1. Jahrbuch (1913)

Geleitswort für den I. Jahrgang der „Gegenseitigen Handreichung aus dem Wort Gottes“.

Als der HErr uns vor noch nicht ganz einem Jahr durch eigentümliche Führung dies Werk anvertraute, da sahen wir, Herausgeber wie Verleger, nur mit Zagen in die Zukunft und doch voll Vertrauen gegen Den, auf dessen Wort wir diesen Dienst begannen. Und Er hat uns nicht zuschanden werden lassen. Nicht nur hat Er uns in diesem einen Jahr schon eine soweit genügende Anzahl von Abonnenten geschenkt, daß wir hoffen dürfen, das Blatt werde sich in Zukunft tragen, sondern wir erhielten auch fortgesetzt eine solche Fülle von ermutigenden Zuschriften von Lesern, die gesegnet waren, wurden so freundlich von treuen, freiwilligen Mitarbeitern unterstützt, wurden selbst innerlich so reich gesegnet, daß wir mit innigem Dank und frohem Mut „hinschauend auf Jesum“ vorwärts gehen und den anvertrauten Dienst weiter tun können.

Was will die „Gegenseitige Handreichung“? Dies sagen am besten ein paar Abschnitte aus dem Prospekt zu Nr. 1, aus dem „Werbeheft“, sowie aus den auf dem Umschlag von Nr. 10/11 befindlichen „Persönlichen Worten an die Leser“:

„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreis selbst sowohl die Fragen wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann.“

„Wir fragen die an uns Schreibenden sowie die Einsender von Fragen und sogar Antworten nicht: woher, aus welcher Denomination, aus welcher christlichen Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dgl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dessen Autorität wir uns unterordnen und das zu erforschen unsere Aufgabe ist.“

„Die ‚Gegenseitige Handreichung‘ will nicht dazu mithelfen, daß der traurigen Trennungen unter Gottes Volk noch mehr werden; sie will diese oder jene Denomination (kirchliche Benennung) weder befürworten noch auch sie bekämpfen; sie ist keineswegs gegründet, um diesem oder jenem christlichen Blatte Konkurrenz zu machen ... Wir haben Größeres im Auge. Wir wollen die Wahrheit verkünden, die ‚Wahrheit der Liebe‘. Wir wollen, soviel der HErr uns Gnade schenkt, Sein Wort Auslegen, ohne Furcht vor falscher Beurteilung, wie ohne ängstliches Fragen nach den Folgen unserer Stellung im Gehorsam zum ganzen Wort. Wir suchen keine Fragen, die auf schwierige Gebiete führen und deren BeAntwortung unsere Leser vor schwere innere Entscheidungen stellen, aber wir fürchten sie auch nicht, denn ‚wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit‘ (2. Kor. 13,8). Aber nicht in starrer Dogmenform wollen wir - uns freilich vor Irrlehre und Schriftverfälschung ängstlich hütend - die Schriftwahrheit verkünden, sondern ein jeder der freiwilligen Mitarbeiter nach dem, was ihm in seiner treuen Forschungsarbeit vom Geist Gottes klar gemacht werden konnte; und unseren Lesern wollen wir dann überlassen, so oder so Stellung zu nehmen zu den nach bestem Wissen und Gewissen des einzelnen Schreibers gebotenen Antworten und ihren Konsequenzen (Folgen) fürs praktische Leben. Auf diese Weise hoffen und erstreben wir,

einen Dienst der Liebe zu tun an den Lesern der ‚Handreichung‘.“

So lassen wir den Jahrgang 1913 auch in Buchform hinausgehen mit dem herzlichen Wunsch, daß der HErr dieses Buch segnen wolle, indem jedem Leser desselben das Wort kostbarer werde, auf daß er mehr und mehr ein „Täter des Wortes“ (Jak. 1,22) werden möchte.

Seien sie alle gegrüßt mit 2. Petr. 3,18

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche b. Dresden,

im Dezember. 1913.

Gruß an den Leser:

Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit“. Hebr. 13,8.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

1. Ich bitte um Hilfe für das Verständnis des Wortes des Herrn: „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ (Matth. 20,16; 22,14.)

2. Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird? (1. Mose 4,15.)

3. Wie können wir „unsere Berufung und Erwählung fest machen“? (2. Petri 1.)

4. Ist Elias in der Person des Johannes gekommen (vergl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.) oder kommt er noch?

5. Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs Schlüssel?

6. Was begreift „üble Nachrede“ in sich? (1. Petr. 2,1.)

7. Was meint Paulus, wenn er sagt „mein Evangelium“? (z. B. Röm. 16,25.)

8. Von welchem Zeitpunkt spricht die Schrift in Hebr. 1,5-6: „Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeugt“?

9. Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk. 16,1-12.)

Antworten.

Antworten.

Frage 1

Wie ist Matth. 6,22.23 zu erklären, daß das Auge des Leibes Lampe ist, und was meint der Herr mit dem Ausruf „wie groß die Finsternis!“?

Antwort A

Der Herr braucht dieses Bild, um zu zeigen, wie gefährlich es ist, sein Herz an die vergänglichen Güter zu hängen und Schätze auf der Erde zu sammeln. Wem die Güter dieser Welt ein Schatz, also wertvoll sind, der hängt sein Herz daran, schenkt ihnen seine Liebe, sein Vertrauen und seine Hoffnung. Das Herz aber ist dasselbe für Seele und Geist des Menschen, was das Auge für den Leib. Wie das Auge das Sonnenlicht aufnimmt, und, wenn es gesund ist, für unsern Leib eine Lampe ist, welche alles um uns her ins Licht stellt, so ist unser Herz fähig, das Sonnenlicht der göttlichen Wahrheit aufzunehmen. Geschieht dies, so erkennen wir alles, Welt, Zeit und Ewigkeit im Lichte der göttlichen Wahrheit und sind imstande, die rechte Entscheidung zu treffen. Ist nun unser Auge krank, so nützt das Sonnenlicht ihm nichts, es ist doch alles finster um uns her. Ebenso geht's in unserm innern Leben. Wenn unser inneres Auge, unser Herz, einfältig, d. h. für Gott allein geöffnet ist, dann gibt uns Gott

die rechte Klarheit über alles: Über das Ewige und seinen Wert und über das Zeitliche und seine Nichtigkeit; wir sehen dann, wie herrlich Christus ist und unser Erbe in Ihm (Eph. 3,14-19). Wenn wir aber ein geteiltes Herz haben, wenn es böse, von Gott abgewandt ist, dann gewinnt das Böse, die Welt, die Finsternis Macht über uns; wir werden blind für die göttlichen Dinge; wir fallen der Finsternis des Unglaubens anheim (vgl. Joh. 3,19-21).

Chr. K.

Antwort B

Das Auge ist die Lampe, nicht das Licht. Das Auge ist nicht in sich selbst Licht. Das Wort, Christus, ist das Licht. Auge und Herz (Vers 21) sind nahe verbunden. Paulus bittet, daß die Augen des Herzens (Eph. 1,18) erleuchtet seien. Das Auge nimmt das Licht des Wortes auf, und der Leib wird Licht. Das Wort wird in unserm Leibe dargestellt (Phil. 2,16), wenn das Auge einfältig ist. Ein einfältiges Auge hat nicht zwei Dinge im Blick, sondern sieht einfach, ungeteilt. Es ist das ungeteilte Herz, daß Christus vor sich hat. Ein einfältiges Auge bewirkt, daß der ganze Leib Licht ist. Wenn Christus nicht in unserm ganzen Leibe zum Ausdruck kommt, so ist unser Auge nicht einfältig. Es ist eine scharfe, aber heilsame Prüfung.

Das böse Auge ist, im Gegensatz zum einfältigen Auge, doppelsichtig. Es ist das Herz, das zwei Herren lieben, das Gott und dem Mammon dienen will (Vers 24 und 25); der Leib ist finster. Ein moralischer Mensch mag gesehen werden, aber nicht Christus. Dann zeigt der Herr noch eine Stufe abwärts in Verbindung mit dem bösen Auge. Wenn das Doppelherz die zwei Herren vereinigen will, dann wird das Licht in uns zur Finsternis. Laßt uns menschliche Weisheit mit der göttlichen Weisheit paaren: Philosophie und Christus, Evangelium und Gesetz zusammenfügen, und das uns gewordene

Licht wird zur Finsternis werden. Das Licht an sich bleibt Licht, aber in uns wird das göttliche Licht zu einem Irrlicht verwandelt, es wird zur finstern Nacht. Wie furchtbar ist die Finsternis, wenn das Licht in uns, durch das böse Auge zersetzt, zur wirksamen Kraft des Irrtums, zur Lüge wird. Denken wir an die Irrlehren der katholischen Kirche und an gar manche Leiber und Körperschaften unserer Zeit, deren Licht Finsternis ist. „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen eitlen Reden und Widersprüchen des fälschlich so genannten Wissens wegwendest, zu welcher etliche sich bekennend vom Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit dir!“ (1. Tim. 6,20.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben in diesen Worten Jesu ein Gleichnis mit Anwendung. Das Gleichnis umfaßt Vers 22-23a, die Anwendung Vers 23b. Das Gleichnis besagt folgendes: Durch das leibliche Auge wird dem ganzen Leib die Lampe, das notwendige Licht, gegeben, sowohl dazu, daß er sich bewegen kann, ohne zu fallen, als dazu, die Dinge um sich herum richtig zu erkennen und sich demgemäß zu verhalten. Mit einfältigen - in der Schrift ist dies Wort nur im guten Sinne gemeint! - Augen sieht man die Dinge auch einfältig und der Leib ist im doppelten Sinne licht: er selbst verhält sich richtig zu den Dingen, und auf andere macht er einen guten, normalen Eindruck. Wenn das Auge schlecht ist, so ist die Folge ein unsicheres, wie durch Dunkelheit hervorgerufenes Verhalten des Körpers, und der Eindruck ist der, und zwar je länger je mehr, daß der Leib selbst sich in Finsternis befindet. Das ist m. E. die Bedeutung des Gleichnisses, das auch wohl aufs geistliche Leben bezogen werden kann. Davon ausgehend macht der Herr eine tiefere Anwendung, und zwar nur nach ihrer negativen (verneinenden) Seite hin, wozu Er sich veranla ßt sieht durch Seine Worte (Vers 19-20). Das Licht in uns ist das Herz - als der Sitz der Erkenntnis Christi sowie der Liebe zu Ihm, woraus das praktische Leben folgt. Wenn das Herz verfinstert ist, d. h. die Erkenntnis Christi verdunkelt ist und die Liebe zu Ihm fehlt (statt dessen die Welt das Herz ausfüllt), dann wird das ganze Leben verfehlt sein. Wenn die Beweggründe zum Leben unrein sind, so ist das Leben unrein, gemein. Wenn die Lebenstriebe aus einer andern Quelle fließen als aus dem Worte Christi, des wahren Lichtes, dann wird das Leben Sünde und Schande, Widerspruch gegen Gottes Willen, Heuchelei, Selbstsucht, Unglaube usw. sein. Wie nötig ist es für uns, Christus und Sein Wort in unserm Herzen regieren zu lassen. Wie wichtig ist es, Sein Wort recht unser Herz durchleuchten zu lassen, damit nicht fremde Einflüsse unser Herz trüben und unser Leben schädigen! Das Licht in uns muß rein erhalten werden. Wird das, was eigentlich das Licht sein sollte für das Leben, Finsternis -, wie groß wird dann die Finsternis sein! Wenn das Herz finster ist und das Leben finster ist und der Sünde dient, so ist der Gesamteindruck, den ein solcher Mensch auf Christus macht, der einer einzigen großen Finsternis! Prüfen wir uns, ob wir im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist! (1. Joh. 1.)

Frage 2

Was bedeutet die Stelle „Wer nicht haßt Vater oder Mutter, der ist mein nicht wert“? Luk. 14,26.

Antwort A

Luk. 14,26: „Wenn jemand zu Mir kommt und haßt nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er

und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger sein.“

Wie dieses „hassen“ gemeint ist, zeigt die Parallelstelle (Matth. 10,37): „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht würdig.“ Jesus will die natürliche Liebe nicht aufheben (Matth. 15,4), aber sie muß der Liebe zu Jesu untergeordnet sein. Er fordert das ganze Herz. Er will unsre „erste Liebe“

sein. Oft stehen die „natürliche Liebe“ und die Liebe zu Jesu im Widerstreit, und es bleibt dem Gläubigen nichts anderes übrig, als zu wählen: Entweder Jesus oder Vater, Mutter usw. Wenn nämlich ein Mensch sich bekehrt, so wird er anders als die Welt; er denkt, redet und wandelt anders; damit verurteilt er die Welt, und das nimmt sie übel. Die eignen Hausgenossen werden Feinde des Gläubigen, und daraus folgen für ihn tiefe und bittere Leiden, besonders auch das, daß man ihn als den Urheber der Entfremdung und Zwietracht beschuldigt wie Ahab den Elias. Wer nun in der Absicht, die Feindschaft seiner ungläubigen Verwandten zu vermeiden, Jesum aufgibt und also jene mehr liebt als Jesum, der ist Seiner und Seiner Gnade nicht würdig (vgl. auch Apg. 13,46).

Chr. K.

Anmerkung des Herausgebers

Sollen die Christen ihre Eltern und nächsten Verwandten nicht mehr lieben? Gewiß, vielmehr: Sie sollen sie umso mehr lieben, je mehr sie selbst von Christo geliebt werden! Aber in dieser Stelle handelt es sich um die Nachfolge Jesu (vgl. Vers 25a!). Hier kommt es dem Herrn darauf an, zu zeigen, was für ein ernstes Ding es um die Nachfolge Jesu ist. Er denkt ja nicht an solche Verwandte, die mit dem Ihm Nachfolgenden eines Sinnes sind, sondern an solche, die irgendwie den Nachfolger Jesu durch die engen und so tiefen Bande des Fleisches abziehen wollen von dessen praktischer Liebesbetätigung zu Jesus. Daß der Herr solche Leute meint, zeigt der letzte Ausdruck in Vers 26: „Dazu auch sein eigenes Leben (Seele).“ Das natürliche, fleischliche Leben befindet sich beständig im Gegensatz gegen Gott. Dieses Leben muß man einmal gründlich kennen lernen, dann versteht man den scharfen Ausdruck Jesu: „Hassen!“ Wer sich selbst kennt, der lernt sich hassen, sobald er dem Herrn nachfolgen und dem Worte Gottes gehorchen will. Dasselbe gegensätzliche Leben aber, das wir von Natur haben, haben auch die Unsern. Da sie nun die wirksamsten Mittel haben zu unserer Lebens-Beeinflussung, so ist es für einen Nachfolger Jesu nötig, sie zu hassen, wie er sich selbst, sein eigenes natürliches Wesen, haßt. Die Liebe zu Christus und zu Seinem Wort verträgt keine fleischliche Kreaturenliebe; und einen Mittelweg gibt es im Christentum nirgends! Andererseits wollen wir nie vergessen, daß Gott uns mit den Unsern zusammentat, damit wir sie lieben mit der Liebe, mit der wir geliebt werden von Ihm, mit der Liebe Gottes, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Geist (Röm. 5,5)! So soll denn Liebe und Haß zu gleicher Zeit und gegen dieselben Personen im Herzen des Christen sein? Ja! Und nun: Fragen wir uns alle einmal, ob wir willig sind, wenn es sich um die Nachfolge Jesu handelt, den Weg der Verleugnung aller natürlichen Bande der Pietät zu gehen und darin zu beharren - (wie oft werden wir in der Schrift zum Ausharren ermahnt!). Wenn nicht, so hören wir des Herrn Wort: „Der kann nicht Mein Jünger sein,“ oder „der ist Meiner nicht wert!“

Frage 3

Was ist der Unterschied zwischen gesalbt und versiegelt mit dem Heiligen Geist, und was ist „das Pfand des Geistes“? 2. Kor. 1,21.22.

Antwort A

„Salbung“ bezieht sich auf den Dienst, „Versiegelung“ auf Bestätigung. Im Alten Bunde wurden Priester und Könige gesalbt; das Salböl war das Symbol des Heiligen Geistes. Jenes war der Schatten, wir haben in Christo die Erfüllung. Wir sind durch Ihn „gemacht zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater“. Die Salbung mit dem Heiligen Geiste ist also die Ausrüstung zum Dienst (vgl. 1. Joh. 2,20.27).

Die Versiegelung ist zunächst Bestätigung, Legitimation. So wurde Jesus bestätigt bei Seiner Taufe als Gottes Sohn (Joh. 1,33.34; 6,27); ebenso die Gläubigen (Eph. 1,13.14). Durch die Mitteilung des Heiligen Geistes hat Gott sein ewig gültiges Siegel gedrückt auf alle, die an Jesum glauben. Sie empfangen aber dadurch nicht nur völlige Gewißheit über das, was sie glauben und in Christo haben, sondern auch ein Unterpfand für das, was sie noch zu erwarten haben: die Erlösung des Leibes, die Auferstehung, die Entrückung, die Empfangnahme des Erbes (Eph. 4,30; 2. Kor. 5,5; Röm. 8,11).

Chr. K.

Antwort B

Salbung, Siegel und Unterpfand des Geistes drückt keine Verschiedenheit des Geistes aus, auch findet die Salbung, Versiegelung usw. an uns nicht zu verschiedener Zeit statt.

In der Stunde, da wir an den Herrn gläubig werden, empfangen wir als Antwort Gottes auf den Glauben den Heiligen Geist, und mit dem Empfangen des Heiligen Geistes sind wir gesalbt, versiegelt und haben wir das Unterpfand (Apg. 19,2; Eph. 1,13). Die Fülle des Segens mit dem Empfangen des Geistes ist so groß, daß sie uns hier in drei Segensgedanken gezeigt wird. Jeder, der den Heiligen Geist hat, hat diese Segnungen, obgleich mancher sich derselben nicht bewußt ist oder nicht erfreuen mag.

Es sind drei Wahrheiten voll Segen, die mit dem Empfangen des Heiligen Geistes verbunden sind:

Gesalbt. Aaron, als Vorbild von Christus, wurde allein ohne Verbindung mit dem Blute gesalbt. Die Söhne Aarons (wir) konnten erst nach der Blutbesprengung und in Verbindung mit Aaron gesalbt werden. Der Heilige Geist kann nur in einem heiligen Gefäße wohnen. Christus allein war der in sich selbst Heilige, in dem der Heilige Geist wohnen konnte. - Wir sind in Verbindung mit Ihm die Geheiligten in Christo Jesu (1. Kor. 1,2). - Christus allein konnte mit Heiligem Geiste gesalbt werden (Matth. 3,16.17; Apg. 10,38), in dem Werte Seiner eigenen Vollkommenheit. Wir erst nach der vollendeten Erlösung und durch die Reinigung Seines Blutes. Von Ihm, dem Haupte, fließt das kostbare Salböl herab bis auf den Saum Seines Kleides (Psalm 133,2), und so, in Verbindung mit Ihm, werden Seine Genossen gesalbt (Hebr. 1).

Der Segen, der mit der Salbung verbunden ist, ist Kraft (Apg. 10,38) und Erkenntnis der Dinge Gottes, um Ihm dienen zu können (1. Kor. 2,12; 1. Joh. 2,20.27). Die Salbung (der Heilige Geist) zeigt uns die wahre Gestalt (das wirkliche Wesen) aller Dinge, sie belehrt uns über alles. Wir wissen,

beurteilen alles, nicht nach den Gedanken der Welt, sondern wie die Dinge in Verbindung mit Christo aussehen, was sie in dem Lichte Gottes sind. Die Salbung soll jeden kennzeichnen. Es ist eine ernste Frage, ob wir als Gesalbte gekannt sind, als solche, die der Geist Christi kennzeichnet. Der kostbare Name „Christ“, den Gott den Gläubigen zu tragen erlaubt hat, bedeutet Gesalbter. Christen sind gesalbte Menschen!

Versiegelt. Gott versiegelt jeden Gläubigen, der die Vergebung seiner Sünden empfangen hat. Er empfängt das Siegel, daß er Christo angehört (Röm. 8,9). Es ist das Eigentumssiegel Gottes bis auf den Tag der Erlösung (Eph. 4,30). Inmitten einer großen Schafherde sehen wir zuweilen einzelne mit einem Brandsiegel auf dem Rücken; das Siegel zeigt das Eigentumsrecht eines andern an diesen Schafen an, obgleich sie inmitten der großen Herde sind. So sind die Schafe Christi in der Menschenwelt durch den Heiligen Geist als Gottes Eigentum versiegelt und bestätigt. Der Beamte des Gerichtes legt sein Siegel an, und der Gegenstand ist für jeden andern unantastbar. Der Heilige Geist als Siegel drückt das Eigentumsrecht Gottes auf uns aus, daß wir Sein unverletzliches und unverbrüchliches Eigentum sind - bis auf den Tag der Erlösung, wo Er uns zu Sich ins Vaterhaus nimmt. „Meine Schafe gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus Meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben“ (Joh. 10,28.29).

Unterpfand. Was das Siegel auf Gottes Seite ist, das ist das Unterpfand auf unserer Seite. Der Heilige Geist ist für uns das Unterpfand, Angeld und Garantie des Erbes, des Besitzes und der Sicherheit und Einlösung aller Verheißungen Gottes, wie z. B. der Erlösung unseres Leibes usw. (2. Kor. 5,5).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie köstlich sind diese drei Beziehungen, die unser Gott und Vater zwischen uns, die wir Christi Geist haben und Sein sind (Röm. 8,9), und der Person des Geistes, und damit Sich Selbst, in Ewigkeit geknüpft hat! Unverbrüchlich Sein Eigentum und überschüttet mit Segnungen sind Gottes Kinder. Aber auch wie sehr sollten wir den Ernst des Wortes beachten: „Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung“ (Eph. 4,30). Gott hat Sein Siegel auf uns gedrückt, Sein Anerkennungszeichen, indem Er uns den Geist gab. Sobald wir den Heiligen Geist betrüben durch unsere Verfehlungen, so verunreinigen wir gewissermaßen das Siegel, das Gott auf uns gedrückt hat. Dennoch bleibt dieses Siegel in Gottes Augen unverletzt, und an dem Tage der Erlösung werden nur die erlöst, die dies Siegel tragen. Ihnen ist es zugleich ein Pfand, eine Bürgschaft ihrer ewigen Bestimmung für Gott, und es macht sie auf der Erde zu Gekennzeichneten Gottes, die vermöge der Salbung alles im göttlichen Lichte betrachten im Wandel und Dienst.

Frage 4

Wie kann die Liebe Sünden bedecken? 1.Petri 4,8.

Antwort A

Zur Erklärung muß man Spr. 10,12 hinzunehmen. Danach handelt es sich hier um vergebende Liebe

gegenüber Ungerechtigkeiten, Beleidigungen usw., die uns persönlich widerfahren. Der Apostel will nicht sagen, wir sollten den Mantel der Liebe über alles decken, was wir Böses am Bruder sehen, aber wenn wir persönlich beleidigt werden, so lehrt uns die Liebe tragen, schweigen und vergeben. Die Liebe freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles (1. Kor. 13,6.7).

Chr. K.

Antwort B

Ein Bild aus dem Leben kann vielleicht den Sinn dieser Stelle zeigen. Eine gläubige Mutter hat einen Sohn, der die Sorge des Hauses ist. Oftmals kommt er nachts trunken nach Hause, und die Nachbarn sprechen über ihn und seine Fehler. Aber wenn dies geschieht vor den Ohren der Mutter, so beginnt sie von seinen guten Eigenschaften zu sprechen; von seiner Liebe zu ihr, wie er, wenn sie nicht wohl ist, für sie sorgt, ihr den Tee bereitet, den Garten pflegt, Blumen bringt usw. Ihre Liebe bedeckt seine Fehler, indem sie Gutes spricht und dadurch die Blicke anderer von den Fehlern zu dem Guten hinzieht.

Sollten wir nicht suchen, mehr diesen Geist im Bruderkreise zu offenbaren? Liebe kann nicht an dem Aufdecken der Fehler teilnehmen. Dies ist ein Prüfstein, wie wenig wirkliche Liebe Gott in unserer Mitte sieht.

a. „T. o. W.“ übs.

Antwort C

Die Liebe bedeckt eine Menge Sünden, nicht eine oder zwei, sondern eine Menge - tausend kleine und große Dinge, die der Teufel in alle Winde ausblasen möchte, um Gottes Volk zu verwüsten und eine tote Fliege in die Salbe zu bringen, um sie stinkend zu machen.

a. „Simon Petr.“ v. Dr. W.

Antwort D

Diese Stelle spricht nicht vom unbußfertigen Verharren oder Stehen in der Sünde, wo der Betreffende den Charakter eines „Bösen“ trägt und nach 1. Kor. 5 hinausgetan werden muß. Das Wort „untereinander“ zeigt, daß der Apostel von der Brüderschaft und nicht von der Welt redet. In dem Kreise der Kinder Gottes soll eine inbrünstige Liebe wohnen, die die Sünde bedeckt, - zudeckt vor den Augen der anderen. Unsere Liebe kann die Sünde nicht sühnen oder aus Gottes Auge herausnehmen. Gott will aber solche zudeckende Liebe, die sich sorgend und in Langmut bemüht, segnen. Der Fehlende wird zur Umkehr kommen, und die Schmach ist abgewandt.

Wie wünscht die Liebe Davids, selbst die Schande eines Sauls usw. zuzudecken. Er spricht: „Berichtet es nicht zu Gath, verkündet die Botschaft nicht in den Straßen Askelons, daß sich nicht freuen die Töchter der Philister, daß nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen“ (2. Sam. 1,17-20). Ein Weib leidet unter der Fehle ihres Mannes, vor anderen aber wird sie durch das Erzählen seiner guten Seiten seine schwachen zudecken. Mit ihm aber wird sie weinen über die Sünde und ihm eine Hilfe

sein. Kann Liebe die Fehler des Geliebten aufdecken oder preisgeben? Ham deckte die Sünde seines Vaters auf, indem er sie seinen Brüdern zutrug und erzählte, aber Sem und Japhet bedeckten sie. Fluch folgte dem Erzählen Hams. Wie viel Fluch ist in die Gemeinde Gottes getragen durch das Erzählen der Blößen anderer.

Salomon sagt Sprüche 10,12: Haß erregt Zwietracht, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu. Unbedeckte Sünden zeigen den Mangel der Liebe. Das Sehen von Sünde bei meinem Bruder prüft meine Liebe. Bedecke ich sie nicht, so offenbare ich damit meinen geistlichen Tiefstand und meine Unfähigkeit, im rechten Geiste mit meinem Bruder zu handeln. Liebe nimmt die Sünde vor den Augen der andern hinweg und trägt und hilft. Haß macht das Schlimmste aus der Sache. Liebe denkt nichts Böses, sie hält lieber für schuldlos als schuldig. Haß nimmt mit Bereitwilligkeit jede Gelegenheit und jedes Wort auf, um die schlimmste Bedeutung hineinzudenken, und Argwohn, Ausforschen, Nachreden, Verurteilen, Neiden sind die Gefolgschaft (Spr. 17,4; Spr. 16,27.28).

„Vor allen Dingen habt untereinander eine inbrünstige Liebe!“ Diese Liebe können wir nicht bei Brüdern, sondern nur von Gott lernen (1. Thess. 4,9). Es ist manchmal darauf hingewiesen worden, daß Gott einmal gerichtete Fehler Seiner Heiligen im Alten Bunde nie wieder erwähnt und im Neuen Testament nur Gutes von solchen mitteilt!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Eigentlich sollte diese Stelle keinem Kinde Gottes Schwierigkeiten machen, wenn auch das Handeln nach dieser Stelle uns oft schwer fallen möchte. Aber wenn wir bedenken, wie Gott unsere Sünden bedeckt hat, sollten wir, in deren Herzen die Liebe ausgegossen ist, dann nicht Freude daran finden, unseres Bruders Verfehlungen, besonders die gegen uns, zuzudecken? Vorzüglich aber dann, wenn er seine Schuld dem Vater bekannt und sie ihm vergeben ist! Wer könnte sich berufen fühlen, die Sünde seines Bruders in Christo aufzudecken? Überlassen wir das Amt des Aufdeckens dem, der es hat: dem Richter! Laßt uns da, wo irgend es angeht, uns des Zudeckens befleißigen!

Frage 5

Wann starb Adam? Als er von dem Apfel gegessen hatte oder 930 Jahre später?

Antwort A

In dem Augenblick, als Adam und Eva die verbotene Frucht aßen, begann der Tod sein Zerstörungswerk in ihnen. Sie waren von nun an Sterbende, dem Tode verfallen.

Chr. K.

Antwort B

Als Adam die verbotene Frucht aß, war er Gott ungehorsam. In dem Ungehorsam gegen Gott sündigte er, und in dem Augenblick, als er sündigte, starb er: der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm. 6,23), und er wurde der Strafe der Sünde, dem Tode, sofort unterworfen.

6,23), und er wurde der Strafe der Sünde, dem Tode, sofort unterworfen.

„Wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben“ (Röm. 5,12). Dieser Tod, von welchem der Apostel schreibt, ist nicht bloß der physische Tod, sondern die Straffolge aus die Sünde, weshalb er auch zu allen Menschen durchgedrungen ist. So daß Paulus schreiben kann: „tot in Übertretung und Sünden.“ - Wer jetzt zum Heiland kommt, empfängt die Vergebung der Sünden und ewiges Leben als gegenwärtigen Besitz. Obgleich der Gläubige dem Leibe nach sterben mag, bleibt doch das Wort des Herrn wahr: „Wenn jemand Mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen ewiglich“ (Joh. 8,51).

Antwort C

Adam starb zweimal. Wir müssen unterscheiden zwischen dem geistlichen und dem leiblichen Tode. Er war tot in Übertretung und Sünde (Eph. 2,1) in dem Augenblick, als er von der verbotenen Frucht aß, aber er starb 930 Jahre später dem Leibe nach. In den Worten des Herrn in Joh. 5,25-28 können wir klar die Gedanken des doppelten Todes unterscheiden. „Die Stunde kommt und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören“ (Vers 25). Hier sind es die Toten in Sünde, und es entspricht Adams Zustand nach dem Fall. „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören“ (Vers 28). Dies verweist ohne allen Zweifel auf die physisch (leiblich) Toten und entspricht dem Sterben Adams, als er 930 Jahre alt war. So wie wir in dem ersten Adam einen doppelten Tod finden, so auch in dem zweiten, letzten Adam ein doppeltes Leben: jetzt und zukünftig.

Antwort D

Adams Sterben zeigt zwei Seiten des Todes, die wir in der Schrift oft wiederkehrend finden. In dem Gleichnis in Luk. 15 spricht der Vater zweimal von seinem jüngsten Sohne als „tot“ und „verloren“, aber jetzt „lebendig“ und „gefunden“. So lange er im „fernen Lande“ war, war er tot für seinen Vater. Er hatte keine Verbindung mit seines Vaters Gedanken und keine glückliche Gemeinschaft. Während dieser Zeit war er für seinen Vater wie einer, der tot und begraben war. Sein sündiger Selbstwille hatte diese Trennung bewirkt. Und so steht heute noch der schuldige, unbußfertige Sünder vor Gott. Er ist völlig von Gott getrennt. Halte dem Auge eines Toten das schönste Bild hin, rufe ihm die lieblichsten Worte ins Ohr, da ist kein Vernehmen. Er ist tot. Der Sünder sieht nicht die Schöpfungsherrlichkeit, die ihm Gott, der Schöpfer, zeigt. Die wunderbare Liebe, die Gott auf Golgatha offenbarte, vernimmt seine Seele nicht. Er findet keine Schönheit an dem Herrn der Herrlichkeit, daß ein Verlangen nach Ihm erweckt wird. Er ist Gott gegenüber tot. Tot in Übertretung und Sünden. Dieser Tod ist eine schreckliche Wirklichkeit, die in dem leiblichen Tode den sichtbaren Strafabschluß und Ausgang findet. -

„Des Todes sterben“ (1. Mos. 2,17): Der Tod ist ein Prozeß. Die Zähne verfallen, das Haar wird grau, das Auge dunkel, diese und andere Symptome zeigen uns in feierlichem Ernste, daß der Prozeß des Todes sein Werk treibt. So daß Adams Sterben seinen Anfang vom Tage des Ungehorsams nahm, obgleich die schließliche Scheidung von Seele und Leib erst 930 Jahre später stattfand.

a. „T. o. W.“ übers. v. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

In dem Augenblick, als Adam und Eva aus dem Paradies gewiesen wurden, erfuhren sie Röm. 6,23: „Der Tod ist der Sünde Lohn.“ Damals begann ihr Ringen mit dem Tode, dem sie unweigerlich ein für allemal verfallen waren. Sie legten sich nun gewissermaßen aufs Sterbebett. Ihr Sterben dauerte nach unseren Begriffen lange, aber es war ein Sterben. -

Dieser Gedanke ist oft doch erschütternd: Jeder geborene Mensch liegt auf dem Sterbebett; mag das Sterben 80 Jahre oder zwei Tage dauern, es ist gleich: der Tod kommt sicherlich. Ein großer Gelehrter, ein Arzt, hat einmal wie verzweifelnd ausgerufen: „Warum sterben wir eigentlich?“ Nun, uns Christen ist das Geheimnis des Todes nicht verborgen. Wir können den Ungläubigen dies Geheimnis erklären, und wir können ihnen noch mehr sagen: Wir sind geboren, um zu sterben! Wirklich? Ja, die Tatsachen beweisen es - aber: „die Gabe Gottes ist ewiges Leben in Christo Jesu, unserm Herrn“ (Röm. 6,23). Glaubst du das? Hast du dieses Leben? Wenn du dich noch fürchten mußt vor deinem Tode, eigentlich, dem schauerlichen Abschluß deines Sterbens und dem noch schauerlicheren „Danach aber“, dann komm zu Jesus Christus, der dir sagt in Joh. 11,25.26: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an Mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit!“

Frage 6

Warum verfluchte der Herr den Feigenbaum? (Matth. 21,18ff. u. Mark.11,13ff.)

Antwort A

Der Grund, warum der Herr dem Baume die Lebenskraft nahm, ist einfach der, daß Er Seinen Jüngern zeigen wollte, wie der nicht ungestraft bleibt, bei dem Er Früchte erwartet und nicht findet. Beachten wir aber den Zusammenhang (kurz vorher fand der Einzug in Jerusalem und die Tempelreinigung statt), so ergibt sich, daß die Verfluchung des Feigenbaumes jedenfalls ein Zeichen sein soll, und zwar von dem über Jerusalem bevorstehenden Gericht. Israel war ein Feigenbaum mit Blättern ohne Frucht. Religiöse Formen, „Hosianna“ rufende Massen waren da, aber die Früchte der Buße fehlten. Darum war Israel einem wertlosen unfruchtbaren Baume gleich geworden und reif zum Gericht.

Chr. K.

Antwort B

Der Herr kommt von Bethanien. Er hatte mit Seinen Jüngern daselbst übernachtet. Dort hatte Er ein Heim, wo Er in Liebe aufgenommen wurde und nicht zu hungern brauchte. Liegt nicht etwas Bedeutungsvolles darin, daß Ihn hungerte, als Er von Bethanien weggegangen war? Wie Ihn hungerte, verlangte Ihn danach, solche Bethanien-Aufnahme bei Seinem Volke zu finden. - Der Herr tat viele Zeichen und Wunder. Zeichen waren Wunder, die in ihrer Art zugleich Belehrungen von tiefer Bedeutung enthielten. So ist auch das Wunder an dem Feigenbaum von tiefer, tiefer Bedeutung. Sein

Auge sieht in der „Ferne“ (Zukunft) den Feigenbaum (Israel) mit Blättern bedeckt, - Israel, in Verbindung mit seinem Messias - grünen, blühen und Früchte tragen. Aber Er „naht“ sich jetzt Seinem Volke und findet nur den Schein, aber keine Wirklichkeit. Gottesdienste wurden im Tempel mit Eifer gehalten; Moses wurde hocherhoben und die Schriften erforscht, aber Ihn, ihren Messias, verwarfen sie. Sie wollten Gott Frucht tragen ohne Ihn. Israel, von Gott bestimmt, die Fruchtspenderin des Segens Gottes auf der Erde zu sein, wird jetzt abgeschnitten. Es hat auf dem Boden des Alten Bundes stehend gänzlich gefehlt, und auf diesem Grunde wird keine Frucht von Israel je gegessen werden.

Die Zeit der Feigen, wo sie eingesammelt wurden, war noch nicht, so daß, wenn der Baum Früchte gehabt hätte, diese hätten am Baume sein müssen. Diesen unfruchtbaren Baum, der das Äußere eines fruchttragenden hatte, gebraucht der Herr als ein Bild von Israel, um Sein Urteil über Israel als in Verbindung mit dem Alten Bunde auszusprechen.

v. d. K.

Antwort C

Der Feigenbaum bekommt erst Früchte und dann Blätter. In der Scofield Bible finde ich nachstehende Notiz, die vielleicht mit zum Verständnis beitragen kann: „Feigenbäume, welche ihre Blätter den Winter durch behielten, hatten auch gewöhnlich Früchte. Die Jahreszeit war für neue Blätter und Früchte noch zu früh.“ Das Nicht-Vorfinden der Frucht bewies die Unfruchtbarkeit des Baumes selbst.

...r.

Anmerkung des Herausgebers

Selbst wenn man dies Gleichnis nach Matth. 21 wohl versteht: als ein Zeichen des Gerichts über das unfruchtbare Volk Israel, so bleibt für manche Leser der Schrift noch eine große Schwierigkeit in der Fassung des Gleichnisses in Mark. 11. Wenn noch nicht die Zeit der Feigen war (Vers 13), wie kann Jesus dann Feigen zu finden erwarten und, als Er keine findet, den Baum verfluchen? Aber man kann demgegenüber sagen: Wenn schon Feigenzeit gewesen wäre, so hätten die Feigen schon abgeerntet gewesen sein können, als Jesus kam, sodaß Er dann nichts hätte finden können. Gerade weil noch nicht Feigenzeit war, der Baum aber schon in vollen Blättern stand, hätte der Herr Jesus Früchte finden müssen, wenn auch noch nicht ganz reife. Aber dieser Baum trug nur Blätter - wie Israel als Volk, und darum wurde er verflucht. „Ach Blätter nur -!“

Gruß an den Leser:

Freuet euch in dem Herrn allezeit ... der Herr ist nahe!“ Phil. 4,4-5.

Wir bitten jeden Leser, die „Worte zur Beherzigung“ auf den letzten beiden Umschlagseiten dieses Heftes freundlichst zu beachten.

Auf mehrere aus Nr. 1 des Blattes übernommene Fragen sind erst wenige Antworten eingegangen. Wir bitten sehr um Beteiligung am BeAntworten der Fragen!

Da wir mit der Dezember-Nummer den 1. vollen Jahrgang abschließen möchten, gedenken wir,

mehrere Doppelnummern herauszugeben von 32 Seiten Umfang; wir hoffen, zum Juni ein solches Doppelheft erscheinen lassen zu können.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird? (1. Mose 4,15.)

b) Ist Elias in der Person des Johannes gekommen oder kommt er noch? (Vgl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.)

c) Was meint Paulus, wenn er sagt: „Mein Evangelium?“ (z. B. Röm. 16,25.)

d) Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs Schlüssel?

e) Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk. 16,1-12.)

f) Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26) und was ist „Sünde zum Tode“? (1. Joh. 5,16.17.)

g) Wie ist Matth. 8,5.6 und Luk. 7,2.3ff. zusammen zu bringen? Es handelt sich doch um dieselbe Geschichte; Matth. berichtet nun, daß der Hauptmann selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.

h) Wie decken sich folgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand ...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten“? Oder ist in letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?

i) Wie ist die Stelle zu verstehen „zu dem werde Ich eingehen und das Abendmahl mit Ihm essen“? (Offbg. 3,20.)

k) Wie lange waren die Kinder Israel in Ägypten? (Vgl. 2. Mose 12,40.41; 1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 7

Ich bitte um Hilfe für das Verständnis des Wortes des Herrn: „Viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“ (Matth. 20,16; 22,14.)

Antwort A

Das angeführte Wort des Herrn wird meist so erklärt: Berufene sind alle diejenigen, an welche der Ruf des Evangeliums ergangen ist, Auserwählte aber die, welche dem Rufe wirklich gefolgt sind. Das ist jedoch nicht ganz zutreffend, wie man bei einer genaueren Betrachtung der beiden Gleichnisse findet, deren Schluß die erwähnten Worte bilden.

Das Gleichnis Matth. 20,1-16 zeigt uns, daß Gott es liebt, nach Seiner Unumschränktheit und Liebe in Gnade zu handeln, und daß nicht die Werke, sondern das Vertrauen auf Seine Güte die Betätigung derselben hervorrufen.

Die zuerst Gedungenen - die „Ersten“ - hatten auf Grund ihrer Vereinbarung mit dem Hausherrn (Vers 12) gearbeitet und stützten sich auf das, was sie getan hatten; hierauf allein gründeten sich alle ihre Ansprüche und Erwartungen, selbst dann, als sie meinten, mehr als vereinbart empfangen zu müssen (Vers 10-12). Sie kannten nichts von der Güte des Hausherrn und hatten auch kein Bedürfnis nach solcher, sondern meinten, daß es nur recht und billig sei, ihnen mehr zu geben als den „Letzten, die nur wenig gearbeitet hatten“. Darum handelt der Hausherr mit ihnen auch lediglich von dem Standpunkte des Rechts aus, auf den sie sich selbst stellten: „Nimm das Deine und gehe hin!“ (Vers 14.) Das ist Israel, und das ist der selbstgerechte Mensch.

Anders aber ist es mit den „Letzten“. Sie waren noch in letzter Stunde dem Rufe des Hausherrn gefolgt und hatten angefangen zu arbeiten, als bereits nur noch wenig Zeit übrig war; sie konnten also nicht auf ihre Arbeit ihre Hoffnung setzen, sondern nur auf die Güte dessen rechnen, der sie gedungen hatte, und im Vertrauen auf dieselbe folgten sie dem Rufe. Und diesem Vertrauen gemäß erfahren sie die unumschränkte Güte des Hausherrn. Das ist der wahrhaft Gläubige - ob aus Israel oder aus den Nationen -, der als verlorener Sünder die Gnade in Christo annimmt, „um die im Fleische noch übrige Zeit ... dem Willen Gottes zu leben“ (1. Petr. 4,2).

Um diese verschiedenen Klassen von Arbeitern im Weinberge handelt es sich in Vers 16. Alle Arbeiter im Weinberge waren dem Rufe des Hausherrn gefolgt - sie alle - „viele“ - waren „Berufene“. Aber nicht allen konnte der Hausherr seine Güte erweisen, sondern nur denen, welche ein Bedürfnis nach derselben hatten und auf dieselbe vertrauten; das waren nur „wenige“, und nur diese waren „Auserwählte“.

Das andere Gleichnis (Matth. 22,1-14) zeigt uns, daß Israel - die „Geladenen“ (Vers 3.4.8) - die Gnade, das Heil in Christo, nicht annahm und deshalb beiseite gesetzt wurde (Vers 3-7), und daß infolgedessen das Heil zu den Nationen kam (Vers 8 und 9), aus denen viele dem Rufe folgten (Vers 10). Es zeigt uns weiter aber auch, daß nicht alle, die dem Rufe folgten - das sind die „Gäste“ (Vers 11) -, die Gnade wirklich angenommen haben und nun in Christo vor Gott sind, passend für die Herrlichkeit, sondern, daß darunter solche sind, die den nicht kennen, der den Ruf hat ergehen lassen, weder in Seiner Heiligkeit noch in Seiner Liebe. Diese haben sich das Hochzeitskleid - das ist Christus selbst - nicht schenken lassen, sondern ihren eigenen Gedanken, anstatt Gottes untrüglichem Worte folgend, meinen sie, ihr eigenes Kleid (die eigene Gerechtigkeit) sei gut genug. Es sind solche, die „eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen“ (2. Tim. 3,5). Diese sind, da ein Zustand, ein Verhältnis und ein Los in Frage kommt, dargestellt durch den einen

Gast, der nicht mit einem Hochzeitskleide bekleidet war und in die äußere Finsternis geworfen wird (Vers 11-13).

Wir haben hier wieder zwei verschiedene Klassen vor uns, die das eine gemein haben, daß sie beide dem Rufe gefolgt sind, im übrigen aber durch ein entscheidendes Merkmal von einander unterschieden werden: Die eine Klasse ist bekleidet mit dem Hochzeitskleide, das sind die wahrhaft Gläubigen; die andere aber ist nicht damit bekleidet - das ist die Masse der bloßen Bekenner. Und auf diese zwei Klassen beziehen sich die Worte in V. 14: „Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“ Auch hier ist es so wie bei dem vorigen Gleichnisse: Alle Gäste waren dem Rufe zur Hochzeit gefolgt - sie waren daher alle „Berufene“; aber nicht alle konnten wirklich an der Hochzeit teilnehmen, sondern nur die, welche mit einem Hochzeitskleide bekleidet waren - nur diese waren „Auserwählte“.

Wir sehen, daß in beiden Gleichnissen in den Worten: „Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte“ von den zwei verschiedenen Klassen von Menschen die Rede ist, die wir in jedem dieser Gleichnisse vor uns haben. Also sind mit den „vielen Berufenen“ alle die gemeint, die - gleichviel aus welchen Beweggründen und mit welchem Herzen - dem Rufe gefolgt sind. Das sind alle die Vielen, welche dem Äußeren nach das Volk Gottes darstellten und darstellen - sei es, daß sie es wirklich oder nur dem äußeren Scheine nach waren bzw. sind. Mit den „wenigen Auserwählten“ aber sind die gemeint, welche die Güte des Hausherrn erfahren haben und mit einem Hochzeitskleide bekleidet sind. Es sind also die Wenigen, welche wirklich „glaubend Leben haben in Seinem Namen“ (Joh. 20,31).

Der Unterschied zwischen den beiden Schriftstellen ist der, daß in der ersten der Hauptzug die Gnade ist, und wir daher dem Grundsatze begegnen, daß alles allein aus Gnade ist, nicht aus Werken. In der zweiten ist es im Grunde die Herrlichkeit des Königs, die in Frage steht, und in Übereinstimmung hiermit kommt in ausgeprägtester Weise der Grundsatz zum Ausdruck, daß wir nur in Christo passend für Seine Herrlichkeit sind. In beiden Beziehungen gibt es „viele Berufene“, aber nur „wenige Auserwählte“, und beides ist sehr kostbar für ein Herz, welches sich der Gewißheit erfreut, zu den „wenigen Auserwählten“ zu gehören.

Th. K.

Antwort B

Matth. 20,16 steht noch im Zusammenhang mit der Frage Petri: „Was wird uns nun werden?“ (Matth. 19,27.) Der Herr zeigt, daß in der Lohnfrage menschliche Gedanken und Vorteile einst gänzlich über den Haufen geworfen werden, und nur das göttliche Wohlgefallen gilt.

Das Wort des Herrn: „Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinigen zu tun, was ich will“ erklärt die Stelle.

Die Ersten sind die, mit denen die Frage „Was wird uns dafür?“ geordnet wurde. (Wenn sie den Herrn in Seiner Gnade gekannt hätten, würden sie kein Lohn-Übereinkommen getroffen haben.) Diese werden später als solche mit „bösen“ Augen offenbar. Des Herrn Güte offenbart auch heute noch das böse Auge des Menschen, der in Gottes Tun und Walten Unrecht findet.

Dann folgen die, denen gesagt wird: „Was recht ist, werde ich euch geben.“ Danach folgen die

Dann folgen die, denen gesagt wird: „Was recht ist, werde ich euch geben.“ Danach folgen die Letzten (Vers 6), die nur gerufen werden - ohne Versprechung. (Der Nachsatz ist zweifelhaft und fehlt in den alten Handschriften. S. Elberfelder Übers. und Wiese Übers.) Diese gehen und arbeiten im Vertrauen auf Seine Güte. Diese Letzten werden Erste. Sie erfahren, daß sie nicht nur berufen sind, sondern nach der Unumschränktheit Seines Willens auserwählt sind, die Empfänger Seiner größten Gnade zu sein. An dem Lohntage werden wir große Überraschungen erleben. Erste werden Letzte und Letzte Erste sein. Die Ersten, am frühen Morgen Berufenen, empfangen das Festgestellte. Die Letzten, am späten Abend Berufenen, sind erwählt, die Gefäße zur Verherrlichung Seiner Gnade zu sein. In dieser Verbindung ist zu beachten, daß dies Gleichnis, wie auch das in Matth. 22,1-14, Gleichnisse vom Reich des Himmels sind. Dies ist höchst wichtig. Der Herr zeigt uns das Reich, d. h. von verschiedenen Gesichtspunkten und in verschiedenen Stadien. (Die Juden z. B. waren Erste und wurden Letzte.)

Der Herr ruft, wen Er will, und wählt aus ihnen aus, wen Er will, um aus ihnen in Seiner Gnade zu machen, was Er will. Laßt uns das tun, wozu
Gott uns berufen, und unser Auge nicht böse sein, wenn Er in Seiner Souveränität andere erwählt, an ihnen Seine Gnade besonders groß zu machen - sei dies im Einzelnen, in den persönlichen Wegen, oder in den Wegen der Verwaltung Gottes.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir bitten, unsere kurze MitbeAntwortung vorliegender Frage bei der folgenden Frage zu beachten!

Frage 8

Wie können wir „unsere Berufung und Erwählung fest machen?“ (2. Petr.1.)

Antwort A

Die Gewißheit der Errettung ist eine gesegnete Wahrheit der Schrift, aber der Teufel kann die köstlichsten Wahrheiten gebrauchen, um Scheinwesen einzuführen. Nie wurde die Gewißheit der Errettung so deutlich und klar verkündigt wie in unseren Tagen - aber auch zu keiner Zeit herrschte so viel Täuschung und Selbstbetrug. Da sind solche, welche ihre Errettung behaupten, während jene, die ihr Leben kennen, es nur wagen zu hoffen, weil ihr Wandel zum Weinen ist. Wenn wir Neugeborene sind und wirklich wissen, daß wir es mit Gott zu tun haben, so wird unser Benehmen und Verhalten wie das der Apostel sein: uns zu üben, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den Menschen (Apostelg. 24,16). Wir werden Fleiß anwenden im Beachten der in Vers 5-8 genannten Dinge. Diese Dinge werden jenen, die uns nach unsern Früchten zu beurteilen haben, unsere Berufung und Erwählung gewiß machen. (Siehe auch 1. Joh. 2,3 und 3,14.) Und so werden wir bewahrt vor dem Straucheln und einen reichlichen Eingang in das ewige Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi haben.

A. „G. E.“ übs. v. v. d. K.

 

Antwort B

Wie können wir unsere Berufung und Erwählung fest machen? Wer beruft uns? Unser Vater. Wer erwählt uns? Unser Vater. Aber dies ist für andere nicht genug. Bei wem sollen wir unsere Berufung und Erwählung festmachen? Bei dem, der uns berufen hat, der uns erwählt hat? Nicht im Geringsten, sondern für uns selbst und für jeden, der uns sieht und der zu uns sagen kann: „Du bist berufen? Du siehst aber nicht im geringsten danach aus. Du bist auserwählt? Niemand kann das glauben.“ Es muß vor den Augen jedermanns zu lesen sein, daß du von Gott „berufen und erwählt“ bist.

a. Dr. W. „S. P.“

Antwort C

Dreimal (in Vers 8.9 und 10) verweist der Heilige Geist auf „diese Dinge“, von denen Er in den Versen 5-7 gesprochen hat, wozu wir allen Fleiß anwenden sollen. (Vers 5.) Der Segen, der dann hervorkommt, ist: Wir werden nicht träge und fruchtleer sein. Frucht zu tragen ist das herzliche Verlangen vieler Kinder Gottes. Hier ist der Weg gezeigt.

Wieder in Vers 10 werden die „Brüder“ zum Fleiß ermahnt. Diesmal im Hinblick auf ein anderes Ziel: Ihre Berufung und Erwählung fest zu machen. Nicht, als ob wir sie bei Gott fest zu machen hätten. Wie können wir sie bei dem fest machen, der uns bereits berufen hat in Seiner unumschränkten Gnade? (Vers 3.) Wohl aber sollen wir sie fest machen bei uns und andern, die nur an den Früchten erkennen können, ob Wort und Wege zusammen gehen. Wenn wir uns nicht dieser Dinge befleißigen, wenn wir sorglos und gleichgültig wandeln, so werden wir nicht nur selbst die Gewißheit und Freude unserer Berufung und Erwählung verlieren, sondern auch andere darin schwankend und zweifelnd machen (vergl. Gal. 4,19.20). Der Apostel will aber, daß die freudige Gewißheit unserer Berufung und Erwählung bei uns und anderen vorhanden sei, und zeigt den Weg dazu: in dem treuen Fleiße bezüglich der Dinge des göttlichen Lebens. Mit welcher Festigkeit konnte Er die Erwählung der Thessalonicher behaupten auf Grund ihres treuen Wandels. Von ihnen konnte Er sagen: „Ihr seid unsere Nachahmer geworden ... ihr seid zu Vorbildern geworden.“ (1. Thess. 1,3.4.7.) Kann der Geist Gottes dies von dir und mir sagen?

v. d. K.

Antwort D

In 2. Petr. 1,3.4 richtet der Apostel unsern Blick auf das, „was Seine göttliche Kraft uns geschenkt hat.“

An das Zeugnis dieser kostbaren Tatsache knüpft der Apostel die Mahnung: „Ebenfalls reichet aber auch dar, indem ihr allen Fleiß anwendet, in eurem Glauben die Tugend usw.“ Die Dinge, welche der Apostel hier anführt, kann nur der darreichen, welcher sie vom Herrn vorher empfangen hat als Frucht seines Glaubens. Durch Glauben müssen wir das nehmen, was uns in Christo Jesu geschenkt ist. Daher kann uns die Gnade nur dann an das Ziel unserer Berufung tragen, wenn unser Glaube wirksam ist. Durch Glauben verwirklichen wir die Verheißungen Gottes. (Hebr. 11,1.)

Da, wo die in den Versen 5-7 genannten Dinge durch Glauben genommen werden, werden sie den

Glaubenden „nicht träge noch fruchtleer hinstellen usw.; bei welchem diese Dinge nicht sind, der ist blind, kurzsichtig, und hat die Reinigung seiner vorigen Sünden vergessen.“ (Vers 8-9.) Sein Glaube reichte nicht hin, das Bewußtsein der erlebten Errettung festzuhalten; dadurch ging er der größten und kostbarsten Verheißungen verlustig.

Daher ermahnt der Apostel in Vers 10: „Darum, Brüder, befleißiget euch umsomehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen.“ Seine „Berufung und Erwählung fest machen“ will also sagen: Fleiß tun „nicht von denen zu sein, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern von denen, die da glauben zur Errettung der Seele.“ (Hebr. 10,39.)

P. Str.

Anmerkung des Herausgebers

Es möchte vielleicht dem einen oder anderen Leser so scheinen, als bestände zwischen der Behandlung der Frage 7 und dieser insofern eine Unstimmigkeit, als die gleichen Worte hier („berufen“ und „auserwählt“) eine andere Bedeutung hätten als dort. Aber es besteht kein sachlicher Gegensatz zwischen den beiden Reihen von Antworten. Zunächst ist zu beachten, daß dort von „vielen Berufenen, aber wenigen Auserwählten“ gesprochen ist, hier dagegen von „Berufung und Erwählung“. Nun ist zu diesem Doppelausdruck zu sagen, daß er sich nur auf uns Kinder Gottes bezieht (vergl. Vers 1!). Da, wo im Neuen Testament in diesem Sinne von Berufung und Erwählung gesprochen wird, da ist auch öfter ein Zweck angegeben: wozu berufen, wozu erwählt? Wir verweisen auf 1. Thess. 4,7: „Berufen zur Heiligkeit“ (vergl. den Ausdruck in 1. Kor. 1,2 und Röm. 1,7 „berufene Heilige“) und 1. Petr. 2,9: „Berufen aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht“; vgl. auch 1. Petr. 1,15. Ferner auf Joh. 15,16: „Auserwählt zum Fruchtbringen“ und Vers 19: „Auserwählt aus der Welt“ und Eph. 1,4: „Auserwählt, daß wir heilig und tadellos vor Ihm seien in Liebe“ u. a. m. In dem Maße, wie die Kinder Gottes sich üben, sich als Berufene und Erwählte darzustellen im Sinne obiger Stellen, in dem Maße machen sie ihre Berufung und Erwählung fest.

In Frage 7 aber handelt es sich nicht um diesen Sinn der dem Wortlaut nach freilich gleichen Begriffe. Die Beziehungen sind dort andere als hier. Hier wie in den Briefen stets beziehen sich die Worte auf anerkannte Gläubige, während dort zwei verschiedene Menschenklassen gemeint sind, und zwar im Zusammenhange von Himmelreichsgleichnissen! Der ganze Zusammenhang, in dem an sich gleichlaufende Ausdrücke vorkommen, ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der Ausdrücke und daher stets zu beachten!

Es sei hier auch einmal klar ausgesprochen, daß dieser Ausdruck „viele sind Berufene, aber wenige sind Auserwählte“ nur in diesen beiden Gleichnissen vom Reich der Himmel gesagt ist. Jesus selbst hat diesen Ausdruck nie in einem anderen Zusammenhang gesagt. Also haben auch wir kein Recht, dieses Wort anzuwenden, wo es uns passend zu sein scheint. Laßt uns heilig umgehen mit dem Worte Gottes!

Frage 9

Was begreift „üble Nachrede“ in sich? (1. Petr. 2,1.)

Antwort A

Bei der üblen Nachrede läuft es darauf hinaus, den Ruf des anderen zu untergraben. Beim Sprechen über Böses muß das Wohl dessen, der das Böse getan hat, vor unserem Herzen und Auge sein, wenn üble Nachrede vermieden werden soll. Als der Chloe Hausgenossen (1. Kor. 1,11) dem Paulus die bösen Dinge in Korinth berichteten, geschah es, um Heilung zu bewirken. Dies war keine üble Nachrede. Die Worte jemandes zu wiederholen und Sinn und Absicht verhehlen oder gar entstellen ist eine Schande und ist böse. Ziba verleumdete Mephiboseth, als er zu David sagte: „Siehe, er bleibt zu Jerusalem, denn er sprach: Heute wird mir das Haus Israel das Königtum meines Vaters wiedergegeben.“ (2. Sam. 16.) In demselben Kapitel finden wir in dem Fluchen Simeis ein Beispiel von Schmähungen ohne Wahrheit, während wir in Evang. Joh. 9,28 Wahrheit in der Schmähung finden.

Antwort B

Üble Nachrede begreift nicht bloß böses oder unwahres Sprechen in sich, es schließt auch das Sprechen der Wahrheit mit böser Absicht ein. Das, was wir sagen, mag Wahrheit sein, aber der Zweck mag teuflisch sein. Die einfache Tatsache, daß Gott uns warnt vor üblem Nachreden, sollte genügen, es als Böses zu meiden. Die Welt, in der wir leben, ist eine übelredende, lästernde Welt: Gott wird verlästert (1. Petr. 4,14). Der Weg der Wahrheit wird verlästert (2. Petr. 2,2). Würden, Gewalten werden verlästert (2. Petr. 2,10). Christen werden verlästert (1. Petr. 4,4). Unser Heilsgut wird verlästert (Röm. 14,16); man lästert, was man nicht kennt (2. Petr. 2,12). Laßt uns mit dieser übel redenden, lästernden Welt nichts gemein haben. Laßt uns uns vielmehr reinigen von den bösen Augen, dem bösen Argwohn, dem bösen Sprechen, den bösen Werken, dem bösen Herzen des Unglaubens!

Antwort C

Diese Schriftstelle warnt uns eindringlich vor der allgemeinen Gewohnheit des üblen Nachredens hinter dem Rücken anderer. Geschwätz, Ärgernis, Lieblosigkeit, Geringschätzung, Verachtung, Trennung usw. sind die traurigen Folgen.

Wenn wir ein Fehlen beim Bruder sehen, sollten wir nicht suchen, mit ihm in Gnade zu sprechen, und zwar allein? Wir sollten seine Sünde nicht vor die Öffentlichkeit bringen! Aber auch beim Einzelgespräch halte im Gedächtnis den Splitter und den Balken! (Matth. 7,3ff.)

Die Zunge ist ein kleines Glied, aber welche Macht hat sie! Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge (Spr. 18,21). Worte sind Samenkörner, welche Frucht zum Leben oder Tode tragen. Welche feierliche Warnungen spricht der Herr über den Gebrauch der Zunge aus! - Jede üble Nachrede ist ein Mißbrauch der Zunge. Wir mögen die Wahrheit sagen und doch die Zunge mißbrauchen, weil das, was wir sagen, nicht in Liebe und nicht zum Wohl und Nutzen des andern gesagt ist, sondern nur, um unsere Bosheit und Eitelkeit zu befriedigen oder um unsern Selbstinteressen zu dienen. Wenn wir mehr den Grund unseres Herzens durchforschten und im Lichte des Richterstuhles Christi ständen, wir würden sorgfältiger das Tor unserer Lippen bewahren.

A. „E. T.“ übs. v. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Übles Nachreden ist eines der mächtigsten Mittel in der Hand Satans, durch das er sowohl Kinder Gottes untereinander zu entzweien als auch blühende Versammlungen zu zerstören sucht. Und obwohl die Gläubigen so sehr leicht in diesen Fallstrick (vgl. Spr. 12,13!) geraten, so gehen manche doch so oberflächlich darüber hinweg, als hätte es nichts zu bedeuten, wenn man des Bruders Ruf schädigt. Ist es nicht fast so, als ob manche es ernstlich als ihre Aufgabe ansehen, traurige Dinge, die sie aus dem Leben irgendeines Kindes Gottes wissen oder zu wissen meinen, als eine wichtige Wahrheit oder als ein „offenes Geheimnis“ unter dem Volke Gottes zu verbreiten? Sie scheinen nicht zu bedenken, daß nur „die Liebe erbaut“. Es kann aber weder Liebe zum Herrn und Seinem Werk noch zu den Geschwistern sein, die den Gläubigen ins Herz gibt, also zu handeln! - Wir sollen doch ja heilig und treu umgehen mit dem Namen und Ruf unserer Brüder und Schwestern! Und dies bezieht sich nicht zum wenigsten auch auf schon verstorbene Kinder Gottes. Es ist ein trauriges Zeichen von dem inneren Zustand eines Gläubigen, wenn er es wagt, etwa im Geist des Hochmuts oder auch einer gewissen Sensationslüsternheit oder aus andern Gründen über einen vielleicht tiefen Fall eines nunmehr Heimgegangenen zu reden, besonders vor solchen, die bisher nichts davon wußten. Jener Heimgegangene ist nun in der Ewigkeit beim Herrn, der ihm sicherlich vor dem Tode seine Sünde aufdecken und vergeben konnte! Wer darf etwas anderes als nur Liebes berichten von dem, dem der Herr vergeben hat?! - Laßt uns vorsichtig sein im Gebrauch unserer Zunge (Jak. 3), vorzüglich, wenn es sich handelt um das Reden über andere! (Psalm 15,3; 101,5; Spr. 26,20.22; 12,18; 1. Petr. 3,10.11.)

Frage 10

Von welchem Zeitpunkt spricht die Schritt in Hebr. 1,5-6: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt?“

Antwort A

Im ersten Kapitel des Hebräerbriefes wird die Gottheit Christi sowie Seine göttliche Sendung vom Vater auf Grund des Alten Testaments bewiesen. Wir finden von Vers 1-3 sieben Tatsachen über die Person Christi: 1) Er ist Sohn; 2) Er ist Erbe aller Dinge; 3) Er ist Schöpfer aller Dinge: „durch Den Er auch die Welten gemacht hat“; 4) Er ist der Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens; 5) Er ist Träger aller Dinge durch die Macht Seines Wortes; 6) Er ist der Sündenreiniger. Von Ihm in dieser Eigenschaft wird erst dann gesprochen, nachdem uns die Herrlichkeit Seiner Person vor die Seele gestellt ist. Wir sehen, daß die Person das Erlösungswerk adelt; 7) Er ist a) der, welcher sich gesetzt hat, d. h. Sein Werk der Erlösung ist vollendet; b) zur Rechten der Majestät, d. h. Er hat den Ehrenplatz inne; c) in der Höhe. Er hat den höchsten Platz, den Gott zu vergeben hatte. Für den gläubigen Juden muß dies einfach der schlagendste Beweis Seiner Göttlichkeit sowie Seiner göttlichen Sendung gewesen sein. Denn in der Stiftshütte, und zwar im Allerheiligsten, thronte Gott zwischen den Cherubim über dem Versöhnungsdeckel in Herrlichkeit. Diesen Platz hat Jesus, der Sohn Gottes, in den Himmeln inne. Vgl. Hebr. 1,3; 1,13; 8,1; 10,12; 12,2.

Aber der Apostel zeigt nun an der Hand von sieben Zitaten aus dem Alten Testament, daß die sieben

Aber der Apostel zeigt nun an der Hand von sieben Zitaten aus dem Alten Testament, daß die sieben festgestellten Tatsachen von der Person Christi durch die Schrift begründet werden können; dies ist köstlich zu sehen; und was der Apostel tut, ist jeder auch jetzt noch verpflichtet zu tun: nämlich, alles auf Grund der Schrift zu bestätigen.

1. Vers 5 wird uns gesagt, daß Christus Sohn ist den Engeln gegenüber, welche nur Diener waren (vgl. Vers 7). Zu keinem der Engel hat Er je gesagt: „Du bist Mein Sohn“ usw. Das Wort „gezeugt“ deutet Seine Menschwerdung an, es hat nicht Bezug auf die Auferstehung, wie manche annehmen. Soviel ich weiß, bezieht sich dieses Wort nie auf die Auferstehung, und wo immer wir diese Schriftstelle aus dem 2. Psalm finden, wird sie in Verbindung mit dem Leben des Herrn auf dieser Erde gebraucht. Man vergl. sorgfältig Luk. 1,35; Hebr. 5,5 und Apostelg. 13,33.

2. „Ich will Ihm zum Vater, und Er soll Mir zum Sohne sein“ finden wir in 1. Chron. 17,13. Diese Stelle wurde ursprünglich auf Salomo bezogen; doch war deren Enderfüllung in Christo. Die Stelle zeigt uns das einzigartige, vollkommene göttliche Verhältnis des Vaters zum Sohne und des Sohnes zum Vater.

3. Vers 6: „Wenn Er den Erstgeborenen in den Erdkreis einführt usw.“. Diese Stelle ist dem 97. Psalm entnommen, der besonders von der Herrschaft des Herrn im Tausendjährigen Reich spricht, bezw. von dem Anbruch desselben und von dem damit verbundenen Gericht. Wir können wohl annehmen, daß dies besonders Bezug hat auf das Offenbarwerden des Herrn in Herrlichkeit (vgl. Matth. 16,27; Matth. 25,31; 1. Thess. 4,16 bis 2. Thess. 1,17) sowie auf Sein öffentliches Eingef ührtsein in den Erdkreis (vgl. Hebr. 2,5; Apostelg. 17,31). Daß die Engel Ihm immer gehuldigt haben und daß sie das noch tun, geht aus vielen Stellen hervor (vgl. Jes. 6,1-4 mit Joh. 12,41 sowie Luk. 2,13-14). Der Gläubige weiß dieses, und dem Herrn sei Dank für diese Gnade! Doch es kommt die Zeit, wo die Welt durch das Verhalten der mächtigsten Geschöpfe Gottes erkennen wird, daß Christus Schöpfer und Gott über alles ist, gepriesen in Ewigkeit.

K. O. St.

Antwort B

Der 2. Psalm wird im NeuenTestament oft auf den Messias bezogen (vgl. Apostelg. 4,25.28; 13,33; Hebr. 1,5; 5,5; Offbg. 2,27f.; 12,5; 19,15).

Was David galt, gilt Christus, in dem alles seine höchste Erfüllung findet.

In Hebr. 1,5-6 ist folgender Gedankenfortschritt: Vers 5a: Zeugung des Sohnes, nach Psalm 2,7. Vers 5b: Das Verhältnis des Sohnes zum Vater, nach 2. Sam. 7,14. Vers 6: Die Parusie oder Wiederkunft des Sohnes, nach mehreren Schriftstellen, z. B. Jes. 44,23; Psalm 97,7b; 5. Mose 32,43 (wo in einigen Handschriften der griechischen Übersetzung des Alten Testaments das Zitat sogar wörtlich steht) und Psalm 29,1.

Über den Zeitpunkt „heute“ kann man verschiedener Meinung sein. Die Frage ist, ob es sich handelt:

1) Um die wunderbare Geburt aus Maria (nach Luk. 1,35, wo einige Handschriften sogar wörtlich Ps. 2,7 zitieren), oder 2) um die Taufe Jesu (vgl. Luk. 3,22), oder aber 3) um die Auferstehung des Herrn.

Für die 1. Auffassung scheint das „wiederum“ in Vers 6 zu sprechen, indem dann der ersten Einführung (= dem ersten Kommen) die zweite Einführung (= das zweite noch zukünftige Kommen) entspräche (vgl. 10,5).

Für die 3. Auffassung spricht Röm. 1,4, wo die Auferstehung auch als eine Zeugung zum Leben verstanden wird, wobei der „Sohn“ diesen vorzüglicheren Namen vor den Engeln empfing (Hebr. 1,4); dann wäre das „heute“ der Zeitpunkt des Eintrittes des Sohnes in seine überirdische Herrlichkeit, worauf man Psalm 2 beziehen könnte, der auf den Zeitpunkt der Erniedrigung (durch Menschwerdung) nicht zu passen scheint.

Natürlich liegt in Hebr. 1,5 nicht der Nachdruck auf dem „heute“ , d. i. auf diesem Teil des Zitates aus Psalm 2, denn dem Apostel kam es in diesem Zusammenhange nicht darauf an, diese Wahrheit besonders zu betonen, sondern das „du bist mein Sohn“, wodurch der Sohn über die Engel erhoben wird, ist ihm der Hauptgedanke in Vers 5a.

J. W.

 

 

Antwort C

Diese Stelle weist auf die Fleischwerdung des Sohnes Gottes hin, auf den Zeitpunkt: „Einen Leib hast Du mir bereitet“ (Hebr. 10). Auch Apostelg. 13,32.33 bestätigt dies. Paulus verkündet dort, daß Gott die den Vätern gegebene Verheißung erfüllt hat: 1) indem Er Jesum erweckt hat und 2) Ihn aus den Toten auferweckt hat. Diese zwei großen Tatsachen stellt er vor ihr Auge. Die ersten verbindet er mit Psalm 2,7, „wie geschrieben steht: Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeuget.“ Die zweite hat Gott „also ausgesprochen: Ich werde euch die gewissen Gnaden Davids geben.“ Es darf das Wort „erweckt“ in Apostelg. 13,33 nicht mit „aus den Toten auferweckt“ verwechselt oder gleichgestellt werden. Es ist dasselbe Wort und derselbe Gedanke wie in Apostelg. 3,22: das „werden lassen“, „hervorrufen“. Es ist das Kommen des Sohnes in das Fleisch. Gott gab Seinen Sohn und bereitete Ihm den Leib. (Das Wort finden wir z. B. auch in Apostelg. 13,22, wobei jeder Gedanke an Auferweckung ausgeschlossen ist.) Köstlich ist es, zu sehen, daß Er der Sohn ist und der König Israels, sowohl als das Kindlein in der Krippe wie als der Auferstandene. Er ist eben in Seiner Person der Sohn von Ewigkeit, und welchen Stand Er auch einnehmen mag, Gott redet Ihn an als Seinen Sohn. Wie wunderbar tief ist das Wort! Als Jesaia (55,3) verkünden mußte, daß Gott Seinem Volke die unverbrüchlichen Gnaden Davids halten wollte, da stand der auferstandene Sohn vor Gottes Auge. Wer würde dies aus dem Worte verstanden haben, hätte nicht Gott es uns durch Paulus gesagt?!

Ich kann nicht unerwähnt lassen, wie unbedingt das Wort in diesen Schriftstellen als Gottes Wort anerkannt wird, im Gegensatz zu dem heute üblichen satanischen Antasten der Schrift. Es heißt nicht „David“ sagt, sondern „Er“, Gott sagt: Hebr. 1,5; Apg. 13,34.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Bei BeAntwortung der vorliegenden Frage kann eine Tatsache der Schrift nicht ernst genug betont werden, nämlich die, daß sie niemals redet von einer so genannten vorweltlichen Zeugung des

Sohnes. Der Sinn dieser den Sohn Gottes Seiner ewigen Würde entkleidenden traurigen Meinung ist der, daß irgendwann in der vorweltlichen Ewigkeit nur Gott dagewesen sei und daß Er an einem nur Ihm bekannten „Heute“ den Sohn aus Sich Selbst herausgezeugt hätte. Aber einerseits weist die Schrift unseres Erachtens ziemlich deutlich auf Jesu Kommen ins Fleisch als auf den Zeitpunkt des „Heute habe Ich Dich gezeugt“ hin; dafür scheint uns Luk. 1,35 genügend Beweis zu sein. Andrerseits ist, wie oben gesagt, in dem ganzen Worte Gottes nicht nur kein Hinweis auf eine vorweltliche Zeugung (ein ins-Leben-Rufen) des Sohnes aus Gott zu finden, sondern diese Anschauung widerspricht aufs Unzweideutigste Schriftstellen wie Joh. 1,1-2 und vor allem Joh. 1,18: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoße ist, der hat Ihn kundgemacht“ und Kol. 1,17: „Er ist vor allen.“ (Es heißt nicht: „Er war vor allen“, obgleich von Ihm in anderem Zusammenhang auch gesagt ist: „der da war“, Offbg. 1,8), und anderen mehr (vgl. Offbg. 1, 8.18; 1. Tim. 3,16; Hebr. 13,8 usw.). Hüten wir uns, dem Sohne auch nur in unseren mitunter unbedachtsamen Worten etwas von der Majestät zu nehmen, die Ihm gebührt! Hüten wir uns vor liberaler Theologie und Philosophie innerhalb des Volkes Gottes! Wir können nicht hoch und herrlich genug denken und reden von dem Sohn Gottes, unserm Herrn Jesus Christus, der würdig ist zu nehmen Preis und Ruhm und Anbetung in Ewigkeit.

Gruß an den Leser:

Da wir diesen Dienst haben, wie wir begnadigt worden sind, so ermatten wir nicht.“ 2. Kor. 4,1.

Wir bitten, die letzten beiden Umschlagseiten freundlichst zu beachten! - Hier und da haben wir die Antworten gekürzt, einerseits aus Platzmangel, andererseits, um Wiederholungen möglichst zu vermeiden. Wenn wir in Zukunft nicht jede Antwort Aufnehmen oder die Einsendungen kürzen, so hat das obige Gründe. Dessen ungeachtet fordern wir jeden Leser zur fleißigen Mitarbeit auf, zum Segen aller. Es ist ja auch niemals ein Verlust, wenn jemand an einem Gegenstand tüchtig gearbeitet hat. Auch wenn seine Antwort nur teilweise oder gar nicht sollte abgedruckt werden, so trägt seine treue Arbeit ihm doch stets einen Segen ein. - Dieses Doppelheft (Nr. 3/4) umfaßt 32 Seiten Text. Noch zweimal in diesem Jahre gedenken wir ein Doppelheft herauszugeben, damit der erste Jahrgang im Dezember abgeschlossen werden kann.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26) und was ist „Sünde zum Tode“? (1. Joh 5,16.17.)

b) Wie decken sichfolgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand ...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten“? Oder ist in letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?

c) Wie lange waren die Kinder Israel in Ägypten? Vergl. 2. Mose 12,40.41; 1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.

d) Wie ist es zu verstehen, daß Paulus sagt „ob ich auf irgendeine ... Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“ (Phil. 3,11), da er doch seiner Auferstehung gewiß war?

e) Wie weit erstreckt sich für's praktische Lebendas Wort Jak. 1,27: „Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im allgemeinen Menschen gemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?

f) Röm 7,25: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsernHerrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?

g) Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn ...“?

h) Was ist zu verstehen unter Joh. 20,3: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben usw.“?

i) Welchen Sinn haben die Worte Luk. 22,36: „ ... verkaufe sein Kleid und kaufe einSchwert“?

k) Was ist weissagenim vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor. 14,3.24.25)?

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

 

 

 

Frage 11

Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird? (1. Mose 4,15.)

Antwort A

Gott will nicht, daß das Blut Abels durch den Tod Kains gerächt werden soll. Eine gegensätzliche Anordnung trifft Gott für die Welt nach der Flut. Da bestimmt Er: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden“ (1. Mose 9,6). Gott will Gericht und Regierung mittelbar durch die Hand des Menschen ausüben. Aber nicht so in der Welt vor der Flut. Wir sehen, wie wichtig die Unterscheidung der verschiedenen Zeitalter, der verschiedenen Verwaltungsperioden Gottes ist. Petrus unterscheidet in seinem zweiten Briefe die damalige Welt (2. Petri 3,6), die jetzige Erde (V. 7) und die neue Erde (V. 13). In der damaligen Welt nimmt Gott die Ausführung des Gerichtes in Seine eigene Hand, und Er richtet schließlich die Gewalttätigkeit des Menschen mit der Sintflut. Auf der jetzigen Erde legte Er die Ausführung des Gerichtes in die Hand des Menschen. Nicht, daß es jedem überlassen wäre, das Schwert zu nehmen, sondern Er richtet und regiert durch die Obrigkeit in Vergeltung wie Kriegführung. Ein göttlicher Grundsatz, der noch für die „jetzige Erde“ gilt. Wir müssen lernen, das verschiedene Walten und Verhalten Gottes in den verschiedenen Zeit-Perioden zu unterscheiden. Es ist voll göttlicher Weisheit und Herrlichkeit. In der Welt vor der Flut will

Gott nicht „durch den Menschen“ das Gericht an Kain ausführen. Er allein will richten, und wer seine Hand wider Kain erheben würde, würde das Recht Gottes antasten, welches Er Sich vorbehalten; und es sollte siebenfältig gerächt werden. Und wie will Er richten? Langsam ist Gott zum Zorn und groß an Güte! Man möchte sagen, ein mildes Gericht trifft Kain - aber ein siebenfältiges (vollkommenes) Gericht soll den treffen, der dem Walten Gottes mit Kain entgegentritt. In diesem allen liegen tiefe und ernste Wahrheiten für uns. Die alte Welt läßt die Lichtstrahlen göttlichen Handelns auf die jetzige Erde fallen.

In den Persönlichkeiten der alten Welt und ihrer Geschichte liegt mehr als ein bloßer Bericht. Alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben (Röm. 15,4). Auch in den Geschichten der Personen der alten Welt gibt Gott uns Belehrungen und Lichtblicke für die jetzige wie für die zukünftige Welt. Lernen wir nicht durch Paulus in Röm. 5,14, daß in Adam Gott schon Christus sah? Und wird in Hosea 6,7 nicht eine Vergleichslinie mit Adam und Israel gezogen? Dürfen wir über solche Vergleichslinien in den gewaltigen Gestalten der ersten Menschen, über die es Gott gefallen hat, uns zu berichten, nicht nachsinnen? Eva, Kain, Abel, Henoch, Noah, Abraham usw., alle werden im Neuen Testament wieder vor uns gestellt als Vorbilder, als Wegtypen usw. für unsere Tage. In Eva sehen wir sowohl das Licht des Lebens in Verbindung mit ihrem Samen als auch die Gemeinde. Die Röcke von Fellen für die Bedeckung weisen hin auf die Dahingabe des Lebens eines anderen zur Bedeckung des Sünders. Der HErr sagt, die Schrift sei es, die von Ihm zeuge (Joh. 5,39). Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der Schrift: Ihn darin zu finden. Überall finden wir Herrlichkeiten in Verbindung mit Ihm. Abel, der Gerechte, läßt uns Christus, den Gerechten, sehen, der Sich Selbst auf den Altar legt. Henoch - Christus als den mit Gott wandelnden Menschen, der Sein Wohlgefallen hat. Noah - Christus als den Prediger der Gerechtigkeit. Abraham - Christus als den Menschen außerhalb der Welt des Fleisches, in dem alle Vorsätze Gottes ihre Erfüllung finden. Isaak - Christus aus den Toten auferstanden. Jakob - Christus in Beziehung zu Israel. Joseph - Christus von Israel verworfen, aber unter den Nationen verherrlicht usw. usw.

Und Kain? Er war der Mörder des Gerechten. Der Mensch im Fleische. Ganz besonders aber steht Israel in Kains Geschichte vor uns. Stephanus nennt Apg. 7,52 Israel der Mörder des Gerechten. Ist Israel nicht gleich Kain ein Flüchtling, umherirrend und unstet bis auf den heutigen Tag? Hat Gott nicht auch das Zeichen der Unverletzbarkeit auf Israel gelegt? Und wird nicht ein siebenfältiges Gericht dem Manne oder der Nation folgen, die Israel antastet, um es zu vernichten?

Deshalb mag eine Antwort Auf diese Frage sein: Gott sah in Kain schon die Mörder „des Gerechten“ und Er handelte mit Kain nach Seiner Vorkenntnis, uns zur Belehrung.

Die Schrift berechtigt uns, mit dem Anfang spätere Ereignisse zu verbinden. Wenn Jesaja (46,9-11) auffordern muß, des Anfänglichen zu gedenken, so muß er sogleich hinzufügen, daß Gott von Anfang an das Ende verkündige. (Wir vermögen nur vom Ende aus den Anfang zu sehen.) Welche unvergleichliche Majestät tritt uns in dieser Stelle entgegen, wenn Er den Nachdenkern über das Anfängliche der Urzeit und über das „von alters her“ Sich als der offenbart, der das Ende darin verkündigt und das, was noch nicht geschehen ist. Wir empfangen damit zugleich einen Schlüssel für das Verständnis der Vorzeit.

Dies sind alles nur kleine Andeutungen. Viele andere Linien können wir in den Tagen der Vorzeit finden in Verbindung mit der Gemeinde sowie der jetzigen wie der zukünftigen Welt. Nur mit

Bewunderung und Anbetung können wir über das Tun Gottes nachsinnen. Dies zu tun war schon die Freude der Heiligen des Alten Bundes: „Ich gedenke der Tage der Vorzeit und überlege Dein Tun“ (Psalm 143,5). Wieviel mehr sollten wir darüber sinnen, die wir das Licht der Offenbarung Gottes im Sohn und den Heiligen Geist empfangen haben! „O, Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes. Wie unausforschlich sind Seine Gerichte und unausspürbar Seine Wege“ usw. (Röm. 11,33.36.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Dem Fragenden kam es offenbar zunächst darauf an, eine Erklärung des „es soll siebenfältig gerächt werden“ zu bekommen. Eine völlig befriedigende zu geben scheint uns recht schwer. Wir geben aber im folgenden einige Winke, die das Verständnis der Stelle erleichtern können. Die Zahl „Sieben“ ist die Zahl der Vollkommenheit in der Schrift. Belege dafür zu geben ist unnötig, jeder kann mit Hilfe der Konkordanz genügend Belege finden; wir weisen nur hin auf die Zahl der Feste Jehovas, der Geister und Gemeinden usw. in der Offenb. Joh. und auf das siebenmalige Umziehen der Mauern Jerichos, wie die siebenmalige Untertauchung des Naeman und auf „den Siebenten von Adam, Henoch“ (Jud. 14), der nicht starb (1. Mose 5,24). Übrigens lesen wir auch mehrfach von siebenfacher Strafe (vgl. 3. Mose 26,18.21.24). Nur Gott Selbst konnte diese Strafe ansetzen für den, der Kain erschlagen würde. Es war das erstemal seit der Austreibung der Menschen aus dem Paradiese, daß Strafe verhängt wurde, und sie mußte ebenso umfassend wie unvergeßlich ernst sein, wenn sie zeigen sollte, wie Gott über die Sünde des Mordes dachte. Daher, glauben wir, wurde eine siebenfache Rache Gottes angesagt. Dabei ist es aber ein wohltuender Gedanke, daß Gott Selbst das Strafmaß bestimmte sowie die Rache in Seine Hand nahm. Anders ist es bei Lamech (1. Mose 4,24). Hier sehen wir, wie der Mensch sich zu rächen trachtet und wie sehr damals die Entartung des Menschengeschlechts schon zugenommen hatte. Und nun noch ein Gegenstück! Matth. 18,21 fragt Petrus den HErrn, ob es genug sei, dem gegen ihn sündigenden Bruder siebenmal zu vergeben. Jesus aber sagt: „siebzigmal siebenmal“ (V. 22). Dies kann man gleichbedeutend achten mit „unendlich oft“. Aber es ist doch nicht unwichtig, zu sehen, wie diese Zahl entstanden ist: nämlich aus siebenmal zehn mal sieben. Die Zahl 10 wird von etlichen Forschern als die Zahl der menschlichen VerAntwortlichkeit gegenüber Gott gedeutet (man nehme dazu die Konkordanz zur Hand! Nur einige Stellen: Luk. 15,8; 19,13; Matth. 25,1; Luk. 17,12 und 17; Offb. 17,12; 1. Mose 42,3. Man beachte besondern die Vervielfältigungen von Zehn, so Zehntausend!). Dadurch wird uns diese Zahl der Bereitwilligkeit zur Vergebung ganz besonders ernst, aber auch köstlich. - Wir geben diese Zahlen nur als Winke für das Forschen, nicht um eine vollständige Erklärung der fraglichen Stellen abzugeben. Wir meinen nur, daß in der Schrift nichts Unwichtiges ist und daß auch in diesen Zahlen eine tiefe Bedeutung liegt, wenngleich es auch oft schwer ist, diese zu finden. Doch sollte niemals eine Spielerei aus dem Forschen nach der Bedeutung der Zahlen werden! Wenn uns aber daran gelegen ist, das Wesen und den Charakter Gottes wie des Menschen besser zu verstehen, so sollten wir auch den Zahlen Beachtung schenken, sie aber stets nur im Lichte der Schrift betrachten und zu deuten suchen!

Frage 12

Ist Elias in der Person des Johannes gekommen, oder kommt er noch? (Vergl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.)

Antwort A

Auf Grund von Matth. 17,13 in Verbindung mit den drei vorhergehenden Versen können wir nur annehmen, daß Elias in der Person Johannes des Täufers bereits gekommen ist. Das sagt ja auch der HErr Selbst nach Matth. 11,14, die bedeutsamen Worte von Vers 15 hinzufügend: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Dem menschlichen Sinn freilich erscheint es verwunderlich, daß Johannes der Täufer der wiedergekommene Elias sein soll, aber geistliche Sachen wollen eben nicht menschlich, sondern geistlich beurteilt sein, „denn der natürliche Mensch faßt nicht, was des Geistes Gottes ist; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen“ (1. Kor. 2,14). Die Schrift legt sich selbst aus, und wollen wir sie recht verstehen, müssen wir sie selbst reden lassen. Wohl hätte Gott ebenso gut den Elias wieder in seiner ersten Gestalt senden können, aber daß er es nicht tat, darin liegt eine tiefe, weise Absicht Gottes, die Er beharrlich mit uns verfolgt und die allenthalben aus der Schrift erkennbar ist. Wir, die berufen sind, Ihn, der ein Geist ist, dereinst zu sehen, wie Er ist, sollen schon hier lernen, „nicht das anzuschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig“ (2. Kor. 4,18). Und 2. Kor. 5,16 sagt uns: „Daher kennen wir von nun an (seit Christi Auferstehung) niemanden nach dem Fleisch“ (selbst Christum nicht mehr, der doch im Fleisch für uns gelitten hat!). Joh. 6,63: „Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Gott sieht auf das Ewige, das Geistliche der Dinge, nicht auf den Schein, deshalb lenkt er auch in uns stets den geistlichen Sinn auf das Geistliche. Auf Johannes'

Frage: „Bist Du der Kommende, oder sollen wir eines anderen warten?“ Antwortet Jesus nicht, wie es dem menschlichen Sinn am verständlichsten gewesen wäre: „Ja, Ich, den du mit eigenen Augen gesehen und im Jordan getauft hast, Ich bin der verheißene Messias“; nein, nicht auf die vergängliche Gestalt des Menschensohnes weist Er ihn hin, sondern auf die lebendige Kraft Seiner Heilandswirksamkeit, auf die in Ihm geschehene Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen (Matth. 11,4-6). Dem Blindgeborenen Antwortet der HErr auf die Frage, wer der Sohn Gottes sei: „Du hast Ihn gesehen (in Seiner wunderbaren Kraft, durch die er sehend wurde!), und der mit dir redet, der ist es" (Joh. 9,37). Der auferstandene Christus wird nicht in seiner äußeren Gestalt, sondern immer nur an bestimmten Merkmalen Seiner Wesenheit erkannt, so von Maria an Seinem liebenden Zuruf (Joh. 20,16), von den Zwölfen an den Wundmalen (20,20.27) und am See Tiberias an Seiner Wundertätigkeit (21,4-12), von den Jüngern zu Emmaus an Seiner Art, das Brot zu brechen und die Schrift auszulegen (Luk. 24,30-32). - Ist also, wie wir gesehen haben, für Gott das Geistliche das Wesentliche an einer Persönlichkeit, so haben wir auch den geistlichen Elias in Johannes zu suchen, und so ist es denn gewiß, daß Elias in dessen Person bereits wiedergekommen ist, denn Luk. 1,17 lesen wir: „Und derselbe (Johannes) wird vor Ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elias, um (in dem nun folgenden drückt sich der Charakter des Wiederherstellers aus!) der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame zur Einsicht von Gerechten, um dem HErrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten." Diese Stelle deckt sich zum Teil wörtlich mit dem, was Maleachi 4,6 von Elias' des Wiederherstellers Aufgabe gesagt ist.

M.Fr.

Antwort B

Johannes kam „im Geist und in der Kraft des Elias“ (Luk. 1,17). - Elias in Person wird kommen, „ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare“ (Mal. 4,5). Johannes ging dem Kommen des HErrn in Niedrigkeit voran, Elias wird dem Kommen des HErrn in Herrlichkeit vorangehen - beide, um dem HErrn ein zugerichtetes Volk zu bereiten. Vgl. Luk. 1,16.17 mit Mal. 4,6.

In Matth. 14,10 lesen wir, daß Johannes enthauptet wird, und nachdem er getötet worden war, sagt der HErr in Matth. 17,11.12: „Elias wird wahrhaftig kommen und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Dieses Kommen des Elias und die damit verbundene Wiederherstellung aller Dinge bezieht sich auf eine Zeit, die damals noch zukünftig war, als der HErr redete, und die heute noch zukünftig ist.

Vor dem Kommen des HErrn mußte ein Bote Seinen Weg bereiten. Es gibt zwei Kommen des HErrn. Johannes „im Geiste und in der Kraft des Elias“ ging vor Ihm her, als Er kam, zu leiden, Buße predigend und viele der Söhne Israels zu dem HErrn, ihrem Gott, bekehrend. „Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll“ (Matth. 11,14). Elias in Person, der den Tod noch nicht gesehen hat, ist aufbewahrt, um dem zweiten Kommen des HErrn vom Himmel vorauszugehen, wenn Er kommen wird in Macht und großer Herrlichkeit (Luk. 21) Gericht zu üben und Seinen Thron in Gerechtigkeit aufzurichten. Elias kommt, wie vor alters, mit Zeichen und Wundern zu einer gottentfremdeten Welt, und es ist nicht schwierig, ihn in einem der zwei Zeugen in Offenbarung 11 zu erkennen (Vers 6 nicht übersehen!). Die Juden haben nach der Weissagung in Maleachi 4,5 schon immer die Rückkehr des Propheten Elias erwartet, und bei ihren Festen wird in jeder Familie ein Stuhl für ihn frei gelassen, damit er bei seinem Erscheinen ihn einnehme. Dieses wäre jedoch nicht maßgebend, wenn nicht der HErr nach dem Tode Johannes' gesagt hätte: „Elias zwar kommt zuerst und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Wir haben in den Gesichten der Offenbarung zwei Zeugen, deren Auftrag und deren Zeichen an Elias erinnern. Diese sind zwei Propheten aus der Vergangenheit, die den Tod noch nicht geschmeckt haben, und Tod ist das Teil aller Menschen. „Elias kommt und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Der Himmel muß den Herrn Jesus aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge (Apg. 3,21). So sind also die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge die Zeiten, wann der Himmel sich noch einmal öffnen wird für die Rückkehr des Herrn Jesu. Elias wird Ihm vorangegangen sein, um Ihm den Weg zu bereiten nach Mal. 4,5.6.

Die Schöpfung unter dem Fluche seufzt und wartet bis auf jenen Tag (Röm. 8,14-21) und so auch Israel! Nicht nur Jesaja Kap. 24-26 und 60 beschäftigen sich viel und mit Wonne damit und beschreiben dies, sondern auch viele andere Stellen der Heiligen Schrift.

M. B.

Aus einer Korrespondenz mit Judenchristen im Jahre 1903.

Antwort C

Johannes der Täufer „kam im Geist und in der Kraft des Elias“ (Luk. 1,17), und er war der in Mal. 3,1 verheißene Bote und auch die erste teilweise Erfüllung von Mal. 4,5. Solche teilweise Erfüllungen, wo

durch den Unglauben der Menschen oder durch besondere Wege Gottes die volle Erfüllung aufgehalten wurde, finden wir auch bei anderen Prophezeiungen. Z. B. Petrus zeigt in Apg. 2,16, daß die Ausgießung des Heiligen Geistes das sei, was Joel zuvorgesagt habe, aber er sagt nicht, daß es die Erfüllung der Weissagung sei, diese wird zu einer späteren Zeit stattfinden. So auch mit der Maleachi-Weissagung betr. Elias.

Wenn Israel Jesus als König aufgenommen hätte, dann hätten sie auch Johannes aufgenommen, und dann war er der verheißene Elias. Aber die ungläubige Masse nahm das Zeugnis Johannes' nicht an, und so Antwortet er auf ihre Frage, ob er Elias sei: „ich bin's nicht“. Wie wir ein zweites Kommen des Messias für das Volk Israel haben, so auch ein zweites Kommen des Elias und auch die volle Erfüllung von Mal. 4,5.6.

Nicht, daß Elias persönlich kommen wird, sondern ein Vorläufer, der gleich Johannes im Geiste und in der Kraft Elias auftritt, denn Johannes war nicht Elias persönlich, aber wenn das Volk ihn angenommen hätte, so wäre in ihm die Weissagung erfüllt, sagt der HErr, und Elias gekommen (Matth. 17,12). Offenb. 11 zeigt uns den zukünftigen Tag der Erfüllung der Weissagung.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Kürzlich sagte ein Bruder, es täte doch gar nicht not, die Frage zu stellen, ob Johannes der Elias, der kommen solle (nach Mal. 4), sei, das sei doch ohne Frage durch Jesus Selbst bejaht, wenn Er sagt: „Und wenn ihr's annehmen wollt, er ist Elias“ (Matth. 11,14). Ohne Zweifel hatte jener Bruder recht, denn für den einfachen Bibelleser brauchte hierin keine Schwierigkeit zu liegen. Dennoch sind Schwierigkeiten vorhanden, sobald man die geistliche Rede des HErrn nicht versteht, denn Elias in Person war Johannes ja nicht. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die obige Stelle aus Matth. 11 an das jüdische Volk gerichtet ist; aber da war kein Verstehen noch Aufmerken. Dagegen stellt die Stelle Matth. 17,10-13 ein Gespräch der Jünger mit dem HErrn dar (kurz nach der wunderbaren Erscheinung des Elias bei der Verklärung Jesu), und die Jünger verstanden, von wem Jesus redete! Sie hatten eben hörende Ohren!

Und dann noch eins, was dieser Sache eine gewisse Schwierigkeit gibt. Warum nimmt Johannes selbst diese Benennung „Elias“, also die Anwendung von Mal. 4, nicht auf sich an, als die Juden ihn fragen: „Bist du Elias?“ (Joh. 1,21.) Hätte er es getan, so wären keine Schwierigkeiten vorhanden gewesen. Ja gewiß, aber was wäre die Folge gewesen bei den fleischlich gesinnten Juden, die den leiblichen Elias erwarteten? Ihre ganze Aufmerksamkeit wäre auf seine Person gelenkt worden, statt von ihm - „der Stimme eines Rufenden“ - hinweg auf den Inhalt seiner Predigt: „Tut Buße!“ Da er also nicht im Sinne der Juden der erwartete Elias war, so konnte er diese Ehrenbezeichnung ablehnen und nun um so mehr „in der Kraft des Elias vor dem HErrn hergehen“ (Luk. 1,17). Und so wird am Ende der Tage bei dem Kommen des HErrn in Herrlichkeit wiederum Elias vor Ihm hergehen. Doch der Dienst des Elias in der Zeit der Verwerfung des Menschensohnes ging zu Ende eben dadurch, daß Jesus verworfen wurde, was seine eigene Verwerfung in sich schloß (vgl. dazu Mark. 9,12.13, was über Jesus wie über Johannes geschrieben steht).

 

Frage 13

Was meint Paulus, wenn er sagt: „Mein Evangelium“ (z. B. Röm. 16,25)?

Antwort A

Wir finden diesen Ausdruck des Apostels Paulus dreimal in seinen Schriften: Röm. 2,16; 16,25 und 2. Tim. 2,8. Nur der Apostel Paulus, soviel ich weiß, gebraucht diesen Ausdruck. Auch nennt nur er sich nach Kol. 1,23-25: „Diener des Evangeliums und Diener der Gemeinde, um das Wort Gottes zu vollenden“, obwohl er nicht der letzte Schreiber war, denn viele Teile des Neuen Testamentes sind später als seine Briefe geschrieben, z. B. Judas und die Johannesbriefe und die Offenb. Joh. u. a. m.

Aber auch nur dieser Apostel litt nach Kol. 1,24 in einer Weise, wie die anderen Apostel wohl kaum gelitten haben; sie erfreuten sich einer gewissen Ruhe, obwohl sie um Jesu willen auch verfolgt wurden; aber Paulus wurde wie ein gehetztes Wild von Ort zu Ort gejagt, nirgends war er seines Lebens sicher; besonders war er der Gegenstand des Hasses der Juden, wie die Apostelgeschichte uns so klar zeigt. Warum dies alles? fragen wir.

1. Weil er wie kein anderer Apostel das klare Zeugnis gibt, daß alle Menschen ohne Unterschied (Röm. 3), ob Jude oder Heide, fromm oder gesunken, religiös oder gottlos, hoch oder niedrig, nahe oder fern (d. h. den Vorrechten des irdischen Volkes Israel), verlorene Sünder waren. D. h. er ignorierte durch sein Evangelium aufs gründlichste die Vorzüge des natürlichen Menschen vor Gott. Vielmehr predigte er, daß es nur allein darauf ankomme, wie man sich als Nachkomme des ersten Adam - für einen solchen Nachkommen Adams gibt es keine nationalen Vorrechte wie bei den Junden, sondern es wird erklärt, daß eben alle Menschen Sünder sind -, dem letzten Adam, dem zweiten Menschen aus dem Himmel, Jesus Christus, gegenüber verhalte. Diese Tatsache erregte besonders den Zorn der Juden (vgl. 1. Thess. 2,14-16), aber auch heute noch solcher Menschen unter uns, welche noch etwas auf ihren Stand, ihre Bildung, Weisheit und Frömmigkeit geben. Denn nach dem Evangelium des Paulus „kann sich vor Gott kein Fleisch rühmen“, d. h. nichts von dem, was soeben genannt ist an Gütern des ersten, des natürlichen Menschen. Sondern „wer sich rühme, der rühme sich des HErrn“ (1. Kor. 1,29-31). Nur der zweite Mensch, Christus, der HErr, hat einen Platz vor Gott; und wie kostbar ist es, dies zu wissen, daß wir nichts sind noch haben, daß wir von Natur arme Bankrotteure sind, aber in Christo alles sind und besitzen! Haben wir dies erkannt? Hast du dies erkannt, lieber Leser?

2. Der Apostel Paulus entfaltet die Ratschlüsse Gottes, die Er in Christo gefaßt hat vor Grundlegung der Welt. Darum konnte der Apostel Paulus schreiben, daß durch ihn das Wort Gottes vollendet worden sei (Kol. 1,25), obwohl er, wie wir schon vorher bemerkt haben, nicht der letzte Schreiber war. Dies bedeutet, daß es eine höhere Offenbarung, als sie uns Gott durch Paulus gegeben hat, nicht gibt. In anderen Worten: Gott hat Sein ganzes Herz gleichsam ausgeschüttet durch Jesum Christum, so daß wir alles in Ihm haben, und befestigt werden nicht durch das, was wir tun können, sondern nach dem, was Christus getan hat, und nach dem, was Er ist. Und dies alles nach den ewigen Ratschlüssen Gottes, in der Herrlichkeit Gottes.

3. Keiner spricht so klar wie Paulus in bezug auf die Nichtigkeit der Menschen, keiner so tief von den ewigen Ratschlüssen Gottes, aber auch keiner hatte gelernt, so zu leiden wie er (der Herr Jesus ausgenommen). Darum konnte er sagen wie keiner seiner Mitapostel: „Seid meine Nachahmer,

ausgenommen). Darum konnte er sagen wie keiner seiner Mitapostel: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi“ (vgl. genau 1. Kor. 11,1 und Kol. 1,24). Dies war sein Evangelium, seine besondere Botschaft, seine besondere Offenbarung. Vergessen wir nicht in diesen flachen, leidensscheuen Zeiten seine besonderen Leiden! Man hat mit Recht gesagt, er sei der Christo ähnlichste Mensch gewesen. Möchten wir solche werden, indem „wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HErrn anschauen und verwandelt werden nach Seinem Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den HErrn, den Geist!“

K. O. St.

Antwort B

Römer 16,25 stellt Paulus den Unterschied oder Gegensatz zu den verschiedenen Evangelien, die in der Welt verkündigt wurden, dar, und darum auch das Wort „mein Evangelium“. Auch heute werden viele Arten von Evangelien verkündigt nach menschlicher Einrichtung und Betrug Satans. Das Evangelium des Paulus führte die Seele in die Gegenwart Gottes, heraus aus dieser Welt, gelöst von allen Vereinigungen, hin zu der Einheit des Leibes, zu dem Haupte. Es stellt den ganzen Ratschluß Gottes dar. Hier ist der Mensch ganz ausgeschlossen, und allein, was Gott in Seinem Sohn vollbracht hat, wird gepredigt. Sein Evangelium verkündigte eine neue Welt, wo Christus der Mittelpunkt ist. Paulus genoß die Kostbarkeit dieses Geheimnisses, und darum flehte oder wünschte er, daß Gott alle befestigen möchte. Sein Evangelium war für ihn Leben, nicht Amt, Erwerb, Ehre oder dergleichen. Bitten wir den HErrn, daß alle Prediger nach Röm. 16,25 lernen möchten, sein Evangelium zu erkennen, dann würde ihr Dienst Gott wohlgefällig, und das Leben Seiner Kinder anders geführt werden.

H. B.

Antwort C

Der große Apostel konnte mit Recht sagen: „mein Evangelium“. Seine Berufung war eine außergewöhnliche. Er Selbst, der verherrlichte Christus, erschien dem Paulus und gab ihm Seine Botschaft. Der HErr Selbst war der Auftraggeber, indem Er sagte: „Indem Ich dich herausnehme aus dem Volk und den Nationen, zu welchen Ich dich sende, ihre Augen aufzutun, auf daß sie sich bekehren usw.“ (Apg. 26,17.18.) Paulus war so erfüllt von der Aufgabe, die ihm geworden war, daß er sich nicht mit Fleisch und Blut besprach noch mit denen, die früher Apostel waren, sondern sich von allen absonderte und in die Stille ging (vgl. Gal. 1,16.17). Das Evangelium der Herrlichkeit war Paulus in ganz besonderer Weise anvertraut, und darum konnte er sagen „mein Evangelium“ und „mir, dem Allergeringsten, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen“ (Eph. 3,8.9).

B. B.

Antwort D

Im Anfang des Briefes an die Römer teilt der Apostel Paulus mit, daß er ein berufener Apostel, abgesondert zum Evangelium Gottes, sei (1,1). Dieses Evangelium hatte der Apostel durch Offenbarung Jesu Christi empfangen (Gal. 1,12). Wenn er also sagt „mein Evangelium“, so gebraucht

Offenbarung Jesu Christi empfangen (Gal. 1,12). Wenn er also sagt „mein Evangelium“, so gebraucht er diese Bezeichnung wohl in dem Sinne, wie der Herr Jesus im Evang. Joh. 7,16 sagt: „Meine Lehre ist nicht Mein, sondern Dessen, der Mich gesandt hat.“

E. H.

Antwort E

Wenn Paulus von seinem Evangelium spricht, so denkt er zweifellos an das Evangelium in seiner Beziehung zu den Offenbarungen, die ihm gegeben waren, und das er als erster verkündigte. Jede gute Botschaft, die Gott verkündigen ließ, gründete sich auf Christus und Sein Werk, mag sie an Israel in der Wüste, an Israel in den Tagen des HErrn auf Erden oder an uns gerichtet sein.

Daß Unterscheidungen vorhanden sind, beweist schon das Wort, indem es vom Evangelium des Reiches, vom Evangelium der Herrlichkeit usw. spricht.

Obgleich nun die frohe Botschaft aller Zeiten ihren Grund in Christus hatte, so war dieselbe stets in Verbindung mit den Wegen, in denen Sich Gott in den verschiedenen Zeitperioden offenbarte. So öffnete das Evangelium nach der vollendeten Erlösung ein weit größeres Gebiet der Gnade Gottes als das, welches der HErr in den Tagen Seines Fleisches vor Seinem Tode verkündigte.

Das Evangelium, welche der HErr verkündigte, stand mit dem Reiche Gottes in Verbindung (Mark. 1,14). Er brachte Israel die frohe Botschaft, das Reich Gottes in der Person des Erben anzunehmen: Ein Evangelium, das Segnungen auf Erden in sich barg.

Weit umfassender war das Evangelium, das der HErr nach Seiner Auferstehung den Jüngern anvertraute (Mark. 16,15.16). Es umschloss die Errettung (Apg. 2,21.47 u. a.). Die Gläubigen, die das Evangelium annahmen, verwirklichten ihr Errettetsein aus dem ganzen Machtgebiet des Feindes derart, daß sie abgesondert von der Welt alles gemein hatten und ein Herz und eine Seele waren, obgleich die Einheit des Leibes Christi, „das Geheimnis“, noch nicht geoffenbart war.

Das von Paulus verkündigte Evangelium umfaßt nicht nur alles bisher Geoffenbarte, sondern erweitert sich zur Verkündigung der wunderbaren Verbindung der Gemeinde mit Christus in der Herrlichkeit. Es umfaßt den „ganzen Ratschluß“ Gottes (Apg. 20,27). Es ist das Evangelium der Herrlichkeit. Das Zentrum ist Christus, der Sohn Gottes. Eine neue Schöpfung - ein neuer Mensch - Christus!

Aus der Apostelgeschichte lernen wir, daß bei der Verkündigung des Evangeliums bis zum Tode Stephanus' Israel in dem Vordergrund stand. Gott handelte noch in Gnade mit Israel als Volk. Aber Israel verwarf die Stimme Gottes in den Propheten, die Stimme des Sohnes, indem sie Ihn töteten, und jetzt auch die Stimme des Heiligen Geistes in Stephanus (Apg. 7,52ff.). Gottes Gnade beruft nun Saulus und bestimmt ihn zum Zeugen auch dessen, was ihm noch geoffenbart werden soll (Apg. 26,16). Nun wurde die Zwischenwand der Umzäunung zwischen Israel und den Nationen abgebrochen (Eph. 2,11-22), und ihm wurde es gegeben, den „ganzen Ratschluß Gottes“ zu offenbaren, und sein Evangelium war mit der Weite dieser Offenbarungen in Übereinstimmung.

Nicht als ob Paulus ein anderes Evangelium verkündigte als die anderen Apostel, aber das, was teilweise schon in der Verkündigung Petri usw. enthalten war, wurde durch Paulus völlig offenbart. -

Der HErr hatte zu Seinen Jüngern gesagt, daß der Geist sie in „die ganze Wahrheit“ leiten würde, dies geschah in bezug auf das „Geheimnis“ durch die Lippen Pauli.

Zu welcher Zeit und in welcher Beziehung wir auch das Evangelium in der Schrift finden mögen, immer ist Christus der Inhalt desselben, aber die Segensbestimmungen sind verschieden, je nachdem es Gott gefiel, in den verschiedenen Verwaltungszeiten Seine Berufung und Seine Ratschlüsse zu offenbaren.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu den umfassenden Ausführungen über diesen Punkt möchten wir nur weniges hinzufügen: Nirgends gibt die Schrift dem Gedanken Raum, daß das Israel verkündete Evangelium ein anderes gewesen sei als das den Nationen gebrachte. Das geht aufs deutlichste schon daraus hervor, daß Paulus sich stets zuerst an die Juden wandte bei seiner Predigt und erst, wenn sie ihn abwiesen, ausschließlich zu den Nationen sprach. Und was sagte er diesen? Im Grunde genau das gleiche wie denen aus Israel. Recht deutlich geht dies hervor noch aus dem letzten Kapitel der Apostelgeschichte (vgl. Apg. 28,23 mit 28 und 31); aber die ganze Apostelgeschichte ist voll davon. Ferner ist zu betonen, daß das von Paulus verkündete Evangelium schon deshalb in seinen Grundzügen kein anderes sein konnte als das der übrigen Apostel, weil diese ihn sonst gar nicht anerkannt hätten (vgl. Gal. 1 und 2 und Apg. 15, besonders V. 9). Wäre es anders gewesen, wie hätte dann Paulus in Gal. 1 die verfluchen können, die ein anderes Evangelium predigten (Kap. 1,8), wenn die, welche ein anderes Evangelium verkündeten, die Säulenapostel gewesen wären, die lange vor Paulus göttlich legitimiert waren?!

Aber nicht genug kann hervorgehoben werden, daß die Evangeliumsverkündigung des Paulus, wenn auch auf derselben Grundlage auferbaut und denselben Mittelpunkt habend (Christus) wie die der anderen, umfassender und in ihren Beziehungen, Empfängern (Röm. 16,25.26), Tragweite (vgl. Röm. 2,16), Begleitumständen (z. B. Leiden für Christus, vgl. 2. Tim. 1,8-12 mit Kol. 1,24-29) ausgestalteter, mehr vertraut mit der Herrlichkeit des Christum war, als die bis dahin geübte Verkündigung der guten Botschaft. Man vgl. das Bild einer voll aufgeblühten Rose mit einer mehr oder weniger entfalteten Rosenknospe!

Frage 14

Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs Schlüssel?

Antwort A

Petrus hatte das herrliche Bekenntnis (V. 16) abgelegt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Der HErr bezeichnete dies Bekenntnis als eine Offenbarung des himmlischen Vaters und sprach dann zu Petrus: Du bist Petrus, d. h. Felsenmann -, so habe ich dich schon früher genannt, und du hast dich nun auch als solcher gezeigt, nämlich durch dein Bekenntnis; Mein Vater hat dir diese Tatsache (daß Ich der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes bin) gezeigt, und du hast dich im Glauben auf den Felsen dieser Tatsache gestellt. Wenn Jesus nun fortfährt: auf diesen

Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen usw., so will Er allerdings nicht sagen, daß die Person des Petrus die Grundlage Seiner Gemeinde bilden soll, denn im Grundtext heißt es nicht: „auf diesen Petrus“ (Felsenmann), sondern „auf diesen Felsen“ (petra) usw. Jedoch liegt in dem Wortspiel der Gedanke, daß Petrus und diejenigen, in deren Namen er sprach, die also auf demselben Felsengrunde des Bekenntnisses zu Christo standen, die Gründer der Gemeinde werden sollten. Das ist in der Tat geschehen; denn die Gemeinde ist aufgebaut (nach Eph. 2,20) auf die Grundlage der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist. (Nirgends ist in der Schrift gesagt, daß die Gemeinde auf Petrus aufgebaut sei.)

Nun fährt der HErr fort: Und Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben usw. Zuerst die Frage: Ist „das Reich der Himmel“ und „die Gemeinde“ ein und dieselbe Sache? Keineswegs! Die Gemeinde ist die durch die Predigt des Evangeliums aus der Welt herausgerufene Schar derer, die an Jesum Christum glauben; sie trägt himmlischen Charakter (Eph. 1,3; 2,6; 3,10; Phil. 3,20; Kol. 3,1-3), dagegen „das Reich der Himmel“ ist die Erfüllung der Weissagungen der Propheten des Alten Bundes, nämlich die Aufrichtung des Messianischen Königreichs oder des Reiches Gottes auf Erden. Der Mittelpunkt desselben ist Israel; es trägt irdischen Charakter, denn auf dieser Erde soll die Herrlichkeit Gottes offenbar werden, es heißt aber „Reich der Himmel“, weil es vom Himmel aus regiert wird. Jesus ist der König des Reiches der Himmel. Hätte Israel ihn als seinen König anerkannt, so hätte Seine Herrschaft auf der Erde beginnen können; Er wurde aber verworfen und verließ die Erde wieder für eine gewisse Zeit (Luk. 19,11ff.; Matth. 25,14ff.). Während dieser Zeit sollen Seine Knechte das Reich verwalten. Dem Petrus insbesondere übergibt der HErr die Schlüssel des Himmelreichs, d. h. die Aufgabe, zunächst den Juden (Apg. 2) und später den Gläubigen aus den Nationen die Türen des Reiches zu öffnen (Apg. 10). Die Vollmacht, zu binden und zu lösen, wird nach Kap. 18,18 auch den anderen Jüngern übertragen (vgl. Joh. 20,23) und besteht wohl darin, daß sie die Gewissen der Bußfertigen durch die Botschaft der Gnade entlasten, dagegen den Unbußfertigen den Zorn Gottes ankündigen sollten. Sie sind die Gesandten des Königs (Joh. 20,21), Seine Autorität steht hinter ihnen, ihre Maßregeln, die sich auf die Erde beziehen, werden im Himmel bestätigt.

Chr. K.

Antwort B

Matth. 16,19 spricht davon, daß der HErr dem Petrus die Schlüssel des Reiches der Himmel geben würde. Wir verstehen darunter nicht die Schlüssel der Gemeinde - davon hören wir nichts -, sondern die Schlüssel des Reiches. Mit Schlüsseln kann man aufschließen, was verschlossen war, vorausgesetzt, daß es die richtigen Schlüssel sind. Wir finden darum, daß der Apostel Petrus in Apg. 2 den Juden die Türen des Reichs öffnet durch die bekannte sogenannte Pfingstpredigt, wodurch 3000 Seelen errettet wurden. Ferner finden wir in Apg. 10, daß derselbe Apostel den Heiden die Tür des Reiches der Himmel öffnet. Darum hören wir von Schlüsseln (Mehrzahl). Apg. 15,7-11 sehen wir, daß der Apostel Petrus auf das Öffnen der Türen Bezug nimmt, daß dieselbe Gnade mächtig ist für Heiden (es ist sehr wichtig, daß er die Heiden zuerst nennt!) und Juden zur Errettung ihrer Seele.

Möchten auch wir treu erfunden werden in dem, was der HErr in Seiner Gnade uns zu tun anvertraut hat!

K. O. St.

Antwort C

Niemand denke, daß Petrus die Schlüssel zum Himmel habe; damit hat Petrus so wenig zu tun wie du und ich. Es sind die Schlüssel zum Königreich der Himmel. Das Reich gehört der Erde an, wogegen die Gemeinde dem Himmel angehört. Das Reich der Himmel steht mit der Verwaltung der Dinge des HErrn hier auf der Erde in Verbindung, während der Zeit, wo Er, der König des Reiches, verworfen, im Himmel ist.

Auf den meisten Bildern sieht man Petrus mit den Schlüsseln am Gürtel inmitten einer Herde Schafe. Aber Schafe werden nicht mit Schlüsseln gefüttert, noch wird mit Schlüsseln ein Bau aufgerichtet! Schlüssel gebraucht man, um Türen zu öffnen. Der HErr ging gen Himmel, aber Er hatte hier noch ein Werk durch Petrus auszuführen in bezug auf das Reich, von dem Er verkündigte, daß es „nahe herbeigekommen sei“. Ich glaube, Petrus brauchte einen der Schlüssel, als er den Juden predigte in Apg. 2, und den anderen Schlüssel, als er nach Cäsarea in das Haus des Kornelius ging (Apg. 10). Das Schlüsselwort zum Eingang in das Reich war für die Juden „Buße“ und für die Heiden „Glaube“ (Apg. 2 und Apg. 10).

Auch in den Schlußworten des Verses handelt es sich nicht um den Eingang in den Himmel, sondern Petrus empfängt einen besonderen Platz in der Verwaltung auf Erden, um in der Gemeinde Christi zu handeln, wie es später dem ganzen gläubigen Kreise gesagt wurde (Joh. 20,23). - Wenn wir in den Kreis der Jünger eintreten, müssen wir sorgfältig wandeln, oder wir bringen uns unter die feierliche Ausübung der Autorität, die auch der Gemeinde gegeben ist, die Sünde auf uns zu binden, indem wir hinausgetan werden aus der Mitte der Gemeinde.

Dr. W., „S. P.“, übersetzt von v. d. K.

Antwort D

Wenn wir den Sinn der Schlüssel des Reiches der Himmel verstehen wollen, müssen wir zuerst wissen, was das Reich der Himmel ist.

Das Reich der Himmel bezeichnet die Periode, in welcher der König verworfen, entthront, abwesend

und ein anderer Fürst in Seinem Reiche ist. Der verworfene König hat Sich gesetzt zur Rechten der Majestät in den Himmeln, wartend, bis Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt werden. - Während dieser Zeit besteht das Reich im Geheimnis. In Kraft wird es offenbar werden, wenn Er, der König, kommt. Dann wird Satan gebunden 1000 Jahre, und alle Nationen werden Ihm dienen (Ps. 72,11).

Der Ausdruck „Reich der Himmel“ erscheint uns fremd, war es aber weniger für einen Juden, der mit der Entfaltung der Macht vom Himmel aus vertraut war. Das Reich der Himmel zeigt, daß, trotz der Verwerfung, die Erde und ihre Bewohner es mit Ihm, dem König, zu tun haben.

Die gegenwärtige, verborgene Geheimnisgestalt des Reiches der Himmel zeichnet der HErr uns in vielen Gleichnissen, z. B. Matth. 13. Das sind nicht Bilder von der zukünftigen Herrlichkeitsgestalt des Reiches, sondern von dem Reiche in der gegenwärtigen Zeit der Abwesenheit des Königs.

Reiches, sondern von dem Reiche in der gegenwärtigen Zeit der Abwesenheit des Königs.

Als der HErr von Israel verworfen war (Matth. 12), begann Er von dem Reiche als Geheimnis zu reden (Matth. 13), und danach zeigt Er an (Matth. 16), daß Er an einem späteren Tage Petrus die Schlüssel des Reiches der Himmel geben werde. Petrus sollte das Reich öffnen. Er tat dies am Pfingsttage, wie die Anwendung von Ps. 132,11 in Apg. 2,30.31 zeigt. Das Reich wurde geöffnet, und durch Buße und Glauben konnten Menschen eingehen in das Reich der errettenden Macht des im Himmel thronenden HErrn.

Unsere Stelle wird oft verdunkelt, indem man an materielle (wirkliche) Schlüssel denkt. Der HErr kennzeichnet mit dem Worte „Schlüssel“ nur den persönlichen Dienst, mit dem Er Petrus bei der Öffnung des Reiches der Himmel betrauen wollte. Es war eine persönliche Aufgabe in Verbindung mit der Einführung des Reiches der Himmel - nicht mit dem Himmel, noch mit der Gemeinde, noch mit dem 1000jährigen Reiche. Niemals dürfen wir dem Gedanken Raum geben, als ob das persönliche Anvertrauen der Schlüssel sowie das Binden und Lösen etwa auf die ewigen und himmlischen Dinge Bezug habe, z. B. das Hinzufügen zur Gemeinde geschah nicht durch Petrus, sondern durch den HErrn (Apg. 2,47). Die Aufgaben in dieser Stelle, mit denen der HErr Petrus betrauen wollte, standen mit dem Reiche der Himmel in Verbindung und bezogen sich auf das Diesseits. Was er in apostolischer Autorität auf Erden binde, solle (für die Erde) die Bestätigung im Himmel finden (ein Beispiel ist Ananias und Saphira, Apg. 5), aber es war begrenzt, es ging nicht über „auf Erden“ hinaus. Dasselbe wird später (Matth. 18,18) der Gemeinde gesagt, doch ist die Verbindung eine andere. Hier ist alles für Petrus persönlich und in Beziehung zum Reiche der Himmel.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie schon aus den vorherigen Antworten hervorgeht, ist der Anspruch, den die katholische Kirche erhebt, als sei auf Petrus die christliche Kirche aufgebaut und als sei er der erste Papst derselben, dem dann nach Gottes Willen die ferneren Päpste gefolgt seien, grundfalsch. Darüber hier kein Wort weiter! - Die Gemeinde ist ein göttliches Bauwerk, Petrus war ein Stein in ihr. Die Offenbarung des Vaters, die Petrus ausspricht in seinem Bekenntnis, ist der Grund, auf dem die Gemeinde erbaut wird, und zwar durch Christus Selbst. Christus der Grund und zugleich der Baumeister! Dem, was der Vater dem Petrus in Seiner Gnade geoffenbart hat, fügt der Sohn („auch Ich“) ein anerkennendes, ja, befestigendes Wort hinzu, indem Er dem vom Vater so ausgezeichneten Jünger einen seinen künftigen Charakter ausdrückenden Namen gibt. - Der zweite Teil der Frage betrifft eine durchaus neue Sache. Vermischt man die Begriffe „Gemeinde“ und „Reich der Himmel“, so ist man dessen schuldig, daß man „das Wort der Wahrheit nicht recht teilt“ (2. Tim. 2,15). Gleichwohl besteht ein gewisser innerer Zusammenhang zwischen beiden Gegenständen, der aber hier nicht berührt zu werden braucht. Die Schrift spricht noch mehrfach von Schlüsseln; man vgl. Jes. 22,22; Offenb. 3,7 und Offenb. 1,18; doch sind diese Stellen hier wohl kaum in Betracht zu ziehen.

Dem Petrus - das sagt unsere Stelle hier - war in besonderer Weise das Evangelium des Reiches und ein besonderer Dienst in Bezug auf dasselbe anvertraut, und dazu waren ihm von Dem, der die alleinige Macht und Autorität hatte, diese Schlüssel des Reiches der Himmel gegeben zur Verwaltung. Denen aus den Juden wie denen aus den Nationen öffnete er den Weg ins Reich durch seine Predigt,

und beiden erschloß er als treuer, sich seiner VerAntwortlichkeit wie göttlicher Legitimation bewußter Verwalter die Ordnungen des Reiches Gottes auf Erden.

Frage 15

Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk. 16,1-12.)

Antwort A

Die einfache Lehre des Gleichnisses von dem ungerechten Haushalter bietet durchaus keine Schwierigkeit. Sie ermahnt uns, die Gegenwart zu benutzen im Blick auf die Zukunft; jetzt zu handeln im Lichte der Ewigkeit. Aber die wirkliche Schwierigkeit liegt darin, zu erkennen, wie das Verhalten des Haushalters bei seiner Entlassung das Lob seines Herrn hat bekommen können. Der Plan, den er verfolgte, scheint bei oberflächlicher Betrachtung richtiger Betrug gewesen zu sein, gegen den die Pächter seines Herrn hätten Einspruch erheben sollen, wenn sie ehrliche Leute gewesen wären. Wie konnte also dieser unehrliche Plan die Billigung jenes Herrn erhalten? Unsere Verlegenheit entsteht wahrscheinlich daraus, daß wir die genauen Beziehungen nicht verstehen, die zwischen dem Besitzer des Guts und seinem Haushalter sowie den Schuldnern bestanden, deren gesetzliche Verpflichtungen er so großmütig, aber ungerecht verminderte. Ich sage „ungerecht“, denn so scheint es uns. Aber man sollte sich daran erinnern, daß es für den Eigentümer einer großen Besitzung, der nicht geneigt war, sich mit deren Verwaltung selbst zu belasten, eine gewöhnliche Sache war, diese Verwaltung den Händen eines Agenten oder Verwalters zu überlassen, der sie nach seinem eigenen Ermessen betrieb. Alles, was dieser zu tun hatte, war, daß er dem Eigentümer alljährlich eine festgesetzte runde Summe ablieferte, und solange er dies tat, pflegte der Herr sich nicht um Einzelheiten zu kümmern. Der Haushalter bekam kein Gehalt, sondern es wurde angenommen, daß er das Grundstück so verwaltete, daß es mehr als das veranschlagte Einkommen einbrachte; und was über das von dem Eigentümer für sich Festgesetzte hinaus einkam, gehörte dem Verwalter. Derselbe Grundsatz galt für die Zolleintreibung. War nun der Verwalter ein Erpresser, so ist leicht einzusehen, daß er den Pächtern harte Bedingungen aufzwang, die zur übermäßigen Ausnutzung und schließlichen Schädigung des Gutes führten, obwohl es vorläufig noch dem Eigentümer das gleiche Einkommen abwarf. Aber die Kunde von dem bedrückenden Verhalten des Haushalters kam seinem Herrn zu Ohren, und es ward ihm gekündigt. „Was soll ich tun?“ sagt er zu sich selbst. Er geht zu den Pächtern, von denen er zu seiner eigenen Bereicherung übermäßige Pacht verlangt hatte und vermindert diese auf ihr gerechtes Maß. Darunter litt das Einkommen seines Herrn nicht im mindesten, im Gegenteil: das Grundstück wurde wiederum im Werte gehoben. Durch solche Mittel durfte der Haushalter hoffen, die Gunst seines Herrn wiederzugewinnen und sich bei den Pächtern beliebt zu machen für den Fall, daß er seine Verwalterschaft niederlegen mußte. Dieses kluge und gerechte Verfahren lobte sein Herr.

Wenn es richtig ist, das Gleichnis in diesem Lichte zu betrachten, so verursacht die Billigung des Verfahrens seines Haushalters seitens des Besitzers keine Überraschung; sie war recht und natürlich.

A. „S. T.“, übersetzt von Prof. H.

 

Antwort B

a) „Der Herr“ hier ist gar nicht Jesus (kyrios), sondern der Herr des ungerechten Haushalters, wie die französische Übersetzung „le maître“ und nicht „le Seigneur“ hat, und wie auch klar aus V. 9 zu sehen ist: „Und auch Ich sage euch!“ - Hier haben wir also zwei Kinder dieser Welt, von denen der eine dem anderen lobend zuruft: Du bist aber schlau! - und erst V. 9 spricht Jesus Seine Ansicht aus.

b) Ungerecht ist ja der Mammon. Es gibt nicht ein Stück Geld, an dem nicht Unreines klebt, und wenn auch noch so verdeckte Ungerechtigkeit; weshalb Jesus nie Geld in die Hand genommen zu haben scheint (vgl. Seinen Auftrag an Petrus, Matth. 17,27, und „weiset Mir die Zinsmünze!“). Der macht sich Freunde für den Himmel mit dem ungerechten Mammon, der mit seinem Geld Kinder Gottes, Missionare, Prediger usw. unterstützt. Er ist derjenige, der nur ein Pfund empfangen hat und es den Wechslern hätte geben sollen, statt es zu vergraben. Die Wechsler sind diejenigen, die es verstehen, mit diesem Geld Gottes Werk zu treiben.

c) Die richtige Übersetzung des Folgenden ist (siehe Elberf. Übersetzung): „Auf daß, wenn er (der Mammon) zu Ende geht (d. h. euch im Tode verläßt), ihr aufgenommen werdet in die ewigen Hütten.“

Prof. B....x.

Antwort C

Der Herr lobte den ungerechten Haushalter, weil er klug gehandelt hatte. Der Zusatz: „Denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr Geschlecht“ ist besonders zu beachten. Der HErr sagt dies Gleichnis zu Seinen Jüngern, den Söhnen des Lichts. Der Verwalter und sein Herr stellen wohl die Kinder der Welt dar. Der Verwalter machte sich die Kinder der Welt zu Freunden; er tat es im Blick auf die Zukunft.

So soll auch der Jünger Jesu sich mit den ihm für jetzt gelassenen Weltgütern Freunde machen, er soll den gegenwärtigen Vorteil dem zukünftigen opfern. Das nachfolgende Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus öffnet uns das Verständnis hierfür. Der reiche Mann hatte nichts für den ewigen Zustand, wo die Güter dieser Welt völlig wertlos sind. In dieser Zeit hatte er das Gute genossen, hatte aber den Armen verachtet (vgl. Jak. 2,6; 5,1-6). In den ewigen Hütten ist der Mammon ausgeschlossen; er kommt hier in der Zeit zu Ende. Es ist auch nicht gesagt, daß man durch den Mammon aufgenommen wird, sondern man soll aufgenommen werden, wenn er zu Ende geht. Möge der HErr den Seinen Gnade schenken, die ihnen noch gelassenen Reichtümer dieser Welt im Interesse der Besitzlosen unter den Kindern Gottes zu verwenden, denn es wird vergolten werden in der Auferstehung! (Luk. 14,13.14.)

A. B.

Antwort D

Um verstehen zu können, wie der Herr des ungerechten Verwalters diesen loben konnte, ist es notwendig, zu erkennen erstens, was unser HErr in dem Tun des ungerechten Verwalters uns lehren will, und zweitens, wen der Herr des ungerechten Verwalters darstellt.

Das Tun des ungerechten Verwalters in V. 6 u. 7 erscheint uns ungerecht und daher nicht lobenswert.

Aber es kommt hier nicht auf die Rechtsfrage an, sondern darauf, daß der ungerechte Verwalter für die Zeit nach seiner früher oder später bestimmt eintretenden Enthebung von der Verwaltung für sein Wohl besorgt war, und daß er während der bis dahin noch übrigen Zeit den Schuldnern seines Herrn - also Armen, Hilfsbedürftigen - mit dem seiner Verwaltung anvertrauten Gut seines Herrn wohltat. Das ist der Mensch, der erst mit dem ihm anvertrauten Irdischen untreu war und sich selbst lebte (V. 1), dann aber, nachdem er durch Gnade zur Erkenntnis der Vergänglichkeit dieses Lebens und seiner VerAntwortlichkeit Gott gegenüber gekommen ist (V. 2 und 3) und „ein weises Herz erlangt“ hat (Psalm 90,12), für sein ewiges Wohl besorgt ist (V. 3 und 4) und, nicht mehr sich selbst lebend, das ihm anvertraute irdische Gut dazu verwendet, armen, hilfsbedürftigen Mitmenschen wohlzutun (V. 5-7). So handelt er „klug“ (V. 8).

Der Herr des Verwalters aber ist Gott, dem der Mensch einmal „Rechnung von seiner Verwaltung ablegen“ muß (V. 2) und dem es wohlgefällt, wenn der Mensch „klug handelt“, indem er für sein ewiges Wohl Sorge trägt und das Irdische zum Wohltun verwendet. Das entspricht Seinen Gedanken und Seinem liebenden Herzen. „Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen (Hebr. 13,16)“.

Hieraus sehen wir, wieso das, was der ungerechte Verwalter tat, seinem Herrn wohlgefiel und dieser ihn loben konnte. Zugleich aber beAntwortet sich aus Vorstehendem in Verbindung mit den Versen 9-13 auch die weitere Frage, wie man in die ewigen Hütten aufgenommen werden kann durch den Mammon. Das Aufnehmen geschieht zwar nicht darum, weil wir den Mammon aufgeben und mit demselben Gutes tun - also, wie wir wissen, nicht auf Grund unserer Werke. Jedoch durch das Aufgeben des Mammons und Gutestun mit demselben beweisen wir, daß wir das besitzen, auf Grund dessen wir aufgenommen wenden: den Glauben in Übereinstimmung mit Jakobus 2,14-26, wo gesagt ist, daß der Glaube ohne die Werke tot ist und daher die Werke als Beweis des lebendigen Glaubens vorhanden sein müssen. Möchten wir durch Gnade persönlich auch „im Geringsten treu“ sein zur Verherrlichung unseres HErrn!

Th. K.

Antwort E

Der HErr richtet dies Gleichnis an Seine Jünger, nicht an die Welt. Er will zeigen, daß wir die uns anvertrauten Güter im Lichte der Ewigkeit gebrauchen sollen, damit, wenn wir unserer Verwaltung enthoben werden, uns Freunde und Schätze dort erwarten.

Der Herr, der den Verwalter lobt, ist der „gewisse reiche Mann“ (V. 1.3 und 5, nicht der Herr Jesus). Im Unterschied zu diesem sagt der HErr V. 9: „Und Ich sage euch.“

Wie der Verwalter dort, so sind auch wir Verwalter der Güter unseres HErrn, und auch unsere Verwaltungszeit geht zu Ende. Das Leben, der Leib, die Gesundheit, Besitz, Gaben und Fähigkeiten sind Güter, die der HErr in unsere Hand gelegt hat. Wie gebrauche ich sie für die Ewigkeit? Sie sind nicht unser Besitz, aber Gott erlaubt uns, sie zu benutzen, uns Freunde damit zu machen, die uns dort einmal begrüßen werden.

Sicherlich können wir uns damit keine Aufnahme in den Himmel verdienen. Da gilt nur Gnade. Aber benutzen wir das uns Anvertraute, uns Freunde und unvergängliche Schätze in den Himmeln zu

sammeln? (Luk. 12,33.) Paulus erwartete, Freunde dort zu finden. „Ihr seid unser Ruhm an dem Tage des Herrn Jesu“ (2. Kor. 1,14 und 1. Thess. 2,19.20). Wir kennen uns dort wieder, und der Apostel freute sich im voraus auf das Wiedersehen derer, die durch die treue Verwaltung des ihm anvertrauten Gutes gesegnet waren. Laßt uns mit den Gütern unseres HErrn, sei es Besitz oder Gaben und Fähigkeiten, nicht treulos handeln oder gar sie zur eigenen Verherrlichung benutzen!

Noch ein mir bekannter Fall aus dem Leben, der auch auf dies Gleichnis Bezug haben dürfte: Da ist ein Kind Gottes in sehr bescheidenen Verhältnissen. In Treue verwaltet es den anvertrauten Besitz für die Arbeit im Werke des HErrn. Da es alleinsteht in der Welt, sind ungläubige entfernte Verwandte die Erben. Es weiß, mit dem Tage des Abscheidens legt es das Anvertraute, worüber Gott ihm Verfügungsrechte gegeben, in die Hände der Welt zum Dienst der Eitelkeit und Sünde. Darum beschließt es, den Verwandten zu geben, was den Verwandten geziemt, und Gott, was Gottes ist.

Gehören solche Entscheidungen nicht auch zur treuen Verwaltung? Unser Leben hier unten ist mit dem Tode nicht ausgelöscht, wir finden es vor dem Richterstuhl Christi wieder. Was wirdann wünschen werden, getan zu haben, das laßt uns jetzt tun!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die Schwierigkeiten, die die meisten Schriftforscher in diesem Gleichnis sehen, haben ihren Grund nur darin, daß einige springende Punkte des Gleichnisses nicht beachtet werden, und zwar folgende zum Teil schon berührte: a) daß nur der Herr jenes „Haushalters der Ungerechtigkeit“ ihn lobt; b) daß Jesus nur jenes Verwalters Verhalten zum Vergleich heranzieht, nicht etwa es lobt; und vor allem c) daß Jesus in uns „Kinder des Lichts“ sieht; das sind begnadigte Menschen! (Man beachte, daß Kap. 15, das Kapitel der freien Gnade Gottes, vorangeht, so daß Kap. 16 zeigt, wie ein Begnadigter wandeln soll hinsichtlich der vergänglichen Welt.) Wenn wir das Letztere in Betracht ziehen, so wird es von vornherein unmöglich, in 'V. 9 ein Seligwerden auf Grund guter Werke zu vermuten. Jesus vergleicht das Verfahren des Haushalters der Ungerechtigkeit mit dem der Kinder des Lichts (Kinder Gottes) und zieht aus jenem Folgerungen für dieses. Der Verwalter sorgte mit großer Umsicht für seine Zukunft, indem er mit vorzüglicher Menschenkenntnis sich die Schuldner seines Herrn zu Freunden machte. So sollten die Kinder des Lichts bezüglich ihres eigenen Geschlechts (der Kinder des Lichts) auch einsichtig, verständig verfahren mit der Verwaltung des Mammons im Blick auf die Zukunft. Selbstverständlich spricht der HErr nicht davon, daß die Freunde, die wir uns durch die rechte Verwaltung des „Fremden“ zugunsten unseres Geschlechts machen, imstande wären, uns in den Himmel aufzunehmen, wenn Gott uns nicht hineinlassen wolle. Nein, wir sind ja schon begnadigt, und die Frage unserer ewigen Seligkeit ist längst bejaht. Aber es ist nicht einerlei, wie wir in den ewigen Hütten aufgenommen werden, ob als solche, die nicht treu (das erst ist in Wahrheit verständig!) umgegangen sind mit dem „Fremden“, die statt dessen völlig entblößt daheim ankommen, ohne daß „Freunde“ sich auf ihr Kommen freuen, oder ob die uns aufnehmen, die wir uns zu Freunden gemacht haben, als es sich darum handelte, den irdischen Besitz nicht für uns allein zu verwalten, sondern zum Nutzen „unseres Geschlechts“.

Zu dieser Auffassung bitten wir Stellen wie 1. Tim. 6,17-19; Luk. 12,33; Tit. 3,14; 1. Kor. 7,31; Phil. 4,17 u. a. m. zu beachten! Erst dadurch, daß wir in Christo „zu Kindern des Lichts“ geworden sind

(Eph. 5,8), können wir den irdischen Besitz so auskaufen, daß dann, wenn Gott uns in die ewigen Hütten heimholt, „Freunde“ da sind, die uns annehmen, statt daß wir ohne Freunde sind, wie der Haushalter der Ungerechtigkeit gewesen wäre, wenn er nicht verstanden hätte, sich Freunde zu machen.

Daß dies Gleichnis sicherlich zunächst Beziehungen hat auf Israel, das untreu mit den ihm anvertrauten Gütern umgegangen ist und seiner Verwaltung entsetzt ist, sei hier nur noch nebenbei bemerkt. Die Anwendung auf uns Christen („Kinder des Lichts“) ist uns hier wichtiger und zweckdienlicher, nämlich als eine praktische Ermahnung für unser gegenwärtiges Leben inmitten der Dinge der Ungerechtigkeit. „Übrigens sucht man hier an den Haushaltern, daß

einer treu erfunden werde“ (1. Kor. 4,2). Möchte jeder von uns allezeit und in allem als ein treuer Haushalter erfunden werden!

Frage 16

Wie ist Matth. 8,5.6 und Luk. 7,2.3ff. zusammenzubringen? Es ist doch ein und dieselbe Geschichte. Matthäus berichtet nun, daß der Hauptmann selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.

Antwort A

Matth. läßt die Sendung der Ältesten weg und gibt nur die Hauptsache, weil es kürzer sein soll. Für den Leser der Geschichte, dem ja nur das Wunder wichtig sein sollte, konnte es einerlei sein, ob der Hauptmann persönlich kam oder durch die Ältesten. Letztere vertraten die Stelle des Hauptmanns, so daß es doch als ein Herantreten des Hauptmanns zu denken ist, wie es auch Luk. 7,3 heißt: „Er sandte Älteste zu Ihm - und bat Ihn.“

Bei Matth. heißt es nun: „Ich will kommen und ihm helfen.“ Bei Luk.: „Jesus aber ging mit ihnen.“ Da ergänzt man einfach: „indem Er sprach: Ich will kommen und ihm helfen“. Während ferner bei Matth. (V. 8) der Hauptmann sogleich persönliche Einsprache gegen das Eintreten Jesu in sein Haus erhebt, tut er dies nach Luk. erst, als sie nicht fern vom Hause waren, und wieder nicht persönlich, sondern durch Freunde. Die Ältesten konnten Luk. 7,7 nicht statt des Hauptmanns sagen; denn sie dachten sich keinesfalls eine Hilfe, wenn nicht Jesus persönlich käme. Als aber der Hauptmann hörte, daß Jesus persönlich komme, wehrt er das durch die zweite Sendung der Freunde ab, weil er sich als Heide dessen unwürdig fühlt. Aus diesem Grunde ist er wohl auch nicht persönlich zu Jesus gekommen, sondern hat von vornherein andere zu Ihm gesandt. Diese Demut machte ihn fähig zu dem starken Glauben: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“

Chr. K.

Anmerkung des Herausgebers

Kleine Verschiedenheiten in den Berichten ein und derselben Geschichte, wie sie in den Evangelien sehr häufig vorkommen, sind kein Grund, an der wörtlichen Inspiration dieser Berichte zu zweifeln. Stets haben diese Verschiedenheiten, die niemals einander ausschließende Gegensätze enthalten, besondere Ursachen und Zwecke; einerseits vervollständigen oder ergänzen sich die verschiedenen

besondere Ursachen und Zwecke; einerseits vervollständigen oder ergänzen sich die verschiedenen Darstellungen; andererseits werden in der einen Darstellung andere Punkte in den Vordergrund der Betrachtung gerückt als in der anderen, so daß gerade durch die Unterschiede die Schönheit der Geschichte oft aufs Lieblichste zum Ausdruck kommt. Ferner scheint uns noch ein Grundsatz zu berücksichtigen zu sein, nämlich der, daß jedes Evangelium die Aufgabe hat, den HErrn von einer bestimmten Seite aus zu betrachten. So sieht unseres Erachtens Matthäus in Jesus mehr den Sohn Abrahams und Davids in Verbindung mit dem Königreich, während Lukas Ihn in erster Linie als den echten Sohn Adams, als den „Menschen“ ansieht. Gerade in letzterer Hinsicht zeigt uns das Lukas-Evangelium manche Züge an dem HErrn, die keiner der Evangelisten besonders zu beachten die Aufgabe hat. So z. B. Sein menschliches Mitgefühl. (Man vergleiche einmal die Geschichte von Jairi Töchterlein in den verschiedenen Berichten; nur bei Lukas finden wir die ein menschliches Herz rührende Bemerkung: „er hatte eine eingeborene Töchter“ (Luk. 8,42). Manche rührenden Begebenheiten sind nur bei Lukas zu finden! (Z. B. die Geschichte vom Jüngling zu Nain u. a. m.) Ist es etwa kleinlich, dies zu beachten? Nein! Wir denken vielmehr, daß das Wort unseres Gottes uns viel köstlicher wird, wenn wir dergleichen berücksichtigen.

Wenden wir nun diese Grundsätze auf die Verschiedenheiten vorliegender Geschichte an! Wenngleich die Kürze der Darstellung bei Matth. das Wunder auch um so mehr hervortreten läßt, so ist doch das Anführen der Vermittler zwischen dem Hauptmann und Jesus eine Ergänzung, die keinen Widerspruch in sich schließt. Andererseits wird uns die Geschichte lieblicher, wenn wir sehen, wie sehr die Juden diesen Mann schätzten, was für ein gutes Gerücht er unter ihnen hatte. Dann aber können wir auch gut begreifen, wie das Herz des HErrn in echtem Mitgefühl bewegt worden ist, als Er die Fürsprache der Juden vernahm (vgl. die Fürbitte bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus, Luk. 4,38), als Er die menschliche Liebe sah, die man dem Heiden bewies um seiner Liebeswerke willen. Dieser Zug hat für Matthäus, der den König vor Augen hat, keine Bedeutung, für Lukas aber, der den Menschen schildert, eine sehr große.

Diese Gesichtspunkte und noch manche andere machen uns die Schrift lebensvoller und Christus immer herrlicher; sie sollten daher stets beachtet werden!

 

Frage 17

Wie ist die Stelle zu verstehen: „Zu dem werde lch eingeben und das Abendmahl mit ihm essen“? (Offenb. 3,20.)

Antwort A

Von der Gemeinde in Laodicäa als einem Ganzen ist Christus sozusagen ausgeschlossen: Er steht vor der Tür. Obgleich so draußenstehend, sucht Er noch einen Platz in den Herzen der einzelnen. Es handelt sich nicht mehr um die Gemeinde als einem Ganzen, sondern um die einzelne Person: „wenn jemand Meine Stimme hört ..., zu dem will Ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit Mir“. Die Gemeinde wird gekennzeichnet durch herzlose Gleichgültigkeit Christo gegenüber. Der Überwinder dagegen öffnet dem Herrn das Herz, und der HErr will zu ihm eingehen; das Abendbrot essen drückt die innige Gemeinschaft der Seele mit dem HErrn aus.

Einige haben fälschlich gemeint, die Verheißung, mit Ihm auf Seinem Thron zu sitzen, übertreffe alle

anderen Verheißungen. - Es ist dies aber das Teil aller Gläubigen.

Aus „T. B. B.s Rev.“, übers. von v. d. K.

Antwort B

Alles Gesagte ist in diesen Versen persönlich. Es handelt sich nicht mehr um die Gemeinde, über diese steht das Urteil fest: Er will sie ausspeien aus Seinem Munde. Es ist die einzelne Person, das Herz, zu dem der HErr eingehen will.

Das „Abendbrot“, das „Abendmahl“, das „Mahl“, die „Mahlzeit“ halten, wie es in den verschiedenen Übersetzungen heißt, darf nicht mit dem „Abendmahl des HErrn“ oder „Herrenmahl“ (1. Kor. 11,20) verwechselt werden. Das erstere drückt die vertraute Herzensgemeinschaft der Seele mit dem HErrn aus und ist etwas Persönliches, das letztere ist das Gedächtnismahl und etwas Gemeinsames: die vielen sind ein Leib; es ist die Gemeinschaft und die Verkündigung Seines Todes und ein Ausdruck von der Einheit des Leibes Christi.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Daß diese Stelle nichts mit dem Abendmahl des HErrn zu tun hat, ist schon gesagt. Wir fügen noch hinzu, daß man dieses Schriftwort geradezu dunkel macht, wenn man es auf das Mahl des HErrn bezieht. In der ganzen Schrift ist nichts zu finden von einer Feier des Herrenmahles seitens eines einzelnen Menschen. Stets handelt es sich um mehrere oder viele, die dem HErrn die Tür ihres Herzens bereits aufgetan haben, und dann zusammen durch Brechen des Brotes und Trinken des Kelches des HErrn Tod verkündigen (1. Kor. 11,25.26). Unsere Stelle spricht vielmehr von dem Verhalten eines Menschen, der innerhalb der lauen Namenschristenheit (das ist Laodicea!) das treue Anklopfen des Herrn Jesu vernimmt. Jesus steht draußen und möchte gern hinein in das Herz dieses „Jemand“, der Seine Stimme heraushört mitten in dem Stimmengewirr einer gegen Gott gleichgültigen, sich reich dünkenden Masse, die doch nicht reich ist in bezug auf Gott (Luk. 12,21). „Wenn jemand!“ Der HErr möchte so gern mit einzelnen Tischgemeinschaft haben. Die Tischgemeinschaft ist ein Bild von einer besonders herzlichen Gemeinschaft. Man lädt nicht jedermann zum Essen zu sich ins Haus ein! Die Masse der toten Bekenner wird ausgespien, aber der einzelne Bußfertige wird beglückt und aufgenommen in die Gemeinschaft mit dem HErrn, der sich nicht scheut, mit Zöllnern und Sündern Tischgemeinschaft zu haben (Luk. 15,2), ja, der gekommen ist, gerade diese Verlorenen zu retten (Luk. 19,10). Und wer Ihm auftut, der darf dann seinerseits mit Ihm essen, d. h. persönliche Gemeinschaft haben („und er mit Mir!“). Welche Gnade und Barmherzigkeit! - Möchte jeder Leser dieser Zeilen Gemeinschaft, persönliche Herzens- und Lebensgemeinschaft haben und genießen mit dem Vater und dem Sohn! (1. Joh. 1,1-4.)

Gruß an den Leser:

Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesum Christum als Heiland erwarten.“ Phil. 3,20

Vorbemerkungen

Wir bitten dringend, die letzten beiden Umschlagseiten freundlichst zu beachten!

Ferner bitten wir nachzulesen, was über Kürzungen und Nichtaufnehmen von eingesandten Antworten in den Vorbemerkungen von Heft 3/4 gesagt ist!

Einzelne Fragen, deren Antworten wir wegen Platzmangels noch nicht aufnehmen konnten, führen wir in der Reihe der Fragen nicht mehr mit auf, da schon genügend BeAntwortungen vorliegen. Diese Notiz gilt auch für die Zukunft!

Wir hoffen, demnächst wieder ein Doppelheft herausgeben zu können.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Wie weit erstreckt sich fürs praktische Leben das Wort Jak. 1,27: „Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im allgemeinen Menschengemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?

b) Röm. 7,25: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsern HErrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?

c) Was ist zuverstehen unter Joh. 20,23: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben usw.“?

d) Was ist weissagen im vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor. 14,3.24.25)?

e) Welches ist die Bedeutung von 1. Mose4,7? Muß es heißen „Sünde“ oder „Sündopfer“ ( der Elb. Übers.), und wer ist „sein“ und „ihn“ im 2. Teil des Verses?

f) Werden wir nach 1. Tim. 6,15-16 Gott nie sehen?

g) Was heißt der „selige“ Gott? (1. Tim. 1,11; 6,15.)

h) Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“? Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem Geist getauft? (Matth. 3,11; Apg. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)

i) Was sind die Blätter des Baumes, die zur Heilung der Nationen dienen? (Off. 22,2.)

k) Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)

l)Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

l)Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

 

Frage 18

Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26); und was ist „Sünde zum Tode“? (1.Joh. 5,16.17.)

Antwort A

Man bedarf großer Gnade, um die obigen Fragen für jeden Leser dienlich zu beAntworten, daß die Erklärung weder dem Oberflächlichen zum Ruhekissen wird noch dem Aufrichtigen zum Hindernis.

Es handelt sich in der erstgenannten Stelle nicht um Kinder Gottes, sondern, wie uns klar im Vers 27 gesagt wird, um „Widersacher“. Der Apostel sagt nicht, daß sie (die Hebräer) Widersacher sind, aber als solche sich erweisen würden, wenn sie 1. den Sohn Gottes aufgeben, 2. das Blut des Bundes für unrein achten und 3. den Geist der Gnade schmähen würden. (Vergl. V. 29.) Ich frage: Kann ein Kind Gottes in diesen drei Hauptpunkten irren? Wenn einer dies tut, dann kann er kein Kind Gottes sein, da der Glaube an den Sohn Gottes, an Sein Opfer und Seine Gnade dem Betreffenden erst das Recht gibt, sich Kind Gottes zu nennen. Er ist ein „Widersacher“. Als Widersacher kann man erst dann in Wirklichkeit sich offenbaren, wenn man Erkenntnis der Wahrheit hat und erleuchtet worden ist (vergl. V. 26.32) über den Sohn Gottes und Sein Opfer und daß durch Ihn Gnade und Wahrheit geworden ist und doch Ihm, der allein nur Heil zu geben vermag, den Rücken kehrt. Wer dies tut, sündigt mit Willen, d. h. mit vollem Bewußtsein; darum wartet seiner nur das Gericht (V. 27). Die Hebräer, d. h. ohne Zweifel nur einige, waren in der Gefahr, nachdem sie die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hatten, daß Jesus der Messias war, zurückzugehen zum Judentum, wodurch sie die Bluttat gegen den Sohn Gottes gleichsam gutgeheißen hätten. Die Folgen dieses Schrittes sind unabsehbar schrecklicher Art! Vergl. Personen wie Kain (Hebr. 12,16-17), Bileam (4. Mos. 22-24), Korah (4. Mos. 16), Judas Ischarioth! Ich glaube, daß die Geschichten dieser Männer, welche sich als Widersacher offenbarten, Licht und Klarheit geben über diese Stelle. Anders verhält es sich mit der zweiten Frage. Da handelt es sich um einen Bruder, denn die Schrift spricht von ihm als „Bruder“. Wir finden im Worte Gottes, daß der HErr an Gläubigen Zucht üben kann, wodurch sie aus dem Leben hinweggenommen werden. Der Grund ist nicht immer ein grobes, sittliches Vergehen, sondern auch oft das Nichtausführen des Willens Gottes. Wir finden dies in 1. Kor. 11,30. Der HErr nahm sie hinweg. Das Wort „entschlafen“ (siehe Elb. Übers.) kann nur auf Kinder Gottes bezogen werden. Der Weltmensch stirbt; dies ist der allgemeine Gebrauch im Alten Testament für Gläubige sowohl wie für Ungläubige, weil Christus noch nicht gestorben und auferweckt war. Doch im Neuen Testament finden wir fast beständig das Wort „entschlafen“ gebraucht, und zwar für Kinder Gottes.

Man kann wohl auf Grund der Schrift annehmen, daß solche Brüder nicht verloren gehen, obwohl sie das Ziel, welches Gott ihrem Leben des Wirkens für Ihn gesteckt hat, nicht erreichen (vergl. Moses

und Aaron, 4. Mose 20).

Es ist darum erschütternd ernst, Dinge zu tun, die dem klaren, bestimmten und geoffenbarten Willen Gottes entgegen sind. Wenn es eine Sünde zum Tode ist, kann um die Erhaltung des Lebens, d. h. irdischen Lebens, nicht gebeten werden; aber selbstverständlich wird der fehlende Bruder seine Sünde bekennen (vergl. 1. Joh,1,9).

Die meisten Ausleger bringen Sünde zum Tode mit der Lästerung des Heiligen Geistes in Verbindung, doch ist es gut, zu fragen, ob es die Schrift tut, und wir müssen wohl mit „nein“ Antworten. Es wird in der Schrift nicht gesagt, daß ein Kind Gottes sich der Lästerung des Geistes schuldig machen kann, wohl aber, daß die Sünde zum Tode in unserem Sinne ein Bruder tun kann. K. O. St.

Antwort B

1. Zu „mit Willen sündigen“. Wenn wir Hebr. 10,26-31 lesen, finden wir, daß es sich um Personen handelt, die die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben und trotzdem mit Willen sündigen, und daß es für solche keine Vergebung, sondern nur furchtbares Gericht gibt. Warum letzteres? Nicht weil Gott nicht bereit wäre zu vergeben, sondern weil das Sündigen mit Willen nach empfangener Erkenntnis der Wahrheit einen Zustand offenbart, für den es ganz ausgeschlossen ist, sich in wahrer Buße vor Gott zu beugen und Vergebung zu suchen. Der unbekehrte Mensch, der noch in Finsternis dahingeht, sündigt, weil er es nicht anders weiß und gewohnt ist, aber es gibt Vergebung für ihn, wenn er sich in Buße und Glauben zu Gott bekehrt; auch Kinder Gottes sündigen noch, vielleicht in Unwissenheit über die betreffende Sache oder in Unüberlegtheit oder sogar mit Bewußtsein, einer fremden Macht unterliegend, über die sie mangels Glaubens nicht den Sieg haben, den sie haben könnten und sollten, aber es gibt Vergebung und Wiederherstellung für sie, wenn sie ihre Sünden bekennen. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn ein Mensch, der die Wahrheit kennt, mit Willen sündigt, in bewußter und gewollter Auflehnung gegen Gott, mit Verachtung Seiner Gnade sowohl als auch Seiner Autorität. Es offenbart sich da ein Zustand, wie wir ihn bereits in Hebr. 6,4-8 wie auch bei den Pharisäern finden, die den Heiligen Geist lästerten (Matth. 12,24-32). Es sind also solche Menschen nie Kinder Gottes und auch nicht einfach unbekehrte Menschen, sondern nach 1. Joh. 3,8a Kinder des Teufels, für die es keine Änderung ihres Zustandes und daher auch keine Vergebung gibt. Daß der Apostel V. 26 „wir“ sagt, steht dem durchaus nicht entgegen, denn es handelt sich hier, wie oft in diesem Briefe, eben darum, daß die Hebräer den Beweis liefern sollten, daß Leben aus Gott in ihnen und nicht etwa nur die Erkenntnis der Wahrheit vorhanden war.

Verstehen wir, was „mit Willen sündigen“ bedeutet, und erinnern wir uns daran, was dem Kinde Gottes geschenkt ist, so müssen wir es für unmöglich erklären, daß ein Kind Gottes „mit Willen sündigen“ könnte. Es ist aus Gott geboren und hat naturgemäß mit dem neuen Leben auch einen neuen Willen bekommen, der gottgemäß ist; Christus lebt in ihm (Gal. 2,20), und der Heilige Geist wohnt in ihm (Röm. 5,5; 1. Kor. 6,19 usw.) und verbindet es unlöslich als Glied Seines Leibes mit Ihm, dem verherrlichten Haupte! Wenn es trotzdem in Sünde fällt - vielleicht sogar mit Bewußtsein -, so ist es dennoch nicht mit Willen, sondern entgegen seinem Willen (s. Röm. 7,15-23!). Sünde ist dem Wesen des Kindes Gottes an sich fremd und entgegen.

2. Zu „Sünde zum Tode“. Wichtig für die Beurteilung dieser Sache ist die Frage, was in V. 16 und 17

unter „Tod“ und „Leben“ zu verstehen ist. Ich glaube nicht, daß es sich um leiblichen Tod und leibliches Leben handelt. Das wird verneint durch die Erläuterung über Sünde in V. 17. Denn wenn es sich um leiblichen Tod handelte, bedürften wir da erst noch der Belehrung, daß es Sünde gibt, die nicht „zum Tode“ ist? Ferner, was für Sinn hätten die Worte V. 16: „und Er wird ihnen das Leben geben, denen, die nicht zum Tode sündigen“, wenn es sich um leibliches Leben handelte? Das leibliche Leben haben sie doch. Auch eine Verlängerung desselben oder Abwendung des Todes kann nicht gemeint sein, denn die in Verbindung damit erwähnte Sünde ist doch eben „nicht zum Tode“, so daß doch das Leben gar nicht gefährdet wäre. Es handelt sich m. E. hier vielmehr um ewigen Tod und ewiges Leben, oder auch in anderen Worten um ewiges Verlorensein und ewige Errettung.

Daran ändert es nichts, daß von einem „Bruder“ die Rede ist, Kinder Gottes aber doch bereits ewiges Leben haben, andererseits aber Gottes Wort nie sagt, daß ein Kind Gottes verloren gehen könnte; es ist eben hier, wie z. B. auch Kap. 3,10.14b.15, nicht ein Kind Gottes gemeint, sondern ein Mensch, der äußerlich, dem Bekenntnis nach, die Stellung eines Kindes Gottes einnimmt, in Wahrheit aber kein Leben aus Gott hat.

Solche Menschen soll das Kind Gottes zum Gegenstande seiner Fürbitte machen, ausgenommen jedoch solche, die „zum Tode sündigen“. Warum letzteres? Wir können gewiß sein, daß dann, wenn Gott sagt, daß es keinen Zweck habe, für jemand zu bitten, für einen solchen auch tatsächlich jede Hoffnung ausgeschlossen ist. So ist es hier; es ist hier eben dasselbe, was wir bereits unter 1 gesehen haben: es handelt sich um einen Menschen, der die Wahrheit völlig kennt, aber trotzdem mit Willen sündigt und dadurch einen Zustand offenbart, bei dem Buße und Errettung unmöglich und Fürbitte zwecklos ist. Sein Teil ist ewiger Tod.

„Sünde zum Tode“ ist also m. E. nicht etwa eine bestimmte Art von Sünde, die den Tod nach sich zieht, denn letzteres ist an sich die Folge jeder Sünde (vgl. Röm. 6,23 und Jak. 1,15b); sondern es ist irgendwelche Sünde, durch welche sich bei dem, der sie tut, jener schreckliche - aber vielleicht oft schwer erkennbare - Zustand offenbart, welcher einst in vollendeter Weise bei dem „Menschen der Sünde“, dem „Gesetzlosen“ (2. Thess. 2,3.7.8) vorhanden sein wird; es ist daher das, was im 1. Johannesbriefe „Sünde tun“ genannt und in Kap. 3,4 als „Gesetzlosigkeit“ gekennzeichnet und in Vers 8 in seinem Ursprung auf den Teufel zurückgeführt wird (vgl. Vers 8-10a). Das ist „Sünde zum Tode“. - Dem Kinde Gottes gewährt es einen tiefen Trost, sich in Jesu vor solcher schrecklichen Verirrung für ewig geborgen zu wissen, und es freut sich der wunderbaren Gnade des HErrn, die unsere Herzen zu Dank und Anbetung und völligerer Hingabe anleitet!

Th. K.

Antwort C

Ein Kind Gottes kann sündigen. Deshalb die vielen Warnungen und Ermahnungen der Schrift, nicht zu sündigen. Wir sind nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde. Für den Fall der Sünde eines Kindes Gottes hat Gott in Seiner Gnade Vorsorge getroffen (1. Joh. 2,1). - In gewissem Sinne kann auch ein Kind Gottes mit Willen sündigen. Es wird wohl kein Kind Gottes geben, das nicht in dem Sinne mit Willen gesündigt hätte, daß es etwas getan hat, von dem es wußte, daß es Gott nicht wohlgefällig sei: Wenn das „mit Willen sündigen“ in unserer Stelle diesen Sinn hätte, dann dürfte kaum ein Kind Gottes selig werden können.

Um das „mit Willen sündigen“ in dieser Stelle zu verstehen, müssen wir beachten, daß dieser Brief an Juden geschrieben ist, die, gläubig geworden, durch die Verfolgungen in Gefahr waren, wieder zum Judentum zurückzukehren. Aber eine Rückkehr zum Judentum schloß die Verwerfung des Sohnes Gottes in sich. (Vgl. die ganze Stelle!) Der dies tat, trug den Charakter des „Widersachers“.

Solche Personen mußten den gläubigen Juden bekannt gewesen sein. Nicht als ob diese je errettet gewesen wären, aber sie hatten in den Zusammenkünften der Gläubigen ihren Verkehr gehabt, hatten die Erkenntnis der Wahrheit empfangen (V. 26), waren durch das Blut des Bundes geheiligt in dem Sinne, daß sie dadurch von der blinden Masse der Juden abgesondert und des Segens teilhaftig wurden, wie auch von dem ungläubigen Manne gesagt ist, daß er geheiligt ist durch das Weib (1. Kor. 7,14), aber nicht gerettet. Trotz alledem und wider besseren Wissens verwarfen sie den Sohn und damit das einzige für Sünde gegebene Schlachtopfer, so daß nur noch ein Erwarten des Gerichtes übrig blieb. Die Frage, ob ein Kind Gottes mit Willen sündigen kann in dem Sinne dieser Stelle, muß verneint werden.

Unbefestigte Kinder Gottes sind zuweilen durch diese Stelle in große Not gebracht worden. Sie sahen ihre Unwachsamkeit und ihre Untreue. Mit dem erneuerten Sinne ihres Herzens haßten sie die Sünde. Da kam die Versuchung. Die Hilfe vom Thron der Gnade wurde vernachlässigt, sie liehen, wenn auch nur für einen Augenblick, ihren Willen dem Feinde, und so unterlagen sie. Mit Entsetzen und Verzweiflung, aber auch mit Reue meinten sie, diese Stelle jetzt auf sich anwenden zu müssen. Aber will eine solche geängstigte Seele etwa die Gnade verwerfen? Nein, danach schreit sie gerade. Will sie etwa den Sohn Gottes mit Füßen treten, das Blut gemein achten? Nein, keineswegs! Ihr gilt also diese Stelle nicht!

Bei dem zweiten Teil der Frage müssen wir beachten, daß sie mit den Versen 14 und 15, der Zuversicht in den Gebeten, in Verbindung steht. Hier handelt es sich um einen Bruder, und Brüder in diesem Briefe sind Gläubige. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, und Sünde muß, will man gereinigt werden, gerichtet werden; aber es gibt Sünde, die nicht zum Tode ist. In der Korinthischen Gemeinde war ein Gläubiger, der als ein Böser hinausgetan werden mußte, aber es war keine Sünde zum Tode. Andere waren da, die um ihrer Sünde willen durch den Tod hinweggenommen wurden (1. Kor. 11,30). Vgl. auch Apostelg. 5,1-10; 3. Mose 10,1-2; Psalm 106,32! Gott hat nicht festgelegt, was Sünde zum Tode ist; wir können es deshalb auch nicht. Aber aus den Wegen Gottes können wir lernen, daß ein und dieselbe Sünde bei den einzelnen Personen verschieden geahndet wurde. Es wird hier kein Verbot gegeben, nicht zu bitten. Ein im Lichte wandelndes Kind Gottes wird, vom Geiste geleitet, empfinden, wie es, selbst bei gleicher Sünde verschiedener Personen, gottgemäß zu bitten hat. Wenn Gott das Leben gibt - und ich glaube, es handelt sich hier um das zeitliche Leben der Arbeit für den HErrn -, so gibt Er es als eine Antwort Auf das Gebet des für jenen Bittenden.

v. d. K.

Antwort D

„Mit Willen sündigen“, d. i. bei gewaltsamer Ertötung der göttlichen Kreatur in uns (Hebr. 10,29; 6,6), was wieder gleichbedeutend mit „Sünde zum Tode“ oder mit dem Abfall von Gott ist - bewußt und vorsätzlich sündigen, die Sünde tun (1. Joh. 3,8) kann ein Kind Gottes nicht, denn, wie 1. Joh. 3,9 geschrieben steht, „jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm,

und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“. Auch Hebr. 6,9 lesen wir, nachdem Vers 4-8 von dem Abfall und seinen Folgen die Rede gewesen: „Wir aber sind in bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch also reden.“ Wo wir in der Schrift Beispiele von Abgefallenen finden, handelt es sich also nicht um „Kinder Gottes“, um „aus Gott Geborene“, sondern um solche, die vielleicht im Sinne von Hebr. 6,4.5 „einmal erleuchtet waren und geschmeckt haben die himmlische Gabe, und teilhaftig geworden sind Heiligen Geistes, und geschmeckt haben das gute Wort Gottes usw.“, aber bei all diesen Vorzügen doch niemals Kinder Gottes gewesen sind, indem ihnen hierzu eins, und zwar gerade das Wesentliche fehlte: gemäß 1. Petri 1,23 die Wiedergeburt aus unverweslichem Samen.

M. Fr.

Anmerkung des Herausgebers

Trotzdem sich in der BeAntwortung dieser Frage erhebliche Gegensätze finden, legen wir alle diese Antworten ohne Furcht zur Prüfung vor. Es liegt uns ja fern, wie auch in den „Persönlichen Worten“ (auf dem Umschlag) gesagt ist, feste Dogmen aufzustellen. Sowohl des einen wie des anderen Schriftforschers Darbietung soll dem Verständnis der Schrift dienen, je nachdem wie die Erkenntnis eines jeden ist und von welchem Gesichtspunkte aus jeder die Stellen ansieht! Auch diese verschiedenen Antworten werden unseren Lesern dienen können!

Frage 19

Wie decken sich folgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand ...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten?“ Oder ist in letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?

Antwort A

Die letzte Frage enthält die Antwort. In der Stelle Hebr. 13,4 handelt es sich nicht wie in Joh. 5,22 darum, wer das Gericht ausüben wird, sondern wer dem Gerichte verfallen ist. In dieser ist der Richter genannt, in jener diejenigen, welche gerichtet werden.

Chr. K.

Antwort B

Die Lösung der Frage ist meines Erachtens in den Worten „Vater“ und „Gott“ zu suchen.

In Joh. 5 handelt es sich um den Sohn Gottes und Seine Herrlichkeit, zu der es auch gehört, daß Ihm das Gericht übertragen ist. Deshalb heißt es V. 22.23: „Denn der Vater richtet auch niemanden, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohne gegeben usw.“ (vgl. V. 27), wie auch in anderen Stellen der Schrift gesagt ist, daß Er - der Sohn - der Richter ist (s. Apg. 10,42; 17,31; 2. Kor. 5,10; 2. Tim. 4,1). Aus diesem Grunde ist Joh. 5,22 gesagt: „... Der Vater richtet niemanden ...“, eben weil Er „das ganze Gericht dem Sohne“ gegeben hat. Es ist der Vater gegenüber dem Sohne.

In Hebr. 13,4 hingegen handelt es sich um Reinheit, Heiligkeit, und wo immer dies der Fall ist, zeigt uns das Wort Gottes, daß es Gott ist, der Heilige, mit dem wir es zu tun haben (s. z. B. Röm.

6,11-13; 12,1.2; 14,10-12; 1. Kor. 5,9-13; 6,19.20; 2. Kor. 6,16; 7,1; 1. Thess. 4,3-8; 1. Pet. 4,15-19). Dasselbe ist es, wenn es sich im allgemeinen um den Menschen im Blick auf seine VerAntwortlichkeit oder im besonderen um den ungläubigen Menschen handelt, der weder Gott als Vater noch den Sohn Gottes als Herrn kennt (s. Röm. 2,2-11; 3,19), weshalb auch der Herr Jesus am Kreuze in den Stunden der Finsternis, wo Er den Platz des verlorenen Sünders Gott gegenüber einnahm, ausrief: „Mein Gott, Meln Gott“ (nicht „Mein Vater“), „warum hast Du Mich verlassen?“ (Matth. 27,46.) Es ist hier Gott gegenüber dem Menschen in seiner VerAntwortlichkeit.

Der Sohn, dem „das ganze Gericht gegeben“ ist, ist „Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm. 9,5), welcher einst alle, die nicht errettet sind, auch die in Hebr. 13,4 erwähnten „Hurer und Ehebrecher“, richten wird! Es ist nicht der leiseste Widerspruch in den in obiger Frage einander gegenübergestellten beiden Schriftstellen, sondern - wie immer im Worte Gottes - göttlich vollkommene Harmonie.

Th. K.

 

Antwort C

Gottes Verhältnis zu uns ist ein zwiefältiges: Er ist unser „Vater“, wie auch unser „HErr“. Als unser „Vater“ kann Er uns zwar züchtigen (Hebr. 12,7), aber nicht wohl unser „Richter“ sein im Sinne unserer beiden Schriftstellen, wo das Wort „richten“ die Bedeutung von „Urteil sprechen“ hat. So erscheint denn auch überall in der Schrift Gott, wo Er „unser Vater“ heißt, nur ganz im Charakter des „Vater“, gütig, barmherzig, fürsorglich (Matth. 7,11; Luk. 6,36 und viele andere), während umgekehrt von ungezählten Schriftstellen, die vom „Richten“ sprechen, nicht eine einzige sagt, daß der Vater „richte“. Der Vater also richtet niemand, aber der HErr ist es, der richtet, und Er tut dies durch den Sohn und in Einheit mit diesem (Joh. 5,30). Diese Gotteinheit nun ist es, die in Hebr. 13,4 bezeichnet wird, wenn wir lesen: „Die Hurer ... wird Gott richten“.

M. Fr.

Anmerkung des Herausgebers

Ohne auch auf BeAntwortung dieser Frage näher einzugehen, möchten wir dazu ermuntern, recht auf die verschiedenen Ausdrücke in diesen beiden Stellen sowohl wie auf die von gänzlich verschiedenen Gesichtspunkten aus behandelten Teile der Schrift zu achten und überhaupt beim Forschen in der Schrift diese einfachen Grundsätze zu beachten. Es ist nie einerlei, ob da steht Gott oder Jehova oder der Vater u. a. m., oder etwa Jesus oder Messias oder Jesus Christus oder Christus Jesus oder Christus oder der HErr u. a. m., oder etwa der Heilige Geist oder der Geist Gottes u. a. m. Aber auch nie sind da Widersprüche! Stets liegen in der Anwendung dieser Namen wunderbare Beziehungen! Ebenso auch in dem Schriftzusammenhang. Unsere beiden Stellen stehen im Johannes-Evangelium, das die Herrlichkeit des Sohnes Gottes zum Gegenstand hat, und im Hebräer-Brief, der von dem verAntwortlichen Wandel des Christen hienieden, einem Wandel im Glauben, spricht.

Frage 20

Wie lange waren die Kinder lsrael in Ägypten? (Vgl. 2. Mose 12,40.41; 1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)

2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)

Antwort A

Aus Gal. 3,17.18 sehen wir, daß zwischen der Verheißung Gottes an Abraham und der Gesetzgebung 430 Jahre liegen. Diese 430 Jahre umschließen also die Fremdlingschaft Abrahams, Isaaks und Jakobs und den Aufenthalt der Kinder Israel in Ägypten.

Nach der englischen Übersetzung von 2. Mos. 12,40 heißt es: „Und die Fremdlingschaft der Kinder Israel, die in Ägypten wohnten, war 430 Jahre ...“. Danach heißt es nicht, daß die Kinder Israel 430 Jahre in Ägypten wohnten, sondern daß die Fremdlingschaft der Kinder Israel, die in Ägypten wohnten, 430 Jahre war. Auch Ps. 105 redet von dieser Fremdlingschaft.

In 1. Mos. 15,13 und Apg. 7,6 bemerken wir Unterschiede: 1. wird Ägypten nicht genannt und 2. wird von dem Samen geredet; „dein Same wird ein Fremdling sein in einem Lande, das nicht das ihre ist“, und beide Stellen sprechen von 400 Jahren. Die Zeit vom Samen Abrahams (Isaaks) bis zum Auszug beträgt ca. 400 Jahre.

Jakob war alt, als er vor Pharao stand, 130, Isaak, als Jakob geboren wurde, 60, Abraham, als Isaak geboren wurde, 100, zusammen 290 Jahre. 75 Jahre war Abraham alt, als ihm die Verheißung gegeben wurde; die abgerechnet, bleiben 215 Jahre. Somit beträgt die Zeit vom Empfang der Verheißung bis zum Stehen Jakobs vor Pharao 215 Jahre und von da bis zum Auszug Israels wieder 215 Jahre. Manche haben angenommen, daß Israel ca. 400 Jahre in Ägypten gewohnt habe, aber die 215 Jahre entsprechen auch weit mehr den vier Geschlechtern in 1. Mos. 15,16. Diese vier Generationen finden wir in 2. Mos.

6,16-20. 1. Jakobs Sohn Levi; 2. Levis Sohn Kehath; 3. Kehaths Sohn Amram; 4. Amrams Sohn Moses.

Frei n. d. Engl. v. M. B.

Antwort B

Die beiden Stellen aus 1. und 2. Mose stehen zu einander wie Weissagung, die nicht genau das Datum angibt, und Erfüllung, die mit chronologischer Genauigkeit das Eintreffen der göttlichen Zusage verzeichnet. Ganz genaue Zeitangaben bei Weissagungen finden sich nur in bestimmten, dem Unglauben Trotz bietenden Drohungen, vgl. z. B. die 70 Jahre der Gefangenschaft in Babel! Schwieriger wird die Frage, wenn man die beiden letzten Stellen heranzieht. 1. steht die Aufzählung der vier Geschlechter (2. Mose 6,16-20) zwar in Übereinstimmung mit der Verheißung in 1. Mose 15 (ein damaliges Menschengeschlecht zählte 100 Jahre), weicht aber ab, wenn wir 2. die Lebensdauer der vier Stammesväter zusammenzählen: 137 Jahre Levis, 133 Kehaths, 137 Amrams und die 80 des Moses beim Auszuge aus Ägypten bringen die Zahl von 430 Jahren, wenn die Jahre vom Alter Levis bei der Einwanderung und die des Kehath bei der Geburt Amrams abgerechnet werden, nicht auf. Diese Schwierigkeit ist jedoch leicht zu beheben, wenn man annehmen darf, daß von Amram, dem Sohne Kehaths, bis auf Amram, den Vater des Moses, einige Glieder übergangen sind. Es kommt eben hauptsächlich auf diejenigen Glieder des Geschlechts Levi an, die in der Vorgeschichte Moses und Aarons von Bedeutung waren. (So ist es in Esra 7,3 verglichen mit 1. Chron. 6,50-53.) 3.

Gal. 3,16.17 wird die Zeitdauer von der Abraham gegebenen Verheißung bis auf das Gesetz mit 430 Jahren angegeben. Wollen wir dem Wortlaut des hebräischen Teiles gerecht werden, so müssen wir zugeben, daß der Apostel, dem es hier nicht auf die Summe der Jahre, sondern auf die Wichtigkeit der Verheißung vor der Gesetzgebung ankommt, die Jahresangaben des hebräischen Textes von 1. Mose 15 verläßt und die in der griechischen Bibelübersetzung (der „Septuaginta“) von 2. Mose 12 sowie bei den Juden damals verbreitete Ansicht nur als Berührungspunkt für seine Beweisführung erwähnt. Übrigens bleibt auch die Vermutung nahe, ob nicht der Apostel die dem Abraham gegebene Verheißung auf den Zeitpunkt verlegt, da ihr letzter Träger (Jakob) mit seiner Familie in die Fremdlingschaft nach Ägypten zieht. Dann würde allerdings die Schwierigkeit, die durch die Abweichung der Galaterstelle vom hebräischen Text entsteht, gänzlich gehoben sein.

Judenchrist N. R......ky.

Anmerkung des Herausgebers

Einige glauben unterscheiden zu können zwischen der Zeit des Wohnens der Israeliten in Ägypten und der ihrer Bedrückung daselbst (400 Jahre). - Aus vorstehenden verschiedenen Antworten ergeben sich keineswegs Zweifel an der Genauigkeit der biblischen Zahlenangaben, sie zeigen nur, wie unvollkommen unser Verständnis für dieselben ist und wie vieler Forschung es noch auch auf diesem Gebiete bedarf. - Übrigens bitten wir, man möge im Anschluß an 1. Mose 15,13 nicht, wie nahe liegend es auch scheinen mag, annehmen, daß Gott gelegentlich wie wir Menschen, in „runden“ Zahlen rede, man glaube vielmehr, daß Seine Zahlenangaben stets Seinen Gedanken entsprechen!

Frage 21

Wie ist es zu verstehen, daß Paulus sagt: „ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“ (Phil. 3,11), da er doch seiner Auferstehung gewiß war?

Antwort A

Es ist vor allem zu beachten, daß es sich um Auferstehung aus den Toten handelt, nicht um die Verwandlung der Lebenden und nicht um die Entrückung; denn daß einst sein „Leib der Niedrigkeit umgestaltet“ werden würde „zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit“ (Phil. 3,21) und er mit all den auferweckten und verwandelten Gläubigen entrückt werden würde, war nie eine Frage für den Apostel Paulus (s. 1. Kor. 15,51.52; 2. Kor. 5,1; Phil. 3,20.21; 1. Thess. 4,13-17). Aber eine Frage war es für ihn, ob er an der Auferstehung aus den Toten teilhaben würde, weil diese das Entschlafensein voraussetzt. Und doch bestand für ihn ebenso wie für uns jetzt und für alle Gläubigen vor uns die Möglichkeit, das Kommen des HErrn noch in diesem Leibe zu erleben und so verwandelt zu werden, ohne erst durch den Tod zu gehen. Letzteres ist ja unsere Hoffnung, wie in 2. Kor. 5.4 der Apostel schreibt. Aber für den Apostel gab es etwas noch Kostbareres als „überkleidet“ zu werden: Christus Selbst, dessen unaussprechliche Kostbarkeit und Herrlichkeit für ihn wir aus den Versen 7-10 herauslesen. Er stand vor seinem Glaubensauge und erfüllte sein ganzes Herz, und für ihn gab es nichts Wünschenswerteres, als seinem geliebten Heilande und HErrn in allem „gleichgestaltet“ zu werden und daher auch durch Leiden und Tod zu gehen und einst teilzunehmen an der Auferstehung aus den Toten. Er war ja schon so gewohnt zu leiden, auch der Tod hatte keinerlei Schrecken für ihn, sondern für ihn war „Sterben Gewinn“, und er hatte „Lust abzuscheiden“ (Kap. 1,21.23), und ihm lag

sondern für ihn war „Sterben Gewinn“, und er hatte „Lust abzuscheiden“ (Kap. 1,21.23), und ihm lag so sehr daran, auch auf demselben Wege in die Herrlichkeit einzugehen wie sein HErr: durch Auferstehung aus den Toten. Diese mochte er nicht missen, zu dieser wollte er „hingelangen“, auf welche Weise - d. h. durch welche Art des Todes als einzigen Weg zur Erreichung des Zieles - es auch sein mochte: ob durch Schwert oder Kreuz oder Rachen wilder Tiere oder sonst wie - zu allem war er bereit, wenn er nur in jenem wunderbaren Augenblicke des Erscheinens des HErrn für die Seinen „zur Seligkeit“ (Hebr. 9,28) mit zu den „durch Jesum Entschlafenen“, den „Toten in Christo“ (1. Thess. 4,14.16) gehörte, die dann auferweckt werden aus den Toten, gleichwie einst Christus aus den Toten auferweckt worden ist, „der Erstling der Entschlafenen“ (1. Kor. 15,20). -

Welche Liebe zum HErrn und Hingabe an Ihn sehen wir hier! Habe ich und hast du, lieber Bruder und liebe Schwester, ein solches Herz für unseren Heiland und HErrn?

Th. K.

Antwort B

Vielleicht hilft es uns zum Verständnis, wenn wir den vorhergehenden Vers 10 beachten.

Der Apostel Paulus hatte wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu alles für Dreck geachtet. Einerseits suchte er Ihn zu erkennen, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt (Kol. 2,9). Dann wünschte er aber auch, die Kraft Seiner Aufersehung zu kennen, diese Kraft, die auch in bezug auf die Glaubenden überschwenglich groß ist (Eph. 1,19.20).

Bei dieser Erkenntnis blieb er aber nicht stehen. Sie wirkte als Folge nun andererseits das praktische Leben der Gemeinschaft Seiner Leiden aus. Er war sich bewußt, bei treuer Nachfolge Seinem Tode gleichgestaltet zu werden. Seiner Auferstehung gewiß, richtete er seinen Blick auf das Ziel. Christus war durch Tod und Auferstehung zur Herrlichkeit gegangen. Auch er hatte das Verlangen, ob er auf irgend eine Weise (Ps. 68,20) hingelangen möchte zur Auferstehung aus den Toten. Im Leben, Sterben und Auferstehen wünschte er ein Nachfolger des HErrn zu sein.

Nicht, daß er ein Märtyrer auf jeden Fall werden wollte. Er sagt nicht, daß er dahingelangen wolle, sondern „ob“ usw. Er wollte den Weg des Gehorsams gehen, wie sein HErr den Gehorsamsweg ging bis zum Tode am Kreuze (Phil. 2,8); ob er auch auf irgend eine Weise
hingelangen möchte zur Auferstehung aus den Toten. Und so sagt er: „Seid meine Nachahmer“ (Vers 17); Nachahmer auf diesem Wege, welcher der Ausgang auch sein mochte, ob Leben oder Tod.

E. H.

Antwort C

1. Der Apostel Paulus ist sich seiner Auferstehung aus den Toten gewiß. Schriftstellen wie: Phil. 3,21 ; Eph. 1,14; 4,30; Röm. 8,23; 2. Kor. 5,5 beweisen dies.

2. Diese Stelle kann nicht bildlich verstanden werden. Die Schrift spricht anders, wenn sie unser Einssein mit Christi Tod und Auferstehung meint. (Vergl. Joh. 5,24; Röm. 6,4.8; Eph. 2,5.6; Kol. 2,12.13.)

3. Sie kann demnach nur wörtlich zu verstehen sein. In dem Briefe an die Philipper wird die

3. Sie kann demnach nur wörtlich zu verstehen sein. In dem Briefe an die Philipper wird die christliche Bewährung an der Person des Paulus gezeigt. Naturgemäß ist die Auferstehung das Endziel, was aber in Christo für jeden Gläubigen sicher ist, da der HErr aus den Toten auferweckt ist. Hier aber handelt es sich durchaus um praktisches Leben. Darum spricht Paulus beständig davon, was ihm Christus in allen Umständen des Lebens ist. Auch war keiner so geeignet, uns dies in seinen Leben zu zeigen, wie Paulus. Darum spricht er sehr oft von sich, aber in einer vorbildlichen Weise. Kapitel 1 spricht er davon, daß Christus sein Leben ist, ohne Christus hätte sein Leben hienieden überhaupt keinen Wert gehabt. Kapitel 2 ist der HErr das Vorbild. Kapitel 3 sein Ziel. Kapitel 4 seine Kraft. Christus war für ihn alles.

Weil nun Christus für ihn alles war, ist er glücklich, denselben Weg zu gehen, den sein HErr gegangen war. Er hielt es für eine Ehre, dort gefunden zu werden, wo Christus einst war. Die Person des HErrn stand beständig vor seiner Seele, er sehnte sich danach, bei Ihm zu sein. (Phil. 1,21.)

„Ob auf irgend eine Weise“ bedeutet einfach, daß es ihm gleich war, welches Todes er sterben werde. Die Art des Sterbens war für ihn nebensächlich, da es der Weg zum HErrn war und zur Auferstehung aus den Toten. Wie kostbar und lehrreich für uns! Ist uns Christus so groß und herrlich geworden, daß wir ebenfalls bereit sind, den Weg zu gehen, wie uns Paulus ihn hier zeigt?

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen umfassenden Ausführungen, die wir durchaus unterschreiben, ist nichts wesentliches mehr hinzuzufügen. Wir möchten nur noch darauf hinweisen, daß das in Vers 11 gebrauchte Wort in wörtlicher Übersetzung des Urtextes „Ausauferstehung“ lautet, während Vers 10 „Auferstehung“ steht. Die Kraft Seiner Auferstehung befähigt Paulus und uns, zur Ausauferstehung zu gelangen. Diese Ausauferstehung ist die „erste Auferstehung“, nämlich die zur Herrlichkeit, von der wir Off. 20,5-6 lesen. Es ist höchst wichtig für Kinder Gottes, die verschiedenen Auferstehungen in der Schrift zu unterscheiden! Zu dieser Ausauferstehung wünschte Paulus zu gelangen. Hierbei ist noch zu beachten, daß dieses Verlangen uns in dem Philipperbrief berichtet ist, einem ziemlich spät geschriebenen Briefe, der besonders schildert, was Christus dem Apostel geworden war, während 2. Kor. 5,1ff., einer zu früherer Zeit geschriebenen Stelle zufolge, Paulus eher den Wunsch hat, „überkleidet zu werden“ (ohne Tod!). Es sind keine Widersprüche, sondern beide Stellen lassen, sich einander ergänzend, uns tiefe Blicke tun in das Herz eines Mannes, der sich über alles sehnte nach seinem HErrn.

Gruß an den Leser:

Wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ 2. Kor. 5,17.

Vorbemerkungen:

Wir empfehlen die letzten beiden Umschlagseitender freundlichen Beachtung seitens aller Leser des Blattes; ebenso ist die Adressenveränderung des Herausgebers zu berücksichtigen!

Ferner verweisen wir auf die Vorbemerkungen von Heft 5, Absatz 3, sowie auf die von Heft 3/4, Absatz 2; beide haben fortdauernde Gültigkeit.

Was auf der zweiten Umschlagseite über Manuskripte gesagt ist, ist stets zu beachten! Übrigens gelten Manuskripteals „Geschäftspapiere“, sind also wie solche, nicht wie „Drucksachen“ zu frankieren!

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Was ist weissagen im vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor. 14,3.24.25)?

b) Werden wir nach 1. Tim. 6,15.16 Gott nie sehen?

c) Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“? Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem Geist getauft? (Matth. 3,11; Apg. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)

d) Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)

e) Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

f) Was ist die Macht, und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

g) Worin ist nach Joh. 14,28 „der Vater größer als der Sohn“, und wie verhält sich diese Stelle zu Stellen wie Joh. 14,9 („Wer Mich siehet, siehet den Vater ...“) oder Joh. 10,30?

h) Von wem spricht der Prophet Jesaja in Kap. 42,19: „Wer ist so blind, als nur mein Knecht usw.“?

i) Wie ist die rechte biblische Stellung des Gotteskindes zum Blutgenuß (z. B. in Form von Blutwurst)? Vgl. Apg. 15,20.

k) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“) u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schrift?

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 22

Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn ...“?

Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn ...“?

Antwort A

Zweifellos handelt es sich hier zunächst nicht um großen oder kleinen Glauben, sondern um die rechte Art des Glaubens. Ausschlaggebend ist die Qualität desselben.

Das Senfkorn ist klein, aber trotzdem kommt es zu einer Entwicklung, die ins Auge fällt; das kleine Senfkorn hat eben in sich Leben. So auch der Glaube rechter Art; er hat in sich Leben, er rechnet mit Gott, er findet deshalb Antwort und Erhörung; die Entwicklung bleibt nicht aus, sie fällt als solche ins Auge.

Martha wird in Joh. 11,26 nach ihrem Glauben gefragt; sie hat Glauben, aber keinen Senfkornglauben, keinen Glauben, mit dem sie jetzt für den Augenblick mit dem HErrn rechnet. Ihr Glaube war so groß - daß sie mit demselben hinausschweift auf den letzten Tag (V. 24), und wiederum war ihr Glaube so klein, daß sie, das Unangenehme ihrer Situation erkennend, dem HErrn ausweichend zu der Maria läuft, von der sie weiß, daß sie befähigt ist, auf des HErrn Frage Antwort zu geben.

Der Senfkornglaube, der Glaube rechter Art, hätte jetzt im kritischen Augenblicke mit dem HErrn gerechnet, Antwort Erwartet und erhalten.

Wie ganz anders sah es bei dem Hauptmann von Kapernaum aus in Luk. 7. In V. 7 finden wir seinerseits ein demütiges, aber bestimmtes, unbedingtes Rechnen mit dem HErrn, und zwar im gegenwärtigen Augenblick. Sein Glaube war rechter Art, Senfkornglaube. Er wurde darum auch nicht zuschanden.

W. W.

Antwort B

Die Jünger baten um die Vermehrung des Glaubens. In der Antwort zeigt ihnen der HErr, daß es sich nicht um ein Maß des Glaubens, sondern um die praktische Ausübung des Glaubens handle, und die Erfüllung ihrer Bitte damit zusammenhänge. Der Glaube, lebendig und wachsend wie ein Senfkorn, kann große Taten tun. Der Glaube verbindet alles mit Gott, und da sind alle Dinge möglich dem, der da glaubt. Der HErr zeigt ihnen das Bild des Knechtes (V. 7-10). Die praktische Ausübung des Glaubens muß in der Knechtes-Abhängigkeit sein. Ihre Arbeit richtet sich nach dem Auftrage des HErrn - und ihr Dienst erstreckt sich so lange, bis alle Aufträge ausgeführt sind, und zwar in dem Geiste der Selbstverleugnung: „Wir sind unnütze Knechte.“

Wie gesagt, sie baten um Vermehrung des Glaubens. Der HErr zeigt ihnen, auf diesem Wege der Treue würde es geschehen, d. h. wenn sie als Knechte, unter Aufgabe der eigenen Bequemlichkeit, im Glaubens-Gehorsam wandelten. Sind wir nicht bereit, Glaubens- und Gehorsamswege zu gehen, so laßt uns nicht denken, daß uns die Vermehrung des Glaubens einfach auf unser Gebet hin zufällt. So wie das Senfkorn sich nur unter gegebenen Wachstumsbedingungen (in der Erde unter Regen und Sonnenschein) entfaltet, so wächst auch der Glaube nur unter den Wachstumsbedingungen (2. Thess. 1,3.4). Solche Bitte muß mit dem Knechteswandel im Glauben verbunden sein.

v. d. K.

 

 

Anmerkung des Herausgebers

Jesus weist hin auf die Kraft auch des kleinsten Glaubens, wenn er nur wirklich da ist („wenn ihr habt“). Zum Verständnis ist Matth. 13,32 heranzuziehen. Dies Wort sagt uns, daß der Same des Senfes kleiner ist als der aller Gartengewächse, daß aber die Senfstaude größer ist als alle Gartenpflanzen. (Die im Orient gebaute Senfstaude erreicht eine Höhe von 3-4 Metern und gleicht einem Baum.) Jesus sagt uns hiermit nicht, daß der Senfsame das kleinste von allen Samenkörnern sei, sondern daß er im Verhältnis zur Größe des daraus Hervorwachsenden kleiner ist als alle Samen. Solch einen Glauben sollten Seine Jünger haben. Ein solcher Glaube ist ja nur aus Gott, und darum eine Gotteskraft, die im entscheidenden Augenblick unverhältnismäßig Großes vollbringt (weil eben Gott auf den Glauben, auch den geringsten, wenn er nur wahr ist, also wenn er nur wirkliches Vertrauen zu Gott enthält, Antwortet). Der Nachsatz: „so würdet ...“ enthält etwas für die rein natürlich-menschliche Erfahrung ganz Unmögliches: der Feigenbaum soll in einen für sein Wachstum ungeeigneten Boden augenblicklich verpflanzt werden. Dies ist ein Bild für den wahren, gottgewirkten Glauben: nichts ist ihm unmöglich! „Habt Glauben an Gott“! (Mark. 11,22).

Frage 23

Welchen Sinn haben die Worte Luk. 22,36: „... verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert“?

Antwort A

Der HErr offenbart Seinen Jüngern, daß Seine Verwerfung und Sein Hingang ihre Lage gänzlich verändern würde. Seine Liebe hatte jeden Mangel von ihnen ferngehalten (V. 35). Obgleich diese Liebe nicht aufhörte, sollten sie jetzt an Seiner Verwerfung teilnehmen. In der gewohnten bildlichen Sprache bereitet Er sie auf die Feindschaft der Welt vor. Was sie hatten, sollten sie bei sich haben, und gewappnet sollten sie gehen. Sie sollten sich bewußt sein, daß ein Feind da war, der sie berauben und angreifen würde. Darin liegen auch tiefe Unterweisungen für uns heute. Nicht verstehend, was der HErr sagte, brauchte Petrus sein Schwert. Aber „die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich“, und unser Besitz ist himmlisch. Vgl. 2. Kor. 10,4; Eph. 1,3; 6,17.

v. d. K. Unter Benutzung von G.'s „N. B.“.

Anmerkung des Herausgebers

Den Jüngern, für die es unfaßlich war, was Jesu Weggang für sie bedeute, war dies Wort damals natürlich dunkel, hatte doch Jesus stets für sie gesorgt. Er sagte ihnen, daß Er unter die Gesetzlosen gerechnet werden müßte (nach der Schrift) und daß sie allein bleiben würden (V. 37 Schluß kann man recht gut auch übersetzen mit: „Denn auch das Ummichsein hat ein Ende“); darum müßten sie in Zukunft gewissermaßen für sich selbst sorgen, und der, der noch kein Schwert habe, solle lieber die notwendigsten Bedürfnisse („Kleid“) gegen ein solches eintauschen. Natürlich ist das Ganze bildliche Rede, denn als Petrus zeigt, wie wörtlich er Jesu Worte verstanden, bricht der HErr mit kurzem Wort das Gespräch ab. - Wenn man nun die Bildersprache übersetzen will, so ersieht man, daß man in dem Schwerte wohl nach Eph. 6,17 Gottes Wort sehen, aber bei der „Börse“ und „Tasche“

keinen ähnlichen Schriftvergleich finden kann. Ohne also denen, die hier einen Hinweis auf das „Schwert des Geistes“ sehen, diese Ansicht nehmen zu wollen, glauben wir, daß in dieser Stelle Jesus nur im allgemeinen die Seinen zur Vorsicht, Besonnenheit und Wachsamkeit oder zum Gerüstetsein auffordert, da sie bald einem listigen Feinde gegenüberstehen würden. (Vgl. den Zusammenhang mit Petrus' Verleugnung.)

Frage 24

Wie weit erstreckt sich fürs praktische Leben das Wort Jak. 1,27: „Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im allgemeinen Menschen gemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?

Antwort A

Man kann wohl unbedenklich auf den letzten Teil der Frage mit „Ja“ Antworten. „Waisen“ und „Witwen“ ist ja an sich schon der Ausdruck von Schwachheit und Hilflosigkeit, und „in ihrer Drangsal“ spricht außerdem noch von Not und Leiden. Menschen in solchem Zustande und solcher Lage sind gemeint, und zwar nicht etwa nur Bekehrte, obwohl Gottes Wort letztere uns in erster Linie ans Herz legt (Gal. 6,10). Solche sollen wir besuchen, um ihnen Trost und Hilfe in Rat und Tat - nicht nur in Worten - zu bringen (1. Joh. 3,18). Siehe noch Ps. 41,1 und Spr. 14,21. - Tun wir es?

Th. K.

Antwort B

Waisen und Witwen sind sicherlich Menschen, die irdischer Stützen beraubt sind und denen deshalb innere und äußere Hilfe besonders wohl tun wird.

In Gal. 6,9 werden die Gläubigen ermahnt, im Gutestun nicht müde zu werden, und im Anschluß hieran (V. 10) wird ermuntert, die Gelegenheit benutzend, das Gute zu wirken gegen alle, am meisten aber gegen die „Hausgenossen des Glaubens“.

Waisen und Witwen als solche im allgemeinen bieten eine Gelegenheit, Gutes zu wirken, und wenn solche „Hausgenossen des Glaubens“ sind, zeigt uns das Wort eine ganz besondere Gelegenheit.

W.W.

Anmerkung des Herausgebers

Wir wollen nicht bezweifeln, daß man dies Wort in weiterem Sinne als dem im Wortlaut angegebenen fassen kann. Aber der Heilige Geist, der auch dies Wort inspirierte, hat doch damit etwas sagen wollen, daß Er gerade diese beiden Klassen von Hilfsbedürftigen anführt. Wir dürfen nicht vergessen, daß diese Epistel an Judenchristen gerichtet ist, die noch in der Synagoge waren, daß also der Brief in eine sehr frühe Zeit fällt, wo die gesetzlichen Vorschriften des Alten Bundes noch in voller Beobachtung waren. Nun war im Alten Testament viel über die Waisen- und Witwenversorgung gesagt (vgl. u. a. 2. Mose 22,22ff.), aber aus manchen Stellen der Evangelien sehen wir, wie leicht man sich darüber hinwegsetzte, was Gottes Wille für diese Armen war (vgl. z. B. Markus 12,40 und

Luk. 18,1ff.). Wenn daher Jakobus, der den Auftrag hatte, zu zeigen, wie die Wahrhaftigkeit des Bekenntnisses als Christ sich nur durch das praktische Leben beweise, darauf dringt, die Waisen und Witwen zu besuchen, so stellt er damit Gottes besonderen Willen in den Vordergrund; einen Willen, der sich mit denen beschäftigt, denen am allerwenigsten Hilfsquellen zur Verfügung stehen. Sein Wort steht im engsten Zusammenhang mit Apg. 6,1ff. Der Dienst an Witwen und Waisen erfordert eine Uneigennützigkeit und Selbstverleugnung, wie kaum ein anderer. Beide sind in der beklagenswertesten Lage: den Waisen fehlen die Eltern, und zu Kindern gehören Eltern! den Witwen fehlt der Ernährer, das Haupt - und dieses gehört zum Weibe, damit sie die göttlich gewollte Einheit bilden! Diese beiden Menschenklassen besuchen heißt Gewaltiges unternehmen: ihnen in etwas das Fehlende ersetzen! Welch eine hohe, erhabene Aufgabe, aber auch welche VerAntwortung! Das ist nichts Gleichgültiges, und solche Besuche sind auch nicht den sonstigen Hausbesuchen an die Seite zu stellen. Durch sie wird der alte, stets gültige Wille Gottes mit diesen Menschenklassen erfüllt! „In ihrer Drangsal“ - wie spricht das zu unserem Herzen, und doch versteht’s nur der, der es erfahren! - Dieser Dienst war in der ersten Gemeinde in Gefahr, vernachlässigt zu werden, wie auch die gesetzestreuen Juden zu Jesu Zeit diese Armen leicht vernachlässigten. Man hatte jetzt Größeres in der Gemeinde Jesu, da konnte man über dem Bekenntnis die Praxis vergessen, die allein Wert hat: die Praxis des Glaubens, der in der Liebe tätig ist! - Laßt uns nicht in diesen Fehler fallen! Laßt uns in gottgefälliger Weise Gottesdienst tun, einen „Gottesdienst, der rein (uneigennützig, liebevoll, aus reinen Beweggründen) ist vor Gott und dem Vater“!

In der Schrift ist alles in Beziehung zueinander, und so sind auch die in den viel später verfaßten Briefen des Paulus an Timotheus und Titus geschriebenen Worte über Witwen wohl zu beachten und bei unserer Stelle in Betracht zu ziehen, z. B. 1. Tim. 5,3-16!

Frage 25

Röm. 7,25. „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?

Antwort A

Voraussetzung für das Verständnis des angeführten Verses ist natürlich das Verständnis des im betreffenden Kapitel vorher Gesagten. Besonders hinweisen möchte ich auf die Verse 5, 6, 18, 22, 23.

In der Frage ist von einem Doppeldienst die Rede. Damit soll doch nicht gesagt sein, daß das in Vers 25 bezeichnete verschiedene Dienen zu gleicher Zeit ausgeübt werde? Denn das ist in dem erwähnten Verse auch gar nicht gesagt und überdies - nach meiner Überzeugung - auch überhaupt nicht möglich. Ich kann zu einer Zeit nur das eine oder das andere tun - entweder Gottes Gesetz dienen oder der Sünde Gesetz, nicht beides auf einmal. Es kommt eben darauf an, womit ich diene: diene ich mit dem Sinne, so diene ich Gottes Gesetz, diene ich aber mit dem Fleische, so diene ich der Sünde Gesetz. Hierzu bitte ich Gal. 5,16.17.24 zu lesen.

Th. K.

Antwort B

In diesem Verse wie auch in Vers 22.23 finden wir zwei sich einander entgegenstehende Gesetze, Naturgesetze, Naturnotwendigkeiten.

Das göttliche Leben in dem Gläubigen begehrt nach Heiligkeit im täglichen Leben, nach einem Wandel im Geiste, welcher der göttlichen Natur entspricht. - Fleisch und Geist sind einander entgegensetzt, und solange wir hienieden pilgern, wird der Geist wider das Fleisch und das Fleisch wider den Geist gelüsten. Aber wir haben die Zusicherung, daß, wenn wir im Geiste wandeln, wir die Lust des Fleisches nicht vollbringen werden (Gal. 5,16-18). In dem Gläubigen muß das Fleisch dem Geiste unterworfen sein, damit wir das nicht tun, was wir wollen.

Wohl müssen wir die niederdrückende Erfahrung machen, daß ebensowenig, wie wir aus eigener Kraft uns erretten können, wir auch ebensowenig aus eigener Kraft im Geiste wandeln können. Sobald der Gläubige seine eigene Kraftlosigkeit erkannt hat, wird er sich und sein Vertrauen auf Fleisch aufgeben, und dann erst macht er die Erfahrung, daß seine Kraft in einem anderen ist, an den geklammert und mit dem verbunden er den Sieg hat; aber nicht durch Christi und eigene Kraft, sondern nur durch Christi Kraft, die in dem Schwachen wirkt! B. B.

Antwort C

Das ganze 7. Kapitel des Römerbriefes handelt vom Gesetz, und „zu denen redend, die Gesetz kennen“ (V. 1), d. i. den Judenchristen unter den Gläubigen zu Rom (beachte Apg. 28,17-24; Röm. 2,17), beschreibt Paulus aus der Tiefe seiner eigenen, als Pharisäer gemachten Erfahrung heraus deren vormaligen Seelenzustand unter der Herrschaft des Gesetzes zu der Zeit, „als sie im Fleische waren“ (V. 5). Von diesen also, die unter dem jüdischen Gesetze und nach dem Fleische lebten, gilt das in Vers 25 gesagte, aber nicht von Gotteskindern, die nach dem Geiste wandeln (8,4) und so nicht unter Gesetz (Gal. 5,18), sondern dem Gesetz gestorben, von demselben losgemacht sind, so daß sie dienen in dem Neuen des Geistes und nicht in dem Alten des Buchstabens (V. 6). Sie sind auch nach Röm. 8,2 durch das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu frei gemacht von dem in unserem Vers 25 genannten Gesetz der Sünde. Angesichts dieser klaren, unzweideutigen Schriftstellen kann auch daraus, daß Vers 22 von einem „inneren“ Menschen spricht, der „Wohlgefallen hat an Gottes Gesetz“, nicht gefolgert werden, daß mit dem Doppeldienst von Vers 25 wohl doch die Stellung eines Gotteskindes bezeichnet sei; denn unter diesem „inneren“

Menschen ist nicht der „Christus in uns“ oder die „neue Kreatur“ zu verstehen, sondern ganz allgemein der Geist des Menschen im Gegensatz zum Fleisch im Sinne von Matth. 26,41, wo der HErr zu Seinen Jüngern sagt: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach“. Aber der „innere“ Mensch ist machtlos gegenüber dem „Gesetz der Sünde in unseren Gliedern“, und so ist der ganze seelische Organismus ein „Leib des Todes“ (V. 24), „tot in Vergehungen und Sünden“ (Eph. 2,1). Gotteskinder aber werden durch Gottes Geist mit Kraft gestärkt an dem „inneren“ Menschen (Eph. 3,16) und vermögen so „die Handlungen des Leibes zutöten“ (Röm. 8,13). - Die Worte: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn“, obwohl der Satzeinteilung nach zu Röm. 7,25 gehörig, greifen über auf die drei Eingangsverse des 8. Kapitels und folgen auf den Notschrei von 7,24 als der unmittelbare Ausbruch des tiefsten Dankgefühls angesichts der durch Christum vollbrachten

Erlösung, durch die erfüllt ist, was der HErr Selbst nach Joh. 8,36 gesagt hat: „Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.“

M. Fr.

Antwort D

In Röm. 7 und 8 finden wir zwei Abschnitte im Christenleben Pauli. Den vergangenen in Röm. 7,14-24 und den gegenwärtigen in Röm. 8,2. Der vergangene schließt mit der Gefangenschaft (Knechtschaft) unter dem Gesetz der Sünde in seinen Gliedern, der gegenwärtige beginnt mit: „... hat mich freigemacht“ und dem „in Christo sein“.

Jedes aufrichtige Kind Gottes durchlebt in seiner Seele mehr oder weniger, was in Röm. 7 gesagt ist. Dieser Kampf mit dem Fleische ist so schmerzlich, daß er ausruft: „Ich elender Mensch“ - ein Ausruf, den ihm seine vielen Leiden und Verfolgungen nicht abringen konnten. Er sieht sich in Gefangenschaft unter dem Gesetz der Sünde und des Todes und schreit nach Rettung vom Leib des Todes. Es ist der Augenblick, wo die Seele in der eigenen Erfahrung das längst ausgesprochene Todesurteil Gottes über das Fleisch für sich selbst unterzeichnet. Dies ist ein bedeutsamer Tag in der Geschichte jedes Gläubigen. Man ist zu Ende gekommen mit dem Fleische und seiner Gesinnung (auch der „guten“), die dem Gesetz Gottes nicht untertan zu sein „vermag“ (Röm. 8,7). (Das Fleisch in Röm. 7 und 8 ist die gefallene Adamsnatur mit ihrem Willen, ihren Gedanken, Gefühlen und Vorsätzen, auch guten.) Wie lange dauert es oft, bis wir dahin gelangen, fertig mit uns zu sein, uns nicht mehr mit dem Menschen zu beschäftigen, mit dem Gott Sich nicht mehr beschäftigt - den Er endgültig am Kreuze in den Tod gegeben hat.

Woher kommt Paulus die Rettung? Sie kann nur durch den Tod geschehen, aber wie? „Durch Jesum Christum ...“, Vers 24. Sein Tod ist nicht nur die Sühnung meiner Sünden, sondern auch zugleich das Ende für mich als Menschen im Fleische. Ich selbst bin mitgestorben. An dem Manne Paulus im Fleische wurde am Kreuze gerichtlich das Todesurteil vollzogen, er hat dort vor Gott für immer sein Ende gefunden. „Ich bin mit Christo gekreuzigt“ (Gal. 2,20). Dies muß zur Wahrheit in der Seele jedes Gläubigen werden. Die Rettung vom Leibe des Todes ist: Er starb, und ich mit Ihm.

Was geschieht nun? Die Herrschaft wechselt! Nicht mehr herrscht das Fleisch. Es ist zwar noch da, aber der Geist übernimmt das Regiment. Eine andere Macht ist da, unter der ich stehe: „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu (nicht in mir) hat mich freigemacht“ (Röm. 8,2).

Es ist durchaus nicht an einen Doppeldienst bei Paulus zu denken (wie es in der Frage heißt). Paulus stellt noch einmal am Schluß von Röm. 7 die beiden Prinzipien fest. Das Fleisch (die gefallene Natur) ist da und bleibt in uns, solange wir hier sind, aber es ist verurteilt. Wird ihr aber Raum gegeben, so kann die Folge nur ein Dienst des Todes sein. Möchten wir täglich, stündlich in unserem Herzen die Wahrheit tragen: „Nicht mehr lebe ich“.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist gut, daß in dieser Stelle nicht ein „Doppeldienst“ gefunden wird, sondern daß sie gleichsam ein

„Entweder - Oder“ enthält. Das traurige „Entweder“ ist beschrieben in Röm. 7, das herrliche „Oder“ in Röm. 8. Gal. 5,17 spricht auch von dem traurigen Zustand eines Kindes Gottes, das noch nicht zur Freiheit gekommen ist (d. i. nicht sogen. Sündlosigkeit) und noch mit dem am Kreuze zunichte gemachten Fleische rechnet. Aber Röm. 8 wie Gal. 5,22-25 reden von einer praktischen Freiheit, die eine Tatsache ist, eine Wirklichkeit. Es ist eine Kraft da (durch den Geist), die aber nicht durch Lehre empfangen wird, auch nicht durch ein „Du mußt!“, sondern durch den Wandel im Glauben; die Kraft kommt, wenn wir den Pfad des Glaubens gehen (vgl. Matth. 14,28-32).

Wir, die wir das Evangelium verkünden, sollten diese herrliche Tatsache mehr betonen, aber auch beweisen, daß wir selbst sie fortgesetzt erfahren! Der HErr gebe uns Gnade dazu!

Frage 26

Was ist zu verstehen unter Joh. 20,23: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben usw.?“

Antwort A

Die Worte des HErrn haben auf keinen Fall etwas zu tun mit dem Papst, auch nichts mit der Ohrenbeichte.

Es hat Gott wohlgefallen, die herrliche Botschaft des Evangeliums nicht Engeln aufzutragen, sondern Menschen sollen es verkündigen, und zwar solche, die versetzt sind in das Reich des Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1,13). Der Diener Christi darf, gebunden an das Evangelium, an die Zusicherungen des Wortes, die Vergebung der Sünden verkündigen (2. Kor. 5,20.21).

