,9 muß Paulus vor
der gleichen Gefahr warnen, ebenso gibt der Apostel seinem Timotheus in
dieser Beziehung eine klare Weisung 1. Tim. 4,1-8. Also will uns diese
Schriftstelle sagen, daß wir mit keinerlei Satzungen und Systemen, mögen
sie noch so fromm und religiös erscheinen und dem Fleisch angenehm sein,
irgend etwas gemein haben sollen. Vielmehr sollen wir uns unserer
herzlichen Stellung bewußt sein: Auferweckt mit Christo und sinnend auf
das, was droben ist. Gleichzeitig nach oben und nach unten blicken
bezeichnet man im gewöhnlichen Leben mit Schielen, und Schielen ist
Unnatur. Deshalb die ernste Mahnung des Paulus: „Wenn ihr mit Christo
von den Elementen der Welt weggestorben seid, was laßt ihr euch
Satzungen auflegen, als lebtet ihr noch in der Welt?“ (V. 20.) Unsere
Stellung ist klar bezeichnet in den Worten: „Daher, wenn jemand m
Christo ist, dann ist eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen,
siehe, alles ist neu geworden“ (2. Kor. 5,17).
Ph. W.
Antwort B
Der Kolosserbrief betrachtet die Gläubigen als in der Welt stehend, aber
von derselben getrennt
durch den Tod Christi. Nicht die herrliche Tatsache, daß sie „in
Christo“ sind, ist hier der Gegenstand, sondern die ebenso herrliche
Tatsache, daß Christus in ihnen ist (Kap. 1,27). Er ist die Quelle, der
Ausgangspunkt, die bestimmende und wirkende Kraft ihres Lebens hienieden
- Er, der gestorben und auferstanden ist, sitzend zur Rechten Gottes;
daher sind auch sie in dieser Welt Gestorbene, deren Leben verborgen ist
mit dem Christus in Gott (3,3) und deren Herz und Glaubensblick dorthin
gerichtet ist, wo Er ist. (3,1.2). Dieses praktisch zu verwirklichen ist
die Ermahnung, die sich durch den Brief hindurchzieht und auch in den in
der Frage angegebenen Versen sich an uns richtet.
„Welt“ ist ein verschiedenseitiger Begriff. Im Kolosserbriefe ist es
nicht die Welt im Sinne von Joh. 1,9.10; 3,16.17 usw., auch nicht
eigentlich im Sinne von 1. Joh. 2,15-17, obwohl wir selbstverständlich
auch der „Welt und ihrer Lust“ gegenüber unser Gestorbensein
verwirklichen sollen, sondern es sind hier die „Elemente der Welt“, um
die es sich handelt - menschliche Weisheit und menschlicher Wille, und
zwar in bezug auf Gott und göttliche Dinge (2,8.18), und die Frucht von
beiden: Überlieferung von Menschen; Gebote und Lehren der Menschen
(2,20-23).
Der Mensch ist so sehr geneigt, in äußeren Dingen, dem Sichtbaren und
Greifbaren, etwas zu suchen. Solches bot das Judentum in reichstem Maße.
Daher kam es, daß sehr bald jüdische Einrichtungen in das Christentum
Aufnahme fanden, sowohl auf dem Gebiete des sogenannten „Gottesdienstes“
in seinem äußerlichen Gepränge und gewissen Formen wie auch in bezug auf
Speisen und dergleichen. Diese Einrichtungen waren zum Teil im Gesetz
Moses für das Volk Israel (nicht für uns) angeordnet, zum Teil aber auch
nur „Überlieferung von Menschen“, „Gebote und Lehren der Menschen“
(2,8.22), die sie nach ihrer eigenen Weisheit und ihrem eigenen Willen
den göttlichen Vorschriften hinzugefügt hatten (siehe Mark. 7,1-7). Da
sie sich in derselben Richtung bewegten wie die göttlichen Vorschriften,
hatten sie „einen Schein von Weisheit“ (2,23), in Wahrheit aber gingen
sie völlig irre, denn die Dinge, deren Berührung, Genuß und Gebrauch sie
verboten, waren „zur Zerstörung bestimmt „durch den Gebrauch“, also von
Gott gegeben, um ihrer Bestimmung gemäß verwendet zu werden. Der
Nichtgebrauch dieser Dinge - sogar unter Nichtbeachtung berechtigter
Ansprüche des Leibes - war deshalb nicht Weisheit, sondern Torheit und
Eigenwille, und was Demut zu sein schien, war nur eitles Aufgeblasensein
von dem Sinne des Fleisches (siehe V. 18.23).
Das alles sah der Apostel bereits in seinen Anfängen, und er sah die
schlimme Weiterentwickelung kommen, denn in 1.Tim. 4,1-3 schreibt er:
„Der Geist sagt ausdrücklich, daß in den letzten Zeiten etliche von dem
Glauben abfallen werden, achtend auf betrügerische Geister und Lehren
der Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden und betreffs des eigenen
Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet sind, verbieten zu heiraten,
und gebieten, sich von Speisen zu enthalten ...“ Was der Apostel sah -
mit großem Schmerze, wie wir aus Gal. 4,9-20 erkennen können -, ist in
vollem Maße eingetreten und besonders in einer der verschiedenen
christlichen „Kirchen“ in ausgeprägtester Form vorhanden.
Alle jene Dinge dienen nur „zur Befriedigung des Fleisches“ (Kol. 2,23,
Schluß). Es ist eben nur das „Fleisch“, das es mit denselben zu tun hat
- der „alte Mensch“ (Röm. 6,6), der „in der Welt lebt“. Mit dem Tode
hört jede Beziehung zu denselben auf. Der Tod trennt und befreit davon
für immer. Deshalb heißt es an die Gläubigen, für die ja der Tod Christi
als Tod ihres „alten Menschen“ gilt und die infolgedessen ihrem „alten
Menschen“ nach nicht mehr in der Welt leben: „Wenn ihr mit Christo den
Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerfet ihr euch Satzungen,
als lebtet ihr noch in
der Welt?“ Wir sollen dieses Mitgestorbensein verwirklichen und nicht
mehr in Dingen uns bewegen, in denen der Mensch im Fleische Gott zu
gefallen sucht. Das gilt nicht nur in bezug auf das Fasten zu
gewissen Zeiten und Meiden gewisser Speisen, sondern auch in bezug
auf alle anderen Dinge, die „nach der Überlieferung der
Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christo“ sind
(2,8).
Hierbei konnte die Frage auftauchen, ob an und für sich ein Kind Gottes
alles essen darf. Diese Frage ist im Worte Gottes klar bejaht. Das
finden wir gleich in Kol. 2. Da heißt es in Vers 16: „So richte euch nun
niemand über Speise oder Trank,“ und die Verse 20-23 behandeln ja gerade
diesen Gegenstand von dem Standpunkte aus, daß wir als mit Christo
Gestorbene nichts mehr zu tun haben mit Verboten betreffs Speisen und
dergleichen. Ferner bitte hierzu zu lesen: Röm. 14,14 und 20b; 1. Kor.
10,25.26; 1. Tim. 4,3.4; auch Mark. 7,15.18.19 (vergl. Frage 36, Band l
[1913]! Der Herausgeber.). Etwas ganz anderes ist es selbstverständlich,
daß wir enthaltsam sein sollen - mäßig in allem und unnötigen Genuß
meidend (siehe 1. Kor. 9,25 - 10,22!), sowie ferner auch, daß wir auch
auf das, was wir mit gutem Gewissen genießen dürfen, dann verzichten,
wenn ein anderer an dem Genusse Anstoß nimmt, wie uns Röm. 14 (siehe
besonders V. 13.21); 1. Kor. 8,8-13 und 10,27-29 belehrt und ans Herz
legt. - Keineswegs aber soll Vorstehendes ein Kind Gottes veranlassen,
gegen seine Überzeugung zu handeln, denn dann würde es sündigen (siehe
Röm. 14,23!). „Speise empfiehlt uns Gott nicht“ (1. Kor. 8,8). „Es ist
gut, daß das Herz durch Gnade befestigt werde, nicht durch Speisen, von
welchen keinen Nutzen hatten, die darin wandelten“ (Hebr. 13,9). „Das
Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und
Friede und Freude im Heiligen Geiste“ (Röm. 14,17).
Th. K.
Antwort C
Das „Wenn“ ihr mit Christo gestorben (V. 20) und „wenn“
ihr mit Christo auferstanden seid usw. (Kap. 3,1) sind keine fragenden,
zweifelnden „wenn“ in dem Sinne, ob sie es seien, sondern es sind
folgernde, bestätigende „wenn“.
Der Apostel zeigt ihnen in den vorhergehenden Versen die großen
Tatsachen: 1. Daß der Leib des Fleisches am Kreuze ausgezogen (V.
11), daß sie am Kreuze „mit Christo gestorben“ (V. 20), und so
als Menschen im Fleische vor Gott ihr Ende gefunden hatten. Und mehr,
daß sie 2. „mit Ihm begraben“, auch das ganze Gebiet der Elemente
der Welt - des Lebens des Fleisches - verlassen hatten, und daß sie 3.
mitauferweckt durch den Glauben ... als Auferstandene diese Welt
wieder betreten als solche, die 4. „mitlebendig“ gemacht mit Ihm,
ein Leben mit Ihm besitzen, welches jetzt ihrem Leben den Charakter -
die Eigenart - gibt.
Von diesen feststehenden Tatsachen ausgehend fragt er: Wenn sie nun so
mit Christo gestorben, begraben, auferweckt und lebend waren, wie
konnten sie dann diesen Wirklichkeiten gegenüber so inkonsequent
(widersprechend) sein und sich noch Satzungen und Dogmen beugen? Manche
Gläubige meinen, daß sie das, was doch gut und fromm aussieht, mitmachen
können. Sie sind so an Überlieferungen und Dinge nach väterlicher Weise
gewöhnt, daß sie diese nicht fahren lassen möchten und sehen nicht, wie
gänzlich unwahr sie dadurch zu jenen großen göttlichen Tatsachen stehen.
Wir lernen hier, wie unvereinbar diese Dinge mit dem Werke und der
Person Christi sind. Der Apostel zeigt: Solche Dinge mögen einen Schein
von Weisheit und auch Demut haben. Man will mit solchem gesetzlichen
Entsagungswesen und Menschenlehren Gott etwas darbringen. Das Fleisch
will Gott damit verehren. Es ist ein „Gottesdienst“, wie der Apostel
zeigt, in dem sich der Eigenwille, die Aufgeblasenheit des Fleisches und
die Selbstbefriedigung versteckt. Gott hat nichts darin. Es ist nicht
nur eine Verleugnung des Kreuzes Christi und des Hauptes, sondern auch
eine Anerkennung, daß Fleisch Gott dienen könne.
Die ernste Warnung in diesem Kapitel gilt der Einmischung und der
Anerkennung des Fleisches. So wenig wie Christus mit der Welt und
ihren Elementen zu tun hat, so wenig auch wir. Sein Tod hat jedes Band
gelöst. Alles, was den Elementen der Welt angehört, die religiösen
Systeme - auch das, was Gott einst in Israel dem Menschen im Fleische
gab, alles hat im Kreuze Christi sein Ende gefunden. Ich habe damit so
wenig zu tun wie das Haupt, dessen Leib ich angehöre. An diesen Dingen
festhalten heißt „das Haupt nicht festhalten“ (V. 19). Der Leib (die
Gemeinde) empfängt kein Wachstum von diesen Dingen. Das „Wachstum
Gottes“ empfängt der Leib nur vom Haupte aus - aber nicht von den
Elementen der Welt.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn diese klaren
Antworten
nur bei ein paar der geliebten Leser derselben, sofern sie noch in
irgendwelchen Systemen dieser Welt innerlich oder auch nur äußerlich
gebunden sind, die Folge zeitigten, daß sie sich lösen ließen von den
Überlieferungen der Menschen, sie nicht mehr mitmachten (vergl. Frage
28!), so hätte dieses Heft einen wichtigen Dienst getan. Warum soviel
Hängenbleiben an diesen von Gott längst gerichteten Dingen? Es gibt
viele Scheingründe dafür, die oft ihren tiefsten Grund haben in
Menschenfurcht und falscher Menschenliebe (vgl. Frage 28!), wobei die
Liebe zu Gott weinen geht! Bruder, Schwester, es gibt vor Gott keinen
stichhaltigen Grund für Ungehorsam der Gläubigen gegenüber dem
geoffenbarten (und darum für jeden Gläubigen erkennbaren) Willen Gottes!
Darum laß, was Ihn nicht ehrt, tue, was Ihn verherrlicht, wenn es auch
gilt, dadurch mit Gebräuchen, die man vordem liebte, zu brechen! Dadurch
beweisen wir Ihm unsere Liebe (Joh. 14,21ff.; vergl. Röm. 12,1.2 u.
a.!). Dadurch helfen wir auch Seinen gegenwärtigen Verwaltungplan (Eph.
3!) praktisch zu verwirklichen: Die Gemeinde, den Leib Christi
aufzuerbauen gemäß dem Wachstum Gottes (V. 19). Was gibt es wohl
Köstlicheres in unserem Wirken hienieden, als in Übereinstimmung mit Ihm
zu stehen, wie Er in Übereinstimmung mit dem Vater steht (Joh. 5,17;
10,30 u. a.)! Wie wirken wir?
Wie klein, niedrig ist die Religion des Fleisches, von der wir hier in
Vers 21 und 22 eine Probe haben: Sich beherrschen lassen von Dingen, die
durch den Gebrauch ohnehin der Zerstörung anheimfallen! Aber das sind
Kennzeichen der Religion des Fleisches: Dinge, die Gott nicht geboten,
deren Unwert im Blick auf die Wahrheit, die Ewigkeit Er dargetan hat im
Kreuz Christi, aufrichten, sich darunter beugen, sich davon beherrschen
lassen, und das, was Ihn verherrlicht, was Er liebt, worin Er Seine
Freude hat (z. B. das Zusammenkommen der Gläubigen zum Gedächtnismahl
des HErrn oder das praktische Warten aus Sein Kommen nach Offenb. 22,20,
oder die Ordnungen Seines Hauses nach den Timotheusbriefen usw.),
vernachlässigen oder als „unnötig zur Seligkeit“ abtun! Prüfen wir uns
in dieser ernsten gegenwärtigen Zeit, wieviel Er und Sein Wort uns wert
geworden sind und ob wir
bereit sind, soviel an uns ist, durch Gnade praktisch zu verwirklichen,
daß wir, wie
Antwort C
zeigt, mit Christo gestorben, begraben, auferweckt und mitlebend sind in
einem neuen Leben, in Seinem Leben! „Suchet, was droben ist, wo der
Christus ist!“ (3,1ff.!)
Geleitsworte an den Leser:
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Vater
der Erbarmungen und Gott alles Trostes, der uns tröstet in all unserer
Drangsal, auf daß wir die trösten können, die in allerlei Drangsal sind,
durch den Trost, mit welchem wir selbst von Gott getröstet werden.
In der Welt habt ihr Drangsal, aber seid gutes Mutes: Ich habe die Welt
überwunden!
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe die Hütte
Gottes bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden
Sein Volk sein, und Gott Selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Er
wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr
sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das
Erste ist vergangen. Und der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, Ich
mache alles neu. Und Er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind
zuverlässig und wahrhaftig.“
2.Kor. 1,3.4; Joh. 16,33; Offenb. 21,3-5.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 31
In welchem Verhältnis zueinander stehen „der neue Himmel“ und die „neue
Erde“ in Jes. 65,17ff. (Tod - Sünde - Fluch) und Offenb. 21,1ff. (kein
Tod - keine Sünde)?
Antwort A
Man könnte sagen: Sie stehen in keinem Verhältnis zueinander, sondern
sie sind Erfüllungen ganz verschiedener Weissagungen. Die Weissagung in
Jes. 65,17ff. bezieht sich auf Israel und wird erfüllt im
Tausendjährigen Reich. Wenn der Herr Jesus als der Messias-König Israels
in Herrlichkeit erscheint und Sein Friedensreich beginnt, wird eine
Erneuerung von Himmel und Erde stattfinden. Die seufzende Schöpfung
(Röm. 8,19-23) wird von der Knechtschaft des Verderbnisses freigemacht
werden. Ein Zustand der Glückseligkeit und des Friedens, der sich auch
auf die Tierwelt erstreckt, wird eintreten. Das ist die Erfüllung von
Jes. 65,17ff. Tod, Sünde und Fluch werden allerdings nicht ganz
verschwunden sein, aber doch eine Ausnahme bilden. Der Gottesstaat, das
„Reich der Himmel“ mit dem Gottesvolk Israel wird auf Erden Wirklichkeit
werden.
Aber das Millennium (das Tausendjährige Reich) endigt nach Offenb. 20
mit einer Katastrophe, mit Empörung und Gericht. Da wird 2. Petri 3,7-13
erfüllt werden. Himmel und Erde werden im Feuer
Empörung und Gericht. Da wird 2. Petri 3,7-13 erfüllt werden. Himmel und
Erde werden im Feuer vergehen und neue Himmel und eine neue Erde werden
an ihre Stelle treten, in welchen Gerechtigkeit wohnt. Das wird in
Offenb. 21,1ff. näher beschrieben. Da gibt es keine Sünde und keinen Tod
mehr; „der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, Ich mache alles neu!“
(V. 5).
Chr. K.
Antwort B
In Jes. 65,17-25 wird uns das Segensbild von dem sogenannten
Tausendjährigen Reiche Christi auf Erden gezeigt. Diese Erscheinung des
HErrn auf der Erde schließt eine Erneuerung der Schöpfung mit ein. Der
Fluch ist aufgehoben, die Macht der Sünde wird gebrochen sein, selbst
die Tierwelt wird zu jenem Zustand des Friedens, der einst im Paradiese
herrschte, zurückkehren (V. 25). Wenn wir den Abschnitt aufmerksam
lesen, werden wir finden, daß Sünde und Tod wohl noch vorhanden sind,
wie uns Vers 20 sagt, aber ihre Herrschaft hat aufgehört, denn der Satan
ist gebunden und kann die Nationen nicht mehr verführen (Offenb.
20,1-3). Er, der HErr, wird als König des Friedens und der Gerechtigkeit
herrschen, und der einzelne, der sich dieser Herrschaft nicht
unterstellt, wird sein gerechtes Urteil empfangen. Der getreue Überrest
wird den vollen Segen, wie er uns in Vers 21-23 geschildert wird,
genießen, und das Verhältnis wird so sein, daß die Gebete schon erfüllt
werden, ehe sie ausgesprochen sind. So ist in dieser Darstellung des
Tausendjährigen Reiches in jeder Beziehung schon ein Vorgeschmack aller
himmlischen Segnungen gegeben, ohne daß es sich dabei um das himmlische
Jerusalem handeln kann. Dieses himmlische Jerusalem, das ewige Reich
Gottes, wie es uns in Offenb. 21,1-7 geschildert wird, ist sozusagen die
Vollendung. Die Worte, die wir in Jes. 65 lesen, haben hier ihre volle
Bedeutung erlangt. Die Welt in ihrem alten Zustande ist in Flammen
aufgegangen (Offenb. 20,11 und 2. Petri 3,7), und das Vollkommene ist
nun geoffenbart. Hier gibt es nun keinen Tod, keine Trauer oder Tränen,
hier genießen die vollendeten Gläubigen das Vorrecht der Kindschaft ohne
jegliche Einschränkung. Es ist die Zeit, wo Gott alles in allem ist,
auch die Tausendjährige Herrschaft des Messias hat aufgehört, und auch
1. Kor. 15,28 wird erfüllt sein. Die neue Welt, der neue Himmel, die
neue Erde stehen nun auf dem ewigen Boden, einst gegründet durch Gottes
Macht und Sein Wort, nun aufgebaut auf der ewigen Erlösung als Triumph
Seiner Macht und Gnade, und die Gläubigen dürfen alsdann die volle
Vaterliebe ihres Gottes und Vaters genießen: „Er wird bei ihnen wohnen,
und sie werden Sein Volk sein, und Gott wird bei ihnen sein, ihr Gott“
(Offenb. 21,3). Dieses Endziel soll uns immer anreizen, festzuhalten an
den kostbaren Zusagen unseres HErrn, der uns einst sagte: „Ich gehe hin,
euch eine Stätte zu bereiten, und Ich komme wieder und werde euch zu Mir
nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seid“ (Joh. 14,3). Also in Jes. 65
wohl eine Erfüllung für Israel, aber für uns als Gläubige nur Schatten
und Vorbild, aber hier in Offenb. 21 Vollendung, Fülle und Herrlichkeit,
die wir genießen sollen.
Ph. W.
Antwort C
Daß die Himmel, die über uns sind, und die Erde, auf der unsere Füße
stehen, einst „untergehen“ und „aufgelöst“ werden, sagen uns Ps.
102,25.26 und 2. Petri 3,7-12, und daß danach „neue Himmel“ und eine
„neue Erde“ sein werden, „in welchen Gerechtigkeit wohnt“ und die
gottgemäß, Seiner Vollkommenheit und Herrlichkeit entsprechend sein
werden, sagt uns das Wort Gottes ebenfalls in 2.
Petri 3,13 und in Offenb. 21,1. - „Und das Meer ist nicht mehr“ heißt es
von der neuen Erde in letztgenanntem Verse. Das Meer ist das Bild der
Unruhe und Friedlosigkeit (Jes. 57,20), und diese wird es auf jener
neuen Erde nicht mehr geben. - Sie wird passend sein für Gott, darauf zu
wohnen, und wo Er ist, kann keine Sünde sein - auch nicht der leiseste
Schatten davon -, noch irgend etwas, was die Sünde gebracht hat: Tränen,
Tod, Trauer, Geschrei, Schmerz. Alles dieses gehört dem „Ersten“ an, und
„das Erste ist vergangen“ (Offenb. 21,3.4). Das ist die herrliche neue
Schöpfung, die gegründet ist auf das vollbrachte Werk und die
anbetungswürdige Person unseres Heilandes und HErrn, der auch die
sichere Bürgschaft dafür ist, daß diese neue Schöpfung nicht wieder
durch die Sünde verdorben wird, sondern in ihrer Vollkommenheit und
Herrlichkeit ewig bleibt, nachdem Gott so ganz und völlig geoffenbart
und in allem so vollkommen verherrlicht ist, daß Seiner Offenbarung und
Verherrlichung nichts mehr hinzugefügt werden könnte. Unser Herz
frohlockt, wenn wir dieses betrachten, und wir preisen Ihn dafür, daß Er
uns solche Blicke tun läßt bis in die Ewigkeit hinein!
Das ist es, wohin Offenb. 21,1ff. uns führt. Sehr verschieden hiervon
aber ist Jes. 65,17ff. Was dort in Verbindung mit dem neuen Himmel und
der neuen Erde gesagt ist, läßt mit jeden Zweifel ausschließender
Deutlichkeit erkennen, daß es sich noch um die alte, jetzige Erde
handelt, was den Stofs betrifft, und nur ein neuer Zustand auf derselben
gemeint ist. Schon Vers 13 und 19 entsprechen dieser Tatsache, aber mehr
noch zeigen es die weiteren Verse. Da ist die Rede von Säugling, Greis,
Sterben, Sünder, Verfluchtwerden, Häuserbauen, Weinbergepflanzen,
Kinderzeugen, Wolf, Lamm, Schlange. Das alles gibt es nur auf dieser,
nicht aber auf der neuen Erde. Und selbst wenn jemand sich die neue Erde
so denkt, daß auf derselben Häuser gebaut und Weinberge gepflanzt werden
und es auf derselben Tiere gibt - das Wort sagt nichts Dahingehendes,
aber es gibt Kinder Gottes, die sich solche Vorstellungen machen -, so
schließt doch das Wort andere von den erwähnten Dingen für die neue Erde
ohne Zweifel aus: Tod, Sünde und Fluch, wie wir oben bereits gesehen
haben, ebenso wie das Kinderzeugen, denn in Luk. 20,34-36 lesen wir:
„Die Söhne dieser Welt heiraten und werden verheiratet; die aber würdig
geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus
den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet; denn sie können
auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich ...“ (d. h.
hinsichtlich der ebengenannten Dinge), und 1. Kor. 15,50: „Dieses aber
sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben
können ...“ - Immerhin wird es eine wunderbare Umwandlung sein, die
diese Erde dann, bei der Erfüllung von Jes. 65,17ff., erfahren wird;
eine Umwandlung, so groß, daß Himmel und Erde ganz neu erscheinen
werden, da an Stelle des jetzigen, durch die Sünde geschaffenen
verdorbenen Zustandes ein völlig neuer, herrlicher Zustand getreten sein
wird: Das Leben wird herrschen, wo jetzt der Tod herrscht, Gerechtigkeit
an Stelle der Ungerechtigkeit, Friede und Ruhe anstatt Kampf und Unruhe,
Freude und Glück anstatt Kummer und Elend, überfließende Segensfülle
anstatt des mit Mühsal und Schweiß erworbenen Brotes (siehe Jes.
11,1-10; 35; Ps. 72). Diese Umwandlung und Erneuerung der Erde gleicht
in ihren Merkmalen ganz der Wiedergeburt des erneuerten Menschen.
Deshalb spricht der Herr Jesus in bezug auf sie in Matth. 19,28 auch als
von der „Wiedergeburt“, und wird in Röm. 8 gesagt, daß die ganze
Schöpfung, wartend auf die Offenbarung der Söhne Gottes, bei der sie
freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der
Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (V. 19-21), „zusammen seufzt
und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt“ (V. 22). Ja, wenn die
Söhne Gottes werden geoffenbart sein - also der HErr gekommen sein wird
in Macht und Herrlichkeit mit den verherrlichten Seinen, Seine
Herrschaft anzutreten und Sein Reich aufzurichten auf dieser Erde, nach
der Seinem irdischen Volke gegebenen Verheißung -, dann wird auch diese
Erde wiedergeboren sein und unter der wunderbaren Herrschaft des HErrn,
des
verheißenen Messias, eine im Alten Testamente vielfach angekündigte
herrliche Zeit der Fülle von Frieden und Wohlfahrt, eine Zeit
überströmender Segnung genießen. Nach Offenb. 20,4-6 wird diese
wunderbare Zeit tausend Jahre währen. Deshalb wird das messianische
Reich meistens das „Tausendjährige Reich“ genannt. Dieses ist es, um was
es sich in Jes. 65,17ff. handelt. Es ist diese jetzige Erde in ihrer
„Wiedergeburt“. Auf diesen Zustand folgt dann die in 2. Petri 3 erwähnte
Auflösung und dann die neue Erde von Offenb. 21,1ff., die neue Schöpfung
in Herrlichkeit. - Diese stufenweise Führung aus dem Zustande der Sünde
heraus zu dem Zustande ewiger Herrlichkeit ist dieselbe wie bei dem
Kinde Gottes, von dem wir sonach in dieser Erde, bezw. in dieser
vergänglichen Schöpfung, ein treffendes Bild sehen: Erst der alte
sündige Zustand; dann wiedergeboren, aber noch im Leibe der Niedrigkeit;
und endlich umgestaltet und verherrlicht für ewig. - Wie könnten wir
Gott jemals genug danken für Seine Liebe und Gnade, daß Er uns ein
solches herrliches Teil geschenkt hat und wir uns jetzt schon im Glauben
desselben freuen dürfen! Bald werden wir schauen, was wir geglaubt
haben!
Th. K.
Antwort D
Die Ankündigung des neuen Himmels und der neuen Erde in Jes. 65,17;
66,22 und das Erscheinen des neuen Himmels und der neuen Erde in der
Offenb. 21,1 sind wohl verwandte Tatsachen, welche aber zeitlich
voneinander getrennt sind. Bei genauem Vergleich beider Stellen unter
Heranziehung anderer Schriftworte wird es uns klar werden, daß, obwohl
beide Schriftabschnitte gemeinsame Züge aufweisen, doch aber auch große
Verschiedenheiten zu verzeichnen sind. Über diese möchten wir einige
Bemerkungen machen. Z. B. wird in Jes. 65,17 gesagt: „Der früheren (des
Himmels und der Erde) wird man nicht mehr gedenken usw.“ Dies besagt,
daß man ihrer und der damit verbundenen Verhältnisse und gewisser Um-
und Zustände vergessen wird. Man denkt nicht mehr daran und hat auch
keine Veranlassung dazu, weil Jehova die Erde, besonders aber Palästina
und das Volk Israel so segnen und mit Herrlichkeit umgeben wird, daß man
ihrer ohne Mühe vergißt. Wie man auch im täglichen Leben Dinge vergißt,
weil unser Leben und Umgebung keine Spur von ihnen zurückgelassen haben.
Was wir darunter zu verstehen glauben, werden wir weiter unten in Kürze
ausführen. Hingegen lesen wir in Offenb. 21,1: „Denn der erste Himmel
und die erste Erde waren vergangen.“ Derartige klare und nicht
mißzuverstehende Worte gebraucht der Prophet Jesaja nicht. Wir können
mit Recht fragen: Warum nicht? Wir glauben, weil er nie vorher die
Auflösung des ersten Himmels und der ersten Erde ankündigt, wie es
Johannes im Gesicht in Offenb.
20,11 sah und es uns aufs Geheiß des HErrn mitgeteilt hat. Auch zeigt
uns das in Frage stehende Kapitel in Jesaja, daß daselbst unmöglich der
ewige, vollkommene Zustand wie in Offenb. 21 gemeint sein kann. Man lese
nur einige Worte weiter in der Offenb. 21,1: „und das Meer ist nicht
mehr“ und vergleiche damit Jes. 60,5.9; 66,19, Stellen, die sich ohne
allen Zweifel auf dieselbe Segenszeit von Kapitel 65 beziehen, und man
nimmt wahr, daß im Gegensatz zu obigem Worte von „Meer“ und „Inseln“
gesprochen wird. Beides kann ganz unmöglich auf dieselbe Zeit Bezug
haben. Ferner lesen wir in Offenb.: „Und ich sah die heilige Stadt, das
neue Jerusalem aus dem Himmel herniederkommen von Gott
usw.“ In Jes. aber: „Ich wandle Jerusalem in Frohlocken und sein Volk in
Freude.“ Dort ist die Stadt himmlischen und göttlichen
Ursprungs, hier aber ist offenbar das irdische Jerusalem gemeint,
wie ja auch nur das irdische Volk Gottes in Frage sein kann. Das
himmlische Jerusalem wird ja auch zur Zeit des Segens für das irdische
Volk in Erscheinung treten,
himmlische Jerusalem wird ja auch zur Zeit des Segens für das irdische
Volk in Erscheinung treten, doch trägt es unverkennbar ewige, göttliche,
aber besonders himmlische Züge, was kaum gesagt werden kann von der
irdischen Stadt im Tausendjährigen Reich. Weiter wird uns gesagt: „Der
Tod wird nicht mehr sein.“ In Jes. 65 aber wird uns gerade das Gegenteil
angekündigt, da von Sterben, Sünde und Fluch gesprochen wird. Tod wird
keineswegs eine Regel sein wie jetzt, vielmehr eine Ausnahme, doch geht
aus anderen Schriftworten hervor, daß jeder offenbare und willige Sünder
mit dem Tode vom HErrn, welcher dann als König herrscht, bestraft wird
(Ps. 101,8; Zeph. 3,5).
Wir haben etwas ähnliches in Apgesch. 5. Damals erstreckte sich die
Zucht nur auf die Gemeinde, dann aber auf das ganze Land. Aus allem geht
wohl zur Genüge hervor, daß es sich, obwohl schon um sehr gesegneten,
doch niemals um den ewigen, vollkommenen Zustand handeln kann. Der Leser
mache für sich selbst noch weitere Vergleiche, und er wird finden, daß
Jes. 65 in Verbindung steht mit dem sogenannten messianischen Weltreich,
in welchem Christus als König in Gerechtigkeit herrschen wird
(Jes. 32,1). Es wird noch Böses vorhanden sein.
Nur kann es nicht herrschen, weil Christus herrscht und jede Sünde
richtet. Alles Böse und Gottlose wird durch die Entfaltung des Lebens,
der Herrlichkeit und der Gerechtigkeit des HErrn niedergehalten werden.
Anders ist es in Offenb. 21,1-8, wo wir den ewigen Zustand haben, der
nach jener Segenszeit folgt; die neue Schöpfung, in welcher
Gerechtigkeit wohnt (2. Petri 3,13). Es ist ein Unterschied
zwischen „herrschen“ und „wohnen“. Mit dem ersten ist der Gedanke der
Macht, Unterwerfung und Gehorsam verbunden, mit dem anderen der Gedanke
der Vertrautheit, Hinneigung und Niederlassung.
Obwohl die schwachen Ausführungen etwas ungeschickt sind, so werden wir
doch gesehen haben, daß Jesaias den Zustand des Tausendjährigen Reiches
im Auge hat. Der Himmel wird seine Segensfülle spenden und die Erde
ihren vollen Ertrag (Hos. 2,21.22). Satan wird gebunden -d. h. die
Himmel und die Erde von ihm und seinen Heerscharen gereinigt sein - und
die Könige der Erde gerichtet (Jes. 24,21.22). Er wird den Krieg
beschwichtigen bis ans Ende der Erde (Ps. 46,9) und die Völker des
Krieges zerstreuen (Ps. 68,30). Die Schmach Israels wird Er wegnehmen
und es machen zum Haupte der Nationen (5. Mose 28,13). Das Alte, der
Streit, der Krieg, die Gewalttat, die Ungerechtigkeit, die Sorgen, die
Mühe, die Unruhe, die Angst, besonders aber die Finsternis über Gott
usw. werden verbannt sein durch den HErrn aus den Grenzen der Schöpfung
und so auch aus dem Gedächtnis Seines Volkes: Ein neuer Himmel, der
nicht Zorn, sondern Güte spendet; eine neue Erde, die nicht Unkraut und
Disteln gibt, sondern ihre Frucht durch Gottes reichen Segen.
In Jes. 65 haben wir das Unterpfand für die anfängliche
Vollendung, für die vollkommene Erfüllung der Verheißung. Die Erfüllung
- 2. Petri 3,13 - selbst aber in Offenb. 21. So ähnlich ist es mit uns,
den Gläubigen. Wir sind eine neue Schöpfung in Christo (2. Kor.
5,17), obwohl nur das neue Leben, das Auferstehungsleben in Ihm unser
Teil ist. Erst wenn unser Leib der Niedrigkeit zur Gleichförmigkeit der
Herrlichkeit Seines Leibes gestaltet wird, ist das Wort: „daher, wenn
jemand in Christo ist, so ist er eine neue Schöpfung usw.“
in seiner ganzen Tragweite erfüllt. Doch der Glaube eilt der Zeit, den
Umständen und nicht zuletzt den Hindernissen voraus und erfreut sich der
Dinge Gottes, die Seine Liebe uns offenbarte und sonnt sich in dem
Lichte und der Liebe, die wohl der Welt verborgen, aber für den
Glaubenden allezeit gegenwärtig sind. Haben wir diesen Glauben?
R. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Zunächst weisen wir hin auf Frage 11 in Band II (1914). Es ist wohl kaum
nötig, zu obigen ausführlichen
Antworten
noch etwas Wesentliches hinzuzufügen. Nur einige Worte!
Auch wir sehen in Jes. 65,18ff. die beschreibende Ausführung der in Vers
17 gegebenen Verheißung, nicht etwa glauben wir, daß mit Vers 18 neue
Verheißungen beginnen.
In der heutigen Zeit, besonders von den sogenannten christlichen Kirchen
werden die Verheißungen, die offenbarlich das Volk der irdischen
Berufung, Israel, betreffen, oftmals umgemünzt und angewandt auf die
Christenheit. Das ist eine von Gläubigen schon vielfach gerügte Unsitte,
um so mehr als sie nur die Verheißungen betrifft, die angekündigten
Drohungen aber wohlweise unbeachtet läßt. Wie würden nun diese das Wort
der Wahrheit nicht recht teilenden (2. Tim. 2,15) Ausleger sich zu
dieser Ankündigung des neuen Himmels nach Jes. 65 verhalten? Würden sie
sich diese zu eigen machen und würde es ihnen genügen, für die Ewigkeit
in einem neuen Himmel, auf einer neuen Erde zu sein, wo doch noch Fluch,
Sünde und Tod möglich ist? Wir Gläubigen der himmlischen Berufung, die
wir, wie
Antwort C
und D zeigen, in diesen beiden Verheißungen von Jes. 65 und Offenb. 21
Abbilder unseres eigenen Zustandes der Erneuerung, solange wir noch
hienieden wallen, und der Vollkommenheit in der Herrlichkeit erblicken,
würden nicht zufrieden sein können mit dem Zustand von Jes. 65 als einem
ewigen! Wir sehnen uns vielmehr nach der völligen Erfüllung des
Vorsatzes Gottes: „Siehe, Ich mache alles neu!“ Und gepriesen sei Er -
in dem alle Verheißungen Ja und Amen sind (2. Kor. 1,20), unser
geliebter Herr Jesus Christus, - daß wir berufen sind, diese vollkommene
Herrlichkeit zu genießen! Aber für Israel, dem die prophetischen Bücher
des Alten Testaments besonders gelten, für das Volk der irdischen
Berufung, der irdischen Regierung, der irdischen Besitztümer, für dieses
und dieser Berufung gemäß ist die vorläufige Erfüllung der göttlichen
Verheißungen nach Jes. 65 durchaus die seinen Wünschen, seiner Hoffnung
entsprechende. Ein umgewandeltes Jerusalem, in dem Gerechtigkeit
herrscht und von wo aus die Nationen gesegnet werden, indem sie dort
Jehova suchen und anflehen (Sach. 8!), das ist die Sehnsucht und
die Wonne des gesammelten, umgewandelten (wiedergeborenen, Matth. 19,28)
und geheiligten Volkes der Wahl der Gnade. Wollen uns dessen freuen, daß
diesem solch herrliche Vorerfüllung des neuen Himmels und der neuen Erde
bevorsteht und daß wir dessen Augenzeugen sein werden von oben her, als
die da mit Ihm zu herrschen berufen sind (Offenb. 2,26.27 u. a.).
Wenn schon die Vorerfüllung so herrlich sein wird, daß das erlöste Volk
Israel darin seine Freude und Wonne findet, obwohl noch Sünde und Tod
möglich sind, wie wird dann erst die ganze Erfüllung von Jes.
65,17, wie sie uns in Offenb. 21 gezeigt ist, sein! Lies 1. Kor. 2,9!
Gepriesen sei unser herrlicher Gott und HErr!
Frage 32
Wie ist Evangelium Joh. 21,21-23 zu verstehen?
Antwort A
Besorgt um Seine Jünger, offenbart Sich der Herr Jesus einer Anzahl
Seiner Jünger am See Tiberias; auch Petrus und Johannes sind dabei;
insbesondere beschäftig Er Sich mit Petrus. Es war noch nicht
lange her, als dieser Petrus seinen HErrn und Meister in schmählicher
Weise verleugnet hatte, nachdem er kurz vorher vor allen übrigen Jüngern
beteuerte: „Mein Leben will ich für Dich lassen“ (Joh. 13,37). Der HErr
macht ihm hier keinen Vorwurf und sagt auch kein Wort darüber; in
gnadenreicher Weise ordnet Er mit ihm diese Sache, Er richtet die Quelle
jenes Übels, das Selbstvertrauen des Petrus. Nach seinem
Herzensbekenntnis läßt ihm der HErr Seine überreiche Gnade zuteil
werden. So handelt der HErr immer noch: nach einem aufrichtigen
Bekenntnis der Schuld stellt Er vollständig her und gibt reiche Gnade
zum ferneren Lebensweg (1. Joh. 1,9). Nach dieser völligen
Wiederherstellung sieht Petrus, daß dem HErrn noch ein Jünger nachfolgt,
nämlich der Jünger, der beim letzten Abendessen des Passahlammes an Jesu
Brust lag, und Petrus fragte: „HErr, was aber dieser?“ Es ist
anzunehmen, daß Petrus gerne wissen wollte, was diesem Jünger, mit dem
er doch auch wohl innig verbunden war, von dem HErrn für ein Auftrag
zugewiesen würde. Vers 22 gibt der HErr die für Petrus nötige
Antwort.
Nach Vers 23 ging nun dieses Wort aus unter den Jüngern: „jener Jünger
stirbt nicht“, so daß Jesus genötigt ist, die gegebene
Antwort
noch einmal zu wiederholen: „Wenn Ich will, daß er bleibe, bis Ich
komme, was geht es dich an? Folge du Mir nach!“ Auch dies ist wichtig,
der Herr Jesus, der Herzenskündiger, handelt nach Seinem Willen und gibt
Seine Anweisungen nach Seinem Gutdünken.
Das Band, das jetzt vom Herrn Jesus zwischen Ihm und Petrus geknüpft
war, befähigte den Petrus, die Schafe des Herrn Jesu, d. h. die aus den
Juden gesammelten Seelen bis dahin und fernerhin zu sammeln, zu weiden
und zu hüten, ihr Hirte zu sein und sie auf den Auen des reichen
Erzhirten Jesu zu führen und zu weiden. Und daß er dieses dem HErrn
wohlgefällig getan hat, bezeugen seine Briefe heute noch. Petrus war
sozusagen der Apostel der Bescheidung, d. h. der Juden und für die
Juden. Auf demselben Boden stand auch Johannes, d. h. für den gläubigen
Überrest Israels, nur daß der Dienst des Johannes weiterreichte, bis ans
Ende, bis der HErr ihm erschien und kam, um ihm alles mitzuteilen, was
nach dem Ratschluß Gottes über die Gemeinde und über die Welt kommen
sollte (Offenb. 1,9-20). Der Dienst des Petrus bestand darin, Seelen zu
sammeln, sei es aus der Beschneidung, Juden, oder aus den Heiden;
Johannes folgt Christo nach, ohne zu diesem Werke wie Petrus berufen
worden zu sein. Johannes schreibt über das ewige Leben, das beim Vater
war; er zeigt uns den Vater geoffenbart im Sohne, der in des Vaters
Schoß ist und zugleich als das ewige Leben geoffenbart ist. Der Dienst
des Johannes geht, wie wir es in der Offenbarung sehen, bis ans Ende,
bis zur Ankunft Christi auf der Erde zum Gericht.
F. B.
Antwort B
Die Fürsorge des HErrn ist zu allen Zeiten eine weitgehende. Er ist der
Herr Seines Werkes, der Herr der Ernte und der Herr, dem auch das
Zukünftige in die Hand gelegt ist. In Matthäi sagt Er zum Abschied den
Seinen, daß Ihm alle Gewalt gegeben und daß Er bei ihnen sein will alle
Tage. Wenn nun hier in unserem vorliegenden Schriftwort Petrus den
Ereignissen vorauseilt und die Frage an den HErrn richtet: „Was soll
aber dieser?“ so weist der HErr in Seinen einfachen und klaren
Antworten
immer jedem der Seinen den Platz an, der ihm gebührt. Dem Petrus wird
die Weisung gegeben: „Weide Meine Schafe“ (V. 17), Johannes dagegen soll
bleiben. Wenn nun die Jünger dieser
Antwort Entnahmen,
daß Johannes nicht sterben sollte, so hatten sie, wie in vielen Dingen,
auch hier ihren Meister nicht verstanden, denn dies hatte der HErr nicht
gesagt, vielmehr wurde dem Johannes hier sein Dienst und das Teil, das
er in Verbindung mit diesem Dienst haben sollte, angekündigt. Beide
sein Dienst und das Teil, das er in Verbindung mit diesem Dienst haben
sollte, angekündigt. Beide waren dem HErrn nachgefolgt, jeder hatte
seinen besonderen Dienst und Auftrag. Petrus durfte durch sein Zeugnis
das Reich der Himmel aufschließen und den jüdischen Überrest einführen
(Apgesch. 3). Johannes dagegen hatte den Dienst, den Vater in dem Sohne
zu offenbaren und das Kommende zu verkündigen (Offenb.). Diese Ankunft
des HErrn, von der schon hier am Ende des Johannesevangeliums geredet
wird, Seine Erscheinung auf Erden, das alles sind Dinge, die Johannes
vorausschauen und enthüllen darf. „Dinge, die bald geschehen müssen,“
darf er verkündigen (Offenb. 1,1). So war der Dienst des Johannes mit
der Kirche verbunden, die ihre VerAntwortlichkeit
preisgegeben hatte, er hatte ihr das Gericht zu verkündigen; er hatte
ihr aber auch den himmlischen Charakter, der mit der Aufnahme in den
Himmel verbunden ist, zu zeigen. Die Ankunft Jesu und alle Dinge, die
für die Erde damit in Verbindung stehen, darf er schauen und
verkündigen. Die Knechte des HErrn sollen wissen und verstehen, „was
bald geschehen muß“. „Denn der HErr, Jehova, tut nichts, es sei denn,
daß Er Sein Geheimnis Seinen Knechten geoffenbart habe“ (Amos 3,7). So
durfte z. B. Petrus bleiben und zeugen von den Taten des HErrn (Apgesch.
2,14ff.) und sehen, wie der HErr die Grundlage zu der Gemeinde legte und
täglich hinzutat, und schließlich sollte er Christus verherrlichen in
Gefängnis und Tod. Johannes dagegen darf weitersehen. Er sieht die
Erfüllung von 2. Tim. 2,19ff. und Matth. 13,32, und wie die Zerstörung
Jerusalems dem Dasein des Judentums nach dem Gesetz ein Ende macht. Er
als der letzte der Zwölfe darf die Gerichte, die über diese Erde gehen
werden, im Geiste schauen und verkündigen, und andererseits darf er
schauen, daß das Leben, welches der Sohn Gottes gebracht hat, ein
unverlierbares ist und daß hinter den Gerichten Gnade und Herrlichkeiten
stehen. So durfte er bleiben, bis Jesus kam, d. h. er durfte im Geiste
das Kommende schauen. Wir aber als die Jünger des HErrn, denen auch das
Kommende in den Schriften geoffenbart ist, haben die herrliche Aufgabe,
zu handeln und den Tod des HErrn, der uns das Leben gebracht hat und uns
über die Gerichte hinaushebt und in die Herrlichkeit versetzt, zu
verkündigen und auch zu warten, bis Er kommt (1. Kor. 11,26).
Ph. W.
Antwort C
Es ist bei dem oberflächlichen Lesen des Ausspruches des HErrn wohl
verständlich, wenn die Jünger zu der Meinung kommen, als solle Johannes
nicht sterben. Daß es sich dabei aber um eine irrige Meinung handelt,
ist ja ausdrücklich festgestellt, und damit muß für den allerdings
merkwürdigen Ausspruch des HErrn eine andere Erklärung gesucht werden.
Diese dürfte nicht schwer zu finden sein, wenn wir geneigt sind, unsere
Augen nach dem Buche der Offenbarung zu richten, um die in diesem Buche
geschilderten Erlebnisse des Johannes zu betrachten und zu würdigen.
In demselben hat Johannes die Endlinien der Wege Gottes auf Erden
gesehen und niederschreiben dürfen (Offenb. 1,9-20). Infolgedessen
konnte er bei diesem Dienste bis zu der Ankunft Christi gehen, ja, noch
weit darüber hinaus, indem er vom neuen Himmel und von der neuen Erde
redet (vergl. Frage 31! Der Herausgeber).
Wichtig sind auch die Worte des HErrn, die Er an den Petrus richtet und
die zugleich auch dem Johannes gelten: „Folge du Mir nach!“- Sie
enthalten für Petrus eine zarte und doch deutliche Zurechtweisung. Sein
Blick auf Johannes war wohl nicht fürsorgender Besorgtheit entsprungen,
verriet vielmehr eine ihm nicht zukommende Betrachtung über die
Lebensführung des Johannes, die
der HErr allein regelte, ebenso wie die seinige. Deshalb sollte Petrus
auf den HErrn blicken (statt auf den Johannes) und Ihm, seinem
Herrn, folgen.
Dieser Punkt bietet eine ernste Belehrung für die Gläubigen! Wieviel
Durcheinander und wieviel Herzeleid wäre schon vermieden worden, wenn
die falsche Besorgtheit nicht in Tätigkeit getreten und statt
dessen Worte der Schrift beachtet worden wären wie Phil. 2,2.3; 1. Kor.
13,5, die davon reden, daß einer den anderen höher achte als sich
selbst, oder Sach. 7,10, wonach vom „Bruder“ nichts Arges gedacht werden
soll.
W. W.
Antwort D
Aus Furcht vor Leiden und um sein Leben zu bewahren, hatte Petrus den
HErrn verleugnet. Jetzt deutet der HErr ihm an, daß, im Gegensatz zu
seiner Verleugnung, er Gott durch einen Märtyrertod verherrlichen solle.
Hierauf fragt Petrus, was mit Johannes werden solle. Die
Antwort Des
HErrn zeigt, daß solche Frage sich nicht geziemte. Ob nun trotz der
Zurechtweisung der HErr doch in Seinen Worten eine Auskunft über das Los
des Johannes gibt, scheint mir eine offene Frage zu sein. Jedenfalls
sagt die Schrift dieses nicht deutlich. Es geht uns so wie den Jüngern:
Nachdem der HErr nun einmal über Petri Los etwas enthüllt hatte,
erwarteten sie auch jetzt auf Petri Frage hin, etwas über Johannas zu
erfahren, und so mutmaßten sie, Johannes werde nicht sterben. Aber
während durch den Heiligen Geist über die Worte betreffs Petrus
erklärend hinzugefügt wird, daß es eine Andeutung über Petri Tod sei,
wird uns derartiges bei Johannes hier nicht gesagt, sondern, daß das,
was die Jünger sagten, Jesus nicht gesagt habe, und dann werden noch
einmal die Worte des HErrn genau wiederholt. Ich meine, darin
liegt ein Fingerzeig, daß wir hier genau auf Jesu Wort achten sollen.
Wenn wir, wie die Jünger, in diesen Worten des HErrn nach einer
Erfüllung über das Los Johannes forschen wollen, so schließe ich mich
gern der Meinung an, daß wir darin einen Hinweis alls die Patmostage des
Johannes finden (Buch der Offenbarung).
Aber abgesehen von dem Geheimnisvollen, - welche Hoheit und
Unumschränktheit offenbart der HErr in diesem: „Wenn Ich will!“ Petrus
soll sich nicht um des Johannes Los bekümmern, sondern Ihm nachfolgen.
Das Los des Johannes hält Er in Seiner Hand. Das Los zu
wissen ist nicht das Wichtige (und wie gut, daß wir es nicht wissen!),
sondern zu wissen, in wessen Hand unser Los ist - daß der HErr es
ist, der es bestimmt, und zwar so völlig und ganz, daß es einzig und
allein von Seinem Willen abhängt. Wenn Er will, daß Johannes
bleiben soll, bis Er kommt, wo gäbe es etwas, welches vermöchte, dies zu
verhindern? In diesem „wenn Ich will, daß er bleibe“, liegt, daß der
HErr allein über das Los der Seinigen, ob sie gehen oder bleiben sollen,
über Tod oder Leben, bestimmt. Dies ist ein starker Trost für alle, die
Sein Eigentum sind. Wir erlauben niemandem, über unser Eigentum zu
bestimmen, und auch der HErr erlaubt es keinem, über uns zu bestimmen.
Wie selig zu wissen: Wir sind des HErrn, nicht nur, wenn wir leben,
sondern auch, wenn wir sterben (Röm. 14,8). Wir sterben nicht, weil der
Tod das Leben endet, sondern nur, wenn der HErr es will.
Als der HErr starb und auferstand, da wurden auch wir vom Tode befreit.
Gefahren, Krankheit, Tod an sich vermögen nichts, „wir sind des HErrn“.
Niemand hat ein Recht an uns. Nur Er allein hat Verfügungsrecht. „Wenn
Ich will,“ das entscheidet alles.
will,“ das entscheidet alles.
Nach dem Urteil der Welt, äußerlich, mögen wir noch teilnehmen an dem
Fluch, den die Sünde über den Menschen brachte - wir selbst aber wissen,
daß wir auch im Tode unter der Herrschaft und der waltenden Hand des
HErrn stehen -, auch im Tode sind wir Sein! Der Tod ist - seitdem Er
starb und auferstand - keine Notwendigkeit noch Erwartung für uns. Und
wenn er kommt nach des HErrn Willen, so liegt darin kein Zeichen Seines
Mißfallens, sondern oft sogar Seiner besonderen Gnade (Apgesch. 5,5 und
10; 1. Kor. 5,5; 11,30 u. a. sind Ausnahmen!). Stephanus starb, als er
als ein treuer Zeuge für seinen HErrn stand. Er wußte sich auch in
dieser schrecklichen Stunde unter der Autorität und dem Walten seines
HErrn. Er wendet sich an Ihn und bittet Ihn, seinen Geist
aufzunehmen. In Seiner Hand sind die Schlüssel des Todes. Nicht durch
die Menschen, nicht durch verheerende Krankheit geht ein Kind Gottes
heim, sondern, wenn Er will. Und jetzt im Kriege! Wieviel Tränen und
Weh! Hast du einen gläubig Entschlafenen, um den du trauerst? Blicke hin
auf Jesus! Vertraue Ihm! Dein Entschlafener - wisse es -, er ist nicht
durch das Geschoß, sondern „durch Jesum entschlafen“ (1. Thess. 4,14).
Bald kommt der HErr, und dann wird Gott „die durch Jesum Entschlafenen
mit Ihm bringen“. Ein alter Dichter singt:
„Wenn Sor' und Gram dein Herz erfüllt,
Wenn Herz und Auge weinet,
Wenn jede Aussicht sich verhüllt,
Und nirgends Hilf' erscheinet,
Dann fragt der HErr und spricht zu dir:
Hast du Mich lieb, vertraust du Mir?
Wenn ich dann ganz verlassen steh',
Ich aufwärts blick' und weine,
Dann kommt von jener lichten Höh',
Der treue Freund, der meine.
Und freundlich dann spricht Er zu mir:
Ich hab dich lieb, vertraue Mir!“
Seine Liebe und Weisheit läßt uns Seine Gedanken und Wege mit uns nicht
im voraus sehen. Wir würden solches in diesem Leibe nicht ertragen noch
erfassen können, weil, wie der Himmel höher ist als die Erde, auch Seine
Wege höher sind als unsere. Wie der HErr mit Petrus und Johannes tat, so
tut Er auch heute noch mit uns. Über den Weg des einen gibt Er (wie bei
Petrus) Andeutungen, wie Gott Sich verherrlichen will. - Über den Weg
des anderen ist (wie bei Johannes) alles dunkel. Niemand weiß etwas.
Petrus empfing keineswegs einen Blick im voraus über sein Leben - die
Schrift sagt: „andeutend“ usw. Und in Seinen Führungen, Zulassungen usw.
finden auch wir zuweilen „Andeutungen“, wie Gott Sich bei diesem oder
jenem verherrlichen will. Bei anderen wieder ist - wie bei Johannes -
Sein Liebesplan völlig dunkel. Niemand von den Jüngern verstand, was der
HErr mit
Johannes vorhatte. Und so heute. Der HErr läßt uns (und das ist Güte)
von Seinen Wegen nichts im voraus sehen. Aber so, wie wir heute Seinen
Wegen mit Petrus und Johannes nachschauen und im Nachschauen lernen, so
können wir auch in dem Nachschauen Seiner Wege mit uns jetzt schon
manches verstehen, obgleich uns noch vieles hier verhüllt bleibt.
Wie ein Dichter sagt:
„Jetzt noch verhüllt erscheinen mir
Des Vaters Weg und Führung hier,
Doch droben werd' ich deutlich schaun,
Wie gut es ist, Ihm zu vertraun.
Und dann wird alles offenbar,
Was mir verhüllt und dunkel war,
Und jubelnd sing' ich dort am Thron
Das Lied des Lammes, Gottes Sohn.“
Darum, wie unser Los auch sei: Er bestimmt es. Unsere Aufgabe ist: Ihm
zu folgen und zu vertrauen. „Du aber folge Mir nach!“ Will Er, daß wir
bleiben, bis Er kommt? Will Er, daß wir mit dem Tode Gott verherrlichen
sollen? Das gläubige Herz spricht: Wie Er will, so will auch ich.
Da ist kein Widerspruch betreffs Seiner Führung zwischen der gläubigen
Seele und Ihm. Kein Widerspruch wird bei Petrus gefunden, als der HErr
ihm das Ende seines Weges andeutete. Er wollte nur wissen, was es mit
Johannes würde. Aber für solche bloße Wißbegier hat der HErr keine
Antwort.
„Was geht es dich an? Folge du Mir nach!“ Dies ist unsere große
Lebensaufgabe: Ihm nachfolgen! Dies ist viel wichtiger, als nach anderen
zu fragen oder meine Aufgabe und Bestimmung mit der anderer zu
vergleichen. Wenn wir hier Petrus und Johannes als Typen (Vorbilder) für
alle Gläubigen ansehen wollen - Petrus als Bild derer, die durch den Tod
Gott verherrlichen sollen, und Johannes derer, die da bleiben, bis der
HErr kommt -, so kommt es auch so leicht in unserem Herzen auf,
Vergleiche anzustellen. So war es auch bei den Thessalonichern (1.
Thess. 4,13-18). Doch die Schrift sagt: Wir werden alle zugleich
entrückt werden, dem HErrn entgegen. Aber alle- ob Petrus oder
Johannes -, alle haben Ihm nachzufolgen. Jeder wird Seinen Lohn
empfangen nach der Treue, in der wir Ihm auf Glaubenswegen nachgefolgt
sind. Die Nachfolge ist unsere Seite, den Weg bestimmt Er
für jeden persönlich, so wie Er jedes einzelne Schaf mit Namen ruft.1
Welche Hoheit, welche Autorität, welche Allmacht liegt in diesem kleinen
Wort: „Wenn Ich will!“ Er braucht nur zu wollen, und es ist geschehen.
Und dieser Sein Wille wird geleitet von Seiner Vorkenntnis aller Dinge,
von Seiner Weisheit, von Seiner Liebe zu mir. Sein Wille ist das
köstliche Ruhekissen der gläubigen Seele. Darum Mut! Laßt uns Ihm
nachfolgen! Den Blick nach oben! Der HErr kommt bald.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Von ganzem Herzen freuen wir uns dieser
Antworten,
in denen Belehrung sowohl wie Ermunterung zu
ihrem Recht kommen. So wenig bei vorliegendem Gegenstand die lehrhafte
Auslegung vernachlässigt werden dürfte - im Gegenteil: sie hat ihr
Recht, und es wird ihr auch völlig zuteil -, so sehr erquickend und
ermunternd und darum nicht weniger zu entbehren ist die andere Seite
dieser Frage: die praktisch-erbauliche. Und wie not tut uns in jetziger
bedrängter Zeit solche Art Erbauung, wie sie uns oben geboten ist! Somit
ergänzen die obigen
Antworten
einander. Möchten sie allen Lesern rechten Dienst tun im Sinne des
Wahlspruches der „Ggs. Handr.“ Kol. 3,16 oder gemäß 2. Petri 3,18!
Fünfmal, soweit wir wissen, ist in der Schrift unser christliches
Verhalten verbunden mit einem der Worte „bis Ich komme“ oder „bis Er
(der HErr) kommt“: in Luk. 19,13; Joh. 21,22; 1. Kor. 4,5; 11,26 und
Offenb. 2,25. Wir sehen beim Vergleichen dieser Stellen, wie unser
Verhalten, unser Wandel, unser Dienst hienieden gekennzeichnet sein
sollte durch den beständigen Hinblick auf Sein Kommen, ja, auf Ihn
Selbst, den zu sehen unsere Erwartung und Sehnsucht ist (Offenb. 22,17
und 20). Und das ist auch etwas von dem, was der Herr Jesus hier Seinem
Jünger Petrus sagt: Wenn er Mein Kommen erleben soll und du
nicht, was kümmert es dich? Folge du Mir nach - Mir! das genüge
dir, daß Ich es bin, dem du zu folgen hast, und was du auch auf diesem
Wege erleben wirst, und wie dieser Weg auch enden wird - immer ist es
Meine Hand, die deinen Weg bestimmt, und das sei genug für dich -, du
kommst nicht zu kurz (1. Thess. 4,15 Schluß; vergl. Schluß von
Antwort D!).
Ich komme! - Ob du, liebes Kind Gottes, des Petrus oder des
Johannes Los teilen wirst - sorge dich nicht -, folge Ihm nach, Er
kommt, und dann werden Petrus und Johannes, dieser und jener - ja,
alle Seine Heiligen, auch du und ich durch Seine Gnade bei dem HErrn
sein allezeit! (1. Thess. 4,17.18.) Welch herrliche Aussicht! wie ist
sie geeignet, das vielleicht gerade gegenwärtig durch schmerzliche
Trauer bewegte Herz wegzulenken von der Veranlassung des Schmerzes und
hinzuleiten zu Dem, der unsere Wege in Seiner treuen Hand hält und der
die Führung mit Petrus ebenso zu Seiner Verherrlichung und unserem Segen
gestaltet wie die des Johannes! Ja, blicke auf Ihn, trauriges gläubiges
Herz! Er kommt, und auch du wirst bei Ihm sein allezeit. Gepriesen sei
Sein Name immer und ewiglich!
„Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. - Ich komme wieder und
werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seiet. - Was ihr
habt, haltet fest, bis Ich komme!“ (Joh. 14,2.3; Offenb. 2,25.)
Frage 33
Was sind die „irdenen Gefäße“, 2. Kor. 4,7?
Antwort A
Das Gefäß ist die leibliche Persönlichkeit des Gläubigen, das irdene
Gefäß, in dem der Heilige Geist Wohnung genommen hat (1. Kor. 6,19). Die
fleischlichen Korinther hatten die Gaben, die der HErr Brüdern gegeben,
dazu gebraucht, den Menschen zu verherrlichen. Hier müssen sie neu
lernen, daß wie groß auch der Schatz sei, der dem Gefäß anvertraut sei,
das Gefäß doch ein irdenes Gefäß bleibe. Was auch immer der Geist innen
in das Herz gibt und hineinschreibt, das Gefäß wird dadurch nicht groß
gemacht, um bewundert zu werden. Der Schatz verändert das Gefäß nicht.
Es bleibt, was es ist: ein irdenes Gefäß. Gott hätte andere, herrliche
Gefäße für diesen Schatz wählen können
(Engel), aber Er wählte mit der bestimmten Absicht irdene Gefäße, „damit
die Überschwenglichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns“. Damit
das irdene Gefäß nicht eine Hemmung für den Glanz des Schatzes sei,
zeigt der Apostel ihnen an seinem eigenen Leben (V. 8-11), wie die
Führungen Gottes dazu dienen müssen, daß das Gefäß (der Mann Paulus) in
dem Tode (nieder)gehalten wird, damit das Leben Jesu an dem sterblichen
Fleische offenbar werde.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es sei hingewiesen auf 3. Mose 6,21a! - Köstlich ist es, daß Seine Kraft
in unserer Schwachheit zur Vollendung kommt (2. Kor. 12,9.10!). Das
Gefäß wertlos, ein Scherben, der Inhalt Herrlichkeit: „der Lichtglanz
des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus“ (V. 4). Welche Gnade! Da
brauchen wir nicht trauern, „wenn der äußere Mensch verfällt“ (V. 16)
und durch „die Leiden der Jetztzeit“ aufgezehrt wird (Röm. 8,18!), wenn
dadurch die Kraft Gottes nur um so herrlicher hervorstrahlen kann und
Er verherrlicht wird, der uns den Dienst der Herrlichkeit
anvertraute (Kap. 3). - Wie mancher treue Zeuge ist körperlich ein
gebrechliches Gefäß, vielleicht auch etwa in dem gegenwärtigen Kriege
geworden - aber, was den unbekehrten Menschen ein schreckliches Unglück
scheint, ist göttliche Weisheit, die uns „abnehmen“ läßt, auch der
Leibeskraft nach, damit „Er wachse“ (Joh. 3,30). „Ich nichts -
Er alles in allem, wie quillt dann der Segen so rein!“ Das war die
Stärke des Paulus, das sei auch unsere nach 2. Kor. 4!
Geleitsworte an den Leser:
„Freuet euch in dem HErrn allezeit! wiederum will ich sagen: Freuet
euch! Lasset eure Gelindigkeit (Milde) kundwerden allen Menschen; der
HErr ist nahe. Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch
Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und
der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und
eure Gedanken bewahren in Christo Jesu. Habt nun Geduld, Brüder, bis zur
Ankunft des HErrn. Befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des HErrn ist
nahegekommen.“ Phil. 4,4-7; Jak. 5,7.8a.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 34
Was bedeutet Gal. 6,4.5?
Antwort A
1. Kor. 3,13 sagt uns Paulus, daß eines jeden Werk offenbar werde, und
Jakobus ermahnt uns, Täter des Wortes zu sein (Jak. 1,22). Hier in der
in Frage stehenden Stelle wiederum die Weisung: „ein
jeder aber prüfe sein eigenes Werk“! Alle diese Stellen zeigen uns
zunächst, wo die Quelle unseres Ruhms liegt, daß es nur Christus und
Sein Werk ist und daß an diesem Maßstab gemessen der Ertrag aller
menschlichen Werke nur ein Ertrag der Gnade ist, daß aber andererseits
Nachfolge und treuer Dienst (Werk) nicht voneinander zu trennen sind und
daß eines das Ergebnis des anderen ist. Ein Christ, der sich wiederum
unter Satzungen gefangennehmen läßt, nachdem er die herrliche Freiheit,
in die ihn Christus gebracht hat, erkennen durfte, wird sich sowohl in
seinem Werk für den HErrn als auch im Dienst den anderen Gläubigen
gegenüber als schwach und unklar erweisen. Die Galater hatten sich
wieder der religiösen Welt zugewandt und an Dingen Wohlgefallen
gefunden, die dem religiösen Fleische Nahrung boten, mit anderen Worten,
sie begehren wieder ein Gesetz, und nun gibt ihnen Paulus einen
Gradmesser, er sagt ihnen: Wollt ihr ein Gesetz haben, dann erfüllt das
Gesetz Christi! Hier hatten sie ein Vorbild an dem Einen, der in Seinem
Leben dem Gesetz Genüge getan und der die Lasten anderer auf Sich
genommen hatte. Im Blick auf dieses kostbare Vorbild konnte Paulus den
Galatern sagen: Erweist euch als Leute, die tragfähig sind, und als
solche, die jedermann etwas sein können, dann werdet ihr euch nur noch
des HErrn rühmen. Was war der Ruhm der Galater? Neue Satzungen, die sie
in die Beschneidung hineingeführt hatten, und darum verweist der Apostel
den einzelnen darauf, sein eigenes Werk zu prüfen, im Blick auf dasselbe
würde dann aller Ruhm schwinden, da habe ein jeder dann genug an seiner
eigenen Last, was davon abhalte, anderen Bürden aufzuerlegen, die dem
Gesetz Christi zuwider sind. So liegt hier für uns als Gläubige die
praktische Mahnung: keinen anderen Ruhm zu kennen als nur das Kreuz des
HErrn (V. 4), von der Welt, auch von der religiösen, geschieden zu sein
und willig die damit verbundene Schmach zu tragen, die unser Malzeichen
sein soll (V. 17). Dann ist unser Werk auf Sein Werk aufgebaut, und bei
der Prüfung wird sich's erweisen, daß es Bestand hat. Unser Rühmen ist
dann nur der HErr (1. Kor. 1,31), und die eigene Last wird dann so sein,
daß sie im Blick auf das Kreuz gering wird, und wir erkennen, daß wir
unser Leben an den Christus verloren haben (Matth. 10,38.39). Dann hört
Gesetz und Ruhm auf, und das Gesetz Christi beginnt für uns, indem wir
unsere Last nicht mehr sehen, sondern bereit sind, die Last anderer
mitzutragen (V. 2). Also nicht sich mehr aufbürden, denn darin erweist
sich die Schwäche, sondern das eigene Werk prüfen; dann werden wir uns
nur des HErrn rühmen, und die aufgelegte Last wird uns genügen, dieweil
wir wissen, Sein Werk wird in unserer Schwachheit vollbracht (2. Kor.
12,9).
Ph. W.
Antwort B
Viele Glieder der galatischen Gemeinde hatten den Gesetzeslehrern Gehör
geschenkt und sich von der Wahrheil des Evangeliums der freien Gnade
abgewandt. Dadurch hatten sie persönlich Schaden an ihrem inneren Leben
gelitten, denn im Gesetz gerechtfertigt werden wollen heißt: „abgetrennt
von Christus, aus der Gnade gefallen sein“ (5,4). Aber auch in das
Gemeindeleben war Verderben eingedrungen. Die Einigkeit im Geiste war
zerstört: Richtgeist und Parteigeist trennt die Gläubigen (5,15).
Demgegenüber erinnert Paulus an die herrliche Stellung der Gläubigen in
Christo. Sie sind vom Gesetz befreit, stehen unter der Gnade und sind
Geistesmenschen, die, mit Christo gekreuzigt, durch den Geist leben und
die Frucht des Geistes in ihrem Wandet offenbaren dürfen und sollen.
Diese zeigt sich im Gemeindeleben besonders in der Liebe, Sanftmut,
Demut und Geduld. Auch ein Christ kann fehlen und fallen. Zwar kann er
nicht mit Wissen und Wollen sündigen und in der Sünde beharren (1.
fehlen und fallen. Zwar kann er nicht mit Wissen und Wollen sündigen und
in der Sünde beharren (1. Joh. 3,6.9), aber er kann aus Schwachheit
sündigen, „von einem Fehltritt übereilt werden“. Was sollen die
Geschwister in solchem Falle tun? Soll man streng und hart mit einem
schwachen Bruder verfahren, ihn etwa aus der Gemeinschaft ausschließen?
- Nein, das wäre nicht „geistlich“. Die „Geistlichen“, d. h. die
Gläubigen, welche durch den Geist geleitet werden, sollen ihm im Geist
der Sanftmut zurechthelfen, damit er wiederhergestellt werde. Das ist
Geistesfrucht. Sind sie sich ihrer eigenen Schwachheit bewußt, so werden
sie vor Hochmut, Überhebung und Lieblosigkeit bewahrt. Das „Gesetz
Christi“, die Liebe, wird erfüllt, indem man sich mit unter die Last des
anderen stellt, auch unter seine Schwachheit, sein Zukürzkommen. Wie
wenig entspricht oft unser Verhalten diesem „Gesetz Christi“! Wie gering
ist unsere Tragkraft, wie kurz unsere Geduld, wie kalt unser Herz! Wie
wenig Erbarmen, wie wenig helfendes Mitleid findet oft der gefallene
Bruder! Liebe und Demut gehören dazu. Aber meist regt sich der Pharisäer
in uns, der den Zöllner mit kalter Verachtung straft. Wir vergleichen
uns mit ihm, um an uns selbst Gefallen zu haben - so wollen wir Ruhm an
dem anderen haben - mit einer gewissen Befriedigung, ja, vielleicht
sogar Schadenfreude betrachten wir den Fehltritt durch das
Vergrößerungsglas unseres fleischlichen Richtgeistes. So versündigen wir
uns an dem Bruder und betrügen uns selbst. Gewiß sollte der Fall eines
Bruders uns veranlassen, unser eigenes Werk zu prüfen, aber nicht, um
selbst Ruhm zu haben im Vergleich mit jenem, wie ein Kind, das zur
Mutter sagt, wenn eins der Geschwister ungehorsam war: „Nicht wahr,
Mutter, ich bin aber artig!“ Nein, jede Vergleichung mit dem anderen
führt zu einem falschen Urteil, ist also Selbstbetrug. Es kommt vielmehr
darauf an, was unser Werk nach dem Urteil Gottes wert ist. In dem Lichte
Seiner Heiligkeit, Seines Wortes, gemessen an dem Einzigen, dessen Werk
dem Vater wohlgefiel - wie unvollkommen, fehlerhaft, schwach erscheint
da unser Werk! Wie müssen wir uns da in den Staub beugen: „Wir sind
unnütze Knechte! (Luk. 17,10). Und selbst wenn unser Herz uns nicht
verdammt, wenn wir es wagen dürften, in aller Demut, wie Paulus 1. Kor.
15,10, zu sagen: „Ich habe mehr gearbeitet als sie alle,“ so müßten wir
doch gleich ihm hinzufügen: „nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes,
die mit mir war.“ Und sind wir nicht so tief gefallen wie andere, so hat
uns doch nur die Gnade bewahrt. Vor dem Richterstuhl des Christus wird
ein jeder empfangen, was er in dem Leibe getan, nachdem er gehandelt
hat, es sei Gutes oder Böses (2. Kor. 5,10). Da gibt's kein Vergleichen
mehr; da wird jeder seine eigene Last tragen, jeder für sich selbst verAntwortlich
sein. Wohl uns, wenn wir dann, trotz all unserem Zukurzkommen, doch das
Lob empfangen, daß wir treu erfunden sind. - Also Brüder, laßt uns
geistlich miteinander umgehen, als Glieder eines Leibes, einander
stützend, helfend, tragend in Demut, Liebe und Geduld!
Chr. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu obigen
Antworten
noch einiges! Das brüderliche Verhalten zu einem Kinde Gottes, das „von
einem Fehltritt übereilt“ ward, ist ein ganz anderes (Gal. 6,1ff.) als
das Verhalten, das in Fällen einzutreten hat, da der sündigende Gläubige
in seiner Sünde verharrt (darin „wandelt“, 2. Thess. 3,6; vergl. Antw. C
zu Frage 28!) oder sich gar nicht von der Welt unterscheidet, ein
„Böser“ ist (1. Kor. 5, bes. V. 11-13!). Gal. 6,1ff. hat nichts zu tun
mit der Frage schriftgemäßer Zucht. Wüßten wir alle nur besser nach
dieser Stelle zu wandeln, wie oft würden wir selbst verhindern können,
daß Gläubige in einen solchen Sündenzustand geraten, daß Zucht
unerläßlich ist.
Wer sich selber kennt durch Selbstprüfung, ohne sich (und seine Arbeit)
mit anderen hochmütig zu
Wer sich selber kennt durch Selbstprüfung, ohne sich (und seine Arbeit)
mit anderen hochmütig zu vergleichen, der muß beschämt bekennen, daß er
nichts ist, daß alles, was die Gnade trotz der Hindernisse, die wir
selbst ihr in den Weg legen, dennoch in uns fertig gebracht hat, uns zum
Rühmen bringt dessen, was Christus ist. Das Wort hier schließt nicht den
Ruhm und die Freude am eigenen gottgewirkten Werk aus, aber nimmt ihm
das verderbliche Vergleichen mit anderen und gibt ihm die rechte
Richtung: Christus. Was an unserem Wirken gut ist, ist ja nur Gottes
Gabe, was schlecht ist, ist unser Zukurzkommen, unser Verschulden: was
für ein Recht hätten wir also wohl, über andere uns zu erheben, sie vor
unserer „Größe“ sich beugen zu lassen! Wir haben genug zu tragen an
unseren Verkehrtheiten, für die wir auch vor dem Richterstuhle die VerAntwortung
tragen, haben also keinen Grund, andere gering zu achten, uns aber hoch!
Da wir aber unser eigenes Zukurzkommen kennen, auch in dem der anderen
uns selber wiederfinden, so gebührt es uns, einander zu ertragen,
die Lasten der Geschwister zu tragen (ohne über die Fehlenden
herzufallen, wie - wenn auch in guter Meinung - die drei selbstgerechten
Freunde des Hiob!) und uns in demütiger Selbsterkenntnis mitzubeugen
unter die Fehler der anderen und ihnen „zurechtzuhelfen im Geiste der
Sanftmut“!
Möchten wir unser gegenseitiges Gemeinschaftsleben auch unter dem
Gesichtspunkt ansehen, nie von anderen zu viel zu erwarten, milde gegen
sie, desto strenger gegen uns selbst zu sein, dann werden wir nicht in
ihnen so leicht enttäuscht, verlieren das Vertrauen zu ihnen nicht
(Philem. V. 5c) und finden auch weniger Veranlassung, in den Fehler zu
verfallen, uns besser als sie zu dünken. Das Verhalten des Herrn Jesu
dem Petrus gegenüber ist hier sehr belehrend und ermunternd für uns: Er
erwartete nicht zu viel von Seinem Jünger, wußte, was dessen Glaube
hergeben konnte und was nicht, warnte ihn in heiliger, treuer Besorgnis
vor Selbstüberhebung, und, da Er seinen Fall voraussah, betete Er für
ihn, daß sein Glaube nicht aufhöre, verzweifelte nicht an ihm,
sondern half ihm nach dem Fall wieder vollkommen zurecht (vgl. Luk.
22,31-34.60-62; 24,34; Joh. 21,15ff.). - Möge der HErr uns Gnade
schenken, Seine Gesinnung zu haben (Phil. 2,5) und untereinander in
Wahrheit die Gemeinschaft des Geistes zu verwirklichen und aneinander
das Gesetz des Christus zu erfüllen: die Liebe! (6,2; Röm. 13,8).
Frage 35
Bitte um eine erbauliche Anwendung von 1. Petri 1,5-7!
Antwort A
Denen, die gleich Abraham „Fremdlinge“ (V. 1) auf der Erde sind, und die
(wie Israel) auf der Reise ins verheißene Land die Wüste durchziehen und
von Mühen und Feinden auf dem Wege umgeben sind, denen wird das Erbteil
gezeigt. Ein Blick auf das himmlische Erbe - auf das nahe Ende der
Wüstenreise - und neue Kraft und Mut belebt das Herz des müden Pilgers.
Unser Erbe liegt nicht, wie Israels, auf der Erde, es ist im Himmel.
Dort wird es für uns aufbewahrt, und niemand vermag es (wie einst
Israels) anzutasten noch zu verderben. Aber nicht nur das Erbe wird
bewahrt. Gottes Macht bewahrt auch uns. Und wie Gott uns durch Glauben
bewahrt, wird uns in V. 6 und 7 gezeigt. Seine Weisheit, Vorkenntnis und
Liebe geht oft Wege mit uns, die uns nicht angenehm sind. Wir lieben
nicht Betrübnis, auch nicht, wenn unsere Kraft und unser Arm uns
zerbrochen wird. Aber so wird der Glaube erprobt, und wir lernen, mit
Gott zu rechnen. Und nur
zerbrochen wird. Aber so wird der Glaube erprobt, und wir lernen, mit
Gott zu rechnen. Und nur „wenn es nötig ist“ und „eine kleine Zeit“
führt Er uns in den Prüfungstiegel. Warum ist es nötig? Weil Er Sein
Bild in uns sehen will. Das Gold wird nicht gleich geläutert gefunden.
Es ist mit allerlei anderem verbunden. Es muß in die Schmelze, in die
Scheideanstalt. So ist auch unser Glaube mit allerlei von uns verbunden.
Das muß alles fort. Es geht ins Feuer. Im Feuerofen (Dan. 3) werden die
Stricke der Welt verbrannt, die Welt sieht uns da mit dem HErrn wandeln.
Da ist kein Kind Gottes, dessen Glaube nicht erprobt wird. Jeder Tag
soll ein Tag des Glaubenslebens sein „zu Lob und Herrlichkeit und Ehre
in der Offenbarung Jesu Christi“. Es ist nicht genug, daß Gold da ist,
es soll geläutertes Gold sein - es soll nicht nur Glaube sein, sondern
köstlicher, bewährter Glaube zu Seinem Lobe.
In diesen Versen ist „frohlocken“ und „betrübt sein“ so eng verbunden.
Die Welt kann's nicht verstehen, aber das Kind Gottes versteht, daß das
Herz frohlocken kann, während das Auge weint.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Mit dieser kleinen Betrachtung dürfen wir das Jahrbuch 1916 der „G. H.“
beschließen! - Mag der Rückblick in das zu Ende gehende schwere
Kriegsjahr auch manchen gläubigen Lesers Augen trüben, und mag der
Ausblick in die Zukunft auf Erden nicht so lichtvoll sein, wie solche,
die ihre Lebensquellen nur im Diesseits haben, wünschen mögen - sicher
und unverrückbar sind für uns, die nach Seiner großen Barmherzigkeit
Wiedergeborenen (V. 3), diese in den Versen 4-9 uns vor Augen gestellten
köstlichen Dinge.
Der Glaubenspfad kann manchmal schwer erscheinen im Hinblick auf die
Trübsale, die Gottes Weisheit als „nötig“ für uns ansieht, aber wir
haben ja Ihn, den Herrn Jesus Christus, mit darinnen, uns zur Seite. Wir
sehen Ihn zwar leiblich noch nicht, aber „wir lieben Ihn“, und im
Glaubensvertrauen zu Ihm können wir „frohlocken“ im Blick auf die
herrliche endliche „Errettung, die bereit ist, geoffenbart zu werden in
der letzten Zeit“ (V. 5). Leben wir denn schon in dieser und dürfen wir
daher die Offenbarung Jesu Christi erwarten? Sicherlich, denn es ist ja
„die letzte Stunde“ (1. Joh. 2,18; vgl. auch 2. Tim. 3,1ff.), also auch
die letzte Zeit. Wie herrlich! Wird die Trübsal, die nötig für uns ist
zur Bewährung unseres Glaubens, nicht zu einem geringen „Betrübtsein“
(vgl. auch Röm. 8,18!) und auch für unsere Herzen zu einer „kleinen
Zeit“, wenn wir wissen, daß Er, den unsere Seele liebt, jeden Augenblick
kommen kann und daß wir Ihn dann schauen werden?! - Aufgeschaut! Unsere
Erlösung ist wieder näher gerückt (Röm. 15,11). „Noch über ein gar
kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen.“ (Hebr.
12,37.)
„Bald kommt der HErr, Halleluja!
Der einst als stilles Lamm
Die Sünden trug, Halleluja!
Und starb am Kreuzesstamm.
Seid bereit, vor Ihm zu stehn,
Seine Herrlichkeit zu sehn!
Was Er verheißt, Halleluja!
Das wird an uns geschehn!“ (J. M.)
Gepriesen sei Sein heiliger Name in Ewigkeit!
5. Jahrbuch (1917)
Geleitswort an den Leser:
„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Laßt uns nun
die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichtes anziehen.“
Römer 13,12.
„Denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir sind
nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. Also laßt uns nun nicht
schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein.“ 1.
Thess. 5,5.6.
Unseren werten Lesern
ist die Einberufung unseres Br. Fritz Koch, des seitherigen Herausgebers
der „Geg. Handr.“, zum Heeresdienst bereits bekannt gegeben. Im
Einverständnis mit demselben und im Vertrauen zum HErrn übernimmt der
Unterzeichnete die Schriftleitung.
Ohne den Charakter des Blattes im wesentlichen zu verändern, glauben wir
oft ausgesprochenen Wünschen, neben den Fragen und
Antworten
auch Artikel der Ermunterung zum Wandel im Glauben und in der Wahrheit
zu bringen, nachkommen zu sollen, damit auch solchen Lesern
„Handreichung“ getan werde, die zu einem Schriftstudium, wie es die
Antworten
erfordern, nicht Zeit oder Fähigkeit haben.
Bei Übernahme dieser neuen Arbeit sind wir uns unserer Untüchtigkeit
bewußt, und daß wir viel Gnade und Weisheit dazu von oben bedürfen, und
wir bitten deshalb um treue Fürbitte.
Klotzsche bei Dresden,
Anfang Januar 1917.
Die Schriftleitung.
Alb. v. d. Kammer.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Hand der Schrift durchforschen!
Frage 1:
Wer oder was ist der Morgenstern in Offenb. 2,28?
Antwort A
Der Apostel macht uns betreffs der Wiederkunft des Herrn Jesu in 2.Petri
2,19 aufmerksam, auf das prophetische Wort zu achten. Dasselbe ist ein
Licht in der Nachtzeit dieser Welt. Der „Morgenstern“ ist Christus
Selbst: „Ich, Jesus, Ich bin ... der glänzende Morgenstern“ (Offenb.
22,16). Wir befinden uns unter einem geöffneten Himmel, und das Licht
des Morgensternes leuchtet von dort hell in die Herzen der Gläubigen
hinein (Joh. 1,4.5 u. 9; 8,12; 12,35.36.46). Durch das „Anschauen der
Herr1ichkeit des HErrn“ (2. Kor. 3,18) stehen sie wachend in Seiner
Gegenwart und rechnen gleichzeitig damit, daß der Morgenstern wirklich
erscheinen wird, oder mit anderen Worten, daß die Ankunft des Herrn Jesu
Christi mit jedem Augenblick eintreten kann. Sie erwarten Ihn zur
Seligkeit (Hebr. 9,28b), und zwar ehe Er als die „Sonne der
Gerechtigkeit“ (Mal. 4,2) für die ganze Welt erscheinen wird.
(Vergl.hierzu den Schluß der
Antwort D,
Frage 31, Jahrgang 1916, Seite 209.)
Nach Kol. 1,14 und Eph. 1,7 besitzen wir die Errettung unserer Seelen
in der gegenwärtigen Zeit, während wir für die künftige Weltzeit die
Erlösung unseres Leibes erwarten (Röm. 8,23). Diese wird in
Erscheinung treten, wenn wir aufgenommen werden, um für alle Zeit bei
Ihm zu sein (1. Thess. 4,16.17; Phil. 3,20.21).
Den Morgenstern können wir nur sehen, wenn wir uns die Mühe geben, zu
wachen, denn nach Offenb. 2,26-28 wird der Morgenstern denen gegeben,
welche überwinden, und zwar den Schlaf während der finsteren Stunden der
Nacht. Der Herr Jesus - Er, der der glänzende Morgenstern ist - wird in
1. Tim. 1,1 als „unsere Hoffnung“ bezeichnet und nach Tit. 2,13 sollen
wir die „glückselige Hoffnung erwarten“, mit anderen Worten: die Ankunft
der Person Jesu Christi, umdie Gemeinde zu Sich zu nehmen vor dem
Anbruch des Tages (Joh.14,3; 1. Thess. 5,6).Das Ausschauen nach dem
„Morgenstern“ nötigt uns zur Treue und zur praktischen Reinigung (1.
Joh.3,3) und zum Wachen und Beten (Matth. 24,42; Offenb. 3,3).
C. L.
Antwort B
In 2. Petri 1,16-19 sagt Petrus den Gläubigen, daß sie wohl tun, auf das
prophetische Wort zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort
leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in ihren
Herzen. Was kann auch das Herz des Gläubigen in dieser armen Welt und in
den Umständen des Lebens mehr erquicken und beleben, als die Gewißheit
und die lebendige Hoffnung, Jesus kommt, um mich heimzuholen?
(Joh.14,3.) „Bis der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ will sagen,
daß diese Hoffnung im Herzen eine feste Gestalt gewinne und eine
lebendige Hoffnung sei, die uns befähigt, auf den kommenden HErrn zu
warten.
In Offenb. 2,28 richtet der HErr die Worte: „Ich will ihnen den
Morgenstern geben“ nur an die Überwinder in Thyatira, d. h. Er will
ihnen jetzt schon die sichere, lebendige Hoffnung Seiner Ankunft
Überwinder in Thyatira, d. h. Er will ihnen jetzt schon die sichere,
lebendige Hoffnung Seiner Ankunft ins Herz geben. Und wenn Er gekommen
ist und Sein Reich aufgerichtet hat, so sollen sie mit Ihm herrschen in
Seinem Reiche. In Offenb. 22,16.17 nennt Sich der HErr Selbst „der
glänzende Morgenstern“, und die Braut ruft sofort: „Komm, Herr Jesu.“
Der Morgenstern geht auf vor Sonnenaufgang, er leitet den Tag ein. Wenn
Er als Morgenstern Seiner Erlösten gekommen ist und sie zu Sich genommen
hat, wird Er mit ihnen kommen, und „aufgehen“ wird dann „die Sonne der
Gerechtigkeit“ mit Heil unter ihren Flügeln - für Israel zunächst und
dann für die ganze Erde. Er ist die Wurzel und das Geschlecht Davids.
F. B.
Antwort C
Es ist beachtenswert, daß wir gerade in dem Sendschreiben an Thyatira
(die Weihrauchspendende), welches die Periode der römischen Kirche
kennzeichnet, inmitten aller Verwirrung etliche finden, denen der HErr
sagen kann: „doch was ihr habt, haltet fest, bis Ich komme“ (V. 25) und
„Ich werde ihm den Morgenstern geben“ (V. 27). Wir haben ja verschiedene
Schriftstellen, die von dem Morgenstern reden und die alle in
unmittelbarem Zusammenhang stehen. Lies 2.Petri 1,19.
In Offenb. 22,16 bezeichnet Sich der HErr Selbst als der glänzende
Morgenstern. Dem wunderbaren Aufgehen des Morgensternes geht die Nacht
voraus; in dieser Nacht bedienen wir uns des Lichtes, das uns für den
Pfad gegeben ist, des Wortes Gottes, schauen aber immer nach einem
helleren Schein oder vielmehr nach dem Spender dieses Lichtes, nach dem
Sohne Gottes, der den Seinen als Morgenstern erscheinen wird, aus.
Solche Leute gab es auch zu jenen Zeiten in Thyatira; in allen dunklen
Zeiten und in allem Verfall hat der HErr eine Schar, die an Ihm und
Seinem Worte festhält und auf Sein Kommen wartet. Dem, der in
Bereitschaft und wachend dasteht, wird der Morgenstern leuchten; er
schaut über die Nacht hinaus und weiß, daß in der ersten
Morgendämmerung, gleich nach Mitternacht, der Morgenstern am Horizont
erscheint.
Ähnlich war es in den Tagen der Geburt unseres HErrn. Nicht Große und
Gewaltige waren es, die auf den Messias warteten, sondern ein Simeon und
eine Anna, sie harrten auf den Trost Israels (Luk. 1,25-38), sie
verstanden die Zeichen der Zeit. Ebenso jene Magier vom Morgenlande
(Matth. 2.1.2). Sie hatten Seinen Stern gesehen und waren gekommen, Ihm
zu huldigen. So auch hier in Thyatira. Der HErr sieht etliche, die
überwinden, und ihnen verheißt Er den Morgenstern, d. h. weil sie in der
lebendigen Hoffnung auf den HErrn lebten, offenbart Er Sich ihnen als
der Morgenstern, der erscheinen und sie bei Seinem Kommen mit Seinem
Lichte begrüßen will.
So sehen wir auch hier die Scheidung zwischen Licht und Finsternis. Für
die einen kommt der Herr Jesus als Richter oder als aufgehende Sonne der
Gerechtigkeit (Mal. 4,1-3), für die anderen aber, welche ausgeharrt
haben und Ihn in Treue erwarteten, kommt Er vor den hereinbrechenden
Ereignissen als der hell glänzende Morgenstern, d. h. sie werden Ihm
entgegengerückt und bei dem HErrn sein allezeit (1. Thess.4,17).
Jesus Christus ist dieser Morgenstern, der uns hienieden leuchtet und
nach dessen Aufgehen wir uns sehnen. Immer wieder wird der Gläubige in
all den Dunkelheiten seinen Blick üben und nach dem Horizont ausschauen,
ob Er erscheint, bis dahin laßt uns weiter flehen:
„Amen, Amen, Jesu eile,
Still' das Sehnen Deiner Braut,
Mächtiglich die Wolken teile,
Daß Dich unser Auge schaut.
Steig herauf am Horizonte,
Morgenstern, durchbrich die Nacht.
O, daß Deine Braut schon thronte
Dort mit Dir in Himmelspracht!“
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wer ist der Morgenstern? Der HErrr sagt, daß Er Selbst der „glänzende
Morgenstern“ ist (Offenb. 22,17). Was ist der Morgenstern? Der
Zusammenhang zeigt uns zweifellos, daß der HErr es ist als kommend für
die Seinen in Gnade vor Seinem Kommen zum Gericht.
Dieser Titel steht mit Seinem Kommen in Verbindung. Dreimal in diesem
Kapitel (22,7.12.20) spricht Er von Seinem Kommen, und Seine Ankündigung
als „Morgenstern“ wird sofort von dem Geist und der Braut mit einem
„Komm“ beAntwortet.
Beide Testamente, das Alte wie das Neue, enden mit der Ankündigung
Seines Kommens, das eine mit dem Hinweis auf das Gericht, das andere mit
dem Hinweis auf Seine Gnade. (So die letzten Verse.) Das Alte Testament
schließt mit Ihm als „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal. 4,2), das Neue
Testament schließt mit Ihm als „Morgenstern“. In Seinem Charakter als
„Sonne“ erscheint Er Israel und der schlafenden Welt und führt den Tag
„brennend wie ein Ofen“ ein (Mal. 4,1), aber als „Morgenstern“ erscheint
Er (vor diesem Seinem Kommen als „Sonne“) für Seine
Brautgemeinde, sie herausnehmend aus dieser Welt vor Beginn
des „großen und furchtbaren“ Tages. So wie das Kommen des
Morgensternes dem Aufgang der Sonne vorangeht, so geht auch das
Kommen des HErrn als „Morgenstern“ Seinem Kommen als „Sonne“ voraus. Der
HErr als „Morgenstern“ leuchtet und erhellt nicht die Welt, für diese
ist Er nur das Zeugnis eines für sie kommenden Tages.
Während der HErr uns in Offenb. 22,16 sagt, dass Er Selbst der
Morgenstern ist, sagt Er uns in Offenb. 2,28, daß Er dem Überwinder den
Morgenstern geben will, d. h., daß Er Sich Selbst in diesem
Charakter dem Überwinder schenken und offenbarmachen will. Wer also
die Freude des Morgensternes haben will, muß ein Überwinder sein.
Man möchte fragen, wer ist der Überwinder? Ein Überwinder in Thyatira
war der, der die Dinge, die dem HErrn entgegen waren, überwand. Was war
das ? 1. die Duldung des Weibes Jesabel, die Duldung solcher, die
sich „Prophetin“ nennen, d. h. die fälschlich einen Stand einnehmen, in
welchem man vorgibt, der Mund des Heiligen Geistes zu sein und Gottes
Worte zu reden. Dem HErrn entgegen ist. 2. die falsche Lehre,
wodurch Seine Knechte verführt werden und 3. die Hurerei, d. h.
die
Verbindungen, die Gott nicht erlaubt. Zuwider ist Ihm 4. Götzenopfer
zu essen, d. h. Dinge mitzumachen, hinter welchen Satan steht und in
denen dem Gott dieser Welt gehuldigt wird.
Diese
Dinge mußten überwunden werden.
Ich habe wider dich, daß du ... „duldest“ (ob willig oder unwillig,
macht keinen Unterschied). Dies gab Wegweisung dem Überwinder. Er macht
sich frei von der Autorität, der Lehre und den Werken Jesabels. Das
gemeinsame Joch der Ungläubigen wird abgelegt nach dem Worte des HErrn
(2. Kor. 6,14); Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und
Gesetzlosigkeit - welche Gemeinsamst Licht und Finsternis - welches Teil
ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Der Überwinder kehrt zur Autorität
des HErrn, zur Lehre der Apostel und zu „Seinen“ Werken zurück. („Seine“
Werke [V. 26] nicht „Jesabels“ Werke [V. 22]. Werke, die Seinen Geist,
Sein Leben, Ihn Selbst offenbaren.)
Dem Überwinder will der HErr Sieg geben und ihn teilnehmen lassen an
Seinem Sieg, wenn Er den Widerstand der Menschen wie Töpfergefäße
zerschmettern wird. Aber mehr noch als Überwindung und Sieg, Er will ihm
auch den „Morgenstern“ geben.
Wohl wissen wir, daß alle, die des HErrn Eigentum sind, „die
Lebenden“ bei der Ankunft des HErrn Ihm entgegengerückt werden (1.
Thess. 4,15.17). („Wir werden aber alle verwandelt werden“ [1.
Kor. 15,51]); wer aber jetzt den Sieg über die „Töpfergefäße“
haben und den „Morgenstern“ empfangen und genießen will, der darf „
nicht schlafen, wie die übrigen“ (1. Thess. 5,6), sondern muß sich frei
machen von Jesabel und ihrer Lehre.
Und ist es nicht so? Gläubige, die sich noch nicht des „Morgensternes“
erfreuen, sind es nicht meistens solche, die sich noch nicht
hinweggereinigt haben von dort, wo Jesabel mit ihrer Lehre, Hurerei und
Götzendienst geduldet wird? Die Nacht ist noch nicht vorbei. Noch heißt
es zu überwinden. Der Überwinder erfaßt das Wort: „Was du hast, hatte
fest, bis Ich komme“ (Offenb. 2,25). „Halte fest das Bild der gesunden
Worte ... bewahre das schöne anvertraute Gut ...“ (2. Tim. 1,13.14).
Der Morgenstern leuchtet keinem Schläfer. Wem aber der Morgenstern im
Herzen aufgegangen ist, dem leuchtet Trost und Mut und Freude mitten in
der Dunkelheit des Verfalles und der Verwirrung, der wandelt getrennt
von der Welt, gereinigt von der Ungerechtigkeit, wachend und wartend auf
seinen HErrn.
Frage 2
Wie verhält sich in Joel 2,28-32 und Apgesch. 2,16-21 die Weissagung zur
Erfüllung? Oder soll letztere Stelle gar nicht die Erfüllung der
ersteren sein?
Antwort A
Joel 2 und 3 beschreibt die Zustände des Volkes Israel durch die
Bedrückung anderer Völker, vornehmlich durch den König des Nordens, den
Assyrer. Nach Vollzug dieses Gerichtes unter Gottes Zulassung führt Gott
für den Überrest seines Volkes Israel die oftmals durch die Propheten
verheißene Zeit des Segens ein (Joel 2,18-27).
Doch bevor diese Segenszeit für Israel eingeführt wird, kommt der große
Tag Gottes, des
Allmächtigen (Offenb. 16 und 19,11-21). Was in Joel 2,28-32 geschrieben
steht, betrifft zunächst ausschließlich Israel, und zwar den Überrest
Israels, der durch große Drangsal und Leiden gegangen ist. Diese
Verheißungen, wie sie Joel beschreibt, sind somit für Israel als Volk
noch zukünftig.
Anders in Apgesch. 2,1-4; hier ist die Verheißung hinsichtlich der
Ausgießung des Heiligen Geistes in Erfüllung gegangen. Als die Juden
voll Staunen fragten, was das werden sollte, sagte Petrus, „dies ist es,
was der Prophet Joel geweissagt hat, daß in den letzten Tagen Gott von
Seinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch“ usw. Petrus fügt hinzu,
daß Gott dies jetzt in den letzten Tagen tun werde; damit wies Petrus
die Juden auf die Dringlichkeit der Umkehr zu Gott hin, daß sie Buße tun
und das ihnen in Christo angebotene Heil jetzt annehmen sollten zur
Vergebung der Sünden, um zugleich die Gabe des Heiligen Geistes zu
empfangen. Nachdem der Herr Jesus das große Werk der Erlösung durch Sein
am Kreuz vergossenes Blut voltbracht hatte, begann nun der Tag des
Heils; aber es war auch der Beginn der letzten Zeit und der letzten
Tage. Auch wir leben noch in diesen letzten Tagen, wie lange noch?
vielleicht nicht mehr lange! - und die Türe ward verschlossen.
Am Pfingsttag hat sich erfüllt, was Joel über die Ausgießung des Geistes
Gottes weissagte und was Jesus Seinen Jüngern vor Seinem Heimgang zu
Seinem Vater in Aussicht stellte. (Ev. Joh. 14,16.17; 16,7.8.) Der
Heilige Geist wurde ausgegossen über die versammelten Jünger und
erfüllte ihre Herzen mit Friede und großer Freude. Und er vermag noch
heute Großes zu wirken an aufrichtigen Herzen, darum, wie der Heilige
Geist spricht: „Heute, so ihr Seine Stimme höret, verstocket eure Herzen
nicht.“
F. B.
Antwort B
Joh. 14 sagt der Herr Jesus Seinen Jüngern, daß Er ihnen den Heiligen
Geist senden wolle, und Joh. 14,17 bemerkt Er ausdrücklich, daß dieser
„bei uns und in uns“ sein soll, und auf Ihn sollten die Jünger des HErrn
warten.
Wenn wir nun in dieser Verbindung Apgesch. 2 im Zusammenhang lesen,
finden wir dort die Jünger einmütig versammelt und gottesfürchtige Juden
von nah und fern sind in Jerusalem anwesend. Hier ereignet sich nun das,
was ihnen der Herr Jesus verheißen hatte; der Heilige Geist kommt
hernieder unter dem Zeichen eines gewaltigen Windes und unter der
Gestalt feuriger Zungen. Petrus als Wortführer darf hier gewissermaßen
den Erstlingen des Geistes das Reich der Himmel aufschließen, und in
seiner Ansprache verkündigt er den Juden, daß dies es sei, was schon
Joel geweissagt habe. Diese Weissagung deutet zunächst auf das kommende
Reich Christi auf Erden hin, dem der große und furchtbare Tag des
Gerichts vorausgeht. In jenen Tagen wird der Geist „über alles Fleisch“
ausgegossen, während dagegen jetzt nur ein Teil der Menschen, und zwar
die Gläubigen, den Heiligen Geist empfängt; derselbe kommt nicht auf
uns, sondern ist, wie schon oben angeführt, „bei uns und in uns“ (Joh.
14,17). So sehen wir hier wohl Petrus auf die bekannte Joelstelle
hinweisen, um den Juden zu zeigen, daß die Gabe des Geistes verheißen
war und daß sie somit für das, was sie sahen und hörten, verAntwortlich
waren. (Ähnlich wie er Vers 25-31 als Weissagung auf die Auferstehung
auf Psalm 16 hinweist.)
Zu beachten ist, daß hier in Apgesch. 2 die Erstlingsgarbe, wovon wir 5.
Mose 16 vorbildlich lesen, gesammelt wurde, und daß bei dieser
Gelegenheit Gott den Seinen die Erstlinge des Geistes gegeben
hat, aber im Anschluß an diesen Erntetag wird Gott später noch einmal
eine große Ernte halten, wenn die Sammlung der Gemeinde, d. h. alter
wahren Gläubigen vollendet und der Weizen in die himmlischen Scheunen
eingebracht ist (Matth. 13,30). Dann wird Gott noch einmal den Heiligen
Geist ausgießen, und zwar auf alles Fleisch (Joel 2,28). Wenn also die
Zeiten der Nationen erfüllt sein werden (Luk. 21,20) und die Vollzahl
eingegangen ist (Röm. 11,25), dann wird die Zeit für Israel anheben, wo
es sprechen wird: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des HErrn“.
(Vergl. Hes. 3,4.5, Sach. 9,9 und 14,4-21, Jes. 9,6-7; 52,7: 62,10-12;
65,17-25 usw.)
Ph. W.
Antwort C
Die genannte Stelle in Joel beginnt: „Und danach wird es
geschehen ...“. Es gehen also ihrer Erfüllung bestimmte Dinge voraus,
von denen vorher die Rede ist; große Not und Drangsal (1,2 - 2,11),
Umkehr zu Jehova (2,12-17) und Befreiung aus der Bedrängnis und
Umwandlung der Leiden in Freuden (2,18-27). „Und danach wird es
geschehen, daß Ich Meinen Geist ausgießen werde ...;“ also nachdem
Israel durch alle die Leiden und Bedrängnisse hindurchgegangen sein
wird, die nach dem Worte Gottes über Israel kommen müssen, und nachdem
es von Herzen zum HErrn umgekehrt sein wird.
Es ist der Anbruch einer neuen Zeit für Israel, wie Kap. 3 zeigt - der
Zeit der Herrlichkeit und der Segensfülle. Die Gefangenschaft Judas und
Israels ist dann gewendet (3,1), die Berge werden von Most triefen und
die Hügel von Milch fließen (3,18), Israel wird herausgeführt sein zu
„überströmender Erquickung“ (Ps. 66,10-12). Auch Jes. 32,10-18 zeigt
dasselbe recht klar (s. V. 15). - Ist dieses geschehen mit Israel? Nein,
zur Zeit von Apgesch. 2 nicht und auch jetzt noch nicht. Folglich kann
auch Apgesch. 2
nicht die Erfüllung von Joel 2,28-32 sein und muß diese Erfüllung noch
in der Zukunft liegen.
Wenn Petrus dennoch Apgesch. 2,16 sagt: „Dieses ist es, was durch den
Propheten Joel gesagt ist,“ so bedeutet dies nur, daß das, was geschehen
war, seinem Inhalt und Wesen nach dem in Joel Gesagten entsprach,
ohne die Erfüllung zu sein - gleichsam eine Vorauserfüllung, der die
eigentliche Erfüllung noch folgt, gerade so wie die Sendung Johannes als
Elias vor dem HErrn her (Mal. 4,5; Matth. 11,13.14; 17,11-13) und wie
das erstmalige Kommen des HErrn.
Bei denen, die am Tage der Pfingsten beisammen waren (Apgesch. 2,1),
waren die Voraussetzungen für die Ausgießung des Heiligen Geistes
erfüllt. Durch die Leiden war der HErr für sie gegangen (Jes. 53, Ps.
69), und sie waren von Herzen zu Ihm umgekehrt; so konnte auch Gott an
ihnen Seine gegebene Verheißung des Heiligen Geistes erfüllen. Die
Erfüllung für Israel als Volk aber, wovon Joel spricht, steht noch aus,
da für Israel als Volk noch die obengenannten Voraussetzungen fehlen.
Aber die Zeit wird kommen und dann wird Joel 2,28-32 buchstäblich
erfüllt werden.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Als die Menge das Wunder der Sprachen vernahm, fingen einige an zu
spotten, die Jünger seien
trunken und der Geist des Weines rede aus ihnen. Daraufhin zeigt ihnen
Petrus, daß das, was sie sahen, ihnen als Juden, die das prophetische
Wort besaßen, nicht unbekannt sein sollte und sagt: „Dies ist es,
was durch den Propheten Joel gesagt ist.“
Er sagt nicht: „dies ist die Erfüllung“ oder: „Es ist erfüllt“ was Joel
gesagt. Das war es nicht. Die Erfüllung der Weissagung wird
stattfinden wenn Israel durch die Drangsal zum HErrn gebracht ist und
Ihn angenommen hat. Aber das, was sie sahen, war das, wovon Joel schon
gesagt - geredet hatte. Es war ein Teil, eine Anfangserfüllung der
Joel-Weissagung, aber noch nicht die volle Erfüllung.
Hätte das Volk auf Petri Predigt (Apgesch. 3,18-26) Buße getan, so würde
das Pfingstereignis zur Vollerfüllung von Joel geworden sein, geradeso,
wie wenn sie Johannes den Täufer angenommen (Matth. 11,14 und 17,12) und
Buße getan hätten, er der Elias gewesen wäre. So aber wird Elias als die
Vollerfüllung an einem späteren Tage noch kommen. Die Ansgießung des
Heiligen Geistes ist, wie Johannes, gleichsam ein Voraus-Ereignis, eine
Früherfüllung der Weissagung - der Frühregen, dem der Spätregen noch
folgt. (Siehe auch Röm. 8,23.)
Frage 3
Dürfen Kinder Gottes auf Grund von Matth. 18,19.20; Apost. 16,31; 2.
Petr.2,9; 1. Joh. 5,14.15 und anderer Stellen zuversichtlich um die
Bekehrung ihrer Angehörigen bitten, der Erhörung gewiß?
Antwort A
„Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, und zur Erkenntnis der
Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2,4), und nach Vers 1 werden wir ermahnt,
„Fürbitte zu tun für alle Menschen“. Zu diesen gehören unsere
Angehörigen in erster Linie. Kinder Gottes, die um Jesu willen
Zugang zum Throne der Gnade haben (denn das Blut Jesu Christi ist der
Grund, warum wir in Gottes Gegenwart treten dürfen und daß dann dort
unsere Gebete Annahme finden, vgl. Hebr. 10,19.22!), dürfen also
zuversichtlich um die Bekehrung ihrer Angehörigen bitten. Solche Bitten
werden nach 1. Joh. 5,14.15 erhört unter der Voraussetzung, daß der HErr
uns hört, d. h., daß keine Trübung zwischen uns und dem HErrn besteht.
Im Evangelium Markus 2,1-12 wird uns erzählt, wie Leute einen
Gichtbrüchigen von einem Dache herunterlassen, damit ihn Jesus heilen
sollte. Im 5. Vers lesen wir: „als aber Jesus ihren Glauben sah, spricht
Er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind dir vergeben.“ Hier sieht
der HErr den Glauben derer, die den Kranken zu Ihm gebracht hatten.
Dieselbe Gegebenheit wird uns noch in Matth. 9,1-8 und Luk. 5,17-26
berichtet. Auf Grund dieser dürfen wir Glauben haben für andere, damit
sie errettet werden. Die Fürbitte ist das Eintreten des Glaubens für
andere.
In 1. Könige 18,41-46 lesen wir von dem Propheten Elia, der ein Mensch
war gleichwie wir (Jak. 5,17) wie er anhaltend um Regen betete;
(siebenmal Vers 43 u. 44). So soll die ernstliche Fürbitte auch bei
scheinbarer Nichterhörung anhaltend sein; dem Beispiele des Elia sollten
wir folgen, bis die Erhörung kommt. Tun wir dies?
Wenn wir oft nichts von dem Wirken der Gnade Gottes an den Herzen
unserer Mitmenschen zu sehen bekommen oder erfahren, so müssen wir doch
annehmen, daß Gott immer Mittel und Wege hat, sei es durch Knechte
Gottes, Schriften, eingreifende Begebenheiten usw., den Menschen die
Augen
aufzutun. (Apgesch. 26.17.18.)
C. L.
Antwort B
„Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.“
„Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir, und er
betete ernstlich, daß es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der
Erde drei Jahre und sechs Monate. Und widerum betete er, und der Himmel
gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor“ (Jak. 5.16 u. 17).
Der Hinweis auf diese Schriftstellen, deren noch viele andere
hinzuzufügen wären, mag genügen, um zu zeigen, wie sehr Gott Sich
gewissermaßen Selbst abhängig macht hinsichtlich Seines Tuns und Lassens
von der Fürbitte, und welche Freude es für Ihn sein muß, wenn
Glaubensgebete zu Ihm gesandt werben. Wenn in bezug auf Erhörung dem
Beter gesagt wird: „Was irgend ihr den Vater bitten werdet in Meinem
Namen, Er es euch gebe“ (Joh. 15,16) und „dem Glaubenden ist alles
möglich“ (Markus 9,24), so ist dies gewiß auch anwendbar auf die Rettung
von Menschen, denn Gott will ja, daß alle Menschen errettet werden (1.
Tim. 2.4). Sicherlich ist es auch anwendbar auf die nächsten Angehörigen
des betr. Beters.
Dabei ist nur zu berücksichtigen, daß, wenngleich Gott alles tut
hinsichtlich der Errettung von Menschen, im letzten Grunde alles getan
hat, in der Sendung und Dahingabe Seines geliebten Sohnes, Er doch
niemanden zwingt, was Er an und für sich ja könnte, sondern auf freie
Willensentscheidungen wartet. Gott läßt dem Guten Zeit, sich frei
auszuwirken, in Seiner Gerechtigkeit läßt Er aber auch dem Bösen ebenso
Zeit. Und was gerade die hier in Rede stehende Frage anbelangt, so sagt
der HErr in Matth. 10,36: „Des Menschen Feinde werden seine eigenen
Hausgenossen sein“, und unmittelbar vorher: „Ich bin gekommen, den
Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer
Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.“
Wie oft ist dies tatsächlich der Fall, daß im eigenen Hause, von den
allernächsten Angehörigen die größten Schwierigkeiten und die bittersten
Feindschaften erlebt werden müssen. Bei solchen Erfahrungen sollen dann
Worte wie in Matth. 10,32 und Mark. 8,38 erlebt bezw. nicht erlebt
werden. Immerhin wird bei Feindschaften im eigenen Hause und von den
nächsten Angehörigen, soweit eine klare, entschiedene und treue Stellung
dem HErrn gegenüber gewahrt wird, schließlich doch die Frucht gezeitigt
werden, in der der „Saulus“ zum „Paulus“ wird.
Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, daß nach der Weise der
Weltregierung Gottes in vielen Fällen das Wort: „Was irgend der Mensch
säet, das wird er auch ernten“ im Hintergrund steht. Die Gnade vergibt
und segnet, aber hebt nicht jenen göttlichen Grundsatz Seiner Regierung
auf! Beispielsweise eine gläubige Jungfrau ist bei der Heirat nicht
gewissenhaft und denkt, der Mann wird sich schon nach der Heirat
bekehren. Solche kann dann erleben, daß Gott in Gnaden diese verkehrte
Handlungsweise vergibt, nach Seiner Regierung aber die Frau vielleicht
zeitlebens oder doch lange Zeit das genießen läßt, was sie sich erwählt
hat. - Ähnliches können Eltern erleben, die bei der Verheiratung ihrer
Kinder vor dem HErrn nicht treu sind und um des Mammons oder anderer
Dinge willen ein Auge zudrücken.
Es ist eine außerordentlich ernste Sache, den Unterschied zwischen Gnade
und Regierung kennen zu
Es ist eine außerordentlich ernste Sache, den Unterschied zwischen Gnade
und Regierung kennen zu lernen, es ist ein Gegenstand von tiefem
Interesse und großem praktischen Werte, durch den in der gegenwärtigen
Frage manches Rätsel gelöst wird.
W. W.
Antwort C
Zur richtigen BeAntwortung
dieser Frage ist zu beachten, daß Gottes Heils- und Segensgedanken nicht
nur den einzelnen, auch nicht nur im weitesten Sinne jeden und alle
umspannen, sondern im besonderen Sinne auch das Haus, die Familie des
Gläubigen.
Die Ehe und Familie ist nach dem Willen und den Gedanken Gottes heilig,
eine besondere Stätte der Offenbarung, des Segens und der Fürsorge
Gottes, ein Heim und Herd der Liebe und des Friedens, ein irdisches
Abbild und Gleichnis vom himmlischen Urbild, dem großen Geheimnis und
vom Vaterhause droben.
Gott will mit und durch den einzelnen dessen ganzes Haus, seine ganze
Familie segnen und retten. Diese Absicht und diesen Zweck verfolgt der
HErr zunächst mit dem Familienhaupte, dann aber auch mit den
Familiengliedern.
Die durch die Sünde entweihte und verwüstete Stätte soll durch die
Erlösung in Christo wieder zu ihrer göttlichen Bestimmung zurückgebracht
werden.
Daß und wie dem HErrn das Heil des ganzen Hauses des Gerechten am Herzen
liegt, geht aus dem Worte Gottes klar hervor. Man lese 1. Mose 7,1;
19,12.13; 2. Mose 12,3; Luk. 19,5.9; 8,38.39; Apgesch. 16,31.
Als Kinder Gottes dürfen und können wir nicht nur zuversichtlich um die
Bekehrung unserer Angehörigen bitten, diese Fürbitte ist vielmehr unsere
allererste und größte Liebespflicht Menschen gegenüber.
Die Gewißheit der Erhörung hängt in erster Linie von uns, den Betern
selbst ab. Wollen wir uns auf die Verheißungen Matth. 18,19.20 und 1.
Joh. 5,14.15 für die Rettung unserer Angehörigen stützen, um unserer
Gebetserhörung für sie gewiß zu sein, so muß sich unser Glaube an den
Herrn Jesum (Apgesch. 16,31) unseren Angehörigen gegenüber ausweisen in
einem göttlichen Wandel und klaren Zeugnis, in einem Leben der
Selbstverleugnung, göttlicher, dienender und tragender Liebe,
andernfalls sind wir ein Hindernis zu ihrer Errettung, um so mehr, als
wir gerade unseren Angehörigen gegenüber in Gefahr sind, uns „gehen zu
lassen“, oder ungötttiche Rücksichten zu nehmen. (Wie oft und sehr
werden Unbekehrte auch durch das Anpredigen, durch Härte und Schroffheit
ihrer „bekehrten“ Angehörigen abgestoßen.)
„Ein Lamm für jedes Haus“ ist die Vorbedingung erhörlichen Betens um die
Rettung unserer Angehörigen, d. h. unser Glaube an das Lamm Gottes muß
uns zu Lämmern machen, die durch Lammessinn und Lammesnatur die anderen
anziehen und für das Lamm gewinnen, zum Lamme Gottes hinlieben und
hinführen.
Dazu gehört auch das Herabsteigen in die Lage und in das Verständnis der
anderen, andererseits
aber auch unbedingte Treue gegen den HErrn und gegen Seine erkannte
ganze Wahrheil. Auch müssen bekehrte Familienväter wachen, um jeder
Gefahr der Gleichstellung mit der Welt und ihrer Lockungen und Einflüsse
entgegenzutreten, so daß er mit allen seinen Angehörigen allezeit ganz
auf dem Standpunkt stehen könne: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem
HErrn dienen“. Unheiliger Geist verdrängt den Heiligen Geist. (Der
Hohepriester Eli!)
Unter all diesen Voraussetzungen, werden uns die unzähligen kostbaren
Gebetserhörungen treuer Mütter usw., wie auch die Tatsache, daß dieses
Gebet nach dem Willen Gottes ist, ermuntern, zuversichtlich, beharrlich,
mit großer Geduld um die Errettung unserer Augehörigen zu flehen, und
wir dürfen sicher der Erhörung gewiß sein, d. h. Gott wird sicher Seine
ganze Liebe, Weisheit und Macht gebrauchen, um die Verlorenen zu
überwinden und zur persönlichen Willens- und Lebensentscheidung für
Christum zu bewegen. Sicher werden in der Ewigkeit verhältnismäßig
wenige Seelen sein, die sich durch die heiligen, beharrlichen
Glaubensgebete ihrer bekehrten Angehörigen dennoch den Weg in das um so
größere ewige Verderben bahnten.
A. W.
Ermuntert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
1917.
Wieder ist ein Jahr vergangen, und wir sind um 365 Tage der Ewigkeit
näher gerückt. Was war der Inhalt dieser Zeit? Am Tage der
Offenbarwerdung (2. Kor. 5,10) werden wir dieses Jahr wiederfinden, und
dann werden wir es sehen in dem Lichte des Urteils Christi. Noch ist Er
am Werke, Sich Seine Gemeinde zu reinigen durch die Waschung mit Wasser
durch das Wort, damit Er sie Sich an jenem Tage verherrlicht darstelle
ohne Flecken und Runzel. Hat der HErr Sein reinigendes Werk zu tun
vermocht? Ließ ich mich reinigen? Er will es - aber ließ ich das
Licht des Wortes auf mein Werk, auf meine Neigungen, auf meine Gedanken
leuchten, so daß Er mich reinigen konnte? Was werden diese 365 Tage vor
dem Richterstuhl aufdecken? Werden dort die Wege Seiner Gnade offenbar
werden, wie Er mit mir zum Ziele kommen konnte, als ich in Buße und
Bekenntnis zu Seinen Füßen Gericht über mich hielt, und Er meine Füße
waschen konnte mit dem Wasser des Wortes? Wissen wir etwas davon, oder
gab es nichts zu richten bei uns und auf unseren Wegen?
Die Tage sind ernst, in denen wir das neue Jahr beginnen. Der HErr redet
in gewaltiger Sprache zur Welt und auch zu den Seinigen. Wir können
nicht erwarten, daß die Welt sich vor Ihm beugen soll, wenn nicht wir,
die Gläubigen - du und ich - uns beugen und demütigen unter Seiner
gewattigen Hand und in Buße und Bekenntnis alles vor Ihn bringen, was
nicht nach Seinem Geiste ist. Der HErr will dies bei uns erreichen.
Hören wir die Stimme Dessen, der zu uns vom Himmel redet? Sehet zu, daß
ihr Den nicht abweiset, der da redet! (Hebr. 12,25.) Und wenn Sein Geist
dich jetzt an Dinge, Worte oder Leidenschaften erinnert, so gehe jetzt
zu Ihm und laß dich reinigen.
oder Leidenschaften erinnert, so gehe jetzt zu Ihm und laß dich
reinigen.
Es ist not für Gottes Volk, aufzustehen vom Schlafe. Nie waren die Tage
dunkler als jetzt, und nie war die Ankunft des HErrn näher als jetzt.
Vor Zeiten grüßten sich Kinder Gottes mit dem Worte: „Maranatha“, d. h.
„Der HErr kommt.“ Dies hat längst aufgehört, aber wichtiger als der Gruß
ist es, daß du und ich zu denen gehören, die Ihn erwarten und mit
ungeteiltem Herzen Ihm leben.
Das neue Jahr liegt vor uns wie am Horizonte heraufkommend, und bang
möchten wir fragen: Was birgt es in seinem Schoße? Wer kann es sagen?
Der HErr allein weiß es. Eins ist gewiß, - große Dinge und Veränderungen
in der Welt haben wir zu erwarten. Aber alle diese müssen den
zukünftigen Plänen unseres Gottes dienen, der Seinem Sohne das Erbe
geben will. Was da auch kommen mag, wir wissen: Der HErr bleibt. Er ist
der Unveränderliche - der Ewige, und wir hören und erfreuen uns an
Seinem Wort: „Du, HErr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die
Himmel sind Werke Deiner Hände; sie werden untergehen, Du aber
bleibst, und sie alle werden veralten wie ein Kleid, und wie ein Gewand
wirst Du sie zusammenwickeln, und sie werden verwandelt werden. Du aber
bist Derselbe, und Deine Jahre werden nicht vergehen (Hebr. 1,10-12).
Er bleibt!
Das gibt Stärkung für den Pilgerpfad. Die Nacht ist dunkel - Schmerz und
Kummer mögen über uns kommen - aber Er bleibt Derselbe, gestern, heute
und in Ewigkeit. Ein Blick auf Ihn - und das Herz wird still, getrost
und glücklich. Laßt uns, Brüder, das Werk des HErrn treiben. Er hat
jedem Seiner Knechte für die Zeit Seiner Abwesenheit ein Werk gegeben.
Und bald will Er kommen. Und wenn wir treu waren, will Er uns mit dem
Gruße Seiner Liebe empfangen: „Ei, du guter und getreuer Knecht, über
weniges warst du treu, über vieles werde Ich dich setzen, gehe ein in
die Freude deines HErrn.“
v. d. K.
„Er wußte nicht.“
Solches berichtet uns der Heilige Geist von zwei Männern, von Mose und
von Simson. Beide gehörten dem Volke Gottes an und beide waren Werkzeuge
in Gottes Hand. Was wußten sie nicht? Mose wußte nicht, daß sein
Angesicht glänzte und Simson wußte nicht, dass Jehova von ihm gewichen
war. Welch ein Unterschied!
Moses war 40 Tage in Jehovas Gegenwart. Dort wurden ihm die zwei Tafeln
des Zeugnisses, in Stein eingegraben „in Herrlichkeit“, anvertraut, und
als er dann aus dem oberen Heiligtum heraustrat, sah man an ihm die
Strahlen jener Herrlichkeit. Und ist es nicht heute noch ebenso? „Wir
alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HErrn
anschauend, werden verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu
Herrlichkeit, als durch den HErrn, den Geist“ (2. Kor. 3,18).
Wie ganz anders bei Simson. Er gibt sein Herz einem heidnischen Weibe.
Moses allein mit Gott - Simson schlafend auf den Knien der Delila. Der
eine in der gesegneten Gemeinschaft mit Gott, der andere seine Seele
plagend in der Welt. Moses in dem verborgenen Umgang mit Gott empfängt
das Licht der Herrlichkeit - Simson, müde der Plage, gibt sein Geheimnis
preis, legt sein Haupt in den Schoß der Delila, und schlafend ergibt er
sich dem Betrug der Sünde und verliert die Kraft Jehovas.
Das, womit mein Herz beschäftigt ist, worin meine Seele lebt - das wird
nach außen sichtbar. Es ist
unmöglich, daß unser Wandel im Himmel ist und und unser Herz sich an Ihm
sättigt, ohne daß Jesus und himmlisches Wesen sich in uns offenbart -
und ebenso unmöglich ist es, wenn das, was in der Welt ist, unser Herz
fesselt, daß dieses nicht in Wort und Wandel zum Ausdruck kommt.
Ohne daß wir es wissen (wie bei Mose und Simson) wird offenbar, wo unser
Herz lebt. Mose wußte nicht, daß sein Angesicht glänzte, andere aber
sahen es. Simson wußte nicht, daß Jehova von ihm gewichen und glaubte so
tun zu können wie vordem, aber seine Feinde wußten, daß er sein ganzes
Herz preisgegeben, und stachen ihm die Augen aus.
Dasselbe, was uns Gott an diesen beiden Männern zeigt, sehen wir heute
noch, sowohl bei einzelnen als bei ganzen Versammlungen (Offenb. 3,17).
Das, wovon wir angezogen - hingenommen werden, das prägt sich bei dem
Einzelnen oder in der Mitte der Versammlung aus. Ist es die Welt, wir
werden weltlich. Ist es unser Ich - wir werden eigenliebig. Ist es
Christus - wir werden Ihm ähnlich. Genießen wir Seine Liebe - so wird
Liebe von uns ausgehen. Trinken wir das Wasser des Lebens - Ströme
werden von uns fließen (Joh. 7). Möchtest du ein Segen sein? Hier ist
der Weg. Bleibe in Ihm - sättige dich an Ihm, laß dich segnen – und du
wirst ein Segen sein.
v. d. K.
Christus und die Gemeinde.
Inmitten des weiten Bekenntnisses des Christentums befindet sich das,
was unaussprechlich kostbar für Gott den Vater und für den Herrn Jesus
Christus ist, nämlich Seine Gemeinde. Und obgleich die Gemeinde Gottes
der große Inhalt der gegenwärtigen Zeitperiode ist, müssen wir doch
bekennen, wie gering im allgemeinen das Verständnis unter den Gläubigen
hierfür ist. Nicht, dass solche nicht wirklich gerettet und wahre
Gläubige seien. Jemand mag gläubig sein, und doch sehr wenig von den
Gedanken Gottes über Seine Gemeinde kennen. Er mag der Gemeinde Gottes
angehören (denn alle wahren Gläubigen gehören Seiner Gemeinde an) und
doch unwissend sein über Wesen und Bestimmung der Gemeinde Gottes. Die
Gemeinde ist mit Christo dem Haupte in Herrlichkeit verbunden - „Sein
Leib“. Sie ist die Wohnung des Heiligen Geistes. Ihre Berufung ist
himmlisch. Alle ihre Segnungen und Hoffnungen sind himmlisch. Ihre
Aufgabe hier unten ist, Christus darzustellen und die Reichtümer der
Gnade Gottes zu offenbaren. Wenn sie vollendet ist, wird sie in die
himmlischen Örter aufgenommen, und dann wird Gott mit der Welt in
Gericht handeln. Welche Herrlichkeit, aber auch welche VerAntwortlichkeit
ruht auf einer solchen Körperschaft! Das uns umgebende tote Bekenntnis
des Christentums beansprucht, Christi Gemeinde zu sein, aber es hat
nichts damit gemein.
Vor dem Tode und der Auferstehung Christi gab es diese Gemeinde nicht -
sie war schon da im Vorsatz Gottes vor Grundlegung der Welt. (Und
das ist sehr köstlich!) Gegründet wurde sie tatsächlich am Pfingsttage
durch die Herniederkunft des Heiligen Geistes. Alle, die an den HErrn
gläubig waren, wurden durch den Geist zu einem Leibe vereinigt, und
dieser Leib (von jenem Pfingsttage an) ist Seine Gemeinde. Christus in
der Herrlichkeit ist das Haupt Seines Leibes, und alle wahren Gläubigen
sind Glieder desselben. Durch den Heiligen Geist sind sie mit dem Haupte
und auch miteinander verbunden. Er wohnt in dem Leibe, und durch Ihn
strömt vom Haupte aus Leben und Kraft und Segen und Leitung dem Leibe
zu.
Etwas Derartiges gab es nie zuvor in der Welt. Von der Zeit an, als die
Sünde in die Welt kam und
Gott die Verheißung des Schlangenzertreters gegeben hatte, gab es
solche, die „durch Gnade mittelst des Glaubens“ gerettet waren, z. B.
ein Abel, Seth, Henoch, Noah in der vorsintflutlichen Zeit, später
Abraham und andere - Patriarchen, Propheten, Priester, Könige und viele
andere, deren Namen wir nicht kennen. Von ihnen wird in Hebr. 11 gesagt,
daß sie durch Glauben lebten und im Glauben starben und einer besseren
Auferstehung entgegensahen. Aber nie waren sie zusammengefügt und
vereinigt zu einem Leibe. Nie wurden sie als Gemeinde vereinigt und
bewohnt vom Heiligen Geist.
Henoch wandelte mit Gott. Noah fand Gnade in den Augen des HErrn.
Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.
Isaak und Jakob wandelten als Fremdlinge. Joseph bewahrte durch Gnade
seine Reinheit in den Umständen der furchtbarsten Versuchung. Moses war
im engsten Verkehr mit Gott vierzig Tage und Nächte auf dem Berge. Josua
leitete das Volk ins verheißene Land. Simson, Jephtha und andere waren
Werkzeuge Gottes zur Befreiung Israels. Und wie viele solche Gläubige
könnten wir noch nennen! Alle diese sind uns in der Schrift gezeichnet
als einzelne Personen, als einzelne Knechte, die Ihm dienten - aber nie
als Glieder Seines Leibes. Sie waren Männer des Glaubens. Ihre Hingabe
und ihr Gehorsam leuchtet aus den göttlichen Berichten heraus. Aber in
allem, was von ihnen gesagt ist, nie kann ein solcher Gedanke gefunden
werden, daß sie Glieder des Leibes Christi waren.
Ohne Zweifel waren sie lebendig gemacht durch den Geist. In dem Werte
des Opfers des zuvorerkannten Lammes Gottes hatten sie Vergebung und
Errettung, Sie alle haben teil an der ersten Auferstehung und teil an
der himmlischen Herrlichkeit. Darüber gibt es keine Frage. Aber alles
dies hat nichts mit der Gemeinde zu tun. Dieses alles: Leben,
Gerechtigkeit, Auferstehung, Herrlichkeit teilt die Gemeinde mit den
Heiligen des Alten Bundes; aber das, was mit der Gemeinde verbunden und
ihr allein eigen ist, ist weit köstlicher und höher als alles dieses:
Nämlich die tatsächliche, lebendige Einheit mit Christo, dem
himmlischen Haupte und Einheit der Glieder miteinander - mit allen, die
durch den seit Pfingsten herniedergekommenen Heiligen Geist „zu einem
Leibe getauft“ worden sind. Gab es etwas derartiges je zuvor!?
Wohl hatte Gott ein „Volk“, abgesondert von den Nationen, bestimmt für
irdische Segnungen - aber wie verschieden von Seiner „Gemeinde“ und der
„himmlischen Berufung“! Längst zuvor, ehe Gott Israel absonderte zu
Seinem Volk auf dieser Erde, ehe die Nationen der Erde da waren, aus
denen heraus Er Abraham berief, ja „ehe die Berge eingesenkt wurden“,
„als Er die Erde noch nicht gemacht hatte“, war die Gemeinde schon da in
den Plänen und Vorsätzen Gottes. Im Epheserbriefe (1,13) lesen wir: „Wie
Er uns auserwählt hat in Ihm vor Grundlegung der Welt.“ In diesem
Briefe gibt Gott uns eine Fülle von Offenbarungen über Seine Gemeinde.
Und womit beginnt Er? Nicht mit dem Bunde, den Er David machte - nicht
mit der Erlösung durch das Blut des Lammes - nicht mit der Berufung
Abrahams - oder der Schöpfung der Welt - Er führt uns zurück zu Seinen
Gedanken, Plänen und Vorsätzen vor Grundlegung der Welt. Ewig,
wie der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, so wird uns hier der
„ewige Vorsatz“ Gottes gezeigt, „den Er gefaßt hat in Christo Jesu,
unserem HErrn“. Zur Vollendung dieses Seines ewigen Ratschlusses, dazu
mußte die Schöpfung aller Dinge dienen „... Gott, der alle Dinge
geschaffen hat, auf daß jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den
himmlischen Örtern durch die Gemeinde kundgetan werde die gar
mannigfaltige Weisheit Gottes nach dem ewigen Vorsatz, den Er
gefaßt hat in Christo Jesu, unserem HErrn“ (Eph. 3,9-11).
Welch hohen Stand hat die Gemeinde empfangen! Nach dem göttlichen
Ewigkeitsplane ist sie bestimmt, in Christo in ewigen Zeiten Seine
Herrlichkeit zu entfalten. Dem aber, der über alles hinaus
zu tun vermag ... Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde in
Christo Jesu, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin
(Eph. 3,20.21). Muß sich nicht unser Herz beugen und müssen wir nicht
mit Ehrfurcht anbeten über die Gnade, die unserer so gedacht hat?! Wie
demütigend ist es, so wenig Verständnis und Interesse für die Gemeinde
Gottes unter den Gläubigen zu finden. Das, was Gott beschäftigte vor
Grundlegung der Welt - das, was Gott für die Gegenwart zu so hohen
Aufgaben bestimmt hat - das, worin in ewigen Zeiten Seine Herrlichkeit
gesehen werden soll - das beschäftigt uns so wenig! Sollte nicht jeder
Gläubige zum Nachdenken kommen, sich zu prüfen und zu fragen: Wie weit
gehe ich praktisch in den Ratschluß Gottes ein - wie weit verwirkliche
ich in meiner Person, in meinem Verhalten - in meinem Dienst Gottes
Gedanken über Seine Gemeinde? Aus Gnaden gehören wir Seiner Gemeinde an,
soll nicht auch in unserem Zusammenkommen das, was Seine Gemeinde ist,
sichtbar werden? Den Korinthern mußte der Apostel sagen: „Etliche sind
in Unwissenheit über Gott, zur Beschämung sage ich's euch“ (1. Kor.
15,34). Solchen mag die Gemeinde Gottes belanglos und unwesentlich
erscheinen, eben weil sie Gottes Gedanken nicht kennen. Ihr Stand und
Wandel geht über den persönlichen Pfad, persönliche Aufgaben und
persönliche VerAntwortlichkeit
nicht hinaus. Daß sie auch einverleibt einem Körper (der völlig von der
Welt abgesonderten Gemeinde) und verbunden mit dieser Körperschaft sind
zu einem gemeinsamen Wege, gemeinsamen Aufgaben, gemeinsamer VerAntwortlichkeit,
gemeinsamen Segnungen, das ist ihnen unwichtig. Mit den Offenbarungen
Gottes über Seine Gemeinde in der Hand sind sie in Unwissenheit über
Seine Gemeinde. Sie stimmen ein mit Paulus, wenn er von dem HErrn sagt:
„Der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat (Gal. 2,20),
aber „der die Gemeinde geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat“
(Eph. 5,25), das sagt ihnen nichts Besonderes. Wenn jemand heute zum
Stande der alttestamentlichen Heiligen oder dem des Volkes Israel
zurückkehren wollte, so würden wir ihm sagen: Weißt du nicht, daß Gott
größere und höhere Dinge geoffenbart hat? Und so möchten auch wir diesen
teuren Mitverbundenen, denen es genügt, gleich den alttestamentlich
Heiligen (als die Gemeinde noch nicht geoffenbart war) einzeln, für sich
persönlich ein gottseliges Leben zu führen und dem HErrn zu dienen,
sagen: Weißt du nicht, daß Gott Seine Gemeinde noch auf Erden hat - eine
sichtbare, lebendige, wirkende Körperschaft, die berufen ist,
zusammenzukommen zu hohen Aufgaben, und von der du ein Teil bist? Möge
jeder seinen Stand, sein Verhalten, seine Verbindung prüfen, ob er sich
auf dem Grunde der Gemeinde Gottes befindet!
Fortsetzung folgt.)
Geleitswort an den Leser:
Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen.
Wir sind aber gutes Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leibe
und einheimisch bei dem HErrn sein.
Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, Ihm
wohlgefällig zu sein.
2. Kor. 5,7-9.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man
die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 4
Ist aus Eph.4,12ff. (13!) und Joh. 17,21-23 u. a. zu entnehmen, daß die
Gemeinde Jesu Christi vor ihrer bei der Entrückung erfolgenden Aufnahme
schon auf Erden vollkommen gemacht, geeint, in apostolischer Kraftfülle
dargestellt werden wird?
Antwort A
1. Joh. 3,2.3, Joh. 17,24 u. a. Stellen können uns als Leitlinien für
unsere irdische und himmlische Stellung dienen. Jeder Errettete
ist in Christo, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt,
vollendet, d. h. zur Fülle gelangt (Kol. 2, 9.10), und auf dem neuen
Boden, auf den er durch die Gnade gestellt, ist er eine neue Schöpfung
(2. Kor. 5,17). So sehen wir, daß es das Wohlgefallen Gottes war, alles,
was geschaffen ist, unter die Hand Christi zu vereinigen. Innerhalb
dieser Bereinigung aller Gläubigen zu einem Leibe wohnt Gott durch
Seinen Geist in der Gemeinde, und die geknüpften Bande sind so eng
geschlungen, daß keiner ein Christ sein kann, ohne zugleich mit allen
denen, die es auch sind, eins zu sein. Also wir sehen, daß der Sieg
Christi ein vollkommener ist und daß uns deshalb der Apostel im
Epheserbrief eine befreite, vollkommene Gemeinde, die in der Kraft des
Geistes dasteht und die trotz der noch vorhandenen Macht Satans zum
vollen Wuchse und zur Fülle des Christus gelangt ist, zeigen kann. So
ist die Gemeinde heilig und tadellos vor Gott; wenn auch noch nicht
erschienen ist, was wir sein werden, so hat der Sohn Gottes dennoch ein
vollkommenes Werk geschaffen, das ewig ist. „Ich in ihnen und Du in Mir,
auf daß sie in eins vollendet seien“ (Joh. 17,23). Sobald wir zum vollen
Bewußtsein dieses Geheimnisses gelangen, wissen wir, es umschließt die
ganze Hoffnung der Herrlichkeit, welche wir als Gläubige mit Jesu
teilen. Das Vermächtnis lautet: „Und die Herrlichkeit, die Du Mir
gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie
Wir eins sind“ (Joh. 17,22). Wohl ist die Kraftfülle jetzt nicht
sichtbar. Aber die Vollstreckung dieses Testamentes lautet: „Auf daß Er
in den kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum Seiner Gnade
in Güte gegen uns erwiese in Christo Jesu“ (Eph. 2,7). So wächst die
Gemeinde, wohl zusammengefügt durch die Wirkung der Gnade, zu dem Maße
des vollen Wuchses des Hauptes selbst und steht in doppeltem Charakter
da: als der Leib Christi im Himmel und als Wohnung des Heiligen Geistes
auf der Erde. Sie ist vollkommen gemacht, geeint schon hienieden durch
das Wort, wird aber erst zur Darstellung gelangen, wenn wir beim HErrn
sind.
Ph. W.
Antwort B
Die Gemeinde des HErrn in ihrem ersten Zustand bietet ein
herzerfreuendes Bild vollkommener Einheit und großer Kraft dar. So sehen
wir sie in Apgesch. 2,42-47; 4,23-37. In Kap. 5,1-11 sehen wir auch noch
diese Kraft, aber in einer anderen Richtung, nämlich in ihrer Betätigung
gegen das Böse, das der Feind hereinbrachte, das aber durch die
vorhandene Kraft sofort ausgeschieden wurde. Trotz diesem sofortigen
Ausscheiden des Bösen ist hier der Anfang des Verfalles der Gemeinde. In
den ersten Versen des Kap. 6 sehen wir den Verfall schon deutlicher. Es
war schon nicht mehr die Kraft da, die jedes Böse ausschied und
fernhielt, sondern das Böse hatte Fuß gefaßt in der Gemeinde, und
bewahren in dem Bande des Friedens“ (Eph. 4,3). - Die V. 22 und
23 in Joh. 17 sprechen nicht von der Einheit der Kinder Gottes
hienieden, sondern von ihrer Einheit in Herrlichkeit. Der HErr hat dort
jenen noch zukünftigen Zeitpunkt im Auge, wo die Seinen bekleidet sein
werden mit derselben Herrlichkeit, die der Vater Ihm als Mensch droben
gegeben hat, und wo sie dann in eins vollendet sein werden und Er dann
in Herrlichkeit mit ihnen erscheinen wird und Er „verherrlicht werden
wird in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt
haben“ (2.Thess. 1,10). Dann wird die Welt nicht mehr „glauben“, sondern
an dem, was sie sehen wird, „erkennen“, daß der Vater Ihn gesandt und
sie, die in Seiner Herrlichkeit dastehen, geliebt hat, wie Er Ihn
geliebt hat! - Wie kostbar und herrlich!
Eph. 4,13
ist etwas schwieriger, da dort die Auffassung Raum gewinnen könnte, als
handle es sich um das endliche Ziel, das der Dienst der vorher genannten
Gaben hienieden erreichen solle. Dem ist aber nicht so. Die Gaben in V.
11 sind gegeben „zur Vollendung der Heiligen: für das Werk des Dienstes,
für die Auferbauung des Leibes Christi“ (V. 12) - das ist hienieden,
ohne Zweifel - „bis wir alle ...“ Dieses „bis“ setzt diesem
Dienste klar und bestimmt die Grenze, und was dann folgt, ist
Vollkommenheit, zu der der Dienst zwar zu führen bestimmt ist und
daher auch sicherlich führen wird, mit deren Erreichung aber der Dienst
auch seinen Zweck gänzlich erfüllt haben und aufhören wird, weil wir
dann seiner nicht mehr bedürfen werden. Das aber ist gewiß, daß wir des
Dienstes bedürfen, solange wir in diesem Leibe der Niedrigkeit sind, da
mit demselben immer Schwachheit und Unvollkommenheit verbunden ist.
Jenes Endziel kann also erst dann erreicht sein, wenn dieser Zustand der
Schwachheit und Unvollkommenheit endet, also wenn Er „unseren Leib der
Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der
Herrlichkeit“ (Phil. 3,21), dann, „wenn das Vollkommene gekommen sein
wird“, wenn wir „von Angesicht zu Angesicht“ sehen werden und nicht
länger nur „stückweise“ erkennen werden, sondern so, wie auch wir
erkannt worden sind (1. Kor. 13,10.12). In jenem wunderbaren Augenblicke
werden alle die Verschiedenheiten verschwunden sein, die hienieden im
Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes unter den Seinen sind;
dann werden „wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der
Erkenntnis des Sohnes Gottes“, dann, wenn wir vom Glauben zum Schauen
übergehen und wenn die stückweise Erkenntnis weggetan werden wird, dann
wird jeder Gläubige ein „Mann“ werden (1.Kor. 13,11), wird hingelangt
sein „zu dem erwachsenen Manne“, „zu dem Maße des vollen Wuchses der
Fülle des Christus.“ - So erscheint es mir nach meiner gegenwärtigen
Erkenntnis, insbesondere auch im Blick auf die obenerwähnte Stelle 1.
Kor. 13,9-12, wo Paulus von dem „jetzt“ als dem Zustande der Schwachheit
und Unvollkommenheit spricht und denselben mit dem Kindeszustande
vergleicht in Gegenüberstellung zu dem „dann“ - „wenn das Vollkommene
gekommen sein wird“ und wir „von Angesicht zu Angesicht“ sehen werden -,
dem Zustande der Vollkommenheit, dem Manneszustande. Ich bin jedoch gern
bereit, mich darüber anders belehren zu lassen mittels des Wortes
Gottes.
Zum Schlusse möchte ich noch auf die Sendschreiben in Offenbarung 2 und
3 hinweisen, die nach meiner Überzeugung prophetisch die Geschichte der
Gemeinde in ihrer verAntwortlichen
Stellung hienieden bis zu ihrem Ende zeigen. Auch dort finden wir keinen
Anhalt dafür, daß die Gemeinde vor ihrer Aufnahme auf der Erde
vollkommen gemacht, geeint und in apostolischer Kraftfülle dargestellt
werden würde, sondern immer nur den - gerade darum überaus kostbaren und
trostreichen - Hinweis auf Sein baldiges Kommen. „Ich komme bald; halte
fest, was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme!“ (3,11.) Ja dann -
aber erst dann! - wird alle Schwachheit und Unvollkommenheit ein Ende
haben und die Gemeinde in ihrer göttlichen Einheit, Vollkommenheit und
Herrlichkeit dastehen und geoffenbart werden zu Seinem Ruhme und Seiner
Verherrlichung! - Wie wunderbar und herrlich! Das erfüllt unsere Herzen
mit überströmender Freude und läßt uns anbetend niedersinken zu Seinen
Füßen! -
Darum warten wir auf Ihn, unseren teuren HErrn - nicht auf die
Wiederherstellung der Gemeinde hienieden, wovon das Wort nichts sagt,
sondern auf Ihn, auf dessen Kommen das Wort uns so oft hinweist.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Aus den angeführten Stellen ist eine Zurückführung der Gemeinde zur
apostolischen Kraftfülle vor der Entrückung nicht zu entnehmen. Eph.
4,12.13 spricht von dem Zweck und dem Ziel der Gaben. Warum in eine
solche Stelle die Entrückungsfrage hineintragen, die Gott nicht dahin
gestellt hat? Ebenso ist es mit der Stelle in Joh. 17. Dem „auf daß sie
eins seien“ folgt ein „gleichwie“ (!) und dann zeichnet der HErr
den Charakter der Einheit, um die Er für sie bittet.
Wenn gefragt wird, ob die Gemeinde in dem Bilde der Vollkommenheit oder
der Unvollkommenheit aufgenommen wird, so liegt es sofort nahe zu sagen:
„In Vollkommenheit“. Gibt es nun solche Gemeinde auf Erden? Die
Antwort
ist: „Ja“ und „nein“, weil wir die Gemeinde von zwei Standpunkten aus
sehen können - von göttlichen und vom menschlichen. Sehen wir sie von
Gottes Seite als Sein Werk und verbunden mit Christo, so müssen
wir sagen: „Ja“.
Sehen wir sie unter der VerAntwortlichkeit
der Menschen: „Nein“.1
Die Schrift spricht in zwei ganz verschiedenen Weisen von dem Aufbau der
Gemeinde. 1. Der HErr Selbst ist es, der Sich Seine Gemeinde baut
(Matth. 16,18), und 2. wir sind die Bauenden, denen Gottes Bau
zur Ausführung übergeben ist. (1. Kor. 3,9-13.) Welche Gemeinde wird
aufgenommen, der Bau, den Er baut oder der, den wir bauen? Sicher
der erste! Und dieser ist vollkommen, muß vollkommen sein heute und zu
aller Zeit, denn Er Selbst, der HErr und Meister, hat ihn errichtet -
hat Sich Selbst Seine Gemeinde gebaut. Der andere Bau trägt das Bild
unseres Zukurzkommens.
In Matth. 16,18 sagt der HErr: „Auf diesen Felsen wilt Ich Meine
Gemeinde bauen“. Keine Mitarbeiter werden dort gefunden. Nur den
Widerstand der Hölle erwähnt der HErr, aber selbst Satan kann Sein Werk
(den Bau der Gemeinde) nicht verderben. Von dieser Seite des Baues
spricht die Schrift auch in 1. Petri 2,4.5, im Epheserbrief usw. Der
HErr tat täglich zur Gemeinde hinzu. (Apgesch. 2,47.) Dagegen sehen
wir in 1. Kor. 3 den Bau Gottes den Händen der Menschen anvertraut. Hier
sind wir die Bauenden. Paulus sagt, er habe den Grund gelegt, der
Christus ist, und ermahnt und warnt, daß jeder sehe, wie er darauf baue.
Holz, Heu, Stoppeln konnte bei Unwachsamkeit auf den unbeweglichen Grund
gebaut werden.
Wir sehen also die Gemeinde von zwei Gesichtspunkten aus. Einerseits als
das, was sie seit der Apostel Tagen unter der VerAntwortlichkeit
und Untreue des Menschen geworden ist, und andererseits als Sein Werk in
Vollkommenheit und bereits in untrennbarer Einheit mit Ihm, dem Haupte,
verbunden. Sobald Er den letzten Stein eingefügt - das letzte Glied
hinzugetan hat, ist sie fertig und bereit, entrückt zu werden.1
Eine andere Frage, ganz abgesehen von der Entrückung, ist es, ob wir
nach der Schrift eine Zurückführung der Gemeinde zu ihrem ersten Zustand
zu erwarten haben.