Wer nun diese Botschaft annimmt, hat damit Vergebung oder Erlaß seiner Sünde. Wer dagegen diese Botschaft nicht annimmt, behält damit seine Sünde. Der Diener Christi wird auch das letztere zum Ausdruck bringen müssen, und der Ausdruck auch dieser schrecklichen Botschaft wird zur Wahrheit bezw. zur Tatsache bei den Ungläubigen (vgl. Joh. 3,36).

Des weiteren redet 1. Kor. 5,13 davon, daß der Böse hinausgetan werden soll: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“, und 2. Kor. 2,6-10 von der Wiederaufnahme eines solchen: „Wem ihr aber etwas vergebet, dem vergebe auch ich“ usw. - Dieser Ausschluß und diese Aufnahme in Gebundenheit an das Wort und unter der Leitung des Geistes sind vor dem HErrn gültig (vgl. hierzu auch 2. Thess. 3,6; Titus 3,10.11 und 1. Tim. 1,20).

W. W.

Antwort B

Diese Stelle wird häufig so ausgelegt, als ob sie sich nur auf die Apostel bezöge und keine Beziehung habe zu den Kindern Gottes im allgemeinen. Ist dem so?

1. Vor allen Dingen ist es gut und wichtig, festzustellen, daß es sich in dieser Stelle keineswegs um ewige Vergebung handelt aus dem einfachen Grunde, weil eine solche niemals von irgend einem Menschen, auch nicht von einem Apostel in seiner ihm vom HErrn gegebenen Autorität, anderen

Menschen erteilt werden konnte. Das Wort Gottes sagt uns im Gegenteil, daß nur Gott Sünden vergeben kann. Der Herr Jesus vergab Sünden; dadurch offenbarte Er, daß in Seiner Person Jehovah in Gnade dem Menschen nahe gekommen war. Er war Gott geoffenbart im Fleische. (Vgl. Ps. 103,3 mit Luk. 7,48; Mark. 2,5-10.)

2. Ferner ist wichtig, daß diese Worte nicht an die Jünger in dem Charakter als Apostel gerichtet wurden. Dies geht sehr klar aus dem Evangelium Joh. hervor, denn in demselben werden dieselben niemals Apostel genannt, sondern einfach „Jünger“, die durch Glauben Leben empfangen wie jeder andere Gläubige. Nicht die Vorzüge der Apostel, sondern das gemeinsame Gut aller Glaubenden finden wir hier, nämlich: ewiges Leben.

3. Wir finden Vers 22, daß der HErr, der Auferstandene, in sie hauchte. Er gab ihnen den Heiligen Geist und damit gewissermaßen Auferstehungsleben. Dies haben nicht nur die Apostel, sondern jeder, der mit Ihm, dem Auferstandenen, in Beziehung steht. Wie einst Jehovah dem Adam den Odem des Lebens einhauchte (1. Mose 2,7), so hauchte der HErr in sie, sie wurden die Empfänger des Auferstehungslebens in Ihm. Wir sollten hienieden von diesem Leben, welches Christus ist, gekennzeichnet sein. In diesem Lebensbande sind wir vereinigt.

Leider kann durch Unwachsamkeit selbst ein Kind Gottes tief fallen, d. h. es verleugnet, was es besitzt: die Kraft des Auferstehungslebens in Christo. Daher liegt uns ob, nach dem hier niedergelegten Worte des HErrn uns mit der Sünde auch des Bruders zu beschäftigen. Die Stelle

1. Kor. 5,13 (vgl. 2. Kor. 2,6-11) kann hier wohl herangezogen werden. - Es ist ein sehr ernster Schritt; wir alle sollten sehr wachsam sein im Aufblick zum HErrn, durch Ihn bewahrt zu bleiben vor Sünden, die uns der Vorrechte der Gemeinschaft mit Ihm und den Seinen berauben.

So, glaube ich, ist das „Vergeben“ und „Behalten“ zu verstehen. Es ist keine ewige Vergebung noch ewiges Behalten der Sünden hier in Frage, sondern es bezieht sich auf den irdischen Zustand und trägt daher einen zeitlichen Charakter.

K. O. St.

Antwort C

Es sind 3 Stellen der Heiligen Schrift, die mit dieser Frage Verwandtschaft haben. Die 1. Stelle, in Matth. 16,19, ist bereits in Frage Nr. 14 mit berührt. Sie betrifft nicht die Gemeinde, sondern das Reich der Himmel. Es ist dort eine ganz persönliche Aufgabe, die allein Petrus angeht; und einen Nachfolger Petri hat der HErr nicht gegeben.

Die 2. Stelle, in Matth. 18,18, betrifft die Gemeinde des HErrn. Diese ist heute noch auf der Erde, und ihr gilt noch, was hier gesagt ist. Es handelt sich hier um Sünde innerhalb der Gemeinde, und wir empfangen Anweisung, wie mit der ungerichteten Sünde Eigenwilliger gehandelt werden soll. Es ist Zucht; - das Binden der Sünde steht im Vordergrund.

In der 3. Stelle, Joh. 20,23, sehen wir in dem Kreis der Jünger auch das Bild der Gemeinde: der HErr ist in der Mitte und der Heilige Geist in ihnen. Die Jünger sind die Gesandten der Gnade Gottes, und Vergeben steht in dem Vordergrund. In Matth. 18,18 kam die Unbußfertigkeit in Frage mit dem Binden, hier der Dienst der Gnade mit dem Vergeben. Ich glaube, zwischen beiden Stellen besteht

eine sehr nahe Beziehung. In beiden handelt es sich um besondere Dinge und spezielle Fälle. Je nachdem, ob es sich um Zucht und Heiligkeit oder um den Dienst der Gnade handelt, die Handlungsweise der Jünger wird damit übereinstimmend sein. Sie empfangen Heiligen Geist, der den Jüngern geistliches Verständnis gibt, dem Namen des HErrn gemäß zu handeln. Der Schwerpunkt in diesen Stellen ist nicht ein Auftrag des HErrn, sondern die Zusage Seiner wirkenden Bestätigung dessen, was sie tun. Beispiele des Vergebens und Nichtvergebens glaube ich zu sehen in Ap. 7,60; 2. Tim. 4,16; 2. Tim. 4,14; 1. Tim. 1,20; 2. Kor. 2,10; auch Jak. 5,15 dürfte eine gewisse Anwendung finden.

In beiden Stellen, Matth. 18 und Joh. 20, ist alles persönlich, einzeln. „Welchen irgend ihr ... vergebet“ ist etwas ebenso Persönliches, Spezielles, wie in Matth. 18: „Was irgend ihr ... bindet“.

Wir dürfen das Vergeben der Sünden nicht verwechseln mit dem Auftrage der Verkündigung der Vergebung der Sünden an alle Nationen. (Luk. 24.) Dieser Auftrag wurde der gleichen Jüngerschar gegeben, während wir in Joh. 20 keinen Auftrag finden, sondern daß der Geist in geistlichem Verständnis ihre Leitung von Fall zu Fall sein würde und sie in bestimmten Fällen auch Sünde behalten mußten. Beispiele der Ausführung des Auftrages von Luk. 24 enthält reichlich die Apostelgeschichte, z. B. 13,38.39; 10,43.

Wir sehen, daß hier nach zwei Seiten hin von Vergebung der Sünden gesprochen wird: einmal in Verbindung mit Menschen, in den Wegen des Waltens Gottes, das andere Mal als das Geschenk der Gnade für alle, die da glauben. Dies ist die Annahme in dem Geliebten. „Ihrer Sünden werde Ich nie mehr gedenken“ (Hebr. 10,17). Diese Vergebung ist so vollkommen vollendet, daß, wenn die Schrift davon spricht, sie sagt, daß es kein Opfer mehr für Sünden gibt und die Geheiligten ein- für allemal vollkommen gemacht sind (Hebr. 10,14). Dieser Vergebung und Annahme von seiten Gottes können wir durch unser Vergeben nichts hinzu- noch abtun, es weder durch unser Vergeben befestigen noch lösen. Diese Vergebung steht in Verbindung mit dem Auftrag der Verkündigung in Luk. 24.

Das Vergeben von unserer Seite aus berührt das Walten Gottes auf der Erde und öffnet den Weg für die Gnade. Vergebung ist oft nötig, um die Zucht abzuwenden und der Hand der Gnade in Gottes Verwaltung bezüglich des Sünders Raum zu machen. Anderseits können auch wir in Verleugnung des Geistes Jesu Christi durch Härte und Nichtvergeben uns selbst unter Zucht bringen. Matth. 18,31-35.

Wenn diese beiden Seiten der Vergebung nicht unterschieden werden, stellen wir die vollkommene Erlösung durch das eine Opfer Christi in Frage.

v. d. K.

 

Anmerkung des Herausgebers

Die vermeintliche Schwierigkeit dieser Stelle beruht unseres Erachtens auf der Nichtbeachtung des Zusammenhanges und des Wortlauts. Es ist schon gesagt, zu wem diese Worte gesprochen werden: zu den Jüngern! Das Wort steht ferner in engster Beziehung zum Geistempfang, gilt daher jedem, in dem der Heilige Geist wohnt und wirkt. Das Wort ist ferner kein Auftrag, sondern es ist eine Aussage betr. des Geistgewirkten Tuns der Jünger, wie es sein würde in der Zukunft. - Sehen wir uns einmal zwei Worte der Jünger an, die vor dem Geistempfang geredet sind: Matth. 18,21! In der Frage liegt, daß es dem Petrus schwer ist, zu vergeben. Dann Luk. 9,54; sie konnten nicht vergeben, sie wollten

ohne Gnade handeln! Und demgegenüber sehen wir Jesus! Er hatte Seine Jünger gelehrt, zu beten „... wie wir vergeben unsern Schuldnern“ (Matth. 6,12); Er verwies ihnen das Zürnen (vergl. Luk. 9,52-55), und Er betete für Seine Feinde am Kreuz (Luk. 23,34). - Er handelte in Gnade, d. h. Er konnte in Gnade handeln. Es gab andere Gelegenheiten, da handelte oder sprach Er nicht in Gnade, (vgl. Matth. 23 und Matth. 11,20-24)! - Und nach Jesu Himmelfahrt? Woher konnte ein Stephanus vergeben? (Apg. 7,60.) Woher Paulus in 2. Timoth. 4,16 u. a. m. Woher aber auch hatte Petrus die geistige Kraft, die Sünde zu behalten in Apg. 5 und Paulus in 2. Tim. 4,14? Nur durch den Geist, durch den Er sie in innere Lebensverbindung mit Sich Selbst gebracht hatte. Wer in dieser Verbindung mit dem HErrn steht, kann denken wie Er und handeln wie Er, wenn auch in Schwachheit. Und Er erkennt an, was die Seinen in Abhängigkeit von Seinem Geist tun. („Denen sind sie vergeben usw.“) Dies ist höchst kostbar und wichtig. Sehen wir uns die praktische Folge an!

In verschiedenen Kapiteln des Alten Testaments haben wir Vorbilder für dieses Vergeben, z. B. 4. Mose 12. Wir sehen, wie Mirjam und Aaron gegen Moses murrten. Die Folge war der Zorn Jehovahs (V. 9), Mirjam ward aussätzig. Nunmehr wird die Sünde bekannt (V. 11), und dann schreit Mose zu Jehovah, und Jehovah hört, und wenn auch Mirjam sieben Tage lang ihre Strafe tragen muß, so ist ihr doch vergeben. Wie kam's zu dieser Vergebung ? Moses betete für sie. Das hätte er nicht gekonnt, wenn er nicht zuvor selbst vergeben hätte. Sein Vergeben hat zur Folge, daß Gott wieder in Gnade handelt mit Mirjam. Dieselben Grundsätze gelten noch heute. Wenn wir vergeben (ob nach vorausgegangenem Sündenbekenntnis des anderen, also einem Kinde Gottes gegenüber - vgl. 1. Joh. 1,9 - oder nicht, also Unbekehrten gegenüber - vgl. Jesu Gebet am Kreuz und Stephanus (Apg. 7), die Folge ist, daß Gott vergeben und wieder in Gnade walten kann. Jesu Gebet am Kreuz, das davon zeugte, daß Er Selbst vergeben hatte, hatte zur Folge, daß Jehovah durch die Predigt der Zwölfe Gnade verkünden ließ. Wir lesen aber nichts davon, daß z. B. Kapernaums Gerichtsandrohung zurückgenommen wurde: Jesus hatte da nicht vergeben - Gott also handelte nicht mehr in Gnade. In Apg. 5 handelt es sich um Gläubige, die ewig errettet waren, aber in zeitlicher Hinsicht wurde ihre Sünde von Petrus behalten, und Gott handelte in Gericht mit ihnen. Ebenso hat Paulus - geleitet vom Geist, gemäß Gottes Gedanken - dem Alexander nicht vergeben (2. Tim. 4,14); und als inspirierter Schreiber spricht er aus, was geschehen wird: der HErr wird ihm vergelten nach seinen (bösen) Werken.

Dies sind sehr ernste Dinge, und es ist ersichtlich, daß das Nichtvergeben größere Kraft (Abhängigkeit vom HErrn, Leben mit Ihm) erfordert als das Vergeben. Jedoch meinen wir nicht etwa das Nichtvergeben auf Grund von Unversöhnlichkeit, das ist ja Sünde! sondern das vom Geist gewirkte Nichtvergeben. Unser Vergeben räumt das Hindernis fort, damit Gott wieder in Gnade waltet, aber unser Nichtvergeben bindet Gott gleichsam die Hand. Welche VerAntwortung liegt auf uns! Und wie ernst, wenn du und ich nicht vergeben, wo Gott vergeben will; wenn wir also Seine Gnade hindern wollen! Wir werden uns unter Zucht bringen! Aber auch wie kostbar, wenn der Geist der Gnade ungehindert in uns wirken kann und wir in Gnade handeln können, z. B. mit dem Bruder, so daß Gott ihn und uns segnen kann!

Wer sind wir, daß der HErr uns so Großes anvertraut hat! Er gebe uns und all den Seinen Gnade, sich zu bewähren in der praktischen Betätigung dieser Stelle!

Gruß an den Leser:

Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.“ Joh. 1,17.

Vorbemerkungen:

Die Vorbemerkungen seit Heft 3/4 behalten im wesentlichen fortdauernde Gültigkeit!

Wir beabsichtigten, diesmal ein Doppelheft herauszugeben; da wir uns aber während der Redaktion im Umzug von Berlin nach Klotzsche befanden, so fehlte die nötige Zeit dazu. So Gott will, nächstes Mal.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

b) Von wem spricht der Prophet Jesaja in Kap. 42,19: „Wer ist so blind, als nur mein Knecht usw.?“

c) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“) u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schrift?

d) Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im Verhältnis zu Kol. 2,16-17?

e) Wie sind die Stellen Matth. 3,5-6.11-12 zu verstehen gegenüber Röm. 6?

f) Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.? (1. Petri 3,18 Schluß bis 20b.)

g) Handelt es sich bei Matth. 27,52-53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (vgl. Joh. 11,43-44)?

h) Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vgl. 1. Kön. 1,50f. und 2,28f.)

i) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?

k) Wie sind die Worte „grüßen mit heiligen Kuß“ zu deuten (vgl. u. a. Röm. 16,16; 1. Kor. 16,20), und wie werden sie im praktischen Leben ausgeführt?

l) Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben haben? (nach Röm. 14,10-12.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man

die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 27

Welches ist die Bedeutung von 1. Mose 4,7? Muß es heißen „Sünde“ oder „Sündopfer“ (Fußnote der Elb. Übers.), und wer ist „sein“ und „ihm“ im zweiten Teil des Verses?

Antwort A

Der Zusammenhang dieses Wortes verbietet, an Sündopfer zu denken, zweifellos handelt es sich um vor der Tür lagernde „Sünde“. Bei „sein“ und „ihn“ ist ein und dasselbe gemeint.

Licht in diese Stelle dürfte die Tatsache bringen, daß unter gewissen Umständen („wenn du nicht wohl tust“) die Sünde nahe und lagernd sich bemerkbar macht. Es ist der Fluch der bösen Tat, daß sie nie allein bleibt, wenn man nicht Buße tut, sondern daß sie mit eiserner Naturnotwendigkeit eine andere Sünde nach sich zieht. Wenn jemand verstimmt ist, dann braucht es nicht großen Anlaß, um ihn zum Ärger zu bewegen. Die kleinste Geringfügigkeit kann ihn schon „aus dem Häuschen bringen“. Wenn der Unkeusche vor seinem Gott liegt, so ist die Unkeuschheit weit entrückt; hört er aber auf zu wachen, so wird er bald merken: die Sünde ist an der Tür, die Lust fängt an, im Herzen zu wühlen und zu siegen, und dann ist der Schritt zur wirklichen Tat gar nicht mehr weit.

So lagert die Sünde vor defr Tür! Als was denn? Als ein Lauerer! - Die Sünde ist hier als eine Person gedacht.

„Wenn du nicht wohl tust,“ so wirst du von diesem Lauerer verfolgt, sein Verlangen wird nach dir sein. Und nach Röm. 3,12 „ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer“, - folglich wird sein - des Lauerers - Verlangen sich an alle richten. - Du aber wirst über „ihn“ (den Lauerer) herrschen. Wann? Verbinde dich mit dem Herrn Jesus, und du wirst herrschen! Verbinde dich mit Seinem Tode, und du wirst erfahren: „Das Alte ist vergangen.“ Verbinde dich mit Seinem Leben, und du wirst erfahren: „Siehe, alles ist neu geworden“ (2. Kor. 5,17), d. h. die Macht dessen (des Lauerers), dessen Verlangen nach dir ist, ist gebrochen, du kannst über ihn (den Lauerer) herrschen. -

W. W.

Antwort B

Auch im Deutschen haben wir Worte mit doppelter Bedeutung, z. B. „Strauß“; der Zusammenhang zeigt erst, ob Blumen oder ein Vogel gemeint ist. Wenn hier in dem Zusammenhang mit Kain nur der Wortsinn „Sünde“ Anwendung findet, so ist es doch nicht ohne Bedeutung, daß Gott gerade hier ein Wort mit doppeltem Sinn gebraucht.

Zum ersten Male wird hier in der Schrift von Sünde gesprochen. Ist es nicht köstlich, daß Gott zum erstgeborenen Menschen zum ersten Male von der Sünde in einem solchen Worte spricht, wodurch zugleich auch das Sündopfer berührt wird? Mußte dies Wort nicht Kain an das soeben von Abel dargebrachte blutige Opfer erinnern, durch welches er Wohlgefallen bei Gott gefunden? Welche Gnade und Liebe Gottes offenbart sich in diesem ersten Vorkommen des Wortes „Sünde“ in der

Schrift!

Es war mit der Schlange die Sünde da, Kain begehrend, und ebenso war auch ein Sündopfer mit Gottes Erbarmen, um Kain zum Herrschen über die Schlange zu führen. - Gott zeigt Kain den Weg zum Sündopfer, damit er nicht dem Satan unterliege, aber Kain beachtete die Stimme der Warnung und Gnade nicht. Auch wir haben ein Sündopfer, durch welches wir von der Herrschaft der Sünde frei werden. (Röm. 6,10-14.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der Wortlaut dieser Stelle nach der (sonst empfehlenswerten) sogen. Elb. Übersetzung ist unklar. Besser würde übersetzt: „Wenn du aber nicht recht tust, so lauert die Sünde vor der Tür; und nach dir geht ihre Begierde, du aber sollst Herr werden über sie.“ Was dies bedeutet, ist oben klar beAntwortet. - Besonders beachtenswert ist noch, daß hier ein Unterschied gemacht ist zwischen „nicht recht tun“ und „Sünde“. Es soll offenbar schon hier die in der Schrift so wichtige Verschiedenheit gezeigt werden: das einmalige Fehlen und die Sünde als Grundsatz oder Macht (Sünden und die Sünde)!

Frage 28

Werden wir nach 1. Tim. 6.15.16 Gott nie sehen?

Antwort A

In der angeführten Stelle wird uns gesagt, „daß Gott ein unzugängliches Licht bewohnt und daß Ihn kein Mensch gesehen hat noch sehen kann“. Ähnliches lesen wir in Joh. 1,18: „Niemand hat Gott jemals gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat Ihn kundgemacht“ (vgl. Joh. 6,46 und 1. Joh. 4,12). Dagegen lesen wir Matth. 18,10, daß „die Engel droben allezeit das Angesicht des Vaters sehen“. Nach meiner Auffassung werden wir Ihn, unseren Gott, als Vater schauen, denn wenn es die Engel tun, so dürfen wir wohl annehmen, daß wir es als Kinder Gottes auch tun werden. Auch werden wir Ihn in Christo schauen in vollkommener Weise. Im Alten Bunde sahen die Söhne Israels Gott, d. h. Jehova, z. B. 2. Mose 24,10 „wie den Himmel selbst an Klarheit“; so sahen sie Ihn, und im 17. V. heißt es, daß dies Ansehen der Herrlichkeit Jehovas wie ein verzehrendes Feuer war. Und 2. Mose 33,20 sagt der HErr zu Mose: „Nicht kann ein Mensch Mich sehen und leben.“ Nach allen diesen und anderen Schriftstellen werden wir Gott nie sehen in Seiner Heiligkeit, weil diese für uns wie ein verzehrendes Feuer sein wird. Dagegen werden wir Ihn, wie oben gesagt, sehen in Christo und auch als liebenden Vater.

Ph. W.

Antwort B

Es ist von großer Wichtigkeit, von welchem Standpunkt aus man diese Frage stellt und behandelt. Die Schrift spricht von einem äußeren und inneren, alten und neuen Menschen usw. (vgl. Eph. 4,22.24; 1. Kor. 15,44 u. a.). Der natürliche Mensch (d. h. „Fleisch und Blut“) wird Gott nie sehen. Moses wollte

1. Kor. 15,44 u. a.). Der natürliche Mensch (d. h. „Fleisch und Blut“) wird Gott nie sehen. Moses wollte Gott sehen, aber es wurde ihm nicht gewährt (2. Mose 33,20). Weil Gott Unsterblichkeit hat, ist es einfach ausgeschlossen, daß der natürliche durch die Sünde verderbte Mensch Ihn sehen kann. Der natürliche Leib fällt dem Tode anheim. Nach Röm. 1,18ff. gibt Gott Sich den Menschen durch die Schöpfung zu erkennen, daß sie an Ihn glauben können; aber Gott als Gott erkennen liegt außer uns und bedarf einer Offenbarung von Ihm (Matth. 16,16.17; vgl. noch 1. Kor. 15,50; Joh. 3,3.6 u. a.). Das Fleisch nützt nichts (Joh. 6,63). Es ist wohl fähig, alles Heilige in den Schmutz zu ziehen, aber nicht, vor Gott zu stehen.

Aber der geistige, von Gott geschaffene und erneuerte Mensch hat als höchstes Ziel, nach der Schrift, daß er Gott gleich sein wird, weil er Ihn (Gott) sehen wird, wie Er ist (1. Joh. 3,2). Gott zu sehen ist nur durch das von Christus auf Golgatha vollbrachte Opfer möglich. Wer dieses im Glauben annimmt, befindet sich von Stund' an auf dem Wege, Gott ähnlich zu werden (vgl. Joh. 17,24; 1. Kor. 13,12; 2. Kor. 3,18; Hiob 19,26; Ps. 17,15; Matth. 5,8).

Wie ist es doch für ein Kind Gottes so tröstlich, in allen Lebenslagen zu wissen: wenn ich diese Hülle (das Fleisch) ablege, werde ich Den sehen, zu dem meine Hoffnung steht!

....k.

Antwort C

Mit der Frage ist doch gemeint, ob wir einst Gott in irgendwelcher Gestalt sehen werden. Wenn unter Gestalt eine unseren menschlichen Begriffen wahrnehmbare Form verstanden wird, wie die eines Menschen oder irgend eines anderen Wesens, so ist die Frage zu verneinen, da Gott eine solche Form nicht hat, denn „Gott ist Geist“ (Joh. 4,24) und ist „unsichtbar“ (1. Tim. 1,17).

Dagegen spricht das Wort vom Schauen Gottes in anderer Weise. Ich beschränke mich hierbei auf den eigentlichen Gegenstand der Frage, das einstige Schauen Gottes in Herrlichkeit. Da sagt uns das Wort in 1. Thess. 2,12, daß Gott uns berufen hat „zu Seiner eigenen Herrlichkeit“, und in Joh. 17,24, daß der Herr Jesus will, daß wir dort sein sollen, wo Er ist, auf daß wir Seine Herrlichkeit schauen, das ist Seine göttliche Herrlichkeit. Hieraus, wie auch schon vorbildlich aus 2. Mose 33,18-23 und anderen Schritstellen, ersehen wir, daß wir die Herrlichkeit Gottes schauen werden. Das ist es auch, was mit „Gestalt Gottes“ in Phil. 2,6 gemeint ist: die Herrlichkeit Gottes als das von Ihm Sichtbare, wie wir von der Gestalt eines Menschen reden in bezug auf das Bild, welches sein Äußeres unserem Auge darbietet. - Wir werden aber Sein Bild noch in anderer - ich darf wohl sagen vollkommenerer - Weise sehen: in Christo Jesu, unserem verherrlichten Heiland und HErrn. Von Ihm sagt das Wort Gottes in 2. Kor. 4,4, daß Er „das Bild Gottes ist“, und Kol. 1,15, daß Er „das Bild des unsichtbaren Gottes ist“, sowie ferner Hebr. 1,3, daß Er „der Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens“ ist, und 1. Joh. 3,2, daß wir „Ihn sehen werden, wie Er ist“. Er, der eingeborene Sohn, der hienieden Gott kundgemacht hat (Joh. 1,18) und den Seinen sagen konnte: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10,30), „wer Mich sieht, sieht Den, der Mich gesandt hat“ (Joh. 12,45, vgl. Joh. 14,9), Er wird auch in Ewigkeit das wunderbare, unaussprechlich herrliche Bild Gottes sein, in welchem wir den „unsichtbaren“ Gott in Vollkommenheit schauen werden. Gepriesen sei Sein Name für diese wunderbare Gnade, die schon jetzt, wenn wir nur daran denken, unser Herz mit verherrlichter Freude erfüllt!

Th. K.

Antwort D

Die obige Schriftstelle befaßt sich mit Tatsachen und Eigenschaften, die nur Gott eigen und innewohnend sind. Z. B. das Wort: „Der allein Unsterblichkeit hat!“ zeigt uns klar, daß Unsterblichkeit nur Gott eigen ist, uns aber als Seinen Geschöpfen gegeben.

Es ist ohne Zweifel auch von Nutzen, bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß wir unterscheiden müssen zwischen den Segnungen und Vorrechten, die wir als Kinder Gottes durch den Herrn Jesus empfangen: einerseits - vergl. Röm. 8,17.29; Eph. 2,6; und andererseits - was Ihm eigen ist als eingeborenem Sohne Gottes, woran wir keinen Teil haben, worin Er uns mit Sich nicht eins machen kann. Joh. 17,22 spricht der HErr von einer von Ihm uns gegebenen Herrlichkeit, in Vers 24 aber von einer Herrlichkeit, welche nicht mitgeteilt werden kann, da sie allein dem Sohne eigen ist. Er will aber, daß, wo Er ist, auch wir seien, auf daß wir Seine Herrlichkeit schauen. Welche Gnade! Christus kann und hat uns mit Sich vereinigt in dem, was Ihm als dem letzten Adam und zweiten Menschen vom Himmel eigen ist, vergl. 1. Kor. 15,45-50, aber niemals in dem, was Ihm als einer göttlichen Person zukommt (z. B.: Thron Gottes, Herrlichkeit Gottes; Anbetung, HErr der HErren, usw.).

In diesem Sinne, glaube ich, kann wohl die in Frage kommende Stelle verstanden werden.

Wir können Gott nur durch Offenbarung erkennen, wie Joh. 1,18 uns deutlich genug sagt: „Niemand hat Gott jemals gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat Ihn kundgemacht,“ Er, der Sohn Seiner Liebe, ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol. 1,15). Wer Ihn gesehen hat, hat den Vater gesehen (Joh. 14,9). Aber nur im Sohne offenbarte Sich Gott Seinem Wesen nach, wie Er Sich in der Schöpfung Seiner ewigen Kraft und Göttlichkeit nach offenbarte (Röm. 1,20).

In Christo werden wir Gott schauen! Welche Gnade! Ihm sei Dank, daß wir Ihn erkennen, sehen und schauen im Sohne, wie es Ihm wohlgefiel, Sich uns zu offenbaren. Aber vergessen wir nicht, daß Gott ein für den Menschen unzugängliches Licht bewohnt, wo nur Gott als Gott zu Hause ist, wenn ich mich so ausdrücken darf, ein Licht, welches nur Gott eigen ist, mithin unzugänglich für das Geschöpf, welches endlich ist, Er aber ist unendlich für das Geschöpf, welches erforschlich ist, Er aber ist unerforschlich. Welchem Ehre sei und ewige Macht! Amen. Ich glaube nicht, daß diese Stelle Bezug hat auf die Tatsache, daß Gott nicht gesehen wird, weil Er ein Geist ist, was auch wahr ist, sondern vielmehr, daß dem Geschöpf als solchem Schranken gesetzt sind, die niemals von dem Endlichen (Geschöpf) überschritten werden können, selbst in alle Ewigkeit nicht. Denn dies würde bedeuten, Gott gleich zu werden, was selbstverständlich unmöglich ist.

K. O. St.

Antwort E

In unserem Leibe der Verweslichkeit und der Sünde nicht. „Du vermagst nicht, Mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch Mich sehen und leben“ (2. Mos. 33,20) Antwortet der HErr dem Moses, der Sein Angesicht zu schauen begehrt. So ist es auch nur ein Anschauen Gottes in Form einer Vision, nicht aber von Angesicht zu Angesicht, wenn Jesaja „den HErrn sitzen sah auf hohem

1

Nach dem Urtext besser „ähnlich“. (Der Herausgeber.)

und erhabenem Throne“ (Jes. 6,1) oder Johannes den Sohn des Menschen in seiner Gottesherrlichkeit (Offenb. 1,10-16); und doch ist schon hier die Wirkung des Geschauten so vernichtend gewaltig, daß Jesaja sich verloren sieht und Johannes wie tot niederfällt. - Dennoch werden nach 1. Joh. 3,2 Gotteskinder Gott sehen, wie Er ist, aber erst zu der Zeit, wo sie „Ihm gleich“1 sein werden, d. h. wenn ihr Leib der Niedrigkeit umgestaltet sein wird zur Gleichförmigkeit mit Christi Leib der Herrlichkeit (Phil. 3,21) und ihre Herzen tadellos in Heiligkeit befestigt sind vor unserem Gott und Vater (1. Thessal. 3,13), „ohne welche niemand den HErrn schauen wird“ (Hebr. 12,14), denn nur „die Reinen im Herzen werden Gott schauen“ (Matth. 5,8).

1

Nach dem Urtext besser „ähnlich“. (Der Herausgeber.)

M. Fr.

Anmerkung des Herausgebers

Man hüte sich, diese und andere Stellen als Beleg anzuführen für die Lehrmeinung, daß wir Gott nicht sehen werden, höchstens Gott als Vater! Man wird die Erfahrung machen, daß diesem Dogma auch andere Schriftstellen entgegengehalten werden können, und zwar, wie oben bewiesen, mit einem gewissen Recht. - Die Stelle gibt unseres Erachtens keine Veranlassung, eine solche Lehre aufzustellen. Wer diese Lehre auf sie stützen zu können meint, der könnte auch versuchen, aus ihr zu beweisen, daß wir nicht unsterblich würden! Laßt uns stets so vorsichtig wie möglich umgehen mit dem Wortlaut von Schriftstellen!

Frage 29

Was heißt der „selige“ Gott? (1. Tim. 1,11; 6,15).

Antwort A

Es ist wunderbar, daß in diesem kurzen Briefe, in welchem achtmal das Wort Gottseligkeit vorkommt und mehrere Male von Gott als Heiland (Heiland - oder Retter-Gott) gesprochen wird, auch das Wort „selig“ in Verbindung mit Gott gebraucht wird.

Der in Sich Selbst glückselige Gott, der zu Seiner eigenen Glückseligkeit nichts von jemand bedarf, tritt in diesem Briefe vor uns nicht als Richter, sondern in der Offenbarung Seiner Gnade als „Retter-Gott“. Die Botschaft der Gnade wird das Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes genannt. 1. Tim. 1,11. Aus diesem Evangelium, dessen Grundlage das Kreuz auf Golgatha ist, leuchtet der Glanz Seiner Herrlichkeit hervor. „Gott ist verherrlicht in Ihm“, so spricht der HErr im Blick auf Sein Sterben am Kreuze. Joh. 13,31.32. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Das griechische Wort bedeutet „glückselig“. Dies Wort in Verbindung mit Gott spricht von Seiner Allgenugsamkeit, die Ihn Sich Selbst genug sein läßt; Er ist in Sich Selbst, in Seinem Wesen - „Gott ist Geist“ (Joh. 4,24), „Gott ist Licht“ (1. Joh. 1,5), „Gott ist Liebe“ 1. Joh. 4,8) - vollkommen und glückselig. Er bedarf nicht, daß „Ihm vergolten werde“ (Röm. 11,35, vgl. Apg. 17,25). Er bedurfte weder der Engel noch der Welten, noch der Menschen. Er erschuf sie, um an ihnen Seiner Liebe Fülle zu offenbaren, denn Liebe ist Leben und will sich betätigen. Man betrachte hierzu das Wort Apg.

20,35: „Geben ist seliger als nehmen“ (vgl. Spr. 14,21b u. a. m.). Im 1. Timoth.-Brief steht, wie schon oben gesagt ist, das Wort in Verbindung mit der Herrlichkeit Gottes. Dazu bitten wir noch zu vergleichen Röm. 11,33-36: „Denn von Ihm und durch Ihn und für Ihn sind alle Dinge; Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“

Frage 30

Was sind die Blätter des Baumes, die zur Heilung der Nationen dienen? (Off. 22,2.)

Antwort A

Der Heilige Geist zeigt uns die himmlische Stadt in ihrer Beziehung zur Erde während des 1000-jährigen Reiches. Wir werden hier wieder mit dem Anfang der Schrift verbunden, auch dort finden wir den Baum des Lebens und Ströme. Doch sind Unterschiede da von wichtiger Bedeutung. In 1. Mose 2,11-14 finden wir vier Ströme, hier einen Strom. Wir wissen heute nichts von den zwei ersten Strömen. Die Flut nahm sicher manche Gestaltung der vorsintflutlichen Welt hinweg. Eden wurde hinweggenommen, aber diese beiden letzten Ströme Euphrat und Hiddekel (des Tigris) blieben, und diese sind mit mancher schmerzlichen Geschichte des Volkes Gottes verknüpft. An diesen Strömen wurden zwei der mächtigsten Städte des Altertums erbaut: am Tigris Ninive und am Euphrat Babylon. So finden wir die Ströme verknüpft mit den Mächten, die Gott zur Züchtigung für Sein ungehorsames Volk gebrauchte. Ninive war die Hauptstadt Assyriens, und dahin wurden die 10 Stämme gefangen geführt, und Babylon war die Macht, die Israel gefangen nahm. Diese Ströme also, die einst mit dem Garten Eden verbunden waren, wurden später die Vertreter der Macht der Menschen, die Gott als Geißel für Sein schuldiges Volk gebrauchte.

Dann finden wir in Eden zwei Bäume: den „Baum des Lebens“ und den „der Erkenntnis des Guten und Bösen“ (1. Mose 2,9). Was auch immer in dem Baume des Lebens dem Menschen dargeboten sein mochte, er sündigte, und derselbe hatte keinen Nutzen mehr für ihn; er hätte nur ein Leben der Sünde und des Elendes verewigen können. Die Versperrung des Weges zum Baum des Lebens durch den Cherub war deshalb mit dem Gericht zugleich eine Handlung des Erbarmens Gottes. Gottes Gedanken der Gnade sahen für den gefallenen Menschen bereits den Baum des Lebens auf dem Grunde der Gnade. Am Schlusse des Buches der Offenbarung haben wir nicht geteilte und verschiedene Ströme und nicht mehr zwei Bäume. Es ist ein Strom und ein Baum. Alles ist vergangen, was mit des Menschen Prüfung und Sünde und auch mit dem Gericht des Volkes Gottes verbunden war. Die Verse 1 und 2 zeigen uns die völlige Gnade regierend in Gerechtigkeit. Da ist kein Satan mehr, um zu verderben, und kein Cherub mehr, um den Weg zum Baum des Lebens zu versperren! Natürlich ist dies ein Bild von der Fülle des Lebens und des Segens, der durch die Stadt fließt. Die Früchte des Lebensbaumes sind eine ständige Equickung für die Heiligen, und seine Blätter sind ausdrücklich für die Heilung (nicht das Verderben) der Nationen; auch für sie hat die Gnade Vorsorge getroffen, und auch ihre Segnung kommt aus dem Lebensbaume, aber in Verbindung mit der Stadt. Gott hat bestimmt, daß Sein von den Nationen verachtetes und niedergetretenes Volk einst von diesen soll geehrt werden. (Jes. 60,12.)

Frei übs. n. Kell. „Rev.“ v. v. d. K.

 

Antwort B

Diese Stelle gehört in den Zusammenhang von Off. 21,9 bis 22,5. Das Ganze ist ein Gesicht vom 1000-jährigen Reiche, und zwar von zwei Gesichtspunkten aus, dem himmlischen und dem irdischen. Zwei Gesichte werden in dieser Stelle dem Johannes gezeigt: 1. das Weib des Lammes - die aus dem Himmel herniederkommende heilige Stadt, und 2. ein Strom von Lebenswasser, aus dem Throne Gottes kommend, und der Baum des Lebens usw., dessen Blätter für die Nationen sind. Wir ersehen hier die wunderbare Verbindung, die zwischen Himmel und Erde im 1000-jährigen Reiche bestehen wird. (Joh. 1,51.)

Beim Lesen der Offenbarung müssen wir uns bewußt sein, daß wir ein Buch vor uns haben, in welchem uns die göttlichen Offenbarungen nicht durch Worte, sondern durch Zeichen kundgetan sind. Er hat es „... Johannes gezeigt“ - d. i.: „Durch Zeichen kundgetan“ Off. 1,1.2. In Gesichten zeigt Gott in diesem Buche, was geschehen muß, wir dürfen deshalb solche nicht buchstäblich nehmen, es sind Zeichen von tiefem Inhalte. Wenn wir inmitten des Thrones ein „Lamm wie geschlachtet“ stehen sehen, (Off. 5), so dürfen wir es ebensowenig buchstäblich, nach irdischem Begriffe, nehmen wie in unserer Stelle einen Strom, einen Baum usw. Es sind Gesichte von tiefer Bedeutung.

In dem Throne sehen wir die Regierung Gottes im 1000-jährigen Reiche, und von diesen aus fließt ein Strom von Lebenswonne und Herrlichkeit durch die himmlische Stadt. (Ps. 36,8; 46,4.) Es ist nicht schwer, in dem Baume des Lebens Christus zu erkennen. Seine Früchte in ihrer Mannigfaltigkeit und Ständigkeit sind der Genuß der Erlösten, und Seine Blätter dienen zur Heilung der Nationen. Wir haben nicht die Einzelheiten des Gesichtes zu erklären, was die Blätter sind, wir lernen aus dem ganzen Gesicht. In Ihm, dem Baume des Lebens, ist Heilung für die Nationen vorhanden. Zugleich lernen wir, daß dies Gesicht sich nicht auf den Vollendungs- und Ewigkeits -Zustand bezieht, dann bedarf es keiner Heilung mehr, ebensowenig wie dann noch Nationen unterschieden werden.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist natürlich nicht gleichgültig, daß gerade von „Blättern zur Heilung“ geredet ist. Wir kennen in der Heilwissenschaft viele Blätter, welche Heilkraft in sich bergen, daher können wir es um so besser verstehen, wenn von „Blättern zur Heilung“ geredet wird, während die Früchte vom Baume des Lebens zur Nahrung dienen. Gewiß sind diese Ausdrücke Bilder; aber diese Bilder sind aus für uns verständlichen Gebieten hergenommen, und gerade dadurch hat Gott in Seiner Weisheit uns jene Dinge des 1000-jährigen Reiches wunderbar erklärt und verklärt.

Frage 31

Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

Antwort A

Was sagt Gottes Wort über diesen Gegenstand? Außer der in der Frage genannten Schriftstelle lesen wir von der gleichen Sache in 1. Tim. 1,20: „... unter welchen Hymenäus ist und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, auf daß sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“ Kein

dem Satan überliefert habe, auf daß sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“ Kein anderer Apostel als Paulus schreibt von solchem „dem Satan Überliefern“, und nirgends finden wir eine Anweisung an die Gläubigen, bezw. an die Gemeinde oder an irgend eine Versammlung, daß sie in der bezeichneten Weise Zucht üben solle, auch in 1. Kor. 5,3-5 nicht. Dort sagt der Apostel: „Denn ich ... habe schon als gegenwärtig geurteilt, den, der dieses also verübt hat, ... dem Satan zu überliefern ...“, nur stellt er hier die Ausübung dieser ihm als Apostel zustehenden Gewalt als dem Geiste nach in der Gegenwart der Versammlung zu Korinth und in Gemeinschaft mit ihr geschehen dar, weil es sich um einen Fall handelte, in welchem diese Versammlung hätte handeln sollen; er macht sich dieserhalb in der Sache eins mit ihr. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß er - nicht die Versammlung - diese besondere Zucht über den Schuldigen verhängt; den Korinthern aber sagt er: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“ (V. 13.)

Das war die Zucht, welche sie auszuüben hatten. Die Macht, einen Menschen „dem Satan zu überliefern“ zur Züchtigung (die jedenfalls in einer Krankheit des Leibes bestand, s. auch Hiob 2,6.7), war eine vom HErrn dem Apostel Paulus (nicht der Gemeinde) verliehene besondere Gewalt, die sich offenbar nicht hierauf beschränkte und die er auch an anderer Stelle erwähnt (s. 1. Kor. 4,21; 2. Kor. 10,8; 13,10).

Gewiß soll die Gemeinde auch Zucht üben, wenn ein Fall vorliegt, der solche erfordert. Auch hierfür enthält Gottes Wort die genaueren Anweisungen, wenn wir sie nur verstehen, und gerade 1. Kor. 5 enthält ein Beispiel und die bestimmte Weisung für die an einem Orte zusammenkommenden Gläubigen als Gesamtheit, wie sie mit einem „,Bösen“ handeln sollen. Andere, ebenfalls zu diesem Gegenstand gehörende, aber mehr für das persönliche Verhalten des Einzelnen gegebene Anweisungen haben wir in Matth. 18,15-18; Röm. 16,17; 2. Thess. 3,6-15; Tit. 3,10.11. Wie gesegnet würde es sein, wenn die hierin uns gegebenen göttlichen Anweisungen von uns allen mehr verstanden und sorgfältiger beachtet würden! Dann würde der innere Zustand mancher „Versammlung“ ein besserer und das Zeugnis der Welt gegenüber ein wirksameres sein und dem Schuldigen gewiß in manchem Falle geholfen werden, in welchem letzteres eben dadurch verhindert wird, daß andere in ihrem Verhalten dem Schuldigen gegenüber sich nicht nach den klaren und bestimmten Weisungen des Wortes Gottes richten. Der HErr wolle Gnade schenken, daß wir auch hierin gehorsamer und treuer werden!

Th. K.

Antwort B

Jede Schriftstelle muß im Zusammenhang betrachtet werden. Es handelt sich hier um einen Mann, der nicht im Augenblick der Unwachsamkeit, vom Feinde übermannt, fiel, sondern der in der Sünde verharrte und lebte. Wie ernst ist es doch: so tief kann ein Kind Gottes fallen! in eine Sünde, die selbst das Natürliche abstreift! Und wie verhielt sich die Gemeinde diesem gegenüber? Über allem Neid und Streit in ihrer Mitte und in ihrem Aufgeblasensein hatten sie das Bewußtsein ihrer VerAntwortlichkeit verloren und vergessen, daß sie Gottes Versammlung waren und der Heilige Geist in ihnen wohnte. Der Apostel klagt, daß sie nicht einmal Leid getragen hätten, um einen solchen aus ihrer Mitte zu entfernen. (V. 2.)

Zwar abwesend, aber in der Treue zu seinem HErrn, tritt er auf und ruft die Gemeinde zusammen. Er

beschließt, in der Stunde, wenn sie und er (im Geiste) versammelt sind, den Betreffenden „dem Satan zu übergeben usw.“ (V. 5.) Es ist seine Handlung (die er aber nicht ohne die versammelte Gemeinde tun will) und ohne Zweifel eine apostolische Handlung nach der Macht, die der HErr ihm, aber nicht uns, gegeben.

An diesen Fall anknüpfend folgen nun Belehrungen, die von höchster Wichtigkeit, aber in unseren Tagen leider fast vergessen sind. Es ist köstlich zu sehen, wie er sie belehrt. Er führt sie hinauf auf die Höhe, was sie in ihrer Verbindung mit Christo sind: „ihr seid ungesäuert“! Wie konnte dann Sauerteig in ihrer Mitte sein! Mußte ein solches Wort nicht die Scham hervorrufen? Sie, die sich für klug hielten (3,18; 4,10), fragt er: „Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert?“ Sie waren ungesäuert, denn „Christus, unser Passah, ist geschlachtet“. Von der Stunde an, wenn das Passah geschlachtet war, durfte in der Mitte des Volkes Gottes kein Sauerteig gefunden werden. Konnten Passah und Sauerteig zusammen sein? Wer mit Sauerteig in Verbindung stand, „es isset“, dessen Seele sollte ausgerottet werden (2. Mos. 12,15.19). Israels Passah ist nur ein Schatten von „unserem Passah, Christus“. Wenn Gott schon bei dem Schalten ein solches Hinaustun forderte, wievielmehr bei unserem Passah! Waren sie nicht Gottes Gemeinde, wie Israel Gottes Volk war? Wie konnten sie dann Sauerteig in ihrer Mitte dulden?! Das Volk Israel mußte in Übereinstimmung mit dem Passah sein, und wir müssen in Übereinstimmung mit unserem Passah sein. Wir können nicht Festfeier halten mit dem Sauerteig in unserer Mitte, es wäre eine Verleugnung des Passah - eine Verleugnung des Todes Christi - ein Vereinen von Passah und Sauerteig, auf welches Gott den Fluch gelegt hat. Entspricht die Gemeinde dieser ihrer VerAntwortlichkeit nicht, so gibt sie ihren Charakter als Gottes Gemeinde, in deren Mitte Christus ist, der mit Sauerteig nicht verbunden sein kann, auf.

Der Heilige Geist sagt der Gemeinde und allen, die an jedem Orte den Namen des Herrn Jesu anrufen (1.Kor. 1,2): „Tuet den Bösen von euch selbst - aus eurer Mitte - hinaus“ (5,2 und 13). Es ist nicht das Hinaustun eines von einem Fehltritt Übereilten oder eines im Augenblick der Unwachsamkeit gefallenen (für alle diese Fälle gibt uns das Wort Anweisungen), sondern das Hinaustun des „Bösen“, der diesen Charakter eines „Bösen“ durch das Verharren und Leben in der Sünde trägt. Zucht ist eine ungemein schmerzliche Sache, die nur unter Leidtragen und Demütigung der Versammlung geschieht. Da gibt es keine Rücksichtnahme. David wollte von Absalom das Gericht abwenden, aber Gott handelte über David hinweg, und auch David mußte ernten, was er säte. Sind wir nicht treu, der HErr ist treu, Er kann Sich nicht verleugnen noch in Seinem Charakter verändern.

Der Apostel konnte dem Satan überliefern zum Verderben des Fleisches usw., wir haben hinauszutun, weil wir den Namen des HErrn anrufen und diesen nicht mit geduldeter Sünde in unserer Mitte verbinden können. Wenn wir treu sind, so wird das in Vers 2 Gesagte stattfinden: wir werden leidtragen und, wenn alle Bemühungen der Liebe und des Zurechthelfens vergeblich sind, den Bösen hinaustun. Es ist ein Akt der Treue gegen den HErrn und Seinen Namen, der im Bewußtsein der eigenen Schwachheit und des eigenen Fehlens in der Furcht des HErrn geschieht. Es ist nicht ein dem Satan Überliefern zum Verderben, sondern vielmehr ein Hinaustun aus der Mitte und ein Niederlegen der ganzen Sache vor den HErrn, daß Er jetzt weiter mit einem solchen handle, nachdem alle Bemühungen des Zurechtbringens von unserer Seite vergeblich waren. Es ist möglich, daß in solchen Fällen der HErr dem Satan Raum gibt, einen solchen anzutasten. Es ist furchtbar, in Satans Hand um der Sünde willen zu kommen; es ist etwas anderes, wenn man um der Bewahrung willen Satans Faust fühlt (2. Kor. 12,7-9)!

Faust fühlt (2. Kor. 12,7-9)!

Als Gott David dreierlei vorlegte (2. Sam. 24,12-14), da wünschte er die Züchtigung durch „Jehovas Hand“ zu empfangen, und er flehte: „In die Hand der Menschen laß mich nicht fallen“, aber in Satans Hand zu fallen und unter der Züchtigung durch Satan lernen zu müssen ist eine schmerzliche Schule. Hier in der Fleischessünde (1. Kor. 5) wurde dem Mörder und Verderber Raum gegeben, das Fleisch zu verderben. In einem anderen Falle wurden einige dem Satan preisgegeben, um durch Zucht unterwiesen zu werden, nicht zu lästern (1. Tim. 1,20): Gottes Zucht durch Satans Hand vermag in ihrer Furchtbarkeit und Pein, auch Lästerzungen stumm zu machen und Lasterleben aufhören zu lassen. Möchten wir uns von Seinen Augen leiten lassen, daß Er nicht genötigt sei, uns Zaum und Zügel anzulegen (Ps. 32,8.9), daß wir nicht gerettet werden „wie durch Feuer“, „sondern vollen Lohn empfangen“ (1. Kor. 3,15; 2. Joh. 8).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind dem HErrn dankbar für diese ebenso klaren wie tiefernsten Belehrungen und Ermahnungen; möchten sie uns allen einen wirklichen Dienst tun!

Zur Sache noch ein Wort: Sicherlich ist in der Tat des Paulus etwas durchaus Einzigartiges, Apostolisches zu sehen, das in dem ganzen Umfang seiner Bedeutung der Gemeinde nicht zukommt! Das wollen wir festhalten! Aber in gewisser Weise übergibt die Gemeinde durch Hinaustun eines aus ihrer Mitte diesen auch dem Satan, besser gesagt: dem Machtbereich Satans. Die Welt außerhalb der Versammlung ist Satans Machtgebiet, Ein unter Zucht stehendes, ausgeschlossenes Kind Gottes hat nicht mehr Teil an den Zusammenkünften der „Hausgenossen Gottes“ und darum nicht an deren Segnungen, es muß vielmehr in einer gottfeindlichen Luft leben, ganz besonders ausgesetzt allen Streichen seitens derer, die in Satans Gefolgschaft bewußt oder unbewußt sich befinden! Wie ernst ist auch schon ein solcher Ausschluß, dieses letzte Mittel zum Zurechtbringen eines in der Sünde Verharrenden, „der Bruder genannt wird“ (V. 11). Und wenn dies auch nicht an jene Handlungsweise des Apostels heranreicht, so ist es doch immerhin ernst genug, um uns zu warnen vor übereilten Schritten in dieser Hinsicht. Doch laßt uns auch nicht vergessen, daß der HErr unter gegebenen Umständen einen solchen Schritt von uns erwartet!

Gruß an den Leser:

Gott hat unsnicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ 2. Tim. 1,7.

Vorbemerkungen:

Die Vorbemerkungen seit Heft 3/4 behalten im wesentlichen fortdauernde Gültigkeit!

Dieses Heft ist als Doppelnummer erschienen; und während, wie wir hoffen, auch das nächste ein Doppelheft sein wird, wird dem Dezemberheft, so Gott will, ein vollständiges Schriftstellen-Verzeichnis des ganzen Jahrgangs beigegeben werden.

Verzeichnis des ganzen Jahrgangs beigegeben werden.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

b) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“), u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schritt? (2. Tim. 3,16.)

c) Handelt es sich bei Matth. 27,52.53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (vgl. Joh. 11,43-44)?

d) Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vgl. 1. Kön. 1,50f. und 2,28f.)

e) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?

f) Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben haben? (nach Röm. 14,10-12.)

g) Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl (vgl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor 11,23ff.), oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?

h) Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige Geburt“? (1.Kor.15,8.)

i) Wie verhält es sich in Eph 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt! Röm. 10,17.)

k) Was heißt „im Namen Jesu beten“? (S. z. B. Joh. 15,16.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 32

Was ist Weissagen im vollen Sinne des Wortes? (nach 1. Kor. 14,3.24.25.)

Antwort A

Meyer1 sagt: „Weissagen in der religiösen Auffassung ist die durch übernatürliche Eingebung bewirkte und durch den Erfolg bestätigte Vorherverkündigung einer zufälligen künftigen Begebenheit.“ - Dieser Begriff würde sich mit dem Alten Testamente decken, wenn man für „übernatürliche Eingebung“

1

Im Konversationslexikon. (Der Herausgeber.)

„Mitteilung Gottes“ setzt und „zufälligen“ streicht.

1

Im Konversationslexikon. (Der Herausgeber.)

Im Neuen Testament ist der Gedanke an die Zukunft nicht ausgeschlossen, aber auch nicht vorherrschend. Weissagen bezieht sich auf beides. Ich glaube, Paulus versteht darunter die Verkündigung des „Geheimnisses“, d. i. des „Ratschlusses Gottes“, welcher früher verborgen war, durch den HErrn Selbst, aber dann durch die Apostel der „Kirche“ oder „Gemeinde“, kundgetan worden ist. Dies kennzeichnet insonderheit den Dienst Pauli. Er zeigt uns nicht allein unsere Errettung, sondern den Tempel Gottes, den Leib Christi und dann unser Teil in Verbindung mit dem Auferstandenen im Hause des Vaters; er zeigt uns die weitere Ausführung des Vorsatzes Gottes, daß Gott „alles unter ein Haupt zusammenbringen wird in dem Christus“, und daß schließlich „auch der Sohn Selbst Dem unterworfen sein wird, der Ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei“ (vergl. Offenb. 21,1-3). Den Ephesern sagte Paulus: „Ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluß Gottes zu verkündigen,“ und den Korinthern schrieb er: „... daß ihr in allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und aller Erkenntnis.“

Nun, dieses zu verkündigen ist weissagen.

Th.

Antwort B

Weissagen ist immer die Mitteilung einer Offenbarung (s. 1. Kor. 14,30), sei es, daß der Weissagende selbst den Sinn derselben versteht, mehr oder weniger (s. z. B. Joh. 12,38-41; 1. Petri 1,10-12), oder daß er unbewußt lediglich als Werkzeug dient, wie dies z. B. in Joh. 11,49-51 der Fall ist.

Wenn von Weissagung die Rede ist, denken wir in erster Linie an die Offenbarung von Dingen, die zur Zeit ihrer Mitteilung noch zukünftig sind, wie wir solche im Alten Testament, dann in den Evangelien seitens unseres HErrn Selbst und besonders auch in der Offenbarung Johannes, ferner aber auch in verschiedenen Briefen finden (z. B. 1. Kor. 15,51.52; 1. Thess. 4,14-17; 1. Tim. 4,1-3; 2. Tim. 3,1-5; 2. Petri 3,3.4.7.10.12). Das ist Weissagung, wie sie 1. Petri 1,10.11 und 2. Petri 1,21 gemeint ist. Von solchen Weissagungen, durch welche dem bis dahin vorhandenen Worte Gottes eine neue Offenbarung Gottes hinzugefügt wurde, war die Offenbarung Johannis die letzte. Seit dieser hat es weder eine solche wieder gegeben noch wird es je solche wieder geben, weil das Wort Gottes - diese wunderbare Offenbarung Gottes - vollendet ist in jeder Beziehung, sei es in bezug auf das Gesetz (s. 5. Mose 4,1-6 und 12,32) oder in bezug auf die Ratschlüsse Gottes (s. Kol. 1, 25.26 und Apgesch. 20,27) oder in bezug auf die Regierung Gottes mit und auf dieser Erde (s. Offenb.22,18). - Voraussagende Weissagung finden wir auch in Apgesch. 11,28 und 21,4.11. Diese trägt indessen einen anderen Charakter als die vorerwähnte und kann infolgedessen auch noch vorkommen, wiewohl es gut ist, angeblichen Weissagungen dieser Art immer mit Vorsicht zu begegnen.

Es gibt aber noch eine andere Art von Weissagung, und das ist die im 1. Korintherbrief erwähnte. Diese Weissagung oder „Prophezeiung“ ist nach 1. Kor. 12,1-11 eine der verschiedenen Gnadengaben, durch welche der in den Gläubigen wohnende Heilige Geist Sich offenbart, kundtut oder betätigt. Von diesem Weissagen ist im erwähnten Briefe auch in Kap. 11,4.5 und 13,2.8.9, besonders aber auch in Kap. 14 die Rede. Wie wir dort aus V. 3.4.12.24.25 und 31 leicht ersehen können, ist dieses Weissagen ein Reden, durch welches die Zuhörer erbaut, ermahnt, ermuntert, getröstet, überführt und belehrt werden. Es ist also ein durch den Heiligen Geist gewirktes, lediglich

auf dem Worte Gottes beruhendes Kundtun des Willens oder der Ratschlüsse oder der Gedanken und Absichten Gottes. Dessen bedürfen die Gläubigen selbstverständlich zu allen Zeiten, weshalb es auch die in 1. Kor. 12,28.29; 14,29.32 und Eph. 4,11 erwähnten „Propheten“ immer gegeben hat, gibt und geben wird, solange die Heiligen der „Vollendung“ bedürfen und der Leib Christi die „Auferbauung“ nötig hat, also solange die Gemeinde sich hienieden befindet, wie Eph. 4, 11-16 uns klar sagt. - Nach 1. Kor. 14 geschieht dieses Weissagen in der „Versammlung“ (s. V. 3.4.12.23-33), also wenn Kinder Gottes zusammenkommen, sei es, daß sie zur Anbetung versammelt sind und hierbei ein Bruder oder mehrere Brüder durch Vortrag dienen, oder daß sie zur gemeinsamen Besprechung des Wortes Gottes beisammen sind oder sonstwie. Wie der in 1. Kor. 14 mitgeteilte Charakter und Zweck dieser Weissagung ohne weiteres erkennen läßt, ist diese Weissagung von größter Wichtigkeit für uns. Deshalb werden wir ermuntert, um sie zu eifern (1. Kor. 14,1), und ermahnt, sie nicht zu verachten (1. Thess. 5,20). Unser HErr wolle uns auch hierin Gnade darreichen!

Th. K.

Antwort C

Weissagen ist einerseits das Voraussagen zukünftiger Dinge, andererseits die Offenbarung der Gedanken und Mitteilungen Gottes. Der Prophet war der Mund Gottes (Apg. 3,18). Wir haben in der Schrift die Propheten des Alten Bundes und die Propheten, die Gott der Gemeinde gegeben hat: Er hat in der Gemeinde gesetzt 1. Apostel, 2. Propheten usw. (1. Kor. 12,28; Eph. 4,11). Die Apostel und Propheten hatten einen grundlegenden Dienst. Die Gemeinde ist auferbaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten (Eph. 2,20). Wir haben hier nicht an die Propheten des Alten Bundes zu denken. Ihnen war das Geheimnis der Gemeinde verborgen, wie es jetzt den Aposteln und Propheten offenbart ist (Eph. 3,5). (Die Reihenfolge ist nicht „Propheten und Aposteln“.) Die Apostel und Propheten legten die Grundlage des neuen Baues, der Gemeinde. Gott richtete etwas ganz Neues durch sie auf. Natürlich sind nicht die Apostel, sondern Christus der Grund und Christus der Eckstein. Aber die Apostel und Propheten gaben nicht bloß Belehrungen, sondern sie legten in göttlicher Autorität Grenzen und Umfang des Baues - der Gemeinde - fest. Über diese durch sie gelegte Grundlage darf niemand hinausgehen. Heute haben wir die Apostel und Propheten in dem vollendeten Worte, aber nicht mehr in lebenden Personen. Sie waren grundlegend und wurden weggenommen und finden keine Fortsetzung, weil nicht zweimal Grund gelegt werden kann; und mit ihnen ist auch die Vollendung des inspirierten Wortes verbunden (Kol. 1,25.) Ich muß dies vorausschicken, um klar zu zeigen, daß wir beim Lesen des 1. Korintherbriefes Apostel und Propheten in ihrem grundlegenden Dienst finden zu einer Zeit, wo die Schrift noch nicht vollendet war und wir deshalb solchem begegnen, was wir heute nicht haben, z.B. grundlegenden Offenbarungen.

Wir finden in diesem Kapitel 14 einen Unterschied zwischen „Propheten“ und „weissagen“. Paulus spricht von Aposteln, von Propheten und auch von solchen, die weissagen. Kap. 12,29 fragt er: Sind alle Propheten? Sicher nicht. Aber hier (14,1) ermahnt er alle, sich auszustrecken zu weissagen: „Eifert ... daß ihr weissagt.“ „Brüder, eifert danach zu weissagen“ (V. 39, auch 24). Wenn der Apostel wünscht, daß alle weissagen und danach eifern sollen, so glaube ich nicht, daß hier die Propheten-„Gabe“ gemeint ist, sonst wären ja die Verschiedenheiten der „Gaben“, die gerade den Dienst aller Gaben notwendig machen, aufgehoben. Wohl sollen wir, wie um „weissagen“, auch um die „geistlichen Gaben“ eifern, und der HErr kann in dem Geben einer oder mehrerer Gaben einem

die „geistlichen Gaben“ eifern, und der HErr kann in dem Geben einer oder mehrerer Gaben einem solchen Verlangen entsprechen. „Vielmehr aber“ (Vers 1) zeigt uns, daß es sich hier bei „weissagen“ um etwas anderes als um eine „geistliche Gabe“ handelt. Es ist das Wirken Gottes in der Seele, das Aussprechen dessen, was man von Gott Selbst empfangen hat - das Mitteilen der Unterweisungen, die das eigene Herz in der Nähe des HErrn vom HErrn empfing. Dazu bedarf es keiner besonderen „Gabe“, aber es bedarf des geistlichen Sinnes - des „geistlich“-Seiens (1. Kor. 2,15). Die Ermahnung ist, zu „eifern“, so in des HErrn Nähe zu sein, um Seine Gedanken zu empfangen. Wenn solche zur rechten Zeit und am rechten Orte mitgeteilt werden, so wird die Wirkung Erbauung, Ermahnung und Tröstung sein.

Weissagen finden wir in Verbindung mit Männern und Weibern. Gottes Gegenwart und Gottes Gedanken werden niemand vorenthalten, der danach eifert, sie zu empfangen. Aber Er, der Seine Gedanken offenbart, hat auch das Recht, zu bestimmen, wann, wo und wie sie mitgeteilt werden sollen. Und Er hat dem Weibe den öffentlichen Platz nicht bestimmt.

So glaube ich, ist weissagen in 1. Kor. 14 das Aussprechen dessen, was man selbst von Gott empfangen hat als eine Unterweisung des eigenen Herzens in der Gemeinschaft mit Ihm. Wenn solches der versammelten Gemeinde ans Herz gelegt wird, so wird auch ein Ungläubiger, wenn er hereinkommt, Gottes Kraft spürbar empfinden, sein Gewissen wird erreicht werden, so daß er anerkennen muß: Gott ist da (V. 23-25). Wie wichtig ist die Ermahnung heute für uns: „Strebet nach der Liebe - eifert, daß ihr weissaget!“ Hat die Liebe unser Herz erfüllt, so wird das Wohl der Gemeinde uns anliegen, und wir werden eifern nach dem, was zur Auferbauung dient. Wer weissagt, erbaut die Versammlung (1. Kor. 14,4).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es liegen in den vorstehenden Antworten Gegensätze, indem die eine Propheten in der Gegenwart als vorhanden, die andere sie als nicht vorhanden ansieht. Wir bitten unsere Leser, an der Hand der Schrift zu prüfen, wie es Wahrheit ist. Vielleicht werden manche mit uns zu dem Ergebnis kommen, anzuerkennen, daß im Epheserbrief von Propheten in grundlegender Hinsicht geredet ist, daß aber im Korintherbrief von Propheten als von in prophetischer Weise Redenden gesprochen wird. Die Schwierigkeit kommt daher, weil in allen Fällen das griechische Wort dasselbe ist; erst der Zusammenhang, in dem es im Einzelfall steht, macht klar, wie es gemeint ist. Und in dieser Hinsicht ist der Unterschied zwischen 1. Kor. 12-14 und Eph. 4 zu beachten: In letzterem handelt es sich um die Auferbauungde Leibes. Zur Auferbauung gehört aber eine Grundlage, und von dieser ist Kap. 2 die Rede: Die Propheten, d. h. die des Neuen Testamentes (vgl. 3,5), gehören mit zu dieser Grundlage. In 1. Kor. 12-14 aber handelt es sich um die verschiedenen Geistes- oder Gnadengaben und -dienfte und Geisteswirkungen in bezug auf den Dienst, zunächst innerhalb der einzelnen Versammlung. Hier ist die Weissagung, besser (wörtlich) „prophetische Rede“, allen empfohlen, da durch sie Erbauung bewirkt wird, und die dort genannten Propheten sind solche, die an diesem Dienst teilhaben, also mit prophetischer Rede Begabte sind; und diese sollen stets bleiben!

Frage 33

Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“? Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem Geist getauft? (Matth. 3,11; Apgsch. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)

Antwort A

Aus dem Worte Gottes sehen wir, daß vor jenem wunderbaren Pfingsten der Gläubigen verheißen war, daß sie mit Heiligem Geiste getauft werden sollten (Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk. 3,16; 24,48.49; Apg. 1,4.5), dann, daß diese Verheißung zu Pfingsten erfüllt wurde und, wie es 1. Kor. 12,13 heißt, in einem Geiste „alle zu einem Leibe getauft“ und „alle mit einem Geiste getränkt“ wurden (Apg. 2,1-4), und danach, daß die, welche gläubig wurden, den Heiligen Geist empfingen, bezw. daß denen, die glauben werden, die Zusage gemacht ist, daß sie den Heiligen Geist empfangen werden (Apg. 2,38; 10,44-46; 15,8.9; 19,2-6; auch Joh. 7,39). Weiterhin finden wir, daß den Gläubigen der Heilige Geist gegeben ist, bezw. daß sie denselben empfangen haben (Röm. 5,5; 8,15; 1. Kor. 2,12; Gal. 4,6; 1. Thess. 4,8), daß der Heilige Geist in den Gläubigen wohnt (Röm. 8,9-11; 1. Kor. 3,16; 6,19; 2. Tim. 1,14) und daß die Gläubigen durch den Heiligen Geist versiegelt sind und Derselbe ihnen als Unterpfand gegeben ist (2. Kor. 1,22; 5,5; Eph. 1,13.14; 4,30).

Nirgends finden wir, daß der einzelne Gläubige mit Heiligem Geiste getauft werde oder daß die Taufe mit dem Heiligen Geiste, von der das Wort spricht, eine wiederholte Sache sein solle, sondern wir finden, wie obige Schriftstellen zeigen, daß die Taufe mit dem Heiligen Geiste einmal - zu jenem Pfingsten - geschehen ist, wodurch zunächst alle damals lebenden Gläubigen zu

einem Leibe zusammengefügt wurden, und daß alle die, welche nach jenem Zeitpunkte gläubig geworden sind, den Heiligen Geist empfangen haben und dadurch dem einen Leibe hinzugefügt und unlöslich mit demselben verbunden worden sind. So ist es auch jetzt und fernerhin.

Das ist die einfache Lehre des Wortes Gottes über diesen Gegenstand, wenn wir das Wort mit unterwürfigem Herzen und Verständnis von oben lesen. Dank sei unserem Gott und Vater und unserem Heiland und HErrn für die wunderbare und unschätzbare Gabe, von der wir in Vorstehendem sprechen durften!

Th. K.

Antwort B

Die Taufe in oder mit dem Heiligen Geist wird insgesamt siebenmal im Neuen Testament erwähnt, viermal prophetisch, nämlich Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk.3,16; Joh. 1,33. In den ersten drei Fällen spricht Johannes der Täufer aus sich selbst heraus: „Er wird euch mit (in) dem Heiligen Geist taufen.“ An der vierten Stelle führt er die Worte Dessen an, der ihn gesandt hat: „Auf den du sehen wirst den Geist herabfahren und auf Ihm bleiben, der ist es, der in dem Heiligen Geist taufet.“ Dann haben wir in der Apostelgeschichte die Worte unseres HErrn Selbst - einmal direkt Kap. 1,4.5: „Ihr sollt in dem Heiligen Geiste getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ Ferner wird darauf hingewiesen in Kap. 11,16 - bei dem, was dem Kornelius und seinen Freunden vor einigen Tagen begegnet war. Dies können wir die historische Anwendung des Ausdrucks nennen, wie nämlich jüdische Gläubige zu Pfingsten und heidnische Gläubige zu Cäsarea im Heiligen Geist getauft worden sind. Dann haben wir das, was wir die lehrhafte Anwendung des Ausdruckes nennen können - den einzigen ausdrücklichen Hinweis der Epistel auf die Taufe im Geist (1. Kor.

Hinweis der Epistel auf die Taufe im Geist (1. Kor.

12,13). Also Johannes der Täufer sagt sie voraus, der auferstandene HErr gewährt sie, und der Apostel Paulus weist darauf hin als auf eine Erfahrung, die alle Gläubigen durchgemacht hatten. „In einem Geist sind wir alle in einen Leib hineingetauft und mit einem Geist getränkt worden“ (1. Kor. 12,13). Wenn es im Neuen Testament Glieder einer Gemeinde gab, die es wegen ihres sittlichen Tiefstandes nötig gehabt hätten, die Taufe im Heiligen Geist zu suchen, falls überhaupt eine solche Erfahrung etwas von den Gläubigen zu Suchendes gewesen wäre, so waren es die in Korinth; aber gerade an diese Gemeinde schreibt der Apostel: „Ihr seid der Tempel des Heiligen Geistes.“ „Wir sind alle in einem Geist in einen Leib hineingetauft worden.“ Gewiß war der Geist tief betrübt worden durch ihre Zwistigkeiten, ihren sittlichen Verfall, ihre falschen Lehren und Gemeinheiten, und sie bedurften jedenfalls der Ermahnung, „sich von aller Fäulnis des Fleisches und Geistes zu reinigen“, so daß der Geist sie unbehindert erfüllen könnte, aber sie waren doch alle „in Ihn hineingetauft“ trotz aller ihrer Verfehlungen. Ein christlicher Freund sagte: „Es ist nur ein Streit um Worte.“ Es ist sehr wahrscheinlich, daß viele, die falsch lehren, es richtig meinen; (doch haben wir nichtsdestoweniger die Verpflichtung, „festzuhalten an der Form gesunder Worte“,1 und niemals mehr als heutzutage, wo die unsichere Lehre zu Anmaßung und unbiblischem Verhalten führt.) Aber wenn man lehrt, daß die Gläubigen die „Taufe im Geist“ als eine Erfahrung nach der Bekehrung suchen sollen, so ist das mehr als eine Wortfrage. Damit leugnet man tatsächlich, daß der Heilige Geist persönlich zu Pfingsten gekommen ist; damit gibt man das echte Kennzeichen der gegenwärtigen Zwischenzeit auf: einen immer innewohnenden Geist, gegeben von einem in Herrlichkeit emporgestiegenen Menschen. Nichts anderes macht uns wirklich zu Christen, als daß wir durch einen Geist in einen Leib hineingetauft worden und so mit der ganzen Gemeinde, die der Leib Christi ist, Glieder dieses Leibes geworden sind.

1

2. Tim. 1,13! (Der Herausgeber)

Aus d. Engl. übersetzt von P. H.

Antwort C

Nur sieben Stellen finden wir in der Schrift, die von der Taufe mit Heiligem Geiste reden (Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk. 3,16; Joh. 1,33; Apgesch. 1,5 und 11,16; 1. Kor. 12,13). Wir sind deshalb auch besonders an diese Stellen gebunden, um Licht über Taufe mit Heiligem Geiste zu empfangen. Die sechs ersten Stellen weisen alle auf das Pfingstereignis hin, dagegen empfangen wir in der letzten Stelle göttliche Belehrung, daß die Taufe mit Heiligem Geiste die Bildung des Leibes Christi ist: „In einem Geiste sind wir alle zu (eis) einem Leibe getauft worden“ (1. Kor. 12,13), und dies geschah, wie der HErr kurz zuvor sagte: „Nach nunmehr nicht vielen Tagen.“ Weitere Belehrungen über Getauftsein in Heiligem Geiste gibt die Schrift nicht; und wenn die Schrift keine anderen Gedanken damit verbindet, welches Recht haben wir, dies zu tun?

So wenig wie sich die Bildung des einen Leibes wiederholen kann, so wenig kann sich die Taufe mit Heiligem Geiste wiederholen. Wir finden deshalb auch niemals in der Schrift auch nur die Andeutung einer Wiederholung oder einer Ermahnung an Gläubige, „ihr Pfingsten zu suchen“ oder nach „der Geistestaufe sich auszustrecken“. Alle Gläubigen sind eben zu einem Leibe hin getauft, von dem Christus das Haupt ist.

Es ist manchmal, und ich glaube mit Recht, die Taufe mit Heiligem Geiste mit dem Akte einer

Familiengründung verglichen worden; sie ist die Gründung der Gemeinde, der Familie, die der Leib Christi ist. Der Eheschluß ist der Akt der Gründung eines neuen Hauses - einer neuen Familie. Die Familie wächst - das Haus erweitert sich, nicht aber wird mit jedem Kinde der Eheakt neu vollzogen. Durch die Geburt ist das Kind mit jenem einmaligen Eheakte verbunden und der Familie hinzugetan. So nahm mit der Taufe des Heiligen Geistes die Bildung des Leibes ihren Anfang, und jedes neugeborene Kind Gottes ist durch das Empfangen des Heiligen Geistes mit jenem Pfingsttagsereignis verbunden und mit allen zu dem einen Leibe hin getauft. Es ist eine vollendete Tatsache, in welcher selbst die zu jener Zeit fleischlich wandelnden Korinther mit eingeschlossen waren, und welches nicht etwa das Teil der besonders Geförderten war (12,13).

Man mag hiergegen einwenden, daß wir in der Apostelgeschichte noch gar nicht die Gemeinde als den Leib Christi haben. Sicher haben wir da nicht ihre volle Entfaltung. Dazu benutzte der HErr später besonders Paulus. Die Apostelgeschichte zeigt uns die Übergangszeit. Wenn auch die Entfaltung und Offenbarung des Leibes Christi eine allmähliche, stufenweise war, so war nichtsdestoweniger in der Taufe mit Heiligem Geiste der Anfang des Baues da, von dem der HErr gesagt: „Auf diesen Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen“ (Matth. 16,18). Und obgleich die Gemeinde im Anfang nur Juden, dazu (später) Samariter umschloß, so wird sie doch in ihrem „Leib“-charakter, in ihrer Einheit mit dem himmlischen Haupte, vom HErrn Selbst anerkannt, indem Er sagte: „Saul, Saul, was verfolgst du „Mich“?“ Mit der Bekehrung des Cornelius (Apgesch. 10) wurden dann später auch die Nationen „Mit-Leib“ (Eph. 3,6). Es gibt nur einen Leib, und wenn wir die volle Entwickelung und Offenbarung auch erst später finden, so gibt uns das kein Recht, seine Existenz vorher zu verleugnen. Die Gemeinde nahm ihren Anfang mit der Taufe mit Heiligem Geiste: „In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Heiden.“ Die Personen im Anfang der Apostelgeschichte sind dieselben, die wir später in den voll entwickelten Gemeinden finden. In der Apostelgeschichte haben wir deshalb die Gemeinde nicht in ihrer vollen Entwickelung, sondern in ihrer Bildung, gleichsam in der Knospe; in der Knospe ist aber die ganze Blüte enthalten!

Noch einiges über diesen wichtigen Gegenstand, über welchen so viel Verwirrung angerichtet worden ist. Nicht wenig hat dazu beigetragen., daß zwischen empfangen“ und „Taufe“ des Heiligen Geistes kein Unterschied gemacht wurde. Die Schrift spricht oft vom „empfangen“, aber wenig vom „Getauftwerden“. Es ist nicht ein und dasselbe. Wenn die in den Ausdrücken so göttlich genaue Schrift so grund- und sinnverschiedene Worte gebraucht, so sollten wir sie nicht als gleichbedeutend behandeln, so nahe sie auch zueinander in Beziehung stehen mögen.

„Empfangen“ bezieht sich auf den Geist als Gabe, den wir empfangen, nachdem wir gläubig geworden sind (Apgesch. 19,2 und Eph. 1,13). Es ist etwas Persönliches, Einmaliges. Der einzelne empfängt die Gabe, den Heiligen Geist. „Taufe“ mit Heiligem Geist bezieht sich auf die Handlung des HErrn am Pfingsttage (die aber in ihrer Wirkung und Ausdehnung bleibend bis heute ist); sie ist die Bildung des Leibes Christi, sie geschieht an der Gesamtheit. Eine Handlung, die sich nicht wiederholt, aber alle berührt und in sich birgt, die in der gegenwärtigen Periode den Heiligen Geist empfangen. Wenn jemand gläubig wird und den Geist empfängt, ist er durch den Geist mit jener Taufe am Pfingsttage verbunden, denn in einem Geiste sind wir alle zu (eis) einem Leibe hin getauft. Ein Leib ist da, und wir sind mit einverleibt - „Mit-Leib“ (Eph. 3,6). Jetzt gibt es kein Einzel-„für sich“-stehen der Gläubigen mehr. Kein Kind Gottes kann sich abschließen. Vor dem Pfingsttage standen die Gläubigen einzeln in der Welt, (Israel war wohl ein Volk, aber nicht ein Leib). Nach Pfingsten sind alle Gläubigen in einem Geiste zu einem Leibe, zu einem Organismus vereinigt, von dem Er das Haupt

Gläubigen in einem Geiste zu einem Leibe, zu einem Organismus vereinigt, von dem Er das Haupt ist. Jedes Alleinstehen für sich, jede Parteistellung, jedes Verbundensein mit der Welt ist ein Verleugnen dieses Organismus, ein Verleugnen der Einheit des Leibes, ein Verleugnen der Taufe mit Heiligem Geiste. Es hieße wieder zum alttestamentlichen Stande zurückkehren zu wollen, welches unmöglich ist.

Am Pfingsttage (in Apg. 2) fanden beide Verheißungen „Taufe“ und „Empfangen“ des Heiligen Geistes in einer Stunde ihre Erfüllung. Wenn beides auch zugleich geschah, so müssen wir es doch ebenso unterscheiden, wie wir „Salbung“, „Versiegelung“ und „Unterpfand“ des Geistes unterscheiden, obgleich auch diese unser Teil in einer Stunde werden. (Siehe Frage 3, Seite 6-9.) Beim aufmerksamen Betrachten der obigen Stelle können wir beides wohl unterscheiden. Wir lesen 1. (V. 2): „Das Haus wurde erfüllt, wo ‚sie‘ saßen.“ Sie waren wie bei der Taufe mit Wasser von dem Element, worin sie getauft wurden, umhüllt, begraben. Es war die Gesamtheit, „sie“. Dann 2. (V. 3): „Es erschienen zerteilte Zungen und setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen.“ Sie, die alle in Verbindung mit dem Hause in dem Heiligen Geiste gemeinsam begraben waren, empfangen jetzt einzeln die Kraft aus der Höhe, die sich bald in dem freudigen Zeugnis offenbarte. Vers 2 : Alles ist gemeinsam, Vers 3: Alles ist einzeln. Auf jeden einzelnen läßt sich (obgleich sie im Hause vom Geiste umhüllt waren) der Geist nieder, nicht wie beim HErrn in Gestalt einer „Taube“, sondern in der Gestalt einer „Zunge“, und „sie“ werden erfüllt, während V. 2 das Haus erfüllt wird, wo „sie“ sind. -

Nie dürfen wir bei Taufe mit Heiligem Geiste an ein Werk des Geistes in oder an uns denken. Der Heilige Geist tauft nicht, sondern der HErr ist der Täufer. Beim „Empfangen“ ist ein Geber, bei der Taufe ein Täufer. Als Geber nennt uns die Schrift sowohl den Vater als den Sohn (Joh. 14,16; 15,26 usw.), aber als „Täufer“ wird nur der HErr allein genannt. Es ist Seine Handlung, mit der Er eine neue Verwaltungsperiode (die Periode der Gemeinde) eröffnet. Er ist der Täufer von zwei Taufen. Er wird 1. mit Heiligem Geiste und 2. mit Feuer taufen. Mit der Taufe mit Heiligem Geiste eröffnet Er eine Haushaltung und wird an einem späteren Tage in der Taufe mit Feuer eine andere eröffnen. Leider werden auch diese beiden Taufen oft als gleichbedeutend angesehen.

Nach den obigen Darlegungen glaube ich die Frage so beAntworten zu können, daß es die Handlung des HErrn ist, mit welcher Er die gegenwärtige Zeit der Gemeinde eröffnet, eine Handlung, in (mit) welcher die Gläubigen alle in einen Leib hineingetauft worden sind, während der einzelne Gläubige den Geist empfangen hat.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Möchten die obigen klaren Ausführungen vielen dienen, besonders solchen, die noch mit unklaren Vorstellungen zu tun haben! Woher kommen die unklaren Gedanken über dies Gebiet, die uns von früher her nur allzu bekannt sind und aus denen beizeiten herausgekommen zu sein, wir als eine Gnade des HErrn rühmen? Wir meinen, hauptsächlich daher, daß die einfachen Ausdrücke der Schrift nicht auf ihre Bedeutung innerhalb des Zusammenhanges, in dem sie stehen, geprüft werden und indem alle möglichen Ausdrücke über Geistbesitz usw. verwechselt werden. Zweifellos haben manche, die „ihre Geistestaufe“ suchten, etwas vom HErrn bekommen, der auf ihre Treue gemäß der Erkenntnis, die bei ihnen vorhanden sein konnte, und auf ihren Gehorsam sah. Aber nicht etwa

erlangten sie die Geistestaufe, die ja ein für allemal am Pfingsttage geschehen ist, sondern sie sind mehr mit Geist erfüllt worden nach Apg. 4,31 (Eph. 5,18). In dem Maße, wie wir dem Heiligen Geiste Raum lassen in uns, die wir Tempel des Heiligen Geistes sind, zu wirken, in dem Maße werden wir mit Geist erfüllt sein und den HErrn besser verherrlichen können als zuvor.

Es ist zu wünschen - und der HErr möge Gnade geben dazu! -, daß in diesen Dingen die Schrift mehr in ihrem Wortlaut zur Geltung käme. Manche glauben, Gott zu ehren, wenn sie „ihre Geistestaufe“ suchen, und sie sehen nicht, daß sie mit diesem Begehren etwas Schriftwidriges tun, wodurch Gott nie geehrt werden kann. Der treue HErr mache uns allen Sein Wort recht groß und kostbar!

 

Frage 34

Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)

Antwort A

Diese Frage läßt sich nicht gut beAntworten, ohne daß man vorher betrachtet, was des HErrn Kelch und Tisch ist, wovon in 1. Kor. 10,21 ebenfalls die Rede ist.

Der Kelch dient zur Darreichung von Wein, und Wein ist im Worte Gottes ein Bild von Freude; der Tisch bietet Speise dar und spricht daher von Genuß.

Wenn wir das Mahl des HErrn feiern, kommt durch die vom HErrn Selbst gegebenen äußeren Zeichen, Brot und Wein, sichtbar zum Ausdruck, was Er uns bereitet und gegeben hat; unsere Herzen sind mit Dank und Anbetung und heiliger Freude erfüllt über die Liebe und Gnade

und ewige Segnung, die durch Sein herrliches Erlösungswerk und auf Grund desselben uns geworden ist, und wir genießen gleichsam Ihn Selbst, unseren verherrlichten Heiland und HErrn. Aber das, was durch „den Kelch der Segnung, den wir segnen“, und „das Brot, das wir brechen“, beim Mahle des HErrn in sichtbarer Weise zum Ausdruck kommt, dürfen und sollen wir nicht nur dann genießen, während wir das Mahl des HErrn feiern, sondern allezeit; unser Herz sollte fort und fort im HErrn sich freuen, wie uns Phil. 4,4 zugerufen wird: „Freuet euch in dem HErrn allezeit!“ Und wir sollten uns allezeit von Ihm nähren, in dem Gott uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern (Eph. 1,3). „Fülle von Freuden“ ist vor Seinem Angesicht (Ps. 16,11), in der Gemeinschaft mit Ihn, und Sein Tisch ist jederzeit für uns reich gedeckt, um uns zu nähren und jedes Bedürfnis unseres Herzens zu befriedigen durch Darreichung Seines Geistes, sei es mittels Seines teuren Wortes, das wir lesen oder in Gemeinschaft mit anderen betrachten, oder durch die Predigt, die wir hören, oder indem wir im Gebet vor Ihm sind oder bei dem Sinnen unseres Herzens, oder in sonstwelcher Weise. Ja, selbst alles Nötige auch für unseres Leibes Leben empfangen wir aus Seiner Fülle und können wir daher gleichsam an Seinem Tische genießen (s. 2. Kor. 9,8; Phil. 4,19). - Das ist der Kelch des HErrn und der Tisch des HErrn. Der „Tisch des HErrn“ beschränkt sich also nicht auf das Mahl des HErrn, welches selbstverständlich mit eingeschlossen und der vollkommenste Ausdruck davon ist.

Der Kelch und Tisch der Dämonen sind das Gegenstück hierzu. Sie sind die Freuden und die Genüsse, die diese Welt bietet durch das, was in der Welt ist: Fleischeslust, Augenlust und Hochmut des Lebens. Wir sehen dies klar aus den Versen 1-22 unseres Kapitels, besonders aber aus Vers 7

verbunden mit V. 18-20. Die vorstehend gekennzeichneten Freuden und Genüsse dieser Welt - nicht nur Feste, Konzerte, Bälle, Theater und allerhand Vergnügungen, sondern noch vieles andere, ja, alles, worin der Mensch ohne Gott Freude, Genuß und seine Verherrlichung sucht - sind, im göttlichen Lichte betrachtet, in mehr oder weniger verfeinerter Weise dasselbe, was die heidnischen Götzenfeste waren, bei denen der Mensch unter irgendwelchem Namen der Sache am letzten Ende doch nur der Fleischeslust, der Augenlust und dem Hochmut des Lebens frönte. Diese Dinge aber sind es, durch die der Satan, unterstützt durch ein Heer von Dämonen, seinen unwiderstehlichen Einfluß auf den natürlichen Menschen ausübt, so daß der Mensch, ohne es zu wissen, in all jenen daraus hervorgehenden Freuden und Genüssen, Vergnügungen und allerhand Dingen tatsächlich dem Satan und den Dämonen dient, diesen opfert und somit ihren Kelch trinkt und von ihrem Tische sich nährt. Dasselbe tut ein Kind Gottes, wenn es an solchen Freuden usw. teilnimmt. Denn „die, welche die Schlachtopfer essen, sind in Gemeinschaft mit dem Altar“ (V. 18). Darum heißt es V. 7: „Werdet auch nicht Götzendiener, gleichwie etliche von ihnen, wie geschrieben steht: ‚Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken, und sie standen auf, zu spielen‘ “ (vgl. V. 14).

Wer Befriedigung sucht in den Dingen, durch welche der Satan die Menschen lockt und betrügt, kann nicht zugleich das genießen, was unser HErr uns darbietet, sondern geht dessen verlustig, da es eben nicht möglich ist, zu gleicher Zeit aus zwei Kelchen zu trinken und an zwei Tischen zu essen (V. 21). Ein solches Kind Gottes offenbart dadurch, daß es nicht versteht, in welche Gemeinschaft es berufen und welches kostbare und herrliche Teil ihm geschenkt ist. Wie traurig ist es daher, wenn ein Kind Gottes Befriedigung sucht im Lesen von Zeitungen, Romanen und Geschichten, in Vergnügungen, leiblichen Genüssen und Bequemlichkeiten und anderen Dingen der Welt, anstatt seine Freude am HErrn, an Seinen Interessen, Seinem Worte und in der Gemeinschaft mit den Seinen zu finden! Darum laßt uns in jeder Sache darüber klar werden, wessen Kelch und wessen Tisch es ist, mit dem wir es in der betreffenden Sache zu tun haben, und alles abweisen und meiden, was nicht unseres HErrn Kelch und Tisch ist! Dagegen laßt uns reichlich Gebrauch machen von unserem kostbaren Vorrechte, Seinen Kelch zu trinken und an Seinem Tische uns zu laben und zu sättigen!

Th. K.

Antwort B

Der Zusammenhang dieser Stelle umfaßt die Kapitel 8-10. In Kapitel 8 beAntwortet der Apostel die Frage des Verhaltens der Kinder Gottes zu den Götzenopfern.

Während er darlegt, daß ein Götze nichts ist und wir uns durch Speisen Gott nicht „geringer“ oder „vorzüglicher“ machen können, tritt er der fleischlichen Sprache: „Alles ist erlaubt“ scharf entgegen. Er zeigt, daß wir von anderen Gesichtspunkten aus zu handeln haben als von denen unseres Rechtes oder unserer Freiheit. Wir haben die Brüder, die Gemeinschaft, das Zeugnis zu berücksichtigen. Die wahre Freiheit ist die der Liebe, die verzichten kann auf Freiheit.

Im 9. Kapitel zeigt er an seinem eigenen Leben und Verhalten, wie er dies praktisch verwirklicht, um dem Evangelium „kein Hindernis zu bereiten“ und auch andere „zu erretten“ aus ihren Gebundenheiten. Das Zeugnis der Wahrheit darf durch unser Verhalten und unsere Stellungnahme nicht verdunkelt werden. - Wir befinden uns in der Rennbahn. Nur zu laufen ist nicht genug, wir

müssen recht laufen! Es ist ein Kampf, und da heißt es, „enthaltsam“ sein. Kinder Gottes möchten es sich manchmal so leicht wie möglich machen. Sie schieben ihre „Freiheit“ vor, aber in Wahrheit ist es das Fleisch, der eigene Wille, das Unentschiedensein, das Liebäugeln mit den Dingen, hinter welchen Satan steht.

Im 10. Kapitel zeigt er ihnen an Israels Geschichte die Gefahr für solche. Im Anfang bewegten die Korinther sich in den Grenzen des „Erlaubten“, sie aßen Götzenopfer, aber bald sah man sie im Götzentempel sitzen (8,10). Er zeigt ihnen die abschüssige Bahn an Israel; zuerst gelüstete das Volk nach den bösen Dingen (10,6), dann folgt „Götzendienst“ (V. 7), dann Verbindung mit Moab (Hurerei) (V. 8), dann Versuchen der Geduld Gottes in dem Verachten des Mannas (der Speise, die nur allein uns stark machen kann) usw. usw. Nun folgt V. 11-13 die Warnung vor Selbstvertrauen. Sie mochten „sich dünken“: Wir stehen schon fest, wir haben so viel Erkenntnis und Licht; wir können vom Götzenopfer essen, wir werden uns nicht mit der Welt vermischen, wir wissen, wie weit wir zu gehen haben - sie gerade waren in Gefahr zu fallen. „Fliehet dem Götzendienst!“ ruft der Apostel, und nun macht er eine klare Scheidung zwischen des HErrn Kelch und der Teufel Kelch, zwischen des HErrn Tisch und der Dämonen Tisch. Sie konnten nicht Gott dienen und zugleich den Dämonen. Es ist eine gewaltig ernste Sprache, die hier geführt wird. So wie wir in dem Brote und Kelche den HErrn und Seinen Tod sehen, so müssen wir auch in den Dingen, die nicht von Christus sind, den Satan sehen. Der HErr hat (geistlich gesprochen) einen Tisch, an dem wir teilhaben können (Ps. 23,5), wo Er uns gleichsam die Speisen und Güter Seines Hauses darreicht; und ebenso auch der Teufel. Der Dämonen Kelch und Tisch sind alles, womit der Name des HErrn nicht verbunden werden kann, sind die Darbietungen des Satans zu unserer Teilnahme, womit wir zugleich ihm huldigen.

Der Apostel lenkt in diesem Abschnitt (10,14-21) ihre Gedanken auf das Abendmahl, von dessen Feier er im 11. Kapitel spricht. War der Kelch nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi und das Brot nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? War es nicht das innigste Einssein mit dem HErrn und Seinem Tod? Und waren nicht ebenso sie alle, die des einen Brotes teilhaftig wurden, so zu einer Einheit geworden wie ein Brot und wie ein Leib, an dem jedes Glied das eine gleiche Leben hat? So war es schon bei Israel: die vom Opfer aßen, waren in Gemeinschaft mit allem, was der Altar in sich schloß (V. 18). Sie konnten nicht an etwas teilhaben, ohne damit Gemeinschaft zu haben. - Er beAntwortet im 19. Verse den Einwand, er habe zuvor (8,4) gesagt, ein Götze sei nichts. Er wacht, daß von der Schärfe seiner Worte nichts verwischt werden soll. Wem ist das Götzenopfer geopfert? Ist es Gott dargebracht? Nein. Dann gibt's kein Mittelding. Es ist den Dämonen geopfert und nicht Gott (V. 20). Sie sollten nicht sagen können: „Ein Götze ist nichts,“ „es ist einem Nichts geopfert,“ „es hat keine Bedeutung,“ „es ist nichts.“ Hinter diesem „Nichts“ eben stand Satan! Was nicht mit Gott verbunden werden kann, steht mit Dämonen in Verbindung, und Teilnahme daran war Gemeinschaft mit den Dämonen (Götzendienst). Wie ein Vater über seine Kinder eifert (2. Kor. 11,2), sagt er: Ich will aber nicht, daß ihr Gemeinschaft mit den Dämonen habt, und fährt fort: Ihr könnt nicht des HErrn Kelch trinken und (zugleich) der Dämonen Kelch, - ihr könnt nicht das Brot brechen und zugleich Satansdingen huldigen, - ihr könnt nicht des HErrn Tod verkündigen und zugleich in Dingen leben, die diesen Tod verleugnen. Wir können nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi haben und zugleich mit der Welt verbunden sein, - wir können nicht mit Unbekehrten zusammen ausdrücken: „Ein Brot, ein Leib sind wir.“ Es wäre eine Sünde und eine Lüge vor Gott und Menschen.

Wie ernst deshalb die Ermahnung, den Schlingen des Götzendienstes zu entfliehen! Israels Götzendienst ist ein furchtbares Beispiel. Nicht der Tanz um das goldene Kalb ist hier genannt als

Götzendienst ist ein furchtbares Beispiel. Nicht der Tanz um das goldene Kalb ist hier genannt als Götzendienst, sondern hier wird ihr Götzendienst beschrieben mit dem Sichniedersetzen zum Essen, Trinken und Spielen. Es ist die Huldigung der Dinge der Welt. Diesem Götzendienst geht vorauf, daß es als ein Fest Jehovas ausgerufen wurde (2. Mose 32,5). Man brachte Brand- und Friedensopfer dar, und, zufrieden mit sich und seiner Gottesverehrung, setzte man sich nieder, zu essen und zu trinken, und stand auf, sich zu belustigen. Gott aber wandte Sich von ihnen ab.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Welch ein so sehr ernstes Gebiet ist das oben behandelte! Wir denken, daß keiner der Leser sich diesem Eindruck entziehen kann. Aber geht uns persönlich dies alles auch etwas an? Sind unter uns auch Götzendiener? Gewiß sind wir in denselben Gefahren wie Israel und die Korinther! Götzendienst und Gemeinschaft mit dem Satan - in wieviel feiner Weise kommt dieses unter uns Kindern Gottes vor! Wieviel Liebäugeln mit den Dingen Satans, mit fleischlichen Lüsten und weltlichem Wesen grober und feiner Art ist unter uns Kindern Gottes oft noch zu finden! Wissen wir gar nichts davon?

Wir kennen Ausleger, die diese Verse besonders auf die leider vorkommende Verbindung von Gläubigen mit dem Spiritismus beziehen. Und wer wollte leugnen, daß man diese Auslegung geben dürfte? Leider, leider beschäftigen sich manche Christen mit solchen satanischen Dingen. Sind unter den Christen, die wir kennen, wohl solche, die schon zu Kartenlegerinnen gegangen sind oder mit den schrecklichen Dingen, die man unter dem Sammelbegriff „Sympathie“ kennt, gemeinschaftliche Sache gemacht haben? - Aber 1. Kor. 10 geht weiter: Jede Verbindung mit Irrlehren, die unseren hochgelobten HErrn entehren, ist Gemeinschaft mit Satans Tisch. Wie so viele Kinder Gottes fallen heute durch Unwachsamkeit und anderes den entsetzlichen Irrlehren der „Millenniums- (Tagesanbruch“)-Sekte zum Opfer, vor der wir nicht genug warnen können, oder anderen Irrlehren! Und nicht nur diese Dinge sind gemeint. Jede unheilige Verbindung mit der religiösen Welt, diesem besonderen Lockstück von Satans Tisch, ist ein Gemeinschaft machen mit gottfeindlichen Grundsätzen und sollte unter uns nicht gefunden werden. Wie traurig ist es, daß so manche Gläubige noch Hand in Hand gehen können mit den kirchlichen Grundsätzen der religiösen Welt, der unwiedergeborenen Namenchristenheit, ohne zu ahnen, daß sie dadurch praktisch die Gemeinschaft mit dem HErrn verleugnen. Und andere lassen sich betören durch die geschäftlichen Grundsätze der Welt, ja auch der religiösen Welt, und geben ihren Weg des Glaubens zeitweise auf. Und so ließe sich noch manches nennen, doch es sei genug mit diesen praktischen Hinweisen, die uns allen zur Prüfung unserer Herzen und unseres Lebens vorgelegt seien!

Was ist die Folge solcher unheiligen, die Gemeinschaft mit des HErrn Tisch (im Sinne obiger Antworten) preisgebenden Verbindungen, in die Kinder Gottes aus Unwachsamkeit (1. Kor. 10,12) oder Undankbarkeit gegen den HErrn (V. 10) oder Gleichgültigkeit sich eingelassen haben? V. 21 (Anfang) sagt uns: „Ihr könnt nicht usw.“ Da steht kein Verbot („ihr sollt nicht“), sondern da wird schlicht und klar festgestellt, daß es unmöglich ist, die Gemeinschaft mit dem HErrn zu verbinden mit der Gemeinschaft in und mit Dingen der Finsternis. Was heißt das? Nun, es mag manchem ein Leichtes sein, in der Woche etwa nach durchaus weltlichen - dahinter steht Satan! - Grundsätzen zu handeln und zu leben und am Sonntag mit Gottes Volk Gemeinschaft zu haben, oder sich in religiösem Formenwesen - dahinter steht Satan! (vgl. Joh. 8) - zu ergehen und zugleich sich zur

Versammlung Gottes zu rechnen, aber es ist unmöglich, daß der HErr da mitmacht. Einer von beiden muß sich zurückziehen, weil es unmöglich ist, zugleich zwei Herren zu dienen (Matth. 6,24). Satan zieht sich gewiß nicht zurück, er kann es ganz gut aushalten, daß man nebenbei christlichen Grundsätzen huldigt, wenn man nur ihm den gewünschten Tribut zollt, mit ihm oder dem Seinen in gewissen Punkten gemeinsame Sache macht - aber der HErr, mit dem wir verbunden sind durch Seinen Geist, kann nicht in lebendiger Segensverbindung mit solchen bleiben, Sein Geist wird betrübt und zieht Sich zurück; und wenn Er in Seiner Treue auch die, welche wirklich Sein sind, zuletzt retten wird (vielleicht „wie durch Feuer“), so gehen sie doch vieler Segnungen verlustig, die sie in der lebendigen Gemeinschaft mit Ihm hätten haben können. Es gibt keine gesegnete Vermengung für uns Christen mit den Dingen dieses Zeitlaufs, der unter Satans Herrschaft steht. Der Weg der Scheidung von allem, was von unten ist (in religiösen wie geschäftlichen wie gesellschaftlichen und in anderen Beziehungen), ist stets der gesegnete, hier unten schon wie im Blick auf die Ewigkeit, und wenn auch der menschlich schwerere, so doch der köstlichste (vgl. Hebr. 11,24-26).

So haben wir gesehen, daß unsere oft wenig verstandene Stelle Licht gibt über das alleralltäglichste, praktische Leben der Kinder Gottes. Der HErr schenke uns zu dieser Erkenntnis auch die Gnade, praktisch immer mehr die Gemeinschaft allein an Seinem Tisch zu verwirklichen!

Frage 35

Von wem spricht der Prophet Jesaja im Kap. 42,19: „Wer ist so blind, als nur mein Knecht usw.“?

Antwort A

Durch Würdigung der Worte in Kap. 43,8: „Führe heraus das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben,“ und auch derer in Kapitel 43,1 und 10, vgl. Kapitel 43,10: „Ihr seid Meine Zeugen, spricht Jehova, und Mein Knecht, den Ich erwählt habe usw.“, dürften Lichtstrahlen auch auf die hier in Rede stehende Stelle fallen.

Der Prophet spricht von dem Volke oder, richtiger, zu dem Volke als zu einer Person im Zusammenhang in verschiedener Weise:

1. bekommt es (das Volk) einen Verweis (V. 18-20), 2. weist er es auf die Erlösung hin (Kap. 43,1-7), und 3. ermuntert er es zum Glauben und Vertrauen auf ihren Erlöser (Kap. 43,8-13).

In Vers 16 schon hat der Prophet das Volk, welches der HErr erlösen wird, als „Blinde“ bezeichnet, weil es die Wege Gottes zu seinem Heile nicht erkannte. Er nennt es auch „Taube“, weil es Gottes Wort hört und seinen Sinn nicht vernimmt. Dann muß in Vers 19, der hier in Rede stehenden Stelle, der HErr noch weiter klagen, und zwar wieder über Sein Volk. Israel war erwählt, daß es unter den Völkern Sein Werk ausrichten sollte, und war doch zurzeit selbst noch blind und taub, verstand selber Gottes Wege und Wort noch nicht, war eigentlich der hohen Stellung nicht wert, zu der es von Gott berufen war.

W. W.

Antwort B

In dem genannten Verse ist in Ausdrücken des Wohlgefallens von der Person geredet, um die es sich handelt. Jehova nennt ihn „Mein Knecht“, „Mein Bote, den Ich sende“, „der Vertraute“ und „der Knecht Jehovas“; Er bekennt Sich also ausdrücklich zu ihm. Von dieser selben Person ist bereits zu Beginn des Kapitels (V. 1-7) die Rede, und es ist wohl einem jeden gläubigen Leser jener kostbaren Worte ohne weiteres klar, daß es der Herr Jesus, unser teurer Heiland und HErr, ist, von dem gesprochen ist. Er ist der Knecht, der gesandte Bote, der Vertraute Jehovas in V. 19, um dessen Gerechtigkeit willen es Jehova gefiel, das Gesetz groß und herrlich zu machen (V. 21). - Wie aber kommt es, daß Jehova mit Wohlgefallen von Ihm sagt, daß Er blind und taub sei, Ihn gleichsam als Vorbild dafür hinstellend? Es gibt außer dem körperlichen Blind- und Taubsein, von dem hier nicht die Rede ist, noch verschiedenes anderes Blind- und Taubsein. Der Mensch kann blind sein in bezug auf Gott und die himmlischen, ewigen Dinge, blind für Gottes Güte und Liebe, blind über den eigenen Zustand und taub für Sein Wort, für Seine mahnende, warnende, rufende, lockende Stimme. Das ist der Zustand des Menschen von Natur, das war und ist noch der Zustand des Volkes Israel (s. Jes. 6,9.10; 2. Kor. 3,14-16), niemals aber konnte es der Zustand Seines Knechtes sein, des Boten, den Er sandte, des Vertrauten Jehovas! Er konnte sagen: „Ich habe Jehova stets vor mich gestellt“ (Ps. 16,8), und „Er weckt jeden Morgen, Er weckt mir das Ohr ... Der HErr, Jehova, hat mir das Ohr geöffnet, und ich, ich bin nicht widerspenstig gewesen ...“ (Jes. 50,4.5). Und doch war Er blind und taub, wie es in V. 20 heißt. Wofür war Er denn so blind und taub? Für die Reize und Lockungen dieser Welt, durch die der große Feind Gottes die Menschen verblendet und verleitet! Sein Auge und Sein Ohr war allem diesem gegenüber völlig verschlossen! Alle ihre Herrlichkeit konnte nicht den geringsten Einfluß auf Ihn ausüben, ihre lieblichsten und verlockendsten Einladungen fanden kein Gehör bei Ihm. Er ging rein und unbefleckt durch diese Welt als „der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh. 3,13), dessen Auge und Ohr nur für Gott geöffnet war in vollkommener Hingabe, so daß Er am Ende Seiner Erdenlaufbahn zum Vater sagen konnte: „Ich habe Dich verherrlicht auf der Erde“ (Joh. 17,4). Darum ruhte das ganze Wohlgefallen Jehovas auf Ihm von Ewigkeit her, ehe Sein Fuß über diese Erde schritt; darum fand Jehova Seine Freude darin, immer wieder hinzuweisen auf Seinen Geliebten, der Seine Wonne war. Deshalb ruft Er Seinem armen, irrenden Volke zu: „Höret, ihr Tauben! Und ihr Blinden, schauet her, um zu sehen! Wer ist blind, als nur Mein Knecht?, und taub, wie Mein Bote ...?“ (V. 18.19.) Er bildete einen vollkommenen Gegensatz zu dem in geistiger Blindheit und Taubheit dahingehenden Menschen und ist ein herrliches Vorbild für die, welche aus der Finsternis herausgeführt sind in Sein wunderbares Licht.

Der Gegenstand ist wirklich ernst für einen jeden von uns, denn zu unserer Beschämung müssen wir bekennen, daß wir leider nur zu oft nicht dem uns gegebenen herrlichen Vorbilde entsprechen. Und je weniger Auge und Ohr offen ist für Gott, um so mehr ist beides offen für die Welt und ihre Dinge! „Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster“ usw. (Luk. 11,34-36).1 Laßt uns darum sehr achtgeben und unser Auge auf den HErrn gerichtet halten, denn „die Herrlichkeit des HErrn anschauend, werden wir verwandelt nach demselben Bilde“ (2. Kor. 3,18).

1

Vergl. Frage 1. (Der Herausgeber.)

Th. K.

Antwort C

Dies Kapitel spricht von dem Knecht Jehovas, von dem HErrn in Seinem Leben der Niedrigkeit, unter dem Auge Gottes. Sein Leben hienieden war so, wie unser (des Menschen) Leben hätte sein sollen

dem Auge Gottes. Sein Leben hienieden war so, wie unser (des Menschen) Leben hätte sein sollen zum Wohlgefallen Gottes (V. 1). Vers 19 wird von vielen schriftkundigen Brüdern auf Israel gedeutet; Israel wird auch oft in der Schrift als „Knecht“ angeredet. Es sei Israel, das nach dem Vorsatz Gottes der Vertraute Jehovas sei, das aber in seiner VerAntwortlichkeit gefehlt habe.

Mir scheint das Wort einfacher zu sein, wenn man in dem 19. Verse wie in den Anfangsversen Christus erkennt (Matth. 12,14 bis 21). Vers 18 ist ohne Zweifel Israel. Es sind die Tauben und Blinden, die, wenn sie wollen, hören und sehen können und deshalb aufgefordert werden zum Sehen. Dann wird ihnen V. 19 Sein Knecht, der Vertraute Jehovas gezeigt in einer Blind- und Taubheit, die nur bei Ihm gefunden wird und im Gegensatz zu Israels Blindheit stand. Der in Niedrigkeit wandelnde Knecht (Apg. 4,27) war auf Seinem Pfade hienieden blind und taub für alles, was dem Willen Gottes entgegenstand, im Gegensatz zu Eva und Adam, die nicht blind und taub waren für die Dinge, die Satan ihnen ins Auge und ins Ohr gab. - Natürlich soll mit diesen Worten nicht ausgeschlossen sein, daß auch in diesen Versen (18 bis 25) der HErr in Seiner Verbindung mit Israel, oder besser gesagt, Israel in seiner Verbindung mit dem Herrn gesehen wird. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Mancher Leser der Stelle möchte auf den ersten Blick sagen: Das ist nur Israel! Mancher wird sofort sagen: Kein anderer als Jesus ist gemeint, zumal wenn er an Matth. 12,14-21 denkt. Dennoch ist beim näheren Zusehen und Forschen weder das eine noch das andere so klar wie beim ersten Eindruck. Wir glauben auch, daß in erster Linie Jesus gemeint ist, daß aber die andere Deutung damit in engster Verbindung steht. Wie das? Nun, zunächst ist in diesem Kapitel wie auch in Kapitel 49,1-6 eine beständige Wechselbeziehung zwischen Jesus als Knecht Jehovas und Israel in derselben Stellung zu erkennen. Und wenn wir diese Tatsache scharf ins Auge fassen, so wird uns vielleicht klar werden, daß ja zwischen Jesus und dem Volke Israel bezüglich ihrer Stellung als Knecht kein so großer Gegensatz bestehen kann; denn Jesus ist der Messias und der König Israels, und wie oft wird der König eines Landes genannt, wenn das Volk gemeint ist, und umgekehrt! Der König repräsentiert (stellt dar, vertritt) das Volk. Licht auf diese Wechselbeziehung zwischen Israel und Jesus dürften die Worte Jesu fallen lassen, in denen Er das Reich Gottes als mitten unter ihnen (wörtlich Luk. 17,21) nahe zu ihnen gekommen (Luk. 10,9; vgl. Matth. 12,28; 21,43 u. a. m.) zeigt: In der Person des Königs war das Reich da, wenn auch die Reichsangehörigen ihre Stellung noch nicht erkannten. Somit kann in unserer Stelle Jesus gemeint sein, der König Israels in Knechtsgestalt; es kann auch Israel gemeint sein in der Person seines Königs. Indem sein König blind und taub war nach dem Wohlgefallen Jehovas, hatte das Volk eine Blindheit und Taubheit, die Gott wohlgefällig war. Blind und taub für alles, was nicht dem Charakter eines seinem Herrn völlig gehorsamen Knechtes entsprach, so war Jesus, und so wird einmal in der zukünftigen völligen Erfüllung dieses Wortes Israel wirklich sein und dann die erhabene Aufgabe erfüllen können, zu der Gott es unter den Nationen gesetzt hat. In der ersten Erfüllung des Wortes, die besonders zur Zeit von Jesu Erdendienst geschah, war Israel in falscher Weise blind und taub und mußte hingewiesen werden auf den Knecht Jehovas, der Seinen Weg in Abhängigkeit und Treue ging, auf Jesus, den König Israels, der in der Mitte Israels wie der Dienende war (vgl. Luk. 22,26.27).

Wir glauben somit sagen zu dürfen, daß diese Stelle zunächst in Jesus ihre Erfüllung fand und einst in

Israel, dem es jetzt noch nicht „wie Schuppen“ von den Augen gefallen ist, seine volle Erfüllung finden wird, wenn es den „König in Seiner Schönheit“ (Jes. 33,17) schaut und für alles außer Ihm blind und taub ist (vgl. Jes. 33,14-21!).

Frage 36

Wie ist die rechte biblische Stellung des Gotteskindes zum Blutgenuß (z. B. in Form von Blutwurst)? (Vergl. Apg. 15,20.)

Antwort A

Das Wort in Kol. 2,16: „So richte euch nun niemand über Speise oder Trank oder in Ansehung eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten, die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist Christi,“ und Apg. 15,20 scheinen formell im direkten Widerspruch zueinander zu stehen. Für den aber, der nach Matth. 6,22 ein „einfältiges Auge“ hat, wird sich kaum eine Schwierigkeit ergeben.

Zweifellos sind wir zur Freiheit berufen (Gal. 5,13) und dürfen und sollen demgemäß in der Freiheit wandeln und handeln, auch hinsichtlich Speise und Trank. Dem einfältigen Auge wird aber das Wort in Apg. 15,20 nicht entgehen, und dem zur Unterwürfigkeit dem Wort gegenüber Geneigten wird das Ausleben jenes Wortes nicht schwer fallen, vielmehr selbstverständlich, wenn nicht eine Freude sein. Der einfältige Christ wird auch nicht nach eng geschraubten und an den Haaren herbeigezogenen Unterschieden zwischen gekochtem und ungekochtem Blute schauen, sondern sich in Ehrerbietung vor dem einfachen geschriebenen Worte beugen und es ausleben, also kein Blut essen, auch keine Blutwurst. W. W.

Antwort B

Das Verbot betreffs des Blutgenusses finden wir im Gesetz, welches nach Hebr. 10,1 „einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat“, also nur in Vorbildern von dem spricht, was in Christo seine vollkommene Erfüllung gefunden hat. So ist es z. B. mit den Schlachtopfern, von welchen im Gesetz viel und ausführlich die Rede ist (s. z. B. 3. Mose 1-5 usw.), und ebenso ist es auch mit dem Blute. Wie wir in den Opfern Vorbilder erblicken von dem Opfer unseres Heilandes, so erblicken wir auch in dem Blute ein Vorbild von Seinem teuren Blute, welches Er am Kreuze für uns vergossen hat. „In dem Blute ist die Seele“ oder „das Leben“ (3. Mose 17,11.14); Er hat „Seine Seele ausgeschüttet in den Tod“ (Jes. 53,12), Sein teures Leben gegeben „als Lösegeld für viele“ (Matth. 20,28); Er bezahlte unsere Schuld Gott gegenüber. Davon sprach das Blut eines jeden dargebrachten Opfers, ja eines jeden geschlachteten Tieres. Schon in 1. Mose 3,21, wo Jehova den ersten Menschen „Röcke von Fell“ machte, sehen wir ein Vorbild auf den stellvertretenden Opfertod unseres teuren Heilandes. Ebenso war Christus und nichts anderes der kostbare Gegenstand, den Jehova im Auge hatte, als Er nach der Sintflut dem Noah sagte: „Nur das Fleisch mit seiner Seele, seinem Blute, sollt ihr nicht essen“ (1. Mose 9,4). Darum heißt es auch 3. Mose 17,6: „Und der Priester soll das Blut an den Altar Jehovas sprengen“ und V. 11 und 12: „Denn die Seele des Fleisches ist im Blute, und Ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut durch die Seele ... Niemand von euch soll Blut essen ...“ (vgl. V. 13). Es handele

sich hierbei eben um die Ansprüche Gottes und um die Anerkennung derselben. Diese Ansprüche Gottes sind vollkommen und auf ewig befriedigt durch unseren Herrn Jesum Christum; gepriesen sei Sein Name! Nachdem Er gekommen ist und Sein Blut vergossen hat, haben wir es nicht mehr mit dem Blute von Tieren, sondern mit Seinem kostbaren Blute zu tun; seitdem geschieht die Anerkennung der Ansprüche Gottes nicht mehr durch Nichtgenießen des Blutes von Tieren, sondern durch den Glauben an das vergossene Blut Seines geliebten Sohnes! Wir beschäftigen uns nicht mehr mit den Schatten, sondern mit dem Wesen. Wenn eine geliebte Person von mir abwesend ist, betrachte ich mit Freude und Liebe das Bild, welches ich von ihr besitze; sobald sie aber selbst da ist, lege ich ihr Bild beiseite und betrachte sie selbst und beschäftige mich mit ihr selbst.

Wenn wir trotzdem im Neuen Testament finden, daß Judenchristen weiter unter dem Gesetz blieben, so beweist das nur, wie schwer der Mensch in die Gedanken Gottes einzugehen vermag, und wenn in Apg. 15,20 selbst den Gläubigen aus den Nationen gesagt wird, „daß sie sich enthalten ... vom Blute“, so ist dieselbe menschliche Schwachheit der Grund, wie der folgende Vers (V. 21)

zeigt: „Denn Moses hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn predigen, indem er an jedem Sabbat in den Synagogen gelesen wird.“ Sie hatten also das Gesetz Moses' gehört und standen unter dem Eindruck der darin gegebenen Vorschriften, also auch betreffs des Blutes, und waren infolgedessen im Zweifel darüber, wie sie sich in der Sache verhalten sollten, um so mehr, als noch „etliche derer von der Sekte der Pharisäer, welche glaubten“, und „nebeneingeschlichene falsche Brüder“ kamen und sagten, sie müßten sich beschneiden lassen und das Gesetz Moses' halten. In Anbetracht dieser Verhältnisse und zu dem Zwecke, den in der Sache schwachen Gewissen zu begegnen, wurden die Vorschriften in V. 20 gegeben.

Dieselbe Fürsorge für „den Schwachen im Glauben“ finden wir auch später noch im Worte und gilt auch heute noch, da das Reich Gottes eben nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiste ist (Röm. 14,17). Ob wir dieses oder jenes essen oder nicht essen, ist nicht die Sache, auf die es ankommt, sondern es kommt darauf an, daß wir gehorsam sind, daß wir treu sind nach dem Lichte, welches wir empfangen haben, daß wir handeln nach der Erkenntnis, die wir auf Grund des Wortes Gottes über eine Sache haben. Darum ist es nötig, über jede Frage - auch über die vorliegende - unter Gebet aus dem Worte Gottes Belehrung und Klarheit zu suchen. Hierzu möchte ich folgende Schriftstellen zum aufmerksamen Lesen und Prüfen besonders anempfehlen: Röm. 14 (das ganze Kapitel, aus welchem ich besonders auf V. 2.3.6.14.20-23 aufmerksam machen möchte); 1. Kor. 8,7-13; 10,23-32; Kol. 2,16.17.

Möchten obige Worte dazu dienen, dem einen oder anderen zur Klarheit über den behandelten Gegenstand zu helfen; wer aber irgend im Zweifel ist, ob er Blutwurst essen darf, soll ja nicht welche essen, denn „wer aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde“ (Röm. 14,23).

Th. K.

Antwort C

Wir müssen auch in dieser Frage den Zusammenhang beachten. Gott hatte die Heiden herzugerufen und Seiner Gemeinde einverleibt; aber noch bestand dieselbe vorwiegend aus gläubig gewordenen Juden, die noch mit dem Gesetz in Verbindung standen. Von diesen nun gingen einige nach

Antiochien und lehrten und versuchten, die gläubig gewordenen Heiden unter das Gesetz zu stellen (Apg. 15,5), d. h. Christentum und Judentum zu vereinigen. Hierdurch entstand ein Zwiespalt. Dieser wurde nicht von Paulus durch ein apostolisches Machtwort beendet, sondern gemeinsam wurde die Sache besprochen. Hieraus können auch wir bei Zwistigkeiten lernen.

Nach einer langen und freimütigen Aussprache faßt Jakobus alles zusammen, und unter der Bestätigung der ganzen Versammlung wird das Ganze in ein paar knappen Worten festgelegt: Die aus den Nationen sind nicht mehr durch das Gesetz zu beunruhigen, sie haben sich aber zu enthalten von Götzenverunreinigung, Blut-Ersticktem und Hurerei. Dieser Beschluß wird als vom Heiligen Geiste ausgegangen bezeugt (V. 28), und diese Dinge werden als „notwendige“ Stücke bezeichnet? Warum? Sie waren nicht erst durch das Gesetz geworden, sondern längst vor dem Gesetz da. Wenn die Christen nun auch dem Gesetz Mosis nicht sollten verpflichtet sein, so sollten damit nicht auch zugleich Grundsätze und Anordnungen, die Gott dem Menschengeschlecht gegeben, aufgehoben werden. An sich hatten diese Dinge nichts mit dem Gesetz zu tun, wenn sie auch dem Jahrhunderte später gegebenen Gesetze einverleibt und erweitert wurden.

Die Welt hat diese Dinge längst vergessen, weil sie die Erkenntnis Gottes aufgegeben, und so waren dieselben zu Gewohnheiten unter den Heiden geworden; der Heilige Geist stellt in der Gemeinde dieselben aber wieder an ihren rechten Platz. Es wird nicht von dem, was böse oder Sünde in oder an diesen Stücken ist, geredet, sondern von dem Gesichtspunkte des „so werdet ihr wohl (recht) tun“. Das geistliche Verständnis in der Gotteserkenntnis soll in der Gemeinde gefunden werden. Diese Dinge standen den Bestimmungen des Schöpfers entgegen. Götzen -standen in Widerspruch mit dem wahren Gott; BlutErsticktes - darin war das Leben, welches Gott allein gehörte; Hurerei - Mann und Weib sollten nur in der Heiligkeit der Ehe verbunden sein. Es waren Widersprüche 1. mit Gott, 2. mit Seinen Rechten und 3. mit Seiner Schöpfungsordnung.

Das war kein neues Gesetz für die Gemeinde, sondern ein Zurückrufen zur Erkenntnis Seines Willens und Wohlgefallens von Anfang: So werdet ihr wohl tun, euch in dem befinden und bewegen, was recht ist. Diese Anfangsordnung, welche Gottes Herrlichkeit und Weisheit ist, wird heute wenig beachtet. Aber auch der HErr wies dahin zurück, als Er sagte: „Von Anfang aber ist es nicht also gewesen“ (Matth. 19,8). - Der Heilige Geist, der diese unwissenden Heiden vom Gesetz frei macht, erleuchtet sie zugleich über ihre Beziehung als Geschöpfe zum Schöpfer, den sie als Heiden nicht gekannt hatten.

Wir haben nichts mit einer gesetzlichen Weise zu tun noch uns spitzfindig damit abzugeben, wie weit buchstäblich in dem getöteten Tiere noch Blut ist, wie weit es lebte, ehe es auf den Fleischmarkt kam. Da ist kein Widerspruch mit 1. Kor. 10,25. Wir handeln in der Behauptung Seiner Rechte. Wenn ich aber so tue, als ob es ganz gleichgültig ist, ob Gott dem Menschengeschlechte nur das, was lebt, mit Ausschluß des Blutes, zur Speise gegeben hat oder nicht, so vergreife ich mich an Seinen Rechten als Schöpfer. Das Essen an sich befleckt mich nicht (Matth. 15,11) - Wir sind frei von Gesetzlichkeit und Spitzfindigkeit, aber nicht von der Anordnung Gottes. Bei der Hurerei kommt außer der Frage der Schöpferordnung auch noch die Frage von Gut und Böse in Betracht.

Wie ernst Paulus und seine Mitarbeiter es mit diesen Dingen nahmen, ersehen wir aus Apg. 16,4. Sie hielten auf die Beobachtung dieser Stücke, in unseren Tagen hält man nicht viel darauf. Kinder Gottes mögen über diese Dinge hinweggehen, deswegen bleibt aber der Wille Gottes ebenso bestehen, also

die Tatsache, daß Er das Blut nicht zur Speise gab. Und wenn der Heilige Geist und die Apostel diese Dinge wichtig fanden, so will ich, ohne andere zu verachten, mit ihnen in Übereinstimmung sein.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben die eingegangenen Antworten aufgenommen, obwohl sie im Widerspruch zueinander stehen. Jeder der beiden Standpunkte ist gründlich beleuchtet, so daß unseren Lesern genügend Anhaltspunkte zum Forschen gegeben sind. Möge der HErr Gnade geben, daß vielen in dieser Sache klar werde, was das Rechte ist!

Wir persönlich sind davon überzeugt, daß die Stellen aus Apg. 15 für uns keine Verbindlichkeit haben, ebensowenig wie die Anordnung, die Gott gegenüber Noah traf. Wir sagen dies natürlich nicht, weil es uns etwa unbequem wäre, dem Willen Gottes gehorsam zu sein, wo wir ihn erkennen; aber es ist uns keine Frage, daß hier eben keine bindenden Anordnungen gegeben sind. Wir begründen kurz unsere Überzeugung:

1. Zu Apg. 15,20.21 und 28.29: V. 21 zeigt, warum diese Anordnung getroffen wurde, und zwar vom Heiligen Geist (28). Das Essen von Ersticktem und Blut mußte den Judenchristen zum Anstoß werden, darum wird denen, die zu den Heiden gehen, aufgetragen, dies Verbot zu verkünden. Wenn nun gesagt wird, dieser Vers bezöge sich eben nur auf judenchristliche Versammlungen, das Verbot aber sei Heiden gegeben, so ist dem entgegenzuhalten, daß damals die Juden über den ganzen Erdkreis zerstreut waren („in jeder Stadt“), und in jeder heidenchristlichen Gemeinde waren Judenchristen (vgl. die ganze Apg.!). - Das kleine Wörtchen „denn“ beweist für uns aufs deutlichste, daß nur aus dem V. 21 angegebenen Grunde diese Anordnung - die keinen Hinweis auf die Noah gegebenen Verbote enthält - gegeben wurde. Daß in V. 28.29 von „notwendigen“ Stücken geredet ist, widerspricht dem eben Gesagten ja keineswegs; denn wenn es uns „wohlgehen“ (so wörtlich!) soll, so müssen wir allerdings das Gewissen anderer zu schonen imstande sein (vergl. Röm. 14,15.19 u. a.).

2. Es wird nun aber gesagt, dies Verbot greife zurück auf die längst vor Moses dem Noah gegebenen Anordnungen. Gewiß, aber diese wurden im Gesetz aufgenommen und vermehrt. Damit, daß sie dem Noah gegeben wurden und doch auch später dem Gesetz einverleibt wurden, ist nicht gesagt, daß sie verpflichtend sein sollten für alle Zeiten, sondern, da Noah doch auch der Urvater von Israel ist, dem später das Gesetz den Blutgenuß untersagte, so wurde dies Verbot zu Anfang der Periode des Fleischessens gegeben. Dazu kommt, daß dies Gesetz nicht nur Israel, sondern auch dem „Fremdling“ (3. Mose 17,10) gegeben wurde, so daß damit erst recht die Anordnung dem Noah gegenüber zu einer vorbildlichen, das Gesetz vorbereitenden wurde. Wenn es eine Anordnung war, durch die Gott Sein Recht an dem Blut (Leben, Seele) aussprach, so mußte diese getroffen werden, als der Fleischgenuß begann. Wenn aber dieselbe Anordnung in dem Gesetz Aufnahme findet, so sind wir davon gerechtfertigt durch den Glauben an Christus (vergl. Apg. 13,39; Röm. 3,27-31 u. a.). Denn in Ihm finden alle Anordnungen Gottes, Sein ganzer Wille, Sein Recht, Seine vollkommenen Aussprüche ihr Ziel, ihre Erfüllung (Röm. 10,4). Ist es uns erlaubt, irgend ein Stück des Gesetzes auszunehmen von dieser Erfüllung, von diesem Ende des Gesetzes?

3. Wenn die Verordnungen an Noah und aus Ap.-Gesch. 15 über den Blutgenuß als bindend

anzusehen sind, warum nennt sie keiner der Apostel später? Warum ist in 1. Kor. 8 und 10 nichts darüber gesagt? Über die anderen beiden Stücke wird viel gesagt in Kapitel 6-7 und 10 als über Dinge, die sich mit dem „Tempel des Geistes“ (6,19) und der „Gemeinschaft am Tisch des HErrn“ (10,21) nicht vertragen; aber des Blutgenußverbotes findet sich keine Erwähnung mehr. Warum nicht? Weil es eben ein nur für bestimmte Umstände gegebenes, jedoch kein bindendes Verbot war. Wohl aber war es ein Gebot der Liebe, sich dieses Genusses zu enthalten, wenn es sich um Schwache handelte, die dadurch zu Fall kommen konnten (das ist der eigentliche Sinn des „Anstoß- oder Ärgernisgebens“; vgl. 1. Kor. 8,10). Dann aber nicht nur des Blutes, sondern jeder Speise, auch des Weines u. a. m. (Röm. 14). Und gewiß wird keiner derer, die so wie wir diese Stelle deuten, in Gegenwart eines, der darüber zu Fall kommen könnte, oder etwa eines Juden oder Judenchristen, Blut in irgend einer Form - ob gekocht oder ungekocht, ist völlig belanglos - essen. Denn „die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung“ (Röm. 13,10).

Gruß an den Leser:

Jehova, sind Deine Augen nicht auf die Treue gerichtet?“ Jerem. 5,3a.

Vorbemerkungen:

Wir bitten herzlichst um freundliche Beachtung der letzten beiden Umschlagseiten!

Während dies Heft als Doppelnummer erschienen ist, gedenken wir, so Gott will, der Dezember-Nummer ein vollständiges Schriftstellen-Verzeichnis des ganzen I. Jahrganges beizufügen!

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1, 23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?

b) Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl (vgl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor. 11,23ff.), oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?

c) Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige Geburt“ ? (1. Kor. 15,8.)

d) Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt! (Röm. 10,17.)

e) Was heißt „im Namen Jesu beten“? (S. z. B. Joh. 15,16.)

f) Welch ein Unterschied besteht zwischen den Namen Jesus Christus und Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1.12.14.15.16) und ihrer Anwendung in der Schrift? (Vgl. Frage 19, Anmerk. d. Herausgebers.)

Herausgebers.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 37

Worin ist nach Joh. 14,28 „der Vater größer als der Sohn“, und wie verhält sich diese Stelle zu Stellen wie Joh. 14,9 („Wer Mich siehet, siehet den Vater ...“) oder Joh. 10,30?

Antwort A

Wenn der HErr Seinen Jüngern gegenüber bezeugt, daß Sein Vater größer ist als Er, so ist damit wohl gesagt, daß Gott der Vater Sich in vollkommener Macht und Herrlichkeit von Ewigkeit her in den Himmeln befand, während der HErr, als Er diese Worte sprach, noch den Pfad der
Niedrigkeit als des Menschen Sohn hienieden wandeln mußte, um die Werke des Vaters zu wirken (Joh. 9,4). Des Menschen Sohn wandelte in unterwürfiger, abhängiger Stellung vor dem Vater, in stillem Gehorsam, bis Er die große Aufgabe erfüllt hatte, die Ihm der Vater gegeben, um dann in derselben Machtvollkommenheit und Herrlichkeit Sich zu setzen zur Rechten Gottes (1. Petri 3,22; Hebr. 1,3). - In Joh. 10,29.30 lesen wir, wie der HErr den Juden gegenüber den „Vater größer als Alles“ hinstellt. In Joh. 8,54.55 bezeugt Er ihnen, daß der Gott, den sie zu kennen vorgeben, Sein Vater ist, und Joh. 10,29 zeigt Er ihnen die Größe der Macht des Vaters. In beiden Stellen (Joh. 14,9 und 10,30) sehen wir, wie der HErr Sich völlig eins machte mit dem Vater. Er stellt das Wesen des Vaters in Person dar. Wir sehen in dem ganzen Johannesevangelium das innige Verhältnis zwischen dem Vater und dem Sohne, und wie der Sohn im vollen Vertrauen auf den Vater den Weg des Leidens im Gehorsam geht.

B. B.

Antwort B

Das Geheimnis der Person des HErrn werden wir nie zu erfassen vermögen. In Seiner Wesensherrlichkeit war er nie weniger als Gott. Er Selbst ist der ewige Gott, dessen Name auch „Ewigvater“ ist (Jes. 9,6). Er Selbst kommt in diese Welt: Gott geoffenbart im Fleisch. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, so daß von Ihm als „dem Menschen Christus Jesus“ geredet werden kann (Röm. 9,5; Offb. 22,13; 1. Tim. 3,16; 1. Tim. 2,5). Er erniedrigte Sich Selbst, und von dieser Erniedrigung aus redet Er von dem Vater als dem Größeren.

In unserer Stelle spricht Er von Seiner Rückkehr zum Vater. Aber Er hört damit nicht auf, ein Mensch zu sein. Als ein Mensch (in Auferstehung) kehrt Er zum Vater zurück, und Er will als solcher die Herrlichkeit empfangen, die Er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war (Joh. 17,5). Er spricht in Kap. 14,28 zu den Jüngern von Seiner Himmelfahrt, Seiner Erhöhung, in welcher Er als der Sohn des Menschen von dem Größeren, „von dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfing“, die Krone, und gesetzt wird über die Werke Seiner Hände (2. Petri 1,17; Hebr. 2,7). Der Weg der Erniedrigung war

gesetzt wird über die Werke Seiner Hände (2. Petri 1,17; Hebr. 2,7). Der Weg der Erniedrigung war beendet, und ihre Liebe zu Ihm sollte darüber Freude empfinden, denn in Seine Rückkehr und Erhöhung als Mensch waren auch sie eingeschlossen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der Zusammenhang des ganzen Johannes-Evangeliums bezeugt aufs deutlichste das volle wesenhafte Einssein des Sohnes mit dem Vater. Aber als Mensch, in Seiner Selbsterniedrigung, war Er eine Zeit kleiner als der Vater. Der Satz: „denn der Vater usw.“ enthält den Grund, weshalb die Jünger sich um Seinetwillen freuen sollten. Für Ihn war Sein Hingang zum Vater das Köstlichste und damit für sie auch das Beste, weil erst nach Seinem Hingange sie in den vollen Genuß dessen treten konnten, was Er für sie geworden war (vgl. Kap. 16,7).

Frage 38

Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

Antwort A

Der Mann war und ist der Herr der Frau, der Vater der Herr der Jungfrau. Kam eine Frau nun in die Versammlung, so trug sie etwas auf dem Haupte, um anzuzeigen, daß eine Autorität über ihr sei, jemand, der Macht über sie habe. Das war Sitte, Zucht und Ordnung, Sitte und Ordnung aber sollten in der christlichen Versammlung nicht aufgehoben werden.

Wo aber Zucht, Sitte und Ordnung aufgehoben werden, da ziehen sich die Engel, die immer als Diener derer, die ererben sollen die Seligkeit, anwesend sind, zurück. Denn sie lieben Wohlanständigkeit und fliehen Zuchtlosigkeit. Die dämonischen Geister aber sollen in der Christenversammlung nicht die Herrschaft haben. Die guten Engel, die Segensvermittler sind, sollen Platz haben. Wenn es aber wichtig ist, daß Gottes gute Engelscharen um uns her sind, soll es uns auch wichtig sein, in unseren Zusammenkünsten auf Zucht und gute Sitte zu achten.

Damit soll nicht eine damalige Sitte auf unsere Zeit übertragen werden, sondern wir sollen nach dem, was heute wohlanständig ist, auch wohlanständig uns benehmen.

K. E.

Antwort B

Die Verbindung, in welcher das Wort „Macht“ an genannter Stelle gebraucht wird, läßt ohne weiteres erkennen, daß damit die Kopfbedeckung gemeint ist. Warum letztere „eine Macht“ genannt wird, mag folgendes uns zeigen:

In dem vorliegenden Schriftabschnitte (1. Kor. 11,2-16) handelt es sich um die Feststellung der göttlichen Ordnung in bezug auf Mann und Weib, welche die Korinther außer acht gelassen hatten. Offenbar waren da solche, welche meinten, weil alle Gläubigen in Christo vor Gott stehen und in

dieser Stellung vor Gott alle gleich sind, so sei unter den Gläubigen jeder Unterschied schon hienieden aufgehoben und somit auch das Weib dem Manne gleichgestellt. Hierin irrten sie. Wie in Eph. 5,22-33 so schön gezeigt ist, sind Mann und Weib in ihrem Verhältnis zueinander ein Bild von Christo und der Versammlung. Gleichwie Christus das Haupt der Versammlung und diese dem Christus unterworfen ist (Eph. 5,23.24), so ist der Mann das Haupt des Weibes und das Weib dem Manne unterworfen in allem (Eph. 5,22-24; 1. Kor. 11,3). Mithin steht das Weib unter einer Macht. Diese Macht findet ihre Darstellung durch die Kopfbedeckung. Deshalb soll beim Beten und Weissagen der Mann nichts auf dem Haupte haben (V. 4) und „sein Haupt nicht bedecken“ (V. 7), weil er in dem erwähnten Bilde Christum darstellt, der als Haupt der Versammlung nicht unter einer Macht steht, sondern die Macht hat.

Darum ist der Mann „Gottes Bild und Herrlichkeit“ (V. 7) und würde er sein Haupt - Christum - entehren, wenn er beim Beten oder Weissagen etwas auf dem Haupte haben würde (V. 4). Das Weib dagegen soll ihr Haupt bedeckt haben, wenn sie betet oder weissagt, weil sie - die Versammlung darstellend - dem Manne als ihrem Haupt unterworfen ist, also unter seiner Macht steht. Deshalb entehrt sie ihr Haupt - den Mann -, wenn sie mit unbedecktem Haupte betet oder weissagt (V. 5), weil sie damit verleugnet, daß er ihr Haupt ist und sie ihm unterworfen ist. Also ist das Bedecktsein des Hauptes des Weibes beim Beten oder Weissagen das Zeichen dafür, daß sie unter einer Macht steht. - Sie soll dieses von Gott bestimmte Verhältnis aber auch tatsächlich anerkennen und deshalb „eine Macht“ (das ist also eine Kopfbedeckung als Zeichen der Macht, unter der sie steht) auf dem Haupte haben (V. 10).

Warum aber „um der Engel willen“? Ich glaube, diese Frage kann nicht zutreffend und verständlich beAntwortet werden, ohne einen im vorliegenden Schriftabschnitte erwähnten weiteren Gegenstand zu berücksichtigen, nämlich das lange Haar des Weibes. Dasselbe ist nicht etwa die Kopfbedeckung, von der wir oben geredet haben, wiewohl die mit beiden Gegenständen verbundenen Gedanken im innigsten Zusammenhang miteinander stehen. Vers 6 läßt dies ohne weiteres erkennen. Was das lange Haar bedeutet, erklärt uns Vers 15, wo gesagt ist, daß für das Weib das lange Haar eine „Ehre“ ist und es ihr als ein „Schleier“ gegeben ist. Dieses hat natürlich eine geistliche Bedeutung, die wir finden, wenn wir das angewendete Bild betrachten. Hinter einem Schleier ist die ihn tragende Person verborgen. Auch ist dieser Schleier hier zugleich für die dahinter verborgene Person eine „Ehre“, also eine Zierde, ein Schmuck. Was ist nun der wahre Schmuck des Weibes? In 1. Tim. 2,9 heißt es hierüber: „Desgleichen auch, daß die Weiber in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken ...“, und 1. Petri 3,1-6: „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren eigenen Männern unterwürfig, auf daß ... sie ... mögen gewonnen werden, indem sie euren in Furcht keuschen Wandel angeschaut haben; deren Schmuck sei nicht der auswendige ..., sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes ... Denn also schmückten sich auch einst die heiligen Weiber ..., indem sie ihren eigenen Männer unterwürfig waren: wie Sarah dem Abraham gehorchte und ihn Herr nannte ...“ Hier sehen wir einen Schmuck, hinter dem der „Mensch des Herzens“ verborgen ist, wie im obigen Bilde der äußere Mensch hinter dem Schleier des langen Haares. Dieser Schmuck ist durch den „verborgenen Menschen des Herzens“ hervorgebracht und darum zugleich der Beweis seines Vorhandenseins und des darin wohnenden Lebens. Genau so ist es mit dem langen Haar in bezug auf den dahinter verborgenen Menschen. Wie zutreffend in jeder Weise ist also dieses vom Heiligen Geiste gebrauchte Bild! Wir sehen auch hierin wieder die Vollkommenheit und Herrlichkeit des Wortes Gottes! - Das

lange Haar des Weibes ist also ein Bild von dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der in einem bescheidenen Äußeren in Schamhaftigkeit und Sittsamkeit, in einem in Furcht keuschen Wandel und in Unterwürfigkeit und Gehorsam dem Mann gegenüber erkennbar ist. Wenn nun einem Weibe dieser geistliche Schmuck fehlt, so soll es auch das Bild desselben, das lange Haar, nicht tragen. Deshalb heißt es in Vers 6 unseres Schriftabschnittes: „Denn wenn ein Weib nicht bedeckt ist“ (sie also ihr Unterworfensein nicht anerkennt), „so werde ihr auch das Haar abgeschnitten“. - Und nun kommen wir zurück auf das Wort Vers 10: „... um der Engel willen“. Der eben erwähnte Zustand - ein Weib mit geschorenem Haupte - ist gänzlich gegen die Ordnung Gottes in Seiner Schöpfung (s. Vers 14 u. 15). Gott kann aber nicht dulden, daß gegen diese Ordnung verstoßen werde; Er ist es Seiner Herrlichkeit schuldig, darüber zu wachen um der Engel willen. Warum gerade um der Engel willen? Weil diese in der Schöpfung außer dem Menschen diejenigen Wesen sind, welche mit Einsicht und Verstand ausgerüstet sind und daher die göttliche Ordnung in der Schöpfung kennen. Wohl können sie den Ratschluß Gottes in bezug aus den Menschen, das wunderbare und herrliche Verhältnis der Erlösten zu Ihm, nicht verstehen, wie wir in 1. Petri 1,12 lesen: „... in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren“, weil es nicht ihnen, sondern „Seinen Heiligen“ geoffenbart ist (Kol. 1,26), aber sie kennen die Ordnung Gottes in Seiner Schöpfung. „Darum soll das Weib eine Macht aus dem Haupte haben um der Engel willen.“ - Möchten auch wir stets auf Seine Herrlichkeit bedacht“ sein! -

Th. K.

Antwort C

In 1. Kor. 11 haben wir die Ordnung der Schöpfung. Christus ist das Haupt eines jeden Mannes und nicht etwa nur das der Erlösten. Diese Seine Rechte sollten im Evangelium der Welt bekannt gemacht und verkündigt werden. Jeder nun, ob Mann oder Weib, welcher des HErrn Rechte anerkennt, wird sich Ihm unterwerfen und steht mit Ihm nicht nur als Geschöpf, sondern auch als Erlöster in Beziehung. Die Erlösten werden die Ordnung der Schöpfung Gottes, welche von der Welt ignoriert wird, anerkennen. Der Mann sieht in Christo sein Haupt, das Weib in dem Manne ihr Haupt. Dementsprechend wird das Weib durch Bedeckung ihres Hauptes bekennen, daß nicht sie, sondern der Mann das Haupt ist. Dies geschieht um der Engel willen, welche Zeugen der Schöpfung waren (Hiob 38,7) und durch die Gemeinde jetzt die mannigfaltige Weisheit Gottes erkennen (Eph. 3,10).

K. O. St.

Antwort D

In diesem Kapitel bringt der Apostel Belehrungen über das Zusammenkommen als Gemeinde. Ehe er aber Belehrungen hierüber gibt, unterweist er sie, wie jeder, Mann oder Weib, schicklich in des HErrn Gegenwart erscheinen soll, um mit Ihm oder von Ihm zu reden.

Viele Kinder Gottes behandeln diese Stelle als eine ganz belanglose Sitten- oder Modefrage. Die Schrift spricht aber von dem Bedeckt- und Unbedecktsein nicht als um der Sitte oder Mode willen - sondern um der Engel willen. Zwischen Moden und Engeln ist ein gewaltiger Unterschied!

Wenn die tiefe und ernste Bedeutung dieser Stelle verstanden würde, würde man aufhören, als von Nebensächlichem darüber zu reden. Sollte es uns nicht schon stutzig machen, wenn man sieht, daß

Nebensächlichem darüber zu reden. Sollte es uns nicht schon stutzig machen, wenn man sieht, daß der Apostel über diese Dinge von den höchsten Gesichtspunkten aus spricht, von dem Verhältnis Christi zu Gott und des Mannes zu Christo? Sollte uns das nicht schon nachdenklich machen, ob darin nicht doch mehr liege als man auf der Oberfläche sieht ?

Deutlich weist der Apostel in dieser Sache auf die Anfangsgedanken des Schöpfers hin (V. 7). Der Mann ist Gottes Bild und Herrlichkeit (1. Mose 1,26.27). Mann und Weib - das sollte in der Gemeinde nicht aufgehoben sein. Wohl sagt die Schrift: „da ist nicht Mann und Weib, denn ihr alle seid einer in Christo Jesu“, aber nicht in der Gemeinde hienieden (Gal. 3,28). In zwei verschiedenen Ständen schuf Gott den Menschen - Mann und Weib. Jeder Stand soll Seine Weisheit offenbaren. Gott hat jeden Teil mit einer besonderen Ehre geschmückt, um Seine Gedanken vor dem Wesen einer anderen Welt zum Ausdruck zu bringen, und der Apostel will nicht, daß sie darüber unwissend sind (V. 3).

Vielfach wird diese Stelle ganz einseitig behandelt, als ob hier nur vom Bedecken des Weibes geredet würde und nicht auch vom Unbedecktsein des Mannes. Beides ist gleich bedeutungsvoll und gehört zusammen.

Vom Haupt aus nimmt alles den Anfang. Würden wir Männer, als das Haupt, mit einer Gewohnheitssache aufhören und in Gottes Gedanken eingehend unbedeckt beten, so würde auch das Weib bald lernen, sich zu bedecken. So wie der HErr in die alltäglichen Dinge, Brot und Wein, zu einer besonderen Stunde einen so tiefen Inhalt gelegt hat, daß wir Seinen Leib darin unterscheiden, so hat es Ihm gefallen, in das Bedeckt- und Unbedecktsein einen tiefen Sinn zu legen.

Der Mann tritt mit unbedecktem Haupte vor Gott. Er hat kein sichtbares Haupt in dieser Schöpfung. Christus in der Herrlichkeit ist sein Haupt. In dem Unbedecktsein drückt er aus vor Gott, vor Engeln und Menschen, daß Christus sein Haupt ist und daß das unsichtbare Haupt in ihm in dieser Welt geschaut wird. Er soll sich nicht bedecken, er würde sein Haupt verleugnen. Brüder! Welche große Wirklichkeit hat Gott in die scheinbar bedeutungslose Sache gelegt, die der Glaube erfaßt. Für das Auge und für den Verstand ist es ein Nichts - wie mit dem Brot und Wein -, aber für den, der des HErrn Sinn erkannt hat, ist es etwas Großes. Möchten wir aufhören mit dem gewohnheitsmäßigen Hutabnehmen beim Beten - es hat keinen Wert vor Gott. Ich werde es nie vergessen, als ich mir zum ersten Male die Frage vorlegte: „Warum betest du unbedeckt?“ Und welch eine heilige Furcht und VerAntwortlichkeit durch meine Seele ging, als ich zum ersten Male unbedeckt vor Gott stand mit dem Bewußtsein, damit vor Gott, Engeln und Menschen auszudrücken: Christus ist mein Haupt, als eines Mannes in Gottes Schöpfung (nicht in dem Sinne hier als eines Gliedes am Leibe). Ganz anders das Weib; es bekennt damit, nicht Haupt zu sein. All die Herrlichkeit, die Gott mit dem Haupte verbunden, spiegelt sich in dem Weibe. In ihrer Unterordnung unter das sichtbare Haupt trägt sie das Bild der Unterordnung der Schöpfung vor Gott. In einer ganz besonderen Weise aber bringt sie, das Weib, die Gemeinde in ihrem Christo-Unterworfensein vor den Engeln zum Ausdruck. Die Bedeckung ist das Zeichen und der Ausdruck von der „Macht“, unter der das Weib steht und welche sie anerkennt. Das Weib trägt die Herrlichkeit des Unterworfenseins der Gemeinde vor die Blicke des Universums und der Engel. Welche Herrlichkeit hat Gott auf Mann und Weib gelegt, Seine Gedanken in der Schöpfung darzustellen.

Wir sind unter den Blicken von Menschen und Engeln (1. Kor. 4,9). In der Schöpfung ist durch die

Sünde alles verdorben und entstellt, aber in der Mitte derer, die durch das Blut Jesu Christi von der Sünde gereinigt sind, soll Engeln die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan werden (Eph. 3,10). Engel sind nicht allwissend (1. Petri 1,12), sie lernen Gottes Gedanken durch das Anschauen der Gemeinde, durch das, was sie an uns sehen. Sie beachten unser Tun (1. Tim. 5,21). Eine alte Schwester sagte einmal: Wenn Engel auf uns sehen, um Gottes Weisheit zu erkennen, dann müssen wir uns in unseren Zusammenkünften noch ganz anders benehmen!

Möchten diese kurzen, wenigen und abgerissenen Gedanken uns dazu dienen, mit dem Gewohnheitsmäßigen zu brechen und in das Wesen einzutreten. Mancher Bruder, der mit überlegenem Lächeln und einigen Schlagworten diese Sache abtat, kam in peinliche Verlegenheit, wenn er ersucht wurde, den Grund anzugeben, warum er unbedeckt bete.

Für manche Schwester möchte noch das „Wie soll ich mich bedecken?“ eine Frage sein. Wenn wir das Wesen der Bedeckung erfaßt haben, so wird das äußere „Wie“ keine Schwierigkeit bieten, wir werden das Schickliche bald finden. Wir sind hierin, glaube ich, nicht knechtisch an den Buchstaben gebunden, da wir ohne Unterlaß und allezeit beten sollen. Es handelt sich hier um den bewußten Ausdruck einer Handlung in der Bedeckung. Ich habe manchmal Brüder beten sehen, die mit ihrer Hand ihr Haupt bedeckten. Wenn unter Umständen eine Schwester solches tut, so glaube ich, wird es vor Gott das sein, was der Glaube und die Treue darin in Seiner Gegenwart tut.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Sollte der Heilige Geist nur darum diese Dinge inspiriert haben, weil sie etwa eine „orientalische Sitte“ sind? Mancher scheint dies zu glauben und zeiht die, die es auch hierin mit Gottes Wort genau nehmen, der Buchstabenknechtschaft und Gesetzlichkeit! Der HErr erbarme Sich über Sein Volk, das es fertig bekommt, Seine erhabenen Gedanken in dieser Weise abzutun! Und dabei war es für Juden gar nicht so selbstverständlich, was hier über das Unbedecktsein der Männer steht! Bekanntlich durfte kein Priester unbedeckten Hauptes in das Heiligtum vor Gott treten1 - wir aber, lieben Brüder, die wir zu dem „königlichen Priestertum gehören“ (1. Petri 2,9), sollen es, und - tun es vielleicht ganz selbstverständlicherweise! Aber sobald es sich um das Weib handelt, so ist alles nur „so orientalische Sitte“, die für unsere Zeit nicht maßgebend ist! Sind Gottes hohe Gedanken darüber und ihr Zweck - „um der Ellgel willen“ - für heute nicht mehr maßgebend? Teurer Bruder, sei mal konsequent, deinen Maßstab, den du an das anlegst, was über die Weiber gesagt ist, an dich selbst anzulegen; d. h. wenn du meinst, die Weiber (Frauen und Jungfrauen) könnten dies Gebot übertreten, stelle dich einmal vor die Frage, ob du es übertreten kannst, indem du in der Versammlung und wo du sonst betest und weissagst (vgl. Frage 32), den Hut aufsetzest! Würde dein Gefühl, dein christliches Empfinden nicht schon dir sagen, daß du unrecht tätest? Und dann stelle dich vor die Wahrheitsfrage: Was will Gott hiermit, was hat Er in diese Dinge hineingelegt? - und dann wage noch zu sagen: das alles, besonders aber das in bezug auf die Weiber Gesagte, ist gleichgültig, äußere Form, ohne Inhalt! Schaffe jeder bei sich zu Hause und in der Versammlung seines Ortes, daß diese Sitte den Charakter einer toten Form verliert und tue er und sein Weib Gott die Ehre an, die Ihm gebührt: Sein Wort zu bewahren, aus Liebe zu Ihm! (Joh. 14,21ff.)

1

Noch heute haben die jüdischen Männer in der Synagoge den Hut auf dem Haupt!

 

 

Frage 39

Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im Verhältnis zu Kol. 2,16-17?

Antwort A

Die Worte: „Und Gott hatte am siebenten Tage Sein Werk vollendet, das Er gemacht hatte; und Er ruhte am siebenten Tage von all Seinem Werk, das Er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn“ (2. Mose 2,2-3), wodurch dieser Tag von den Wochentagen unterschieden, von ihnen ausgesondert, ja ihnen entgegengesetzt wurde, stehen im Widerspruch mit dem Wesen und Begriff des Paradieses, ebenso wie der Tod dem Wesen des Paradieses widerspricht.

Das dem Menschen gesteckte hohe Ziel hat er nicht erreicht, ja, er hat nicht einmal danach gestrebt. Wenn er seiner himmlischen Berufung, seiner gottesbildlichen Bestimmung entsprochen hätte, so würde mit dem siebenten Tage oder mit der siebenten Periode ein ewiger Sabbat in der Festfeier der göttlichen Liebe und eine Friedensruhe in Gott über ihm ausgegangen sein. Er hat aber diesen Sabbat nicht gefeiert und statt dessen durch die Barmherzigkeit Gottes ein sehr armes, schwaches Nachbild außerhalb des Paradieses, auf der Erde, dem Orte der Verbannung, empfangen, deren Acker verflucht wurde.

Am Schlusse der Schöpfung (1. Mose 2,2.3) wird wiederholt bezeugt, daß Gott am siebenten Tage ruhte von allen Seinen Werken, und aus dieser Ruhe die Segnung und Heiligung des siebenten Tages abgeleitet. Inwiefern konnte von Gott gesagt werden, daß Er ruhte von allen Seinen Werken, oder wie konnte die Ruhe Gottes unterbrochen werden? Die Rückkehr Gottes in die Ruhe setzt voraus, daß die Wiederherstellung der Erde mit Mühe und Arbeit verbunden war. Wenn Gott zu Seinem Volke sagt (Jes. 43,24): Aber du hast Mir zu schaffen gemacht mit deinen Sünden, du hast Mich ermüdet mit deinen Missetaten,“ so ist das etwas Wirkliches und Tatsächliches für Gott Selbst, ein Kampf Gottes mit diesem Volke, mit seiner Untreue, mit seinem hartnäckigen, widerstrebenden Herzen. Um einen ebensolchen Kampf Gottes durch Seinen Geist handelte es sich bei der Wiederherstellung der Erde, weil Gott auch im Satan das Recht der Persönlichkeit anerkennt.

Das Sechstagewerk bezieht sich auf die Erde, was dagegen Gott am siebenten Tage tut, auf das ganze Universum, denn Seine Wirksamkeit hört am siebenten Tage nicht auf, sie ist nur anderer Art, entsprechend Seiner heiligen Liebe, in der Er ruht. Diese Vollendung am siebenten Tage steht in der engsten Verbindung mit der Wiederherstellung der Erde. Der gottesbildliche Mensch ist im göttlichen Ratschluß zum Höhepunkt der Schöpfung ersehen, und für die Wiederherstellung des durch seinen Ungehorsam gestörten Verhältnisses zwischen Gott und der Welt tritt der eingeborene Sohn als Bürge und Mittler ein (Eph. 1,4.5). Die Versöhnung des Menschen ist mithin ewig durch den Sohn vermittelt und durch den Tod am Kreuze vollzogen und verwirklicht. Indem nun Gott Sich in die Ruhe Seines seligen Lebens zurückbegibt, steht Sein Ratschluß als ein ewig vollendeter vor Seinem Geistesauge, denn Ihm sind alle Seine Werke von „jeher bekannt“ (Apgesch. 15,18); Er begibt Sich aber nur in diese Ruhe, um in Seiner erbarmenden Liebe die Welt nach Sich zu ziehen und sie ihrem im göttlichen Ratschluß gesetzten und durch den Sohn der Liebe vermittelten Ziele entgegenzuführen. Sein Sabbat wird schließlich zum Sabbat des Universums. Er stiftet ihn als den Reflex Seines Sabbats in der Zeit, damit Er einmünde in den Sabbat der Ewigkeit, in den Sabbat der göttlichen seligen Liebe. Er muß demgemäß, wenn auch seiner Form nach ein zeitlicher, seinem Wesen und Inhalt nach

ein ewiger sein. Der Sabbat ist somit das Symbol der Einkehr in Gott, der Friedensgemeinschaft mit Ihm, des Eingangs in die Festfeier Seiner ewigen Liebe, was in 2. Mose 20 zum Ausdruck gebracht ist im Schattenbilde, im Gesetz.

Die Grundsätze der Gnade sind nun ganz andere und dürfen mit den Grundsätzen des Gesetzes nicht vermengt werden, sonst würde das Gesetz seiner strengen und unbeugsamen Majestät und die Gnade ihrer göttlichen Reize beraubt werden.

In dem Herzen Gottes gibt es weit mehr, als die auf dem rauchenden Berge gesprochenen Gebote je auszudrücken vermochten, und dies ist in Christo zum Ausdruck gebracht; „denn in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2,9). „Das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh. 1,17). In Ihm ist der Gläubige zur Ruhe gekommen und Gott auch. „Er schweigt in Seiner Liebe“; „Er frohlockt über dich mit Jubel“ (Zeph. 3,17). Gott sieht die Heiligen jetzt in Christo und in dessen Vollkommenheit und ist befriedigt.

Das sind Grundsätze und Verwirklichungen der Gnade, im Gegensatz zum Gesetz, zum Schaltenbilde. Demgemäß ist durch das Wesen der Gnade jegliches Gesetz und jegliches Schattenbild aufgehoben und damit auch der Sabbat, und mit Recht wird in Kol. 2,17 von den Schatten auf den Körper (Christus) hingewiesen.

2. Mose 20,8-11 ist also nicht auf den Sonntag zu beziehen.

W. W.

Antwort B

Die erste Frage ist unbedingt zu verneinen, da Sabbat im Worte Gottes nie mit Sonntag - dem ersten Tag der Woche“ - verwechselt wird.

Die zweite Frage ist durch BeAntwortung der ersten eigentlich schon erledigt. Der Apostel spricht von diesen Tagen und Festen als von Schatten; im Gegensatz zu diesen ist Christus die Fülle, der Körper. Wer nun Christus, den Körper, das Wesen, die Fülle aller Schatten und Vorbilder, hat, sollte auf keinen Fall auf Dinge, welche durch Christum erfüllt sind, zurückgreifen; dies würde bedeuten, Christum aufgeben, und diejenigen, welche dies tun, sind schrecklich nahe daran, unter das Urteil von Hebr. 10,26-31; Gal. 2,18 zu kommen. Übrigens urteile man selbst, welches mehr Wert und Gehalt hat, der Schatten einer Person oder die Person selbst?

Der Apostel Paulus erwähnt, soviel ich wahrgenommen habe, den Sabbat - vielmehr Sabbate (Mehrzahl) - nur ein einziges Mal in seinen Briefen, und wo er dies tut, steht er ihm ablehnend gegenüber. Sollte jemand sich darauf berufen, daß der Apostel Paulus am Sabbattag öfter in die Synagoge ging (vergl. Apgesch. 13,14.27.42.44 u. a.), und daraus schließen wollen, daß das Halten des Sabbats doch eine biblische apostolische Berechtigung habe, dem möchte ich nur erwidern, daß der Apostel Paulus nur die Gelegenheit wahrnahm, den Juden und Proselyten das Evangelium der Gnade zu bringen, weil er sie an dem bestimmten Tage dort in großer Anzahl antraf, wie auch wir jetzt bei bestimmten Festen und Tagen die Freiheit haben, den Menschen das Evangelium von Christo zu bringen, ohne nur daran zu denken, religiöse, weltliche Feste feiern zu wollen, da wir doch mehr haben, als was Religion und Welt uns zu geben vermögen: „Christus!“

Nichts ist verwirrender, als klare Ausdrücke und Bestimmungen des Wortes Gottes unbeachtet zu lassen oder zu verwechseln. Wenn wir den Sabbat mit dem ersten Tag der Woche als eins betrachten, dann sind wir notwendigerweise auch gezwungen, Israel, das irdische Volk Gottes, und die Gemeinde Gottes, das himmlische Volk, als eins zu betrachten. In Wirklichkeit tun dies diese Leute, welche obigen Unterschied verwischen, indem sie einfach sagen: „Die Gemeinde sei das geistliche Israel!“

Wo aber steht so etwas im Worte Gottes?

Der Sabbat gründet sich auf die Schöpfung Gottes, wurde dem irdischen Volke Gottes als Bundeszeichen gegeben, sie sollten Zeugen Dessen sein, der Himmel und Erde gemacht hat. Der erste Tag der Woche (vergl. Ev. Joh. 20,1.19.26; Apgesch. 20,7; 1. Kor. 16,2) gründet sich auf die neue Schöpfung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.

Wer nun die Jünger Christi mit dem Joch „des Sabbathaltens“ belasten will, bringt den Gläubigen unter das Gesetz und bürdet ihm das Halten des ganzen Gesetzes auf (vergl. Gal. 3,10 und Jak. 2,10). Weil nun letzteres von uns unmöglich erfüllt werden kann, ist auch ersteres für uns hinfällig, denn „Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit!“ (Röm. 10,4.)

Ganz anders verhält es sich mit dem ersten Tag der Woche, welchen der HErr nicht zum Halten gebot oder gar zum Gesetz erhob (dies würde dem Geiste der Gnade nicht entsprechen), aber ihn nichtsdestoweniger auszeichnete durch Seine jeweilige Erscheinung inmitten Seiner Jünger nach Seiner Auferstehung.

Dies wird jeder geistlich Gläubige beachten sowie zu schätzen wissen.

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wir freuen uns dessen, daß im Vorigen in klarer Weise gesagt wird, daß die Kinder Gottes los sind vom Sabbatgebot, weil sie frei sind vom Gesetz. In unseren Tagen macht die Irrlehre der „Adventisten vom siebenten Tage“ (Sabbatarier) rapide Fortschritte, und ungezählte wirkliche Kinder Gottes fallen wieder unters Gesetz, machen praktisch (natürlich ohne es zu wollen) das Werk Christi und die Gnade ungültig (vergl. Gal. 2,2.) und suchen Gott durch Halten des Sabbats zu befriedigen - und wie schwer hält es, sie von diesem Irrtum zu überzeugen! Woher kommt es, daß außer vielen Unbekehrten so viele Kinder Gottes verführt werden? Satan ist da und sein Werk ist, das Werk der Gnade zu entkräften. Das Gesetz richtet sich an den Menschen im Fleisch, und es ist dem Feinde eine Freude, die Christen im Fleische wandeln zu sehen, wird dadurch doch am besten sein Ziel erreicht, daß Christus entwertet wird! Das ist die tiefere Ursache dieser traurigen Erscheinung der Gegenwart; die menschliche Seite der Frage ist die Unkenntnis der Schrift in den weitesten Kreisen der Gläubigen. Möchte jeder Bruder, jede Schwester es sich zur Aufgabe machen, sich durch das Lesen der Schrift mit dem Schwert zu wappnen (Eph. 6,17) gegen alle Verführungsmacht Satans. Und dazu noch ein praktischer Wink: Lieber Bruder, liebe Schwester, wird durch irgend etwas, was man dir als Schriftwahrheit auftischt, Christus beiseite gesetzt und der Mensch in den Vordergrund gerückt, so weise es ab! Bitte lies und nimm's in dich auf, was Gal. 2,20 steht! Und dann, lies und durchforsche immer wieder den Galaterbrief! Wer diesen kennt auswendig und inwendig, der ist gerüstet gegen die Irrlehre von der Notwendigkeit der Sabbatbeobachtung! Und bist du veranlaßt - suche es nicht! -,

dich mit Sabbatariern auseinanderzusetzen, so mach's, wie Nehem. 2,4b steht: „Da betete ich“, und laß dir schenken Lehrfähigkeit und Sanftmut nach 2. Tim. 2,23-26! Und noch eins: Möge niemand den schriftwidrigen Gedanken verteidigen, wonach das Sabbatgesetz auf den Sonntag zu übertragen sei! (Gal. 4,10-11.) Wenn auch dieser Tag in der Schrift ausgezeichnet ist - ein Sonntagsgesetzt gibt es nicht! -

„Laßt niemanden euch um den Kampfpreis bringen!“ Kol. 2,18.

 

Frage 40

Wie sind die Stellen Matth. 3,5-6.11-12 zu verstehen gegenüber Römer 6,2ff.?

Antwort A

Apgesch. 19,4.5 lesen wir, daß etliche, die mit der Taufe Johannis getauft waren, nochmals auf den Namen Jesu Christi getauft werden mußten und sie sogar erst nach Händeauflegung den Heiligen Geist erhielten. Diese waren also zweimal getauft, einmal zur Buße, sodann zum Empfang des Heiligen Geistes in Jesu Tod.

Apgesch. 19,4.5 steht weiterhin, daß bei der Taufe Johannis gesagt sei, daß sie an Jesum glauben sollten, das heißt nichts anderes, als an Seinen Versöhnungstod. So sind z. B. die Jünger nur von Johannes mit Wasser getauft worden; aber am Pfingstfest erhielten sie die Fülle des Geistes, was sich durch feurige Zungen auf ihren Häuptern schon äußerlich kund tat. Also sind die Jünger Jesu wie auch viele andere durch Johannes mit Wasser in Jesu Tod getauft, obwohl er noch zukünftig war, um dann nach Jesu Tode die köstlichen Verheißungen im vollem Maße zu empfangen, wie auch die Heiligen des A. B. die ewige Seligkeit erlangt haben im Hinblick auf Jesu Versöhnungstod, der noch geschehen sollte, um nach demselben zur vollen Herrlichkeit einzugehen.

Man könnte noch einen dritten Fall annehmen. Nach Matth. 13,21 können manche, die von Johannes getauft waren und Christum im Glauben erfaßt hatten, wieder abgefallen sein, als die Verwerfung Jesu stattfand. Auch ihnen hat dann das erste Wort des HErrn am Kreuze gegolten, das ja am Pfingsttage so herrlich in Erfüllung ging.

L.Th.

Antwort B

In Röm 6 haben wir die beste Erklärung der Bedeutung der Taufe (s. V. 4-6). Der Grundgedanke der Wassertaufe ist der des Gerichts über den schuldigen Menschen. Dieser Grundgedanke ist für den Gläubigen erfüllt in dem Tode Christi. Deshalb geschieht die Taufe des Gläubigen auf den Tod Christi (V. 3 u. 4). Der Gläubige ist einsgemacht mit Christo in allem, in Seinem Tode und in Seiner Auferstehung. Durch die Taufe bekennt er dieses völlige Einssein mit Ihm, und zwar im Blick auf das Gericht und den Tod. Er weiß, daß es für den sündigen alten Menschen nichts anderes geben konnte und daß der Herr Jesus für ihn hierin den Platz einnahm am Kreuze und im Grabe; er sieht in Christo seinen alten Menschen am Kreuze gerichtet und im Grabe hinweggetan vor den Augen Gottes. Dieses wird durch die Taufe zum Ausdruck gebracht. Deswegen ist die selbstverständliche und unerläßliche Voraussetzung für die Taufe der persönliche Glaube. Weiter ist ebenso selbstverständlich

unerläßliche Voraussetzung für die Taufe der persönliche Glaube. Weiter ist ebenso selbstverständlich nach dem Gesagten die Taufe nur dann sinnentsprechend und schriftgemäß, wenn sie in der Weise geschieht, daß der, welcher sich taufen läßt, vollständig im Wasser untergetaucht wird, er also von demselben vollkommen bedeckt und so in demselben begraben wird (s. V. 4). - An den Tod des Herrn Jesu knüpft sich die kostbare Tatsache Seiner Auferstehung. So kommt auch der Getaufte aus dem Wassergrabe hervor, gleichsam zu einem neuen Leben. Dieses ist im Kapitel 6 der Grundton, aber besonders hervorgehoben in der zweiten Hälfte des V. 4 und in V. 5 und 6. Wie könnte es auch anders sein? Wenn ich eins mit Ihm bin, dann bin ich es eben immer; bin ich es in Gericht und im Tode, dann bin ich es auch in der Auferstehung und im Leben! O, welche Gnade! Eins mit Ihm, dem gekreuzigten, gestorbenen und begrabenen, auferstandenen und verherrlichten Heilande und HErrn! Wie kostbar und wie herrlich!

Eine andere Bedeutung hat die Taufe des Johannes, die wir in Matth. 3.5.6 finden (s. auch Mark. 1,4; Apgesch. 19,4). Diese hatte ihren Platz vor dem Kreuze, denn sie war die „Taufe der Buße, indem er dem Volke sagte, daß sie an den glauben sollten, der nach ihm kam, das ist an Jesum“ (Apgesch. 19,4). Johannes war vor dem HErrn her gesandt, um das Volk für Sein Kommen vorzubereiten. Deshalb rief er das Volk zur Buße, denn das war es, was zur Aufnahme des HErrn vor allem nötig war. Die nun auf seine Stimme hörten, kamen und wurden von ihm im Jordan getauft, „indem sie ihre Sünden bekannten“ (Matth. 3,5.6). Durch diese Taufe „rechtfertigten sie Gott“ (Luk. 7,29), indem sie durch dieselbe anerkannten, vor Gott schuldig und des Gerichtes wert zu sein. Deshalb ließ auch der Herr Jesus Sich von Johannes taufen, da Er gekommen war, den Platz des schuldigen, verlorenen Sünders im Gericht einzunehmen; Er machte Sich eins mit denen, welche diesen Platz als den ihrigen vor Gott anerkannten. - Die Taufe des Johannes war also, wie wir gesehen haben, der Ausdruck des Zustandes der Buße, welcher dann, wenn er ein echtes Werk des Geistes Gottes war, den Glauben an den Herrn Jesus und durch diesen Vergebung der Sünden zur Folge hatte. Deshalb wird diese Taufe in Mark. 1,4 die „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ genannt.

Der Unterschied zwischen der in Matth. 3,5.6 und anderen Stellen erwähnten Taufe des Johannes und der Taufe in Röm. 6 ist hiernach ein unverkennbarer; auch ist es ohne weiteres klar, daß die Taufe des Johannes keinen Platz mehr hat, seit der Herr Jesus Seinen Jüngern den Befehl gab: „Gehet nun hin und machet alle Nationen zu Jüngern, und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Helligen Geistes ...“ (Matth. 28,19). Wir sehen dies auch deutlich aus Apgesch. 19,3-5, wo die auf die Taufe des Johannes getauften Jünger zu Ephesus, nachdem sie durch Paulus belehrt worden waren, noch auf den Namen des Herrn Jesu getauft wurden.

In Matth. 3,11.12 ist das Wort „taufen“ in bildlicher Weise angewendet in Verbindung mit „Heiligem Geist“ und „Feuer“. Da ist es der HErr, welcher tauft; Er allein hat dazu die Macht. Auch zeigt uns das Wort Gottes, daß es zwei ganz verschiedene Dinge sind, um die es sich hierbei handelt; die Taufe mit dem Heiligen Geiste ist eine Sache für sich, und die Taufe mit „Feuer“ ist eine andere Sache für sich. Erstere Sache ist zu einem Teile bereits erfüllt. Ehe der Herr Jesus auffuhr in den Himmel, sagte Er den Seinen: „Ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen“ (Apgesch. 1,5), und in Apgesch. 2,1-4, an jenem Tage der Pfingsten, sehen wir bereits die Erfüllung dieser Verheißung. Zu diesem Punkte erlaube ich mir auf die Antworten zu Frage 33 in Heft Nr. 8/9 zu verweisen, wo gerade dieser Gegenstand behandelt ist. Aber auch im Alten Testament bereits, in Joel 2,28-32, finden wir eine diesbezügliche Verheißung, auf welche in Apgesch. 2, 16-21 Petrus Bezug

2,28-32, finden wir eine diesbezügliche Verheißung, auf welche in Apgesch. 2, 16-21 Petrus Bezug nimmt. Ihre eigentliche Erfüllung wird diese Verheißung aber erst noch finden, wenn jener Zeitpunkt gekommen sein wird, von welchem in Joel geredet ist. - Die Taufe mit „Feuer“ ist etwas ganz anderes. Feuer ist im Worte Gottes ein Bild vom Gericht. Das sehen wir gleich in Matth. 3 selbst in V. 10 und im letzten Teile des V. 12, aber auch in vielen anderen Schriftstellen (s. z. B. 1. Mos. 19,24.25; 3. Mose 10,2; 4. Mose 16,35; Jes. 66,15.16; Mal. 4,1; Matth. 13,42; 18,8.9; 25,41; Mark. 9,43-48; 2. Petri 3,7.10.12 u. a. m.). Das Taufen mit Feuer ist also die Ausübung des Gerichts. Von diesem Gericht spricht das Wort Gottes viel und in mannigfacher Weise im Alten und im Neuen Testamente, und der Herr Jesus ist es, welchem die Ausübung übertragen ist, wie eben auch Matth. 3,11.12 zeigt. Er wird die sieben Siegel öffnen (Offb. 5,5 usw.), Er wird geoffenbart werden „vom Himmel mit den Engeln Seiner Macht in flammendem Feuer, wenn Er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi nicht gehorchen, welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben ...“ (2. Thess. 1,7-10), Er wird auf dem großen weißen Throne sitzen (Offb. 20,11 usw.). Ja, Ihm ist alles übergeben vom Vater! O, welch eine wunderbar herrliche Person ist Er, unser Heiland und HErr! - In Matth. 3,11 klingt es wohl so, als ob das Taufen mit dem Heiligen Geist und das mit „Feuer“ miteinander verbunden wären und beides dieselben Personen beträfe, aber das Wort ist eben an die Masse gerichtet, die noch „ungeworfelt“ auf Seiner „Tenne“ war, „Weizen“ und „Spreu“ untereinander; und so verschieden wie der Weizen von der Spreu ist, ebenso verschieden ist die Taufe mit dem Heiligen Geiste von der Taufe mit „Feuer“. Wohl mögen solche, die „Weizen“ sind, auch durch „Feuer“ der Leiden und Prüfungen und Drangsal zu gehen haben - ja, das müssen mehr oder weniger alle -, aber sie „verbrennen“ nicht (s. Dan. 3,19-27; Jes. 43,2; 1. Petri 1,6.7; 4,12-19), verfallen dem Feuer nicht, werden ihm nicht zur Beute, was aber bei der „Spreu“ der Fall ist. Mit „taufen“ im biblischen Sinne ist eben nicht nur der Begriff des Hindurchgehens durch das, worin getauft wird, verbunden, sondern es ist weiter damit verbunden der Begriff der vollen Wirkung dieser Sache auf den Gegenstand der Taufe. So ist es bei der Wassertaufe ihrer sinnbildlichen Bedeutung nach und bei der Taufe mit dem Heiligen Geiste (s. Röm. 6,4.6; 1. Kor. 12,13) und nicht minder bei der Taufe mit „Feuer“. -

Der Raum gestattet nicht, noch mehr über den Gegenstand zu sagen. Daher wolle der Leser im Worte selbst weiter forschen, die einschlägigen Schriftstellen aber recht genau und sorgfältig lesen und sie im Zusammenhange mit dem Vorhergehenden und Nachfolgenden sowie im Lichte des Schriftganzen betrachten. Dann erst kann der rechte Sinn gefunden und die kostbare Wahrheit aufgeschlossen werden. Der HErr schenke uns allen dazu Gnade!

Th. K.

Antwort C

Die Frage ist etwas dunkel. Die Stelle in Matth. steht allein mit Israel in Verbindung, während Röm. 6 Belehrungen über die Taufe der Christen bringt. Die Taufe Johannes des Täufers hatte den Zweck, auf dem Wege der Buße Israel das Auge für ihren Messias zu öffnen (Joh. 1,31). Wenn Israel durch den Messias zu den Segnungen des Reiches geführt werden wollte, so mußte es zuerst zum Selbstgericht geführt werden, sie mußten ihre Sünden bekennen und in der Taufe anerkennen, daß der Tod ihr gerechter Lohn war. - Sie wurden im Jordan, dem Strome des Todes, getauft. Wenn wir nach einer Verbindung suchen wollen mit Röm. 6, so möchte man sagen, daß auch in der Taufe Johannes des Täufers die Anerkennung des auf ihnen ruhenden Todes gesehen werden kann. Der

Johannes des Täufers die Anerkennung des auf ihnen ruhenden Todes gesehen werden kann. Der Christ wird in Röm. 6 als verbunden und einsgemacht mit dem Tode Christi gesehen und kann deshalb durch die Taufe auf diesen Tod begraben werden; so (auf Christi Tod)

konnten die Juden nicht getauft werden, sondern nur in der Anerkennung des eigenen Todesurteils in dem Bekennen ihrer Sünden in die Taufe eintreten.

In den Versen 11 und 12 von Matth. 3 verweist Johannes auf die Beziehung seiner Taufe zu den Taufen des nach ihm Kommenden. Wer sich in Buße beugte und mit Wasser durch Johannes taufen ließ, öffnete sein Auge auch für den Kommenden, der sie mit Heiligem Geiste taufen würde. Wer aber unbußfertig an der Stimme des Rufenden vorüberging, der würde gleich der Spreu von der Tenne gefegt werden und mit dem Feuer des Gerichtes von dem Kommenden getauft werden. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Über die Frage, die auch uns etwas dunkel war, ist im Vorstehenden genug gesagt worden, um sie völlig zu beleuchten. Wir möchten hier nur noch einmal darauf hinweisen, wie wichtig es ist, die verschiedenen Haushaltungen Gottes zu unterscheiden. Wenn man von vornherein sich sagt: Dort wird zu dem Israel im Fleisch geredet, hier zu einer an Christus gläubigen Gemeinde (zu der natürlich auch etliche aus Israel gehörten), so wird einem sofort klar sein, daß von einer eigentlichen Verbindung zwischen obigen Stellen nicht geredet werden kann, daß höchstens etwa die Stellen aus den Evangelien vorbereitend sind für das, was in Röm. 6 in seiner Wirkung dargestellt wird: für den Tod Jesu. - Wir freuen uns, daß hier sowohl wie schon bei Frage 33 einmal deutlich darüber geredet wird, daß die Taufe mit Geist und die Taufe mit Feuer zwei verschiedene Dinge sind. Möchten doch manche unserer Leser, die darüber bisher andere dachten, sich eines Besseren belehren lassen durch obige klare Ausführungen!

Wenn eine der vorstehenden Antworten etwas enthält, was der eine oder der andere durchaus nicht als Schriftwahrheit für sich selbst anerkennen kann oder will, so möge er die diesmaligen „Persönlichen Worte“ auf dem Umschlag ganz besonders zu seinem Herzen reden lassen!

Frage 41

Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.? 1. Petri 3,18 Schluß bis 20b.

Antwort A

Zwischen 1. Petri 3,19 und 1. Petri 4,6 besteht ein Kontrast, und dieser Kontrast dürfte zur Erklärung der obigen Stelle entscheidend sein. In beiden Stellen handelt es sich je um eine Botschaft, die aber jeweilig einen besonderen Charakter hatte. Der Charakter im Kapitel 4 ist „gute Botschaft“, also Evangelium. Diese gute Botschaft, dieses Evangelium wird Menschen verkündigt.

Es wäre nun festzustellen, ob es sich in 1. Petri 3,19 auch um gute Botschaft, um Evangelium handelt, und ob diese Botschaft auch an Menschen gerichtet ist. Der Zusammenhang, vornehmlich

das Wort „predigen“, führt zur Verneinung der Frage; es kann sich hier nicht um gute Botschaft handeln, es können auch hier nicht Menschen in Betracht kommen. In unserer Stelle, Kap. 3,19, handelt es sich um einen Triumph Christi, der sich in scharf abgerissenen Linien äußerte.

Dieser Triumph besteht 1. darin, daß, obschon der Sohn des Menschen nach Seinem irdischen Leib getötet wurde, so wurde er doch lebendig gemacht, was Seinen Leib der Herrlichkeit (Phil. 3) betrifft. Es ward der erste Mensch, Adam zu einer lebendigen Seele; der letzte Adam wurde zu einem lebendigmachenden Geist. Sein Fleisch, in welchem Er allein leiden konnte, wurde ausgewechselt gegen einen herrlichen, geistigen, unsterblichen Leib, in dem Er nicht mehr leiden und sterben konnte. Dieser Triumph Christi als des Sohnes des Menschen ist für die Gläubigen von der weittragendsten Bedeutung (vergl. 1. Petri 1,3 u. 4).

Der Triumph Christi äußerte sich aber noch in einer 2. Linie. Die Auferstehung war nicht das einzige Ergebnis der Tötung Jesu Christi. Es hatte noch eine weitere der „Herrlichkeiten“ zu folgen: ein Triumphzug! Der Heilige Geist fährt fort, nicht nur die Herrlichkeit der Auferstehung zu zeigen, sondern auch die Herrlichkeit des Triumphes, den Christus unmittelbar darauf hielt. Er ging hin und predigte sogar den Geistern im Gefängnis. Bei diesem Predigen, im Unterschied zu Kap. 4.6, dürfte es sich um ein „veröffentlichen“ handeln, und zwar als das eines Heroldes, jedenfalls kann es sich um keine gute Botschaft, um kein Evangelium handeln. Dieses erhellt aus V. 22 des 3. Kapitels, wobei Unterwerfung von Engeln in Betracht kommt, und zwar als Teil von Christi Triumph.

Hier haben wir den Schlüssel zu der Bedeutung des Wortes „Geister“, und wir lernen, daß die Unbotmäßigkeit der Geister in V. 20 in Wirklichkeit der Ungehorsam von Engeln war (oder der Fall der Engel). Diese Geister in V. 19 sind also für geistige oder Engelwesen zu halten, die zu einer Zeit und aus einem Grunde in das „Gefängnis“ gesetzt wurden. Die Zeit wird uns berichtet: Es war einst, als „die Langmut Gottes in den Tagen Noahs harrte“. Auch den Grund, die Ursache erfahren wir: sie waren „ungehorsam“. Was dieser Ungehorsam war, wird uns hier nicht gesagt, aber es gibt andere Schriftworte, welche Licht darauf werfen.

In Summa: der Triumph, der Sieg Christi war so vollkommen, daß Er die Gefangenschaft gefangen führte“ (Eph. 4,8), so vollkommen, daß, „die Hoheiten und Gewalten“ überwältigt habend, Er sie öffentlich zur Schau führte, über sie darin triumphierend“ (Kol. 2,15), so gänzlich wurden „Engel und Gewalten und Mächte Ihm untertan gemacht“, daß der Schall Seines Triumphes sogar bis zu diesen „gefangenen Geistern“ drang.

Die Schlußfolgerung dieses Triumphes und praktische Bedeutung für die Gläubigen wird dann in Kap. 4,1ff. gezeigt.

W. W.

Antwort B

Die Übersetzung „im Gefängnis“ ist wohl wörtlich richtig, gibt aber im Deutschen bei der Eigenheit desselben den Sinn nicht richtig wieder und ist daher mißverständlich; wenn der Sinn im Deutschen richtig ausgedrückt werden soll, muß es heißen: „die im Gefängnis sind“. Denn nach dem Urtext sagt das Wort nicht, daß Er im Gefängnis den Geistern predigte - Er also in das Gefängnis ging und ihnen dort predigte -, sondern daß die Geister, denen Er gepredigt hat, im Gefängnis sind. Das ist wichtig.

dort predigte -, sondern daß die Geister, denen Er gepredigt hat, im Gefängnis sind. Das ist wichtig.

Wer sind die „Geister“ in V. 19? - Das Wort Gottes spricht voll dem Leibe des Menschen, von der Seele des Menschen und von dem Geiste des Menschen. Alle drei Dinge finden wir in 1. Thess. 5,23 nebeneinander genannt als den Menschen ausmachend, indem es dort heißt: „ ... und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt ...“ Geist und Seele sind der eigentliche Mensch, und der Leib ist die Hütte, das Haus, in welchem beides wohnt (s. 2. Kor. 5,1-8; 2. Petri 1,13.14). Die Trennung des Geistes und der Seele von dem Leibe, das „Ablegen der Hütte“, das „Abscheiden“, nennen wir Tod. Nach diesem ist der Mensch ohne einen Leib, der allein das Materielle an ihm ist; er ist infolgedessen dann nur noch in einem geistigen Zustande. Deshalb nennt das Wort Gottes abgeschiedene Menschen auch „Geister“ (s. Hebr. 12,23 Schluß). So auch hier, und aus V. 20 sehen wir, daß es Abgeschiedene sind, welche auf der Erde lebten, als Noah die Arche zurichtete. An diese Menschen geschah durch Noah, „den Prediger der Gerechtigkeit“ (2. Petri 2,5), schon durch den Bau der Arche und gewiß auch durch sein persönliches Zeugnis eine eindringliche Predigt, und Gott harrte in großer Langmut viele Jahre hindurch, ehe Er endlich das Gericht über sie hereinbrechen ließ. Aber sie waren „ungehorsam“, d. h. sie hörten nicht auf die warnende und rufende Stimme, die Gott durch Noah an sie ergehen ließ. Deswegen sind sie nun „im Gefängnis“, um einst mit allen anderen, die nicht geglaubt haben, vor dem großen weißen Throne zu erscheinen und dort das endgültige Urteil Gottes zu empfangen, gerichtet zu werden nach ihren Werken (Offb. 20,11-15). Bis dahin ist ihr Zustand gleich dem eines Gefangenen, der dem Urteilsspruch entgegensieht, allen Lebensgenusses beraubt, bereits die Leiden des Gefängnisses schmeckend, in furchtvoller Erwartung des Gerichtes, welches ihm unabwendbar bevorsteht. Dieses zeigt uns das Wort Gottes an gefallenen Engeln, indem es uns sagt, daß Gott Engel, die gesündigt hatten, in den tiefsten Abgrund hinabstürzte und Ketten der Finsternis überlieferte, um aufbewahrt zu werden für das Gericht, und ferner an Sodom und Gomorra, von denen es heißt, daß sie als ein Beispiel vorliegen, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden (s. 2. Petri 2,4-6; Jud. 6.7). Sie „leiden des ewigen Feuers Strafe“, aber der endliche Urteilsspruch vor dem großen weißen Throne, das ewige Gericht, steht auch ihnen ebenso wie allen anderen Verlorenen noch bevor, wie aus Matth. 11,24; Luk. 10,12 deutlich zu sehen ist. Daß in 1. Petri 3,19 aber nicht etwa Engel gemeint sind, die ja auch Geister sind, sieht man klar daraus, daß diesen Geistern gepredigt worden ist und die Langmut Gottes auf sie harrte, daß sie zu Gott umkehren möchten; das Wort sagt aber nirgends, daß es für Engel eine Erlösung gäbe, im Gegenteil heißt es in Hebr. 2,16: „denn er nimmt fürwahr sich nicht der Engel an ...“ Diesen Geistern hier aber wurde gepredigt, und die Langmut Gottes harrte auf ihre Umkehr!

Wann aber ging Er hin und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind? Es gibt eine Auslegung dahingehend, daß Er in der Zeit zwischen Seinem Tode und Seiner Auferstehung an den Ort der Abgeschiedenen gegangen sei und ihnen gepredigt habe. Luther spricht das in seinem Katechismus in einem seiner „Artikel“ in den Worten aus: „... hinabgefahren in die Hölle ...“. Wenn diese Auffassung zutreffen soll, frage ich: hätte Er dann nicht allen gepredigt, die bis dahin ihren Platz „im Gefängnis“ gefunden hatten? Warum gerade nur denen aus der Zeit, während welcher Noah die Arche zurichtete, denen doch eben während jener Zeit in großer Langmut Gottes gepredigt worden war? Warum z. B. nicht auch denen, die vor dem Beginn des Baues der Arche abgeschieden waren? Die Annahme, daß Abgeschiedenen gepredigt werde, ist aber überhaupt gänzlich gegen Gottes Plan und Grundsätze, wie sie in Seinem Worte uns geoffenbart sind. Das ganze übrige Wort Gottes gibt keinen Anlaß und kein Recht zu der Annahme, daß dem Menschen nach dem Tode noch einmal

gepredigt und die Gelegenheit geboten werde, die Errettung zu ergreifen, die er in diesem Leben verschmähte, sondern es sagt vielmehr das Gegenteil. In Hebr. 9,27 heißt es : „... es ist dem Menschen gesetzt zu sterben, danach aber das Gericht“, und die Erzählung von dem reichen Manne und dem armen Lazarus (Luk. 16,19-31), wo der Herr Jesus den Schleier lüftet und uns einen Blick über den Tod hinaus tun läßt, zeigt in dem reichen Manne aufs klarste, daß der Mensch nach seinem Scheiden aus diesem Leben sich ohne jede weitere Predigt völlig bewußt ist, was er in seinem Leben versäumte und was sein Teil ist, zugleich aber auch, daß es eine Änderung seines Loses für ihn nie mehr gibt. Wenn nun auch 1. Petri 3,19.20 bei oberflächlichem Lesen den Anschein erweckt, als sei jenen Abgeschiedenen nochmals gepredigt und die Gelegenheit zur Errettung gegeben worden, so ist eine solche Auffassung dennoch unzutreffend, weil die Auslegung einer Schriftstelle, die dunkel erscheint, im Gegensatz zu vielen anderen klaren Schriftstellen und dem ganzen Worte überhaupt nimmermehr zutreffend sein kann. Wo eine solche Auslegung trotzdem stattfindet, ist sie eben nur die Folge von Oberflächlichkeit und die Frucht eigener Gedanken. - Das Wort sagt auch gar nicht, daß Er nach Seinem Tode hinging, sondern daß Er, nachdem Er getötet worden war nach dem Fleische, lebendig gemacht (auferweckt) worden ist nach (oder in) dem Geiste, in welchem Er auch hinging und predigte; es sagt also damit lediglich, daß der Geist, nach welchem Er „lebendig gemacht“ wurde, derselbe Geist war, in welchem Er auch hinging usw. Wann Er hinging, ist in V. 19 nicht gesagt, wir können es aber aus V. 20 sehen. Da wir überdies aus der Antwort Des Herrn Jesu an den Räuber in Luk. 23,43: „Wahrlich Ich sage dir: heute wirst du mit Mir im Paradiese sein“, deutlich sehen, daß Er vom Kreuze ins Paradies ging, welches unstreitig etwas ganz anderes ist als das „Gefängnis“, so sehen wir auch, daß Er nicht nach Seinem Tode hingegangen ist und den Geistern, die im Gefängnis sind, gepredigt hat. Es bleibt eben nur die eine mit dem ganzen Worte Gottes völlig übereinstimmende Erklärung übrig, daß der Geist Christi in Noah war (s. 1. Petri 1,11) und Er durch Noah jenen Menschen predigte, als sie noch auf der Erde lebten und die Langmut Gottes harrte, während die Arche zugerichtet wurde. Weil sie aber „ungehorsam“ waren, d. h. die Botschaft nicht annahmen, wurden sie durch die Flut hinweggerafft und sind sie nun „im Gefängnis“, bis sie vor dem großen weißen Throne erscheinen werden. Der Geist, in welchem Er so hinging und durch Noah predigte, war derselbe Geist, nach welchem Er „lebendig gemacht“ wurde. Darum heißt es : „... lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem Er auch hinging“ usw.

Th. K.

Antwort C

Luther und viele andere in unseren Tagen haben wohl auf Grund dieser Schriftstelle angenommen, daß Christus nach Seinem Tode in den Hades der Verlorenen gegangen sei und ihnen gepredigt habe, bezw. gute Botschaft verkündigt (1. Petr. 4,6).

So aufrichtig wie diese Schriftauslegung gemeint sein und so viel Wahrscheinlichkeit sie für sich beanspruchen mag, kann sie doch nicht im Lichte des Schriftganzen noch durch die im Zusammenhang einheitliche Schriftauffassung der ersten Epistel Petri aufrecht erhalten werden.

Wenn Christus hingegangen wäre, um den im Unglauben Gestorbenen zu predigen, dann können wir wohl annehmen, daß dies im Blick auf ihre Errettung geschähe. Einen anderen Zweck könnte man sich wohl nicht vorstellen, obwohl auch jemand in letzter Zeit darlegte, daß, wenn auch Christus hingegangen sei, es nicht die Errettung dieser Geister beträfe. Letztere Auffassung ist nichtssagend

und sinnlos; es muß im Gegenteil betont werden: Wenn Christus wirklich in Person hingegangen ist, den Verlorenen zu predigen, so öffnet man unwillkürlich, ob man es beabsichtigt oder nicht, eine Hintertür für die Errettung aller Menschen. Wir behaupten aber auf Grund der Schrift, daß weder im Himmel gepredigt wird, da es dort keine Sünder gibt, die der Errettung bedürfen, noch im Hades der Verlorenen, da die dem Evangelium Ungehorsamen nicht errettet werden können, sondern daß auf Erden, auf der der Sünde ergebenen Welt, sich der Mensch für oder gegen Christum entscheiden kann. Eine andere Auffassung läuft der ganzen Offenbarung Gottes schnurstracks entgegen.

1. Petri 1,11 gibt uns in Verbindung mit 1. Mose 6,3 meines Erachtens den Schlüssel zum Verständnis dieser Stelle. Hier wird klar bezeugt, daß der Geist Christi schon in den alttestamentlichen Propheten wirkte, zur Warnung und zum Heil der damals lebenden Menschen. Nun wird Noah ausdrücklich „Prediger - in welchem er auch hinging und predigte - der Gerechtigkeit“ genannt (2. Petri 2,5). Daraus können wir wohl schließen, ohne Gefahr zu laufen, dieser Stelle eine philosophischspekulative Färbung zu geben, daß Christus im Geiste, nicht persönlich, in und durch Noah, den Zeitgenossen dieses gerechten Mannes predigte, als die Langmut Gottes harrte, d. h. daß 120 Jahre verflossen, ehe das durch Noah im Geiste Christi angekündigte Gericht hereinbrach. Wahrlich, Zeit genug, um sich zu bekehren. Wenn nun denen, auf deren Bekehrung Gott sozusagen 120 Jahre wartete und sie mit Geduld und Langmut trug, noch gepredigt worden wäre, wie vielmehr müßte demnach anderen, welchen nicht eine so große Spanne Zeit von Gott gegeben wurde, sich zu beugen und zu bekehren, Gelegenheit gegeben werden, sich jetzt noch oder später einmal zu bekehren auf Grund einer ihnen gebrachten Predigt! Wohin kommen wir aber bei derartiger spekulativer Auslegung des Wortes Gottes, da doch jede einzelne Stelle nur im Zusammenhang der ganzen Schrift-Offenbarung verstanden und demnach ausgelegt werden darf? (vergl. 2. Petri 1,20; 2. Tim. 2,15; Offb. Joh. 22,18; Spr. 30,6; 5. Mose 12,32.)

Wir können daher annehmen, daß Christum nicht persönlich, sondern im Geiste durch Noah damals vor der Flut ihnen predigte. Stellen wie Eph. 2,17; 4,21 sprechen in ähnlicher Weise, obwohl Christus niemals persönlich den „Fernen“ Frieden verkündigte noch mit den Ephesern persönlich sprach, sondern durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist bezw. durch Seine Diener.

Aber angenommen, wir könnten diese für uns etwas dunkle Stelle nicht recht verstehen, so bestimmen doch die unzähligen Stellen der Schrift eine andere Auslegung dieser Stelle als die allgemein dem ganzen Wort entgegenstehende Auffassung lautet. Bekanntlich wird von allen folgender Grundsatz anerkannt, und dies wollen wir auch hier tun: die Mehrzahl von klaren uns verständlichen Stellen muß die Auslegung und den Sinn einer uns etwas dunklen Stelle bestimmen, vielmehr diktieren! Aber nicht umgekehrt! Der HErr gebe uns allen viel Gnade in dieser gegenwärtigen, dem Irrtum ergebenen Zeit, allein dem Worte Gottes in allem unterworfen zu sein.

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

In der BeAntwortung dieser von jeher als schwierig angesehenen Frage sind verschiedene Standpunkte gründlich beleuchtet, ohne daß wir damit den Gegenstand für völlig erschöpft halten könnten. Wir fühlen uns auch außerstande, „das letzte Wort in dieser Sache zu sprechen“. Mit unserem Herzen und Verständnis der übrigen Schrift sind wir schon seit langem der Meinung, daß die

in B und C vertretene Deutung die richtige ist; aber dies als absolut sicher aussprechen können wir nicht. Obwohl diese Deutung für uns als der Wahrheit am nächsten kommend erscheint, ist uns der griechische Ausdruck zu geschraubt und künstlich - nicht leicht und frei genug -, wenn er in obigem Sinne erklärt werden soll. Wir geben hier eine möglichst wortgetreue Übersetzung der Stelle: „ ... in welchem (im Geist) Er auch hingegangen den im Gefängnis (befindlichen) Geistern predigte, (denen,) die ungehorsam (gewesen) waren damals, als die Langmut Gottes harrte in Noahs Tagen, während die Arche zugerichtet wurde ...“ Hierzu ein paar Bemerkungen! Das hier stehende griechische Wort für „predigen“ bezeichnet stets im Neuen Testament mit oder ohne nähere Bestimmung „Heilsverkündigung (Gute Botschaft) ausrichten“. Es kommt ca. 50 mal vor! Warum sollte es hier eine andere Bedeutung haben? Natürlich hatte die Heilsbotschaft zur Zeit Noahs nicht denselben Inhalt wie heute; Noah predigte Buße als „Prediger der Gerechtigkeit“. (Vergl. Hebr. 11,7 und 2. Petri 2,5.) Mit den „Geistern“ können nur Menschengeister gemeint sein (vergl. Hebr. 12,9.23), denn von ungehorsamen Engeln zur Zeit Noahs berichtet uns die Schrift nichts. (Ganz unglücklich scheint uns übrigens eine bekannte Auslegung zu sein, die unter dem „Geist“, in welchem Er lebendig gemacht hinging und predigte, Christi menschlichen Geist im Gegensatz zu Seiner menschlichen Fleisch-Leiblichkeit sieht. Wenn auch der Mensch Christus Jesus aus Geist, Seele und Leib besteht, so ist doch der „Geist“ immer der Geist Christi, der Geist Gottes, der Heilige Geist. Wohin kommen wir bei einer Unterscheidung von irdisch-menschlichem Geist und göttlichem Geist in Christus!) Gezwungen scheint uns im Sinn obiger Deutungen von B und C die Zeitbestimmung „damals, als“ an der Stelle zu stehen, wo sie steht, während sie, wenn im Vordersatz stehend, die obige Bedeutung leichter stützen würde („in welchem Er auch damals ... predigte“); auch wäre es mehr im Interesse dieser Deutung gewesen, die Zustandsbestimmung „im Gefängnis“ durch das Wort „jetzt“ zu erweitern, denn der Zustand der Geister („im Gefängnis“) ist doch erst eingetreten, nachdem ihnen als Menschen gepredigt ist. Der Satzbau also, wie er im Griechischen ist, scheint uns gewissermaßen ein Hindernis für obige Meinung zu sein, die dem Schriftganzen allerdings vielleicht am meisten entspricht. Auch ein bekannter treuer Schriftforscher, der entschieden gläubige Theologe Prof. Beck, gibt dieser Meinung den Vorzug vor anderen (Basel 1770). Gewiß hat Gott etwas damit beabsichtigt, daß Er diese Stelle so und nicht anders inspirierte, und uns bleibt nur übrig, treu über ihr im Zusammenhang mit der ganzen Schrift zu forschen! In keinem Falle, mag man die Stelle auslegen, wie immer man für recht hält - und es gibt viele Auslegungen dieser Stelle! -, darf man aus ihr eine Möglichkeit der Bekehrung und Errettung nach dem Tode folgern: 1. widerspricht letztere Anschauung der ganzen Schrift („nach dem Tode das Gericht“!) und 2. ist hier nur von den Ungläubigen zur Zeit Noahs geredet, nicht von allen ungläubig Verstorbenen!

Schließlich möchten wir noch, was bei allen Antworten übersehen wurde, dazu ermuntern, die Stelle in dem ganzen Zusammenhang von Kap. 3,8-22 zu betrachten, der vielleicht auch Licht gibt über ihre Bedeutung. Doch möchten wir darüber jetzt nichts mehr sagen; wir glauben kaum, daß wir uns mit diesem ersten Male auch zum letzten Male in der „Handreichung“ mit dieser Frage beschäftigt haben.

Frage 42

Wie sind die Worte „grüßen mit heiligem Kuß“ zu deuten (vgl. u. a. Röm. 16,16, 1. Kor. 16,20), und wie werden sie im praktischen Leben ausgeführt?

 

Antwort A

Bei den erwähnten Stellen hat es dem Heiligen Geist gefallen, nicht „Kuß“ schreiben zu lassen, sondern „heiligem Kuß“. - Hierin ist wohl der Schlüssel der hier in Rede stehenden Worte zu finden.

Judas küßte auch, sogar den HErrn. - Sein Kuß war aber ein Kuß des Verrats, und es waren an diesen Kuß niedrige Herzenstriebe gebunden. Daß dieser Kuß zu verwerfen war, ist selbstverständlich. Aber nicht bloß ist ein Judaskuß zu verwerfen, sondern jeglicher Kuß, der kein „heiliger“ Kuß ist, ein Kuß der Heuchelei, der toten Form oder Gewohnheit oder ähnlicher Art.

In 1. Petri 5,14 hören wir: „Grüßet einander mit dem Kuß der Liebe“ und in 2. Kor. 5,14 spricht das Wort: „Denn die Liebe des Christus drängt uns, ...“ Wo nun diese Liebe des Christus drängend wirksam ist und der Charakter des Kusses (heilig) verstanden wird, wird die Ausführung dieses Grußes im praktischen Leben nicht mehr schwer fallen.

W. W.

Anmerkung des Herausgebers

Die Schrift spricht gar oft vom „Küssen“, nicht nur in wunderbar lieblicher Weise - im Hohenliede, sondern auch sonst im Alten Testament, z. B. 1. Mose 29,11.13: beim Willkommen; 1. Kön. 19,20: beim Abschied; 1. Sam. 20,41: unter Freunden; 2. Sam. 20,9 - wie es noch jetzt bei den Arabern gebräuchlich ist - u. a. m. Auch die Sprüche reden vom Kuß (vgl. 27,6). Im Neuen Testament sind unsere Stellen, die vom Bruderkuß unter Kindern Gottes reden, besonders beachtenswert; zu den oben schon genannten vgl. man noch Apg. 20,37! Der Kuß ist nach all den angeführten Stellen ein Zeichen der Liebesgemeinschaft - auch in Ps. 2,12! mit anderen Worten: „tretet in Gemeinschaft mit dem Sohne!“ -, geradeso wie er es in der Welt sein soll oder sein sollte! Wie scheußlich daher, wenn dies Zeugnis von der Liebesgemeinschaft entweiht, mißbraucht oder erheuchelt wird, wovon die Schrift außer dem Judaskuß noch andere Bezeugungen anführt (vgl. Spr. 24,26; 7,13; 2. Sam. 15,5). Welch ein Gegensatz gegen das „heilig“ in unseren Stellen! - Aus diesen geht hervor, welch ein Gewicht die Apostel nicht nur auf Grüße überhaupt - ganze Kapitel handeln von solchen, andere Stellen, wie 2. Joh. 10, zeigen ihre Bedeutung! -, sondern auf den Kuß als Gruß der Liebe legten. Und in unseren Tagen ist leider wenig Sinn dafür da! Und dennoch ist der Bruderkuß oft auch heute ein ganz besonderer Ausdruck der Liebesgemeinschaft, vorausgesetzt, daß er nicht mechanisch und gleichgültig, sondern mit Nachdenken und innerer Anteilnahme ausgeübt wird. - Was nun die praktische Durchführung angeht, so schließt das „heilig“ ein, daß selbstverständlich Brüder nur den Brüdern, Schwestern nur den Schwestern sich dies Zeichen der Liebe im HErrn zuteil werden lassen! Es schließt ferner ein, daß man nur dann den Kuß als Begrüßungsform anwendet, wenn das Herz dabei ist und wenn man sich dem anderen wirklich so nahe im HErrn- „heilig“ heißt „abgesondert für den HErrn!“ - verbunden weiß, daß der Kuß keine Heuchelei, Betrug oder auch nur Formwesen in sich schließt! Daß die Apostel aber diese Ermahnung an ganze Gemeinden richteten, zeigt, daß der Kuß durchaus nicht nur als Begrüßungsform für in verschiedenen Orten Wohnende gedacht ist, die nach einer Trennungszeit einmal wieder zusammenkommen, sondern daß auch innerhalb der Versammlung dieser Gruß üblich sein sollte. Ob es ein Kuß auf den Mund oder auch auf die Wange oder Stirn sein soll, ist uns nicht gesagt. Dies wird sich richten nach dem Empfinden der einzelnen und sollte nie ein Gegenstand peinlicher Erörterungen sein! Die Hauptsache ist, daß man weiß,

warum man sich in dieser innigen Weise begrübt: nämlich, um die innige Liebesgemeinschaft im HErrn auszudrücken, in die man durch Ihn zueinander gebracht ist, und man wird sie um so freudiger und ungezwungener auf diese Weise ausdrücken, je fester man sich innerlich verbunden weiß im Geist zu ungeheuchelter Bruderliebe! Und noch eins: Die Schrift warnt uns oft vor dem „Ansehen der Person“! Möchten wir, soviele wir den Bruderkuß ausüben, uns dessen bewußt sein, daß die Heiligkeit desselben das Ansehen der Person ausschließt!

Gruß an den Leser:

Wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ 1. Joh. 3,2.

Wir werden bei Ihm sein allezeit.“ 1. Thess. 4,17.

Vorbemerkungen:

Da die letzten beiden Umschlagsseiten diesmal mehrere wichtige Mitteilungen enthalten, so bitten wir dringend um frenndliche Beachtung derselben seitens aller Leser! Mitdieser Nummer, der ein vollständiges Schriftstellen- sowie Inhaltsverzeichnis angefügt ist, ist der erste Jahrgang der „Gegenseitigen Handreichung“ abgeschlossen.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht.Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt. (Röm. 10,17.)

b) Welch ein Unterschied besteht zwischen den Namen Jesus Christus und Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1,12.14.15.16) und ihrer Anwendung in der Schrift? (Vgl. Frage 19, Anmerk. d. Herausgebers.)

c) 1. Joh. 3,8 u. 9: Was heißt „er kann nicht sündigen“ und „Wer Sünde tut, ist aus dem Teufel“?

d) Wie ist Gal. 6,17 zu verstehen: „Im übrigen mache mir niemand weitere Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe“?

e) Durch einen Theosophen bin ich auf Joh. 9,1-3 aufmerksam gemacht; kann man denn vor seiner Geburt sündigen? Und warum wiederholt Jesus in V. 3 die Redeweise von V. 2?

f) Welcher Unterschied ist zwischen Sühnung und Versöhnung ? (vgl. z.B. 1. Joh. 2,2 u. 2. Kor. 5,18ff.)

g) Haben wir heute noch die in Eph. 4,11 genannten Dienste der „Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer“?

h) Was ist für ein Unterschied zwischen der Posaune in 1. Thess. 4,16, der „letzten Posaune“ in 1.

Kor. 15,52 und der Posaune des siebenten Engels in Offenb. 11,15?

i) Was meint der HErr in Luk. 10,20: „Freuet euch, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“? Meint Er in „das Buch des Lebens“ (Offenb. 3,5), obwohl dort von „auslöschen“ geredet ist?

k) Warum beschnitt Paulus den Timotheus? (Apgesch. 16,4.) Wie stimmt das zu Gal. 5,1-4?

l) Was ist unter dem „Tausendjährigen Reich“ zu verstehen? (Offenb. 20,4-7.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 43

Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vergl. 1. Kön. 1,50f. und 2,28f.).

Antwort A

Schon 3. Mose 4 lesen wir von den Hörnern des Altars (siehe V. 7.18.25.30.34). In allen Fällen handelt es sich um die Sühnung der Schuld und Sünde durch das Blut des Sündopfers. Dagegen finden wir in unseren beiden Stellen in den Hörnern des Altars einen Zufluchts- und Bergungsort, wohin der Schuldbewußte aus Furcht vor Strafe flieht und Schutz sucht, bis sich an ihm das gerechte Urteil vollzogen hat. Jehova Selbst bestimmt den Ort (2. Mose 21,13).

Adonija war ein Empörer. Da er wähnte, daß das Ende des Königs David herangekommen sei, wiegelte er das Volk und die Obersten hinter dem Rücken des Königs und rechtmäßigen Thronerbens auf und machte sich zum König. Als er aber hört, daß David Salomo zum Könige gemacht habe, nimmt er in seiner Angst vor Salomo Zuflucht zu den Hörnern des Altars, um geschützt zu sein, und Salomo begnadigt ihn. - In der zweiten Stelle sehen wir Jaob, den Verbündeten Adonijas. Da Jaob aus dem Verhalten des Königs gegen Abjathar (1. Kön. 2,26.27) erfahren hat, daß der König nach Gerechtigkeit handelt, erwacht sein Schuldbewußtsein und Furcht vor der gerechten Strafe. Auch er flieht in das Zelt Jehovas und erfaßt die Hörner des Altars. Aber für ihn gab es nach 2. Mose 21,14 keine Rettung mehr. Er war ein Mörder. Und der König David hatte vor seinem Ende seinem Sohne Salomo geboten, das durch Joab unschuldig vergossene Blut zu rächen (V. 5). Darum handelte Salomo auch nach Recht und Gerechtigkeit, nach den Geboten und Grundsätzen Jehovas (1. Kön. 2,30-34).

B. B.

Antwort B

Das Erfassen der Hörner des Altars bedeutet: Schutz und Schirm bei dem lebendigen Gott. Wer so zu Ihm flüchtete, der inmitten der Gemeinde war als der Lebendige und Mächtige - das wollen die Hörner des Altars sagen - der war gerettet. Gerettet durch den Gott, der das Opferblut, das an die

Hörner des Altars gestrichen wurde, ansah; denn Er war der Gnädige und Barmherzige. - Adonija fand den Schutz, Joab nicht. Warum Joab nicht? In 2. Mose 21,14 steht: „Wo aber jemand an seinem Nächsten frevelt und ihn mit List erwürget, so sollst du denselben von Meinem Altar nehmen, daß man ihn töte.“

K. E.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn wir die Schrift sich durch die Schrift auslegen lassen, so sehen wir aus nachfolgenden Stellen, daß das Horn, das den Tieren als Wehre und Schmuck dient, im Worte Gottes ein Sinnbild der Kraft und - in Verbindung mit dem Altar - der sühnenden Kraft des Blutes ist. Man vergl. sorgfältig Amos 6,13; 1. Sam. 2,1.10; Ps. 89,17 u. 24; Ps. 92,10; Jerem. 48,25; Hiob 16,15; Sach. 1,18ff.; Dan. 7,7ff.; 8,3ff.; Offenb. 13,1ff. u. a. m. mit 2. Mose 29,12; 3. Mose 4,7 usw.; 9,9; 16,18; Hesek. 43,20 und unseren Stellen aus 1. Könige 1 und 2 u. a. m. Ferner beachte man den Ausdruck „Horn des Heils“, 2. Sam. 22,3; Ps. 18,2 und Luk. 1, 69 und besonders den Ausdruck aus Offenb. 5,6: „Ein Lamm wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte.“ Aus Amos 3,14 und Jerem. 17,1 kann man entnehmen, daß die Hörner das Wichtigste am Altar waren, ihn gleichsam darstellten.

Wenn wir alle diese Stellen (u. a. m.) beachten, so sehen wir, wie die Hörner des Altars als Zufluchtsstätte ein ganz besonderes Vorbild auf Christus waren, der für den an Ihn Glaubenden der vollkommenste, unbeschränkt mächtige Schutz und Bergungsort ist, dessen Sühnblut jeden Heilsverlangenden (vergl. „Horn des Heils“!) deckt gegenüber dem gerechten Gericht und dem wohlverdienten Tode.

Frage 44

Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“), u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schrift? (2. Tim. 3,16.)

Antwort A

Das Alte Testament ist ursprünglich in der hebräischen Sprache geschrieben gewesen und das Neue Testament in der griechischen Sprache. Es wurde bald notwendig, Übersetzungen in andere Sprachen zu machen. Die Septuaginta ist die älteste Übersetzung des Alten Testamentes aus der hebräischen in die griechische Sprache. Sie ist im dritten Jahrhundert vor Christi Geburt gemacht worden, wahrscheinlich in Alexandrien in Ägypten. Der Name „Septuaginta“ bedeutet Siebenzig und ist dieser Übersetzung gegeben worden, weil nach einer Überlieferung 70 Gelehrte dieselbe gemacht haben sollen. Durch die allgemeine Verbreitung der griechischen Sprache als Umgangssprache in der zivilisierten Welt zur Zeit, wo die Septuaginta ausgegeben wurde, und auch bis einige Jahrhunderte später diente diese Übersetzung dazu, daß viele aus den verschiedensten Nationen dadurch den wahren Gott kennen lernten. Auch ist der Weg für die spätere Verbreitung des Evangeliums dadurch wesentlich vorbereitet worden. Die Übersetzung selbst ist nur teilweise genau, und es sind Abweichungen vom hebräischen Text, welche einige zu dem Gedanken geführt haben, daß die Übersetzer vielleicht ältere hebräische Handschriften besaßen, als jetzt vorhanden sind. Das Haupt-Interesse für uns an der Septuaginta liegt darin, daß die große Mehrzahl der angeführten Stellen aus

dem Alten Testament, welche in dem Neuen Testament angeführt sind, nicht aus dem hebräischen Text genommen sind, sondern aus der Septuaginta. Also, der HErr und die Apostel sowie die übrigen Schriftsteller des Neuen Testamentes, obwohl sie die Kenntnisse und die Gelegenheit hatten, vom ursprünglichen hebräischen Text Gebrauch zu machen, wählten gewöhnlich die griechische Übersetzung, und das auch in einigen Stellen, wo die Übersetzung vom Urtext ziemlich verschieden war. Das geschah nicht nur, weil die Redner oder Schreiber und ihre Zuhörer die Gewohnheit hatten, griechisch zu sprechen, sondern auch als Beispiel, uns zu zeigen, daß durch Gebrauch einer Übersetzung Menschen die Grundwahrheiten und sogar viele kostbare Einzelheiten des Wortes Gottes begreifen können und in Besitz nehmen, ohne daß sie Kenntnisse des Urtextes besitzen. Die ganze Heilige Schrift ist von Gott inspiriert, aber der Wortlaut von allen Übersetzungen ist nicht notwendigerweise inspiriert. Wenn göttliche und gelehrte Männer unter Gebet die Heilige Schrift in Aufrichtigkeit übersetzt haben, dann haben sie die Führung des Heiligen Geistes gehabt, wovon die vielen vortrefflichen und gesegneten Übersetzungen den Beweis liefern. Wo durch menschliche Schwachheil Fehler in einer Übersetzung vorhanden sind, haben wir jetzt Mittel, dieselben zu entdecken. Es ist ein Zeichen der Güte Gottes gegen
die Menschen, daß trotz aller Fehler im großen ganzen die Verschiedenheiten der verschiedenen Übersetzungen nicht solche sind, daß sie suchende Seelen verhindern könnten, die Offenbarung Gottes und das Heil in Christo aufzunehmen. Wir haben z. B. die lutherische und die Elberfelder und viele andere deutsche Übersetzungen der Heiligen Schrift, wovon der Wortlaut oft ziemlich verschieden ist; weil sie aber alle Übersetzungen derselben Heiligen Schrift sind, so ist der allgemeine Sinn derselbe. Das Wort im 2. Tim. 3,16-17 „Alle Schrift ist von Gott eingegeben (inspiriert)“ bleibt also ungeschwächt durch die Kenntnis der Tatsache, daß die Heilige Schrift zu den meisten von uns durch eine Übersetzung kommen muß! –

E. H. Br.

Antwort B

1. Es ist ein großes Unrecht, der griechischen Übersetzung „Septuaginta“ den Vorzug vor dem hebräischen Urtext zu geben. Die in den letzten Jahren vielfach gemachte Behauptung, die griechische Übersetzung sei aus einer besseren Vorlage des hebräischen Testes geflossen als der, den wir besitzen, ist reine Willkür.

2. Haben die Apostel nicht immer die griechische Übersetzung benutzt, sondern wichen von ihr vielfach ab und verbesserten sie teilweise.

3. Die alttestamentlichen Stellen im Neuen Testament zeigen an verschiedenen Orten eine Abweichung vom hebräischen und griechischen Text.

4. Dieser Umstand läßt sich nur daraus erklären, daß der inspirierte Schreiber durch die Abweichung gerade den Gedanken ausdrückte, den Gott Selbst mit dieser Abweichung beabsichtigte. Wir haben demzufolge in den neutestamentlichen Schriftstellen eine geistgewollte Bereicherung des alttestamentlichen Gotteswortes.

N. R-y.

 

Anmerkung des Herausgebers

Die „Septuagintafrage“ ist eine Frage der Theologie, und zu ihr ist eine Fülle von Schriften geschrieben. Glücklicherweise gehen uns Gläubige diese theologischen Meinungen gar nichts an. Wir dürfen sicher sein einerseits, daß Gott der Welt mit der griechischen Übersetzung, der Septuaginta, die 2-3 Jahrhunderte vor Christi Geburt entstand, eine wunderbare Gabe schenkte: Sein Wort in verständlichen Worten, und andererseits, daß die scheinbaren Fehler, Ungenauigkeiten und Abweichungen, die in den aus der Septuaginta übernommenen Schriftstellen des Neuen Testaments sich finden, nur durch Seine Führung hineingekommen sind. Darum aber sind wir berechtigt zu sagen, daß da, wo die Zitate (Belegstellen) übereinstimmen mit dem Text der Septuaginta, diese richtig übersetzt hatte, während da, wo Abweichungen sind, die Septuaginta nicht richtig übersetzt hatte. In keinem Falle braucht irgend ein Gläubiger sich zu beunruhigen über verschiedene Übersetzungen. „Des HErrn Wort bleibt in Ewigkeit“, und wir wollen Ihm danken, wenn Er uns durch gute Übersetzungen Seinen ewigen Willen immer klarer macht.

Frage 45

Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“?

Antwort A

Phil. 1,23 mit dem vorhergehenden und nachfolgenden Verse gelesen, zeigt uns, daß es sich hier um den so genannten „Zwischenzustand“ handelt. Der Apostel Paulus spricht „von dem Leben im Fleische“, so auch „vom Bleiben im Fleische“ (vergleiche Vers 22.24). Doch hat er Lust, abzuscheiden; d. h. „ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem HErrn zu sein“ (2. Kor. 5,8). Darum ist „das Sterben“ für ihn Gewinn. Der Tod ist unser Diener (vergl. 1. Kor. 3,22). Der Apostel spricht von dem Zustande nach dem Tode und vor der Auferstehung. Der Mensch ist nach dem Tode in bewußtem Zustande (vergl. Luk. 16,19-31; 23,43; Apgesch. 7,59; 2. Kor. 5,8; Hebr. 12,23 Schluß). Darum konnte sich auch der Apostel sehnen, „beim HErrn zu sein“. Im Worte Gottes hat Sterben immer nur Bezug auf den Leib, niemals auf die Seele oder Geist (Matth. 20,28; Hebr. 12,23). Im Alten Testament finden wir wohl oft folgendes Wort: „Die Seele, die sündigt, soll sterben“! Doch wenn wir die Stellen genau betrachten, so finden wir, daß es sich um den Menschen als solchen handelt, um das Leben hienieden, aber niemals könnte man auf Grund solcher Stellen behaupten, daß es keinen bewußten Zustand nach dem Tode gäbe. Sie wurden abgeschnitten von diesem Leben, was keineswegs ein Aufhören der Persönlichkeit bedeutet. Demnach kann auch nur der Leib auferstehen. Wenn das Wort von Auferstehung spricht, meint dasselbe nur den Leib. Niemals hören wir von einer Auferstehung der Seele oder des Geistes.

K. O. St.

Antwort B

Beide Schriftstellen beziehen sich auf die Gläubigen. Um sie zu verstehen, ist erforderlich, über Zustände und Dinge nach dem Abscheiden aus diesem Leben klar zu sein.

Wie schon früher dargelegt worden ist, besteht der Mensch aus Geist, Seele und Leib (1. Thess. 5,23), wovon der Leib allein das Sterbliche ist (Matth. 10,28 u. a.) und nach dem Abscheiden des Geistes und der Seele zur Erde zurückkehrt, von der er genommen ist (1. Mose 3,19), während Geist und Seele weiterleben. Letzteres sehen wir deutlich aus dem Worte Gottes, insbesondere auch aus folgenden Schriftstellen: Luk. 16,19-31; 23,43; Apgesch. 7,59.60; 2. Kor. 5,6-8 und auch Phil. 1,23. Die letztgenannten vier Stellen zeigen auch zugleich, wo der

Platz des Gläubigen ist nach seinem Abscheiden; bei Christo, wo es „weit besser“ ist. Das sagt gerade Phil. 1,23 so einfach und klar: Paulus hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein. Daß es sich hier um den leiblichen Tod, das Abscheiden aus diesem sterblichen Leibe, handelt, zeigen die Verse 20-24 und der ganze Zusammenhang sehr deutlich. Wenn es das Los des Apostels war, zu sterben, abzuscheiden, so war er nicht nur bereit, sondern er hatte Lust dazu, denn es war ihm Gewinn, weil er dann bei Christo war, und das war weit besser! Phil. 1,23 ist also eine jener Schriftstellen, die uns sagen, wo der Gläubige ist, wenn er aus diesem Leben geschieden ist.

An diesem herrlichen Platze ist er ohne Leib, nur Geist und Seele, da der Leib ja zum Staube zurückgekehrt ist. In diesem unvollständigen Zustande ist er bis zur Auferstehung, von welcher der Herr Jesus in Joh. 6,39.40.44 spricht. Wenn jener wunderbare Augenblick gekommen sein wird, erhalten alle die Entschlafenen, die bis dahin „bei Christo“ sind, wieder einen Leib, und zwar einen Herrlichkeitsleib (siehe 1. Kor. 15,35-52).

Unmittelbar erstreckt die Auferstehung sich also nur auf den Leib. Wenn dennoch der Herr Jesus in Joh. 6 bezüglich der Auferstehung nicht nur von dem Leibe spricht, sondern sagt, daß Er jeden, der an Ihn glaubt, auferwecken werde und somit gleichsam die ganze Person damit verbindet, so ist das wohlbegründet: Der Leib ist - wie oben erwähnt - ein wesentlicher Bestandteil des Menschen; seine Persönlichkeit ist damit verbunden; der Leib stellt gerade im Blick auf die Auferstehung den Menschen dar, um so mehr, als eben die Auferstehung die Vereinigung des Geistes und der Seele mit dem von Gott gegebenen neuen Leibe und somit die Wiederherstellung des vollständigen Menschen ist! Wie kostbar für unsere Herzen ist darum Sein Wort: „und Ich werde ihn auferwecken am letzten Tage“. Wenn ich dies lese, denke ich nicht nur an meinen Leib, (obwohl nur dieser dem Tode und der Verwesung unterworfen ist und ich inzwischen in Glückseligkeit „bei Christo“ sein werde), sondern ich denke an mich, ich weiß, Er wird mich auferwecken, und bin glücklich in diesem Bewußtsein; für meine ganze Person beginnt dann ein ganz neuer Zustand, eine neue, bis dahin ungekannte Herrlichkeit und Freude!

Wir sehen, wie wunderbar die Harmonie der in der Frage genannten beiden Schriftstellen ist, und sehen immer wieder die Vollkommenheit Seines kostbaren Wortes wie auch Seine Herrlichkeit und Seine Liebe!

Th. K.

Antwort C

Es hängt vom Willen des HErrn ab, ob wir bleiben sollen, bis Er kommt, oder ob wir durch den Tod gehen sollen. Ob wir wachen, oder ob wir schlafen gelegt sind, wir werden mit Ihm leben (1. Thess. 5,10). Paulus wußte, daß „ausheimisch aus dem Leibe“ gleichbedeutend war mit „einheimisch bei dem HErrn“ (2. Kor. 5,8). Er hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein.

dem HErrn“ (2. Kor. 5,8). Er hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein.

Diese Stellen zeigen uns deutlich, daß der Tod ein Heimgehen zum HErrn ist. Zwar sind wir bis zum Auferstehungstage noch nicht in dem Zustande der Vollkommenheit nach Geist, Seele und Leib. Das Erlösungswerk umfaßt den ganzen Menschen - auch den Leib. So lange dieser im Grabe ruht, ist das Erlösungswerk noch nicht völlig an uns offenbart. Aber es hindert nicht an dem „bei Christo sein“.

Der Tod entkleidet uns von dem sterblichen, irdischen Leibe. Der Leib ist die „Hütte“, in der in diesem Leben unsere Persönlichkeit wohnt und erkannt wird. Der Leib mag in das Grab gelegt werden, aber wir werden nicht mit hineingelegt.

Der Leib des HErrn, in dem Er in diesem Leben als „Herr“ angeredet wurde, lag im Grabe, aber Er war nicht drin. Das, was von der Erde genommen, wird der Erde zurückgegeben, aber wir - die Person - betreten das Gebiet der „Geister der vollendeten Gerechten“ (Hebr. 12,23), die nicht ohne uns vollkommen gemacht werden sollten (Hebr. 11,40) und die deshalb warten, bis sie an demselben Auferstehungstage mit uns vollkommen gemacht werden.

Während der Leib des HErrn im Grabe ruhte, betrat Er den Hades, der Ihn aber nicht halten konnte (Apgesch. 2,23-31). Er ist nicht dort. Und die Schrift sagt den Gläubigen nicht, daß sie im Hades sein werden, sondern bei Christo, und Er ist im Himmel, denn von dorther erwarten wir Ihn (Phil. 3,20; 1. Thess. 1,10). Wo Er ist, werden wir sein, und wo Er nicht ist, werden wir nicht sein.

Der Auferstehungstag bringt uns die Vollendung des Werkes Seiner Gnade: die Erlösung des Leibes. Kein natürlicher Leib wird unser Leib sein, sondern ein geistiger Leib (1. Kor. 15,44) in der Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit.

Welche Gnade, wenn der HErr es so will, gleich Stephanus sagen zu dürfen: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf.“ (Apgesch. 7,59.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen ausführlichen Antworten erübrigt nur noch etwas darüber zu sagen: Warum spricht Jesus von dem „letzten Tage“, der in einigen Übersetzungen auch „jüngster“ Tag genannt wird? Was ist eigentlich der „jüngste“, besser „letzte“, Tag? Und andere fragen vielleicht: Ist dieser Tag, der „letzte Tag“, nicht erst nach dem Tausendjährigen Reiche, während die Auferweckung der in Christo Entschlafenen doch schon bei der Entrückung stattfinden muß? - Die gewöhnliche Lehre innerhalb der Christenheit ist die, daß erst am „jüngsten“ Tage alle Toten erweckt werden. Von dem biblischen „Tausendjährigen Reich“ und der Auferstehung und Entrückung der Gläubigen vor demselben weiß die Christenheit so gut wie nichts! Daher ist es nicht verwunderlich, wenn man im allgemeinen mit dem Gedanken an den „jüngsten“ Tag und die Auferstehung der Toten an demselben den eines über alle Menschen ergehenden „jüngsten“ Gerichts1 verbindet, dieses aber nach ebenfalls meist falsch ausgelegten Stellen (wie Matth. 24,14) als in noch sehr fernen Zeiten liegend glaubt. Hierüber im folgenden einige Worte!

1

In Stellen wie z. B. Matth. 10,15; 11,22.24; 12,36 u. a. m. steht im Urtext (vergl. Elberfelder Übersetzung und Miniaturbibel) gar nicht „letztes“ oder „jüngstes“ Gericht, sondern einfach „Gericht“.

Die Schrift spricht in ganz anderer Weise von Auferstehung und Gericht. Nicht nur sagt sie deutlich genug, daß, wer an Christum glaubt, überhaupt nicht ins Gericht kommt (Joh. 3,18; 5,24; vergl.

Frage 47), sondern auch, daß zwei Gerichte sein werden in der Zukunft: 1. über die bei der Wiederkunft des HErrn lebenden Nationen (Matth. 25,32); 2. über die Gottlosen bei ihrer nach dem Tausendjährigen Reich geschehenden Auferstehung, während die in Christo Entschlafenen der „ersten Auferstehung“ teilhaftig werden und mit den bei dem Kommen des HErrn für die Seinigen lebenden Gläubigen verwandelt und dem HErrn entgegengerückt werden. Wir bitten alle Leser, besonders die, denen diese Dinge noch neu sind, aufmerksam Offenb. 20 und 1. Thess. 4,13-18 zu lesen.

In all diesen Stellen ist nun keineswegs die Rede vom „jüngsten“ = „letzten“ Tage! Gleichwohl glauben auch wir in Gemeinschaft mit obigen Antworten, daß es sich bei den Stellen in Joh. 6 um die Auferweckung der an Christo gläubig gewordenen Entschlafenen handelt, die schon jetzt nach Geist und Seele „bei Christo“ sind, während sie nach ihrer Auferweckung auch in verherrlichtem Leibe „allezeit bei dem HErrn sein werden“. (1. Thess. 4,17b.) Warum denn hier der Ausdruck „letzter Tag“? Hier und in anderen Stellen im Joh.-Evang. (6,54 u. 12,48) nennt der HErr diesen Ausdruck, während in Joh. 11,24 Martha ihn nennt in Verbindung mit der jüdischen Volkshoffnung; Martha blickt hinaus auf die von den Juden erhoffte Auferstehung vor Beginn des ihnen im Alten Testament verheißenen Friedensreiches (des Tausendjährigen Reiches, in dem der Messias auf dem Thron seines Vaters David sitzen wird!). Jesus sprach hier zu den gläubig gewordenen Juden (in Joh. 12,48 in bezug auf die ungläubig bleibenden), daß am letzten Tage des Zeitalters, das mit Christo begann (des Haushaltes der Gnade, Ephes. 3,2), diese Auferweckung der Gläubigen stattfinden werde. Dieser letzte Tag ist ja zugleich auch der letzte Tag nach jüdischer Vorstellung, da danach das Friedensreich des Messias folgt. Israel aber weiß nichts von einem durch den gekreuzigten und auferstandenen Messias eingeführten Zeitalter der Gnade. Israel lebte im Zeitalter des Gesetzes, das von dem Friedensreich Christi auf Erden abgelöst werden sollte. Dadurch, daß es seinen König nicht erkannte, sondern verwarf, ward die Haushaltung der Gnade zwischen die des Gesetzes und die der Herrschaft des Messias auf Erden eingelegt. Somit ist der „letzte Tag“, den Martha im Auge hatte und der, an den Jesus denkt, zeitlich derselbe. Wenn daher Jesus zu den gläubigen Juden von dem letzten Tage redet, so können sie meinen, es sei der letzte des damals gegenwärtigen Haushaltes (des Gesetzes), während es in Wahrheit der letzte des jetzt gegenwärtigen ist: des Haushaltes der Gnade. [In dieser Auslegung ist die Frage nicht behandelt worden, einen wie langen Zeitraum dieser „Tag“ umfaßt, d. h. welche Begebenheiten alle mit zu demselben gehören.]

„Glückselig und heilig, wer Teil hat an der ersten Auferstehung!“ Offenb. 20,6.

Frage 46

Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige“ Geburt? (1. Kor. 15,8.)

Antwort A

Der Apostel, der in der Reihe der Augenzeugen des auferstandenen HErrn zeitlich „zuletzt“ steht, fühlt sich auch als „letzter“ Apostel (V. 9), d. h. als einer, der eigentlich „nicht würdig sei, ein Apostel genannt zu werden, weil er die Gemeinde Gottes verfolgt habe“. Wenn er sich im Vergleich zu den übrigen Aposteln des HErrn so tief unter alle stellt, so ist das nur eine unerheuchelte Demut. Der Schmerz über die Tatsache, daß er einst in seiner Verblendung die Gemeinde Gottes verfolgt hat, klingt immer durch seine Worte hindurch, so oft der Apostel darauf zu sprechen kommt. Er fühlt, daß

klingt immer durch seine Worte hindurch, so oft der Apostel darauf zu sprechen kommt. Er fühlt, daß er nicht wert sei, ein Apostel zu heißen und mit diesem Dienst von dem auferstandenen Christus Selbst (1. Tim. 1,12) beauftragt zu sein. Er, der weder ein Schüler Jesu gewesen, als der HErr noch auf Erden wandelte, noch sich in den 40 Tagen nach Seiner Auferstehung Seines Umganges erfreuen durfte, der im Gegenteil die Gläubigen aufs schärfste verfolgte, wird gewürdigt, den auferstandenen HErrn zu sehen! Das ist dem Apostel durch sein ganzes Leben hindurch als eine unbegreifliche Gnade erschienen. Diese Erscheinung des Auferstandenen und diese Berufung zum Aposteldienst war insofern eine unzeitige, als sie nach der Himmelfahrt des HErrn stattfand, nachdem alle anderen Apostel längst in den Dienst gestellt waren.

So kann der Apostel sich eine „unzeitige Geburt“ nennen im Blick auf seine Apostelschaft. Damit will er aber keineswegs den Charakter und den Wert seiner Apostelschaft herabsetzen, vielmehr weiß der Apostel, daß er durch Gottes Gnade (V. 10) in Wahrheit ein Apostel Jesu Christi ist (Gal. 1,1) und daß er „in nichts den ausgezeichnetsten Aposteln nachsteht“ (2. Kor. 11,5), was seine Stellung und Aufgabe anlangt.

Es ist nicht nötig, bei dem Ausdruck „unzeitige Geburt“ anzunehmen, der Apostel mache eine Anspielung auf seine unscheinbare äußere Gestalt, wie einige Ausleger es tun, die auch „Mißgeburt“ übersetzen. Ebenso wenig ist die Übersetzung „Fehlgeburt“ richtig, obwohl dieser biblische Vergleich sich in Hiob 3,16 und Pred. 6,3 findet. Vielmehr gibt der Ausdruck „unzeitige Geburt“ die Meinung des Apostels am besten wieder. Es erklärt sich dieser Ausdruck zur Genüge aus dem Gefühl tiefster Demut und Dankbarkeit des Apostels im Blick auf das „Einst“ und das „Jetzt“ in seinem Leben.

J. W.

Anmerkung des Herausgebers

Das griechische Wort wird im allgemeinen mit „Fehlgeburt“ übersetzt, ohne daß wir diese Übersetzung hier glauben annehmen zu dürfen. Denn wie Hiob 3,16 und Pred. 6,3.4 zeigen, und wie auch der heutige Sprachgebrauch beweist, ist eine Fehlgeburt nicht lebensfähig. Dagegen kann aus dieser Übersetzung eine andere gefolgert werden: „Frühgeburt“, während die übertragene Übersetzung „unzeitige Geburt“ im Sinne obiger Antwort Dem Begriff der „Spätgeburt“ entspräche. Außer der an diesen Begriff sich anlehnenden Antwort könnte man noch im Anschluß an die Übersetzung „Frühgeburt“ folgende geben: Paulus war Jude, die Juden werden in der Zukunft den Messias, ihren HErrn, in Herrlichkeit sehen und sich dann bekehren; nun hatte Paulus Ihn aber schon vorher gesehen - später als die übrigen Apostel -, aber viel früher als das übrige Israel, nämlich als der HErr ihm auf dem Wege nach Damaskus erschien, wodurch er bekehrt wurde. - Aber diese Antwort wird dem nachfolgenden mit „denn“ eingeleiteten Satze nicht gerecht. Darum ist wohl die aus der Grundbedeutung des griechischen Wortes gefolgerte Übersetzung „unzeitige Geburt“ anzunehmen, wozu in Antwort A eine völlige Erklärung gegeben ist.

Frage 47

Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben haben? (nach Röm. 14,10-12.)

Antwort A

Antwort A

Vor dem Richterstuhl Gottes, auch Richterstuhl Christi (2. Kor. 5,10), wird mein eigener Lebenslauf in allen seinen Einzelheiten zur Sprache kommen, dabei aber auch die Geschichte der Gnade und der Erbarmungen Gottes gegen mich. Es handelt sich hierbei nicht um Verdammnis, also nicht um das Gericht vor dem großen weißen Thron (Offenb. 20,11), sondern um das Offenbarwerden der Gläubigen. Das Warum ich dieses und jenes getan habe, wird dann ans Licht gezogen werden, es wird auf unsere ganzen Handlungen eingegangen werden, jedoch nicht so, als wenn wir im Fleische und somit zu unserer Verdammung da wären, sondern um unseren eigenen Augen die Gnade klar ersichtlich zu machen, die sich mit uns beschäftigt hat.

Gott sieht uns jetzt schon nicht mehr im Fleische, sondern, soweit wir glauben, mit Christo gestorben. Haben wir Gläubigen aber nach dem Fleische gewandelt, so werden wir dann sehen müssen, wie wir hinsichtlich der Segnungen Schaden gehabt, ja, wie wir Verlust erlitten haben (vergl. auch 1. Kor. 3,15). Andererseits aber werden wir auch die ganzen Wege Gottes, die alle Wege der Weisheit und der Gnade sind, erst dann vollkommen erkennen und verstehen. Gewisse Abschnitte unseres Lebens, die in unseren Augen völlig unaufgeklärt geblieben sind, werden dann ans Licht gestellt werden.

Wie sollte uns das eifrigst antreiben, „jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde abzulegen, um mit Ausharren zu laufen den vor uns liegenden Wettlauf, hinschauend auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebr. 12,2.3).

W. W.

Antwort B

In diesem 14. Kapitel handelt es sich um zweifelhafte Gewissensfragen, nicht um Dinge der Sünde oder des Bösen. Um die Quelle dieser „zweifelhaften Fragen“ zu verstehen, müssen wir bedenken, daß die einen Gläubigen aus dem Heidentum und die anderen aus dem Judentum kamen. Dinge, die dem Juden von Kind an wichtig waren, waren dem Heiden nichts. Paulus hatte sie belehrt, daß sowohl die Dinge des Heidentums wie die des Judentums in dem Tode Christi ihr Ende gefunden hätten. Die „Starken" in diesem Kapitel waren nun solche, die in die Freiheit des Geistes eingingen, die „Schwachen" dagegen beunruhigten ihr Gewissen mit dem Halten von Tagen, dem Essen von Speisen usw. Man spricht heute oft von schwachen Gläubigen als von solchen, die es mit dem Bösen nicht genau nehmen. In diesem Sinne spricht die Schrift nicht von Schwachen! Im Gegenteil, die Schwachen waren solche, die es mit der Sünde sehr genau nahmen, aber aus Mangel an Erkenntnis und Glauben ängstlich ihr Gewissen beunruhigten und sich nicht genug tun konnten im Beobachten von allerlei Dingen. Da standen sich nun zwei Meinungen gegenüber, in der jeder den HErrn anerkannte und Ihm zu gefallen suchte, und damit waren zwei Gefahren da: auf der einen Seite, daß die Starken die Schwachen verachteten als solche, die noch Dinge beobachteten, mit denen Gott längst fertig war; und auf der anderen Seite, daß die Schwachen die Starken richteten als solche, die dem HErrn nicht unterworfen seien. In dieser Verbindung der zweifelhaften Fragen weist der Apostel auf den Richterstuhl hin, wo jeder für sich selbst Gott Rechenschaft geben wird.

Wie soll nun aber die Frage der Verschiedenheit in der Gewissensfrage gelöst werden? Sie soll nicht durch die einfache Behauptung des Rechten, sondern durch den Wandel nach der Liebe (V. 15) und

das persönliche Stehen vor Gott (V. 22) geordnet werden. Die Wahrheit soll behauptet werden! Der Apostel tut solches und bezeugt für sich klar seinen Weg: er weiß, daß nichts an und für sich unrein ist (V. 14). Aber er will damit nicht darauf bestehen, daß sein Bruder nun genau ebenso tun müsse wie er. Er will dem Geiste Gottes Raum lassen, ihm Licht und Erkenntnis zu schenken. Er will ihn tragen (15,1). Er will sich selbst verleugnen und in Liebe ihm gegenüber wandeln. Seine Sorge ist, daß sein Bruder in seinem Gewissen vor Gott bleibt, damit er nicht etwas tue oder lasse, für das er weder Licht noch Glauben hat, denn dies wäre gleichbedeutend mit sündigen. "Was nicht aus Glauben ist, ist Sünde" (V. 23): ein Handeln nicht vor Gott, sondern vor Menschen und im Lichte eines Bruders. Wie wichtig, daß jeder persönlich vor Gott steht und daß jeder für sich selbst Gott Rechenschaft geben wird!

Hiermit wird natürlich die Verpflichtung der Kinder Gottes, das Böse zu richten, nicht berührt noch aufgehoben, und ebensowenig die Wichtigkeit, die Gläubigen in den Gedanken Gottes zu unterweisen und sie in die Freiheit hineinzuführen, für die Christus uns freigemacht hat.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zwei wichtige Unterschiede finden sich für uns Gläubige zwischen den beiden Stellen Röm. 14,10 und 2. Kor. 5,10, in denen beiden der Richterstuhl genannt ist. In letzterer Stelle ist von dem „Richterstuhl des Christus" geredet und von unserem „Offenbarwerden"; in ersterer aber von dem „Richterstuhl Gottes" und unserem „Rechenschaftgeben" (V 12). Und wenn auch beides zusammenfällt in einen Akt vor einem Richterstuhl, so sind doch die verschiedenen Beziehungen der Beachtung wert: „Offenbarwerden" (2. Kor. 5,10), ohne daß die Offenbarung dessen, was wir sind, uns der Verdammnis preisgibt, können wir nur, weil wir es mit Christo zu tun haben als solche, die in Christo sind; dagegen „Rechenschaft geben" müssen wir vor dem Gott, zu dessen Reich wir gehören (Röm. 14,17), als solche, die von Gott aufgenommen sind (V. 3) und nicht das Recht haben, „einer Speise wegen das Werk Gottes (in einem Menschen) zu zerstören" (V. 20). Es handelt sich hier um einfache Fragen des Glaubenslebens, in bezug auf die jeder für sich allein Gott als seinem Herrn verAntwortlich ist und vor Ihm Rechenschaft geben muß! - Doch steht in keiner der beiden Stellen, daß der Gläubige vor dem Richterstuhle gerichtet wird. „Also ist nun keinerlei Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind" (Röm. 8,1).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Jahrbuch (1914)

Was will die „Gegenseitige Handreichung“?

Das sagen am besten einige Sätze aus dem Geleitswort zum Jahrgang 1913:

„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die Fragen wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann, und zwar, setzen wir hinzu, ohne Gewissenszwang!

Wir fragen die an uns Schreibenden sowie die Einsender von Fragen und sogar Antworten nicht: woher, aus welcher Denomination, aus welcher christlichen Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dgl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dessen Autorität wir uns durchaus unterordnen, und das zu erforschen unsere Aufgabe ist.“

Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit in Liebe. „Wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“ 2. Kor. 13,8.

Und so möge der Jahrgang 1914 auch in Buchform vielen dienen zur Verwirklichung von 2. Petri 3,18!

Klotzsche bei Dresden,

im Dezember 1914.

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Gruß an den Leser:

Gott aber ist mächtig, jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen, auf daß ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu jedem guten Werk.“ 2. Kor. 9,8.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 1

Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt! (Röm. 10,17.)

Antwort A

Lesen wir Eph. 2,8 sorgfältig, ohne eigene Gedanken hineinzubringen, so finden wir, daß im ersten Teile gesagt ist, daß wir durch die Gnade errettet sind mittelst des Glaubens, und im zweiten Teile, daß dieses- nämlich dieses Errettetsein mittelst des Glaubens nicht aus uns ist, sondern Gottes Gabe ist.Es steht klar da und ist so einfach: „und das nicht auseuch, Gottes Gabe ist es,“ eben das, was im ersten Teile des Verses uns vor Augen gestellt ist als Ausfluß Seiner Gnade, und nicht etwa nur der Glaube, worauf oft der zweite Teil dieses Verses entgegen dem Wortlaut und Zusammenhang beschränkt wird. Daß der Sinn so ist, wird durch Vers 9 bestätigt, in welchem es weiter heißt: „nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme“ (vergl. auch Tit. 3,4-7).

Mit vorstehendem ist aber noch nicht die eigentliche Frage erledigt, ob der Glaube eine Gabe Gottes

ist und wie die VerAntwortlichkeit des Menschen sich damit vereinbaren läßt.

In Röm. 10,17 heißt es: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung (oder Predigt), die Verkündigung aber durch Gottes Wort.“ Der Glaube wird also auf das Wort Gottes zurückgeführt, was auch viele Stellen der Schrift uns zeigen: „Die nun Sein Wort aufnahmen ...“ (Apgesch. 2,41); „vieleaber von denen, welche das Wort gehört hatten, wurden gläubig“ (Apgesch. 4,4) u. a. m. Kein Mensch aber würde das Wort Gottes verstehen und im Glauben aufnehmen können, wenn nicht der Heilige Geist ihn erleuchtete und ihn dazu befähigte, denn „der Geist ist es, der lebendig macht“ (Joh. 6,63; 2.Kor. 3,6b). Demnach ist der Glaube das Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes in dem Herzen durch Sein Wort. Ich hätte also keinen Glauben, wenn nicht Gott alles dazu Erforderlichegegeben und getan hätte; darum verdanke ich es Ihm allein, daß ichglaube; der Glaube wie überhaupt alles Gute, was ich habe, ist mir von Ihm geworden, ist ein Geschenk von Ihm - ist Gottes Gabe! „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter ...“ (Jak. 1,17). Ich habe kein Verdienst, keinen Ruhm - alles, alles ist Seine Gnade, Seine Gabe. Diese kostbare Tatsache, welche unsere Herzen so unsagbar glücklich macht und überströmen läßt in Dank und Anbetung gegen Ihn, ist es gerade, die in Epheser vor unser Auge gestellt wird. Ist darum der Mensch ohne VerAntwortlichkeit in Bezug auf den Glauben, weil der Glaube ein Werk des Geistes und eine Gabe Gottes ist? Kann er dieserhalb etwa, wenn er nicht glaubt, sich damit entschuldigen, Gott habe ihm diese Gabe nicht gegeben?O nein, durchaus nicht! Denn wenn er nicht glaubt, soliegt es ganz allein an ihm! Er hat dann eben dem Wirken des Heiligen Geistes widerstrebt, hat sein Ohr verschlossen gegen Seine Stimme und sein Herz gegen Sein Licht - er hat „die Finsternis mehr geliebt als das Licht“ (Joh.3,19), er hat „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen“ (2. Thess. 2,10) und hat „den Reichtum Seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut verachtet“ (Röm. 2,4). Denn „Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1.Tim. 2,4); „die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen (Tit. 2,11); „der HErr ... ist langmütig ...,da Er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen“ (2.Petri 3,9). Gott will, aber viele Menschen wollen nicht! Unterallen den vielen Menschen, welche infolge ihres Unglaubens verloren gehen, wird nicht einer sein, der einst wirdsagen können, daß er darum verloren gegangen sei, weil Gott ihm nicht den Glauben geschenkt

habe, sondern alle ohne Ausnahme werden sich den Vorwurf machen müssen, daß sie die ihnen angebotene „Gabe Gottes“ von sich gewiesen haben! -

Es mag für den Verstand unvereinbar sein, daß es Gnade und nichts als Gnade ist, wenn wir glauben, und daß dennoch der Mensch allein schuld ist, wenn er nicht glaubt; der Glaube aber erkennt es; er sieht, daß es nur so und nicht anders sein kann, und preist dankerfüllt die herrliche Gnade und unaussprechliche Liebe Gottes!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die ganze Möglichkeit der Errettung liegt in Gott, in Seiner Gnade, die in Christo Jesu erschienen ist. Der Zusatz „durch den Glauben (besser „mittels des Glaubens“) könnte fehlen, ohne den Sinn des Satzes wesentlich zu verändern. Aber der Apostel schreibt inspiriert durch den Geist, und so haben wir in diesen Worten das klare Zeugnis davon, daß von Gottes Seite alles Gnade ist und daß wir

durch diese allein gerettet sind oder werden, daß aber von unserer Seite die Hand da sein muß, die sich die Gnade schenken läßt; denn Gnade ist in jedem Falle ein Geschenk, wird nie aufgezwungen! Diese Hand ist der Glaube unsererseits! So gewiß keiner gerettet wird, es sei denn allein aus Gnaden - wie obige Antwort A genauer ausführt -, so gewiß gehen alle die ewig verloren, die dem Evangelium nicht glauben wollen. Keiner hat eine Entschuldigung! „Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!“ (Offenb. 22,17.)

Frage 2

Handelt es sich bei Matth. 27,52.53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (Vergl. Joh. 11,43.44.)

Antwort A

Meiner Überzeugung nach handelt es sich weder um das eine noch um das andere.

Daß es sich nicht um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch handelt, wie z. B. bei Lazarus, sehen wir schon aus den Worten: „und erschienen vielen“ (V. 53 Schluß). Daß sie „erschienen“, zeigt, daß sie an sich dem leiblichen Auge nicht sichtbar waren, was auch noch daraus sich ergibt, daß sie „vielen“ erschienen, also nicht von allen gesehen wurden. Bei einem Menschen „im Fleische“ (d. h. also im Leibe) kann aber von einem „Erscheinen“ in diesem Sinne nicht die Rede sein, da er eben von allen gesehen wird, vor deren Augen er kommt. Von Lazarus lesen wir nicht, daß er „erschien“, aber wir lesen, daß viele kamen, um ihn zu sehen (Joh. 12,9).

Von Herrlichkeit ist in bezug auf die nach Matth. 27,52.53 Auferweckten aber auch nicht die Rede, noch davon, daß sie etwa in die Herrlichkeit aufgenommen worden wären. Das ist nur von dem Herrn Jesus gesagt, dem „Erstling der Entschlafenen“ (1. Kor. 15,20.23a; 1.Tim. 3,16 Schluß).

Nach alledem kann ich, solange ich nicht auf Grund des Wortes eines anderen belehrt werde, nur zu der Überzeugung gelangen, daß die hier behandelte Auferweckung nur eine vorübergehende war zu dem bestimmten Zwecke, die mächtige Wirkung des Todes des Herrn Jesu zu zeigen; daß die Auferweckten einen Leib hatten derselben Art wie der Herr Jesus nach Seiner Auferstehung, als Er noch nicht verherrlicht war und den Seinen erschien und mit ihnen verkehrte (s. Luk. 24,15.16.30.31.34.36-43; Joh. 20,14.19.20.26; Apgesch. 1,3; 10,40.41; 1. Kor. 15,5-8), und daß sie dann, nach Erfüllung des Zweckes ihrer Auferweckung, zurückkehrten in ihren vorherigen Zustand, um weiter zu warten auf den wunderbaren Augenblick der Auferstehung zur Herrlichkeit.

Th. K.

Antwort B

Daß es sich in der erstgenannten Schriftstelle um die Auferstehung zur Herrlichkeit handelt, in der zweitgenannten aber um die Auferstehung zum Weiterleben im Fleische, geht aus folgenden Merkmalen und Schriftworten hervor:

1. wird in Matth. 27 ausdrücklich gesagt: „Sie gingen nach Seiner Auferstehung aus den Grüften.“ Christus ist der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15,20). Demnach waren sie ihrer Leiblichkeit

nach Ihm, dem Auferstandenen, gleich.

2. „Sie erschienen vielen.“ Es heißt hier nicht „allen“, was wahr sein würde, wenn sie im „Leibe der Niedrigkeitgewesen wären, sondern „vielen“;und „erschienen“ kann nur Bezug haben auf den geistigen Leib. Sie erschienen den „vielen“ deutet aber auch klar an, daß nur eine Auswahl von Menschen sie sahen. Genau so wird vom HErrn nach Seiner Auferstehung gesprochen (vergl. 1.Kor. 15,4-8). Ganz andere Begleitumstände finden wir, wenn es sich um die Auferstehung zum Weiterleben im Fleische handelt.Wir finden da Worte, die uns klar zeigen, daß es sich um den Leib der Niedrigkeit handelt: „Es lebte auf“ (1. Kön. 17,22b); „er nieste siebenmal ... schlug seine Augen auf“ (2. Kön. 4,35); „er erhob sich auf seine Füße“ (2. Kön. 13,21b); „Er hieß ihr zu essen zu geben“ (Mark. 5,43); „löset ihn und lasst ihn gehen“ (Joh. 11,44; vergl. noch Apgesch.9,40). Christus aß auch, aber nur, um zu zeigen, daßEr wirklich der auferstandene Mensch war (vergl. Luk.24,41-43). In jenem Leibe können wir essen, obwohl wir nicht essen müssen. Lazarus mußte gelöst werden, was keineswegs getan zu werden brauchte mit dem Leibe der Herrlichkeit (vergl.Joh. 20,7). Der Leser möge für sich selbst die angeführten Stellen nachlesen, um den Unterschied noch klarer zu sehen.

K. O. St.

Antwort C

Die Leiber der entschlafenenHeiligen wurden auferweckt. Das waren nicht Geistererscheinungen. Es war auch keine Auferweckung für ein diesseitiges Leben wie bei Lazarus. Ebenso haben wir auch nicht den geringsten Anhalt für die Meinung, daß diese Auferstandenen wieder zu ihren Gräbern zurückkehrten. Sie gehörten mit dem Auferstandenen jetzt einer anderen Welt an.Als der HErr Sein Hauptim Tode neigt und den Geist aufgibt, öffnen sich die Grüfte, und als Er aus dem Grabe steigt, gehen auch sie in Auferstehung aus den Grüften. Nichtfrüher als nach Seiner Auferstehung kommen sie hervor. Es muß bleiben - und es kann nicht anders sein: Er ist der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15,20). Er muß den Weg öffnen. Er ist der Anfang - der Erstgeboreneaus den Toten (Kol.1,18).

Nur Matthäus allein berichtet die Auferstehung dieser entschlafenen Heiligen, und es ist köstlich, zu sehen, wie durch die Verschiedenheit der Berichte jedes Evangelium dieHerrlichkeit des HErrn in einem bestimmten Lichte zeigt. Der Unglaube in seiner Blindheit gebraucht die Verschiedenheit, um das Wort Gottes zu verwerfen. Für uns ist sie einSchlüssel zum tieferen Verständnis der Evangelien. Wir wissen, jedes Evangelium gibt uns von einem besonderen Gesichtspunkte aus einen Bericht von dem HErrn.

Johannes zeichnet uns Christus den Sohn Gottes, der Sich alsBrandopfer Gott darbringt. Der Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen, wie Er die himmlische Verwandtschaft verkündigt und die himmlische Familie um Sich schart. Er ist der Sammelpunkt der zerstreuten Kinder Gottes, und der Auferstandene tritt in ihre Mitte (Joh. 20,19).

Lukas zeichnet uns Christus den verheißenen Samen des Weibes, den Sohn des Menschen, den zweiten Menschen, in dem alle Vorsätze Gottes ihre Erfüllung finden und der als das Friedensopfer Frieden macht. Der Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen im Lichte der Schrift nach den Vorsätzen Gottes. Die Jünger müssen an Hand der Schrift lernen, daß es in dem Plane Gottes war, daß also Christus leiden und auferstehen musste (Luk. 24,27.32.45.46).

Markus zeichnet uns Christus, den Sohn Gottes. Der in Knechtsgestalt der Mund (Prophet) Gottes ist und in unermüdeter Geduld den Dienst und das Zeugnis der Gnade ausrichtet; der Selbst das Sündopfer wird, als Er rief: „Eloi, Eloi ...!“ (Mark. 15,34.) Durch den Auferstehungsbericht geht der Ton der Gnade.Kein Niederschlagen der Hüter wie in Matthäus. - Nurhier finden wir den Zusatz „und Petrus“ (Mark. 16,7). Der gefallene Petrus empfängt den Gruß der Gnade ...

Matthäus zeichnet uns Christus den König Israels; Christus in Beziehung zu den Verheißungen Gottes und der Hoffnung Israels. Seine Seele stellt das Schuldopfer, und der Wille Jehovas kommt durch Seine Hand zur Ausführung (Jes.53,10). Er ist Jehovas Arm,durch den Er Seine Macht offenbart. Die BeweiseSeiner Macht, Seiner königlichen Majestät kennzeichnen den Auferstehungsbericht: Erdbeben, Engel in der Gestalt des Blitzes, der Stein, der versiegelte, abgetan („der HErr lachet ihrer“) usw. Der König ist da. Der Starke ist besiegt. Überall Triumph. Er hat alle Gewalt (Matth. 28,18). Er kommt als der große Hirte der Schafe (Hebr. 13,20) in Auferstehung zu Seinen irdischen „Brüdern“ (Israel). Überall tritt in Matthäus Seine Beziehung zu Israel,zu den Verheißungen und Vorbildern hervor. In der Webegarbe (3.Mose 23,10-13) hatte Gott das Vorbild der Auferstehung niedergelegt.Als das Weizenkorn (einzeln) war Er in die Erde gefallen, aber eine Webegarbe (viele entschlafene Heilige) bringt Er mit Sich in Auferstehung. In dem Auferstehungsleib „erscheinen“ sie vielen. Der „heiligen Stadt“ bringen sieden Beweis des Sieges, daß der „Hirte“ da ist (vergl. Hebr. 13,20 mit Hes. 34,11-16).

Wer diese auferweckten Heiligen sind, sagt die Schrift nicht, und was wir darüber sagen, ist wertlos.

Von diesen Heiligen zu folgern, daß heute noch besonders treue Gläubige fortgesetzt auferweckt werden, gibt die Schrift uns nicht nur keinen Grund, sondern es hieße auch den Charakter des Matthäus-Evangeliums verkennen und das Vorbild derWebegarbe zerstören. Nach der Schrift ist die „Ordnung: Der Erstling Christus; sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft“ (1. Kor. 15,23).Das „sodann“ läßt keinen Raum für Auferstehungen zwischen Christus als Erstling (mit der Erstlingsgarbe) und der „Sodann“-Auferstehung bei Seiner Ankunft.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist ein der Schrift gänzlich fern liegender Gedanke, daß fortgesetzt Gläubige auferstehen. Ja, er widerspricht aufs klarste den Ausführungen über die Auferstehung in 1. Kor. 15 und 1. Thess. 4 u. a. m. Wonach würde sich denn diese Bevorzugung einzelner richten? Gilt denn bei diesen ein Verdienst?Oder wenn es Gnade ist, gibt uns die Schrift Grund zu der Annahme dieser sonderbaren Begnadigungeinzelner? - Wir wissen gar wohl, daß

manvon gewissen treuen Männern sagt, sie seien schon auferstanden; aber wir müssen diese schriftwidrige Behauptung ins Reich der „frommen Legende“ verweisen. Da übrigens in unserer Stelle deutlich steht, daß jene Auferweckten „vielen erschienen“, so müßte man füglich erwarten können, daß die jetzt so nach und nach auferweckten Heiligen das auch getan hätten; aber davon wissen die Gewährsmänner für obige Behauptungendoch nichts zu berichten! Wie wäre es auch möglich, wenn das untrügliche Wort Gottes keinen Grund dazu gibt! Es ist ein gefährlich Ding, aus einer in einem ganz bestimmtem Zusammenhang stehenden einzigartigen Stelle Folgerungen zu ziehen, die der übrigen Schrift widersprechen!

übrigen Schrift widersprechen!

Auch wir glauben, daß die hier geschehene Auferstehung, wie die des HErrn, zur Herrlichkeit war: diese Auferweckten hatten einen Leib wie Christus.Sollten sie mit einem solchen wieder ins Grab zurückgegangen sein? Oder wurden sie in den alten Zustand zurückverwandelt? Gewiß sollte ihre Auferstehung auch die „mächtige Wirkung des Todes des HErrn“ zeigen; aber diese Wirkung, die sich hier vorbildlich andiesen „Heiligen“ zeigte, wäre doch sehr eingeschränkt gewesen, wenn jene wieder hätten insGrab zurückkehren müssen.

 

 

Frage 3

Welch ein Unterschied bestehtzwischen den Namen Jesus Christus und Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1,12.14.15.16) und ihrer Anwendung in der Schrift? (Vergl.Frage 19, Band 1913, Anmerkung des Herausgebers.)

Antwort A

Die Namen und Titel des HErrn sind nicht einfach Namen in dem Sinne, wie wir Personen dadurch voneinander unterscheiden. Wie wir in der Welt Personen mit verschiedenen Namen und Titeln finden und in den verschiedenen Namen und Titeln die verschiedenen Eigenschaften, Würden, Ämter und Beziehungen zu Verwaltungen usw. erkennen, so auch bei dem HErrn. O, daß wir Ihn besser kennten in Seinen Eigenschaften, in Seiner Herrlichkeit und Würde, in Seinen Beziehungen zu den verschiedenen Perioden der Verwaltungen Gottes - wir würden die Weisheit sehen, die sich in den verschiedenen Benennungen des Sohnes offenbart! Es ist wunderbar, wie die heiligen Schreiber durch Gottes Geist geleitet wurden, gerade den Namen, den Ausdruck für die Person des Sohnes zu gebrauchen, wie er gerade zu dem, was gesagt ist, passend ist. Wieviel haben wir alle nach dieser Richtung hin noch zu lernen!Welch Durcheinander, welcheUnwissenheit offenbart sich gerade in bezug auf den Gebrauch der Namen und Titeldes HErrn! Wenn ich in dem Gefühlmeiner eigenen Unwissenheites wage, ein paar kurze Worte auf die Frage zu Antworten, so kann es nur ein Fingerzeig, eine Anregung sein, mit ganzem Herzen und größerem Aufmerken die Schriften zu erforschen, um Ihn besser kennen zu lernen.

Jesus ist Sein persönlicher Name, der für den Sohn Gottes zuvor bestimmt wurde als den Heiland der Welt. Unter diesem Namenwurde Er hienieden in der Knechtsgestalt gekannt.

Christus - der Gesalbte - ist Sein Titel zunächst in Verbindung mit dem Messias des Volkes Israel; als dieses Ihn aber verwarf und tötete, hat Gott den Auferweckten und Verherrlichten zum „HErrn“ und „Christus“ gemacht - erhoben (Apgesch.2,36). Dieses läßt uns verstehen, warum in den vier Evangelien der HErr niemals „Jesus Christus“ genannt wird, (ausgenommen in fünf Stellen, die auch bezeichnend sind), sondern allgemein „Jesus“, dagegen in den Briefen „HErr“ und „Christus“ und mit den Verbindungen: „Jesus Christus“, „Christus Jesus“ und „Herr Jesus Christus“.

In Eph. 1,1.2 finden wir in den zwei Versen diese letztendrei Benennungen.Die Voranstellung des einen Namens vor dem anderen ist durchaus nicht absichtslos, wie uns diese und viele andere, auch die in unserer Frage genannten Schriftstellen beweisen.

Ob wir lesen „Jesus Christus“ oder „Christus Jesus“ - immer ist esnatürlich dieselbe Person. Ein

sorgfältiges Vergleichen der Schriftstellen läßt uns aber finden, wenn der persönliche Name „Jesus“ vorangestellt ist (Jesus Christus), daß das Gesagte mehr in Beziehung steht zu Seiner Person (diese in den Vordergrund tritt) und zu dem, was Er hienieden war, während wir bei „Christus Jesus“ das Gesagte mehr in Beziehung finden mit dem Verherrlichten, Seinem vollendeten Werke und der Segensfülle,die von Ihm ausgeht.

In Eph. 1,1 nennt Paulus sich Apostel „Jesu Christi“. Er war Sein Apostel und hatte dem zu entsprechen, was Er hienieden war (Hebr. 3,1). Sobald wie Paulus dann von den Heiligen und Treuen in ihrer Segensstellung spricht, wechselt er die Namen und sagt in „Christo Jesu“. Wenn es sich um unsere Segensverbindung mit Ihm handelt, so spricht der Apostel nie, daß wir „in Jesu“, sondern „in Christo“ sind (Röm. 8,1; 2. Kor. 5,17); Christus starb für Gottlose (Röm. 5,6); Christus starb für unsere Sünden (1. Kor. 15,3); Christus hat uns losgekauft (Gal. 3,13); mit Christo sind wir gestorben (Röm. 6,8.9), und in dem verherrlichten Gesalbten (Christus) Jesus werden hier die Heiligen in Ephesus gesehen.Im 3. Verse zeigt Paulus dann, daß Er für uns der Herr Jesus Christus ist.

Wie gesagt, wenn Seine Person, oder was Er hienieden war, in den Vordergrund tritt, so finden wir auch den teuren Jesusnamen in dem Vordergrund, z.B.: „Der des Glaubens an Jesum ist“ (Röm.3,26); „glaube an den Herrn Jesum“ (Apgesch. 16,31); „Verheißung aus (auf dem Grunde des) Glaubens an Jesum Christum“ (Gal. 3,22). Es ist köstlich, bei dieser letzten Stelle, (wie auch in anderem Stellen) den Wechselder Namen zu beachten (Gal. 3,22 vergl. mit 26 u. 28; siehe auch ebenso Eph. 4,20.21). Wir würden in dem Zusammenhang mit V. 20 sprachlich geschrieben haben: „Wie die Wahrheit in dem Christus ist“ - aber nein: „Wie die Wahrheit in dem „Jesus“ ist.“ In Ihm persönlich, in Seinem Leben, und in Ihm allein wird die Wahrheit gesehen!

v. d. K..

Anmerkung des Herausgebers

Je treuer und je lieber wir uns mit dem HErrn Selbst beschäftigen („Seine Herrlichkeit anschauen“, 2. Kor. 3,18), desto kostbarer werden uns die Geheimnisse Seiner Namen werden, und die Folge wird sogar die sein, daß wir selber lernen, in den schriftgemäßen Ausdrücken - es heißt in der Gebetsanrede z. V. nicht „Jesus“, was für uns Gläubige geradezu unehrerbietig ist, sondern „Herr Jesus“, vergl. Apgesch. 7,60! - und in den schriftgemäßen Namen von Ihm zu reden. Man kann dies nie verstandesmäßig lernen, im Gegenteil: der Verstand sieht in den Verschiedenheiten dieser Namenbloße Willkür oder noch Schlimmeres! Zu was für ungeheuerlichen Erklärungsversuchen ist z. B. die ungläubige Theologie gekommen im Hinblick auf den Wechsel der NamenGottes im Alten Testament (so gleich zuerst in 1. Mose 1 und 2)! Für den Gläubigen liegen gerade in diesem Wechsel ganz besondere Kostbarkeiten! Nein, nicht durch den Verstand lernen wir, die rechten Namen Gottes und des HErrn am rechten Orte zu gebrauchen, aber je mehr wir forschen in der Schrift und nachsinnen über Ihn Selbst, desto mehr prägt der Geist Gottes in uns die Fähigkeit, gottgemäß zu denken und zu reden. Scheinbar ganz wie von selbst, aber durch den Geist in uns gewirkt, wird es uns dann z. B.auch klar, daß es nicht heißt: „Bruder in Jesu“, sondern „Bruder in Christo“ (Kol. 1,2) oder „Bruder im HErrn“ (Philem. V. 16).

Möchten wir uns Gnade schenken lassen, den so sehr häufig eintretenden Wechsel der Namendes HErrn in der Schrift zu beachten (Beispiele zu nennen ist bei der Fülle derselben überflüssig) und

unter der in Antwort A gegebenen Anleitung zu betrachten! Sicher, es wird uns zum Segen sein!

Frage 4

1.Joh. 3,8 u. 9: Was heißt „er kann nicht sündigen“ und „werSündetut, ist aus dem Teufel“?

Antwort A

Ein sorgfältiger Vergleich von 1. Joh. 3,9 mit Kapitel 2,1 wird zum Verständnis dieser Stelle beitragen. In Kap. 2,1 gebraucht der Apostel die „Aorist“-Zeitform des Zeitwortes, wodurch eine einzelne,bestimmte Handlung bezeichnet wird; in Kap. 3,9 gebraucht er die „Präsent“-Zeitform, welche eine Fortdauer, ein Fortfahrenin der Sünde ausdrückt.

Nachden feierlichen Worten des ersten Kapitels sagt er:„Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, auf daß ihr nicht sündiget, und wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen Sachwalter bei dem Vater.“ Das Ziel seines Schreibens ist, daß sie nicht sündigen; doch wenn jemand sollte überwältigt worden sein, so will er diesen auf die Vorsorge, die Gott in Seiner Güte für einen solchen getroffen hat, hinweisen, damit er nicht verzweifle, sondern Vergebung erlange und zum Sieg über die Sünde geführt werde.

In Kap. 3 zeigt der Apostel zwei Menschenklassen: die, die Gerechtigkeit tun, und die, die Sünde tun. Bei der einen Klasse ist die Gerechtigkeit, bei der anderen die Sünde der herrschende Grundsatz in ihrem Leben. Er stellt fest, daß, obgleich die Möglichkeit da ist, daß der aus Gott Geborene in eine Sünde fallen kann, derselbe aber nicht in der Sünde verharren kann. Ein Schaf mag in den Schmutz fallen; aber es ringt, herauszukommen, und ist nicht zufrieden, darin zu sein, während die Sau, selbst wenn sie gewaschen war, sich darin mit Behagen wälzt.

Manche legen diese Stelle dahin aus, daß der Apostel meint, daß die neue Natur nicht sündigt, aber der Apostel gebraucht die Worte im 10. Vers: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels.“ Es sind Personen, von denen er spricht, und nicht Naturen (wie in Röm. 7), und der Gegensatz wird gezogen zwischen denen, die die Gerechtigkeit tun, und denen, die die Sünde tun. In Kap. 5,18 finden wir denselben Gegensatz. Er spricht in Vers 16 von der Möglichkeit, daß ein „Bruder“ sündigt „eine Sünde nicht zum Tode“, und dann zeigt er: der aus Gott Geborene sündigt nicht - das Charakteristische des aus-Gott-geboren-Seins ist Gerechtigkeit (2,29) und nicht Sünde. Der Böse, in dem die ganze Welt liegt (5,18.19), hat keine Rechte über den aus Gott Geborenen; er ist in der Hand Christi und Gottes (Joh. 10,28.29), und keine andere Hand kann ihn antasten. Luther drückte sich so aus, daß ein Kind Gottes in dem Kampfe wohl täglich Wunden empfängt, aber niemals seine Waffen wegwirft oder Frieden mit dem Todfeinde macht.

Ein besseres Verständnis dieses Briefes würde manchen bewahren vor den falschen Gedanken der Sündlosigkeit und uns anreizen, in größerer Wachsamkeit den Pfad der Gerechtigkeit zu wandeln und so den Beweis zu geben von unserer Gemeinschaft mit Ihm, der „geoffenbart worden ist, auf daß Er unsere Sünden wegnehme“ und „auf daß Er die Werke des Teufels vernichte“ (1. Joh. 3,5.8).

W. H. B., frei übers. von v. d. K.

 

Antwort B

Diese Schriftstelle ist für manchen eine Schwierigkeit, und andere sind durch das Nichtverstehen derselben entmutigt worden. Den einen scheint sie in Widerspruch mit Kap. 1,8-10 zu stehen, und den anderen scheint sie auf einen solchen hohen moralischen und geistlichen Stand hinzuweisen, den zu erreichen sie mutlos aufgeben. Diese Stelle zeigt den großen Charakterzug im Leben des aus Gott Geborenen. Der aus Gott Geborene ist heilig. Er haßt die Sünde. Nimm z. B. die zehn Sünden in 1. Kor. 6,9.10 und denke dir, eine aus Gott geborene Person würde ersucht, diese zu begehen; wird sie sich nicht mit Abscheu von solchen Ansinnen wegwenden? Sie kann nicht diese Dinge tun. Jede Fiber der neuen Natur sträubt sich gegen solches Ansinnen. „Nein, nein, niemals!“ ist die Antwort. So begegnete Joseph der Versuchung, und so haben Millionen verweigert, sich wieder in dem Schmutz zu wälzen, von dem sie gewaschen sind. Sie sagten in Wahrheit: Ich kann Spott tragen, ich kann aus eurer Genossenschaft gestoßen werden, ich kann gequält werden nach Leib und Seele, ich kann in Gefängnis und Tod gehen, aber ich kann nicht sündigen wider Christus. - Ja, Tausende haben so gelitten. Diese Stelle zeigt die Wirkung der neuen Geburt, den Instinkt und das Wesen des aus Gott Geborenen.

Aber wie, möchte man fragen, kann man diese Stelle mit 1. Joh. 1,8.10 und anderen Stellen vereinigen, in welchen Gläubige unter der Schuld selbst schwerer Sünden gesehen werden? Die Antwort ist, daß dieses Ausnahmen sind, die die Regel beweisen. Zu allen Zeiten und bei den Besten wurden Fehler und Sünden offenbar, aber dies ändert nicht die Tatsache des Wesens der neuen Lebensnatur.

G. F. T., frei übers. von v. d. K.

Antwort C

Die neue Natur 1. Joh. 3,9 ist die von Gott empfangene, dem Gläubigen mitgeteilte, die durch den Heiligen Geist in uns wirkt. Dieser neue Lebensgrundsatz kann sich nicht mit dem alten vereinigen noch vermischen, weil er diesem gänzlich entgegengesetzt ist. So wie sich Öl mit Wasser nicht vereinigt, so kann sich das, was aus Gott geboren ist, nicht vereinigen noch vermischen mit dem, was aus dem Fleische geboren ist.

G. K., frei übers. von v. d. K.

Antwort D

Der Schlüssel zum Verständnis dieser Verse liegt in dem Worte: „aus Gott geboren“. Der Apostel sieht die Kinder Gottes nur unter diesem einen Blick. Er berührt nicht das Fleisch, welches wir noch an uns tragen. Er spricht von dem Gläubigen als von Gott gezeugt und deshalb eine Natur habend, die nicht sündigen kann. Er sieht den Gläubigen nur von diesem einen Gesichtspunkte aus. Alles weitere, daß wir, solange wir hienieden sind, das Fleisch mit der Sünde haben, daß wir der beständigen Wachsamkeit bedürfen, das Gesetz in unseren Gliedern unter dem Tode Christi zu halten, damit es nicht wieder zur Herrschaft kommt, ist in dieser Stelle für den Augenblick ganz beiseite gelassen. Er zeigt einfach die Natur, das Lebensprinzip (Grundsatz) derer, die aus Gott geboren sind: sie können nicht sündigen. Wie in der ganzen Schöpfung jedes Wesen gemäß seiner Natur sich bewegt und tut, so auch der aus Gott Geborene; er „tut nicht Sünde“, es ist gegen seine

Natur sich bewegt und tut, so auch der aus Gott Geborene; er „tut nicht Sünde“, es ist gegen seine Natur; er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Es ist unnatürlich, zu sündigen; es ist eine Verleugnung seiner Natur. Hieraus folgt nicht, daß wir stets beharrlich nach der Natur wandeln, leider nicht! Aber der Maßstab, die Wahrheit bleibt bestehen. Wenn ein Kind Gottes durch Unwachsamkeit fällt, so verleugnet es sein „aus-Gott-geboren-Sein“. Es erlaubt der alten Natur wieder, zu leben, die in dem Tode Christi ihr Urteil gefunden hat und kein Recht mehr hat, zu leben.

Die Gläubigen werden gewarnt (V. 7) vor Verführern, die in Anmaßung auftreten. Sie sollten auf die Wirkungen und Äußerungen der Natur achten, ob diese aus dem Teufel oder aus Gott waren.

Der Liebe des Vaters gemäß sollen wir Gottes Kinder heißen, und im Kinde muß die Natur des Vaters gesehen werden. Obgleich noch nicht der Tag der Offenbarung der Sohne Gottes gekommen ist, so sind die Kinder Gottes doch jetzt schon offenbar, sie tragen jetzt die Züge ihres Vaters: Gerechtigkeit und Liebe (V. 10). Sie wandeln in Pfaden der Gerechtigkeit und lieben die Brüder.

Dagegen tragen die nicht aus Gott Geborenen die Natur, die sie von dem empfingen, der durch Satan fiel. Diese Natur offenbart sich in Eigenwillen und in Gott-nicht-Unterworfensein. Ein Mensch, dessen Weg durch die Adamsnatur gekennzeichnet ist, zeigt, daß er Gott nicht gesehen noch erkannt hat. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der Hauptzweck dieser Stelle (V. 1-15) ist der, den großen, unüberbrückbaren Gegensatz festzustellen, der sich zwischen dem Leben aus Gott (Gerechtigkeit und Liebe) und dem Leben aus dem Teufel (Gesetzlosigkeit und Haß) befindet. Der ganze erste Johannesbrief behandelt das Leben, wie wir es im Sohne haben, und wie es praktisch sich äußert in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne (Kap. 1,1-4). In der Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde, traten manche Irrlehrer aus, die auf ihre tiefere Erkenntnis pochten; denen gegenüber mußte den gefährdeten Kindern Gottes gezeigt werden, was „von Anfang“ war (V. 1). Im 3. Kap. nun zeigt der Apostel, was es heißt, ein Kind Gottes zu sein: es schließt in sich, Dem, der von Anfang war (vergl. Ev. Joh. 1) ähnlich zu werden, und das heißt, schon jetzt dem Grundsatz nach Ihm ähnlich sein! Dies beweist sich in dem Leben, das in ihnen wohnt, in der Kraft des Lebens, das sie unauflöslich mit Ihm verbunden hat. Ihnen gegenüber steht die andere Macht, auch in gewissem Sinne „von Anfang“ (V. 8): der Teufel, der auch seine Gefolgschaft, seine Kinder hat - Menschen, in denen nicht der Same (das „Wort Gottes“, durch das sie gezeugt sind von oben, vgl. 1. Petri 1,23) wohnt. Der Unterschied dieser beiden Menschenklassen äußert sich ebenso unzweideutig in dem Gang ihres Lebens wie in seinem Ursprung. Der Ursprung der einen ist der Teufel, der da sündigt von Anfang, und darum ist ihr Lebensgang die Sünde im Sinne von Gesetzlosigkeit (V. 4) oder ein Leben ohne Gott; der Ursprung der anderen ist Gott (in Christo), und darum ist ihr Lebensgang durch Gerechtigkeit gekennzeichnet, die Kraft ihres Lebens ist Gott, sie wollen für Ihn da sein, und sie sind praktisch durch Glauben - wenn auch in Schwachheit - für Ihn da: Gott erkennt die Seinen an, auch die Schwächsten der Seinen, wenn sie nur wirklich Sein sind, d. h. wenn sie aus dem Wort gezeugt, von oben geboren sind. Aus Gott geboren sein heißt Gerechtigkeit tun; ein Kind des Teufels sein heißt Sünde tun. Dieses, d. h. sich in der Sünde betätigen, sein Leben darin haben - ganz abgesehen davon, ob ein Ungläubiger in Einzelfällen oft sündigt oder nicht -, das kann keiner, der aus Gott geboren ist, er kann

nicht sündigen in diesem Sinne. Unser grundsätzliches Leben ist Gerechtigkeit, denn Christus ist für uns das Leben (Phil. 1,21), und „Er ist uns gemacht zur Gerechtigkeit“ (1. Kor. 1,30), und Er ist auch das Wort (der Same), das in uns bleibt; darum können wir grundsätzlich nicht sündigen. Welch ein Unterschied zwischen uns und denen, die noch als Kinder der Welt und des Teufels dahingehen! Möchten wir diesen grundsätzlichen Gegensatz recht verstehen und dazu dann Kraft und Gnade nehmen und haben, um dieser Stellung gemäß hienieden zu wandeln, indem wir bleiben in Ihm (V. 6)!

Frage 5

Wie ist Gal 6,17 zu verstehen: „Im übrigen mache mir niemand weitere Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe“?

Antwort A

Der Apostel verweist in dieser Stelle auf seinen Dienst. Er war in Tat und Wahrheit ein Knecht Jesu Christi. Da waren solche, die nicht aufhörten, ihn anzutasten und seinen Dienst und seine Lehre zu untergraben. Solchen falschen Lehrern hatten die wankelmütigen Galater nur allzu leicht ihr Ohr geliehen. Der Apostel weist hin auf seine Wunden, die er auf dem Wege seines treuen Dienstes empfangen hatte. Das waren Brandmale, die er um Jesu willen empfangen hatte: Beweise seiner Knechtestreue. Es ist eine Anwendung der Sitte jener Tage: Die Sklaven empfingen ein Brandmal, welches anzeigte, welchem Herrn sie gehörten. Darum sollte man ihm nicht mehr Mühe machen; er trug an seinem Leibe die Malzeichen Dessen, dessen er war und dem er diente (Apgesch. 27,23).

Aus „Simp. Test.“, übersetzt von v. d. K.

Antwort B

Wieviel Mühe bereiteten die Gläubigen dem Apostel Paulus durch das Achten auf falsche Lehrer! Auch die Galater hatten solchen ihr Ohr geöffnet. Diese wollten sie zwingen, sich beschneiden zu lassen und das Zeichen Israels zu tragen. Er aber trug die Malzeichen des Herrn Jesu an seinem Leibe. (Der ganze Brief handelt von dem Umwenden zum Gesetz und zur Beschneidung.)

Mit der Beschneidung hörte die Verfolgung auf (Gal. 5,11 und 6,12), aber auch Christus und Sein Werk war dann für sie nutzlos (Gal. 5,2). Für ihn sollte Christus nicht umsonst gestorben sein (Gal. 2,21). Er stand in Treue zu dem Kreuze Christi (6,14), in welchem der alte Mensch sein Ende gefunden hatte (Röm. 6,6). Die Welt drückte da dem Wahrhaftigen und Gerechten (Jesus) einst das Malzeichen ihres Hasses auf, und auch er, Paulus, trug das Malzeichen desselben Hasses an seinem Leibe. Nicht auf das Malzeichen der Beschneidung (welches die Verfolgung beendet), sondern auf das Malzeichen der Verfolgung durch die „nach dem Fleisch Geborenen“ (Gal. 4,29) lenkt er ihren Blick. Dieses, und nicht die Beschneidung, war das Malzeichen des Herrn Jesu.

Warum machten sie ihm so viele Mühe? Als er ihnen einst das Evangelium verkündete, da waren sie seine Freunde; nun er ihnen aber die Wahrheit sagte, hielten sie ihn als einen Feind (Gal. 4,13-16). Stand er nicht mehr in Treue vor seinem HErrn? Sie sollten ihm keine Mühe mehr machen, denn er trug den Sklavenbrand - das Knechteszeichen - das Malzeichen seines verworfenen, aber jetzt mit

Ehre gekrönten Herrn an seinem Leibe.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Das griechische Wort, das Luther mit „hinfort“, die Elb. Übers. in der Fußnote mit „übrigens“, die Miniaturbibel mit „im übrigen“ übersetzt, kann wohl dieses alles heißen, indem man im Griechischen das Wort für „Zeit“ ergänzt oder es ohne nähere Bestimmung läßt. Aber man kann auch ein anderes Wort (im Griechischen) ergänzen und übersetzen: „Um das übrige (Israel) mache mir niemand weiter Mühe.“ Vorher ist „der Israel Gottes“ genannt, wie wir glauben, im Gegensatz zu dem verworfenen Israel, das nur die äußere Beschneidung hatte, während Gott „die Beschneidung der Herzen“ forderte. Dem Paulus war durch die Irrlehrer genügend Mühe gemacht um das ungläubige Israel, das nicht mehr Gottes war. Um dieses wollte er keine weiteren Beschwerden haben, wenn er sich auch sonst nicht vor Beschwerden fürchtete. Aber gerade die Brandmale Jesu hatte er zumeist von dem Christo feindlichen Israel erlitten und damit bewiesen, daß er sich nicht vor Menschen fürchtete. Er diente nicht Menschen, sondern Christus war sein HErr. Und auch mit diesem Briefe hatte er bewiesen, daß er nicht in Menschenknechtschaft diente, sonst hätte er den die Beschneidung befürwortenden Lehrern und ihren Anhängern wohl nachgegeben, sondern Christo allein diente er. Aber nun solle man ihn mit dieser Art von Beschwerden um das übrige Israel (das nicht Gottes ist) verschonen. Gewissermaßen: Ich trage schon genügend Brandmale Jesu - durch Israel hervorgerufen - an meinem Leibe, als daß ich um dieses (ungläubig bleibenden) Israels willen noch mehr Beschwerden tragen möchte.

Aber es ist nicht nötig, jenes erste Wort des Satzes so zu übersetzen und zu deuten; man kann auch sagen: „im übrigen“ oder „hinfort“.

Bemerkenswert scheint uns noch dies, daß dies Wort in dem inspirierten Wort Gottes steht. Das Wort bleibt stets nüchtern. Paulus war auch nur ein Mensch, ein Mensch, der unter den Angriffen der „Feinde des Kreuzes“ litt. Und wir sind gewiß nicht so „übergeistlich“, so erhaben über alles, daß wir nicht mehr leiden können unter diesem und jenem, vorzüglich unter den Angriffen derer, die dem Evangelium nicht gehorchen.

Möchten wir aber auch ebenso bereit sein wie Paulus, um Jesu willen zu leiden und den HErrn Sein Eigentumsrecht, Sein Brandmal, Leidensmal auf uns prägen lassen im Kampf um die Wahrheit und in der Liebe zu Ihm! (Vergl. Joh. 16,29ff.)

Persönliche Worte an unsere Leser und Mitarbeiter!

Friede und Freude zuvor!

Ein Jahr der „Gegenseitigen Handreichung“ ist vergangen, und ein neues Jahr der treuen Arbeit im Worte Gottes liegt vor uns. Ob wir einen neuen Jahrgang vollenden werden, ob der Herr Jesus vorher kommt oder ob Er auf andere Weise diese gesegnete Tätigkeit untere bricht oder abbricht? Wir wissen's nicht! Aber soviel Er uns Zeit, Gnade und Kraft gibt, wollen wir, denen Er das Blatt anvertraut hat, diese Arbeit weiter tun in Dankbarkeit und in fröhlichem Aufblick auf Ihn.

Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der Freunde der „Handreichung“. Wir sind einmal sehr

Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der Freunde der „Handreichung“. Wir sind einmal sehr auf die Hilfe in der Verbreitung angewiesen, denn noch mehrere Hundert fester Abonnenten sind nötig, um die erhöhten Kosten des erweiterten und auch äußerlich verbesserten Blattes zu decken, und darum brauchen wir treue Helfer, die dasselbe hin und her empfehlen und Werbehefte verbreiten oder Adressen angeben, an die solche gesandt werden sollen. Jedoch gerade diese Propagandaarbeit erhöht durch die vielen Portoausgaben die Kosten des Blattes erheblich. Gleichwohl haben wir uns entschlossen, um der vielen unbemittelten Leser willen, den Jahrespreis desselben in der bisherigen Hohe zu belassen (1,20 Mk., Porto extra!).

Wir sind zu diesem Entschluß ermutigt worden durch freiwillige Unterstützungen, die uns durch des HErrn Güte in dem vergangenen Jahre seitens bemittelterer Leser zuteil wurden; wir haben das Vertrauen zum HErrn, daß Er auch künftig auf diese oder jene Weise alles Nötige darreichen wird.

Andererseits sind wir jetzt nach des Blattes Vergrößerung erst recht auf treue Mitarbeit im BeAntworten der stets reichlich und stets erwünscht eingehenden Fragen angewiesen, und wir bitten die bisherigen Mitarbeiter um ihre freundliche Hilfe, bitten dazu um neue Helfer und wünschen allen des HErrn Segen zu jedem Beitrag, der unter der Leitung des Geistes in wirklicher Schriftforschung entstanden ist. Hierzu möchten wir folgendes bemerken: Wenn wir entweder infolge Platzmangels oder aus anderen Ursachen die Antworten hier und da kürzen oder gar die eine oder andere Antwort Ablehnen müssen, so geschieht das nur im Interesse der Leser oder wegen Überflusses an Stoff. Nie braucht ein Mitarbeiter zu glauben, wir gingen leichtfertig mit seinem Beitrag um oder verachteten seine Hilfe! Jeder darf überzeugt sein, daß wir auf das Prüfen und Sichten der Einsendungen nicht geringe Zeit verwenden, um allen gerecht zu werden und um zugleich das Wort Gottes in seiner ganzen Klarheit zur Geltung kommen zu lassen, soweit wir dazu Gnade und Weisheit von oben haben.

Wir bedürfen dann schließlich noch vieler Fürbitte aller Leser, damit das Blatt wie bisher - wie viele Dankschreiben uns beweisen - auch in Zukunft zu reichem Segen diene. Beten Sie, teure Geschwister, für den Herausgeber und für jeden der jeweiligen Mitarbeiter um Gnade, Weisheit und Kraft und auch um Bewahrung, damit im Blatt nie Irrlehren oder Schriftverfälschungen Platz finden, und damit dasselbe in Wahrheit sei und stets mehr werde eine „Gegenseitige Handreichung aus dem Worte Gottes“!

Wir bitten dann noch zum Schluß jeden Abonnenten, daß er die „Handreichung“ betend lesen, ja, durchforschen möge.

Es ist unser Wunsch und Gebet, daß der HErr verherrlicht werde durch diesen Dienst und daß Seine Erkenntnis sich mehre in Lehre und Wandel! Eph.4,11-16.

Des HErrn Segen und Frieden Ihnen allen: Lesern, Mitarbeitern und Freunden! 2. Thess. 3,16.

Klotzsche, Anfang Januar 1914.

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Gruß >an den Leser:

Gruß >an den Leser:

Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat.“ 1. Joh. 3,1.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 6

Was heißt „im Namen Jesu beten“? (Siehe z.B. Joh. 15,16.)

Antwort A

... Von allem, was ich bisher erwähnt habe, ist dieses wohl das Wichtigste. Denn dies allein ist das Kennzeichen des Gebetes eines Christen. Männer, die an Gott glaubten, sind zu allen Zeiten Männer des Gebets gewesen. Aber bis zu dieser Zeit hatte niemand im Namen Christi gebetet. Jetzt müssen wir in dem Namen Dessen, der für uns starb, auferstand und in den Himmel hinaufstieg, beten. In Joh. 14 hören wir zuerst vom Gebet im Namen Christi (V. 13), aber vor Schluß dieser letzten großen Rede hat unser HErr nicht weniger als sechs- oder siebenmal davon gesprochen. Was bedeutet es denn nun, in Christi Namen zu beten? Es heißt: Beten gemäß Seiner Gesinnung und nach Seinem Wunsch; es heißt: um die Dinge flehen, von denen Er will, daß wir sie empfangen. Es bedeutet das Bekenntnis, daß getrennt von Christus als Mittler ich keine Erwartung habe, daß meine Bitten gewährt werden. Unsere Anliegen und unsere Bitten sind gleich ebensovielen Nullen. Christi Name ist die Ziffer, die vor diese gesetzt werden muß und dann den Wert der ganzen Zahl angibt. Wir zeigen gewissermaßen unseren Scheck an der himmlischen Bank vor, und er wird anerkannt um Christi willen. Nach biblischem Sprachgebrauche steht der Name für Natur oder Eigenschaften (Charakter). In Christi Namen bitten heißt, für solche Sachen beten, die übereinstimmen mit Seiner heiligen Natur und Seinen vollkommenen Eigenschaften. Ein einfaches Gleichnis mag die Sache verständlicher machen. Angenommen, in einer Stadt lebte ein Mann, der als ein entschiedener Gegner starker Getränke bekannt ist. Alkoholische Getränke will er nicht anrühren, kosten, noch sonst irgend etwas mit ihnen zu tun haben. Einer seiner Dienstboten ginge nun zu dem Kaufmann und verlangte im Namen seinem Herrn vier Liter Schnaps. Aber der Kaufmann würde einen solchen Auftrag nicht ausführen, ohne erst ganz genaue Erkundigungen angestellt zu haben. Die verlangte Sache steht in völligem Widerspruche mit dem Charakter des Mannes, in dessen Namen sie verlangt wurde.

So ist es zweifellos mit vielen unserer Gebete. Die Anliegen werden nicht gewährt, weil sie nicht von den Eigenschaften des heiligen Namens sind, den wir ihnen beifügen. Um eine Sache, die wir nur zu unserem eigenen Vergnügen haben wollen, können wir nicht in Christi Namen beten.

Die revidierte (englische) Übersetzung von Joh. 16,23 (wie die Fußnote in der Elberf. Bibel) gibt noch einen anderen Gesichtspunkt. Wir sehen auf Christus als die einzige Grundlage für unser Bitten; der Vater sieht auf Ihn als den einzigen Grund zum Geben. In ihrer Wertschätzung Christi sind Gott und

der Gläubige einig, soweit der Endliche überhaupt mit dem Unendlichen übereinstimmen kann. Wir sagen unser Amen zu allem, was Er in bezug auf Christus sagt, und Gott gibt Sein Amen zu allem, was wir zum Preise unseres Erlösers sagen.

Aus dem Engl. übers. von O. v. Br.

Antwort B

„Im Namen Jesu beten“ besteht selbstverständlich nicht darin, daß man dies in Worten ausdrückt, sondern im Wesen der Sache selbst.

Wenn ich in jemandes Namen erscheine, so ist dieses gewissermaßen geradeso, als ob es die Person selbst wäre, in deren Namen ich erscheine. Der Wert des Namens wird eingeschätzt nach der Person, die ihn trägt. Deshalb kommt es auf den Wert dieser Person an, auf ihre Stellung, welche sie einnimmt, auf daß Ansehen und das Vertrauen, welches sie genießt, und unter Umständen auch auf die Rechte, welche sie besitzt. So ist es in der Welt, und genau so ist es auch mit unserem Erscheinen vor Gott im Namen Jesu. Der Wert Seiner Person, Seine Stellung, Seine Vortrefflichkeit und Herrlichkeit, Seine Wohlgefälligkeit und Seine Rechte, die gegründet sind auf Sein herrliches Erlösungswerk - alles spricht in voller Kraft für uns, und wir können im Glauben davon Gebrauch machen, wie es in Eph. 3,12 heißt: „In welchem (d. h. in Christo Jesu) wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an Ihn.“ Das erschöpft aber den begriff unseres Gegenstandes noch nicht, sondern ist nur die eine Seile davon. Die andere Seite ist die, daß der im Namen eines anderen Erscheinende nicht seine eigenen Gedanken und Wünsche vorbringt, sondern die Gedanken und Wünsche dessen, in dessen Namen er erscheint. Was er sagt, ist das, was der sagen würde, in dessen Namen er es sagt; es ist ebensogut, als ob dieser selbst da wäre und selbst es sagte. Geradeso ist es, wenn wir im Namen Jesu vor Gott erscheinen. Wir kommen dann nicht mit unseren Gedanken und Wünschen, sondern diese sind verschwunden und Seine Gedanken erfüllen uns und Sein Wille bestimmt uns. Gedanken und Wünsche sind in Seinem Lichte gesichtet und gerichtet durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes; wir sind in bewußter Abhängigkeit von Ihm und durch Sein Wort unterwiesen über Seine Gedanken und Seinen Willen, und Er Selbst ist es, welcher Herz und Sinn erfüllt und in welchem wir vor Gott sind. Darum ist auch Erhörung gewiß, wenn wir in Seinem Namen beten (s. Ps. 37,4; Matth. 18,19.20; Joh. 14,13.14; 15,7.16; 16,23). Wenn oder insoweit wir keine Erhörung finden, war unser Gebet eben nicht in Seinem Namen, sondern es war da irgend ein Mangel auf unserer Seite, denn „Gott ist treu“, was Er zusagt, hält Er gewiß!

„Im Namen Jesu beten“ heißt also erstens, daß wir uns im Glauben ganz und allein auf Seine Person stützen, und zweitens, daß wir in unserem Gebet uns ganz und allein durch Seine Gedanken und Seinen Willen leiten lassen.

Th. K.

Antwort C

Diese Frage zeigt uns den scharfen Gegensatz zwischen dem Wesen Gottes und Seines Wortes einerseits und der Welt und ihrer Sprache andererseits. Wie wenig vermag die Welt in einen Namen hineinzulegen! Es ist nichts als ein Schall - nur ein Name! Wie aber stellt die Schrift die Heiligkeit des Namens Gottes und die Herrlichkeit des Namens Christi in den Mittelpunkt! Hier gibt es nichts Höhres

Namens Gottes und die Herrlichkeit des Namens Christi in den Mittelpunkt! Hier gibt es nichts Höhres als Seinen Namen, in dem sich alle Knie beugen werden (Phil. 2,10), nichts Größeres für uns, als daß wir an Seinem Namen halten und Seinen Namen nicht verleugnen (Offenb. 2,13; 3,8).

Der Name bedeutet zunächst eine Kennzeichnung und eine Unterscheidung (1. Mose 5,2; 2,20). Deshalb sind alle Namen, die Gott gibt oder anerkennt, eine Charakteristik, die das Wesentlichste des Genannten ins Licht stellen. Von den vielen, jedem Bibelleser bekannten Beispielen sei nur auf 1. Mose 11,9; 17,5 und vor allem auf die Namen Gottes und Seinem Sohnes hingewiesen. Die wunderbaren Tiefen der Namen Gottes entsprechen dem unendlichen Reichtum Seines Wesens und bedeuten die Offenbarung Seiner unveränderten Treue (2. Mose 3,14; Ps. 23,3; 25,11; 124,8; Jer. 14,7).

Wie Sein Name ewig ist (2. Mose 3,15) und Seine Offenbarungen unverändert bleiben, so auch der Sohn Gottes, der „nicht Ja und Nein“ war, sondern es war „Ja in Ihm“. Alle Gottesverheißungen sind Ja in Ihm (2. Kor. 1,19.20). Er ist gekommen im Namen, d. h. im Wesen, in Kraft und Auftrag Seinem Vaters (Joh. 5,43), und was Er tut, tut Er in diesem Namen (Joh. 10,25). Ja, Er hat den Namen, das Wesen Seines Vaters den Menschen geoffenbart (Joh. 17,6.26). Deshalb erhebt Ihn als den Sohn Sein Name über alle anderen Namen (Hebr. 1,4; Phil. 2,9).

Wenn nun Sein Name Sein vollkommenes Wesen bedeutet, so kann seine äußerliche Anwendung von keinerlei Nutzen sein. Hier scheidet sich der Geist aus Gott und der Geist der Welt (vergl. Matth. 24,5). Der Name Jesu kann in Wahrheit nur durch das Halten des Glaubens und des Wortes bewahrt werden (Offenb. 2,13; 3,8). Von hier aus fällt Licht auf die füreinander (d. h. wechselweise) eintretenden Verheißungen der Erhörung alles dessen, was wir im Namen Jesu und was wir im Glauben beten! (Matth. 21,22; Mark. 11,24; Joh. 14,13; 15,16; 16,23). Weil Sein Name Sein Wesen, ja Ihn Selbst bedeutet, kann Er nur im Glauben ergriffen und umfaßt werden (1. Joh. 3,23;. 5,13; Joh. 3,18). Der Name Jesu hat in der Kraft Seines Wesens, Seiner Person selbst Seine Gewalt.Deshalb beten wir nur dann mit Seiner Vollmacht, auch das heißt in Seinem Namen (vergl. Esther 2,22; 3,12), wenn wir im Leben und im Gebet mit Ihm Selbst, mit Seinem Wesen und Willen, mit Seiner Person so eins sind, daß wir in nichts im eigenen Namen kommen (Joh.5,43).

E. A.

Anmerkung des Herausgebers

Nur noch ein kleiner Hinweis: Wenn wir im Namen Jesu beten, so treten wir gewissermaßen an Jesu Stelle, und also wird alles, was wirklich im Vollsinne in Seinem Namen erbeten ist, geschehen. Man vergl. dazu Joh. 11,42a! Wie, wenn nun die Erhörung solcher im Sinne obiger Antworten wirklich im Namen Jesu geschehenen Gebete auf sich warten läßt, wenn die Erfüllung nicht gleich eintritt? Sollen wir dann mutlos werden und denken, es sei doch wohl kein rechtes Gebet in Jesu Namen gewesen? Gewiß nicht. Das zeigt uns ein Gebet des Herrn Jesus selbst, dessen Erfüllung wir auch noch nicht sehen: jenes am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Luk. 23,34.) Ist dieser Bitte Erfüllung schon in die Erscheinung getreten? Nein. Aber sie wird es gewiß an einem späteren Tage, wenn der HErr Sich Seines alten Bundesvolkes wieder annehmen wird, wie die Schrift uns zeigt an vielen Stellen, so z. B. Röm. 11,26.27 und Jes. 11,11-13. - So dürfen auch wir der Erhörung unserer Bitten in Seinem Namen gewiß sein! Man lese noch im Zusammenhang Joh.

16,23-28!

Frage 7

Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl (vergl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor. 11,23ff.), oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?

Antwort A

Die Frage ist von großer Bedeutung, weil bei Bejahung des ersten Teils derselben einem großen Teil der Kinder Gottes das Recht abgesprochen werden würde, am Mahl des HErrn teilzunehmen. Nach meiner Überzeugung ist es gewiß unsers Gottes Wille, daß auf den Glauben das nächste die Taufe sein sollte, aber nicht alle Kinder Gottes erkennen dieses, sondern manche bleiben im unklaren über die Frage der Taufe und manche halten entschieden an der Kindertaufe fest. Hier soll jedoch nicht die Tauffrage aufgerollt werden, sondern hier kommt es darauf an, ob Gottes Wort denjenigen Kindern Gottes, die „gläubig“ - besser „biblisch“ - getauft sind, das Recht gibt, den nicht biblisch getauften Kindern Gottes das Recht abzusprechen, am Mahl des HErrn teilzunehmen. Nun finde ich zwar für meine Person im Worte Gottes, daß die göttliche Reihenfolge ist: Glaube, Taufe und dann der Genuß der Vorrechte (s. Apgesch. 2, 41.42), und daß ich verAntwortlich bin, mich hiernach zu richten, ich finde aber nicht, daß ich das Recht hätte, von einem anderen Kinde Gottes dasselbe zu fordern. Ich darf und soll meinen Bruder und meine Schwester belehren und zum Gehorsam gegen Gottes Wort ermuntern und ermahnen, damit hört aber mein Recht und meine VerAntwortlichkeit in bezug auf diese Sache den anderen gegenüber auf; dann bleibt nur noch eins übrig: in Liebe zu tragen. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein, daß ich mit jedem Menschen oder auch mit jedem Kinde Gottes Gemeinschaft haben und das Mahl des HErrn zusammen feinem kannte - o nein! Es gibt ganz bestimmte Voraussetzungen, unter denen allein ich das tun kann. Die erste ist der Glaube, ohne den ja kein Leben da ist. Darüber ist doch gewiß kein Zweifel, daß nur Gläubige, also Kinder Gottes, das Recht haben, das Brot zu essen und den Kelch zu trinken zu Seinem Gedächtnis! Das liegt ja ganz im Wesen der Sache. Die andere Voraussetzung ist die, daß bei dem Kinde Gottes nichts vorliegt, was dasselbe nach Gottes Wort von den Vorrechten ausschließt. Ich denke hierbei an 1. Kor. 5 und andere Schriftstellen, die uns hierüber klare Weisung geben. - Dies sind Voraussetzungen, auf die wir genau zu achten haben; wir haben nicht nur das Recht hierzu auf Grund des Wortes, sondern sind eben darum auch verAntwortlich dafür! Wie könnte ich das Mahl des HErrn zusammen mit einem Menschen feiern, der nicht durch den Glauben mit Dem verbanden ist, zu dessen Gedächtnis das Mahl ist, oder mit einem Kinde Gottes, in bezug auf welches Gottes Wort mir gebietet, keinen Umgang mit ihm zu haben, weil Böses da ist? Wie kannte ich das, wenn ich auch nur ein wenig verstehe, was das Mahl des HErrn bedeutet? Trifft diesem aber auch auf einen Gläubigen zu, der nicht biblisch getauft ist? Sagt Gottes Wort, daß ein solcher nicht ein Kind Gottes sei oder daß ich mit einem solchen keinen Umgang haben solle? Nein! So etwas sagt Gottes Wort nirgends, weder ausdrücklich noch dem Sinne nach; dem HErrn sei Dank dafür! Wenn ein nicht biblisch getaufter Gläubiger aber doch ein Kind Gottes ist und ich mit ihm Umgang haben kann - und ich bin überzeugt, daß so mancher nicht biblisch Getaufte weit mehr würdig ist für Umgang als mancher biblisch Getaufte! - so frage ich, mit welchem biblischen Recht könnte ihm die Berechtigung zur Teilnahme am Mahl des HErrn versagt werden? Ich selbst bin biblisch getauft und freue mich, wenn Kinder Gottes zu einer dem klaren Worte Gottes entsprechenden Erkenntnis kommen und derselben im

Gehorsam folgen, aber fern sei es von mir, nicht biblisch getaufte Geschwister etwa geringer achten oder ihnen ein Vorrecht bestreiten zu wollen, welches ich für mich selbst in Anspruch nehme.

Jedes Gebot unsers HErrn, Sein Wille in jeder Sache sei uns heilig und wichtig, aber laßt uns ebenso eifrig darauf achten, nicht in irgendeiner Sache weiter gehen zu wollen als Er selbst, da wir sonst das größte aller Gebote - das der Liebe - außer acht lassen und verletzen!

Also nach meiner aus dem Worte Gottes gewonnenen Überzeugung sind nicht nur „gläubig Getaufte“ berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl, sondern dasselbe ist für jedes Kind Gottes, welches nicht wegen Sünde ausdrücklich durch Gottes Wort vom Genusse der Vorrechte der Kinder Gottes ausgeschlossen ist.

Th. K.

Antwort B

In dieser Frage gehen die Meinungen treuer Kinder Gottes auseinander. Mit Trauer sehen wir, daß dieselbe zu einem Schlagbaum zwischen Kindern Gottes geworden ist. Diese Frage zeigt uns recht, wie dunkel es seit den Aposteltagen geworden ist. Großer Gnade bedarf es, um zum Worte Gottes zurückzukehren - zu lernen und zu verlernen. Lernen ist schwer, aber verlernen schwerer!

Durch die Einführung der Kindertaufe seit Jahrhunderten und der Haushalttaufe in neuerer Zeit finden wir Kinder Gottes, die aufrichtig überzeugt sind, daß Kinder überhaupt oder daß die Kinder der Gläubigen getauft sein sollen, und daß die übliche Taufhandlung der Besprengung die biblische Taufe ist. Wir finden Gläubige, die den HErrn lieben, die von Herzen suchen, Ihm wohlzugefallen, so völlig hiervon überzeugt, daß ihnen auch nicht einmal der Gedanke an die Möglichkeit eines Irrens auf ihrer Seite oder auf seiten der von ihnen geliebten Lehrer kommt.

Wenn in den Tagen der Apostel jemand gläubig wurde, war die Frage der Taufe keine Schwierigkeit, denn eine Taufhandlung war an solchen noch nicht vorgenommen, die eine Rückprüfung, ob darin der Wille des HErrn ausgeführt sei, nötig machte. Wenn heute jemand gläubig wird, muß er, ehe er biblisch getauft werden kann, erst aus dem Worte gelernt haben, daß die an ihm schon geschehene Handlung nicht die Verordnung des HErrn ist. Diese Frage kann niemand für den anderen beAntworten. Der eine kann nicht in dem Lichte des anderen getauft werden. Es liegt auch nicht in der Entscheidung der Gemeinde. Die Taufe ist persönlich, sie ist mit dem Glauben und dem Evangelistendienst verbunden (Mark. 16,15.16).

In den Tagen der Apostel war eben solche Frage nicht nötig (und dies kennzeichnet das „Damals“- gegen das „Heute“). Der HErr hat Glauben und Taufe (nicht Taufe und Abendmahl) zusammengebunden. „Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden“ (Mark. 16,16). Was Gott zusammengefügt, soll der Mensch nicht scheiden! Die Apostel handelten demgemäß (Apgesch. 2,41; 8,36; 16,14.15.33; 18,8). Das erste, was nach dem Gläubiggewordensein geschah, war die Taufe. Die Schrift gibt ihr den Platz am Anfang des Christenlebens. Die Gläubigen wurden, nachdem sie gläubig geworden, sofort getauft (kein Gemeindebeschluß oder dergl. fand darüber statt!), und „sie verharrten ... im Brechen des Brotes“. Hieraus haben Brüder gefolgert, daß diese Reihenfolge ohne Rücksicht auf die Verwirrung innegehalten werden müsse und es zum Lehrgrundsatz gemacht, daß nur solche, die getauft worden seien, nachdem sie gläubig wurden, am Mahl des HErrn teilnehmen

dürften.

Während das, was die Schrift feststellt, voll und ganz behauptet werden muß, dürfen wir doch nicht über die Schrift hinausgehen und die Feier des Mahles des Herrn vom Gläubiggetauftsein abhängig machen - ein Abhängigkeitsverhältnis schaffen, ein Dogma aufstellen, das die Schrift nicht kennt. In den ersten Tagen der Apostel, wo die Frage einer vorausgegangenen Taufhandlung nicht zu erledigen war, mögen wir die Reihenfolge feststellen können, daraus aber einen Lehrgrundsatz zu machen, daß es so sein muß, ist eine ganz andere Sache. Nirgends in der Schrift, soweit ich die Schrift verstehe, finden wir solches als Lehre. Taufe und Abendmahl, obgleich der Grundton in beiden der Tod Christi ist, berühren nicht gleiche, sondern verschiedene Linien. Taufe ist einmalig, sich nie wiederholend, Abendmahl oftmals, sich immer wiederholend. Taufe ist mit dem Glauben verbunden. Das Mahl des HErrn wird uns in der Schrift in Verbindung mit dem Leibe Christi gezeigt: Ein Brot, ein Leib sind wir (1.Kor. 10,17). Der Leib Christi wird nicht durch die Wassertaufe gebildet, sondern in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden (1. Kor. 12,12). In der Taufe kommt unser Gestorben- und Begrabensein mit Christo zum Ausdruck, aber im Mahl des HErrn die Einheit der Glieder. Nicht Erkenntniseinheit, sondern Lebenseinheit - nicht ein Einsmachen, sondern ein Einssein, und zwar auf dem Grunde der von Gott gemachten Einheit.

Niemand wird leugnen, daß Gläubige, denen es durch die Verwirrung an Licht fehlt über die Taufe, doch Glieder am Leibe Christi sind. Der HErr hat sie aufgenommen, können wir sie nicht aufnehmen? (Röm. 15,7.) Können wir unseren Brüdern Licht geben? Wir können die Wahrheit festhalten (und möchte es stets in der Liebe geschehen!), aber das Licht, das Verständnis können wir nicht geben. Selbst Paulus konnte Timotheus nur belehren und ermahnen, zu bedenken, was er sage, aber er mußte es dem HErrn überlassen, das Verständnis zu geben (2 Tim. 2,7). Wenn der HErr bei der Feier Seines Mahles plötzlich sichtbar in unserer Mitte würde und sähe unsere Brüder zurückgesetzt, würde Er nicht fragen: Sind sie nicht Glieder Meines Leibes? Wandeln sie in der Sünde? Wollen wir da sagen: Sie haben noch kein Verständnis für die Taufe, oder sie gehören nicht zu uns? Würde der HErr nicht Brot und Kelch nehmen und sagen. Trinket alle daraus!? Die Er selbst mit Sich durch Seinen Geist verband, wird Er sie zurücksetzen?

Die Schrift zeigt deutlich, daß Ungläubige, Irrlehrer und in Sünde lebende Brüder nicht zum Mahl des HErrn geladen sind, aber wir haben, soweit ich sehe, kein Wort der Schrift, welches jenem obigen Lehrdogma zugrunde gelegt werden kann. Ein Kind Gottes, das die Beweise des Lebens aus Gott und mit Gott trägt, zurückzuhalten, das zu tun, von dem der HErr sagt: „Tut dies zu Meinem Gedächtnis“, ist eine sehr ernste Sache. Wir sind leicht bei der Hand, Brüder, die nicht gleiche Erkenntnis mit uns haben, als Ungehorsame und Eigenwillige zu verurteilen, die nicht sehen wollen. Möchte der HErr die Lippen der Seinigen bewahren vor dem Beurteilen der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Es ist nichts anderes als ein sich-Setzen-an-Gottes-Stelle, ein Fallen in das Netz Satans: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1.Mose 3,5). Gott hat Sich allein vorbehalten, Beurteiler der Gedanken zu sein (Hebr. 4,12; 1. Kor. 4,5). Der Antichrist wird diesen Platz einst einnehmen (2. Thess. 2,4), aber der Geist des Antichristen ist heute schon wirksam. - Es mag sein, daß es Ungehorsam und Eigenwille, nicht etwa nur Mangel an Licht ist, der HErr wird es dann an der Frucht offenbar machen, aber bis dahin geziemt es uns, mit solchem Urteil und dem Zurückweisen zu warten!

Noch einmal, die Schrift gibt uns, soweit ich verstehe als selbst noch in der Schule, keinen Anhalt, Gläubiggetauftsein und Abendmahl zusammenzubinden und zu einem Lehrgrundsatz zu machen.

Wenn dies die entscheidende Frage wäre, würden wir nicht etwas von einer solchen Lehre in der Schrift finden? Als Barnabas Saulus einführt, wird nicht seine Taufe erwähnt, sondern seine Begegnung mit dem HErrn und sein Bekenntnis (Apgesch. 9,26-28). Laßt uns die ganze Wahrheit lehren, aber kein Gewissen zwingen oder belasten, an diesem Tage der Verwirrung etwas zu tun, wofür es noch nicht Licht oder Glauben hat (Röm. 14,23), um damit die Gemeinschaft am Mahl des HErrn zu erkaufen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist eine ernste, verAntwortungsvolle Sache, die vorliegende Frage entgegen der Erkenntnis vieler teurer Geschwister beAntworten zu müssen, zumal dann, wenn man mit solchen Geschwistern darin ganz einig ist, daß die Schrift die einzige Richtschnur für unser gesamtes Leben in Lehre und Praxis ist. Aber auch uns scheint aus der Schrift nicht jener Grundsatz, daß nur Gläubiggetaufte Zutritt zum Mahl des HErrn haben, hervorzugehen, obwohl auch wir nach unserer Erkenntnis die Gläubigentaufe als die biblische Taufe auch für die Jetztzeit ansehen. Doch ist bei allen Fragen der Schrift, die uns als Kinder Gottes angehen, zu bedenken, daß der einzelne sich nicht zum Gewissen eines anderen machen darf, vorzüglich nicht in einer Zeit so grenzenloser Verwirrung wie heute. Auf unsere Frage bezogen, würden nun manche sagen, daß wir dann eine Weitherzigkeit zeigten, die die Schrift nicht anerkenne. Keineswegs! Denn wo in der Schrift haben wir über diese Frage ein klares Wort? Wir haben eine Unmasse von Worten, die uns sagen, wer ein von Gott anerkanntes Kind Gottes ist (vergl. z. B. Joh. 1,12.13 und Röm. 8,9.14-16), aber wir haben, soweit ich erkennen kann, kein Wort, das den Grundsatz vertritt: Erst die Gläubigentaufe und dann Teilnahme am Mahl des HErrn! Jener Grundsatz beruht auf der Geschichte der ersten Kirche. Damals konnte eine Frage herüber gar nicht sein! Aber Grundsätze, die aus der Geschichte der Gemeinde gewonnen werden, sind noch nicht den klaren Schriftworten gleichzusetzen. Und so sehr jene zu beachten und zu erstreben sein mögen - diese (die Schriftworte) sind das Bleibende, Unvergängliche. Und wir haben doch wohl kein Recht, nur die als zum Leibe Christi gehörig zu betrachten, die gläubig getauft sind. Soviele, die jenen geschichtlich göttlich-beglaubigten Grundsatz vertreten, erkennen solche, die wirklich gläubig sind an den Namen des Sohnes Gottes, obwohl aus mangelnder Erkenntnis noch nicht gläubig getauft, als wiedergeboren, als Kinder Gottes an, sie geben ihnen den Brudernamen, sie rufen mit ihnen den Vater an im Namen Jesu, sie erkennen sie als Glieder am Leibe Christi an nach 1.Kor. 12,12, sie verleugnen z. B. in der Teilnahme am Evangelium nicht die Gemeinschaft mit ihnen - nur beim Mahle des HErrn glauben sie, ihnen die Gemeinschaft verweigern zu sollen, d. h. sie können auf alle mögliche Weise mit ungetauften Gläubigen Gemeinschaft machen, aber mit ihnen gemeinsam „den Tod des HErrn verkünden“ (1.Kor. 11,26), das erlaubt ihnen jener geschichtliche Grundsatz nicht!Wir richten sie nicht, wie könnten wir das tun? Aber wir trauern darüber, daß jener Grundsatz es Tausenden von wahren Gläubigen unmöglich macht, der Einheit des ungebrochenen Leibes Ausdruck zu geben.Wenn der Leib Christi aus allen denen besteht, die in Wahrheit Sein eigen sind, so ist unserer Erkenntnis nach nur dann das Brotbrechen nach der Schrift, wenn die Teilnehmer daran dem Grundsatz Ausdruck geben, daß „die Vielen des einen Brotes teilhaftig sind“; wenn nun aber „die Vielen“ nur Gläubiggetaufte sind, wozu gehören dann die, die z. B. die Erkenntnis von der Richtigkeit der Gläubigentaufe bisher nicht einmal haben konnten? Wenn aber solche Bekehrten, die ihrem besten Wissen und Gewissen nach sich noch nicht gläubig taufen ließen, zu „den Vielen“, zu

dem „Leibe des Christus“ gehören, wer darf ihnen dann die Teilnahme an der Verkündigung des Todes des HErrn verweigern? - „Nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat zu Gottes Herrlichkeit!“ (Röm. 15,7.) Möchten wir dieses als Grundsatz der Schrift anerkennen und uns einander tragen lernen!

Frage 8

Durch einen Theosophen bin ich auf Joh. 9,1-3 aufmerksam gemacht; kann man denn vor seiner Geburt sündigen? und warum wiederholt Jesus in V. 3 die Redeweise von V. 2?

Antwort A

Soviel ich weiß, gibt es in der Schrift keine Stelle, die meinen lassen könnte, es sei möglich, vor seiner Geburt zu sündigen, und die angeführte Stelle scheint mir auch nicht diesen Sinn zu haben, vielmehr eine verneinende Antwort zu sein.

Als die Jünger den HErrn fragten, waren sie noch durch den Gedanken beeinflußt, welchen die Pharisäer in V. 34 ausdrücken, wonach man annehmen darf, daß dieser Gedanke ziemlich verbreitet war: daß die Blindheit dieses Menschen (V. 1) die Folge einer von ihm oder seinen Eltern begangenen Sünde gewesen sei. Der HErr aber braucht in Seiner Antwort Die Redeweise Seiner Jünger eben, um ihr mehr Wichtigkeit zu geben. Nein, das Wort Gottes läßt nie denken, man könne vor seiner Geburt sündigen, und wäre es der Fall, so würden die Theosophen die Gelegenheit nicht vergehen lassen, andere Schriftstellen anzuführen.

Es ist klar, daß die, welche denken, der Mensch wäre in Eden nicht gefallen, einen Ausweg suchen, um die VerAntwortlichkeit der Sünde wegzuschaffen und „Ungerechtigkeit in Gott“ zu finden (Röm. 9,14).

R. W. D.

Antwort B

Wenn dieser Theosoph die Aufmerksamkeit auf diese Verse richtete, um dadurch, wie es scheint, ein Sündigen vor der Geburt zu begründen, dann verstehe ich nicht, wie er dies aufrecht zu halten wagt im Blick auf die verneinende Antwort Des HErrn! Es scheint, daß er in dem HErrn nicht „Gott geoffenbart im Fleische“ sieht und darum Seinen Worten so wenig Wert beilegt, sondern vielmehr die neugierige Frage der Jünger für seine unbiblische Anschauung ausbeutet. Daß die erste Frage zu verneinen ist, wird kaum nötig sein zu sagen. Die Sünde war freilich die Ursache, daß er blind war, insoweit Sünde als solche in Frage kommt. Blindheit würde es sicher nicht geben, wenn nicht Sünde in die Welt gekommen wäre. Doch hier Antwortet der HErr, wie es scheint, auf das, was die Jünger darunter verstanden. Sie dachten vielleicht an Schriftstellen wie 2. Mose 15,26; 34,7; 5. Mose 28,28, wo Krankheiten als Strafe von Gott angesehen wurden, hingegen Wohlergehen als eine Bevorzugung von Gott. Haben sie aber die Sünde vor der Geburt gemeint, so hat der HErr diese Frage für alle Zeiten beAntwortet, erledigt und für immer beseitigt. Dadurch waren die Jünger nicht nur in Gefahr, den armen Blinden zu verurteilen, etwas zu tun, woran der HErr weder Teil noch Gemeinschaft gehabt hätte, da Er in Seiner Gnade sich anschickte, das Gegenteil zu tun, sondern auch sich zu

erheben, wozu sie weder Recht noch Grund hatten.

Wenn der HErr die Redeweise von V. 2 wiederholt, tut Er es nur, um zu zeigen, daß es sich hier nicht einerseits um die Gerechtigkeit des Waltens Gottes handelt noch um die Schuld des Menschen, sondern „auf daß die Werke Gottes an ihm geoffenbart würden.“ Gott war in Christo gegenwärtig in Gnade. Krankheiten waren mithin nur willkommene Gelegenheiten für Gott, Sich in Gnade zu verherrlichen. Welche wunderbaren Gedanken der Gnade hat Gott in bezug auf uns, und wie wenig gehen wir auf Seine Gedanken ein, leider aber zu viel auf die unserigen! Der HErr gebe uns in diesen dürren Zeiten Gnade, daß unsere Augen mehr und mehr für die Herrlichkeit und alles überwältigende Gnade unseres HErrn geöffnet werden!

K. O. St.

Antwort C

Die Frage berührt einen viel tieferen Gegenstand und ist viel wichtiger, als es zunächst scheint.

Wie wäre es möglich, daß der Mensch vor seiner Geburt sündigen könnte? Wenn sein Dasein erst mit seiner Zeugung seinen Anfang nimmt und er bis zu seiner Geburt erst im Werden begriffen ist, erscheint jene Möglichkeit völlig ausgeschlossen. Dieselbe setzt folglich unbedingt ein Vor-Dasein voraus, d. h. also, daß der Mensch bereits vor seiner Zeugung in einem geistigen Zustande besteht. Das ist es denn auch, was jene behaupten, welche sagen, daß der Mensch vor seiner Geburt sündigen könne. Diese Behauptung bildet also den eigentlichen Kern der Frage. Entscheidend hierüber kann für uns allein das Wort Gottes sein, die einzige Quelle der Wahrheit. Dasselbe kennt aber etwas derartiges durchaus nicht, sondern spricht im Gegenteil vom Menschen in einer Weise, die ein Vor-Dasein desselben in irgendwelcher Form gänzlich ausschließt. Nur vom Herrn Jesus spricht es anders (s. z. B. Joh. 1,1-3 verb. mit V. 14; 1. Joh. 4,2.3a). Jene irren also, indem sie sich nicht in den Grenzen und Linien des Wortes Gottes bewegen, sondern ihren eigenen Gedanken folgen. Darum ist es auch gar nicht zu verwundern, wenn solche Menschen andererseits den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, welcher Gott ist, über alles gepriesen in Ewigkeit (Röm. 9,5), nicht als solchen anerkennen, sondern Ihn nur als einen Menschen betrachten, wie ihre Einbildung Ihn sich schafft. - Wie schrecklich irrt doch der Mensch, wenn er nicht glaubend sich durch Gottes Wort und Geist unterweisen läßt, sondern das Wort Gottes nur zu dem Zwecke benützt, seine eigenen, irrenden Gedanken zu begründen. So ist es im vorliegenden Falle. Liegt in der Frage der Jünger in V. 2 überhaupt der Gedanke, daß jener Mensch blind geboren sein könne infolge von Sünde, die er vor seiner Geburt getan habe? Nein. Das zeigt die Antwort Des Herrn Jesu in V, 3. Wenn die Jünger bei ihrer Frage jenen irrigen Gedanken gehabt hätten, hätte der HErr in keiner Antwort nicht ihre eigene, solchen irrigen Gedanken ausdrückende Redeweise einfach benützen können, wie Er es getan hat, da Er sie damit doch nicht nur in ihrem Irrtum belassen, sondern sie sogar darin bestärkt hätte. Solches hätte dem Wesen und der Gewohnheit des HErrn völlig widersprochen. Die Jünger brauchten aber auch gar nicht einen solchen verkehrten Gedanken zu haben: Sie hatten den Blindgeborenen vor sich, er war alt genug, um in mancherlei Weise gesündigt zu haben, und hatte selbstverständlich gesündigt, und Gott kannte auch das Leben und alle Sünden dieses Menschen, ehe er war, ebenso genau wie nachher; daher konnte sein Blindgeborensein ihm in den weisen Wegen Gottes sehr wohl wegen Sünde auferlegt sein, die er in seinem Leben begangen hatte, während es aber auch die Folge von Sünde der Eltern sein konnte. Das ist es, was die Jünger mit ihrer Frage V. 2 meinten und

was der HErr in Seiner Antwort Gerade durch die Wiederholung der Redeweise in V. 2 durchaus als eine Möglichkeit anerkennt, wiewohl er für den vorliegenden Fall eine Schuld des Blindgeborenen sowohl als auch seiner Eltern verneint und zeigt, daß Gott einen anderen Zweck im Auge hatte. -

Das Wort Gottes verneint also die Frage, ob ein Mensch vor seiner Geburt sündigen könne, ganz entschieden. Wohl sagt es uns, daß der Mensch „in Ungerechtigkeit geboren“ und „in Sünde empfangen“ (Ps. 51,5), also von allem Anbeginn an sündig ist, aber das ist eine ganz andere Sache. Dafür trifft keinen Menschen eine Schuld, und dafür wird er infolgedessen auch von Gott nicht verAntwortlich gemacht. Gott ist ein gerechter Richter, und Er legt niemandem etwas zur Last, wofür er gar nicht Schuld trägt. Deshalb gab Er Seinen Sohn nicht nur dahin, um unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holze zu tragen (1. Petr. 2,24), sondern auch, um die Sünde der Welt wegzunehmen (Joh. 1,29). Die Sünde - die Quelle der Sünden - ist daher für jeden Menschen in Christo am Kreuze gerichtet; kein Mensch, auch der Ungläubige nicht, wird wegen der „Sünde“ gerichtet und gestraft werden, sondern die, welche nicht errettet sind durch den persönlichen Glauben an Jesus Christus, werden gerichtet werden nach ihren Werken (Offenb. 20,11-15); für diese ist der Mensch verAntwortlich. - Der HErr bewahre uns, auch nicht um Haaresbreite von Seinem Worte abzuweichen!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Obwohl auch in A und B wichtige Fingerzeige liegen, so scheint uns doch erst Antwort C, die sich mit unserer Auffassung völlig deckt, den Kern der Stelle zu treffen. Gott sieht die Menschheit und die Menschheitsgeschichte gewissermaßen nicht so, wie wenn wir etwa von einem Berge aus weit in die Ferne sehen, und je weiter, desto undeutlicher. Er sieht sie also nicht vorgeschichtlich, sondern von oben (übergeschichtlich) - etwa wie Johannes in der Offenbarung die Gerichte Gottes. - Gott überschaut der Menschen ganzes Tun, das der geborenen wie der ungeborenen; Er sieht, ob sie nach ihrem eigenen Willen sich betätigen oder ob sie gläubig werden usw., und handelt demgemäß! Und so wäre es denkbar gewesen, daß Er hier diesem Manne die Blindheit gegeben haben könnte etwa als Strafe oder Erziehungsmittel für etwas, was er in Gottes Augen schon getan hatte, obwohl es von vor seiner Geburt aus gesehen noch in der Zukunft lag. Die Frage der Jünger war also nicht gar so töricht. Aber ebensowohl ist zu beachten, daß die Schuldfrage in diesem Falle gar nicht in Betracht kommt. Vielmehr sollen die „Werke Gottes“ an diesem Manne offenbar werden (V. 3). Und unter diesem Gesichtspunkt wird manches Leiden auch in der Jetztzeit aufzufassen sein!

Frage 9

Was meint der HErr in Luk. 10,20: „Freuet euch, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“? Meint er „in das Buch des Lebens“ (Offenb. 3,5), obwohl dort von „auslöschen“ geredet ist?

Antwort A

Jene Siebenzig waren erfreut zurückgekehrt von ihrer Sendung und hatten ihrem Meister von ihren Erfolgen berichtet. Sie waren in die Nachfolge Jesu getreten und ruhten somit in der Hand ihres Meisters und waren dadurch auch Gegenstände der Vaterliebe Gottes. „Ich und der Vater sind eins“ sagt der Herr Jesus (Joh. 10,30), und was Ihm von Seinem Vater gegeben war, gehörte auch mit zu

dem Besitzstand des Himmels und war somit dort angeschrieben. Daß dieses Angeschriebenwerden nur in Büchern geschah, geht aus verschiedenen Schriftstellen hervor. Schon 2. Mose 32,32 redet Mose von einem Buch; er sagt dort: „Lösche mich doch aus Deinem Buche, das Du geschrieben hast.“ Auch der Apostel Paulus gebraucht eine ähnliche Redewendung im Blick auf seine Mitarbeiter, er sagt Phil. 4,3: „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, stehe ihnen bei, ... deren Namen im Buche des Lebens sind.“ Wenn nun in Offenb. 3,5 dem Überwinder die Zusage gegeben wird, daß sein Name nicht ausgelöscht werden soll aus dem Buche des Lebens und daß sein Name bekannt werden soll, so liegt dieses Bekennen auf der gleichen Linie mit der Verheißung, welche der Herr Jesus Matth. 10,32 gibt: „Ein jeder nun, der Mich vor den Menschen bekennen wird, den werde Ich bekennen vor Meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ Sicher liegt dem Herrn Jesus daran, daß die Seinen an solchen Zusagen festhalten. Bei den Siebenzig soll es die Freude darüber sein, daß sie ihren Platz erkennen und den Geber über die Gaben stellen, und daß sie sich bewußt werden, daß all ihr Wirken hienieden nur ein vorübergehendes, zeitliches ist, aber daß dies Angeschriebensein ihrer Namen in den Himmeln etwas Unauslöschliches sei. Wenn wir nun noch einen Blick auf das Wort des HErrn Matth. 24,35 werfen, so ergibt sich hieraus, daß dieses Angeschriebensein doch so sein muß, daß es unvergänglich ist, also irgendwie urkundlich festgelegt ist.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch auf die Stellen Offenb. 13,8; 17,8; 20,12 usw. verweisen. Alle diese und andere Stellen bezeugen uns, daß im Himmel Bücher geführt werden, welche die Namen der einzelnen festhalten; somit dürfen wir annehmen, daß das Wort Jesu in Luk. 10,20 auch darauf hinweist.

Ph. W.

Antwort B

Wir können auf Grund der Schrift wohl annehmen, daß ein Unterschied besteht zwischen „Namen in dem Himmel angeschrieben“ und dem „Buch des Lebens“.

Beim ersteren scheint es sich um die himmlische Bestimmung, die damit verbundene Stellung mit ihren Segnungen und ihrer Herrlichkeit, zu handeln, im Gegensatz zur irdischen Berufung, Hoffnung und Segnung, z. B. wie bei Israel. Dies ist auch ersichtlich aus Hebr. 12,23, wo von „der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind“, gesprochen wird. Sie unterscheiden sich von den alttestamentlichen Heiligen, von denen als „Geistern der vollendeten Gerechten“ Erwähnung getan wird. Wenn wir Luk. 10 sowohl wie Hebr. 12 betrachten, so finden wir, daß deren Namen „in den Himmeln angeschrieben“ sind, die an den HErrn glauben, obwohl die Welt und das Volk Israel Ihn verwarf. Sie haben durch ihren Glauben an den Herrn Jesum die Welt überwunden und tragen Seine Schmach, indem sie wissen, daß ihre Namen dort angeschrieben sind, wo Christus, ihr HErr, ist. Ihr Teil, ihre Hoffnung ist himmlisch (vergl. 1. Joh. 5,4.5; Hebr. 13,13.14;. Röm. 8,17; Ev. Joh. 17,24 usw.). Andere verhält sich's mit „dem Buch des Lebens“. Nicht alle Heiligen können in den Himmeln angeschrieben sein, da nicht alle zur himmlischen Familie gehören. Von allen Gläubigen dieses Zeitalters kann gesagt werden, daß ihre Namen in den Himmeln angeschrieben sind. Aber alle Gläubigen zu allen Zeiten werden im Buche des Lebens gefunden werden, da mit diesem „Leben aus Gott“ verbunden ist, etwas was wir alle gemein haben mit allen Heiligen, ohne Unterschied von Zeitaltern oder Segenskreisen.

Weil man mit Recht aus den Worten des HErrn in Offenb. 3,5 entnehmen kann, daß ein Auslöschen aus dem Buche des Lebens möglich ist, möchte ich mir erlauben, den lieben Lesern einige Punkte zur gefälligen Prüfung an der Hand des Wortes Gottes vorzulegen.

Wie jeder achtsame Leser der Schrift sehen kann, begegnet der HErr der Gemeinde in Sardes auf dem Boden ihres Bekenntnisses und der damit verbundenen VerAntwortlichkeit. Sie hatte den Namen, daß sie lebe, der HErr aber sagt ihr, daß sie tot sei. Ein Bekenntnis der Welt gegenüber ohne Wirklichkeit vor Gott! In V. 4 sagt ihr der HErr: „Aber du hast einige wenige Namen, die ihre Kleider nicht besudelt haben.“ Wir finden hier einen Überrest von Getreuen. Dann die Ermahnung in V. 5 zum Überwinden und, daß der Name des Überwinders nicht ausgelöscht werde aus dem Buche des Lebens. Letzteres hat zu tun mit dem Bekenntnis der Gemeinde, da sie sagt, sie lebe. Es ist das Buch des Bekenntnisses in der Hand der Menschen. Vergleicht man V. 1b mit dieser Stelle, so deckt sich dies, und die Schwierigkeiten werden beseitigt. Niemand wird behaupten, daß alle, die da vorgeben, Leben zu haben, solches wirklich besitzen (vergl. Matth. 25,1-13). Spricht aber die Schrift vom Buche des Lebens, welches Gott hat, dann hören wir nie etwas vom Auslöschen, sondern das Gegenteil: es ist die Ursache ihrer Bewahrung und Vorrechte. Siehe sorgfältig Phil. 4,3; Offenb. 13,8; 17,8 mit dem bemerkenswerten Zusatz: „von Grundlegung der Welt an“ (was wir natürlich in Offenb. 3,5 nicht finden) - Gott kennt das Ende von Anfang - ferner Offenb. 20,12.15; 21,27. Leben aus Gott kann nie genommen werden, jeder aber sehe zu, daß er es wirklich in Christo habe!

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben diesen letzteren ernsten Worten nur noch die Frage an die teuren Leser hinzuzufügen, ob ihr Name unauslöschlich im Buche des Lebens ist; d. h. wenn wir im Rahmen des Sendschreibens an Sardes bleiben - worunter manche treue Schriftforscher, wie wir glauben mit vielem Recht, den Protestantismus verstehen -, ist der Leser dieser Worte nur ein äußerer Bekenner des Lebens oder ein Besitzer des Lebens? Man kann in Namensverzeichnissen als bekennender Christ aufgeführt sein und von vielen Menschen anerkannt sein und ist in Gottes Augen weiter nichts als ein toter Namenchrist. - Es ist leicht zu verstehen, daß nur deren Namen nicht ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens, deren Inhaber dann, wenn Gott richtet, nicht allein bekennen, das Leben zu haben, sondern wirklich das Leben haben!„Und dieses Leben ist in Seinem Sohne“; darum, „wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh. 5,11-12; vergl. Joh. 3,36). Möge jeder Leser in Wahrheit sagen können: „das Leben ist für mich Christus! (Phil. 1,21.)

Persönliche Worte an unsere Leser und Mitarbeiter!

Wir können nicht anders als auch diesmal wieder mit innigem Dank beginnen. Wir fühlen uns überschüttet mit Güte von dem treuen HErrn, der unsere Arbeit fortgesetzt anerkennt und andere durch dieselbe reichlichst segnet, wie eine Fülle von Zuschriften uns beweist.Auch ist die Abonnentenzahl stetig gestiegen; wir haben schon um Anfang Januar herum mehr Neubestellungen für 1914 bekommen als Abbestellungen eingetroffen sind. Diese erreichten noch nicht die Zahl 65. Wir danken unseren so überaus treuen Mitarbeitern, den alten und den neuen, von ganzem Herzen für ihre Hilfe und Beiträge und wünschen ihnen, daß sie selbst den reichsten Segen von ihrer

Liebesarbeit haben möchten.

Die „Persönlichen Worte“ von Nr. 1. behalten im wesentlichen fortdauernde Gültigkeit!

Gelegentliche Angriffe verschiedener Abstufungen in Ton und Inhalt, die gegen unser Blatt unternommen werden, möchten wir nicht hier öffentlich behandeln und zurückweisen (wie wir gebeten wurden), sondernden Urhebern derselben, soviel uns die Möglichkeit gegeben ist, mit Liebe und geistlicher Tragkraft begegnen. Da, wo es uns angebracht erscheint, Antworten wir privatim in möglichst herzlicher Weise. Wir möchten ja auch unseren Gegnern dienen!

Auf die Bücheranzeigen Seite 4 des Umschlags weisen wir noch besonders hin.

Dem HErrn und Seiner Gnade befohlen! In Liebe mit Gal. 6,2.9 herzlich grüßend

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang Februar 1914.

Gruß an den Leser:

Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Errettung durch unseren Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist, auf daß wir, sei es, daß wir wachen oder schlafen, zusammen mit Ihm leben!“ 1. Thess. 5,9.10.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 10

Welcher Unterschied ist zwischen Sühnung und Versöhnung? (Vergl. z. B. 1. Joh. 2,2 und 2. Kor. 5,18.)

Antwort A

Die Sühnung muß notwendigerweise einer Versöhnung vorausgehen. Christus mußte in den Tod, Sein Blut mußte fließen für die Sünde zur Sühnung unserer Schuld (1. Joh. 2,2), damit die Schuld getilgt und ausgelöscht würde, denn ohne eine völlige Tilgung oder Sühnung einer Schuld kann nie eine vollständige Versöhnung stattfinden; so sind wir denn durch Christum Jesum versöhnt mit Gott (2. Kor. 5,18). Schon im Alten Bunde (3. Mose 16) lesen wir von der Sühnung der Schuld (V. 11, V. 16-18). Nachdem der Priester die Sühnung vollendet und das Blut geflossen war zur Reinigung für die Sünde, wurde nach V. 20 alle Übertretung und Ungerechtigkeit auf den Kopf eines Bockes gelegt und derselbe in die Wüste geschickt, damit alles hinweggetan sein möchte, was hindernd der Versöhnung mit Gott im Wege stand. Hebr. 10,1-5 lesen wir, daß unmöglich der Tiere Blut die Sünde

für immer hinwegtun konnte (V. 5): „Darum, als Er in die Well kommt, spricht Er: ,Schlachtopfer und Speisopfer hast Du nicht gewollt, einen Leib aber hast Du Mir bereitet' “ usw., und so ist durch das Blut unseres HErrn und Heilandes die Sühnung und Tilgung der Schuld geschehen, und dadurch ist das große Erlösungswerk vollzogen, und wir, die wir an Ihn glauben, haben eine vollständige Versöhnung mit Gott erlangt.

B. B.

Antwort B

Ein Mensch hat einen anderen beleidigt; der Beleidigte fordert eine Genugtuung - die Sühnung; ist diese geleistet, so findet die Versöhnung - die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen Beleidigtem und Beleidiger - statt. So erkläre ich mir den Zusammenhang und den Unterschied zwischen Sühnung und Versöhnung. Die Sühnung für uns, für mich, wegen meiner Sünden ist das Werk Christi, der als Mittler (1. Tim. 2,5.6), als Priester (3. Mose 4,20b.26b.31b.35b; 5,6b.10b.13a.18b.26a) Sühnung für mich tat. Von Gottes Seite geschah dann die Versöhnung auf Grund der durch Christum gemachten Sühnung durch die Annahme derselben (siehe auch Röm. 5, 9-11). In den obigen Stellen in 3. Mose ist zu bemerken: „Der Priester soll Sühnung tun, und es wird ihm vergeben werden“ (Versöhnung). Also waren wir drei in Betracht: 1. Gott, dessen Gerechtigkeit und Heiligkeit Genugtuung forderte; 2. Christus, der diese Forderungen befriedigte; 3. Ich, der gar nichts tat und verdiente. Man darf also sagen: Die Versöhnung ist das Ergebnis der Sühnung. Ich möchte noch hinzufügen, daß, wie die Sühnung die Forderung der Gerechtigkeit Gottes ist („der Priester soll Sühnung für ihn tun“), so ist auch die Versöhnung die Forderung der Liebe des Christus (2. Kor. 5,14: „Die Liebe des Christus drängt uns ...“; V. 20: „Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott“). Ja, die Versöhnung mit Gott ist ebenso sicher und dauerhaft, wie die durch und in Christo dargebrachte Sühnung vollkommen war.

R. W. D.

Antwort C

Sühnung und Versöhnung sind, obwohl in dem Werke Christi innig miteinander verbunden, doch zwei verschiedene Dinge. Sühnung ist die Seite des Opfers Christi, welche Gott zugekehrt ist und Bezug hat auf die ganze Welt. Versöhnung oder Stellvertretung ist die entgegengesetzte Seite und hat nur Bezug auf die Gläubigen. Nach dem Worte in 1. Joh. 2,2: „Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt“ ist Sühnung für die ganze Welt vollbracht worden, also nicht für eine beschränkte Zahl von Menschen, sondern für die ganze Welt. Gott ist durch den Opfertod Christi befriedigt und verherrlicht. Der ewige Wert des Blutes Christi ist vor den Augen Gottes, weshalb der heilige und gerechte Gott Seine Langmut und Güte der ganzen Welt beweisen kann. Auf Grund dieser Tatsache können wir nun ausgehen und den uns gegebenen Dienst der Versöhnung ausrichten, indem wir als Gesandte für Christum bitten an Christi Statt: „Laßt euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor. 5,20.21.) Damit kommen wir auf eine persönliche Linie, auf die Linie der Errettung oder Versöhnung des einzelnen Gläubigen. Wenn einerseits es Tatsache ist, daß die Sünde in der Welt war und gesühnt werden mußte, so ist es andererseits Tatsache, daß wir uns selbst in dem Zustande der Sünde befanden als unreine, gefallene Geschöpfe und Sünder, als Schuldige. Um diesen Zustand zu beseitigen, war ein heiliges, fleckenloses Opfer nötig, das an

unsere Stelle trat, unsere Strafe trug und für uns zur Sünde gemacht wurde, d.h. uns versöhnte. Das ist an demselben Fluchholze und in derselben Stunde geschehen, in welcher die Sühnung für die Sünde gemacht und Gott im Blick auf die Sünde völlig verherrlicht wurde.

W. W.

Antwort D

Ehe wir näher auf diesen so wichtigen und bedeutungsvollen Unterschied zwischen Sühnung und Versöhnung eingehen, ist es vielleicht dienlich, zum besseren Verständnis vorliegender Frage alle diejenigen Stellen des N. T. anzugeben, wo die beiden Worte gefunden werden. Sühnung und verwandte Worte kommen sechsmal vor wie folgt: Luk 18,13; Röm. 3,25; Hebr. 2,17; 9,5; 1. Joh. 2,2; 4,10.1 Versöhnung: Röm. 5,10.11; 11,15; 2. Kor. 5,18.19.20; Eph. 2,16; Kol. 1,20,21.

1

Das „gnädig sein“ in Luk. 18,13 und das „sühnen“ in Hebr. 2,17 ist im Griechischen das gleiche Wort; in den übrigen vier Stellen sind griechische Worte gleichen Wortstammes wie in jenen zwei Stellen gebraucht. Der Herausgeber.

Sühnung ist für Gott, obwohl sie uns angeht; dieselbe hat mit der Heiligkeit, Herrlichkeit und den gerechten Ansprüchen sowie Forderungen Seines Thrones zu tun. Wir finden darum in der Epistel an die Römer 3,25 von „Gnadenstuhl“ oder „Sühnungsdeckel“ gesprochen, ehe wir die leiseste Andeutung von „Versöhnung“ haben. Auf Grund der Sühnung kann Gott in vollkommener Harmonie, wenn ich mich so ausdrücken darf, mit Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit Sünden vergeben. Darum finden wir ja auch in Röm. 3,25, daß Gott Nachsicht haben konnte mit den Sünden der alttestamentlichen Heiligen im Blick auf die durch den Herrn Jesum zu vollbringende Sühnung. Wie herrlich! Und was ergibt sich aus diesem? Nichts anderes, als daß der tiefste und heiligste Beweggrund des Kommens des Herrn Jesu doch der war, nicht etwa nur Sünder zu erretten, obwohl dies mit eingeschlossen ist, doch ohne Sühnung gar nicht möglich sein konnte, sondern Gott in bezug auf Sünde ewig zu verherrlichen (vergl, Ev. Joh. 4,34; 6,38; 8,29; 10,17-18;12,27-28; 13,31.32; 17,4 usw.). Dies mag manchem Leser etwas fremd erscheinen, da sich in der heutigen sogenannten christlichen Literatur meist alles um „uns“ dreht, als ob „wir“ alles wären und „Gott“ Nebensache. Aber im Worte Gottes handelt es sich immer und ausnahmslos zuerst um Gott und den Herrn Jesum, da an die Errettung eines Menschen nie gedacht werden kann auf Kosten von Gottes Herrlichkeit und Thron; selbst, wenn nicht ein einziger Mensch gerettet würde, hätte doch Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Sich freiwillig Gott geopfert, ja, es wäre auch dann notwendig gewesen - wir sagen dies mit großer Ehrfurcht -, da Gott durch die Sünde verunehrt war. Der Gott des Lichts und der Liebe nimmt es nie leicht mit der Sünde, also dürfen auch wir es nicht tun!

In dem Brief an die Römer, wo das Evangelium Gottes uns dargelegt wird und wo wir die göttliche Ordnung sowie die Grundsätze Gottes im Blick auf Seine Herrlichkeit und Ehre sowie die Rechtfertigung des Glaubenden in einer so wunderbaren und vollkommenen Weise vorgestellt finden, hören wir erst dann von „Versöhnung“, nachdem die Frage der Sünde im Lichte eines heiligen Gottes und zu Seiner Verherrlichung für immer geordnet ist. Die Schrift spricht nie (was man so oft hören und lesen kann) von einer „Versöhnung Gottes mit den Menschen“, da Gott doch nicht der Feind des Menschen ist (vergl. Joh. 3,16), obwohl der Mensch der Feind Gottes ist (vergl. Röm. 5,10). Bei der Versöhnung handelt es sich um den Menschen oder Dinge (Kol. 1,20). Wir bedürfen der Versöhnung mit Gott. Auch dies hat Gott in Christo getan. Luk. 15,11-32 zeigt, was unter „Versöhnung“ zu verstehen ist. Gott hat in Gnaden mit uns gehandelt, hat uns den Kuß der Vergebung und des Vergessens gegeben, uns mit dem besten Kleid (Christus) gekleidet, mit dem Ring der ewigen Liebe versehen, Sandalen an unsere Füße getan, die wir bisher im Staub der Sünde uns befanden, wir sind

versetzt in die Gegenwart unseres Gottes, nähren uns von dem geschlachteten Kalbe (Vorbild auf Christus), anstatt wie vordem von den Trebern, und erfreuen uns Seiner heiligen Gegenwart in Gnade. In anderen Worten: Wir sind zu Gott gebracht, bei Ihm erfreuen wir uns, in Ihm und Christo Jesu, unserem HErrn, in Seiner Liebe und Gnade, so daß es heißt, „sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Gepriesen sei Gott für den Reichtum Seiner Gnade, welche Er gegen uns hat überströmen lassen!

K.. O. St.

Antwort E

Gerechtigkeit verlangt Sühnung für Sünde; Liebe verlangt Versöhnung, innerste Übereinstimmung und schattenloses Wohlgefallen. Als die Strafe zu unserem Frieden auf Ihm lag, wurde unsere Sünde gesühnt, aber die Liebe Gottes will mehr, sie will Menschen so in Übereinstimmung mit sich haben, so heilig und tadellos vor sich sehen, daß Er Sein Wohlgefallen daran haben kann. (Versöhnung erstreckt sich auch auf die Schöpfung: Kol. 1.)

Die Sühnung bringt keine Veränderung oder Verbesserung an oder in uns hervor - sie ist der Tod des Sünders, das gerichtliche Ab- und Hinwegtun des Menschen im Fleische aus dem Auge Gottes, in dem Kreuze Christi! Das Alte ist vergangen. - Der Mensch im Fleische ist in seiner Gesinnung tatsächlich Gottes Feind, er kann nicht verbessert, nicht heilig und tadellos gemacht werden. Die Versöhnung kann nicht mit dem Menschen im Fleische stattfinden. Derselbe muß im Tode Christi sein Ende finden. In 2. Kor. 5,17 heißt es nicht, das „Schlechte“ und „Böse“, sondern das „Alte“ ist vergangen. Nichts vom Alten kann Gott mit Sich Selbst versöhnen, mit Sich in Übereinstimmung bringen, zu Seiner Freude haben. Das Alte muß gehen. Alles muß neu werden „in Christo“. Versöhnung (das Wohlgefallen Gottes an uns und unsere Freude in Gott und Seiner Liebe) erreichen wir nur durch den Tod (Röm. 5,10).

Der Tod muß auf alles „Alte“ geschrieben und das „neue“ Leben in Christo erfaßt sein.

Versöhnung wird verkündigt: „Laßt euch versöhnen“; es bedarf eines Eingehens, eines Erfassens unsererseits im Glauben. Die Grundlage ist der Tod Christi; das Resultat für solche, die den Tod Christi erfassen, ist die Versöhnung, die ungetrübte Freude in Gott und der Liebe Gottes, und eine gegenwärtige Errettung von allem, was „alt“ ist. Unsere Stelle (2. Kor. 5,18) zeigt, wie Versöhnung und neue Schöpfung eng verbunden ist.

Sühnung und Versöhnung berühren den ersten und den zweiten Menschen, das Aufgeben des ersten und das Kommen zum zweiten, an dem Gott Wohlgefallen findet. Wir stehen so leicht still, betrachten und beklagen den elenden Zustand und die Kraftlosigkeit des Alten und verwirklichen nicht, was das Kreuz Christi für den Gläubigen ist. Nur durch den Tod erreichen wir die Versöhnung. Wir müssen im Glauben den Schritt vom ersten zum zweiten Menschen machen, nur dann gehen wir in die Versöhnung ein und verwirklichen durch Sein Leben das Errettetsein von dem Gebiet des Todes.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zunächst möchten wir die teuren Leser, die nur eine lutherische Bibelübersetzung zur Hand haben,

darauf hinweisen, daß diese Übersetzung leider den Begriff „Sühnung“ nicht hat, sondern auch an Stellen, wo nach dem Urtext „Sühnung“ übersetzt werden muß, „Versöhnung“ setzt. Das ist recht schade, da dadurch Tausenden von Kindern Gottes der Unterschied zwischen diesen wichtigen Begriffen nie klar wird.

Zu obigen umfassenden Ausführungen nur noch wenige Bemerkungen. In 2. Kor. 5,19 handelt es sich nicht darum, inwieweit die Welt versöhnt ist, noch wie weit die Menschen in die Versöhnung eingegangen sind, sondern es ist die grundsätzliche Tatsache gezeigt, daß Gott in Christo der ganzen Welt gegenüber eine solche Stellung der Gnade einnimmt und das Zeugnis davon aufrecht erhält. Jeder kann teilhaben an der Versöhnung, nachdem Christus die Sühnung für die ganze Welt geworden ist (1. Joh. 2,2), Es steht aber keineswegs da, daß Er die Sühnung für die Sünden der ganzen Welt ist! Weder aus diesen Stellen, noch aus Kol. 1,20 kann man folgern, daß einst alle Menschen, auch die, die sich nicht versöhnen ließen, gerettetwerden. In der ersten Hälfte von Kol. 1,20 ist (wie in den Versen vorher) die Rede von versöhnten Dingen auf der Erde und in den Himmeln, nicht von Menschen! In der zweiten Hälfte aber heißt es. „Und euch.“ Wer sind diese? Die, welche in die Versöhnung eingegangen sind. Darum: „Lasset euch versöhnen mit Gott.“ - Übrigens ist die Stelle 2. Kor. 5,20 auch für Kinder Gottes da! Mancher Gläubige ist noch nicht in den vollen Genuß der Versöhnung eingetreten; auch darin lehrt uns der „gefundene“ Sohn (Luk. 15,32) vieles. Am Herzen und im Hause des Vaters ist mehr für uns zu finden als nur Vergebung der Sünden, so kostbar diese auch ist (vergl. dazu den Schluß von Antwort D)!

Frage 11

Was ist unter dem „Tausendjährigen Reich“ zu verstehen? (Offenb. 20,4-7.)

Antwort A

Ein Reich von tausend Jahren, in welchem Christus als König Israels nach Psalm 2 und als Sohn des Menschen nach Psalm 8 über alle Reiche der Welt herrschen wird. Es ist die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in Ihm (Eph. 1,10). Auf Seinem gesegneten Haupte, das einst die Dornenkrone trug, werden sich alle Diademe der Weltreiche vereinigen (Offenb. 19,12). Der HErr, welcher jetzt von der Welt verworfen ist, wird dann von allen anerkannt werden. „Er wird herrschen von Meer zu Meer und vom Strome bis an die Enden der Erde. Alle Könige werden vor Ihm niederfallen, alle Nationen Ihm dienen. Er wird Sich erbarmen des Geringen und des Armen und die Seelen der Armen wird Er retten. Sein Name wird ewig sein“ (Psalm 72,8.11.12.17). „Die Gerechtigkeit wird auf dem Fruchtgefilde wohnen“ und „das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein“ (Jes. 32,1.16.17). Eine Fruchtbarkeit über alle Maßen wird sein (Jes. 35,1.2; 41,18.19; 55,12.13; Psalm 72,16; 65,9-13; 67,5.6; Amos 9,13). Die Raubtiere werden mit den Haustieren zusammen lagern (Jes. 11,7.8; 65,25). Es ist die Wiederherstellung aller Dinge (nicht Personen), von welchen Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat (Apgesch. 3,21), Christus wird als Sohn Davids Seinen Thron inne haben (Matth. 25,31; Luk. 1,32.33; Offenb. 3,21), Jetzt sitzt Er zur Rechten der Majestät in der Höhe, auf dem Throne Seinem Gottes und Vaters (Hebr. 1,3; 8,1; 10,12; 12,2; Mark. 16,19; Offenb. 3,21). Dies beweist uns, daß Er jetzt von der Welt verworfen ist und über alles Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, da nur eine göttliche Person den Thron Gottes

innehaben kann. Himmel und Erde werden miteinander in Harmonie stehen (Offenb. 21,9-27). Seine Getreuen sehnen jenen Tag herbei, damit Er zu Seinem Rechte in dieser Welt kommt, sie lieben Seine Erscheinung (2. Tim. 4,8). An jenem Tage wird Er verherrlicht werden in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben (2. Thess. 1,10). Gepriesen sei unser HErr, gepriesen sei Sein Name immer und ewiglich!

K.O. St.

Antwort B

Die Worte „und sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre“ in V. 4 und „sie werden ... mit Ihm herrschen tausend Jahre“ in V. 6 der genannten Schriftstelle lassen erkennen, daß es sich um ein Reich handelt, in welchem Christus der Herrscher sein wird, und die Verse 7-9 zeigen deutlich, daß dieses Reich auf dieser Erde sein wird, nicht etwa auf der neuen Erde, von der wir in Kap. 21,1 lesen. Die neue Erde tritt erst danach in Erscheinung, wie wir klar sehen können, wenn wir Kap. 20 und Kap. 21,1-8 lesen. Auf der neuen Erde wird weder jemals der Satan sein und ausgehen können, zu verführen (20,7.8), denn er wird vorher seinen Platz für ewig im Feuersee gefunden haben (20,10), noch wird es auf derselben „Nationen“ geben, die er verführen könnte, was er aber nach 20,8 nach dem Tausendjährigen Reiche tun wird - noch wird es auf derselben irgend etwas von dem geben, was in 20,7-9 als nach dem Tausendjährigen Reiche geschehend geschildert wird.

Das Tausendjährige Reich ist also ein Reich auf dieser Erde, in welchem Christum der Herrscher sein wird.

Von einem solchen Reiche ist im Worte Gottes an vielen Stellen prophetisch geredet, und zwar insbesondere im Alten Testament in den Psalmen und in den Propheten, und von letzteren wiederum in ganz besonderer Weise in Jesajas. Man lese z. B. Psalm 96-102; 148-150; Jes. 2,2-4; 9,6.7; 11,1-10; 35; 60; 65,17-25; 66,10-24. Diese Stellen zeigen uns, welcher Art dieses Reich sein wird. Es wird ein wunderbares, herrliches Reich sein: Der Fluch wird von der Erde genommen sein, und sie wird in wunderbarer Fruchtbarkeit alles in Überfluß hervorbringen; es wird „Fülle von Frieden“ sein, und „sie werden den Krieg nicht mehr lernen“; selbst auf die Tierwelt wird sich dieser Friede erstrecken: „der Wolf wird bei dem Lamm weilen“ usw. und „der Säugling wird spielen am Loch der Natter“ usw.; Gott wird anerkannt und gekannt sein, denn „die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken“, Krankheit und Gebrechen wird es nicht mehr geben, sondern „dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und aufjauchzen wird die Zunge des Stummen“ (Jes. 35,5.6); der Tod wird nicht mehr herrschen, sondern das Leben - er wird die Ausnahme bilden als unmittelbares Gericht auf Sünde (Jes. 65,20); es wird Freude, Frohlocken und Jubel sein - in allem das völlige Gegenteil von dem, was jetzt die Regel bildet! Es wird ein völlig neuer Zustand der Dinge sein. Deshalb heißt es auch in Jes. 65,17: „Denn siehe, Ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ Daß damit nicht der neue Himmel und die neue Erde von Offenb. 21,1 gemeint ist, geht aus den weiteren Versen in Jes. 65 deutlich hervor. Es ist noch diese jetzige Erde ihrem Stoffe nach, aber ein gänzlich neuer Zustand im übrigen, in derselben Weise wie bei einem Menschen, der wiedergeboren ist: sein Leib ist noch derselbe wie bisher, aber ein neues Leben ist eingezogen. Deshalb nennt auch der Herr Jesus in Matth. 19,28 diese Veränderung der Dinge auf der Erde - ihren noch zukünftigen neuen Friedens- und Segenszustand im Tausendjährigen Reich -

die „Wiedergeburt“, und Petrus nennt in Apgesch. 3,21 jene herrliche Zeit die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ und sagt, daß Gott von diesen durch den Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat, wie wir es ja auch in den vorerwähnten Schriftstellen sehen konnten. Die in diesen Weissagungen enthaltenen Verheißungen waren dem Volk Israel gegeben (s. Röm. 9,4). Dieses wird dann wieder gesammelt in seinem Lande sein, wird zum HErrn umgekehrt und wieder eingesetzt sein als Sein Volk, erhöht und herrschend über alle anderen Völker, und wird die Segnungen in erster Linie und vollkommener Weise genießen und gleichsam den Mittelpunkt und Ausgangspunkt derselben bilden. Infolgedessen war dieses Reich und der verheißene Messias, der dieses Reich aufrichten und in demselben in Macht und Herrlichkeit herrschen sollte, der Gegenstand der besonderen Hoffnung Israels! In Übereinstimmung hiermit lautete die Botschaft des Johannes und im Anfang auch des HErrn Selbst: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!“ Das Reich, auf welches sie hofften, war nahe gekommen, weil der Messias da war, mit dem diesem Reich verknüpft war und in dessen Person alles das da war, was dieses Reich kennzeichnet. Dieses bewies Er durch Seine Werke: Blinde wurden sehend, Taube hörend, Lahme wandelnd, Aussätzige gereinigt, Tote auferweckt - alle zeitlichen Folgen der Sünde, jede Krankheit und jedes Gebrechen, ja, selbst der Tod mußte weichen, ganz so, wie es im Tausendjährigen Reiche sein wird, weshalb auch diese Wunder, die der Herr Jesus und, in der ersten Zeit, auch die Seinen taten, die „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ genannt werden (Hebr. 6,5).

Wenn in den Evangelien vom „Reich der Himmel“ und „Reich Gottes“ geredet ist, so steht das, was damit bezeichnet wird, immer in Verbindung mit dieser Erde, wiewohl die Ausdehnung des Begriffes sehr verschieden ist. Letzteren etwa auf das messianische - also das Tausendjährige - Reich beschränken zu wollen, wie es von manchen geschieht, ist aber ganz entschieden nicht dem Worte Gottes entsprechend, da das Tausendjährige Reich nur einen gewissen Abschnitt des Reiches der Himmel bildet: Das Reich ist gegründet auf die Person Jesu Christi (s. Jes. 9,6.7; 2. Kor. 1,20) und in Seiner Person gekommen (s. Matth. 12,28;

Luk.17,21); es hat daher erst durch Ihn und in Seiner Person hienieden seinen Anfang genommen (s. Gleichnisse Matth. 13, bes. V. 24 verb. m. V. 37), ist fortgesetzt und gegenwärtig bestehend in den Seinen - obwohl nicht äußerlich wahrnehmbar - und wird einst äußerlich in Erscheinung treten im Tausendjährigen Reiche. Letzteres ist die Erfüllung der Verheißungen des Alten Testaments.

Das Tausendjährige Reich wird aber noch nicht „das Vollkommene“ sein (1. Kor. 13,10) und daher auch nicht bleiben. „Gerechtigkeit und Gericht sind Seines Thrones Grundfeste“ - es wird Menschen geben, die sich nur der unwiderstehlichen Macht beugen; es wird noch Böses geben, auf welches sofort Gericht folgt; es wird noch Sünde und Tod geben, wenn auch als Ausnahme; und wenn die tausend Jahre eines Reiches des Friedens und göttlicher Gerechtigkeit und der wunderbarsten irdischen Segnungen vorüber sein werden und dem Satan dann noch einmal erlaubt werden wird, den Menschen zu versuchen (Offenb. 20,7.8), so wird es sich zeigen, daß der Mensch selbst nach tausend Jahren überströmender Segnungen immer noch derselbe ist - jederzeit bereit, sich von Gott wegzuwenden und sich gegen Ihn zu empören. Das ist tief demütigend für uns und beugt uns in den Staub über die Gnade, die uns geworden ist!

So ist das Tausendjährige Reich die Erfüllung der Verheißungen und zugleich die letzte Probe für den Menschen. Dann folgt das Endgericht (Offenb. 20,11-15), und nach diesem ein neuer Himmel und eine neue Erde, die vollkommen Seiner Herrlichkeit entsprechen und ewig zum Preise derselben sein

werden (Offenb. 21,1-5).

Th. K.

Antwort C

Der gegenwärtige Tag der Gnade, in welchem der Leib, die Gemeinde, aus der Welt herausgerufen wird, geht dem Ende entgegen.

Der HErr kommt und nimmt die Seinen aus dieser Welt heraus (1. Thess. 4,16.17). Die zurückbleibenden Ungehorsamen und Verwerfer der Wahrheit verfallen dem Gericht der Verhärtung (2. Thess. 2,10.11). Die Tage der großen Trübsal beginnen. Israel wird diese im besonderen Maße kosten! Es ist die „Zeit der Drangsal für Jakob“

(Jer. 30,4-7). Viele Juden werden in dieser Zeit Jesus, ihren Messias, erkennen, und diese werden das Kommen des HErrn zum Gericht verkünden und die Völker zur Buße und Unterwerfung auffordern (Ps. 96,3-13). Obgleich das volle Licht, die 7 Leuchter (Offb. 1,20), von der Erde weggenommen ist, gibt Gott doch noch zwei Leuchter (Offb. 11,4), Seine Güte läßt die Erde nicht ohne Licht. Das Evangelium des Reiches wird gepredigt (Matth. 24,14). Trotzdem der Satan die Macht der Finsternis in den furchtbarsten Formen und Gestalten offenbaren wird, weiß Sich Gott doch eine Vollzahl aus Israel und eine große ungezählte Schar aus den Nationen zu bewahren und zur Treue bis zum Tode zu stärken. Ihre Erlösung steht mit der Vernichtung ihrer Feinde in Verbindung, und den Grundton ihrer Gebete finden wir in Offb.6,10. In der Stunde der größten Dunkelheit erscheint das Zeichen des Sohnes des Menschen, und der HErr wird in Seiner Herrlichkeit gesehen (Matth. 24,29.30). Dann werden alle Ärgernisse aus Seinem Reiche zusammengelesen (Matth. 13,41) und dem Gerichte übergeben, das Tier (der Fürst des römischen Reiches) und der Antichrist werden lebendig in den Feuersee geworfen (Offb. 19,20) und Satan für tausend Jahre gebunden (Offb. 20,2). Dies ist der Anfang des Tausendjährigen Reiches, von dem die Propheten in so feurigen, begeisterten Worten reden. Die ganze Schöpfung wartet auf diesen Tag ihrer Befreiung (Röm. 8,19-22). Israel nimmt in dieser zukünftigen Zeit einen Vorrang unter den Völkern ein und wird zu einem Kanal des Segens (1. Mos. 12,2.3; Jes. 27,6; Jes. 60 und 62; Röm. 11,12 und 15). Das Tausendjährige Reich endet mit der Lösung des Satans (Offb. 20,3), auf die bald das Gericht und ein neuer Himmel und eine neue Erde folgen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist nicht nötig, zu diesen Antworten, die geradezu einen Bibelkurs im Kleinen darstellen, noch etwas Wesentliches hinzuzufügen. Wir fragen nur, vielleicht im Sinne dessen, der obige Frage einsandte: Wie kommt es, daß in der Namens-Christenheit diese kostbare biblische Lehre vom Tausendjährigen Reich so gut wie ganz unterschlagen wird? Ja, wie kommt es wohl? Wir denken, daß einer der Hauptgr ünde dieser Unterschlagung der ist, daß man die Schrift nicht ganz und gar als Gottes Wort anerkennt und daß ein anderer Hauptgrund der Widerwille der unbekehrten Christenheit gegen Israel als Volk ist. Eine Lehre, die Israel wieder einen hohen, ja den höchsten Platz unter den Nationen zuspricht, eine Lehre, nach der „dem Israel das Reich wiederhergestellt wird“ (Apg. 1,6), ist den sogenannten christlichen Völkern unbequem, ja abstoßend. Und doch, Gott hat gerade dies

den sogenannten christlichen Völkern unbequem, ja abstoßend. Und doch, Gott hat gerade dies verheißen, und auch die Israel betr. Verheißungen sind in Christo Ja und Amen (2. Kor. 1,20!). Und weil Gott solche hohen Gedanken mit Seinem alten Bundesvolke hat, deswegen sollten wir Christen, soweit wir wirklich Christen sind, auch Israels Freunde sein, werden wir doch einst selbst glückliche Zeugen der irdischen Herrlichkeit dieses jetzt so verachteten Volkes sein!

Frage 12

Was ist für ein Unterschied zwischen der Posaune in 1. Thess. 4,16, der „letzten Posaune“ in 1. Kor. 15,52 und der Posaune des siebenten Engels in Offb. 11,15?

Antwort A

In 1. Thess. 4,15-17 ist wohl der Hauptgedanke die Entrückung, während in 1. Kor. 15,51 mehr die Verwandlung und Auferweckung hervorgehoben ist. 1. Kor. 15 handelt durchweg von der Auferstehung der Gläubigen; am Schluß dieses Kapitels sagt ihnen der Apostel ein Geheimnis, daß nicht alle entschlafen werden, wir aber alle verwandelt werden oder, wie der Apostel uns an einer anderen Stelle sagt: „Das Sterbliche wird verschlungen von dem Leben.“ Wann geschieht dies? Bei der letzten Posaune. Es heißt nicht, daß zu diesem Zweck die Posaune ertönt, sondern, wenn ich recht verstehe: zur Zeit der letzten Posaune. Die Posaune von 1. Kor. 15 sowohl wie die in 1. Thess. 4,16 scheint ein und dieselbe zu sein - eins ist unbestreitbar, daß beide Ereignisse zur gleichen Zeit stattfinden. Daß sie 1. Kor. 15,52 die „letzte Posaune“ genannt wird, hat vielleicht darin seine Bedeutung, weil von da an die Erlösten Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie sind in Seiner Gegenwart, und ein weiteres Posaunen ist daher unnötig.

Ganz anders verhält es sich mit der Posaune des siebenten Engels in Offb. 11. Dieselbe darf keineswegs mit der letzten Posaune von 1. Kor. 15 verwechselt werden. Wie könnte auch der Apostel auf etwas Bezug nehmen, was noch ihm, ja selbst dem Apostel Johannes noch verschlossen war. Bekanntlich empfing Johannes die Offenbarung erst später; Paulus war längst vom Schauplatz seines Wirkens abgetreten, demnach ist es ausgeschlossen, die Belehrung in 1. Kor. 15 mit den sieben Posaunen in der Offenbarung in Verbindung zu bringen. Ferner handelt es sich in Offb. 11 um die Aufrichtung des Weltreiches des HErrn, aber nicht um Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen! Sein Reich setzt letzteres voraus, da die Erlösten mit Ihm herrschen werden. Die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen werden ihre Erfüllung nach der Entrückung der Gemeinde finden, darum hören wir nach Offb. 3 kein Wort mehr von der Gemeinde auf Erden, sondern es werden vielmehr die Heiligen von Israel und den Nationen wieder unterschieden, wie es im Alten Testament der Fall war (vergl. Offb. 7), aber in diesem Zeitalter der Gnade niemals geschieht. Wenn der Apostel Paulus 1. Kor. 10,32 von „Juden, Griechen und der Versammlung Gottes“ spricht, versteht es unter „Versammlung Gottes“ die Gläubigen aller Nationen ohne Unterschied im Gegensatz zu Griechen (d. h. Heiden) und Juden, die ungläubig waren.

Möge der HErr in Seiner Gnade uns schenken, das Wort der Wahrheit recht zu teilen!

K. O. St.

 

Antwort B

Die sieben Posaunen in der Offb. 8-11 haben keine Verbindung mit der Posaune in 1. Kor. 15 und 1. Thess 4. - Die siebente oder letzte Posaune der Offenbarung umfaßt die letzten Gerichte über die Welt, während die Posaune in den Briefen mit der ersten Auferstehung und der Entrückung zu tun hat.

In dem Ausdruck „letzte“ Posaune scheint der Apostel auf den Gebrauch im römischen Heere anzuspielen. Jedermann in Korinth wußte, daß die letzte Posaune das Signal zum Aufbruch des ganzen Heeres war. Wir finden gerade in den Briefen an die Korinther, daß der Apostel oft an die Gebräuche jener Zeit anknüpft, z. B. 1. Kor. 4,9; 9,24; 2. Kor. 2,14. - Oder vielleicht denkt er an 4. Mose 10,2, wo die Posaunen zum göttlichen Signal bestimmt wurden, die Gemeinde zusammenzurufen und das Zeichen zum Abmarsch zu geben. - Wirklich, jener Augenblick ist der herrlichste Zusammenruf und der bedeutungsvollste Abmarsch, der je geschehen. Alle Heiligen zusammengerufen, werden alle zugleich dem HErrn entgegengerückt in die Luft.

Aus dem Ausdruck „letzte“ Posaune aber zu folgern, daß andere göttliche Posaunentöne vorangegangen sein müßten, dazu finde ich in der Schrift weder Grund noch Anhalt.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Über die Sache selbst ist nichts mehr zu bemerken. Nur möchten auch wir ein paar Worte sagen über die Frage, warum in 1. Kor. 15,52 „letzte“ Posaune steht. Und zwar weisen wir darauf hin, daß in diesem Kapitel viermal Verbindungen mit dem Wort „letzt“ vorkommen, wo im Urtext stets dasselbe Wort steht, nämlich in V. 8.26.45.52. Wir glauben, daß dieses vierfache Vorkommen des Wortes, zumal in den drei letzten Verbindungen, bedeutungsvoll ist. Ob nicht die Posaune die „letzte“ genannt ist, weil es sich um die Auferstehung und Verwandlung der Gläubigen handelt, also um das letzte Ereignis, das sich mit denselben auf Erden vollzieht, womit der Schluß der gegenwärtigen Haushaltung verbunden ist? (vergl. Unsere Ausführungen in Jahrgang 1913, S. 187/88 zu Joh. 6,39.40.44.54; 11,24; 12,48, wo überall dasselbe Wort steht). Wir bitten, die Auffassung zu prüfen im Lichte des ganzen Kapitels und vorzüglich jener übrigen drei Stellen!

Frage 13

Haben wir heute noch die in Eph. 4,11 genannten Dienste der „Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer“?

Antwort A

Bei der BeAntwortung dieser Frage ist zunächst zu berücksichtigen, daß es sich bei den vorgenannten Diensten wie bei allen Diensten um eine „Gabe“ handelt: - Er hat die einen gegeben ... (vergl. 2. Tim. 1,6.7!).

Der Dienst ist also eine Gabe, die empfangen wird, und kann als Gabe des droben verherrlichten Christus oder als die Wirkung des hienieden gegenwärtigen Heiligen Geistes betrachtet werden. Eph.

4 redet von der Gabe Christi, 1. Kor. 12 u. 14 reden von der Einheit des Leibes und von den Gaben als der Wirkung des Geistes hienieden in den verschiedenen Gliedern.

Die Gaben wiederum sind zweierlei Art: es gibt solche zur Aufweckung der Seelen, zur Sammlung und Auferbauung der Gemeinde und dann solche, welche als Zeichen für die Welt gegeben sind, als Zeichen der Gegenwart Gottes (vergl. 1. Kor. 14,22).

Alle Gaben kommen unmittelbar von Christo, dem Haupt, herab und haben ihr Bestehen in den Gläubigen durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Eph. 4 und 1. Kor. 12 bezeugen dies klar. Somit sind diese Gläubigen Gefäße der Gnade und Kraft und werden durch die ihnen mitgeteilten Gaben Werkzeuge eines abwesenden Christus.

Nun redet Eph, 2,20-22 von einem Bau, wohl zusammengefügt, der wächst zu einem heiligen Tempel im HErrn. Von diesem Bau ist Jesus Christus Selbst Eckstein. In sehr bemerkenswerter Weise werden von diesem Bau auch hinsichtlich der Grundlage belehrende Worte gesagt und dabei Apostel und Propheten genannt. Mithin wird dem Dienst der Apostel und Propheten ein besonderer Platz angewiesen (grundlegend) und dieser Platz an den Anfang der Gemeinde Gottes gestellt.

Die in Eph. 4,11 noch weiter genannten Gaben bezw. Dienste der Evangelisten, Hirten und Lehrer sind im Gegensatz zu denen der Apostel und Propheten der Gemeinde Gottes dauernd gegeben.

W. W.

Antwort B

Apostel und Propheten haben die Grundlage des heiligen Tempels, von welchem Christus Selbst Eckstein ist, gelegt (Eph, 2,20-22). Es war nun nicht nötig, nachdem sie ihr Werk erfüllt hatten, daß sie verblieben oder durch andere ersetzt wurden. Demnach gibt es in obigem Sinne keine Apostel und Propheten mehr, da der Grund gelegt und die Offenbarung Gottes vollendet und abgeschlossen ist. Auch sind hier nicht etwa die Propheten des Alten Testaments gemeint; wenn das Wort von ihnen spricht, ist es meist aus dem Zusammenhang ersichtlich, oder es spricht von ihnen als „heiligen Propheten“ (vergl. Luk. 1,70; Apgesch. 3,21; 2. Petri 3,2), noch heißt es hier: „Propheten und Apostel“, sondern umgekehrt, damit uns klar sein soll, daß es sich hier um Propheten des Neuen Testaments handelt. Auch hat keiner der Apostel von einem Nachfolger gesprochen; im Gegenteil verkünden sie alle, daß „nach ihrem Abschied verderbliche Wölfe“ in die Gemeinde eindringen würden usw. Aber keiner der Apostel verweist die Jünger auf ihre Nachfolger aus dem einfachen Grund, weil keine vom HErrn vorgesehen waren, sondern auf „Gott und das Wort Seiner Gnade“ (vergl. Apgesch. 20,17-35; 2. Petri 1,12-15; Judas 17-18; Offenb. 1,1-3). Anders verhält es sich mit „Evangelisten, Hirten und Lehrern“. Letztere drei Gaben wird es geben, solange die Gemeinde auf Erden ist. Die Dienste dieser Gaben gründen sich und werden nur ausgeübt auf Grund dessen, was der HErr durch Seine Apostel und Propheten ihnen hinterlassen hat, sei es im Werk oder in den Schriften.

K. O. St.

Antwort C

Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus dem 13. Verse deutlich ersichtlich, sobald

Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus dem 13. Verse deutlich ersichtlich, sobald wir den 11. Vers mit dem 13. zusammen lesen. „Und Er hat die einen gegeben als ... bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes usw.“ Wer würde zu behaupten wagen, daß wir dahin gelangt sind?! Sicher, wir brauchen noch diese Dienste. Wir sind noch vor dem „bis wir alle hingelangen“, dessen vollkommene Verwirklichung wir erreichen, wenn „wir allezeit bei dem HErrn sein werden“. Außerdem ist zu beachten, daß in vielen Stellen (wie Röm. 12,6-8; 1. Kor. 12,28-30; 1. Tim. 3,1-8; 5,17; Jak. 3,1; 1. Petri 5,1-4), die von Diensten reden, die Zeitform der Gegenwart gebraucht wird; wenn aber ein Teil dieser Stellen nicht für die Gegenwart gültig ist, dann auch nicht der übrige Teil derselben. Wir haben keinen Grund, anzunehmen, daß die Anordnungen in der Versammlung veränderlich sind; sie sind von Gott, „bei welchem keine Veränderung ist, noch ein Schatten von Wechsel“ (Jak.1,17).

O Kinder Gottes! wie kommen wir zusammen? Scharen wir uns zu Parteistellungen oder um Menschen (1. Kor. 3,3.4) oder als ein himmlisches Volk in Seinem Namen zusammen, um die Einheit des Geistes zu bewahren und ein Zeugnis des HErrn zu sein? Sammeln wir uns um Ihn, wo „Menschenweise“ kein Recht hat, in der heiligen Furcht Seiner Gegenwart, so empfangen wir die reichen Gaben Seines Geistes und genießen sie, solange wir dem HErrn und Seinem Worte untertan bleiben.

Von den in Eph. 4,11 genannten Gaben sind die der Apostel und Propheten nicht mehr erhalten; das heißt in dem Sinne, um das Wort Gottes durch neue Offenbarungen zu vervollständigen. Die Grundlage der Apostel und Propheten: Jesus Christus, ist festgelegt. (Eph. 2,20; 1. Petri 2,4 -10). In Hebr. 3,1.2 wird uns gesagt: Betrachtet den Apostel ... Jesum; Er ist noch lebendig, und neben Ihm brauchen wir keinen Apostel mehr. Die „Zwölfe“ zeigt, daß die Anzahl auf die zwölf begrenzt ist. Weiteres betreffs der Propheten lese man im I. Bande (1913) Seite 114-119 nach.

Wie aus den zitierten Sieben hervorgeht, sind die anderen Gaben noch vorhanden. Es muß so sein, damit „der ganze Leib ... nach dem Maße jedes einzelnen Teiles für sich das Wachstum des Leibes bewirkt“ usw. (Eph. 4,16.)

R. W. D.

 

 

Anmerkung des Herausgebers

Haben die Apostel und (die neutestamentlichen) Propheten ihre Aufgabe verstanden, die in Eph. 4,12ff. steht? Ja, davon zeugen die Schriften des Neuen Testaments. Wenn nun „Er“ fortgesetzt Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt, so tut Er das ebenso nur zu dem Zweck, den Eph. 4,12ff. enthält. Möchten wir alle, soweit wir „gegeben sind“ als Evangelisten usw., verstehen, wozu wir gegeben sind und uns von Ihm brauchen lassen zu diesem Dienst und allezeit Gnade haben, „die Wahrheit festzuhalten in Liebe“! (V. 15.) Er hat gegeben! Welch eine Gnade liegt darin, von Ihm gegeben zu sein zur Vollendung der Heiligen!

Frage 14

Ist Gott unbegreiflich in Seinen Lebensführungen und Gedanken? (vergl. Röm. 11,33 und Jes. 55,8.9).

Antwort A

Angefrömmelte Weltmenschen stellen Gott als den Unbegreiflichen dar, der verborgen, um nicht zu sagen unverstanden, bleiben will. Röm. 11,33 scheint für ihre Ansicht eine Stütze zu sein, und Jes. 55,8 wird in dem Sinne gebraucht, als ob unsere Gedanken nicht Seine Gedanken sein können. Wer aber diese Bibelstelle in ihrem Zusammenhang erfaßt: „Jeder Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken“, der merkt, wie Gott mit Trauer feststellt, daß der Mensch andere Wege und Gedanken geht als Er und daß Er ihm gerne Seine höheren Gedanken mitteilen möchte. Er verheißt, Sein Wort solle nicht leer zurückkommen, womit ein Eingehen in Seine Gedanken verbunden ist.

Auch andere Bibelstellen, die den Abstand zwischen menschlicher Unvollkommenheit und Gottes Größe schildern, sollen ein Locken Gottes sein, Ihm zu nahen, damit wir höhere Gedanken bekommen. Wohl sieht der Mensch, was vor Augen ist, aber wir sollen auch da lernen zu verstehen und zu werten ohne Rücksicht auf blendendes Äußere (1. Sam. 16,7). Gottes Art zu denken und zu werten ist nicht geoffenbart nur zum Anstaunen, sondern stets auch zur Nachahmung.

Wenn ein Kind Gottes Führungen erlebt, die es nicht versteht, so soll es zu Ihm gehen, sich Seine Gedanken offenbaren zu lassen. Gott will verstanden werden. Er sehnt Sich danach, Seine Gedanken zu unseren Gedanken zu machen; und Röm. 11,33 fließt nur aus einem Herzen, das glücklich ist, etwas von Gottes Gedanken in sich aufgenommen zu haben, und das anbetend ausruft: Wie gar unergründlich weise sind Seine Gerichte und Wege; welche Gnade, daß Er uns Seine Gedanken mitteilt!

Sch.

Antwort B

Da danke ich dem HErrn von ganzem Herzen, daß ich hie und da etwas begreifen darf und vertraue auch, daß ich je länger desto mehr begreifen werde. Ich sage aber, es ist ein Unglück und geradezu verhängnisvoll, zu meinen, wir könnten Gott in all Seinen Führungen und Gedanken begreifen. Wie kann ich armer Mensch das zu behaupten wagen?! Alle Völker sind wie ein Tropfen am Eimer (Jes. 40,15), und nun kommt so ein unendlich kleiner Teil eines solch armen Tropfens und will mit seinem Verstand den großen Gott verstehen und mit seinen irdischen, kurzen Begriffen den unbegreiflichen Gott begreifen und Seine Gedanken klarmachen bis zum letzten i-Punkt und alles restlos erklären! Der Abstand von Ihm sollte uns bescheidener machen! Bei allem Erkennen bleibt es: Wie gar unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege! Aber eins dürfen wir begreifen: Er ist treu und steht zu Seinen Verheißungen! Doch ich fühle eben, auch da komme ich in die Brüche. HErr, ich will Dir glauben!

K. E.

 

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesem Gegenstand möchten wir nur noch hinweisen auf 1. Kor. 2,6-16. Ohne die Offenbarung

Gottes in Christo verstünden wir nichts von Ihm und Seinen Wegen, aber die, „die Ihn lieben“, die, „die Christi Sinn haben“, die erkennen nach und nach auch etwas von Seinen Gedanken, und wenn nach 1. Kor. 13,12 unser Erkennen auch nur ein „stückweises“ ist, so ist doch schon dieses stückweise Erkennen Herrlichkeit. Wie wird es sein, wenn die Zeit kommt, von der es heißt: „Dann aber von Angesicht zu Angesicht!“ -

Persönliche Worte an unsere Leser!

Mit herzlichem Dank gegen den HErrn und alle unsere Freunde - besonders auch unsere treuen Mitarbeiter! - übergeben wir diese Nummer unserem Leserkreis. Wir sind reichlich erfreut worden durch mannigfache Anschriften; es würde sich verlohnen, eine Auswahl von freundlichen Beurteilungen abzudrucken, aber es fehlt an Platz dazu.

Die vielfachen Ermunterungen haben uns recht erquickt. Wir bedürfen derselben so sehr, denn die Herausgabe dieses Blattes ist in jeder Hinsicht eine schwere Aufgabe, freilich eine gesegnete, auch für uns. Ihm sei Dank!

Seien alle herzlichst gegrüßt mit 1. Kor15,58.59

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang März 1914.

Gruß an den Leser:

Der Gott, der aus der Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ 2. Kor. 4,6.

Antworten.

Wir bitten dringend, man mögedie in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 15

Was bedeutet „Verdirb nicht ...“? Röm. 14,15b.

Antwort A

In dem genannten Schriftworte handelt es sich um einen „Schwachen im Glauben“ (s. V. 1), welcher meint, man dürfe dieses oder jenes nicht essen. Wenn er mich nun eine solche Speise essen sieht - sei es, daß wir irgendwo zusammen essen oder er bei mir als Gast ist -, kann ihm dieses zum Anstoß oder Ärgernis werden, indem es ihn veranlaßt, entgegen seinem Glauben diese Speise auch zu essen; er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein Gewissen darüber beunruhigt ist und

essen; er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein Gewissen darüber beunruhigt ist und er mit Anstoß ißt. In V. 20 sagt aber das Wort: „Alles zwar ist rein, aber es ist böse für den Menschen, der mit Anstoß isset“, und in V. 22b und 23: „Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gut heißt! Wer aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“ Es ist also für ihn „böse“ und „Sünde“, daß er diese Speise ißt; sein Zustand ist ein weniger guter als vorher, er ist durch Sünde verdorben, und ich bin schuld daran. Deshalb bedeutet „verdirb nicht“ ich soll darauf acht geben, daß nicht ein Bruder oder eine Schwester durch mich zum Sündigen verleitet wird und so durch meine Schuld in seinem Zustand Schaden leidet. Das „verdirb nicht“ bezieht sich also auf den Zustand hienieden; es beschränkt sich selbstverständlich nicht auf Speisen, sondern erstreckt sich auf alles, „worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert oder schwach ist“ (V. 21). Laßt uns hierauf acht geben durch des HErrn Gnade!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die Frage des Essens ist an sich gleichgültig; wir können uns dadurch, daß wir dies oder jenes essen oder nicht essen, nicht Gott gegenüber wohlgefällig machen (1. Kor. 8,8). Aber das Gewissen des Bruders ist keine gleichgültige Sache. Wir schädigen unsere Geschwister in diesem Leben, wenn wir durch unsere als der „Freien“ Handlungsweise sie verleiten, etwas zu tun, was ihnen Sünde ist (1. Kor. 8,10)! Das, was Paulus Röm. 14,15 „verderben“ nennt, bezeichnet er 1. Kor, 8,12a im Griechischen mit einem Wort, das nicht eigentlich „verletzen“ bedeutet, sondern „(rücksichtslos) losschlagen“. - Laßt uns einander zur Erbauung gefallen! (Röm. 15,2.)

Frage 16

Warum die augenscheinlich harte Antwort Des HErrn in Joh. 2,4, und was ist der Sinn und Segen derselben?

Antwort A

Der HErr tritt aus der Verborgenheit eines dreißigjährigen Lebens heraus. Maria mußte lernen, daß der von ihr Geborene der Heilige - der Sohn Gottes war. 18 Jahre zuvor hörte sie schon die Worte: „Wußtet ihr nicht, daß Ich in dem sein muß, was Meines Vaters ist“ (Luk. 2,49). Nun war die Zeit gekommen, da Er öffentlich auftrat, den Willen Seines Vaters zu tun, wie Er sagte: Der Sohn kann nichts von Sich Selbst tun, außer was Er den Vater tun sieht (Joh. 5,19.20). Sie hatte zu lernen, daß das Band der irdischen Verwandtschaft auf diesem Pfade zurücktreten mußte (vergl. auch Matth. 12,48). Am Kreuze zeigt Er ihr zuletzt die gänzliche Lösung dieses Bandes, als Er in so zärtlicher Liebe spricht: „Weib, siehe dein Sohn,“ und zu Johannes: „Siehe, deine Mutter.“

Das Wort „Weib“ mag in unserer Sprache etwas Unehrerbietiges, Liebloses haben, aber nicht in der Sprache jener Völker und Zeit; und ebenso auch die Worte: „Was habe Ich mit dir zu schaffen.“ Diese Redewendung finden wir öfter in der Schrift in dem Ausdrucke des Zurückweisens. Er konnte auf diesem Pfade, den Er jetzt ging, nicht Weisungen der Mutter verbinden mit der Ausführung der Worte und der Werke des Vaters. Wir können sicher sein, der HErr konnte das, was Er Maria zu

sagen hatte, nicht in bessere Worte kleiden. Er ist der Meister. Welch ein Segen für uns, wenn auch wir in der Nachfolge Jesu mehr lernen, Fleisch und Blut zurücktreten zu lassen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es würde gut sein, wenn wir jetzt noch ein wenig auf die symbolische Bedeutung dieser Geschichte eingehen könnten („Die Mutter Jesu“: im Bilde Israel! u. a. m.), aber es fehlt jetzt an Platz dazu. Bei einer anderen Gelegenheit wird, s. G. w., dieser Seite der Geschichte Rechnung getragen. - Maria mußte hier frühzeitig lernen, welcher Platz dem „Weibe“ gebührt, und daß sie für den Herrn Jesu, was Seinen Beruf anlangt, nicht Seine Mutter war. „Was ist dir und Mir gemein?“ kann man das Wort auch übersetzen, und so verliert es nach unserem Sprachgebrauch an Härte und zeigt doch deutlich die Abweisung einer Gemeinschaft, die nach Beginn von Jesu Berufstätigkeit nicht mehr statthaben konnte. Wie köstlich dann, daß Maria sich zurückweisen läßt, willig und ohne wankend zu werden in ihrer Liebe, während ihr Glaube wohl jetzt erst wirklich in ihrem Herzen Wurzel zu fassen beginnt.

Die Maria der Bibel hat der - einen unbiblischen Marienkultus pflegenden - katholischen Kirche manches zu sagen mit ihrem herrlichen Wort: „Was Er euch saget, das tut!“ (V. 5.)

Frage 17

Warum beschnitt Paulus den Timotheus? (Apgesch. 16,4) Wie stimmt das zu Gal. 5,1-4?

Antwort A

Paulus beschnitt den Timotheus, damit die Juden das Evangelium durch ihn hören und aufnehmen möchten, da die Juden mit jemandem, welcher einer anderen Nation angehörte, zu dieser Zeit nichts gemein haben wollten (Apgesch. 10,28).

M. K.

Antwort B

Oberflächlich betrachtet ist die Handlung des Apostels Paulus in Apgesch. 16,4 mit der Lehre in Gal. 5,1-4 nicht zu vereinen, und ist ein Widerspruch zwischen Handlung und Lehre. Doch nur scheinbar für solche, welche Einzelheiten aus dem Zusammenhang des Schriftganzen herausreißen und durch Vernunftschlüsse irregeleitet werden. Es ist manchmal schon gesagt worden, daß dunkle Schriftstellen nur im Lichte der ganzen Heiligen Schrift ausgelegt werden können. So auch hier.

Timotheus ist ein Kind gemischter Ehe: Der Vater ein Grieche, die Mutter eine Jüdin. Paulus findet Timotheus würdig, ihn auf seinen Reisen im Dienste des Evangeliums zu verwenden. Er nahm und beschnitt ihn um der Juden willen, aus Liebe zu dem Volke, deren Vorurteil begegnend, um auf alle Weise etliche für Christum zu gewinnen. 1. Kor. 9,20.21. Wie fern es ihm lag, dadurch die Gläubigen unter das Gesetz Moses zu bringen, ersehen wir aus Gal. 2,1-5.

In Gal. 5,1-4 bemüht sich der Apostel, den Gläubigen die Nutzlosigkeit der Beschneidung vorzustellen

und die Gefahr zu zeigen, welche mit der Unterwerfung unter das Gesetz verbunden war. Sie konnten nicht auf dem Werke Christi zur Gerechtigkeit ruhen und zugleich sich verAntwortlich machen, selbst die Gerechtigkeit nach dem Gesetz zu vollbringen. Er wendet sich ganz entschieden gegen die, welche ihnen den Gesetzesgehorsam predigten und dadurch der Freiheit in Christo berauben wollten: „... ich wollte, daß auch sie sich abschnitten, die euch aufwiegeln.“

R. B.

Antwort C

Ein Bruder sagte mir einst: „Um die Handlungen eines Bruders zu beurteilen, ist es nötig, die Beweggründe zu kennen, welche uns meistens entgehen.“ - So kommt es vor, daß ein Bruder durch etwas im Widerspruch zu stehen scheint mit seiner Lehre. In solchen Fällen, wenn die Tat nicht böse, sondern unbegreiflich ist, ist es gut, bevor man daraus einen Widerspruch folgert, Geduld zu haben, bis die Gesinnungen des Herzens geoffenbaret werden, was der HErr, der alles sieht, früher oder später tut, wenn es sich um Böses handelt. - Hier haben wir jedenfalls sofort anzunehmen, daß kein Widersprach besteht.

Den Beweggrund Pauli, als er den Timotheus beschnitt, finden wir in Vers 3 (Apgesch. 16): „Um der Juden willen“; also nicht um des Gesetzes willen. Wir wissen aus der Geschichte des Alten Bundes, wie die Juden die Unbeschnittenen verachteten und von ihnen nicht zu lernen hatten. Es ist klar, daß Paulus und Timotheus bei den Juden nicht Eingang erhalten hätten, wenn sie nicht Juden, gesetzmäßige Juden gewesen wären. Obgleich Paulus der Apostel der Nationen war, kann man aus Röm. 10,1; 11,14; 1. Kor. 9,20-23 ersehen, wie sehr es ihm auf dem Herzen lag, seinen Brüdern im Fleische die in Christo geschehene Erfüllung der Verheißung zu verkündigen. - Ja, mag man sagen, für Paulus selbst ist es begreiflich, aber warum Timotheus einer solchen Form zu unterwerfen? Beachten wir das enge Band zwischen Timotheus und Paulus. 1. Kor. 4,17; 1. Tim. 1,2; 2. Tim. 3,10.11. Wie ein Kind mit seinem Vater, so war Timotheus in Gemeinschaft mit Paulus; er war so eins mit dem Apostel, daß er, um Israel für Christum zu gewinnen und Eingang bei ihm zu haben, es der Mühe wert hielt, sich der Beschneidung zu unterwerfen, um dem HErrn mit Paulus in einem breiteren Gebiete zu dienen. Ist eine solche Gleichgesinnung vorhanden in den Versammlungen des lebendigen Gottes, zwischen jungen und alten Brüdern, oder hat der Geist dieses Zeitlaufs es schon vermocht, Kluften zwischen jungen und alten Brüdern zu graben?

Bei den Galatern aber war der Kern der Frage ganz anders. Sie waren im Begriff, die Beschneidung zu beobachten wegen des Gesetzes, als Gehorsam gegen dasselbe, als Rechtfertigungsmittel. (5,4.) Deshalb das scharfe Entgegentreten des Apostels. Paulus beschnitt Timotheus, um Juden aus der Herrschaft des Gesetzes herauszuziehen, während die falschen Lehrer den Galatern die Beschneidung auferlegten, um sie wieder unter diese Herrschaft zu stellen. Also standen tatsächlich die Beschneidung des Timotheus und die des Gesetzes sich ganz und gar entgegen.

Timotheus wie Paulus taten bei jener Gelegenheit, was jeder Knecht des HErrn tun soll, nämlich sich den Sitten des Voltes zuneigen, wohin der „HErr der Ernte“ ihn gestellt hat, sofern diese Sitten nicht sündhaft sind.

Leider entnehmen manche Christen aus dieser Stelle, man dürfe in der religiösen Welt bleiben, ja! wie die Welt bleiben, damit man etliche aus derselben erretten möchte. Vor falschen, verderblichen

Lehren, schriftwidrigen Überlieferungen und Gewohnheiten die Augen schließen, um etliche zu erretten. Sie gleichen Soldaten, die ihre Waffen ablegen, um in dem feindlichen Heere Gefangene zu machen; sie werden bald selbst gefangen sein. Wenn solche Christen ihr Herz vor dem HErrn im Lichte Seines Wortes prüfen, werden sie finden, daß ihr Herz solche Dinge liebt.

Geschwister, junge Geschwister, wie steht es um uns? Sind wir außerhalb des Lagers? (Hebr. 13,13.) Erkennen wir „die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden“? (Phil. 3,10.) Sind wir gute Kriegsleute Jesu Christi? (1. Tim. 1,18; 2. Tim. 1,8.) Beobachten wir Phil. 3,17 und 1. Tim. 5,17 und drängt uns die Liebe des Christus (2. Kor. 5,14)? Eine solche Untersuchung ist nie vergeblich, und wenn sie negative Ergebnisse ergibt, so laßt uns uns vor dem HErrn beugen und Ihm leben, der da sagt: „Siehe, Ich komme bald und mein Lohn mit Mir.“

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Mancher möchte vielleicht die Handlungsweise Pauli unbesonnen richten mit dem bösen Satz: „Der Zweck heiligt die (unheiligen) Mittel.“ Aber würde der Apostel wohl, um jemandem das Evangelium wirksam verkünden zu können, etwas getan haben, was mit der Schrift im inneren Widerspruch gestanden hätte? Sicher nicht! Nie hätte der Apostel sich selbst „offene Türen“ machen wollen auf einem bösen Wege, etwa indem er menschliche Systeme gutgeheißen und sich ihnen in einigen Punkten angeschlossen hätte. Unter allen Umständen ging er den Weg, den er den Korinthern predigt in 2. Kor. 6,14ff. Aber die Beschneidung war nicht durch menschliche Mache und Rücksichten auf Menschenmeinung entstanden, sondern sie war göttlich gewollt und eingeführt! Darum konnte Paulus da, wo es sich um die praktische Liebe zu seinem Volke handelte, den das Wort unter Juden predigenden Timotheus beschneiden. Und er wurde damit seiner Stellung in der Freiheit vom Gesetz keineswegs untreu. Aber in dem Augenblick, wo es sich um die Beschneidung als Stück des Gesetzes als Lehre handelte, das in Christo erfüllt war und dessen Annahme und Anerkennung die Gnade ungültig gemacht hätte (Gal. 2,21), da musste er gegen das Sichbeschneidenlassen mit der Strenge auftreten, die eines Apostels Jesu Christi würdig war. Die Liebe zu seinem Volk hieß ihn von seiner Freiheit Gebrauch machen und Rücksicht nehmen in einer Sache, deren Ursprung göttlich war, aber die Liebe zu Christum befahl ihm, da mit äußerstem Ernste zu verfahren, wo „das Evangelium des Christus verkehrt“ wurde (Gal. 1,7).

Frage 18

Welches Kommen meint Jesus in Matth. 16,28 und Joh. 21,22?

Antwort A

Ich dachte, Matth. 26,64 könnte da etwa Aufschluß geben, welches Kommen Jesus in Matth. 16,28 meint. Es ist also nicht das Kommen Jesu gemeint, auf das wir noch warten, sondern das Kommen Seiner Herrschaft vom Himmel her.

In Joh. 21,22 aber meint der HErr das Kommen, das auch wir noch erwarten. Nicht sagt ja der HErr, daß Johannes soll bis dahin leben bleiben. Er will offenbar nur sagen, daß es in Jesu Macht liege, wie

lange Er einen Seiner Jünger auf dieser Erde behalten wolle, und daß, wenn Er wolle, Er auch die Macht habe, ihn zu bewahren bis an jenen Tag.

K. E.

Antwort B

In Matth. 16,28 zeigen die zwei Ausdrücke „Sohn des Menschen“ und „in Seinem Reiche“, daß es sich um ein Kommen für die Erde handelt; dieses Kommen ist die besondere Erwartung des Volkes Israel, aber auch der ganzen Schöpfung (Römer 8,19-22; 2.Thess. 1,7-10).

Einige Worte über den Zusammenhang, in welchem wir gleichsam die Vorgeschichte zum 28. Vers finden.

In Kap. 16,13-20 sehen wir festgestellt, daß Jesus „der Christus sei“, der Gesalbte, der König (Ps. 2,6), was wir für diese Betrachtung vor Augen behalten wollen. „Von der Zeit an“ (Vers 21), das deutet den Anfang eines neuen Zeitabschnittes an, „begann Jesus ... zu zeigen, daß er ... vieles leiden, und getötet und ... auferweckt werden müsse“, also die Verwerfung des Königs; (vergl. Dan. 9,26a). - Im Verse 22, durch das Verhalten des Petrus, wird der Zustand des jüdischen Volkes geoffenbart, welches durch die Propheten die Notwendigkeit des Leidens Christi hätte wissen können, sie aber nicht verstand und noch nicht versteht (Luk. 24,7.25.26.44-46); Römer 10,14-21); in den letzten Zeiten wird dieses Volk wie auch die anderen Nationen vom Satan durch dessen Werkzeuge den Fürsten und den Antichristen völlig beherrscht werden (Dan. 9,26b; 11,32a.36-39; 2. Thess, 2,3-4.9; Offenb. 13,11-18). (Die Verse 24-26 sind ein Hinweis auf die große Drangsal von Dan. 11,33-35; 12,1; Sach. 13,9; Offenb. 13,15.) Dieselbe wird durch die Erscheinung des Sohnes des Menschen beendigt, der durch das Gericht alles in Ordnung bringt und die die Erde betreffenden Verheißungen erfüllt (Sach. 14,3.12ff.; 2. Thess. 2,8; Dan. 12,1-3; Mal. 4,1-3; Offenb. 19,20 - 20,6). Merken wir hier, daß, während in den im Alten Testament angeführten Stellen die Rede von dem Kommen für Israel ist, im Neuen Testament dieses Kommen den ganzen Erdkreis betrifft, welches mit Seinem Namen „Sohn des Menschen“ übereinstimmt.

Das im Verse 28 Gesagte wurde „nach sechs Tagen“ in einer Gesichts-Erscheinung vor den Augen von drei Jüngern erfüllt (Matth. 17,1-9). Der HErr wurde umgestaltet, und es erschienen und unterredeten sich mit ihm Moses und Elias. Moses, als erster, kündigte den Messias an (5. Mose 18,15.18). Elias erscheint unmittelbar vor Seinem Kommen als Letzter. (Mal. 4,5. Vergl. auch Frage 12, Seite 38 der „Gegens. Handr.“ 1913.) Ihre Erscheinung mit dem HErrn „nach sechs Tagen“ zeigt die Zeit der vollkommenen Vollendung aller Weissagungen, die in diese Zeitperiode fallen, vom Anfang (Moses) bis zum Ende (Elias) an. Dies geschah, oder besser, wird geschehen am Ende der 70. Woche von Dan. 9,24.

In Joh. 21,22 aber darf man wohl annehmen, daß die Rede vom Kommen des HErrn zur Entrückung der Kinder Gottes ist; dies stimmt auch mit dem Charakter dieses Evangeliums überein. In demselben findet man die Offenbarung „des Vaters“ durch „den Sohn“. Der Titel „Brüder“ (Vers 23) enthält das durch den Tod und die Auferstehung des HErrn gebildete neue Band der Verwandtschaft mit dem Vater (11,52; 20,17). Was ist aber die Erwartung der Brüder? Sicher nicht die Wiederherstellung des Reiches für Israel, denn inmitten dieses Volkes waren sie nun Fremdlinge. Ihr Weg geht jetzt gen Himmel, wohin der HErr ging. Sie erwarten nichts anderes als die Erfüllung von

Joh. 14,3: „Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen“, Obwohl der Tod in Joh. 21,22.23 nicht ausgeschlossen ist, wird doch gezeigt, daß, wenn der HErr will, wir nicht durch den Tod zu gehen brauchen (1. Kor. 15,51); dagegen zeigen die Worte in Matth. 16,28 „den Tod nicht schmecken, bis“, - daß der Tod bleibt für die „etlichen“, die diese Verheißung erhielten.

Bruder! Wir, die wir solche Hoffnung haben, lassen wir, ich und Du, die baldige Wiederkunft unseres HErrn unser Handeln und Tun beeinflussen! Laßt uns in Ihm bleiben, auf daß wir nicht beschämt werden bei Seiner Ankunft (1. Joh. 2,28). Diese Erwartung ist nicht nur ein Zustand, sondern eine Tätigkeit (1. Thess. 1,10; Phil. 2,12-16; Offenb. 22,11b). Möchten wir in Aufrichtigkeit des Herzens sagen dürfen: „HErr, Du weißt alles, Du erkennst, daß ich Dich liebe habe“ und „Ja, komm, Herr Jesus!“

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind hocherfreut über diese klaren Darlegungen, möchten sie vielen dienen. besonders auch denen, die noch leicht geneigt sind, alles, was von dem Kommen des HErrn gesagt ist, auf denselben Zeitpunkt zu beziehen. Herrliche Dinge liegen vor denen, die zu Seiner Gemeinde gehören, aber auch Israel hat Großes zu erwarten, wenn erst die Gemeinde entrückt ist zu Christo! Um so mehr sollten wir Gläubigen der Jetztzeit uns sehnen nach dem HErrn, damit Er Seine Pläne bald durchführen kann, die Er mit uns und mit Israel und der Welt hat!

 

 

Frage 19

Wie ist Judas V. 9 zu verstehen? (Vergl. 5. Mose 34,5.6!)

Antwort A

Der angegebene Vers heißt wörtlich: „Michael aber, der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses, wagte nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der HErr schelte dich!“ Um diesen Vers einigermaßen zu verstehen, ist es nötig, zuerst den Gedankengang des Judas dem Zusammenhang nach hervorzuheben. Judas hat ausgeführt, wie in die Gemeinden Menschen eingeschlichen sind, die in ihrer Frechheit es auch fertig bringen, Majestäten zu lästern. Da nun selbst Michael, der Erzengel, es nicht gewagt hat, den Teufel zu lästern, wieviel weniger dürfen sündige Menschen dies tun. Wir haben also auch als solche, die „errettet sind von der Obrigkeit der Finsternis“, (Kol. 1,13) kein Recht dazu, den Teufel, auch wenn er eine gefallene Majestät vorstellt, zu lästern. Nun fragt es sich: Wann hatte Michael, der Erzengel, den Wortwechsel mit dem Teufel? und: Weshalb diente der Leichnam des Moses als Unterlage für diese Auseinandersetzung? Erst ein paar Bemerkungen über Michael und den Teufel und dann die BeAntwortung der Fragen! Michael ist einer von den Engelfürsten nach Dan. 10,13, und zwar ist er der Schirmherr des Volkes Israel, der für sie streitet nach Dan 12,1. Aus Dan. 10,13.20 und 21 scheint hervorzugehen, daß die Engelfürsten auch über die Völker auf Erden gesetzt sind.

Der Teufel dagegen ist ein gefallener Engelfürst. Der HErr Jesus nennt ihn dreimal „Fürst dieser Welt“ Joh. 12,31; Joh. 14,30; Joh. 16,11, und Paulus redet Eph. 2,2 von dem Fürsten, der in der Luft

herrscht. Das kann nur der Teufel oder Satan (Off. 12,9) sein, der auch „Gott dieser Welt“ genannt wird (2. Kor. 4,4). Der Teufel gebietet nun nicht nur über Engel (Off. 12,7-9), sondern nach Eph. 6,12 auch über einen wohlorganisierten Staat, und zwar über „das Reich der Finsternis“. Durch die Sünde geriet der Mensch unter die Macht des Satans (Apgesch, 26,18), unter die Obrigkeit der Finsternis (Kol. 1,13). Da der Teufel auch die Gewalt des Todes besaß nach Hebr. 2,14, so gehören Sünde und Todesmacht, Sterben und Verwesung eigentlich in das Machtgebiet der Finsternis. In gewisser Weise hatte darum der Satan ein Recht auch auf den Leib des gestorbenen Sünders, ihn durch Kräfte des Verderbens aufzulösen in Erde und Asche, ihn verwesen zu lassen, da sich der Mensch hatte verführen lassen durch ihn zum Abfall, zum Ungehorsam gegen Gott.

Michael und der Teufel sind demnach zwei Gegner, die einander ebenbürtig sind. Dies geht auch aus Off. 12,7-9 hervor. Beide führen Engelheere an, der eine die Engel Gottes und der andere die gefallenen Engel (2. Petri 2,4 und Judä 6).

Die in Judä 9 angeführte Unterredung zwischen diesen beiden sich entgegenstehenden Engelfürsten muß nach dem Tode des Moses stattgefunden haben, da Michael und der Teufel streiten um den Leichnam des Moses, um den entseelten Körper. Also Moses war schon verstorben, wie wir's lesen 5. Mose 34,5.6. Moses ist nach dieser Stelle wirklich gestorben und nicht wie Henoch oder Elias entrückt worden in den Himmel. Der Teufel scheint nun bei dieser Gelegenheit den Leib des Moses für sich verlangt zu haben, als Fürst der Finsternis ihn mit Beschlag zu belegen; deshalb der Wortwechsel zwischen Michael und dem Teufel.

A. C.

 

Antwort B

Sehen sollte Moses das Land, aber nicht hineingehen, weil er Jehova nicht geglaubt hatte, als er, durch die Widerspenstigkeit des Volkes gereizt, unbedacht mit seinen Lippen redete (4. Mose 20,10; Ps. 106,32.33).

Er steigt hinauf auf den Berg Nebo, auf den Gipfel Pisga. Dort zeigt Gott ihm das Land; dann stirbt er in voller Lebenskraft „nach dem Munde Jehovas“ (5. Mose 34,5) und ward von Jehova begraben, so daß niemand sein Grab weiß.

Geheimnisvolle Dinge geschahen da. Der Widersacher, der Teufel, tritt dem Walten Gottes entgegen. Gott in Seinen Hoheitsrechten nimmt den Leib Moses, ihn zu begraben (wie es scheint durch die Hand Michaels), Leib und Grab gleichsam zu verbergen. Er will Leib und Grab nicht in der Hand der Menschen lassen. Der Widersacher will dies verhindern. Um den Leib findet ein Streit statt. Warum Gott so handelt - welche Absichten Satan mit dem Leibe hatte - die Schrift schweigt, und wenn sie schweigt, müssen auch wir lernen, zu schweigen, welche Gedanken wir auch haben mögen. Es genügt, zu wissen, daß Gottes Tun Güte ist und Satans Absichten Verderben sind.

So wie Jehova hier bereits Seine Souveränität über die Gebiete der Finsternis offenbarte, so wird es der HErr tun in der Stunde Seines Kommens, wenn Er gebietend in den Bereich der Macht des Todes hineinrufen wird und die Herausgabe der Leiber Seiner Entschlafenen fordert. Mit lauter Stimme forderte Er einst das Herauskommen Lazarus' zum irdischen Leben - mit „gebietendem Zuruf“ fordert Er dann die Leiber Seiner entschlafenen Heiligen, sie umzugestalten zur Gleichförmigkeit mit Seinem

Leibe der Herrlichkeit. 1. Thess. 4,16; Phil. 3, 21.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die Frage selbst ist eingehend behandelt. Es erübrigt nur, noch einmal auf den Zusammenhang der Stelle im Judasbrief hinzuweisen: V. 8-10 ist die Rede von einem der Kennzeichen dieser Zeit, dem Lästergeist, den „diese“ offenbaren! Michael hätte menschlichem Ermessen nach Grund und Recht gehabt, den Teufel zu lästern, und tat es nicht!, „diese“ aber lästern ohne Grund und Recht die Herrschaft - Christus vor allem! - Obrigkeiten, Würden, obrigkeitliche Gewalten dieser Zeit, die doch von Gott verordnet sind (Röm. 13,1) usw. Möchten wir, die wir wirklich Christi Eigentum sind, „diesen“ in keinem Punkte gleichen oder auch nur ähneln!

Frage 20

Matth. 11,11.12: a. Warum ist der kleinste im Himmelreich größer als Johannes der Täufer? b. Was heißt „Gewalttäter berauben es“ (Miniaturbibel)?

Antwort A

Bei der BeAntwortung dieses Wortes ist zu beobachten, daß das „Reich der Himmel“ einer ganz bestimmten Zeitperiode angehört und damit auch einen ganz bestimmten Charakter hat.

Das Matthäusevangelium enthält, was die Zeitperiode anbelangt, ein dreifaches Zeugnis (vergl. Kap. 3,2; 4,17 und 10,7), wonach das Reich der Himmel als eine demnächst beginnende Zeitperiode gekennzeichnet wird.

Die Bezeichnung Reich „der Himmel“ gibt auch den besonderen Charakter an und besagt, daß die Macht dieses Reiches, wenn es ausgerichtet ist, ihren Sitz in den Himmeln hat, wodurch zugleich auch die Verwerfung des Königs und Sein Sitzen zur Rechten Gottes angedeutet wird. Im einzelnen wird der Charakter dieses Reiches nach zwei Seiten hin im 13. Kapitel des Matthäusevangeliums vom HErrn Selbst gezeichnet, und zwar in seiner äußeren und inneren Gestaltung.

Über den Eingang in dieses Reich gibt der Herr Jesus in Joh. 3,3-5 eine überwältigend klare Belehrung, die Belehrung von der neuen Geburt und in Verbindung hiermit von der Gabe des Heiligen Geistes. Bei dieser neuen Geburt oder bei dem Eingehen in diesem Reich, was nur geschehen kann, wenn das Wort in der Kraft des Heiligen Geistes unseren Seelen nahe gekommen ist und wir so eines Lebens und einer Natur teilhaftig geworden sind, die einem solchen Reiche entsprechen, handelt es sich im letzten Grunde um die Unterwerfung von Seelen unter Christum, der Sich jetzt zur Rechten Gottes (in den Himmeln) befindet. (Vergl. Luk. 18,17.)

Was nun den Beginn oder die Aufrichtung dieses Reiches betrifft, gibt Luk. 16,16 eine außerordentlich klare Belehrung. „Das Gesetz und die Propheten waren bis auf Johannes; von da an wird das Evangelium des Reiches Gottes verkündigt.“ Mithin stand Johannes außerhalb dieses Reiches bezw. dieser Zeitperiode. Er, der größer war als alle Propheten, indem er das Vorrecht hatte, direkt auf den unter Israel weilenden König hinzuweisen, war doch kleiner als der Kleinste in dem „von da an“

kommenden Himmelreich.

Die Stellen in Luk. 21,29-31 und Apgesch. 1,3 in Verbindung mit Apgesch. 2,33-36 belehren uns klar, daß das Reich der Himmel zur bestimmten Zeit am Tage der Pfingsten durch das Zeugnis des vom Himmel herniedergesandten Heiligen Geistes eingeweiht wurde.

Die Worte in Matth. 11,12: „Gewalttuende reißen es an sich“ und in Luk. 16,16: „und jeder dringt mit Gewalt hinein“, will wohl die Tatsache feststellen, daß das Zeugnis von diesem Reiche einen jeden auf die Probe stellt. Hierzu mag nur das Wort aus dem Munde des HErrn in Luk. 14,25-27 in innerer Stille und Sammlung gelesen werden oder das vom reichen Jüngling in Matth. 19,16ff., Worte, welche klar bezeugen, daß zum Eingang in das Reich der Himmel jene heilige Energie des Glaubens nötig ist, die jedes Hindernis besiegt, um völlig für Den da zu sein, der ein unbedingtes Anrecht auf alle die Seinigen hat.

W. W.

Antwort B

Johannes war nicht größer seiner persönlichen Hingabe oder Treue wegen als alle von Weibern Geborenen, sondern der Stellung und des Dienstes wegen: vor dem Angesicht des HErrn herzugehen (Vers 10). Wer von Weibern Geborenen hat einen solchen Auftrag gehabt, auf wen ist solch hohe Würde gelegt?! Aber größer als er ist der, welcher im Reiche der Himmel ist. Dazu war neue Geburt, Leben aus Gott nötig. Deren Berufung und die diesen verliehene Herrlichkeit war nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit derer im Alten Bunde.

Der Vergleich der Größe liegt nicht auf der Linie der persönlichen Hingabe oder Treue, sondern auf der des verliehenen Dienstes und der Stellung und der damit verliehenen Würde.

Ein neues Zeitalter, eine neue Verwaltungsperiode der Wege Gottes begann. Das Zeitalter des Gesetzes und der Propheten war „bis“ auf Johannes (Luk. 16,16), von da an begann ein neues Zeitalter, das der Gnade. Die Güte Gottes bedeckt die, welche dieser Verwaltungsperiode angehören, mit Segnungen und Würden (Könige und Priester usw.), die so groß sind, daß der Kleinste im Reiche der Himmel größer ist als der Größte der früheren Zeitalter, der dies Reich mit seinen Segnungen nur ankündigte.

Das Reich war noch nicht aufgerichtet, es war zunächst nur erst in der Person des Königs da und in der Verkündigung. Dadurch aber war der Weg für jeden geöffnet, in das Reich einzugehen und dem König zu huldigen. Die Führer des Volkes wollten Ihn aber nicht als König und nannten Ihn Beelzebub (Matth. 10,25). Sie versperrten gleichsam den Weg zum König und damit zum Eintritt in die Untertanenschaft Seines Reiches. Kap. 10,28ff. zeigen uns etwas von den Dingen der Wegsperrung; der HErr ermutigt sie, die Furcht vor dem Tode und den Verlust von Vater und Mutter zu überwinden. Wenn ein solcher Widerstand zu überwinden war, um in das Reich einzugehen, so verstehen wir, daß Gewalttuende es an sich reißen. Es ist ein Kampf, der der ganzen Gewalt und Kraft des Glaubensansturms bedurfte und heute noch bedarf!

v. d.. K..

 

Anmerkung des Herausgebers

Der unseres Erachtens durchaus unrichtigen Übersetzung der Miniaturbibel: „Gewalttäter berauben es“ liegt vielleicht die Vorstellung zugrunde, daß die Gewalttäter die Pharisäer und Schriftgelehrten sind, die durch ihre wegversperrende Tätigkeit das Himmelreich schädigen, indem sie es um solche Menschen berauben, die gerne hineingehen möchten (vergl. Matth. 23,13). - Wir glauben dagegen, daß der Satz so zu übersetzen ist: „... bis jetzt dringt das Himmelreich mit Gewalt herein (d. h. das Alte wird mit Gewalt verdrängt und das Neue nimmt dessen Platz ein), und die Gewalttuenden“ (Stürmer!) - und nur diese! - „reißen es an sich.“ Dazu würde der weitere Verlauf des Kapitels auch passen: „Dieses Geschlecht“ (Vers 16) ergreift es nicht, aber „den Unmündigen ist es geoffenbart“ (V. 25) und „die Mühseligen und Beladenen“ kommen zu Ihm! (V. 28.)

Frage 21

Wie ist 1. Kor. 15,29 zu verstehen: „Für die Toten getauft werden?“

Antwort A

Las neulich, daß in einer „neuapostolischen Gemeinde“ sich jemand hat für Bebel „versiegeln“ lassen. Was für ein Unfug und gotteslästerlicher Brauch! Und nun denken einige Ausleger, daß in der ersten Christenheit sich Gläubige hätten für, d. h. zugunsten schon Verstorbener, taufen lassen. Ja, welchen Sinn soll denn das haben? Etwa, daß nun die schon Verstorbenen durch solche Taufe Wiedergeburt und ewiges Heil erlangen würden? Oder was? Hätte Paulus solchen Brauch als beweiskräftig für die Auferstehung hingestellt? Ich glaube, er hätte entschieden davor gewarnt.

Denke mir die Sache so: Es gab je und dann Menschenkinder, die sich, wie das auch heute noch vorkommt, auf dem Krankenbett bekehrten. Man sah, daß eine leibliche Gesundung nicht mehr zu erwarten war. Da ließen sie sich todkrank, wie sie waren, noch taufen - und bezeugten damit, daß sie zu Christo gehörten. Zwar nicht mehr für dieses Leben; denn sie hatten nur noch den Tod zu erwarten. So bezeugten sie damit, daß sie, da sie nicht mehr im Leben zu Ihm stehen konnten, im Tode zu Ihm stehen wollten. Also, sie wurden getauft nicht zum Leben, oder für die Lebendigen, sondern zum Tode, oder für die Toten. Im Hingehen zu den für diese Welt Toten bezeugten sie allen, die es glauben wollten: Wir leben dem HErrn!

K. E.

Antwort B

„Für die Toten getauft werden“ ist das äußere Bekenntnis, daß man sich nicht mehr als lebendig achtet, sondern als tot, begraben; d. h. man wird, sozusagen, für die in einem Friedhofe schon begrabenen Toten gewonnen, ihnen beigezählt. Das können nur die tun, welche ihrer selbst überdrüssig sind, ein neues Leben beginnen wollen, ein Leben der Auferstehung, wofür das Sterbliche den Toten überlassen werden soll (Luk, 9,10). Derjenige, der sich taufen läßt, tut es mit der gewissen Hoffnung, an der leiblichen Auferstehung Teilhaber zu werden, von der Christus der Erstling ist; im Glauben kommt er der Zeit zuvor, da er dem Leibe nach sterben und auferstehen wird, um jetzt schon, in der Kraft der Auferstehung (Phil. 3,10), als ein neuer Mensch in Christo zu

leben, denn „Christus ist die Auferstehung und das Leben.“ Wenn man die Auferstehung leugnet, wird die Taufe ein Unsinn, vielmehr eine verdammliche Tat, denn sie würde die Darstellung nur eines eigenwilligen Todes, eines Selbstmordes sein. Derjenige, der, wie etliche Korinther, ein Stück der Wahrheit angreift, macht sein christliches Leben und Handeln zum Unsinn. Gott bewahre uns davor! Er sei gepriesen! denn Seine Wahrheit ist an sich selbst unantastbar (2. Kor. 13,8).