Die Weise wie Gott in den vergangenen Verwaltungperioden handelte, ist
nicht ohne Belehrung für uns. Niemals finden wir, daß Gott, was Er dem
Menschen anvertraute und von diesem verdorben wurde, wieder zum ersten
Zustand zurückführte. Nur ein oder zwei Beispiele: Gott schuf den
Menschen in Unschuld, übergab ihm den Garten Eden. Durch des Menschen
Untreue wurde alles verdorben. Stellt Gott den ersten Zustand der
Unschuld usw. wieder her? -Israel in Verbindung mit dem Gesetz usw. hat
völlig gefehlt. Wird es wieder dahin zurückgeführt? An Stelle des
Verdorbenen setzt Gott Größeres und Herrlicheres, aber nie bringt Er das
Alte zum ersten Zustand zurück. Wohl finden wir Zeiten der Neubelebungen
und die Rückkehr treuer Männer zum göttlichen Zeugnis, aber alles, worin
der Mensch gefehlt, wird in Christo und in Seiner Hand zur größeren und
vollkommenen Herrlichkeit gelangen und zur Darstellung kommen.
So auch mit der Gemeinde. Wir erwarten keine Zurückführung zum ersten
Zustand auf Erden, sondern daß „Er Sich Selbst die Gemeinde verherrlicht
darstellt, die nicht Flecken oder Runzel oder dergleichen habe“ (Eph,
5,27).
Wenn in der letzten Zeit die Zurückführung der Gemeinde zur
apostolischen Kraftfülle stattfinden soll, würde etwas so
Bemerkenswertes nicht in dem göttlichen Zeugnis über die letzten Tage
gefunden werden? Was sagt die Schrift darüber?
Paulus
sieht und bezeugt uns prophetisch die Dinge, die nach seinem Abschiede
stattfinden werden: Verderbliche Wölfe mit verkehrten Lehren würden die
Gemeinde nicht schonen (Apgesch. 20,29.30). Den Thessalonichern schreibt
er, daß der Abfall komme und das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon
wirksam sei (2. Thess. 2). Und im 2. Timotheusbrief zeichnet er
weissagend die letzten Tage als solche, in denen die Form der
Gottseligkeit gefunden, aber ihre Kraft verleugnet wird, und daß man die
Ohren von der Wahrheit abkehren würde (2. Tim. 3. u. 2). Aber kein Wort
oder auch nur eine Andeutung, daß in den letzten Tagen die Gemeinde zum
ursprünglichen Zustande zurückkehren würde.
Auch Petrus spricht von den letzten Tagen und bezeugt uns
dasselbe. Falsche Lehrer würden Sünde, Verderben und Abfall über die
Gemeinde bringen, aber wir finden nicht den geringsten Anhalt für eine
Wiederaufrichtung derselben zum ersten Zustande.
Jakobus
kann das Auge der unter der Ungerechtigkeit seufzenden Gläubigen nur auf
das Kommen des HErrn als auf den kommenden Erntetag richten.
Ebenso spricht Judas vom Ende der Zeit. Auch bei ihm finden wir
keinen Anhalt für solche Erwartung. Er zeichnet in den dunkelsten Farben
das Verderben und warnt vor solchen, die sich in die Gemeinde
einschleichen und ermahnt zu kämpfen und sich selbst zu erbauen auf den
allerheiligsten Glauben.
Johannes
spricht in Verbindung mit der letzten Stunde vom Antichristentum, und
durch ihn gibt der HErr uns als „Weissagung“ in der Aneinanderreihung
der 7 Gemeinden in der Offenbarung ein göttliches Gemälde von dem Laufe
Seiner Gemeinde auf Erden in ihrem verAntwortlichen
Charakter als Leuchter, und es endet mit Laodicäa.
Alle diese göttlich inspirierten Schreiber berichten uns über die
letzten Zeiten und alle berichten von dem Verfall, aber keiner fügt auch
nur ein Wort oder einen Gedanken an Zurückführung der Gemeinde zur
ersten Schönheit hinzu.
Welches ist nun der Weg für die Treuen in den letzten Tagen? Uns in
Demut und Bekenntnis zu beugen und in Gehorsam den Anweisungen zu
folgen, die der HErr uns in Seiner Güte gleichfalls speziell für die
letzten Tage gegeben hat (z. B. 2. Tim. 2,19 u. folg. u. a. m.).
Frage 5
Wie ist das Wort 1. Kor. 1,17 zu verstehen, insbesondere, spricht hier
Paulus von der Taufe als etwas Nebensächlichem oder gar Wertlosem?
Antwort A
In der Gemeinde in Korinth traten falsche Lehrer auf, die den Einfluß
des Apostels zu untergraben suchten. Streitigkeit und Spaltungen
entstanden, und man versuchte die hervorragendsten Lehrer unter ihnen,
Kephas, Apollos, Paulus, ja selbst Christus zu Häuptern der Parteien zu
machen. Diesem Treiben trat Paulus entgegen. Und die Waffe, die er
gebrauchte, war die Schrift. Er fragt sie: „Ist der Christ zerteilt? Ist
etwa Paulus für euch gekreuzigt oder seid ihr auf Paulus' Namen getauft
worden?“
Die Jünger des HErrn wurden nach Matth. 28,19 vom HErrn Selbst
beauftragt, zu taufen. Paulus aber hatte solchen Auftrag nicht
empfangen. Sein Auftrag war die Verkündigung des Evangeliums. Will er
damit sagen, daß die Taufe etwas Wertloses, Nebensächliches ist?
Sicherlich nicht! Wie könnte er solches! Von verschiedenen Orten des
Dienstes des Apostels berichtet uns die Schrift, daß etliche getauft
wurden (Apgesch. 16,15.33; 19,5), also ohne Zweifel in seinem Beisein,
wenn die Handlung auch nicht von ihm vollzogen wurde. Die Taufe war das
äußerliche Zeugnis der durch den Glauben an Christum empfangenen Gnade.
Bekehrung, Buße und Glauben an den Herrn Jesum mußte vorangegangen sein.
Wenn der Apostel Vers 14 sagt: „Ich danke Gott, daß ich nicht jemand von
euch getauft habe, außer ...“, so möchte man daraus wohl entnehmen, daß
Paulus berechtigte Bedenken hatte, daß es ihnen in dieser Sache an der
rechten Erkenntnis fehle.
F. B.
Antwort B
Wie leicht ist der natürliche Mensch geneigt, seinen menschlichen
Maßstab anzulegen und seinen Lieblingsneigungen nachzugehen und sich für
den Menschen mit seinen äußeren Gaben zu begeistern, statt in allen
Dingen aufs Wort zu merken oder auf Christum zu schauen. So auch hier in
Korinth. Man sah Paulus, Apollos, Kephas usw., und statt um Christus,
das Haupt, hatte man sich in Einzelgruppen um Menschen geschart. Ein
genaues Abbild der Zertrennung in unseren Tagen; nur mit dem
Unterschied, daß die Spaltungen heute unheilbar erscheinen. Diesen
Schaden erkennt Paulus als wahrer Diener Jesu Christi und wirft sofort
die Frage auf: „Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch
gekreuzigt oder seid ihr auf Paulus' Namen getauft worden?“ (V. 13.) Die
weitere Schlußfolgerung für Paulus war dann die: Wenn es so unter euch
aussieht und die Taufe für euch Selbstzweck wird und gar zu Parteiungen
führt, dann danke ich Gott, daß ich niemanden getauft habe
außer Krispus und Gajus usw., auf daß nicht jemand sage, daß ich auf
meinen Namen getauft habe (V. 16). Apgesch. 16,15 und 33 sehen wir, wie
Lydia und wie der Kerkermeister mit seinem Hause gläubig wird und es für
Paulus mit seinem Gehilfen Silas selbstverständlich ist, daß die Taufe
vollzogen wird, ebenso bei dem Synagogenvorsteher Krispus (Apgesch.
18,8) und auch Stephanas, der Erstling aus Achaja (1. Kor. 16,15.16).
Klar und deutlich bespricht der Apostel (Röm. 6,3-6) das Wesen der Taufe
und setzt dieselbe für jeden Gläubigen als selbstverständlich voraus.
Jedoch betrachtet er es nicht als seinen speziellen Dienst, die Taufe zu
vollziehen. Seinen speziellen Auftrag setzt er Apgesch. 26,15-18
auseinander: „den Nationen die Augen aufzutun, daß sie sich bekehren von
der Finsternis zum Licht und der Gewalt des Satans zu Gott“ (V. 18). So
kam es, daß die meisten Gläubigen zu Korinth durch Paulus die Botschaft
hörten, aber durch andere Brüder getauft wurden. Doch im Blick auf die
Spaltungen und Trennungen, welche sich offenbar machten, tut Paulus
diesen Ausspruch. Achten wir darauf, daß wir nicht die Taufe vor das
Werk Christi stellen, sonst wird sie zum Dogma, und wir helfen mit an
der Zertrennung. Aber ebenso verwerflich ist es, Glauben und Taufe
voneinander zu trennen, beide gehören zusammen. (Apgesch. 2,41.)
Ph. W.
Antwort C
Immer wieder findet man Taufgegner, die sich mit überhebendem Lächeln
auf das obige Wort berufen, um mit demselben darzutun, als wäre die
Taufe dem Apostel Paulus nebensächlich oder gar wertlos gewesen.
Eine nüchterne, besonnene, vor allem ehrerbietige Prüfung und
Erforschung dieses Wortes zeigt uns gerade das Gegenteil.
Unmittelbar vorher (V. 15 u. 16) spricht Paulus davon, daß er Krispus
und Gajus getauft habe, ebenso das Haus des Stephanas. Schon aus dieser
Feststellung sollte zur Genüge hervorgehen, daß dem Apostel Paulus die
Taufe weder nebensächlich noch wertlos war, wenn gleich V. 17 hierzu in
scheinbarem Widerspruch steht.
Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu erklären?
Das Verhalten des Petrus in Apgesch. 10 dürfte hierzu einen Wink geben.
Dortselbst verkündigt Petrus im Hause des Kornelius das Evangelium (V.
34-43). Unter dieser Wortverkündigung wirkt der Heilige Geist mächtig,
es geschehen Bekehrungen und Wiedergeburten. Damit begnügte sich Petrus
nicht als mit etwas Abgeschlossenem, sondern befiehlt, daß sie
getauft würden in dem Namen des HErrn.
Daraus erhellt, daß dem Petrus die Taufe außerordentlich wichtig war, so
wichtig, daß er nicht erst fragt: Begehrt ihr die Taufe, oder seid ihr
reif dazu? wie es heute modern geworden ist zu fragen, sondern
kurzerhand den Befehl hierzu erteilt. Hieraus wiederum erhellt, daß
Petrus nicht selbst getauft, es vielmehr anderen
überlassen hat. Petrus hat das Wort verkündigt, anderen befahl
er, zu taufen. Genau so war es bei dem Apostel Paulus, er hat das
Evangelium verkündigt, anderen hat er es überlassen zu taufen. Warum
wohl?
Apostelgeschichte 6 gibt darüber Aufschluß. Anfänglich verkündigten die
Apostel das Evangelium und versahen Diakonendienst, bedienten die
Tische (V. 2). Als dies zu Unzuträglichkeiten führte, wählten
versahen Diakonendienst, bedienten die Tische (V. 2). Als dies zu
Unzuträglichkeiten führte, wählten sie sieben Männer, die das letztere
Geschäft, den äußeren Dienst, versehen sollten (V. 3), während die
Apostel im Gebet und im Dienst des Wortes verharrten (V. 4).
Bei der Taufe handelt es sich um dieselbe Sache, um einen äußeren
Dienst, der von jedem Bruder besorgt werden kann, nicht aber der Dienst
am Worte (Jak. 3,1), zu dem besondere Befähigung und Begabung vom HErrn
nötig ist.
Unter diesem Gesichtspunkte und in diesem Lichte dürfte der scheinbare
Widerspruch sich völlig gelöst haben, die Taufe war Paulus weder
nebensächlich noch wertlos, ebensowenig wie Petrus, sondern etwas
Selbtverständliches für jeden, der die Neugeburt erlebt und den Herrn
Jesus HErr nannte (Mark. 16,16).
Möglich wäre auch, daß Paulus mit Rücksicht auf seinen körperlichen,
schwächlichen Zustand, der fast von allen Bibelforschern angenommen wird
(2. Kor. 12,7), wenig getauft hat. Dies soll jedoch nur als Möglichkeit
ausgesprochen werden.
W. W.
Anmerkung des Herausgebers
Solche Folgerung ist mehr als töricht. Paulus taufte, aber es war nicht
seine besondere Aufgabe. Wie wichtig ihm aber die Taufe war, das
beweisen uns seine Briefe. Niemand bringt so viele Belehrungen über die
Taufe wie Paulus. Auch seine Arbeit in Korinth selbst bestätigt dies.
Wenn er auch nicht selbst taufte, so lehrte er doch die Taufe,
denn die Korinther, die gläubig wurden, wurden getauft. Er hielt die
Ordnung aufrecht, die in der Einsetzung des HErrn und in der Praxis der
Apostel gesehen wird und die wir in Korinth nochmals klar niedergelegt
finden: die, „welche 1. hörten, 2. glaubten, 3. wurden getauft“
(Apgesch. 18,8). Seine Lehre war, daß die Taufe das Begräbnis des
Gestorbenen sei. Und wie im Reiche der Welt nur Gestorbene begraben
werden, so auch im Reiche Gottes. Die Schrift kennt weder eine „Groß-“
noch eine „Kleintaufe“, wohl aber eine Taufe der Gläubigen.
Er erwähnt nur drei mit Namen, die er getauft habe, das sind Krispus,
der an den HErrn glaubte mit seinem ganzen Hause, sodann Gajus
und schließlich noch das Haus Stephanas. Dieses gehörte zu den
Erstlingen, somit zu jenen Korinthern, die, nachdem sie gläubig
wurden, sich taufen ließen und an denen die in Korinth gehandhabte
Ordnung und Reihenfolge vollzogen wurde. Von diesem gläubigen Hause
lesen wir später (1. Kor. 16,15), daß sie sich selbst zum Dienste der
Heiligen hingaben.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Er redete unbedacht mit seinen Lippen.
Wie viele Beweise Seiner Güte und Macht hatte Gott Seinem Volke gegeben!
Und nun, nahe am Ende der Wüstenreise, finden wir dasselbe wiederum
murrend. Es verlangt Wasser. Wie wird Gott ihrem Murren
Antworten?
Wird Er es züchtigen? Nein! Er will Sich in Gnade verherrlichen. Nach
dem Gericht über die Rotte Korah öffnete Gott einen neuen Weg, um mit
dem Volke in Gnade zu verkehren. Das Priestertum sollte eintreten für
die Ungerechtigkeit und der Hut des Heiligtums warten, damit „kein Zorn
mehr komme über die Kinder Israels“ (4. Mos. 18,5). Dazu hatte Er den
Stab Aarons, der gesproßt, geblüht und Mandeln trug, erwählt und
ausgesondert und gesagt: „Und so werde Ich vor Mir stillen das Murren
der Kinder Israel.“ Diesen Stab mußte Mose in die Bundeslade vor Jehova
niederlegen. Dort sollte er bleiben, „damit du ihrem Murren ein Ende
machest vor Mir, und sie nicht sterben“ (4. Mos. 17,10). In diesem Stabe
sollte die freie Gnade zum Ausdruck kommen, mit der Er auf Grund des
priesterlichen Dienstes das Volk durch die Wüste leiten wollte.
In der Wüste Zin angekommen, beginnt das Volk wieder zu murren. „Und
Jehova redete zu Mose und sprach: Nimm den Stab und versammle die
Gemeinde, du und Aaron, dein Bruder, und redet zu dem Felsen vor ihren
Augen, und er wird sein Wasser geben ...
Und Mose nahm den Stab vor Jehova weg, so wie Er ihm geboten hatte“ (4.
Mos. 20,8.9).
Alsdann versammelt er das Volk vor dem Felsen. Was durch die Seele Moses
gegangen sein muß, als er vor dem hadernden Volke stand, das sich ganz
besonders gegen ihn und Aaron wandte, und den Ort, wohin es geführt
worden, einen „bösen Ort“ nannte, das ersehen wir aus den Worten,
die er an das Volk richtete: „Ihr Widerspenstigen! werden wir euch
Wasser aus diesem Felsen hervorbringen?“ Solche Worte hatte Gott, der
mit dem Volke in Gnade handeln wollte, ihm nicht in den Mund gelegt.
Sein Auftrag war überhaupt nicht, mit dem Volke, sondern mit dem Felsen
zu reden. Wie ganz anders würden seine Worte gewesen sein, wenn er sich,
statt an das Volk, an den Felsen (der Christus ist) gewandt hätte. O,
wieviel Schmerz hätte Mose sich erspart, wenn er die Worte Seines Gottes
genau beobachtet hätte. Aber vor ihm stand die Widerspenstigkeit des
Volkes, und diese füllte seine Seele so, daß er unbesonnen mit seinen
Lippen redete. Er verlor das Verständnis für den Stab, den er vor
Jehova hinweggenommen hatte und er vergaß, Jehova in den Wegen Seiner
Gnade zu heiligen und darzustellen. Seine Worte offenbarten nur die
Stimmung seiner Seele, nicht aber das Herz Gottes. Welch ernste Warnung
empfangen wir hier! Wenn wir unser eigenes Herz nicht kennten, wir
würden auch nicht verstehen können, daß er sich und Aaron dahin stellt,
wo Jehovas Name allein genannt werden konnte, als er sagte: „Werden
wir euch Wasser hervorbringen aus diesem Felsen?“ Und er schlug den
Felsen mit „seinem“ Stabe.
Alles dieses hinderte Gott nicht, Sich Selbst zu heiligen und dem
widersprechendem Volke in Gnade zu begegnen. Moses Sünde konnte Gottes
Wege in Gnade nicht aufhalten. Aber Mose hatte einen großen Verlust. In
seinem Verhalten und Vorgehen kam nicht die Gesinnung und der Vorsatz
Gottes zum Ausdruck. Wohl sah man bei ihm den Abscheu über die
Widerspenstigkeit, aber das Zeugnis des Stabes der Gnade in seiner Hand
wurde nicht gesehen.
In Psalm 106,33 lesen wir, daß das Volk seinen Geist reizte, so daß er
unbedacht redete mit seinen Lippen. Sie forderten seinen Zorn heraus,
aber dies war keine Entschuldigung für Mose.
Die Belehrungen, die der HErr uns hier gibt, sind von der größten
Wichtigkeit für uns. Sie berühren
tief unser praktisches Leben und Verhalten. Hier lernen wir, wie sehr
wir uns selbst zu fürchten haben - wie sehr wir zu wachen haben, daß
nicht das eigene „Ich“ und eigenes Wesen sich mit unserer Stellungnahme
für den HErrn vermischt. Sein Zeugnis und Seine Herrlichkeit an dem
gegenwärtigen Tage Seiner Gnade kann nur von uns getragen und behauptet
werden, wenn wir selbst uns in Übereinstimmung mit Seinem Geiste, Seinen
Vorsätzen und Seinem Walten bewegen. Wie aufrichtig und hingebend auch
unsere Beweggründe sein mögen, Fleisch (unser „Ich“, unser Wille) darf
keinen Raum dort haben, wo es sich um Seine Herrlichkeit handelt.
Wer würde es geahnt oder gedacht haben, daß der Mann, der dort so
unbedacht mit seinen Lippen redete, derselbe Mann ist, der einige
Augenblicke zuvor vor dem HErrn auf seinem Angesicht lag, ja, über den
sich die Gnade so ausgebreitet hatte, daß ihm „die Herrlichkeit Jehovas
erschien“ (4. Mos. 20,6) und Jehova Selbst mit ihm redete. Als das Volk
mit ihm haderte, da floh er ins Heiligtum und die ganze Freundlichkeit
und Gnade Gottes neigte sich herab zu Seinem Knechte, der vor Ihm lag -
aber als er dem Volke begegnete, da öffnen sich seine Lippen zu einem
Scheltworte: „Ihr Widerspenstigen!“ Es war die Wahrheit (Widerspenstige
waren sie), aber es war nicht Gottes Geist. Können nicht auch wir, wenn
wir vor einer Sache stehen, im völligen Bewußtsein unserer
Abhängigkeit und Ohnmacht zum HErrn schreien, und wenn wir in der
Sache stehen, voll eigener Energie auftreten? So ist es, wenn wir nicht
wachsam sind. Wir können das Angesicht des HErrn in Aufrichtigkeit
suchen und von unseren Knien aufstehen und hinausgehen und in
Selbstbewußtsein unbesonnen mit unseren Lippen reden. So kam Mose um den
Eingang in das Land Kanaan. So können wir um den Lohn kommen. So hieß es
für Elia, als er nicht willig war für den Weg der Gnade: „Gehe ... salbe
Elisa an deiner Statt.“ So hieß es zu Mose: „Nimm Josua, den Sohn Nuns,“
und so können auch wir aufhören, Gefäße zu sein, brauchbar für den
HErrn.1
Andererseits hatte Mose gewiß einzutreten für die Rechte und die Ehre
Jehovas. Nicht einen Augenblick haben wir unsere VerAntwortlichkeit
aus dem Auge zu verlieren, alles Böse, wo es offenbar ist, zu richten
und abzutun. Aber auch nichts erfordert mehr Abhängigkeit, Nahesein dem
HErrn, Wachsamkeit und Selbstgericht als dieses, damit in unserer
Stellungnahme für den HErrn und Sein Zeugnis sich nicht eigene Kraft und
Temperament einmischen und die Herrlichkeit der gegenwärtigen
Zeitperiode, die Offenbarung Gottes in Gnade, verwischen.
Wie traurig die Resultate sind, wenn wir es au unserer VerAntwortlichkeit
fehlen lassen, wenn es an der Treue zum HErrn in der Stellungnahme dem
Bösen oder falschen Lehren gegenüber mangelt, das sehen wir in der
Geschichte der Gemeinde, in der Offenbarung und in vielen Beispielen der
Schrift.
Zu Ephesus sagt der HErr noch, daß sie die Werke der Nikolaiten hassen,
die Er, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt, haßt. Aber
sie hatten die erste Liebe verlassen und damit die abschüssige Bahn
betreten. Taten sie hier nicht Buße, so würde mit dem Mangel der Liebe
zu Ihm die bewegende Kraft schwinden, um das Böse zu hassen, und einer
falschen Milde Platz machen denen gegenüber, die das Böse wirkten. Schon
in Pergamus ist dies der Fall. Dort klagt der HErr: „Du hast solche,
welche die Lehre der Nikolaiten festhalten,“ und Er findet nicht mehr
solche, von denen Er, wie in Ephesus, sagen kann, daß sie hassen, was Er
haßt. Gleichgültigkeit bösen Dingen, Werken und Lehren gegenüber zeigt
den niedrigen Stand unserer Liebe zu Ihm und führt bald zur Duldung der
Lehre des Bösen. Die Straße abwärts geht sich leicht. Das Ende eines
solchen Laufes sehen wir in Laodicäa.
Der HErr schenke uns Gnade, inmitten der wachsenden Schwierigkeiten
dieser letzten Tage Seinem
Der HErr schenke uns Gnade, inmitten der wachsenden Schwierigkeiten
dieser letzten Tage Seinem Herzen so nahe zu sein, um Ihn recht
darzustellen, in voller Entschiedenheit für Seine Rechte einzutreten und
die Wahrheit festzuhalten in Liebe. „Die Gnade sei mit Dir!“ (1. Tim.
6,21.)
„Was ist in deiner Hand?“
Jeder, der den HErrn lieb hat, hat auch den Wunsch in seinem Herzen, vom
HErrn in der einen oder anderen Weise gebraucht zu werden. Und der HErr
hat uns manches ermutigende Wort für ein solches Verlangen gegeben. In
1. Kor. 1,27-29 sehen wir, daß Gott das
für Seinen Gebrauch abweist, dessen sich die Welt am meisten rühmt, und
daß Er dagegen Sich das Einfachste und Geringste für die Ausführung
Seiner Vorsätze erwählt. Ein Herz für Ihn und persönliche Hingabe und
Treue sind das einzige, was Er fordert. Je geringer und untauglicher wir
in unseren eigenen Augen sind, um so brauchbarer werden wir Ihm sein. Es
ist ermutigend, diesem göttlichen Grundsatz an einigen Beispielen der
Schrift nachzugehen.
„Und Jehova sprach zu Mose: Was ist in deiner Hand? Und er sprach: Ein
Stab.“ Hier stand Mose nach 40-jähriger Wüstenwanderung vor dem HErrn.
Ihm war gerade der Auftrag geworden, zum Pharao zu gehen, aber er ist
nicht willig dazu. Er ist voll von Entschuldigungen und Beweisen seiner
Untauglichkeit. Aber Gott unterweist ihn, daß auch das geringste an
Kraft für Seinen Dienst von Ihm selbst kommen muß. Er heißt ihn seinen
Stab zu nehmen und damit die Zeichen Seiner Macht zu tun. Der Stab an
sich war gewiß das Allerunbedeutendste, aber Gott erwählte das, was in
Menschenaugen nichts ist, um damit Wunder Seiner Macht zur Befreiung
Seines Volkes zu wirken. (2. Mos. 4,2.17.20.)
Was ist in deiner Hand, David? Eine Schleuder und ein Stein. Welchen
Wert hatte die Waffe des Hirtenknaben in den Augen Sauls und der Kämpfer
Israels? Und wie verächtlich erst war sie in den Augen Goliaths, des
Riesen! Aber Gott gefiel es, das, was er in seiner Hand hatte, zu
gebrauchen, und den Ausgang wissen wir alle: „Und David, mit der
Schleuder und mit dem Steine, war stärker als der Philister, und er
schlug den Philister und tötete ihn, und David hatte kein Schwert in
seiner Hand.“ (1. Sam. 17,50.)
Was ist in deiner Hand, kleiner Knabe? Fünf Brote und zwei Fische. Aber
was ist dies unter so viele? Gewiß
nicht viel zur Speisung für 5000 Männer. Aber der HErr nimmt sie in
Seine Hand, und von Ihm aus wird das, was an sich ein Nichts ist, so
gesegnet und vermehrt, daß es zur Fülle für alle wird. (Joh. 6.9.)
Witwe, was ist in deiner Hand? Nur zwei Scherflein, die zusammen ein
Pfennig sind. Das ist alles, was sie hat, aber sie weiht es mit ganzem
Herzen dem Hause des HErrn. Und was hat es gewirkt? Diese Tat ihrer
Uneigennützigkeit und Herzenshingabe hat durch die Jahrhunderte hindurch
Frucht getragen bei arm und reich. Reiche sind durch sie gerufen worden,
ihre Gaben vor dem HErrn als Opfer und nicht nur vom Überfluß
niederzulegen, und Arme sind ermutigt worden, ihr Geringes dem HErrn zu
bringen, wissend, daß Er anders schätzt als der Mensch. (Mark. 12,42.)
Mehr Beispiele könnten angeführt werden. Es seien genug! Reden diese
nicht eindringlich zu unser
aller Herzen? Sind wir nicht so leicht geneigt, auf andere zu blicken
und zu denken, wieviel wir tun würden, wenn wir ihre Gaben, ihre
Fähigkeiten, ihre Mittel hätten? Der Herr fragt dich nicht, was dieser
oder jener hat, sondern: „Was hast du in deiner Hand?“ Er will
das gebrauchen, was du hast, nicht das, was du nicht hast. Wir sind
immer bereit, in der Ferne nach Gelegenheiten zu suchen. Ihm nützlich zu
sein, aber nicht auf das zu sehen, was uns so nahe, was in unserer Hand
ist. Die Männer der Welt, die zu Erfolgen kamen, benutzten ihre
Fähigkeiten bei jeder Gelegenheit, die sich ihnen bot. Und der HErr sagt
uns, daß die Kinder der Welt klüger handeln als die Kinder des Lichtes.
Ich weiß nicht, was ich für den HErrn tun kann, sagte eine Mutter zu
einem Diener des HErrn. Wie ist es mit Ihren Kindern? fragte er und wies
hin auf die kleine Schar. O Mutter, was ist in deiner Hand? Welch hohe
VerAntwortlichkeit
und welch köstliches Vorrecht.Hier ist eine Aufgabe, sie zu leiten und
aufzuziehen zur Ehre des HErrn, ihnen Christus so vorzuleben, daß sie
dich segnen, wenn sie dein gedenken. (1. Tim. 5,14; 2. Tim. 1,5.)
Geschäftsmann, was ist in deiner Hand? Nichts als ein Geschäft, Tag für
Tag das gleiche, nichts brauchbar für den HErrn. Aber weißt du nicht,
daß du mit deinem Wandel mehr reden kannst als mit deinen Worten? Ach,
wie selten sind ernste, entschiedene Geschäftsleute in unseren Tagen!
Lebe dem HErrn im Kontor, auf dem Lager, in dem Laden. Andere werden es
sehen. Dein Wandel in Gottseligkeit wird mehr Zeugnis sein als das
Predigen mit der Zunge.
Und du, Kranker und Schwacher, was hast du in deiner Hand? Nichts als
hier zu liegen und bedient zu werden. Kannst du nicht durch Geduld den
HErrn verherrlichen? Kannst du nicht beten? Sicher. Gebrauche was du
hast. Verherrliche den HErrn. Welche Macht ist in deiner Hand! Wie
manches Werk des HErrn hat seinen Anfang genommen durch das Gebet vom
Krankenbett aus. Sieh' dein Vorrecht an! Bete ohne Unterlaß. (1. Thess.
5,17.) Bete eindringlich, inbrünstig. (Luk.11,5.) Bete im Glauben! Gott
kann uns zuweilen mehr gebrauchen in Krankheit als in Tagen der Kraft.
Leser, was ist in deiner Hand? Überall schlummern noch verborgene
Kräfte, sie mögen klein sein, aber sie sind da. Nur ein wenig mehr
Hingabe für den HErrn und sie kommen hervor. Benutze deine Zeit, deine
Gelegenheit! Führe Seelen unter den Schall des Evangeliums. Bringe
Erleichterung und Hilfe denen, die in Elend und Not sind, besonders den
Hausgenossen des Glaubens. Nimm teil an den Bedürfnissen des Werkes des
HErrn. Vor allem sieh, daß Christus gelesen werde in deinem Wort, Wandel
und Benehmen. Er ist es wert, Ihm alles zu weihen, was wir sind und
haben. Was auch der HErr in deine Hand gelegt haben mag, weihe es mit
ganzem Herzen dem HErrn, mache vollen Gebrauch davon, und du wirst an
dir erfüllt sehen: „Wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird
Überfluß haben.“ (Matth. 13,12.) Dazu bereite uns der HErr.
H. G.
Christus und die Gemeinde.
(Fortsetzung.)
Etwas anderes, das unsere ernste Aufmerksamkeit erfordert, ist, daß „das
Geheimnis“, dieser ewige Vorsatz Gottes betreffs Seiner Gemeinde während
mehr als 4000 Jahren, der Welt nicht kundgemacht wurde. Wir lesen
Eph. 3,2-6: „Wenn ihr anders gehört habt von der Verwaltung der Gnade
Gottes, die mir in bezug auf euch gegeben ist, daß mir durch Offenbarung
„das Geheimnis“
kundgetan worden ..., welches in anderen Geschlechtern den Söhnen
der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt
geoffenbart worden ist Seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geiste:
daß die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und
Mitteilhaber Seiner Verheißungen in Christo Jesu durch das Evangelium.“
Dann spricht Paulus davon, daß alle erleuchtet sein möchten, um zu
sehen, „welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den
Zeitaltern her verborgen war in Gott“ (V. 9). Beachte, es wird
nicht von „einem“ Geheimnis gesprochen, als von etwas nicht
Offenkundigem, sondern „dem“ Geheimnis „verborgen in Gott“.
Nicht nur sagt der Apostel, daß es ihm durch eine Offenbarung kund
wurde, sondern auch, daß es etwas sei, welches noch nie zuvor
Menschen kundgemacht worden sei. „Welches in anderen Geschlechtern den
Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist.“
(V. 5.)
Hier sehen wir den wichtigen Unterschied zwischen diesem Geheimnis,
welches durch Paulus geoffenbart wurde, und den Prophezeiungen des Alten
Testamentes. Es war kein Geheimnis „verborgen in Gott“, daß Christus
kommen sollte - leiden sollte und später herrschen soll, ebenso, daß
Israel unter der Regierung Christi im Lande wohnen wird und die Nationen
(Israel untergeordnet) die Segnungen Seines Friedenszepters genießen
werden. Viele Stellen des Alten Testaments zeigen dieses. Aber daß die
Nationen sollten Miterben und Mitleib sein, nicht mit Israel -
sondern mit Christo Selbst - kurz, daß Christo die Gemeinde soll
bereitet und zugeführt werden als Sein Leib, mit dem Er als
verherrlichtes Haupt im Himmel auf ewig verbunden ist, ein Leib, der
gesammelt und zubereitet wird aus den gefallenen Söhnen der Menschen
(aus Juden und Nationen), und so untrennbar mit Ihm in Herrlichkeit
durch den Heiligen Geist vereint, daß er auch Seine Herrlichkeit mit Ihm
teilen soll, das war wirklich ein Geheimnis - ein Geheimnis
verborgen in Gott und nie zuvor geoffenbart, bis zu dem Tage, da es
Seinen heiligen Aposteln und Propheten des Neuen Testamentes kundgetan
ward durch den Heiligen Geist.
Dieses alles zeigt uns, daß in dem großen Liebesplane Gottes über
Menschen die Gemeinde der Zentral- und Höhepunkt ist. Die Schrift
ist voll davon. Ein Beispiel möge genügen:
Die großen Offenbarungen Gottes in den vergangenen Zeitaltern sind für
uns, „auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist“, Vorbilder (1.
Kor. 10,11). Das erste Vorbild, welches wir in der Schrift
finden, ist Adam. („Ein Vorbild des Zukünftigen.“ Röm. 5,14.) Ihm baute
Gott das Weib und brachte es ihm. Dies ist das Vorbild von Christus und
der Gemeinde (Eph. 5,30-32). Beachte, das erste, was Gott uns in der
Geschichte des Menschen zeigt, ist dieser verborgene Vorsatz Seines
Herzens: Christus die Gemeinde zu bereiten und zuzuführen zur
untrennbaren Einheit. Was muß die Gemeinde für Gott sein, daß Er in den
ersten Menschen und dem ersten Vorbilde diesen großen Plan Seines
Herzens: „Christus und die Gemeinde“, niederlegt. Paulus, der diesen
Plan in leuchtender Klarheit sah, ruft überwältigt: „O Tiefe des
Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!“ (Röm. 11,33.)
Sind wir jemals so hingenommen, so überwältigt worden von der
Herrlichkeit „des Geheimnisses“, daß Ihm ein Lobpreis über den Reichtum
Seiner Gnade dargebracht wurde? Um der Kundmachung dieser Wahrheit der
Gemeinde willen ertrug Paulus Leiden derart, daß er sagen konnte, er
ergänze in seinem Fleische, was noch rückständig sei an den Drangsalen
des Christus für Seinen Leib, das ist die Gemeinde (Kol. 1,24). Wie
kommt es, daß Kinder Gottes heute so kalt, so gleichmütig der „Gemeinde“
gegenüberstehen? Hat Gott das Interesse für Seine Gemeinde verloren? Ist
sie nicht mehr Sein Zentralgedanke im jetzigen Äon? Ist Er nicht mehr am
Wirken, sie zu bauen und zu
vollenden? Welch großer Verlust für uns, wenn unsere Interessen, unser
Wirken nicht im Einklang mit Gott ist! Woher kommt es, daß Gläubige im
allgemeinen so wenig Verständnis für die Gemeinde haben? Ist es nicht,
weil der Feind uns von dem göttlichen Plane, dem Hauptinhalte der
gegenwärtigen Verwaltungsperiode abzuleiten sucht? So war es in den
vergangenen Zeitaltern. Das Alte Testament zeigt uns, wie seine Angriffe
immer dahin gingen, die Gläubigen von dem abzuwenden, was in den
verschiedenen Zeitaltern jeweils Gottes Hauptgedanke und Werk war. Und
so ist es heute noch.
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)
Geleitswort an den Leser:
Wirket nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die da
bleibet ins ewige Leben, welche der Sohn des Menschen euch geben wird.
Joh. 6,27.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 6
Was bedeutet die Verheißung des „verborgenen Mannas“ und des „weißen
Steines“ mit dem „neuen Namen“ nach Off. 2,17?
Antwort A
Diese Worte richtet der HErr an jeden, der ein Ohr hat, zu hören, was
der Geist der Gemeinde in Pergamus sagt. Er ermuntert zum Überwinden
inmitten des Abfalles und der Leiden und Verfolgungen. Dem, der
überwindet, will Er von dem verborgenen Manna geben.
Von dem Manna, das Israel in der Wüste aß, mußte ein Krug voll in der
Bundeslade aufbewahrt werden zum Gedächtnis an ihre wunderbare Speisung
in der Wüste. Hierzu lese man Joh. 6,48.49.51.58 und Hebr.
9,1-5.9.11.24.
Dem Überwinder will der HErr von dem verborgenen Manna geben jetzt schon
in dieser Zeit. Sobald ein Mensch durch wirkliche Bekehrung zu Jesu
kommt, ist das verborgene Manna seiner Seele kostbar Teil. „Euch, die
ihr glaubet, ist die Kostbarkeit (1. Petri 2,7). Er ist der Seele Speise
und Nahrung, der Welt zwar verborgen, aber dem Glauben ein kostbarer
Genuß. Und wie die Israeliten das Manna aufbewahrten zum Gedächtnis an
die wunderbare Speise in der Wüste - so haben auch wir ein Gedächtnis an
den HErrn in dem Werk der Erlösung. (1. Kor. 11,24-26.)
„Ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen
Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt.“ Der
HErr sagte Seinen Jüngern: „Freuet euch, daß eure Namen im Himmel
angeschrieben sind.“ Wir sehen hier, daß der weiße Stein und der neue
Name, den niemand kennt, als nur wer ihn empf ängt, eine persönliche
Sache ist. In früheren Zeiten
warfen die Richter im weltlichen Gericht für einen Angeklagten einen
weißen Stein in die Urne zur Bezeugung seiner Unschuld und
Freisprechung. Hierzu lese man Röm. 8,1.31-34. Ja, wenn der Name
geschrieben ist im Buch des Lebens und der Heilige Geist dem Herzen
bezeugt, Gottes Kind zu sein, so haben wir Freimütigkeit am Tage der
Offenbarung. Wer will verdammen? Es bleibt aber eine persönliche Sache
nach 2.
Kor. 5,10-15.
F. B.
Antwort B
An die Treuen in Pergamus wendet sich der HErr und verheißt ihnen drei
Dinge, 1. das verborgene Manna, 2. den weißen Stein und 3. auf dem Stein
einen neuen Namen - alles Gegenstände, die dem Herzen des Gläubigen
kostbar sind. Joh. 6,51 lesen wir, daß sich Christus als das lebendige
Brot, das vom Himmel hernieder gekommen ist, bezeichnet und Hebr. 9,1
begegnen wir als Erinnerung an die Wüstenreise und an die Speisung mit
dem Manna dem goldenen Krug, in dem das Manna aufbewahrt wurde - beides
ein Hinweis auf das, was wir an Ihm, dem HErrn, haben. Dort in der Wüste
wurde Israel in wunderbarer Weise mit dem Manna gespeist, und auch wir
als die Seinen, die auch noch eine Wüstenwanderung durchmachen, wir
dürfen uns nähren von Ihm als dem Manna unserer Seele. So wie der HErr,
der auf diese Erde kam, wandelte und litt und Gottes Wonne war, so ist
Er uns in dieser Wüste Speise und das verborgene Manna, welches nur der
genießen kann, der die Güte und Freundlichkeit des HErrn schmeckt.
Ebenso ist der weiße Stein ein Zeichen des Beifalls. Bei Abstimmungen
wurde in alten Zeiten von den Richtern ein weißer Stein in die Urne
geworfen; dieses Zeichen bedeutete, daß man von der Unschuld des
Angeklagten überzeugt war, und dieses Zeichen der Gnade und der
Freisprechung will Christus denen geben, die an Seinem Namen festhalten
und die den Glauben nicht verleugnen, und noch mehr: auf diesem Stein
wird ein neuer Name stehen. Wie der Hohepriester die Namen der zwölf
Stämme auf seinem Brustschilde trug, also trägt Er, der HErr, die Namen
der Seinen auf Seinem Herzen. Mit einem neuen Namen ausgestattet, gehen
wir durch die Wüste und genießen den HErrn in Seinem Worte.
Von der Welt verachtet, verkannt, vielleicht verfolgt gibt Er uns das
Zeichen Seines Beifalls, den weißen Stein. So schließt die Gemeinschaft
mit Jesu alle Segnungen in sich, und es erfüllt sich die Zusage des
HErrn: „Und Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren
ewiglich, und niemand wird sie aus Meiner Hand rauben - und niemand kann
sie aus der Hand Meines Vaters rauben.“ (Joh. 10,27-29.)
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Das Manna, von dem hier geredet wird, ist nicht das tägliche Manna,
sondern das „verborgene Manna“. Jeder Israelit sollte einen Ghomer
sammeln, und auch Gott ließ Sich einen Ghomer sammeln. Dieser Ghomer
Manna wurde in einem goldenen Krug aufbewahrt, damit die kommenden
Geschlechter im Lande sehen sollten, womit Er das Volk in der Wüste
gespeist hatte. (2. Mose 16,32-36; Hebr. 9,4.)
Die Bedeutung des Mannas ist eine doppelte. Einerseits redet es von der
Sorge und Treue Gottes für Sein Volk in der Wüste, und andererseits
sehen wir darin Christus als Mensch hienieden. Der HErr, als
Sein Volk in der Wüste, und andererseits sehen wir darin Christus als
Mensch hienieden. Der HErr, als aus dem Himmel herabgekommen, in
Niedrigkeit, spricht von Sich als von dem Brote Gottes.
(Joh. 6,31-33.)
So wie einst Israel in der Wüste Tag für Tag auf das Manna angewiesen
war, so sind auch wir es. Israel verachtete das Manna (4. Mose 11,6;
21,5) und sagte: Uns „ekelt vor dieser losen Speise“. Dasselbe
wiederholt sich, wenn auch nicht in Worten, aber praktisch heute noch.
Christus allein genügt dem Herzen nicht mehr, man will auch noch etwas
vom Wesen Ägyptens haben. In solcher Zeit der Verweltlichung wird der
Überwinder offenbar. Er „hält fest an Seinen Namen“, Ihm ist das Manna
Gottes genug. Tag für Tag bedarf er das Brot vom Himmel. Christus ist
seine Speise, sein Vorbild und seine Kraft, und täglich entdeckt er neue
Gnade und Lieblichkeiten an Dem, der hier in Demut wandelte.
Das „verborgene Manna“ im Heiligtum ist das gleiche Manna, welches das
Volk in der Wüste aß. Der erhöhte „verborgene“ Christus zur Rechten
Gottes ist Derselbe, der unserer Not in der Wüste in Niedrigkeit
begegnete. Das verborgene Manna war eine bleibende Erinnerung an
das tägliche Manna der Wüste. Es redet von dem, was das Brot Gottes
(Christus) uns auf dem Wege durch die Wüste war. Das Schauen Seiner
Gnade und Liebe, Seiner Treue und Kraft, mit der Er uns in dem Kampfe
aufrecht hielt und Sieg gab, wird das Herz mit ewiger und verherrlichter
Freude an Ihm erfüllen. Diese Erinnerung an die Wüste (in dem
verborgenen Manna) wilt Er jedem Überwinder geben zum seligen Genuß.
Welch heilige Speise wird das verborgene Manna dort sein, wo keine Not
und kein Zukurzkommen mehr ist, wenn jeder Überwinder im Rückblick auf
die durchpilgerte Wüste für sich selbst Ihn erkennt und genießt, der ihn
hindurchgebracht und sein tägliches Manna war.
Der weiße Stein erinnert uns sowohl an den richterlichen Freispruch
(siehe
Antwort A
u. B) als auch an die Gewohnheit, daß bei morgenländischen Festen der
Gastgeber Gästen, denen er seine besondere Ehre oder Liebe erweisen
wollte, einen weißen Stein mit einer ihn allein angehenden Inschrift
überreichte, so wie heute noch Geschenke mit Widmungen als Zeichen
besonderer Zuneigung überreicht werden. So drückt auch der weiße Stein
und der neue Name Sein Wohlgefallen dem aus, der ihn empfängt.
Ein „Name“ in der Schrift ist nicht bloß Unterscheidung, sondern drückt
auch stets Inhalt und Wesen aus. Mit dem neuen Namen offenbart der HErr
dem Überwinder Sein Wohlgefallen, welches Er an ihm gefunden hat, und
niemand als nur dieser allein weiß, versteht und genießt die Freude an
dem Stein und Namen. Es ist die Anerkennung des HErrn für die Treue des
Überwinders. Dieses alles hat nichts mit unserer gemeinsamen Segnung zu
tun, dieses ist ganz persönlich.
Es ist von großer Wichtigkeit zu beachten, daß wir mit dem Verlassen
dieser Welt nicht unsere Persönlichkeit verlieren oder aufgeben und daß
es im Himmel auch für den Einzelnen persönliche Segnungen gibt. So wie
es hier unten für den Gläubigen gemeinsame Freuden - aber auch
persönliche, innere, anderen verborgene Freuden gibt, so auch droben.
Als alle Jünger um den HErrn beim letzten Passah versammelt waren, da
hatten alle eine gemeinsame Freude; was aber Johannes in seiner Seele
genoß, als er sein Haupt an Jesu Brust legte, das wußte niemand als nur
er allein. - Alle waren in Bethanien mit dem HErrn zu Tisch, aber was
Marias Seele erfüllte, als sie Sein Wohlgefallen empfing, das war ihr
Teil ganz allein. - Beide Schwestern empfingen Lazarus zurück in
gemeinsamer Freude, aber jede hatte auch eine besondere
persönliche Freude; mit der einen hatte Er geredet, mit der anderen
geweint. Wir alle kennen die gemeinsame Freude; aber wissen wir nicht
auch etwas von der persönlichen inneren Seligkeit, die das Herz genießt,
wenn es gleich Henoch das Zeugnis empfängt, Ihm wohlgefällig zu sein?
Wie hier auf Erden, so gibt es auch im Himmel gemeinsame und persönliche
Freuden. Alle gemeinsam preisen das Lamm. Alle genießen die Liebe des
Vaters. Alle tragen das Bild des Himmlischen. Alle sind dort in
vollkommener Seligkeit und rühmen Sein Blut. Aber zu dieser
allgemeinen und vollkommenen Seligkeit will der HErr dem Überwinder
für seine Treue noch persönliche Freude hinzufügen. Er will ihm
den weißen Stein und einen neuen Namen - das Zeichen Seiner Liebe und
das Zeugnis Seines Wohlgefallens - geben, eine Freude, die allein
gekannt und genossen wird von dem, der den Stein und den Namen empfängt.
Das „verborgene Manna“, der „weiße Stein“ und der „neue Name“ bedeuten
alle Lohn für den Überwinder. Manche Kinder Gottes verwechseln
und unterscheiden nicht das Werk der Gnade und den Lohn der Treue. Das
Werk der Gnade in der Erlösung ist unsere Errettung und bringt uns
allein zur Herrlichkeit. Der Lohn aber ist abhängig von unserem
irdischen Leben. Er will Lohn geben nach unseren Werken, nachdem wir im
Leibesleben gehandelt haben (2. Kor. 5,10b). Es gibt Kronen, die wir
erlangen und auch verlieren können. (Offenb. 3,11.) (Vergl. Bd. Ill,
Frage 27!)
Aus allem diesen sehen wir, wie eng unser Leben hienieden mit dem Leben
droben verwoben ist. Unser Eintritt in die Ewigkeit ist kein gänzlicher
Bruch mit der Vergangenheit. Die Schrift zeigt uns deutlich, von welch
großer Bedeutung unser Erdenleben als Gläubige für die Ewigkeit
ist. Ist es darum nicht wert, uns zu beeifern, Ihm wohlgefällig zu sein?
Laßt uns einander ermuntern, den Weg des Glaubens in Treue zu wandeln.
Die Verheißungen des Überwinders sind nicht an die Welt, sondern an
Gläubige im Hause Gottes gerichtet. Bald kommt der HErr und Sein Lohn
mit Ihm. Jeder wird persönlich vor Ihm stehen. Dieses ist sehr ernst.
Aber auch köstlich ist es, zu sehen, daß unsere Persönlichkeit nicht
untergeht in der großen Allgemeinheit, daß jedes Schaf der Herde und
jeder Sohn des Hauses seinen Namen hat. Eines jeden Name ist im Himmel
angeschrieben und Er ruft Sein Schaf mit Namen. Der HErr schenke uns,
daß auch wir Überwinder seien, denen Er das verborgene Manna und den
weißen Stein Seines Wohlgefallens und den neuen Namen Seiner Freude an
dem gekämpften guten Kampfe geben kann!
Frage 7
Bitte um einige kurze belehrende und praktische Winke über den Brief an
Philemon!
Antwort A
Wohl kein Brief im Neuen Testament ist so persönlich gehalten, als der
Brief an Philemon. Der Gegenstand, der darin behandelt wird, ist die
Fürbitte für einen entlaufenen und nunmehr bekehrten Sklaven. An sich
ist dies für viele etwas scheinbar Nebensächliches, und doch wird dieser
an den Philemon gerichtete Brief durch den Geist Gottes benützt, um uns
Wahrheiten von großer Wichtigkeit, die unser Leben und unser
persönliches Verhalten betreffen, vorzustellen. Philemon hatte einen
Sklaven „Onesimus“, der ihm entflohen war, dieser kommt in Rom mit dem
Apostel Paulus in Berührung und wird dort durch die Gnade des HErrn
bekehrt und teilt als Gefährte und hingebender Diener die Gefangenschaft
mit dem Apostel. Wie wunderbar sind die Führungen und Wege Gottes!
Paulus will nun den Onesimus zurücksenden und gibt ihm als Empfehlung
diesen Brief an Philemon mit. Philemon wird uns als ein gottesfürchtiger
Mann gezeigt, von dem ein gesegneter Einfluß auf seine Umgebung ausging.
Der Apostel tritt dem Philemon als der Gebundene und Gefangene
gegenüber. Er redet nicht von Pflichten, stellt auch keine Forderungen,
sondern kleidet seine Wünsche für den Onesimus an Philemon in einfache
Bitten. Zunächst dankt er für das, was die Liebe in dem Herzen des
Philemon bewirkt hatte und wie dieselbe als Frucht des Glaubens sich als
Liebe zu allen Heiligen offenbarte. Dieses ist heute noch ein Gradmesser
unserer persönlichen Verbindung mit dem HErrn. Möchte es für uns alle
gelten, was Paulus sagt: „Da ich höre von deiner Liebe und dem Glauben,
den du an den Herrn Jesum und zu allen Heiligen hast.“ Diese Liebe, die
keine Grenzen zieht, kann nur aus dem Herzen Christi geschöpft werden,
sie ist frei von Groll und Bitterkeit, frei von Mißtrauen und Abneigung
gegen irgend ein Glied der Familie Gottes, deshalb konnte Paulus auch
alle umfassen, die als Heilige dem HErrn angehörten. Wie selten finden
wir solche Liebe in unserer vom Parteigeist erfüllten Zeit, wie wir sie
hier bei Paulus sowohl, als auch bei Philemon sehen! Als weitere Frucht
rühmt Paulus die Glaubensgemeinschaft in Vers 6. Auch der Glaube hat für
alle, die dem HErrn angehören, den gleichen Ausgangspunkt; deshalb kann
auch Paulus ihm das Zeugnis geben: „Die Herzen der Heiligen sind durch
dich, Bruder, erquickt worden.“ Es war die gesegnete Stellung eines in
Gott ruhenden Herzens. In Vers 8 und 9 kommt die sich unterordnende
Liebe köstlich zum Ausdruck. Obwohl Paulus sicher für den Philemon eine
Autorität war und er ihm auch hätte etwas gebieten können, kommt er doch
als Bittender in seiner Sache zu ihm. „Deshalb, obgleich ich große
Freimütigkeit in Christo habe, dir zu gebieten, was sich geziemt, so
bitte ich doch vielmehr um der Liebe willen.“ Hier gibt der Apostel
sein Recht der Autorität auf, um der Liebe freien Lauf zu lassen.
Sicherlich hätte auch Philemon gehorcht, wenn auch nur um des Gebots
willen, so aber kommen die beiderseitigen Herzensneigungen in Einklang
in dem Sich-untertan-sein aus Liebe. Möchten auch wir daraus lernen,
statt in Forderungen einander zu begegnen, vielmehr im Geiste der Liebe
zu bitten. („Ich bitte dich vielmehr um der Liebe willen.“) Dann finden
wir uns in Übereinstimmung mit dem HErrn, der von Sich sagt: „Ich bin
sanftmütig und von Herzen demütig.“ Auf solchem Boden werden wir finden,
daß unsere Bitten auf Erhörung rechnen können.
Wenn jetzt Paulus sein Anliegen betreffs des Onesimus vorbringt, weiß er
beide (Philemon und Onesimus) auf einem neuen Boden, dem der gemeinsamen
Gnade. Nach den Überlieferungen des Gesetzes hätte Paulus ganz anders
handeln müssen. 5. Mose 23,15.16 lesen wir: „Einen Knecht, der sich vor
seinem Herrn zu dir rettet, sollst du seinem HErrn nicht ausliefern. Er
soll bei dir wohnen, in deiner Mitte, an dem Ort, den er in einem deiner
Tore erwählen wird, wo es ihm gut dünkt, du sollst ihn nicht bedrücken.“
Paulus tut hier nun gerade das Gegenteil von dem, was das Gesetz
verlangte. Die Gnade verändert alles. Paulus handelt in der Freiheit und
sendet ihn zurück, Onesimus wird ein Freier in jeder Beziehung, und
Philemon nimmt ihn auf als einen Bruder. Eine Umwertung der Werte findet
statt. Die Liebe als das Band der Vollkommenheit umschlang sie alle,
deshalb konnte auch Paulus auf die neue Stellung hinweisen, in der sich
der Onesimus befand; er sagt: „Ich bitte dich für mein Kind, das ich
gezeugt habe in den Banden, Onesimus, der dir einst unnütz war, jetzt
aber dir und mir nützlich ist.“ Onesimus war nun in jeder Beziehung ein
neuer geworden, und sein Name, der „nützlich“ bedeutet, entsprach nun
vollkommen seiner neuen Stellung. Auch hier kommt der göttliche
Grundsatz zum Ausdruck: „Siehe, Ich mache alles neu!“ Deshalb konnte
auch Paulus schreiben: „Nimm ihn auf wie mich.“ Ja, noch mehr! Paulus,
der von Onesimus Nutzen hätte haben können und ihn ohne die Verletzung
des Gesetzes hätte behalten dürfen, verzichtete auf alles und trat ganz
in den Hintergrund. Er sagt deshalb (V. 13 u. 14): „Ich wollte ihn bei
mir behalten, auf daß er statt
Schleier der Zukunft oder des Jenseits lüften wollen, den Gott
hinwegzunehmen Sich allein vorbehalten hat. Solche Geheimwissenschaftler
wie die Totenbeschwörer früher, die Spiritisten heute mit all dem Troß
der Wahrsager, Zeichendeuter usw., die heute die ganze Welt
überschwemmen und sogar in den angesehensten weltlichen Tages- und
Wochenschriften ihren anerkannten Platz haben, treiben nicht nur
Hokuspokus; es ist auch nicht alles, was sie tun, auf Suggestion und
Hypnose zurückzuführen, es ist auch nicht alles bewußter Betrug und
Taschenspielerkunst (obwohl vieles), - es ist gewiß auch eine
schauerliche Wirklichkeit hinter manchen dieser Erscheinungen und
Wahrsagereien, aber nicht eine Wirklichkeit der Wahrheit, sondern der
Lüge, indem Satan, „der Vater der Lüge“ (Joh. 8,44), dahintersteht und
die ihren Beschwörerformeln, ihren Medien, ihrer Einbildung trauenden,
ohnmächtigen, armseligen Menschlein, die da mit ihren Verstorbenen zu
reden meinen, auf eine seiner würdigen Weise mit seinen Dämonen betrügt
und für sich gewinnt. Eine schreckliche Sache ist das, und Kinder Gottes
sind aufs ernsteste zu warnen, daß sie sich ja nie mit dem Spiritismus,
der so recht eine „Religion der Gebildeten von heute“ ist, einlassen.
Die Gefahren für die Seele sind unabsehbar.
Zurück zu unserer Geschichte! Sicherlich hatte das Weib auch hier, wo
ihr von ihrem unbekannten Gast Straflosigkeit zugesichert war (V. 9.10)
- welch eine Heuchelei, dieser Schwur Sauls bei Jehova, von dem er sich
längst losgesagt hatte und Dessen Namen er sonst nicht brauchen darf! -,
die Absicht, mittels eines der ihr vom Satan für ihre Tätigkeit zur
Verfügung gestellten Dämonen eine Totenerscheinung in Szene zu setzen.
Aber Gott, der dem Saul noch ein letztes Mal eine direkte prophetische
Botschaft zuteil werden lassen wollte - ob als Warnung und letzten
Bußruf weiß ich nicht, eher als feierliche Gerichtsankündigung -, trat
dazwischen. Er wollte nicht, daß Saul einen Tag vor seinem Tode betrogen
werden sollte, denn der durch das Weib hervorgeholte „Samuel“ hätte
sicher etwas anderes gesagt als der richtige! Gott will nicht, daß die
dem Tode entgegengehenden Menschen belogen werden über den Ernst der
Zukunft, die ihrer wartet. Leider werden nirgends die Menschen
schamloser belogen von Ärzten, „Geistlichen“ und Verwandten als auf dem
Sterbebett! Dem König Saul sollte die Wahrheit gesagt werden, uns Lesern
des Wortes zu einem Zeugnis von der Güte und dem Ernst Gottes.
Ehe
also noch das Weib seine Formeln in Anwendung bringen konnte, ließ Gott
den Samuel erscheinen. Die äußere Art des Auftretens Samuels sah Saul
nicht, wohl aber sah das Weib die Gestalt und beschreibt sie Saul,
worauf dieser den Propheten erkennt. Das Erschrecken des Weibes
berührten wir schon oben; es ist ein deutlicher Beweis dafür, daß sie
mit Samuels Erscheinen nichts zu tun hat; es ist aber auch leicht
erklärlich, da sie zugleich mit der Erscheinung der Wirklichkeit dessen,
was Saul gewünscht hatte, plötzlich dessen inne wird, daß sie Saul,
ihren König, der die Totenbeschwörer ausgerottet hatte, vor sich hat. Ob
sie etwas empfand in ihrer Seele von dem furchtbaren,
selbstverschuldeten Verhängnis, das über ihrem König schwebte? Bei dem
nachfolgenden Gespräch ist sie offenbar draußen; V. 21 heißt es nach dem
Urtext - so auch bei Luther und der Miniaturbibel -: „sie ging hinein zu
Saul“; sie hatte also gar nichts mit der Erscheinung gemein; wäre
dieselbe ein Dämon gewesen, also dem Saul gegenüber Betrug - warum hätte
sie hinausgehen sollen?! Dann hätte ja auch Saul kaum ohne ihre
Vermittelung mit dem falschen „Samuel“ reden können! -
Nun sind noch zwei Einwände zu betrachten! 1. Es wird gesagt: Woher weiß
man denn so genau, daß es Gott gewesen sei, der Samuel erscheinen ließ?
Es steht doch gar nicht da! - Nun, wer nach den obigen Ausführungen
überzeugt ist, daß das Weib bezw. der Teufel nicht die Macht hat, Tote
auf
ogar in den angesehensten weltlichen Tages- und Wochenschriften ihren
anerkannten Platz haben, treiben nicht nur Hokuspokus; es ist auch nicht
alles, was sie tun, auf Suggestion und Hypnose zurückzuführen, es ist
auch nicht alles bewußter Betrug und Taschenspielerkunst (obwohl
vieles), - es ist gewiß auch eine schauerliche Wirklichkeit hinter
manchen dieser Erscheinungen und Wahrsagereien, aber nicht eine
Wirklichkeit der Wahrheit, sondern der Lüge, indem Satan, „der Vater der
Lüge“ (Joh. 8,44), dahintersteht und die ihren Beschwörerformeln, ihren
Medien, ihrer Einbildung trauenden, ohnmächtigen, armseligen Menschlein,
die da mit ihren Verstorbenen zu reden meinen, auf eine seiner würdigen
Weise mit seinen Dämonen betrügt und für sich gewinnt. Eine schreckliche
Sache ist das, und Kinder Gottes sind aufs ernsteste zu warnen, daß sie
sich ja nie mit dem Spiritismus, der so recht eine „Religion der
Gebildeten von heute“ ist, einlassen. Die Gefahren für die Seele sind
unabsehbar.
Zurück zu unserer Geschichte! Sicherlich hatte das Weib auch hier, wo
ihr von ihrem unbekannten Gast Straflosigkeit zugesichert war (V. 9.10)
- welch eine Heuchelei, dieser Schwur Sauls bei Jehova, von dem er sich
längst losgesagt hatte und Dessen Namen er sonst nicht brauchen darf! -,
die Absicht, mittels eines der ihr vom Satan für ihre Tätigkeit zur
Verfügung gestellten Dämonen eine Totenerscheinung in Szene zu setzen.
Aber Gott, der dem Saul noch ein letztes Mal eine direkte prophetische
Botschaft zuteil werden lassen wollte - ob als Warnung und letzten
Bußruf weiß ich nicht, eher als feierliche Gerichtsankündigung -, trat
dazwischen. Er wollte nicht, daß Saul einen Tag vor seinem Tode betrogen
werden sollte, denn der durch das Weib hervorgeholte „Samuel“ hätte
sicher etwas anderes gesagt als der richtige! Gott will nicht, daß die
dem Tode entgegengehenden Menschen belogen werden über den Ernst der
Zukunft, die ihrer wartet. Leider werden nirgends die Menschen
schamloser belogen von Ärzten, „Geistlichen“ und Verwandten als auf dem
Sterbebett! Dem König Saul sollte die Wahrheit gesagt werden, uns Lesern
des Wortes zu einem Zeugnis von der Güte und dem Ernst Gottes.
Ehe
also noch das Weib seine Formeln in Anwendung bringen konnte, ließ Gott
den Samuel erscheinen. Die äußere Art des Auftretens Samuels sah Saul
nicht, wohl aber sah das Weib die Gestalt und beschreibt sie Saul,
worauf dieser den Propheten erkennt. Das Erschrecken des Weibes
berührten wir schon oben; es ist ein deutlicher Beweis dafür, daß sie
mit Samuels Erscheinen nichts zu tun hat; es ist aber auch leicht
erklärlich, da sie zugleich mit der Erscheinung der Wirklichkeit dessen,
was Saul gewünscht hatte, plötzlich dessen inne wird, daß sie Saul,
ihren König, der die Totenbeschwörer ausgerottet hatte, vor sich hat. Ob
sie etwas empfand in ihrer Seele von dem furchtbaren,
selbstverschuldeten Verhängnis, das über ihrem König schwebte? Bei dem
nachfolgenden Gespräch ist sie offenbar draußen; V. 21 heißt es nach dem
Urtext - so auch bei Luther und der Miniaturbibel -: „sie ging hinein zu
Saul“; sie hatte also gar nichts mit der Erscheinung gemein; wäre
dieselbe ein Dämon gewesen, also dem Saul gegenüber Betrug - warum hätte
sie hinausgehen sollen?! Dann hätte ja auch Saul kaum ohne ihre
Vermittelung mit dem falschen „Samuel“ reden können! -
Nun sind noch zwei Einwände zu betrachten! 1. Es wird gesagt: Woher weiß
man denn so genau, daß es Gott gewesen sei, der Samuel erscheinen ließ?
Es steht doch gar nicht da! - Nun, wer nach den obigen Ausführungen
überzeugt ist, daß das Weib bezw. der Teufel nicht die Macht hat, Tote
auf Erden erscheinen zu lassen, für den ist die Sache sehr einfach.
Entweder der Teufel oder Gott! Der Teufel unmöglich - also Gott! Auch
wenn's nicht ausdrücklich dasteht? Ja, sonst wäre es hier Wortklauberei!
Übrigens gibt es z. B. ein ganzes Buch in der Bibel, in dem weder die
Worte „Gott“ noch „Teufel“ vorkommen und dennoch beider Wirken ganz
unverkennbar ist: das Buch Esther (vgl. Frage 4 der „G. H.“, Band 4).
Oder wollte man behaupten, weil es nicht dasteht, daß Gott Esther in das
Haus des Königs bringt (Kap. 2), deshalb sei es zweifelhaft, ob Er es
getan habe? Nein, sicher nicht! - Hier in 1. Sam. 28 liegt aber, wie aus
allem bisher Geschriebenen hervorgeht, die Sache noch viel klarer. Oder
will man sagen, Gott habe dem Weibe erlaubt, ihre Beschwörung anzuwenden
und habe dadurch Samuel erscheinen lassen? Dann macht man Gott zum
Sündendiener! Nein - bei Gott ist kein Ding unmöglich! Er, der aus dem
Nichts schuf, was ist, Er kann auch aus dem Reiche des Todes einen
Abgeschiedenen sichtbar erscheinen lassen, wenn es Seinen erhabenen
Zwecken dient. Natürlich erschien Samuel nicht in
Auferstehungsherrlichkeit (1. Kor. 15,23, vgl. Frage 11 der „G.
H.“, Bd. 3), wohl aber durch Gottes Macht in einer für diesen Auftritt
passenden Weise, die das mit unreinen Künsten hantierende Weib in
höchsten Schrecken versetzte und den gottlosen Saul zur Beugung zwang
(V. 14).
Fragt man aber, warum denn, wo Gott doch unzweifelhaft der Urheber der
Erscheinung gewesen sei, Er nicht auch offen als solcher genannt sei, so
möchte ich ohne Verbindlichkeit folgendes darauf
Antworten:
Der Schreiber dieser Geschichte, der Wort für Wort unter der Leitung des
Heiligen Geistes schrieb (2. Petr. 1,21), wußte (wie der Geist Selbst),
daß Gott der Urheber dieser plötzlichen, ohne das geringste Zutun des
Weibes von Endor geschehenen Erscheinung Samuels war. Aber er bekam
nicht den göttlichen Auftrag, dies mit zu erwähnen (zumal es
selbstverständlich war), damit das Entsetzen des Weibes, wie die
überwältigende Wirkung des Erscheinens Samuels auf Saul, der jenen gar
nicht sah, dem späteren Leser der Geschichte
plastisch-eindrucksvoll vor Augen stünde gleich einem göttlichen
Gemälde! (Vgl. etwas Ähnliches in Apgesch. 5,5.9.10, wo es sich auch,
wie hier, um göttliches Gericht handelte, und siehe dazu Klagel. 4,6
wörtl.!) - Nebenbei - in welcher Weise hätte der Heilige Geist auch das
heilige Wunderwirken Gottes, als in der Gegenwart dieser beiden
unheiligen Satansknechte geschehen, andeuten lassen sollen?! - Gott
handelte in Verborgenheit, aber die Wirkung Seines Handelns tat sich in
ehrfurchtgebietender Weise kund!
Der zweite Einwand ist der, daß Samuel sagt in V. 19: „und morgen wirst
du mit deinen Söhnen bei mir sein“. Was heißt das, wo wird Saul
sein? Nun, im Scheol oder Hades (Totenreich, vgl. über diesen Ausdruck
die sehr klaren Ausführungen in Frage 39 der „G. H.“, Band 2), d. h. an
dem Orte, wo die selig wie unselig Verstorbenen weilten, bis „Christus
die Gefangenschaft gefangen führte“ in Seinem Tode (Eph. 4,8; vgl. Kol.
2,15), seit wannen die vorher selig Gestorbenen im Paradies sind, das in
Gottes Gegenwart ist (Luk. 23,43; 2. Kor. 12,1ff.), während die
Gottlosen warten bis zum Gericht vor dem Weißen Thron (Offenb. 20). Bis
zum Tode Christi sind die Heiligen Gottes und die Gottlosen am gleichen
Ort, allerdings durch eine Kluft getrennt, wie uns Luk. 16,22ff. zeigt.
Dennoch ist es der gleiche Ort, der Scheol, das Totenreich. Wie hätte
Samuel in dieser kurzen Rede, in der jedes Wort von Wucht und Kraft war,
sonst sagen sollen? Etwa so: morgen wirst du mit zweien deiner Söhne im
Scheol jenseits der Kluft, Jonathan - der, wenn auch seine
Unentschiedenheit ihn nicht fähig machte, mit seinem Freunde David in
dessen Reich vereint zu bleiben, doch wohl einer der Heiligen
Gottes war! - Jonathan aber wird „bei mir sein“?! Die ganze Kraft der
prophetischen Rede wäre verloren gewesen. Samuel hatte dem Saul ja
überhaupt gar nichts über sein ewiges Geschick zu sagen, sondern
darüber, daß sein Leben durch seine eigene Schuld unwiderruflich zu Ende
sei und daß sein Lebenszweck das gottgewollte Ziel nicht erreicht habe.
Und so kündigt er ihm den leiblichen Tod an und seine Ankunft im Scheol,
in dem für den Juden jede Hoffnung begraben war (vgl. z. B. Hiob 7,9;
Psalm 115,17 u. a.). Samuel war auch im Scheol, aber für immer
geschieden von den Gottlosen, dennoch war das noch möglich, was in V. 15
ausgedrückt ist: er konnte noch beunruhigt werden, d. h. in seiner Ruhe
gestört werden (vgl. Luk. 16,24ff.; diese Stelle als belehrender
Vergleich zeigt, daß im Totenreich noch gefühlt, gedacht, verhandelt
wird oder unter gegebenen Umständen werden konnte!). Gewiß hätten ihn
Totenbeschwörerformeln nicht beunruhigen können, wohl aber die
Seelenqual Sauls, derentwegen Gott ihn aus seiner Ruhe ruft. Die aber,
die jetzt heimgehen, um „bei Christo“ zu sein (Phil. 1,23) werden auch
in dieser Hinsicht nicht mehr beunruhigt! Die Schrift kennt nichts
davon, daß die Seligen noch aus irgend einem Grunde den Menschen im
Fleische erschienen oder mit ihnen sprächen. Alle diesbezüglichen
Berichte verschiedener Zeiten gehören ins Reich „frommer“ Fabel oder
sind satanischen Ursprungs. Laßt uns nichts annehmen, als was das
Wort sagt! (Über Matth. 27,52f. vgl. „G. H.“, Bd. 2, Frage 2!)
Noch einige Worte zu dieser Beunruhigung Samuels durch Saul! Die Stelle
lautet wörtlich: „Warum hast du mich beunruhigt, mich heraufkommen zu
lassen?“ mit anderen Worten: „warum hast du mich beunruhigt, daß
oder indem ich heraufkommen mußte?“ Es kommt hier gar nicht
darauf an, wer Samuel heraufbrachte, sondern nur auf die Tatsache, daß
Saul dieses Eingreifen Gottes verursacht hatte, wodurch Samuel in seiner
Ruhe gestört wurde, auf diese Tatsache kommt es an. Dabei ist die Frage,
wie Saul ihn heraufkommen ließ, ja längst beAntwortet:
Saul hätte ihn durch nichts, am wenigsten durch die Zaubereien des
Weibes, heraufbringen lassen können, dennoch konnte Samuel ihm diesen
Vorwurf berechtigerweise machen, denn Saul hatte sozusagen Gott
versucht, herausgefordert durch sein sündiges Verhalten, die
Totenbeschwörerin zu fragen usw. Und nun fühlte sich Samuel dadurch
beunruhigt, daß Gott ihn heraufbringt, daher fragt er Saul nach dem
Grunde dieser von ihm seinerseits (subjektiv) als Beunruhigung
empfundenen Herausrufung. Der tiefere Grund seiner Beunruhigung ist kurz
gesagt der, daß Gott Sich durch Sauls Verhalten und auch durch seine
Verzweiflung dazu veranlaßt sah, Samuel erscheinen zu lassen, wodurch
Samuel seinerseits wiederum zu dem Vorwurf gegen Saul veranlaßt wurde.
Wenn nun aber etwa gesagt wird, Samuel hätte sich doch vielmehr freuen
müssen, von Gott noch in dieser Weise auf Erden gebraucht zu werden und
hätte darum sich durch Gottes Eingreifen nicht beunruhigt fühlen dürfen,
so bezeugt dieser Einwurf eine gewisse Unkenntnis über das Wesen des
Alten Testaments und das Weilen im Scheol gegenüber dem Neuen und dem
„bei-Christo-sein“. Auch für den alttestamentlichen Heiligen war das
Weilen im Scheol nichts Erstrebenswertes, keiner hätte dafür Worte
finden können, wie Paulus in Phil. 1,23 über das Weilen bei Christo,
sondern auch für die, die sich als Gottes Volk wußten, blieb der Scheol,
die „Grube“ (vgl. 1. Mose 37,35), etwas ziemlich Trostloses, wenngleich
sie auf Auferstehung hofften (vgl. Stellen wie Hiob 10,21; Psalm 6,5;
30,9 mit Hiob 19,25ff.; Psalm 49,15; Spr. 15,24 u. a.). Daß er nach des
Herrn Jesu Erklärung in Luk. 16 zwei Abteilungen hatte, darüber ist,
soviel ich weiß, im Alten Testament nichts gesagt, das erfuhren demnach
die alttestamentlichen Heiligen erst, wenn sie dort waren. Aber es wird
ihnen auch gelegentlich gesagt, daß sie dort „ruhen“ würden, vgl. Dan.
12,13; Jes. 57,2 u. a. Der gläubige Jude wartete auf den Messias; Samuel
hatte Ihn nicht gesehen, er hatte ein Leben des Kampfes und Leides auf
Erden gehabt, und der, den er im Hinblick auf den Messias einst salbte
und den er liebte, Saul ging traurige
Wege, und nun sollte er, statt auf Erden den Anbruch des
Friedensreiches, den Messias, zu sehen, Gericht verkünden dem, dem er im
Leben schon so viel gesagt hatte, - das war nicht ein Auftrag für ihn,
den er als Freude empfinden konnte, sondern als Leid, und darum spricht
er zu Saul, dem Veranlasser hierzu, diese Worte: „Warum beunruhigst du
mich, d. h. machst mir Unruhe?“ Wohlgemerkt; zu Saut! nicht aber zu
Gott! An Gott hätte er gewiß keine derartige Frage gerichtet, was
sagt der Ton zum Töpfer: „was machst du?“, aber gegen Saul konnte er
diesen Vorwurf erheben. Vergleiche, wie einst Joseph den Brüdern den
Vorwurf nicht ersparen durfte: „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber
Gott usw.“ Es kommt stets auf die Front an, mit der wir es zu tun haben.
Das sind die Einwände, auf die zu
Antworten
ich für nötig halten mußte, und nun bin ich am Ende. Ich glaube,
dargetan zu haben, daß wir es in 1. Sam. 28 mit einer außergewöhnlichen,
aber darum um so feierlicheren Handlung Gottes zu tun haben, durch die
einerseits dem durch eigene Schuld unglücklichen Könige Saul in wahrhaft
erschütternder Weise aus dem Jenseits sein Ende geweissagt wurde - wie
ganz anders und gesegneter jene Begegnung des anderen Saul auf dem Wege
nach Damaskus, wo auch ihm aus dem Jenseits eine Botschaft zuteil wird,
und zwar durch Christus Selbst, Apgesch. 9! -, während andererseits der
ganze Unwert der Totenbeschwörertätigkeit offen bloßgelegt wird, die
Jehova ein Greuel ist (vergl. auch 1. Chron. 10,13f.!). Auf das
Nähere der Rede Samuels und den Schluß der Geschichte kann ich hier
nicht weiter eingehen, aber noch einmal: die ganze Rede trägt einen so
ausgesprochenen prophetischen Charakter, daß schon dieser uns abhalten
sollte, an einen Betrug zu denken. Ein solcher ist, wie ich glaube
bewiesen zu haben, durchaus ausgeschlossen. Wir haben hier vielmehr ein
gewaltiges Zeugnis vor uns dafür, daß, wenn Gott ein Seiner Majestät
entsprechendes Ziel im Auge hat, Ihm auch alle Mittel zu Gebote stehen
ohne irgendwelche Beschränkung Seiner Macht! Welch eine Mahnung und
welch ein Trost für uns, für die Seinen, auch in der gegenwärtigen
schweren Zeit! „Denn von Ihm und durch Ihn und für Ihn sind alle Dinge;
Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“ (Röm.11,36).
F. K.,
z. Zt. b. Militär.
Geleitswort an den Leser:
Niemand suche das Seine, sondern das des anderen.
1. Kor. 10,24.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 14
Ich bitte um Erklärung von Matth. 24,40-42.
Antwort A
Matth. 24 gibt uns einen Einblick in die 70. Jahrwoche, von der der
Prophet Daniel redet in bezug auf
sein Volk und Land. Sodann behandelt Matth. 24 die Ankunft des Herrn
Jesu zur Aufrichtung Seines Reiches und spricht über den Zustand des
jüdischen Volkes mit Einschluß der Nationen vor Seinem Kommen. Die Verse
37-39 beschreiben den Zustand der Menschen jener Zeit. Ihr Leben besteht
in Essen und Trinken, Heiraten usw. Aber plötzlich verändert sich alles.
Der HErr erscheint sichtbar. Alle die, welche durch die Predigt „des
Evangeliums des Reiches“ an Ihn gläubig geworden sind und nach dem
kommenden König ausgeschaut haben, diese werden in das Reich eingehen,
während die Übeltäter durch das Gericht weggenommen werden.
F. B.
Anmerkung des Herausgebers
Der HErr spricht in dieser Stelle nicht von der Gemeinde. Seine Worte in
diesen Versen sind noch
Antwort Auf
die Fragen der Jünger, die nach ihrem damaligen Stande als gläubige
Juden nach der „Vollendung des (jüdischen) Zeitalters“ fragten (denn von
dem Zeitalter der Gemeinde, welches das jüdische Zeitalter unterbrechen
würbe, wußten sie noch nichts.). Ihre Hoffnungen waren alle mit dem
Messias Israels und der Aufrichtung des Reiches verbunden. Und von
diesem ihrem Standpunkte aus wurden ihre Fragen gestellt und auch von
dem HErrn beAntwortet.
Die Belehrungen in diesen und in den vorhergehenden Versen betreffen
deshalb nicht die Gemeinde (wie auch schon aus dem ganzen Inhalte
hervorgeht), sondern den gläubigen jüdischen Überrest, welcher zu jener
Zeit in den Jüngern gesehen wurde.
Die Schrift unterscheidet drei Klassen: 1. die Juden, 2. die Nationen
und 3. die Gemeinde Gottes (1. Kor. 10,32), und wir sehen aus der
angesagten Stelle wieder, wie wichtig es ist zu beachten, mit welcher
dieser Klassen wir es jeweils in dem Worte zu tun haben. Unterscheiden
wir nicht die Verwaltungsperioden, die verschiedenen Zeitalter, in denen
Gott nach ganz verschiedenen Grundlinien mit den Menschen handelte, so
werden wir die Dinge der Juden, der Nationen und der Gemeinde Gottes
miteinander vermischen und das Wort nicht recht teilen.
Die vorhergehenden Verse 38, 39 erklären die betreffende Stelle. Der
HErr sagt, daß es bei Seiner Ankunft so sein wird, wie es in den Tagen
Noahs war. Völlig gleichgültig stand die Welt dem Zeugnis Gottes durch
Noah gegenüber, bis die Flut kam und sie wegenommen- „weggerafft“
wurden durch das Gericht. Noah aber und alle, die mit ihm waren, sie
wurden gelassen für die Segnung der neuen Welt, die aus dem
Gericht hervorging. So, sagt der HErr, wird es bei Seiner Ankunft
sein, wenn Er kommt, um mit dieser Erde zu handeln. Alsdann werden zwei
auf dem Felde sein, einer wird „genommen“ - „weggerafft“ werden durch
das Gericht „gleichwie“ die Ungläubigen in den Tagen der Flut, und einer
wird gelassen werden gleich Noah für die durch das Gericht gereinigte
Erde des 1000-jährigen Reiches. Zwei Frauen werden an der Handmühle
mahlen, die eine wird im Gericht „genommen“, die andere für das
Friedensreich „gelassen“.
Die gleiche Ordnung finden wir auch bei den „Schafen und Böcken“. Die
Böcke werden durch das Gericht genommen: „diese werden hingehen in die
ewige Pein“. Die Schafe werden gelassen für den Segen: „die Gerechten
aber in das ewige Leben“. „Kommet her, Gesegnete Meines Vaters, ererbet
das Reich“ (Matth. 25,33.34.46).
Welcher Gegensatz aber, wenn wir zu den Belehrungen kommen, die der
Geist Gottes der Gemeinde gibt. Da finden wir die
entgegengesetzte Ordnung: die Gläubigen werden genommen -
auferstehen oder verwandelt - für den Segen „bei dem HErrn zu sein“;
während die Ungläubigen gelassen werden für das Gericht und die Tage der
großen Trübsal.
Frage 15
Wie ist Prediger 1,4 zu verstehen, wo es heißt: „Die Erde besteht
ewiglich“? Andere Schriftstel1en sagen doch das Gegenteil.
Antwort A
Augenscheinlich enthält diese Schriftstelle für den Fragesteller einen
Widerspruch zu anderen Stellen. Gewiß, wenn man z. B. Matth. 24,35
liest: „Himmel und Erde werden vergehen“, und dann diesen Gedanken
dagegenhält: „Die Erde besteht ewiglich“, dann ist auf den ersten Blick
ein Gegensatz zum Ausdruck gebracht. Doch ein wenig Nachdenken kann von
dem Gegenteil überzeugen. Was heißt das in Matth. 24,35: Himmel und Erde
werden vergehen? In 2. Petri 3 wird uns in Vers 7 gesagt, daß die
jetzigen Himmel sowie die Erde aufgespart sind für den Tag des Gerichts.
Nach Vers 10 werden am Tage des HErrn die Himmel vergehen mit gewaltigem
Geräusch, die Elemente im Brande aufgelöst und die Erde und alle Werke
auf ihr verbrannt. Nach Vers 13 erwarten wir aber Seiner Verheißung
gemäß neue Himmel und eine neue Erde. Auch andere Schriftstellen
sprechen davon, z. B. Offenb. 21,1; Jes. 66,22. Nun ist aber die Erde,
die nach 2. Petri 3 im Feuergericht verbrannt wird und als neue Erde aus
diesem Gericht hervorgeht, augenscheinlich ein und dieselbe Erde. Nach
Hebr. 1,10-12 scheint das auch der Fall zu sein. Die Erde vor der
Sintflut war z. B. auch dieselbe Erde wie nach der Flut, und doch auch
wieder eine neue Erde. Das Wassergericht hatte ihr Aussehen, ihre
Gestalt völlig verändert, so daß man die Erde nach der Flut tatsächlich
als „neue Erde“ bezeichnen kann. (Siehe auch 2. Petri 3,5.) So bedeutet
also der Gedanke: Die Erde wird vergehen (Matth. 24,35), daß die jetzige
Gestalt der Erde, ihr augenblickliches Aussehen, ihr gegenwärtiges Kleid
im Feuer am Tage des Gerichts vergehen, verschwinden und daß eine neue,
völlig gereinigte Erde dann entstehen wird. Der Ausdruck „vergehen“
bedeutet also nicht „völlig verschwinden“, sondern durch das Feuer
gewaltig umgestaltet werden, so daß dann eine neue Erde sich dem Anblick
des Menschen darstellt.
Wenn man ein Wort der Schrift aus dem Zusammenhang reißt, kann es nie zu
einer gesunden Auslegung kommen. Beispiele dafür bietet die
Kirchengeschichte in reicher Fülle. Auch in Pred. 1,4 muß man den
Zusammenhang beachten, um die darin ausgesprochene Wahrheit zu
verstehen. Der Vers heißt: Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht
kommt, aber die Erde besteht ewiglich. Das heißt doch: eine Generation
der Menschen nach der anderen tritt auf und verschwindet wieder von der
Fläche des Erdbodens, die Erde selbst aber überdauert den kurzlebigen
Erdensohn. Sie besteht ewiglich. Hier kann das Wort „ewig“ nicht „ohne
Anfang und ohne Ende“ bedeuten, da ja die Erde im Anfang von Gott
geschaffen wurde, sie hat also einen Anfang gehabt, sie ist durch Gottes
Wort bereitet (Hebr. 11,3). Wie ungeheuerlich erscheint dem Menschen das
Alter der Erde im Vergleich zu seinem eigenen Alter. Wenn der Psalmist
ein hohes Menschenalter mit 80 Jahren (Ps. 90,10) angibt und unsere
Geologen von Millionen von Jahren reden, die die Erde schon besteht,
dann gibt es keinen krasseren Gegensatz als den Menschen und die Erde.
Nun ist aber das Wesen Gottes gegenüber den Himmeln und der Erde, die,
wie oben geschildert ist, vergehen werden, ein sich immer und ewig
gleichbleibendes: Du bleibst, Du bist Derselbe, Deine Jahre werden nicht
aufhören (Hebr. 1,10-12). Jesus Christus Derselbe gestern, heute und in
Ewigkeit. „Die Erde besteht ewiglich“
bedeutet also im Gegensatz zum Menschenleben, „sie besteht unermeßlich
lange Zeiträume“.
Schließlich ist die Erde ein Werk Gottes, sie besteht ewiglich. Sie
hatte in Gott ihren Anfang, sie existiert durch Sein Wort (Hebr. 1,3)
und ihr Fortbestand ist garantiert in Ihm.
A. C., z. Z. im Felde.
Antwort B
Aus dem Zusammenhang ist diese Stelle zu verstehen! Der „Prediger“ - ein
Buch, das den heutigen Menschen manches zu sagen hat und ihnen zum
Studium sehr zu empfehlen ist! - zeigt die Nichtigkeit alles dessen, was
auf der Erde und mit dem vergänglichen Menschen in Verbindung ist. Dem
gegenüber ist die Erde ewig, d. h. von unendlich langer Daner.
Vergleiche dich, armer Mensch, mit der Erde und dem, was über sie gesagt
ist, so wirst du deine Nichtigkeit einsehen! Freilich, auch die Erde
wird der Vernichtung preisgegeben (vgl. z. B. 2. Petri 3!)
und ist nicht in dem Sinne ewig, wie etwa das Leben aus Gott oder Gott
Selbst oder auch der Geist des Menschen gegenüber seinem irdischen
Leben. Aber das Wort „ewig“ hat nicht immer die Bedeutung von „ohne
Ende“, wie uns z. B. ganz deutlich die Verordnung in 3. Mose 25 zeigt
verglichen mit anderen Stellen, so Vers 39-41 verglichen mit 2. Mose
21,6. Hier bedeutet „ewig“ also nur eine Zeit von 49 Jahren.
Ich weiß wohl, daß die Vertreter der satanischen „Wiederbringungslehre“
aus der Tatsache, daß „ewig“ nicht stets „immer“ bedeutet, die
furchtbare Irrlehre abgeleitet haben von der Endlichkeit der Verdammnis
- woraus folgerichtig die Endlichkeit auch des ewigen Lebens in der
Herrlichkeit hervorginge! - aber dieses Tun jener Irrlehrer zeigt nur,
welcher verzweifelten Mittel sie sich bedienen müssen, um das Wort
Gottes umgehen und fälschen zu können. Welch eine entsetzliche VerAntwortung
laden diese unglücklichen Menschen auf ihr Haupt, wie viele Seelen
werden ihnen einst in der Ewigkeit fluchen! Nein, wohl kann von dem Wort
„ewig“ aus, als von dem Begriff der Unendlichkeit aus, in besonderen
Fällen, wo es sich um eine verhältnismäßig unendliche Dauer handelt,
(die Gott unwiderruflich festgesetzt hat, ohne daß vorher eine Änderung
eintreten darf [vgl. z. B. Jes. 32,14.15!]), das Wort „ewig“ angewandt
werden, nicht aber könnte in Fällen, wo es sich um wirkliche
Endlosigkeit handelt, wie nach der Schrift bei der Verdammnis und der
Seligkeil, das Wort ewig angewandt werden, wenn dieses Wort eigentlich
nur eine verhältnismäßige Endlosigkeit, nicht eine absolute,
unbeschränkte bedeutete!
So hier in Pred. 1,4. Der Mensch, auch jedes Menschengeschlecht vergeht,
die Erde bleibt - nach der Weisheit des erleuchteten „Predigers“ und dem
irdischen stückweisen Erkennen des Menschen. In Wirklichkeit, d. h. im
Lichte des Neuen Testamentes gesehen, ist es ja, wenngleich jene
Predigerstelle bedingt durchaus Gültigkeit behält (dem Zusammenhang
nach, in dem sie steht), geradezu umgekehrt: Die Erde vergeht und das
Wort Gottes bleibt in Ewigkeit (Mark. 13,31); ebenso auch der aus dem
Worte Gottes gezeugte Mensch Gottes! Und auch der Gottlose bleibt in
Ewigkeit - aber im Tode (1. Joh. 3,14), d. h. er bleibt mit vollem
eigenen Bewußtsein seiner Lage bestehen, aber im Todeszustand des
zweiten Todes, in Ewigkeit unfähig, zum Leben zu kommen, das er bei
seinen irdischen Lebzeiten verschmäht hat, als es ihm in Christo
angeboten wurde. Nun bleibt er dort, wo der Wurm nicht stirbt und das
Feuer nicht erlischt, an dem Ort, der bereitet ist dem Teufel und seinen
Engeln! (Matth. 25,41; Mark. 9,43-48; vgl. Offenb. 20,10.14.15). - Wo
wird dein ewiger
Platz sein? Dort, wo Christus ist im Vaterhaus droben oder in der
Verdammnis? Bist du noch nicht Sein Eigen, so nimm das Leben, das Jesus
dir bietet, an, solange es Zeit ist! (Joh. 1,12; 3,16.36.) „Wer an Ihn
glaubt, kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben
hindurchgedrungen“. (Joh. 5,24.) Gepriesen sei Sein Name!
F. K. (z. Z. beim Militär).
Frage 16
Was ist „Perlen vor die Säue werfen“? (Matth. 7,6.)
Antwort A
Die landläufige Meinung, als ob schlechthin die Predigt des Evangeliums
gemeint sei, das Menschen, die den “Schweinen“ und „Hunden“ gleichen (s.
2. Petri 2,23; Offb. 22,15a u. a.), nicht aufgedrängt werden solle,
halte ich nicht für richtig. Wo wären dann die Grenzen? Haben wir die zu
bestimmen? Haben wir nicht vielmehr zu predigen „in gelegener und
ungelegener Zeit“ und das „Gedeihen“ Gott zu überlassen? (2. Tim. 4,1-5;
1. Kor. 3,7.)
Dem Zusammenhange nach ist, glaube ich, die Stelle so zu deuten: das
Heilige ist Christus Jesus nach Luk. 1,35; es soll nicht durch unheilige
Weise unsererseits preisgegeben werden vor „Schweinen“, und „unsere
Perlen“ sind nach Matth. 13,45.46 die durch Christus erkauften
Gläubigen, unsere Brüder und Schwestern. Deren Schwächen, Sünden, Fehler
gehören nicht vor die Ohren der „Hunde“, der unheiligen Welt, die sonst
Spott usw. mit ihnen treibt, so daß auf des HErrn Namen Schande fällt. -
Geschwister, laßt uns zart, liebevoll und heilig miteinander umgehen
allezeit - wie der HErr uns ein Vorbild gab, z. B. mit Petrus - vor
allem aber da, wo die Betreffenden abwesend sind, und wo wir uns in der
Gegenwart der unserem HErrn und uns feindlichen Welt befinden!
F. K. (z. Z. b. Militär).
Anmerkung des Herausgebers
„Unsere Perlen“ sind nicht das Evangelium, und „Schweine“ sind nicht
alle Unbekehrten. Paulus bittet, von „schlechten und bösen“ Menschen
errettet zu werden. (2. Thess. 3,2.) Es gibt Menschen, die moralisch
„Schweine“ sind. Für alle ohne Unterschied aber ist das Evangelium.
(1.Kor. 6,11.) „Unsere Perlen sind köstliche Dinge, die den Kindern
Gottes gehören, aber nicht für alle Menschen sind; z. B. innere Dinge
des Hauses und der Familie Gottes, Auserwählung, Taufe, Abendmahl,
Anbetung usw. (auch innere Erfahrungen im verborgenen Wandel mit Gott
dürften hierhin gehören); diese Dinge sollen wir nicht solchen vorlegen,
die vor dem Heiligen nicht mehr Achtung besitzen als wie ein Hund, und
die Perlen nicht anders bewerten und behandeln wie eine Sau tut. Es gibt
Wahrheiten, über die Paulus selbst nicht einmal mit den Gläubigen in
Korinth reden konnte, weil sie fleischlich und unmündig waren. (1. Kor.
2,6; 3,1-3.) Wie viel weniger sind solche Dinge für die Welt.
Die Erfüllung der Schlußworte von V. 6 sehen wir z. B. in den
Welt-Christen. Sie haben die ihnen gegebenen Perlen in Schmutz getreten,
und in ihrer „Aufklärung“ haben sie die, welch ihnen dieselben
vorlegten, in ihre Zähne genommen und abgefertigt.
dieselben vorlegten, in ihre Zähne genommen und abgefertigt.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Christi Jünger.
Christo nachzufolgen ist eine ernste Sache. Als eine große Volksmenge
einst mit dem HErrn ging, da wandte Er sich um und sagte ihnen: „Wenn
jemand zu Mir kommt und haßt nicht seinen Vater und seine Mutter und
sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und seine Schwestern, dazu
aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger sein.“ (Luk.
14,25.26.) Das sind feierlich-ernste Worte. Nichts ist uns auf Erden so
teuer als Vater und Mutter und Weib und Kind (und mit Recht). Aber
nehmen diese Seinen Platz in unserem Herzen ein, dann sind sie ein
Hindernis in Seiner Nachfolge. Der HErr sagt uns, daß niemand zwei
Herren dienen kann, er wird einen hassen und den anderen lieben, einem
anhangen und den anderen verachten (Matth. 6,24). Einer von den beiden
muß zurückstehen. Von einem muß es offenbar werden, daß wir ihn mehr
schätzen und er uns höher steht als der andere. Der HErr sagt uns offen:
wer etwas (und sei es das uns Teuerste auf Erden) Ihm vorzieht,
der kann nicht Sein Jünger sein.
Viele in unseren Tagen bekennen wohl, dem HErrn anzugehören, und gehen
(wie damals) mit Ihm, aber was es heißt, Sein Jünger und Nachfolger zu
sein, davon wissen sie kaum etwas. Sie verstehen nicht, daß dies ein
völliges Ver- und Gebundensein an die Person und das Wort des HErrn
bedeutet und tatsächliche Abhängigkeit von Ihm bedingt. Im Gegenteil,
solche fühlen sich frei und rühmen sich ihres Ungebundenseins, sie
wandeln und tun, wie es recht ist in ihren Augen, und meinen wirklich
noch dabei Christi Jünger und Nachfolger zu sein.
Woher kommt dies? Liegt nicht ein Grund darin, daß beim Lesen oder in
der Verkündigung des Wortes über die Bedingungen der Nachfolge Jesu oft
so leicht hinweggegangen wird? So war es nicht bei dem HErrn. Wer zu Ihm
kam und sich somit offenkundig als Sein Jünger und Nachfolger bekannte,
der sollte auch die ganze Wahrheit wissen und klar verstehen, daß es
keine gemächliche Sache sei, sondern ein Bruch mit allem Eigenen - dem
eigenen Willen und dem eigenen Wollen - ein Entsagen und Aufsichnehmen
des Kreuzes. Jeder sollte mit Ernst „die Kosten“ überschlagen (Luk.
14,28), und diese Kosten sind „Vater und Mutter, Weib und Kind“, „das
eigene Leben“, und zwar das „eigene Leben“ Tag für Tag ganz als
Opfer auf den Altar gelegt.
Warum sind wir so ängstlich, mit den Seelen so zu handeln, wie der HErr
es tat? Die Frucht solcher falschen Zartheit sehen wir in den seelischen
Gefühls- und Gemütschristen, die sich für geistlich halten, in den
vielen „Unmündigen“, „die hin und her getrieben werden von jedem Winde
der Lehre“, von einer Person zur anderen - „die immerdar lernen und
niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, in den Unentschiedenen, die
Jesu Jünger sein - und es mit dem „Hohen Rat“ nicht verderben möchten.
Laßt uns ihnen sagen, was es heißt, ein Jünger Jesu sein!
verderben möchten. Laßt uns ihnen sagen, was es heißt, ein Jünger Jesu
sein!
Als der HErr Seine Jünger aussandte, sagte Er ihnen: „Siehe, Ich sende
euch wie Schafe inmitten von Wölfen“ (Matth. 10,16). Was will Er damit
sagen? Daß sie nichts anderes erwarten sollen als zerrissen zu werden.
Worte dieser Art wirkten wie eine Sichtmaschine. Die Mitgänger schieden
aus und blieben zurück. „Von da an gingen viele Seiner Jünger zurück und
wandelten nicht mehr mit Ihm“ (Joh. 6,66). Aber die wahren Jünger
schlossen sich mit ganzem Herzen Ihm um so inniger an. Solche
Sichtungen, wie in den Tagen Gideons, die das große Heer auf 300
verringerten, finden auch heute noch statt. Gott mußte diese Sichtung
vornehmen, ehe er Gideons Schar gebrauchen konnte.
Wir gedenken auch jenes Mannes, der zum HErrn kam mit den Worten: „Ich
will Dir nachfolgen, wohin irgend Du gehst, HErr“ (Luk. 9,57). Was
Antwortet
der HErr? Er öffnet Ihm die Augen, damit Er in ernster Erwägung die
Kosten überschlagen kann. Anstatt ihn mit Freude als einen neu
gewonnenen Jünger zu begrüßen, sagt Er ihm: „Die Füchse haben Höhlen und
die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo
Er Sein Haupt hinlege.“ Er zeigt ihm, daß er auf dem Wege Seiner
Nachfolge auch Sein Los teilen müsse und daß er bald ein gemiedener Mann
sein und nichts in dieser Welt finden werde als Leiden. Die Schrift sagt
uns nicht, daß daraufhin der Mann ihm nachfolgte.
Scheinbar verlor der HErr einen Nachfolger, aber Er begehrt nicht solche
Jünger, die in Augenblicks-Begeisterung Ihm folgen wollen. Sie sollen
die Kosten überschlagen, mit dem „Ich“ und dem „eigenen Leben“ Abschluß
machen zu müssen. Der HErr will keine Nachfolger, die nur scheinbar
Nachfolger sind, die aber bald umkehren, weil sie nicht erfaßt, mit
wem sie sich verbunden haben, und somit nur Sein Werk hemmen und
schädigen. Haben wir solche nicht gesehen? Begeistert traten sie in die
Nachfolge des HErrn ein und folgten dem Worte der Wahrheit, aber kaum
hatten sie einige Schritte gemacht auf dem Wege der Schmach zum HErrn
hin, außerhalb des Lagers, da standen sie bestürzt vor der Verachtung
der Welt und mehr noch vor dem Verlassenwerden von Brüdern, und
erschrocken vor dem Opfer des „eigenen Lebens“ kehrten sie dahin zurück,
wo sie zuvor waren und zu dem, was sie abgesagt hatten, und der Weg der
Wahrheit wurde verlästert, und in ihnen selbst wurde das Licht zur
Finsternis nach dem Worte des HErrn: „Siehe zu, daß das Licht, welches
in dir ist, nicht Finsternis ist.“ „Wandelt, während ihr das Licht habt,
auf daß nicht Finsternis euch ergreife“ (Luk. 11,35, Joh. 12,35).
Laßt uns von dem großen Meister lernenl So wie damals, so ist es heute
noch. Das „Ärgernis des Kreuzes“ ist noch nicht hinweggetan. Handeln wir
nach dem Beispiele des HErrn, so mag die Zahl der Nachfolger klein sein
und das Werk nach außen kein Ansehen haben, aber das Licht und die Kraft
des HErrn wird in ihrer Mitte gefunden werden. Laßt uns einander
ermuntern „zu Ihm hinauszugehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach
tragend“ (Hebr. 13,13). Auf dem einsamen Pfade Seiner Verwerfung genoß
der HErr die Freude des Wohlgefallens Seines Vaters, und auf demselben
Pfade hat Er uns diese Seine Freude hinterlassen, Sein Wohlgefallen zu
genießen. Und bald kommt der HErr und Sein Lohn mit Ihm. Welche Freude
für den Jünger und Nachfolger, von Seiner Kraft getragen, Ihm auf dem
Wege Seiner Schmach entgegenzugehen.
Christliche Liebe.
Ein neues Gebot gebe Ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß,
gleichwie Ich euch geliebet habe,
auch ihr einander liebet. (Joh. 13,34.)
Seine Liebe ist das erhabene Vorbild, welches uns in diesem Worte
gegeben wird. So wie Er uns geliebt, o sollen wir einander lieben. Und
wie liebte Er uns? Er liebte uns in all unserer Schwachheit, all unserem
Fehlen, in all unseren Sünden. Er liebte uns nicht, weil etwa gute Dinge
bei uns gefunden wurden, sondern trotz all unseres Zukurzkommens. Seine
Liebe überwand jedes Hemmnis. Viele Wasser, selbst die Wasser des Todes,
konnten Seine Liebe nicht auslöschen - Er gab Sich Selbst für uns dahin.
Diese Liebe ist das Muster für unsere Liebe.
Zwei Arten von scheinbarer Liebe sind es, vor welchen wir uns sehr zu
hüten haben, das ist 1. sektiererische Liebe und 2. Anhänger- oder
Genossenliebe. Wir sind stets in Gefahr, Personen zu lieben, nur weil
wir mit ihnen in denselben Lehranschauungen übereinstimmen oder weil wir
durch dieselben Neigungen oder Ziele mit ihnen eines Sinnes sind. Das
erste ist Sektenliebe, das andere ist „Cliquen“- (oder Sippschafts-)
Liebe. Christi Liebe aber ist, Sein Bild zu lieben, wo irgend wir es
finden, zu lieben, nicht weil solche mit uns übereinstimmen, sondern mit
Christo übereinstimmen, Sein Bild tragen und von Ihm geliebt werden.
(S. T.)
Einige Bemerkungen über Luk. 10,20-24.
Der erste Teil von V. 20 zeigt uns die gefährliche Freude an dem eigenen
Tun, selbst wenn es gottgewirkt ist. Sie, die so vergänglich ist wie die
Werke selbst, führt leicht zur Selbstbespiegelung. Doch dies muß nicht
sein, sie kann echt und demütig und darum berechtigt sein auch in Jesu
Urteil, doch gibt es Größeres! Das ist die Freude, von der im zweiten
Teil des Verses die Rede ist. Es ist eine Freude, deren Grund und Kraft
gänzlich außer uns liegt, eine Freude, die nie zu vergehen braucht, die
uns stets neu erfüllen kann und die keine Gefahren in sich schließt
derart wie die erstgenannte, da sie ganz allein in dem begründet liegt,
was Gott in Seiner unverdienten Gnade an uns getan hat. Welch ein
Gegenstand der Freude und Bewunderung: Er hat meinen Namen im Himmel
angeschrieben! Freut dich dies, Bruder, Schwester? Dann grüße andere mit
diesem Worte, erinnere traurige Gläubige an diese selige Tatsache,
richte müde Gewordene hiermit auf, schreibe es den Brüdern im Felde als
Equickung! Vor allem lebe selbst darinnen; höre nicht auf, dich dessen
zu freuen, was Er getan hat an dir und erzähle auch anderen davon. (Ps.
66,16!)
Über V. 21-22 kann man, meine ich, nur in tiefster, heiliger Ehrfurcht
reden, ähnlich wie über Joh. 17. Hier sehen wir hinein in das wunderbare
Geheimnis der Einheit zwischen dem Vater und dem Sohne, und was der
Gegenstand der heiligen Freude des Herrn Jesu und Seines Frohlockens
ist: das Wirken des Vaters! Und was ist es in diesem, was den Sohn in
Seiner Menschheit hienieden so mit Freude und Preis erfüllt? Daß diese
Dinge, sowohl die Verzeichnung der Namen der Seinen im Himmel wie vor
allem das herrliche „Geheimnis der Gottseligkeit“ - „Gott geoffenbart im
Fleische“ (1. Tim. 3,16) - denen verborgen geblieben ist, die sich
natürlicher Vorzüge rühmen konnten, während es denen geoffenbart ist,
die arm und unmündig dahingehen, nichts sind und nichts sein wollen, als
was die Gnade aus ihnen macht. Wie köstlich, diese Freude des HErrn, dem
alle Schätze Himmels und der Erden gehören! Er freut Sich des Wirkens
Seines Vaters, und Sein eigenes Wirken hat dasselbe Ziel, geht auf
dasselbe hinaus: Verborgensein für die, die Ihn nicht brauchen in ihrer
Weisheit - und Offenbarmachen des Vaters und des Vaternamens denen, die
Seiner Selbst wie des Vaters bedürfen
und sich dessen bewußt sind. Das ist das Wohlgefallen des Vaters, und
demgegenüber findet der Sohn nur den Ausdruck der völligsten
Übereinstimmung mit dem Vater in Seinem kostbaren „Ja, Vater“. Ergreift
uns dies nicht bis ins Innerste, wenn wir hier sehen, auf welcher
Grundlage unser Heil beruht?! Und fällt nicht jeder noch so geringe
Selbstruhm völlig dahin, wenn wir betrachten, wie unsere Seligkeit
zustande kam: einzig durch das, was der Vater und was der Sohn taten an
Menschen, die in ihrer Unmündigkeit nie und nimmer hätten daran denken
können, von Gott begnadigt zu werden!?
Können wir ein wenig, ach, nur ein wenig verstehen von der Freude des
Herrn Jesu? In Gethsemane wünschte Er Mitgefühl bei den Seinen - ob Er
hier nicht Mitfreude wünscht bei denen, welchen der Vater den Sohn, und
welchen der Sohn den Vater geoffenbart hat?
Paulus, der des HErrn Stimme vom Himmel her vernahm (Apgesch. 9) und von
da an Sein treuester Diener ward - er weiß etwas von dieser Mitfreude zu
künden, das zeigen uns 1. Kor. Kap. 1 u. 2. Und in 2. Kor. 3,18 enthüllt
er uns das Geheimnis, wie wir lernen, uns mit dem HErrn mitfreuen: wenn
wir durch das Anschauen Seiner Herrlichkeit in Sein Bild verwandelt
werden. O, so laßt uns dies tun, Geschwister!, sicher wird dann mehr und
mehr auch der nächste Vers uns köstlicher werden.
V. 23 u. 24 zeigen den Seinen ihr herrlichstes Vorrecht, schon in dieser
Zeit Zeugen von Dingen zu sein, die den treuen Männern des Allen Bundes
noch verschlossen bleiben mußten, wenn sie auch ahnend hineinschauten in
zukünftige enthüllte Geheimnisse (1. Petri 1,10f.). Und sind wir, die
wir den Heiland nicht mehr sichtbar unter uns haben, darum weniger
berechtigt, V. 23 auf uns zu beziehen? Sicher nicht. Wir schauen mit den
Augen des Glaubens und vermöge des in uns wohnenden Geistes Gottes mit
viel tieferem Verständnis als jene Jünger in Herrlichkeiten, die jenen
gar noch verschlossen bleiben mußten, während die Dinge, welche sie
sahen, uns ebenfalls klarer und offenbarer sind als sie ihnen sein
konnten damals, als Jesus noch nicht aufgefahren war und noch nicht den
Geist gesandt hatte. „Glückselig die Augen, die sehen, was ihr sehet!“
Kennst du diese Glückseligkeit? Genießest du sie? Sie ist vom Sehen
abhängig. Welche herrlichen Dinge sind heute, vor unseren Augen, da wir
das ganze Wort haben, dazu den Geist, der uns in die ganze Wahrheit
führt und uns Jesum verherrlicht, den Geist, der von dem Seinen nimmt
und uns verkündigt (Joh. 16,12ff.). - Soll ich dir einige aufzählen? Er
selbst (Matth. 17,8), Seine Liebe von Golgatha, Er als Hoherpriester zur
Rechten der Majestät, tätig für uns (Hebr. 2,9; 4,14ff.); alles, was Er
uns erwarb (Röm. 8,32; 1. Joh. 3,1ff.), Sein Volk, Seine Familie, Seine
Gemeinde, die Verheißung Seines baldigen Kommens, die zukünftige
Herrlichkeit, das Lamm in der Herrlichkeit (Offenb. 5) usw. Bedarf es
noch mehr, um dir und mir gegenüber unsere Glückseligkeit nach Luk.
10,23 zu begründen?
Aber wenn wir dies Urteil des Herrn Jesu nicht praktisch genießen und
verwirklichen, wo ist dann der Grund dieses unseres Zukurzkommens? Laß
es mich dir kurz sagen: Wir lassen Dinge vor unsere Augen, zwischen Ihn
und uns treten, die nicht wert sind gesehen und, was daraus folgt,
verglichen zu werden mit dem, was Er ist und gibt! (2. Kor. 4,17.18.)
Solche Dinge brauchen nicht immer grobe Sünden zu sein, obwohl oft
solche da sind, und solange sie ungerichtet sind und nicht nach 1. Joh.
1,9 hinweggenommen sind, werden sie das Herz ganz gedrückt und unfähig
machen, sich zu freuen. Aber es gibt auch andere Dinge, die zwischen den
HErrn und uns treten: Welt, Fleisch, Menschen, Krieg und
Kriegsgespräche, Zeitungsgerede, Sorgen der Nahrung, die auch feine
Sünden sind, Leiden, Krankheiten, sofern man sie nicht aus Seiner Hand
nimmt, und andere kleine „Füchse“ mehr, „die den Weinberg verderben“
(Hohel. 2,15). Fort mit allem, was sich zwischen Ihn und uns drängen
will! Lasset uns wachsam sein, denn der Feind ist stets bemüht, unsere
Augen und Ohren von dem Unvergänglichen auf das Vergängliche zu lenken,
um uns die „Freude am HErrn“ (Phil. 4,4) zu rauben, die „unsere Stärke“
ist (Nehem. 8,10). „Glückselig die Augen, die sehen, was ihr sehet!“ O
so laßt uns diese herrlichen Dinge, die mit unserem herrlichen HErrn in
Verbindung stehen, ja, Ihn selber, ansehen - Er ist es wert! Er wird es
auch sein, der in der Ewigkeit die Augen und Herzen der Seinen allein
erfüllt (Offenb. 5). Gepriesen sei Sein herrlicher Name: „Wir werden Ihn
sehen, wie Er ist!“ (1. Joh. 3,2.) Glückselig unsere Augen!
F. K., z. Zt. beim MiIitär.
Treue im Verborgenen.
(2. Kön. 5,2-4.)
Es ist nichts Besonderes in der Geschichte dieser kleinen Dirne. Sie
teilte in den furchtbaren Tagen des Krieges das Los Tausender. Von einem
grausamen Feinde gewaltsam aus dem Hause und dem Kreise ihrer Lieben
herausgerissen, kam sie als eine arme Gefangene in das Haus des
siegreichen Heerobersten.
„Die Syrer waren in Streifscharen ausgezogen und hatten aus dem Lande
Israel eine kleine Dirne gefangen weggeführt, und sie war vor dem Weibe
Naemans.“ Mit diesen wenigen Worten wird uns durch den inspirierten
Schreiber ihre traurige Geschichte mitgeteilt. Ihr Name wird nicht
genannt; wer fragte nach ihrem Namen? Eine kleine Sklavin in fremdem
Lande, allein und ohne Freunde, was galt sie?
Von ihren Lippen hörte Naeman zum ersten Male ein Wort über die Heilung
seines Aussatzes. Sie sprach zu ihrer Herrin: „Ach, wäre doch mein Herr
vor dem Propheten, der zu Samaria ist! Dann würde er ihn von seinem
Aussatz heilen.“ Und Naeman ging und berichtete es seinem Herrn und
sprach: „So und so hat die Dirne geredet, die aus dem Lande Israel ist.“
Wie sorgfältig berichtet uns der Geist Gottes die Worte, die sie redete!
Wundern wir uns, daß Gott ihre Geschichte und ihre Worte in Sein
heiliges Buch schrieb? Es braucht uns nicht zu wundern. Es liegt mehr
darin, als wir auf den ersten Blick sehen. Und finden wir es nicht immer
wieder in der Schrift, daß
Gott die unscheinbarsten Werkzeuge in Seine Hand nimmt und mit dem
Kleinsten große Taten tut? Aber nicht dies allein, wie oft sind es
gerade die Armen, die Niedrigen, die Verborgenen unter Seinem Volke, in
denen Er Seine Gnade am köstlichsten zum Ausdruck bringen kann.
Verborgene Pflanzen, in der Einsamkeit und Stille von Gottes Hand
gezogen, voll duftenden Wohlgeruches, von Menschen unbeachtet, aber
Seinem Herzen Freude und Lust! Solch ein Pflänzlein war diese kleine
gefangene Dirne.
Bei sorgfältiger Betrachtung finden wir drei köstliche Punkte in ihrer
kurzen Geschichte:
1. Sie besaß völliges Vertrauen zu Gott.
Über jeden Zweifel erhaben, spricht sie es als Tatsache aus: Er würde
ihn von seinem Aussatz heilen.“ Woher wußte sie das? Wer hatte es ihr
gesagt? Aus einem früheren Ereignis konnte sie solches nicht entnehmen.
Es gab keinen solchen Fall, kein Beispiel, aus dem sie dies hätte
schließen
können. Und die Heilung eines Aussätzigen war in jenen Tagen im Lande
Israel etwas Unbekanntes. Wir wissen dieses aus den Worten des Herrn
Jesus selbst. Er sagte in der Synagoge zu Nazareth: „Ich sage euch:
Viele Aussätzige waren zur Zeit Elisas, des Propheten, in Israel, und
keiner von ihnen wurde gereinigt, als nur Naeman, der Syrer.“
(Luk. 4,27.)
Ihr Hinweis zu dem Propheten Jehovas war etwas ganz Außerordentliches.
Sie hatte keine greifbare Bürgschaft für ihre Behauptung, sie konnte
nicht einmal einen Fall anführen, daß aus dem Volke Jehovas einer
geheilt worden sei, und doch behauptete sie vertrauensvoll, daß, wenn
ihr heidnischer Herr, der Gottes Volk bekämpft und verwüstet hatte, zu
dem Propheten Jehovas ginge, er sicher von ihm geheilt werden würde. Was
war das? Widersinnige Torheit oder unbegrenzter Glaube?
Um diese Frage ging es auch in den Tagen Goliaths, als David hinabstieg
in das Tal, dem Riesen zu begegnen. Sein ältester Bruder Eliab sagte:
Ich kenne deine Vermessenheit.“ War es Vermessenheit oder Glaube? Die
Frage wurde bald durch den Ausgang des Kampfes entschieden. Menschen
mögen fragen und spotten, der Glaube aber rechnet mit Gott und geht
seinen Weg.
So auch mit der kleinen Dirne. Ihre Worte wurden voll gerechtfertigt.
Der Ausgang bewies ihr Vertrauen auf Gott. Das ist echter Glaube!
Glaube, der sich nicht auf Vernunftschlüsse und menschliche Beweise
gründet noch mit Umständen rechnet, sondern Gott Selbst erfaßt in
Seiner Macht und Gnade und allein auf Ihm ruht, solcher Glaube
ist echt. Dieses Erfassen des lebendigen Gottes im Glauben ist etwas
ganz anderes als kühne Behauptungen aus eigenem inneren Vertrauen oder
Überzeugtsein heraus.
2. Sie offenbart größten Mut im Bekenntnis.
„Reichet dar ... in eurem Glauben die Tugend“ (die Energie,
Entschiedenheit), so ermahnt Petrus die Gläubigen (2. Petr. 1,5). Dieses
tat die kleine Dirne. Sie hatte solches Vertrauen zu Gott, daß Er auch
den Feind segnet und heilt, wenn er zu Ihm kommt, daß sie entgegen aller
Wahrscheinlichkeit und aller Erfahrung es mit Glaubensmut bekennt.
Versetzen wir uns einmal in die Lage der kleinen Dirne, um zu sehen, was
ihr Bekenntnis bedeutete! Würden wir uns nicht in solchem Falle gesagt
haben:
1. Diese Menschen haben kein Vertrauen zu Jehova. Meine Worte werden
ihnen höchst unglaublich vorkommen. Sie werden darüber lachen.
2. Werden sie Meine Worte nicht mißdeuten? Können sie nicht denken, es
sei ein schlauer Plan, Naeman ohne Schutz in das Land Israel zu locken,
damit an ihm Rache genommen werden könne?
3. Vorausgesetzt, aus irgend einem Grunde, den ich nicht weiß, gefiele
es Jehova nicht, ihn zu heilen, mit welchem Zorn und Grimm würde er
zurückkommen! Wie töricht wird er in den Augen der Öffentlichkeit
erscheinen! Ein großer Heerführer, so dumm, sich von einer kleinen Dirne
auf den Leim führen zu lassen! Was werden die Folgen sein? Sicher, er
wird seinen ganzen Grimm an mir auslassen. Mein Leben ist dann verwirkt.
- Gewiß, ich bin ganz überzeugt, daß Gott ihn durch Seinen Propheten
heilen wird - aber - man kann nicht wissen - es ist verständiger, den
Mund zu halten.
Wirklich, Gründe des Unglaubens zu finden, nicht mit Glaubensmut
auszusprechen, was wir von Gott wissen, gibt es in Fülle. Die kleine
Dirne aber gab solchen Erwägungen keinen Raum.
wissen, gibt es in Fülle. Die kleine Dirne aber gab solchen Erwägungen
keinen Raum.
Und was trieb sie zu solchem mutigen Zeugnis? Die
Antwort
liegt in ihren Worten.
3. Sie wurde getrieben von dem Mitgefühl für den Verlorenen.
Die Art, der Ton, der Inhalt ihrer Worte zeigen dies. Da ist Naeman, der
Erbfeind ihres Volkes, durch den sie in Gefangenschaft kam, und nun an
einem Tage kommt es ihr zu Ohren: Er ist ein verlorener Mann, der
entsetzliche Tod des Aussatzes wartet sein. Wird sie mit stiller
Befriedigung erfüllt? Freut sie sich bei dem Gedanken, daß ihm Recht
geschieht für all das Böse, das ihr geworden? Nichts davon. Sieh', wie
sie vor ihrer Herrin steht. Lies das Mitgefühl in ihrem Auge, höre die
Worte, wie sie aus dem Herzen des Erbarmens so innig über die Lippen
gehen: „Ach, wäre doch mein Herr vor dem Propheten, der zu Samaria ist!“
Da war kein Gedanke an Rache. Ihr Mitgefühl war nicht kleiner als ihr
Mut und als ihr Vertrauen zu Gott. Das, was ihr Gott war, das kam
auch an ihr zum Ausdruck. Was einst David an Mephiboseth (2. Sam. 9,3)
erwies, das erwies auch sie Naeman: „Güte Gottes“. In Wort und
Benehmen offenbarte sie Den, an den sie glaubte. Was tat doch diese
kleine Dirne! Ihr Lohn wird groß sein. Ob Naeman ihr dankte, ob ihr ein
Wort der Anerkennung von Menschen wurde? Wir wissen es nicht, aber das
wissen wir, Gott wird ihr den Lohn ihrer Treue im Verborgenen einst voll
zuteilen.
*
Die Anwendung dieser Geschichte auf uns ist nicht schwer. Jeder Leser
möge sie auf sich selbst machen.
Die Tage, in denen wir leben, stellen in besonderer Weise auch uns auf
die Probe. Nach außen hin trägt das Christentum heute einen guten
Anstrich, aber nie hatte der Glaube an den lebendigen Gott einen
tieferen Stand. Was haben wir empfangen im Vergleich zu der kleinen
Dirne! Wir besitzen die vollkommene Offenbarung der Liebe Gottes in
Christo. Uns ist der Heilige Geist gegeben. Wie sollte unser Herz mit
Vertrauen zu Gott und mit Mut zum Bekennen erfüllt sein: „Weil der, der
in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist“ (1. Joh. 4,4).
Und Gott sagt: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen“; so daß
wir kühn sagen mögen: „Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht
fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“ (Hebr. 13,5.6.) Laßt uns Sein
Bild in dieser Welt tragen und „anziehen als Auserwählte Gottes, Heilige
und Geliebte: Herzliches Erbarmen, Güte, Niedriggesinntheit, Milde,
Langmut“. (Kol. 3,12.)
Dein Weg mag, wie der Weg der kleinen Dirne, in der Tiefe und im
Verborgenen sein. Gib den Glaubensmut nicht auf! Der Gott, der Sich in
Naemans Tagen dem Glauben bezeugte, ist noch heute Derselbe. Laß in
deinem verborgenen Winkel durch Treue das Licht Seiner Liebe und Gnade
leuchten.
H.
Geleitswort an den Leser:
„So demütiget euch nun unter die mächtige Hand Gottes, auf daß Er
euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorgen auf Ihn werfet;
denn Er ist besorgt für euch.“ 1. Petri 1,6.7.
Petri 1,6.7.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 17
Wer sind die große Volksmenge in Offenb. 7,9-17?
Antwort A
Nach der Aufnahme der Gemeinde beginnt der HErr ein anderes Werk
inmitten der Gerichte, die Er über die Bewohner der Erde bringt. In
Offenb. 7,2-8 lesen wir, daß aus allen Stämmen Israels Knechte Gottes
versiegelt werden zum Dienst für den HErrn. Das Evangelium des Reiches
soll verkündigt werden, ehe das Ende kommt (Matth. 10,23; 24,14). Der
HErr nimmt Sich hierzu Seine Knechte insonderheit aus den Juden. Das
Resultat der Verkündigung des Evangeliums des Reiches ist diese große
Volksmenge, die niemand zählen kann. Diese große Volksmenge geht nicht
in den Himmel ein, sondern in das Reich, welches der HErr im Begriff
ist, aufzurichten.
Diese unzählbare Schar ist durch die große Drangsal hindurchgegangen.
Manche haben schon in der Drangsal der ersten Hälfte der 70. Woche, die
der HErr den „Anfang der Wehen“ nennt (Matth. 24,8), ihr Leben lassen
müssen. Offenb. 6, 9-11.) Diese große Volksmenge aber in Offenb. 7,9-17
wird gesehen als auch durch die zweite Hälfte der Woche „der großen
Drangsal“ hindurchgegangen. Sie ist von Gott erhalten, gesegnet und
beiseite gestellt zum Dienst im Reich. (V. 13-17.) Alle rühmen das Lamm,
in dessen Blut sie ihre Kleider gewaschen, weiß gemacht haben, dem sie
ihre Rettung und ihr Heil verdanken. Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
F. B.
Antwort B
Wir sehen in den angeführten Versen, wie in Kap. 4 und 5, in der Mitte
den Thron und dann um denselben in imner weiteren Kreisen die
vier lebendigen Wesen, die (24) Ältesten und alle (Zehntausende mal
Zehntausende und Tausende mal Tausende) Engel in Anbetung versammelt.
Vor
dem Throne - die Schrift beginnt umgekehrt mit dem, was am weitesten
außen ist - ist die unzählbare Volksmenge aus allen Völkern, die weiße
Gewänder trägt, Palmen in den Händen hat und das Lamm grüßt. In Vers 14
erklärt einer der Ältesten, wer diese unzählbare Schar ist. Es sind
solche, die während der großen Drangsal das weiße Kleid der
Gerechtigkeit empfangen und ihre Kleider im Blute des Lammes gewaschen
haben. Auch in dieser Zeit ist die Tür des Heils nicht geschlossen.
Nein, sie steht weit offen, und eine unzählbare Schar hat den Weg
gefunden.
Während die 24 Ältesten in Offenb. 4,4 auf Thronen sitzen und goldene
Kronen auf ihren Häuptern haben - beides Zeichen der Herrschaft -,
finden wir diese Schar ohne Throne und Kronen vor dem
Throne des Lammes stehen und Ihm in Seinem Tempel dienen, statt zu
herrschen. Die weißen Gewänder, das Zeichen der Priesterschaft, sind
beiden gemein. Sie halten Palmen in den Händen wie der Jude am
Laubhüttenfeste, dem Feste des kommenden Königs Israels. (3. Mose
23,40.) Es ist himmlisches Laubhüttenfest aller Nationen und erinnert
uns an jenes irdische im Tausendjährigen Reiche, wie es uns Sach.
14,16-19 geschildert ist. Nicht mehr Laubhütten sind die Wohnung,
sondern der auf dem Throne sitzt, wird Selbst Sein Zelt über ihnen
errichten. Und sie, die aus dem Schrecken der Drangsal kommen,
dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, sie
werden getröstet. Und wie werden sie getröstet! Er Selbst tritt hinzu
und bedient sie.
Nicht als der kommende König wird Er hier begrüßt und um Hilfe und
Rettung gebeten (Ps. 118,22-26), sondern jetzt sitzt Er auf dem
Throne und das Lamm hat Hilfe und Rettung gebracht; Ihm erschallt nun
Lob, Preis und Anbetung. - Einst ging so mit Palmen in den Händen
Jerusalem seinem wahren Könige entgegen und begrüßte Ihn als solchen mit
den Worten des 118. Psalms. (Joh. 12,12.13.) Aber ach, schon nach
wenigen Tagen erscholl statt dessen das „Kreuzige, kreuzige!“ Welcher
Gegensatz zwischen dann und einst!
O. v. Br. (im Felde.)
Anmerkung des Herausgebers
Diese „große Volksmenge“ darf nicht verwechselt werden mit der
himmlischen Schar, gesehen in dem Symbol der 24 Ältesten, die auf
Thronen sitzend den Thron Gottes umringen.
Bei diesem Gesicht des Johannes ist das Zeitalter der Gemeinde schon
vergangen. Die Gemeinde ist schon droben. (Kap. 4 und 5.) Bei der
Ankunft des HErrn wurden alle, die lebenden und die entschlafenen
Gläubigen aller Zeiten, dem HErrn entgegengerückt in die Luft, um auf
immer bei Ihm zu sein.
Von diesem Zeitpunkt an beginnt Gott ein anderes Werk. Er hat noch
Großes vor mit Israel und den Völkern der Erde, wie wir aus dem
prophetischen Worte wissen. Gott handelt wieder in den Linien der
alttestamentlichen Prophezeiungen.
Das Zeitalter der Gemeinde und des Evangeliums der Gnade Gottes
ist geschlossen. Aber auch in dieser dunkelsten Zeit läßt Gottes
Erbarmen die Welt nicht ohne eine Heilsbotschaft: Das Evangelium des
Reiches (Matth. 24,14) wird verkündigt. Gott wird Sich aus Juden und
Völkern durch Seinen Geist die Boten hierfür zubereiten. Diese Botschaft
wird die Herzen solcher berühren, die nicht schon zuvor eigenwillig ihr
Herz dem Evangelium der Gnade verschlossen haben. (Luk. 14,24; 2. Thess.
2,10-12.) Diese „große Volksmenge ... aus jeder Nation“ sind die Frucht
dieser Verkündigung des Evangeliums des Reiches.
Gott ließ Johannes in einem Gesichte sehen, wie Er in der Zeit Seiner
Gerichte auf Erden eine unzählbare Schar errettet, die Er gleich den
Auserwählten aus Israel in„der Stunde - nicht wie die Gemeinde,
vor der Stunde - der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis
kommen wird“ (Offenb. 3,10), bewahrt. Johannes sieht in der großen
Trübsalszeit sowohl einen von Gott bewahrten Überrest aus Israel
(V. 4), wie auch einen durch diese Zeit hindurch bis zum Eintritt in das
1000-jährige Reich bewahrten Überrest aus den Völkern.
Johannes sah nicht die Wirklichkeit, sondern das, „was geschehen wird
nach diesem“ in Gesichten. Er
Johannes sah nicht die Wirklichkeit, sondern das, „was geschehen wird
nach diesem“ in Gesichten. Er sieht die große Volksmenge vor dem
Throne, nicht wie die himmlische Schar rings um den Thron her. Damit,
daß sie vor dem Throne stehen, ist durchaus nicht zu folgern, daß sie im
Himmel sind. Diese Stelle gibt keine Andeutung, die uns zu solcher
Annahme berechtigte. Wir haben keinen Anhalt, daß sie starben,
auferweckt wurden und im Himmel sind. Im Gegenteil, wir finden sie Gott
dienend Tag und Nacht „im Tempel“, nicht „im Himmel“; im Himmel ist
nicht Tag und Nacht, und von der himmlischen Stadt lesen wir, daß kein
Tempel in ihr ist (Offenb. 21,22); aber auf Erden wird ein Tempel sein,
Hesekiel spricht davon (s. auch Jes. 66,21). In dieser Vision sieht
Johannes sie in weißen Kleidern, (dem Symbol ihrer Reinigung und
Annahme), mit Palmen in den Händen (dem Zeichen des Sieges und der
Überwinder), vor dem Throne stehen. Und während der Zeit der Herrschaft
Christi wird Sein Thron auf Erden sein. Sie stehen vor dem Thron - in
der Gegenwart des Thrones. Wie auch heute die Gläubigen hinzutreten zum
Thron der Gnade.
Diese „große Volksmenge“ sind die, welche aus der großen Drangsal
kommen. Nicht aus „großer Drangsal“, sondern aus „der“ großen
Drangsal, dieser ganz bestimmten Zeit von 3½ Jahren oder 1260 Tagen, von
welcher der HErr in Matth. 24,21 usw. spricht, als Er auf die Weissagung
Daniels Bezug nimmt. Eine Trübsalszeit, wie sie von Anfang der Welt
nicht gewesen noch je sein wird. Tausende sind in dieser Zeit
hingeschlachtet worden, die ihr Leben nicht geliebt haben bis zum Tode,
aber diese „kommen“, nicht „sind gekommen“, bewahrt aus der großen
Drangsal als Überwinder. Sie rühmen nun das Heil ihres Gottes und dienen
Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel. Auch von der alten Anna lesen wir in
Luk. 2,37, daß sie nicht vom Tempel wich, indem sie Nacht und Tag
diente, damals nicht mit Lob, sondern mit Fasten und Flehen. Der auf dem
Throne sitzt, errichtet „Sein Zelt“ „über“ ihnen (welches nicht wohl von
den himmlischen Heiligen gesagt werden kann) und gibt ihnen den Lohn
ihrer Treue. Bewahrt durch Gottes Macht gingen sie durch die
Schrecknisse der großen Trübsal - nun werden ihre Tränen getrocknet.
Unter Seiner Friedensherrschaft kann keine „Glut“ sie mehr treffen.
Frage 18
1. Gibt es nach der Schrift einen sogenannten leitenden Dienst oder
„Diener Gottes“ im besonderen Sinne, vornehmIich unter Berücksichtigung
von Matth. 23,8? wenn ja, wie ist das Verhaltnis des Gläubigen zu diesen
Dienern Gottes?
2. Was sind die Kennzeichen eines Dieners Gottes? woran ist er vom
„bösen Arbeiter“ (Phil. 3,2) zu unterscheiden?
Antwort A
Die Schrift kann nicht gebrochen oder aufgelöst werden (Joh. 10,35),
alle scheinbaren Widersprüche müssen sich im Lichte der Schrift lösen.
In Matth. 23 zieht der Wahrheitsfeststeller, der Herr Jesus, die
Heuchelei und Ehrsucht der Schriftgelehrten und Pharisäer ans Licht,
ihre Sucht, vor den Menschen gesehen zu werden, ihre Sucht nach dem
ersten Platz und Sitz, ihre Sucht nach Begrüßung, ihre Sucht nach dem
Rabbititel. Im Anschluß daran sagt der HErr: „Ihr aber, laßt
ihr euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber
seid Brüder.
Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.
Vielfach ist aus diesem im Zusammenhang nicht mißzuverstehenden Worte
Torheitsvolles und Ungöttliches herausgepreßt worden, als gäbe es in der
Gemeinde Gottes, im Hause Gottes keinen leitenden Dienst oder „Diener
Gottes“ im besonderen Sinne.
Über diesen so wichtigen Punkt gibt die Schrift völliges Licht und
Klarheit. Ganz abgesehen davon, daß im Alten Testament an einigen
hundert Stellen sich das Wort mit den Dienern Gottes beschäftigt als mit
Personen, die in besonderer Weise von Jehova Selbst berufen,
legitimiert, autorisiert und geschützt sind (es sei nur an die eine
Stelle in 4. Mose 12 erinnert, wo Mirjam, die Schwester Moses, es wagt,
wider ihn zu reden wegen des kuschitischen Weibes, indem sie sich in die
Familienverhältnisse des Mose mischt und dafür von Gott mit dem Aussatz
bestraft wird), so reden die Schriften Neuen Testaments in geradezu
überwältigender Weise davon. Matth. 24,45-47 spricht von dem treuen und
klugen Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um ihnen
Speise zu geben zur rechten Zeit. Luk. 10,35 führt uns den Wirt vor
Augen, der mit dem besonderen Auftrag, den Geheilten zu versorgen,
betraut wird. Eph. 4,11 zeigt uns, wie der HErr Seines Hauses gegeben
hat Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer zur Vollendung der
Heiligen, für die Auferbaunng des Leibes Christi. Noch andere
Schriftstellen wären anzuführen, doch mögen diese genügen, um zu zeigen,
daß es nach der Schrift allerdings einen leitenden Dienst, daß es
„Diener Gottes“ im besonderen Sinne gibt.
Die Frage nun, wie das Verhältnis der Gläubigen zu diesen Dienern Gottes
sei, ist eine durchaus logische und sehr wichtige. Sie wird ebenfalls
durch die Schrift beAntwortet.
1. Thess. 5,12.13 spricht von einem Erkennen der betr. Arbeiter, die
vorstehen im HErrn, und daß sie über die Maßen in Liebe geachtet werden
sollen um ihres Werkes willen. Phil. 2,25-29 sagt, daß solche in Ehre
gehalten werden sollen, 1. Tim. 5,17 redet sogar davon, daß die Ältesten
und sonderlich die da arbeiten in Wort und Lehre doppelter Ehre würdig
geachtet werden sollen.
In Hebr. 13,18 wird zum Gebet für die Diener aufgefordert und
unmittelbar vorher (V. 17) den Führern gegenüber zum Gehorsam und zur
Unterwürfigkeit, auf daß ihr Dienst mit Freuden geschehe und nicht mit
Seufzen, was der Gemeinde nicht gut sei.
Auch 1. Kor. 16,15 spricht von Unterwürfigkeit, indem hier das Haus des
Stephanas, als des Erstlings von Achaja, ans Licht gezogen wird.
Was sind das alles für ernste, klare und bestimmte Worte, die jeden
Zweifel ausschließen, und wie sollten diese Worte von der Gemeinde
Gottes beachtet und gewürdigt werden! Welch ein Unsegen, welche
Zerwürfnisse sind nicht schon entstanden, wo diese Hausordnungen im
Hause Gottes mißachtet oder gar mit Füßen getreten wurden. Gesundes
Leben in der Gemeinde Gottes kann sich nur auf die gesunde Lehre
der Schrift aufbauen. Es ist ein Schmerz, immer wieder erfahren zu
müssen, daß für diese gesunde Lehre der Schrift, die allem anderen
vorausgeht, so wenig Interesse vorhanden ist.
Was ist nun das Kennzeichen eines Dieners Gottes und woran ist er vom
„bösen Arbeiter“ zu unterscheiden?
Keinesfalls ist ein Diener Gottes so, wie manche bildliche Darstellungen
es zu zeigen versuchen, mit
einem Heiligenschein umgeben, oder gar mit päpstlicher Vollkommenheit
oder Unfehlbarkeit ausgestaltet.
Jak. 5,17 enthält ein diesbezüglich belehrendes Wort von dem Knechte
Gottes Elias, von dem gesagt wird: „Elias war ein Mensch von gleichen
Gemütsbewegungen wie wir.“ Zahlreiche andere Stellen der Schrift zeigen,
daß die Diener Gottes solche Menschen sind, wie von Elias gesagt wurde,
Menschen mit Gebrechen und Schwächen. Es sei nur erinnert an Mose
Verkehrtheit (4. Mose 20), infolge dessen ihm der Eintritt in das Land
Kanaan verweigert wurde, an Samuels eigenmächtiges Einsetzen seiner
ungöttlichen Söhne zu Richtern (1. Sam. 8), an Davids Ehebruch (2. Sam.
11), an Elias Flucht vor Isebel (1. Kön. 19), an Jonas merkwürdiges
Verhalten (Jona 1), an Petri Verleugnung (Matth. 26), an seine Heuchelei
(Gal. 2), an Pauli Verhalten in Apgesch. 21. (Vergl. Frage 28 in Nr. 10
der G. H. 1916.)
Alles dies zeugt davon, daß auch die Personen, die besonderen Dienstes
gewürdigt werden, mit Mängeln und Gebrechen behaftet sind.
Nichtsdestoweniger hat aber der Diener Gottes sein Gepräge, indem er
sich von dem „bösen Arbeiter“ abhebt.
Eines der ersten und wichtigsten Kennzeichen eines Dieners Gottes ist
das unbedingte Bekennen zum Wort, und zwar ohne jegliches „wenn“
und „aber“. Immer wieder kehrt im Alten Testament aus dem Munde der
Propheten und Diener Gottes das Wort: „So spricht Jehova“. Im
Gegensatz hierzu lautet der Spruch Bileams, des falschen Propheten:
„Es spricht Bileam, der Sohn Beors, und es spricht der Mann
geöffneten Auges; es spricht, der da hört die Worte Gottes, der ein
Gesicht des Allmächtigen sieht, der hinfällt und enthüllter Augen ist.“
Der wahre Prophet schiebt Jehova in den Vordergrund, der falsche
Prophet schiebt sich in den Vordergrund. Der wahre Diener hat wie
Jeremia (1,18) eine eherne Stirn wider die Könige, wider die Fürsten,
wider die Priester, wider das ganze Volk, er ist unbestechlich.
Der falsche Diener Bileam ist für Geld zu haben, etwa so wie
jener Jüngling in Richter 17, der von Micha angestellt und
geweiht wurde. Sein Lohn war zehn Seckel Silber, Ausrüstung an Kleidern
und Versorgung hinsichtlich seines Lebensunterhaltes. Dieses Kapitel
zeigt uns die theologische Laufbahn eines jungen Mannes, wie sie in der
Gegenwart heute tausendfach beobachtet werden kann.
Ein weiteres Kennzeichen eines Dieners Gottes ist, daß er Joh. 16,13
versteht, woselbst von dem Leiten in die ganze Wahrheit die Rede
ist. Der falsche Diener, der böse Arbeiter mag Wahrheiten zum Ausdruck
bringen und dabei „Erfolge“ erleben, die Menge mag ihm zujauchzen und
Ehre ihm zufallen, der Diener Gottes hat es mit der ganzen
Wahrheit zu tun, mit dem ganzen Ratschluß Gottes, mit der Breite und
Länge und Tiefe und Höhe (Eph. 3,18). Paulus war nicht zufrieden mit dem
Glauben, der Liebe und der Hoffnung der Kolosser (1,4), ihm kam es
vielmehr darauf an, daß sie erfüllt würden mit der Erkenntnis Seines
Willens in aller Weisheit und geistlichem Verständnis (1,9).
Der böse Arbeiter hat zweifellos Erfolge aufzuweisen, die religiöse
Masse ist auf seiner Seite, er liebt das Wort „viel“, er hat wenig
Verständnis von der engen Pforte und dem schmalen Wege, er liebt nicht
diesen vom HErrn für die gegenwärtige Haushaltung aufgestellten
Grundsatz (Matth. 7,13.14) von den „Wenigen“, versteht und erlebt
auch nicht Joh. 6,66: „von da an gingen viele Seiner Jünger zurück und
wandelten nicht mehr mit Ihm“.
Unter der Arbeit des Dieners Gottes dagegen wird Frucht gezeitigt, die
in die zukünftige Welt hineinreicht und unter der der Herr Jesus
anerkannt wird als der alleinige HErr und Gebieter (Jud. 4),
als der HErr im Hause Gottes (2. Tim. 2,21; 1. Tim. 3,15) und dem man
folgt in dem Sinne von Luk. 26,27 außerhalb des Lagers, Seine Schmach
tragend (Hebr. 13,13).
Ein anderes wichtiges Kennzeichen eines Dieners Gottes ist, daß er frei
ist von der verkehrten, menschlichen, weichlichen Liebe, die über alles
einen Mantel hängt oder sagt: „Schwamm drüber.“ - Der Diener Gottes weiß
wohl 1.Kor. 13, jenes Kapitel von der Liebe, die alles erträgt, alles
glaubt, alles hofft, altes erduldet (V. 7), zu würdigen, er weiß aber
auch mit diesem Kapitel Worte wie 2. Thess. 3,6 in Einklang zu bringen,
woselbst das Zurückziehen von jedem Bruder geboten ist, der nicht der
Ordnung der Überlieferung gemäß wandelt. Er versteht auch und handelt
nach Anweisungen, wie sie in Apgesch. 19,9.10 gegeben sind, wo selbst
vor einer Trennung nicht zurückgeschreckt wird nach 1. Kor. 5,11 und 13,
welches Wort das Hinaustun des Bösen verlangt. Der Diener Gottes
versteht das heilige Gleichgewicht des Wortes Gottes zu wahren, er tut
feste und gewisse Tritte. Vgl. auch 2. Tim. 2,15!
Möchten diese wenigen Hauptkennzeichen eines Dieners Gottes beachtet
werden, dann wäre das Ohr der Gemeinde Gottes für manche Persönlichkeit
verschlossen, die nicht von Gott gesandt ist und darum nur Torheit redet
und Wirrwarr anrichtet. W. W.
Antwort B
In Matth. 23,8-12 warnt der HErr Seine Jünger, sich nicht Rabbi und
Meister nennen zu lassen. Einer sei ihr Lehrer, einer ihr Meister:
Christus.
Nachdem der Herr Jesus gen Himmel gefahren war und sie den Heiligen
Geist empfangen hatten, wurden sie von Diesem „in die ganze Wahrheit
geleitet“, und so wurden sie selbst unter der Leitung des Heiligen
Geistes leitende Diener oder Führer in den Gemeinden Gottes.
Diese ehemaligen Fischer, Zöllner usw. maßten sich keine Titel und
Würden an, wie es heute geschieht. Sie blieben dieselben, die sie vorher
waren. Beauftragt und geleitet vom Heiligen Geist, hüteten sie die Herde
Gottes, bedienten die Gemeinden wie auch die einzelnen Gläubigen.
(Apgesch. 20,17-21.)
Dieser Dienst besteht heute noch, wenn auch infolge des Niederganges des
Christentums nicht mehr in derselben Kraft und Frische. Überall, wo
wahrhaft Gläubige zusammenkommen zum Wort oder zur Anbetung in dem
kostbaren Namen Jesu, hat es Gott gefallen (auch wenn es manchenorts nur
wenige sind), einzelne zu befähigen und mit Gnade, Erkenntnis und
Einsicht auszurüsten, um ihren Mitbrüdern mit dem Worte der Wahrheit und
zum Segen aller dienen zu können. Solche vom Heiligen Geiste
ausgerüstete und geleitete Brüder sind Diener Gottes, wenn sie auch
nicht vom Staate oder einer religiösen Körperschaft ordiniert sind.
Über das Verhalten der Gemeinde zu solchen Dienern unterweisen uns
Stellen wie 1. Thess. 5,12-15; 1. Tim. 5,7-19 u. a. m.
F. B.
Frage 19
Wie ist Hebr. 9,23 zu erklären?
Antwort A
Das ganze Kapitel ist eigentlich eine Erklärung dieses Gegenstandes. In
Vers 23 ist angedeutet, daß das alttestamentliche Heiligtum (Stiftshütte
und später Tempel) nur ein Vorbild der himmlischen Dinge ist, mit all
den Verordnungen, Opfern und Gottesdiensten (vgl. 2. Mose 25,40; Hebr.
8,5). Da der ganze Hebräerbrief die Frage behandelt, ob die von Gott
verordneten Einrichtungen für das Volk Israel auch für das neue
Verhältnis in Christo Wert und Gültigkeit haben, weil die Judenchristen
in Gefahr standen, das Vorbild höher zu achten als das Urbild, so ist
dies entschieden zu verneinen.
Diese Verwechselung von Vorbild und Wesen geschieht heute noch, nicht
nur von Juden, sondern, was das Traurigste ist, von den Christen, sogar
von gläubigen Christen! - Der ganze Hebräerbrief arbeitet diesem
törichten Sinn entgegen; möchte das doch noch mehr erkannt werden!
In Vers 23 ist nun speziell die Rede vom Reinigen durch Blut. Gerade in
Vers 22 ist es ausgesprochen, daß fast alles, was unser Verhältnis zu
Gott betrifft, nach Gottes Gesetz mit Blut gereinigt werden muß (vgl. V.
19-22; 3. Mose 16,15-19; 4,1-19). Gottes Grundsatz ist und bleibt: „Ohne
Butvergießen geschieht keine Vergebung.“ Wenn manche daher Gott als
grausam bezeichnen, weil Er zum Zurechtbringen des Sünders mit Gott Blut
verlangt, so sei darauf hingewiesen, daß nicht Gott das Blut nötig
hätte, sondern daß die Sünde eine so schlimme Sache ist, das sie nicht
anders als mit Blut (d. i. Einsetzung eines Lebens für ein anderes)
getilgt werden kann. Die Grausamkeit ist also nicht auf seiten Gottes,
sondern auf der Seite des Sünders. Das können wir auch jetzt in diesem
Kriege sehen. Will denn Gott alle diese Grausamkeiten? Ist es nicht
vielmehr der Ungehorsam gegen Gott, die Sünde, welche diese
Grausamkeiten vollbringt? - Gott hätte kein Blut verlangt, wenn unser
von der Sünde gestörtes Verhältnis hätte auf anderem Wege
zurechtgebracht werden können.
Da steht nun die göttliche Notwendigkeil, das Muß der Reinigung. Aber
auch Gottes Liebe und Erbarmen, weil Er nicht den Tod des Sünders will,
ist schon in den alttestamentlichen Opfern ausgedrückt. Statt daß der
Sünder um seiner Sünde willen sterben muß, setzt Gott das Leben reiner
Tiere ein, um wenigstens vorläufig mit einer Zinszahlung zufrieden zu
sein, bis das Kapital, die ganze Schuld, durch Einsetzung eines
vollgültigen Lebens abgetragen werden kann. Davon reden folgende
Stellen: Hebr. 7,7.18.19; 8,1-13; 9,11-14; 10,1-4 vgl. Röm. 3,25.26;
Dan. 9,24; Hebr. 9,23-28 und besonders 9,11-15.
Das bessere Opfer, das die Himmel, d. h. Gott im Himmel, als Reinigung
von der Sünde bedürfen, ist das Opfer Jesu Christi, des eingeborenen
Sohnes Gottes (vgl. Micha 6,6.7; Ps. 49,8.9; Matth. 16,26; Hebr.
9,13.14; 1. Joh. 1,7; Offenb. 1,5; 7,14. Wem dieses nicht genügt oder
auch wer dieses verwirft, der hat kein anderes Opfer mehr für die Sünde,
Hebr. 10,26-31; 2,3.4; Apgesch. 4,11.12. Dieses bessere Opfer reicht
vollkommen hin für alle Zeiten und Ewigkeiten, ein für allemal. Hebr.
9,26-28; 7,23-28; 10,12-14.
Wer also seine Zurechtbringung mit Gott in äußerlichem Gottesdienst, in
Werken und Zeremonien sucht anstatt in Jesu Christo Selbst, der setzt
das bessere Opfer beiseite und bleibt am Schatten hängen. Das Wesen
erlangt er nicht und ein anderes Opfer gibt es nicht. Das Abweisen des
einen
vollgültigen Opfers Jesu hat nur Verdammnis zur Folge.
Mark. 16,16; Joh. 3,18.36.
F. Th. H.
Antwort B
Hier ist die Rede von der Reinigung durchs Blut. Die „Abbilder der Dinge
in den Himmeln“ sind die Hütte des Zeugnisses, das Zelt der
Zusammenkunft und alle Geräte des jüdischen Gottesdienstes. Moses hatte
nach Hebr. 8,5 Weisung, alles nach dem Muster zu machen, das ihm auf dem
Berge gezeigt war. Die Hütte und alles gottesdienstliche Gerät ist
deshalb Abbild, Schatten von himmlischen Dingen. Nun wurden nach Hebr.
9, 21.22 die Hütte und alle Gefäße des Gottesdienstes mit Blut
besprengt. Eine Reinigung ohne Blut und Vergebung ohne Blutvergießen gab
es nicht im Alten Bunde. Schon das erste Opfer auf Erden deutete dies
an. Kaum war Gottes Gebot von Menschen übertreten und der Sünde Fluch
auf ihn gelegt, da zeigt sich die unfaßbare Gnade Gottes in dem
Schlachten von Tieren, deren Felle den Menschen dann bekleiden (1. Mose
3,21) müssen. Wieviel Blut ist für die Abbilder und Schatten der
himmlischen Dinge geflossen! Und doch konnte dieses Blut nicht wirklich
reinigen, das Blutvergießen keine wirkliche Vergebung zustande bringen.
Auch hierbei handelt es sich nur um den Hinweis auf das Blut, das auf
Golgatha vergossen ist, um das Blut des Sohnes Gottes. Wenn nun die
Abbilder der Dinge in den Himmeln durch Blut von Tieren gereinigt
werden, so ist es klar, daß die himmlischen Dinge selbst bessere
Schlachtopfer nötig haben. Das bessere Schlachtopfer ist einmal
hingegeben worden in Jesus, dem Sohne Gottes. In welcher Weise die Dinge
der Himmel selbst der Reinigung bedurften und tatsächlich gereinigt
sind, das können wir nur brockenweise ahnen und andeuten. Auch die
Himmel sind nicht rein vor Gott nach Hiob 15,15. Der in der Schrift
mehrfach erwähnte Sündenfall in der Engelwelt hat ganz gewiß gewaltige
Spuren in den Himmeln hinterlassen, wie ja doch auch die Sünde des
Menschen nicht ohne Wirkung geblieben ist auf die Erdenschöpfung, die
Gott ihm gegeben hatte. Das Blut des Christus, das am Kreuze vergossen
ist, hat nicht nur Einfluß auf die Dinge auf Erden, sondern auch auf die
Dinge der Himmel nach Kol. 1,20. Das Schlachtopfer, das Gott Selbst am
Kreuze gab, ist ein überwiegend besseres Opfer, als all die vielen
Opfer, die den Abbildern der himmlischen Dinge dienten. Hochgelobt sei
Gott für die Dahingabe Seines Sohnes am Kreuze, durch welche wir jetzt
angenehm gemacht sind vor Ihm. Ephes. 1,6-7.
A. C.
(im Felde.)
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Eine schmerzliche Frage.
Bin ich euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage?
Gal. 4,16.
Wieviel Schmerz liegt in diesen Worten! Wie hatten sich die Gemeinden in
Galatien verändert! Die Herzen, die einst so innig für den Apostel
schlugen, waren kalt geworden. Einst war die Schwachheit des Fleisches,
in der er ihnen das Evangelium verkündigte, kein Hindernis für ihre
Liebe gewesen; sie hatten ihn nicht (wie jetzt) verachtet, sondern wie
einen Engel Gottes, wie Christum Jesum, den er ihnen brachte, hatten sie
ihn aufgenommen.
So sollte es sein. Mit Recht lieben wir die, die uns das errettende
Evangelium bringen. Es ist eine Verwirklichung des Wortes: Wie lieblich
sind die Füße derer, welche das Evangelium des Friedens verkündigen.1
Ach, wie bald wandten sie sich ab von dem, der ihnen die Wahrheit
brachte! Und was der Apostel hier von den Galatern erlebte, ähnliches
erfuhr er auch in Korinth, und solche betrübenden Erfahrungen bleiben
den Dienern des HErrn auch heute nicht erspart.
Paulus gedenkt und erinnert die Galater an ihre frühere Freude und
Glückseligkeit, wie ihre Liebe zu ihm so groß war, daß sie, wenn es
möglich gewesen wäre, ihre Augen für ihn ausgerissen hätten. Sie hatten
im Guten geeifert, als er gegenwärtig war (V. 18), aber während seiner
Abwesenheit hatte sich alles verändert. Einen herzerquickenden Gegensatz
finden wir bei den Philippern. Diesen konnte er schreiben, daß „sie
nicht allein in seiner Gegenwart, sondern jetzt vielmehr in seiner
Abwesenheit“ ihr Glaubensleben führten.1
Und welche hingebende Liebe finden wir bei ihnen für den Apostel!2
Was war die Ursache dieser traurigen Veränderung bei den Galatern? Hatte
Paulus verkehrte Dinge gelehrt oder seine Stellung ihnen gegenüber oder
zur göttlichen Wahrheit verändert? O nein, nicht er hatte sich
verändert, aber sie hatten ihr Ohr falschen Lehren und Lehrern
geöffnet und sahen in ihm nun einen Feind. Und warum?
Weil er ihren Dingen nicht beistimmte und ihnen die Wahrheit sagte.
Die Wahrheit ist nicht allein dem Ungläubigen zuwider, weil sie (allem
Falschen entgegen) Herz und Wege aufdeckt, sondern auch dem Gläubigen,
wenn er verkehrte Dinge liebt. Wahrheit deckt uns auf. Sie ist das
Licht, welches unsere Wege, unseren Willen, unser Herz offenbar macht.
Dies ist dem Fleische nicht angenehm, und deshalb grollt man denen, die
die Wahrheit sagen.
Die obige schmerzliche Frage des Apostels zeigt uns deutlich diese
ernste Tatsache, und wir wollen sie recht ins eigene Herz fassen. Wenn
die Wahrheit uns unbequem ist und wir sie übelnehmen denen, die sie uns
sagen, dann ist bei uns etwas nicht in Ordnung und wir tun gut, Herz und
Wege zu prüfen.
Wie ernst ist es, wenn Kinder Gottes wohl Wahrheiten lieben, aber nicht
die volle, die ganze Wahrheit. Solche „widerspenstigen Kinder“, die
„Seinen Mund nicht befragt haben“ - „betrügerische Kinder“ - die „das
Gesetz Jehovas nicht hören wollen“, diese möchten, daß die Propheten und
Diener des HErrn ihre Augen zumachen. Diese sagen: „Sehet nicht“ -
„schauet uns nicht das Richtige“ - saget uns Schmeicheleien“, oder nach
anderen Übersetzungen: „Gebet uns glatte Worte“ - „predigt uns sanft“.
(Jes. 30.)
Alle Feindschaft von Kains Tagen an floß aus dieser Quelle der Ablehnung
der Wahrheit. Deshalb „tötete Jerusalem die Propheten und steinigte, die
zu ihr gesandt sind“. Deshalb mußte Stephanus sterben und weinte der
HErr über Jerusalem. Und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag.
sterben und weinte der HErr über Jerusalem. Und so ist es geblieben bis
auf den heutigen Tag.
Neigt sich unser Herz zur Welt, geben wir den Pfad der Absonderung auf,
finden wir Gefallen an unseren Plänen und Wegen, ziehen Selbstliebe,
Selbstzufriedenheit, Selbstbewußtsein in unser Herz ein, so wird die
Wahrheit uns nicht munden, und wir rufen wie einst Israel: Weissage uns
angenehme Dinge - predigte uns sanft!
Möge der HErr uns vor solchem Zustand bewahren! Die Gefahr ist groß und
für uns alle ohne Unterschied da. Können wir dem erforschenden Auge
Gottes standhalten und sagen: „Du weißt, daß ich nicht schuldig bin“?1
oder ist das Gebet Davids: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz,
prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und siehe, ob ein Weg der Mühsal
bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Wege!“2
auch unser Herzensgebet? Dann ist Wahrheit uns willkommen, dann wünschen
wir unser Unrecht zu sehen, und ohne Schonung legen wir das scharfe
Steinmesser an unser Fleisch.3
Dann sehen wir in dem, der uns die Wahrheit sagt, nicht einen Feind,
sondern den wahren Freund, den Diener Dessen, der Sich Selbst für uns
hingegeben hat, auf daß Er uns heilige und reinige durch die Waschung
mit Wasser durch das Wort.4
Solche Reinigung mag Schmerz, Verlust, Erniedrigung - Entsagung für uns
bedeuten, aber wir werden die Gemeinschaft mit dem HErrn, Seine Liebe
und Sein Wohlgefallen darin finden und genießen.
*
Paulus sagte den Galatern die Wahrheit, nicht weil er ihr Feind
geworden, sondern weil er sie liebte. Das ist die rechte, die göttliche
Bruderliebe, die den Bruder „liebt in der Wahrheit“.1
Aber nicht nur bekannte er ihnen die Wahrheit aus Liebe, sondern auch „in
Liebe“.
2
Das sind zwei wichtige Dinge, möchten wir sie lernen und ausüben!
Die Schrift spricht von zweierlei Liebe, von der menschlichen,
„natürlichen“ Liebe1
und der göttlichen - „Liebe Gottes“, die in unser Herz ausgegossen ist
durch den Heiligen Geist.2
Beide sind ganz verschieden in ihren Trieben. Die eine liebt dem
Menschen gemäß, die andere Gott gemäß. „Natürliche“ Liebe kann über
Böses die Augen zumachen, nicht aber göttliche Liebe. Sie kann über
Unrechtes in der Lehre oder im Wandel nicht hinwegsehen, denn sie
„liebt“ den Bruder „in der Wahrheit“ (2.Joh.1; 3.Joh.1.3
Konnte Paulus die Galater „lieben in der Wahrheit“ und zugleich
schweigen, als die Wahrheit auf dem Spiele stand?1
Johannes sagt: „Dies ist die „Liebe Gottes“, daß wir Seine Gebote
halten“,2
konnte Paulus schweigen, als sie den Gehorsam gegen die Wahrheit
aufgaben?3
So „unverständig“ waren sie, ja „bezaubert“ vom Satan, im Fleische
vollenden zu wollen, was im Geiste angefangen war.4
Wohl mochte die Wahrheit nicht gewünscht und die Eintracht gestört
werden, aber göttliche Bruderliebe konnte da nicht stille sein. Paulus
kann nicht ruhen, „bis Christus in ihnen gestaltet ist“ und sie zum
Gehorsam und zur Wahrheit zurückgeführt sind.
Und heute? Wie viele „unverständige Galater“ sind unter den Kindern
Gottes, die „bezaubert“ vom Satan im Fleische das Werk des Geistes
vollführen wollen. Wo sind die Brüder, die in göttlicher Bruderliebe
solchen Dingen nicht „durch Unterwürfigkeit nachgeben, auf daß die
Wahrheit des Evangeliums verbleibe.“1
Mit welcher Entschiedenheit und heiligem Ernste trat Paulus ihnen auf
dem verkehrten Wege entgegen! Worte wie Gal. 1,6-10 würden Tausende in
seelischer Liebe „eine harte Rede“ nennen, aber nicht Härte spricht
darin, sondern „Liebe Gottes“, die den Bruder „liebt in der
Wahrheit“.
In der menschlichen, natürlichen Liebe zum Bruder mag ein Kind Gottes
den Gefühlen seines Herzens folgen und über Dinge, die der Wahrheit
widersprechen, hinwegsehen und gehen, aber die göttliche Liebe, die
durch den Heiligen Geist in uns ist, kann solches nicht, sie ist
gebunden an die Wahrheit. Nach dieser (Seiner) Liebe handelt Gott mit
uns. Auch Er kann nicht schweigen und hinwegsehen, wenn wir mit Seinem
Worte in Widerspruch sind. Er liebt uns in der Wahrheit, und auf
Schmerzenswegen oft muß Er mit uns reden, ja uns unsere Götzen
zerschlagen.
Das ist nicht göttliche Liebe, wenn wir aus Liebe zu Brüdern, um nicht
die Eintracht zu stören, Reinheit der Lehre, Absonderung vom Bösen und
was sonst „der gesunden Lehre zuwider ist“ preisgeben - oder doch
darüber hinwegsehen. Tun wir solches, so zeigen wir nur, daß uns Brüder,
ungestörte Einigkeit usw. höher und wichtiger sind, als Gehorsam gegen
den HErrn. Liebe „in der Wahrheit“ kann nicht Gefühlen folgen und
Einigkeit höher stellen als das Zeugnis Christi, kann nicht Christen vor
Christus, Brüder vor den HErrn und Einheit vor die Wahrheit stellen.
Solche Liebe, die Heiligkeit oder Wahrheit opfern kann, ist
fleischliche, natürliche Liebe, aber nicht „Liebe Gottes“. Bruderliebe
„in der Wahrheit“ kann nichts von der Wahrheit opfern.
So wichtig es ist, die Wahrheit festzuhalten, so darf doch darin die
Liebe nicht fehlen. Ohne sie ist alles Eintreten dafür leer und
kraftlos. Paulus ermahnt, „die Wahrheit festhaltend in Liebe“ zum Haupte
heranzuwachsen.1
Manche meinen nun, dies heiße, die Wahrheit in „süße Worte und schöne
Reden“1
so einzuhüllen, daß niemand durch sie verletzt werde. Das aber meint
Paulus nicht, denn er selbst wickelte das „scharfe, zweischneidige
Schwert“ des Wortes2
nicht in Lappen schöner Worte. Er führte das Schwert so, daß es
„durchdrang bis zur Scheidung von Seele und Geist“.3
Seine Praxis war, unverblümt die Wahrheit zu sagen, und doch ließ er
sich nicht hernieder zum Schimpfton noch zu Schmäh- oder Spottworten.
Solche durchdringen nicht das Herz, sie verschließen nur, lenken ab und
schwächen das Wort. Möchten wir uns vor jedem Ton bewahren lassen, der
nicht würdig ist dem Worte des HErrn. Nie hielt Paulus sich lange bei
den verkehrten Lehren und Dingen auf, um so eingehender aber unterwies
er die Gläubigen in der „gesunden“ Lehre.4
Mit welchem Ernst Paulus auch den Galatern „die Wahrheit sagte“, er
verband doch die persönliche Liebe damit: „Meine Kindlein, um die ich
abermals Geburtswehen habe, bis Christus in euch gestaltet worden ist.“1
Wieviel Liebe klingt aus diesen Worten.
Sein Herz liegt darin.
Laßt uns dies von dem Apostel lernen, aus dem Herzen der Liebe die
Wahrheit zu sagen. Möchten unsere Worte nie das kalte, lieblose Herz
zeigen (das der Wahrheil die Kraft raubt), sondern das liebende
Herz, welches wie Paulus die Irrenden und „Unverständigen“ trägt, wie
eine Mutter sorgend ihr Kindlein unter dem Herzen trägt und in
Geburtswehen ist, „bis Christus in ihnen Gestalt gewinnt“.1
Warum hat das Wort der Wahrheit oft so wenig Kraft? Müssen wir nicht mit
Beschämung bekennen, weil, was wir sagten, wohl richtig war, aber nicht,
wie wir es sagten. Dieses „Wie“ zeigt die Liebe, das Herz,
welches die Art und Weise - den Ton zu finden weiß, der, ohne die
Schärfe der Wahrheit zu schwächen, den Weg zum Herzen findet.
Wo fand Paulus - wo finden wir die Kraft, mit solcher sorgenden
Mutterliebe die zu tragen und zu
Wo fand Paulus - wo finden wir die Kraft, mit solcher sorgenden
Mutterliebe die zu tragen und zu lieben, die uns verachten und für
Feinde halten? Wo anders als in der Liebe Dessen, der uns so
geduldig trägt, der uns nachging, als wir Ihn verachteten. Besitzt Er
unser Herz, so gehört es auch allen denen, die Er liebt.1
Möchte Seine Liebe die uns bewegende Kraft sein, die Brüder „zu lieben
in der Wahrheit“ und die Wahrheit zu bekennen „in Liebe“.
Der HErr schenke es uns!
1. Sam. 4,12-22 und wir.
Als ich kürzlich eine stille Nachtkrankenwache im Lazarett zu halten
hatte, wurde mein Herz beim Lesen des teuren Wortes Gottes auf obiges
Kapitel gelenkt und ich wurde tief bewegt beim Betrachten des Schlusses
desselben. Ich legte mir die Fragen vor: was ist mir, was ist uns heute
die „Lade Gottes“ bezw. das, was uns in ihr vorbildlich gezeigt wird?
Haben wir solche Sorge, solche heilige Angst und Fürsorge für dieselbe,
wie Eli und seine eine Schwiegertochter, das Weib seines gottlosen,
lästernden Sohnes Pinehas?1
Möchten wir das Verhalten dieser beiden Menschen Gottes nicht gering
einschätzen, des Eli nicht, indem wir etwa sagen, er hätte nur lieber
auf sein Haus achten sollen, daß seine Söhne nicht Jehova so
verlästerten - des Weibes Pinehas nicht, indem wir sagen, sie hätte wohl
mehr um ihren Mann getrauert. Nein, nicht also! Wohl hat Eli unendlich
viel versäumt, indem er seinem Hause nicht „wohl vorstand“ (vgl. 1. Tim.
3,3), und darum dem jungen Samuel Platz machen mußte, aber im Grunde war
er ein Mann, dem die Sorge für Jehovas Sache wohl am Herzen lag, der
aber nicht Herr wurde seiner Schwäche. Wenn ihm Jehova aber nicht doch
die Hauptsache gewesen wäre, nicht hätte er dann das von Ihm über ihn
ausgesprochene Gericht so demütig hingenommen und sich darunter gebeugt
(Kap. 3!). Wie anders später der arme Saul (Kap. 28 und 31)! Nein, Eli
war ein Priester Jehovas, besorgt um Seine Sache! Und nun siehe seine
Sorge um die Lade Gottes (V. 13), die von dem damals nur äußerlich mit
Recht Gottes Volk heißenden Israel mit in den Krieg mit den Philistern
genommen war, ähnlich wie heute die christus- und gottlose Welt Gott auf
ihrer Seite zu haben meint, wenn sie äußerlich „mit Gott“ sagt! Elis
Sorge war nur allzu berechtigt angesichts dieses Volkes und seiner
Oberflächlichkeit, Sünde und Gottentfremdung. Und dann müssen wir sehen,
wie sein Tod in Verbindung mit dem Verlust der Lade Gottes steht (V.
18), und es ist mir köstlich, daß der Geist Gottes gerade diesen
Ausdruck gebraucht, um die Ursache des Todes Elis festzustellen, nicht
etwa denselben als unmittelbare Folge der Nachricht von dem Tode seiner
Söhne uns kündet. Und wenn Psalm 116,15 uns sagt, daß „der Tod Seiner
Frommen in den Augen Jehovas kostbar ist“, so ist auch Elis von Jehova
in Verbindung mit dem Verlust der Lade Gottes zugelassener Tod Ihm
Selbst kostbar, und des Priesters Elis Sorge um Gottes Sache wird ihren
Lohn finden an Seinem Tage.
Aber köstlicher noch ist das Ende seiner Schwiegertochter, des Weibes
des „Belialssohns“ (2,12) Pinehas. Sie war äußerlich in einer für
„Hiobsbotschaften“ gefährlichen Lage (V. 19) und sie war wohl eine
einsame Frau, trotzdem sie verheiratet war, ich möchte meinen, sie ging
ihren Weg innerlich getrennt von ihrem Gatten, dessen böses Tun sie
nicht billigte, sie liebte Jehova, Er war ihr geheimer Schatz (vgl. Luk.
12,34!). Sie zeigte in ihrer ergreifenden Todesstunde etwas von der
Aufgabe einer echten Mutter, die ihrem Kinde etwas Ewiges, Göttliches,
Segenbringendes mit ins Leben geben will, auch wenn sie selbst dies
göttliche Samenkörnlein nicht mehr pflegen kann noch es aufgehen sehen
darf. Sie gab ihrem Kinde einen Namen, der, solange die Bibel gelesen
werden wird, ihrer Person, deren Namen der Geist Gottes uns
vorzuenthalten für gut befunden hat, ein „Gedächtnis“ bewahrt, das, wenn
es auch von dem „Gedächtnis“ übertroffen wird, das uns Matth. 26,13
berichtet, dennoch
auf der gleichen Linie liegt: vom HErrn anerkannt und also der
Nachwelt überliefert! Welch ein Erbteil auf den Weg bekam der kleine
Jkabod (d. i.: „Nichtherrlichkeit“)! Wird er nicht später, als die Lade
längst wieder in Israel weilte, noch erinnert worden sein und andere
durch seinen Namen erinnert haben an jene Zeit traurigster Erniedrigung
des Volkes Gottes, da die Bundeslade in Feindeshand gelassen werden
mußte, und zwar durch des gottentfremdeten Volkes Schuld?! Welche
Predigt für ihn und das Volk war sein Name! Und kann man nicht von dort
aus die Linie ziehen bis in die „erfüllte Zeit“, da Gott Seinen Sohn
sandte, geboren von einem Weibe, den, der „Immanuel“ - „Gott mit uns“
heißt, und in dem die Herrlichkeit den Seinen auf dieser Erde erschien?
„Wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut ...“ (Joh. 1,14.) - Wann aber
wird kommen die Zeit, da die Herrlichkeit Jehovas inmitten des
erneuerten, zurückgebrachten alten Bundesvolkes Israel thronen wird, wie
in Jesaja 60 verheißen? Sie wird kommen, ja, Amen!
Und nun überlege in deinem Herzen noch V. 22!
Dieses Wort, vom Heiligen Geist uns überliefert, läßt uns ganz deutlich
erkennen, daß es nicht der Verlust ihres Schwiegervaters und ihres
Mannes (beachte: von ihrem Manne ist an zweiter Stelle geredet, ihr
Schwiegervater stand ihr innerlich näher!) ist, der die Hauptursache
ihres Todes ist, sondern der Verlust der Herrlichkeit durch den Verlust
der Lade Gottes! Geschwister, steht uns die Sache des HErrn also im
Vordergrund? Ist Er, der für Paulus das Leben war, um
Derentwillen er alles für Schaden und Dreck erachtete (Phil. 1,21; 3,8),
für uns auch so die Hauptsache, die erste Person, unser Schatz, unsere
Kraft, Freude, Friede, ja alles in allem, wie wir es hier vorbildlich in
diesem vielleicht von der Welt, auch der religiösen Welt damals wenig
geachteten Weibe des Pinehas sehen? Wenn anders „wir Christi Geist
haben“, so verstehen wir leicht, daß die Bundeslade, die den
„Gnadenstuhl“ oder „Sühndeckel“ trug (vgl. 3. Mose 16,14 mit Röm. 3,25),
ein Vorbild von Christo ist, wie denn auch ihr Inhalt (die Tafeln des
Gesetzes, der Krug mit dem Manna, [vgl. Off. 2,17 und dazu Frg. 6 dieses
Jahrbuches!] und der Stab Aarons, Heb. 9,4.5) uns insgesamt und einzeln
Christus zeigen oder Züge Seines Wesens, Seiner Schönheit und Seines
Werkes und Wirkens. Darüber mehr nachzusinnen, als es gemeinhin wohl
unter uns Gläubigen geschieht, ist ein gesegnetes Tun, durch das uns die
Person und das Werk Christi herrlicher wird, als wenn wir etwa die
Schrift hauptsächlich nur unter dem Gesichtspunkt lesen: was haben wir
darin, wie bekommen wir am besten (und bequemsten) Trost und Stärkung
für den Weg durch dies Jammertal, besonders jetzt im Kriege?! Ihn suchen
in den Schriften (Joh. 5,37) und darin finden und in Ihm „volles Genüge“
haben, „Leben im Überfluß“, „einen gedeckten Tisch angesichts der
Feinde“, einen vollen Becher (Joh. 10,10b;
Ps. 23) - das ist Herrlichkeit schon hienieden im Tränental, so daß wir
es vermöge Seines Geistes (Joh. 7,37ff.) „zu einem Quellenort“ machen
können (Ps. 84,6). - Also in der Lade Gottes sehen wir ein wunderbares
Abbild, Vorbild auf Christus Jesus, unseren herrlichen Heiland und
HErrn, die Wonne des Vaters (Sp. 8), an dem der Vater allezeit Sein
Wohlgefallen hatte, auch als Er auf Erden mitten unter den Feinden
weilte, wie einst die Lade Gottes.
Und darum zum Schluß die Frage des Anfangs: Was ist Er uns? Möchten wir
von Eli und noch mehr von dem Weibe des Pinehas lernen, in der rechten
Weise von Ihm, von dem die Lade Gottes nur „der Schatten“ ist, zu denken
und zu reden in dieser Welt und ihr gegenüber, und nicht nur dies,
sondern Ihn überhaupt richtig zu werten, einzuschätzen, so daß Er unser
Alles, unser Schatz ist, wo unser Herz zu Hause ist! Wie leicht hört man
unter Gläubigen nicht geziemend von Christo reden, wie oft hört man
sogar im Gebet einen Mißbrauch Seines Namens, sei es, daß der Ihm
zukommende Titel
„HErr“ einfach ausgelassen wird, als wenn er gleichgültig wäre (so auch
in vielen sonst schönen Liedern!), sei es, daß Sein Name schier
ungezählte Male genannt wird, fast wie ein Flickwort! Laßt uns heilig
umgehen mit dem Heiligen (Luk. 1,35, Matth. 7,6, vgl. Frg. 16 ds. Js.),
besonders auch, wenn wir vor den Ohren der unheiligen Welt von Ihm oder
über Ihn reden und bei solchen Gelegenheiten dann die unwissende und Ihn
als Sohn Gottes ablehnende Welt in oft von uns nicht wiederzugebenden,
häßlichen, in satanischem Geist gesprochenen Worten von Ihm, unserem
Herrlichen, spricht! Laßt uns vorsichtig bemüht sein, Seine Ehre zu
vertreten, aber ohne auch nur in oberflächlichen Worten und ähnlichem
Wesen, wie jene, zu reden und zu zeugen von Ihm! Bedenken wir Joh.
8,49.50.54! Aber auch, wenn wir mit solchen reden dürfen, die nahe davor
sind, Ihm sich zu Füßen zu legen, oder zu Jungbekehrten, daß wir dann
doch stets mit der geziemenden Ehrfurcht von Ihm, über Ihn, zu Ihm reden
möchten, um Seine Ehre nicht anzutasten und um den anderen ein
göttliches Beispiel zu geben, wie Seine heilige Person anzusehen ist.
Viel ließe sich über diesen Punkt noch sagen, aber dies genüge, um dem
Leser in dieser Hinsicht unsere VerAntwortung
für „das Heilige“ zu zeigen.1
Und von Ihm Selbst zu Seiner Gemeinde, zu Seinen Heiligen, Seiner
„kostbaren Perle“ (Matth. 7,6) ist nur ein kleiner Schritt (vgl. Eph.
5,22-33!). Seine Gemeinde, die Sein Leib ist (Eph. 2,23), Sein Haus (1.
Tim. 2,15), Seine Herde, Sein Tempel - das alles sind Dinge, die mit
unserer Stelle in Verbindung gesehen werden können. Haben wir für
dieselben eine solche heilige Sorge wie hier Eli und jenes Weib für die
Lade Gottes? Eine solche Besorgnis, daß sie uns wichtiger sind als die
Fragen, die uns persönlich betreffen, wie unsere „persönliche Erbauung“,
(d. h. losgelöst von der Gemeinde), „Sorgen der Nahrung“, Dinge dieser
Welt? Die Gemeinde ist Christi vornehmstes Interesse in der
gegenwärtigen Weltzeit, wie uns z. B. Paulus zeigt, der fast nichts an
Belehrung uns gibt, losgelöst von der ausdrücklichen Bezugnahme auf die
Gemeinde (vgl. z. B. 1. Kor. 10,32 und 2. Kor. 11,28!) - was ist sie
uns? Was Ihm, dem HErrn und unserem Haupt köstlich ist - darf und kann
uns dies mehr oder weniger gleichgültig sein?
Möchten durch den Geist Gottes uns diese Gedanken, die mir wichtig genug
waren, sie weiterzugeben, uns an unsere Vorrechte und VerAntwortung,
als „treue Haushalter“ zu handeln, mahnen, indem wir das Tun jener
beiden Menschen, des Eli und seiner Schwiegertochter, auf uns wirken
lassen! Möchte uns „die Herrlichkeit Gottes in Christo“, ja Er Selbst
und Sein Werk, Sein Wirken heute: Seine Gemeinde, über alles gehen,
„indem wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare“
(2. Kor. 4,18) und wissen: „Er kommt bald, und Sein Lohn mit Ihm, um
einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird!“ (Offenb. 22,12.20.)
Amen, komm, Herr Jesu!
F. K.
(z. Zt. b. Militär).
Geleitswort an den Leser:
Vertraue still dem Jehova und harre auf Ihn! Erzürne dich nicht über
den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der böse Anschläge ausführt!
Ps. 37,7.
Seid stark, und euer Herz fasse Mut, alle, die ihr auf Jehova harret!
Ps. 31,24.
Seid stark, und euer Herz fasse Mut, alle, die ihr auf Jehova harret!
Ps. 31,24.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 20:
Bitte um praktische Winke über Luk. 12,35 mit 2.
Chron. 16,9.
Antwort
Über obige Frage könnten wir die Überschrift setzen: Unsere VerAntwortung.
Wir sind auf der Welt, um Gott zu verherrlichen, und wie ungeheuer groß
ist unsere VerAntwortung
nach dieser Seite hin, wenn wir bedenken, daß bei dem Herrn Jesus der
Dienst das vollkommene Ausüben des Vaterwillens war. Hier in Luk. 12
zeigt der HErr Seinen Jüngern diesen verAntwortungsvollen
Pfad und zugleich den Widerspruch der Welt. Aber ohne Furcht sollten sie
ihren Weg gehen, Herz und Gewissen sollten von Ihm, dem Meister, erfüllt
sein. Der praktische Grundsatz, der ihren Wandel bestimmen sollte, war
die alleinige Abhängigkeit von Ihm, dem Meister (Luk. 12,22-34). Ihre
Stellung war gekennzeichnet in den Worten: „Denn wo euer Schatz ist,
wird auch euer Herz sein.“ (V. 34.) Vor allem sollten sie nach dem
Reiche Gottes trachten und das übrige würde ihnen dazugegeben werden.
Diese VerAntwortung
setzt eine große Wachsamkeit voraus, Wachsamkeit und Erwartung gehen
zusammen. Wenn wir jemanden erwarten, müssen wir in wachender und auch
in geschmückter Stellung sein; unser Anzug muß in Ordnung und das Haus
erleuchtet sein. Dies ist das kostbare Teil derer, welche den HErrn
während Seiner Abwesenheit erwarten. Es ist der Charakter eines wahren
Jüngers, der seinen Blick zum Himmel gerichtet hat, während er seinen
Dienst auf Erden ausübt. Stehen wir in dieser Erwartung, dann finden wir
unsere Belohnung darin, daß Er, der HErr, uns dient (Joh. 13), und dabei
werden wir so überwältigt von Seiner Liebe, daß wir unseren Platz und
Stellung zu Seinen Füßen finden und Ihm Anbetung darbringen. Hierzu
gehören gegürtete Lenden, eine klare in sich abgeschlossene Stellung und
brennende Lampen, ein klarer Blick in Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft, nicht mehr eigenwilliger Gottesdienst, wovon der Jakobsbrunnen,
der Joseph gehörte, wo auch dessen Gebeine ruhten (Jos. 24,32), ein
Zeugnis war, denn dieser war in den Händen der Fremden, der Samariter,
die nichts von Anbetung wußten. Deshalb sagte der Herr Jesus an jener
Stelle dem Weibe, daß der Vater wahrhaftige Anbeter suche (Joh. 4,23).
Denn nur so wird eine klare Verbindung mit dem Vaterherzen und dem
Vaterhause hergestellt werden. Hier wie dort, in Luk. 12 und in 2.
Chron. 16 ist's der gleiche Pfad und die gleiche Stellung. Falsche
Bündnisse bewegen Asa und er gibt damit Silber und Gold aus den Schätzen
Jehovas preis, ja er geht noch weiter in seiner Verblendung: er legt den
Seher Hanani in das Stockhaus und tut etlichen vom Volke Gottes Gewalt
an. Auch in der Krankheit suchte er Jehova nicht, sondern die Ärzte. Wo
euer Schatz ist, wird auch euer Herz sein. Äußere Dinge können unser
Herz ausfüllen, oder man kann durch fromme Übungen und eigenen
Gottesdienst eine falsche Umgürtung anlegen und Scheinlicht tragen,
ähnlich wie Kain und die törichten Jungfrauen (2. Tim. 3,5). Aber unser
Gott sieht tiefer und weiter. Er sucht auch jetzt noch wahrhaftige
Anbeter und Menschen mit umgürteten Lenden und brennenden Lampen,
solche,
die auf ihren HErrn warten. So auch damals und heute: „Seine Augen
durchlaufen die ganze Erde, um Sich mächtig zu erweisen an denen, deren
Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ Achten wir darauf, daß uns Gott
nicht auch sagen läßt: „Hierin hast du töricht gehandelt.“ Möge es
vielmehr allen gelten, dem Schreiber und dem Leser: „Glückselig jene
Knechte, die der HErr, wenn Er kommt, wachend finden wird (Luk. 12,37).
Th. W.
Frage 21
Ist das AIter der alttestamentlichen Patriarchen (z. B. Methusala) nach
unserer Zeitrechnung angegeben?
Antwort
Am vierten Schöpfungstage schuf Gott die Lichter der Ausdehnung des
sichtbaren Himmelsraumes mit der Bestimmung, „zu scheiden zwischen dem
Tage und der Nacht und zu geben Zeichen, bestimmte Zeiten, Tage und
Jahre“ (1. Mose 1.14; vgl. 16-18). „Solange die Erde stehet, sollen
nicht aufhören Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und
Winter, und Tag und Nacht“ (1. Mose 8, 22). Dies sind also von Gott
Selbst festgesetzte Ordnungen. Seit jener Zeit gibt es Tag und Nacht in
ununterbrochener Regelmäßigkeil; aber auch die Zeiten und Jahre werden
durch die Sonne bestimmt, wie die Saat und Ernte, der Frost und die
Hitze. Diese Regelmäßigkeit der Jahreszeiten kann von Menschen
ebensowenig verändert werden, wie die der Tage und Nächte. Auf diese von
Gott festgesetzten Ordnungen weist der HErr Selbst durch den Propheten
Jeremia hin, wenn Er von der Erhaltung des Volkes Israel spricht, trotz
des Gerichtes der babylonischen Gefangenschaft: „Wenn diese Ordnungen
vor Meinem Angesicht weichen werden, spricht Jehova, so soll auch der
Name Israels aufhören, eine Nation zu sein vor deinem Angesicht alle
Tage“, Jer. 31,36.37; vgl. 33,25: „Ich habe die Ordnungen des Himmels
und der Erde festgesetzt.“ Hierauf gründet sich auch der Apostel Paulus
mit seiner Hoffnung für Israel, das nun eine Zeitlänge wegen der
Verwerfung des Sohnes Gottes und der Nichtannahme des Evangeliums von
Christo Jesu auf die Seite gestellt wurde bis zu seiner Wiederannahme
(Röm. 11,1-36; vgl. 25-28).
Nach Gottes festgesetzter Ordnung werden die Jahreszeiten von der Sonne
bestimmt. Dennoch unterscheiden wir astronomische Jahre von 365 Tagen 6
Stunden, 9 Minuten und 9½Sekunden, durch welche alle vier Jahre ein
Schalttag eingefügt und zur Ausgleichung alle 200 Jahre ein Schalttag
ausgelassen werden muß.
Sonnenjahre von 365 Tagen, diese hatten schon die alten Ägypter, sie
teilten das Jahr in zwölf Monate zu 30 Tagen und fünf Ergänzungstagen.
Da Mose in aller Weisheit der Ägypter gelehrt wurde (Apgesch. 7,22), so
kannte er diese Einteilung der Jahre und sind wohl auch die
vorsintflutlichen Zeiten also bemessen.
Mondjahre sind Jahre von zwölf Mondmonaten und enthalten 354 Tage; ein
Mondjahr ist um elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr. Mit dem Auszug der
Kinder Israel fing der HErr für sie eine neue Zeitrechnung an (2. Mose
12,2), welche nach Mondmonaten (Neumond) rechnete, aber doch im
siebenten Monat das bürgerliche Neujahr als Fest des Blasens einrichtete
(3. Mose 23,23-25). Da das
Laubhüttenfest mit der Einbringung der Früchte des Landes zusammenhängt,
so mußte notwendigerweise alle zwei oder drei Jahre ein Schaltmonat
eingefügt werden (der Veadar), wie es bei den Juden jetzt noch üblich
ist. Demnach hatte Israel eine doppelte Jahresrechnung: das bürgerliche
Jahr von 365 Tagen und das heilige Jahr, das Mondjahr, streng nach Sonne
und Mond berechnet. Da dies, wie es scheint, besonders für Israel
eingeführt wurde, so könnte es bei der vorsintflutlichen Zeit auch als
ausgeschaltet gelten.
Im Sintflutbericht 1. Mose 7,11 bis 8,14 haben wir eine Jahresrechnung,
die mit dem Geburtsjahr Noahs verknüpft ist. Wenn wir den Monat zu 30
Tagen rechnen, so ergibt sich folgendes:
1. Mose 7,11: Der 17. Tg. d. 2. Mts. ist der 47.Tg. d. Js.
1. „ 8,4: 5 Mte. zu 30 Tg. (ab 17.2.) sind 150 Tg.
1. „ 8,5: bis zum 1. Tage des 10. Monats sind es 73 Tg.
1. „ 8,6: noch weitere 40 Tg.
1. „ 8,7: Rabe und Taube, Zeit zirka 30 Tg.
1. „ 8,10: die zweite Taube, Zeit zirka 7 Tg.
1. „ 8,12: die dritte Taube, Zeit zirka 7 Tg.
1. „ 8,13: das 601. Jahr Noahs = 354 Tg.
ist also ein Mondjahr, rechnen wir aber von der dritten Taube noch
sieben Tage Wartezeit, dann haben wir ein Jahr zu 12x30 Tagen. Da die
Erde erst am 27. Tage des zweiten Monats ganz trocken wurde, so währte
die Sintflut ein Jahr und zehn Tage, also genau 354+10=365 oder 370
Tage, etwa vom 1. November bis dahin im folgenden Jahr.
Es ist nun bei der Berechnung des Alters der vorsintflutlichen
Patriarchen von wenig Belang, ob Jahre zu 354
oder 365 Tagen berechnet werden. Methusala lebte in Mondjahren berechnet
nur 26 Jahre weniger, also 943 Sonnenjahre. Da aber nach Gottes eigener
Festsetzung die Sonne das Jahr bedingt, so können wir getrost die
Zeitrechnung nach Sonnenjahren festhalten. Des HErrn Wort ist
wahrhaftig.
F. Th. H.
Frage 22
Welchen Platz nimmt das Gericht der Lebendigen in Matth. 25,31-46 in der
Offenbarung ein?
Antwort A
Diesen Ereignis geht Offenb. 19,11-21 vorauf. Dann wird der HErr auf dem
Throne Seiner Herrlichkeit sitzen und alle Nationen werden vor Ihm
versammelt werden. Dieses alles wird sich auf Erden vollziehen und ohne
Zweifel in Jerusalem bei Beginn des 1000-jährigen Reiches. Auch ist wohl
anzunehmen, daß nicht alle Nationen auf einmal vor Ihm erscheinen
werden.
anzunehmen, daß nicht alle Nationen auf einmal vor Ihm erscheinen
werden.
In der Offenbarung finden wir dieses Gericht nicht buchstäblich
beschrieben. In Kap. 20,4 lesen wir, daß Throne gesehen werden, und die
darauf saßen, denen wurde gegeben Gericht zu halten und zu herrschen mit
Ihm 1000 Jahre. In diesen Worten dürfte man es finden. Es scheint
danach, daß der HErr auch bei diesem Gericht Mitgenossen, Mitrichter
hat. Man vergleiche Matth. 19,28; 1. Kor. 6,2.3. Wir finden nicht jedes
zukünftige Ereignis in der Offenbarung beschrieben. Z. B. von der
Entrückung berichtet sie nichts. Wir finden nur die vollzogene Tatsache
in Offenb. 4 u 5. Dagegen wird uns die Entrückung in 1. Thess. 4
beschrieben wie auch 1. Kor. 15,51.52. So spricht Matth. 25,31-46
ausführlich von dem Gericht der lebenden Nationen, während die
Offenbarung es in Kap. 20,4 nur andeutet.
F. B.
Antwort B
In Matth. 25,31-40 sehen wir das Teil der Gerechten und in den Versen
41-46 das Teil der Gottlosen.
Nachdem der Herr Jesus als Sohn des Menschen vom Himmel herabgekommen
ist, wird Er Sich als König auf den Thron der Herrlichkeit setzen.
(Matth. 25,31-34.) Alsdann wird das Gericht der lebenden Nationen oder
Völker beginnen. (Dieses Gericht der Lebendigen ist nicht zu verwechseln
mit dem Gericht der Toten in Offenb. 20.)
Hier in Matth. 25 handelt es sich um die bei der Wiederkunft des HErrn
lebenden Völker auf Erden. Diese scheidet der HErr in Schafe und Böcke,
die einen nennt Er „Gesegnete“ und „Gerechte“, die anderen „Verfluchte“.
Die Gesegneten gehen ein in das Reich (1000-jährige Reich), die
Verfluchten in die ewige Pein.
Nicht um die Gemeinde, die Braut, handelt es sich hierbei, diese ist
schon zuvor in den Himmel entrückt. Sie wird ihren HErrn als den König
Israels bei Seiner Herabkunft zum Gericht begleiten und dabei zugegen
sein. (1. Kor. 6,2; Offenb. 19,14.) Dieses Gericht der Lebendigen steht
dem Gericht der Toten gegenüber. Dieses letztere findet viel später -
nach dem 1000-jährigen Reiche - statt, wenn die Welt ihr Ende gefunden
hat, also Himmel und Erde aufgelöst sind. (Offenb. 20,11.)
Vielfach werden diese beiden Gerichte, das über die lebenden Völker
(Matth. 25,31-46) und das Endgericht über die Toten (Offenb. 20,11-15)
miteinander verwechselt.
In Offenb. 20,11-15 sehen wir den „großen weißen Thron“, Bücher werden
aufgetan, und die Toten werden nach dem gerichtet, was in den Büchern
geschrieben ist, nach ihren Werken. Alle, von Anbeginn der Geschichte
an, müssen erscheinen. Es heißt: „Das Meer gab die Toten, die in ihm
waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren.“
Kein Toter bleibt zurück.
Während es sich hier (Offenb. 20) um das Gericht der Toten handelt, bei
dem kein Lebendiger zugegen ist (und wie könnte auch ein Lebendiger
dabei sein, da Himmel und Erde schon vergangen sind), handelt es sich in
Matth. 25 um das Gericht der Lebendigen, und kein Toter ist dabei
zugegen. - Die Toten werden gerichtet nach dem, was in den Büchern
geschrieben steht, nach ihren Werken; die Lebendigen dagegen werden
gerichtet gemäß ihrer Stellungnahme zu denen, die der HErr „Seine
Brüder“ und „die Geringsten“ nennt.
Brüder“ und „die Geringsten“ nennt.
„Diese Seine Brüder“ (V. 40 u. 45) sind die, welche nach der Entrückung
der Gemeinde das Evangelium des Reiches predigen, und in der Aufnahme
oder Verwerfung dieser offenbarte eben jeder die Aufnahme oder
Verwerfung Christi.
Wohl uns, wenn wir über die Gerichte hinausblicken dürfen auf Ihn, den
kommenden HErrn, der für uns im Gericht war und uns damit eine ewige
Herrlichkeit erworben hat.
Ph. W.
Antwort C
Zur BeAntwortung
dieser Frage ist es wichtig, sich über Matth. 25 und die Endgerichte der
Offenbarung klar zu werden.
In Matth. 24 u. 25
Antwortet
der HErr Seinen Jüngern auf die Frage: „Wann wird dieses sein, und was
ist das Zeichen Deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?“ (Vers
3.) Es ist das jüdische Zeitalter gemeint. Von der Gemeinde war den
Jüngern noch nichts bekannt (siehe
Antwort Auf
Frage 14, 1917). Der HErr teilt Seinen Jüngern mit:
1. Auf der Erde werden Kriege, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben sein.
Die Juden werden gehaßt und verfolgt werden, falsche Propheten werden
aufstehen. Und - „dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden
auf dem ganzen Erdkreis“ (24,14); Kap. 24,1-28.
2. Christus, der Sohn des Menschen, wird auf den Wolken des Himmels mit
Macht und großer Herrlichkeit erscheinen, und Er wird durch Seine
Auserwählten den Überrest aus Israel von den Enden der Erde versammeln.
(24,29-31).
3. Dann redet der HErr von Seinen Knechten, ihrem Verhalten während
Seiner Abwesenheit und ihrer Belohnung in den Gleichnissen vom
Feigenbaum, von den zehn Jungfrauen und von den anvertrauten Talenten
(Kap. 24,32 - 25,30).
4. Von Vers 31-46 in Kapitel 25 kündigt der Herr das Gericht der
Nationen bei Seiner Wiederkunft in Herrlichkeit an. Beachten wir, es ist
das Gericht über die Lebenden, nicht über die Toten. Das Gericht
geschieht nach dem Verhalten der Völker zu Seinen Brüdern, den Juden.
Drei Klassen werden unterschieden: Schafe, Böcke und Brüder. Die Einen
werden gerettet, die Anderen gehen in die ewige Pein.
Vergegenwärtigen wir uns nun die Ereignisse von Offenbarung 19 u. 20.
Das 19. Kapitel beginnt mit den vier Hallelujas der verherrlichten
Heiligen (1-6); hierauf heißt es in Vers 7: „Die Hochzeit des Lammes ist
gekommen“.
Mit Vers 11 beginnt alsdann das zweite Kommen des HErrn in Herrlichkeit
(Matth. 24,30 u. 25,31). Christus kommt auf weißem Pferde aus dem
geöffneten Himmel, auf daß Er die „Nationen schlage“ (Vers 15). Das
Tier, die Könige der Erde und ihre Heere versammeln sich, um mit Ihm
Krieg zu führen; aber das Ergebnis ist das endgültige Gericht über das
Tier (Vers 19), den falschen Propheten (Vers 20) (siehe auch 13,1 u.
13,11-17) und die Könige der Erde (Vers 21).
(Vers 20) (siehe auch 13,1 u. 13,11-17) und die Könige der Erde (Vers
21).
Am Anfang des 20. Kapitels wird uns dann mitgeteilt, daß Satan, die alte
Schlange, tausend Jahre gebunden wird (Vers 1-3). Nachdem der Abgrund
über ihm verschlossen ist, beginnt das Tausendjährige Reich, an dessen
Anfang die erste Auferstehung ihren Abschluß findet. Niemand, der
verloren geht, nimmt daran teil. Die Unerlösten werden nicht anferweckt,
sondern nehmen nach dem Tausendjährigen Reich an dem Gericht der Toten
teil (Vers 11-16).
Nach dem Tausendjährigen Reich werden Satan und seine Mitgefangenen
losgelassen. Der Teufel verführt die Nationen wiederum. Aber Christus
richtet den Gog und den Magog (Vers 9), Satan (Vers 10) und die Toten
vor dem großen weißen Thron (11-16). Dies ist das Endgericht, das
Gericht der Toten, von dem aber in Matth. 25 keine Rede ist. Es ist also
klar, daß das Gericht der Nationen in der Offenbarung nicht erwähnt ist,
wie andererseits das Gericht der Toten im Matth.-Evangelium nicht zu
finden ist. Das Gericht in Matth. 25 als das Jüngste Gericht zu
bezeichnen ist unrichtig und irreführend. Das Matthäusevangelium
berichtet von dem Messias und Seiner Verwerfung von seiten der Juden bei
Seinem Kommen in Knechtsgestalt; ferner im 25. Kapitel von der
Wiederkehr des Messias in Herrlichkeit, wobei Er die Nationen nach ihrem
Verhalten zu dem gläubigen Überrest der Juden richten wird. Die
Offenbarung erzählt uns hiervon nichts, da sie den ganzen Verlauf der
großen Ereignisse bis zur endgültigen Beseitigung des Bösen, Satans, und
seiner Anhänger berichtet. Es scheint mir, daß das Gericht der Nationen
(Matth. 25) nach dem Gericht über das Tier, den falsche Propheten und
die Könige der Erde stattfindet; also am Ende des 19. Kapitels.
Stellen wir nun, soweit wir das bis heute erkennen, die Ereignisse der
letzten Zeit, des „Tages des HErrn“, zusammen, so erhalten wir folgende
Ordnung:
1. Die Wiederkunft des HErrn in Herrlichkeit (Matth. 24,29.30; Offenb.
19,11).
2. Das Tier und der falsche Prophet werden in den Feuersee geworfen; die
Könige der Erde und ihre Heere verfallen dem Gericht (Offenb. 19,11-21).
3. Das Gericht über die Nationen (Matth. 25,31-46; Sach. 14,1-9).
4. Der Abschluß der ersten Auferstehung und das Tausendjährige Reich
(Offenb. 20,4-6).
5. Die satanische Empörung und ihr Enden (Offenb. 20,7-10).
6. Die zweite Auferstehung, die Auferstehung der Toten und das
Endgericht
(Offenb. 20,11-15).
7. Der Tag Gottes, nachdem die Erde verbrannt ist durch Feuer (2. Petr.
3,1;
Offenb. 21,1).
Wir möchten nicht verfehlen, den Gläubigen das aufmerksame Lesen und
Sichversenken in die Offenbarung zu empfehlen. Wir nähern uns der
Endzeit. Der gegenwärtige Weltkrieg bringt Entscheidungen, an die wir
noch vor wenigen Jahren nicht gedacht haben. Die finstere Stunde der
Mitternacht wird bald dem Morgenrot des Tages des Herrn weichen mussen.
C. S.
Frage 23
Ich bitte um Aufklärung über „die Urim und die Thummim“ (Luther: „Licht
und Recht“) nach 2.
Mose 28,30!
Antwort A
Durch eine mächtige Errettung (Passahlamm) hatte Gott Sein Volk Israel
aus der Knechtschaft Ägyptens befreit und für immer durch das Rote Meer
von Ägypten getrennt. Nun stand es im Begriff, nach Kanaan zu ziehen. In
Mose gab Gott dem Volke einen Führer. Obwohl das Volk den starken Arm
Jehovas kennen gelernt hatte, war und blieb es allen menschlichen
Gebrechen und Verirrungen zugeneigt, bereit zu klagen und zu murren und
Jehova zu vergessen. Um mit dem Volke weiter in Verbindung zu bleiben,
ihm nahe zu sein und es segnen zu können, ordnete Gott das Priestertum
an.
Kap. 28 beschreibt uns die Kleidung des Priesters. Nie durfte und konnte
der Priester in seiner eigenen Kleidung vor Jehova erscheinen. Seine
Kleidung mußte der Herrlichkeit Gottes entsprechen. An dieser Kleidung
war alles bedeutungsvoll. Besonders beachtenswert war das Oberkleid mit
dem Ephod und dem Brustschild. Auf dem Ephod, das Aaron über den
Schultern trug, waren zwei Onixsteine angebracht, und auf diesen Steinen
waren die Namen der zwölf Stämme Israels, in Gold eingefaßt,
eingegraben. Ebenso waren auf dem Brustschilde vier Reihen kostbarer
Steine mit den Namen der zwölf Stämme eingesetzt. In dieses Brustschild
des Gerichtes sollten die Urim und die Thummim hineingelegt werden, so
daß sie auf dem Herzen Aarons waren, wenn er zu Jehova hineinging.
Israel, als Volk aus Ägypten gerettet, stand unter den großen
Gnadenerweisen Gottes, aber auch unter großer VerAntwortlichkeit,
und, infolge seines Zukurzkommens, unter Gericht. Das Priestertum wurde
angeordnet, um die Verbindung mit Gott in Gnade zu unterhalten. Der
Priester war somit der Vertreter des Volkes bei Gott. Er trug das Volk
und sein Gericht gleichsam vor Gott auf seinen Schultern und auf seinem
Herzen. Welcher Fehl auch bei den zwölf Stämmen gefunden werden und
welches Gericht über sie kommen mochte, ihre Namen glänzten beständig in
unverwelklichem Glanze auf Schulter und Herz des Hohenpriesters vor
Gott. Gott hatte ihre Namen dorthin gesetzt, und niemand vermochte sie
dort wegzunehmen.
Die Urim und die Thummim wurden in das Brustschild hineingelegt. Was
waren sie? Von ihnen steht nicht geschrieben, daß sie wie die anderen
Gegenstände von Männern weisen Herzens gemacht wurden. Aus verschiedenen
Stellen des Wortes Gottes sehen wir, daß die Urim und Thummim mit den
Mitteilungen der Gedanken Gottes über die mancherlei Wege und Fragen in
der Geschichte Israels in Verbindung standen (4. Mose 27,21; 5. Mose
33,2-10). Der Hohepriester trug nicht nur das Gericht des Volkes vor
Jehova, er empfing auch
Antwort
und die Gedanken und Urteile Gottes für das Volk. Er war somit der
Vermittler der Gedanken Gottes für das Volk.
Schreiber dieses neigt zur Annahme, daß die Urim und Thummim damals noch
ein göttliches Geheimnis war betr. der Liebesratschlüsse Gottes,
speziell über Sein Volk, und zugleich vorbildlich ein
Hinweis auf Jesum, Seinen geliebten Sohn, als Hoherpriester für alle
Heiligen der gegenwärtigen Gnadenzeit.
Die in manchen Bibelübersetzungen angegebene Bedeutung der Worte Urim
und Thummim als Lichter oder Licht und Vollkommenheit erinnert uns an 1.
Joh. 1,5: Gott ist Licht. Es war etwas Großes, daß Aaron sich Gott nahen
durfte, aber er ist das Vorbild vom HErrn, dem vollkommenen Priester.
Was wir in Aaron sehen, ist in Christo verwirklicht in Vollkommenheit.
Die Schultern, die das Metall tragen, tragen auch das schwächste Glied
Seiner Gemeinde. Beständig sind wir auf Seinem Herzen vor Gott im
Heiligtume. Und in den täglichen Umständen des Lebens teilt Er uns durch
Seinen Geist vermittelst des Wortes die Gedanken Gottes mit (Urim und
Thummim). Wir haben nicht mehr nötig, durch Träume und Gesichte
unterwiesen zu werden. Wir wandeln in Abhängigkeit von Ihm und Seinem
Worte, und so haben wir die Urim unseres großen Hohenpriesters und wird
es uns nicht an Licht fehlen.
F. B.
Anmerkung des Herausgebers
Den Urim und den Thummim wird in der Schrift einzeln der Artikel
vorangestellt, welches erweist, daß es zwei unterschiedene Gegenstände
waren, und nicht, wie manche annehmen, nur ein Gegenstand war. Mose
sollte sie in die Falte des Brustschildes legen (2. Mose 28,30; 3. Mose
8,8.) Woher sie kamen - ob Gott sie ihm gab; was sie waren - ob kostbare
Steine; welche Gestalt und Form sie hatten - darüber hat Gott nichts
niederschreiben lassen, und deshalb vermag auch niemand etwas darüber zu
sagen. Das erste, was wir über sie lesen, lautet: „Und lege in das
Brustschild des Gerichtes die Urim und die Thummim“ (2. Mose 28,30).
Hieraus möchte man schließen, daß sie Mose bereits von Gott gegeben oder
doch so bezeichnet worden waren, daß er sie nur nehmen konnte.
Wenn wir nun auch nicht wissen, was sie waren, so wissen wir doch
dreierlei, und daraus können wir lernen: I. Ihre Namen: Namen der
Schrift sind nicht nur eine Kennzeichnung und Unterscheidung, sondern
enthalten auch die Bedeutung, das Wesen des Benannten. Ihre Namen sind
„Licht“ und „Vollkommenheit“ (in der Mehrzahl). Nicht Israels, sondern
Gottes Licht und Vollkommenheit. In den Urim und den Thummim
wurde Israel der Grundsatz gezeigt, daß in jeder Sache oder Frage das
Licht und die Vollkommenheit Gottes entscheidend sein sollte.
II. Ihren Platz:
Da wo das Wesen und die Wirkung der Urim und der Thummim gefunden werden
sollte.
1. „In dem Brustschilde mit den zwölf Steinen“. Das Brustschild trug die
zwölf kostbaren Steine, die das Volk Israel darstellten. Verborgen
hinter diesen Steinen befanden sich die Urim und die Thummim. Zeigt uns
dieses nicht, daß das Wesen der Urim und der Thummim, das Licht und die
Vollkommenheit Gottes in diesem zwölsstämmigen Volke von der Welt
gesehen werden sollte?
2. „Auf dem Herzen Aarons“. Dieses zeigt uns andererseits, daß „Licht“
und „Vollkommenheit“ in Gnade bei dem Volke wohnen wolle. Auf dem Herzen
des Hohenpriesters sollten sie sein, denn ohne das Hohepriestertum -
ohne den Dienst der Gnade, hätte das „Licht“ und die „Vollkommenheit“
Gottes das Volk verzehren müssen.
3. „Vor Jehova“. Im Heiligtum vor Seinem Auge wollte Gott Sein Volk
haben. Auf der Brust des
3. „Vor Jehova“. Im Heiligtum vor Seinem Auge wollte Gott Sein Volk
haben. Auf der Brust des Hohenpriesters in den zwölf kostbaren Steinen
mit den dahinter liegenden Urim und Thummim sollte es vor Jehova
ins Heiligtum gebracht werden. In der Herrlichkeit des göttlichen
Lichtes und der Vollkommenheit, so wollte Gott Sein Volk im Heiligtume
schauen.
III. Ihre Anwendung:
Die Urim und die Thummim sollten dem Volke Aufschluß, Unterweisung über
den Willen Gottes in allen Fragen geben. Sie sollten befragt werden, so
ordnete Gott es an (4. Mose 27,21). In allen Fragen der Wüstenreise
wollte Gott durch sie Licht geben. In welcher Weise dies geschah, ob
eines gleich dem Lose herausgenommen und dadurch der göttliche Entscheid
gegeben wurde, wird uns nicht gesagt. Es genügt, Gott gab durch die Urim
und mittels des Bundes des Hohenpriesters Seinem Volke Unterweisung für
ihren Weg durch die Wüste nach Kanaan.
Nach Davids Tagen finden wir die Urim und die Thummim nicht mehr.
Abjathar ist der letzte, von dem uns berichtet wird, daß er das Ephod
(welches mit dem Brustschilde und dem Urim und Thummim verbunden war)
gebrauchte, um Gott zu fragen. (1. Sam. 23,6-9 u. 30,7.) In den Tagen
Esras und Nehemias war kein Priester für die Urim und Thummim mehr da.
Dies kam zum Ausdruck, als etliche ihre Herkunft nicht angeben konnten.
Ihre Zugehörigkeit zum Volke Gottes war fraglich. (Wie auch heute bei
manchen; sie sind gleich jenen in derart babylonischen Verbindungen, daß
es schwer zu sagen ist, welchem Geschlecht sie angehören.) Niemand
konnte es entscheiden als allein der Hohepriester mit den Urim und
Thummim. Die Sache mußte unentschieden gelassen werden, bis ein solcher
aufstände. (Esra 2,62.63; Nehem. 7,64.65; 2. Tim. 2,19).
Dieser Hohepriester, nach dem der treue Überrest damals ausschaute, ist
gekommen in der Person des HErrn. In Ihm finden wir alles wieder. Bei
Ihm sind die Urim und die Thummim.1
Er läßt das Licht und die Vollkommenheit Gottes auf alles prüfend,
beurteilend und entscheidend leuchten. Er wandelt heute unter den
Gemeinden, alles prüfend und erforschend, ob die „Leuchter“ Gottes Licht
und Vollkommenheit ausstrahlen und Seine Herrlichkeit in den Gemeinden
gesehen wird.
Wie einst Aaron, der Repräsentant Israels, vor Jehova im Heiligtum war,
so ist auch Er heute im Heiligtum und trägt vor Gott die Namen der
Seinigen auf Seiner Brust, und in Ihm sieht Gott uns in dem Lichte und
der Vollkommenheit Seiner ewigen Vorsätze.
Und wie Israel, so empfangen auch wir auf der Pilgerreise nach dem
oberen Kanaan die Unterweisungen der Urim und der Thummim. Wir wandeln
nicht im Lichte der Gebote Sinais, sondern im Lichte der Herrlichkeit
Gottes. Die Erkenntnis Gottes weist uns unser Verhalten an. Das
Licht und die Vollkommenheit Gottes sind der Maßstab für alles!
Was diesen zuwider - entgegen ist, muß verurteilt werden. Unser
„Ausziehen“ und „Einziehen“, unser ganzer Gang, ist nicht nach dem
Gesetz, sondern nach der Erkenntnis Gottes. Alles, was Ihm nicht
würdig, was unpassend, was unschicklich Seinem Lichte und deiner
Vollkommenheit ist, das muß abgelegt werden. So geben die Urim und die
Thummim durch den Mund des großen Hohenpriesters Seinem Volke auch heute
noch Unterweisung für den Weg.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Christus und die Gemeinde.
Gottes Hauptplan und Wirken im gegenwärtigen Zeitalter betrifft nicht
die Schöpfung, nicht die Völker, nicht Israel, nicht die
Wiederherstellung aller Dinge, sondern „das Geheimnis“, Seine Gemeinde.
In den frühsten Tagen Seiner Wege mit den Menschen war Sein Wirken mit
den Patriarchen verbunden. Später mit Israel. Immer finden wir die
Treuen in Übereinstimmung mit Seinem Wirken. Dann begann ein neuer Tag.
Sein Sohn erschien auf Erden. Alles Wirken Gottes war jetzt in
Verbindung mit Seinem Sohne, und wieder finden wir die Treuen in
Übereinstimmung mit Ihm. Sie verließen alles und folgten Ihm nach. Und
heute? Der Sohn ist verworfen. Er ist in der Herrlichkeit. Gott aber hat
den Heiligen Geist auf die Erde gesandt, und durch Ihn wirkt Er ein
neues Werk, das ist Seine Gemeinde. Und wie zu allen Zeiten werden
wieder die Treuen in Übereinstimmung mit Seinem Wirken sein. Als der
Sohn auf Erden war, da konnte Er sagen: „Ich komme, um Deinen Willen, o
Gott, zu tun“;1
und wieder: „Mein Vater wirkt ... und Ich wirke“.2
Was das Wirken Seines Vaters war, das war auch Sein Wirken. So soll es
auch bei uns sein, ja, es kann nicht anders sein, wenn wir Ihn kennen
und lieben.
Stehen wir abseits von der Wahrheit Seiner Gemeinde, so ist die
notwendige Folge, daß wir auch in anderen Dingen nicht gottgemäß
gefunden werden können. Wir können nicht abseits von Seinem Plane für
uns allein wandeln und Ihm wohlgefallen.
Jeder Gläubige ist durch den Geist mit Seiner Gemeinde verbunden, ein
Teil derselben, sie beeinflussend in der Darstellung der Gedanken
Gottes. Geht ein Glied an Seinen Gedanken über Seine Gemeinde vorüber,
so kann es nicht Gottes Wohlgefallen haben. So tadellos auch der
persönliche Wandel, und so viel Hingabe und Eifer ich auch haben mag,
verwirkliche ich nicht praktisch meine Zugehörigkeit zur Gemeinde, die
Sein Haus ist, so habe ich den mir vom HErrn angewiesenen Platz
verfehlt. So viel Anerkennung und Lob ich auch von Menschen finden mag,
es ändert nichts an der Tatsache: Ich bin an dem Hauptziel Seines
Wirkens vorübergegangen. Sein Wirken war nicht mein Wirken.
Manche meinen nun, die Wahrheit der Gemeinde sei wohl für die damalige
Zeit, aber nicht für heute passend. Die Verhältnisse, die Menschen,
kurz, die Welt sei so gänzlich verändert, daß es geboten sei, die
Gemeinde diesen anzupassen.
Die solches sagen, sehen nicht, daß sie damit die Gemeinde zu einem Teil
der Welt machen. Hat aber die Gemeinde und ihr Haupt einen Zusammenhang
mit der Welt? Wenn das Haupt nicht der Welt angepaßt werden kann, kann
es dann der Leib? Müssen die göttlichen Ordnungen betreffs Seiner
Gemeinde Rücksicht nehmen auf das Wesen der Zeit, und sollen Dinge, die
dem Willen Gottes zuwider sind, die Wahrheit Seiner Gemeinde aufheben?
Nichts gibt mir ein Recht, das Bild der Gemeinde, wie es die Schrift
zeichnet, als die heute noch geltende Norm aufzugeben. Soll das Wort
Gottes sich dem Menschen oder dem Zeitlauf anpassen? Nimmermehr! Alles
muß sich dem Worte beugen.
beugen.
Andere sagen: Gewiß, die Gemeinde ist im jetzigen Zeitlauf der
Zentralgedanke Gottes, aber unter „Gemeinde“ dürfe man keineswegs die
als Gemeinde zusammenkommenden Kinder Gottes verstehen, sondern die
sogenannte „unsichtbare“ Gemeinde, d. h. die Summe aller bereits
gestorbenen, teils lebenden, teils noch nicht geborgen Kinder Gottes.
Laßt uns an der Schrift prüfen, ob im gegenwärtigen Zeitalter der
Zentralgedanke Gottes nur die sogenannte „unsichtbare“ oder auch die auf
Erden sichtbare Gemeinde umfaßt, und ob wir für diese verAntwortlich
sind.
Die Schrift gibt uns über Seine Gemeinde nach vier verschiedenen Seiten
hin Belehrungen, Belehrungen, in denen uns sowohl Seine Gedanken wie
auch unsere VerAntwortlichkeit,
dieselben auszuführen, gezeigt werden.
Wir finden:
I. Die Gemeinde, als die große Gesamtgemeinde gesehen, bestehend aus
allen Gläubigen, die jemals lebten, vom ersten Pfingsttage (Apgesch. 2)
an bis zum Kommen des HErrn in der Luft (1.Thess.4). Der HErr sagt: „Auf
diesem Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen“,1
und der Gemeinde ist Er als Haupt gegeben.2
Sie ist die Braut, das Weib des Lammes, die heilige Stadt, die aus dem
Himmel herniederkommt.3
II. Dieselbe Gemeinde, gesehen als bestehend aus allen Gläubigen, die
zurzeit auf Erden leben. Diese lebenden Gläubigen (in ihrer Gesamtheit)
bilden bis zur Ankunft des HErrn stets das „Haus Gottes, welches die
Gemeinde des lebendigen Gottes ist“.1
Als Paulus diese Worte schrieb, waren viele Gläubige schon entschlafen.
Der Heimgang solcher hob aber nicht die Gemeinde auf. Alle zur Zeit
Timotheus' lebenden Gläubigen bildeten damals die Gemeinde Gottes. Und
dieselbe Gemeinde ist heute noch da, obgleich von jenen Gläubigen
niemand mehr lebt. Es ist noch dasselbe Haus Gottes, bewohnt von
demselben Heiligen Geiste, obgleich andere Personen es bilden. Genau so
wie damals gilt heute noch das Wort des Apostels: „Auf daß du wissest,
wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Gemeinde des
lebendigen Gottes ist.“2
Vergl. Auch 1. Kor. 10,32; 12,28; Eph. 3,10; 5,29 u. a. m. (Es ist wie
mit einem Regiment. Z. B.: Im Jahre 1621 wurde das Leibgarde-Regiment
Nr. 115 [Darmstadt] gegründet. Dasselbe Regiment existiert heute noch,
obgleich niemand mehr von denen lebt, die es seinerzeit bildeten.)
III. Dieselbe Gemeinde, gesehen als örtliche Gemeinde, bestehend aus
allen Gläubigen an einem Orte. Alle Gläubigen, welche in Rom, in
Jerusalem usw. wohnten, wurden durch den Heiligen Geist als die Gemeinde
in Rom, Jerusalem usw. angeredet.1
Diese Gläubigen an einem Orte sind natürlich mit eingeschlossen, sowohl
in die unter I bezeichnete Gesamtgemeinde wie auch in die unter II
bezeichnete eine Gemeinde auf Erden. Alles, was diesen gilt, gilt auch
der örtlichen Gemeinde. Sie ist berufen, an ihrem Orte die Wahrheit der
einen und Gesamtgemeinde darzustellen. „Ihr aber“ (sagt der Apostel zur
örtlichen Gemeinde in Korinth) „seid der Leib Christi und Glieder
insonderheit.“1
Das, was die Gemeinde in ihrer Gesamtheit war, das sollten die Gläubigen
als Gemeinde in jedem Orte insonderheit sein. Sie sind an ihrem Orte ein
Ganzes und verAntwortlich,
die Wahrheit und den Charakter der Gemeinde Gottes zu offenbaren. In
Einheit verbunden mit allen, und doch jede Gemeinde für sich dem HErrn
verAntwortlich,
nichts in ihrer Mitte zu dulden, was irgend mit Seinen Gedanken über
Seine Gemeinde in Widerspruch steht.
ihrer Mitte zu dulden, was irgend mit Seinen Gedanken über Seine
Gemeinde in Widerspruch steht.
In der Gemeinde in Korinth herrschte viel Unordnung. Diese Dinge konnten
dort Boden finden, weil sie in Unwissenheit über Gott waren. Zur
Beschämung mußte Er es ihnen sagen.1
Hätten sie Gott gekannt und sich als „Gottes Gemeinde“, so hätte der
„Mensch“ und das „Fleisch“ ihr Auge nicht gefesselt, und die Dinge der
Unordnung hätten keinen Platz gefunden.
Und heute? Ach, die Mehrheit der Gläubigen hat das lebendige Bewußtsein,
„Gottes Gemeinde“ zu sein, verloren. In den sieben Sendschreiben
der Offenbarung wird uns gezeigt, daß der HErr heute noch inmitten
Seiner Gemeinde wandelt. Sein Auge sieht alles. Er ermutigt, tadelt,
ruft zur Buße, züchtigt. Wohl uns, wenn wir zur Besinnung und
zur Buße kommen und alles, was Seiner Gemeinde nicht entspricht und mit
Seinen Anordnungen nicht im Einklang ist, hinwegtun.
IV. Dieselbe Gemeinde, gesehen zusammengekommen „als Gemeinde“. Z. B.
sagt der Apostel: „Wenn ihr als (oder in) Gemeinde zusammenkommt“, und
wieder, daß er lieber „in der Gemeinde“ fünf Worte reden will
usw.1
Es mag sein, daß nicht alle Gläubigen an einem Orte vollzählig
zusammenkommen (weil, wie in Korinth, „viele schwach, krank“ oder andere
Hinderungsursachen da sein mögen).
Die Zusammengekommenen aber betrachtet die Schrift „als Gemeinde“
versammelt.
Obgleich alle an diesem Zusammenkommen als Gemeinde nicht teilnehmen
mögen, sind und gehören sie doch (ob daheim oder versammelt) zur
Gemeinde an ihrem Orte. Aber alle sollten, wenn die Gläubigen in der
Wahrheit der Gemeinde Gottes (der jedes Glied verpflichtet ist
unterworfen zu sein) zusammenkommen, auch dort gefunden werden.1
Wir sehen somit aus der Schrift, daß das große Zentralwirken Gottes im
jetzigen Zeitalter nicht nur die sogenannte unsichtbare Gemeinde,
sondern überhaupt Seine Gemeinde nach jeder Seite hin umfaßt.
Solange Er Seine Gemeinde hienieden hat und Sein Geist in ihr wohnt und
wirkt, solange der HErr inmitten der Leuchter prüfend wandelt und Er „in
der Gemeinde“1
die Gaben setzt „für die Auferbauung Seines Leibes“,2
solange gelten uns auch Seine Anordnungen über unser Verhalten im Hause
Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, und haben wir
keine Freiheit, Gottes Gemeinde als Nebensächliches zu behandeln, noch
sie den Formen und Verhältnissen der Welt anzupassen.
Es ist nicht schwer zu sehen, daß, so wie Satan zu allen Zeiten gesucht
hat, Gottes Volk zu hindern, in die Gedanken Gottes einzugehen, er auch
heute dabei ist, den Gläubigen den Blick für Seine Gemeinde zu
verdunkeln.
Der HErr schenke Gnade, nüchtern und wachsam zu sein.
Einige Gedanken zu Apgesch. 7,54-60.
Zu dieser Stelle, die uns Gläubige stets aufs neue ergreift, so oft wir
sie lesen, ist mir unter vielen eins so besonders köstlich: daß wir in
ihr ein eigentümlich schönes Beispiel haben von der erst viel später uns
geschenkten Belehrung über das Verwandeltwerden in des Herrn Jesu Bild
nach 2. Kor.
3,18. Nämlich in Vers 59 und 60 finden wir ganz deutlich die Gesinnung
Jesu, und zwar entspricht Vers 59 dem Wort des HErrn am Kreuz nach Luk.
23,46: „Vater, in Deine Hände übergebe Ich Meinen Geist“, und Vers 60
der ebenfalls am Kreuz ausgesprochenen Bitte des Heilands: „Vater,
vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Luk. 23,32-34.) Daß
bei dem HErrn diese Worte in umgekehrter Reihenfolge (und zwar als
letztes und erstes Wort am Kreuz!) erfolgten und daß sie sich betreffs
ihrer Tiefe und Breite, Länge und Höhe weit über die des Stephanus
erhoben, zeigt die Vollkommenheit des Menschen Christus Jesus gegenüber
dem Menschen Stephanus.
Aber dieser beweist uns, daß es herrliche, köstliche Tatsache ist mit
der Verwandlung in des HErrn Bild, wenn die Vorbedingung derselben unser
Teil ist: „Das Anschauen der Herrlichkeit des HErrn.“ Er hatte in seinem
Leben also hineingeblickt, und besonders seine Todesstunde gibt uns
davon ein liebliches Zeugnis in Vers 55. Und hierzu noch eins, was mir
wertvoll zu sein scheint: Wann schaute Stephanus gen Himmel - als er
unter den Steinwürfen zusammenbrach, also in der höchsten Todesnot, oder
schon vorher? Nicht wahr, der Heilige Geist berichtet uns, daß er vorher
seinen Blick aufwärts gerichtet hielt, daß er „voll Heiligen Geistes
unverwandt gen Himmel schaute“! Welch gesegnetes Tun!
Meine geliebten Geschwister! Ist das unsere Übung? oder sind erst die
Not, die Kriegsnot, höchstes Leid, Krankheit, Tod vor Augen unsere
Lehrmeister im Schauen gen Himmel? Sicher werden wir auch dann etwas von
Ihm sehen und Er wird uns nicht enttäuschen, aber Er ist es wert, daß
wir auf Ihn schauen zu aller Zeit, auch in guten Tagen, daß unsere
Blicke sich wegkehren von dem Wesen der Welt in jeder Hinsicht, dem
HErrn in der Herrlichkeit aber zugewandt sind und mehr und immer treuer
werden (Hebr. 12,1-3), daß wir mehr in der Gesinnung des Paulus stehen
nach Phil. 1,21 oder auch den beiden Menschen in Luk. 2,25-38 gleichen.
Welch Gewinn für Zeit und Ewigkeit ist diese Gesinnung! Es ist die
Gesinnung, die auch in Christo Jesu war, es ist Sein Wesen, Sein
Verhalten auch in Seiner Erdenlaufbahn gewesen, zu aller Zeit mit dem
Vater in Verbindung und Gebetsverkehr zu leben. Ganz besonders schön
offenbart uns dies Joh. 16,33 - 17,1ff.!
Möchten wir doch lernen von Stephanus, uns hineinverwandeln zu lassen in
des Herrn Jesu Bild durch das Anschauen Seiner Herrlichkeit! „Laßt uns
Gnade haben“
(Hebr, 12,28), diese böse Zeit auszukaufen durch treues Zeugen von Ihm
und für Ihn, der uns liebt und Sich Selbst für uns gegeben hat (Eph.
5,1-21), aber laßt uns nicht vergessen, durch Gnade den Blick fest auf
Ihn gerichtet zu haben zu aller Zeit, in Freud und Leid, damit unser
Sinn und Wesen in Seines hineingebildet unserem mündlichen Zeugnis
entspricht und früher oder später unser Heimgang - wie Er will (Joh.
22,211),
so oder so, ob ehe Er kommt oder dann, wenn Er kommt - ein Triumph sei,
ein herrlicher Sieg, „ein reichlicher Eingang in das ewige Reich unseres
HErrn und Heilandes Jesu Christi“ (2.
Petri 1,11)!
F. K.
(z. Zt. im Lazarett).
Hirtensorge.
Jehova ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
(Ps. 23,1.)
Der Schreiber dieses kösttichen Psalmes, David, war einst selbst ein
Hirte. Er wußte, was es hieß, Sorge für die Schafe zu haben. Seine Worte
zu Saul
1
zeigen uns, wie voll er sich der VerAntwortung
bewußt war, seines Vaters Schafe zu hüten. Im Vertrauen auf den
lebendigen Gott erschlug er beide, den Löwen und den Bären, um das
Lämmlein ihrem Rachen zu entreißen, und so bewies er als Hirte in der
Sorge für die schutzlosen Schafe seines Vaters seine Treue.
Sein Vorvater Jakob war auch ein Hirte. Er bezeugte Laban,1
wie er für die Herde gesorgt und die Last der VerAntwortung
getragen hatte. In schlaflosen Nächten, in Hitze und Kälte hatte er
seine Hirtentreue bewiesen und die Schafe seines Herrn behütet. Davids
Herz und Auge ist auf Jehova gerichtet. Er sieht sich jetzt selbst als
ein schutzloses Schäflein und freut sich, unter der Hirtensorge des
HErrn zu sein. „Jehova ist mein Hirte.“ Es ist, als ob er sagen
will: So wie ich für meines Vaters Schafe sorgte, so sorgt Jehova für
mich. Sie waren selbst zu töricht zu wissen, was für sie gut war, aber
ich sah die grünste Weide und das zarteste Gras und führte sie dorthin.
Sie kannten für den Weg nicht ihre eigene Kraft, aber ich leitete sie
sanft. Wenn Gefahren nahten, sie konnten sich nicht bewahren, aber ich
schützte sie. Ich wachte über sie Tag und Nacht und sorgte für jedes
Bedürfnis. Und alles dieses und noch viel mehr ist Jehova für mich. Ich
bin wie ein törichtes und schutzloses Schaf, aber Jehova sorgt für mich.
Als der HErr auf Erden war, sagte Er: Ich bin der gute Hirte.1
Gottes Volk ist auf Erden vielen Gefahren ausgesetzt. Manche haben es
übernommen, es zu leiten, und sich erwiesen als solche Hirten, von denen
Gott in Hes. 34 spricht, die das Fett aßen, sich mit der Wolle kleideten
und auf Kosten der Herde bereicherten, aber die Herde nicht weideten.
Der blindgeborene Mann,2
dessen Auge der HErr öffnete, wurde durch sie aus der Herde
hinausgestoßen, als er Jesus als den Propheten Gottes bekannte. Aber
diese schreckliche Handlung bewies nur ihre Auflehnung wider Gott und
diente dazu, ihn in die Gemeinschaft mit seinem Wohltäter, dem wahren
Hirten der Schafe, zu bringen.
Gottes Volk wird jetzt angeredet als Seine Schafe. Sie mögen nicht aus
dem jüdischen Schafstall sein, aber als Gläubige an den Sohn Gottes
bilden sie eine Herde mit einem Hirten. Alles hängt für sie von der
Sorge des Hirten ab. Er hat sie empfangen als die Ihm vom Vater
gegebenen und Er behütet sie als Seine eigenen
Schafe in gemeinsamer Liebe mit Seinem Vater. Er leitet sie zur Fülle
des Segens trotz allen Widerstandes des Feindes und der Schwachheit der
Schafe.
Mit welcher Freude und tiefer Bedeutung können wir mit Davids Worten
sagen: „Der HErr ist mein Hirte!“ Und ist dies der Fall, so fügen wir in
der Gewißheit des Glaubens hinzu: „Mir wird nichts mangeln.“ Mangel
können wir unter Seiner Hirtensorge nicht haben. Die Welt ist ein öder
Platz für uns, so wie es die Wüste für Israel war, aber unter der Sorge
des Sohnes Gottes und der Liebe des Vaters kennen wir keinen Mangel.
Unsere Verhältnisse mögen schwierig, ja, sehr schwer sein; ist das Herz
noch so niedergebeugt, wendet es sich zum HErrn, so findet es reichen
Trost in Ihm, so daß es sagen kann: „Mir wird nichts mangeln.“ Nur eins
bedarf ich für meine Freude, und dies ist Seine Gemeinschaft. Alles
finde ich in Ihm, und Seine Gemeinschaft ist mein bleibendes Teil.
Ganz persönlich wird der HErr von mir erkannt als „mein Hirte“. Gewiß,
Er ist auch der Hirte anderer, aber je mehr ich Seine Hirtensorge für
mich selbst kenne, je mehr werde ich mich daran erfreuen,
daß auch andere sie teilen. Aber wir fangen mit uns selbst an. Er ist
mein Hirte.
Wie manches Schaf der Herde Christi muß durch die Umstände den Dienst
der Knechte Gottes entbehren. Welch ein Trost ist es, sich zu Ihm wenden
zu können und zu wissen, der HErr ist mein Hirte.
Möchten wir uns immer mehr der unermüdeten Hirtensorge unseres HErrn
erfreuen!
R. - K.
Geleitswort an den Leser:
Richtet auf die erschlafften Hände und die geIähmten, Knie, und machet
gerade Bahn für eure Füße.
Hebr. 12,12.13.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 24
Beginnt die 70. Jahrwoche nach Daniel (9,24 bis 27) sofort nach der
Entrückung der Gemeinde des HErrn, oder ist zwischen dieser und dem
Beginn der 70. Jahrwoche eine Zwischenzeit?
Antwort A
Daniel, der treue Knecht Gottes, empfängt Aufschluß über die Geschicke
seines Volkes. Die hier geweissagten 70 Jahrwochen (oder 490 Jahre)
haben im Laufe der Geschichte, bis auf die letzte Woche von sieben
Jahren, ihre Erfüllung gefunden.
In Vers 24 wird uns gesagt, daß nach den 70 Wochen Gott zu Seinem
herrlichen Endziel, welches Er Sich mit Seinem alten Bundesvolke
(Israel) vorgesetzt hat, kommen wird. -
Die 70 Wochen werden dann dem Daniel in drei Abschnitten gezeigt; von 1.
7 Wochen, 2. 62 Wochen und 3. 1 Woche, oder 49 und 434 und 7 Jahren. In
dem ersten Abschnitt von 49 Jahren sollten die zerstörten Mauern
Jerusalems usw. wieder aufgebaut werden. (Hiervon spricht das Buch
Nehemia.) Der zweite Abschnitt von 434 Jahren reicht bis zur Verwerfung
des Messias durch Sein Volk. Der Messias ist „weggetan“, d. h. getötet
worden.
Durch die Verwerfung des Messias hat die letzte, die 70. Woche, noch
keine Erfüllung finden können. Gott brach, weil der Messias verworfen
wurde, Seine Beziehungen mit Israel ab, und nannte es „Nicht Mein
Volk“. Somit ist die 70. Jahrwoche bis heute noch nicht erfüllt und sind
die in Vers 24 genannten Segenszeiten noch ausstehend. Statt des Segens
brachen für Israel die Züchtigungen an, die ihren Anfang nahmen in der
durch das Volk des kommenden Fürsten (Römer) ausgeführten
Zerstörung Jerusalems.
Nach dieser Unterbrechung am Ende der 69. Woche bewirkt nun Gott etwas
Neues. Er sammelt und bereitet Seinem Sohne die Gemeinde. Gott handelt
heute nicht mehr mit Israel, sondern mit Seiner Gemeinde. Deshalb wird
die gegenwärtige Zeit die „Zeit der Nationen“ (Luk. 21,24), auch „die
angenehme Zeit“, „der Tag des Heils“ genannt (2. Kor. 6,2). Diese
gegenwärtige Zeitperiode (die Gott in die Unterbrechung der Geschichte
Israels als Sein Volk einfügte) findet ihren Abschluß bei dem Kommen des
HErrn zur Entrückung Seiner Gemeinde (1.
Thess. 4,13-18).
In der gegenwärtigen Zeit ist Israel keine selbständige Nation. Wenn
aber Israel wird wieder in das Land zurückgeführt und ein selbständiges
Volk geworden sein, dann wird die 70. Jahrwoche beginnen, nach welcher
Israel in die verheißenen Segnungen eingehen wird.
Für uns handelt es sich nicht um Wissen und Berechnen, sondern um das
Wort des HErrn: „Siehe, Ich komme bald!“ Deshalb: Wachet!
Ph. W.
(z. Zt. beim Militär.)
Anmerkung des Herausgebers
Die 70. Jahrwoche harrt noch ihrer Erfüllung. Sie beginnt, wenn Gott
Seine Beziehungen mit Seinem Volke Israel (welches Er bis dahin als
„Nicht Sein Volk“ erklärte) wieder aufnimmt. Dies wird natürlich nach
unserer Entrückung stattfinden, aber wie bald es danach geschehen wird,
ist uns nicht gesagt. Es ist die Meinung vieler Brüder, daß dieses
sofort nach der Entrückung geschieht, aber die Schrift sagt es nicht.
Jedenfalls müssen wir im Auge behalten, daß die Schrift den Beginn der
70. Woche nicht mit der Entrückung zusammenfügt, - sondern mit der
Bundschließung des Fürsten des Römischen Reiches mit den Juden. „Und
,Er' (der „kommende Fürst“ des Volkes, das [im Jahre 70] die
Stadt [Jerusalem] und das Heiligtum zerstörte, V. 26) wird einen festen
Bund mit den vielen (des jüdischen Volkes) schließen für eine Woche
usw.“ (V. 27).
Es ist zu beachten, daß in Vers 26 nicht gesagt wird, daß der „Fürst“
die Stadt und das Heiligtum zerstören wird, sondern das Volk des
kommenden Fürsten. Dieser Fürst kommt erst zur Zeit der letzten
Woche. Er ist noch zukünftig. Es ist der zukünftige Fürst des
zukünftigen Römischen Reiches, welches neu erstehen und sich aus zehn
Königreichen bilden wird. Zur Zeit dieses Fürsten wird die Masse des
jüdischen Volkes in Unglauben nach dem Lande zurückgekehrt sein, den
Tempel gebaut und den Opferkultus wieder eingerichtet haben. Dann, wenn
der Bündnisvertrag des Römischen Fürsten mit den Juden geschlossen ist,
beginnt die 70. Woche. Nach Ablauf der ersten Hälfte (3½ Jahren) der
Woche wird er den Juden die Opfer verbieten, und die dann beginnende
zweite Hälfte von 3½ Jahren ist jene Zeit der großen Trübsal, auf die
der HErr in Matth. 24,15-28 verweist und die wir als „42 Monate“ so oft
in der Offenbarung finden. Der Beginn der 70. Woche hat, soweit ich
sehe, keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der Entrückung der Gemeinde
- wohl aber mit der Bundschließung. Welche Zeitspanne aber zwischen
diesen beiden liegt, sagt uns das Wort nicht.
Frage 25
Bitte um Aufklärung über Mark. 2,19-22. Was ist gemeint mit dem Fasten -
dem neuen Tuch - dem alten Schlauch?
Antwort A
Die Pharisäer wollten Gott mit dem Scheine äußerlichen Fastens und
ernster Gesichtszüge abspeisen, während keine wahre Buße vorhanden war.
Der HErr zeigt nun in den folgenden zwei Gleichnissen die Wertlosigkeit
solchen Fastens. Die Hauptsache des Fastens ist die Erneuerung des
inneren Menschen. Das alte Kleid und der alte Schlauch sind die alten
toten Formen des Fastens. Der Wein und das neue Tuch ist die von
Christus gebrachte Fastenlehre der Liebe. Alles muß neu werden durch die
Wiedergeburt.
M. K.
Antwort B
Alle die Vorschriften des Judentums, so peinlich sie auch beobachtet
werden mochten, konnten nichts zur Vollendung bringen. Das Judentum, das
alte Kleid der Gesetzeswerke, konnte nicht durch neue Wahrheiten des
Christentums ausgebessert werden. Noch konnten die neuen Wahrheiten -
der neue Wein in die alten Schläuche der jüdischen Satzungen gegossen
werden. In Christo Jesu gab Gott neuen Wein in Verbindung mit dem
Heiligen Geist, und dieser läßt sich nicht in den alten Schlauch des
Gesetzes oder der menschlichen Einrichtungen und Systeme zwängen.
Geistliche Kraft kann man nicht in Formen festhalten. Das tote
Christentum sucht Christus und den Heiligen Geist mit Zeremonien zu
verbinden und Geist und Fleisch zusammenzubringen. Dies ist unmöglich.
Es muß eine neue Kreatur sein.
F. B. †
Antwort C
Die meisten Gläubigen denken nur an das Enthalten von Speisen,
wenn sie von dem Worte „Fasten“ hören. Gewiß haben wir ein Recht dazu,
dies in gewissem Sinne buchstäblich aufzufassen, doch bei der
Buchstäblichkeit stehen zu bleiben und keinen tieferen Sinn in den
Belehrungen des HErrn zu sehen müßte notgedrungen dazu führen, die
anknüpfenden Unterweisungen des HErrn vom „neuen Tuch“ und dem „alten
Schlauch“ auf das Äußerliche und Menschliche zu beschränken. Dies würde
aber nichts weniger bedeuten, als die weisheitsvollen Belehrungen ihrer
göttlichen Tiefe und geistlichen Segnungen zu berauben, die uns der HErr
in ihnen zugedacht hat. Doch darf Fasten, „geistlich aufgefaßt“, nicht
etwa dahin ausgelegt werden, sich von bösen Dingen abzusondern und sich
den Genuß von sündigen Freuden zu versagen. Dies wird uns in der Schrift
unter dem Bilde vom „Sauerteig“ vorgestellt (vgl. 1. Kor. 5,7.8). Fasten
hat doch eine ganz andere Bedeutung, es bezieht sich auf das Notwendige
zum Leben, auf das, was recht ist, Essen, Trinken und anderes
mehr. Geistlich verstanden bedeutet es ein freiwilliges Aufgeben von
Rechten. 1. Kor. 7,29-31 erklärt, was ich meine und beleuchtet diesen
Gegenstand mit göttlichem Lichte. Dies kann aber nur durch die Gnade
„in“ und „durch“ uns gewirkt werden, auf Vorrechte, Genüsse und Rechte
zu verzichten, die uns in der Vorsehung Gottes zugedacht wurden. Es ist
z. B. Gnade, wenn ein reicher Bruder auf Dinge (natürlich keine sündigen
oder den HErrn verunehrenden, sondern erlaubte) verzichtet, die
ihm sein Reichtum und, wohlgemerkt auch das Wort Gottes, gestatten. (1.
Tim. 6,17b.) Er gibt seine Rechte durch die Gnade auf in einer Welt, wo
sein HErr verworfen ist, und weiht seine Zeit, seine Kraft, seine
Fähigkeiten und seine Mittel Ihm, der uns gezeigt hat, wie kein anderer,
was es heißt, auf Rechte zu verzichten durch die Gnade Gottes (vgl. 2.
Kor. 8,9). Dies ist, was Christentum bedeutet. Die Gnade ist ihr
herrlichster Zug und Glanz. In Ihm, dem HErrn, kam sie in Vollkommenkeit
zum Ausdruck und sollte es auch bei Seinen Geliebten sein. Wenn Er
herrschen wird über diese Erde, dann wird „Fasten“ nicht am Platze sein,
weil alles in Harmonie mit Seiner gesegneten Person sein wird; so
ähnlich war es auch, als der Bräutigam bei den Seinigen war auf dieser
Erde. Sie bildeten gleichsam eine Welt für sich. Doch jetzt ist Er
verworfen. Sein Hingang macht uns in dieser Welt zu Fremdlingen, und wir
möchten nichts genießen ohne Ihn. Wir haben eine himmlische und
verherrlichte Freude in unserem Herzen und können auf das, was uns
zukommt, verzichten. Dies ist Fasten! Fragen wir uns, ob wir so
fasten!
Wie die Juden (selbstgerechte und religiöse Menschen) im Irrtum waren
mit dem Fasten, weil ihnen jegliches geistliche Verständnis durch die
Nichtannahme des HErrn abging und sie nicht verstanden, daß durch die
Gegenwart des HErrn ein großer Wechsel in der Haushaltung Gottes sich
vorbereitete, so war es auch in bezug auf ihr System. Die Lumpen ihrer
eigenen, jüdischen Selbstgerechtigkeit konnten nicht geflickt werden mit
der Gerechtigkeit aus Glauben (Jes. 64,6); noch konnte der neue Wein,
die geistliche Kraft und himmlische Freude in die Zeremonien, Formen und
religiösen, gesetzlichen Gebräuche des alten (dem Verschwinden nahen)
Judentums gefüllt werden. Es bedurfte neuer Schläuche, neuer Menschen,
wie es in 2. Kor. 5,16.17 heißt: „Daher kennen wir von nun an niemanden
nach dem Fleische; wenn wir aber auch Christum nach dem Fleische gekannt
haben, so kennen wir Ihn doch jetzt nicht mehr also. Daher, wenn
jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung, das Alte
ist vergangen, siehe, alles (Kleid und Schlauch) ist neu
geworden.“
K. O. St.
(z. Zt. b. Militär).
Frage 26
Worauf bezieht sich Joh.21,25?
Antwort A
Unmittelbar vor V. 25 ist von dem von Johannes gegebenen Zeugnis die
Rede, und dies in bezug auf die Dinge, die Jesus getan hat. Unter diesen
„Dingen“ dürften nicht allein Taten, sondern auch Worte des HErrn zu
verstehen sein, die auf Sein ganzes Gesamtverhalten und Wirken
hinweisen.
In prophetischen Worten redet Ps. 40,7.8 im Blick auf den HErrn; „Siehe,
Ich komme; in der Rolle des Buches steht von Mir geschrieben. Dein
Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und Dein Gesetz
ist im Inneren meines Herzens.“ Er Selbst bekräftigt dieses mit den
Worten: „Meine Speise ist, daß Ich den Willen Dessen tue, der Mich
gesandt hat, und Sein Werk vollbringe (Joh. 4,34).
Demnach war es die erste und vornehmste Aufgabe des HErrn, die Gedanken
und Pläne Gottes bekannt zu machen und auszuführen. Tatsächlich finden
wir Ihn auch eifrigst damit beschäftigt; wir
sehen den HErrn als den großen Lehrer und Evangelisten, den Jüngern und
dem Volke gegenüber in unermüdlicher Tätigkeit.
Nun redet aber das Wort in Ps. 139,17 von den gewaltigen Summen
der Gedanken Gottes und daß ihrer mehr seien als des Sandes (V. 18). In
bezug auf diese Summen der Gedanken Gottes erstreckte sich die Tätigkeit
des HErrn, sie den Menschen zu offenbaren und kund zu tun.
Das Interesse, vor allem das Verständnis für diese Summen der Gedanken
Gottes war jedoch bei denen, die sie vernehmen sollten, ein sehr
mangelhaftes. Martha beispielsweise hatte so viel zu tun, daß sie
nicht Zeit fand, dem HErrn Gehör zu schenken. Nicht nur zieht sie sich
deshalb einen ernsten Tadel des HErrn zu, sondern sie bleibt auch in
bezug auf das Bekanntwerden mit den Gedanken Gottes hinter Maria weit
zurück, ganz abgesehen davon, daß Maria in ihrem Verhalten Sein Herz
erfreute und Martha dagegen zu jener Stunde Ihm Sorge bereitete. In
vielen anderen Fällen wurde der HErr überhaupt nicht verstanden oder
doch mißverstanden, und zwar nicht allein von der Menge des Volkes,
sondern auch von denen, die Ihm am nächsten standen. - Mußte Er solchen
doch noch nahe am Abschluß Seiner Wirksamkeit gelegentlich des Ganges
nach Emmaus sagen: „O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu
glauben an alles, was die Propheten geredet haben!“ (Luk. 24,25.) Wenn
das schon denen gesagt werden mußte, die einige Jahre unter Seiner
Belehrung und unter Seinem Einfluß standen, was muß dann erst den
anderen gesagt werden, die nicht so das Vorrecht hatten, die
unmittelbare Nähe des HErrn zu genießen! -
Dies gerade dürfte in V. 25 zum Ausdruck gebracht sein, daß nämlich um
der Unverständigkeit willen und wegen der trägen Herzen Johannes
viele andere Dinge, die er hätte schreiben können, nicht schrieb,
daß er vieles, was er noch hätte sagen können, nicht sagte.
Er bedauert das, und dies mit Recht. -
Ist es etwa inzwischen besser geworden? Leider nicht! - Es ist vielmehr
auch heute tief zu bedauern, daß in weiten Kreisen derer, die sich nach
dem Namen des Herrn nennen, wenig Interesse und Verständnis
vorhanden ist für diese Summen der Gedanken Gottes, daß auch heute träge
Herzen vorhanden sind hinsichtlich alles dessen, was uns die Schrift
sagen möchte bezüglich des Erfassens der Breite und Länge, der Tiefe und
Höhe und bezüglich des Erkennens der die Erkenntnis übersteigende Liebe
des Christus (Eph. 3,18.19).
Statt dessen findet man, nicht nur in der Namenchristenheit, sondern
auch in Kreisen, in denen man es gar nicht erwarten sollte, eine Art
Gier nach schriftlicher und mündlicher Speise, die mit Zutaten
menschlicher Machenschaften und menschlicher Kunst zubereitet ist. Nach
„christlichen“ Romanen und „christlichen“ Büchern und Blättchen mit
möglichst vielen Anekdoten, mit „geistlichem Feuerwerk“ und
Menschenverherrlichung wird oft eifrigst gegriffen, wogegen man für die
Bemühungen der Diener des HErrn, etwas von den Summen der Gedanken
Gottes bekannt zu geben, keine Zeit hat; ja man kann erleben, daß diese
Bemühungen als trockene, „unfruchtbare“ Arbeit abgelehnt, ja, daß sogar
davor gewarnt wird. -
Wollte die Gemeinde Gottes angesichts dieses ungesunden Zustandes sich
schämen und beugen, dann würde bald mehr geistliches Leben sichtbar und
fühlbar werden, denn gesundes Leben kann sich einzig und allein nur
auf der gesunden Lehre der Schrift aufbauen. Das muß immer wieder mit
Nachdruck betont werden.
auf der gesunden Lehre der Schrift aufbauen. Das muß immer wieder mit
Nachdruck betont werden.
Wo irgend Interesselosigkeit und träge Herzen in bezug auf die Summen
der Gedanken Gottes vorhanden sind, da kann unmöglich das gesunde
Geistesleben pulsieren, vielmehr ist da „der Mensch“ im
Vordergrund, der in seiner aufdringlichen Dienstfertigkeit die Mahlzeit
zu verbessern gedenkt und dabei mit seinen wilden Koloquinten den Tod in
den Topf bringt und die Mahlzeit verdirbt. (Vergl. 2. Kön. 4,38-41.)
W. W.
(z. Zt. im Felde).
Antwort B
Joh. 20,30 lesen wir: „Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor
Seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buche geschrieben sind.“
Zeichen und Wunder, die nur für Seine Jünger verständlich waren, und von
denen die blinde Welt nichts sah, weil sie doch kein Verständnis dafür
hatte. Ähnlich wie nach der Auferstehung. Auch hier zeigt Er Sich nur
den Seinigen und gibt ihnen wichtige Unterweisungen, die Dinge des
Reiches Gottes betreffend (Apg. 1,3). So auch in unserem in Frage
stehenden Schriftwort. Johannes und die anderen Evangelisten lassen uns
hineinschauen in die Fülle, die Macht, die Herrlichkeit und in alle
Vorzüge des Sohnes Gottes. Mit besonderer Genauigkeit zeigt uns Johannes
die Herrlichkeit des Eingeborenen, und wenn er dabei auf den Anfang
zurückgeht, der vor Grundlegung der Welt zurückreicht (Joh. 17,5), so
ist sein Schreiben dennoch nur Stückwerk und seine Feder vermag nicht
alles zu schildern, es ist viel mehr, als er berichten kann, was
Jesus getan hat. Es ist der unausforschliche Reichtum Jesu. Es wäre also
unmöglich, die Dinge alle aufzuzählen, und wenn die blinde, tote Welt
nicht einmal dem einfachen, klaren Evangelium glaubt, wieviel weniger
würde sie erst all die überwältigenden Herrlichkeiten und Taten Jesu
erfassen, die nur ein geistlich gerichtetes Herz und ein geöffnetes Auge
zu sehen vermag. So ist es vor den Weisen und Verständigen verborgen und
den Unmündigen geoffenbart. (Matth. 12,25.) Was kein Auge gesehen und
kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat
Gott bereitet denen, die Ihn lieben (1. Kor. 2,9).
Ph. W. (z. Zt. b. Militär).
Antwort C
Der nachstehende Auszug aus „Urquhart, die neueren Entdeckungen“, Bd. V.
S. 369 u. flgd., dürfte ein Beitrag zur BeAntwortung
der Frage sein.
„Behalten wir im Gedächtnis, daß das Evangelium Johannes geschrieben
ist, um Jesum darzustellen als den Schöpfer aller Dinge (Joh.
1,3), Den, der allem Lebendigen das Leben gibt, der Selber das Leben und
das Licht der Menschen ist. Sollten wir dann nicht erwarten, am Schlusse
gerade ein solches Wort zu finden wie das von den „vielen anderen
Dingen“? Er erinnert uns daran, daß die vielen anderen Dinge da sind,
aber daß sie nicht berichtet sind. „So sie aber sollten eins nach dem
anderen geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht
begreifen, die zu schreiben wären“, sagt er. Aber wenn sie uns nicht
erzählt werden sollten, warum wurde uns dann Jesus so enthüllt am Anfang
des Evangeliums, und warum werden diese Dinge am Ende desselben erwähnt?
Ist es nicht, weil der Heilige Geist uns daran erinnern will, daß wir
noch nicht alles von dem Freunde unserer Seele wissen, und daß die
künftige Gemeinschaft mit Ihm noch Offenbarungen für uns hat, die
großartiger sind als selbst die, welche uns in den Blättern des
Evangelisten gegeben werden? ... In diesen letzten Worten wird die Lampe
unserer Hoffnung angezündet; und wir gehen weiter auf unserem
Pilgerwege, mit Freude und Begier die Zeit erwartend, wo wir erkennen
werden, gleichwie wir erkannt sind.
... Wir wissen, wie die Wissenschaft ihre Bücher vermehrt hat, unter
diesen werden die Werke der Spezialisten als die wertvollsten
betrachtet. Sir Charles Bell z. B. schrieb ein Buch über die Hand. Hätte
er alles über dieselbe gewußt, so wäre das Werk wohl noch
ausführlicher geworden. Gesetzt, daß statt des Umhertappens der
Wissenschaft unter den Anzeichen von Zwecken in dem menschlichen Körper
die Männer der Wissenschaft alles in dem Lichte einer völligen
Offenbarung sähen; daß sie den menschlichen Körper sähen als die fast
endlose Menge von Zwecken, die er in Wirklichkeit ist - daß sie ihn
sähen in seiner wunderbaren Harmonie und in der ebenso wunderbaren
Weisheit, die sich in seinen kleinsten Teilchen entfaltet; gesetzt, daß
sie im Besitz dieser neuen Fülle von Stoff an die Aufgabe gingen, ihn
der Menschheit zu erklären; gesetzt, dies große Feld wäre unter viele
Schreiber verteilt, und jeder stellte alle Einzelheiten dar, die ihm in
seiner Abteilung enthüllt wären: könnten wir die Zahl der Bücher
aufzählen, die geschrieben werden würden? Aber der menschliche Körper
ist nur einer von den Myriaden der Organismen, welche die Erde, die Luft
und das Meer bevölkern. Laßt das volle Licht der Offenbarung auf jeden
derselben fallen; laßt nichts darin, wie geringfügig es auch sei, ohne
eine Auseinanderlegung bleiben, die völlig und fesselnd ist, laßt eine
große Anzahl neuer Schriftsteller diese neuen Felder unter sich teilen
und sie alle der Menschheit erklären, wo sollen wir Platz finden für die
rasch sich häufenden Bücher, denn jede der vielen tausend Arten wird
ihre eigene Bibliothek haben?
Aber wir haben nur begonnen, in diese große Welt der geschaffenen Wesen
einzutreten. Die Felsen unter unseren Füßen schließen die Überbleibsel
anderer Schöpfungen ein, die vergangen sind. Laßt diese, sozusagen,
wieder aufleben. Laßt das Licht einer ebenso völligen Offenbarung jede
einzelne von ihnen enthüllen. Laßt diese neuen und nicht weniger
wunderbaren Anordnungen ebenso deutlich gemacht werden und neue Federn
geschäftig sein und neue Bibliotheken geschrieben werden. Dann laßt uns
von dem Tierreich zu dem Pflanzen- und Mineralreich übergehen. Laßt die
Vergangenheit und die Gegenwart enthüllt werden. Laßt jeden Organismus
und jedes Mineral und jeden Kristall und jede chemische Verbindung so
völlig offenbar werden, daß alles und mehr als alles, was die
Wissenschaft je zu kennen gewünscht hat, ganz enthüllt wird. Und dann,
wenn diese Erde erschöpft ist und nichts mehr übrig, was nicht berichtet
ist, laßt uns zu den Planeten übergehen und das gleiche für jeden getan
werden. Und von den Planeten mit ihrer Sonne und ihren Monden laßt uns
durch das Sternen-Weltall wandern und dasselbe für diese zahllosen
Sonnen und all ihre Planeten tun. Wo sollen wir jetzt unsere Bücher
hinlegen? Es wird nicht genügen, zusagen: „Wir wollen unsere
Bibliotheken niederreißen und größere bauen“; denn jede neue Offenbarung
wird neue Bibliotheken um uns aufhäufen. Es gibt nur eine
Äußerung, die unseren arbeitenden Gedanken ausdrückt. Es ist diese,
welche der Geist Gottes uns gegeben: „Es sind auch viel andere Dinge,
die Jesus getan hat; so sie aber sollten eins nach dem anderen
geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht
begreifen, die zu beschreiben wären.“
Aber sogar dieser Überblick zeigt uns nur einen Teil Seiner Wege. ...
Die Wunder der Vorsehung Jesu sind nicht geringer als die Seines
Schöpfungswerkes. Seine Hand ist auf jedes menschliche Wesen
sind nicht geringer als die Seines Schöpfungswerkes. Seine Hand ist auf
jedes menschliche Wesen gelegt worden. Von dem Tage der zartesten
Kindheit an ist der HErr mit einem jeden gewesen. Als Er die Kleinen in
Seine Arme nahm, Seine Hände auf sie legte und sie segnete, ward der
Vorhang einen Augenblick aufgehoben von der verborgenen, aber endlosen
Wirksamkeit des Seelenfreundes. In jedem Augenblick der irdischen
Pilgerschaft würde der, dessen Auge geöffnet wäre, ausrufen: „Von allen
Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir.“ (Ps. 139,5.)
Treten wir jetzt in dieses neue Gebiet ein. Jedermann weiß, daß nichts
anziehender ist als eine Lebensgeschichte. Laßt die Erzählung von dem
Leben eines jeden Menschen ... vor allem, wie der große Hirte jeden
einzelnen geführt hat, geschrieben werden von denen, vor deren Augen
nichts verborgen ist. Laßt dies geschehen von jedem Einwohner in jedem
Dorf und jeder Stadt und jedem Lande unter der Sonne und von jeder
Generation der Vergangenheit. Laßt das Leben keines Menschenkindes
unerzählt bleiben. Wo sollen wir mit den Büchern hin? Wiederum danken
wir Gott für die Worte: „Ich achte, die Welt würde die Bücher nicht
begreifen, die zu beschreiben wären.“
Laßt mich noch einmal sagen, es war gut, daß das Evangelium des Fremdes
Jesu mit diesen Worten auf seinen Lippen schloß. Sie erzählen uns von
den Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis, die noch in Besitz zu
nehmen sind, von den endlosen Offenbarungen der Liebe und Herrlichkeit,
die das himmlische Leben zu der grenzenlosen Freude und dem endlosen
Preise machen werden, als welches es uns geschildert ist.“
-r.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
„Sie machten überall das Wort kund.“
Luk. 2,15-20.
Geliebte Leser, laßt uns uns die Frage vorlegen in dieser Zeit, die in
der Christenheit die „Weihnachtszeit“ heißt, ob wir Ähnlichkeit haben
mit den Leuten, von denen der Heilige Geist uns obige kostbare Tatsache
kündet! Was nützt es, Weihnachten zu feiern ohne ein Herz wie das jener
Hirten auf Bethlehems Fluren? Aber auch die unter unseren Lesern, die
eine Weihnachtsfeier als unbiblisch ablehnen, müssen gesinnt sein wie
jene Männer, sonst dürfte eine noch so sehr bibeltreue Stellungnahme zum
landläufigen Weihnachtsfest doch auch nur bloße Äußerlichkeit sein! Und
nicht nur in dieser Zeit, sondern allezeit solche Gesinnung haben und
zur Tat werden lassen gebührt uns, die wir Ihn kennen und als Geliebte
Ihn lieben, der einst als Kindlein in der Krippe lag, da die kalte,
arme, liebeleere Welt keinen Raum für Ihn hatte.
Man kann in dem angegebenen Abschnitt sieben Punkte, das Verhalten der
Hirten betreffend, unterscheiden. Möge der HErr uns Gnade geben, sie zu
betrachten:
unterscheiden. Möge der HErr uns Gnade geben, sie zu betrachten:
1. „Laßt uns hingehen und sehen!“ Praktische Leute waren sie, mit Herzen
auf dem rechten Fleck. Hingehen und sehen! Machen wir es auch so, indem
wir stets von neuem in das köstliche Wort Gottes hineinsteigen wie in
ein Bergwerk und die Schätze darin ansehen? - 2. „Sie kamen eilends.“ In
letzterem Worte liegt die Energie des Glaubens, die uns so oft fehlt,
weil unsere Herzen sich so leicht und gern mit unnützen Dingen
beschäftigen, wir kommen auch wohl mal, und auch öfter, weil wir die
Notwendigkeit fühlen, aber ob stets eilends? so wie zu etwas, was keinen
Aufschub leidet? - 3. „Sie fanden ... das Kind.“ Wer mit solchem
gläubig-suchenden Herzen kam wie die Hirten, der mußte finden, was des
Suchens und Findens wert war, ist und bleibt. „Wen suchet ihr?“ fragt
der Herr Jesus die Jünger in Joh. 1. Er kannte ihre heilsverlangenden
Herzen. „HErr, wir möchten Jesum sehen“, sagten die Griechen in Joh. 12.
Es ist stets dasselbe: was du suchst, findest du, wenn dein Suchen
rechter Art ist und geradenwegs auf den Gegenstand selbst gerichtet ist.
Ach, möchten wir doch mehr Jesum Selbst suchen, wenn wir in die
Schatzkammer des göttlichen Wortes uns vertiefen! Welche Reichtümer
enthält Sein Name! 4. „Als sie es gesehen hatten ...“ - sehen und sehen
ist ein Unterschied. Mancher sieht in einem Gemälde nur eine
Farbenzusammenstellung ohne besonderen Wert, während andere stundenlang
vor dem Bilde stehen bleiben möchten. Worin der Unterschied? Der eine
sieht als Kenner mit dem ganzen Herzen, der andere ganz oberflächlich
mit ungeschulten Augen. Wer so kommt und sehnend sucht wie die Hirten,
der sieht anders als ein Herodes gesehen haben würde, wenn er sich die
Mühe genommen hätte, auf das Wort der Magier hin nach Bethlehem zu gehen
(Matth. 2). Die Hirten bekamen geöffnete Augen, wie ein Saulus in
Damaskus, als die Zeit für ihn erfüllt war. Und darum, weil sie sahen
mit für die Herrlichkeit Jesu geöffnetem Blick, weil sie wirklich sahen
mit den Augen des Herzens, deswegen wurden ihre Herzen auch übervoll,
und ihr Mund ging über. – 5. „Sie machten überall das Wort kund, welches
über dies Kindlein zu ihnen geredet war.“ Bruder, Schwester, ach,
möchten wir, ich, du, so erfüllt sein von dem Wort von Jesus, ja, mit
der Herrlichkeit dieser herrlichsten aller herrlichen Personen so
angefüllt sein, daß wir nicht anders könnten als „überall“ reden, zeugen
von Ihm! Wie oft können Gläubige auch bei sogenannten ernsten Gesprächen
noch reden, ohne den kostbaren Namen, der nach Hohel. 1,3 ein
„ausgegossenes Salböl“ ist, also köstlichsten Duft verbreitet, auch nur
zu nennen. Sie meinen dann „klug“ zu sein wie die Schlangen, aber sie
sind nicht „ohne Falsch“ wie die Tauben, denn die Beweggründe zu solchem
Tun sind nicht ganz rein, es ist meist Furcht, diesen Namen
auszusprechen, Furcht vor Folgen in Form von Spott oder Sticheleien usw.
Und dabei liegt ein so unberechenbarer Segen in diesem Bekennen Seines
Namens. Lernen wir von dem praktischen Christentum dieser jüdischen
Hirten! Da war keine Furcht, ja, nicht die geringste Überlegung, ganz
wie von selbst kam dieses Kundmachen aus ihrem Munde, weil das Herz
davon voll war. Sie scheuten sich nicht, die frohe Botschaft von V.
10-14 kundzumachen, obwohl sie noch keinerlei „Beweise“ dafür hatten,
daß alles wirklich eintreten würde, wie es verheißen war. Sie hatten
Glaubensvertrauen, obwohl sie „nur“ ein Kind als Träger der Verheißung
gesehen hatten, sie glaubten dem Wort, ja, dem Wort Gottes, und darum
machten sie es kund. Wie unendlich viel mehr haben wir, Geliebte!
Glauben wir dem Worte wirklich? Ja, dann müssen wir es kundmachen, wenn
anders die Botschaft unsere Herzen selig und freudvoll gemacht hat.
Wir müssen! Auch jetzt im Kriege? Gerade da erst recht, denn was
brauchen die armen, elenden, verängstigten, leidüberhäuften,
sündenbeladenen, seufzenden Menschen, die Kreaturen Gottes, heute
nötiger als die frohe Botschaft eines Friedens, der nicht abhängig ist
von Menschenkraft und
Menschensieg über nur irdische Feinde, wo es einen viel wichtigeren Sieg
gibt: den auf Golgatha erstrittenen, über den geistigen, mächtigsten,
schrecklichsten Feind?! Sie machten überall das Wort kund, das Wort von
dem Herrn Jesus! O Gott, unser Gott und Vater, lehre uns, mutig Deinen
geliebten Sohn bekennen in dieser Welt zu Deiner Ehre!
Sicher werden die Folgen solch mannhaften Zeugnisses verschieden sein
wie hier in V. 19.20. Etliche werden „sich verwundern“, etliche wohl
auch böse und unsere größten Feinde werden, aber etliche werden solche
Worte auch „bewahren und erwägen in ihren Herzen“, und zu seiner Zeit
werden sie aufgehen und Frucht schaffen, die da bleibt in Ewigkeit. „Das
Wort kommt nicht leer zurück“, gelobt sei Gott!
6. Die Hirten waren treu in ihrem Beruf, „sie kehrten um“, sie gingen
dahin, wohin Gott sie gestellt hatte, aber sie ließen nicht zurück, was
sie als Herzenserlebnis erfahren hatten. Wieviel glücklicher mögen sie
ihren Beruf in der Zukunft ausgeübt haben, sie, die solch hoher
Offenbarung gewürdigt waren. Lehrt uns dies auch etwas? Kehren wir von
der Betrachtung des Wortes auch um zu unserem Posten, um ihn für Gott
auszufüllen? „Ihr dienet dem Herrn Christo“ (Kol. 3,24) - welche VerAntwortung!
aber zuvor welches Vorrecht, dessen gewürdigt zu sein, Ihn zu schauen
mit den Augen des Glaubens. - 7. „Gott verherrlichend und lobend über
alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden
war.“ (Beachten wir, wie oft in diesem Abschnitt die Worte „sagen“,
„reden“, „kundmachen“ vorkommen!) Sie hatten in der Zukunft etwas zum
Rühmen, zum Verherrlichen! „Wer sich rühmet, der rühme sich des HErrn!“
Das konnte in dem Bericht des Heiligen Geistes nicht fehlen, es ist die
Krone! Wer erfahren hat, was der Herr Jesus für ihn ist, wie Er Gott
verherrlicht hat auf der Erde an uns staubgeborenen Menschen, der kann
rühmen und preisen Ihn, der als Kindlein in der Krippe lag und als
Jehovas Genosse von dem Schwerte getroffen ward, Ihn, der als Mensch
über diese Erde ging und am Fluchholz für uns zur Sünde gemacht wurde,
Ihn, der am Kreuz von Gott verlassen ward, obwohl Er als Sohn stets in
des Vaters Schoße war, und am Ostermorgen herrlich auferstand usw. Jeder
Zug aus dem Leben dieses herrlichen HErrn ist unseres Rühmens wert, sei
es, daß wir Ihn anschauen, in dem, was Er hienieden war und tat, sei es
in dem, welche Herrlichkeit jetzt Sein Teil ist und welches Seine
Tätigkeit droben ist (vergl. Hebr. 7,25 u. a.).
Bruder, Schwester, verherrlichst du Gott über den Sohn, preisest du Ihn,
der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben? O laßt uns auch
hierin Nachahmer der Hirten von Bethlehem sein. Er ist es wert in
Ewigkeit!
Nachahmer der Hirten! Jene hatten noch nicht den Geist der Verheißung -
in uns aber hat Er Wohnung gemacht, und wir wandeln durch Ihn in Seiner
Kraft (Gal. 5,25). Also „laßt uns Gnade haben“ - sie ist da - „Gott
wohlgefällig zu dienen“ (Hebr. 12,28) als solche, die völliger und
vollkommener als jene Hirten es je vermochten, mit Herz und Sinn, Leben
und Bekenntnis das Wort, Ihn Selbst kundmachen! (Phil. 2.16.)
F. K. (z. Zt. b. Militär).
Simeon und Anna;
oder:
Bereit zu gehen, und bereit zu bleiben.
(Luk. 2,21-38.)
In Simeon und Anna finden wir zwei Wirkungen veranschaulicht, die der
Heilige Geist in uns hervorbringt, wenn wir Christus besitzen und uns
des HErrn erfreuen. Wir kennen und besitzen Ihn als den
auferstandenen und verherrlichten Christus, sie besaßen Ihn als
ein kleines Kindlein, welches Simeon in seine Arme nehmen konnte, und
doch war es dieselbe Person, der Sohn Gottes, „Jesus Christus, Derselbe
gestern, heute und in Ewigkeit“.1
Joseph und Maria brachten das Kindlein Jesus in den Tempel, um Ihn dem
HErrn darzustellen und für Ihn das „Schlachtopfer zu geben, nach dem,
was im Gesetz des HErrn gesagt ist“. Das Opfer, welches sie darbrachten,
bezeugte ihre Armut, denn obwohl sie der Familie Davids entstammten,
befanden sie sich in einer solchen Lage, daß sie von der gnädigen
Vorsorge Gottes für die Armen Seines Volkes Gebrauch machen mußten, „ein
Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“ zu opfern. Dieser Hinweis auf
3. Mose 12,8 zeigt uns die Dürftigkeit der Maria, aber nicht die des
Kindes. So verband sich der Sohn Gottes, als Er Fleisch wurde, mit den
Armen Seiner Herde. Welche Gnade!
In diesem Augenblick kam, geleitet vom Heiligen Geiste, Simeon in den
Tempel. Er war einer von den Gottesfürchtigen im Volke. „Er wartete auf
den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm.“ Es war ihm „ein
göttlicher Ausspruch geworden, daß er den Tod nicht sehen sollte, ehe er
den Christus des HErrn gesehen habe“. Er erkennt sofort in dem Kindlein
Jesus die Person der Ratschlüsse Gottes. Mit Freuden nimmt er es auf
seine Arme, lobt Gott und spricht: „HErr, nun entlässest Du Deinen
Knecht, nach Deinem Worte, in Frieden; denn meine Augen haben Dein Heil
gesehen.“
Seine Hoffnungen waren erfüllt, sein Herz war befriedigt. Da war nichts
mehr, worauf er noch zu warten
hätte. Er besaß Gottes Heil; in Jesus, dem Kindlein, erkannte er den
Christus Jehovas. Gewiß, es war noch vieles, was geschehen und vollendet
werden mußte. Vielleicht schaute er schon dunkel die Schatten der
Verwerfung seines Heilandes, als er zur Maria sagte, daß ein Schwert
ihre Seele durchdringen und die Überlegungen vieler Herzen offenbar
werden würden. Aber die Person seiner Hoffnung war da, und er besaß den
Heiland, und das war genug für Simeon. Er sah ihn, der alles, was ihn
betraf, in Ordnung bringen und als der Christus des HErrn alles, was
Gottes Wille und Vorsatz war, zur Ausführung bringen würde.
So völlig befriedigt war seine Seele, daß ihn jetzt hienieden nichts
mehr fesselte. Jedes Band hier unten war gelöst. Er war fertig,
„entlassen“ zu werden und bereit, abzuscheiden.
So ist es mit uns, wenn unsere Augen, durch den Heiligen Geist
erleuchtet, die Herrlichkeit Christi, des Sohnes Gottes, schauen. Dann
sehen wir, wie alles, was zwischen uns und Gott stand, Sein Tod
hinweggetan hat, und wir wünschen abzuscheiden und bei Christo zu sein,
welches weit besser ist.
In Anna sehen wir die andere Seite. Sie war eine alte Witwe. Mit
Herzenshingabe hatte sie sich den Sachen des HErrn auf Erden geweiht.
Sie diente Ihm mit Fasten und Flehen im Tempel Nacht und Tag. Zu
derselben Stunde, als Simeon Gott lobte, kam sie herzu. Auch sie sieht
sofort in dem Kindlein Jesus den verheißenen Erlöser und lobpreist
gleichfalls den HErrn. Und sie, ein schwaches Weib,
findet in Ihm, dem Heiland, eine solche allbewegende Kraft, hier zu
bleiben (nicht für sich, sondern für Seinen Dienst), um zu „reden von
Ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem“.
Sie wich nicht, sie blieb in ihres Gottes Tempel, und wo sie auch war,
da sprach sie von Ihm, den ihre Augen geschaut hatten.
Simeon war bereit zum Hinweggehen. Anna war bereit zum Bleiben im
Dienst.
So wird es mit uns sein, wenn Christus wirklich die Person ist, die
unser Herz erfüllt. Und nur wenn wir, hingenommen von Seiner Liebe,
bereit sind, abzuscheiden, sind wir auch in Wahrheit bereit, für Seinen
Dienst hier zu bleiben.
Anna, das schwächere Gefäß dieser beiden, bleibt. Solche Gefäße ist Gott
fähig, mit Seiner Kraft auszurüsten, um zu Seinem Wohlgefallen und zu
Seiner Ehre hier zu zeugen.
In Paulus (Phil. Kap. 1) sehen wir diese beiden Wirkungen des Geistes
Gottes entfaltet.
Er konnte sagen: „Das Leben ist für mich Christus, und das Sterben
Gewinn.“ Er hatte Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, denn es ist
weit besser. Aber wenn er an des HErrn Sache auf Erden dachte, an die
Bedürfnisse Seiner Gemeinde, an die geliebten Philipper, so sagte er
gleichsam: „Ich will lieber bleiben.“ Sein Gehen oder Bleiben wird
zwischen ihm und seinem HErrn geordnet. (Ohne irgendwie auf Nero Bezug
zu nehmen, von dessen Hand er doch gehalten wurde.) So sicher ist er
seiner Sache, daß er voll Gewißheit ausspricht: „Ich weiß, daß ich
bleiben und mit und bei euch allen bleiben werde zu eurer Förderung und
Freude im Glauben.“1
Solche Wirkungen eines seligen Glaubenslebens sind nicht nur Paulus und
Simeon und Anna beschieden; sie sind kein besonderes Teil solcher, die
in hervorragender Weise im Dienste des HErrn stehen, sie sollen gekannt
und gefunden werden bei dem ganzen Volke Gottes. Jeder von uns kann so
Christus in sein Herz aufnehmen,
daß in jedem Stande und in jeder Lage, die uns von Gott beschieden ist,
wir Ihm dienen können.
Möchten wir alle recht ermutigt werden, uns danach auszustrecken, daß
Christus unser Leben und unser Gewinn ist, und wir, indem wir wünschen,
abzuscheiden, um bei Ihm zu sein, Ihm dienen, so lange es Ihm gefällt,
uns hier zu lassen.
G. - K.
Menschenfischer.
Mark. 1,17.18.
Wer von denen, die ein Eigentum des Herrn Jesu sind, die, errettet
allein durch Gnade, den Vater kennen durch den Sohn und in Seiner Liebe
ruhen, möchte nicht ein Menschenfischer sein, andere für seinen Heiland
und Gott gewinnen, herausfischen aus der Masse der auf dem Wege zum
Verderben befindlichen Sünder? Ich denke, alle Geretteten haben
Rettersinn, fühlen sich durch den Geist Gottes in der Liebe Christi
gedrängt, andere zu ermahnen: „Lasset euch versöhnen mit Gott“ (2. Kor.
5,20). Aber wie wird man ein gesegneter Menschenfischer? Unser Vers gibt
uns Anleitung: „Kommet Mir nach“, sagt der HErr. Zu Ihm gekommen
- und von ihm angenommen - ist jeder, der
errettet ist (Joh. 6,37), das Kommen zu Ihm ist eine Vorbedingung
zur Heilsgewißheit. Aber dieses genügt noch nicht, um zu einem
Menschenfischer gemacht zu werden. Zu diesem Zweck ist es nötig, Ihm
nach zukommen. Wem einer nachkommen soll, der muß einen Einfluß
ausüben, der stark genug ist, andere Einflüsse zu überwinden. Irgend
jemandem folgt jeder Mensch, bewußt oder unbewußt, der Gläubige aber
sollte stets bewußt in Jesu Fußstapfen wandeln und als Nachfolger des
HErrn zu erkennen sein. Wahrlich, Sein Einfluß ist auch stark genug,
alle anderen Einflüsse zu überwinden, vorausgesetzt, daß uns wirklich
daran liegt, Ihm nachzukommen und dadurch gesegnete Leute zu werden, die
anderen zum Segen werden können.
Die Frage ist für uns nun die, ob wir gewillt sind, Ihm nachzukommen.
Das setzt Scheidung voraus! Die Art der Scheidung, die bei der Bekehrung
von uns verlangt wird, ist oft kaum ernsterer Natur als die, die bei
fortgesetzter treuer Nachfolge unser Teil ist. Jene ist eine einmalige,
und der Segen der Errettung rechtfertigt den Einsatz, diese fortgesetzte
ist oft nicht sofort von sichtbaren Segnungen begleitet, wenigstens
nicht von solchen wie die bei der Bekehrung genossenen eigenen
Segnungen. Diese letztere Scheidung setzt oft ein viel größeres Maß von
Selbstverleugnung voraus, und zwar um so mehr, je treuer sie ausgeführt
wird. Es ist für uns viel leichter, dem HErrn gewissermaßen
voranzulaufen, als Ihm nachzukommen. Oft möchten wir, um Menschen zu
fangen, Wege gehen, Schritte tun, Anstrengungen machen, die gar nicht
vom HErrn gewünscht werden, Ihm oft sogar sehr zuwiderlaufen - wie z. B.
das Hand-in-Hand-gehen, das Bundschließen mit der unbekehrten Welt, um
sie zu gewinnen (man braucht hierbei noch gar nicht gleich an die so
sehr schriftwidrige Verlobung und Verheiratung mit Unbekehrten zu
denken!), auch nur, um einen „günstigen Eindruck“ zu hinterlassen usw.
Solches liegt uns Gläubigen oft viel mehr an als die treue Nachfolge und
ist dabei - ein Voranlaufen! Wie unendlich häufig ist dies bei Gläubigen
zu finden, ein Verhalten, wo man darauf hinarbeitet, sich selbst Türen
zu öffnen, statt zu warten, bis Er sie öffnet (Kol. 4,3; Offenb. 3,8),
wo man Erfolge anstrebt, die in die Augen fallen, dagegen die stille
Arbeit des Geistes Gottes durch uns, als durch unscheinbare, verachtete
Scherben, wo der HErr alles tut, nicht recht schätzt. Und doch
wird man auf diese Weise kein gottgefälliger Menschenfischer. Vielleicht
benutzt Gott in Seiner Güte unsere Mitwirkung in dieser Weise, um andere
zu retten. Aber es scheint nur äußerlich unsere Mitwirkung von Gott
gesegnet zu sein, in Wirklichkeit waren wir Ihm eher hinderlich und Er
segnete trotz unserer Unbrauchbarkeit, und der „Erfolg“, die
Frucht kommt bei der großen Abrechnung vor dem Richterstuhle nicht auf
unsere Rechnung (Phil. 4,17). Woran liegt es, daß wir Ihm so leicht
hinderlich sind? Weil wir nicht Ihm nachkommen, sondern Ihm vorlaufen,
weil wir solche Stümper sind in der gottgefälligen Scheidung und
Selbstverleugnung (vgl. Röm. 12,1ff.).
Nein, Er sagt: „Kommet Mir nach!“ Das setzt voraus, daß wir wissen
müssen, was es heißt, Ihm nachzukommen; und wir wissen es, wenn anders
Christi Geist in uns ist (Röm. 8). So wie Seine Jünger damals einer
lebendigen Person nachzufolgen hatten, in Seine Fußstapfen zu treten
hatten, so haben wir Ihn heute in Seinem lebendigen Wort vor uns; und
diesem zu folgen, wohin es uns führt, ist Vorbedingung für ein Leben im
Licht, das anderen leuchtet, zu Ihm zu kommen (Matth. 5,14.15), ist
Erfordernis für das Fangen von Menschenseelen für Christus. Ein Fischer
muß seine Augen auf die Angel, auf das Netz gerichtet halten; so haben
wir unsere Augen des Herzens auf Ihn, Sein Wort, Seinen Willen zu
richten, und sicher, es kann nicht ausbleiben, daß wir Menschenfischer
werden, denn Er sagt: „Kommet Mir nach - und Ich will machen, daß ihr
Menschenfischer werdet!“ Er will machen! Nicht du, Bruder, Schwester,
sollst es machen, Er will's tun. Da ist keine ängstliche
Anstrengung unsererseits vonnöten, daß wir's werden - Ich will machen!
Wann? Wenn wir Ihm nachkommen.
Darauf müssen wir unser Augenmerk richten, nicht auf das andere. Das
letztere ist Seine Sache, darum ist auch der „Erfolg“ Seine Sache. Es
tut nicht nötig, daß wir die Frucht sofort sehen, es kommt auch nicht
auf die äußere Größe des sichtbaren Erfolges an, das alles ist Seine
Sache, Sein Wort kommt nicht leer zurück! Sicher wird der Segen, daß
Menschen gefangen werden, nicht ausbleiben, aber nicht dieses sollte
unsere Sorge sein, sondern dies, daß wir Ihm nachkommen.
Setzen wir dies nur nicht gering an! In jedem Beruf gibt es „Netze“, die
man nicht gern verläßt, sondern lieber anwendet, um Menschen zu
gewinnen, da es oft weit leichter ist, mit den eigenen „Netzen“ zu
arbeiten, als die schlichte, ernste, von der Welt geschiedene, das Wort
Gottes recht gebrauchende, auf alle menschlichen Hilfsmittel
verzichtende, dem Geist Gottes gehorsame Evangeliumsarbeit zu tun, die
ein Paulus tat. Da gibt es Netze der Weltweisheit (Philosophie),
Beredsamkeit, Belesenheit in weltlicher Literatur, Netze der kirchlichen
Zugehörigkeit, Netze der moralischen Lockerheit (die Sprache der Welt
reden zu können, das Wesen, die Freundschaft der Welt nicht aufgeben zu
wollen!), Netze unheiliger Verbindungen, Neze schlauer Berechnung u. a.
m., alles Dinge, die an ihrem Platze gut und schön zu sein scheinen, die
mancher für entschuldbar hält, die andere sogar für wertvoll zur
Seelenrettung zu halten geneigt sind, die aber alle verlassen werden
müssen, wollen wir Menschenfischer nach des Herrn Jesu Willen und Seiner
Apostel, besonders Pauli Vorbild werden und von dem HErrn dazu gemacht
werden. Scheidung, Trennung vom Wesen der Welt und aller unheiligen,
schriftwidrigen Verbindung mit ihr nach 2. Kor. 6,17ff., das ist
Vorbedingung und Inhalt des „Ihm-Nachkommens“. Möchten wir darin lernen,
uns lösen zu lassen durch Ihn und die Reinigung durch Sein Wort (Joh.
13,1ff.) und uns gegenseitig darin helfen (Joh. 11,44)! Und dann Ihm
nach! Eine lebendige Person, das lebendige Wort (Joh. 1,1ff.; Offb.
19,13) geht uns voran. Er ist es wert, daß unsere Augen, unsere Herzen,
unser Wille ganz allein auf Ihn gerichtet sind. Er tat alles für uns, um
uns ganz für Gott zu gewinnen, und um uns dahin zu bringen, andere zu
Ihm zu führen, dazu bedarf es dessen, daß unsere Herzen ungeteilt auf
Ihn gerichtet sind (2. Chron. 16,9). Mag es dann durch Haß und
Verfolgung gehen, wie bei Ihm Selbst und bei Paulus und Petrus (1.
Brief), mag es Tränen und mehr als dieses kosten - es gilt, Ihn selbst
und Menschen für Ihn zu gewinnen, so wie Er es wünscht und wie Er es
schenkt durch Seine Gnade, die aus uns armseligen Scherben etwas macht
zu Seinem Preis, zu Seiner Verherrlichung. Er sei gepriesen dafür! 1.
Tim. 1,12-17!
F. K. (z. Zt. beim Militär).
Ein Gruß aus dem Felde.
(Joh. 20,19; Ps. 122.)
Sonntag ist's! Klar grüßt uns sein Morgen,
O selige Ruh! Wie fühlt sich geborgen
Die Seele im Frieden des Lammes.
Sonntag ist's! O selige Stunden!
Mit Jesu vereint, in Christo gefunden,
Erquickt uns Sein Gruß: „Friede euch!“
Erquickt uns Sein Gruß: „Friede euch!“
Sonntag ist's! Ein köstlich Lob -
Kommt! - laßt es erschallen, Geliebte des HErrn!
Krönt den Geliebten mit Dank!
Sonntag ist's! Wie so golden die Sonne
Uns leuchtet und strahlt. - O himmlische Wonne,
Wenn Klarheit des HErrn uns umgibt!
Sonntag ist's! Nun ruhet, ihr Streiter,
Ein wenig aus, blickt froh und heiter
Hinüber zum Vaterhaus!
Sonntag ist's! Ein ew'ger Tag, mit Psalmen,
Jauchzend, geschmückt mit ew'gen Palmen,
Danket dem Lamme, dem Erlöser und HErrn!
Halleluja! Amen!
Funker D. (z. Zt. i. Felde).
Geleitswort an den Leser:
Bewirket eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern ... Tut alles ohne
Murren und zweifelnde Überlegungen, auf daß ihr tadellos und lauter
seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und
verkehrten Geschlechtes, unter welchem ihr scheinet wie Himmelslichter
in der Welt, darstellend das Wort des Lebens.
Phil.2,12-15.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 27
Was bedeutet die Fußwaschung ? (Joh. 13).
Antwort A
Die überaus große Fürsorge des HErrn für die Seinen tritt uns hier in
Joh. 13 in überwältigender Weise entgegen. Bei dem Passah ist Er, der
das Lamm werden sollte, voll Liebe mit uns, den
Seinigen, beschäftigt. Der HErr sieht die Stunde, wo Er aus dieser Welt
und dem Kreise der Seinigen scheiden soll. Er schaut über das Kreuz
hinaus und sieht das vollbrachte Werk der Erlösung, sieht aber auch die
Seinigen durch eine gottfeindliche Welt schreiten. Mit diesem sichtbaren
Liebesdienst, den Er hier ausübt, will Er ihnen ihr kostbares Teil mit
Ihm, dem HErrn und Meister (Joh. 13,9), und zugleich ein Beispiel für
den praktischen Wandel (Joh. 13,15) auf Erden zeigen. Die Zusage, „daß
Er die Seinigen, die in der Welt waren, bis an das Ende liebte,“ sollte
der Ruhepunkt in einer wankenden Welt sein.
Liebesdienst und Knechts- oder Sklavendienst zugleich ist es, was hier
der HErr ausübt voll Liebe und Fürsorge für die Seinigen. Aber zugleich
ist Er als Lehrer im Vorbilde bemüht, die Seinigen mit Sich auf den
gleichen Boden zu stellen. Bei .den Juden war es Sitte, sich vor der
Hauptmahlzeit von einem Sklaven oder dem Geringsten die Füße waschen zu
lassen, diesen Dienst übt hier der HErr der Herrlichkeit aus. Er wird
Knecht (Beispiel der Demut, Mark. 10,45) und zugleich Fürsprecher und
Sachwalter (Beispiel Seines Dienstes, 1. Joh. 2,1). So war Sein Weg auf
Erden ein Weg des unaufhörlichen Dienstes (Matth. 20,28; Phil. 2,5-8;
Luk. 12,37; Hebr. 7,25), und doch steht Er vor uns in Seiner
vollkommenen Würde als Der, dem alles von Seinem Vater übergeben ist
(Joh. 13,3 und 17,4.5). Von hier aus tritt Er freiwillig Seinen Weg an,
steht vom Abendessen auf, tritt praktisch aus dem Kreis der Jünger (ein
Vorbild von Seinem Weggang aus der Mitte der Seinigen), schürzt sich zum
Dienst, umgürtet sich mit einem leinenen Tuch (ein Vorbild der
praktischen Gerechtigkeit) und gießt Wasser in das Waschbecken (als Bild
der reinigenden Macht des Wortes Gottes, Eph. 5,26) und wäscht ihnen die
Füße.
Während wir diese Welt durchpilgern, kommt es durch die List des Feindes
und durch eigene Unachtsamkeit vor, daß wir von dem Pfade der Gnade
abgleiten und uns die Füße beschmutzen. Jede Verunreinigung in Gedanken,
Worten und Werken ist eine Befleckung, welche die Lebensgemeinschaft mit
dem HErrn trübt. Muß nun der Gläubige verloren gehen oder von neuem
bekehrt und noch einmal wiedergeboren werden? Nein! Dies ist durch das
ein für allemal gebrachte Opfer auf dem Kreuze (Hebr. 10,10) geschehen.
Als praktisches Beispiel tritt uns hier Petrus vor Augen; er will sich
den Dienst nicht gefallen lassen, und Jesus sagt ihm: „Wenn Ich dich
nicht wasche, hast du kein Teil mit Mir.“ An dem HErrn hatte Petrus Teil
seit seiner Wiedergeburt; aber das Teilhaben mit Christus, die Freude
mit Ihm wird durch jede Verunreinigung gestört. Der innere Frieden und
die praktische Verbindung war einmal im Leben des Petrus unterbrochen,
hier brauchte er aber nicht noch einmal gewaschen zu werden, wie er Joh.
13,9 begehrt. Das vollkommene Werk der Erlösung ist unerschütterlich,
und wer es für sich angenommen hat, ist ganz rein (Joh. 13,10). Aber die
gestörte Verbindung mit dem HErrn mußte wieder hergestellt werden. Hier
tritt die Fußwaschung in Kraft und übt ihre reinigende und
wiederherstellende Wirkung aus. So geschieht die Errettung einmal und
ewig, und wir bedürfen der einmaligen Waschung, wie im Vorbilde im Alten
Bunde, wo der Priester nur einmal amtlich gebadet wurde (3. Mose 8,6).
Die Fußwaschung dagegen benötigen wir täglich, ja stündlich, wie auch
die Priester, die täglich, ja stündlich Hände und Füße im ehernen Meer
waschen mußten (2. Mose 40,31.32; 2. Chron. 4,6), und so hat das Wort
Gottes für uns eine reinigende und heiligende Kraft (Joh. 15,3; Tit.
3,5; Eph. 5,26; Joh. 17,17 u. a.).
Und nun noch ein Wort über das praktische Beispiel im Dienst
untereinander (Joh. 13,14.15). Wenn wir als Gerettete unseren Weg gehen
und durch Gottes Gnade als Glieder miteinander verbunden sind, erwächst
uns die heilige Verpflichtung, uns gegenseitig in gleicher Weise zu
dienen und einander die Füße zu waschen. Hierzu benötigen wir Seine
Gnade, um auf den Boden des Geringsten
die Füße zu waschen. Hierzu benötigen wir Seine Gnade, um auf den Boden
des Geringsten herabzusteigen, damit der Bruder, dem wir dienen, uns
auch zu seinen Füßen sieht und nicht von oben herab von uns gemeistert
wird. Schwere Operationen bedürfen einer geschickten Hand, und der
Dienst an den Müden einer belehrten Zunge, um den Müden durch ein Wort
aufzurichten (Jes. 50,4). So ist die Fußwaschung nötig und von tiefer
Bedeutung, um sich des Gnadenstandes im Frieden zu erfreuen und in der
Kraft des neuen Lebens zu wandeln.
Sie zeigt uns
1. den HErrn als demütigen Diener und als Fürsprecher und Sachwalter
(1.Joh. 2,1);
2. unseren Pfad durch eine sündige Welt, in der wir Seine
Sachwalterschaft täglich nötig haben;
3. weist sie aber auch unseren Dienst und Platz in der Gemeinde an, wie
wir nach dem Vorbilde des HErrn Liebesdienste üben sollen.
Darum laßt uns handeln nach 1. Petr. 1,13-23!
Ph. W. (z. Zt. b. Militär).
Antwort B
Es gab im Laufe der Jahrhunderte nicht nur äußerlich kirchliche, sondern
auch wahrhaft gläubige Kreise, und es gibt auch heute noch Christen,
welche die Fußwaschung zur Sitte in ihren Versammlungen gemacht haben
oder sie also einführen möchten, indem sie glauben, damit dem Gebot des
HErrn zu entsprechen. Aber abgesehen davon, daß in dieser Geschichte
keinerlei so bestimmtes Wort gesagt ist wie über die beiden für die
neutestamentliche Gemeinde des HErrn gegebenen Verordnungen der
Glaubenstaufe und des Brotbrechens („Taufet“ und „dieses tut!“),
abgesehen also davon, zeugt das Verhalten jener Christen, so gut es auch
gemeint sein mag, von völligem Mißverstehen dessen, was der Herr Jesus
über Sein Tun gesagt hat wie darüber, was Er eigentlich getan. Man mag
mit der Sitte der Fußwaschung untereinander die uns sicherlich in dieser
Geschichte offenbarten Vollkommenheiten göttlicher Demut und
Selbstverleugnung verbinden - man versteht dennoch keineswegs die Tat
des HErrn, wenn man überhaupt dahin kommt, eine Sitte des Fußwaschens
für biblisch zu halten und zu beobachten. Man bewegt sich dann nur in
dem Wortlaut, nicht in dem Geist dieser Geschichte.
Diese Handlung Jesu ist unter keinen Umständen damals für die Jünger
verständlich gewesen (Vers 7!), erst nachdem sie den Geist
empfangen hatten, der sie über Christus belehrte, erst da hatten sie das
Organ dazu und da sollten sie verstehen, was Er mit diesem Sinnbild
beabsichtigt hatte, und da kamen sie keineswegs dazu, die Fußwaschung
als christliche Sitte einzuführen, sie wird vielmehr nie mehr erwähnt.
Der Taufe, des Brotbrechens wird genügend Erwähnung getan, und das ist
der beste Beweis dafür, daß die Apostel Jesu Worte darüber richtig
verstanden hatten und sie wertschätzten, wie Er es wünschte (tun wir
das?!)- aber der Fußwaschung geschieht keine Erwähnung, geschweige
denn einer in den Versammlungen üblichen Handlungsweise, der Seinen
nachgebildet. Es ist vielmehr eine rein geistliche Bedeutung, die der
HErr unter sichtbaren Zeichen kundtat, und die Jünger sollten sie
„hernach“ verstehen und dann an diesem „Beispiel“ sehen, wie sie
„einander tun“ sollten. Ein Beispiel sagt, wie etwas getan
werden, nicht etwa, daß die in dem Beispiel abgebildete Sache selbst
getan werden soll. Das zu sehen, ist in bezug auf diese Sache sehr
wichtig.
getan werden soll. Das zu sehen, ist in bezug auf diese Sache sehr
wichtig.
Nun zu einem anderen Punkte, der die Bedeutung der Fußwaschung selbst
betrifft, der auch oft mißverstanden wird. Der HErr sagt V. 8: „Wenn Ich
dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir“. Häufig denken
Gläubige, durch die Fußwaschung hätten sie erst Teil an dem HErrn und
Seiner Gnade. Aber nicht vom teilhaben an Jesu ist hier die Rede
(vgl. auch V. 1!), sondern von der Gemeinschaft mit dem HErrn.
Wir sollen teilhaben mit Ihm, d. h. wir sollen in dieser Welt bei
unserem beschwerlichen Weg durch die Wüste bis hin zur Heimat dieselbe
Freude, den gleichen Frieden. dieselben Interessen genießen, die Er
hienieden hatte in Gemeinschaft mit dem Vater. Es gibt geistlich
hungernde, dürstende, frierende Kinder Gottes, die der Welt ein
trauriges Zeugnis geben, aber die Schuld liegt nur an ihnen: sie
lassen sich nicht die Füße waschen von dem HErrn, d. h. sie lassen nicht
durch das Wort Gottes, von dem das Wasser in der Schrift oft ein Bild
ist (vgl. Eph. 5,26!), ihr praktisches Leben, ihren täglichen Wandel
reinigen (vgl. 1. Joh. 1,9; Joh. 17,17). (Dies geschieht nicht durch das
Blut, wie leider oft angenommen wird [vgl. Hebr. 9,12; 10,14 u. a. und
Frage 34, III. Jahrbuch, 1915!]). So gehen sie befleckt dahin und ihr
ungereinigtes Gewissen läßt keinen Herzensfrieden, keine Freude
aufkommen, obwohl sie längst wiedergeboren sind („gebadet“, Tit. 3,5;
vgl. Frage 26, 1916!) Es ist m. E. nicht so sehr die Tätigkeit Jesu als
des Sachwalters, die in der Fußwaschung zutage tritt - Christus unser
Sachwalter (unser Rechtsanwalt) ist vielmehr bei jeder, auch der
unbekannten Verfehlung unsererseits vor Gott für uns tätig (1.
Joh. 2,1), auch ohne daß bei uns eine Bereitwilligkeit erforderlich sein
müßte - sondern es ist mehr des HErrn als des Lebendigen Wortes (vgl.