R. W. D.

Antwort C

Die Stelle lautet: „Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft werden, wenn überhaupt nicht Tote auferweckt werden.“ Nach einer anderen Lesart heißt es auch, „an Stelle der Toten getauft werden.“ Dieser Vers lehnt sich eng an Vers 19 im gleichen Abschnitt an, wo Paulus sagt: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christum Hoffnung haben, so sind wir elender als alle Menschen.“ Er wollte damit ausdrücken: Wenn wir vorgeben, Christo anzugehören, und vielleicht sogar durch die Taufe bekannt haben, daß wir mit Christus begraben sind, dann müssen wir auch bereit sein, in die Fußstapfen der Zeugen einzutreten, welche ihr Zeugnis mit dem Tode besiegelt haben. So ist dieses Getauftwerden für die Toten, oder an Stelle der Toten, ein Eintreten in die Nachfolge Dessen, der Sein Leben für uns dahingab, und ein Willigwerden, auch mitgeopfert zu werden gleich denen, die um des Zeugnisses willen ihr Leben gelassen haben. Wenn wir das Leben des Paulus betrachten, wie es ein Leben voll Kampf und Leid war (vergl. 2. Kor. 4,10), so sehen wir, daß er fortwährend in Gefahr, aber auch allezeit willig war, das Zeugnis für Jesum mit seinem Tode zu besiegeln (vergl. 2 Kor. 1,8). Aber nicht nur Paulus, sondern jeder treue Bekenner des HErrn gibt durch sein Zeugnis und seinen Wandel einer gottfeindlichen Welt den überzeugenden Beweis von der Gewissheit der Auferstehung aus den Toten. Dieses Zeugnis war in den Tagen des Paulus mehr als heute mit dem Tode verknüpft, und ein Gläubiger mußte allezeit bereit sein, das Leben für seinen HErrn oder um seines HErrn willen hinzugeben. Die Zeiten können wiederkehren, dann bedarf der einzelne Gnade vom HErrn, diese Taufe zu verwirklichen. Wenn wir das Ganze noch einmal kurz ausdrücken, so heißt „für die Toten getauft werden“ oder „an Stelle der Toten getauft werden“: Ein Christ werden und dieses durch die Taufe bekennen vor der Welt, um dann auf den Platz der Zeugen zu treten, die ihr Zeugnis mit dem Tode besiegelt haben.

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn wir die vorliegenden Antworten lesen, so scheint es ein Leichtes zu sein, diese in der Schrift ja einzigartige Stelle richtig zu deuten. Und doch gibt es nach des gläubigen Schriftforschers J. A. Bengels Wort eine solche Menge von Erklärungen über diese Stelle, daß derjenige, der nur eine Aufzählung derselben anfertigen möchte, schon eine ganze Abhandlung schreiben müßte. Man vergl. hierüber die Mitteilungen auf Seite 16 des in mancher Hinsicht höchst beachtenswerten Buches von J. Warns über „Die Taufe“.1 Aber ob nun diese Stelle im Sinne obiger Antworten gedeutet werden muß oder ob andere Deutungen mehr Wert haben, ob das griechische Wort ύπέρ (hyper) mit „für“ oder „über“ oder „anstatt oder „hinsichtlich“ übersetzt wird, eins bleibt in jedem Fall sicher und kommt ja auch in obigen, uns ziemlich befriedigenden Antworten deutlich zum Ausdruck: der Apostel hat in der Heranziehung dieser als Beispiel den damaligen Lesern seines Briefes genugsam bekannten

1

Nur ausnahmsweise bringen wir in der „Handreichung“ einmal eine Bücherempfehlung; aber wir hoffen, mit dieser auch eine „Handreichung“ zu tun. Das Buch ist erschienen beim Christl. Verlagshaus Wiegand & Co., Homburg v. d. H., zum Preise von 3 Mk. (geb. 4 Mk.).

Handlungsweise einen geradezu unanfechtbaren Beweis dafür gefunden, daß Tote auferstehen. Das ist der bleibende Hauptwert dieser Stelle auch für die Leser derselben, denen der Sinn nicht mehr so leicht verständlich ist!

1

Nur ausnahmsweise bringen wir in der „Handreichung“ einmal eine Bücherempfehlung; aber wir hoffen, mit dieser auch eine „Handreichung“ zu tun. Das Buch ist erschienen beim Christl. Verlagshaus Wiegand & Co., Homburg v. d. H., zum Preise von 3 Mk. (geb. 4 Mk.).

Frage 22

Was ist in Luk. 2,35 unter dem Schwert zu verstehen, das Marias Seele durchdringen wird? (Finden wir in Luk. 2,48 schon eine Antwort Dafür? Vielleicht auch in Joh. 2,3.4?)

Antwort A

Hohe Ehre war Maria als Mutter Jesu zuteil geworden. Aber sie sollte lernen, daß Er, der Sohn Gottes, ihr Heiland und Erretter werden sollte. Durch das Schwert, das mehr als einmal durch ihre Seele ging, wurde sie nicht allein vor Überhebung bewahrt, es wurde dadurch auch ihre Stellung zum HErrn und der Gemeinde gekennzeichnet.

Zum erstenmal durchzuckte sie dieser Schmerz, als sie die Worte vernahm in Luk. 2,49. Sie dachte, ihr Vorwurf: „Warum hast Du uns das getan“ sei gerechtfertigt, und erfährt nun, daß sie solchen verdient hatte, und daß, wenn Er auch ihr Sohn, Er zugleich ihr HErr sei.

Tiefer geht das Schwert durch ihre Seele bei der Hochzeit zu Kana. Mehr und mehr muß sie sich äußerlich von Ihm lösen. Das scheinbar harte Wort: „Weib, was habe Ich mit dir zu schaffen“ sagte ihr: „Es ist ein höherer, Mein Vater, auf Dessen Wink Ich warte“ (Joh. 4,34).

Noch gewaltiger wurde die Kluft, als sie aus Seinem Munde hörte, daß, wer den Willen Gottes tue, Seine Mutter, Brüder und Schwestern seien. Aber die schwerste Zeit war, als man das „Kreuzige“ über Ihn rief und Ihn nach Golgatha führte. Dort löst Er völlig das äußere Band durch die Worte: „Weib, siehe, das ist dein Sohn.“ Dort schaute sie in Ihm das Lamm Gottes, das der Welt und auch ihre Sünde wegtrug.

L. Th.

Antwort B

Maria sah Jesum so, wie ihr der Engel bei der Geburtsverkündigung gesagt hatte. Sie sah in Ihm den König, der das Reich Israel wieder aufrichten sollte, der der Sohn des Höchsten genannt und dem Gott den Stuhl Seines Vaters David geben wird; deshalb verstand sie die Worte, die Gott durch Simeon sprach, nicht.

Als sie Jesum am Kreuze sah, da ging das Schwert durch ihre Seele - alle ihre Hoffnungen waren dahin. Jesus sah ihren Schmerz, und Er wies auf Johannes hin, der nun ihr Sohn sein sollte. Dies alles sah Simeon im Geiste zuvor, und davon sprach er.

A. T.

Anmerkung des Herausgebers

Wir weisen noch hin auf den ganzen Vers dieser prophetischen Rede Simeons. Die Überlegungen der

Herzen sollten durch Jesus offenbar gemacht werden, und auch durch Marias Seele sollte das Schwert gehen. Wodurch werden der Menschen Herzen offenbar? Durch das Wort. Das Wort wird in der Schrift mehrfach mit einem Schwert verglichen, so z. B. in Eph. 6 und in Hebr. 4,12.13! Christus aber ist das fleischgewordene Wort! (Joh. 1,14.) Und wahrlich: was Er redete, und was Er war in dieser Welt - oftmals wird beides zusammen wie ein Schwert gewesen sein, mit dem, wenn sie davon Kunde bekam, das arme, menschlich unverständige Mutterherz der Maria durchbohrt wurde (vergl. z. B. auch Worte wie Matth. 10, 34-39), und wodurch die törichten Überlegungen ihres Herzens offenbar wurden. - Aber sie lernte glauben an Ihn (vergl. Joh. 2,5), und auch sie war später bei der kleinen Schar auf dem Obersaal (Apgesch. 1,13.14) und durfte glücklichen Herzens warten auf die Erfüllung Seiner Verheißung!

Persönliche Worte an unsere Freunde!

Mit innigem Dank gegen den HErrn und Sie alle lassen wir diese Nummer hinausgehen. Wir haben eine größere Reihe von Fragen behandelt als sonst. Wir mußten es, um mit der Fülle des vorhandenen Stoffes zu räumen. Es gehen so viele Fragen und so reichlich Antworten ein, daß es nur auf dem diesmal eingeschlagenen Wege möglich ist, bei dem gegenwärtigen Umfang des Blattes den Überfluß an Stoff zu bewältigen. Es wird uns sehr schwer, die Antworten in dieser Weise kürzen zu müssen, aber wer einmal einen Blick in die Schwierigkeiten unserer Redaktionsarbeit getan hat, gibt uns recht, daß keine andere Möglichkeit vorhanden ist. Gelegentlich werden einzelne freundliche Mitarbeiter nur sozusagen „Blätter und Blüten“ aus ihren Einsendungen wiedersehen. Sie mögen uns dies nicht verargen, sondern die Zwangslage erkennen, in der wir uns befinden! Möchten unsere geliebten Mitarbeiter aus diesem allem lernen, sich künftig so kurz wie irgend möglich zu fassen! Wirklich schwere Fragen werden auch in Zukunft eingehendere Antworten finden.

Aufmerksame Leser des Blattes werden auch bemerken, daß Fragen beAntwortet sind, die gar nicht veröffentlicht waren. Wir haben auch diesen Weg als nötig ersehen, um leichtere und doch für die Allgemeinheit nicht unwichtige Fragen, beAntwortet durch bekannte Mitarbeiter, dem Leserkreis vorlegen zu können.

Wenn wir den Umfang des Blattes verdoppeln könnten, so würde es vielleicht leichter sein, die Artikel so zu veröffentlichen, wie sie eingesandt werden. Aber dann müßte der Preis der „G. H.“ auch wenigstens doppelt so hoch sein wie jetzt, übersteigen doch auch beim jetzigen Umfang noch die Herstellungskosten des Blattes die Einnahmen so bedeutend, daß wir nur immer wieder bitten können um Unterstützung in der Verbreitung desselben.

Aber der HErr segnet uns fortgesetzt. Ihm sei Dank und Lob! Seien Sie alle Ihm befohlen mit 1. Thess. 5,15-17

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang April 1914.

Gruß an den Leser:

Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen,

Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ 2. Chron. 16,9.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 23

Warum verlangte Gott die Tochter Jephthas als Brandopfer? Richt. 11,31.34ff.

Antwort A

Nirgends ist davon die Rede, daß Gott das verlangt. Stellen wir uns doch die Situation recht vor. Israel war in Not, Die Ältesten Israels riefen Jephtha und machten ihn zum Obersten. Gott erfüllte (11,29) den Jephtha mit Seinem Geist; denn Er wollte dem geplagten Volke helfen. Er, der große Gott, hätte auch sicher geholfen, ohne daß Jephtha nun (V. 31) das Gelübde aussprach. Denn wenn Gott helfen will, macht Er Sich nicht abhängig von Versprechungen der Menschen.

Ob nun Jephtha seine Tochter als blutiges Brandopfer dargebracht, wie viele glauben, oder ob er sie nicht geschlachtet, sondern sie zum Dienst des Heiligtums und damit zur Jungfrauschaft bestimmt und dadurch sich und sein Haus um die Möglichkeit seines Fortbestehens gebracht hat - wie ich glaube - soviel ist ganz klar: Gott hat kein blutiges Menschenopfer gefordert, hier nicht und nie! (Aus jener irrigen Annahme stammt vielleicht auch die irrige Annahme der Ritualmorde.)

K. E.

Antwort B

Röm. 15,4: „denn alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben“, gilt auch für Richter 11.

Jephtha, von Gott ersehen zum Helfer in der Not Israels, war ein tapferer Held, aber ohne Erkenntnis Gottes bezüglich der Gedanken Gottes über Sein Volk. Jephtha stand nicht auf der Höhe des Glaubens wie Abraham (1. Mose 22,2). Jephtha handelte ohne Glauben;

er wollte einen Vertrag mit Gott machen, wie einst Jakob (1. Mose 28,20).

Jephtha tat ein Gelübde. Gott hat dies Gelübde nicht gefordert, Er überläßt aber den Jephtha der VerAntwortlichkeit und den Folgen seines Gelübdes.

Jephthas Tochter bezeugt gewissermaßen mehr Glauben, sie unterwirft sich jedoch freiwillig dem durch Unbesonnenheit und Unglauben ihres Vaters getanenen Gelübde, und V. 39 vollzieht Jephtha sein Gelübde.

Solche Berichte, wie auch dieser Bericht aus der Richterzeit, haben für uns insoweit Wert und

Bedeutung, als wir darin einzelne Charakterzüge Gottes und unseres Herrn Jesu Christi erkennen.

Jephtha stellt sich auf den Boden des Gesetzes und gesetzlicher Werke. Gott aber handelt aus freier Gnade mit den Menschen, ohne die Bedingung der Gegenverpflichtung von seiten des Menschen. Jephtha handelt in Unbesonnenheit, Gott aber hat nach Seinem vor Grundlegung der Welt bestimmten Ratschluß gehandelt und seinen eingebornen, geliebten Sohn hingegeben zu unserer Errettung, und Jesus, unser HErr und Heiland, ist gekommen, wie geschrieben steht Hebr. 10,7-9.

F. B.

 

Anmerkung des Herausgebers

Wir freuen uns dieser Antworten. Sie zeigen klar, was es ist um übereilte Gelübde! Wir Gläubigen, die wir auf dem Boden der Gnade und der Freiheit stehen, sollten überhaupt keine Gelübde tun, weil Gelübde stets etwas von dem Charakter des Gesetzes an sich tragen! Wenn nun jenes übereilte Gelübde auf wirklichen blutigen Opfertod Bezug hat, so hätte ein Mann, von dem der Geist Gottes Besitz ergriffen hatte, um ihn zum Segen Seines Volkes zu gebrauchen, doch in der Erkenntnis, daß Gott keine blutigen Menschenopfer wolle (1. Mose 22,12), sein Gelübde zurücknehmen müssen. Und diese Erwägung in Verbindung mit V. 38-40 veranlaßt uns, anzunehmen, daß es sich nicht um ein blutiges Opfer handelte, sondern darum, den Sinn des Brandopfers zu erfüllen: Ein Opfer des Lebens für Jehova zur Annehmung darzubringen.

Daß Jephthas Tochter ihre Jungfrauschaft beweint, wenn sie im Tempeldienst lebenslänglich bleiben soll, also unverheiratet sein und nie Kinder - die Sehnsucht besonders jeder jüdischen Frau - haben soll, ist dann auch verständlicher. Außerdem steht ja auch nicht da, daß Jephtha sie wirklich blutig geopfert hat. Dennoch bleibt auch uns die Stelle etwas dunkel. - Jedoch können wir keinesfalls sagen, daß Gott die Tochter Jephthas als Brandopfer verlangt hätte!

Frage 24

Wie hat sich ein Christ nach Röm. 13,1-7 der Obrigkeit gegenüber zu verhalten und darf er Kriegsdienst tun?

Antwort A

Paulus will die Gläubigen vor gefährlichen Verirrungen bewahren. Sie betrachten sich mit Recht als Glieder des Gottesreiches im Gegensatz gegen die heidnische Welt. Dieser Gegensatz bezieht sich aber nur auf die Herzensstellung, nicht auf die in der Welt bestehenden Verhältnisse. In diesen nur das Reich des Satans zu sehen ist falsch und irreführend. Vielmehr bestehen auch in der Welt göttliche Ordnungen, denen sich alle Menschen, auch die Christen, zu unterwerfen haben. Das gilt besonders von der staatlichen Obrigkeit und den damit verbundenen gesetzlichen Ordnungen.

Die hier ausgesprochene Lehre von der Obrigkeit und dem gottwohlgefälligen Verhalten gegen sie war damals allen Heiden- und Judenchristen ganz neu und unerhört und wird leider auch heute von vielen Gläubigen nicht verstanden. Der Apostel zeichnet hier in gewaltigen Zügen das wahre Verhältnis der Christen zu ihrer Obrigkeit und beider Verhältnis zu Gott.

Die Obrigkeit, welche bei anderen Menschen, welche keine Christen sind, als etwas Menschliches gilt, das in der Willkür der Menschen seinen Grund habe und durch diese Willkür auch wieder verändert und aufgehoben werden könne, ist dem Christen etwas ganz anderes, nämlich eine Anstalt Gottes zur Beförderung der menschlichen Wohlfahrt und also etwas Heiliges, Unverletzliches, Unveränderliches. Das Wort Gottes befiehlt Gehorsam in allen Dingen, die nicht nachweisbar gegen das Wort Gottes sind, und es erklärt die Widersetzlichkeit und Untreue gegen die Obrigkeit für ein Widerstreben gegen Gott, das er nicht ungestraft lassen werde. Sogar von der damaligen (Kaiser Nero in Rom) wie von jeder anderen Obrigkeit gilt das Wort: „Sie ist Gottes Dienerin“, sie hat ihre Macht und Autorität von Gott, selbst wenn sie auf ungerechte Weise zur Herrschaft gelangt ist und ungerecht handelt. Sie ist dafür Gott verAntwortlich - eine sehr ernste VerAntwortung! -, und Kinder Gottes sollen für sie beten (1. Tim. 2,1), daß sie sich dieser VerAntwortung bewußt werde und Gott wirklich diene, dürfen ihr aber nicht um ihrer Unvollkommenheit und Ungerechtigkeit willen, etwa, weil sie die Christen verfolgt, den Gehorsam verweigern, es sei denn in Dingen, welche gegen Gottes Wort sind (Apgesch. 4,18.19; 1 Petri 2,13.14).

Zu diesen Dingen wird nun von vielen Gläubigen der Militärdienst gerechnet. Sie sagen, ein gläubiger Christ dürfe nicht Soldat sein, weil Gott sage: Du sollst nicht töten!

Daß aber dieses Gebot sich nicht auf das Töten im Kriege beziehen kann, geht schon daraus hervor, daß Gott Selbst Seinem Volke den Ausrottungskampf gegen die Kanaaniter befiehlt (z. B. 4. Mose 33,52.55; Jos. 6,17; 7,24 bis 26; 1. Sam. 15,1-3). Gott kann Sich ja nicht Selbst widersprechen. Vielmehr bezieht sich dies Gebot auf das Verhalten des einzelnen zu seinem Nächsten, wie auch Matth. 5,39. Die Pflicht und das Recht der Obrigkeit, die Todesstrafe zu vollziehen, geht aus Röm. 13,4 hervor: „sie trägt das Schwert nicht umsonst“, vergl. 1. Mose 9,6.

Wie aber ist Matth. 26,51.52 zu verstehen? Manche sagen, dies Wort bedeute, daß ein Jünger Jesu überhaupt keine Waffe in die Hand nehmen, also auch nicht Soldat werden dürfe. Hat Jesus das sagen wollen? Keineswegs! Joh. 18,11 zeigt, welche Bedeutung das Wort Jesu hat: „den Kelch, den Mir der Vater gegeben hat, soll Ich den nicht trinken?“ Petrus hatte seinen geliebten HErrn mit dem Schwert befreien wollen. Das mußte der HErr ihm wehren. Er mußte und wollte ja leiden und sterben. Hätte er dem Tod entgehen wollen, so hätten die himmlischen Heerscharen zu Seiner Verfügung gestanden, aber er bedurfte zu Seiner Rettung und zur Wahrung Seiner Ehre keines menschlichen Schwertes. Die Seinen aber sind berufen, Seinen Fußstapfen nachzufolgen: 1. Petri 2, 21-24.

Der Sinn der Worte des HErrn zu Petrus ist also der, daß Seine Jünger nie mit irdischen Waffen ihren Glauben verteidigen, nie mit dem irdischen Schwerte für die Wahrheit Gottes und das Zeugnis des Evangeliums kämpfen, sondern in den Fußstapfen des HErrn unschuldig leidend Gott alles anheimstellen sollen, im Vertrauen, daß Er Seine Sache zum Siege führen werde. Dies war der Weg aller wahren Glaubenszeugen. Auch Offenb. 13,10 warnt vor der Verteidigung des Glaubens mit irdischen Waffen. Das Schwert der Gläubigen ist das Wort Gottes. Wo die Gläubigen zur Verteidigung ihres Glaubens zum irdischen Schwert griffen, sind sie durchs Schwert umgekommen. Dies lehrt die Kirchengeschichte.

Dies Wort Matth. 26,52 hat also gar keinen Bezug darauf, ob ein gläubiger Christ irdischen Kriegsdienst tun darf. Hier ist nicht die Rede von Schwert und Kampf für das irdische Vaterland. Wäre letzteres der Fall, so hätte der HErr sicherlich dem Hauptmann von Kapernaum und dem Hauptmann

Cornelius kundgetan, daß sie ihren militärischen Platz aufgeben sollten. Jedoch davon weiß die Bibel nichts.

Die Meinung, daß ein Christ nicht Soldat werden oder bleiben dürfe, rührt meines Erachtens daher, daß man sich unter Gesetz stellt und seine Stellung in Christo noch nicht versteht. Denen, die in Christo sind, gilt das Wort: „alles ist euer, ihr aber seid Christi“, und sie haben das Vorrecht, alles für Jesum zu tun. Kol. 3,17.23-24.

Noch leben wir nicht in dem Zeitalter der Herrschaft des Messias, in welchem die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu Winzermessern schmieden werden, wo nicht mehr Nation wider Nation das Schwert erheben und sie den Krieg nicht mehr lernen werden (Jes. 2,4); sondern wir leben noch in dem „Zeitalter des Menschen“ oder der Herrschaft des Fürsten dieser Welt, wo die Christen als Lichter scheinen sollen inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlecht, darstellend das Wort des Lebens - auch als Soldaten in der Armee und im Kriege - bis der HErr kommt!

Chr. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie klar, wie einleuchtend ist dies alles für ein nur noch die Schrift gelten lassendes Kind Gottes! Aber wie schwierig wird diese Frage, wenn man sie betrachtet in - leider von vielen Gläubigen aus ihrer Zeit „ohne Gott in der Welt“ mit hinübergeretteter - sozialdemokratischer Gesinnung! Wir hörten kürzlich von einem sonst treu zum Wort stehenden Bruder, daß er gesagt habe: „wohl die meisten Kinder Gottes sind mehr oder weniger Sozialdemokraten“. Wie entsetzlich ist solch ein Wort! Welch ein Widerspruch gegen Röm. 13,1ff.; 1. Petri 2,13ff.; Luk. 20,25 und auch gegen Matth. 5,14ff. Wie wenig entspricht dies der Gesinnung von 1. Tim 2,2ff.! Denn wie kann man dies Gebot erfüllen, wenn man seine eigene VerAntwortung für die Aufrechterhaltung der von Gott eingesetzten staatserhaltenden Einrichtungen (Königtum, Obrigkeit, usw.) nicht kennt oder gar ableugnet, was ja eines der Merkmate der Sozialdemokratie ist, ganz abgesehen davon, daß sie auch gott- und christentumsfeindlich ist. Und da bis jetzt noch jeder ganze oder halbe Sozialdemokrat sich für unendlich viel klüger und - für besser hält als die Männer sind, „die in Hoheit sind“, so sollte schon diese Tatsache es den Christen unmöglich machen, auch nur innerlich dieser staatsverderblichen und das Wohl des Landes, in das Gott uns hineingestellt hat, untergrabenden Geistesrichtung - aber nicht des Heiligen Geistes! - sich anzuschließen! Und man vergesse doch nicht, daß es gegenwärtig irgendwo nicht leicht schlimmer aussehen und zugehen kann, als es unter der Herrschaft eines Nero zuging, und doch wurden gerade damals obige Schriftworte den Gläubigen gegeben! Freilich ist die Sünde heute nicht weniger mächtig, und daher läßt jede obrigkeitliche Verwaltung zu wünschen übrig, aber gibt uns dies ein Recht, uns, wenn auch meistens wohl innerlich, dagegen aufzulehnen? (Mancher spielt gleichsam mit dem Gedanken, er sei sozusagen Sozialdemokrat!) Der HErr sieht das Herz an, Bruder! Was sieht Er in Deinem Herzen in puncto Stellung zur gottgegebenen Obrigkeit und ihren Anordnungen? „Seid nicht gleichförmig dieser Welt“ (Röm. 12,2)!

Zu diesen Anordnungen gehört aber unseres Erachtens auch die Militärdienstpflicht. Wir unterschreiben durchaus, was in der vorigen Antwort über das Töten gesagt ist. Und man bedenke doch, daß die VerAntwortung für alles, was König und Obrigkeit anordnen, sie auch nur selber tragen.

1

Politik, auch Sozialpolitik, brauchen wir Christen trotzdem nicht zu treiben und sollen es nicht! (2. Tim. 2,4!) Wir geben unsere Stimme einem Manne statserhaltender Richtung. Unterläßt der einzelne dies, so haben um seinetwillen die staatsniederreißenden Mächte eine Stimme Vorsprung! Der Herausgeber.

Wenn z. B. die vom Volk gezahlten Steuern falsch verwendet werden, wir Christen brauchen uns darüber nicht aufzuregen! Denn wir geben diese Gelder aus Gehorsam gegen die uns von Gott verordnete Obrigkeit; andere, z. B. politische Gründe sollen für uns keine Rolle spielen. Und wenn ein Krieg geführt wird, so erfüllen wir unsere Dienstpflicht wiederum aus Gehorsam gegen eine gottgegebene Obrigkeit, die diesen Krieg für wichtig um des Staates Wohlfahrt willen ansieht. Wir geben dem Staat und dem uns von Gott gesetzten Oberhaupt derselben unsere Kräfte moralischer Art - z. B. bei den für die Wohlfahrt des Staates, in den Gott uns hineinstellte und dessen Vorteile wir genießen, nötigen Wahlen!1 - wie auch körperlicher Art. Und wenn gesagt wird, die Schrift rede nicht vom Militärdienst, so ist dieser Einwand hinfällig, wie schon Antwort A zeigt. Und außerdem gab es in römischer Zeit keine allgemeine Dienstpflicht, die vom Staat eingeführt war; im Söldnerheere dienen braucht nur, wer will! Röm. 13,1ff. und 1. Petri 2,13 reden so deutlich, daß es für geistlich Gerichtete nicht schwer sein sollte, zu sehen, was alles zu den obrigkeitlichen Verordnungen gehört, denen ein Christ sich zu unterziehen hat, und zwar demütig („unterwerfet!“), also ohne auch nur im Herzen sich zu widersetzen oder zu murren. Und wenn einer kürzlich Matth. 26,52 heranzog als Wort gegen den Militärdienst, so zeigt er nur, daß man mit der Melhode des Herausreißens von Schriftworten aus dem Zusammenhang alles beweisen kann, was man will. Geistlich ist dies nicht!

1

Politik, auch Sozialpolitik, brauchen wir Christen trotzdem nicht zu treiben und sollen es nicht! (2. Tim. 2,4!) Wir geben unsere Stimme einem Manne statserhaltender Richtung. Unterläßt der einzelne dies, so haben um seinetwillen die staatsniederreißenden Mächte eine Stimme Vorsprung! Der Herausgeber.

Wir danken unserem Gott für jede Möglichkeit, die heute im Zeitalter der Sünde und des Menschen noch vorhanden ist, um auch im Soldatenstand den HErrn zu verherrlichen. Und es tut uns im Interesse des von uns geliebten Herrscherhauses und Vaterlandes leid, wenn etwa gläubige Offiziere nicht in allen Stücken ihrer christlichen Erkenntnis gemäß leben können, „Gott mehr gehorchend als den Menschen“, ohne mit der Wahrscheinlichkeit ihrer Verabschiedung rechnen zu müssen. Aber dessenungeachtet vertreten wir, entgegen der Meinung mancher teurer Leser, [von denen aber keiner eine Antwort Eingesandt hat!!] furchtlos die Überzeugung, daß der Militärdienst ein Stück der obrigkeitlichen Einrichtungen ist, denen ein wahrer Christ sich aus einer göttlicheren Gesinnung heraus, als sie bei den meisten Untertanen besteht, zu fügen hat, nämlich „um des HErrn willen“ (1. Petri 2,13)!

Frage 25

Auf wen erstreckt sich die erste Auferstehung (Offenb. 20,5f.); welche Beziehung hat sie zur Entrückung der Gemeinde?

Antwort A

Meiner Erkenntnis nach einfach so: Wenn der HErr zu den Seinen kommt vor der großen Trübsal, dann beginnt mit einem großartigen, überwältigenden und folgenschweren Akt die Entrückung und erste Auferstehung. Dann setzt sich beides durch die ganze Zeit fort. Offenb. 20,5.6 ist dann beides abgeschlossen. Also, für mich ist beides nicht ein einmaliger, sondern ein fortlaufender Akt, der beim ersten Kommen des HErrn beginnt und vor der allgemeinen Auferstehung abgeschlossen wird. - Man überdenke da besonders Offenb. 7,14!

K. E.

Antwort B

Die erste Auferstehung erstreckt sich zunächst auf alle Gläubigen von Adam (Hebr. 11,39-40!) an bis zu 1. Thess 4,16 und 1, Kor. 15,52, sodann auf diejenigen von Offenb. 5,9 und Offenb. 20,4, wobei Offenb. 20,4 noch diejenigen genannt sind, welche das Tier nicht angebetet haben noch sein Bild und das Malzeichen nicht angenommen hatten usw. Damit ist, wie in der Schrift ersichtlich, der Schluß der ersten Auferstehung.

Die Entrückung der Gemeinde hat insoweit Beziehung zur ersten Auferstehung, als sie mit dem ersten Akt der ersten Auferstehung in Verbindung steht (1. Thess. 4,16.)

F.B.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist schon viel erreicht, wenn die Kinder Gottes erst einmal alle einsehen oder nach der Schrift glauben lernen, daß es mehrere Auferstehungen gibt. Wieviel Unklarheit herrscht in manchen Kreisen über diesen Punkt! Wir bitten diejenigen, die hierüber noch keine klaren Vorstellungen haben, Offenb. 20 recht aufmerksam zu studieren!

Frage 26

Was ist der Sinn von 2. Petri 3,12: „beschleunigend die Ankunft des Tages Gottes?“

Antwort A

„Wartet“, so heißt es vorher, denn Gott sind alle seine Werke, Wege, Tage von Anfang an bewußt. Gott hat Zeit und Geduld, habe du sie auch! Aber beschleunige mit aller Hingabe in heiligem Wandel und heiligem Bekenntnis die Ankunft des Tages. Jede entschiedene Hingabe an Gott, jedes treue Zeugen und Wirken für Gott beschleunigt die Ankunft des Tages.

Wie weit wir Gottes festgelegten Plan von Ewigkeit her durch unser Tun, das ja, so wir anders Gnadenkinder sind, ein vom Heiligen Geist gewirktes Tun ist, beeinflussen können, das wollen wir hier nicht erörtern. Soviel scheint mir aber klar, daß Gott auf unseren Ihm hingegebenen Willen wartet und daß Er mit einem bereitwilligen Christen und Zeugen Gottes weiter kommt als wie mit einem schwerfälligen oder gar oft widerstrebenden.

Also klare Hingabe in jedem Fall, was die eigene Person und den Dienst des HErrn anbelangt, und - Gottes Wort sagt es - wir beschleunigen die Ankunft des Tages Gottes.

K. E.

Antwort B

Der Zukunft des Tages des HErrn, an welchem die Himmel vom Feuer zergehen werden, geht die Zeit des Tausendjährigen Reiches voraus (siehe Frage Nr. 11). Das zweite Kommen unseres HErrn, welches das sichtbare Reich Gottes auf Erden bringt, ist die Folge des Offenbarwerdens der Kinder Gottes. Die ganze Schöpfung sehnt mit gespannter Erwartung die Offenbarung der Kinder Gottes herbei. Röm. 8,19. Können diese beitragen an der Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes?

Die Geschichte des Volkes Israel mit der Eroberung Kanaans ist uns ein Vorbild. Lange vierzig Jahre dauerte die Wüstenwanderung, und die Eroberung des Landes der Verheißung wäre beschleunigt worden, wenn Israel Glauben gehabt hätte. Des HErrn Befehl zum Vormarsch lautete: „Siehe, ich habe euch das Land vor eurem Angesicht gegeben; gehet hinein und nehmet es ein“ (5. Mose 1,8); auf dies Wort des HErrn vertrauend, wäre den Israeliten leichtes Spiel gegeben gewesen, denn die Kanaaniter fürchteten sich. Jos. 2,9. Hier haben wir ein Vorbild.

Der Apostel Petrus ermahnt in 2. Petri 3,11, auf die Auflösung der Himmelskörper hinweisend, „geschickt zu sein durch heiligen Wandel“. Zu einem solchen gehört das Anziehen der ganzen Waffenrüstung Gottes, damit wir bestehen können wider die listigen Anläufe des Teufels (Eph. 6,11.12).

Die Gemeinde, welche für die himmlischen Örter bestimmt ist (Phil. 3,20), befindet sich jetzt auf der gefallenen Erde und hat zu kämpfen mit den Mächten der Bosheit. Die Gemeinde ist von Gott berufen, den Teufel zu besiegen. Das Reich Gottes war in der ersten Christenheit so nahe, wie es uns heute ist, doch es fehlt oft an dem Glauben, der ihm Gewalt antut und es mit Gewalt an sich reißt. Matth. 11,12.

Gott hat uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, deren Gegenstand die Wiederkunft unseres HErrn ist. 1. Petri 1,3.4. Der neutestamentliche Befehl lautet: „... darum umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern ...“, Vers 13. Nach Eph. 2,6 sind wir in Gottes Augen schon jetzt mit Christus in den himmlischen Örtern und haben diese Stellung beständig durch Glauben in Besitz zu nehmen und zu halten.

Zu dieser Glaubensstellung gehört ein sehnsüchtiges Verlangen (2. Tim. 4,8; Offenb. 22,17 und 20) und ein eifriges „Siechbeschäftigen“ (Miniatur-Bibel 2. Petri 3,12) mit der Zukunft des HErrn, „denn von Gott gegebene Verheißungen erfüllen sich nicht von selbst, ihr Eintreten hängt von den Menschen ab. Was Gott verspricht, dessen Erfüllung ist immer von den Menschen mehr oder weniger abhängig gemacht, ob sie das Versprochene wirklich begehren oder nicht“ (Blumhardt).

K. L.

Antwort C

Zur Erklärung dieser Stelle müssen wir sorgfältig den Zusammenhang beachten, und außerdem scheinen mir die Stellen Hebr. 11,7 und 2. Petri 2,5 wichtig zu sein.

Das Wesen des Tages Gottes ist Gerechtigkeit (V. 13). Die jetzigen Himmel und Erde (die Schauplätze der Sünde der Engel und Menschen) werden deshalb den Anbruch dieses Tages nicht vertragen können und zerschmelzen. Da der Apostel beim Sprechen von diesen zukünftigen Ereignissen auch von der Sintflut spricht (V. 6), so muß das Verhalten Noahs belehrend sein.

Noah war in jenen Tagen der Mann, der in den Augen Jehovas Gnade fand und gerecht und vollkommen war. 1. Mose 6,8.9. Dies sind in unseren Tagen die Gläubigen (Röm. 5,1-11). Von Furcht bewegt, verurteilte er durch den Bau der Arche die Welt und ward ein Prediger der Gerechtigkeit (Hebr. 11,7; 2. Petri 2,5); so sollen heute die Gläubigen ihren Glauben durch „heiligen Wandel und Gottseligkeit“ beweisen und die Welt verurteilen. Je heller das Licht in Wort und Wandel leuchtet, desto sichtbarer wird die Gottlosigkeit der Menschen hervortreten, und die Folge wird sein, die einen

desto sichtbarer wird die Gottlosigkeit der Menschen hervortreten, und die Folge wird sein, die einen werden dem Ruf zur Buße gehorchen (V. 9), und die anderen werden Gott verachten. Wenn dies geschehen, wird Gott nicht mehr warten, dem einen die Belohnung des Glaubens zu geben und dem anderen nach seinen Werken zu vergelten. Dies, glaube ich, ist die Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes. Es ist ein Zurreifebringen und ein Offenbaren des Zustandet der Welt durch das treue Licht in Wort und Wandel des Gläubigen.

Man wird mit Recht sagen: Diese Zeit ist aber doch schon unveränderlich bestimmt (Apgesch. 1,7) und kann darum nicht beschleunigt werden. Gewiß, aber hat Gott in Seinem Tun und Seinen Ratschlüssen nicht alles zuvor gesehen? Der heilige Wandel der Gläubigen in der Beschleunigung dieses Tages hat seine Wirkung in der Vorherbestimmung dieses Tages gefunden.

Wie Noah, als er den göttlichen Ausspruch empfing, von Furcht bewegt, getrieben wurde, so müssen auch wir durch die Erkenntnis der Absichten Gottes getrieben werden, ein solches Leben zu leben, daß dadurch die Beschleunigung des Tages Gottes bewirkt wird.

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Wir möchten noch besonders darauf hinweisen, daß es sich in unserer Stelle keineswegs, wie viele oberflächlich lesen, um die Wiederkunft des HErrn zur Entrückung der Seinen handelt, sondern um den Tag Gottes nach dem Tausendjährigen Reiche. Wir halten dafür, daß dieser der ewige Abschluß (vergl. 2. Petri 3,18 „Tag der Ewigkeit“) des „Tages des HErrn“ ist, der nach der Entrückung beginnt. Was muß alles bis zu diesem „Tage Gottes“ geschehen! Trotzdem sollten wir Christen in dieser Zeit denselben sehnlichst erwarten, ja, beschleunigen. Wie können wir dies? Einfach durch Handeln nach Vers 11. Dadurch tun wir es, ob wir das begreifen oder nicht! Eine andere Möglichkeit, es zu tun, sagt uns das Wort nicht; aber handeln wir nach Vers 11, so wertet Gott dieses Tun im Sinne des Beschleunigens Seines Tages! Wie anbetungswürdig ist Er!

Frage 27

Was bedeutet die Rolle in Hes. 2,8 - 3,3 sowie das Büchlein in Offenb. 10,8-11? und wie erklärt sich die verschiedene Wirkung aus dem Essen der Rolle und des Büchleins?

Antwort A

Die Rolle und das Büchlein in den genannten Stellen behandeln eine Tatsache; nämlich beide Stellen bedeuten soviel wie das reine, wahre Gotteswort. Der Inhalt wird einerlei bedeuten; nämlich Wehe und Plage (Hes. 2,10) über den Abfall von Gott und den Verfall der Kirche Christi.

Der Prophet stellt gewissermaßen die Gläubigen dieser Zeit dar. Diese erkennen durch innere göttliche Zusage die Zeichen der Zeit, sie wandeln im Glauben und verkündigen des HErrn Wort, ähnlich wie Noah vor der Sintflut.

Das Verschlingen zeigt an, daß der Gläubige das Wort nicht lange mit Fleisch und .Blut besprechen, vielmehr es mit Gebet und Danksagung begierig aufnehmen und ausleben soll.

vielmehr es mit Gebet und Danksagung begierig aufnehmen und ausleben soll.

Die Wirkung, (das Grimmen im Leibe) ist als eine Bitterkeit zu verstehen; dagegen das Süße im Munde als etwas Wohltuendes. Göttliche Offenbarung ist dem Gläubigen immer wie süßer Honig, Schmerz und Traurigkeit empfindet er, wenn er nachsinnt, in Erkenntnis wächst (Ps. 73,15-17) und das Ende der Halsstarrigen und Ungläubigen im Lichte Gottes sieht. Auch darf (betr. des Grimmens) an die Verfolgung gedacht sein, denen die Gläubigen ausgesetzt sind, sonderlich in dieser Zeit. Das Herz wird trübe und empfindet einen bitteren Nachgeschmack (Luk. 19,41; Luk. 10,13ff.).

Wir sehen, wie Gott solche Erkenntnis gibt. Es sollte mehr, zu allen Zeiten, um diese Erkenntnis des HErrn gebetet werden.

A. H.

Anmerkung des Herausgebers

Von verschiedener Wirkung aus dem Essen der Buchrolle in Hes. 3,3 und des Büchleins in Offenb. 10,10 kann wohl nicht geredet werden. In beiden Fällen ist das Gegessene dem Munde süß, im zweiten Falle dem Bauche bitter. Gewiß waren die dem Hesekiel angekündigten Gerichte auch sehr ernst; aber Johannes war ein neutestamentlicher Christ und konnte und mußte daher den Ernst der Gerichte bitterer und tiefer fühlen als der alttestamentliche Heilige. Das Essen der Rolle usw. bedeutet: in die innere Gemeinschaft eingehen mit dem (dem Hesekiel wie Johannes) anvertrauten Wort Gottes. (Man vergl. „Wer Mich isset“ usw. Joh. 6,57!)

 

 

 

Frage 28

Warum war die Kraft Simsons gerade im Haupthaar? Richt. 16,17.

Antwort A

Zur Erklärung dieses Wortes ist die in 4. Mose 6 gegebene Verordnung hinsichtlich des Nasiräers (Gottgeweihtheit) heranzuziehen. Dasselbe bestand dortselbst darin, daß man sich für Jehova absonderte. Es hatte drei besondere Kennzeichen. Erstens enthielt sich der Nasiräer des Weines und der starken Getränke, zweitens ließ er das Haar seines Hauptes wachsen, und drittens kam er mit keinem Toten in Berührung.

Er enthielt sich des Weines, des Sinnbilder der Freude für das Herz des natürlichen Menschen in der Gesellschaft seiner Mitmenschen. Sein langes Haar deutete an, daß er seine Würde und seine Rechte als Mann aufgab, um ganz dem Willen Gottes, dessen Rechte er über sich anerkannte, unterworfen zu sein; und endlich mied er alles, was ihn mit der Sünde, deren Lohn der Tod ist, in Berührung brachte. Das war die Ordnung und das Geheimnis des Nasiräertums, und Simson war ein Nasiräer.

Was im besonderen das Haupthaar betrifft, so gibt es 1. Kor. 11,14 eine Belehrung, wonach es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt. Damit ist uns abbildlich gezeigt, daß wir, wenn wir wirklich in einem Leben der Absonderung für Gott zu leben wünschen, bereit sein müssen, unsere natürliche Ehre oder Würde aufzugeben. Für einen gewöhnlichen Menschen war es ganz recht, sich zu scheren und Wein zu trinken. Der Nasiräer aber stand im Gegensatz zu dem

gewöhnlichen Menschen; er war von allem, was gewöhnlich war, abgesondert, um für seine Person einen besonderen Pfad zu gehen, den Pfad der Hingabe und Weihe an Gott. Die Kraft, auf diesem Pfade zu beharren, lag in der verborgenen Gemeinschaft mit Gott, so daß, wenn die Gemeinschaft unterbrochen wurde, die Kraft schwand. Dies ist in der Geschichte Simsons so traurig ernst dargestellt. In einer bösen Stunde verriet er sein Geheimnis und verlor seine Kraft. Richt. 16,16.17. Simson verriet das Geheimnis seiner Kraft. Sein seitheriger Pfad, der ein Pfad der Kraft und des Sieges war, weil er ein Gottgeweihter war, wurde durch die Verführungen Delilas ein Pfad eines gewöhnlichen Menschen. Er kam so in die Hände der Philister. Sie „griffen ihn und stachen ihm die Augen aus, führten ihn nach Gasa hinab und banden ihn mit ehernen Fesseln, und er mußte mahlen im Gefängnis“ (Richt. 16,18-21).

Sind wir Gottgeweihte, Nasiräer, haben wir unsere Rechte aufgegeben, um ganz dem Willen Gottes zu leben und dessen Rechte anzuerkennen, oder sitzen wir, um im Bilde zu reden, mit ausgestochenen Augen im Gefängnis und mahlen?

Teurer Leser, gib dir in der Gegenwart Gottes über diese Fragen Rechenschaft!

W. W.

Anmerkung des Herausgebers

Wie ernst ist es für uns, ob wir mit ungeteiltem Herzen am HErrn hangen oder nicht! Simson, der Nasiräer, mußte die Folgen seiner Lust an der Sünde und Welt selbst tragen, und nicht er allein! Geht das uns an, dich und mich? O, möchten wir, wenn je die Dinge, denen wir gestorben sein sollten, wieder Macht über uns gewonnen haben, uns beizeiten demütigen und Buße tun, wie Simson anscheinend tat; darauf deutet V. 22 hin. Dann wird Gott auch uns wieder brauchen können als Gottgeweihte, an denen und durch die Er Sich verherrlichen kann.

 

Frage 29

Ist Judas lschariot vor oder nach der Einsetzung des Abendmahls hingegangen, um den HErrn zu verraten? (Vergl. Luk. 22,19-23;. Matth . 26,20ff.; Joh. 13,21-30.)

Antwort A

Nach Luk. 22,21: „Doch siehe die Hand dessen, der Mich überliefert, ist mit Mir über Tische usw.“ könnte man zu der Annahme neigen, daß Judas noch mit bei dem Abendmahl gewesen sei und demzufolge den Verrat erst nach der Einsetzung desselben ausgeführt hätte. Aber es ist bekannt, daß Lukas die Ereignisse nicht nach der zeitlichen Reihenfolge, sondern nach den moralischen (inneren) Gesichtspunkten aufzählt.1

1

Wie denn ja auch „die Zuverlässigkeit der Dinge“ (Luk. 1,4!) nicht auf der äußeren Aneinanderreihung der Ereignisse beruht. (Der Herausgeber.)

Nach Matth. 26,20-25, Mark. 14,17-21 und Joh. 13,30 ist anzunehmen, daß der Verräter vorher entfernt wurde und auch vor der Einsetzung des Abendmahls den HErrn verriet. Wir lesen Matth. 26,20ff., daß sich der HErr mit den Zwölfen zu Tische legte und ihnen mitteilte, daß einer von ihnen Ihn überliefern würde. Er bezeichnet den Verräter damit, daß Er sagt: „Der mit Mir die Hand in die Schüssel eintaucht, dieser wird Mich überliefern.“, und auf die direkte Frage des Judas: „Ich bin es doch nicht, Rabbi?“ lautet die Antwort Des HErrn: „Du hast es gesagt.“ Nun ist uns auch bekannt, daß

doch nicht, Rabbi?“ lautet die Antwort Des HErrn: „Du hast es gesagt.“ Nun ist uns auch bekannt, daß dem Abendmahl das Passahmahl vorausging, und da der Herr Jesus mit Seinen Jüngern gleichsam eine Familie bildete, feierte Er mit ihnen nach Gottes Wort das Passah, wobei auch Judas zugegen war. Bei dem Essen des Passahlammes nun wurde der Bissen in eine Kräuterbrühe eingetaucht, und hierum handelt es sich, wenn der HErr sagt: „Der mit Mir die Hand in die Schüssel eintaucht usw.“ In derselben Reihenfolge erzählt uns auch Markus, nur in verkürzter Form. In Joh. 13,27.28 sehen wir, wie der Herr Jesus dem Judas den Bissen noch reicht. Wir lesen dann: Und nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn, und Jesus spricht zu ihm: „Was du tust, tue schnell.“ Hier war für Judas sicherlich der schreckliche Moment gekommen, wo der Satan vollen Besitz von ihm nahm und er hinausging und die Tat ausführte. Nachdem Judas hinausgegangen war, sagt der Herr Jesus in V. 31: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht und Gott verherrlicht in Ihm.“ Licht und Finsternis waren voneinander geschieden. Judas ging hinaus in die Nacht der Sünde, um als Werkzeug des Feindes seinen HErrn zu verraten, und Er, der HErr, der das Licht in Seiner ganzen Person war, gibt nun Seinen Jüngern als letztes Vermächtnis die Zeichen Seiner Liebe in dem Abendmahl.

Nach Matth. 26,23 und Mark. 14,20 ist der Verräter ja auch schon vor dem Abendmahl bezeichnet worden, und die Jünger können nicht, wie man nach Luk. 22,23 annehmen müßte, noch einmal nach dem Mahle gefragt haben, wer von ihnen der Verräter sei.

Ph. W.

Antwort B

Eine Unterlage für die Gegenwart Judas beim Abendmahl glauben manche in Luk. 22,19-23 zu finden. Wenn wir nur allein das Lukas-Evangelium hätten, so wäre solche Annahme berechtigt; ein Vergleich dieser Stelle mit den anderen Evangelien (Matth. 26,20-25 und Mark. 14,17-21) belehrt uns aber sofort, daß das in Luk. 22,21 -23 Gesagte während des Passahmahles, also vor der Einsetzung des Abendmahles, stattfand. Das „doch“ des 21. Verses bestätigt uns auch, daß Lukas, durch den Heiligen Geist geleitet, in dieser Stelle nicht die Ereignisse geschichtlich, sondern die geistlichen Gegensätze in denselben aneinander reihte, dasselbe finden wir auch in Vers 24 u. folgd., ebenso auch in Luk. 23,45.46, nach welcher Stelle man annehmen könnte, daß der Vorhang des Tempels zerrissen und geöffnet wäre, bevor der HErr starb. Der Heilige Geist benutzt Lukas in dieser Stelle nicht dazu, eine geschichtliche Reihenfolge zu geben, sondern von anderen, geistlichen Gesichtspunkten aus die Ereignisse zu ordnen. Wir finden deshalb auch keinen vollen Bericht über die Vorgänge des Passahs, sondern nur kurze abgerissene Punkte über die Aufdeckung des Judas. Lukas zeichnet in einem Zuge das Passah und das Abendmahl und dann den Sohn des Verderbens (mit einem „doch“), der diesen kleinen Kreis der Liebe durch Verrat verdarb und über sich selbst das Verderben brachte.

In Übereinstimmung mit den anderen Evangelien bezeugt auch Lukas, daß die Einsetzung des Abendmahles nach Beendigung des Passahmahles stattfand. Mit dem Kelche, der zum Trinken nach beendigtem Passahmahle bestimmt war, mit diesem Kelche nach dem Passahmahle setzte der HErr den Kelch des Abendmahles ein.

Aus Joh. 13 aber lernen wir, daß Judas während des Passahmahles hinausging, ehe der HErr das Mahl einsetzte. Die Vorgänge in Joh. 13 beziehen sich alle auf das Passah. Der Bissen, den Er Judas

gab, war nicht das Brot des Abendmahles, sondern ein Bissen vom Passahlamm, das mit bitteren Kräutern und Brühe gegessen wurde. Sofort nach diesem Bissen ging Judas hinaus. (Joh. 13,30.) (Beim Abendmahl haben wir keine Bissen, noch findet ein Eintauchen in die Brühe statt!). So ist es deutlich erwiesen, daß Judas vor der Einsetzung des Abendmahles hinausging. Der HErr hieß ihn hinausgehen, Er kannte ihn. Die Jünger hätten ihn nicht hinausweisen können, da er noch nicht offenbar geworden war.

v. d. K.

Antwort C

Den Fragenden kommt es doch wohl darauf an, zu wissen, ob Judas Ischariot an dem Abendmahl mit teilgenommen hat oder ob er vor der Einsetzung desselben sich bereits entfernt hatte.

Nach Luk. 22 hat es den Anschein, als ob Judas auch mit an dem Abendmahl teilgenommen hätte, aber die anderen in Betracht kommenden Schriftstellen zeigen, daß es doch nicht so war. Daß es in Lukas seinen Anschein hat, kommt daher, daß in diesem Evangelium die Dinge nicht so sehr der Zeit nach als vielmehr ihrer inneren Zusammengehörigkeit nach geordnet sind. Darüber haben vielleicht andere Brüder sich eingehender ausgesprochen. Was ich besonders hervorheben möchte, ist ein anderer Umstand, der sehr wichtig ist und jedenfalls im Grunde den Anlaß zu der gestellten Frage gegeben hat, nämlich der, daß es gänzlich im Widerspruch zum Wesen und Zweck des Mahles des HErrn stehen würde, wenn Judas an demselben teilgenommen hätte!

Ich habe die Anschauung aussprechen gehört, die Lukasstelle zeige uns, daß - wie es ja vielfach tatsächlich der Fall ist - an dem Abendmahl auch Ungläubige teilnehmen, obwohl es gar nicht für sie bestimmt ist. Diese Auffassung entspricht aber weder jener Schriftstelle noch dem Gegenstande selbst. Der Herr Jesus hat bei Einsetzung Seines Mahles gesagt, als Er Seinen Jüngern das Brot gab: „Dies ist Mein Leib, der für euch gegeben wird, dieses tut zu Meinem Gedächtnis,“ und von dem Kelche: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in Meinem Blute, das für euch vergossen wird“ (Luk. 22,19.20). Diese Worte allein - in ihrem wahren Sinne verstanden - genügen, um zu zeigen, daß nur solche, welche Ihn in Wahrheit kennen als Den, Der sie geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat, ein göttliches Anrecht haben, das Mahl des HErrn zu feiern; andere aber haben „weder Teil noch Los“ daran. Wie sollten sie auch? Wie kann ein ungläubiger Mensch ausdrücken, daß der Herr Jesus Seinen Leib für ihn gegeben und Sein Blut für ihn vergossen habe? - wie kann er dies zu Seinem Gedächtnis tun, wenn er Ihn nicht kennt? In 1. Kor. 11,26 heißt es: „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des HErrn, bis Er kommt.“ Wie kann jemand den Tod des HErrn verkündigen, wenn er nicht im Glauben sagen kann: Er starb für mich!? Die Seinen aber, und nur sie, können es! - Es ist doch wohl uns allen klar, daß es ein verderblicher - betrübenderweise unter unseren Mitmenschen viel verbreiteter - Irrtum ist, wenn jemand meint, durch das Teilnehmen am Mahl des HErrn Vergebung der Sünden zu erlangen, daß vielmehr das Mahl des HErrn nur für die ist, welche Vergebung der Sünden haben! Das Mahl des HErrn oder „Abendmahl“ ist kein „Gnadenmittel“, sondern ein Zeugnis Seiner wunderbaren Gnade!

Die anderen drei Evangelien geben uns überdies auch klaren Aufschluß zu der gestellten Frage. Matth. 26,20-30 und Mark. 14,17-26, wo die Dinge in geschichtlicher Reihenfolge behandelt sind, zeigen uns, daß das Abendmahl sich an das Passahmahl anschloß, das der HErr mit Seinen Jüngern

feierte, und Joh. 13 - wiewohl da nur von Passah, nicht aber vom Abendmahl die Rede ist - zeigt uns, daß Judas „alsbald hinausging, nachdem er beim Passahmahl den Bissen vom HErrn empfangen hatte“ (V. 26-30). Dann war der HErr allein mit den Seinigen - alles Fremde ausgeschlossen aus Seiner heiligen Gegenwart, nur Herzen um Ihn, die Ihm gehörten und Seine wunderbare Liebe kannten und erwiderten!

Teure Geschwister, möchten wir mehr verstehen lernen, welch ein Vorrecht und welch eine heilige Sache es ist, Sein Mahl zu feiern - das Kostbarste, was wir hienieden haben, wenn wir durch Gnade in Seine Gedanken Seiner Liebe eingehen, und daß da nichts einen Platz hat, was nicht im Einklang steht mit Seiner herrlichen Person.

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Ein Bruder suchte einst das heutige Verfahren, Gläubige und Ungläubige zusammen zum Abendmahl zuzulassen, mit etwa folgenden Worten zu rechtfertigen: „Die Schrift selbst verlangt diese Scheidung von Gläubigen und Ungläubigen gar nicht, sonst wäre die Unklarheit darüber, ob Judas beim Abendmahl gewesen sei oder nicht, gar nicht eingetreten; Lukas hätte dann anders, deutlicher geschrieben.“

Mit anderen Worten: Gott hat absichtlich unklar gesprochen, um die heutige Abendmahlspraxis zu rechtfertigen!! Ehe man dergleichen zu sagen oder zu denken wagt, gebe man sich erst einmal Mühe, den nur scheinbaren Gegensatz zwischen den sehr klar redenden anderen Evangelisten und Lukas zu überbrücken. Aber man versteht eben zu wenig das Abendmahl in seiner köstlichen Bedeutung als Mahl der Gemeinschaft solcher, die allein den Tod des HErrn verkündigen können (1. Kor. 11,26), da sie durch diesen Seinen Tod das Leben aus Gott bekommen haben. Das Abendmahl ist der Ausdruck der Einheit des einen Leibes (1. Kor. 10,17), und zu diesem gehören nur Kinder Gottes; alles was über diesen „einen Leib“ gesagt ist, ist zu Gläubigen, Kindern Gottes, gesagt (man vergl. z. B. 1. Kor. 10,14-17; 1. Kor. 12,12.13; Eph. 3,6; 4,4 usw.). Diese Dinge verwischen heißt die klaren Aussagen der Schrift aufgeben zugunsten ungöttlicher Vermischungen des Heiligen mit der Welt. - Geschwister im HErrn, laßt uns ängstlich darüber wachen, daß wir nicht diesem Irrtum verfallen; laßt uns treu und ehrfurchtsvoll umgehen mit dem köstlichsten Vermächtnis unseres geliebten HErrn!

Persönliche Worte an unsere Freunde!

Auf unsere Bitte, Seite 80 unten, haben bis jetzt erst wenige geAntwortet. Die erste Antwort in Form einer Reihe von Adressen kam aus Rußland und erfreute uns sehr. Wenn alle Leser so bereitwillig Adressen senden würden, so würde die Abonnentenzahl auch wohl bald eine genügende Höhe erreichen. Bitte, teure Freunde, gedenken Sie unser! Und Ihnen allen herzlichen Dank für die Liebe, die uns von Ihnen zuteil wird! Es ist uns wieder so manche Ermutigung geschenkt worden, so daß wir unseren schweren Dienst tun können mit dem freudigen Bewußtsein, daß der HErr ihn segnet; und das erleichtert ihn uns sehr.

Herzlichste Segensgrüße allen Freunden und unseren teuren Mitarbeitern, deren Treue uns köstlich ist, mit Hebr. 13,20.21!

In Liebe

der Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang Mai 1914.

Gruß an den Leser:

Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf daß wir den Wahrhaftigen kennen, und wir sind in dem Wahrhaftigen, in Seinem Sohne Jesu Christo. Dieser ist der wahrhaftige Gott und ewiges Leben.“ 1. Joh. 5,20.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 30

Wie steht es für uns jetzt mit den in 1. Kor. 12,28 bezeichneten Gaben: „Wunderkräften, Heilungen, Regierungen, Arten von Sprachen?“

Antwort A

Was mir so groß ist in 1. Kor. 12 und Eph. 4 und immer größer wird, ist das: Gott gab und gibt Seiner durch das Blut Jesu erkauften Gemeinde immer die Gaben, die sie zu ihrem jeweiligen inneren und äußeren Aufbau bedarf. Damals bedurfte die Gemeinde die in obigem Verse angegebenen Dienste und Gaben. Da gab sie Gott. Uns gibt Gott, was wir bedürfen, denn Er will Wachstum und Vollendung. Da will ich nun nicht sagen, daß wir die „Wunderkräfte“ nicht mehr hätten. Die Geschichte Gottes in Seiner Gemeinde aller Zungen und Geschlechter aller Zeiten gibt uns wunderbare Belege. Nur die Augen auftun! Auch „Heilungen“ dürfen wir viele erleben, Gott sei Dank dafür! Und wie viele oft Seiner einfachsten Glieder haben die Gabe der Regierung oder Leitung (nicht der Herrschsucht!), und wir danken Ihm dafür. Wenn wir nun die Gabe der mancherlei Sprachen, die die Gabe des Auslegens nötig machten, nicht haben, dann weiß Gott, warum das so ist. Er läßt aber ganz gewiß Seiner Gemeinde keine Gabe fehlen, die sie notwendig bedarf, ohne die sie nicht auskommen und durchkommen könnte. Ganz sicher nicht!

Laßt uns als Glieder ein Doppeltes tun: Erstens danken für alle nötigen Gaben, die Er nicht den einzelnen, sondern Seiner ganzen Gemeinde gegeben hat! Dann laßt uns Ihm mit unserer Gabe - und jedes Glied hat seine Gabe - ganz und voll zur Verfügung stehen!

K. E.

 

Anmerkung des Herausgebers

Ja, jeder hat irgend eine Gabe! Wozu? Zum Herrschen? Nein, aber zum Dienen! (1. Petri 4,10.) Auch mit der Gabe der Leitung soll gedient werden! Wie gut, daß der HErr die Gaben austeilt, wie Er will, nicht wie wir wollen; es handelt sich ja um Seine Sache: Auferbauung Seines Leibes (Eph. 4,11-16). Darum gibt Er auch das, und nur das, was nötig ist für Seine Zwecke. In 1. Kor. 12-14 handelt es sich mehr um die verschiedenen Gaben innerhalb der Gemeinde, und zwar als Wirkungen des Einen Geistes. In Eph. 4 ist die Rede von dem Wachstum und von der Auferbauung des Leibes. Es mag sein, daß gelegentlich Wunderkräfte und Heilungen nötig sind, obgleich wir glauben, daß manches, was gelegentlich darin geschieht, wenig im Zusammenhang mit den Grundsätzen des Wortes bezüglich der Gemeinde des HErrn steht. Aber Gott handelt auch in den Zeiten der gegenwärtigen Verwirrung in Gnade und Antwortet dem einfältigen Glauben. Doch sollten wir wachsen in der Erkenntnis und nicht etwas als gut ansehen, was dem Worte nicht entspricht; und ebensowenig etwas als Wunderkraft ansprechen, was Gebetserhörung ist! Was die Sprachen angeht, so wissen wir aus 1. Kor. 13,8, daß „sie aufhören werden“. So ist vor fast zwei Jahrtausenden verheißen, und einige Zeit später hörten sie tatsächlich auf! Warum also, da das Wort so bald erfüllt ward, die Zungensprachen wieder haben wollen? Wir haben keine Verheißung, daß sie wiederkommen sollten, nachdem sie aufgehört hatten! Sollen wir nun glauben, daß die, die jetzt da sind, vom Geist Gottes gewirkt seien? Wir können das nicht, ganz abgesehen von all den schriftwidrigen Begleitumständen der „Zungenbewegung“ und auch davon, daß uns in der Gegenwart wahrlich etwas anderes mehr nottut als „Zungen“, nämlich einfacher Gehorsam gegenüber manchen sehr deutlichen Lehrpunkten der Schrift bezüglich der Gemeinde des HErrn! Weissagungen im Sinne der Schrift und Erkenntnis, die „stückweise“ sind, werden weggetan werden, wenn das Vollkommene gekommen sein wird (1. Kor. 13,8-10), bis dahin werden diese Stücke da sein zur Erbauung, ebenso wie z. B. die Lehre (1. Kor. 14,4-6). Größer aber als alles ist die Liebe! (1. Kor. 13.) - Man vergleiche zu dieser Frage Band 1, Frage 32!

Frage 31

Worauf beziebt sich das Wort. „... Wehe aber den Schwangern und Säugenden in jenen Tagen! Betet aber, daß eure Flucht nicht im Winter geschehe, noch am Sabbat“? (Matth. 24,19-20).

Antwort A

Obige Schriftstelle kann, wenn sie aus dem Zusammenhang herausgenommen wird, leicht zu Mißverständnissen führen. Es ist deshalb nötig, nicht nur den ganzen Abschnitt, sondern auch das vorhergehende und nachfolgende Kapitel im Zusammenhang zu lesen. In Matth. 24 und 25 hält der Herr Jesus Seine Rede auf dem Ölberg und zeigt den Seinen das Zeugnis, welches Gott auf Erden hat während der Abwesenheit des HErrn im Himmel und in Verbindung mit Israel, sowie das Gericht des HErrn bei Seiner Ankunft. Das Zeugnis des HErrn von dem Reich war von den Juden verworfen und das Gericht über Jerusalem und seine Bewohner ausgesprochen worden (Kap. 23,35-38). Dann verläßt der HErr den Tempel für immer. „Ihr Haus sollte wüste gelassen werden.“ Und nun richten die Jünger an ihren Meister die Frage. „Wann wird dieses sein, und was ist das Zeichen Deiner Ankunft und die Vollendung des Zeitalters?“ (V. 3.) Es sind dies drei Fragen.

Sicher meinten die Jünger, die Zerstörung Jerusalems und die Ankunft des HErrn zum Gericht sowie

Sicher meinten die Jünger, die Zerstörung Jerusalems und die Ankunft des HErrn zum Gericht sowie die Vollendung des Zeitalters würden zu gleicher Zeit geschehen. Nun wissen wir aus der Geschichte, daß schon im Jahre 70 nach Christus Jerusalem zerstört wurde. Seit jener Zeit steht das Zeugnis Gottes auf Erden nicht mehr in Verbindung mit Israel, sondern Israel ist bis auf weiteres ausgeschaltet. Aber andererseits wissen wir auch aus der Schrift, daß der HErr Seine Beziehungen zu Israel wieder anknüpfen wird, wenn die Entrückung der Gemeinde stattgefunden hat (1. Thess, 4,17); dann wird der HErr Israel wieder sammeln (Jer. 31,10 und Röm. 11,26). Schon Daniel weist auf diesen neuen Zeitabschnitt in Israels Geschichte hin, nach dem Kreuzestode des Messias (Dan. 9,24-27) und nach der Aufnahme der Gläubigen in den Himmel (1. Kor. 15,51) beginnt die 70. Jahrwoche. In jener Zeit werden die zerstreut wohnenden Juden gesammelt und in das Land ihrer Väter zurückkehren; ein kleiner Teil derselben wird Licht empfangen und sich zu Gott bekehren und Zeugnis ablegen von dem kommenden Messias und Seinem Reiche. Um diese Zeit wird aber auch ein Jude als falscher Prophet aufstehen, großen Anhang gewinnen und sich selbst göttlich verehren lassen. Wir sehen hier den Menschen der Sünde und den Sohn des Verderbens geoffenbart (2. Thess. 2,3.4). Von dieser ernsten Zeit redet hier der Herr Jesus zu den Seinen, Er spricht von „dem Greuel der Verwüstung, der da stehen wird am heiligen Ort“ (Dan. 12,11 und Matth. 24,15). Er meint jedenfalls das Götzenbild, welches dann im Tempel zu Jerusalem aufgestellt sein wird und dem Anbetung dargebracht werden soll. Wer dieses Bild nicht anbetet, wird verfolgt und getötet werden. Das ist der Anfang der großen Drangsal. Bis zu diesem Zeitpunkt kann noch Zeugnis abgelegt werden von jenem jüdischen, gläubigen Überrest, nun aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo es gilt, zu fliehen. Die zarte Sorge des HErrn ergreift Sein Herz, und mit innigem Mitgefühl denkt Er an das Weib in seinen Nöten, wie es dann für dasselbe doppelt schwer sein wird, ebenso denkt Er an die Beschwerden einer Flucht zur Winterzeit; den Sabbat erwähnt der HErr deshalb, weil Er voll innigen Mitgefühls für Israel ist, denn auch der Überrest steht dann noch auf jüdischem Boden. Am Sabbat durften keine Arbeiten getan, keine Lasten getragen werden (2. Mose 31,14). Auch später werden im Lande von dem jüdischen Volke die Sabbattage wieder heilig gehalten werden (Hes. 44,24; Jes. 66,23). Der HErr verweist mit obigen Worten die Seinen auf eine schwere Zeit. Es ist die Nacht, da niemand wirken kann. Es handelt sich also um die letzten Tage und die Stellung Israels in jener Zeit.

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn weiter gar keine Beweise in dem Zusammenhang dieser Stelle dafür vorhanden wären, daß es sich in derselben nur um Israel handelt, so genügte schon der Hinweis auf den Sabbat, um dies zu zeigen. Die Gemeinde Jesu Christi, also wir Gläubigen der Jetztzeit vor der Entrückung, wir haben mit dem Sabbat gar nichts zu tun; wenn es sich für uns um eine Flucht oder eine bestimmte Arbeit handelte, so könnte sie ebensogut an dem Tage geschehen, der für Israel der Sabbat war und sein wird, wie an irgend einem anderen Tage. Der Sabbat mit seinen Verordnungen (die eine Flucht an diesem Tage wesentlich erschweren mußten), war Israel gegeben (vgl. u. a. 2. Mose 31,12-17), und die Gemeinde des HErrn ist frei vom Sabbatgebot wie überhaupt vom Gesetz des Alten Bundes (vgl. u. a. den Galater-Brief!). -

Wie kostbar, daß der Herr Jesus die gläubigen Juden jener noch zukünftigen Zeit auf das Hilfsmittel des Gebets hinweist! Ja, Gott ist auch dann noch „Hörer des Gebets“ nach V. 2 in Ps. 65, der ja dem gläubigen jüdischen Überrest in erster Linie gilt und gehört!

Frage 32

Sind die Gläubigen etwa nach Hebr. 2,13 berechtigt, von sich als von Kindern des Herrn Jesu zu reden (wie man oft in Gebeten hört)?

Antwort A

Er sagt nicht: „Ich und Meine Kinder“, sondern „Ich und die Kinder, die Gott Mir gegeben hat“, was schon genügend wäre, um die Frage mit „nein“ zu beAntworten. Aus dem ganzen Kapitel sehen wir, daß der Herr Jesus als „Sohn des Menschen“ betrachtet wird (V. 6); Ihm gegenüber werden die Erkauften als Brüder (V. 12.17), Gott gegenüber als Söhne (V. 10) oder Kinder (V. 14) genannt. Daß sie nicht Kinder des Herrn Jesu sind, geht aus den V. 14 und 17 hervor, wo Er ihnen zugezählt wird. Die Kinder sind Gottes (Joh. 1,12 und 1. Joh. 3,1). Übrigens haben wir keine Stelle, wo der Herr Jesus Selbst oder Seine Apostel die Gläubigen Kinder des HErrn nennen. Die beste Auslegung von Hebr. 2,13 ist gewiß in Joh. 17 enthalten (V. 6, 9, 11, 12, 24). Durch Sein Werk hat der Herr Jesus Seinem Gott und Vater Kinder erworben, welche dann Ihm gegeben worden sind. Sie sind Sein Eigentum, Sein Schatz; Er liebt sie, Er vertritt sie vor Gott; aber Sein Gebet zeigt, daß Er nicht ihr Vater ist, sondern Sein Vater ist ihr Vater! (Vgl. Joh. 20,17.)

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Zu obigem vgl. noch Joh. 6,37! -

Man hört oft in Gebeten Redewendungen wie: „HErr, Deine Kinder ...“ Diese falsche Ausdrucksweise hängt wohl nur in seltenen Fällen mit dem falschen Gedanken zusammen, als seien die Gläubigen Kinder des Herrn Jesu; häufiger wohl liegt ihr die Unkenntnis dessen zugrunde, daß der Ausdruck „HErr“ nach der Schrift dem Herrn Jesu gebührt, also kein Titel Gottes in Seiner Eigenschaft als „Vater“ ist! Ungezählte Stellen bieten Beweise hierfür, man vgl. nur Joh. 13,13; Apg. 2,36; Röm. 8,15.16. (Siehe hierzu auch Frage 3!)

Noch häufiger vielleicht wird leider diese Ausdrucksweise aus Unachtsamkeit gebraucht. Wir sollten nun freilich einerseits, wenn wir mit dem HErrn reden, mehr und mehr lernen, die Ausdrücke zu gebrauchen, wie sie, der Schrift entsprechend, sich Ihm gegenüber geziemen, andererseits aber auch nicht ängstlich auf die Ausdrücke achten, sondern unser Herz mit dem HErrn (oder etwa mit dem Vater) reden lassen! Die, „welche vermöge der Gewohnheit geübte Sinne zur Unterscheidung haben“ (Hebr. 5,14), sollten die in diesem Punkte „Unmündigeren“ nicht richten und nicht dem Geiste der Kritik Raum geben, wodurch sie zum wenigsten sich selber des Segens im Mitbeten berauben; sie sollten vielmehr dessen eingedenk bleiben, daß wir alle leicht fehlen in unseren Ausdrücken und nicht vollkommen sind! (Vgl. Röm, 8,26 und Jak. 3,1-2!)

Frage 33

Wie ist Hebr. 6,4-7 und 10,26.27, auch 2. Petri 2,20-22 zu verstehen? Sind da Bekehrte oder Unbekehrte gemeint? Oder kann ein wirklich Bekehrter wieder verloren geben? (Vergl. Joh. 10, 28.29.)

Antwort A:1

1

Damit, daß wir diese Antwort Aufgenommen haben (zum Vergleich mit anderen), erklären wir uns nicht etwa einverstanden mit derselben! Der Herausgeber.

Ich meine, wenn man ohne Voreingenommenheit irgend welcher Art die Stellen nimmt, wie sie da stehen, so muß man sagen, daß Worte, wie etwa: „teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes“, „abfallen“, „mutwillig sündigen, nachdem ... empfangen“, „entflohen und wiederum überwunden“, klar zeigen: 1. es sind wirklich Bekehrte gemeint, 2. Bekehrte können wirklich wieder verloren gehen. Aber wie stimmt damit Joh. 10,28.29, wo von einer ewigen Sicherheit der Geretteten in Jesu Hand geredet ist? Sehr einfach: Bin ich in Jesu Hand, ist Er stark genug, mich gegen alle festzuhalten. Niemand, aber auch wirklich niemand kann mich herausreißen, und ich werde nimmermehr umkommen, wenn - wenn ich zu den Schafen gehöre, die dauernd Seine Stimme hören und Ihm folgen.

Nicht mechanisch und magisch bewahrt der HErr. Ich kann mich herauslösen aus der durch alles hindurch bewahrenden Hand. Meinen Willen respektiert (o wie unbegreiflich ist es, und doch wahr!) der allmächtige HErr, und wenn ich nicht mehr in Seiner bewahrenden Hand sein will, dann kann Er mich nicht mehr bewahren. So war es mit Demas, der die Welt lieb gewonnen, und mit Alexander und Hymenäus, die am Glauben Schiffbruch gelitten.

Für uns ergibt sich daraus die ernste Mahnung, immer treu Seine Hirtenstimme zu hören. Sind wir aber aufrichtig und gehört - und seien wir noch so schwach - unser Wille dem HErrn, dann gehört der Trost uns: Niemand soll sie aus Meiner Hand reißen.

K. E.

Antwort B

Die Frage umfaßt ein so großes und bedeutungsvolles Gebiet, daß es unmöglich ist, sie in der gewünschten Kürze allseitig befriedigend zu beAntworten.

Die Heilige Schrift betont ebenso sehr die völlige Sicherheit des Geborgenseins in Christus wie den Ernst der größten Gefahr, wenn wir Ihn aus dem Auge und aus dem Herren lassen. Sie wendet sich ebenso sehr gegen den Leichtsinn einer falschen Einbildung, die mit der Gefahr spielen will, weil sie nicht bestehen soll, wie gegen den Unglauben, der dem HErrn nicht die volle Bewahrung zutraut. Beides ist Untreue und ein Abweichen von Ihm, der allein unser Leben ist, das eine in die offenbare Sünde, das andere in den Zweifel. Wie viele Schriftstellen mehr die eine Seite betonen, so wollen andere ebenso zahlreiche uns aufs ernsteste auf die andere aufmerksam machen. Paulus fürchtet, daß durch die Versuchungen des Versuchers seine Arbeit vergeblich sein könnte, wo die Betreffenden im Glauben Gott erkannt haben, ja von Ihm erkannt sind! (1. Thess. 3,5; Gal. 4,8-11.) Er spricht von der Möglichkeit des Umkommens des Schwachen, des Bruders (1. Kor. 8,11),1 von einem Fallen aus der Gnade, von einem Abgetrenntwerden von Christus (Gal. 5,1-4), ja von einem Abfall vom Glauben (1. Tim. 4,1-3). Er ermahnt die, welche jetzt ein Licht in dem HErrn sind, daß sie sich nicht verführen und um ihr Erbteil bringen lassen sollen (Eph. 5,3-11). Er fordert die, welche den Christus Jesus, den HErrn, empfangen haben, auf, sich nicht als Beute wegführen (Kol. 2,6-8) oder um den

1

Wir glauben, daß hier vom irdischen Leben die Rede ist. (Vergl. Frage 15!) Der Herausgeber Es gibt aber Leute, die nicht durch die Tür eingegangen sind (Joh. 10,7.8). Eine Zeitlang laufen sie mit der Herde, genießen alle die Vorrechte, den Regen (Hebr. 6,7.8), der über das Land kommt, sie kennen die Wahrheit, wie man errettet werden kann, sie schmecken die Segnungen, aber sie folgen nur eine Zeit, weil sie von den Broten gegessen haben (Joh. 6,26) oder weil sie die Zeichen gesehen und Worte gehört haben (Hebr. 6,5; Joh. 2,23; 8,30), die ihre Aufmerksamkeit gewannen. Der HErr, das Verborgene ihrer Herzen kennend, fällt über diese alle schwere Urteile (Joh. 6,30; Luk. 11,29; Matth. 12,39; Joh. 2,24; 8,44). Einmal kommt die Stunde, wo sie offenbar werden (Joh, 6,66), sie murren und schmähen den HErrn (Joh. 6,41; 8,48.52) und bringen damit an den Tag, daß sie unbekehrt, ungläubig geblieben sind (vergl. Luk. 8,13).

Jesus, den HErrn, empfangen haben, auf, sich nicht als Beute wegführen (Kol. 2,6-8) oder um den Kaufpreis bringen zu lassen (Kol. 2,18). Diese ernsten Warnungen des Heiligen Geistes sollten uns abhalten, eine dogmatische Lehre aufzustellen, wie sie die Schrift nicht ausspricht. Wir sollten uns hüten, den Ernst der Gefahr der Sünde und des Leichtsinns schwächer zu machen als die Schrift es tut. Und umgekehrt darf keine Macht des Bösen uns je erschrecken oder verzagt machen (Röm. 8,31-39). Denn der Vater ist größer als alles. Und niemand kann sie, die Seine Stimme hören und Ihm folgen, aus Seiner Hand reißen. Sie gehen nicht verloren ewiglich, Joh. 10,27-29). Der göttliche Charakter derer, die ewig gerettet bleiben, ist der, daß sie auf Seine Stimme hören und Ihm folgen (Joh. 10,27).

1

Wir glauben, daß hier vom irdischen Leben die Rede ist. (Vergl. Frage 15!) Der Herausgeber Es gibt aber Leute, die nicht durch die Tür eingegangen sind (Joh. 10,7.8). Eine Zeitlang laufen sie mit der Herde, genießen alle die Vorrechte, den Regen (Hebr. 6,7.8), der über das Land kommt, sie kennen die Wahrheit, wie man errettet werden kann, sie schmecken die Segnungen, aber sie folgen nur eine Zeit, weil sie von den Broten gegessen haben (Joh. 6,26) oder weil sie die Zeichen gesehen und Worte gehört haben (Hebr. 6,5; Joh. 2,23; 8,30), die ihre Aufmerksamkeit gewannen. Der HErr, das Verborgene ihrer Herzen kennend, fällt über diese alle schwere Urteile (Joh. 6,30; Luk. 11,29; Matth. 12,39; Joh. 2,24; 8,44). Einmal kommt die Stunde, wo sie offenbar werden (Joh, 6,66), sie murren und schmähen den HErrn (Joh. 6,41; 8,48.52) und bringen damit an den Tag, daß sie unbekehrt, ungläubig geblieben sind (vergl. Luk. 8,13).

E. A.

Antwort C

Solche erschütternden Stellen sind Prüfsteine für den Glauben, welcher, wenn er echt ist, daran gestärkt hervorgeht. Die wirklich Bekehrten sind solche, die durch wahre „Buße zu Gott und Glauben an den HErrn Jesum Christum“ zu „eigenen Schafen“ des Guten Hirten geworden sind (Apgesch. 20,21; Joh. 10,3). Er kennt sie mit Namen, Er hat sie mit Namen ins Buch des Lebens eingeschrieben, sie sind in Seiner Hand und in der Seines Vaters (Joh. 10,3.28; Luk. 10,20; Offenb. 20,15; 2. Tim. 2,19). Sind diese Hände zusammen nicht stark genug, um das, was darin ist, festzuhalten? Ist Satan nicht vollständig besiegt worden? Oder hat Gott nicht Gedächtnis genug, um alle, die Sein sind, zu kennen? Er hat auf einen jeden Sein Siegel gedrückt (Eph. 4,30).

In 2. Petri 2,20-22 ist die Rede von falschen Lehrern (V. 1), Sklaven des Verderbens (V. 19), welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen (2. Kor. 11,13-15). Satan scheut sich vor keinem Mittel, um Seelen zu verführen.

Das „wenn wir mit Willen sündigen“ in Hebr. 10,26 ist gerichtet an die bekennenden Gläubigen (V. 23), unter denen sowohl wahre als falsche sein können. Auf dem Wege werden sie offenbar. Judas hatte das Vertrauen der Jünger, den Beutel zu tragen, und bedurfte nicht wie andere, zurechtgewiesen zu werden (Matth. 16,23; Luk. 9,55). Niemand ahnte, daß er den HErrn überlieferte (Joh. 13,21.28; Luk. 22,23). Der HErr aber durchschaute ihn von Anfang. Er war ein Teufel, ein Dieb, der Sohn des Verderbens (Joh. 6,70; 12,6; 17,12). Judas ist ab gefallen.

Petrus aber in der Stunde, als er sich als einen Sünder erkannte, fand in dem HErrn das ewige Leben (Luk. 5,8; Joh. 6,68). Der HErr durchschaute auch ihn und gab ihm einen Namen, einem lebendigen Stein entsprechend (Matth. 16,17.18; Joh. 1,42; 1, Petri 2,5). Petrus ist ge fallen. Sein furchtbarer Fall wurde zugelassen zur Bewährung seines Glaubens. Über den Ausgang seiner Versuchung wachte der HErr (1. Kor. 10,13; Luk. 22,31.32; 1. Petri 1,6.7). Er lernte darin: „Du weißt alles“. Das wahre Kind Gottes wird nicht zur Leichtfertigkeit mit der Sünde geleitet, sondern dahin, sich allein auf Den zu verlassen, der allein fähig und willig ist, uns völlig zu erretten, was Er auch tun wird (Hebr. 7,25; 1. Thess. 5,24). Möge doch für uns alle eine ernste Prüfung nach 2. Kor. 13,5 dieses Wort auf unsere Lippen bringen: „HErr, ... Du weißt, daß ich Dich lieb habe!“

R. W. D.

 

Antwort D

Das, worauf es in erster Linie ankommt, ist die Frage, ob ein wirklich Bekehrter - sagen wir ein Kind Gottes - verloren gehen kann. Deshalb wollen wir diese Frage zuerst prüfen. Es gibt Kinder Gottes, die diese Frage bejahen, indem sie die genannten Stellen aus Hebr. 6 und 10 und 2. Petri 2 auf Kinder Gottes anwenden. Sie lassen dabei aber andere Schriftstellen außer acht, die uns klar und bestimmt bezeugen, daß ein Kind Gottes nicht verloren gehen kann. Mein Herz tut mir weh in dem Gedanken daran, wie die Herrlichkeit unseres teuren HErrn durch jene Annahme verdunkelt wird, denn sie bedeutet nicht weniger, als daß Er nicht imstande sei, das gesteckte Ziel zu erreichen, den Ratschluß Gottes vollkommen hinauszuführen, das, was Er so teuer erworben hat, auch zu bewahren, unabhängig von irgend etwas außer Ihm! Nein, Dank sei Ihm dafür, daß wir sagen dürfen: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe und bin überzeugt, daß Er mächtig ist, das Ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren“ (2. Tim. 1,12). Dafür gibt uns das Wort Gottes selbst die unerschütterliche Grundlage. In Joh. 10,28 sagt der HErr, daß Er den Seinen ewiges Leben gibt und sie nicht verloren gehen ewiglich und niemand sie aus Seiner Hand rauben kann, ja, daß sie sogar in der Hand des Vaters geborgen sind, der größer ist als alles und alle, und niemand sie aus dieser allmächtigen Hand rauben kann. Dieses herrliche Wort ist mir von jeher vollkommen genügend und ein kostbarer Trost gewesen: niemand kann mich Ihm entreißen, auch der Satan nicht! Aber nicht nur das. In Röm. 8 im letzen Abschnitt lesen wir, daß niemand und nichts, was irgend uns begegnen mag in unserem Leben, uns zu scheiden vermag von der Liebe Christi, und daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem HErrn! Wie kann da noch von einem Verlorengehen die Rede sein? Jeder Person und jeder Macht irgendwelcher Art - ja allem, was außer uns selbst liegt, ist hierin völlig begegnet! - Aber wie ist es mit mir selbst, meinem eigenen Herzen und Willen? Kann ich nicht selbst weggehen, meine Stellung aufgeben, das Verhältnis lösen? Nein, auch das nicht! In 1. Kor. 12,13 ist uns gesagt, daß wir Glieder Seines Leibes sind durch Seinen Geist, und es ist für ein Glied unmöglich, sich selbst von dem Leibe zu trennen, zu entfernen. Nur eine äußere Gewalt, größer als die Gewalt dessen, dem der Leib gehört, könnte eine Trennung herbeiführen, und eine solche Gewalt gibt es nicht. Also ist auch jede Möglichkeit ausgeschlossen, daß etwa von mir selbst aus das Band gelöst werden und ich verloren gehen könnte. Welch ein wunderbarer und unendlich köstlicher Trost ist dies, da wir wissen, wie verdorben und trügerisch unser eigenes Herz ist, und daß keiner von uns in der uns geschenkten herrlichen Stellung und Verbindung bleiben würde, wenn es von uns abhängig wäre. Unsere Errettung gründet sich aber nicht auf irgend etwas unsererseits, sondern auf den ewigen Ratschluß Gottes und auf die Person Jesu Christi, wie wir in Eph. 1,3-12 finden (s. besonders V. 4.5.11), und ist uns gewährleistet durch den Heiligen Geist, mit welchem wir, nachdem wir geglaubt haben, in Christo versiegelt worden sind und der uns als das Unterpfand unseres Erbes gegeben worden ist. (Eph, 1,13.14; 4,30; s. auch 2. Kor. 1,22 und 5,5). Also kommt die ganze Macht und die unverbrüchliche Treue Gottes hinsichtlich unserer ewigen Errettung in Frage; wenn auch nur ein einziges der Seinen verloren gehen sollte, müßte Seine Macht überwunden werden, und müßte Er Seine Treue brechen, und das ist unmöglich.

Könnte das Wort Gottes es uns deutlicher sagen, daß ein Kind Gottes nicht verloren gehen kann? Könnte es stärkere Beweise geben? Nein! Dank und Preis sei Ihm für diese wunderbare Gnade!

Seelen, die dieser kostbaren Gewißheit sich nicht erfreuen, meinen, so etwas sei geeignet, das Herz

Seelen, die dieser kostbaren Gewißheit sich nicht erfreuen, meinen, so etwas sei geeignet, das Herz hochmütig zu machen oder gleichgültig werden zu lassen; alle aber, die sich ihrer erfreuen, wissen, daß das Gegenteil der Fall ist - sie bringt das Herz zur Anbetung und Hingabe an Ihn, dessen Liebe und Herrlichkeit darin in ihrer Unermeßlichkeit vor den Augen unseres Herzens enthüllt ist.

Es ist also völlig ausgeschlossen, daß in den betreffenden Schriftstellen in Hebr. und 2. Petri von Kindern Gottes die Rede ist. Es ist aber auch nicht schlechtweg von unbekehrten Menschen die Rede, sondern von einer besonderen Klasse unbekehrter Menschen, nämlich solchen, welche „einmal erleuchtet waren“ (Hebr. 6,4), „die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben“ (Hebr. 10,26) und „den Weg der Gerechtigkeit erkannt haben“ (2, Petri 2,21), aber trotzdem nicht von Herzen geglaubt und daher auch kein Leben aus Gott empfangen haben. Sie sind eine Zeitlang mitgegangen und nahmen an allem teil (Hebr. 6,4.5), waren „geheiligt“, d. h. abgesondert (Hebr. 10,29), und waren „entflohen den Befleckungen der Welt“ (2. Petri 2,20) und schienen Kinder Gottes zu sein, aber die Bewährung fehlte: Sie sind „abgefallen“, „sündigen mit Willen“ und sind „umgekehrt von dem ihnen überlieferten heiligen Gebote“ (Hebr. 6,6; 10,26 und 2. Petri 2,21), und ihr wahrer Herzenszustand kommt ans Licht, wie folgende Worte ihn kennzeichnen: „... indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und Ihn zur Schau stellen“ (Hebr. 6,6), „... der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes ... für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat“ (Hebr. 10,29) und: „Es ist ihnen aber nach dem wahren Sprichwort ergangen: Der Hund kehrte um zu seinem eigenen Gespei und die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot“ (2. Petri 2,22). Wie weit ein Mensch gebracht sein kann auf dem Wege zur Errettung, und wieviel ein Mensch empfangen haben kann von den Gaben göttlicher Gnade, ohne errettet zu sein, sehen wir gerade auch in den drei Schriftstellen. Besonders sind es folgende Worte, die dieses so weitgehend zeigen, daß manche meinen annehmen zu müssen, daß es sich hierbei um Kinder Gottes handele: „... und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes“ (Hebr. 6,4); „... wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben“ (Hebr. 10,26); „... und das Blut des Bundes, durch welches er geheiligt worden ist“ (Hebr. 10,29), und „entflohen den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis des HErrn und Heilandes Jesu Christi“ (2. Petri 2,20). Die Annahme, daß es sich hierbei um Kinder Gottes handeln müsse, beruht aber auf einem Mißverstehen der eben angeführten Worte. In Hebr. 6,4 ist nicht von einem Empfangen und Innewohnen des Heiligen Geistes die Rede, sordern von dem „Teilhaben“ an demselben in dem Sinne, wie ich z. B. der Sonne teilhaftig bin, wenn ich mich in ihrem Scheine befinde. Es handelt sich um die Wohltaten, die mit der Gegenwart und Wirksamkeit des Heiligen Geistes verknüpft sind. Das zeigen die Verse 7 und 8 deutlich. - Das „wir“ in Hebr. 10,26 ist keineswegs im Blick auf die Kinder Gottes angewendet, sondern auf den Menschen, der „die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hat“, ohne Rücksicht darauf, was die Wirkung von letzterer Tatsache ist, und das „geheiligt“ in V. 29 spricht nicht von der Stellung, die den Kindern Gottes in Christo vor Gott geschenkt ist, sondern von der Stellung, in die ein Mensch durch sein Bekenntnis zu dem Gekreuzigten anderen Menschen gegenüber gebracht ist. - Und was die „Erkenntnis des HErrn und Heilandes Jesu Christi“ in 2. Petri 2,20 anbetrifft, so geht aus den darauffolgenden Worten und ganz besonders aus V. 22 deutlich hervor, daß diese Erkenntnis jene Seelen nicht mit dem HErrn verbunden, keine Umwandlung bewirkt und ihnen kein Leben aus Gott gebracht hat. Sie brachte jene Seelen dahin, sich äußerlich zu reinigen von den Befleckungen der Welt, weiter aber nicht, und sie wurden wieder in diese verwickelt und kehrten in sie zurück, weil sie in ihrem Inneren geblieben waren, was sie vorher waren.

Solche Menschen, wie sie uns in Hebr. 6,4-6 und 10,26-29 und 2. Petri 2,20-22 vorgestellt werden, sind keine Kinder Gottes, und wir haben kein Recht, jemand noch länger Bruder oder Schwester zu nennen und als Kind Gottes anzuerkennen, wenn bei ihm ein in jenen Schriftstellen gekennzeichneter Zustand sich offenbart.

Wir aber, die wir wissen, daß wir Kinder Gottes sind - welchen Eindruck empfangen wir im Blick auf die Tatsachen, die in den betrachteten verschiedenen Schriftstellen vor unser Auge treten? Werden nicht einerseits unsere Herzen überwältigt von der Größe der Gnade, die uns zuteil geworden ist, und wird nicht andererseits zugleich ein Gefühl für die große VerAntwortlichkeit wachgerufen, die wir haben, uns als Kinder Gottes in allem zu erweisen, zur Ehre Seines Namens? Der HErr schenke uns allen Gnade dazu!

Th. K.

Antwort E

Viel Verwirrung über solche Fragen kommt dadurch, daß Schriftstellen aus ihrem Zusammenhang genommen werden und, ganz abgesehen von der Verbindung, in der sie gegeben sind, gebraucht werden, um aus ihrem Wortlaut Schlüsse zu ziehen. Es gibt schwer verständliche Stellen und auch sehr deutliche, bestimmte Aussprüche in der Schrift. Nie dürfen wir dunkle Stellen nehmen, um klare zweifelhaft zu machen. Der rechte Gebrauch einer Schriftstelle für eine andere wird das Schriftwort bestätigen und heller machen, aber nie kann eine Wahrheit die andere aufheben oder abschwächen.

So ein deutliches Wort aus dem Munde des HErrn Selbst ist das Wort in Joh. 10,28: „Meine Schafe ... gehen nicht verloren.“ Wenn der HErr „nicht“ sagt, wer wagt diesem „Nicht“ ein „Wenn“ und „Aber“ beizufügen? Manchen Gläubigen scheint es eine gefährliche Sprache zu sein, und sie fürchten (im Gegensatz zum HErrn), daß damit der Sorglosigkeit und dem unheiligen Wandel Vorschub geleistet wird, und um ein Gegengewicht zu finden, greifen sie nach Stellen wie Joh. 15,6; Gal. 5,4; Hebr. 6,4-7 usw., um zu betonen, daß ewiges Leben verloren werden kann, wenn Wachsamkeit und Treue fehlen. An seinem Platze sind Wachsamkeit und Treue sehr wichtige Dinge, aber sie mit dem ewigen Leben zu verbinden (welches die Schrift nicht kennt) und dasselbe davon abhängig zu machen, macht, ganz abgesehen von anderem, das ewige Leben sehr fraglich und verbindet mit der Gnade die eigene Kraft.

Zu wissen, daß man ein Schaf Christi ist, ist zunächst eine ganz persönliche Sache. Ich muß die Kennzeichen des Schafes tragen (V. 26.27) und den Heiligen Geist und das Zeugnis des Heiligen Geistes haben, ein Kind Gottes zu sein (Röm. 8,9.16). Dieses Zeugnis empfangen wir nur auf dem Wege des Glaubens und der Nachfolge, nicht aber auf Wegen der Untreue.

In bezug auf andere erkennen wir die Schafe wieder an den gegebenen Kennzeichen. Wir haben kein Recht, jemand als ein Schaf Christi zu bezeichnen, der diese nicht trägt. Der HErr kennt, die Sein sind, ohne äußere Kennzeichen, aber wir kennen sie an dem „Abstehen von der Ungerechtigkeit“ (2. Tim. 2,19). Er kennt sie dem Herzen nach, aber an den Früchten sollen wir sie erkennen. Jemand mag den Namen des HErrr be kennen, wenn er aber in der Ungerechtigkeit verharrt, so haben wir kein Recht, von ihm als von einem Schafe Christi zu reden, das nicht verloren geht.

Worte über einen solchen in einem einzelnen Falle wie: „Er ist errettet und wird selig“ sind nicht nur

traurig, sondern auch böse. Wir gebärden uns damit, als ob wir in das Geheimbuch Gottes Einblick getan hätten. Eine solche Sprache steht uns nicht zu, obgleich der Grundsatz immer bleibt: Seine Schafe - die Er als Sein kennt - gehen nicht verloren, auch wenn sie fallen! - Für uns selbst wie für jeden sind und bleiben die Kennzeichen des Schafes, daß es an Ihn glaubt (V. 26), daß es Ihn hört und Ihm folgt (V. 27), maßgebend.

Von dem Schafe Christi - dem Gläubigen - sagt die Schrift: „Er ist auserwählt vor Grundlegung der Welt“ (Eph. 1,4), „mit Christo lebendig gemacht“ (Eph. 2,5). Er ist „aus unverweslichem Samen“, „aus Gott geboren,“ ja, „aus Gott“, und „der Same Gottes bleibt in ihm“ (1. Petri 1,23; 1. Joh. 5,18; 1. Kor. 1,30; 1. Joh. 3,9). Er ist mit „dem Heiligen Geiste versiegelt bis auf den Tag der Erlösung“ (Eph. 4,30) usw. Unter einer solchen Fülle von Schriftstellen, wie hell ist da das Wort „Meine Schafe ... gehen nicht verloren“ beleuchtet! Er Selbst ist das Leben des Gläubigen, und das ewige Leben ist in dem Sohne Gottes. So unmöglich kann ein Schaf Christi verloren gehen, als Christus kann vom Throne des Vaters entfernt werden.

Über Hebr. 6 nur einige Andeutungen. Es handelt sich hier um den Gegensatz von Juden- und Christentum. Die Hebräer werden auf dem Grunde des Bekenntnisses angeredet (Hebr. 3,1; 4,14; 10,23), des Bekenntnisses, daß sie Genossen einer himmlischen (nicht einer irdischen) Berufung seien. Aus diesem Grunde des Bekenntnisses gab es damals wie heute wahre und falsche Bekenner. In dieser Stelle handelt es sich nicht um ein Fallen in Sünde, sondern um das Ab fallen vom Bekenntnis des Christentums und ein Zurückgehen zum Judentum, womit sie gleichsam den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigten, und daraus ergab sich die Hoffnungslosigkeit - die Unmöglichkeit der Buße. Diese Leute, von denen in Vers 4 u. 5 geredet wird, hatten Licht. „Erleuchtet“ sein ist aber nicht Wiedergeboren sein! Denken wir an Judas und Bileam! (2. Petri 2,20.) „Geschmeckt“: schmecken ist kein essen; was man schmeckt, mag man verweigern (wie der HErr den Essig verweigerte, nachdem Er ihn geschmeckt hatte). Sie schmeckten einst in Nazareth (Luk. 4) die Worte der Gnade mit Bewunderung, aber verweigerten Ihn. „Teilhaftig geworden“ - äußerlich - sie kamen unter die Wirksamkeit und Kraft des Heiligen Geistes. In den Zusammenkünften kamen sie in die Gegenwart des Heiligen Geistes und wurden Seiner Wirksamkeit teilhaftig (vergl. Simon Apgesch. 8, Saul 1. Sam. 16). Sie „schmeckten“ etwas von den Kräften und „Wunderwerken des zukünftigen Zeitalters“ in der Befreiung von der Sünde und der Macht Satans, ohne damit Leben aus Gott zu haben (Matth. 7,22; Luk. 10,19.20).

Vers 7 u. 8: Ein Bild von einem Lande oder Ackerstück. Es empfängt den „Regen“ von oben; der eine Teil des Ackers bringt Frucht hervor und empfängt Segen von Gott, der andere Teil bringt Dornen hervor, und das Ende ist Verbrennung. So mögen auch zwei Personen unter gleichen Gnadenerweisen Gottes stehen, der eine bringt Frucht, der andere bringt Dornen. Der Apostel war von ihnen überzeugt, daß sie mit den Dingen der Errettung verbunden waren (V. 9), aber sie standen in Gefahr, nicht festzustehen und waren am Ermatten (Hebr. 10,32-39; 12,12.13). Er zeigt ihnen solche, die Christum aufgegeben hatten und vom Christentums-Glauben abgefallen waren; wollten sie mit diesen zusammen gefunden werden?

Ängstliche, bekümmerte Seelen werden manchmal durch diese Hebräerstelle vom Feinde geängstigt. Würde man solche fragen: „Willst du Christus verwerfen und den Glauben an Ihn aufgeben“, so würden sie Antworten. „O nein, ich möchte Ihn liebhaben und an Ihm festhalten im Glauben!“ Oder: „Willst du Ihn öffentlich der Schmach preisgeben?“ Ihr Herz würde erschrecken, und sie würden

sagen: „Nie, nie, ich möchte Ihn gern verherrlichen!“ Oder: „Willst du nicht durch Ihn und durch Sein Blut selig werden?“ sie würden Antworten: „Ich habe keinen anderen Grund, als Ihn allein!“ Da ist Reue, Schmerz um Sünde oder Verfehlungen. Diese Stelle findet keine Anwendung für solche, im Gegenteil, die Hebräerstelle ist geschrieben zur Ermutigung, daß wir einen „starken Trost“ und einen „sicheren und festen Anker der Seele“ haben (6,18.19).

In 2. Petri spricht der Apostel von den „Befleckungen der Welt“ und dem „Weg der Gerechtigkeit“. Die „Erkenntnis“ des HErrn und Heilands ist eine Sache, aber das lebendige Glaubensband mit Ihm ist eine andere. Das Waschen macht eine Sau nicht zum Schaf, sie bleibt eine Sau, die Natur bleibt dieselbe, das Waschen verändert nicht die Natur! Sie geht wieder in den Kot, eben weil sie eine Sau ist! Für Kinder Gottes gebraucht die Schrift nie die Worte „Sau“ oder „Hund“! - Eine Sau wälzt sich mit Behagen im Kot, ein Schaf kann hineinfallen, fühlt sich aber darin nicht wohl und verlangt, herauszukommen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist uns tief schmerzlich, immer wieder sehen zu müssen, für wieviele teure Kinder Gottes diese Frage wirklich eine „Frage“ ist und trotz der so deutlich redenden Schrift noch sein kann. Möchten denn manchen Lesern die Augen darüber aufgehen, welche Verunehrung des HErrn darin liegt, wenn ein Gläubiger die Möglichkeit des Verlorengehenkönnens wirklicher Kinder Gottes annimmt!

Ein lehrend auftretender Bruder Antwortete mir vor Jahren auf meine Frage, ob er denn glaube, daß ein Glied vom Leibe Christi abgeschnitten werden könne: „Ja, das kann geschehen!“ Wie betrübend ist solche Annahme! Dann also besteht das Wort Joh. 19,36, das von der Unverletzlichkeit des Leibes Christi redet, nicht zu Recht? Aber ebensowenig wie von unserem Leibe ein Glied abgenommen werden kann, ohne seine Vollkommenheit zu beeinträchtigen, ebensowenig vom Leibe Christi!

Es wird oft hingewiesen auf Hymenäus und Alexander (1. Tim. 1,18-20) und auf Demas nach 2. Tim. 4,10. Aber wo steht etwas davon, daß diese verloren gegangen sind? Sagen wir doch nicht mehr über diese, als das Wort sagt! Auf erstere einzugehen, führt hier zu weit; bezügl. Demas' steht da, daß er den Apostel (also einen Menschen!) verlassen und den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen habe. Das letztere, gewiß noch schlimmer als das erstere, ist aber ja kein Beweis dafür, daß er verloren gegangen sei, sondern in Verbindung mit dem ersteren ein Beweis nur dafür, daß ihm der so schmale Weg, den Paulus ging, zu schwer geworden war. Das Verhalten des Demas enthält sehr ernste Belehrungen und Warnungen für alle Kinder Gottes, aber seinen Namen u. a. mit dem Schicksal derer von Hebr. 6,4-7 u. 10,26.27 wie auch 2. Petri 2,20-22 in Verbindung zu bringen, das geht nicht an. - Wie klar redet doch 2. Petri 2 von falschen Lehrern und stellt ihnen die „Gottseligen“ gegenüber. In diesem Kapitel werden die Kinder Gottes deutlich unterschieden von den Ruchlosen (vergl. V. 13 am Schluß „mit euch!“). Ebenso ist in Hebr. 6 der scharfe Gegensatz zwischen V. 4-7 und V. 9.10 unverkennbar, und aus dem ganzen Zusammenhang in Hebr. 10 geht hervor, daß es sich um bloße „Bekenner“ handelt, um Juden, die eine gewisse „Erkenntnis der Wahrheit“ hatten, „geheiligt“, also abgesondert waren durch das Blut Christi, nämlich abgesondert von ihren übrigen Volksgenossen und deren Volksverband waren, solange sie mit den wahren Gläubigen mitgingen. Aber „der HErr wird Sein Volk (Israel!) richten“! (V. 30.) Es ist übrigens sehr bemerkenswert, wie vorsichtig der

Verfasser des Hebräer-Briefes sich ausdrückt in dieser Stelle betr. der Personen, die gemeint sind: V. 22 „laßt uns“, vergl. V. 23 u. 24, V. 25 „ihr“, V. 26 keineswegs „ihr“, sondern ein ganz allgemeines „wir“ (V. 26. 27 enthalten ja eine ganz allgemeine Wahrheit!); V. 28 aber „jemand“; im V. 29 werden sie („ihr“) deutlich unterschieden von dem „der“; V. 30 enthält wieder einen allgemeinen Ausspruch mit „wir“, und V. 32ff. steht wieder „ihr“, das sind die Gläubigen! Man vergl. hierzu die ebenso deutliche Unterscheidung in der oft, aber ebenfalls fälschlich für die Annahme des Verlorengehenkönnens von Kindern Gottes angeführte Stelle vom „Weinstock und den Reben“ (Joh. 15,1-8). Obwohl diese Stelle nichts zu tun hat mit dem ewigen Leben, sondern von dem fruchtbaren Dienst hienieden handelt - zu dem sich bekanntlich auch äußere Bekenner hinzudrängen und lange, von Menschen unerkannt, daran beteiligt sein können! -, wird doch, um jeden Zweifel zu beseitigen, klar unterschieden zwischen „ihr“ und „jemand“!! Wahrlich, die Schrift redet deutlich genug!

Ja, der äußerliche Bekenner („eine gewaschene Sau“, die ja nur äußerlich rein ist) wird verloren gehen, aber ein Kind Gottes, ein durch den Heiligen Geist versiegelter Gläubiger (Eph. 1,13.14) nimmermehr! Nicht deswegen, weil und insoweit Seine Schafe Seine Stimme hören, werden sie nicht verloren gehen, wie oft gesagt wird, sondern weil Er Seinen Schafen ewiges Leben gibt, deswegen gehen sie nicht verloren! (Joh. 10,28; vergl. Kol. 3,3.4.) „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht usw.“ (Joh. 5,24). Willst du, Bruder, zu sagen wagen: „unter Umständen doch!“? „Soviele Ihn annahmen, denen gab Er das Recht, Kinder Gottes zu werden usw.“ (Joh. 1,12). Willst du sagen, daß Gott Seine Kinder verstößt? Irdische Eltern, die ihre Kinder, die sie gezeugt haben, verstoßen, tragen das vernichtende Urteil der ganzen Welt (außerdem aber bleiben diese Verstoßenen immer die Kinder ihrer Eltern, deren Blut in ihnen ist, wenn die Eltern sie auch nicht anerkennen!). Und Gott sollte Seine, „durch das lebendige und bleibende Wort Gottes wiedergezeugten“ Kinder (1. Petri 1,23) verstoßen, verloren gehen lassen können?! Was würde die Engelwelt sagen, die sich bei der Bekehrung des Sünders gefreut hatte (Luk. 15,10), die Engelwelt, der durch die Versammlung, die Gemeinde (den Leib Christi, Eph. 1,23) „die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kund gemacht wird“ (Eph. 3,10) - was würden diese „Gewalten in den himmlischen Örtern“ dazu sagen, wenn Gott eins Seiner Kinder verloren gehen ließe, wenn ein Glied vom Leibe Christi, an dem die Engel Belehrung empfangen über Gottes Weisheit, abgeschnitten würde! Gelobt sei der HErr dafür, daß dies nimmermehr geschieht! Es wird ja oft davon geredet, daß Kinder Gottes „aus der Gnade fallen“ könnten. Aber wer die Stelle, wo dieser Ausdruck vorkommt, im Zusammenhang liest (Gal. 5,1ff.), wird finden, daß es sich in der ganzen Stelle nicht um ewigen Tod oder ewiges Leben handelt, sondern um das Sichstellen auf Gesetzesboden; das ist „aus der Gnade fallen“! Ähnlich ist es mit anderen aus dem Zusammenhang genommenen Stellen, deren keine als Beweis gebraucht werden kann, daß ein Schaf Christi verloren gehen könnte. Es müßte dann ja das Leben, welches Christus Selbst ist und das in Ihm ist (Joh. 14,6; vergl. 1,4 und 1. Joh. 5,11!), verloren gehen können!

Vieles büßen wir Kinder Gottes auch droben ein, wenn wir hier unten nicht in allen Stücken in Treue wandeln nach dem Wort (vergl. u. a. 1. Kor. 3,12-15), aber die Gotteskindschaft nie; dafür bürgt uns Sein Wort! Lasset uns Ihn ehren durch völligen Glauben an das Wort Seines Zeugnisses (1. Joh. 5,9-12) und durch ungeteiltes gehorsames „Wandeln in der Wahrheit“! (3. Joh. V. 3!) „Dein Wort ist Wahrheit (Joh. 17,17).

Gepriesen sei Sein herrlicher Name!

Gepriesen sei Sein herrlicher Name!

Persönliche Worte an unsere Freunde!

Wir sind wiederum beschämt worden durch manches treue Gedenken von Freunden und Mitarbeitern, die wir zum großen Teil nicht einmal dem Angesicht nach kennen. Allen freundlichen Helfern möchten wir einmal die Hand drücken, ihnen unsere Dankbarkeit persönlich ausdrücken. Es kann nicht sein! - Doch unser schriftlicher Dank ist so schwach, das fühlen wir wohl; aber unser Trost ist der, daß der Herr allen ein Vergelter ist.

Um der Wichtigkeit der Frage 33 willen konnten wir diesmal leider nicht so viele Fragen aufnehmen, als wir gehofft hatten. Im nächsten Hefte denken wir um so mehr bringen zu können.

Und nun seien Sie alle dem HErrn befohlen mit 2. Thess. 2,16-17

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang Juni 1914.

Gruß an den Leser:

Der Sohn Gottes, Jesus Christus, ... wurde nicht ja und nein, sondern es ist ja in Ihm geworden. Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in Ihm ist das Ja und in Ihm das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns.“ 2. Kor. 1,19.20.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 34

Es wird um Aufschluß gebeten über die Stelle Joh. 11,25.26: „Ich bin die Auferstehung und das Leben ...“

Antwort A

„Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an Mich glaubt, wird leben, ob er gleich stürbe usw.“ so sprach Jesus zu Martha an der Gruft des Lazarus.

Jesus, Gott von Ewigkeit, ist das Leben selbst. In Ihm war Leben (Joh. 1,4; 5,26), und zwar unvergängliches Leben (Joh. 10,17.18). Der Tod hatte kein Anrecht an Ihn, wie der Tod an den Menschen Anrecht hat infolge der Sünde. Er konnte auch nicht im Tode bleiben nach Apgesch. 2,27; 3,14.15. Er ist auferstanden und der Erstling der Entschlafenen geworden, auf daß Er in allen Dingen den Vorrang habe (1. Kor. 15,20; Kol. 1,18). In Ihm ist auch die Auferstehung aller derer, die an Ihn

glauben, sichergestellt; wie herrlich und kostbar! „Wer an Ihn glaubt, wird leben“; hier ist das neue Leben gemeint nach Eph, 2,1-10. Der Tod mag an den Gläubigen kommen, und er scheidet aus der sichtbaren Welt ab, aber er wird weiter leben und bei Christo sein, wo Ruhe ist und Glückseligkeit (Phil. 1,20-23). „Und wer da lebet und glaubet an Mich, wird nicht sterben in Ewigkeit“: Wenn der HErr kommt, um die Seinigen heimzuholen ins Vaterhaus (Entrückung), werden alle, die hienieden durch Glauben Sein Eigentum geworden, mit Ihm hinaufgehen in die Herrlichkeil, denn sie haben ewiges Leben von Ihm schon hienieden empfangen.

F. B.

Antwort B

Wir begegnen hier dem Herrn Jesu als dem Fürsten des Lebens am Grabe des Lazarus und sehen die schreckliche Wirkung, die der Tod, der durch die Sünde zu allen Menschen hindurchgedrungen ist, angerichtet hat. Wenn der Herr Jesus diesen mächtigen König der Schrecken auch erst am Kreuze überwand, als Er den Satan, der die Macht des Todes hat, in Seinem eigenen Tode bezwang und dann siegreich auferstand, so war Er doch schon in diesem Moment und allezeit während Seines Erdenwandels die Auferstehung und das Leben und durfte diese lebendige Hoffnung der Martha verkündigen. Er offenbarte hier am Grabe des Freundes, daß die göttliche Macht, die den Lazarus aus dem Grabe rief, in Ihm war. Und heute, nach dem Kreuz und nach Seiner Auferstehung, wird jeder, der an Ihn glaubt, leben, auch wenn er gestorben ist, er wird auferstehen zum ewigen Leben. Und ein jeder, der da lebet, d. h. noch auf Erden ist, wenn der HErr kommt, und an Ihn glaubet, wird nicht sterben in Ewigkeit; er wird aber verwandelt werden und in einem neuen Leibe entrückt in die Herrlichkeit (1. Kor. 15,51-53). So kann jeder Gläubige hienieden schon sagen: Ich bin mit Christo gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden, denn durch die Lebensmacht Jesu wird er einen himmlischen oder einen Auferstehungsleib empfangen, mag er nun durch Tod und Grab gehen, oder mag er mit der Herrlichkeit überkleidet werden. Mag nun auch der Tod noch Macht haben über unseren sterblichen Leib, so tragen wir schon das Bild des letzten Adam an uns und dürfen erfahren, daß dieser Leib der Niedrigkeit umgestaltet werden wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit.

So ist der Tod das Ende des leiblichen Lebens auch für den sündigen Menschen, dabei tastet er aber das Leben der Seele nicht an. Sie ist unsterblich, denn Gott blies dem Menschen bei der Schöpfung Seinen Odem ein. Darum wird der Gottlose, der in seinen Sünden stirbt, unsterblich auferweckt (Joh. 5, 28.29) und geht in die ewige Verdammnis, das ist der zweite Tod (Offenb. 20,11-15). Während also alle Menschen unsterblich sind, haben doch nur die Gläubigen, kraft des Triumphes Jesu über den Tod, ewiges Leben und dürfen erfahren, wie Er die Auferstehung und das Leben ist.

Ph. W.

Antwort C

Die Auferstehung und das Leben sind Offenbarungen der Wirksamkeit Gottes im Gegensatz zu dem, was vom Satan ausging: Sünde und Tod. Durch die Auferstehung werden die Toten aus der Gewalt Satans befreit und durch das Leben in das Machtgebiet Gottes gebracht.

So oft wir den HErrn in Berührung mit dem Tode sehen, wurde demselben sein Opfer genommen.

So oft wir den HErrn in Berührung mit dem Tode sehen, wurde demselben sein Opfer genommen. Und als Er Selbst vom Tode angegriffen und besiegt wurde, zeigte es sich - o Wunder! daß der Sieger besiegt und der Besiegte Sieger war. Der Tod konnte Ihn nicht halten. Er war die Auferstehung und das Leben, Er war Gott. Kann Er nicht die Namen der Eigenschaften tragen, die Er so betastbar darstellte? (1. Joh, 1,1.2; Joh. 1,1-4.18; 1.Kor. 15,21.)

Die Worte „wer an Mich glaubt, wird leben, auch wenn Er gestorben ist“, zeigen uns zwei Seiten Seiner Macht: 1. Auferstehung, „wird leben“ bezieht sich auf das seelische und geistliche Wesen des Glaubenden. Durch Glauben an Jesus nimmt Ihn ein Mensch auf, der „lebendig machende Geist“ wird aufgenommen (1. Kor, 15,45), und er wird damit lebendig gemacht (Joh. 6,63a; 2. Kor. 3,6b), er geht aus dem Tode in das Leben hinüber (Joh. 5,24.25). Es ist seine Bekehrung, seine neue Geburt; dies ist das erste, was ihn mit der Auferstehung verbindet. 2. „... auch wenn er gestorben ist“ bezieht sich auf das leibliche Wesen des Glaubenden. Durch Glauben an Jesus wird ein Mensch auch für seinen Leib teilhaftig der Auferstehung. Er stirbt, weil er gesündigt hat (Röm. 5,12); sein Leib der Sünde empfängt seinen Lohn (Röm. 6,6.23), er fällt unter die Herrschaft des Todes, aber er bleibt nicht darunter, denn der Geist des Lebens, den er erhalten, hat ihn freigemacht und wird ihn lebendig machen (Röm. 8,2.11; 1 .Kor. 15,21.22). So wie beim Grabe Lazarus' der Tod seinen Gefangenen losgeben mußte, so wird Er die Gläubigen aus den Gräbern herausrufen, wenn Er wiederkommt (1. Thess. 4,16).

„Und jeder, der da lebt und an Mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ Das „der da lebt“ bezieht sich auf das natürliche, leibliche Leben, auf jeden Menschen; „und an mich glaubt“ bezeichnet den Gläubigen. In den Augen der Menschen sehen Gläubige und Ungläubige gleich aus: sie „leben“ beide. In den Augen Gottes ist der Ungläubige nur einer, „der da lebt“, und der Gläubige einer, „der da lebt und glaubt“, und nur für diesen gilt: „wird nicht sterben in Ewigkeit“. Für ihn ist der Tod nur ein Übergang aus der Zeit der Fremdlingschaft in die Herrlichkeit. Lieber Bruder, wenn Christus unser Leben ist, wie könnten wir sterben, da Er lebendig ist in die Zeitalter der Zeitalter? (Kol. 3,4; Offenb. 1,18.)

R. W. D.

Antwort D

In Kap. 8,58 offenbarte Sich der HErr den Juden als der Jehova - der „Ich bin“; hier offenbart Er Sich der Martha als „die Auferstehung und das Leben“. Er sagt gleichsam zu Martha: Ich, die Person, die vor dir steht, Ich bin die Auferstehung und das Leben. In ihrem Hause war der Tod eingekehrt, aber mit Seiner Person kam jetzt die Auferstehung und das Leben hinein. Die Kraft war in Seiner Person. Wo Er ist, kann der Tod nicht sein (noch kommen). Er war nicht da, und so konnte der Tod Lazarus hinwegnehmen. Aber jetzt kam Er, - und Er sagt nicht zur Martha, was Er tut oder tun will, sondern was Er in Seiner Person ist: Auferstehung und Leben, und zeigt ihr: wenn Er erscheint, dann wird der Gläubige leben (auferstehen), der gestorben ist, und die Gläubigen, die leben, die werden nicht sterben in Ewigkeit. - So auch heute. Der HErr ist nicht hier, Er ist droben. Der Tod tut noch sein Werk an den Kindern Gottes, aber wir erwarten den Tag, da Er kommt, der Auferstehung und Leben ist. Dann werden die beiden Klassen 1. der Gestorbenen (V. 25) auferstehen und leben und 2. die Klasse derer, „die da leben“, (V. 26) verwandelt - „nicht sterben in Ewigkeit“.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Diese Frage ist recht gründlich beleuchtet; möchte uns Christus nur recht groß und kostbar geworden sein durch diese Antworten. Er, dessen Name nach 2. Mose 3,14 „Ich bin“ ist und dessen Name Sein Wesen bedeutet, steht hier vor uns als „die Auferstehung“, „das Leben“! Welch wunderbares Geheimnis! Wie glücklich sollten wir sein, daß uns dieses geschenkt ist und wir uns in die unergründlichen Tiefen der Herrlichkeit dieser Seite Seines Wesens versenken dürfen! Aber glauben wir die Tatsachen dieser Verse auch wirklich? Kaum irgendwo anders, meinen wir, ist unser Glaube ein so unvollkommenes Ding wie hier. Möchten wir hinsichtlich dieser göttlichen Tatsachen unseren Glauben prüfen an der Hand der göttlichen Bestimmung dessen, was Glauben ist. Hebr. 11,1! „Ein Überführtsein!“ Möchten wir uns nur täglich mehr und mehr durch den Geist Gottes, der Christus verherrlicht (Joh. 16,14), überführen lassen von der Herrlichkeit der Person Jesu, indem wir Ihn anschauen in Seinem Wort (2. Kor. 3,18)!

Frage 35

Wie ist die Stelle in Phil 2,12.13 zu verstehen: „Vollführet eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern“?

Antwort A

Bei der BeAntwortung dieser Frage dürfen wir nicht die zweite Hälfte des Verses vergessen, sondern müssen sie vielmehr voranstellen. Sie lautet: „Denn Gott ist es, der in euch wirket beides, das Wollen und Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen.“

Weil denn Gott solches in uns wirket, so sollen wir Ihm einerseits stillehalten, daß Er durch uns wirken kann als durch gefügige Instrumente, andererseits sollen wir die Kraft, die Er uns darreicht, nämlich den Heiligen Geist mitsamt Seinem teuren Wort, annehmen und in und mit derselben unter Furcht und Zittern unsere Seligkeit schaffen. Gott macht uns gerecht ohne unsere Werke, Er macht uns gewissermaßen heilig durch unsere Werke, d. h. unser ganzes Leben soll ein fortgesetztes gutes Werk, ein angenehmes Opfer sein, indem wir uns Ihm Selbst auf Seinem Altar darbringen, wie Er Sich für uns dargebracht hat und unsere Seligkeit geschafft.

Dies ist nicht anders geschehen, als daß Er mit großer Angst und Zittern in Gethsemane Sich unter Gottes Willen beugte und dann als das Lamm Gottes unter Höllenqualen am Kreuze für uns starb; aber - Gott sei gelobt - so erniedrigend dieser Tod war, um so herrlicher war Seine glorreiche Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten Gottes samt der Ausbreitung Seines Reiches als der Frucht Seines Todes. Auf diese selbstverleugnende Weise hat Er unsere Seligkeit erworben, auf diese selbstverleugnende Weise sollen wir Seine Nachfolger sein, indem wir unser eigenes Leben mit Ihm am Kreuze in den Tod geben, damit wir mit Ihm auferstehen, um gute Früchte zu bringen. Diese völlige Selbstvernichtung, die durch Gott in uns gewirkt wird, ist und bleibt eine Tat der Selbstverleugnung, die wir immer mehr lernen sollten, damit Gott uns mehr mit Seiner Kraft erfüllen kann, die wir in Seinem Dienste zu Seiner Verherrlichung verwenden und so unsere Seligkeit mit Furcht und Zittern schaffen.

Furcht und Zittern schaffen.

Die Kehrseite ist folgende: Widersteht der Mensch dieser Kraft, so bleibt er in der Knechtschaft des Teufels und wirkt seine Verdammnis. Es ist dann seine eigene Schuld, wenn er verloren geht, wie es nur Gottes Gnade und Huld ist, wenn der Mensch errettet wird.

L. Th.

Antwort B

Mir scheint, wenn wir kindlich sind, die Sache sehr einfach zu sein.

1. Gott hat alles für alle getan, Wir haben zu der Seligkeit nichts mehr, rein nichts mehr zuzufügen. „Es ist vollbracht. „Gott ist es auch, der nach V. 13 alles wirket, wirklich alles. Aber Gottes Wille kommt in mir soweit zur Ausführung, als

2. mein Wille will. Mein Wille in Seinen Willen gelegt, mein Wille von Seinem Willen umfangen, und alles ist gut. „Jawohl, Er blickt hernieder auf mich, Sein schwaches Kind, zu Ihm schau ich auch wieder und Kraft und Frieden find'. Ich lege meine Hände (Willen und Leben) in Seine starke Hand und weiß, Er führt am Ende mich heim ins Vaterland.“ Mit Furcht tue ich das, nicht als Knecht, sondern als Kind; mit Zittern, nicht als in sklavischer Pein, sondern in heiligem Michausstrecken und großem Ernst.

K. E.

Antwort C

Phil. 2,12.13 mahnt die Gläubigen, daß sie auf ihrer Errettung nicht ausruhen sollen, als wenn ein treuer und lebenskräftiger Wandel nicht nötig sei, weil wir ja in Christus alles haben. Ja, wir haben alles in Christus, aber nicht, damit es unbeachtet liegen bleibt, sondern damit wir es in einem Leben der Tat auswirken. Die Errettung, das Heil wird in diesem Wort deutlich als vorhanden bezeugt. Und den angeredeten Gläubigen wird ihr treuer Gehorsam ausdrücklich anerkannt. Und doch werden sie aufgefordert: „Wirket eure Errettung aus in einem tadellosen Leben unbescholtener Gotteskinder, als Lichter in der Welt, die das Wort Gottes durch ihr tatsächliches Verhalten darstellen!“ (14-16.) Die Errettung ist kein totes Gut, sondern sie ist Leben! Der HErr als das Leben ist unser Heil. Die Eigenart des Lebens ist die Betätigung, und zwar im besonderen die Lebenswirkung. Wo wahre Errettung ist, da betätigt sie sich in einem gereinigten, geheiligten Leben, das den Todeshauch und das Todesgift der Sünde überwindet. Ja, sie beweist ihre Lebenswirkung, indem sie das Leben, wie ein Licht die Helligkeit und Wärme, um sich her verbreitet. Und es gibt kein anderes Licht in dieser Welt als das Wort, so daß alles wahre Leben sich mehr und mehr dem Worte entsprechend gestaltet und so zu einem lebendigen Brief Christi wird.

Das alles ist nur möglich in heiligem Ernst, mit Ehrfurcht und Zittern. Je tiefer wir die Nähe Gottes und die Innewohnung des HErrn erfahren, um so ehrerbietiger und ernster wird unser Leben - Sein Wirken - alles Eigne zurücktreten lassen. Denn wie die Tatsache der Errettung selbst, wie jeder ernste, gute Wille (der von uns gefordert wird), so ist auch jede Tat des Lebens, jedes Wirken im Geiste Christi nie und nimmer aus uns, sondern einzig und allein aus Gott, der allein die Kraft ist.

E. A.

Antwort D

Das Wörtchen „eigene“ sagt uns, daß es sich um eine Seligkeit handelt, welche wir schon in dieser Welt besitzen und genießen können. Was für eine Seligkeit oder Glückseligkeit das ist, sagt uns Joh. 14,23. Es ist die Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo. Das ist es, was Satan uns so gerne raubt, und ich fürchte, daß viele Gläubige diese Seligkeit nicht genießen. Wer sein eigenes, schwaches, menschliches Herz und auch die Welt mit ihren Eitelkeiten und die List Satans, ihres Fürsten, kennt, der wird mit Furcht und Zittern danach trachten, in dieser persönlichen Gemeinschaft mit seinem HErrn im Himmel zu bleiben. Drei Dinge sind wichtig zu beachten: 1. Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre (1. Tim. 4,16). 2. Halte fest das Bild gesunder Worte (2. Tim. 1,13). 3. Halte im Gedächtnis Jesum Christum, auferweckt aus den Toten (2. Tim. 2,8).

A. F. S.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben mehrere Antworten verschiedener Auslegung aufgenommen, die, wie wir glauben, einander ergänzen. Doch in keiner scheint uns das berücksichtigt zu sein, wodurch Paulus zu diesen Ausdrücken, die vielen Gläubigen ganz ohne Grund Schwierigkeiten machen, Veranlassung hat. Er schreibt ihnen diese Worte, soweit wir sehen, keineswegs nur als ernste Ermahnung, deren Nichtbeachtung böse Folgen nach sich ziehen würde - obwohl das wahr sein mag -, sondern als lebendigen Trost. Sie bedurften dessen sehr, nachdem Paulus, der bisher in ihrer Mitte gewirkt und zu ihrem Heil gearbeitet hatte, sie hatte verlassen müssen, wodurch sie sich gewissermaßen „auf eigene Füße gestellt“ sahen. Sie mußten jetzt ihr Heil selbst „auswirken“. Aber wenn Paulus auch nicht da ist - Gott ist da; Gott wirkt alles in ihnen, während Paulus nur für sie wirken konnte. Welch ein Vorrecht für uns, Ihn wirken lassen zu dürfen! Doch schließt dieses Vorrecht die VerAntwortung für uns in sich, unsern Wandel in solcher Weise zu führen, daß das Wirten Gottes nicht verhindert werde. Nur durch diese beständige Wechselbeziehung zwischen Gottes Wirken in uns und unserem dementsprechenden gebührenden Gehorsam, der verbunden ist mit heiliger Ehrfurcht gegen Gott, werden wir befähigt, „Darsteller des Wortes des Lebens“ - d. i. des Christus! - zu werden (V. 16). Wie die Schauspieler Darsteller der Gedanken des Dichters sind, so sind wir berufen, die Darsteller des Wesens Dessen zu sein, welcher der geliebte Gegenstand unserer Herzen ist. Welch erhabene VerAntwortung und welch ein Trost, daß Er Selbst in uns wirkt nach Seinem Wohlgefallen!

Frage 36

Wie sind die Gegensätze in Kol. 3,3 „ihr seid gestorben“ und in V. 5 „so tötet nun“ zu verstehen und wie werden sie praktisch ausgelebt?

Antwort A

Das eine ist wohl klar: Wiedergeborene sind der Welt und dem Ich gestorben. Der alte Mensch (das Ich, die eigene Persönlichkeit mit allem, was an und in ihr unter der Leitung Satans stehend ist) ist gekreuzigt, und ich bin ein neuer Mensch (dieselbe meine Persönlichkeit mit allen Gaben, Kräften,

Gütern unter dem Regiment Christi stehend) geworden.

Aber obwohl der Christ ein neuer Mensch ist, so ist doch der Leib noch da und in ihm allerlei Lüste. Lüste, die an sich berechtigt sind, die aber, wenn sie nicht im Zügel gehalten werden, zur Sünde führen und werden können. Notwendige Eß- und Trinklust kann zur Völlerei und Trunksucht werden, Fortpflanzungslust zur Unzucht werden, gutes Streben zum ehrgeizigen Strebertum werden, Sparlust zum Geiz werden, Feingefühl zur Empfindelei werden usw. Da gilt es zu wachen. Lüste sind nach dem Ausspruch eines alten Mannes Gottes gute Knechte, aber böse Herren. Gott mache uns wachsam! Sein Sieg ist unser Sieg, Halleluja!

K. E.

Antwort B

Der Zusammenhang aller Stellen, in denen uns bezeugt wird, daß wir mit Christus gestorben sind, verwertet diese Glaubenstatsache zu einem Ansporn des Willens, unser praktisches Leben dementsprechend gestalten zu lassen. Daß wir mit Christus gestorben sind, ist die Glaubensstellung, die wir in Christus haben. Dieser Glaube ist keine Theorie oder Lehre, sondern er ist Leben, und zwar in erster Linie und vor allem inneres Leben. Das Geheimnis heißt „Christus in uns“ (Kol. 1,27), Christus der Gekreuzigte und der Erstandene und Erhöhte, der ganze Christus! Das ist die persönliche Grundlage aller Heiligung. Damit sind wir aber noch nicht „fertig“ im „Gestorbensein“. Denn das Fleisch lebt. Wir leben im Fleisch. Hier bedarf es der praktischen Auswirkung der Errettung. „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir! Vom Innersten aus, wo im glaubenden Herzen Christus wohnt, werden mehr und mehr alle Lebensgebiete in die Sterbensgemeinschaft und Lebensgemeinschaft des HErrn gezogen. Der lebendige Glaube, der selbst nichts anderes ist als eine Lebenswirkung des HErrn, hat sich unausgesetzt zu betätigen gegen das Fleisch und alle fleischlichen Neigungen, die in jedem Gläubigen vorhanden sind. In der Kraft des Glaubens an die Todesgemeinschaft mit dem HErrn, der für uns gekreuzigt wurde, sinnen wir nicht mehr auf das, was auf der Erde ist. In dieser Glaubenskraft töten wir und legen wir ab alle die Neigungen und Regungen, „um derentwillen der Zorn Gottes kommt über die Söhne des Ungehorsams“. Ebenso wie die Glaubensstellung in Christus bei einem treuen Gläubigen eine beständige ist, ebenso muß naturnotwendig dieses Töten und Ablegen eine beständige Handlung des neuen Menschen sein.

E. A.

Anmerkung des Herausgebers

Welch eine köstliche Gewißheit: „Unser (der Gläubigen) Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (V. 3). Unser Leben ist hienieden zu Ende gebracht, indem wir mit Christum starben. Wir haben unser Leben nur noch droben; doch hier unten sind noch „Glieder“ von uns, Glieder des alten Menschen, der in Christo sein Ende gefunden hat. Es wäre für uns nicht möglich, diese Glieder zu töten oder im Zustande des Todes zu erhalten, wenn unser Leben nicht in Gott wäre. Lebten wir noch unser altes Leben, in dem nichts ist, was von Gott anerkannt werden kann, so hätten wir auch keine Kraft, unsere Glieder zu töten; unsere besten Willensäußerungen und Bemühungen würden nichts sein als Fleischeswerk. Aber unser Leben, unsere Lebensquelle wie Lebenskraft ist mit Christo in Gott; nur darum können wir„töten“ (V. 5), oder vielmehr, wie dieser Ausdruck und die folgenden

wörtlich besagen: „(zuständlich) getötet haben ...“ (V. 5), „abgelegt haben ...“ (V. 8) und „angezogen haben ...“ (V. 12) und fortgesetzt in diesem Zustande eines „neuen Menschen“ (V. 10) wandeln. Des neuen Menschen Leben ist Christus. Für das, was er hier auf der Erde zu töten und abzulegen hat, zieht er zugleich das an, was seinem Wesen nach Christus Selbst ist, und also wird er von Gott „erneuert“ (V. 10). Wir verwirklichen das Getötethaben usw. praktisch in dem Maße, in dem wir droben unseren Verkehr haben, wo der Christus ist (V. 1 u. 2!); dann wird das „Wort des Christus“ für uns lebenserneuernden Wert bekommen und „reichlich in uns wohnen“ (V. 16); dadurch wird der „neue Mensch“ ausgebildet werden, die Glieder des alten werden als getötet ihre Macht mehr und mehr verlieren, und das neue Leben - Christus - wird nach und nach in uns ausgebildet (2, Kor. 3,18).

Frage 37

Bitte um eine kurze Auslegung von Röm. 8,19-25!

Antwort A

Mit V. 19 möchte man Kol. 3,4 und 1. Joh. 3,2 vergleichen. Das Harren der Schöpfung wartet auf den Tag, da der HErr mit Seinen Erkauften erscheinen wird, um durch Gericht alles in Ordnung zu bringen (2. Thess. 1,10; Apgesch. 3,19.21). - V. 20-22: Der Mensch wurde zum Herrschen geschaffen, um Gott auf der Erde zu vertreten (1. Mose 1, 26.28), aber da er durch Ungehorsam und Hochmut in die Knechtschaft Satans, der Sünde, der Eitelkeit fiel, so ist es klar, daß alles, was von ihm beherrscht wurde, auch mit ihm in die Knechtschaft fiel; unsere Sünde hat die Grausamkeit der Raubtiere, das Leiden des Tierreiches, die Unfruchtbarkeit des Bodens, die Krankheiten des Pflanzenreiches, alle Unregelmäßigkeiten in den Verrichtungen der Schöpfung: Mißbildungen bei den lebendigen Wesen, Störungen, Erdbeben usw., verursacht und verursacht sie noch. Aber Gott ließ dies zu, um die Schöpfung teilhaftig an den Ergebnissen des Werkes Christi (Kol. 1,20; Hebr. 2,9) zu machen. V. 23 drückt das Sehnen, das Verlangen der im Leibe noch wohnenden Kinder Gottes aus (2. Kor. 5,2.4; Phil. 1,23). V. 24.25: Ihre tatsächliche Errettung ist noch nicht ausgeführt, obgleich alles für dieselbe vollbracht ist (Joh. 19,30). Sie warten noch, aber mit Gewißheit, auf die Vollendung ihres Heiles, welche die Wiederkunft des HErrn ist, durch die sie in Herrlichkeit aufgenommen werden; dann wird die Schöpfung selbst im Tausendjährigen Reiche von der Herrschaft der Sünde befreit werden (2. Thess. 2,3-8). In Verbindung mit V. 24 und 25 lese man noch Hebr. 2,8; 9,28; 1. Petri 1,3-9;

2. Thess. 2,16; 2. Kor. 4,18; Eph. 1,18. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi für diese gute Hoffnung; Er ist unsere Hoffnung (1. Tim, 1,1).

R. W. D.

Antwort B

Als der HErr hienieden wandelte, seufzte Er im Geiste (Joh. 11,33.38). Er sah und empfand in Seiner Seele den Tod und das Verderben, welches durch die Sünde in die Welt gekommen war. So haben auch heute die Kinder Gottes ein Empfinden für die Knechtschaft des Verderbnisses, unter der die Schöpfung seufzt.

Der Mensch ist das Haupt der Schöpfung, und als durch seine Sünde das Gericht Gottes über ihn kam, kam auch die Schöpfung unter den Fluch (1. Mose 3). Da ist der Ursprung und Anfang des Seufzens. Von da an brachte die Erde statt Früchte Dornen hervor. Die Tiere, die einst dem Menschen nahten, flohen vor ihm, er wurde ihr Tyrann, und nur im Schweiße seines Angesichts fand er selbst sein Brot. Mit Seufzen und Geschrei betritt er die Welt, und so geht er auch wieder aus ihr heraus. Mit dem Fortschreiten in der Sünde und Empörung gegen Gott mehren sich auch die Wehen und das Verderben der Schöpfung. Die Sintflut brachte neues Verderben. Bis dahin erreichte der Mensch ein fast tausendjähriges Alter, jetzt wurde das Leben abgekürzt. Babel, Sodom usw. zeigen weitere Spuren des mit der Sünde zunehmenden Verderbens.

Obgleich wir die Erstlinge des Geistes haben (V. 23), so gehören wir durch den Leib noch dieser Schöpfung an und seufzen in uns selbst und harren der Erlösung. Zugleich sind wir aber auch der Mund der seufzenden Schöpfung, der das Sehnen der Kreatur nach dem Tage der Offenbarung der Söhne Gottes vor Gott ausdrückt. Jetzt ist noch der Tag des Weinens, aber bald kommt die Stunde, von welcher der HErr sagt: Ich werde euch wiedersehen (Joh. 16,22), und dann naht der Tag, an dem wir mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit (Kol. 3,4), der die Befreiung der Schöpfung von der Knechtschaft und Gebundenheit in sich schließt. Dann, wenn die Kinder Gottes offenbar werden, wird auch sie in dem Schmucke ihrer Schönheit gekleidet sein.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Hat es uns noch niemals wie ein heiliger Schmerz tief ergriffen, wenn wir sahen, wie ein armes Lastwagenpferd auf der Straße erbarmungslos mißhandelt wurde, oder wenn wir einen jämmerlichen Droschkengaul auf dem glatten Asphalt stürzen sehen mußten? Sicherlich! Haben wir nicht schon ähnlichen Schmerz empfunden gelegentlich beim Anblick eines gefangenen Vögelchens, oder wenn wir irgendwie gezwungen waren, in der Natur einen Kampf auf Leben und Tod mitanzusehen? Sollte unser Schmerz nicht gewissermaßen die stille, traurige und sehnsüchtige Antwort sein auf den klagenden Schmerzensschrei der um unsertwillen, um des gefallenen Menschen willen leidenden Tierwelt, ja der gesamten Schöpfung? Sie, die Schöpfung, seufzt - unbewußt freilich, aber darum nicht weniger sehnend - nach der Erlösung, die erst eintreten kann, wenn die „Erlösung unseres Leibes“ eintritt, die „zukünftige Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll“. Laßt uns mehr unter diesem Gesichtspunkt die leidende Naturwelt anschauen, dann werden wir das Mitleiden und Erbarmen mit ihr haben, das uns als Christen geziemt (vgl. z. B. Spr. 12,10 u. a.), uns, die wir uns mitverAntwortlich wissen für die „Knechtschaft des Verderbnisses und der Eitelkeit“, unter welche der Mensch durch seine Sünde die Schöpfung unterworfen hat (V. 20)!

Frage 38

(Doppelfrage): Ist in Apgesch. 21,4 der Heilige Geist gemeint? Wenn ja, wie ist dann der Gegensatz zu V. 11 zu verstehen? (vgl. noch Apgesch. 11,28!)

Da die unter C) in Heft 6 genannte untenstehende neue Frage sich mit demselben Gegenstand beschäftigt, so veröffentlichen wir die auf letztere schon eingegangenen Antworten zugleich mit unter Nummer 38.

Nummer 38.

Der Herausgeber.

Was will Paulus in Apgesch. 20,22 sagen? Ist es ein Hinweis auf Kap. 19,21 oder 18,18-21?

Antwort A (1. Frage)

Wenn die Schrift von „dem Geiste“ (Apgesch. 21,4) spricht, ohne andere Bezeichnung in dem Zusammenhang, so können wir nur an den „einen Geist“ denken (Eph. 4,4), den Heiligen Geist. Wenn sie von „dem HErrn“ spricht, so verstehen gleich unsere Herzen, um welche teure Person es sich handelt (Joh. 20,25; 21,7.12). Ebenso ist's mit „dem Geist“, denn Er und der HErr sagen die gleichen Worte (Offenb. 2,17 usw.; 3,14.22); beide sind die Wahrheit (Joh. 14,6; 1. Joh. 5,6). Andere Geister sind in der „von Gott eingegebenen Schrift“ stets sorgfältig gekennzeichnet, damit betreffs „des Geistes“ keine Unklarheit bestehe, von dem unser Verständnis abhängig ist (1. Kor. 2,10.11; Joh. 14,26; 16,13.14).

Die Gemeinden wandelten in der Furcht des Herrn (Apgesch. 9,31), im Geist (Gal. 5,16.25), und dieser, unbetrübt, wirkte in den Gläubigen Seine Frucht, die Liebe ... den Frieden ... (Gal. 5,22). Wie Paulus (Apgesch. 20,23) und Agabus (21,11) hatten die Jünger von Tyrus durch denselben Geist Kenntnis von den des Paulus wartenden Banden und Drangsalen erhalten, und die Liebe des Geistes (Röm. 15,30) trieb sie, wie auch die in Cäsarea, zu ihrer dringenden Bitte; dieselbe Liebe wirkte in Paulus, dessen Herz brach, aber ihm wurden von dem HErrn zuerst (Apgesch. 20,22.24), von Brüdern auch (Röm. 15,25.26), Dienste anvertraut, welche die Reise nach Jerusalem erforderten, und inbrünstig im Geist, „dem HErrn dienend“ (Röm. 12,11), tat er „eines“ (Phil. 3,14). In diesem 21. Kapitel der Apostelgeschichte finden wir also keine Widersprüche, vielmehr sind da die verschiedenen Wirkungen Gottes durch den Geist nach der Stellung jedes einzelnen wahrnehmbar (1. Kor. 12, 6.18). Das Ende bei allem ist Sein allen Verstand übersteigender Friede (Apgesch. 21,14; Röm. 16, 20 mit Phil. 4,6.7).

R. W. D.

Antwort B (2. Frage)

In Apgesch. 20,22 denken manche Ausleger an den eigenen Geist Pauli im Unterschiede von 21,4, wo der Heilige Geist gemeint sei.

Die Schrift unterscheidet ja zwischen Seele und Geist des Menschen. So ist 1. Kor. 2,11 sicher der Geist des Menschen gemeint.

Demnach will man den Wunsch des Apostels, nach Jerusalem zu gehen, auf seine große Sehnsucht, das jüdische Volk für das Evangelium zu gewinnen, zurückführen, eine Sehnsucht, die so mächtig ist, daß er bereit ist, sein Leben für sein Volk zu lassen (vgl. 20,24 mit Röm. 9,1-5; 15,30.31).

Eine Berufung auf Apgesch. 19,21.22, wo es heißt: „Paulus setzte sich vor in seinem Geiste, nach Jerusalem zu reisen,“ ist schon deshalb belanglos, weil auch an dieser Stelle durchaus nicht an den Geist des Apostels im Unterschiede vom Heiligen Geist gedacht werden muß. Wörtlich heißt es: „In dem Geiste“.

dem Geiste“.

Wir sind aber durchaus nicht genötigt, einen Gegensatz zwischen dem Vorsatz des Apostels und der Absicht des Geistes anzunehmen. Die Offenbarungen des Heiligen Geistes bezüglich der geplanten Reise kannte der Apostel ja genau. Sein Geist kann sich nie gebunden und gedrungen fühlen, etwas zu tun, was dem Willen des Heiligen Geistes widerspricht. Allen Versuchen, die Reise des Apostels nach Jerusalem als eine vom Heiligen Geiste nicht gewollte, sondern als einen dem eigenen Geiste des Apostels entsprungenen und mit einen gewissen Eigensinn trotz aller Warnungen durchgesetzten Plan darzutun, stehen Wortlaut und Sinn der Schilderungen in der Apostelgeschichte durchaus entgegen.

Der Apostel fühlte sich im Geiste gebunden, stand aber dabei unter der Leitung des Heiligen Geistes.

J. W.

Antwort C (2. Frage)

Paulus nennt sich oft einen Sklaven Jesu Christi (Röm. 1,1; Phil. 1,1; Tit. 1,1). Paulus war nicht ein äußerlich Gebundener, sondern ein im Geist Gebundener, d. h. er hatte sich jemand zu eigen gegeben, verpflichtet, dem Herrn Jesu. So meint er hier, daß er als ein dem HErrn Verpflichteter im Gehorsam gegen Ihn trotz der durch den Heiligen Geist vorausgesagten Bande und Drangsale (Apgesch. 20,23), die dort auf ihn warteten, nach Jerusalem reise. V. 24 zeigt, daß er nach Jerusalem ging, um seinen Lauf zu vollenden und den Dienst, den er von dem Herrn Jesu empfangen habe, daß er deswegen auch keine Rücksicht auf sein Leben nehme. Daß dieses keine leeren Worte und Selbsttäuschung waren, zeigt sein weiterer Weg. Der HErr hatte einst zu Ananias gesagt: „Dieser ist Mir ein auserw ähltes Gefäß, Meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels“ (Apgesch. 9,15). Bisher war der Dienst des Paulus unter den Nationen und nur unter den unter diesen zerstreuten Kindern Israels gewesen. Jetzt finden wir ihn Apgesch. 21 und 22 im Tempel von Jerusalem, dem Mittelpunkt des jüdischen Volkes, vor der ganzen Stadt das Zeugnis des Evangeliums verkünden, Apgesch. 23 vor dem Synedrium stehen, Apgesch. 24 vor dem Landpfleger Felix, Apgesch. 25 und 26 vor Festus, dem König Agrippa und Bernice. Phil. 1,14 kann er schreiben, daß seine Bande in Christo offenbar geworden seien in dem ganzen Prätorium, und daß seine Umstände zur Förderung des Evangeliums geraten seien. Phil. 4,22 spricht er von den Heiligen in des Kaisers Hause. Ob er bei seiner ersten und seiner zweiten Gefangenschaft vor dem Kaiser persönlich gestanden hat und ob die 2, Tim. 4,16.17 erwähnte VerAntwortung vor diesem persönlich war, erzählt die Schrift nicht ausdrücklich, es erscheint aber wahrscheinlich, da er sich ja auf die Person und das Urteil des Kaisers berufen hatte.

So führte der HErr Seinen Knecht ins Gefängnis, damit dieser diesen Teil seines Dienstes erfüllen konnte, damit auch das jüdische Volk und seine Führer sowie die weltlichen Fürsten und Herren die Botschaft des Evangeliums aus dem Munde des Paulus hörten.

O. v. Br.

 

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind sehr dankbar für diese drei sich so gut ergänzenden Antworten, aus denen auch deutlich

hervorgeht, daß es schriftgemäß ist, die Reise Pauli nach Jerusalem für gottgewollt zu halten. Hierzu nur noch einmal der Hinweis auf Apgesch. 9,15.16: Nationen - Israel.

Apgesch. 21,4 enthält gar kein Verbot, ebenso wenig wie V. 11; in V. 4 ist das, was in V. 12 infolge der V. 11 vorausgegangenen Weissagung steht, als ein Reden durch den Geist dargestellt, was nur zeigt, wie geisterfüllt die Jünger waren. Aber keineswegs sind hierin Gegensätze gegen Kapitel 20,22 oder 19,21 zu sehen. Paulus handelte nach dem Willen des HErrn (vgl. Apgesch. 20,22-24 mit 18,21b und 21,14!). Nur wenn in 21,4 ein bestimmter Befehl des Geistes läge, wäre diese Stelle schwierig in ihrem Verhältnis zu Stellen wie 19,21 und 20,22 („in dem Geiste“); aber der liegt nicht vor, sondern der Geist wirkte in ihnen eine warnende Bitte gemäß ihrer Stellung zu Paulus und in Paulus einen dem göttlichen Willen entsprechenden Entschluß gemäß seiner hervorragenderen Stellung (als Apostel) zum HErrn! Paulus ging einen klaren, göttlichen Weg!

Frage 39

Was ist die Bedeutung der Ausdrücke „Scheol“ (A. T.), „Hades“, „Abgrund“ (Abyssos), „Feuersee“ (Offenb. 20), „Hölle“ (Gehenna) und „Tartarus“ (2. Petri 2,4)? Sind es alles verschiedene Dinge, oder sind z. B. „Scheol“ (A. T.) und „Hades“ (N. T.) dasselbe?

Antwort A

Das Wort Hades kommt im N. T. wie folgt vor: Matth. 11,23; 16,18: Luk. 10,15;16,23; Apgesch. 2,27.31; Offenb. 1,18; 3,7 (versch. Lesart.); 6,8; 20,13.14. Es bedeutet Totenreich, Unterwelt und entspricht dem hebräischen Wort Scheol. Das Wort Scheol findet sich häufig schon im Buche Hiob, vergl. 7,9; 11,8; 14,13; 17,13.16; 21,13; 24,19.

Das Totenreich liegt tief unten, 5. Mose 32,22; Jes. 14,9; 57,9; Hes, 32,21; Am. 9,2; Ps. 86,13; 139,8; Spr. 15,24; Hiob 11,8. Es ist der Aufenthaltsort für alle Toten, Hos. 13,14; Ps. 16,10; 49,15; 89,48; Spr. 5,5; 23,14. Doch sind zwei Orte zu unterscheiden, das Paradies (Schoß Abrahams), d. i. der Ort für die Frommen (Luk. 16,22; 23,43), wo der sterbende Schächer mit Christus sein sollte. Von diesen sind die übrigen durch eine große Kluft getrennt (Luk. 16,26).

Bis zum Gericht vor dem großen weißen Thron werden die Gottlosen hier bleiben, um dann in den Feuersee geworfen zu werden (Offenb. 20,13ff.). Dagegen erscheint das „Paradies“ seit der Auferstehung Christi in der Gegenwart Gottes, wohin Paulus entrückt wurde (2. Kor. 12,1-4), nicht mehr im Hades. Christus ist hinaufgestiegen in die Höhe und hat die Gefangenschaft gefangen geführt (Eph. 4,8), aber zuvor stieg Er hinab in die unteren Teile der Erde, d. i. in den Teil des Hades, der das Paradies genannt wird. Die jetzt sterbenden Gläubigen sind „daheim bei dem HErrn“ (2. Kor. 5,8) und kommen nicht in den Hades.

Das „höllische Feuer“ (Matth. 5,22) wörtlich „das Gehenna des Feuers“, war ursprünglich die Feuerstelle im Tale Hinnom, wo Menschenopfer dargebracht wurden (2. Chron. 33,6; Jer. 7,31). Dieses Wort kommt 12 mal im N. T. vor, Matth. 5,22.29.30; 10,28; 18,9; 23,15.23; Mark. 9,43.45,47; Luk. 12,5; Jakob. 3,6, also mit Ausnahme der letzten Stelle nur in den Aussprüchen des HErrn Selbst. Natürlich ist hier nicht die örtliche Stelle im Tale Hinnom gemeint, sondern der Ort des Gerichts und der Strafe der Gottlosen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt, d. i. der Feuersee

(Offenb. 19,20; 20,10) oder der zweite Tod (Joh. 8,24; Offenb. 21,8). Schon bei den Propheten erscheint dieser Platz als Vorbild des Gerichtsortes, Jes. 30,33; 66,24; Mal. 4,1.

Der Ausdruck Tartarus kommt als Hauptwort überhaupt nicht vor, wohl aber einmal, nämlich 2. Petri 2,4, das entsprechende Zeitwort ταρταροΰν (tartaroun), d. i. in den Tartaros werfen. Da es nur hier gebracht wird, und zwar von den gefallenen Engeln, so muß nicht an den Hades gedacht werden, noch weniger an die Gehenna (Hölle), „den schlussgerichtlichen Strafort der Feuerhölle“, sondern an den vorläufigen Haftort, wo sie „aufbewahrt“ werden für das Gericht. - Der Abyssos, d. i. die „Tiefe“, das Bodenlose, der Abgrund. Dieser Ausdruck ist in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments die Wiedergabe des hebräischen Wortes thehom, Tiefe, Meerestiefe (z. B. 1. Mose 1,2; 5. Mose 33,13; Ps. 107,26). Im N. T. ist Abyssos (Röm. 10,7) dasselbe wie Hades, d. i. der Aufenthaltsort der Verstorbenen; nach Luk. 8,31; Offenb. 9,1; 11,7; 17,8; 20,1.3 der vorläufige Strafort der bösen Geister, also dasselbe wie der Tartarus.

J. W.

Antwort B

Die Lutherbibel enthält oft den Ausdruck „Hölle“, wo in neueren Übersetzungen „Totenreich“ steht.

Die Juden nannten das Totenreich „Scheol“, und das griechische Neue Testament gibt „Scheol“ durch „Hades“

wieder. Der Scheol, auch „Grube“ (Lutherbibel 1. Mose 37,35), war im Alten Bunde zunächst der Ort der abgeschiedenen Seelen, sowohl der Frommen als auch der Gottlosen; er war das Gefängnis (1. Petri 3,19). Die Stellen im Alten Testamente schildern den Zustand der Seelen im Scheol als trostlos. Hiob 7,9; 3,11-19; 8,18; 10,21; Ps. 6,5; 30,9; 115,17.

Den wichtigsten Aufschluß über den „Hades“ erhalten wir im Neuen Testament in der Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus, Luk. 16,19-31; dort erfahren wir von einem Ort der Seligkeit, „Abrahams Schoß“, auch „Paradies“ (Luk. 23,43), und von einem „Ort der Qual“. Dieser Ort der Qual ist wohl zu unterscheiden von der eigentlichen Feuerhölle oder Gehenna, dem Ort der endgültig Verdammten. Der griechische Ausdruck „Tartaros“ bedeutet Ort der Verdammnis und die Miniaturbibel gibt ihn in 2. Petri 2,4 mit „Hölle“ wieder. Der Abgrund (Abyssos), in Offenb. 9,1; 11,7; 17,8, da der Rauch aufsteigt, (Offenb. 9,2), ist ohne Zweifel die Behausung des Teufels und seiner Engel (Matth. 25,41). Man merke wohl, nicht eigentlich die der Menschen, denn Gott will, daß allen Menschen geholfen werde (1. Tim. 2,4).

Das Wort „Hölle“ ist abgeleitet von dem altdeutschen „Hela“, dem Namen der Göttin der Unterwelt bei den alten Germanen.

Als Vorbild dieses Ortes der Qual galt den Juden das Tal Hinnom, südlich von Jerusalem, wo immer Feuer unterhalten wurde, um Aase und Dünger zu verbrennen; auch die Leichen von Verbrechern wurden dort hingebracht; der Ort hieß Gé-Hinnom (vergl. Jer. 19,6ff.), und daraus entstand Gehenna; auf diese beziehen sich folgende Stellen: Jes. 66,24; Offenb. 21,8; Mark. 9,43; Jud. 7.23; Offenb. 14,10; 21,8. Das Schicksal derer in Offenb. 21,8 ist noch zukünftig und findet nach dem Tausendjährigen Reiche statt.

Für uns ist es sehr wichtig zu wissen, daß uns nach unserem Tode ein seliger Ort „bei Christo“ bereitet ist (Phil. 1,23). Eine solche Verheißung bestand für Israel unter dem Gesetz nicht. Im A. T. kann der Zustand der Verstorbenen kein seliger genannt werden, da Christus dem Tode noch nicht die Macht genommen hatte. Der Zustand der Entschlafenen wird ein seliger für den, der in Christo ist, obgleich auch diese Seligkeit erst mit der ersten Auferstehung zur Vollendung kommt nach Offenb. 20,6.

C. L.

Anmerkung des Herausgebers

Die Frage ist durch diese beiden umfassenden Antworten genügend beleuchtet. Wir weisen nur noch hin auf das auch für „Totenreich“ und „Abgrund“ gebrauchte hebräische Wort „Abaddon“, in Ps. 88,11.12; Hiob 26,6 u. a. gebraucht, wozu wir zu vergleichen bitten Offenb. 9,11.

Wir möchten die teuren Leser, denen dieser ganze Gegenstand zu „trocken“ erscheinen will, um sich gründlich mit demselben zu beschäftigen, noch bitten, die angegebenen Schriftstellen treulich zu durchforschen, sie werden gewiß Gewinn davon haben. Denn wenn Gott diese Dinge nicht für wichtig genug erachtet hätte, so hätten sie gewiß nicht in Seinem Worte Aufnahme gefunden! Auch hier gilt 2. Tim. 3,16.17.

Persönliche Worte an unsere Freunde!

Viele neuerliche Ermunterungen in freundlichen Zuschriften und reichliche Mitarbeit an dem Inhalt sowie an der Verbreitung der „G. H.“ stimmen uns zu stets erneutem Dank gegen den HErrn und alle unsere teuren Helfer.

Die Einsender von Manuskripten bitten wir herzlichst, die unten auf der 3. Umschlagseite jedes Heftes auf Manuskripte bezüglichen Mitteilungen zu beachten. Insbesondere bitten wir, die Manuskriptblätter stets nur einseitig zu beschreiben!

Da wir eine solche Fülle von Stoff zur Verfügung haben, daß wir erst einmal aufarbeiten müssen, so können wir bis Oktober (oder vielleicht November) d. J. keine neuen Fragen annehmen. Erst von dann an denken wir wieder neue Fragen aufnehmen zu können.

Jedoch, wenn dringende Fragen vorliegen, möge man sie uns senden, wir werden bemüht sein, nach Möglichkeit solche Fragen persönlich (brieflich) unserer Erkenntnis gemäß zu beAntworten.

Möchte die „G. H.“ auch fernerhin vielen zu reichern Segen sein und die Erkenntnis des HErrn wie die Liebe zu Ihm mehren helfen!

Mit Tit. 2,11-14 grüßt alle Freunde und Mitarbeiter

Klotzsche, Anfang Juli 1914.

der Herausgeber

Fritz Koch.

Berichtigung.

Versehentlich folgt auf Seite 140 gleich Seite 145!

Gruß an den Leser:

Wir haben einen solchen Hohenpriester, der Sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln als Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, welche der HErr errichtet hat, nicht der Mensch.“ Hebr. 8,1.2.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

 

 

 

Frage 40

Wie ist die Stelle zu verstehen: Hebr. 7,9.10, und wie verhalten sich diese beiden Verse zu V. 14?

Antwort A

Der Brief an die Hebräer offenbart die Vollkommenheiten Christi von jüdischem Standpunkt aus gesehen. Um unsere Stelle zu verstehen, müssen wir die Bedeutung des Zehnten begreifen. Wir lesen in 1. Mose 14, daß Melchisedek Abram segnete (V. 19) und dieser jenem dann den Zehnten von allem gab (V. 20). Der Zehnte war also ein freiwilliges Zeugnis der empfangenen Segnung, ebenso wie die Gaben in 1. Chron. 29,5.9.12.14; wenn er dem Volke Israel gesetzlich vorgeschrieben wurde, so geschah es, um die Tatsache zum Ausdruck zu bringen, daß es ein gesegnetes und segnendes Volk war; hätte Israel jene Vorschriften durch Glauben beobachtet, so wäre es auch der Fall gewesen. Die Segnungen Israels und durch Israel sollten darin bestehen, daß Gott Seine Wohnung bei dem Volke hatte, dessen Priester Levi (und seine Nachkommen) war. Da derselbe also Vermittler der Segnung war, erhielt er den Zehnten von seinen Brüdern (Hebr. 7,5.9). Aber als Same, als er noch in der Lende Abrahams war, wurde er teilhaftig der Segnungen und deshalb auch gezehnt, d. h. mußte den Zehnten zahlen. Daher ist nicht Levi der Urheber der Segnungen, sondern ein Besserer (V. 7), Melchisedek, d. h. im Vorbild Christus Selbst (V. 3.6). Es ist ein schlagender Beweis, daß alle Segnungen, welche die Juden durch das levitische Priestertum zu erlangen meinten, ihre Quelle von Anfang an in Christo hatten. Wenn man nun die Quelle erreicht hat, wozu dann noch einen Kanal zum Schöpfens des Wassers? Nein, dieser fällt weg, denn er ist nutzlos und sogar schädlich für die Kühle und die Reinheit des Wassers.

Da nun das Gesetz und das levitische Priestertum nur Schatten waren, so ist es klar, daß der Körper, Christus, nicht in demselben zu finden ist, also nicht in der Nachkommenschaft Levis. In 1. Mose, 14,18 sehen wir, daß der Segnende, Melchisedek, gleichzeitig König und Priester war bezw. sein soll. Um diese Bedingung zu erfüllen, mußte also dieser aus dem Stamme kommen, der die bestimmte Verheißung des Königs hatte, aus Juda (1. Mose 49,10). Hebr. 7,14 ist demnach ein anderer schlagender Beweis dafür, daß „unser HErr“ „Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks“ ist.

Wenn Israel Jesum, den Nazarener, als König und Priester anerkannt haben wird, wird auch der Zehnte nicht mehr eine tote Form oder eine Nahrung für die Selbstgerechtigkeit (Luk. 18,12) sein, sondern das dankbare Zeugnis von der ewigen Güte Gottes (Ps. 110,3).

Lieber Bruder, Christus ist die Quelle! Sein Tod und Sein Leben sind für uns die Ursachen aller Segnungen (vgl. 1. Mose 14,18; Matth. 26,26-29; 1. Kor. 10,16). Er hat uns auch unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht (Offenb. 1,5.6). Ja, Ihm sei die Herrlichkeit in die Zeitalter der Zeitalter! Amen. (Hebr. 13,21.)

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Der Gegenstand ist ziemlich schwierig, leider ist auch nur vorstehende Antwort Eingegangen, doch denken wir, daß sie genügen wird, um dem aufmerksamen Schriftforscher Licht zu geben. In vorliegender Frage liegt verborgen die, wie wir uns zum Geben des Zehnten zu stellen haben. Dazu einige Worte!

Den Zehnten zu geben oder für das Werk des HErrn zurückzulegen, weil im Gesetz (also dem Volk Israel) dies geboten war, ist unter allen Umständen schriftwidrig, selbst wenn man sagt: Was das alttestamentliche Volk Gottes tat, muß das neutestamentliche, das größerer Segnungen teilhaftig geworden ist als jenes, erst recht tun! Nein, und abermals nein! Wir sind nicht unter Gesetz! (Gal. 5,18;

3,2; 4,5.6.) Aber nun berufen sich manche teure Kinder Gottes darauf, daß das Verzehnten schon vor dem sinaitischen Gesetz dagewesen sei, und sie weisen hin auf die Tatsache, daß Abraham dem Melchisedek, der doch ein Vorbild auf Christus sei, den Zehnten gegeben habe. Wenn solche Geschwister 1. Mose 14 für sich so auffassen, wollen wir sie nicht schelten; aber nie sollte man sagen, aus diesem Kapitel gehe hervor, daß die Gläubigen heute den Zehnten zu geben verpflichtet seien. Wenn Verpflichtung da ist, dann ist Gesetz da! Wenn das, was einige tun, darum andere auch tun sollten, dann wird eine menschliche Satzung aufgerichtet, und das ist vom Übel (Kol. 2,20ff.).

Aus dieser wunderschönen Geschichte in 1. Mose 14 geht hervor, daß Melchisedek von Abraham den Zehnten nicht gefordert hat! Freiwillig gab Abraham den Zehnten. Gewiß sind wir Gläubigen von heute Abrahams Same. (Gal. 3,6.7.29.) Aber wenn wir nun deswegen auch den Zehnten geben wollten, so würden wir gerade den Charakter des Gebens Abrahams, den Charakter der Freiwilligkeit, zerstören und ein Gesetz für uns aus dem machen, was Abraham für sich tat. Er setzte sich gleichsam im Herzen vor, als Gesegneter zu geben, wie es ihm gut schien; er gab den zehnten Teil, womit er - was die Zahl 10 bedeutet - das Bewußtsein seiner menschlichen VerAntwortlichkeit Gott gegenüber andeutete. (Vergl. über die Zahlen S. 36-38 in Band I.) Wollen wir es machen gerade wie er? Keiner hätte das Recht, es uns zu verbieten, wenn die Beweggründe ganz von selbst die Abrahams und keine gesetzlichen wären. Aber es kommt nicht auf die Zahl 10 an, sondern darauf, den Charakter des Gebens Abrahams zu wahren! Dazu geben uns 1. Kor. 16,2 und 2. Kor. 9,6.7 (8!) wichtige Fingerzeige. Handeln wir nach ihnen als solche, die gesegnet sind, um zu segnen, dann wird der Zehnte oft genug weit überschritten werden, (vergl. z. B. die Geschichte vom Scherflein der Witwe! Mark. 12,41-44). Und dann - gibt es eine Grenze für den, der da weiß: „Was wir

leben, das leben wir Dem, der für uns gestorben ist und ist auferweckt worden“ (2. Kor. 5,15)? Und das ist nach Hebr. 7, unserem vorliegenden Kapitel, Christus, der da ein unveränderliches Priestertum hat, weil Er in Ewigkeit bleibt (23,24).

Frage 41

Wie stimmen zusammen Hebr. 10,4: „Unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnebmen“ und das in 3. Mose. 5,10.13.16.18.26 in Verbindung mit dem Schuldopfer immer wiederholte „und es wird ihm vergeben werden“?

Antwort A

In Hebr. 10 handelt es sich um ewige Vergebung (V. 10.14.17.18), und da ist es selbstverständlich, daß „unmöglich Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen kann“. In 3. Mose 5 aber ist es anders, denn das Gesetz hat nur „einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst“; alle Dinge waren nur Vorbilder, welche auf den Herrn Jesus und die mit Ihm verbundene Gnade und die Segnungen hinwiesen. Alles war nur irdisch: das Volk, seine Berufung, die ihm verheißenen Segnungen, sein Dienst, seine Opfer - und auch die Vergebung auf Grund der letzteren. Brachte ein Israelit für ein Vergehen das im Gesetz vorgeschriebene Opfer dar, so war seine Schuld getilgt, er war gereinigt, seine Sünde war vergeben; alles aber zunächst nur in den Augen der Menschen und - soviel ich verstehe - in bezug auf die Wege Gottes mit dem Menschen auf dieser Erde, also in bezug auf die zeitlichen Folgen der Sünde. Dazu bedurfte es nicht einmal des Glaubens, da es sich nur um ein Schattenbild handelte: wenn er das vorgeschriebene Opfer darbrachte, wurde ihm vergeben. Ewige Vergebung konnte er jedoch auch nur durch Glauben erlangen, wie es von Abraham heißt in 1. Mose 15,6: „Und er glaubte Jehova; und Er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit.“ Der glaubende Israelit erkannte, daß die Opfer usw. hinweisen auf einen, der noch kommen und seine Schuld tragen und tilgen sollte, und daß auf Grund dessen allein Gott ihm in Gnade begegnete. Seine Vorstellung hierüber mochte nur dunkel sein - mehr oder weniger -, aber Gott hatte Nachsicht mit ihm, denn Er fordert nicht mehr, als was dem jeweils gegebenen Lichte entspricht (Röm. 3,25.26).

Wir sehen also einerseits den Unterschied in der Vergebung, von der in den einander gegenübergestellten Schriftstellen die Rede ist, andererseits aber auch die vollkommene Übereinstimmung in dem teuren Worte Gottes.

Th. K.

Antwort B

Röm. 3,25 scheint mir ein Schlüssel zur Lösung der Frage zu sein. In allen Opfern des Alten Testamentes hatte Gott Seinen geliebten Sohn vor Augen. Von Ewigkeit schaute Er auf Ihn mit Wohlgefallen, wissend, daß der Wille des Sohnes die Verherrlichung des Vaters und die Erfüllung Seines Willens war (Hebr. 10,7). Das Kreuz leuchtete schon von ferne, und in Seiner Barmherzigkeit bereitete Er in den Vorbildern den Weg für die Errettung der vor Christus lebenden Gläubigen, ihnen Nachsicht und Geduld zu erweisen.

In dem Opfer und in dem es darbringenden Priester sah Gott nichts anderes als das für die bestimmte Zeit (Röm. 5,6) aufbewahrte Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt (Joh. 1, 29.36), und den wahren Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks (Hebr. 5,5-10). Der glaubende Israelit sah es vielleicht nicht, aber er verstand, daß nicht er selbst, sondern ein anderer seine Strafe erleiden und das Opfer darbringen sollte, damit er vor den Augen des dreimalheiligen Gottes Gnade finde. Dieser kleine Glaube genügt, um Gott zu befriedigen, wenn Sein Blick die Aufrichtigkeit des Herzens geprüft hat; und Er ertrug und ließ die Sünde hingehen, nicht um der Stiere und Böcke willen (kann etwa Gott an Tieren Wohlgefallen haben? Nein! Hebr. 10,6), sondern um Seines Sohnes willen, von dem sie Vorbilder waren. Wie wunderbar ist die Liebe Gottes zu dem Sünder, für dessen Errettung in Christo Jesu Er vom Falle in Eden an besorgt war. Einem fast unbewußten Gläubigen wurden die ewigen Erfolge des nur später vollbrachten vollkommenen Werkes Christi zuteil: „es wird ihm vergeben werden!“

Diesen kleinen Glauben nach Hebr. 11,1, ohne welchen es unmöglich ist, Gott wohlzugefallen (V. 6), hatte die große Masse des Volkes nicht. Durch seine Unbußfertigkeit verblendet, sah es in dem Opfer nicht mehr als ein von ihren Gütern genommenes Tier und in dem Priester einen Menschen, dessen Würde (Priester des wahrhaftigen Gottes) das Volk gegenüber anderen Nationen erhob. Die Gerechtigkeit Gottes, welche mehr als Blut von Tieren verlangt, erkannte es nicht (Röm. 10,3). Deshalb auch wurden die Opfer ein Erinnern an die Sünden. Das Blut Jesu Christi allein macht von aller Sünde rein (1. Joh. 1,7) und nur auf Grund dessen hätte Israel Nachsicht, Vergebung erlangen können, was später für den Überrest geschehen wird. Wie Hebr. 11 zeigt, war die Gnade Gottes nicht ganz umsonst, etliche sahen Seine Absichten und die Verheißungsgüter von ferne und trachteten nach einem neuen Vaterland.

Geliebte, uns, die wir fern waren (Eph, 2,12.13.17), ist durch ihren Fall (Röm. 11,11.25) das Heil geworden. Laßt uns schon jetzt zur Ehre seines Urhebers das neue Lied niederkniend anstimmen: „Du bist würdig“, damit die Stimme der Engel und aller Kreatur laute: „Würdig ist das Lamm ... Amen“ (Offb. 5,9.12.14).

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Der Ton in Hebr. 10,4 liegt auf dem Wort „hinwegnehmen“; in V. 11 ist noch einmal davon gesprochen, nur daß das griechische Wort dort noch stärker ist und bedeutet „ganz und gar hinwegnehmen“. Hinwegnahme, völlige Vertilgung der Sünden, konnte durch die Vorbilder nicht zustande gebracht werden, wohl aber Vergebung, d. h. wie auch wir glauben in erster Linie, zeitliche Vergebung, und zwar im Blick auf das einst geschehene, große Opfer von Golgatha. Jedoch gab es - freilich nur um dieses Opfers willen - auch wirkliche Reinigung im Alten Bund, aber nur wenigen konnte sie zuteil werden, weil nur wenige sich selbst verabscheuten und wahrhaft glaubten an die Güte und Erbarmungen Gottes. In dieser Hinsicht ist der 51. Psalm so kostbar, auch Psalm 32.

Doch wie unendlich breiter, länger, höher und tiefer ist die Kostbarkeit des „Einen Schlachtopfers zur Abschaffung der Sünde“ (Hebr. 9,26; 10,12). Jene unzähligen vorbildlichen Opfer haben zur Folge ein beständiges Erinnern, dieses Eine ein völliges Ausgetilgtsein und Vergessensein der Sünden (vergl. Hebr. 10, V. 3.4 mit V. 17.18!). Welch einer Erlösung sind wir teilhaftig geworden! Gepriesen sei unser

herrlicher Heiland-Gott!

Frage 42

Was ist das ewige Evangelium in Offenb. 14,6.7?

Antwort A

Es ist nicht das Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch. 20,24), das seit der Ausgießung des Heiligen Geistes allen Menschen verkündigt wird.

Es ist auch nicht das Evangelium des Reiches Gottes nach Matth. 4,23, das den Juden verkündigt worden ist zur Zeit des Herrn Jesu und wieder gepredigt werden wird nach Matth. 24,14 in der Endzeit, sondern es ist das Evangelium, das die Rechte Gottes als Schöpfer und Richter vorstellt.

Weder Israel, das ins Tausendjährige Reich eingeht, noch wir, die wir unsere ewige Heimat im Vaterhause droben haben, könnten unsere Errettung und unser Heil auf diese Forderung gründen, die Gott im ewigen Evangelium stellt, wir haben alle nur in der Gnade in Christo Jesu Heil gefunden. Im ewigen Evangelium der Endzeit fordert Gott bei jedem Volk und Land der Erde nur Anbetung und Unterwerfung unter Ihn, den Schöpfer und Richter.

Psalm 96, 97, 98 bezeugen schon von alters her dieses ewige Evangelium.

F. B.

Antwort B

Die Schrift redet in bezug auf das Evangelium in verschiedener Weise. So lesen wir einmal in Matth. 4,23 von einem Evangelium des Reiches, welches der Herr Jesus den Juden verkündigte. Ferner lesen wir einmal von einem Evangelium der Gnade Gottes, das erstere wendet sich an die Juden, das zweite an alle Menschen der Jetztzeit. Dieses ewige Evangelium wendet sich in der Endzeit an die in stumpfer Sicherheit sitzenden Menschen, es heißt „jeder Nation und jedem Stamm und Sprache und Volk“ wird es verkündigt werden. Und die Verkündigung lautet: „Fürchtet Gott und gebt Ihm die Ehre, denn die Stunde Seines Gerichts ist gekommen, und betet Den an, der den Himmel gemacht hat und die Erde und das Meer und die Wasserquellen.“ Inmitten ihres Verderbens läßt Gott die Menschheit noch einmal zur Buße rufen. Gott fordert hier Unterwerfung unter Ihn als den Schöpfer Himmels und der Erde und Anbetung Seiner, als des allein wahrhaftigen Gottes. Wer sich diesen Forderungen Gottes in jener dunklen Endzeit unterwirft, dem wird dieses Evangelium mit seinem Heil zugerechnet werden. Es ist dies die geringste Forderung, welche Gott an die Menschheit stellt, aber auch die bestimmteste. Es ist gleichsam der letzte Appell vor dem im Hereinbrechen begriffenen Gericht, eine nochmalige Ankündigung und Anbietung ewigen Heils, ähnlich wie Paulus in Apgesch. 17,30.31 den Heiden Gott als Schöpfer und Richter vorhält. Es handelt sich hier um die ewigen und unwandelbaren Reichsgesetze und Rechtsbegriffe unserem Gottes, der Sein Recht nicht beugen läßt und an diesen Rechten als Schöpfer und Richter festhalten muß, aber auch den Menschen ein Evangelium mit ewigen Folgen anbietet. Jedenfalls wird Gott kein Mittel unversucht lassen, um einen jeden einzelnen mit Sich in Beziehung zu bringen, nur wird es in der Jetztzeit, wo das Evangelium der Gnade angeboten wird, leichter sein, sich für Gott zu entscheiden als in der Zeit, wo Gott dieses ewige

angeboten wird, leichter sein, sich für Gott zu entscheiden als in der Zeit, wo Gott dieses ewige Evangelium verkündigen läßt.

Ph. W.

Antwort C

Evangelium heißt „gute Botschaft“. Die Heilige Schrift redet von verschiedenen Arten von Evangelien.

1. Das Evangelium des Reiches Gottes war die Verkündigung der Aufrichtung des David und seinem Samen verheißenen irdischen Reiches des Segens (2. Sam. 7,8) durch den Messias. Dem Volke Israel wurde dadurch verkündigt, daß der Messias (Jesus Christus) tausend Jahre lang auf dieser Erde in Gerechtigkeit und Friede inmitten Seines Volkes und zum Heil aller Nationen regieren werde. Diese Predigt begann durch den HErrn und Seine Jünger (Mark. 1,15) und wurde unterbrochen durch die Verwerfung des HErrn von seiten der Juden.

Unmittelbar vor dem Kommen des Königs in Herrlichkeit wird es während der großen Trübsal wieder verkündigt werden (Matth. 24,14).

2. In der gegenwärtigen Zeit zwischen der Verwerfung Christi und Seiner Erscheinung (Epiphanie) wird das Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch. 20,24) allen Menschen, ob Juden oder Heiden (Tit. 2,11), verkündigt, damit sie Vergebung der Sünden und ewiges Leben in Seinem Sohne empfangen (Apgesch. 26,18). Die Schrift nennt es auch das Evangelium Gottes (Röm. 1,1), das Evangelium Christi (2. Kor. 10,14), das Evangelium der Herrlichkeit (1. Tim. 1,11), das Evangelium eures Heils (Eph. 1,13), das Evangelium des Friedens (Eph. 6,15).

Über dieses Evangelium wurden dem Apostel Paulus besondere Offenbarungen zuteil, die die völlige Tragweite des Werkes Christi für die Seinen betreffen und wodurch der Leib Christi und das himmlische Teil der Gemeinde (Ecclesia) kundgemacht wurde. Da den anderen Aposteln diese Offenbarungen nicht gemacht wurden, spricht Paulus von „seinem Evangelium“ (Röm. 2,16; 16,25; 2. Tim. 2,8) vgl. Band I, Fr. 13!

3. Das ewige Evangelium wird durch einen Engel allen Bewohnern der Erde verkündigt, und zwar am Ende der großen Trübsal und vor dem Gericht der Nationen (Matth. 25,31). Sein Inhalt ist: „Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre, denn die Stunde des Gerichts ist gekommen.“ Demnach verkündigt der Engel in Offenb. 14,6 einerseits das Ende der Trübsal für den gläubigen Überrest der Juden und für die, welche während der Drangsale errettet werden, andererseits aber für die Menschen dieser Welt und Satan, den Fürsten derselben, die Stunde des Gerichts, der Verdammnis. Es ist ein ewiges Evangelium, da Sein Auftrag: „Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre“ von Anfang bis zum Ende der Welt seine Geltung hat.

C. Th.

Anmerkung des Herausgebers

Wie wunderbar ist doch diese dreifache Unterscheidung von Evangelium in der Schrift! - Dieses ewige Evangelium wird nur von einem Engel verkündigt. Es ist kostbar, daß einer aus dem Geschlecht der „dienstbaren Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit

ererben sollen“ (Hebr. 1,14), diese Botschaft zu verkünden hat. Soll sie dadurch an Wert und Ernst in den Augen der Menschen gewinnen? Wir glauben es; denn dann wird eine Zeit sein, wo das Sichtbare noch mehr über das Unsichtbare triumphiert als heute, wo „selig sind, die nicht sehen und doch glauben“. Wenn aber der Satan „mit Wundern und Zeichen der Lüge“ die Menschen verführt, dann bedarf auch das Evangelium eines außerordentlichen Boten, um angenommen zu werden.

Das „ewige Evangelium“ war schon vor dem Gesetz da. Ein Blick in die Konkordanz zeigt uns etliche Stellen, wo das „Fürchten Gottes“ vor dem Gesetz vom Sinai betont wird, so z. B. in 2. Mose 1,17-21 bei dem ägyptischen Volk! - Röm. 1 zeigt uns, daß die Nationen im ganzen dieses ewige Evangelium verworfen haben und statt dessen in den rohesten Götzendienst verfallen sind. Wird nach Offenb. 14,9.11 nicht dann auch Götzendienst in vollendetster Form auf Erden im Schwange sein? Da tritt Gott wieder mit dem ewigen Evangelium an die Menschen heran. Und auch dieses „ewige Evangelium“, obgleich kein „Evangelium der Herrlichkeit“ (1. Tim. 1,11), ist, was das Wort besagt: eine „frohe Botschaft“ mit Ewigkeitswert für die, die es annehmen! Gelobt sei Gott für Sein Liebeswerben um die Menschen!

Frage 43

Wer ist das erste und das andere Tier in Offenb. 13,1-10 und 13,11-18?

Antwort A

„Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte“ usw. Der Drache, Satan, der einst bei der Versuchung seine Macht, seinen Thron dem Herrn Jesu anbot, gibt hier einem Menschen seinen Thron und seine Macht; und alle Welt verwundert sich über das Tier um deswillen, weil es einst tödlich verwundet war und nun wieder geheilt ist und mächtig dasteht. Wir haben in diesem ersten Tier das wiedererstandene römische Weltreich, welches schon einmal bestand, aber dann einen satanischen Charakter haben wird, zu verstehen; sein Sitz, der Sitz seines Hauptes, ist Rom. Es entsteigt dem Meere, d. h. es kommt aus einer ungeordneten, wogenden, jedenfalls revolutionären, unruhigen Völkermasse. Satan, einst aus dem Himmel auf die Erde geworfen, wird die abtrünnige Menschheit, die von Freiheit träumt, in ihrer Feindschaft gegen Gott zum Äußersten treiben. Satan wird einen Menschen mit aller Gewalt und Bosheit aufrüsten und zum Haupt dieses Weltreiches machen. Deshalb sagt die Schrift: „Es kommt aus dem Abgrund“.

Über dieses erste Tier und seine Gewalt sagt uns die Schrift noch vieles; also es ist das widerstandene römische Weltreich oder sein von Satan inspiriertes Oberhaupt und herrscht im Westen, es wird zuerst noch vieles geschehen müssen, um noch deutlichere Anzeichen dieses Ereignisses zeigen zu können, wir sind aber auf dem nächsten Weg zu all diesen Dingen. Diesem allen geht aber die Entrückung voraus. Dann geht auch der Heilige Geist, der jetzt noch die Braut Christi sammelt, mit hinweg von dieser Erde, und darum werden sich die in der Schrift geweissagten Dinge sehr rasch entwickeln, zumal der Satan weiß, daß er wenig Zeit hat.

Das andere Tier Kapitel 13,11-18: „Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, es hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache.“

Also das erste Tier, eine politische Weltmacht, entsprang dem Meer; ging hervor aus einer in Aufruhr

und in Umwälzung befindlichen Völkermasse. Das geheimnisvolle andere Tier steigt aus der Erde herauf, also aus dem Festland, aus dem Boden einer festen, bestehenden Ordnung. Das andere Tier tritt, wie wir aus anderen Stellen der Schrift erkennen (z. B. Dan. 11,37), aus dem Volk Israel hervor. Dieses Tier erscheint zuerst wie ein Lamm, das ist bedeutungsvoll, es ist eine Nachahmung des wahren Lammes, des Sohnes Gottes; aber es redet wie ein Drache, es führt die Stimme Satans.

Oft hat der HErr durch die Propheten und den Geist davon geredet, daß in Israel wieder später als gesammeltes politisches Volk der falsche Messias auftreten werde und Aufnahme finden werde (Joh. 5,43) und dies ist der Antichrist. Er wird nicht sofort als der Gesetzlose, als der Mensch der Sünde auftreten, aber zuletzt wird er sich so offenbaren und wird sich als ein Gegenstand der Verehrung in den dann wieder aufgebauten Tempel Gottes setzen und sich selbst darstellen, daß er Gott sei. Dieses zweite Tier, der Antichrist, wird in Verbindung mit dem ersten Tier, dem Haupt des römischen Reiches, einen Bund machen auf sieben Jahre. Nach Ablauf der letzten 3½ Jahre dieser sieben Jahre wird der Herr Jesus mit allen Heiligen kommen und sichtbar erscheinen und dem Tier und dem Antichristen ein Ende machen, beide in den Feuersee werfen und den Satan auf tausend Jahre in den Abgrund verschließen.

F. B.

Antwort B

Die zwei Tiere in obigem Kapitel sind zwei Personen, welche wiederum zwei Systeme nicht nur repräsentieren, sondern verkörpern, deren Ursprung satanisch ist.

Das erste Tier ist das Haupt einer noch zukünftigen Weltmacht, darum trägt es mehr einen politischen Charakter. Wir finden daher: „zehn Diademe“, und Vers 5 u. 7 wird von Gewalt gesprochen, auch wird es mit wilden Tieren (nicht Haustieren) verglichen.

Das zweite Tier trägt mehr einen religiösen Charakter, darum ist es gleich einem Lamme (Nachahmung des Herrn Jesu, des Lammes Gottes), tut Zeichen und verführt die auf der Erde wohnen, zwingt zur Anbetung des ersten Tieres (das erste Tier zwingt niemand zur Anbetung, wird aber angebetet ob der Verwunderung über dasselbe, Vers 3.4), beansprucht schöpferische Macht Vers 15 (vergl. 1. Mose 2,7) und ahmt einen der größten Propheten des Alten Testaments nach (vergl. Vers 13 mit 1. Kön. 18,24; 2. Chron. 7,1; 3. Mose 9,24). Daß es sich hier um zwei Personen handelt, geht klar und unverkennbar aus folgenden Stellen hervor: Kapitel 16,13; 19,20; 20,10; ferner wird das zweite Tier stets nur noch „falscher Prophet“ genannt. Man vergleiche dazu 2. Thess. 2,9.10; Ev. Joh. 5,43, welches uns gleichsam zur Annahme zwingt, daß es der Antichrist ist, dessen Geist, obwohl er noch nicht persönlich jetzt schon wirksam ist (vergl. 1. Joh. 2,18.22, dgl. 4,3; 2. Joh. 7). Anders verhält es sich mit dem ersten Tier, welches nicht aus der Erde (ein Bild vom irdischen Volke Gottes: Israel), sondern aus dem Meere heraufsteigt, es ist heidnischen und nicht jüdischen Ursprungs (vergl. Jes. 17,12-14, Offenb. 17,15). Ich für meinen Teil verstehe darunter das Haupt des noch aufzustehenden römischen Weltreiches, welches den Westen Europas mit einschließen wird (vergl. Offenb. 17,15-18; Dan. 7,7-12). Wir können dieses so sehr wichtige und ernste Thema hier nicht eingehend betrachten, doch möchten die schwachen Ausführungen dazu mahnen, nichts gemein zu haben mit dem Geist (welcher „jetzt schon in der Welt ist“) dieser antigöttlichen Systeme!

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Es tut auch uns leid, daß dieser Gegenstand, in bezug auf den wir im wesentlichen gleicher Meinung sind mit den vorigen Antworten, hier nur so kurz berührt werden kann. Es wäre gut, wenn jeder Leser das Erforschen dieser Dinge für so wichtig ansähe, wie die Schrift es tut! „Hier ist Weisheit“ (Vers 18). Schon jetzt zeigt sich mehr und mehr von dem Geiste des kommenden Antichristen und der Gewalt des Satans, des Drachen, und wir sind berufen, „die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind“ (1. Joh. 4,1). Wir, als zur Gemeinde des HErrn gehörig, werden zwar nicht mehr auf der Erde sein, wenn diese furchtbare Dreiheit: der Drache (Satan), der Pardel und das (falsche) Lamm auf Erden herrschen werden, aber je mehr wir auch diese Dinge kennen lernen, desto mehr werden wir uns sehnen nach dem Zeitpunkt, wann der auf dem weißen Pferde sitzende „Treu und Wahrhaftig“ - „das Wort Gottes“ - „der König der Könige, der HErr der Herren“ Seinen siegreichen Krieg führen wird gegen alle Macht Satans (Offenb. 19,11-16).

Frage 44

Wie ist Matth. 19,12 zu verstehen?

Antwort A

Wenn es ganz wörtlich genommen wird, so: Es hat je und je Menschen gegeben, die waren nicht veranlagt, Verkehr mit anderem Geschlecht zu haben. Dann gab es welche, wie die Eunuchen, die von anderen verstümmelt wurden und die darum in keine eheliche Gemeinschaft eintreten konnten. Drittens gibt es solche, die um des HErrn, Seiner Sache und ihrer persönlichen Stellung dazu sich absolut rein und auch dazu ehelos halten. Sie wollen nur für das Himmelreich, für des HErrn Sache da sein. Man kann es aber auch erweitert verstehen. Die ersten sind eben infolge irgendwelcher körperlicher oder geistiger Gebrachen, die sie mit auf die Welt bringen, ohne weiteres genötigt, ehelos zu bleiben. Die zweiten sind durch irgend menschliche (auch familiäre) Verhältnisse einfach gezwungen, ehelos zu bleiben. Die dritten tun es, um ganz sich Gottes herrlicher Reichssache widmen zu können. Gott hat es ihnen klar gemacht. Da sind sie bereit. - Keinesfalls aber darf aus diesem Vers geschlossen werden, daß der ehelose Stand an sich vor Gott ein wohlgefälligerer Stand wäre und die Ehe nur für Christen zweiter Klasse sei. Jedenfalls sollte jeder vor Gott sich seines Weges klar werden. Gott aber hat Gnade und Kraft für jeden Weg, wenn er ein Gehorsamsweg ist.

K. E.

Antwort B

Die Pharisäer bringen die Frage der Ehe vor den HErrn. Der HErr zeigt ihnen, daß Gott Mann und Weib zu einem Fleische zusammengefügt habe, und ein Fleisch soll nicht geschieden werden. Sofort kommen die Pharisäer mit dem Einwurf: „Warum hat denn Moses geboten, ... sie zu entlassen?“ Der HErr sagt, daß Moses es ihrer Herzenshärtigkeit wegen gestattet, aber nicht geboten hätte. Der HErr kehrt zur Schöpfungs-, zur Anfangsordnung zurück. Das, was Moses wegen ihrer Herzenshärtigkeit dem Menschen im Fleische gestatten durfte, konnte jetzt in dem Lichte, das mit Christo in die Welt

gekommen war, nicht länger erlaubt sein. Er führt sie zu dem Lichte des Anfanges zurück.

Nur einen Scheidungsgrund gab es, und dieser war Ehebruch. Damit war das Band des einen Fleisches gelöst. Es war damit vor Gott dahin. Die formelle Scheidung war nur noch die Veröffentlichung des bereits vor Gott gebrochenen Bandes.

Die Jünger meinten, als sie die Ehe in diesem heiligen, unlösbaren Bande sahen, daß es gut sei, nicht zu heiraten. Der HErr aber hält voll aufrecht, was Gott im Anfang sagte: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei,“ und daß das „nicht heiraten tut besser“ (1. Kor. 7,38) eine Ausnahme ist, und zwar nur für solche, die es als eine Gabe empfangen haben. Ein Beispiel haben wir in Paulus. Er war vom HErrn begnadigt, treu zu sein. In dem Werke, zu dem er berufen, würden ihm die Pflichten einer Familie gegenüber Hindernisse gewesen sein. Es war kein Gebot, auch kann es sich niemand selbst geben, sondern es muß ihm als eine Segnung von Gott gegeben sein, unverheiratet zu sein um des Reiches der Himmel willen, für die Ehre Gottes.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie vielfach in der Christenheit diese Stelle dazu mißbraucht wird, um den oft geradezu gesetzlich-ehelosen Stand hoch über den Stand der Ehe zu erheben, das wissen wir alle. Wir sehen die großen Institutionen, in denen Männer wie Frauen, zur Ehelosigkeit mehr oder weniger gezwungen oder freiwillig darin, glauben, Gott damit einen Dienst zu tun, daß sie Seine Schöpferordnung mißachten, um freier für Ihn zu sein. Wir sind überzeugt, daß auch in unseren Tagen dieses Wort in seiner dreifachen Beziehung seine Geltung hat, und wir danken dem HErrn für solche Arbeiter, die von Ihm die Gnadengabe haben, also zu leben ganz für Ihn. Zweifellos sind solche für den Dienst des HErrn in mancher Hinsicht freier als verheiratete Arbeiter (1. Kor. 7,26-38), aber wir bezweifeln, daß die, welche 1. Kor. 7,7-9 übersehen und doch nach Matth. 19,12c handeln, göttliche Wege gehen! Wir glauben, daß Ungezählte, die „sich selbst verschnitten haben“, in diesem Stande unendliche Leiden durchzumachen haben, geschlechtlicher wie anderer Art, und zwar nur, weil sie Gottes Ordnungen nicht beachteten und sich zwingen wollten, etwas zu tun, wozu Gott ihnen keine Gnadengabe gegeben hatte. Wenn diese sich dann auch noch über die Ehe und solche, welche sie eingingen, erheben, so ist das sehr betrübend und zeigt nur, wie wenig sie die wunderbare göttliche Institution der Ehe verstehen (Eph. 5,22-33). Man beachte auch 1. Tim. 4,3a! Gesegneter im Dienst, glücklicher im HErrn werden gewiß die sein, die in Demut erkannt haben, wozu Gott ihnen eine Gnadengabe geschenkt hat, statt etwas zu übernehmen, was Gott nicht von ihnen erwartet. Auch kann in vieler Beziehung der Dienst von Verheirateten fruchtbringender sein als der von Unverheirateten! Laßt uns darum in bezug auf Matth. 19,12 nie vergessen, wie schon in voriger Antwort Gezeigt: „Ein jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so“ (1. Kor. 7,7).

 

 

 

 

Frage 45

War die Wahl des Matthias zum Apostel ein dem HErrn Vorgreifen oder nach dem Willen Gottes? (Apgesch. 1,15.16; vergl. 1. Kor. 15,5; Apgesch. 6,2.) War Matthias oder Paulus der zwölfte Apostel?

 

Antwort A

Die Wahl des Apostels Matthias war nach dem Willen Gottes, denn sie geschah nicht eigenmächtig, sondern durch Gebet und Bitte zum HErrn, Er möchte doch hier Selbst entscheiden (Apgesch. 1,23-26). Paulus kommt nicht als 12. Apostel in Betracht. Er war damals noch ein Feind des Herrn Jesu. Aber für Dienste, wozu der HErr die anderen Apostel gleichsam nicht gebrauchen konnte, war Paulus, der vorherige Eiferer und Verfolger, mit einem festen Charakter ausgestattet, zu jedem Leiden bereit, Ihm ein auserwähltes Rüstzeug (Apgesch. 9,15). Die Begegnung mit dem HErrn auf dem Wege nach Damaskus wurde zu seiner Berufung zum Apostel außer den „Zwölfen“.

K. K.

Antwort B

Matthias wurde nicht direkt durch den HErrn erwählt wie die übrigen Elfe, er wurde an Stelle des Verräters Judas durch Gebet und das Los zum Apostel erwählt und den Elfen zugetan. Gewiß war Matthias ein beständiger Nachfolger des HErrn, vielleicht einer von den 70, die Ihm auch nachfolgten. Petrus macht dies auch zur Bedingung. Petrus stellt sich bei seinem Vorschlag auf den Boden des Wortes Gottes in einer ganz entschiedenen Weise: „Es muß“ (Apgesch. 1,21.22). Sie brachten ihr Anliegen vor den HErrn und durften sicher erwarten, daß der HErr den Richtigen bestimmen werde durchs Los. Denn schon längst war in der Schrift der Fall Judas vorhergesagt und daß ein anderer sein Amt empfangen müsse (Psalm 69,25; Psalm 109,8), auf daß die Schrift erfüllt werde.

Ich für mich nehme an, daß es dem HErrn so wohlgefällig war. Die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag auf „alle“ dürfte vielleicht noch die Wahl des Matthias bestätigen! 1. Kor. 15,5 scheint mir einfach und klar zu sein. Der HErr ist zunächst dem Petrus allein erschienen und dann den Zwölfen (mit Matthias), einschließlich Petrus. Apgesch. 6,2 berufen die Zwölfe, einschließlich Matthias, die Menge zusammen. Matthias war der zwölfte Apostel. Paulus ist nicht der zwölfte Apostel, sondern der Apostel der Nationen (Röm. 1,1-7; Gal. 1,1). „Apostel nicht von Menschen noch durch einen Menschen“ (durch Wahl oder Ordination) „sondern durch Jesum Christum“.

F. B.

Antwort C

Die Wahl eines zwölften Apostels war notwendig geworden, weil Judas, der mitgezählt zu den Zwölfen und das Apostelamt mit überkommen hatte, durch Verrat des HErrn und darauffolgenden Selbstmord von dem Apostelamt abgewichen war, um hinzugehen an seinen Ort. Der HErr hatte zwölf Männer unter Seinen Jüngern zu Aposteln erwählt (Joh. 6,70) und ihnen die apostolische Vollmacht anvertraut (Matth. 10). Da nun durch den Tod des Judas eine Lücke entstand, so daß jetzt nur elf Apostel waren, mußte also die Wahl eines Mannet vorgenommen werden, der die vorhandene Lücke als zwölfter Apostel auszufüllen hatte. Zum Sitzen auf zwölf Thronen und zum Regieren der zwölf Geschlechter Israels sind durchaus zwölf Apostel nötig. Aus diesen Gründen schlägt Petrus in Apgesch. 1 eine Apostelwahl vor, die dann ja auch tatsächlich erfolgt. Von den beiden Brüdern, die als Kandidaten für diese Wahl in Betracht kommen, wird Matthias gewählt, nachdem vorher gebetet und das Los gezogen war. Beim Loswerfen hatte man wahrscheinlich Spr. 16,33 im Auge, wo es heißt: „Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der HErr will.“ Daß nun diese Apostelwahl

heißt: „Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der HErr will.“ Daß nun diese Apostelwahl nach dem Willen des HErrn war, geht daraus hervor, daß in Apgesch. 2,14 steht: „Da trat Petrus auf mit den Elfen ...“ Demnach war des Matthias Erwählung zum Apostelamt kein dem HErrn Vorgreifen, sondern nach dem Willen Gottes. Auch die beiden anderen angeführten Stellen Apgesch. 6,2 und 1. Kor. 15,5 beweisen das. - Wenn Matthias der zwölfte Apostel ist, dann kann es Paulus selbstverständlich nicht sein. Paulus betont deshalb einige Male, daß er „Apostel für die Nationen“ sei (Gal. 2,7-9; Röm. 1,5; 1. Kor. 9,1.2; Röm. 11,13), im Gegensatze zu den Aposteln für die Beschneidung.

A. C.

Antwort D

Nirgends in der Schrift wird die Apostelschaft des Matthias angefochten, weshalb sollen wir es tun? Im Gegenteil! Die Schrift erkennt sie an. Die Apostel handelten nach der Schrift. In Vers 20 haben wir die Schriftstellen, nach denen sie handelten. „Sein Apostelamt empfange ein anderer.“ In Vers 21 und 22 finden wir die Qualifikation - die Bedingungen, die für das Apostelamt erforderlich waren: Ein solcher mußte im Leben des HErrn mitgegangen sein von der Taufe Johannes an bis zur Himmelfahrt (Joh. 15,27). Vers 23-25 zeigt uns, was die Brüder taten. Sie wählten nicht selbst den Apostel. Dazu hatten sie gar keine Befugnis. Aber sie fanden in ihrer Mitte zwei, die den Bedingungen zum Apostelamt entsprachen, und diese stellten sie dem HErrn dar. Er konnte sowohl einen als auch beide ablehnen. Vers 26: das Los. Noch stand alles auf jüdischem Grunde. Die Gemeinde war noch nicht da. Gott handelte noch mit Israel, und sie handelten demgemäß nach den Normen Israels. Gott bekannte Sich nach Spr. 16,33 dazu: „Das Los wird in den Busen geworfen, aber alle seine Entscheidung kommt von Jehova.“ So wählte Gott Matthias, und „er wurde den Aposteln zugezählt“. In dem Berichte des Heiligen Geistes in Apgesch, 2,14 finden wir auch die Bestätigungen des Matthias als Apostel: Petrus mit den „Elfen“ (nicht mit den „Zehn“) stand auf, ebenso siehe Apgesch. 6,2: Die „Zwölfe“.

Die Bezeichnung „Zwölfe“ zeigt uns, daß der Apostelkreis auf diese Zahl begrenzt war. Pauli Apostelschaft wird uns gänzlich unterschieden von den Zwölfen gezeigt. 1. Kor. 15,5ff. zeigen dies klar. Dort wurde der Zwölfkreis genannt, dem der HErr erschien, und ganz abgesehen von diesem spricht Paulus von seiner Begegnung mit dem HErrn. Er zählt sich nicht den Zwölfen zu. Er war weder der „zwölfte“ noch der „dreizehnte“ Apostel. Er ist der „Apostel der Nationen“. Er steht allein und einzig da. Er hat seine eigene und besondere Aufgabe betreffs der Gemeinde Gottes, des Leibes Christi. In der Vollzahl zwölf mußte Israel das Zeugnis von dem Auferstandenen usw. am Pfingsttage gebracht und noch einmal das Angebot des Segens gemacht werden (Apgesch. 3,19-21). Erst nachdem das Zeugnis der Zwölfe an Israel ausgerichtet und es seinen Widerstand gänzlich bewiesen hatte (Apgesch. 7,51), wurde Paulus berufen, und erst nachdem durch Petrus den Nationen die Tür der Gnade geöffnet worden (Apgesch. 10), beginnt Paulus seinen Dienst an den Nationen.

Ein Loswerfen haben wir heute nicht mehr. Wir stehen nicht auf alttestamentlichem Grunde. Wir haben heule das vollendete Wort Gottes und den Heiligen Geist. Dieser, und nicht das Los leitet uns.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben alle eingesandten Antworten aufgenommen; keine mit entgegengesetzter Meinung traf ein! - Wie können über diese Sache überhaupt Fragen entstehen, da die Wahl des Matthias zum Ersatzapostel so klar bezeugt ist?! Wenn man in 1. Kor. 15,5 nicht annehmen möchte, daß diese Erscheinung des HErrn nach der Ersatzwahl geschehen sei, so bleibt doch die durchaus ausreichende Erklärung übrig, daß der Sprachgebrauch „die Zwölfe“ auch beibehalten wurde während der wenigen Tage, da sie nur „elfe“ waren, zumal die Ersatzwahl unmittelbar bevorstand;. Paulus schließt sich nur jenem apostolischen Sprachgebrauch an. - Manche Geschwister werden beunruhigt durch die sogenannten „Apostolischen“, die Apostel gewählt haben bezw. noch wählen. Aber solche Geschwister sollten diejenigen, die „Apostel“ wählen, fragen, ob die Bedingungen nach Apgesch. 1,15-22 für solche Wahl erfüllt seien; - überhaupt Wahl! Wer wählte? Nicht die Menschen, nur der HErr! Und dann wen? Es kamen nur solche in Betracht, „die mit den Aposteln des HErrn gegangen waren, während der Herr Jesus bei ihnen aus- und einging, anfangend von der Taufe Johannes usw.“ - von diesen sollte einer „Zeuge der Auferstehung“ werden! Paulus mit seiner durchaus göttlichen Berufung zum „Apostel der Nationen“ kann von den „Apostolischen“ nicht mißbraucht werden für ihre Irrlehre, aber ebensowenig Barnabas, der wohl Apostel genannt wird (Apgesch. 14,4.14), von dessen Berufung zum Apostel aber die Schrift nirgends spricht. Ihn trotzdem für die Lehre der „Apostolischen“ heranziehen, heißt weit über die Schrift hinausgehen! - Stimmen die obigen Bedingungen heute? Können uns die „Apostolischen“ solche Apostel zeigen? Und da sie es nicht können, braucht sich dann ein Schriftgläubiger trotzdem von ihrer Irrlehre fangen lassen? Lassen wir uns „nicht als Beute wegführen durch die Philosophie und durch eitlen Betrug nach der Überlieferung der Menschen ...“! (Kol. 2,8.) Der HErr sagt: „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort halten, und der Vater wird ihn lieben ...“ (Joh. 14,23).

Persönliche Worte an unsere Freunde!

Wir bitten, freundlichst zu beachten, was in den „Persönlichen Worten“ in Nr. 7 gesagt ist über das Einsenden von Fragen.

Wir wurden wiederum recht erfreut durch treue Mitarbeit in jeder Hinsicht und danken herzlich für alle Beweise geschwisterlicher Liebe seitens unserer Leser und Mitarbeiter.

Hier einmal eine „Stimmte aus dem Leserkreise“:

Ich danke dem HErrn herzlich, dass Er Sie leitete, das Blatt herauszugeben. Ich bin schon oft recht erquickt und reichlich gesegnet worden. Wenn man das Blatt hintereinander durchliest wie andere Blätter, dann ist es mir etwas trocken, aber wenn ich die einzelnen Fragen und Antworten ruhig durchlese und die Bibelstellen nachschlage, dann ist es mir immer eine Quelle der Freude und Kraft; ich möchte sagen: ein Schlüssel, der mir weitere Gedanken zur Freude meines Herzens und zur Anbetung der Person unseres HErrn aufschliesst.“ H. B.

Möchte dies die Segenserfahrung aller teuren Leser der „Gegens. Handr.“ sein!

Seien Sie alle gegrüßt mit 2, Kor. 13,11

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang August 1914.

Gruß an den Leser:

Die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also geurteilt haben, daß einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und Er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt worden.“ 2. Kor. 5,14.15.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 46

Wann hat der Herr Jesus unsere Sünden getragen? Nur am Kreuze oder schon von Seiner Taufe an? (vgl. 1. Petri 2,24) und hat Er die Sünden aller Menschen, auch der Ungläubigen, getragen? (vgl. 1. Joh. 2,2).

Antwort A1

1

Wir nahmen diese Antwort, die wir im wesentlichen für durchaus schriftwidrig halten, nur auf, um mittels derselben unseren Lesern um so besser zeigen zu können, was für Meinungen über diesen so sehr wichtigen Gegenstand im Volke Gottes verbreitet sind. Der Herausgeber.

Der Herr Jesus ist schon vor Grundlegung der Welt ausersehen und bestimmt worden, als das Lamm Gottes die Sünde der Welt zu tragen (1. Petri 1,18-20). In der Fülle der Zeit aber sandte Gott erst Seinen Sohn (Gal. 4,4). Obwohl durch die Geburt von der Jungfrau Maria der Sohn Gottes ein wahrer Mensch wurde nach Phil. 2,7, unterscheidet sich der Mensch Christus Jesus (1. Tim. 2,5) von anderen Menschen doch in ganz gewaltiger Weise. Er hat die Sünde nicht gekannt (2. Kor. 5,21), weil Sünde nicht in Ihm war (1. Joh. 3,5); Er hat keine Sünde getan (1. Petri 2,22), weshalb Ihn niemand einer Sünde zeihen konnte (Joh. 8,46). Irgendwann muß deshalb der Herr Jesus die Sünde der Welt auf Sich genommen haben, um sie dann zu tragen. Daß der Herr Jesus nicht nur am Kreuz die Sünde getragen hat, sondern schon viel früher, geht aus Joh. 1,29 hervor, wo Johannes der Täufer sagt, indem er auf Jesus hinweist: Siehe, das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde hinwegträgt. Jesus trug also damals schon, bald nach Antritt Seines öffentlichen Lehramtes, der Welt Sünde. Wann wurde nun aber die Sünde der Welt auf Ihn gelegt? Das kann nur gelegentlich der Taufe geschehen sein, die Jesus ja auch an Sich vollziehen ließ. Die Johannestaufe war eine Bußtaufe, d. h. die Taufe selbst bedeutete ein Bußetun. Da nun Jesus für Sich Selbst keine Buße nötig hatte, muß Seine Taufe durch Johannes eine ganz besondere Bedeutung haben. Diese Bedeutung kann nur sein: Bei der Taufe legte Johannes die Sünde der Welt auf das Lamm Gottes, so daß Jesus nach der Taufe als das Gotteslamm der Welt Sünde trägt. - Durch die Taufe des Johannes Jesus gegenüber wurde das erfüllt, was in den Opferbestimmungen für das Opfertier gesagt war: Der Priester sollte durch Handauflegung die Schuld auf das Tier übertragen (3. Mose 1-7) und es dann erst schlachten. So nahm also Jesus durch die Taufe die Sünde der Welt auf Sich und trug sie an Seinem Leibe hinauf auf das Holz nach 1. Petri 2,24.

das Holz nach 1. Petri 2,24.

A. E.

Antwort B

Der HErr der Herrlichkeit wird oft in verkehrter Weise zum Sündenträger gestempelt. Gewiß hat der Herr Jesus alle unsere Sünden getragen, aber nicht als der, welcher von seiten Gottes um der Sünde willen, sondern als der, welcher von seiten der Menschen um der Gerechtigkeit willen litt, als der treue Zeuge und als der gehorsame Mensch. So hat Er Sich durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott geopfert und die Gemeinschaft mit Seinem Vater war, ob Er vor Pilatus stand oder ob Er von Kriegsknechten verhöhnt wurde, ja, bis hinaus auf das Kreuz eine ungestörte. Das Wohlgefallen des Vaters, der in Seiner Heiligkeit Sünde nicht sehen kann, ruhte sowohl nach der Taufe im Jordan sowie auf Seinem ganzen Weg hienieden bis auf das Kreuz auf Ihm. Die beste Erklärung gibt uns Jes. 53,5: „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf Ihm,“ und zwar zu keinem anderen Zweck, als daß uns durch Seine Striemen Heilung würde. Dort auf dem Kreuze wurde Er der Bürge für meine Sünde. So ward Er das wahre Sündopfer, als Er auf dem Kreuze war und als die Sonne ihren Schein verlor und Er ausrief: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?“ Da ward Er für uns zur Sünde gemacht auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm (2. Kor. 5,21). Hier allein war Er der Sündenträger. Alle übrigen Leiden des HErrn auf Seinem Lebensweg, vom Jordan bis nach Gethsemane, haben keinen sühnenden, sondern nur einen vorbildlichen Charakter. Damit löst sich auch die irrige Auffassung, die vielfach vertreten wird, daß der Herr Jesus auch die Sünden der Ungläubigen durch Seine Sühnung hinweggenommen hätte. Jes. 53,12 lesen wir: „Er aber hat die Sünden vieler getragen.“ Gewiß reicht Sein Opfertod für alle aus, und die Ansprüche der Gerechtigkeit Gottes hinsichtlich der ganzen Welt sind befriedigt und anerkannt, aber teil hat nur derjenige daran, der mit seiner Schuld glaubend Zuflucht zu Dem nimmt, der Sein Leben für ihn auf dem Kreuze gelassen hat. Von hier aus verstehen wir den Ausspruch des Johannes (Joh. 1,29): „Siehe das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.“ Das Urteil über meine ganze Schuld ist in göttlicher Gerechtigkeit vollstreckt, die Anklageschrift vernichtet (Kol. 2,14), und die Sühnung reicht aus für jeden, der sich in Buße beugt. Jeder, der an Ihn als den von Gott Gesandten glaubt, hat durch diese Sühnung das Recht oder die Macht, ein Gotteskind zu heißen. Also die Schrift lehrt uns, daß der Herr Jesus unsere Sünden nur auf dem Kreuz trug und dort auch dann nur, als sich das Angesicht Gottes auf kurze Zeit, nicht vor Ihm, sondern vor der Sünde, die Er, der Sohn Gottes, hier auf Sich nahm, verschließen mußte. So verhält es sich mit dem Sündetragen für die Menschen oder für die Ungläubigen: Er stellt nicht alle Bösen, sondern die Grundlagen der Beziehungen der Welt zu Gott wieder her und ist somit zur Sühnung für die ganze Welt gestorben. Auf Grund dieses Opfers und dieser Sühnung kann jeder Errettung finden.

Ph. W.

Antwort C

Daß der Herr Jesus am Kreuze in den Stunden der Finsternis unsere Sünden trug und dort das Gericht und die Strafe für uns erduldete, das wird wohl von keinem Kinde Gottes in Frage gezogen. Aber weil Johannes der Täufer sagte: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt“ oder „trägt“ (Joh. 1,29) und weil es in 1. Petri 2,24 nach manchen Bibelübersetzungen

heißt: „... welcher unsere Sünden Selbst hinaufgetragen hat an Seinem Leibe auf das Holz ...,“ glauben manche, der Herr Jesus habe die Sünden bereits vor dem Kreuze getragen. Dieses „Tragen“ der Sünden denkt man sich, scheint es mir, ungefähr so, wie das Tragen einer Last, die jemand aufnimmt und unter der er dann seinen Weg dahingeht. Unter diesen gibt es wieder solche, welche denken, der Herr Jesus habe die Sünden von Seiner Geburt an getragen, und solche, welche denken, von Seiner Taufe an. Zu letzterer Annahme kommt man wohl dadurch, daß es betreffs der Johannestaufe heißt: „Da ging zu ihm hinaus ..., und sie wurden von ihm im Jordan getauft, indem sie ihre Sünden bekannten“ (Matth. 3,5.6) und dann der Herr Jesus auch zu dieser Taufe kam und auf Sein Verlangen ebenfalls von Johannes getauft wurde; sie meinen, da müsse eben auch der Herr Jesus „Sünden bekannt“ haben, und da Er Selbst keine hatte, seien es eben diejenigen anderer gewesen; also habe Er sie dort auf Sich genommen und von da an getragen.

Wie stimmt dieses alles mit dem Worte Gottes überein? Der Gegenstand ist von größter Wichtigkeit, weil es sich dabei um die Person des Herrn Jesu, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes Selbst handelt.

In Johannes 1,29 ist zwar in der Zeitform der Gegenwart gesprochen, aber nur um die Person des HErrn vorzustellen und zu kennzeichnen. Das Tragen oder Wegnehmen der Sünde der Welt war in jenem Augenblick noch zukünftig, aber die Person, die es vollbringen sollte, war gegenwärtig, und diese Person war eine vollkommene Bürgschaft dafür, daß es auch hinausgeführt werden würde. Deshalb wird auch an anderen Stellen im Johannesevangelium von Dingen, die mit Seiner Person verbunden sind und in dem bezeichneten Augenblicke noch zukünftig waren, trotzdem in der Zeitform der Gegenwart gesprochen, als ob sie bereits geschehen wären bezw. gegenwärtig seien.

So wird z. B. in Kap. 1,33 gesagt: „... der mit heiligem Geiste tauft.“ Das tat Er aber weder in jenem Augenblicke noch überhaupt hienieden, sondern erst nachdem Er verherrlicht war; aber die Person war da! Kap. 10,15 sagt der Herr Jesus: „... und Ich lasse mein Leben für die Schafe“ (s. auch V. 17.18a); Er ließ es aber nicht in jenem Augenblicke oder fortgesetzt in dem hier gemeinten Sinne, sondern erst später am Kreuze usw. Joh. 1,29 begründet also nicht die Annahme des Sündentragens vor dem Kreuze. Ebensowenig ist dies bei der Petrusstelle der Fall, weil (wie mir von zuverlässiger, des Griechischen kundiger Seite gesagt worden ist) die griechische Präposition (Verhältniswort), die in 1. Petri 2,24 gebraucht ist, im Neuen Testament nicht nur auf die Frage „wohin“ mit dem Akkusativ (4. Fall) verbunden wird, sondern oft auch auf die Frage „wo“ mit dem 3. Fall. Daher kann in 1. Petri 2,24 statt „auf das“ ebensogut übersetzt werden „auf dem“. Ähnliche Beispiele sind z. B. Matth. 9,9: Matthäus saß „an dem Zollhause“ (griech. steht aber der 4. Fall: „an das Zollhaus“).

Die obenerwähnte Schlußfolgerung in bezug auf die Taufe des Herrn Jesu ist das Ergebnis rein menschlichen Verstandes - und geht darum völlig fehl. Der Herr Jesus war gekommen, am Kreuze den Platz des schuldigen Menschen im Gericht einzunehmen. Es entsprach daher völlig dieser Seiner Aufgabe, daß Er auch in der Taufe des Johannes den Platz mit denen teilte, die in dieser Taufe das gerechte Urteil Gottes über den Menschen anerkannten (s. Matth. 3,6; Luk. 7,29). Sie bekannten ihre Sünden und nahmen in der Taufe sinnbildlich den ihnen zukommenden Platz ein, Er aber machte Sich im Vorausblick auf das Kreuz eins mit ihnen an diesem Platze und erfüllte so „alle Gerechtigkeit“ (Matth. 3,15). Ein Aufsiechnehmen der Sünden kam hierbei nicht im entferntesten in Frage; es war weder der Zeitpunkt noch der Ort dafür. Das ist uns völlig klar, wenn wir auch nur ein wenig verstehen, was das Aufsiechnehmen, das Tragen der Sünden für den Herrn Jesus bedeutete. Es handelt sich eben nicht um ein Tragen im Sinne des Dahintragens, wie man einen Gegenstand nach

einem Orte trägt; sondern um das Aufsichnehmen der Schuld und Strafe. Sehen wir den Menschen an, der mit seinen Sünden dahingeht, ohne Vergebung, und mit ihnen einst vor Gott erscheinen wird. Er ist getrennt von Gott, geht ohne Ihn und fern von Ihm durch diese Welt, und der Tod, Gericht und Strafe sind zum Ende sein Teil. Nichts anderes konnte es für den Herrn Jesus sein, wenn Er die Sünden auf Sich nahm! Jede andere Vorstellung ist gänzlich irrig. Der Herr Jesus konnte nicht die Sünden auf Sich nehmen, ohne auch zugleich alles das auf Sich zu nehmen, was mit ihnen verbunden ist. Von dem Augenblicke an, wo Er die Sünden auf Sich nahm, nahm Er Gott gegenüber den Platz des schuldigen Sünders ein in seiner ganzen, vollen Tragweite, und Gott handelte dementsprechend mit Ihm. Das sehen wir am Kreuze in den Stunden der Finsternis, wo der Herr Jesus von Gott verlassen war und Gericht und Tod erduldete. Am Kreuze trug Er den Fluch (Gal. 3,13) für den Menschen, der unter dem Fluche war, weil er „nicht geblieben war in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun“ (Gal. 3,10). Er trug ihn erst am Kreuze, weil Er am Kreuze die Sünden trug; Sünden und Fluch waren miteinander untrennbar verbunden! Hätte der Herr Jesus schon vor dem Kreuze die Sünden auf Sich genommen, so hätte Er also auch schon vor dem Kreuze unter dem Fluche sein müssen, die ganze Zeit, während der Er die Sünden trug. Er hätte dann auch Seinen Pfad getrennt von Gott gehen müssen, wie der Mensch, dessen Sünden nicht vergeben sind, ohne Gott durch diese Welt geht, denn Gott ist heilig und kann nicht mit Sünde zusammen sein! Wenn wir das leugnen, dann lassen wir gänzlich außer acht, was Gott ist in Seiner Heiligkeit und was Sünde ist in Seinen Augen! Erst wenn ein Mensch gereinigt ist von seinen Sünden, empfängt er den Heiligen Geist, macht Gott Wohnung in ihm, wird sein Leib ein Tempel des Heiligen Geistes; solange der Mensch mit seinen Sünden dahingeht, ist dieses völlig ausgeschlossen. Also Reinheit von Sünde ist die unbedingte Voraussetzung für das Wohnen des Heiligen Geistes in einem Menschen. Hätte es bei dem Herrn Jesus anders sein können? Nimmermehr! Gott ist unveränderlich in Seiner Heiligkeit, und ebenso unveränderlich ist Sein Urteil über die Sünde - auch als Sein geliebter Sohn sie trug! Da gab es keine Ausnahme für Gott, wie ja das Kreuz uns so deutlich zeigt. Wie hätte also nach der Taufe des Herrn Jesu der Heilige Geist auf Ihn herabkommen und auf Ihm bleiben können (Joh. 1,32), wenn Er die Sünden trug? Wie hätte es „das Wohlgefallen der ganze Fülle“ sein können, in Ihm zu wohnen (Kol. 1,19)? Wie hätte der Herr Jesus dann sagen können: „Und der Mich gesandt hat, ist mit Mir; Er hat Mich nicht allein gelassen ...“ (Joh. 8,29)? Und wie hätte Er auf dem Berge verherrlicht werden können (Matth. 17,2-5)? „Er wurde vor ihnen umgestaltet. Und Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne ...“, konnte das mit Ihm geschehen mitsamt den Sünden? Oder konnte Er Sich ihrer etwa eine Zeitlang wieder entledigen, um sie danach wieder auf Sich zu nehmen? Das eine ist so weit wegzuweisen wie das andere, und schon diese eine Schriftstelle genügt, um zu zeigen, daß der Herr Jesus die Sünden nicht von Seiner Taufe an trug.

Ebenso schriftwidrig ist die Annahme, der Herr Jesus habe die Sünden aller Menschen getragen. Das Wort spricht immer nur davon, daß Er die Sünden „vieler“ getragen hat (s. Matth. 20,28; 26,28; Hebr.9,28), nie aber „aller“. Die Sünden, welche Er trug, sind auch gesühnt und getilgt, und Gott wird ihrer nie mehr gedenken (s. Hebr. 10,17); wie hätte also dann der Herr Jesus, wenn Er die Sünden aller Menschen getragen hätte, den Juden sagen können: „Daher sagte Ich euch, daß ihr in euren Sünden sterben werdet; denn ..., so werdet ihr in euren Sünden sterben“ (Joh. 8,24), oder: „... so bleibt eure Sünde“ (Joh. 9,41), und wie könnten die ungläubigen Menschen einst gerichtet werden „nach ihren Werken“ (Offenb. 20,12.13)?

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind der festen, durch nichts zu erschütternden Überzeugung, daß, wie auch die Antworten B und C besagen, nach der Lehre der Schrift der Herr Jesus nur am Kreuz unsere, d. h. der Gläubiggewordenen, Sünden stellvertretend und sühnend getragen habe! - Auf die Tatsache, daß es in 1. Joh. 2,2 wörtlich nicht heißt: „Er ist die Sühnung für die Sünden der ganzen Welt,“ sondern: „Er ist die Sühnung für die ganze Welt“, ist bereits bei Frage 10 hingewiesen. Auf Grund dieser ein für allemal geschehenen Sühnungstat kann jeder gerettet werden, der unter den göttlichen Bedingungen (Buße, Sündenbekenntnis, Glauben an den Sohn Gottes und Sein Werk) das Heil in Christo ergreift. Die Lehre, daß Christus die Sünden aller Menschen getragen habe, ist schriftwidrig und eine mächtige Stütze für die Irrlehre, daß schließlich alle Menschen errettet würden. - In 1. Petri 2,24 heißt es „unsere (d. h. der Gläubigen) Sünden“, in Joh, 1,29 dagegen „der Welt Sünde“! Wie kann man das verwechseln?! Das Wort Sünden wird gebraucht in bezug auf die persönlichen Werke des einzelnen (vgl. Röm. 3,21-26), während Sünde den Naturzustand berührt (vgl. Röm. 8,3; siehe auch 2. Kor. 5,21!).

Es ist uns völlig unbegreiflich, wie man Jesu Taufe mit dem jüdischen Opferkult zusammenbringen kann, wobei man Johannes zum Priester macht! Es genügt zu sagen, daß die Schrift dgl. nicht tut. Sie sagt uns ja so klar, welche Bedeutung Jesu Taufe hatte, nämlich die, „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“. Das Wort steht nur im Matth.-Ev.! Jesus kam als Vertreter Seines Volkes (nicht Stellvertreter!) und nahm den Platz eines Sünders ein wie ein einzelner aus dem Volk und ließ symbolisch das Gericht an Sich vollziehen - die Taufe ist stets ein Symbol, Sinnbild -, so machte Er die Gerechtigkeit voll, erfüllte sie (vgl. dazu Luk. 7,29.30!). Und was hat der Hinweis des Johannes auf den Herrn Jesus, als das jetzt schon unter ihnen weilende Lamm Gottes, zu tun mit der Taufe, die am Tage zuvor gewesen war?

Nun zu 1. Petri 2,24! Sowohl kann es nach dem Griechischen, wie noch viel mehr Stellen als in der vorigen Antwort Angegeben, beweisen (so z. B. Mark. 4,38: „Jesus schlief auf dem Kopfkissen“; griech.: „auf das“) sehr wohl, als auch muß es nach dem gesamten Schriftzeugnis heißen: „auf dem Holze“. Das Wort, das gewöhnlich mit „hinauftragen“, übersetzt wird, kann auch heißen „tragen“, wie es tatsächlich so in Hebr. 9,28 heißt. Die Stellen Hebr. 9, 26.28 u. 10,10-12 sind ausreichend, um zu zeigen, wann der Herr Jesus die Sünden stellvertretend getragen hat. Wer da sagt, Er habe dies schon von der Taufe an getan, entleert das Kreuz und beachtet nicht, was Sünde und Sünden in Gottes Augen bedeuten. Das Kreuz war zunächst nur die Tat der Menschen (vgl. Apgesch. 2,23 u. a.); dann, nachdem der Herr Jesus die ersten Stunden am Kreuz in schattenloser Gemeinschaft mit Gott gewesen war, wurde die Sündenschuld auf Ihn gelegt, wurde Er zur Sünde und zum Sündopfer gemacht („Sünde“ ist in der Schrift oft für „Sündopfer“ gebraucht, z. B. 2. Mose 29,14, wörtlich: „Sünde“), und Er ward als unter dem Fluche von Gott (nicht „Vater“) verlassen. Da ward das Werk „vollbracht“! Bis zu diesen Stunden, wo Er „unter des Gerichtes Ruten“ Sich befand, litt der HErr nicht stellvertretend, wohl aber litt Er vorher um der Gerechtigkeit und um der Folgen der Sünde willen (Joh. 11,33.35), und darin können wir mit Ihm leiden (1, Petri 4,13; Röm. 8,17ff.), wie auch in gewisser Hinsicht schon Lot litt (2. Petri 2,7.8). Aber stellvertretendes Leiden und Sündentragen. wie es auch in Jes. 53,6 gemeint ist, kennt die Schrift bei dem Herrn Jesus erst am Kreuz und nur dort! Es ist schon auf die Verklärung Jesu in Matth. 17 hingewiesen, die unmöglich

Kreuz und nur dort! Es ist schon auf die Verklärung Jesu in Matth. 17 hingewiesen, die unmöglich gewesen wäre, wenn die Sünden auf dem Herrn Jesus gelegen hätten! Und wir fügen zum Schluß hinzu: Wie hätte, wenn der HErr wirklich von Seiner Taufe an die Sünden getragen hätte, während der ganzen Zeit die Sonne ihren Schein behalten können - die Sonne, von der wir lesen, daß sie ihren Schein verloren, als der Sohn Gottes am Kreuze von Gott verlassen war, als Er dort gestraft ward an unserer Statt?! (Matth. 27,45ff.; Mark. 15,33ff.; Luk. 23,44ff.)

 

 

Frage 47

Ist aus Gottes Wort die Annahme begründet, daß in Gethsemane der Satan versucht habe, den Herrn Jesus zu töten, um Ihn am Erlösungswerke zu hindern, und daß Gott Ihn dort vom Tode errettet habe? Hebr. 5,7.

Antwort A

Es soll dies der letzte Versuch Satans gewesen sein, um den Weibessamen (1. Mose 3,15) zu zerstören, nachdem es ihm nicht gelungen war, durch Petrus den HErrn zu verhindern, den Kreuzweg zu gehen (Matth. 16,21-23). Der vermutliche Angriff Satans in Gethsemane soll der Kelch sein, um dessen Wegnahme der Herr Jesus gebetet habe, aber wie können wir dann die Worte verstehen: „Nicht wie Ich will, sondern wie Du willst“? Daß das Leben des HErrn in Gefahr stand, ist nirgends in den Evangelien erwähnt, und so bietet die Stelle im Hebräerbrief, Kap. 5,7, die einzige Möglichkeit, einen Angriff von seiten der Macht der Finsternis anzunehmen.

Die Tiefe der Leiden unseres HErrn, als Er für uns zum Sündopfer gemacht wurde, fassen wir nicht. Wir können es nicht ausdenken, was es für unseren hochgelobten HErrn bedeutete, die Strafe zu tragen, die wir verdient hatten; und diese bestand darin, daß Ihm das Licht der Gegenwart Gottes eine Zeitlang entzogen wurde.

Der amerikanische Advokat Ph. Mauro schreibt hierüber: „Die Stelle bedeutet nicht, daß unser HErr darum betete, vom Tode in Gethsemane errettet zu werden. Die Präposition vor „Tod“ ist eigentlich „aus“, so daß der Nebensatz gelesen werden sollte: „Zu Ihm, der fähig war, Ihn aus dem Tode zu erlösen, und ist auch erhört worden“. Er wurde erhört, nicht dadurch, daß Er vom Tode in Gethsemane errettet wurde, sondern dadurch, daß Er aus dem Tode (aus der Gottentfremdung), den Er am Kreuz erlitt, genommen wurde. Die Antwort Auf Sein Gebet war die Auferstehung.“

E. L.

Antwort B

Weder in Hebr. 5,7 noch in Matth. 26,36-56; Mark. 14,32-52; Luk. 22,39-53; Joh. 18,1-2 finden wir Gründe zu solcher Annahme. Als der HErr in Gethsemane so heftig betete, war Er nicht einem Versuch Satans, Ihn zu töten, ausgesetzt; Sein „Bitten und Flehen“ weisen deutlich auf die unmittelbar nachher kommende Stunde, da Er allein, ganz allein mit der furchtbaren Macht Satans zu tun haben und, zur Sünde für uns gemacht, den Kelch des Fluches Gottes trinken sollte. Satan, der in Judas war (Joh. 13,27), befahl nicht: „Tötet Ihn sofort“, sondern „Ihn greifet“! Durch ein sofortiges Töten wäre sein Charakter als Mörder (Joh. 8,44) zu leicht erkennbar gewesen; der Lügner stellte

sich nicht, wie er war. Sein Verbrechen beging er durch gar gesetzmäßige Verhandlungen: Verhaftung, Prozeß, Anklage, Zeugenaussage, Verteidigung, Verurteilung, Hinrichtung. Kein Mensch bemerkte in diesen Vorgängen seine unsichtbare und gottfeindliche Leitung. Alle, durch ihn verblendet und begeistert, verlangten die Kreuzigung des Gerechten. Welch ein Triumph für die „Macht der Finsternis“! Es war der tiefste Punkt der „Tiefen Satans“.

Hebr. 5,7 sagt, daß der HErr erhört, also aus dem Tode errettet wurde, aber nicht darin, daß Er etwa nicht starb. Über diese Stelle gibt die Schrift in Apgesch. 2,24-27 eine so einfache und doch klare Auslegung, daß wir auf Grund derselben keine menschlichen Annahmen machen dürfen. Obgleich unsere Sünden Ihn in den Tod brachten, waren auch, abgesehen von Seiner Göttlichkeit, das eigene Leben, der Wandel, die Natur des Herrn Jesu als Mensch gegenüber Gott so heilig, so wahrhaftig fromm, so völlig sündlos, daß die Gerechtigkeit Gottes aufgefordert werden konnte, Ihn aus dem Tode herauszubringen. Das geschah in Seiner Auferstehung.

R. W. D.

Antwort C

Gegenwärtige Frage hängt wesentlich mit der Frage des Sündentragens zusammen, weil der Tod mit Sünde zusammenhängt. Der Tod ist durch die Sünde in die Welt gekommen und ist zu allen Menschen hindurchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben (Röm. 5,12). Der Tod ist der Lohn der Sünde (Röm. 6,23). Sünde ist also die Voraussetzung für den Tod. Darum hatte der Teufel die Macht des Todes über den Menschen (Hebr. 2,14). Aber eben darum konnte er sie auch nur da haben, wo Sünde war, auf keinen Fall aber da, wo es solche nicht gab. Deshalb hatte der Tod kein Anrecht auf den Leib des HErrn in Gethsemane, und hatte der Teufel keineswegs die Macht des Todes über Ihn, denn in Gethsemane hatte Er nichts zu tun mit Sünde. Wie zu der Frage über das Sündentragen dargelegt worden ist, hat der Herr Jesus erst am Kreuze - nie vorher - die Sünden getragen, und da allein war es, wo Er „die Sünde der Welt trug“ und „für uns zur Sünde gemacht“ wurde (Joh. 1,29 und .2. Kor. 5,21), nicht in Gethsemane. Die Lehre, wie ich sie kürzlich hörte und las, der Herr Jesus habe in Gethsemane „den Tod verschlungen“ und damit die Sünde in Sich aufgenommen (das sei das „zur Sünde gemacht“-Sein), um sie dann in Seinem Leibe auf das Holz hinaufzutragen, ist zum mindesten ein schweres Mißverstehen der dieser Lehre zugrunde gelegten Schriftstellen. Wenn wir Jes. 25 lesen, wo es in V. 8 heißt: „Den Tod verschlingt Er auf ewig“, so finden wir, daß es sich hierbei um das Reich handelt, in welchem nicht mehr der Tod, sondern das Leben herrschen wird; lesen wir 1. Kor. 15,54: „Verschlungen ist der Tod in Sieg“, so wissen wir, daß es sich auf die Auferstehung und Verwandlung der Gläubigen bezieht, wie ja der ganze Zusammenhang und im besonderen die Worte klar zeigen: „Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden ...“ usw. Also in beiden Fällen bezieht sich das Wort vom Verschlingen des Todes überhaupt nicht auf den Herrn Jesus in Seinem Leben hienieden. Auch ist der Tod und die Sünde nicht eine Sache, die der Herr Jesus in Sich aufnahm, sondern Er trug oder nahm weg die Sünde der Welt dadurch, daß Er am Kreuze das göttlich-vollkommene Sühnopfer war nicht allein für die Sünden der Erlösten, sondern auch für die Sünde in ihrer Natur, von der alle Menschen durchdrungen und alle Dinge, „es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“ (Kol. 1,20), verunreinigt sind; und „für uns zur Sünde gemacht“ wurde Er, indem Er am Kreuze unsere Stelle einnahm, nicht nur in bezug auf unsere Sünden, sondern auch in bezug auf unseren ganzen sündigen Zustand! Das geschah aber nicht in

Sünden, sondern auch in bezug auf unseren ganzen sündigen Zustand! Das geschah aber nicht in Gethsemane, sondern erst am Kreuze, wie auch in den alttestamentlichen Vorbildern durch das Händeauflegen auf das Opfer deutlich gezeigt wird. Durch das Händeauflegen wurde das Opfer erst zum Stellvertreter des Opfernden, und dieses Händeauflegen geschah immer erst am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft, beim Opferaltar, unmittelbar vor dem Schlachten (s. 3. Mose 1,4; 3,2.8.13; 4,4.15.24.29.33). Der Herr Jesus hat also nicht in Seinem Leibe die Sünde auf das Holz hinaufgetragen. Erstens nicht „in“, weil es nicht zutrifft, wie vorstehend dargetan, und auch gar nicht so zu übersetzen ist; dann aber auch nicht „die Sünde“, denn das Wort spricht an jener Stelle ausdrücklich von „unseren Sünden“ - das ist doch ein großer Unterschied -, und endlich auch nicht „auf das Holz hinauf“, weil dies weder der Tatsache entspricht noch dem Urtext, wie schon bei BeAntwortung der Frage über das Sündentragen klargelegt worden ist. Wie also hätte der Satan versuchen können, den Herrn Jesus in Gethsemane zu töten, wenn Sünde, die Voraussetzung des Todes, nicht vorhanden war? Dann hatte er auch nicht die Macht des Todes dem Herrn Jesu gegenüber - ja, gar keine Macht. Der Herr Jesus war der Stärkere, der ihn, den Starken, besiegt hatte (Matth. 12,28.29), und Er hatte „Gewalt über die ganze Kraft des Feindes“, und zwar so vollkommen, daß Er diese Gewalt sogar Seinen Jüngern geben konnte (Luk. 10,17-19), und Er, nicht der Satan, hatte Gewalt über Sein Leben, so daß Er sagen konnte: „Niemand nimmt es von Mir, sondern Ich lasse es von mir Selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen“ (Joh.10,18). Deshalb ist es auch völlig unzutreffend, wenn in Hebr. 5,7 „von dem Tode aushelfen“ übersetzt wird und diese Stelle auf Gethsemane bezogen wird. Wie ein Griechisch kennender Bruder mir erklärt hat, bedeutet das betreffende Wort, welches in manchen Übersetzungen mit „von“ übersetzt ist, in erster Linie „aus“, wiewohl es auch „von“ heißen kann, je nach dem Sinne, der in Betracht kommt. Dieses Wörtchen ist also nicht das, was entscheidend ist, sondern der Sinn, der aus dem Zusammenhang sich ergibt. In dieser Beziehung nun zeigen uns V. 9 und 10 ganz deutlich, daß es sich bei der Erhörung in V. 7 um die Auferstehung handelt, also nicht etwa der Herr Jesus in der Gefahr war, in Gethsemane den Tod zu erleiden und Gott Ihn von diesem Tode errettete, sondern daß der Herr Jesus durch die Auferstehung aus dem Tode errettet wurde, in den Er am Kreuze ging; das war die Erhörung. - Es ist also völlig haltlos und gegen das Wort Gottes, wenn gesagt wird, der Kelch, von dem der Herr Jesus in Gethsemane sprach, sei der Tod von der Hand Satans gewesen, der Ihn dadurch habe hindern wollen, die Erlösung am Kreuze zu vollbringen; weil nun aber der Herr Jesus nicht in Gethsemane habe sterben wollen, sondern am Kreuze, habe Er zu Gott gefleht, Er möge diesen Kelch an Ihm vorübergehen lassen, und Er sei erhört worden. Nach der Meinung der Anhänger dieser Lehre gab es zwei Kelche für den Herrn Jesus; das Wort Gottes redet aber nicht so. Der Kelch, von welchem der Herr Jesus in Seinem Gebet spricht, war der Kelch des Kreuzes und kein anderer. Was für einen Sinn hätten sonst die Worte des Herrn Jesu: „... wenn es möglich ist ...“? In Gethsemane gab der Vater dem Sohne diesen Kelch gleichsam in die Hand. Deshalb sagte der Herr Jesus dann zu Petrus: „Den Kelch, den der Vater mir gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ Ja, Er hat ihn getrunken - am Kreuze!

Der „ringende Kampf“ in Gethsemane (Luk.22,44) war kein „Todeskampf“, wie manche gelehrte (und auch ungelehrte) Schriftausleger das griechische Wort „Agonia“ durchaus nur verstanden haben wollen. Es war entschieden kein Todeskampf im wahren Sinne, erstens weil der Tod für den Herrn Jesus in jener Stunde nicht in Frage kam, und zweitens, weil das Wort ausdrücklich sagt, daß Er gerade in diesem Kampfe heftiger betete; im Todeskampfe aber betet niemand, das ist gänzlich ausgeschlossen! Es zeigt uns aber die Schrecklichkeit des Kelches für den Herrn Jesus, die unfaßbare

Schwere des Erlösungswerkes, wie wir sie ohne Gethsemane nie würden sehen können. Darum ist Gethsemane uns so kostbar, und was unser Auge dort schaut, erfüllt unsere Herzen mit tiefster Ehrfurcht und Anbetung. Aber nur der Geist Gottes vermag uns diese Dinge aufzuschließen, und nur der Glaube vermag etwas davon zu verstehen. Der menschliche Verstand versagt hier völlig; ja nicht nur das, sondern er geht ganz und gar irre und bringt Dinge hervor, die nicht nur dem Worte Gottes ganz entgegen sind, sondern auch die herrliche Person des HErrn herabziehen und verunehren! Dies geschieht in weitestem Umfange - wenn auch unbeabsichtigt von den Betreffenden - durch die Lehre, die in der im vorstehenden behandelten Frage zum Ausdruck kommt. Einfalt und Unterwürfigkeit des Herzens und die Kenntnis der Person des Herrn Jesu ist es, was wir brauchen, um das Wort Gottes zu verstehen und vor Irrtum bewahrt zu bleiben durch Seine Gnade. „Der HErr wird dir Verständnis geben in allen Dingen. Halte im Gedächtnis Jesum Christum ...“ (2, Tim. 2,7.8). Ja, möchten wir Seine Person mehr und mehr erkennen, denn Er ist die Wahrheit! Wie kostbar, daß Er es ist!

Th. K.

Antwort D

Den HErrn, den „Urheber des Lebens“ (Apgsch. 3,15) töten? Wo gab es eine Macht im Himmel oder auf Erden, die Ihn entgegen Seinem Erlauben und Willen - entgegen den Schriften, entgegen dem bestimmten Ratschlusse Gottes, hätte zu töten vermocht?! Er Selbst sagt: „Niemand (auch der Teufel nicht) nimmt es von Mir, Ich lasse es von Mir Selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen ... Solches Gebot habe Ich von Meinem Vater empfangen“ (Joh. 10,18). Die Juden waren die „Mörder“ des HErrn (Apgsch. 7,52), aber sie konnten es nicht früher werden, bis Er es zuließ. Die Zeit und Stunde des Lebenlassens hing von Ihm ab (Joh. 7,30 und 17,1), und Seine Stunde war in Übereinstimmung mit dem bestimmten Ratschluß Gottes und mit den Schriften (Matth. 26,54). Sein Sterben hing nicht vom Ringen und Überwinden des Todes ab (nirgends sagt die Schrift so etwas!), sondern von Seinem Willensentschluß. „Ich lasse es (das Leben) von Mir Selbst.“ Er überließ Sich den Händen Seiner Mörder, Er ließ es zu, ihren Haß bis zum Tode auszuführen.

Wie können solche Gedanken in der Schrift gefunden werden, da Er das Ende schon vom Anfang sah (Jes. 46,10)! Er Selbst sagt, daß Er alles wußte, was über Ihn kommen würde (Joh. 18,4). Er Selbst weist hin, daß Er, am Kreuze erhöht (aber nicht in Gethsemane), sterben muß (Joh. 3,14 und 12,32.33). Er Selbst zeigt uns Joh. 18,11, daß Er in dem Kelche den Kreuzestod sieht. Jene Worte und Gedanken sind nicht nur völlig haltlos gegenüber der Schrift, sie sind auch entehrend für den HErrn, da Ihm dadurch Zweifel und Unglauben beigelegt wird, sie schließen für den HErrn die Möglichkeit des Hinfallens der Schrift und der Ratschlüsse Gottes in sich. „In den Staub des Todes legst Du Mich“ (Ps. 22,15), aber nie konnte es in die Seele des HErrn kommen, daß der Satan dies zu tun vermochte. Er Selbst sagt: „Die Schrift kann nicht gebrochen werden“. Abgesehen von vielen anderen Beweisen sollte schon das obige genügen, die Schriftwidrigkeit solcher Lehre zu erkennen. Laßt uns „acht haben auf die Lehre und die gesunden Worte“. (1. Tim. 4,16; 2. Tim. 1,13.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Nein, diese Annahme ist wahrlich nicht begründet, sie ist weiter nichts als Philosophie der Menschen,

eins der vielen Menschenfündlein, durch die Satan die Ehre des Herrn Jesu zu schmälern sucht bei denen, denen eigentlich nichts kostbarer sein sollte als die Person des HErrn, nämlich bei Seinen bluterkauften „Genossen“ (Hebr. 3,14), die Ihn besser kennen sollten!

Es ist erschütternd ernst und betrübend, daß gewisse falsche Übersetzungen einiger Worte der Schrift, die hierauf Bezug haben, immer wieder weitergetragen werden, statt daß man um der Ehre des HErrn und um des ganzen Schriftzeugnisses willen endlich einmal aufräumt mit diesen haltlosen Deutungen. Zu diesen falschen Übersetzungen gehört die von Luk. 22,44, worauf in einer Antwort schon hingewiesen ist. Hier heißt es in einigen Übersetzungen: „... als Er mit dem Tode rang“. Diese Übersetzung (die übrigens weder die Elberfelder noch die Miniaturbibel noch Dr. Wiese u. a. haben!) hat gar nichts für sich, aber sehr viel gegen sich. Das Wort άγωνία (Agonia) ist durchaus nicht gleichbedeutend mit dem, was man heute unter „Agonie“ versteht, es bedeutet weder „Kampf mit dem Tode“ noch auch im allgemeinen „Todesangst“ (wie leider u. a. die Miniaturbibel sagt!). Das Wort kommt im Neuen Testament nur einmal vor, so daß seine Bedeutung aus anderer griechischer Literatur erklärt werden muß. Es steht u. a. dreimal im apokryphischen 2. Makkabäerbuch, wo es auch von Luther nie im Sinne von „Kampf mit dem Tode“ oder auch nur „Todesangst“ übersetzt wird: 3,14 „große Aufregung“ (Luther: „großer Jammer“); 3,16 „Seelenangst“ (so auch Luther); 15,19 „große Aufregung“ (Luther: „Unruhe“), Es ist „Seelenkampf“ oder „Seelenangst“ in unserer Stelle; es bedeutet die Angst Seiner Seele, in der Sich der Herr Jesus als vollkommener Mensch befinden mußte im Blick auf den Kelch, den Er am Kreuz trinken sollte.

Dieser Kelch - die Schrift redet nicht von mehreren Kelchen! - sollte nicht in Gethsemane getrunken werden;

vielmehr war nach Joh. 18,11 der Kelch noch zukünftig. Darum ist der Kelch nicht der Tod in Gethsemane, sondern das mit dem Gericht über die Sünde verbundene von Gott Verlassensein des Herrn Jesu (am Kreuz). Dies stand vor Ihm, der nie bis dahin von Gott verlassen gewesen war. In Gethsemane stand der vollkommene Sohn des Menschen in dem Grauen, der Angst der Vorempfindung des Kelches, der auf Golgatha getrunken werden sollte. In Gethsemane sah der HErr den Kelch, auf Golgatha trank Er ihn. Die Schrift hätte ja gebrochen werden müssen, wäre es anders gewesen! Oder wenn wir annehmen sollen, der Herr Jesus (der „alles wußte“!) habe gefürchtet, in Gethsemane sterben zu können, so hätte Er jedenfalls haben denken können, daß die Schrift gebrochen werden könnte! Wie entsetzlich - solche Gedanken! Welche Entehrung des HErrn! Wie kann ein Gläubiger wagen, derlei auszusprechen? Zittert er nicht vor der Majestät des HErrn? Ist die Person des Herrn Jesu ihm nicht zu heilig, um solche Gedanken über Ihn zu hegen oder gar zu verbreiten?! Sie sind ein Antasten - wenn auch unwissentlich - der vollkommenen Gottheit des HErrn!

Aber man geht noch um mit falschen Übersetzungen einer anderen Stelle. Häufig kommt man zu solchen Übersetzungen nur durch eine verkehrte Anschauung. Ist die Anschauung schriftwidrig, dann gar oft auch die darauf aufgebaute Übersetzung, da einzelne griechische Worte eine mehrfache Übersetzung zulassen und die rechte erst aus dem ganzen Schriftzusammenhang gesehen werden kann.

Diese Stelle ist Hebr. 5,7. Nun sei es gleich gesagt: von den mehreren möglichen Deutungen, je nachdem nämlich wie das Wort εύλαβείαübersetzt wird, stützt keine die in unserer Frage aufgeworfene Meinung!

1. Das Wort άπό (apo) heißt in erster Linie „von“; das Wort εύλαβεία (Eulabeia) heißt oft „Furcht“, so z. B. in Hebr. 12,28. Dann heißt die Stelle: „Er wurde erhört“ - nämlich durch Befreiung - „von der Furcht“ (dem Grauen). Im Falle wir diese Übersetzung annehmen, bestand die Erhörung in der Stärkung durch den Engel.

2. άπό (apo) kann aber auch gut heißen „infolge von“ und εύλαβεία (Eulabeia) „Frömmigkeit“ („Ehrfurcht“).

Dann ist die Rede von einer Erhörung „um der Frömmigkeit willen“ oder infolge der Frömmigkeit.

3. έκ θανάτου (ek thanatou) heißt wörtlich „aus dem Tode“. Alle die Versuche, hier zu übersetzen „vom Tode“, weil έκunter Umständen „von“ heißen könne, gehen von den verkehrten Voraussetzungen aus, als habe der Herr Jesus nach Luk. 22,44 tatsächlich mit dem Tode zu kämpfen gehabt. Eine falsche Übersetzung zieht die andere nach sich. Entleert man das Kreuz, den Zentralpunkt unserer Errettung, so muß man natürlich Gethsemane auch falsch bewerten. - Nein, es handelt sich um Errettung aus dem Tode. Es steht übrigens nicht einmal da, daß der HErr um Rettung aus dem Tode gebetet habe, sondern daß Er „Bitten und Flehen Dem dargebracht habe, der Ihn aus dem Tode zu erretten vermochte“. Warum mehr herauslesen als dasteht?! Die Erhörung ist, wenn sie auf diese Bitten bezogen wird, die Auferstehung, die Aussauferstehung“ (vgl. Phil.3,11; Mark. 9,10!!); hierzu beachte man auch V. 9 u. 10! Der Herr Jesus ist also aus dem Tode errettet worden in Seiner Auferstehung; Er wurde um Seiner Frömmigkeit willen erhört; oder, wenn man will, die Erhörung bezog sich auf das Grauen.

Die Deutung, als habe Er um Errettung vom Tode in Gethsemane gebetet, schließt die Annahme in sich, der Herr Jesus habe denken können, Sein Lebenswerk bliebe vielleicht vergeblich! Denn, wurde Er nicht erhöht ans Fluchholz (Joh. 3,14.15), so war Sein Leben und Leiden tatsächlich nutzlos geblieben! Wir sagen noch einmal: wie ist es möglich, solche Gedanken über den HErrn zu hegen! Oder haben die, welche obige Lehren verbreiten, vielleicht nie daran gedacht, was für Folgerungen sie in sich schließen?! Es wäre eine, wenn auch nur schwache Entschuldigung für sie.

Wir bitten die von unseren teuren Lesern, die bisher solchen verkehrten, den HErrn entehrenden menschlichen Meinungen gefolgt sind, diesen Boden der Weltweisheit (Philosophie) um der Ehre des hochgelobten Namens des Sohnes Gottes willen, über die der Vater wacht („der richtet“, Joh. 8,50), zu verlassen und sich der Schrift unterzuordnen sowie der Belehrung durch den Geist der Wahrheit, der Christum verherrlicht, weil Er's von dem Seinen empfängt und uns verkündigt (Joh. 16,14). Wir können nicht hoch und erhaben genug denken und reden von der Person (und dem Werk) Dessen, in dem „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt“ (Kol. 2,9). Gepriesen sei Sein Name!

Persönliche Worte an unsere Freunde!

Wir bitten um Entschuldigung, daß nicht alle eingesandten Antworten aufgenommen sind; es fehlte an Platz.

Die Zeiten haben sich wesentlich verändert, seit wir die vorige Nummer in den Druck gaben: es sind Kriegszeiten geworden, und die Aussichten auf baldigen neuen Frieden in der Welt sind dunkel. Millionen Menschen von der Blüte der Völker, vor allem unseres deutschen Volkes, haben zum Schätze ihres Vaterlandes in einen Krieg ziehen müssen, der dem Deutschen Reich von allen Seiten

aufgezwungen ist. Auch von unseren christlichen Brüdern in manchen Ländern, besonders Deutschland, stehen viele im Felde, und gewiß wird auch manche Schwester im HErrn im „Roten Kreuz“ tätig sein. Und die Daheimbleibenden harren dessen, was geschehen wird, oder soweit sie dem Volke Gottes angehören, in Herzensfrieden dessen, was Gott tun wird. Denn das ist ja unsere größte Weisheit und unser bester Trost, daß wir wissen: „Gott sitzt im Regimente“; und nicht nur das - das mögen Kinder der Welt ohne wahren Glauben auch zugeben -, „wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken müssen“ (Röm. 8,28); für uns Kinder Gottes in jedem Volk und Land kommt nichts von ungefähr, wir nehmen alles aus des Vaters Hand, auch die Kriege, die Satan, der „Menschenmörder“, angezettelt hat, und so wird uns alles zum Segen, und durch uns für andere und für unser Volk. - Wir haben als heiligste Aufgaben jetzt für unser deutsches Volk wie für alle Völker, für unseren Deutschen Kaiser wie für alle Könige und die in Hoheit sind, uns beugend zu beten (1. Tim. 2,1ff.), daß Ewigkeitsfrucht hervorwachse für die Menschen und Völker, daß viele Sünder errettet wenden, daß Gottes Wort, welches in manchen Ländern in den vergangenen Jahren sehr verachtet wurde - in unserem, wo Sünde und Gottlosigkeit so überhand genommen haben, nicht am wenigsten! -, wieder mehr zur Geltung komme, ja, zur Macht werde in vielen Herzen. Wir haben ferner als für Gott Erkaufte uns jetzt ganz besonders zu hüten vor dem Geist der Welt, der die Menschen der kriegführenden Staaten mit Haß erfüllt; laßt uns ihnen nicht gleichen (Röm. 12,2) und laßt uns vor allem nicht vergessen, daß auch in den Ländern unserer politischen Feinde Gotteskinder wohnen, mit denen wir durch einen Geist zu Einem Leibe getauft sind (1. Kor. 12,12). Und wir haben endlich auch eine VerAntwortung für unsere um des Herrn willen der Obrigkeit gehorchenden (1. Petri 2,13; Röm. 13,1-5), im Felde stehenden Brüder im In- und Ausland; laßt uns betend eintreten für sie, daß der HErr sie nach Geist und Seele und Leib bewahre, sie ihren Kameraden zum Segen setze und sie zu Seiner Ehre wieder heimbringe. Ihm ist es ein kleines! Andererseits bedürfen wir alle dessen, bereit zu sein, Leben oder Tod oder was immer aus Seiner Hand zu nehmen!

Die „Gegenseitige Handreichung“ wollen wir erscheinen lassen, solange wir selbst dazu frei und fähig sind und die nötigen Mittel haben. Das Blatt hat sich ja auch vor dem Kriege noch nicht getragen, und jetzt, wo aus dem Auslande manche Zahlungen ausbleiben müssen, wird es sich erst recht wohl kaum tragen. Aber der HErr kann alles Nötige darreichen. Viele unserer Ausland-Leser, besonders die vielen in Rußland, werden das Blatt vor dem Friedensschluß nicht mehr erhalten können. Auch von den deutschen Lesern werden manche, die im Felde sind, das Blatt nur unregelmäßig erhalten; wir werden tun, was wir können, um es so regelmäßig wie möglich allen deutschen Beziehern und denen in befreundeten und neutralen Ländern zuzustellen. Freilich müssen wir von den Lesern, die unter der Fahne stehen, die genaue Feldpostadresse wissen.

Eine kleine Freude hatten wir neulich, indem die erste in unsere Hände kommende „Feldpostkarte“ eine Bestellung auf die „Handreichung“ enthielt; und unsere Sendung an diesen Bruder war unser erster „Feldpostbrief“.

Wir wollen schließen! Unser Herz ist tief bewegt, wenn wir daran denken, wie viele Glieder unseres Volkes bluten müssen für uns, für das Vaterland, ehe das schwere Werk getan ist. Wie wird das Ende desselben sein? Es geschehe Gottes Wille! Der ist in jedem Falle gut. Seine Gedanken sind höher als die der Menschen. Wir setzen unser Vertrauen nicht auf die Kraft der Waffen, wir haben Besseres.

Geschwister, wie's auch komme, laßt uns Gläubige leben und sterben für den HErrn! Laßt uns beherzigen, was Eph. 5,14-17 steht! Wir gehören doch nicht zu den (geistlich) Toten, also laßt uns

uns nicht blenden lassen durch den Schein der Welt, sondern nüchtern sein, wachen und die Zeit auskaufen! Der HErr sagt: „Siehe, Ich komme bald und Mein Lohn mit Mir“ (Off. 22,12).

Herzliche Grüße in Liebe allen Lesern mit Röm. 8,18-39

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Ende August 1914.

Gruß an den Leser:

Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat - unser Glaube!“ 1. Joh. 5,4.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 48

Wie kann Sich der Herr Jesus mit einem Samariter vergleichen (Luk. 10,25-37), da Er doch aus Davids Stamm war?

Antwort A

Als Er in Gleichnissen sprach, tat es der HErr auf eine der Gesinnung Seiner Zuhörer entsprechenden Weise, damit sie Ihn verstehen möchten. In Luk. 10,25.29 hat Er mit einem Ihn versuchenden und sich rechtfertigenden Gelehrten zu tun. Solche hielten Ihn verachtungsvoll für einen Samariter, was aus Joh. 8,48 sehr deutlich hervorgeht. Um Sich Seinem Gegner zu offenbaren, konnte Sich der HErr nicht mit einer Seine Rechte und Würde darstellenden Person vergleichen, da dieselbe von vornherein nicht anerkannt war, sondern mit der, für welche man Ihn achtete. Die Lehre des Gleichnisses war für den Gesetzgelehrten durchaus begreiflich: Der die Barmherzigkeit getan hat, der Nächste, nach dem du fragest, er ist eben dieser „gewisse Samariter“ (von dem sie meinten, er habe einen Dämon!). Welche Geduld finden wir da bei Dem, „der so großen Widerspruch von den Sündern gegen Sich erduldete“ (Hebr, 12,3). Mögen wir alle, die wir uns Seine Jünger nennen, dieselben Tugenden erweisen (1. Petri 2,9), hinschauend auf Ihn!

R. W. D.

Antwort B

Weil sie Ihn einen Samariter nannten und als einen solchen behandelten und verachteten! Er war wirklich der „Verachtete“. Welch wundersames Bild vom HErrn in diesem Gleichnis! Er kam da hin, wo der Mensch unter dem „Räuber und Mörder von Anfang“ dalag. Nicht der dem Tode Verfallene rief

wo der Mensch unter dem „Räuber und Mörder von Anfang“ dalag. Nicht der dem Tode Verfallene rief oder bat Ihn um Rettung. Aus Seinem Herzen ging das Erbarmen hervor. Als Er ihn sah, „wurde Er innerlich bewegt“. Wie mochte das Herz des HErrn über diesen Gesetzgelehrten bewegt sein, der in Falschheit („Ihn versuchend“) und in den Werken der Selbstgerechtigkeit (V. 29) niedergeschlagen am Boden lag und „halbtot“ kein Bewußtsein von seinem Zustande hatte. Mit welcher Güte neigt der HErr Sich zu ihm, ihm zu zeigen, wer sein Nächster war, dessen er nötig hatte; daß es nicht der Priester und Levit war, (auf den er vertraute), sondern der Verachtete, den sie einen „Samariter“ schalten (Joh. 8,48). Diesen hatte er nötig!

Der Gesetzgelehrte wurde von dem Mörder, Satan, durch Gesetzeswerke, dem „was muß ich getan haben“, in dem Todeszustand gehalten. Der HErr begegnet uns immer da, wo wir sind. Er kommt an den „Ort“, „wo wir liegen“, um uns zum Bewußtsein zu bringen. Es ist bezeichnend, der HErr sagt zu dem Manne, der mit der Frage kommt: „Was muß ich getan haben?“ zweimal „Tue“ (V. 28 und 37), aber das letzte Mal, ohne hinzuzufügen: „und du wirst leben“.

Wenn wir „desgleichen“ tun sollen, so müssen wir dies von Ihm lernen und Seine Schüler und Jünger werden. Um aus dem Herzen „desgleichen“ Nächstenliebe (wie aus Seinem Herzen) üben zu können, muß die Liebe Gottes erst in unser Herz ausgegossen werden. Der sich selbst rechtfertigende Mann hatte kalten Herzens gefragt: „Wer ist mein Nächster?“ und damit gezeigt, daß keine Nächstenliebe in seiner Brust wohnte, noch in der eines Menschen, der mit Gesetzeswerken umgeht. Wenn er „desgleichen“ tun wollte, so mußte er bald mit „sich selbst“ und mit „Priester und Levit“ zu Ende kommen, denn „das Recht (die Forderung) des Gesetzes“ (auch den Nächsten zu lieben als sich selbst), wird in denen erfüllt, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste (des Samariters) wandeln (Röm. 8,4). v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

„Gehe hin und tue desgleichen!“ (V. 37.) Wer sollte „dergleichen“ tun? Der Pharisäer, der nicht Samariter war. Wer noch? Du und ich! Und wir sind auch nicht Samariter. Aber wir können jenem Samariter gleichen, indem wir „dergleichen“ tun. Die Geschichte ist ein Gleichnis!

Wir, die wir die Geschichte des HErrn, Seinen Weg der Liebe zu den „unter die Räuber Gefallenen“ kennen und wissen, wie Er verächtlich „Samariter“ genannt wurde, erkennen in dem „gewissen Samariter“ sofort den Herrn Jesus, obwohl Er Sich Selbst nicht ausdrücklich so nennt. Aus Joh. 4,9 sehen wir, daß die Juden keine Gemeinschaft hatten mit den Samaritern. Daher konnte Sich Jesus wohl mit einem Samariter vergleichen, denn auch mit Ihm handelten sie wie mit jenen. Außerdem aber hatte Er gerade unter diesen Verachteten ein großes Volk (Joh. 4,39-42), verhältnismäßig viel mehr als unter Israel (vergl. auch Luk. 17,16). Dieser Vergleich hatte also den in toter Gesetzestreue (V. 31.32) verknöcherten Juden viel zu sagen und erinnerte sie an ihren Mangel an Barmherzigkeit als wirklicher Frucht ihrer (vor der jener Samariter) bevorzugten Stellung.

Haben wir echten Samaritersinn? Ähneln wir dem wahren barmherzigen Samariter, tun wir Barmherzigkeit? (Hebr. 13,16!)

 

Frage 49

Wie stimmen Jak. 2,21.24 und Röm.4,2-5 miteinander?

Antwort A

Ausgezeichnet und wunderbar harmonisch, wie alles in dem Worte unseres Gottes. Im Jakobusbrief hat es der Apostel mit Leuten zu tun, die da sagten: Die Hauptsache ist, daß wir glauben. Der Glaube rettet. Das ist sonnenklar. Was bedarf es da guter Werke? Die sind nicht nötig. Beispiel: Die Hauptsache ist, sagt der Apfelbaum, daß ich da bin und lebe und groß und breit werde, was bedarf es erst noch der Früchte, die sind gar nicht nötig. Darauf kommt es gar nicht an. Wirklich nicht? - Im Römerbrief denkt Paulus an Leute, die sagen: Ach, der Glaube, der nützt gar nichts, Werke müssen sein! Nur das Tun guter Werke macht gerecht. Das ist doch ganz sicher. Was nützt Glauben! Beispiel: Die Hauptsache, sagen die Äpfel, ist, daß wir da sind. Was nützt der Apfelbaum? Auf den kommt es gar nicht an. Wenn wir nur da sind! Wirklich?

Wie aber ist's richtig? Auf den Glauben (den Baum) kommt es an. Aber der Baum muß Äpfel (Werke) bringen, sonst ist er ein toter und unsichtbarer Baum, der abgehauen wird. Früchte muß der Baum tragen, das ist doch klar, das erwartet jeder. Aber die Früchte werden nicht ohne den Baum. Der Baum ist das Lebendige. Die Früchte sind nur Kennzeichen des fruchtbaren Lebens des Baumes. Also Werke ohne Glauben gewinnen nichts vor Gott, und Glauben ohne Werke ist tot für Gott. Heil bringt uns der Glaube, aber ein geheilter Mensch bringt zu Gottes Ehre Früchte. Tut er das nicht, gleicht er dem unfruchtbaren Baum.

K. E.

Antwort B

Bei einer ernsten Untersuchung im Lichte des Zusammenhangs sind beide Stellen in bezug auf das Verhalten Gottes dem Menschen gegenüber völlig übereinstimmend; ihr scheinbarer Widerspruch entsteht aus dem Verhalten des Menschen Gott gegenüber. Der eine verwirft die Gnade, durch welche allein er errettet werden kann, und meint, Gott mit seinen Werken befriedigen zu können. Der andere dagegen meint, mit seinem Glauben einen Lohn zu erlangen. Beide rühmen sich, der eine seiner Werke, der andere seines Glaubens. Gott, vor Dem der Ruhm ausgeschlossen ist (Röm. 3,27; 4,2), der den Hochmütigen widersteht (Jak. 4,6), weist beide zurück. Wie wagt der erste mit unflätigem Kleide (Jes. 64,6), mit totem Werke (Hebr. 9,14) vor den lebendigen Gott zu treten?! Er begeht einen Greuel (Jes. 1,10-14) und bedarf vielmehr, davon gereinigt zu werden. Diesen Fall behandelt der im Römerbrief angeführte Abschnitt: „nach Gnade“, „ohne Gesetzeswerke“ (3,24.28; 4,4.6). Der zweite kommt nun und meint, sein Glaube schaffe ihm Verdienst und mache ihn der Rechtfertigung wert. Unser heutiger Protestantismus mit seinem gelernten Glauben kann hiermit recht verglichen werden; es ist der „eitle Mensch“, der „sagt, er habe Glauben“. Der Ausdruck der Schrift in Jakobus zeigt seinen Hochmut und schonet seiner nicht. Der lebendige Gott wird mit totem Glauben [dem Namen, daß man lebt (Offb. 3,1)] ebenso wenig befriedigt wie mit toten Werken. Schöne Reden und Glaubensbekenntnisse sind noch keine Wirklichkeit. Dem lebendigen Glauben allein wird die Rechtfertigung des Lebens (Röm. 5,18) zuteil. Ein lebendiger Glaube aber erweist sich in seinen Werken, in dem Leben des Glaubens, (aber nicht in Gesetzeswerken). Als Abraham Ihm

glaubte, richtete sozusagen Gott einen Vertragsakt auf, wodurch dem Abraham Glaubens-Gerechtigkeit bestätigt wurde; dieses Aktes Inhalt war nur auf die Tatsache gegründet: „Abraham glaubte Gott.“ Dies ist die Rechtfertigung aus Glauben nach dem Römerbrief. Dann aber ließ Gott den Abraham den Akt unterschreiben; Er versuchte ihn (1. Mose 22,1.2). Und Abraham tat es, er vollbrachte das Werk des Glaubens (Hebr. 11,17-19); Gott bestätigte es als vollbracht (1. Mose 22,12), und damit erhielt der Akt seine Endgültigkeit (V. 16-18). Dies ist die Rechtfertigung nach Jakobus. Der Glaube ist nicht nur eine einmalige Annahme des Wortes Gottes („Abraham glaubte Gott“), sondern ein beständiges Rechnen mit Seiner Gnade, mit Seinem Worte. Das Lesen von Hebr. 11 ist dafür überzeugend. Der Glaube ist eine Energie, welche unbedingt den Sieg gibt (1. Joh. 5,4), obgleich er durch mancherlei Versuchungen erprobt wird (1, Petri 1,6.7). Eph. 2,8-10 gibt eine Zusammenstellung der beiden in Römer und Jakobus dargestellten Seiten des Glaubens; das „nicht aus Werken“ entspricht dem im Römerbrief Gesagten und das „nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“ dem Jakobusbrief. Es zeigt, daß der Glaube des Gläubigen ihm keinen Verdienst schafft, nicht mehr, als das Reichen der Hand einen Bettler einer Gabe wert macht. So oder so, der Ruhm ist unzulässig. Aber der Gläubige ist geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken. Weigert einer sich, diese zu tun, so zeigt er einfach, daß er dazu nicht geschaffen worden ist, also nach dem Jakobusbrief die Nichtigkeit seines Glaubens. „Aus Seiner Fülle haben wir Gnade um Gnade empfangen“. (Joh. 1,14.16). Verherrlichen wir diese Gnade durch unsere Werke?

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Es kann denen in der sogen. Christenheit gegenüber, die einen Gegensatz konstruieren wollen zwischen der Lehre des Paulus und der des Jakobus, nicht ernst genug betont werden, daß hier eine geradezu bewundernswerte Harmonie herrscht.

Zu obigen Antworten nur noch einige Ausführungen! In Kap. 1,22 hat Jakobus seine Leser ermahnt, „Täter des Wortes“ zu sein. Er weiß natürlich so gut wie Paulus, daß „der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Gottes ist“ (Röm. 10,17). Das Hören geht auch für Jakobus voran, aber bleibt es allein dabei, so ist Selbstbetrug die Folge. - Paulus weiß das auch sehr wohl; es gibt überströmend viel Stellen in seinen Briefen, welche die praktische Seite der Früchte des Glaubens zeigen; wir weisen hier nur hin auf den Titusbrief, in dem sechsmal der Ausdruck „gute Werke“ vorkommt und in was für Verbindungen! (Siehe z. B. 1,16; 2,14; 3,8!) Wo sind da Gegensätze zwischen Paulus und Jakobus?!

Aber zwischen jener Jakobusstelle und der Stelle aus Römer 4 sind Unterschiede, die durch den Zweck der Stellen bestimmt sind. Jakobus hatte die Aufgabe, den vielen noch mit der jüdischen Synagoge zusammenhängenden Gläubigen zu zeigen, worin sich das wirkliche Leben des Glaubens erweist. Sein ganzer Brief ist nur von praktischen Gesichtspunkten aus geschrieben. Ein totes Bekenntnis ohne Kraft, wie es der Zusammenhang unserer Stelle zeigt (V. 14-17), war wertlos, und welch eine Rolle spielt ein solches heute! - Die Aufgabe des Paulus aber ist die, zu zeigen, auf welcher Grundlage die Gerechtigkeit Gottes erlangt wird. Und nicht nur bestreitet Jakobus dies nicht, vielmehr bestätigt er es in V. 23. Nur legt er den Ton auf das, was bei Abraham das Vorhandensein des Glaubens tätig erwies, während Paulus das Hauptgewicht legt auf das Vorhandensein eines Glaubens, der nichts zu tun hat mit dem eigenen Wirken. Paulus verwirft den Ruhm eigenen Wirkens

als Grundlage der Gerechtigkeit, Jakobus fordert sichtbare Werke als Beweis des Glaubens, ja, der Glaubensgerechtigkeit. Bei Jakobus liegt ein Hauptton auf V. 22: „Du siehst.“ Gott weiß, wer wirklich glaubt, aber der Mensch muß sehen, muß z. B. Werke praktischer Nächstenliebe, Werke, wie sie der barmherzige Samariter tat, sehen als Beweise vorhandenen Glaubens. Gewiß waren Abrahams und sind unsere Werke vor Gott nichts wert, wenn sie nicht aus Glauben sind, aber ob der wahre Glaube da ist, kann von den Menschen nur aus den Werken gesehen und beurteilt werden. Wir Christen müssen den Glauben „zeigen“ (V. 18); „der Glaube muß durch die Werke vollendet werden“ (V. 22).

Und obwohl der HErr nicht angewiesen ist auf unsere Werke, um zu wissen, ob wir Sein Eigen sind, so sucht doch auch Er die Beweise unseres Glaubens in praktischer Betätigung der aus dem Glauben erwachsenden Liebe (vgl. Joh. 14,21-24!). Und darum: So gewiß der gerettet ist, der von Herzen glaubt an den Sohn Gottes (Röm. 4), ebenso gewiß ist erst sein praktischer Gehorsam gegen das Wort (den Willen) Gottes der Beweis seines Glaubens (Jakobusbrief), wie auch der Gradmesser seiner Kindesliebe (Joh. 14).

Frage 50

Wer sind die 24 Ältesten und die 4 lebendigen Wesen in Offb. 4,4.6 und 5,6.8?

Antwort A

Nicht gering ist die Zahl der Ausleger, welche meinen, daß unter den 24 Ältesten Engelfürsten zu verstehen seien, indem sie sagen, daß sie nicht von sich als Erlöste reden, sondern von anderen (vgl. Offb. 5,10: „sie“).

Letzterer Beweis ist ein sehr schwacher, da doch zur Zeit der anbetenden Ältesten auch Heilige auf der Erde sein werden, die wie die Ältesten durch Blut erkauft sind, wofür sie das Lamm anbeten; übrigens finden wir in Vers 8 „die Gebete der Heiligen“, nicht aber die Gebete der 24 Ältesten, da letztere keine Bedürfnisse mehr haben wie die Heiligen auf der Erde; darum finden wir auch in Verbindung mit den Ältesten: Ruhe, Sicherheit und Anbetung (4,10; 5,14).

Es ist leicht nachzuweisen, daß unter den Ältesten nicht Engel zu verstehen sind, weil uns schon im A. T. der Thron Gottes wohl mit den lebendigen Wesen, aber nie mit den 24 Ältesten gezeigt wird, was der Fall sein müßte, wenn darunter Engelfürsten zu verstehen wären, da dieselben doch immer den Thron umgeben haben würden. Sie waren ja schon zur Zeit der Weltschöpfung da (vgl. Hiob 38,7). Dazu sagt man noch, daß die Priester- und Sängerabteilungen in 1. Chron. 24 und 25 Bilder von einer schon damals bestehenden himmlischen Priesterschar gewesen wären.

Nur merkwürdig ist es, daß wir nie etwas davon hören noch sehen, bis wir zum vierten Kapitel des letzten Buches der Bibel kommen, obwohl uns auch im A. T. Blicke vom Thron Gottes und Blicke in die Himmel gegeben werden (vgl. Jes. 6; Hes. 1; Dan. 7; N. T. Apg. 7). Auch finden wir nie in der Bibel, daß Engel oder Engelfürsten in der Gegenwart Gottes eine sitzende, d. h. ruhende Stellung einnehmen, sondern stets eine stehende, d. h. dienende Stellung (vgl. Luk. 1,19; 1. Kön. 22,19; Jes. 6,2; Dan. 7,10; Hebr. 1,14). Auch finden wir nicht, daß Engel priesterlichen Dienst ausüben; dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Es ist das Vorrecht Erlöster, weil Christus, ihr Heiland und HErr, der große

Hohepriester ist. Ich hege nicht den geringsten Zweifel, daß unter dem Engel Offb. 8,3 und 10,1 sowie Mal. 3,1 Christus Selbst zu verstehen ist. Auch werden, soviel ich weiß, Engel nie „Älteste“ genannt, noch sehen wir sie geschmückt mit goldenen Kronen, dem Zeichen königlicher Würde (vgl. Hebr. 2, 5-8; 1. Kor. 6,2.3; 1. Petri 2,5.9). Engel sind gekennzeichnet durch Macht (Ps. 103,20), doch Älteste, Erlöste durch Weisheit (vgl. Offb. 5,14 und 7,13; Eph. 3,10). Ferner singen die Ältesten (was nicht, ja nie von Engeln gesagt wird) ein neues Lied: das Lied der Erlösung, sie kennen Gott durch Jesum Christum in Seiner wunderbaren Gnade und sind im Genuß Seiner unendlichen Liebe, so daß sie in Wahrheit nur anbeten können (Offb. 4,11; 5,14).

Daß sich die Ältesten von den Engeln (Offb. 5) und den lebendigen Wesen unterscheiden, zeigt nur zu klar, daß man in ihnen die verwandelten, auferweckten und verherrlichten Heiligen zu verstehen hat. Die Beweise dafür könnten leicht vermehrt werden. Was wir unter den vier lebendigen Wesen zu verstehen haben, darüber gibt das A. T. reichlich Aufschluß (vgl. 1. Mose 3,24; 2. Mose 25,17-22; Hes. 1,4-14).

Der HErr gebe uns allen Gnade, Sein Wort und Seine Gedanken und über alles Ihn selbst besser kennen zu lernen!

K. O. St.

Antwort B

Die Zahl 24 umfaßt die ganze Priesterordnung, alle Abteilungen (1. Chron. 24). So hatte Gott es David im Muster sehen lassen und ihn unterwiesen durch Geist und Schrift (1. Chron. 28,11-13 und 19). Viele treue Schriftforscher sehen in den 24 Ältesten, und wohl mit Recht, die ganze Schar der Gläubigen Alten und Neuen Testamentes, die ganze Schar derer, die des Christus sind bei Seiner Ankunft. So wie wir in der Zahl 24 die ganze Priesterordnung - und so wie wir in den Häuptern der Stämme das ganze Volk sehen (4. Mose 7,2; 17,6), so sehen wir in den 24 Ältesten die ganze Schar derer, die unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht sind. Nicht einer fehlt, der dieser Schar und Ordnung angehört. Nicht 23, sondern 24 - alle -, die ganze bluterkaufte Schar wird vor dem Throne Gottes gesehen in königlichem und priesterlichem Schmucke, ehe auch nur eins der Gerichtssiegel (Offenb. 6) geöffnet ist und über die Erde geht. Die Kronen zeigen ihre königliche Würde und die Schalen voll Rauchwerk ihren priesterlichen Charakter. Sie haben Einsicht und Erkenntnis über das Walten Gottes und aus ihrem Munde wird Anbetung dargebracht.

Man hat versucht, diese Auslegung, daß in den 24 Ältesten die Erlösten aller Zeiten zu sehen seien, mit dem Hinweis zu entkräften, daß das „uns“, welches Luther in Offenb. 5,9 zugefügt, im Wortlaut fehle. Solche Folgerung ist völlig haltlos. Das Fehlen des „uns“ ändert durchaus nichts. Es zeigt nur, daß in dem Jubelgesang nicht ihr Teil, was sie empfangen haben, sondern Gottes Seite, die herrliche Vollendung Seiner Absichten im Vordergrund steht. „Du hast für Gott erkauft ...“ Der Gesang feiert, was das Lamm ist und was das Lamm getan, und daß es für Gott ist. Das „Uns“ verschwindet dort - unsere Segnungen sind nicht das Hauptthema dort. Wir sind hienieden so sehr und oft nur mit der einen Seite der Erlösung: was sie uns gebracht hat, beschäftigt, und zeigen für die andere Seite: was sie für Gott ist, oft wenig Verständnis. Der himmlische Gesang zeigt uns, daß es dort oben anders ist.

Während wir in den 24 Ältesten die Familien der Heiligen aller Zeiten erkennen, führen uns die vier

lebendigen Wesen zu einer Klasse von himmlischen Wesen. Die vier lebendigen Wesen sind nicht Engel, denn sie werden in Offenb. 5,11 von den Engeln unterschieden. In Hes. 1,5ff.

finden wir auch vier lebendige Wesen. Diese vier lebendigen Wesen, welche Hesekiel am Flusse Kebar sah, werden Hes. 10,15 Cherubim genannt. In der Schrift finden wir Cherubim und Seraphim. Mit beiden haben beim Vergleich die vier lebendigen Wesen Einzelheiten gemeinsam, sowohl in der Erscheinung als auch in der Beschäftigung. Die Cherubim finden wir bei der Ausführung der Gerichte Gottes (1. Mose 3,24), ebenso auch die vier lebendigen Wesen. (Siehe Offenb. 6 u. a.) Die Seraphim finden wir mit dem Thron Gottes und mit dem Rühmen Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit verbunden, ebenso die vier lebendigen Wesen. (Vergl. Offenb. 4,8.9 mit Jes. 6,1-3.) Wie wenig wissen wir von den wunderbaren, himmlischen Wesen, die alle bereit stehen zu Seiner Ehre und zur Ausführung Seines Willens!

Die Offenbarung ist das Buch der Gerichte und des Triumphes Gottes über jede Macht des Bösen zu der Zeit, wenn der jetzige Tag der Gnade sein Ende gefunden hat. Die vier lebendigen Wesen umgaben den Thron, aus welchem die Gerichte hervorgehen, und ihre Erscheinungen gleich einem Löwen, Stiere usw. geben den Gerichten bestimmte Charakterzüge. Gleiche Anklänge finden wir auch in den vier Evangelien. Doch handelt es sich dort um Gnade, hier um Gericht - dort um den Fleisch gewordenen Sohn Gottes, hier um den Thron Gottes. In Matthäus können wir den Löwen aus Juda, den König der Juden, - in Markus den Stier, den unermüdeten Diener und Arbeiter, - in Lukas den Sohn des Menschen - in Johannes den Adler, den, der im Himmel ist, den Sohn Gottes, unterscheiden. Und ebenso wie die Gnade Gottes, im Sohn erschienen, ein vierfaches Gepräge trägt, so tragen auch die aus dem Throne Gottes hervorgehenden Gerichte ein vierfaches Gepräge, die den Charakterzügen der vier lebendigen Wesen entsprechen. Diese Gerichte dürften das Gepräge der 1.) unwiderstehbaren Macht in 2.) unermüdeter Kraft mit 3.) vollkommener Einsicht in 4.) überirdischer Schnelligkeit tragen, welch weitere und andere Züge in der Gestalt der vier lebendigen Wesen auch außerdem noch gefunden werden mögen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Diesen klaren Antworten haben wir nichts Wesentliches mehr hinzuzufügen. Wir möchten nur noch einmal darauf hinweisen, daß diese Gesichte, die Johannes sieht, Abbilder („Zeichen“) dessen sind, „was bald geschehen muß“ - „nach diesem“ (Offenb. 4,1), d. h. nach Abschluß der Gemeinden auf Erden, also nach der Entrückung. Als Johannes diese Gerichte sah, waren sie zeitlich noch nicht eingetreten, wie sie es heute noch nicht sind. Aber Gott steht über der Zeit, von Ihm aus gesehen ist das Ende mit dem Anfang da (Jes, 46,10). Darum sind diese Gesichte, die Johannes „im Geiste“ sah, auch mehr als nur Visionen, Erschein ungen, es sind Tatsachen, die in Zeichen oder Abbildern, dem Verständnis des Schauers entsprechend, dargestellt sind.

So sah Johannes nicht die Erlösten selbst, aber in den 24 Ältesten die Abbilder der Erlösten. Warum „Älteste?“ Wie die Ältesten in den Gemeinden des HErrn auf Erden gewissermaßen die Vertreter der Glieder der Gemeinde waren, so sind in diesen sich wesenhaft als „Älteste“ Darstellenden gewissermaßen die Vertreter der aus jedem Stamm usw. Erkauften (V. 9.10) abgebildet.

Johannes sah die vier „lebendigen Wesen“, aber er sah sie in einer ihm faßlichen Darstellung (V. 7).

Kurz: Er sah Tatsachen, aber in Zeichen oder Abbildern, die ihm und durch ihn uns ein Abbild geben von dem, was bald geschehen muß! Je mehr wir „mit Geist erfüllt“ sind (Eph. 5,18: „seid!“), desto köstlicher werden uns diese gewaltigen Dinge werden, und wir werden schon jetzt staunend anbeten, und um so mehr, als wir gegenwärtig durch die Leiden dieser Zeit beschwert sind, uns sehnen nach der tatsächlichen Erfüllung dieser uns geschenkten Offenbarungen! „Was bald geschehen muß!“ - So bitten und flehen wir: „HErr Jesu, komme bald!“

Frage 51

Wie ist Josua 10,13, wo von Stillestehen der Sonne die Rede ist, zu verstehen?

Antwort A

Für den, der an die Allmacht des Gottes glaubt, der Wunder tut, liegt in diesem Bericht durchaus keine Schwierigkeit vor, ebensowenig wie in der redenden Eselin Bileams oder dem Fische Jonas oder in der Tatsache, daß an der Sonnenuhr Ahas (in der Geschichte Hiskias) der Schatten des Zeigers rückwärts ging. Es ist zwecklos, darüber Betrachtungen anzustellen, ob der Schatten an der Sonnenuhr infolge einer Rückwärtsbewegung der Erde oder einer solchen der Sonne erfolgte, oder ob diese Erscheinung auf eine außerordentliche Lichtwirkung zurückzuführen ist. So kann man auch aus Josua 10,13 nichts beweisen für oder gegen des Kopernikus' Lehre vom Sonnensystem. Es ist töricht, sich auszumalen, welche Katastrophen überall auf der Erde entstehen müßten, falls ein großer Weltkörper stille stände. Der Gott, der ein solches Wunder tut, kann und wird auch jede Katastrophe verhindern.

Darum ist es nicht nötig, dieses Wunder durch eine verlängerte Strahlenbrechung, durch eine Refraktion der Sonne, eine Erscheinung des Sonnenbildes über dem Horizont zu erklären. (S. Urquhart III, S. 253.) Noch viel weniger geht es an, in dem ganzen Bericht nur eine dichterische Ausdrucksweise zu sehen, wie etwa Richter 5,20, die da schildert, daß bei dem Sonnenlicht des Tages und bei dem Mondlicht der Nacht das Werk der Vertilgung des Feindes vollendet sei. Trotz aller Erklärungen wird immer ein Wunder übrig bleiben, so daß die Bemerkung der alten Berleburger Bibel (1728) zu dieser Stelle wohl am Platze ist: „O, steh' still, atheistische Vernunft, und beuge dich!“

„Es war kein Tag diesem gleich, weder vor ihm noch nach ihm, daß Jehova auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn Jehova stritt für Israel“ (V. 14).

So erklärt die Schrift selbst dieses auffällige Wunder. Es ist ein Eingreifen Gottes mit dem bestimmten sittlichen Zweck, Seine Macht über die Götter der Kanaaniter, die Sonne und den Mond, zu beweisen, die keine Götter sind, sondern Schöpfungen Dessen, der Himmel und Erde gemacht hat. Von Ihm sagt Asaph (Ps. 74,16): „Dein ist der Tag und auch die Nacht, den Mond und die Sonne hast Du bereitet.“ Der Gott, der sie bereitete, regiert sie auch. Er kann auch Zeichen geben an Sonne, Mond und Sternen (Luk. 21,25; Matth. 24,29; Mark. 13,24).

„Unser Gott ist in den Himmeln; alles was Er will, tut Er“ (Ps. 115,3). Er steht über allen Naturgesetzen. J. W.

Antwort B

Die Sonne stand still.

Ebenso blieb der Mond stehen. - Die Heilige Schrift ist einerseits kein Buch, in dem wir unsere Kenntnisse über die Vorgänge in der Natur bereichern könnten; andererseits ist aber jedes Wort, was sie über diese sagt, Wahrheit, weil von Gott eingegeben (2. Tim. 3,16), und wir haben alle Lehren moderner Wissenschaft abzuweisen, die mit ihr nicht übereinstimmen. Sonne und Mond standen still, so belehrt uns die Schrift. Vielleicht auch die Erde und das ganze Weltsystem, wenn es wahr ist, wie die Wissenschaft behauptet (wer kann es beweisen?!), daß das ganze Weltsystem mit allen seinen Himmelskörpern in gegenseitiger Abhängigkeit verbunden ist. Für Gott, der Himmel und Erde schuf und erhält, auf dessen Wort einst alles dieses aufgelöst werden wird, ist das ein Kleines. Lernen wir doch aus Jos. 10,13, statt auf moderne Wissenschaft und Bibelkritik zu horchen, mit dem Gott Himmels und der Erde zu rechnen als mit Dem, der Seine Macht zum Besten Seiner geliebten Kinder ausübt und auf ihr Flehen hört!

O. v. Br.

Antwort C

Es gibt schon im alltäglichen Leben und in der Natur Vorgänge, die sich unserem Verständnis entziehen, die wir einfach glauben müssen. So auch hier bei dem in Frage stehenden Wunder. Dieses einfache Wunder, welches durch die Macht und das Eingreifen Gottes bewirkt wurde, war schon für viele ein Stein des Anstoßes. Wir sehen die fünf Könige verfolgt und ihre Heere nicht bloß von dem Schwerte Israels, sondern auch von dem Hagel Gottes vernichtet (vgl. 2. Mose 9,24.25). Hier fleht nun Josua zu dem HErrn und ruft: „Sonne, stehe still zu Gibeon, und Mond, im Tale Ajjalon!“ Die Antwort Gottes war zunächst ein Erhören der Bitte Josuas. „Und die Sonne stand still, und der Mond blieb stehen, bis die Nation sich an ihren Feinden gerächt hatte.“ Zunächst will die Schrift hier nicht etwa astronomische Lehrsätze aufstellen. - Hierzu sei bemerkt, daß das von der Welt meist ohne nähere Prüfung als unumstößliche Wahrheit angenommene Copernikanische System doch nur eine scharfsinnig durchgeführte Hypothese (Annahme)

ist, für die es wohl Wahrscheinlichkeitsgründe, aber noch keinen zwingenden Beweis gibt, und gegen die in alter und neuerer Zeit Bedenken erhoben wurden (z. B. von Goethe), ebenso auch von großen Forschern (A. v. Humboldt, K. v. Raumer, Gauß, Brandes u. a.). Die Genannten sollen ernste Zweifel an diesem System gehegt haben, wenn sie dieselben auch aus Furcht vor der öffentlichen Meinung nicht zu äußern wagten. Aber dies nur nebenbei, es ist ohne Einfluß auf obiges Wunder. Wer näheres darüber lesen will, der sei auf das Buch von „Schöpfer, Die Widersprüche in der Astronomie“ (1869) verwiesen!

Da die Feinde dem südwestlich von Gibeon gelegenen Ajjalon zu flohen, so befand sich Josua, als er jenen Ausspruch tat, ohne Zweifel westlich von Gibeon und konnte die über Gibeon stehende Sonne gegen Osten und den über dem Tale Ajjalon stehenden Mond im fernen Westen zugleich sehen. Ob es sich nun um eine allgemeine plötzliche Veränderung und Störung des Sonnensystems handelte oder nicht, das ist nebensächlich, wir können dem Worte in seiner vollen Bedeutung glauben und dabei

nicht, das ist nebensächlich, wir können dem Worte in seiner vollen Bedeutung glauben und dabei auch an ein lokales Wunder denken. Das, was Josua bittet, ist nur das, daß es so lange Tag bleiben und die Nacht und der Mond so lange abgehalten werden möge, bis er seinen Zweck erreicht habe. Und dies wurde Josua gewährt. Die Sonne blieb fast einen ganzen Tag länger am Himmel stehen, und es blieb soviel länger hell in jenen Gegenden. Der, welcher von Anfang sprach: „Es werde Licht!“ und von Dem es heißt: „Dein ist der Tag, Dein auch die Nacht, den Mond und die Sonne hast Du bereitet“, der konnte auch für einige Stunden an einem bestimmten Orte Licht schaffen für besondere wichtige Zwecke, ohne daß dadurch die ganze Ordnung des Sonnensystems und die allgemeinen Gesetze der Himmelskörper aufgehoben werden. Wie durch den Hagel die Menschen, so wurden durch das Hellbleiben des Tages die Götter der Feinde gerichtet, es war ein Sieg des lebendigen Gottes über heidnische Abgötterei. Die Heiden sollten daraus erkennen, daß der Gott Israels imstande ist, die ganze Kreatur gegen Seine Feinde zu bewaffnen, und Israel, das schon einmal in den Dienst des Baal Peor versunken war (4. Mose 25,3), und dem auch später die Götter Kanaans so oft zum Fallstrick wurden (Richt. 2,3), sollte vor diesem Aberglauben gewarnt werden. Das war die tiefe Bedeutung und der heilige Zweck dieses Wunders, welches aber nicht einmal vereinzelt in der Schrift dasteht. Eine Parallele dazu haben wir an dem Rückwärtsgehen des Schattens am Zeiger der Sonnenuhr des Königs Ahas um 10 Stufen auf das Gebet Jesajas (2. Kön. 20,9-11). Ferner sind zu vergleichen der Stern der Weisen vom Morgenlande, die dreistündige Finsternis, während der Herr Jesus am Kreuze hing, sowie noch die für die Endzeit geweissagten Wunderzeichen am Himmel. Wenn wir das Wunder aller Wunder, Christus, für uns erlebt haben, wird uns auch das Wunderwirken Seines Gottes und Vaters immer natürlicher, wir sehen in den tausend kleinen Begegnissen, wo die blinde Welt nur Naturgesetze und Zufall sieht, immer die Hand des zum Wohle der Seinen wirkenden Gottes und Vaters, bei dem kein Ding unmöglich ist.

Ph. W.

Antwort D

Dieser Vers war von jeher für viele Bibelleser ein Stein des Anstoßes. Man glaubte die Erzählung „verständlicher“ machen zu müssen, indem man Josua und seinen Zeitgenossen entweder eine Sinnestäuschung zuschrieb oder sie nur als eine bildliche, dichterische Umschreibung aufgefaßt wissen wollte. Beides ist aber falsch. Für den Bibelchristen steht unerschütterlich fest, daß auf das gläubige Gebet Josuas: „Sonne, stehe still zu Gibeon; und du Mond, im Tale Ajjalon!“ Gott die Antwort Gab, „indem die Sonne mitten am Himmel stehen blieb und nicht zum Untergang eilte, ungefähr einen ganzen Tag.“ Gewiß ist das ein Wunder, aber kein größeres als die Erschaffung der Himmelskörper oder eines Menschen. Wie sollte der Schöpfer der Welt nicht auch imstande sein, in die „Naturgesetze“ einzugreifen! Der Prophet Jesaja erlebte später ähnliches an der Sonnenuhr des Ahas (Jes. 38,8).

Der Vorgang muß auf die Zeitgenossen und auch die später Lebenden einen gewaltigen Eindruck gemacht haben. Im Buche Jaschar (des Rechtschaffenen) ist er erzählt, und 1000 Jahre später bezeugt ihn der jüdische Schriftsteller Jesus Sirach (Kap. 46,5-8).

Wie nun der Vorgang zu „verstehen“ ist? Das kann kein Mensch sagen. Die Bibel berichtet uns einfach die unzweifelhafte Tatsache. Die Schrift sagt ausdrücklich: „Und es war kein Tag wie dieser, vor ihm und nach ihm, daß Jehova auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn Jehova stritt

für Israel.“

Nach unserer heutigen von Copernikus übernommenen Auffassung dreht sich die Erde um die Sonne. Das spricht nicht gegen die Ausdrucksweise der Schrift, die keine astronomischen Belehrungen geben will, sondern zu den Menschen in einer ihnen verständlichen Sprache spricht. Wenn wir uns deshalb ans „Verstehen“ geben wollen, müssen wir annehmen, daß Gott die Rotation (Drehung) der Erde unterbrochen oder verlangsamt habe. Und warum sollte das nicht möglich sein? Der berühmte Astronom Newton hat darauf hingewiesen, daß die Umdrehung der Erde sehr schnell verlangsamt werden kann, ohne daß ihre Bewohner etwas davon zu spüren bekommen. Professor Totten in Amerika hat durch scharfsinnige Berechnungen nachgewiesen, daß tatsächlich jener Tag zu Gibeon und Ajjalon ein voller Tag von 24 Stunden gewesen sein müsse; zu ähnlichen Schlüssen kam auch der Astronom Maunders von der Sternwarte in Greenwich. Und unser Bibelbuch sagt: „Es war kein Tag wie dieser, vor ihm und nach ihm.“

Übrigens ist der Eindruck dieser Wundertat Gottes tief in die Herzen der Völker eingeprägt, und Satan hat die Spuren davon nicht austilgen können. Der römische Dichter Ovid erzählt, daß einst ein Tag verloren ging und die Erde durch die Glut einer außerordentlichen Sonne in große Gefahr geraten sei. Er bemerkt, daß die Erzählung von den Phöniziern stamme, und sie gehörten zu demselben Volke, das Josua bekämpfte. Der amerikanische Militärarzt Nelson macht in seinem Buch „Ursache und Heilung des Unglaubens“ darauf aufmerksam, daß auch die Chinesen von einem uralten Könige Yao erzählen, während dessen Regierung die Sonne so lange am Himmel stehen geblieben sei, daß man fürchtete, die Welt werde in Flammen aufgehen. Die Regierungszeit dieses Yao stimme aber mit dem Zeitalter Josuas, des Sohnes Nuns, zusammen.

Doch alle diese „Beweise“ sind nur nebensächlich; denn „dem Glaubenden ist alles möglich“.

C. Th.

Antwort E

Seitdem die Wissenschaft endlich entdeckt hatte, daß die Sonne nicht still steht, sondern sich mit der Erde in Bewegung befindet, frohlockten viele Anbeter der „fälschlich sogenannten Kenntnis“ (1. Tim. 6,20), indem sie meinten, die Heilige Schrift habe dadurch einen sie tödlich verwundenden Hieb erhalten. Diese blinden, hochmütigen, kaum aus der Schule ausgetretenen Spötter (2. Petri 3,3) hätten jene Tatsache viel früher gelernt, wenn sie Römer 3,4 und 9,20 zuerst als Ausgangspunkt genommen und das Wort also gelesen hätten. Ihr Geschrei lautet den Ohren des Gläubigen nach Pred. 1,9 wie etwas längst Bekanntes. Nämlich sagt die Schrift in unserer Stelle gar deutlich, daß die Sonne normal in Bewegung ist; andererseits sagt sie ja nicht, daß die Erde still stehe oder der Mittelpunkt der Sonnenbewegung sei. Wenn sie aber oft vom Auf- und Untergehen der Sonne bezüglich der Erde redet, spricht sie ganz einfach und vor jedermann das Gesetz der relativen (bedingten) Bewegung aus, und zwar, daß für einen Beobachter, der auf einem sich bewegenden Körper steht, derselbe stillstehend scheint, während alle anderen, seien sie in Bewegung oder nicht, in Bewegung zu sein scheinen. Nun aber hat Gott Sein Wort nicht den angeblichen Bewohnern des Planeten Mars gegeben, sondern den auf der Erde wohnenden Menschen. Deshalb auch beschreibt dasselbe die Schöpfung, wie sie für uns aussieht, und enthält die einfachen Grundsätze der wahren Kenntnis (u. a. die zwei obig erwähnten astronomischen und mechanischen Gesetze), womit die

Menschen mit ihrem Verstand Gott in Seiner Schöpfung hätten erkennen sollen (Römer 1,20). Aber „Gott widerstehet den Hochmütigen“ (1. Petri 5,5) und hat dies alles den Unmündigen geoffenbart (Luk. 10,21; Matth. 11,25,26).

Dem Verstande des Gläubigen (Hebr. 11,3) bietet Jos. 10,13 keine Schwierigkeit. In den Versen 7-11 haben wir den Bericht der Schlacht im großen ganzen. Da aber der Sieg auf eine so unglaubliche Weise erkämpft wurde, wird uns in Vers 12-14 eine Episode derselben Schlacht berichtet, wodurch wir die Ursache des Sieges begreifen. Daß es während der Schlacht geschah, geht aus Vers 12 hervor. „Damals ... an dem Tage“, nicht „dann, nach dem Siege“, was nur im Verse 15 einen Platz hätte. Es ist selbstverständlich, daß ein Aufhören in dem Laufe der Sonne Störungen in dem Heere der „den Tag von der Nacht“ trennenden Leuchter (1. Mose 1,14) verursachen mußte; nun sind die damals (Vers 11) vom Himmel geworfenen und gelegentlich noch fallenden Steine, Meteore, ein Beweis, daß dies alles nicht nur geschehen konnte, sondern geschehen ist, und die ganze Stelle ist wörtlich anzunehmen. Wir können da die unermeßliche, unergründliche Kenntnis sehen, die Gott in einer einfachen, kurzen, für ein Kind begreiflichen Erzählung zusammengefaßt hat, aber sie würde uns nicht nützen, wenn wir darin den HErrn nicht suchten (Joh. 5,39). Welchen Mut, welche Kraft empfängt ein „Kriegsmann Jesu Christi“, der den guten Kampf des Glaubens kämpft (2. Tim. 2,3; 1. Tim. 6,12; Jud. 3; Eph. 6,12), wenn er in Josua seinen Herrn erkennt, den Anführer seines Glaubens (Hebr. 12,2), der für ihn streitet, ihm den gewissen Sieg gibt und am Ende die Krone der Gerechtigkeit (Spr. 21,31; 2. Tim. 4,8). Darum „stärket die schwachen Hände und befestigt die wankenden Knie ... Seid stark ... Er selbst wird euch retten“ (Hebr. 12,12; Jes. 35,3.4; Römer 8,31).

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Wir freuen uns von Herzen, daß auf diese Frage so viele Antworten eingegangen sind. Jede derselben hat ihre eigenen, lesenswerten Besonderheiten, doch sind sie wesentlich übereinstimmend. Josua 10 enthält ein großes, herrliches Wunder unseres Gottes: die Wunder der Schrift aber müssen geglaubt werden, und es ist ein Merkmal des wahren Christen, wider Vernunft zu glauben.

Möchten denn alle Leser der „Handr.“, auch der, welcher diese Frage gestellt hat, das Wort nehmen, wie es wörtlich inspiriert durch den Geist Gottes dasteht: „... und die Sonne stand still, und der Mond blieb stehen“. Erklärungen, wie das möglich sei, wissenschaftliche Folgerungen in astronomischer Beziehung oder in Hinsicht auf das ganze All macht die Schrift nicht, also warum sollten wir das tun? Ist Gott, der Gott, für den alles natürlich ist, der „spricht, und es ist“ oder „sprach, und es war“ (Ps. 33,9) - ist Gott erhaben über die Folgen Seiner Taten, äußert Er kein Wort darüber, warum sollen wir uns in Mutmaßungen darüber ergehen? Für uns, die wir, wenn es recht um unser Christentum stellt, „nicht in fleischlicher Weisheit unseren Verkehr in der Welt haben“ (2. Kor. 1,12), für uns bleibt nur übrig ein staunendes Bewundern Seiner Größe: „O Tiefe des Reichtums!“ (Römer 11,33!) Vergessen wir nicht: wir ehren unseren Gott durch Glauben! Welcher von den Seinen macht Ihm wohl größere Freude: der, der mit spitzfindigen, „wissenschaftlichen“ Untersuchungen an das „Wort der Wahrheit“ herangeht, oder der, welcher dem Gott und Vater glaubt aufs Wort? Vergl. Hebr. 11,6!

Persönliche Worte an unsere Leser!

Persönliche Worte an unsere Leser!

Auch in diesen ernsten Zeiten erhielten wir manch freundliche Ermunterung, die uns zeigte, daß unter der Wucht der Zeitereignisse die Herzen nicht kalt geworden sind für das Forschen in der Schrift und für die aus demselben entstandenen Fragen, wie sie die „Handreichung“ zu beAntworten sucht.

Eines hat uns recht betrübt, nämlich die Nachricht von einigen Lesern, denen das Blatt zu wenig „fürs Herz“ biete. Sind denn nicht alle in demselben enthaltenen Artikel, auch die rein lehrhaften, „fürs Herz“? Wir denken, daß uns Gläubigen alle Fragen der Erkenntnis des HErrn und Seines Willens zu Herzensfragen werden müssen, sonst haben wir keinen wahren Gewinn davon, denn „Erkenntnis (an sich) bläht auf“ (1. Kor. 8,1)!

Andererseits verstehen wir gar wohl den feinen Vorwurf, der in obigen Bedenken liegt: man wünscht mehr Artikel über das praktische Christenleben als einer Bewahrung des Glaubens und der Liebe usw. Jedoch dann müssen eben unsere Leser diesbezügliche Fragen stellen! Naturgemäß sind ahnliche Fragen wie Nr. 35 und 36 in unserem Blatte die selteneren. Aber enthalten die meisten anderen Fragen nicht auch recht häufige (nicht nur gelegentliche) Hinweise für das praktische Leben? Man prüfe sie einmal daraufhin ganz ernstlich! Wir jedenfalls legen großes Gewicht darauf, daß die „Gegenseitige Handreichung“ ein auf gesunder Lehre aufgebautes gesundes Glaubensleben fördert! Wir werden auch weiterhin nach Kräften diesen Standpunkt vertreten; jedoch, man vergesse nicht, daß sehr viel bezüglich des Inhalts der „Handreichung“ von den jeweiligen Mitarbeitern in Fragen und Antworten abhängt.

Die Zeitlage wird trotz mancher großer deutscher Siege im Felde, für die wir Gott von Herzen danken wollen, stetig ernster. Das göttliche Gericht zur Buße lastet schwer auf der Welt, schwer auch auf Deutschland. Möge Gott Großes erreichen! Schon zeigen sich Anfänge herrlicher Segnungen in mancherlei Weisen, so z. B. indem das Wort Gottes mehr geschätzt wird von Leuten, die es vor noch nicht langer Zeit verachteten, und indem auch manche Seele Zuflucht nimmt zu dem Sünderheiland Jesus Christus, besonders unter unseren Kriegern. Wir dürfen den HErrn preisen für solche Gnadenwirkungen! Aber, obwohl auch der Eifer des Volkes Gottes in vielem sehr gewachsen ist, z. B. auch in der so wichtigen Traktatverbreitung, wird eine unserer Haupttätigkeiten, wenn nicht die hauptsächlichste, in der Jetztzeit noch immer mehr die anhaltender Fürbitte werden müssen für Kaiser und Vaterland, für unsere geliebten Brüder in Heer und Marine wie für alle Kämpfer (auch bei unseren Bundesgenossen in Österreich-Ungarn), überhaupt für die ganze Welt, besser: für das gesamte Werk Gottes in Seinem Volk und in und an der Welt, auch in den Missionsgebieten. Laßt uns handeln nach Ps. 62,8! Laßt uns nicht vergessen, daß wir Gläubigen nach Röm. 8,18ff. gewissermaßen der Mund der unter der Sünde und ihren Folgen leidenden Schöpfung sind, und laßt uns bedenken, was Jak. 5,16b steht!

Möchte unser Reden und Tun überall auch nicht etwa bestimmt sein durch fleischliche Weisheit, sondern durch Einfalt, Lauterkeit und die Gnade Gottes (2. Kor. 1,12), damit wir in dieser verAntwortungsvollen Zeit vom HErrn gebraucht werden können zur praktischen Hilfe, wo es nottut, und zum Heil, zum wahren Trost für viele, seien es Verwundete oder Trauernde oder wer immer! (2. Kor. 1,3.4).

Herzlich grüßt alle Leser mit Röm. 15,13 u.33.

Herzlich grüßt alle Leser mit Röm. 15,13 u.33.

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Ende September 1914.

Gruß an den Leser:

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und ist nütze zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke zugerüstet.“ 2. Tim. 3,16-17.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

 

Frage 52

Ist Vers 13 in Luk. 14,12-14 wörtlich zu verstehen? Sind da Gläubige oder Ungläubige gemeint? Darf man bei Geburtstagen und dergl. mit Kindern Gottes zusammen sein, um sich zu erfreuen und den HErrn zu loben?

Antwort A

Der Herr Jesus stellt alle Dinge und alle Personen immer an den rechten Platz. Ein Oberster hatte den HErrn zu Tisch geladen, die Einladung geschah nicht aus Liebe, sondern um Ihn zu fangen. Aber der HErr durchschaut ihre Bosheit und macht die Herzen offenbar. Diese Festmahlzeiten hatten lediglich den Zweck für die Leute, voneinander Ehre zu nehmen. Der HErr sah, wie trotz aller Scheindemut die einzelnen der Geladenen die ersten Plätze wählten. Es ist dieses so ganz der Zug des natürlichen Herzens, der sich selbst überschätzt und andere gering achtet. Hier in der Mitte derer, die den HErrn aus falschen, ja sogar aus feindlichen Beweggründen heraus zu Gaste geladen hatten, erweist Er Sich als der vom Vater Gesandte und hat für jeden der Tischgesellschaft Lebensworte. Wir ersehen hieraus, daß wir alle Dinge im Lichte des HErrn und Seines Wortes betrachten müssen. Zunächst waren es Ungläubige, die den HErrn geladen hatten; Er konnte auf ihren Boden kommen, ohne etwas von Seiner Heiligkeit preiszugeben, im Gegenteil, Er dient ihnen! Anders dagegen liegt die Sache für uns Gläubige, wir können und dürfen durchaus nicht jede Einladung annehmen, wir müssen dieselbe erst vor dem HErrn ausbreiten und gewiß sein, daß wir innere Erlaubnis dazu haben, und dann haben wir den Auftrag, dort „ein Brief Christi“ zu sein (2. Kor. 3,2.3). Nachdem der HErr den Rat der Herzen offenbar gemacht hat, ermahnt Er zur Demut und Niedriggesinntheit; es war dies die Tätigkeit Seiner Gnade, welche sich von den Satten und Selbstgerechten wegwendet und Sein Heil und Seine Gnade denen anbietet, welche arm, lahm, blind usw. sind und die nicht vergelten können. So ist Vers 12-14 nicht in diesem Sinne wörtlich zu nehmen, daß wir uns nicht mit denen freuen sollen, welche als Kinder Gottes mit uns den gleichen Pfad wandeln, im Gegenteil, hier wird

freuen sollen, welche als Kinder Gottes mit uns den gleichen Pfad wandeln, im Gegenteil, hier wird das Zusammensein erst eine rechte Freude im HErrn sein und ein Vorschmack von dem, was es einst sein wird, wenn wir beim HErrn sind; denn wo man Ihn lobt, ist Er gegenwärtig; hier gilt Phil. 4,4.

Nicht als ob natürliche Liebe etwas Böses sei, aber da der Herr Jesus von dieser Welt verworfen ist, so muß alles, was uns an diese Erde bindet, Ihm geopfert werden; diesem gilt wörtlich! - So sehen wir in dem Gleichnis vom großen Abendmahl (Luk. 14,15ff.) zunächst den Ruf der Gnade an Israel, dann an die Nationen. Nachdem Israel die Einladung von sich gestoßen hatte, suchte die gute Botschaft die Armen in ihren Sünden, die Krüppel und die Lahmen, welche unter ihren Lasten seufzten, die Blinden, die in der Dunkelheit saßen, und weil noch Raum da ist, ergeht der Ruf an die Heimatlosen, die an der Landstraße des Lebens und hinter den Zäunen liegen. So sind wir, die wir einst Gäste und Fremdlinge waren, Bürger und Hausgenossen geworden, Teilhaber der Herrlichkeit, und dürfen als Einladende andere nötigen, hereinzukommen und an der Tafel Platz zu nehmen. Innerhalb des Hauses aber teilen wir die Freuden mit denen, die Kinder unseres Vaters sind.

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

„Damit nicht etwa auch sie dich wiederladen und dir Vergeltung werde.“ Ist es nicht so in der sogen. weltlichen Gesellschaft, daß ein beständiges Einladen und Widereingeladenwerden besteht, wodurch Ehrsucht, Neid, Mißgunst, Klatsch, Verschwendung und andere böse Dinge hervorgerufen werden?! Davor sollten wir Gläubigen uns hüten, das sagt uns dies Gleichnis, das gerichtet ist an den, der den Herrn Jesus geladen hatte (vergl. V. 7a mit V. 12a!), also an den selbstgerechten, nur auf zeitlichen Lohn sehenden Pharisäerführer. - Nicht die Freude am HErrn, das Loben Seiner Gnade, das Gespräch über Seine Liebesführungen, über die Welt in Seinem Lichte u. a., was wir in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten pflegen können, sowohl an Tagen der Gnade in unserem Leben wie bei anderen Gelegenheiten, wo Gäste aufgenommen werden können oder Er sie uns ins Haus schickt (Hebr. 13,1.2; Röm. 12,13; 1. Petri 4,9 u. a.), nicht das ist uns untersagt, vielmehr ist uns gezeigt, worin für uns Gefahren liegen, die göttlichen Gedanken über uns zu verfehlen und dem Weltwesen zu verfallen. - Dagegen sagt der HErr diesem Pharisäer, was im Gegensatz zu irdischer Vergeltung in der Auferstehung Lohn finden würde (beachte „Auferstehung der Gerechten“, worin ein leiser Hinweis liegt auf eine Auferstehung der Ungerechten, vergl. Offb. 20!)! Der HErr kennzeichnet mit Seinen Worten die ganze heuchlerische Scheinfrömmigkeit dieser Leute (vergl. Matth. 6,1-6.16-18) und zeigt das Bessere. - Gewiß können auch wir nach diesem Wort handeln, wenn unser Herz uns treibt, und vielleicht hat in der jetzigen Kriegszeit, die manchen Armen, Elenden, Hilflosen darben läßt, dies Wort uns etwas zu sagen, und wir können es verbinden mit Pred. 11,1 - aber ein Gebot ist es nicht für uns, zumal es nur an einen ungläubigen Menschen gerichtet ist. Doch wir sehen in diesem Gleichnis verborgen des Herrn Jesu Herz und einen Hinweis auf Sein Tun, und da heißt es für uns: „Lernet von Mir!“

Frage 53

Wer ist unter dem männlichen Sohn in Offb. 12,5 zu verstehen?

 

Antwort A

Nach meiner Überzeugung ist das männliche Kind (Offb. 12,5) niemand anderes als Christus, der Sohn, der nach Ps. 2 die Nationen mit eiserner Rute weiden wird. Das Weib ist Israel, aus dem der Christus dem Fleische nach stammt (Röm. 9,5).

J. W.

Antwort B

Der männliche Sohn ist ohne Zweifel Christus. Ps. 2,9 bestätigt es. Er ist jetzt entrückt zum Throne Gottes und wird an einem noch zukünftigen Tage alle Nationen weiden mit eiserner Rute. Dieser männliche Sohn ist der Sohn des Weibes (V. 1 u. 2), das ist Israel, „aus welchem, dem Fleische nach, der Christus ist“ (Röm. 9,5). Wir lernen an dem männlichen Sohne, daß uns in dem Weibe Israel gezeigt wird. Auch die Lade des „Bundes (Offb. 11,19) beweist, daß uns hier Dinge in Verbindung mit Israel gezeigt werden. (Ein Bund ist nur mit Israel gemacht, die Lade Israel gegeben!) Die Erde sieht Johannes unter dem Zeichen des Gerichtes: Blitze - Stimmen - Donner - Erdbeben - Hagel, aber im Himmel werden ihm die Ereignisse mit Israel in einem „großen Zeichen“ im himmlischen Lichte gezeigt. Das Weib selbst ist nicht im Himmel. Das „große Zeichen“ - das, was das Weib betrifft - wird dort im himmlischen Lichte, wie Gott es sieht, nach Seinen Vorsätzen - gezeigt und gesehen. Israel in Verbindung mit Christus - „bekleidet mit der Sonne“, dahinten, „unter ihr“ liegt die vergangene Herrlichkeit des Alten Bundes gleich dem Monde, in dem auch nur ein matter Widerschein von der Lichtherrlichkeit der Sonne gefunden werden kann. Die Krone von zwölf Sternen zeigt uns die Herrschaft und Herrlichkeit des zwölfstämmigen Volkes. Nirgends finden wir einen Grund, weder bei dem „männlichen Sohne“ noch bei dem „Weibe“, an die Gemeinde oder sonst jemand zu denken. Wo ist ein „männliches Kind“, das die Gemeinde geboren und das in den Himmel entrückt wäre? Erinnert uns dagegen „Sonne, Mond und zwölf Sterne“ nicht sofort an die einzige Stelle der Schrift, 1. Mose 37,9, wo wir Gleiches finden? - und wieder ist es das Haus Jakobs, Israel!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind sehr dankbar dafür, daß die vorstehenden Antworten so unzweideutig bezeugen, daß der „männliche Sohn“ der Christus, das „Weib“ Israel ist. Bei keiner anderen Deutung wird das Zeugnis der Schrift beachtet (wie z. B. Ps. 2 u. a.). Es gibt im Anschluß am Offb. 12,3-6 einige geradezu phantastische Deutungen, die den Stempel menschlicher Erfindung zeigen, indem sie dem gesamten Schriftzeugnis ins Gesicht schlagen. Zu diesen Deutungen gehört die von namhaften Brüdern vertretene Lehre, daß nicht die ganze gläubige Gemeinde des HErrn entrückt werde, sondern nur eine „zum Durchbruch gelangte“ Schar von Überwindern, welche den Charakter von „Männlichen“ tragen, „die ganze Bibel ins Leben umsetzen, die Entrückung im Glauben erfassen“(!!) usw., während die übrige Gemeinde, die „nie verstanden hat, ein Wüstenleben zu führen“, dann nach der Entrückung jener „Männlichen“ in die Wüste flieht, um die „Wüstenerziehung nachträglich durchzumachen“(!!). Wir fühlten uns stark versucht, außer obigem noch einige Proben von diesen Phantastereien mitzuteilen, aber wir schämen uns, dergleichen in unser Blatt zu setzen, das eine Handreichung aus dem Worte Gottes sein soll. Es möchte aber sein, daß einige unserer Leser

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s. Bemerkung S. 228

ähnlichen Anschauungen gehuldigt haben; die bitten wir von Herzen, daß sie wieder nüchtern werden und glauben dem, was die Schriften sagen. Durch 1. Thess. 4,13-18 wird obige Lehre gerichtet. Davon aber abgesehen, bitten wir noch einmal, man möge doch Offb. 12,5a: „der alle Nationen weiden soll mit eiserner Rute“ berücksichtigen! Kann man dies Wort denn überhaupt, wenn man Ps. 2 und Offb. 2,26.271 kennt, auf jemand anderes als auf Christus beziehen? Und ist es überhaupt möglich, V. 1.2 mit der Zwölfzahl auf die Gemeinde zu deuten? Welch eine Kunst der Vergeistigung von Schriftstellen gehört dazu, diese Bilder auf die Gemeinde zu beziehen!

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s. Bemerkung S. 228

Nein, wir haben in diesen kostbaren Versen ein Bild vor uns, in dem uns Israel als Weib gezeigt wird, zuerst wie es den Christus gebiert und unter welchen Anfeindungen Satans, dann wie der Christus entrückt wird - und da Er der Erstling ist, so ist mit Seiner Entrückung vor der antichristlichen Trübsalszeit auch die unsere (der Gemeinde) gewährleistet, 1. Kor. 15,23 - dann die Flucht des Weibes in die Wüste, woselbst es (d. h. die gläubigen Juden, der Überrest) 1260 Tage weilen wird, während der Herrschaft des Antichristen und des Tiers (vergl. dazu Frage 43!). Welch eine Sorgfalt Gottes für die Seinen! Wenn sie auch nicht zu der dann schon entrückten Gemeinde Jesu Christi gehören, sie sind doch Sein, und Er hat ihnen eine Stätte bereitet. Wir brauchen nicht zu wissen, wo diese Stätte in der Wüste ist, aber Gott weiß es! In V. 13-17, worauf wir hier nicht mehr näher eingehen können, ist uns gezeigt, wann und unter welchen Umständen dem Weibe (dem gläubigen Überrest aus Israel) „an ihre Stätte“ zu fliehen, d. h. zu fliegen, gegeben ist.

 

Frage 54

Wie, wann und wo darf ein Weib beten oder weissagen? (1. Kor. 14,34; 11,5.)

Antwort A

1. Kor. 14,34 sagt der Apostel Paulus, daß er dem Weibe das Lehren in der Gemeinde verbiete. Dies gehört nur dem Manne (1. Tim. 2,11-15). Außerhalb der Gemeinde kann sie weissagen. Beten sollten in der Gemeinde immer in erster Linie die Brüder, z. B. in Gebetsstunden (1. Tim. 2,8), die Frauen erst in zweiter Linie. Was 1. Kor. 11,5 steht, kommt sicherlich auch außerhalb der Gemeinde in Frage.

U. Pr.

Antwort B

Das Beten ist etwas, was durch den Geist Gottes hervorgebracht sein sollte. Darum könnte man einfach Antworten, das Wie, Wann und Wo hat der Geist Gottes zu bestimmen. Wir möchten uns deshalb darauf beschränken, auf einige Schriftstellen hinzuweisen und im übrigen nur weniges dazu zu bemerken. Bitte nehmen Sie Ihre Bibel zur Hand und lesen Sie Matth. 6,6. Was dort der Herr Jesus sagt, ist das Erste und Wichtigste und Köstlichste. Dann ist eine Vorschrift in 1. Kor. 11,1-16 (s. bes. V. 5.6.13) gegeben, von der vielleicht manche Kinder Gottes nicht einmal wissen, die aber entschieden beachtet werden sollte, und zwar sind es eben gerade die Schwestern, die in der Gefahr sind, dagegen zu verstoßen, indem sie unbedeckten Hauptes beten. Weiter gelten ebenso für das Weib wie für den Mann alle die Ermunterungen und Unterweisungen zum Beten, wie Eph. 6,18; Kol. 4,2; 1. Thess. 5,17.18 u. a. m.

1. Kor. 14,34 bezieht sich nach meiner Erkenntnis nicht auf das Beten, sondern auf das Reden, von dem in diesem Kapitel vorher gesprochen ist. Diese Schriftstelle wird aber von manchen Kindern Gottes bezw. Kreisen von Kindern Gottes auf das Beten angewandt in dem Bestreben, dem Übel zu begegnen, daß Schwestern in öffentlichen Zusammenk ünften beten unter gänzlicher Außerachtlassung ihrer von Gott ihnen angewiesenen Stellung dem Manne gegenüber. Das ist Unordnung, die sich dann gewöhnlich - wie es in Korinth war - nicht auf das Beten beschränkt, sondern auf alles erstreckt, und der der Apostel hinsichtlich des Betens und Weissagens in 1. Kor. 11,1-16 und hinsichtlich des „Redens“ in 1. Kor. 14,34-40 entschieden entgegentritt. Das Weib sollte wissen und verstehen, daß sie nach Gottes Wort dem Manne unterordnet ist und daß sie dies auch in der Öffentlichkeit, in der Gemeinde oder Versammlung zu beachten hat und daß es eine Zierde für sie ist, in Demut und Zurückgezogenheit dem Manne in allem den Vorrang zu lassen und stets die von Gott ihr zugewiesene Stellung einzunehmen und zu bewahren. Es ziemt sich nicht für ein Weib, in der Öffentlichkeit irgendwie hervorzutreten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, vielleicht gar den Mann gewissermaßen zurückzudrängen und so die göttliche Ordnung umzukehren, sondern es ziemt sich für sie, still und bescheiden zurückzustehen und dem Manne den ihm von Gott gegebenen Vorrang einzuräumen, auch in bezug auf das Beten! - Wenn eine Schwester dies versteht und dem Geiste Gottes gehorsam ist, dann wird sie auch hinsichtlich des Wie, Wann und Wo ihres Betens das Richtige finden; sie wird dann auch in einem Kreise von Kindern Gottes lieber gänzlich schweigen, wenn sie unklar ist, ob es ihr erlaubt ist, ihren Mund aufzutun zu Gott, oder wenn sie weiß, daß Kinder Gottes da sind, die sich daran stoßen würden. Denn „es ist gut, kein ... noch etwas zu tun, worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert oder schwach ist ... Ein jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung“ (Röm. 14,21; 15,2) - ein Grundsatz, der für alles gilt -; andererseits aber wiederum heißt es: „Den Geist löschet nicht aus“ (1. Thess. 5,19).

Th. K.

Antwort C

Die BeAntwortung der Frage wird nur möglich, wenn wir einen wichtigen und herrlichen Grundsatz der Gedanken Gottes erfassen bezüglich des von Ihm geschaffenen Mannes und Weibes, wodurch es uns klar wird, warum Er ihnen nicht einander gegenüber eine gleiche Stellung gibt, obgleich ihre direkten Beziehungen zu Ihm genau dieselben sind (Gal. 3,28). Es tut wirklich weh, daß so viele teure, den HErrn liebende Geschwister dies entweder beiseite lassen oder als Gesetze anwenden, wodurch sie sich selbst manchen Segen und große Freude entziehen, wobei sie auch die Weisheit Gottes und die Rechte des Herrn Jesu, ohne es zu merken, verkennen.

Wir meinen leicht, daß die der Versammlung (Gemeinde) gegebenen Verordnungen nach den israelitischen Verhältnissen verfaßt worden sind. Dabei irren wir ganz sicher, denn in den Gedanken und Ratschlüssen Gottes waren Christus und die Versammlung, Seine Braut, vor der Grundlegung der Welt da (Eph. 1,4), ja, sogar maßgebend in deren Erschaffung. Gott schuf Menschen nach Seinem Bilde, und zwar den Mann zuerst (1. Mose 1,27), und nach Kol. 1,15.16 erkennen wir, daß Christus, das Bild des unsichtbaren Gottes, vor Seinen Augen als Muster für die Erschaffung des Mannes stand. Dann, als das Weib (während eines tiefen Schlafes Adams, eines Sinnbildes des Todes Christi) gebildet worden war, nannte es der Mann: „Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleische“, und dazu fügt Gott hinzu: „Sie werden ein Fleisch sein“ (1. Mose 2,23.24). In Eph. 1,22.23 und Kol. 1,18 wird die Versammlung der Leib des Christus genannt. Ferner sagt der im

1,22.23 und Kol. 1,18 wird die Versammlung der Leib des Christus genannt. Ferner sagt der im Himmel verherrlichte HErr dem Saulus: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (Apgesch. 9,5), wodurch Er die von Paulus verfolgte Versammlung als Sich Selbst achtet. Demnach (siehe auch Eph. 5,28-30) ersehen wir deutlich, daß Gott, indem Er Mann und Weib schuf, eine Darstellung dessen gab, was Er in Absicht für das Ende der Zeiten hatte (1.Petri 1,19-21), nämlich die Offenbarung Seines Wesens in Christo und die Bildung für Ihn und durch Ihn einer aus erlösten Menschen bestehenden „Braut“. Halten wir ein wenig hier an, um die Herrlichkeit und Tiefe Seines Wertes zu bewundern: Die ersten Seiten der Schrift sind schon die Ankündigung der letzten, der Hochzeit des Lammes (Offenb, 19,7-9; 21,2.9). Also ist der Mann ein Bild des Christus und das Weib ein Bild der Braut, der Versammlung (1.Kor. 11,7; Eph. 5,22-24).

Dementsprechend gibt uns die Schrift gar deutliche Belehrungen (nicht Gesetze) für unser Verhalten, wovon einige durch die vorliegende Frage berührt werden. Wir werden alle ermahnt, „unablässig zu beten“ (1.Thess. 5,17; Kol.4,2) oder, wenn wir reden, es als Aussprüche Gottes zu tun (1. Petri 4,11. Es ist die Weissagung nach 1. Kor. 14,3; 11,5. Siehe Frage 32 der „G. H.“ 1913). Dies sollen die Männer mit unbedecktem, die Weiber mit bedecktem Haupte tun. Bei den letzteren ist diese Bedeckung (irgendwelcher Form) ein Zeichen der Unterwürfigkeit gegenüber dem Manne bezw. der Versammlung gegenüber Christo, welche ihr Schmuck, ihre Ehre (das lange Haar) ist (1. Petri 3,1-6; 1. Tim. 2,9; 1. Kor. 11,15); dies alles um der Engel willen, welchen die mannigfaltige Weisheit Gottes durch die Versammlung kundgetan wird (1. Kor. 11,10; Eph. 3,10; Frage 38 „G. H.“ 1913).

In der Öffentlichkeit aber geziemt dem Weibe das Schweigen, die Stille; es ist des Weibes gutes Teil (Luk. 10,39.42), und zwar deshalb: Die Versammlung (Gemeinde) ist für und durch Christum gebildet worden, nicht für die Welt (Eph, 5,27); Christus aber ist derselben, den Menschen geoffenbart worden, und auf Ihn allein sollen ihre Augen, ihre Aufmerksamkeit gerichtet werden (Kol. 1,16.17; 1. Tim. 3,16). Außerdem erhalten wir durch Ihn allein die Segnungen Gottes, und durch Ihn allein werden unsere Anliegen und Danksagungen angenommen. Er lobt inmitten der Versammlung (Eph. 1,3; Kol. 3,17; Joh. 16,23; Ps. 22,22). In allem ist Er Mittler zwischen Gott und den Menschen (1. Tim. 2,5.6: Eph. 2,18). Also werden auch diese Wahrheiten durch das Verhalten der Gläubigen in ihren Zusammenkünften zum Ausdruck gebracht, indem dem Weibe die Stille, dem Manne der Vorrang zugeteilt werden. Sollte trotzdem die Stimme eines Weibes in einer Versammlung gehört werden, so ist es schändlich für das Weib bezw. für die Versammlung, denn es wäre das Zeichen, daß der Geist (vorausgesetzt, daß Er wirklich gewirkt hat) unter den Anwesenden keinen Mann gefunden hat, der imstande gewesen wäre, die Bedingungen von 1. Tim. 2,8 zu erfüllen, was ein Beweis für die Schwachheit, für das Elend der Versammlung, ein Flecken, ein Runzel (Eph. 5,27) wäre, durch Schuld der Männer.

Nun sehen wir, es handelt sich nicht um eine tote Form, sondern um die lebendige Darstellung des von den Zeitaltern her verborgenen Geheimnisses (Kol. 1,26; Eph 5,32). Da dürfen wir nicht mehr von „Rechten der Männer“ reden, sondern sollten vielmehr Gnade erbitten, damit wir Männer wie Weiber fähig werden, die uns anvertrauten, aber verschiedenen Herrlichkeiten (1. Kor. 15,41) darzustellen, und als Gemeinde wirklich eine Behausung Gottes durch den Geist zu sein (Eph. 2,22). Das Stillschweigen der Weiber in der Zusammenkunft ist gerade so wichtig und Bedarf so vieler Gnade und Geistlichkeit wie das Hervortreten der Männer!

Geliebte, teure Geschwister, wann werden wir endlich aufhören, manche Stücke des Wortes Gottes

als nebensächlich zu betrachten? Wann werden wir endlich begreifen, daß alle Schrift von Gott eingegeben ist, daß kein Stück tötender Buchstabe ist, sondern immer Geist und Leben? (2. Tim. 3,16; Joh. 6,63; 1. Kor. 14,37.) Laßt uns auch lernen, daß die Gebote des HErrn kein Gesetz und nicht schwer sind, und laßt uns dann sie mit Freude beobachten, denn darin zeigt sich unsere Liebe zu Gott (1. Joh 2,5; 5,3), Er schenke uns Gnade dazu. Amen!

R. W. D.

Antwort D

Über Weissagen ist im I. Jahrgang der „Gegenseitigen Handreichung“ Seite 114ff. geschrieben worden. Ich möchte deshalb nur einiges über das Beten des Weibes sagen.

Das „Lehren“ und „Reden“ in der Versammlung ist dem Weibe nicht erlaubt (1. Tim. 2,12; 1. Kor. 14,34). Es soll schweigen in der Versammlung. Eine solche einfache Verneinung finden wir betreffs des Betens nicht, und hierin liegt göttliche Weisheit verborgen. Die Schrift läßt uns nicht Ungewißheit, was dem HErrn wohlgefällig ist. Wir haben den Willen Gottes nicht so, wie Israel das Gesetz hatte. Uns ist der Heilige Geist geschenkt, und wir sind berufen zur „Erkenntnis Gottes“, und in dem Maße, wie wir darin wachsen, werden wir in „geistlichem Verständnis“ Seinen Willen erkennen (Kol. 1.9.10).

Wenn es sich um Fragen der Männer und Weiber handelt, führt uns der Heilige Geist wieder und wieder zu der in der Schöpfung niedergelegten „verborgenen Weisheit“, den göttlichen Grundsätzen zurück, z. B. 1. Kor. 11,8.9; Eph. 5,31.32; 1. Tim. 2,13.

Welche Weisheit Gottes lag darin, daß Er Mann und Weib - den Menschen - in zwei verschiedenen Stellungen oder Ständen schuf. Mann und Weib, jeder empfing einen besonderen Platz, Ihn darin zu verherrlichen und Seine Weisheit zu offenbaren. Mann und Weib, jeder wurde in seinem Stande mit einer eigenen und besonderen Herrlichkeit von Gott geschmückt. Nicht um sich gegenseitig zu beneiden oder gering zu schätzen, sondern jeder, um die mit seinem Stande verbundene und verborgene Gottes Weisheit leuchten zu lassen in dem eigenen Verhalten vor den Blicken der Menschen- und Engelwelt. Verwischen wir die unterschiedliche Stellung des Mannes und Weibes, so verwischen wir die darin niedergelegte Herrlichkeit und Weisheit Gottes. Es wäre so gut, als wenn der Unterschied zwischen Christus und der Gemeinde aufgehoben würde. Adam und Eva - Christus und die Gemeinde - „groß“, sagt der Apostel, „ist das Geheimnis“.

Wenn der Heilige Geist uns durch Paulus in 1. Tim. 2,8ff. belehrt, wie die Männer und Weiber im Hause Gottes - der Versammlung - sich verhalten sollen (denn hierum handelt es sich in der ganzen Stelle, siehe 1. Tim. 3,15!), so will er, daß die Männer beten, desgleichen will er, daß die Weiber in „bescheidenem“ Auftreten, wie es „Weibern geziemt“, gesehen werden in dem Schmuck der „guten Werke“. Seine Belehrungen über Mann und Weib begründet er wieder mit der Schöpfungsordnung: „denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva“ (V. 13). Adam wurde aus Erde gebildet - aber nicht Eva - sie ist vom Manne genommen (1. Mose 2,22; 1. Kor. 11,8) - sie tritt zurück. Den Mann hat Gott in den Vordergrund gestellt - nicht das Weib. Das Weib soll „bedeckt“ sein - in den Hintergrund treten -, sonst schändet sie sich selbst und entehrt ihr Haupt (den Mann). Das Weib trägt die Herrlichkeit Gottes im Stande des Unterworfenseins - der Unterordnung - so wie die Gemeinde ihrem Haupte, Christus, untergeordnet ist zu Gottes Herrlichkeit. Nie ist das Weib bestimmt für den Vorantritt oder die Führerschaft in der Versammlung.

die Führerschaft in der Versammlung.

Wenn die Versammlung zum Gebet zusammenkommt, so beten alle - Männer und Weiber - die ganze Versammlung (Apgesch. 12,5); aber doch wird nur immer eine Stimme gehört, die Stimme dessen, der der Mund der Versammlung wird, der gleichsam in den Vordergrund tritt und die ganze Versammlung in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung vor Gott leitet. Ist dies das, was dem Weibe geziemt? Wie gut verstehen wir, daß der Apostel sagt: Ich will nun, daß die Männer beten, und am Schluß seiner Belehrung auf die Ordnung, die Gott in der Schöpfung niedergelegt hat, hinweist! Die Männer sollen beten, sie sind die ausführenden Organe in der Versammlung; die Weiber die teilnehmenden, mitwirkenden in dem Stande der Unterordnung, wie es Weibern geziemt, geschmückt mit der dienenden Liebe und dem sanften und „stillen“ Geiste, der vor Gott sehr köstlich ist (1. Petri 3,4). Gott will in Seiner Gemeinde gesehen werden. Männer und Weiber sollen in der gefallenen Welt ein wahres Bild von den Gedanken Gottes geben.

Dies, glaube ich, ist die göttliche Ordnung, die in der Gemeinde gefunden werden wird, wenn sie treu ist und in der Kraft des Geistes zusammenkommt. Wie aber, wenn Untreue und Weltgeist ihren Einzug in die Gemeinde gehalten haben? Damit allein, daß der Mann - Mann ist, hat er noch kein Recht, in der Versammlung zu beten. Der Heilige Geist will heilige Gefäße gebrauchen. Kann der Mann nicht heilige Hände aufheben, ohne Zorn (Fleischesfrucht) und zweifelnde Überlegungen (Unglaube) (1. Tim. 2,8!), so kann er nicht der Mund der Versammlung sein. Er würde fremdes Feuer, das Fleisch in Gottes Gegenwart bringen. Der Heilige Geist wird nicht die Lippen des Bruders öffnen, nur weil er „männlich“ ist, sondern wenn er heilige Hände emporzuheben vermag.

Die Geschichte Israels, die zu unserer Belehrung niedergeschrieben ist, zeigt uns, daß in den Tagen der Untreue, als kein Mann da war, die Dinge Gottes auszuführen, Gott vereinzelt das Weib an dem Platz des Mannes gebrauchte. Aber es war eine Beschämung für den Mann und ein Zeugnis des Tiefstandes und der Untreue des Volkes Gottes. Debora, als sie durch den Unglauben Baraks neu in den Vordergrund trat, hatte das tiefe Bewußtsein, daß Gott Weiber gebrauchte für das, was Männer tun sollten. Sie spricht es aus, daß sie dem Manne die Ehre nähme und Gott durch „die Hand eines Weibes“ tun würde, was die Hand des Mannes tun sollte (Richt. 4,9). So kann Gott heute noch, wenn die Männer in Unglauben oder Untreue wandeln, das Weib gebrauchen für Aufgaben, die dem Manne bestimmt sind.

Wenn das Weib wirklich vom Geist geleitet in den Vordergrund tritt, als der Mund der Versammlung, die Bitten, Fürbitten und Danksagungen der Gemeinde vor Gott zu tragen, so wird sie selbst in erster Linie ein tiefes Bewußtsein in ihrer Seele haben, daß sie um des Unglaubens oder der Untreue des Mannes willen an dessen Stelle gebraucht wird und ihr Tun den Stempel des Tiefstandes auf die Versammlung drückt. Die Männer werden zur Beschämung gebracht, sich zu beugen, daß keine heiligen Hände vorhanden waren, um vom Heiligen Geiste gebraucht zu werden. Die ganze Versammlung (wenn sie in den Gedanken Gottes unterwiesen ist) wird mit heiligem Ernste das Unnormale in ihrer eigenen Mitte empfinden, und Gottes Furcht wird jedes Herz und Gewissen füllen.

Um das Unnormale zu sehen, müssen wir das Normale kennen! Wenn wir das Rechte kennen, dann sehen wir das Verkehrte. Immer, auch jetzt am dunkelsten Tage der Gemeinde, muß der Vorsatz und die Ordnung Gottes vor unserem Herzen stehen, aber nie darf das Unnormale zum Normalen gemacht werden. Wenn Gottes Geist unter besonderen Umständen (ich denke auch an

Versammlungen, in denen fast keine Brüder sind) auch außergewöhnlich wirkt, so wird Gottes Ordnung dadurch nicht aufgehoben. Daß sich das Gesagte nur auf die Versammlung bezieht, nicht aber z. B. auf „wenn zwei eins werden“, in einer Sache zu beten, ist wohl selbstverständlich. Ich sehe (auf die Frage: wo?) in der Schrift keine andere Beschränkung. Laßt uns zu dem, was von Anfang ist, zurückkehren in der Kraft des Geistes, aber nicht in gesetzlicher Weise; denn selbst die Ordnung Gottes, wenn sie nicht beständig unter der wirkenden und lebendigen Kraft des Heiligen Geistes ausgeübt wird, kann zur leblosen Form, - ja noch mehr, zu einer Hochburg des Fleisches werden. Nicht ein Verbot, sondern geistliches Verständnis muß unser Verhalten regeln. Nicht eine Gemeindeordnung muß vor unserem Auge stehen, sondern Christus und Seine Gemeinde.

Unsere einzige Leuchte ist das Wort. Verharren - “bleiben“ wir in Treue in der Apostellehre, und weichen wir nicht davon, so wird göttliche Ordnung nicht nur in unserer Mitte gesehen werden, sondern auch eine Kraft darin gespürt werden: Geisteskraft, die sich darin zeigt, daß das Fleisch, der Mensch in seiner Anmaßung ausgeschlossen wird.

Allerlei Schriftstellen hört man oft anwenden von denen, die der Emanzipation - der Gleichstellung und Gleichberechtigung des Weibes mit dem Manne das Wort reden, z. B. „da ist nicht Mann und Weib“ (Gal. 3,28). Wo? In Christo Jesu! sagt die Schrift, aber nicht in bezug auf die Gemeinde! Das Christentum hebt die Schöpfung Gottes nicht auf, sondern bestätigt sie in ihrer göttlichen Ursprungsbestimmung. - Es ist unmöglich, im Rahmen einer Antwort Auf alle diese Einwände einzugehen, die oft mit der Sache nichts mehr gemein haben als den Klanglaut der Worte und nur ein Zeugnis der Unmündigkeit sind.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen köstlichen, einander so wunderbar ergänzenden Antworten haben wir nur wenige Worte hinzuzufügen.

Ob ein Weib in der Gemeinde weissagen, also nach 1. Kor. 14,3 zur Erbauung reden darf oder nicht, fällt unter das Wort 1. Kor. 14,34; zu Hause und überall, wo es nicht in der Öffentlichkeit ist, darf sie natürlich reden von dem und über das, was sie von Gott empfangen hat. - Wir stimmen der Antwort A gänzlich bei, daß 1. Kor. 11,5 bei jeglichem Gebet des Weibes gilt, sowohl bei dem leisen Mitbeten in der Versammlung oder sonstwo, wie bei dem lauten, etwa daheim oder wo immer, ob Männer dabei sind oder nicht! (Vgl. V. 10 und 13.) Warum wird dies Wort so wenig beachtet? Ist das Befolgen desselben unbequem? Kaum! Das Bedecktsein als schriftgemäßes Zeichen der Unterordnung muß ja nicht gerade durch einen großen Hut ausgedrückt werden! Aber viele Kinder Gottes sagen, es sei „gesetzlich“, die Anweisungen des Wortes über das Bedecktsein, wie überhaupt über das Beten der Frauen zu beachten. Wenn der HErr dich, liebe Schwester, fragte, warum du das Wort in diesen Dingen nicht beachtest, würdest du Ihm dann auch sagen, es sei „gesetzlich“? - Viele teure Schwestern meinen, die Worte über das Verhalten der Schwestern in der Versammlung bezögen sich nur auf Verheiratete, die Unverheirateten nähmen eine Sonderstellung ein. In der Welt wohl leider manchmal, durch die menschliche Weisheit und ohne göttliches Recht, aber die Schrift wendet diese Unterscheidung nicht an in bezug auf die Gemeindeordnung. Da heißt es nicht: Ehemann und Jüngling, Ehefrau und Jungfrau, sondern „männlich“ und „weiblich“, wie uns das Schöpfungsvorbild in

Adam und Eva wörtlich sagt (1. Mose 1,27).

Wir wissen übrigens gar wohl, daß manche teure Schwester - vielleicht durch falsche Belehrung - in Unkenntnis geblieben ist über die in den vorstehenden Antworten behandelten Dinge und in Treue und Aufrichtigkeit vor dem HErrn steht mit ihrem Verhalten innerhalb der Gemeinde. Aber dabei darf es doch nicht bleiben; vielmehr ist uns das Wort gegeben, um aus ihm zu lernen, was (in allen Beziehungen) Gott wohlgefällig ist! Und darum bitten wir die geliebten Leser der „Gegenseitigen Handreichung“, nicht oberflächlich über diese durchaus nicht unwichtige Frage hinwegzugehen, sondern die in den vorigen ausführlichen Antworten dargestellten kostbaren Grundsätze (nicht „Gebote in Satzungen“!) und Belehrungen an der Schrift zu prüfen und ins Herz zu fassen, damit durch deren Anwendung Gott in Seinem Hause (der Gemeinde) verherrlicht werde.

Frage 55

Wer ist der unnütze Knecht in Matth. 25,14ff.? Warum die harte Strafe in V. 30, da doch auch für ihn Joh. 3,36 gilt? Ist das Verbergen des Talentes gleich Nichtbeteiligung an Reichsgottesarbeit? und was gehört alles zum Wuchern?

Antwort A

Beide Gleichnisse, das von den zehn Jungfrauen und das von den anvertrauten Talenten, stehen im engsten Zusammenhang. Im ersteren handelt es sich um den Seelenzustand und im nächsten um den Dienst. Nach Seiner Verwerfung und nach vollbrachter Erlösung ging der Herr Jesus außer Landes. Bei diesem Weggang hinterließ Er Seine Habe den Knechten. Es sind dies Menschen, welche den Herrn Jesus als ihren HErrn anerkennen, „bekennende Christen“. Der HErr rechnet damit, daß Seine Knechte die Talente, d. h. die Gaben, die der Gnade und der Erkenntnis, welche von Ihm geschenkt sind, in Treue verwalten. Es handelt sich nun darum, ob wir uns leichtfertig über den HErrn und Sein Wort hinwegsetzen und menschliches Handeln an dessen Stelle setzen, oder ob wir als Wartende handeln, bis Er kommt. Es ist hier also die persönliche Treue im Dienst gemeint, und es tritt dann in Erscheinung für den einzelnen, was der HErr in Luk. 12,47 sagt. Die harte Strafe ergibt sich daraus, weil wir für jede neue Erkenntnis und für jede neu anvertraute Gabe, was mit „Talenten“ gleichbedeutend ist, verAntwortlich sind, und weil ein Nicht-Wuchern gleichbedeutend mit Untreue, ja mit Unglauben ist. Wir sehen, daß der ungetreue Knecht gar nicht an die Güte und Liebe seines HErrn glaubt, deshalb kann für ihn, was Joh. 3,36 in der ersten Hälfte gesagt wird, nicht gelten. Sein Handeln ist ein Verharren im Unglauben und eine Verunehrung seines HErrn, und ihm geschieht demgemäß. So sehen wir, wie Gaben Aufgaben in sich schließen und wie uns Erkenntnis verAntwortlich macht.

Natürlich ist nicht alles, was unter der Flagge Reichsgottesarbeit segelt, unter das Werk des HErrn zu rechnen, vielmehr gibt es auch hier eine scharfe Scheidung und ein Ausgehen aus dem sogenannten religiösen System. Hier ist das Wuchern gleichbedeutend mit dem Aufrechterhalten des Zeugnisses, das uns von dem HErrn überliefert ist, und dieses Zeugnis wurde von den ersten Christen Apgesch. 2,42 zum Ausdruck gebracht. Dort haben wir die Grundpfeiler der Wahrheit. - Wir sehen also: der unnütze Knecht hatte Erkenntnis, handelte aber in Untreue und bekam Strafe für seine Untreue. Möge für uns alle einst gelten, was der HErr Matth. 25,23 sagt! Darum laßt uns treu sein, bis Er kommt!

kommt!

Ph. W.

Antwort B

Der HErr spricht vom Reiche der Himmel und hat eben vorher an den zehn Jungfrauen gezeigt, daß es im Reiche der Himmel auch solche geben werde, die nicht den Geist Gottes - und somit auch nicht Leben aus Gott -, sondern nur das äußere Bekenntnis haben. Nun zeigt Er in dem Gleichnis von den Knechten, daß alle, die das Bekenntnis haben (auch wenn dieses nur ein äußerliches ist), infolge desselben in ein Verhältnis der VerAntwortlichkeit Ihm gegenüber getreten sind: sie sollen Ihm dienen, für Ihn wirken, und haben darüber einst Rechenschaft zu geben. In dem Gleichnis haben wir Knechte, die für ihren HErrn tätig sind, und zwar zwei, um die Verschiedenheit in dem Anvertrauten und den Fähigkeiten zu zeigen, und einen Knecht, der nichts für seinen HErrn tut. Die, welche tätig waren, bewiesen durch ihre Tätigkeit, daß sie ihren HErrn kannten: sie wußten, daß dies Seinem Willen entsprach, und wußten auch, daß Er ein gütiger HErr war, der die Treue schätzte und belohnte. Sie stellen die Gläubigen dar. Anders ist es mit dem unnützen Knechte. Er kannte seinen HErrn nicht, wie die V. 24 und 25 deutlich zeigen - er wußte weder Seinen Willen, noch kannte er Seine Güte - und war nicht tätig für Ihn, obgleich auch Ihm etwas anvertraut war. Das ist der bloße Bekenner, der den HErrn nicht kennt, also nicht „an den Sohn glaubt“ und daher auch nicht „ewiges Leben hat“ (Joh. 3,36). Daraus erklärt sich auch die Strafe in V. 30.

Das Verbergen des Talentes in der Erde ist das Beiseitestellen des Wirkens für den HErrn um des Irdischen willen. Das „Wuchern“ (Handeln mit den Talenten) ist das Wirken für den HErrn mit den Gaben und Fähigkeiten, die Er einem jeden anvertraut hat.

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der Satz des Fragenden „da doch auch für ihn Joh. 3,36 gilt“ läßt darauf schließen, daß derselbe gemeint habe, weil von „Knechten“ die Rede ist, so seien nur Gläubige, wahrhaft Bekehrte gemeint, etwa weil z. B. Paulus oft von sich als Knecht rede. Aber es kommt stets auf den Zusammenhang an, in dem solch Wort gebraucht ist. Das Wort „Knecht“ besagt im Grunde nichts weiter, als daß der, der diese Bezeichnung trägt, sich in einem Abhängigkeits- und VerAntwortlichkeitsverhältnis befindet, und der jeweilige Zusammenhang zeigt, ob Gläubige oder Ungläubige gemeint sind. In diesem Gleichnis Matth. 25 sowie in dem verwandten Gleichnis in Luk. 19 sind zweierlei Klassen von Knechten beschrieben: treue und untreue. Die treuen kennzeichnen sich durch ihr Verhalten ohne weiteres als Gläubige, der untreue wird bei der Arbeitsberichterstattung der Knechte und der Abrechnung offenbar als ein leerer Bekenner ohne Leben und ohne Kraft. Sein Wort: „ich kannte dich, Herr, daß du ein harter Mann bist,“ zeigt zur Genüge, wes Geistes Kind er ist! Kann ein wahrhaft Bekehrter von seinem HErrn als von einem harten Mann sprechen?! Aber er wird offenbar! Wohl ist ihm etwas anvertraut, wie den heutigen Namenschristen allen, aber diese Menschen gehen nicht damit um, als wären sie dafür verAntwortlich, sondern verschleudern das Anvertraute oder mißachten es und stützen sich dabei auf ihr menschliches Wissen über Gott. Schrecklich wird einst das Gericht über die selbstgefällige, Gott und Sein Wort verachtende Christenheit sein, der so viel anvertraut ist, z. B. in

Deutschland schon seit so langer Zeit die Bibel in der Muttersprache. Mußte es erst zu der Heimsuchung eines Krieges kommen, um wenigstens bei etlichen Deutschen die Sehnsucht nach dem Worte Gottes wieder zu erwecken? -Herrlich aber auch wird der Lohn der scheinbar geringfügigsten wirklich für den HErrn getanen Arbeit sein, das schwächste Wuchern mit den anvertrauten Talenten der Erkenntnis und der geistigen und leiblichen Arbeitskräfte. Daß wir nur wirklich arbeiten für Ihn, wir Gläubigen! Im Dienst für Ihn verwerten, was Er uns gab! Treu im Kleinen, hingebend im Großen!

Was alles zum Wuchern gehört? Bruder, Schwester, alles in unserem Leben, was hervorgerufen durch Seinen Geist und Seine Gnade (vergl. Gal. 5,25 und 2. Kor. 9,8) uns befähigt, Ihm und Seinem Werke in uneigennütziger Liebe - ein rechter Knecht arbeitet nicht für sich, sondern für seinen Herrn! - zu dienen um Seiner Ehre willen. Und nicht auf das äußerliche „Wieviel“ kommt es an, sondern auf das innere „Wie“ der Tätigkeit für Ihn. Und das Urteil über unsere Arbeit und die anderer gebührt nicht uns, sondern Ihm an Seinem Tage (1. Kor. 4,1-5).

Längst nicht alle sogen. Reichsgottesarbeit ist Wuchern im Sinne der Schrift! Vieles geschieht leider aus Menschengefälligkeit, nach menschlichen Plänen, in mehr oder weniger bewußtem Widerspruch gegen das Wort der Wahrheit und aus anderen unklaren oder schriftwidrigen Beweggründen heraus. Es ist aber nicht unsere, der Knechte, Sache, andere, deren Erkenntnis hierin mangelhaft ist, richtend zu verurteilen, doch sollte jeder Gläubige „beurteilen“, „prüfen, was der gute, wohlgefällige und volkommene Wille Gottes“ (Röm. 12,2) mit ihm ist, damit er mit den ihm anvertrauen Talenten - und jedem sind solche anvertraut! - so wuchert, daß es zu des HErrn Freude ist! Und Er verleugnet nie Seine Grundsätze, die Grundsätze Seines Wortes (vergl. Offb. 3,8). Andererseits weiß auch nur Er, welches Wuchern rein für Ihn gewesen ist nach der Maßgabe der Erkenntnis des Handelnden, und da „Seine Augen auf die Treue gerichtet sind“ (Jer. 5,3a), so wird Er keinen wirklich für Ihn gewirkten Dienst je vergessen. Gelobt sei Er dafür! „Handelt, bis Ich kommen (Luk. 19,13.)

Persönliche Worte an unsere Freunde!

Wir danken zunächst von ganzem Herzen für die freundlichen, überaus ermutigenden Zuschriften, die wir erhielten, und wünschen den Schreibern eine reiche Belohnung vom HErrn für die uns erwiesene Liebe. Auch mit Antworten für die „Handreichung“ wurden wir so ausgiebig bedacht, daß wir auf mehrere Monate hinaus Stoff haben. Dank und Segenswunsch allen Helfern! Wahrlich, was die Beteiligung an dem Inhalt des Blattes angeht, da merken wir in keiner Weise, daß Krieg ist! Der Eifer im BeAntworten der gestellen Fragen hat keineswegs nachgelassen; möchte aber auch der Eifer im Lesen des Blattes und in dem dadurch hervorgerufenen Forschen in der Schrift niemals erlahmen, sondern vielmehr wachsen! Ist nicht überhaupt dieser Weltkrieg auch ein Mittel in des HErrn Hand, um Seinem Volk das Wort kostbarer zu machen?! Mancher Brief von Brüdern aus dem Felde bezeugt es, wieviel köstlicher ihnen draußen das Wort Gottes wird; der HErr gebe Gnade, daß es auch in der Heimat so sei und noch viel mehr werde! Welch ein Segen wäre das, vor allem, wenn wir Gläubigen in dieser Zeit auch mehr denn je „Täter des Worts“ würden! (Jak. 1,22.)

Mit der nächsten Nummer wird der Jahrgang 1914 abgeschlossen. Wenn der HErr, der uns soweit brachte, Gnade schenkt, so wird mit Heft 12 wieder wie 1913 ein vollständiges Schriftstellenverzeichnis - in diesem Jahre ein weit umfangreicheres als im vorigen - sowie das Inhaltsverzeichnis veröffentlicht werden. Das Heft, das ohnehin stärker sein muß als die übrigen

Hefte, wird dann doch wohl nur noch 1-2 Fragen enthalten können.

Gleichzeitig müssen wir unseren teuren Beziehern mitteilen, daß wir im nächsten Jahre den Bezugspreis der „Handreichung“ auf 2 Mark (ohne Porto) zu erhöhen uns gezwungen sehen. Die Kosten der Herausgabe sind bisher bei weitem nicht durch die eingegangenen Beträge gedeckt worden; dazu hätte die Leserzahl noch mehr als 1/2 mal höher sein müssen, als sie war. Leider sind nun auch infolge des Krieges manche Abbestellungen eingetroffen. Wenn wir uns nicht außerstande sähen, noch ein Jahr mit pekuniärem Verlust zu arbeiten, so würden wir nicht - noch dazu gerade in dieser Zeit - den Bezugspreis erhöhen! Wenn es uns bei höherer Leserzahl ermöglicht werden sollte, so werden wir, unserem eigenen und dem Wunsche mancher Freunde folgend, später den Umfang des Inhalts unseres Blattes noch ein wenig erweitern, wodurch der höhere Bezugspreis weniger fühlbar werden würde, auch für solche, denen er jetzt wesentlich erscheint. Wir fordern somit alle diejenigen, denen das Blatt bisher zum Segen war, auf, vor dem HErrn zu überlegen, ob sie nicht in Zukunft den Betrag von 80 Pfennigen mehr anlegen können und dürfen, um das Werk der „Gegenseitigen Handreichung aus dem Worte Gottes“ weiter erhalten und unterstützen zu helfen, zum eigenen inneren Gewinn und zum Segen anderer! Ja, wir bitten unsere bis heute treuen Leser herzlich, uns ihre Geneigtheit und Mithilfe, wenn es ihnen möglich ist, zu bewahren um des HErrn willen!

Wer das Blatt nicht bis Mitte Dezember abbestellt hat, erhält es, so der HErr will, 1915 weiter zugesandt.

Seien Sie alle in dieser ernsten Zeit in besonderer Weise der Gnade unseres Gottes und Vaters befohlen und von Herzen gegrüßt mit 1. Petri 5,6-11

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Ende Oktober 1914.

Gruß an den Leser:

Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blute und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter! Amen. Offenb. 1,5.6.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 56

Was ist unter der „Tugend“ in 2. Petri 1,5 zu verstehen?

 

Antwort A

Nach Meyers Konversat.-Lexikon ist „Tugend“ diejenige Tüchtigkeit, Ordnung und Harmonie des geistigen Lebens, die auf der zur Gewohnheit gewordenen Betätigung der sittlichen Freiheit und Tatkraft beruht. Der Begriff der Tugend entspricht durchaus dem Begriff des Sittengesetzes und der moralischen Pflicht.

Allein Erfahrung und das Wort Gottes lehren, dass der natürliche Mensch, biblisch ausgedrückt, es nicht fertig bringt, ganz nach dem Gesetze Gottes zu leben (Jak. 2,10). Der natürliche Mensch oder Unwiedergeborene, welcher unter dem Gesetze steht, bemüht sich oft, allerhand Tugenden auszuüben, aber er hat keine Kraft dazu (Röm. 8,3).

Bei dem Wiedergeborenen ist es ganz anders. Nach 2. Petri 1,3 erhält er als geistlicher Mensch die Tüchtigkeit, Tatkraft oder Tugend von dem Herrn Jesu geschenkt. „Durch Seine göttliche Kraft“ hat er „alles, was zum Leben und zur Gottseligkeit dient“. Er steht in der Freiheit des Geistes (Röm. 8,2), sein Sinn ist wie das Gesetz (Jer. 31,33; Hebr. 8,10; 10,16), daher tut er das Gute mit Freuden (Luk. 1,74) und unterläßt das Böse ohne Zwang (Spr. 16,6); er erkennt, daß das Gesetz nicht nur einen äußerlichen, sondern auch einen innerlichen Gehorsam erfordert (Röm. 12,2). Die Tugend ist nur dann eine wahre, wenn sie aus dem Glauben kommt (Gal. 5,6) und die Frucht des Geistes hervorbringt (Gal. 5,22ff.). Der Sinn von 2. Petri 1,5 wird etwa der sein ... „so setzet nun zu dem hinzu allen euren Fleiß und lasset entstehen aus eurer Verbindung mit dem HErrn die christliche Tatkraft“, die auch in Eph. 6,14ff. gefordert wird, wenn der Christ dort mit einem Soldaten verglichen wird.

C. L.

Antwort B

Die Welt bezeichnet Menschen, welche äußerlich einen guten Wandel führen, mit dem Worte „tugendhaft“. Gewöhnlich handelt es sich hier um Menschen, die sich an gewisse Grundsätze gebunden fühlen und die nach denselben handeln und wandeln. Bei dem Gläubigen, der sich nach den Grundsätzen Gottes bilden läßt, ist diese Bezeichnung nicht etwas Äußerliches oder Anerzogenes, sondern etwas von dem Heiligen Geiste Gewirktes. Im 3. Vers des gleichen Abschnittes werden wir als Gläubige aufgefordert, durch die Berufung Gottes, der Herrlichkeit als unserem Ziele entgegenzueilen. Um dieses vorgesteckte Ziel zu erreichen, bedürfen wir der Tugend, oder mit anderen Worten, der geistlichen Energie oder der Tapferkeit. Diese Gabe aber nimmt der Gläubige nicht aus sich selbst, sondern sie wird ihm dargereicht aus der Fülle Gottes. Weil nun dem Gläubigen diese Gabe geschenkt oder durch Christus erworben ist, so soll er diese auch äußerlich darstellen oder ausleben, darum im 5. Vers die nochmalige Aufforderung an die, welche durch die Wirkung der göttlichen Kraft dem Verderben der Welt entflohen sind, diese Tugend darzureichen oder darzustellen. Es ist dies der sittliche Mut, welcher die Schwierigkeiten auf dem Wege durch die Wüste überwindet, das Herz regiert, die Tätigkeit der alten Natur im Zaume hält, etwa ähnlich wie wenn Paulus in Kol. 3 von dem Ausgezogenhaben des alten und dem Angezogenhaben des neuen Menschen redet. Diese Tugend ist eine Gabe vom HErrn und befähigt den Gläubigen, das Gute zu wählen und in Entschlossenheit mit dem HErrn voranzugehen. Wir können dies, wie schon oben gesagt, auch mit „Tapferkeit“ bezeichnen, einer Tapferkeit, welche uns von der Kraft Gottes, die uns

in Christo dargereicht wird, Gebrauch machen läßt und die sich in unserem Wandel widerspiegelt. Es ist eine wiederholte Aufforderung von 1. Petri 2,9, „die Tugenden Dessen zu verkündigen, der uns aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Lichte berufen hat.“ Sie ist aber auch eine Kraftquelle, welche uns Den erkennen läßt, der für uns streitet. In dieser Tugend erkennen wir die Dinge, die uns von Gott geschenkt sind (1. Kor. 2,12), und den Kampfpreis unserer Berufung (Phil. 3,14). So ist die Tugend die Verwirklichung der uns geschenkten göttlichen Kraft im täglichen Leben und Wandel, die Energie und Entschiedenheit, um jeden Preis den Christus im Leben darzustellen.

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Ohne das, was die beiden vorstehenden Antworten besagen, irgendwie anfechten zu wollen - im Gegenteil, wir bestätigen sie -, glauben wir, daß sich das Wort, das im griechischen Urtext für das leicht mißverständliche Wort „Tugend“ steht (άρετή), vielleicht noch klarer übertragen läßt mit „Güte“, d. h. Gutsein in Wesen und Tat, in jeder Hinsicht (vgl. die Ausdrucksweise „Güte“ eines Stoffes). Es ist das vollkommene, ganze, heilige, wesenhafte Gutsein, wie es Dem eigen ist, der uns berufen hat, das Gutsein, die Güte, aus der alles das hervorquillt, was in den jeweiligen Lebensbeziehungen mit ihrem Wesen zusammenstimmt. Nur viermal kommt dies Wort im Neuen Testament vor, und immer scheint uns der dem tiefen Wort am meisten entsprechende Sinn der zu sein, der in dem deutschen Wort Güte (= Gutsein) liegt. Die Stellen sind Phil. 4,8; 1. Petri 2,9 und die beiden aus 2. Petri 1 (V. 3 u. 5). Güte (Gutsein) in Wesen und Werk sollte aus unserem Glauben hervorkommen, Vortrefflichkeit in unserem Handeln und Betragen, in allen Beweggründen zu unserem Tun, eine Vollkommenheit in unserem Wesen und Wirken, wie sie allein in unserer Lebensverbindung durch den Geist mit dem einzig Vollkommenen begründet ist (vgl. Matth. 5,48!). Aus dieser wachsen dann die verschiedensten Züge hervor, wie der sittliche Mut, die christliche Tapferkeit, d. h. eine Entschiedenheit, wie sie z. B. Abraham gegenüber Lot besaß, und viele andere „Tugenden“ (Züge des Gutseins) mehr. Aber der Grund dazu ist die Herrlichkeit und die vollkommene Güte (das Gutsein) des HErrn, durch welche uns erst die Möglichkeit geschenkt ist, ein Leben nach V. 5ff. zu führen. - Wie wunderbar ist diese vollkommene wesenhafte Güte des Herrn Jesus auf Golgatha erstrahlt, und dort ist die Quelle für unser eigenes Gutsein, unsere Vortrefflichkeit in Wesen, Wort und Werk!

Anbetungswürdiger Gott und HErr! wie reich hat „Seine göttliche Kraft“ uns gemacht! welche Verheißungen (V. 4) sind uns geschenkt in Ihm! (vgl. 2. Kor. 1,20). Er gebe uns Gnade, wahrhaft, „wie Er ist, zu sein in dieser Welt“ (1. Joh. 4,17), d. h. nach 1. Petri 2,9 Seine „Tugenden“, Seine wesenhafte Güte, Seine Vortrefflichkeiten zu verkündigen! Gelobt sei der HErr! Er hat gesagt - und das gilt überall:

Meine Gnade genügt dir!“ (2. Kor. 12,9.)

Bemerkung

zu Heft 11, Seite 209, Zeile 21/22.

Ein teurer Leser bezweifelt, daß Offb. 2,26.27 herangezogen werden dürfte, um Offb. 12,5 auf Christus zu deuten, da in ersterer Stelle von Überwindern die Rede sei.

Wir haben uns an jener Stelle wohl etwas kurz ausgedrückt, aber durchaus nicht Offb. 2,26.27 direkt auf Christus bezogen. Um aber jenem Leser und anderen zu dienen, geben wir ausnahmsweise dazu noch eine kleine Erläuterung:

Offb, 2,26.27 enthält deutlich eine Zurückweisung auf Ps. 2, wo es dem HErrn von Seinem Vater gegeben wird, die Nationen mit eiserner Rute zu weiden. In Offb. 2,26.27 will Er den Überwindern das geben und sie daran teilnehmen lassen, was Er von Seinem Vater empfangen hat. Jetzt sitzt Er auf Seines Vaters Thron, diesen Sitz kann niemand mit teilen! aber dann, wenn Er auf Seinem eigenen Thron sitzt, dann will Er diesen mit uns teilen (3,21). Offb. 2,26.27 ist kein „Weiden mit eiserner Rute“ ohne Ihn, sondern mit Ihm! Wenn somit erwiesen ist, daß diese Stelle zurückgreift auf Ps. 2 und bestätigt, daß Er es ist, der die Nationen weidet, woran Er die Überwinder aus Gnaden teilnehmen lassen will, so ist es unmöglich, aus dieser Stelle den „männlichen Sohn“ in Offb. 12,5 auf die Gemeinde zu deuten (s. auch Offb. 19,15!)! Es kann nur Christus sein, sonst wäre ja auch Christus als der Weidende ganz beiseite gesetzt! - An jenem Tage wird Er als der „Überwinder“ und Sieger über die ganze Macht des Bösen der Welt offenbar werden, und dann soll auch, „wer überwindet“, mit Ihm offenbar werden und an Seiner Herrschaft teilnehmen. Preis sei Ihm!

Der Herausgeber.

Persönliche Worte an den Leser.

Wir machen zunächst nochmals aufmerksam auf die Bezugsbedingungen für das nächste Jahr, wie sie auf dem Umschlag dieses Heftes verzeichnet sind. Wir bitten, dazu die „Persönl. Worte“ in Nr. 11 zu vergleichen!

Mit dieser Nummer wird der Jahrgang 1914 der „Gegenseitigen Handreichung“ abgeschlossen. Wir haben allen Grund, dem HErrn von ganzem Herzen zu danken dafür, daß Er uns Kraft und Gnade gab, dieses Blatt, dessen Herausgabe nicht leicht ist, ein ganzes Jahr hindurch in die Hände der Leser zu legen. Zumal preisen wir Ihn dafür, daß Er alles darreichte, damit auch in diesen Kriegswirren die „Handreichung“ ungehindert weiter erscheinen konnte. Ja, Seine Gnade hat genügt für uns, wie Er in 2. Kor. 12,9 verheißt!

Aber auch Ihnen, teure Freunde, Lesern wie Mitarbeitern herzlichsten Dank für alle Liebe, für Ihr Vertrauen und Ihre praktische Hilfe, Ermunterung und Mitarbeit, was alles uns unsere, wenn auch schöne, so doch so schwere Aufgabe erleichtert hat! Der HErr vergelte Ihnen alle Ihre Treue! Wir bitten alle, denen die gesegnete Arbeit der „Handreichung“ am Herzen liegt, um weitere Unterstützung aller Art wie Teilnahme an unseren Lasten durch Fürbitte und Mitarbeit im BeAntworten von Fragen und Verbreitung des Blattes, und was der HErr den einzelnen sonst noch wichtig macht!

Wir hoffen, noch vor Ablauf des Dezember den gebundenen Jahrgang 1914 fertigstellen zu können zum Preise von 2,50 Mark portofrei (Einbanddeckel 45 Pfg. portofrei).

Und nun dem HErrn befohlen! Wie gut, daß Er immer Derselbe bleibt und wir Kinder Gottes stets, auch in Kriegszeiten, Seine Schafe sind und bleiben! (Joh. 10,27-29.)

Herzliche Grüße und Segenswünsche mit Offenb. 3,8 und 11

von dem Herausgeber

von dem Herausgeber

Fritz Koch

Klotzsche, Ende November 1914.

 

 

3. Jahrbuch (1915)

Was will die „Gegenseitige Handreichung“?

Auf diese Frage gibt eine deutliche Antwort Das Geleitswort zum Jahrgang 1914, aus dem wir folgendes abdrucken:

„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die Fragen wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann, und zwar ohne Gewissenszwang!

Wir fragen die Einsender von Fragen und Antworten nicht: woher, aus welcher Benennung oder Gemeinschaft, oder auch aus welchem Lande kommst du? was ist dein Stand und Beruf? u. dgl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dem wir uns durchaus unterordnen, und das zu erforschen und unser Leben danach einzurichten unsere Aufgabe ist.

Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit inLiebe. „Wir vermögen nichts wiber die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“ 2. Kor. 13,8.“

Es ist unser herzlicher Wunsch, daß der Jahrgang 1915 auch in Buchform vielen Lesern diene zur Verwirklichung von 2. Petri 3,18.

Klotzsche bei Dresden, Der Herausgeber

im Dezember 1915. Fritz Koch.

Geleitswort an den Leser:

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung ist, noch ein Schatten von Wechsel. Nach Seinem eigenen Willen hat Er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, auf daß wir eine gewisse Erstlingsfrucht Seiner Geschöpfe seien.“ Jak. 1,17.18.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen. so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Hand der Schrift durchforschen!

Frage 1

Sind nach Röm. 12,2 zwischen dem „guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes“ Unterschiede zu sehen, und wie ist die Stelle auszuleben?

Antwort A

Gottes Wille über das Leben eines jeden Seiner geliebten Kinder ist sowohl gut als wohlgefällig und vollkommen. Einen Unterschied zwischen einem guten, einem wohlgefälligen und als drittem: einem vollkommenen Willen Gottes gibt es nicht. Man kann auch keine Stufenleiter daraus machen. - Nach Eph. 2,10 sind die guten Werke zuvorbereitet, in denen wir wandeln sollen. Lerne, daß Gott über dein persönliches Leben einen Liebesplan hat, der weit kostbarer und herrlicher ist, als deine Gedanken es heute ersinnen. (Lies Jes. 55,8.9!) Jedes Kind Gottes muß nun von dem HErrn Weisheit erflehen und unter Gebet prüfen, was für ihn persönlich der Wille Gottes ist. Dieser Wille Gottes bezieht sich auf die ganze Person, auf alle 24 Stunden des Tages, auf alles Tun und Lassen, nicht nur im Werke des HErrn, sondern auch in Beruf, Familie, Erholung, Essen und Trinken usw.

Dieser Wille Gottes ist gut in der vollsten Bedeutung des Wortes. Gut für uns; jedes andere Tun bringt uns Schaden und ist ohne Frucht für die Ewigkeit (Joh. 15,5b). Wandeln wir so in den Werken, die der HErr zuvorbereitet hat, so ruht Gottes Wohlgefallen auf uns. Der Herr Jesus Selbst sagte: „Dein Wohlgefallen zu tun, Mein Gott, ist Meine Lust“ (Ps. 40,8), und am Ende Seiner Laufbahn: „Ich habe das Werk vollendet, das Du Mir gegeben hast, daß Ich es tun sollte“ (Joh. 17,4). Über Ihn geschah auch die Stimme vom Himmel: „Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe“ (Luk. 3,22; Matth. 3,17; vergl. Joh. 8,29). Nur mit dem Zeugnis Gottes im Herzen, daß Ihm unser Wandel wohlgefällt, gibt es für ein Kind Gottes wahren, ununterbrochenen Frieden Gottes.

Der Wille Gottes über unser Leben ist vollkommen. Vollkommen, weil Er Derjenige ist, der den Plan erdacht hat über das Leben der Seinen (Röm. 11,33-36). Voll kommen in dem Ziel, vollkommen in der Ausführung, vollkommen in der Verwendung jedes Seiner Werkzeuge und der Erziehung jedes Seiner Kinder.

Möchten alle Leser sich selbst so als Leibeigene (Sklaven) in den Dienst des HErrn stellen; Frieden wie ein Strom würde das ununterbrochene Teil eines jeden sein und Ströme des Lebens für die uns umgebende Welt!

O. v. Br.

Antwort B

Der Apostel Paulus ermahnt die Gläubigen: „Paßt euch nicht dieser Zeit an, sondern laßt euch umgestalten, indem euer Sinn erneuert wird, auf daß ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes sei.“ Im unbekehrten Zustande war es ihnen nicht möglich, den Willen Gottes zu erkennen, da ihr ganzes Wesen verderbt war durch die Sünde (Röm. 1,21). Nun ist es anders geworden; als Heilige, für Gott Abgesonderte, haben sie dem Wesen der Welt den Abschied gegeben; sie gehören Christo an (Gal. 5,24) und sind geistlich gesinnt (Röm. 8,6). Durch beständige

gegeben; sie gehören Christo an (Gal. 5,24) und sind geistlich gesinnt (Röm. 8,6). Durch beständige Erneuerung ihres Gemüts (Eph. 4,23) behaupten sie ihre Stellung im Tode Christi, d. h. sie erweisen sich als mit Christo Gekreuzigte. In dieser neuen Verfassung ist das Fleisch (das Geneigtsein zur Sünde) im Tode gehalten und dem Heiligen Geiste Raum gemacht, so daß die Vernunft gefangen ist unter den Gehorsam Christi, den Willen Gottes zu tun (2. Kor. 10,5; siehe auch Band ll, Frage 35).

Der Wille Gottes wird nun erkannt im Worte, und zwar im allgemeinen, welches der gute Wille Gottes sei, d. h. was gut und recht ist. Ferner in jedem besonderen Falle wird der Geist sie in alle Wahrheit leiten (Joh.

16,13), daß sie tun, was vor Gott wohlgefällig, d. h. angenehm ist.

Wenn die Ausdrücke „gut“ und „wohlgefällig“ sich wohl auf die Arbeit an uns und mit anderen Menschen hier auf Erden beziehen, so wird das Wort „vollkommen“ auf das Ziel unserer Bestimmung hinweisen: „... Bis daß wir alle gelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, und zum vollkommenen Mann (werden) nach dem Maße der vollen Größe Christi“ (Eph. 4,13 Min.-Bib.; vergl. Phil. 3,12ff.).

Die Erkenntnis des Willens Gottes wird auf Erden für uns stets Stückwerk bleiben (1. Kor. 13,12); wir können göttliche Dinge nie dem innersten Wesen nach ganz erfassen, und nur durch treues Festhalten von bereits erkannten Dingen kann unsere Erkenntnis wachsen.

C. L.

 

 

Antwort C

Da der Wille Gottes in dieser Stelle als „gut, wohlgefällig und vollkommen“ bezeichnet wird und nicht „gut oder wohlgefällig oder vollkommen“, dürfen wir sicher sein, daß sich diese drei Eigenschaften in jedem Stückchen desselben immer vereinigt befinden. Leider sehen wir meistens nur eine davon! Ach ja, gar oft überhaupt keine, weil wir die Empfehlung desselben Verses außer acht gelassen haben.

Einen Fremdling erkennt man sogleich an seiner Sprache, an seinem Betragen, an seinen Meinungen usw. Hat er sein Vaterland lieb, so wird er diese Kennzeichen nicht verleugnen und abschaffen, um sie durch andere zu ersetzen, sondern vielmehr in enger Fühlung mit demselben bleiben, z. B. durch Zeitungen. Er bleibt, ja, wird dadurch immer mehr fähig, die sein Vaterland betreffenden Angelegenheiten oder von ihm kommenden Nachrichten zu beurteilen und zu genießen.

Also verhält es sich auch mit dem aus Gott Geborenen, dem Kinde Gottes. Er ist wohl in der Welt, aber nicht von der Welt (Joh. 17,11.14; 15,19), sondern Bürger des Himmels (Phil. 3,20), Mitbürger der Heiligen, Hausgenosse Gottes (Eph. 2,19), einer heiligen Nation, einem Eigentumsvolke angehörig (1.Petri 2,9; Tit. 2,14). Sollte er auf irgend einem Punkt die Lebensweise, die Grundsätze, die Meinungen dieser Welt annehmen, die den Sohn und den Vater gesehen und gehaßt hat (Joh. 15,18.23.24; 17,25)? O nein! Die Liebe des Vaters (1. Joh. 2,15.16) wird ihm eine heilige Absonderung gebieten von allem, was die Welt kennzeichnet. Er wird das Wort Gottes, den Brief aus dem Vaterhause, die Nachrichten aus dem Vaterland begehren. Durch eine solche Haltung ermöglicht er dem in ihm wohnenden Heiligen Geist, unbetrübt Seine erneuernde und erleuchtende Wirkung auszuüben (1. Kor. 6,19; Eph. 4,30; 1,18.19.9). Dadurch wächst er vom kindischen Zustand zum

auszuüben (1. Kor. 6,19; Eph. 4,30; 1,18.19.9). Dadurch wächst er vom kindischen Zustand zum „erwachsenen Manne“, zum Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus (1. Kor. 13,11.12; Eph. 4,13). Diese beständige Erneuerung des inneren Menschen nach dem Bilde Dessen, der ihn erschaffen hat (Kol. 3,10; 2. Kor. 3,18; 4,16), befähigt zur Erkenntnis der Geheimnisse Gottes (Sein Wille ist darin eingeschlossen), in welchen alle Schätze der Weisheit sind (Kol. 2,2.3), und übt die Sinne „zur Unterscheidung des Guten sowohl als des Bösen“ (Hebr. 5,13.14) für das praktische, äußere Leben, „zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade“ (Eph. 1,6). Die Meinungen und Reden des „Menschen Gottes“ tragen das Merkmal des Geistes, ja sogar sein Essen und Trinken, sein Stehen und Sitzen, sein ganzes Betragen sind geheiligt, denn er lebt nicht sich selbst, sondern dem HErrn (Röm. 14,6.8; 1. Petri 4,11).

O Geliebte, die wir um hohen Preis ganz und gar, Leib, Seele und Geist erkauft wurden (1. Kor. 6,20; 1. Petri 1,18.19), wie viele Tränen werden zu Freudentränen, wie viele Leiden zu Genüssen und wie viele Seelen würden für Christum gewonnen werden, wenn wir entschieden beginnen würden mit dem „seid nicht gleichförmig dieser Welt“, so daß wir in Wahrheit ein Brief Christi sein und uns als wahre Gesandte für Ihn erweisen könnten! (2. Kor. 3,3; 5,20.)

N. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Diese drei kostbaren Antworten, von denen die erste uns aus einem Schützengraben zugegangen ist, ergänzen einander. Möchten dieselben gerade beim Beginn des neuen Jahres unser Herz bewegen und uns fähiger machen, des HErrn Weg zu gehen!

„Seid nicht gleichförmig dieser Welt!“ Ihr „gleichförmig sein“, also der Form nach ihr gleichen, heißt, sich nicht kümmern um das, was wirklich gut, wohlgefällig, vollkommen ist in Gottes Augen. Die Welt im Durchschnitt ist zufrieden mit einem der Form nach einigermaßen moralischen äußeren Eindruck, der kein durch und durch gutes Wesen als Grundlage hat; sie begnügt sich mit einem wohlgefälligen, d. i. angenehmen äußeren Anblick; und der wahrhaften ganzen Vollkommenheit bedarf sie in keinem Stück, alles ist auf äußere Form und Oberflächlichkeit, auf Schein und Heuchelei angelegt, so im Geschäftsleben, in der Gesellschaft, in der Diplomatie usw., auch in der Religiosität. Aber der wahre Christ kann damit nicht zufrieden sein, weil Gott Sich damit nicht begnügt! „Der Welt nicht gleichförmig sein“ heißt: statt Scheinwesen echte Wirklichkeit darzustellen. Gott wünscht Wahrheit und Echtheit bei uns zu sehen.

Wo haben wir nun Seinen guten, wohlgefälligen, vollkommenen Willen? Er ist uns geoffenbart im „Wort der Wahrheit“. Prüfen wir also an Seinem Wort, was Sein Wille in jedem Fall ist, was das Vorzüglichere ist (Phil. 1,10) usw. Im Wort ist uns Christus, die Wahrheit, geoffenbart, und Er ist für unser Leben der Maßstab der Wahrheit. Wenn wir das Wort des Lebens (Christus) darstellen, das ist Wirklichckeit! (Phil. 2,16.) Wie Christus Selbst von Sich aussagte, was Er sei: Joh. 8,25 (wo wir die Übereinstimmung von Christus und dem geredeten und geschriebenen Wort sehen!) - „durchaus das, was Ich rede“ - möchte so auch unser, der Gläubigen, durch Erneuerung unseres Sinnes umgestaltete Wandel und unser Wort zusammenstimmen, damit wir in dieser armen Welt, die nichts weiß von den Erbarmungen Gottes (V. 1), kundtun, wer und was Er ist, der uns geliebt hat! Dazu gehört aber eben das Prüfen an der Hand der Schrift, was gemäß Seiner Offenbarung gut,

wohlgefällig, vollkommen in Seinen Augen ist. Und so werden wir auch gleich in den Kapiteln 12-16 darüber belehrt, was in unseren verschiedenen Beziehungen zueinander wie zur Welt, zur Obrigkeit, zur Gemeinde Christi usw. der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.

Frage 2

War der Weg des Elias nach dem Berge Horeb ein eigener Weg oder Gottes Wille, da Gott ihn doch stärkte? (1. Könige 19,1-18, besonders V. 7 und 15ff!)

Antwort A

Die Schrift gibt uns wohl kaum Grund, zu sagen, daß sein Weg nach dem Horeb ein eigener Weg war. Etwas anderes ist aber sein Aufenthalt dort „in der Höhle“. Der „Ginsterstrauch“ und die „Höhle“ waren nicht der rechte Platz für Elia. Hier wird ihm das Wort Jehovas: „Was tust du hier? Gehe heraus, stelle dich auf den Berg vor Jehova“ (V. 9 und 11). Vor Jehova war sein Stand bisher (s. 1. Kön. 17,1), dorthin sollte er zurückkehren.

In dieser dunklen Stunde war seine Seele mit Menschen, aber nicht mit Gott beschäftigt, und so kam Mutlosigkeit und Unglaube über ihn. Stehen wir vor Gott, ist Sein Wort unsere Grundlage, so werden uns die Dinge, die Menschen tun, nicht entmutigen. Dieser Tag der Geschichte Elias zeigt uns, wie manches andere Beispiel der Schrift (s. Richter 8,27), daß gerade die Zeit nach großen Siegen eine höchst gefährliche ist, weil dann der Feind oft eine abgelegte Waffenrüstung findet.

Köstlich und ermutigend ist es, in dieser Stunde die Treue und die Sorge Gottes um Seinen Knecht zu sehen. Nicht Raben - nicht eine Witwe - Engel haben ihm jetzt die Speise zu bringen, die er bedarf.

Aber so ermutigend die Sorge und Treue Gottes auf der einen Seite ist, so erschütternd warnend ist auf der anderen Seite der Ernst Gottes in dem Worte: „salbe an deiner Statt“. Über diesen Teil der Geschichte Elias gibt uns der Heilige Geist in Röm. 11,2 die Erläuterung, daß „er vor Gott auftritt wider Israel“. Was liegt in diesem Wörtchen „wider“! Was muß in Elias Seele vorgegangen sein, daß er vor Gott wider dessen Volk auftreten konnte! Gott hatte den Regen gegeben und damit gezeigt, daß Er den Tag der Züchtigung beendet und jetzt in Gnade mit Seinem Volke handeln will. Kann der Mann, der in Anklage wider Sein Volk auftritt, zugleich den Dienst der Gnade verwalten? „Gehe ..., salbe an deiner Statt“: Ein anderer wird an deine Stelle treten! Hier wird uns eine ernste Mahnung und Warnung gegeben. Christus steht vor Gott für Sein Volk - aber Satan wider Sein Volk. Er ist der Wider sacher, der Ankläger unserer Brüder (Off. 12,10). Wahrlich, wir bedürfen der ganzen Waffenrüstung, um seiner List zu widerstehen, die unsere Herzen mit Bitterkeit gegen Brüder zu erfüllen und uns zu Anklägern der Brüder zu machen strebt. Auch wir sind dann fertig mit dem Dienst. Solche kann Gott nicht gebrauchen für den Dienst der Gnade. Ein anderer tritt „an deine Statt“. Sehr bezeichnend ist es, wie Elia in seinem Auftreten wider Sein Volk den Namen Jehovas von Israel scheidet. Vorher verbindet er den Namen Jehovas mit Israel: „Jehova ... der Gott Israels“ (1. Kön. 17,1; 18,36). Jetzt aber sagt er: „Jehova, der Gott der Heerscharen.“

Elia muß das, was „unten“ ist, verlassen und hinauf „auf den Berg“ steigen, in die Gegenwart Gottes. Er sollte Ihn in Seinen Gedanken und Seinen Wegen sehen.

Gott hat gehört, was Elia wider Sein Volk geredet hat. Was Antwortet Er darauf? „Gehe heraus und

stelle dich auf den Berg vor Jehova.“ Dort soll er die Antwort und auch Unterweisung empfangen. Und wie geschieht sie? In einem Vorübergang offenbart Er Sich Elia in dem Charakter, in dem Er jetzt gekannt und in dem Er von Seinem Knechte dargestellt werden will. Die Weise, wie Er vorüberging, zeigt Elia, wie er zu handeln hatte. Aus der Erkenntnis Gottes lernen wir, welches Verhalten für den „Menschen Gottes“ passend ist. - Ein Sturmwind fährt daher, er „zerreißt“ und „zerschmettert“ - (ja, so entsprach es in dieser Stunde dem Herzen Elias); dann Erdbeben und Feuer - aber Gott war nicht darin. Gott zeigt, daß Er Sich jetzt nicht so offenbaren will. Dann folgt ein leises, zartes Säuseln. In der lieblichen Stimme der Gnade (wie schon im Regen) offenbart Sich Gott. Und Elia erkennt Ihn.

Nachdem Gott Sich so auf die Anklage dem Elia geoffenbart hat, wird Elia nochmal die gleiche Frage vorgelegt, und nochmal tritt Elia wider Sein Volk auf. Diesmal ist die Antwort keine zweite Offenbarung, sondern: „Gehe, kehre zurück ...“ Ein anderer an deiner Statt! Sein Dienst geht dem Ende zu. Nicht als ob Gott Seinen Knecht verwarf. Er hat noch Großes mit ihm vor. Zu-nächst aber hat Er jetzt Seinem Diener zu zeigen, daß er irrt: Nicht du allein - noch 7000 sind da! Auch Hiob mußte dahin geführt werden, zu bekennen: „Ich habe beurteilt, was ich nicht verstand“ (Hiob 42,3). Über das, was weiter in der Seele Elias mit seinem Gott vorging, zieht die Schrift ebenso den Schleier wie über die erste Begegnung Petri mit dem Auferstandenen. Wie völlig die Gnade den verzagten und irrenden Knecht wieder zurechtzubringen vermag, zeigt die weitere Geschichte, wo Gott Sich in einer solchen Größe an Seinem Diener verherrlichen kann, daß Er ihn in feurigem Wagen gen Himmel nimmt.

So müssen wir auch hier wieder sehen, daß nur einer Meister, nur einer vollkommen ist: der Mensch Christum Jesus. Er konnte sagen: „Ich habe das Werk vollendet, das Du Mir gegeben hast.“ Bei Elia hieß es: „Salbe Elisa an deiner Statt“; bei Mose: „Nimm Josua, den Sohn Nuns.“ Denken wir weiter an David-Salomo, an Esra-Nehemia u. a. m.! - Mit Demut und Freude blicken wir auf die alten Glaubensmänner, „deren die Welt nicht wert war“ (Hebr. 11,38), aber wenn unser Auge Ihn sieht: Wie groß ist Er! (Hebr. 7,4.) v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen klaren Ausführungen nur noch wenige Worte! Jak. 5,17 sagt uns, „daß Elia ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen war wie wir“! - was wir also bei ihm sehen: Mutlosigkeit nach Zeiten etwa schwerer Enttäuschungen (wie in Kap. 18) - wir sehen's auch bei uns so leicht. Das Fleisch zeigte sich bei ihm, indem er - der Prophet - für sein Leben fürchtete! Und dennoch ist es geziemend für uns, vorsichtig zu sein in dem Urteil auch über einen fehlenden alttestamentlichen Glaubensmann!

Als Jehova auf den Plan tritt, wird aus dem bis dahin eigenen Weg und dem durch Fleischesrücksicht bestimmten Verhalten Elias ein von Jehova geführter Weg nach dem Horeb. (Wie sehr erinnert die hier angeführte Zahl 40 an den Zug Israels durch die Wüste und an die Versuchungsgeschichte des Herrn Jesu!) Jehova hatte ihm etwas zu sagen, darum stärkt Er ihn zu der Reise.

Wenn wir für uns aus dem Wege Elias in die Wüste und dem Verhalten Gottes gegen ihn lernen wollen, so ist es u. a. das, daß der HErr bisweilen unsere Wege der Schwäche und des Fehlens benutzt, um uns in der Stille die Wege Seines Wohlgefallens größer zu machen. Wenn Er uns in

Zeiten, da wir am Boden liegen wie Elia, allein lassen, nicht „stärken“ würde - wo blieben wir dann?! „Er gibt größere Gnade“ (Jak. 4,6); Er hat „Mitleiden mit unserer Schwachheit“ (Hebr. 4,16)! Aber Er nimmt es auch genau mit unserem Dienst (Kol. 4,17), das lernen wir ebenfalls aus der Geschichte des Elia.

Frage 3

War Simon ein Kind Gottes oder nicht? (Apgesch.8,9-13.21-24.)

Antwort A

Wir ersehen zunächst aus dem oben angeführten Abschnitt der Schrift, daß Simon Zauberei trieb. Dazu vgl. 5. Mose 18,10-12! Die Wirkung der Predigt des Philippus bei dem Volke war, daß sie glaubten und getauft wurden. Simon dagegen bekennt sich nur äußerlich zu Christus, um einen Vorteil für sich zu haben; auf ihn passt das Wort 1. Tim. 6,5 und 2. Tim. 3,8.9. Simon ging in seiner Verblendung so weit, daß er glaubte, durch Geld die Gabe des Heiligen Geistes erkaufen zu können. (Ich möchte darauf hinweisen, daß auch im Mittelalter geistliche Ämter für Geld verkauft wurden; deshalb wird, wenn jemand geistliche Gaben für Geld anbietet, dieses seit jener Zeit „Simonie“ genannt.) Es war dies eine Gefahr für die Gemeinde des HErrn, aber der Heilige Geist wachte und machte den Simon mit seinem trügerischen Herzen offenbar als ein Werkzeug des Satans. Petrus darf ihn im Ernst ermahnen und muß ihm sagen, daß sein Herz nicht aufrichtig vor Gott sei und daß er Buße tun solle wegen der Bosheit seines Herzens und ihm etwa der Anschlag seines Herzens vergeben werde. Wir sehen hieraus, wie eine unlautere Gesinnung einen Menschen betrügen und in das Verderben bringen kann (2. Kor. 4,3.4), und dürfen daraus schließen, daß Simon kein Kind Gottes gewesen ist, sondern sein durch Geldliebe verhärtetes Herz glaubte sich die Gaben Gottes erkaufen zu können, um vielleicht damit noch weiteren Mammon zu gewinnen. Ob er später wirklich Raum zur Buße fand und ein Kind Gottes wurde, können wir nicht sagen. Wir müssen es der Treue Gottes, welcher will, daß alle Menschen errettet werden (1. Tim. 2,4), überlassen, ob vielleicht der Geist Gottes später noch an diesem Manne gearbeitet hat, um ihn von der Sünde zu überführen (Joh. 16,8).

Ph. W.

 

 

Antwort B

Petrus sagt: „Du hast weder Teil noch Los an dieser Sache“ (V. 21). Dies beAntwortet die Frage. Durch die Verkündigung des Evangeliums wurden Seelen gerettet. Der Heilige Geist wirkte. Gläubige wurden durch den Heiligen Geist gesalbt und versiegelt, aber Simon hatte weder Teil noch Los an der Sache. „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein“ (Röm. 8,9). Man kann glauben - getauft sein - sich zu den Gläubigen halten - vom Geiste reden und doch weder Teil noch Los an der Sache haben!

Aber auch Simon glaubte. Was war das für ein Glaube? Es war die Überzeugung von der Wahrheit der Dinge, aber Gewissen und Herz wurden nicht erreicht. „Dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott“ (V. 21). Von der Höhe seiner eigenen Größe brachte ihn dieser Glaube nicht herunter. - Der Mann, der einst das Volk „außer sich“ (in Staunen) brachte, wurde jetzt selbst durch die großen Wunder „außer sich“ gebracht (V. 13). Es ging ihm wie den Zauberern in Ägypten: er mußte die Macht Gottes

anerkennen! Auf einen Glauben, der durch das Sehen von Zeichen und Wundern bewirkt wird, legt der HErr keinen Wert (Joh. 2,23-25). Wahrer Glaube kommt aus der Predigt (Röm. 10,17), aber nicht aus Worten menschlicher Weisheit und der verstandsmäßigen Überführung. Solche Simons von heute mögen alles glauben, was über Christus gepredigt wird, aber etwas ganz anderes ist es, „an Ihn“ zu glauben. Man mag alles glauben, was in der Bibel steht, aber das ist noch kein Glaube „an den Herrn Jesus“ (Apgesch. 16,31). Wahrer Glaube ist mit Sorge um die Seele - mit Sündenschuld und Sündennot verbunden. Er bewirkt ein Aufdecken des Lebens vor Gott, Buße und einen gebrochenen Willen. Solches sind die Wirkungen des Heiligen Geistes in der Seele, daran hatte Simon weder Teil noch Los. Warum nicht? Sein Herz war nicht aufrichtig vor Gott. Aufrichtigkeit führt zum Bekenntnis von innen heraus, daß man gänzlich verdorben und unrein sei (Mark. 7,21).

Der letzte Mahnruf zur Buße (V. 22) findet keinen Widerhall in Simons Herzen. Gleichwie die Teufel glauben und zittern, so zittert auch er vor dem, was über ihn kommt (V. 24). Aber von einer Betrübnis gottgemäß zur Buße (2. Kor. 7,9) finden wir nichts. Kein Bekenntnis kommt über seine Lippen. Nur ein: „Bittet ihr für mich den HErrn“ mit dem Wunsche, dem Gericht zu entgehen, das ist alles, und damit schließt der Heilige Geist die Geschichte eines Mannes, der weder Teil noch Los an der Sache hatte.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die Kirchengeschichte berichtet von dem späteren Leben Simons nur Trauriges. Und die Schrift spricht nicht davon, ob Simon später noch zur Bekehrung gekommen ist, ja, nicht einmal davon, ob Petrus und Johannes seiner Bitte gemäß für ihn gebetet haben! So kann es auch heute vorkommen, daß unaufrichtige Simonsseelen um Fürbitte bitten und ihnen das Versprechen, für sie zu beten, nicht gegeben werden kann! Das Schweigen der Schrift hinsichtlich des ferneren Lebens dieses Mannes ist eine ernste Mahnung für solche, die sich begnügen mit einem durch äußere Eindrücke hervorgerufenen äußeren Bekenntnis ohne wahres Leben aus Gott, während der Grund dieses traurigen Zustandes Unaufrichtigkeit des Herzens ist! Simons Charakter zeigt deutlich, daß er nicht aus der Wahrheit war (Joh. 18,37) und die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen wollte (2. Thess. 2,10). Nichts macht einen Menschen zum wahren Christen, als der echte Herzensglaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes und Sünderheiland, wie die Schrift uns vielfältig bezeugt. Nichts anderes! Auch nicht der Vollzug der Wassertaufe, die in der Schrift mit dem Glauben verbunden ist (s. z. B. Mark. 16,16). Hierbei ist Irrtum möglich; es kann irrtümlicherweise einer getauft werden, dem's noch nicht in Wahrheit zukam; auch jene „Zerstreuten“ (V. 4), zu denen Philippus gehörte (vgl. V. 1 mit 4 u. 5), konnten sich irren, und auch wir können es. Gott aber irrt Sich nicht! „Der HErr kennt, die Sein sind“ (2. Tim. 2,19). Darum kann man aus dieser Geschichte nicht folgern, daß das Wort des HErrn: „Meine Schafe ... gehen nicht verloren ewiglich“ (Joh. 10,27-29; vgl. Band ll, Fr. 33), hinfällig werden könnte angesichts der anscheinenden Tatsache, daß Simon verloren gegangen sei. Simon war eben, wie obige Antworten an der Hand der Schrift genugsam beweisen (siehe noch V. 23!). kein Kind Gottes, kein Schaf Jesu Christi, ist es auch in keinem Augenblick seines Lebens gewesen, sondern er täuschte nur, durch Satan betrogen, eine Zeitlang sich und andere.

 

Frage 4

Ich bitte um einige Gesichtspunkte über den PhiIipperbrief!

Antwort A

Zunächst möchte ich vorausschicken, daß es immer gut ist, wenn man Briefe und einzelne Bücher im Zusammenhang liest; oft kommt es auch vor, daß durch Einteilungen und Auseinanderreißen mehr verdorben als gutgemacht wird; aus diesen Gründen ist es nicht leicht, in gedrängter Kürze über einen solchen inhaltsreichen Brief eine Übersicht zu geben. - Wir finden im Philipperbrief die Erfahrungen des christlichen Lebens oder auch das himmlische Leben des Christen in dieser Welt. Seinem Inhalt nach ist er einer der Briefe, welche uns am meisten in die Praxis hineinführen, denn er zeigt uns die Hilfsquellen, welche wir für uns auf der Reise durch diese Wüste gebrauchen, und die Beweggründe, die uns im täglichen Leben leiten sollen.

Paulus schreibt ihn aus dem Gefängnis an eine Gemeinde, welche ihm lieb und teuer ist. Seine äußeren Umstände waren Not und Mangel, aber all diese Dinge vermochten die Liebe des Paulus und die Sorge um die Gemeinde nicht zu beeinträchtigen. Das gleiche Verhältnis war bei den Gläubigen zu Philippi, und sie suchten ihre Liebe zu Paulus in der Sendung einer Gabe durch Epaphroditus an ihn zum Ausdruck zu bringen; so strömten beiderseitig die gleichen Gefühle der Liebe einander entgegen.

Zunächst sehen wir Paulus im 1. Kapitel, wie er trotz Gefängnis und Banden voll Danksagung ist, wie er in Fürbitte für die Gemeinde eintritt und sie gleichzeitig darauf hinweist, den Kampf des Glaubens zu führen. Im 2. Kapitel fährt Paulus dann fort, zur Einheit und Demut zu ermahnen und in der Gesinnung Jesu Christi zu wandeln; er zeigt ihnen in dieser Gesinnung die Schönheit des christlichen Lebens und gleichzeitig die Versicherung seiner Liebe. Im 3. Kapitel führt er dann die Gläubigen auf den Pfad der Glaubensenergie mit der Grundlage, festzuhalten an der Gerechtigkeit des Glaubens wider Irrlehren und falsche Apostel, und als Endziel weist er hin auf das himmlische Kleinod, aber auch zugleich auf den praktischen Wandel.

Im 4. Kapitel finden wir wieder Danksagung und Ermahnung und den Apostel in der Kraft seines HErrn, im Triumph des Glaubens, weil er weiß: „Der HErr ist nahe“. Deshalb vermag ihm nichts Besorgnis einzuflößen, und diese Ermahnung gibt er auch den Philippern mit auf den Weg, denn sie dürfen daran festhalten, wenn auch Paulus nicht mehr unter ihnen ist, daß Er, der Gott des Friedens, mit ihnen sein und sie leiten wird.

So zeigt uns dieser Brief, daß der Pfad durch diese Wüste wohl allerlei Leid und Beschwerden für die Gläubigen mit sich bringt, aber das Endziel des Weges ist unsere Errettung auf der Grundlage der Erlösung und unsere Darstellung vor Gott in Herrlichkeit, nachdem wir durch Christus den Sieg über jede Schwierigkeit davongetragen haben. So wie Paulus abwesend ist, aber für die Gemeinde fürbittend einsteht und die Gemeinde den Kampf selbst führen muß, ebenso ist Christus zurzeit abwesend im Himmel, und wir müssen hienieden kämpfen und ausharren, bis daß Er kommt, aber als der ewige Hohepriester steht Er fürbittend für uns vor dem Throne der Gnade. Und wie die Gemeinde zu Philippi nur auf den HErrn angewiesen war, so ist und bleibt Er, der HErr, allein die unerschöpfliche Quelle aller Gnade und Kraft für uns, die nie versagt. So ist dieser Brief ein schönes, praktisches Bild des normalen Zustandes eines Christen in seinem täglichen Wandel dem Ziele

praktisches Bild des normalen Zustandes eines Christen in seinem täglichen Wandel dem Ziele entgegen, nach der himmlischen Ruhe, welche die Erlösung uns bereitet hat.

Dies nur ein knapper Abriß der Fülle dieses Briefes, betreffs auch dessen die Worte Jesu Joh. 5,39 gelten.

Ph. W.

Antwort B

Dieser Brief ist der Ausdruck eines Herzens, für das die Person des Herrn Jesus praktisch alles geworden ist. Im gegenwärtigen Augenblicke geben mir ganz besonders Kap. 1,21; 4,12.13 einen Grundton desselben.

Das Leben ist für mich Christus“ (1,21). Durch den ganzen Brief hindurch läßt sich die „Gesinnung, die auch in Christo Jesu war“ (2,5), beim Schreiber erkennen. Nicht mit apostolischer Autorität tritt er auf, wie z.B. bei den Korinthern, wo es notwendig war, sondern als ein Knecht (1,1; vergl. 2,6.7). Welch eine Lehre der Demut liegt schon darin für die in der Adresse besonders erwähnten Aufseher und Diener! Sehnt er sich nach den Heiligen, so ist es „mit dem Herzen Christi Jesu“ (1,8), Ermunterung ist für ihn „in Christo“, wie auch sein Gruß in Ihm ist (2,1; 4,21); er hofft, vertraut oder erfreut sich im HErrn (2,19.24; 4,10), wie auch Christus das Ziel seines Lebens, sein Reichtum ist (3,7.14), sein persönliches Besitztum ist, „mein HErr“ (3,8). Eine Wolke der Traurigkeit liegt in seinen Worten, wenn er sagt, daß alle das Ihrige suchen, „nicht, was Jesu Christi ist“ (2,21); und einen unaussprechlichen Schmerz empfindet er in seiner Seele angesichts der Tatsache, daß solche sich unbemerkt im Kreise der Heiligen befinden, die mit ihnen keinen Teil haben, wie es einst auch in des HErrn Gegenwart war (3,2.18.19; vergl. Joh. 6,64.70 u. a.). Daß Christus so oder so verkündigt wird, erfüllt sein Herz mit Jubel, obgleich dieses Verkünden von manchem aus Feindschaft und nicht lauter geschehe (1,18). Wir haben eine wahre Abbildung von Gal. 2,20a.

Ich habe gelernt ... ich weiß (4,11.12). Die Erfahrung, das Ergebnis der in der Schule der Gnade (Tit. 2,11) zugebrachten Zeit dringt durch die ganze Schreibweise; „gute Zuversicht“, unerschütterliche Festigkeit (1, 6.19.25) kennzeichnen seine Erklärungen, wie wenn er schon einen Vorschmack ihrer Verwirklichungen genösse (3,21; 4,7.19 u. a.). Welch ein Vorrecht, mit dem Wandel des geliebten Meisters vertraut zu sein. Erniedrigt oder erhöht, beneidet und leidend, hungernd, dürstend oder Überfluß habend hat er doch und beständig den Frieden und die Freude seines HErrn in sich (vergl. Joh. 4,6-8; 12,2; Matth. 4,3.11b; Joh. 17,13; 14,27 mit Phil. 1,29; 2,17; 4,7).

Alles vermag ich in Dem, der mich kräftigt (4,13). Dieses kurze, einfache, aber gewaltige Wort, das uns das Geheimnis der Kraft des Paulus gibt, welche ihn und seinen Gefährten Silas imstande hielt, Gott lobzusingen, schon als sie einst im Kerker der Stadt Philippi lagen (Apgesch. 16), lautet wie ein Triumphgeschrei. Die Banden konnten ihn nicht verhindern, dem Ziele nachzujagen, und die Anstrengungen seiner Widersacher (1,17) dienen dazu, daß er in nichts zuschanden wird (1,20; vergl. 1. Kor. 15,58; 2. Kor. 10,4-6).

Wir begreifen, daß nicht die Anmaßung ihn treibt, sich als Vorbild zu geben, von sich zu reden; denn alles, was er sagt, wozu er ermahnt oder ermuntert, ist in ihm sichtbar, hervorgerufen durch Den, der sein Herz erfüllte und der ihm immer vor Augen stand.

der sein Herz erfüllte und der ihm immer vor Augen stand.

Sollten wir nicht beim Anschauen des Zieles unseres auferstandenen HErrn durch die Kraft Seiner Auferstehung wie Sein Knecht Paulus hingerissen werden, Ihm nachzujagen, statt uns oft murrend, zagend hin und her zu schleppen?! Laßt uns als maßgebende Vorbilder in der Nachfolge Jesu solche wählen, wie Paulus ist, und andere, die die Schrift uns zeigt, anstatt solche, welche wir wohl bewundern möchten, ohne zu sehen, ob Phil. 3,17b erfüllt wird?! Gilt nicht oft das Beispiel eines Paulus, eines Timotheus usw. als veraltet in unserem Denken? Sehen wir wohl zu. Manche Unfruchtbarkeit unserer aufrichtigen Bemühungen in Seinem Werke wird einst droben bei der Beurteilung derselben vielleicht darin ihre Erklärung finden, daß wir nicht solche als Vorbilder genommen hatten, deren Wandel Gott in Seinem Worte anerkannt hat, statt deren aber andere, deren Wandel wohl uns gut geschienen hatte, die aber nicht nach 2. Tim. 2,5 „gesetzmäßig kämpften“ (1. Kor. 3,12-15; 9,24).

Möchten wir, die Kinder Gottes, alle Gnade haben, um in allem das „Wort des Lebens“, die Person des Herrn Jesus „darzustellen“ Phil. 2,16.

R. W. D.

Antwort C

In verschiedenen Weisen und von verschiedenen Gesichtspunkten aus kann der Brief überblickt werden. Ich möchte einige von anderen gegebene Überblicke frei wieder geben und anderes hinzufügen.

Der Inhalt des Briefes ist Christus, die alles bewegende Kraft in dem Leben des Christen, welcher „auferzogen ist durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre“ (1. Tim. 4,6). Die Umstände, in welchen sich der Apostel befand, stehen ganz im Gegensatz zu dem Ton der Freude, der durch den ganzen Brief klingt. Den Umständen nach elend - ein Gefangener des grausamen Nero; dem inneren Leben nach ein Triumphierender voller Freude. Das Leben des Gläubigen, dessen Wandel im Himmel ist, wird nicht bestimmt durch das, was um ihn ist, sondern durch das, was in ihm ist und worin seine Seele lebt. (Wie es überhaupt in dem Philipperbrief mehr das Werk in uns als das Werk für uns ist [1,6].) Die Dinge der Leiden und Traurigkeit werden mit dem Jubelton der Freude in jedem Kapitel gefunden.

Ein bekannter Gesichtspunkt ist:

Kap. 1: Christus, unser Leben (1,21). - Kap.2: Christus, unser Vorbild (2,5). - Kap. 3: Christus, unser Ziel (3,8). - Kap. 4: Christus, unsere Kraft (4,13).

Ein anderer:

Christus befreit uns von den entmutigenden Umständen (Kap. 1,12-18). von dem eigenen Willen (2, 2-4 und 12ff.), von der Herrlichkeit und Güte des Menschen im Fleische (3,3-7), von der Sorge (4,6 und 11-13).

Ein Überblickspunkt ist, soweit ich sehe, im 3. Kapitel: „Unser Wandel ist im Himmel.“ Kap. 3,20 zeigt uns Gläubige, deren Bürgertum im Himmel ist, d. h. Menschen auf der Erde, die dem Himmel

angehören. Das Leben solcher wird gesehen in Paulus im 1. Kapitel. In Timotheus und Epaphroditus im 2. Kapitel. Weiter in Paulus im 3. Kapitel und in den Philippern im 4. Kapitel.

Paulus in Kap. 1. Sein Leben ist Christus, und dies Leben ist mit dem Evangelium verbunden. Es wird Kap. 1,27 das Evangelium des Christus genannt. Herz und Seele ist auf die „Forderung des Evangeliums“ gerichtet - selbst wenn auch er beiseite gesetzt wird. „Christus gepredigt“, „Christus verkündigt“ (V. 15 und 17). Sein Wunsch ist ein „Wandel, würdig des Evangeliums“ (V. 27). Das Leben des im Himmel wandelnden Menschen ist mit dem Evangelium Christi verbunden.

Timotheus und Epaphroditus in Kap. 2. Christus das Vorbild in der Selbsthingabe und Niedrigkeit. Timotheus, der sich selbst vergaß in der Sorge für Christi Gemeinde, für die Gläubigen in Philippi, für das, was sie betraf. Es ist so natürlich, für uns selbst zu sorgen, aber nicht für andere, bis das Leben für uns Christus wird und Seine Gesinnung unser Herz füllt (2,4.5). - (Timotheus ist der Abgesandte des Apostels an die Philipper. Epaphroditus war der Abgesandte der Philipper an Paulus, ihm das für seine Notdurft Gesammelte zu überbringen. Beide werden jetzt von Paulus an die Philipper gesandt.)

In Epaphroditus sehen wir die selbstlose Liebe, die beim Mangel die eigene Person für den Dienst der Gemeinde hingibt. Es fehlte an dem Manne, der das Opfer, Gott wohlgefällig, Paulus überbringt. Die „Gelegenheit“ der Übermittelung hatten sie nicht (4,10). Hier war ein Mangel, eine Lücke, ein fehlendes Glied in der Kette. In diese Lücke tritt er ein. Ein Lückenfüller im Werk des HErrn. Wie selten sind solche. „Um des Werkes willen“ kam er dem Tode nahe. In schwerer Krankheit sucht man Mitgefühl. Aber bei Epaphroditus ist es umgekehrt. Sein Leiden ist ihm nicht zu schwer. Sein Kummer ist, daß andere um ihn bekümmert sind (V. 26). Welch Bild des Meisters! Das Leben des im Himmel wandelnden Menschen ist mit der Gemeinde Christi verbunden.

In Paulus, Kap. 3, sehen wir den persönlichen Pfad solcher, deren Bürgertum im Himmel ist. Sie sind nicht mehr „Bürger“ dieses Landes, sondern einer anderen Welt. Himmlische Menschen, noch in der Welt, aber nicht von der Welt. Ihr Verkehr, ihr Interesse, ihre Gedanken, ihr Herz, ihr ganzes Sein ist dort. Ihr Anziehungspunkt - der Magnet - ist Christus in der Herrlichkeit, der sie „ergriffen“ hat (V. 12). So wie der Magnet das ihm Verwandte anzieht und alles andere abfallen läßt, so fällt alles, was nicht mit Christo übereinstimmt, zurück. Es ist Sand der Erde - „Verlust und Dreck“. Es sind Hindernisse in der „Erkenntnis Christi“ (V. 8). Auf das Auge, welches in das Licht der Sonne geblickt hat, können andere Dinge keinen Eindruck mehr machen. So hatte Paulus Christus in Seiner Herrlichkeit gesehen, und er verlor sein Augenlicht für die Herrlichkeit der Welt. Sein natürliches Auge empfing er wieder, aber es blieb geblendet für alles, was nicht Christus war. Nachdem er Ihn erblickt hatte, füllte nur eins sein Herz: Ihn zu erreichen, Ihm gleichgestaltet zu werden. (Hienieden Seinem Tode und droben dem Leibe Seiner Herrlichkeit, V. 10 und 21.) Christen, deren Bürgertum im Himmel ist, bewegen sich hienieden schon in dem Lichte der Herrlichkeit des „Tages Christi“. Auf ihrem Pfade leuchtet schon das Licht jenes Tages voraus (Kap. 1,6.10; 2,15.16). In Paulus haben wir das Bild solcher. Er sagt: „Seid meine Nachahmer“ (3,17). Christen, deren Wandel im Himmel ist, haben Christus in der Herrlichkeit vor ihrem Auge.

In den Philippern, Kap. 4, sehen wir den gemeinsamen Pfad solcher, deren Bürgertum im Himmel ist. Sie hatten Gemeinschaft mit Paulus an dem Evangelium (Kap. 1,3-11 und 4,10-20). Sie nahmen Anteil an der Arbeit im Werke des HErrn. Vom „ersten Tage an“

geschah es, aber der Apostel freute sich, eine Neubelebung darin bei ihnen festzustellen (4,10). Sie hatten ihn nicht vergessen wie andere, die der HErr durch ihn gesegnet hatte. Er wußte sich in bezug auf seine Bedürfnisse von ihnen unabhängig und allein abhängig von Gott; der Philipper Sache war es, zu tun, was „wohlgetan“ war, und „Frucht“ der Gerechtigkeit zu bringen auf den Tag Christi. Er sieht ihre Anteilnahme an seinem Dienst im Lichte jenes Tages. Um ihretwillen schaute er danach aus und suchte die Frucht, die auf ihre Rechnung kam (V. 17.18). Sehen wir das Geben und Empfangen in diesem Lichte?

Wieviel Lohn wird an jenem Tage fehlen, wenn ein treuer Knecht des HErrn, ein Paulus, bei seinem Dienst von „Mangel“ und „Notdurft“ reden mußte! -

Christen, deren Wandel im Himmel ist, haben Gemeinschaft mit dem Zeugnis Gottes, und sie bringen das Opfer „duftenden Wohlgeruches“, „angenehm“, „Gott wohlgefällig“.

Wir fühlen, so sollte es sein. Hier aber sehen wir Menschen, bei denen es so war. Warum so viel Schwäche bei uns? Oft, weil wir uns noch nicht selbst aufgegeben haben. Wir sind noch etwas in unseren Augen und verbinden noch eine gewisse Wichtigkeit mit uns selbst. „Ich habe gelernt“ ist ein großes Wort. Wie langsam sind wir, zu lernen, daß wir „nichts“ sind. Dies ist der Augenblick, wo Christus unser Auge füllt. Dann vermögen weder Satan noch Böses, noch Schwierigkeiten und Sorgen uns die „Freude“ zu nehmen. Wir vertrauen Ihm. Unsere Freude ist nicht im Bruder, nicht in der Arbeit (diese mögen uns genommen werden), sondern in Ihm. Und Er bleibt. Und mit Ihm auch die Freude mitten in der Trübsalswelle. -

Weiter können wir den Philipperbrief ansehen als „einen Blick auf die Gemeinde während der Abwesenheit des Apostels“.

Gefahren: Kap. 1. Die Predigt des Evangeliums aus Neid und Streit (1,15). Kap. 2. Die Ehr- und Parteisucht, das Murren (2,3.14). Kap. 3. Das Vertrauen auf Fleisch und die Feinde des Kreuzes Christi (3,3.4 und 3,18.19). Kap. 4. Die Uneinigkeit im Dienst und der Arbeit für den HErrn (4,2).

Bewahrung: Kap. 1. Der Blick auf Christus und den Tag Christi (1,18 und 1,6.11). Kap. 2. Der Blick auf den Sich Selbst erniedrigenden Christus (2,7.8). Kap. 3. Der Blick auf das Ziel, auf den erhöhten und verherrlichten Christus (3,14). Kap. 4. Der Blick auf das Buch des Lebens und die Nähe des HErrn (4,3-9).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir preisen den HErrn für die vielen und köstlichen Gesichtspunkte, die uns in diesen drei Antworten enthüllt sind.

Da nur noch wenig Raum ist und ja auch schon so vieles gesagt ist, so beschränken wir uns auf ein paar ganz schlichte Winke! - In diesem Brief fehlen die Worte „Sünde“, „Satan“ (und „Welt“)! - Weiter: Auf die Gesinnung Jesu Christi ist schon hingewiesen, aber nicht darauf, wie oft das Wort „gesinnt sein“ („Gesinnung“) vorkommt. Darum hier die Stellen zum Weitersinnen darüber (wir führen sie nach dem Urtext an): 1,7 (Elb. „denke“); 2,2.5 (vergl. V. 20, wo im Urtext ein anderes Wort steht); 3,15 (zweimal).19; 4,10 (vergl. V. 7). - Dann fallen in diesem Brief die mannigfachen

Ausdrücke der Liebe in der Anrede (und in Beiworten) auf, z. B. 4,1 und 2,25. Wieviel können wir daraus für unseren Verkehr im Geschwisterkreis lernen, die wir oft so kalt und liebeleer zueinander sind! - Wer noch nicht weiß, was Freude ist, der kann es aus diesem Brief lernen, in dem die Worte „Freude“ usw. so überaus häufig und in mancherlei Beziehungen vorkommen! - Doch genug mit diesen kurzen Hinweisen! Möge jeder Leser an der Hand obiger Antworten und auch selbständig den köstlichen Philipperbrief, den Brief des praktischen Wandels derer, deren Bürgertum in den Himmeln (3,20) und deren Leben Christus ist (1,21), weiter durchforschen - gewiß werden noch manche neue Gesichtspunkte gefunden werden „nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christo Jesu“! (4,19.)

Die „Persönlichen Worte“ kommen von nun an wieder, wie im Jahrgang 1913, auf den Umschlag! Der Herausgeber.

Geleitswort an den Leser:

Die heilbringende Gnade Gottes ist erschienen allen Menschen, und unterweist (ergeht) uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, erwartend die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesu Christi, der Sich Selbst für uns hingegeben hat, auf daß Er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und reinigte Sich Selbst ein Eigentums-Volk, eifrig in guten Werken.“ Titus 2,11-14.

 

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 5

Welche besondere Bedeutung hat es, daß der Priester im Alten Bunde einen Farren ohne Fehl (3. Mose 4,3). die ganze Gemeinde einen Farren (V. 14), ein Fürst einen Ziegenbock (V. 23), jemand aus dem Volk eine Ziege (V. 28) bezw. ein Schaf (V. 32) als Sündopfer dem Jehova darbringen sollte?

Antwort A

Der gesalbte Priester (V. 3) ist der Hohepriester, der Vertreter des Volkes. Seine Sünde wiegt als die des Vertreters des Volkes ebenso schwer, als wenn das ganze Volk mit ihm oder ohne ihn sündigte. Darum mußte beider Sundopfer das gleiche sein und gleich behandelt werden. Das Volk ist ja nach 2. Mose 19,6 „ein priesterlich Volk, ein heiliges Volk“ und gilt vor Gott als das, was der gesalbte Hohepriester galt. Beider Sünde war von weittragendster Bedeutung. Darum auch der Unterschied zwischen der Handlung V. 5b-6 und 16-17 einerseits und V. 24 bis 25 und 29-30 andererseits. Das Blut ihrer Opfer mußte bis vor den Vorhang gebracht und dieser siebenmal besprengt werden.

Da die Sünde eines Fürsten auch von weittragenderer Bedeutung war als die eines einfachen Israeliten, aber nicht von so weittragender als des Hohenpriesters, so mußte sein Opfer ein großeres

sein als das des einfachen Bürgers. Ie einflußreicher die Stellung eines Menschen, desto schwerer wiegt seine Sünde, desto tiefer muß seine Buße sein, noch heute. Das wollen wir uns ja merken. Hat Gott einen auf einen Posten gestellt, da viele auf ihn sehen und sich nach ihm richten, so wiegt seine Sünde viel schwer; das ist klar.

K. E.

Anmerkung des Herausgebers

Der Einsender dieser Frage (sowie von Fr. 7) ist, soweit wir wissen, im Felde gefallen, also schon beim HErrn. - Es handelt sich im 4. Kapitel des 3. Buches Mose nach unserer Erkenntnis einerseits um die Wiederherstellung des Juden Jehova gegenüber, andererseits aber um die persönliche VerAntwortlichkeit zueinander, wie Antwort A auch klar zeigt. Geopfert mußte werden, es mußte ein blutiges Opfer (Leben für Leben!) dargebracht werden, wenn Vergebung erlangt werden sollte. Im Blick auf das einstige Opfer Christi konnte Jehova vergeben (vgl. hierzu Band ll, Fr. 41!). Also Jehova gegenüber - ein Opfer; aber i!n Blick auf die persönliche VerAntwortlichkeit des einzelnen wie der ganzen Gemeinde - ein entsprechend größeres oder kleineres Opfer; das war die Verordnung des Sündopfers.

Wunderbare Vorsorge unseres Gottes für jeden Sündenfall einer jeden Person im Alten Bund! Aber auch wie ernst dies alles! Wie sollten wir anbetend uns beugen im Hinblick auf das einzigartige Opfer von Golgatha, durch das wir ein für allemal vollkommen gemacht sind (Hebr. 10,14), und nunmehr nicht nötig haben, noch großere oder kleinere Opfer darzubringen (Hebr. 10,18).