Joh. 1,1ff. mit Off. 19,13 und Hebr. 4,12.13 u. a.) Tätigkeit, die
hienieden mit unserer durch Seinen Geist geweckten Bereitwilligkeit
(vgl. V. 8 u. 9!) uns von Ihm dienen, nämlich waschen zu lassen,
eintritt, wenn wir uns befleckt haben im täglichen Wandel. Vor dem Vater
vertritt uns unser Sachwalter, hienieden reinigt Er Selbst als „das
Wort“ uns vermittelst des Wortes der Schrift, das der Heilige Geist
in irgendeiner Weise auf unser Herz und Leben anwendet. Durch diese
doppelte Tätigkeit des HErrn wird unsere Gemeinschaft mit Ihm und dem
Vater ungetrübt erhalten, und wir haben Teil mit Ihm hienieden. Und so
auch untereinander, wenn wir des HErrn Tun geistlicherweise nachahmen,
indem wir einander die Füße waschen im Geist der Sanftmut (Gal. 6,1 ;
vgl. Hebr. 10,24.25 u. 1. Petr. 3,8ff. u. a.), um einander
zurechtzubringen durch „das Wort in Gnade“ (Kol. 4,6), sobald Sünden und
Mängel die Gemeinschaft untereinander trüben (siehe auch Hebr. 12,15!).
Zum Schluß noch ein Punkt! V. 10 sagt der Herr Jesus das ernste Wort
„ausgenommen die Füße“! Welch ein Gegensatz gegen neuere
„Sündlosigkeitslehren“, wonach Gläubige dahin gekommen sein sollten,
ohne irgendeine Befleckung des Fleisches oder des Geistes zu wandeln.
Laßt uns, obwohl wir Überwinder sein sollen und können (Röm. 6!), jenen
Gedanken bei uns nicht Raum geben, sondern demütig anerkennen, wie sehr
wir der reinigenden Tätigkeit Jesu durch Sein Wort, die Er in diesem
Beispiel uns vor Augen stellt, fortgesetzt bedürfen, und wie
nötig es auch ist, einander in Demut und Liebe solchen Liebesdienst
wieder und wieder zu tun, zu dem Er, unser Meister, uns auffordert und
befähigt durch Seinen Geist!
Nun genug! Mir lag nur daran, die Hauptpunkte zu beleuchten, teils um
Irrtümern zu begegnen, teils um die alles überragende Liebesfürsorge
unseres herrlichen Herrn Jesu, der uns erlöst und erkauft hat durch Sein
eigenes Opfer und uns für ewig zu Gottes Kindern machte durch den
Glauben an Ihn, ein wenig zu rühmen. - Er segne uns die Betrachtung
Seines kostbaren Wortes, daß wir Täter desselben werden (Jak. 1,22), und
mache uns glückseliger in Ihm.
desselben werden (Jak. 1,22), und mache uns glückseliger in Ihm.
F. K. (z. Zt. beim Militär).
Frage 28
Wie begegnet man der Prädestinationslehre, d. h. der Lehre von der
Zuvorbestimmung des Menschen zur Seligkeit oder Verdammnis, angesichts
Stellen wie 2. Mose 33,19b; Apgesch. 13,48b; Röm. 8,29.30, auf die sich
obige Lehre zu stützen pflegt?
Antwort A
Die angeführten Schriftstellen beAntworten
die Frage bei genauer Betrachtung von selbst.
2. Mose 33,19: Jehova hatte Israel das Gesetz gegeben, damit sie Seiner
Heiligkeit entsprechen möchten; „... seid heilig, denn Ich bin heilig.“
Sie waren erlöst durch das Passah, indessen bedurften sie für ihren
Wandel noch des Priestertums, mit dessen Einrichtung Gott eben
beschäftigt war. Aber schon hatten sie sich verderbt durch die Anbetung
des Kalbes. Demzufolge sagte Jehova zu Mose: Ziehet in das Land, das Ich
Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe; einen Engel werde Ich vor euch
hersenden, aber Ich kann nicht mitziehen, daß Ich euch wegen eurer
Hartnäckigkeit nicht vernichte auf dem Wege; ihr entsprecht Mir nicht.
Jedoch du, Mose, hast Gnade in Meinen Augen gefunden. Mose aber, der das
Priestertum bereits auf dem Berge kennen gelernt hatte, bittet für das
Volk, sich zugleich mit ihm eins machend. Er findet auch Erhörung und
erhält die Zusicherung, daß er die Güte Jehovas sehen und daß der Name
Jehovas vor ihm ausgerufen werden soll. Im unmittelbaren Anschluß daran
heißt es dann: „Und Ich werde begnadigen, wen Ich begnadigen werde, und
werde Mich erbarmen, wessen Ich Mich erbarmen werde.“ - Daraus geht
hervor, daß Jehova begnadigt und Sich dessen erbarmt, der Ihm naht wie
Mose, daß Er sich dagegen mit dem nicht verbinden kann, der sich
verderbt wie Israel.
Apg. 13,48. Was Paulus vom HErrn auf dem Wege nach Damaskus und während
der drei Jahre in Arabien gelernt hatte, das beherrschte sein ganzes
Leben. Er verkündigte wie überall, so auch in Antiochien, den
auferstandenen und verherrlichten Christus, der mit dem Fleische
vollständig abgebrochen hatte. Für ihn bestand der Unterschied zwischen
Juden und Nationen nicht mehr - alle waren dem Gericht verfallen. Die
Glaubenden erlangten Rechtfertigung und ewiges Leben, dagegen erwartete
die „Verächter“ das Gericht. Das aber forderte den schrecklichen
Widerstand derer heraus, die fleischlichen Gottesdienst übten. Als nun
die aus den Nationen hörten, daß sogar ein israelischer Prophet Jesum
als das Licht der Nationen und als das Heil bis an das Ende der Erde
verkündigte, da glaubten, so viele ihrer zum ewigen Leben verordnet
waren. M. E. sagt die Stelle, daß nur die zum ewigen Leben verordnet
sind, die das Evangelium des Christus annehmen; die Verächter dagegen
erwartet das Gericht.
Die Verse 29 und 30 in Römer 8 dürften als Stütze der
Prädestinationslehre erst recht nicht in Betracht kommen. Der
Schwerpunkt liegt in den Worten: denn welche Er zuvor erkannt
hat, die hat Er auch zuvorbestimmt usw. Es handelt sich also um
das „Zuvor-erkannt-haben“. Bei Gott ist ein Tag wie tausend Jahre and
tausend Jahre wie ein Tag (2. Petr. 3,8). Vor Ihm stand vor Grundlegung
der Welt alles in herrlicher Vollendung (Spr. 8,22-31 - Menschenkinder,
Seiner würdig - Offb. 21,1-4).
Auch der Heilige Geist zeigt uns in David tausend Jahre im voraus das
„schöne Erbteil des HErrn in den lieblichen Örtern“ (Ps. 16). In
gewissem Sinne ist das schon erfüllt laut Eph. 1,22.23; 5,22-33,
tatsächlich aber erst, wenn Offb. 19,7 eingetreten sein wird. Gott hat
dich und mich zuvor gesehen, deine und meine Wege gekannt. David kannte
etwas davon (Ps. 139, besonders V. 16). Du und ich persönlich standen
sowohl einst vor Gott, als auch vor etwa 1900 Jahren vor dem HErrn, als
Er nach Joh. 13 bis 16 zu den Jüngern und Joh. 17 zu dem Vater redete
(besonders 17,20). Aus dem Leben des HErrn lernen wir, daß Er einen
jeden Menschen als ein selbständiges und vollgültiges Mitglied der
Gesellschaft betrachtete. Er zwang niemand, Ihm zu folgen. Er ließ aber
auch keinen Zweifel darüber, daß Er ein Anrecht hatte auf einen jeden,
und daß der, der Ihn verwarf, sich Ihm als Richter unterwerfen müsse
(Joh. 5,17-30). Dasselbe sagt auch Paulus in Phil. 2,10.11. Einem jeden
wird die Wahrheit rückhaltlos vorgestellt, und jeder kann sich nach
seinem freien Willen entscheiden. Wie das auch ausfällt, vor Gott lag
das schon vor Grundlegung der Welt klar und offen. Welche Freude ist ein
solches Erkennen für ein vor Gott aufrichtiges Herz. „Du kennest mein
Sitzen und mein Aufstehen, Du verstehest meine Gedanken von ferne. Du
sichtest mein Wandeln und mein Liegen, bist vertraut mit allen meinen
Wegen. Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, Jehova, Du
weißt es.“ So wie Gott jemand zuvor erkannt hat, so hat Er auf Grund
dessen zuvor bestimmt, dann berufen, gerechtfertigt und verherrlicht.
Das läßt Paulus in Jubel ausbrechen (V. 31ff.). Nathanael lernte etwas
davon kennen, und das genügte ihm, sich in die Arme des HErrn zu werfen
(Joh. 1,45-51).
In der Heiligen Schrift gibt es keine Widersprüche. Wenn die Auslegung
der einen Stelle gegen eine andere verstößt, so ist das ein Beweis, daß
die Auslegung einer Nachprüfung bedarf. Die ganze Wirksamkeit des Vaters
und des Sohnes dreht sich um unsere Errettung. Der Sohn offenbarte den
Vater auf Erden. Laßt uns das Leben des HErrn studieren, um den Vater
verstehen zu lernen. „Wer Mich gesehen, hat den Vater gesehen.“ Für die
einen war der HErr Hilfe in jeder Weise, „Er Selbst nahm unsere
Schwachheiten und trug unsere Krankheiten“ (Matth. 8,17), für die
anderen ein Spiegel, der das Innerste ihres Herzens offenbarte (z. B.
Joh. 8,1-11). Alles führte der HErr auf den Vater zurück, welcher der
Mittelpunkt ist, während der Sohn Seine Gedanken ausführt. Der Vater
zieht zum Sohne, und der Sohn befreit aus der Gefangenschaft Satans.
Jeder Gläubige weiß, wie lange die Liebe des Vaters ihm nachgegangen
ist, bis er sich endlich ihr auslieferte (Joh. 6,37-40). - Es gibt nur
zwei Klassen: die eine besteht aus den Menschen von Natur; an diese
richtet sich das Evangelium, welches gleichzeitig vorstellt, daß alle
Menschen dem Gericht verfallen sind. Die sich nun herausretten lassen,
bringt der HErr zu sich selbst; sie gehen bei Ihm ein uns aus und finden
gute Weide; sie bewegen sich in Freiheit (Joh. 10). Diese letzteren
bilden die zweite Klasse. Ein jeder hat volle Selbstbestimmung.
Wäre es nun denkbar, daß Gott jemanden, um den Er soviel bemüht, für den
das Blut Seines Sohnes, des Menschen Christus Jesus, geflossen ist, der
nach langem Einladen endlich kommt, nun zurückweisen sollte, weil er
nicht zuvor auserwählt wäre? Unmöglich! Er geht dem Verlorenen nach, bis
Er es findet (Luk. 15). „... welcher will, daß alle Menschen errettet
werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Tim. 2,4; 2. Petr.
3,9). Alle, die kommen, und Gott hat sie zuvor gesehen und erkannt, die
sind auch auserwählt. Als treffendes Bild wäre (nach Luk. 14)
anzuführen: Der Hausherr läßt ein Schild an der Außenseite der Haustüre
anbringen: Kommt, denn alles ist bereit usw. Die besonders Eingeladenen
schlagen ab, er läßt die Einladung ausrufen und die Leute nötigen
hereinzukommen (ein so großes Interesse hat Er selbst daran, vgl. Eph.
1,6.18; Joh. 17,10). Wer nun
hereinkommt, findet an der Innenseite der Tür geschrieben: Auserwählt
vor Grundlegung der Welt.
Wer ist es, der die Menschen von Gott entfernt und sie unter die Sünde
verkauft hat? Wer betört sie, sät Mißtrauen gegen Gott? Wer hindert sie,
andauernd das Heil auszuschlagen? Nun, wer ernstlich darüber nachdenkt,
kann nicht zu dem Schluß kommen, daß Gott jemanden zur Verdammnis zuvor
bestimmt habe!
T.
Antwort B
Die Vorbedingung aller Erbarmungen Gottes ist beim Menschen der Glaube
(lies Hebr. 11). Gott hat alle diejenigen zuvor erkannt, welche an Ihn
und an Jesum Christum glauben würden; welche Er zuvor erkannt hat, die
hat Er auch zuvor bestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichf örmig zu
sein (Röm. 8,29), diese sind zum ewigen Leben verordnet (Apg. 13,48b).
Es ist aber allein Gottes Gnade und Erbarmen, wenn Er unseren Glauben
uns anrechnet zur Gerechtigkeit, darum steht 2. Mose 33,19b geschrieben:
und Ich werde begnadigen, wen Ich begnadigen werde, und werde Mich
erbarmen, wessen Ich Mich erbarmen werde. Die Größe dieser Gnade und des
Erbarmens Gottes tritt uns besonders in Röm. 8,29-39 entgegen.
Gott will, daß allen Menschen geholfen werde und daß jeder zur
Erkenntnis der Wahrheit gelangen möchte, Er will nicht den Tod des
Sünders, sondern daß der Sünder sich bekehre und lebe, Er weiß aber
auch, daß viele Menschen Seine Gnade und Erbarmung ablehnen, und hat
diese ebenso zuvor erkannt wie diejenigen, die Seiner Gnade und Seinem
Erbarmen offen stehen. In diesem Sinne ist die Prädestinationslehre zu
verstehen.
P.
Antwort C
2. Mose 33,19b.
Gott ist souverän. Er kann handeln, wie Er will. Aber Sein Tun ist und
bleibt in Übereinstimmung mit Seinem göttlichen Wesen und Seinen
vollkommenen Eigenschaften (gerecht, allwissend usw.).
Es bleibt eine anbetungswürdige Tatsache, daß Gott schon vor Grundlegung
der Welt für den Fall des Menschen Vorsorge traf zu seiner Rettung.
Warum Er nich auch Vorsorge traf für den Fall Satans, hat Er uns nicht
geoffenbart, und bleibt deshalb für uns ein Geheimnis. „Ich werde
begnadigen, wen Ich begnadigen werde usw.“ (2. Mose 44,6.7). Es genügt:
Gott hat für jeden Menschen den Weg zur Rettung geöffnet, und der Grund
liegt in Seinem Erbarmen. Niemals ist es Gottes Schuld, wenn Menschen
verloren gehen. Solche wollen nicht auf dem von Gott ersehenen
Wege begnadigt werden. Sie wollen Sein Erbarmen nicht. Der Mensch ist
mit freiem Willen erschaffen.
Apg. 13,48b.
Christus wurde ihnen verkündigt (V. 37-39). Durch den Glauben an
Christus wurden sie gerechtfertigt, und so konnte man wissen, daß sie
zum ewigen Leben verordnet waren.
Röm. 8,29; 9,13-18.
Die Stelle bezeugt uns das Vorherwissen - die Allwissenheit Gottes. „So
liegt es nun nicht an dem Wollen usw.“ Viele wollen in den Himmel
kommen; sie wollen, sie laufen, aber sie wollen nicht den von Gott
gegebenen Weg benutzen. Es ist eigenes Laufen und Ringen. Es gibt
keinen anderen Weg dorthin als Christus. „Ich bin der Weg“, „glaube an
den Herrn Jesus!“
F. B. †.
Anmerkung des Herausgebers
Eine Lehre der Zuvorbestimmung zur Verdammnis kennt die Heilige Schrift
nicht. Nirgends in der Schrift finden wir einen solchen Gedanken. Wohl
spricht Röm. 8,29.30 von einer Zuvorbestimmung, dem Bilde Seines
Sohnes gleichförmig zu sein auf Grund der Zuvorerkenntnis Gottes, aber
nicht von einer Zuvorbestimmung zum Verderben. Aber Menschen können
sich, wie Pharao, selbst zubereiten zum Verderben durch eigene
Verhärtung, so daß sich die Gnade Gottes in Zorn über sie verwandelt.
Aber Gott trägt solche Gefäße mit Langmut, „da Er nicht will, daß
irgendwelche verloren gehen, sondern alle zur Buße kommen“.
Gottes Auserwählung ist kein willürliches, ganz beliebiges
Herausgreifen. Die Schrift sagt uns: „Auserwählt nach Vorkenntnis
Gottes“ (1. Petr. 1,2) und in Röm. 8,29: „welche Er zuvorkannt
hat, die hat Er auch zuvorbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes
gleichförmig zu sein.“ Diese Zuvorerkenntnis umfaßt die ganze Person
nach Geist, Seele und Leib, mit allen Eigenarten, Eigenschaften, Wesen
usw. Auf diese Zuvorerkenntnis der Person gründet sich die Auserwählung;
sie wird bestimmt durch das, was Gott zuvor sah.
In 2. Mose 31,19 handelt es sich nicht um die Auserwählung in
Christo. Wohl aber offenbart Gott Mose Seine Souveränität, Seine völlige
göttliche Willensfreiheit. Ein Grundsatz, der in der Auserwählung seine
Betätigung findet. Aber die Unumschränktheit Gottes, zu tun, was Er
will, kann nie im Widerspruch zu Seiner Liebe, Heiligkeit und
Gerechtigkeit stehen. Nie kann damit der Gedanke der Willkür oder der
Ungerechtigkeit verbunden werden. Liegt in dem Erweisen Seiner Gnade
Unrecht? Wenn nicht die Feindschaft gegen Gott und der Wunsch, sich der
VerAntwortlichkeit
dem Evangelium gegenüber zu entziehen und bei Gott die Schuld des
Verloren gehens zu finden, dahinter stände, so müßte ein solches Wort
das Herz des Menschen mit Freude erfüllen, denn Er will sich der
gefallenen Menschen erbarmen.
Apg. 13,48b.
Der Unglaube findet überall Schwierigkeiten und Schuld bei Gott. Dem
Glauben genügt es, was Gott sagt. Er weiß, daß es keine Widersprüche in
Seinem Worte gibt. Der Unglaube aber kommt mit der menschlichen
Philosophie (Kol. 2,8) und sagt, wenn jemand nicht zum ewigen Leben
verordnet sei, so könne er absolut nichts tun und sei schuldlos,
verloren zu gehen. Aber die Vernunftschlüsse der Menschen lassen sich
nicht auf Gott übertragen, sie beweisen nur, daß nicht allein ihr
Verstand„verfinstert“ ist (Eph. 4,18) und sie „in ihren
Überlegungen in Torheit verfallen“, sondern auch ihr „Herz
verfinstert“ ist. Ein solcher Schluß ist gänzlich falsch. Ein paar Verse
weiter lesen wir (Kap. 14,1), daß sie also redeten, daß
eine große Menge glaubte. Das Evangelium wendet sich so (in einer
solchen Weise) an den Menschen. daß er annehmend oder ablehnend ihm
gegenüber Stellung nehmen muß. (Wie fast täglich jeder zu öffentlichen
Ankündigungen sich annehmend oder ablehnend verhält.) Im wahren Grunde
handelt es sich nicht darum, was man meint nicht glauben zu
können, sondern wem man nicht glauben will, um die Person, die
mit einer Verkündigung sich an mich wendet. Der Herr sagt: „Wenn jemand
Gottes Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie
aus Gott ist“ (Joh. 7,17). Die Verkündigung der Buße und der Vergebung
der Sünden an alle Menschen ist kein Betrug, als ob der Mensch
nicht annehmen könne,
was Gott ihm anbietet.
So wie der HErr einst Seinen Aposteln befohlen hatte, das Evangelium
aller Kreatur zu verkündigen (Mark. 16,15), so handelte auch Paulus in
Antiochien. Die Juden stießen es von sich (Apg. 13,46), viele aus den
Nationen nahmen es an. Jeder aber, der die Botschaft Gottes über Seinen
Sohn hörte, war verAntwortlich
für das, was er damit machte. Jeder Hörer mußte entweder der Botschaft
zustimmen und sie anerkennen oder verachten. Jeder Hörer hatte die
Fähigkeit der Willensentscheidung, sie anzunehmen oder zu verwerfen,
denn Gott macht ihn für sein Tun verAntwortlich.
Die Annahme der Botschaft Gottes ist kein Verdienst, wohl aber die
Verwerfung eine Verschuldung. Die Annahme der Botschaft führt zur Buße
und zum Glauben an den Herrn Jesus.
So hat der Arbeiter im Werke des HErrn das Evangelium allen Menschen zu
verkündigen. Wenn er aber (wie in dieser Stelle) prüfend das Werk
überblickt, so weiß und kann er mit diesem Worte sagen: „Es glaubten, so
viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren“.
Es sei noch auf Frage 7, Band IV (1916) hingewiesen!
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Beurteilet ihr diese Zeit nicht?
(Luk. 12,56.)
Diese Worte, die der HErr einst tadelnd an die Volksmenge richtete, die
gedankenlos dahinlebte und nicht beachtete, was in ihren Tagen geschah,
reden auch heute noch zu uns. Auch in unseren Tagen geschehen große
Dinge. Es „toben die Nationen und sinnen Eitles die Völker“.1
Als die Jünger vom Hohen Rat gemißhandelt zu den Ihrigen zurückkehrten,
gedachten sie an dieses Psalmwort.1
Aber ihr Auge blieb nicht haften an dem Toben der Nationen. Sie sahen
weiter hinaus, sie schauten auf Gottes Ratschlüsse und Ziele. Welch
Eitles die Völker auch sinnen mochten, Gott brachte das, was Seine Hand
und Sein Ratschluß zuvorbestimmt hatte, dadurch zur Ausführung, und dies
hatte mehr Interesse für sie als das Toben der Nationen. Auch unser
Blick geht von den gegenwärtigen großen Ereignissen hin zu den Plänen
Gottes.
Was auch immer der Mensch tut in
seiner Eitelkeit und Bosheit, wir stehen nicht still dabei, wir bringen
es im Lichte Seines Wortes in Verbindung mit der Erfüllung alles dessen,
was Seine Hand und Sein Ratschluß zuvorbestimmt hat, daß es geschehen
soll.1
Wohl haben wir in bezug auf die Ankunft des HErrn nicht erst die
Erfüllung von Ereignissen zu erwarten (da ist nichts, was Seinem Kommen,
den Seinigen in der Luft zu begegnen und sie zu Sich zu nehmen, erst
voraufgehen müßte), aber dem Tage, an dem Er mit Seinen
Heiligen erscheint, Gericht zu halten, diesem müssen noch große
Ereignisse voraufgehen.
Wenn nun diese gleichsam
schon am Horizont auftauchen und sich in den Ereignissen unserer Tage
schon ankünden, wie nahe muß dann das Kommen des HErrn sein, der die
Seinigen zu Sich nehmen und bewahren will vor der Stunde der
Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird.1,
2
Zwei Rufe
finden wir im Worte Gottes, die sehr bezeichnend für die Beurteilung der
Zeit sind. Der eine ist der Mitternachtsruf,1
der im Reiche der Himmel2
gehört wird und der zur Folge hat, daß die Jungfrauen sich bereiten, dem
Bräutigam zu begegnen. Der andere ist der Freudenruf der Welt,3
wenn sie am Ziel ihres Strebens sagen werden: „Friede und Sicherheit!“
Der erste Ruf kennzeichnet uns die Mitternachtszeit, in welcher
der Herr Jesus kommt, um die, die bereit sind (die „das Öl“, den
Heiligen Geist haben), mit Sich zu nehmen zur Hochzeit. Der zweite
Ruf dagegen kennzeichnet uns die Welt in der Zeit, ehe das „plötzliche
Verderben“ (Gottes Gerichte) über sie kommen wird.
Der Mitternachtsruf: „Siehe, der Bräutigam“ wird schon seit Jahrzehnten
gehört und sagt uns allen, daß wir uns in der Mitternachtsstunde,
der Stunde des Kommens des HErrn, befinden. Der Weltruf: „Friede und
Sicherheit“, der dem „plötzlichen Verderben“ voraufgeht, wird noch nicht
vernommen, aber seine Vorboten sind schon da. Das Verlangen der Völker
geht nach diesem Rufe, und der Tag wird kommen, wo die Welt sich
beglückwünschend zujubelt: „Friede und Sicherheit!“ Dann, wenn „Friede
und Sicherheit“ das Weltthema sein wird, „dann“, sagt die
Schrift, „kommt ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die
Geburtswehen über die Schwangere, und sie werden nicht entfliehen.
Auf das Friedensangebot unseres Kaisers lehnte die Welt einen Frieden
ohne Sicherheit ab. Sie will mehr als Frieden- sie will „Frieden
und Sicherheit“. Frieden mit Garantien, mit Bürgschaften, daß nie
auf Erden ein solcher Krieg wiederkehren kann. Tief ging es durch das
Herz des Herausgebers, als die Zeitungen der Welt in Sperrdruck „Friede
und Sicherheit“ forderten. Das, wonach die Welt heute ringt, wird sie
erlangen. Schon werden Stimmen laut, durch Verbrüderung oder durch
Bündnisse die Völker so zu binden, daß keine Nation auf Erden wieder
Krieg beginnen kann, ohne die Vernichtung durch die anderen Mächte über
sich selbst zu bringen. Auf welchem Wege die Menschen es auch zustande
bringen werden, es genügt, die Zeit wird kommen, wo sie berauscht durch
das Erreichen ihres Zieles sagen werden: „Friede und Sicherheit!“
Aber es ist Friede und Sicherheit ohne den Herrn Jesus Christus. Ihn
brauchen sie nicht. Sie wollen Frieden ohne den Friedefürsten und
Sicherheit ohne das Blut der Versöhnung. Sie meinen, den vom Fürsten der
Welt, von Dämonen beherrschten Menschen mit ihren Fesseln und Stricken
so binden zu können, daß er auch ohne Christus „vernünftig“ wird und
kein Verderben mehr um sich verbreitet. Aber sie werden die gleiche
Erfahrung machen wie jene, die den von unreinen Geistern bewohnten
Menschen mit Ketten und Fußfesseln banden und dann sahen, daß ihre
Ketten zerrissen wurden und der von Dämonen beherrschte Mensch nicht mit
Fesseln zu bändigen war. Dann aber erscheint Jesus auf dem Plane. Er
legt ihm nicht Fesseln an, Er befreit ihn von der Macht Satans,
und „vernünftig“ sitzt er zu Jesu Füßen.
„Stadt und Land“ sieht es mit Furcht.1
So wird es sein! Heute sinnen und arbeiten sie, die Ketten und
Fußfesseln zustande zu bringen, um den von Dämonen beherrschten Menschen
zu bändigen. Und wenn ihm die Fesseln angelegt sind, werden sie rufen:
„Friede und Sicherheit“, um dann zu erfahren, daß ihre Fesseln nicht
halten, ihre Bündnisse, Verträge und Fest-
Bündnisse, Verträge und Fest-
setzungen zerrissen werden, und ein „plötzliches Verderben“ über sie
kommt. Der HErr aber, wenn Er erscheint, wird den Satan binden
für 1000 Jahre.1
Dann wird der nicht zu bändigende Mensch unter der Friedensherrschaft
Jesu „vernünftig“ zu Seinen Füßen sitzen, und Gottesfurcht wird „Stadt
und Land“ erfüllen.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Die Schatten dieser Dinge
sehen wir heute schon. Der Gläubige sieht (wie einst die betenden Jünger
in Jerusalem) hinter dem Toben der Nationen das Zustandekommen alles
dessen, was Seine Hand und Sein Ratschluß zuvorbestimmt hat, daß es
geschehen soll.
Der eine Ruf - der Mitternachtsruf geht durch die Lande. Schon befinden
wir uns in der Mitternachtsstunde der Ankunft Christi. Der Geist und die
Braut rufen: „Komm, Herr Jesu!“ Aber auch der andere Ruf, der dem
Verderben voraufgeht, meldet sich schon an. Brüder, Schwestern, wie nahe
muß der HErr sein!
Aber auch andere Dinge der Zukunft künden bereits sich an. Was geht
heute unter den Juden vor! Wie beschäftigen sich sogar die Völker
schon mit der Rückkehr der Juden in ihr Land. - Wie bemerkbar
macht sich der Abfall, der dem Antichristen den Weg bahnt. -
Denken wir weiter an die Wiederaufrichtung des Römischen (10 König-)
Reiches, - an das zu Macht und Leitung kommende Papsttum. Wie regt
sich's überall! Beurteilet ihr diese Zeit nicht? Wie ernst mahnt uns
alles: „Das Ende aller Dinge ist nahe gekommen.
Seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.“1
Wir wissen nicht, zu welcher Stunde der HErr kommt; auch nicht, ob
dieser Krieg die Schlußakte der Welt schon einleitet. Wir können auch
nicht sagen, ob ein jetzigem Ruf „Friede und Sicherheit“ die Erfüllung
des pro-
phetischen
Rufes ist, da uns die Wege Gottes mit dem Menschen lehren, daß Gott die
zuvorbestimmten Ereignisse vor ihrem Eintreten der Welt oft warnend in
Vorereignissen und Vorbildern vor Augen führt. Wir können auch nicht
sagen, daß die Gläubigen nicht mehr auf Erden sein werden, wenn der Ruf
entsteht. Wenn wir auch lesen: „... dann kommt ein
plötzliches Verderben über sie“, so meint das natürlich nicht, daß dem
Rufe das „plötzliche Verderben“ in derselben Stunde auf dem Fuße folgt.
Es kann sehr wohl zwischen dem Rufe „Friede und Sicherheit“ und dem die
Welt „plötzlich“ überfallenden Verderben ein längerer Zeitraum liegen,
in welchem sich die Welt in Friede und Sicherheit wiegt. Wir finden oft,
daß in eng zusammengefaßten Ereignissen der Schrift längere
Zwischenräume liegen, ohne daß sie uns dabei genannt werden.1
Auch der Mitternachtsruf, der mit dem Kommen des HErrn so eng verbunden
ist, enthält zwischen dem Geschrei „Siehe, der Bräutigam“ und dem Kommen
des HErrn einen Zwischenraum. Uns scheinen die seit dem Entstehen des
Rufes: „Siehe, der Bräutigam“ vergangenen (etwa 90) Jahre eine lange
Zeit zu sein, aber Gottes Zeitrechnung ist eine andere als unsere.
„Tausend Jahre sind für Ihn wie ein Tag.“
Wenn wir nun auch in bezug auf die künftigen Ereignisse noch vor mancher
offenen Frage stehen, so wissen wir sicher, daß „Friede und
Sicherheit“ die letzte Kennzeichnung der Welt ist, bevor das
„Verderben“, „der kommende Zorn“ sie überfällt, und diese Kennzeichnung
fängt an, heute schon Gestalt anzunehmen; und weiter wissen wir sicher,
daß die Mitternachtsstunde des Kommens Christi
weit vorgerückt ist und der HErr nahe ist. Alles ruft uns zu: „Seid
Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, ... auf daß, wenn Er kommt
und anklopft, sie Ihm alsbald aufmachen. Glückselig jene Knechte, die
der HErr, wenn Er kommt, wachend finden wird!1
„Ja, Ich komme bald. - Amen, komm, Herr Jesu!“1
Gelagert auf grünen Auen.
(Ps. 23,2.)
Der HErr sagt von denen, die durch Ihn zur Tür eingehen und errettet
werden, daß sie „ein- und ausgehen und Weide finden“.1
Unter der Hand der falschen Hirten fanden die Schafe Israels keine
Weide, da war nur Unruhe und Unzufriedenheit. Unter der sorgenden
Führung des guten Hirten findet das Schaf grüne Auen und volle
Befriedigung.
Manche blicken auf die schmerzlichen Umstände und vergleichen diese mit
den lieblichen, als ob darin die grünen Auen lägen. Aber in diesen
bestehen die grünen Auen des guten Hirten nicht. Von den Dingen
hienieden sind sie völlig geschieden. Gerade im Gegenteil, in den
niederdrückendsten Verhältnissen finden wir oft die Seelen, die auf den
göttlichen Auen in glücklicher Zufriedenheit ruhen.
Maria von Bethanien fand diese Weide, als sie zu Jesu Füßen saß und auf
Seine Worte achtete.1
Martha, vom HErrn geliebt,2
suchte Ihm alle Ihm gebührende Aufmerksamkeit zu erzeigen, aber ihre
Seele war darin von Unruhe und Sorge erfüllt. Je mehr sie fühlte, welche
Ehre Ihm gebührte, um so größer wurde ihre Sorge, unfähig zu sein, Ihm
diese zu ihrer Zufriedenheit zu erzeigen, so daß sie den HErrn
auffordert, ihrer Schwester
zu sagen, ihr zu helfen. So köstlich Marthas Eifer, und so gut auch ihre
Absichten sein mochten, sie lagerte nicht auf grünen Auen, ihre Seele
war nicht gesättigt und befriedigt.
„Eines aber ist not“,
Antwortete
der HErr. „Maria hat das gute Teil erwählt, welches nicht von ihr
genommen werden wird.“ Was war das eine gute Teil, worin das Herz
glücklich sein konnte und das der HErr selbst „gut“ nennet? Von einem
„besseren“ Teil (wie einige sagen) spricht der HErr nicht. Er spricht
nur von einem Teil, welches gut ist, aber nicht im Vergleich mit anderem
„besser“ ist. Dieses „gute Teil“ ist gewiß die Freude deiner
Gemeinschaft, in der wir die Mitteilungen Seiner und Seines Vaters Liebe
empfangen. In vollkommener Ruhe und Abgeschiedenheit von den störenden
Einflüssen der Umstände saß sie zu Seinen Füßen und horchte Seiner
Stimme.
Ist dies unser Teil? Kennen wir einen solchen Platz? Wenn dies der Fall
ist, so wird unser Herz es bestätigen, daß es eine grüne Aue ist, wo wir
nicht nur Nahrung finden, sondern uns lagern in glücklicher
Zufriedenheit und göttlicher Ruhe. Laßt uns das Wort des Psalmisten
beachten: Er lagert mich auf grünen Auen. Welche Mühe würde es
machen, ein hungerndes Schaf dahin zu bringen, sich zu lagern, aber ein
gesättigtes, befriedigtes Schaf legt sich fröhlich nieder, um das
Genossene wiederzukäuen. Das Bild ist so einfach: Es zeichnet die volle
Genüge und glückliche Ruhe der Seele unter der führenden Hand des
Hirten. Abseits von dem Getriebe und Getöse dieser armen Welt folgen wir
Ihm auf Glaubenswegen zu den stillen Wassern, an denen wir die Liebe des
Vaters genießen. Da erfahren wir die Wahrheit Seiner Worte: „Wer irgend
von dem Wasser trinken wird, das
Ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das
Wasser, das Ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden,
das ins ewige Leben quillt.“1
Welch köstliches Teil können wir haben und genießen, während wir durch
diese dunkle Welt gehen.
Aber wie ist es mit den niederdrückenden Umständen? Auch solche finden
wir in der Geschichte der Maria von Bethanien in Joh. 11. Die Krankheit
und der Tod des geliebten Bruders war wohl der schwerste Schlag, der
dieses zarte Herz treffen konnte. Aber sie hatte eine Zufluchtsstätte.
Weinend fiel sie zu den Füßen des Herrn Jesu nieder. Dort, an diesem ihr
so wohl bekannten Platze, sah sie Seine heiligen Tränen, lernte sie Sein
mitfühlendes Herz kennen, das ihren Schmerz und das Weh des Todes
teilte. Dort wurde ihr Herz herausgehoben aus den Umständen und zu dem
Ruheplatz Seiner Liebe hingeführt.
So finden wir es auch in Joh. 12. Sie hatten dem HErrn ein Abendessen
gemacht und auch der aus den Toten auferweckte Lazarus war da. Aber
weder das Mahl noch Lazarus beschäftigten Marias Herz. Den natürlichen
Gefühlen nach wäre es der Bruder gewesen (denn wir hangen an dem, was
wir verloren und wieder empfangen), aber es ist Seine Liebe und Seine
Herrlichkeit, welche ihr Auge und Herz erfüllen, und so spendet sie Ihm
das Köstlichste ihres Besitzes, die „sehr kostbare Narde“. Nichts auf
Erden fesselte sie, nichts war ihr größer als Er, ihr Alles fand sie in
Ihm, und die Hingabe ihres köstlichsten Besitzes zeigte ihre
Gemeinschaft mit dem Wege Seiner Leiden, Seines Todes und Begräbnisses.
Die schmerzlichen Umstände mit all ihrer Bitterkeit
offenbarten, daß sie bei Ihm die Auen der vollen Genüge und der seligen
Ruhe gefunden hatte.
Im Gefängnis zu Philippi finden wir dieselbe Wahrheit. Der
mitternächtliche Lobgesang des Paulus und Silas zeigt uns, daß sie
lagerten auf grünen Auen, obgleich ihre Rücken von Ruten wundgeschlagen
waren. Und aus dem Gefängnis in Rom bezeugte Paulus den Philippern seine
Freude in dem HErrn, inmitten der niederdrückendsten Umstände. „Freuet
euch in dem HErrn allezeit! wiederum will ich sagen: Freuet euch!“1
Wie köstlich ist diese glückliche, völlige Genüge! Diese grünen Auen
sind da für jeden Gläubigen, aber, ach! nicht alle erfreuen sich
derselben.
Und wie kommen wir in den Genuß derselben? Beachte die Worte: „Er
lagert mich“ (oder „Erläßt mich lagern“) ... „Er leitet
mich“ ... Unsere Sache ist, uns willenlos Seinen Händen zu
überlassen! Er weiß, wie Er uns zu führen hat, damit unsere Seele sich
in Genüge und Freude auf den Auen Seiner Sorge und Liebe lagert. Er hat
gesagt: „Wer zu Mir kommt, wird nicht hungern, und wer an Mich
glaubt, wird nimmer mehr dürsten.“1
Laßt uns allewege zu Ihm kommen, Ihm glauben, und wir werden die
Untrüglichkeit Seines Wortes erfahren.
R. - K.
Über göttliche Unterweisungen.
Wir lesen im Alten Testament vielfach, daß Gott zu den Menschen,
besonders aber zu den Seinigen durch eine vernehmbare Stimme redete. Wir
brauchen nur an Adam, Kain, Noah, Abraham und alle Gottesmänner,
besonders aber an die Propheten zu denken, wie Gott in Seiner Gnade
ihnen Belehrung, Überführung, Zurechtweisung, Ankündigung von Segnungen,
aber auch
Belehrung, Überführung, Zurechtweisung, Ankündigung von Segnungen, aber
auch
von Zucht und Gericht gab. Ja, wir lesen sogar z. B. von David, daß er
Gott befragte und Gott ihm
Antwort Gab.
In welcher Weise nun die Stimme Gottes geschah, ob durch das Ohr oder
durch den Geist wahrnehmbar, das soll nicht unsere Aufgabe sein, zu
untersuchen. Wir wollen vielmehr aus dem geschriebenen Worte Gottes zu
erkennen suchen, ob wir Gläubigen des Neuen Testaments in gleicher Weise
mit Gott verkehren sollten oder nicht.
Es ist nun für uns sehr wichtig, daß wir unterscheiden, daß die
Gläubigen heute eine andere Stellung vor Gott einnehmen als die
Gläubigen des Alten Bundes. Der Herr Jesus Selbst kennzeichnet diesen
Unterschied in solch auffallender Weise, wie wohl kaum eine andere
Schriftstelle es tut. Er sagt, als Er von Johannes dem Täufer spricht:
„Wahrlich, Ich sage euch, unter den von Weibern Geborenen ist kein
Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer; der Kleinste aber im
Reiche der Himmel ist größer als er.“ Die aber im Reiche der Himmel
sind, das sind die Gläubigen des neuen Zeitalters, die versetzt sind in
das Reich des Sohnes Seiner Liebe. Von diesen sagt der Herr Jesus Joh.
7,38.39: „Wer an Mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus
dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte
Er von dem Geiste, welchen die an Ihn Glaubenden empfangen sollten; denn
der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden
war.“ Erst am Tage der Pfingsten empfingen die Gläubigen den Heiligen
Geist. Und von Ihm spricht der HErr Jesus Joh. 14,16.17: „Daß Er bei
euch sei in Ewigkeit ...“, und „denn Er bleibt bei euch und wird in euch
sein.“
Im Alten Testament lesen wir, das der Geist Gottes zeitweise über die
Männer Gottes kam. David betete z. B. auch im Psalm 51,11: „und den
Geist Deiner Heiligkeit nimm nicht von mir.“ Wir sehen aus dem Alten
Testament deutlich, daß „bei“ den Gläubigen des Alten Testamentes der
Heilige Geist nicht blieb.
Wir Gläubige der Jetztzeit hingegen sind, wie uns das Neue Testament
zeigt, „bleibend“ durch den Heiligen Geist aufs innigste mit unserem
HErrn verbunden. Deshalb sollten auch der Heilige Geist und das Wort
Gottes im praktischen Leben unsere ausreichenden Führer sein. Denn in
Röm. 8,14 heißt es: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet
werden, diese sind Söhne Gottes.“ Und in 2. Tim. 3,15-17 sagt Gottes
Wort: „und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die
vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben,
der in Christo Jesu ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze
zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der
Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten
Werke völlig geschickt.“
Leider sind wir vielfach nicht in dem Zustand, daß der Geist Gottes
durch das Wort Gottes uns im praktischen Leben belehren kann. Oft sind
wir unruhig in unseren Herzen, oder wir sind aufgeregt durch kranke
Nerven, so daß wir bei wichtigen Entscheidungen nicht den
gottwohlgefälligen Weg klar zu unterscheiden vermögen. Möchten wir in
solchen Fällen den HErrn um Stille bitten und in Demut uns zu Ihm wenden
und ihn um Weisheit bitten, wie uns das Wort in Jakobus 1,5 anweist:
„Wenn aber jemandem von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der
allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden.“
„Die Weisheit aber,“ heißt es in Jakobus 3,17 weiter, „von oben ist aufs
erste rein, sodann friedsam, gelinde, folgsam, voll Barmherzigkeit und
guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt.“
In allen unseren Entscheidungen aber sollte die Liebe zum HErrn und Sein
Wort uns leiten und nicht der Buchstabe des Gesetzes. Dem Gesetz sind
wir gestorben. Wir sind frei vom Gesetz. Wir sind „Kinder“ Gottes, und
als solche sollten wir vor unserem himmlischen Vater in Liebe wandeln.
Die Liebe aber ist gehorsam dem Worte. Im irdischen Leben kann ein Kind
seinem Vater in gezwungener Weise gehorsam sein, es kann aber auch mit
freudigem Herzen in Liebe gehorsam sein. Nach diesem strecken auch wir
uns aus unserem HErrn gegenüber. Der HErr wolle uns dazu verhelfen!
D. i. L.
Geleitswort an den Leser:
„Richtet euer Herz auf eure Wege! ... Bringet Holz herbei und bauet das
Haus; so werde Ich Wohlgefallen daran haben und verherrlicht werden.
Ihr habt nach vielem ausgeschaut, und siehe, es wurde wenig; und
brachtet ihr es heim, so blies Ich darein. Weshalb das? spricht Jehova
der Heerscharen; wegen Meines Hauses, das wüste liegt, während ihr
laufet, ein jeder für sein eigenes Haus.“
Haggai 1,8.9.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 29
Wo sind in der gegenwärtigen Zeit die Verstorbenen, sowohl die Seligen
wie die Verlorenen? (Apg. 1,25.)
Antwort A
In Luk. 16 gibt der Herr Jesus eine klare Belehrung darüber, daß die
seligen und die verlorenen Verstorbenen an verschiedenen Orten sind und
daß diese Orte durch eine große Kluft voneinander getrennt sind. Diese
Belehrung des HErrn wird auch durch andere Schriftstellen unterstützt
und bekräftigt, durch Schriftstellen, die bei anderen Gelegenheiten
entstanden sind.
So beispielsweise verspricht der HErr dem einen Räuber am Kreuze, mit
Ihm im Paradiese zu sein. Daß dieses Versprechen gehalten wurde, ist
selbstverständlich (Luk. 23,43). Stephanus betet angesichts des Todes:
„Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ (Apg. 7,59). Daß dieses Gebet
Erhörung fand, ist ebenfalls selbstverständlich. Der Apostel Paulus
spricht von der eventuellen Möglichkeit des Sterbens und macht dabei
einen präzisen Unterschied zwischen entkleidet und überkleidet werden
(2. Kor. 5,4). In bezug auf das „Enlkleidetwerden“ oder „ausheimisch von
dem Leibe sein“ sagt er, daß dasselbe gleichbedeutend ist mit „bei dem
HErrn sein“. - Aus all diesen Schriftstellen geht hervor, daß die selig
Verstorbenen beim HErrn sind.
Die in der Frage bereits angeführte Stelle (Apg. 1,25) spricht auch von
einem Aufenthaltsort eines
Die in der Frage bereits angeführte Stelle (Apg. 1,25) spricht auch von
einem Aufenthaltsort eines Verstorbenen, als von einem Orte, nicht
bei dem HErrn; er wird genannt „sein eigener Ort“.
Damit sind nach der Schrift zwei Aufenthaltsorte von Verstorbenen
gezeigt, der eine beim HErrn und der andere nicht bei dem HErrn.
Diese Aufenthaltsorte sind aber noch keine endgültigen, da in beiden
Fällen der Leib im Grabe ruht. Der Leib des Räubers am Kreuz und der des
Stephanus, ebenso der des Judas ruhen noch im Grabe, während der Geist
dieser Verstorbenen, wie bereits festgestellt, an verschiedenen Orten
sich befindet.
Nach Joh. 5,28 u. 29 kommt der Augenblick, wo alle Gräber lebendig
werden bezw. die in den Gräbern liegenden Leiber. Die einen Leiber
kommen hervor zur Auferstehung des Lebens und die anderen Leiber zur
Auferstehung des Gerichts. Der gegenwärtige Zustand der Verstorbenen, ob
selig oder verloren, ist also ein Zwischenzustand, in welchem auf die
Auferstehung des Leibes gewartet wird, um dann in den endgültigen
Zustand einzugehen.
Diese beiden Auferstehungen liegen zeitlich auseinander, und zwar nach
Offb. 20,4.5 mindestens 1000 Jahre. Ebenso haben diese beiden
Auferstehungen zwei Charakterzüge, die eine den Charakterzug des Lebens
und die andere den Charakterzug des Gerichts.
Die Herausführung aus dem Totenreich bezw. aus diesen verschiedenen
Orten ist gleichfalls eine verschiedene und dabei eine präzis geregelte
und geordnete. - 1.Kor. 15,23 u. 24 gibt darüber Aufschluß.
Der Erstling Christus hat das Grab bereits verlassen, und in Bälde
werden die, die des Christus sind, bei Seiner Ankunft aus demselben
herausgeführt werden. Die anderen Toten bleiben bis auf weiteres an
ihrem Ort. -
Ein schreckliches langes und banges Warten auf das Gericht! -
Der Schwerpunkt der Sache dürfte der sein: Wem gehören wir in unserem
Leben? (1. Kor. 15,23). Sind wir des Christus? Ist er jetzt unser HErr?
Hören wir und kennen wir, als Seine Schafe, jetzt Seine Stimme?
(Joh. 10,3). Wenn ja, werden wir, falls wir bei Seiner Ankunft
Verstorbene sein sollten, Seinen gebietenden Zuruf mit Freuden
vernehmen, wenn Er in fordernder Weise, als mit der Stimme eines
Erzengels, im Luftgebiet Seine Rechte geltend macht und vor allem die
Gräber der Heiligen, der Toten in Christo, entleert? (1.Thess.4,13-18).
W. W. (z. Zt. in Rumänien beim MiIitär).
Antwort B
Auf beides gibt uns die Schrift
Antwort.
Die entschlafenen Seligen sind bei dem Herrn Jesus (Phil. 1,23). Schon
dem Schächer am Kreuze sagte der HErr: „Heute wirst du mit Mir im
Paradiese sein“ (Luk. 23,43). „Bei Jesus“, das ist der „eigene Ort“
aller, die Ihm angehören. Stephanus betete daher unter den Steinwürfen
seiner Mörder: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ und dann entschlief
er (Apg. 7,59.60), und der Sohn des Menschen war aufgestanden, um Seinen
treuen Knecht zu empfangen (Apg. 7,56). Wo, rein örtlich betrachtet, die
entschlafenen Seligen jetzt sind, sagt die
Schrift nicht. Der Eingang in das Vaterhaus selbst und in die
Herrlichkeit scheint mir erst mit der Wiederkunft des HErrn, der
Entrückung und Auferstehung in Verbindung zu stehen (Joh. 15,2.3; 1.
Thess. 4,16.17). Welche Bedeutung hat aber der Ort gegenüber der
Tatsache, daß wir „bei Christo“ sein werden! So sagte man auch
besser von einem in Christo Entschlafenen nicht: „Er ist heimgegangen“,
sondern „er ist zu Christo gegangen“. Das Wort „heimgehen“ braucht die
Schrift nicht vom Sterben der Gläubigen, sondern sie nennt es „ein
Entschlafen“ (Apg. 7,60; 1. Kor. 11,30; 15,18.20; 1. Thess. 4,15). Mit
dem Worte „entschlafen“ meint die Schrift aber nicht den Übergang in
einen Zustand des Seelenschlafes, d. h. des fehlenden Bewußtseins. Der
Herr Jesus, „der Erstling der Entschlafenen“ (1.Kor. 15,20), sagt dem
Schächer am Kreuz, daß er noch am gleichen Tage mit Ihm im Paradiese
sein werde (Luk. 23,43). Und das bedeutet kein nebeneinander Schlafen,
sondern die köstliche Verheißung des Genusses Seiner Gegenwart und
Gemeinschaft. Auch den Lazarus finden wir nicht schlafend in Abrahams
Schoß, sondern dort wird er getröstet (Luk. 16,25). Und von dem reichen
Manne sagt der HErr sogar, „als er in dem Hades seine Augen aufschlug“
(Luk. 16,23); er hatte bei Lebzeiten geschlafen (Eph. 5,14). Paulus
hatte Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, d. h.
nicht zu schlafen, sondern mehr als bisher, wenn auch noch nicht in
Vollkommenheit, sich der Gegenwart des HErrn zu freuen. Deshalb nennt er
das Sterben einen Gewinn und das Abscheiden und bei Christo sein weit
besser als das Leben im Fleische, wo er doch auch schon wie wenig andere
die Gemeinschaft des HErrn genoß (Phil. 1,21-23). Selbst die Seelen
unter dem Altar schlafen nicht, sondern rufen mit lauter Stimme und
beten (Offb. 6,9-11). Bei diesen wird es deutlich, daß es sich um eine
Zwischenzeit des Ruhens und Wartens handelt. In einer ähnlichen
Zwischenzeit befinden sich jetzt die im HErrn Entschlafenen, aber einer
Zwischenzeit beim HErrn, in völligerem Genuß Seiner Gegenwart und
Gemeinschaft, als das auf dieser Erde möglich ist.
Der Ort, an den die Verlorenen bei ihrem Tode gehen, an den auch Judas
ging (Apg. 1,25), ist ein Ort der Qualen, fern von Christo und der
Möglichkeit, zu Ihm zu gelangen (Luk. 16,23-26). Der Charakter des
Ortes, nicht aber seine räumliche Lage ist das Wesentliche. Es ist ein
Ort, der in Übereinstimmung mit dem Wesen und der Herzensrichtung derer
steht, die dorthin gelangen. Fern von Christo und ohne Gott waren sie in
der Welt gewesen, ihre Herzen hatten sie der Liebe und dem Anklopfen des
Heilandes verschlossen; jetzt sind sie an dem Orte des Todes, an den
auch nicht mehr der entfernteste Lichtstrahl der Liebe und Gnade
Christi, nicht der Schimmer einer Hoffnung dringt. Dort gibt es nur
Qualen und das gewisse Warten auf das Endgericht vor dem großen, weißen
Thron. Denn auch ihr Zustand ist ein Zwischenzustand. Wie es für die in
Christo Entschlafenen noch herrlicher kommt, so kommt es für sie noch
schrecklicher. Selbst der Hades wird seine Toten herausgeben, und sie
werden vor den großen, weißen Thron gestellt werden. In dem Buche des
Lebens wird man vergeblich nach ihren Namen suchen, dagegen werden die
Bücher voll von ihren finsteren Werken stehen. So werden sie in den
Feuersee geworfen, in dem sie schon den Teufel, das Tier und den
falschen Propheten finden (Offb. 20,11-15; 19,20.21), in das ewige
Feuer, das Gott für den Teufel und seine Engel - nicht etwa für den
Menschen - bereitet hatte (Matth. 25,41), die äußerste Finsternis, wo
das Weinen und das Zähneknirschen sein wird (Matth. 22,13), in die
Hölle, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das
Feuer nicht erlischt (Mark. 9,34.44).
O. v. Br. (beim Militär).
Antwort C
Für den, der eine kürzere
Antwort Auf
diese Frage wünscht, sei außer den sonst eingesandten hier eine gegeben,
die ihm dienen möchte, während ich alle, die betreffend dieser Sache
weiter forschen möchten, schon heute hinweisen will auf einen gleich
betitelten längeren Aufsatz von mir, der, so der HErr will, in einem der
späteren Hefte veröffentlicht werden soll.
Wo die Toten, d. h. die in dem Zeitraum seit Christi Auferstehung bis
zur Aufnahme der Gemeinde bezw. bis zum Gericht vor dem weißen Thron
Gestorbenen jetzt weilen, richtet sich ganz danach, ob dieselben zu
ihren Lebzeiten dem HErrn angehörten oder nicht. Erstere weilen nach dem
unzweideutigen Zeugnis der Schrift (vgl. Luk. 23,43; Apg. 7,59; 2. Kor.
5,1ff.; Phil. 1,23 u. 3,21) dem Geiste nach bei Christo, nicht im
Schlafe, und sie, die „in Jesu Entschlafenen“, werden beim Kommen des
HErrn für die Seinen dem Leibe nach auferweckt, verwandelt und zusammen
mit den dann lebenden Gläubigen entrückt (1. Thess. 4). Letztere
dagegen, die also als natürliche, unwiedergeborene Menschen sowieso
geistlich „tot“ sind, d. h. „tot in den Vergehungen“ (Eph. 2,5), sind im
Tode, im Gericht, das den Menschen nach dem leiblichen Tode bestimmt ist
(Hebr. 9,27) und haben nur zu warten auf den Zeitpunkt, an dem das
Gericht vor dem weißen Thron vollzogen wird (Offb. 20), um zusammen mit
allen Toten, auch denen, die vor Christi Tod und Auferstehung starben
als verlorene Sünder, gerichtet und dem Feuersee übergeben zu werden, wo
sie für ewig, d. h. für immer bleiben. Zu diesen letzteren gehört auch
„der reiche Mann“ aus Luk. 16, der mit allen ungeretteten Toten der
damaligen Zeit sich im „Hades“ befindet, vgl. Frage 39, Bd. II (1914)!,
am „Ort der Qual“, von denen in Abrahams Schoß für immer getrennt.
Ebenfalls gehören zu diesen nicht „in Jesu Entschlafenen“ die Heiden,
nicht allein zur Zeit Noahs (1. Petri 3, vgl. Frage 41, Bd. l!), sondern
zu allen Zeiten, denen allen Röm. 2 gilt, aber auch von diesen
kennt Gott die, welche sich dem Licht geöffnet haben, als es sie traf
(Joh. 1,9!), auch wenn ihnen das Wort vom Kreuz nicht verkündet
wurde. Gott bleibt gerecht jedem Menschen gegenüber, und wir haben Sein
Wort zu glauben und zu verkünden, wie es dasteht, ohne daran zu deuteln
und zu zweifeln, wozu der Satan uns immer wieder so gern verführen und
betrügen möchte, wie es ihm bei dem ersten Menschenpaare gelang (1. Mose
3). Nehmen wir das klare Wort Gottes, wie Er es uns gab, und verwischen
wir durch uns zunächst noch unklar scheinende Stellen, welche es auch
seien, nicht die klaren Schriftlehren! - Apg. 1,25 sagt einfach, daß
jeder dorthin kommt nach dem leiblichen Abscheiden, wohin er gemäß
seines Lebens hienieden kommen muß. Wer Christo angehört hienieden,
gehört Ihm für ewig an, auch nach dem leiblichen Sterben, wer Ihm nicht
angehört auf Erden und in seinen Sünden stirbt, gehört Ihm für ewig
nicht an, und sein Gericht und Todeszustand, der mit seinem leiblichen
Tode in die Erscheinung tritt - hienieden möchte er, obwohl „tot“,
lebendig zu sein vorgeben - wird nach dem Endgericht sich noch ernster
gestalten. „Jedem das Seine!“ - auch betreffend der Abstufungen der
Strafe (vgl. z. B. Matth. 11,20ff.!).
Laßt uns treu die ganze Wahrheit bezeugen und die Notwendigkeit der
Bekehrung auf Erden (Apg. 17,30.31), und um Christi willen, gedrängt
durch Seine Liebe (2. Kor. 5,14), den Verlorenen treulich zurufen: „
Lasset euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor. 5,20) - Joh. 3,36!
F. K. (z.. Zt. beim Militär).
Frage 30
Wie weiß der Mensch nach Matth. 22,14, ob er auserwählt ist oder
berufen?1
Antwort
In dem Gleichnis Matth. 22,1-13 redet der Herr Jesus davon, daß Gottes
Einladung nicht nur Israel, sondern auch den Heiden, nicht nur den
Frommen und Edlen, sondern auch den Sündern und Verachteten gilt. Von
Gottes Seite ist alles bereit. Sein Ruf ergeht an alle Menschen. „Gehet
hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung!“
(Mark. 16,15) befiehlt der Herr Seinen Jüngern beim Abschied. Gott will,
daß alle errettet werden, und der Mensch Christus Jesus gab Sich Selbst
zum Lösegeld für alle (1. Tim. 2,4.6). Der HErr will nicht, daß irgend
welche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen (2. Petri 3,9).
Wer könnte da noch zweifeln, daß der Ruf Gottes allen Menschen gilt,
welches Volkes, Ranges, Standes, Geschlechts, Farbe und Zustandes sie
seien?! Wir haben das Vorrecht, Boten dieses Königs zu sein und in aller
Welt laut zu rufen: „Kommt, denn schon ist alles bereit!“ (Luk. 14,17),
und wissen, daß unsere Einladung allen gilt. Gott sei gepriesen dafür!
In Matth. 20,16 steht dasselbe Wort im Anschluß an das Gleichnis von den
Arbeitern im Weinberg. Auch hier handelt es sich um Israel und die
Nationen, aber weiter auch darum, daß der Ruf des HErrn in allen
Zeitaltern und an Menschen jedes Lebensalters ergeht.
Der Mensch, der der Einladung Gottes folgt, sich von Ihm das
hochzeitliche Kleid schenken läßt, geht zur Hochzeit in das Reich der
Himmel ein. Gott sendet den Geist Seines Sohnes in unsere Herzen, der da
ruft: „Abba, Vater!“ (Gal. 4,5.6; Röm. 8,15), und dieser Geist legt dann
mit unserem Geist Zeugnis davon ab, daß wir Gottes Kinder sind (Röm.
8,16). Durch den Geist, der in uns Wohnung gemacht hat, freuen wir uns
der Gemeinschaft und des Umganges mit dem Herrn Jesus. Wir erleben das
Werk des Geistes in und an uns, lernen im Geiste zu wandeln und können
jubeln: „Das Alte ist vergangen; siehe, alles ist neu geworden!“ (2.
Kor. 5,17). Der Geist macht mir Gottes Wort lebendig, und ich erkenne,
daß Gott mit jedem Wort und jeder Zusage mich meint. So erlebe ich den
Beweis meiner Auserwählung, sitze im Hochzeitssaal, freue mich der
Gegenwart und Gemeinschaft des Bräutigams und Seines Vaters, höre ihre
Stimme, genieße die himmlischen Gaben (Eph. 1,3; 2,6). Was bedarf es
noch mehr?!
O. v. Br. (beim Militär).
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Sie kehrten zurück.
(Luk. 24.)
Die letzten Tage sind schwere Zeiten. Verwirrung und Schwierigkeiten
überall. Wie oft hören wir die
Klage und Frage: „Es ist vorbei! Was sollen wir tun?“ Manche haben den
Sieg des Christentums und die Bekehrung der Welt erwartet. Andere,
welche die Schriftwidrigkeit solchen Gedankens sahen, erwarteten die
Rückkehr der Gemeinde zu ihrer Einheit auf Erden. Statt dessen fanden
sie Trennungen und Nöte und das gänzliche Versagen und Zukurzkommen des
Menschen - und Trauer und Entmutigung erfüllte ihr Herz.
Ein solches Bild unserer Tage finden wir in Luk. 24. Wohl wissen wir,
daß die Gemeinde noch nicht da war. Der Heilige Geist war noch nicht
herniedergekommen, sie zu bilden. Aber die kleine Schar, die dort zu
Jerusalem versammelt war, war dieselbe Gemeinschaft, die ein wenig
später durch den Heiligen Geist zu einem Leibe getauft wurde und
mit der die Gemeinde Gottes auf Erden ihren Anfang nahm.
Es waren „zwei von ihnen“, die Jerusalem den Rücken wandten und
ihr Angesicht nach Emmaus richteten. Nicht weit wollten sie sich
wegwenden, nur 60 Stadien. Was bewegte ihr Herz? Sie waren erfüllt von
den Dingen, die „sich zugetragen hatten“. Nicht Widerspenstigkeit oder
Eigenwille wirkten in ihnen, aber sie konnten mit ihren Sinnen nicht
erfassen, was geschehen war. Trauer, Entmutigung und Verwirrung überfiel
sie.
Laßt uns beachten, es waren „zwei von ihnen“, zwei von der
Jüngerschar zu Jerusalem, die ihren Platz aufgaben. Sie wandten sich
weg, als ob alles verloren und vorbei sei. Es war so ganz anders
gekommen, als wie sie es erwartet hatten. Nun waren sie tief
enttäuscht. Sind sie nicht ein Bild vieler in unseren Tagen, die auch
zur Gemeinde Gottes gehören? Sie sind Glieder des Leibes Christi, aber
in bezug auf ihre Stellungnahme als solche sind sie niedergeschlagen,
durch die Dinge, die geschehen sind, so entmutigt und verwirrt, daß,
obgleich sie „zwei von ihnen“ sind, sie doch ihren Rücken der Gemeinde
zuwenden und ihr Angesicht nach Emmaus richten. Und wo liegt der
wirkliche Grund? Da, wo er bei den Emmausjüngern lag: „Ihre Augen wurden
gehalten, so daß sie Ihn nicht erkannten.“
Vergißt der HErr diese beiden Wanderer? Während sie sich unterhalten
über das, was sich zugetragen hatte, naht sich Jesus und geht mit ihnen.
Wie zart fragt Er nach ihrer Traurigkeit! Ist Er nicht heute noch
Derselbe? Ist Seine Liebe verändert? Wollen wir nicht mit David bitten:
„Lehre mich Deinen Weg!“?1
Sie hatten wenig Verständnis, und ihr Glaube an Seine Auferstehung war
sehr schwach. Wie achtet Er auf jedes ihrer Worte. Eines, was Er tadelt,
war die Trägheit ihres Herzens, „zu glauben an alles, was die Propheten
geredet haben“. „Und von Moses und von allen Propheten anfangend,
erklärte Er ihnen in allen Schriften das, was Ihn betraf.“ Hat Er nicht
Ursache, auch heute solche niedergeschlagenen Herzen dieserhalb zu
tadeln? Welche Liebe, ihnen die Schriften zu öffnen und zu zeigen, daß
nichts geschehen war, was nicht in den Schriften zuvor gesagt worden
war.
Ja, kann nicht der Grund jeder
Enttäuschung und Niedergeschlagenheit darin gefunden werden, daß wir die
Schriften nicht kennen? Sie verstanden die Schriften nicht und sie
kannten Ihn nicht.
So nahten sie dem Dorfe, wohin sie wollten. Geduldig ging Er an ihrer
Seite. Er sagte nicht: „Ihr seid ganz verkehrt“. So machen wir es, aber
Er hatte ihnen besseres zu sagen. Er fing nicht bei ihrem Wege an. Er
fing bei der Schrift an und öffnete ihnen dieselbe. Nach außen sah man
zunächst noch keine Wandlung, aber innen wurde das Herz warm, da fing
das Feuer an zu brennen. Welche Liebe, welche Zartheit vom HErrn! Er
überließ sie nicht ihrem Unverstand. Ihr Vorsatz war ausgeführt. Das
Dorf lag vor ihnen. Hier wollten sie bleiben abseits von den Jüngern in
Jerusalem - sie für sich allein. Sie hatten ihr Ziel erreicht,
aber Sein Weg war noch nicht zu Ende. Sie merken es: Ihr Ziel war
nicht Sein Ziel, und nun kommt die Wirkung Seines Dienstes hervor: sie
möchten den Ungekannten in ihrer Mitte behalten. Ihre Herzen waren
brennend geworden, aber ihre Augen waren noch geschlossen.
Aber dann - was war das für ein Wechsel, als ihre Augen aufgetan wurden
und sie Ihn erkannten: „Zur selbigen Stunde standen sie auf und
kehrten nach Jerusalem zurück.“ So ist es auch mit uns. Wenn wir
den HErrn nicht in der Mitte der Gemeinde erkennen, können auch wir
abseits für uns allein stehen und Jerusalem den Rücken wenden. Aber in
dem Augenblick, wo wir Ihn erkennen, wenden wir unser Angesicht Seiner
Gemeinde zu. Und das ist des HErrn Ziel mit uns.
Diese beiden Jünger sind das Bild vieler Gläubigen unserer Tage. Da sind
solche niedergeschlagenen Herzens, bestürzt über die Dinge, die
geschehen sind. Ihre Gedanken sind nur beschäftigt mit Kirchen und
Parteien, mit dem Streit, der Uneinigkeit und den Spaltungen, aber sie
wissen nicht den Weg aus dem Wirrsal, sie kennen, wie die beiden Jünger,
nicht die Schriften und Den, der sie ihnen öffnete. Wieder andere sind
so hingenommen von Personen, von Dingen und Formen, gehen so auf in der
eigenen Arbeit - Vereinen und Stunden - daß der HErr, das Zeugnis der
Schriften, die Gemeinde gänzlich daneben stehen. O möchten diese alle
den HErrn in Seiner Liebe anschauen! Er will solche zur Schrift führen
und wecken für das, was Ihm so teuer ist. Die Herzen würden bald
brennend werden und Ihn erkennen. Und wir können nicht Ihn kennen, ohne
daß wir hingezogen werden zur Gemeinde, die Sein Leib ist. Gibt es etwas
auf dieser Erde, was Seinem Herzen so teuer ist wie Seine Gemeinde?
Bewegt Sein Geist nicht auch dein Herz für das, was Ihm so wert ist?
Denke an Seine Liebe, mit der Er die Gemeinde liebt1,
und auch du wirst deinen Weg zu ihr finden. Es ist unmöglich, Ihn zu
kennen und an Seiner Gemeinde vorüberzugehen, die Er liebt. Äußerlich
mögen wir dort nichts Anziehendes finden, aber wir müssen dort sein, wo
es Seine Freude ist, Sich zu offenbaren und dem Vater zu lobsingen.2
„Zur selbigen Stunde standen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück.“
Woher kam es? Wer hatte es ihnen gesagt? Sie kannten Ihn! und somit Sein
Wohlgefallen! Alle Müdigkeit, Niedergeschlagenheit und Enttäuschung
blieb in Emmaus. Zu der kleinen Gemeinschaft zurückgekehrt, werden sie
mit der freudigen Kunde begrüßt: „Der HErr ist wirklich auferweckt.“ Und
sie fangen an, die Geschichte ihrer Niedergeschlagenheit und ihres Weges
zu erzählen, „und wie Er von ihnen erkannt worden war an dem Brechen des
Brotes“. Ist es nicht köstlich, wenn auch in unseren Tagen Seelen von
Seiner Liebe erzählen, wie Er sie zurück zum Kreise Seiner Jünger
geführt hat? Wie be-
rührte dies Sein Herz! Während sie noch solches redeten, stand Er Selbst
in ihrer Mitte und spricht zu ihnen: „Friede euch!“ Er Selbst in ihrer
Mitte, das war besser und mehr als das irdische Heiligtum in der Stadt,
besser als der Tempel mit seinen Priestern und Einrichtungen, besser,
größer wie der Himmel ist als die Erde. Was ist ein weltliches
Heiligtum, wenn Gott nicht mehr drinnen und Jesus in der Mitte der zwei
und drei ist, die in Seinem Namen zusammenkommen? Sind wir so versammelt
zu Ihm, dem Heiligen und Wahrhaftigen hin? Ist es nicht heute noch wahr,
daß Er in solcher Mitte die köstlichen Worte spricht: „Friede euch!“
Hören wir nicht in der Nacht und dem Sturm Seine Stimme: „Ich bin's;
fürchtet euch nicht!“
In welchem Gegensatz stand diese kleine Schar zu der sie umgebenden
religiösen Welt!
Fromm hielt
die Menge, nachdem sie den Sohn Gottes gekreuzigt hatten, ihre
Gottesdienst. Mit Eifer wurden die feierlichen Gebräuche nach
väterlicher Weise aufrecht erhalten. Alles, was Auge und Ohr lieblich zu
berühren vermochte, war dort. Was hatten sie demgegenüber? Soll
ich sagen: sie hatten nichts als nur Jesus? O nein! Sie
hatten alles, sie hatten Ihn Selbst, den Auferstandenen,
das Haupt und den Anfang der neuen Schöpfung. Wo bist du, lieber Leser?
Wo die fromme Welt ist, oder wo Jesus ist? Er kommt in die Mitte derer,
die sich zu Ihm versammeln.1
Er ist wirklich und wahrhaftig dort, wenn auch nicht dem Auge sichtbar.
Sie „wurden von Furcht erfüllt“. Ja, es ist ein Moment heiliger Furcht,
wenn eine Seele von der Welt abgesondert in die Gegenwart des HErrn
gebracht ist und Seine Stimme hört: „Friede euch!“ Wer kann diese
wunderbare Stille beschreiben, diesen Frieden, der die Seele derer
durchströmt, denen Seine Gegenwart inmitten der Gemeinde Wirklichkeit
ist!
Wie erforschend ist aber auch Seine Frage: „Was seid ihr bestürzt, und
warum steigen Gedanken auf in euren Herzen?“ Bekümmertes Herz, was
Antwortest
du dem HErrn? Warum bist du bestürzt? Sind es deine Sünden? Er hat sie
am Kreuz getragen. Er sagt: „Sehet Meine Hände und Meine Füße!“ Sagen
dir diese nicht genug? - Oder bist du bestürzt über die Verwirrung und
die Spaltungen unter den Gläubigen? Er spricht auch zu dir: „Friede
euch!“ Wo Er in der Mitte ist, da ist Friede. Nichts vermag diesen
Frieden zu brechen. Alles, was ihn rauben möchte, muß in Seiner
Gegenwart verschwinden. Wie könnte es anders sein. Wunderbar ist die
Gegenwart des HErrn und köstlich für die Seele, die in dem Bewußtsein
Seiner Gegenwart ruht. Weisen und Klugen ist dies verborgen, aber den
Unmündigen ist es offenbart. Kennst du etwas davon? Wo Er ist, da gibt
es keine Schwierigkeit mehr, da ist Friede. Beachte, nicht in Emmaus
wurde ihnen Sein „Friede euch!“ zuteil, sondern in der Mitte der kleinen
Genossenschaft, die Seine Gemeinde vorbildete.
So wie diesen Zweien, so geht der HErr auch heute noch den einzelnen
nach, die zweifelnd an allem und mutlos geworden, für sich allein stehen
möchten. Er lehre es auch uns, solchen nach dem Vorbilde Seiner Liebe
nachzugehen und zu begegnen. Er schenke uns allen geöffnete Augen, die
Herrlichkeit Seiner Person zu erkennen, und daß uns die Gegenwart Seiner
Person in unserer Mitte genug ist und wir nichts von der Welt oder den
Menschen noch begehren neben Ihm.
S. - K.
Was wirkt unser Wort?
Joh.1,37; Apgesch. 16,25.
Ist es uns schon einmal zum Bewußtsein gekommen, welch einen ungeheuren
Einfluß Worte ausüben können auf Zuhörer, besonders auch auf
solche, die von dem Redenden nicht besonders angeredet sind? Hier in
obigen Stellen haben wir zwei köstliche Beispiele für letzteren Fall.
Gegenteiliges ließe sich vielleicht auch in der Schrift finden.
Das Wort Gottes stellt das gesprochene Wort nicht als etwas
Gleichgültiges hin, etwa wie die meisten Weltmenschen es sich denken,
denen gänzlich unbewußt ist, daß die Worte aufbewahrt werden und für
dieselben einst Rechenschaft abgelegt werden muß (Matth. 12,36,37).
Daher haben sie nicht im mindesten acht auf ihre Reden und lassen
oftmals die oberflächlichsten Redensarten, gemeinsten Witze,
lästerlichsten Lügen und Verleumdungen, gepaart mit beständigem
Mißbrauch des Namens Gottes usw. aus ihrem Munde hervorsprudeln, wodurch
sie einen Herzenszustand offenbaren, der
nicht im geringsten gezügelt ist, weder von dem eigenen menschlichen
Verstande noch von dem Gewissen, geschweige dem ihnen gänzlich
unbekannten Heiligen Geiste (Matth. 15,18ff. u. a.) Und der Erfolg ist
auch demgemäß, verschieden natürlich je nach Charakter und Anlagen der
Hörenden.
Wie ernst werden wir Christen vor solchen Dingen gewarnt in der ganzen
Schrift, man lese nur nach, wie oft z. B. in den Timotheusbriefen von
„Geschwätz“ und dgl. tadelnd die Rede ist, und wie herzandringend uns
die Sünden der Zunge im Jakobusbrief und etwa in Eph. 5 gezeigt werden!
Worte sind Taten, sie wirken oft sogar tiefer und bleibender als diese,
da sie zunächst weniger bemerkt werden als die mehr ins Auge fallenden
Taten. Wie sollten daher auch z. B. die Eltern darauf achten,
untereinander in Gegenwart ihrer Kinder nichts zu reden, was diesen
schaden, das kindliche Gemüt vergiften und bleibende Eindrücke in der
leicht empfänglichen Kindesseele hinterlassen könnte, die doch weich wie
Wachs alles aufnimmt, was die „Großen“ sagen, besonders das, was
geheimnisvoll und doch laut genug für Kindesohren behandelt und
besprochen wird.
Doch genug hiervon! Ich möchte vielmehr, auf meine beiden Stellen
zurückkommend, zeigen, wie kostbar die Wirkung aus dem Geist gezeugter
Worte auf die Hörer, ob diese nun absichtlich oder nur nebenbei - wie
hier wohl der Fall ist - sein kann.
Johannes des Täufers größtes Interesse war das, abzunehmen, während
Christus zunähme (Joh. 3,30), und so bemühte er sich, seine eigenen
Jünger dem Messias zuzuführen. Sein wichtigstes Mittel zu diesem Zwecke
war die klare Verkündigung Dessen, den er selber erst erkannt hatte als
Den, der Er war, als das „Lamm Gottes“, und zwar durch die göttliche
Offenbarung anläßlich der Taufe Jesu (V. 29-34). Da kann er nicht mehr
anders, als von Ihm rühmen; der Mittelpunkt seiner Verkündigung ward das
Lamm! Und solche Worte waren es, die zwei seiner Jünger bewogen, forthin
dem Herrn Jesu nachzufolgen. Vielleicht hätte Johannes auf keine andere
Weise seine Jünger dazu zu bewegen vermocht, ihn, ihren geliebten
Meister, zu verlassen und sich dem Fremden, durch jenen ihnen erst als
der Größere bekannt, anzuschließen; aber diese offenbar gar nicht direkt
an sie gerichtete Bezeugung des Lammes („siehe!“ nicht „sehet!“), dieses
herrliche Rühmen Dessen, der von allen Treuen in Israel erwartet ward,
das überwand sie, und - „sie folgten Jesu nach“. Und nicht nur das,
nein, sie wurden vielmehr fortan selber Wegweiser zu Jesu!
Ähnlich in jener Geschichte aus Pauli Arbeit. Was brachte die beiden
Glaubensgenossen dort im Gefängnis dazu, trotz der wahrscheinlich
unsäglichen Schmerzen, zu beten und noch mehr: zu singen mitten in der
Nacht? Die Liebe des HErrn, für den leiden zu dürfen für die echten
Junger Herrlichkeit ist (1.Petri 4,12ff. u. a). Sie mochten nicht daran
denken, daß sie Zuhörer hätten bei ihrem Gebet und Lobgesang, dennoch
hatten sie solche, und Gott ließ in Seiner unbegreiflichen Gnade gerade
den in jener Nacht im Gefängnis Befindlichen das Evangelium mittels des
Gesanges zweier der treusten Zeugen verkünden! In der Ewigkeit werden
wir erfahren, ob dieses Beten und Singen nicht unmittelbare Frucht
gezeitigt hat. „Die Gefangenen hörten zu!“ Wunderbare Szene, sicherlich
den meisten unvergeßlich, solange sie lebten! - Ach, möchten wir so
erfüllt sein von der Liebe des herrlichen HErrn, daß unser Leben, auch
in irdischen Nöten, in Wandel, Wort und Lied bezeugte, was Er uns ist,
denn auch wir sind umgeben von „Gefangenen“ (Luk. 4,18; Eph. 2,2;
Apgesch. 26,18), die uns zuhören und vielleicht mehr auf uns achten, als
wir ahnen. Vielleicht wird gar manchmal infolge eines treuen Zeugnisses
eines der Seinen durch Gottes Macht in irgendeinem Herzen aus der
Umgebung eine Herzens-Erschütterung hervorgerufen, für denselben nicht
minder ernst und folgenreich als jenes physische Erdbeben, das Gott auf
das Gebet und den Gesang des Paulus und
Silas hin in Philippi im Gefängnis damals „aller Bande“ lösen ließ (V.
26).
Geliebte Geschwister, seien wir doch ja vorsichtig mit den Worten, die
aus unserem Herzen und Munde hervorgehen, und vergessen wir auch nie,
daß „aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Luk. 6,45)! Besonders
laßt uns da vorsichtig sein, wo wir mit anderen Menschen, die nicht zu
uns gehören, zusammen sind, die, uns womöglich gänzlich unbewußt, auf
unsere Worte hören, wie z. B. in der Straßenbahn oder der Eisenbahn oder
sonst an öffentlichen Orten. Wenn wir uns dort miteinander unterhalten,
so ist es gewiß gut, nicht nur etwa geschäftliche u. a. weltliche
Angelegenheiten zu besprechen oder diese wenigstens in solcher Weise,
daß auf die Mithörenden eine gute Wirkung ausgeübt werde. Ungleich
köstlicher ist es aber, solche Dinge zu besprechen, wodurch, wie uns
selbst, ebenso den unberufen Hörenden „Gnade dargereicht“ wird (Eph.
4,29). Auch wenn wir mit Unbekehrten reden, laßt uns darauf achten, auch
bei weniger wichtigen Gesprächen nicht in den Ton und das Wesen der Welt
zu verfallen (vgl. Röm. 12,2; Eph. 5,4!). Wie beschämend ist es, wenn
Gläubige in weltlicher Umgebung „mit den Wölfen heulend“ oberflächliche
und häßliche Redensarten gebrauchen, ja sogar mit der Welt witzeln, wie
es leider oft vorkommt! Unser Herz ist eben ein böses Ding, geneigt zu
allem Ungöttlichen, wenn nicht durch den Heiligen Geist beherrscht und
von Ihm erfüllt.
Dies ist sehr ernst, und lieber hätte ich dies gar nicht berührt,
sondern noch einmal auf jene beiden köstlichen Bibelstellen hingewiesen.
Aber die Schrift spricht selber so ernst von diesen Zungensünden der
Gläubigen, und wir müssen oft genug beschämt die Notwendigkeit dieser
häufigen Hinweise zugeben, daß wir gut tun, dieses auch zu betrachten
und zu beachten und uns zu beugen und durch das Wort reinigen zu lassen
(Eph. 5,26) von solchen uns etwa noch anhaftenden Untugenden.
Wieviel köstlicher, wenn, wie mir ein Geschichtlein bekannt ist, ein
Mensch sich retten läßt allein infolge des Eindrucks, den ein gehörtes
Gespräch zwischen zwei vor dem Betreffenden gehenden Gläubigen auf ihn
ausübte! Gepriesen sei der HErr, der solche Macht in das menschliche
Wort gelegt hat!
Wie weniges bedarf es, um andere Menschen unsagbar zu segnen, wenn nur
Werkzeuge da sind, die sich brauchen lassen zu Seinem Preis und nach
Seinem Willen - ja, wenn nur freie offene Kanäle da sind, durch die „das
Wort in Gnade“ (Kol. 4,6) fließen kann und in Kraft Heiligen Geistes die
Ohren und Herzen der Hörer erreicht. Das sehen wir an unseren beiden
Stellen und das können wir aus ihnen lernen, wenn es dem HErrn gefällt,
sie uns kostbar zu machen. - Er segne uns Sein Wort also und mache an
uns auch im Sinne dieser beiden Stellen Sein teures Wort wahr: „Auch ihr
zeuget“ - „ihr werdet Meine Zeugen sein“ (Joh. 15,27; Apgesch.
1,8). Gepriesen sei Sein herrlicher Name für und für!
F. K. (z. Zt. b. Militär).
Dieses erwäget!
Phil. 4,8.
Es ist eine feststehende Tatsache, daß alles, was die Seele beschäftigt,
ihr ein Gepräge gibt und wieder an uns zum Ausdruck kommt. Ist es
Christus, so gibt auch Christum uns Gepräge und
Christus kommt zum Ausdruck. Ist es nicht Christus, dann ist es etwas
anderes und das wird auch sichtbar werden. Und mehr, wir werden, wenn
das Herz nicht verhärtet ist, wissen, daß Christus nicht mehr unser Herz
erfüllt, und daß wir verunreinigt sind.
„Dieses erwäget“, sagt der Apostel. Was soll ich erwägen? Die Fehler
meiner Brüder? Die Lieblosigkeit? Die Zwietracht? Das Böse, das wir
überall um uns sehen? Nein, niemals! Sind unsere Gedanken auf diese
Dinge gerichtet, so werden wir bald davon angesteckt sein. Sie drücken
dem Herzen ihr Gepräge auf. Wir verlieren den zarten, heiligen Ton des
Geistes, der gefunden wird bei denen, die sich „reinigen von jeder
Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in
der Furcht Gottes.“1
Dinge, über die man nur sollte „mit Weinen“2
und zerrissenem Herzen sprechen, können dann ohne Scheu leichtfertig zum
Gespräch gemacht werden. Wenn es dahin gekommen ist, dann ist es Zeit,
stille zu stehen, zu erschrecken und Buße zu tun. Böses ist leicht
gefunden, danach brauchen wir nicht zu suchen. Wir alle straucheln oft.3
Es ist eine leichte Sache, das Gemeine vom Köstlichen zu nehmen, aber
nur die Gnade Gottes kann uns befähigen, das Kostbare vom Gemeinen zu
scheiden.4
Es mag viel Unliebliches bei dem Bruder sein, aber das Wort sagt:
„Alles, was lieblich, alles, was wohllautet, wenn es irgend eine Tugend,
wenn es irgend ein Lob gibt, dieses erwäget.“ Kann ich nicht
irgend etwas finden, was wohllautet, nicht irgend etwas,
welches zu loben wäre? O, daß wir die Augen eines Barnabas
hätten, welcher, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, sich
freute.5
Ohne Zweifel sah er manches bei den jungen Gläubigen, was der
Zurechtweisung bedurfte, aber er war mit dem Guten beschäftigt.
Es hat jemand gesagt: „Das Geheimnis des Friedens ist, mit dem Guten
beschäftigt zu sein.“ Darin liegt viel Wahrheit. Für alle, die den
„Frieden suchen und ihm nachjagen“, (und der Heilige Geist bittet uns
durch Petrus, dieses zu tun),6
ist es ein wichtiges Wort.
Leider, ach! ist es manchmal nötig, sich mit Bösem beschäftigen zu
müssen. Wir haben zu tun mit solchen, die „von einem Fehltritt übereilt“
wurden;1
wir sind verpflichtet, betrübende Fragen der Zucht zu behandeln2
- zu „überführen, zu strafen, zu ermahnen mit aller Langmut und Lehre“.3
Aber können wir uns mit der Sünde beschäftigen, ohne uns zu
verunreinigen? Je geistlicher ein Kind Gottes steht, je näher es mit
Gott wandelt, um so mehr wird es dieses fühlen. Nur zwei Dinge sind es,
die in 4. Mose 19 rein waren, die Asche und das Wasser, alles andere
wurde unrein.
Ein reiner Mann hatte die Pflicht, den Unreinen
zu besprengen, aber er selbst wurde unrein, nicht unrein als eine
unreine Person, aber doch unrein. Dies zeigt uns, daß es die Natur, das
Wesen der Sünde ist, zu beflecken.
Finden wir nicht in unserem armen Herzen die traurige Neigung, Böses zu
vermuten, zu untersuchen, nachzuforschen und bekanntzugeben? Ist es
nicht so? Unsere Worte, unser Tun sind Anzeiger unserer Gedanken. Was
beschäftigt meine Gedanken? Gewiß, Treue zum HErrn verpflichtet uns, der
Sünde zu begegnen und mit dem Bösen zu handeln; Treue zueinander
erfordert die Zurechtbringung des Fehlenden und Irrenden. Es kommen
Zeiten, wo wir diese mühsame und Selbstverleugnung fordernde Arbeit zu
tun haben. Aber ich frage: Wenn sie getan ist, sind wir glücklich, frei
davon zu sein? Sind wir fertig mit dem Bösen, und berühren wir es nicht
mehr? Meiden wir es in unserem persönlichen Verkehr wie Pech und Feuer?
„Meide ihn (den Weg der Bösen), überschreite ihn nicht einmal, weiche
davon und geh' vorüber!1
Brüder! Noch einmal wollen wir das Wort vor unsere Seele stellen. Es
sind einfache Worte, aber
vernachlässige sie und du wirst hart, tadelsüchtig, fehlerfindend und
unglücklich sein; beachte sie und du wirst das Geheimnis des Friedens
lernen. Friede und Freude, Auferbauung und Segen werden in deinen Wegen
sein. - „Alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles,
was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgend
eine Tugend und wenn es irgend ein Lob gibt, dieses erwäget!“
C.- K.
6. Jahrbuch (1918/19)
Geleitswort an den Leser:
Eines aber tue ich: Vergessend was dahinten, und mich ausstreckend nach
dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis
der Berufung Gottes nach oben in ChristoJesu.
Phil. 3,14.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 1
Wie ist Römer 11,25-28 zu verstehen: wird ganz Israel selig und
geschieht dies vor oder nach der Entrückung?
Antwort A
Es gibt Segnungen für Israel und Segnungen für die Gemeinde, und das
Wort Gottes zeigt uns deutlich, daß nicht aller Same wahre Israeliten
sind, wie auch nicht alle, die sich Christen nennen, Christen sind und
einst mitentrückt werden. Der ist ein Jude, der es innerlich ist, und
Beschneidung ist die des Herzens, im Geiste, nicht im Buchstaben (Röm.
2,29). In Röm. 9,27 sagt uns Paulus: „Wäre die Zahl der Söhne Israels
wie der Sand des Meeres, nur der Überrest wird errettet werden.“ Von
diesem Überrest, der Christus erkannt hat, lesen wir Röm. 11,5: „Also
ist auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade.“
Auf der Zusammenkunft der Apostel zu Jerusalem wies Jakobus hin auf die
Verheißung des Propheten Amos und sagte: wie Gott einst die Nationen
heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für Seinen Namen, und „nach
diesem will Ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids“
(Apg. 15,14-17). Hieraus sehen wir, daß die Weissagungen von der
Sammlung und Wiederherstellung Israels keine Anwendung auf die Gemeinde
finden können, weil diese zuvor hinaufgenommen werden muß.
Nach der Aufnahme der Gemeinde wird Gott mit Israel wieder anknüpfen
(siehe Matth. 23,39; Röm.
11,25; Luk. 21,24), in allen drei Stellen heißt es „bis“; also erst
die Vollzahl und mit dieser die Entrückung - und dann folgt die Zeit für
Israel.
(Hierzu lies 5. Mose 30,4; Jes. 43,5-7; Hes. 34,11-13; 39,28; Amos 9,15;
Jer. 31,9 u. a. m.)
Aus der Schrift sehen wir, daß Tausende von Juden im Unglauben nach
Jerusalem zurückkehren und dort den Tempel wieder aufbauen, ihre
religiösen Einrichtungen wieder einführen und auch als politischer Staat
wieder Anerkennung finden werden. (Röm. 11,26; Jes. 17,10; 18; 66,1-3;
Offb. 11,1.2 u.a.) Später während der großen Drangsalszeit wird Gott in
einem getreuen jüdischen Überrest ein Zeugnis für Sich auf der Erde
haben; viele werden dieses Zeugnis mit dem Tode besiegeln, aber ein
Überrest wird am Leben bleiben (Dan. 12,1; Offb. 11,3-8; 12,13-17 usw.).
Gott wird das Rufen des jüdischen Überrestes hören und der HErr wird
inmitten Seiner Heiligen, die Er zuvor hinaufnahm, vom Himmel
herniederkommen zum Gericht. (Jud. 14.15; Offb. 19,11-16.19-21.) Nach
Abschluß der weiteren Ereignisse und nachdem auch Moab, Ammon und Edom
und die weiteren östlichen Völker ihr Gericht vom HErrn empfangen haben,
werden die zehn Stämme zurückkehren und in Verbindung mit Juda als
einheitliches Volk Israel unter dem Zepter Davids flehen und so als
ganzes Israel selig werden. (Hes. 37; Röm. 11,26.27; Dan. 12,2.3; Jes.
11,11-13; Matth. 24,31 usw.)
Ph. W. (z. Zt. beim Militär).
Antwort B
Wohl ist von der Errettung von „ganz Israel“ in dieser Stelle die Rede,
aber unter „ganz Israel“ ist ebensowenig jeder einzelne Israelit zu
verstehen, wie unter der „Vollzahl der Nationen“ oder Heiden jeder
einzelne Heide.1
Wohl haben aus diesem Ausdruck einige geschlossen, daß dann jeder
einzelne Jude selig werden würde, d. h. jeder, seit es ein Israel gibt,
also auch die, die unbekehrt, als Feinde Gottes und Seines Gesalbten
dahingeschieden sind. Aber diese Anschauung, die auf der Irrlehre von
der schließlichen Errettung aller Menschen beruht, hat keinen Grund in
der Schrift, sondern es handelt sich darum, daß einst „Israel als
Ganzes“, d. h. in seiner gottgewollten Einheit der zwölf Stämme, von
denen gegenwärtig doch nur zwei bekannt sind, vereint errettet werden
wird, da „die Berufungen Gottes unbereubar sind“. Und zwar ist dieses
nicht die auf dem sinaitischen Gesetz, sondern die auf dem Bunde, den
Jehova mit Abraham schloß, beruhende Berufung (Röm. 9,6ff.). Auf dem
Boden des Gesetzes fehlte Israel völlig und mußte um der Gerechtigkeit
willen verworfen werden, als es den Messias, des Gesetzes Erfüllung,
verwarf, aber zu Abraham ist nichts in bezug auf ein Gesetz gesagt, da
ist alle Berufung allein Gnade ohne Bedingung der Treue seitens des
Volkes. Und wen Er einmal begnadigt, den begnadigt Er. (9,15.) Aber wenn
Er auch des Zwölf-Stämme-Volkes als eines Ganzen Sich in Gnaden annimmt,
so doch nur eines „Überrestes“ aus dem Ganzen (9,27; 11,4! u. a.). Der
„Überrest“ hat in der Schrift eine sehr große Bedeutung - unter
ungezählten Stellen siehe z. B. Sach. 13,8.9! - das darf nicht übersehen
werden! Ein Überrest war auch zur Zeit Jesu da und z. B. in Simeon,
Hanna, Johannes dem Täufer verkörpert. Dennoch wird es sich aber um
„ganz Israel“ handeln, wie es sich jetzt um die „Nationen“ als Ganzes
handelt, „die dem edlen Ölbaum eingepfropft sind“ (V. 24) in der
Zwischenzeit seit Pfingsten, genauer seit Stephanus' Steinigung oder
Cornelius' Bekehrung (Apg. 7 u. 10) bis zur Ankunft des HErrn. In dieser
Zeit ist Israel, d. h. „zu einem Teil“, Verstockung widerfahren. Und
zwar ist dies ein „Geheimnis“ (V. 25), das nur dem Paulus offenbart war
und mit seiner Predigt von der Gemeinde des HErrn zusammenhing, dem
„Leibe“, der auch ein Geheimnis war (Eph. 3,4ff.). Ein Teil Israels ist
verstockt, d. h. der Teil, der zwischen der Verwerfung des Messias und
der Wiedereinpfropfung der natürlichen Zweige (d. i.
zwischen der Verwerfung des Messias und der Wiedereinpfropfung der
natürlichen Zweige (d. i. Israel) liegt. Wenn diese geschieht, müssen
notwendig die in der Zwischenzeit eingepfropften Zweige fortgenommen
sein. Dies ist die Christenheit, die aber als Ganzes auch nicht an der
Güte geblieben ist (V. 22); doch ein Überrest aus ihr sozusagen ist es,
und das ist „die Gemeinde des HErrn, die da ist Sein Leib“ (Eph. 1,23).
Sobald der hinweggenommen ist von der Erde durch das Kommen des HErrn
für die Seinen, mittels der Entrückung (1. Thess.4), dann folgt die
Zeit, in welcher in Verbindung mit furchtbaren Gerichten über die Welt
und einer heiligen Abrechnung mit dem Volke Israel dieses, versammelt in
seine alte Heimat, durch Gottes Güte der allen Verheißungen, die den
Vätern gegeben waren, teilhaftig wird. Damit wird es wieder eingepfropft
in den edlen Ölbaum und den dann lebenden Nationen unter seinem
Messiaskönig Jesus zu unberechenbarem Segen (V. 15!). Von diesen
Gerichten ist das Buch Daniel und die Offenbarung voll, dazu auch Matth.
24 usw. Sie werden Den sehen, in den sie gestochen haben, wenn Er kommt
mit den Wolken des Himmels (Offb. 1,7), und in Ihm wird „die Sonne der
Gerechtigkeit dem Volke Israel erscheinen mit Heilung in ihren Flügeln“
(Mal. 4,2ff.).
Bis zum Kommen des HErrn wird hienieden der Leib des HErrn gesammelt als
„Behausung Gottes im Geist“, in der Juden und Nationen gleicherweise
einen Platz haben ohne gegenseitigen Vorzug. Jeder, der an den Namen des
Herrn Jesus glaubt, ist, ob Jude oder Heide, durch den Geist hinzugetan
zu dieser Gemeinde als Glied (1. Kor. 12,13), als ein lebendiger Stein
dem Hause eingefügt. Und wenn dies Bauwerk, gegründet auf Christus, den
Eckstein (Matth. 16 und 1. Petri 2), vollendet ist, dann kommt der HErr,
Seine Gemeinde, d. i. Seine himmlische Brautgemeinde heimzubringen (1.
Thess. 4), und dann erst beginnt Er, Israel, Seine irdische Braut, zu
sammeln und zu erneuern, die später im Tausendjährigen Reich hienieden
gesehen werden wird. Jetzt ist die Gemeinde hienieden, dann Israel, das
als Ganzes errettet wird an jenem Tage.
F. K. (z. Z. b. M.).
Anmerkung der Schriftleitung
Wir müssen unterscheiden zwischen Juden als Personen und Israel als
Volk. In diesem Kapitel (Röm. 11) finden wir beide. Es wird von einem
Überrest (V. 5) gesprochen, das waren einzelne, ein kleiner Teil des
jüdischen Volkes, welcher in Jesus den Messias erkannte und an Ihn
glaubte. Dann spricht der Apostel in V. 26 von „ganz Israel“1
als einer Gesamtheit, als einem Volke. Als solches wird es an einem
späteren Tage hier auf Erden errettet werden. So unterscheiden wir
zwischen den einzelnen Juden, die heute durch die Gnade Christum
erkennen und errettet werden, und Israel als Volk, welches verstockt ist
und auf dessen Herzen heute noch die Decke liegt (2. Kor. 3,15), das
aber später als zwölfstämmiges Volk zur Buße, Bekehrung und
Wiederherstellung kommen wird.
In bezug auf die Wiederherstellung Israels müssen wir zwei Phasen
(Entwiklungsformen) unterscheiden. Zunächst und erstens die Juden
(nicht „ganz Israel“), die in eigener Kraft aus nationalen und
politischen Beweggründen, aber völlig im Unglauben sich ihrem Lande
zuwenden. Diese „vielen“ werden ihren Tempel bauen und von den Völkern
als Nation anerkannt werden, so daß sie sogar am Schluß einen
Bündnisvertrag mit dem Fürsten des römischen Weltreiches schließen
werden (Dan. 9,27). Den Anfang dieser Dinge sehen wir heute schon. -
Aber dann kommt ein Tag, da Gott Seine Beziehungen zu dem Volke -
zu „ganz Israel“ wieder aufnehmen wird. Und das Resultat wird
sein, daß „ganz Israel“, das zwölfstämmige Volk nicht bloß ins Land,
sondern auch zu seinem
Gott zurückkehrt
und Christus erkennt.
Wann wird dies geschehen? Nach der Entrückung der Gemeinde; nachdem Gott
aus den Nationen Seine Gemeinde herausgenommen hat: Nach diesem
will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die
verfallen ist (Apg. 15,14-16). Dies wird geschehen nach der 70. Woche.
Nachdem Israel durch die Tage „der großen Trübsal“ hindurchgegangen ist
und Gott es gerichtet und geläutert hat, wird am Ende derselben der HErr
zu ihrer Errettung erscheinen. Wie das Volk Buße tun (die nicht
Bußfertigen werden gerichtet) und wie der HErr erscheinen wird, davon
sind die Propheten voll, z. B. Sach. 12,10 - 14,11; Hes. 37,15-28; Jer.
31,31-34 usw. Der HErr wird die Nationen der Erde richten (Matth.
25,31-46), das Tausendjährige Reich aufrichten, und so wird „ganz
Israel“ errettet und ein Segen für alle Geschlechter der Erde werden.
Frage 2
„Warum mußte der Herr Jesus durch Samaria ziehen?“ (Joh. 4,4.)
Antwort A
Diese Stelle, wie die wesensverwandte in Luk. 19,5, läßt uns einen Blick
tun in des HErrn Herz. - Natürlicherweise gab es für Ihn keinen äußeren
Zwang, durch Samaria zu ziehen, um nach Galiläa zu kommen. Und für den
Juden war es sogar höchst unnatürlich, diesen Weg zu wählen. Der strenge
Jude mußte vielmehr auf der anderen Seite des Jordan durch Peräa reisen,
um jegliche Gemeinschaft mit den Samaritern zu vermeiden (vgl. V. 9 u.
a.!).
Warum mußte dann der HErr? Weil Er nie etwas anderes tat, als was Er sah
den Vater tun (Joh. 5,19 u. a.), und weil alles, was Er tat, mit dem
Willen des Vaters in ursächlicher, innerer, geistiger Verbindung stand.
Und da sah Er, wie der Vater die Seelen der Samaritaner zu Ihm, dem Sohn
zog (Joh. 6,37.44!), Er sah die Vorarbeit des Vaters an jenen von den
Juden verachteten Verlorenen, Er sah im Geiste das Weib, mit dem Er
jenes köstliche, evangelistische Gespräch haben würde, Er sah die
Scharen, die durch ihr Wort zu Ihm kommen und um Seines Wortes willen an
Ihn glauben werden, Er sah, daß dem Vater Anbeter gewonnen werden
würden, - Er sah, und darum kam Er. (Wir müssen erst kommen und dann
sehen.) Er sah die ziehende Liebe des Vaters und die Frucht Seiner
künftigen Arbeit, Er sah „die Felder weiß zur Ernte“ (V. 35), darum
mußte Er kommen! Liebreicher, herrlicher Heiland! So mußtest Du, durch
Gottes Liebe gesandt und durch Deine Liebe getrieben, auch kommen auf
diese Erde, uns zu erlösen. Du mußtest, obwohl Du wußtest, was Deiner
wartete. (Vgl. Luk. 24,7.26.46; Matth. 16,21; Joh. 3,14 u. a.)
Hochgelobt sei Dein Name!
Er mußte! Ob Er, unser Gott, gegenwärtig nicht vieles tut, weil Er es
tun muß im Hinblick auf ewige Segnungen für Verlorene und für die
Seinen? Sollten wir nicht diesen Krieg mit allem Schweren, was er uns
bringt, auch in diesem Lichte ansehen? Gott muß uns so führen, weil auf
diesem Wege, dem für uns so beschwerlichen, Segensschätze für uns
enthalten sind wie auf keinem anderen bequemeren, und weil auf diese
ernste Weise mehr Seelen zu Ihm gezogen werden, als je auf einem
anderen. „Wenn es nötig ist“, so sagt uns auch 1. Petri 1,6; und so ist
es: Gott muß! und ungeahnter Segen ist schon unser Teil auf diese Weise
geworden!
Noch manches mag uns dies göttliche „Mußte“ lehren, so auch, daß wir
möchten so aufmerksam auf
die Winke des Geistes sein, daß wir dies und das tun müssen, was
vielleicht anderen verkehrt zu sein scheint - nur, damit Er
Segnungen vermitteln kann, die sonst ausbleiben würden (vgl. Joh.
11,6.14.15!).
Forschen wir weiter auf solchen Linien der Liebe unseres Gottes und
Heilandes, tauchen wir uns dort tief hinein! Wahre Anbetung wird die
Folge sein - und die ist Er wert in Ewigkeit!
F. K. (z. Zt. beim Militär).
Anmerkung der Schriftleitung
Der gewöhnliche Weg von Judäa nach Galiläa ging nicht durch Samaria - es
mochte ein kürzerer Weg sein, aber ein Jude ging ihn nicht. Samaria
stand außerhalb der jüdischen Verheißungen. Zwar behaupteten die
Samariter, Anteil an den Verheißungen zu haben; den Juden aber war dies
ein Ärgernis, sie verachteten sie. Sie sagten zu Jesus: „Du bist ein
Samariter und hast einen Dämon.“
Was veranlaßte den HErrn, daß „Er mußte aber“ durch Samaria reisen? Was
sagt die Schrift: „Als der HErr erkannte, daß die Pharisäer gehört
hatten, ... verließ Er Judäa (V. 1-3). Er ging ihnen aus dem Wege. Er
wollte nicht mit ihnen streiten. „Er wird nicht streiten“, so hatte Gott
Seinen Knecht, an dem Seine Seele Wohlgefallen hatte, beschrieben
(Matth. 12,19). Und nach dem Bilde des großen Meisters schreibt Paulus
an Timotheus: „Ein Knecht des HErrn aber soll nicht streiten usw.“ (2.
Tim. 2,24). Die Pharisäer wollten Ihn umbringen (Matth. 12,14). Was tut
Er? Nichts, Er geht einen Schritt weiter und setzt Seinen Dienst der
Gnade fort.
So scheint es auch hier zu sein. Er geht ihnen aus dem Wege. Aber das
„Muß“ der Liebe und des Erbarmens nötigt Ihn, durch Samaria zu reisen.
Dorthin, wo die Durstigen ihren Durst aus der „Quelle Jakobs“ zu stillen
suchten, dorthin muß Er, um ihnen „das Wasser des Lebens“ zu bringen. Er
mußte durch Samaria reisen, um die Grenzen für die Gnade aufzuheben und
dürstende Seelen von „Jakobs Quelle“ zum „lebendigen Wasser“ zu führen.
Mit ein paar Worten (Joh. 4,21-24) durchstreicht Er den ganzen jüdischen
Kultus, alles, was mit Jerusalem, dem Tempel usw. verbunden war, und
verkündigt, daß ein neuer Tag der Gnade angebrochen, an dem Gott in
Geist und Wahrheit angebetet wird. Um dies ans Licht zu bringen, glauben
wir, „mußte“ Er auch durch Samaria reisen.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Furcht, Sorge und Hoffnung.
Luk. 12,4-7.22-24.
Der Herr Jesus tut dreierlei in diesem Abschnitt: Er beseitigt die
Furcht, Er nimmt die Sorge weg, und Er gibt eine lebendige Hoffnung ins
Herz.
Die Art und Weise, wie der HErr die Furcht beseitigt, ist sehr
lehrreich. In V. 4 sagt Er: „Ich aber sage euch, meinen Freunden:
Fürchtet euch nicht!“, und weiter V. 7: „Selbst die Haare eures Hauptes
sind alle gezählt“. So viel Aufmerksamkeit, wie der HErr uns erzeigt,
kann selbst eine Mutter nicht ihrem Kinde erweisen. Oder hast du je
gesehen, daß eine Mutter die Haare ihres Lieblings zählte? Er aber trägt
uns in den Armen Seiner Macht mit einer immerwährenden Liebe. Seine
Sorge um uns geht bis ins kleinste: „Selbst die Haare unseres Hauptes
sind alle gezählt“. Welche Aufmerksamkeit, welche Sorge und Liebe!
Möchten wir mehr erkennen, wie unvergleichlich groß Gottes Liebe zu uns
ist. Er kann uns nicht mehr und kann uns nicht weniger
lieben, als wie Er uns liebt. Seine Liebe ist vollkommen! Weißt du, daß
du von Ihm mit einer solchen vollkommenen, nie endenden Liebe geliebt
bist? Weißt du, daß du ein Freund Christi bist und daß Er dich Seinen
Freund nennt? Zu einem Freunde ist man freundlich; und Er erweist
uns Seine Freundlichkeit. Gewiß, Er ist auch unser Freund - aber hier
wird uns mehr gesagt; wir sind Seine Freunde.1
Er ist nicht nur mein Freund, sondern ich bin auch Sein Freund. Präge es
tief in dein Herz! Wir sind Seine Freunde! Kannst du noch Furcht haben?
Sein Freund zu sein beseitigt alle Furcht. Und um was dreht sich
meistens unsere Furcht? Ist es nicht um den Leib? Er aber sagt:
„Fürchtet euch nun nicht!“ Laßt uns deshalb statt Furcht Glauben zu Ihm
haben!
Sodann nimmt Er die Sorge weg (V. 22.30.32). Und wie nimmt Er die
Sorge weg? Er zeigt uns den Vater! Wir mögen erlöst sein und doch nichts
wissen von der Verwandtschaft, die zwischen Gott und uns besteht. Jemand
mag die Vergebung der Sünden haben und aus Gnaden gerettet sein und dann
dabei stehen bleiben, so daß er nichts kennt von der Verwandtschaft, die
der Glaube verwirklicht. Wir kommen entweder durch Adoption oder durch
Geburt in eine Familie. In Gottes Familie sind wir hineingeboren. Nach
Seinem eigenen Willen haben wir den Platz als Kinder Gottes empfangen.
Und weil wir Kinder sind, hat Er uns den Geist Seines Sohnes gegeben.
Wir dürfen gen Himmel schauen und „Abba, Vater!“ sagen. Wie redest du
Gott an? Nennst du Ihn den „ Allmächtigen“ oder „Jehova“ oder „ Vater“?
Wenn du Ihn als Vater anredest, so zeigt das, daß du den Heiligen
Geist empfangen, in welchem du „Abba, Vater!“ rufst. Wohl können wir die
Stellung als Kind nicht verlieren, aber durch Ungehorsam können wir die
Gemeinschaft verscherzen. Wir sind geheiligt, abgesondert zum Gehorsam,
wie Christus gehorsam war. Gehorsam ist die Grundbedingung für den Genuß
der Gemeinschaft mit dem HErrn. Wie kommt es nun, daß Kinder Gottes oft
so viele Sorgen haben? Daher, weil sie wohl wissen, daß sie einen Vater
haben, aber Sein Herz nicht kennen. Sie blicken immer wieder auf
Menschen und fühlen sich von ihnen abhängig, aber wer sich von Gott
abhängig weiß, der ist unabhängig von Menschen. Wenn wir des Vaters Herz
und Liebe kennen, so haben wir keine Sorgen mehr, sondern unumschränktes
Vertrauen zu Seiner unumschränkten Liebe.
Gebet ist der Ausdruck unserer Abhängigkeit von Gott. Dies wird uns so
köstlich in dem Worte gesagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem
lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund
werden!“1
Wir können nicht des Vaters Herz kennen und dabei Sorgen haben; das ist
unmöglich, wenn wir Seine Liebe kennen, die sich nicht vermehren noch
vermindern kann. Du sorgende Seele, du hast einen Vater im Himmel!
Schwinge dich auf zu Ihm; rufe: „Abba, Vater!“ Bist du ein Kind Gottes,
so kannst du täglich sagen: Ich weiß, mein Vater sorgt für mich, ich bin
eines Seiner geliebten Kinder. Komme was da will, ich falle in die Arme
meines Vaters. Wie auch der Sturm tobt und das Schiff schwankt, ich bin
geborgen in den Armen meines Vaters im Himmel. So nimmt der HErr Furcht
und Sorge von unserem Herzen. Er nimmt uns die Furcht, indem Er uns zu
Seinen Freunden macht - und die Sorge, indem Er uns den Vater zeigt.
Seinen Freunden macht - und die Sorge, indem Er uns den Vater zeigt.
Weiter gibt der HErr uns eine köstliche Hoffnung in das Herz (V.
36). Drei Dinge finden wir hier, welche Er im Herzen bewirkt: Ihn zu
erwarten, Seinetwegen zu wachen und für Ihn zu arbeiten.
Wenn du auf Ihn wartest, laß mich fragen: Wie wartest du auf Ihn?
Wartest du so wie die Knechte in diesen Versen? Er Selbst ist es, der in
Person wiederkommt.1
Erwartest du den HErrn, ehe der Tag endet? Wenn es so ist, dann wartest
du von Herzen auf Ihn Selbst; wenn nicht, so glaubst du nur der Lehre
von Seiner Wiederkunft, aber dein Herz wartet nicht auf Ihn Selbst. Der
HErr spricht hier nicht von den Dingen und Ereignissen, welche geschehen
sollen, sondern von Seiner Wiederkunft in Person. Wartest du auf Ihn wie
die Gläubigen in Thessalonich?2
Sie erwarteten nicht ein Ereignis, das geschehen sollte, sondern Ihn,
den Sohn, aus den Himmeln. Gingen sie zu Bett, so erwarteten sie Ihn in
der Nacht, und standen sie auf, so erwarteten sie Ihn am Tage. Wenn du
nicht so auf Ihn wartest, so wartest du nicht auf Ihn, du glaubst nur an
eine Lehre. Wie oft sind wir vielmehr mit dem Ereignis Seiner
Wiederkunft und den großen Vorgängen, die dann stattfinden werden,
beschäftigt, als damit, daß Er Selbst in Person wiederkommt. Aber für
das Herz, das Ihn liebt, ist Er - Sein persönliches Kommen - mehr als
alle Ereignisse. Was wir so nötig haben, ist, daß unsere Liebe, unser
Herz zu Ihm Selbst zurückgeführt wird. Wenn Paulus in Seinem Briefe von
dem unverweslichen Erbteil und unserer Seligkeit spricht, so sagt er:
„ihr frohlocket“, wenn er aber von Ihm spricht - der Offenbarwerdung des
Herrn Jesus Christus - so wallt sein Herz über, und er sagt: „mit
unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlocket ihr“.3
Keine Worte können das beschreiben. Persönlich stieg Er einst hinauf -
persönlich kommt Er herab. Liebe ich Ihn, so sind nicht die Ereignisse
mir das Größte, sondern Er Selbst, dann heißt es weniger in meiner
Seele: Sein Kommen ist nahe, sondern vielmehr: Er Selbst - der HErr
ist nahe.
Sein Wunsch ist, daß wir Ihn erwarten möchten. Auf dem letzten
Blatt der Bibel stellt Er siebenmal Seine eigene Person vor die Herzen
der Seinigen.1
Redet das keine Sprache zu unserem Herzen? Mahnt es uns nicht
eindringlich, persönlich in unserem Umgang, Handel und Wandel jenen
Knechten zu gleichen, die auf ihren Herrn warten? Es ist unser heiliges
und gesegnetes Teil zu jeder Zeit, beim Aufstehen oder Niederlegen,
unseren HErrn zu erwarten. Es gibt nichts Besseres, was uns an diesem
Abend geschehen könnte, als daß der HErr vom Himmel käme. Das ist die
gesegnete, frohe und lautere Hoffnung, die vor uns steht.
Eine Lehre allein berührt weder das Herz noch das Leben, aber die Person
des HErrn beeinflußt uns bis ins kleinste.
Ein Herz, das dem HErrn anhängt, wartet nicht nur auf Ihn, sondern steht
auch wachend und wirkend für Ihn da. Sind wir solche wie die, die auf
dem Wachtturm stehen?1
Sind wir Wachende in der Nacht? Wachend über jedes Wort Seines Mundes?
Wachend in den Anläufen des Feindes? Wachend, bereit zu sein, wenn der
glänzende Morgenstern erscheint? Der Morgenstern ist für die Gemeinde.
Die Sonne erwartet Israel.2
Wir warten auf den Morgenstern, der vor dem Aufgang der Sonne
erscheint. Möchte Er uns wachend finden und nicht schlafend oder lau
oder in Verkehr mit Bösem.
Und nicht allein dieses. Er will auch Werke der Liebe finden,
wenn Er kommt. Das ist dem HErrn keine Freude, wenn du mit
eingeschlagenen Armen dasitzt und sagst: Ich warte und wache. Wenn du
mit Verlorenen zusammen sein kannst, ohne dich zu bemühen, sie zu
retten, so hat der HErr kein Gefallen an dir und so handelst du nicht
wie einst Paulus. Wo er nur ein Ohr fand, da war er bereit,
ihnen zu sagen, was der HErr für ihn getan hatte. Wir können nicht alle
predigen, aber jeder hat seine Aufgabe. Wenn wir jemand liebhaben, so
achten wir auf die Gelegenheit, ihm einen Dienst der Liebe zu erweisen.
Wer ein Herz für den HErrn hat, wird ohne Schwierigkeit etwas für Ihn zu
tun finden. Wenn du zu Seinen Füßen sitzt, auf Seinen Arm dich stützt
und dein Haupt an Seine Brust lehnst, wirst du bald herausfinden, was Er
will, daß du für Ihn tun sollst. Da sind Jung-Bekehrte, sie bedürfen in
der Wahrheit befestigt und gegründet zu werden; da sind Sünder, ihnen
muß vom Heiland erzählt werden; da sind bekümmerte Seelen, jeder sollte
fähig sein, zu ihnen zu sprechen. Erzähle ihnen, wo und wie du Vergebung
der Sünden empfingest und ge-
rettet wurdest, und sage ihnen, wie sie es erlangen können. Wenn du ein
Herz für Christum hast, weil Er deine Furcht hinweggenommen, deine Sorge
vertrieben und eine lebendige Hoffnung dir ins Herz gegeben hat, so
wirst du gehorsam auf Ihn warten, in Liebe um Seinetwillen wachen und in
Hingabe für Ihn wirken, bis Er kommt.
Möge der HErr auch diese Zeilen dazu dienen lassen. daß Er uns immer
mehr kostbar werde zum Preise Seines Namens!
Das Brot Gottes.
Ev. Joh. 6.
In dem Leben unseres herrlichen Herrn Jesus ist jeder noch so kleine
Umstand bemerkenswert und hat denen etwas zu sagen, die Ihn lieben und
denen daran liegt, in Seiner Gnade und Erkenntnis zu wachsen (2. Petri
3,18).
Wohl sollte Er nach dem prophetischen Wort „Nazarener“ genannt werden
(vergl. Matth. 2,23), und darum wohnten Seine irdischen Eltern daselbst,
nachdem sie offenbar durch göttliche Weissagung dorthin gezogen waren
(V. 22). So köstlich aber auch die Verbindungen sind, die sich zwischen
Ihm und Seinem dortigen Heimatsdorf finden lassen - war Er doch das
„Gute“, das aus Nazareth kommen konnte! (Joh. 1,46) - so war
dessenungeachtet Sein Geburtsort das unscheinbare Bethlehem. War diesem
auch „das Geringste unter den Töchtern Judas“ - nach der babylonischen
Gefangenschaft fanden sich unter Esra nur 123 Mann dorthin zurück (Esra
1,21), es wird also auch zur Zeit der Geburt Christi nicht groß gewesen
sein! -, so ging doch aus ihm hervor Der, der Herrscher sein sollte in
Israel (Micha 5,1). Und zwar war diese Seine leibliche Geburt gerade in
Bethlehem ein Wunder und muß es für jeden Gläubigen sein. Doch so war es
bestimmt, und so traf es ein: nicht einen Tag früher durfte der Sohn des
Menschen in die Welt kommen, „geboren von einem Weibe“, als bis „die
Zeit erfüllt war“, und zwar so genau, daß Maria erst auf Bethlehems
Fluren angelangt sein mußte (Luk. 2,6), ehe die gesegnete Menschwerdung
des Sohnes geschah. Dort „wurde das Wort Fleisch“!
Gerade in Bethlehem! Was heißt dieses Wort? Beth-Lechem bedeutet „Haus
des Brotes“, und hier sehen wir eine Linie hinüber zu dem so köstlichen
6. Kapitel des Johannesevangeliums. In dem „Haus des Brotes“ ward Der
geboren, der „das Brot Gottes“ ist und dem alle die verschiedenen
Ausdrücke jenes Kapitels gelten; sie sind die Charakteristik Dessen, der
zu Hause war im „Hause des Brotes“, das ist im Himmel selbst! Lies das
Kapitel, teurer Bruder, teure Schwester, mit dem innigen Gebet, daß dir
durch Gnade jene Ausdrücke in ihren verschiedenen Bedeutungen und
Beziehungen möchten offenbar und wertvoll werden. Er ist „das
wahrhaftige Brot aus dem Himmel“ (V. 32), „das Brot
Gottes (V. 33), „das Brot des Lebens“ (V. 35), „das Brot, das aus dem
Himmel herniedergekommen ist“ (V. 41), „das lebendige Brot“ (V. 51); und
schließlich spricht der HErr noch in Beziehung auf die
Lebensgemeinschaft mit Ihm - vom Abendmahl ist dort nicht die Rede! -
von dem Brot, das Er geben werde (V. 51).
Was ist uns nun „dieses Brot“ (V. 34.51.58)? Ist es uns wertvoll? Möchte
es uns wenigstens so wertvoll sein wie den Juden das Manna, von dem es
heißt: „Brot aus dem Himmel gab Er ihnen zu essen“ (V. 31 nach Neh.
9,15; vergl. 2. Mose 16!). Es ward ihnen als tägliche, frische,
unveraltete Nahrung gegeben und ist uns somit ein wunderbares Vorbild
auf das Brot Gottes, Christus.
In diesen Jahren haben wir so recht die Bedeutung des Brotes als der
nötigsten leiblichen Nahrung kennen gelernt, wir haben uns aber
„begnügen müssen mit dem, was da war“, und oft hat es dem einen und
anderen knapp geschienen, und gern hätte mancher viel Geld ausgegeben,
wenn er nur die Möglichkeit gehabt hätte zum Kauf des kostbarsten
Lebensmittels - des Mittels zum Leben! - aber er hatte keine, da ihm die
so notwendigen kleinen Kärtchen oder Marken fehlten! So ist der Erwerb
des hauptsächlichsten Mittels zum Leben erschwert, und um so kostbarer
wurde und wird es uns. Aber, Bruder, Schwester, dein Leben aus Gott
bedarf auch des „Mittels zum Leben“, d. h. deine Seele bedarf der
Nahrung, und zwar nicht minder nötig als dein Leib, nur daß sie
bescheidener zu sein scheint als der Leib, der oft sehr vernehmlich sein
Recht fordert! Aber sie scheint nur so. Sie darbt womöglich noch mehr
als der Leib. Die geistigen und geistlichen Bedürfnisse sind von
größerer Bedeutung als die meisten ahnen. Hätte z. B. Petrus sich nähren
lassen von dem „Brot Gottes“, das aus Gottes Munde ihm gegeben wurde,
indem der Herr Jesus ihn warnte vor Selbstvertrauen, so hätte er den
HErrn, wenn schon, so doch wenigstens nicht so hartnäckig verleugnet.
Aber wir glauben zu leicht, daß der Mensch „vom Brot allein“ lebt, d. h.
vom irdischen Brot allein, statt auch „von jeglichem Wort, das durch den
Mund Gottes geht“ (Luk. 4,4). - Geliebte, lassen wir doch ja unsere
Seele nicht darben! Das bestraft sich oft zu bitter, unser inneres Leben
geht dabei zurück, und wir verhungern sozusagen geistlicherweise. Wir
können dann auch kein Segen sein für unsere Umgebung; darbende Christen,
deren geistiges Leben verhungert aussieht, sind kein Zeugnis für Jesum,
sie machen den Sündern keinen Mut, sich an Ihn zu wenden, um bei Ihm
ihren Hunger und Durst nach Leben und Frieden gestillt zu bekommen. Und
gelingt es schon nicht, im leiblichen Leben die Umgebung auf die Dauer
darüber hinwegzutäuschen, daß man hungert und unter der Kleidung immer
magerer wird, so erst recht nicht im geistigen.
Geliebte, um uns von dem Brot Gottes zu nähren, zu sättigen, bedürfen
wir keiner Geldmittel, aber ebenso auch nicht der Brotmarken, d. h. der
obrigkeitlichen Erlaubnisscheine, uns soviel wie möglich von Ihm zu
nähren! Bedenken wir dieses sorgfältig! Genießen wir Christum! Wir haben
Ihn in Seinem kostbaren Wort. Das fleischgewordene Wort und das
geschriebene Wort gehen zusammen. Geistige Gemeinschaft mit diesem führt
uns in die innere Gemeinschaft mit jenem, mit Ihm Selbst. Freilich, so
wie jede irdische Nahrung verarbeitet werden muß, so werden wir auch
erst durch das Tun Seines Wortes aus Gnaden gesegnete Leute (Jak. 1,22).
Aber die Hauptsache ist das Essen. Betrachtet Christum im Worte! Mir
scheint das Bibelstudium seinen Zweck zu verfehlen, welches nicht zuerst
und zuletzt Christum Selbst, den Sohn Gottes und den Sohn des Menschen,
und dann Seine Hauptinteressen, Seinen Leib, Seine Gemeinde, Sein Haus
usw., aber zuerst und in allem überall Ihn Selbst zu finden strebt,
wobei durch den Geist der also Forschende in das Bild des Christus
verwandelt wird (2. Kor. 3,18). Suche Ihn Selbst! Sein Wort ist die
getreueste Darstellung Seines Wesens, und je mehr du Ihn findest und
genießest, desto mehr wird der Vater verherrlicht, desto
Wesens, und je mehr du Ihn findest und genießest, desto mehr wird der
Vater verherrlicht, desto größeren Gewinn hast du für dein geistiges
Leben und desto gesegneter wirst du sein für andere, denn alle Segnungen
haben ihren Grund und ihr Ziel nur in Ihm. Es gibt keine wahre Heiligung
ohne das Genießen des Christus. Heiligung des alten Menschen, des
Fleisches ist keine biblische Heiligung. Diese ist Losgelöstsein von
sich selbst, vom Menschen, von irdischen Gedanken, von fleischlicher
Religion usw. und Leben durch Ihn und für Ihn, so wie Er gesagt hat
(Joh. 6,57). Es wird viel von Heiligung geredet, die kaum mehr ist als
eine Mischung von Selbstheiligung, Gesetz und biblischer Heiligung. Eine
Heiligung ohne Gehorsam gegen Sein ganzes Wort, d. i. gegen Ihn, ist, so
gut sie auch gemeint ist und so schöne Gefühle sie auch gibt,
Einbildung, denn sie ist nicht die Wirkung des lebendigen Brotes Gottes.
Dies bewirkt gesundes Leben Gott gemäß, d. i. Seinem Worte gemäß; es ist
eine Heiligung, bei der das Brot Gottes in Seinen Lebenswirkungen in die
Erscheinung tritt, und das ist Er Selbst, Er, der nie mit Seinem Worte
in Widerspruch ist. Seien wir auf der Hut, Geliebte! Suchen wir Jesum,
Ihn allein, und zwar da, wo Er ist und indem wir Seine Gedanken, Seine
Interessen zu den unseren machen! Nähren wir uns von Ihm, Sein Wille sei
unsere Lust, und - ewige Segnungen sind unser Teil, während Er hienieden
durch uns verherrlicht wird.
Warum war vielen Hörern „diese Rede hart“ (V. 60)? Diese kostbaren Worte
vom „Brot des Lebens“ hart? Weil sie beim Überschlagen der Kosten im
Herzen merkten, daß sie sich nicht von „diesem Brote“ nähren könnten,
ohne fertig zu seinmit der Gesetzes-Religion des Fleisches, und der
Preis war Ihnen zu hoch, der Weg zu schwer! Und dir und uns allen, die
wir dies lesen?
Ach, möchten wir uns nähren von Dem, der aus dem „Brothaus“ kam, uns
völlig zu sättigen mit Sich Selbst und Seiner Herrlichkeit! Möchten wir
sprechen und durch unser Tun bezeugen, was Petrus als der Mund der
echten Jünger Jesu auf Seine Frage: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“
Antwortete:
„HErr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen
Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, daß Du der Heilige Gottes
bist!“ (V. 67-69.) Gepriesen sei Sein herrlicher Name für und für!
F. K. (b. M.).
„Der Gastfreundschaft vergesset nicht ...“
Hebr. 13,2.
Wenn es nötig war, den Hebräern zu schreiben und sie zu ermahnen, der
Gastfreundschaft nicht zu vergessen, wieviel mehr haben wir nötig, in
dieser ernsten und bedrängten Zeit uns das Wort ins Gedächtnis zu rufen.
Der HErr kennt uns, Er weiß, was für vergeßliche Hörer wir sind und wie
leicht wir vergessen, dem Worte zu folgen, besonders wenn es uns
unbequem ist oder gar Opfer erfordert. Deshalb erinnert Er uns, der
Gastfreundschaft nicht zu vergessen. Er will nicht, daß wir den Segen
derselben verlieren, „denn durch dieselbe haben etliche ohne ihr Wissen
Engel beherbergt“. Dies Wort allein sollte schon genügen, der
Gastfreundschaft nicht zu vergessen. Es ist nicht nötig zu wissen, ob es
der Mühe wert ist, diesem oder jenem, der uns vielleicht gering
erscheint, Gastfreundschaft zu erweisen. Schickt der HErr ihn uns ins
Haus, so sollen wir auch um des HErrn willen gastfrei sein, dann werden
wir auch den Segen der Gastfreundschaft empfangen, denn ohne ihr Wissen
haben etliche Engel beherbergt. Vielleicht hat der HErr dir einen Gast
ins Haus geschickt, vielleicht war es einer der „Geringsten“ der Herde
Christi, aber du dachtest nicht daran, ihn zu speisen; du wünschtest, er
möge bald die Tür von draußen schließen. Vielleicht hattest du selber
Mangel, oder deine Zeit war kostbar. Er hielt dich auf - und du
vergaßest der Gastfreundschaft, und in der Herrlichkeit mußt du
erkennen, welch ein Segen dir verloren ging. Gott hatte dir den Bruder
gesandt, um dein Haus durch Gastfreundschaft zu segnen - Engel hättest
du beherbergt - aber - du vergaßest!
1. Petri 4,9
heißt es: „Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren.“ Welch ernste
Mahnung für uns in dieser Kriegszeit! Wir wissen oft selber nicht, was
wir essen und trinken sollen, und sind so leicht geneigt, schon zu
murren, daß unser Tisch so schmal gedeckt ist - und dann noch Gäste zu
Tisch haben und nicht murren? Wird uns da nicht zu viel zugemutet? In
Petri Tagen war kein solcher Hungerkrieg. Muß man dann dies Wort auch in
der Jetztzeit auf sich anwenden? Jawohl, Geliebte! Gottes Wort in seiner
Kraft steht fest zu allen Zeiten - gepriesen sei Er! -, denn das
gilt auch von dem Worte: „ Euer Vater aber weiß ...“ (Matth. 6,32). Wie
ermahnt uns deshalb der HErr: „Ohne Murren!“
Gastfreundschaft mit Murren verherrlicht Ihn nicht und bringt uns
keinen Segen. Aus eigener Kraft würde es in dieser Kriegszeit schwer
sein, gastfrei zu sein ohne Murren, aber im Aufblick zu Ihm, aus Liebe
zu unserem HErrn, der nie einen Menschen, der zu ihm kam, hungernd
entließ (vgl. Mark. 8,1-10! Wie übte Er Gastfreundschaft!), wird es uns
zu einer tiefen Freude werden, Gotteskindern Gastfreundschaft zu
erzeigen.
Man möchte sagen: „Geschwister, die Geld und Gut haben und denen es
somit auch im Kriege noch verhältnismäßig leicht gemacht ist, können
wohl gastfrei sein ohne Murren; wer aber nichts hat als eine große
Familie und die eigenen Kinder kaum satt machen kann, oder wo vielleicht
durch Krankheit das kleine Vermögen aufgezehrt ist, solche könne das
Wort nicht treffen, gastfrei zu sein ohne Murren.“ Aber das Wort Gottes
sagt einfach: „Seid gastfrei ohne Murren.“ Davon ist kein Kind Gottes
ausgeschlossen. Aber du sollst es nicht sein über Vermögen. Du sollst
nicht denken, du müßtest deinem Gäste etwas ganz Besonderes an Speise
vorsetzen. Nein, gewiß nicht! Jeder nach dem er von Gott empfangen hat.
Die Liebe Christi wird geben, was sie besitzt. Hast du Überfluß, laß
deine Gäste daran teilhaben; hast du Mangel, so teile von deinem Mangel
ohne Murren. Der HErr wird dir vergelten.
Röm. 12,13
wird uns gesagt: „An den Bedürfnissen der Heiligen nehmet teil, nach
Gastfreundschaft trachtet.“ Dieses Wort ist wohl das größte der
Ermahnungen, die wir betrachten. Die Bedürfnisse der Heiligen und die
Gastfreundschaft sind in dieser Stelle zusammengeschlossen. Geschwister,
kennt Gott uns als solche, die an den Bedürfnissen der Heiligen
teilnehmen und die danach trachten, Gastfreundschaft auszuüben mitten in
den schwierigsten Umständen dieser Zeit? An den Bedürfnissen der
Heiligen teilnehmen heißt nicht, freundliche, teilnehmende Worte sagen,
das sollen wir sicher tun, sondern das heißt, praktisch eingreifen und,
soweit es bei uns steht, in den Bedürfnissen Hilfe leisten. Möchten wir
lernen, es in „Einfalt“, „Bereitwilligkeit“ und „Freigebigkeit“ zu tun
(Röm. 12,8).
Bruder, Schwester! Trachten wir in diesen bedrängten Tagen
danach, Gastfreundschaft zu betätigen? Das ist mehr als gastfrei zu sein
ohne Murren. Uns selbst Gäste um des HErrn willen ins Haus zu bitten ist
mehr als Gäste, die der HErr uns sendet, ohne Murren aufzunehmen. Die
Vereinsamten, die Witwen, die Waisen, die Lazarusse, die unter Kummer
oder Sorgen Niedergebeugten, die, die der HErr dir aufs Herz gelegt,
lade sie in dein Haus, und soweit du es
vermagst, erquicke und stärke sie, stille mit dem, was der HErr dir
anvertraut hat, ihre Bedürfnisse nach Leib und Seele (vergl.
Luk. 14,12-14).
Und wenn unerwartet Geschwister von auswärts kommen? Ja, ist das nicht
eine besondere, eine goldene Gelegenheit, praktisch das Wort des HErrn
verwirklichen zu können: nach Gastfreundschaft trachtend? Aber da
steigen Gedanken im Herzen auf: Nachtbesuch kostet Wäsche - woher Seife
nehmen in der Kriegszeit? - es gehl nicht - gern würde ich meine Zimmer
bereitstellen - aber die Zeiten sind zu schlecht - und- du machst
es vielleicht so, wie es in einer Gemeinschaft geschah, als unerwartet
ein auswärtiger, in der Arbeit des HErrn stehender Bruder in die
Versammlung kam: Am Schluß der Versammlung hielten sich einige ängstlich
von dem Bruder fern, um ihn nicht einladen zu müssen. Man wartete, bis
andere es getan, und sagte dann erleichtert: „Wir hatten schon Sorge,
den Bruder aufnehmen zu müssen.“ Alsdann ging man und begrüßte den
Bruder mit herzlichen Worten. Liebe Geschwister, das ist ein trauriges
Bild vom Trachten nach Gastfreundschaft. Solche trachten nicht danach.
Gewiß sind nicht alle in gleicher Lage, Nachtherberge bereiten zu
können. Aber die, welche es können, sollten ihr Vorrecht höher
schätzen und die Gnade erkennen, mit der Gott sie gesegnet hat. Von
der Lydia laßt uns lernen (Apgesch. 16,15). Sie nahm die Brüder, die am
Worte dienten, in ihr Haus auf, ja, sie trachtete nach Gastfreundschaft,
denn sie nötigte sie, in ihr Haus einzukehren. Wie auch die Verhältnisse
sein mögen, an den Bedürfnissen der Heiligen kann jedes Kind Gottes
teilnehmen und ebenso nach Gastfreundschaft trachten. Möge der HErr den
Wunsch in unseren Herzen lebendig machen, auch in dieser Zeit des
Mangels nach Gastfreundschaft zu trachten und an den Bedürfnissen der
Heiligen teilzunehmen, auf daß der HErr auch hierin verherrlicht werde.
Nun möchte ich noch einige Worte der Schrift anführen, welche die drei
Punkte unserer Betrachtung noch weiter beleuchten und uns zur
Gastfreundschaft ermutigen.
1. Tim. 3,2
und Tit. 1,8 wird uns gesagt, was einen Bruder, der einen
Aufseherdienst ausüben will, kennzeichnen soll. Neben den Dingen, die da
angeführt werden, wird die Gastfreiheit genannt. Und weiter wird 1.
Tim. 5,10 gesagt, daß Witwen nur dann in die Gemeindelisten
eingetragen werden sollten, wenn sie gewisse Kennzeichen eines
gottseligen Lebens trugen, und wieder finden wir: „... wenn sie Fremde
beherbergt hat.“ Wenn Gott Gastfreundschaft zu einem Prüfstein unseres
Lebens gemacht hat, sagt uns das nicht deutlich, wie hoch Gott sie
bewertet? Wie sind doch Seine Augen auf unser Leben gerichtet! Liegt
in diesen Worten keine Ermutigung, gastfrei zu sein?
Bruder! Es lohnt sich, die beiden obigen Stellen genau anzusehen. Es ist
nicht genug, „lehrfähig“ zu sein und „mit der gesunden Lehre“ ermuntern
zu können - alle diese Dinge wünscht der HErr in deinem Leben zu finden.
Und, gelieble, betagte Witwe, hat Seine Gnade diese Dienste in 1. Tim.
5,10 in deinem Leben vollbringen können? Glückliches Leben, in welchem
die Marksteine Seines Wohlgefallens gefunden werden! Teure Schwester,
welche köstliche Aufgabe ist dir für die kurze Zeit deines Erdenwallens
geworden! Sieh' dir in diesem Verse das schöne Gebiet des
Schwesterndieses an. Zwar findest du kein Wort von Lehren und von
Evangelisieren, aber du findest die Dinge genannt, die Gott
in dem Leben der Schwestern zu finden wünscht. Kaufe deine Zeit aus,
nimm dich der Kleinen an, beherberge, wasche der Heiligen Füße, leiste
den Bedrängten Hilfe, gehe dem guten Werke nach gegen alle, am meisten
aber gegen die Hausgenossen des Glaubens. (Gal. 6,10.) Und wenn.du arm
bist, denke an die hungernde Witwe in 1. Kön. 17,9ff., sie nahm Elia,
den der HErr ihr
sandte, auf und gab ihm vorweg, als dem Knechte Gottes, das Letzte, was
sie hatte. Und wie segnete es ihr Gott! Er vergißt nicht, was wir um
Seines Namens willen den Seinigen tun.
Er ist ein großer Vergelter. (Hebr. 6,10).
Geliebte Geschwister, lasset uns mit dem, was der HErr uns anvertraut
hat - sei es viel oder wenig - sei es Geld oder Güter oder Lebensmittel
-, als Ihm verAntwortlich
umgehen, besonders in dieser Zeit der Not. Er mahnt so treu in Seinem
Wort: „Der Gastfreundschaft vergesset nicht.“ - „An den Bedürfnissen der
Heiligen nehmet teil.“ - „Wer sparsam säet, wird auch sparsam ernten.“
-„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2. Kor. 9,6-8). - „Des Wohltuns
und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott
Wohlgefallen“ (Hebr. 13,16). Und heute sind es oft wirklich „Opfer“, die
mit dem „Mitteilen“ verbunden sind.
Laßt uns auch die drei Richtlinien beachten, die das Wort unterscheidet:
die erste umfaßt alle Menschen- auch die Feinde und
Undankbaren. - Möchten wir den Bettler, der hungernd an unserer Tür um
Essen bittet, nicht gewohnheitsmäßig abweisen, sondern des Wortes
gedenken: „Brich dem Hungrigen dein Brot“ (Jes. 58,7; Hes. 18,16; Röm.
12,20). „Lasset uns das Gute wirken gegen alle!“ (Gal. 6,10.)
Die zweite umfaßt die Hausgenossen des Glaubens. Die
Schrift sagt: „Laßt uns das Gute tun gegen alle, am meisten aber
gegen die Hausgenossen des Glaubens. Auch hierin sollen wir „Nachahmer
Gottes“ (Eph. 5,1) sein, „der ein Erhalter aller Menschen ist,
besonders der Gläubigen (1. Tim. 4,10). Für die Brüder soll uns
selbst unser Leben nicht zu kostbar sein (1. Joh. 3,16).
Die dritte umfaßt die Arbeiter des HErrn. Gott stellte
allen (für die in Israel gesorgt werden sollte) die Leviten voran.
Und an das diesen Gesagte knüpft der Apostel die Verordnung des HErrn an
betreffend Seiner Arbeiter (1. Kor. 9,13.14). In bezug auf diese ermahnt
das Wort in so besonderer Weise: „Wer im Worte unterwiesen wird, teile
aber von allerlei Gütern dem mit, der ihn unterweist“ (Gal. 6,6). „Wenn
wir euch das Geistliche gesät haben, ist es etwas Großes, wenn wir euer
Fleischliches ernten?“ (1. Kor. 9,11). Diesen göttlichen Grundsatz des
„Gebens und Empfangens“ (Jes. 58,7; Phil. 4,15) wandte der Apostel
selbst auf die Juden und Heiden an, als er sagte, daß sie, die
„ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, schuldig
sind, ihnen auch in den leiblichen zu dienen“ (Röm. 15,27).
Wenn Gott uns solche Richtlinien in Seinem Worte gegeben hat, ist es
dann nicht wichtig, sie zu beachten? Können wir so tun, als ob es gleich
wäre, wie wir Gutes tun? Wie betrübend ist es, Gläubige zu sehen,
die diese Anordnung des HErrn geradezu auf den Kopf stellen, die viel
mehr für mildtätige Werke der Welt übrig haben als für die
Hausgenossen des Glaubens und die Arbeiter des HErrn. Warum? Oft mag es
Unwissenheit sein; aber ach, oft ist es auch, weil an dem Ausposaunen
und von Menschen Gesehenwerden das Herz noch Wohlgefallen findet. Der
HErr sagt: „Sie haben ihren Lohn dahin“ (Matth. 6,1-4). Tue der Welt
Gutes, aber sorge, daß das dementsprechende „Viel mehr“ für die
Hausgenossen des Glaubens nicht ausfällt. Sonst bist du kein treuer
Verwalter.
Laßt uns darum den göttlichen Unterweisungen der Schrift folgen und 1.
in schuldiger Sorge acht haben auf die leiblichen Bedürfnisse derer, die
als Arbeiter im Werke des HErrn stehen (Sie haben Arme mit dem Worte zu
bedienen, die nichts haben, und andere wieder, die nicht willig sind,
nach der Verordnung des HErrn zu handeln, um so mehr sollten solche, die
vom HErrn gesegnet sind, für sie
eintreten.), 2. in besonderer Weise Gutes erweisen den Hausgenossen des
Glaubens, und zwar ohne Unterschied, und 3. unser Herz darin selbst
nicht der Welt verschließen. In allem aber laßt uns an das Wort, das der
HErr Selbst gesagt hat, denken: „Geben ist seliger als nehmen“ und das
rechte Zartgefühl im Geben bewahren.
So wollen wir denn der Gastfreundschaft nicht vergessen, denn ohne ihr
Wissen haben etliche Engel beherbergt, und gastfrei sein ohne Murren.
Und mehr, lasset uns trachten nach Gastfreundschaft und an den
Bedürfnissen der Heiligen teilnehmen auch in dieser ernsten Kriegszeit.
Eine große VerAntwortung
haben wir als Kinder Gottes, und besonders, wenn Gott uns Güter
anvertraut hat. „Vergesset nicht!“ Der HErr helfe uns, daß Sein
Name an uns gepriesen werde (3. Joh. 5-8). Der HErr spricht: Siehe, Ich
komme bald, und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein
Werk sein wird (Offb. 22,12).
E. K.
Geleitswort an den Leser:
Lasset das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, in aller Weisheit
euch gegenseitig lehrend und ermahnend, mit Psalmen und Lobliedern und
geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade.
Kol. 3,16.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 3
Was bedeutet Jes. 38,1: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und
nicht genesen?“
Antwort
Auf den ersten Blick denkt man, in diesem Worte läge gar keine Frage,
oder man sieht sie darin, daß Jehova dem Hiskia seinen Tod so bestimmt
ankündigt, dabei ihm aber doch noch 15 Jahre zulegt, obwohl Er weiß, daß
Hiskia in diesen Jahren Ihn keineswegs verherrlichen werde wie zuvor.
Aber wenn diese Dinge dem Einsender Schwierigkeiten gemacht hätten, wenn
er die auf das Gebet Hiskias hin veränderte Handlungsweise des HErrn als
Frage empfunden hätte, so hätte er dies doch zum Ausdruck gebracht.
Zweifellos enthält Kap. 38 u. 39 für uns sehr ernste Winke und
Warnungen, aber in der eingesandten Frage ist kein Hinweis, daß sie um
jener willen gestellt ist.
Warum dann? Nun, wenn man ein wenig über diese prophetische Ankündigung
nachdenkt, so kommen einem doch allerlei ernste Gedanken. Zunächst
enthält ja der Satz viel Stoff, Unbekehrten den Ernst des Todes vor
Augen zu halten und sie aufzufordern, ihre Rechnung mit Gott in Ordnung
zu bringen, indem sie sich von Herzen von ihren Sünden zu Christus
bekehren. (Hebr. 4,7!)
Aber wenn das Wort auf Gläubige angewandt wird, dann entsteht doch eine
große Frage; wie soll ein
Gläubiger von hinnen gehen? d. h. wie in bezug auf sein Haus? Trägt er
im Falle seines leiblichen Todes irgendwelche VerAntwortung
für seine Angehörigen und für seinen Besitz? Soll er, darf er gehen,
ohne vorher irgendwie geordnet zu haben, was man „Nachlaß“ nennt, soll
er seine zurückbleibenden Lieben, für die er zu seinen Lebzeiten sich
verAntwortlich
wußte, für sie zu sorgen, allein lassen, ohne sein Haus geordnet zu
haben, d. h. ohne „Testament“?
Sind dies nicht wichtige Fragen?
Ich weiß von einer gläubigen Dame, die vor 6-7 Jahren einen Schlaganfall
erlitt, und der ihr Arzt versichert hat, sie würde plötzlich nicht mehr
sein, und das könnte jeden Tag kommen. Ihr gilt also sozusagen unser
Wort in besonderem Maße, und so kann mancher es so recht persönlich auf
sich beziehen. Diese Schwester hat sich anderen gegenüber geäußert: „Bei
mir ist nicht nur jedes Schubfach so aufgeräumt, daß ich jeden Tag ruhig
fortgehen kann, sondern auch mit meiner Seele ist alles in Ordnung.“ Ein
schönes Wort, und doch eigentlich nichts Besonderes: jeder Gläubige
sollte so sprechen können und kann es, wenn er einerseits, durch Gottes
Gnade unterwiesen, daß „Gott nicht ein Gott der Unordnung ist“, sein
Haus in äußerer Hinsicht Tag für Tag in Ordnung hält (1. Kor. 14,33,
vgl. das schöne Beispiel des HErrn Joh. 20,7!), andererseits dem HErrn
gegenüber „ kurze Rechnung“ hält und keine Sünde zwischen sich und Ihn
treten läßt (1. Joh. 1,9; Joh. 13, vgl. die Frage 27 im Jahrg. V, 1917).
Beide Seiten der Ordnung sollten bei uns zu jeder Zeit gefunden werden,
besonders aber hinsichtlich der Tatsache, daß wir jeden Augenblick
entschlafen können, wenngleich nach 2. Kor. 5,4 auch das „Überkleidet-“
statt des „Entkleidelwerdens“ unser Teil sein könnte. - Und so wie es
mit der Ordnung in bezug auf solche scheinbaren Kleinigkeiten wie
„aufgeräumte Schubfächer“ sein sollte, damit die ungläubige Umgebung
sich später nicht über unsere Unordnung aufhalten kann, wodurch ein
Schatten auf unseren geliebten HErrn fallen würde, so sollte bezüglich
der Unseren alles göttlich geordnet sein vor unserem Entschlafen. Da
aber dieses leicht jeden Augenblick eintreten kann, so heißt es auch
hier: zu jeder Zeit sein Haus in der rechten Ordnung halten (nach
Möglichkeit) und auch für seine Angehörigen in göttlich gewollter Weise
zu sorgen.
Aber wir sollen doch nicht sorgen? So? Ein gewisses Mißverstehen von
Stellen wie Phil. 4,6; 1. Petri 5,7; Hebr. 13,5.6 u. a. hat uns darin zu
falschen Anschauungen gebracht. Diese köstlichen Stellen, die uns
zeigen, wie alle unsere Sorgen Ihn treffen, wie Er sie auf Sich nimmt,
wenn wir sie vertrauensvoll Ihm lassen, ohne uns damit abzuqu älen, wie
keine von ihnen uns bekümmern dürfen, wie wir uns nicht sorgen sollen -
stehen in keinem Widerspruch mit Stellen wie Gal. 6,10; 1. Thess.
4,11.12; 2. Thess. 3,12; 1. Tim. 3,4.5; 1. Tim. 5,8 u. a. Die
Fürsorge für das eigene Haus und das Werfen aller Sorgen im Glauben auf
Ihn, das Versorgen derer, die von uns und unserer treuen Arbeit abhängig
sind, und das gläubige „Sorget nichts, da Er besorgt ist um uns!“ -
gehen Hand in Hand, und das Vernachlässigen des einen wie des anderen
zieht ganz bestimmte unnüchterne Schädigungen nach sich. - Also soll ein
Gläubiger ein Testament machen? Ich glaube wohl, ohne daß ich jemand
bestimmen wollte, dies zu tun, wenn er glaubt, es nicht zu sollen.
Überhaupt muß jeder wissen, wie er diese oben vertretenen Grundsätze mit
dem Glaubensweg verbinden soll. „Was nicht aus Glauben ist, ist Sünde“
(Röm. 14,23) - gilt auch hierin. Ich glaube nicht, daß da Gegensätze
sind. Jeder Gläubige weiß sowieso, daß, „wenn Jehova nicht die Stadt
behütet, der Wächter vergeblich wachet“ (Ps. 127,1) - und hat an seinem
Teile doch um der Ordnung und um der Sünde in der Welt willen in den
meisten Fällen die VerAntwortung,
seine Türe nachts zu verschließen. Und so ist alle unsere Sorgfalt für
das Leben und Durchkommen unserer Lieben
vergeblich, wenn der HErr uns Seinen Segen, Seine Bewahrung vorenthält
(1. Tim. 4,10) - das wissen wir genau genug und handeln demgemäß in all
unserer Sorge für jene auch nur dann recht, wenn wir's im Glauben tun an
Ihn, der uns liebt und dem wir am Herzen liegen mehr, als uns die
Unseren am Herzen liegen können (Jes. 54,10). Aber auch hier gilt für
uns der so sehr unmißverständliche Grundsatz von Jak. 2,14-17!