Daß aber die Frage der persönlichen VerAntwortlichkeit gemäß der Stellung eines einzelnen innerhalb des Hauses Gottes (der Gemeinde, 1. Tim. 3,15) auch heute von großer Wichtigkeit ist, zeigt uns u. a. 1. Tim. 5,19-21! Von hier aus fällt auch einiges Licht auf die ernste Tatsache, daß der Apostel Paulus dem Apostel Petrus entgegentreten mußte, und zwar öffentlich, wegen einer offenbaren Heuchelei desselben, und daß dies Fallen uns offen im inspirierten Wort Gottes berichtet wird (Gal. 2,11-14). 1lnd sicherlich hat Petrus sich auch vor denen, denen er (der Apostel) durch sein unrechtes Verhalten geschadet hatte, offen gebeugt. Wäre es nicht so, wie hätte dann Petrus später mit Freimütigkeit seine Briefe schreiben kennen, in deren zweitem er Kap. 3,15 redet von „unserem geliebten Bruder Paulus“?!

Frage 6

Was sind: „das Reich Gottes“ (vergl. u. a. Matth. 6,33; 19,24; Mark. 4,30; Joh. 3,5; Apgesch. 14,22 u. a.); „das Reich der Himmel“ (Matth. 5,19; 13,24 u. a.); das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi“ (2. Petri 1,11; vergL Eph.5,5); „das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ (Kol. 1,13) usw., und wie ist deren Beziehung zu der Versammlung (Gemeinde)?

Antwort A

Eigentlich läßt sich obige Frage in einem so engen Nahmen, wie er in der „Handreichung“ zur Verfügung steht, nicht erschöpfend beAntworten. Es soll deshalb in etwas gedrängter Form geschehen.

geschehen.

In Mark. 1,15 tritt der Herr Jesus mit den Worten auf den Schauplatz: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen.“ In diesen kurzen Worten saßt der Herr Jesus Seine Sendung und den Anfang des Reiches, das mit dem Eintritt Seiner Person angebrochen war, zusammen. Dieses Reich Gottes war mit dem Herrn Jesus in Erscheinung getreten. Die Juden glaubten fälschlicherweise, daß sie durch die äußere Zugehörigkeit zum Volke Gottes auch das Reich Gottes darstellten. Wir sehen aber, wie der Herr Jesus Sich mit der Predigt des Evangeliums vom Reiche beschäftigt und nicht länger Frucht in Seinem Weinberg (Israel) sucht. In Mark. 4,11 hebt der HErr den Unterschied zwischen den Juden und Seinen Jüngern hervor; Er sagt: „Euch- ist gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu wissen; jenen aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen.“ Sein ganzer Dienst wird uns in Matth. 4,23 geschildert und die Macht, welche die Verkündigung dieses Reiches begleitete, ferner wird der Charakter dieses Reiches und derer, die daran teilhaben sollten, in Matth. 5-7 gezeigt. So war der HErr gekommen wie ein Sproß aus dürrem Erdreich (Jes. 53,2), aber als Gegenstand unumschränkter Gnade und als Erretter und Heiland. Der eine Engel verkündigt die Verheißung an Israel, und der Chor feiert die ganze Tragweite des Ereignisses für alle Menschen (Luk. 2,10.14). So trat das Reich Gottes in die Erscheinung.

Dieses Reich Gottes hätte nun im Anschluß an Israel seinen Fortgang nehmen sollen. Jesus Selbst und Seine Jünger predigten das Reich. Aber Er, der Sohn Gottes, wurde verworfen, und an Stelle dieses messianischen Reiches, in welchem Christus hier geherrscht haben würde und alle Bürger Ihm gehuldigt hätten, trat „das Reich der Himmel“. Dieses ist ein Reich, das vom Himmel aus gegründet und nach göttlichen (himmlischen) Grundsätzen regiert werden sollte (vergl. Dan. 7,22.27). Die Bergpredigt entwickelt die Grundsätze des Reiches, setzt aber die Verwerfung des Königs voraus, daher in der Bergpredigt die Beschreibung dessen, was dem Reiche der Himmel angemessen war und selbst die Zusicherung einer Belohnung im Himmel für die, welche auf Erden um Seinetwillen leiden würden. Der Herr Jesus kam, um das Leben Israels zu retten, und wo inmitten der Ihn umgebenden Menge Glauben war, da war auch Heilung. So ging der HErr Seinen Weg. Er offenbart den Vater, wie wir Matth. 11 sehen, in Matth. 12 enthüllt Er das Gericht und die Verwerfung Israels. Kapitel 13 zeigt Ihn uns als den Säemann und wie Er nicht länger Frucht an Seinem Weinstock Israel sucht. Hier sehen wir gleichzeitig die jetzige Form des Reiches der Himmel, von hier aus kann man das Reich der Himmel in zwei Teilen sehen, in dem Reich des Sohnes des Menschen und dem Reich des Vaters. In den Gegenständen des Gerichts in dem, was Christus unterworfen ist, und in einem Platz gleich dem Seinigen vor dem Vater für die Söhne. Trotzdem nun die Juden und die gottfeindliche Welt den Sohn Gottes ablehnten, ging ein treuer Überrest mit dem HErrn den Weg der Verwerfung. Matth. 16,4 sehen wir, wie Er die Juden verläßt. Hier fragt Er nun Seme Jünger nach dem Urteil über Seine Person, und wir haben das Zeugnis Gottes durch den Mund des Petrus, und damit wird ein Neues angekündigt: die Gründung Seiner Gemeinde (oder Versammlung). Auf das herrliche Bekenntnis und auf die wunderbare Erkenntnis. daß es etliche gab, die erkannt hatten, daß Er (Christus) der Sohn des lebendigen Gottes sei, will Christus Seine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen. Also ist das Reich der Himmel nicht die Versammlung oder Gemeinde, sondern ein Reich, das auf Erden vom Himmel aus gegründet und nach göttlichen Grundsätzen regiert werden sollte, wie es dem Volke Israel auf Erden verheißen war, in dem der Messias als König regieren sollte. Dieses Reich sollte ein Reich des Friedens und des Segens und der Herrlichkeit sein (Jes. 2,1-4). Die Zeit der Erfüllung wurde von Johannes dem Täufer

verkündigt. Er kündigte den Messias an (Matth. 3,2): „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“

Später verkündigt der Herr Jesus in der Bergpredigt die Grundsätze dieses Reiches und die Kennzeichen derer, die in dasselbe eingehen. Nach Jesu Verwerfung trat nun dieses Reich in anderer Form in Erscheinung. Petrus, der die Schlüssel des Reiches erhielt, Matth. 16,19, nicht wie fälschlich immer gesagt wird, die Schlüssel des Himmels, öffnete das Reich zuerst für die Juden zu Pfingsten (Apgesch. 2), später für die Heiden (Apgesch. 10). So sehen wir, daß dieses Reich auf Erden und nur für die Erde ist, und der HErr bestätigt im Himmel, was Petrus auf Erden in Seinem Auftrag für die Erde tat. Hieraus ergibt sich also, daß das Reich der Himmel bis zur Ankunft des HErrn auf Erden immer der Vermischung ausgesetzt sein wird (vergl. Matth. 13), und zur Zeit der Ernte, also gegen Ende dieser Haushaltung und der darauffolgenden Drangsalszeit, wird das Unkraut zusammengelesen in Bündel und auf der Erde aufbewahrt. der Weizen (die Versammlung, Gemeinde), die wahren Söhne des Neiches dagegen werden aufgenommen. Später bei der Ankunft des HErrn vor dem Reiche, werden die Bösen vertilgt. Durch Gerichte wird die Erde (besonders Israel) gereinigt, ehe das Reich kommt, in welchem der Herr Jesus König sein wird (vergl. Jes. 26,9; Psalm 96,13). So sehen wir, daß die Gemeinde zwar im Reiche der Himmel, aber nicht das Reich der Himmel ist. In der Zeit der Verwerfung Christi, in welcher das Reich der Himmel hier besteht, baut nun Gott die Gemeinde aus lebendigen Steinen auf den erwählten Felsen, den Grund- und Eckstein, Jesus Christus. Diese Gemeinde ist himmlisch in ihrer Stellung und Hoffnung, und wenn sie vollendet ist. nimmt der HErr sie heim in den Himmel (Joh. 14,3; 1. Thess. 4,17). Hier auf Erden aber wird der HErr dann Israel wieder beleben und sammeln; es ist dies die Antwort Auf die Frage der Jünger in Apgesch. 1,6: „HErr, stellst Du dem Israel rn dieser Zeit das Reich wieder her?“; das ursprünglich gewollte messianische Reich wird dann aufgerichtet, aber diesmal nicht bloß in irdischer, sondern mit himmlischer Herrlichkeit, denn auch Israels Reich hat durchs das Kreuz an Glanz und Herrlichkeit gewonnen. Wir sehen demnach eine neue Gestaltung des Reiches der Himmel, welche mit der Ausgießung des Heiligen Geistes ihren Anfang nahm und mit der Aufnahme der Gemeinde in den Himmel ihr Ende findet. Alsdann beginnt, wie schon geschildert, abermals eine neue Form des Reiches der Himmel, eine Fortsetzung des abgebrochenen Fadens, nämlich das Tausendjährige Reich.

Für uns als wartende Gemeinde gilt es, den Grundsätzen des Reiches der Himmel. in welches wir durch Christus versetzt sind, entsprechend zu wandeln, und deshalb greift Petrus in seinen Briefen diesen Faden wieder auf. Er verweist die Gläubigen darauf, allen Fleiß anzuwenden und ihren Beruf und ihre Erwählung fest zu machen, und ein reichlicher Eingang in das ewige Reich unseres Heilandes wird unser Teil sein (2. Petri 1,11). Hier sehen wir den Geist des Apostels mit der Negierung Gottes beschäftigt, er wendet dieselbe an auf die Handlungen Gottes mit den Gläubigen. Wandeln wir m den Wegen Gottes, so haben wir teil an diesem Reiche, indem wir in dasselbe mit Gewißheit und ohne Schwierigkeit eintreten. Petrus erinnert sich bei diesem Gedanken an das ewige Reich sicher an den Vorgang auf dem Berge der Verklärung, denn in Kapitel 1,16 seines zweitem Briefes sagt er: „Wir sind nicht künstlich erdichteten Fabeln gefolgt, als wir euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesu Christi kundtaten, sondern als die da Augenzeugen Seiner Majestät gewesen sind.“

Er hatte sozusagen die Grundlagen dieses ewigen Reiches unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi auf dem Berge der Verklärung gesehen, und wir sehen in diesem ewigen Reiche die Regierung Gottes in Verbindung mit der Treue der Gläubigen, daraus uns ein reichlicher Eingang in das ewige Reich dargereicht wird und wir nicht straucheln. Das große Ergebnis dieser Negierung wird

Reich dargereicht wird und wir nicht straucheln. Das große Ergebnis dieser Negierung wird vollständig geoffenbart werden in der Errichtung des Reiches, dessen Herrlichkeit die drei Apostel auf dem Berge der Verklärung gesehen hatten. Wenn uns Petrus mehr das große Ergebnis der Negierungswege Gottes vor Augen geführt hat, so zeigt uns die mit in Frage kommende Stelle Eph. 5,5, wie wir in der Stellung als geliebte Kinder die Wege Gottes, unseres Vaters, offenbaren sollen. Bei Paulus, der hier auf die Einzelheiten eingeht, finden wir die Charakterzüge des neuen Menschen: Wahrhaftigkeit, Nichtvorhandensein von Haß, Zorn usw. Es ist dies der Zustand, der uns befähigt, unseren Platz mit Christus in den himmlochen Örtern einzunehmen, die Fähigkeit, dieses Erbe, das uns in Ihm beigelegt ist, anzutreten. So sehen wir den Gläubigen errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1,13); es ist dies ein Wirken der Macht Gottes, welcher mit uns handelt nach Seiner Gnade und der uns durch eine Tat Seiner Macht in eine ganz neue Stellung und Beziehung zu Sich Selbst bringt.

„Das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ erinnert uns an Eph. 1,4.5, nur mit dem Unterschied, daß uns im Epheserbrief gezeigt wird, was wir vor Gott sind, und im Kolosserbrief ist der Mensch der Gegenstand der Gnade. Das Mittel, dessen sich der Geist bedient, um das Werk der Gnade an den Kolossern zu vollbringen, ist die Entsaltung der Herrlichkeit des HErrn, des Sohnes Seiner Liebe. Hier wird nun das Reich „das Reich des Sohnes“ genannt, und jedenfalls nur, um Seine Person als Mittelpunkt von allem darzustellen und uns einen Maßstab für die Größe der Segnungen zu geben. Es ist wirklich Sein Reich, und damit wir das Wesen dieses Reiches, das es jetzt für uns hat, und unser nahes Verhältnis zu Gott als solche, die daran teilhaben, fassen sollen, wird es „das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ genannt. Es ist die gegenwärtige Grundlage und das Wesensmerkmal des Verhältnisses, in welchem diejenigen, die wahrhaft in und von diesem Reiche sind, zu Gott stehen. Als das Reich des Sohnes des Menschen ist es Seine zukünftige Offenbarung in Herrlichkeit und Herrschaft. - Wir sehen aus allem diesen, daß es sich um verschiedene Haushaltungen und Verwaltungswege Gottes bei diesen einzelnen Reichsunterscheidungen handelt. und daß die Stellung der Gemeinde dazu auch eine verschiedene ist. Aber bei allem ist Jesus Christus Anfang, Mittelpunkt und Ende!

Ph. W.

Antwort B

Wie schon aus der Frage ersichtlich, wird von dem Reiche in der Schrift in verschiedener Weise geredet, sowohl als zukünftig wie als gegenwärtig, sowohl in Macht und Herrlichkeit sichtbar als auch verborgen, nur dem Glauben erkennbar.

Wenn wir von dem Reiche reden, steht gewöhnlich die zukünftige, die Herrlichkeitsgestalt des Reiches vor unserem Auge. Das Reich, welches an einem zukünftigen Tage in Macht und Herrlichkeit aufgerichtet werden wird. Das Reich, von dem die Propheten in so feuriger Sprache geschrieben haben. Jene Zeit, in welcher Christus herrschen und regieren wird.

Aber außer dieser von altersher bezeugten Herrlichkeitsgestalt finden wir in der Schrift auch das Reich im Geheimnis. Eine Form, eine Gestalt, die das Reich annimmt infolge der Verwerfung des Königs. Diese war neu. Von dieser redet das Alte Testament nicht. Der HErr spricht zum ersten Male davon in Matth. 13. Nachdem Er Seine Jünger so mit ganz neuen Gedanken betreffs Seines Reiches

bekannt gemacht hatte, sagt Er, daß der im Reiche der Himmel Unterrichtete aus seinem Schatze Neues und Altes hervorbringt. (Das Alte wird durch das Neue nicht aufgehoben, sondern zu seiner Zeit erfüllt werden.)

Viele Gleichnisse in Matthäus (besonders Kap. 13) sind Bilder von dem Reiche in dieser neuen Gestalt. Seinen Jüngern ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen (Matth. 13,11). Das Reich in dieser gegenwärtigen Form ist nur für die Jünger, also nur dem Glauben, erkennbar. Die Gleichnisse zeigen uns das Reich in der Zeit, in der Er, als König verworfen, die Erde verlassen hat und in den Himmel gegangen ist. Das Reich in dem Charakter als Reich der Himmel umfaßt diese Zeitperiode. Diese Periode, in welcher der König Seinen Sitz im Himmel hat und die Erde nicht vom Throne Davids, sondern vom Himmel aus regiert wird. Der uns etwas schwere Ausdruck „Reich der Himmel“ war für die Juden jener Tage durchaus nicht schwer, sie waren vertraut damit, daß die „Himmel herrschen“ (Dan. 4,26).

Der König war gekommen und bereit, das Reich aufzurichten, aber das Volk war nicht bereit, auf dem gottgegebenen Wege der Buße und Neugeburt in das Reich einzugehen. Es verwarf den König. Von der Erde als König verworfen, wurde Er im Himmel empfangen und mit „Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Hebr. 2,9). Sein Reich trägt heute sichtbar nicht das Bild Seiner Herrschaft, sondern Seiner Verwerfung. Wenn der König vom Himmel kommt, endet das Reich in dem Charakter als „Reich der Himmel“ und geht über in das Reich des „Sohnes des Menschen“ („Sein“ Reich, Matth. 13,41). (Beachten Sie in diesem wunderbaren 13. Kapitel die drei Seiten des Reiches: Reich der Himmel - Reich des Sohnes des Menschen - Reich des Vaters, V. 43!) Der Titel „Sohn des Menschen“ zeigte Seine Erniedrigung und Verwerfung. Und Gott beschloß, Ihm in diesem Titel alles zu Füßen zu legen. Der Gesalbte (Christus) litt als der Sohn des Menschen - aber als solcher wird Er das Reich aufrichten. Als Messias stand Er zunächst nur mit Israel in Verbindung - aber als Sohn des Menschen tritt Er die ganze Herrschaft über alles an (hier ist ein Grund, warum der HErr Seinen Jüngern nicht erlaubte, von Ihm als Christus zu reden, sondern als Sohn des Menschen, der leiden muß).1

1

Vergl. Frage 7! Der Herausgeber.

Wenn vom „Reiche der Himmel“ und vom „Reiche Gottes“ geredet wird, so haben wir nicht an verschiedene Reiche zu denken. Wenn wir vom Russischen Reich und dem Reiche des Zaren reden, so denken wir nicht an verschiedene Reiche, sondern sprechen von demselben Reiche, aber in verschiedenen Beziehungen. So auch mit dem „Reiche der Himmel“ und dem „Reiche Gottes“, nur daß das „Reich Gottes“ ein viel weiter gehender Begriff ist als das „Reich der Himmel“, welches nur eine bestimmte Zeitperiode umfaßt und gleichsam in das „Reich Gottes“ eingeschlossen ist; so daß dieselben Gleichnisse sowohl Gleichnisse des „Reiches Gottes“ als auch des „Reiches der Himmel“ genannt werden (Matth. 13,31; Mark. 4,30 u. a. m.; Matth. 3,2; Mark. 1,15). Andererseits müssen beide unterschieden werden. Man fühlt förmlich die Verschiedenheit, wenn man z. B. sagen wollte: „Trachtet am ersten nach dem - Reiche der Himmel - nein - nach dem Reiche Gottes!“

Das Reich Gottes war mitten unter ihnen (Luk.17,21 wörtlich), indem der König des Reiches da war. In Ihm wurde tatsächlich das Reich Gottes gesehen mit allem, was es in sich schloß: Gerechtigkeit, Friede, Freude!

Das Evangelium der Gnade ist heute durchaus nicht ohne Beziehung zum Reiche Gottes. Die Predigt des „Reiches Gottes“ (Apgesch. 20,25; 28,31 u. a. m.) ist die Verkündigung, daß Gott in Gnade regiert, daß die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit (Röm. 5,21). Diese Herrschaft der Gnade

offenbart sich in der Vergebung der Sünden. Es ist das Zeugnis des Heiligen Geistes, daß der Sünder aus dem Reiche und der Gewalt Satans heraus und in das Reich Gottes, in das Gebiet Seiner Gnade hineingerettet werden kann (Röm. 14,17; 1. Kor. 4,20).

Der Gerettete ist versetzt aus der Gewalt der Finsternis in das Reich ... (Kol. 1,13). Er hat das eine Machtgebiet verlassen und ist in ein anderes Machtgebiet geführt - in das Reich der Liebe, wo der Sohn der Liebe des Vaters herrscht. Das Reich ist nicht nur Herrschaft, sondern auch Schutz für den Reichsangehörigen. Als noch in dem Leibe, befinden wir uns in dem Gebiete, wo die Gewalt der Finsternis ist, aber wir sind nicht mehr unter der Herrschaft Satans. Zwar noch in seinem Gebiet, aber nicht mehr unter seiner Macht. Wir gehen hier hindurch, des HErrn Macht deckt uns, und Gerechtigkeit, Friede und Freude ist unser Teil.

Der HErr spricht von dem gleichzeitigen Nebeneinanderstehen dieser beiden Machtsphären - dieser beiden Reiche - in Matth. 12. Er spricht im 26. Vers von „seinem“ (Satans) Reich und im 28. Vers von Gottes Reich. Der HErr beweist das Vorhandensein, das Dasein des Reiches Gottes durch die Gegenwart des Heiligen Geistes, Matth. 12,28 (in Seiner, Jesu, Person). Und dies gibt uns auch Licht über die Beziehung der Gemeinde zum Reiche. Das Reich ist nicht Gemeinde, und die Gemeinde nicht das Reich, und doch gehört der Gläubige beiden an. (Er ist ein Sohn des Reiches und auch ein Glied des Leibes Christi. In der Gemeinde ist er verbunden mit allen zu einem Leibe. In dem Reiche steht er einzeln als Weizen, auf dem Acker der Menschenwelt steht er mit Weizen und Unkraut zusammen.) So verschieden auch Gemeinde und Reich sind, so sind sie doch nicht ohne Beziehung zueinander. So wie damals die Gegenwart des Reiches Gottes durch die Machtentfaltung des Heiligen Geistes in der Person des HErrn gesehen werden konnte, so kann auch heute das Reich Gottes nur in der Gemeinde gesehen werden. Das Reich wurde damals in der Person Christi - dem Gesalbten gesehen, heute in den Gesalbten, dem Leibe Christi. So wie Er das Gefäß des Heiligen Geistes auf Erden war, so ist es jetzt die Gemeinde. Ohne die Gegenwart des Heiligen Geistes auf Erden wäre Satans Reich und Macht hier unumschränkt, so aber offenbart sich das Reich Gottes durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in der Beraubung des Starken, und zwar in der Gemeinde, der Wohnstätte des Heiligen Geistes, und durch dieselbe.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die Gegenstände der Frage sind so gründlich behandelt, wie es auf dem beschränkten Raum der „G. H.“ möglich ist. Wir danken dem HErrn für diese Fülle von Belehrungen und auch praktischen Ermahnungen, die diese Antworten für den aufmerksamen Leser enthalten. Möchten sie vielen zum bleibenden Segen sein! - In den ersten beiden Jahrgängen der „G. H.“ sind einzelne Teile vorliegender Frage schon in Verbindung mit verschiedenen Fragen berührt; da wir glauben, daß, wo es möglich ist, das Nachschlagen und Vergleichen mit den betreffenden Antworten von Nutzen sein könnte, so geben wir hier eine Aufstellung der hauptsächlich in Betracht kommenden Fragen: Band l (1913) Frage 7, 13, 14, 33, 40. -Band ll (1914) Frage 11, 18, 20, 31, 42, 55 u. a.

Es ist sehr wichtig, die Unterscheidungen zwischen „Reich Gottes“ usw. und der Gemeinde Jesu Christi klar ins Auge zu fassen. Wieviel Verwirrung ist unter den Kindern Gottes über diese verschiedenen Begriffe und ihre Beziehungen zueinander! Nur das Wort selbst gibt uns Anleitung,

wie das „Wort der Wahrheit recht zu teilen“ ist (2. Tim. 2,15). Aber diese Dinge liegen nicht an der Oberfläche, da gilt es treu zu forschen und tief zu graben in der Schatzkammer Gottes!

Leider hört man über diese Begriffe oft in ähnlicher Weise reden, wie die Welt es tut, d. h. die religiöse Welt, die „Reich Gottes“ und „Gemeinde des HErrn“ gänzlich durcheinander wirft; oder auch wird von dem Reiche Gottes gesprochen wie von einem nur Israel gehörenden Gut, das in der Zukunft nach der Entrückung der Gemeinde liegt, nachdem einst Israel Christus verworfen hat. Aber was machen die, welche diese Anschauung vertreten, mit Worten wie Röm. 14,17 und 1. Kor. 4,20, die dem Zusammenhang nach beide in gewisser Beziehung zur Gemeinde (Versammlung) gesagt sind?! Und da sind andere Worte, die uns deutlich zeigen, daß das „Reich Gottes“ jetzt da ist, wenn auch in Verborgenheit, nur erkennbar für die, die ihm angehören, da sie zu gleicher Zeit dem Leibe Christi (der Gemeinde) angehören. Man vergl. 2. Thess. 1,5; Kol. 4,11 - also arbeitete Paulus doch auch mit am Reich Gottes! -; 1. Thess. 2,12! Doch genug mit diesen wenigen Worten! Obige Antworten enthalten ja schon genug Stoff zum Weiterforschen.

Laßt uns in dieser Sache denen in Beröa (Apgesch. 17,11) gleichen, welche darum „edler als die in Thessalonich“ genannt werden, weil sie „mit aller Bereitwilligkeit das Wort aufnahmen, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte“!

 

 

Frage 7

Warum verbot der HErr Seinen Jüngern, zu sagen, daß Er der Christus sei? (Vergl. Matth. 16,20; Mark. 8,30; Luk. 9,21.)

Antwort A

In Joh. 4,34 sagt der Herr Jesus: „Meine Speise ist, daß Ich den Willen Dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollbringe“ und fügt in noch deutlicherer Weise in Joh. 7,18 hinzu: „Wer sich selbst redet, sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre Dessen sucht, der ihn gesandt hat, dieser ist wahrhaftig, und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm.“ Damit zeichnet der HErr Selbst klare Richtlinien Seines Lebens, Er suchte nicht Seine Ehre und Verherrlichung, sondern die Verherrlichung und die Ehre Seines Vaters. Dementsprechend sagt Er in Joh. 5,41: „Ich nehme nicht Ehre von Menschen“ (vgl. Joh. 8,50). Auch Seine Handlungsweise in Joh. 6,15 ist verständlich. Sie suchten Ihn dort zu greifen, um Ihn zum König zu machen. Er aber entwich auf den Berg, obwohl Er nach Joh. 18,37 Pilatus gegenüber zugibt, ein König zu sein.

Aus alledem geht klar hervor, daß der Herr Jesus „Sich Selbst erniedrigte, indem Er gehorsam ward bis zum Tode“ (Phil. 2,8), um dann das zu erleben, was in Phil. 2,9 so klar ausgedrückt ist: „Darum hat Gott Ihn auch hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist usw., auf daß jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus HErr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ In Summa: Der HErr lehnte die Ehre der Menschen ab, um zu warten, bis der Vater Ihn ehrte und verherrlichte.

W. W.

 

Anmerkung des Herausgebers

Es war ein besonderes Messiasmerkmal, daß der Herr Jesus in der Verborgenheit blieb. Die Schrift wurde durch dieses Sein Verhalten erfüllt! Man vergl. hierzu besonders Matth. 12,15-21; Mark. 8,30ff.; Luk. 9,21-24. Diese Stellen sind sehr wichtig. Die Jünger hatten zu lernen, daß der Messias nach der Schrift nicht mit großem Gepränge käme, sondern schlicht und unbekannt. Dies einzusehen, wurde ihnen sehr schwer, darum muß Er sie manchmal „bedrohen“. - Wie schwer wird es doch auch heute noch manchen Gläubigen, mit dem HErrn den Weg der Schmach und Niedrigkeit, des Nichtbeachtetwerdens zu gehen! Daß wir lernten von Ihm! Wir haben in dieser Welt nichts anderes zu erwarten als Er, und wenn wir das erfahren, was Er erfuhr – glückselig sind wir! (Joh. 15,20f.; 1. Petri 4,13f. u. a.)

Neben obigem Grunde für Sein Verbot kommt z. B.

für Matth. 16,20 vielleicht noch in Betracht, daß es zwecklos, ja, zweckwidrig gewesen wäre, über Ihn als Christus zu reden, solange die Zeit, von der Er vorher zu Petrus geredet hatte, noch nicht gekommen sei!

Bei dieser Gelegenheit noch einiges über des HErrn häufige Verbote an von Ihm Geheilte, über ihre Heilung öffentlich zu reden (vergl. z. B. Matth. 8,4; 9,30). Auch für diese Verbote gilt sicherlich obiger Grund von Antwort A. Dann auch der, daß durch Verkündigung Seiner Taten hätten Volksansammlungen hervorgerufen werden können, bei denen wohl das Fleisch Genuß gefunden hätte, aber keine tiefere innere Bewegung zu Jesus hin entstanden wäre. Ferner vielleicht der Grund, daß durch vorzeitiges überflüssiges Bekanntwerden Seiner Person die Feindschaft der Führer des Volkes gegen Ihn mehr beschleunigt worden wäre, als zur Erfüllung der Schrift nötig war. - Und noch andere Gründe könnten im einzelnen Falle maßgebend gewesen sein, wie z. B. persönliche bezüglich der Geheilten oder deren Umgebung. So mag in dem entgegengesetzten Fall von Mark. 5,18.19 der Grund zu der Aufforderung des HErrn an den Geheilten, in seinem Hause kundzumachen, wieviel der HErr an ihm getan hat (- eine Aufforderung, welcher der Gadarener leider nicht wörtlich nachkommt; auch heute ist es manchem leichter, draußen, wo man ihn nicht kennt, als daheim und etwa auf seiner Arbeitsstätte den HErrn zu bekennen; aber daheim usw. muß stets das erste sein! -), der sein, daß in einem Ort, wo man den HErrn ablehnt und Seine Macht abweist, das klare Zeugnis von Ihm und Seiner Wundertat durchaus nötig war.

 

 

Frage 8

Ist das Schwören vor Gericht, welches von der Obrigkeit eingesetzt ist, nach Jak. 5,12 verboten? Sollte es der Fall sein, wie hat man sich dann als Christ dem Richter gegenüber zu verhalten?

Antwort A

Gerichtseid und Fahneneid ist meiner Meinung nach hier nicht gemeint und fällt unter Röm. 13,1. Auch Jesus ist dem Schwur vor dem Hohenpriester nicht ausgewichen (Matth. 26,63.64).

K. E.

 

Antwort B

Das Schwören ist eine Verpflichtung oder die Übernahme einer VerAntwortung mit einem gewissen Vertrauen auf sich selbst, einem Bewußtsein der zur Ausführung des Eides nötigen Treue, Fähigkeiten und Macht. Deshalb ist es ganz am Platze bei Gott, von dem wir oft lesen, daß Er schwur (1. Mose 22,16; Ps. 89,3.35; 95,11; 110,4; Jes. 45,23; 62,8; Jer. 22,5 u. a.), sowie auch im Munde des unter Gesetz geborenen vollkommenen Knechtes, Seines Sohnes (Gal. 4,4), wie es uns prophetisch im Psalm 119,106 gezeigt wird.

Im Gesetze Moses, durch welches Gott den Menschen im Fleische auf die Probe stellte, um seine Nichtigkeit zu beweisen, war das Schwören erlaubt, ja vorgeschrieben (5. Mose 6,13; 10,20; 2. Mose 22,11 u. a.), da das Gesetz eine Fähigkeit im Menschen voraussetzte; doch war im Gebote, allein beim Namen Jehovas zu schwören, schon ein Hinweis darauf, daß nur durch Ihn das Halten des Eides dem Menschen möglich sei. Unterm Gesetz hat sich derselbe bekanntlich nicht bewährt; mit dem Schwören wie mit anderen Stücken zeigte er sich als völlig untauglich; man schwur fälschlich (Jer. 5,2.7; Hos. 10,4; Amos 8,14) oder machte spitzfindige Unterscheidungen, um die „bei den Menschen“ vorhandenen Vorteile des Schwörens („das letzte Wort“ beim Widerspruch, Hebr. 6,16) zu benützen, ohne die damit verbundene Last der VerAntwortung mit dem Finger zu rühren (Matth. 23,4.16-22).

Der Mensch ohne Gesetz bewies seine Untauglichkeit, indem er selbst in seiner Anmaßung zu schwören begann (1. Mose 31,53; der schlaue, selbständige Jakob stand noch nicht unter Gesetz, sondern auf dem Verheißungsboden), und blind, ja durch Schwören zum Mörder wurde (Mark. 6,23.26). Nur wenn Gott Seinen Bund mit Israel wieder gelten lassen wird, wird Er auch bei den Gläubigen dieser noch zukünftigen Zeitverwaltung die Bewährung im Schwören bewirken (Jes. 65,16; Jer. 4,2; Ps. 63,11).

Nun sind die Gesetze an keinem Platze so maßgebend wie in den Gerichtshöfen, und jeder Mensch tritt da auf mit seiner ganzen persönlichen VerAntwortung. Das Schwören vor den Gerichten entspricht also vollständig dem Charakter dieser Einrichtungen.

Wie steht es nun mit uns jetzigen Gläubigen in der Zeitverwaltung der Gnade? Wir sind vom Gesetze Mose ganz und gar und für immer frei und dürfen nicht uns wieder unter dasselbe stellen (Röm. 10,4; Galaterbrief); dagegen sind wir aber durchaus nicht frei von den „Obrigkeiten und menschlichen Einrichtungen“, denen wir nicht um ihretwillen, sondern um Christi willen uns unterwerfen sollen (1. Petri 2,13; Röm. 13,1-8; Tit. 3,1). Darum dürfen wir vor den Gerichten in aller Ruhe das eingerichtete Schwören beobachten, da wir in solchem Falle vor den Menschen unter Gesetz stehen, in der Gnade aber nur vor Gott. Somit wird auch der zweite Teil der Frage erledigt.

Dabei bleiben die Ermahnung Jakobi (5,12), sowie die Gebote des HErrn (Matth. 5,34.36) unberührt in ihrer Kraft und Tragweite; die erste ist besonders an gläubige Juden gerichtet (Jak. 1,1), welche leicht geneigt waren, das nicht mit der Gnadenstellung übereinstimmende Schwören zu üben. Deshalb auch verbietet der HErr, durch den die Gnade und die Wahrheit kamen, welche nur für den Untauglichen (Unmündigen) sind, das Schwören.

Das Beispiel Petri, welcher gewiß aufrichtig, aber vergeßlich dieses Verbot mißachtete und dem HErrn Gelübde tat, dann doch so traurig fiel, sollte uns warnen vor dem Gebrauch dieser rein sinaitischen gesetzlichen Einrichtungen bezüglich Dienst, Ehe, Essen, Trinken usw. Die gesetzlichen Verordnungen

ehren weder noch dienen Gott und sind ein Zeichen der Verwirrung in unserer Glaubens- und Gnadenstellung Ihm gegenüber (Matth. 26,34.35.40.69-74; Mark. 14,29-31.66-71; Luk. 22,33.34.56-61; Joh. 13,38; 18,25.27), sowie eines unbewußten Vertrauens auf Fleisch.

Ist bei uns Phil. 3,3 wirklich eine Tatsache?

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Warum machen solche Fragen manchen Christen heute noch so viel Schwierigkeit? Weil sie ihre kostbare Stellung unter der Gnade zu wenig verstehen! - Aber ist in unserer Stelle denn kein Gesetz, kein Verbot? Gewiß nicht, sondern es handelt sich in dem ganzen Zusammenhang des Briefes um praktische Ermahnungen - oder will man etwa Vers 1, 7, 10, 13 usw. auch als Gesetze ansehen?! - Die Ermahnung hier, das Schwören zu unterlassen, hat einen sehr ernsten Grund gehabt (und hat ihn noch heute), wie aus dem Schluß des Verses zu entnehmen ist. Nach dem Zusammenhang, in dem dieser Vers steht, will Jakobus die Christen allein auf den HErrn als auf die Quelle ihrer Ruhe und ihres Vertrauens hinweisen (vergl. V. 4, 6, 7-11, 13ff. und Frage 9!). Wenn sie nun in ihren Reden und Gesprächen, statt leidenschaftslos „ja“ und „nein“ zu sagen, ihre Worte durch einen Schwur selbst bestätigen und so den Anschein der Furcht davor, daß man ihnen etwa sonst nicht Glauben schenke, erwecken, so unterscheiden sie sich durchaus nicht von der Welt. Die Welt bedarf der Beteuerungen, denn in der Welt ist die Lüge gang und gäbe. Darum hören wir so häufig Schwüre in der gewohnlichen Rede, wie „Bei Gott!“ oder „Gott soll mich strafen!“ u. a., um den Worten den nötigen Nachdruck zu geben. Aber bei den Christen, die alles im HErrn haben und in Seiner Gegenwart leben, sind solche Beteuerungen erst recht durchaus unrecht; sie beweisen, daß das Fleisch, die alte Natur wirksam ist. Nein, bei uns Gläubigen soll das Ja - ja, das Nein - nein bedeuten, und die Welt soll es merken, daß wir der weltlichen Mittel, um uns Glauben zu verschaffen, nicht bedürfen. - Es ist eine heutige Unsitte unter Gläubigen, wenn sie in Briefen und Reden sich so überaus oft auf den HErrn, der sie und die Echtheit ihrer Worte kenne, berufen. Wie oft hört und liest man: „Gott weiß es“ oder: „Der HErr ist mein Zeuge“ u. a.! Gewiß kann und wird man dergleichen bei bestimmten Gelegenheiten sagen müssen, auch Paulus tat es gelegentlich (z. B. Phil. 1,8), aber manche führen solche Beteuerungen so oft an, daß man nicht mehr weiß, ob sie überhaupt noch darauf rechnen, daß man ihnen auch ohne Beteuerungsformel glaube. Lasset uns in unseren Angelegenheiten dem HErrn völlig vertrauen, dann können wir uns auch untereinander vertrauen und Glauben schenken. Das zeigt uns Philem. V. 5! Des Hineinziehens Gottes in Form von Beteuerungen, ob offen, indem Gott angerufen wird, oder ob verhüllt, indem „Erde“ oder „Himmel“ angerufen wird, wie es hier heißt (vergl. Matth. 5,33-37), bedarf es also im täglichen Leben des Christen nicht; dagegen zeigt uns Jakobus in den folgenden Versen, welches Anrufen des Namens Gottes Ihm lieb und von Ihm gesegnet ist (V. 13ff.), während das andere die Zucht Gottes („ein Gericht“) nach sich zieht. -

Wie schon in der vorigen Antwort kurz angedeutet und durch Fettdruck hervorgehoben ist, handelt es sich aber bei der Eidesleistung vor der uns von Gott gesetzten Obrigkeit (Röm. 13,1.2) um ein Stehen vor Menschen im Fleisch, also vor Menschen, auf die das Gesetz Anwendung hat und von denen das Gesetz nach Gottes Willen gehandhabt wird (1. Tim. 1,8-11; Röm. 13,4). Der Obrigkeit gegenüber sich auf Jak. 5,12 berufen wollen, hieße die Grundsätze der Gnade (auf der wir Gläubigen stehen) auf die anwenden wollen, denen sie nicht gelten. Darauf bestehen zu wollen, nicht zu

schwören vor der Obrigkeit, hieße diese zwingen, auf einen Boden zu treten, auf den sie nicht gehört und auf dem sie sich nicht zu Hause weiß. Es hieße die Grundsätze der Regierung Gottes umstoßen und das Gesetz von dem Platz entfernen, wo es unbedingt nötig ist! Wir Gläubigen können wohl, wo es sich um Aufrechterhaltung der göttlichen Ordnung mittels unserer Obrigkeit handelt - also im praktischen Fall etwa bei der Verurteilung eines Diebes -, um der unter Gesetz befindlichen und nach diesem zu handeln verpflichteten Obrigkeit willen die für Menschen unter der Gnade geltenden Grundsätze für einen Augenblick aufgeben (aber nur scheinbar!) und heruntersteigen auf den Boden des Gesetzes (wie Paulus aus einem anderen Grunde, aber völlig berechtigt, in Apgesch. 16,3 tat - vergl. Frage 17, Band II!); aber wir können nie verlangen, daß die Obrigkeit den ihr angewiesenen Platz im Rahmen des Gesetzes verläßt und auf unseren höheren (den unter der Gnade) tritt; sie kann es nicht, denn dieser Platz gehört nur denen, die in Christo sind, und sie darf es nicht um der Forderungen des Gesetzes willen, unter dem sie selbst steht. - Wenn wir aber nun dieses verstehen, so wird uns im praktischen Fall, beim Fahneneid oder beim Zeugeneid usw., das Schwören, d. h. das Anrufen Gottes, das sein, was alles Anrufen des Namens Gottes (auch im Gebet) ist: eine ernste Angelegenheit, bei der alle Leichtfertigkeit und (weltliche) Oberflächlichkeit ausgeschlossen ist!

Frage 9

Was ist Jak. 5,11 gemeint mit dem „Ende des HErrn“?

Antwort A

Beim ersten Lesen könnte es fast scheinen, als wollte Jakobus in 5,11 zwei Beispiele dafür anführen, daß er die glückselig preist, welche ausgeharrt haben. Dies ist aber nicht der Fall. Jakobus spricht nur von dem Ausharren des Hiob. Der HErr handelte mit Hiob, führte ihn durch Leiden. Hiob harrte aus. Das Ende des Handelns des HErrn mit Hiob zeigte, daß der HErr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist, und daß tatsächlich Hiob wegen seines Ausharrens glückselig zu preisen war.

O. v. Br.

Antwort B

In Jak. 5,7-11 werden die Brüder in Christo zur Geduld ermahnt und auf das Vorbild der Propheten (V. 10) und des Hiob (V. 11b) hingewiesen. Letzterer, der besonders schwere, sich immer mehr steigernde Prüfungen durchzumachen hatte, harrte darin aus, bis der HErr ein Ende seiner Leiden machte (V. 11c) und „alles, was er gehabt hatte, um das Doppelte mehrte“ (Hiob 42,10), da Er „voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“ (V. 11d). Daher sind wie Hiob die, „die ausgeharrt haben, glückselig zu preisen“ (V. 11a); solchen gelten auch die Verheißungen wie Röm. 5,3-5 und Jak. 1,12 (hierzu Hebr. 2,17.18; 4,14-16; 1. Kor. 10,13).

K. Hch.

Anmerkung des Herausgebers

Antwort A ging uns aus dem Felde zu!

Auch wir meinen, daß die richtige Deutung dieser Stelle die ist, die obige Antworten enthalten. Wir

Auch wir meinen, daß die richtige Deutung dieser Stelle die ist, die obige Antworten enthalten. Wir möchten es aber auch aussprechen, daß die andere scheinbar mögliche Deutung, es sei vom Tode des Herrn Jesu am Kreuz die Rede, praktisch etwas für sich hat, indem Jesu Worte am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Luk. 23,34) so recht geeignet sind, Sein Mitgefühl, Seine Barmherzigkeit zu zeigen. Doch wir glauben nicht, daß man von dem Tode des HErrn als von Seinem „Ende“ sprechen darf; die Schrift jedenfalls tut es nirgends; im Gegenteil, wir glauben, daß z. B. Worte wie Hebr. 1,10-12 sowie unsere ganze Kenntnis des HErrn uns verbieten, den irdischen Sprachgebrauch „Ende“ des Lebens (vergl. Bileams Worte 4. Mose 23,10) auf Ihn anzuwenden. Wenn wir noch dazu andere Stellen nachschlagen, wo von dem Lebensende der Menschen die Rede ist, wie groß wird da der Abstand zwischen Ihm und uns! Man vergl. z. B. Ps. 39,4.5! (Nebenbei bemerken wir, daß in der Stelle Hebr. 13,7 im Urtext nicht, wie die Luthersche Übersetzung sagt, das Wort „Ende“ steht, sondern „Ausgang ihres Wandels“.)

Wenn wir Jak. 5,11 im Sinne obiger Antworten erklären, wie kostbar wird uns dann die Geschichte Hiobs, und wieviel leichter und freudiger gehen wir an Hand der Belehrung, die uns Hiobs Leidensgeschichte gibt, durch die Leiden dieser Zeit; wissen wir doch, daß der HErr uns keinen Augenblick aus den Augen läßt und in Seiner Gnade zur rechten Zeit ein Ende macht mit den Leiden, die Er zu unserer Erziehung über uns kommen ließ (s. noch Röm. 5,1-5 und Hebr. 12,1-12 sowie Jak. 1,2.3.12). - Übrigens kann das hier und anderswo gebrauchte griechische Wort für „Ende“ auch „Zweck“ und „Ziel“ bedeuten, woraus sich für diese und andere Stellen ebenfalls ein besonderer Sinn ergäbe!

Bemerkung

zu Heft 1, Frage 4, Seite 20, Zeile 16!

Wir haben dort die Worte „und Welt“ in den meisten Exemplaren der Auflage nachträglich mit Tinte eingeklammert. Wir wollten dadurch darauf hinweisen, daß, wenn das Wort „Welt“ auch im Philipperbrief vorkommt (2,16), es dort doch nicht in dem Sinne von „Welt als Macht“ gebraucht ist, was durch die Verbindung „Sünde, Satan und Welt“ gekennzeichnet ist.

Der Herausgeber.

Geleitswort an den Leser:

Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft! ... Wo ist der Weise? Wo der Schriftgelehrte? Wo der Wortstreiter dieses Zeitlaufs? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn sintemal in der Weisheit Gottes die Welt durch ihre Weisheit Gott nicht erkannte, so gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten; sintemal sowohl Juden Zeichen fordern, als auch Griechen Weisheit suchen; wir aber predigen Christum als gekreuzigt ... Christum, Gottes Kraft und Gottes Weisheit!“ 1. Kor. 1,18-24.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 10

Gelten die Worte Hes. 28,11-19 nur dem König von Tyrus?

Antwort A

Im ersten Teil des Kapitels (V. 1-10) wird uns das Gericht über den Fürsten von Tyrus verkündigt. Es handelt sich offensichtlich um einen Menschen, den damaligen Fürsten. Dies geht klar aus Vers 2 und 9 hervor, wo ihm ausdrücklich bedeutet wird: „- der du doch ein Mensch bist.“ Dieser Mensch aber hatte sich in seinem Herzen erhoben (V. 5) und hegte einen Sinn wie eines Gottes Sinn (V. 2 und 6), ja, ging in seiner Vermessenheit so weit, zu sagen: „Ich bin Gott!“ (V. 9.) Dafür kündet Gott ihm Sein Gericht an: Er soll durch Mörderhand eines qualvollen Todes sterben (V. 7, 8, 9, 10). Jehova hat geredet (V. 10), und sicher ist Sein Wort buchstäblich erfüllt worden.

Die Gestalt dieses Fürsten von Tyrus in seinem Hochmut und in seiner Vermessenheit, sich Gott zu nennen, erinnert unwillkürlich an den, der zuerst diese vermessene Sünde beging und dann den von Gott gut geschaffenen Menschen auf gleiche Bahnen führte.

Und mir scheint, als wolle Gott uns im zweiten Teil von Hes. 28 (V. 11-19) etwas über die Vorgeschichte und den Sündenfall des großen Verführers mitteilen. Es ist nämlich auffallend, daß in diesem zweiten Abschnitt der König von Tyrus mit Ausdrücken bezeichnet wird, die zu denen des vorigen Abschnitts in geradem Gegensatz stehen. Während der Geist vorhin den König von Tyrus in nicht zu verkennender Klarheit immer und immer wieder daran erinnert, daß er doch nur ein Mensch sei, nennt er ihn jetzt das Bild der Vollendung, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit, nennt ihn einen schirmenden, gesalbten Cherub, „den Gott dazu gemacht hat“ und der auf Gottes heiligem Berge war (V. 14). Offenbar beziehen sich diese Stellen in erster Linie auf Satan, denn in ihrer wörtlichen Andeutung können sie auf einen Menschen nicht angewandt werden. (Vielleicht erhalten wir hier einen Einblick in den Zeitraum zwischen 1. Mose 1, V. 1 und V. 2. In Verbindung hiermit möchte ich auch Jes. 45,18 anziehen.) Sodann erhellt auch aus V. 15 und 16 unseres Kapitels deutlich, daß wir es hier nicht mit einem schwachen, unvollkommenen Menschen zu tun haben, sondern mit einem hohen, mächtigen Engelfürsten, welcher, durch Hochmut verblendet, sich aus der Abhängigkeit von seinem Schöpfer befreien wollte und dadurch fiel.

H. Hck.

Antwort B

In Hes. 26-28 bemerken wir eine gewisse Reihenfolge: 1. Tyrus, 2. der Fürst von Tyrus, 3. der König von Tyrus. - Der „König“ ist die alles bewegende Kraft in Tyrus. Was er ist, wird im Fürsten - und vom Fürsten aus im Volk gesehen. Auflehnung und Feindschaft wider Gott, Hochmut und Selbstverherrlichung ist der hervortretende Grundzug bei allen dreien. (Kap. 26,2: „... wider Jerusalem“; 27,3: „Ich bin vollkommen“; 28,2: „Ich bin Gott“; 28,17: „Dein Herz erhob sich“.) Das ist

Tyrus, und das ist die Welt. Aber hinter Tyrus und dem Fürsten von Tyrus steht einer, und das ist der König von Tyrus (Satan).

Wir lernen aus dem Worte, daß Satan, um seine gottfeindlichen Pläne auszuführen, sich so mit einzelnen Menschen und Völkern verbindet und sie so als seine Werkzeuge benutzt, daß ihr Wirken tatsächlich Satans Wirken ist. Es wird uns z. B. von Pergamus (Offenb. 2,13) gesagt, daß er dort seinen Thron aufgerichtet habe. Wer ein wenig in die sieben Sendschreiben eingeführt ist, weiß, daß es sich dort um das Verderben der Gemeinde Gottes durch ihre Verbindung mit der Welt handelt. Das war ein Angriff auf die Gemeinde von gewaltiger Bedeutung. Gott sagt uns, daß zu dieser Zeit Satan selbst seinen Herrschersitz in Pergamus aufgeschlagen hatte. Er selbst leitete das Tun der Menschen und stand dahinter, um die aus der Welt „heraus Berufene“ Gemeinde wieder zur Welt zurückzuführen. - Weiter lernen wir aus der Schrift, daß es in der Engelwelt (sowohl der heiligen wie auch der gefallenen) Engelfürsten gibt, und daß solche Engelfürsten in geheimnisvolle Beziehungen und Verbindungen mit Völkern der Erde treten, und zwar derart, daß Gott sie in Seinem Wort als Fürsten gewisser Völker bezeichnen kann. (S. Dan. 10,13.20 u. 21 und 12,1, wo der Engelfürst von Persien den Boten Gottes an Daniel aufhält, bis ihm Michael, der Fürst des Volkes Israel,1 zu Hilfe kommt; s. auch Eph. 6,12; Jud. 9; Offenb.

1

Vgl. Frg. 19, Band II, 1914! Der Herausgeber.

12,7.) Und in dieser Beziehung, glaube ich, lernen wir hier den obersten Fürsten der Engelwelt als den „König von Tyrus“ kennen.

Nachdem der Prophet das Wort Jehovas über Tyrus ausgerichtet hat, wendet er sich in Kap. 28,1-10 an den Fürsten von Tyrus. Dieser Fürst ist kein Engel, sondern ein Mensch (V. 2), der sich aber als „ein Gott“ huldigen ließ. Die Beschreibung des Fürsten ist derart, daß man es förmlich fühlt: hier ist der Widerschein eines anderen Wesens. Dieses Wesen ist der Engelfürst, der uns dann in V. 11-19 gezeigt wird, und der in Wirklichkeit der Beherrscher - der König von Tyrus war. Menschlich gesehen war der Herrscher der Fürst von Tyrus, aber göttlich gesehen war es ein höheres Wesen. Zwischen beiden (dem „Fürsten“ und dem „König“) zeigt uns der Abschnitt eine solche geistige Verschmelzung und Vereinigung, wie wir sie an einem späteren Tage in dem Antichristen und dem Satan wiederfinden.

In den Versen 11-19 kommen wir zu dem „König von Tyrus“ und lernen, daß er, obwohl er ein Geschöpf war, doch kein Mensch, sondern ein Cherub war. Die Beschreibung gibt uns ein Bild von der Hoheit dieses vielleicht herrlichsten aller geschaffenen Wesen. Vollendung, Weisheit, Schönheit (V. 12) kennzeichneten es, nicht aber Allmacht und Allwissenheit. In Vers 16-19 haben wir den Sündenfall des „Königs“ und das Gericht. - Alles dieses zeigt uns, daß die allgemeine Annahme, hier die Geschichte des Satan zu haben, wohl die rechte ist. Seine Machtwirkungen unter den Völkern sind gewaltig, und die Zahl der ihm gehorchenden Dämonen ist groß. (In dem armen gebundenen Gadarener [Mark. 5] war eine Legion.) Wir spüren sein - des Mörders und Lügners - Wirken in der Gegenwart ganz besonders. Gelobt sei Gott, daß wir Gläubigen aus seiner Macht gerettet sind!

v. d. K.

 

 

Anmerkung des Herausgebers

Die sogenannte Theosophie, die ein Vordasein der Menschen lehrt (vergl. Frage 8, Band II, 1914!), hat sich auch dieses Kapitels bemächtigt, um ihre grundstürzenden Irrlehren zu stützen, aber sie

zeigt damit nur aufs neue, wie man jeden Wind philosophischer Lehre mit der Bibel beweisen zu können sich Mühe gibt. Welche „Ehre“ tun diese armen Ungläubigen doch der Bibel an, daß sie diese als Helferin für ihre satanischen Systeme anrufen! Wir aber tun gut, wenn wir uns auf solcherlei menschliche Erfindungen gar nicht einlassen, sondern die Schrift sich selbst durch die Schrift auslegen lassen. Wir sagen dies in brüderlicher Liebe dem teuren Einsender vorliegender Frage, der zu derselben veranlaßt war durch schwierige Aussprachen mit, wie er schreibt, Gläubigen, die von der Irrlehre der Theosophie angesteckt waren. Wir Gläubigen aber haben nicht die Aufgabe, törichte und ungereimte Streitfragen zu besprechen, sondern wir sollen sie „abweisen“ (2. Tim. 2,23); wer sich diesem Grundsatz nicht fügt und sich nicht in Ruhe belehren lassen will, mit dem haben wir nicht zu streiten, und wir brechen die Gespräche ab - vielleicht wird Gott einen Weg finden, um solchen irrenden Gläubigen noch zurechtzuhelfen. Mit Ungläubigen über derlei philosophische Gedanken zu streiten ist erst recht nicht unsere Aufgabe; möchten wir diesbezüglich gewurzelt sein in 2. Kor. 10,3-5 in Verbindung mit 1. Kor. 1,18-31!

Obigen umfassenden Antworten brauchen wir nichts hinzuzufügen. Wir glauben, daß sie dem, der den Grundsatz: Schrift wird durch Schrift ausgelegt anerkennt, und der ein wenig die bilderreiche Sprache insonderheit des Propheten Hesekiel kennt, viel Licht geben werden über den Satan und seine Geschichte, die da endet mit den Worten: „und bist dahin auf ewig“ (V. 19).

Nur noch eine besondere Bemerkung: Mit welch erhabenen Worten redet Gott von der einstigen Herrlichkeit und dem Fall von Tyrus sowie dem Fürsten und dem König von Tyrus, worunter wir den Satan sehen! Welch ein Klagelied Gottes über Tyrus, ja über Satan selbst! Möchten wir Christen daraus lernen, auch denen, die etwa unsere (ungläubigen) Feinde sind oder unsere Gegner in irgend einer Hinsicht, gegenüber groß und gerecht zu denken und sie nie in den Schmutz zu ziehen. Gott geht mit Seinen Feinden um ihrer Würde und Hoheit gemäß. Auch wir sollten so handeln! Laßt uns auch hierin nicht der Welt gleichen, die so leicht den Feind verlästert und mit Schmutz bewirft. Und diese Mahnung sprechen wir auch aus im Hinblick auf die politischen Feinde unseres geliebten, uns von Gott geschenkten Vaterlandes. Gott klagt über die, die sich gegen Ihn aufgelehnt haben, und ihr Verderben - auch Stellen wie Ps. 2,4 oder Spr. 1,26, die von einem heiligen Zorneslachen reden, zeigen, daß Gottes Beurteilungsweise sich in ihrem tiefsten Wesen, Grund und Zweck von der der Menschen sehr unterscheidet -; der Engel Michael fällte kein lästerndes Urteil über Satan (Jud. 9), der HErr hat ein vielfaches „Wehe“ über Seine Feinde, gelegentlich auch einen heiligen Zorn, wie auch Paulus Gal. 1,8.9 - und auch am rechten Platz vergebende Worte -, aber keine Lästerung, keinen Hohn, nicht einmal Ironie. Gott wird allen gerecht in Seiner Beurteilung und im Gericht! Möchten auch wir Gläubigen, durch Gnade unterwiesen, gerecht denken und handeln lernen denen gegenüber, die uns persönlich feindlich sind, sowie in angemessener Weise übertragen auch bei größeren Verhältnissen! In allen Angelegenheiten heißt es für uns: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt!“ (Röm. 12,2.)

 

 

Frage 11

Ist die Annahme, daß eine Auferstehung des Mose stattgefunden habe, nach Judas Vers 9 und Matth. 17,3 berechtigt?

 

Antwort A

Brief Judas Vers 9 gibt keinen Anlaß zu einer Annahme der Auferstehung des Mose; die Schrift schweigt, und wo die Schrift schweigt, müssen wir uns begnügen mit dem, was geschrieben steht.

Wir entnehmen dort nur, daß der Teufel mit dem Erzengel Michael stritt um den Leib Moses. Zu welchem Zweck er den Leib Moses haben wollte, steht nicht da. Wir wissen aber aus einer Stelle im Propheten Daniel, daß Michael, der Erzengel, für Israel eintrat, also gewissermaßen sein Schirm- und Schutzherr war: Dan. 10,13.1 Das 5. Buch Mose 34,5-8 gibt ebensowenig Anlaß zur Annahme der leiblichen Auferstehung des Mose. Dort lesen wir: „Und Mose, der Knecht Jehovas, starb daselbst im Lande Moab nach dem Mund Jehovas. Er begrub ihn im Tale, im Land Moab, Beth-Peor gegenüber, und niemand weiß sein Grab bis auf den heutigen Tag.“ Erst Judas sagt uns, daß Michael, der Erzengel, dabei war. 1. Kor. 15,20 steht geschrieben: „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt und der Erstling der Entschlafenen“, ebenso Vers 23: „der Erstling Christus“. Sollte Mose vorher leiblich auferstanden sein, so ist 1. Kor. 15,20 hinfällig, und Christus war nicht der Erstling der Entschlafenen. Die Wahrheit des Wortes Gottes aber bleibt bestehen, also, daß Christus der Erstling ist, folglich kann Mose zum Zweck der Erscheinung auf dem Berge (mit Jesu in vorbildlicher Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches) nicht leiblich auferstanden sein.

1

Vgl. Frage 10, Antwort B, und Frage 19, Band II, 1914! (Der Herausgeber.)

Die Schrift schweigt vollständig darüber und gibt keine Berechtigung zur Annahme der Auferstehung des Mose, und menschliche Mutmaßungen dienen zu nichts.

F. B.

Antwort B

Jeder unbefangene Leser des Wortes Gottes wird zugeben müssen, daß die in der Frage liegende Annahme keineswegs der Schrift entnommen werden kann aus dem einfachen Grunde, weil sie mit keinem Worte die Auferstehung Moses erwähnt noch andeutet. Wir finden im Gegenteil, daß Christus ausdrücklich der „Erst ling“ der Entschlafenen sowohl wie der „Erst geborene“ aus den Toten genannt wird (1. Kor. 15,20.23; Kol. 1,18). Aus diesen nicht mißzuverstehenden Schriftworten geht klar hervor, daß vor Ihm kein Mensch zur Herrlichkeit auferweckt worden ist; obwohl wir im A. T. sowie auch im N. T. vor Christi Auferstehung einige Auferstehungen haben (vgl. „G. H.“ Jahrgang 1914, Frage 2), beschränken sich dieselben ausnahmslos auf das Weiterleben im Fleische. Wir verstehen darunter, daß sie nicht den „geistigen“, sondern den „natürlichen“ Leib hatten, d. h., daß ihr Leib noch dem Tode unterworfen war, was keineswegs der Fall sein wird mit dem Leibe der Herrlichkeit.

Es möchte hier zu unserer Belehrung nicht unerwähnt bleiben, daß wir stets klare und leicht verständliche Schriftstellen zur Erklärung von für uns dunklen und schwer verständlichen Schriftworten als Grundlage nehmen müssen, um großem Irrtum vorzubeugen. In scheinbar lehrreichen und tief mystischen Abhandlungen versucht der Mensch seine Meinungen zu verbreiten. Aber ein einziges Schriftwort zertrümmert sein auf Menschenmeinung gebautes Gebäude. Wie ernst ist dies alles! Leider habe ich die Entdeckung gemacht, daß die Vertreter der Irrlehre vom Seelenschlaf diese schriftwidrige Auffassung ganz besonders festhalten. Da sie nicht gewillt sind, ihre Meinung aufzugeben, sind sie ja gezwungen, diese irrige Auffassung als Stütze zu bewahren, selbst im Lichte der obigen Schriftstellen, daß Christus der „Erstling“ der Entschlafenen ist. Auch im

Evangelium Matth. 27,51-53 wird uns klar bezeugt, daß die Auferweckten erst nach der Auferweckung des HErrn aus den Grüften (mit der Gruft oder dem Grab ist immer nur der Leib verbunden) hervorgingen. Hier sehen wir, daß der Geist Gottes dies besonders hervorhebt, weil Christus der Erstling ist. „Der Erstgeborene aus den Toten, auf daß Er in allen Dingen den Vorrang habe“ (Kol. 1,18). Bedarf es für den einfältigen Gläubigen noch mehr? Kann, ja will Ihm jemand den Vorrang in diesem streitig machen? Wenn in allen Dingen Er den Vorrang hat, warum nicht in der Auferstehung?

Ich bin überzeugt, daß kein wahres Kind Gottes die Herrlichkeit des HErrn verdunkeln möchte; und doch ist jeder große oder kleine Irrtum - wenn wir überhaupt so sagen dürfen - nichts anderes als ein offener oder verkappter Angriff des Feindes auf die Würde und Herrlichkeit der anbetungswürdigen Person unseres hochgelobten HErrn und Heilandes, welchem die Herrlichkeit ist in die Zeitalter der Zeitalter!

Im Lichte genannter Stellen bietet nach meinem Dafürhalten Matth. 17 keine Schwierigkeiten mehr. Gott brachte Mose - welcher abgeschieden im bewußten Zustand lebte, so wie jeder Abgeschiedene (s. Luk. 16,19-31; Hebr. 12,23; Offenb. 6,9-11 usw.) - in Erscheinung.

Was die Stelle in Judas betrifft, gibt das 5. Buch Mose 34,4-6 Aufschluß. Gott Selbst hatte Mose begraben. Es scheint, daß der Ort nach dem Willen Gottes verborgen bleiben sollte. Es ist vielleicht mit Recht gesagt worden, daß Satan versuchte, den Schleier zu lichten, den Gott über den Ort des Begräbnisses gebreitet hatte; darum der Wortwechsel zwischen dem Erzengel und Satan. Da Israel, was durch seine Geschichte bewiesen ist, dem Götzendienst zugeneigt war, wäre es aller Wahrscheinlichkeit nach durch Satan zum Götzendienst verführt worden, indem es den Ort sowie Mose selbst zu einem Gegenstand der Anbetung gemacht oder erhoben hätten.1 Wie gut ist Gott, wenn Er uns manches vorenthält, um uns zu bewahren, Ihn zu verunehren und uns zu beflecken.

1

Vgl. 2 Kön. 18,4! Gewiß wäre der Leib des Mose dem götzendienerischen Israel noch viel wertvoller gewesen als die eherne Schlange! Der Herausgeber.

Mögen die schwachen Ausführungen dazu dienen, daß wir nicht in der Gefolgschaft dessen gefunden werden, der zu lichten sucht, was Gott verborgen hat, und zu verdunkeln sucht, was Gott uns geoffenbart hat! Amen.

K. O. St.

Antwort C

Die menschliche Neugier beschäftigt sich gern damit, geheimnisvolle Dinge aufzuklären und in Dinge einzudringen, die Gott unserem Auge nicht erschlossen hat. Gott warnt uns vor der Philosophie in geistlichen Dingen, Kol. 2, 8 und 18. Lassen wir uns warnen! Weil Mose mit Elias auf dem Berge der Verklärung gesehen wurde, folgern einige, er müsse auferstanden sein, andere, er könne die Verwesung nicht gesehen haben usw. Solche Meinungen haben keinen Grund im Worte, sondern stehen vielmehr im Widerspruch mit der Schrift.

Mose starb und wurde zu seinen Völkern versammelt (5. Mose 32,50). Und die Schrift zeigt uns die entschlafenen Heiligen als die „Geister der vollendeten Gerechten“ (Hebr. 12,23). Wenn sein Leib und Grab auch nicht gefunden werden und er auch sichtbar den Jüngeraugen erscheint - wie haltlos aber, daraus zu folgern, deshalb müsse er nun notwendig einen Auferstehungsleib gehabt haben und somit schon in dem Vollendungszustande nach Leib, Seele und Geist gewesen sein. Als ob Gott die Heiligen,

welche noch von dem Leibe des Staubes getrennt sind, nicht vermöchte, sichtbar erscheinen zu lassen! Ist das etwas Großes für Gott?

Mose und Elias, obwohl noch nicht mit dem Herrlichkeitsleibe angetan, werden doch als lebende Männer auf dem Berge gesehen. Ebenso spricht der HErr von Abraham, Isaak und Jakob als von „Lebendigen“ (Matth. 22,32; als Gott Sich ihr Gott nannte, hatten sie durch den Tod längst diese Welt verlassen). In ihrer Persönlichkeit werden Mose und Elias redend mit dem HErrn gesehen. Redend mit dem HErrn, der Selbst noch nicht durch den Tod gegangen war und noch nicht „Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht“ hatte. Konnte das Verwesliche an Mose Unverweslichkeit anziehen, ehe Er Unverweslichkeit ans Licht gebracht hatte? Mußte Er (Christus) nicht der Erst geborene aus den Toten (Kol. 1,18; Offenb. 1,5), der Erst ling der Entschlafenen zuerst werden, ehe auch nur ein Leib der Niedrigkeit konnte umgestaltet werden zur Gleichförmigkeit des Leibes Seiner Herrlichkeit? (Phil. 3,21.) Konnte jemand den Herrlichkeitsleib in Auferstehung haben, ehe Er ihn hatte? Er muß in allen Dingen den Vorrang haben! (Kol. 1,18.) Sind solche Ausdrücke wie „Geistleiblichkeit usw.“ für die noch nicht Auferstandenen besser als die Worte, die Gott wählt?

Wir lernen aus dieser und anderen Stellen der Schrift, daß mit dem Tode weder unsere Persönlichkeit noch unser bewußtes Leben aufhört. Will es der HErr, daß wir sollen dieser Welt entschlafen, so hören wir doch nicht auf zu leben. Wir betreten in unserer Persönlichkeit eine andere Welt. In dem reichen Mann in Luk. 16,23 zeigt uns der HErr, daß, wenn ein Mensch in dieser Welt sein Auge schließt, er es in jener Welt aufschlägt. Wir sind Geschöpfe, für zwei Welten bestimmt. Wesen, die mit zwei Welten verbunden sind und zwei Welten gleichsam in sich tragen. Das Irdische, der Leib, ist von der Erde, von Staub; das Geistige von Gott. Durch den Leib gehören wir der Welt des Staubes an, durch den Geist der Welt der Geister. Das Sichtbare und Vergängliche von uns verbindet uns mit der sichtbaren Welt, die vergeht; das Unsichtbare und Ewige von uns verbindet uns mit der unsichtbaren Welt und der Ewigkeit. Jeder Mensch ist ein Ewigkeitswesen. Der Leib mag in das Grab gelegt werden, die Persönlichkeit bleibt und lebt. Für die Welt und die Menschen dieser Welt sind wir tot oder schlafen, aber nicht für Gott noch für jene Welt und für die Personen jener Welt. Wir wechseln nur den Platz und gehen zu den Geistern der vollendeten Gerechten. Wir sind bei dem HErrn. Nicht in einem unbewußten Zustande - nicht schlafend. So wie wir Mose und Elias sehen (Luk. 9,31), redend, denkend, genießend - ein Leben bei Christus, das weit besser ist im Vergleich mit dem Leben auf der Erde (Phil. 1,23). Gewiß, noch nicht im Vollendungszustande. Dieser wird uns bei der Offenbarung Jesu Christi gebracht in der Auferstehung. Dann werden wir dort sein in einem Leibe gleichförmig dem Leibe Seiner Herrlichkeit. Bis dahin (in der Zeit zwischen dem Entschlafen und der Auferstehung) sind wir, unsere - meine Person - ich- lebend bei Christo. Der Apostel spricht von „ausheimisch sein von dem Leibe“. Wer ist das, der ausheimisch ist? Das ist meine Persönlichkeit - ich - die Person, die bleibt, und von der gesprochen werden kann als „ausheimisch von dem Leibe“. Dieser Zustand des Ausheimischseins von dem Leibe ist für den Gläubigen nichts anderes als „einheimisch sein bei dem HErrn“ (2. Kor. 5,8).

Das bewußte Leben der Person ohne Leib ist für den Verstand eine Schwierigkeit, aber nicht für den Glauben. So wurden Mose und Elias auf dem Berge der Verklärung gesehen. Aber man möchte fragen: Wie war es möglich, daß sie so von den Jüngern gesehen und wahrgenommen werden konnten? Antwort: Sie wurden nicht gesehen von den Jüngern unten, sondern nur von den drei Jüngern oben, von denen, die (im Bilde) die Welt unten verlassen hatten. Unsere Augen können nicht immer und auch nicht alles sehen. Das Sehen ist ganz von dem Lichte abhängig. Die besten Augen

immer und auch nicht alles sehen. Das Sehen ist ganz von dem Lichte abhängig. Die besten Augen können ohne Licht (im Finstern) nicht sehen, und auch je nach dem Licht sehen wir verschieden. In anderem Lichte sehen wir auch anders; z. B. im Sonnenlicht können wir nicht sehen, was wir im Röntgenlicht sehen. Im Sonnenlicht können wir die Haut unseres Leibes sehen - im Röntgenlicht den Knochenbau unseres Leibes. Es hängt vom Lichte ab, was und wie wir sehen. Es war Nacht, als die Jünger auf dem Berge waren. (Sie kamen am folgenden Tage vom Berge herab. Luk. 9,37.) Was die Junger dort sahen, war nicht in dem Lichte dieser Schöpfung, sondern in dem Lichte der Herrlichkeit. Kein erschaffenes Licht leuchtete ihnen dort. Ihre Leuchte war das Lamm (Offenb. 21,23). Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne (Matth. 17,2). In dem unerschaffenen Lichte sahen und erkannten sie Mose und Elias. Das war keine Entzückung, keine Vision, völlig wachend sahen sie. Es war „ein Gesicht“ (Matth. 17,9) im Lichte einer anderen Welt und zugleich von einer anderen Welt - der zukünftigen Welt. Sie sahen Menschen in einem anderen Leben, als worin sie lebten. Sie sahen dort das zukünftige Reich und die Majestät des Herrn Jesu Christi (Matth. 16,28 und 2. Petri 1,16-18).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Welch köstliche Antworten haben wir hier vor uns! Gepriesen sei der HErr dafür! Wir denken, daß aufrichtig sich unter das Wort beugenden Gläubigen diese Antworten wenigstens darüber Klarheit geben werden, daß an Auferstehung des Mose nicht gedacht werden kann, solange Christus, der Erstling, nicht auferstanden war. Uns hat diese eine Erwägung in jener Zeit, wo wir uns ernstlich mit der Stelle beschäftigten, genügt, um dem Gedanken an eine vorherige Auferstehung nicht Raum geben zu können.

Vielleicht ist der Wortlaut der Geschichte in Luk. 9, insbesondere V. 31, der Anlaß für viele, an die vorherige Auferstehung des Mose zu denken. Es heißt dort: „Sie erschienen in Herrlichkeit.“ Bringt man diesen Ausdruck zusammen mit 1. Kor. 15,43: „Es wird auferweckt in Herrlichkeit“, so kann man auf den Gedanken kommen, es handle sich hier in Luk. 9,31 um Auferstehungsherrlichkeit. Aber dieser Gedanke ist doch eben nur möglich beiÜbersehung der Tatsache, daß Christus der Erstling sein muß (1. Kor. 15,23). Wir fragen: Hat Gott denn nur Auferstehungsherrlichkeit mitzuteilen? Wenn schon Sonne, Mond und Sterne verschiedene Arten von Herrlichkeit haben (1. Kor. 15,41), sollte dann Gott den Seinen, die entschlafen sind und deren Geister bei Ihm sind, für einen besonderen Zweck, den Zweck einer Erscheinung und Unterredung mit dem verherrlichten HErrn, nicht eine besondere Herrlichkeit zuteil werden lassen können?! Übrigens braucht man das Wort „in Herrlichkeit“ gar nicht mit ihnen in Verbindung zu bringen, wie uns V. 32 zeigt. Es war Seine Herrlichkeit, in der auch sie erschienen. - Lassen wir uns belehren durch das Wort, in allen Dingen, Ihm zur Ehre!

 

 

 

 

Frage 12

Wie ist Römer 9,14-24 zu verstehen? (Siehe auch Frage 13!)

Antwort A

Gott ist niemandes Gläubiger, und niemand darf mit Recht über Sein Tun murren. Denn Gott hat zu

all Seinem Tun Seine Gründe. Das dürfen wir ruhig glauben. - Aber Seine Gnadenerweisungen richten sich nicht nach fleischlichen Bedingungen. Alles ist grundlose Gnade. Daß aber die Gnade dem einen zur Seligkeit und dem anderen zum Verderben gereicht, liegt nicht an Gottes Willkür, sondern darin, daß eben Gott ein Gott der Wahrheit ist. Und - V. 15, weil Er nicht auf Grund einseitiger Vorzüge, sondern aus Gnaden handelt. Das wird sonnenklar auch in V. 16 bezeugt. Da heißt es Gott die Ehre geben. Was Pharao anbelangt, so ist die Sache so: Er verstockte zuerst sein Herz gegen Gottes Wort. Das ist seine Sünde. Seine Strafe ist, daß er nun von Gott dahingegeben wird. Vielleicht ist es gut, darauf aufmerksam zu machen, daß fünfmal steht: „Pharao verstockte sich“ und fünfmal: „Gott verstockte Pharao“. Der Mensch kann mit freiem Willen Gottes Gnadenerweisungen zurückweisen. Das ist, wenn ich es so nennen darf, sein Recht (oder besser: Unrecht). Nun aber kommt einmal der Moment, wo der sonst allbarmherzige Gott Seine Gnade entziehen muß und den Menschen dahingibt. Das ist doch einfach göttliche Ordnung. Und es ist auch göttliche Ordnung, daß, wenn ein Mensch dargebotenes Heil ausschlägt, Er dadurch andere desto mehr segnet.

Jedenfalls aber ist Gott souverän und weiß, wie Er zu handeln hat, wen Er begnadigt und wen Er verstockt. Immer aber ist festzuhalten, daß es sich um den Willen eines guten und gerechten Gottes handelt, der immer Licht und Liebe ist, auch da, wo wir Ihn jetzt einmal nicht verstehen. Es geht immer nach dem Vers: „Was Gott tut, das ist wohlgetan, und was Er tut und spricht, das nimmt der Glaube willig an, denn Gott ist Lieb' und Licht.“

Noch einmal, Gott, der uns geschaffen, kennt uns, Er, der an uns gedacht, ehe wir gemacht, geht am sorgfältigsten mit uns um, nachdem Er uns gemacht. Er heißt „gnädig und barmherzig“. Legen wir uns in Seine Hände.

K. E.

Antwort B

Gott ist ein wunderbarer Gott. In Seinem Reich geht es vollig anders zu als in einem irdischen. Er ist so viel höher als die Menschen, wie der Himmel über der Erde ist. Und dennoch dürfen wir kleinen Menschen Blicke in die gewaltige Regierung und wunderbare Weisheit Gottes tun, die allerdings vielen Menschen ungerecht erscheinen möchte. Deshalb heißt es im 14. Vers: „Ist Gott denn ungerecht?“ „Das sei ferne,“ lautet die Antwort. So wollen auch wir uns unter dies gewaltige Wort beugen.

Gott ist es, der aus nichts etwas geschaffen hat, der mit uns redet, da müssen wir schweigen.

V. 11 und 12 wird uns an Esau und Jakob bewiesen, daß, ehe die Kinder geboren waren, Gott schon bestimmt habe, daß der Größere dem Kleineren diene, damit der Vorsatz Gottes bestände. Ähnlich verhält sich's in bezug auf die ganze Menschheit.

Gott hatte Adam und Eva mit freiem Willen erschaffen, in Seiner Ebenbildlichkeit; sie konnten sich entweder für das Böse oder Gute entscheiden. Sie wählten das erstere. Damit ging nicht allein ihre Freiheit, sondern die aller Menschen verloren. Gott wäre nun völlig gerecht, wenn Er die Menschheit in der Sünde und der darauffolgenden Verdammnis ließe. Nun ist Seine Barmherzigkeit und Gnade so gewaltig, daß Er aus dieser Masse Sich ein Volk - die Gemeinde der Heiligen - zubereitet, für das Er

Seinen Sohn in den Tod gegeben, daß Er die Schuld und Strafe auf Sich nähme, damit Gott und die Menschheit wieder in Gemeinschaft treten konnten und der Tod - die Trennung von Gott - aufhörte. Das ist unverdiente Gnade, die der Mensch sich nicht von selbst aneignen kann. Er wird von Gott zur Annahme zubereitet. Erkenntnis seiner Sünde, Glauben an die Vergebung geht der dauernden Innewohnung des Heiligen Geistes vorher. Darauf erlangt der Mensch wieder die Freiheit des Geistes, wie es heißt: „Wen der Sohn befreit hat, ist recht frei.“ Allerdings ist diese Freiheit noch unvollkommen, da er bis zu seinem Eingang ins ewige Leben im Kampf mit der Finsternis steht. Deshalb trachtet er fortan nach dem Ziel: der Vollkommenheit.

Die anderen bleiben in der Verstockung. Wozu das? Die Antwort steht V. 23: „Auf daß Er kundtäte den Reichtum Seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die Er bereitet hat zur Herrlichkeit.“

L. Th.

Antwort C

Diese Stelle handelt von der Begnadigung und zeigt uns Gott in Seinem Handeln mit den Menschenkindern. Unser Gott legt in die Hand eines jeden Gnade und Gericht, und der einzelne darf und kann frei wählen. So war es auch bei Israel, von dem diese Schriftstelle handelt. Dieses Volk hatte sich selbst durch seinen Unglauben ausgeschlossen und sich an Christus, als dem Stein des Anstoßes und dem Fels des Ärgernisses, gestoßen. Aber dennoch ist das Handeln Gottes einerseits wohl ein souveränes (unabhängiges), andererseits ein Handeln in Gnade. Sein Reichsgrundsatz bleibt der: Er will, daß allen Menschen geholfen werde und alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Wenn nun Israel als Volk verstockt ist, so ist diese Verstockung nicht darin zu suchen, daß Gott ein Wohlgefallen daran hätte und das Verderben dieses Volkes wollte, sondern die Schuld liegt vielmehr auf seiten Israels, indem es die ihm angebotene Gnade, welche in der Sendung des Sohnes Gottes ihm erschienen war, ablehnte. Und wenn auf der anderen Seite dennoch etliche aus Israel errettet werden und diesen die Augen geöffnet werden, so zeigt sich hier wiederum die wunderbare Gnade Gottes, welche dem, der da will, in Gnade begegnet. Also auch hier sehen wir, wie Gott nach Seinem Plane arbeitet. Vers 7 sagt uns, nicht alle, die Abrahams Same sind, sind darum auch Kinder, vielmehr war es die mächtige Kraft Gottes, durch die Er das Tote lebendig macht, die diesen lebendigen Schößling hervorbrachte aus einem erstorbenen Volke. Denken wir an das völlige Versagen Israels als des Weinstocks, den Gott aus Ägypten geholt und an den Er so viel Treue gewandt hatte (Ps. 80,8-16), dann müssen wir uns tief einprägen, daß in allem, was die Erlösung der Menschheit angeht, in allem, wo es sich um Frucht für Gott handelt, Sein das Werk ist und Sein die Kraft, damit Ihm allein die Ehre gebühre. „Nicht aus Werken, auf daß sich nicht jemand rühme. Denn wir sind Sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvorbereitet hat, daß wir darinnen wandeln sollen.“ (Eph. 2,9.10.)

Ph. W.

Antwort D

Wenn man das ganze Kapitel 9 und dazu noch die Kapitel 10 und 11 liest, kann man erkennen, daß es sich in dem uns vorliegenden Schriftabschnitte um die Auserwählung aus Gnade handelt, und zwar

in den Versen 14-24 besonders um die Unumschränktheit Gottes in der Ausübung Seiner Gnade bei dieser Auserwählung. „Hat der Töpfer nicht Macht über den Ton?“

(V. 21.) Ja, weiter nichts als Gnade ist es, wenn du und ich „Gefäße zur Ehre“ sind, „Gefäße der Begnadigung, die Er zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat“ (V. 23). Es ist nicht aus Werken (V. 11, Klammer; 11,6) und lag auch weder an unserem Wollen noch an unserem Laufen, sondern allein an dem begnadigenden Gott (V. 16). In Seiner unumschränkten Gnade hat Er uns zur Herrlichkeit zuvorbereitet - „auserwählt in Ihm“, dem geliebten Sohne, „vor Grundlegung der Welt“ (Eph. 1,4).

Für das Kind Gottes ist dieses eine kostbare Tatsache, die sein Herz glücklich macht und mit Dank und Anbetung erfüllt. Es versteht diese wunderbare Gnade und weiß, daß es anders gar nicht sein kann.

Der unwiedergeborene Mensch aber versteht sie nicht - wie könnte er auch? - und wagt es einerseits, Gott zu beurteilen, indem er sagt, wenn es nur Gnade sei, dann sei es doch nicht gerecht, die einen zu begnadigen und die anderen nicht (V. 14), und andererseits benutzt er es, sich zu entschuldigen, indem er sagt: Ja, was kann ich dann dafür, wenn ich nicht begnadigt bin? (V. 19.) Der Mensch ist so sehr geneigt, andere - ja sogar Gott - anzuklagen, seine eigene Schuld aber zu leugnen. Aber „o Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst wider Gott?“ (V. 20.) Die in den Versen 6-18 aufgeführten beiden Beispiele von Jakob und Esau und vom Pharao sind der beste Beweis dafür, daß die, welche nicht auserwählt sind und dem Gericht verfallen, selbst daran schuld sind: Esau hatte das Erstgeburtsrecht verachtet, indem er es für ein Gericht Linsen verkaufte (1. Mose 25,31-34) - und Gott wußte das selbstverständlich im voraus! -, und von dem Pharao heißt es wiederholt, daß sein Herz sich verhärtete (2. Mose 7,13 und 22), und dann wiederholt, daß er sein Herz verhärtete (2. Mose 8,15 und 32; 9,7), und dann erst, nach dieser Verhärtung nach seinem eigenen Herzen und seinem eigenen Willen, heißt es: „Und Jehova verhärtete das Herz des Pharao“ (2. Mose 9,12). Der Mensch, der die wunderbare Gnade Gottes nicht erfährt und darum verloren geht und einst vom Gericht Gottes getroffen werden wird, ist also ganz allein daran schuld, denn er hat die Gnade verschmäht, hat nicht gewollt, hat dem Wirken des Geistes Gottes sich widersetzt und dadurch sich selbst sein ewiges Los bestimmt. Darum heißt es auch in Röm. 9,22 von den „Gefäßen des Zornes“ nicht, daß Gott sie zubereitet habe zum Verderben, sondern einfach: „zubereitet zum Verderben“; es ist nicht Sein Werk, nein, Er hat sie sogar „mit vieler Langmut ertragen“. Von den „Gefäßen der Begnadigung“ dagegen heißt es, daß Er sie zur Herrlichkeit zuvor bereitet hat! Er wußte „vor Grundlegung der Welt“, von Ewigkeit her, wie ein jeder Mensch sich gegenüber Ihm selbst stellen und gegenüber dem Wirken Seines Geistes und dem Werben Seiner Liebe und Gnade verhalten würde, und wenn - wie schon gesagt - keiner der Auserwählten sich auch nur des geringsten Verdienstes rühmen kann, sondern ein jeder nur die unermeßliche Gnade Gottes preisen kann, so ist ebenso gewiß, daß keiner von denen, die verloren gehen, je Gott einen Vorwurf wird machen können, sondern daß jeder wird erkennen und anerkennen müssen, daß er selbst nur daran schuld ist! - Dem Verstande mag dieses etwas Unfaßbares sein, der Glaube aber versteht es völlig und ruft bewundernd aus: „O Tiefe des Reichtums ... Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ (Röm. 11,33-36.)

Th. K.

 

Anmerkung des Herausgebers

Diese Antworten geben viel Licht über die unseres Erachtens mit Anrecht schwierig genannte Stelle und Anleitung zum Weiterforschen.

Wie gut, daß nicht von unserem Wollen und Laufen unsere Errettung abhängig ist! Wenn dem so wäre, so wären die Starken, Klugen, Reichen, die sich alle Möglichkeiten zum Wollen und Ausführen ihres Willens leicht beschaffen können, so im Vorteil, daß die Schwachen das Nachsehen hätten. Aber im Gegenteil, gerade „was schwach ist vor der Welt, hat Gott auserwählt, auf daß Er das Starke zunichte mache“ usw. Wie lehrreich ist hier die Stelle: 1. Kor. 1,26-29! Gepriesen sei Gott für dieselbe!

Es handelt sich in Röm. 9-11 um das scheinbare Rätsel der gegenwärtigen Verwerfung Israels und in diesem Zusammenhang um die in unserer Stelle behandelte Frage der Gerechtigkeit Gottes. Wenn das Volk als Ganzes nicht verstanden hatte, daß das Gesetz ein Erzieher auf Christus hin (Gal. 3,24) sein sollte und darum sich an Christus stieß, statt Ihn anzunehmen (9,31-33), so blieb Gottes Gerechtigkeit doch völlig unverletzt, wenn Er, der alles dies natürlich voraussah, Israel beiseite setzte (wie einst Pharao, der sich erst selbst verhärtete, dann von Gott verhärtet wurde) und denen aus den Nationen die von Israel verschmähte Glaubensgerechtigkeit zuteil werden ließ (Vers 24-26.30). Aber in Seiner unumschränkten Gnade hat Er auch aus den das Heil in dem in Zion gegründeten Stein verachtenden Juden einen Überrest der Gnade errettet, um an ihm die Herrlichkeit Seiner Gnade kundzutun (V. 22.23.27). Wer will Ihn deswegen tadeln? Wer will Seine Gerechtigkeit anzweifeln, wenn Er Gnade walten läßt, wo Gerechtigkeit gänzlich verwerfen dürfte?! Wollen wir aus den Nationen Sein Tun kritisieren, wir, die wir „Fremdlinge der Bündnisse der Verheißung“ sind? (Eph. 2,12.) Wie können wir es? Wollen die aus den Juden es tun, wo sie doch durch ihre eigenmächtige Verwerfung des Messias ihre eigene Verwerfung hervorgerufen haben? Gibt es überhaupt eine Stimme, die sich auflehnen und Gerechtigkeit fordern könnte, wenn die Gnade redet? - Gnade wirkt stets „ohne Verdienst und Würdigkeit“ der Begnadigten; Gnade ist absolut unumschränkt, wenn der sie Ausübende in seiner Macht unumschränkt ist. Schon die Begnadigung eines Mörders seitens des Königs ist eine Tat, wo das Gerechtigkeitsgefühl der Menschen nichts zu fordern oder zu hemmen hat, wieviel mehr wenn Gott begnadigt!

O, der armselige Mensch, der arme Tor, der da in scheinbarer Gerechtigkeitsliebe auftrumpft und Gott Ungerechtigkeit vorwirft! Wenn Gott in Seinem geliebten Sohn die begnadigt, die Gott recht geben und als ohnehin sowieso unbedingt verlorene Sünder die Gnade annehmen, wer will da Gott Ungerechtigkeit vorwerfen, wenn die, welche die Bedingungen der Gnade nicht annehmen wollen, aber sich anstrengen, durch eigenes Wollen und Laufen das Heil zu erlangen, verloren bleiben in Ewigkeit?

O Geschwister, laßt uns mit heiliger Ehrfurcht an unserem schwachen Teile eintreten für Gottes unantastbare Gerechtigkeit in einer Welt, die Seine Ehre, Sein Recht, Seine Gerechtigkeit und auch Seine Liebe und Gnade in ihrer Selbstverblendung mit Füßen tritt! Laßt uns Gott

die Ehre und Herrlichkeit geben, die Ihm gebührt! (Röm. 4,20; Phil. 1,11; Röm. 11,33-36; Röm. 15,17; 1. Tim. 1,17; 1. Petri 4,11 u. a.)

 

Frage 13

Wie verhält sich 1. Kor. 9,24 zu Röm. 9,16?

Antwort A

In diesen zwei Stellen ist nicht die Rede von einem und demselben Lauf, sondern von zweien, welche nicht gleichzeitig stattfinden können und durch ihre Ziele und Beweggründe gar verschieden gekennzeichnet werden; daher der zwischen ihnen vorliegende Gegensatz.

In Röm. 9,16 handelt es sich um einen Lauf zum Erlangen der Gerechtigkeit, wie der Israels (9,30.31; 10,3). Ein solcher Lauf nützt nichts, ja verstockt, denn der Vorsatz Gottes ist nach Auswahl, nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden (9,11), sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade (11,5-7). Ja, es liegt nur an dem begnadigenden Gott, der den Reichtum Seiner Herrlichkeit an Gefäßen der Begnadigung kundtut (8,29.30; 9,23).

Der Lauf nach 1. Kor. 9,24 aber ist nicht ein Versuch, ein Streben nach der Gerechtigkeit, sondern eine Frucht, eine Wirkung der Gerechtigkeit, welche die Korinther, „berufene Heilige“ (1,2) schon hatten (1,30). Der Preis dieses Laufes ist nicht die Gerechtigkeit, sondern die Krone der Gerechtigkeit (2. Tim. 4,7.8) ist deren Belohnung. Da aber die Kraft zu diesem Lauf nicht von dem Laufenden gewirkt werden kann, sondern nur von der Gnade Gottes (1. Kor. 15,10; Eph. 3,20; Phil. 2,13), geschieht die Belohnung „zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade“ (Eph. 1, 5.7.12), und: „Wer sich rühmt, rühme sich des HErrn!“

Geschwister, laufen wir? (Offenb. 22,10-12.)

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Obwohl der Einsender dieser Frage dieselbe später Zurücknahm, da sie ihm keine Schwierigkeiten mehr mache, möchten wir unseren Lesern die einzige darauf eingegangene Antwort Doch nicht vorenthalten im Hinblick auf Frage 12, die hier ja ebenfalls mitbeAntwortet wird.

Manche scheinbare Schwierigkeit in der Schrift wird leicht gelöst, wenn man streng auf den Zusammenhang achtet, in dem an sich gleichlautende Worte und Begriffe stehen.

Ja, nochmals die Frage an uns alle: Laufen wir? Nicht um errettet zu werden - wenn etwa jemand, der dies liest, noch nicht errettet sein sollte! - das Heil erlangen wir nicht durch eigene Bemühungen, der HErr sei dafür gepriesen! Er hat's bereitet in Christo für den, der da glaubt! (Röm. 3,20-28) Nein, laufen wir in der Rennbahn, d. h. als Menschen, die, ein für allemal errettet, nun auch kein Ziel mehr kennen als Ihm, der uns errettet hat, wohlgefällig zu dienen, wie Paulus tat? „Laufet also!“ Wie sollen wir laufen? Mit Selbstverleugnung, Enthaltsamkeit, Treue - Paulus ist uns ein wunderbares Vorbild darin! - als Menschen, die nicht nur das Ziel kennen, sondern die auch nicht mehr hängen bleiben an den Dingen dieser Welt, sich nicht mehr durch dieselben berauschen lassen, wodurch der Wettlauf gehemmt wird. Sind wir so zielbewußt in unserem Dienst, unserem ganzen Leben und Wirken? „Seid zusammen meine Nachahmer,“ sagt Paulus Phil. 3,17, kurz nachdem er uns gezeigt hat, wie er vorwärts eilt („ich jage“, V. 14), dem Ziele zu. Laufen wir also? Und noch eins! Jenes Wort 1. Kor.

9,24 sagt nicht, daß nur Paulus und einzelne wenige den Kampfpreis (die unvergängliche Krone der Gerechtigkeit, vgl. 2. Tim. 4,7.8) empfangen können, etwa weil nur ein Wettkämpfer den Preis erlange, sondern jenes Bild aus dem Leben der alten Griechen soll uns nur anspornen, zu laufen in der Weise wie sie, wenn anders wir die Krone erlangen wollen. Jeder kann sie erlangen, aber nur die erlangen sie, die in der Weise laufen wie jene Sieger in der Rennbahn.

Der HErr gebe uns viel Gnade, „mit Ausharren zu laufen den vor uns liegenden Wettlauf, hinschauend auf Jesum“! (Hebr. 12,1-3.)

Geleitswort an den Leser:

Alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, auf daß wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben. Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung aber gebe euch, gleichgesinnt zu sein untereinander, Christo Jesu gemäß, auf daß ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi verherrlichet. ... Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, um euch überströmen zu lassen in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes!“ Röm. 15,4-6.13.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 14

Bitte um eine Erklärung von Röm. 10,6.7!

Antwort A

Diese zwei Verse sind die kurze Zusammenfassung des Urteilens des Unglaubens, dessen endlicher Ausspruch ist: „Hinweg mit Diesem ... kreuzige Ihn“! (Luk. 23,18.21.) Um sich zu rechtfertigen, wie einst der Gesetzgelehrte (Luk. 10,29), sagt der Ungläubige: 1. „Wer will in den Himmel hinaufsteigen“, um zu sehen und Beweise zu holen, ob etwa der Christus wirklich sitzend zur Rechten Gottes ist, ob wirklich dieser Mensch vom Himmel herabgestiegen war? (Joh. 3,13.) 2. Und „wer wird in den Abgrund hinabsteigen“, zu beweisen, daß dieser Mensch auferstanden und jetzt lebendig ist, der auch Gericht üben wird?

Daß Er gelebt hat, ein außerordentlich bemerkenswerter Mensch, und gestorben ist als Märtyrer Seiner Lehren, glaubt der Ungläubige ohne Bedenken, da seine eigene Sünde und Stellung Gott gegenüber nicht berührt werden. Aber daß dieser Mensch Gott geoffenbart imFleische war, nein, das mag er nicht, denn das Leben des Lichtes dieses Jesus bringt seine Sünde an den Tag, und die Erhöhung des Auferstandenen erinnert ihn an den Augenblick, da er vor Ihm von allem Rechenschaft ablegen müssen wird.

„Wir aber“, deren Augen erleuchtet worden sind durch die Gnade Gottes, „sehen Jesum ... mit

„Wir aber“, deren Augen erleuchtet worden sind durch die Gnade Gottes, „sehen Jesum ... mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Hebr. 2,9), frohlocken in der Hoffnung, Ihn zu sehen (1. Petr. 1,8.9) und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm. 5,2). Wir sehen, wir haben; wir werden sehen, wir werden haben. Welch ein Los!

R. W. D.

Antwort B

In diesem Schriftabschnitt handelt es sich um den Glauben und um das Wort des Glaubens. In Vers 6 und 7 dagegen werden wir gewarnt vor der Sprache des Unglaubens, damit wir dieser nicht das Herz öffnen. Warum sollen wir in unserem Herzen nicht sagen: Wer wird in den Himmel hinaufsteigen? Eben, weil Er hinaufgestiegen ist. Sich nach irgend etwas anderem umzusehen, das dorthin aufzusteigen vermöchte, heißt nichts anderes, als Christus entthronen und herabführen. Solche Fragen im Herzen, solches Umschauen vielleicht nach guten Werken und der Güte des eigenen Lebens, die dort hinaufsteigen möchten, heißen Ihn erniedrigen und Seinen Eingang in die Herrlichkeit leugnen. Und ebenso ist die Kehrseite in der Frage: Wer wird in den Abgrund hinabsteigen? Er ging dort hinab und hat die Erlösung vollbracht. Welche Unglaubensfragen und -blicke sind es, die vielleicht nach Buße, Tränen, Kasteiungen usw. Umschau halten, die hinabsteigen könnten als Sühnung oder Mithilfe, um die Vergebung zu vollenden! Manche möchten so das Herabsteigen des HErrn unterstützen. Es ist eine Verleugnung des vollendeten Werkes. Es ist wirklich nichts anderes, als Ihn aus den Toten heraufführen und Sein Werk zur Vollendung bringen wollen.

Solche Erwägungen haben bei der Gerechtigkeit aus Glauben keinen Raum. Sie kehrt zum „Wort“ zurück (V. 8), zum „Wort des Glaubens“, zu dem Wort, welche von den Aposteln gepredigt ist. Die Gerechtigkeit aus Glauben erfordert eben Glauben. Glaube ergreift das, was Gott in Christo getan hat, Ihn, der in den Himmel hinaufgestiegen ist, der die Tür nicht hinter Sich geschlossen, sondern offen gelassen hat für jeden, der des Glaubens an Jesus ist.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Welch kostbare Darlegungen und Beweise enthält dieser Abschnitt in Kap. 10! Derinspirierte Apostel nimmt ein Wort aus dem 30. Kapitel des 5. Buches Mose (Vers 11-14), aber er wendet es nicht an für die Gerechtigkeit aus dem Tun des Gesetzes, und also im Hinblick auf das Gesetz (wovon die Stelle im A. T. handelt), sondern für die Gerechtigkeit aus Glauben, und also im Hinblick auf den Gegenstand des Glaubens: Christus. Den Judenchristen in Rom mußte diese Beweisführung zwingend sein, legte sie doch einerseits dem Gesetz volles Gewicht bei als dem Vermittler einer eigenen Gerechtigkeit (einer unvollkommenen Gerechtigkeit aus eigenem Wirken, mit der ungezählte Juden zufrieden waren); andererseits zeigte sie dem aufrichtigen Juden, daß diese ungenügende Gerechtigkeit aus Gesetzeswerken nicht zu vergleichen war mit der Gerechtigkeit aus Glauben. Diese nämlich besteht auf und in einem, der mit göttlichem Recht „des Gesetzes Ende“ genannt wird. Denn dieser eine, Christus, lebt, Er braucht nicht erst mit gewaltigen Anstrengungen, wie sie das Halten des Gesetzes erforderte, vom Himmel herabgeholt zu werden, Er ist vielmehr da, frei für jeden zu erreichen.„Das Wort (des Gesetzes), um es zu tun, war auch „sehr nahe“ für den Juden (5. Mose

30,14); aber welcher Anstrengungen bedurfte es, um es wirklich zu erfüllen; und sie blieben vergeblich! Christus aber ist gekommen, Er ist da, und es bedarf nur dessen, Ihn anzurufen (V. 13), um errettet zu werden. Und dieser Christus ist längst auferweckt. Er braucht nicht aus der Totenwelt heraufgebracht werden mit Anstrengungen, die des Gesetzes würdig sind, Er ist auferweckt, hat Tod und Grab, die folgen für den, der das Recht des Gesetzes nicht erfüllt, längst überwunden! Nur glauben an Ihn - das bewirkt Gerechtigkeit, „Gottes Gerechtigkeit gegen alle und auf alle, die da glauben“ (Röm. 3,22). -

Diese „Gerechtigkeit aus Glauben“ (V. 6) sagt auch dir, lieber Leser, wenn du noch nicht errettet bist: Mach keine verkehrten Anstrengungen, wie sie die Juden machten, um eine vermeintliche Gerechtigkeit aufzurichten, denke nicht, du müßtest Gott dir erst geneigt machen, zweifle auch nicht an Christus, der längst kam und auch aus den Toten wiederkam - Er ist um der Rechtfertigung der an Ihn Glaubenden willen auferweckt (Röm. 4,25) - nein, glaube an Ihn! Nimm Ihn an als auch Deinen alleinigen Retter und Heiland! Er ist es für die Gottlosen, die Sünder! Und „die Schrift sagt“: „Jeder, der an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“, denn es ist kein Unterschied zwischen dem Juden und dem Griechen (d. i. Heide, wozu auch die Namenchristen gehören!), denn derselbe HErr von allen ist reich für alle, die Ihn anrufen; „denn jeder, der irgend den Namen des HErrn anrufen wird, wird errettet werden“ (Jes. 28,16; Joel 2,32; Röm. 10,11-13).

Später wird auch ein Tag kommen, da Israel auf dem Grundsatz der Gnade durch Buße und Beugung angenommen werden wird. Dann wird 5. Mose 30,1ff. vollendet werden.

 

Frage 15

Ich möchte den Herrn Jesus in Lukas 7,31.32 verstehen!

Antwort A

Hier in Luk. 7,31.32 und in Matth. 11,16.17 begegnen wir den gleichen Worten Jesu. Der Wirksamkeit des Herrn Jesu war die Predigt Johannes des Täufers vorausgegangen, er war vor dem König hergegangen und kündigte die Nähe des Reiches an und forderte die Juden zur Buße auf, damit sie in das Reich eingehen möchten. Er kündigte das Kommen Dessen an, der die neue Ordnung der Dinge auf Erden einführen sollte. Nun kam der Herr Jesus Selbst auf den Schauplatz und wirkte gleichsam als Erwiderung auf die Predigt des Täufers Wunder, welche die Gnade Gottes, die mit Christus in Macht erschienen war, in das rechte Licht rückte. Er ging Seinen Weg, übte Seinen Dienst an den Armen und Kranken aus und pries die glückselig, welche sich nicht an Ihm ärgerten. So wurde das Volk moralisch auf die Probe gestellt, und das Resultat dieser Probe teilt uns der HErr in den zur Frage stehenden Worten mit. Die Aufnahme des Johannes sowie des HErrn ist eine gleiche. Die Weisheit des Menschen, die immer töricht ist, klagt Gottes Wege an und fragt immer nach dem Warum. Deshalb vergleicht der HErr diese Juden mit spielenden Kindern, welche Spielvorschläge machen und dann unwillig sind, daß man nicht auf ihre Vorschläge eingeht oder nicht nach ihrer Pfeife tanzt. Hier tritt der Eigensinn des natürlichen Menschen so recht zutage, Johannes und auch Jesus werden verworfen, der ernste Bußprediger und der ihnen in Güte und Gnade begegnende Sohn Gottes paßt den Juden nicht, sie wollen von beiden nichts wissen; das ist ein Zeichen, daß nicht sachliche Gründe, sondern kindische Launenhaftigkeit bei ihnen entscheidet. Der Teil des Volkes, der mit Dank das durch Johannes gesandte Wort aufgenommen hatte, gab in seinem Herzen den Wegen

mit Dank das durch Johannes gesandte Wort aufgenommen hatte, gab in seinem Herzen den Wegen der Weisheit Gottes Zeugnis. Jene aber, die sich selbst vertrauten, verwarfen die Ratschlüsse Gottes, die sich in Christo erfüllten. Darauf bezeichnet der HErr deutlich den Zustand dieser letzteren mit den Worten in Vers 31 und 32. Die Kinder der Weisheit aber erkannten das Werk Gottes in Christo Jesu an und verherrlichten die Gnade, die ihnen erschienen war, in ihren Wegen. (Lies noch Spr. 29,9!)

Ph. W.

Antwort B

Der Herr Jesus spricht in dem betreffenden Schriftabschnitte von Johannes dem Täufer und Sich Selbst. Was Er in Vers 31 und 32 meint, erklärt Er Selbst in V. 33 und 34: Die Menschen waren weder mit Johannes noch mit Ihm Selbst zufrieden; keiner von beiden war so, wie sie es wünschten. Sie liebten die Welt mit ihren Genüssen und Freuden, Johannes aber hatte diesem allem völlig entsagt (s. Matth. 3,4): Sie hatten ihm „gepfiffen“, er hatte aber nicht „getanzt“! Sie fasteten an gewissen Tagen (vielleicht zweimal in der Woche, s. Luk. 18,12) und liebten es, dabei düster auszusehen - ihre Angesichter zu verstellen -, damit sie den Menschen als Fastende erschienen (s. Matth. 6,16), quälten sich auch mit noch mancherlei anderen Dingen (s. Mark. 7,3.4) und bildeten sich darauf viel ein, der Herr Jesus aber „aß und trank“ und kümmerte Sich nicht um ihre Menschengebote (s. Luk. 11,38): Sie hatten Ihm „Klagelieder gesungen“, Er hatte aber nicht „geweint“!

So waren damals „die Menschen dieses Geschlechts“ (V. 31), und genau so sind sie auch heute noch. Ja, „dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist“ (Luk. 21,32). Sie stoßen sich an den Kindern Gottes einerseits, weil sie die Genüsse und Freuden dieser Welt meiden (s. 1. Petr. 4,3.4), und andererseits, weil sie an ihren religiösen Dingen nicht teilnehmen. Der HErr aber schenke uns allen Gnade, je länger, je mehr abgesondert zu wandeln von der Welt und gereinigt zu werden von „toten Werken“ (Hebr. 9,14), um Ihm zu leben, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Was hatte die Weisheit Gottes - in der Sendung des Johannes wie des Herrn Jesu in verschiedener Weise zum Ausdruck gekommen - sich alles gefallen lassen müssen! Die, welche ihre Kinder hätten sein sollen, die Juden, gingen mit ihr um, wie launische, widerspenstige Spielgefährten miteinander umgehen: sie nahmen sie nicht ernst, spielten mit ihr, verurteilten sie und machten den Ratschluß Gottes in bezug auf sich selbst unwirksam (V. 30). Aber jene wenigen, die Gott rechtfertigten (V. 29), waren echte Kinder der Weisheit, durch Gott Selbst unterrichtet in den Wegen Seiner Weisheit; sie dienten zu Gottes Verherrlichung.

Auch wir, die wir Gott recht gegeben haben, indem wir Gottes Recht, uns, die Sünder, zu verwerfen, anerkannten und die freie Begnadigung in Christo annahmen, auch wir sind Kinder der Weisheit. Und wir rechtfertigen Seine Weisheit, die Christus zu unserer Versöhnung ans Kreuz gab und Ihn sterben ließ. Die Weltkinder um uns herum gleichen auch solchen launischen Kindern; sie wollen weder den Christus im blutigen Gewand mit der Dornenkrone noch einen, der am rechten Ort in rechter, aber anderer als weltlicher Weise mit den sich (in Ihm) Freuenden Sich freuen kann, noch Den, welcher

anderer als weltlicher Weise mit den sich (in Ihm) Freuenden Sich freuen kann, noch Den, welcher der offenkundigen Sünder Sich annimmt; sie wollen auch Seine Propheten nicht mit der Bußpredigt; sie wollen Christus nur so, wie sie Ihn sich selber zurechtmachen, und Seine Propheten nur so, wie sie ihnen passen (2. Tim. 4,3). - Wir aber rechtfertigen die Weisheit Gottes in Seinen Wegen mit uns zu unserer Erlösung. Wir wissen und bezeugen frei - daß wir's nur immer treuer täten! -, daß Er, gerade so, wie die Schrift Ihn uns zeigt, sein mußte und ist, und daß, wo Er ist und wie Er ist, auch wir, die Seinen, Seine Diener, sind in dieser Welt! (Joh. 12,26; 1. Joh. 4,17.) Möchten wir stets Gnade haben, auf diese Weise die Weisheit Gottes zu rechtfertigen! (Vergl. noch 1. Kor. 1,18-31.)

Frage 16

Wer sind die Söhne (nach Luther: Kinder) Gottes in 1. Mose 6,1-4; Hiob 1,6; 2,1 u. 38,7?

Antwort A

Aus all den verschiedenen Auffassungen hierüber sind wohl die drei folgenden am besten geeignet, einer näheren Prüfung unterzogen zu werden.

1. Einige Schriftausleger sehen in den Söhnen Gottes aus den oben angegebenen Stellen die Kinder des Seth, bei dem wir 1. Mose 4,26 lesen, daß man nach der Geburt seines Sohnes Enos anfing, den Namen des HErrn anzurufen. Es scheint also, als ob Seth gottesfürchtig war und sich deshalb an die Hilfe Gottes hielt. Ob aber die Kinder von Seth nun ausnahmsweise fromm waren und deshalb den Namen „Söhne oder Kinder Gottes“ bekamen, ist doch wohl sehr fraglich. Wenn nach Röm. 3,23 kein Unterschied ist, indem sie alle gesündigt haben, dann ist es wohl ausgeschlossen, daß die Söhne Seths zum Unterschiede von den anderen Menschen „Söhne Gottes“ hießen. Übrigens werden in dieser Zeitperiode die Menschen niemals Kinder Gottes genannt mit Ausnahme von Luk. 3,38, wo wir lesen, daß Adam ein Sohn Gottes war. Notgedrungen müßten dann aber alle anderen Adamskinder auch Söhne Gottes sein, was aber auf Grund von Joh. 8,44 und 1. Joh. 3,8-10 ausgeschlossen sein muß. Die Annahme, in den Kindern Gottes dort die Kinder des Seth zu sehen, hat deshalb so gut wie nichts für sich.

2. Nach einer anderen weniger bekannten Auffassung handelt es sich in der Stelle 1. Mose 6,1-4 bei den Söhnen Gottes um Kinder Adams, die ihm vor dem Sündenfall geboren wurden. Wenn es auch nicht ausgeschlossen sein muß, daß Adam und Eva vor dem Falle Kinder zeugten, so ist diese Ansicht doch etwas sehr gewagt. Das Wort: „Seid fruchtbar und mehret euch!“ galt gewiß sofort, nachdem es Gottes Mund gesprochen hatte; ob aber wirklich Leben erzeugt ist vor dem eigentlichen Fall des Menschen, davon lesen wir in der Schrift auch nicht ein Wörtchen. Diese Anschauung, in den Söhnen Gottes aus 1. Mose 6 vor dem Fall geborene Menschen zu sehen, beruht darum mehr auf spekulativem Denken als auf dem festen unerschütterlichen Gottesworte. Wenn dann in 1. Mose 6,1-4 vor dem Fall geborene Menschen zu sehen sind, dann müßten in den übrigen Stellen Hiob Kap. 1 und 2 und 38 usw. ebenfalls solche gesucht werden. Wohin das aber führt, das auszudenken überlasse ich der Anwendung des Lesers. Da diese zweite Auffassung noch weniger für sich hat als die erste, darum wird sie auch wenig gehört und geglaubt.

3. Nach der dritten Auffassung, zu der ich auch neige, sind die Kinder oder Söhne Gottes aus diesen Stellen gefallene Engel. Daß die Engel nach Hiob 38,7 jauchzten, als der Grund der Erde gelegt

wurde, ist mit dem übrigen Inhalt der Schrift sehr wohl zu vereinen. Daß sie dann auch vor Jehova treten, um Bericht zu erstatten über ihre Tätigkeit oder Gottes Lob zu sagen, wie wir's in Hiob 1 und 2 lesen, das ist ebenfalls jedem Bibelleser glaubhaft. Daß aber, wie in 1. Mose 6 berichtet wird, die Engel den Vorgang des Zeugens vorzunehmen imstande sind, das scheint vielen Bibellesern auf Grund von Matth. 22,30 nicht recht glaubhaft zu sein. Gewiß steht es biblisch fest, daß nach Matth. 22,30 die Engel Gottes weder freien noch sich freien lassen; aber kann es sich denn in 1. Mose 6 nicht um gefallene Engel handeln, um Engel des Teufels, um Geistwesen, die die natürliche Schöpferordnung verkehrt haben in eine unnatürliche? Auf Grund von Judä scheint das tatsächlich der Fall zu sein. Dort lesen wir von der Sünde der Sodomiter und im Zusammenhang damit von der Sünde der gefallenen Engel.

Es scheint also, als ob die Söhne oder Kinder Gottes in den obenerwähnten Stellen Engel sind.

A. C.

Anmerkung des Herausgebers

Diese Antwort Ging uns aus dem Felde zu!

Wir sind sehr dankbar für diese klaren Gegenüberstellungen der wichtigeren Auffassungen über diese Schriftworte, vor allem 1. Mose 6. Doch möchten wir noch mit einigen Worten auf die erste und letzte Auslegung eingehen.

Zunächst spricht uns gegen die sehr bekannte dritte Auffassung, derzufolge 1. Mose 6 in den „Söhnen Gottes“ (gefallene) Engel zu sehen seien, außer der angeführten Stelle Matth. 22,30 noch u. a. sehr Luk. 24,39. Wie können geschlechtslose Geistwesen sich mit Fleischeswesen geschlechtlich, also fleischlich, verbinden? Und es handelt sich um Ehebündnisse! Außerdem trifft das Strafgericht Gottes die Menschen auf der Erde (V. 3.5-7!), also waren sie die Sünder, nicht aber Engel! - Nun scheint aus Judä V. 6 und 7 zwar hervorzugehen, daß das „Nichtbewahren des ersten Zustandes“ eines Teiles der Engelwelt darin bestanden habe, daß sie „ihre Behausung verließen“ und „anderem Fleische nachgingen“. Aber in V. 7 ist statt „gleicherweise wie jene“ (die Engel) nach dem Griechischen doch wohl zu lesen: „gleicherweise wie diese“ (das sind die, die im Briefe sehr oft „diese“ genannt werden, vgl. V. 8, 10, 12, 14, 16, 19!). Wenn diese Meinung richtig ist, dann wüßten wir aus 1. Mose 6 allerdings nicht, worin jenes Sündigen der Engel (2. Petr. 2,4) bestanden habe (was wir ja auch nicht zu wissen brauchten!), nur, meinen wir, jedenfalls nicht darin, daß sie der Hurerei sich hingaben. - Aber wir können darüber nichts Bestimmtes aussagen und wollen natürlich auch keine Lehre über diese schwierige Stelle prägen. Nur wollen wir alle Seiten, soweit uns möglich, betrachten!

Zur ersten Auffassung! Aus 1. Mose 4,25.26 (vgl. 5,1! Kapitel 5 ist Seths Geschlecht!) geht hervor, dass Gott den Samen des Seth gesetzt hat; also wäre es doch wohl möglich, daß der Ausdruck „Söhne Gottes“ auf die Sethiten ginge, vorzüglich, wo doch, unseres Erachtens, V. 26 zeigt, daß es ein gottesfürchtiges Geschlecht gewesen sein muß, denn wo anders hätte mit dem Anrufen des Namens Gottes begonnen werden können als bei ihnen? Doch nicht bei den Kainiten! Nun sind allerdings in der Schrift die Engel häufig, aber nicht in jener Zeitperiode vor der Flut, sondern erst nach der Flut, mit „Söhne Gottes“ benannt worden, z. B. Hiob 1,6; 38,7, wenn auch diese Stelle einen Zeitpunkt lange vor der Flut betrifft (die Stelle ist aber nach derselben inspiriert!). Jedoch

(abgesehen vom N. T.) werden z. B. in 5. Mose 14,1 u. 2; vgl. 2. Mose 4,22f.; Ps. 82,6.7;

und Ps. 73,1.11.15, wo das Wort „Söhne“ nicht mit Jehova, sondern mit Gott verbunden ist! u. a. auch die Israeliten hebräisch „Söhne Gottes“ genannt (woraus natürlich nicht hervorgeht, daß etwa jeder Mensch von Natur als ein „Kind“ oder „Sohn Gottes“ - auf den feinen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen im N. T. gehen wir hier nicht ein - von Gott anerkannt wird!). Dazu halten wir die in Antwort A erwähnte Stelle Luk. 3,38, wo ausdrücklich nur Seths Linie genannt ist, doch für sehr wichtig und beweiskräftig. Die Benennung „Söhne Gottes“ bezieht sich eben, je nach Zusammenhang, auf verschiedene Wesen. - Wir behaupten nun aber doch nicht, daß die Sethiten gemeint seien; wir stellen nur Aussage gegen Aussage! Sind aber die Sethiten gemeint - und wir glauben es eher, als daß die Engel gemeint seien -, dann hätten wir hier in 1. Mose 6 den großen Gegensatz zwischen Gläubigen und Ungläubigen, der in der ganzen Schrift zu finden ist. Seth und Kain - sie waren Häupter von verschiedenen Menschenklassen, sie hatten damals ihre Nachkommen wie heute noch. Aber die Kinder Gottes werden - wie Israel im Alten Bunde - durch die Kinder der Welt verführt zu unheiligen Dingen, zum Verleugnen der göttlichen Grundsätze und befinden sich in beständigem Kampf mit der von außen an sie herantretenden Sünde (Hebr. 12,1-4; 2. Kor. 6,14ff. u. a.). Und dieser Kampf begann damals in 1. Mose 6, und die Söhne Gottes fielen der Verführung zum Opfer. „Noah aber fand Gnade“ (V. 8), d. h. er sah sich als Sünder, der das Gericht ebenfalls verdient hatte, und nahm die Begnadigung an!

Aber noch eins: man sagt zur Stärkung der Ansicht, daß Engel gemeint seien, es sei doch das Geschlecht der Riesen aus dieser Verbindung hervorgewachsen. Jedoch der Anfang von V. 4 zeigt, daß diese Riesen, Menschen außergewöhnlicher Kraft, schon vorher dagewesen sind, Nachkommen Kains - was ja bei diesem ungezügelten Geschlecht (vgl. 4,17-24) zu verstehen ist -; und als die Söhne Gottes fielen, da entstanden aus ihren unheiligen, fleischlichen Verbindungen, vielleicht zur Strafe, auch solche Gewalttätige an Kraft, möglichenfalls auch überragend an menschlichem Verstand, wie die Kainiten nach 4,17.21.22, zu denen andere aufsahen, Kraftmenschen, die aber ihre Kraft nicht von Jehova hatten und von vornherein die erklärten Feinde der Sanftmütigen waren und blieben. Fällt von hier aus vielleicht auch etwas Licht auf 4. Mose 16,1-3 (Judä 11c)? [nachdem von Mose 12,3 gesagt war, daß er sanftmütiger als alle Menschen war!]. - Solche Riesen an Kraft waren auch nach der Flut vorhanden, vgl. 4. Mose 13,33. Aber das Gericht ist bereit für sie (Jud. V. 14.15) wie für alles Fleisch. Damals wollten die fleischlichen Menschen, auch die fleischlich gewordenen Sethiten - wenn also hier die Sethiten zu verstehen sind! - die nicht mehr als „Söhne Gottes“ sich bewährten, denn fleischliche Abstammung nützt nichts (Joh. 1,12.13; 3,6a), sich dem Rechten (d. i. dem das Rechte Bezeugen) des Geistes Gottes nicht fügen, nämlich z.B. als Noah ihnen predigte (1. Petr. 3,19.20; vgl. 1,11; siehe Frg. 41, Band I, 1913!), und das Gericht kam „und brachte alle um“, bis auf Noah, den „Prediger der Gerechtigkeit“, mit den Seinen. Und so wird das Gericht kommen über die, welche in der Weise sich verhalten, wie die in den Tagen Noahs taten (siehe Luk. 17,26.27!).

Wir sind etwas weiter gegangen und haben gleich einen kurzen Überblick über die ganze Stelle zu geben versucht. Vielleicht möchte der eine oder andere nun doch eher an die Sethiten als an die Engel denken bei dem Ausdruck „Söhne Gottes“ in 1. Mose 6. Aber wir sagen nochmals: Wir stellen wahrlich durchaus keine Lehre darüber auf, zumal wir selber auch noch nicht zu Ende sind mit unserem Forschen über diese Sache, sondern wir möchten durch die verschiedenen Gegenüberstellungen von Schriftaussagen über diesen Gegenstand jedermann Anregung geben zum

Gegenüberstellungen von Schriftaussagen über diesen Gegenstand jedermann Anregung geben zum Weiterforschen, wie dies denn ja überhaupt der gesegnete Zweck der „G. H.“ ist. - Auch bei diesem vorliegenden Gebiet gilt praktisch für uns 2. Tim. 3,16.17!

Frage 17

Wie konnte Jakob sagen, er habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, da doch kein Mensch Ihn sehen kann und leben? 1. Mose 32,30; 2. Mose 33,11 u. 20.

Antwort A

Jakob war ein Träger der Verheißungen Gottes, die Gott dem Abraham gegeben und dem Isaak wiederholt hatte; und Gottes Verheißungen sind unbereubar, auch wenn Jakobs Verhalten diesen Verheißungen gegenüber auf Abwege kommt. Abraham war ein Mann des Glaubens, und dies wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Und dieser Glaube wirkte bei Abraham einen Wandel mit Gott und Absonderung von der Welt. Abraham war und blieb ein Fremdling in Kanaan; aber er hatte Gemeinschaft mit Gott, und Gott vertraute dem Abraham Seine Gedanken an. Wie ganz anders Jakob! Wohl hatte Jakob bis zu einem gewissen Grade Glauben, aber er hatte keine Gemeinschaft mit Gott. Sein eigenes Wirken und Schaffen bringt ihn in die Lage, aus dem Vaterhause fliehen zu müssen. Als Flüchtling kommt er nach Haran in das Haus der Familie Labans; und doch war Gott bei ihm. Gott versichert ihn zu Anfang seiner Reise Seines mächtigen Schutzes, aber Jakobs Herz hat nichts davon, im Gegenteil! er fürchtet sich. In Kanaan hat er seinen Vater und Bruder betrogen, und im Hause Laban begeht er unausgesetzt Betrügereien, List und Gewalt. Und doch wachte Gott über ihm, jedoch in Zucht, ob vielleicht Jakobs Herz gebrochen werde vor Gott und die Gemeinschaft Gottes suche zu seinem Segen. 21 Jahre gehen in dieser Zucht vorüber. Da spricht Gott wieder mit Jakob und befiehlt ihm, nach Kanaan heimzukehren. Jakob hatte Gott noch nicht persönlich kennen gelernt, jetzt soll er Ihn kennen lernen.

Jakob muß auch seinem Bruder Esau begegnen, und das Gewissen wacht bei Jakob auf. Aber noch ist's seine gewohnte und bisher betriebene Weise, Pläne zu machen. Er macht einen Plan; aber er ist auch damit noch nicht zufrieden, er muß allein sein und schickt alles fort, hinüber über den Fluß. Nun ist er allein, aber allein mit Gott (1. Mose 32,24-31). Es rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte aufging; es ist wichtig: nicht Jakob rang mit einem Mann, sondern ein Mann rang mit Jakob. „Und da er ihn nicht übermochte, da rührte er das Gelenk seiner Hüfte an, und das Gelenk der Hüfte Jakobs war verrenkt.“

Jetzt mußte Jakob lernen, daß die Kraft des Menschen und der Wille des Menschen Feindschaft gegen Gott sind. Jakob mußte gebrochen werden, ehe ihm geholfen werden konnte. Vers 26 spricht Gott: „Laß Mich los, denn die Morgenröte bricht an.“ Und Jakob sprach: „Ich lasse Dich nicht, Du habest mich denn gesegnet.“ Jetzt hatte Jakob Gott persönlich gefunden und gesehen. „Und Gott sprach: Was ist dein Name?“ „Und er sprach: Jakob.“ Sein Name bedeutet das, was er war: Überlister. „Und Er sprach: Nicht Jakob soll hinfort dein Name sein, sondern Israel (Gotteskämpfer); denn du hast mit Gott und Menschen gerungen.“ Jakob wollte nun auch den geheimnisvollen Namen seines Gegners wissen. Gott verweigert es ihm, aber Er segnet ihn daselbst. Jakob aber kam jetzt in Verbindung mit Gott und bezeugt: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden.“ Ein glücklicher Jakob jetzt! Wer war es nun, der mit Jakob rang? Es war Gott-Jehova,

worden.“ Ein glücklicher Jakob jetzt! Wer war es nun, der mit Jakob rang? Es war Gott-Jehova, Derselbe, der schon im Paradiese mit Adam Gemeinschaft hatte; Derselbe, der mit Abraham Gemeinschaft hatte, der mit Mose aus dem feurigen Dornbusch redete; Derselbe, der zu Philippus sagte: „Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen; Derselbe, der in der Fülle der Zeit gekommen war, Sich Selbst entäußerte, Knechtsgestalt annahm, in einer Krippe geboren wurde und am Kreuze starb, um Menschenseelen zu erretten und in Seine Gemeinschaft zu bringen, und Sein Name heißt: Wunderbar.

F. B.

Antwort B

Jakob erlebte damals am Jabbok die denkwürdigste Nacht seines Lebens. Ein Mann rang mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Auf dessen Bitte: „Laß Mich gehen, denn die Morgenröte bricht an“, sagt er: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn.“ Darauf erhält er von Ihm einen neuen Namen. Jakob war der bisherige gewesen. Jetzt sollte er „Israel“ heißen, das ist „Gottesstreiter“. Diese Erfahrungen veranlassen nun den Jakob, die Stätte des Kampfes mit „Pniel“ zu benennen; „denn,“ sagt er, „ich habe Gott von Angesicht gesehen und meine Seele ist genesen.“ Für Jakob war also diese Nacht der Anfang eines neuen Lebens. Seine Seele, die bisher krank, war jetzt genesen. Sein Leben, bisher ein großer Betrug, war jetzt ein gottgeweihtes. Er war jetzt eben ein Gotteskämpfer. Alle diese Segnungen führt nun Jakob zurück auf die eine Tatsache: Ich habe Gott von Angesicht gesehen. - Hat Gott Sich nun dort wirklich sehen lassen von Jakob? Die Schrift sagt uns an verschiedenen Stellen, daß niemand Gott sehen kann. So lesen wir es 2. Mose 33,20; Joh. 1,18; 1. Tim. 6,16; 1. Joh. 4,12. Jakob kann demnach hier Gott nicht von Angesicht gesehen haben. Jetzt wird man einwenden: Ja, aber Jakob sagt doch: Ich habe Gott von Angesicht gesehen! Der Prophet Jesaias schreibt auch davon, daß er den HErrn gesehen habe (Jes. 6,1-5). Haben sich nun diese Männer Gottes geirrt, daß beide davon sprechen, Gott gesehen zu haben, den doch kein Mensch sehen kann? Der Herr Jesus sagt Joh. 6,46, daß „niemand den Vater gesehen hat außer Dem, der vom Vater ausgegangen ist“. Demnach beziehen sich all die Stellen, in denen wir lesen, daß kein Mensch Gott gesehen hat noch sehen kann, auf Gott den Vater. Den Vater hat niemand gesehen, und den Vater kann auch kein Mensch sehen. Eine Stelle aus Joh. 12 zeigt dies noch klarer und gibt auch Licht in der vorliegenden Frage. Vers 38 bis 40 greift der Apostel zurück auf Jes. 6. In diesem Kapitel berichtet der Prophet sein Schauen Jehovas. Joh. 12,41 bemerkt dann der Apostel dazu: „Solches sagte Jesaias, da er Seine Herrlichkeit sah und redete von Ihm.“ Wessen Herrlichkeit sah nun Jesaias, und von wem redete er? Nun, die Antwort kann dem Zusammenhang nach nicht schwer sein: von dem Herrn Jesu. Jesaias sah Jehova-Zebaoth, den HErrn der Heerscharen in Seiner Herrlichkeit. Der Jehova Alten Testamentes ist der Christus Jesus des Neuen Bundes. Er ist der Offenbarungsgott. In 1. Kor. 10,4 sagt Paulus, daß Christus als der geistliche Fels mit Israel durch die Wüste zog. Christus war unter Israel gegenwärtig als Jehova. Jesaias sah also nicht Gott, den Vater der Herrlichkeit, sondern Jehova-Jesus. So sah auch hier in 1. Mose 32 Jakob wie sein Vater Abraham in 1. Mose 18,1.2 Jehova-Jesus, der bei Gott schon im Anfang war (Joh. 1,1-3), und Gott ist über alles hochgelobt in Ewigkeit (Röm. 9,5). Jakob hat demnach also ein Recht, zu sagen: Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen. - Hast du schon dein Pniel erlebt?

A. C.

Antwort C

Dieser scheinbare Gegensatz läßt sich wohl folgendermaßen auf einfache Weise lösen: Als Grundsatz gilt, daß wir sterblichen Menschen in unserem sündigen Fleische den unsterblichen und heiligen Gott nicht sehen können und leben (2. Mose 33,20; 1. Tim. 6,16; vgl. auch „Handr.“ 1913, Frg. 28!). Doch liegt es in der Macht Gottes, sich uns in der Gleichheit unseres Fleisches oder in anderer natürlicher Weise zu offenbaren, wie Er es da und dort, z. B. dem Jakob (1. Mose 32,30), Mose (2. Mose 33,11) und Abraham (1. Mose 18,1ff.) gegenüber, und besonders später in Christo (Joh. 1,14; 1. Tim. 3,16) tat, und zugleich statt Verderben Leben und Segen zu bringen.

So konnte Jakob sagen: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden“ (1. Mose 32,30). Doch dereinst werden wir Christum zur Rechten des Vaters (vergl. Matth. 26,64!) „sehen, wie Er ist, indem wir Ihm gleich (ähnlich) sein werden“ (1. Joh. 3,2). während wir jetzt „beim Anschauen Seiner Herrlichkeit“ in Seinem Worte „verwandelt werden nach Seinem Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ (2. Kor. 3,18).

K. Hch.

Antwort D

In 1. Mose 32 war es der HErr in Menschen gestalt, der mit Jakob rang, wie wir aus V. 24 in Verbindung mit den folgenden Versen sehen. In solcher Gestalt konnte Jakob Ihn „von Angesicht zu Angesicht sehen und leben“. Das wissen wir, nachdem Er als Mensch in Gnade hienieden war. Dasselbe ist es in 2. Mose 33,11, wie 4. Mose 12,8 ergibt, denn dort heißt es: „und das Bild Jehovas schaut er.“ Das „Bild Jehovas“ ist der Herr Jesus, der Sohn Gottes als Mensch, nach 2. Kor. 4,4 verbunden mit 1. Mose 1,26.27. - Anders ist es aber mit 2. Mose 33,20, wo gesagt ist: „Du vermagst nicht Mein Angesicht zu sehen; denn nicht kann ein Mensch Mich sehen und leben.“ Da handelt es sich um Seine göttliche Herrlichkeit (s. V. 18 und 22), und für solche ist das Auge unseres sterblichen Leibes nicht geschaffen.

Ersteres redet zu uns von Gottes Gnade, letzteres von Gottes Herrlichkeit. Beides ist uns kostbar und erfüllt unsere Herzen mit Freude und Glück, weil beides Ihn vor den „Augen unseres Herzens“ (Eph. 1,18) verherrlicht, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat - durch den die Gnade „geworden“ ist (Joh. 1,17b), indem Er Mensch wurde, und dem die Herrlichkeit „gegeben“ ist (Joh. 17,5.24) - als Mensch -, weil Er Selbst Gott ist; durch den wir diese Gnade kennen, und durch den wir fähig gemacht sind, diese Herrlichkeit zu schauen, jetzt durch Glauben und einst - verherrlicht - in Wirklichkeit. - Gleicherweise werden unsere Herzen mit Dank und Anbetung gegen den Vater erfüllt, der den eingeborenen Sohn gab und durch Ihn Sich Selbst uns so völlig geoffenbart hat in Seiner wunderbaren Gnade und uns berufen hat „zu Seinem eigenen Reiche und Seiner eigenen Herrlichkeit“ (1. Thess. 2,12).

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Diesen vier kostbaren Antworten, von denen Antwort B aus dem Felde kam, fügten wir nur noch wenig hinzu. Zunächst noch einmal den Hinweis auf Bd. I 1913, Frage 28! - Es gibt in der Schrift vielfach verschiedene Arten von „Sehen“, verschieden durch die Gegenstände und Personen, die gesehen werden, durch die Personen, die sehen, durch das Licht, in dem gesehen wird. Einige Beispiele! In Frg. 11 neulich ist uns in Antwort C etwas davon gezeigt worden: Was die drei Jünger oben auf dem Berge sahen, konnten die unten nicht sehen (Matth. 17,1ff.), aber das Sehen von V. 8 ist wieder ein ganz anderes. In 2. Kor. 4,18 ist von zwei völlig verschiedenen Arten von Sehen die Rede. Das Sehen von 2. Mose 33,11 ist von dem in V. 20 ganz verschieden. Das Sehen von Offenb. 1,12ff. ist wieder ganz etwas anderes, und von diesem unterscheidet sich das von Offenb. 4,1ff. noch wieder. Zu diesem letzteren war ein „Komm hier herauf!“ nötig. Möchten wir im Geiste recht oft „hier herauf kommen“, um zu sehen, was Sein Wille mit uns ist! - Für Jakob ward jene Erfahrung am Jabbok zu der köstlichen Stunde, da er zum erstenmal Gott wirklich schaute, wenn er äußerlich auch nur einen „Mann“ sah. Möchten wir alle solche Pnielstunden kennen! Wie aber wird es sein, wenn wir erst Ihn sehen, wie Er ist. 1. Joh. 3,2.

Frage 18

Ich bitte um praktische Belehrung über 2. Kor. 3, insbesondere Vers 17.18!

Antwort A

Am besten verstehen wir die Briefe im Zusammenhang, so auch den Korintherbrief. Denn auch in diesem Schreiben handelt es sich nicht etwa um ein religiöses System, sondern um die Versammlung oder Gemeinde Gottes, „um den Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1. Tim. 3,15). Was weiß die Welt, auch die „religiöse“, von den Christen heute?! Und so war es auch damals dort in Korinth und in der Landschaft Achaja; sie wurden von der stolzen Menge wie nichts geachtet. Und doch regiert unser Gott die Seinen, die Er Sich ausgesondert hat nach himmlischen Grundsätzen. Dies als Schlüssel zu unserer Frage. Paulus steht vor seinem HErrn, der ihn legitimiert. Die göttliche Bestätigung seines Dienstes waren die Korinther selbst. Er bedurfte bei ihnen keiner Empfehlungsbriefe. Die Korinther waren dazu berufen, inmitten einer gottfeindlichen Welt das Wort des Lebens darzustellen. Auch dies war nicht ein verwischbares Schreiben auf vergängliches Pergament, sondern eine lesbare Schrift, durch den Geist des lebendigen Gottes dargestellt. Neben dieser wunderbaren freien Gnade stand der Buchstabe der Gesetzesforderung, welcher tötet, der Gegensatz zwischen Gesetz und Evangelium. Aber hier war nun Leben in Erscheinung getreten und damit zugleich göttliche Freiheit, denn „wo der Geist des HErrn ist, ist Freiheit“. Der Heilige Geist teilt alsdann den Gläubigen die göttlichen Gedanken mit über die in Christo Jesu geoffenbarte Liebe Gottes und über die vollkommene geschenkte Gerechtigkeit und Befreiung. Dies ist dann Freiheit: zu wissen, man ist mit einer vollkommenen, unbegrenzten, unveränderlichen und unerschöpflichen Liebe geliebt von dem Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi. Diese Freiheit bewirkt Herrlichkeit. Das strahlende Angesicht von Mose war für die Kinder Israel ein Zeugnis von der Heiligkeit Gottes, es überführte (Joh. 16,8). - Dieser Glanz hatte für die Israeliten nichts Anziehendes, er bewirkte Furcht in den Schuldigen. Aber für uns, als die Seinen, die wir das Herz des Vaters der Liebe kennen, leuchtet in dieser Liebe uns die Herrlichkeit entgegen, zu der wir berufen sind. Diese redet nur von Gnade und Liebe zu den Gläubigen. Er, der Sohn Gottes, ging, nachdem das große Werk vollbracht war, in die Herrlichkeit des Vaters. Dort ist Er für uns. Darum betrachten wir diese Herrlichkeit mit

glücklichem Herzen und mit freudiger Bewunderung. Wir schauen ohne Furcht und ohne Hülle in das Angesicht Dessen, der für uns beim Vater ist, und lernen so das Herz Gottes verstehen, und der Heilige Geist bewirkt in uns ein Verwandeltwerden nach dem Bilde Jesu. Dies ist praktische Heiligung, das Werk des Heiligen Geistes in uns. Trotzdem wir noch den Leib der Schwachheit tragen, soll es mit uns von Herrlichkeit zu Herrlichkeit gehen. So ruhen wir in der Gnade und suchen diese Liebe, mit der wir geliebt sind, immer besser zu verstehen und beten bewundernd Den an, der uns so unaussprechlich liebt.

Ph. W.

Antwort B

Da eine praktische Belehrung gewünscht wird, ist es vielleicht von Nutzen, hervorzuheben, daß V. 17 die Fortsetzung von V. 6 ist. Die Verse des Zwischenabschnittes bilden eine Erläuterung des Gegenstandes. Ich glaube, daß die Einteilung zum Verständnis des Ganzen beiträgt.

Der Hauptgedanke des Kapitels ist der Dienst des Neuen Bundes und dessen Wirkung im Gegensatz zu dem des Alten Bundes. Wir finden darum die Gegenüberstellung des Dienstes, der Herrlichkeit, der Wirkung, sowie der Art und Bestimmung des Alten und Neuen Bundes, um die Gegensätze zu veranschaulichen, mit dem gesegneten Ergebnis der bleibenden und überschwenglichen Herrlichkeit des Neuen Bundes, der anstatt die Forderungen Gottes, wie wir sie im Gesetz finden, uns die überströmende Gnade und Liebe unseres großen Gottes und Heilandes nahe brachte. Segnungen, verbürgt durch Christum und Sein Blut (vergl. Matth. 26,28; Mark. 14,24; Luk. 22,20; 1. Kor. 11,25), und nicht abhängig gemacht von dem Menschen und seinem Gehorsam, wie die des Alten Bundes. Alles aber kann nur durch Glauben an den Mittler des Neuen Bundes empfangen werden und nicht durch Beobachten bestimmter Vorschriften und Gesetze. Macht mit dem Herzen den Anfang und nicht mit dem äußeren Menschen! (Vergl. Verse 2,3.15 und 4,6.) Doch das Schwergewicht wird auf die Schlußverse gelegt; sie bilden den Glühpunkt und das Ziel der göttlichen Belehrung.

1. Was Christus ist. „Der HErr aber ist der Geist“, d. h. wir sind zum Wesen und zur Fülle aller Schatten und Vorbilder in Ihm gekommen. Er ist der Schlüssel, der Inhalt, der Gegenstand der Schrift. Ohne Ihn hat die Schrift für den einen oder anderen vielleicht nur einen geschichtlichen, literarischen, philologischen Wert. Wir sagen nicht, daß sie dies nicht auch für ein Kind Gottes haben könnte! Aber es wird niemals da stehen bleiben. Unmöglich! Genannte Dinge mögen für den Kenner äußerst lehrreich und interessant sein, und doch werden sie weit überstrahlt von Ihm, der Leben dem Organismus der Schrift, ewigen Wert und gegenwärtigen Segen und Nutzen gibt (vergl. Röm. 15,4; 1. Kor. 10,11), vor allen Dingen Erkenntnis Seiner göttlichen Person.

2. Wohin wir gebracht sind. „Wo aber der Geist des HErrn ist, ist Freiheit.“ Frei von der Verdammnis, frei vom Gesetz, frei von der Furcht des Todes. Wir sind durch die Gnade unseres HErrn zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangt. Wir sind aus dem alten Lebenselement des Todes, der Furcht und der Sünde in das neue Lebenselement, welches Christus, der HErr, ist, versetzt worden durch den Geist des lebendigen Gottes. Christus ist unser Leben und volles Genüge. Weil dem so ist, haben wir alle ein gemeinsames Vorrecht.

3. Unser Teil und Vorrecht, während wir hienieden sind. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HErrn anschauend“ - es heißt nicht „sehen“ -, „werden verwandelt nach

demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den HErrn, den Geist.“ Keine Decke auf des HErrn Angesicht, keine Decke auf unserem Angesicht, so daß jeder Strahl Seiner Herrlichkeit, indem wir Ihn anschauen, sich in Gnade auf unserem Angesicht, in unserem Leben, in unserem ganzen Wesen widerspiegelt.

Wir haben die wunderbare Aufgabe, Christum in dieser Welt, wo Er nicht gekannt ist, kundzumachen, ein Brief Christi zu sein. Welche Gnade! Welches Vorrecht! Alles durch Christum. Dies ist praktische Heiligung. Nicht Besch äftigung mit uns, sondern nur mit Ihm; Er der Anfang, die Fortsetzung, das Ziel, die Fülle, ja: Christus alles in allem! Ihm sei die Herrlichkeit jetzt wie in alle Ewigkeit! Amen.

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wie schön sind diese Antworten! Wie gipfeln sie in dem, was „praktische Heiligung“ ihrem Wesen nach ist: Christum anschauen. So viele teure Kinder Gottes strengen sich Zeit ihres Lebens an, Heiligung aus sich selbst hervorzubringen und - werden immer elender dabei, weil sie beständig sich selber (und andere) anschauen. Blicke auf Ihn, den Geliebten, schaue Ihn an in Seiner Herrlichkeit, und du wirst wachsen in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi (2. Petr. 3,18)! Paulus vergaß alles, was hinter ihm lag, und schaute nur vorwärts aufs Ziel (Phil. 3), und sein Leben war ein aus den Briefen, obwohl jeder uns eine Darstellung von dem vollkommenen Christus gibt, deutlich erkennbares Wachstum. Aber wir Menschen wollen so menschlich gern sehen, ob wir Fortschritte machen! Doch sah und wußte Mose, daß sein Angesicht glänzte? Nein, aber die Menschen sahen es! (2. Mose 34,29f.) Und er als Gesetzesübermittler mußte die Decke auf sein Angesicht legen, weil das Volk Furcht hatte. Wir brauchen keine Decke, denn die Gnade ist in Christo erschienen, und wir sind berufen, diese auszustrahlen, und Gnade ist anziehend, nicht furchterweckend. Wir brauchen nun nicht zu wissen, ob wir von Gnade strahlende Angesichter und ein leuchtendes Wesen haben, wenn nur Er Selbst und die Menschen etwas davon sehen! Und sie werden es, wenn wir Ihn anschauen! Ja, das ist rechte Heiligung, bewirkt durch den Geist, der uns verwandelt in Christi Bild. Nichts Herrlicheres gibt es für uns, als Ihn anzuschauen, zu betrachten, und wo? In Seinem Wort! (Vgl. Joh. 1,1; Hebr. 4,12.13; Off. 19,13 u. a.!) Möchten wir Ihn darin allezeit anschauen!

Geleitswort an den Leser:

... Wenn jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn Er wird nicht aus Sich Selbst reden, sondern was irgend Er hören wird, wird Er reden, und das Kommende wird Er euch verkündigen. Er wird Mich Verherrlichen, denn von dem Meinem wird Er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist Mein; darum sagte Ich, daß Er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.“ Joh. 16,13-15.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Hand der Schrift durchforschen!

Frage 19

Wie sind die Worte des Herrn Jesu in Matth. 8,22 zu verstehen: „Folge Mir nach, und laß die Toten ihre Toten begraben!“?

Antwort A

Ich meine, in diesem Worte handelt es sich bei dem Jünger um seinen eben gestorbenen Vater, der ungläubig war. Die Schrift sagt oft, daß noch nicht von ihren Sünden errettete Menschen tot sind (Eph. 2,1; Kol. 2,13). So war auch der Vater dieses Jüngers in die Ewigkeit hinübergegangen, ohne errettet zu sein, und dieses meint wohl der HErr, als Er sagt: „Laß die Toten ihre Toten begraben!“ - Es war für den Jünger viel, viel wichtiger, dem HErrn nachzufolgen, als noch einen Augenblick zu verlieren und sich mit dem ungläubig Verstorbenen abzugeben. „Komm und folge Mir nach“ - damit deine eigene Seele nicht verloren geht!

G. R.

Antwort B

Diesen Vers sagte der Herr Jesus zu einem Seiner Jünger, der Ihn bat, Er möchte ihm erlauben, daß er zuerst hingehen dürfe, um seinen Vater zu begraben. Leben und Tod, Licht und Finsternis, Christus und Belial haben keine Gemeinschaft! 1. Mose 1,4: „Und Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis.“ Dem Jünger wurde anscheinend der Weg zu schmal, er suchte von diesem abzubiegen, als der HErr sagte: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn usw.“ Wir nehmen gar zu leicht Schaden, wenn wir unter tote Menschen, d. h. unbekehrte, gehen. Der HErr wußte dieses auch von dem Jünger, daß er vom Pfade abkommen würde. Bewegen wir uns jedoch in dem Lichte Gottes, wo wir gestärkt werden, dann können wir in dieser Kraft vom Himmel zur Erde - auch unter Tote gehen. Also zuerst in die Höhe, dann hernieder! Ach, blieben wir doch nur bei Jesu, dann hätten wir keinen Willen, sondern Sein Wille wäre dann unser Wille. Nur bei Ihm, dem Lebensfürsten, können wir wachsen, blühen und gedeihen. Herr Jesu, hierzu gib uns Gnade!

A. C.-D.

Antwort C

Der HErr, der Herzenskenner (Apgesch. 15,8), weist die Bitte jenes Jüngers ab, um ihn offenbar vor der Gefahr zu bewahren, wieder in die Welt zurückgezogen zu werden durch den Einfluß seiner Verwandten, die anscheinend noch tot waren in Vergehungen und Sünden (Eph. 2,1.5; vergl. auch 1. Mose 2,17 und Röm. 7,8-13!). Sie, die geistlich Toten, die da ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt waren (Eph. 2,12), sollten ihre leiblich Toten allein begraben, während der Jünger Ihm, der Quelle lebendiger Hoffnung, nachfolgen sollte.

Hier handelt der HErr nicht wie Elias bei ähnlicher Gelegenheit mit Elisa (1. Kön. 19,20.21), obwohl Er dies wohl auch öfters getan haben mag, wo dies so der betreffenden Seele zum Guten mitwirkte (vergl. Röm. 8,28!). Indem nun jener Jünger dem Geheiß des HErrn Folge leistete (wir wissen nicht,

(vergl. Röm. 8,28!). Indem nun jener Jünger dem Geheiß des HErrn Folge leistete (wir wissen nicht, ob er dies wirklich tat), begann er auch schon, etwas von dem Jüngertum praktisch zu verwirklichen, wovon der HErr in Matth. 10,34-39 spricht. K. Hch.

Antwort D

Diese Frage ist meiner Ansicht nach leicht erklärlich, denn für Jesum ist jeder ungläubige Mensch tot. So waren demnach auch die Angehörigen dieses neuen Jüngers tot, weil sie an Jesum nicht glaubten. Doch diesen Jünger hatte Jesus wie einen Zweig vom wilden Baum losgebrochen, um ihn aus Gnaden in einen edlen Stamm einzupfropfen.

Somit hier die volle Erklärung: Der Vater war gestorben; leiblich tot für die Angehörigen, doch für den Herrn Jesus im Leben schon geistlich tot und für immer vom ewigen Leben ausgeschlossen und der Verdammnis preisgegeben (Matth. 3,10; 7,16.19; Joh. 15,6). Ausdrücklich wird uns in Offenb. 20,15 gezeigt, daß jeder nicht Wiedergeborene für Gott tot ist; nur der, welcher seine Sünde erkennt und bekennt und unter das Kreuz nach Golgatha flieht und die Gnade und Vergebung erbittet, erhält ewiges Leben und wird in diesem Augenblick ins Lebensbuch eingetragen; dann erst ist er vor Gott ein in geistlicher Hinsicht lebender Mensch. Ohne Glauben an Jesum Christum ist jeder Mensch geistlich tot. - Aber auch das ist wichtig, daß der Gläubige Werke des Glaubensgehorsams vollbringt, denn „der Glaube ohne Werke ist an sich selbst tot“ (Jak. 2,17). Auf solches Werk des Glaubens kam es für diesen Jünger an!

K. K.

Antwort E

Evang. Joh. 1,4: „In Ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Als Gott den Menschen Adam in den Garten Eden setzte, ins Paradies, den glückseligen, herrlichen Platz der innigsten Gemeinschaft mit Gott, sagte Er zu dem Menschen: „ Welches Tages du davon (von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen) essen wirst, wirst du des Todes sterben“ (1. Mose 2,17). Aber der Mensch gehorchte nicht. Er starb nun nicht sofort des leiblichen Todes, aber der geistliche Tod bemächtigte sich seiner sofort, er verlor das herrliche Leben in und mit Gott. Finsternis trat bei ihm ein, denn ohne Gott und ohne Seine Gemeinschaft zu leben ist Finsternis und Tod. - Die Heilige Schrift beurteilt daher mit vollstem Recht alle Menschen ohne Ausnahme als tot. (Eph. 2,1.5; Joh. 5,24; 6,53; Röm. 6,13 und viele andere Schriftstellen!)

Der Herr Jesus war deshalb vollkommen berechtigt, dem Manne, der Ihn um die Erlaubnis bat, seinen Vater zu begraben und Ihm dann nachher nachzufolgen, zu sagen: Zuerst folge Mir nach! Laß die Toten ihre Toten begraben. Was liegt daran, einen Toten zu begraben, selbst wenn es der Vater ist; bei Mir findest du alles! (Vergl. Matth. 10,37-39!)

Jeder wirklich zu Gott bekehrte Mensch wird die Wahrheit des Wortes bezeugen: Ich war „tot in Vergehungen“, „ohne Gott in dieser Welt“ (Eph. 2,5 u. 12), nun aber lebe ich, ich bin in Gemeinschaft mit Gott durch Jesum Christum (vergl. u. a. 1. Joh. 1,3.4). Der Herr Jesus hatte zur Zeit Seines Erdenwandels verschiedene Nachfolger aus allen Ständen, Schriftgelehrte und Ungelehrte, und

mancher derselben bezeugte einen guten Willen, Ihm nachzufolgen. Aber der gute Wille allein macht's noch nicht aus, es muß zu einer Entscheidung kommen für Ihn!

Die Schrift sagt nichts davon, daß in jenem bekannten Fall der reiche Jüngling alles andere drangegeben habe, um Jesu nachfolgen zu können (vergl. Matth. 19,16-30!), oder daß dieser Mann hier seinen Vater habe durch andere Leute begraben lassen und dem HErrn nachgefolgt sei!

F. B.

Antwort F

Während der Schriftgelehrte (V. 19) in Augenblicksbegeisterung und Selbstvertrauen zu Unrecht meint, Jesu Nachfolger sein zu können, steht dem anderen die Rücksichtnahme auf Verwandtschaft, Verpflichtungen und Gebräuche im Wege. Der HErr zeigt ihm, daß auch das scheinbar Dringendste, wenn es ein Hindernis ist, dem HErrn zu folgen, kein Recht hat, anerkannt zu werden. Der Ruf und die Ansprüche des HErrn gehen vor. Wer andere Anforderungen Seinen voranstellt, stellt Ihn zurück! Der HErr benutzt den Todesfall zu bildlicher Sprache. Er sagt dem Manne gleichsam, die, die im Todeszustande seien, würden ihre Toten besorgen, er solle in den Dienst des Lebens treten. In den Dienst des Todes und der Leichname der Welt sich zu stellen ist nicht die Aufgabe der Nachfolger Jesu! Gewisse Enthaltsamkeits- und andere Vereine haben sich solche Aufgaben gestellt, die „Toten“ sozusagen zu begraben, den Verwesungsgeruch der Sünde zu beseitigen und die Welt zu reinigen. Nachfolger Jesu haben andere Aufgaben!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Hier haben wir etliche klare Antworten, zu denen hinzu nur noch wenig zu bemerken ist. - Wir weisen zunächst hin auf Frg. 2 und 5 in „G. H.“, Jahrg. I, 1913! - Scheint das Wort des HErrn nicht pietätlos (ohne ehrerbietige Rücksichtnahme) zu sein? Viele, die Jesu Sprache nicht verstehen oder den Zusammenhang der Schriftstellen nicht beachten, möchten so urteilen und haben's getan. Aber es gibt manche sogenannte Paradoxie, manche (scheinbare) Widersinnigkeit, in der Schrift. Der heilige Mund, der einst im Gesetz aussprach: „Ehre Vater und Mutter!“, der auch uns Kinder der Gnade, in denen das Gesetz des Geistes regiert, nicht des Gehorsams und der Liebe gegen die leiblichen Eltern entbindet (im Gegenteil! siehe z. B. Eph. 6,1-3; Kol. 3,20; vgl. Luk. 2,51a; Joh. 19,25-27 u. a.) - derselbe Mund sprach Matth. 10,35: „Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater usw.“ (vgl. V. 34-39 u. a.!). Es kommt eben auf den Zusammenhang an! Die Hauptsache ist für jeden Menschen, ob er ein wahrer Nachfolger Jesu ist oder nicht, ob er ein echter Christ oder ein bloßer Namenchrist ist, ob er, „was er lebt, durch Glauben an den Sohn Gottes lebt“ (Gal. 2,20) oder tot ist in Sünden und Übertretungen (Eph. 2,5 u. a.). Handelt es sich darum, dem Herrn in Wahrheit nachzufolgen, wie in unserer Stelle, oder einen toten, noch dazu ungläubig gewesenen Menschen zu begraben, so muß der, der's ernst nimmt mit dem HErrn, das erstere wählen, selbst wenn der Verstorbene der ihm leiblich Nahestehendste war. Die Gemeinschaft mit dem HErrn ist wichtiger als die Erfüllung des menschlichen Gebotes der Pietät und der Kindespflicht. Da gilt: „Wer Vater und Mutter“ - zumal wenn sie verstorben sind - „mehr liebt denn Mich, ist Meiner nicht wert“ (Matth. 10,37)! - Wie häufig schon ist die Rücksicht auf Verstorbene zum ewigen Verderben geworden

für Menschen, die die Notwendigkeit der eigenen Herzensbekehrung einsahen, denen aber die (seelische) Gemeinschaft mit den schon Toten (die bei Lebzeiten Feinde Gottes waren und ihre Angehörigen vom Heil in Christo fern hielten) und mit deren noch lebenden, aber geistlich toten Freunden und Verwandten wichtiger und wertvoller war als die ewige herrliche Gemeinschaft mit dem HErrn und den Seinen! -

Was ist Er uns wert?

 

 

Frage 20

Ist nach Eph. 4,6 Gott der Vater aller Menschen, oder nur der Gläubigen?

Antwort A

Der Brief ist an die Heiligen und Treuen, die in Ephesus sind, gerichtet, und nicht an alle Menschen, die in Ephesus damals wohnten (1,1); und so verhält es sich mit allen Briefen der Apostel, sie sind immer nur an Gläubige gerichtet. Wohl ist Gott der Schöpfer aller Menschen und auch ihr Erhalter (1. Tim. 4,10), aber Er kann nur für die Gläubigen der Vater sein. Gott zum Vater haben setzt eben nach Joh. 3,5-8 voraus, von neuem geboren zu sein, somit das Kindesverhältnis, und in diesem gesegneten Kindesverhältnis standen diese Gläubigen in Ephesus, wie es ersichtlich ist aus dem ersten und zweiten Kapitel des Briefes. Es war die Gnade Gottes und ihrerseits die persönliche Erfahrung dieser Gnade, welche sie in dies Verhältnis brachte. Und nun war Gott ihr Vater durch und in Christo Jesu. - Im Evang. Joh. spricht der Herr Jesus sehr viel von Seinem Vater, und am Ende Seines Weges hienieden und am Schluß Seiner Unterredungen mit Seinen Jüngern betrachtet und behandelt Er sie, d. h. die, welche Ihm treu nachfolgten, schon als in diesem Verhältnis zu Seinem Vater stehend (Kap. 16 und 17). Und in Kap. 20,17 sagt Er ihnen: „Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater.“ Welch köstliches Verhältnis ist dies doch, wie auch geschrieben steht in 1. Joh. 3,1.2!

Tausende in der Namenchristenheit beten täglich (und wie oft!): „Unser Vater in dem Himmel“ und haben Gott in Seiner großen Gnade und Barmherzigkeit zu ihrer Errettung in Christo Jesu nicht erkannt noch erfahren! Wie schrecklich und welch ein Betrug!

F. B.

Antwort B

Die Liebe Gottes hat sich zunächst darin geoffenbart, daß Er Seinen Sohn sandte (Joh. 3,16.17). Er will die Rettung des einzelnen, und in Joh. 1,12 lesen wir: „So viele Ihn aber aufnahmen, denen gab Er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“ Dies ist gewissermaßen die Eingangspforte. Später in Joh. 17,6-13 redet der Herr Jesus zum Vater von den Seinen und sagt: „Ich habe ihnen Deinen Namen geoffenbart.“ Es war dies der Vatername. Wir sehen, daß der Sohn uns erst den Vater geoffenbart und die an Ihn Glaubenden zu Gottes Kindern gemacht hat (Joh. 1,12 u. 18). Als Gesamtzeugnis besitzen wir nun als die Seinen Sein Wort und sind nicht von der Welt. Darum auch die Bitte Jesu an den Vater: „Bewahre sie in Deinem Namen, bewahre sie vor dem Bösen, heilige sie durch die Wahrheit“ (Joh. 17,15.17). Wenn der HErr an die Welt denkt, sagt Er „gerechter Vater“, wenn Er für

Sich redet, sagt Er nur „Vater“, redet Er aber von den Seinigen, sagt Er „heiliger Vater“. Aber noch mehr! Jesus redet in Joh. 17 zum Vater betreffs der Einheit und in V. 26 davon, wie die Seinen auf dem Wege fortdauernd die Vaterliebe genießen sollen. Wir sehen also unsere Herkunft, unsere gegenwärtige Stellung und Bewahrung und unser zukünftiges Teil. Auch Joh. 20 läßt Er den Seinigen ihre neue Stellung, welche sie genießen und mit Ihm haben sollen, verkündigen, wenn Er ihnen sagen läßt: „Gehe aber hin zu Meinen Brüdern und sprich zu ihnen: ,Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater und zu Meinem Gott und eurem Gott‘.“ (V. 17.)

Auf der gleichen Linie bewegt sich Paulus hier im Epheserbrief, wenn er den Gläubigen zeigt, daß dieses Verhältnis zu Gott für sie keine leere Annahme, sondern eine praktische Tatsache ist, welche sich darin verwirklicht, dass wir von Gott, dem Vater, gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung (Eph. 1,3). Diese Segnungen wurden geschenkt: „nachdem ihr geglaubt habt“ (V. 13). Wenn nun die Gnade Gottes aus Heiden und Juden Personen herausnimmt, um einen Leib, eine neue Schöpfung zu bilden, so handelt es sich um Personen, die in eine neue Stellung gebracht sind. Auf diese Stellung gründet der Apostel seine Ermahnung, „würdiglich der Berufung zu wandeln, mit welcher sie berufen sind“, und gleichzeitig zeigt Paulus das Band, das zwischen all den Gliedern des Leibes geknüpft ist: „das Band des Friedens“, welches zur Darstellung kommt in „einem Leibe, einem Geist, einer Hoffnung, einem Herrn, einem Glauben, einer Taufe“ und über diesem allem „einem Gott und Vater aller“ (4,1-6). Somit ist Gott der Vater aller derer, die durch dieses Band verbunden sind und diese Einheit des Geistes bewahren im Bande des Friedens. So kann unsere Frage nur dahin beAntwortet werden, daß Gott nur der Vater der Gläubigen ist, denn eine Zugehörigkeit zu Gott als Vater setzt Kindschaft voraus, und als Kennzeichen dieser Zugehörigkeit zum Vater gibt Johannes ein bestimmtes Merkmal, wenn er sagt: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt“ (1. Joh. 3,10).

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Aus dieser Stelle für alle Menschen das Recht, Gott „Vater“ zu nennen, abzuleiten, heißt „das Wort der Wahrheit nicht recht teilen“ (2. Tim. 2,15), ebenso wenn man zu dem Zweck, alle Menschen als Kinder Gottes ansehen zu können, die Stelle Mal. 2,10 oder Jes. 63,8 u. a. mißbraucht. In diesen Fällen nimmt man dem alttestamentlichen Bundesvolk Israel, das Gott Sich zu Seinem Volk erwählt hatte, was damals nur diesem Volk gehörte, und in jenem Fall macht man sich selbstherrlich ein „Recht“ zu eigen, das aus Gnaden allein denen vom HErrn gegeben ist, die nach Joh. 1,12 an den Namen des Sohnes Gottes glauben (im Sinne der Schrift). - Es ist ein fast unübertreffliches Meisterstück Satans, das er damit fertig gebracht hat, daß er menschlich berufene Führer der Namenchristenheit inspirierte, alle Menschen, die je unter dem Schall des (in diesen Fällen leider mehr oder weniger falsch verkündeten) Wortes Gottes saßen, mit dem Worte „Christen“ oder ähnlich anzureden oder die Briefanreden der Schrift ohne weiteres auf jeden anzuwenden, der äußerlich den Namen „Christ“ trägt, oder solchen durch Erziehung und Unterricht beizubringen, daß sie „Kinder Gottes“ seien, also ohne echte Wiedergeburt, ohne Buße und wahre Herzensbekehrung, ohne persönlichen Heilsglauben an Jesus Christus! Welche VerAntwortung haben solche Führer! Welche Schuld laden solche armen „blinden Blindenleiter“ auf sich!

Wie klar zeigt unser Wort im Zusammenhang, daß allein solche, von denen Kap. 2 gilt, gemeint sind mit dem Wort „aller“ in 4,6! Gehörst du dazu, lieber Leser? Hast du nach Röm. 8,8.9.14-17 das Recht, „Abba, Vater“ zu sagen? Kannst du den Vater anbeten in Geist und Wahrheit? (Joh. 4,23.)

Teure Geschwister, laßt uns wachen darüber, daß der kostbare Vatername nicht mißbraucht wird von denen, die kein Recht, denselben zu gebrauchen, haben! Und möge dieser Nane uns Kindern Gottes stets köstlicher werden! (Joh. 17.)

 

 

 

Frage 21

ist auf Grund der Heiligen Schriften die Braut Christi Israel oder die selige Gemeinde (der Leib) Christi?

Antwort A

Gott redet zu den Menschen so, wie sie es verstehen können. Dazu benutzt Er vielfach Bilder aus dem menschlichen Leben. Ein solches Bild ist es auch, wenn Er in Beziehung zu unserem HErrn von einer „Braut“ spricht.

Das Wort „Braut“ deutet das Vorhandensein eines innigen Verhältnisses der Liebe an und zugleich das Bestehen einer Verbindung, die aber noch der Vollendung entgegensieht. Sicherlich gehört die Braut ganz und völlig dem Bräutigam ihrem Herzen und ihrer ganzen Person nach, aber noch ist die äußerliche Vereinigung nicht erfolgt, noch teilt sie nicht den Platz mit ihm. Letzteres ist erst von der Hochzeit an der Fall. - Eine besonders liebliche und vollkommene Darstellung des Brautverhältnisses, gekennzeichnet durch gegenseitige innigste Zuneigung und Hingabe, ist uns gegeben in dem „Lied der Lieder“, dem herrlichen Hohenliede.

Ein solches Brautverhältnis besteht ohne Frage gegenwärtig zwischen der Versammlung oder Gemeinde und dem HErrn. Dieses ist wunderbar zutreffend vorgebildet in der Rebekka, durch den Knecht Abrahams für dessen Sohn Isaak geworben und auf dem Wege zu ihm durch die Wüste, geführt durch den treuen Knecht, der ihr von ihm erzählt, für den sie sich entschieden und dem sie sich anvertraut hat für immer, obgleich ihr Auge ihn noch nicht gesehen hat (1. Mose 24). Eine Andeutung dieses Verhältnisses finden wir auch in 2. Kor. 11,2.3, während in Eph. 5,22-33 das Wort weiter geht und die Versammlung oder Gemeinde als das „Weib“ betrachtet - dies spricht von einem vollendeten Zustande -, weil es sich dort um das Untertansein des Weibes, beziehentlich der Gemeinde einerseits (V. 22-24) und die Liebe des Mannes, beziehentlich des HErrn zu ihr andererseits (V. 25-28) handelt. Zugleich ist in dieser Schriftstelle an der Hand des gebrauchten Bildes das wunderbare Verbundensein oder Einssein des Weibes mit dem Manne, beziehentlich der Versammlung oder Gemeinde mit dem HErrn hervorgehoben (V. 29-32).

Ebenso redet aber das Wort Gottes - und zwar im Alten Testamente - von Israel als Braut; siehe Ps. 45,9b-11; Jes. 54,5-7; 62,4.5; Hos. 2,19.20. Auch das schon erwähnte Hohelied, dieses wunderbare Lied der Liebe, bezieht sich zunächst auf Israel.

Was die „Hochzeit des Lammes“ in Offenb. 19,7-9 und das „neue Jerusalem“ - „von Gott bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“ (Offenb. 21,2), „die Braut, das Weib des Lammes“ (21,9) - betrifft, so sind die Auslegungen darüber sehr verschieden. Die einen sagen, es sei die Gemeinde,

andere, es sei Israel, und wohl noch andere, es sei beides. Aus verschiedenen Schriftgründen ist mir persönlich bis jetzt keine dieser Auslegungen befriedigend, und ich warte noch auf Klarheit vom HErrn darüber. Das aber erscheint mir gewiß auf Grund des Wortes, und dahin möchte ich meine vorstehenden Darlegungen zusammenfassen:

Gegenwärtig ist die Versammlung oder Gemeinde die Braut des HErrn, die Er bald verherrlicht dort einführen wird, wo Er ihr die Stätte bereitet hat. Ihr Teil ist himmlisch, ihr Platz in der Herrlichkeit. Sodann tritt Israel hienieden an ihre Stelle. Dasselbe wird dann auf Ihn warten und nach Ihm sich sehnen, um dann, wenn Er kommt, eingeführt zu werden in die verheißenen Segnungen des Tausendjährigen Reiches. Israel ist die Braut Christi für diese Erde. Ihr Teil ist irdisch, ihr Platz auf dieser (dann wiedergeborenen) Erde.

Preis und Dank sei unserem Gott und Vater und unserem Heilande und HErrn für alle die Liebe und Gnade, die in diesem Gegenstande vor den Augen unseres Herzens enthüllt ist, Dank für das herrliche Teil, das uns geschenkt ist!

Th. K.

Antwort B

Wie uns Petrus in seinem Brief (1. Petr. 2) die Gemeinde als das geistliche Haus und den Herrn Jesus als den Eckstein zeigt, so zeigt uns in gleicher Weise der Epheserbrief die Gemeinde als Leib. Aber wir sind nicht als Einzelwesen errettet, Christus starb, um die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln. So sind wir einerseits alle Glieder Seines wunderbaren Leibes (Eph. 5,30), unauflöslich mit Christus, dem Haupte, und miteinander als Glieder verbunden (1. Kor. 12,13). Diese Wahrheit von dem einen Leibe war ein Geheimnis (Eph. 3,4.5). Es war das Geheimnis des Willens Gottes, alles unter ein Haupt zusammenzubringen. Christus sollte als Haupt über alles nicht allein sein. Die nach dem Vorsatz Gottes Zuvorbestimmten, die Braut, das Weib des Lammes, sollten in Ihm ein Erbe erlangen und mit Ihm alles teilen (V. 6). So sehen wir, daß die Gemeinde der Leib genannt wird, und dieser Leib ist auch das Weib (Eph. 5,29-33). Wenn uns nun im Alten Bunde ebenfalls die Bezeichnung Israels als Braut begegnet, so dürfen uns solche Stellen nicht irre machen, denn diese Benennung gilt für Israel als das Volk Seiner Wahl auf Erden mit zeitlichen Segnungen. Zu jener Zeit, wo der HErr Seine Gemeinde entrückt, hat sich Israel noch gar nicht bereitet, folglich kann es nicht die Braut im neutestamentlichen Sinne sein. Während nun einerseits aller derer, die den Herrn Jesus nicht lieb haben, bei Seinem Kommen eine gerechte Vergeltung wartet, so liegt andererseits in dem Kommen des HErrn der süßeste Trost für diejenigen, die Sein Erscheinen lieb haben. Dies ist auch sehr einleuchtend, und hieraus verstehen wir auch am besten, wer die Braut sein muß. Dies Bild der Braut darf weder mit dem kommenden Reich Gottes verwechselt werden noch schließt es die alttestamentlichen Heiligen in sich, denn die Gemeinde wurde erst gegründet, nachdem Christus gekommen war (Matth. 16,18). An Pfingsten begann sie (Apgesch. 2), und bei der Entrückung wird sie vollendet sein (1. Thess. 4,17). Sie ist gleichsam eine Einschaltung in Gottes Handeln mit dem Volke Israel. Während dies seines Unglaubens wegen ausgebrochen wurde, hat der HErr die Gemeinde eingepfropft (vergl. Röm. 11!). Johannes der Täufer, als der letzte Vertreter des Alten Bundes, ruft aus: „Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der da steht und ihn höret, ist hocherfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude ist nun erfüllt“ (Joh. 3,28.29). Ferner sagt uns der Prophet Maleachi Kap. 4,2, daß aufgehen wird für Israel

„die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln“; im Gegensatz hierzu wird uns in Offenb. 22,16 bezeugt: „Ich, Jesus, habe Meinen Engel gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.“ Nun geht aber dem Sonnenaufgang das Aufgehen des Morgensternes voraus, und zwischen der Zeit, wo der Herr Jesus als der glänzende Morgenstern kommt, und der Stunde, wo Er als die Sonne der Gerechtigkeit erscheinen wird, werden Gerichte die Erde heimsuchen, denen die Gemeinde entrückt ist. Wir sehen hieraus, daß die Braut in der Offenbarung himmlisch ist, denn nur sie ruft täglich: „Komm!“ (Offenb. 22,16.17.) Auch ist die Hochzeit nicht auf der Erde, wo Israel wohnt, ebenso ist die Braut nicht auf der Erde, vielmehr sie kommt vom Himmel herab mit dem Herrn Jesu (Offenb. 21,10). Und wenn uns Offenb. 19,7.8 gesagt wird: „Die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und Sein Weib hat sich bereitet. Und es ward ihr gegeben, daß sie gekleidet sei in weiße Leinwand, glänzend und rein, denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“, so sehen wir, daß Offenb. 21,10 nicht für Israel gelten kann, sondern für ein Volk oder eine Gemeinde, welche schon zubereitet ist. Demnach kommt der Herr Jesus mit Seiner schon geschmückten und schon bereiteten Braut vom Himmel herab zu Seinem noch nicht bereiteten Volke Israel. Diese bildlichen Bezeichnungen für unsere innigen und bleibenden Beziehungen zu Christo sollen uns ermuntern, auszuharren und zu wachsen an Christo, dem lebendigen Haupte, aus welchem der ganze Leib wohl zusammengefügt und verbunden ist usw. (Eph. 4,15-17). Christus als das Haupt und die Gemeinde als der Leib bilden gemäß Eph. 4,13 zusammen einen vollkommenen Mann (Matth. 19,4-6 und Eph. 5,31). Darum wird die Gemeinde ermahnt, den Heiligen Geist nicht zu betrüben, mit welchem sie versiegelt ist auf den Tag der Erlösung (Eph. 4,30), und mit den Worten 5,1-21, um verherrlicht dargestellt zu werden, ohne Flecken und Runzel, heilig und tadellos (Kap. 5,26.27). In V. 30 und 31 sehen wir, wie Leib und Weib als eins gekennzeichnet werden. Danach fährt Paulus fort Kap. 5,32: „Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in bezug auf Christum und auf die Versammlung.“ Hier wird die Ehe vollendet. Braut und Bräutigam kommen zusammen. Kann es noch etwas Klareres und Köstlicheres geben als diese Linien der Schrift? In ihnen haben wir durch den Heiligen Geist ein Unterpfand, einen Vorschmack der himmlischen Freude. Wenn wir aber den Unterschied zwischen Gemeinde (Braut) und Reich (Israel) verwischen, so verlieren wir die lebendige Hoffnung dieser Wahrheit. Der HErr wird nicht über die Gemeinde herrschen, sondern sie soll mit Ihm herrschen (2. Tim. 2,12).

Ph. W.

Antwort C

Für diese Frage kommt besonders Offenb. 21 in Betracht. Die Meinungen teurer und schriftkundiger Brüder gehen über diese Frage auseinander. Alle stimmen überein, daß in Joseph, Mose und Boas, welche sich Weiber aus den Heiden nahmen, uns Vorbilder von der Erwählung aus den Nationen gegeben sind; und ebenso, daß die Ehe das Bild des innigen Verbundenseins der Gemeinde mit Christo ist. Etwas anderes aber ist es: Was bedeutet: „Komm her, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes zeigen“ (Offenb. 21,9)? Ist mit der Braut das Weib, Israel oder die Gemeinde gemeint?

1. Die Vertreter der Meinung, daß Israel die Braut sei, erblicken ein wichtiges Merkzeichen für ihre Auffassung darin, daß in Verbindung mit der Braut von Christum als dem Lamm geredet werde: „die Braut, das Weib des Lammes“. Sie sagen, dieser Titel sei jüdisch, er verweise auf das Passah und auf die Opfer. Johannes der Täufer, dessen Mission rein jüdisch war, weist das Volk Israel auf das

auf die Opfer. Johannes der Täufer, dessen Mission rein jüdisch war, weist das Volk Israel auf das Lamm Gottes hin. Der Titel „Lamm Gottes“ wird nicht in den Briefen gefunden; er erscheint erst wieder in der Offenbarung. 1. Petr. 1,19 ist an Juden geschrieben. Der Ausdruck „Lamm“ ist dort bildlich „als eines Lammes“, während der HErr mehr als zwanzigmal in der Offenbarung als „das Lamm“ erscheint.

Die Braut ist das Weib des Lammes. Jedenfalls eine Verbindung mit Jes. 62,5 und Jes. 61,10. Rebekka ist ein Vorbild von dem Weibe des Lammes. Im Gegensatz zu den heidnischen Weibern Josephs, Moses und Boas durfte Isaaks Weib nicht von den Kanaanitern genommen sein. Israel wird in der Zukunft die beiden Charaktere des Weibes und der Braut verbinden: Als Weib, weil es längst zuvor erwählt, geliebt und als Volk mit Jehova vermählt war; als Braut, weil es erneuert und geläutert in bräutlicher Liebe vor Ihm steht.

Die Gemeinde ist der Leib Christi, die „Stadt“ (Off. 21,2) aber ist nach Jes. 60,14.18-20 Israel. Nirgends finden wir in den Briefen die Gemeinde als Stadt noch als Jerusalem. Als Tempel wird die Gemeinde gesehen; aber Offenb. 21,22 sagt, daß kein Tempel in der Stadt ist. Jerusalem droben wird unsere Mutter genannt (Gal. 4,26), weil wir das Wort Gottes, durch das wir neugeboren, von ihr empfangen haben. Sie kommt aus dem Himmel, um das Licht der neuen Erde zu sein, während die Gemeinde himmlisch ist und keine irdische Wohnstätte.

Die Mauern der Stadt weisen ebenfalls auf die Mauern der Umzäunung Israels hin, die jetzt zwar abgebrochen sind (Eph. 2,14), aber zu jener Zeit wieder gefunden werden, und die uns das Volk abgesondert von den Nationen zeigen. Und jedes Tor trägt den Namen eines Stammes Israels, welches zeigt, daß die Stadt Israel ist, da die Gemeinde keine Stämme hat.

Die Grundlagen der Mauern tragen die Namen der zwölf Apostel „des Lammes“. Wenn die Stadt die Gemeinde wäre, so dürfte der Name des Apostels der Gemeinde, Paulus, auf der Grundlage nicht fehlen. Der Geist und die Braut rufen: „Komm!“ das heißt: heute ruft der Geist und an einem späteren Tage wird die Braut (Israel) rufen: „Komm!“

2. Diesen Auffassungen gegenüber steht die Meinung jener, die sagen, daß die Braut die Gemeinde sei, und diese Auffassung drückt auch meine Überzeugung aus.

Zunächst ist es wichtig, zu beachten, daß „Braut“ und „Weib“ Bilder sind, die die innige Verbindung der Gemeinde mit Christo ausdrücken. Wenn nach 2. Kor. 11,2 die Hingabe und Reinheit der Gemeinde wie die einer Braut sein soll, so hat das Bild doch nur einen Wert, wenn dem Brautstand auch die Vermählung folgt. Aus Ephes. 5 lernen wir, daß Christus Seines Leibes Heiland ist (etwas, was von dem Manne nicht gesagt werden kann), und dann, daß Er die Gemeinde geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat, ... auf daß Er Sich Selbst die Gemeinde verherrlicht darstellte. Adam konnte nichts tun, um sein Weib zu erlangen, aber Christus gab Sich Selbst für sie und will sie Sich verherrlicht darstellen - ohne Flecken oder Runzel. Hat die Gemeinde kein Recht, nach diesem Tage ihrer Darstellung als Sein Weib, als mit Ihm verbunden auszuschauen? Gott „baute“ im Anfang ein Weib und brachte es zu Adam, und sie wurden zu einem. Das, was dort geschah, ist ein Vorbild von Christus und der Gemeinde (Eph. 5,32). Das Vorbild: Adam und Eva im 1. Buch Mose - und die Vollendung Christus und Sein Weib am Schluß der Offenbarung!

So verschieden auch von der Gemeinde geredet wird, sei es als Ackerfeld, als Bau, als Haus, als

Tempel, als Leuchter usw., so vermissen wir bei diesen doch etwas, nämlich die Seite der Liebe. Diese findet ihren vollen Ausdruck in dem Bilde der Gemeinde als Braut und Weib des Lammes. In allen anderen finden wir VerAntwortlichkeit - Wirksamkeit des Geistes - Rechte des HErrn usw. Auch in dem köstlichen Bilde der Gemeinde als Leib - als Glieder des Hauptes - finden wir wohl Einheit und Abhängigkeit, aber von der Liebe der Glieder zum Haupte kann nicht geredet werden. Die Seite der Liebe und die Entfaltung der Herrlichkeit Gottes finden wir in der Gemeinde als der Braut, dem Weibe des Lammes.

Warum soll eine Schwierigkeit darin liegen, von der Gemeinde als in Verbindung mit dem „Lamme“ zu reden? Hat die Gemeinde nichts mit dem „Lamme“ zu tun? Starb Er nicht am Schlachttage des Passah, um die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln, und sagt nicht Paulus der Gemeinde in Korinth: Auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet? (1. Kor. 5,7.) Und mit wem verbindet Johannes der Täufer das Lamm, mit Israel oder mit der Welt? „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh. 1,29). Wenn das Lamm vor unserer Seele steht, so gehen unsere Gedanken sofort nicht nach Israel, sondern nach Golgatha, wo Er als der Verworfene wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wurde, und die Braut des „Lammes“ ist die mit dem Verworfenen und Geschlachteten Verlobte (2. Kor. 11,2).

Wenn das Lamm„jüdisch“ ist, dann kann man auch sagen, die Vorbilder, das Blut, der Hohepriester usw. seien jüdisch. Aber dem Lamme wird das Jubellied gebracht: „Du bist geschlachtet und hast für Gott erkauft durch Dein Blut aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation“ (Offenb. 5,9).

Ebenso ist es mit der „Stadt“. Ich finde keine Schwierigkeit darin, daß der Ausdruck „Stadt“ in den übrigen Briefen nicht gefunden wird. Die Schreiber wurden vom Heiligen Geiste inspiriert, uns von verschiedenen Gesichtspunkten aus die Gemeinde zu zeigen. Wenn Paulus auch in anderen Weisen als Johannes von der Gemeinde spricht, so ist doch völlige Harmonie da. Wenn von uns als „Schafen“, als „Brüdern“, als „Gliedern Christi“ gesprochen wird, wird dadurch, wie man sagt, die Harmonie gestört? Paulus spricht im ersten Kapitel des Epheserbriefes vom „Leibe“, im zweiten Kapitel vom Bau: „auferbaut auf“ und von „Mitbürgern“; Johannes sagt dem Überwinder der Philadelphia-Gemeinde (Offenb. 3,12), daß auf ihn der Name der Stadt ... des neuen Jerusalems geschrieben werden soll. Ist da keine Verbindung mit der Stadt - dem neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt?

Nach dieser Stadt schauen wir heute aus (Hebr. 13,14), wie auch Abraham es tat (Hebr. 11,8-16). Es ist die Stadt Jerusalem droben, von welcher Paulus zu den Galatern redet als von unserer Mutter. Dies Jerusalem droben war schon damals eine gegenwärtige Wirklichkeit, die der Glaube sah und mit der die Galater verbunden waren. Wie kann damit das wiederhergestellte Israel der letzten Tage gemeint sein?!

Viele Stellen werden oft aus den Propheten angeführt, um zu beweisen, daß Israel das Jerusalem, die Stadt, die Braut ist. Diese Stellen aber reden von dem irdischen und nicht von dem aus dem Himmel herniederkommenden Jerusalem. Paulus redet vom Jerusalem „droben“, und Johannes betont immer wieder, daß er von dem Jerusalem spricht, das aus dem Himmel herniederkommt (Offenb. 3,12 und 21,2.10). Wie kann hier an das zurückgeführte Israel gedacht werden?! In der ganzen Schrift finden wir kein Wort, daß Israel gen Himmel genommen wird und von dort mit seinem Messias herniederkommt. Dies wird uns allein von der Gemeinde gesagt. Wie einfach ist alles, wenn

wir in der Stadt die Gemeinde sehen!

Die Stadt gibt uns das Bild einer Verwaltung. Die Bezeichnungen „Stadt“, „Braut“, „Weib“ geben uns Charakterzüge, welche die aus dem Himmel herniedergekommene Gemeinde (mit dem HErrn in ihrer Mitte) in jener Zeit tragen wird. Über die Stadt wird gesagt (Offenb. 21,3), daß sie die Hütte, die Aufenthaltsstätte Gottes bei den Menschen ist. Die Gemeinde steht im Mittelpunkt der Verwaltung. Sie ist, wo Er ist. Christus und die Gemeinde sind untrennbar. Von der Stunde der Entrückung an sind wir „allezeit beim HErrn“ (1. Thess. 4,17). Da ist kein Platz, wo Er ohne die Gemeinde wäre. Wo Er ist, sind wir, und wo wir sind, ist Er.

Manche meinen, die Namen der zwölf Stämme an den Toren der Stadt bewiesen, daß die Stadt Israel sei. Aber wo ist für solche ein Schriftgrund? Man kann nicht von den Toren eine Erklärung ableiten, abgesehen von der Mauer und den Grundlagen. Die Tore sind ein Teil der Mauer, und die Mauer mitsamt den Toren sind auferbaut auf die Grundlagen der Apostel, deren Namen sie tragen. Und Eph. 2,20 sagt uns, daß die Gemeinde (aber nicht Israel) auferbaut ist auf die Grundlage der Apostel ... Waren je die Apostel die Grundlage Israels? Denken wir da nicht vielmehr an Abraham usw.? Allgemein zeigt uns die Schrift, daß in den Toren der Sitz der Richter war; und hier, glaube ich, finden wir weiteres Licht über das Wort des HErrn zu den Aposteln (die zur Gemeinde gehören), daß sie auf zwölf Thronen sitzen sollten (gleichsam in den Stadttoren), richtend die zwölf Stämme Israels, und so zeigen uns die Tore den Verkehr und die Verbindung Israels mit der Gemeinde - der Stadt zur Zeit der Herrschaft Jesu.

Dann wird oft die Frage gehört, welchen Platz Paulus zu den zwölf Namen auf den Grundlagen einnimmt. Als Paulus zur Gemeinde kam, war gleichsam die Anfangsgrundlage schon da. Sein einzigartiger Dienst dürfte mehr mit der Gemeinde als einem Ganzen als in dem Rahmen dieser Stelle (Offenb. 21,14) betrachtet werden. In dem ganzen Zusammenhang tritt die Zwölfzahl hervor, aber nicht die Einzelnamen; über diese schweigt die Schrift, und was wollen wir reden? Wir würden Schwierigkeiten finden bei der Namenbestimmung der Stämme und auch der Apostel!

Immer wieder müssen wir beachten, daß die Offenbarung ein Buch der Zeichen und Gesichte ist. Dem Apostel wurden die zukünftigen Ereignisse gezeigt- „durch Zeichen kundgetan“ (Offenb. 1,1). Wir sehen hier die ewigen Dinge der unsichtbaren Welt in dem Spiegel der vergänglichen Dinge der sichtbaren Welt. Wie wir nicht an ein „Lamm“ denken im buchstäblichen Sinne des Wortes, ebensowenig können wir „Braut“, „Weib des Lammes“ buchstäblich, materiell, nehmen. Damit schwindet die Schwierigkeit, daß von Israel in der Verbindung mit seinem Messias in dem Bilde einer Braut geredet wird, und daß Israel die „Vermählte“ Jehovas ist, die für die gegenwärtige Zeit als eine Ehebrecherin verlassen, aber an einem späteren Tage als die Königin zur Rechten des Königs gefunden wird (Ps. 45).

Außer der Gemeinde, der Braut, dem Weibe des Lammes, sind andere Heilige im Himmel, die nicht zur Gemeinde gehören, Genossen der ersten Auferstehung, Geladene zum Hochzeitsmahl des Lammes - Heilige, die mit Abraham nach der himmlischen Stadt ausschauten; alle diese, deren Namen im Buche des Lebens stehen, werden in ihrer Verbindung mit der Stadt gezeigt in Offenb. 21,27 und 22,14.15, ohne daß dadurch das Gepräge der Stadt, die Braut, das Weib des Lammes verändert würde.

Der Geist und „die Braut“ sagen: „Komm!“ Kann hier mit der Braut Israel gemeint sein? Wenn von

Israel als Braut geredet wird, so ist der Tag des Frohlockens angebrochen, und es besitzt seinen Messias (Jes. 61,10.11 und 62,1-6). Kann es dann noch rufen: „Komm!“? Das Zeugnis des Rufes: „Komm!“ ist an die Gemeinde gerichtet (Offenb. 22,16). Der Gemeinde offenbart Er Sich als der „glänzende Morgenstern“ (nicht Israel, s. Mal. 4,2). Und an diesen sich als „glänzenden Morgenstern“ offenbarenden Herrn richtet sich das „Komm“ des Geistes und der Braut. Nicht nacheinander, sondern vereint rufen Geist und Braut „Komm!“ Aber Israels Erwartung ist die „Sonne der Gerechtigkeit“ und nicht der Morgenstern!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der in den vorliegenden Antworten nach allen Seiten beleuchtete Gegenstand scheint in der Gegenwart vielen Schwierigkeiten zu machen. Wir sind nun durchaus nicht gewillt, dadurch, daß wir drei im wesentlichen gleichgeartete Antworten aufgenommen haben, die darin vertretene Anschauung, (der wir uns allerdings aus langjähriger Überzeugung anschließen), als Dogma, d. h. unumstößlichen Lehrsatz aufzustellen. Wir hätten auch entgegengesetzte Anschauungen zu Worte kommen lassen, aber es wurden uns keine solche Antworten gesandt! - Ein Grund für die Meinung, Israel sei die Braut, das Weib des Lammes, liegt unseres Erachtens in dem, wie wir glauben, gänzlich ungerechtfertigten Bestreben, die Offenbarung und andere Bücher des Neuen Testaments als ausschließlich Israel gehörend anzusehen. Wir vergessen durchaus nicht, daß es verschiedene Haushaltungen Gottes gibt und daß Sein Wort nur, wenn man dies berücksichtigt, „recht geteilt“ werden kann (2. Tim. 2,15; vgl. Seite 88 oben!), aber jenes Bestreben geht durchaus zu weit und beraubt die Gemeinde des HErrn köstlicher Worte und Bücher - ohne wirklich stichhaltigen Grund! Wer es nun fertig bekommt, sogar Offenb. Kap. 2-3 auf Israel (in der Zukunft) zu deuten, statt auf die Gemeinde des HErrn - somit Kap. 1,19 gänzlich außer acht lassend! -, der wird natürlich „Braut“ und „Weib“ in Offenb. 19-22 auch nur Israel zuschreiben. Wir persönlich können diese letztere Auffassung aber wahrlich nicht teilen und lehnen sie völlig und grundsätzlich ab.

Wer dieser letzteren absoluten Übertragung der Offenbarung auf Israel nicht beistimmt, dennoch aber meint, in Israel „Braut“ und „Weib“ des Lammes sehen zu sollen, dem dienen die obigen reichhaltigen Antworten vielleicht mit dazu, der anderen Anschauung Ohr und Herz zu öffnen. Dazu noch zwei kleine Winke: Wenn die abgefallene Christenheit, die Hure, unter dem Bilde des Weibes und der Stadt gezeigt wird (Offenb. 17.18), wie natürlich, in der himmlischen Stadt und dem Weib die himmlische Gemeinde zu sehen! - Die erste Erwähnung der Gemeinde in Matth. 16,18 (oder ist auch hier nur Israel gemeint?) ist ein Bau und die in der Offenbarung- eine Stadt! Wie wunderbar paßt dies zusammen!

Möge der HErr uns allen durch Seinen Geist das Verständnis mehren für Sein Wort und für das Seine nach Joh. 16,13-15!

Geleitswort an den Leser:

... Und Er legte Seine Rechte auf mich und sprach: fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige und Ich war tot, und siehe, Ich bin lebendig in die Zeitalter der Zeitalter und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“ Offenbarung

1,17.18.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 22

Welche vorbildliche Bedeutung hat das Buch Ruth, und welche praktische Belehrung (Röm. 15,4) gibt es uns?

Antwort A

In Ruth, der Hauptperson dieses Buches, haben wir ein vortreffliches Vorbild eines Lebens „aus Glauben zu Glauben“ (Röm. 1,17).

Sie gibt uns Kap. 1,16-18 im Bilde das Beispiel eines Menschen, der sich im Glauben zur Nachfolge des HErrn entscheidet, bereit, sein Kreuz auf sich zu nehmen und alles zu verlassen (Matth. 10,37-39), indem er sich nunmehr als Bürger Seines Reiches betrachtet (Phil. 3,20), in das er durch Ihn versetzt worden ist (Kol. 1,13), und sich eins weiß mit allen denen, die Christi Geist haben (Röm. 8,9; 1. Kor. 12,13).

In Kap. 1,19-22 und Kap. 2 wird uns durch sie die praktische Nachfolge des HErrn vorgebildet, deren Höhepunkt im dritten Kapitel in weltüberwindendem Glauben (Röm. 8,37; 1. Joh. 5,4.5), dessen herrlicher Lohn uns im 4. Kapitel veranschaulicht wird (vergl. Off. 2,7.11.17.26; 3,5.12.21 u. a. m.!).

Orpa (Kap. 1,6-15) gibt uns dagegen dieselbe traurige Belehrung wie der reiche Jüngling, der lieber auf die Nachfolge des HErrn verzichtete, als sich zu lösen von dem, woran sein Herz hing (Matth. 19,13-24).

Elimelech und seine Familie (Kap. 1,1.2) erinnern uns an Gläubige, die „noch fleischlich sind und nach Menschenweise wandeln“ (1. Kor. 3,1-3), indem sie zur Selbsthilfe greifen (vergl. auch 1. Mose 20 und 26!), anstatt „hinwegzuschauen auf Jesum hin, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebr. 12,2). Noomi allein wird wieder zu gesegnetem Leben zurückgebracht wie einst Petrus nach seiner schweren Verirrung (Matth. 26, 69-75). Letztere gibt auch ein gutes Vorbild der Errettung des Überrestes Israels am Ende dieses Zeitalters (Röm. 9,27; 11,25), nachdem dieses umgekehrt ist und Den erkannt hat, den es dereinst durchbohrt hatte (Sach. 12,10ff.).

Boas endlich, der Ruth löste und sich zum Weibe erkaufte (Kap. 4), weist auf unseren Heiland hin, der Sich uns zum Eigentum erwarb (1. Kor. 6,19.20; 7,23; 2. Kor. 5,15), indem Er als Lösegeld Sein kostbares Blut vergoß (1. Petr. 1,18.19).

Diese kurzen Andeutungen können uns einen Begriff davon geben, welche Fülle vorbildlicher Bedeutung und praktischer Belehrung (Röm. 15,4) in diesem kleinen Buche wie in den anderen des Alten Testaments zu finden ist.

K. Hch.

Antwort B

Das Buch Ruth kann meines Erachtens von drei Hauptgesichtspunkten aus betrachtet werden. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß diese drei Punkte alles besagen, was in diesem Buche für uns verborgen liegt, wir sind vielmehr von dem Gegenteil überzeugt und hoffen, daß die einfachen Ausführungen zu tieferem Forschen anregen.

1. Wir glauben, daß wir hier ein schönes Bild von Christus und der Gemeinde vor uns haben. Dies mag allerdings manchen befremden, da doch in der Epistel an die Epheser Kap. 3, V. 5 u. 9 besonders von dem Apostel Paulus hervorgehoben wird, daß dieses Geheimnis nicht in den alttestamentlichen Schriften, sondern in Gott verborgen war. Obwohl wir das Geheimnis nicht geoffenbart finden, wird doch dasselbe sehr oft vorgebildet. Das Tageslicht der vollkommenen Offenbarung Gottes und Seine Vorsätze und Ratschlüsse, wie sie in dem Sohne Gottes uns vorgestellt werden, überfluten alles mit göttlichem Lichte, so daß Begebenheiten und Personen, die im Sternenlicht des Alten Testaments scheinbar wenig Bedeutung und Wert haben, auf einmal lebendig, klar, herrlich und für die Gegenwart nützlich werden im Lichte des Herrn Jesu, der alles belebt und bedeutungsvoll macht. Welche herrlichen Vorbilder von der Gemeinde haben wir z. B. in Eva, Rebekka, Rahel, Asnath, Zippora und so in Ruth! Wer aber könnte alle Vorbilder, die auf den Herrn Jesum hinweisen, aufzählen?

Ruth zeigt uns die Gedanken Gottes in bezug auf die Heiden, während Israel in Untreue und im Verfall sich befindet, wie wir es im Buche der Richter aufgezeichnet finden. Im ersten Buch Samuel wird uns die zukünftige Wiederbelebung und Fruchtbarkeit Israels in Hanna und ihren Kindern vorgebildet. Dazwischen wird nun Ruth - Freundin - eingeführt als eine Person, die von Natur entfremdet war dem Bürgerrecht Israels, und Fremdling betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt (Eph. 2,12). Sie füllte im gewissen Sinne den Platz aus, den die Gemeinde heute nach den Gedanken Gottes inne hat. So wurde sie durch Boas- Stärke - ein Bild von dem auferweckten Christus, eingeführt in die Reichtümer Gottes und wurde Mitbürger und Hausgenosse Gottes. Noomi, ein Bild von dem verwaisten, enterbten und ehelosen Israel, wird durch Ruth gesegnet wie Ruth durch Boas. So ähnlich ist es mit der Gemeinde; sie ist das Gefäß des Segens durch Christum jetzt für die Welt, dann aber im zukünftigen Zeitalter, wenn ich recht verstehe, vor allen erst für Israel, und Israel wiederum für die Nationen im Tausendjährigen Reiche (vergl. Offenb. 21,9-27). Sie wurde durch die Gnade Boas' hocherhoben; doch was ist dies im Vergleich mit der Begnadigung, die uns durch den Herrn Jesum zuteil geworden ist! Ihr Name wird in dem königlichen Geschlechtsregister unseres HErrn gefunden; wir aber sind durch Seine Gnade ein „Königtum“ und „königliches Priestertum“ geworden (1. Petr. 2,9), und dies für alle Ewigkeit. Ihm sei Preis und Dank dafür! Möge der Leser obige Andeutungen im Lichte von Eph. 1-3 betrachten! Wir haben die Wirklichkeit der Dinge!

2. Gleichzeitig ist Ruth ein liebliches Vorbild von dem zukünftigen gläubigen Überrest, welcher aus den Nationen in das Land seiner Väter zurückkehrt. Dort findet er den mächtigen, fähigen und willigen „Blutsverwandten“ vor, der das Erbteil zu erlösen vermag und dem Toten den Namen wiedererwecken kann, wie es mit Israel geschehen wird, was der nähere Verwandte nicht zu tun vermochte. Letzteres ist ein Hinweis aufs Gesetz, welches niemals Israel in das Erbteil wieder

einsetzen kann. Obwohl es der nähere Verwandte ist, wird doch der gläubige Überrest seine Unfähigkeit erkennen müssen, so daß er sich auch für sie als Zuchtmeister auf Christum hin erweisen wird. Israel kann und wird nur auf Grund der unumschränkten Gnade seines Gottes, wie sie in Christo ausstrahlt, begnadigt, angenommen und in sein verlorenes Erbteil eingeführt werden. Es ist Gnade und Gnade allein! Gott wird Sich in Gnade an ihm verherrlichen, wie es schon jetzt bei uns der Fall ist. Lies Röm. 9-11 in Verbindung mit diesen Hinweisen!

3. haben wir wichtige und kostbare Belehrungen über den Werdegang einer Seele.

Kap. 1 sehen wir, wie der Mensch nach seinem Verstand handelt und den gesegneten Platz Bethlehem - Brothaus - verläßt (die Stadt, worin nach der Schrift der große König geboren werden sollte - daß sie keinen König hatten, war der Jammer jener Zeit [vergl. Richter 17,6; 19,1; 21,25], da sie Jehova als ihren König nicht anerkannten, weil dies notwendigerweise Beugung unter Seinen Willen forderte) - und sein Heil, wie man zu sagen pflegt, in der Welt versucht (vergl. Luk. 15,11.13), voll in sich und leer in bezug auf Gott, bis Gott in Seiner Gnade eine Stützte nach der anderen hinwegnimmt, damit der Mensch zur Einsicht gelange und sich zu Gott wenden möchte. So erging's dem verlorenen Sohn, so auch Noomi - Lieblichkeit oder Wohlgefallen -, sie erkannte und bekannte, daß ihr wirklicher Name, entsprechend ihres Seelenzustandes, nicht „Noomi“, sondern „Mara“, d. h. Bittere, heißen müsse. So kam sie leer in sich mit ihrer Schwiegertochter und verlangend nach dem lebendigen Gott in Bethlehem an. Ihre Schwiegertochter war gleichsam durch sie belebt worden, und die ganze Stadt war ihretwegen in Bewegung. Einkehr, Umkehr und Heimkehr zu Gott kann nicht verborgen bleiben. Hast du dies, mein lieber Leser, auch erfahren?

Kap. 2 wird im Bilde durch Boas Christus eingeführt, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist. Boas- Stärke - war ein vermögender Mann;

Christus vermag alles, und keine Sache ist zu schwer für Ihn!

Er geht den Seelen nach. Sein Feld ist die Welt. Er gibt aus Seiner Fülle, und zwar Gnade um Gnade. Er kennt das Verlangen des Herzens; darum verliert Er Ruth nicht aus Seinen Augen und beschäftigt sich mit ihr, ehe sie an Ihn denkt und Ihn kennt. So geht der HErr dem einzelnen nach, beschäftigt Sich mit uns in Seiner Liebe und begrüßt uns mit Seinem Frieden. Siehe 2,12 und Luk. 15,20!

Kap. 3 wird uns Ruth mit Boas gezeigt, wie uns im 2. Kapitel Boas mit Ruth gezeigt ist. Die geistliche Deutung dieser Unterschiede belehrt uns, daß der HErr uns erst nachgeht, ehe wir Ihm nachgehen kennen. Er verkündigt uns den Reichtum Seiner Gnade und erwartet nun, daß wir im Glauben an Ihn uns diese Gnade aneignen. Darum ist in Kap. 2 Boas die handelnde Person, in Kap. 3 aber mehr Ruth. Sie kam zu ihm, er aber kam vordem zu ihr auf dem Felde (der Welt!). Die Tenne bildet mehr das Heim, den Aufenthaltsort und die Vorratskammer Seines Reichtums. Dort sollten wir gefunden werden. Siehe Joh. 1,35-39.

In Kap. 4 nimmt das Tor den ersten Platz ein: die Stätte des Gerichts und der Gerechtigkeit. Auf Grund des Kreuzes kann uns nur Gnade erreichen. Vor Zeugen des ganzen Weltalls Gottes geschah die Erlösung deiner und meiner Seele. Nur durch Seinen Tod und Seine Auferstehung können wir in ewige Beziehung zu Christo gebracht werden. - Möchten wir durch die Gnade tiefer eindringen und uns mehr erweisen als solche, „die sich von den Götzenbildern zu Gott bekehrt haben, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten“! Lies mit

obigen Ausführungen 1. Thess. 1,1-10!

K. O. St.

Antwort C

Wenn das Buch Ruth, in der Richterzeit beginnend, geschichtlich in derselben Periode schon endigt, so reicht doch seine vorbildliche Bedeutung bis zur „Zeit der Wiedererstellung aller Dinge“ (Apgesch. 3,21) hin, beweist uns somit seine göttliche Eingebung (2. Tim. 3,16) und erlaubt uns nicht, es als nebensächlich anzusehen.

1. Die Familie Elimelechs gibt mir ein Bild des Volkes Israel; demselben ist das Bestehen unmöglich geworden (Teuerung, Hungersnot; 1,1). Sein Land ist verflucht wegen seiner Untreue (lies 5. Mose 28,15-69; siehe auch Richter 2,11-23; 3,7.8.12.13; 4,1.2; 6,1; 10,6-9; 13,1; 17,6 u. 21,25: die Ursache der Hungersnot in Ruth 1,1), es ist jetzt unter den Nationen (Moab) und hat kein politisches Haupt mehr (Elimelech, Familienhaupt, starb 1,3). Der größte Teil des Volkes ist in Unglauben verfallen, den Nationen gleichförmig geworden (Machlon und Kiljon nahmen moabitische Weiber und wohnten daselbst; 1,4) und geht der Vertilgung entgegen; ein Überrest (Noomi blieb allein übrig; 1,5) aber „macht sich auf, um in das Land Juda zurückzukehren“; er geht durch schwere Prüfungen hindurch, aber erkennt darin die Hand Gottes (1,13.20.21); jedoch ist sein Verlangen nach irdischer Wiederherstellung gerichtet (1,6 „Brot“).

2. Nun ist durch den Fall der Kinder Israel das Heil den Nationen geworden (Röm. 11,11). Das Evangelium wird ihnen verkündigt. Viele machen sich auf, um in das Reich Gottes einzugehen, aber sind nur für eine Zeit (Luk. 8,13). Bei der Wahl zwischen dem wahren Gott und dem Mammon ziehen sie letzteren vor; Orpa stellt sie dar.

Andere, hungrig und durstig nach der Gerechtigkeit, der Welt müde, suchen, im Gegensatz zu Israel, einen Gott, sie haben ein Verlangen nach einem neuen himmlischen Vaterlande; deren Vorbild ist Ruth (1,16). Sie haben erkannt, daß Israel die Kenntnis des wahrhaftigen Gottes hat trotz seines Elendes, und hängen diesem Volke an, „dessen die Sohnschaft ist und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen“ (Röm. 9,4). Ähnlich verhielten sich z. B. Kornelius, Sergius Paulus, Lydia u. a. (Apgesch. 10,1.2; 13,7.43; 14,1; 16,14; 17,4). Ohne Hoffnung, ohne Bürgerrecht in Israel (Eph. 2,11.12) haben sie die Stellung der Fremdlinge demütig eingenommen und die Gnade angerufen. Diese, die Glieder der Gemeinde, sehe ich vorbildlich in Ruth (vergl. 2,2.7.10.13 mit Mark. 7,28!).

3. Dann ist es nicht schwer, in Boas ein Vorbild auf unseren hochgelobten HErrn und starken Heiland (2,1 „ein vermögender Mann“) zu erkennen, welcher dem Fleische nach aus Israel ist (Röm. 9,5), ein Blutsverwandter der Noomi. Lassen die huldvollen Worte des Boas an Ruth nicht unwillkürlich an Ihn denken, der die Worte des ewigen Lebens hat?! (Joh. 6,68.) Und wenn ich daran denke, daß der HErr Freude hatte am Willen Gottes, Seines Vaters, also am Erlösungswerk, so glaube ich in Ruth 3,7a.8a in Verbindung mit Joh. 4,34.35 (wo auch von der Ernte die Rede ist!); Hebr. 10,7; Ps. 40,8 eine Andeutung auf Gethsemane und Golgatha sehen zu dürfen. Auf Golgatha findet die ausschlaggebende Zusammenkunft einer Seele mit dem Heiland statt (vgl. Ruth 3,7b.9). Er gibt auch Seiner Gemeinde das Nötige, bis Er sie zu Sich nimmt (3,15; Eph. 4,11-13; 5,29), und rettet sie bis ans Ende (Hebr. 7,25 wird es uns durch eine alttestamentliche Betrachtung bewiesen, gleichwie Ruth

3,18 es durch Noomi gesagt wurde!).

4. Das Gesetz, das Israel gehört - der andere Blutsverwandte (Ruth 3,12) - hatte auch ein Recht, und zwar das erste Recht auf den Israeliten (Noomi); es war ihm aber unmöglich, irgendwelchen Menschen von der Sünde freizumachen (vergl. Röm, 8,2.3 mit Ruth 4,5.6), und so tritt Christus an seine Statt, macht die Gläubigen frei vom Gesetz, von der Sünde, und stellt den jüdischen Überrest (Noomi) wieder her durch Sein einziges Werk am Kreuze.

5. Auf die Aufnahme der Gemeinde in die Herrlichkeit und die Frucht der Liebe Christi zu ihr, der Mühsal Seiner Seele, den Dienst Seiner Erkauften in Lobgesang und Anbetung während der Ewigkeit (Jes. 53,10.11; Offenb. 22,4.5) deuten Ruth 4,13a und 17 schon hin (Obed bedeutet „Diener“).

6. Weiter möchte ich den Schnittern in Kap. 2,5.6 nach Offenb. 14,18 oder Matth. 13,41 die Bedeutung der Engel zuschreiben, welche dienstbare Geister sind, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen (Hebr. 1,14), und dem über die Schnitter bestellten Knecht die des Geistes Gottes, durch den Er alles leitet und bei den Menschen wirkt.

Die Herrlichkeit dieses Buches ist durch obige Darlegung bei weitem nicht enthüllt, und wir können aus den Einzelheiten wie aus dem Ganzen sicher immer wieder neue Blicke in die wunderbaren Gedanken und Führungen Gottes haben.

Noch etwas aber sagt mir das Buch Ruth: Mag des Volkes Gottes Schwäche groß sein, ja, sein Zustand traurig, so bleibt es doch die Segensstätte für den, der sich unter Gottes starke Hand beugt und demütigt und Seine Heimsuchung in dieser Stätte geduldig erwartet. Wer sie verläßt, um auf eigene Weise durchzukommen und nach seinem Gutdünken zu leben, verliert den Segen, die Freude, und kommt er nach manchen traurigen Erfahrungen doch zurück, so ist es „leer“ (1,13.20.21).

Reich an herrlichen Erfahrungen aber wird das Leben dessen, der die Armut, die Schwachheit des Volkes Gottes, nicht verachtet, sondern auf sich nimmt, und den Weg des Glaubens, des Gehorsams, der Niedrigkeit den weltlichen Hoffnungen und Bequemlichkeiten vorzieht (1,9.11-13.16.17).

Gott gebe uns immer mehr zu erkennen, „wie köstlich Seine Gedanken sind, wie gewaltig ihre Summe“! (Psalm 139,17.)

R. W. D.

Antwort D

Vorbildlich trägt das Buch Ruth das Bild Israels in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Namen in dem Buche sind von hoher Bedeutung. Dr. E. A. sagt so trefflich: „... Wie wenig vermag die Welt in einen Namen hineinzulegen! Es ist nichts als ein Schall nur ein Name! ... Namen, die Gott gibt oder anerkennt, sind eine Charakteristik, die das Wesentlichste des Benannten ins Licht stellen.“ (S. Jahrg. Il, 1914, S. 23 und 24.) So auch hier. Die Bedeutung der Namen der in diesem Buche vorkommenden Personen bringt viel Licht in den vorbildlichen Charakter. Elimelech: „Mein Gott ist König“; Noomi: „Meine Lieblichkeit“, „meine Wonne“; Orpa: „den Rücken kehren“; Ruth: „Genossin“, „Freundin“, „die man gern hat“; Machlon: „krank“; Kiljon: „verschmachten“, „hinschwinden“; Mara: „Bitterkeit“; Boas: „in ihm ist Kraft“.

In Elimelech sehen wir gleichsam im Bilde Jehova als Ehemann und König Israels (Jer. 31,32; Ps. 89,18), in Noomi das Volk Israel als in Verbindung mit seinem König. Als aber das Land verlassen wird (1,1-3 stirbt Elimelech), das heißt im Vorbilde: als Israel das Land Immanuels verläßt und sich mit den Nationen vermischt, verliert es Gott als seinen Mann und König. Auch ihre Söhne Machlon und Kiljon bringen ihre Seele zum „Dahinschwinden“ und Seufzen (Hes. 24,23). Israel in der Fremde unter den Nationen ist weder als Volk noch als Weib von Gott anerkannt. Es geht durch Elend und Schmerz. Ruth ist das Bild des zukünftigen Überrestes Israels. Aus der Heidenwelt kommend, jedes Anrechtes entblößt, verbindet sie sich mit jener, die die Bitterkeit (Mara V. 20) ihrer Sünde schmeckt. Boas ist das Bild von Christo, „in dem Kraft ist“. Er nimmt die Sache Ruths (des Überrestes der letzten Zeit) in Seine Hand und macht sie zu Seinem Weibe. Er löst das „Erbe“ (Palästina, das Land) ein und erweckt den Namen (4,5) und läßt das verlorene Gedächtnis der Geschichte Israels wieder auferstehen. In Ihm sind „die gewissen Gnaden Davids“.

In Orpa sehen wir den Abfall der letzten Zeit, der dem Antichristen folgt, während wir, wie schon gesagt, in Ruth den gläubigen jüdischen Überrest (Röm. 11,4.5) sehen, der mit Christo verbunden ist (Genossin). Ein Überrest, der aus dem in heidnischem Abfall versunkenen Volke herauskommt und der nicht mehr Anrecht an die Verheißungen hatte als diese arme, verachtete Tochter Moabs. So wie sie keinen Anspruch auf Segen hatte, so auch Israel. Es wird angenommen allein aus unumschränkter Gnade. Israels Sammlung und Segnung geschieht auf dem Grunde der Verheißungen, die ohne Bedingungen den Vätern gegeben sind (Luk. 1,73).

Die Grundsätze der Gnade und Erlösung sind hier wunderbar gezeichnet. Ruth ist eine der vier Frauen in dem Stammbaum des HErrn in Matth. 1. Es ist köstlich für ein geistlich gesinntes Herz, den Spuren Seiner Gnadenwege nachzugehen, die eine Moabitin in den Stammbaum des HErrn einführen. Eine Moabitin, deren Ursprung eine Schande war (1. Mose 19,30ff.) und die durch das Gesetz für immer von der Gemeinde Israel ausgeschlossen war (5. Mose 23,3).