Genug davon! -
Der HErr wird uns Verständnis geben in allen Dingen (2. Tim. 2,7), doch
Er gab uns dazu Sein Wort! Darum laßt uns in Treue vorangehen auf dem
Wege des Lichts und auch die Belehrung für uns nehmen, die in dem
Textwort unserer Frage liegt in Jes. 38,1!
F. K. (z. Zt. b. Mil.).
Anmerkung der Schriftleitung
Liegt in dem Worte „Bestelle dein Haus!“ nicht die Aufforderung an
Hiskia, die Angelegenheiten seines Hauses für seinen Weggang zu ordnen?
Verfügte nicht Abraham, ehe er starb, über das Seinige? Der Sohn der
Magd sollte nicht erben mit Isaak. Und so empfing Isaak alles, die Söhne
der Kebsweiber empfingen nur Geschenke. Ist es ganz gleich, ob du dein
Haus bestellst oder nicht? Ganz gleich, in wessen Hände das gelangt, was
Gott dir anvertraut hat? Hast du keine VerAntwortlichkeit
dafür? Daß Kinder Erben sind, das ist ein Grundsatz, den die Schrift
anerkennt. Aber sie haben nicht das Erbteil zu bestimmen. Wie aber, wenn
nicht Kinder, sondern Verwandte die Erben sind? Um so sorgsamer sollten
Gläubige dann um die Bestellung ihres Hauses sein. Haben wir nicht mit
Schmerz gesehen, daß das Gut, welches Gläubige bei ihrer Lebzeit in den
Dienst des HErrn stellten, mit ihrem Tode in den Dienst der Sünde
gestellt wurde? Das, was dem Werke des HErrn diente, wurde der Eitelkeit
dienstbar gemacht und zur Eitelkeit verwandt. Kann daran Gott
Wohlgefallen haben? Hatten sie keine VerAntwortlichkeit
dafür? Konnten sie nicht wissen, unter welchen Geist das ihnen von Gott
Gegebene fallen würde? Waren sie damit vor Gott entschuldigt, daß es
„Verwandte“ und deshalb Erben waren? Wir denken, solches ist kein „
Bestelle dein Haus!“, an welchem Gott Wohlgefallen haben kann. Mit dem
Gut hat Gott auch zugleich das Verfügungs- und Bestimmungsrecht in deine
Hand gelegt. Solche aber machten keinen Gebrauch von ihrem Recht,
darüber zur Ehre des HErrn und zum Nutzen Seines Werkes zu verfügen. Was
Gott in unsere Hand gelegt hat, dafür sind wir auch verAntwortlich,
und die Stunde kommt, da es auch zu uns heißen wird: „Lege Rechnung ab
von deiner Verwaltung, denn du wirst nicht mehr Verwalteter sein können“
(Luk. 16,2).
Frage 4
Ich bitte um Erklärung der Zahlen „390“ und „40“ in Hes. 4,5.6.
Antwort A
Nach Hes. 1,2 verglichen mit 8,1 fällt diese Weissagungin das fünfte bis
sechste Jahr der Regierung Zedekias, also 593-592 vor Christi Geburt.
Die Belagerung Jerusalems begann unter Zedekia im neunten Jahr seiner
Regierung und endigte in seinem elften Jahr 587 vor Christi Geburt.
Somit hat Hesekiel die Belagerung Jerusalems ca. fünf bis sieben Jahre
vorher vorbildlich geweissagt.
Von der Zerstörung des Tempels 587 zurück bis zur Teilung des Reiches
Israel durch Rehabeam und
Jerobeam sind es rund 390 Jahre. Die Zerrissenheit des alten
Bundesvolkes, der eingeführte Götzendienst im Zehnstämmereich und später
derselbe götzendienerische Geist im Hause Juda, welcher unter Manasse
seinen Höhepunkt erreichte, so daß auch die Bemühungen des Königs Josia
den Zorn Jehovas nicht mehr abwenden konnten (2. Kön. 23,24-27), das war
die Missetat des Hauses Israel und Juda.
Im 13. Jahr Josias, genau 40 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems, sandte
der HErr den Propheten Jeremia zum Hause Juda und ließihn diese 40 Jahre
unter ihnen zeugen, aber sie achteten auch das nicht, und das war die
besondere Missetat Judas.
Nach Hes. 4,9 scheinen die 40 Tage (Jahre) in die 390 eingeschlossen zu
sein, so daß diese letzten 40 Tage durch das Liegen auf der rechten
Seite zugleich für Juda und die zehn Stämme zu gelten hatte und Hesekiel
somit 350 Tage auf der linken, 40 Tage auf der rechten Seite lag, um die
Missetat beider Häuser zu tragen.
Will man aber die Missetat des Hauses Israel und Juda auf die ganze
Dauer des Tempels ausdehnen, dann würden die 40 Tage für die 40 Jahre
von der Erbauung des Tempels bis zur Teilung des Reiches Israel gelten.
Noch andere nehmen die Missetat des Hauses Juda so, daß sie einer fernen
Zukunft angehört und rechnen sie von der Verwerfung Jesu bis zur
Zerstörung Jerusalems durch Titus von 30-70 nach Christo.
Wie dem nun auch sei, der HErr zeigt damit, daß der Abfall und
Götzendienst des alttestamentlichen Bundesvolkes ein schweres Gericht
über sie brachte, das sie der Zerstörung und Gefangenschaft preisgab,
bis Gott an ihnen erreicht, was Er will.
Dies führt uns auch auf den Gedanken, daß Gott die Sünden des
neutestamentlichen Gottesvolkes, den verweltlichten und verweltlichenden
Gottesdienst, die Vermischung mit der ungöttlichen Welt, ebenso strafen
und heimsuchen wird. Man denke an die Drohung: „Ich werde deinen
Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust“ (Offb. 2,5)
und ähnliche Stellen.
390 Jahre lang ertrug der HErr diese Greuel; welch eine Geduld Gottes!
Uns wollen die fast vier Jahre Krieg schon zu lange währen; das ist
Menschengeduld. Gott will nicht das Verderben Seines Volkes, sondern
sein Heil. Wenn aber Seine Gerichte eintreten, so haben sie denselben
Zweck, wie wir es an Israel sehen können, nicht seinen Untergang,
sondern Züchtigung mit Maßen, daß auch Gottes Volk sich nicht unschuldig
halte. Das Gericht hat die Zurechtbringung und Wiederherstellung Seines
Eigentumsvolkes zum Ziel.
F. Th. H.
Antwort B
In Hesekiel 4.-7. Kapitel spricht Gott zu dem Propheten, daß Er Gericht
bringen werde über Jerusalem, Juda und das ganze Israel wegen der
Blutschulden und großen Bosheit, die angesichts des Hauses Jehovas
vornehmlich in Jerusalem verübt wurden. Kapitel 5 von V. 5 ab betrifft
Jerusalem, die Stadt. Statt daß Jerusalem für Jehova und für die
umliegenden Nationen hätte ein Zeugnis sein sollen und in Jerusalem das
Haus der Anbetung des wahren Gottes war, waren die
Sünden Judas, vornehmlich Jerusalems, viel schrecklicher als bei den
heidnischen Nationen. Deshalb wollte Gott vor den Augen aller Nationen
an Jerusalem und an ganz Israel Seine gerechten Gerichte zur Ausführung
bringen.
Es scheint, daß die 390 Jahre von Jerobeam ab rechnen, dem Gott durch
den Mund des Propheten Achija sagte, daß Er ihm aus der Hand Salomos
zehn Stämme geben wolle, und daß die 40 Jahre Judas zur Regierung
Salomos gehören.
Dieser Bericht der Heiligen Schrift in Hesekiel über Jerusalem und
Israel lehrt uns, daß Gott langmütig und von großer Geduld ist über den
einzelnen Menschen und auch für ganze Völker und Königreiche. Wenn Gott
aber nicht die von Ihm erwartete Frucht Seiner Bemühung um den einzelnen
Menschen wie von Völkern und Nationen ersieht, so kommt Er mit Zucht und
Heimsuchung über einzelne wie über ganze Völker und Nationen. Wer Augen
hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der sehe und höre, was Gott in
unseren Tagen dem einzelnen wie den Völkern zu sagen hat.
Durch Buße und Umkehr zu Ihm, dem lebendigen Gott, will Er helfen und
erretten.
F. B. †.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Überwinder.
1. Mose 32.
Ein Sieger und Überwinder möchte jedes aufrichtige Kind Gottes sein.
Aber wie können wir es werden? Sicher nicht durch eigene Kraft. Es kann
nur in der Kraft eines anderen sein. Und ehe uns diese zuteil wird,
müssen wir unsere eigene gänzliche Kraftlosigkeit erkannt haben.
In der Geschichte Jakobs lernen wir, wie Gott ihn erst zerbrechen mußte,
ehe Er von ihm als Überwinder reden konnte. Jakob schätzte die
Verheißungen Gottes; er war kein Gottloser wie Esau; jedoch er schätzte
den Segen Gottes, weil Er ihm etwas einbrachte, aber nicht, weil
es Gottes Segen war. - Abraham wurde herausgerufen aus seiner
Familie und Heimat, um sich von Gott segnen zu lassen: „Ich will
dich segnen.“ Das Vertrauen auf Gottes Segen bewahrte ihn, seine Augen
nicht wie Lot nach der bewässerten Ebene des Jordans zu richten, und
machte ihn zum Überwinder, indem er sich weigerte, einen Faden oder
Schuhriemen von dem Könige Sodoms zu nehmen. Er wollte nicht von dem
Könige Sodoms, sondern von Gott gesegnet sein. Seine Augen sahen nach
der Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott
ist. (Hebr. 11,10.)
Jakob war immer am Plänemachen für sich selbst. Infolge seines Betruges
mußte er in Furcht vor Esau aus dem Lande fliehen, in welchem Abraham
und Isaak als Fremdlinge wohnten. Nur mit einem Stabe überschritt er den
Jordan. Durch Mühe und Arbeit, mit Geschick und List wurde er Besitzer
zweier Herden. Und wieder ist er in Furcht, denn Esau zieht ihm
entgegen. In seiner Not schreit er zu Gott um Errettung. Obgleich er das
Heerlager Gottes zu Machanaim gesehen hatte - die Engel, die er auch in
Bethel sah -, fehlt ihm doch das Vertrauen auf Gottes Kraft. Seine Wege
sind deshalb auch noch die gleichen; er ist wieder dabei, Pläne zu
machen, wie er den am besten besänftigen und versöhnen kann, den er
„seinen Herrn Esau“ nennt. Herde auf Herde von Vieh, Kamelen und Eseln
sendet er als ein Geschenk für seinen Herrn Esau, und zuletzt führt er
seine Weiber und Kinder über die Furt des Jabbok, und nur er allein, der
Mann, um den er am meisten sorgte, ist noch zurück.
Jakob, der Überlister,1
ist, wie er denkt, allein. Aber Einer wacht über ihm und sieht alle
seine Wege. Und dieser Eine hatte gehört, was Jakob gebetet, daß er zu
gering sei all der Gütigkeiten und Treue. (V. 10.) Er kann nicht Jakobs
Wege unterstützen, Er ringt mit ihm bis zum Anbruch des Morgens. Gott
bemüht Sich und ringt mit ihm, denn Er will ihn segnen, aber Jakob gibt
nicht nach. Das war eine schwere Nacht! Das ungebrochene Fleisch
verteidigt sich, es will sich nicht überwinden lassen. Gott rang nicht
mit Jakob, weil Er wider ihn war, sondern um das in ihm
niederzubrechen, was ihn hinderte, im Glauben an Gottes Segen und Kraft
zu wandeln. Von beidem hatte Jakob kein wahres Bewußtsein, weder von
seinem ungebrochenem Fleisch noch von Gottes Segen und Kraft. Aber in
Seinem Erbarmen stritt Gott, nicht mit ihm „in der Größe Seiner“ Kraft
(Hiob 23,6), sondern rang mit ihm als ein Mann.
Ein wunderbarer Kampf, der auch uns viel Schmerz bereitet. Zuletzt
berührt Er das Gelenk der Hüfte Jakobs und verrenkt es, so daß das
widerstreitende Fleisch lahmgelegt wird. Niedergebrochen kann er nichts
weiter tun, als sich an die Kraft klammern, die ihn niederbrach.
Hier liegt das Geheimnis des Sieges. Jetzt ist er nicht mehr der für
seine eigene Wohlfahrt plänemachende Überlister, jetzt kommt der ernste
Ruf aus seiner Seele, daß Gott ihn segnen möge. „Ich lasse Dich nicht
los, Du habest mich denn gesegnet.“
Wie entspricht nun Gott der Bitte Jakobs, der sich an Ihn klammert, um
von Ihm gesegnet zu werden? In einer sehr einfachen Weise: Er macht ihn
frei und los von sich selbst. Ich kann nicht sagen, inwieweit Jakob das
alles erfaßte; aber abgesehen von dem vollen und wahren Erfassen gibt es
Momente, in welchen wir es so mit Gott zu tun haben, daß sie uns
unvergeßlich sind, und in denen wir anfangen zu lernen, daß das
Geheimnis des Segens nicht in uns, sondern in Ihm liegt.
Gott tat das, was nur Er allein tun kann. Er stellte ihn auf eine ganz
neue Grundlage. Er führt ihn hinweg von dem alten Boden der Natur und
hin zu dem neuen Grund der Gemeinschaft mit Gott. Und wie geschieht das?
Gott fragt, was ist dein Name? Er ist Jakob: der Überlister. Sein Name
offenbart sein Wesen, das, was er von Natur ist. Gott gibt ihm einen
neuen Namen in Verbindung mit Sich. Nicht Jakob soll hinfort dein Name
sein, sondern „Israel“. Der niedergebrochene Mann, gelähmt an der Kraft
des Fleisches, ist ein Kämpfer Gottes. Israel ist hinfort sein Name,
denn er hatte mit Gott und Menschen gerungen und obgesiegt. Er besitzt
jetzt das Geheimnis des Sieges, denn er hat gelernt, daß seine Kraft in
der Kraft eines anderen besteht.
Ein anderer wichtiger Punkt tritt vor uns. Jakob empfing einen neuen
Namen von Gott, aber er selbst kennt noch nicht den Namen Dessen, der
mit ihm rang. Wohl weiß er, daß der Mann, der mit ihm rang, Gott war,
denn er sagt, ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und mein
Leben (Seele) ist gerettet worden. Obgleich er von dem Boden dessen, was
er von Natur war, weggenommen ist, so hat er doch nicht die Offenbarung
des Namens Gottes empfangen. Soweit
hatte er Ihn kennen gelernt, daß der Gott, der ihn in seiner natürlichen
Kraft niederbrach, der Gott ist, der ihn segnet. Aber Seinen Namen zu
kennen, heißt, Ihn Selbst kennen in Seinem Wesen, wer und was Er ist.
In jener Stunde konnte Gott noch nicht Seinen Namen mit Jakob verbinden.
Es gab noch viel bei ihm und in seinem Hause zu ordnen. Und es ist nicht
bedeutungslos, daß Gott während der Lebenszeit Jakobs nicht der Gott
Jakobs genannt wird. Jakob stieg nicht hinauf zur Höhe der Gedanken
Gottes, und deshalb konnte er sich in Sichem (1. Mose 33,17-20)
niederlassen und damit zufriedenstellen, das Feld durch Kauf zu seinem
eigenen gemacht zu haben.
Der Name des Altars: „Gott, der Gott Israels“, zeigt, daß er das
Bewußtsein seines neuen Namens hatte. Aber zu dem neuen Namen gehört
auch ein neuer Platz. Sichem ist nicht Bethel. Sichem mochte gekauft und
zum Hause Israels gemacht werden, Bethel aber war das Haus Gottes und
die Pforte des Himmels.
Gottes Weg für uns ist sehr einfach, wenn wir bereit sind, ihn zu gehen.
Er sprach zu Jakob, „mache dich auf und ziehe hinauf nach Bethel und
wohne daselbst und mache daselbst einen Altar dem Gott, der dir
erschienen ist, als du flohest vor deinem Bruder Esau.“ (1. Mose 35,1.)
Er leitet Jakob von der Verbindung Sichems hinweg. Wieviel verborgener
Götzendienst war dort getrieben worden! Aber Bethel ist Gottes, und
nicht Jakobs Platz. Die Bedeckungen der Welt können dorthin nicht
mitgenommen werden (s. V. 2). Dort erst kann Gott seiner Bitte
entsprechen und ihm Seinen Namen offenbaren: „Ich bin Gott der
Allmächtige“ (1. Mose35,9-11.) Die Erfüllung aller ihm gegebenen
Verheißungen waren mit diesem Namen verbunden. Und in diesem Namen fand
der Glaube seinen Ruhepunkt.
Nachdem Gott ihm Seinen Namen geoffenbart hat, fängt Er an, Jakob zu
lösen. Debora, Rebekkas Amme, war gestorben. „Damit war schon ein Band
seiner alten Geschichte gelöst, und das geschah nicht ohne Tränen. Sie
begruben sie unter der „Eiche des Weinens“. So war es auch bei den
Jüngern, als sie eine Offenbarung Seines Namens empfingen. Nachdem der
HErr gefragt hatte: „Wer sagt ihr, daß Ich sei?“ und Petrus
Antwortete:
„Der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matth. 16,15), fing Jesus an, ihnen zu
sagen, daß der Weg für Ihn und für Seine Jünger durch Leiden und Tod
gehe und das Leben in dieser Welt verloren werden müsse, um ein besseres
zu finden. Aber Sterben ist keine leichte Sache. Das erfuhr auch Jakob:
Seine geliebte Rahel starb; dann wurde ihm Joseph verkauft nach Ägypten;
dann kam die Hungersnot, und sie hatten kein Brot. Simeon wird in
Ägypten zurückgehalten, und schließlich muß er auch Benjamin ziehen
lassen. „Ihr habt mich der Kinder beraubt“, ist die Klage Jakobs, dem
alles genommen wurde. Zuletzt lehnt er sich auf seinen Stab, gleichsam
mit ihm den Jordan zu überschreiten.
In dieser Stunde seiner größten Schwachheit bringt er die köstlichste
Frucht: seine Seele ist beschäftigt mit Gottes Plänen. Er segnet die
Söhne Josephs mit den zukünftigen Dingen der Güte Gottes. Entleert von
allem, redet er zu Joseph von dem Segen, den Gott der Allmächtige ihm zu
Bethel gegeben, und beansprucht die Söhne Josephs als seine eigenen.
Sein Name (Israel) soll auch ihnen gehören. Kurz vor Ephrath
(Fruchtbarkeit) hatte er Rahel begraben. Er hatte nicht mehr daran
gedacht, Rahels Sohn wiederzusehen. Jetzt legt er seine rechte Hand auf
Ephraim (fruchtbar) und schaut die Erfüllung des Segens Gottes von
Bethel her vollendet in dem, auf welchem seine Rechte ruht.
Aus Jakobs Geschichte können wir lernen, was es heißt, ein Sieger, ein
Überwinder zu sein. Nichts aus uns und der eigenen Kraft befähigt uns,
in Gottes Gedanken einzugehen. Das alles muß erst lahmgelegt werden,
wenn wir Überwinder werden wollen. Der kleinen Kraft gibt der HErr eine
geöffnete Tür, die zur Gemeinschaft mit Ihm führt. Und ein neuer Name
kennzeichnet unsere Verbindung mit Ihm. - Simon, Sohn Jonas, war der
Name, in welchem ihn die Welt kannte. Petrus war der Name, den Christus
ihm gab und in welchem Er ihn kannte. Was die Überwinder in Philadelphia
kennzeichnete, war, daß sie eine kleine Kraft hatten und den Namen
Christi nicht verleugneten. Dies hatte Petrus getan, als er sich in
seiner eigenen Kraft gürtete. Es mußte Petrus tief durch die Seele
gehen, als der HErr ihn dreimal mit seinem alten Namen (Joh. 21) nannte,
nicht mit dem, den Er ihm gegeben hatte. Wenn es so ist, dann stimmt
etwas nicht bei uns.
Wie groß ist Seine Gnade, die sich mit uns beschäftigt und dahin bringen
will, uns an die Kraft eines anderen zu klammern. Er, der uns durch und
durch kennt, öffnet uns das Geheimnis der Verbindung mit Ihm Selbst. Auf
dem Wege nach Ephrath (Fruchtbarkeit) finden wir das Grab Rahels. Da, wo
die Natur das Liebste verliert, wird das Kostbarste gewonnen.
Der HErr schenke uns das rechte Bewußtsein unseres eigenen Nichts, damit
wir in der Kraft des Glaubens in Gottes Gedanken eingehen, während wir
durch diese Welt pilgern.
Gedanken über Gal. 5,22.
I.
Dieses Wort sollte eine Darstellung des inneren und äußeren Wesens aller
Kinder Gottes sein, und wir haben gewiß schon oft innigst gewünscht, daß
diese Merkmale der Geburt aus Gott bei uns vollkommener zu finden sein
möchten, zumal dann, wenn wir wieder eine betrübende Erfahrung davon
gemacht hatten, daß „die Werke des Fleisches“ noch in uns in Erscheinung
traten zur Schande für unseren teuren HErrn. Ja, „das Fleisch gelüstet
wider den Geist“, aber „da wir durch den Geist das Leben haben, laßt uns
auch durch den Geist wandeln“ (V. 17.25). Wenn es nicht möglich wäre,
und zwar trotz des Bleibens im Fleisch sowohl wie trotz der Tatsache,
daß das Fleisch in uns bleibt, bis wir beim HErrn sind, so würde uns
diese Ermahnung nicht zuteil.
Aber wie werden wir fähiger dazu, wie kommen wir dahin, die Frucht des
Geistes in unserem Leben hienieden deutlicher zu offenbaren? Das mit
Recht in dieser Beziehung oft in der „Gegenseitigen Handreichung“
genannte Wort 2. Kor. 3,18 (vgl. z. B. Frage 18, Jahrbuch III)
zeigt uns, daß wir durch das Anschauen der Herrlichkeit Jesu Christi
verwandelt werden durch den Geist in Sein Bild. Nun haben wir im Wort
selbst die Herrlichkeit des HErrn vor uns. Ich glaube nicht, daß unter
„Seiner Herrlichkeit“ nur Seine gegenwärtige nach der Himmelfahrt beim
Vater gemäß Hebr. 2,9 u. a. zu verstehen ist, sondern Sein ganzes Leben
auf der Erde sowie Seine Darstellung in den Briefen, überhaupt das
gesamte Schriftzeugnis von Ihm (Joh. 5,39) stellt uns Seine Herrlichkeit
vor Augen. Das fleischgewordene Wort (Joh. 1,14) ist, was das
geschriebene Wort sagt (Offenb. 19,13).
In Gal. 5,22 haben wir nun, wenn ich so sagen darf, die wahre, echte,
vollkommene „Frucht des Geistes“ vor uns (vgl. Matth. 1,20: „das in ihr
Gezeugte ist vom Heiligen Geiste!“). Dies Wort gibt uns eines der
köstlichsten Charakterbilder des Herrn Jesus bezüglich Seines
Erdenlebens. Er aber wohnt durch den Geist in uns, unser Leib ist ein
Tempel des Heiligen Geistes (1. Kor. 6,19), wie Er denn
auch in der Gemeinde, Seinem Tempel wohnt (1. Kor. 3,16 vgl. mit 2. Kor.
6,16 und Eph. 2,21f.). Christus Selbst also wohnt in uns (Röm. 8,10 u.
a.). Darum wird diese Frucht auch in uns hervorgebracht, wenn wir den
Geist nicht betrüben (Eph. 4,30). „Von dem Meinen“, sagt der
HErr, „wird Er empfangen und euch verkündigen“ (Joh. 16,14). Ja, Er
Selbst ist der Gegenstand der Bezeugung des Geistes sowohl im Wort der
Predigt wie im Werk, d. h. in der Darstellung mittels der Seinen, in
ihnen und durch sie. Welche Herrlichkeit: wir sind berufen, Sein Bild
hienieden zu offenbaren, und der Geist befähigt uns hierzu. Möchten wir
also „Seine Zeugen“ sein (Joh. 15,26.27; Apgesch. 1,8) und Ihn
verherrlichen! „Im Wort und Werk, in allem Wesen sei Jesus und sonst
nichts zu lesen!“
Jetzt will ich noch einige Beispiele für die dreimal drei genannten
Merkmale der „Frucht des Geistes“ nach Gal. 5,22 aus den Evangelien
anführen, uns zur Erbauung und Belehrung. Ich führe nur kurz einige
wenige, mir augenblicklich besonders kostbare Stellen an ohne weitere
Betrachtungen. Sie reden ja für sich selbst und können leicht um viele
vermehrt werden, sind doch die ganzen Evangelien Belege für diesen
Gegenstand. Gal. 5,22: 1. Liebe: ungezählte Geschichten
zeigen die Liebe des Herrn Jesus, ganz besonders vielleicht Luk. 7,36-50
und 10,25-37. (Er ist der barmherzige Samariter). - 2. Freude:
Luk. 10,20 -24; welch ein Frohlocken Jesu, und worüber! „Ja, Vater!“ -
3. Friede: Mark. 6,45ff. und ähnliche. - 4. Langmut: Luk.
9,51-56; 17,3.4. - 5. Freundlichkeit: Joh. 4! (Wer hätte mit dem
Weibe gesprochen, und dann so?!) - 6. Gütigkeit: Matth. 20,15;
Luk.21,1-4. 7. Treue: Luk. 7,24ff. (Sein Urteil über Seinen
Knecht Johannes!); 22,32 (V. 61, vgl. 24,34!); Joh. 11,5ff. - 8.
Sanftmut: Luk. 22,47-51; Matth. 21,5. - 9. Enthaltsamkeit:
Luk. 4,1ff. (in der Wüste, allein auf den Bergen usw.). Ich füge noch
hinzu, daß wir in Verbindung mit den Gaben des Geistes in 1. Kor. 13
auch eine wunderbare Beschreibung des Wesens des Herrn Jesus, Seiner
Herrlichkeit haben, ebenso in Kol. 3,12ff.!
Möchten wir Gnade haben, in der heutigen Zeit, die so sehr des
lebendigen Zeugnisses Gottes bedarf, den Herrn Jesus Christus
anzuschauen und in Sein Bild von Schritt zu Schritt verwandelt zu
werden, der armen Welt zum Heil (Phil. 2,15.16), dem Volk Gottes zur
Erbauung (Röm. 15,2), unserem Gott und Vater und dem HErrn zur Ehre (1.
Kor. 10,31 u. a.)! Er segne uns dazu Sein kostbares Wort durch Seinen
Geist!
F. K. (z. Zt. beim Militär).
Esras Reise.
(Esra 7 u. 8.)
Ich möchte auf einige Züge in der Geschichte der kleinen Schar jener
hinweisen, die aus dem Lande ihrer Gefangenschaft in das ihnen von Gott
gegebene Land zurückkehrten, von welchem sie um der Sünde ihrer Väter
willen durch das Gericht Gottes vertrieben waren.
Die Geschichte finden wir in Esra 8. Die Bildung oder Sammlung der
kleinen Schar wird uns in Esra 7 berichtet. Sie fand ihren Ursprung in
dem Glauben und der Hingabe Esras, mit dem die Hand Jehovas, seines
Gottes, war. Gott gab ihnen eine geöffnete Tür. Er bewegte das Herz des
Königs Artasastas, daß dieser ihm all sein Begehr gab und er auszog als
ein Gesandter des Königs (V. 14). Den königlichen Auftrag finden wir in
den Versen 12-26. V. 27 ist ein Lobpreis Jehovas, und in V. 28
sehen wir Esra so gestärkt durch die Beweise, daß Jehovas Hand zum Guten
über ihm war, daß er Häupter aus Israel sammelt, um mit ihm
hinaufzuziehen nach Jerusalem. Die Namen dieser sind uns in Kap. 8
aufgezeichnet. Der Sammelplatz und die Zubereitung für die Reise findet
am Strome Ahawa statt.
Esra ist sich der Größe und Tragweite des Unternehmens voll bewußt. Eine
lange Reise liegt vor ihm. Feinde umlauern ihn überall am Wege. Sie
führten kleine Kinder und all ihre Habe mit sich, und mehr als alles
andere waren sie Hüter eines Schatzes von Silber und Gold und kostbaren
Gefäßen für das Haus Gottes. Für eine solche Reise, mit so vielen
Gefahren verbunden, bedurften sie eines sicheren und starken Schutzes.
Die Frage war nun, sollten sie sich dem Arme des Fleisches (den Soldaten
des Königs) oder der Hilfe des lebendigen Gottes anvertrauen?
Esra wählt das letztere. Er ruft ein Fasten am Flusse Ahawa aus. Dort
beugen und demütigen sie sich vor ihrem Gott und bitten Ihn um einen
geebneten Weg. Er hatte dem König gegenüber seinen Gott gerühmt und ihm
bezeugt: „Die Hand unseres Gottes ist über allen, die Ihn suchen, zum
Guten. Aber Seine Macht und Sein Zorn sind über allen, die Ihn
verlassen.“ In diesen Worten hatte er dem König die Erklärung gegeben,
warum Jerusalem verwüstet war. Sein Volk hatte Gott verlassen, und
deshalb war Sein Zorn über sie gekommen. Aber jetzt suchten sie Ihn, und
nun war die Hand ihres Gottes über ihnen zum Guten. Nach einem solchen
Zeugnis vor dem Könige schämte er sich, Reiter zu erbitten, die sie
gegen den Feind auf dem Wege schützen sollten. Er fühlt, daß es eine
praktische Verleugnung seines Zeugnisses sein würde. Und er schämt sich,
den Ruhm Jehovas durch die Annahme solcher Hilfe des Fleisches zu
entkräften.
So begannen sie ihre Reise. Sie richteten ihre Augen auf Jehova, von dem
ihre Hilfe kam. Wie hell leuchtet ihr Glaube! Da sind keine Zeichen und
Wunder, wie vor alters, als Israel Ägypten verließ, keine Wolkensäule,
kein tägliches Manna, kein geschlagener Fels, keine Bundeslade zog vor
ihnen her. - Nichts von dieser früheren Herrlichkeit war bei ihnen zu
sehetn, aber sie wußten, die unsichtbare Hand ihres Gottes war mit
ihnen. Sie erwarteten auch nicht, daß jene erste Herrlichkeit wieder
hergestellt wurde. Sie waren nur ein kleiner Überrest, voll Schmerz über
ihre Vergangenheit, aber neubelebt durch Gottes Gnade. Er hatte die
Neubelebung gewirkt, die Tür für sie geöffnet, und ihr Glaube ging den
Weg. Sie schauen nicht auf das Sichtbare, sondern auf Ihn, den
Unsichtbaren. Und so vollenden sie die Reise, die sie mit Fasten und
Gebet begannen. Sie währte vier Monate, aber nie zweifelte der Glaube an
der glücklichen Erreichung des Zieles. In der Ermahnung: „Seid wachsam
und bewahret es, bis ihr's darwäget ... in die Zellen des Hauses
Jehovas“ lag das unerschütterliche Vertrauen, daß die Reise sicher
vollendet werden würde. Und als Jerusalem erreicht und das anvertraute
Gold richtig gewogen eingebracht war, brachten sie Gott ihre Brandopfer
da.
Wer oder wie viele von uns gleichen diesen auf ihrer Reise ins
verheißene Land? Die Reise der Kinder Gottes durch die Wüste wird uns in
verschiedener Weise in der Schrift gezeichnet. Denken wir an Rebekka in
1. Mose 24. Auch sie reist nach demselben Lande. Sie zieht dem Bräutigam
entgegen. Ihre Reise gilt ihm, den ihre Seele liebt. Aber sie muß die
Reise machen. Eine andere Reise ist die von Ägypten nach dem Lande. An
diese erinnert der Apostel die Korinther, als er ihnen sagt: „Ich will
nicht, daß ihr unkundig seid“ (1. Kor. 10,1), daß diese Dinge für sie
als Vorbilder zur Ermahnung niedergeschrieben sind (V. 11), Ach, manche
haben zu dem Blute des Lammes Zuflucht genommen, aber sie haben die
Reise aus Ägypten nach dem Lande kaum angefangen. Andere wieder, die
hinausgingen, kehrten mit ihren Herzen nach den Dingen Ägyptens zurück
und erreichten nicht das
Ziel. Wieder andere blieben kurz vor Kanaan stehen, diesseits des
Jordans, und gingen nicht hinein. Alle solche gilt es zu ermutigen, sich
nicht vom Feinde hindern zu lassen, sondern im Blick auf die starke
Hand, die uns schirmt, den Weg im Glauben zu wandeln. Hier in Esra haben
wir die Reise des kleinen Überrestes, der die von Gott gegebene und
geöffnete Tür benutzt, aus der Gefangenschaft Babels herausgeht,
zurückkehrt und die anvertrauten Schätze zum Tempel Gottes bringt.
Ich habe die Reise jener Schar mit Serubbabel (Esra 1 u. 2) nicht
berührt. Im großen ganzen trägt sie dieselben Charakterzüge. Ein
wichtiger Unterschied ist aber zu bemerken. Die erste Schar fand nur
Trümmer und erwartete nichts anderes am Ziel ihrer Reise zu finden. Die
zweite Schar unter Esra fand am Ziel ihrer Reise schon eine Schar, die
durch Gottes Gnade das Haus baute und den Altar aufgerichtet hatte (Kap.
3,3), mit der sie, als sie ankamen, vereint waren. Beide Scharen führten
kostbare Dinge mit sich, Schätze für Gottes Haus und Herrlichkeit, auf
welche der Feind am Wege lauerte, um sie zu rauben. Wie feierlich wurden
ihnen diese Schätze dargewogen und anvertraut. (Esra 8,24-27.) Mit
welchem Ernst wurden sie dafür verAntwortlich
gemacht. Wie feierlich wird ihnen gesagt, daß sie und auch die Geräte
Jehovas heilig seien. Wie wird ihnen eingeschärft, wachsam zu sein und
das Anvertraute zu bewahren, daß der Feind ihnen nichts davon raube, und
es voll und ganz nach Jerusalem zu bringen (V. 28-30). Für einen solchen
Weg und für solche Aufgaben konnten sie menschliche Hilfsmittel nicht
gebrauchen.
Im Glauben treten sie ihre Reise an. Kampf und Mühe bleiben ihnen nicht
erspart. Der Feind tritt an sie heran, sowohl in der offenen Gestalt als
Feind wie auch in der hinterlistigen Gestalt als „Lauernder am Wege“ -
aber, wie köstlich ist ihr Bericht: „Die Hand unseres Gottes war über
uns und Er errettete uns von der Hand des‚Feindes‘ und des am Wege
‚Lauernden‘“ (V. 31).
So erreichen sie das Ziel: „Und wir kamen nach Jerusalem und blieben
daselbst ‚drei‘ Tage.“ Glückliche Schar! Am „vierten“ Tage wird das
anvertraute Gut gewogen, und es wird gefunden „nach der Zahl und dem
Gewicht“ so, wie es ihnen zugewogen, ihnen anvertraut war. (V. 34 mit V.
26 u. 27.) Selige Knechte!
Alles dieses erinnert uns an Offenb. 3. Auch dort finden wir eine Schar,
vor welcher der HErr eine geöffnete Tür gegeben hat, die niemand
schließen kann. Und heute gilt es auch für uns, zurückzukehren zu dem,
was Gott Seinem Volke gegeben hat, und durch die geöffnete Tür aus Babel
hinauszugehen. Kostbare Schätze sind auch uns anvertraut worden: Mittel
und Gaben und vor allem Sein Wort und „Sein Name“. Dieses, was Gott in
meine und deine Hand gewogen hat, wird an einem Tage wieder gewogen, und
es wird geprüft werden, ob wir das anvertraute Gut bewahrt haben. „Halte
fest, was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme“ (Offenb. 3,11), so
ruft der HErr denen zu, die nur eine kleine Kraft haben. Wir leben nicht
in den Tagen großer Dinge. Das Wort, welches der HErr an Serubbabel
richtete: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch Meinen
Geist“, gilt auch heute für uns (Sach. 4,6). „Bewahre das schöne
anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt“ (2. Tim.
1,14).
Auch wir sind auf der Reise nach Jerusalem droben, von Feinden umstellt,
und von dem Lauernden am Wege, der uns die anvertrauten Schätze rauben
möchte. Laßt uns wachsam sein, daß wir nichts davon durch die Tücke des
Feindes verlieren. Welcher Art auch die uns anvertrauten Schätze sein
mögen, möchten wir, wenn wir dort ankommen, nichts davon verloren haben.
Mit welcher Freude beendeten sie ihre Reise, und wie konnten sie mit
glücklichen Herzen ihrem Gott Opfer lieblichen
Geruches darbringen.
Laßt uns die geöffnete Tür benutzen und aus Babel herausgehen und den
Weg des Glaubens nach der Wahrheil in Treue wandeln! Dem Überwinder
winkt ein herrlicher Lohn; möchten wir solche sein, die ihre Krone nicht
verlieren! „Ihr seid Jehova heilig, und die Geräte sind heilig ... Seid
wachsam und bewahret es, bis ihr es darwäget“ (Esra 8,28.29).
„Gehe hin und tue desgleichen.“
(Luk. 10,25-37.)
Wie oft haben wir das Gleichnis vom barmherzigen Samariter gelesen und
mit Bewunderung Ihn angeschaut, der im Erbarmen dorthin kam, wo wir
waren, der unsere Wunden verband, der uns zu der Heimstätte des Segens
brachte und Vorsorge für uns getroffen hat, bis Er wiederkommt. Wie aber
verhält es sich mit dem Worte des HErrn am Schlusse des Abschnittes:
„Gehe hin und tue desgleichen?“ Sind wir darauf eingegangen? Oder haben
wir sie nur für andere gelten lassen? Laßt uns näher darauf eingehen,
was sie uns zu sagen haben.
Gehe hin!
Wir lesen: Ein gewisser Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm
hin. Wir wissen wohl, wer der Samariter ist. Es ist der Herr Jesus
Selbst. Er kam von der Herrlichkeit hernieder, von jener Stätte der
Wonne, wovon wir in Sprüche 8,25-31 lesen. Er, „welcher reich war, wurde
um unseretwillen arm“ (2. Kor. 8,9) und „machte Sich Selbst zu nichts
und nahm Knechtsgestalt an“. (Phil. 2,7.) Welche Herablassung, welche
Gnade! Er sah uns in unserem Verderben, in unserem Elend und Sünden, und
Er kam zu uns, dahin, wo wir waren. Und wir? Kennen wir etwas davon? Da
schmachten Seelen in Finsternis und Sünden, da liegen die Armen in ihrem
Elend und verlangen nach Erbarmen. Gehst du zu ihnen hin, da wo sie
sind, um ihnen von jener Liebe zu erzählen, die sich nicht verändert?
Erzähle ihnen von Seinem Blute, welches sie reinigen kann von ihren
Sünden. Weise sie hin zu dem Einen, der ihr beladenes Herz erquicken und
ihnen Friede und Freude geben kann. Gehe hin zu ihnen, suche sie auf.
Frage nicht, ob du dazu geschickt bist - Er ist geschickt. Denke nicht,
du seiest zu schwach dafür - Er ist die Kraft. Er will uns gebrauchen
als Seine Boten zu diesen Elenden und Niedergebeugten, wenn wir nur
demütig genug sind, uns von Ihm füllen zu lassen.
Tue!
Was sollen wir tun? Manche denken, sie könnten zu viel tun, und tun
deshalb nichts. Andere leben nur für ihr Geschäft, sie jagen und rennen
und finden vor Arbeit und Mühe keine Muße, für andere etwas zu tun.
Andere wieder überschreiten die Grenzen. Sie tun viel und vielerlei. Im
Übereifer jagen und hasten sie, aber verwenden auf keine Sache die
nötige Zeit und Ruhe, um sie zur segensreichen Durchführung zu bringen.
Aber auch solche sind da, die in Ruhe, Geduld und Ausharren freie
Stunden und Augenblicke zum fruchtbaren Dienst für ihren HErrn und zu
Seiner Ehre benutzen.
Doch laßt uns Ihn anschauen und sehen, wie der HErr tat. Da liegt
der arme Mann an der Straße, ausgezogen, beraubt, verwundet und halbtot.
Mit dem Herzen des Erbarmens tritt der gute Samariter an ihn heran und
beugt Sich zu ihm nieder. Er gießt das Öl der Heilung in seine Wunden
und stärkt
ihn mit dem Wein der Freude. Er führt ihn zur Herberge, Er sorgt für
ihn. Teurer Mitpilger, hier ist unser Vorbild, das sollten wir auch tun!
Wie wenige haben diese Lektion gelernt. Wir schrecken zurück vor den
Stätten der Sünde, des Elends und den Leiden. Wir sind zu selbstsüchtig,
um unsere Empfindungen beiseite zu stellen und dem HErrn dahin zu
folgen. Wir sagen, es ist besser, solche mit ihrem Leid allein zu
lassen, und ach, wie oft ist dies eine traurige Wahrheit. Aber warum?
Weil wir nicht zu trösten wissen; weil wir nicht wissen, wie wir ihnen
das Öl der göttlichen Heilung und den Wein der himmlischen Freude
bringen können. Laßt uns deshalb den Meister anschauen und diese Dinge
zu Herzen nehmen!
Desgleichen!
Es scheint uns sehr schwer zu sein, hinzugehen und desgleichen zu tun.
Aber der HErr hat es geboten; und indem wir gehen, wird Er es uns
lehren. Eins ist gewiß, je mehr wir Ihn anschauen und je besser wir Ihn
erkennen, um so mehr wird Seine Liebe, Sein Erbarmen auch unser Herz
erfüllen und wachsen wir in Sein Bild. Schau Ihn an, wie Er hienieden
wandelte: Wieviel Liebe, welches Mitleid lag darin, als Er zu der Witwe
sagte: „Weine nicht.“ (Luk. 7,13.) Welch tiefes Mitgefühl, als Er mit
den Schwestern weinte, die den Bruder verloren hatten! (Joh. 11,35.)
Welche Besonnenheit, als Er den Eltern sagt, dem Mägdlein zu essen zu
geben! (Mark. 5,43.) Welch ein Schmerz, als Er über die verblendete
Stadt weinte, deren Zerstörung und Gericht er zuvor sah! (Luk. 19,41.)
Das sind einige Züge von dem, der „ausgezeichnet ist unter Zehntausend“.
„Alles an Ihm ist lieblich!“ (Hohel. 5,10.16.)
O, daß wir Ihn besser kennten! Wir würden uns viel näher zu Ihm halten.
Er ging umher und tat wohl (Apgesch. 10.38), so heißt es von unserem
HErrn und Meister. Möchte dies auch von uns gesagt werden können!
L. - K.
Was Gott getan hat, und was Er nicht getan hat.
2. Mose15,21.22; Ps.106,13.
Diese beiden Dinge finden wir in der Geschichte des auserwählten Volkes
Israel oft vor unser Auge gestellt, uns zur Ermunterung und auch zur
Warnung, wenn unser Glaube geprüft wird durch die Wege, die der HErr mit
uns geht.
Das Wirken des Geistes Gottes geht stets dahin, es in unseren Herzen
lebendig zu halten, was Gott für uns getan hat, und was Er noch
tun will. Das Wirken des Satans, des Widersachers, geht dahin,
uns mit dem zu erfüllen, was Gott nicht für uns getan hat. Er tut
dieses, um einen verderblichen Einfluß auf uns auszuüben.
Wohin bringt uns solcher Einfluß des Bösen? Stets zum Murren gegen Gott.
So fing es schon im Garten Eden an. Als er Eva verführte, da lenkte er
ihre Blicke und Gedanken hin zu dem Baume, von dem Gott ihr
nicht zu essen gegeben hatte. Die Geschichte des Volkes Israel lehrt
uns, welche Erfolge Satan mit dieser List erzielte, indem er immer
wieder ihre Herzen mit dem beschäftigte, was Gott ihnen nicht auf
ihrem Wege durch die Wüste gab. Und wie viele Kinder erliegen heute noch
dieser seiner List! Die Prüfungen zur Bewährung unseres Glaubens, damit
derselbe viel köstlicher als
Gold, das durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und
Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi, benutzt er, um
Mißtrauen gegen Gottes Weisheit und Liebe zu erwecken. (1.Petri 1,7.)
Welch ein Unterschied aber, wenn der Geist Gottes unsere Seele mit
dem erfüllt, was Gott getan hat und noch tun will.
Woher kam der freudige Gesang des Glaubens, den Mose und die Kinder
Israel anstimmten? Er kam aus den Herzen derer, die erfüllt waren mit
dem, was Gott für sie getan hatte. Unzählige Wundertaten Seiner Treue
erwies Gott diesen 600000 Männern nebst den Weibern und Kindern während
des langen Weges durch die Wüste, aber nie wieder stimmten sie einen
solchen herrlichen Lobgesang an zu Seinem Preise, wie an den Ufern des
Roten Meeres. Woher kam das? Ihre Herzen waren mit der Wüste und nicht
mit dem, was Gott getan hatte und noch tun wollte, beschäftigt.
Denken wir an Paulus und Silas. In den niederdrückendsten Umständen
lobsangen sie Gott. Gleich jenen in der Wüste waren auch sie in großer
Bedrängnis. Wundgeschlagen am Körper, gefangen und ihre Füße in den
Stock gelegt, frohlockten ihre Seelen und lobsangen sie Gott. (Apg.
16,25.)
„Aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ (Matth. 12,34.) Der HErr
sagt damit, daß, was aus dem Herzen hervorkommt, im Herzen sein muß.
Teurer Mitpilger, was ist in unserem Herzen? Ist es das eigene „Ich“
und die Dinge, die sich darum drehen? Erfüllt unser Herz, was Er getan
hat und was Er noch tun will, so ist dafür kein Raum mehr. Es kann sich
nur dann geltend machen, wenn wir uns mit dem beschäftigen, was der HErr
uns nicht gegeben hat. Satan ist stets am Werk, uns die Liebe und
Treue Gottes zu verdunkeln. Laßt uns auf der Hut sein! „Seid nüchtern,
wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe
und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht standhaft im Glauben.“ (1.
Petri 5,8.)
Unser Glaube allein triumphiert über die Macht des Bösen. So wie Israel
in dem Anschauen der Taten des HErrn sang: „Das Roß und seinen Reiter
hat Er ins Meer gestürzt“, so werden auch wir ermahnt, uns
allezeit in dem HErrn zu freuen, uns gegenseitig zu lehren und zu
ermahnen mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern und Gott zu
singen in unserem Herzen in Gnade. (Kol. 3,16.)
Es ist unmöglich, gleichzeitig zu singen und zu murren. Seien wir
wachsam, daß der Feind nicht unsere Gedanken beherrscht!
Womit ist dein Herz beschäftigt, mit dem, was Gott getan hat und was Er
tun will, oder mit dem, was Er nicht getan hat?
A. - H.
Geleitswort an den Leser:
Laßt uns zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach
tragend.
Hebr. 13,13.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Hand der Schrift durchforschen!
Frage 5
Wie ist 2. Tim. 2,20-22 zu verstehen? Was ist das „große Haus“?
Antwort A
In der in Frage stehenden Schriftstelle wird von einem großen Hause
gesprochen. Paulus will seinem Timotheus zeigen, wie das
Christus-Bekenntnis gleich einem großen Hause geworden ist, in dem es
Gefäße zur Ehre und Unehre gibt.
In Matth. 16,16.17 sagt der HErr dem Petrus auf das Bekenntnis: „Du bist
Christus, des lebendigen Gottes Sohn“: „Fleisch und Blut
haben es dir nicht geoffenbart, sondern Mein Vater, der in den Himmeln
ist“, und dann fügt Er diesem eine neue Offenbarung hinzu, nämlich, daß
Er darauf Seine Gemeinde bauen wolle. Christus, des lebendigen
Gottes Sohn, ist die Grundlage dieses Baues. Er Selbst ist sowohl die
Grundlage, wie Er auch Selbst der Bauausführer ist.
Aber dann finden wir auch einen anderen Bau. Auch dieser wird
aufgerichtet auf dem Grunde, der Christus ist, aber Menschen sind die
Bauenden. Paulus sagt, daß Er und andere auf dem Grunde bauen (1. Kor.
3,10-15). Dieser Bau, an dem Menschen als Mitarbeiter bauen, steht unter
der VerAntwortlichkeit
des Menschen, da sie auf dieser Grundlage, die Christus ist, gut oder
schlecht bauen können. Das, was aus dem Bau (auf der Grundlage Christus)
unter der Hand des Menschen geworden ist, sehen wir in der Gesamtheit
der Christenheit, und der Einzelne (mag er wollen oder nicht) bildet
äußerlich einen Teil derselben. Aber der in Treue wandelnde und
handelnde Christ wird sich absondern - wegreinigen von solchen Gefäßen
in dem großen Hause, welche nicht zu Ehre des Hausherrn des Hauses sind.
Er hält sich fern von allen denen, die im Gegensatz zur Ehre des HErrn
stehen. „Jeder, der den Namen des HErrn nennt, stehe ab von der
Ungerechtigkeit“.
So sehen wir einerseits den vollkommenen Bau, den die Hand des HErrn
baut, in dem nur lebendige Steine gefunden werden (1. Petri 2), und
anderseits den Bau (auch auf der Grundlage: Christus), der aus
Menschenhand hervorgegangen ist und der gleich einem großen Hause
geworden ist, welches allerlei Gefäße in sich beherbergt, sowohl zur
Ehre wie zur Unehre, aber in welchem sich die Treuen von den Gefäßen zur
Unehre fernhalten.
Halten wir daran fest, daß die Scheidung von jeglicher Art des Bösen der
unwandelbare Grundsatz Gottes ist, dann gibt es für den Gläubigen nur
eine Richtschnur, die lautet: „Du aber, Mensch Gottes, fliehe diese
Dinge“ usw., 1. Tim. 6,11, und „strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben,
Liebe, Frieden mit denen, die den HErrn anrufen aus reinem Herzen“. 2.
Tim. 2,22.
Ph. W. (z. Zt. beim Militär).
Antwort B
Bei der BeAntwortung
der Frage nach dem großen Hause ist zunächst zu versuchen, aus dem
Zusammenhange dieser Stelle genügendes Licht zu erlangen. Ist das nicht
möglich, so ist nach ähnlichen Ausdrücken im N. Test. zu suchen.
ähnlichen Ausdrücken im N. Test. zu suchen.
Es gilt zu beachten, daß der Apostel sich der bildlichen Rede bedient
und daß er einen Vergleich zieht.
Ein großes Haus, irgend ein großes Haus, jedes beliebige große Haus
(nicht das große Haus, d. i. ein bestimmtes Haus) wird zum Vergleich
herangezogen. Das Haus ist nicht der Hauptbegriff, um den es sich in dem
Zusammenhang handelt, sondern die in jedem großen Hause vorhandene
Verschiedenheit der Gefäße zieht der Apostel zum Vergleich bestimmter
Verhältnisse heran, die ihm zu einer ernsten Ermahnung Anlaß geben.
Es ist also gar nicht zu fragen: was ist das große Haus, sondern: welche
Zustände geben dem Apostel Veranlassung, vergleichsweise auf die in
einem, d. i. jedem beliebigen großen Hause vorhandene Verschiedenheit
von allerlei Gefäßen aufmerksam zu machen.
Der Vergleichungspunkt ist das Vorhandensein verschiedener Gefäße zu
ehrenhaftem und unehrenhaftem Gebrauch in einem Hause und Haushalte und
die aus der Verschiedenheit ihrer Verwendung sich ergebende
Auseinanderhaltung und Trennung der Gefäße.
Nach dem ganzen Zusammenhang - darauf zu achten ist immer das Erste und
Wichtigste, wenn es sich um die Erklärung eines schwierigen Gedankens
oder eines dunkeln Ausdrucks handelt - denkt der Apostel dabei an Leute
wie Hymenäus und Philetus (V. 17), die von der Wahrheit abgeirrt sind;
er denkt an die ungöttlichen Geschwätze (V. 16) und Wortstreitigkeiten
(V. 14) solcher Irrlehrer, die dem Hausherrn keine nützlichen Gefäße
sind, und an die Pflicht der Gläubigen, sich von der Ungerechtigkeit zu
trennen durch gründliche Selbstreinigung.
Die Worte „von diesen“ (V. 21) können als hinweisendes männliches
Fürwort gefaßt werden: „von solchen Leuten“, oder aber sächlich: „von
solchen Dingen“. Wäre letztere Auffassung richtig, so könnten jene
Erklärer recht haben, die „von diesen“ nicht auf die Gefäße zur Unehre
beziehen, sondern allgemein auf die vorher geschilderten bösen Dinge, so
daß jedes Gefäß, ob von Gold, Silber, Holz oder Ton durch gründliche
Reinigung zu einem brauchbaren Gefäß werden kann.
Aber auch wenn man einfach „von diesen“ auf die (zuletzt genannten)
Gefäße zur Unehre (V. 20) bezieht und in diesen die geschilderten
Irrlehrer versteht, bleibt der Sinn derselbe: Die Forderung der
Absonderung von solchen Leuten und der gründlichen Reinigung von solchen
bösen Dingen. Als sauberes Gefäß halte dich fern von dem unsauberen,
damit du nicht verunreinigt und dadurch unbrauchbar wirst.
In keinem Falle nötigt der Zusammenhang in diesem Abschnitt, nach
Aussagen über die Bildung einer Christenheit oder die Umbildung der
Gemeinde zu einem großen Kirchenkörper zu suchen. Wenn der Apostel
derartiges voraussah, so lag es nicht in seiner Absicht, in diesem
Zusammenhang darüber eine Belehrung zu geben. Er redet hier überhaupt
nicht von der Zukunft. Und eine Christenheit oder ein großes
Kirchengebilde, das als „großes Haus“ im Gegensatz zum „Hause Gottes“
(1. Tim. 3,15) steht, war damals noch nicht vorhanden, konnte auch wohl
in der sehr kurzen Zeit zwischen der Abfassung beider Briefe nicht
entstehen. Das Vorhandensein etlicher oder auch zahlreicher Irrlehrer
läßt noch nicht auf eine Umwandlung in den Gemeindeverhältnissen
schließen. Denn Irrlehrer gab es schon viel früher, wie aus den anderen
Briefen zu entnehmen ist.
Über die Frage, ob diese Irrlehrer wirklich zu der Gemeinde der
Auserwählten gehören, darauf wird in diesem Zusammenhang keine
Antwort Gegeben.
Ob und inwieweit das möglich ist, muß aus anderen Stellen ersehen
werden. Hier im 2. Tim.-Brief wird einfach die Tatsache festgestellt:
sie sind da, es gibt verschiedene Gefäße, und wer ein dem Hausherrn
brauchbares Gefäß sein will, der muß sich selbst „ausreinigen“, d. i.
gründlich reinigen (dieses Zeitwort findet sich nur noch 1.
Kor. 5,7).
J. W.
Anmerkung der Schriftleitung
Im ersten Briefe wird Timotheus unterwiesen, wie er sich verhalten soll
im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist.
Der zweite Brief enthält Belehrungen, nicht über das Verhalten in der
Gemeinde Gottes, sondern über das persönliche Verhalten der Treuen in
den „schweren Zeiten“, den Zeiten, wenn die Wahrheit aufgegeben wird -
der Grund Gottes noch behauptet wird, aber nicht mehr das Siegel -, wenn
die Form noch behalten, aber die Kraft verleugnet wird.
Alle, welche zu dem „festen Grunde Gottes“ (1. Kor. 3,11) stehen,
empfangen einerseits die tröstliche Zusage, daß der HErr die Seinigen
kennt, und anderseits werden sie aufgefordert, abzustehen von der
Ungerechtigkeit, wenn sie den Namen des HErrn in Wahrheit bekennen.
Wer Jesus „HErr“ nannte und Ihn damit als seinen „Herrn“
anerkannte, sollte die Echtheit seines Bekenntnisses beweisen in dem
Abstehen von der Ungerechtigkeit.
Der Zustand in der Mitte derer, die behaupteten, auf dem Grunde Gottes
zu stehen und den Namen des HErrn bekannten, war nicht mehr normal. Es
mangelte an der praktischen Durchführung jener Seite des Siegels, die
das Abstehen von der Ungerechtigkeit forderte. Unlautere Elemente mit
falschen Lehren hatten sich schon nebeneingeschlichen, so daß echte und
unechte Bekenner beisammen waren. Hierauf, glauben wir, wendet
der Apostel das Bild des „großen Hauses“ an.
Das große Haus wird nicht das „Haus Gottes“ genannt, wie es „die
Gemeinde“ wird (1. Tim. 3,15). Nie wird „die Gemeinde des lebendigen
Gottes“ mit einem „großen Hause“ verglichen.
Bei dem Bilde des „großen Hauses“, glauben wir dem Zusammenhang nach,
stand vor dem Auge des Apostels die Gesamtheit der Christusbekenner -
alle die, welche zum „Grunde Gottes“ Stellung genommen und den Namen des
HErrn als ihres „Herrn“ nannten. Mit dem Bekenntnis ist VerAntwortlichkeit
verbunden, und zwar Ihm gegenüber als dem „Hausherr“; ein Titel, der
einzig in Verbindung mit dem Bilde des „ großen Hauses“ und nur in
dieser Stelle auf den HErrn angewandt wird.
Denen, die dem „Hausherrn“ geheiligt und brauchbar sein wollen, wird
nicht gesagt, sich von dem „großen Hause“ zu reinigen, sondern von den
Gefäßen zurUnehre - von Personen, die nicht von der Ungerechtigkeit
abstehen und die dem Namen des HErrn eine Unehre sind. (Sich vom „großen
Hause“ reinigen wollen hieße soviel, als sich vom Bekenntnis Christi
wegwenden wollen.)
Das hier für „reinigen“ gebrauchte Wort kommt nur noch in 1. Kor. 5,7
vor. In beiden Stellen wird es auf Böses angewendet („Sauerteig“ und
„Gefäße der Unehre“) und bedeutet „ausfegen“ - „wegreinigen“.
„wegreinigen“.
*
Wenn auch in den vorstehenden
Antworten
in der Auffassung einzelner Ausdrücke Verschiedenheit gefunden wird, so
herrscht doch in der praktischen Anwendung Übereinstimmung. Mögen die
Meinungsäußerungen über diese Schriftstelle jedem Leser Veranlassung
geben zu eigenem tieferen Forschen!
Frage 6
Warum wird in Mark. 16,7 betont: „saget Seinen Jüngern und Petrus“, da
Petrus doch ein Jünger war?
Antwort A
Die
Antwort
liegt nahe: Petrus war wohl der kühnste unter den Jüngern des HErrn
gewesen, indem er Ihm bis zum Richthaus folgte, dann aber war er tief
gefallen, indem er Ihn sogar öffentlich verleugnete. Der HErr will ihm
die Zusicherung senden, daß Er ihn nicht aus der Jünger Schar verstoßen
habe.
Er, der so tief gefallen, dann wieder so herrlich zurecht gebracht war,
konnte solch tiefes Mitleid mit seinen irrenden Brüdern haben, so daß er
ein besonders auserwähltes Rüstzeug in des HErrn Hand wurde zur Stärkung
seiner Brüder.
L. Th.
Antwort B
Wir lesen in Luk. 22, daß, nachdem Petrus den Herrn dreimal verleugnet
hatte, der Hahn krähte. Da wandte Sich der HErr um und blickte Petrus
an, und dieser dachte an das Wort, das Er zu ihm gesagt hatte: Ehe der
Hahn kräht, wirst du Mich dreimal verleugnen. Da ging Petrus hinaus und
weinte bitterlich. - Wenn wir hierüber nachdenken, verstehen wir etwas
von dem Weh, dem Schmerz, ja der Verzweiflung, die Petrus überkam,
nachdem er so im Gegensatz zu seinen hohen Worten - Luk. 22,33 -
gehandelt hatte. Gewiß hielt er sich von jener Stunde an nicht mehr für
würdig, ein Jünger Jesu zu heißen. Doch der HErr, der seine tiefe Reue
sah, hatte ihm vergeben, wie Er jedem vergibt, der seine Verfehlungen
aufrichtig bereut und bekennt (1. Joh. 1,9). Um nun Petrus zu ermuntern,
läßt Er Seiner ersten Botschaft, die Er nach Seiner Auferstehung Seinen
Jüngern sandte, die Worte hinzufügen: und Petrus.
Ldstrm. M. St.
Antwort C
Dreimal hatte Petrus den HErrn verleugnet. Da traf der Blick aus dem
liebenden Auge des Heilandes sein Herz und ließ ihn zusammenbrechen. Es
wurde ihm klar, welch großes Unrecht er getan. Er weint bitterlich. Dann
geht er hinaus. Den Meister führt man weiter, und er hat keine
Gelegenheit mehr, vor dem Tode des HErrn noch einmal mit Ihm zu reden.
Wie muß den Petrus dieser Fall betrübt haben;
wie muß auch er gesagt haben: „Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir
vergeben werden könnte!“ Gewiß, der HErr hatte ihm gesagt: „Ich habe für
dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre.“ Und vielleicht hat den
Petrus dieses Wort getragen.
Aber mußte er nicht annehmen, daß durch diesen Vorfall zwischen ihm und
seinem HErrn eine Trennung eingetreten? Mußte er nicht glauben, wenn
auch mein Glaube nicht aufhören soll, so ist die Liebe des Meisters zu
mir doch geringer geworden. Ich, der ich bis jetzt einer von den
Auserwählten der Zwölfe war, wird Er mich nicht jetzt beiseite setzen?
Dem begegnet Jesus sofort nach der Auferstehung mit dem obigen Wort.
Gleichsam als ob Er sagen will: „Saget es Petrus besonders, Ich habe ihn
besonders beim Namen genannt. Meine Liebe ist noch die gleiche.“ Wie muß
der Petrus gejauchzt haben, als er diese Botschaft bekam: „Petrus, der
Meister hat dich besonders genannt.“ Wie wird seine Sehnsucht um so
größer geworden sein: „Die Liebe meines HErrn ist noch dieselbe.“ Wie
muß sein Herz zu Ihm hingezogen worden sein!
Natürlich schenkt ihm Jesus nicht die Zurechtweisung über seine Sünde.
Der HErr läßt den Seinen nichts durchgehen, das dürfen wir immer wieder
beachten. Aber mit welcher Liebe und Weisheit faßt Er ihn an. Die
anderen Jünger merken's kaum. Petrus verstand es. Da war das
Kohlenfeuer, und an diesem nimmt der HErr ihn besonders. Dort fragt Er
ihn: „ Petrus, wie ist es? Damals hast du gesagt, es ist möglich, daß
sich alle an Dir ärgerten, ich aber nicht, denn dafür habe ich Dich zu
lieb. Hast du Mich lieber als Mich diese haben?“ Und dreimal, für jede
Verleugnung einmal, bekommt er diese Frage. Aber dann auch, als Petrus
seine wunderbar demütige
Antwort Gibt:
„Du kennst mich besser als ich mich kenne, Du weißt, wie weit ich Dich
lieb habe“, bekommt er den herrlichen Hirtenauftrag. (Joh. 21.) Der HErr
hat auch Gnade für Abtrünnige.
P. D.
Antwort D
In Mark. 14,71 lesen wir: Er (Petrus) aber fing an sich zu verfluchen
und zu schwören: „Ich kenne diesen Menschen nicht, von welchem ihr
redet.“
Petrus hatte also seinen HErrn durch einen Schwur verleugnet und sich
dadurch selbst von den Jüngern getrennt, sich gewissermaßen aus der Zahl
der Jünger des HErrn gestrichen, er gehörte am Auferstehungsmorgen in
Menschenaugen nicht zu Jesu Jüngern. Da Petrus aber seine Verleugnung
bitter bereute (wir lesen Luk. 22,62: „und Petrus ging hinaus und weinte
bitterlich“), so wurde ihm Vergebung zuteil, diese Vergebung wurde ihm
durch die Engelsbotschaft im leeren Grabe des Auferstandenen HErrn
dadurch verkündigt, daß Mark. 16,7 Petrus nach den Jüngern besonders
genannt wird: „Saget Seinen Jüngern und Petrus“. Die völlige
Wiederherstellung und Wiederberufung des Petrus als Jünger Jesu Christi
erfolgte am See von Tiberias (Joh. 21,15-18) durch die Worte des
auferstandenen HErrn: „Weide Meine Lämmlein, hüte Meine Schafe, weide
Meine Schafe.“
P.
Antwort E
Was für ein trauriges Schauspiel vor den Menschen wie auch vor der
Engelwelt gab Petrus, als er, der
mit dem HErrn sterben zu können vorgegeben, Ihn so schmählich
verleugnete und damit seine Jüngerschaft mit Füßen trat! Man vergleiche
nur sein Verhalten am Kohlenfeuer der Welt mit Luk. 14,26.27.33! Und so
wurde ein Engel, ein Vertreter der dienstbaren Geisterwelt (Hebr. 1,14),
„ausgesandt“ und durch diesen einige dem HErrn treuer als Petrus
gebliebene Weiber beauftragt, diesem die frohe Botschaft zu bringen, daß
die Auferstehung des Herrn Jesus auch für ihn, den tief Gefallenen,
Gnade und Licht zur Folge habe: daß er nicht zu verzweifeln brauche und
auch er trotz seiner Sünde in Gemeinschaft mit den Jüngern bleiben und
Ihn sehen sollte in Galiläa. So war Petrus vor Engeln und Menschen noch
als ein Jünger Jesu anerkannt. Als Hirte der Schafe des
HErrn erfolgte seine Wiederherstellung erst, nachdem der HErr ihm
allein erschienen war (1. Kor. 15,5), im Kreise der glückseligen
Tischgenossen des Christus (Joh. 21).
Welche Gnade hat der treue Heiland für uns, Seine so leicht
strauchelnden Jünger! Wie liebreich hat Er auf unsere Schritte acht, wie
treulich ist Er bemüht, uns als unser großer Hoherpriester zu bewahren
(Luk. 22,32; Hebr. 7,25)! Welch ein Trost für uns, zu wissen, daß Er
den, der wirklich Sein von Ihm anerkanntes Eigentum ist (Röm. 8,9.16),
Sich nie und von niemand aus der Hand rauben läßt (Joh. 10,29). Er ist
der vollkommene Knecht Gottes - nur im Mark.-Evang., das Ihn im
Gegensatz zu Israel als den wahrem „Knecht Gottes“ zeigt, steht unsere
Stelle! -, der auch hier „alle gute Treue erweist (Tit. 2,10), indem Er
nichts von dem verliert, was Ihm der Vater gegeben hat (Joh. 6,39 und
17,9.10)! Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
F. K. (z. Zt. b. Militär).
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Zurück zum Wort des HErrn!
Offenb. 3,8b.
Ein Bild aus unseren Tagen.
„Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch Meinen Geist,
spricht Jehova der Heerscharen.“ Sach. 4,6.
Eine Anzahl ernster Christen aus verschiedenen Kreisen kam überein, in
der Wohnung eines Gläubigen sich einmal in der Woche zu versammeln, um
das Wort Gottes zu lesen und zu beten. Sie fanden in den Gottesdiensten
ihrer Kirchengemeinschaften und Gemeinden nicht Nahrung für das Wachstum
ihres geistlichen Lebens. So entschlossen sie sich, in dieser freien
Weise zusammenzukommen, um den HErrn zu suchen und geistliche Hilfe und
Speise durch Sein Wort zu finden (vgl. Mal. 3,16).
Diese Zusammenkünfte wurden ihnen bald unentbehrlich. In dem gemeinsamen
Betrachten der
Schrift empfingen sie Equickung und Stärkung, Segnungen, die sie in den
Gottesdiensten ihrer Verbindungen schmerzlich vermißten. Je länger sie
so das Wort erforschten, um so mehr sahen sie, daß der geistliche
Zustand in ihren alten Verbindungen, über den sie so oft geklagt und
getrauert hatten, nicht ein vorübergehender, zeitweiliger Tiefstand war,
der durch Gebet und Flehen geheilt werden konnte, sondern daß derselbe
vielmehr in den schriftwidrigen Verfassungen und Einrichtungen seine
Wurzeln hatte. Sie sahen, daß die Mitgliedschaft, die Anbetung, die
Ausübung des Dienstes am Wort, die Einsetzungen des HErrn: Taufe und
Abendmahl, wohl mit ihren Kirchen- und Gemeindeverfassungen, aber in
keiner Weise mit dem Worte Gottes übereinstimmten, daß sich also hier
festgelegte Kirchenordnungen und Gottes Wort einander entgegenstanden.
Ihre Vorstellungen dieserhalb bei den verAntwortlichen
Leitern fanden wenig Gehör. Von einigen wurden sie als unwissende
„Laien“ einfach abgewiesen; andere gaben es wohl zu, daß die
gebräuchlichen religiösen Formen und Ordnungen in der Schrift nicht
begründet seien, erklärten sie aber als durch jahrhundertelange Geltung
als geheiligt und von Gott gesegnet für gut und der Zeit angepaßt. Ihre
Berufung auf die Unveränderlichkeit und Autorität der Schrift fand kein
Ohr. Mit Schmerz sahen sie, daß das Wort Gottes den Anordnungen der
Menschen weichen mußte. Das Unrechte war eben zum Recht gemacht und
verfassungsmäßig festgelegt worden.
Klar erkannten sie, daß Gott inmitten solcher Dinge nicht wohne, daß der
Segen der Gegenwart des HErrn nicht da sein konnte, wo Er und Sein Wort
als alleinige Autorität beiseite gesetzt und dem Heiligen Geiste kein
Raum gelassen wurde, zu wirken wie Er will, sondern wo der Mensch die
Herrschaft hatte und keine Willigkeit war, sich dem Worte des HErrn zu
unterordnen. Sie fühlten und fürchteten, vor die Wahl gestellt zu
werden, entweder den Einrichtungen der Menschen oder den Anordnungen
Gottes sich beugen zu müssen. Sie sahen die Schwere und Tragweite einer
solchen Entscheidung, und Furcht und Sorge legten sich wie eine schwere
Last auf ihr Herz.
In inbrünstigem, anhaltendem Gebet und schweren inneren Kämpfen brachten
sie ihre Anliegen vor den HErrn und flehten um Licht und um Kraft für
jeden Weg des Gehorsams nach Seinem Wort. Immer neu baten sie den HErrn,
Seinem Volke eine Neubelebung zu schenken, hoffend wider Hoffnung, daß
die schriftwidrigen Verfassungen durch eine Neubelebung umgestürzt und
alles in eine schriflgemäße und geistliche Stellung gebracht werden
möchte. Nach und nach aber kamen sie zur Einsicht, daß solche Hoffnung
Trug sei und sie vielmehr dadurch aufgehalten wurden, den Weg nach der
Wahrheit zu wandeln.
Der HErr aber in Seiner Güte
Antwortete
auf ihr inbrünstiges Gebet um eine Neubelebung: Kinder Gottes erwachten
vom Schlaf, und Sünder wurden errettet. Doch Gott wirkte anders als sie
es sich gedacht. Er benutzte für das Werk Seiner Gnade Brüder, die nicht
als „geweihte“ Prediger anerkannt wurden. Mit tiefem Schmerze mußten sie
sehen, wie einige der zum Teil staatlichen Leiter ihrer Kirchengemeinden
der Bewegung widerstanden, und andere zwar nicht widerstanden, aber
dahin wirkten, daß die Bewegung und die vom Worte erfaßten Seelen ihrer
Amtsstellung und Leitung unterstellt blieben und die alten Geleise nicht
verlassen wurden. Und ach, manche, die der HErr erfaßt hatte und die
gewillt waren, Ihm zu folgen, beugten sich ihrem Ansehen und verloren
sich wieder in dem Wesen der kraftlosen Formen.
Klarer als je sahen diese nach Wahrheit suchenden Seelen, daß sie nicht
zwei Herren dienen und nicht auf zwei Wegen wandeln konnten. Entweder
mußten sie in den menschlichen Einrichtungen
bleiben und Speise für ihre Seele anderwärts suchen als dort, wo sie
ihre Mitgliedschaft hatten, oder aus der ganzen Verbindung herausgehen
als einer solchen, in der der HErr und Sein Wort nicht mehr alleinige
Autorität waren und die deshalb kein Recht hatte, ihre Zugehörigkeit zu
ihr zu fordern.
Als bekannt wurde, daß solche Erwägungen unter den Gläubigen geführt
wurden, wurde auf Kanzeln und Plattformen von falscher Lehre,
Glaubensverirrungen und von Abtrünnigen geredet. Um so mehr klammerten
sie sich an Gott und an das Wort Seiner Gnade, diesen Zufluchtsfelsen
inmitten der Verwirrung und des Abfalls. Klarer beleuchtete das Wort
ihnen den Weg. Die Gebote des HErrn: „Seid nicht in einem Joche mit
Ungläubigen“ (2. Kor. 6,14), „Gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch
ab“ (2. Kor. 6,17); „Jeder, der den Namen des HErrn nennt, der stehe ab
von der Ungerechtigkeit“ (2. Tim. 2,19); „Von denen, die eine Form der
Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen, wende dich weg“ (2.
Tim. 3,5) und andere Stellen mehr, die ihnen lange durch die Wolken der
Traditionen verdunkelt waren, wurden ihnen klar wie der Tag - wie auch
alle Lehre aus Gott klar ist, sobald jemand Seinen Willen tun will.
(Joh. 7,17.) Sie konnten nicht länger mit den von menschlichen
Grundsätzen und Verfassungen durchwobenen Kirchengemeinschaften mit
ihren unbekehrten Gliedern und in vielen Fällen unbekehrten und
ungeistlichen „Geistlichen“ und Führern ihre Zusammengehörigkeit
ausdrücken. Deutlich gebot ihnen Gottes Wort die Scheidung nicht nur dem
Geiste nach, sondern auch in Person, nicht nur innerlich, sondern auch
äußerlich, nicht nur in einigen Dingen, sondern in allen.
So zögerten sie nicht länger. Gleich Abraham, der auf den Befehl Gottes
auszog, „nicht wissend, wohin er komme“ (Hebr. 11,8), so folgten auch
sie dem Worte, das der HErr geredet hatte und schieden einer nach dem
anderen aus jenen Verbindungen, welchen sie bis dahin als Glieder
angehört hatten, nicht wissend, was der Weg ihnen weiter bringen würde,
aber im Vertrauen auf Gott, daß Er ihnen Licht und Kraft und alles, was
sie bedürften, geben werde.
Dieser Schritt brachte den Unwillen und das Mißfallen aller über sie,
mit denen sie bis dahin verbunden waren. Man sah in ihnen irregeleitete
unwissende Pietisten, die mit ihrer törichten Sache bald zu Ende kommen
würden. Aber der HErr stärkte sie.
Gelöst von den Fesseln der Menschenfurcht und Rucksichtnahme und nicht
mehr umhüllt und umdunkelt von dem Nebel der menschlichen Traditionen,
leuchtete ihnen das Wort in einer nie zuvor gesehenen Einfachheit und
Klarheit. Mit glücklichem Herzen versammelten sie sich und forschten
weiter in den Schriften, bereit, alles in ihrem Leben und aus ihrer
Mitte abzulegen, was nicht nach Seinem Worte war; willig, alles
einzubüßen und für Verlust - für Kot - zu achten, um Christus zu
gewinnen. (Phil. 3,7.8.)
In ihrer Liebe zum HErrn konnte es nicht ausbleiben, daß sie Seiner
Einsetzungen, des Abendmahles und der Taufe, gedachten. Sie entdeckten
bald, wie gänzlich diese, sowohl dem Wesen wie der Form nach, verändert
worden waren. Mit tiefem innerem Weh sahen sie, daß die an ihnen als
Kindern vollzogene Taufhandlung weder vom HErrn angeordnet noch von den
Aposteln ausgeübt oder in irgend einem Beispiele oder einer Lehre der
Schrift gefunden wurde.
Neue Fragen erhoben sich, und neue innere Kämpfe fanden statt und
trieben sie ins Gebet zum HErrn, ihnen Mut und Kraft zu schenken,
auszuharren auf dem Pfade des Glaubensgehorsams. Jeder fühlte, wie in
den Kämpfen zuvor, daß auch in diesen Fragen jeder persönlich sich vor
den HErrn zu stellen und Ihm
Antwort
und Bescheid zu geben habe. Keiner drängte den anderen. Jeder blieb für
sich selbst dem HErrn verAntwortlich.
Und Er, der Treue und Wahrhaftige, gab Gnade: in freudigem
Herzensgehorsam kamen viele zu dem Entschluß, sich taufen zu lassen. Sie
wandten sich an Brüder, die in dieser Wahrheit wandelten, und eines
Tages wurden sie nach dem Bilde und der Lehre der Schrift als solche,
die gläubig und mit Christo gestorben waren, jetzt auch mit Ihm begraben
durch die Taufe auf Seinen Tod. (Röm. 6.) Und der HErr gab Mut, andere
folgten ihnen nach.
Wie mit der Taufe, so ging es auch mit dem Abendmahl. Alles wurde am
Worte des HErrn geprüft. Was hatte der Mensch doch daraus gemacht! Wie
war es entstellt worden! Das, was der HErr Seinen Jüngern gegeben, daran
nahm die Welt teil - die, welche frei bekannten, unbekehrt zu sein, ja
selbst Hurer, Trunkenbolde und Lästerer. Und das, was der HErr zu Seinem
Gedächtnis gegeben, das wurde zur Vergebung der Sünden genommen, und
Seelen wurden selbst auf Sterbebetten dadurch heillos getäuscht.
Unvergeßlich war ihnen die Stunde, als sie nach ernster Selbstprüfung
zum ersten Male, als Glieder Seines Leibes, in inniger Liebe zu Ihm sich
versammelten, um Ihm die
Antwort
zu geben auf die Bitte Seiner Liebe: „Dies tut zu Meinem Gedächtnis“,
und sie in Lob und Anbetung Sein gedachten, den die Welt verworfen und
an den der Mensch nicht erinnert werden mag.
Glückliche Zeiten der Freude und des Friedens kamen für die kleine
Schar. Mit Verlangen freuten sie sich auf die Stunden, wo sie Sein im
Brechen des Brotes gedachten oder sich in das Wort der Wahrheit
vertieften. Mit Sorgfall wachten sie darüber, daß niemand an dem Mahle
des HErrn teilnahm, der nicht die Zeichen des neuen Lebens aus Gott
trug, damit solche nicht betrogen werden möchten, sich für etwas zu
halten, was sie noch nicht waren. Sie fühlten ihre große VerAntwortlichkeit
sowohl dem HErrn gegenüber, der solche nicht zu Seinem Mahle geladen,
wie auch den Seelen gegenüber, sie nicht durch den Einheitsausdruck:
„Ein Brot, ein Leib sind wir usw.“ in dem Truge zu bestärken, dem Leibe
Christi anzugehören, wenn solches durch Bekenntnis und Wandel noch nicht
erwiesen war, und sie dadurch in falsche Sicherheit zu bringen, aber
auch wiederum mit jedem wahren Kinde Gottes, das der HErr geladen, sich
an Seinem Mahle zu vereinen, und es nicht um Fragen der Erkenntnis
willen zurückzuweisen, wenn es sich nicht um Sünde oder die „Lehre des
Christus“ (2. Joh. 9.10) handelte.
Ein Tag besonderer Freude war es, als der HErr ihnen das Verständnis
über Seine Wiederkunft öffnete.
Wie frohlockte ihr Herz! Er Selbst wollte wiederkommen. Ja, schon jede
Stunde konnte Er kommen, sie abzuholen und zugleich mit ihnen auch alle
die in Ihm Entschlafenen. In dem wunderbaren Augenblick würde ihnen und
allen Seinen Heiligen die Erlösung des Leibes gebracht werden, auf die
auch sie warteten (Röm. 8,23). Nie hatten sie die gewaltige Größe der
Erlösung, die Kostbarkeit Seines Blutes in solcher Erhabenheit
gesehen. Ehe die Gerichte Seines Zornes, „die große Trübsal“,
über die Welt hereinbrechen werde, sollten sie zu Ihm entrückt werden.
Und warum würden sie von dem kommenden Zorn, der die Welt treffen soll,
gerettet werden? (1. Thess. 1,10; Offenb. 3,10.) Sie gehörten nicht mehr
zur Welt! Sein kostbares Blut hatte sie so völlig erlöst, so
geschieden von der Welt, daß der Sohn mit dem Vater von ihnen reden
konnte als von denen, die „in“, aber nicht „von“ der Welt seien.
Wie konnten sie also mit der Welt noch verurteilt werden? Lob und
Anbetung erfüllte ihre Seelen und Eifer die Tage ihrer Fremdlingschaft
hienieden, unbefleckt von der Welt zu wandeln.
So gingen sie in heiliger Furcht, damit nichts an ihnen und nichts in
ihrer Mitte sei, was mit Seinem Namen und Wort in Widerspruch stehe und
Ihn hindern könne, in ihrer Mitte zu sein. Im Glauben
erfaßten sie des HErrn Gegenwart nach Seiner Zusage, da zu sein, wo zwei
und drei in Seinem Namen versammelt sind; aber sie wußten auch, daß dann
nichts geduldet werden durfte, was mit Seinem Namen nicht zu verbinden
war.
Er, und Er allein war der Mittelpunkt, um den sie sich versammelten. Sie
versuchten nicht die Anfangsgemeinde von Pfingsten wieder aufzurichten,
noch dachten sie daran, die alleinige wahre Gemeinde zu sein, aber von
Herzen streckten sie sich aus, zu den Dingen des Anfanges zurückzukehren
und zu verharren in der Apostellehre (Apg. 2,42).
Sie vertrauten dem lebendigen und liebenden HErrn, daß
Er sie mit allem versorgen würde, was sie für die Auferbauung und die
Aufrechthaltung des Zeugnisses nötig hatten. Und Er tat es. Er erweckte
aus ihrer Mitte Hirten, die Sorge trugen für die Herde, und gab Gaben
zur Auferbauung und ernste Evangelisten, die der Welt das Evangelium
verkündigten. In herzlicher Liebe achtete einer den anderen höher und
dienten sie sich gegenseitig. Ein Wunsch belebte alle: dem HErrn zu
gefallen und von Ihm gebraucht zu werden.
So gaben sie sich selbst dem HErrn hin. Jeder war sich bewußt, eine
Aufgabe, ein Werk von dem HErrn empfangen zu haben. Die Brüder gingen
(meist zu zweien), der Welt das Evangelium zu bringen und im Werke des
HErrn zu dienen. Die Schwestern suchten Bedrängten Hilfe zu leisten,
auch Traktate zu verteilen und einzelnen Seelen vom HErrn zu zeugen. In
innigem Gebet, gemeinsam und einzeln, erflehten sie hierfür Weisheit und
Kraft zum treuen Wandel.
Aber der nie ruhende Feind trat auch an sie heran, sie zu sichten wie
den Weizen und wenn möglich des HErrn Werk zu zerstören. Verkehrtheiten,
Fehltritte, ja Sünden kamen vor. In Augenblicken der Unwachsamkeit tat
der Feind sein Werk. Stunden der Demütigung und Beugung kamen über die
ganze Schar. Eine tiefe Klage und Beschämung ging durch das Herz aller
und sie demütigten sich vor dem HErrn über die Vergehungen in ihrer
Mitte und über die Verunehrung Seines heiligen Namens. Sie bekannten
ihre Sünde und Unwachsamkeit vor dem HErrn, und Er gab Gnade, daß die,
die gefehlt hatten, zur Buße kamen, ihr Unrecht bekannten, richteten und
gereinigt und wieder hergestellt wurden, so daß das Schmerzlichste - die
Ausübung der Zucht - das Hinaustun des Bösen aus ihrer Mitte, durch
Seine Gnade abgewandt wurde. Mit doppelter Wachsamkeit und heiliger
Furcht wandelten sie den Weg, sich gegenseitig helfend und tragend in
Langmut, und mit besonderer Sorge und Liebe umgaben sie das Schwache in
ihrer Mitte. (Gal. 6,1.2.)
Das Vorkommen der Untreue bei ihnen wurde bald bekannt. Und das, was
soviel Schmerz und Tränen unter ihnen verursacht hatte, wurde von denen,
die den Weg der Wahrheit nicht anerkannten, benutzt, die eigene Stellung
zu rechtfertigen und andere von dem Wege abzuhalten, indem sie
hinwiesen, daß Schriftwidriges und Böses auch in der Mitte dieses
Kreises gefunden würde, daß es keine reine Gemeinde gäbe und deshalb
auch eine Absonderung nicht nötig sei und daß auch anerkannt gläubige,
fromme Männer ihre Verbindung nicht aufgegeben hätten.
Solche Worte blieben auf manche Seelen der kleinen Schar nicht ohne
Eindruck. Aber wie zuvor, so machten sie auch in dieser Sache das Wort
zur Leuchte ihres Fußes. Sie sahen in der Schrift, daß auch die
Urgemeinden nicht vollkommen waren und nicht ohne Fehltritte in ihrer
Mitte blieben, daß bei den Fehltritten und Abirrungen es sich aber gar
nicht um die Frage der Rein- oder Unreinheit handelte, sondern darum, ob
über das Böse oder Unrechte Buße getan und ob dasselbe bekannt,
gerichtet und abgelegt wurde.
gerichtet und abgelegt wurde.
Mit tiefer Wehmut erkannten sie, wie durch solche trügerische
Beweisführung der Kernpunkt der Sache - nämlich was mit dem Bösen und
Unrechten gemacht wird - umgangen wurde.
Böses war gefunden worden in ihrer Mitte und Böses in der Mitte derer,
von denen sie weggegangen waren. Die Frage war nicht: welcher Kreis ist
reiner, sondern wird mit dem Unrecht schriftgemäß gehandelt? In
Übereinstimmung mit dem Worte des HErrn wurde in ihrer Mitte Betrübnis
und Beschämung gewirkt. In Buße und Bekenntnis hatten sie sich über das
Unrechte vor dem HErrn gebeugt, es gerichtet und auch abgelegt. - Wie
aber wurde auf der anderen Seite mit den bösen und schriftwidrigen
Dingen gehandelt? War da Beugung und Buße? Ließ man das Licht des Wortes
rücksichtslos auf die Dinge fallen? Wurden sie als Unrecht bekannt,
gerichtet und dann abgetan? Ach, nichts davon! Statt die Dinge, die
nicht nach dem Worte der Wahrheit waren, in Buße zu richten und sich
davon zu reinigen und sie abzulegen, wurden sie festgehalten und sogar
verfassungsmäßig festgelegt. Da war kein Wille, sich dem Worte zu beugen
und sie hinwegzutun. Gerade aus diesem Grunde, weil das Unrechte
festgehalten und anerkannt wurde, forderte das Wort des HErrn den
Herausgang aus ihrer Mitte. So ließ der HErr die Dinge des Schmerzes zu
ihrer Befestigung dienen und zu einem Zeugnis werden gegen die, welche
das Unrechte und die Fehltritte in ihrer Mitte als Deckmantel für ihre
unklare Stellung zu benutzen suchten.
Die Berufung auf angesehene gläubige Führer, die auch von den Dingen der
Ungerechtigkeit nicht abstanden, konnte keinen Eindruck auf sie machen,
da sie gelernt hatten, daß nicht Menschen, sondern der HErr und Sein
Wort allein ihnen zur Richtschnur gegeben war.
Sie fühlten, um solcher Stellungnahme willen von manchen teuren Kindern
Gottes gemieden zu werden. Mit herzlicher Liebe aber umfaßten sie alle
Heiligen, auch die, welche noch nicht erkannten, was der HErr ihnen
gezeigt hatte, die Ihn aber liebten. Ohne sich mit ihren verkehrten
Dingen zu verbinden und das Zeugnis der Absonderung zu verwischen,
suchten sie in herzlichem Umgang ihnen als Gliedern desselben Leibes, an
dem auch sie durch des HErrn Gnade als Glieder gesetzt waren, innige
Bruderliebe zu erweisen.
Geistlich gesinnte Christen, die den HErrn suchten und Sein Wort
liebten, fühlten sich zu ihnen hingezogen; fleischlich gesinnte fanden
nichts Anziehendes bei ihnen. So bewahrte der Weg des Kreuzes und die
Schmach Christi sie vor den Anschlüssen Unentschiedener. Suchte sich
jemand aber ihnen anzuschließen, so bezeugten sie ihm ernstlich ihre
Stellung, daß es sich in ihrer Mitte zwar nicht um Anerkennung von
Dogmen, wohl aber um unbedingte Anerkennung der Autorität des HErrn und
Seines Wortes handle; daß das Band nicht gleiche Erkenntnis, sondern das
neue Leben - der Heilige Geist sei. Für Meinungsverschiedenheiten in der
Schrifterkenntnis und in zweifelhaften Fragen sei genug Raum, aber kein
Raum für Böses, Irrlehren u. dergl. Sie legten es jedem ans Herz, daß
dem Worte des HErrn gegenüber mit allem eigenen Willen und Wollen müsse
Bruch gemacht werden und daß es ein Weg des Entsagens und der
Absonderung sei von allem, was vor dem HErrn nicht recht sei. Sie
verbargen es niemand, sondern sagten jedem offen, daß er auf diesem
Pfade die Verachtung der Welt, und was noch schmerzlicher, oft auch das
Verlassenwerden von Brüdern finden würde. Aber dies war nicht alles. Sie
zeigten solchen Seelen auch die andere Seite: den reichen Ersatz in
Seiner Liebe und Gemeinschaft, den der HErr auf diesem Wege gibt, und
wie sie alles, was sie um Seines Namens willen aufgeben, vielfällig und
reichlich wiederfinden würden. - Niemand
wurde zurückgehalten und niemand gedrängt zur Gemeinschaft mit ihnen,
denn alle wußten aus Erfahrung, daß nur der HErr allein das Herz willig
machen kann, Wege des Glaubens und der Treue zu gehen. Sie hießen jeden
willkommen, der dem HErrn angehörte, nicht Irrlehren hatte und in
Lauterkeit wandelte.
Und so wie der HErr unter ihnen wirkte, so auch an anderen Orten. Hin
und her, an vielen Plätzen wurden Gläubige durch Sein Wort zur Reinheit,
Einheit und Freiheit der Kinder Gottes zurückgeführt. Die Mittel und
Wege, die Er gebrauchte, mochten verschieden sein, und die
Verschiedenheit Seiner Führungen, der Schulen und Stufengänge, die
manche Kreise zu durchgehen hatten, mochten auch in
Verschiedenartigkeiten der Ausdrucksweisen und Meinungen zutage treten;
das aber waren keine Hindernisse. Mit allen diesen Kreisen sahen sie
sich durch das Band der Gemeinschaft des Wandels im Lichte (1. Joh. 1,6)
auf das innigste verbunden. Und nicht wenig wurden sie gestärkt durch
den Dienst der reichen und verschiedenen Gaben des Geistes, die der HErr
für die Auferbauung Seines Leibes gegeben, und der durch die Brüder nach
dem freien Wirken des Geistes hin und her ausgeübt wurde.
Woher kam dies alles? Wer brachte es zustande? War es gewirkt durch den
Willen der Menschen, durch die Macht der Beredsamkeit, durch die Kraft
gewaltiger Persönlichkeiten? Geschah es durch Dinge, die groß in den
Augen der Menschen sind? Nichts vonalledem! Es war das stille,
verborgene Wirken des Geistes Gottes im innersten Herzen der Gläubigen,
indem Er sie zurückführte zur Autorität des HErrn und Seines Wortes.
Jeder, der Augen hat zu sehen, muß heute die wunderbare Tatsache sehen,
daß der Geist Gottes von innen, vom Herzen der Gläubigen auf das wirkt
und vollendet, was Macht und Kraft der Menschen nicht zustande bringen
und was der Feind bekämft und doch nicht hindern kann. Wunderbares
Wirken! Viele haben Seinem Wirken ihr Herz geöffnet. An immer neuen
Plätzen werden die Spuren Seines Waltens gesehen. Gläubige kehren zurück
zu Seinem Wort und lassen sich lösen von dem „Wandel nach väterlicher
Weise“ und den Zäunen der Menschen. Bist du unter ihnen? Wenn nicht,
urteile nicht hart über solche, die in Liebe und Treue zum HErrn
Glaubenswege voll Leiden und Kämpfen gehen. Heute magst du ihren Weg
noch nicht verstehen, aber morgen vielleicht leuchtet durch Seine Gnade
auch dir das Licht der Wahrheit, und du stehst vor derselben
Entscheidung. Dann gebe der HErr dir Gnade, Ihm gehorsam und treu zu
sein. Der HErr ist nahe! Er will dem Überwinder die Krone geben, jenen
Treuen, die Sein Wort bewahren und Seinen Namen nicht verleugnen (Offb.
3,10).
„Wer den Namen des „HErrn“ nennt, der stehe ab von der
Ungerechtigkeit“ (2. Tim. 2,19).
Gedanken über Gal. 5,22.
II.
In der vorigen Betrachtung habe ich zu zeigen versucht, daß wir in dem
Herrn Jesus als dem Sohn des Menschen die echte „Frucht des Geistes“
(Matth. 1,20) schauen und daß, weil in dem geschriebenen das
fleischgewordene Wort (Joh. 1,14) gesehen wird, wir im Anschauen
der Herrlichkeit Jesu Christi, d. h. Seiner Selbst in Seinem Wort, durch
den Geist verwandelt werden in Sein Bild (2. Kor. 3,18), welches wir in
Gal. 5,22 wie in vielen anderen Stellen der Schrift, überhaupt
in der Schrift im ganzen und so auch in den jene Stelle widerspiegelnden
Geschichten der Evangelien, vor uns haben. Der Herr Jesus als „Sohn des
Menschen“ tritt uns darin vor Augen, alles, was wir an Ihm sehen, ist
die „Frucht des Geistes“, und indem wir in Sein Bild verwandelt werden,
sind auch wir instand gesetzt, selber die Frucht des Geistes an uns zu
tragen.
Heute nun liegt es mir am Herzen, noch einen mir seit langem wichtigen
Punkt zu erwähnen, der wenig Beachtung findet, leicht sogar übersehen
wird, wenigstens von vielen.
Es heißt in Gal. 5,22 „die Frucht des Geistes“. Sehr häufig hört
und liest man, auch bei im Worte wohlbewanderten Gläubigen, von den „Früchten
des Geistes“. Aber die Schrift spricht nicht so, und hier anders als die
Schrift denken und reden öffnet, wie überall, den Weg zu falschen
Folgerungen. Wohl ist vorher (V. 19-21) die Rede von den „Werken des
Fleisches“, da dieses je nach den verschiedenen Lüsten, die in ihm
herrschen, bald nach dieser, bald nach jener Seite sich tätig erweist in
„unfruchtbaren Werken der Finsternis“ (Eph. 5,11). So ist es aber nicht
mit der „Frucht des Geistes“, sondern, wie der Geist vollkommen ist und
in gottgemäßer Vollkommenheit wirkt und schafft, so ist auch das durch
Ihn Hervorgebrachte in sich selbst vollkommen, und so gehören jene
dreimal drei Stücke unbedingt zusammen. Gewiß sehen wir solche
vollkommene Frucht des Geistes eben nur in dem Menschen Christus Jesus,
aber das schließt nicht nur nicht aus, sondern hat vielmehr zur Folge,
daß überall, wo durch den Geist das Leben ist (5,25), auch das in sich
geschlossene Wesen der Frucht des Geistes zutage tritt, wenn auch in
Schwachheit. Jene Stücke aus Gal. 5,22, welche Merkmale des Lebens aus
Gott genannt werden dürfen, gehören so völlig zusammen, daß, wenn es
möglich wäre, daß eines durchaus fehlte, die Frucht des Geistes eben
nicht vollkommen wäre, sondern nur Stückwerk (vgl. die Weintraube:
lauter einzelne Beeren zusammengeschlossen zu einer Traube: der Frucht
des Weinstocks!). Und könnte wohl gesagt werden, daß irgend eines dieser
Merkmale bei unserem hochgelobten Herrn Jesus in Seiner Menschheit auch
nur weniger strahlend vorhanden gewesen wäre als ein anderes? Nicht
wahr, schon solcher Gedanke wäre eine Verunehrung der kostbaren Person
des Sohnes Gottes in Seiner Menschheit. Wir mögen in den
Geschichten des Evangeliums, von denen ich voriges Mal zur Beleuchtung
der einzelnen Merkmale einige angeführt habe, hier dieses, dort jenes
mehr hervortreten sehen - jedoch vorhanden waren und sind in Ihm alle
jene köstlichen Stücke in gleicher Kraft und Schönheit. Sehen wir uns
nur einmal einzelne Geschichten daraufhin an, z. B. Joh.4! Tritt auch
nur eines der Merkmale so zurück hinter den anderen, daß wir es nicht zu
finden vermöchten? Und finden nicht demgegenüber wunderbarerweise
verschiedene forschende Gläubige in solchen Geschichten wieder
Verschiedenes: dem einen ist dieser Zug kostbarer, dem anderen jener?
Beide Seiten, sowohl die Gleichheit des Hervorhebens der Züge wie die
Verschiedenheit derselben in der Wirkung auf unser Gemüt und unser Herz,
zeigen uns die Vollkommenheit der „Frucht des Geistes“, wie sie im Sohne
des Menschen in die Erscheinung tritt. Aber wie ist es bei uns? Du sagst
vielleicht: „Ach, bei mir ist gar nichts Rechtes zu sehen von dieser
Geistesfrucht, ich bin zufrieden, wenn nur eine der ‚Früchte‘ sich
findet.“ Du irrst, teures Kind Gottes! Auch bei dir, bei jedem von den
geliebten Seinigen ist diese Frucht zu finden, und zwar in allen ihren
Merkmalen, nur nicht in ihrer Herrlichkeit wie bei unserem teuren HErrn.
Wohl sehen wir untereinander mehr das eine oder andere Stück, und das
hängt unter anderem zusammen damit, daß bei uns im natürlichen Leben
bald diese, bald jene Lieblingsneigung mehr hervortrat, so daß das
entsprechende Gegenteil im neuen Leben umso heller hervorstrahlt - und
wie schön, wenn z. B. aus einem Jähzornigen ein Sanftmütiger wird! -,
aber tatsächlich ist bei uns Wiedergeborenen gewissermaßen die ganze
völlige Frucht des Geistes
vorhanden, und je treuer wir im Geist wandeln, im Anschauen der
Herrlichkeit des HErrn in Seinem Wort, und je weniger wir den Geist
betrüben (Eph. 4,30), desto vollkommener wird sie sich zeigen im
praktischen Leben. Frucht ist etwas Organisches, nichts Gemachtes, sie
ist ein Ergebnis des Lebens (vgl. die Frucht des Baumes: je gesunder und
kräftiger das Leben des Baumes, desto vollkommener auch seine Frucht!).
So ist die Frucht des Geistes bei uns das Ergebnis und Zeichen unseres
Lebens aus Gott. Bei Unwiedergeborenen können sich wohl Nachahmungen
einzelner dieser Stücke zeigen, und oft werden untreu wandelnden
Gläubigen solche edlen Ungläubige als Vorbilder und zur Beschämung
vorgestellt, aber es ist nicht die Frucht des Geistes bei ihnen,
sondern entweder die Folge guter Erziehung oder eiserner Energie, oder
auch fleischlicher Absichten, oder, wie gesagt, Nachahmung, wenn auch
oft unbewußt, der bei Gläubigen gesehenen vermeintlichen „guten
Eigenschaften“. Die Frucht des Geistes ist etwas unendlich Höheres,
selbst wenn sie noch so unvollkommen dargestellt ist. Gott erkennt sie
als „Frucht des Geistes“ an, während nie auch die besten Eigenschaften
der Unwiedergeborenen von Gottes Seite Anerkennung finden (Röm. 3),
mögen sie auch für diese Welt gut und nützlich sein! Unser Gott und
Vater in Christo sieht in der durch den Heiligen Geist in uns
hervorgebrachten Geistesfrucht etwas von dem Wesen, von der Kostbarkeit
dessen, der „Seine Wonne“ ist (Spr. 8), und hat darum Seine Freude
daran, und „Er wird die ehren, die Ihn ehren“ (1. Sam. 2,30). Darum,
Kind Gottes, freue dich dessen, daß auch in dir durch die Gnade etwas
gefunden wird von dem, der hienieden Gott geoffenbart hat, und wenn du
schon trauern mußt, daß jene Frucht so wenig vollkommen in deinem Leben
zu sehen sei, so trauere nicht darum, als ob nur die eine oder andere
Frucht dein Teil geworden sei, sondern darüber, daß, obwohl die ganze
vollkommene Frucht des Geistes in uns hervorgebracht wird - ohne
Abstrich, ohne ein Stück, da alle zusammengehören -, du zu wenig im
Geist wandelst, zu wenig Ihn, den HErrn, anschaust, zu sehr mit dir und
der Not des Lebens beschäftigt bist, zu sehr in den Dingen dieser Welt
zu Hause bist usw.! Da heißt‘s für uns, handeln nach 1. Joh. 1,9 und uns
nach Joh. 13 (vgl. Fr. 27, Jahrbuch V 1917!) die Füße waschen und uns
reinigen zu lassen von Ihm durch Sein Wort, damit wir „mehr“, ja „viel
Frucht“ bringen (Joh. 15,2.5.8). Dann wird immer völliger an uns gesehen
werden, was Christus ist!
Noch einmal: Wohl mag dies oder jenes Merkmal der Frucht des Geistes an
uns für andere mehr auffallend sein - vorhanden ist jedes, denn wo
Liebe, da ist auch Freude - oder etwa nicht?! -, wo diese beiden, da ist
auch Friede, wo diese drei, da ist auch Langmut und nicht minder
Freundlichkeit, ja auch Gütigkeit; und kann da die Treue fehlen? die
Sanftmut, die Enthaltsamkeit? Nicht wahr, alles gehört zusammen und geht
und ist zusammen bei dir und mir, wenn anders der Geist Gottes in uns
wohnt! Das Leben des Wiedergeborenen ist einheitlich, weil aus einer
Quelle herstammend (Joh. 7,37-39), durch einen Geist getränkt (1. Kor.
12,13), von einem HErrn regiert: dem Geist Christi (Röm. 8,9.14), und
von einem Ziele beseelt (Phil. 1,21 und Kap. 3!) -
Darum laßt uns nicht mehr nur von Früchten des Geistes reden, wie die
Schrift es nicht tut! Möchte vielmehr die herrliche „Frucht des Geistes“
in unserem Leben geschaut werden und die Welt solche in uns sehen, in
denen, nachdem sie „durch das teure Blut Christi erlöst sind von dem
eitlen Wandel nach väterlicher Weise“ (1. Petr. 1,18.19), Christus
Gestalt gewonnen und immer mehr gewinnt (Gal. 4,19)! Ach, daß Er doch
gesehen werde hienieden, Er, von dem die Welt so wenig weiß! Daß Er doch
durch das „Haus Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes“
(1. Timoth. 3,15), und in jedem Seiner Hausgenossen hienieben gesehen
werde! Daß wir doch Seine lebendigen Zeugen seien (Joh. 15,26.27; 16,14;
Apgesch. 1,8) in Wort und Werk, in Wandel und Wesen! Er Selbst wirke
durch
Seinen Geist in uns Sein Bild: „die Frucht des Geistes - Liebe, Freude,
Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut,
Enthaltsamkeit“ zu Seiner Verherrlichung!
F. K. (z. Zt. b. Militär).
Geleitswort an den Leser:
„Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie
ihr jedem einzeInen
Antworten
sollt.
Kol. 4,6.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 7
Ist das „Vaterunser“ nur für die Jünger jener Tage oder auch für die
Gläubigen heute gegeben?
Antwort A
Luther nennt einmal das „Vaterunser“ den größten Märtyrer, und nicht mit
Unrecht, denn kein Gebet wird so vergewaltigt und falsch angewandt als
gerade das „Vaterunser“. Es gibt auch wohl kein zweites Gebet, das sich
in so knappen Worten so genau ausdrückt als das „Vaterunser“.
Wir finden dieses herrliche Gebet in Matth. 6,9-13 und in Luk. 11,1-4.
Im ersten Evangelium hat es sieben und in dem anderen nur fünf Bitten.
Der Schlußsatz „Dein ist das Reich usw.“ befindet sich nicht in der
Schrift. Hier hat man das Menschliche mit dem Göttlichen vermengt. Der
HErr hatte im Matthäusevangelium Seine Jünger über die Grundsätze des
Reiches belehrt (Matth. 5). Er, der gekommen war, den Namen Gottes zu
heiligen, das Reich Gottes aufzurichten, den Willen Gottes auf Erden zu
tun, wie er im Himmel geschieht usw., legte Seinen Jüngern die Bitten in
den Mund, welche den Grundsätzen des Reiches entsprachen. Aber später
sagte Er ihnen etwas anderes: „Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in
Meinem Namen“ (Joh. 16,24), obschon sie das „Vaterunser“ gebetet hatten.
Ähnlich wie der HErr auch den Auftrag an Seine Jünger änderte: In Matth.
10,5 sagte Er ihnen: „Gehet nicht auf einen Weg der Nationen“, aber
später sagte Er ihnen: „Gehet hin und machet alle Nationen zu Jüngern
usw.“ (Matth. 28,19). So verhielt es sich auch mit dem „Vaterunser“. Für
die Zeit, in der sie den Heiligen Geist noch nicht hatten, wollte
Er ihnen ein ihrer damaligen Stellung entsprechendes Gebet geben.
Alle Bitten waren den derzeitigen Verhältnissen des Reiches
entsprechend; z. B. die Bitte: „Dein Königreich komme“ war eine Bitte,
die mit der Aufrichtung des Königreiches ihren Abschluß gefunden hätte.
Uns dagegen legt der Heilige Geist heute die Bitte in den Mund: „Komm,
Herr Jesu!“ Beim aufmerksamen Betrachten würden wir sehen, daß jede
einzelne Bitte den irdischen Grundsätzen entspricht, so die Bitte:
„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben.“
Auch hier finden wir nicht die vollkommene, sondern nur eine teilweise
Vergebung; und wenn der HErr uns nur in dieser Weise vergeben wollte,
wie wir unseren Schuldnern vergeben, dann würden
HErr uns nur in dieser Weise vergeben wollte, wie wir unseren Schuldnern
vergeben, dann würden wir alle zu kurz kommen. Wenn wir dem Eph. 4,32
oder Hebr. 10,17 gegenüberstellen, dann sehen wir, wieviel höher der
Boden der Gnade ist, auf dem wir stehen, als der des Reiches. Auf
dem einen heißt es: „Vergib uns ... wie wir vergeben ...“, auf
dem anderen: „Vergebet ... wie Gott euch vergeben.“
Durch das vollbrachte Werk auf Golgatha und durch das Herniederkommen
des Heiligen Geistes sind wir in eine neue Stellung gerückt und dürfen
mit Freimütigkeit hinzunahen zum Thron der Gnade. Wir sind durch Sein
Werk in den ganzen Ratschluß Gottes eingeführt und nicht auf das
Königreich beschränkt, sondern wir tragen himmlischen Charakter (Eph.
2,6). Der HErr, der uns zu dieser herrlichen Stellung befähigt und uns
zu Anbetern gemacht hat, leite alle die Seinigen, den Vater im Geist und
in der Wahrheit anzubeten.
Ph. W. (z. Zt. b. Mil.).
Antwort B
Fern sei es von uns, Gläubigen verwehren zu wollen, das sogen.
„Vaterunser“ zu beten, wenn es ihnen der Ausdruck ihres Herzensstandes
ist und sie darin alles zusammenfassen zu können glauben, was ihr Herz
bewegt. Aber wenn wir auch meines Erachtens diese Freiheit haben, so ist
dieselbe doch weit entfernt von der Art und Weise, in der die
Welt und manche mit ihr leider oft in Gemeinschaft und darum unklar
stehende Gläubige, besonders solche aus den großen Landeskirchen, dieses
Gebet zu einem „Märtyrer“ gemacht hat, der sich's gefallen lassen muß,
bei jeder Gelegenheit und Ungelegenheit mißbraucht zu werden. Gerade
diese Art, wie die Unbekehrten dies kostbare Gebet, das der Herr
Seine Jünger lehrte - und wer sind das?! Luk. 14,26.27.33! -,
anwenden und sich dann wunder wie fromm vorkommen, wenn sie keinen ihrer
sogen. Gottesdienste, keine Andacht, keine sogen. Taufhandlung, keine
Eheschließung, kein Abendmahl, kein Begräbnis, keine sonstige religiöse
Feierlichkeit begehen können, ohne daß diesem Gebet (und zwar in der
Form nach Matth. 6 bezeichnenderweise, nicht nach der kürzeren nach Luk.
11, und dann mit dem gar nicht in der Schrift enthaltenen unechten
Schluß) ein Hauptplatz eingeräumt würde, ganz zu geschweige von dem
Herplappern desselben in bekannten großen Religionsgemeinschaften - das
alles sollte doch die Gläubigen heute zum ernsten Nachdenken bringen
bezüglich der richtigen Anwendung dieses Gebets. Sehen wir etwa ein
ähnliches Verhalten der Welt zu Gebeten, die nach Pfingsten von
den Aposteln gebetet wurden, wie Eph. 1,15ff.; Phil. 1,9-11; Kol.
1,9ff.; 1. Petri 1,3ff.? Keineswegs! Warum denn nicht? Weil die Welt
diese Gebete, wenn sie sie schon gelesen hätte und hat, gar nicht
verstehen und darum auch nicht beten kann! Dazu gehört doch der
Empfang des Geistes Gottes, das Gesalbtsein mit demselben, wodurch ein
Verständnis der Dinge Gottes eingetreten ist (1. Joh. 2,18-27; Eph.
1,13.14). Jenes Gebet aber ist vor Pfingsten gegeben und enthält
in kürzester Form alles das, was den Jüngern der damaligen Zeit bis zur
Ausgießung des Geistes wichtig sein sollte und was einst dem jüdischen
Überrest in den Tagen vor der Aufrichtung des Reiches auf Erden wieder
wichtig sein wird: die Dinge, die mit dem Reich in Verbindung stehen, d.
h. mit der irdischen Berufung des irdischen Volkes Gottes (Israel). Aber
diese ist nicht gleichbedeutend mit unserer Stellung, der Stellung der
Gemeinde des HErrn, die ihren Platz schon jetzt in den Himmeln hat und
deren Glieder „nicht auf das Sichtbare, sondern Unsichtbare“ zu schauen
haben. Letzteres ist aber nicht Sache der Welt, die nur „sieht, was vor
Augen ist“. Darum mag für sie das Beten des „Vaterunsers“ leicht, weil
ihrem Sehen auf die irdischen Umstände entsprechend sein, und obwohl
sicher nur Seine Jünger, denen das Gebet
auf die irdischen Umstände entsprechend sein, und obwohl sicher nur
Seine Jünger, denen das Gebet gegeben war, es in der allein rechten
Weise und erhörlich beten konnten und können, so mag doch auch ein
Unbekehrter sich dazu berechtigt glauben, eben weil es sich um Irdisches
handelt. Wie falsch die Welt dies auch versteht - was weiß sie von Jesu
Reich?! -, so ist es doch zu begreifen, daß sie dies Gebet gern und oft
betet, wenn sie überhaupt betet. Aber doch ist es nicht für sie, sondern
nur für die Jünger Jesu gerade in den Umständen, in denen sie sich
damals befanden.
Aber dann nach drei Jahren traten die Jünger des HErrn in ein neues
Verhältnis zum Vater. Sie waren schon vorher Seine Kinder durch den
Glauben an Seinen Sohn (vgl. Joh. 1,12), aber erst, nachdem sie durch
die Ausgießung des Heiligen Geistes zu einem Leibe getauft waren und der
Geist in der Gemeinde des HErrn sowohl wie in jedem einzelnen Gläubigen
bleibend Wohnung gemacht hatte (1. Kor. 6,19; 3,16; 12,13) - was erst
mit Pfingsten eintrat, vorher „war der Geist noch nicht, denn Jesus war
noch nicht verherrlicht“ (Joh. 7,37ff.) -, da waren sie imstande, zu
verwirklichen, was der HErr ihnen verheißen hatte: als Kinder den Vater
bitten zu können in Seinem (Jesu) Namen (Joh. 15,16; 16,23.24), was sie
bis dahin noch nicht konnten. (Über dieses Bitten vgl. „G. H.“, Jahrbuch
II, Frage 6!) Und von da an lernten sie das, was den Ungläubigen oft so
unfaßbar ist, was denen, die sich bekehren, zuerst oft so schwer wird:
in eigenen freien Worten vor Gott, dem Vater, auszudrücken. was das Herz
bewegt, ohne an eine bestimmte Fassung von Gebetsworten, an Formeln, an
Gebetbücher gebunden zu sein. Das ist unser Vorrecht, das
Kindesvorrecht.
Ich möchte nicht näher auf die einzelnen Bitten eingehen, um zu zeigen,
daß sie nicht unserer jetzigen Stellung entsprechen - so schön sie auch
sind, so köstlich umfassend alles, was den Jüngern damals wichtig sein
mußte um ihrer eigentümlichen Stellung willen, in der sie sich bewußt
waren, recht beten lernen zu müssen („HErr, lehre uns beten!“) - waren
sie doch nicht mehr allein auf alttestamentlichem Boden, da der Messias
gekommen war und die Aufrichtung Seines Reiches nahe schien, und dennoch
auch noch nicht auf dem des Reiches in Herrlichkeit.
Aber, wer seine neutestamentliche Stellung auf Grund der himmlischen
Berufung (Eph. 1 u. 2!) und die ihm zuteil gewordenen Vorrechte
betrachtet und vergleicht mit den einzelnen Bitten des „Vaterunsers“,
der muß, wenn er nicht durch falsche Belehrung verbildet und
voreingenommen ist, zu dem Ergebnis kommen, daß ihm dies Gebet nicht als
Mustergebet gegeben ist. Nur eines für vieles führe ich an, um dies zu
zeigen. Vergleichen wir unsere Stellung zur Vergebung der Sünden, „deren
Gott nie mehr gedenkt“ (Hebr. 10), mit der Bitte: „Vergib uns unsere
Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben“ (Matth. 6,12)!
Möchten wir nicht ein größeres Maß von Vergebung erlangen als das ist,
in welchem wir denen vergeben, die uns gegenüber Schuldner sind? Und
haben wir nicht längst durch den Glauben an Christi Blut eine
unendlich herrlichere, volle Vergebung?! Und ist uns ferner für die
Übertretungen, die nach unserer Bekehrung noch vorkommen, nicht gesagt,
auf welchem Wege wir dafür Vergebung erlangen? Denken wir an die
Fußwaschung (Joh. 13) sowie an 1. Joh. 1,9 u. 2,1! (Vgl. hierzu z. B.
„G. H.“, Jahrbuch III, Frage 33 u. 34; und zu ersterer Jahrbuch
V, Frage 27!) Aber auf dem Boden der irdischen Berufung hat diese Bitte
volle Berechtigung. Und so ist es mit all diesen in dieser Hinsicht so
kostbaren Bitten des „ Vaterunsers“.
Ich verstehe wohl, daß es manchem einfältigen Gläubigen ein gewisser
Schmerz ist, wenn er in freieren Kreisen dies ihm so teure Gebet nicht
hört, aber wer es lernt, „das Wort recht zu teilen“ (2. Tim. 2,15), der
läßt dies Gebet da, wo es hingehört. Deshalb kann man sich dennoch von
Herzen daran freuen und darüber forschen, enthält es doch dem heiligen
Munde unseres geliebten HErrn
entflossene kostbare Belehrungen und Unterweisungen.
Wo wir, die wir in dieser Weise über das „Vaterunser“ denken, aber
einmal irgendwann in die Lage kommen, es mitbeten zu müssen, da können
wir es aus ganzem Herzen „im Geist und in der Wahrheit“ tun, wenngleich
unsere nächste Erwartung die des wiederkommenden HErrn ist und nicht die
des Königreichs Jesu Christi. Wenn auch wir uns freuen auf den Anbruch
dieses Reichs und der glorreichen Königsherrschaft des Messias, so ist
unsere Erwartung der Aufgang des „Morgensterns“ (Offenb. 22,16), und wir
beten täglich - und möchte jeder gläubige Leser dieses Blattes es
treulich tun! -: „Amen, komm, Herr Jesu.“
(Offenb. 22,20.)
F. K. (z. Zt. b. Mil.).
Anmerkung der Schriftleitung
Hatten die Jünger nicht vorher schon gebetet? Was bewegte sie, den HErrn
jetzt zu bitten, sie beten zu lehren? Neues Licht, wunderbare Dinge
hatte der HErr über den Vater enthüllt (Matth. 5 u. 6), darum wünschten
sie Anleitung, wie sie dem neuen Lichte gemäß zu beten hätten. Paßte es
z. B. jetzt für sie, Gott anzureden, wie es einst Jakob tat: „Gott
meines Vaters Abraham usw.“ (1. Mose 32,9); oder wie es Salomo tat:
„Gepriesen sei Jehova, der Gott Israels usw.“ (1. Kön. 8,15)? Sie
empfanden es, daß eine Vermehrung des Lichtes oder eine Veränderung der
Wege Gottes auch ihr Gebet berühren mußte. Und es kann gar nicht anders
sein, denn unsere Gebete müssen in Übereinstimmung mit dem geschenkten
Lichte und dem Walten Gottes sein. Das ihnen damals vom HErrn gegebene
Gebet enthielt in Vollkommenheit das, was sie beten sollten in ihrem
derzeitigen Stande, nach ihrem damaligen Lichte und den damaligen Wegen
Gottes. Die Frage ist nicht, ob jemand die Bitten heute nicht beten
darf, sondern vielmehr, ob das Gebet uns (für das gegenwärtige
Zeitalter) zum Gebrauch gegeben ist und ob es der heutigen
Berufung und Stellung der Gläubigen entspricht. Und da stimmen auch wir
den
Antworten
der Brüder bei, daß es nicht allen Menschen, nicht für alle Zeiten,
nicht für ein gemeinsames Zusammenbeten (Matth. 6,6), nicht für uns (die
Gemeinde) gegeben ist. Wir gehören einem ganz anderen und neuen
Zeitalter an, welches an jenem Tage noch verborgen war.
Wie gesagt: Es war die Anleitung des HErrn zum Gebet für die Jünger in
ihrem damaligen Stande als gläubige Juden in der Zeit vor dem
vollendeten Werke auf Golgatha, ein Gebet vor dem Tode, vor
der Auferstehung des HErrn und vor der Ausgießung des Heiligen
Geistes.
Deshalb fehlt auch jede Erwähnung sowohl der Erlösung im Blute Christi
wie auch des Namens unseres Herrn Jesus Christus, die die Grundlagen für
unsere Gebete jetzt sind, wenn wir uns Gott nahen. Gewiß waren die
Jünger wahrhaft gläubig an Ihn, aber als Juden, für welche die
Versöhnung noch zukünftig war und die den Heiligen Geist noch nicht
empfangen hatten; diesen sagt der HErr, „betet ihr nun
also: usw.“. Das Gebet entsprach ihrer damaligen Stellung, aber nicht
ihrer späteren, als sie durch die Taufe des Heiligen Geistes Glieder
Seines „Leibes“ geworden waren.
Mit der Erlösung auf Golgatha, der Auferstehung Christi und Ausgießung
des Heiligen Geistes brach ein neues Zeitalter, ein ganz neuer Tag
in den Verwaltungswegen Gottes an: die Gemeinde - der „Leib Christi“ -
nahm seinen Anfang. Der Heilige Geist hatte Wohnung in den
Gläubigen genommen und leitete sie nun in die ganze Wahrheit. Von
diesem Tage spricht der HErr, als Er sagt: „Bis jetzt habt ihr
nichts gebeten in Meinem Namen ... an jenem Tage werdet ihr bitten in
Meinem Namen.“
(Joh. 16,23.24.26.) Was heißt das? Denselben Jüngern, denen Er einst das
„Vaterunser“ gab, sagt Er, daß sie bis jetzt nichts in Seinem
Namen gebeten hatten (so oft sie auch das „Vaterunser“ mochten gebetet
haben) und belehrt sie dann weiter, daß jener neue Tag auch einen
Wechsel, eine Veränderung in ihren Gebeten bringen würde: sie würden an
jenem Tage bitten in Seinem Namen. Das Gebet „in Seinem Namen“
schließt Lebenseinheit mit Christo in sich - das „Abba Vater“ im Geiste
der Sohnschaft -, und dies war nicht möglich vor dem Kreuze
Christi (Gal. 4,6).
Welch ein Unterschied zwischen damals und jetzt, zwischen vor und
nach der Vollendung des Werkes Christi - zwischen irdischen und
himmlischen Segnungen! Wir sind jetzt Priester, die durch Sein Blut mit
Freimütigkeit in das Heiligtum treten, Ihn anzubeten in Geist und
Wahrheit; die die Lobopfer bringen nach dem Wirken des Heiligen Geistes
in uns, aber nicht das „Vaterunser“ wie die Jünger in der Zeit, als der
Vorhang noch nicht zerrissen war und sie noch nicht durch das kostbare
Blut Jesu in das Heiligtum treten konnten. Wir finden deshalb auch
nirgends in der Schrift, daß der Gemeinde gesagt wird, das „Vaterunser“
zu beten, noch finden wir eine Erwähnung oder auch nur einen Anhalt
dafür, daß es von den Gläubigen gebetet wurde; ihnen wurde vielmehr
gesagt, ihre „Anliegen“ vor Gott „kund“ werden zu lassen
(Phil. 4,6), und sie wurden ermahnt zur „Danksagung“ in ihren Gebeten
und zur „Fürbitte“ usw., welches alles der HErr Seine Jünger damals
nicht lehrte (Eph. 5,20; Kol. 4,2; 1. Thess. 5,17.18; 1. Tim. 2,1.2).
Manche sagen: „Aber der HErr hat Selbst gesagt, so zu beten.“
Gewiß, aber der HErr sagte auch Selbst, nicht zu den Nationen zu gehen
noch zu den Samaritern u. a. m. Sehen wir nicht bei solchen Worten
sofort, daß sie sich nur auf jene Zeitperiode des Waltens Gottes
in Verbindung mit Israel beziehen, warum fällt es manchem so schwer,
dasselbe zu sehen in bezug auf das Gebet für die Jünger, welches
übrigens in der Schrift nie „das Gebet des HErrn“ genannt wird? So
köstlich und belehrend auch dasselbe für uns heute noch ist, so bleibt
es doch das Gebet für die Jünger jener Schlußtage der Verwaltung Gottes
vor dem Kreuze auf Golgatha, aber nie ist es uns gegeben,
die wir den Heiligen Geist empfangen haben. Uns wird gesagt, zu
beten „im Heiligen Geist“! (Eph. 6,18; Judas 20.) Der HErr mehre uns das
Verständnis dafür.
*
Obgleich uns nur ein sehr beschränkter Raum zur Verfügung steht, gaben
wir doch dieser Frage einen größeren Platz, weil sie für viele Kinder
Gottes von Bedeutung ist.
Frage 8
Ist das sogen. Hellsehen etwas ähnliches wie das Wahrsagen in Apgesch.
16,16ff.? Wie haben wir Gläubigen heute uns solchen und ähnlichen
Erscheinungen der Gegenwart gegenüber zu verhalten?
Antwort
1. Wenn die erste Frage klar ist, dann ist auch die zweite beAntwortet.
Das Verhalten Jesu Mark. 1,34; 3,12; Luk. 4,35 zeigt, daß Er die
Wahrheit, von Dämonen ausgesprochen, nicht will; das gleiche zeigt der
Apostel Paulus. Die Wahrheit von dem Wahrsagergeist war ihm eine Pein;
und die Gläubigen zu Ephesus haben sich öffentlich von dieser
vorwitzigen Kunst losgesagt (Apgesch. 16,16ff.; 19,19).
Wohin gehört nun das sogen. Hellsehen, der Somnambulismus, ist er etwas
ähnliches wie das Wahrsagen?
a) Beim Wahrsagen ist die Rede von einem Geist (Dämon); ist das auch bei
den Somnambulen so? Meist sind krankhafte Menschen mit zerrütteten
Nerven hellsehend oder somnambul. In J. Kerners Buch „Die Seherin von
Prevorst“ schreibt der Verfasser auf dem Titel über das Hereinragen
einer Geisterwelt in die unsere, und da steht Seite 70: „Man kam auf den
Gedanken, dämonische Einflüsse durch Gebet aus ihr zu treiben. Von dort
an war ihr alles gleichgültig, was man mit ihr anfing, sie wurde wie
verstockt.“ Der Geist Jesu Christi macht niemand verstockt! Eine andere
Probe aus demselben Buche, Seite 269: „So hat das Zeitmaß des Hellsehens
Analogie mit uralten Zahlensystemen, namentlich mit den Zahlen, die in
den Büchern Mosis so oft vorkommen und, auf religiöse Gegenstände
angewandt, als heilige Zahlen erscheinen, z. B. 3, 7, 40; ferner
Ähnlichkeit, mit denen die Propheten die Zukunft verkündigen, wie z. B.
die mystische Zeitrechnung Daniels von den 70 Wochen. So sehen wir im
höchsten Altertum namentlich astronomische Arbeiten, denen nur aus den
tiefsten Naturverhältnissen entlehnte Zahlen, wie wir sie im
magnetischen Schauen (Hellsehen) finden, zugrunde liegen ... So schreibt
sich jene Lehre der alten Magie offenbar von einer Urzeit her, wo der
Geist des Menschen (im Heidentum [von mir]) noch mehr dem Mittelpunkt
jener Kreise zugerückt war. Daher, wie bei Magnetischem, in dieser alten
Magie die Erkenntnis der Zeit und Zahl, Wert und Kraft des Gebets (das
verstockt! [von mir]) und des lebendigen Wortes“ (d. h. die Kraft der
Worte durch Sympathie, Zauberei u. dgl.).
b) Was finden wir nun in der Heiligen Schrift über diese Dinge? Sie sind
alle genannt, „dem HErrn ein Greuel“ (5. Mose 18,10-12) und mit
Todesstrafe belegt (2. Mose 22,18), solche sollen aus dem Volk
ausgerottet werden (3. Mose 20,6.27).
Nach der Heiligen Schrift können wir diese Erscheinungen wie folgt
bezeichnen: 1. Zauberei; 2. Wahrsagerei (Hellsehen, Somnambulismus),
dies sind zwei Gebiete dämonischer und schwarzer Kunst; vgl. Apgesch.
8,9.21-23. Zauberei schließt neben dämonischen Kräften und Wirkungen
auch allerlei Kunststücke und Gaukelspielerei in sich. Wahrsagen,
Hellsehen, dämonisch weissagen (falsche Propheten) legen sich mehr auf
verborgene und zukünftige Dinge und dienen mehr dem Aberglauben und der
Neugierde als dem Glauben an Gott. In beiden findet sich wahrhaftiges
Geschehen und Vorhersehen neben Gaukelspiel und falscher Prophetie. Vgl.
Matth. 8,29; Mark. 3,11; Luk. 4,41; Apgesch. 8,9.10; 19,19; Dan. 2,9.
Der Satan verstellt sich auch in einen Engel des Lichts, und so auch
seine Diener (2. Kor. 11,13-15), zu dem Zweck, um so besser zu
verführen; vgl. 2. Mose 7,11.22; 8,3; 2. Tim. 3,8. Daher wird auch bei
den Zaubersprüchen der Name Gottes und unseres Herrn Jesus Christus
mißbraucht. Der sel. Blumhardt schreibt: „Wer sich mit Zauberei,
Sympathie (Brauchen) und dergleichen abgibt, gerät in dämonische
Verstrickungen, aus denen es oft schwer ist wieder herauszukommen.“
Folgende Zusammenstellung nach der Heiligen Schrift über diese Sachen
möge zur Orientierung dienen.
1. Zauberei. 2. Mose 7,11.22; 8,3; 4. Mose 24,1; 31,16; Offenb.
2,14; Ps. 58,5; Micha 5,11; 2. Mose 22,18; 3. Mose 20,6.27; Mal. 3,5;
Apgesch. 13,6; Offenb.21,8; 22,15.
Zu diesem Gebiet gehören:
Zu diesem Gebiet gehören:
Tagewähler und die auf Vogelgeschrei achten: 3. Mose 19,26; 5. Mose
18,10.
Zeichendeuter: 3. Mose 20,6.27; 5. Mose 18,11; 3. Mose 19,31.
(Kartenschläger.)
Sternseher, Magier: Dan. 2,2; Jes. 47,13. (Matth. 2,1.2ff. gehört nicht
hierher. Die Weisen, die jedenfalls Kenntnis der Weissagung Bileams
hatten (4. Mose24,17), wurden von Gott auf das Erscheinen des Sternes
aufmerksam gemacht.)
Die Weisen (Mystiker): Dan. 2,2.9.14.27; 4,5.18; 5,7.8; 1. Mose 41,8; 2.
Mose 7,11.
Die Totenbefrager, Spiritismus, Okkultismus: 5. Mose 18,11; 1. Sam.
28,11; Jes.8,19.
Die Beschwörer, Sympathie, Brauchen und dergl.: 5. Mose 18,10; Apgesch.
13,4ff.; 2. Mose 7,11; Apgesch. 19,13.
Bauchredner: Jes. 29,4.
Vorwitzige Kunst: Apgesch. 19,19.
2. Wahrsager, falsche Propheten und Besessene: 4.
Mose 22,5.7; 24,1; 3. Mose 19,31; Jes. 44,25; Apgesch. 16,16; 5. Mose
18,10; Matth.
8,29; Mark. 3,11; Luk. 4,41; Jer. 29,8; Sach. 10,2; 1. Chron. 10,13.14;
1. Sam. 28,7.8; Apgesch. 16,16; Hesek. 21,26.27.
Auch Erscheinungen in der sogenannten Pfingstbewegung, die als
unbiblisch abzulehnen ist, sind dahin zu rechnen.Vgl. Matth. 24,5.11.24;
2. Thess. 2,10-12, vgl. 5. Mose 13,2-4; Judä V. 11.
II. Wie haben wir Gläubigen heute uns solchen und ähnlichen
Erscheinungen gegenüber zu verhalten?
Dan. 2,2.9.27; 4,5; 5,7 zeigt, daß die Sternseher, Weisen, Wahrsager und
Zauberer nichts von Gottes Offenbarungen verstehen; vgl. Joh. 14,17; 1.
Kor. 2,6.8.14; Joh. 4,1-3; Offenb. 16,13.14, wie auch jeder natürliche
Mensch nichts vom Geiste Gottes vernimmt. Daher sind auch alle, die sich
mit diesen Dingen abgeben, unbekehrte Menschen und meist Feinde des
Kreuzes Christi. Vgl. Tim. 3,8; Apgesch. 19,19. Das Urteil Gottes über
die Zauberer und Wahrsager (Todesstrafe und Ausrottung) zeigt zur
Genüge, daß diese Dinge ungöttlich, daher dämonisch sind. Wer sich damit
abgibt, ist draußen, außerhalb der Seligkeit und Herrlichkeit der
Gemeinde Gottes. Offenb. 21,8; 22,15. Unser Verhalten diesen Dingen
gegenüber muß also dasselbe sein, wie es Gottes Volk mit allem
Satanisch-sündlich-weltlichen zu halten hat. Der HErr bewahre Sein Volk
vor den kräftigen Irrtümern und Lügenwundern! Offenb. 13,2.12-14.
F. Th. H.
Ermundert einander!
1. Thess.5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Laodicäa im Lichte des Kolosserbriefes.
Viermal erwähnt Paulus in dem Briefe an die Kolosser die Gläubigen in
Laodicäa. (Kol. 2,1; 4,13.15.16.) Was will uns das sagen? Geschah es
nur, weil Laodicäa nahe bei Kolossä lag? Auch andere Gemeinden lagen
nicht weit von Kolossä. Wenn der Apostel schreibt: „Ich will, daß ihr
wisset, welch großen Kampf ich habe um euch und
die in Laodicäa“ (2,1) ... „daß niemand euch verführe“ (2,4) ... „euch
als Beute wegführe“ (2,8) ... „niemand euch um den Kampfpreis bringe“
(2,18) usw., so können wir daraus vielmehr entnehmen, daß der geistliche
Zustand der Gläubigen in Kolossä denen der Gläubigen in Laodicäa gleich
oder ähnlich war. Dieses wird uns weiter bestätigt durch die
nachdrückliche Anordnung: „Wenn der Brief bei euch gelesen ist, so
machet, daß er auch in der Gemeinde der Laodicäer gelesen werde und daß
auch ihr den aus Laodicäa leset“ (4,16). Die Wahrheiten also, die Paulus
in diesem Briefe den Kolossern ans Herz legte, die ihrem geistlichen
Zustande und den ihnen drohenden Gefahren entsprachen, paßten für die
Laodicäer so, daß er ausdrücklich und ausschließlich die Weitergabe des
Briefes an sie anordnete, so daß der Brief an die Kolosser zugleich auch
an die Laodicäer gerichtet war, und man ihn auch den „Brief an die
Laodicäer“ nennen könnte.
Viel Liebliches und Gutes war in der Mitte der Kolosser. Der Heilige
Geist konnte Zeugnis geben von „ihrem Glauben in Christo Jesu“ und von
ihrer „Liebe, die sie zu allen Heiligen hatten“ und von „der Hoffnung“,
die für sie im Himmel war (1,4). Er berichtet auch mit Freude von ihrer
„Ordnung“ und der „Festigkeit ihres Glaubens“ (2,5). Das alles war die
Frucht der „Worte der Wahrheit des Evangeliums“, das zu ihnen gekommen
war. Aber das Wort der „Wahrheit“ soll nicht bloß
„fruchtbringend“, sondern auch „wachsend“ sein (1,6). Was sie
jetzt nötig hatten, war, „erfüllt zu werden mit der Erkenntnis Seines
Willens“, um zu „wachsen durch die Erkenntnis Gottes“ (1,9.10)
... „zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes“ (2,2). -
Die Wahrheit - die wunderbare Tatsache, daß sie mit Christo, dem
Haupte im Himmel, vereint waren, wird nun vor ihre Seelen gestellt
(1,18). In dieser Wahrheit lag ihre Bewahrung vor den Gefahren der
„Philosophie“, der „Überlieferungen“ und der „Menschensatzungen“. Was
hatten sie mit den Dingen des Fleisches und der Welt zu tun? Wenn
das Haupt nicht zur Welt gehörte, dann doch auch der Leib nicht. Konnte
etwas von der Welt dem Leibe des himmlischen Hauptes zur Auferbauung
dienen? Waren sie durch das Kreuz Christi nicht den Elementen der Welt
gestorben? (2,20.) Was hatten sie dann mit der Philosophie und den
Überlieferungen der Menschen zu tun? Mit diesen Dingen der Welt und des
Fleisches sich einzulassen hieß „das Haupt nicht festhalten“ (2,19). Die
Folge mußte „Aufgeblasenheit“ sein, wie wir es später in Laodicäa
finden. (Offb. 3,17.) Alles, was wir als Glieder des Leibes Christi für
unser Wachstum brauchen, muß vom Haupte (Christus) ausgehen. Nur
vom Haupte aus„empfängt“ - und darf Sein Leib „Darreichung“
empfangen, wenn er „das Wachstum Gottes“ wachsen soll (2,19); aber die
Dinge der Welt und des Fleisches können „das Wachstum Gottes“ nicht
fördern, sie können uns nur von Christo weg und zum Wesen der Menschen
und der Welt zurückführen.
Der HErr sagt uns gerade das, was wir brauchen. Er sieht die Angriffe
des Feindes und die Gefahren im voraus (wenn sie auch für uns noch in
der Ferne liegen). So war es bei den Kolossern und
Laodicäern. Der HErr lobt manches, aber Er sieht: Gefahr ist im Anzuge.
Seine Belehrungen sollen sie bewahren, nicht in die Schlinge des Feindes
zu gehen. Wie groß ist Seine Sorge um uns! Beide, die Kolosser und die
Laodicäer, empfingen die gleichen Wahrheiten, aber die Wirkung war ganz
verschieden. Was wird die Wirkung dieser Wahrheit auf dich sein, lieber
Leser? Wenn du diese Unterweisungen Seines Geistes nicht im Glauben
annimmst und verwirklichst, so wirst du den Schlingen des Feindes
(Philosophie, Überlieferungen, Menschensatzungen usw.) nicht entgehen.
Du wirst „als Beute weggeführt“ werden (2,8) und in Laodicäa landen.
Beide Gemeinden (Kolossä und Laodicäa) sollten aus dem Briefe lernen,
daß alles für sie von oben, von.dem Haupte kommen muß und nichts von der
Welt noch von Menschenweisheit. Christus sollte ihnen alles sein. Aus
Offb. 3 aber ersehen wir, daß die Laodicäer keinen Nutzen davon hatten.
Sie gingen auf die ihnen vorgestellte Wahrheit nicht ein. Christus war
ihnen nicht alles. Er stand draußen, vor der Tür. Andere Dinge, die
Dinge der Menschen, waren drinnen. Und sie waren ganz zufrieden damit.
So wie sie waren, so wie sie es hatten, so gefiel es
ihnen. Das weitere Licht der Wahrheit, das sie vor diesem Zustande der
Selbstzufriedenheit hätte bewahren können, nahmen sie nicht an. Laodicäa
zeigt uns, daß, wenn wir unsere himmlische Stellung, Ihn als das
„Haupt“, fahren lassen, alles dahin ist und unsere „Armut“, „Blindheit,
„Blöße“ und „Schande“ sichtbar wird.
Dies sind ernste Unterweisungen. Der HErr gebe, daß wir alle sie ernst
nehmen. Heute mag der HErr bei mir die Dinge finden, die Er lobend bei
den Kolossern und Laodicäern als die Frucht des Evangeliums anerkannte;
nehme ich aber das Wort der Wahrheit nicht in allen Teilen gehorsam an,
verweigere ich z.B. das Wort: „Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf
das, was auf der Erde ist“ (3,2), oder „halte ich nicht fest das Haupt“,
so werde ich bald Dinge annehmen, die nicht von dem Haupte
sind, aus welchem der ganze Leib, durch die Gelenke und Bande
Darreichung empfangend und zusammengefügt, das Wachstum Gottes wächst
(2,19). Das Haupt (Christus) festhalten, das heißt für mich persönlich
den „eigenen Kopf“ aufgeben. Ist Er das Haupt, so muß unser
Haupt fallen, wir und alles, was Fleisch ist, muß verschwinden. Dann
bleibt nur Er und Er allein; dann ist Er alles, und Er allein hat zu
reden, zu bestimmen, und Seinem Worte ist alles willen- und
bedingungslos unterordnet.
Lassen wir die uns in Seinem Worte geschenkten Unterweisungen außer
acht, so sind wir in Gefahr, in Selbstzufriedenheit den Weg von Kolossä
nach Laodicäa zu gehen - lau zu werden und in den Zustand zu kommen, von
dem der HErr spricht: „Ich werde dich ausspeien aus Meinem Munde!“
(Offb. 3,16.) Wie warnend und wie traurig-ernst! Das ist der letzte
Bericht von einer Gemeinde von Gläubigen, denen mit so großer Sorgfall
die Wahrheit des Kolosserbriefes ans Herz gelegt wurde.
„Wer ein Ohr hat zu hören, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
(Offb. 3,22.)
A. - v. d. K.
Beschäftigt mit dem HErrn.
Luk. 23; Apgesch. 7 und 8.
Die natürlichen Neigungen unserer Herzen gehen beständig hin zu den
Dingen des Fleisches und nicht zu Christo. Wir alle fühlen, wie diesen
entgegen der Heilige Geist in uns wirkt, uns von solchen Dingen
wegzuleiten und mit Christo zu beschäftigen, und zwar nicht nur in dem
persönlichen Leben
des Einzelnen, sondern auch in den Zusammenkünften der Gläubigen. Dort
insonderheit soll es sichtbar sein, daß wir nicht nach Menschenweise,
sondern als Gottes Gemeinde versammelt sind, in deren Mitte der Heilige
Geist herrscht und nicht der Mensch. Christus muß vor unseren Augen
stehen und Herz und Seele füllen; dann hat der Mensch, und was von ihm
ist, keinen Wert und keine Anziehungskraft mehr für uns.
Einige Schriftstellen mögen uns dieses zeigen.
In Luk. 23 finden wir einen Menschen, dessen Leben so schlecht war, daß
es auf dem Richtplatz endete. Was uns aber auffällt, ist, daß der Haß
und der Abscheu der Menschen sich nicht gegen ihn richtet, sondern gegen
den an seiner Seite. Das Geschrei dort galt nicht dem Mörder, sondern
Christus. Alle Verachtung und aller Hohn wurde über den geschüttet, der
in der Mitte hing, der ihnen aber nur Liebe erwiesen und wohlgetan
hatte. Niemand trat für Ihn ein. Er war der Allerverachtetste und
Unwerteste. Pilatus, die Hohenpriester, das Volk - alle standen wider
Christus. Auch der Übeltäter gehörte (wie uns Matthäus berichtet) im
Anfang zu Seinen Lästerern. Aber da kam ein Augenblick, wo seine Seele
von Ihm ergriffen wurd,. der an seiner Seite hing. Ein Werk Gottes geht
in ihm vor. Der, gegen den alle waren, für den niemand eintrat, der
fesselt seinen Sinn, und Ihm wendet sich sein Herz zu. Seine Gedanken
beschäftigen sich mit Ihm. Er denkt an Sein Leben, und er spricht:
„Dieser hat nichts Ungeziemendes getan!“ Er denkt an das, was nach dem
Tode sein Teil sein wird, und er, der Übeltäter, wünscht bei Ihm zu
sein, und er bittet: „Gedenke meiner, HErr, wenn Du in Dein Reich
kommst!“ Und viel mehr, als er erbeten und erdacht hatte, gibt der HErr
ihm.
Wir wenden uns zu einer anderen Schriftstelle: Stephanus in Apgesch. 7.
Hier ist wieder ein Mann, der zum Tode verurteilt ist; aber aus ganz
anderen Ursachen. Er ist kein Übeltäter - er ist ein Märtyrer um Jesu
willen. Er hatte den HErrn bekannt, und die Welt macht mit ihm, was sie
mit Dem machte, den er bekannt hatte. Es war eine gewaltige Stunde!
Denken wir nicht manchmal: Was würden wir tun, wenn wir in solcher Lage
wären? Sieh hier einen Mann, in dessen Herzen Christus ist, der in Ihm,
Seinem HErrn, aufgeht. So wie der sterbende Übeltäter auf nichts mehr
achtete, was um ihn herum vorging, so war es auch mit Stephanus. Wer
vermag zu sagen, was es für das Herz des Übeltäters war, als der HErr zu
ihm sagte: „Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein!“ Und wer kann
sagen, was es für Stephanus war, als er in die geöffneten Himmel schaute
und die Herrlichkeit Gottes sah und Jesus stehend zu seiner Rechten!
Welch ein Kontrast zu dem, was um ihn herum verging. Er blickt
unverwandt gen Himmel. Er ist ein Verworfener, wie sein Meister es war.
Sie konnten ihm nicht mehr tun, als sie Ihm getan hatten. Seine Augen
aber sehen nicht die ausgestreckten Arme, sehen nicht die Wut der
Feinde, sondern Den, der zur Rechten Gottes ist. In der Kraft des
Heiligen Geistes sieht er Ihn im Himmel, und alles, was Menschen sind
und tun, entschwindet seinem Blick. Er schaut die Herrlichkeit des HErrn
und wird verwandelt in das Bild Jesu. (2. Kor. 3,18.) Er betet: „Herr
Jesu, nimm meinen Geist auf!“, kniet nieder und ruft mit lauter Stimme:
„HErr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ Da war keine Beschäftigung
mit dem ersten Menschen. Christus erfüllte seine Seele, und Christus
wurde sichtbar.
Wir wenden uns einer anderen Schriftstelle zu (Apgesch. 8). Der Kämmerer
kam aus fernen Landen. Er sitzt in seinem Wagen und liest den Propheten
Jesaja. Er versteht nicht, was er liest, aber der Geist Gottes wirkt in
ihm. Seine Seele ist beschäftigt mit Dem, der in dieser Welt nichts für
Sich in Anspruch nahm, Seine Rechte nicht behauptete, sondern wie ein
Schaf Sich zur Schlachtung führen ließ und Seinen Mund nicht auftat vor
Seinen Scheren. - „Sein Leben wird von der Erde weggenommen“, bis
hierher hatte er gelesen, als Philippus sich ihm anschloß. Der eine
Gedanke, der seine Seele erfüllt, kommt über seine Lippen: Wer
ist das? „Von wem sagt der Prophet dieses?“
seine Seele erfüllt, kommt über seine Lippen: Wer ist das? „Von
wem sagt der Prophet dieses?“ Philippus kann ihm
Antwort Geben.
„Von dieser Schriftstelle anfangend, verkündigte er ihm das Evangelium
von Jesu.“ Mehr wird uns nicht gesagt. Aber das erste Wort, das uns
hierauf von dem Kämmerer mitgeteilt wird, ist sehr bezeichnend: „Siehe,
da ist Wasser, was hindert mich, getauft zu werden?“ Im Glauben hat er
die frohe Botschaft angenommen und es erfaßt: „Ist Sein Leben von der
Erde weggenommen, so ist auch mein Leben als Mensch im Fleische von der
Erde weggenommen.“
Er ist ein Mensch in Christo. Christi Tod ist sein Tod. Er ist „mit Ihm
gestorben“. - Wohl war er einst tot in Sünden - (wie alle übrigen
gestorben und im Tode liegend) aber er war nicht „mit Christo gestorben“
-, und wie konnte er, ohne mit Christo gestorben zu sein, „mit Ihm
begraben“ werden? Jetzt war es anders. Kein Hindernis war mehr da. „Was
hindert mich, getauft zu werden?“ Er wußte sich durch den Glauben „mit
Christo gestorben“ und wünschte jetzt auch „mit Christo begraben“ zu
werden „durch die Taufe“ (Röm. 6,4). Sein Leben war nicht mehr das des
Menschen im Fleische, das Leben hatte sein Ende gefunden. Sein
Leben von nun an war das Leben jenseits des Grabes - Christus! Er ist
ihm alles - Er füllte sein Herz und sein Leben aus, und er zieht „seinen
Weg mit Freuden“.
Laßt uns noch kurz auf Saulus blicken (Apgesch. 9). Er wandelt mit einem
guten Gewissen vor Gott, in bitterer Feindschaft gegen Christus, und er
glaubt, damit Gott einen Dienst zu tun (Apgesch. 23,1; 26,9). So geht er
nach Damaskus, um die Heiligen zu verfolgen. Da umstrahlt ihn plötzlich
das Licht vom Himmel, das den Glanz der Sonne überstrahlt, und streckt
ihn zu Boden. Es ist das Licht der Herrlichkeit Gottes im Angesichte
Christi (2. Kor. 4,6). Diesem Lichte kann er nicht ausweichen. Der
Kämmerer wurde überwältigt durch den Anblick Jesu in Niedrigkeit, Saulus
dagegen durch den Glanz Seiner Herrlichkeit, aber die gleiche Frage
kommt über seine Lippen: „Wer bist Du, HErr?“ Und er empfängt die
gleiche
Antwort:
Jesus. „Ich bin Jesus!“ Er, der wunderbare Heiland, erfüllt sein
Herz. Alles, was ihm zuvor Gewinn war, achtet er jetzt als Verlust - als
Kot, nur um Christus zu gewinnen. So geht sein Herz in Ihm auf, daß nur
ein Ton in seiner Seele klingt: Christus! „Nicht mehr lebe ich
... Christus ...!“ (Gal. 2,20.) Diese Wirkung wird auch heute noch
sichtbar! Wenn der Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes im Angesichte
Christi in ein Herz leuchtet, so strahlt er von dort wieder heraus. Das
Gefäß, welches diesen Schatz trägt, ist irden (2. Kor. 4,7). Ein solches
Gefäß war Paulus, ein Gefäß, allenthalben bedrängt, aber durch Gottes
Kraft aufrecht erhalten. Sie versuchten Paulus zu steinigen, so wie sie
Stephanus steinigten, aber der HErr bewahrte das Gefäß. Er wollte uns
durch dieses Gefäß den Schatz übermitteln. Ein Stein hätte das Gefäß
zertrümmern können, aber sie konnten es nicht, weil Gott es noch
gebrauchen wollte. Und nicht nur einzeln sind die Heiligen solche
Gefäße, sondern auch die Gemeinde ist das Gefäß des Lichtes der
Herrlichkeit Gottes.
Möchten diese Beispiele uns ermutigen, uns mehr mit Ihm zu beschäftigen,
Fleisch und Welt werden dann unseren Blicken entschwinden, Christus aber
wird unser Herz füllen, und Strahlen Seines Bildes werden auch aus uns
hervorleuchten.
R. - v. d. K.
Gedanken über Gal. 5,22.
III.
Noch einmal möchte ich das kostbare Schriftwort betrachten, das da
lautet: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut,
Freundlichkeit, Gütigkeit (Gutheit), Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit
(Selbstbeherrschung)“, und ich füge heute V. 23 an: „Wider dergleichen
gibt es kein Gesetz.“
Das letzte Mal habe ich zu zeigen versucht, wie in uns Wiedergeborenen
diese „Frucht“ als Ganzes vorhanden ist, und daß sie in ihrer Fülle eine
vollkommene Darstellung dessen ist, in dem die Frucht des Geistes
hienieden zu sehen ist: des Sohnes Gottes in Seiner Menschheit.
Es handelt sich, wie ich nachwies, bei uns nicht um die Hervorbringung
einzelner „Früchte“ des Geistes, wovon die Schrift nirgends redet,
sondern um eine immer völligere Darstellung der ganzen ungeteilten
Frucht des Geistes, deren einzelne Merkmale, Teile, Stücke bald mehr,
bald minder augenfällig sein mögen, die aber alle insgesamt in uns
vorhanden sind, in uns, die wir durch den Geist das Leben haben (V. 25).
Wir können auch nur durch Ihn in diesem neuen fruchtbringenden Leben
wandeln (Joh. 12,24; 15,5.8.16 u. a.), und je treuer wir sind in der
Abhängigkeit von Ihm: im Vertrauen auf Ihn wie im Gehorsam gegen Seine
Stimme, desto mehr Frucht des Geistes tragen wir in unserem praktischen
Wandel. Da heißt's vorsichtig sein, um den Geist nicht zu betrüben (Eph.
4,30), und wenn es geschah, uns gleich wiederherstellen zu lassen nach
1. Joh. 1,9, da heißt‘s aber vor allem auch, täglich und reichlich durch
das Anschauen der Herrlichkeit des HErrn Selbst uns in Sein Bild
verwandeln zu lassen, was allein der Geist tut, was ja auch in Hinsicht
auf uns Sein vornehmstes Geschäfte ist. (2. Kor. 3,18; vgl. Joh.
16,13-15.)
Aber - und das ist der Grund, weswegen ich heute V. 23 anfügte! - es
handelt sich um ein organisches geistliches Wachstum bei uns, das von
innen heraus mittels des Geistes geschieht, nicht etwa um ein
gesetzliches Herausarbeiten des Bildes Christi in und an uns, das wir zu
tun hätten. Das zu betonen halte ich deshalb für so sehr wichtig, weil
unter den Gläubigen je und dann Strömungen sich breitmachen, die das
Gesetz in irgend einer Form und mit irgendwelchen Folgerungen und
Forderungen, nur nicht geistlicher Art, dem Wiedergeborenen auferlegen.
Gegen alle solche gesetzlichen Bestrebungen, wes Inhalts sie auch immer
seien - ob es sich nun um das Beobachten von Tagen, Festen, auch des
Sabbats, oder das Verbot gewisser Speise oder das Tragen bestimmter
Kleidung oder was auch immer dreht, was als Beweis wahren Christentums
hingestellt wird seitens der Gesetzesmenschen -, gegen alles Derartige
steht der Galaterbrief im schärfsten Gegensatz. Er zeigt uns, wie und
warum das Gesetz nur dem Menschen im Fleisch gegeben ist - und zwar als
„unser Erzieher (,Zuchtmeister') auf Christus hin“ (3,24) -, wie ferner
nach Christi Tod und Auferstehung das Gesetz weder in seinen
alttestamentlichen Satzungen noch in irgendwelchen neuen Forderungen von
Gläubigen heute, seien es scheinbar noch so erkenntnisreiche Brüder und
Schwestern - mögen sie sich hüten vor dem Urteil der Schrift, z. B. Gal.
2,4; 5,7-10! -, irgend eine Berechtigung habe. Er beweist, daß die an
Christus Glaubenden vielmehr dem Gesetz gestorben sind, und zwar durch
das den Tod des Übertreters fordernde Gesetz selbst (2,19-21) - eine
Forderung, die der HErr stellvertretend für uns erfüllte in Seinem Tode
am Fluchholz (3,11-14). Nun lebt der Gläubige in Freiheit von der
Forderung des Gesetzes, er ist „für die Freiheit freigemacht“ (5,1).
Diese Freiheit nun wurde damals, als der Brief gerade deshalb
geschrieben werden mußte, sowie auch heute, von vielen, die das Recht
und die Herrlichkeit derselben nicht erkannt haben oder nicht
erkennen wollen - da dann der Selbstruhm des Fleisches hinfällt! -, als
bedenklich und gefährlich angesehen, die in ihr Lebenden wurden und
werden verdächtigt, sie zu mißbrauchen, und darum werden Versuche
gemacht, sie hier und da in die Joche menschlicher Gesetzessorderungen
einzuspannen - Versuche, die bei den Schwachen der Herde naturgemäß am
ehesten Erfolg haben. Und so entstehen dann solche Karikaturen von
Christentum, wo Dinge wie Handarbeit-Machen, Musizieren usw., aber auch
weit ernstere, z. B. die eheliche Gemeinschaft oder gar das Heiraten,
das Essen und Trinken (vgl. 1. Tim. 4,2.3!) u. a., unter die be- und
verurteilende Prüfung solcher unfreien, vielmehr selbst gesetzlich
gebundenen und darum andere bindenden Gläubigen gestellt werden. Es sind
das Gläubige, die den Galaterbrief noch nie verstanden und die
Haushaltung des Gesetzes und Fleisches noch nicht von der der Gnade und
des Geistes zu unterscheiden gelernt haben. Wie ernst und traurig ist
dies! Es spielt heute leider eine große Rolle unter dem Volke Gottes.
Angesichts nun der von Paulus verkündigten (Geistes-)Freiheit vom Gesetz
wird und wurde damals den Gläubigen vorgeworfen, sie lebten nicht nach
dem im Alten Testament geoffenbarten Willen Gottes, sie wandelten
vielmehr leichtfertig und oberflächlich. Gegen diesen Vorwurf wendet
sich Paulus im fünften Kapitel von V. 13 ab und zeigt in diesem
Zusammenhange, welch hoher Unterschied zwischen den auch ohne Gesetz
offenbaren „Werken des Fleisches“ (5,19-21), die unter der Beurteilung
des Gesetzes liegen (1. Tim. 1,8-10), und der herrlichen „Frucht des
Geistes“ besteht, wider die es kein Gesetz gibt, weder in beurteilender
oder gar strafender noch auch anerkennender Anwendung. Das Leben des
Gotteskindes, das neue Leben (aus Gott) untersteht in keiner Hinsicht
dem Gesetz. Wenn der Gläubige wirklich „vom Geist geleitet“ wird (V.
18!), dann kann sein Leben natürlich nicht im Gegensatz zum Wesen des
alttestamentlichen Gesetzes stehen, aber nicht das ist die Hauptsache -
vielmehr ist das Gesetz gar nicht als Maßstab anzulegen! (V. 18) -,
sondern daß sein Leben eine Darstellung Dessen ist, der hienieden „des
Gesetzes Erfüllung, Vollendung“ war: Christi Jesu Selbst - kurz, daß
„die Frucht des Geistes“ in immer vollkommenerem Maße in Erscheinung
tritt, durch den Geist Selbst hervorgebracht in uns, die wir das Fleisch
gekreuzigt haben, und darum von diesem und dem dieses beherrschenden
Gesetz nicht mehr regiert werden (V. 24). Damit ist der Leichtfertigkeit
aber auch der Boden entzogen - ja, die Freiheit des Geistes ist keine
Leichtfertigkeit, sondern eine erhabene Gebundenheit an den HErrn und
Seine Stimme1,
aber nicht, weil das Gesetz Gottes oder eines Menschen es sagt, sondern
weil der Geist uns so und nicht anders leitet und weil nur, wenn wir uns
leiten lassen und Ihm in Verbindung mit dem Worte Gottes gehorsam sind,
die herrliche „Frucht des Geistes“ hervorstrahlt, zu Seiner Ehre.
Darauf nun noch im einzelnen einzugehen führt zu weit. Hier genüge zum
Schluß der Hinweis, daß uns in dem ersten Stück der Frucht des Geistes,
der Liebe, der wunderbare neue Weg des Geistgezeugten und durch den
Geist Wandelnden gezeigt ist. Der alttestamentliche Gesetzesweg forderte
die Liebe - das Wesen des rechtverstandenen Gesetzes ist ja überhaupt
die Liebe, vgl. u. a. Gal. 5,13; Röm. 13,10! -, ohne die Fähigkeit zu
geben, sie auszuüben.
Wenn wir von den alttestamentlichen Glaubensmenschen absehen, die von
Jehova in besonderer Weise begabt und befähigt waren, so gab es keinen
Menschen, so treu und untadelig er auch im Gesetz wandelte, der echte
Liebe, noch dazu um ihrer selbst willen, betätigt hätte. Wir sehen das
klar z. B. in Luk. 10,25ff.; Luk. 18,18ff. u. a. oder auch an Pauli
Leben vor seiner Damaskusstunde. Welch ein Gegensatz dazu unser Wort
Gal. 5,22! Da ist Liebe vorhanden, nicht weil sie da sein soll
(„Du sollst lieben“ usw.! 3. Mose 19,18; 5. Mose 6,5 usw.), sondern weil
der Geist, die Quelle des neuen Lebens, des Lebens aus Gott, der „die
Liebe“ ist, sie hervorbringt, und nicht nur sie, sondern mit ihr
Lebens, des Lebens aus Gott, der „die Liebe“ ist, sie hervorbringt, und
nicht nur sie, sondern mit ihr in untrennbarem Ganzen alle die kostbaren
Tugenden Christi (vgl. 1. Petri 2,9 u. 2. Petri 1,3ff. oder 1. Kor. 13
u. a.), die unserem Leben einen Inhalt, einen Zweck, eine Schönheit
verleihen, die unter der Fleisches- und Gesetzeshaushaltung stets
unmöglich war (vgl. Röm. 8!).
Wie kostbar, sich nicht anstrengen zu müssen, um zu lieben usw. oder
sanftmütig, treu zu sein oder etwa Selbstbeherrschung zu üben, nicht
diese Dinge, diese ganze ungeteilte liebliche Frucht, in sich selbst
hervorbringen zu müssen, sondern zu wissen, zu erfahren: Er bringt sie
hervor! Er machte allein, Er, der das neue Leben pflanzte - Er bringt
auch Wachstum und Vollendung hervor -, Er, der Geist, dessen vornehmste
Tätigkeit ist, Christus zu verherrlichen und uns in Sein Bild zu
verwandeln zur Ehre Gottes des Vaters! Gepriesen sei Sein Name und der
unseres herrlichen Herrn Jesus!
So möge durch Gnade auch in und an uns, die wir dies lesen, mehr und
mehr sichtbar werden von Ihm Selber, heller und strahlender Sein Bild
hervorleuchten - mögen wir Darstellungen sein von Ihm, dem „Wort des
Lebens“ (Phil. 2,16), und als angezündet von Ihm, dem „Licht der Welt“
(Joh. 8,12), selbst insgesamt das „Licht der Welt“ bilden - (Matth.
5,14-16) als solche, in welchen offenbar wird nach Gal. 5,22:
„Die Frucht des Geistes!“
F. K. (z. Zt. b. Mil.).
Geleitswort an den Leser:
Wandelt in Weisheit gegen die, welche draußen sind, die gelegene Zeit
auskaufend. Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu
wissen, wie ihr jedem einzelnen
Antworten
sollt.
Kol. 4,5.6.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 9
Wie ist Matth. 12,31 und 32 (die Sünde wider den Heiligen Geist) zu
verstehen?
Antwort A
In diesen beiden Versen sagt der Heiland, daß alle Sünde und Lästerung
den Menschen vergeben wird, nur die Lästerung des Geistes wird nicht
vergeben, weder in dieser Welt, noch in jener. Auch das Reden wider den
Sohn des Menschen wird vergeben, aber das Reden wider den Geist wird
nicht vergeben. Auch in Mark. 3,28.29 und Luk. 12,10 spricht Jesus
hiervon und sagt, daß auch alle Gotteslästerungen vergeben werden;
ausgeschlossen von der Vergebung aber ist in dieser wie in jener Welt
die Lästerung des Heiligen Geistes. Diese Schriftstellen haben viele
Kinder Gottes in Not und Jammer gebracht, die oft zur Verzweiflung
führten. Solche Kinder Gottes klagten sich an, die
und Jammer gebracht, die oft zur Verzweiflung führten. Solche Kinder
Gottes klagten sich an, die Sünde wider den Heiligen Geist begangen zu
haben, für die es nach diesem Wort Jesu ja keine Vergebung geben soll.
Meistens werden solche Kinder Gottes wieder freudig und glücklich, wenn
sie den Sinn dieser Worte nur einigermaßen erfassen. Oft genug kommt es
vor, daß auch unklare Prediger die Sünde wider den Heiligen Geist
mißbrauchen, so daß gläubige Menschen aus dem Leben der
Niedergeschlagenheit, des Seufzens und Stöhnens nicht herauskommen.
Beides ist nur auf eine falsche Auffassung dieser Stelle zurückzuführen.
Vor allem ist hierbei festzustellen, daß es sich nicht um das Leben
diesseits und jenseits des Grabes handelt, wenn Jesus von „dieser“ und
„jener Welt“ spricht. Also nicht das Leben im Fleische und die Ewigkeit
ist unter dieser und jener Welt zu verstehen, sondern der HErr spricht
hier von zwei Äonen oder Weltzeiten, Zeitaltern, und zwar von dem damals
gegenwärtigen Zeitalter des Gesetzes, in dem Jesus lebte, und dann von
dem zukünftigen Zeitalter.
Die Pharisäer lästerten den Geist Gottes, weil sie ein Werk, das durch
die Kraft des Heiligen Geistes geschah, auf die Gewalt des Satans
zurückführten (Matth. 12,24-29). Durch die Dämonenaustreibung erwies
Sich Jesus als Messias, als Gesalbter Gottes, und das Volk pries Ihn
auch infolgedessen als Davidssohn (Matth. 12,23). Durch die Treibereien
der Pharisäer, die genau wußten, daß Gott durch Christus solche Zeichen
wirkt (Joh. 3,2), aber trotzdem alles auf den Einfluß des Satans
zurückführten, wird das Volk irre an Jesus, so daß es schließlich sogar
Seinen Kreuzestod fordert (Matth. 27,25) und damit den Messias verwirft,
den König des Himmelreiches töten läßt. In Christus wohnte die
Geistesfülle, und mit Macht von oben trat Er dem Reich des Satans
gegenüber. Wenn nun die Pharisäer trotz gegenteiliger Erkenntnis die
Zeichen und Wunder Christi als Machwerke Satans ausgeben, so lästern sie
damit nicht nur Christum, sondern vor allem den in Christus wohnenden
Heiligen Geist. Eine Lästerung des Geistes kann also nur da vorliegen,
wo man ganz klare Erkenntnis von dem Wirken des Heiligen Geistes hat und
wider besseres Wissen dieses Wirken auf den Einfluß des Bösen
zurückführt. Wenn Pfingstleute den Pfingstgegnern den Vorwurf der Sünde
wider den Heiligen Geist gemacht haben, geschah das zu Unrecht, zumal
die Pfingstgegner überzeugt sind, daß der in der Pfingstbewegung in
vielen Dingen hervorgetretene Geist nicht der Heilige Geist ist. Wohl
können wir den Geist Gottes „betrüben“ nach Eph. 4,30, Ihn „dämpfen“
nach 1. Thess. 5,19, aber zur Lästerung des Geistes dürfte es bei einem
Kinde Gottes nicht kommen; bei einem Unbekehrten ist das wohl erst recht
ausgeschlossen, da ja der natürliche Mensch nichts vom Geist Gottes
vernimmt (1. Kor. 2,14), so daß er Wirkungen des Heiligen Geistes gar
nicht be- bezw. verurteilen kann.
Achten wir mehr darauf, daß der Heilige Geist eine Majestät Gottes ist,
und hören wir auf, Ihn zu betrüben, Ihn zu dämpfen, Ihm zu widerstehen.
Nicht ohne Bedeutung ist es, daß der Heilige Geist in Gestalt einer
Taube erschien und auf Christus kam (Matth. 3,16). Er ist es, der uns
hineingestaltet in das Bild Christi (2. Kor. 3,18).
A. C. (z. Zt. b. Mil.).
Antwort B
Die Erscheinung Jesu forderte alles zu einer Entscheidung heraus. Der
eine stellte sich mit Bewußtsein auf Seine Seite, der andere verharrte
bewußt im Unglauben. Er, der gekommen war zu erretten, war bereit, alle
Sünden zu vergeben, aber wider den Heiligen Geist reden und bewußt
Taten, die durch Ihn gewirkt waren, dem Satan zuschreiben konnte nimmer
vergeben werden.
Taten, die durch Ihn gewirkt waren, dem Satan zuschreiben konnte nimmer
vergeben werden.
In Matth. 12,24 mußten die Pharisäer zugeben, daß der Teufel
ausgetrieben war, aber in ihrem Haß gegen Christus schrieben sie
lästernd diese Macht dem Satan zu. Dieses war die Sünde wider den
Heiligen Geist. Sie lästerten das herrliche Zeugnis des Geistes, durch
welches sie innerlich überführt waren von Seinem Wirken.
In Vers 21 weist der Herr Jesus auf die unwissenden Heiden hin. Diese
würden einmal wider jene Lästerer auftreten, die aus dem Gesetz und den
Propheten Ihn erkannten und in den Zeichen das Zeugnis des Geistes sahen
und doch dagegen lästernd sich somit selbst das Gericht sprachen.
So geht jeder selbst seinem Urteile entgegen. Alles hängt davon ab, ob
der Mensch dem inneren Zeugnis des Geistes Folge leistet oder ob er sich
diesem Zeugnis mit Bewußtsein verschließt. So sind alle Gerichte unseres
Gottes wahrhaftig und gerecht.
Ph. W.
Antwort C
Die in Frage kommende Stelle ist nicht selten zum Schaden des Volkes
Gottes sowie zum Nachteil heilsverlangender Menschen mißdeutet worden.
Die einen sehen darin eine Sünde, die selbst Kinder Gottes begehen
können, obwohl die Schrift auch nicht einen Schatten von Beweis dafür
liefert, denn diese Worte galten nicht einmal den gewöhnlichen
Ungläubigen, sondern den Christusleugnern, die wider besseres Wissen
Christus als den Gesalbten Gottes leugneten; die anderen beuten diese
Stelle für ihre Wiederbringungslehre aus.1
Es ist nicht zu leugnen, daß dieses Wort aus dem Munde des HErrn manchem
Schwierigkeiten gemacht hat, dazu kommen noch die bunten Deutungen, die
nur zu offenkundig das Gepräge des menschlichen Verstandes tragen; kein
Wunder, daß in dem irdischen, menschlichen Farbengewirr das Auge der
Schwachen und Unbefestigten irregeführt wird, so daß es kaum die blaue
Himmelsfarbe und das Licht der wahren Sonne, welches sich in dem
siebenfach geläuterten und reinen Worte Gottes widerspiegelt, erkennen
kann.
Wir finden diese Begebenheit mit seiner ernsten Warnung nur in
den drei synoptischen Evangelien. Ich glaube nicht, daß wir dieses Wort
willkürlich auf jede Sünde wider den Geist, auf jede Person, vielleicht
nicht einmal auf jede Zeitperiode anwenden dürfen. Es steht uns nicht
zu, die Grenzen der Schrift einfach zu überschreiten oder zu beseitigen.
Wir finden nirgends wieder, weder in der Apostelgeschichte noch in den
Briefen, eine Erwähnung von „lästern wider den Heiligen Geist“. Wohl
lesen wir in Apgesch. 7,51 vom „Widerstreiten dem Heiligen Geiste“, in
Eph. 4,30 vom „Betrüben des Heiligen Geistes“, in 1. Thess. 5,19 vom
„Löschen des Geistes“ und in Hebr. 10,29 vom „Schmähen des Geistes der
Gnade“, aber niemals wieder vom „Lästern“. Ohne Zweifel sind alle diese
angeführten Dinge Sünden wider den Heiligen Geist, derer sich zum Teil
auch ein Kind Gottes schuldig machen kann, wenn es unwachsam ist, wie
Eph. 4,30 und 1. Thess. 5,19 beweisen, aber es ist nicht die Sünde der
„Lästerung“, mit der man sich „ewiger Sünde“ schuldig macht, d.
h. infolgedessen der Geist Gottes mit einem solchen Menschen für alle
Zeilen abbricht und derselbe des ewigen Heils verlustig geht. Der
Unterschied zwischen dem „Lästern“ und den anderen Sünden wider den
Heiligen Geist wird oft nicht gebührend berücksichtigt. „Lästern“ ist
auch Sünde, weil alle
den Heiligen Geist wird oft nicht gebührend berücksichtigt. „Lästern“
ist auch Sünde, weil alle Verfehlungen gegen Gott durch dieses Wort zum
Ausdruck kommen, aber Sünde als Ausdruck der Verfehlungen ist damit noch
keine „Lästerung des Geistes“. Auch sei darauf hingewiesen, daß nur
der HErr diesen Ausdruck gebraucht, und zwar nur in Beziehung zu
bestimmten Menschen und nur in Verbindung mit einer bestimmten
Tat. Lehrt uns dieses nicht, vorsichtiger mit den Worten des HErrn
umzugehen?
Ein grober Mißbrauch und eine Vergewaltigung der Schrift ist es, dieses
ernste Wort des HErrn auf irgend einen scheinbar unbußfertigen oder auch
über seine Sünden gepeinigten Menschen anzuwenden. Auf wahre Kinder
Gottes kann es keine Anwendung finden, die mächtigen Hände des HErrn
beschirmen es vor einer solchen Sünde.
Wenn ich auch nicht behaupten möchte - obwohl es für mich eine Frage ist
-, daß solche Lästerung wider den Geist heute nicht vorkommt, so halte
ich doch keinen Bruder für berechtigt, einem Menschen heute diese nie zu
vergebende Sünde mit ihren ewig unabänderlichen Folgen zur Last zu
legen. Dies wollen wir Dem überlassen, der Herzen und Nieren erforscht
und dessen Augen wie eine Feuerflamme sind, der niemals irren kann.
Der HErr wolle uns durch Seinen Geist in alle Wahrheit leiten!
K. O. St. (z. Zt. im Felde).
Anmerkung der Schriftleitung
Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß der Ausdruck: „die Sünde
wider den Heiligen Geist“ nicht das sagt, was die Schrift sagt. Der HErr
redet von „der Lästerung des Geistes“. Es handelt sich nicht um
irgend eine Sünde wider den Heiligen Geist, sondern um eine ganz
spezielle Sünde, um „die Lästerung“ des Geistes (Matth. 12,31) -
um „lästern“ (Mark. 3,29; Luk. 12,10).
Alles, was der HErr tat, tat Er im Geiste Gottes (Matth. 12,18.28; Luk.
4,18; Joh. 5,36-39; Apgesch. 10,38). Das Wunder an dem Besessenen,
Blinden und Stummen (Matth. 12,22) bewies den Pharisäern, daß der
Heilige Geist auf Ihm und Er der Gesandte vom Vater war. Aber, obgleich
überführt von dem Unsinn ihrer Worte, daß der Satan den Satan austreibe,
lästerten sie wider alles, was Gott ist. Nicht in unwissendem Unglauben,
sondern mit Wissen und Willen, von ihrem Haß gegen Christus geleitet,
schrieben sie das, was der Heilige Geist zur Befreiung des Menschen
wirkte, lästernd dem Satan zu und suchten andere in diesen Betrug Satans
hineinzuführen. Das, was hier die Pharisäer taten, das war
die Sünde der Lästerung des Geistes. Wir lesen: „Weil sie
sagten: Er hat einen unreinen Geist“ (Mark. 3,30). Wie kann jemand, der
in Haß gegen Christus jedes Zeugnis des Heiligen Geistes lästert, die
Vergebung seiner Sünden empfangen und errettet werden, da es doch keine
andere Kraft gibt, die ihn könnte zur Buße leiten!
Ob diese spezielle Sünde, die in der Zeit des persönlichen Dienstes des
HErrn hervortrat, auch heute, am Tage der Gnade Gottes und der
Abwesenheit des HErrn möglich ist, darüber gehen die Meinungen der
Schriftforscher auseinander. Manche haben sich verneinend dahin
ausgesprochen, daß, wenn der HErr von dem Nichtvergeben dieser Sünde
weder in „diesem“ noch im „zukünftigen“ Zeitalter rede, diese Sünde auch
nur diesen Zeitaltern eigen sei und wir sie nicht in anderen suchen
sollten. „Dieses Zeitalter“ bezeichne das Zeitalter des Gesetzes,
zur Zeit, als der HErr persönlich auf Erden
war, das „zukünftige Zeitalter“ dagegen das Zeitalter des Messias
(vergl. Hebr. 2,5), aber keineswegs den heutigen Tag des Heils, die
jetzige Zwischenzeit der Sammlung Seiner Gemeinde aus Juden und Heiden;
denn das Zeitalter des „Geheimnisses“ war zu der Zeit, als der HErr
diese Worte redete, noch verborgen in Gott und Menschen noch nicht
kundgemacht, so daß die Zuhörer des HErrn den Sinn Seiner Worte vom
„zukünftigen Zeitalter“ gar nicht anders verstehen konnten, als daß das
zukünftige Zeitalter das der Herrschaft des Messias auf Erden sei,
welches sie erwarteten, und das ihnen die Vergebung der Sünden bringen
würde.
Ob diese besondere Sünde nur jener Zeit des persönlichen Dienstes des
HErrn auf Erden eigen war oder der Zeit Seiner Herrschaft auf Erden
eigen sein wird, mag dahingestellt sein; das bleibt gewiß: ein gleiches
Bild dieser Sünde der Lästerung des Geistes können wir schon durch die
Abwesenheit des HErrn heute im Zeitalter der Gnade nicht haben;1
und die Schrift redet wohl von anderen Sünden dem Heiligen Geiste
gegenüber, aber außer diesem Fall nie wieder von der Sünde der
„Lästerung des Geistes“. Es dürfte uns deshalb kaum möglich sein, mit
sicherem Schriftgrund auf die Sünde eines Menschen heute diese
Schriftstelle anzuwenden und sie als unvergebbar zu bezeichnen.
Wie dem aber auch sei. Der Ernst in bezug auf das Verhalten des Menschen
dem Heiligen Geiste gegenüber bleibt unberührt bestehen. Mit welchem
Ernst warnt uns die Schrift vor dem Lose solcher, die den Geist der
Gnade „schmähen“ (Hebr. 10,28.29). Wie furchtbar die Sünde, wenn ein
Mensch dem Heiligen Geiste „widersteht“. Verstockung des Herzens ist die
Folge. Alle Empfindung geht verloren. Das Gewissen wird wie mit einem
Brenneisen gehärtet, und betrügerische Geister und dämonische Lehren
ziehen in das Herz ein (Eph. 4,19; 1. Tim. 4,1.2). Furchtbares Los!
Oft hat der Feind aber die Worte des HErrn in dieser Stelle benutzt, um
Seelen, die über ihre Sünden bekümmert waren, zu beunruhigen und zu
hindern, die Vergebung ihrer Sünden im Glauben anzunehmen. Mit solchen
über ihre Schuld bekümmerten Seelen hat diese Stelle nichts
zu tun. Ihr Kummer, die Sünde der Lästerung des Geistes begangen zu
haben, ist gerade der Beweis, sie nicht getan zu haben, denn sonst
würden sie keinen Kummer darüber empfinden. Der Feind steht hinter
solchen Seelen, sie abzuhalten, zu Dem zu kommen, der gesagt hat: „Kommt
her zu Mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und Ich werde euch Ruhe
geben“ (Matth. 11,28); er hindert sie, die Vergebung von Dem anzunehmen,
dessen Blut reinigt von aller Sünde.
Was würde eine solche über die Sünde der Lästerung des Geistes
geängstigte Seele sagen, wenn man sie diesen Schriftabschnitt (Matth.
12,22 flg.) lesen ließe und man ihr die Frage vorlegen würde: „Wohnte in
dem Herrn Jesus der Satan oder der Heilige Geist? Hat Er den blinden und
stummen Besessenen durch den Satan oder durch den Heiligen Geist
geheilt?“ Wie würde das Herz erbeben bei einer solchen Frage. Nie, um
alles nicht, würde sie solches sagen. Schon den Gedanken würde sie
verabscheuen. Wie kann eine solche Seele diese Sünde begangen haben, da
das die Sünde der Lästerung ist! Das Kennzeichen dieser Sünde
liegt ja gerade darin, daß der Mensch die Kraft des Geistes Gottes, die
ihn allein von dem Bösen befreien kann, dem Satan zuerkennt. Solche
armen Seelen sind Opfer des Betruges Satans. Zuweilen sind es jedoch
auch Seelen, die in einer Sünde leben, die sie lieben und von der sie
nicht bereit sind, sich in Buße, Bekenntnis und Glauben lösen zu lassen.
Frage 10
Welche Stellung nehmen die aIttestamentlichen Gläubigen zur Gemeinde
Gottes ein; gehören sie dazu oder nicht, und haben sie teil an der
ersten Auferstehung (Eph. 2,11ff.; Off. 20,4-6)?
Antwort A
Alle Erlösten Gottes, ganz gleich in welchem Zeitalter, welcher
Haushaltung sie lebten, werden teilhaben an der ersten Auferstehung.
Dieselbe fing an mit Christi Auferstehung (1. Kor. 15,20), und gleich
nach Seiner Auferstehung wurden viele Heiligen auferweckt als Zeugnis
des Sieges des HErrn über Tod und Grab (Matth. 27,52.53), und sie wird
fortgesetzt in der Auferstehung aller Toten in Christo bei Seinem Kommen
für die Gemeinde, und sie endet mit der Aufrichtung Seines
Reiches (Offenb. 20,4-6). Wir haben keinen Anhalt in der Schrift dafür,
daß Gläubige im Tausendjährigen Reiche sterben, so daß für solche noch
hätte eine Auferstehung stattfinden müssen.
Warum haben alle Heiligen Alten und Neuen Testamentes an der ersten
Auferstehung teil? Weil es die Auferstehung des Lebens ist (Joh. 5,29)
und sie alle das Leben besitzen. Es gibt Segnungen, die für alle
Heiligen (Neuen und Alten Testamentes) gemeinsam sind: Alle sind auf dem
Grunde des Glaubens errettet, die Schuld aller ist gesühnt durch Sein
Blut, und alle werden der Auferstehung des Lebens teilhaftig. Dies ist
das gemeinsame Heil, denn es gibt nur ein Heil und eine Errettung. Eine
andere Frage ist die der Stellung und des Segensloses oder des
Segenskreises. Da belehrt uns das Wort Gottes deutlich, daß es
verschiedene Familien- und Segenskreise gibt. Ein ganz besonderer
Segenskreis ist durch die Unumschränktheit Gottes Seiner Gemeinde
zugeteilt. Die verschiedenen Segenskreise finden wir z. B. in Stellen
wie Eph. 3,15, da wird von den verschiedenen Familienkreisen im Himmel
gesprochen; in Hebr. 12,23 spricht der Heilige Geist von der Versammlung
der Erstgeborenen, worunter ohne Zweifel die entschlafenen Heiligen der
Gemeinde zu verstehen sind, wogegen der Ausdruck „die Geister der
vollendeten Gerechten“ Bezug hat auf die alttestamentlichen Heiligen, so
daß wir genaue Unterschiede zwischen den alt- und neutestamentlichen
Heiligen finden.
Es sei noch bemerkt, daß die verschiedenen Segenskreise nicht von den
Heiligen der verschiedenen Haushaltungen abhängig gemacht sind, sondern
daß Gott in Seinem Rate beschloß, jede Familie mit Segnungen zu segnen,
wie Er es gut fand. In der Ewigkeit werden wir uns auch der Segnungen
der anderen erfreuen, sind doch alle diese Beweise für Seiner Güte und
Seiner Weisheit, und dienen sie doch alle zu Seiner Verherrlichung. Ihm
sei Preis und Dank und Anbetung dafür!
K. O. St. (z.Zt.im Felde).
Antwort B
Die alttestamentlichen Gläubigen gehören nicht zur Gemeinde Gottes, denn
diese Gemeinde, „die da ist Sein (Christi) Leib“ (Eph. 1,23), ist erst
am Pfingsttage gegründet, wie aus vielen Stellen, wie z. B. auch aus 1.
Kor. 12,13 hervorgeht, während die Belehrung darüber, aus wem diese
Gemeinde gebildet ist, erst dem Apostel Paulus zur Verwaltung anvertraut
war (vergl. Eph. 2 und 3!). Aus dem Epheserbrief die Folgerung zu ziehen
für die alttestamentlichen Heiligen dürfte dem aufmerksamen Leser nicht
schwer fallen: sie standen auf dem Boden Israels und nicht auf dem der
Gemeinde, auf dem des Gesetzes und nicht der Gnade, sie gehörten der
irdischen Berufung an und nicht der himmlischen (wie die Gemeinde,
vergl. den Epheserbrief mit anderen Stellen, so Phil. 3,20!), sie
konnten nicht durch den Geist mit zu einem Leibe getauft werden, „denn
der Geist war noch nicht, da Jesus noch nicht verherrlicht war“ (Joh.
7,39) usw. usw. Sie genossen andere Vorrechte, aber nicht die, welche
nur der Gemeinde des HErrn zustehen auf der Grundlage lediglich der
Gnade!
Nein, der Gemeinde Gottes gehörten sie nicht an, aber mit der Frage, ob
sie an der ersten Auferstehung teilhaben, ist es eine ganz andere Sache.
Diese ist nicht an die Gemeinde gebunden. Vielmehr, da es nur zwei
Auferstehungen gibt (Offenb. 20), und nur der glückselig und heilig
gepriesen wird, der an der ersten teilhat, so haben auch sie an dieser
teil, soweit sie nicht schon auferstanden sind, nämlich als die
„Erstlingsgarbe“ (siehe 3. Mose 23,9ff.; Matth. 27,52.53, und vergl.
dazu „G. H.“ Band 2, S. 7!) in einem Vorakt zur großen ersten
Auferstehung. Diese ist eingeleitet durch den „ Erstling Christus“, d.
h. durch Seine Auferstehung (1. Kor. 15,23); Ihm nach kam die erwähnte
„Erstlingsgarbe“ an die Reihe gleich nach Seiner Auferstehung, und an
dem Tage des Kommens des HErrn, da Er Seine Gemeinde entrückt (1. Kor.
15,51ff. und 1. Thess. 4,13-18), geht ein weiterer Abschnitt der ersten
Auferstehung vor sich, nämlich der, der eben Seine Gemeinde betrifft.
Und von da an gibt es noch weitere Abschnitte in dem Verlauf der ersten
Auferstehung, so betr. derer, „die aus der großen Drangsal kommen“
(Offenb. 7,14; 20,4 u.a.) und der 144000 (Offenb. 14) usw. Über diese
Abschnitte der ersten Auferstehung ist in der „G. H.“ schon geschrieben
worden (vergl. „G. H.“ Band 4, Seite 154ff.).
Zur ersten Auferstehung gehören bedingt also nicht Zugehörigkeit zur
Gemeinde des HErrn, jedoch es bedingt Zugehörigkeit zu Christus. Unser
herrlicher HErr ist aber nicht nur „das Haupt Seines Leibes“, Seiner
Gemeinde, sondern auch der Messias-König Seines Volkes Israel! Der
Gläubige, der zu diesem, d. h. zur irdischen Berufung gehört, hat teil
an der ersten Auferstehung, und der Gläubige, der zur Gemeinde, d. h.
zur himmlischen Berufung gehört, hat auch teil an ihr, denn die ewige
Glückseligkeit der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne, wenn auch
unter verschiedenen Familienbeziehungen (Eph. 3,14.15), wird nur durch
Teilhaben an der ersten Auferstehung als bleibendes Erbteil bestätigt.
F. K. (z.Zt. im Felde).
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
„Gehe in deine Kammer und bete.“
Matth. 6,6.
Wir durchleben ernste Zeiten. Mehr als je spüren wir es, daß der „Fürst
der Gewalt der Luft“ die Welt regiert und „wirksam ist in den Söhnen des
Ungehorsams“ (Eph. 2,2). Niemals trug die Welt das Bild ihres Fürsten,
des „Lügners“ und „Menschenmörders“, so offen zur Schau wie jetzt. Es
ist eine ganz besondere Zeit - eine „Stunde der Gewalt der Finsternis“.
In solcher Stunde sagte der HErr zweimal Seinen Jüngern: „Betet, daß ihr
nicht in Versuchung kommet“ (Luk. 22,39-53). Er selbst stand in
Seinen Jüngern: „Betet, daß ihr nicht in Versuchung kommet“ (Luk.
22,39-53). Er selbst stand in „ringendem Kampfe“. Und wenn Er in
ringendem Gebete war, wievielmehr sollten wir es sein. Wie ernst ruft
uns heute alles zum Gebet! Haben wir Seine Stimme gehört? „Das Ende
aller Dinge ist nahe gekommen. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum
Gebet“ (1.
Petri 4,7.8).
Es geht dem Ende zu. Nur noch wenige Schritte haben wir hienieden. Laßt
uns nüchtern sein! Der HErr sagt: „Gehe in deine Kammer und, nachdem du
deine Tür geschlossen hast, bete!“ Gewiß beugen alle Kinder Gottes ihre
Knie, aber vielleicht sind es wenige, die sich, wie der HErr,
zurückziehen zu „ringendem“ Gebet; wenige, die, wie einst Jona, zu Gott
„rufen“ und „schreien“ (Jona 2,3); wenige, die so suchen, daß sie
finden möchten; wenige, die anklopfen, um aufgetan zu erhalten; wenige,
die „allezeit beten und nicht ermatten“ (Luk. 18,1); wenige, die darin
„beharren“, „wachen“; die da „stehen im Geiste“ (Kol. 4,2; Röm. 12,12;
Eph. 6,18), die „in den Gebeten ringen“ wie Epaphras (Kol. 4,12). Gott
ruft uns zum Gebet zurück.
„Schließe die Tür“, sagt der HErr. Sei mit deinem Gott allein; da, wo
niemand dich sieht, niemand dich hört, da, in deiner Kammer, öffne Ihm
dem Innerstes, schütte Ihm dein Herz aus. Er hört deine Anliegen, deine
Seufzer. Er sieht deinen Schmerz, deinen Eifer, deine Hingabe.
Allein vor Gottes Angesicht, unter Seinem alles erforschenden Auge, da
ist dein Pniel (1. Mose 32,30). Was ist dir ein solcher Ort? Hast du
einen solchen Platz? Der HErr ging auf den Berg, um zu beten (Matth.
14,23). Hiskia wandte sein Angesicht gegen die Wand auf seinem Bette und
betete (Jes. 38,2). Daniel betete auf seinem Obergemach (Dan. 6,11).
Petrus ging auf das Dach (Apgesch. 10,9). Und wohin gehst du, um zu
beten? Tust du nach dem Worte des HErrn: „Gehe in deine Kammer ... bete
zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“? Du kannst nicht ohne Gebet
durchkommen, oder du bist krank und das Leben am Erlöschen. Wie auch die
Verhältnisse und Umstände sein mögen, Kinder Gottes müssen beten,
sie können ohne Gebet, ohne das Wort Gottes nicht leben. Es ist ihnen
gleich dem Essen und Trinken eine Lebensnotwendigkeit. Wie oft haben uns
die Brüder im Felde dieses bezeugt. Obwohl sie kein Plätzchen hatten, wo
sie die Tür schließen konnten, aber sie konnten nicht ohne Gebet sein.
Wohl waren sie nicht allein; sie aßen und tranken, sie wachten und
schliefen zusammen mit Kameraden, die Gott nicht anriefen, aber sie
mußten beten. Gott hat eben keine stummen Kinder. Und wir in der
Heimat - wie haben wir von dieser Gnade, mit Ihm allein zu sein,
Gebrauch gemacht? Müssen wir bekennen, darin gefehlt zu haben? David
betete abends, morgens und mittags (Ps. 55,16.17). Wann betest du? Wie
können wir Kraft haben für den Weg durch dies finstere Tal, wenn wir
nicht beten? Wenn du dem Teufel im Glauben widerstehen willst, mußt du
beten. Ohne den verborgenen Umgang mit Gott hast du keinen Sieg in den
Stunden der Anfechtung über Sünde, Welt und Fleisch. Die vielen
Glaubenshelden der Schrift, deren Leben der Heilige Geist uns zur
Nachahmung zeigt, sie alle waren Beter. Denke an Abraham, David, Esra,
Nehemia, Daniel, Johannes, Petrus, Paulus u. a. m. Welche Werkzeuge
waren sie in des HErrn Hand, und welche Taten richtete Gott durch sie
aus! Gott gibt sie uns als Beispiele. Möchten wir uns durch sie
ermuntern lassen zu treuem Gebet im Verborgenen!
Wie besonders nötig ist es heute, zu beten „für alle Menschen, für
Könige und alle, die in Hoheit sind“ (1. Tim. 2,2). Hierin ist viel
gefehlt worden. Und weiter ermahnt uns Gott zu anhaltendem „Flehen für
alle Heiligen“ und für die Diener Christi Jesu, damit sie im „Auftun
ihres Mundes mit Freimütigkeit das Geheimnis des Evangeliums kundtun“
(Eph. 6,18.19) und daß der HErr „Türen des Wortes auftue“ (Kol. 4,3),
„daß das Wort des HErrn laufe und verherrlicht werde“ (2. Thess.3,1).
(Kol. 4,3), „daß das Wort des HErrn laufe und verherrlicht werde“ (2.
Thess.3,1).
Sage doch niemand, daß ihm die Zeit zum Gebet fehle. Du hast Zeit für
andere Dinge; Zeit zum Gespräch mit den Deinigen und mit Fremden; Zeit
für Dinge, die dir nützlich oder angenehm sind; Zeit zu Dingen, die du
lassen kannst - und keine Zeit zum Gebet? Wie schwach muß dein
geistliches Leben sein! Wie viele Minuten gehen nutzlos dahin und werden
zu Stunden, die mit Gott im Verborgenen könnten zugebracht werden. Da
liegt das Geheimnis so vieler geistlichen Mattigkeit und
Unfruchtbarkeit.
Der HErr schenke den Müdegewordenen Gnade, sich in Buße vor Ihm zu
demütigen und wieder heilige Hände im Gebet aufzuheben ohne Zorn und
zweifelnde Überlegungen (1. Tim. 2,8). Uns allen aber schenke der HErr
Ohren und Herzen, auf jede Stimme Seines Wortes zu hören, denn: „Wer
sein Ohr abwendet vom Hören des Gesetzes: selbst sein Gebet ist ein
Greuel“ (Spr. 28,9.)
v. d. K.
Passend für den Himmel.
Kol. 1,12.
Wie kann ein sterblicher Mensch, dem die alte Natur noch anklebt, sagen,
daß er passend für den Himmel sei, während die vier lebendigen Wesen Tag
und Nacht nicht aufhören, zu sagen: „Heilig, heilig, heilig, HErr Gott,
Allmächtiger, der da war, der da ist und der da kommt!“ (Offenb. 4,8)?
Andererseits, wie kann jemand in den Himmel aufgenommen werden, ohne daß
er für ihn passend geworden ist? Wie konnte der HErr am Kreuze zu dem
Übeltäter sagen: Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein!, ohne daß
dieser arme, schuldbeladene Sünder passend geworden wäre, dort zu sein?
Oder wie kann Paulus mit solcher Gewißheit sagen, er wünsche ausheimisch
aus dem Leibe und einheimisch bei dem HErrn zu sein?
Manche Menschen denken, die Bereitschaft für den Himmel sei abhängig von
einer gewissen geistlichen Vollendung während des irdischen Lebens oder
es müsse auf dem Sterbebett noch eine innere Umwandlung und Zubereitung
vor sich gehen; andere erwarten einen Reinigungsprozeß, der im Jenseits
stattfinden werde. Für diese Meinungen gibt es aber in der Schrift keine
Spur von Anhalt, und können wir Zuverlässiges über die Zukunft wissen,
außer dem, was Gott uns in Seinem Wort geoffenbart hat?
Es ist aber durchaus wünschenswert, über die Frage der Bereitschaft für
den Himmel nicht in Ungewißheit zu leben. Wir sind ganz gewiß, daß dort
eine herrliche Schar von Seelen sein wird; auch sind wir ganz sicher,
daß sie im Himmel keinen Platz haben würden, wenn sie nicht dafür
passend wären; die Frage ist nur die, wann und wie wird man passend
gemacht, um dort zu sein?
Wir müssen zuerst hören, was Gott selbst über unsere Bereitschaft für
den Himmel sagt, denn Er allein kann darüber urteilen. Der Apostel
schreibt Kol. 1,12: „Danksaget dem Vater, der uns passend gemacht hat zu
dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte, der uns errettet hat aus
der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner
Liebe, in welchem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden.“ -
Hier wird uns also gesagt, daß wir nicht erst passend werden sollen,
sondern ganz ausdrücklich wird erklärt, daß wir passend gemacht sind.
Und das ist nicht für einige
sondern ganz ausdrücklich wird erklärt, daß wir passend gemacht sind.
Und das ist nicht für einige besonders hochbegnadigte Christen, die etwa
auf eine ganz einzige Weise, von allen anderen verschieden, dazu gelangt
wären, sondern diese Worte sind an alle Heiligen in Kolossä gerichtet,
und wenn sie von ihnen allen gelten, sollten sie dann nicht
gleicherweise von allen Gläubigen gelten?
Die Worte bedeuten auch nicht, daß sie passend gemacht seien zur
Anwartschaft, sondern zum Anteil am Erbe, also passend gemacht, in dies
Erbe einzutreten, es in Besitz zu nehmen, das Erbteil, das uns erworben
ist und bereitgehalten wird (1.
Petri 1,4), das wir aber jetzt noch nicht besitzen.
Es ist das „Erbteil der Heiligen im Licht“, wo auch der kleinste Flecken
und Fehler gänzlich aufgedeckt sein würde, denn das Licht macht ja alles
offenbar (Eph. 5,13); und so gewiß kein Flecken in dem Reich des Lichts
geduldet werden würde, so gewiß sind alle, die in Christo Jesu sind,
passend gemacht zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht und sind ein
Teil der Gemeinde, welche der hochgelobte HErr vor Sich Selbst
verherrlicht darstellen will ohne Flecken, ohne Runzeln oder etwas
dergleichen (Eph. 5,27).
Nun könnte vielleicht jemand sagen: Wie ist das möglich? Ich sehe doch,
daß das Fleisch mir noch anhaftet; es ist zwar zum Tode verurteilt und
am Kreuze gerichtet, aber dennoch ist es immer bereit, wieder in
Tätigkeit zu treten. - Richtig! - aber diese selbe Epistel unterscheidet
zwischen dem Wandel des Christen und der Stellung, in welche Gott ihn
gebracht hat. Der Apostel bittet für die Kolosser, daß sie erfüllt sein
möchten mit der Erkenntnis des Willens Gottes (Kol. 1,9), um würdig des
HErrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, und er verbindet damit viele
andere Ermahnungen zu einem gottseligen Wandel, welcher nach allgemeiner
Übereinstimmung der Gläubigen einen Christen kennzeichnen sollte.
Da nun dieses Gebet in derselben Epistel steht, und zwar in nächster
Verbindung mit der Erklärung über die Bereitschaft der Gläubigen zum
Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, so geht daraus deutlich hervor,
daß diese beiden Dinge unterschieden werden und daß das eine durch das
andere nicht aufgehoben wird. Ein heiliger Wandel sollte sicherlich
eingeschärft werden, aber er muß auf der Stellung beruhen, in welche
Gott uns gebracht hat. Was meinen wir mit einem würdigen Wandel anders
als einen Wandel, der mit der Stellung übereinstimmt, in welche Gott uns
ein für allemal durch Seine Gnade gebracht hat?
Wir wollen nur auf einige Punkte achten, die uns zeigen, wie wir für den
Himmel passend gemacht worden sind: Wir stehen vor Gott als Schuldige,
Er aber erklärt uns, daß wir gerechtfertigt sind (1. Kor. 6,11), wir
sind „umsonst gerechtfertigt durch Seine Gnade durch die Erlösung, die
in Christo Jesu ist“ (Röm. 3,24). - „Vielmehr nun, da wir jetzt durch
Sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir gerettet werden vom Zorn“
(Röm. 5,9). - „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so
haben wir Frieden mit Gott“ (Röm. 5,1). - „Gott ist es, welcher
rechtfertigt, wer ist es, der verdamme?“ (Röm. 8,33.34.) Was kann uns
mehr beruhigen als diese Tatsache? Sie beruht auf dem kostbaren Blute
Christi, welches die ganze Schuld bezahlt und getilgt hat, und da Gott
Selbst dies alles bewerkstelligt hat, wie kann da noch ein Zweifel
entstehen, daß Er völlig befriedigt ist?
Sicherlich, im Besitz einer solchen Rechtfertigung dürfen wir vollkommen
Frieden mit Gott haben, da Er in Seiner Gnade ihn für uns zustande
gebracht hat, und sicherlich macht eine so vollständige Rechtfertigung
uns passend für den Himmel.
Wir waren befleckt, aber Gott erklärt, daß der Gläubige abgewaschen und
geheiligt ist (1. Kor. 6,11), und was Gott gereinigt hat, das dürfen wir
nicht gemein oder befleckt nennen, sondern wir können sagen: „Dem, der
uns liebt und von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blute ... Ihm
sei die Herrlichkeit und Macht“ usw. (Offenb. 1,5). - Was Gott getan
hat, das hat Er sicherlich vollkommen getan, auch daß Er uns passend
gemacht hat für die Herrlichkeit.
Wir haben viele Sünden begangen, aber Gott hat uns alle unsere
Übertretungen vergeben (Kol. 2,13; 3,13). - „Ich schreibe euch,
Kindlein, weil euch die Sünden vergeben sind um Seines Namens willen“
(1. Joh. 2,12). Unsere Sünden können demnach kein Hindernis sein an
unserem Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, denn ihre Sünden sind
durch Christus hinweggetragen worden, und uns sind sie vergeben worden.
Wir waren Feinde, aber wir lesen 2. Kor. 5,18: „Alles aber von dem Gott,
der uns mit Sich Selbst versöhnt hat ,durch Christum' ...“, und Kol.
1,21: „Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde waret nach der
Gesinnung in bösen Werken, hat Er aber nun versöhnt in dem Leibe Seines
Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unsträflich vor
Sich hinzustellen.“ Was kann vollkommener sein? Gott hat uns durch den
Tod Seines Sohnes versöhnt, und wir wiederholen: was Er getan hat, das
hat Er vollkommen getan.
Wir waren auch in der Gewalt Satans, aber dies gehört zu den Tatsachen,
für welche wir dem Vater ganz besonders danksagen sollen, daß Er uns
errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des
Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1,13). Diese Versetzung war eine vollständige,
aus dem Machtbereich des einen in das Machtgebiet des anderen, und wir
sind nun nicht mehr unter der Gewalt des Gottes dieser Welt.
Wir sehen so, welche wunderbaren Dinge durch den Herrn Jesus Christus
für uns vollbracht worden sind. Es ist gegenwärtige Wirklichkeit, was
wir Hebr. 10,14 lesen: „Denn durch ein Opfer hat Er auf immerdar
vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“ Erwäge die Worte „vollkommen
gemacht“. Kann dem, was vollkommen gemacht ist, und zwar vollkommen
gemacht durch den HErrn Selbst, noch irgend etwas hinzugefügt werden? -
Unmöglich! Und das ist eine abgeschlossene Sache; sie ist vollendet für
ewig, nicht unsicher und veränderlich, sondern eine Vollendung, die nie
mehr rückgängig gemacht werden kann. - Ist nun das, was der Herr Jesus
vollkommen gemacht hat, nicht passend für den Himmel? Und was könnten
wir zu dieser Tauglichkeit noch beitragen über das hinaus, was Er
bereits durch Sein Opfer auf Golgatha vollbracht hat?
Es gibt aber noch Schriftstellen, welche über alle diese wunderbaren
Dinge sogar noch hinausgehen. Lesen wir Eph. 1,5.6: Gott hat uns
„zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesum Christum für Sich Selbst nach
dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit Seiner
Gnade, worin Er uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten“ und Eph.
2,5.6: „Gott aber ... als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat uns
mit dem Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr errettet - und
hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in
Christo Jesu.“
Wir sind also „angenehm gemacht“ in Christo und wir sitzen mit in den
himmlischen Örtern in Christo; und diese Stellen zeigen, daß diese Dinge
gegenwärtige Wirklichkeiten sind - damit ist aber unsere Frage
vollkommen beAntwortet:
Wir müssen passend sein für den Himmel, weil wir angenehm gemacht sind
in dem Geliebten, in der ganzen Würdigkeit Seiner heiligen Person und
Seines unermeßlich großen Werkes, und weil wir bereits mitsitzen in den
himmlischen Örtern in
Christo Jesu, nicht nur einst mit Ihm, sondern jetzt bereits in Ihm; wir
brauchen niemals mehr in eine andere Stellung gebracht zu werden und
brauchen niemals noch passender gemacht zu werden, als Seine vollkommene
Gnade uns bereits gemacht hat.
Manche Gläubige finden es schwierig, diese herrlichen Dinge bereits
jetzt als wirklich anzusehen, weil sie sich noch in diesem Leibe
befinden, der von Schwachheit umgeben ist, und weil sie noch das Fleisch
in sich haben und oftmals fehlen, aber dieselbe Epistel, welche
feststellt, daß Gott uns passend gemacht hat zum Anteil am Erbe der
Heiligen im Licht, spricht auch von unserem Zunehmen oder Wachsen durch
die Erkenntnis Gottes, und der Apostel bittet für die Gläubigen, daß sie
möchten in jedem Werke fruchtbringend sein, ja, daß sie würdig des HErrn
wandeln möchten zu allem Wohlgefallen.
Diese beiden Linien der Wahrheit widersprechen sich nicht. Gott hat alle
diese großen Dinge für uns getan, sagt uns, was sie bedeuten und zeigt
uns die Stellung, welche Er uns durch diese Taten Seiner Gnade gegeben
hat; dann aber begründet er mit dieser Stellung die Aufforderung, in
allen Dingen so zu wandeln, daß wir unserem hochgelobten HErrn
wohlgefallen.
Er wünscht gewiß, daß wir die großen Dinge, die Er für uns getan hat,
nicht nur kennen, sondern Er will uns auch die volle Glaubwürdigkeit
derselben versiegeln, damit wir uns ihrer freuen, während unsere Herzen
in tiefer Dankbarkeit vor unserem Heiland sich beugen, der uns dies um
einen so kostbaren Preis erworben hat. Dann wird in uns ein ernstes
Verlangen entbrennen, in völliger Absonderung von der Welt zu leben, von
welcher Er uns befreit hat, und würdig zu wandeln des HErrn, der uns zu
Seinem eigenen Reiche und zu Seiner eigenen Herrlichkeit beruft (1.
Thess. 2,12).
C. H. M.
Eine Nachtwache.
Ps. 63,6.
Ich sitze nachts gegen 12 Uhr in einem Schwerkrankenzimmer des
Lazaretts, um mich herum acht meist durch Lungenentzündung sehr
gequälte, schrecklich hustende Kameraden, und habe vor mir meine Bibel.
Vielerlei Gedanken bewegen mich, doch ich darf wohl bekennen: „Bei der
Menge meiner Gedanken in meinem Innern erfülllen Deine Tröstungen meine
Seele“ (Ps. 94,19). Meine Gedanken beschäftigen sich mit dem unnennbaren
Leid, das über der Menschheit lastet, durch Krankheit, Krieg und Tod,
durch die Sünde und Schuld des einzelnen wie der ganzen Welt. Und ich
frage: „HErr, warum? wie lange?“ Und tröstlich klingt's im Herzen:
„Meine Wege sind höher als eure Wege, und Meine Gedanken als eure
Gedanken“ (Jes. 55,8; vergl. 45,7!) und „Ich komme bald!“
(Offenb. 22,20), und ich harre des Tages, der nach Seinem Kommen
für Seine Gemeinde (1. Thess. 4,13-18) der trauernden Erde die Erlösung
bringen wird nach ungezählten Stellen der Schrift, wie z. B. Jes. 12,5:
„Besinget Jehova, denn Herrliches hat Er getan, solches werde kund auf
der ganzen Erde!“ oder nach 2. Petri 3,13: „Wir erwarten aber nach
Seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in welchen
Gerechtigkeit wohnt“. Dort hat die Sünde mit ihren Folgen wie Krankheit
und Tod, Krieg und Zertrennung ihre heute alle und alles Vergängliche
beherrschende Macht verloren, denn dann ist Jesus, der HErr, König auf
Erden! Dann gibt's keine jammernden, den Tod ihrer Liebsten beklagenden
Mütter und Söhne, Väter, Bräute und Geschwister mehr, dann gibt's auch
keine
Nachtwachen mehr bei schwerkranken Kameraden, denen man, ach, so gern
helfen möchte und doch so wenig helfen kann, selbst wenn man mit
gottgeschenkter Liebe ihnen dient. Da werden die Menschen auch „den
Krieg nicht mehr lernen“, und „die Schwerter werden zu Pflugscharen
gemacht“ (Jes. 2,4). Da gibt's nur Herrliches - kein Seufzen, kein
Jammern, aber auch kein Triumphieren von bösen Menschen über das
Hilflose, kein Übervorteilen des Schwachen oder Ehrlichen, kein Jagen
nach Geld und Hassen um ein wenig Besitz oder Ehre, keine
Ungerechtigkeit, keine Untreue - wie sie z. B. zwischen Ehegatten, die
durch den Krieg lange getrennt waren, oft fast als selbstverständlich
angesehen wird, worunter wir Gläubigen so leiden, wenn wir sehen müssen,
daß die Sünde das Natürliche geworden ist - keine Mißachtung Gottes,
kein Fluchen, kein Lächeln über die Heiligen Gottes. Da hat auch das
sehnsüchtige Harren der wunderbaren, von uns Gläubigen viel zu wenig
bewunderten Schöpfung Gottes (vergl. Psalmen!), die jetzt seufzt unter
der Knechtschaft des Verderbnisses und der Vergänglichkeit, die durch
die Sünde mit dem Tode in die Welt gekommen ist, ein Ende (Röm.
8,19ff.).
O, Kind Gottes, was wird das sein! Freust du dich darauf? Lebst du in
der Hoffnung einer herrlichen Zukunft?! Leidest du unter den Leiden
dieser Zeit, und zwar weniger um ihrer selbst willen, die für uns, in
Gemeinschaft mit dem HErrn Wandelnden, leichter sind als für die arme,
friedelose Welt, sondern vielmehr um ihrer schrecklichen Ursachen
willen: weil der Mensch die Finsternis mehr liebt als das Licht (Joh.
3,19.20) und weil sie den „HErrn der Herrlichkeit, den „Urheber des
Lebens“, den sie gekreuzigt haben, als Heiland verschmähen, ja, vor
allem, weil Er so verachtet und Sein Blut mit Füßen getreten wird?
Siehst du in deinen leidenden Mitmenschen solche lebendige Zeugen von
unserer Ungerechtigkeit und Gottes unbestechlicher Gerechtigkeit, zumal
jetzt während des Bußgerichtes des Weltkrieges? Und wohin führt dich
dies alles? Zur Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit oder zum Zeugen
von der Gnade, zur Fürbitte und zu ringendem Gebet: „Herr Jesu, komme
bald!“? und mehr: führt es dich dahin, führt es uns alle dahin, daß wir
uns näher zu Ihm ziehen lassen, in Ihm volles Genüge zu haben und völlig
in Ihm zu ruhen und in Seiner Gemeinschaft stille und treu und ohne
Sorgen den von Ihm vorgezeichnelen Weg zu gehen, indem wir wissen, daß
wir Ihm darinnen dienen? (Kol. 3,23.24.) Führt es uns dahin, daß wir uns
sehnsüchtig freuen, Ihn bald zu sehen, der uns geliebt und durch Sein
Blut erkauft hat, um uns zu „mehr als Überwindern“ zu machen? Wird Er
uns größer, je kleiner und ärmer uns die Welt wird? O, daß die kostbaren
Worte des 73. Psalms, Vers 23-26, unseres Lebens Bekenntnis mehr und
mehr würden: „Doch ich bin stets bei Dir; Du hast mich erfaßt bei meiner
rechten Hand; durch Deinen Rat wirst Du mich leiten, und nachher in
Herrlichkeit wirst Du mich aufnehmen. Wen habe ich im Himmel? und neben
Dir habe ich an nichts Lust auf der Erde. Vergeht mein Fleisch und mein
Herz - meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig“, und die
herrlichen Worte aus Phil. 1,21: „Das Leben ist für mich Christus“, daß
sie uns täglich immer mehr köstliche Tatsache würden - durch Gnade in
der Kraft Seines Geistes! Das wären in der Tat herrliche Wirkungen
unseres nicht überflüssigen Nachsinnens im Lichte der Schrift über die
gegenwärtigen Menschen und Verhältnisse, wie sie bei den verschiedensten
Gelegenheiten und so auch bei stillen Nachtwachen, ob allein, ob bei
anderen, so wie im Felde oder auf dem Krankenlager oder wo immer uns
besonders vor Augen stehen.
„Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des HErrn
ist nahe gekommen!“ - „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist
nahe!“ - „Über ein kleines, und der Kommende wird kommen und nicht
verziehen“ (Jak. 5,8; Röm. 13,12; Hebr. 10,37) - über ein kleines!
Gepriesen sei der Name des HErrn!
der Name des HErrn!
F. K. (z. Zt. beim Militär, inzwischen ins Feld).
Ein Wort über Matth. 14,22-33.
Wann war die Macht und Kraft des Herrn Jesus, zu segnen, zu bewahren, zu
retten, größer: als Petrus, den Glaubensblick fest auf Ihn richtend, zu
Ihm kam auf dem Gewässer, oder als er, auf den starken Wind blickend, im
Begriff war zu sinken und ausrief: „HErr, rette mich!“? Wir sind leicht
geneigt, zu denken, im zweiten Falle sei Jesu Kraft größer gewesen, ist
es uns doch stets etwas Wunderbares, in besonderen Nöten Seine Hilfe zu
erfahren, als uns unter Seiner bewahrenden Gnade in Zeiten der Ruhe zu
befinden. Aber es ist verkehrt, so zu denken! Seine Macht und Kraft, die
sich zunächst schon darin zeigte, daß Er Herr war über die Natur und daß
das Wasser unter Seinen Füßen gleichsam zum festen Boden wurde - Seine
Macht und Gnade ist in jedem Falle gleich, ist Er doch der „Jesus
Christus, gestern, heute und in Ewigkeit derselbe“ (Hebr. 13,8). Nur in
der veränderten Haltung des Petrus lag die Verschiedenheit sowohl der
Umstände für diesen wie hinsichtlich der Erfahrung, die er von des HErrn
Gnade machte. Wir sind die Veränderlichen - Er ist derselbe, „Jehovah,
der ewig Seiende,“ der „Ich bin, der Ich bin“ (2. Mose 3,14), Er ist
der, „aus dessen Fülle“ wir nehmen können ständig „Gnade um Gnade“ (Joh.
1,16), ob nun die Umstände friedlich oder stürmisch sind, ob wir daheim
in Ruhe sind oder draußen im Kampf oder etwa im Toben des Völkerkrieges.
Das Herz, das wankelmütige Herz des Petrus schuf die veränderte
Sachlage, nicht der Sturm - der war nur eine äußere Veranlassung; aber
auch nicht der HErr schuf sie - Er blieb der Gleiche, der, welcher wohl
den Wind bestellte (vgl. Jona 1,4!) als Prüfung des Glaubens Seines
Jüngers (vgl. 1. Kor. 10,13!), aber der auch völlig Herr war über die
Sachlage, ebenso mächtig zu bewahren, als alles ruhig war, wie auch
dann, als alles im wildesten Aufruhr schien.
Die Hauptsache, liebes Kind Gottes, in allen Lagen des Lebens, ist die
Richtung unseres Blicks! „Richte den Blick auf Jesus!“, „Blicke nur auf
Jesum!“ - diese beiden bekannten Lieder, besonders das letztere,
enthalten wichtige Winke für unser praktisches Glaubens-, Sieges- und
Überwinderleben. Die Zeiten der Ruhe mögen sich für dich geendet haben -
hat doch „alles seine Zeit“ (Pred. 3,1-8), „wenn es nötig ist“ wirst du
geprüft mit Zeiten des Sturmes und der äußeren Versuchungen, damit dein
Glaube erprobt wird (1. Petr. 1,6-7), aber das verändert nicht Jesu
Herz, Seine Macht, Seine Kraft, Seine Gnade, auch nicht Sein Wort und
Seine Verheißungen! Wie oft hat Paulus das erfahren! Wenn nur dein Blick
keine andere Richtung einnimmt, wenn nur dem Wind kein Blick gegönnt
wird, sondern dein Auge auf den Herrn Jesus gerichtet bleibt! und wenn
schon dein Auge einen Augenblick die rechte Richtung verlor, wenn dein
Herz schon schwankte und darum die Füße sanken, so vergiß nicht: Seine
Augen ruhen auf dir - wie sie schon während der ganzen dunklen Meerfahrt
der Jünger auf ihnen geruht, ja, wie sie jetzt während des stürmischen
Weges, den Seine Gemeinde (und in ihr die Petrusseelen) zu gehen hat,
auf ihr ruhen - und Er wartet auf nichts, als daß dein Blick, dein Herz
und deines Herzens Schrei und Sehnsucht sich Ihm zuwendet und - Seine
ganze ungehinderte Macht und Gnade ist bereit, sich mit dir und deiner
Not und deinem Weg zu befassen, wie sie es ständig ist auch ohne dein
Wissen (vgl. Hebr. 7,25); sie ist bereit, dir zu helfen, dich zu retten
oder zu trösten und deine Füße auf den Felsengrund Seines Wortes zu
stellen. Blicke nur auf Jesum!
Aber auch du, der du in Ruhe dahinlebst, ohne Aufregungen, ohne
sichtbare äußere Versuchungen, gleichmäßig ohne scheinbare Gefahren -
vergiß nicht, daß es Seine Gnade ist, die dich bewahrt, und
gleichmäßig ohne scheinbare Gefahren - vergiß nicht, daß es Seine Gnade
ist, die dich bewahrt, und die nicht minder groß als bei den schweren,
die Seinen betreffenden Versuchungen Augenblick um Augenblick tätig sein
muß, dich zu halten, zu stützen, zu tragen, denn wir sind in einer Welt,
die im Argen liegt, über die Satan herrscht! Joh. 17 zeigt uns, wie
wichtig Seine und des Vaters ständig bewahrende Fürsorge für uns sind.
Blicke auch du auf Ihn - denn „oft, wenn alles ruhig, kommt Versuchung
schnell“. Du brauchst Ihn so nötig wie jeder deiner Brüder (1. Petr.
5,8.9), und für dich ist Er geradeso da wie für die vielleicht mehr als
du leidenden Geschwister. Vergiß das nicht! Blicke nur auf den Herrn
Jesus!
Wie groß wird uns unser Heiland, wenn wir Ihn kennen lernen in jeder
Lage als den einzig, ewig, unwandelbar Treuen! Wie rühmen wir dann
Ihn! Und Er ist doch allein allen Ruhmes würdig. Unser Selbstruhm
muß ohnehin völlig in den Tod, und dies kann auf keinem Wege besser,
gründlicher geschehen, als wenn das Rühmen Seiner und Seines Namens uns
immer mehr erfüllt (1. Kor. 1,31; Phil. 3). Dabei verlieren wir nichts,
sondern gewinnen nur, nämlich Freude an Ihm und Gnade, ein Segen für
andere zu sein!
„Laßt auch uns ... mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf,
wegschauend von allem auf Jesum hin!“ (Hebr. 12,1.2.)
F. K. (z. Zt. im Felde).
Geleitsworte an den Leser:
„Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um Sich mächtig zu
erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ 2.
Chron. 16,9.
„Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit
überströmend in dem Werke des HErrn, da ihr wisset, daßeure Mühe nicht
vergeblich ist im HErn!“ 1. Kor. 15,58.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 11
Wie stimmen die verschiedenen Zeitangaben in den Evangelien über die
Verleugnung des Petrus zusammen, vgl. Matth. 26,34; Mark. 14,30; Luk.
22,34; Joh. 13,38 („Ehe der Hahn kräht“ - „ehe der Hahn zweimal kräht“
[Mark.])?
Antwort A
Eine Hilfe zur Erklärung der Verschiedenheit der Berichte über den
Hahnenschrei finden wir in Mark. 13,35.
Die Römer teilten die Nacht in vier Nachtwachen. (6 Uhr abends bis 6 Uhr
morgens.) Und da in
dortiger Gegend mit ziemlicher Regelmäßigkeit der erste Hahnenschrei im
Anfang und der zweite und hauptsächliche am Ende der dritten Nachtwache
gehört wurden, so wurde diese Nachtwache (von 12-3 Uhr) kurzweg mit dem
Ausdruck „Der Hahnenschrei“ bezeichnet.
Aus dieser Stelle sehen wir, daß auch der HErr diesen landläufigen
Ausdruck für die Zeit der dritten Nachtwache gebrauchte.
Matthäus, Lukas und Johannes berichten nicht von den Einzelheiten,
sondern nur von diesem charakteristischen Hahnenschrei, dem zweiten der
dritten Nachtwache, daß, ehe der Hahn krähen würde, in anderen Worten:
ehe die dritte Nachtwache beendet sei, Petrus den HErrn schon dreimal
verleugnet haben würde. Sie übergehen die Einzelheiten, die Markus
bringt. Bei ihnen scheint mehr die Vorhersage der Zeit, in der Petrus
den HErrn verleugnen würde, im Vordergrunde zu stehen. Lukas berichtet
auch, daß zwischen der zweiten und dritten Verleugnung ein Zeitraum von
ca. einer Stunde lag. Die erste Verleugnung muß somit schon bald nach
der Einlieferung des HErrn im Anfang der dritten Nachtwache geschehen
sein, die letzte am Ende derselben.
Wenn Petrus nur ein wenig auf die Worte des HErrn geachtet hätte, so
hätte er sich, als die dritte Nachtwache nahte, sagen müssen: Jetzt
kommt die Zeit, von der der HErr geredet hat, daß, ehe sie
beendet - „ehe der Hahn kräht“ - du Ihn dreimal verleugnen wirst.
So wenig Eindruck aber hatten die Worte auf ihn gemacht, daß wir lesen,
daß er nicht früher daran dachte, als bis alles geschehen und es zu spät
war.
In Markus finden wir eine genauere Beschreibung dieses Umstandes.
Während in den anderen Evangelien, wie gesagt, es mehr der
charakteristische Hahnenschrei am Ende der dritten Wache - mehr die
Zeit ist, die im Vordergrunde steht (daß, ehe der Hahn kräht, ehe
die dritte Wache beendet sei, er schon den HErrn dreimal verleugnet
haben würde), scheint bei Markus mehr die treue Warnung des
„vollkommenen Knechtes“ im Vordergrunde zu stehen.
Markus berichtet uns, daß der HErr dem Petrus nach der ersten
Verleugnung durch das erste Krähen des Hahnes noch gleichsam eine letzte
Warnung gibt, nicht weiter zu gehen. Aber Petrus hört sie nicht. Nach
dieser ersten Verleugnung fühlt er sich augenscheinlich durch die
Begegnung mit der Magd im inneren Hofe des Hauses nicht mehr sicher. Er
steht auf und geht in den äußeren - den Vorhof -, da kräht ihm der Hahn
zum erstenmal entgegen. Aber Petrus denkt trotzdem nicht an die Worte
des HErrn.
Wir sehen aus allem, wie genau der HErr Petri Verleugnung zuvor
beschrieb: 1. daß sie eine dreimalige sein würde; 2. ihre Art, Ihn nicht
zu kennen - Ihm nicht anzugehören; 3. die Zeit, die Schnelle, ehe das
Krähen des Hahnes das Ende der dritten Nachtwache ankündigen würde.
Wir finden in den Evangelien öfter solche Verschiedenheiten, die durch
das Berichten von verschiedenen Gesichtspunkten aus oder durch das in
den Vordergrundstellen gewisser Einzelheiten bedingt sind. Z. B.
Matthäus (20,30) berichtet von zwei Blinden, Markus (10,46) und Lukas
(18,35) nur von einem Blinden. Markus nennt ihn sogar mit Namen. Ohne
Zweifel waren es zwei Blinde, aber Bartimäus war die Hauptfigur in
dieser Geschichte, und Markus und Lukas berichten nur von ihm allein.
Noch ein Beispiel: Matthäus (26,7) berichtet, daß Sein Haupt gesalbt
wurde, Johannes (12,3) dagegen, daß Seine Füße gesalbt wurden. Es ist
keine Frage, Maria salbte Ihm Haupt und Füße. Aber der Heilige
Geist leitete den einen Schreiber, die Salbung Seines Hauptes zu
berichten und den
anderen die Seiner Füße. Der eine mußte dieses, der andere jenes in den
Vordergrund stellen, und Weisheit Gottes lag darin. So auch in dieser
Frage betreffs das Krähen des Hahnes.
v. d. K.
Anmerkung des Schriftleiters F. K.
Zu der Frage selbst ist nichts Besonderes mehr zu sagen. Ein Widerspruch
zwischen jenen Stellen besteht nicht, wie nirgends in der Schrift,
wenngleich für unser stückweises Erkennen manches schwer zu verstehen
und zu vereinigen sein mag. Aber das berührt nie die Frage des Glaubens
bei denen, denen „alle Schrift“ als unbedingt „von Gott eingegeben“
feststeht (2. Tim. 3,16).
Und in diesem Sinne möchte ich hier einen sehr bezeichnenden Punkt des
Markus-Evangeliums, das uns, wie auch obige
Antwort
sagt - vgl. auch meine Worte darüber am Schluß von Frage 6 in Heft 3 d.
Js. -, den Herrn Jesus als den vollkommenen Knecht Gottes schildert,
hervorheben, einen Punkt, der gewiß auch zu der Knechtestreue in
Beziehung steht: Nur im Markus-Evangelium finden sich solche Stellen, in
denen Petrus in ganz offensichtlicher Weise belastet wird; so z. B.
heißt es in Kap. 8,33: „Er strafte den Petrus“ (Matth.: „Er sprach zu
Petrus“), und in 14,37 wird Petrus angeredet: „Simon, schläfst du?“
Demgegenüber ist Mark. 16,7 ein Beweis besonderer Barmherzigkeit des
HErrn, da Petrus auch in besonderer Weise durch seine schwere
Verleugnung der Barmherzigkeit des HErrn bedurfte (vgl. oben erwähnte
Frage 6 in Heft 3!). Sicherlich entspricht es dem wahren
Knechtscharakter, es genau zu nehmen mit jeder scheinbaren Kleinigkeit,
und darum finden wir solche und andere Einzelheiten in diesem
Evangelium.
Aber da ist noch etwas anderes, was mir köstlich zu sein scheint, und es
ist ein Beweis - wenn es eines solchen bedürfte - für die wörtliche
göttliche Inspiration (Eingebung) der Heiligen Schrift. Es ist Markus,
der diese den Petrus belastenden Einzelheiten aufzeichnet, zu denen die
genauere Zeitangabe der Verleugnung auch gehört - hätte Petrus doch
durch das erste Krähen des Hahnes sich warnen lassen müssen! - Markus
aber ist augenscheinlich das geistige Kind des Apostels Petrus (1. Petri
5,13!). Könnte man nun wohl annehmen, daß er diese seinen geistigen
geliebten Vater so bloßstellenden Bemerkungen, die ihm der demütige
Petrus persönlich mitgeteilt haben mag, dem sein Evangelium lesenden
Volke Gottes nicht nur, sondern auch der ungläubigen Welt so offen
berichtet haben würde, wenn er nicht vom Heiligen Geist inspiriert
worden wäre, so treu und wörtlich jede Einzelheit
niederzuschreiben?! - Und so trägt jedes Stück des teuren Wortes Gottes
den Stempel göttlicher wörtlicher Eingebung an oder in sich selbst für
jeden, der die menschliche Weisheit und Philosophie beiseite lassen und
Dem glauben will, der da sagt und tausendfach bestätigt: „Siehe, Ich
lege Meine Worte in deinen Mund“, und dessen Wort selbst bezeugt:
„Heilige Männer Gottes redeten, getrieben durch den Heiligen Geist“ und
„des HErrn Wort bleibt in Ewigkeit“ usw. (2. Petri 1,21; 1. Petri 1,25).
Dafür sind auch die oben dargebotenen Einzelheiten aus dem
Markus-Evangelium eine sprechend klare Bezeugung. Gelobt sei Er, der
„das Wort Gottes“ heißt (Joh. 1,1ff.; Offenb. 19,13!).
Möchten wir beim Betreten des unbekannten Landes eines dunkel vor uns
liegenden neuen Jahres uns dessen erinnern, daß der HErr uns für die
„geöffnete Tür“ in Seiner Arbeit - eine ernste und kostbare Vorbedingung
gegeben hat in Offenb. 3,8: „Ich kenne deine Werke. Siehe, Ich habe eine
geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du
hast eine kleine Kraft und
hast Mein Wort bewahrt und Meinen Namen nicht verleugnet.“ - Der
HErr helfe uns in Gnaden, diese Bedingung für eine gesegnete und von Ihm
anerkannte Tätigkeit stets aufs neue bei uns zu verwirklichen!
Frage 12
Inwiefern ist der Herr Jesus „der Anfänger und Vollender des Glaubens“?
(Hebr. 12,2.)
Antwort A
In dieser Stelle hat der Ausdruck „Anfänger“ die Bedeutung von
„Beginner“ oder auch „Urheber“, wie wir in Hebr. 2,10 nach der
Miniaturbibel lesen: „Denn es ziemte Dem, um deswillen alles und durch
den alles ist, als Er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber
ihres Heils (Luther: „Herzog der Seligkeit“) durch Leiden zu vollenden.“
Hier ist der Herr Jesus der Urheber unseres Heils genannt; durch Sühnung
unserer Sünde hat Er auf Golgatha alle Hindernisse aus dem Wege geräumt,
die uns von Gott trennten. Der Vorhang zum Allerheiligen ist zerrissen
(Matth. 27,51) und die Gemeinschaft mit dem Vater ermöglicht.
Inwiefern ist nun der Herr Jesus der Urheber des Glaubens?
1. Der natürliche Mensch wird von seiner Gedankenwelt beherrscht und ist
unfähig, das Gute zu tun. Gott ist dieser unserer Unfähigkeit zu Hilfe
gekommen und hat uns einen neuen Punkt gegeben, Jesum, wo wir uns
sammeln und zurechtfinden können. Indem wir nun Jesum anschauen, d. h.
indem wir uns mit Ihm in Verbindung setzen, stellen wir uns unter Seinen
Einfluß (Joh. 3,14-17.36).
Als Anfänger des Glaubens hat nun der HErr uns zuerst gezeigt, wie wir
Glaubensleben zu verwirklichen haben.
Die wunderbare Stelle, die uns hierüber Aufschluß gibt, ist Joh. 6,57
und lautet: „Gleichwie der lebendige Vater Mich gesandt hat und Ich
durch den Vater lebe, so auch, wer Mich isset, wird durch Mich leben.“
Der Herr Jesus lebte durch den Vater; um dieses tun zu können, hob er
beständig Seinen eigenen Willen auf und ließdann den himmlischen Vater
denken, wollen und tun (Joh. 5,19). In ähnlicher Weise sollen auch wir
als Jesu Nachfolger Jesu gegenüber unsere eigenen Gedanken, Wünsche und
Pläne entwerten (annullieren), damit Seine Kraft sich in uns entfalten
kann. So werden wir dann durch Jesum leben; während der Glaube des Herrn
Jesus auf den Vater ging, geht der unsrige auf Jesum, well Er sagte
(Joh. 14,6): „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand
kommt zum Vater als nur durch Mich.“ (Elberf. Übers.) Möge der HErr uns
Gnade geben, daß auch wir des HErrn Glauben in uns verwirklichen lernen!
2. Der Herr Jesus ist der Urheber der Predigt der Heilsbotschaft (Mark.
16,15), aus welcher der Glaube kommt (Röm. 10,17).
Glückselig werden wir sein, wenn der Herr Jesus am Ende unseres Lebens
unserem Glaubensleben als Vollender die Krone aufsetzen kann.
Als Richter wird Er uns den Lohn des Glaubens einst darreichen. Welche
Aussichten gibt uns der Apostel Paulus in 2. Tim. 4,7.8: „Ich habe den
guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; hinfort
liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der HErr
an
Glauben bewahrt; hinfort liegt für mich bereit die Krone der
Gerechtigkeit, welche mir der HErr an jenem Tage, der gerechte Richter,
verleihen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die Seine
Erscheinung liebgewonnen haben.“
Dazu helfe uns der HErr!
C. L.
Antwort B
Wie der Herr Jesus das Endziel für uns ist und wie Er das Haupt des
Leibes bleibt, so ist Er auch die Grundlage von allem. In Joh. 15,5 sagt
Er den Seinen: „Außer Mir“, d. h. abgetrennt von Mir, „könnt ihr nichts
tun.“ So werden wir immer wieder in vielen Schriftstellen auf den Anfang
verwiesen, so z.B. 1. Joh. 1,1: „Was von Anfang war“, 1. Joh. 2,7: „ein
altes Gebot, welches ihr von Anfang hattet“, 1. Joh. 2,13: „Ich schreibe
euch Vätern, weil ihr Den erkannt habt, der von Anfang ist“ u. a. Immer
wieder wird uns der HErr als Der gezeigt, der in allen Stücken der
Bahnbrecher war. So war Er als das fleischgewordene Wort (Joh. 1,14) auf
diese arme fluchbeladene Erde gekommen, wo alles unter dem Gesetz
seufzte; hier stand das durch Mose gegebene Gesetz dem Menschen
entgegen, mit dem Herrn Jesus erschien aber als etwas Gewordenes „Gnade
und Wahrheit“ (Joh. 1,17). Durch dieses Erscheinen Christi und durch
Sein Ausharren auf dem Wege, das ist Seinen Gehorsam (Phil. 2,6-8), ward
Er der Anfänger des Glaubens. Damit hat Er den Glaubensgehorsam
aufgerichtet (Röm. 1,5 und 5,19) und ist nicht nur der Urheber des Heils
geworden (Apgesch. 4,12), sondern auch der Urheber oder Anfänger des
Glaubens. In Glaubensabhängigkeit von Seinem Gott und Vater ging Er
Seinen Weg und ward für uns die Quelle des Glaubens (Joh. 20,31) und das
beste Vorbild, und wenn wir in Hebr. 11 die große Galerie der
Glaubenszeugen sehen, so finden wir bei diesem Anschauen immer wieder
viel Menschliches, es ist bei jedem eine Vermischung von Göttlichem und
Menschlichem, wenn wir aber dann in Hebr. 12 aufgefordert werden, auf
Ihn zu schauen, den Anfänger und Vollender des Glaubens, dann sehen
wir Ihn vor uns als Den, der die ganze Laufbahn des Glaubens in
Vollkommenheit durchlaufen hat (Jes. 53). Ob es nun in der Wüste bei der
Versuchung oder in Gethsemane angesichts der Leiden ist, immer steht der
Vaterwille im Vordergrunde, ob auf Tabor oder auf Golgatha, immer steht
Er fest im unerschütterlichen Glauben, und wenn auch vor Ihm im Alten
Bunde viele im Glauben in Schwachheit wandelten, so sehen wir dennoch
allein in Christus, was Glauben und Vertrauen ist, denn Er allein fing
die Laufbahn an und vollendete darin, alle anderen sind mehr oder minder
unterlegen. Möge auch unser Weg, mein Weg, dein Weg ein Pfad des
Glaubens sein, denn des HErrn Augen schauen nach dem Glauben (Treue)
(Jerem. 5,3), und „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen“
(Hebr. 11,6).
Ph. W.
Antwort C
Aus dem Zusammenhang zu schließen (denn der Schluß von Kap. 10, Kap. 11
und 12 gehören zusammen, da es sich hier um Ermahnungen für Gläubige
handelt), wird uns Christus vorerst als das Vorbild des Glaubens
dargestellt. Im Alten Testamente konnten die im 11. Kap. genannten
Personen als Vorbilder dienen, und auch heute können, ja, sollten sie
uns auf dem Pfade des Glaubens noch ermuntern. (Vergl. Röm. 15,4.) Doch
wenn es sich um Vollkommenheit handelt, kann der Heilige Geist unseren
Blick nur auf eine Person lenken, und diese ist der Herr Jesus. Er
überstrahlt an Tiefe und Höhe, Ebenmaß und Vollkommenheit die
alttestamentlichen Vorbilder. Wie Seine Vortrefflichkeit
und Sein Vorrang in allen Stücken in diesem Briefe gezeigt wird, so auch
in dem des Glaubens. Vor Seiner Menschwerdung war Er nicht das Vorbild
des Glaubens, obwohl Er die Sehnsucht und das Verlangen derer war, die
auf Sein Kommen warteten, noch konnte Er es sein, da Er nur als Mensch
hienieden glauben konnte und Gehorsam lernte (Vergl. Hebr. 5,8). Vor
Seiner Menschwerdung war das eine wie das andere unmöglich. Wir müssen,
nach dem Worte Gottes, die Menschheit und Gottheit, oder besser gesagt
die Gottheit und Menschheit unterscheiden lernen, obwohl niemals
trennen, da sie in einer Person vereinigt sind. Darum werden wir
aufgefordert vom Geiste Gottes, wegzublicken von der Wolke der Zeugen,
die wohl Strahlen und Züge des Hauptes, der Krone und des Ecksteins des
Glaubens, aber niemals ohne menschliche Schatten, das helle, reine und
vollkommene Licht des Glaubens wie beim Herrn widerspiegeln, da es bei
Ihm keine Veränderung noch Schatten von Wechsel geben kann. Vorerst war
Christus für die Gläubigen das Vorbild, doch müssen wir uns
vergegenwärtigen, daß es unter den Hebräern auch viele jüdische
Mitläufer gab, die noch fest an dem von den Vätern überlieferten Wandel
hingen und Christus nur als „Lückenbüßer“ (verzeiht diesen unehrwürdigen
Ausdruck!) ansahen, der ihre Mängel und Lücken ausfüllte. Wie es auch
heute Christen gibt, denen Christus nicht ein und alles ist. Die da
meinen, sie brauchten Ihn nur zu gewissen Zeiten. Diese Seelen von den
Schatten und Vorbildern abzulenken auf den Herrn Jesus hin war einer der
Hauptgründe dieses Briefes. Der Herr Jesus war nicht nur der Urheber des
Lebens (Apgesch. 3,15) noch auch nur der Urheber des ewigen Heils (Hebr.
5,9), sondern auch der Anführer oder, besser gesagt, der Urheber des
Glaubens. Ohne Ihn kein Leben, kein ewiges Heil, aber lerne verstehen,
liebe Seele, auch keinen Glauben! Wer da meint, wirklichen Glauben zu
haben, muß den Herrn Jesus haben, und wer Ihn hat und kennt, hat ewiges
Heil und Leben. Der Glaube ist in Seiner Person gleichsam erschienen.
(Vergl. Gal. 3,22-26.) So ist Er auch der Vollender des Glaubens. Welche
Gnade, daß Er alles ist!
K. O. St. (geschrieben im Felde).
Anmerkung des Schriftleiters
F. K.
Diese schönen und, weil einander ergänzenden, völlig ausreichenden
Antworten
mit ihren Ermunterungen werden, gerade zu Beginn des Jahres 1919 in die
Hände der Leser kommen. Da drängt es mich, noch einiges, was mir für die
nächste Zukunft wichtig scheint, anzufügen.
Hinter uns liegt eine schwere, dunkle Zeit, dunkler als je zuvor liegt
aber das unbekannte neue Jahr vor uns Deutschen. Umlernen haben wir
vielleicht in manchen Punkten müssen, wenigstens was den Weg Gottes mit
unserem teuren Vaterlande angeht, ja, in manchen diesbezüglichen
Einzelheiten der Weltregierung Gottes, die hienieden völlig zu
verstehen, selbst das Denken und Begreifen der wahren Christen nicht
genügt. Aber wir wissen, daß Sein Walten durchaus heilig und
gerecht und doch wieder voll Liebe ist - gehört doch mitten in die
göttliche Weltregierung hinein die Sendung des Sohnes (Joh. 3,16), und
muß darum in dieser Gnadenzeit alles dem Zweck dienen, daß Menschen,
arme, verlorene Sünder dahin kommen, zu glauben an Ihn, der „das Licht
der Welt“ ist und der Welt das Leben gibt, und zwar mit Sich Selbst. Und
daß wir dies wissen, das gibt uns Halt in diesem Weltwogen, in diesem
Zerbrechen alles dessen, was wir bisher geliebt oder zum mindesten
anerkannt haben, in diesem Aufrichten ganz ungeahnter, neuartiger
Verhältnisse, ja, in diesem Gedemütigtsein nach und von außen und innen.
Gott ist am Werke, Gott macht keine Fehler, Seine Gedanken und
Wege sind höher als unsere! Denen, die Ihn lieben, müssen auch alle
diese Dinge, ja selbst der Triumph Satans, zum Guten mitwirken. Noch ist
kostbare Gnadenzeit, noch wirkt der Vater,
selbst der Triumph Satans, zum Guten mitwirken. Noch ist kostbare
Gnadenzeit, noch wirkt der Vater, indem Er Seelen zum Sohn zieht (Joh.
6,37.44), noch baut der HErr an Seinem heiligen Tempel, an Seiner
Gemeinde, und fügt Stein an Stein ein (1. Petri 2,4ff.). Und wir
Gläubigen dürfen durch Gnade mitten drin in der Mitarbeit Gottes stehen,
mitten im heiligen Kampf! Da heißt es für uns: Laßt niemanden euch um
den Kampfpreis bringen! (Kol. 2,18), d. h. nicht etwa „um das ewige
Leben“ - das haben wir im Sohn für ewig (1. Joh. 5,11) -, sondern um den
Lohn, um den Kampfpreis unseres Lebens hienieden, das oft genug in der
Schrift als ein Wettlauf geschildert wird (vergl. z. B. 1. Kor. 9,24-27;
2. Tim. 2,4.5). Auch die Stelle, aus der das Wort vorliegender Frage
genommen ist, sieht unser Glaubensleben so an.
Da ist es nun sehr ernst für jeden von uns, daßwir in der rechten
Gesinnung und mit voller Glaubensenergie diesen Wetllauf vollbringen und
uns durch nichts abbewegen lassen, sondern das Ziel fest im Auge
behalten, vorwärts - aufwärts eilen im Glaubensgehorsam gegen Sein Wort
und den Gedanken Gottes folgend, Sein Werk an der Welt treiben in Treue
und Liebe, bis - ja, bis „die Nacht kommt, da niemand wirken kann“ oder
bis „der HErr kommt“. Wohl sind wir noch „in der Welt“ und haben auch in
ihr Aufgaben, aber wir haben nichts zu tun mit dem Wesen der Welt - wir
sind nicht „von der Welt“ (Joh. 17,11.16) - und dürfen uns ihr nicht
gleichförmig stellen (Röm. 12,2!). Die Welt ist vielmehr das Gebiet, wo
wir unseren Glaubenswettlauf auszukämpfen haben, und da bedürfen wir, um
siegreich zu sein, des Hinwegblickens von allem uns Hinderlichen sowie
des Glaubensblickes auf „Jesum, den Anfänger und Vollender des
Glaubens“. Sein ganzer Weg als der „des Sohnes des Menschen“ war ein
beständiges Leben des Glaubens, der Abhängigkeit vom Vater, des
Gehorsams gegen Seine Stimme -wie vollkommen, zeigt z. B. der zweite
Teil des Verses -, und Er hat als „Mensch“ das Ziel des Wettlaufs
erreicht; Er hat den Ihm für den siegreichen Wettlauf zukommenden Platz
zur Rechten des Thrones inne! „Dort sehen wir Ihn mit Herrlichkeit und
Ehre gekrönt (Hebr. 2,9). Auch der dritte Vers des 11. Kap. zeigt etwas
von Seinem sittlich-vollkommenen Kampf hienieden; welchen „Widerspruch
von den Sündern“ erduldete Er! - wahrlich, Er ist des Betrachtens
unsererseits wert und unseres Glaubensblickes!
Und hat es wohl je eine Zeit gegeben, wo dies so wichtig war wie jetzt?!
Brüder, Schwestern! Was das Jahr 1919 uns auch bringen mag - vielleicht
bringt es Ihn, den „Morgenstern“! (Offenb. 22,16) -, laßt uns alles
wegtun, was uns hindert, den noch vor uns liegenden Wettlauf des
Glaubens „mit Ausharren“ zu laufen, und was nicht wert ist, daß unsere
Augen darauf ruhen - ja laßt uns von allem „hinweg sehen auf Jesum hin,
den Anführer und Vollender des Glaubens“! Er ist unserer völligen
Abhängigkeit von Ihm würdig, und unser ist nach allen Kämpfen hienieden
ein herrlicher Siegespreis bei und mit Ihm! Gepriesen sei Sein Name
ewiglich!
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11. Neues und Altes. Matth. 13,52.
Der alte und der neue Mensch.
(Ein
Gegensatz.) 1. Mose 6,6; Luk. 2.
Die Schrift spricht von zwei Menschen, dem alten und dem neuen. Sie
spricht von diesen nie in der Mehrzahl, sondern in der Einzahl: Gott hat
nur zwei Menschen vor Seinem Auge, den ersten: Adam, und den zweiten:
„den letzten Adam“ - Christus. (1. Kor. 15,45-49; Kol. 3,9.10. u. a. m.)
Der erste Mensch ist aus der Erde (von Staub), der zweite aus dem
Himmel; jeder ist das Haupt eines Geschlechtes. Ob wir von dem ersten
oder dem zweiten lesen - mit jedem ist zugleich die Nachkommenschaft
verbunden.
Ungefähr 4000 Jahre beschäftigte Sich Gott mit dem ersten Menschen, dann
fand er sein Ende im Kreuze Christi. Seine Verdorbenheit und
Unverbesserlichkeit war völlig erwiesen und in dem Kreuze Christi fand
er sein Urteil. Gott ist fertig mit ihm; kein Raum ist mehr für ihn vor
Gott. Und so soll auch der Gläubige mit ihm fertig sein. Gottes Gedanken
und Wirken beschäftigen sich jetzt mit dem zweiten Menschen - Christus,
und auch unsere Herzen müssen mit Ihm beschäftigt sein.
Das Alte Testament beginnt mit dem ersten Menschen, das Neue Testament
mit dem zweiten. Die Geschichte des ersten ist eine überaus traurige.
Die erste, oben angeführte Schriftstelle zeigt uns, was die Sünde für
Gott ist, wie schmerzlich sie Ihn berührt. Wir sind so geneigt, die
Sünde nur nach der Seite anzusehen, was sie in ihren Folgen für
den Menschen ist, aber wenig denken wir daran, was Sünde für Gott ist
und was Sein Herz über die Sünde empfindet. Wie schmerzlich und
abscheulich sie in Seinen Augen ist, das fühlen wir aus den Worten: „Es
reute Jehova, daß Er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es
schmerzte Ihn in Sein Herz hinein.“ Wie furchtbar muß Sünde für Gott
sein, daß Er solche Worte sagen kann und noch hinzufügt: „Ich will den
Menschen, den Ich geschaffen habe, vertilgen!“ (1. Mose 6,7.)
„Das Ende alles Fleisches ist vor Mich gekommen“, das ist der
Urteilsspruch Gottes über den Menschen. Dieses Urteil Gottes wurde nie
aufgehoben, auch nicht dadurch, daß Noah Gnade fand in Seinen Augen.
Gott führt das Gericht an allem Fleische aus, aber Seine Gnade errettet
vom Gericht. Auf Grund des Opfers Noahs machte Gott mit ihm auf der
neuen Erde einen neuen Anfang. (1. Mose 8,20.) Er ordnet die Regierung
an (1. Mose 9,1-7), gab dann Israel das Gesetz bis zu dem Tage, da am
Kreuze die Frage von Gut und Böse ihre Lösung fand. Das Gesetz
offenbarte, was der Mensch war. Nicht als ob dies für Gott nötig gewesen
wäre - Sein Urteil über ihn war längst gefällt -, aber es war nötig für
den Menschen, ihm das schreckliche Wesen des Fleisches zuzeigen und die
Gerechtigkeit des Urteilspruches Gottes: „Das Ende alles Fleisches ist
vor Mich gekommen.“
Manche Kinder Gottes verwirklichen es nicht, daß das Ende alles
Fleisches vor Gott gekommen ist und daß jede Hoffnung und Segnung nur in
einem anderen Menschen gefunden werden kann; sie sind noch nicht los von
dem ersten Menschen, sie beschäftigen sich immer wieder mit ihm, ihn zu
verbessern und zu erziehen ober zur Anerkennung zu bringen, den
Menschen, den gemacht zu haben Gott reute. Wohl versuchen sie,
„die Handlungen“ des alten Menschen abzulegen, ihn selbst aber möchten
sie lieber behalten; das Wort aber sagt, daß „der alte Mensch mit seinen
Handlungen“ ausgezogen sein muß und dauernd so anzusehen ist - durch
Glauben! (Kol. 3,9.)
Und nicht nur hat der Mensch sich durch die Sünde verderbt, er
hat auch das Verderben über die mit ihm verbundene Schöpfung gebracht,
so daß Gott sagt: „Ich will die Menschen verderben mit der
Erde (1. Mose 6,13). Jeder Mensch, der zur Welt kommt, fügt der Menge
der Sünden neue hinzu und vergrößert die Entweihung der Erde. Gott sagt:
„Die Erde ist entweiht worden unter ihren Bewohnern“ (Jes. 24,5). Wie
furchtbar: Die Schöpfung, von der Gott sagte, daß alles sehr gut war,
wird entweiht von dem Menschen, der im Bilde Gottes erschaffen wurde.
Das ist der Mensch, der Ihn in Sein Herz hinein schmerzte.
Schmerzt es Ihn nicht, wenn wir an diesem Menschen noch hängen und ihm
huldigen?! Laß mich dich fragen, Kind Gottes, hängst du noch an dem
Menschen, den gemacht zu haben Gott gereute, über dessen
Erschaffung Gott Reue empfand? und den Er am Kreuze gerichtet
hat?
Ein ganz anderes Bild finden wir, wenn wir zu der zweiten oben anführten
Schriftstelle kommen. (Luk. 2.) Ein anderer Mensch betritt die Erde.
Christus kommt in die Welt, der Mensch zu Gottes Wohlgefallen. Er kommt
nicht, um den ersten Menschen, dessen Ende vor Gott gekommen ist, zu
Ehren zu bringen, sondern auf daß „Herrlichkeit Gott in der Höhe“
dargebracht werde. Welche Freude, den Blick von dem ersten Menschen, der
Gott ins Herz betrübte, wegzuwenden und den zweiten anzuschauen, der
Gottes Wohlgefallen hat. Das erste Wort der himmlischen Heerscharen, das
die Hirten auf dem Felde vernahmen, verkündigt ihnen die Herrlichkeit
Gottes, und zwar in der Tatsache, daß Sein Sohn Mensch wurde.
Das zweite Wort ist: Friede auf Erden. Noah brachte Gott das
Opfer lieblichen Geruches, und als
Antwort Auf
das Brandopfer sagte Gott, daß Er nicht mehr um des Menschen willen die
Erde verfluchen wolle, denn das Dichten des menschlichen Herzens sei
böse von Jugend an; Er drückt damit aus, daß Er nicht handeln will nach
dem, was im Menschen ist, sondern in Gnade auf Grund des lieblichen
Geruches des Ihm dargebrachten Brandopfers. In Gnade besucht Gott jetzt
die Erde und verkündigt Frieden. Er kommt nicht, um mit dem Menschen
nach seinen Sünden zu handeln, Er naht Sich ihm in Güte: „Gott war in
Christo, die Welt mit Sich Selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen
nicht zurechnend.“ (2. Kor. 5,19.)
Friede kam in Christo zur Welt hernieder, aber die „Söhne des Friedens“
waren nicht da, den Friedefürsten aufzunehmen, und der Friede kehrte zu
Ihm zurück. (Luk. 10,6.) Sie wollten Ihn nicht haben. Die Folge davon
war, daß Sein Kommen in Gnade nicht Frieden, sondern das Schwert
brachte. „Denket ihr, daß Ich gekommen sei, Frieden auf Erden zu geben?
Nein, sage Ich euch, sondern vielmehr Entzweiung.“ (Luk. 12,49-53;
Matth. 10,34-36.) Jeder - Vater oder Sohn, Mutter oder Tochter usw. -
jedermann wurde in seiner Stellung zu Ihm offenbar, und das Schwert
entbrannte. „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen.“ In
dieser Stelle (Luk. 12) spricht der HErr von Seinem Kommen nicht in
Verbindung mit dem Frieden, sondern mit dem Feuer des Gerichtes.1
Sein Kommen in Gnade hob nicht die andere Seite Seines Kommens auf, die
Sünde zum Gericht zu führen, „Seine Tenne zu reinigen“ und gleich „dem
Feuer des Schmelzers“ zu sein (Mal. 3,1.2). Die Welt war verAntwortlich
für Sein Kommen in Gnade. Das Feuer des Gerichtes über die Sünde war
noch nicht entbrannt, doch der Augenblick war nahe, da es angezündet
werden sollte. Aber nach dem ewigen Vorsatz der Liebe Gottes sollte es
Ihn als Ersten verzehren. Wie brannte Sein Herz in Erbarmen! Und doch
(soviel Gutes Er auch tat) war Er beengt - denn erst dann, wenn die
Taufe (das Gericht über die Sünde), womit Er der Heiligkeit Gottes gemäß
getauft werden mußte, (am Kreuz) vollbracht war, erst dann konnte Er
frei den ganzen Reichtum der Liebe Gottes offenbaren.
„Kein Friede den Gesetzlosen!“ (Jes. 57,21.) Kein Friede denen, die den
Friedefürsten verwerfen!
AlleBemühungen, ohne Christus „Frieden auf Erden“ zu machen, sind
antichristisch. Und wenn die Welt meint, „Friede und Sicherheit“
ausrufen zu können, dann wird „ein plötzliches Verderben“ über sie
kommen. (1. Thess. 5,3.) Unser Blick aber richtet sich dorthin, wo der
Friedefürst ist. Die Jünger verkünden: „Friede im Himmel“ (Luk.
19,38), als Er in Jerusalem einzog, um - zu sterben. Dort oben ist
Friede, und den „Söhnen des Friedens“ wird dieser Friede jetzt gebracht
durch den Heiligen Geist. (Vergl. Gal. 5,22 u. a.) Die Jünger sahen im
Vorahnen Ihn als den „König, der da kommt im Namen des HErrn“. Wenn
jener gesegnete Augenblick kommt, wo der HErr als „König“ erscheint (und
wir mit Ihm), dann wird Friede, wie jetzt im Himmel, auf Erden
sein und Herrlichkeit Ihm, unserem „Gott in der Höhe“.
Das dritte Wort ist: „An den Menschen ein Wohlgefallen.“1
In der Menschwerdung Seines Sohnes findet Gott den Menschen nach Seinem
Herzen, und Er redet nicht mehr von dem, der Ihn in Sein Herz hinein
schmerzte. In dem heiligen Kindlein zu Bethlehem sieht Er den neuen
Menschen und Sein Geschlecht, an dem Er Wohlgefallen hat. Wie wenig
verstehen wir von der Herrlichkeit und dem Wohlgefallen Gottes in
Christus! Es ist uns leichter, sie in dem verherrlichten Christus droben
zu schauen als in dem in Niedrigkeit. Aber Gott kann Sein Wohlgefallen
nur an dem Menschen finden, der seinen wahren Platz vor Ihm
einnimmt, nämlich in Abhängigkeit und Gehorsam. Und diesen Platz nahm
Er ein. Er spricht: „Siehe, Ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu
tun“ (Hebr. 10,7-9). Das ist der neue Mensch, an dem Gott
Wohlgefallen hat. Unsere Herzen sind so eigenwillig und unabhängig,
deshalb wissen und tragen wir an uns so wenig von der wahren Schönheit
des Menschen, in der Gott ihn geschahen hat, die aber nur im
Unterworfensein strahlt zu Gottes Herrlichkeit und Wohlgefallen, die wir
in Vollkommenheit in dem vom Weibe geborenen Sohn sehen, über den die
Engel das Wohlgefallen Gottes an den Menschen verkündigten. An den
Menschen? Ja prophetisch, denn mit dem Sohne als „Anführer“ wurde
der Weg geschaffen für „viele Söhne“ (Hebr. 2,10).
In Joh. 1,29 finden wir einen weiteren Gegensatz. Die Sünde verdarb
nicht nur den Menschen, sondern auch die Schöpfung; auch sie kam unter
Fluch und Verderben. Der im Gehorsamsstande das herrliche Gottes Bild
tragende Mensch wurde im Ungehorsamsstande ein Bild der Furcht und des
Schreckens,1
so daß die Tiere, die im Anfang ohne Furcht zum Menschen kamen, jetzt
vor ihm flohen in Furcht und Schrecken (1. Mose9,2). Das ist die Sünde,
die durch den Menschen in die Welt kam. Hier lesen wir jetzt von Ihm als
Dem, der die Sünde der Welt wegnimmt. Er tut dieses als das Lamm Gottes
gemäß der Wertschätzung Seines Todes in Gottes Augen. Er nimmt das
hinweg, wasGottins Herz hinein schmerzte. Die Erde, durch die Sünde noch
voll „Bosheit und „Gewalttat“, soll erfüllt werden von Seiner
Herrlichkeit. (Ps. 72,19.) Auch wir freuen uns dieses Tages, und mit
Recht, denn wir werden „Seine Genossen“ sein - die wir jetzt schon
„Genossen der himmlischen Berufung“, „Genossen Christi“ sind (Hebr. 3).
In dieser Stelle werden uns zwei Jünger gezeigt. Hast du beachtet,
wie willkommen sie Ihm waren? Er sagt auf ihre Frage zu ihnen:
„Kommt und sehet“! Die große Schar Seiner Genossen begann mit diesen
zweien, die Ihm folgten dahin, wo Er Sich aufhielt. Auch wir sind
eingeladen, Seine Genossen zu sein - zwar jetzt die Genossen Seiner
Schmach, dann aber Seiner Herrlichkeit.
Möchten unsere Herzen los sein von dem Menschen, der Gott ins Herz
hinein schmerzte, und erfüllt sein mit Dem, über den die himmlischen
Heerscharen sangen: „Herrlichkeit Gott in der Höhe, und
Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen“, und der die Erde
mit Gottes Herrlichkeit erfüllen wird.
(R.) v. d. K.
„Seine Armut.“
2. Kor. 8,9.
Einige Gedanken nur möchte ich an dieses Wort anknüpfen, die der Heilige
Geist uns gegenwärtig wichtig machen wolle!
Wann war unser teurer Herr Jesus als Mensch am ärmsten? Etwa da, wo Er
in der Krippe lag in Bethlehems Stall, weil in der Herberge kein Raum
war für Ihn, den Messias? Nein, denn da hatte Er eine liebende, irdische
Mutter und Männer kamen zu Ihm, um Ihm zu huldigen; sie kamen von fern
her in dem gottgewirkten Glauben, daß Er der verheißene König sei trotz
Seiner Armut (Matth. 2). - Oder war Er am ärmsten, als Ihm, der nie Geld
bei Sich trug, die Steuermünze nicht zu Händen war? Nein, denn Er,
„durch den alle Dinge sind“, wußte, daß in dem Maule des ersten Fisches,
den Petrus fangen würde, das Geldstück lag, dessen Er bedurfte, um „kein
Ärgernis zu geben“ (Matth. 17,24-27). - Oder zeigte sich Seine
selbsterniedrigende Armut am tiefsten in Seinem Wort: „Die Füchse haben
Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Nester, aber der Sohn des
Menschen hat nicht, da Er Sein Haupt hinlege“? Nein, auch darin nicht,
denn, wenn Er in Judäa weilte, hatte Er doch wenigstens ein Haus, wo Er
gern gesehen war und wo Er rastete mit denen, die den Weg der Verwerfung
mit Ihm teilten: das Haus in Bethanien, wo Er mit Lazarus, Maria und
Martha herzlichste, geistige Gemeinschaft pflegte (s. z. B. Matth.21,17
u. a.). - Oder sieht man Ihn in Gethsemane am ärmsten, als Er „in
ringendem Kampfe“ war und alle, auf deren Mitgefühl Er rechnete,
einschliefen und Ihn allein ließen? Nein, auch da hatte Er jemanden, war
ihm doch ein Engel erschienen, der Ihn stärkte (Luk. 22,43).
Wir mögen noch viele Beispiele suchen und finden, welche die Armut, die
Entäußerung des HErrn zeigen, und unser Herz wird sich in Anbetung
beugen über Seine Liebe, die in Seinem Leidenweg hienieden in die
Erscheinung trat, obwohl Er auf demselben nicht litt als Stellvertreter
für unsere Sünde, sondern um Seiner Gerechtigkeit willen. Doch der Armut
Höhepunkt finden wir nicht in diesen Beispielen, wenn auch sie schon
dazu beitragen, uns „reich“ zu machen, nämlich an Erkenntnis Seiner
Selbst und darausfolgender Liebe zu Ihm.
Aber es gibt einen Platz, da sehen wir den geliebten HErrn in einer
Armut, so umfassend, so ergreifend, so wirksam aber auch, daß von da aus
unser Reichtum in hellstem Licht erstrahlt, ja wahrlich, daß wir
bekennen dürfen: dort liegen die Quellen unseres Heils, unseres Lebens,
unserer ewigen Errettung mit allem, was sie in sich schließt; und wir
rühmen selig: „alle meine Quellen sind in Dir“ (Ps. 87,7). Wo ist dieser
Platz unserer ewigen Segnung? Es ist das Kreuz, das Fluchholz, der Ort
des „Todes des HErrn“.
Und zwar sind es die drei Stunden der Finsternis von der 6. bis zur 9.
Stunde, wo wir die größte Armut unseres HErrn schauen. Der ergreifende
Ruf aus Jesu Munde, in seiner ganzen Tiefe uns stets unfaßbar, und doch
verständlich als in wahrer Seelenqual und bitterstem Leid ausgestoßen:
„Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?“
(Matth. 27,45ff.) - der ist es, der uns zeigt, wie
arm
der HErr wurde um unsertwillen, auf daß wir durch Seine Armut reich
würden. Das ist die größte Armut: von Gott verlassen sein! Ein
Mensch ohne Gott und ohne Hoffnung, wie von Natur jeder Sünder (Eph.
2,12), zeigt uns größte irdische Armut, aber von Seinem Gott, mit
dem der HErr als Menschensohn stets in innigster Verbindung gelebt,
verlassen zu sein, das ist noch unendlich mehr als die natürliche
Gottverlassenheit des Menschen im Fleisch. Welch ein Opfer des Sohnes!1
Warum denn mußte Er von Gott verlassen sein in jenen Stunden der Angst,
die uns Ps. 22 so ganz besonders schildert? Weil Gott Sein heilig
Angesicht verhüllen mußte vor der Sünde, zu der der Heiland Sich machen
ließ (2. Kor. 5,21) und die in Seinem Leide auf dem Fluchholz verurteilt
wurde, als Er ward „ein Fluch für uns“, da „verflucht ist jeder, der am
Holze hängt“ (Gal. 3,13, vergl. 5. Mose 21,23). Welch wunderbares
Geheimnis: Er ein Fluch für uns, Er zur Sünde gemacht für uns, und darum
von dem heiligen Gott, den Er dennoch Seinen Gott nennen darf,
verlassen! „Laß nie mir kommen aus dem Sinn, wieviel es Dich gekostet,
daß ich erlöset bin!“ - Dort sehen wir „Seine Armut“!
Anbetungswürdiger Heiland, nicht allein kamst Du auf diese arme Erde und
lebtest unter uns, nicht allein starbst Du für unsere Sünden, an unserer
Statt, sondern Du warst drei Stunden von Gott verlassen um unserer Sünde
willen - wahrlich, Du wurdest arm, unendlich arm um
unseretwillen, und wie reich hast Du uns gemacht! Aber unser größter
Reichtum bist Du Selbst, Du Gestorbener und Auferstandener, Du Sohn
Gottes, unser Heiland und HErr, der uns zum Vater gebracht hat -
gepriesen seist Du in Ewigkeit!
„Wir lieben, denn Er hat uns zuerst - und wie! - geliebt.“ (1. Joh.
4,19.)
F. K.
„Nicht ich - Christus.“
Gal. 2,20.
Der natürliche Mensch liebt es, groß zu sein, anerkannt und bewundert zu
werden. Seine Gedanken drehen sich nach dieser Richtung hin. Seine
Hoffnungen und Wünsche liegen alle in dieser Welt. Der Tod ist ihm ein
Feind, an den er nur als in weiter Ferne liegend zu denken wagt. Er
wirkt und strebt, empor zu kommen in Stellung, Beruf, Geschäft, usw., um
das Gute davon zu genießen, und er findet darin die Anerkennung und das
Lob der Welt, wie Gott sagt: „Man wird dich loben, wenn du dir selbst
Gutes tust.“ (Ps. 49,18.) Aber alles dieses ist vergänglich. Es hört
auf, sobald der Tod kommt. Und hätte er die höchste Stufe des Erfolges
und Ruhmes erreicht - in diesem Augenblick ist alles für ihn
dahin. Nichts kann er mitnehmen.
Der Gläubigen Ziel und Streben liegt nach einer ganz anderen Richtung
hin. Seine Seele verlangt nach der Anerkennung und dem Lobe Gottes.
Diese aber erlangen wir nicht durch fleischliche Anstrengungen, Großes
zu tun, sondern auf dem Wege des Sterbens Jesu in der Selbstverleugnung
(2. Kor. 4,10). „Trachtest du nach großen Dingen für dich? Trachte nicht
danach!“ sagt der Prophet (Jer. 45,5). Trachten wir in den Dingen Gottes
danach, groß zu sein, uns zu wichtigen Personen zu machen, die in dem
Vordergrund stehen, so handeln wir in und nach dem Fleische und können
als solche Gott nicht gefallen (Röm 8,8). Suche ich Beifall in meinem
tadellosen Wandel, meiner Hingabe und Arbeit, meinen glänzenden Gaben,
denen eines Hirten, Lehrers oder Evangelisten, so ist es
nichts weiter als mein eigenes eitles „Ich“, und „Lob von Gott“ wird mir
nicht werden, denn wenn ich suche Menschen zu gefallen und
zufriedenzustellen, so bin ich Christi Knecht nicht (Gal. 1,10). Des
Christen Wert und Größe offenbart sich in der Selbstverleugnung. Sein
„Ich“ muß verschwinden, ehe Christus sichtbar werden kann. Und wie
leicht mischt es sich in die göttlichen Dinge ein und lebt verborgen im
Herzen. Mit Eifer und auch einer gewissen Aufrichtigkeit gibt man sich
der Arbeit für den HErrn hin - aber tief verborgen im Herzen liebäugelt
und sonnt sich das „Ich“ an der Schätzung seines Namens, an dem
Zur-Geltung-Kommen und an demZu-Ansehen-Gelangen, an dem Lobe der
Menschen. Aber das Lob und das Wohlgefallen Gottes ist eine andere
Sache. Er kann nur anerkennen, was Christus ist, und nur soweit, wie
Christus in uns sichtbar wird, kann uns Lob von Gott werden. Darum:
Unser „Ich“ muß verschwinden und durch Christus ersetzt sein.
Wie kann das geschehen? Wir müssen im Glauben erfassen und
verwirklichen, mit Christo gestorben zu sein. Als der HErr von sich als
dem Weizenkorn redet, das in die Erde fällt und stirbt, spricht Er:
„Wenn Mir jemand dient, so folge er Mir nach, ... so wird Mein Vater ihn
ehren“ (Joh. 12,26). Der HErr fordert uns hiermit auf, den Weg des Todes
zu gehen, auf diesem Wege Ihm zu folgen. Nur so können wir Ihm
dienen und die Ehre des Vaters empfangen. Er Selbst, der HErr, lebt
jenseits des Todes als der Auferstandene, und wie kann ich Gemeinschaft
mit Ihm haben, wenn ich denselben Weg des Sterbens nicht betreten will.
Der Glaube betritt diesen Weg und verwirklicht in Liebe, mit Christo
gestorben zu sein, und „Ich“ und „Welt“ verschwinden, und alles, was der
Mensch aufgerichtet hat zur Befriedigung des Fleisches, hat keinen Wert
(Kol. 2,21-23). Das Kreuz, der Tod Christi hat den gefallenen Menschen
beseitigt. Er hat am Kreuz unter dem Gericht Gottes sein Ende gefunden
und ist für immer abgetan. Jeder Gläubige muß den Tod Christi und die
Kraft Seiner Auferstehung - das neue Leben, praktisch und
erfahrungsgemäß im Glauben annehmen und verwirklichen.
Paulus hatte dies gelernt. Er konnte in Wahrheit sagen: „Das Gesetz des
Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz
der Sünde und des Todes“ (Röm. 8,2). Saulus, der stolze Pharisäer, wurde
mit all seiner Vorzüglichkeit in den Tod gegeben, damit Christus sein
Leben werde. Hinfort achtete er alles, was in irgend einer Weise das
Fleisch anerkannte, für Verlust, ja, für Dreck, um Christus zu gewinnen
(Phil. 3,4-8). Er kannte hinfort niemanden nach dem Fleische, und in der
Mitte der Kinder Gottes wollte er nichts weiter wissen „als nur Jesum
Christum, und Ihn als gekreuzigt“ (2. Kor. 5,16; 1. Kor. 2,2).
Möchte es auch so bei uns sein! Das war das Gefäß, dem der HErr so hohe
Offenbarungen anvertrauen und in dem er sich verherrlichen konnte.
In 2. Thess. 1,12 bittet Paulus für die Heiligen, daß der Name des Herrn
Jesus in ihnen verherrlicht werde, und sie in Ihm. Dies kann aber nur
geschehen auf dem Wege des Sterbens. Paulus wies sie hin auf den Tag, wo
Gott die, die hier glaubend den Weg des Todes Christi wandelten, vor den
Blicken einer in Bewunderung staunenden Welt offenbar machen würde zu
Seiner Herrlichkeit; uns aber soll es ermutigen, allezeit das Sterben
Jesu am Leibe umherzutragen, auf daß auch das Leben Jesu an unserem
Leibe offenbar werde (2. Kor. 4,10).
Der HErr schenke uns, mit ganzem und gläubigem Herzen die Wahrheit des
Todes Christi zu erfassen und zu verwirklichen!
(C.) v. d. K.
„Hebet eure Augen auf und schauet die Felder an.“
Joh. 4,35.
Mit bewegtem Herzen stehen wir an der Schwelle eines neuen Jahres. Das
alte geht dem Ende zu. Noch nie schloß sich uns ein Jahr so ereignisvoll
wie dieses, und noch nie lag ein neues so finster vor uns. Wieviel
Tränen, Not und Elend sahen wir in diesem Jahre! Und doch, beim
Rückblick, wie herrlich sehen wir alles überleuchtet von der Liebe und
Treue unseres Gottes. Seine Hand trug uns hindurch. Er hat getröstet,
den Glauben bewahrt, und gelöster von den Dingen hier unten, schauen wir
nach oben, von woher wir den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten.
(Phil. 3,21.)
Hebet eure Augen auf und schauet die Felder an! Auf den Feldern des
Reiches der Natur waren es damals noch vier Monate - eine lange Zeit -
bis zur Ernte. Er aber lenkte ihre Blicke weiter zu anderen Feldern - zu
Feldern des Reiches Gottes, wie sie ihr Glaubensauge noch nie gesehen.
Er hatte gearbeitet und am Jakobsbrunnen den Samen gesät, und
nun, als ihr Auge über die Felder glitt, sahen sie die Männer und Weiber
Samarias heilsverlangend kommen, um Christus zu finden. Wunderbarer
Anblick! Da war köstlicher Weizen an einem Tage gereift unter der Hand
Seiner Arbeit, reif, in Gottes Scheune gesammelt zu werden als Frucht
zum ewigen Leben. Wie lieblich, die Augen über die Felder des Reiches
Gottes zu erheben und den Segen des HErrn anzuschauen. Laßt uns Seinen
Namen preisen und ehren!
An der Jahreswende stehend, gehen unsere Blicke weiter - hinüber zu
anderen Feldern, den Feldern der Welt, und mit Spannung sehen wir da
Seinem Walten zu. Wie ernst tönen uns bei diesem Blick die Worte: „Hebet
eure Augen auf und schauet die Felder an - denn sie sind schon weißzur
Ernte“. Diese Felder, was sehen wir auf ihnen? Gott verworfen; Sein Sohn
gelästert; Seinem Geist Widerstand geleistet; das Evangelium, Sein
Zeugnis verachtet; Bosheit und Gewalttat bis zum Überfluß. Wahrlich, die
Felder sind reif zur Ernle - reif für das Gericht. Die Ereignisse
unserer Zeit klingen uns schon wie ein Schlag an die Sichel ins Ohr und
Herz. Wie nahe mag der Tag sein, wo es über diese Felder heißen wird:
„Schicke Deine Sichel und ernte; denn die Stunde des Erntens ist
gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden“ (Offb. 14,15).
Was aber will das uns sagen? Als einst Gott zu Abraham sagte, daß
Er Seine Augen auf Sodom richten wolle, da wußte Abraham sogleich, daß
Sodoms Gericht gekommen sei. Und was tut er? Sofort tritt er in Fürbitte
ein. Das sagt uns, den Kindern Gottes, genug. Laßt uns von ihm lernen!
Das ist unsere Aufgabe, solange noch ein Tag der Gnade über dieser Welt
aufgeht.
Sodom ahnte nichts von dem so plötzlich hereinbrechenden Verderben -
Abraham wußte es. Die Welt weiß nicht, welchem Gericht sie entgegen eilt
- wir aber wissen es, und daß das Ende aller Dinge nahe ist. Möchte das
neue Jahr uns als Beter finden, die wie Abraham mit Inbrunst vor Gott
stehen! (1. Petri 4,7.)
v. d. K.
Geleitswort an den Leser:
„Aus Seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“
Joh. 1,16.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevorman die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so mußman
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 13
Was bedeutet „in einer Sprache reden“? 1. Kor. 14,2.
Antwort A
Was die geistlichen Gaben anbetrifft, so ist die Prophetengabe die
kostbarste; sie ist diejenige Gabe, die eine göttliche Botschaft
empfängt und weitergibt; sie enthält ein Wort der Ermahnung oder auch
der Erbauung. Eine weitere Art von geistlichen Gaben besteht darin,
einen göttlichen Gedanken in die menschliche Sprache zu übertragen.
Diese beiden Arten sind wohl nützlicher als die ziemlich geheimnisvolle
Gabe „des Redens in Zungen“. Es schien, als ob diese Gabe darin bestand,
in Ekstase einen göttlichen Gedanken zu ergreifen und zu sammeln, ohne
diesen selbst in verständlicher Rede auszudrücken. Man sprach, aber es
waren Laute ohne Bedeutung für das menschliche Ohr. Der Apostel Paulus
macht in 1. Kor. 13,1 noch einen Unterschied zwischen Menschen- und
Engelzungen. Ohne Zweifel konnten sich die Kinder Gottes in solchen
Kundgebungen erbauen; aber denken wir an die Ungläubigen!
Wir können wohl sagen, wie die geistlichen Gaben zu bewerten sind, um
jeglichen Mißbrauch zu vermeiden: Tut alles zur Erbauung!
Aus dem Französischen übersetzt von C. L.
Antwort B
Von Sprachenreden ist im Worte Gottes verschiedentlich die Rede. In Apg.
2,4 heißt es: „Und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und
fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab
auszusprechen“, und die anwesenden Menschen „von jeder Nation derer, die
unter dem Himmel sind“, hörten sie „die großen Taten Gottes reden“,
jeder einzelne in seiner eigenen Mundart (V. 5-11). Die Jünger redeten
also die verschiedensten fremden Sprachen, ohne sie erlernt zu haben,
durch die unmittelbare Wirkung des Heiligen Geistes. Soviel ich weiß,
hören wir von dieser Art Sprachenreden nicht wieder im Worte Gottes, so
daß wir wohl annehmen können, daß dieses sich nicht wiederholt hat.
In 1. Kor. 14,2 ist aber offenbar etwas anderes gemeint. Das zeigt der
Wortlaut des Verses: „Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht
Menschen, sondern Gott; denn niemand versteht es, im Geiste aber redet
er Geheimnisse.“ Das würde und könnte nicht gesagt werden, wenn es sich
nur um eine „andere“ - also von einem anderen Volk gesprochene - Sprache
handelte. Es ist vielmehr eine von niemandem gekannte Sprache, eine
„neue“ Sprache, wie es in Mark. 16,17 heißt. Deshalb bedurfte auch
dieses Sprachenreden der Auslegung, sollte das Geredete den Hörern etwas
nützen (1. Kor. 14,5), und war kein Ausleger da, so sollte der, der die
Gabe der Sprache hatte, in der Versammlung schweigen (V. 27.28). Das
Auslegen der Sprachen war ebenso eine Gabe wie das
Versammlung schweigen (V. 27.28). Das Auslegen der Sprachen war ebenso
eine Gabe wie das Sprachenreden selbst (1.
Kor. 12,10b).
Ich rede von dieser Sache in der Form der Vergangenheit, weil nach
meiner Überzeugung das Sprachenreden als Gabe des Geistes nicht mehr
besteht, sondern aufgehört hat (1. Kor. 13,8c: „seien es Sprachen, die
werden aufhören“). Warum? Weil das Sprachenreden zu den Zeichen gehörte,
die denen folgten, die da glaubten, und durch die der HErr mitwirkte und
das Wort bestätigte (Mark. 16,20; 1. Kor. 14,22), solches Mitwirken und
Bestätigen des Wortes durch Zeichen aber jetzt, wo das geschriebene Wort
Gottes vollendet vorliegt, nicht mehr stattfindet. - Heute ist die Zeit
mehr denn je, einfach der Wahrheit zu glauben, und die Herzen werden
erprobt, ob das einfache - und doch so kostbare und herrliche - Wort
Gottes ihnen genug ist. Hüten wir uns daher vor allem Trachten nach
Zeichen, sondern seien wir nüchtern, damit nicht der Feind Gelegenheit
habe, solches Trachten zu seinem Vorteil auszunützen. Er ist immer
bemüht, unsere Herzen von der Einfalt gegen den Christus abzuwenden (2.
Kor. 11,3). Wie können wir dem sicher entgehen? Wenn wir nur auf
Seine - unseres guten Hirten - Stimme hören! (Joh. 10,4.5.27).
Th. K.
Anmerkung des Schriftleiters
F. K.
Im Jahrbuch II(1914) der „G. H.“ anläßlich Fr. 30 habe ich mich betr.
der „Zungenrede“ ausgesprochen wie
Antwort B
heute, wonach gemäß 1. Kor. 13,8.9 die Sprachen aufhören werden. Sie
haben aufgehört bald nach dem apostolischen Zeitalter, warum sie also
jetzt noch wiederhaben wollen, da sie doch offenbar ihren Dienst getan
haben?!
Wenn wir unter den Gesichtspunkten, die uns obige Stelle gibt, 1. Kor.
14 aufmerksam lesen, so müssen wir sagen, daß es dem Apostel vor allem
darauf ankommt, daß die Gemeinde erbaut werde. Um die Gemeinde handelt
es sich hier wie in dem ganzen Zusammenhang von Kap. 11,17 an bis zum
Schluß von Kap. 14. Es sind Unterweisungen, welche die Gemeinde des
HErrn, und zwar mehr die Ortsgemeinde betreffen (Eph. 4 bezieht sich auf
die ganze Gemeinde). Die Gemeinde ist der Boden, auf dem die
Offenbarungen des Geistes geschehen. Schon dadurch, abgesehen von den
vielen unmöglichen Nebenerscheinungen und falschen Lehren, welche die
dem Schreiber dieses gutbekannte „Zungenbewegung“1
in sich birgt, ist dieselbe gerichtet, da sie gerade nicht in
geordneten, auf dem Boden der Schrift stehenden Gemeinden ihr Wesen
hatte, sondern vielmehr abseits stehend von der biblischen Gemeinde,
weswegen auch die meisten Zungenbegabten weiblichen Geschlechts waren,
denen doch nach 1. Kor. 14,34ff. jedes Reden innerhalb der Gemeinde
deutlich genug verboten ist.
Ist das etwa gleichgültig?
Selbst wenn also obige Auslegung von 1. Kor. 13,8.9 nicht richtig wäre
(daß also die Zungen „aufhören“ würden, während die anderen Stücke
„weggetan“ werden sollten beim Kommen des Vollkommenen), wenn es also
noch heute biblisches Zungenreden gäbe oder geben könnte, so ist das der
„Pfingstbewegung“ wie auch das anderer Separatisten nicht biblisch, da
es abgesehen von den Anordnungen des Heiligen Geistes über die Gemeinde
des HErrn geschieht, ja ihnen entgegengesetzt.
Sollte es aber dem Heiligen Geiste trotz des heutigen Verfalls, wo doch
Erkenntnis und biblische Weissagung (vgl. Bd. I, Fr. 32!) nötigere
Stücke sind (zur Belehrung und Erbauung), gefallen,
innerhalb heutiger örtlicher Gemeinden, die auf biblischen Grundsätzen
fußen (vgl. Apg. 2.42; 2. Tim. 2,19 u. a.), Zungensprachen zu geben, so
würden es nach Kap. 14 wohl andere Sprachen sein als von dem Redenden
unerlernte Menschensprachen (wie Apg. 2). Wären es solche, dann genügte
ein Kenner der betr. Sprache, um sie zu übersetzen, während hier solche
nötig sind, die die Gabe des Auslegens (nicht die Fähigkeit des
Dolmetschens) haben: es müssen also wohl Arten von Engelsprachen sein,
(1. Kor. 13,1), himmlische Sprachen, die nicht zu erlernen sind. Und mit
diesen wäre dann gemäß den apostolischen Anordnungen zu handeln, d. h.
wenn kein Ausleger da wäre, müßte der Zungenbegabte schweigen, da sein
unverständliches Reden (das nach V. 2 den Charakter einer an Gott
gerichteten Anbetung hat) nicht zur Erbauung dient. - Erbauung,
Belehrung - das sind die Stücke, auf die es dem Apostel innerhalb der
Gemeinde ankommt. Brauchen wir also heute jene Zungen? Brauchten wir
sie, so gäbe der Heilige Geist sie in der Gemeinde des HErrn in solcher
Weise, daß ein Zweifel an ihrer Echtheit unmöglich wäre - wie es damals
auch gar keinen Zweifel an ihrer Göttlichkeit gab! Aber Er gab und gibt
sie nicht mehr - sie haben aufgehört! Doch wichtige, köstlichere Gaben
sind noch da, wenn auch in Schwachheit (da alles im Verfall ist,
besonders die Gemeinde selbst) und stückweise. Doch sie dienen zur
Belehrung und Erbauung. Laßt uns ihnen horchen und gehorchen zur Ehre
des HErrn und zu unserem Segen, bis „das Stückweise fortgetan wird“,
weil „das Vollkommene“ gekommen sein wird - dann nämlich, wenn der HErr
gekommen sein wird! - Amen, komm, Herr Jesu!
Frage 14
Wer ist „der lsrael Gottes“? (Gal. 6,16.)
Antwort A
Um über den Namen „Israel“ volle Klarheit zu empfangen, ist es gut,
danach zu fragen, wo, wie und warum dieser Name entstanden ist, um so
mehr befähigt zu werden, die in Frage stehende Schriftstelle zu
verstehen. Dieser Name wurde Jakob gegeben, als er mit Gott gerungen
hatte an der Furt des Jabbok (1. Mos. 32) und der eigene Wille, die
Kraft und Stütze des Fleisches bei ihm von Gott gebrochen wurde. Dort
ging ihm die Sonne auf (1. Mos. 32,31), d. h. ein anderer
Lebensabschnitt fing für ihn an, indem er fortan sich mehr auf den Gott
der Gnade stützen mußte, denn er hinkte an seiner Hüfte. Er hatte Gott
von Angesicht zu Angesicht gesehen, und jene Stunde war der Wendepunkt
in seinem Leben. Und man kann wohl noch hinzufügen, daß die Sonne seines
Lebens von nun an immer höher stieg, wenn es auch hier und da noch
Schatten gab, so daß er, wie kein anderer Patriarch, die ganze Zukunft
seiner Nachkommen am Ende seines Lebens mit göttlichem Licht beleuchtete
und ihnen den Weg wies zu jenem Tag, wo es keine Nacht mehr gibt, und zu
jenem Lichte, wo keine Schatten sein können (vergl. 1. Mos. 49). Bei ihm
erfüllte sich das Wort: „Um den Abend, da wird es licht sein!“ (Sach.
14,7.)
Doch machen wir Gott oft große Mühe, ehe wir die Züge eines Israel,
eines Kämpfers Gottes tragen. Die Galater waren solche Menschen, bei
denen mehr der Jakob: „Überlister“, das Fleisch zum Vorschein kam denn
die Frucht des Geistes. Sie waren überlistet worden von den
Gesetzgelehrten und begnügten sich mit der Herrlichkeit des Gesetzes im
Angesicht Moses (des Gesetzgebers), 2. Kor. 3,7, anstatt sich zu
erfreuen an dem Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im
Angesicht Christi (2. Kor. 4,6). Jakob hatte Gott von Angesicht zu
Angesicht gesehen und wurde ein
Israel. Wir werden nicht die Werke des Fleisches erfüllen, wenn wir uns
sonnen in dem Lichte der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi,
sondern unser Leben, unsere Kraft und unser Ruhm wird sein der Geist der
Gnade, den wir durch den Herrn Jesus und durch den Glauben an Ihn
empfangen haben. Von uns ist dann nicht nur dem Vorsatz Gottes nach,
sondern auch der Wirklichkeit nach wahr, was Paulus in Röm. 8,9 sagt:
„Ihr aber seid nicht im Fleische (Jakob), sondern im Geiste (Israel)“.
Der Apostel Paulus trug die Malzeichen, Brandmale des Herrn Jesus an
seinem Leibe, die deutlichen Beweise, daß er das Kreuz Christi verk
ündigte, daß es sein Ruhm war so wie der Anlaß, von den Gesetzesmenschen
verfolgt zu werden (Gal. 6,11.12.14.17). Er war nicht nur ein Israelit,
auch nicht nur ein wahrhaftiger Israelit (Joh. 1,47), sondern ein
„Israel Gottes“. Wie Jakob ein Ende fand in Pniel und hinfort
Israel, also mit dem Namen der Gnade, genannt wurde, so war des Paulus
Ruhm das Kreuz, wo Saulus sein Ende gefunden hatte, indem er hinfort als
ein Israel Gottes zur Ehre seines HErrn lebte. Solchen Geistesmenschen
ist Friede und Barmherzigkeit.
K. O. St. (geschrieben im Felde).
Anmerkung des Schriftleiters
F. K.
Zu dieser köstlichen
Antwort
nur noch ein paar kurze Gedanken! Es gab in der apostolischen Zeit
innerhalb des jüdischen Volkes einen wahren Israel, ein Israel Gottes,
das gelöst war von dem Rühmen des Gesetzes, dem Vertrauen auf
Beschneidung usw., das aber trotzdem den Zusammenhang mit den Brüdern
nach dem Fleisch sowie mit dem alten Volkstum noch nicht gänzlich
aufgab. Mit diesem Israel hatte Paulus Gemeinschaft, obwohl er gelöster
als diese Brüder war von dem alten Zusammenhang. Diesen Brüdern, also
denen, so nach „der Richtschnur“ der „neuen Schöpfung“ (V. 15) wandelten
und damit sich, wenn auch von dem alten Israel als Volk nicht gelöst,
doch als „Israel Gottes“ bewiesen nach Röm. 4,12; Gal. 3,7.8 u. a., galt
sein Segensspruch so gut wie den im Glauben Wandelnden aus den Nationen.
Jene Brüder sollten, etwa beim Lesen des Galaterbriefes, nicht denken,
daß der Heilige Geist durch Paulus nur betr. derer aus den Nationen von
„neuer Schöpfung“ redete - auch ihnen galten seine Worte.
Es liegt, glaube ich, in den Worten des Apostels aber auch ein
prophetischer Blick hinaus auf die Zeit, da Israel als Ganzes (Röm.
11,26, vergl. Fr. 1 d. Jahrb.) wieder, oder vielmehr dann erst in
Wahrheit, „der Israel Gottes“ - der Gotteskämpfer - hienieden sein wird,
nämlich in der herrlichen Zukunft, im messianischen Friedenskönigreich
auf Erden. Auch diesem Israel Friede und Barmherzigkeit!
Stehen wir alle auf dem Boden der Gnade allein, auf dem der neuen
Schöpfung? 2. Kor. 5,16-18.
Frage 15
Wie ist Hebr. 9,26 zu erklären?
Antwort A
Im Hebräerbrief tun wir Blicke in Dinge, die in den vergangenen
Zeitaltern unter dem Gesetz verborgen waren. Ein altes Hohepriestertum
ist beiseite gesetzt, und Jesus als der große Hohepriester hat Sein Amt
angetreten und waltet desselben. Wir sehen Ihn und Seinen Dienst, der
uns nun einen freien Zugang zum Vaterherzen Gottes eröffnet. Schon mit
dem 4. Kapitel beginnt die
Einführung in das Hohepriestertum Jesu; wir dürfen den Wert Seines
Opfers schauen, wie es im Gegensatz zu denen des Alten Bundes ein
vollgültiges ist. Diese Belehrung zieht sich bis in das 10. Kapitel.
Hier in Kapitel 9 sehen wir nun den Ertrag dieses Opfers, den freien
Zugang in das Heiligtum und das gereinigte Gewissen und die vollgültige
ewige Erlösung. Vorher war der Weg zum Heiligtum versperrt, das Blut von
Böcken und Stieren mußte immer wieder fließen, ohne daß die
Hinzunahenden einen dauernden Frieden erlangen konnten. Wenn wir nun
Christus als den großen Hohenpriester im Himmel schauen dürfen (8,1.2),
so ist der Zugang frei. So war mit dem Eintritt Jesu in diese Welt ein
neues Zeitalter angebrochen; das Zeitalter des Gesetzes hatte aufgehört,
und damit hatte das Evangelium eine Abschaffung aller Dinge, die das
Gesetz anordnete, gebracht; Priestertum, Opfer und alles, was mit dem
Gesetz in Zusammenhang stand, wurde für kraftlos erklärt. Das Zeitalter
der Gnade trat in Kraft, die Errettung war nun eine völlige. Der große
Versöhnungstag, von dem wir 3. Mose 16 und 3. Mose 23,26-32 lesen, an
dem der Hohepriester Sünd- und Brandopfer darbrachte und im Vorbilde die
Sünden des Volkes auf den Bock legte, der in die Wüste geführt wurde, um
die Schuld abzuwenden, hatte seinen Abschluß gefunden, weil Jesus
Hoherpriester und Opfer zugleich wurde und in das Allerheiligste mit
Seinem eigenen Blute eingegangen war. Damit hat Er die Sünden aller, die
an Ihn glauben, in das Meer der ewigen Gnade geworfen (Hebr. 8,12).
Dieses Werk schließt Sühnung und Versöhnung in sich ein und ist ein
vollkommenes. So wurden die Ratschlüsse Gottes mit der Sendung und
Hingabe Seines Sohnes erfüllt; durch Sein Opfer und Seinen Hingang auf
das Kreuz wurde der Grund gelegt; der Christus, den der Mensch verwarf,
wurde durch Sein Opfer das Mittel zur Abschaffung der Sünde, und mit
Ihm, den Gott gesandt hat, als die Zeit erfüllet war, kam eine neue
Periode: die Offenbarung Christi in der Vollendung der Zeitalter (2.
Tim. 1,9.10). So hat Er durch ein Opfer auf immerdar vollkommen gemacht,
die geheiliget werden (Hebr. 10,14). Das angenehme Jahr, Luk. 4,18.19
(vergl. Jes. 61,1-3), war mit dem Kommen des Herrn Jesus angebrochen,
und dort in der Synagoge in Nazareth konnte Jesus sagen: „Heute ist
diese Schrift vor euren Ohren erfüllt“ (vergl. 2. Kor. 6,2).
So sehen wir Jesum in der Erfüllung der Zeitalter als das Lamm
geoffenbart zur Abschaffung der Sünden und als Hoherpriester, der uns
den Zugang zum Allerheiligen geöffnet hat, und wir dürfen in diesem
Zeitalter der Gnade warten, bis Er, der einmal geopfert wurde, um vieler
Sünden zu tragen, zum zweitenmal denen, die Ihn erwarten, ohne Sünde (d.
h. ohne in Beziehung zur Sünde, die ja abgeschafft ist!) erscheint zur
Seligkeit (Hebr. 9,28). Dann wird dieses Zeitalter endgültig vollendet
sein, eine neue Zeit wird anbrechen, wo wir bei dem HErrn sein werden
allezeit. Alles aber auf der einen Grundlage, daß Er einmal in
der Vollendung der Zeitalter zur Abschaffung der Sünde geoffenbart
wurde.
Ph. W.
Anmerkung des Schriftleiters F. K.
„Abschaffung der Sünde“ - welch ein wunderbarer Gegenstand, welche
Herrlichkeit schließt er ein, welche Gnade in Ewigkeit, welch Grund
ewiger Freude! Abschaffung der Sünde durch das Opfer des Einen, der
nicht nur beladen ward mit der Sünde der Welt, sondern der von dem
heiligen, gerechten Gott zur Sünde gemacht wurde, am Fluchholz gerichtet
wurde von dem Gott, der zu heilig ist, als daß Er die Sünde sehen und
ertragen könnte. Aber hat Er sie nicht durch ganze Jahrtausende hindurch
ertragen? Ja, aus Langmut und Erzieherweisheit - aber einmal sind die
Zeitalter vollendet worden, da Gott die Sünde nicht mehr sehen konnte,
einmal war das Maß voll einer sich empörenden
Gott die Sünde nicht mehr sehen konnte, einmal war das Maß voll einer
sich empörenden Menschheit, die durch und durch sündig war, einmal mußte
sie das Gericht treffen, und wenn nicht sie - dann einen anderen für
sie: Christus Jesus von Gott zur Sünde gemacht, auf daß wir - die an Ihn
glauben - Gottes Gerechtigkeit würden (darstellten) in Ihm! (2. Kor.
5,21.) An Seinem Leibe wurde die Sünde auf dem Holz gerichtet, als Gott,
der Heilige, Sein Angesicht vor Ihm, dem zur Sünde gemachten Sohn des
Menschen, verbarg! (Matth. 27,46.) Welch ein Geheimnis, welche Tiefen
der Gnade enthüllten sich, nachdem die Tiefen der menschlichen Sünde und
Gottferne sich vollendet hatten! Zur Abschaffung der Sünde! Ja, welch
ein Opfer! Das freilich konnte und kann nie wiederholt werden, das gilt
für ewig, das ist allumfassend und allgültig. Wirklich? Jawohl - jeder,
der an Ihn glaubt, ist für ewig von der Sünde befreit, von ihr, die als
satanisches Prinzip in der Natur des Menschen, als unübersteigbare
Scheidewand, als ewiger Trennungsgrund zwischen dem Heiligen und dem
Unheiligen steht - für ewig ist sie hinweggetan aus Gottes Augen, so daß
jedem ein Weg geöffnet ist zu Gott, in das Allerheiligste - aber
freilich nur durch den Glauben, d. h. durch die demütige Unterwerfung
unter Gottes Urteil und Annahme des einzigen Weges und Heiles. Von
Gottes Seite ist alles geschehen, die Sünde ist beseitigt, außer Kraft
gesetzt in ihrer Trennungsmacht, - aber - ist von deiner Seite alles
geschehen, was geschehen muß? Ist auch die Sünde als die alles
beherrschende Macht der Welt hinweggetragen (Joh. 1,29) und gesühnt in
Christi Blut, so stehen doch noch da die Dokumente, die Zeugnisse der
Gott widerstrebenden Einzelpersönlichkeit des Menschen: seine Sünden!
Merke wohl auf den Unterschied, V. 26: „Abschaffung der Sünde“,
V. 28: „vieler (nicht aller) Sünden“, d. h. die Sünde der Welt ist
gesühnt, die Sünden des einzelnen bleiben auf ihm, bis der
einzelne das Opfer Christi für sich selbst als nötig und zugleich ewig
gültig anerkennt in Buße und Glauben. Wohl ist „Er die Sühnung für die
ganze Welt“ (1. Joh. 2,2), d. h. alle können an ihr teilhaben, da von
Gottes Seite alles geschehen ist (die Sünde ist ja abgeschafft),
aber nicht heißt es: „für die Sünden der ganzen Welt“, womit ein
Freibrief zur Rettung für alle Sünder, und zwar ohne Bekehrung, d. h.
ohne Buße und Glauben gegeben wäre; nein, jeder muß demütig glaubend Ihn
annehmen als einzige Sühnung für die eigenen Sünden, und jeder
darf dies auf Grund des einen Opfers für die Sünde der Welt -
aber auch nur auf diesem Wege ist Heil für jeden da, für jeden
Glaubenden! (Apgesch. 10,43; 13,38.39.) Aber dann auch ein „volles,
ew'ges, ganzes Heil“, ohne daß für den, der es angenommen, noch die
Möglichkeit des Verlorengehens eingeschlossen wäre: die Sünde ist ja
abgeschafft, der Trennungsgrund ist ja für ewig hinweggetan! Und für die
nach der Bekehrung noch eintretenden Sünden des Kindes Gottes ist
in 1. Joh. 1,9 wunderbare Vorsorge geschaffen! (Man vergleiche zu dieser
Frage noch Bd. II. [1914], Frage 10 und 46; llI, 34 und V, 27 u. a.)
Gepriesen sei unser großer Hoherpriester für die Abschaffung, die
Beseitigung der Sünde durch Sein kostbares, ewig gültiges Opfer, das
Opfer Seiner Selbst, des Lammes Gottes!
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
„Ich elender Mensch! Wer wird mich retten ...?“
Röm.7,24 - 8,2.
Alle, die an den Herrn Jesus gläubig geworden sind, gründen ihre
Errettung auf Sein Opfer auf Golgatha. Alle haben Seinen Tod als die
Grundlage der Vergebung ihrer Sünden erfaßt, aber wenige sind es, die
die andere Seite Seines Todes erkennen und im Glauben erfassen, nämlich,
daß Sein Tod auch das Gericht Gottes über mich, den Menschen im
Fleische, sowie auch über das System der Welt ist (Gal. 6,14). Meine
Person, „Ich“, der Mensch im Fleisch, hat dort auf Golgatha vor Gott
sein Ende gefunden. Nichts von diesem Menschen war für Gott mehr
brauchbar, er war so verdorben und untauglich für alles, daß Gott nichts
anderes mit ihm anfangen konnte, als ihn gänzlich und auf immer durch
den Tod zu beseitigen. Dies geschah im Tode Christi.