W. S., frei bearb. von v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Für diese kostbaren Antworten preisen wir den HErrn. Sie geben sowohl wichtige Belehrungen wie praktische Ermahnungen für das Leben des Gläubigen. (Welch wunderbares Vorbild für den tätigen Glauben und die wahre Nachfolge in des HErrn Fußstapfen ist aber auch die Moabitin Ruth!) - Es erübrigt sich, obigen Antworten noch Wesentliches hinzuzufügen; sie tun uns den wichtigsten Dienst, den sie tun können: sie leiten uns ins Wort!- Nur noch eins! Unser vornehmstes Begehren sollte stets, auch bei der Betrachtung ganzer Bücher der Schrift, das sein, den Herrn Jesus in denselben zu finden. Ganz bestimmt zeigt uns jedes Buch der Schrift (auch des Alten Testaments) den HErrn vorbildlich unter besonderen Gesichtspunkten, wenn es auch manchen Forschens unter der Leitung des Geistes bedarf, um diese stets herauszufinden. Aber der HErr Selber sagt uns: „... die Schriften sind es, die von Mir zeugen“ (Joh. 5,39). Gibt es etwas Köstlicheres beim Schriftstudium, als dies Zeugnis der Schriften von Ihm zu suchen?

Im Buch Ruth nun, wie in obigen Antworten schon gezeigt, haben wir Ihn vor uns in den deutlichsten Worten (in Boas) als den „Blutsverwandten“, und wir glauben, daß wir hier auch einen Hinweis sehen dürfen auf Hebr. 2, wo Er uns in besonders köstlicher Weise als unser „Löser“ gezeigt ist, der „an

Fleisch und Blut teilgenommen hat“, um für uns sterben zu können. - Doch wird Seine herrliche Person auch noch in anderen Beziehungen in diesem Buch zu finden sein. Zeigt es uns, indem die Familiengeschichte einer der Stammütter des Herrn Jesu nach dem Fleisch erzählt wird, nicht z. B. vielleicht in seinem Gesamtcharakter auch etwas vorbildlich von der Niedrigkeit des teuren HErrn, der arm wurde um unseretwillen (2. Kor. 8,9) und „Sich Selbst zu nichts machte“ (Phil. 2,7) und daher auch schon in Seinen Vorfahren (dem Fleische nach) niedrige Wege ging? - Möchte der HErr uns schenken, „in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi zu wachsen“ (2. Petr. 3,18), auch beim Betrachten des lieblichen Buches Ruth!

Frage 23

Auf welche Zeit bezieht sich Offenb. 6,3-8?

Antwort A

Die Offenbarung ist das Buch der Gerichte. Zuerst beginnt das Gericht am Hause Gottes (1. Petr. 4,17 und Offenb. 2 u. 3), und sobald die hienieden im Hause Gottes befindlichen Erlösten aufgenommen sind nach 1. Thess. 4,17 in den Himmel, sagt Sich der HErr von den äußerlichen Bekennern los (Offenb. 3,16).

Heute leben wir noch in der Zeit der Gnade und Annahme. Wie lange noch? Sobald der HErr die Seinen hinaufgenommen hat, folgen im Himmel die Ereignisse von Kap. 4 u. 5, dann erst Kap. 6 die Gerichte Gottes über die Erde und die Menschen. Deshalb: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt!“ (Offenb. 2 u. 3; Hebr. 3,7.) „Die Nacht ist weit vorgerückt und der Tag ist nahe!“ (Röm. 13,12; siehe noch Offenb. 3,10; 22,20!)

F. B.

Antwort B

Vers 3-8 von Off. 6 gehören in dieselbe Zeit hinein, in der Vers 1 und 2 sowie Vers 9-17 desselben Kapitels in Erfüllung gehen. Die Frage müßte also eigentlich lauten: Auf welche Zeit bezieht sich das ganze 6. Kapitel der Offenbarung? Die Antwort ist in dem Kapitel selbst gegeben. Vers 17 heißt es: „Gekommen ist der große Tag des Zornes.“ Demnach geschehen diese Dinge am großen Tage des Zornes. Vom Tage des Zornes schreibt Paulus auch Röm. 2,2-10. Besonders Vers 5 erwähnt er ihn als einen Tag, an dem das gerechte Gericht Gottes offenbar werden wird Bösen wie Guten gegenüber. (Vgl. 1. Thess. 1,10: Jesus errettet die Gläubigen, „die bekehrt sind, zu dienen dem lebendigen Gott und den HErrn vom Himmel her zu erwarten, vor dem kommenden Zorn“ (siehe auch 1. Thess. 5,9 und Apgesch. 17,31!). Meiner tiefen Überzeugung nach handelt es sich beim Tage des Zorns um die große Trübsalszeit auf Erden nach Matth. 24,21. Schon Dan. 12,1 ist diese Zeit erwähnt. Es ist die Versuchungsstunde, die nach Off. 3,10 kommen wird, die auf Erden Wohnenden zu versuchen. Sobald die Gemeinde des HErrn, der Leib Christi, entrückt ist, dem HErrn entgegen in die Luft, um bei Ihm zu sein allezeit (1. Thess. 4,16.17), wird der Teufel auf die Erde geworfen (Off. 12,7-12), und die große Drangsalszeit beginnt. Während die sieben Siegel im Himmel von dem Lamm gebrochen werden, geschehen auf Erden all die Dinge, die in Off. 6 beschrieben sind. Also Off. 6 geht in der Zeit der großen Trübsal in Erfüllung. Heute sind diese Dinge noch zukünftig, da ja die

Gemeinde noch auf Erden ist. Das Geheimnis der Bosheit aus 2. Thess. 2 kann noch nicht in die Erscheinung treten, weil der Leib Christi es noch aufhält. - Den augenblicklichen europäischen Krieg als eine endgültige Erfüllung von Off. 6,3-8 ansehen hieße doch wohl dem Worte seinen Inhalt rauben. - Freuen wir uns, daß der HErr uns erretten will vor dem kommenden Zorn (1. Thess. 1,10). Sorgen wir aber auch dafür, daß wir würdig werden, dem allen zu entfliehen und zu stehen vor des Menschen Sohn (Luk. 21,36).

A. E.

Antwort C

Die Ereignisse, von denen in den angeführten Versen die Rede ist, bilden einen Teil der „großen Drangsal“, wie der Herr Jesus in Matth. 24 (V. 9.21.29) jene Seinem Kommen in Macht und Herrlichkeit vorausgehende letzte Zeit nennt, in der Gott die schwersten Gerichte über diese Erde gehen lassen wird, die sie je treffen werden. (Siehe auch Off. 7,14!) Die Ereignisse jener Zeit sind in Kap. 6 und den folgenden Kapiteln der Offenbarung beschrieben. Sie sind alle in den sieben Siegeln enthalten. Von diesen schließt das siebente Siegel die sieben Posaunen ein (s. Kap. 8,1.2), und die siebente Posaune wiederum die sieben Schalen (s. Kap. 10,7; 11,15; 15,1; 16,1), in denen „der Grimm Gottes vollendet“ ist (Kap. 15,1). In den verschiedenen Gerichten, die in den Siegeln, Posaunen und Schalen vor unser Auge geführt werden, ist deutlich eine Steigerung hinsichtlich ihrer Schwere sowohl als auch hinsichtlich der Erkennbarkeit der Hand Gottes wahrzunehmen.

Bei all den Vorgängen auf dieser Erde (von Kap. 6,1 an) finden wir nie die Versammlung oder Gemeinde des HErrn erwähnt, auch nicht ihre Entrückung, aus dem einfachen Grunde, weil sie sich dann nicht mehr auf der Erde befindet, sondern ihre Entrückung dem Beginne dieser Ereignisse vorausgegangen ist. Diese für unsere Frage entscheidende Tatsache ist in der Offenbarung selbst - wiewohl diese ihrem ganzen Charakter entsprechend mit der Versammlung oder Gemeinde sich überhaupt nur in ihrer verAntwortlichen Stellung auf der Erde beschäftigt (Kap. 1-3) und von ihrer Entrückung überhaupt nicht spricht - dennoch ganz deutlich zu sehen, und zwar in den „vierundzwanzig Ältesten“, die wir von Kap. 4 an (V. 4,10; 5,5 usw.) erwähnt finden. Wohl gibt es Kinder Gottes, die in diesen Ältesten „Engelfürsten“ sehen wollen, doch ist meiner Überzeugung nach eine solche Annahme nicht der Schrift entsprechend, schon darum nicht, weil das, was von den Ältesten gesagt ist, nie auf Engel - auch nicht Engelfürsten - zutreffen kann. Von Engeln sagt das Wort nie, daß sie „goldene Kronen“ auf ihren Häuptern tragen und „auf Thronen sitzen rings um denThron Gottes“ (Kap. 4,4). Dagegen ist das Bild völlig zutreffend auf die Erlösten: sie sind „Gott zu Königen und Priestern gemacht“ (s. Kap. 1,6; 5,10), was durch die goldenen Kronen und die weißen Kleider dargestellt wird, und sie allein können einen solchen erhabenen Platz in der Gegenwart Gottes und eine solche vertraute Stellung zu Ihm einnehmen - auf Thronen rings um den Thron Gottes sitzend - auf Grund der wunderbaren Stellung und Beziehung, in die sie durch den HErrn als Seine Erlösten gebracht sind. Das ist nie der Platz und das Verhältnis eines Geschöpfes - auch nicht des höchsten und erhabensten - als solchem Gott gegenüber, sondern nur derer, die Er dazu erwählt und passend gemacht hat durch Seinen geliebten Sohn zu Seiner eigenen Verherrlichung! - Die Zahl 24 drückt nach 1. Chron. 24,1-19 die Summe der Priesterschaft, die Gesamtheit der Priesterschar aus; die gesamte Priesterschaft war durch die 24 Häupter vertreten. So stellen die vierundzwanzig Ältesten die Gesamtheit der diese Stellung einnehmenden Erlösten, also die Versammlung oder Gemeinde des HErrn, dar. Daß sie als „Älteste“ bezeichnet sind, drückt aus, daß ihnen Weisheit

Gemeinde des HErrn, dar. Daß sie als „Älteste“ bezeichnet sind, drückt aus, daß ihnen Weisheit verliehen ist, was wieder völlig auf die Erlösten zutrifft, denen der Geist Gottes gegeben ist, damit sie durch denselben Erkenntnis und Verständnis haben (s. 1. Kor. 2,9-12). (Vgl. zu obigem im Jahrg. 1914 Fr. 50! Der Herausgeber.) Diese die Versammlung oder Gemeinde des HErrn darstellenden vierundzwanzig Ältesten nun werden, nachdem mit Schluß des Kap. 3 mit der Versammlung oder Gemeinde auf der Erde abgeschlossen ist, von Kap. 4 an im Himmel gesehen. Von da an hat also die Gemeinde des HErrn, und zwar nicht etwa nur die Entschlafenen, sondern die gesamte Gemeinde, ihren Platz im Himmel, wohin sie also entrückt ist und wo in ihrer Gegenwart und unter ihrer Teilnahme die Vorgänge der Kap. 4 und 5 sich abspielen, also insbesondere auch erst das Lamm das Buch mit den sieben Siegeln empfängt, deren Öffnung danach in Kap. 6 beginnt. Hieraus ergibt sich also völlig klar, daß die Entrückung der Gemeinde des HErrn erfolgt sein muß, ehe die Ereignisse in Kap. 6 stattfinden können, und daß diese Ereignisse folglich noch nicht begonnen haben können, sondern nochzukünftig sind, da die Gemeinde des HErrn noch nicht entrückt, sondern noch hienieden ist.

Wenn jetzt Vorgänge sich abspielen, die dem in Off. 6,3-8 und manchen anderen Schriftstellen Vorhergesagten sehr nahe zu kommen scheinen, so sollte kein Kind Gottes sich dadurch an dem klaren Zeugnis des Wortes Gottes irre machen lassen, sondern wissen, daß der Gang der Ereignisse unbedingt so sein wird, wie das untrügliche Wort Gottes uns sagt. Die Dinge, die sich jetzt abspielen und noch abspielen werden, solange die Gemeinde des HErrn noch hienieden ist, können also immer nur Vorläufer jener großen Ereignisse und Schatten sein, die sie vor sich hersenden. Aber laßt uns wachen und nüchtern sein, die Lenden umgürtet und die Lampen brennend, auf Ihn wartend mit sehnsuchtsvollen Herzen, daß Er uns dort einführe, wo Er uns die Stätte bereitet hat! Ja: „Amen; komm, Herr Jesu!“ (Off. 22,20b.)

Th. K.

Antwort D

Die Ereignisse in Off. 6 beziehen sich auf die Zeit nach der Entrückung der Gemeinde; denn was in Off. 4 und 5 beschrieben ist, muß vollendet sein, ehe Off. 6 seine Erfüllung finden kann. Ehe der HErr die Siegel öffnet, muß Er das Buch in Seine Hand genommen haben, ein Akt, der uns in Off. 5,7 beschrieben wird und der eine Bewegung im Himmel hervorruft. Die 24 Ältesten sind schon im Himmel und bei diesem Ereignis zugegen. Im Jahrgang II (1914), S. 191ff. ist bereits darauf hingewiesen, daß uns in dem Gesichte der 24 Ältesten die ganze Schar der Heiligen (Alten und Neuen Testamentes) gezeigt wird. In ihnen sehen wir die Gemeinde und die Gläubigen der früheren Zeiten verherrlicht im Himmel, in weißen Kleidern, gekrönt, erlöst durch das Blut des Lammes. Ehe also die Ereignisse in Off. 6 sich erfüllen können, muß Off. 4 u. 5 erfüllt sein, das heißt: die Gemeinde muß von der Erde entrückt, schon droben im Himmel sein!

Auch die göttliche Einteilung des Buches bestätigt dies. Der HErr gibt uns in Off. 1,19 gleichsam den Schlüssel zur Offenbarung in die Hand: 1. Schreibe, was du gesehen hast. Was sah Johannes? Den HErrn in richterlicher Majestät (Off. 1,12-16). So hatte er Ihn nie zuvor gesehen. 2. Schreibe, was (gegenwärtig) ist: das ist die Gemeinde Gottes auf der Erde (Off. 2 und 3). 3. Schreibe, was nach diesem geschehen muß: das sind die zukünftigen Dinge. (Off. 4-22. Beachte in Kap. 4,1 zweimal das Wort: „Nach diesem“.) „Nach diesem:“ schließt eben in sich, daß das, was (gegenwärtig) ist (Kap. 2

und 3), seinen Abschluß gefunden hat. Solange das, „was ist“, noch da ist, können eben die Dinge, die „nach“ diesem geschehen müssen, noch nicht da sein. Mit Kap. 4 beginnen die zukünftigen Ereignisse nach der Aufnahme der Gemeinde - das, was geschehen muß, wenn das, „was ist“ (die Gemeinde als Leuchter, Kap. 2 u. 3), von der Erde weggenommen ist. (Den Augenblick der Entrückung bringt die Offenbarung nicht. Die Vorsätze Seiner Gnade sind nicht der Inhalt dieses Buches.)

Eine nachträgliche Anfrage, ob der erste Reiter in Off. 6 Christus oder das Evangelium sei, mag hier gleich eine BeAntwortung finden.

Daß der Reiter nicht Alexander noch Napoleon usw. sein kann, braucht nach dem Vorhergehenden nicht mehr gesagt zu werden. Wohl aber können wir solche Sieger als Schatten und Vorbilder ansehen, in denen Gott der Welt zeigt, daß es Ihm ein Geringes ist, die angekündigten Ereignisse in ungeahnter Schnelle kommen zu lassen.

Mit Donnerstimme ruft Er durch die lebendigen Wesen: „Komm!“, und sofort erscheint das Instrument Seines Gerichtes auf dem Plan. (Die Worte: „und sieh“ [V. 1.3.5.7] fehlen in zuverlässigen Handschriften und bringen neue Übersetzungen nicht mehr oder bezeichnen sie derart [s. Wiese und Elberf.].) Jeder Reiter ist ein Werkzeug in der Hand des HErrn, um Seine Gerichte auszuführen. An Christus kann nicht gedacht werden. Er ist der Brecher der Siegel und der Veranlasser des Rufes: Komm!, aber nicht der Reiter des Siegels, der auf den Ruf der Donnerstimme zu erscheinen hat.

Der Reiter in Off. 19,11ff. ist Christus (der Name beweist es); aber diese Stelle gibt keinen Grund dafür, daß der Reiter in Kap. 6 auch Christus sei. Ein „weißes Pferd“ allein gibt uns ebensowenig wie ein „Löwe“, ein „Thron“ oder eine „Krone“ das Recht, zu sagen, es sei Christus, wenn es nicht durch den Zusammenhang oder andere Aussprüche erwiesen ist; denn die Schrift spricht sowohl von Christus als auch vom Satan als dem „Löwen“, und ebenso von Satans „Thron“ und „Krone“. Der HErr öffnet die Siegel, nicht aber ist Er der erscheinende Reiter in dem Siegel. Dieser ist die Rute des Gerichtes in Seiner Hand.

Ebensowenig, ja noch weniger kann an das Evangelium gedacht werden. Das hieße den ganzen Zusammenhang zerreiben. Das Schriftganze zeigt uns, daß die sieben Siegel Gerichte sind. Bei sechs Siegeln wird dies ohne weiteres anerkannt; aber welches Recht haben wir, ein Siegel aus der Reihe abzusondern und als Segen zu stempeln? Das Evangelium des Reiches wird verkündigt. Sicher! Gott hält auch in dieser Gerichtszeit treu an Seinen Verheißungen und Vorsätzen. Aber hat das etwas mit dem Siegel zu tun? Donnerstimme, Schlachtroß, Bogen finden wir nicht in der Schrift als Symbole des Evangeliums. Wird das Evangelium durch Donnerstimme herbeigerufen oder durch Schlachtrosse zum Siege geführt? Wie haltlos für solche Auslegung, die Vollzahl (7) der Siegel zu zerreiben und sechs als Gerichte und eines als Segen zu erklären, also: Roß und Reiter, ein und dasselbe Symbol in zwei ganz verschiedener, sich entgegengesetzter Weise (als Segen und als Gericht) zu deuten, und dazu noch in einem Zusammenhang in dem geschlossenen Ganzen der Vollzahl „7“!

In den Siegeln sehen wir die Wege Gottes mit der Erde, wenn der Tag Seines Zornes angebrochen ist. Es war einst eine feierliche Stunde, als der HErr in Nazareth (Luk. 4,17-21) das Buch aus der Hand des Dieners nahm, es öffnete und erklärte, daß das, was sie eben mit ihren Ohren gehört hatten (soweit Er vorgelesen), erfüllt sei. Damit war das Jahr der Annehmung, der Tag der Gnade

eröffnet (zunächst für Israel). Er hörte beim Vorlesen der Jesaiasstelle mitten im Satz vor den Worten: „und der Tag der Rache“ auf. Hier schloß Er das Buch, legte es in die Hand des Dieners, setzte Sich, und aller Augen waren auf Ihn gerichtet. Das ist der heutige Tag! Das Buch, geöffnet bis zum Tag der Gnade, ist in die Hand des „Dieners“ gelegt. Er hat Sich „gesetzt“ droben zur Rechten der Majestät in der Höhe, und „aller Augen sind auf Ihn gerichtet“. (Wohin sind unsere Augen gerichtet? Die Welt schaut nach Menschen aus und nach den nächsten großen Ereignissen. Wir aber richten unser Auge auf Ihn

und erwarten das nächste große Ereignis vom Himmel, von Ihm aus, Ihn Selbst!) - Aber es kommt ein anderer feierlicher Augenblick, wenn Er wieder „das Buch“ nimmt, nicht aus der Hand des Dieners, sondern aus der Hand Dessen, der auf dem Throne sitzt (nicht dem Throne der Gnade, sondern dem Throne der „Blitze, Stimmen und Donner“), und dann folgt die Fortsetzung der Stelle im Jesaiasbuche: „und der Tag der Rache...“, dann beginnt der „Tag Seines Zornes“ (vgl. Stellen wie Jes. 13,13; Zeph. 2,1 und viele andere!).

Wenn der heutige Tag der Gnade sein Ende gefunden hat, wird Gott den Erstgeborenen in den Erdkreis einführen - Er soll das Erbe jetzt in Besitz nehmen. Durch Gerichte reinigt Er das Erbe, und Gerichte bahnen den Weg zum Tag Seiner Herrschaft. Nicht das Evangelium leitet das Kommen des Sohnes des Menschen und Sein Reich ein, sondern Gerichte. Wenn der Unterschied nicht beachtet wird zwischen der jetzigen Zeit der Gnade und der kommenden Zeit Seines Zornes, so kommt man dahin, dem Evangelium das zuzuteilen, was Gott durch Gerichte wirken will, und beim ersten Siegel von dem Siegeslauf des Evangeliums zu reden, der das Kommen des Sohnes des Menschen und Seines Reiches einleiten soll. Die solches sagen, verkennen ganz den Charakter des Tages Seines Zornes und unterscheiden nicht die verschiedenen Verwaltungsperioden Gottes. Gewiß, durch die Predigt des Evangeliums des Reiches werden Seelen gerettet, aber Seine Vorsätze für jenen Tag werden durch die Hand Seiner Macht in Gericht ausgeführt, von dem Throne aus, aus dem Blitze hervorgehen.

Als das erste Siegel geöffnet wird, ertönt die Donnerstimme über die Erde. Der erste Reiter erscheint auf weißem Pferde. Weiß ist die Farbe der Überwinder (Off. 3,5 u. a.), und mit dem Rosse ist der Gedanke der Macht und Stärke verbunden (Hiob 39,19-25; Ps. 147,10 u. a.), so daß wir in dem ersten Reiter eine überwindende Macht erkennen, deren Siegeslauf, wie es scheint, weniger durch Blut als durch die Macht einer gewaltigen Person und Diplomatie gekennzeichnet ist. Die unverkennbare Ähnlichkeit des Reiters mit Christo in Off. 19,11-13 leitet schon zu dem Gedanken, daß wir hier das erste Auftreten der dämonischen Antichristusmacht haben, mit der auch die späteren Gerichte verwoben sind, dieser satanischen Macht, die sich in zwei Personen, dem Fürsten und dem Antichristen, verkörpert (Off. 13 u. 19,20). (Vergl. Fr. 43, Jahrg. 1914!)

In dem ersten Siegel, glaube ich, haben wir es zunächst mit dem ersten Auftreten des Tieres zu tun, mit dem kommenden Fürsten des neu erstehenden römischen Reiches, der im Anfang der Woche den Bund mit Israel macht, was auch schon daraus hervorgeht, daß er bereits in der Mitte der Woche die Opfer aufhören läßt (Dan. 9,27) und in dessen Macht etwas später „der“ Antichrist auftritt. Eine Krone - die Königswürde - wird ihm gegeben, so daß es scheint, er habe solche (ähnlich einst Napoleon) vorher nicht gehabt. Es muß eine gewaltige Person sein, diese kommende Geisel der Menschheit! Er hebt das Gleichgewicht der Mächte völlig auf, von dem heute so viel geredet wird.

Auch andere Schriftstellen, glaube ich, bestätigen es, daß wir mit dem Anfange des Tages Seines

Auch andere Schriftstellen, glaube ich, bestätigen es, daß wir mit dem Anfange des Tages Seines Zornes auch gleich das Auftreten der Antichristusmacht zu erwarten haben. In 2. Thess. 2,7.8 spricht der Apostel von dem gegenwärtigen „Jetzt“ und dem zukünftigen „Dann“, und das Erste, was dem „Jetzt“ folgt, ist das Erscheinen des „Gesetzlosen“, der dann später durch den Herrn Jesus vernichtet wird. - Wenn der Heilige Geist und mit Ihm die Gemeinde (Seine Wohnstätte) von der Erde weggenommen ist, dann ist das Hindernis, „das, was zurückhält“, beseitigt und die Bahn frei für den Antichristen (V. 6 u. 7). Das Salz ist hinweg, und das Verderben kommt schnell. Wie furchtbar, wenn der „Christus“ der Welt kommt - dem fällt sie zu Fuß, und ihm gibt sie die Krone; als aber der „Christus Gottes“ kam, da rief sie: „Hinweg mit diesem!“ - Auch in Matth. 24 beginnt der HErr mit dem Antichristentum. Er Selbst bringt Seine Belehrungen in diesem Kapitel mit der 70. Woche Daniels in Verbindung (V. 15). Es müßte uns deshalb befremden, wenn wir darin keine Übereinstimmung mit Off. 6 fänden. Bis zum 14. Vers spricht Er von dem „Anfang der Wehen“, die das „Ende“, die „große Drangsal“ einleiten (s. V. 6.8.14.21.28-30). Mit dem 15. Vers zeigt Er uns die „Hälfte der Woche“ (Dan. 9,27) und damit das siebente Siegel der Offenbarung, welches die sieben Posaunen, Schalen usw. in sich birgt, während die ersten sechs Siegel mit den Versen 5-14 übereinstimmen. (Natürlich abgesehen von anderen Gesichtspunkten in diesem Abschnitt.) Wir sehen also: auch der HErr beginnt die Zeit der Gerichte mit dem Antichristentum: V. 5 (1. Siegel).

Dann folgt V. 6 u. 7: Krieg (2. Siegel), Hungersnot (3. Siegel), Seuchen (4. Siegel), Erdbeben (6. Siegel). Der 9. Vers beginnt mit einem „Dann“ (d. h. dann in dieser Zeit, während diese Dinge vorgehen und das V. 10-14 Gesagte geschehen wird, werden sie euch töten) (5. Siegel). Es ist die Verfolgung des Überrestes. Der HErr zeigt, welches Los die Gläubigen haben in der Zeit, während das Böse fortschreitet. Ihr Schrei nach Rache (Off. 6,10) ist Gericht für die Welt.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Offenb. 6 wird heute vielfach auf die gegenwärtigen Kriegswirren bezogen, wie wir überzeugt sind, durchaus mit Anrecht, was ja auch die obigen reichhaltigen Antworten bezeugen. Wir beabsichtigen nicht, die in vorstehenden Antworten gegebenen Beweise dafür zu wiederholen, aber wir möchten auch unsererseits denen zu helfen versuchen, die dies Kapitel, im Grunde es entleerend, auf die jetzige Zeit beziehen; wir möchten auf einige Tatsachen des Kapitels selbst eingehen.

Das ganze Kapitel ist, was außer anderem schon die in V. 1 angegebene Vollzahl 7 beweist (vgl. Seite 116, Absatz 1!), ein einheitlich geschlossenes; es bezieht sich auf eine Zeitperiode; alle sieben Siegel, von denen sechs in Kap. 6, das siebente in Kap. 8 eröffnet werden, werden nacheinander in einer Zeitperiode statthaben, die vom Anfang bis Ende den gleichen Charakter trägt, den der Gerichte!

Wenn also die Zeitperiode, in die Offenb. 6 fällt, die gegenwärtige wäre, so müßten im Verlaufe der jetzigen Zeit die beiden eigentümlichen Gebete des 5. und 6. Siegels gebetet werden auf Erden (Vers 10 und 16.17)! Wie sehr aber widersprechen beide, vorzüglich das erste, dem Charakter der gegenwärtigen Gnadenzeit! Die Bitte um Rache ist nicht die Bitte dieser Zeit! Diese jetzig Gnadenzeit mit denen, die ihr angehören (vgl. Eph.2-3!), muß erst abgelöst sein durch eine andere Zeitperiode, und das erfolgt am Schlusse von Kap. 3, worauf in Kap. 4 und 5 die Gläubigen der

Jetztzeit im Himmel gesehen werden. Diese Ablösung kann nicht mitten in Kap. 6 geschehen (wo etwa?), da sonst der einheitliche Charakter desselben zerrissen würde und Kapitel 4 und 5 bedeutungslos würden. Ferner: Vers 8 ist höchstens ein Schatten von dem Zukünftigen, wenn etwa 500 Millionen Menschen (der vierte Teil) untergehen, und zwar auch durch die wilden Tiere! - Weiter zurück V. 5 u. 6! Eine solche ungeheure Teurung auf der ganzen Erde, wie dort angegeben, ist nicht in der jetzigen Zeit zu erwarten - warum nicht? Weil wir eben noch in der Gnadenzeit leben und Gott „Seine Sonne aufgehen läßt und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte“; das ist kein Zeichen von Gerichtszeit! Diese kommt aber, und dann gibt's keine Ernte mehr, wie wir sie erwarten können; - und wenn wir sie in Deutschland nicht hätten, so hätten andere Länder gute Ernte, und es gäbe also keine allgemeine Teurung, wie sie hier in diesen Versen gemeint ist. - Auch der Wortlaut von V. 4 ist gegen die Annahme, daß wir jetzt mitten in der Eröffnung der Siegel stünden; noch gibt es Frieden auf Erden, und die Friedlosigkeit heute zwischen etlichen der zwar bedeutendsten Länder ist ein wohl doch nur schwaches Abbild von dem Zustand in der Zeit, wo der Friede tatsächlich von der Erde weg genommen ist!

Viele Gläubige übersehen auch völlig, daß die mit Offenb. 6-19 in Verbindung stehenden kriegerischen Ereignisse religiösen, und zwar antichristlichen Charakter (Wesen) tragen, wie schon Kap. 6,9.10 deutlich zeigen (vgl. auch Matth. 24, besonders V. 15; siehe auch Antwort D!). Schon deshalb haben die gegenwärtigen rein weltlich-politischen Kriege nichts damit zu tun! Noch wichtiger aber vielleicht sind die Beweise gegen die Annahme, als befänden wir uns in der Zeit der Siegeleröffnung, die, welche in dem Aufbau der Offenbarung liegen, und darüber ist in obigen Antworten viel Licht gegeben.

Lassen wir uns durch nichts erschrecken! (2. Thess. 2,1ff.) Was wir zu erwarten haben in der Gegenwart, ist nicht die „große Trübsal“, noch sind wir bereits am Anfang oder mitten in derselben! Kriege hat es immer gegeben, solange die Sünde ist, und je schlimmer es mit dieser wird, desto schlimmer auch mit den Folgen derselben! Aber wir erwarten den Herrn Jesus, der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn (1. Thess. 1 u. 4). Er nimmt uns aus der Welt, in der wir in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten allezeit Drangsal haben (Joh. 16,33), und Er tut es vor der Erfüllung von Offenb. 6! Denn wir sind nicht von der Welt und haben daher auch nichts mit den Gerichten über dieselbe zu tun! (Lies noch 1. Thess. 5,8-11.) - Gepriesen sei Sein herrlicher Name!

Geleitswort an den Leser:

„... Eines aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes

droben in Christo Jesu.“ Phil. 3,14.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

 

Frage 24

Wenn Gott nach 1. Mose 3,19 den Menschen und sein Geschlecht zum Tode verurteilt, wie kann Er dann einem Menschen ein „ewiges Besitztum“ versprechen (1. Mose 17,8)? Hat Gott dies Versprechen ausgeführt? Wenn ja, wo sind dafür biblische Belege?

Antwort A

In dem Bunde, den Gott hier mit Abraham macht und später mit Isaak und Jakob erneuert (2. Mose 6,8; 5. Mose 29,13), verheißt Er ihm, das Land Kanaan ihm und seinem Samen „zum ewigen Besitztum“ zu geben und ihr Gott zu sein. Abraham, obwohl schon rechtmäßiger Besitzer, wohnte nur als Fremdling darin (1. Mose 23,4; Hebr. 11,8ff.). Von den Nachkommen Abrahams kam erst das Volk Israel unter Josua in wirklichen Besitz des gelobten Landes (Jos. 11,23).

In 3. Mose 26 nun lesen wir in den Versen 3-13 von Gottes Segnungen in Verbindung mit Kanaan für Sein Volk, wenn es Ihm gehorcht; in den Versen 14-39 dagegen von Seinen immer mehr gesteigerten Strafen, wenn es nicht auf Ihn hören will. Der letzte Teil von Vers 27 an hat zum letzten Male seine Erfüllung gefunden in der Zerstörung Jerusalems und Zerstreuung der Juden, nachdem sie Christum und Seine Zeugen verworfen hatten. In den Versen 40-45 endlich finden wir einen Hinweis auf Israels schließliche Wiederherstellung und Sammlung in Kanaan, indem es bei der „Erscheinung Seiner Ankunft“ (2. Thess. 2,8) in Reue und Buße sich zu seinem einst verworfenen Messias hinwendet (Sach. 12,10ff.). Dann wird Christus, der verheißene Same Abrahams (Gal. 3,16), dessen Herrschaft kein Ende hat (Jes. 9,7), ihr König und Jehova ihr Gott sein (Sach. 13,9). So findet das Abraham von Gott gegebene Versprechen seine völlige Erfüllung (vergl. 2. Kor. 1,20!).

K. Hch.

Anmerkung des Herausgebers

Während vorstehende Antwort sich hauptsächlich mit den gewünschten „biblischen Belegen“ beschäftigt, im Falle die Frage zu bejahen sei - was allerdings schriftgemäß ist! -, möchten wir noch einige Worte zu dem „wie kann Gott?“ äußern! - Am Schluß der obigen Antwort steht das kostbare Wort 2. Kor. 1,20. Ja, in Ihm, in „dem Sohne Gottes, Jesus Christus“ (V. 19a), sind alle Verheißungen verbürgt. Der Verurteilung des Menschengeschlechtes zum Tode (1. Mose 3,19) geht aber in V. 15 die erste Verheißung zuvor, auf Grund welcher dem, „der die Gewalt des Todes hat, dem Teufel“ (Hebr.2,14), „die Macht genommen“ werden würde. Diese Verheißung, die also für den Menschen die erste Verkündigung der Gnaden macht Gottes war, folgte unmittelbar auf den Fall des Menschen, durch den er die Todesandrohung von 2,17 erwirkt hatte. Adam hatte diese gehört, er hörte aber auch die erste Verheißung des göttlichen Sieges über den Tod, und somit konnte er - wie ich nicht zweifle: im Glauben, trotz der soeben ihm angekündigten Verurteilung zum Tode (V. 19), seinem Weibe den Namen Eva („Mutter der Lebendigen“) geben. - Also das „wie kann Gott?“ ist zu beAntworten: Er kann es und tut es um Christi, Seines geliebten Sohnes, des verheißenen Weibessamens willen, in dem „alle Verheißungen Ja und Amen sind“ (s. auch 2. Tim. 1,10). Um Seinetwillen konnte Gott dem Abraham ein „ewiges Besitztum“ versprechen. In Christo war es ihm verbürgt; und darum auch uns aus den Nationen, sofern wir „aus Glauben sind“, denn „die aus Glauben sind, sind Abrahams Söhne“ (siehe Gal. 3,6-9; vgl. Röm. 4,16.17). Lies noch Eph. 1,3-14!

Glauben sind, sind Abrahams Söhne“ (siehe Gal. 3,6-9; vgl. Röm. 4,16.17). Lies noch Eph. 1,3-14!

Frage 25

Wie decken sich Matth. 1,20 („denn ...“) und 5. Mose 18,15?

Antwort A

Der Herr Jesus Christus ist sowohl der Sohn Gottes (Matth. 8,29; 14,33; 16,16; 27,54 usw.) als auch der Sohn des Menschen (Matth. 10,23; 16,28; 17,9.12.22; 18,11 usw.). Als „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh. 5,20) hat Er „Leben in Sich Selbst“ (Joh. 5,26), „Gewalt, Sein Leben zu lassen und es wieder zu nehmen“ (Joh. 10,18), und Macht, geistlich und leiblich Toten Leben zu geben (Joh. 5,21.25). Andererseits ist Er als „Mensch“ der „Mittler zwischen Gott und Menschen“ (1. Tim. 2,5), indem Er „Sich Selbst gab zum Lösegeld für alle“ (V. 6), nachdem Er „Gesetz und Propheten in ganzer Fülle dargestellt“ hatte (Matth. 5,17); als solchem ist Ihm auch „Gewalt gegeben, Gericht zu halten“ (Joh. 5,23.27), ja „alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Matth. 28,18).

In Matth. 1,20b: „Denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geiste“, weist uns auf die göttliche Seite des HErrn hin (vergl. Luk. 1, 35!), während, wie bei vielen anderen alttestamentlichen Stellen, auch in 5. Mose 18,15 die menschliche Seite dargestellt ist. Nur die Beachtung dieser Verbindung des wahrhaft Göttlichen mit dem wahrhaft Menschlichen kann uns den Lebensgang des HErrn auf Erden recht verständlich machen und anscheinende Widersprüche beheben.

K. Hch.

Antwort B

5. Mose 18,15 ist zum Volke Israel im Auftrage Gottes gesprochen, als es im Begriff war, nach langer Wüstenwanderung in Kanaan einzuziehen. Mose war von Gott vorgesehen, erwählt, berufen, um Israel aus der Knechtschaft Ägyptens herauszuführen und in das Land der Verheißung zu bringen. Gott war mit Mose in Erweisung großer Kraft und Wundermacht, und die Schrift bezeugt von ihm Hebr. 3,5, daß „er treu war in seinem ganzen Hause“.

Matth. 1,20 wird die geheimnisvolle Geburt des Herrn Jesu mit wenigen Worten berichtet. Der Verheißung nach stammte Er aus dem königlichen Geschlecht Davids, zu dem auch Joseph, der Mann der Maria, und vor allem diese selbst (Luk. 2,4 und 1,32) als letzte Glieder gehörten. Aber von Gott war Er vor Grundlegung der Welt erwählt und bestimmt zum König Israels, Seines auserwählten Volkes, zum Retter und Anführer unserer Seligkeit, zum Heiland der Welt für alle Nationen der Erde (Jes. 42,1-17), zum Erretter aus der Obrigkeit und Gewalt Satans, der alle, die an Ihn glauben, heimführen will ins Vaterhaus droben (Apgesch. 2,21-28 und 3,12-26).

F. B.

Anmerkung des Herausgebers

Es gibt in den Heiligen, von Gott wörtlich eingegebenen Schriften (2. Tim. 3,16) keine wirklichen Widersprüche. Wenn für den menschlichen Verstand auch manche vorhanden sein mögen, so weiß

der Glaube doch, daß alles, was von Gott ist, „sehr gut“ und vollkommen in sich selbst ist (vgl. Jak. 1,17 u. a.!). Wie könnte auch, da Christus das (fleischgewordene) Wort ist (Joh. 1,14), das geschriebene Wort unvollkommen sein! Mancher scheinbare Widerspruch löst sich bei näherem Zusehen durch treues Beachten des Zusammenhanges (vgl. „G. H.“ 1915 Nr. 5, S. 85!).

Bei den vorliegenden Stellen kann man aber kaum auch nur von einem scheinbaren Widerspruch reden, betreffen doch diese Stellen die beiden in der Schrift völlig unterschiedenen Seiten der Person des Herrn Jesu, der einerseits als Mensch wie Mose aus den „Brüdern“, aus Israels Mitte kam (weswegen Er z. B. auch Matth. 25,31-40 von „Seinen Brüdern“ spricht: den Juden!), andererseits „Gott, gepriesen in Ewigkeit“ war und ist (Röm. 9,5 u. a.). Diese beiden Seiten sind z. B. deutlich nebeneinandergestellt in Röm. 1,2-4. Und obwohl diese beiden Seiten klar zu unterscheiden sind, wie durch eine Fülle von Stellen zu erweisen ist, so ist es doch eine Person, von der dies alles gilt: es ist immerder Sohn, es ist „Gott, geoffenbart im Fleisch“ (1. Tim. 3,16). Weil es der Sohn ist, deswegen lag in jener prophetischen Ankündigung des Mose (5. Mose 18,15) ein solch besonderer unermeßlicher Wert, wie auch Vers 18 und 19 bezeugen.

Davon redet auch die Gegenüberstellung in Hebr. 1,1-3: die Propheten - der Sohn, d. h. in den Propheten redete Gott ehemals, in dem Sohn redete Gott endgültig, Er ist der Prophet, auf den hin alle anderen Propheten redeten, um uns Gottes Wesen und Seinen Willen prophetisch kundzutun (was ja im wesentlichen der Kern ihrer Tätigkeit ist), den der Sohn zu erfüllen kam (Hebr. 10,7) und den Er zugleich in und mit Sich Selbst verkündete (vergl. Luk. 4,14-30!). Johannes der Täufer, von dem zwar Luk. 1,76ff. gesagt ist, lehnt die Bezeichnung „de r Prophet“ ab (Joh. 1,21), und die Juden, welche die prophetischen Worte des Mose im 5. Buch Kap. 18,15 kannten und zugleich Kap. 34,10 und von der Ablehnung des Johannes, als „der Prophet“ zu gelten, wußten, bezogen Moses Verheißung des Propheten anscheinend und mit Recht auf den Herrn Jesus (vgl. u. a. Joh. 6,14; s. auch u. a. Luk. 7,16 und 24,19!), nachdem sie Seine Taten sahen und Seine von Kraft getragenen Worte hörten. Später nach Pfingsten berief sich Petrus klar auf die Weissagung des Mose im Blick auf Christus als den Propheten (Apgesch. 3; vergl. Stephanus' Rede Apgesch. 7!). Es ist ein und dieselbe Person: Jesus Christus, der vom Heiligen Geist gezeugte Sohn Gottes, der Messias, der König Seines Volkes Israel, der große Hohepriester und der Prophet. Wie könnte Er diese menschlichen Seiten, gewissermaßen Seine amtliche Tätigkeit, in Vollkommenheit ausüben, wenn Er nicht zugleich der Vollkommene wäre, der Sohn, ja, „der Sohn über Sein Haus“ (Hebr. 3,1-6)! Lies hierzu noch Hebr. 7,26-28!

Frage 26

Wie ist Gal. 3,20 zu erklären?

Antwort A

Seit mit dem Falle Adams (1. Mose 3) Sünde und Tod über die gesamte Menschheit herrschen (Röm. 5,12ff.; 3,9ff.), sind die einzelnen Menschen „tot in Vergehungen und Sünden“ (Eph. 2,1.5), deshalb „von Natur Kinder des Zornes“ (V. 3) als „Söhne des Ungehorsams“ (V. 2), „ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt“ (V. 12). Sie „sitzen in Finsternis und Todesschatten“ (Luk. 1,79)

und stehen „unter der Gewalt Satans“ (Apgesch. 26,18), des „Gottes dieser Welt“ (2. Kor. 4,4), und

sind damit „Feinde Gottes“ (Kol. 1,21; Röm. 5,10), der „ Licht ist und gar keine Finsternis in Ihm“ (1. Joh. 1,5).

Gott allein konnte die nun entstandene Kluft zwischen Sich und den Menschen überbrücken durch einen geeigneten, von Ihm erwählten Mittler, um die zerrissene Einheit wiederherzustellen. Zunächst knüpfte Er an mit einigen Männern des Glaubens wie Abraham (Gal. 3,16), danach mit dem jüdischen Volke. Um dieses nun zur „Erkenntnis der Sünde“ zu bringen (Röm. 3,20) und auf den kommenden Erlöser vorzubereiten (Gal. 3,24), gab Er ihm das Gesetz, angeordnet durch Engel, indem Er Mose als Mittler erwählte (Gal. 3,19) zwischen Sich und dem Volke, das Ihm nicht nahen durfte noch konnte, ohne zu verderben (2. Mose 19,12). „Ein Mittler ist nicht Mittler von einem“ (Gal. 3,20a) oder von zweien, die eins sind, wie der Vater mit Christo (Joh. 10,30).

Ein solcher war hier nötig, da ja um der Sünde des Volkes willen Gemeinschaft und Einheit zwischen Gott und dem Volke nicht bestanden (1. Joh. 1,6.7).

„Gott aber ist einer“ (Gal. 3,20b), der mit Israel, dem anderen, durch Mose, den Mittler, in Beziehung trat, dem allein der Name „Jehova“ zukommt (5. Mose 6,4; 1. Kor. 8,4), der „allein Unsterblichkeit“ hat (1. Tim. 6,16), und der als Vater, Sohn und Heiliger Geist eine Einheit bildet (vgl. Joh. 14; Matth. 28,19!), der auch der Gott aller Nationen ist (Röm. 3,29.30).

So wurde „das Gesetz durch Mose gegeben“; jedoch „die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh. 1,17). Er, der verheißene Same Abrahams (Gal. 3,16.19b), ist dann der Mittler geworden zwischen Gott und den Menschen (1. Tim. 2,5; Hebr. 9,15; 12,24), indem Er „eine ewige Erlösung erfunden hat“ (Hebr. 9,12), deren Frucht zunächst das Einssein Gottes mit den Kindern Gottes in Christo ist (Joh. 17), und am Ende, daß „Gott alles in allem ist“ (1. Kor. 15,28).

K. Hch.

Antwort B

Der Apostel Paulus sucht den Galatern Kap. 3 den Unterschied zwischen Gesetzes- und Glaubensgerechtigkeit klarzulegen. Dabei berührt er die beiden Testamente (Gottes Bündnisse) und ihre Vermittler. 1. Das Bündnis der Verheißung zielte auf den einen verheißenen Samen (V. 16.19; vgl. 4,22ff.!), welcher ist Christus. Dieses Bündnis bestand schon, ehe das Gesetz kam (1. Mose 3,15; 17,1-6). 2. Das Bündnis des Gesetzes mit Israel, das Gott in Seine besondere Erziehung nehmen wollte, ist diesem ersten Bündnis hinzugesetzt worden und ist also eine Einschaltung für eine bestimmte Zeit, nämlich „bis der (verheißene) Same käme“; also nur bis auf Christum. Beide Bündnisse haben nun ihre Mittler. Das Gesetzesbündnis hat Mose und nach ihm die Hohenpriester als Mittler, welche aber der Tod nicht bleiben ließ (Hebr. 7,23.28). Da war also nicht nur ein Mittler, sondern viele. Das Bündnis des Glaubens aber, das auf Gottes Verheißungen gegründet ist, hat nur einen Mittler (1. Tim. 2,5.6): Jesus.

In Gal. 3,20 ist zunächst von dem Gesetzesmittler, Mose, die Rede. Mose war aber nicht der eine Mittler, denn das Gesetz ist auch durch Vermittelung der Engel gegeben worden (vgl. Apgesch. 7,53); nebst dem, daß bis auf Christum der Mittler viele wurden. So ist es also richtig, daß im Gesetzesbund der Mittler nicht Einer ist; Gott aber ist Einer, somit muß das Bündnis des Glaubens, das nur Einen Mittler hat, das einzige gültige Bündnis sein. Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Sich

Selber (2. Kor. 5,19).

Also der Gesetzesbund ist nicht der einzig und ewig gültige Bund Gottes zur Errettung der Menschen, sondern ein Notbehelf, ein Erziehungsmittel, bis der Verheißungs- und Glaubensbund durch den einigen Mittler Jesus Christus, Gott, hochgelobt in Ewigkeit, bestätigt war (vgl. Hebr. 9,15-22!). Daher kann die Seligkeit nicht durch den Gesetzesbund erlangt werden (vgl. Röm. 9,31.32), sondern durch den Bund der Verheißung, d. h. durch die gläubige Annahme des Evangeliums von Jesu Christo (Röm. 1,16.17).

F. Th. H.

Antwort C

1. In Seinen Beziehungen zu Abraham (s. Verse 15-17) ist Gott die alleinige Partei, die sich zu etwas verpflichtet; Abraham, als die andere Partei, ist zu nichts verpflichtet.

2. In Seinen Beziehungen zu Israel verpflichtet Sich Gott als die eine Partei (2. Mose 19,4-6; 23,20-23 und 25-31). Aber auch Israel seinerseits, als die andere Partei, wird verpflichtet und nimmt die Verpflichtungen auf sich (2. Mose 19,8; 24,3.7). Überdies wurden diese gegenseitigen Verpflichtungen mit Blut besiegelt (2. Mose 24,6-8; Hebr. 9,17-20). Aus Apgesch. 7,53 und Gal. 3,19 ersehen wir, daß von seiten Gottes Engel die ausführenden Organe waren.

3. (Schlußfolgerung.) Wie weit steht dieses unter der erhobenen Tatsache: Gott persönlich verpflichtet Sich gnädiglich gegen Abraham, ohne ihn zu verpflichten. Sind sie, Juden oder Judaisierende, nicht beschämt darüber, daß sie das Gesetz über das freie Geschenk der Verheißung stellen wollen? Sie rühmten sich ihrer Kenntnis des einigen Gottes. Wohlan, wo erscheint Gott mehr als der alleinige und einzige Gott: in Seiner Unterhaltung mit Abraham als der die Verheißung Gebende oder in den am Sinai durch Anordnung von Engeln und den Mittlerdienst des Mose stattfindenden Verhandlungen? Augenscheinlich bei ersterer Gelegenheit; denn Gott ist nicht die eine von zwei unterhandelnden Parteien, wenn er eine Verheißung gibt; nein, Er ist „Einer“.

F. Kpp.

Antwort D

Es gibt über 300 verschiedene Erklärungen dieser Stelle. Manche Ausleger versuchten festzustellen, ob die Worte: „Der Mittler ist nicht von einem“ sich auf Christus beziehe oder auf Mose. Andere sahen in diesem kurzen Satz einen Beweis für die Gottheit des Mittlers und dessen zwiefache Natur als Gott und Mensch. Es ist unmöglich, auch nur die wichtigsten Erklärungsversuche dieser Stelle anzudeuten.

Wenn man den Zusammenhang des Abschnittes beachtet - und das ist an dieser Stelle besonders nötig -, sieht man zunächst, daß der Ausspruch: „Der Mittler ist nicht von einem“ eine allgemeine Tatsache und Erfahrung ausspricht. Wir gebrauchen in solchen Fällen meist den unbestimmten Artikel „ein“. Der Grieche wendet aber gerade in solchen Fällen gern den bestimmten Artikel an (vgl. Gal. 4,1!), „der“ Erbe, wo nicht ein bestimmter Erbe gemeint ist, sondern ein Erbe überhaupt.

Was Paulus beweisen will, ist folgendes: Die Erbschaft ist nicht auf Grund des Gesetzes, sondern auf

Grund der Verheißung. Gott hat sie dem Abraham durch Verheißung (nicht durch Gesetz) als Gnadengeschenk gegeben (V. 18). Diesen Zweck, die Erbschaft zu vermitteln, hatte das Gesetz nicht. Sein Zweck war ein anderer (V. 19), es wurde der Übertretungen wegen, d. i. um das Vorhandensein und den widergöttlichen Charakter der Übertretungen zu offenbaren, hinzugefügt, d. i. neben dem längst bestehenden Verheißungsbund gegeben. Da es sich bei der Gesetzgebung um zwei Parteien mit gegenseitigen Verpflichtungen handelte - um Gott und das Volk Israel -, so war die Vermittelung eines Mittlers am Platze.

Wenn ein Mittler auftritt, so handelt es sich stets um zwei selbständige Parteien, die gegenseitige Verpflichtungen eingehen. Die Verpflichtungen sind aber abhängig von der Erfüllung festgesetzter Bedingungen. So war auch der Sinaibund ein Bund zwischen zwei Parteien. Gott verpflichtete Sich auch am Sinai, aber unter der Bedingung des Gehorsams der Israeliten.

Anders Gottes Abmachung mit Abraham. Sie war eine bedingungslose Verheißung. Gott verhieß ganz „unabhängig und für Sich allein, als einer der Zahl nach, weil es kein Vertrag zwischen zweien, sondern Seine freie Gabe (χάρις) ist“ (Schleiermacher). So kommt durch das Fehlen eines Mittlers die Verheißung Gottes als eine freie, bedingungslose und unabhängige zum Ausdruck.

Daraus könnte nun der falsche Schluß gezogen werden (V. 21): „Ist denn das Gesetz wider die Verheißungen Gottes?“ Paulus Antwortet: „Das sei ferne!“ Das „Gesetz“ hatte ja gar nicht den Zweck, „lebendig zu machen“, „gerecht zu machen“, „Erbschaft zu geben“. Sein Zweck ist V. 19 genannt. So bleibt es also bei dem, was V. 17 gesagt ist, daß der bedingungslose „Abrahamsbund“, der von dem Einen, nämlich Gott, mit dem gläubigen Abraham geschlossen wurde, nicht durch den „Gesetzesbund“ aufgehoben werden sollte und konnte, der durch den Mittler zwischen den zwei Parteien auf Grund bestimmter Bedingungen geschlossen wurde. V. 20 kann demnach nur im Lichte des ganzen Zusammenhanges, besonders der zweiten Hälfte von V. 18, verstanden werden.

Bei Abraham war es eine bedingungslose Verheißung des Einen, am Sinai gewissermaßen ein Vertrag zwischen zweien, von dessen Innehaltung die dort gegebenen Verheißungen abhängig waren.

Der biblische Begriff des Bundes ist durchaus nicht immer der einer gegenseitigen Verpflichtung. Auch wenn nur Gott allein der Sich Selbst Verpflichtende ist, um zwischen Sich Selbst und dem Menschen ein Gnadenverhältnis zu schaffen, kann diese Festsetzung oder feierliche Abmachung hebräisch berith oder griechisch διαθήκηgenannt werden. Das Wort διαθήκη (Bund) hat durchaus nicht immer den Sinn einer gegenseitigen Abmachung und Verpflichtung, sondern oft den einer einseitigen Festsetzung einer Bestimmung oder eines Testaments, so Gal. 3,15 und 17.

Wenn ein Mittler tätig ist, läßt das schon erkennen, daß es sich nicht um eine einseitige und bedingungslose Zusage handelt, womit der höhere Wert und die längere Dauer der „Verheißung“ über das „Gesetz“ ausgesprochen und bewiesen ist.

I. W.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn wir auch glauben, daß die Anschauung der letzten beiden Antworten die richtigere ist, so enthalten doch auch die ersten beiden manche beachtenswerte Winke. Wie in Antwort D gesagt, gibt

enthalten doch auch die ersten beiden manche beachtenswerte Winke. Wie in Antwort D gesagt, gibt es eine Fülle von Deutungen dieses Verses, und so haben wir in den vorliegenden Antworten eben mehrere derselben vor uns, wodurch sicher die Forschung über die Stelle bereichert wird zum Nutzen eines jeden, der sich gründlich mit dieser Frage befaßt.

Gal. 3,20 ist nur im Lichte des ganzen Galaterbriefes zu verstehen. Dieser Brief, noch viel mehr als nur der nähere Zusammenhang des Verses, zeigt und beweist die unendlich überragende Herrlichkeit des dem Abraham „best ätigten“ Bundes (V. 17a) der Verheißung über den mit Israel „mittels Engel in die Hand eines Mittlers“ (Mose) geschlossenen Bundes des Gesetzes. Das Gesetz, obwohl „heilig“ und „gut“ (Röm. 7,12.14), hatte nur eine zeitliche Bedeutung (Gal. 3,24), der Verheißungsbund aber eine ewige. Die zeitliche Bedeutung des Gesetzes, die in Christo ihr Ende fand, bestand in gegenseitigen Verpflichtungen, derentwegen ein Mittler und ausführende Organe nötig waren. Jedoch die Verheißung beruhte auf Gnade ohne gegenseitige Verpflichtungen, bedurfte somit keines Mittlers, und war von ewiger Dauer wie Der, der sie gab und bestätigte. Wären hierbei Verpflichtungen festgesetzt worden, so hätte dieser Bund sich in keiner Weise von dem Gesetzesbund unterschieden. Er hätte seitens einer der beiden Parteien gebrochen werden können und hätte einen Vermittler nötig gemacht wie jener, der von seiten der Juden beständig gebrochen wurde (wodurch der Charakter des Gesetzes sich als heilig erwies und sein Zweck erfüllt wurde, V. 19a und Röm. 5,20), eines Vermittlers bedurfte, der das gestörte Verhältnis zwischen den beiden Parteien wiederherstellte (s. z. B. 4. Mose 21,4-8!). Der Bund der Verheißung aber, 430 Jahre vor dem Gesetz dem Abraham errichtet - vergl. Hebr. 10,16, wo es nicht heißt:„mit ihnen errichtet“, sondern: „ihnen“, d. h. ohne Mittler -, hatte eine weit höhere Bedeutung als der des Gesetzes; er sollte zeigen, daß es weder einer Verpflichtung noch eines Mittlers bedurfte, wenn Gott ewige Segnungen schenken will; Gnade wirkt ohne Bedingungen, etwa des Gehorsams oder der Pflicht, und auch ohne Vermittlung; bei der Gnade kommt alles auf den sie Übenden, den Schenker an, gar nichts auf die Würdigkeit oder nach deren Verlust auf durch Vermittlung wiederhergestellte Würdigkeit, sondern nur auf den, der sie schenkt.

Daß dies die Bedeutung des dem Abraham bestätigten Bundes war - gegenüber einem zweiten, der mit Verpflichtungen und darum mit Vermittelung rechnete -, das beweist Paulus, inspiriert durch den Heiligen Geist, mit dem Ausspruch: „Gott ist Einer“. Hiermit ist einfach gesagt: Gott trat bei der Bundesstiftung mit Abraham nicht auf als einer von zwei sich Gegenüberstehenden, die durch einen Mittler sich nahe gebracht werden sollten, sondern Er handelte in unumschränkter Gnade, ohne Bedingungen zu stellen, bei deren Verletzung ein Mittler nötig geworden wäre; Er handelte als Einer, dem keiner etwas vergelten und von dem keiner etwas zu fordern hat (Röm. 11,35; 9,19-21).

Also verstehen wir wohl! Der Gegensatz zwischen Gesetz und Gnade, der der Gegenstand des Galaterbriefes ist, ist der Schlüssel zu diesem Wort. Der Gesetzesbund bedurfte der Vermittlung, um Forderungen, Strafen, Zucht einerseits, Annahme der Bedingungen, Bitten um Vergebung und neue Gehorsamsverpflichtungen andererseits usw. zu vermitteln. Gleichwohl konnte dieser Bund nicht das ewige Leben bringen, da es im Wesen des Gesetzes liegt, zu verdammen, nicht lebendig zu machen; daß Israel erkenne, wie erlösungsbedürftig es sei, dazu war ihm das Gesetz gegeben, damit es den Retter annehme, wenn Er käme (3,24). Aber Gott, der doch den Erfolg des Gesetzesbundes kannte, hatte in Seiner Liebe schon vorher den Bund der Gnade errichtet, was Er im Blick auf Christus tun konnte, ohne Seinem Charakter als einem heiligen und gerechten etwas zu vergeben. [Zweifellos ist etwas Berechtigung in jener Deutung dieser Stelle, die darin einen Beweis für die Einheit von Gott

etwas Berechtigung in jener Deutung dieser Stelle, die darin einen Beweis für die Einheit von Gott und Christus sieht, denn nur im Blick auf Christus, der „Gott, geoffenbart im Fleisch“ war, konnte Gott diesen Gnadenbund geben! Siehe auch Frage 24!

Auch Mark. 10,18 und 1. Kor. 8,4 u. a., ganz besonders aber 1. Tim. 2,5.6 scheinen diese Auslegung von Gal. 3,20 zu bestätigen; doch ist in der Timotheus-Stelle von Erlösung die Rede, wo es allerdings eines Mittlers, nämlich des Versöhners und Sündenträgers, bedarf, nicht aber von einem Bund im Gegensatz zu dem Bunde vom Sinai, wie in Gal. 3. - Daß übrigens im Hebräerbrief so viel vom Bund und dem Mittler desselben gesprochen wird, darf uns im Hinblick auf unsere Galaterstelle nicht stutzig machen, als sei in 3,20 auch von Christus als dem Mittler des Neuen Bundes die Rede: Der Hebräerbrief ist vornehmlich an Judenchristen geschrieben, und „der Israeliten sind die Bündnisse“ (Röm. 9,4), also auch der Neue Bund. Mit uns aus den Nationen aber ist kein Bund geschlossen - zwischen Vater und Kindern hat ein Bund nicht Platz! - wir sind wohl zu dem Mittler und dem Blute des Neuen Bundes gekommen (Hebr. 12,24), aber nicht zu diesem Bund selbst, der erst an einem späteren Tage Israel errichtet werden wird (10,16). Dies hier nur kurz nebenbei! Es betrifft die Frage von Gal.3,20 nicht; es handelt sich um ganz verschiedene Schriftzusammenhänge, die klar zu unterscheiden sind!] - Diesen Bund, den der Verheißung, also den der Zeit nach älteren (und schon darum von längerer Dauer), schloß Er, errichtete Er ganz ohne Vermittlung und Verpflichtung aus reiner Gnade und Barmherzigkeit, und zwar für den Glaubenden (Gal. 3,1-14; Röm. 4), d. h. nicht als Folge des Glaubens - sonst hätte Gott dem Abraham sagen müssen: Wenn du Mir glaubst, so will Ich dich segnen! -, sondern Er gab die Verheißung, und „Abraham glaubte Gott“ (Röm. 4; vgl. 1. Mose 15,1-6!). Mit anderen Worten: die Verheißung war da vor dem Glauben, alles ging aus von Gott, es waren keine Parteien vorhanden, Gott gab, verhieß, und der gläubige Abraham nahm die Segnung und erfreute sich ihrer und der Folgen derselben ohne Bedingung. Das ist, soweit wir sehen, wie auch die Antworten C und D bezeugen, zu verstehen unter dem Worte „Gott ist Einer“ in dem Zusammenhang des Galaterbriefes, des Briefes, der Gesetz und Gnade miteinander vergleicht und die bedingungslose Gnade als allein von dem „Einen“, von Gott ausgehend, als unendlich das Gesetz überragend hinstellt.

Frage 27

Darf nach Hebr. 11,26 und anderen Stellen das Rechnen auf Belohnung als eine dem Willen Gottes entsprechende Triebfeder zum christlichen handeln angesehen werden?

Antwort A

Es ist gewiß nach göttlichem Willen, auf die Belohnung zu schauen. Der Apostel ermahnt uns in Hebr. 12,1-3, weil wir soviel Zeugen um uns haben, jede Bürde der Sünde abzulegen. Er führt uns das Bild der Rennbahn vor Augen; wir wissen, wie jeder, der sich auf die Rennbahn begibt, alles Unnütze ablegen muß, damit er frei und leicht laufen kann. So hindern auch uns die Bürden der Sünden, das vor uns liegende Ziel zu erreichen; darum sollen wir hinschauen auf Jesum; Er ist unser Ziel, unsere Belohnung, das „Bessere“ (11,40). Er achtete der Schande nicht, auch Er sah auf die vor Ihm liegende Freude; die Herrlichkeit war Seine Belohnung, und darum konnte Er das Kreuz erdulden. So sollen auch wir vorwärts schauen auf die Belohnung, damit wir nicht ermüden noch in unseren Seelen ermatten. Wir haben eine Wolke von Zeugen um uns, und zu diesen gehörte auch Mose in

Hebr. 11,26.

Auch Paulus sah auf die Belohnung in 1. Kor. 9,23-27. Er tat alles um des Evangeliums willen, auf daß er mit ihm teilhaben möge, d.h. mit den Verheißungen desselben; das war sein Ziel, die Belohnung, auf die er schaute und die ihn veranlaßte, - zu kämpfen in der Gewißheit des guten Kampfes des Glaubens, um die unvergängliche Krone zu erlangen; daher sein Kampf nicht aufs Ungewisse, nicht wie wenn einer „die Luft schlägt“. So sagt er auch am Schluß seines Lebens, daß ihm hinfort die Krone der Gerechtigkeit beigelegt sei, weil er den guten Kampf gekämpft habe (2. Tim. 4,7.8). Und diese Krone der Gerechtigkeit ist für alle die, die Seine Erscheinung lieb haben.

Somit kann man mit Recht sagen, es sei Gottes Wille, daß wir Gläubigen auf die Belohnung schauen. Möchten wir nur schauen auf Ihn und laufen in der Rennbahn, damit wir den Preis erlangen!

G. R.

Antwort B

Wir stehen nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade (Röm. 6,15). Daher kann die eigentliche Triebfeder zum christlichen Handeln nicht das Rechnen auf Belohnung sein, sondern vielmehr die Liebe Gottes und Christi, die uns dazu drängt (2. Kor. 5,14). Ohne diese sind selbst die an sich besten und aufopferndsten Werke vor Gott wertlos (1. Kor. 13,1-3).

Zur Ermunterung und Stärkung jedoch weist uns der HErr hin auf die zukünftige Herrlichkeit (Röm. 8,18) und den Lohn für die, die in Treue auf Christum, die Grundlage, durch Gottes Geist gewirkte und durch Ihn zur Vollendung gebrachte Werke aufgebaut haben (Offenb. 22,12; 1. Kor. 3,14 u. a. m.).

In diesem Lichte können wir viel leichter in lebendiger Hoffnung wie Paulus „alles andere für Dreck achten“ (Phil. 3,8) und wie Mose (Hebr. 11,26) „die Schmach Christi für größeren Reichtum halten als die Schätze Ägyptens “ oder der Welt, die da „vergeht und ihre Lust“ (1. Joh. 2,17). So werden wir freudig mit in den Ruf einstimmen: „Komm, Herr Jesu!“ (Offenb. 22,20.)

K. Hch.

 

 

Antwort C

Die Bibelstellen, die uns wohl am besten Aufschluß geben auf diese Frage, finden wir im Matthäus-Evangelium in den Kapiteln 19 und 20).

In Matth. 19,27ff. spricht Petrus zu dem HErrn: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind Dir nachgefolgt; was wird uns dafür?“ Der natürliche Mensch findet eine solche Frage berechtigt. Die Jünger sind aus freiem Triebe und mit großer Selbstverleugnung dem HErrn nachgefolgt. Der HErr erkennt ihre Handlungsweise völlig an und verheißt ihnen zukünftige Herrlichkeit im Tausendjährigen Reich (Vers 28). Über diesen Lohn sollen sie sich gewiß freuen (Luk. 6,23).

Eine weitere Antwort Auf die Frage des Petrus gibt der HErr indirekt in dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matth. 20,1ff.). Am Schlusse des Gleichnisses sehen wir, wie der Hausvater dem zuletzt Gedungenen um die elfte Stunde, d. i. vor dem Tode, aus Gnaden ebensoviel gibt wie

dem, der zuerst mit der Arbeit anfing. Matth. 20,14: „Nimm, was dein ist, und gehe hin! Ich will aber diesem Letzten geben gleich wie dir“ (dir selbstgerechtem Menschen). Wie leicht kann sich bei unserem Rechnen auf Belohnung die Sünde der Selbstgerechtigkeit einschleichen! Daß Gott aus Gnaden gibt, sehen wir aus Röm. 9,16 und Eph. 2,8. Die ewige Seligkeit wird nicht erteilt für Wollen und Laufen als Belohnung, aber auch nicht ohne Laufen. Wer noch so angestrengt läuft, der erhält die Krone doch nur aus Erbarmen, aber nicht ohne Anwendung der von Gott umsonst erhaltenen Gaben. Siehe 1. Kor. 9,24 und 25 und ferner Il. Band, 1914, Frage 35!

Ist unser christliches Handeln in diesem Sinne, dann sind wir auf dem Wege des Willens Gottes. Zum Empfang und bei der Anwendung von Gottes Gnadengaben ist von unserer Seite das Aufgeben von irdischen Dingen erforderlich. (Matth. 10,39; Luk. 17,33; Joh. 12,25.)

So sehen wir in Hebr. 11,25 u. 26 Mose auf irdische Herrlichkeit verzichten. Statt als ägyptischer Prinz am Hofe Pharaos zu bleiben, zog er vor, „die Schmach Christi“ zu tragen, die er „für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens“. (Vergl. auch Phil. 3,8!) Der Apostel ist zur Überzeugung gekommen, daß in Christo allein das höchste Gut und darum der Grund aller wahren Freude sei. Schon im Alten Bunde ist Gott Selbst die größte Belohnung. In 1. Mose 15,1 spricht Jehova zu Abraham: „Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“ Nicht nach Gottes Willen ist sogenanntes „christliches Handeln“ aus eigener Kraft zum Empfang der zukünftigen ewigen Seligkeit als Lohn. Hingegen ist wirklich „christliches Handeln“, zum Empfang von himmlischen Gütern als Gnadengaben zur Seligkeit hier auf Erden, biblisch. Dieser Empfang und hauptsächlich die Anwendung der Gnadengaben sind die Vorbedingungen für unseren zukünftigen Gnadenlohn (Offenb. 22,12). 2. Joh. 8: „Sehet euch vor, daß ihr nicht verlieret, was wir erarbeitet haben, sondern vollen (Gnaden-) Lohn empfanget!“

C. L.

Antwort D

Wir sehen in Hebr. 11, wo uns die Wolke von Zeugen vorgeführt wird, einen Hinweis auf die Tätigkeit des Glaubens und werden durch das Vorbild der Alten ermuntert. Wenn nun in der angeführten Schriftstelle für Mose der Glaube eine Verwirklichung (feste Überzeugung) dessen, was er hoffte, war, so war seine Hoffnung eine lebendige, und er schaute dabei auf das Endziel und ging in der Kraft dieses Glaubens seinen Weg. Auch Hebr. 10,35 begegnen wir einem ähnlichen Gedanken, wenn uns dort gesagt wird: „Werfet eure Zuversicht (Freimütigkeit) nicht weg, die eine große Belohnung hat“, und Matth. 5,12 sagt der Herr Jesus am Schlusse der Bergpredigt zu den Seinen: „Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.“

Der HErr, der die Wege der Seinen voraussieht, trifft in Seiner Gnade Vorsorge dafür, daß das Herz durch den Glauben geleitet wird. Darum ist sowohl am Schlusse der Seligpreisungen wie im Hebräerbrief der Gedanke der: mag Verfolgung kommen, mag der Tod eintreten, alles dies vermag den Jünger nicht von Jesus Selbst und von dem Teil zu scheiden, das ihm in Jesus beigelegt ist (Röm. 8,35-39).

In allen diesen Fällen wird der Gläubige auf das Endziel verwiesen. Die Stellung derer, die dem HErrn angehören, ist außerhalb des Lagers; hier tragen sie die Schmach ihres HErrn, und das Endziel ist: „Hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige begehren wir“ (Hebr. 13,13.14). Diese von Gott

verheißene Belohnung war also nicht die Triebfeder und wird es bei keinem wahren Gläubigen sein, sondern wer durch den Glauben Passah gefeiert hat, der weiß, daß jede Belohnung nur aus Gnaden beigelegt ist, und die Triebfeder zu seinem Handeln wird dann sein „Christus“, der dies alles bewirkt hat, denn durch Ihn verstehen wir, daß die himmlische Herrlichkeit unser gegenwärtiges Teil ist und freuen uns im Blick auf diesen Gnadenlohn. Pharao, der Fürst dieser Welt, vermag uns nicht mehr aufzuhalten, auch fürchten wir seine Macht nicht, unser Teil ist hienieden mit dem verworfenen und droben mit dem verherrlichten Christus. Ihn schauen wir an, denn alle Herrlichkeit des Himmels, die uns verheißen ist, wäre nichts, wenn wir Ihn nicht dorten finden würden. Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens und somit auch die Triebfeder zu unserem Handeln.

Ph. W.

Antwort E

Nicht auf eine, sondern auf die Belohnung, die der Schmach des Christus, schaute Mose. Christus hat Schmach erlitten, „die Schande nicht geachtet, großen Widerspruch der Sünder gegen Sich Selbst und das Kreuz erduldet“ (Hebr. 12,2.3). Er ist nun zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr. 2,9; 8,1; 12,2). Da der HErr die Schmach, die Leiden, welche die Seinen um Seinetwillen erleiden, als Seine Leiden betrachtet (Apgesch. 9,5), so teilt Er auch mit ihnen Seine Herrlichkeit, Seine Belohnung. (Siehe Röm. 8,17; 2. Tim. 1,8; 2,3-5.12.) Er aber allein hat das Verdienst derselben. Die vielen Söhne hat Er zur Herrlichkeit gebracht, und die Herrlichkeit, die sie haben, ist Sein (Joh. 17,22.24). Er hat die Bahn durchschritten, Sein Ziel erreicht; wer Ihn will, hat naturgemäß denselben Weg wie Er zu gehen. Keine Belohnung ist ein Anreiz, um den Gläubigen seinen Weg gehen zu lassen, sondern Seine Belohnung ist das Ziel und Sein Weg das Mittel dazu. Der HErr legt ihm nicht das Gehen des schmalen Weges als Aufgabe auf mit Aussetzung einer Belohnung, falls er sie erfüllt, sondern Er sagt sozusagen: Die Belohnung Meines Werkes will Ich mit dir teilen; um sie zu erreichen, folge Mir nach; zwar wirst du leiden müssen, aber es gibt bei Mir Hilfe (Joh. 15,15-21; 16,33; Hebr. 4,16; Jes. 40,29-31)! Auf diese Art ist das Teilnehmen an der Belohnung auch Gnade, und jedes Verdienst des Gläubigen bleibt ausgeschlossen (vgl. auch Offenb. 3.21 u. a.!). Ich glaube also, daß der Gläubige nicht das Rechnen auf eigene Belohnung als Triebfeder seines Wandelns haben soll, sondern daß der HErr ihm Seine Belohnung gibt.

Wie könnte demgegenüber einer der um Seines Lebens Preis Erkauften Christo gleichgültig bleiben? Hat Ihn dies doch genug gekostet! Welch eine Liebe! Laßt uns also laufen (Hebr. 12,1; Phil. 3,10.14; Röm. 8,18)!

N. W. D.

Antwort F

Die Belohnung nimmt einen hervorragenden Platz in der Schrift ein. (Sowohl des Guten als des Bösen!) Gott will uns nicht nur aus der Gewalt der Finsternis erretten, Er will auch die Treue auf dem Pfade des Glaubens belohnen. Errettung ist allein aus Gnaden auf dem Wege des Glaubens. Belohnung ist für Treue im Glaubenswandel. Der Errettung können wir nichts durch unser Wirken hinzufügen, sie ist Gnade - aber Lohn hängt von unserer Treue ab.

hinzufügen, sie ist Gnade - aber Lohn hängt von unserer Treue ab.

Eins der letzten Worte, die der HErr von der Herrlichkeit offenbarte, ist: „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir“ (Offenb. 22,12) und ebenso: „Wer überwindet, dem werde Ich geben ...“ (Offenb. 2 und 3). Daß solche Worte dazu gegeben sind, eine wirkende Kraft auf uns auszuüben, braucht eigentlich nicht erst gesagt zu werden.

Nicht Lohn war für Christus die Triebfeder, den Willen des Vaters zu tun und Sich für uns dahinzugeben, sondern Liebe, und doch konnte von dem HErrn gesagt werden, daß Er für die vor Ihm liegende Freude das Kreuz erduldete (Hebr. 12,2). Dieses Leben Jesu soll auch in uns sich offenbaren (2. Kor. 4,11). Nicht die Hoffnung auf Lohn drängt uns, zu Sündern zu reden, sondern die Liebe, aber der vor uns liegende Lohn ermutigt uns, den Pfad des Glaubens zu gehen gleich Mose in Hebr. 11,26.

Ich glaube, die wirkende Kraft des Lohnes und die der Liebe sind nicht voneinander zu trennen - sie gehören zusammen. Ist es Gottes Wohlgefallen, Lohn zu geben, so liegt es im Naturgesetz der Liebe, den Preis des Geliebten zu erlangen. Der Lohn wird meinem Herzen so wertvoll sein, daß ich alles daransetze, damit am Tage des Lohnes sich Gottes Freude auch an mir verherrlichen kann. Sorgsam werde ich wachen, daß nicht durch meine oder anderer Untreue der Lohn hinfällig wird oder ich beschämt werde. So wie der Ackersmann über die Saatarbeit wacht, damit ihm nicht die Freude am Erntetage fehle, so stand des HErrn Kommen mit dem Lohn vor den Augen der Apostel, und sie wachten über sich und die Arbeit; und so werden auch wir wachsam sein, „auf daß wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen“. Siehe 2. Joh. 8; 1. Thess. 2,19; 1. Joh. 2,28; Phil. 2,16.

Die Einladungen zur Verkündigung des Wortes von nah und fern führen mich in die Wohnungen vieler Kinder Gottes in allen möglichen Teilen Deutschlands. Öfter habe ich da den Wandspruch gefunden: „Nur selig!“ Ich möchte, daß er lautete: „Nicht nur selig, sondern vollen Lohn!“ Manche Kinder Gottes haben ganz falsche Vorstellungen über den Lohn; sie sagen: Lohn will ich gar nicht haben, „nur selig!“ ist mir genug. Sie möchten ihre Demut damit ausdrücken, denken aber nicht daran, daß eine Geringschätzung des Lohnes darin liegt und sie sich im Widerspruch mit der Schrift befinden.

Wenn die Liebe kalt wird, so liegt uns mehr daran, selig zu werden, als in Pfaden der Treue zu wandeln, und wir fangen an, den Lohn nicht zu achten. Will Gott Lohn geben, so wollen wir nicht darüber hinweggehen, sondern gleich Mose ihn anschauen; und da er von der Treue abhängig ist, so laßt uns mit Herzensentschluß beim HErrn verharren (Apgesch. 11,23) und Ihm treu sein, damit wir ihn voll empfangen. Möchten wir nicht solche sein, die „wie durchs Feuer“ gerettet werden; wo die Flamme alles verzehrte, nur das Leben blieb, aber das ganze Werk des Lebens in Rauch aufging! (1. Kor. 3,14.15.)

v. d. K.

 

 

Anmerkung des Herausgebers

Diese kostbaren Antworten beleuchten unseren Gegenstand von den verschiedensten Seiten. Möchten sie vielen zum Segen dienen!

Wenn der Lohn für uns Gläubige der Beweggrund zu unserem Handeln wäre, so wäre dasselbe noch

Wenn der Lohn für uns Gläubige der Beweggrund zu unserem Handeln wäre, so wäre dasselbe noch viel weniger christlich im wahren Sinne des Wortes wie das Verhalten eines Soldaten wahrhaft patriotisch wäre, der nur kämpfte, um das Eiserne Kreuz zu bekommen. Wahrer Patriotismus ist mit selbstloser Liebe (d. h. natürlich im irdischen Sinn!) zum Vaterlande verbunden, wahres christliches Handeln ist nur das, bei dem die Liebe zum HErrn, der uns zuerst geliebt und uns die echte Liebe ins Herz gepflanzt hat (Röm.5,5), alles Tun und Lassen regiert (vgl. 1. Kor. 13 und Joh. 14,23!). Er ist für uns der Inbegriff des Lebens! (Phil. 1,21.) - Aber wie herrlich, daß unser reicher Gott und Vater und unser Herr Jesus uns zur Ermunterung Belohnungen in Aussicht stellt, die der Treue folgen sollen! Wer dürfte gering achten, was Seine Liebe uns verheißt?! Vielmehr wird in dem Maße, wie diese Seine Liebesäußerung unsere Herzen bewegt, unsere Treue Zunehmen, und es wird unser Begehren werden, Seine Liebe möglichst wenig zu enttäuschen. So wird nach dem Willen Gottes die Aussicht auf Lohn für uns gewissermaßen zu einem aus der Liebe (zu Ihm) als Haupttriebfeder (2. Kor. 5,14a)herauswachsenden Beweggrund zu immer vollkommenerer Treue gegen Sein ganzes Wort. Dies ließe sich z. B. aus dem Leben des Paulus leicht nachweisen!

Welch ein Tag wird es sein, wenn „einem jeden sein Lob wird von Gott“ (1. Kor. 4,5) und 1. Kor. 3,8b.14f. erfüllt wird! Möchte dieser Tag bald kommen! Ja vielmehr: Möchte der Herr Jesus bald kommen! Offenb. 3,11; 22,20.

Geleitswort an den Leser:

Der Fels: vollkommen ist Sein Tun; denn alle Seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und sonder Trug, gerecht und gerade ist Er. ... Ja, Er liebt die Völker; alle Seine Heiligen sind in Deiner Hand; und sie lagern zu Deinen Füßen, ein jeder empfängt von Deinen Worten.“ 5. Mose 32,4 u. 33,3.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 28

Wie ist der augenscheinliche Widerspruch zwischen 2. Sam. 24,1 und 1. Chron. 21,1 zu erklären, und worin bestand die Sünde Davids, indem er das Volk zählen ließ?

Antwort A

Nicht Gott Selbst reizte David, da „Er niemanden versucht“ (Jak. 1,13), sondern Er ließ dem Satan freie Hand, dies zu tun, da es im Einklang zu Seinen Regierungswegen stand (2. Sam. 24,1a). Wider Seinen Willen konnte Satan Ihn in keiner Weise antasten (vergl. Matth. 10,29.30!). Ein ähnliches Beispiel haben wir in Hiobs Versuchungen durch Satan unter Zulassung Gottes (Hiob 1,12; 2,6).

Der Grund, warum David sich beim Zählen des Volkes Israel versündigte, ist nicht angegeben. Wahrscheinlich lag sowohl „Hochmut des Lebens“ (1. Joh. 2,16) als Ungehorsam vor; indem er das

göttliche Gebot, daß jeder Gemusterte von 20 Jahren und darüber ein Hebopfer als Sühngeld geben sollte (2. Mose 30,11-16), nicht beachtete. K. Hch.

Antwort B

Der Schwerpunkt liegt bei David. David bekriegte alle die äußeren Feinde Israels, er erwarb sich einen großen Namen als Kriegsmann, er schlug, schon ehe er König ward, den Riesen Goliath, und auch 1. Chron. 20,5-8 sind weitere Siege von ihm berichtet. Wohl zu beachten ist, daß David, als er Goliath erschlug, Gott die Ehre gab (1. Sam. 17,45) und die Streiter Israels Schlachtreihen Jehovas nennt. Wenn nun David seine großen Erfolge als Kriegsheld ansah, dazu noch seine Augen auf die große Schar seiner Helden richtete (1. Chron. 23), wie nahe lag es dann, daß sein Herz sich erhob und daß er alle die Erfolge sich und seinem tapferen Heere zuschrieb! „Arglistig ist das Herz, wer kann es ergründen?“ Nur Gott, der Allsehende, sieht hinein in die Tiefen des Menschenherzens. Und Gott sah in Davids und des Volkes Herz; denn auch das Volk war nicht frei von der Sache: das Volk sah auf David. - Aber außer Gott gab noch einer acht auf David, das war Satan (vgl. Hiob 1,8 u. 2,3); und der gibt heute noch acht auf die Menschen. David gibt nach, unterliegt der Versuchung, und läßt trotz Warnung von seiten Joabs das Volk zählen. Satans Fall war der Hochmut (Hes. 28,17; siehe Frage 10! Der Herausg.) - und auch das Herz Davids erhob sich ob seiner Erfolge, Hochmut war die Sünde Davids, wie überhaupt nach 1. Mose 3,5 des Menschengeschlechtes Fall. - Als Jehova Israel schlägt (1. Chron. 21,7), beugt sich David vor Gott, bekennt seine Schuld, ja, nimmt alle Schuld auf sich (V. 17!).

„Wer zu stehen sich dünkt, sehe wohl zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor. 10,12.)

F. B.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn man als „von Gott belehrt“ die Stellen betrachtet, erleuchtet durch den Heiligen Geist und „ohne zweifelnde Überlegungen“, so sieht man, daß die beiden Stellen zwei verschiedene Seiten derselben Tatsache beschreiben. – In Antwort B ist gesagt, daß „der Schwerpunkt bei David lag“, und beide Antworten oben zeigen, daß es Davids Selbstüberhebung gewesen sei, die Gottes Gericht nach sich gezogen habe. In 1. Sam. 24 ist Jehova als der gezeigt, der David zurechtbringt; zu diesem Zweck aber mußte erst das, was in den Herzen war, offenbar werden. Darum tritt hier Jehova auch als der auf, durch dessen Führung David dazu kam, das Volk zu zählen, womit und wodurch er sein Herz offenbarte. In 1. Chron. 21 aber ist dargestellt, welcher Mittelsperson Gott Sich bisweilen bedient, wenn Er „das Verborgene der Herzen“ hienieden offenbar machen will. Ganz ähnlich ist, wie ja obige Antworten auch dartun, das Verhalten Gottes in der Geschichte Hiobs. Hiermit vergleichen kann man Gottes Handeln in der Geschichte des Paulus in 2. Kor. 9, wo die Erzieherweisheit Gottes sich Satans bediente, um Paulus demütig zu erhalten. - Ob Satan bei vorliegender Geschichte Davids sich ebenso darüber klar gewesen ist, Gottes Werkzeug zu sein wie in Hiobs Geschichte, lassen wir dahingestellt. Sicher ist die Erlaubnis oder Zulassung Gottes (an ihn), David zu versuchen, für ihn hier ebenso wie in Hiobs Geschichte ein Grund zu hämischer Freude gewesen daran, daß einer von Gottes Auserwählten in Sünde und Verleugnung Gottes durch ihn kommen würde, wodurch er ein

Anrecht an den Betreffenden geltend machen zu dürfen hoffen konnte (mit Urecht natürlich, denn Satan kennt Gott nicht wirklich noch Seine Treue, vgl. Röm. 8,31-39, besonders V. 33!). Seine hauptsächlichste Tätigkeit nach seinem eigenen, durch Selbstüberhebung zustandegekommenen Fall, der von ewiger Wirkung ist, ist die des Verklagens und des Sichtens der Gläubigen (siehe Luk. 22,31 und Offenb. 12,10). Aber Gott ist größer und hat Gedanken des Friedens, auch wenn Er letzten Endes hinter dem Unglück und dem Wirken Satans steht (vgl. Jes. 45,1-7!).

Diese Geschichte von Davids Sünde des Zählens hat uns gewiß grundsätzlich manches zu sagen für heute, wo die Macht der Zahl und eigenen Kraft die Menschen so sehr beherrscht. Möchte unser geliebtes, von Gott bisher so reich gesegnetes deutsches Volk mit seinen Verbündeten noch viel mehr als bislang schon dessen sich bewußt werden und bleiben, daß im letzten Grunde „der Sieg des HErrn ist“! (Spr. 21,31.) Möchten wir Gläubigen auch Gnade haben, die uns umgebenden Menschen vor Selbstüberhebung zu warnen, auf welchem Gebiete es auch sei, gilt doch stets das Wort: „Hoffart geht dem Sturze, und Hochmut dem Falle voraus!“ (Spr. 16,18.)

Aber von diesen und ähnlichen grundsätzlichen Anwendungen unserer Geschichte für uns heute abgesehen, glauben wir dieselbe nicht etwa als ein Verbot von Zählungen heutzutage ansehen zu dürfen. Die Wissenschaft der „Statistik“, welche die Aufgabe hat, die auf Grund von Zählungen gewonnenen Erfahrungen des Lebens in Staat und Gesellschaft zu vergleichen und so zu bearbeiten, daß sie praktisch verwertet werden können, ist als Nachweis in den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens der Völker außerordentlich nützlich. Diese statistischen Zählungen und Untersuchungen geschehen nicht aus dem Grunde, weswegen David zählte (also zur Selbstverherrlichung), sondern sie dienen wichtigen Zwecken verschiedenster Art, z. B. der Volkswohlfahrt. - Vor allem aber ist Davids Tun und Gottes Urteil darüber deshalb nicht auf unsere Zeit anwendbar, weil die erste Voraussetzung dafür heute fehlt: die (biblische) Gottesherrschaft (Theokratie). In Israel war Gott König, und so hätte es bleiben sollen, und nur, weil das Volk nicht auf dieser Höhe des Glaubens und der Abhängigkeit von Gott blieb, erlaubte ihm Gott, sich, wie die Nationen, einen irdischen König zu wählen (1. Sam. 8), der aber nur als Stellvertretender und Beauftragter Jehovas über das Volk herrschen sollte, denn „Gottes Berufungen sind unbereubar“. Gott blieb, was Er war: Israels König, und offenbarte dies in der Sendung des Messias, und an einem späteren Tage wird Israel diesen König anerkennen. David wandelte auch im Bewußtsein dessen, Gottes Beauftragter zu sein, und seine Sünde der Volkszählung bestand im tiefsten Grunde darin, daß er sich zuschrieb, was Jehova zukam, womit er seinerseits, wie das Volk damals, bevor es den ersten König bekam (1. Sam. 8,7), Jehova, seinen König verwarf (nur für kurze Zeit freilich, dann tat er Buße).

Diese Gottesherrschaft bestand allein für die Juden und wird wieder für sie bestehen im Tausendjährigen Reich. - Sie besteht nicht heute in den verschiedenen Reichen der Erde, wenn es auch je und dann fromme, gläubige Herrscher gibt und gegeben hat, die ihre Regierungen so auffassen wollten; aber nach Gottes Wort ist es nicht so, und darum können wir, wenn wir dies verstehen, die göttlichen Grundsätze der biblischen Theokratie (Gottesherrschaft) auch nicht auf die heutige Zeit und die heutigen Regierungsformen anwenden (vgl. z. B. von vielen Stellen nur 5. Mose 17,14-20). - Nichtsdestoweniger behalten Worte wie Ps. 47,7.8; 96,10; Jer. 10,7.10 u. a., insbesondere Luk. 20,25, dann Röm. 13,1ff. und 1. Petri 2,13ff. heute und stets für uns Gläubige ihren vollen Wert; doch hat dies nichts zu tun mit der biblischen Theokratie, die allein dem Volke Gottes gehört.

Gottes gehört.

 

 

Frage 29

Ich bitte um eine Erklärung von Röm. 5,14!

Antwort A

In dem zwölften Verse lesen wir, daß infolge der Sünde Adams Sünde und Tod in die Welt hineingekommen und zu allen Menschen hindurchgedrungen sind. Die einen, besonders in der Zeit vor Mose, sündigten ohne Gesetz, die anderen aber unter Gesetz, das ihnen durch Mose übermittelt worden war (Röm. 2,12; 3,9; 2. Mose 19ff.). So herrschte der Tod von Adam bis Mose, Henoch (1. Mose 5,24) und Elia (2. Kön. 2,11) ausgenommen. Ja, auch die, die nicht „wie Adam den Bund Gottes übertreten hatten“ (Hos. 6,7), konnten ihm nicht entgehen.

Adam ist daher ein Gegen- und „Vorbild des Zukünftigen“ (oder „Des, der da kommen sollte“), nämlich des Herrn Jesu Christi, wie wir in den übrigen Versen des Kapitels sehen. „Gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (1. Kor. 15,22; vgl. V. 45-49!). In Röm. 5 sehen wir so den von Adam sich über die Menschheit erstreckenden Fluch und den entsprechenden von Christo ausgehenden Segen einander gegenübergestellt. Auf der einen Seite finden wir „Ungehorsam“, „Übertretung“, „Sünde“ und als Folge davon „Sünder“, „Tod“, „Verdammnis“; auf der anderen Seite dagegen „Gehorsam“, „Gerechtigkeit“, „Gnade“ und „Gerechte“, „ewiges Leben“, „Rechtfertigung“. Auf Ihn blickend können wir nunmehr im Glauben sagen, daß „unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf daß der Leib der Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Röm. 6,6)!

K. Hch.

Antwort B

Röm. 5 behandelt die Gnadengabe der Rechtfertigung und Versöhnung durch den Glauben an Christum Jesum. Der Gerechtfertigte kann sich der zukünftigen Herrlichkeit (5,2), der Trübsale (V. 3) und Gottes Versöhnung (V. 11) rühmen. Gottes Liebe gab Seinen Sohn für die Sünder; die Gerechtfertigten aber werden vor dem zukünftigen Zorn um so mehr bewahrt. Wurden sie, als sie noch Feinde waren und kein Leben aus Christo in Gott hatten, schon durch Jesum versöhnt, so ist ihnen die Seligkeit ganz sicher, seit Christus ihr Leben geworden ist. Von der sicheren Wirkung der Gnadengaben Gottes ist von V. 12 an die Rede. Paulus stellt den ersten und den letzten Adam nebeneinander, zeigt die Ähnlichkeit ihrer Nachkommenschaft, aber auch die Verschiedenheit derselben. Durch des ersten Adams Sünde kam Sünde und Tod über alle seine Nachkommen. Diese böse Gabe pflanzte sich unwiderstehlich fort, auch über die, welche nicht so (wissentlich) wie Adam (1. Mose 2, 16.17), sondern unwissentlich gesündigt haben, wie die vor dem Gesetz und die Heiden (Röm. 4,15; 5,13; Apgesch. 17,30). Der Tod kam dennoch über sie alle.

Hier wird nun Adam als Bild des Zukünftigen, d. h. des letzten Adam (Christus), als Haupt und Vater eines Geschlechtes erwähnt. Vom ersten Adam haben wir als ganz sicheres Erbe Sünde und Tod; vom letzten Adam als Erbteil des Glaubens Gerechtigkeit und Leben. Aber nicht verhält sich's mit der

(Gnaden-) Gabe wie mit der Sünde, die Sünde vererbt sich durch die Fortpflanzung, die Gnadengabe aber nicht; sie muß durch den Glauben erlangt werden. Durch Abstammung sind wir in Verbindung mit dem ersten Adam und seinem schlimmen Erbe, durch den Glauben kommen wir erst in Verbindung mit dem letzten Adam (Christus), durch welchen die Rechtfertigung des Lebens unser Erbe wird. Diese Rechtfertigung des Lebens kommt über alle Menschen, die nun durch den Glauben mit dem Haupt der Gläubigen in Verbindung sind, d. h. wiedergeboren, aus Gott geboren (Joh. 1,12.13; 3,5; 1. Joh. 4,4.6 u. a.). Aber die Rechtfertigung des Lebens erbt sich nicht fort, daher müssen sich Kinder gläubiger Eltern ebensogut bekehren wie die der Ungläubigen. Der Glaube vererbt sich nicht, und wie viele gläubige Eltern haben ungläubige Kinder und manchmal ungläubige Eltern gläubige Kinder! So kann sich also das Christentum, d. h. der lebendige Glaube, nicht vererben, und keine mit oder an dem Menschen vorgenommene feierliche Handlung kann das ersetzen. Jeder muß durch persönlichen Glauben mit dem Haupt der neuen Familie verbunden sein, dann erst fällt ihm auch das sichere Erbe der Rechtfertigung des Lebens durch Christum zu.

F. Th. H.

Antwort C

In Vers 12 wird uns gesagt, daß durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, und durch die Sünde der Tod, und daß der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben. Das war von Adam an der durch die Sünde geschaffene Zustand. In Vers 13 wird das Gesetz erwähnt, durch das die Sünde erst in ihrer Sündigkeit und Schuld recht erscheint und durch das der Mensch unter eine VerAntwortlichkeit gebracht wurde, die bis dahin nicht vorhanden war. Der Umstand aber, daß anfangs das Gesetz nicht da war, änderte nichts an der in Vers 12 ausgesprochenen Wirkung der Sünde. Wohl war der Mensch bis zum Gesetz nicht unter der VerAntwortlichkeit des Gesetzes, aber da die Sünde da war, war auch der Tod da: „Der Tod herrschte von Adam bis auf Mose“ (durch den das Gesetz gegeben war) „selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Vertretung Adams“ (V. 14). Was war die Übertretung Adams“? Er hatte „den Bund übertreten“, wie wir in Hosea 6,7 lesen, den Gott mit ihm errichtet hatte, indem Er sprach: „Von jedem Baume des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewißlich sterben“ (1. Mose 2,16.17). Dasselbe tat dann Israel unter dem Gesetz; deshalb heißt es von ihnen in Hosea 6,7: „Sie aber haben den Bund übertreten wie Adam.“ Die Menschen nach Adam bis zum Gesetz aber hatten keinen derartigen Bund, sie konnten daher auch keinen „Bund übertreten“, hatten also nicht gesündigt „in der Gleichheit der Übertretung Adams“. Aber sie hatten dennoch gesündigt und waren darum dem Tode unterworfen, denn „der Lohn der Sünde ist der Tod“. Das ist die schreckliche Folge der Übertretung des einen (V. 15.17). Wie herrlich ist hiergegen die Folge der Gerechtigkeit des anderen „Einen“ - Jesu Christi -: „die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade“ (V. 15) - ewiges Leben, ewige Herrlichkeit! Ihm sei Dank dafür!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Diese klaren Antworten geben viel Licht in verschiedener Hinsicht über unsere Stelle.

Wie köstlich ist das, was Gott uns in Vers 12-17 durch die Gegenüberstellung des ersten „Einen“, d. i. des „ersten Adam“ und des anderen „Einen“, d. i. Christus (der „letzte Adam“), zeigt! Des „Ersten“Sünde hatte so tiefgreifende, furchtbare, alle umfassende Folgen, des „Letzten“ (des „zweiten Menschen“, vgl. 1. Kor. 15,45.47!), oder, wie hier gesagt: „des Zukünftigen“Gnade oder Gnadengabe durch Ihn aber hat eine soviel herrlichere Wirkung in Ewigkeit für „die Vielen“, als die Person dieses „Einen Menschen“, des „Letzten“ einen unendlich überragenden kostbaren Wert in Gottes Augen hat gegenüber der des „ersten“ Adam. - Anbetung für und für dem herrlichen Namen, in dem wir, so viele wir „aus Glauben“ sind, begnadigt sind!

Frage 30

Enthält nicht Eph. 5,5 einen Gegenbeweis gegen die Lehre von der ewigen endgültigen Errettung der Kinder Gottes?

Antwort A

Es ist hier festzustellen, daß der Apostel an die Epheser schreibt, die nach Kap. 2,4.5 durch die Barmherzigkeit Gottes lebendig gemacht und durch Gnade errettet sind (V. 8-10). In Kap. 5 ist die Fortsetzung der Ermahnung von Kap. 4. „Einst waren sie selbst Finsternis, jetzt aber Licht im HErrn“ (5,8), darum sie jetzt als Frucht ihrer Bekehrung und Errettung als Kinder des Lichtes wandeln sollten. Hierzu bedurften sie, obwohl sie es wußten und erkannten, Unterweisung, Ermunterung und Ermahnung, in diesem gesegneten Stande und Verhältnis in Christo zu bleiben. Die Gläubigen aller Zeiten bedürfen solcher Unterweisung und Ermahnung (vgl. 2. Petri 1,12.13!). - Ein Gegenbeweis gegen die Lehre von der ewigen Errettung der Kinder Gottes ist hier nicht zu finden. Was aber die endgültige Errettung der Kinder Gottes betrifft, steht geschrieben in Joh. 10,27-30: „Meine Schafe hören Meine Stimme, und Ich kenne sie, und sie folgen Mir; und Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich. Mein Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters reißen.“

F. B.

Antwort B

Wenn Paulus in Eph. 5 die Gläubigen zu einem heiligen Wandel ermahnt und in Vers 5 des gleichen Abschnitts das Kennzeichen derer gibt, die kein Erbteil am Reiche Christi und Gottes haben, so wird damit das, was der Apostel z. B. in Kap. 1 desselben Briefes sagt, nicht entkräftet oder gar aufgehoben. Denn gerade im Epheserbrief werden uns die reichsten Darstellungen von den Segnungen der Gemeinde Gottes gezeigt. Die Gemeinschaft mit dem HErrn und das stete Weilen in Seiner Nähe sind die Quellen unserer Segnungen und das Unterpfand auf unsere ewige und endgültige Errettung. Wenn wir nun nach Gott geschaffen sind und Gott in uns wohnt, so haben wir für unseren Wandel hienieden ein untrügliches Vorbild, und für alles, was dieses Bild entstellt und dessen Charakterzügen entgegen ist, gilt die Mahnung des Apostels: „Seid nicht ihre Mitgenossen.“ Für die Gegenwart aber gilt das Vorbild in Vers 8: „Einst“ und „Jetzt“, „Finsternis“ und „Licht“. Stehen wir im Lichte, und ist unser Wandel im Licht, so ist dieses Ergebnis eine Frucht der Liebe des HErrn zu den Seinen. „Hieran haben wir die Liebe erkannt, daß Er Sein Leben für uns dargelegt hat.“ Und diese Seine Hingabe sichert uns, die wir treu mit dem HErrn wandeln, eine ewige und endgültige

Und diese Seine Hingabe sichert uns, die wir treu mit dem HErrn wandeln, eine ewige und endgültige Errettung.

Ph. W.

Antwort C

Nicht alle Angehörigen einer Versammlung (Gemeinde) Gottes sind „aus Gott Geborene“, „Schafe Jesu Christi“, „zum Eigentum Auserwählte“, „nach Vorsatz Berufene“, „durch das lebendige und bleibende Wort Gottes Wiedergeborene“. Von einem solchen sagt die Schrift vollkommen klar und unzweideutig, daß er nicht sündigt (d. h. nicht mit Vorsatz sündigt, „Sünde tut“), sondern sich bewahrt, und der Böse ihn nicht antastet (1. Joh. 5,18), daß der göttliche Same in ihm bleibt (1. Joh. 3,9). Die der Vater dem Sohne gegeben hat, gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus Seiner Hand rauben (Joh. 10,28 u. 29), Gottes Auserwählte zu verführen ist nicht möglich (Matth.24,24). Und nicht nur, daß es Sein Wille war, daß sie Seine Kinder sollen heißen, Er wirkt auch alles nach dem Rate Seines Willens (Eph. 1,11), führt Seinen Vorsatz aus an Seinen Zuvorbestimmten (Röm. 8,28-39), denn treu ist, der sie ruft, Er wird es auch tun (1. Thess. 5,24), und so befestigt Er sie auch in Christum und hat sie gesalbt und versiegelt und das Pfand des Geistes in ihre Herzen gegeben (2. Kor. 1,21.22). Wenn nun gleichwohl die Ermahnung des Apostels in unserem Verse Eph. 5,5, wie aus Vers 1 hervorgeht, an die „geliebten Kinder“ gerichtet ist, so kann diese nach den obigen Schriftworten unmöglich so zu verstehen sein, als ob die Leute, von denen gesagt ist, daß sie kein Erbteil haben im Reiche Christi und Gottes, wirkliche Gotteskinder sein könnten, denn echte Kinder (im Sinne von Hebr. 12,7.8), Wiedergezeugte (1. Petri 1,3.23) sind auch Erben Gottes, Miterben Christi (Röm. 8,17), und es ist ihnen ein unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil in den Himmeln aufbewahrt (1. Petri 1,4); und wenn sie schon sündigen, nicht durch den Geist wandelnd, die Lüste des Fleisches vollbringen können, da auch bei ihnen im Fleische nichts Gutes wohnt - sie haben einen Sachwalter beim Vater, Jesum Christum, den Gerechten (1. Joh. 2,1), und werden, weil der göttliche Same in ihnen bleibt, immer wieder in die Lebensgemeinschaft mit Gott zurückgeleitet werden. - Aber freilich, „nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen“ (Matth. 7,21), er mag viel empfangen haben, durch Jesu Namen geweissagt, Teufel ausgetrieben, viele Wunderwerke getan haben oder, wie wir in Hebr. 6,4 u. 5 lesen: erleuchtet gewesen sein, die himmlische Gabe geschmeckt haben, teilhaftig geworden sein Heiligen Geistes und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters - dies alles ist noch nicht gleichbedeutend mit „Wiedergeborensein aus unverweslichem Samen durch das lebendige und bleibende Wort Gottes“, „aus Gott Geborensein“, denn hierin erst kennzeichnet sich die Natur des Kindes Gottes, daß es geradeso, wie dem Fleische nach von dem leiblichen Vater, dem Geiste nach von Gott gezeugt ist. Nur um solche also, die nicht eigentlich wiedergeboren sind, könnte es sich handeln, wenn unter den in unserer Stelle genannten Leuten Angehörige der Gemeinde gemeint sein sollen; doch erscheint im Hinblick auf die beiden folgenden Verse auch die Auffassung nicht unbegründet, daß der Apostel hinweist auf solche, die draußen sind (vgl. Offenb. 22,15), um Gotteskindern zu zeigen, wie unwürdig ihres Berufs sie wandeln, wenn Werke wie die der „Söhne des Ungehorsams“ an ihnen gefunden werden.

M. Fr.

 

Antwort D

Die genannte Schriftstelle enthält keinen derartigen Gegenbeweis. Es ist in Kap. 5 und schon vorher vom Wandel die Rede. Die Gläubigen werden ermahnt, würdig zu wandeln der Berufung, abzulegen, was dem alten Menschen angehört, Nachahmer Gottes zu sein als geliebte Kinder und sich völlig rein zu erhalten von Dingen, die böse sind, ja, sie nicht einmal zu nennen! Denn was haben sie, die „Heiligen“, die „ein Erbteil erlangt haben“ (1,11), mit den bösen Dingen zu tun, die diejenigen kennzeichnen, die kein Erbteil haben im Reiche Christi und Gottes? Daß Hurer, Unreine und Habsüchtige das Reich Gottes nicht ererben werden, sagt uns das Wort Gottes mehrfach (s. 1. Kor. 6,9.10; Gal. 5,19-21; Offenb. 21,8 und 22,15), wie es ja dem ganzen Wesen der Sache nach nicht anders sein kann; das wissen wir. Darum sollen wir, die wir das Reich Gottes ererben werden, auch in unserem Leben uns als solche erweisen und durch einen Wandel in Heiligkeit uns von jenen unterscheiden, die dieses kostbare Teil nicht haben. Dieses den Gläubigen ans Herz zu legen ist der Zweck des V. 5.

In den in Vers 5 bezeichneten Personen Kinder Gottes zu erblicken und darum den Schluß zu ziehen, daß Kinder Gottes verloren gehen könnten, dazu gibt der Vers nicht den geringsten Anlaß. Im Gegenteil ist klar ersichtlich, daß auf diese Personen hingewiesen ist, um Kindern Gottes vorzuführen, wie ungeziemend es für sie ist, das, was diese Personen kennzeichnet, auch nur zu nennen!

Alle Versuche, gegen die Lehre von der ewigen, endgültigen Errettung der Kinder Gottes „Gegenbeweise“ aus dem Worte Gottes aufzustellen, sind nur vom Feinde, der den Kindern Gottes die Freude rauben und sie in beständiger Unruhe erhalten will. Keine Schriftstelle, die zu diesem Zwecke herangezogen wird, enthält einen solchen Beweis, und keine kann ihn enthalten, da das Wort Gottes ja vielfach die ewige, endgültige Errettung der Kinder Gottes versichert und sich ja nie widersprechen kann; wenn ein solcher „Gegenbeweis“ gefunden wird, ist es immer nur durch eine irrige Auslegung der betreffenden Schriftstelle unter Außerachtlassung des Zusammenhanges und in Unkenntnis des wahren Sinnes der Schriftstelle. Dagegen gibt es viele Schriftstellen, wie schon gesagt, die die ewige, endgültige Errettung der Kinder Gottes klar und bestimmt bezeugen, wie z. B. folgende: Joh. 10,28.29 (niemand kann sie aus Seiner und des Vaters Hand rauben!); Röm. 8,34-39 (nichts kann uns von Seiner Liebe scheiden!); 1. Kor. 12,13 (Glieder Seines Leibes - können auch selbst nicht sich von Ihm trennen!); Eph.1,13f. und 4,30 (sichergestellt durch Gott Selbst!).

Darum lasse sich kein Kind Gottes die Gewissheit seiner ewigen, endgültigen Errettung rauben, sondern halte fest den „Schild des Glaubens“, an dem alle „feurigen Pfeile des Bösen“ abprallen, und wenn jemand dir sagt, die Annahme der ewigen, endgültigen Errettung sei ein gefährliches Ruhekissen, dann kannst du ihm ruhig sagen, daß er dieses nicht behaupten würde, wenn er selbst diese kostbare Gewißheit hätte, denn sie macht nicht etwa unsere Herzen träge und gleichgültig in bezug auf die Sünde, sondern bewirkt gerade das Gegenteil und erfüllt sie mit Freude und Hingabe an Ihn, durch den uns solche wunderbare Liebe und Gnade zuteil geworden ist! Gepriesen sei Er dafür jetzt und in Ewigkeit!

Th. K.

Antwort E

Ist es möglich, „Kind Gottes“ und „Hurer“ usw. gleichzeitig zu sein? Der liebe Frager wird selbst mit mir sagen: nein! Fällt aber ein Kind Gottes in Hurerei usw., was leider vorkommt, so verliert es seine Kindschaft nicht, sondern wird, eben weil es Kind ist und bleibt, von Gott dem Vater gezüchtigt (Hebr. 12,7). Niemand wird doch einen schwachen und unaufmerksamen Menschen, der auf dem Wege an einen Stein stößt und lang auf die Erde fällt, als ein kriechendes oder vierfüßiges Tier ansehen, dessen Wesen es ist, platt auf der Erde zu leben!

Der Apostel will aber, daß das Leben, der Wandel, die Haltung der Epheser ihrer heiligen Berufung (4,1; 5,3; 1. Petri 1,15) entsprechend und in keiner Weise den Werken der Finsternis ähnlich sei, da sie ja Licht sind. (Wie ungeziemend es ist für einen Menschen, seine herrliche aufrechte Haltung zu verlassen, haben sicher die von uns gespürt, die sich einmal durch Ungeschicklichkeit auf die Straße hingestreckt haben. Welche Unehre! Wieviel mehr für ein Kind des Lichts, wenn es sich wie in Finsternis gebärdet!)

Einen Menschen, der mit der Sünde leichtfertig umgeht und sich damit beruhigt, daß er ein Kind Gottes sei, dürfen wir der Schrift gemäß nicht so nennen und anerkennen - und dann die ewige Errettung der Kinder Gottes in Frage stellen! Gewiß gilt einem solchen Eph. 5,5. Gott wird ihn richten (Hebr. 13,4).

Überhaupt enthält die Frage selbst einen scharfen Widerspruch, denn die Gotteskindschaft besteht im Besitzen des ewigen Lebens (Joh. 1,12.13; 3,5.6.16 u. a.). Ist die Errettung des Kindes Gottes („Jünger“, „Bekenner“, sogar „Bekehrte“ sind schon etwas andere Begriffe!) nicht für ewig sicher, so ist das ewige Leben nicht mehr ewig! Hierzu lese man die BeAntwortung der Frage 33 in „G. H.“ Band II, 1914!

Teure und innig geliebte Geschwister, die Ihr das Wiederverlorengehen eines Kindes Gottes angeblich schriftgemäß für möglich haltet, wie „richtet“ Ihr „die erschlafften Hände und die gelähmten Knie auf, auf daß nicht das Lahme vom Wege abgewandt, sondern vielmehr geheilt werde“? (Hebr. 12,12.13; Gal. 6,1.2.)

R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen durchaus überzeugenden, einander so gut ergänzenden Antworten bemerken wir zunächst, daß keine gegenteilige Antwort über diesen Gegenstand bei uns eingetroffen ist, die wir natürlich zum Vergleich mit vorgelegt haben würden. Wir hoffen, daß die traurige Annahme, daß Kinder Gottes, Schafe Christi, wieder verloren gehen könnten, nach und nach im Volke Gottes an Boden verliert! - Wir können heute, was diese Frage angeht, nur in Kürze verweisen auf die von, wenn auch nicht allen, so doch den meisten Einsendern und uns selbst bei BeAntwortung von Frg. 33, 2. Jahrg. 1914, mit nüchternen Schriftbeweisen vertretene Überzeugung von der ein für allemal endgültigen Errettung derer, die nach der Schrift Schafe Christi oder (wiedergeborene) Kinder Gottes sind. Daran ändert auch die Anführung von Eph. 5,5 nichts, wie überhaupt keine von den gewöhnlich gegen diese Tatsache angeführten Schriftstellen. - Wir trauern aufrichtig um solche geliebten Brüder, die sich vom Feind gebrauchen lassen, wirkliche Kinder Gottes unklar zu leiten, wie auch um solche schlichten Geschwister, denen dieser ewige Halt und Trost genommen wird, als ob der HErr und der Vater des Herrn Jesu die Seinen nicht ewig als Sein Eigen bewahren werde (Joh. 6,39; 10,27-30!),

auch wenn sie, betrogen vom Feinde, durch Schwachheit oder z. B. auch durch Schwermut in die schrecklichsten Verfehlungen hineinfallen. Wir können Ihn nur anflehen, daß Er das helle Licht der Erkenntnis Seiner Selbst - und Er ist das Leben; haben wir Ihn, so haben wir das ewige Leben! (1. Joh. 5,11) - den geliebten Seinen allen, wer sie auch sind, ja, uns Kindern Gottes allen, in allen Dingen mehr leuchten lassen möchte, damit Satans Absichten und Werke gegen uns immer völliger zunichte werden! (Vgl. u. a. Kol. 1,9-14; 2. Petr. 3,18!)

Frage 31

Ist die praktische Anwendung von Jak. 5,14-16 jetzt noch angebracht, und wo event. wird sie noch ausgeübt?

Antwort A

Wir befinden uns im Briefe des Jakobus vielfach auf dem Boden Israels. Im vorliegenden Falle wird der Schwerpunkt auf das Gebet des Glaubens gelegt. Der Glaube kennt Gott und rechnet mit Ihm. Wir wissen, daß wir einen Gott und Vater haben und daß wir durch den Sohn Gottes einen freien Zugang zu diesem Vaterherzen besitzen und dort alle unsere Bitten vorbringen können. Heute steht die Gemeinde des HErrn nicht mehr wie in jenen Tagen da, z. B. eine äußere Ordnung von Ältesten ist nicht mehr vorhanden; wo Gott einzelne Brüder aussondert, werden sie selbstverständlich anerkannt, aber für den einzelnen Gläubigen, auch für den einsamen und alleinstehenden, gibt es eine direkte Verbindung, den Zugang zum Vaterherzen Gottes, welcher immer offen steht. Hiermit soll nun nicht gesagt werden, daß man bei Krankheiten sich nicht an Ihn, den mächtigen Arzt, wenden soll; dies kann und soll in treuer Fürbitte einzeln und gemeinsam geschehen. Denn Gott wird Sich stets zu dem Gebet des Glaubens bekennen und irgend eine Antwort Auf das Rufen der Seinen geben. Aber was oft in verschiedenen Kreisen angenommen wird, daß Krankheit unbedingt eine Folge der Sünde sei und daß Gott unbedingt jede Krankheit heilen müsse, das ist falsch. Auch in der Krankheit sieht der Gläubige die Erziehungswege und die Liebesabsichten Seines Gottes und Vaters und weiß, daß auch durch Krankheit Gott Sich oft verherrlicht. Jakobus betrachtet die Gemeinde als eine Fortsetzung von Israel und hält an den irdischen Segnungen für Israel fest, deshalb verbindet er die Krankenheilung auch mit dem Salben mit Öl, was in Israel ein Vorbild von der Salbung mit Geist war. Wir besitzen größere Segnungen und reichere Hilfsquellen, denn wir sind mit Christus in den himmlischen Örten gesegnet (Eph. 1,3.4). Und wenn Gott es für gut findet, uns auf das Krankenlager zu legen oder uns ein Leiden mit auf den Weg zu geben, wenden wir uns vertrauensvoll zu Ihm; sollte Er aber verziehen und Seine Hilfe nicht nach unseren Gedanken ausfallen, gilt auch für uns Sein Wort an Paulus: „Meine Gnade genügt dir, denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor. 12,9).

Ph. W.

Antwort B

Der lebendige, der wirkende Glaube ist der Grundton des Jakobusbriefes. Auch in dieser Stelle liegt der Nachdruck auf dem Glauben: „Das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen“.

Es dürfte schwer sein, heute „die Ältesten „der“ Gemeinde“ zusammenzurufen. Welche von den uns

umgebenden Gemeinden (die leider oft in Neid und Streit zueinander stehen) kann beanspruchen, „die Gemeinde Gottes“ zu sein? Und wer und wo sind „die Ältesten der Gemeinde“, die nach der in der Schrift gefundenen Weise als solche bestimmt wurden? (Wir haben weder Anweisung noch Beispiel in der Schrift, daß Gemeinden sich Älteste selbst wählten.) Wohl aber finden wir heute Brüder, denen Gott die Sorge für Sein Haus ins Herz gelegt hat und die den Ältestendienst ausüben.

Ob wir in dem Zusammenruf der Ältesten der Gemeinde diesen Akt gleichsam als mit der ganzen Gemeinde verbunden erblicken können und ob wir in dem Salben mit Öl durch „die Ältesten der Gemeinde“ „im Namen des HErrn“ die Ausführung eines göttlich gewiesenen Auftrages in berufener Autorität (wie im Alten Testament) sehen können, mag dahingestellt sein. Deutlich aber sagt die Schrift, daß weder die Ältesten noch das Öl, sondern „das Gebet des Glaubens“ den Kranken heilen wird. Wenn wir auch Schwierigkeiten finden, heute an dem Tage der Zerrissenheit des Volkes Gottes, „die“ Gemeinde und „die Ältesten der Gemeinde“ zu haben, so haben wir doch das „Gebet des Glaubens“ und die Macht Gottes zu helfen, und ebenso haben wir die „zwei und drei“, die in einer Sache vereint im Gebet vor den HErrn kommen können. „Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.“

Viel Mißbrauch ist mit dieser Stelle getrieben. Gebetsheilstätten, Bekenntnisabnahmen, Ölsalbungen usw. haben auf Grund dieser Stelle ihre Verfechter gefunden. Den Gebrauch von Mitteln hat man verboten, und Gebet, Öl, Bekenntnis und den Glauben hat man zu einem Mittel gegen Krankheit herabgewürdigt. Wenn Gott Heilkräfte in die geschaffene Kreatur gelegt hat, so sind sie für uns gegeben. Es ist keine Frage, Gott kann uns ohne den Gebrauch von Mitteln heilen, wie es keine Frage ist, daß Gott uns ohne tägliche Speise erhalten kann. Die Schrift zeigt uns beides. Aber es ist die Frage, ob dies Seiner Bestimmung entspricht. Im allgemeinen, glaube ich, finden wir in der Schrift, daß Gottes Walten sich in den von Ihm gegebenen Mitteln offenbart. Er konnte Elias 40 Tage ohne Speise erhalten - aber zu einer anderen Zeit mußten ihm Raben solche bringen. Der HErr hätte die 5000 ohne die Hand voll Brot speisen können, aber Er gebraucht das Vorhandene. Er hätte Hiskia ohne die Feige heilen können, aber Er gebraucht die darin gegebene Heilkraft. Gott kann die Nationen an einem zukünftigen Tage heilen ohne Blätter der Heilung, aber Er gibt „Blätter der Heilung“ für sie (Offenb. 22,2). Paulus hätte Timotheus in Ephesus schreiben können, die Ältesten, die in Ephesus waren, zu rufen, aber er sagt: „Gebrauche ein wenig Wein, um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen“ (1. Tim. 5,23).

Der Glaube vertraut nicht den Mitteln, sondern dem HErrn. Elia vertraute für die Erhaltung seines Lebens am Bache Krith nicht auf die Raben, sondern auf Gott. Hier liegt der Unterschied zwischen dem Glauben und dem Unglauben. Der Unglaube handelt wie Asa (2. Chron. 16,12ff.), der in seiner Krankheit nicht Jehova, sondern die Ärzte„suchte“. Er hatte den einstigen Glaubenspfad verlassen. Er stützte sich auf den „König“ von Syrien und nicht mehr auf Jehova. Und als Gott Seine Hand in Krankheit auf ihn legte, da suchte er zwei Jahre nach Ärzten für seine Krankheit, aber nicht Jehova. Und so starb er. Welchen Wert hatte es, daß er sich seine Begräbnisstelle bereitet hatte und man seinen Leib auf kunstvoll bereitete Gewürz- und Spezereimischung bettete und man ihn bei seinem Begräbnis beweihräucherte mit „einem sehr großen Brand“? Er starb auf der Suche nach den Ärzten, aber an Jehova ging er vorbei. Ein armer Lebensabschluß! Eine Warnung für uns! Wie manche Kinder Gottes müssen an ihrem Leibe die Erfahrungen des Weibes in Mark. 5 machen, die sich immer schwereres Leid, immer Schlimmeres für ihr Geld erkaufte. Erst als das ihr anvertraute Gut so traurig verwandt war, da kam sie zu Jesu und erfaßte den Saum Seines Kleides. In solchen

traurig verwandt war, da kam sie zu Jesu und erfaßte den Saum Seines Kleides. In solchen Unglaubenswegen bedarf es oft des Eingreifens Gottes, daß Er alles zu Ende kommen läßt und dann dem Glauben Seine Macht ohne Mittel offenbart. Da bedürfen wir oft wirklich der Erlösung mit dem kostbaren Blute Christi von den Ärzten und Arzneien, wie andere der Erlösung von dem überlieferten Wandel nach väterlicher Weise bedürfen, an dem man so oft Gläubige mit ganzer Seele hangen sieht (1. Petri 1,18).

Krankheit ist nicht immer Gericht und Züchtigung, sondern auch Gottes Gnade in Erziehung und Bewahrung. Wir mögen nicht wissen, warum Leiden und Krankheit uns begleiten. Der lebendige Glaube aber sieht Gott in allen Dingen. Da ist kein Klagen, Murren und Auflehnen gegen Gott. Das Herz wendet sich an Ihn. Es kennt Seine Liebe, daß Er uns nur das Beste geben kann. Es vertraut Seiner Weisheit, daß Er den Weg besser zu wählen weiß als wir selbst. Der lebendige Glaube bekennt Gott die Lage und unterwirft sich Seiner Hand, ob, wann und wie Er Seine Hilfe und Macht offenbaren will. Da ist keine Hast. Der Glaube ruht in Gott, er nimmt nicht die Sache in seine eigene Hand, sondern legt sie in die Hand eines anderen - in Gottes Hand: er betet!

Wenn der Kranke so geleitet wird, mag er Brüder zu sich rufen und mit ihnen über seine Lage reden, und sie „mögen“ über ihn beten. Da ist ein Sichgewißwerden. Da ist keine Form. Mit dem Rufen und dem Äußeren ist nichts getan. Für solches Gebet muß in jedem einzelnen Fall Glaubensabhängigkeit und Glaubensgewißheit vorhanden sein; ein Glaube, der für diesen Fall und diesen Akt von oben gewirkt ist. „Das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen,“ dies ist eine Wahrheit, die heute noch gilt. Gott Antwortet solchem Gebet, ob durch oder ohne Mittel.

Wir bedürfen aber der Wachsamkeit, das Gebet nicht zum Heilmittel gegen die Krankheit zu machen, das nun auf jeden Fall helfen muß. Gott wird den Glauben nicht ohne Antwort lassen. Wir werden glücklich sein auf diesem Wege, auch wenn die Antwort wie auf das dreimalige Gebet Pauli lautet: „Meine Gnade genügt dir“ (2. Kor. 12,9).

Jakobus beleuchtet dann den Krankheitsfall von einer anderen Seite. Die Krankheit kann die Folge von Sünde sein. In diesem Falle muß Vergebung erlangt werden, und diese macht das Bekenntnis nötig. Da sind Sünden, da sind Verfehlungen, da sind Härten im Leben. Diese treten vor das Auge des Gläubigen. Der Geist Gottes bringt es ihm zum Bewußtsein, daß diese Dinge geordnet sein müssen, die als Hindernisse der helfenden und heilenden Hand Gottes im Wege stehen.

Das Böse soll nicht verborgen, sondern aufgedeckt und gerichtet werden. Die Wahrheit fängt an, in der Seele zu wirken und der falsche Schein der Schuldlosigkeit wird zerrissen. Demut, brüderliche Liebe und Vertrauen fangen an, in der Seele zu. wachsen, und Bekenntnis und Vergebung folgen. Die Sünde wird „gelöst“ und das Hindernis und die Zucht beseitigt.

Aber auch hier ist die Gefahr, das Bekenntnis zum Mittel gegen die Krankheit zu machen. Wie traurig, wenn man heute von Stätten reden hört, wo Brüder oder Schwestern Sündenbekenntnisse abnehmen! Solche Dinge kennt die Schrift nicht. Nicht der Wunsch zum Gesundwerden soll das Bekenntnis hervorbringen, sondern der Heilige Geist, der das Licht auf unser Verhalten fallen läßt. Solche Bekenntnisse sollen nicht vor „den Ältesten“ oder „Brüdern“ geschehen, sondern es heißt: „Bekennet einander“, d.h. einer dem anderen, worin er gegen ihn gefehlt hat!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie klar ist dies alles nach der Schrift, und was wird demgegenüber in vielen Kreisen von Gläubigen hin und her aus dieser Stelle gemacht! Und dann, wenn andere so mancherlei Unwesen in dieser Hinsicht nicht mitmachen können und für sich bei Krankheiten Mittel anwenden, dann wird von jenen teuren Geschwistern, die nur „Gebets“ - und „Glaubensheilung“ usw. gelten lassen, über den vermeintlichen Kleinglauben der anderen oft ziemlich schroff abgeurteilt. Manche solcher Geschwister fragen in Punkten der praktischen Absonderung von der religiösen Welt und deren Systemen gar nicht so sehr danach, was das Wort sagt (vgl. z.B. Joh. 14,21ff. und 2. Kor. 6,14ff.), dagegen bezüglich Krankheit und Heilung, auch Sündenbekennens vor Menschen, sind sie leicht geneigt, ihren Standpunkt zum Maßstab des Glaubens zu machen und den schlichten Absonderungsweg des Glaubens etwa nach Hebr. 11,24-28 und 13,13 gering zu achten oder gar zu verurteilen! Laßt uns uns hüten, teure Geschwister, vor ähnlicher Stellungnahme bez. Krankheiten und Mittel! Gott hat auch die Ärzte gegeben, schon einen Lukas! Und wer keinen Arzt und kein Mittel anwenden zu sollen meint, der handle gemäß seines Glaubens, aber er mache sich nicht zum Gewissen anderer, und er prüfe lieber noch einmal recht gründlich, was die Schrift sagt!

Nach diesen Ausführungen wird es dem Einsender dieser Frage nicht verwunderlich sein, wenn wir ihm keine Stätten angeben, wo Jak. 5,14-16 systematisch gehandhabt wird. Wir können es nicht, da wir ein solches planmäßiges System der Krankenheilung nicht für schriftgemäß halten können. Ob und wie man aber im einzelnen Fall auf Grund dieser und anderer Stellen handeln darf und soll, darüber ist oben genug gesagt. – Auch in dieser Frage wie in anderen gilt Röm. 14,23: „Alles, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde,“ d. h. das ganze Leben des den HErrn liebenden Kindes Gottes in allen Dingen, auch bei Krankheiten, ob ohne oder mit Arzt oder Mitteln - es muß ein Leben der Abhängigkeit von Ihm und Seinem Wort sein in Glauben und Gehorsam! Das lehrt uns auch der Jakobusbrief (vgl. z. B. Jak. 2,14ff.; siehe auch Röm. 14,7ff.!).

Geleitswort an den Leser:

Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Gottes Kinder heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht geoffenbart worden, was wir sein werden; wir wissen, daß, wenn es (Er) offenbar werden wird, wir sein werden so wie Er, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Und jeder, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist. 1. Joh. 3,1-3.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antwortenliest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 32

Was ist unter dem „Ausgeschnittenwerden“ in Römer 11,16-22 zu verstehen?

Antwort A

Ausgeschnittenwerden ist dasselbe wie Weggeschnittenwerden. Der Gärtner schneidet einen Zweig weg, wenn er, etwa durch den Wurm zerstört, anfängt zu vertrocknen, und also keine Lebensverbindung mehr mit dem Stamme hat (vgl. Joh. 15,4-6). In dem Volke Israel haben wir ein solches Bild vor uns. Es hätte der Stammbaum des neuen Paradieses sein sollen, doch der Wurm der Sünde fand Raum hinter der Rinde äußerer Heiligkeit und verwüstete den größten Teil der Zweige, so daß Gott diese Zweige wegschneiden mußte (vgl. z. B. 4. Mose 25,1-9; 5. Mose 32,5-6; 1. Kön. 12,19). Nun musste Gott die weggeschnittenen Zweige ersetzen, und Er tat dies, indem Er Zweige aus einem wilden Stamm ausschnitt und in den alten Stamm einsetzte. - Und nun, lieber Mitpilger, du und ich und unsere Mitgeschwister - wir sind die neu eingepfropften Zweige, darum laßt uns von Gott Gnade erbitten, daß der Wurm der Sünde nicht in uns hinein komme, damit Gott keinen von uns wegschneiden muß; denn die Sünde trennt uns und Gott!

K. K.

Antwort B

Der Gegenstand der Gedanken und Wege Gottes wird einem edlen Ölbaum verglichen. Christus (die Wurzel) (Offenb. 22,16; Jes. 11,10) ist die Quelle, die Ursache aller Segnungen (der Saft), welche das Volk Israel (die Zweige) genießen sollte (Jes. 53,2; Matth. 15,24; Röm. 9,4.5). Nun ist das letztere wegen seines Unglaubens beiseite gesetzt und aus den Nationen die Christenheit an den Platz Israels gebracht worden (ein wilder Ölbaum eingepfropft). Dieselbe aber bewährt sich nicht besser, wie wir es in den christlichen Ländern Europas sehen, und geht dem Gericht Gottes entgegen. Dann wird der Überrest Israels (von den abgebrochenen Zweigen des edlen Ölbaums) wieder angenommen (eingepfropft), nachdem Gott die hochmütige, weltselige, tote Christenheit gerichtet haben wird (vgl. Matth. 3,10; Luk. 3,9!). - Dieses Gericht verstehe ich unter dem „Ausgeschnittenwerden“. Es entspricht dem Ausspeien in Offenb. 3,16 und dem Fall Babylons in Offenb. 18; es bezieht sich also meiner Erkenntnis nach keineswegs auf einzelne Personen, sondern vielmehr auf eine Gesamtheit.

Jedoch sehr ähnlich verhält es sich mit Joh. 15, 2-6, wo, wie ich glaube, von sich (mit Unrecht) auf Jesu Namen berufenden einzelnen die Rede ist.

R. W. D.

Antwort C

Im Römerbrief wird zwei Gefahren entgegengetreten, die damals bestanden und ebenso heute noch bestehen. Die eine Gefahr ist die, daß die Gläubigen ans den Juden meinten, einen Vorzug vor den anderen zu haben, weil sie das auserwählte Volk Gottes von alters her waren, dem die Aussprüche Gottes anvertraut und die Verheißungen gegeben waren und aus welchem, dem Fleische nach, der Christus war. Die andere entgegensetzte Gefahr aber war die, daß die Gläubigen aus den Nationen die Juden verachten, meinend, diese seien von Gott gänzlich und für immer verstoßen, weil sie als Volk ihren Platz vor Gott verloren hatten und die Gläubigen an ihre Stelle getreten waren. Letztere

Volk ihren Platz vor Gott verloren hatten und die Gläubigen an ihre Stelle getreten waren. Letztere Gefahr ist es, der der Apostel hier in unserer Schriftstelle begegnet. Von Vers 1 an (Kap. 11) eifert der Apostel gegen die irrige Annahme, daß Gott Sein Volk verstoßen habe, zeigt den herrlichen Ratschluß und die wunderbaren Gnadengedanken Gottes in Verbindung mit diesem Volke und nimmt so allem Irrtum über dasselbe und jeder Anmaßung gegen dasselbe allen Boden (V. 1-15).

In Weiterführung dieses Gedankens gebraucht nun der Apostel das Bild von einem Ölbaum (V. 16-24). Warum nicht Weinstock oder Feigenbaum, sondern Ölbaum? Öl weist immer auf den Heiligen Geist hin, und mit dem Öl finden wir Licht verbunden (s. 2. Mose 27,20). Licht läßt die Dinge so erscheinen und erkannt werden, wie sie sind, den Tatsachen entsprechend, gibt also der Wahrheit Zeugnis. So finden wir auch in bezug auf den Ölbaum, wenn wir Sach. 4 und Offenb. 11,3.4 lesen, daß es sich um das Zeugnis für Gott auf der Erde handelt. Israel war erwählt, dieses Zeugnis zu sein. Es fehlte darin. Da kam der HErr, Israel verwarf Ihn. Deshalb wurde es beiseite gesetzt, und die Nationen traten an ihre Stelle: die natürlichen Zweige des Ölbaumes wurden ausgebrochen - durch ihren Unglauben - und die Zweige des „von Natur wilden Ölbaumes“ wurden eingepfropft. Und die „Wurzel“ des Ölbaumes, die die „Fettigkeit“ des Ölbaumes spendet und die Zweige trägt? Diese ist der Christus, welcher über alles ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (9,5)! Er ist es, in dem das Zeugnis Gottes auf der Erde seinen Anfang hat, der es nährt und erhält und Seinen Zeugen alles darreicht bis ans Ende. Auch in dieser Beziehung ist das Bild göttlich vollkommen; es zeigt so recht, daß alles Leben und alle Kraft von Ihm ausgeht und Seine Zeugen völlig von Ihm abhängig sind. Sie haben daher keine Ursache und kein Recht, sich zu rühmen - auch nicht gegen die „ausgebrochenen Zweige“, Israel, denn wie diese ausgebrochen - beiseite gesetzt - sind durch den Unglauben, so stehen sie, die an deren Stelle gesetzten, „eingepfropften Zweige“, allein durch den Glauben (V. 20), und Gott kann auch sie beiseite setzen („ausschneiden“), wenn sie etwa auch in Unglauben fallen, nicht an Seiner Güte bleiben (V. 21.22); auch kann und wird Er Israel wieder einsetzen („wieder einpfropfen“), wenn sie nicht im Unglauben bleiben. Dieses alles wird seine Erfüllung finden. Die Gemeinde, die „Kirche“, hat gefehlt in ihrem Zeugnis hienieden - wie immer der Mensch, wenn etwas ihm anvertraut ist - und es kommt die Zeit, wo sie völlig versagen und deshalb gänzlich beiseite gesetzt werden wird, wenn die wahre Gemeinde entrückt und nur noch eine tote Bekennermasse da sein wird, die der HErr ausspeien wird aus Seinem Munde“ (Offenb. 3,16). Die unbrauchbaren Zweige werden nicht geschont, sondern ausgeschnitten werden. Dann wird „ganz Israel errettet werden“ (V. 26), „unter die Begnadigung kommen“ (V. 31) und wieder das Zeugnis für Gott sein auf der Erde: die „natürlichen Zweige“ werden wieder „in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft“ werden (V. 23.24).

Es ist also nicht das ewige Heil, sondern der Platz als Zeugnis für Gott hienieden die Frage. (Dazu stimmen die Ermahnungen in den folgenden Kapiteln.)

Ich bin mir der Schwachheit meiner Ausführungen bewußt; aber ich möchte dienen mit dem, was der Herr mir über diesen wichtigen Gegenstand gegeben hat. Wichtig ist er für einen jeden Gläubigen persönlich nicht nur darum, weil es gut ist, klar zu sein über diesen Gegenstand, sondern auch darum, weil er uns mahnt, treu zu sein, demütig zu sein, Seine Güte zu erkennen und an derselben zu bleiben im Glauben. Der HErr schenke uns dazu Gnade!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Sicher ist dieser Gegenstand sehr wichtig, doch ist es nicht leicht, im Rahmen einer kurzen Antwort Darüber umfassende Klarheit zu geben. - Vorstehende Antworten versuchen, Licht auf diese Stelle fallen zu lassen, und wir hoffen, daß sie manchem dienen.

Wir glauben aber keinesfalls, daß sich, wie der Schluß von Antwort A vermuten läßt, dieser Gegenstand (das „Ausgeschnittenwerden“) auf den einzelnen Gläubigen bezieht, demzufolge dieser für ewig von Gott geschieden werden könnte; vielleicht meint jedoch der Verfasser das letztere auch gar nicht; wichtig bleibt aber jener Schlußsatz der Antwort insofern, als es bezüglich des Zeugnisses auf Erden (dieses Vorrechts, das zuerst Israel gehörte) durchaus eine ernste Tatsache ist, daß Gott bisweilen solche Zeugen unter den Gläubigen von der Erde fortnimmt, die dem Zeugencharakter (Christo Jesu gemäß) nicht entsprechend wandeln und das Zeugnis schädigen. Diese aber werden nicht für ewig von Gott getrennt, sondern sie werden (nur) „abgeschnitten aus dem Lande der Lebendigen“, eben weil sie unbrauchbar für Gott waren (vgl. 1. Kor. 5,5). Ebenso verhält es sich, soweit ich sehe, in Joh. 15,6 mit den vom Weinstock abgeschnittenen Reben, die keine Frucht brachten auf dieser Erde (es ist hier nicht vom ewigen Leben die Rede, sondern vom Fruchtbringen!).

Wir möchten nun nicht mehr auf die Frage eingehen, wir müßten sonst zu weit ausholen; wir glauben, daß vorstehende Antworten genügen. Nur eins: Wer da annimmt, durch das „Du“ des Apostels (in jenen Versen) berechtigt zu sein, seine Darlegungen als den einzelnen persönlich angehend auffassen zu dürfen, der sei erstlich an Vers 13 erinnert, in dem Paulus von sich redet, obwohl er doch nur ein Vertreter der Gesamtheit des gläubigen Überrestes Israels war, ferner aber an Kap. 2, V. 3 u. 17ff., woraus deutlich hervorgeht, daß der einzelne genannt wird als Vertreter des Ganzen, weil dadurch der Grundsatz klarer hervortritt. (Auch wir machen es oft ähnlich, wenn wir, z. B. in Gedichten, das einzelne Glied einer Nation anreden, während wir die Nation meinen.) Wer diese Stelle auf den einzelnen anwendet, statt auf die Gesamtheit (Israel - Nationen, als Baum des Zeugnisses auf Erden!), der zerstört den ganzen Zusammenhang, vielleicht zugunsten - wie uns bekannt ist - eines hieraus gezogenen trügerischen Beweises für das Verlorengehenkönnen von Kindern Gottes. Aber um diese Frage handelt es sich hier gewiß nicht, überhaupt nicht um die persönliche Errettung, sondern vielmehr - was das Heil (die Begnadigung) betrifft - um die Wege und Grundsätze der Regierung Gottes, auf Grund welcher überhaupt die Errettung derer aus den Nationen ermöglicht wurde, und ferner, wodurch diese für die Nationen wieder unmöglich werden wird: wenn nämlich Gott die eingepfropften Zweige (die Nationen) infolge ihrer Schuld ausschneidet, worauf dann ganz Israel (das ungeteilte Ganze des Volks) errettet wird (V. 26). Kurz gesagt: in dieser Stelle handelt es sich um Grundlinien, nicht um Einzelergebnisse!

Frage 33

Wie kann ich in meinem Leben besser als bisher praktische Erfahrung machen von Joh. 8,36 oder auch von Röm. 6,11ff. und anderen Stellen, die über die Befreiung von Sünde und Sündigen handeln?

Antwort A

Wie entsteht eine Sünde? Der Vorgang ist etwa folgender:

Eine Versuchung kommt plötzlich über uns - ein Gedanke steigt in unserem Herzen auf (Matth. 15,19) und fordert uns auf, eine Sünde zu tun, oder von außen gelangt eine Versuchung (etwa in einem Bilde) an uns heran (Matth. 5,29) und vergiftet unser Innerstes.

Hat ein Mensch den Heiligen Geist empfangen (Röm. 8,9), so wird er empfinden, daß der Geist in ihm wider das Fleisch streitet (Gal. 5,17) und - der Kampf ist da; es wird nun darauf ankommen, wer gewinnt. Eigene Kraft wird nicht ausreichen, um die bösen Gedanken oder die unreinen Bilder aus dem Herzen zu schaffen. Hier muß Gott Selbst eingreifen als der Stärkere. (Luk. 11,22.)

Nach Röm. 8,2 sind wir erlöst von der Macht der Sünde, denn wir sind durch den Herrn Jesum in ein Gebiet versetzt worden, innerhalb dessen der Heilige Geist wirkt. Das Wirken des Heiligen Geistes bei unseren inneren Nöten verspüren wir nur dann, wenn unser Wille ganz auf den HErrn hin gerichtet ist. „Sollen wir denn in der Sünde beharren? - das sei ferne!“ (Röm. 6,1 u. 2.)

Von uns aus muß zuerst jeder innere Widerstand aufgegeben werden (Matth. 16,24; Joh. 12,25), und dies geschieht, indem man so tut, wie wenn man sich gar nicht kennete. Solches Tun bedeutet ein Verzichten auf das bisherige von Gott losgelöste Eigenleben. Ist nun unser Herz geöffnet, so wird der HErr Abendmahl mit uns halten (Offenb. 3,20), und wir werden Seine Stimme hören. Solange wir nun Jesu Stimme hören (Joh. 10,27 u.

28), solange steht es gut mit uns, und wir werden die praktische Erfahrung von Joh. 8,36 machen. Es sei daher unsere stete Sorge, daß wir mit dem HErrn immer in Hörweite verbunden bleiben. Können wir Jesu Stimme nicht mehr hören, dann sind wir auf einem Irrwege; sobald wir nun dieses gewahr werden, zurück zum HErrn, und Er wird Antworten, ehe wir rufen. (Jes. 65,24.)

„Bringe alles zu Jesu, was du an Befleckung des Fleisches oder des Geistes an dir entdeckst, und wäre es nur der nebelhafte Schatten eines ungöttlichen, aber noch nicht formulierten Gedankens; laß dich immer und immer wieder reinigen,“ so schreibt Pastor Otto Stockmayer in einer Schrift. Durch dieses Bekennen, d. h. Mit-Namen-nennen unserer Sünde (1. Joh. 1,9), bleiben wir in der rechten Abhängigkeit vom HErrn, und Er vergibt und reinigt uns stets aufs neue.

Den Ausdruck „treibet“ in Röm. 8,14 übersetzt die Miniaturbibel mit „leiten lassen“. Dieses „Sich-leiten-lassen“ erfordert innere Stille und Aufmerksamkeit (Psalm 40,8) zum Hören der Stimme und dann Gehorsam; es ist nicht möglich ohne eine stets einwilligende Handlung des menschlichen Willens von Fall zu Fall, vgl. Röm. 12,2!

Halten wir im Gedächtnis Jesum Christum (2. Tim. 2,8), damit wir mit Kraft gestärkt werden durch Seinen Geist am inwendigen Menschen; daß Christus wohne durch den Glauben in unseren Herzen! (Eph. 3,16 u. 17.)

C. L.

 

 

Antwort B

Die gestellte Frage ist von größter Wichtigkeit für ein jedes Kind Gottes, da wir wohl alle - der eine mehr, der andere weniger - die Erfahrung gemacht haben, daß wir von der Verwirklichung der

Befreiung, von der der Herr Jesus in Joh. 8,36 spricht, oft noch recht weit entfernt sind.

Es kommt Befreiung in verschiedener Beziehung in Frage, da die Sklaverei, in der der Mensch von Natur sich befindet, eine mehrfache ist.

Die erste - als das Grundübel - ist die Sklaverei unter der Macht der Sünde. Wir alle kennen diese Macht;

der Herr Jesus spricht davon in Joh. 8,34, das ganze Wort Gottes zeigt sie uns in ihrer Schrecklichkeit, in Röm. 6 ist wiederholt vom „Herrschen“ der Sünde und vom „Sklaven“ der Sünde die Rede (s. V. 12.14.16-20).

Die zweite ist die unter dem Gesetz. In Röm. 7,1 ist gesagt, daß das Gesetz über den Menschen „herrscht“, und nachdem in den weiteren Versen noch von dieser Herrschaft geredet ist, ist in den V. 7-11 von der Wirkung des Gesetzes auf den Menschen infolge des Vorhandenseins der Sünde und in den V. 12-24 der elende Zustand einer Seele gezeigt, die unter der Knechtschaft des Gesetzes des Buchstabens seufzt.

Die dritte ist die der „Welt“, deren Gott und Fürst der Satan ist (s. 2. Kor. 4,4; Eph. 2,2) und in der infolgedessen tiefste Finsternis herrscht (s. Joh. 1,5; 3,19; Eph. 5,8; 1. Petr. 2,9, Schluß), so daß in bezug hierauf von dem Bekehren „von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt Satans zu Gott“ und von der Errettung „aus der Gewalt der Finsternis“ gesprochen ist (Apgsch. 26,18; Kol. 1,13). Ja, die Welt mit ihrer Lust und allen ihren Dingen ist eine große Macht in der Hand Satans. Das zeigt uns Gottes Wort sehr klar in dem alttestamentlichen Bilde Ägyptens, wie es das Volk Israel knechtete, härter und härter, bis es auszog (2. Mose 1,11-14; 2,23-25; 5,4-19), es dann verfolgte, als es ausgezogen war, bis es durch das Rote Meer ging (2. Mose 14,5-10), und seinen Einfluß selbst dann noch auf das Volk Israel ausübte, als dieses bereits in der Wüste war (2. Mose 16,3; 32,3-6; Apgsch. 7,39-41; 4. Mose 11,4-6). Auch Eph. 2,1-3, Kol. 2,8.20 u. a. Stellen reden davon.

So ist der natürliche Mensch ein Sklave im vollsten Sinne des Wortes. Ein solcher Sklave aber kann nichts tun zu seiner Befreiung, nur der Tod macht seiner Sklaverei ein Ende. Dann freilich ist es mit dem Herrschen über ihn aus - dem Toten kann der, dem er bis dahin diente, nichts mehr gebieten, der Tote kann ihm nicht mehr gehorchen, hat nichts mehr mit ihm zu tun. Über einen Menschen, der gestorben ist, hat weder die Sünde noch das Gesetz, noch die Welt mehr irgendwelche Macht (s. Röm. 6,6.7; 7,1-6); Kol. 2,20). Darum kam und starb der Herr Jesus für den Menschen. Aber nicht nur dieses. In Seinem Leben hienieden hat Er als Mensch über die Sünde völlig gesiegt, das Gesetz vollkommen erfüllt und die Welt in allem überwunden, und nachdem Er Sein Leben niedergelegt und so allem zur vollkommenen Befriedigung Gottes begegnet war, ist er auch auferstanden als Mensch und als solcher aufgenommen in die Herrlichkeit, wo Sünde, Gesetz und Welt nicht nur keine Macht, sondern überhaupt keinen Platz haben. Mit diesen Dingen hat Er nie mehr etwas zu tun. Auf diese Weise hat Er eine wahre und völlige Befreiung geschaffen von jeder Sklaverei für ein jedes der Seinen, weil sie völlig eins mit Ihm sind! Sie sind mit Ihm gestorben der Sünde, dem Gesetz und der Welt (Röm. 6,5.6.8; 7,4; Gal. 2,20; Kol. 2,20), sind infolgedessen nicht mehr unter ihrer Macht, und sie sind mit Ihm auferweckt und mitsitzend in den himmlischen Örtern (Eph. 2,6), haben daher nichts mehr mit Sünde, Gesetz und Welt zu tun, und sie sind so befähigt, in Neuheit des Lebens zu wandeln, nicht mehr der Sünde zu dienen, sondern Gott zu leben (Röm. 6,4-11), nicht mehr in Gesetzeswerken sich abzumühen, sondern zu dienen „in dem Neuen des Geistes und nicht in dem

Alten des Buchstabens“, da nicht mehr sie leben, sondern Christus in ihnen lebt (Röm. 7,6; Gal. 2,20), und nicht mehr nach den Elementen der Welt zu leben, denn sie sind ja „gestorben und ihr Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol. 3,2.3).

„Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein!“ In der Tat, es ist eine wirkliche und völlige Befreiung, die der HErr den Seinen gebracht hat!

Warum aber spüren wir noch so wenig von dieser herrlichen Befreiung? Beugen wir uns in den Staub - an Ihm liegt es nicht, sondern an uns! Er hat alles getan und gegeben; an uns liegt es, zu glauben und im Gehorsam uns Ihm hinzugeben. Wie wir einst im Glauben Ihn, den Sohn, als unseren Erretter und Befreier annahmen und die Herrschaft über unser Leben auf Seine Schulter legten, unser Leben Ihm übergaben, so beruht auch für die weitere Folge das ganze Geheimnis der wirklichen Befreiung allein in der beständigen Hingabe an Ihn durch Glauben. - Er ist es, durch den allein die Befreiung, wie alles andere, ist! Suchen wir, Ihn mehr in unser Leben eintreten zu lassen! Insoweit ich beiseite gesetzt bin und Er mein Herz, mein Leben ausfüllt, hat die Sünde keine Macht, tue ich nichts aus knechtischer Gesetzesfurcht, folge ich nicht den Einflüssen und Forderungen der Welt! Ja, Seine Person ist die wunderbare Kraft, in der der Glaube überwindet, und Er ist ja für einen jeden von uns nach Seiner ganzen Person da! O, wie kostbar und ermunternd für uns! Wir preisen Dich, Herr Jesus!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie schön, wie klar belehrend, aber auch wie praktisch sind diese beiden Antworten! Möchten sie uns allen zum Segen sein!

Ja, wenn wir im täglichen Leben keine Erfahrungen vom Sieg über die Sünde nach Joh. 8,36 u. a. machen, so liegt das nur an uns, nie am HErrn. Er hat die Grundlage geschaffen, auf der wir überhaupt Sieg haben können, indem Er die Sünde hinwegnahm (Joh. 1,29, vgl. Frage 46/47 in Band ll, 1914!). Wer im Glauben zu dem Lamm Gottes gekommen ist, der hat es erfahren, daß „das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, uns von aller Sünde reinigt“ (1. Joh. 1,7). Wir stehen damit auf einem neuen Grund und Boden, wie es grundsätzlich ausgedrückt ist in 1. Kor. 6,11: „... aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt in dem Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unseres Gottes.“ Das sind Grundtatsachen! Wer nicht auf diesen steht, also gar nicht wahrhaft bekehrt ist, der muß, wenn er's überhaupt tut, vergeblich kämpfen gegen die Sünde, denn sie beherrscht ihn, ja noch mehr, sie ist sein Todeselement, in dem er gefangen ist. So lange einer im Gefängnis sitzt, nützt das Kämpfen, um herauszukommen, nichts, ist er aber außerhalb desselben, so kann er acht geben, nicht hineinzukommen! Ein hinkender Vergleich freilich, aber er zeigt in etwa, was es heißt, das, was wir oben „Grundtatsachen“ nannten, im Glauben erfaßt und verwirklicht zu haben und zu halten („in Christo“).

Dann erst beginnt das Leben unseres persönlichen Sieges über den von Christo besiegten Feind. Und da ist natürlich eine stete praktische Willensabneigung von der Sünde (vgl. Kol. 3,5ff.), wie Antwort A zeigt, ja, eine stete Wachsamkeit, ein Genaunehmen mit den kleinen Dingen, „den kleinen Füchsen“ (Hohel. 2,15), und Abhängigkeit vom HErrn nötig. Diese letztere muß auch eine ständige sein, jede Unterbrechung derselben unsererseits ist ja, weil Unglauben, an sich schon ein Unrecht und führt

unbedingt, wenn der Vater in Seiner Gnade solch ein Kind nicht geradezu verhindert zu fallen, zu schmerzlichen Verfehlungen, Übertretungen und Sünden. Um davon im einzelnen Fall gereinigt zu werden, ist uns in 1. Joh. 1,9 der Weg gezeigt (vgl. Frage 34!). - Noch einige Worte über das praktische Überwinden! Wir lesen in dem an Kinder Gottes gerichteten Wort 1. Joh. 3,23 (vgl. Joh. 14,1) von dem „Glauben (Vertrauen) dem (an den) Namen Seines Sohnes Jesu Christi“; das ist die Abhängigkeit von Ihm und Seinem Wort; man tut dann nichts aus eigener Kraft, setzt in allem das Vertrauen auf Ihn, blickt auf Ihn (Hebr. 12,2 nach dem Glaubenskapitel Hebr. 11!), ist zugleich Seinem Worte gehorsam, kurz man „bleibt in Ihm“ (1. Joh. 3,6). Dann hält Sein Geist die Zügel der Regierung unseres Lebens und Wandelns, bewahrt uns in den Versuchungen und bringt die Frucht in unserem Leben hervor, die Gott wohlgefällig ist (Gal. 5,22); nicht durch unsere Anstrengungen geschieht das, sondern durch Ihn Selbst. Wir wissen, das Fleisch bleibt schlecht (Röm. 7,18), aber uns leitet der Geist Gottes (Röm. 8,9.13.14), daß wir die Lüste des Fleisches nicht tun. Das ist in Wahrheit praktische Heiligung, wenn „wir in Ihm und Seine Worte in uns bleiben“ (Joh. 15,7), wenn wir Ihn in Seinem Worte anschauen und in Ihm unser Leben, Vorbild, Ziel, unsere Freude (vgl. Nehem. 8,10 Schluß!) und Kraft sehen, wie es uns der Philipperbrief zeigt (vgl. Frage 4!). Da gibt es Sieg, da gibt es ein Hineinverwandeltwerden in Sein Bild (2. Kor. 3,18, vgl. Frage 18!), da hört das Klagen über Niederlagen und beständiges Am-Boden-liegen auf, da gibt's ein ruhiges Wachstum, bewirkt durch den Geist Gottes. Er macht dann alles! Mit Christo ist uns ja alles geschenkt, so daß wir wandeln können „im Neuen des Geistes“, wie Antwort B so schön zeigt. Lesen wir noch Röm. 8,31.32 u. 2. Petri 1,3ff.! - Gepriesen sei Er, der uns freigemacht von der Sünde und dessen Gnade genügt (2. Kor. 12,9, siehe auch das wichtige Wort Hebr. 4,16!), um uns täglich durch Seinen Geist (Gal. 5,25) in Neuheit des Lebens wandeln zu lassen (Röm. 6,4)!

Frage 34

Wie stimmt in der Praxis des Christenlebens 1. Joh. 1,7 („und das Blut ...“) mit Vers 9 zusammen? Muß nicht ein Kind Gottes, wenn es gesündigt hat, mit der begangenen Sünde wieder unter das Blut kommen?

Antwort A

Christus hat „eine ewige Erlösung erfunden“ (Hebr. 9,12), indem Er Frieden gemacht hat durch das Blut Seines Kreuzes“ (Kol. 1,20). Da es vor Gott „ohne Blutvergießung keine Vergebung“ gibt (Hebr. 9,22), wurde Er „unserer Übertretungen wegen dahingegeben“ (Röm. 4,25a). Doch mußte Er auch aus den Toten auferstehen „um unserer Rechtfertigung wegen“ (Röm. 4,25b) und damit „wir in Neuheit des Lebens wandeln“ könnten (Röm. 6,4). Paulus streckte sich danach aus, „Christum zu erkennen, sowohl die Kraft Seiner Auferstehung als auch die Gemeinschaft Seiner Leiden“ (Phil. 3,10). Wenn wir Christum im Worte anschauen (2. Kor. 3,18; Ps. 119,105; Joh. 5,39; vgl. auch Frage 18!), „wandeln wir im Lichte“ (1. Joh. 1,7a). So werden wir wie Paulus mehr und mehr in Seiner Erkenntnis wachsen (2. Petri 3,18; Kol. 1,10; Eph. 1,17), „Gemeinschaft mit Ihm haben“ (1. Joh. 1,7b) und geheiligt werden, indem wir „gereinigt werden durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ (Eph. 5.26), das uns in seiner lebendigen und wirksamen Kraft richtet und durchdringt bis zur Scheidung von Seele und Geist (Hebr. 4,12). Erweisen wir uns so als „Täter des Wortes“ (Jak. 1, 22), werden wir in fortschreitendem Maße „unsere Glieder im Tode halten“ (Kol. 3, 5), indem wir uns im Glauben als mit Christo gestorben betrachten (Röm. 6,5; 2. Kor. 5,14). „Sein Blut reinigt uns von

aller (jeder) Sünde“ 1. Joh. 1,7c). Das bedeutet die Verwirklichung dieser Todesgemeinschaft, ohne die es keine Lebensgemeinschaft in der Kraft Seiner Auferstehung geben kann.

Mit eine wichtige Vorbedingung dafür ist, unsere erkannten „Sünden zu bekennen“ (1. Joh. 1,9), sie als solche anzuerkennen und den ernstlichen Entschluß zu fassen, sie aufzugeben. Dann können wir mit der „Treue“ Gottes zu Seinen Verheißungen (vgl. 2. Kor. 1,18.20!) rechnen und mit Seiner „Gerechtigkeit“, die in Christo die „Sühnung für unsere Sünden“ sieht (1. Joh. 2,2), und zwar, wie im Anfang unseres Lebens aus Gott, „um Seines Namens willen“ (1. Joh. 2,12).

K. Hch.

Antwort B

Wir werden in den Briefen des Johannes immer finden, daß uns die Person des HErrn vor die Augen gestellt wird. Es handelt sich bei Johannes um praktische Tatsachen. Schon in seiner Einleitung (V. 1) sagt er: „Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens - und das Leben ist geoffenbart worden, und wir haben gesehen und verkündigen euch das ewige Leben.“ Er bezeugt ein Erlebnis. Aus diesem Erlebnis heraus wußte Johannes, daß ein jeder, der sich wahrhaft zum HErrn bekehrt, sich unter die Wirkungen des göttlichen Lichtes stellt. Wer nun diesem Lichte gemäß wandelt, bei dem offenbaren sich die drei Grundsätze seiner christlichen Stellung, die Johannes uns aufzählt: 1. Wir wandeln im Lichte, 2. wir haben Gemeinschaft miteinander, 3. das Blut Jesu Christi hat uns gereinigt. So finden wir in V. 7 die Wirkungen des für uns vergossenen Blutes oder die Tatsache des vollgültigen Opfers Christi (Hebr. 10,14). Nach den Gedanken des Apostels gehen wir als Gereinigte unseren Weg und genießen die Lebensgemeinschaft mit Gott und die Gemeinschaft im praktischen Wandel in der Liebe mit den Geschwistern; unsere Freude ist völlig, und das Blut Christi stellt uns vor den Augen Gottes und vor unserem Gewissen als gereinigt von aller Sünde dar. „Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden“ (2. Kor. 5,17). Wenn dann aber der Apostel in V. 9 noch einmal auf das Bekenntnis der Sünden zurückgreift, so zeigt er uns die Grundsätze der Gnade, und zwar in der Weise, wie sie uns gerettet hat, wie sie uns auf dem Wege zu bewahren vermag, und wie sie dem gestrauchelten und befleckten Kinde Gottes, sobald es Vergebung sucht, vollkommen zurechthilft und es wiederherstellt. Somit ist die Reue eines Kindes Gottes nicht die Buße eines verlorenen Sünders. Wir sehen hieraus, daß die Reinigung von den Sünden aller derer, die glauben, auf Grund des Blutes geschieht, und das Blut bleibt die Grundlage, auf der wir vor Gott stehen, dagegen unsere Herstellung, wenn wir uns verunreinigt haben, geschieht durch das Wasser; das Wort Gottes. Wenn wir unsere Vergehungen bekennen, tritt die Gnade in Kraft. So sehen wir, daß der Sünder bei seiner Bekehrung durch den Glauben an die Erlösung durch das Blut Christi ein für allemal gerechtfertigt wird. Gott schaut ihn in Christo an. Dagegen bei einer Verfehlung des Gläubigen von einer neuen Waschung im Blute zu sprechen ist unbiblisch. Ich möchte als Beispiel auf die Wiederherstellung des Petrus (Joh. 21,15ff.) und auf das schöne Vorbild in der Fußwaschung verweisen. „Wer gebadet ist, ist ganz rein.“ (Joh. 13,10.) Vgl. Joh. 15,3; Tit. 3,5; Eph. 5,26 usw. Das Wort Gottes hat eine reinigende und heiligende Kraft.

Ph. W.

 

 

 

Antwort C

Wenn ich das Wort recht verstehe, beziehen sich die Worte 1. Joh. 1,7: „... und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ auf die große Tatsache, daß der Herr Jesus durch Sein vergossenes Blut am Kreuze, durch Seinen Tod, unsere ganze Schuld getilgt, uns von jeder Sünde unseres ganzen Lebens reingewaschen hat. Das ist eine vollendete, ein für allemal geschehene Tatsache. In Joh. 1,7 nun ist sie in Verbindung gebracht mit der Gemeinschaft, von der auch schon vor diesem Verse die Rede ist, bezw. mit dem Wandel im Lichte, in welch letzterem allein diese Gemeinschaft ist. In diesem Lichte wird alles, was Sünde ist, offenbar. Sünde trennt von Gott, hindert die Gemeinschaft mit Ihm und auch untereinander. Aber wenn wir in diesem Lichte sind, darin wandeln, erfahren wir zugleich die trostreiche und kostbare Tatsache, daß durch das teure Blut Jesu Christi die Sündenfrage völlig und ganz geordnet ist, daß die reinigende Wirkung dieses kostbaren Blutes sich auf „alle Sünde“ erstreckt. Wohl im Blick auf dieses praktische Erfahren dieser herrlichen Tatsache ist von letzterer in der Zeitform der Gegenwart gesprochen: „Das Blut ... reinigt uns von aller Sünde.“

Die Kenntnis dieser Tatsache soll uns aber nicht in den Wahn versetzen, daß wir „keine Sünde haben“ (V. 8), „sündlos“ seien, nicht mehr sündigten, sondern es bleibt die demütigende Tatsache für uns bestehen, daß wir oft fehlen. Sobald solches geschieht, ist die Gemeinschaft gestört. Zur Wiederherstellung derselben bedarf es unseres Bekenntnisses. Dann vergibt Er. Er vergibt dann aber nicht nur, sondern „reinigt“ uns auch von aller „Ungerechtigkeit“ - von dem, was gleichsam die Wurzel der begangenen Verfehlung ist. Z. B. wenn ich zum Zorn neige und habe mich zum Zorn hinreißen lassen und im Zorn vielleicht durch Worte gesündigt, so will Er nicht nur diese Sünde mir vergeben, sondern mich auch von meiner Neigung zum Zorn reinigen, damit ich nicht immer wieder durch sie zum Sündigen verleitet werde.

Es ist also ein deutlicher Unterschied zwischen V. 7 und V. 9; Dort handelt es sich um die Grundlage für die Gemeinschaft, und deshalb ist es das Blut, welches reinigt von aller Sünde; hier handelt es sich um die Wiederherstellung dieser - auf das Blut gegründeten - Gemeinschaft, wenn sie durch Sünde unterbrochen ist, durch Beseitigung der Ursache dieser Unterbrechung, und darum ist von Vergebung die Rede und von Ihm Selbst als dem, welcher reinigt.

Ein Kind, das in der rechten Stellung zu seinen Eltern ist, hat Gemeinschaft mit ihnen. Aber sobald es in einen Ungehorsam oder eine Unart verfällt, ist die Gemeinschaft gestört. Sie kann auch nicht früher wieder Platz greifen, als bis das Kind reuig seine Verfehlung den Eltern bekennt. Tut es dies, dann empfängt es Vergebung mit ernster Ermahnung und freut sich wieder in der Gegenwart der Eltern. So ist es auch mit dem Kinde Gottes, und es ist gerade in dieser Beziehung das in V. 9 Gesagte ein großer Trost für unser Herz, wie wir sicher alle schon erfahren haben.

Dank sei dem HErrn für Seine Liebe und Gnade, die auch in dem Betrachteten uns wieder entgegenleuchtet. Möchte sie unsere Herzen ermuntern zu einem Wandel in Seinem Lichte und zu einem aufrichtigen Bekenntnis, wenn wir gefehlt haben!

Th. K.

Antwort D

Solche Reden, daß der Gläubige der täglichen Reinigung durch das Blut bedürfe und wir ständig unsere Sünden unter das Blut bringen müßten, hört man leider oft. Sie entsprechen den Gefühlen, aber nicht dem Worte Gottes. Fast stets fand ich, daß die, die solches reden, nie beachtet hatten, daß die Schrift in zwei unterschiedenen Weisen von der Vergebung redet, 1. dem Sünder und 2. dem Kinde Gottes gegenüber. Von zwei Reinigungen, der mit Blut und der mit Wasser. Werden diese Unterschiede, die die Schrift macht, nicht beachtet, so ist man in Gefahr, verkehrte Dinge zu reden. Ich habe liebe Kinder Gottes gefunden, die einfach alles mit dem Blute verbanden, aber von der Reinigung mit Wasser nichts zu sagen wußten; die oft das Lied sangen:

„Laß das Wasser und das Blut,

Deiner Seite heilige Flut,

Mir das Heil sein, das frei macht

Von der Sünden Schuld und Macht!“

und kaum beachtet hatten, daß die Schrift einen klaren Unterschied zwischen den beiden als Zeugen macht. (1. Joh. 5,6-8.)

Auch in den beiden angefragten Versen 1. Joh. 1,7 u. 9 handelt es sich um ganz verschiedene Dinge. In Vers 7: Das „Blut reinigt“. In Vers 9: „Er reinigt“. Dort handelt es sich um den Wandel im Licht und Gemeinschaft - hier um Sündenbekenntnis, Vergebung und Reinigung. Der 7. Vers spricht gar nicht von unserer Zufluchtnahme zum Blut noch von seiner Wiederanwendung auf uns. Es handelt sich auch nicht darum, wie wir wandeln, sondern wo wir wandeln: in dem Lichte (auch nicht nach oder gemäß dem Lichte). In dieser Verbindung des Wandels in dem Lichte spricht der Apostel von dem Blute, das reinigt von aller Sünde. Es ist die Grundlage für diesen Wandel im Lichte. Wie könnten solche, wie wir sind, anders dort sein?! Wenn wir im Heiligtum sind, so finden wir das Blut dort. (Hebr. 9,12.) Wie köstlich, die Wirksamkeit und den Wert dieses Blutes zu erkennen! In dem Maße, wie wir im Lichte uns bewegen, steht auch die Kostbarkeit dieses Blutes vor unserer Seele (des Blutes, das uns reinigt von aller Sünde). Es nimmt jeden Fleck hinweg und macht uns weißer als Schnee, so daß wir ohne Furcht im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist. Durch dieses kostbare Blut sind wir gerechtfertigt - gerichtlich gereinigt von jeder Schuldanklage vor Gott (Röm. 5,9 und 8,30.33). Dies ist ein für allemal geschehen. Nie kann die Frage der Sünden wieder erhoben werden. „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken“ (Hebr. 10,17). Sie sind geheiligt durch das ein für allemal geschehene Opfer und auf immerdar vollkommen gemacht (Hebr. 10,10.14). Und das Blut gibt uns die Freimütigkeit, ins Heiligtum einzutreten (Hebr. 10,19).

Aber wenn ein Kind Gottes sündigt, muß es dann nicht wieder unter das Blut gehen, um Vergebung zu erlangen? Die Schrift sagt uns solches nicht. Wir gehen zu Gott, aber nicht unter das Blut. 1. Joh. 1,9 zeigt uns den Weg - nicht den Weg „unter das Blut“, sondern den Weg des Bekenntnisses. Nicht ein Kommen „zum Kreuz mit deinen Lasten“ als ein verlorener Sünder, sondern ein Kommen zum Bekenntnis vor dem Vater als ein Kind Gottes. Noch ein Kind, obwohl befleckt, welches einen Fürsprecher bei dem Vater hat (1. Joh. 2,1)! Aber Gottes Forderung ist Bekenntnis! Solange dieses fehlt, ergeht es der Seele wie David: „Als ich schwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhne den ganzen Tag, denn Tag und Nacht lastete auf mir Deine Hand“ (Ps. 32,3.4). Aber in dem Augenblick, wenn sich Herz und Mund zum Bekenntnis öffnen, haben wir auch die Vergebung. Wir

bekennen und Er vergibt. Das steht und fällt zusammen. Das eine ist nicht ohne das andere. Welch ein Trost! Wie groß ist Seine Gnade! Und mehr, Er reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Alles dies steht mit der Reinigung durch das Wasser in Verbindung (Eph. 5,26 u. a.).

Manche fürchten, es könne eine Verkleinerung des Wertes des Blutes darin gefunden werden. Nichts davon! Wir sollten aber nicht vom Blute reden, wenn Gott vom Wasser redet! Das Blut in seiner Wirksamkeit und seinem Wert ist die Grundlage. Wir können nicht einmal „Abba, Vater“ sagen ohne das Blut. Beständig ist es vor dem Auge des Herzens. Aber wenn jemand gesündigt hat, der durch das ein für allemal geschehene Opfer geheiligt ist, so sollten wir nicht vom „Blut“ reden, wenn Gott vom „Bekennen“ redet. Die solches tun, denken nicht daran, daß sie das Blut Jesu Christi herabziehen zum Werte des Blutes der Stiere und Böcke, das nimmer den „Hinzunahenden vollkommen machen kann“ (Hebr. 10,1), und daß sie den Stand des Christen zum Stand des Juden erniedrigen, für dessen Sünde immer wieder das Blut dargebracht werden mußte, während der Heilige Geist uns lehrt, daß Er „durch ein Opfer auf immerdar vollkommen gemacht hat, die geheiligt werden“ (Hebr. 10,14).

Der verlorene Mensch, der Sünder, empfängt die Vergebung seiner Sündenschuld, sobald er an Ihn glaubt (Apgsch. 10,43). Das errettete Kind Gottes, der Gläubige, welcher gesündigt hat, empfängt die Vergebung seiner Sünde, sobald er sie bekennt. (1. Joh. 1,9.)

Vielleicht sagt jemand: aber das Wort in 1. Joh. 1,7 „reinigt“ ist die Zeitform der Gegenwart und drückt deshalb den beständigen Prozeß des Reinigens aus, so daß es den Sinn hat: das Blut reinigt immerfort. In diesem Worte wird uns mehr als die Zeitform ausgedrückt, es liegt das Wesen, die Natur der Sache darin. In eigenartiger Weise gebraucht gerade Johannes diese Zeitform, z. B. „ist“, „wegnimmt“ usw., „der in des Vaters Schoß „ist“- der Sohn des Menschen, der im Himmel „ist“ (Joh. 1,18 und 3,13), obgleich Er in Niedrigkeit hier wandelte -, „das Lamm ..., welches die Sünde der Welt „wegnimmt“ (Joh. 1,29). Heißt dies, daß Er jeden Tag die Sünde der Welt wegnimmt? Keineswegs! So wie hier, so drückt auch „reinigen“ das aus, was das Blut tut.

Im gleichen Sinne gebrauchen auch wir im täglichen Leben diese Zeitform. Wir sagen: das Wasser reinigt. Das Gift tötet den Menschen, und niemand denkt, daß damit solle gesagt sein, das Gift töte einen Menschen immerfort. Wenn du Kalk gebrauchst und der Kaufmann sagt dir: „Schützen Sie ihn vor dem Regen; Sie wissen, Wasser löscht den Kalk“, so verstehst du, daß er von der Wirksamkeit des Wassers redet, daß es den Kalk löscht, aber nicht meint, immerfort löscht. Er kann nur einmal gelöscht werden; er ist dann in einen anderen Zustand übergegangen. So auch mit dem Blute. Der Heilige Geist hebt immer wieder mit Nachdruck hervor: durch „ein Opfer“, „ein für allemal“. Eine nochmalige Vergebung durch Blut müßte ein neues Opfer fordern, denn ohne Blut-„vergießen“ keine Vergebung. Dann müßte Christus noch einmal sterben! (Hebr. 10,22.25-27.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Von ganzem Herzen wünschen wir, daß diese sonnenklaren Ausführungen besonders denen dienen möchten - und ihrer sind leider sehr viele unter den Kindern Gottes, besonders in Deutschland! - die beständig sagen: „Wir müssen täglich unter das Blut kommen mit unseren Sünden und Schwachheiten“, oder die schwachen, kleingläubigen Kindern Gottes den Rat geben: „Gehe unter das

Kreuz oder unter das Blut!“ Sicher wird Gott, wenn Er auch bei daneben vorhandenem Sündenbekenntnis Vergebung schenkt, betrübt dadurch, daß „das Blut Seines Eigenen“ in dieser Weise verunehrt und Sein Wort übersehen wird. Man glaubt, Ihn zu ehren, wenn man dem Blut Christi eine bei jedem einzelnen Fall eintretende, fast magische Wirkung zuspricht, und man sieht nicht, daß man sich mit dieser Handlungsweise gar nicht auf dem Boden der Schrift befindet! Wir wollen nicht wieder auf den ewig gültigen Wert des Blutes, der so unendlich ist wie die Herrlichkeit Christi, eingehen, es ist ja oben geschehen, aber es ist uns ein inniges Anliegen, daß diese das Wort in seiner reinigenden Kraft mißachtende Anwendung des Blutes in bezug auf unsere Sünden, die wir als Kinder Gottes begehen, durch vorliegende Antworten unter Gottes Volk an Anhängern verlieren möchte.

Wie einfach ist der Weg der Vergebung mittels des Bekennens! Aber um Vergebung bitten ist noch kein Bekennen! Letzteres ist schwer, da mit Selbstgericht verbunden, und gerade das ist nötig, wie Ps. 32 zeigt (vgl. Antwort D!). Ein unartiges Kind wird viel lieber die Mutter um Vergebung bitten, als daß es seine Unart vor der Mutter mit Namen nennt. Und oftmals kommen Kinder Gottes deshalb nicht zurecht, weil sie nicht bekennen wollen vor dem Vater - um das Bekennen vor Menschen (wie in Jak. 5,16; vgl. Frage 31!) handelt es sich hier nicht -, worin ihre Sünde bestand, d. h. weil sie nicht so tief sich demütigen wollen, wie Gott es wünscht, wenn anders Er nicht nur vergeben, sondern auch reinigen soll. Laßt es uns genau nehmen mit dieser Sache, nicht nur oberflächlich Vergebung erbitten oder uns gar einbilden, wir hätten sie ohne Bekenntnis! Vielleicht muß uns sonst Gott „in die Ecke stellen“ wie ein ungehorsames Kind, d. h. Zucht anwenden, bis wir zusammenbrechen vor Ihm und mit offenen Bekenntnis Sein Antlitz suchen! Nicht um Vergebung bitten sollen wir - aber bekennen - und Er vergibt und reinigt! - Und noch eins: Keine Rechnung bei Gott, nicht „Schulden machen“! Schulden bei Menschen sind für ein Kind Gottes nicht recht (Röm. 13,8), aber Schulden bei Gott sind u. a. sogar sehr gefährlich, weil wir dadurch oberflächlich werden gegenüber den Sünden. Nicht bis zum Abend warten mit dem Bekenntnis - nein, gleich, wenn wir gefehlt haben, im Geist zum Vater kommen und bekennen, das erhält uns in der ständigen Gemeinschaft mit Ihm und dem Sohne, dessen Sachwalterschaft (1. Joh. 2,1) sich mit uns und dem „wenn jemand gesündigt hat“ beschäftigt. Gepriesen sei unser Gott und Vater und unser Herr Jesus für die treue Fürsorge, die für unseren Wandel hienieden getroffen ist, bis wir „nach Hause“ kommen! (Joh. 14,1-3.)

Geleitswort an den Leser:

Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: ‚Verschlungen ist der Tod in Sieg. Wo ist, o Tod, dein Stachel? wo ist, o Tod, dein Sieg?' Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesum Christum! Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werke des HErrn, da ihr wisset, daß eure Mühe nicht vergeblich ist im HErrn!“ 1. Kor. 15,54-58.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Hand der Schrift durchforschen!

Frage 35

Mich bewegen seit längerer Zeit die Fragen der Auferstehung des Leibes! (1. Kor. 15.) Es sind doch so viele Leiber längst vergangen, und die einzelnen Zellen ungezählter Körper sind zerstreut und lange vernichtet! Werden diese bei der Auferweckung am Jüngsten Tage wieder zusammengebracht? - Ist dann der Körper noch verwesungsfähig?

 

Antwort A

Die klare Antwort Auf diese Frage gibt eben 1. Kor. 15,35-58, und der Glaube freut sich über diese Antwort Der Schrift. Es wird der natürliche Leib (das Fleisch) gesät in Verwesung, und ein geistiger Leib wird auferstehen in Unverweslichkeit (V. 42-44). Dieser ist nie mehr verwesungsfähig, weder bei den im Glauben selig Entschlafenen noch bei denen, die verloren gehen, deren Los im Feuersee ist (Offenb. 20,15). Daß so viele Leiber bezw. deren einzelne Teile zerstreut wurden, hat für die Auferstehung durchaus keine Bedeutung; die Erde ist des HErrn, und was darinnen ist! (Hierzu Hebr. 11,32-38!)

F. B.

Antwort B

In 1. Kor. 15,35ff. erörtert der Apostel Paulus ausführlich die Frage über die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes. Seine Antwort lautet: „Tor! was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und was du säst, du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn, es sei von Weizen oder von einem der anderen Samen.“ (V. 36 u. 37, Elberf. Übers.) Hier beschreibt er das Verhältnis des Auferstehungsleibes zum jetzigen Leibe in dem Gleichnis vom Samenkorn. Das gesäte Korn enthält einen verborgenen Keim, aus welchem, nachdem die äußere Hülle abgestorben und verwest ist, die neue Pflanze emporwächst.

Ungezählte Leiber von Menschen sind schon verwest, und die Zellen ihrer Organe sind mit dem Erdreich neue chemische Verbindungen eingegangen; was geschieht mit diesen Zellen? Werden sie in der Auferstehung der Toten wieder zusammengebracht? Dem modernen Menschen steigen diese Fragen auf, die von seinem Standpunkt aus gewiß berechtigt sind. Gleichwie das Samenkorn einen Keim enthält, so besitzt, wie ich glaube, auch jeder Leichnam ein unsterbliches Etwas in sich, welches als gutes oder auch als böses Prinzip auf Erden wirkte. Dieselben Gesetze, die wir im Pflanzenleben finden (Matth. 7,16; Luk. 6,44), finden wir auch hier.

In Dan. 12,2 weissagt der Prophet Daniel von zwei Auferstehungen: „Und viele von denen, die im Erdenstaube schlafen, werden aufwachen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande“ (Min.-Bibel). Hier gehen die Leiber mit dem guten Keim ins ewige Leben bei der ersten Auferstehung (Offenb. 20,6) und diejenigen mit bösem Samen ins ewige Verderben bei der zweiten Auferstehung (Offenb. 20,11-15). Stirbt ein Mensch unbekehrt in seinen Sünden, so ist er ein böser Same, und das böse Prinzip wird sich an seinem Leibe ausprägen, geradeso wie Sorgen und Sünden schon hier auf einem Angesichte sichtbar werden können.

und Sünden schon hier auf einem Angesichte sichtbar werden können.

Hat dagegen ein Mensch seine Kleider (die Hülle der Seele) waschen und helle machen lassen im Blute des Lammes (Offenb. 7,14) und herrscht in ihm das gute Prinzip, der Heilige Geist, so ist der Heilige Geist in ihm der gute Keim und somit die Bedingung zur ersten Auferstehung. „Wenn aber der Geist dessen, der Jesum aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird Er, der Christum aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen Seines in euch wohnenden Geistes“ (Röm. 8,11. Elberf.

Übers.). Nach Phil. 3,21 „wird der Herr Jesus Christus umwandeln den Leib unserer Erniedrigung, daß er ähnlich werde dem Leibe Seiner Herrlichkeit, nach der Kraft, mit welcher Er auch alles vermag, Sich untertänig zu machen“ (Min.-Bib.). Dieser Herrlichkeitsleib wird dann ein Leibsein, der durch Hindernisse gehen, der sich sichtbar und unsichtbar machen kann und der unsterblich und unverweslich ist.

Wir können hier die Allmacht Gottes mit unserem kleinen Verstande kaum fassen. Daß die Frühlingsherrlichkeit in der Pflanzenwelt wirklich existiert - man müßte ein Narr sein, sie zu leugnen! - Daß aber derselbe Gott, der alles geschaffen hat, und in welchem wir leben und weben und sind (Apg. 17,28), auch aus den in die Erde gelegten Keimen von Menschen einst sichtbare und greifbare Herrlichkeitskörper schaffen wird - dieser Gedanke ist uns kurzsichtigen Menschen fast undenkbar.

Aber „des HErrn Wort ist wahrhaftig; und was Er zusagt, das hält Er gewiß“ (Ps. 33,4, Luther).Achten wir auf Seine Ermahnung in Eph. 4,30: „Und betrübet nicht den Heiligen Geist, mit welchem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung;“ denn an diesem Tage brauchen wir die Versiegelung als Erkennungszeichen, als den guten Samen, der aufgehen wird ins ewige Leben!

C. L.

Antwort C

In der Frage ist von der Auferstehung „des Leibes“ gesprochen. Daraus könnte man schließen, daß der Anfragende auch eine andere Auferstehung als die des Leibes (der Seele, des Geistes) für gegeben hält. Es gibt Menschen, die solche Lehre vertreten, und deshalb möchte ich diesen wesentlichen Punkt zunächst kurz berühren.

Die Auferstehung setzt naturgemäß den Tod voraus, der Tod aber wiederum setzt Leben voraus. Worauf treffen diese Voraussetzungen bei dem Menschen zu, der aus Geist, Seele und Leib besteht (s. 1. Thess. 5,23b)? Auf Geist und Seele nicht, denn Geist und Seele sterben nicht, sondern werden beim Tode des Menschen nur vom Leibe getrennt, um einst - in der Auferstehung - wieder mit dem Leibe vereinigt zu werden. Insoweit von einem Sterben der „Seele“ im Worte Gottes die Rede ist (s. 4. Mose 23,10b; 1. Kön. 19,4; Hes. 18,4.20; Jona 4,8), ist nicht die Seele an sich gemeint, sondern der Mensch selbst, wie man z. B. von einem Orte sagt, daß er soundso viele Seelen zählt, oder von einem Schiffe, daß soundso viele Seelen darauf waren. Wir verstehen darunter selbstverständlich so viele Menschen, nicht etwa deren Seelen. Das gleiche ist der Fall in den betreffenden Schriftstellen. Das zeigt der Zusammenhang ganz klar. (Hierzu s. auch 2. Mose 12,15b.19; 31,14; 3. Mose 7,18-21 u. a. m.) Wenn aber das Wort Gottes von dem geistigen Tode redet, wie Matth. 8,22; Joh. 5,24.25; Eph. 2,1.5; Kol.2,13, ist derselbe als ein Zustand bezeichnet, der von vornherein vorhanden war - es

war niemals Leben da. Es fehlt also sowohl in bezug auf die Seele als auch auf den Geist die Voraussetzung für eine Auferstehung. Deshalb spricht auch das Wort Gottes weder von einer Auferstehung der Seele noch des Geistes, sondern davon, daß der Glaubende „aus dem Tode in das Leben hinübergegangen“ ist - daß wir „mit dem Christus lebendig gemacht“ worden sind, eben dem bezeichneten Zustande entsprechend; es ist kein Leben vorhanden, darum wird solches erst gegeben. Das ist aber nicht Auferstehung. Dementsprechend ist auch in Eph. 2,5.6 zwischen „mit ... lebendig gemacht“ und „mitauferweckt“ deutlich unterschieden, indem letzteres dem ersteren durch ein „und“ als eine weitere Tatsache hinzugefügt wird; das „mitlebendig gemacht“ spricht davon, daß wir, die wir tot waren, auf Grund der Auferstehung Christi Leben aus Gott empfangen haben, und das „mitauferweckt“ spricht von unserer Auferstehung, die zwar noch vor uns liegt, aber hier als in Christo bereits geschehen betrachtet wird. - Auf unseren Leib aber - und nur auf diesen - treffen die obenerwähnten Voraussetzungen völlig zu; derselbe hat erst Leben, ist dann tot und wird deshalb einst auferweckt. Deshalb ist im Worte Gottes auch immer nur in bezug auf den Leib von der Auferstehung die Rede, wo irgend von der Auferstehung im wahren Sinne des Wortes gesprochen wird. Ich sage „im wahren Sinne des Wortes“, weil im Alten Testament an einigen Stellen von der Auferstehung auch im bildlichen Sinne gesprochen wird: Jes. 26,19; Hes. 37,1-14; Dan. 12,2. Der Raum gestattet hier nicht, diese Schriftstellen eingehend zu betrachten; ich muß mich deshalb darauf beschränken, kurz zu sagen, daß in diesen Stellen von der Wiederherstellung Israels als Volk geredet ist - Israels, das jetzt als Volk, als ein Ganzes, nicht besteht, sondern gleichsam „gestorben“ ist, wie es in Hos. 13,1 von Ephraim heißt: „Aber es verschuldete sich ... und starb“, und seitdem „im Staube liegt“, unter den Völkern begraben, „verdorrte Gebeine“, aber nach Gottes Gnadengedanken und Ratschluß wieder wird belebt und hervorgebracht werden als ein Volk, um dann im Lande Israel zu wohnen und die verheißenen Segnungen zu genießen. Dieses ist ganz klar zu erkennen, wenn man die genannten Schriftstellen im Zusammenhange liest, und wird überdies in Hes. 37,11-14 in gar nicht mißzuverstehender, deutlichster Weise unmittelbar ausgesprochen. - Wenn aber von der Auferstehung selbst geredet ist, dann können wir leicht sehen, daß es sich immer um den Leib handelt. Da es hier an Raum mangelt, verweise ich nur auf folgende Schriftstellen: Matth. 27,52, wo es heißt: „... und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt ...“; Joh. 5,28.29, wo der Herr Jesus sagt, daß „alle, die in den Gräbern sind ... hervorkommen werden ...“ - in den Gräbern sind aber eben nur die Leiber! - und 1. Kor. 15, wo so klar, wie es überhaupt nur möglich ist, gerade auch über diesen Punkt uns Aufschluß gegeben ist (s. bes. V. 35-44).

Noch ein anderer Punkt ist es, auf den wir ganz kurz einen Blick tun möchten. In der Frage kommen die Worte vor: „bei der Auserstehung am Jüngsten Tage“. Es ist ja an sich ganz richtig, daß die Auferstehung sowohl der Gerechten wie der Ungerechten am „Jüngsten Tage“ sein wird (s. Joh. 6,39.40.54; 11,24; 12,48), nur kommt es darauf an, was man unter „Jüngstem Tage“ versteht. Mir scheint es, daß bei den meisten Menschen mit dem „Jüngsten Tag“ sich der Begriff vom „Jüngsten Gericht“ verbindet bezw. beides für sie ein und dasselbe ist. Damit übereinstimmend geht bei ihnen auch der Begriff von der Auferstehung. Sie kennen keinen Unterschied zwischen der Auferstehung der Gerechten und der Auferstehung der Ungerechten, sondern in ihrer Vorstellung gibt es nur eine unterschiedslose allgemeine Auferstehung mit einem daranschließenden Scheiden der Schafe von den Böcken vor dem Throne der Herrlichkeit usw. nach Matth. 25,31-46. Letztere Schriftstelle spricht aber gar nicht von der Auferstehung und ebensowenig vom Jüngsten Gericht, sondern von dem Gericht der Lebendigen vor dem Tausendjährigen Reiche, während das Jüngste Gericht, das Gericht der Toten, nach dem Tausendjährigen Reiche sein wird! (Offenb. 20,11-15.) Beides ist durch einen

Zeitraum von mindestens 1000 Jahren voneinander geschieden. Ebenso ist es mit der Auferstehung der Gerechten und der Auferstehung der Ungerechten. In Johannes 5,28.29 spricht der Herr Jesus von zwei verschiedenen Auferstehungen: der Auferstehung des Lebens und der Auferstehung des Gerichts, und zwischen diesen beiden macht das Wort Gottes eine klare Scheidung. Wenn der Herr Jesus in bezug auf beide, sie zusammenfassend, sagt: „Es kommt die Stunde“, meint Er damit nicht eine Stunde nach unserer Zeitrechnung, noch sagt Er damit, daß beide Auferstehungen zugleich seien, sondern „Stunde“ hat hier die Bedeutung von „Zeit“, wie dieses z. B. auch schon in V. 25 der Fall ist und dort sehr deutlich zutage tritt. Er sagt also, daß die Zeit kommt für die Auferstehung des Lebens und ebenso für die Auferstehung des Gerichts. Daß diese beiden Auferstehungen aber zeitlich sehr weit voneinander getrennt sein werden, zeigt uns das Wort Gottes auf das klarste in Offenb. 20. Dort ist in V. 4-6 von der „ersten Auferstehung“ die Rede und wird in bezug auf die Auferstandenen gesagt, daß sie „lebten“ und daß „der zweite Tod keine Gewalt über sie hat“ und daß sie „mit dem Christus herrschen tausend Jahre“. Aus letzteren Worten ergibt sich klar, daß diese Auferstehung vor dem Tausendjährigen Reiche ist. Von „den übrigen der Toten“ aber heißt es in V. 5: „Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren.“ Das sind die Ungerechten, die in V. 11-15, nachdem das Tausendjährige Reich vorüber ist, vor dem großen weißen Throne erscheinen zum Gericht. Ihre Auferweckung ist die „Auferstehung des Gerichts“. Diese findet also nach dem Tausendjährigen Reiche statt.

Was nun die Frage über den Auferstehungsleib anbetrifft, so gibt es zwei Dinge, an die wir uns halten können: die Auferstehung des Herrn Jesu und das, was das Wort Gottes sonst noch über den Gegenstand sagt. Die Auferstehung des Herrn Jesu in erster Linie, weil unsere Auferstehung mit der Seinigen wesenseins ist. Letzteres sagt uns auch besonders 1. Kor. 15,13-16, wo die Auferstehung des HErrn und die Auferstehung der Toten als völlig einheitlich betrachtet werden.

Der Leib des HErrn Jesu wurde ins Grab gelegt und dieser selbe Leib wurde auferweckt, aber in einem ganz anderen, neuen Zustande. So, nehme ich an, ist es auch mit unserem Leibe. Ob dieser durch die Verwesung aufgelöst wird oder verbrannt oder sonstwie zerstört wird und dereinst die verschiedenen Bestandteile sonstwohin zerstreut sind - eine „Vernichtung“ im eigentlichen Sinne gibt es nicht! -, tut meines Erachtens nicht das geringste. Welche Schwierigkeit könnte es für unseren großen, allmächtigen Gott geben? Wir können uns diese Auflösung und Zerteilung ins Unendliche ausmalen, aber was ist alles dieses für unseren Gott? Obige Annahme in bezug auf die Leiber der Entschlafenen findet einen guten Grund auch darin, daß nach dem Worte Gottes die Leiber der nicht Entschlafenen - „der Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des HErrn“ (1. Thess. 4,15) - „verwandelt“ werden, wenn die Auferstehung stattfindet (1. Kor. 15,51.52), also eben dieser Leib, in dem sie leben, wie auch Phil. 3,21 sagt, daß der HErr „unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit“. Doch es liegt mir fern, eine Behauptung aufstellen zu wollen; sei es so oder so, wir haben die beglückende Gewißheit, daß wir in der Auferstehung einen Leib empfangen, der nichts mehr mit Schwachheit, Tod und Verwesung zu tun hat, sondern mit Unverweslichkeit, Herrlichkeit, Kraft und Unsterblichkeit angetan sein wird! (S. 1. Kor. 15,42.43.53.) Es wird nicht ein „irdischer“, „natürlicher“ Leib sein - den haben wir jetzt -, sondern ein „himmlischer“, „geistiger“ Leib (1. Kor. 15,40.44-48), und wir werden Sein Bild, das Bild „des Himmlischen“ tragen (V. 49), ja, wir werden - dem Leibe nach - Ihm gleich sein! (S. Joh. 12,24 - wie das Weizenkorn, das in die Erde gefallen und gestorben ist, so die Weizen körner -; Röm. 8,29; 1. Kor. 15,48.49; Phil. 3,21.) - O, wie wunderbar und herrlich! „Welch eine Liebe!“ müssen wir mit

dem Apostel Johannes ausrufen angesichts dieser wunderbaren Tatsache. - Der Leib, den wir dann haben, ist also nicht mehr verwesungsfähig.

In einem Punkte aber wird, wie ich glaube, annehmen zu können, eine Abweichung sein zwischen der Auferstehung der Gläubigen und der des Herrn Jesu: ich meine den Zustand des Herrn Jesu (d. h. Seines Leibes) zwischen Seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt. Der Leib, den der Herr Jesus während dieser Zeit hatte, war wohl der Auferstehungsleib, aber er war noch nicht mit der Herrlichkeit bekleidet, die dem Platze entsprach und eigen war, an den zu gehen Er erst noch im Begriff war. Diese Herrlichkeit, in der Er z. B. später dem Paulus erschien (Apg. 9,3-5; 22,6-11; 26,13-15), hat der HErr erst mit Seinem Eintritt in die Herrlichkeit droben angenommen, um sie aber nie wieder abzulegen. Deshalb spricht das Wort ausdrücklich von Seinem „Leibe der Herrlichkeit“ (Phil. 3,21).

Wir finden also nach meiner Meinung beim Herrn Jesu drei verschiedene Stufen: Seinen Zustand vor Seinem Tode, Seinen Zustand zwischen Seiner Auferstehung und Seiner Verherrlichung und Seinen Zustand der Herrlichkeit. In Anwendung auf das Leben des Kindes Gottes können wir dieselben drei Stufen unterscheiden; seinen Zustand vor seiner Bekehrung, seinen Zustand nach seiner Bekehrung - durch den Tod Christi geschieden von der Welt und allem, was ihr angehört, Gericht und Tod dahinten, durch Seine Auferstehung in einem neuen Leben wandelnd! - und seinen Zustand der Herrlichkeit, den es durch die Auferstehung (oder Verwandlung) erlangen wird. Was jedoch seinen Leib betrifft, so gibt es für ihn den Zwischenzustand nicht und weicht insofern also unsere Auferstehung von der des HErrn ab, denn wir werden „auferweckt in Herrlichkeit“, oder wenn wir noch hier im Leibe sind, „umgestaltet zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit“, empfangen also sofort einen Leib der Herrlichkeit, da Er, unser verherrlichter HErr, der „HErr der Herrlichkeit“, Selbst uns hervorruft oder verwandelt, um uns verherrlicht einzuführen in die Stätte, die Er für uns bereitet hat, und einst „verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben“ (2. Thess. 1,10), wenn wir „mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol. 3,4).

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Als uns diese Frage vor mehreren Monaten von einem inzwischen ins Feld gerückten und gegenwärtig in einem Feldlazarett befindlichen lieben Bruder eingesandt wurde, überlegten wir zunächst lange, ob wir sie aufnehmen sollten, und zwar, weil wir uns scheuten, aus einer Tatsache, die für Gläubige keinem Zweifel unterworfen sein darf, eine „Frage“ zu machen. Aber dann sagten wir uns, wenn diese Tatsache für die Korinther keine Frage gewesen wäre, so hätten wir vielleicht die köstlichen Belehrungen in Kap. 15 des ersten Briefes nicht erhalten. Wenn nun aber auch dieses vom Geist Gottes eingegebene Kapitel genügend Beweiskraft für den Glauben hat, so daß eigentlich keine Frage über die Grund tatsache der Auferstehung zu entstehen brauchte, so enthält die eingesandte Frage doch noch mehrere wichtige Unterfragen, so daß es vielleicht um vieler Leser willen gut ist, sie zu veröffentlichen.

Hier haben wir nun umfassende Antworten vor uns; die kurze, nur an den Glauben appellierende hat so gut ihren Wert wie die längere und die auf alles gründlich eingehende längste! Die Hauptsache

gipfelt immer wieder darin: Gott hat so geredet in Seinem Wort über diesen köstlichen Gegenstand, und darum ist es an uns, zu glauben. (Vergl. auch Frg. 34, Band II, 1914!) Was gäbe es für uns Kinder Gottes Leichteres als dieses! für uns, die wir Gott in Christo kennen?! - Betr. der einzelnen Unterfragen mag die verschiedene und wachsende Erkenntnis der Gläubigen in Betracht kommen, aber für die Hauptsache, für das, was die Schrift klar sagt über die Auferstehung, nur der mit Gott rechnende Glaube! Wir haben nichts zu tun mit der „Wissenschaft“, die diese herrlichen Dinge leugnet, mit der vom Satan stammenden Philosophie (Kol. 2,8) solcher Menschen, welche die Auferstehung der Toten frech verneinen. Dem Aufrichtigen, der „gerne glauben möchte“, dem helfen wir am besten durch einfaches Bezeugen dessen, was das Wort sagt (z. B. 1. Kor. 15,1ff.), denn „das Wort ist lebendig“ (Hebr. 4,12.13! 1. Petri 1,23). Die unaufrichtigen Zweifler lassen sich nicht helfen. Ihre „Gründe“, die Auferstehung zu leugnen, sind für uns Gläubige durchsichtig und klar, und wir sollten bei entsprechender Gelegenheit den geistlichen Mut haben (Eph. 5,8.13!), solche „Gründe“ zu enthüllen: Die unbußfertigen Sünder, die in der Sünde beharren wollen, müssen eine Auferstehung leugnen, sagt ihnen doch das verachtete Wort, aber auch ihr Gewissen, daß nach dem Tode nur das Gericht ihrer wartet (Hebr. 9.27), daß sie es dann mit einem unerbittlichen Richter zu tun haben, der keine Gnade, sondern nur die Verdammnis für die hat, die auf Erden die Gnade in Christo ablehnten. Es darf keine Auferstehung geben - gibt es eine, es wäre für sie - das wissen sie - nur eine Auferstehung zum Gericht. Ja, so ist es! (Offenb. 20,11-15.) Darum diese oft so freche Art der Ableugnung dessen, was des Gläubigen Herz mit Trost und Freude erfüllt. Daher greifen diese Menschen so begierig nach solchen Scheinbeweisen gegen die Auferstehung, wie dem von der Zerstreuung oder „Vernichtung“ der einzelnen Zellen bis ins unendliche. Auch die neuerdings so gepriesene, aber dem Willen Gottes durchaus nicht entsprechende Leichenverbrennung (statt Beerdigung, 1. Mose 3,19!) hat (wenn auch viele ihrer Vertreter „in Unwissenheit“ handeln), wie wir glauben, unausgesprochen u. a. den Gedanken zur Grundlage, daß durch das Verbrennen des Körpers eine Auferstehung als zur Unmöglichkeit gemacht erscheint! Eine sadduzäische Auffassung, welche die Kraft Gottes leugnet (vergl. Matth. 22,23-33)! Gott sind alle Dinge möglich, Ihm, der aus dem Nichts die Welten schuf (Hebr. 11,3!), ist es eine geringe Sache, aus der Asche wie aus dem Staube der Leiber einen lebendigen geistigen Leib erstehen zu lassen, sowohl bei der ersten Auferstehung einen Herrlichkeitleib wie bei der zweiten einen zur ewigen Verdammnis bestimmten! - Wie arm sind doch die Menschen, die keine gewisse Hoffnung der Auferstehung haben (1. Thess. 4,13; Eph. 2,12) - an den Gräbern sehen wir es, besonders am Totensonntag! - noch mehr, wie unselig arm sind die, deren Leiber nicht bei der ersten Auferstehung auferweckt bezw. verwandelt werden! (Offb. 20,6.)

Was jene Scheingründe der Ungläubigen angeht, so sollten wir Gläubigen uns nie einlassen auf Diskussionen darüber! In solchen meist zu Wortgefechten ausartenden Erörterungen ist die Welt uns über. Wir haben unendlich Größeres (vergl. 2. Kor. 10,3-5!). Der mit Gott und dem auferstandenen Christus rechnende Glaube kennt keine Unmöglichkeiten und triumphiert durch sein Zeugnis über den Zweifel und Unglauben der christuslosen, ja, Christo feindlichen Welt (Hebr. 11!). Darum: „Habt Glauben an Gott!“ (Mark. 11,22.)

Frage 36

Bitte um eine Erklärung von Kol. 1,24!

 

Antwort A

Um diese Worte verständlich zu machen, müssen wir einige Punkte ins Auge fassen und beachten; 1. Christus ist das Haupt des Leibes, der Versammlung (Kol. 1,18); 2. wir sind Glieder Seines Leibes (1. Kor. 12,27; Eph. 5,30); 3. Gott hat den Leib zusammengefügt (1. Kor. 12,24b), d. h. wir sind mit Ihm einsgemacht durch Seinen Geist, nachdem Christus uns „durch das Blut an Seinem Kreuz versöhnt hat in dem Leibe Seines Fleisches durch den Tod“ (Eph. 2,13-18; Kol. 1,22).

Der Weg des Herrn Jesu ging durch Leiden zur Herrlichkeit; davon gaben schon die Propheten Zeugnis durch den Geist, der in ihnen war, und suchten darüber nachzuforschen (1. Petri 1,10.11). Er hat um unseretwillen im Fleisch gelitten (1. Petri 3,18; 4,1). Wenn nun Christus als Haupt leidet, wird es uns wohl klar, daß wir als Glieder am Leibe mit Schmerzen haben, ja, wir sollen „allezeit das Sterben Jesu am Leibe umhertragen, auf daß auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde“ usw. (2. Kor. 4,10-12.) Es sollte uns eine Freude sein, für den HErrn und Seine Versammlung zu leiden. Wir können auch in der Hinsicht, was es heißt, teilhaftig Seiner Leiden zu sein, viel von den Aposteln lernen (s. z. B. Apg. 5,41 und 1. Petri 4,13.14). So konnte auch Paulus hier in unserem Vers von Freude reden in den Leiden für die Versammlung. Denn wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied sich freut, so auch alle Glieder (1. Kor. 12,26). Wir sehen Jesum mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, nachdem Er gelitten hatte (Hebr. 2,9); wenn nun Christus als Haupt verherrlicht ist, so ist auch der ganze Leib mit verherrlicht. Aber wie der Anführer erst durch Leiden vollkommen gemacht ist, so werden wir, die Söhne, die Er zur Herrlichkeit gebracht hat, auch erst durch Leiden vollendet (Hebr. 2,10).

Hieraus können wir verstehen, welche Freude Paulus in den Leiden für die Kolosser hatte, indem er lebte nach seinen Worten (Gal. 6,2): „Einer trage des anderen Last!“ Ist es schon in der Welt so, daß „geteilter Schmerz halber Schmerz, geteilte Freude doppelte Freude“ ist, so ist das erst recht so in der Gemeinde Gottes, wenn wir füreinander leiden und einander Lasten tragen helfen; und ist unsere Stellung zueinander richtig, so freuen wir uns in diesen Leiden, ja, wir freuen uns in und mit Christo! - Dies wurde bei Paulus zur Tatsache. Er hatte Sorge getragen und Kampf gehabt um die Versammlung der Kolosser (2,1), aber als er gehört hatte von ihrem Glauben, ihrer Liebe und Hoffnung (1,4.5), und daß das Wort der Wahrheit fruchtbringend und wachsend unter ihnen war (V. 6), da konnte er von Freuden im Leiden für sie reden (nach unserem Verse); und darum fühlte er seine VerAntwortung, für die Versammlung zu leiden, erst recht; er sagt: „ich will ergänzen in meinem Fleische“, d. h. solange ich noch in diesem Leibe, auf der Erde lebe, will ich mit Leib und Seele eintreten für die Versammlung, mich ihr zur Verfügung stellen. „Ich will ergänzen, was noch rückständig ist von den Drangsalen des Christus für Seinen Leib, das ist die Versammlung“ - mit anderen Worten: ich will nachholen, was bisher versäumt ist an Leiden für die Versammlung. Und in diesen Leiden können auch wir Nachahmer des Apostels sein, denn geschenkt ist es uns in bezug auf Christus, nicht nur an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden und denselben Kampf zu erdulden, den wir bei dem Apostel Paulus sehen (Phil. 1,29.30).

Möchten wir darin treu ausharren!

G. R.

Antwort B

Paulus hatte den Christus als Den kennen gelernt, der Frieden gemacht hat durch das Blut Seines Kreuzes (V. 20), und nun gab es für ihn keinen Ruhm und keinerlei Vorrechte mehr. Der gesetzesstolze Pharisäer mußte das Gesetz, für das er geeifert hatte, unter dem Kreuze begraben. Die Gnade hatte die engen Grenzen des Judentums und der Messiashoffnung weit überschritten, und diese Gnade durfte Paulus als Apostel der Nationen verkündigen. In V. 23 nennt er sich einen Diener dieses Evangeliums. Diese Verkündigung brachte nun für den Apostel mancherlei Verfolgungen und Leiden mit sich, aber es war für ihn, der sich nun als Sklave Jesu Christi fühlte, eine Freude und ein besonderes Vorrecht, mitleiden zu dürfen für Christus und für die Versammlung. Er spricht also nicht von der Wirkung des Todes Jesu, sondern von der Liebe, welche ihn trieb, zu leiden. Hätte Paulus die Beschneidung gepredigt, so würde er nirgends bei den Juden Ärgernis erregt haben, aber als ein Diener am Evangelium, als Gebundener Jesu Christi, verkündigte er den gekreuzigten Christus, wofür er geschmäht und verfolgt wurde, und so durfte er praktisch an den Leiden seines HErrn teilnehmen, was auch in gleicher Weise in etwa für uns gilt. Es ist ein Stück Teilhaberschaft an den Leiden des HErrn. Paulus folgt nicht zitternd wie die Jünger in Mark. 10, nein, er begehrt zu leiden, um teilzuhaben an den Leiden des Christus, koste es, was es wolle. So war der Christus nicht nur der Gegenstand seines Herzens, sondern auch die Kraft, durch die er alles vermochte, auch zu leiden (Phil. 3, 7-11).

Ph. W.

Antwort C

In den vorhergehenden Versen spricht Paulus von dem „Haupte des Leibes“, mit dem 24. Vers beginnt er von „Seinem Leibe“ zu reden.

Paulus empfing durch Offenbarung die göttlichen Gedanken über Seine Gemeinde- das wunderbare „Geheimnis“, daß die Gemeinde Sein Leib sei (Eph. 3).

Die Verkündigung und Offenbarung dieser Wahrheit trug Paulus viele Leiden ein in Verfolgung und Haß, die ihm speziell um der Offenbarung des „einen Leibes“ willen wurden. (Besonders von den Juden.) Es waren Leiden, die eben deutlich dieses Gepräge trugen, daß er sie erlitt „für Seinen Leib“. Natürlich nicht sühnende Leiden, daran konnte Paulus nichts ergänzen, und daran war nichts rückständig. Aber die Offenbarung der Wahrheit Seines „Leibes“ war noch rückständig, und somit waren auch die Leiden, die damit verbunden waren, gleichsam rückständig, und diese ergänzte Paulus in seinem Fleische. In dieser Hinsicht würdigte der HErr den Apostel Paulus, in seinem Fleische zu ergänzen, was von den Drangsalen noch rückständig war „für Seinen Leib.“ In geringem Maße können auch wir heute (an dem Tage der Zerrissenheit und Spaltungen) in dem Eintreten für diese Wahrheit noch an solchen Leiden teilnehmen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Während die erste Antwort mehr die allgemeine Wahrheit betont, daß die Glieder des einen Leibes füreinander und um des Hauptes, des HErrn willen zu leiden haben, zeigen die beiden letzen Antworten mehr die besondere Art der Leiden, die Paulus in diesem Verse meint und der er sich mit Freuden unterzieht. Es sind Leiden, die als Folge der Offenbarung und Verkündigung des dem Paulus

Freuden unterzieht. Es sind Leiden, die als Folge der Offenbarung und Verkündigung des dem Paulus anvertrauten Geheimnisses von dem Leibe Christi zu erwarten waren, in dem Maße, wie die noch ausstehende („rückständige“) Verkündigung geschehen würde. Dies Geheimnis zu verkünden war die dem Paulus aufgetragene Vollendung des Wortes Gottes (V. 25). Es hing von Paulus ab, wieviel er von diesen rückständigen Leiden ergänzen würde, denn es hing von seiner das Wort Gottes vollendenden Verkündigung ab. Und da hätte er es sich leicht und bequem machen können. Er hätte die eifersüchtigen Juden nicht „vor den Kopf zu stoßen“ brauchen, indem er immer wieder von dem Einverleiben der Nationen in diesen Leib geredet hätte (vergl. Eph. 3) usw. Aber wo wäre dann die Treue des Apostels geblieben? Ein Paulus konnte nicht um eines leidenlosen „Dienstes“ willen seine Stellung, seinen Beruf - ja, mehr: seinen HErrn verleugnen, der ihn „herausgenommen hatte“ (Apg. 26,17), um Ihm ein gebräuchliches Werkzeug zu sein! Paulus blieb seinem Auftrag treu und - brachte dieser Auftrag Leiden mit sich - gut, so war es etwas, was ihm Freude gab, wie ein rechter „Diener“ (V. 25a) sich freut, an allem teilzuhaben, was sein Herr durchmacht und was die Sache seines Herrn angeht; und er war ein Diener Christi und der Versammlung!

Gewiß können wir - in kleinem Maßstab an diesen Leiden teilnehmen. Und möchten wir alle nur so gesinnt sein wie Paulus war! Aber wieviel Leidensscheu ist unter uns Gläubigen, nicht nur was das Leiden um des Zeugnisses willen von Christo angeht - und hierin wohl noch am wenigsten! - sondern vor allem um des Gegenstandes willen, den Paulus in unserem Verse meint: um des Geheimnisses willen des Leibes, der Versammlung. Wie vielen Gläubigen ist es durchaus genügend, ein Eigentum des HErrn, ein Kind Gottes zu sein, und die Tatsache des Einen Leibes, der Versammlung (der Gemeinde) und der Zugehörigkeit zu ihm, zu ihr, und die VerAntwortung für die Verkündigung dieser Tatsache bleibt ihnen etwas Fremdes, Unbequemes, wohl oft gar Gleichgültiges. Und doch, geliebte Geschwister, diese Dinge und die noch rückständigen Leiden um dieser köstlichen Dinge und ihrer Verkündigung willen sind nichts Überflüssiges und Nebensächliches! Vielmehr machen wir, die wir sogar bisweilen mit Tränen (wie Timotheus, 2. Tim. 1,4) die Lehre von dem Leibe Christi zu vertreten haben, wirklich etwas auch von den Freuden durch, deren Paulus sich hier rühmt, wenngleich unser „Ergänzen“ sehr kümmerlich ist und noch vieles „rückständig“ bleibt. Wohl ist das Wort Gottes „vollendet“ worden durch Paulus, darin ist ebensowenig wie bezüglich der Sühnung durch Christi Tod noch etwas zu ergänzen an Leiden dafür; aber die Verwirklichung dieses Wortes von dem Einen Leibe und der persönlichen VerAntwortung dafür durch uns in dieser Welt ist eine Sache stets neuer Kämpfe (vergl. 2,1) und Leiden, und an diesen noch jetzt teilzuhaben ist unser Vorrecht und - wenn wir's nur erkennen - ein Teil unserer Freude hienieden, einer Freude und eines Vorrechts, dessen Genuß die Welt - wie damals das Judentum - nicht versteht und verlacht, dessen Ausübung in treuer Hingebung aber der HErr wertet nach Seinem eigenen Maßstab in Gerechtigkeit und Gnade an Seinem zukünftigen Tage (1. Kor. 3,9-15).

Frage 37

Ich bitte um Auslegung von Off. 22,11!

Antwort A

Der Vers ist eingeschlossen zwischen die Worte des HErrn: „Die Zeit ist nahe!“ und: „Siehe, Ich komme bald!“, eine Warnung für die, die Unrecht tun und sich verunreinigen, und eine Ermunterung

für die, die Gerechtigkeit üben und sich heiligen lassen. Letzte können „den Herrn Jesum als Heiland erwarten“ (Phil. 3,20); den ersteren dagegen, wenn sie in ihrer Stellung verharren, wird Er als Richter offenbar werden, indem ihnen nur noch ein „furchtvolles Erwarten des Gerichtes bleibt“ (Hebr. 10,27), weil „sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen“ (2. Thess. 2,10).