Das Kreuz Christi ist das Ende des alten Menschen, darum kann Gott
keinen Ruhm und keine Ehre auf ihn legen. Legen wir noch Ehre auf
ihn? Vor Gott hat der erste Mensch keinen Platz mehr. Hat er noch
Raum in unserer Mitte? Gott konnte ihn für nichts mehr gebrauchen, weder
für Weisheit und Gerechtigkeit, noch in den Fragen der Heiligkeit und
Erlösung. (Vergl. 1. Kor. 1.29.30). Können wir ihn noch für etwas
gebrauchen? Vielleicht seine Weisheit? Gott kann auch diese nicht
gebrauchen für das Wort vom Kreuz. Das Kreuz ist ja die Verneinung des
Menschen; welch ein Unding, seine Weisheit für das Wort vom Kreuz
gebrauchen zu wollen. Weisheit in irdischen Dingen ist gut, aber in den
Dingen und dem Dienste Gottes ist sie nicht brauchbar, dazu brauchen wir
den Heiligen Geist. „Ich will die Weisheit der Weisen vernichten“, sagt
Gott, als Er vom Kreuze Christi redet, Verstand und Weisheit können die
Dinge Gottes nicht erforschen, und eine erneuerte Seele bringt sie unter
die Herrschaft des Heiligen Geistes, zur Herrlichkeit Gottes.
Hier liegt das Geheimnis für manche über ihr „Ich“ klagenden und
zagenden Seelen. Sie seufzen: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten
von diesem Leibe des Todes?“ (Röm. 7,24.) Warum? Weil sie noch nicht in
ihrer eigenen Seele weder das vollstreckte Todesurteil über ihr „Ich“
angenommen noch mit Dank die Befreiung davon durch Jesum Christum im
Glauben ergriffen haben. Sie seufzen, weil sie sich nicht besser machen
können. Wen? Den, den Gott als unverbesserlich in Tod und Grab legen
mußte. Sie haben noch nicht für sich im Glauben angenommen und
verwirklichen nicht für sich das, was Wirklichkeit für Gott ist,
nämlich, daß sie „mit Christo gestorben“
sind
und aufgehört haben, Menschen „im Fleische“ zu sein, und Menschen „in
Christo“ geworden sind. Sie sind immer wieder mit dem „Ich“ beschäftigt,
mit dem Gott Sich nicht mehr befaßt, und wollen Gutes aus dem
hervorgehen lassen, in dem „nichts Gutes“ ist.
Andere seufzen und sagen: Alles das ist Wahrheit, und ich zweifle nicht
daran, aber ein Blick in mich genügt, mir zu sagen, daß ich noch nicht
„gestorben“ bin; ich möchte gern „tot“ sein, aber ich bin es nicht.
Solche erwarten etwas, was erst stattfindet, wenn der Leib ins Grab
sinkt. Die Schrift sagt nie, daß wir in uns gestorben und tot sind,
sondern daß wir „mit Christo gestorben“ sind. Es ist in der
Verbindung mit Ihm, daß wir gestorben, und nur in der Glaubensverbindung
mit Ihm wird es verwirklicht, aber nie unabhängig von Ihm. Als Er starb
- starb ich, als Er auferweckt wurde, wurde ich mit Ihm zu neuem Leben
auferweckt. So wie ich nicht in mich hineinschaue, um zu sehen, ob ich
auferweckt bin, so wenig erfahre ich durch den Blick in mich, ob ich mit
Christo gestorben bin. Wie weiß ich es? Durch das Zeugnis Gottes. Der
Glaube erfaßt es und verwirklicht: „Ich bin mit Christo gekreuzigt.“ Das
ist Wirklichkeit für Gott, das ist wahr und Wirklichkeit für mich.
O, wie wenig
kennen wir doch von dem Glaubensleben und -wandel in den Dingen,
die Wirklichkeit für Gott und für uns sind.
Paulus lebte in dieser Wahrheit. Aber auch aus seinem Herzen kam einst
der schmerzliche Ruf: „Ich elender Mensch!“ Das zuvor Gesagte in Röm. 7
zeigt uns, wie aufrichtig er sich auch bemühte, die sündige
Fleischesnatur zu überwinden, seine Kraft reichte nicht hin, all sein
Bemühen war vergebens, und er ruft: „Ich elender Mensch!“ - Und es gibt
in Wahrheit keinen in seiner Seele elenderen Menschen als den, der sich
aufrichtig bemüht, in eigener Kraft das Fleisch und die Sünde zu
überwinden. All die äußeren Leiden und Schmerzen, die Paulus zu erdulden
hatte, konnten ihm nie den Schrei abringen: „Ich elender Mensch!“, den
er hier in tiefem Seelenschmerz über das Versagen seiner Kraft ausstößt.
Seine Frage ist: „Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes?“
(Röm. 7,24.25.) Die Frage war nicht: Wie werde ich errettet
(errettet war er), sondern: Wer wird mich retten, und zwar von
dem Leibe des Todes? Er ist zu Ende mit sich und seiner Kraft, er sieht,
daß er völlig auf einen anderen angewiesen ist, um von dem Leibe des
Todes errettet zu werden. Da läßt er sich los und ergreift Jesum
Christum, und nun lobpreist er Gott, daß er durch Ihn die Rettung auch
von dem Leibe des Todes hat. Er machte diesen Weg von sich und seiner
Kraft zu Christo, und froh bekennt er: „Ich bin mit Christo gestorben,
nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“.
(Gal. 2.20.)1
Und wie können wir von diesem schrecklichen „Ich“, das wir mit uns
herumtragen, befreit werden? Wir müssen denselben Weg machen. Wer kann
mich befreien? Christus! Wie befreit Er mich? Durch den Tod. Ich bin mit
Christo gekreuzigt, nicht mehr lebe ich. Jede Regung des
„Ich“ wird im Tode niedergehalten, es hat kein Recht mehr zu leben,
sondern Christus allein hat das Recht, Er - Christus - lebt in mir.
Er ist das wirkende Leben in mir. Sein Geist hat die
Herrschaft (nicht mehr das „Ich“), und Er hält das „Ich“ im Tode.
„Das Gesetz1
des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich frei gemacht von dem
Gesetz der Sünde und des Todes (Röm. 8,2). Das Gesetz der Sünde - das
„Ich“ - die Sündennatur ist zwar noch da, aber sie beherrscht
mich nicht mehr. Ich bin freigemacht. Wodurch? Durch Christus. Der Geist
des Lebens in Christo Jesu hat die Herrschaft. So wie ich einst unter
dem mich überwältigenden Naturgesetz der Sünde und des „Ich“ stand, so
stehe ich jetzt unter einem anderen Naturgesetz, dem des Geistes des
Lebens, und zwar eines Lebens, das nicht in mir selbst liegt, sondern in
Christo Jesu ist. Das Gesetz dieses Geistes hält unablässig in mir das
Bewußtsein wach: Christus lebt in mir. Beim Aufstehen und
Zubettgehen tönt es im Herzen: „Nicht mehr lebe ich - Christus lebt in
mir“. Wir treiben unser Geschäft, wir arbeiten und wirken, aber es
bleibt: „Nicht mehr lebe ich - Christus lebt in mir“. In der Familie, im
Hause, in der Gemeinschaft mit den Gläubigen, in der Arbeit für den
HErrn, unablässig und überall durchwirkt das Lebensgesetz des Geistes
unser ganzes Wesen und Sein mit dem alles in uns bezwingenden Sinn:
„Nicht mehr lebe ich - Christus lebt in mir“.
Dies wird nicht durch Kraftanstrengung von unserer Seite bewirkt. Es ist
die Lebenswirkung „des Geistes des Lebens in Christo Jesu“. Leben ist
keine Anstrengung und Anstrengung kein Leben. Die Anstrengungen des
Fleisches möchten sich gern mit dem Wirken des Geistes vermischen. Aber
Fleisch und Geist sind einander entgegen und können nie vereint werden.
Jede Bei- und Einmischung des Fleisches ist ein Hemmnis für den Geist.
Laß dein kraftloses Mühen fahren - laß dich los und überlaß dich
hemmnislos Christo, und du wirst die wunderbare Kraft - das Gesetz des
Geistes des Lebens in Christo Jesu in Seiner alles in uns
niederzwingenden Kraft erfahren, die dich „freimacht von dem Gesetz der
Sünde und des Todes“.
v. d. K.
Gebete, die erhört und die nicht erhört werden.
Das Gebet ist das Atmen deines inneren, verborgenen Lebens. Es ist der
Verkehr deiner Seele mit Gott. Als der HErr einst von der neuen Geburt
redete, sagte Er: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen.“
Etwas von diesem „Sausen“ ist auch das Gebet, so wie es von Saulus hieß:
„Siehe, er betet.“ In dem Gebet reden wir mit Gott, und Gott redet
wiederum durch Sein Wort zu uns. Dies sind die beiden sichtbaren
Verbindungen zwischen der Seele und Gott. Beide, das Wort und das Gebet,
finden wir oft in der Schrift nahe beieinander. In dem einen spricht
Gott zu uns, in dem anderen wir zu Ihm. Im Gebet kommt unsere
Abhängigkeit von Gott so recht zum Ausdruck. Unsere Schwachheit und
Unzulänglichkeit treibt uns, Seine Kraft für uns zu erbitten. In jedem
Menschen lebt etwas davon, Ihn in der Not anzurufen; dieser Zug in jeder
Menschenbrust ist ein Beweis von dem Dasein Gottes.
Es ist etwas Wunderbares, einen Menschen mit dem Unsichtbaren reden zu
sehen, fast noch wunderbarer erscheint es uns aber, daß dieser
Unsichtbare in nicht mißzuverstehender Weise
Antwortet.
Tausende könnten bezeugen, wie Er geAntwortet
hat. Und doch wie wenig wird auf Seine
Antwort Geachtet!
Oft wird uns Seine
Antwort
in den Umständen zuteil, und diese ergeben sich oftmals wieder in so
scheinbar natürlicher Weise, daß wir uns gar nicht bewußt werden, daß es
Gottes
Antwort
ist. Gott gebraucht eben Mittel und Wege, und weil Er Mittel und
Umstände gebraucht, bleiben wir so leicht an den Umständen hängen und
sehen nicht Sein Walten darin. Seine Güte
Antwortet
dem Gebet des Glaubens in den Umständen oft so unmerkbar und schnell,
daß es geöffneter Augen bedarf, Seine
Antwort
zu sehen.
Möchten wir nicht nur unsere Anliegen vor Ihn bringen, sondern auch auf
Seine
Antwort Achten!
Wir sollen nicht nur allezeit beten, sondern auch in demselben wachen.
Es liegt so in uns, alles selbst einfädeln zu wollen, statt die Dinge
Ihm zu überlassen. Der HErr sagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in
allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor
Gott kund werden.“ (Phil. 4,6). Nichts ist für Ihn zu klein, es zu
beachten, und nichts ist zu alltäglich, um es Gott nicht sagen zu
können, seien es die Dinge des Werkes des HErrn, der Familie oder des
Geschäftes usw. Welche Gnade, daß Gott uns zu solchem nahen Verkehr mit
Sich ermuntert, mit Ihm alle unsere Gedanken und Anliegen auszutauschen.
Aber lassen wir uns auch bewahren, es etwa mit einem Herzen des
Probierens zu tun, ob und wie Er
Antworten
wird, sondern vielmehr in wahrer Abhängigkeit mit dem Herzen des
Glaubens; unser Gewinn wird groß sein.
Laßt uns in unseren Gebeten nüchtern und einfach sein! Nicht das lange,
mit Worten geschmückte Gebet ist es, das Gott gefällt, sondern das, das
aus dem Herzen des Glaubens zu Ihm emporsteigt. Ist das Herz rein, die
Absicht recht, so mag unsere Ausdrucksweise mangelhaft sein, Gott
versteht's. Ja, Gott versteht das Gebet des Herzens selbst dann, wenn
auch vor Schmerz und Kummer die Lippen schweigen. Er versteht das
Seufzen und den Schrei der Seele. Er sagt: „Ehe sie rufen, werde Ich
Antworten;
während sie noch reden, werde Ich hören“ (Jes. 65,24).
Was das Gebet auszurichten vermag, das sehen wir so recht in der
Geschichte des Königs Josaphat
(2. Chron. 20). Als Moab und Ammon wider ihn in großer Menge
heraufzogen, „da richtete er sein Angesicht daraus, Jehova zu suchen“.
Höre, was er zum HErrn sagt: „... willst Du sie nicht richten? In uns
ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die wider uns kommt, und wir
wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf Dich sind unsere Augen
gerichtet.“ Und was war das Resultat? Gott stritt für ihn. Er machte,
daß die Feinde gegeneinander kämpften und sich verdarben, und als Juda
auf die Bergwarte kam, da sahen sie die Erde bedeckt mit den Leichnamen
ihrer Feinde. Alles, was Juda tat, war „Sänger für Jehova zu bestellen,
welche lobsangen im heiligen Schmuck“. Wären unsere Augen mehr auf den
HErrn gerichtet, unsere Lippen würden mehr zu Seinem Preise geöffnet
sein.
Sollten wir nicht aus solchen Beispielen die Macht des Gebets lernen?
Hat Gott nicht deshalb für uns solches niederschreiben lassen? Wir mögen
nicht beredte Evangelisten, Hirten oder Lehrer sein, auch nicht zu
großen hervortretenden Arbeiten und Aufgaben in Seinem Werke berufen
sein, aber wir können beten, können mit Ihm reden, ohne dessen
Kraft alle Gaben und Fähigkeiten kraftlos sind. Was wird einst sichtbar
werden an jenem Tage, wenn alles im Lichte Gottes offenbar wird! Was
wir hier auf die Rechnung dieses oder jenes begabten Bruders
schrieben, mag dort als
Antwort Auf
das „inbrünstige Gebet eines Gerechten“ (Jak. 5,16) offenbar werden, auf
den niemand hier unten geachtet hat. Wir ahnen ja gar nicht, wieviel im
Werke des HErrn von den Gebeten des Glaubens abhängt! Möchten doch alle
Kinder Gottes in ihren Gebeten mitwirken an der Arbeit in Seinem Werke!
Unsere Augen blicken oft zu viel auf die Werkzeuge Seiner Hand, und wir
legen allen Wert und Ehre auf diese, aber Gott wird an jenem Tage die
gläubigen, von niemand gekannten Beter ehren. Dies sollte eine
Ermutigung sein für alle verborgenen Beter, nicht müde zu werden im
anhaltenden Gebet. Sie selbst und andere mögen nichts sehen von der
Wirkung ihrer Gebete, aber sie wird nicht verborgen bleiben. Der HErr
kommt und mit Ihm Sein Lohn (Offb. 22,12).
Ein Evangelist kam in ein Dorf, um das Evangelium zu verkündigen. Als er
von Haus zu Haus ging und Traktate verteilte, fand er eine bettlägerige
Schwester im HErrn. Er erzählte ihr, daß er gekommen sei, um an dem Orte
das Evangelium zu verkündigen. Da bedeckte plötzlich eine Röte das
Gesicht der Schwester. Auf seine Nachfrage hörte er nun, daß sie schon
mehr als zehn Jahre bete, daß der HErr jemand senden möge, die frohe
Botschaft zu verkünden, und nun war er da, es zu tun. Sie konnte nicht
selbst das Evangelium verkünden, aber sie konnte Gott bitten, einen
anderen zu senden. Werden nicht beide ihren Lohn finden am dem Tage des
Herrn Jesus Christus?
Laßt uns beten und glauben. Der HErr sagt: „Alles, um was irgend ihr
betet und bittet, glaubet, daß ihr es empfanget, und es wird euch
werden“ (Mark. 11,24). Der Geist Gottes bewirkt die Gegenstände des
Gebetes in unserem Herzen, damit wir sie Gott im Gebete sagen und Er sie
uns geben möge. Sind aber unsere Herzen für Sein Wirken nicht gereinigt
(z. B. nicht vergebend, Mark. 11,24-26), so können wir auch nicht
erhörlich beten. Aber was Sein Geist dir ins Herz legt, welche Dinge es
auch seien, sage es Gott im Glauben. Aber vermiß dich nie in deinem
Gebet zum Fordern oder Erzwingen - gleichsam Gott Gewalt anzutun, dir
dein Verlangen geben zu müssen. Fordern und Erpressen ist kein „Gebet“.
Wir dürfen „bitten“, aber nicht „fordern“. „Gebet“ ist die bittende Rede
des abhängigen, willenlosen, ergebenen Herzens mit Gott, und doch ist
das „Gebet des Glaubens“ ein Erfassen Seiner Macht und Seiner Liebe im
vollen Glauben - Seiner Macht, die alles vermag zu geben - Seiner Liebe,
die geben wird, wie es für uns am besten ist. Das Wort an Hesekiel
(14,7) gilt dem Grundsatz nach auch für uns: „Ich, Jehova, werde in
Meiner Weise (Mir gemäß)
Antworten.“
Gewiß, Gott hat uns Verheißungen gegeben, aber Seine Verheißungen geben
uns kein Recht zum Fordern. Er wird sie erfüllen zu Seiner Zeit. Daran
ist kein Zweifel. Wir aber dürfen um die Erfüllung Seiner
wird sie erfüllen zu Seiner Zeit. Daran ist kein Zweifel. Wir aber
dürfen um die Erfüllung Seiner Verheißungen „bitten“. Die Verheißungen
machen keineswegs unser Gebet überflüssig. Wir wissen, Gott hat vielmals
klar verheißen, Israel zu segnen und an Menschen zu vermehren, und doch
sagt Er: „Ich werde Mich vom Hause Israel erbitten lassen, daß
Ich es ihnen tue: Ich werde sie an Menschen vermehren wie eine Herde.“
(Hes.36,11.37.)
Wie aber ist es mit den unerhörten Gebeten? Vielleicht sagt ein Leser:
„Ich habe lange um diese oder jene Sache gebetet, und mir ist keine
Antwort Geworden.
Warum hat Gott mein Gebet nicht erhört?“
Zunächst wollen wir uns gesagt sein lassen, daß es auch Gebete gibt, die
nicht erhört werden; wenigstens nicht nach unseren Gedanken und
Wünschen. Denken wir an den bekannten Fall mit Paulus. (2. Kor. 12.) Er
bat den HErrn dreimal, daß der „Dorn für das Fleisch“ ihm weggenommen
werde, und doch wurde ihm seine Bitte nicht erfüllt. Es war besser für
ihn, daß er nicht empfing, um was er bat. Und dies mag auch der Fall mit
uns sein. - Davids Geschichte gibt uns ein anderes Beispiel. Er wünschte
sehnlichst, dem HErrn ein Haus zu bauen. Das war gewiß ein rechter
Gedanke, und wie würde er sich gefreut haben, es tun zu können, aber es
wurde ihm nicht erlaubt. Beide aber empfingen
Antwort Auf
ihr Gebet. Paulus empfing die Gnade, sich seiner Schwachheiten zu
rühmen, daß die Kraft Christi über ihm wohne; und David wurde
zufriedengestellt dadurch, daß sein Sohn das Haus bauen sollte. Beide
empfingen
Antwort,
nur die
Antwort
war nicht so, wie sie sie sich gedacht und erbeten hatten. Und so mag es
auch mit uns sein. Auch wir empfangen
Antwort,
aber die
Antwort
ist anders als die Bitte, und weil sie anders ist, sehen wir sie nicht
an als eine
Antwort.
Ja, mehr, wir mögen ähnliche Erfahrungen machen wie jener Bruder, der
mit Inbrunst betete, daß es ihm gegeben werden möge, das Leben Jesu in
seinem Leben zu offenbaren. Der HErr erhörte sein Gebet - aber wie? Er
erzählte, daß er Wege geführt wurde, die ihn schier an den Rand der
Verzweiflung brachten. Zuerst wurde er selbst zerschlagen, dann wurden
die Bande nach dem Fleische und der Welt zerbrochen, und er mußte
durchleben, was Paulus in 2. Kor. 4,8-11 sagt: „... allenthalben
bedrängt ... verfolgt ... verlassen ... niedergeworfen ... das Sterben
Jesu am Leibe umhertragend.“ Aber Gott gab ihm Gnade zu sehen, daß dies
der Weg war, auf dem Gott ihm seine Bitte schenken konnte. Wir sehen,
Gott
Antwortet,
aber Seine
Antwort
kann ganz anders sein, als wie wir sie erwarten.
Es kann auch sein, daß uns keine zusagende und bestimmte
Antwort
wird. Wir mögen um Dinge bitten, die uns nicht gut sind, oder um etwas
Törichtes bitten. Wir sahen solches bei der Mutter der Söhne des
Zebedäus (Matth. 20,20ff.). Sie bat, daß ihre beiden Söhne einer zu
Seiner Rechten und einer zu Seiner Linken sitze in Seinem Reiche. Der
HErr sagte ihr, daß sie nicht wisse, um was sie bitte. Gewiß, sie
dachte, wie schön es sei, wenn ihre beiden Söhne zu Seiner Rechten und
Linken säßen, aber der HErr zeigte ihr und uns, daß es eine wichtigere
Sache ist zu dienen, als sich bedienen zu lassen.
Doch vielleicht beten wir um rechte Dinge, z. B. um die Bekehrung
unserer Kinder und um andere rechte Dinge, und doch wird uns keine
Antwort.
Dies führt uns zu anderen Gründen der Nichterhörung unserer Gebete. Da
war eine gläubige Frau, sie wünschte innigst, daß in der Familie
Hausandacht gehalten werde, aber ihr Mann war nicht dafür zu haben.
Lange bat sie den HErrn darum. Da geschah es, daß ein Bruder auf einige
Tage in ihr Haus kam. Diesem klagte sie ihr Anliegen, daß sie schon oft,
aber vergeblich den HErrn gebeten habe und es nicht verstehen könne,
warum Gott ihr Gebet nicht erhöre und ihren Mann zurechtbringe. Ganz
überrascht wurde sie, als der
Bruder ihr sagte, daß zuerst sie selbst sich müsse von Gott
zurechtbringen lassen, und dann würde auch Gott ihren Mann
zurechtbringen. Sie war willig und demütig, die Zurechtweisung
anzunehmen, und mit Ernst prüfte sie ihr Benehmen und Verhalten vor dem
HErrn, um zu sehen, wo die Hindernisse bei ihr seien. Und als Gott Sein
Ziel bei ihr erreicht hatte, währte es nicht lange, da war auch ihr Mann
gewonnen und eines Sinnes mit ihr. Auch unsere Gebete bleiben oft unbeAntwortet,
weil Gott noch erst bei uns etwas zurechtzubringen hat. Es ist gewiß
recht, um das geistliche Wachstum und den Segen anderer zu beten. Aber
Er liebt uns zu sehr, um andere zu segnen und uns ungesegnet zu lassen.
Seine Weise ist vielmehr: „Ich will dich segnen“ - und dann folgt - „und
du sollst ein Segen sein“. Wenn der HErr uns etwas vorenthält, so ist
das eine deutliche Mahnung, zuerst einmal uns und unsere Wege zu prüfen
und zu erforschen, und dann „laßt uns zum HErrn umkehren“ (Klagel.
3,40). Unerhörte Gebete sind oft ein Hinweis auf unseren eigenen
Zustand.
Jakobus gibt uns noch einen anderen Grund, warum wir nicht empfangen, um
was wir beten. Er sagt: „Ihr bittet und empfanget nichts, weil ihr übel
bittet, auf daß ihr es in euren Lüsten vergeudet“ (Jak. 4,3). O, wie
viele, die da fragen, warum Gott ihre Gebete nicht erhöre, finden in
diesem Worte ihre
Antwort.
Wie erforschen diese Worte die Beweggründe unserer Gebete! Hinter
all unserem Beten, unserer scheinbaren Hingabe usw. steht, ach, so oft
nur unser eigener Genuß, unser Haus, unsere Interessen und Freude - und
so nahe dabei steht „die Welt“ (V. 4). Gott liest das Verborgene unseres
Herzens, und gäbe Er uns unsere Bitte, wir würden sie gebrauchen, uns zu
spreizen und uns selbst zu gefallen. Gott weiß, was Er uns anvertrauen
kann und ob es uns zum Segen und Ihm zur Herrlichkeit sein würde. Wenn
wir uns selbst besser kennten, wir würden uns weniger wundern, daß
unsere Gebete nicht erhört werden. Auch ungerichtete Sünden (Lüge,
Unrecht, Untreue u. a. m.), sagt Jesaja im Kap. 59,1.2ff., sind
Ursachen, „daß Er nicht hört“. - „Seine Hand ist nicht zu kurz, um
retten zu können, und Sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören“, aber
„unsere Missetaten stehen zwischen uns und Ihm“, um uns erhören zu
können.
Ein anderer Grund, warum Gott die Erhörung unserer Gebete zurückhält,
ist, daß wir zurückhaltend sind in Dingen, die wir schuldig sind zu tun.
Z. B.: Als der HErr in Mark. 11,24-26 von der Erhörung der Gebete
spricht, verbindet Er die Vergebung unsererseits damit: „Alles, um was
irgend ihr betet und bittet, glaubet, daß ihr es empfanget, und es wird
euch werden. Und wenn ihr im Gebet dastehet, so vergebet, wenn
ihr etwas wider jemanden habt.“ Hegst du in deinem Herzen einen nicht
vergebenden Geist, dann erkenne, daß dies das Hemmnis für die Erhörung
deiner Gebete ist. Und ebenso wird es sein, wenn wir zurückhalten, was
dem HErrn geweiht sein soll. Es gibt keinen ärmeren Menschen als den,
der immer spart. Denke an das Wort in Spr. 11,24.25: „Da ist einer, der
ausstreut, und er bekommt noch mehr, und einer, der mehr spart, als
recht ist, und es ist nur zum Mangel. Die segnende Seele wird reichlich
gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt.“ Es ist ganz
gewiß, daß Gott nach Seiner Gnade mit uns handelt und nicht nach dem,
wie wir es verdienen, und doch übersieht Gott nicht, wie wir Ihm und
anderen gegenüber handeln, und danach handelt Er auch mit uns.
Vergeltung ist ein Grundsatz Seines Waltens schon in dieser Welt. „Gegen
den Gütigen erzeigst Du Dich gütig“ (Ps. 18,25). Und denen, die nur für
ihr „eigenes Haus“ sorgten, ließ Er sagen: „Darum hat der Himmel
den Tau über euch zurückgehalten und die Erde ihren Ertrag.“ (Hagg.
1,4-11; vergl. Mal. 3,10.)
Dann bleiben unsere Gebete auch unbeAntwortet,
weil wir unverständig bitten. Dies ist besonders oft der Fall, wenn es
sich um geistliche Dinge handelt. Im Geistlichen wie im Natürlichen hat
Gott gewisse Grundsätze und Ordnungen festgelegt, und Er kann Bitten,
die diesen entgegenstehen, nicht
gewisse Grundsätze und Ordnungen festgelegt, und Er kann Bitten, die
diesen entgegenstehen, nicht ohne weiteres erfüllen. Aus dem Fall mit
dem kananäischen Weibe können wir etwas lernen. (Matth. 15,21-28.) Sie
kam in der tiefen Sorge um ihre Tochter zum HErrn, um von Ihm als dem
„Sohne Davids“ gesegnet zu werden, - und „Er
Antwortete
ihr nicht ein Wort“. (War dies herzlos von Ihm?) Aber Er wies sie nicht
ab, wie Er auch uns nicht abweist. Sie kam unter ganz falschen
Voraussetzungen zu Ihm, und ehe Er ihre Bitte erfüllen konnte, mußte Er
sie belehren, damit sie erst ihren rechten Stand vor Ihm einzunehmen
lernte. Welchen Anspruch hatte sie als Heidin an den „Sohn Davids“? Er
muß ihr erst die Augen über sich selbst und ihre Stellung zu Ihm öffnen.
Und sie versteht Sein Wort. Sie beugt sich und sagt: „Ja, HErr“ und
nimmt ihren Platz als ein „Hündlein“ vor Ihm ein, als eine, die kein
Anrecht an Israels Verheißungen hat und „ohne Hoffnung und ohne Gott in
der Welt ist“ (Eph. 2). Aber das Erbarmen des „HErrn“ ist auch
für die „Hündlein“ da, und so klammert sie sich an Ihn und erwartet ein
Brosamlein von Seinem Tische, von Ihm, den sie das Recht hatte ihren
„HErrn“ zu nennen. Der HErr hatte Sein Ziel erreicht. Sie war zur
rechten Glaubensstellung hingeführt, und mit welcher Freude gibt Er ihr
jetzt, was ihr Herz verlangte. Wir sehen, der HErr hätte die ganze
Ordnung Gottes beiseile setzen müssen, wenn Er ihr hätte ohne weiteres
geben wollen, was sie erbat. Deshalb mußte sie erst lernen, wie
sie den Segen empfangen konnte.
Wenn auch nicht in derselben Weise, aber demselben Grundsatz nach
bedürfen auch heute gar manche Beter Belehrung, nicht etwas als eine
Gabe auf ihr Gebet empfangen zu wollen, was Gott auf den Glauben, auf
die Treue oder auf Grund anderer Bedingungen geben will. Ich möchte hier
zunächst auf das Gebet um Vergebung der Sünden hinweisen. Haben wir
nicht ernste, suchende Seelen gesehen, die jahrelang um die Vergebung
beteten, und wenn man sie nach der Vergebung ihrer Sünden fragte,
traurig „nein“
Antworteten
oder im besten Falle mit einem zweifelnden: „Ich hoffe, die Vergebung zu
haben“? Sie beten beständig um etwas, was Gott willig ist, ihnen zu
geben, und was Er ihnen beständig anbieten läßt, zu nehmen. Wenn
wir jemand um etwas bitten, und er uns anbietet, es zu nehmen, so werden
wir mit dem Bitten aufhören und es annehmen. Wenn wir es aber nicht
annehmen, so brauchen wir uns nicht zu wundern, daß wir es nicht
empfangen. Aber so ist es. Da sind Tausende, die da meinen, die
Vergebung als eine
Antwort Auf
ihr Gebet zu empfangen, aber sie wird nur erlangt, wenn der Glaube an
den Herrn Jesus sich erkühnt, von Ihm anzunehmen, was Er anbietet. Ich
möchte keine suchende Seele aufhalten zu beten. Bete ernst! Bete
inbrünstig! Bekenne dem HErrn dein sündiges Leben, aber setze deine
Erwartung und Hoffnung nicht auf das Gebet! Gebete, Tränen, gottselige
Übungen bringen dir nicht die Errettung deiner Seele. Es heißt nicht:
„Bete“ - sondern: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du
errettet werden“ usw. Du mußt an Ihn glauben - Ihm glauben, daß, wenn Er
dir die Vergebung anbietet, Sein Angebot dir auch das Recht gibt,
anzunehmen, was Er anbietet. Viele sind es aber, die durch Gebet
erlangen wollen, was nur durch Nehmen im Glauben an den Herrn Jesus
erlangt werden kann. „So sei euch nun kund, daß durch diesen (Jesus)
euch Vergebung der Sünden verkündigt wird ... und in diesem jeder
Glaubende gerechtfertigt wird (Apg. 13,38.39). Und kurz vor Seiner
Himmelsahrt sagte der HErr, daß „in Seinem Namen Buße und Vergebung der
Sünden verkündigt“ werden solle (Luk. 24,47). „Verkündigt“ zur freien
Glaubensannahme. „Wer da will, nehme das Wasser des Lebens
umsonst.“ (Offb. 22,17b.) Solche um ihre Sündenvergebung betenden Seelen
haben zu lernen, daß sie die Vergebung nicht auf ihre Gebete empfangen,
sondern auf dem Grunde des Kreuzes Christi und des Glaubens an Ihn. -
Andere beten um mehr Glauben. Als ob Gott ihnen an einem Tage ein großes
Maß des Glaubens in
den Schoß geben möchte. Wir müssen lernen, daß Gott nicht in solcher
Weise den Glauben vermehrt. Der Glaube ist gleich dem Samen, der da
wächst - gleich der physischen Kraft, die durch den Gebrauch erstarkt.
Als die Jünger einst den HErrn baten: „Vermehre uns den Glauben“ (Luk.
17,5-10), gab der HErr ihnen nicht einfach denselben, sondern Er
belehrte sie, wie sie ihre Bitte erlangen könnten. Er wies sie hin auf
das Senfkorn. So klein das Senfkorn auch an sich war, unter den
natürlichen Bedingungen - in dem Erdreich unter den Einwirkungen der
Luft, der Sonne und des Regens wurde es groß. So auch der Glaube. Und
sei er so klein wie ein Senfkorn, er vermag große Dinge zu vollführen.
Wie nötig haben wir, göttliche Grundsätze zu lernen. Der HErr zeigt
ihnen, daß es sich nicht um viel oder wenig Glauben handelt, sondern um
den Gebrauch. Nicht durch die Bitte um Vermehrung, sondern durch die
praktische Ausübung des Glaubens würde ihnen die Vermehrung des Glaubens
zuteil werden. Der Glaube, und sei er so klein wie ein Senfkorn, wenn er
in den prüfenden Umständen ausharrt und sich bewährt, wird sich wie das
Senfkorn im Erdreich entfalten und wachsen. In seinem zweiten Brief
schreibt Paulus den Thessalonichern: „Euer Glaube wächst überaus.“ Wie
konnte er das sagen? Weil er im ersten Briefe ihrer „Werke des Glaubens“
gedachte und nun von ihrem „Ausharren des Glaubens in allen Verfolgungen
und Drangsalen“ reden konnte (1. Thess. 1,3; 2. Thess. 1,3.4). Hätten
sie nur um mehr Glauben gebetet und sich den göttlichen Grundsätzen für
das Wachstum des Glaubens entzogen, indem sie den Leiden aus dem Wege
gegangen wären, so würde ihr Glaube statt sich vermehrt, abgenommen
haben.
Ebenso verhält es sich mit dem Gebet um Geduld, Ausharren, Ruhe und
viele andere geistliche Dinge. Gott gibt uns diese nicht in Bausch und
Bogen, ganz abgesehen von unserem geistlichen Leben, einfach auf unser
Gebet. Der Empfang dieser Dinge hängt mit anderen Dingen zusammen und
steht mit diesen in Beziehung, so wie Ursache und Wirkung. Wollen wir
hiermit sagen, daß sich das Gebet um diese Dinge erübrige? Durchaus
nicht! Aber wir wollen lernen, in der rechten Weise zu beten und zu
wachsen in der Erkenntnis Gottes. Wir sind ungeduldig und harren nicht
aus, weil wir Ihn so wenig kennen. Wenn wir nur suchen, frei zu werden
von der Ungeduld, indem wir um Geduld beten, oder von unserer
Unbeständigkeit und Unruhe, indem wir um Ausharren und Ruhe beten, so
gehen wir nicht zur Wurzel unseres Zustandes, sondern handeln nur mit
den Symptomen. Der HErr sagt uns, wir sollen Sein Joch auf uns nehmen
und von Ihm Sanftmut und Demut lernen, dann werden wir die Ruhe finden.
Möchten wir dieses aber nicht, so werden wir sie nicht finden (Matth.
11,29). Entziehen wir uns der Trübsal, so kann kein Ausharren bei uns
bewirkt werden (Röm. 5,3). Dämpfen oder betrüben wir den Heiligen Geist,
so können wir die Frucht des Geistes nicht erlangen (Gal. 5,22). Üben
wir nicht Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung aus, so fehlt uns auch
das Ausharren (2. Petri 1,6).
Der HErr schenke uns Verständnis in allen Dingen! Wir dürfen unsere
Anliegen alle Gott kundmachen (Phil. 4,6.7), und der Friede Gottes wird
unser Teil sein; für die Erfüllung unserer Anliegen müssen unsere Bitten
aber „nach Seinem Willen“ sein (1. Joh. 5,14.15). Und wenn wir uns
bewußt sind, in gewissen Anliegen „nach Seinem Willen“ zu bitten, so
werden wir in Frieden warten und Zeit und Stunde - ja alles, jeden
Ausgang - Ihm überlassen. Die Gemeinde betete anhaltend für Petrus, und
nur wenige Stunden vor seiner Hinrichtung wurde ihr Gebet erhört und
Petrus gerettet (Apgesch. 12,2-17). Jakobus dagegen war hingerichtet
worden. Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß niemand für die Rettung
Jakobus' oder Stephanus' gebetet hätte, aber sie starben unter
Mörderhänden. Seine Gedanken sind höher als unsere Gedanken (Jes.
55,8.9).
Laßt uns alles dieses ernstlich erwägen, und wir werden Licht über
manche Frage empfangen. Der
Laßt uns alles dieses ernstlich erwägen, und wir werden Licht über
manche Frage empfangen. Der HErr schenke uns Gnade, treuer im Gebet zu
stehen und zu lernen, nach Seinem Willen zu beten, indem wir wachsen in
der Erkenntnis Gottes.
(E.) - v. d. K.
Der Sohn des Menschen.
I.
Ein kleiner, fast unscheinbarer, bei der Korrektur des vorigen Heftes
von mir übersehener Druckfehler ist die äußere Veranlassung dieses
Aufsatzes. Dort ist nämlich in der auf Seite 139 befindlichen Fußnote in
der dritten Reihe von dem HErrn gesprochen als von „dem Sohne der
Menschen“. Jeder Schriftkundige wird wissen, daß so zu reden nicht nur
ungeziemend, sondern völlig falsch ist, daß der HErr vielmehr „der Sohn
des Menschen“ ist und Sich Selbst so nennt. Diese Verschiedenheit
scheint geringfügig, ist aber unendlich bedeutsam. Denn was liegt doch
alles darin, daß Er nicht von den Menschen abstammt, so wenig wie
Er je als Kind zweier Menschen angesehen werden darf. Es wäre
Gotteslästerung! Er war als Mensch der Sohn der Jungfrau Maria, während
Joseph nur Sein Pflegevater war. Er war aus dem Geiste gezeugt und somit
nicht nur der Heilige, sondern „das Heilige“ (Luk. 1,35).1
Wahrlich, der Herr Jesus, der eingeborene Sohn Gottes, war nicht „der
Menschensohn“ schlechthin, sondern „des Menschen Sohn“,
einzigartig, überragend in ganz bestimmter Bedeutung, wie wir später
sehen werden. Diese Tatsache kann gar nicht ernst genug bezeugt werden
in einer Zeit, wo Theosophie, Millenniumstagesanbruch- und andere
schreckliche Irrlehren Satans wie auch die moderne Theologie Ihn in
Seiner unvergleichlichen Heiligkeit und Göttlichkeit antasten, wie es im
vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung schon der Arianismus tat.
Aber von dieser Seite obiger Tatsache sehe ich jetzt hier ab, ich möchte
vielmehr in diesem Aufsatz auf die hohe Bedeutung des Ausdrucks „der
Sohn des Menschen“ näher eingehen.
Wäre von dem HErrn in der Schrift als von dem Sohne der Menschen
geredet (wenn dies überhaupt möglich wäre!), so läge in dem Ausdruck
nichts Besonderes, Ihn Auszeichnendes, und derselbe hätte kein so
bedeutsamer werden können, wie der Ausdruck „der Sohn des
Menschen“ in der Schrift geworden ist, und zwar durch Jesu
Selbstbezeichnung. Und damit will ich hier den Anfang machen: d. h.,
ehe ich auf die Bedeutung des Ausdrucks eingehe, will ich
1. zeigen, wo er gebraucht ist.
Die Wortverbindung „der Sohn des Menschen“ kommt nur in den Evangelien
und außerdem ein einziges Mal vor, nämlich in der Apgesch. 7,56. In
ersteren etwa 80 mal. Eine ähnliche Wortverbindung lesen wir noch einmal
in Hebr. 2,6 und zweimal in der Offenbarung (1,13 u. 14,14), wo im
griechischen Urtext allemal vor beiden Hauptworten („Sohn“ und
„Menschen“) der Artikel fehlt, so daß es z. B. in den beiden letzteren
Stellen wörtlich heißt„gleich (einem) Sohn (eines) Menschen“ (vergl.
Dan. 7,13). Zweifellos sehen wir hier die gleiche Person wie in den
Evangelien vor uns, den Herrn Jesus, aber der veränderte Wortlaut hat
auch eine veränderte Bedeutung gegenüber der in den Evangelien.
den Evangelien.
In den Briefen finden wir den in den Evangelien so häufig
wiederkehrenden Ausdruck weiter nicht. Kannten die Briefschreiber ihn
nicht? O, die meisten von ihnen hatten ihn oft genug aus des geliebten
Meisters Munde vernommen, und von ihnen hatte Paulus - abgesehen davon,
daß er durch persönliche Offenbarung sowie durch den Geist über alles
belehrt wurde, was Christus betraf - ihn sicher auch gehört, Paulus, der
außerdem bei des Stephanus Steinigung als Saulus eine Hauptrolle
spielte, wo der Ausdruck noch einmal ertönte, nicht mehr aus Jesu Mund,
sondern aus dem des ersten Märtyrers, aber keines späteren in der
Schrift! Später in der Hebr.-Stelle sehen wir den HErrn gleichsam als
die Erfüllung von Ps. 8, und dann treffen wir den gegen den in den
Evangelien etwas veränderten Ausdruck (also ohne Artikel wie in Hebr.
2,6) erst in der Offenbarung und auch nur zweimal dort an. Das muß doch
etwas bedeuten - zuerst so sehr häufig, dann nur noch an ganz besonderen
Stellen, und zwar nie, auch nicht in der „Offenbarung Jesu Christi“
(1,1), aus dem Munde des HErrn Selbst, der während Seines Erdenwandels
Sich geradezu mit Vorliebe so zu nennen scheint?! Bitte, liebe Leser,
denkt einmal über diese merkwürdige Tatsache nach!
2. Und in Verbindung damit will ich nun untersuchen, wann dieser
Ausdruck gebraucht wird, und zwar soll heute nur noch die Frage
behandelt werden, wann zuerst er angewandt wird.
Die erste Anwendung dieser Selbstbezeichnung Jesu finden wir
bedeutsamerweise in dem Evangelium, welches uns die Herrlichkeit des
eingeborenen Sohnes Gottes, „der in des Vaters Schoß ist“ (Joh.
1,18), schildert, nämlich in Joh. 1,51; der Zeit nach folgen in dem
Gebrauch der Bezeichnung dann die Stellen Joh. 3,13 u. 14 und erst dann
Matth. 8,20; 9,6; Luk. 6,22; Mark. 8,31 usw., wie denn auch die sogen.
Synoptiker (die ersten drei Evangelien, die das Wesen des HErrn mehr
unter Seinen menschlichen Gesichtspunkten darzustellen haben - Matthäus
zeigt Ihn als den König, Markus als den vollkommenen Knecht, Lukas als
den Menschen) den Ausdruck am meisten bringen. Immerhin enthält das
vierte Evangelium ihn auch noch neunmal aus Jesu Mund, zweimal aus dem
der Menschen (12,34). Das Wichtige aber ist der Zeitpunkt, wann
der HErr Sich als „der Sohn des Menschen“ bezeichnet, weil daraus ein
Wink für die Bedeutung des Ausdrucks zu gewinnen ist.
Was war dem Ausspruch Joh. 1,51 vorangegangen? Kurz gesagt: die
Nichtannahme des HErrn in Seiner Eigenschaft als Messias. Ich will nicht
sagen die Verwerfung! Offene Verwerfung folgte erst nach und nach,
besonders Luk. 4,16-30, auch Joh. 2 u. 3. Aber in Nathanael, dem
„Israeliten ohne Falsch“, sehen wir eine vorläufige Verwerfung bezw.
Nichtannahme des Messias, statt daß er gleich den ersten beiden Jüngern
sofort nach Jesu Auftreten, das begleitet war durch des Täufers Zeugnis,
Ihm zugeeilt wäre. Er ändert, durch des HErrn Verhalten und Seinen
prophetischen Blick gefesselt, freilich bald sein ablehnendes Urteil und
huldigt Jesu als dem Sohne Gottes und als dem König Israels (V. 49), wie
gleichsam der jüdische „Überrest“ tun wird am „Tage des HErrn“; aber
nichtsdestoweniger war das erste ablehnende Urteil seitens Israels über
Ihn ausgesprochen, und da hören wir zuerst die Selbstbezeichnung des
Herrn Jesus: „der Sohn des Menschen“, wenngleich in einer Verbindung,
die Seine Hoheit und Einzigartigkeit deutlich erkennen läßt.
Viel klarer noch kommt in Luk. 6,22 u. Matth. 8,20 der Charakter dieses
Namens zum Ausdruck, eben, wenn man beachtet, daß der HErr in Seiner
besonderen Sendung und Bedeutung für Israel nicht erkannt, nicht
angenommen, ja, offen verworfen ist, wobei ich nochmals erinnere an Luk.
4,16-30.
Der Ausdruck „der Sohn des Menschen“ ist also die
Selbstbezeichnung des nicht anerkannten, verworfenen Messias.
Ich will für heute schließen, es sind gleichsam nur Vorbemerkungen für
die eigentlichen Ausführungen darüber, was mit des Herrn Jesus
Selbstbezeichnung - „der Sohn des Menschen“ - praktisch verbunden ist.
Ich will aber schon heute sagen: es lohnt sich, sich mit diesem
Gegenstande zu beschäftigen! Der HErr wird uns dadurch größer, Seine
Liebe reicher, Sein Kommen für die Verlorenen anbetungswürdiger. „Des
Menschen Sohn“, d. i. der verkannte, verworfene, verachtete, leidende,
verratene Messias, dem als solchem der Ihm zukommende Titel des Sohnes
Gottes von dem Volk, für das Er kam, versagt wird (vgl. Matth. 16,13-17
und Joh. 10,33) und der Sich dies um der Verherrlichung des Vaters und
um unseres Heiles willen willig gefallen läßt - der „ist gekommen, zu
suchen und zu erretten, was verloren ist“ (Luk. 19,10). Hier bete an im
Staube! - Gepriesen sei Dein Name, Herr Jesu!
F. K.
„Euer Vater weiß ...!“
Matth. 6,8.32; Luk. 12,30.
Was weiß Er nach des Herrn Jesus Worten hier? Daß wir „dies alles“
bedürfen. Was? „Essen und Trinken, Kleider und Schuh' “, ja „Nahrung und
Bedeckung“ nach 1. Tim. 6,8, aber auch das, was dazu gehört, diese und
andere nötige Dinge zu bereiten: Arbeitskraft (vgl. 2. Thess. 3,10, ein
Wort, das übrigens auch einmal einem Volk als Ganzem etwas zu sagen
haben mag!), und dazu gehört wieder die zur Arbeit unentbehrliche
Arbeitsmöglichkeit - kurz alles, was zum äußeren Leben gehört, Er
weiß, daß die Seinen dies alles bedürfen. Glaubst du das wirklich?
Ja? Und sorgst dich doch noch darum? Tue es nicht, damit du Ihm, unserem
Gott und Vater in Christo Jesu, keine Schande machst vor der Welt! Die
Ungläubigen, denen in dieser Zeit der Unruhe, ja Unsicherheit des
leiblichen Lebens nicht wohl ums Herz ist, sollen an uns sehen, wer
unser Gott ist, damit sie Lust bekommen, nach Ihm zu fragen und den Weg
zu Ihm (Christus, Joh. 14,6) zu wählen. Drum sorge nicht - unser Vater
weiß!
Und Er kann uns alles, was wir bedürfen, zur Genüge geben und zur
rechten Zeit! Und verzieht Er einmal, müssen wir lernen, unter Seinen
Augen zu harren auf dies oder jenes, was uns nötig scheint, so
geschieht das nicht etwa, weil Er uns vergäße, sondern zur Bewährung
unseres Glaubens (1. Petri 1,6.7), und nie werden wir vergeblich harren
auf das, was Er als nötig für uns ansieht. Vor allem gibt es für
uns Kinder Gottes, wenn auch mal schmale Tage sind, keine Verheißung des
Verhungerns oder Erfrierens, auch nicht in bedrängtesten Zeitläuften!
Deshalb laßt uns nicht sorgen - vielmehr beten und auch das Danken nicht
vergessen! (Phil. 4,6).
Welch ein Trost somit in gegenwärtiger Zeit ist für uns das kostbare
Heilandswort: „Euer Vater weiß, was ihr bedürfet!“- Preis sei
Ihm!
F. K.
Geleitswort an den Leser:
Geleitswort an den Leser:
„Jede Schrift, von Gott eingegeben, ist auch nützlich zur Belehrung,
zur strafenden Überführung, zur Besserung, zur Unterweisung (Erziehung,
Bildung), zu der in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes
vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig zubereitet.“
2. Tim. 3,16.17 (wörtl.).
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevorman die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so mußman
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 16
Gilt der Befehl, den der HErr Mark. 6,8.9 gab, auch heute wörtlich für
Seine Jünger, wenn sie in Seinem Auftrage das Evangelium verkündigen?
Antwort A
Man könnte diese Frage kurz und bündig mit „nein“ beAntworten,
doch wäre damit dem Fragesteller wie auch den lieben Lesern dieser
Schrift nicht recht geholfen, wenn nicht auch eine schriftgemäße
Begründung mit dieser Verneinung verbunden würde. Sehen wir uns die
Schriftstelle erst ein wenig näher an! Markus berichtet über die
Berufung und Aussendung der Zwölfe und führt einige Worte Jesu dabei an,
zu denen auch Vers 8 und 9 gehören. Denselben Vorgang finden wir irl
Matth. 10,1-15 und Luk. 9,1-6 berichtet. Jesus sendet die zwölf Apostel,
unter denen auch Judas der Verräter war, aus, das Reich Gottes (Luk.
9,2) oder das Himmelreich (Matth. 10,7) zu verkündigen. Zur Bestätigung
ihrer Botschaft sollten sie Kranke gesund machen, Aussätzige reinigen,
Tote aufwecken und Dämonen austreiben. Sie sollten das umsonst tun und
dabei nach Mark. 6,8.9 nichts weiter bei sich tragen als einen Stab,
keine Tasche, kein Brot, kein Geld im Gürtel, nicht zwei Röcke
mitnehmen. Diesen Auftrag führen die Zwölfe dann auch aus und gehen
nicht zu den Nationen oder Samaritern, sondern einzig und allein in die
Städte Israels, zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israels. Nach
Luk. 9,10 kamen die Zwölfe nach Erfüllung dieses Auftrages wieder zum
HErrn zurück und berichten Ihm, wie große Dinge sie getan hätten. Jesus
nimmt dann die Apostel zu Sich und geht mit ihnen allein in eine Einöde,
die bei der Stadt Bethsaida lag. Es handelt sich also hier um einen
besonderen Auftrag Christi an die Zwölfe, den wir nicht ohne weiteres
auf alle Jünger Jesu und vor allem nicht auf alle Zeiten übertragen
dürfen. Augenscheinlich sollten die Zwölfe, wie auch später die
Siebenzig nach Luk. 10,1-20, dem HErrn Jesus als Wegbereiter dienen, sie
sollten die Ankunft des Messias, des Königs vom Reiche Gottes, vom
Himmelreiche, wie Herolde den verlorenen Schafen aus Israel verkündigen.
Nun ist es eigenartig, daß die Apostel und besonders Paulus nach der
Auferstehung Christi und nach der Ausgießung des Heiligen Geistes sich
gar nicht an diese Einzelheiten des Befehles Christi hielten. Paulus
trug nach 2. Tim. 4,13 auf seinen Missionsreisen nicht nur außer seiner
sonstigen Reisekleidung einen Mantel, sondern er hatte auch Bücher und
Pergamentrollen mit, die er im Dienste des HErrn benötigte. Das hätte
Paulus nicht getan, wenn er sich strikte an diesen Auftrag des HErrn
gehalten hätte. Es handelt sich also in jenen Stellen, zu denen Mark.
6,8.9 gehört, um einen besonderen Auftrag des HErrn an die Zwölf, der
vorübergehende
denen Mark. 6,8.9 gehört, um einen besonderen Auftrag des HErrn an die
Zwölf, der vorübergehende Geltung hatte und auch damals seine Ausführung
fand. Würde heute ein Knecht Gottes z. B. kein Geld mit auf seine Reisen
nehmen, dann käme er gar nicht durch, oft genug muß er gar sein Brot
noch selber mitnehmen. Ohne Reisetasche geht es wohl zur Not, aber
besser ist es, wenn man eine bei sich trägt. Auch ein zweiter Rock für
den Dienst am Wort ist nicht zu verachten, wenn der Reiseanzug nicht
mehr tadellos ist. Auch Apgesch. 11,27-30 zeigt, daß man sich
imUrchristentum nicht an diesen Befehl Christi hielt.
A. C.
Antwort B
In Matth. 10 und Luk. 9 gibt der Herr Jesus Seinen Jüngern ähnliche
Weisungen. Jeden, den Er, der HErr, bevollmächtigt, Seine Botschaft zu
verkündigen, dem gibt Er auch eine gewisse Macht, und wie Er dort die
einzelnen beruft und ihnen Macht gibt, Teufel auszutreiben und Kranke zu
heilen, so gilt auch hier für alle die, welche Jesu Jünger geworden sind
und in Seinem Namen und Auftrag die Botschaft des Heils verkündigen, daß
sie als Gesandte ihres HErrn von Ihm mit Geistesmacht und Kraft
ausgestattet sind, die ihnen gleichsam als Legitimation mit auf den Weg
gegeben sind. Die mitfolgenden Zeichen bilden einen besonderen
Gegenstand der Wege Gottes mit Israel und werden einst im
Tausendjährigen Reiche auch wieder in Erscheinung treten, wenn einmal
der Satan gebunden und der Mensch durch die Macht Christi befreit ist.
(Vgl. Hebr. 6.) Ebenso sollten die Jünger in bezug auf ihre Bedürfnisse
gänzlich von Dem abhängig sein, der sie sandte, das gegebene Gebot stand
in Verbindung mit Dem, der ihnen die Zusage gegeben hatte, bei ihnen zu
sein alle Tage, und fürdieses Zeitalter oder diese Haushaltung wollte Er
auch allen ihren Bedürfnissen gerecht werden (Matth. 6,8). So stehen
wohl alle diese Anordnungen, die hier der Herr Jesus gibt, mit Seiner
Gegenwart als Messias, als Jehova auf Erden im Zusammenhang, was aber
bei dem Weggang des Meisters aus dieser Welt eine gewisse Korrektur
erfuhr (s. Luk. 22,35.36).
Deshalb gehen alle Boten Jesu heute in Abhängigkeit von ihrem Meister
den Weg durch die ganze Welt als Zeugen von Seiner Gnade und Wahrheit.
Sie handeln dabei gemäß Matth. 10,8: „Umsonst habt ihr empfangen,
umsonst gebet!“ und wie Paulus 1. Kor. 9,18: Äußerlich in der Welt, aber
niemals von der Welt. Je abhängiger wir auch in dieser gegenwärtigen
Zeit von unserem HErrn und Meister sind, desto gesegneter wird unser
Zeugnis sein, und desto weniger werden wir in der Gefahr sein, der
Menschen Knechte zu werden.
Dabei wird der HErr keinen Seiner Knechte Mangel leiden lassen, sondern
auch da geben nach den verschiedenen Bedürfnissen.
Ph. W.
Antwort C
Außer in Mark. 6,8.9 finden sich ähnliche Anordnungen in den Stellen
Matth. 10,9.10 und Luk. 10,4. Gelten nun diese Befehle auch heute noch
wörtlich für des HErrn Jünger, wenn sie in Seinem Auftrage das
Evangelium verkündigen?
Die
Antwort Auf
die Frage steht in Luk. 22,35ff. und lautet: „Und Er sprach zu ihnen:
Als Ich euch
ohne Börse und Tasche und Sandalen sandte, mangelte euch wohl etwas? Sie
aber sagten: Nichts. Er sprach nun zu ihnen: Aber jetzt, wer eine
Börse hat, der nehme sie und gleicherweise auch die Tasche ...“, diese
Worte sprach der HErr vor Seiner Leidenszeit. Hier ist aber eine
Änderung betreffend der Ausrüstung für den Missionsdienst. Diese war
nötig, denn der HErr war im Begriffe, diese Erde sichtbarlich zu
verlassen. Das Reich der Himmel unter der Person des Königs war mitten
unter dem Volke Israel (Luk. 17,21; Elb. Üb.) sichtbarlich. Mit dem
Anbruch des Tausendjährigen Reiches tritt diese Zeit wieder in
Erscheinung, wo das Volk Israel das Missionsvolk sein wird. (Sach.
14,8.9.) Da werden die Befehle in Mark. 6,8.9 usw. wieder gelten.
Für unsere Zeit aber gilt der Inhalt von Luk. 22,35ff.
C. L.
Anmerkung des Schriftleiters
F. K.
Es zeugt nicht von tiefem Verständnis der Schrift, wenn man diese
Schriftstellen auf den heutigen Dienst am Wort, die Verkündigung des
Wortes vom Kreuz anwenden will, d. h. also, wenn man auf die Zeitperiode
seit Pfingsten, seit wannen die Gemeinde Gottes gebildet wird, solche
und ähnliche Worte, die nur auf Israel gehen, beziehen will. In dem
mittelalterlichen, jedoch bis in die neueste Zeit hineinragenden
Mönchstum haben wir solche buchstäbliche Anwendung, die in Wahrheit nur
eine Karikatur der Schrift darstellt, selbst wenn die Absichten noch so
gute gewesen sein mögen. Leider gibt es aber unter den wahren Gläubigen
auch Richtungen, die derartige Vorschriften in gesetzlicher Weise
anderen auf den Hals legen wollen. Solche kennen nicht die praktische
Belehrung von Joh. 1,17 und haben nie gelernt, „das Wort recht zu
teilen“ (2. Tim. 2,15).
Wenn man freilich jene Stelle auf unsere Zeit anwenden zu sollen glaubt,
dann geht es nicht an, Abschwächungen zu gestatten. Wenn es des HErrn
Wille ist, daß Seine Boten diese Anweisungen beobachten, dann soll
das ohne Einschränkung geschehen und dann kann es auch so sein, denn Er
fordert nie etwas Unmögliches von den Seinen! (Phil. 4,13.)
Aber wie auch obige
Antworten
deutlich nachweisen, beziehen sich diese Anweisungen nicht auf die
Zeitperiode der Gemeinde des HErrn, sondern auf Israel und dessen
Eintritt in das Reich, d. h. das Königreich Jesu Christi, des
Messias-Königs. Diesem Königreich und seiner Zeitperiode gehört sehr
vieles in den Evangelien an (vgl. z. B. Frage 7 des Jahrbuchs!), auch
die vor einiger Zeit gestellt Frage nach Matth. 10,5 im Vergleich zu
28,19 gehört in diesen Rahmen. Israel - das Reich und Nationen
- die Gemeinde sind unbedingt zu unterscheiden (vgl. Eph. 2 u. 3!).
Die Predigt vom Reich, das nahe herbeigekommen war,erforderte
eine solche Ausschließlichkeit in dem Angewiesenen auf den schon
anwesenden König bezüglich aller äußeren Bedürfnisse, weil
die Dringlichkeit der Predigt kein unnützes Sichbeschäftigen mit
äußerlicher Versorgung zuließ. Der König war da - das genügte für
Seine Boten, Er sorgte für sie! Auch war eine einmalige Ausrüstung
ausreichend für den Dienst bis zur vollendeten Aufrichtung des
Königreichs. (Daß es nicht dazu kam, war Israels, nicht des Königs und
Seiner Boten Schuld: Jerusalem hatte „nicht gewollt“.)
Heute ist ein anderer unendlich viel anstrengenderer, langsamer
wirkender, liefergrabender, auch in seiner völkischen Ausdehnung
ungleich umfangreicherer Seelendienst zu tun, um Sünde und Gnade, Tod
und Leben, Knechtschaft und Befreiung usw., kurz, das Evangelium der
Herrlichkeit (2. Kor. 3)
den Menschen vor Augen zu stellen und die, so Jesum Christum als ihren
Retter und HErrn annehmen, als durch den Heiligen Geist der Gemeinde
hinzugetan darzustellen, bis der HErr wiederkommt. Da sind auch andere
Arbeitsanweisungen und Möglichkeiten unser Teil, wie ja schon in obigen
Antworten
gezeigt ist. (Luk. 22,35; Apgesch. 20,33-35; vgl. Apgesch. 24,26!)
Daß dennoch allgemeine geistliche Grundsätze und Unterweisungen aus
obigen Stellen (wie aus allem, was die Evangelien enthalten) auch uns
heute gelten, wie Abhängigkeit vom HErrn, Seine Sorge für uns,
Genügsamkeit usw., das hat wie keiner Paulus selber bewiesen und
gepredigt (z. B. 2. Kor. 6; 1. Tim. 6,6ff.; 2. Tim. 2,4 u. a.!). -Der
HErr gebe uns allezeit Gnade, Seine Stimme zu verstehen, um einen
Dienst, Ihm wohlgefällig, zu tun!
Frage 17
In welchen Stellen der Schrift wird klar bewiesen, daß unser Heiland
nicht (nur) ein Sohn Gottes, sondern „der eingeborene Sohn Gottes“ ist?
Antwort A
Der Fragesteller sucht offenbar Waffen und Munition im Kampfe gegen den
Unglauben unserer Tage; die rechte Stellung der Front gegen den Feind
kommt in den Worten der Frage „unser Heiland“ zum Ausdruck. Angesichts
der mannigfaltigen Falschmünzerei, die mit biblischen Begriffen
getrieben wird, soll ein Beweis für die Göttlichkeit, das Gottsein Jesu
geliefert werden.
Um derer willen, die sich von vornherein an der sogenannten
Verbalinspiration stoßen oder ihr wenigstens skeptisch gegenüberstehen,
sei es gestattet, aus der göttlichen Offenbarungsurkunde einige
Zeugnisse hierher zu setzen, die aus weit auseinanderliegenden Zeiten
der Abfassung des göttlichen Buches der Wahrheit genommen sind. Matth.
22,41ff. lesen wir, wie Jesus gegen die Pharisäer zum Angriff vorgeht
mit der Doppelfrage: „Was dünkt euch um Christus? Wes Sohn ist Er?“ Auf
der Feinde
Antwort Hin:
„Davids“ folgt eine zweite Doppelfrage, deren Wirkung so gewaltig und
durchschlagend war, daß sie Ihm kein Wort
Antworten
konnten, ja, daß niemand mehr von diesem Tage an Ihn zu befragen wagte.
In Seinen Worten wendet der Herr Jesus hier den 110. Psalm, einen Psalm
von David, als Waffe an. Betrachten wir die sieben Verse dieses Psalms
etwas genauer, so springt ins Auge, daß der mittelste Vers von einem
Eidschwur Jehovas redet. Bei den Menschen gilt das Schwören als
Grundlage der Glaubwürdigkeit, insbesondere vor Gericht, als
Zeugenaussage oder persönliches Zeugnis dessen, was einer gesehen oder
gehört hat. In menschlichen Dingen heißt es: „Der Eid ist bei ihnen das
Ende alles Widerspruches zur Bestätigung, zur Bekräftigung“ (Hebr.
6,16). Wieviel mehr sollten die Menschen dem wahrhaftigen Gott gegenüber
und angesichts Seiner Heilstatsachen glauben, vertrauen und gehorchen,
zumal die Schrift auch anderwärts von der gewiß an sich schon heiligen
Tatsache des „Eides Gottes“ redet (vgl. z. B. 5. Mose 7,7f.; Psalm 89;
132,11 u. a.). Nun stellt uns aber der 110. Psalm einer Person gegenüber
- und was für einer lebendigen Person?! Inmitten der von der modernen,
negativen Bibelkritik durchlöcherten (gewissermaßen unterminierten)
Berichte über die Erzväter des 1. Buches Moses tritt diese hohe, hehre,
heilige Person auf, die König und Priester Gottes des Höchsten zugleich
ist! (Lies 1. Mose 14,17-24.) Alsdann schlage Hebr. 6 u. 7 auf und
vergleiche, was der Heilige Geist über Melchisedek dort und hier
berichtet. Es besteht ein zwar verborgener, aber wunderbar geistlicher
Zusammenhang zwischen 1. Mose 14, Hebr.6 u. 7, Matth. 22 u. Psalm 110 -
ein Zusammenhang, den freilich nur derjenige zu
Mose 14, Hebr.6 u. 7, Matth. 22 u. Psalm 110 - ein Zusammenhang, den
freilich nur derjenige zu sehen und zu schätzen vermag, der von
demselben Heiligen Geiste geleitet und gelehrt wird, der die Worte den
biblischen Schreibern gab. Mir will scheinen, wer die Schätze Gottes in
Seinem heiligen Worte heben und Seiner Wahrheit nachspüren will, dem
wird die innere Beziehung dieser Schriftworte zueinander im Hinblick auf
den ewigen, „einziggeborenen“ (so der Grundtext Joh. 1,14) Gottes- und
Menschensohn überaus wertvoll werden, etwa so, wie dem irdischen
Schatzgräber die Entdeckung einer verborgen gewesenen Goldader im
Gestein dieser vergänglichen Erde! Bedarf es dann noch weiterer
„Beweise“ über die Gottheit, das Gottsein Dessen, von dem die Apostel
bezeugen, daß Er gestern und heute und in Ewigkeit Derselbe: Hebr. 13,8?
der nach des Evangelisten Johannes Aussage Sein unwandelbares „Sein“ vor
dem „Werden Abrahams“ bezeugte, als die Juden ihm die Frage stellten:
„Bist Du etwa größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist?“ (Joh.
8,53.58), und gerade auch diese
Antwort
Jesu ward durch das zweimalige „Wahrlich“ als eidliche Aussage
charakterisiert! Bedarf es weiterer Beweise, als sie etwa nur die drei
Kapitel 9, 10 und 11 des Johannesevangeliums beibringen in den Taten und
Reden Jesu und dem Eindruck, den Seine Person und Sein Tun auf die dort
genannten Menschen machte?! Lies diese drei Kapitel und - zweifle
weiter, wenn du kannst!
C. Lb.
Antwort B
Wie das ganze Wort Gottes Ihn uns zeigt, steht Er in der Würde und
Herrlichkeit Seiner Person allein da! Jehova-Jesus - wie könnte Er „ein“
Sohn Gottes sein neben anderen? In Matth. 16,16 sagt Petrus: „Du bist
der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Nicht „ein“, sondern
„der“ Sohn Gottes. In Joh. 1,14 heißt es: „Und das Wort ward Fleisch und
wohnte unter uns, (und wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut, eine
Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) ...“ Ein „Eingeborener“
ist eben nur einer; zwei oder mehr „Eingeborene vom Vater“
kann es nicht geben. Und in V. 18 lesen wir: „Der eingeborene Sohn, der
in das Vaters Schoß ist, der hat Ihn kundgemacht“, und in 3,16: „Denn
also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab,
...“ Deutlicher kann gar nicht gesagt werden, daß unser Heiland
allein „der Sohn Gottes“ ist. Wir sind „Kinder Gottes“ (Joh. 1,12;
Röm. 8,16; 1. Joh. 3,2). Aber auch „Söhne Gottes“ (Röm. 8,14; Gal. 3,26)
werden wir genannt, doch immer nur in Gesamtheit, niemals in der Einzahl
(weil wir alle es nur gemeinsam in Christo sind!); niemals wird ein
Gläubiger „Sohn Gottes“ genannt, sondern das Wort „Sohn“ (Einzahl) ist
nur auf Ihn, den „eingeborenen Sohn“, angewandt; und niemals sagt das
Wort von Ihm „ein Sohn“ Gottes, sondern immer nur „der Sohn“ Gottes (s.
Joh. 1,34.49; 3,17.36; 5,19.20 usw.).
Wir sind „Kinder“, „Söhne“ („Kinder“ nach unserem Zustande hienieden, „
Söhne“ nach unserer Stellung in Christo und unserem einstigen Zustande
der Vollendung in Herrlichkeit), weil wir in der Wiedergeburt Leben aus
Gott empfangen haben, Er aber ist „das Wort“, das „Fleisch geworden“ ist
(Joh. 1,14), „Gott über alles, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm. 9,5), die
Offenbarung Gottes im Fleische (1. Tim. 3,16) - eine göttliche
Person, was wir nie sind noch sein werden, noch sein könnten! Durch
wunderbare Gnade hat Er uns an das Vaterherz Gottes gebracht und nennt
uns Seine Brüder, und wir dürfen Gott unseren Vater nennen, aber Er
ist „der Erstgeborene unter vielen Brüdern“ (Röm. 8,29), „der
Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol. 1,15), „der Erstgeborene aus den
Toten“ (Kol. 1,18). - Er hat auch als Mensch in allen Dingen den Vorrang
vor uns, und Er ist und bleibt allein „der Sohn
hat auch als Mensch in allen Dingen den Vorrang vor uns, und Er ist und
bleibt allein „der Sohn Gottes“ in all der unendlichen Würde und
Herrlichkeit Seiner erhabenen göttlichen Person, vor der wir anbetend
niedersinken!
(S. auch Röm. 1,3.4; Gal. 4,4; 1. Thess. 1,10; Hebr. 1!)
Th.K.
Antwort C
Fünfmal hören wir im Worte Gottes, daß der Herr Jesus uns als der
Eingeborene des Vaters oder als der eingeborene Sohn Gottes vorgestellt
wird (Ev. Joh. 1,14.18; 3,16.18; 1. Ep. Joh. 4,9). Nach meinem
Dafürhalten sind dies Beweise genug dafür, daß der Herr Jesus der
eingeborene Sohn Gottes ist. Eine andere Frage ist, was wir unter dieser
einzigartigen Benennung zu verstehen haben. Diese Frage führt naturgemäß
in göttliche Tiefen und herrliche Höhen, die wir weder jetzt noch in der
Ewigkeit ergründen und erzeigen werden. Doch obwohl wir nie die
Tragweite dieses wunderbaren Verhältnisses zwischen dem Vater und dem
eingeborenen Sohn erfassen können, so ist es doch das Vorrecht aller
Kinder Gottes, die gegenseitige Liebe dieses göttlichen Verhältnisses in
etwa zu erkennen. Johannes, der den HErrn allein als den „Eingeborenen“
uns vorstellt, beschäftigt sich weniger mit Seiner amtlichen
Herrlichkeit wie die drei anderen Evangelisten, sondern mit Seiner
persönlichen Herrlichkeit, d. h. mit dem Wesen oder, besser gesagt,
mit der Natur Seiner göttlichen Person. Darum sind die Schriften des
Johannes bei weitem die tiefsten, weil uns die Natur Gottes, welcher
Licht und Liebe ist, durch den eingeborenen Sohn Gottes geoffenbaret
ist. Nichts hören wir von Seiner Geburt oder Kindheit, sondern daß der
Eingeborene Sich herabließ, unter Menschen in einem Leibe zu zelten
(Joh. 1,14). Nichts hören wir von einer Verklärung auf dem Berge, weil
Er uns hier geoffenbart wird als das ewige Licht, welches war, ehe die
Sonne ihre Strahlen durch die Wolken schickte. (Vgl. 1. Mose 1,3 mit 1.
Mose 1,16 sowie Joh. 1,4.5 und 8,12 mit Matth. 17,2.) Auch wird uns
nichts von Seiner Himmelfahrt berichtet, weil Er uns gezeigt wird als
der Eingeborene, der im Schoße des Vaters ist, als Sohn
des Menschen, der im Himmel ist, als Sohn, der im Hause
des Vaters ist. (Joh. 1,18; 3,13; 8,35.) Kurz gesagt: in den
Eigenschaften der Gottheit. Er war und ist nicht nur
allmächtig, sondern auch allwissend sowie allgegenwärtig. Weil Er Gott
ist (Kap. 1,1), hat Er auch die Eigenschaften Gottes, und nichts weniger
als dieses beansprucht das Wort Gottes. Wie kostbar und herrlich ist uns
Seine anbetungswürdige Person! In den fünf Stellen wird Er uns in
verschiedenen Herrlichkeiten als Eingeborener vorgestellt: Kap. 1,14
zeigt uns Ihn in Seiner eigenen, persönlichen Herrlichkeit; zugleich ist
Er hier das Heiligtum (Zelt) der Kinder Gottes. Darum „wir“, die Kinder
Gottes, blicken im Glauben durch den Zeltleib und schauen Seine
göttliche, ewige und moralische Herrlichkeit Seiner gesegneten Person
(Ps. 29,9).
Kap. 1,18 ist Er der alleinige Offenbarer Gottes. Haben wir Vers 14
Seine Herrlichkeit, so finden wir hier das Verhältnis der Liebe, welches
zwischen dem Sohne und dem Vater besteht; darum lesen wir: Der in des
Vaters Schoß ist! Der Schoß des Vaters ist der Platz der ewigen
Liebe, und weil Er als Eingeborener diesen Platz gemäß den Rechten
Seiner Gottheit inne hat, kann Er, und nur Er, die Tiefen der Liebe
Gottes, die sich im Herzen Gottes befinden, offenbaren! Wenn die
Schöpfung die Allmacht Gottes - das Gesetz die Forderungen Gottes -
Seine Wege die Gerechtigkeit Gottes - die Vorsehung die Weisheit Gottes
offenbart, so sagen doch all diese Offenbarungen noch nicht, wer,
was und wie Gott ist. Diese Seine Natur konnte nur der
Eingeborene offenbaren, indem die Liebe Gottes im Lichte Gottes durch
Ihn ausstrahlte. Durch Ihn erkannten wir, daß Gott Licht und Liebe ist.
Wie groß über alle Maßen wird uns der Herr Jesus in diesem Lichte!
Wie groß über alle Maßen wird uns der Herr Jesus in diesem Lichte!
Kap. 3,16 wird uns die unendliche Größe der Liebe Gottes in der Gabe
Seines eingeborenen Sohnes für die verlorene Welt dargestellt. Wie groß
muß doch die Liebe Gottes sein, daß selbst der HErr sagt: „Also
hat Gott die Welt geliebt usw.“! Der würdige Maßstab der Liebe Gottes
ist die Gabe Gottes. Vgl. 1. Mose 22,1.2. Dort finden wir nicht
nur ein schwaches Abbild von Joh. 3,16, sondern lernen auch, was unter
der Bezeichnung „Einziger“ oder „Eingeborener“ zu verstehen ist. Wir
finden dort nicht nur zum ersten Male in der Bibel: „Deinen einzigen
Sohn“, sondern auch zum ersten Male das Wort „Liebe“. Es ist sicherlich
nicht Zufall, daß wir im N. T. in der Erfüllung des Schattenbildes von
1. Mose 22 auch zum ersten Male von der Liebe Gottes hören in
Verbindung mit Seiner unendlichen Gabe. Wie herrlich ist doch unser
Gott!
Kap. 3,18 ist Er uns als die Probe der Welt vorgestellt. Denn wer diese
Gabe Gottes verschmäht, hat sich selbst gerichtet.
1. Joh. 4,9 wird uns die Liebe Gottes, der Zweck und das Ziel der
Sendung Seines eingeborenen Sohnes angezeigt. Es ist gleichsam eine
kurze Zusammenfassung der vorangegangenen vier Schriftstellen. -
Wir haben nur versucht, einige Andeutungen über diese kostbaren
Schriftstellen zu machen, doch bleibt es allein dem Geiste Gottes
vorbehalten, jeden von uns einzuführen in die Tiefen und in das
Verständnis dieses Geheimnisses Gottes.
Der HErr schenke dies allen Seinen Geliebten!
K. O. St.
Anmerkung des Schriftleiters
F. K.
Welch eine Frage und welche
Antworten!
Ich weiß nicht, aus welch einem Herzen die Frage gekommen ist, aber ich
weiß, daß die drei
Antwortschreiber
Menschen sind, denen der eingeborene Sohn über alles geht - und solche
Menschen allein sind glückliche Menschen, selig für Zeit und Ewigkeit.
Ob der Einsender der Frage (die Einsenderin) auch schon in Christo
„Leben im Überfluß“ (Joh. 10,10b.) gefunden hat? Und wenn ja - wie kann
diese Frage zustande kommen? Ach, wer mit offenen Augen jetzt durch die
Zeit geht, der begreift, wie solche Frage entsteht: Umgeben sind wir,
auch die Gläubigen, von Mächten der Finsternis, von Mächten Satans (vgl.
z. B. Eph. 6,10ff.), dem ja stets daran lag, des HErrn Würde
anzuzweifeln („bist Du Gottes Sohn, so ...“), von Feindschaftsmächten in
Menschen, die auf die raffinierteste Weise an der Person des herrlichen,
einzigartigen, ja des eingeborenen Sohnes, der der Abdruck des Wesens
Gottes ist (Hebr. 1), herumdeuteln und kritisieren, bis es ihnen
gelingt, Ihm ein Stück Seiner Herrlichkeit nach dem anderen zu rauben -
d. h. nach ihrer allerarmseligsten Meinung und in den Augen ungläubiger
und zweifelnder Menschen! Da ist nicht nur die schreckliche,
verderbliche, seelenmordende, satanische „liberale Theologie“, die der
Schreiber der
Antwort A
wie ich selbst aus eigener Anschauung genauer kennen, wie sie von
Kathedern und Kanzeln, in Universitäten, Seminaren, Schulen und
„Kirchen“ die Menschen verführt, so recht ein Vorläufer des
Antichristentums zukünftiger Zeit, da sind auch noch andere satanisch
orientierte Irrlehren, die unbefestigten Gläubigen zu einer schweren
Gefahr werden und in ihren Herzen solche Fragen, wie
unbefestigten Gläubigen zu einer schweren Gefahr werden und in ihren
Herzen solche Fragen, wie die vorliegende, wecken können. Und wenn jene
Gläubigen dann für „unseres Heilandes“ Göttlichkeit Beweise in dem ewig
bleibenden Worte Gottes suchen - glückselig sind sie! Da sind ihrer
viele, wie die obigen
Antworten
zeigen. Teure Geschwister, blickt nur nicht in die Schriften der
Irrlehrer hinein, die den HErrn Seiner einzigartigen, von Menschen nie
erreichbaren (1. Tim. 3,16) Göttlichkeit entkleiden - ob mit Willen oder
ungewollt, also nur als unbewußte Spielbälle Satans, ist einerlei! - wie
in die der Sabbatarier („Sabbatisten“, „Adventisten vom siebenten Tage“)
oder in die des furchtbarem antichristlichen Irrtums Russels, d. i. der
Millenium - Tagesanbruchlehren („Verein der Bibelforscher“ [!?]), die in
Christo nur das höchste der erschaffenen Engelwesen sehen, oder in jene
der das eigene „Ich“ verherrlichenden und Selbsterlösung lehrenden
Theosophie, für die der Herr Jesus nur ein Sohn Gottes ist!
Diesen ist Er nicht ein und alles, wie für uns, die wir wissen, daß „in
Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2,9), hat mir
doch erst kürzlich nach einem Vortrag, in dem ich den herrlichen Namen
Jesus besonders gepriesen und als den Inbegriff aller Herrlichkeit
hingestellt hatte, ein Theosoph („Gottesweiser“) gesagt, indem ich so
von Jesus rede, zeige ich nur, daß ich die Schriften der Theosophie
nicht kenne. Geschwister, das ist Antichristentum! Wir brauchen keine
Schriften über „Gottesweisheit“, in denen unser herrlichem Heiland nicht
die Quelle und der Mittelpunkt aller Herrlichkeit ist, nicht „der
eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist“ [der Er auch blieb, als
er einst hienieden weilte als „der Sohn des Menschen“, vgl. Joh. 1,18
und 3,13!] und der „Gott geoffenbart im Fleisch“ ist (1. Tim. 3,16). Weg
mit derlei philosophischen Büchern aus dem Spiritismus, verquickt mit
jenen buddhistisch-indischen Schwärmereien! Die sind Gift für Kinder
Gottes, Gift auch für jeden (ehrlichen) Wahrheitssucher!
Aber forschen wir im Wort, lassen wir uns, unseren Glauben, unser
Vertrauen auf das ewige Wort unseres Gottes zu verleugnen auch nicht
durch den allbeliebten menschlichen Vorwurf der „wissenschaftlichen
Rückständigkeit“ verführen! Lieber rückständig in den Augen armer
Zweifler und Feinde Christi, die noch nie mit ihrer Sünde in das Licht
der Heiligkeit Gottes traten und darum auch Seiner Liebe im Sohn nicht
zu bedürfen meinen, als verworfen aus Gottes Augen, der Seine Ehre und
die Seines Sohnes keinem anderen läßt (vgl. Joh. 8,54) und der unsere
ewige Seligkeit abhängig gemacht hat von unserer Stellungnahme zum Sohn!
„Wer an den Sohn glaubt, hat das Leben, wer dem Sohne nicht glaubt, wird
das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“
„Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab,
auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige
Leben habe.“ (Joh. 3,36 und 16.)
Frage 18
Was veranlaßte den Apostel Paulus zu der Ermahnung 1. Kor. 16,10/11?
Antwort A
Der Apostel kannte seine Korinther. Sie waren „fleischlich“ und
„wandelten nach Menschenweise“ (3,3). Ihre Gefahren lagen in dem Suchen
nach „Weisheit“: sich „der Menschen zu rühmen“ (3,21), sich aufzublähen
für den einen wider den anderen (4,6), „gesättigt“, „reich“, „klug“,
„stark“, „herrlich“ zu sein (4,8-10); und nicht allein waren sie
„aufgeblasen“, sondern sie hatten solche in ihrer Mitte,
deren Aufgeblasenheit so weit ging, daß sie selbst den Apostel
verachteten. Diesen Gläubigen sandte er Timotheus. Er sollte sie
erinnern an die Wege, die in Christo sind, die der Apostel wandelte und
die er überall lehrte (4,17). Mit tiefer Sorge denkt er an den ernsten
Dienst dort, den er vollführen soll. Er stand noch im jugendlichen
Alter. Solche, die nicht einmal Rücksicht auf den Apostel nahmen (2.
Kor. 10,10), würden sie ihn nicht durch herabsetzende Äußerungen über
seine Jugend, seine Unerfahrenheit usw. einschüchtern und verzagt machen
und ihn damit hindern, seine Aufgaben zu vollenden? Was besaß Timotheus
solchen Leuten gegenüber, die sich selbst rühmten und in deren Augen nur
das Ansehen der Person, „das, was vor Augen ist“, Wert hatte? Nichts!
Aber das hinderte Paulus nicht, den jungen Mann zu senden. Er kennt ihn.
Er weiß, er ist treu. Er ist einer, der nicht das Seinige sucht in der
Arbeit im Werke des HErrn, sondern „das, was Jesu Christi ist“ (Phil.
2,21.22). Und das war dem Apostel mehr wert als Ansehen, Alter und
Erfahrung. Er kannte seine „Bewährung“, und er legt es den Korinthern
ans Herz, daß dieser junge Mann ein Arbeiter „am Werke des HErrn“ sei
gleichwie er. Sie sollten deshalb acht darauf haben, daß ihm nicht der
Mut genommen werde, dort zu arbeiten, sondern „daß er ohne Furcht bei
ihnen sei“.
v. d. K.
Anmerkung des Schriftleiters F. K.
Eine ernste Ermahnung, die auch heute wohl hier und da am Platze wäre!
Jedenfalls sollten alle örtlichen Gemeinden des HErrn dessen eingedenk
sein, daß, wenn das Haupt Seines Leibes, der HErr Seines Hauses Seine
Boten zu ihnen sendet, Er auch wünscht, sie so aufgenommen zu sehen, wie
Er aufgenommen werden will (Matth. 10,40); denn sie kommen an Christi
Statt (2. Kor. 5,17/21 ist zunächst an Gläubige gerichtet!). Furcht vor
den Gliedern einer Gemeinde sollte ein Bote des HErrn nie zu haben
brauchen - und doch, wie leicht kann dies sein in Gemeinden, die in etwa
Korinth-Charakter tragen!
Andererseits sollte von Seinen Boten gelten, was Paulus von seinem doch
noch so jugendlichen Timotheus sagen konnte, hier und anderswo (1. Kor.
4,17; Phil. 2,20 u. a.)! Jeder, der im Dienst des HErrn reist als
Evangelist, Hirte, Lehrer, kurz als Bote, abhängig von Ihm, soll durch
Gnade (1. Kor. 15,10) Kennzeichen an sich tragen, die ihn als vom HErrn
gesandt und in Seiner Gesinnung arbeitend legitimieren (vgl. z. B.Paulus
nach Röm. 15,29!). - Möge Er uns, Seinen Boten, dazu überströmende Gnade
darreichen! - Möge Er aber auch Seine Gemeinden hin und her fähig und
bereit machen, Seine Diener in rechter Gesinnung auf- und ihren
gottgewirkten Dienst und das gepredigte Wort anzunehmen im Geist der
Sanftmut und Unterwürfigkeit! (Jak. 1,21[.22]; Röm. 15,5/7; Hebr. 13,17
usw.!) Seine Gnade genügt auch dazu, wenn wir nur aus ihr schöpfen
wollen!
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
„Gehorchen ist besser als Opfer.“
1. Sam. 15,22.
Zu den Kennzeichen der letzten Tage gehört auch das Abwenden der Ohren
von der Wahrheit (2. Tim. 4,4). Die Einflüsse dieser Tage gehen dahin,
auch Kinder Gottes vom Gehorsam der Wahrheit wegzuwenden. Es ist deshalb
wichtig, festzustellen, was die Schrift sagt über „Nicht-Gehorsamsein“
dem Worte Gottes.
Sünden wie Unsittlichkeit, Lästerung und dgl. werden ohne weiteres als
Böses anerkannt; aber da sind weitverbreitete Dinge, die nicht als etwas
besonders Böses angesehen werden, von denen aber die Schrift als von
ernsten Sünden redet, nämlich Ungehorsam, Widerspenstigkeit, Eigenwille.
Diese Dinge sind in den Augen Gottes so böse und strafbar, daß Er im
Gesetz Mose anordnete, daß, wenn Eltern einen unbändigen und
widerspenstigen Sohn hatten, der nicht ihrer Stimme gehorchte, und sie
ihn als solchen bezeichneten, er von den Männern der Stadt gesteinigt
werden sollte (5. Mose 21,18-21). „Denn wie Sünde der Wahrsagerei ist
Widerspenstigkeit, und der Eigenwille wie Abgötterei und Götzendienst“
(1. Sam. 15,23).
Widerstreben oder Widerspenstigkeit ist das Handeln nach eigenem Sinn
und Willen, auch wenn es in guter Absicht geschieht. Es ist eine
bekannte Tatsache, von Eltern und Erziehern bestätigt, daß das Erlassen
einer Vorschrift sofort Gedanken des Ausweichens und Widerstrebens
hervorruft. Weichen wir den Worten Gottes aus und den von Gott gegebenen
Vorschriften und Ordnungen, so sind wir widerspenstig und handeln böse
und stehen unter den Einwirkungen des Satans. Dies ist die nackte
Wahrheit, laßt sie uns nicht bemänteln!
Die Worte Samuels über das Tun Sauls sind sehr ernst, und wir tun gut,
unser eigenes Tun daran zu prüfen. Jahrhunderte hatte Gott Amalek
getragen, aber das Volk hatte sich nicht gebeugt noch Vergebung gesucht;
jetzt wollte Gott an Amalek Gericht üben durch Sauls Hand. Er sollte
alles töten vom Manne bis zum Esel (1. Sam. 15,3). Der Auftrag war klar
und nicht mißzuverstehen - aber Saul war widerspenstig. Unter dem
Vorwande, Jehova Opfer zu bringen, war er ungehorsam dem Worte Gottes
und verschonte das Beste von Amalek. Je einleuchtender solche
Ungehorsams-Einwände sind, je mehr Gutes damit verbunden ist, um
so abscheulicher sind sie, denn sie enthalten so lobenswerte
Entschuldigungen, daß Herzen davon betört werden können.
Dies war nicht der erste Schritt Sauls auf dem Wege des Eigenwillens und
der Unabhängigkeit. Etwas zuvor hatte er sich schon den Priesterdienst
angemaßt (1. Sam. 13,12-14). Das Ab- und Ausweichen vom Worte Gottes
geschieht ganz allmählich. Solche Anmaßungen in göttlichen Dingen gehen
oft dem offenen Eigenwillen und der Widerspenstigkeit vorauf.
Niemand kann leugnen, daß Gott uns klare Anweisungen in Seinem Worte
gegeben hat. Jede Kenntnis derselben macht ein Abweichen davon zur Sünde
der Widerspenstigkeit gleich der Wahrsagerei, selbst wenn es unter
besten und lobenswert erscheinenden Einwänden geschieht. Wenn ich Sein
Wort nicht habe oder kein Licht besitze, mag es anders sein. Aber kenne
ich Sein Wort und versuche im Widerspruch damit, etwas anderes zu tun,
so bin ich widerspenstig und werde, wie bei Wahrsagerei, von einem bösen
Geist geleitet. Jeder „Eigenwille ist wie Abgötterei und Götzendienst“,
denn mein eigener Wille ist mein Götze geworden, den ich anbete (1. Sam.
15,23).
Petrus handelte gleich dem Satan, als er den HErrn tadelte, von Seinem
Tode zu reden, und doch tat
Wie leicht
gehen doch oft Kinder Gottes über das Abweichen vom Worte oder über das
„Hinzufügen zu dem Worte“ hinweg. Wie schnell ist man bei der Hand, das
Werk oder den Segen des HErrn durch natürliche Mittel - durch eine Hagar
- zu fördern. Ob diese Hagar nun Wissenschaft, Beredsamkeit, Musik,
Gesangverein oder sonstwie heißen mag - ein einleuchtender Grund
genügt schon, um über Sein Wort oder über die göttlichen Ordnungen
Seiner Gemeinde hinwegzugehen und nicht zu bleiben in dem, was von
Anfang gegeben ist (1. Joh. 2,24; Apgesch. 2,42; Hes. 43,10.11). Wie
wenige sind es, die das wahre Wesen solchen Abweichens und des Anpassens
des Werkes des HErrn an die Zeitverhältnisse erkennen. Offenkundige
Sünden und Fehler werden verurteilt und getadelt, aber das Gehen eigener
Wege und das Handeln nach eigenen Gedanken im Hause und im Werke Gottes
werden in ihrem wahren Wesen als Widerspenstigkeit nicht erkannt,
sondern als erlaubte und gutgemeinte Dinge angesehen, nicht aber als
etwas Böses.
Möchten wir doch lernen, daß wir als Kinder Gottes nicht tun können, was
wir wollen, auch dann nicht, wenn es mit der besten Absicht verbunden
ist. Wir sind berufen zum Gehorsam Jesu Christi und zu Knechten Christi,
aber nicht, uns als „Freiherren“ zu bewegen. Als „Kinder Gottes“ gehören
wir der „Familie“ und dem „Hause Gottes“ an, in welchem wir uns recht zu
benehmen, zu verhalten wissen sollen (1. Tim. 3,15). Wir müssen den
Ordnungen Seines Hauses unterstellt bleiben. Jedes Abweichen davon ist
Unordnung, so gut es auch scheinen mag, und Gott verbietet uns, mit
Unordnung Seinen Namen zu verbinden, indem Er sagt, daß Er „nicht
ein Gott der Unordnung“ ist (1.Kor. 14,33). Er zieht Seinen Namen von
allem, was Unordnung ist, zurück, und auch wir sollen uns von jedem
Bruder (um seiner Zurechtbringung willen) zurückziehen, der unordentlich
wandelt (das will nicht sagen: in Sünde) und nicht nach der
Überlieferung, die wir von den Aposteln empfangen haben; ein Grundsatz,
den der Apostel festlegte (2. Thess. 3,6-15), und den er dann auf einen
Fall anwandte, auf den wir kaum gewagt haben würden, ihn anzuwenden, den
des Nichtarbeitens! Alles dieses zeigt uns, wie die Schrift keinen Raum
läßt für Eigenwillen, Ungehorsam und Widerspenstigkeit.
Wie bei den Juden, so kann auch das geistliche Empfinden bei den Kindern
Gottes derart abgestumpft werden, daß, wenn nur der Wandel unanstößig
und keine Irrlehre vorhanden ist, alles Abweichen von der Schrift und
von der Ordnung der Gemeinde entschuldigt wird, wenn nur „Korban“ gesagt
werden kann (daß es besser für Gottes Sache sei). Der HErr aber sagt,
daß dies nichts anderes ist, als das Wort Gottes ungültig machen
(Mark. 7,11-13).
Möchten wir doch alle recht nüchtern werden, um zu sehen, wie ein
solches freundliches, wohlwollendes, allen Abweichungen
entgegenkommendes Verhalten sich erschreckend dem „Hinzufügen“ und
„Wegnehmen“ nähert, von welchen der HErr am Schluß Seines Wortes redet
(Offenb. 22,18.19), um abstehen zu lernen von der Ungerechtigkeit, wenn
wir den Namen des HErrn nennen (2. Tim. 2,19).
v. d. K.
Ehescheidungen.
Matth. 19,3-9.
Die Ehe empfing der Mensch im Garten Eden, und von dort hat er sie mit
in die sündbefleckte
Schöpfung genommen. Gott Selbst gab sie ihm als ein Segen, und trotz des
Verderbens durch die Sünde ist sie ein Segen geblieben. Kinder Gottes
aller Zeiten haben dies erkannt. Schon Tertullian, ein Gläubiger des
zweiten und dritten Jahrhunderts, sagte: „Welche Verbindung zwischen
zwei Gläubigen, die eine Hoffnung, eine Sehnsucht, einen Dienst des
HErrn miteinander gemein haben! beide, wie Bruder und Schwester, keine
Trennung zwischen Geist und Fleisch, ja hier in wahrem Sinn zwei in
einem Fleisch; sie fallen miteinander auf die Knie, beten, fasten
miteinander, lehren, ermahnen, tragen einander gegenseitig; sie sind
miteinander in der Gemeinde Gottes, beim Mahle des HErrn; sie teilen
miteinander Bedrängnisse, Verfolgungen, Freuden; keins verbirgt dem
anderen etwas, keins meidet das andere usw. Christus freut Sich, indem
Er solches sieht und hört; solchen sendet Er Seinen Frieden. Wo zwei
sind, da ist auch Er, und wo Er ist, da ist der Böse nicht.“ - Und die
Schrift warnt vor solchen, „die da verbieten zu heiraten“ und sagt, daß
solches „Lehren der Dämonen“ sind (1.Tim.4,1.2). Und Timotheus sollte
darauf achten, daß ein Bruder, der den Dienst eines Aufsehers in der
Gemeinde ausübte, „untadelig sei, eines Weibes Mann“ (1. Tim. 3,2).
Alles dieses zeigt, welchen Wert die Ehe in Gottes Augen hat.
Unlösbar sollten Mann und Weib verbunden sein, so war es Gottes
Bestimmung von Anfang. Aber die Sünde kam in die Welt und mit der Sünde
der Tod. Beide trugen das Verderben auch in die Ehe: der Tod
bewirkte die Auflösung des Ehebandes und ebenso auch die Sünde;
jedoch nicht jede Sünde brach das Eheband, sondern nur eine bestimmte,
die Sünde der Hurerei eines Ehegatten.
Auf diese Sünde stand die Todesstrafe (3. Mose 20,10), denn sie brach,
gleichwie der Tod, das Band der Ehe. Sie trug dieselbe Wirkung der
Auflösung in die Ehe hinein wie der Tod. Und Gott stellte diese Sünde
durch das Todesurteil somit auch dem Tode gleich. Der Ehebrecher war für
Gott und den anderen Eheteil gleich einem Gestorbenen.
Wie die Sünde in unseren Tagen die von Gott gegebene Ehe verdorben hat,
das sehen wir an den vielen Ehescheidungen; Gott aber sind
Ehescheidungen ein Greuel. Er sagt: „Ich hasse Entlassung“
(Ehescheidung) (Mal. 2,13-16). Kinder Gottes werden dadurch oft vor
Fragen gestellt, besonders wie sie sich Geschieden-Wiederverheirateten
gegenüber zu verhalten haben, wenn sie gläubig geworden oder gläubig
waren. Hierüber möchte ich in Nachstehendem einige Worte zur Prüfung an
der Schrift sagen.
Wir wenden uns zunächst zu den Worten des Herrn in Matth. 19,3-10,
welche mit Matth. 5,32 übereinstimmen. In der Frage, die die Pharisäer
dem HErrn vorlegten, handelte es sich darum, ob ein Mann sein Weib
„aus jeder Ursache“ entlassen könne, und zwar entlassen in dem Sinne
der völligen Eheauflösung (s. 5. Mose 24,1-4), so daß ein anderer
Mann sie heiraten dürfte.
Nachdem der HErr ihnen gezeigt hatte, daß die Ehe von Anfang an als
unlösbar von Gott gegeben sei, spricht Er die für unsere Betrachtung so
bedeutsamen Worte des neunten Verses aus: „Wer irgend sein Weib
entlassen wird - nicht wegen Hurerei- und eine andere
heiraten wird, begeht Ehebruch; und wer eine Entlassene heiratet, begeht
Ehebruch.“ Und in Matth. 5,32 sagt der HErr: „Wer irgend sein Weib
entlassen wird - außer auf Grund von Hurerei, macht, daß
sie Ehebruch begeht“ usw. Aus diesen Worten ersehen wir viererlei:
1. daß nach der in Matth. 19,3 gestellten Frage, ob es erlaubt sei, sein
Weib aus jeder Ursache zu entlassen, die Ehe nicht„aus
jeder Ursache“ gelöst werden darf (In den Tagen des HErrn konnte bei den
Juden schon wegen angebrannten oder versalzenen Essens eine Ehe
aufgelöst werden.);
den Juden schon wegen angebrannten oder versalzenen Essens eine Ehe
aufgelöst werden.);
2. daß der einzige von Gott anerkannte Scheidungsgrund Hurerei
ist, und daß nur Hurerei allein die Eheauflösung (in für Gott
gültigem Sinne) gestattet;
3. daß jede Ehescheidung, die nicht wegen Hurerei vollzogen ist,
für Gott keine geschiedene Ehe ist und daß die Heirat eines
(nicht wegen Hurerei) geschiedenen Mannes oder Weibes Ehebruch ist, der
erst dadurch begangen wird, daß ein solch Geschiedener sich
wiederverheiratet;
4. daß das, was in diesem neunten Verse über die ehebrecherische
Wiederverheiratung gesagt ist, keine Anwendung hat auf eine
Wiederverheiratung, die da stattfindet auf Grund einer wegen Hurerei
geschiedenen Ehe, sondern daß das in diesem Verse Gesagte sich nur
bezieht auf solche, die aus anderen Gründen (als Hurerei) geschieden
waren. (Gründen, die eben Gott nicht als ehescheidend anerkennt.)
Wenn man das Wort des HErrn in Vers 9: „... daß, wer irgend sein Weib
entlassen wird, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiraten wird,
Ehebruch begeht“ auf unsere heutigen Verhältnisse anwendet, so könnte
man sagen: Wenn ein Mann sich gerichtlich von seiner Frau scheiden läßt
„aus irgend einem Grunde“ (aber nicht wegen Hurerei), so ist
diese Scheidung für Gott noch kein Bruch des Ehebandes und eine
Wiederverheiratung verboten. (Denn menschliche Gesetze heben Gottes
Grundsätze nicht auf.) Verheiratet sich nun ein solcher Mann, der
nicht auf Grund von Hurerei geschieden ist, so begeht er den
Ehebruch, (weil das Eheband noch vor Gott bestand, trotz der
gerichtlichen Scheidung). Erst durch den sündigen Akt der
Wiederverheiratung wurde die Ehe als durch Ehebruch vor Gott gelöst und
damit der andere Teil (die Frau) frei, sich zu verheiraten.
Der Vers lautet dann weiter: „und wer eine (d. h. nach dem Vordersatz:
nicht wegen Hurerei) Entlassene heiratet, begeht Ehebruch“. Das
ist der umgekehrte Fall. Angenommen, der in Rede stehende Mann, der sich
(nicht wegen Hurerei, sondern aus anderen Gründen) gerichtlich scheiden
ließ, heiratete nicht wieder, aber ein anderer Mann heiratete die
geschiedene Frau, so ist dieses ein Akt des Ehebruches vor Gott, der
jene Ehe nun von Gott löst, gleichwie der Tod löst und den anderen Teil
(d. h. den ersten Mann) frei macht.
Will man sagen, daß die Wiederverheiratung auch nach einer nach
göttlichem Rechte (wegen Hurerei) vollzogenen Scheidung unrecht sei, so
sagt man damit, daß Gott mit Sich Selbst im Widerspruch stehe, denn ein
göttlich anerkannter Scheidungsgrund muß selbstredend auch eine für Gott
gültige Ehelösung bewirken. Der von Gott anerkannte Scheidungsgrund
schließt eben die vor Gott geltende Scheidung und damit auch das Recht
und die Freiheit zur Wiederverheiratung in sich. Das muß so sein, weil
eine Eheauflösung durch Hurerei vor Gott eine ebenso wirkliche Scheidung
ist wie die durch den Tod. Das ist göttliches Grundgesetz. Die Schrift
geht daher auch auf solche wegen Hurerei geschiedenen Ehen nicht weiter
ein. Der HErr stellt nur in diesen beiden Stellen (Matth. 5,32 und 19,9)
die eine durch die Sünde geschaffene Ausnahme fest, auf
welche Seine Worte keine Anwendung haben sollten. Es war nicht nötig,
darüber noch mehr zu sagen, denn es bestand vor Gott kein Unterschied
zwischen einer durch den Tod und einer durch Ehebruch aufgelösten Ehe.
(Wenn auch das Todesurteil Gottes an dem Ehebrecher nicht ausgeführt
sein mochte; Gott wird ihn richten. Hebr. 13,4.)
Markus (10,1-12) und Lukas (16,18) berichten über dieselbe Sache, aber
von anderen
Gesichtspunkten aus. Beide erwähnen nichts von dem ursächlichen
Hauptpunkte in der Frage der Pharisäer (den Matthäus hervorhebt), ob
„aus jeder Ursache“ die Ehe gelöst werden dürfe. Wir dürfen uns deshalb
auch nicht wundern, wenn wir bei Markus und Lukas keine Erwähnung der
einzigen Ausnahme-Ursache (wie bei Matthäus) finden: „nicht wegen
Hurerei“, „außer auf Grund von Hurerei“. Darin liegt durchaus kein
Widerspruch, sondern Markus stellt mehr in den Vordergrund die Weise,
wie der HErr den Juden die von Moses gegebene Ehescheidungs-Anordnung
glatt durchstreicht und den göttlichen Unlösbarkeitsgrundsatz behauptet.
Auch die Stelle in 1. Kor. 7,10-15 redet und bezieht sich gar nicht auf
Ehescheidungen auf Grund von Hurerei. Wir wissen, daß die griechische
Frau Freiheit hatte, ihren Mann „aus jeder Ursache“ zu verlassen, und
können deshalb gut verstehen, wie angebracht diese Ermahnungen für die
Korinther waren. Jedwede Entzweiung genügte in Korinth zur
Eheentlassung, zum Getrenntleben. Deshalb spricht der Apostel auch
inVers 11 vom „sich versöhnen“. Spräche der Apostel in dieser Stelle von
einer Scheidung „wegen Hurerei“, so könnte er kaum von Versöhnung reden,
sondern vielmehr von Bekenntnis, Vergebung und Wiederannahme. - Auch die
Bezugnahme in Vers 10 auf das, was der HErr gebietet, bestätigt dieses,
weil der HErr in klarer Weise für das, was Er gesagt, den Fall von
Hurerei ausschloß. Eine weitere Bestätigung, daß die Worte in 1. Kor. 7
sich nicht auf Ehescheidungen wegen Hurerei beziehen, dürfte auch in den
von Paulus gebrauchten griechischen Worten zu finden sein; das in Vers
11 mit „geschieden“ übersetzte Wort ist dasselbe, welches auch in
Apgesch. 1,4; 18,2 und Philem. V. 15 gefunden wird und den Sinn von
„sich entfernen“ hat, so wie er auch in Vers 15 vom „getrennt leben“
redet und sagt, daß ein Gläubiger, wenn der Ungläubige sich „trennt“,
nicht gebunden ist, ihm zu folgen. Aber der Apostel warnt in solchen
Fällen vor Verheiratung, denn das wäre nach den Worten des HErrn:
„Ehebruch begehen“.
Die meiste Verwirrung in dieser Frage ist dadurch entstanden, daß man
alle diese Stellen auch auf den Fall von Scheidung wegen Hurerei
angewandt hat, die der HErr klar davon ausgenommen hat und mit dem alle
diese Stellen nichts zu tun haben.
Es ist vorgekommen, daß Gläubige sich in Unwissenheit, oder als sie noch
im Unglauben waren, mit nicht wegen Hurerei Geschiedenen verheirateten,
indem sie, der gerichtlichen Scheidung vertrauend, glaubten, Freiheit
dafür zu haben, und die dann später erkannten, mit der Heirat gesündigt
und den „Ehebruch“ damit erst vollzogen zu haben. Was sollen sie nun
tun? Die Schrift gibt uns keine Anweisung und sagt nicht, daß solche
Ehen aufgelöst werden mußten. Aber Bekenntnis, Beugung auch über eine in
Unwissenheit geschehene Sünde hat stattzufinden. Mit Unwissenheit hat
GottGeduld und handelt Er in Barmherzigkeit (s. 1. Tim. 1,13 u. a. m.).
Wir wissen auch, daßin den ersten Gemeinden Gläubige, die vor ihrer
Bekehrung nach heidnischer Sitte mehrere Weiber hatten, nicht gehalten
wurden, diese zu entlassen, jedoch waren ihre Dienste in der Gemeinde
beschränkt (1. Tim. 3).
Die Frage, ob der schuldige Teil einer wegen Hurerei geschiedenen Ehe
(nachdem derselbe Buße getan und gläubig geworden, und der andere Teil
verheiratet ist) geheiratet werden darf, dürfte wohl eine „zweifelhafte
Frage“ bleiben. Die Schrift sagt nichts darüber. Seinem alten Volke
verordnete Gott, daß die Priester solche nicht, sondern
Jungfrauen oder Priesterwitwen heiraten sollten (3. Mose 21,7.14; Hes.
44,22). Auch durfte ein Mann seine geschiedene Frau nach dem Tode ihres
zweiten Mannes nicht wiederheiraten. Ein geistlicher Sinn wird auch
hierin Unterweisung finden.
In diesen Tagen, wo die Sünde der Fleischeslust so schamlos auftritt,
sind Kinder Gottes ihren
In diesen Tagen, wo die Sünde der Fleischeslust so schamlos auftritt,
sind Kinder Gottes ihren Gefahren in besonderer Weise ausgesetzt. Der
HErr schenke uns Wachsamkeit und Nüchternheit und Gnade zur Abhängigkeit
von Seinem Wort, um durch die Welt des Schmutzes und der Versuchungen
bewahrt hindurchzugehen!
v. d. K.
Der Sohn des Menschen.
II.
Nachdem ich zunächst feststellte, wo obiger Ausdruck in der Schrift
angewendet ist, habe ich dann an Hand derselben nachzuweisen gesucht,
wenn auch in großer Schwachheit, daß es sich um eine Selbstbezeichnung
Jesu (keineswegs um eine Anrede an Ihn!) handelt, die nach den ersten
Spuren Seiner Verwerfung seitens Israels eintrat und Den vor unser Auge
rückt, der, obwohl Ihm der Titel „der Sohn Gottes“ zukam, doch auf
dessen Betonung verzichtet und Sich „den Sohn des Menschen“ nennt, da Er
der verkannte, verworfene, leidende Messias ist (vgl. Matth. 16,13-17!).
Heute möchte ich mich bemühen, die Frage zu beAntworten,
welchen praktischen Zweck der Herr Jesus mit dieser Selbstbezeichnung
verfolgte, - wozu, mit welcher Absicht Er freiwillig einen solchen, Ihn
vor den Augen des Universums (Hebr. 2,6) scheinbar erniedrigenden Titel
annahm (vgl. Phil. 2,7.8). Es wird vielfach angenommen, daß der HErr
diese Bezeichnung aus Dan. 7,13 übernommen bezw. sich in Erfüllung jener
messianischen Stelle so genannt habe. Doch glaube ich für mein Teil
nicht, daß diese Meinung viel für sich hat. Denn einmal deutet der
Wortlaut jener Stelle durchaus nicht auf die Bezeichnung Jesu in den
Evangelien hin (wie schon voriges Mal gezeigt), sondern vielmehr auf die
beiden ähnlichen Stellen in der Offenb. 1, 13 und 14,14, wo es ebenso
wie in Dan. 7 wörtlich heißt „vergleichbar (einem) Sohne (eines)
Menschen“, und demgemäß enthält auch erst die Offenbarung die
vollständige Erfüllung der Danielstelte, wenn auch die Person die
gleiche ist wie in den Evangelien; doch aber nicht der Charakter, in dem
diese Person dort und hier auftritt. Ferner geht aus Joh. 12,34, der
verwunderten Frage der Volksmenge, hervor, daß die Bezeichnung „Sohn des
Menschen“ keineswegs infolge Dan. 7,13 (oder auch Psalm 8,4) eine im
gewöhnlichen Volk allgemein bekannte Messiasbezeichnung gewesen ist.
Warum auch hätte der Herr Jesus Sich so nennen sollen, um jene
messianische Weissagung zu erfüllen, wenn doch die Zeit der Erfüllung
noch nicht gekommen war? Nein, Er mußte für Sein Volk erst der große
Unbekannte geworden sein, wie Er es im Vorbild für die Emmausjünger
(Luk. 24) war; erst wenn Sein Volk Israel ganz am Boden liegt, weil es
einst seinen Messias nicht erkannt und anerkannt hat, und erst wenn die
Erde reif geworden ist zum Gericht, weil sie sich nicht suchen und
retten ließ von „dem Sohne des Menschen“, der zu diesem Zwecke aus dem
Himmel kam (Joh. 3), erst dann kommt Er, der der Welt und Israel
Unbekannte, Verworfene, Verborgene als „einem Sohne eines Menschen“
vergleichbar. [Ich betone: es heißt nicht: „vergleichbar dem Sohne des
Menschen“! „Der Sohn des Menschen“ zeigt den bekannten „Sohn des
Menschen“, wie Er in dem Evangelium Sich Selbst, d. h. Sich, den Sohn
Gottes, Selbst bezeichnete und wie jeder - auch der Heide (Matth.
26,63.64) Ihn kennen konnte.] „Einer gleich einem Sohne eines Menschen“
wird kommen, aber dieser große Unbekannte ist derselbe „Sohn des
Menschen“, der einst diese Bezeichnung freiwillig annahm, durch die Er
uns Menschen, und zwar, weil als Messias verworfen von Israel, allen
Menschen, am nahesten trat. Auf jenen
Charakter, in dem Er in Dan. 7 und der Offenbarung auftritt, gehe ich,
s. G. w., das nächste Mal näher ein und fahre jetzt fort in meiner
Untersuchung, in welcher Absicht und zu welchem Zwecke der Herr Jesus
diese Selbstbezeichnung wählte.
Wenn wir etwa mittels einer Konkordanz1
die Stellen in den Evangelien nachlesen, in denen der HErr Sich „den
Sohn des Menschen“ nennt, so werden wir deutlich zwei verschiedene Arten
von diesbezüglichen Aussprachen finden, solche, in denen mit dieser
Bezeichnung Herrlichkeit, und solche, in denen mit derselben das
Gegenteil, nämlich Schmach und Niedrigkeit, wie sie Seine Leiden mit
sich bringen, verbunden ist. Für beide Gruppen von Aussprüchen hier
einige Beispiele aus allen Evangelien, die sich leicht vermehren lassen:
Matth. 16,27; 19,28; 24,27; Mark. 2,10.28; 14,62; Luk. 17,24 (vgl.
dagegen 25!); Joh. 1,51; 5,27; 6,27.62 - demgegenüber Matth. 8,20;
12,40; 20,28; 26,2; Mark. 8,31; Luk. 22,48; Joh. 3,14. Was lernen wir
aus diesen sich gegenüberstehenden Aussprüchen, denen sich auch noch
solche anreihen ließen, die eine gewisse Verbindung zwischen beiden
Gruppen darstellen (Joh. 3,13!
13,31; Matth. 20,18.19; Mark. 9,9 u. a., vgl. Psalm 8 und Hebr. 2!)?
Als der HErr auftrat, geschah es unter sichtbarer Bezeugung des Vaters,
daß Er Sein geliebter Sohn sei (Matth. 3,17 und Parall.), und Sein
großer Vorläufer und Wegbereiter hat Ihn als solchen gesehen und
verkündet (Joh. 1,34) und zugleich in Ihm das Lamm Gottes erkannt, das
der Welt Sünde wegtragen sollte (Joh. 1,29.36). Daher war es für ihn
erwiesen, daßDieser, den er hatte taufen müssen, der Messias sei (Jes.
53!). So war es für Seine eigenen Jünger, die er auf Jesum hinweist und
die bei diesem blieben, die natürliche Folge ihres Suchens in
Aufrichtigkeit, daß sie in Seiner Nähe Ihn als den Messias erkannten und
als solchen weiter verkündigten. Joh. 1,35 bis Schluß. Aus dieser Stelle
lernen wir, daß der HErr denen, in denen kein Falsch war, sich als
Messias offenbaren konnte. Aber im allgemeinen fand Er in Israel keine
Annahme (vgl. Joh. 1,11; Luk. 4 u. a.!), und nunmehr trat Er im
allgemeinen nicht mit dem Anspruch, als Messias anerkannt zu werden,
auf, sondern als „der Sohn des Menschen“, der gleichsam für alle, nicht
nur für Israel, da war. Er nannte Sich so, wie Er angesehen wurde, aber
mit bestimmter Betonung und darum in unendlich höherer Bedeutung. Er war
nicht nur in Gestalt der Menschen (Phil. 2), sondern Er benannte Sich
mit „der Sohn des Menschen“, und zwar, wie ich glaube, einmal deshalb,
weil Er zugleich etwas anderes, höheres war: der Sohn Gottes, und dann
deshalb, weil Er allein der wahre Mensch nach Gottes Gedanken war (Röm.
5; 1.Kor. 15). Als der Messias ist Er der Sohn Gottes, aber in dieser
Seiner Eigenschaft, in diesem Seinem ewigen Wesen hat Er, bevor Er auf
die Erde kam, freiwillig auch jenen Titel der Erniedrigung angenommen,
ja, Er war schon vor Seiner Menschwerdung in den Ratschlüssen Gottes als
„der Sohn des Menschen“ in den Himmeln (Joh. 3,13; 6,62). Welch ein
wunderbares Geheimnis! Er wußte um Seine Verwerfung hienieden und nahm
schon in der Herrlichkeit freiwillig einen Titel an, der hienieden von
uns aus gesehen Ihn auch gleichsam in Seinen eigenen Augen als einen von
denen erscheinen ließ, die wir selber sind! Welche Herablassung in
Gnade! Nicht nur wurde Er Mensch, in Seiner äußeren Erscheinung uns
gleich (Phil. 2), sondern Er hatte schon, ehe Er in die Welt kam, einen
Titel angenommen, hinter dem nur die, die Ihn erkennen wollten,
den Messias erkannten. Wunderbar! Es war somit in Seinen eigenen Augen
kein Widerspruch, daß Er als Messias leiden und sterben mußte
(Luk. 24,7.26.44.46), es war kein Unglück, das Ihm widerfuhr, keine
Verhinderung Seines Messiasberufes, es war Sein eigener freier Wille zu
leiden, und da Er wußte, daß Er von Seinem Volke abgelehnt würde (schon
indem Er aus Nazareth käme), so nahm Er für jede Gelegenheit, da man Ihn
verkennen würde, diesen Titel der Selbsterniedrigung an, stellte Sich
dar als solchen vergleichbar, wie wir sind, um unserer, ob Juden
oder Heiden, soviel als möglich zu gewinnen (1. Kor. 10,19-23). Es ist
alles Liebe, was Ihn trieb, zu uns zu kommen, aber auch, was Ihn trieb,
so zu kommen und so zu sein, wie Er kam und unter uns war. Er sah,
welches Ärgernis Er mit Seinem Auftreten in Seiner niedrigen Gestalt
Seinem Volke geben werde, und darum gab Er Sich diese Bezeichnung und
betonte z. B. in Joh. 6,51ff. dieselbe so stark, damit die da vielleicht
glauben wollten (6,30!) durch dieselbe und durch das, was Er mit ihr
verbindet (z. B. Luk. 19,10; Matth. 18,11; 20,28 oder auch Joh. 6,53
usw.), das Ärgernis, den Anstoß überwinden (Matth. 11,6) und an Ihn, den
Messias, gläubig werden, indem sie, gezogen vom Vater, zu Ihm kommen
(Joh. 6,37.44).
Welche Gnade!
Aber auch welcher Ernst, den abzuweisen, dem, weil Er als „der Sohn des
Menschen“ der Messias und d. i. der Sohn Gottes ist, als solchem und
darum auch als „dem Sohn des Menschen“ alle Herrlichkeiten des Vaters zu
eigen sind, ja, der Gott gleich ist (Joh. 10,33)! Er kann von Sich, „dem
Sohn des Menschen“ auch alle jene Worte sagen, die trotz Seiner
Selbsterniedrigung Herrlichkeit in sich schließen. Darum, wer Ihn, der
Sich Selbst zu nichts machte, uns zu retten, abweist, der wird einst
gerichtet werden von Ihm, der das Recht vom Vater erhalten hat, Gericht
zu halten, weil Er „der Sohn des Menschen“ ist (Joh. 5,27). Das
leitet uns über zu dem zukünftigen Charakter dieses Titels in Hebr. 2
und besonders auch, wie Er in Apgesch. 7,56 und in der Offenbarung auf
Grund von Dan. 7,13
erscheint: in dem richterlichen Charakter! Gnade und Gericht, beides ist
verbunden mit der kostbaren Selbstbezeichnung des Herrn Jesus: „der Sohn
des Menschen“.
Ehre und Preis unserem Herrn Jesus Christus in Ewigkeit!
F. K.
Römer 8,26.
So bedeutungsvoll für die Welt, für die Gemeinde des HErrn sowie für den
einzelnen Gläubigen das Herniederkommen des Geistes am herrlichen
Pfingsttage war und ist (vgl. Joh. 7,37-39; 14,16ff.; 15,26; 16,7-15;
Apgesch. 2; 1. Kor. 6,19; 2. Kor. 3 usw.), so lieblich ist die Tatsache,
daß der in uns wohnende Geist Gottes die Quelle all unserer wahrhaft
geistlichen Betätigungen ist (vgl. z. B. Eph. 5,18-21; 6,18; Jud.V.20;
Gal. 5,16ff. usw.). Dafür gibt uns obige Stelle ein Beispiel.
Es handelt sich in derselben dem Zusammenhang nach um unseren Zustand
der Schwachheit inmitten einer der Nichtigkeit unterworfenen Schöpfung,
derentwegen wir nicht wissen, wie wir beten sollen. Ist es nicht gerade
jetzt oft so, daß das namenlose Leid, das durch die Sünde über alle
Kreatur gekommen ist, das unsagbare Elend aller Staubgeborenen unsere
Herzen so bewegt, daß uns die Worte an unseren Gott und Vater fehlen, da
wir nicht wissen, wie wir durch unser schwaches Gebet dies Leid ändern
könnten? Fühlen wir nicht bisweilen diesen Druck der Sünde und ihrer
Folgen um uns her sich so auf unsere Herzen legen, daß uns selbst das
Seufzen zu schwer ist? Wir ruhen so selig im Frieden des Christus, und
die ganze Schöpfung ist so unglücklich durch die Sünde - welch Leid für
uns um ihret und des HErrn willen! Da ist der Geist bemüht, unseren
Gefühlen des inneren Mitleidens (V. 17) Ausdruck zu geben am
Gnadenthron, indem Er Sich für uns verwendet (V. 27). Wie kostbar! In
unseren Herzen, wenn wir im Geist sind und wandeln (Gal. 5,25), wird
eine göttliche Gesinnung gewirkt, die die Dinge ringsum beurteilt wie Er
selbst (vgl. Joh. 11,33-35!), und die Folge
ist ein unaussprechlich Seufzen des Geistes in uns, das an die Stelle
unserer Schwachheit tritt. Das gibt ein wunderbar erhörlich Beten, und
manches unbegreiflich scheinende Wirken Gottes in der Umgebung von
Gläubigen mag als tiefste Ursache haben solch Seufzen des Geistes in
ihnen! - Möchten wir nur auch alle solche Gläubige sein, die den Geist
ungehindert in sich wirken lassen, Ihn nicht dämpfen noch betrüben (1.
Thess. 5,19; Eph. 4,30), und sich durch Ihn verwandeln lassen in Jesu
Bild (2. Kor. 3,18)!
Der HErr gebe uns Gnade dazu und wirke durch Seinen Geist in uns Sein
Wohlgefallen!
F. K.
Geleitswort an den Leser:
„HErr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir
haben geglaubt und erkannt, daß Du der Heilige Gottes bist!“ Joh.
6,68.69.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevorman die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so mußman
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 19
Wie ist zu erklären, daß Ev. Matth. 1,1-17 der Stammbaum von Christus
auf Joseph geführt wird und nicht auf Maria?
Antwort A
In Matth. 1,1-17 haben wir den Stammbaum Josephs; in Luk. 3,23-38 den
der Maria. Lukas zeigt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, darum führt er
den Stammbaum Marias auf Adam zurück, wo es dann heißt „der war Gottes“.
Matthäus dagegen führt den Stammbaum Josephs auf, um zu zeigen, daß
Joseph, obwohl er vom Stamme Abrahams ist, doch nicht der Vater des
Herrn Jesus ist, sondern Jesus ist der 1. Mose 3,15 verheißene
Weibessame, in welchem sich Jes. 7,14 wörtlich erfüllt hat: „Siehe,
die Jungfrau (so sollte übersetzt sein) ist schwanger und wird einen
Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Immanuel heißen, d. i.
verdeutscht: Gott mit uns.“ (Matth. 1,23.)
Man achte nun auf die Worte, die Matthäus gebraucht, um Jesus nicht als
Sohn Josephs, sondern als Sohn Marias zu bezeichnen. Matth. 1,16: „Der
Mann Marias, von welcher ist geboren Jesus, der da Christus heißt.“ Wäre
Joseph Vater, da müßte es heißen: „von welchem ist gezeugt“.
Matth. 1,18-21 wird gezeigt, daß Joseph um dieser Sache willen sein
Verhältnis mit Maria auflösen wollte, eben weil er nicht Vater war. Der
Engel des HErrn belehrte ihn, daß der Heilige Geist dies gewirkt habe;
vergl. Luk. 1,34.35.37; weshalb Joseph sich entschloß, Pflegevater zu
werden. (Luk. 3,23.) Matth. 2,11 wird nur Maria als Mutter erwähnt,
Joseph gar nicht, obwohl
er auch dort war. (Luk. 2,4.5.16.)
Matth. 2,13.14: Der Engel des HErrn sprach zu Joseph: „Nimm das Kindlein
und seine Mutter, und er nahm das Kindlein und seine Mutter“, des Kindes
Mutter wird gesagt, aber nicht „dein Kind und seine Mutter“, s. a. V.
20.21. Der Stammbaum in Matth. 1 ist also gar nicht der Stammbaum
Christi, sondern einfach der Josephs.
Daß aber auch der Pflegevater des Herrn Jesus aus dem Samen Abrahams
ist, nach dem Fleisch, hat wohl zunächst die Bedeutung, daß auch die
Verbindung Marias mit Joseph keine ungöttliche Verbindung war, sondern
innerhalb der von Gott gegebenen Grenzen. (4. Mose 36,6ff.) Dann auch,
daß Jesus unter das Gesetz getan würde. (Gal. 4,4.5.) Endlich daß Er
zuerst gesandt sei zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel. (Matth.
15,24; 10,6.)
Jesus ist der Jungfrau Sohn, der Messias Israels - das ist das Zeugnis
des Evangeliums von Matthäus.
F.Th.H.
Anmerkung des Schriftleiters F. K.
Eine Frage nach den zwei Stammbäumen ist schon früher gestellt gewesen,
ohne daß es mir möglich war, die damals z. T. sehr ausführlichen
Antworten
in dem beschränkten Raum der „G. H.“ zu veröffentlichen. Diesmal ging
nur eine
Antwort Ein,
die aber in ihrer Klarheit wohl genügen wird. Dazu noch einige
Bemerkungen!
Das Matth.-Evang. ist in erster Linie für Juden geschrieben und in ihm
Jesus als der verheißene Messias-König gekennzeichnet. Daher in diesem
Evangelium auch die meisten alttestamentlichen Verheißungen! Der Herr
Jesus nun mußte, sollte Er legitimer (gesetzlich erbberechtigter) Sohn
sein, auch einen legitimen Vater haben, d. h. einen Vater vor dem
Gesetz. Joseph wurde dieser Vater; aber er war es nicht in Wirklichkeit,
wie die Schrift genugsam beweist (Matth. 1,18-21; Luk. 1,34f. u. a.),
sondern nur der Adoptivvater, der Pflegevater des Herrn Jesus. Joseph
hatte durch seine Einwilligung, sein angelobtes Weib, trotzdem es - und
nicht von ihm - schwanger war, zu sich zu nehmen, die legitime
Vaterstelle an dem Kind, das geboren werden sollte, übernommen. Das
Ergebnis war, daß er als der Vater Jesu vor dem Gesetz galt für die, so
an den HErrn gläubig werden (Joh. 1,45!), während er als Jesu echter
Vater angesehen wurde von allen Nichtgläubigen, Zweiflern, Feinden (Luk.
3,23; 4,22; Joh. 6,42). - Wie kennen wir Ihn? Kennen wir Ihn als
das Lamm Gottes und als den Sohn Gottes (Joh. 1,29.34.36) und sehen in
Ihm darum auch den Sohn Josephs nur vor dem Gesetz, oder sehen wir in
Ihm nichts weiter als den Sohn Josephs wie die Ungläubigen damals und
heute? Gläubige sollen ängstlich wachen über ihre Ausdrücke, damit sie
Ihn nicht verunehren, der Gottes „geliebter Sohn“ ist (Matth. 3,17 u.
a.). Für uns ist Er nicht Josephs Sohn im landläufigen Sinne, wohl aber
eben in jenem besonderen Sinne.
Weil Er nun in den Augen der gesetzestreuen Juden der Sohn Josephs war,
so mußte in einem für die Juden geschriebenen Evangelium auch Seines
gesetzlichen Vaters Stammbaum aufgeführt sein. Und so haben wir im
ersten Evangelium den Stammbaum Josephs, des Nachkommens Davids; und
zwar ist dieser Stammbaum der der königlichen Linie von David aus,
während Maria von einer Nebenlinie aus Davids Geschlecht stammte. - So
ist wunderbar göttliche Vorsorge getroffen worden, die gesetzliche wie
auch die leibliche davidische Herkunft des Menschen Christus Jesus zu
beweisen, während die Schrift keinen Zweifel darüber läßt, daß Er mehr
war als Davidide (Davids Nachkomme
väterlicher- und mütterlicherseits), nämlich von Gott abstammend (Luk.
3,38), und daß Er - das Wort - Fleisch ward und unter uns zeltete und in
Ihm die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater geschaut wurde
voller Gnade und Wahrheil (Joh. 1,14) - Anbetung sei Seinem Namen!
Frage 20
Welchen praktischen Umfang hat für uns das Wort: „Prüfet alles, das Gute
haltet fest!“ (1. Thess. 5,21.) Bedeutet es z. B., daß man in alle
möglichen sich christlich nennenden Kreise gehen oder deren belehrende
Bücher lesen muß, um die Wahrheit zu finden?
Antwort A
Es gibt nur Eine Wahrheit und die heißt Jesus. Joh. 14,6: „Ich bin die
Wahrheit“ (in Person). Und Er hat für Seine Jünger zu Seinem Vater
gebetet: „Heilige sie in Deiner Wahrheit, Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh.
17,17.) Das genügt vollkommen, um die Wahrheit zu finden. Dazu ist auch
der Heilige Geist verheißen, der Jesu Jünger in alle Wahrheit leitet.
(Joh. 15,26; 16,13.) So hat Jesus für die Seinen gesorgt, daß sie die
Wahrheit finden können. Es ist also nicht nötig, hin und her zu laufen,
überall zu lauschen und alle möglichen Bücher zu lesen und Lehren
aufzusehen. Bei Martha war bei ihrer Vielgeschäftigkeit nur Eins not:
wie Maria stille zu Jesu Füßen zu sitzen und Seiner Rede zuzuhören.
(Luk. 10,41.42.) Das, was uns zu prüfen aufgegeben ist, kommt, ohne daß
wir es suchen, an uns heran. Würde das nur treulich geprüft werden, so
stände es bei vielen ganz anders. Und ist das nicht genug, was an uns
herankommt? Man braucht nicht Wissenschaft und Menschenweisheit, um zu
prüfen, sondern den Geist Gottes und ein geistlich gesinntes Herz.
(Joh.14,15-17; 7,39; 1.Kor.2,10-16; 1.Joh. 4,1ff.).
Satan hat Eva mit „Wissen, was gut und böse ist“ und dadurch „Sein wie
Gott“ zu Fall gebracht. Die Sozialdemokratie lehrt ebenso: „Wissen ist
Macht“, und in diese Verführung sind viele hineingeraten. Ja, sie haben
Macht, aber was für eine! Wir sehen es gerade jetzt.
Wissen ist aber nicht prüfen, d. h. die Echtheit einer Sache zu
untersuchen. Beim Prüfen wird auf den Grund und das Wesen eingegangen,
und was als gut und echt sich bewährt, wird dann anerkannt und
bestätigt.
„Das Gute haltet fest.“ Das bedeutet eine Sache in der Gewalt haben, im
Besitz haben. Dies bezeichnet vor allem eine innere Aneignung, so daß
man das Gute wirklich innerlich besitzt und die Macht hat, es auch ins
Leben umzusetzen und zum Ziel zu bringen. „Niemand ist gut denn der
einige Gott“, so sagt uns der Herr Jesus. Und nichts ist gut, wenn es
nicht von Gott kommt und zu Ihm hinführt. Was also die Prüfung im
Verhältnis zu Gott, zu Christo als „gut“ bestehen kann, das können wir
auch als „gut“ annehmen. Ein Dichter sagt:
„Mir ekelt am Besuche, der nur die Zeit verkürzt. Und auch an einem
Buche, das nicht Dein Wort gewürzt.“ Das ist wohl der gesunde Sinn, den
der Apostel Paulus im Auge hat.
F. Th. H.
Antwort B
Die Schwierigkeit liegt hier in der allgemeinen Fassung des
Doppelbefehls: er scheint allzu umfassend! Es liegt auf der Hand, daß
auch selbst unter der Zahl der Gläubigen nicht jedermann „alles“ zu
prüfen imstande ist! Man denke nur daran, welche Gebiete sich demjenigen
öffnen, der „die Geister zu prüfen“ unternimmt (1. Joh. 4,1).
„Unbefestigte“ (2. Petri 3,16) sind in keinem Falle berufen, solche
schweren und gefährlichen Aufgaben in Angriff zu nehmen, denn die
Beschäftigung mit den Geistesströmungen unserer Tage lehrt uns ernste
Wachsamkeit, Nüchternheit und heilige Vorsicht: Der Fall und das Abirren
so manches Gotteskindes und selbst manches geistlichen Führers und
Lehrers vom einfältigen Wege der Wahrheit ist eine ernste Warnung!
Andererseits will der Apostel, daß die Gläubigen zu einem geistlichen
Stande (Niveau) gelangen, da sie selbst zu prüfen und sich ein Urteil zu
bilden imstande sind. Vielleicht darf man deshalb von 1. Thess. 5,21
zwei Linien ziehen nach Röm. 12,1.2 und nach Hebr. 5,14. Durch
Erneuerung des Sinnes werden die Gläubigen so verwandelt und der innere
Mensch wird nach 2. Kor. 4,16 „Tag für Tag (so) erneuert“, daß sie
prüfen mögen (können), was der gute und wohlgefällige und vollkommene
Wille Gottes ist (vgl. Jahrbuch III, Frage 1! Der Herausgeber).
Natürlich gehören zu derartiger innerer Umwandlung, Erneuerung und
Umgestaltung in Jesu Bild Erfahrungen, die zuweilen Jahre und Jahrzehnte
umfassen, aber bei aufrichtigen Seelen wird einmal eintreten, was Hebr.
5,14 geschrieben steht: „Erwachsene, welche geübte Sinne haben zur
Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen.“ Man muß nicht jedes
in der Welt vorkommende Gift durch persönliches Probieren und Genuß
geprüft haben!
Aus dem zweiten Teile unseres Verses entnimm aber, was nur möglich ist:
„Das Gute“ darfst und sollst du erkennen, nehmen und in der Hand deines
Glaubens „festhalten“, wo immer du es findest. Daß man als Gläubiger
selbst von Weltkindern lernen kann, ja selbst von solchen Personen, die
- weltlich gesprochen - „unter uns“ stehen, ja selbst von Tieren und
leblosen Gegenständen, das sollte einem aufmerksamen Bibelleser längst
klar sein. Ich erinnere nur an Bileams Eselin (4. Mose 22, vgl. 2. Petri
2,15.16), an Schlangenklugheit und Taubeneinfalt, Matth. 10,16, an
Lammesgeduld und „Bienenfleiß“ (sollte statt „Biene“, der Schrift nach,
„Ameise“ heißen; vgl. Spr. Sal. 6,6 u. 30,25). Selbst der Feind Gottes
und Seines Volkes kann uns, da von ihm Offenb. 12,10 ausgesagt wird, daß
er als „der Verkläger der Brüder“ „Tag und Nacht vor Gott“ ein
anklagendes und verklagendes, böses Werk tut, ein Ansporn und Vorbild
dafür werden, wie wir in Ausdauer, Beharrlichkeit und wahrer Geduld ihm
in seinem schlimmen Handwerke erfolgreich Widerstand zu leisten lernen
sollten! Eine ganze Anzahl Gleichnisse im Luk.-Evang. haben bestimmt
ihre wahre Bedeutung in dem Umstande, der gerade in unseren Tagen von
besonderer Wichtigkeit ist: durch den Widerspruch, durch den Gegensatz
kommt eine gute Sache erst zur richtigen Entfaltung und zu ihrem vollen
Endsiege. (Vgl. hierzu z. B. 2. Mose9,16!) In den gegenwärtigen Tagen
der großen Triumphe des Bösen, da die Gesetzlosigkeit auf Erden so
überhand nimmt, können zu vollem Wahrheitssiege nur diejenigen gelangen,
die „das Gute festhalten“ trotz alles Widersprechens der Sünder, trotz
aller Verführungsmächte und Winkelzüge des Feindes, trotz aller
Abtrünnigkeit der großen Massen, trotz dessen, daß „die Gottlosen alle
ihre gottlosen Werke in Gottlosigkeit gottlos verüben“ (Jud. 15) - der
HErr wird aber das Gericht über sie alle ausüben! -, trotz dessen, daß
„gottlose Sünder harte Worte wider Ihn“ „den alleinigen Gebieter und
Herrn Jesus Christus“ (Jud. 15 u. 4) geredet haben. Jesus Christus ist
und bleibt Sieger, und „dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat:
unser Glaube“.
(1. Joh. 5,4.)
C. Lb.
C. Lb.
Antwort C
Der Zustand der Thessalonicher war ein gesunder, und trotzdem es noch
junge Gläubige waren, machten sie in lebendiger Hoffnung sichere
Glaubensschritte und warteten auf die Erscheinung des HErrn. Sie wußten,
daß sie dazu bekehrt waren: „dem lebendigen und wahren Gott zu dienen
und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.“ (1.Thess. 1,10). Der
Apostel konnte bei ihnen die Werke ihres Glaubens, die Bemühungen der
Liebe und das Ausharren ihrer Hoffnung rühmen (1. Thess. 1,3). Ihr
Glaubensstand war nicht Lehre, sondern Leben und Bedürfnis geworden.
Dieses Bedürfnis wurde gepflegt und genährt durch das Wort, und im Blick
auf das Endziel gingen sie in treuem Wandel in der freudigen Erwartung
ihres HErrn voran. Dieser Zug geht durch den ganzen Brief, und um sie
gegen verderbliche Einflüsse von außen, die gerade jung bekehrten Seelen
zu einer Gefahr werden können, zu schützen, gibt der Apostel am Schluß
seines ersten Briefes noch einmal eine Reihe kurzer Ermahnungen. Es sind
gewissermaßen Wegzeichen, auf die sie achten, und Schranken, in denen
sie sich bewegen sollen. Denn der gute Grund, welcher gelegt war, sollte
ihnen die Gewähr dafür sein, daß ihr Pfad richtig war. Sie brauchten
nicht anderswo zu prüfen, wenn sie dem Geiste Raum gaben, ihre Tritte
sollten im praktischen Wandel sicher und gewiß sein. Freude, Gebet und
Danksagung sollten der Grundzug bei ihnen sein, und dabei sollten sie
dem sicheren und untrüglichen Führer, dem Geiste, in jeder Beziehung
Raum machen, sie sollten Ihn weder hindern noch auslöschen oder dämpfen,
denn unter Seiner Leitung waren sie jederzeit in der Lage, alles, was
von außen an sie herantrat, zu prüfen und dabei das Gute, was sie
erkannt hatten, festzuhalten. Dadurch war auch die herrliche Frucht
gewirkt, daß sie sich von aller Art des Bösen fernhielten (V. 22).
Ähnlich wie bei den Philippern, denen der Apostel zuruft: „Um dieses
bete ich, daß eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und
aller Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere (wörtlich:
das Unterscheidende) sei“ (Phil. 1,10). Es gleicht dies etwa der
praktischen Stellung derer von Beröa, „sie nahmen das Wort mit aller
Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob
sich dies also verhielte“ (Apgesch. 17,11). In dieser Stellung wird
unser Handel klar und bestimmt sein, wir werden dann nicht meinen, wir
müßten alles kennen lernen, oder jede Lehre, die uns in Wort und Schrift
begegnet, sofort untersuchen, um darin „eine neue Wahrheit“ zu finden,
vielmehr werden wir das Gute, welches uns in dem einmal überlieferten
Worte geschenkt worden ist unter der Leitung des Heiligen Geistes,
festhalten und so in Treue vorangehen mit Dem, der allein „Weg, Wahrheit
und Leben“ für uns ist. Tritt dabei auf dem Wege irgend etwas von außen
an uns heran in Form einer Lehre, dann gilt es wieder nach dem Worte zu
handeln: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geiste, sondern prüfet die
Geister, ob sie aus Gott sind“ (1. Joh. 4,1). Dabei soll aber auch
unsere Stellung eine solche sein, daß wir anderen Geschwistern
gegenüber, die nicht den gleichen Weg der Erkenntnis und der Erfahrung
geführt wurden wie wir, uns nicht verschließen, und wenn uns der HErr
mit Kreisen in Verbindung bringt, bei denen die Erkenntnis eine
geringere ist als die uns geschenkte, dann sollen wir uns nicht
abschließen, sondern wenn sie willig und offen sind für das Gute, es
auch ihnen nahebringen und nach Eph. 4,15 „die Wahrheit in Liebe
festhaltend“, dastehen in der Liebe zu allen Heiligen. Mit anderen
Worten: Nicht allem Tür und Tor öffnen, aber - wo uns der HErr eine
geöffnete Tür schenkt, das geprüfte und bewährte Gute freimütig
verkündigen!
Ph. W.
Ph. W.
Anmerkung des Schriftleiters
F. K.
Diese vielseitigen
Antworten
geben reichliches Licht über eine Frage, welche Gläubige schon oft
bewegt hat - und zwar ohne wesentlichen Grund. Denn in 1. Thess. 5,21
handelt es sich keineswegs um ein Prüfenmüssen aller möglichen
Strömungen und Lehren, sondern um göttlich gewollte Unterscheidung von
Geistgewirktem in Prophetie und Weissagung innerhalb einer biblischen
Gemeinde, und darum im weiteren Sinne, wie oben gezeigt, um
Vorkommnisse, die an uns, die wir die Wahrheit (Christus und Sein Wort)
haben, herantreten können. Wollte man die Mahnung an uns zum
Prüfen auf all und jede geistige Erscheinung der Gegenwart beziehen, so
wäre das so ziemlich dasselbe, wie wenn ein Apotheker verpflichtet wäre,
seine sämtlichen Medikamente daraufhin zu probieren, welche giftig und
welche nicht giftig seien! Und wahrlich, die leibliche Wirkung auf jenen
könnte kaum schlimmer sein als die Wirkung auf das geistliche Leben
solcher Gläubigen ist, die jeder Einladung folgen, in jeden Kreis, wo
sogenannte „biblische Vorträge“ gehalten werden, hingehen, jeden Wind
der Lehre (Eph. 4,14) nicht etwa von vornherein vermöge ihrer geübten
Sinne (Hebr. 5,14) ablehnen, sondern sich eifrig damit beschäftigen, um
die erkannte Wahrheit zu erweitern - was weiter nichts ist, als den
menschlichen Verstand zu bereichern mit allem möglichen Scheinwissen,
das der Wahrheil selbst ins Gesicht schlägt.
Wie mancher Gläubige ist den verderblichen Irrlehren der
„Millenniums-Tagesanbruch-Sekte“ (fälschlich sogen. „Bibelforscher “),
der Sabbatarier, Neuapostolischen, Theosophen, Spiritisten, der
ebenfalls, wenn auch nicht so wie jene Lehren, unbiblischen
„Pfingstbewegung“ usw. zum Opfer gefallen, dadurch, daß er sich vom
Satan das Wort „man muß alles prüfen!“ als Schlinge über den Kopf werfen
ließ! Wenn solche Gläubigen sich dann wenigstens von älteren
Geschwistern sagen und warnen ließen! aber meistens wollen sie selbst
klüger sein, hören auf den fremden und eigenen menschlichen Verstand und
kommen so (ungewollt) auf die schiefe Ebene, von der es meist schwer ein
Zurück gibt. Und wenn sie als wahre Kinder Gottes auch schließlich
gerettet werden, so mag es wohl oft nur nach 1. Kor. 3,15 geschehen
(vgl. Jahrbuch V, Frage 12!). - Es sollten darum in allen biblischen
Gemeinden, wo die Wahrheit (Christus) den Mittelpunkt aller Belehrung
und Erbauung bildet, gelegentlich seitens älterer, erfahrener Brüder
schriftgemäße Aufklärungen über derartige Irrtümer gegeben werden, durch
die vor allem die Jungbekehrten gewarnt und in der einen Wahrheit
befestigt werden, damit sie das erkannte wahrhaft Gute festhalten und
nicht durch eigenes ungöttliches Prüfen dahin kommen, „hin- und
hergeworfen zu werden von jedem Winde der Lehre, die kommt durch die
Betrügerei der Menschen“ (Eph. 4,14).
Die Zeiten sind so ernst, und Satan ist auf geistigem Gebiet mächtiger
denn je - wie nötig ist es da für uns, daß (nach 1. Joh. 2,24), was wir
im Anfang gehört haben, in uns bleibe, damit wir bleiben in dem Vater
und in dem Sohne, zumal die Salbung (der Heilige Geist) in uns bleibt
und uns belehrt über alles! (Lies den Zusammenhang von 1. Joh. 2,18-27!)
„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so suchet, was
droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Sinnet auf
das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! Denn ihr seid
gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn
der Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr mit
Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol. 3,1-4).
(Kol. 3,1-4).
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Petri Selbstbewußtsein und Buße.
(Luk.22undJoh.21.)
Der HErr sah bei Petrus das eine, aber auch das andere. Er wußte, was in
Petri Herz war, und Er betete für ihn. Wie berührt es unser Herz, wenn
jemand uns sagt: „Ich habe für dich gebetet!“ Hier sagt es der HErr
zu Petrus. Dies hätte sein Herz und Gewissen berühren müssen. Er wußte,
daß der HErr ihn durch und durch kannte. Diese Erfahrung hatte er in der
ersten Stunde gemacht, als er mit dem HErrn in Berührung kam. Ein Blick
vom HErrn, und Er hatte ihm gesagt, was er sei und was er sein werde:
„Du bist“ Simon ... „du wirst“ Kephas ... (Joh. 1,42). Wie hätte es
deshalb Petrus berühren müssen, als der HErr sagte: „Satan hat euer
begehrt ..., Ich habe für dich gebetet“; aber er war so voll
Selbstvertrauen und unwissend über das, was die Schrift „Fleisch“ nennt,
daß diese Warnung achtlos an ihm vorüberging und er dem HErrn
Antworten
konnte: „Wenn sich alle an Dir ärgern werden, ich werde mich niemals
ärgern“; „wenn ich mit Dir sterben müßte, werde ich Dich nicht
verleugnen“ (Matth. 26,33-35). Wir brauchen keinen Augenblick daran zu
zweifeln, daß er dies wirklich so meinte, aber er kannte weder sich noch
die Macht des Satans und die völlige Verdorbenheit und Kraftlosigkeit
des Fleisches, so daß ihm das Verständnis für des HErrn Wort: „Wachet
und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet; der Geist zwar ist
willig, das Fleisch aber schwach“ (Matth. 26,41) gänzlich fehlte.
Der HErr sah die Gefahr. Seine Liebe trug Sorge um Petrus, als dieser
keine Gefahr sah. Er betete, als Petrus nicht betete. Und der HErr kennt
auch uns. Er kennt die Gefahren. Er sieht auch unsere Sorglosigkeit und
unser „Vertrauen auf Fleisch“, und Er betet für uns. Berührt Seine Liebe
und Sorge um uns nicht unser Herz? Wohin wäre es mit uns gekommen, und
wo wären wir, wenn es nicht auch für uns wahr wäre: „Ich habe für dich
gebetet.“
Petrus sah nichts, aber der HErr sah den Satan, der Seine Jünger
begehrte zu sichten wie den Weizen. Er begehrte, das, was Weizen -
Gotteswerk - war, herauszusichten, damit nur Spreu - das Fleisch -
verbliebe. Gott erlaubt manchmal dem Satan sein Tun. Wir sehen dies z.
B. bei Hiob (Hiob 1 und 2), bei Paulus (2. Kor. 12,7-10) u. a. m., aber
Er erlaubt es nicht, damit Satan seinen Vorsatz erreiche, sondern um die
Seinigen zuzubereiten für Seinen Segen und Sich zu verherrlichen; so
mußte auch die Sichtung des Petrus dazu dienen, die Spreu von dem Weizen
zu scheiden. Der HErr erlaubte es, daß Satan ihn in das Sieb warf, damit
seinem Selbstbewußtsein das Rückgrat gebrochen werde und er lerne, was
er mit seinem zwar den HErrn liebenden, aber sich selbst vertrauenden
Herzen fähig sei zu vollführen, um so zu der Selbsterkenntnis zu
gelangen, daß in ihm keine Kraft sei. Deshalb kommen auch wir in das
Sieb, um los von uns zu kommen. Wie lange dauert es doch oft
mit uns, bis wir uns fahren lassen „und nicht mehr auf Fleisch
vertrauen“ (Phil. 3,3), und bis unser Selbstbewußtsein zerbrochen ist.
Den schmerzlichen Weg, den Petrus in seinem Selbstvertrauen bis zur Buße
zu machen hatte, kennen wir alle. Es war ein Weg der Schrecken und voll
Herzeleid, und so gestaltet sich auch unser Weg, bis wir, über unser
Selbstbewußtsein und unsere Selbstwichtigkeit in Buße zusammengebrochen,
uns an des HErrn Gnade und Kraft klammern.
Einst, als Petrus den „starken Wind“ sah, „fürchtete er sich“ und er
schrie: „HErr rette mich!“ Jetzt warnte ihn der HErr vor dem Satan - dem
„starken (Geist) Wind“ -, aber Petrus „fürchtete sich nicht“, und kein
Ruf: „HErr, rette mich!“ kam über seine Lippen. Er meinte, in seiner
großen Liebe zum HErrn und der aufrichtigen Gesinnung seines Herzens,
der Versuchung standhalten und solche Sache nicht tun zu können. Es ging
ihm wie Hasael, der zu dem über ihn weinenden Elisa sagte: „Was ist dein
Knecht - der Hund -, daß er diese große Sache tun sollte?“ (2. Kön.
8,13.) So finden wir ihn denn in der Stunde, da der HErr in ringendem
Kampfe stand, schlafend. Noch einmal wendet der HErr Sich persönlich an
ihn: „ Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?
Wachet und betet usw.“ (Mark. 14,37); aber Petrus vernimmt nichts mehr
von der Stimme seines HErrn. Er schlägt mit dem Schwerte drein - er
flieht - er folgt von ferne - er sitzt bei den Feinden seines HErrn und
wärmt sich an ihrem Feuer, das alles sind Stufen auf dem Wege zur
Verleugnung bis zum Fluch und Schwur.
Wenn wir meinen zu stehen und aufhören, uns vor dem Fallen zu fürchten,
dann sind wir nahe dem Fall. Da, wo wir meinen, stark zu sein, da ist
unser schwächster Punkt; da greift der Feind uns an! Mose war der
sanftmütigste Mann, aber in der Stunde der Versuchung verlor er seine
Sanftmut und heiligte nicht Jehova und verlor den Eingang ins Land (4.
Mos. 20,10.11; Ps. 106,32.33; 5. Mos. 32,51). Abraham, der Mann des
Glaubens, fiel in einer Stunde der Versuchung im Glauben - der
unerschrockene Elia floh vor einem Weibe. Der geduldige Hiob fehlte in
der Geduld, und Johannes, der Jünger der Liebe, wollte Feuer vom Himmel
auf die Samariter fallen lassen. Wie köstlich ist es, den Blick immer
wieder auf den HErrn richten zu können als den Vollkommenen. Wie groß,
wie herrlich ist Er! Möchten wir Ihn recht anschauen und Ihm ähnlich
sein! Petrus vergaß nicht jene Stunde, in der er ohne Furcht in eigener
Kraft wandelte, und aus eigener trauriger Erfahrung heraus schrieb er
später in seinem Briefe: „Wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in
Furcht.“ (1.Petr. 1,17.)
Der HErr sagte zu Petrus, daß Er für ihn gebetet habe, „auf daß sein
Glaube nicht aufhöre“ - und so geschah es. Er fiel, er fiel tief -
schrecklich tief -, aber sein Glaube hörte in dieser dunkelsten Stunde
nicht auf. Der letzte Blick des verleugneten HErrn, den sein Auge
auffing, war kein Blick der Verachtung. Dieser Blick redete zu ihm von
Seiner Liebe und hielt seinen Glauben aufrecht. Und wenn sein Glaube
untergehen wollte in der Nacht des Grabes Jesu - am Auferstehungsmorgen
wurde er wieder aufgerichtet durch Engelmund, der seinen Namen nannte
für die Ausrichtung der frohen Botschaft (Mark. 16,7). Geschah dieses
nicht auch auf das Gebet des HErrn hin, „auf daß dein Glaube nicht
aufhöre?“
Und war seine Buße nicht auch eine Folge jener Fürbitte des HErrn? Tiefe
Reue und Schmerz erfaßte nach Jesu Blick sein Herz. Er sah sein
abscheuliches Verhalten in dem Lichte der Liebe des Herrn Jesus. Es
trieb ihn fort von der Stätte der Verleugnung. Er mußte allein sein -
allein sich ausweinen vor seinem Gott. Wie erbärmlich, wie verdorben
erkannte er sich nun! Jetzt verglich er sich nicht
mehr mit seinen Mitjüngern. Jetzt stand nur seine Sünde, seine
ganze Verdorbenheit vor seinem Auge. Seine Seele war nur mit der eigenen
Schuld beschäftigt, aber nicht mehr mit anderer, wenngleich auch sie
gefehlt hatten. Dies ist auch ein Kennzeichen, obwahre Reue und
Buße ein Herz bewegt. Wo wahre Reue ist, da ist kein Beschäftigten mit
der Schuld anderer.
Wenn Gottes Geist das Auge über Sünde öffnet, so richtet Er nicht
zugleich den Blick auf die Fehler anderer. Ach, wie oft findet man ein
Haschen nach mildernden Umständen, nur um das eigene Benehmen und die
eigene Schuld nicht in der ganzen Blöße sichtbar werden zu lassen. Wie
traurig ist es, wenn Bekenntnisse der Schuld mit entschuldigenden
Hinweisen umhüllt werden. Da kommt der Geist Gottes nicht zu Seinem
Recht, und das Werk ist kein vollkommenes. Kann von einer wahren,
geistgewirkten Reue und Buße geredet werden, selbst bei äußerem
Gebrochensein, wenn Anklagen und Hinweise auf Fehler und Sünden anderer
damit Hand im Hand gehen und man bemüht ist, die Schuld möglichst von
seinen Schultern auf die Schultern anderer zu wälzen? War Petrus, als er
hinausging und weinte, auch mit den Verfehlungen seiner Mitjünger
beschäftigt? Fand er eine Entschuldigung für sich in dem Fliehen aller,
in dem Verrate des Judas? Entschuldigte er seinen Fall durch die Gewalt
der Finsternis in jenen Stunden? Nichts von dem allen! Seine Sünde stand
vor seiner Seele und ließ ihn bitterlich weinen. Wie wenig ist wahre
Buße und Selbstgericht heute unter Kindern Gottes gekannt!
Auch bei seiner Wiederherstellung in Joh. 21 sehen wir, wie fern es
Petrus lag, mit anderen beschäftigt zu sein. Seine
Antworten
auf die Fragen des HErrn offenbaren uns etwas von dem, was in seiner
Seele geschehen war. Er
Antwortet
nicht: „Ich weiß, daß ich Dich lieb habe“, Er sagt: „Du, HErr,
weißt, daß ich Dich lieb habe.“ Er, der einst so kühn von sich zum HErrn
geredet hatte, er bekennt jetzt vor allen Jüngern, daß Liebe zu Ihm nur
allein Sein allsehendes Auge finden könne. Das stand fest in
seiner Seele: „Ein Mensch kann nach dem, was vorgefallen, Liebe zum
HErrn bei mir nicht finden.“ So völlig war er herabgestiegen von der
Höhe seines Selbstbewußtseins, daß er auch nicht mehr seinem eigenen
Herzen vertraute, um von seiner Liebe zu reden. Indem er sagt: „Du,
HErr, weißt ...“, sagt er gleichsam: „HErr, Du siehst mein Herz, Du
weißt, wie weit wahre Liebe zu Dir dort wohnt.“ Welch ein Selbstgericht
mußte in Petri Herz gewirkt haben, um solchen Stand vor dem HErrn und
vor den Brüdern einzunehmen!
Aber dies war der Augenblick, den der HErr in Luk. 22,32 angedeutet
hatte, als er sagte: „Bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine
Brüder“. Jetzt kann der HErr ihn zum Dienst für Seine Schafe gebrauchen.
Den Petrus, der von sich selbst voll war, muß Er Wege der
Demütigung gehen lassen - aber den im Selbstgericht stehenden Petrus,
der kein Vertrauen mehr zu sich hat, den kann Er für Seine Schafe
gebrauchen. Solche sind es, und nur solche, die Seine Schafe
weiden können. Wie kann der HErr uns das Weiden Seiner Schafe
anvertrauen, wenn wir noch nicht fertig mit uns sind und uns noch auf
der Höhe der eigenen Kraft und Wichtigkeit bewegen?
Wie das Verhalten der Jünger auch zu Petrus nach seinem tiefen Fall sein
mochte, er empfand keinen Mangel an Liebe. Wer im Selbstgericht wandelt,
klagt nicht über das Fehlen der Liebe. Als Petrus so im Kreise seiner
Brüder vor dem HErrn stand, mußte er sich nicht als den Geringsten
erkennen und alle anderen höher achten als sich selbst? (Phil. 2,3.) Und
wenn unser Wandel im Lichte Gottes ist, wird es nicht auch bei uns so
sein? Ein einfältiges Auge wird das Wirken der Gnade Gottes mehr in
anderen sehen als in sich selbst. Wenn wir anfangen zu klagen über den
Mangel an Liebe anderer zu uns, so ist sicher in unserem Herzen oder in
unserer Liebe etwas nicht in Ordnung. Sind wir in dem
Genusse Seiner Liebe, sitzen wir an der Quelle der Liebe Gottes, wie
können wir dann über Mangel an Liebe klagen! Wer aus dieser Quelle
Seiner Liebe trinkt, wird nicht nur reich gesättigt, von dem werden auch
Ströme der Liebe fließen. Halten wir uns aber bei der Leere und Kälte
des menschlichen Herzens, auch unseres eigenen, auf, so werden wir
selbst bald leer und kalt sein.
Dieser Weg Petri von der Höhe seines Selbstbewusstseins zur Buße bis zur
Bergung in Jesu Gnade, Liebe und Kraft ist uns zur Belehrung gegeben.
Wenn wir nicht willig sind, auf die Stimme Seines Geistes zu hören und
aus Petri Erfahrungen zu lernen, so geht der HErr diesen Weg auch heute
noch mit uns. Er hat uns zu lieb, um uns in unserem Selbstbewußtsein, in
unserer eigenen Kraft und Wichtigkeit dahingehen zu lassen. Er will uns
von uns weg zur Quelle Seiner Liebe und Kraft führen. Er möchte Sein
Ziel bei uns auf dem sanften Wege Seiner Güte und nicht auf dem
schmerzlichen Wege Seiner Zucht erreichen. Der HErr schenke uns ein
verständiges Herz, Seine Liebe und Seine Wege mit uns besser zu
verstehen!
v. d. K.
Der Sohn des Menschen.
III.
Ich habe bisher in schwachen Worten zu zeigen versucht, daß die
Selbstbezeichnung des Herrn Jesus, die des verkannten Messias, von Ihm
angewandt wurde aus Liebe sowohl zu Seinem Ihn als Messias ablehnenden
Volke wie auch zu der übrigen Welt, da Er gekommen war, „zu dienen und
Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Matth. 20,28). War Er als
der Immanuel, als Messias nicht anerkannt, so war damit Seine Gnade
nicht erschöpft, Er trat in der Folge in einem umfassenderen Charakter
auf, dem „des Sohnes des Menschen“, durch den Er allen Menschen in Gnade
nahe kam.
In diesem Charakter sehen wir auch Seine Herrlichkeit als die Dessen,
dem „der zukünftige Erdkreis“ (das Tausendjährige Reich) unterworfen ist
(Hebr. 2,6). Nicht Engeln, sondern Ihm, dem wiederkommenden HErrn, ist
derselbe unterworfen. Die Engel stehen höher als die Menschen, aber Er,
„der zweite Mensch“, „der Sohn des Menschen“, einst hienieden der
Gegenstand des Dienstes jener (Joh. 1,51), wird in der Zukunft den
Erdkreis beherrschen. Er als „Sohn des Menschen“, einst gleichsam einer
von uns, der hienieden, wo wir Gott verunehrt haben, Gott völlig
verherrlicht hat, Er hat in Seinem Charakter als Sohn des Menschen ein
Recht an die Menschen, ja, auch das Recht, sie zu richten, Joh. 5,27.
Diese Stelle, in der Er auch nicht heißt „der Sohn des Menschen“,
sondern „(ein) Sohn (eines) Menschen“ (d. h. ohne Artikel), leitet uns
über zu Seiner richterlichen Herrlichkeit, in der Er erscheint in Offb.
1,13 u. 14,14, von denen die letzte Stelle fast in gleichen Worten redet
wie Dan. 7,13.14. (Ich muß mich aus Raummangel kurz fassen.) Wir haben
hier in Erfüllung der Daniel-Stelle (vgl. auch Ps. 80,17-19) den Anbruch
des verheißenen Reiches, beginnend mit Israels Erlösung. Diese kann
nicht eintreten ohne vorangegangenes Gericht. Das Gericht über die dann
lebenden Nationen, die Seinem Volk, Seinen Brüdern keine Liebe zuteil
werden ließen - hier findet der grobe und feine Antisemitismus sein
Gericht! -, wie auch das Gericht über Israel selbst muß dessen Erlösung
vorausgehen (Matth. 25,31-46; Luk. 21,27.28; Offb. 14,14-16. u. 17-20;
vgl. zu letzerem Jes. 5,1-7 u. Ps. 80,8.14!). Dann wird Dan. 7,13.14
erfüllt sein, und der Herr Jesus wird nicht nur als Messias-König über
Sein Volk Israel in Gerechtigkeit herrschen (Luk. 1,32.33; Jes. 32,1
usw.), sondern auch als „der Sohn des Menschen“ nach Ps. 8 und Hebr. 2
über
1,32.33; Jes. 32,1 usw.), sondern auch als „der Sohn des Menschen“ nach
Ps. 8 und Hebr. 2 über alles gesetzt werden, mit Herrlichkeit und Ehre
gekrönt sein. Dann werden wirIhm alles unterworfen sehen, was wir
jetzt (nach Hebr. 2, 8) noch nicht sehen. Dann wird das Lied völlig
wahr, das wir jetzt schon so gerne singen: „Jesus Christus herrscht als
König, alles wird Ihm untertänig, alles legt Ihm Gott zu Fuß -, jede
Zunge soll bekennen: Jesus sei der HErr zu nennen, dem man Ehre geben
muß!“ Dann ist Er, den ich im 2. Teil meiner unvollkommenen Betrachtung
„den großen Unbekannten“ nannte, zu dem Er erst werden mußte, da der
Mensch in Ihm, „dem Sohne des Menschen“, weder den Messias noch den Sohn
Gottes erkannte, dann ist Er aller Welt bekannt als HErr und König,
nachdem Er wahr gemacht hat, was Er Matth. 26,64 (in dem Evangelium, das
zuerst für Israel ist) gesagt hat: „Von nun an werdet ihr den
Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den
Wolken des Himmels“ (vgl. Luk. 21,27.28, d. h. in dem Evangelium, das
den HErrn besonders als Menschen zeigt und daher in erster Linie für den
Menschen im allgemeinen gilt). Von damals an, d. h. von Seinem Tode an,
sah Ihn keiner, vor allem kein Ungläubiger (von denen Er nach Seiner
Auferstehung überhaupt nicht mehr gesehen wurde), je wieder in diesem
Charakter, dem Charakter der Güte und Menschenliebe, wie Er als Sohn des
Menschen den Menschen nahe trat! (Saulus vor Damaskus sah Ihn nicht; Er
wurde von Licht umstrahlt und hörte eine Stimme.) Nur einer hat Ihn noch
einmal gesehen in diesem Charakter, also als den Sohn des Menschen
(Johannes auf Patmos sah „Einen gleich einem Sohne eines Menschen“), und
das war Stephanus in Apgesch. 7,56! Und zwar sah er Ihn stehend.
Warum so? Weil das Zeugnis an Israel noch nicht völlig verworfen war und
Er noch hätte wiederkommen können in Gnade. Seit Seiner völligen
endgültigen Verwerfung sitzt der Sohn des Menschen, und so wird Ihn
einst - wann? o, es wird nicht lang mehr währen! - Sein Volk und die
dann lebenden Nationen sehen. Herrliche Aussicht!
Und doch weit überstrahlt von dem Licht unserer Berufung, d. h. der
Gemeinde des HErrn, Seines Leibes, des Leibes Christi, erwählt aus
Israel und den Nationen (Eph. 2. u. 3) und der Zeit nach
zwischeneingefügt zwischen die Verwerfung des Messias durch Sein Volk
und dem Wiederkommen des Sohnes des Menschen zum Gericht und zum Reich!
Auch wir dürfen wandeln, gleich Stephanus vor seinem Märtyrertode, als
Bürger der himmlischen Berufung, die durch Glauben Ihn schauen
(„wir sehen Jesum ...“ Hebr. 2,9) in den geöffneten Himmeln, die für uns
geöffnet sind (Hebr. 12,19ff.), und dies Schauen wird nach 2. Kor. 3,18
auch unser Wesen in Jesu Bild umwandeln, wie es bei Stephanus der Fall
war (vgl. Apgesch. 7,59.60 mit Luk. 23,34a u. 46). Sehen auch wir durch
Glauben jetzt in Ihm „den Sohn des Menschen“? Gewiß - aber mehr als das:
wir sehen Ihn als den großen Hohenpriester, den Sachwalter und vor allem
auch als das Haupt Seines Leibes und als den für Seine himmlische
Brautgemeinde bald wiederkommenden Bräutigam! Wie kostbar!
Gepriesen sei unser herrlicher Heiland und HErr, der alles, alles für
uns ist, Er, der einst hienieden als „der Sohn des Menschen“ weilte in
Gnade, „um zu suchen und zu retten, was verloren ist“, und der wieder
dorthin aufgefahren ist, „wo Er zuvor war“! (Luk. 19,10; Joh. 6,62).
F. K.
„O Gott, wer ist wie Du!“
Ps.71,19.
In einer Zeit, wie die ist, die wir heute nach dem niederbeugenden und
so folgenschweren Friedensschluß zu durchleben haben, tut es wohl not
für uns, daß wir uns erinnern an Schriftaussagen, die unseren Gott und
Vater in Seinem Wesen uns so vor die Seele stellen, daß wir Kraft
gewinnen zum Ausharren, dessen wir ja nach Hebr. 10,36 bedürfen, bis der
Kommende kommt (V. 37).
Aus der Fülle der köstlichen Aussagen über unseren Gott und Vater in
Christo greife ich folgende heraus: In Röm. 15,5 wird Er genannt „der
Gott des Ausharrens und des Trostes“ oder „der Ermunterung“; in V. 13
„der Gott der Hoffnung“; in 16,20 „der Gott des Friedens“ (ebenso z. B.
in 1. Kor. 14,33; Phil. 4,9; Hebr. 13,20); in 2. Kor. 1,3 „der Vater der
Erbarmungen und Gott alles Trostes“; in 2. Kor. 13,11 „der Gott der
Liebe und des Friedens“; in 1. Petr. 5,10 „der Gott aller Gnade“. Welche
Bezeichnungen voll Herrlichkeit! Das ist unser Gott, teurer
Bruder, teure Schwester! unser Gott, der uns in Christo Jesu, Seinem
Sohn, erwählt hat zu Seinem Eigentum, unser Vater, dessen Kinder wir
sind, zu dessen Familie wir gehören. Vergessen wir das doch ja keinen
Augenblick, damit die Leiden dieser Zeit, die äußeren Verbindungen mit
der Welt, die Schlingen Satans, „die Dornen“ (Mark. 4,18), die
verführerischen Geister dieser Finsternis, die Sorgen um die Zukunft
usw. uns nicht beeinflussen und das Ziel unserer Berufung nach oben
(Phil. 3,14) aus den Augen rücken! Das ist unser Gott, zu dem der
Herr Jesus im Blick auf uns betet: „Ich bitte für die, die Du Mir
gegeben hast, denn sie sind Dein, und alles, was Mein ist, ist Dein und
was Dein ist, Mein, und Ich bin in ihnen verherrlicht“ (Joh. 17,9.10).
Das ist unser Gott, der uns den Geist der Wahrheit gegeben, daß
Er bei uns sei in Ewigkeit! (Joh. 14,16).
Ist da Grund zum Zagen, zum Sorgen, zum Grämen? „O Gott, wer ist wie
Du!“ Ihm laßt uns völliger denn je uns anvertrauen, Er ist es wert, Er,
der in Christo unser Gott und Vater ist, ja, von dem der auferstandene
Heiland zu uns sagt: „Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater,
und zu Meinem Gott und eurem Gott! (Joh. 20,17.) Welch eine Gnade!
Gelobt sei unser Gott und Vater und unser Herr Jesus Christus immer und
ewiglich!
F. K.
7. Jahrbuch (1920)
Geleitswort an den Leser:
„Gott aber ist mächtig, jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen,
auf daß ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überströmend seid zu
jedem guten Werk.“ - „Er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir.“
2. Kor. 9,8 u. 12,9.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen werden, so muß man
sie an der
Hand der Schrift durchforschen!
Frage 1:
Wie ist Matth.10,5 in Einklang zu bringen mit 28,19?
Antwort A
Daß die beiden Stellen so verschieden sind, hat seinen Grund darin, daß
der Dienst des HErrn zuerst Seinem Volke Israel galt und erst später,
nach Seinem Tode, das Evangelium durch die Jünger auch den Nationen
verkündigt wurde.
Der HErr kam zunächst für Israel. Er Selbst sagte zu dem kananäischen
Weibe: „Ich bin nicht gesandt, als nur zu den verlorenen Schafen des
Hauses Israel“ (Matth. 15,24). Auch im Ev. Joh. 1,11 bezeugt das Wort:
„Er kam in das Seinige (Israel), und die Seinigen nahmen Ihn nicht an.“
Der HErr kam, um das verheißene Reich aufzurichten. Er heilte deshalb
auch alle Gebrechen und trieb die Dämonen aus und verkündigte Selbst das
Evangelium von dem kommenden Reiche (Matth. 4,17). Gleicherweise sandte
Er auch Seine Jünger aus, um „Israel“ das Evangelium des „Reiches“ zu
verkündigen (Matth. 10,5-8).
Erst nachdem der HErr verworfen war, sandte Er Seine Jünger aus, um das
Evangelium allen Völkern zu verkündigen. Doch ist es nicht mehr das
Evangelium von dem kommenden Reiche, sondern von der Gnade Gottes durch
den Glauben an den Herrn Jesum Christum. Dieses Evangelium wird
verkündigt werden bis zu der Stunde, da der HErr die Seinigen entrücken
wird. Wenn dann Israel bereit sein wird, den HErrn aufzunehmen, dann
wird der HErr das Reich in Israel aufrichten.
So ist nun durch die Verwerfung des HErrn von seiten des Volkes Israel
auch uns, den Nationen, das Heil nahe gekommen.
Wohl wissen wir, daß der HErr sterben mußte, um die Erlösung zu
vollbringen. Er Selbst bezeugt es oft in den Evangelien. Sein Blut mußte
fließen zur Vergebung der Sünden für viele. - Gottes Plan ist wunderbar.
- Christus kam nach den Verheißungen für Israel. Israel verwarf Ihn.
Gott ließ es zu, daß Er ans Kreuz gebracht wurde und starb. Gott aber,
nach Seiner wunderbaren Weisheit und unausdenkbaren Gnade, benutzte
dieses alles, um das Erlösungswerk zu vollbringen, das Er schon von
Ewigkeit her beschlossen hatte. Das Böse, das der Mensch Seinem
geliebten Sohne zufügte, das benutzte Gott zum Guten für den sündigen
Menschen. O welche Gnade, welches Erbarmen, welche Herrlichkeit strahlt
doch vom Kreuze aus! Gott ist groß und herrlich in der sichtbaren
Schöpfung, aber in der Erlösung offenbart Er weit größere Herrlichkeit.
Möchte unser Leben ein Lobpreis Seines herrlichen Namens sein! O. D.
Antwort B
In Matth. 10,5 gab der HErr Seinen Jüngern Befehl, nur zu den verlorenen
Schafen des Hauses Israel zu gehen und diesen zu predigen, daß das Reich
der Himmel nahe gekommen sei. Denn um dieses
Reich in ihrer Mitte aufzurichten, war der HErr gekommen. Wir wissen,
daß Gott Seine Gnadenabsichten mit Israel zu des HErrn Zeiten nicht
verwirklichen konnte, weil das Volk in seiner Gesamtheit seinen Messias
verwarf, der es wiederherstellen wollte, damit von Ihm aus das Heil zu
allen Nationen gelangen konnte. Dies ist jetzt noch zukünftig, und von
diesem Zeitpunkte redet Matth. 28,19. Hier ist Jesus vom Überrest
anerkannt, und Er sendet diejenigen, die Ihm huldigen, zu allen
Nationen, damit auch diese teilhätten an all den Segnungen des Reiches,
das in jenen Tagen in ihrer Mitte aufgerichtet sein wird.
M. St.
Antwort C
Dem Volke Israel gehört Jehova, gehören die Verheißungen des Alten
Bundes - gehört der Messias (Matth. 15,24.26)! Israel wird das Reich
einnehmen (Dan. 7,14.27 u. v. a.) nach Gottes Willen! Der Herr Jesus war
gekommen, um das Wort einzulösen. Welch eine Liebe zeigt sich nun in
Seinem langmütigen Handeln mit Seinem untreuen Bundesvolke, auch in
obiger Schriftstelle (Matth. 10,5)! Wiewohl Er Seine Verwerfung durch
das Volk vorhergesehen hatte, handelt Er in Treue und Hingabe segnend
mit ihm! Matth. 4,23 zeigt uns, wie Er Seinem Volke entgegenkam - aber
sie ratschlagten, wie sie Ihn umbrächten (Matth. 12,14). Erst als Er in
ihren Herzen die Tat der Verwerfung Seiner Person sah, deutet Er in
Matth. 12 auch ihre Verwerfung von Gottes Seite an und läßt Seine
Vertrauten (Matth. 13,11.12) etwas ahnen von dem nahenden Anbruche einer
anderen Haushaltung. In Matth. 10,5 steht Er in göttlicher Treue mitten
unter Seinem untreuen Volke, um zu segnen, was sich segnen läßt (Matth.
10,8.13). Johannis Jünger sahen nach Matth. 11,4ff. die anbrechenden
Segnungen des messianischen Friedensreiches. Der HErr handelt in Matth.
10,5 somit in anbetungswürdiger Treue und Liebe mit Seinem Volke. Aber
wegen seines Ungehorsams mußte sich Hos. 2,23 nach Röm. 9,25 an dem
Volke erfüllen! Nach Seiner Auferstehung gibt Er Seinen Boten dann wegen
Israels Ungehorsam den umfassenden Befehl (Matth. 28,19). Und noch vor
Seiner Himmelfahrt hat der Gerechte und Getreue eine Erläuterung zu
diesem Befehl zu erteilen: Apgesch. 1,8, „anfangend in Jerusalem“
sollten sie das Evangelium verkünden! Und der Heilige Geist setzt dieses
begonnene Werk fort (Apgesch. 2,41)! Erst als dem Heidenapostel nach
Eph. 3 das Geheimnis der Gemeinde offenbart wurde, ging Matth. 28,19
nach der göttlichen Ordnung in Apgesch. 1,8 „... und bis an das Ende der
Erde“ in Erfüllung. Die beiden Stellen der Frage zeigen somit einen
herrlichen Fortgang im göttlichen Heilsplane.
F. A. W. D.
Antwort D
Nach Matth. 15,24 war der HErr nur zunächst zu den verlorenen Schafen
von dem Hause Israel gesandt, weil das Volk einen Vorzug in betreff des
Evangeliums hatte (Joh. 4,22). Daher sollten Seine Jünger zunächst in
nur jüdischen Ortschaften die Botschaft vom Reiche Gottes verkündigen
und außerjüdische Ansiedlungen meiden. - Israel aber verwarf seinen
HErrn und wollte Ihn umbringen (Matth. 12,14). Bevor dies geschah,
weissagte der HErr in Matth. 8,12: „... die Kinder des Reiches werden
hinausgeworfen werden“ und in Matth. 21,43: „... das Reich Gottes wird
von euch genommen und einem Volke (den Heiden) gegeben werden, das
dessen Früchte bringt.“
Nachdem der HErr nun das Erlösungswerk auf Golgatha vollbracht hatte und
die Kluft zwischen Juden und Heiden (Eph. 2,14) beseitigt war, sollte
aller Kreatur die frohe Botschaft von der Gnade Gottes gepredigt werden.
In Matth. 28,19 haben wir darum den umfassenden Missionsauftrag des
HErrn: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker ...“ -
Erzählen auch wir von der Gnade Gottes, sobald sich die Gelegenheit
bietet?
C. L.
Antwort E
Der Herr Jesus war in erster Linie gesandt zu den Schafen Israels. Er
predigte das Evangelium „vom Reich“. Die Gemeindepredigt - vom Leibe des
Christus - war dem Apostel Paulus vorbehalten und diesem als ein
Geheimnis offenbart. Daher kann im Gesichtsfelde des Herrn Jesu bei
Seiner Predigt nie die Gemeinde (als solche) gelegen haben. Seine Reden
in der Auslegung auf die Gemeinde zu beziehen hieße die Schrift mit sich
selbst in Widerspruch bringen. Selbstredend dürfen wir in der
Nutzanwendung alles gebrauchen. Auch die Zwölfe predigten kein anderes
als das Evangelium vom Reich. Es sei daran erinnert, wie Paulus im
Galaterbrief Kap. 2 sich sehr dagegen verwahrt, als ob er das Evangelium
von Menschen habe oder sich mit Fleisch und Blut besprochen oder nach
Jerusalem hinaufgezogen wäre, dort „sein Evangelium“ zu empfangen. Er
legte nach langen Jahren den Zwölfen „das Evangelium, das er unter den
Heiden verkündigt hatte“, vor, und der weitere Inhalt dieses 2. Kapitels
zeigt deutlich, daß beide Teile - Paulus und die Zwölfe - sich des
Unterschiedes der von ihnen gepredigten Evangeliumsverkündigungen wohl
bewußt sind, wiewohl der Mittelpunkt bei beiden derselbe herrliche HErr
und Meister ist. Ihr Übereinkommen V. 7-9 sagt es uns. Wenn wir diesen
Worten keine weitere Bedeutung geben als nur die, daß Petrus das
Evangelium vor die Juden und Paulus dasselbe vor die Heiden zu bringen
hatte, dann müssen wir den Paulus des Ungehorsams zeihen. War es nicht
seine Regel, zuerst in die Synagogen zu den Juden zu gehen, und wenn
diese ihn ablehnten, dann erst zu den Heiden? Der Unterschied, der in
den vorgenannten Versen ausgedrückt wird, muß sich vielmehr auf den
Inhalt ihres Evangeliums statt auf die Personen beziehen. (Vergl. Jahrb.
I, Frg. 13!)
In Matth. 10,5 nun finden wir, daß der HErr Seiner Sendung und dem
Evangelium, das die Propheten geweissagt, treu bleibt. Israel sollte den
Vorrang haben, und erst wenn Israel angenommen - als Nation -, dann
sollte von Israel - Zion - ausgehen das Wort Jehovas (Jes. 2,3). Die
heutige Zwischenzeit der Gemeinde lag nirgendwo im Gesichtskreise eines
alttestamentlichen Gottesmannes. Sie wurde nach Christi Tod eingeschoben
und Paulus mit der Verkündigung betraut.
Im Blick auf die nationale Sammlung Israels befiehlt der Meister den
Jüngern, daß sie nicht zu den Heiden gehen sollten. Ja, Er sagt ihnen V.
23, daß sie mit den Städten Israels nicht einmal fertig würden, bis des
Menschen Sohn (d. h. zum Gericht [Joh. 5,27]) käme. Und wahrlich, die
Jünger sind mit der Predigt des Reichs unter Israel damals nicht fertig
geworden.
Wenn später (Matth. 28,19) der HErr Seinen Jüngern den Auftrag gibt, in
alle Welt zu gehen, so steht dieses Wort nie und nimmer im Widerspruch
mit dem ersten; es ist nur die natürliche Fortsetzung. Das erste Wort
war geredet von dem Messias im Fleisch, der Israel sammeln wollte. Das
letzte von dem Auferstandenen. Hier schaut Er Sich angetan mit aller
Gewalt im Himmel und auf Erden (V. 18). Von Ihm als solchem bekommen die
Jünger den Auftrag, in alle Welt zu gehen.
Das hat aber zu
Seiner Voraussetzung, daß Israel zu Ihm gesammelt ist und in
Seinem Reich von Ihm regiert wird. Als Reichsvolk soll es dann in alle
Welt gehen, Mission zu treiben. Die Gemeinde hier hineinlesen wollen
hieße, dem Worte Gewalt antun. Auch würde der Auftrag des Meisters von
uns dann nicht ganz erfüllt. Abgesehen vom Taufbefehl, den wir in der
Schrift nur an dieser Stelle finden, geht unsere Predigt nie dahin, bei
Evangelisationsreden die Seelen beobachten zu lehren, was Er geboten
(Matth. 5,34.39.42; 6,14.17 usw.).1
Dieser Befehl ist demnach einer späteren Zeit vorbehalten - im
Tausendjährigen Reiche. Dabei ist für uns der Missionsbefehl keineswegs
hinfällig, wenn wir ihn auch nicht aus dieser Stelle herauslesen dürfen
(Röm. 1,14.15; 10,14-17; 15,16; 16,26; 1.
Tim. 1,15 usw.).
P. D.
Antwort F
In Matth. 10,5 handelt es sich um einen besonderen Auftrag des Herrn
Jesu an die Zwölfe, der augenscheinlich nur vorübergehende Geltung hatte
und damals auch seine Erledigung fand. Die Zwölfe sollten die Botschaft
von dem nahegekommenen Himmelreich nach Matth. 10,5-7 nur den verlorenen
Schafen aus dem Hause Israel predigen, die Apostel sollten wie Herolde
die Ankunft des Messias verkündigen, der in der Person Jesu gekommen
war. Diese Botschaft von dem Nahen des Königs war nur etwas für das Volk
der Wahl, für Israel (Matth. 15,24). Gewiß dachte Er auch damals schon
an solche, die aus den Nationen gläubig würden nach Joh. 10,16. In
erster Linie war Er aber gekommen für Israel, als der König, als
Messias. Nun erklärte sich dieses Volk aber gegen Ihn, zuerst in seinen
Führern, den Schriftgelehrten, Pharisäern und Sadduzäern. Durch ihr
Betreiben wurde auch das Volk zum Feinde Jesu, und eines Tages, als die
Zeit erfüllet war, forderte es Seinen Kreuzestod. Damit geschah die
bewußte Ablehnung des Messias durch das Volk Israel: Jesus starb und
wurde begraben. Am dritten Tage jedoch stand Er auf von den Toten und
ward dadurch erwiesen als Sohn Gottes (Röm. 1,4). Durch die Ablehnung
des Messias ging das Reich Gottes jetzt einen Weg, der bisher keinem
schriftgläubigen Juden als richtig und gottgewollt bekannt war, ja, kein
Prophet hatte davon je geredet (Eph. 3,5): das Geheimnis von dem Leibe
Christi setzte jetzt ein. Nach der Auferstehung Christi lautet deshalb
der Befeht Christi nicht mehr: nur an Israel gebt eure Botschaft weiter,
sondern: Gehet hin in alle Welt, predigt das Evangelium aller Kreatur,
allen Völkern (Matth. 28,19; Mark. 16,15)! Daß also in Matth. 10,5 der
Auftrag Jesu lautet: nur den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel,
während in Matth. 28,19 der Auftrag für die Jünger an alle Völker, an
die ganze Welt lautet, hängt mit der damaligen Verwerfung des Messias
zusammen. Wohl versuchten die Apostel und vor allem Paulus in erster
Linie immer wieder, den Juden das Evangelium nahe zu bringen, wie die
Apostelgeschichte am klarsten zeigt, aber immer wieder lehnte das Volk
als Ganzes den Messias ab. Jetzt darf das Evangelium allen Völkern, mit
Einschluß Israels, gepredigt werden, damit Seine Gemeinde, Sein Leib
gebaut wird.
A. C.
Anmerkung vom Schriftleiter des Fragenteils
Zunächst verweise ich besonders auf Frg. 11, Jahrb. II; Frg. 6 und 21,
Jahrb. III; Frg. 16, Jahrb. VI!
Vorstehende sich gerade wegen gewisser teils nicht geringer Gegensätze
ganz gut ergänzende
Antworten
zeigen uns einerseits, wie unsagbar wichtig es ist, „das Wort Gottes
richtig zu teilen“ (2. Tim. 2,15), indem man die verschiedenen
göttlichen Haushaltungen auseinanderhält, andererseits aber auch, daß
wir Nutzanwendungen und Beziehungen zwischen den Zeitperioden und
diesbezüglichen Schriftabschnitten für uns finden dürfen und sollen.
Sicher zeichnet uns das Matthäus-Evangelium, in dem der Herr Jesus als
der Messias-König Seines verheißenen Reiches vor uns steht, Seine
Beziehungen zum Volke Israel, aber wenn man den Charakter, in dem das
Matthäus-Evangelium den HErrn zeigt, dazu benutzen will, den
Missionsbefehl auf Israel zu beschränken, so geht das zu weit. Was
wußten die Apostel, als sie diese Worte hörten, von Israels zukünftiger
Mission nach der Aufnahme der Gemeinde? Gott handelte ja damals noch nur
mit Israel! Und als dann später Matthäus diese Worte durch den Heiligen
Geist niederlegen mußte (wenige Jahre vor dem Tode des Paulus!), da
hatte Gott Israel längst beiseite gesetzt und Seine Gemeinde gebildet,
und diese Worte wurden zu ihrer Ausführung in die Hände der Gemeinde
gegeben! Nach Aufnahme der Gemeinde wird die Ausführung des Willens
Gottes dann in Israels Hände übergehen. Aber jetzt gelten diese Worte
uns. Zu sagen, es sei der „jüdische“ Missionsbefehl, ist nur die halbe
Wahrheit; mit demselben Rechte könnte man zu sagen wagen, das Leiden,
Sterben und Auferstehen Jesu Christi sei jüdisch! Wo bleibt da 2. Tim.
3,16! Vergl. auch 1. Kor. 3,22! So dürfen wir auch nicht nur den
Wortlaut des Taufbefehls (selbstverständlich!), sondern überhaupt den
ganzen Missionsbefehl nach Matthäus (mit Vorbehalt) auch als bindend für
uns ansehen, wenngleich freilich unbedingt feststehen muß, daß seine
volle Ausführung und Erfüllung nicht dem Volke der himmlischen Berufung
(der Gemeinde), sondern dem der irdischen (Israel) für einen zukünftigen
Tag vorbehalten bleibt. Israel, d. h. der gläubige Überrest, ist das
geborene Missionsvolk der Zukunft (vergl. u. a. Röm. 11,12.15; Sach.
8,13.20-23; überhaupt die alttestamentliche Prophetie! Siehe auch Frg.
1, Jahrb. VI!). Der HErr lasse bald diese herrlichen Zeiten anbrechen!
Doch zuvor kommt Er Selbst für Seine Gemeinde! „Maran atha!“ (1. Kor.
16,22b.)
Frage 2
Sind „gefallene Engel“ und „Dämonen“ ein und dasselbe? (2. Petri 2,4;
Juda 6; Matth. 12,27; Offenb. 16,13.14 usw.)
Antwort A
Wir wissen nicht viel von der Geisterwelt. Aber es scheint, daß dieses
zwei verschiedene gefallene Geisterklassen sind. - Von den gefallenen
Engeln wird uns gesagt, daß sie „gesündig“ haben (2. Petri 2,4), und
Judas 6 berichtet uns näheres über ihre Sünde, daß sie ihren „ersten
Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben“.
Manche denken, daß diese Sünde der Engel vielleicht mit 1. Mose 6,4
zusammenhängt. Wie dem auch sei, sie sind in „Ketten“ im „Abgrund“ und
erwarten den Tag ihres Gerichtes. Wir dürfen deshalb kaum denken, daß
diese irgendwelchen Verkehr mit Menschen haben.
In der anderen gefallenen Geisterklasse unterscheiden wir den
persönlichen Teufel, der den HErrn versuchte und von dessen „Reich“ der
HErr redet (Matth. 4,1-11; 12,27), und die Dämonengeister (Offenb.
16,13.14). Ihre Zahl ist groß (Mark. 5,9). Ihr Fall liegt vor der
Erschaffung der Menschen. Sie sind nicht „gekettet“ und noch nicht im
„Abgrund“, sondern haben noch die Möglichkeit, die Menschen zu
beeinflussen und in ihnen zu wohnen; der HErr trieb sie oft aus. Aber
auch sie erwarten
den Tag ihres Gerichtes (Matth. 8,29; 25,41; Offenb. 20,2.10). Ihre
Wirksamkeit ist verschieden. Es wird nicht nur von „unreinen“ (Mark.
1,27), „stummen“ (Mark. 9,17.25) usw. Geistern geredet, sondern auch von
„Lehren von Dämonen“ (1. Tim. 4,1). Wir können uns kaum ein Bild
machen von der Tätigkeit der Dämonen unter den Menschen, wie sie hinter
den kleinen und großen Geschehnissen in der Welt stehen. Aber noch
weniger denken wir daran, daß die religiösen Lehren, die die Wahrheit
Gottes verderben, von Dämonen ausgehen (Matth. 16,22.23). Wieviel
Dämonengeist versteckt sich oft unter dem, was man als „den Geist der
Schrift“ behauptet. Unsere einzige Sicherheit ist, uns eng an das
„Wort“ zu halten. Babylon, die Christus verwerfende Kirche, ist im
letzten Stadium eine Behausungsstätte der Dämonen, deshalb soll Sein
Volk aus ihr herausgehen (Offenb. 18,2-4; 2. Kor. 6,14-18)!
v. d. K.
Anmerkung vom Schriftleiter des Fragenteils
Man vergleiche Frg. 19 und 39 im Jahrb. II; Frg. 10/III; Frg. 8/VI,
außerdem meinen Aufsatz im Jahrb. V: „Die Totenbeschwörerin von Endor!“
Sicher gehören die gefallenen Engel und die Dämonen der einen Klasse der
sündigen, abgefallenen Geistwesen an, aber in ihrer Behandlungsweise und
ihrem Gericht hat Gott die verschiedensten Möglichkeiten, so daß sie
sich der Schrift nach als ganz verschiedene Klassen darzustellen
scheinen.
Die Schrift beobachtet aber in dieser Frage eine gewisse Zurückhaltung,
wohl damit der geschäftigen menschlichen Phantasie nicht zu viel Stoff
geboten werde. Wie gern der von Dämonen, ohne daß er's weiß, beeinflußte
menschliche Geist sich dieser geheimnisvollen Dinge bemächtigt, um seine
sündige Neugier zu befriedigen, zeigt übrigens u. a. der Spiritismus, in
dem neben viel Betrug auch viele überirdische Wirklichkeiten aus der
Geisterwelt offenbar werden, vor dem aber als vor einer der ungöttlichen
antichristlichen Lehren gar nicht genug gewarnt werden kann (2. Thess.
2,9.10).
Wenn aber die Schrift über dies Gebiet auch nicht viel sagt, so zeigen
doch die in obiger kurzen, jedoch zum Forschen sehr anregenden
Antwort Angeführten
Stellen, daß über die Lehre von den Engeln und Geistern bei den göttlich
inspirierten Schreibern der Heiligen Schrift keine Unklarheit herrscht,
wie sie in der heutigen ungläubigen Gelehrtenwelt natürlich ist, die
diese Geheimnisse am liebsten totschweigt oder lächerlich macht, da sie
dem menschlichen Wissensstolz ins Gesicht schlagen. Wie gern z. B.
möchte man allen Geistes-Krankheiten nur natürliche Ursachen
zuschreiben, während wenigstens ebenso viele, wenn nicht mehr, durch
übernatürliche hervorgerufen sind! Besessenheiten nach Art von Mark. 5
und andere sind heute sicher nicht weniger häufig als zur Zeit Jesu. Aus
Raummangel kann ich nicht weiter darauf eingehen.
Zu dem Schluß obiger
Antwort Erinnere
ich noch an 1. Kor. 10,14-22! Zu den übrigen angeführten Stellen füge
ich zwecks Prüfung noch bei: Offenb. Kap. 9. Da uns in der Offenbarung
in Zeichen die Zukunft kundgetan wird (1,1!), so ist es wohl möglich,
daß unter den „Heuschrecken mit Menschen-Angesichtern“ auch Dämonen zu
verstehen sind, wenngleich ich das nicht zu behaupten wage. Eine
eigentümliche Stelle in diesem Kapitel ist V. 14, die wohl 2. Petri 2,4
und Juda V. 6 an die Seite zu stellen ist. Gott allein kann Engel binden
und lösen, beides für Seine Zwecke, und dazu müssen Ihm außer den guten
Engeln (Hebr. 1) auch die gefallenen Engel und Geister dienen (vergl.
Ps. 78,49).
Wie sollten wir uns nach 1. Joh. 5,18 selbst bewahren in dieser Zeit, da
„die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen“ mehr
denn je ihr Wesen treiben! Wir können durch „die Weltbeherrscher dieser
Finsternis“ leicht übermocht werden, wenn wir uns nicht treu und streng
halten an das Wort unseres Gottes und demgemäß mit der ganzen
geistlichen Waffenrüstung uns antun! Eph. 6,10-18. „Wachet und
betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet!“ (Matth. 26,41.) Vor
allem aber ist Er, unser „großer Hirte“ (Hebr. 13,20f.), unser großer
Hoherpriester Jesus stets bemüht, uns zu bewahren, und da gilt uns das
köstliche Wort Hebr. 7,25: „Daher vermag Er aufs völligste zu erretten,
die durch Ihn Gott nahen, indem Er immerdar lebt, um Sich für sie zu
verwenden.“ -
Welch eine glückselige, geborgene Schar sind wir, die aus Gott
Geborenen, doch mitten in dieser fluch- und sündenbeladenen, vom Satan
und seinen Engeln in materieller und geistiger Hinsicht so sehr
beherrschten Welt, wenn wir uns geborgen wissen in Ihm!(Röm. 8,
31-37.38.39.) Gepriesen sei Sein Name immerdar!
*
„Ich kenne deine Werke. Siehe, Ich habe eine geöffnete Tür vor dir
gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine
Kraft, und hast Mein Wort bewahrt und hast Meinen Namen nicht
verleugnet. - Weil du das Wort Meines Ausharrens bewahrt hast, werde
auch Ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den
ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde
wohnen.“ Offenb. 3,8.10.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11.
Neues und Altes.
Matth. 13,52.
Wie wird's mein?
Ein Wort an bekümmerte Seelen, die nicht wissen, wie sie zur Gewißheit
ihrer Errettung gelangen.
„Wie wird's mein? Bitte, sagen Sie mir, wie wird's mein?!“ Mit diesen
Worten kam nach einer Versammlung eine junge Frau zu mir. Sie war tief
bekümmert um das Heil ihrer Seele. Gottes Gnade hatte ihr die Augen
aufgetan über ihr schuldiges Leben. Wenn auch nach dem Urteile der
Menschen ihr Leben tadellos war, so hatte sie doch erkannt, daß ihr
Leben in dem Lichte Gottes, der auch in das Verborgene des Herzens
hineinsieht, anders aussah als in dem Lichte und Urteile der Menschen.
Sie wußte, daß sie vor Gott nicht bestehen könne und die Vergebung ihrer
Sünden haben müsse, um nicht verloren zu gehen. Hast du, lieber Leser,
das schon erkannt?
Willig, mit jeder Sünde und der Welt zu brechen, suchte sie in tiefem
und heiligem Ernste Vergebung im Gebet und Flehen zu Gott. Aber ihre
Gebete erschienen ihr klang- und kraftlos, und wenn sie sich suchte zur
Inbrunst durchzuringen, so fand sie letzten Endes doch, daß auch ihr
inbrünstiges Ringen
nur ein Schall, all ihr Glauben leer und haltlos war und sie nicht in
den Besitz der Vergebung und des Friedens brachte.
Wohl wußte sie aus der Schrift, daß sie nur durch Glauben in diesen
Besitz gelangen könne. Aber wie sollte sie es machen? Was hieß das:
„glauben“? Alles, was in der Bibel stand, das glaubte sie unbedingt als
Wahrheit.
War das genug? Sollte sie jetzt glauben, wie man ihr schon gesagt hatte,
daß sie die Vergebung ihrer Sünden und ewiges Leben habe, und dann würde
sie es haben? Das kam ihr vor, als ob jemand sagte, sie solle glauben,
daß sie auf der Bank 10000 Mark habe, und sie würde sie haben. Wo war
die Sicherheit?
Nein, so konnte es nicht sein! Oder war ihr Glaube zu klein oder zu
schwach? Aus dieser Seelennot heraus rang sich die Frage: „Wie wird's
mein?“ Und wie manche Seele bewegt diese Frage!
Teurer Leser, wenn die Geschichte dieser jungen Frau dein Bild ist, so
laß mich dir zunächst sagen, daß bei allem Glauben an alles, was in
der Schrift steht, und an alles, was über den Herrn Jesus gesagt ist, du
doch noch nicht an den Herrn Jesus glaubst. Dies ist etwas ganz
anderes. Es ist der Glaube an eine Persönlichkeit. Als der Kerkermeister
fragte: „Was muß ich tun, auf daß ich errettet werde?“, war die
Antwort
nicht: „Glaube an alles, was Gott gesagt hat“, sondern: „Glaube an den
Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“. (Apgesch.
16,30.31).
Um errettet zu werden, ist die Frage nicht, was du glaubst,
sondern wem du glaubst. Immer wieder sagt die Schrift: „...
jeder, der an Ihn glaubt ...“, „wer an den Sohn glaubt
...“, „wer an Mich glaubt ...“ usw. Nicht das Wissen und Glauben
von Bibelstellen errettet dich, sondern eine Person, der Heiland
errettet dich, nicht auf deine guten Werke hin, sondern als
Antwort Auf
deinen Glauben hin an Ihn.
Vielleicht sagst du: „Wie soll ich das verstehen? Ich glaube doch an den
Herrn Jesus!“ Laß mich dir nochmals sagen, daß zu glauben an alles, was
von dem Herrn Jesus gesagt ist, noch kein persönliches Glauben an den
Herrn Jesus ist. Wenn du an den Herrn Jesus glaubst, dann hast du auch
die Vergebung deiner Sünden und weißt dich im unzweifelhaften Besitz der
empfangenen Vergebung, denn die Schrift kann nicht gebrochen werden, und
sie sagt: „Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an Ihn
glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch Seinen Namen“ (Apgesch.
10,43). In dem Augenblick, wo du an Ihn glaubst, empfängst und hast
du die Vergebung deiner Sünden. Dieses „glauben“ und „empfangen“ ist so
untrennbar verbunden, daß du das eine nicht tun kannst, ohne das andere
zu haben.
O, wie sind doch unsere Herzen durch die Sünde von Gott entfremdet, und
wie stehen wir Ihm in Unglauben gegenüber, daß es uns so schwer wird,
Ihm zu glauben, während es uns doch gar nicht schwer wird, an einen
Menschen zu glauben!
Ich will ein Bild aus dem täglichen Leben gebrauchen, um dir zu zeigen,
wie wir ohne weiteres Menschen glauben und wie wir auch sofort auf den
Glauben an die Person hin uns in dem unzweifelhaften Besitz dessen
wissen, was sie uns anbietet.
Da ist ein junger Ehemann, der in dieser Zeit der Kohlennot ohne jede
Feuerung ist. Besorgt geht er aus seiner kalten Wohnung, um zu
versuchen, irgendwo etwas Brennmaterial aufzutreiben. Alle seine
Bemühungen sind indes vergebens. Tief niedergeschlagen wendet er sich
schließlich seinem Hause wieder zu. Da erblickt er den Sägemüller aus
dem Tal. Er kennt ihn als einen reichen und guten Mann, und eine leise
Hoffnung steigt in seinem Herzen auf. Ehe er aber ihn anreden kann,
spricht dieser schon zu ihn: „Wenn Sie in Not um Holz sind, kommen Sie
zu mir! Ich habe unter der Eiche am Torweg meiner Sägemühle einen großen
Stoß Abfallholz stehen, wenn Sie wollen, nehmen Sie es umsonst!“ Unser
Freund weiß nicht, wie ihm geschieht. Gerührt nimmt er des Sägemüllers
Hand und dankt ihm von Herzen für das Holz. Alle Traurigkeit ist
verschwunden. Mit schnellen Schritten und glücklich im Herzen eilt er
nach Hause, um seiner Frau die gute Botschaft zu bringen, daß er jetzt
Holz habe. Da sieht er seinen Bruder in der Ferne, der auch kein Holz
hat, freudig ruft er ihm zu: „Ich habe Holz, du kannst dir morgen etwas
holen!“
Beachte, lieber Leser: eine Minute zuvor war der Mann bekümmert, er
hatte nichts, und eine Minute später ist der Mann glücklich und weiß, er
hat Holz und kann sogar abgeben. Was ist geschehen? Wie kam das? Hat er
das Holz mit seinen Augen gesehen? Hat er es schon mit seinen Händen
aufgeladen und nach Hause gefahren? Nichts davon. Er hat es weder
gesehen noch betastet, und doch weiß er frei von jedem Zweifel, daß er
Holz hat, daß das Holz unter der Eiche am Torweg sein Besitz ist.
Und nun nimm deine Bibel und schlage Offenb. 22,17 auf. Dort liesest du
fast die gleichen Worte: „... Wen da dürstet, der komme!“ Damit wird die
verlangende, nach ewigem Leben dürstende Seele eingeladen, in ihrer Not
zu Ihm zu kommen; und dann heißt es weiter: „Wer da will, nehme
das Wasser des Lebens umsonst!“ Dieses ist das Wort des HErrn, jenes
andere war das Wort des Sägemüllers. Als dieser zu dem jungen Manne
sagte: „Wenn Sie wollen, nehmen Sie das Holz umsonst“, da ist es dir
ganz selbstverständlich, daß nach diesen Worten der Mann das Recht
hatte, das Holz zu nehmen und zu sagen: es ist mein. Nun aber der HErr
zu dir sagt: „Wer da will, nehme das Wasser des Leben umsonst“, ist es
dir zweifelhaft, ob du das Recht zu nehmen hast, und zu gewagt, zu
bekennen: es ist mein. Woher kommt das? Weil du dem Herrn Jesus nicht
so glaubst, wie du dem Sägemüller glauben würdest. Glauben genug an
eines Menschen Wort, aber Unglauben gegenüber Gottes Wort.
Der junge Mann glaubte dem Sägemüller sofort aufs Wort und in demselben
Moment, da er ihm glaubt, weiß er auch, daß er das Holz hat.
Er überlegt nicht einen Augenblick, ob es nun auch wirklich so ist.
Warum nicht? Ein solcher Gedanke kommt ihm gar nicht. Aber warum kommt
ihm kein zweifelnder Gedanke? Weil er den Mann kennt, und er weiß, daß
der nichts sagt, was er nicht so meint. Siehe, das ist Glaube an die
Person des Sägemüllers, und das ist Glaube an die Person des Heilandes,
des Herrn Jesu Christi.
So wie der junge Mann mit der vollen Gewißheit des Glaubensvertrauens
auf den Sägemüller sagt: „Ich habe Holz“, obgleich er noch keinen Spahn
in seiner Hand hat noch es mit seinen Augen gesehen hat, so wirst du mit
der vollen Gewißheit des Glaubens an den Herrn Jesus sagen: „Ich bin
gerettet; ich habe ewiges Leben“, obgleich du in dir keinen sicht- und
fühlbaren Beweis finden magst. O, wie hat doch die Sünde unsere Herzen
von Gott entfremdet, daß es uns leichter ist, einem Menschen zu glauben
als Gott!
Und Gott weiß, daß es so ist. Er kennt unser ungläubig Herz. Er sagt in
Seinem Worte: „Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen - das Zeugnis
Gottes ist größer; denn dies ist das Zeugnis Gottes, welches Er gezeugt
hat über Seinen Sohn. Wer an den Sohn glaubt, hat das Zeugnis in sich
selbst;
wer Gott nicht glaubt, hat Ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das
Zeugnis geglaubt hat, welches Gott gezeugt hat über Seinen Sohn“ (1.
Joh. 5,9.10).
In solchen Worten führt Gott dir, armes, zweifelndes Herz, es vor Augen,
wie du täglich das Zeugnis der Menschen annimmst, wie du glaubst, was
Menschen dir sagen und bezeugen; und daraufhin handelst du! Aber Gottes
Zeugnis ist größer! Er kann nicht lügen! Gibt es ein Zeugnis,
welches sicherer, größer, fester ist?
Muß
nicht jedes Bedenken Seinem Wort gegenüber schwinden? Aber Sein
Zeugnis nimmst du nicht an und wagst nicht, daraufhin zu handeln! Und
fragst du: welches Zeugnis meint der Apostel hier? So höre die
Antwort:
„Denn dies ist das Zeugnis Gottes, welches Er gezeugt hat über Seinen
Sohn. Und dies ist das Zeugnis: daß Gott uns ewiges Leben gegeben hat,
und dieses Leben ist in Seinem Sohn“ (1. Joh. 5,10.11). Gott bezeugt
dir, daß ein Mittler da ist zwischen Gott und Menschen, der das Lösegeld
für dich gezahlt hat (1. Tim. 2,4-6), daß Er Seinen Sohn gesandt hat als
eine Sühnung für unsere Sünden und als den Heiland der Welt (1. Joh.
4,10.14), daß Christus für unsere Sünden starb (1. Kor. 15,3), daß Er um
unserer Missetaten willen zerschlagen, daß die Strafe zu unserem Frieden
auf Ihm lag (Jes. 53,5), daß Gott so die Welt geliebt hat, daß Er
Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht
verloren werde, sondern ewiges Leben habe (Joh. 3,16). Und der Herr
Jesus bezeugt dir: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer Mein Wort hört
und glaubt Dem, der Mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt
nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben
übergegangen“ (Joh. 5,24). Und wiederum: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage
euch: Wer an Mich glaubt, hat ewiges Leben“ (Joh. 6,47).
Kann Gott mehr tun? Kann Er deutlicher reden? Er gibt den Mittler. Der
Mittler bezeugt: „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen.“
Und noch mehr: „Alle Propheten geben diesem Zeugnis, daß jeder, der an
Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch Seinen Namen“ (Apgesch.
10,43). Und der Heilige Geist läßt es dir durch Johannes schriftlich
niederlegen, daß du „wissen“ (nicht hoffen) sollst, daß du „ewiges
Leben“ hast durch den Glauben an Ihn: „Dieses habe ich euch geschrieben,
auf daß ihr wisset, daß ihr ewiges Leben habt, ihr, die ihr
glaubet an den Namen des Sohnes Gottes“ (1. Joh. 5,13).
Sind das alles lose Worte, leere Redensarten? Sind das nicht Worte
deines Gottes, zuverlässig und gewiß? Und du armes, geängstigtes, vom
Unglauben geknechtetes Herz stehst vor solchen Zeugnissen deines Gottes
und machst Ihn mit deinen Unglaubenszweifeln „zum Lügner“, nicht mit
Worten, aber damit, „daß du nicht geglaubt hast an das Zeugnis, welches
Gott gezeugt hat über Seinen Sohn“ (1. Joh. 5,10). Ein samaritisches
Weib, eine Maria Magdalena, eine große Sünderin im Hause des Pharisäers,
ein Kerkermeister ..., alle wurden „errettet durch Gnade mittelst des
Glaubens“ (Eph. 2,8). Gott führt alle diese dir vor Augen, damit auch du
an Ihn glauben möchtest und errettet werdest, aber du seufzest und
sagst: „Ich kann nicht glauben!“ Wem kannst du nicht glauben?
Menschen, sagt Gott, kannst du glauben (1. Joh. 5,9). Kannst du nicht
dem Herrn Jesus glauben?
Mißtraue dem HErrn nicht länger! Er kann dich nicht segnen und erretten
mit dem Unglauben in deinem Herzen. Vertraue Ihm! Nimm Sein Zeugnis an!
„Wer Sein Zeugnis angenommen hat, hat besiegelt, daß Gott wahrhaftig
ist“ (Joh. 3,33). Der HErr sagt dir damit, was der Glaube tut.
Wenn du Ihm glaubst, so setzest du gleichsam unter Sein Wort dein
Siegel, daß Er die Wahrheit geredet und
du danach handelst.
Bedingungslos sagt der Herr Jesus: „Wer zu Mir kommt, den
werde Ich nicht hinausstoßen.“ Damit sagt Er dir, daß mit deinem Kommen
untrennbar deine Annahme Seinerseits verbunden ist. Glaube Ihm! Setze
das Siegel des Glaubens darunter, daß Er wahrhaftig und es zweifellose
Wahrheit ist: Ich kam und ich bin angenommen! Bekenne es!
An Ihn glauben heißt Sein Wort annehmen, sein Siegel darunter setzen und
auf Sein Wort hin handeln, indem du Ihn von jetzt an als deinen Herrn
bekennst und Ihm dienst.
„Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Er
will geben, du aber mußt nehmen! Was du auf Sein Wort hin
nimmst, das ist dein! Dieses Nehmen geschieht nicht mit deinen Händen,
sondern mit deinem Herzen. Du fragst: Wie kann ich mit dem Herzen
nehmen? Du tust das Tag für Tag. Ehe deine Hand sich ausstreckt, etwas
zu nehmen, hast du es schon mit deinem Herzen genommen und weißt, daß
das, was deine Hand nimmt, bereits dein ist. Ehe die Hände des jungen
Mannes das Holz nahmen, hatte er es mit seinem Herzen schon genommen.
Als der Sägemüller sagte: „Wenn Sie wollen, nehmen Sie das Holz“, da
fand dieser verborgene Vorgang des Nehmens in seinem Herzen statt. Da
ging etwas im Herzen vor, welches er sich zwar selbst in den
Einzelheiten nicht klar machte, welches aber trotzdem stattfand, und
zwar viel schneller, als ich es beschreiben und in Worte kleiden kann.
Was war das? Er wurde sich bewußt, das Holz dort ist für dich zum
Nehmen da, und der Sägemüller selbst gibt dir das Recht dazu.
Und in einem Moment verbindet sich mit des Sägemüllers Wort sein Glaube
und sein Wille zu „nehmen“, und er nimmt und hat und weiß sich im Besitz
desselben. Das alles geschah in einem Nu in seinem Herzen und fand
seinen Ausdruck in den Worten des Dankes. Sein Dank offenbarte das, was
in seinem Herzen vorgegangen war. Er nahm, ohne eine Hand zu bewegen; er
nahm mit seinem Herzen.
Siehe, das ist der Akt des Nehmens im Herzen auf Grund des Glaubens an
eine Persönlichkeit. Das sind die Vorgänge in der Seele, schneller, als
Worte sie beschreiben können, wenn das Herz im Glauben den HErrn und
Sein Wort erfaßt. In dem Augenblick wird der Glaube zur nehmenden Hand,
mit dem dein Wille zum Nehmen - der Glaubensgehorsam - verbunden ist
(Röm. 1,5; 16,26). Ein wunderbarer Moment ist dies in dem Leben eines
Menschen, wenn diese Handlung des Herzens, dieser Akt des Glaubens im
Annehmen der Gnade und der Vergebung stattfindet; wenn ein Mensch im
klaren Glaubensgehorsam den Herrn Jesus zu seiner Errettung ergreift,
sich Ihm anvertraut und überläßt und in dem Moment gerettet ist.
Ich möchte diesen Augenblick auch vergleichen mit dem, wenn ein Kranker
sich den Händen des Arztes übergibt. Er weiß zuvor: ich muß operiert
werden oder zugrunde gehen. Er weiß, der Arzt hat Hunderte in gleicher
Lage gerettet, und derselbe garantiert ihm Rettung, wenn er kommt und
sich ihm anvertraut. Er glaubt das alles völlig, aber er geht nicht zu
ihm. Aber dann kommt eine Stunde, wo er alles, was er bisher geglaubt
hat, für sich zur Tat des Glaubens macht. Er geht zu ihm,
vertraut sich ihm an und überläßt sich seinen Händen. So geht die Seele
im Glauben zu dem Herrn Jesus, vertraut und überläßt sich Ihm und - ist
gerettet.
O, sagst du, das ist zu einfach und zu leicht. Ja, liebe
Seele, da heißt es eben „umsonst“ zu nehmen. Du kannst gar nichts
dabei tun als nur annehmen, nur so kannst du es empfangen. Warum nur so?
Weil du so völlig verdorben und verloren bist, daß du es dir eben
„schenken“ lassen mußt aus lauter Gnade. In diesem dir zu leicht
erscheinenden Wege erkenne dein gänzliches Verlorensein!
Aber diesem „Umsonst“ liegt das teuer bezahlte „Lösegeld“ zugrunde. Der
Glaube beugt sich darunter und nimmt in Demut und Schuldbekenntnis die
Errettung umsonst an.
Vielleicht aber sagt jemand: Ich fürchte, mir etwas einzubilden und mich
zu täuschen. Wenn ich eine gewisse Freude oder sonst innere Gefühle oder
Erlebnisse hätte, dann könnte ich wissen, daß ich ewiges Leben habe.
Sage mir, woher war der junge Mann seiner Sache so gewiß, daß er dem
Sägemüller so innig danken konnte, daß er glücklich heimgehen und seiner
Frau berichten konnte, Holz zu haben, da er ihr doch kein Stückchen
vorzulegen hatte? Hatte er eine Vision gehabt? Hatte er eine innere
Stimme oder inneres Gefühl gehabt, daraufhin er dann wußte, Holz zu
haben? Nichts derartiges hatte er. Was hatte er denn, daß er sich so
sicher im Besitz des Holzes wußte? Er hatte nichts anderes als Grundlage
seiner Gewißheit als die Person des Sägemüllers und dessen Wort: „Wenn
Sie wollen, nehmen Sie sich das Holz!“ Nichts weiter hatte er. Aber dies
war ihm völlig genug. Und war es nicht genug? Dir und keinem Menschen in
der Welt würde es nach solchen Worten einfallen, zu denken, der junge
Mann könne sich etwas einbilden, was nicht wahr sei; - es sei denn, daß
der Sägemüller unwahr oder unzuverlässig gewesen wäre; dann allerdings
wäre die Sache fraglich und ungewiß.
Wenn du den jungen Mann nach solchen Worten des Sägemüllers noch
zweifelnd oder bekümmert und niedergeschlagen gesehen hättest, würdest
du ihn nicht gefragt haben: Trauen Sie dem Sägemüller nicht? Und wenn du
nach so vielen und so oft in Seinem Worte wiederholten Bezeugungen des
HErrn, daß, wer an Ihn glaubt, gerettet ist und ewiges Leben hat, noch
zweifelnd und bekümmert bist, dann laß mich dich fragen: Traust du dem
Herrn Jesus nicht? Genügt Er und Sein Wort dir nicht? Ist Er unwahr oder
unzuverlässig? Deine Furcht, dir etwas einzubilden, kommt aus der Wurzel
des Unglaubens an den Herrn Jesus. O, wie mannigfaltig sind doch die
Überlegungen, die aus dem Unglauben hervorgehen!
Aber, sagst du, dieser junge Mann war glücklich und freute sich, ich
aber bin nicht glücklich und habe weder Freude noch Frieden in meinem
Herzen. Armes Herz, wie kannst du auch Freude und Frieden haben, wenn du
dem Herrn Jesus nicht glaubst?! Sage, wann war der junge Mann
glücklich?, etwa ehe er dem Sägemüller glaubte oder nicht
vielmehr erst, nachdem er ihm geglaubt hatte? Würde er diese
Freude in seinem Herzen gehabt haben, wenn er dem Sägemüller nicht
getraut oder ihn für einen losen Schwätzer gehalten hätte? Nimmermehr!
Aber in dem Augenblick, als er ihm glaubte, in dem Augenblick zog auch
Freude in sein Herz ein. Die Freude war die Folge seines Glaubens. Die
inneren Gefühle des Bewußtseins der Errettung sind die Frucht (aber
nicht die Wurzel) des Glaubens. Der Glaube an den Herrn Jesus ist die
Wurzel, auf der die Frucht der Freude und des Friedens wächst. Du kannst
die Frucht nicht haben vor der Wurzel - die Wirkung nicht vor der
Ursache - die Freude nicht, bevor du dem HErrn vertraust.
Wenn dein Mann auf der Reise von Leipzig nach Berlin wäre, und du
hörtest die Nachricht, der Zug sei entgleist, so würdest du sofort voll
banger Sorge sein. Wie kommt es, daß du plötzlich so tief bekümmert
bist? 1. Du hörst die Nachricht von der Entgleisung, 2. du glaubst sie,
3. du weißt, der Zug ist entgleist, und die Folge ist: du bist in Sorge
um deinen Mann. Da kommt ein Telegramm. Klopfenden Herzens öffnest du
es, und plötzlich erhellen sich deine Züge, du liest: „Ich bin gerettet,
gänzlich unversehrt und wohl. Ich komme mit nächstem Zuge. Dein Karl.“
Wieder nach derselben Reihenfolge sind die Vorgänge in deinem Herzen: 1.
Du hörst, 2. du glaubst, 3. du weißt, er ist
gerettet, und die Folge ist: Du freust dich! Und so kannst du auch die
Freude deiner Errettung nicht eher haben, als bis du dem Herrn Jesus
glaubst, der da sagt: „Wer an Mich glaubt, hat ewiges Leben“ (Joh.
6,47), oder „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen“ (Joh.
6,37). 1. Du hörst die Botschaft, 2. du glaubst sie, 3. du weißt, daß du
angenommen bist, und die Folge ist: du freust dich unter Dank und Lob,
daß Er für dich starb. Jener süße Klang des Glaubens, der so leise und
froh dann dein Herz durchzieht: „Er hat mich angenommen! Er ist mein und
ich bin Sein!“, das ist die Stimme des Heiligen Geistes, der deinem
Geiste Zeugnis gibt, daß du Gottes Kind bist; (Röm. 8,16) und zum ersten
Male fangen deine Lippen an, Ihm Dank zu stammeln.
Denke dir, etwas später nach dem Empfang des Telegrammes wären dir
Bedenken gekommen, ob auch wohl wirklich dein Mann gesund sei, würde
dadurch nicht sofort deine Freude gestört sein? Was würde nun geschehen?
Würdest du auf deine Freude achten und sagen: „Wenn ich die Freude
fühlte, dann wüßte ich, daß mein Mann gerettet ist“? Solch törichter
Gedanke käme dir nicht, du würdest vielmehr das Telegramm deines Mannes
hervorholen und nochmals lesen: „Ich bin gerettet, gänzlich unversehrt
und wohl“ und würdest sagen: „Es ist alles gut. Ich kenne ihn, er hätte
es nicht telegraphiert, wenn es nicht so wäre.“ Deine Gefühle würden dir
nicht maßgebend sein, sondern die Worte deines Mannes.
Oder wenn dem jungen Manne nach der Begegnung mit dem Sägemüller auf dem
Nachhausewege Zweifel gekommen wären, ob es auch alles betreffs des
Holzes wahr sei, so wäre es natürlich mit seiner Freude vorbei gewesen.
Aber ein solcher Gedanke kam ihm gar nicht - konnte ihm gar nicht
kommen, denn er kannte den Mann. Der Mann war ihm
Bürgschaft für die Wahrheit und Wirklichkeit, aber nicht seine Gefühle.
Oder denkst du, daß ihm gar der törichte Gedanke gekommen wäre, auf
seine Gefühle zu achten, um zu wissen, ob er Holz habe? Was hatten seine
Freude und seine Gefühle mit der ganzen Sache zu tun? Von seinen
Gefühlen hing doch gar nichts ab. Alles hing doch von der
Zuverlässigkeit des Sägemüllers ab. - Und, Seele, sag, was haben deine
Freude und deine Gefühle mit dem Ursprung und der Gewißheit deiner
Rettung zu tun? Alles hängt von der Zuverlässigkeit deines Heilandes und
Seines Wortes ab.
Aber so betört der Feind die Seelen. Er sucht immer wieder die Blicke
auf das eigene Herz, auf die Gebete, die Gefühle usw. zu lenken, als ob
davon alles abhinge, und macht dich unglücklich, indem er deine Augen
von Christo wegwendet.
„Aber“, sagst du, „empfindet man denn gar nichts, ehe man weiß, gerettet
zu sein?“ Gewiß hast du auch innere Gefühle zuvor, aber sie sind ganz
anderer Art. Ich will nochmals auf den jungen Mann zurückkommen. Was
empfand er, als er den Sägemüller sah? Er fühlte seine große Not. Ihm
kam die Hoffnung, jener könne ihm helfen, und das Vertrauen, er könnte
ihm gütig sein. Und derart sind die Empfindungen, die die Seele hat,
wenn sie sich dem HErrn naht. Ist es nicht so? Hattest du nicht das
tiefe Gefühl deiner Not und deines Verlorenseins? Bewegte dich nicht die
Hoffnung: „Er kann dich annehmen, und das Vertrauen: Er ist voll Gnade,
Er wird dich annehmen?“ Das sind Empfindungen im Herzen einer Seele, die
sich zu Jesus wendet. Der Glaube an Ihn aber bringt die Errettung und
die Dankbarkeit eines friedevollen Herzens.
O, wie viele, vom Unglauben geplagte Seelen gibt es, deren Blick immer
wieder auf das, was sie sind und was in ihnen ist, gerichtet ist. Sie
sind unglückliche Opfer des Betruges des Feindes. Unser Heil und Leben
ist einzig und allein an die Person des Sohnes Gottes, unseres Herrn
Jesus Christus
gebunden. Alles steht und fällt mit Ihm. Wie verschwindet da jede
Schwierigkeit. Seine Person löst jeden Zweifel und jede Frage. Der Blick
des Glaubens ruht auf Ihm, aber nicht auf irgend etwas in uns - seien es
unsere Gebete, unsere Reue, unser Glaube, unser Friede - nichts steht
mehr vor unserem Blick, als nur Er allein und Sein Werk und Sein
Wort. Unser Herz möchte alle jene Dinge zur Grundlage unseres Friedens
machen oder doch für die Gewißheit unseres Heiles haben, aber es gibt
nur eine Grundlage für die Sicherheit und Gewißheit unserer Errettung,
und die ist Er, Sein Werk und Sein uns gegebenes Wort.
Jeder Blick in dich hinein macht dich unglücklich, und jeder Blick um
dich entmutigt und bringt Unruhe, nur der unverwandte Blick des Glaubens
auf Jesus macht dich froh und glücklich. Zu jeder Zeit, - sei es daß du
versucht wirst oder bestürzt und niedergeschlagen bist, in deinem Hause,
in deinem Geschäft - überall und immerdar richte dein Auge auf Jesus und
vertraue Ihm! Jedes Blicken nach einem Halt für deinen Glauben außer Ihm
kommt aus dem Unglauben und ist eine Herabsetzung der Allgenugsamkeit
Seiner Person und Seines Werkes.
Ewiges Leben kann durch kein Wirken von uns aus erlangt werden, sondern
nur auf dem Grunde des Glaubens „umsonst“ als das Geschenk, „die Gabe“
Seiner Gnade. Der Glaube an Ihn „empfängt“ es. Glauben und Besitz -
„glauben“ und „haben“ hat Gott zusammengefügt, und „was Gott
zusammengefügt, das soll der Mensch nicht scheiden“.
Jeder, der an Ihn glaubt, empfängt Vergebung der Sünden. (Apg. 10,43.)
Jeder, der an Ihn glaubt, geht nicht verloren. (Joh. 3,15.16.)
Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet. (Joh. 3,18; 5,24.)
Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. (Joh. 3,36.)
Wer an Mich glaubt, hat ewiges Leben. (Joh. 6,47.)
O, teures Herz, laß mich dich zu dem Herrn Jesus hinführen! Da ist Er!
Da ist dein Arzt! Da ist die Quelle des Wassers des Lebens! Sieh Ihn an!
Glaube Ihm! Nimm, und du hast! und so ist es dein! und dann danke Ihm
für die „Gabe“ des ewigen Lebens! Bekenne von dieser Stunde an,
daß du an Ihn glaubst und Er jetzt dein „HErr“ ist! Folge Ihm
nach - getrennt von der Welt, verbunden mit den Gläubigen, die
„verharren in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen
des Brotes und in den Gebeten“ (Apg. 2,41.42)! Suche eifrig im
verborgenen Gebet und im Lesen Seines Wortes den ständigen Umgang mit
dem HErrn, und du wirst die selige Freude der Gemeinschaft mit dem Vater
und mit Seinem Sohne Jesus Christus haben. (1. Joh. 1,3.4.)
v. d. K.
„Für euch selbst.“
Hebr. 10,34.
Was hatte jenen Hebräern, die durch ihre Mutlosigkeit die ermahnenden
Worte des Apostels hervorgerufen hatten, einst Kraft gegeben, in einem
so überaus gesegneten Glaubensleben dahinzugehen, wie es der stets das
Gute anerkennende Apostel (vgl. z. B. Phil. 4,8.9) in den Versen
32 und 33 schildert? Daß sie etwas hatten „für sich selbst“! Sie
waren dessen „gewiß, eine bessere und bleibende Habe zu besitzen für
sich selbst“ (vgl. Matth. 6,19ff.). Sie hatten etwas für ihre Person,
was ihnen keiner nehmen konnte und im Vergleich wozu die Schätze dieser
Erde, sogar die persönliche äußere Freiheit, nichts waren (vgl. Röm.
8,18 und 2. Kor. 4,16ff.). Welch eine Gnade! Und welch ein Vorbild
bieten sie uns, die wir oft so leidensscheu, so zaghaft im
Glaubensleben, so abhängig von Menschenmeinung und Verstandesrücksichten
sind! Freilich bedurften auch sie jetzt der Ermunterung, der Ermahnung
zum Ausharren (V. 35-37), aber der Heilige Geist, der uns den
Segensertrag ihres geistlichen Glaubenshochstandes hat mitteilen lassen,
will uns auch dadurch etwas für uns sagen: Es ist möglich, so im
Glauben zu stehen wie jene Hebräer, solche Glaubenswerke hervorzubringen
- aber es bedarf dazu dessen, daß man gewiß ist, bei allem Aufgeben,
Verzichten, Verleugnen der irdischen Dinge etwas besseres zu besitzen
„für sich selbst“! Das ist die Kraft, aus der ein glaubensstarker
Wandel durch diese pfadlose, wasserarme, öde Wüste ermöglicht wird.
Geschwister! Als ich noch im Felde war, abgeschnitten von den Vorzügen
der Heimat, d. h. der irdischen Heimat, da ist mir dies kleine Wort „für
sich selbst“, für mich selbst, zum Segen und zum Trost geworden.
Aber wir bedürfen solchen Trostes auch zu anderen Zeiten, als die waren,
da viele von uns fern von ihren Lieben, fern von den Freuden der
heimischen Gemeinschaft in der rauhen Wirklichkeit des Feldlebens
draußen standen. Unser Gott und Vater führt uns auch daheim oft durch
Tiefen, in denen unser Glaube sich bewähren soll (1. Petri 1,6.7), Er
läßt uns oft ein „Mara“ erleben (2. Mose 15,22ff.), Er läßt in Seiner
Liebe uns manches Mal Erziehungswege gehen, von denen wir sagen möchten,
„sie gefallen uns nicht“. Wenn wir dann nicht etwas haben „für uns
selbst“, etwas besseres, das uns auch in Leidenszeiten nicht geraubt
werden kann, da es im Heiligtum verankert ist (Hebr. 6,18.19), dann
möchte unser Glaubensblick wohl verdunkelt werden, unsere Freude
versiegen, unsere Liebe erkalten, unsere Kraft versagen! Aber Gott sei
gelobt - Er hat uns etwas gegeben „für uns selbst“, eine feste, gewisse
Hoffnung! Wie nötig tut uns dies Bewußtsein auch gerade in dieser Zeit
äußerer Bedrängnis, betreffs derer wir vielleicht nicht ahnen, wie
schwer sie noch werden kann unter Gottes Zulassung! - „Für euch selbst!“
Brüder! Schwestern! Sind wir alle uns dessen gewiß, „für uns selbst“
etwas besseres zu haben? Daß wir doch ja dies köstliche Gut genießen
möchten auch in guten Tagen, damit es uns nicht fremd sei und wir „am
bösen Tage“ erst danach suchen gehen müssen, da es aus dem Gedächtnis
unseres Herzens entschwunden ist! Kostbare Zeit ginge mit dem Suchen und
langsam sich wieder dessen Gewißwerden verloren, währendes der Feind uns
verzagt machen würde und wir kein Zeugnis, keine Ehre für unseren
herrlichen Herrn Jesus Christus, „der uns geliebt und Sich Selbst für
uns gegeben hat“, darstellen würden. Möchten wir täglich etwas haben,
was wir für uns selbst genießen und in unseren Seelen gegebenenfalls
auch im praktischen Leben verwirklichen! Möchten wir täglich aus dem
kostbaren Worte unseres Gottes, aus den herrlichen Verheißungen der
Schrift (etwa über das Kommen des HErrn), aus dem lieblichen Verhalten
des HErrn zu Seiner Gemeinde (Eph. 5), aus den ernsten, das Haus Gottes
berührenden Ermahnungen des Apostels (1. u. 2. Tim.) usw. oder auch aus
vertrautem, persönlichem Gebetsumgang mit dem HErrn „hinter
verschlosserten Türen“ oder dem Ruhen an Seiner Brust, in Seiner Liebe
(Joh. 13,25), oder was es auch sonst sei, etwas für uns selbst gewinnen,
[gewissermaßen zur rechten Zeit „für uns selbst kaufen“ (Matth.
25,9)], damit wir haben, wovon wir am dürren Tage zehren können, sowie
auch damit unser Leben nach außen hin den Stempel trägt eines
verborgenen Wandels mit Gott!
„Für euch selbst!“ Der HErr mache uns allen dies kleine Wort lebendig
und groß durch Seine Gnade und Seinen Geist! Welch eine Kraft kann es
sein für unser Leben, für unseren Dienst, für unser Zeugnis - zur Ehre
Seines herrlichen Namens!
F. K.
Geleitswort an den Leser:
„Noch über ein gar Kleines, und der Kommende wird kommen und nicht
verziehen.“ - „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir, um einem
jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird.“ - „Ja, Ich komme eilends!
- Amen; komm, Herr Jesu!“ Hebr. 10,37; Offenb. 22,12.20.
Zur Beachtung!
1. Die inhaltlich aufgeführten Schriftstellen in der „G. H.“ sind
meistens nach der sogen. „Elberf. Übersetzung“ angegeben; mitunter
jedoch auch nach anderen (möglichst) wortgetreuen Bibelübersetzungen.
2. Man lese die nicht inhaltlich angeführten Schriftstellen unbedingt in
der Bibel nach, sonst verlieren die
Antworten
und Aufsätze sehr wesentlich an Wert für das Herz des Lesers!
Die Schriftl.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen werden, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 3
War Obadja in 1. Kön. 18 nach der neutestamentlichen Sprache ein Kind
Gottes oder nicht? Wenn ja, war das Verhalten des Elias bei seiner
Begegnung ein richtiges, oder zeigte er nicht Obadja gegenüber eine
gewisse Kälte? Wenn EIias den Geist Gottes hatte, warum handelte er
nicht so, wie später durch den Heiligen Geist in 1. Petr. 5,14
geschrieben wurde, indem er mit dem Kuß der Liebe grüßte?
Antwort A
„Obadja fürchtete Jehova sehr“, so berichtet das Wort, und das allein
ist ja maßgebend, auch für die Beurteilung der Person des Obadja. Er hat
nicht nur eine äußere formelle Kenntnis von dem lebendigen Gott, sondern
steht zu Ihm in einer Beziehung, in der er Ihn sehr fürchtet; Obadja muß
demgemäß als ein „Gläubiger“ betrachtet werden.
Was die Gottesfurcht anbelangt, so wird von ihr gesagt, daß sie der
Weisheit Anfang sei (Sprüche 9,10). Obadja war demgemäß zum
mindesten ein Anfänger im Glauben, wobei er sogar soweit kam, daß er
denen beistand, die um des Namens Jehovas willen verfolgt wurden; er
nahm hundert
Propheten und versteckte sie, je fünfzig Mann in einer Höhle, und
versorgte sie mit Brot und Wasser.
Von der Gottesfurcht wird aber des weiteren gesagt: „Die Furcht Jehovas
ist: das Böse hassen“ (Sprüche 8,13) und in Sprüche 3,7: „Fürchte
Jehova und weiche vom Bösen“. Hier gab es für Obadja ein „Halt“,
ebenso wie es heute noch leider bei vielen Gläubigen ein „Halt“
gibt.
Obadja bleibt in Verbindung mit dem religiösen Ahab, der für
seine Person mit den Propheten des Baal in Verbindung steht, nicht
aber mit Jehova, dem lebendigen Gott, und der an der Spitze Israels,
des Volkes Gottes, steht, nichtsdestoweniger aber ein Abtrünniger ist.
In dieser Verbindung finden wir Obadja, und warum wohl? - Er war der
Verwalter des Palastes Ahabs, er war einer der höchsten Beamten an
seinem Hofe. - Die Aufgabe dieser Stellung hätte pekuniäre Folgen
gehabt.
Der Wandel des gläubigen Obadja war nicht treu; er war untreu,
indem er nicht die Energie des Glaubens und Vertrauens, vor allem nicht
die Ehrfurcht besaß, um sich von dem religiösen und doch gottlosen Ahab
zu trennen. Obadja war von Ahab abhängig, und das war das Übel.
Er hatte Ahab zum Herrn, weshalb er sich nicht über die Befehle
seines Herrn hinwegsetzen konnte; auch konnte er nicht durch seinen
Wandel das Gegenteil von dem bezeugen, was sein Glaube ihn lehrte. Das
Bündnis mit Ahab führte ihn notwendigerweise dahin, daß er das richtige
Urteilsvermögen bezüglich dessen, was jener eigentlich war, ein
Abtrünniger, der alle seine Kräfte aufbot, um durch die Pläne
menschlicher Weisheit eine Aufhebung des Gerichtes Gottes
herbeizuführen, verlor und mit Ahab torheitsvolle, ungöttliche Wege
ging.
Statt sich zu beugen und den Namen Jehovas anzurufen, daß Er gnädig sei,
gehen sie beide, Ahab der „Religiöse“ und Obadja der
„Gläubige“, denselben Weg, den Weg der Selbsthilfe. - Die
traurige Folge der falschen Verbindung!
Vor dieser erschütternd ernsten Tatsache sollten wir sinnend stille
stehen und uns beugen, wo es notwendig ist. Wie oft wird der Name des
HErrn verunehrt durch einen untreuen Wandel, indem man sich scheut, vom
Bösen zu weichen, und zurückschreckt, wenn es sich darum handelt, Ahab,
den Religiösen, den Abtrünnigen aufzugeben.
Obadjas Weg war kein Weg im Sinne von Ps. 32,8, er war kein Weg der
Unterweisung, kein Weg der göttlichen Belehrung, kein Weg, auf dem das
Auge Jehovas ratend auf ihn gerichtet war, es war vielmehr ein Weg im
Lichte bezw. in der Finsternis Ahabs, seines Herrn. Obadja wandelt bei
all seiner Gottesfurcht im Dunkel, in Verblendung, und dies infolge
seiner Untreue; er sah das Licht Gottes nicht mehr.
Wie manche Kinder Gottes wandeln im Dunkel, aus dem einfachen
Grunde, weil sie bei irgendwelcher früheren Gelegenheit dem ihnen
gewordenen Lichtstrahl gegenüber nicht treu waren im
dementsprechenden Wandel; der zweite Lichtstrahl muß dann
selbstverständlicherweise ausbleiben, statt dessen tritt Umdunkelung und
Verblendung ein.
Die Kinder Gottes, die wie Obadja „das Land mit Ahab teilen“, um da
Wasser und Futter zu suchen, offenbaren in ihrem Wandel die Grundsätze
des religiösen und doch gottlosen Königs und laden die VerAntwortlichkeit
dafür auf sich.
Nun der zweite Teil der Frage, das Verhalten des Elia Obadja gegenüber:
Gott fügte es, daß Elia dem Obadja auf seinem eigenen Wege, dem Wege der
Verdunkelung, entgegenkommt.
Das war die Treue
und Liebe Gottes.
Obadja kennt auch den Elias, und nicht nur dies, in seiner Gottesfurcht
erkennt er ihn auch an als den Diener Jehovas und fällt vor ihm auf sein
Angesicht.
Es ist eine liebliche Sache, wenn gläubige Brüder nach einer gewissen
Zeit der Trennung sich wiederfinden, Auge in Auge, und grüßen sich nach
1. Petr. 5,14 mit dem Kuß der Liebe.
Bei dieser Begegnung jedoch ist die Sache eine ganz andere. Elias läßt
es den Obadja fühlen, und zwar in nicht mißzuverstehender
Deutlichkeit, daß zwischen ihm und ihm eine Kluft sei, daß er, Elia,
unter dem Herrn Jehova stehe, Obadja dagegen unter dem Herrn
Ahab.
Elia bewegt sich bei dieser seiner Handlungsweise ganz und gar auf dem
Boden des Neuen Testaments als einer, der den Geist Gottes hatte.
Beachten wir nur Stellen wie 2. Thess. 3,6, wo von Zurückziehen,
Apgesch. 19,8.9 von Trennen, 1. Kor. 5,11-13 von Hinaustun die Rede ist.
Leider werden diese biblischen Ordnungslinien für das Haus Gottes wenig
verstanden und gewürdigt und meist unter mißbräuchlicher Berufung auf 1.
Kor. 13 und falscher Auffassung von der dort angeführten „alles
ertragenden Liebe“.
Lassen wir uns auch durch das durchaus göttliche und korrekte Verhalten
des Elia dem Obadja gegenüber erneut in das heilige Gleichgewicht des
Wortes und damit der Gedanken Gottes leiten!
W. W.
Antwort B
Der Gläubige hat in seinem Wandel drei Seiten zu beachten:
1. Seine Stellung zu Gott.
2. Seine Stellung zu den Brüdern.
3. Seine Stellung zur Welt.
Da wir es hier mit zwei Persönlichkeiten des Alten Bundes zu tun haben,
wollen wir ihr Verhalten vor allem prüfen im Lichte des Gesetzes, das
beiden bekannt war. Die klaren Anweisungen desselben werden noch für
uns, die wir in der Wirklichkeit und nicht im Schattenbilde leben,
bedeutend erhellt durch die Aussprüche des Heiligen Geistes im Neuen
Testament.
1. Die Stellung Elias und Obadjas zu Jehova war durch die Opfer und den
Dienst im Hause des HErrn vollständig geregelt. Von seiten Jehovas waren
sie beide in die gleiche Stellung gebracht als Glieder Seines Volkes und
waren derselben Segnungen teilhaftig. Gott hatte sie beide in die
bevorzugteste Stellung gebracht, die ihnen in damaliger Zeit werden
konnte. Hinsichtlich des Grundes, der in ihnen gelegt war, waren sie
vollständig gleich. Jehova Selbst hatte die Beziehungen zu ihnen
geordnet. Obadja war (in neutestamentlicher Sprache) ein Kind Gottes. Er
war sich seiner Stellung auch bewußt, denn er fürchtete den HErrn sehr.
Er hatte einen Anfang gemacht, denn die Furcht Gottes ist der Weisheit
Anfang. Psalm 111,10; Spr. 1,7.
Für uns die Parallele: 1. Kor. 3,11.
Für uns die Parallele: 1. Kor. 3,11.
2. Die kostbare Stellung, in der sich Elia und Obadja befanden,
verpflichtete beide zu einem standesgemäßen Wandel. Die Heiligkeit
Gottes, die mit Sünde nicht vereinbar ist, sollte ihnen ein Antrieb
sein, sich von allem Greuelwesen zu scheiden. 3. Mose 11,44.45; 3. Mose
19,19; 2. Mose 34,15.16; 5. Mose 7,1-8; 5. Mose 22,9-11.
Wie verhielten sich nun beide zu dem empfangenen Lichte?
Elia war gehorsam! darum war auch sein Wandel ein heiliger. Im Glauben
wußte er, was Gott in der Scheidung von dem Bösen von ihm fordern
konnte. 1. Kön. 18,21-40 zeigt uns, wie scharf er die Grenze zu ziehen
wußte. Er hatte von Mose gelernt, der „treu war in seinem ganzen Hause“
(2. Mose 32,15-29; Hebr. 3,5). Dieser einfache Gehorsamsweg ist der Weg
biblischer Heiligung. Elia ging diesen Weg im Glaubensgehorsam. Er sah
nicht an, was vor Augen war, sondern glaubte. Obadja tat das Gegenteil.
Er glaubte nicht, das heißt, er traute dem HErrn nicht zu, daß Er ihn zu
erhalten vermöge, sondern sah an. Dieses Schauen nach unten war schon
bei Eva der Grund zur Sünde. Ebenso ging Lot aller Segnungen verlustig
und wurde nur wie ein Brand aus dem Feuer gerettet, weil er anschaute.
Seine Gotteskindschaft blieb unangetastet. Aber welchen Schaden mußte er
erleiden?! Er wurde nicht gesegnet und war nicht zum Segen für andere.
Anders Abraham. Er sah nicht an, sondern glaubte wider die Vernunft.
Röm. 4,18-22. Darum segnete ihn der HErr und setzte ihn zum Segen. Welch
ein Unterschied! So auch bei Elia und Obadja.
Obadja war ungehorsam! Die klaren Anweisungen Jehovas beachtete er
nicht, weil er dann seine Stellung am Königshofe hätte aufgeben müssen,
ja, hätte ein Gegner des ganzen Greueldienstes und seiner Anstifter
werden müssen. Doch das war ihm zu viel. Er schaute an, daß es sich am
Königshofe gut leben ließe, wenn man nur ein Auge zudrückte und es nicht
so genau nähme. Im stillen konnte man ja dem HErrn dienen. Wie viele
solcher Stillen gibt es, die dem HErrn Schmach und Unehre bereiten, weil
sie Ihn nicht bekennen! Obadja wandelte nicht im Lichte, hatte also
keine Lichts- und Salzkraft. Elia war ein Kind des Lichtes und wandelte
im Lichte. Die Grundlage war bei beiden dieselbe. Im Wandel hatten sie
aber gar nichts gemein. Das Erscheinen Elias löste bei Obadja keine
Freude, sondern das Gegenteil aus. Hätte Obadja einen Wandel im Lichte
geführt, so hätte er schon vorher auf seiten Elias stehen müssen bezw.
sich über die Ankunft Elias freuen müssen mit großer Freude und in
inniger Bruderliebe. Siehe Joh. 1,7a. - Dann hätte auch Elia aus dem
innersten Herzensbedürfnis heraus ihn gegrüßt mit dem Kuß der Liebe. Da
sie aber keinerlei Gemeinschaft im Wandel hatten, wäre es von Elia
Ungehorsam und Heuchelei gewesen, als der im Lichte Wandelnde den in der
Finsternis Handelnden mit dem innigsten Zeichen der Liebe zu grüßen. Er
beachtete vielmehr im Glaubensgehorsam das Beispiel und Vorbild, das
Mose in seinem gerechten Eifer für den HErrn gegeben hatte und erfüllte
damit den Willen des HErrn, den der Geist in 2. Thess. 3,6 uns Kindern
Gottes im Neuen Bunde so klar ausgedrückt hat. Die Liebe zum HErrn, der
Eifer für Seine Ehre und der Gehorsam gegen Seine Gebote waren die
Richtschnur für das Verhalten Elias gegen Obadja. Sein klarer Blick
wurde nicht durch eine süßliche Honigliebe getrübt. - Die Liebe ist
nicht zuchtlos, sondern voll glühenden Eifers. Man halte nicht
schwächliches Nachgeben und fromme Wünsche des Fleisches für Liebe! Die
Liebe zu Gott und den Brüdern hält Seine Gebote. 1. Joh. 5,2.3. Und
eines dieser Gebote ist 2. Kor. 6,14-18!
3. Auch die Rücksicht auf die sehr ausgebreiteten Geschlechter der
Kanaaniter mußte Elia bewegen,
sich nicht mit der unklaren Stellung Obadjas einverstanden zu erklären.
Wollte Elia ein klares Zeugnis ablegen, dann durfte er vor der Scheidung
nicht zurückschrecken. Hätte er durch seine ablehnende Haltung dem nicht
eine Lektion erteilt, der Licht vom HErrn hatte, wie hätte er dann die
Baalspriester töten können, die dieses Licht nicht besaßen? Es mußte
Obadja zum Bewußtsein gebracht werden, daß er kein Zeugnis war.
(1. Kor. 14,8.)
Wer baute auf dem gleichen Grunde besser? (1. Kor. 3,11-15.) - Auf wen
konnte der HErr mit Wohlgefallen blicken? Auf den grassuchenden Obadja
in Verbindung mit dem Greuelkönig Ahab, oder auf den Glaubensmenschen
Elia, den Er im feurigen Wagen gen Himmel holte?
K. G.
Anmerkung des Schriftleiters von Teil I
Der letzte Teil der Frage mag manchem etwas absonderlich vorkommen.
Denn, wenngleich - wie ich in Frg. 42 im Jahrbuch I ausgeführt habe -
der Kuß, wie er im Morgenlande Sitte war und ist, auch bei den Juden
gebräuchlich war (vergl. z. B. 1. Mose 29,11.13, 2. Mose 4,27 [Kuß der
Arbeitsgemeinschaft?]; 1. Sam. 20,41; 2. Sam. 20,9; 1. Kön. 19,20; Spr.
27,6; Hohel. 1,1.2 usw.), so besteht m. E. der Kuß als Ausdruck der
brüderlichen Geistesgemeinschaft doch wohl lediglich auf dem Boden des
Neuen Testaments. Der einfache Grund dafür ist der, daß - wenn es auch
alttestamentliche Gläubige und Heilige des Alten Bundes, ja, auch Brüder
im Sinne der Volksgemeinschaft gab - im Alten Testament noch nicht die
Familienbeziehung der Gotteskindschaft bestand, noch nicht bestehen
konnte, weil auf dem Boden des Gesetzes Gott Sich noch nicht als Vater
in Christo offenbart hatte (vergl. Frage 4).
Dennoch stimme auch ich im wesentlichen ganz durchaus der in den obigen
Antworten
ausgesprochenen Ansicht bei, daß Elia dem Obadja gegenüber sich kühl, ja
streng verhielt. Das konnte eben nicht anders sein, da keine
Weggemeinschaft zwischen diesen beiden Männern bestand. Wohl waren beide
(alttestamentliche) Gläubige, sicher gehörte Obadja zu den
siebentausend, die Jehova sich hatte übrig gelassen, die ihre Knie nicht
vor Baal gebeugt hatten, sicher war Obadja ein Eigentum des HErrn, wie
im Neuen Testament die Wiedergeborenen, die Kinder Gottes - dennoch
dienten sie in ihren persönlichen Wegen, in ihrer persönlichen VerAntwortlichkeit
verschiedenen Herren! Bei dem Auftrag des Elia hätte Obadja Gelegenheit
gehabt, seinen bisher verborgenen Glauben zu zeigen und offen auf
Jehovas Seite zu treten; er bestand die Probe nicht. Welch
Herzensverhältnis konnte da zwischen dem aufrechten Gottesmann Elia und
dem sich vor Menschen bückenden Hofmann Obadja bestehen? Wie anders das
Verhältnis zwischen Elia und Elisa! (2. Kön. 2.) Da war
Herzensgemeinschaft, wenn auch ohne den neutestamentlichen Kuß der
Liebe.
Die Belehrung in den schönen
Antworten
A und B ist sehr ernst und sollte wohl von uns allen beherzigt werden.
Wenn es aber dabei bleibt, daß wir uns nur belehren lassen, ohne durch
die Belehrung erbaut zu werden, dann ist wenig erreicht. 2. Tim.
3,16.17: „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Belehrung,
zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung, nämlich zu der in
der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes sei zu jedem guten Werke
völlig geschickt.“ Möchte es dem HErrn durch Seinen Geist gelingen,
diese Frucht auch in den Lesern dieser
Antworten
hervorzubringen! Daß unser Leben nur nicht so sei, daß wir halb mit der
Welt in moralischer oder religiöser Hinsicht verbunden bleiben und halb
auf des HErrn Seite, der uns erlöst
und erkauft hat, zu wandeln begehren (1.Thess. 1,9.10). Laßt uns nicht
„neutral“ bleiben, nicht schielen in unserem christlichen Wandel und
Zeugnis! Er ist es wert, daß wir ganz für Ihn sind, wie Er ganz
für uns war und ist. Möchten wir alle die „Gnade haben, Gott
wohlgefällig zu dienen“ (Hebr. 12,28) wie solche, die als Pauli
Nachahmer (Phil. 3,17a) nur ein Ziel im Auge haben (Phil. 3,14)
und nur einem Herrn sich unterworfen wissen (Eph. 4,4-6) und
darum mit allen denen, die also gesinnt sind, in inniger
Herzensgemeinschaft vorangehen nach Apgesch.
2,42!
Frage 4
Bitte um eine Erklärung von Joh. 20,17a!
Antwort A
Es gibt verschiedene Gründe, die den HErrn veranlassen, Maria zu sagen,
Ihn nicht anzurühren. Ein Hauptgrund ist der, daß sie lernen sollte, den
HErrn nicht mehr in dem Zustand und in den Lebensbedingungen zu
besitzen, wie sie Ihn kannte vor Seinem Tode und Seiner Auferstehung. Er
war jetzt nicht mehr diesseits, sondern jenseits des Todes. Darum konnte
der HErr, obwohl Er in ihrer Mitte war, sagen: „Als Ich noch bei euch
war.“ (Luk. 24,44.) Maria mußte dies lernen, so schmerzlich es für
sie sein mochte. Sie nannte Ihn nicht nur: Rabbuni! das heißt Lehrer,
und war auch nicht nur bereit zu lernen, sondern lernte tatsächlich, wie
es aus ihrem Verhalten hervorgeht. Lernen auch wir so schnell von Ihm,
auch dann, wenn wir Seine Anweisungen nicht immer gleich verstehen?
Lernen wir, indem wir tun, was Er sagt?
Daß Frauen Ihn in Matth. 28,9 anrühren und der HErr es ihnen gewährt,
ändert nichts an obiger Auffassung. Nur nach Matthäus läßt Er Sich
anfassen, weil der HErr uns dort als Messias, welcher einst leiblich
unter Seinem Volke sein wird, vorgestellt ist. Dies ist auch der Grund,
daß uns in Matthäus keine Himmelfahrt berichtet wird, weil Er als
Messias mit Seinem Volke auf Erden betrachtet wird. (Vergl. Matth.
28,20b.) Hier wird uns wieder einmal klar gezeigt, wie wichtig es doch
ist, die Hauptlehre eines jeden Buches der Bibel zu verstehen. Dies
bringt uns zu einem anderen Grunde, warum der HErr Sich nach dem
Johannes-Evangelium nicht anrühren läßt. Maria sollte in die neue
Stellung oder Haushaltung, die durch Seinen Tod, Seine Auferstehung und
Himmelfahrt eingeleitet wurde, eingeführt werden, Christus nicht
leiblich, sondern im Geiste zu besitzen. Nicht mehr durch Schauen (d. h.
den HErrn sehend) zu wandeln, sondern durch Glauben. (Vergl. Joh.
20,29b.) Maria ist im gewissen Sinne die Vertreterin des gläubigen
jüdischen Überrestes am Anfang dieses Zeitalters, wie Thomas es ist nach
Abschluß desselben. Sie mußte lernen, daß die Segnungen des Christentums
in dem auferstandenen und verherrlichten Christus „über“ und „außerhalb“
der jüdischen Haushaltung zu haben sind, darum auch die kostbare
Botschaft an Seine Brüder durch Maria, welche die unlösbaren
Lebensbeziehungen dieses einzigartigen Verhältnisses zu unserem Gott und
Vater durch den Herrn Jesum kennzeichnete. Die zwei wunderbaren Gebete
des Apostels Paulus in Eph. Kap. 1 u. 3 sind auf diese Offenbarung
gegründet.
Wir haben in Joh. 20 die Berührungspunkte dreier Zeitalter vorgebildet.
Vers 11-18: das Zeitalter des Gesetzes mit Maria, der Vertreterin
des gläubigen Überrestes, der in die Haushaltung des Glaubens, der Gnade
und des Geistes eingeführt wird. Vers 19-23: unser gegenwärtiges
Zeitalter, charakterisiert durch die Gemeinde mit dem Lichte der
Gegenwart des HErrn in ihrer Mitte (Vers 19; Kap. 12,36) und darum
gekennzeichnet durch Seine Liebe (Kap. 13,1), durch Seinen Frieden (Vers
Kap. 12,36) und darum gekennzeichnet durch Seine Liebe (Kap. 13,1),
durch Seinen Frieden (Vers 19; Kap. 14,27), durch Seine Freude (Vers 20;
Kap. 15,11), durch Seinen Geist (Vers 22; Kap. 16,7) und durch Seine
Heiligkeit (Vers 23; Kap. 17,17; Psalm 93,5). Vers 24-29: Thomas,
ein Bild von dem zukünftigen Überrest, der an den Segnungen des
Tages der Gnade, dieses gegenwärtigen Zeitalters, nicht teilnimmt, wie
auch Thomas nicht teilnahm an den Segnungen der ersten Begegnung am
Auferstehungstage. Hier wird nun das Zeitalter der Wiederherstellung
aller Dinge vorgebildet. (Vergl. Sach. 12,10-14 u. Apgesch. 3,21.) Um
das Gemälde zu vervollständigen, möchte ich noch erwähnen, daß uns in
Kap. 21,1-14 die Segnungen des Tausendjährigen Reiches vorgebildet
werden.
K. O. St.
Anmerkung des Schriftleiters
von Teil I
Paulus sagt 2. Kor. 5,16: „Daher kennen wir von nun an niemanden nach
dem Fleische; wenn wir aber auch Christum nach dem Fleische gekannt
haben, so kennen wir Ihn doch jetzt nicht mehr also.“ Dieses „Jetzt
nicht mehr“ mußte Maria lernen - und wie gern lernte sie von ihrem
„Rabbuni“, ihrem Meister! Ist Er auch der unsere? Ungeteilten Herzens
hing sie am HErrn, darum lernte sie bereitwillig und - wurde gebraucht
in Seinem Dienst! Welche Lektion für uns!
„Jetzt nicht mehr“ ein irdisches Verwandtschaftsverhältnis, Maria, jetzt
ein höheres, ein neuer Stand des HErrn, und darum ein neuer Stand der
Seinen und ihrer Beziehungen zu Ihm! Der Weg zum Vater, zu unserem
Vater, weil Er Sein Vater, zu unserem Gott, weil Er
Sein Gott, wird erschlossen, wir werden „zu Gott gebracht“, zu
„Söhnen“ gemacht! Welch neuartiges, herrliches Verhältnis, nicht zu
vergleichen mit den irdischen Segnungen Israels, so kostbar diese auch
waren in ihrem Rahmen, ehe das Neue kam, das „vor den Zeitaltern
verborgen war, in Christo aber kundgemacht“ ist. Und dies neue
Verhältnis begann mit Seiner Auffahrt! Jetzt gibt's ein neues Anrühren
Seiner Person, nicht mehr im Fleische, sondern im Geiste, eine neue
Gemeinschaft mit Ihm, nicht mehr mittels irdischer Vermittlung, durch
die Hände, sondern mittels geistiger, aber darum nicht weniger innigen,
sondern viel innigerer, weil ewiger, unvergänglicher Verbindung -
nämlich vermittels des Geistes Seines Sohnes, den Gott in unser Herz
gegeben hat (Gal. 4,6). Nun ist „unsere Gemeinschaft mit dem Vater und
Seinem Sohne“ (1. Joh. 1,4). Das mußte der Maria, so innig sie ihren
Meister, der ihr ein und alles war, auch liebte, noch verborgen sein,
und blieb ihr auch bei dem Worte „Rühre Mich nicht an“ zunächst noch
verborgen - aber am Pfingsttage, da hat sie jene Worte verstanden, da
erfuhr sie die Bedeutung und Erfüllung. Und wir, denen jene Worte mit
gesagt sind, gleichsam als Zeichen, von dem Joh. 20,31 gilt, wir
genießen gleichfalls diese neuartigen Gemeinschafts- und
Verwandtschaftsbeziehungen, in die Er uns nach Seiner Auffahrt gebracht
hat, wenn anders wir Christi Geist haben, und „wer Christi Geist nicht
hat, ist nicht Sein“ (Röm. 8,9).
Warum aber haben so viele Gläubige so wenig Erfahrung davon? Warum leben
so viele ein Gesetzesleben ohne Freude, ohne Kraft? Viele wegen
mangelhafter, gesetzlicher Belehrung; viele aber auch, weil sie nicht
„durch den Geist wandeln“ (Gal. 5,25), d. h. in praktischer Verbindung
mit dem HErrn und im Glaubensgehorsam gegen Ihn und Sein Wort stehen und
bleiben, den Geist fortgesetzt betrüben und nicht immer in Selbstgericht
und Bekennen vor Ihm nach 1. Joh. 1,9 zur Wiederherstellung gelangen.
Wie ernst ist das!
Der HErr lasse auch uns allen obige kostbare
Antwort
und diese Bemerkungen in Gnaden dazu
dienen, uns in die Wahrheit hineinzuführen; Er mache aus uns „Täter
Seines Wortes“ (Jak. 1,22) und lehre uns wandeln im täglichen Genusse
der Segnungen des gegenwärtigen Zeitalters, „damit unsere Freude völlig
sei“!
*
„Und das Wort ward Fleisch und zeltete unter uns, - und wir haben
Seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen
vom Vater - voller Gnade und Wahrheit ... Aus Seiner Fülle haben wir
alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“ Joh. 1,14.16.
Ermundert einander!
1. Thess. 5,11. Neues und Altes. Matth. 13,52.
„Der Jünger, den Jesus liebte.“
(Joh. 13; 19; 20; 21.)
Manche Kinder Gottes haben aus diesen Worten entnommen, daß der Herr
Jesus den Johannes mehr als die anderen Jünger geliebt habe, so
daß sie ihn den „Lieblingsjünger“ Jesu genannt haben; sie meinen,
Johannes sei in einzigartiger Weise vom HErrn geliebt worden und habe
somit eine bevorzugte Stellung, gleichsam eine gewisse Ausnahmestellung
unter den Jüngern eingenommen. Und weiter hat man daraus gefolgert, daß
der HErr auch heute noch einzelne vor anderen liebe und
„Lieblingsjünger“ habe. Die Schrift aber sagt solches nicht, noch gibt
sie uns Grund zu solcher Annahme. Nie spricht sie von Rangplätzen im
Herzen Jesu, von Ausnahmestellungen oder Bevorzugungen in Seiner Liebe,
noch von „Lieblingsjüngern“.
Johannes wußte sich nicht nur vom HErrn geliebt, er genoß auch Seine
Liebe. Daß der HErr ihn liebte, diese Tatsache war ihm so groß,
seinem Herzen so überwältigend teuer, daß er seinen Namen gänzlich
zurückstellt und diese Tatsache gleichsam zu seinem Titel macht und sich
selbst bezeichnet als den Jünger, den Jesus liebte. Er sagt nicht:
„der Jünger, der Jesus liebte“ - nicht seine Liebe zum HErrn
beschäftigte seine Seele, sondern: „der Jünger, den Jesus
liebte“, Jesu Liebe zu ihm, das war sein höchster Rang und seine größte
Ehre. Keineswegs aber verbindet er damit den Gedanken, als sei er der
Jünger „den Jesus vor allen anderen Jüngern liebte“. Das ist ein
Gedanke, den der Mensch da hinein gelegt hat. Er selbst nennt sich
einfach: „der Jünger, den Jesus liebte“. Wenn solche Dinge gelehrt und
behauptet werden, so wird der Schriftboden verlassen; es wird etwas
gesagt, was die Schrift nicht sagt.
Johannes lebte so in dem Glücke der Liebe seines HErrn, daß er von sich
spricht so, als ob er ganz allein von Ihm geliebt würde, so wie auch
Paulus ausruft: „Der mich geliebt und Sich Selbst für mich dahingegen
hat.“ (Gal. 2,20.) Auch von anderen Personen lesen wir, daß Jesus sie
liebte, z. B. von Martha, Maria und Lazarus (Joh. 11,5), und an vielen
Stellen der Schrift wird von der Liebe Christi
und Gottes zu den Seinigen geredet; aber nirgends in einer Weise, als ob
es Abstufungen in Seiner Liebe gäbe, so als ob etliche mehr und andere
weniger geliebt würden von Ihm. Solche Gedanken sind (für mich) den
HErrn entehrend. Seine Liebe ist eine vollkommene Liebe. Er kann sie uns
gegenüber nicht vermehren noch vermindern. Er liebt alle die Seinigen
mit einer gleichen, unwandelbaren Liebe, mit ewiger Liebe. Unsere Liebe
ist wechselnd und verschieden, ist klein und groß, aber nicht Seine
Liebe. So wie Er Selbst vollkommen ist, so ist auch Seine Liebe
vollkommen. Viel Liebe für das eine Kind und wenig Liebe für das andere
Kind, das ist nicht vollkommene Liebe. Er Selbst ist „Licht“ und
„Liebe“; so wenig wie eine Veränderung Seines Lichtes möglich ist, so
wenig ist auch eine Veränderung Seiner Liebe möglich. Jede Rede von
„Lieblingen“ in Verbindung mit der Liebe des HErrn ist eine Entstellung
Seiner göttlichen Liebe, ein Herabziehen der vollkommenen Liebe zur Art
der Liebe der Sünder. Er liebte Seine Jünger nach der Größe Seiner
Liebe, aber nicht nach dem Maße ihrer persönlichen Liebenswürdigkeit.
Solche Liebe bezeichnet der HErr als heidnisch, als die Liebe der Sünder
(Luk. 6,32), aber Seine Liebe ist anderer Art. Er liebt die Seinigen
alle mit einer Liebe, und diese Liebe ist: „Gleich wie der Vater Mich
geliebt, habe auch Ich euch geliebt“ (Joh. 15,9). Wie kann da von
„Lieblingsjüngern“ geredet werden?! Hätte der HErr „Lieblinge“ und somit
zweierlei Maß für Seine Liebe gehabt, so hätte Er uns nicht geliebt,
gleichwie der Vater Ihn geliebt; und wir könnten nicht ermahnt
werden, „die gleiche - dieselbe Liebe zu haben“ (Phil. 2,2), noch zum
„Gleichgesinntsein“ gegeneinander (Röm. 12,16; 15,5). Seine Liebe aber
ist das Vorbild für unsere Liebe zueinander: „Daß, wie Ich euch geliebt
habe, auch ihr einander liebet“ (Joh. 13,34). „Bleibet in Meiner Liebe“,
und Seine Liebe war nicht nach unserer Liebenswürdigkeit oder unserem
Verdienst. Wie könnte aber Seine Liebe uns das Vorbild sein, wenn Er
nicht uns alle mit einer gleichen Liebe geliebt hätte? Laßt uns deshalb
aufhören, von „Lieblingen“ und „Lieblingsjüngern“ Jesu, von
„Bevorzugungen“ und „Ausnahmestellungen“ in Verbindung mit der Liebe des
HErrn zu reden.
Eine ganz andere Sache und Seite ist es, wenn es sich darum handelt, wie
weit oder in welchem Maße der HErr diese Seine vollkommene Liebe dem
einzelnen mitteilen und offenbar machen kann. Hier ist
Verschiedenheit. Dieses hängt von unserem Eingehen in Seine Liebe
und dem damit zusammengehenden Gehorsam ab. Hierauf laßt uns noch
eingehen!
Es scheint, daß keiner der Jünger die Tatsache Seiner Liebe so im Herzen
erfaßt hat wie Johannes. Und es sind wohl auch nur wenige Gläubige zu
allen Zeiten gewesen, die wie er in die Liebe des HErrn eingingen und es
für sich selbst verwirklichten, „geliebte Kinder“ zu sein. Solche
Johannesseelen verstehen die Sprache der Braut im Hohenliede 2,4: „Sein
Panier über mir ist die Liebe.“ Sie wissen, Seine Liebe weht und wallet
über ihnen wie ein Banner. Seine Liebe macht sie glücklich und ist ihnen
eine unversiegbare Quelle der Freude. O, wie wenig wird das Wort
verstanden, als geliebte Kinder „Nachahmer Gottes“ zu sein (Eph. 5,1).
Wenn ich das Bewußtsein Seiner Liebe zu mir im Herzen trage und mich als
Sein geliebtes Kind weiß, dann erst kann Gott mir recht Seine Liebe
offenbar machen, und dann kann ich Sein Nachahmer sein.
Ich sah einmal ein Kind fröhlich mit seinem Spielzeug spielen. Plötzlich
verließ es sein Spiel und schmiegte sich im Schoß an die Brust der
Mutter. Es wußte sich geliebt. Es vergaß für einige Augenblicke sich
selbst und sein Spiel und legte sich in den Arm der Mutter. Und was tat
die Mutter? Sie zog es neu an ihr Herz und neue Offenbarungen ihrer
Liebe wurden dem Kinde zuteil. - Ich gedachte an das Wort „als geliebte
Kinder“ und „wer Mich liebt ... Ich werde ihn lieben und Mich
Selbst ihm offenbar machen“ (Joh. 14,21). Sobald unsere Liebe Seine
Liebe berührt, berühren wir gleichsam, wie bei der elektrischen Glocke,
den Kontakt des Stromes Seiner Liebe und setzen sie
gleichsam, wie bei der elektrischen Glocke, den Kontakt des Stromes
Seiner Liebe und setzen sie gegen uns in Bewegung. Welche Freude für die
Mutter, als das Kind ihre Liebe suchte. Und welche Freude für Ihn, wenn
unsere Liebe Seine Liebe berührt und erwidert. Er sagt: „... wer Mich
liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden, und Ich werde ihn lieben
und Mich Selbst ihm offenbar machen“ (Joh. 14,21).
Es kann sein, daß ein Kind in Gehorsam unter den Blicken der Mutter
spielt und ihr Wohlgefallen hat und das andere Kind zur selbigen Stunde
sie durch Ungehorsam betrübt. Die Mutter liebt vielleicht beide gleich.
Ihre Zärtlichkeit gegen das eine und ihre züchtigende Hand gegen das
andere kommen aus einer Quelle, aus der der Liebe.
Die Verschiedenheit ihres Verhaltens zu beiden Kindern darf nicht als
eine Verschiedenheit ihrer Liebe angesehen werden. Und so ist auch das
Verhalten des HErrn uns gegenüber. Seine Liebe zu uns ist vollkommen.
Sie ist gleich dem Ringe an der Hand des verlorenen Sohnes; sie hat
weder Anfang noch Ende; sie kann sich nie verändern, denn sie hat ihre
Quelle nicht in dem, was wir sind und tun, sondern in Ihm Selbst;
Er ist Liebe. Aber wir können durch unser Verhalten Seine Liebe in ganz
verschiedener Weise in Tätigkeit setzen, sich gegen uns in
Liebessegnungen wie auch in Zucht zu offenbaren (vergl. Joh. 14,21 mit
Hebr. 12,6 und Offenb. 3,19).
In Johannes haben wir so recht das Bild eines „geliebten Kindes“. In den
fünf Stellen, in denen wir den Ausdruck finden, „der Jünger, den Jesus
liebte“, können wir gewisse Dinge, die mit einem „geliebten Kinde“
verbunden sind, erblicken. Laßt uns sie recht beachten!
Gleich in der ersten Stelle (Joh. 13,23-26) finden wir das „geliebte
Kind“, „den Jünger, den Jesus liebt“, sich an die Brust Jesu schmiegen.
Der HErr hatte Seinen Jüngern gesagt: „Einer von euch wird Mich
überliefern. „ Johannes wußte: die Stunde der Versuchung naht, die Macht
der Finsternis kommt, und einer von uns wird Ihn überliefern. Keiner
traute es sich zu. Einer sieht den anderen an. Wen wird die Macht der
Finsternis überwältigen? Vor dieser Stunde, vor dem
nahenden Sturm birgt er sich in Seinem Schoß und nimmt seine Zuflucht zu
Seiner Liebe, die allein ihn zu bewahren vermag. Köstliches Vorbild für
uns, wenn Stunden der Prüfung kommen. Und noch mehr! Dort im Schoße der
Liebe empfängt er Licht, Unterweisung und
Antwort Auf
die bange Frage: „HErr, wer ist es?“ (Joh. 13,23-25.)
Joh. 19,25-27 zeigt uns das Bild eines „geliebten Kindes“ in der
Stunde der Versuchung. Inmitten des Sturmes findet „der Jünger, den
Jesus liebte“, sich unter dem Kreuze Christi wieder zurecht. Die Schafe
der Herde sind zerstreut. Allein kehrt er zurück und mit ein paar
niedergeschlagenen Weibern harrt er nun bei seinem verworfenen und
gekreuzigten HErrn aus. Der HErr sah vom Kreuz auf sie herab. Was mußte
diese kleine Schar in dieser Stunde für Sein Herz sein! „Jesus sah den
Jünger, welchen Er liebte, dabeistehen“, und hier unter dem Kreuze
empfing er den letzten Blick aus den Augen seines HErrn, ehe Er starb,
den letzten Blick Seiner Liebe. Petrus empfing den letzten Blick (vor
Seinem Tode) im Kreise Seiner Feinde. Auch das war ein Blick Seiner
Liebe, aber er redete eine andere Sprache als der, den Johannes empfing.
Was war des Herrn Jesu letzter Blick für Petrus und was für Johannes?
Ja, so ist es heute noch, der geliebte Jünger harrt bei seinem
verworfenen HErrn aus und empfängt den Blick Seiner Liebe. Und dann
empfängt Johannes die letzten Worte seines HErrn. Er gibt ihm zu
verstehen, daß das letzte Band des irdischen
Verwandtschaftsverhältnisses jetzt gelöst ist, und vertraut ihm unter
Seinem Kreuze das Teuerste an, was Er in diesem Bande hatte. Er
übergibt Seine Mutter seiner Sorge. Welch Vertrauen! Und sofort, „von
jener Stunde an“, nimmt er sie zu sich.
Welche Sprache reden diese Worte zu uns!
Joh. 20,1-9 zeigt uns ein „geliebtes Kind“ nach dem Sturm, als
jede Hoffnung zu Grabe getragen war. Er hatte mit den Weibern unter dem
Kreuze gestanden. Wie hatten ihre Augen an dem geliebten HErrn gehangen.
Da plötzlich bemerken sie: Er neigt das Haupt. Ob noch immer eine
schwache Hoffnung ihr Herz belebt hatte, daß Er im letzten Moment doch
noch von Seiner göttlichen Kraft Gebrauch machen und vom Kreuze
herabsteigen werde? Wie mochten ihre Herzen, ihr Atem stocken, als sie
sahen: „Er neigt das Haupt“ - und - stirbt? nein „und übergibt den
Geist“. „Niemand nimmt das Leben von Mir, sondern Ich lasse es von Mir
Selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen, und habe Gewalt es wiederzunehmen“
(Joh. 10,18), so hatte der HErr zuvor gesagt. Auch in dieser dunkelsten
Stunde ist Er für Johannes der Sohn Gottes, der Sich freiwillig hingibt.
Er kann - er darf nicht schreiben „Er stirbt“, sondern „Er übergab den
Geist“. Jetzt war alles dahin, alles ihm genommen - aber das Bewußtsein
Seiner Liebe konnte ihm nicht genommen werden. Auch in dieser Stunde der
tiefsten Hoffnungslosigkeit nennt er sich „den Jünger, den Jesus lieb
hatte“. Die Erinnerung Seiner Liebe hielt sein Herz warm für seinen
HErrn. Und als der erste Vorbote des Auferstehungsereignisses sich
zeigt, da sind die Füße des „geliebten“ Jüngers schneller als die des
sonst so schnellen Petrus. Warum blieb Petrus, der sonst immer voran und
in allem der erste war, nun zurück? Warum waren seine Füße jetzt so
langsam im Lauf? Ach, er war nicht glücklich in Jesu Liebe. Ihm lag eine
Last auf dem Gewissen, und diese Last hemmte den Lauf seiner Füße. Und
wenn unsere Herzen in den dunklen Stunden der Hoffnungslosigkeit nicht
das Bewußtsein Seiner Liebe haben, so sind auch unsere Füße im Lauf
gehemmt.
In Joh. 21,1-7 und 18-23 wird uns zweimal der Jünger, den Jesus liebte,
gezeigt. Die kleine Jüngerschar ist von dem Auferstandenen wieder
gesammelt worden, aber sie verstehen den Auferstandenen noch nicht in
dem neuen Verhältnis, welches der HErr ihnen kundtat, als Er sagte:
„Mein Vater - euer Vater“ (Joh. 20,17). Simon Petrus ist der erste, der
zum Alten, wovon der HErr ihn einst wegrief, zurückkehren will: „Ich
gehe hin fischen.“ Sofort sind auch sechs andere zum „Zurückgehen“
bereit. Worte zum „Zurückgehen“ finden leicht Anklang! Der HErr aber
steht schon „frühe“ am Ufer bereit, ihnen auf ihrem Wege zu begegnen.
Wer aber erkennt den HErrn in Seinem neuen Auferstehungsstande? Es ist
„der Jünger, welchen Jesus liebte“! Zwei Jünger, jeder spricht nur vier
Worte: „Ich gehe hin fischen“ und „Es ist der HErr“. Aber jedes Wort
hatte eine Wirkung. Jedes unserer Worte hat eine Wirkung auf andere.
Möchten unsere Worte die eines „geliebten“ Kindes sein, die nicht zum
alten Wesen, sondern zum neuen, zu unserem auferstandenen und
verherrlichten HErrn hinweisen.
Mit dem Jünger, den Jesus liebte, verbindet der HErr bei dem dann
folgenden Mahle die Worte: „Wenn Ich will, daß er bleibe, bis Ich komme
usw.“ Er zeigt damit an, daß dieser dem Willen und Walten seines HErrn
stille ist. Geduldig wartet er, „bis Er kommt“. Hierüber habe ich an
früherer Stelle schon geschrieben.1
„Lasset uns wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres HErrn und
Heilandes Jesus Christus“ (2. Petri 3,18), dann wird es auch von uns
wahr sein: „DieLiebe Christi drängt uns ..., daß die, welche
leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern Dem, der für sie
gestorben ist und ist auferweckt worden“ (2.
Kor. 5,15).
v. d. K.
v. d. K.
„Kein Raum“.
Luk. 2,7.
Ist es so verwunderlich, daß für Ihn kein Raum in Bethlehem war, daß die
liebevolle Mutter mit einer Krippe im Stalle vorlieb nehmen mußte, um
„ihren erstgeborenen Sohn“ darein zu betten? Wie ist es denn heute? Alle
Jahre feiert die Christenheit die „heilige Weihnacht“, und doch sind
derer, die Ihm, zu dessen Ehre das Fest gefeiert werden soll, Raum
machen in Herz und Haus, nur wenige, und nur weniger Leben und Lieben
zeugt davon, daß Er den Platz bei ihnen inne hat, der Ihm gebührt, den
eines Herrn, ja des HErrn, der unbedingt „in allem den Vorrang
hat“ (Kol. 1,18). Wie ist es darin bei uns, Geliebte? Was ist Er uns?
Hat Er bei uns ein für allemal Raum gefunden - nicht ein Plätzchen in
der Ecke, sondern den ersten, den besten Platz?
„Daß Christus durch den Glauben in euren (unseren) Herzen wohne, indem
ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid!“ (Eph.3,17; vgl. Kol.
1,27.)
Nein, es ist uns, wenn wir die kalte, berechnende, selbstsüchtige Welt
kennen, die sich stets gleich bleibt, nicht verwunderlich, daß Er keinen
Raum fand damals auf Bethlehems Fluren. Aber - war nicht auch die Zeit
Seines Kommens im Fleisch so ungünstig? Warum, HErr, kamst Du gerade in
jenen Tagen, da alles in Bethlehem überfüllt sein mußte? - „Als aber die
Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott Seinen Sohn, geboren von einem
Weibe“ (Gal. 4,4). - Ja, aber warum, teurer HErr, kamst Du in jenem
geringen Städtchen zur Welt, wo doch schwerer als irgendwo Raum sein
mußte in den Tagen der Schätzung? - „Und du, Bethlehem, Land Juda, bist
keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird ein
Führer hervorkommen, der Mein Volk Israel weiden wird“ (Micha 5,1;
Matth. 2,6). O, habe Dank, HErr, für Dein erfülltes Verheißungswort,
aber warum doch hast Du Dir so arme (irdische) Eltern erwählt, die sich
gefallen lassen mußten, „keinen Raum“ zu finden, da Du doch der König
bist und der ewige Sohn? - „Denn ihr kennet die Gnade unseres Herrn
Jesus Christus, daß Er, da Er reich war, um euretwillen arm wurde, auf
daß ihr durch Seine Armut reich würdet“ (2. Kor. 8,9). „Fürchte dich
nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden, und siehe, du wirst
im Leibe empfangen und einen Sohn gebären und du sollst Seinen Namen
Jesus heißen! Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt
werden, und der HErr, Gott, wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben
... Der Heilige Geist wird dich überschatten; darum wird auch das
Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“
(Luk. 1,30-35).1
„Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die
Herrschaft ruht auf Seiner Schulter; und man nennt Seinen Namen:
Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst“
(Jes. 9,6). - Wie köstlich ist Dein Wort, o HErr! Ja, Du in Bethlehems
Krippe einst, „Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels“ (Joh.
1,49), Ehre sei Dir - Du bist aus königlichem Geschlecht auch in Deiner
Menschheit! Aber - unter vielen noch eine tiefe Herzensfrage, bewegt es
mich doch so, daß Du, herrlichster, lieblichster Heiland, „keinen Raum“
fandest unter denen, die die Deinigen sein sollten (Joh. 1,11)! Warum
doch kamst Du, der Du vorher wußtest, wie es Dir schon bei Deiner
Fleischwerdung hienieden ergehen würde und später immer wieder bis hin
zum Kreuz, zum Fluchholz (Gal. 3,13) - warum kamst Du zu uns
hernieder, warum ließest Du uns böse Menschen nicht sterben und
verderben, wie wir es verdient hatten, wir waren doch und sind doch
Deiner nimmer wert!? - „Also hat Gott die Wilt geliebt, daß Er
Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn
„Also hat Gott die Wilt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn
gab, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern
ewiges Leben habe“; „Gott ist Liebe; hierin ist die Liebe
Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn
in die Welt gesandt hat, daß wir durch Ihn leben sollten.“ „Christus hat
uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben.“ (Joh. 3,16; 1.
Joh. 4,8.9; Eph. 5,2.) O, Preis sei Dir, teuerster Herr Jesu! Preis sei
Dir, o Gott und Vater, daß Du Ihn, Deine Wonne, uns gabst, uns zu
versöhnen, „die wir Deine Feinde waren“ (Röm 5,8-10)! Ja, solche
Liebe,die göttliche Liebe, war fähig, hinabzusteigen in die
Niedrigkeit der Krippe im Stalle, denn echte Liebe ist zu jedem Opfer
bereit! Dank Ihm, daß Seine Liebe uns das Geheimnis Seiner
Selbstentäußerung (Phil. 2,5ff.) löst! Wie groß ist das Geheimnis: „Gott
ist geoffenbart im Fleisch!“
(1. Tim. 3,16.)
Und war denn auch einst kein Raum in der „Herberge“ für Den, den Seine
Liebe herniedertrieb, uns zu erlösen, so möge mein Herz, unser Herz, die
wir Seine Liebe schmecken und sehen, Sein Zelt hienieden sein, und aus
diesem Raum heraus möge wie einst aus dem Stalle von Bethlehem „die
Liebe, ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm.
5,5), herausleuchten, um den Menschen zu bezeugen, daß Heil und Leben,
Licht und Liebe, Freude und herrliche Hoffnung das Teil derer ist, die
da wissen: „Er hat uns zuerst geliebt“ (1. Joh. 4,10)!
„Stille Nacht, heilige Nacht,
Gottes Sohn, o wie lacht
Liebe
aus Deinem holdseligen Mund,
Da uns schlug die rettende Stund',
Christus, in Deiner Geburt!“ F. K.
„Seid um nichts besorgt!“
(Phil. 4,6.)
(Ein kurzes Wort zum Jahreswechsel.)
Wie tröstlich sind doch angesichts der heutigen Nöte die Stellen des
Wortes Gottes, die uns, Seine Kinder, auffordern, nicht besorgt und
nicht bestürzt zu sein. Wie könnten wir angesichts solcher Ermunterungen
still und froh sein, wenn wir nur solchen Worten und somit unserem Gott
und Vater mehr Vertrauen entgegenbrächten! Denken wir doch einmal
darüber nach, in welche Stellung wir Gläubigen gebracht worden sind
durch die Gnade, die uns durch unseren Herrn Jesus Christus geworden
ist. Uns ist nicht nur Vergebung unserer Sünden geworden durch den
Glauben an Sein Blut (Matth. 26,28 u. Röm. 3,24.25), sondern wir sind
auch in die Stellung von Kindern gebracht worden unserem Gott und Vater
gegenüber. Angesichts der Größe dieser Wahrheit ruft der Apostel
Johannes aus: „Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß
wir Kinder Gottes heißen sollen!“ (1. Joh. 3,1.) Diese Wahrheit ist
überaus groß, sie ist mit unserem Verstande nicht faßbar. Nur das
gläubige Herz kann sie ein wenig erfassen, sich der Wirklichkeit
erfreuen und die Liebe Gottes, unseres Vaters, genießen.
unseres Vaters, genießen.
Denken wir nur an das irdische Verhältnis eines Kindes zu seinem Vater.
Welch inniges und vertrauliches Verhältnis besteht zwischen beiden! Der
Vater liebt sein Kind selbstlos, zärtlich, fürsorglich. Jede Gefahr hält
sein männlicher, starker Arm von dem Kinde fern. Er gibt ihm alles
Nötige an Nahrung und Kleidung. Er gibt ihm auch zärtliche Liebe und
besondere Equickungen. Er sorgt auch für seine Zukunft, ordnet die Wege
und ebnet die Bahn, die das Kind betreten soll.
Wie überaus lieblich ist doch das alles!
Wenn aber Gott Sich als Vater offenbart, sollte unser Verhältnis zu Ihm
minder köstlich sein als jenes? O nein, wir wissen, das irdische
Verhältnis ist nur ein Schatten von dem himmlischen. Denken wir an die
Stellen in der Schrift, die uns die Liebe Gottes und unseres Vaters
vielfach bezeugen, z. B. an Joh. 3,16: „Denn also hat Gott die Welt
geliebet, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab ...“, und an die Worte des
Herrn Jesus: „Der Vater Selbst hat euch lieb“ (Joh. 16,27) sowie an die
Liebe unseres HErrn, wie Er sie im Ev. Joh., Kap. 14-17 uns so reichlich
offenbart.
Wenn wir diese Stellen gläubig ins Herz fassen, so finden wir wirklich
keinen Grund mehr, besorgt zu sein, wenn auch die Zukunft des neuen
Jahres vor unseren Augen sehr dunkel erscheint. Wie hat uns unser Gott
und Vater doch die hinter uns liegenden Kriegsjahre so wunderbar
hindurchgetragen! Er hat uns versorgt und vielfach bewahrt. Ja, wir
haben Grund, Ihn von Herzen zu loben und zu danken für die vielen
Erweisungen Seiner Liebe, auch für die, welche wir täglich erfahren
dürfen.
Sollte Er uns mit der größten Gabe Seiner Liebe, mit Seinem geliebten
Sohne, „nicht auch alles schenken?“ (Röm. 8,32.) Der Herr Jesus bezeugt
uns: „Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr dies alles bedürfet!“ (Matth.
6,32.) Wenn aber „unser himmlischer Vater“ weiß, was wir bedürfen, so
können „wir“ unbesorgt sein. Seine Liebe zu uns ist vollkommen. Und
selbst dann, wenn schwerere Zeiten kommen sollten, wissen wir doch, „daß
die Haare unseres Hauptes alle gezählt sind“ (Matth. 10,30), daß „Er
treu ist und nicht zulassen wird, daß wir über unser Vermögen versucht
werden, sondern Er macht, daß die Versuchung ein solches Ende nimmt, daß
wir sie können ertragen“ (1. Kor. 10,13). Wir wollen uns auch erinnern,
daß „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm.
8,28). Welche Liebe und welche Treue spricht doch aus diesen
Schriftstellen! Um eins aber sollen „wir“ besorgt sein, um einen
gottwohlgefälligen Wandel und um die Interessen Seines Werkes. (Vgl. z.
B. Eph. 5,15-17!)
Möchte Er uns in der Zukunft, und so auch im Jahre 1920 Gnade geben, daß
wir Seinem Worte mehr Glauben und kindliches Vertrauen entgegenbringen
zu Seinem Wohlgefallen und nicht verunreinigt werden durch den Geist
unseres Zeitlaufs, der sich durch Sorgen, Unruhe, und Eigenliebe
auszeichnet! Seine Gnade genügt für uns! (2. Kor. 12,9.)
O. D.
Geleitswort an den Leser:
„Der Gott des Friedens, der aus den Toten wiederbrachte unseren Herrn
Jesus, den großen Hirten der Schafe, in dem Blute des ewigen Bundes,
vollende euch in jedem guten Werke, um Seinen Willen zu tun, in euch
schaffend, was vor Ihm wohlgefällig ist, durch Jesum Christum, welchem
die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Hebr.
13,20.21.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten
Schriftstellen nachlesen, bevor man die
Antworten
liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen werden, so muß man
sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 5
Wie ist es zu vereinen: in Matth. 28,1 heißt es: „spät am Sabbat“ und in
Mark. 16,2.9; Luk. 24,1; Joh. 20,1 heißt es: „am ersten Wochentage
früh“; und warum mußte ein Weib den HErrn zuerst sehen? Ist es deshalb,
weil durch das Weib die Sünde eingeführt wurde (1. Mose 3,6)?
Antwort A
Um die verschiedenen Tagesangaben zu verstehen, muß man sich die
damalige Tageseinteilung vergegenwärtigen. Da wurde der Tag von abends
6.00 Uhr bis nachmittags 5.59 gerechnet. 1. Mose 1,5.8.13.19.23.31 und
3. Mose 23,32. Der neue Tag begann mit dem Sichtbarwerden der Sterne. Im
übrigen sagt Matth. 28,1 „spät am Sabbat, in der Dämmerung des ersten
Wochentages“. Der Evangelist fährt hier mit den vorherigen Schriftzügen
fort; er beschreibt ab Kap. 27,64, wie Pilatus befehlen soll, daß das
Grab bewacht werden soll. Dies geschieht auch durch Versiegelung des
Steines und gestellte Wachtposten. In Kap. 28 fährt nun Matthäus fort,
auch von dem Wiedereröffnen des Grabes Jesu zu berichten. Darum braucht
er die Worte „spät am Sabbat“ und geht in die „Dämmerung“ des neuen
Tages über.
Nach Mark. 16,1 haben die Frauen, als der Sabbat vergangen war - wir
würden heute sagen am Sonnabend abend nach 6 Uhr, als die Juden die
Läden wieder öffneten -, wohlriechende Spezereien gekauft, um Jesum zu
salben. Diese Stelle als auch Matth. 26,7; Mark. 14,4; Luk. 7,37 und
Luk. 10,40.41 zeigen, daß es im Wesen des Weibes liegt, die innere
Zuneigung und Dankbarkeit gegen eine Person durch tätige Liebeserweise
nach außen hin kundzutun. Jesus kennt diese Züge und erkennt sie auch
an. Angeführte Stellen zeigen ein Gutheißen der Tat aus Jesu Munde.
Dieser Zug ist auch in Mark. 16,1 enthalten, auch daß sich die Frauen
nach Mark. 16,9 „früh“, nach Mark. 16,2 „sehr früh“, nach Luk. 24,1
„ganz in der Frühe“ und nach Joh. 20,1 „als es noch finster war“ zur
Grabstätte begaben. Dies läßt erblicken, daß sie viel Trost bedurften;
sie wußten, was ihnen genommen war, und konnten sie Ihn nicht mehr
Selbst haben, so wollten sie doch gerne in der Nähe Seines Leichnams
sein. Angst vor Jesu Gegnern hatte sie im Finstern zum Grabe zu gehen
veranlaßt und Sehnsucht nach Seiner Nähe obendrein. Hätte ihnen ein Mann
die Auferstehung berichtet, so hätten sie es nur als einen Trost aus
einem mitempfindenden Männerherzen hingenommen. Darum mußte es ihnen ein
Engel sagen nach Matth. 28,5, Mark. 16,6 und Luk. 24,6, und Jesus
belohnt das Zuerst-am-Grabe-sein in Joh. 20,15.16 mit Seiner ersten
Ansprache nach der Auferstehung. Ein Zusammenhang mit 1. Mose 3,6
scheint mir nicht erklärlich.
F. G.
Anmerkung des Schriftleiters
von Teil I
Anmerkung des Schriftleiters
von Teil I
Auch ich sehe keine Verbindung zwischen der Tatsache, daß durch das Weib
die Sünde eingeführt ist (1. Mose 3,6), und der, daß ein Weib zuerst den
HErrn nach Seiner Auferstehung sah. Doch mag der Gegensatz, der zwischen
beiden Tatsachen liegt, manchem des HErrn Wort liebenden Herzen köstlich
sein, wenn auch keine besondere Belehrung daran geknüpft zu werden
braucht. „Das Weib fiel in Übertretung“ (1. Tim. 2,14) und brachte somit
den Tod in diese Welt - und eine überaus verderbt gewesene Vertreterin
des gleichen Geschlechts durfte die erste sein, die den auferstandenen
Lebensfürsten, „der Leben und Unverweslichkeit ans Licht brachte“ (2.
Tim. 1,10), zuerst schauen durfte - wahrlich, das ist ein Gedanke
göttlicher Weisheit, der uns wohl erquicken kann!
Auf die Tagesangaben der Ostergeschichte möchte ich nicht zu weit
eingehen; obige
Antwort Gibt
ja allerlei Licht darüber. Man kann übrigens Matth. 28,1 auch übersetzen
„nach Beendigung des Sabbats“, wodurch einiges klarer wird. - In dieser
Frage ist es, wie in der „G. H.“ schon so oft betont ist, auch wichtig
zu beachten, in welchem Evangelium so oder anders steht. Jedes
Evangelium behandelt die gleiche Tatsache in seinem besonderen Licht.
Wirkliche Widersprüche sind unter den einzelnen Stellen gewiß nicht,
wenn uns kurzsichtigen Menschen auch manches verborgen bleibt. Was die
eine Betrachtungsweise „Dämmerung“ (Matth.!) nennt, mag eine andere
schon „Helligkeit“ ansprechen; es kommt stets auf den Standpunkt des
Betrachters an (vgl. z. B. die Betrachtung einer großen Stadt von
verschiedenen Standorten aus!). Einer, der gewohnt war, sehr früh
aufzustehen, war der vollkommene Knecht Jehovas, der Herr Jesus nach dem
Markus-Evangelium; daher hier das Wörtchen „sehr früh“ in 16,2 (vgl.
1,35!) gewiß am Platze ist.
Joh. 20,1 scheint allerdings zu Mark. 16,2 in schroffem Gegensatz zu
stehen. Aber ich glaube, ohne es etwa fest zu behaupten, diese Stelle
behandelt gar nicht den gleichen Vorgang wie die anderen Evangelien,
sondern was die anderen zusammenfassend behandeln, zeichnet Johannes,
„der Apostel der Liebe“ mit besonderer Liebe, indem er ahnen läßt, daß
Maria Magdalena ganz allein vor allen anderen oder schneller als die
anderen den Weg zum Grabe gemacht hat, einfach weil sie in ihrer
besonderen Liebe es nicht mehr ohne ihren HErrn („meinen HErrn“, V. 13)
aushalten konnte. Und demnach wäre sie schon beim Grabe gewesen, als die
anderen Frauen - über die Johannes offenbar nicht die Aufgabe hat, etwas
zu berichten - ihr zeitlich (etwas) später nachkamen. - Die Schrift hat
uns alles dies nicht so aufgezeichnet, daß wir jede Einzelheit in
die zeitliche Reihenfolge bringen können, aber kommt es etwa darauf an?
Die Anschaulichkeit gewinnt doch am meisten dadurch, daß jeder
Beobachter das herbeibringe - und zwar in der Schrift unter der
wörtlichen Inspiration des Geistes -, was ihm wichtig scheint (in
Wirklichkeit: was Gott wichtig ist!); das Gesamtbild dann nachher
ist so überwältigend klar, wie (hier in unserem Falle) eben nur die
kostbare, über alles herrliche Tatsache der Auferstehung unseres Herrn
Jesus Christus sein kann. Gepriesen sei Sein Name immerdar!
Frage 6
Bitte um Aufklärung über die Bedeutung von Joh. 2,1-11.
Antwort A
In Joh. 2,1-11 sehen wir den HErrn bei einer Hochzeitsgesellschaft. Wie
ist der HErr dorthin
gekommen? Wir dürfen annehmen, daß Er auch hier wie immer Sich kindlich
bestimmen ließ vom Vater betreffs der Umstände, ob und was und wie Er
reden, wo und wann und wie Er helfen sollte (V. 4). (Für uns, für
unseren Wandel ist es wichtig zu wissen, daß es vom Übel ist, sich vom
Fleisch, von den auftauchenden selbstsüchtigen Gedanken leiten zu
lassen.) Nach den Evangelien hat der HErr kein einziges Wunder zu Seinem
persönlichen Bedarf getan. Alles, was Er tat, ging darauf hinaus, zu
helfen und zu erfreuen, wie auch hier bei der Hochzeit zu Kana. Hier gab
der HErr eine Probe dafür, daß Er Mangel in Überfluß verwandeln konnte.
Leere Menschenherzen kann Er noch heute mit Frieden, Freude und Kraft
erfüllen ... „Ich bin gekommen, daß sie Leben und Überfluß haben ...“
(Min.- Bibel Joh. 10,10b).
C. L.
Antwort B
Wie der Apostel Johannes in Kap. 20,30.31 anzeigt, hat er diese
„Zeichen“ aus vielen anderen ausgewählt zu dem Zwecke, „daß ihr glaubet,
Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den
Glauben das Leben habt in Seinem Namen“. Das Wunder bei der Hochzeit zu
Kana ist „das erste Zeichen“, auf welches hin Seine erstgeworbenen fünf
Jünger glaubten und Seine Herrlichkeit sahen, wie Johannes, der dabei
war, selbst bezeugt (1,14): „Wir sahen Seine Herrlichkeit, eine
Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und
Wahrheit.“ Also schon bei diesem ersten Zeichen fing der Glaube bei den
Jüngern Jesu an, daß Er Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei,
wie sie es später offen bekannten. Vgl. Matth. 16,15.16; Mark. 8,29;
Luk. 9,20; Joh. 6,69. Bei der Hochzeit zu Kana trat also Jesus, der Sohn
Gottes, in Seiner Herrlichkeit hervor für die, welche darauf merkten.
Hieraus ergibt sich folgende Bedeutung: 1. Jesus und Seine Jünger wurden
auf die Hochzeit geladen. Wer Jesum, den Sohn Gottes, und Seine Jünger
zu solchen häuslichen Festen ladet und aufnimmt, der versieht sich mit
dem besten Segen, den man sich nur denken kann. Vgl. Matth. 10,40; Joh.
13,20; Hebr. 13,2; Matth. 25,40.
2. Es scheint, daß Jesus und Seine Jünger nur sozusagen zufällige Gäste
waren und daß die jungen Eheleute arm waren, so daß der Mangel sofort
bemerkbar war. Sie hatten also nicht soviel Wein, daß sich die Gäste
betrinken konnten, wie der Speisemeister von anderen Hochzeitsfesten
mitteilt. Sie haben aber den Sohn Gottes trotz ihres Mangels mit Seinem
ganzen Gefolge geladen und wurden dafür auch irdisch gesegnet.
3. Die Mutter Jesu kannte Ihn aus eigener Lebenserfahrung schon besser
als alle anderen. Ihr Hinweis auf die Not war nicht nötig, aber die Not
war Jesu nicht der maßgebende Teil, sondern der Wille Seines himmlischen
Vaters. Erst wenn die Stunde des Vaterwillens ist, dann ist auch Seine
Stunde. Hier konnten alle den verborgenen Zusammenhang des Vaters im
Himmel mit Seinem Sohne wahrnehmen.
4. „Was Er euch sagt, das tut“; hiermit bezeugt Maria selbst, daß Jesus
in Verbindung mit Seinem himmlischen Vater wirke und hier nur Gehorsam
nötig ist, alles andere ergibt sich von selbst.
5. Füllet die Wasserkrüge mit Wasser.“ Hier tritt der Unterschied
zwischen einem Menschen und dem Sohne Gottes hervor. Ein Mensch kann an
Elementen nichts ändern, der Sohn Gottes macht Wasser zu Wein, erhebt Geringes, Einfaches zu Höherem und Herrlicherem. Später bekannten Seine Jünger: „Nun wissen wir, daß Du alle Dinge weißt und bedarfst nicht, daß Dich jemand frage; darum glauben wir, daß Du von Gott ausgegangen bist.“ |