Noch wartet Gott mit Seinen Gerichten über die ungläubige Menschheit, und Seine Langmut gibt noch immer Gelegenheit zum Heil durch Buße und Bekehrung (2. Petri 3,9), bis das Maß der Sünde voll und Seine Stunde gekommen ist, wie wir es an dem Beispiel der Mitmenschen Noahs (1. Mose 6,3.5.13) und dem von Sodom und Gomorra (1. Mose 13,13; 19,13) sehen (vergl. auch Offenb. 18,5!). Glückselig, der einen Zufluchtsort gefunden hat (Ps. 32,1.2.7)!

K. Hch.

Antwort B

Man kann Offenb. 22,11 auch übersetzen: Der Ungerechte tue weiter Ungerechtigkeit; der Unreine verunreinige sich fernerhin, und der Gerechte mache in der Gerechtigkeit weiter, und der Heilige werde weiter geheiligt.

Dies Wort kann von zwei Gesichtspunkten. aus erklärt werden: als eine allgemeine göttliche Wahrheit und als Ausspruch Jesu nach dem gefällten Gerichtsurteil, als Ergebnis des Abschlusses nach dem Zusammenhang der drei letzten Kapitel der Offenbarung Jesu Christi.

1. Als allgemeine göttliche Wahrheit enthält es den Grundsatz der Entschiedenheit. Will jemand etwas sein, so sei er es ganz, entweder ein Gerechter oder ein Ungerechter, ein Reiner oder ein Unreiner, ein Heiliger oder ein Unheiliger. Diesen Sinn hat auch das Wort des HErrn an Laodicea: „Ach, daß du kalt oder warm wärest; weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, so werde Ich dich ausspeien aus Meinem Munde“ (Offenb. 3,15.16). Alles Gemisch ist dem HErrn ein Greuel. Das Volk Israel sollte sein Feld oder seinen Weinberg nicht mit mancherlei besäen, nicht zugleich mit einem Ochsen und Esel pflügen und kein Kleid tragen von Wolle und Leinen gemengt. (3. Mose 19,19; 5. Mose 22,9-11; vergl. 2. Kor. 6,14-18; 2. Mose 23,32.33; 34,15.16; 5. Mose 7,3.4.) Über die Heuchler hat Jesus am schärfsten gesprochen (Matth. 23, 1-36); und dem Unentschiedenen sagte Er: „Wer seine Hand an den Pflug legt und stehet zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes“ (Luk. 9,62).

Der Apostel Paulus ist ein Vorbild in der Entschiedenheit. Wie er weiland ein Lästerer, Schmäher, Verfolger war, so war er jetzt, nach seiner Bekehrung, „der Vornehmste von dieser Sekte der Nazarener“. Er war ein ganzer Mann, ein ganzer Christ, ein ganzer Apostel. Gott will uns ganz haben (vergl. Matth. 22,37!), Halbheit hat weder vor Gott noch vor Menschen Wert. Ein doppelherziger Mensch denke nicht, daß er etwas von dem HErrn empfangen werde; er ist unbeständig in allen seinen Wegen (Jak. 1,7.8). Was wir sein wollen, seien wir ganz, das ist der Sinn Jesu, der Wille des HErrn und der Sinn dieses Wortes.

2. Als Ausspruch nach vollzogenem Gericht und Endurteil des Herrn Jesu hätte dies Wort die Bedeutung, daß nach Abschluß der Gnaden- und Heilszeit jeder in alle Ewigkeit das bleibt, was er ist bezw. bis zum letzten Urteil geworden ist. Da gibt es keine Änderung und keine Bekehrung mehr. Die Scheidung ist für immer vollzogen, es gibt nur noch einen Himmel (neuen Himmel und neue Erde) und eine Hölle (den Teil des Teufels, seiner Engel und Angehörigen). Ein jeder bleibt für immer, was

er bis dahin geworden ist. Daher gibt es nur noch die zwei Orte, Himmel und Hölle mit ihren Bewohnern. Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Also auch die Unentschiedenen gehören nur zu einem von beiden. Welches ist dein Teil?

F. Th. H.

Antwort C

In dem vorausgehenden Abschnitt Offenb. 21,9 - 22,5 wird uns die Braut des Lammes gezeigt. Mit der Schilderung der heiligen Stadt schließt dann die Offenbarung und der prophetische Inhalt des Buches, und es folgen dann noch Warnungen. Für den in Treue auf seinen HErrn wartenden Gläubigen schließt dies alles Glückseligkeit in sich, er weiß seinen HErrn nahe und gibt Ihm, der ihm Erkenntnis und Verständnis über diese Dinge geschenkt hat, die Ehre. Kein Ereignis steht zwischen uns und unserer Aufnahme in die Herrlichkeit. Dagegen werden sich zwischen dem Anbruch der Herrlichkeit für Israel allerlei Ereignisse und Gerichte abwickeln, und für diejenigen welche den Ruf der Gnade verachten, wird es ein unerschütterliches „Zuspät“ geben. Deshalb nochmals in Offenb. 22 diese Scheidung. Auf der einen Seite die kostbare Botschaft: „Glückselig der, der bewahret die Worte der Weissagung dieses Buches“ (V. 7), und auf der anderen Seite die ernsten Worte: „Wer Unrecht tut, tue noch Unrecht, und wer unrein ist, verunreinige sich noch, und wer gerecht ist, übe noch Gerechtigkeit, und wer heilig ist, sei noch heilig“ (V. 11), und V. 12 fügt der HErr hinzu: „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird.“

Der Abschluß der Gnadenzeit wird alsdann vollendet sein, die Gerichte werden beginnen, und die Menschen werden in dem Zustande, in dem sie gefunden werden, für immer bleiben, die einen zum ewigen Gericht, die anderen zu ewigem Segen und Herrlichkeit. Gott hat alles getan, um die Bösen zu warnen und die Getreuen zu ermuntern, und es konnte jeder nach freiem Entschluß seines Herzens handeln. Mag nun der Böse weiterhin trotzig im Bösen verharren, mag der Unreine in die Tiefen der Sünde sich weiter hineinwühlen, um so entschiedener mögen dann die Erlösten in treuem Wandel vorangehen. Ein jeglicher aber wird in dem gefunden werden, worin er verharrt hat in diesem Leben, und nichts wird den Abschluß der Dinge aufhalten. Ein jeder wird offenbart werden und empfangen, was er in diesem Leibe getan hat (2. Kor. 5,10). Es wird sein, wie es in Pred. 11,3 geschildert ist: „Wenn ein Baum nach Süden oder nach Norden fällt, an dem Ort, wo der Baum fällt, bleibt er liegen.“ Entweder wir werden gefunden als Errettete und Wartende und sind Teilhaber der Herrlichkeit Jesu Christi, oder die große Kluft wird offenbar, es wird kein Raum zur Buße mehr sein.

Ph. W.

Antwort D

Mit Offenb. 22,5 schließt die Beschreibung der Herrlichkeit des neuen Jerusalem resp. der gesamten Offenbarung Jesu Christi; von V. 6 ab folgen noch gewisse Warnungen und Belehrungen; V. 6 geht wieder zurück auf Offenb. 1,1-3.7.

Die in Frage stehenden Verse, Kap. 22,11.12, enthalten eine Warnung und Belehrung. Meines Erachtens dürfte aus ihnen genommen werden, daß, wenn die Zeit der Gnade abgeschlossen sein wird und die Gerichte beginnen, die Menschen in dem Zustand, in welchem sie sich befinden und gefunden werden, bleiben; die einen reif zum Gericht, die anderen bereitet zum ewigen Leben,

gefunden werden, bleiben; die einen reif zum Gericht, die anderen bereitet zum ewigen Leben, überhaupt zum Leben und Eingang in das Reich Gottes. Ja, nach dem Abschluß der Gnadenzeit ist es zu spät, aus der Finsternis und Gewalt Satans zum Licht und Leben zu gelangen, das zeigt uns der auf V. 11 folgende V. 12; es bleibt dann nur noch die Vergeltung! Zweimal steht das Wort: „Siehe, Ich komme bald“ in diesem Kapitel, V. 7, als Ermunterung, die Worte der Weissagung zu bewahren und V. 12 als Warnung für alle Lebenden, dem Gericht der Vergeltung noch beizeiten zu entfliehen; jedoch auch als Ermunterung für die Heiligen, in der Heiligung fortzufahren, bis Er kommt!

F. B.

Anmerkung des Herausgebers

Hier haben wir mehrere Auslegungen dieser gar nicht leicht erklärbaren Stelle. Sie alle beschäftigen sich mit dem gewaltigen Ernst dieser Worte und der menschlichen VerAntwortung ihnen gegenüber. Möchte keiner der lieben Leser es damit leicht nehmen, auch nicht mit der uns in Antwort B ans Herz gelegten christlichen Entschiedenheit! Wieviel Halbheit ist noch auch unter Gottes Volk, sowohl gegenüber der Lehre der Schrift als auch in dem aus ihr folgenden praktischen Leben! Ja, möchten wir Gnade nehmen aus der Fülle (Hebr. 12,28), um ganze Menschen zu sein, los von der Welt und ihrem Wesen, in moralischer wie auch religiöser Hinsicht, und völlig auf Christi Seite, gehorsam Seinem heiligen Worte, da zu sein für Ihn! (Röm. 12,1.2; 2.Kor. 6,14-18.) Es mag befremdlich erscheinen, daß der Heilige Geist hier gleichsam auffordert: „Wer Unrecht tut, tue es weiterhin!“ Aber man kann diese scheinbare Aufforderung auch etwa so auffassen, wie wenn damit dasselbe gesagt werde, was ein Lehrer etwa einem Tunichtgut sagt: „Mach nur so fort, du wirst schon sehen, was aus dir wird; du handelst auf deine eigene VerAntwortung, ich habe dich gewarnt, nun siehe du zu!“ Sagten so ähnlich, wenn auch in ganz anderer Gesinnung, nicht einst auch die Hohenpriester zu Judas, als er seinen Verrat an dem HErrn vor ihnen als Sünde bekannte?! (Matth. 27,4.) - Ja, siehe wohl zu, was du tust! Der gewarnt ist durch den dem Verse 11 vorangehenden 10. Vers, der handelt auf eigene VerAntwortung und Gefahr, wenn er nicht beizeiten Buße tut! Und der Gerechte, der Heilige? Er fahre nur so fort in Gerechtigkeit und Heiligkeit, auch er wird sehen, daß Gott ein Vergelter, ja, ein Belohner ist (Hebr. 11,6) - gelobt sei Er hierfür! -, und daß Sein Wort von V. 7.10 u. 12 wahr ist. Kurz zusammengefaßt sagt uns die Stelle also etwa folgendes: „Der Unrechttuer offenbare seinen Charakter, offenbare das, was er ist, und ebenso auch der Heilige! Jeder soll zeigen und wird sehen, was er ist im Lichte des kommenden Richters und des Lohnes!“ Hierzu lese man noch die ernsten, aber auch köstlichen Worte aus 2. Tim. 3,13ff.! – Der HErr gebe uns Gnade, allezeit zu sein und zu bleiben in Seinem Wort!

Geleitsworte an den Leser:

„Ihr seid das Salz der Erde ...“

Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter einen Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind.“ „Er konnte nicht verborgen sein!“ Matth. 5,13-15; Mark. 7,24c.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 38

Ist Matth. 5,42 als ein bindendes Gebot für uns anzusehen, und welche Umstände sind bei Durchführung desselben zu beachten, damit man nicht sündiger Verwendung des event. gegebenen Geldes Vorschub leistet? - In welcher Beziehung steht dieses Gebot zum alttestamentlichen Gesetz?

Antwort A

Klar ist, daß dieses Wort, wie jedes Gotteswort, für uns ein unbedingt bindendes ist, das im Zusammenhang mit der ganzen Bergpredigt wie mit allen Stellen, die vom Geben reden, unsere vollste Beachtung verdient.

Welche Umstände bei der Durchführung zu beachten sind? Soweit ich Klarheit habe, gilt auch hier der Satz: „Eine aus der Schrift herausgenommene Wahrheit ist nicht die Wahrheit, sondern erst alle auf den betreffenden Gegenstand bezüglichen Schriftworte zusammengenommen und in Beziehung zueinander erklärt ergeben die Gesamtwahrheit.“ Also es kommt zu mir ein Menschenkind, von dem ich weiß, daß es nicht arbeiten will, und bittet mich um Geld. Da denke ich an das Wort: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen!“ (2. Thess. 3,10.) Ich ermahne den Mann ernstlich und gebe nichts. Oder es kommt jemand in unverschuldeter Not zu mir, und ich habe nur gerade noch, was ich unbedingt für meine Familie benötige. Da denke ich an das Wort: „Wer seine Hausgenossen nicht versorgt ...!“ (1. Tim. 5,8) und gebe nichts. Kommt aber jemand, der unverschuldet in Not ist oder es mir zu sein scheint, und ich habe in der „Gabenkasse“, dann gebe ich eben. Wird die Gabe trotzdem mißbraucht, so ist es nicht meine Schuld.

Übrigens noch ein Wort der eigensten, oftmaligsten Erfahrung! So oft ich auch in allerlei Nöte kam, so bin ich doch nie zu Menschen bitten gegangen. Gottes Kinder sollen bedenken: „Euer Vater weiß, was ihr bedürfet“ (Luk. 12,22-30.31!) und sollen, dürfen Ihn bitten, der da gibt „über Bitten und Verstehen“!

Antwort B

Bei der vor uns liegenden Frage ist es zunächst von Bedeutung, daß wir die Person unseres Herrn Jesu unserem Auge näher rücken und hier insbesondere auf Sein Wirken achten.

Auch bei diesem Wort, das der Bergpredigt entnommen ist, finden wir, wie unser Herr Jesus Seiner großen Zuhörerschar des Gesetzes Erfüllung vorstellte. Wir wissen aus Matth. 5,17, daß Er nicht gekommen war, das Gesetz aufzulösen, sondern es vollkommen, d.h. ganz zu erfüllen. Er aber, der da sagt: „Ein neu Gebot gebe Ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie Ich euch geliebet habe“ (Joh. 13,34), wird nie im Rahmen des dem Volke Israel im 2. Buch Mose gegebenen

Polizeigesetzes die Vollendung des Gesetzes bringen. In 2. Mose 21,24 und 3. Mose 24,19.20 wird uns des Gesetzes Lauf im Alten Bunde vor Augen geführt. Hier setzt der Herr Jesus im 38. Verse unseres Kapitels ein: „Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Auge um Auge usw., Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel usf.“ Es liegt dem Herrn Jesu daran, daß die Seinen sich nicht unter das Mosaische Gesetz stellen, sondern über dasselbe. Überdenken wir, wenn Er sagt in Luk. 6,32: „Und so ihr liebt, die euch lieben, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber.“

Wie daher schon angedeutet, der HErr, der Erfüller des Gesetzes, lehnt an das Gesetz des Alten Bundes an. In 2. Mose 22,24 und 3. Mose 25,35ff. und ferner 5. Mose 15,7 wird bereits auf die Unterstützung der verarmten, hilfsbedürftigen Brüder hingewiesen. Jetzt jedoch sagt uns der Heiland Matth. 5,42: „Gib dem, der dich bittet“ usw.

Unsere Frage geht nun dahin, inwieweit dieses Gebot zu beachten ist, und wenn ich recht sehe, liegt dem Fragesteller daran, zu erfahren, ob dieses Wort für unser alltägliches Leben in seinem ganzen Umfange anzuwenden sei.

Ich will versuchen, soviel der HErr Gnade gegeben hat, meine Gedanken darüber zu äußern.

In Luk. 6,33 und 34 finden wir eigentlich noch eine Verschärfung des vor uns liegenden Wortes: „Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut“ usw. und Vers 35 sagt uns: „Tut wohl und leihet, ohne etwas dafür zu erhoffen, und euer Lohn wird groß sein und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein.“ (Eigentlich wird uns hier der Lohn der Gerechten gezeigt, doch kommt das hier nicht in Betracht.)

Wir sollen und müssen als Christen uns der Bedrängten annehmen. Wir lesen in Hebr. 13,16: „Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht“ usw., doch glaube ich für meine Person nicht, daß dieses Wort so von uns gehandhabt werden soll, wie es uns beim ersten Lesen erscheint. Beachten wir, wenn der HErr sagt: „So dich deine rechte Hand ärgert“ usw. Niemand würde darauf verfallen, daß hier im wirklichen Sinne von einer Entfernung eines Gliedes oder Körperteiles die Rede sein kann. So ist auch m. E. das uns zur Erklärung vorgelegte Schriftwort aufzufassen.

Unserer Pflicht den Armen und Bedrängten gegenüber sollten wir uns allezeit bewußt sein, und wir bezeichnen den als hart und gefühllos, der achtlos an dem Elend seines Nächsten vorbeigeht.

Jedoch würden wir ein solches Geben als zu Recht ansehen, wenn wir selbst bemerken, wie wenig das Dargebotene nutzbar angewendet wird, ja, wenn es sogar sündlichen Zwecken, verderblichen Trieben dient und dienen muß? Und weiter, würden wir uns an dem Buchstaben dieses Wortes festklammern, wir würden in manchen Fällen Tür und Tor zum Untergang eines Menschen öffnen, ja, wir würden dazu beitragen, daß Borgen vielen eine liebe Lust würde und ihnen so Vorschub geleistet würde zu einem Leben, bei dem wir uns als Christen nur bitterste Vorwürfe machen müßten, Helferdienste getan zu haben. Der Apostel Paulus schreibt den Thessalonichern: „So jemand nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen,“ und weiter lesen wir in Luk. 14,28: „Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er's habe hinauszuführen?“ Wir können nie blindlings drauflosleben, und es würde Sünde sein, würden wir dazu unsere Hand bieten.

Ich denke, daß wir hier unterscheiden müssen zwischen solchen Fällen, in denen Bitten und Borgen nur die Unüberlegtheit zutage treten läßt, und solchen, bei denen es seinen Ursprung in wirklicher,

nur die Unüberlegtheit zutage treten läßt, und solchen, bei denen es seinen Ursprung in wirklicher, dringlicher, unverschuldeter Not hat. In solchen Fällen sollen wir mit Freuden geben und an dem Wort des HErrn Luk. 6,35 festhalten. Eigene Not entbindet uns gewiß von der Linderung anderer Not. Aber in allen Dingen ist es wichtig, daß wir des HErrn Wort beachten und uns von Seinem Geist regieren lassen. Er wird uns jeweils den für uns richtigen Weg bezeichnen. Wie mancher Bruder, manche Schwester, mancher Freund leidet Not; tiefe Trübsal hat ihn auf diese Straße gebracht, und wir achten sein nicht, ja, wir fürchten uns vor seiner Bitte! „Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht (lieblos) von dem, der dir abborgen will!“

O. G.

Antwort C

Wir haben es hier mit einem einzelnen Gebot zu tun, welches im Zusammenhang der sogenannten Bergpredigt steht. Diese enthält nun noch eine Reihe anderer Gebote, die natürlich denselben Wert haben wie das in Vers 42 genannte. Ist das eine Gebot für uns bindend, so sind sie es alle. Wir müssen also zunächst die Frage stellen: Welche Bedeutung hat die Bergpredigt? Ist es eine Auslegung des Gesetzes, welche für die Gläubigen bestimmt ist?

Die Bergpredigt ist die Botschaft des Messias-Königs vom Königreich der Himmel; man kann sie das „Staatsgrundgesetz des Königreichs der Himmel“ nennen. Sie enthält nicht das Evangelium der Gnade, den Weg der Errettung, die Vorrechte und Segnungen wahren Christentums. Wenn jemand lehrt, daß die Bergpredigt das Evangelium ist, so weiß er nicht, was das Evangelium ist. Es gibt drei falsche Anwendungen dieser Rede des Herrn Jesu.

1. Die Anwendung auf die Ungeretteten, als wenn in dieser Predigt der Weg zur Gerechtigkeit gezeigt werde, die der Mensch durch eigene Anstrengung erreichen könnte. Der HErr spricht von Geretteten, von Jüngern. Er zeigt in den Seligpreisungen den Charakter derer, welche als Erben in das Königreich eintreten. Nur die Gnade kann solche Charaktere hervorbringen, durch den Glauben an den Sohn Gottes. In dem Maße, wie die große Heilslehre von der Errettung durch den Glauben an Jesum Christum von der Namenchristenheit aufgegeben wurde, ist die falsche Anwendung dieser „Predigt“ in allgemeinen Gebrauch gekommen. Man spricht nicht mehr von dem verlorenen und hilflosen Zustand des Menschen, von der Notwendigkeit der Wiedergeburt und der Gnadengabe des ewigen Lebens. An Stelle des wahren Evangeliums ist die Moralpredigt getreten, und die Bergpredigt wird als Grundlage dazu benutzt; durch diese falsche Anwendung wird sie als ein falsches Evangelium mißbraucht.

2. Die zweite falsche Anwendung ist die, die Bergpredigt nur auf die gläubige Gemeinde zu beziehen. Die Grundgesetze der Gemeinde finden wir in den Briefen des Apostels Paulus, welchem die ganze Offenbarung über die Gemeinde anvertraut war.

3. Die dritte falsche Anwendung ist die, die Bergpredigt als absolut jüdisch hinzustellen, als wenn sie entweder nur den damaligen Juden gelte oder dem zukünftigen gläubigen Überrest Israels. Manche Christen weigern sich, diese Kapitel als eine Botschaft für alle anzusehen. Das ist das andere Extrem und gleichfalls falsch.

Wir wiederholen, die Bergpredigt ist die Botschaft des Königs von seinem Königreich. Dies Königreich

ist nicht die Gemeinde, noch ist es ein Zustand der Gerechtigkeit auf Erden, der durch die Tätigkeit der Gemeinde hervorgerufen wird. Es ist das Königreich, welches der König in dem kommenden Zeitalter errichten wird. Während wir im Gesetz des Alten Bundes die äußerlichen Ordnungen des Königreichs finden, offenbart der HErr in der Bergpredigt die inneren Grundsätze des Himmelreichs. Wenn der Herr Jesus wiederkommt, werden die Verheißungen, welche im Gesetz und den Propheten vom Königreich enthalten sind, wörtlich erfüllt werden; es wird ein Königreich der Gerechtigkeit sein, aus lauter Gerechten bestehend, die dem in der Bergpredigt gezeigten Maßstab entsprechen. Jedoch schließt dies keineswegs die Anwendung auf uns aus, die wir als Miterben Christi auch Miterben des Königreichs sind (Röm. 8,17). - Zwar handelt es sich in der Bergpredigt um eine dem Gesetz nach göttlicher Auffassung entsprechende Gerechtigkeit. Der Gesetzgeber redet hier zu Seinem Volke, bestätigt das Gesetz, erklärt und ergänzt es. Wir befinden uns also hier auf jüdischem Boden. Diejenigen dagegen, welche an Jesum Christum glauben, haben mit dem Gesetz nichts zu tun. Sie sind nicht unter Gesetz (Röm. 6,14); sie sind dem Gesetz gestorben (Röm. 7,4; Gal. 2,19); sie sind nicht mehr unter dem Zuchtmeister (Gal. 3,25). Aber sie sind darum nicht gesetzlos (1. Kor. 9,21), sie sind vielmehr in dem Gesetz Christi, d. h. an Ihn in unbedingtem Gehorsam gebunden. Weil Er in ihnen lebt und sie durch Seinen Geist leitet, erfüllen sie das Gesetz, ohne dem Gesetz unterworfen zu sein. Denn Christus ist des Gesetzes Ende (Röm. 10,4), jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit. Das bedeutet nicht: das Gesetz ist durch Ihn abgeschafft worden, weil es seinen Zweck nicht erfüllte, sondern: in Ihm hat das Gesetz sein Ziel und seine Erfüllung und darum sein Ende gefunden. Er war nicht gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzuheben, sondern sie zu erfüllen, d. h. sie voll zu machen, zu verwirklichen. Das Gesetz war ein Schatten Christi (Kol. 2,17; Hebr. 10,1), in Seiner Person aber haben wir den Körper selbst; da ist der Schatten überflüssig. Wenn ich von einer geliebten Person eine Photographie oder ein Schattenbild habe, werde ich mich daran erfreuen, solange ich von der Person selbst getrennt bin, wenn ich sie aber bei mir habe, werde ich sie selbst ansehen, nicht mehr das Schattenbild. Nach den Worten Jesu Matth. 5,17.18 soll das Gesetz in seinem ganzen Umfange, in allen seinen Bestimmungen bis zum kleinsten Buchstaben immer in Geltung bleiben, immer getan werden. Das ist nur verständlich, wenn der HErr meinte, in Ihm sei das ganze Gesetz in seiner wahren Absicht enthalten, vollendet, verwirklicht, erfüllt, wie in der Person eines Menschen sein Schattenbild enthalten, vollendet, erfüllt und verwirklicht ist. So sehen wir auch in der Tat an Christo in Seiner Erniedrigung alle die Dinge erfüllt, die Er in der Bergpredigt fordert. Wenn nun Christus durch den Glauben in mir ist, so werde ich denselben Charakter offenbaren wie Er. Er selbst ist dann in mir die Erfüllung des Gesetzes. Er lehrt mich dann so handeln, wie Er gehandelt hat und in jedem einzelnen Fall handeln würde. Die Bergpredigt und viele andere Worte, Gebote und Handlungen Jesu, wie überhaupt das Vorbild Seiner Person, geben uns eine Anleitung für unser Verhalten. Wir lernen daraus Seine Gesinnung. Je mehr wir Ihn als lernbegierige Schüler anschauen, werden wir durch Seinen Geist in Sein Bild umgestaltet (2. Kor. 3,18). Da empfangen wir auch Weisheit in der Erfüllung Seiner Gebote, wie z. B. Matth. 5,42. Wir können dann unter Umständen auch eine Bitte abschlagen, wenn die Liebe es erfordert. Aber die ängstliche, engherzige Selbstsucht wird nicht mehr mitzusprechen haben, sondern nur die Liebe. Ach, wieviel haben wir da noch zu lernen! Wie nötig haben wir solche Ermahnungen, wie Luk. 6,30-36; 12,14; 2. Kor. 9,6-15; Gal. 6, 9.10; 1. Tim. 6,17-19; Hebr. 13,16; Jak. 2,15.16; 1. Joh. 3,16-18! Wenn wir diese Stellen lesen, wie werden wir da beschämt, gedemütigt (aber nicht verdammt, wie wenn wir unter Gesetz ständen!)! Wie klein und eng und kühl ist unsere Liebe! Wie weit, wie großzügig, wie selbstlos, wie überströmend die Liebe unseres HErrn! Er will sie in uns und durch uns offenbaren, damit Er an uns gesehen werde. Dann fragen wir nicht mehr: Muß ich das? Wie weit darf oder muß ich gehen? - dann

gesehen werde. Dann fragen wir nicht mehr: Muß ich das? Wie weit darf oder muß ich gehen? - dann dringt uns Seine Liebe, vielleicht auch zu viel zu tun - besser, als zu wenig! Wenn's nur Ihm geschieht! Sind wir aber ganz in Seiner Hand, dann bewahrt Er uns auch vor verkehrtem Geben, vor verkehrtem Dienst usw. Wir werden dann in unserem Tun und Lassen mehr und mehr ein Segen für andere. Chr. K.

Antwort D

Beim Lesen der „Bergpredigt“ haben wir das Empfinden, daß es so recht Christi Geist ist, der in allem zum Ausdruck kommt. Dieser Geist sollte allezeit in uns, den Seinen, herrschen. Somit sollten wir auch im Geiste der genannten Schriftstelle handeln: „Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.“ Damit ist aber nicht gesagt, daß wir dieses Gebot immer buchstäblich ausführen müßten, da wir vor allem das wahre Wohl des anderen im Auge haben sollten und dieses nicht gerade immer darin besteht, daß wir ihm geben und borgen, so wie er will. Die Fälle sind in dieser Beziehung sehr verschieden. Wenn ich weiß, der Mann vertrinkt das ihm gegebene Geld nur, oder die Frau borgt nur, um Näschereien und Putz kaufen zu können, oder ein anderer will von mir nur haben, um sein liederliches Leben fortsetzen zu können - kann ich dann einfach geben und leihen? Nein! Oder jemand will von mir Geld leihen zu einer Sache, die ich nicht gutheißen kann - kann ich da seiner Bitte willfahren? Nein! So kann es mancherlei Fälle geben, wo ein einfaches Erfüllen der Bitte nicht zum Wohle des Bittenden und daher nicht nach dem Willen Gottes wäre. - Auch können wir nicht mehr geben oder leihen, als wozu wir nach unseren Verhältnissen imstande sind. Wir sollen nicht anderen geben oder leihen, wenn wir dann selbst wieder uns unterstützen lassen müssen oder von anderen leihen müssen, um unseren eigenen Verpflichtungen nachkommen zu können. Es kann hierin wohl Ausnahmen geben unter besonderen Umständen, in der Regel aber darf es nicht so sein, denn das Wort sagt uns: „Seid niemandem irgend etwas schuldig“ (Röm. 13,8) und: „Wir ermahnen euch aber ..., auf daß ihr ehrbarlich wandelt gegen die, welche draußen sind, und niemandes bedürfet“ (1. Thess. 4,10b-12). „Denn wenn die Geneigtheit vorliegt, so ist einer annehmlich nach dem er hat, und nicht nach dem er nicht hat“ (2. Kor. 8,12).

Wir sehen, daß es in unserem Leben Fälle und Verhältnisse gibt, die eine buchstäbliche Ausführung jenes Gebots ausschließen, wiewohl der in demselben enthaltene göttliche Grundsatz allezeit gültig ist. Was wir in den verschiedenen Fällen und Verhältnissen zu tun haben kann hier nicht vorgeschrieben werden, aber Gott hat uns Seinen Geist gegeben, um uns zu leiten, in wahrer Liebe und in Weisheit von oben zu handeln.

Das ist unsere Seite. Es wird aber auch noch die Zeit kommen, wo die buchstäbliche Ausführung jenes Gebotes am Platze und nach Gottes Willen sein wird. Das ist die Zeit der großen Drangsal nach der Entrückung der Versammlung oder Gemeinde des HErrn, wo das Kommen des Messias zur Errettung und die Aufrichtung Seines Reiches die Hoffnung des gläubigen Überrestes sein wird. Dann werden die mancherlei Umstände, die jetzt unserer Aufgabe gemäß für uns von Gewicht sind, nicht mehr in Frage kommen; im Blick auf die unmittelbar bevorstehende Einführung des Reiches und somit eines völlig neuen Zustandes auf dieser Erde kann dann der letzte Pfennig und das letzte Stück dahingegen werden ohne eine Frage danach, was der andere damit tut und wie es weiter gehen wird. Diese Zeit ist aber nicht jetzt, sondern für uns gilt es, unsere Aufgabe verstehend, dieser

entsprechend auch im Geben und Leihen zu handeln, mit geistlichem Verständnis, in Liebe und Weisheit.

Die Beziehung des vorstehend besprochenen Gebotes zu dem alttestamentlichen Gesetz ergibt sich aus V. 17 und V. 38 und den Worten: „Ich aber sage euch“ V. 39 desselben Kapitels.

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Diese sich schön ergänzenden Antworten geben über den Gegenstand viel Licht.

Nur noch einige Bemerkungen! Es kommt, soweit wir sehen, in der fraglichen Stelle, wie in Luk. 6,30, dem Zusammenhang nach nicht in erster Linie auf das Geben selbst an, sondern auf die Gesinnung, in der man den Menschen begegnet, mögen sie was auch immer von uns wollen. Es handelt sich um unsere innere Stellung, aus welcher Werke folgen sollen, die unseres Meisters würdig sind (vergl. Phil. 2,5!). „Weise nicht ab!“ zeigt, daß wir dem Bittenden oder Borgenden nicht in Schroffheit, Kälte, Härte, wie die Welt, sondern in Freundlichkeit, Milde, ja, in verstehender Liebe zu begegnen haben (vergl. Phil. 4,5!), auch abgesehen davon, ob es uns möglich oder recht erscheint, den Bitten zu willfahren. - Und es ist nicht gesagt, daß wir unter allen Umständen das geben sollen, was erbeten wird, aber unbedingt sollen wir geben! Was? In jedem Fall eben Liebe, der Bittende soll unsere ihm geneigte Gesinnung spüren, auch wenn wir ihm die Erfüllung seiner Bitte abschlagen müssen. Wir sollen den Bittenden keineswegs stets gerade das geben, was sie wünschen, wenn wir auch imstande dazu sind. Was wir im einzelnen Fall zu geben haben, wird uns der HErr durch Seinen Geist auf Grund Seines Wortes zeigen (Jak. 1,5), aber wie wir geben sollen, das zeigt uns unsere Stelle im Rahmen der ganzen „Bergpredigt“: im Geist und Sinn Dessen, der des Gesetzes Erfüller ist, im Geiste der Liebe Christi!- Für das „Was“ können wir aus Apgsch. 3,1-8 lernen, manchmal wie Gott, Größeres zu geben, als der Bitte entspricht (natürlich in den uns angewiesenen Grenzen)! - Andererseits sollte uns Luk. 11,9-11 lehren, daß wir, wenn irgend möglich, keinen hungernden Bettler ohne Brot lassen dürfen (vergl Jes. 58,7!); doch vergessen wir auch nicht, ihm das uns zum Weitergeben anvertraute Lebensbrot (vergl. u. a. Mark. 8,6 geistlich verstanden) darzubieten! - In bezug auf das „Wie“ des Matth. 5,42 entsprechenden Gebens, also im Geiste der Gesinnung Christi, weisen wir noch hin auf 1. Kor. 13,3ff. und 2. Kor. 9,7; dazu auf Matth. 6,1-4!

Frage 39

Wie soll sich eine bekehrte Frau zu ihrem unbekehrten Manne verhalten? (Vgl. 1. Petr. 3,1ff.) Vor allem, soll sie ihm von ihrer Bekehrung sprechen oder sie nur durch den Wandel zeigen?

Antwort A

Eine bekehrte Frau wird nach Gottes Wort ihrem Manne wirklich in allen Stücken untertan sein. Nur wenn der Mann eine offenbare Sünde verlangt, hört, wie in allen menschlichen Verhältnissen (zu Eltern, zu Vorgesetzten, zur Obrigkeit), das Untertansein auf. Ich würde aber besonders neubekehrten Frauen dringend raten, in gewissen Fällen sich bei älteren verheirateten Schwestern oder Brüdern Rat zu holen.

oder Brüdern Rat zu holen.

Was das Bekennen mit dem Munde anbelangt, so ist Röm. 10,9 u. a. zu beachten, was klar zeigt, daß ein Bekennen unbedingt nötig ist. Ob es gleich am ersten Tage zu geschehen hat oder zur Stunde, von der es heißt „es begab sich“, das wird in den verschiedenen Verhältnissen verschieden sein.

Übrigens glaube ich, daß Petrus hier nur gegen die fortwährende, aufdringliche und ungeistliche Art mancher lb. Frauen sich wendet, die das Christentum jederzeit im Munde führen, während ihr Leben gegen sie zeugt. Ich las von einem Schauspieler, der mit dem Munde sagte: „Oben im Himmel“ und die Hand und den Blick verkehrterweise nach unten auf die Erde gerichtet hatte! - Einer rechten bekehrten Frau Wandel wird „oben im Himmel“ sein - und dann darf und soll das Bekenntnis zur rechten Zeit und in der rechten geistlichen Art folgen!

K.. E.

Antwort B

Als Antwort Genügen schon die Anweisungen des Apostels Petrus: 1. Petri 3,1-6.

1. Ob eine bekehrte Frau von ihrer Bekehrung ihrem Manne Mitteilung machen soll, ist unbedingt mit Ja zu beAntworten. Nur die Art und Weise, in welcher dies geschieht, wird hier in Frage kommen, und der Zeitpunkt.

2. Ist eine Frau vor ihrer Verheiratung bekehrt gewesen und hat nicht von Anfang an Farbe bekannt und mit ihrer Handlung schon gezeigt, daß sie den klaren Worten des HErrn nicht folgt (vgl.5. Mose 7,3.4; 2. Kor. 6,14-18), so wird auch ihr Zeugnis nichts wirken, denn der Mann weiß doch, daß sie es mit Gottes Willen nicht ernst nimmt. Als eine Frau ihrem Manne von ihrem Verhältnis zu Christo erzählte, fragte er sie, ob sie das schon bei ihrer Verlobung gewußt habe. Als sie das bejahte, sprach er: So, nun will ich von deiner ganzen Frömmigkeit nichts mehr wissen,“ und jeder christliche Einfluß war für immer vorbei. Manche meinen sogar, auf Wegen der Untreue gegen den HErrn könnten sie die Männer (oder umgekehrt die Frauen) zur Treue für den HErrn gewinnen. Da fehlt es also schon von vornherein an dem Wandel, durch den die Männer gewonnen werden sollen.

3. Kommt aber eine Frau während ihres Ehestandes zur Bekehrung, so liegt es nahe, daß sie die Freude ihres Herzens mit ihrem Manne teilt. Da kommt es aber viel auf die Art und Weise an, wie das geschieht. Eine vom Geiste Gottes geleitete Frau wird am besten herausfinden, wie sie dem Herzen ihres Mannes nahe kommen kann. Manche lassen sich etwas sagen, manche aber nicht. Und wenn die Frau als der untergeordnete Teil ihre Untertänigkeit bis zur Kopfbedeckung („Macht“, 1. Kor. 11,5.6.10) nicht bewahrt, so werden ihre Worte oft geradeso wirken wie die Predigt eines Knechtes an seinen Herrn. Eine Frau, die ihren Mann versteht, weiß also auch, wann sie reden kann und schweigen muß. Der Wandel aber muß die Worte bestätigen, sonst geht es, wie ein Mann zu seiner Frau sagte, als sie ihm mitteilte, sie sei jetzt bekehrt: „Das werde ich an meinen Kleidern sehen.“

Ein hierzu passendes Beispiel; Eine Anzahl Jäger saßen wie gewöhnlich nach ihrem Jagdvergnügen bis nach Mitternacht im Wirtshause. Ihr Gespräch kam nun auch auf den Empfang, den sie jetzt in betrunkenem Zustande von ihren Frauen zu erwarten hätten, und einer wie der andere schilderten die Szenen, die es geben werde. Nur einer unter ihnen sagte, er möge nach Hause kommen wie er wolle, seine Frau empfange ihn stets mit großer Freundlichkeit und erfülle ihm jeden Wunsch, den er

wolle, seine Frau empfange ihn stets mit großer Freundlichkeit und erfülle ihm jeden Wunsch, den er habe, und wenn er noch eine Mahlzeit verlange, so geschehe das in derselben liebevollen Weise. Die Herren wollten das nicht glauben, darauf lud er sie ein, mitzukommen, und sie sagten, neugierig geworden, zu. So kam die ganze Gesellschaft, und ziemlich roh wurde die Frau aus dem Bette gerufen. Nach kurzer Zeit erschien sie und begrüßte ihren Mann und die Gäste ganz liebevoll. Er verlangte dann für sie alle einen guten Tee. Mit größter Freundlichkeit wurden sie ins Zimmer geführt und trotz ihrer Unsauberkeit sehr zuvorkommend behandelt. - Als die Mahlzeit verbunden mit absichtlicher Ausgelassenheit vorüber war und die Frau in ihrer Freundlichkeit immer gleich blieb, konnten sie sich nicht mehr enthalten zu fragen: „Frau, wie können Sie das fertig bringen?“ und erzählten die Ursache ihres Besuchs. Die Frau Antwortete, sie sei ein Kind Gottes und habe die gewisse Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit und Seligkeit nach diesem kurzen Erdenleben, ihr Mann aber sei unbekehrt, und wenn er sterbe, habe er nichts anderes zu erwarten als ewige Qual. Darum wolle sie, weil sie ihn lieb habe, ihm das kurze Leben hier so angenehm machen wie möglich, daß er doch wenigstens etwas Gutes in seinem Leben habe. - Diese Worte, von der Tat unterstützt, verfehlten ihre Wirkung nicht. Nie wieder wurde sie so auf die Probe gestellt.

Das vermag die Gnade Gottes durch die Bekehrung eines Sünders zu Jesu. Dies ist auch die beste Erläuterung zu obiger Frage. Es ließe sich ja sehr viel über diesen Gegenstand schreiben, aber die Antworten sollen kurz sein.

F. Th. H.

Anmerkung des Herausgebers

Letztere auch uns bekannte Geschichte, die auf Tatsachen beruht, zeigt, was es ist um ein Bekenntnis zur rechten Zeit, nämlich in Verbindung mit einem lebendigen Beweis für seine Echtheit. Wir kennen noch mehrere ähnliche Geschichten, besonders aus Trinkerfamilien. Jede Schwester, deren Mann noch „dem Glauben ungehorsam ist“, kann die Zahl dieser wunderbaren Geschichten um eine neue bereichern, denn Gottes Wort bleibt wahr!

1. Petri 3,1ff. haben wir solchen Schwestern oft schon als die herrlichste Verheißung geben dürfen für die schließliche Bekehrung ihres geliebten Mannes. Und nachdem oben und in vorstehenden Antworten auch das mündliche Bekenntnis zu seinem gottgewollten Recht gekommen ist, möchten wir jetzt vor allem den Nachdruck auf den Wandel legen, wie es in unserer Stelle geschieht. Es ist des Weibes Beruf, in der Stille zu wirken, im Hause tätig zu sein (nicht außerhalb, dies nur in göttlich bestimmten Ausnahmefällen, vergl. Röm. 16, und wenn keine häuslichen Geschäfte vorhanden sind!), Titus 2,3-5! u. a., und wenn die gläubige Ehefrau hierin und in der Unterordnung unter den Mann (Eph. 5,22-24 u. a.) treu ist, so wird sie ihrem Mann im wahrsten Sinne des Wortes eine „Gehilfin“ sein und nach seiner Bekehrung noch mehr werden können, so daß er auch dann dem Worte immer besser gehorchen lernt. Manche teuren Schwestern möchten viel draußen tun, halten womöglich den Ehestand für ein Hindernis ihrer christlichen Stellung (!) und bedenken nicht, zu welch hohem Beruf Gott sie berufen. Wenn sie aber, was für das weibliche Geschlecht ohnehin gänzlich schriftwidrig ist, öffentlich redend oder lehrend auftreten, oft noch sogar in gemischter Versammlung, so werden sie, selbst wenn Gott in Seiner unumschränkten Gnade den Hörenden Segen zuteil werden ließe, doch als solche, die ihren Beruf verfehlt haben, in der Ewigkeit viel einbüßen an Lohn für die Treue (vergl. Frage 27 und zu dem Ganzen auch Band l [1913], Frage 38, und Band lI [1914], Frage

54!; siehe dazu noch 1. Kor. 4,2 und Röm. 12,2!), da sie ihren Männern (und Kindern) nicht waren noch sein konnten, was sie ihnen sein sollten. Gott läßt Sein Wort nicht ungestraft übertreten. Wozu gab Er es denn?! So herrlich die Verheißung in unserer Stelle - so ernst ist es, dieses und andere Worte, die von der Stellung des weiblichen Geschlechtes reden (z. B. 1. Tim. 2,8ff. und 1. Kor. 14,34-36) zu mißachten und in Eigenwilligkeit des Fleisches Wege zu gehen, Dinge zu tun, die Gott dem Weibe nicht zugeteilt hat. Das Weib hat ihre eigene Herrlichkeit bekommen und einen köstlichen Schmuck (Vers 4; Vers 3 zeigt den äußeren Schmuck, der nicht etwa durch diese Stelle verboten wird, sondern nur dem gegenübergestellt wird, was der wahre Schmuck des Weibes sein soll und ist!). Des Weibes treuer, sanftmütiger und liebevoller Wandel „ohne Wort“ und jener innere lautere Herzensschmuck werden nach Gottes Willen Großes wirken in dem Wirkungskreise, den Gott ihr bestimmt hat: in der Familie und dem Manne gegenüber, damit er werden kann, was er zu Gottes Ehre sein soll. - Das sagt uns 1. Petri 3,1ff.

 

Frage 40

Was für Menschen sind im Zusammenhang des Gleichnisses von dem Weinstock und den Reben (Joh. 15,1-8) in Vers 6 gemeint?

Antwort A

Wenn wir Ps. 80,8-14 oder Jes. 5,1-7 lesen, werden wir finden, daß ursprünglich das Volk Israel Gottes Weinstock auf Erden war. Aber dieser Weinstock brachte trotz aller Pflege keine Frucht und wurde deshalb beiseite gesetzt. Ps. 80,8 und Matth. 2,15 zeigen uns den Sohn Gottes als den wahren Weinstock. Wir kennen ihn als ein Vorbild vom HErrn in Seinen Beziehungen zu den Jüngern hienieden, denn im Himmel wird es keinen Weinstock, kein Pflanzen und kein Beschneiden mehr geben. Wir ersehen also daraus, daß der Weinstock mit den Reben kein Bild von dem Herrn Jesus in Seiner ewigen Verbindung mit den Wiedergeborenen ist, sondern ein Bild von denen, die Seinen Namen bekennen, ob wiedergeboren oder nicht. Der Vater ist der Weingärtner, und als solcher ist Er das ganze Jahr um den Weinberg bemüht. Wir sehen an den Jüngern, wie der HErr sie gepflegt und mit ihnen gehandelt hat; als Beispiel finden wir einen Judas und solche, die wieder zurückgingen (Joh. 6,66); diese waren unfruchtbare Reben, sie wurden weggenommen und verdorrten (V. 2 und 6). Andere wieder, wie z. B. einen Petrus, nahm Er in Seine Zucht, d. h. Er reinigte sie. In unserer gegenwärtigen Zeit paßt das Bild vom Weinstock und den Reben auf die bekennende Christenheit. Alle Bekenner sind Reben, und der Vater sucht Frucht, nur mit dem Unterschied, daß nicht das Bekenntnis, sondern nur das Leben aus Gott und die bleibende Verbindung mit dem HErrn Frucht bewirken kann. Es handelt sich also auf der einen Seite um solche, die in Treue mit dem HErrn vorangehen und in Lebensgemeinschaft mit Ihm stehen, und auf der anderen Seite finden wir solche, die ein Bekenntnis oder den Namen, daß sie leben, haben, aber tot sind. Auf letztere ist der 6. Vers in unserem Abschnitt anzuwenden.

Ph. W.

Antwort B

Die Belehrung über den Weinstock Joh. 15 steht in Beziehung zu dem irdischen Teil Jesu, was Er auf Erden gewesen ist in Beziehung zu Seinen Jüngern zunächst, als auch zu dem damaligen Überrest in

Erden gewesen ist in Beziehung zu Seinen Jüngern zunächst, als auch zu dem damaligen Überrest in Israel, der Sein Wort hörte; nochmals bemerkt: als auf Erden betrachtet. (Vergl. Ps. 80,8 und Matth. 2,15!)

Jesus stellt Sich in Kapitel 15,1 zunächst Seinen Jüngern sowie dem ganzen damaligen Überrest in Israel dar mit den Worten: „Ich bin der wahre Weinstock“; es handelt sich also hier nicht darum, was Er im Himmel sein wird, sondern darum, was Er nach diesem Gleichnis auf der Erde war, denn im Himmel gibt es keinen Weinstock und wird nicht gereinigt. Jesus steht hier an Stelle Israels, gleichsam ist Er, was Israel hatte sein sollen, auch den Nationen gegenüber. Diejenigen nun von Israel, die Sein Wort hörten, in ihr Herz aufnahmen und Ihm nachfolgten, waren, bildlich genommen, Reben an Ihm und bedurften des Reinigens und der Pflege. Zu Seinen Jüngern sagte der HErr: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, ihr seid schon rein um des Wortes willen, das Ich zu euch geredet habe.“ Er betrachtete sie schon als wirkliche Reben an Ihm, sie hatten Sein Wort gehört, geglaubt, wie Petrus bezeugt (Joh. 6,68.69). Dann sagt Er ihnen weiter: „Bleibet in Mir, die Rebe kann von sich selbst keine Frucht bringen, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in Mir.“ Frucht bringen für Gott ohne Jesum ist nicht möglich. Die aber bei Ihm bleiben, die sollten gereinigt werden, bildlich als Reben, d. i. durch Wort, Zucht, Erfahrung, Übung zubereitet werden, um immer mehr Frucht zu bringen.

In Vers 6 wechselt der HErr den Ausdruck, Er sagt nicht mehr „sie“, also Seine Jünger, sondern Er sagt „wenn jemand“, also irgend jemand, der Sein Wort wohl hörte, Ihm nachfolgte, aber bei dem sich keine Frucht zeigte, der würde abgeschnitten. Vielleicht müssen wir dabei an Judas, den Verräter, denken oder an manch andere, die Jesu nur eine Zeitlang nachfolgten (Matth. 8,22; vergl. 13,18-23). Jesus suchte Frucht Seines Wirkens, Er stellte durch Sein Wort die Menschen auf die Probe. Große Mengen folgten Ihm nach unter allerlei Beweggründen, jedoch viele kehrten wieder um.

Er ist heute immer noch Derselbe. Das Wort Gottes wird allerorts verkündigt, mancherorts in Beweisung des Geistes und der Kraft, Millionen bezeugen, tragen und haben ein Bekenntnis. Aber der HErr sucht Frucht, die VerAntwortlichkeit des Menschen dem Worte Gottes gegenüber ist groß, es muß sich zu irgend einer Zeit offenbaren, ob Leben aus Gott vorhanden ist; wenn nicht, so wird das, was man zu haben scheint, abgeschnitten und weggeworfen ins ewige Verderben. Luk. 8,18!

F. B.

Antwort C

Warum sagt der HErr „der wahre Weinstock“? Weil Israel der Weinstock war, den Gott aus Ägypten zog (Ps. 80.8ff.) und an dem Er Frucht suchte, aber nur Herlinge fand (Jes. 5,2-7). Als David das Gericht über den Weinstock kommen sah, da richtete er seinen Blick schon auf den Sohn des Menschen, auf den Mann zu Gottes Rechten (Ps. 80,17). Und Christus kam. Er wird der „wahre Weinstock“. In Seiner Person nimmt Israels Geschichte einen neuen Anfang: In Matth. 2 ist Er der Sohn, den Sich Gott aus Ägypten ruft, und in Matth. 4 sehen wir Ihn (und zugleich Israels Geschichte) in der Wüste, und alles, worin Israel gefehlt hatte, findet Gott in Ihm.

Dann aber werden „Seine Tage verkürzt“, Er wird hinweggenommen in der Hälfte Seiner Tage (Ps. 102,23.24). Warum? Er tritt in die Stelle des gefallenen Volkes und trägt den Fluch des gebrochenen

Gesetzes, damit Israel auf dem Grunde eines neuen Bundes wieder aufgerichtet werde und so nichts fehle an der Freude Gottes über Israel vom Anfang bis zum Ende. Das jetzt unter Gericht stehende Israel begann mit Abraham, aber das zur Segnung gelangende hat seinen Anfang mit Christus. In der Verbindung mit Christus (nicht der fleischlichen mit Abraham) liegt die Grundlage und Sicherheit nicht nur für Israels Segnung, sondern auch, daß es Gott Frucht trägt. Israels alte Geschichte war zu Ende, dort fand und sucht Gott keine Frucht mehr. Er ist jetzt der „wahre Weinstock“, der Gott die Frucht brachte. Aber wie dann, wenn Er die Welt verließ und zum Vater ging - wer brachte, wenn Er fortging, die Frucht? Welche Freude mußte es da für den HErrn sein, nicht nur zu sagen, daß Er der wahre Weinstock sei, sondern auch, daß sie die Reben seien, um die Frucht jetzt Gott zu bringen.

Die Worte des 2. Verses mußten in jedem Jünger die Frage wecken: „Was für eine Rebe bin ich?“ Und der HErr sagt zu den Elfen: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen“ usw. Als Judas noch unter ihnen war, da mußte Er sagen: „Ihr seid rein, aber nicht alle“ (Joh. 13,10.11). Sie hatten die reinigende Kraft Seines Wortes erfahren, aber Judas nicht. Und so glaube ich, daß man auf der Linie des „Weinstockes“ und Israels mit Recht von Judas und anderen (Joh. 6,66) als von solchen reden kann, die Vers 6 gemeint sind und die unter Gericht kamen. Auf die veränderte Anrede „ihr“ - „jemand“ in Vers 6 möchte ich nicht weiter eingehen.

Alles dieses redete Jesus zu den 11 Jüngern vor Seinem Tode und Auferstehen, als die Gemeinde noch nicht da war. Aber auch für uns, die Gläubigen der Jetztzeit, findet diese Stelle grundsätzlich volle Anwendung. Auch für uns ist Christus die Quelle der Frucht. Gott sucht Frucht, und zwar die Frucht, die Christus ist. Gute Werke und Frucht ist zweierlei. Gute Werke sind Taten, aber Frucht ist und zeigt, was der Weinstock (Christus) ist. Es ist die Lebenswirkung des Weinstockes in der Rebe. Frucht trägt den Charakter des Weinstockes. In der Frucht wird das, was Christus ist, sichtbar. Dies kann nicht durch eigene Kraft, sondern nur durch ungehemmte Lebensgemeinschaft mit Christo sein. Nur durch Bleiben in Ihm können wir Frucht tragen und nur durch Fruchttragen können wir Seinen Vater verherrlichen (V. 8).

Mit dieser Stelle haben manche versucht, ein Fragezeichen hinter den klaren Ausspruch des HErrn: „Meine Schafe gehen nicht verloren“ zu setzen. Man meint, weil es sich hier um eine organische Verbindung handelt und weil solche zwischen Rebe und Weinstock gelöst werden kann, so könne auch ein Glied vom Leibe Christi abgeschnitten werden; man bringt mit solchem Trugschluß „Weinstock“ und „Leib Christi“ auf eine Linie. Ist zwischen „Weinstock“ und „Leib“ kein Unterschied? Ist kein Unterschied zwischen dem Abschneiden einer Rebe und eines Gliedes? Sicher! Für den Weinstock ist es Pflege, aber für den Leib Verstümmelung.

In diese Stelle die ewige Errettung und die Gemeinde, den Leib Christi, hineintragen heißt das Wort nicht recht teilen. Der HErr gebraucht Sinnbilder, um uns gewisse, bestimmte Wahrheiten zu zeigen, deshalb dürfen wir solche auch nicht auf alles mögliche anwenden und Dinge damit verbinden, die der HErr nicht damit verbindet; Dinge, die zu jener Zeit (wie der „Leib Christi“) noch nicht einmal geoffenbart waren! Glieder am Leibe Christi und Reben am Weinstock stehen nicht auf einer Linie. Das eine spricht von der Einheit und untrennbaren Ganzheit, das andere vom Fruchttragen usw. Eine Rebe kann abgeschnitten werden, aber kein Glied vom Leibe Christi - die Vollkommenheit des Leibes wäre zerstört. In dem Weinstock ist das Bild des Volkes Gottes auf der Erde, und zwar unter VerAntwortlichkeit, aber in dem Leibe sehen wir die himmlische Verwandtschaft und gliedliche Einheit mit dem Haupte im Himmel, und zwar nach dem unwandelbaren Ratschluß Gottes. Es

handelt sich in dieser Stelle um die Jüngerschaft Jesu, um das Walten der Hand Gottes in bezug auf Fruchttragen, aber nicht um Errettung. Das, wovon der HErr hier spricht, soll auf dem Wege des Gehorsams und Bleibens in Ihm erlangt werden, aber ewiges Leben erlangen wir nicht auf solchem Wege!

Das Walten Gottes betätigt sich nicht bloß an den fruchtleeren, sondern auch an den fruchttragenden Reben (V. 2). Ich bin überzeugt, alles, wovon in dieser Stelle geredet wird, hat Bezug auf diese Erde und geht nicht darüber hinaus. Der Weinstock schon ist ein Bild in Verbindung mit der Erde. Das Fruchttragen geschieht auf der Erde. Das Reinigen geschieht auf der Erde und das Hinwegtun und Verbrennen macht keine Ausnahme, es geschieht auf der Erde. Im Himmel gibt es keine Jüngerschaft noch Fruchttragen - noch werden dort Reben gereinigt oder hinweggetan. Die Zeit und der Platz des Fruchttragens ist die Erde, und darum geschieht hier auch das Reinigen sowie das Gericht des Hinwegtuns und Verbrennens.

Ich glaube, daß wir ein Beispiel von solchen hinweggenommenen Reben in 1. Kor. 11,30 haben. Ein Gericht an solchen, durch deren Leben Gott nicht verherrlicht wurde und die deshalb unter der richtenden Hand Gottes durch den Tod von der Erde weggenommen wurden, damit sie nicht mit der Welt verurteilt würden (1. Kor. 11,32).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir verweisen zunächst auf unsere Bemerkungen über dies Gleichnis anläßlich der wichtigen Frage 33, Band ll, 1914, und auf die zu Frage 30, 1915!

In obigen klaren Antworten sind zwei verschiedene Auslegungen gebracht: nach den ersteren ist in Vers 6 von bloßen Bekennern geredet, die nie wirklich Kinder Gottes geworden sind (da zum Bekennertum an sich Wiedergeborensein nicht unbedingt erforderlich ist); nach der letzteren handelt es sich wohl um Kinder Gottes, aber um fruchtleere, und das an ihnen vollzogene Gericht ist ein irdisches. Es besteht im Ausschluß von dem Schauplatz des Fruchttragens, nicht aber vom Himmel, da das Eingehen in diesen nicht vom Fruchttragen, sondern von der Gnade abhängig ist. - Wir glauben, daß erstere Anschauung mehr der ursprünglichen Anwendung des Gleichnisses auf Israel, letztere mehr der auf die Gemeinde entspricht. Somit ergänzen sich die Antworten harmonisch.

Jedenfalls beweisen auch diese Antworten (wie die zu Frage 30!), daß wahre Kinder Gottes, Schafe Christi, nicht verloren gehen ewiglich (Joh. 10). - Warum nur lassen selbst Führer in der Gemeinde des HErrn diese Wahrheit nicht unangetastet und suchen statt dessen immer nach neuen Beweisgründen gegen diese köstliche vom HErrn Selbst bezeugte Tatsache? Wir meinen, der Feind steht dahinter - diesen geliebten Brüdern natürlich unbewußt -, um einerseits Gottes Kinder in eine Gott entehrende Unsicherheit zu bringen über die Tragweite der göttlichen Gnade und Kraft und Seinen ewigen Willen und um andererseits den Irrtum zu stützen, als könnten wir durch eigene Treue dazu beitragen, daß wir sicher errettet werden. Aber, wenn wir durch unser Fruchttragen hienieden dem ewigen Gericht entgehen sollen, wie unsicher ist dann unsere Errettung, und was ist dann das Werk des HErrn, was gelten dann Seine Worten?!

So ernst Joh. 15,1-8 auch ist in bezug auf unseren Zustand hienieden und unser Fruchttragen für

Gott (vergl. auch Frage 27!) - unsere ewige Stellung in Christo und unser Teil mit Ihm als das der Glieder mit dem Haupt wird durch diese Stelle nicht berührt! (Eph. 1,3-14!) Gelobt sei der HErr!

Geleitswort an den Leser:

Dem aber, der euch (uns) ohne Straucheln zu bewahren und vor Seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag mit Frohlocken, dem alleinigen Gott, unserem Heilande, durch Jesum Christum, unseren HErrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Zeitalter! Amen.“ Judas V. 24.25.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 41

Warum war Paulus in Furcht und Zittern in Korinth (1. Kor. 2,3)?

Antwort A

Paulus öffnet uns sein Inneres und läßt uns einen Blick in seine Seele tun. Hier lernen wir, wie ein Diener des HErrn aussieht, auf dessen „Ich“ das Kreuz Christi geschrieben ist. Schwachheit, Furcht und Zittern kennzeichnen ihn. Warum? die Größe der Botschaft - „Gottes Zeugnis“- steht vor seinem Auge. Er fühlt, damit kann nichts vom Fleische verbunden werden, ohne das Zeugnis zu verderben. Er sieht: Redegewandtheit, Menschenweisheit und - Gotteskraft sind Gegensätze, sie können in diesem Zeugnis nicht vereinigt werden. Ihr Glaube durfte nicht ruhen auf Menschenweisheit. Nicht Vernunftgläubige sollten sie werden. Wie fühlte er seine Schwachheit! Welche Furcht erfüllte ihn, daß die kostbare Botschaft durch etwas von ihm geschwächt werden könnte. Wie zitterte er vor der Überredungsmacht der Weisheit. Nichts durfte in diesem Zeugnis Nebeneinfluß haben. Gottes Geist und Kraft allein mußte es sein.

Welchen Dienst wir auch vom HErrn empfangen haben, laßt uns wachen, daß nichts vom Fleische, sei es Glanz der Rede oder des Standes oder des Reichtums usw., sich mit Gottes Zeugnis verbindet! Zittern wir, daß nicht unsere menschlichen Einflüsse auf andere wirken! Leben und Kraft werden nur durch Gottes Geist gewirkt. Ist unser Wort im Geiste geredet, so wird auch die Kraft des Geistes darin gespürt werden, und unser Dienst und Werk des Glaubens wird zeigen, daß es nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruht.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

In 1. Kor. 1 wird uns gezeigt, daß der Mensch im Fleisch gänzlich unbrauchbar für Gott ist. Gott konnte weder seine Weisheit noch seine Gerechtigkeit, noch seine Heiligkeit, noch seine Erlösung anerkennen. Darum hat Er ihn, den Untauglichen, im Kreuz Christi für immer hinweggetan, und an

anerkennen. Darum hat Er ihn, den Untauglichen, im Kreuz Christi für immer hinweggetan, und an seine Stelle trat ein anderer: Christus.

Die ersten Verse des 2. Kap. zeigen uns, wie Paulus die Wahrheit des 1. Kap. in seiner Person und seinem Dienst verwirklichte. Welche Lehre für uns! auch für manche Gläubige heute, die sich beeinflussen lassen durch Stand und irdische Bildung und anderes, was an sich berechtigt, aber in Gottes Zeugnis keinen Platz hat! Wie ernst ist dies z. B. für solche, die nicht unters Wort kommen, wenn in der Kraft des Geistes dienende, aber schlichte, äußerlich ungebildete Brüder das Wort verkünden! - Laßt uns wachsam sein über uns selbst und aufeinander achthaben in Liebe, daß durch unsere Person, unseren Dienst, unser Wesen, unsere Worte nur der HErr gerühmt werde! (1,31!)

Gerade in diesen Tagen dürfen wir eines (bekannten) soeben heimgegangenen Bruders gedenken, bei dem nicht Stand, Bildung und dergl. eine Rolle spielten im Zeugnis, sondern für den Christus, das Kreuz und die Gnade Gottes usw. den Mittelpunkt eines reichgesegneten Dienstes bildeten; da gilt Hebr. 13,7! - Der HErr mache auch aus uns, den Seinen allen, etwas zum Preise Seiner Herrlichkeit!

Frage 42

Bitte um eine Erklärung von 1. Petri 1,11(-12)!

Antwort A

In 2. Petri 1,21 lesen wir: „Die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste.“ Dieser „Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu“ (Offb. 19,10), gegeben durch den Geist Gottes und Christi (Röm. 8,9.16), der auch Noah zum „Prediger der Gerechtigkeit“ ausrüstete (2. Petri 2,5; 1. Petri 3,18ff.).

So sprachen im Geiste Christi Propheten von „Errettung der Seelen“ (1. Petri 1,9) durch Gnade mittels Glaubens und von den dazu notwendigen Leiden und Herrlichkeiten Christi. Wann und in was für einer Zeit dies stattfinden würde, war ihnen noch verborgen, weshalb sie forschten, um darüber Gewißheit zu erlangen.

Diese herrlichen Dinge, von denen sie weissagen durften, sind jetzt erfüllt und den Gläubigen geoffenbart durch Seinen Geist (1. Kor. 2,10), indem sie das Evangelium annahmen, das ihnen in der Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes gepredigt worden war. Nunmehr sind alle, die dem Worte glauben, bestimmt, als „Versammlung den Fürstentümern und Gewaltigen in den himmlischen Örtern kundzutun die gar mannigfaltige Weisheit Gottes“ (Eph. 3,10), in die jene hineinzuschauen begehren.

K. Hch.

Antwort B

Diese Stelle zeigt uns, daß die Propheten des Alten Testamentes nicht für sich, sondern für ein späteres Geschlecht die Dinge bedienten, von denen sie zeugten. Sie wußten nicht die Zeit, auf welche der Geist Christi hindeutete, der in ihnen war, als er von den Leiden und der Herrlichkeit des

Christus zeugte. Es war ihnen verborgen, wann diese Weissagungen erfüllt werden sollten. Als der Heilige Geist vom Himmel gesandt war, wurde das Wunder der Errettung, das Geheimnis des Evangeliums, kundgetan, es wurde verkündigt in der Kraft des Heiligen Geistes (Römer 16,25.26). Als Gläubige des Neuen Bundes sehen wir heute mehr, wir besitzen den geöffneten Himmel und haben das kostbare Erbteil der Gotteskindschaft. In diesen Gnadengaben ist uns das Geheimnis des Evangeliums vollständig geöffnet. Es ist so, wie Joh. 1,18 sagt: „Die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.“ In dieses wunderbare Geheimnis begehrten die Engel hineinzuschauen, aber es war nicht für sie bestimmt, sondern für Kinder, die einst Sünder waren. Wahrlich, ein Geheimnis, in das hineinzuschauen begehrenswert war, und vor dem wir als Erlöste heute noch im Staube anbeten müssen. Dieses Geheimnis wird so schön in folgendem Liedervers ausgedrückt und kann vielleicht manchem Leser zur Erquickung dienen: „Die Engel sind erhoben zum Dienen und zum Loben,

Doch Kinder sind sie nicht;

Kein Tod hat sie gekettet, kein hoher Preis errettet,

Kein Arm geführt aus Nacht zum Licht.

Er wählte Seine Kinder nur aus der Mitt' der Sünder,

Für sie floß Jesu Blut,

Den Sohn hat Er gegeben, mit Ihm das ew'ge Leben,

Mit Ihm ein unvergänglich Gut.

Ph. W.

Antwort C

Aus dieser Stelle lernen wir, daß die Propheten manche Weissagung niederschreiben mußten, über welche sie selbst kein volles Verständnis hatten. Sie ahnten nur dunkel wunderbare Dinge der Herrlichkeit Gottes in Errettung. Auch Dan. 12 ist ein Beleg hierfür (V. 8ff.). Solche Stellen sind ein köstlicher Beweis für die Inspiration der Schrift. Die Weissagungen wurden nicht durch den Willen der Menschen hervorgebracht (2. Petri 1,21). Diese waren nur die schreibende Hand des Heiligen Geistes und nur das Mundstück Gottes (Apgsch. 1,16; 3,18; 4,25; Eph. 6,17). Petrus zeigt uns, wie diese heiligen Männer dasaßen und sannen und forschten über die eigenen Worte, die sie niedergeschrieben hatten. Möchten wir mit gleichem brennenden Verlangen die Schriften durchforschen! Obgleich sie wußten, daß sie nicht für sich selbst, sordern für spätere Geschlechter Dinge zu offenbaren hatten, so forschten sie doch darüber nach, und wir sind oft so träge.

Die Dinge, die sie offenbarten, standen in Verbindung mit den Leiden und den Herrlichkeiten Christi, sie berühren vielleicht weniger die Gemeinde als Israel, das Reich, die Schöpfung usw.

Aber nicht die Propheten allein, auch Engel begehrten da hineinzuschauen. Sie sind nicht allwissend, diese „Gewaltigen an Kraft“. Staunend schauten sie an, was uns heute verkündigt und leider so wenig geschätzt wird. Mit Jauchzen sahen sie, wie die Erde gegründet wurde (Hiob 38,4.7). Dann sahen sie den gefallenen Menschen aus dem Paradiese ziehen (1. Mose 3,24). Mit Lobgesang

sahen sie den gefallenen Menschen aus dem Paradiese ziehen (1. Mose 3,24). Mit Lobgesang verkündigten sie die Geburt des Heilandes. Sie sahen Ihn hungern in der Wüste - in ringendem Kampfe in Gethsemane - auferstehen - gen Himmel fahren und verk ündigten Seine Wiederkehr. Was war dies alles für die Engel!

Große weltbewegende Ereignisse hat die Erde gesehen, aber wo ist eins, das diesen Dingen an die Seite gestellt werden kann? Was kann verglichen werden mit dem, daß Er - der die Welten schuf - am Kreuze hing? Das Ereignis berührt nicht nur die Welt, das umfaßt auch die Himmel. Wie konnten Propheten und Engel ahnen, was das in sich barg, als der Sohn Gottes „Sich Selbst dahingab“? Was war das für Gott! Was für die Engel - für die Propheten, und was sind sie für mich und dich, lieber Leser? Wie oberflächlich gehen wir doch oft über „die Leiden, die auf Christum kommen sollten und die Herrlichkeiten danach“ hinweg!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn schon die Engelwelt solchen Anteil nimmt an unserer Erlösung (vgl. Luk. 15,10!), wieviel mehr Grund haben wir, die Erlösten, mit Staunen und Anbetung hineinzublicken in den Ratschluß Gottes zu unserer Errettung, die auch der erhabene Gegenstand der prophetischen Weissagung und des Forschens jener heiligen Männer gewesen ist!

Laßt uns denn das alte Jahr, durch das unseres Gottes und Vaters Liebe, Gnade und Fürsorge uns getragen hat, beschließen mit Dank und Anbetung gegen Den, „der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat“ (Eph. 5,2), Jesus Christus, der „Derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit“ (Eph. 4,10; Hebr. 13,8) und der uns Sein baldiges Wiederkommen verheißen hat, damit wir da sein sollen, wo Er ist! (Joh. 14,3 u. 17,24!) Welch eine Erlösung, welch eine Liebe! Gepriesen sei Sein herrlicher Name jetzt und immerdar!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Jahrbuch (1916)

Was will die „Gegenseitige Handreichung“?

Auf diese Frage gibt eine deutliche Antwort Das Geleitswort zum Jahrbuch 1914, aus dem wir folgendes abdrucken:

„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die Fragen wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann, und zwar ohne Gewissenszwang!

Wir fragen die Einsender von Fragen und Antworten nicht: woher, aus welcher Benennung oder Gemeinschaft, oder auch aus welchem Lande kommst du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dergl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dem wir uns durchaus unterordnen, und das zu erforschen und unser Leben danach

einzurichten unsere Aufgabe ist.

Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit in Liebe. „Wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“ 2. Kor. 13,8.“

Es ist unser herzlicher Wusch, daß auch das Jahrbuch 1916 vielen Lesern diene zur Verwirklichung von 2. Petri 3,18.

Klotzsche bei Dresden,

im Dezember 1916.

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Geleitswort an den Leser:

... Dieses sagt der Heilige, der Wahrhaftige ...: Ich kenne deine Werke. Siehe, Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft und hast Mein Wort bewahrt und hast Meinen Namen nicht verleugnet ... Weil du das Wort Meines Ausharrens bewahrt hast, so werde auch Ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird ... Ich komme bald; halte fest, was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme!“ Offenb. 3,7.8.10.11.

Es ist dringend zu empfehlen, bei dem Nachlesen der in den Fragen und Antworten der „Gegenseitigen Handreichung“ angeführten Schriftstellen eine möglichst genaue, wortgetreue Bibelübersetzungzu benutzen!

Der Herausgeber.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 1

Was ist wahre Gottesfurcht nach der Schrift, und wie äußert sie sich dort und im praktischen Leben?

Antwort A

Nach Röm. 8,15 gibt es zwei Arten von Gottesfurcht, eine alttestamentliche und eine neutestamentliche: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen ...“ Die erstere äußert sich darin, wenn ein Mensch aus Furcht vor Strafe das Böse unterläßt und das Gute tut, um nach dem Willen Gottes zu leben. Diese Furcht kommt aus dem Gesetz, dem Gebot und Verbot (5. Mose 27,26), sobald das Gewissen aufwacht (1. Mose 3,7-13). Beim Übertreten des Gebots folgt zuerst ein inneres

sobald das Gewissen aufwacht (1. Mose 3,7-13). Beim Übertreten des Gebots folgt zuerst ein inneres Anklagen des eigenen Herzens, welches sich in dem Schämen zeigt.

Ein Beispiel alttestamentlicher Gottesfurcht gibt Joseph; er behauptet von sich, „ich fürchte Gott“ (1. Mose 42,18); man lese 1. Mose 39,7ff.; Vers 9! In der Schrift findet sich der Ausdruck seltener, dagegen sehr häufig „Furcht des HErrn“. 2. Chron. 19,7.9; Hiob 6,14; Ps. 34,11; Ps. 111,10; Spr. 1,7; Spr. 15,16 u. a.

Der Geist der Sohnschaft hat seinen Ursprung in einer Offenbarung Gottes. In dem Gleichnis vom verlorenen Sohn Luk. 15,11ff. lesen wir in Vers 20, wie der Sohn umkehrte (Belehrung), und der Vater ihm von ferne entgegenging. Ehe der Sohn dem Vater bekannte, so hat dieser ihn schon mit großer Liebe überschüttet. In Christo ist Gott der Welt so entgegengelaufen, wie der Vater dem verlorenen Sohne; in den am Kreuz ausgebreiteten Armen bietet Gott der verlorenen Menschheit Vergebung der Sünden an. Nimmt ein Mensch diese Gabe Gottes an, so wird er sich vor Gott nicht mehr fürchten. Die Gottesfurcht wird nun nicht mehr in der Furcht vor Strafe bestehen, sondern in der Behutsamkeit eines Kindes, aus Liebe seinem Vater wohlzugefallen (Eph. 5,10; Eph. 1,5) und Ihn nicht zu betrüben.

Die kindliche Gottesfurcht hat ihren Grund nicht etwa darin, daß wir dadurch die ewige Seligkeit verdienen wollen. Nach 1. Kor. 1,30.31 ist uns diese in Christo geschenkt, und wir sind versiegelt auf den Tag der Erlösung (Eph. 4,30). Dies ist der Beweggrund, warum wir den Heiligen Geist Gottes nicht betrüben sollen.

(Man vergleiche Frage 35 in Band II, besonders den Schluß der Anmerkung des Herausgebers.)

C. L.

Antwort B

Die kürzeste Antwort Auf diese Frage steht Ps.111,10: „Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang,“ und zwar in jeder Beziehung und auf jedem Gebiet, hat sie doch die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.

Im A. wie auch im N. B. werden uns manche Beispiele wahrer Gottesfurcht vorgeführt, so bei Henoch die Folgen derselben, bei Abraham der Beweis derselben durch seinen Glaubensgehorsam bei der Opferung Isaaks, dann Apgesch. 16,14 bei Lydia das Aufmerken auf Gottes Wort, Taufe und Gastfreiheit, in Apgesch. 10,1.2 bei Cornelius das Almosengeben und Beten, das „hinaufstieg zum Gedächtnis vor Gott“ (V. 4).

Bei allen diesen Beispielen besteht die Gottesfurcht im Aufmerken auf Gottes Wort und im Gehorsam gegen dasselbe; vergl. Matth. 11,28.29: „Kommet her zu Mir - und nehmet auf euch Mein Joch - so werdet ihr Ruhe finden.“ -

Doch das Beispiel aller Beispiele ist unser Heiland Jesus Christus, der gehorsam war bis zum Tode am Kreuz, der nichts tun konnte ohne den Vater, über dem der Himmel sich öffnete, als die Worte erklangen: „Dies ist Mein lieber Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen habe.“

Der HErr redet auch heute noch durch Sein Wort und Seinen Geist zu jedem Seiner Kinder,

besonders darin, wie Er jedes derselben eigenartig führt. Je genauer jedes dabei auf das Wort merkt und danach tut, desto vollkommener wird es. Das Band der Vollkommenheit aber ist nach der Schrift: die Liebe. Joh. 13,35: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr Meine Jünger seid.“

Noch eins zum Schluß: es ist der HErr, der das Herz auftut, es ist der HErr, der Wollen und Vollbringen gibt. Darum Ihm allein die Ehre, der selbst einen Scherben nicht verwirft, sondern aus diesem noch etwas zu formen vermag nach dem Reichtum Seiner Gnade und zu Lobe Seiner Herrlichkeit.

L. Th.

Antwort C

Es gibt viele Menschen und auch Gläubige, die, wenn von Gottesfurcht geredet wird, meinen, es handle sich um eine knechtische Furcht und um ein Zittern vor einem zürnenden Gott. Daß dem nicht so ist, bezeugt uns die Schrift wiederholt. 2. Tim. 1,7 lesen wir: „Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit;“ oder 1. Joh. 4,18: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.“ Diese und andere Schriftstellen zeigen uns vielmehr, in welch ein herrliches Verhältnis der Gläubige seinem Gott und Vater gegenüber gebracht ist. Wenn uns nun andere Schriftstellen wie z. B. Apgesch. 9,31 oder 1. Petr. 1,17 darauf hinweisen, in Gottesfurcht zu wandeln, so handelt es sich um eine schöne von dem Geiste Gottes gewirkte Gnadengabe bei den Gläubigen. In den Sprüchen Salomos, in denen auch viel von Gottesfurcht die Rede ist, lesen wir in Spr. 9,10: „Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang und die Erkenntnis des Heiligen (Allerheiligen) ist Verstand.“ Diese Gottesfurcht führt uns hinein in die Gnadenwege Gottes mit den Menschenkindern und zeigt uns das Herz Gottes, wie es Liebe ist (1. Joh. 3,2.3; 4,3-10.16). Wenn wir diese Liebe nur in etwa verstanden haben, und der Geist uns das Zeugnis gibt, daß wir Gottes Kinder sind (Röm. 8,15-17), dann versteht es sich für uns eigentlich von selbst, in Gottesfurcht zu wandeln, indem wir das Böse verabscheuen und, weil es das Vaterherz unseres Gottes betrüben würde, uns fürchten, in irgend eine Handlung oder auch in irgend eine Lehre einzuwilligen, die unserem Gott und Vater zuwider wäre. Also die kindliche Liebe zu Ihm treibt uns, das Herz unseres Gottes und Vaters nicht zu betrüben. Es ist ähnlich wie bei Kindern: je mehr sie die Liebesabsichten und die treue Fürsorge ihrer Eltern verstehen, desto mehr werden sie alles aus Liebe zu ihnen tun und sich fürchten, sie irgendwie zu betrüben. Deshalb gilt es für jeden Gläubigen, in Gottesfurcht und Treue an der Hand seines HErrn seinen Pfad zu gehen nach dem Grundsatz 1. Joh. 4,19: „Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebet hat.“ Der Unwiedergeborene handelt nach seinem eigenen Gutdünken, weil er keinen Begriff für Gut und Böse im göttlichen Sinne hat, aber die Getreuen im Lande haben Gottesfurcht aus Liebe.

Ph. W.

Antwort D

Der natürliche Mensch ist ohne Gottesfurcht. „Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen“ (Röm. 3,18). Dies ist Gottes Urteil über jeden Menschen in seinem unwiedergeborenen Zustand. Ob ein solcher im Gewand der Gottlosigkeit oder der Frömmigkeit einhergeht, macht keinen Unterschied. Und wie es im Innern eines solchen Menschen aussieht, zeigt uns Ps. 36,1-4.

Sobald das Licht Gottes in eine Seele fällt, tritt eine Änderung ein. Dies ist der feierliche Augenblick

Sobald das Licht Gottes in eine Seele fällt, tritt eine Änderung ein. Dies ist der feierliche Augenblick des Erwachens des Sünders. Er erkennt, daß er es mit dem lebendigen Gott zu tun hat, und daß dieser Gott heilig ist - und er ein Sünder, ein Mann unreiner Lippen ist, mit einem unreinen Herzen. (Jes. 6,5; Matth. 15,18.19.) Dies ist der Anfang der Gottesfurcht. Er fängt an, das Böse zu hassen und flieht (Spr. 8,13; 16,6). Es ist der Weisheit Anfang (Spr. 1,7; 9,10). Der Sünder flieht zum Heiland. Das Schächerwort vom Kreuze: „Auch du fürchtest Gott nicht“ (Luk. 23,40) ist ein Beispiel hierfür.

Wenn wir die Erlösung im Blute Christi gefunden haben, hört Gottesfurcht nicht auf. Nun beginnt sie erst recht. Diese Furcht ist nicht die Furcht der Knechtschaft, noch der Ungewißheit unserer Erlösung. Nach dieser Seite hin sind wir ohne Furcht - selbst im Blick auf den Tag des Gerichtes. (1. Joh. 4,18.) Gottesfurcht ist die heilige Kindesfurcht, die mit dem glücklichen Bewußtsein Seiner Liebe zusammengeht. Es ist Furcht, nicht weil wir nicht wissen, sondern „weil wir wissen, daß wir ... mit dem kostbaren Blute Christi erlöst sind“. (Wir wissen, was es kostete, uns zu erlösen.) Und wir kennen Ihn, den wir als Vater anrufen, daß Er heilig ist, und daß auch wir heilig sein sollen in allem Wandel. Deshalb gehen wir in Furcht durch die Welt des Schmutzes, um uns nicht zu beflecken. Wir wissen: Er sieht, wie wir uns als Seine Kinder bewegen und richtet jedes Werk. (1. Petr. 1,16-19); Spr. 14,26.27; Ps. 130,4.)

Gottesfurcht berührt aber nicht nur unseren Wandel in der Welt, sondern auch unsere Stellung zu Seinem Wort. Wie leicht verlieren wir die Furcht Gottes aus unserem Herzen - das Bewußtsein, daß Er der lebendige Gott, und es Sein Wort ist, mit dem wir es zu tun haben. Mit diesem Worte umzugehen ohne diese Furcht, ist eine schreckliche Sache, die uns sicher unter die züchtigende Hand Gottes bringt, damit wir Seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Es ist noch wie von alters her: „In denen, die Mir nahen, will Ich geheiligt werden“ (3. Mose 10,3). Nadab und Abihu gingen mit den heiligen Dingen um, nicht wie Gott „geboten“ hatte - sie hielten sich nicht gebunden an Sein Wort - und beide starben unter der Hand Gottes (vergl. Apgesch. 5,1-11; V. 5 u. 11!).

Wie steht es mit uns, wenn wir die Schrift in unsere Hand nehmen? Sind wir uns bewußt: es ist unseres Gottes Wort!? Haben wir Gnade „wohlgefällig“, „mit Ehrfurcht und Furcht“ vor Ihm zu stehen, der zu uns redet? (Hebr. 12,28.29.) Oder haben wir dies vergessen und treten gewohnheitsmäßig, oberflächlich an dieses Wort heran? Haben wir es gar benutzt, um mit unserer Erkenntnis oder Rede zu glänzen? Brüder, finden wir nicht Ursache, uns zu beugen, auf unsere Knie zu fallen und unser Herz dem HErrn aufzudecken und unsere Sünde zu bekennen? Haben wir nicht nötig, zu trauern über all die Verfassungen, Menschensatzungen und verkehrten Lehren, die um sich fressen wie der Krebs - über die Dinge der Ungerechtigkeit (die nicht recht vor Gott sind), von denen solche, die den Namen des HErrn nennen, nicht abstehen? Dinge, die nur Eingang finden konnten, weil es an der Furcht Gottes mangelte! Aber, ach, man ist zufrieden, wenn gewisse Grenzen nicht überschritten werden, wenn man tadellos und ehrbar in der Welt wandelt, aber - Brüder - ein Leben in Gottesfurcht ist etwas anderes: da ist der Maßstab für jedes die Herrlichkeit Gottes, und die Autorität der Schrift entscheidet jede Frage.

Laßt uns Gnade nehmen und wieder nüchtern werden! Die Furcht des HErrn wird sich wieder erweisen als der Weisheit Anfang, wenn wir die Pfade der Torheit, des eigenen Willens und der Überlegungen des Herzens verlassen. Füllt Gottes Furcht wieder unser Herz, so wird Sein Wort auch wieder der einfache und untrügliche Wegweiser unseres Weges. Dann genügt uns nicht mehr ein

anständiger Wandel, dann treten wir ab von dem, was nicht Recht vor Gott ist. „Gehet aus aus ihrer Mitte, sondert euch ab“ (2. Kor. 6,14-18), sind dann ebenso verständliche Worte für uns, wie für Abraham die Worte: „Gehe aus deinem Vaterhause.“ Dann spricht man nicht mehr von „Lehrfragen“! „Gehe aus deinem Vaterhause,“ „Opfere deinen Sohn“ waren für Abraham keine „Lehrfragen“. Für ihn waren es die Worte seines Gottes, und es kam ihm nicht in den Sinn, sie umzudeuten. Gottesfurcht heilt uns von der Farbenblindheit, Wahrheit und Irrtum nicht zu unterscheiden. Gott und das Wort Seines Mundes ist eine solche Wirklichkeit, daß Menschen und Umstände zu Asche werden.

Auf den letzten Blättern des Alten Testamentes fragt und klagt der HErr über Israel: „Wo ist Meine Furcht?“ Der lebendige Gott hatte längst aufgehört, eine lebendige Wirklichkeit für sie zu sein (Mal. 1,6ff.). Aber in der Mitte dieses Volkes waren etliche, die den HErrn fürchteten. Diese kamen zusammen und „unterredeten sich miteinander, und Jehova merkte auf sie, und ein Gedenkbuch ward vor Ihm für sie, die Ihn fürchteten und Seinen Namen achteten, geschrieben“. Und hiermit erwähnt Gott wieder den „Unterschied“, den Er schon in Ägypten zwischen Seinem und Pharaos Volk feststellte (Mal. 3,16-18; 2. Mose 8,23; 11,7). Redet dies keine Sprache zu uns, die wir, wie jene, auch am Ende einer Zeitperiode - in der Mitternachtsstunde stehen? „Laßt uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Ehrfurcht und Furcht; denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr. 12,28.29).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Sicherlich konnten wir unter dem zur Veröffentlichung vorliegenden Stoff keinen würdigeren Gegenstand finden für den Beginn des neuen Jahres als diesen, der uns zu gleicher Zeit vor die Kostbarkeit der in Christo uns geschenkten Erlösung stellt, wie auch vor den Ernst des mit jener in Übereinstimmung befindlichen Wandels in schriftgemäßer Gottesfurcht (1. Petr. 1,14-19). Wahre Furcht Gottes - wie sie in obigen Antworten so klar und schön beschrieben ist - ist die Grundlage einer echt-biblischen praktischen Heiligung. Viele teure Kinder Gottes sind aber zufrieden mit einer Reinigung von den Befleckungen des Fleisches und übersehen, daß die Reinigung von den Befleckungen des Geistes dazugehört, um (schriftgemäße) Heiligung zu vollenden in der Furcht Gottes (2. Kor. 7,1!). Und worin bestehen solche Befleckungen? Der Zusammenhang mit Kap. 6 zeigt es uns: in V. 14-18 ist uns alles - fleischliche wie geistige Unreinheit - gezeigt, wovon wir uns abgesondert halten sollen - in jeder Beziehung! Ist aber unser Herz nicht mit „Furcht Gottes“ erfüllt, so werden wir leicht zufrieden sein mit einer Reinigung von Dingen hinweg, die uns böse dünken, aber wir werden nicht fragen danach, wie weit Sein in Seinem Wort geoffenbarter Wille geht in Bezug auf unsere Heiligung. Manche Gläubige reden gern von „Heiligung“, aber sind wir alle uns dessen bewußt, was alles diese in sich schließt, wenn wir es genau nehmen mit dem Wort des HErrn in der „Furcht Gottes“?

„... Sondert euch ab, rühret Unreines nicht an ... spricht der HErr“ (2. Kor. 6,17!). Möchten wir im neuen Jahre mehr lernen, Menschen zu werden ähnlich den Vorbildern der Schrift, z. B. Abraham, Moses, Joseph, Elias, Daniel, Paulus oder Timotheus und vielen anderen! „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort halten“ (Joh. 14,23).

 

Frage 2

Worauf bezieht sich in dem Zusammenhang von Joh. 3,25-36 der Endsatz von Vers 34: „denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß“?

Antwort A

Der Schluß dieses dritten Kapitels des Ev. Joh. von V. 22-36 zeigt uns den Gegensatz zwischen der Stellung des Johannes und derjenigen Christi. Der eine ist der Freund des Bräutigams, der andere der Bräutigam selbst, der eine war, wie groß auch die ihm verliehene Gabe war, als „Stimme eines Rufenden“ in der Wüste, um als Wegbereiter des HErrn zu dienen, doch nur ein Mensch von der Erde, er redete von irdischen Dingen (V. 31). Der andere, obwohl Mensch, war vom Himmel und redete, was Er gesehen und gehört hatte.

Wenn Jesus als Mensch auf der Erde redete, so redete Er die Worte Gottes. Jesus war der Sohn Gottes, vom Vater geliebt und in die Welt gesandt, und wer dem Sohn glaubte, empfing ewiges Leben. Johannes war von Mutterleibe an mit Heiligem Geist erfüllt, er hatte also ein Maß Heiligen Geistes empfangen, um den ihm von Gott zugewiesenen Auftrag zu erfüllen, er ging einher im Geist und der Kraft des Elias (Luk. 1,17). Jesus aber war voll Heiligen Geistes (Luk. 4,1), auf Ihm ruhte der Geist des HErrn (Jes. 11,2; Luk. 4,18) „nicht nach Maß“.

Meines Erachtens bezieht sich somit der Endsatz von Vers 34 auf den Herrn Jesum.

F. B.

Antwort B

Die Worte, mit denen die Jünger Johannes' infolge der Streitfrage über die Reinigung (V. 25) sich an Johannes wandten (V. 26), lassen erkennen, daß diese Jünger sich über die Person des Herrn Jesu und über das, was vor sich ging, trotz des von ihnen selbst erwähnten Zeugnisses des Johannes ganz im unklaren und in Zweifeln waren. Es klingt so etwas hindurch wie die Frage: Hat dieser denn das Recht, zu tun, was du tust - zu taufen? und zugleich etwas wie Neid darüber, daß nun alle zu diesem hingingen. Diese Worte geben Johannes Anlaß, die Rechte und die Herrlichkeit dieser wunderbaren Person zu verkünden und ein Zeugnis von dem Herrn Jesus abzulegen, das den Blick von ihm weg hin auf Ihn lenkt, um Seine Autorität, Seine Ansprüche, Seine Herkunft, Sein Zeugnis, Seine Beziehung als Sohn zum Vater und die entscheidende Folge der Stellungnahme zu diesem Sohne und Seinem Zeugnis vor Augen zu stellen. Der Endsatz des V. 34 steht in besonderer Weise in Beziehung zum Zeugnis des HErrn (s. V. 31b-34). Johannes sagt in V. 33, daß dieses Zeugnis Gottes eigenes Zeugnis ist, und in V. 34a, daß die Worte des Herrn Jesu Gottes eigene Worte sind. Er sagt damit, daß durch den Herrn Jesus Gott Selbst redet, also in der Person des Herrn Jesu Gott Selbst gegenwärtig ist. Aus dieser Tatsache geht das „denn“ in V. 34b hervor. Johannes hatte ja gesehen „den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren und auf Ihm bleiben (Kap. 1,32.33); er wußte, daß dieser Geist im Herrn Jesu wohnte und aus Ihm redete, und daß dieser Geist nicht eine Sache war, die zugemessen wird in größerer oder geringerer Menge, sondern eine Person ist, die dort, wo sie ist, ganz ist. „Gott gibt den Geist nicht nach Maß“ - es handelt sich nicht um viel oder wenig Geist (niemals, auch nicht, wenn es heißt „voll Geistes“, sondern letzteres bedeutet, daß der Geist allein und völlig Raum hat, die Person völlig unter der Leitung und Wirkung des Geistes steht), sondern um

und völlig Raum hat, die Person völlig unter der Leitung und Wirkung des Geistes steht), sondern um eine Person, die entweder ganz da ist oder gar nicht da ist. So war der Geist in Seiner ganzen Fülle in dem Herrn Jesu - „nicht nach Maß“ -, wie es in Kol. 1,19 heißt: „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm zu wohnen.“ Sein Leib war der rechte Tempel Gottes, und was Er redete, waren die wahrhaftigen Worte Gottes! Darum ist unserem Herzen so kostbar und wichtig, was Er gesagt hat! - Aber auch uns gibt Gott den Geist „nicht nach Maß“, auch in uns wohnt der Heilige Geist in Seiner ganzen Person. Wie kostbar und zugleich auch ernst für uns!

Th. K.

 

Anmerkung des Herausgebers

Sicherlich ist letzteres durchaus richtig: in uns wohnt diese heilige Person, wie unter vielen anderen Stellen 1. Kor. 6,19 bezeugt, woraus folgt, wie ernst es ist, wenn wir Ihn betrüben (Eph. 4,30). Aber daß Er in uns wohnen kann, ist erst die Folge der Verherrlichung Jesu, vorher war es nicht möglich (Joh. 7,37-39). - In unserem Verse 3,34b nun sehen wir den gewaltigen Unterschied, der zwischen dem noch auf alttestamentlichem Grunde stehenden Wegbereiter des HErrn und diesem Selbst bestand, und zwar in ihrer (beiderseitigen) Menschheit. Nie im A. T. wohnte der Heilige Geist als Person dauernd im Menschen; den Propheten und anderen heiligen Männern wurde Er als Kraft und Leitung für Zeit und Auftrag gegeben (vergl. z. B. 2. Mose 31,1ff.; Richt. 3,10; 2. Sam. 23,2; Hesek. 11,5 und viele andere Stellen). Johannes war der letzte und größte von den alttestamentlichen Propheten (Matth. 11,11, vgl. Band 11, 1914, Fr. 20!), er leitete über in die neue Zeit, und ihm wurde dazu auch der Geist schon im Mutterleibe gegeben – dennoch, welch ein Unterschied zwischen ihm und dem (aus dem Geist gezeugten) Menschen Jesus Christus! Nicht zugemessen, d. h. für einen bestimmten Zweck und für eine Zeit dargereicht ward diesem der Geist, sondern ohne Maß wurde Ihm, dem Sohne vom Vater, dauernd („gibt“) alles in die Hand gegeben, so daß Er es weitergeben konnte! (vergl. V. 35.36 z. B. mit 10,28; 14,27 und 20,22.) Weil also der Geist als Person in Ihm wohnte in Seiner ganzen Fülle, deshalb war alles, was Er redete, tat und gab von ewiger, göttlicher Bedeutung - es war vollkommen! Herrliche Tatsache! - Möchten wir von Johannes, dem „Freund des Bräutigams“, lernen, „hocherfreut zu sein über die Stimme des Bräutigams“, wir, die wir zu der Braut gehören (vergl. Band III, 1915, Fr. 21!) und unserem himmlischen Bräutigam ewig zu eigen sind!

Frage 3

Ist für einen Menschen „in Christo“ das praktische Warten auf das Kommen des HErrn Notwendigkeit, oder geben Stellen wie Römer 5,9.10; 8,30; Eph. 1,14 nicht schon genügende Sicherheit für unsere zukünftige Errettung? - Wie haben wir uns dieses Warten zu denken? Es mußte uns hier unten wohl eigentlich recht schlecht gehen, bis wir wahrhaft von ganzem Herzen ausrufen: „Komm, Herr Jesu!“? (Offenb. 22,20.)

Antwort A

Die angeführten Schriftstellen zeigen uns die kostbare Stellung, in die wir als Gläubige gebracht sind. Wir sollen die uneingeschränkte Güte unseres Gottes und Vaters auf dem Weg durch diese Wüste genießen, und nach den Ratschlüssen Seiner Liebe will Er uns in Seiner innigsten Nähe haben. Dieser

genießen, und nach den Ratschlüssen Seiner Liebe will Er uns in Seiner innigsten Nähe haben. Dieser Vorsatz Gottes, der uns in Gnaden mit Christus verbindet, kennzeichnet unsere Stellung. Wenn wir nun als einzelne stille stehen und Rückschau halten, ergibt sich für uns die Frage: Wo fand Er uns, als Er uns in diese herrliche Stellung bringen wollte? Tot in Vergehungen und Sünden! Wenn wir aber nunmehr in Christo unsere Stellung nach den Ratschlüssen Gottes sehen, dann werden wir finden, wie Er nach dem Reichtum Seiner Gnade mit uns gehandelt hat. Wir sehen also die wunderbare Tatsache unverhüllt vor uns liegen: zunächst, daß der Sohn Gottes auf diesen Schauplatz kam und uns Heil und Rettung gebracht hat, ferner daß der HErr, nachdem Er das Werk der Erlösung hinausgeführt hatte, wieder zu Seinem Vater ging und uns für diese Zeit Seiner Abwesenheit den Heiligen Geist als Führer und Sachwalter zurückließ, und daß Er uns weiter die Zusage gab, „Ich komme wieder“. Wenn nun Der, welcher uns in eine so gesegnete und auch gesicherte Stelle gebracht hat, unserem Auge fern ist, wird unser Verlangen doch immer nach Ihm sein. Die gegenseitige Zuneigung ist immer die gleiche. Er sehnt sich nach den Seinen und die Seinen nach Ihm. Die beste Erläuterung zu unserer Frage gibt uns das Gleichnis vom treuen und bösen Knecht Matth. 24,43-51. Der treue Knecht handelt und wartet und wacht. Der ungetreue sagt: „Mein Herr verzieht zu kommen“ (V. 49) und schändet das Zeugnis seines Herrn. Wenn wir nun Offenb. 22,20 lesen: „Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, Ich komme bald“ (schnell, eilends), so müssen wir darauf achten, daß es sich um das Zeugnis von dem Herrn Jesus Selbst handelt. Offenb. 22,16 sagt Er uns: „Ich, Jesus, habe Meinen Engel gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen,“ und in V. 17 hören wir das Echo: Geist und Braut rufen vereint „Komm!“. Es ist ein gemeinsames Sehnen. Der Geist sehnt sich von diesem Schauplatz hinweg, und jeder, der hinzugefügt ist zur Gemeinde oder zur Braut des HErrn, wird das gleiche Verlangen tragen, Den zu sehen, der ihn geliebt und gewaschen hat. So stehen wir wohl inmitten einer gottfeindlichen Welt auf dem unerschütterlichen Boden unseres Heils und erfreuen uns einer vollkommenen Errettung. Aber gerade, weil es sich um etwas Vollkommenes und Bestimmtes handelt, sehnen wir uns, wenn die Verbindung mit dem HErrn rechter Art ist, danach, nicht nur grundsätzlich, sondern auch praktisch mit dem HErrn in die himmlischen Örter versetzt zu werden. So kommt unser Rufen: „Komm, Herr Jesu!“ aus einem sehnsuchtsvollen Herzen, denn die Schätze und Freuden dieser Welt, auch wenn es sich um edle handelt, sind uns nichtig geworden. Möchten wir alle, die wir als wahre Gläubige Verbindung mit dem Haupte haben, Gott in Treue dienen und wie die Thessalonicher den Herrn Jesum aus den Himmeln erwarten (1. Thess. 1,9.10). Denn keine Wahrheit der Schrift gibt uns mehr Spannkraft und Ermunterung zu treuem Wandel und zum Ausharren als das stete treue Warten auf Ihn, der uns gesagt hat: „Ja, Ich komme bald.“ Nicht die Lehre von Seinem Kommen und auch nicht die Ereignisse, die mit Seinem Kommen in Verbindung stehen, sondern die Vereinigung mit Seiner hochgelobten Person soll unser Herz erfüllen, und zwar zu allen Zeiten, dann rufen wir freudig aus sehnsuchtsvollem Herzen: „Komme bald, Herr Jesu!“

Ph. W.

Antwort B

Zunächst die 2. Unterfrage: „Geben Stellen wie Röm. 5,9.10; 8,30; Eph.1,14 nicht schon genügende Sicherheit für unsere zukünftige Rettung?“ Sicherlich! Die Schrift spricht klar in Apgesch. 16,31: „Glaube an den Herrn Jesum, und du wirst errettet werden,“ errettet vor dem kommenden Zorn (Röm. 5,9.10; 1. Thess. 1,10), errettet vor dem Gerichte (Joh. 3,17; 5,24). In Christo haben wir aber

nicht nur die Errettung, sondern einen unausforschlichen Reichtum der Herrlichkeit (Eph. 3,8.16). Möchten wir uns nun nicht lässig zeigen, das in Besitz zu nehmen, was Gott in Seiner Gnade und Liebe uns zugedacht hat wie einst Israel (Joh. 13,1), da es doch die herrlichsten Verheißungen hatte (Joh. 1,3ff.). Auch in diesem Zusammenhange gilt das in Band III, 1915, Frage 27, Antwort F über den Wandspruch „Nur selig“ Gesagte. Damit komme ich zu Unterfrage 1: „Ist für einen Menschen ‚in Christo’ das praktische Warten auf das Kommen des HErrn Notwendigkeit?“

Ist für eine Braut die Liebe zu ihrem Bräutigam Notwendigkeit? Ist es für eine Braut Notwendigkeit, auf den Tag der Heimkehr ihres Bräutigams, der Vereinigung mit ihm, die Hochzeit zu warten?

O, daß unsere Herzen so die erste Liebe verlassen haben, daß unsere Herzen so wenig von Liebe zum Heilande brennen! Denn hier handelt es sich um eine Herzenssache, und wie könnte man da von „Notwendigkeit“ sprechen!

Einst brauchte ein alter Bruder zur Erklärung von Offenb. 2,4 etwa folgendes Bild, das auch für die vorliegende Frage Licht geben kann: Ein Ehepaar ist jung verheiratet. Der Mann geht des Morgens zur Arbeit. Er geht nicht, ohne mit einem Kuß von seiner Frau Abschied genommen zu haben, ohne von ihr bis zur Tür begleitet zu werden, und ohne daß sie ihm noch nachschaut. Nun ist er fort. Sie begleitet ihn in Gedanken und denkt darüber nach, wie sie alles für ihn schön zurechtmachen kann, wenn er müde von der Arbeit nach Hause kommt. So werden für ihn die Betten gemacht, die Stuben gesäubert, das Essen gekocht, der Tisch gedeckt usw. Nun naht die Stunde, wann er nach Hause kommen muß. Es ist alles bereit. Sie wartet schon auf ihn, um ihm die Tür zu öffnen und von ihm mit einem Kuß in die Arme geschlossen zu werden. - Jahre sind vergangen. Äußerlich bietet das Haus noch denselben Eindruck. Die Betten sind sauber und glatt, die Zimmer rein, das Essen gut. Aber das Verhalten der Eheleute zueinander ist, wenn man genau aufpaßt, ein anderes geworden. Es kommt vor, daß der Mann zur Arbeit geht, ohne von seiner Frau Abschied zu nehmen. Man begrübt sich beim Wiedersehen nicht mehr mit einem Kuß. Die Herzen sind kühl gegeneinander geworden. Äußerlich scheint alles dasselbe geblieben zu sein; aber der Hauch der Liebe, der über dem Hause lag, ist dahin!

Mag in einer irdischen Ehe die Schuld des Erkaltens der Liebe vielleicht auf beiden Seiten liegen, so verdient es kaum erwähnt zu werden, daß in unserem Falle die Schuld des Verlassens der ersten Liebe zum HErrn stets bei uns liegt. Die Liebe des HErrn ist unveränderlich! (1. Kor. 13,8; Hohel. 8,7a; Joh. 13,1.) Laßt uns gedenken, wovon wir gefallen sind, Buße tun und den HErrn bitten, durch den Heiligen Geist wieder das Feuer der ersten Liebe anzufachen, daß unsere Herzen wirklich mit Ihm erfüllt sind, daß Er von neuem der Mittelpunkt unseres Lebens, Denkens und Hoffens sei. Laßt uns irdische Gesinnung, Beschäftigung mit dem lieben Ich, jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde, welche unsere Herzen aufhalten wollen, ablegen und hinfort nur auf Ihn sehen, Seine selige Nähe, Liebe in Gemeinschaft suchen, damit nicht auch wir schläfrig werden oder gar einschlafen! (Matth. 25,5.)

3. Unterfrage: „Wie haben wir uns das Warten zu denken?“

Wie wartet die Braut auf den Bräutigam? Auch darauf kann nur die Liebe Antwort Erteilen, und es ist nicht möglich, Anweisungen zu geben. - Andererseits tritt, wenn die Schrift über das Warten spricht (Matth.24,42 bis 25,30; Mark. 13,33-37; Luk. 12,34-48; 21,34-36; 1.Thess. 5,4-11) weniger unser Verhältnis als das der Braut zum Bräutigam als vielmehr das des Knechtes zum Herrn in den

Vordergrund; der Knecht hat dem Herrn Rechenschaft abzulegen und findet bei ihm Lohn.

4. Unterfrage: „Es müßte uns hier unten wohl eigentlich recht schlecht gehen, bis wir wahrhaft von ganzem Herzen ausrufen: ‚Komm, Herr Jesu!'?“

Wie die Braut die Wiederkehr des Bräutigams und den Tag der Hochzeit aus Liebe herbeisehnt, so soll auch in unserem Herzen die Liebe zum HErrn den Ruf: „Komm, Herr Jesu!“ wecken. - Laßt uns das nahe Verh ältnis, in das wir durch Gottes Gnade als Glieder der Brautgemeinde Jesu Christi getreten sind, genießen! Lies in diesem Zusammenhange das Hohelied!

O. v. Br.

Antwort C

Stellen wie Röm. 5,9.10 bezeugen klar, daß die an Jesum Glaubenden errettet sind mittelst des Glaubens an das durch Jesum vollbrachte Werk am Kreuze. Errettet von dem zukünftigen Zorn, wobei wir sehr wohl an Offenbarung 6,16.17 zu denken haben. Eph. 1,14 bezeugt, daß die Glaubenden durch den Heiligen Geist versiegelt und versichert sind betr. der Sicherheit ihrer ewigen Errettung; ja, noch manch andere Stellen der Heiligen Schrift bezeugen dem wahrhaft Glaubenden seine ewige Errettung in Christo. Was ist nun praktisches Warten auf den HErrn? 1. Thess. 1,9.10 sagt uns etwas davon: diese Thessalonicher hatten sich auf Grund der Verkündigung des Evangeliums durch den Apostel Paulus zu Gott bekehrt - um dem lebendigen Gott zu dienen - und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten. Drei unzertrennliche Tatsachen: Bekehrung zu Gott, und die noch übrige Zeit nicht mehr den Lüsten der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben (nach 1. Petri 4,2-4 und anderen Stellen) und Seinen Sohn zu erwarten - das ist praktisches Warten. Eine Notwendigkeit, auf das Kommen des HErrn zu warten, besteht nicht! Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist; in der Bekehrung und durch dieselbe haben wir im Herzen erlebt und erfahren die unergründliche Liebe, das unermeßliche Erbarmen Gottes über uns in der Dahingabe Seines geliebten Sohnes, unseres Heilandes; wir sahen Ihn am Kreuze für uns gestorben, und wer dies persönlich erlebt hat, dessen Herz und dessen Verlangen ist seitdem nur eines: diesen geliebten HErrn bald zu sehen, um ewig bei Ihm sein zu dürfen. Von Notwendigkeit, auf den teuren HErrn zu warten, kann keine Rede sein, es ist vielmehr der durch den Heiligen Geist ins Herz gegebene Drang der Liebe zum HErrn. Wenn von Notwendigkeit geredet wird, so käme dies ja dahin, daß das Kommen des HErrn von Menschen bezw. dem Gläubigen abhängig wäre, wie ja auch leider unter Gläubigen die Meinung vorkommt, daß der HErr nicht kommen könne, solange die Gläubigen in so viele Gemeinschaften, Meinungen und Sekten zerstreut seien; das Kommen des HErrn ist nicht abhängig von dem jeweiligen Zustand einzelner oder vieler Gläubigen. So sehr es gewiß den HErrn und den Heiligen Geist betrüben muß, daß es so steht, das praktische Warten auf den HErrn ist ein Werk des Glaubens und eine Bemühung der Liebe im praktischen Leben und Wandel und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesum Christum (1. Thess. 1,3). Der Herr Jesus Selbst harrt aus droben, nach dem Willen Seines Vaters, und wir haben auszuharren (2. Thess. 3,5); es ist Seine Geduld und Langmut, die so gerne alle retten möchte (2. Petr. 3,9).

Die Meinung, als ob es einem recht schlecht hier unten ergehen müsse, bis man wahrhaft von ganzem Herzen ausrufen könne: „Komm, Herr Jesu!“, ist sehr irrig, und es findet sich im Worte Gottes auch nicht der mindeste Anhaltspunkt dafür. Keine zeitlichen und irdischen Umstände der

Gläubigen: Not, Elend, Armut, Krankheit, Bedrückung, Verfolgung und was in den Bereich der Leiden gehört, werden den HErrn bestimmen, zu kommen, und kein Gläubiger, in dessen Herz die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist ausgegossen ist und der Gemeinschaft hat mit dem Vater und dem Sohn (1. Joh. 1,3), wird um irgendwelcher Umstände willen rufen: „Komm, Herr Jesu!“ Lesen wir die Berichte des Apostels im Römer- und Korintherbrief betr. seiner Leiden, seines Ergehens in dieser Welt! (Röm. 8,37.) Er sagt: „Aber in diesem allem sind wir mehr als Überwinder durch Den, der uns geliebt hat.“

Endlich möchte ich bemerken, daß Offenb. 22,17 steht: Und der Geist und die Braut sagen „komm!“ Der Heilige Geist, den Gott gesandt an Christi Statt, um die Braut, die wahre Gemeinde Gottes, aus der Welt zu sammeln und zu werben, ruft: „Komm!“ Der Heilige Geist sehnt Sich Selbst, die Braut, die Er in der Welt geworben hat, dem Bräutigam bald zuführen zu können.

Wir haben ein so schönes Vorbild in dem Knecht Abrahams, dem Elieser: 1. Mose 24,56. Nachdem er die Braut für dessen Sohn Isaak gefunden hatte, will er sich nicht länger aufhalten lassen, er spricht: „Haltet mich nicht auf usw.“ Der Heilige Geist sehnt Sich sehr, die Braut heimzuführen und diese Erde, wo Er soviel betrübt worden ist, zu verlassen. Wir dürfen sicher sein: das Sehnen und Verlangen des Herrn Jesu nach Seinen Erlösten und durch Sein Blut Erkauften ist unendlich größer als das Sehnen der Braut selbst (Joh. 14,2.3; 17,24). Und die Braut ruft: „Komm!“ Sobald die Braut des Bräutigams Stimme hört: „Ich bin der glänzende Morgenstern“, ruft sie hocherfreut „Komm!“ Denn sie weiß, daß Er dann kommt, ja, daß Er sehr nahe ist.

Möchten wir alle, die den Herrn Jesum kennen und liebhaben, beherzigen 1. Thess. 5,4-11!

F. B.

Antwort D

Wenn ich die Frage recht verstehe, geht der erste Teil derselben dahin, ob unsere zukünftige Errettung davon abhängig ist, daß wir tatsächlich auf das Kommen des HErrn warten. Mit „zukünftige Errettung“ ist wohl unsere ewige Errettung gemeint. Insoweit ist die Frage entschieden zu verneinen, denn das Wort Gottes macht unsere ewige Errettung von nichts anderem auf unserer Seite abhängig als nur von unserem Glauben an den Herrn Jesum Christum, den Sohn Gottes, unseren Heiland. Er ist der Fels, auf den unser Heil gegründet ist. Das bezeugt das Wort Gottes an vielen Stellen, wie Joh.3,16; 6,47; 10,27-29 u.a.m.

Die mitangezogene Stelle Röm. 5,9 spricht m. E. von einer anderen Errettung - der Errettung durch unseren HErrn vom „Zorn“, der in den im Worte Gottes angekündigten Gerichten einst über diese Welt kommen wird und daher in 1. Thess. 1,10 der „kommende Zorn“ genannt wird. Aber auch von dieser Errettung gilt das oben Gesagte.

Wie haben wir uns dieses Warten zu denken? Denken wir uns eine Braut, deren Bräutigam abwesend ist. Er konnte ihr bei seinem Abschiede nicht sagen, wann er wiederkommen würde, sondern nur, daß er sicher wiederkommen werde, um sie dann heimzuführen, und daß sie seines Kommens jederzeit gewärtig sein könne. Nun wartet sie auf ihn jeden Tag, jede Stunde, immer bereit für ihn; ihr Herz ist mit ihm beschäftigt, weilt bei ihm, er füllt es aus, nach ihm ist ihr Sehnen, alles andere hat keinen oder nur untergeordneten Wert für sie. So ist es mit einem Herzen, das auf den HErrn wartet. Das ist

die „erste Liebe“, von der der HErr spricht, als Er in dem Sendschreiben an Ephesus sagt: „Aber Ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast“ (Offenb. 2,4).

Er füllte nicht mehr ihr Herz ganz aus, sie warteten nicht mehr, wie zuerst, mit Sehnsucht auf Ihn. - Ein liebliches Bild finden wir im Hohenliede. Dort sagt die Braut in 2,16 voll Liebe: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein.“ In 6,3 sagt sie im seligen Genusse seiner Liebe: „Ich bin meines Geliebten, und mein Geliebter ist mein.“ In 7,10 aber sagt sie voll tiefsten Sehnens, das im Empfinden seines Sehnens nach ihr Ausdruck findet: „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.“ O wie kostbar! Muß es uns da erst „recht schlecht“ gehen, um uns dahin zu bringen, von ganzem Herzen auszurufen: „Komm, Herr Jesu!“? Wenn es uns „schlecht“ geht, ist dies wohl geeignet, uns nach Ihm ausschauen zu lassen, weil wir wissen, daß Sein Kommen uns allem Leid entrücken wird. Aber wenn dieses erst uns veranlaßt, Sein Kommen zu wünschen, dann ist Er noch wenig für unser Herz, und kennen wir noch wenig die Liebe Seines Herzens für uns! Dann wissen wir nichts von der „ersten Liebe“, und der HErr muß eben Drangsal kommen lassen, um uns zurechtzuhelfen (wie das Sendschreiben an Smyrna zeigt, Offenb. 2,9.10), und Dank sei dem HErrn, daß Er es tut, und wohl uns, wenn Er Sein Ziel erreicht! Das ist aber nicht der Seinen Gedanken entsprechende Zustand, sondern Er möchte, daß wir ohne solche Trübsalswege uns nach Ihm sehnen, indem Er der Schatz ist, bei dem unsere Herz weilt und der es anzieht! „Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein,“ hören wir aus Seinem Munde in Luk. 12,34. Das ist eine kostbare und ernste Tatsache. Wie steht es mit uns? Warten wir tatsächlich auf unseren teuren HErrn? Laßt uns offen gestehen: Nein! - wenigstens ich muß dies bekennen, denn welch herrliche Wirkung muß ein tatsächliches Warten auf Sein Kommen doch auf unser Leben ausüben! Mochte nicht die Braut von dem geliebten Bräutigam bei seinem Kommen so betroffen werden, wie es ihm zur Freude ist? Sicherlich! Darum wird sie, wenn sie in der Erwartung seines Kommens lebt, beständig dafür besorgt sein, von sich alles fernzuhalten, was ihm mißfallen könnte, vielmehr aber so gefunden zu werden, wie es ihm wohlgefällt und ihn beglückt. Und sie kennt ihn und weiß sehr wohl, was ihm mißfallen würde und was ihm wohlgefällt und ihn beglückt. Ist es nicht genau so mit uns und unserem Warten auf unseren HErrn? Er kann jeden Augenblick kommen! Muß nicht diese Erwartung das tiefste Verlangen in meinem Herzen hervorrufen und wach erhalten, auch jeden Augenblick so erfunden zu werden, wie es Ihm wohlgefällt? Muß da nicht jede Sünde und Unreinheit - alles, dessen ich mich vor Ihm schämen müßte - aus meinem Leben verschwinden, Seinem Lichte, Seiner Heiligkeit gemäß, und mein Wandel ein heiliger sein? Muß nicht mein Leben beständig Ihm dargelegt, Ihm geweiht sein? Muß nicht Seine Liebe mein Herz erfüllen und Sein Geist mich leiten? Muß nicht die Welt in Wahrheit eine Wüste und alles, was sie zu bieten vermag, gänzlich ohne Wert für mich und ohne Einfluß auf mich sein? Ganz gewiß! Wie steht es hierin mit uns? In Luk. 12,35.36 sagt der HErr: „Es seien eure Lenden umgürtet und die Lampen brennend; und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann irgend er aufbrechen mag von der Hochzeit ...“ Der Apostel Paulus konnte im 2. Kor. 5,9 im Blick auf das Vereintwerden mit dem HErrn sagen: „Deshalb beeifern wir uns auch, ... Ihm wohlgefällig zu sein,“ und im ersten Johannesbriefe lesen wir in Kap. 3,3 in Verbindung mit der Hoffnung auf das Kommen des HErrn: „Und jeder, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist.“ Das ist wirkliches Warten auf das Kommen des HErrn.

Solches Warten auf Sein Kommen übt also auf unser Leben hienieden einen mächtigen und gesegneten Einfluß aus. Dies erfahren wir in dem Maße, wie wir tatsächlich auf Ihn warten. Ein bloßes Besitzen und Festhalten der Lehre vom Kommen des HErrn ist ohne diesen Einfluß - es ist

kein wirkliches Warten. Dis Fehlen dieses tatsächlichen Wartens ist also ganz gewiß ein großer Verlust für jedes Kind Gottes, wenn auch sein ewiges Heil dadurch nicht in Frage gestellt wird. Und wie muß es unseren teuren HErrn betrüben, wenn Seine Liebe so wenig Erwiderung findet! Möchte es darum dem Heiligen Geiste gelingen, Seine Liebe uns so kundzumachen und Seine Person uns so kostbar und lieblich vor unser Auge zu stellen, daß unsere Herzen sich wahrhaft nach Ihm sehnen und wir von ganzem Herzen rufen: „Komm, Herr Jesu!“

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Mit dieser wichtigen Frage und den darauf eingelaufenen vier köstlichen Antworten, von denen Antwort B aus dem Felde kam, beschließen wir das erste Heft des neuen Jahrgangs. Möchte den geliebten Lesern, ja uns allen der Ruf und das Sehnen nach dem Kommen des Bräutigams von Anfang dieses Jahres an recht teuer werden, möchten wir immer inniger rufen: „Komm!“, daß

viele, die noch nicht so zu rufen wagten, es hören und auch sprechen: „Komm!“ (Offenb. 22,17.)

Nur noch ein paar Bemerkungen, die allerdings schon z. T. berührt sind! Die Entrückung (1. Thess. 4,13-18) ist keine Belohnung, die uns zuteil wird für treuen Wandel, sondern sie ist der Abschluß unserer Erlösung, und zwar die Erlösung unseres Leibes (Phil. 3,21), und darum ist sie das Teil aller, die mit dem kostbaren Blute Christi erlöst sind (1. Petr. 1,18), und für diese alle kommt der Herr Jesus, um sie dort einzuführen, wo Er ihnen die Stätte bereitet hat (Joh. 14,1-3). Es gibt aber immer noch viele liebe Kinder Gottes, die glauben, erst müsse und werde dies und jenes geschehen, gar noch erst der Antichrist kommen, ehe der Herr Jesus wiederkommen könne. Aber der HErr macht Sein Kommen nicht vom Antichrist abhängig, sondern die Schrift macht’s umgekehrt, wie der Vergleich von 2. Thessalonicher mit 1. Thessalonicher für den unvoreingenommenen Leser deutlich ergibt. Der HErr sagt in Joh. 14,2: „Ich gehe hin (euch eine Stätte zu bereiten)“ - „Ich komme wieder!“ Da sind keine Ereignisse auf der Erde nötig in der Zwischenzeit. Die antichristliche Zeit von Offenb. 6 (vergl. Band III, 1915, Fr. 23) kommt nach den Vorgängen von Kap. 4 und 5, wo die Gemeinde schon im Himmel gesehen wird. Kein Ereignis ist nötig, ehe der HErr kommt, und wenn Er kommt, wird unsere Erlösung praktisch vollendet. Darum, geliebte Geschwister, laßt uns Ihn erwarten! Wir sind erlöst, Ihn zu erwarten, und bei Seinem Kommen werden wir verwandelt und Ihn sehen, wie Er ist.

Wie sollten wir uns in heiligem Wandel und in der Liebe (und auch mit Worten) nach Ihm sehnen - schon um Seinetwillen, weil Er Sich nach uns sehnt! Ruft eine Braut auf Erden nur nach dem Bräutigam, wenn es ihr „recht schlecht“ geht? Wäre das Liebe? Nein! Und so mit uns! Wohl kann die Erwartung des kommenden HErrn uns in den Kämpfen und Leiden dieser Zeit Trost gewähren und soll es auch (Röm. 8,18; 2. Thess. 2,16.17 u. a.), aber der Ansporn der Sehnsucht nach Ihm darf für das liebende Herz nur Er Selbst sein! (Vgl. z. B. auch 1. Mose 45,26-28!) Sagt der HErr etwa (Joh. 16,33): „In der Welt habt ihr Drangsal, aber seid gutes Muts: Ich komme bald!“? Nein, sondern: „Ich habe die Welt überwunden,“ und wir in und mit Ihm (Röm. 8,30ff.; 1. Joh. 5,1ff.!). Also nicht die Trübsal zwingt uns den Ruf: „Komm!“ von den Lippen ab, sondern - wenn wir recht stehen - die in unseren Herzen durch die Liebe des Bräutigams entzündete Liebe ruft in heißem Sehnen: „Komm, Herr Jesu!“

Herr Jesu!“

Geleitsworte an den Leser:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott ... In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen ... Ihr suchet in den Schriften, denn ihr meinet, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von Mir zeugen ... HErr, zu Wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß Du der Heilige Gottes bist.“ Joh. 1,1.4; 5,39; 6,68.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 4

Welches sind die Hauptbelehrungen des Buches Esther für uns?

Antwort A

Wir können uns nur auf ganz kurze allgemeine Richtlinien beschränken, da Einzelheiten bei der Fülle des Stoffes und der Größe des Buches uns zu weit führen würden.

1. Das Buch Esther zeigt uns vor allen Dingen das geheime Walten Gottes über Sein Volk, und zwar zu einer Zeit, wo es der Zustand desselben nicht erlaubte, sich mit ihm öffentlich eins zu machen. Wir suchen darum vergeblich nach dem Namen Gottes; auch da wird er nicht genannt, wo wir ihn unbedingt erwarteten (vergl. 4,14). Gott wirkte nicht durch Wunder, wie Er es tat in der Jugendgeschichte Israels, als Er es aus Ägypten herausführte, sondern durch die Wege Seiner Vorsehung brachte Er die Errettung Seines Volkes zustande; unter Vorsehung verstehen wir nicht das offensichtliche Eingreifen Gottes z. B. durch Zeichen und Wunder usw., sondern (in den Augen der Ungläubigen und Unerleuchteten) Vorkommnisse mit natürlichen Folgen. Nichtsdestoweniger sahen treue Kinder Gottes zu allen Zeiten die Hand und das Herz ihres Herrn in allen Geschehnissen, weil sie wissen, daß kein Haar von ihrem Haupte fällt ohne den Willen ihres Vaters. Welche kostbare Tatsache inmitten der Versuchungen, Schwierigkeiten und Schicksalsschläge des täglichen Lebens!

2. Das Buch Esther schattet die heutige Zeit vor, während wie damals, so auch heute die Juden unter den Völkern zerstreut leben (vergl. 3,8). In Esra und Nehemia wird uns gezeigt, daß ein kleiner Überrest aus der Gefangenschaft nach dem Lande seiner Väter zurückkehrt. Sie machten Gebrauch von der Gnade Gottes, wie auch heute im tieferen Sinne ein kleiner Überrest von der Gnade Gottes zum Heil ihrer Seele durch den Glauben an den Herrn Jesum, ihren Messias, Gebrauch macht, während die Masse der Juden im Unglauben, obwohl viele von ihnen dem Gesetz treu sind, dahin geht, indem sie sich's fern von den Verheißungen und Hoffnungen Israels behaglich unter den Nationen in der Welt gemacht haben.

Doch sendet Gott in Seiner Gnade eine gewaltige Erschütterung ihrer Stellung und ihres Ansehens

Doch sendet Gott in Seiner Gnade eine gewaltige Erschütterung ihrer Stellung und ihres Ansehens vor den Nationen. Wie damals so auch heute noch sind sie ständig dem Haß und der Feindschaft der anderen Völker ausgesetzt. Es ist eine eigene, aber doch schriftgemäße Erscheinung, daß kein Volk so unsäglich und aller Beschreibung spottend unter dem Kriege zu leiden hat wie dieses. Die Russenflut in Galizien, das ständige Hin-und-her-wogen des Kampfes in Polen und in letzter Zeit die Judenwanderung daselbst würden ganze Bände füllen, um das Leid und den Jammer dieses armen Volkes zu schildern, von den falschen Verleumdungen und den daraus folgenden Grausamkeiten ganz zu schweigen. Genau wie Haman sie verleumdet. Die Wahrheit des Wortes, „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ hat sich wieder einmal in erschreckender Weise gezeigt. Rußland, wo eigentümlicherweise die meisten Juden wohnen und das der grausamste Verfolger dieses Volkes ist, wird vom Herrn Jesu nach Hes. 38 und 39 selbst vernichtend gerichtet werden. Die Juden wären längst vernichtet, wenn nicht Gott an ihnen das Zeichen Kains gemacht hätte und wenn Er ihnen nicht einen Retter in Joseph, einen Befreier in Moses, einen Heiland in Mordokai und eine Fürsprecherin in Esther gegeben hätte, die nur unvollkommene Vorbilder auf Christum hin sind. So führen alle die wuchtigen Schläge die Juden dahin, den wirklichen Mordokai zu erkennen, der zu allen Zeiten und unter allen Umständen nicht nur das zeitliche, sondern das ewige Wohl Seines irdischen Volkes sucht: Christus, ihren König und HErrn (vergl. 10,1-3).

3. Dieses Buch bildet einerseits den Höhepunkt, das Höchstmaß und das Endstadium der Leiden der Juden vor. Die Schrift nennt es „Eine Zeit der Drangsal für Jakob“ Jer. 30,7, und der HErr bezeichnet die Leiden selbst als die größte Drangsalszeit der Weltgeschichte (vergl. Matth. 24,15-28). Diese Endzeit wird alles hinter sich lassen und in den Schatten stellen, was die Geschichte von Schrecklichem zu berichten weiß. Der falsche Christus, der Anti- Christus, vorgebildet in dem Anti- Semit Haman, wird sein Wesen treiben und das Maß der Leiden voll machen. Diese Zeit kann und wird erst nach der Entrückung der Gemeinde einsetzen, und wenn der HErr jene Schreckenszeit nicht verkürzte, würde nicht ein Jude übrig bleiben, so daß kein Stamm dieses Volkes für das Tausendjährige Reich da wäre (vergl. Matth. 24,22). Andererseits bildet es das Morgenrot eines Tages der Errettung des ganzen Volkes vor. Die Sonne des Heils und der Gerechtigkeit wird über diesem armen Volk in der Person des Herrn Jesu ausgehen und wird herrschen durch Sein Volk von Meer zu Meer bis an die Enden der Erde. Dann wird es nicht mehr der Schwanz der Nationen sein, sondern das Haupt (vergl. 5. Mose 28,13); und es wird sich das Wort der Schrift bewahrheiten: „Keiner Waffe, die wider dich gebildet wird, soll es gelingen; und jede Zunge, die vor Gericht wider dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen“ (Jes. 54,17).

4. Wir sehen aber auch, welchen persönlichen Nutzen wir aus diesem so inhaltsreichen Buch schöpfen können, indem uns gezeigt wird, daß Gott die Treue eines Mordokai und die Hingabe einer Esther reichlich belohnt. Mordokai ist durch eine Entschiedenheit gekennzeichnet, die uns deutlich die Möglichkeit vorführt, daß wir unter allen Umständen den Willen unseres HErrn zu tun vermögen, auch dann, wenn die ganze Macht der Welt gegen uns ist; denn wir wissen Gott für uns (vergl. Röm. 8,31-39). Der Glaube überwindet die Welt und rechnet allein mit Gott. Wie uns in Mordokai das unbedingte Festhalten am Worte Gottes und Treue dem HErrn gegenüber gezeigt wird, so finden wir in Esther mehr die Hingabe, Selbstlosigkeit und die Liebe für das Volk Gottes. Beides soll bei einem jedem von uns gefunden werden! Darum finden wir im Worte Gottes, daß die Liebe zu den Kindern Gottes sich kund tut im Halten der Gebote Gottes und nicht etwa, liebe Geschwister, im Aufgeben der Grundsätze Gottes aus falscher Liebe zu lauen und unentschiedenen Kindern Gottes

(vergl. 1. Joh. 5,2)! Möge der HErr dies mit uns allen erreichen zu Seines Namens Ehre und Preis! Er ist es wert!

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn es uns auch leid tut, daß uns über diese Frage keine weiteren Antworten zugegangen sind, so können wir doch sagen, daß vorstehende köstliche Antwort Genügt, die Leser, welche sich gerne mit dem wunderbaren Buche Esther beschäftigen wollen, hineinzuleiten in seine Tiefen. Dazu noch einige Ausführungen! Auch betreffs dieses Buches gilt das, was wir am Schluß der Frage 22 des III. Jahrgangs (1915) betreffs des Buches Ruth geschrieben haben und hier abdrucken:

Unser vornehmstes Begehren sollte stets, auch bei der Betrachtung ganzer Bücher der Schrift, das sein, den Herrn Jesus in denselben zu finden. Ganz bestimmt zeigt uns jedes Buch der Schrift (auch des Alten Testaments) den HErrn vorbildlich unter besonderen Gesichtspunkten, wenn es auch manchen Forschens unter der Leitung des Geistes bedarf, um diese stets herauszufinden. Aber der HErr Selber sagt uns: „... die Schriften sind es, die von Mir zeugen“ (Joh. 5,39). Gibt es etwas Köstlicheres beim Schriststudium, als dies Zeugnis der Schriften von Ihm zu suchen?!

So glauben wir, daß uns der Gesamtcharakter des Buches Esther (das Gepräge desselben), in dem ja des Namens Gottes, des Gebetes, des Reiches Gottes, wie eines gläubigen Überrestes nie Erwähnung getan wird, uns Christus zeigt als den großen Unbekannten unter Seinem Volk, als der Er hienieden erschien („Er kam ..., die Welt kannte Ihn nicht“ ... „die Seinen nahmen Ihn nicht auf“ ... „wenn ihr nicht glauben werdet, daß Ich es bin - wer bist Du?“ usw. Joh. 1,10.11; 8,24.25 u.a.). Wenige erkannten Ihn, wenige waren gleich den Hirten, dem Simeon, der Hanna, den Aposteln glückselig in Ihm, wenige konnten sagen: „zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens ...!“ - den meisten Herzen blieb Er verborgen. Und wirkte doch so herrlich „durch den Finger Gottes“ (Luk. 11,20)! Und dem Volke verborgen wirkte Er - durch Vorsehung - auch im Buche Esther. - Einst wird Er Seinem Volke wohlbekannt sein, wenn die Zeit von Mal. 3,1 erfüllt wird: „Plötzlich wird zu Seinem Tempel kommen der HErr, den ihr suchet.“ Dann wird erfüllt: „alle werden Ihn erkennen“ (Jer. 31,31-34). - Wie erschütternd: Ein Buch des heiligen Volles ohne den Namen Jehovas - und ein Messias, von Seinem Volke nicht anerkannt! Aber auch der verborgene Gott vergißt Seines Volkes nicht.

Soviel über das Gesamt gepräge des Buches als Vorbild auf Christus hin. Aber wie schon in obiger Antwort kurz angedeutet, haben wir in Mordokai eine ganz besondere Vorschattung Christi. Wohl finden wir in Esther Züge des Wesens unseres HErrn und ebensowohl Züge der Braut Christi, aber Mordokai übertrifft alles, was dieses Buch an Vorbildlichem enthält. Dieses köstliche zehnte Kapitel! Beachten wir dies recht eingehend! Im zweiten und dritten Vers sind uns sieben Punkte genannt, die auf Christus hinweisen, und die wir hier ganz kurz andeuten wollen: Es heißt 1)„Mordokai der Jude“ - auch der Herr Jesus war ein Jude, ja das echte Bild eines Juden, in dem in Wahrheit kein Falsch war (Joh. 4,9; Joh. 18,33-35; Matth. 2,21; Joh. 1,11 u. a.), eines Juden, der das ganze Gesetz erfüllte (Matth. 5,17; Jes. 42, 18-21!) usw. 2) Mordokai wurde zu hoher „Größe erhoben“ (vergl. 9,4; Joh. 3,30) - wer dächte da nicht an Phil. 2,9 oder Hebr. 2,9, Stellen, die uns ein wenig schauen lassen von der Erhöhung des zweiten Menschen Christus Jesus! (vergl. noch u. a. Apgesch. 2,22-36; 33! und

7,55.56!). 3)„Mordokai der Zweite nach dem König Ahasveros“ - Christus als der Sohn Gott unterworfen (1. Kor. 15,28) und doch als die zweite Person der Gottheit Gott gleich. 4)„Mordokai groß bei den Juden“ - Jesus war schon durch Seine Rede groß bei den Juden (Joh. 7,46), und „alles Volk hing Ihm an“, „folgte Ihm nach,“ „hörte Ihn gern“; und in vielfältiger Weise sehen wir Ihn, der - wenn auch der Verachtete - groß war bei vielen und einst als König Seines Volkes herrlich sein wird. 5)„Mordokai wohlgefällig der Menge seiner Brüder“ (vergl. Matth. 25,40: der Herr Jesus nennt die Juden Seine Brüder!). - Wir von dem HErrn Seine Brüder genannt! (Hebr. 2,17; Joh. 20,17.) Ist Er uns wohlgefällig, - Er, der Gott wohlgefällig ist (Matth. 3,17)?! Luk. 2,52! 6)„Er suchte das Wohl Seines Volkes.“ Ja, wie wunderbar tat Mordokai dies, er, der auch weinen konnte um sein Volk (4,1; vergl. Luk. 19,41!) - aber wie unendlich köstlicher der Herr Jesus, indem Er für Sein Volk Israel starb und für uns, die wir zu Seinem Volk gemacht sind (Joh. 11,52; 1. Petri 2,9.10). [Weitere Stellen können wir der Fülle wegen hier nicht mehr angeben.] Und mit welchen geistlichen Segnungen segnet Er uns fortgesetzt (Eph. 1-3!), wie reich sind wir durch Seine Armut, mit Ihm verherrlicht - usw. usw. (vergl. noch dazu Kapitel 8,15-17!). 7)„Redet zur Wohlfahrt seines ganzen Geschlechts,“ „Er sandte Worte des Friedens und der Wahrheit“ (Kap. 9,30!) - und Er, unser Heiland; Er, der Fürst des Friedens; Er, unser Friede?! Seine Worte sind „Friede Euch“ (Joh. 20,19.26), Er machte Frieden (Kol. 1,20) und läßt bis heute verkündigen Friede dem Glaubenden (Röm. 5,1ff.) usw. - Welch ein Vorbild ist Mordokai, er ist nur ein Schatten, aber von welcher Herrlichkeit! Wie aber ist der Körper (Christus)! Möchten uns die Züge aus Mordokais Leben köstlich werden im Blick auf Jesus Christus, unseren herrlichen HErrn! 2. Kor. 3,18!

Ein letztes Wort! Mordokais Entschiedenheit, die zunächst Esther mitreißt und dann dem ganzen Volk Gottes zu ewigem Segen wird, kann uns, wie auch Antwort A zeigt, viel lehren im Blick auf unsere Stellung zum Wort des HErrn sowie zu Seinem Volk; ebenfalls auch Esthers Hingabe. Wie manche Gläubige von heute halten Dinge fest, die, wie sie selber oft sogar zugeben, das Wort Gottes nicht kennt, und zwar um sich die Türen nicht zu verschließen oder aus Menschenfurcht oder aus mangelnder Gottesfurcht (vergl. Frage 1!), und darum aus Furcht vor Satans (Hamans) Macht! Traurig! Sind unter den geliebten Lesern dieses Heftes solche? O, geht bei Mordokai und Esther in die Schule! Laßt uns alle das tun, in jeder Hinsicht persönlicher Entschiedenheit! Dann werden wir gesegnete Leute, die Gott braucht, wie Er will, zu Seiner Ehre! (2. Kor. 6,14-18! Offenb. 3,8.)

Frage 5

Ich bitte um Hilfe für das Verständnis von Joh. 8,56!

Antwort A

Von dem hier vom HErrn genannten Abraham und vielen anderen Männern und Frauen heißt es in Hebr. 11,13: „Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sahen sie von ferne und bekannten, daß sie Fremdlinge und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien.“ So sah m. E. auch Abraham Seinen Tag von ferne, als von ihm, dem Gestorbenen (Hebr. 11,12), Isaak, der verheißene Same, aus dem Christus dem Fleische nach hervorgehen sollte, geboren wurde, und er denselben, nachdem er ihn Gott geopfert hatte, im Gleichnis aus den Toten zurückerhielt (Hebr. 11,17-19).

Durch diese wunderbaren Wege Gottes mit ihm wurde Abraham befähigt, mit erleuchteten Augen des

Durch diese wunderbaren Wege Gottes mit ihm wurde Abraham befähigt, mit erleuchteten Augen des Glaubens Christi Tag und Sein herrliches Erlösungswerk greifbar vor sich gerückt zu sehen und mit Frohlocken zu begrüßen, während jene Juden in Joh. 8, die sich damit brüsteten, Abrahams Söhne zu sein, in ihrer geistlichen Blindheit sich an Ihm stießen (Matth. 21,42-45), obwohl sie Ihn und Seine herrlichen Werke mit leiblichen Augen sahen und Seine geistgewaltigen Reden hörten.

K. Hch.

Antwort B

Eine Erklärung dieser Stelle gibt uns meines Erachtens Hebr. 11. „Der Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. Denn in diesem haben die Alten Zeugnis erlangt“ (V. 1 und 2), nämlich in der Kraft des Glaubens.

Abraham war ein Mann des Glaubens. Gott gab ihm zu wiederholten Malen die größten Verheißungen für sich und seine Nachkommenschaft (vergl. 1. Mose Kap. 12, 13 und 17!). Als Fremdling im Lande der Verheißung genoß Abraham die Erfüllung der Verhei ßung nicht, er wartete auf etwas Besseres, auf das, was Gott droben für ihn bereitet hatte, „er erwartete eine Stadt, die Grundlagen hat“ (Hebr. 11,10; vergl. Offenb. 21,10!), aber er sah die Erfüllung der Verheißung von ferne, „begrüßte sie“ und freute sich. In den dem Abraham gegebenen Verheißungen lag die ganze Zukunft Israels verborgen, aber eingeschlossen bis zum Anbruch des Morgens ohne Wolken: des Tausendjährigen Reiches und seiner Herrschaft unter dem von Gott auf Zion, Seinem heiligen Berge, eingesetzten Konig Israels (Ps. 2,6). Er sah in dieser Verheißung den Tag Christi, Sein Kommen in diese Welt als Retter und König Israels, er sah den herrlichen Tag, wo viele kommen werden von Osten und Westen, um mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tische zu sitzen im Reiche Gottes (Luk. 13,29).

Ich möchte noch hinweisen auf die vielen Glaubenszeugen in Hebr. 11! Von Henoch schreibt Judas V. 14: „Siehe, der HErr ist gekommen“ usw.; er schreibt nicht: „Er wird kommen.“ Henoch war so mit Gott vertraut im Glauben, daß er dieses Gericht tausende von Jahren voraussah! Diese Glaubensmänner hatten alle Zeugnis erlangt von Gott durch Glauben, daß diese Dinge, die sie leiblich nicht sahen, doch für sie Wirklichkeit seien. Alle diese Zeugnisse sind aber zu unserem Nutzen und Segen geschrieben. Haben wir, die Glaubenden, nicht auch solche kostbaren Verheißungen zum Beispiel in Eph. 1,3; 2,6: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo. ... und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu.“ Alle geistlichen Segnungen stehen uns zur Verfügung, unser Platz ist jetzt schon droben. Wie verwirklichen wir in unserem Glauben diese Dinge? Verweilen wir jetzt schon droben? Dies Verweilen droben hat gesegnete Folgen für unseren Wandel hienieden. Der Glaube Abrahams befähigte ihn, als Fremdling, getrennt von der Welt, hienieden zu gehen, und da unser Bürgertum in den Himmeln ist (Phil. 3,17-21), so werden wir in der Welt durch den Glauben als Fremdlinge wandeln und Gott mit uns haben.

F. B.

Antwort C

Nehmen wir 1. Petri 1,3-9 als Schlüssel für diese Stelle: Die „volle Gewißheit“, daß Gott das zu tun

Nehmen wir 1. Petri 1,3-9 als Schlüssel für diese Stelle: Die „volle Gewißheit“, daß Gott das zu tun vermag, was Er verheißen hat, und Tote lebendig macht (Röm. 4,17.21; Hebr. 11,19; in 1. Petri 1,3 die lebendige Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi), die Erwartung einer Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist, das Suchen eines Vaterlandes (Hebr. 11,10.14; Gal. 4,26; im 1. Petri 1,4 das Erbteil) haben bei Abraham Freude bewirkt; er frohlockte (Joh. 8,56; vergl. „ihr frohlocket“ in 1. Petri 1,6), daß er dies alles sehen sollte. Wie in 1. Petri 1,6.7 wurde der Glaube (Hebr. 11,1) Abrahams erprobt, bewährt, und er sah in der Probe selbst die Wirklichkeit dessen, was er glaubte: er empfing Isaak aus den Toten (Hebr. 11,19), und wenn wir beachten, daß Abraham in Isaak den ihm verheißenen Samen, Christum, sah, so verstehen wir, warum Jesus sagte, Abraham habe Seinen Tag gesehen. Abraham hat in den Erfahrungen, den Proben seines Glaubens, die Verheißung von ferne gesehen und begrüßt (Hebr. 11,13), und jede derselben füllte sein Herz mit neuer Freude, so daß sein Pilgerlauf dadurch gekennzeichnet wird: „Er baute Jehova einen Altar“ (1. Mose 12,8; 13,4.18; 22,9; 21,33). Im Opfer Isaaks und in der Einholung Rebekkas durch Elieser für denselben sah Abraham wie die Propheten (vergl. Joh. 8,53) die Leiden, die auf Christum kommen sollten und die Herrlichkeiten danach (z. B. die Bildung der Gemeinde durch den Heiligen Geist, ihre Entrückung - 1. Mose 24,67 - und die Hochzeit des Lammes). In Joh. 8, 56 sehe ich die Wirksamkeit des Glaubens in Abraham. Man lese noch dazu Röm. 4,13-25; Gal. 3,16; Hebr. 11,8-19!

Sind wir nicht gegenüber Abraham schwach im Glauben, zweifelnd an den Verheißungen? Darum so wenig Freude und große Armut zum Anbeten im Geiste und in der Wahrheit! Der HErr stärke uns im Glauben!

R. W. D.

Antwort D

Der Herr Jesus sagt „Meinen Tag“; es handelt sich also um den Tag des HErrn. Von diesem spricht das Wort Gottes viel, und zwar in verschiedener Beziehung, aber immer als zukünftig. Im Alten Testament ist er der „Tag Jehovas“ genannt. Ich muß dem Leser überlassen, im Worte selbst nachzulesen, und nenne zu diesem Zwecke nur eine Anzahl von den vielen Schriftstellen, die von diesem Gegenstande reden: Jes. 13,6.7.9-13; Jer. 30,7-10; Hes. 30,2-9; Joel 1,15; 2,1-3.11 bis Schluß; Amos 5,18-20; 9,11-15; Mal. 3,2-4.6; Luk. 17,24.25; Röm. 13,12; 1. Kor. 1,8; 5,5; 2. Kor. 1,14; Phil. 2,16; 1.Thess. 5,2; 2.Thess.2,2.3; 2. Petri 3,10.12; Jud. 6. Beim Lesen dieser Schriftstellen finden wir, daß es sich nicht um einen Tag nach unserer Zeitrechnung handelt, sondern daß durch das Wort „Tag“ ein gewisser Zeitpunkt bezw. Zeitraum bezeichnet ist und daß dieser den letzten Teil der Zeitrechnung, den Abschluß Gottes mit dieser Erde bildet. Dabei treten besondere Züge vor unser Auge: Im Alten Testament ist mit dem „Tage“ besonders der Gedanke des Gerichtes über alles Böse und - daran anschließend - der Errettung und Segnung für die Seinen verbunden - alles auf dieser Erde -, und im Neuen Testament neben dem Gedanken des Gerichtes über die ungläubige Welt besonders noch der Gedanke der VerAntwortlichkeit und der Belohnung für die Gläubigen. Wie wir aus dem Worte Gottes wissen, wird Gott, nachdem „die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird“ (Röm. 11,25), also die Gemeinde des HErrn vollendet und entrückt sein wird, mit dieser Erde insgesamt und mit Israel im besonderen in besonderer Weise handeln: eine große Drangsal, „dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird“ (Matth. 24,21), wird über diese Erde kommen; und dann wird der Herr Jesus in großer Macht und Herrlichkeit

24,21), wird über diese Erde kommen; und dann wird der Herr Jesus in großer Macht und Herrlichkeit kommen, alle Völker richten (Matth. 25,31-46) und dann das Seinem Volke verheißene Reich des Friedens und wunderbarer Segnung auf dieser Erde aufrichten (s. Ps. 94-101; Offenb. 19 und 20), von dem in den Propheten und Psalmen so viel geredet ist und welches nach Offenb. 20,4-6 einen Zeitraum von tausend Jahren umfassen wird und deshalb das „Tausendjährige Reich“ genannt wird. Nach demselben ist der endgültige gerichtliche Abschluß mit dieser Erde und das „Jüngste Gericht“

(s. Offenb. 20, 7-15; vergl. Band III, 1915, Frage 35, Antwort C! D. Herausg.). Dieses alles ist eingeschlossen in den „Tag des HErrn“, wie die oben erwähnten Schriftstellen zeigen. Mithin war dieser „Tag“ auch die Erfüllung der dem Abraham gegebenen Verheißung: „In deinem Namen sollen gesegnet werden alle Völker der Erde“ (1. Mose 22,18; 26,4), und dieses ist es, was Abraham durch Glauben vorausblickend „sah“ und worüber er frohlockte. -

Für uns persönlich ist sehr vieles mit diesem „Tage“ verbunden, sowohl sehr Ermahnendes als auch sehr Ermunterndes und Herrliches. Gepriesen sei der HErr!

Th. K.

Antwort E

Dieser Vers lautet: „Abraham, euer Vater, frohlockte, daß er Meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.“

Aus diesen Worten geht klar und bestimmt hervor, daß Christus die Person des Glaubens, der Hoffnung und der Freude der alttestamentlichen Heiligen war. Wenn man die Schrift sorgfältig liest, so kann dies leicht festgestellt werden (vergl. 1. Kor. 10,4; Hebr. 11,26; usw.). In diesem Kapitel wird des Abraham Erwähnung getan, da die Juden von ihm sprachen, und ihn sogar mit dem HErrn verglichen (siehe Verse 52.53). Wir wissen ja genügend aus der Schrift, daß der Gott und Vater unseres Herrn Jesu nie Vergleiche oder besser gesagt: Gleichstellungen mit dem Herrn Jesu duldete. Matth. 17,1-8 gibt uns über diesen Gegenstand göttliche Belehrung. Als Petrus drei Hütten bauen wollte, wurde er vom Vater unseres HErrn schnell zurechtgewiesen, indem eine Stimme aus der Wolke kam, welche sprach: „Dieser“ - neben Ihm kann in dieser Beziehung kein anderer stehen - „ist Mein vielgeliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe; Ihn höret. ... Sie sahen niemanden als Jesum allein.“ In der Epistel an die Hebräer, wo wir mehr Gegensätze als Vergleiche finden, wird uns in wunderbarer Weise gezeigt, daß alle und alles der Herrlichkeit Seiner göttlichen Person Platz machen muß, und alles nur genannt wird, um zu zeigen, daß Christus es unendlich weit überstrahlt. Wie die Sterne vor der aufgehenden Sonne gleichsam erlöschen, so erlischt auch in dieser Epistel ein Stern nach dem anderen vor der wahrhaftigen und ewigen Sonne, bis Er alles erfüllt mit dem Lichte Seiner Liebe und dem Glanz und der Pracht Seiner Herrlichkeit und wir anbetend vor Ihm niederfallen, da wir niemand sehen als Jesum allein!

Die Juden, welche sich ihrer Abstammung von Abraham rühmten, hatten nichts gemein mit dem Glauben Abrahams. Er sah durch Glauben den Tag des HErrn, darum heißt es: Seinen Tag! Es ist der Tag Seiner Herrlichkeit und Annahme von seiten Israels und der Heiden. Er wird allein erhaben sein an jenem Tage (vergl. Jes. 2,11.17). Es ist nicht der Tag Seiner Erniedrigung und Seiner Verwerfung. Wie hätte sich auch Abraham darüber freuen können? Ja, wir alle wissen und fühlen es, daß weder damals noch jetzt Sein Tag ist. Jetzt hat der erste Mensch seinen Tag, dann aber der zweite Mensch

aus dem Himmel, welcher nach dem Herzen Gottes ist, dasselbe völlig und vollkommen befriedigt hat; aber nicht nur dies, sondern Er hat es uns geoffenbart. Alle Gläubigen, die im rechten Verhältnis zum HErrn stehen, sehnen mit Abraham Seinen Tag herbei und lieben Seine Erscheinung (siehe 2. Tim. 4,8). An Seinem Tage werden alle Verheißungen, die dem Abraham und seinem Samen gemacht wurden, durch Christum buchstäblich erfüllt werden. Der erste Teil des Verses: „Abraham frohlockte, daß er Meinen Tag sehen sollte,“ steht, soweit ich es verstehe, mit den ihm gemachten Verheißungen in Verbindung (vergl. 1. Mose 17,1-22; bes. V. 17 und 19). Verstehen wir recht: Er sollte ihn sehen; es heißt nicht, daß er ihn sah. Der zweite Teil des Verses besagt, daß er Seinen Tag sah, d. h. er glaubte, was ihm verheißen war, und durch Glauben sah er die Erde erfüllt mit der Herrlichkeit des HErrn und alle ihm und seinem Samen gemachten Verheißungen verwirklicht und hinausgeführt durch Christus, den wahrhaftigen Isaak (Matth. 1,1; Gal. 3,16). Dieses gründet sich zum Teil auf 1. Mose 22,1-19; bes. Vers 17.18. Abraham lernte Gott kennen als den Gott der Auferstehung (Hebr. 11,17-19), der, nachdem Er den Tod zunichte gemacht, Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht, diese Erde zu erfüllen vermochte mit dieser Seiner Herrlichkeit zum Segen aller Nationen. Abraham ehrte den HErrn durch Glauben und sah in Ihm den „Ich bin“. Dies glaubten die Juden nicht, dadurch gaben sie sich Zeugnis, daß sie nichts gemein hatten mit dem gläubigen Abraham. Was haben wir mit ihm gemein? Er wurde Fremdling und war ohne Bürgerschaft in dieser Welt (Hebr. 11,13). Seine Augen sahen eine zukünftige Welt, sein Herz lebte darin, und sein Leben zeugte davon. Möge uns Christus, die Sonne der anderen Welt, ganz erfüllen, so daß auch wir bezeugen, daß unser Teil mit Ihm ist und nicht in dieser Welt!

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

In vorstehenden Antworten ist - obwohl sie nicht alle gleichen Sinnes sind - sehr viel Köstliches gesagt worden, und sie verdienen, gründlich geprüft zu werden. Wir weisen bez. der Hauptauffassung, daß dem Abraham durch bestimmte Vorgänge in seinem Leben die Verheißung des Sehens von „Meinem Tage“, wie der Herr Jesus sagt, gegeben wurde, noch darauf hin, daß auch in der Begegnung des Abraham mit Melchisedek (1. Mose 14,18-20) ein solcher vorbildlicher Vorgang gesehen werden kann, in dem Abraham - im Glauben - jenen verheißenen Tag sah, d. h. den Tag der Herrlichkeit. Daß dieser Tag nicht eintreten kann ohne das Kommen des Herrn Jesu ins Fleisch, ist selbstverständlich, weswegen wir zwischen den Anschauungen von Antwort A oder (etwa) von E keinen grundsätzlichen Gegensatz sehen möchten. Warum soll Abraham sich nicht haben freuen können über das Kommen Jesu ins Fleisch, wenn hiermit doch die Rettung der Glaubenden (also der wahren „Söhne Abrahams“) verbunden war? Es ist gesagt, er hätte sich nicht freuen können, weil jenes Kommen Jesu ins Fleisch den Tag Seiner Erniedrigung zur Folge hatte, ja. den Tag Seiner Verwerfung in sich schloß. Gewiß kann kein „Freund Gottes“ frohlocken über unseres geliebten HErrn Verwerfung, und doch - was schloß diese wiederum in sich?! und mußte nicht die Schrift erfüllt werden, daß der Sohn des Menschen leiden sollte? und ist diese Erfüllung der Schriften nicht etwas unsagbar Köstliches, wenn man nur den HErrn allein im Auge hat, d. h. von den Menschen und ihrer Bosheit absieht? Außerdem aber bekam Abraham die Hauptverheißung im Anschluß an die oder vielmehr gerade in der Zurückgabe des von ihm geopferten Isaak, worin doch die Auferweckung des HErrn vorgebildet ist, und diese im Geiste durch Glauben zu sehen war gewiß ein vollwertiger Gegenstand (sehnsüchtigen) Frohlockens! Jedenfalls bitten wir alle Leser herzlich, obige Antworten

nicht oberflächlich, sondern gerade wegen ihrer bemerkenwerten Verschiedenheiten gründlich an Hand der Schrift zu prüfen.

Die obige Auffassung, als habe Abraham den Tag des HErrn, ob den Seiner Erscheinung im Fleische (vergl. übrigens Luk. 17,22!) oder den Seiner Verherrlichung, im Glauben. vorausgesehen und sich gefreut, hat gewiß viel für sich, gerade in Verbindung mit Hebr. 11 und Phil. 3,17ff., und dadurch ist uns dann das Leben des Glaubens überaus köstlich und wichtig gemacht. Ja, möchten wir die kurze Spanne unseres Lebens nur auskaufen und das Leben des Glaubens, das mit unserer Aufnahme zu Ihm für immer beendet ist, also nur noch auf Erden von uns gelebt werden kann, in Treue und Gehorsam verwirklichen - wie Abraham im Gegensatz zu Lot, wie auch Moses, „der standhaft aushielt, als sähe er den Unsichtbaren“ (Hebr. 11,27)! -

Aber es scheint uns doch nicht unbedingt festzustehen, daß die Stelle so auszulegen sei, und zwar des Zusammenhangs wegen. Der HErr will den Juden doch nichts sagen über den Glauben des Abraham, sondern über Seine eigene die ihres Stammvaters weit überragende Größe, ja, die Ewigkeit Seiner eigenen Person. Daher scheint uns der Sinn am einfachsten so zu sein: dem Abraham wurde, wodurch auch immer, bei seinen Lebzeiten die Verheißung gegeben, den Tag Jesu zu sehen. Wenn also dies ihm zuteil wurde, so beweist das wohl, daß er - wie die Juden ihn einschätzten - eine besonders begnadigte Person wir, aber vor allem, daß der Herr Jesus ihn unendlich überragte. Doch ist denn diese Verheißung erfüllt? d. h. hat Gott die mit dieser Verheißung bezeugte Gnadenbevorzugung der von den Juden geschätztesten Person weiterhin wahrgemacht? Ja! denn Abraham lebt (vor Gott), wenn er auch leiblich gestorben ist. Die Juden erkannten die Wahrheit von V. 51 nicht an, aber Abraham tat es, er glaubte Gott, er bewahrte Sein Wort im Glauben und lebte darum, wenn auch noch nicht auferstanden (1. Kor. 15,23; vergl. Band III, 1915, Frage 11!), so doch im Paradiese, und von dort aus hat er, vielleicht kraft besonderer Gnade, das Kommen des HErrn Jesu ins Fleisch (womit die Vorbedingung für den späteren Tag der Herrlichkeit erfüllt war) gesehen und sich gefreut [ebenso wie sich Simeon freute, der das Kommen Jesus ins Fleisch allerdings leiblich erlebte und die hiermit in Verbindung stehenden Dinge prophetisch schaute und sich überströmend freute (Luk. 2,25ff.)]. - Kurz zusammengefaßt: Nach dieser Deutung fallen die Aussagen des Vorder- und Nachsatzes in ganz verschiedene Zeiten, die des Vordersatzes in die Zeit des Erdenwandels Abrahams, die des Nachsatzes in die Zeit, da der Tag des Herrn Jesu auf dieser Erde begann. Und sowohl durch die dem Abraham gegebene Verheißung wie auch durch die Erfüllung derselben wurde den Juden, die nur den damals gegenwärtigen von ihnen mißachteten Tag Jesu (einer Person, die sie nicht anerkannten als ewig, als Sohn) kannten und sahen, bewiesen- wenn sie nur glauben wollten! - daß Er der Größere war, ja, daß von Ihm wahr ist: „Ehe denn Abraham ward, bin Ich“ (V. 58).

Wir legen neben obigen auch diese Deutung, die nicht etwa den Anspruch erhebt, unfehlbar richtig zu sein, zur Prüfung vor. Wir glauben, daß die einzigartige Stelle Joh. 8,56, die gar keine vergleichbaren Stellen in der Schrift hat, weswegen wir in der Erklärung auch überaus vorsichtig sein müssen, verschiedene Deutungen, die einander nicht zu beeinträchtigen brauchen, in sich schließen kann. Übrigens wollen auch wir selbst uns gern belehren lassen und aus den übrigen Antworten lernen! - Der HErr gebe uns allen tiefes Verständnis Seinem kostbaren Wortes, zu Seiner Ehre!

 

Frage 6

Was ist unter dem „dritten Himmel“ 2. Kor. 12,2 zu verstehen?

Antwort A

Der Heilige Geist gibt uns zuweilen Andeutungen, welche uns zeigen, daß es persönliche Erlebnisse gibt, die ein Geheimnis bleiben zwischen dem HErrn und dem, den Er begnadigt und gewürdigt hat, solches zu erfahren. Um ein solches Vorrecht handelt es sich hier. Der eigentliche Ruhm des Paulus war seine Schwachheit, und wenn er hier von den Offenbarungen, die ihm zuteil wurden, redet, so geschieht dies nur, um zu zeugen von der göttlichen Gnade, die ihm geschenkt geworden war. Er greift auf ein 14 Jahre zurückliegendes Erlebnis zurück. Ob er es in seinem sterblichen Leibe erlebt, oder ob er denselben in diesem Augenblick verlassen hatte, das wußte er nicht. Auf jeden Fall hatte sein Leib keinen Anteil an diesem Erlebnis. Er war entrückt „bis in den dritten Himmel“, „bis in das Paradies“. Es war ein Blick in eine Herrlichkeit, die anderen verschlossen war. Er durfte die Herrlichkeit Gottes, das Reich des Lichtes, die himmlische Heimat sehen und Worte hören, die für irdische Ohren nicht bestimmt waren. Es war etwas von dem Ort und Platz, den der Apostel uns Eph. 1,3 und 2,6 schildert, von dem Platz, den wir durch und mit Christus in den himmlischen Örtern besitzen. Jedenfalls ist es, wenn wir so sagen dürfen, die unmittelbare Wohnung Gottes. Wie im Alten Bunde Jehova nur im Allerheiligsten wohnte, so wurde auch Paulus jetzt dorthin entrückt, wo der Wohnort Gottes war. Er durfte im voraus schauen, was er geglaubt hatte. „Vergessend was dahinten und mich ausstreckend nach dem, was vorne ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil. 3,14). Dieses Ziel ließ Gott Seinen Knecht schauen.

Ph. W.

Antwort B

Gott hat es nicht für gut befunden, uns durch Seinen Knecht mitzuteilen, was unter dem „dritten Himmel“ zu verstehen, oder wie dieser, den Paulus nach V. 4 auch mit „Paradies“ bezeichnet, beschaffen sei. So haben wir nach meiner Meinung auch kein Recht, darüber nachzugr übeln. Es war sicher ein Ort wunderbarer Herrlichkeit. - Wir wollen das Wort in dem Zusammenhang ansehen, in welchem der Heilige Geist es uns hat überliefern lassen: Im 10. Kap. sieht Paulus die Korinther in Gefahr, auf das zu schauen, was vor Augen ist; er ist darum bemüht, ihre Blicke wegzuleiten von dem Sichtbaren und zeigt ihnen, wie töricht es sei, auf das Fleisch zu sehen. Im 11. Kap. geht die Sorge des Apostels noch tiefer; er muß fürchten, daß sie im Begriff stehen, sich abzuwenden von der Einfalt gegen den Christus. Er zeigt ihnen, wohin man dann kommt: man rühmt Menschen, die nur Werkzeuge und Diener Gottes sind. Wenn jemand sich rühmen konnte - wievielmehr nicht Paulus (und das in Wahrheit, Kap. 12,6)?! An dieses 11. Kap. schließt sich das wunderbare Erlebnis des Paulus, wodurch aller Herzen von der Erde hinweg und hinaufgerichtet werden bis in den dritten Himmel; wie wunderbar ist das! Da hört jedes Sich-Rühmen auf. Im Blick auf diese Offenbarung sagt Paulus: „über mich selber werde ich mich nicht rühmen, es sei denn meiner Schwachheiten“ (V. 5).

Dürfen wir uns nicht freuen und erquicken an diesem wunderbaren Erlebnis des Paulus, wenn wir wissen, daß auch für uns der Augenblick kommt, wo wir „unaussprechliche Worte“ hören werden?

wenn wir sehen und hören werden das, was zu sehen und zu hören Paulus vor der Zeit der Leibeserlösung begnadigt war! Möchte die Stunde bald kommen! Bis dahin wollen wir uns bewahren lassen, uns nicht der Menschen zu rühmen, sondern allein des HErrn.

Haben wir nicht, geliebte Geschwister, wenn auch nur wie in einem Schattenbild gegenüber dem, was Paulus sah, auch schon Stunden oder Augenblicke erlebt, wenn wir allein im Kämmerlein zu den Füßen des HErrn lagen, gleichsam allem Irdischen entrückt, wo die Herrlichkeit des HErrn uns umhüllte und Er zu unserer Seele sprach - Zeiten, über die wir im Rückblick nicht fähig sind, Worte zu finden, und über die wir am liebsten schweigen -, aber in denen wir einen Vorschmack empfingen von der Herrlichkeit droben?! Jedoch eine ernste Ermahnung ist es für uns: nie kann Er Sich den Seinen so nahen und sie Seine Herrlichkeit schmecken lassen, wenn nicht ihr Wandel im Himmel ist. Paulus konnte von sich sagen: „Seid meine Nachahmer usw.!“ - So laßt uns denn seine Nachahmer sein, nicht sehen aufs Fleisch, sondern auf die Fußstapfen, die der HErr uns hinterlassen hat, dann werden wir auch in der Wüste Oasen finden, in denen wir einen Vorschmack von der Herrlichkeit genießen!

A. H.

Antwort C

Die Schrift spricht von verschiedenen Himmeln: 1) Dem Wolkenhimmel, mit dem sie Vögel und Regen verbindet (1. Mose 7,23; 5. Mose 11,11). 2) Dem Sternenhimmel - dem Himmel - der Ausdehnung - dem Firmament, an dem die Sonne, Mond und Sterne gesehen werden (1. Mose 1,14-17). 3) Dem Himmel, in dem der Thron Gottes gefunden wird (z. B. Ps. 2,4; 11,4; Matth. 5,34; Mark. 16,19; Apgesch. 7,55; 1. Kor. 15,47).

Ferner werden noch der Engelhimmel und „die Himmel der Himmel“ genannt (z. B. Matth. 24,36; Gal. 1,8; 1. Kön. 8,27; 5. Mose 10,14).

Es ist schwer, etwas Bestimmtes über den „dritten“ Himmel zu sagen. Nur in der Hütte könnten wir vielleicht einen Anhalt finden. Denn Gott hatte zu Mose beim Bau der Hütte gesagt: „Siehe, daß du alles nach dem Muster machest, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist“ (Hebr. 8,5). Die Hütte - alles, was zu derselben gehörte - waren „Abbilder der Dinge in den Himmeln“ (Hebr. 9,23). Hier ist der Beweis, daß uns in der Hütte, dem Abbilde der himmlischen Dinge, wichtige tiefe Belehrungen gegeben sind zum Verständnis der himmlischen Dinge selbst. Es ist schmerzlich zu sehen, wenn Kinder Gottes das Eingehen und Betrachten der Hütte mit Worten oder dem Lächeln der Überlegenheit als „Spezialität“ abtun. Solche zeigen nur, daß sie den Inhalt solcher Stellen und den Wert des Anschauungsunterrichtes in den Abbildern der Wirklichkeit noch nicht erfaßt haben.

Der dritte Himmel schließt eine Reihen- oder Stufenfolge in sich, die wir vielleicht mit dem Vorhofe, dem Heiligen und dem Allerheiligsten verbinden und in diesem Sinne als von der Wohnung Gottes reden dürfen. Paulus wurde dorthin entrückt - in das Paradies. Ob „Paradies“ den Charakter des dritten Himmels uns zeigt, oder ob es ein besonderer Teil des Himmels ist (wenn ein solches Wort hierfür überhaupt statthaft ist), dürfte wohl, wie so manches, hier unten eine offene Frage bleiben.

Es genügt: ein Mensch in Christo (Paulus) war dort. Ob im Leibe oder außer dem Leibe, weiß er nicht. Er hat es erwogen - er wagt nicht zu sagen „im Leibe“ auch nicht „außer dem Leibe“ - er muß zum

zweiten Male sagen: „ich weiß nicht“. Er weiß nicht, wie es zuging, aber er weiß, und das war gewiß - er war dort. Wann? Manche haben an Lystra gedacht, Apgesch. 14,19.20 - aber er sagt nur: vor 14 Jahren.

Es will mir scheinen, wenn wir solche Gnade erfahren hätten, wir selbst oder andere hätten viel Wesens und Rühmens davon gemacht - aber Paulus machte nichts daraus. Nichts hatte er den Korinthern davon gesagt. So geht ein Mensch in Christo mit hohen Offenbarungen um. Sie durften nicht zum Ruhme des Menschen dienen. Er will sich seiner Schwachheiten rühmen, auf daß die Kraft Christi über ihm wohne. Jetzt nach 14 Jahren schreibt er davon, und wie schreibt er davon! In einer Weise, die uns die Kraft Christi, die über ihm wohnte, bewundern und anbeten läßt. In einer Weise, daß sein ganzes Nichts dabei zum Ausdruck kommt. Hohe Offenbarungen kann Gott nur solchen geben, die sich durch Seine Gnade bewahren lassen, dem Fleische keinen Vorschub zu leisten. - Denken wir an Philippus, den der Geist des HErrn leibhaftig entrückte. Was würden wir aus einem solchen Bruder machen, der vom Geist des HErrn gen Asdod - oder gar ins Paradies - entrückt wäre! Wie schwach, wie wenig geistlich sind wir doch! Wir lesen später noch von Philippus, aber nichts wird davon erwähnt. Zwar wird seinem Namen etwas hinzugefügt, aber nicht - „der nach Asdod Entrückte“ -, sondern das herrliche Beiwort „der Evangelist“ (Apgesch. 8,39.40; 21,8).

Was Paulus dort gesehen und gehört, dafür hatte er keine Ausdrücke. Das konnte nicht ausgesprochen werden. Es fehlte die Möglichkeit, den wirklichen Begriff davon wiederzugeben. Himmlische Worte konnten nicht in irdische Worte aufgenommen werden. Unaussprechliche Herrlichkeit, die das Maß des menschlichen Auffassungsvermögens hier unten übersteigt.

Dorthin ging der Schächer mit Jesus. Dorthin gehen wir mit Jesus. Dort wurde er empfangen. Dort wird der HErr dich und mich empfangen. Halleluja! Bis dahin bleibt das Wort: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor. 12,9). Halleluja!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Ja, wahrlich, jenes ist ein „Halleluja“ wert, und wie oft mögen wir den HErrn schon gepriesen haben wegen jener Herrlichkeit, die uns aufbewahrt ist in den Himmeln! - aber sind wir auch zufrieden mit „Schwachheit“ als dem Schauplatz, wo die Gnade ihre herrlichsten Siege feiert? -haben wir da auch ein Halleluja im Herzen und auf den Lippen? Kennen wir etwas von diesem Rühmen des Paulus - Rühmen der Schwachheit? Rühmen der Verfolgungen und Leiden (Kap. 11)? Ach, möchten wir Gnade haben, V. 10 (12. Kap.) in uns zu verwirklichen!

Die vorliegende Frage klingt so trocken, so lehrhaft! Aber die Antworten sind nicht so, sie wollen unsere Herzen berühren, uns lösen von dem, was unten ist und hinausweisen in die Gemeinschaft mit dem Heiligen, ohne dessen Gnade wir Nichtse sind, aber durch dessen Gnade nicht nur ein Mensch in Christo befähigt worden ist, im dritten Himmel, im Paradies zu weilen, sondern durch die alle Menschen in Christo „Freimütigkeit bekommen haben zum Eintritt in das Heilige durch Sein Blut“ (Hebr. 10,19). Welche Gnade! Nicht das ist nötig für uns, Erfahrungen zu machen wie Paulus (zu dessen Kleinhaltung ihm dann, wie er selbst sagt, der Pfahl ins Fleisch gegeben wurde), aber ein unsagbarer Verlust ist es für uns, wenn unsere Herzen nicht jetzt schon dort zu Haus sind, wo wir einst in verherrlichtem Leibe („überkleidet“) ewig weilen werden: „da, wo der Christus ist“ (Kol. 3,1

u. a.).

Darum „suchet, was droben ist! Sinnet auf das, was droben ist!“ (Kol. 3,1.2.)

Geleitsworte an den Leser:

Jesus Christus ... Dieser ist der Stein ..., der zum Eckstein geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen. - Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch Seinen Namen. - Und von allem, wovon ihr im Gesetz Moses' nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem jeder Glaubende gerechtfertigt.“ Apgesch. 4,10-12; 10,43; 13,39.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 7

Bleibt für den Menschen die Willensfreiheit bezüglich der Annahme des Heils unter allen Umständen bis zu seinem Tode bestehen (Jes.55,1; Off. 22,17c; Joh. 7,37 u. a.) oder geben Stellen wie Röm. 9,15.16.18; Hebr. 12,16.17; auch Jes. 55,6 u. a. berechtigten Anlaß zu der Meinung, der Mensch könne sich nicht allezeit frei entschließen? Hat er auf Grund der Schrift überhaupt einen unbeschränkt freien Willen?

Antwort A

Gott ist in Seinem Willen unbeschränkt. Der Mensch ist in seinem Willen beschränkt, auch in bezug auf die Annahme des Heils. Vor dem Sündenfall hatte der Mensch ein größeres Gebiet seines freien Willens; dies hat er zum Teil verloren (vergl. 1. Mose 1,26). Er kann über die Naturkräfte und Elemente nicht unbeschränkt herrschen, nicht einmal über sich selbst (Verhältnisse, Unfälle, Tod), am allerwenigsten über göttliche und geistliche Dinge (Pred. 8,8).

Auch in bezug auf die Annahme des Heils ist er nicht unbeschränkt frei. Gott hat uns das Jetzt, das Heute gegeben (2. Kor. 6,2; Hebr. 4,7); die kommende Zeit steht uns nur nach Gottes Ermessen zu (Apgesch. 17,26.27). Kein Mensch kann sich im Stande des Unbewußtseins bekehren (Röm. 10,14-17), es fängt für ihn erst da an, wo er mit dem Heil in Christo bekannt wird (Luk. 12, 47.48; Röm. 2,12ff.). Da kann er sich dann für Annahme oder Abweisung entscheiden (Röm. 9,22; 1. Tim. 1,16). Zudem gibt es Verhältnisse, wie bei der Verstockung, wo Gott Sein Gnadenangebot zurückzieht, nachdem es mutwillig mit Füßen getreten worden ist. Dahin gehören die Stellen 2. Mose 9,12-15; Röm. 9,15-18; Jes. 55,6. - Hebr. 12,16.17 bezieht sich nicht auf das Heil in Christo, sondern auf die Sinnesänderung Isaaks zur Erlangung von Esaus selbstsüchtigem Begehren (vergl. Röm. 9,22ff.).

Es gibt gewisse Verhältnisse, in denen ein einzelner nicht für sich allein handeln kann, z. B.

Es gibt gewisse Verhältnisse, in denen ein einzelner nicht für sich allein handeln kann, z. B. Bündnisse, Fortpflanzung, Fähigkeit u. a., dies gilt auch vom Neuen Bund und vom neuen Leben. Darum wird der Mensch zum Glauben aufgefordert, und andererseits heißt es: „Es kann ein Mensch nichts nehmen, es werde ihm denn von oben gegeben.“ Gott verlangt Bekehrung, und doch steht auch geschrieben: Bekehre Du mich, so werde ich bekehrt Jer. 31,18). Die Wiedergeburt wird vom Menschen verlangt (Joh. 3,3.5); sie wird aber Gott und Seinem Wort zugeschrieben (Joh. 1,13; 1. Joh. 5,1.5; Jak. 1,18; 1. Petri 1,23). Dies weist auf gegenseitige Übereinstimmung mit Gott hin. Jeder Mensch kann sich in bezug auf sein ewiges Heil in Übereinstimmung mit Gottes Willen setzen, oder auch widerstreben (vergl. Luk. 13,34). Gott könnte auch den Menschen gewaltsam unter Seinen Willen beugen, aber Er tut es nicht, weil Er ihm die Freiheit der Entscheidung hierüber gegeben hat. Eine gewisse Freiheit hat also der Mensch, aber nicht eine unbeschränkte. Der geoffenbarte Wille Gottes in Gottes Wort zeigt uns die Grenzen der menschlichen Freiheit (vergl. Jak. 4,13-16; Luk. 12,20; Pred. 3,1.11; 8,6).

F. Th. H.

Antwort B

„Gott will, daß alle Menschen errettet werden“ (1. Tim. 2,3.4). Wenn viele Menschen nun verloren gehen, so gilt von ihnen Ev. Joh. 5,40: „Ihr wollt nicht zu Mir kommen.“ Die Stellen aus Röm. 9 muß man im Zusammenhange lesen. Die Kapitel 9,10 und 11 gehören zusammen. Sie behandeln die Stellung Israels zum Evangelium. Wenn Gott zuerst Israel erwählte als Träger Seiner Verheißungen, so war es Gnade von Gott, nicht Israels Verdienst (Röm. 9,6-9). Wenn Gott in der Gegenwart (der Zeit seit dem Apostel Paulus bis heute) auch an der Segensverheißung, die Gott dem Abraham gegeben hatte (vergl. Gal. 3!), die anderen nichtjüdischen Nationen teilnehmen läßt, so ist das ebenfalls Gnade. Beachten wir, daß es Vers 9 in Röm. 9 heißt: „Denn dieses Wort ist ein Verheißungs wort: ... Sarah wird einen Sohn haben.“ Diese Verheißung des Sohnes, durch den alle Nationen gesegnet werden sollten, hatten weder Abraham noch Sarah, noch Israel verdient, sondern Gott hatte sie in Seiner Gnade gegeben. Wenn Gott also diese Verheißung gegeben hatte, so lag es weder an der Kraftanstrengung des Menschen (dem Laufenden), noch an dem Willen des Menschen (dem Wollenden), sondern an Gottes Gnade (dem begnadigenden Gott) (Röm. 9,16). Abraham hatte nur einen Sohn, Isaak, den Träger der Segensverheißung. Isaak aber hatte zwei Söhne. Welcher von beiden sollte nun Träger der Verheißung sein? Damit derselbe sich nicht auf sein Verdienst, seine Werke berufen konnte, daß sie ihm diese bevorzugte Stellung gegeben hätten, wurde vor der Geburt beider Söhne der Segensträger (also Jakob) bestimmt (Röm. 9,10-12). Esau suchte den Segen vergeblich. Für Buße fand er keinen Raum! Es handelt sich in diesen Stellen also nicht um die persönliche Errettung - sondern um Gottes Verheißung und Segen. Röm. 9,17 (bezüglich Pharaos) bezieht sich auf 2. Mose 9,16. Aus 2. Mose 9,15 geht hervor, daß Pharao mit seinem Volke das Gericht schon verdient hatte; Gott ließ ihn aber bestehen, Er erhielt Pharao noch, um an ihm Seine Macht zu erzeigen. Gottes Name sollte dadurch auf der ganzen Erde verkündigt werden, zum Nutzen aller Völker. Denn Gott hat alle Menschen in den Unglauben (den sie selbst erwählt hatten) eingeschlossen, nicht damit Juden und Heiden verloren gingen, sondern „auf daß Er alle begnadige“ (Röm. 11,32). Juden und Heiden sollten also einsehen, daß nur Gottes Gnade sie erretten könne (vergl. Röm. 11,30.31). Die Menschen waren eingeschlossen (nicht: sind noch eingeschlossen) mit dem Endzwecke: auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte (Gal. 3,22-25). Gott hat jetzt

die Tür des Glaubens aufgetan (Apgesch. 14,27). Das Werk der Errettung ist allerdings Gottes Werk (Eph. 2,8); der Mensch hat die Errettung nicht bewirkt („nicht aus Werken“), auch nicht verdient; aber der Mensch muß an diese Errettung glauben („mittelst des Glaubens“). So ist die persönliche Errettung des Menschen durch das Kreuz von seiten der Gnade Gottes („durch die Gnade seid ihr errettet“); von seiten des Menschen aber muß an dieses vom Worte Gottes bezeugte Werk geglaubt werden. Das ist Bekehrung. Und dazu gehört der Willensentschluß des Menschen (Luk. 15,13; Apgesch. 11,23).

W. T.

Antwort C

Gottes Wille ist es, „daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen,“ zur Annahme des Heils in Christo (1. Tim. 2,4; Hes. 13,23-32), weshalb Gott Einladungen und Aufforderungen an alle Menschen ergehen läßt, wie geschrieben steht Jes. 55,1; Offenb. 22,17;Joh. 7,37 usw.

Gott schuf die Engel wie den Menschen mit einem freien Willen; liegt nicht hierin schon eine große Würde und Ehre für den Menschen? Gott der Schöpfer konnte von Seinem Geschöpf, dem Menschen, erwarten, daß derselbe seinen Willen nur zum Guten, d. h. zum Gehorsam gegen Gott betätigen werde. Engel fielen, und durch die List des Satans (1. Mose 3,1-5) lernte auch der Mensch die traurige Fähigkeit, seinen Willen zum Bösen, zum Ungehorsam zu betätigen; seitdem erweist der Mensch seinen Eigenwillen, der Gott stets entgegengesetzt ist, und Eigenwille ist Götzendienst (1. Sam. 15,23).

Die Stellen Röm. 9,15-24, ebenso Hebr. 12,16 geben berechtigten Anlaß zu sagen, daß der Mensch sich nicht allezeit bis zu seinem Tode frei entschließen kann für die Annahme des Heils in Christo! Esau verkaufte sein Erstgeburtsrecht um ein Linsengericht, verlor den Segen; er galt ihm angesichts der Lust zum Linsengericht sehr wenig, hernach suchte er den Segen mit Tränen, fand aber keinen Raum zur Buße (vergl. Phil. 3,18-20!).

Wie hart und verstockt das Menschenherz ist, geben uns 2. Mose Kapitel 8-10 klar zu verstehen. Wir lesen mehreremal nacheinander: „Pharao aber verhärtete sich;“ infolgedessen lesen wir weiter: „Und Gott verhärtete dem Pharao sein Herz,“ Pharao hatte einen Eigenwillen, der sich über Gott erhöhte (2. Mose 5,2), und dieser Eigenwille und freie Wille Pharaos endigte in den Fluten des Roten Meeres.

Hieran sehen wir, daß der freie Wille des Menschen nicht unbeschränkt ist. Die Schrift bezeugt dies auch klar. Ebenso bezeugt sie, daß sich der Mensch nicht allezeit entschließen kann für die Annahme des Heils in Christo; der Mensch kann nicht bestimmen: in der und der Zeit kann und will ich mich bekehren zu Gott und Sein Heil annehmen, während die Schrift sagt: Hebr. 3,7-13 „deshalb, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr Seine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht.“ „Jetzt (in diesem Augenblick) ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils;“ und Jes. 55,6-9: „Suchet Jehova, während Er Sich finden läßt.“ Sicher ist es: der HErr hat schon manchen errettet wie einen Brand aus dem Feuer (Sach. 3,2). Er kann erretten aufs äußerste und völlig erretten, d. h. wenn es mit einem Menschen aufs letzte und äußerste gekommen ist; aber immer nur auf dem von Gott gewiesenen, bereiteten Wege (Luk. 23,40-43).

Gott hat einen Weg bereitet, auf welchem jeder Mensch ohne Ausnahme errettet werden kann, es ist die Umkehr und Buße, Unterwerfung unter den Willen Gottes, der Gehorsam dem Worte der Wahrheit durch den Glauben an Jesum und Sein vollbrachtes Werk. Nirgends aber findet sich in der Schrift nur der geringste Anhaltspunkt oder Andeutung, daß es im Belieben und in dem freien Willen des Menschen steht, ob und wann der Mensch das angebotene Heil annehmen will oder nicht; und doch sind unzählige Menschen in diesem Betrug der Sünde und des Satans gefangen.

F. B.

Antwort D

Aus den drei ersten angeführten Stellen wie auch aus Luk. 4,18.19; 5,31.32; Joh. 9,39 u. a. geht deutlich hervor, daß die Gnadenbotschaft nur an die gerichtet ist, welche dürsten, arm, gefangen, blind, zerschlagen sind usw., also in dem Sinne dieser bildlichen Ausdrücke an die, welche von den Freuden dieser Welt, ihren Reichtümern und Ehren (als löchrigen Zisternen) nicht befriedigt sind, ihr Gefangensein in Satans Macht, ihre Unwissenheit, ihr Verlorensein erkannt haben und Buße tun. Solche sind die gute Erde von Matth. 13,8; Luk. 8,8, eine durch die Arbeit des Ackerbauers (des Heiligen Geistes, Joh. 16,8) bebaute, aufgelockerte Erde, wo das Untere, Verborgene zum Vorschein gebracht worden ist. Das Ergebnis dieser Arbeit ist das Verlangen nach Gnade, der Wille zur Annahme des Heils, der Glaube, welcher in Jesu Christo den Heiland ergreift. Luk. 18,35-43;Joh. 5,1-9 sind schöne Abbildungen dieser Wirkungsweise Gottes in der Person Jesu, Seines Sohnes. Dem Lahmen und dem Blinden, welche sich ihres elenden Zustandes bewußt waren, sagt der HErr: „willst du geheilt werden?“ „was willst du ...?“, und veranlaßt sie somit zum Bekenntnis ihrer Bedürfnisse und Ohnmacht, die Er heilen wollte. Nie ist ein unter der Last seines Elends seufzender Mensch im Stiche gelassen worden, sondern immer kam zu ihm der „gewisse Samariter“, welcher gekommen ist, das Verlorene zu retten, und sagen konnte: „Ich habe das Werk vollendet ... das Ich tun sollte“ (Joh. 17,4).

Grundsätzlich anders handelt Gott mit den Menschen, welche „sich selbst vertrauen und sich für gerecht halten“ (Luk. 18,9) und meinen, sie „sähen“ (Joh. 9,39-41). Für sie hat Er eine Gerichtsbotschaft ohne Rücksicht (Matth. 23,13-35; Luk. 3,7-9; 11,39-54). Er bietet ihnen gar nichts an, sondern erklärt ihnen, was sie sind und was sie verdienen, denn Er weiß, daß der Wille zur Annahme des Heils bei ihnen nicht vorhanden sein kann, ehe sie Seine Aussprüche über sie anerkannt und Buße getan haben (Luk. 9,57.58; 18,18-23; Mark. 10,17-22).

Es kommt nicht zunächst darauf an, ob der Mensch das Heil will oder nicht, sondern ob er das gerechte Urteil Gottes über ihn rechtfertigt, denn das Weitere bewirkt Gott in ihm, wenn er nur diese Stellung einnimmt.

Dabei ist, glaube ich, mehr als des Menschen Wille sein Hochmut maßgebend. Der Mensch hat ein Gewissen, die Kenntnis des Bösen und des Guten; er ist imstande, das Urteil Gottes auf sich anzuwenden. Verhärtet er sein Herz und verwirft das Wort Gottes, so bringt er über sich das furchtbare Gericht der weiteren Verstockung, welches ihm die Möglichkeit der Errettung immer schwerer macht.

Die Hartnäckigkeit des Pharao und seine Verachtung des Wortes Jehovas sind es (2. Mose 5,2.4.6-9.17.18), welche Gott veranlaßten, sein Herz zu verstocken; Esau verachtete sein

Erstgeburtsrecht und sagte dazu, Jakob habe es ihm weggenommen, statt: „ich habe es verachtet und verkauft“ (1. Mose 25,30.34; 27,36), darum fand er später keinen Raum für die Buße. Es ist höchst gefährlich, die Mahnungen Gottes zu verwerfen und zu verachten, denn Er „widersteht den Hoffärtigen“; nicht ungestraft kann man Seine Geduld mißbrauchen und Ihn zum Lügner machen (1. Joh. 5,10). Uns ist aber nicht gegeben, zu wissen, wo und wann Er verstockt hat; einem jeden ohne Unterschied haben wir das Wort des Lebens darzustellen, wissend, daß keine Ungerechtigkeit bei Ihm ist. „Langmütig ist Er ..., da Er nicht will, daß irgend einer verloren gehe, sondern alle zur Buße kommen“ (2. Petri 3,9).

Zum letzten Teil der Frage glaube ich aus Röm. 3,11; Eph. 4,17.18; 2. Kor. 4,4 u. a., daß der Wille des Menschen nicht frei sei, sondern abhängig von seinem Herzenszustand. Der natürliche Mensch liegt in der Finsternis und will, was sein Meister, der Teufel, will. Der neue Mensch in Christo will nur das, was sein HErr und Heiland will zur Ehre Gottes. Dazu noch ein kurzes Beispiel: Solange ein Sklave im Dienste seines Herrn gewisse Vorrechte hat, solange es ihm wohl ergeht, denkt er gar nicht an die Flucht; er will auch nicht frei werden, wenn man es ihm auch anbietet; aber seufzt er unter der Last eines schweren Dienstes, so ergreift er die nächste Befreiungsgelegenheit; er will sofort, wenn jemand ihn fragt: Willst du frei werden? und macht sich dann willig zum Sklaven dessen, der ihm die Freiheit geschenkt hat (Hebr.2,18; 2. Kor. 8,9).

R. W. D.

Antwort E

Daß der Mensch einen unbeschränkt freien Willen bezüglich der Annahme des Heils in Christo überhaupt hat, ist nach meiner Überzeugung ganz gewiß. Ebenso gewiß ist mir andererseits, daß er sich nicht allezeit frei entschließen kann und die Freiheit des Willens in dieser Beziehung nicht unter allen Umständen bis zu seinem Tode bestehen bleibt.

Das Wort Gottes redet vielfach zu dem Menschen und von dem Menschen als jemandem, der sich frei entschließen kann, z. B. in Spr. 1,10.15 lesen wir: „Mein Sohn, wenn Sünder dich locken, so willige nicht ein,“ oder Kapitel 23,26: „Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz, und laß deine Augen Gefallen haben an Meinen Wegen.“ Wenden sich diese Worte nicht an die freie Entschließung des Menschen? Oder Jes. 30,15: „Durch Umkehr und durch Ruhe würdet ihr gerettet werden; in Stillsein und in Vertrauen würde eure Stärke sein. Aber ihr habt nicht gewollt; und ihr sprachet: Nein ...“ Ganz ebenso in Matth. 23,37 und Joh. 5,40!

Gott ist ein gerechter Gott. Er macht den Menschen verAntwortlich für sein ewiges Los (Mark. 16,16; Joh. 3,17.18.36), wie aber könnte Er das, wenn Er nicht ihm auch Gelegenheit gäbe zur völlig freien Entschließung? Dies tut Er denn auch, wenn auch nicht das ganze Leben des Menschen hindurch. Wie lange oder wie oft, mag sehr verschieden sein bei den verschiedenen Menschen. In Hiob 33,14-30 finden wir etwas darüber: „Doch in einer Weise redet Gott und in zweien, ohne daß man es beachtet. Im Traume, im Nachtgesicht ... dann öffnet Er das Ohr der Menschen ...; daß Er seine Seele von der Grube zurückhalte und sein Leben vom Rennen ins Geschoß“ (V. 14-18). Das ist die eine Weise. „Auch wird er gezüchtigt mit Schmerzen auf seinem Lager“ usw. „und seine Seele nähert sich der Grube, und sein Leben den Würgern“ (V. 19-22). Das ist die andere Weise. Dann heißt es weiter: „Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Manne, um seine Seele abzuwenden von der Grube,

daß sie erleuchtet werde von dem Lichte der Lebendigen“ (V. 29.30). Gott gibt dem Menschen besondere Gelegenheiten, und nur Er weiß, wie Er mit einem jeden einzelnen Menschen handeln muß; sicher ist, daß Gott jedem Menschen ohne eine einzige Ausnahme - soweit er verAntwortlich ist - einmal Gelegenheit gibt, sich völlig frei zu entscheiden; Er ist der „Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2,3.4), und Er ladet einen jeden ein, der nur irgend mag: „Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Offenb. 22,17c). Wie einerseits jeder Erlöste nur Seine Gnade preisen kann (Eph. 1,6.7; 2,8!), wird andererseits jeder, der verloren geht, einst erkennen und anerkennen müssen, dass er allein die Schuld trägt, weil er nicht gewollt hat (siehe auch Röm. 1,18-21; 2,4.5).

Wenn die Möglichkeit der freien Entschließung erst durch das Eingreifen Gottes - als ein Werk Seiner Gnade - in dem Leben eines Menschen geschaffen wird und diese Möglichkeit dem Menschen „zwei-, dreimal“ gegeben wird, wie es in der erwähnten Hiobstelle heißt (wiewohl Gott in Seiner Gnade nicht auf diese Grenze beschränkt bleibt), so ist es klar, daß im übrigen der Mensch nicht einen unbeschränkt freien Willen bezüglich der Annahme des Heils hat. Das zeigt uns Gottes Wort aufs deutlichste. Der große Widersacher Gottes, der „ein Menschenmörder von Anfang“ ist (Joh. 8,44), hat den Menschen unter seinen verderblichen Einfluß gebracht und bietet alles auf, ihn dort zu behalten und so zu verhindern, daß er das Heil in Christo annehme. Darauf sind im letzten Grunde alle die vielen, vielen Hindernisse zurückzuführen, die den Menschen von der Annahme des Heils abhalten. Darum heißt es in 2. Kor. 4,3.4: „Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verloren gehen, in welchen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus ...“ Diesen schrecklichen Einfluß sehen wir am ausgeprägtesten bei Judas Iskariot in Joh. 13, Vers 2 und 27: „der Teufel hatte es ihm ins Herz gegeben, den Herrn Jesus zu überliefern, und nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn“. Da gab es keine freie Entschließung mehr, er mußte tun, was der Satan wollte!

Gott sagt dem Menschen die Wahrheit, der Satan die Lüge. Es kommt also darauf an, was der Mensch von beidem annimmt, was er vorzieht, liebt. In bezug auf die Menschen, die verloren gehen, heißt es in Joh. 3,19: „...

und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht ...,“ und 2. Thess. 2,10-12:

„... denen, die verloren gehen, darum, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden. ... die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.“ Ja, „Er bewahrt klugen Rat auf für die Aufrichtigen“ (Spr. 2,7). Ein Mensch, der dann, wenn er vor die Entscheidung gestellt ist, zögert und aufschiebt, ist nicht aufrichtig, liebt die Wahrheit nicht. Wenn er dies wieder und wieder tut, wird sein Herz schließlich unempfindlich gegen die Wahrheit, taub gegen die Stimme Gottes, und er wird vielleicht später einmal „den Segen“ vergeblich suchen - sei es auch unter den bittersten Tränen -, weil sein Herz unfähig geworden sein wird, „Raum für die Buße“ zu finden! (siehe Hebr. 12,17). Darum: „Heute, wenn ihr Seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht“ (Hebr. 3,7), denn: „Ein Mann, der oft zurechtgewiesen, den Nacken verhärtet, wird plötzlich zerschmettert werden ohne Heilung“ (Spr. 29,1).

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir weisen hin auf die in dieser Sache wichtigen Fragen 1 in Band II (1914), sowie 12 und 37 in Band III (1915)!

Vorstehend haben wir etliche schöne in den Hauptpunkten und Hauptgrundsätzen übereinstimmende Antworten (andersartige gingen nicht ein!) auf obige oft umstrittene Frage. Sie verdienen gründliche Beachtung!

Der letzte Satz der Frage ist ein als besonders schwierig angesehener Punkt, und an diesen sind im Laufe der Jahrhunderte von Theologen und Philosophen ungezählte Worte - verschwendet. Es ist für den Schriftgläubigen nicht nötig, eine Formel dafür zu finden, ob unbeschränkter oder nur beschränkter oder gar kein „freier Wille“. Es ist für uns auch nicht erforderlich, in das Geheimnis göttlichen Vorherwissens und Vorherbestimmens einzudringen; worüber Gott uns nichts geoffenbart hat, das brauchen wir nicht zu erraten suchen. Aber was Er geoffenbart hat, auch über diesen Gegenstand, das nehmen wir im Glaubensgehorsam an und richten unser Leben danach ein sowie auch unsere Evangeliums-Verkündigung an die unbekehrte Welt, der das „Komme zu dem Heiland!“ „Glaube an den Herrn Jesus Christus!“ usw. zuzurufen wir nicht müde werden wollen, solange es „Tag“, Gnadenzeit ist (Luk. 14,21-23; 2. Kor. 5,18-20).

Abgesehen davon, was oben genugsam betont ist, daß der einzelne Mensch die ihm gebotene Gnadenzeit beizeiten benutzen soll und daß er diese nicht für immer hat (vergl. Hebr. 3,1; Luk. 13,6-9; 18,37 u.a.), abgesehen davon hat Gott dem Menschen freigestellt, sich für Christus oder gegen Ihn zu entscheiden. Klagend muß der HErr ausrufen: „Ich habe gewollt - ihr habt nicht gewollt!“ (Matth. 23,37.) Mit dieser Entscheidung „Für oder Gegen“ entscheidet der Mensch über sein ewiges Geschick, entweder errettet zu sein oder verloren. Da nun aber der Mensch sich vor der Entscheidung von Natur nicht etwa auf einem dritten (indifferenten, d. i. gleichgültigen, bedeutungslosen) Boden befindet, von dem aus er sich frei entscheidet für oder gegen das Heil, sondern von Natur nach Gottes Urteil schon verloren ist (Röm. 1-3!), so hat er in Wahrheit keine andere Wahl, als die für das Evangelium; lehnt er dieses, d. h. die Rettung in Christo, den Retter Selbst ab, so bleibt er das, was er sowieso war, nämlich verloren. Aus dieser Betrachtung folgt, daß er nicht unbeschränkt frei ist in seinem Willen. Und das bezeugt uns auch die Schrift. Sie sagt uns z. B., daß der Mensch „unter die Sünde verkauft ist“, „den Willen des Fleisches tut“, sich „unter der Obrigkeit der Finsternis befindet“ usw. (Eph. 2,1ff. u. a.), und daß erst „der Sohn wahrhaft frei macht“ (Joh. 8,36). Gott hat alles getan, um jeden zu retten, wie Er so gerne will; „Er hat die Welt geliebt“ - „Jesus Christus ist die Sühnung für die Welt“ usw. (Joh. 3,16; Joh. 1,9 u. a.; 1. Joh. 2,2; vergl. Band II [1914], Frage 10!). Er hat gewissermaßen jeden Menschen für das Heil bestimmt - der Mensch aber, der das bleiben will, was er sowieso ist: ein verlorener Sünder - er bestimmt sich selbst für das ewige Verlorengehen! Jeder Sünder könnte es besser haben, als er es hat! Er soll und darf nicht einmal etwas in eigener Kraft dazu tun, er braucht nur zu nehmen, was Gott ihm bietet! Die Fähigkeit zum Nehmen hat er (durch Gnade, wie alles Gute, Jak. 1,17!), was z. B.

2. Thess. 2,10 zeigt! Er soll sich nur beschenken lassen von Gott, der mit Seinen gefüllten Händen vor dem Menschen steht und ihm Gnade und Heil in Christo anbietet. Tut er es nicht dann, wenn Gott

es ihm anbietet, tut er es wieder und wieder nicht, so bestimmt er sich selbst durch sein Nichtannehmen der Gnade, was gleichbedeutend ist mit Widerstreben, dazu, daß sein bisheriger verlorener Zustand ein ewiger, bleibender wird. Das lehrt die Schrift in vielen Stellen und Geschichten, mag es sich in ihnen nun darum handeln, Christus als Erretter anzunehmen (z. B. Joh. 1,12), oder zu Ihm zu kommen und sich von Ihm annehmen zu lassen (z. B. Matth. 11,28), es ist stets dasselbe: „wenn du willst!“ (Offenb. 22,17 u. a.). Das sich-nicht-Entscheiden-für bedeutet auf immer „gegen“ (Hebr. 2,3a; Joh. 3,36b u. a.).

Wer aber „wahrhaft frei“ geworden ist durch den Sohn, der ist von neuem ein Sklave geworden, aber ein freiwilliger und ein glücklicher (Ps. 68,6b), und seine Freiheit besteht in Glaubensgehorsam aus Liebe gegen Den, der „gehorsam ward bis zum Tode“. Der Wille des Menschen vor seiner Bekehrung zu Christus gehörte ja restlos der Sünde, der vom Satan beherrschten Welt und dem „Ich“ (Eph.2,1ff.; Römerbrief u.a.) - jetzt ist das Höchste für uns, „Seinen Willen zu tun“ (Hebr. 13,21), in den Werken zu wandeln, die Er für uns zuvor bereitet hat (Eph. 2,10), durch den Geist zu wandeln, durch den wir leben (Gal. 5,25) usw. (vergl. Band lll [1915], Frage 1!). Gott ist der Unabhängige - wir die von Ihm Abhängigen (Röm. 8,23ff.); das ist unsere Freiheit, den nach vermeintlicher Freiheit dürstenden Menschen unverständlich - unsere Freiheit in Christo für uns, als durch Gnade Errettete, die wahre Nachfolge Christi, „der nicht kam Seinen Willen zu tun, sondern dessen, der Ihn gesandt hatte“ (Joh. 4,34). Diese Gesinnung sei auch in uns! (Phil. 2,5.)

Ph. W.

Frage 8

Ich bitte um Hilfe für das Verständnis von Luk. 7,47!

Antwort A

Diese herrliche Begebenheit im Hause Simons offenbart uns die ganze Liebe Jesu. Das Weib, bekannt durch seinen Lebenswandel, hat nichts zu bringen und kann nichts verdecken, sie ist offenbar, sie kommt im Bewußtsein ihrer ganzen Schuld in die Gegenwart Jesu und sucht Vergebung. Die Pharisäer als Gegenbild begegnen der Person des HErrn ohne Ehrerbietung und sehen in Ihm nicht den Sohn Gottes. Simon selbst hat den HErrn sicher nicht aus Liebe zu Gast geladen. Es ist der große Gegensatz zwischen eigener Gerechtigkeit und Schuldbewußtsein, der hier im Hause Simons angesichts einer glänzenden Tischgesellschaft eine treffende Darstellung findet. Zu dem Pharisäer kommt der Herr Jesus als einer, der „in sein Eigentum kommt“ und nicht aufgenommen wird (Joh. 1,11); jenes Weib dagegen bekommt das Recht, das Größte was ein sterbliches Menschenkind erwerben kann, und das allen zuteil wird, die an Seinen kostbaren Namen glauben: sie darf ein Gotteskind werden (Joh. 1,12). Wenn ihr dann der Herr Jesus in Vers 47 die Zusicherung der Vergebung mit den Worten: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt,“ gibt, so drückt Er damit aus, daß ihre viele Liebe ein Beweis davon ist, daß eine große Schuldenlast sie dahin trieb, wo sie Vergebung finden konnte. Wir sehen hier deutlich und klar die Erkenntnis des eigenen verlorenen Zustandes als Grundlage einer wahren Bekehrung. Also nicht hatte das Weib ein Verdienst, sondern durch ihre Ihm bewiesene Liebe wurde die Tatsache offenbar, daß der Herr Jesus jedem, der zu Ihm kommt, völlige Vergebung zuteil werden läßt (Eph.2,4.5).

Ph. W.

Antwort B

Die Worte dieses Verses sind nur an Simon gerichtet. Der HErr hatte nicht gefragt, ob jemand, dem die Schuld erlassen, Ihn lieben würde. Das stand ohne weiteres fest, daß Vergebung auch Liebe bewirkt, sondern die Frage war nach dem Unterschied - nach dem mehr oder weniger der Liebe: „Wer von den beiden im Gleichnis wird Ihn am meisten lieben?“ und Simon urteilt recht: „Dem Er das meiste geschenkt hat.“ Damit bestätigte er, daß auch bei ihm, dem 50 Denar-Schuldner, Liebe nach Schenkung der Schuld gefunden werden mußte, wenn auch (nach seiner Schulderkenntnis und Schätzung) in geringerem Grade.

Nun bringt der HErr ihn mit dem Weibe zusammen, daß er an ihrer Liebe sich prüfe, ob etwas von solcher (aus der Vergebung hervorgegangenen) Liebe bei ihm vorhanden sei. In dem Gleichnis stellt der HErr ihn und das Weib auf einen Boden nebeneinander. Beide sind Schuldner, die nicht bezahlen können. Jetzt aber zeichnet Er Simon nicht mehr als auf einem Boden mit dem Weibe stehend, sondern als im Gegensatz zu ihr. Sie stand auf dem Boden der Vergebung und Liebe - er noch auf dem Boden der Schuld - ohne Vergebung und Liebe. Jetzt führt Er ihm in dem Weibe das Bild der Liebe, die aus der Vergebung kommt, vor Augen. Eine Liebe, die nicht etwa bei Simon in kleinerem Maße vorhanden war, sondern die gänzlich fehlte: Kein Wasser für Seine Füße; keine Aufmerksamkeit für Ihn; kein Kuß; keine Liebe; kein Öl; keine Huldigung. Der HErr hatte die Achtlosigkeit, die Verkennung Seiner Person (in dem Mangel an Huldigung) wohl empfunden. Ganz entgegengesetzt das Weib: Er war ihr alles - sie hatte nur Augen für Ihn. Sie brachte Ihm den Kuß der Liebe und sie huldigte Ihm und salbte Ihn. - Für Simon war Er der interessante Mann, der Prophet, der Wundertäter. Für das Weib war Er der Heiland. Jener bot Ihm seine wohlgedeckte Tafel - sie bot sich Ihm selbst! Jener brachte Ihm Höflichkeit und eine gewisse Anerkennung - sie brachte Ihm ihre Liebe, ihr Herz! Er muß Simons Bild hier nicht als mit „wenig“ Liebe, sondern als ohne Liebe zeichnen; als das Bild des Schuldners, der noch keine Vergebung hatte, und bei dem deshalb auch keine Liebe gefunden wird.

Nachdem der HErr ihm so gezeigt hatte, daß er nicht im Vergleich (viel oder wenig Liebe), sondern im Gegensatz stehe zu dem Schuldner, der die Vergebung hatte, führt Er ihn nun vor sein eigenes Erteil (V. 42.43). Deswegen sage Ich dir - weswegen? des eben gezeigten Gegensatzes wegen zwischen ihm und dem Weibe. Deswegen sage Ich dir (wende es auf dich an): Ihre„vielen“ Sünden sind vergeben (deine vermeinten „wenigen“ noch nicht), denn sie hat viel geliebt (aber du noch nicht), wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig (aber bei dir ist auch das „wenig“ solcher Liebe noch nicht vorhanden). Wenn auch der HErr bei Simon mit seiner geringen Schuldeinschätzung und Erkenntnis nicht eine solche Liebe, wie von seiten des Weibes, erwartete - so mußte doch nach der Vergebung der wenigen Schuld sich doch auch die „wenige“ Liebe zeigen. Aber diese fehlte bei Simon ganz, und darin lag die Überführung Simons, daß er noch keine Vergebung besaß.

In diesem Worte des HErrn liegt eine tiefe und allgemeine Wahrheit. Ist die Erkenntnis der Schuld und des Verlorenseins klein, so ist auch die Erkenntnis und Schätzung Seiner Gnade klein, und ebenso auch unsere Liebe. Mit dem Lichte aber wächst nicht nur die Erkenntnis über uns selbst und über unsere Schuld - sondern auch zugleich die Erkenntnis Seiner vergebendem Gnade und Liebe,

und damit unsere Liebe zu Ihm. Es bleibt: Wem viel vergeben, liebt viel, wem aber wenig vergeben, liebt wenig.

Dreimal wandte sich der HErr an Simons Herz und Gewissen: 1. „Simon, Ich habe dir etwas zu sagen.“ 2. „Siehst du das Weib?“ 3. „Deswegen sage Ich dir.“

1. Das Gleichnis ist ein Bild von dem HErrn, dem Weibe und Simon. Der HErr sagt damit, daß Er, der vor Simon stehe, sein Gläubiger sei, und das Weib und Simon Seine Schuldner. Aber Er stand in Gnade vor Simon: „Gott war in Christo, die Welt mit Sich Selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor. 5,19). Nach außen hin mochten bei den Schuldnern Grade der Schuld unterschieden werden - aber der Natur, dem Wesen nach war kein Unterschied. Beide waren Schuldner - beide konnten nicht bezahlen - beide konnten nur auf einem gleichen Wege, dem der Schenkung, die Tilgung ihrer Schuld erlangen.

2. In dem Weibe zeigt Er ihm das Bild einer Seele, die Vergebung sucht, erlangt und liebt. Er sagt zu Simon: „Siehst du dieses Weib?“ Darin lag mehr als die Frage des einfachen Sehens - darin lag die Aufforderung, sich an ihr zu prüfen. Siehst du dieses Weib? Sie kam mit ihrer Schuld - auch du hast Schuld - du kannst nicht bezahlen. Siehst du dieses Weib? Zu Meinen Füßen fand sie ihren Heiland und Vergebung ihrer Schuld - mache es ebenso! Dreimal erwähnt und zeigt Er Simon ihren Platz zu Seinen Füßen, als ob Er sagen will: Simon, dort ist dein Platz - dort wird Vergebung erlangt, und dort nimmt die Liebe ihren Anfang.

3. Ob Simon das „deswegen sage Ich dir“ verstanden hat? Wir wissen es nicht. Aber wir bewundern die Gnade und Zartheit, mit der der HErr in diesem Worte Simon überführt und zu gewinnen sucht. Hier überführt Er ihn, daß der große Schuldner gekommen, aber der kleine noch fehle, daß ihm die Vergebung fehle und deshalb auch noch die wenige Liebe. Es ist köstlich zu sehen, wie der HErr für das Weib eintritt. - Sie liebte Ihn, und mit welcher Liebe spricht Er von ihr.

Erst jetzt wendet Er Sich dem Weibe zu - so lange hatte Er mit Simon gesprochen - und spricht zu ihr: „Deine Sünden sind vergeben.“ Wann waren sie vergeben? Er sagte es doch schon vorher zu Simon. Erst jetzt, als Er es zum Weibe sagt, oder als Er es zu Simon sagte oder schon früher? Ich glaube, nach dem Wort des HErrn: „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen“ (Joh. 6,37), daß es geschah, als sie sich bekümmert um ihre Sünden weinend zu Seinen Füßen niederwirft. Da fand die unsichtbare Wandlung - der Hinübergang aus dem Tode in das Leben statt. Ihr Glaube läßt sie den Heiland erfassen - weinend umklammern, und - Er weist sie nicht zurück - Er nimmt sie an. So wird ihre Seele jetzt von Ihm hingenommen, daß sie alles um sich vergißt und die Füße ihres Heilandes und Herrn mit „zärtlichen“ Küssen der Liebe bedeckt. Kein Wort hatte sie zu Ihm, noch Er zu ihr geredet. Aber sie hörte, was der HErr zu Simon sagt, und was mußte es für sie sein, als Er Sich jetzt zu ihr wendet und sagt: Deine Sünden sind vergeben! Und damit sie nicht (wie später einst Petrus) auf ihre Liebe blicken möge, fügt Er hinzu: „Dein Glaube hat dich errettet.“ Der Glaube, der sie in ihrem Verlorensein zum Heiland führte und mit Ihm verband. Das ist der rechte Glaube, der die rechte Person - Ihn - zum Glaubensgrunde hat. Der Weg des Friedens lag jetzt vor ihr. „Gehe hin in Frieden!“ Das ist der Weg des Gehorsams. Der Wandel nach Seinem Wort.

Hat der HErr dir etwas zu sagen? Siehst du dieses Weib? Ist der HErr nicht auch in dein Haus gekommen? Wie hast du Ihn aufgenommen? Was ist Er dir, ein Prophet oder dein Heiland? Wandelst du den Weg des Friedens?

du den Weg des Friedens?

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Luk. 7,47 hat oft verschiedene Deutungen gefunden! Daß man sich durch Liebe nicht Vergebung erwirken kann, sagt die ganze Schrift, und auch Vers 50 zeigt, daß nur durch den Glauben an die Person, die vergibt, an Jesus Christus, Vergebung, Heil und Leben dem sich selbst verurteilenden Sünder zuteil wird. Also jene Meinung, durch eigenes Verdienst der Liebe sich Vergebung zu erkaufen, ist haltlos und schriftwidrig.

Zu obigen kostbaren Antworten möchten wir noch einiges hinzufügen. - „Die größte aber ist die Liebe“ (1. Kor. 13,13), d. h. die Liebe zu dem HErrn und Heiland Jesu Christo, die dann wieder Liebe nach außen hin hervorbringt. Liebe zu Sich zu erwecken war das erhabenste Ziel der Tätigkeit Jesu, Seiner Erbarmung, Seiner Gnade. Nun ist wichtig, was Vers 39 und 49 Simon und die Gäste über „diesen“ (Menschen) „bei sich selbst“ denken. Während letztere innerlich dem HErrn das Recht absprechen möchten, überhaupt Sünden zu vergeben, ist es ersterem unverständlich, daß der HErr dieses Weib, eine Sünderin, stadtbekannt als solche im übelsten Sinne (für einen Pharisäer!) Sich nahen läßt, ja, ihre Huldigungen annimmt. Nicht einmal als Propheten möchte er Ihn ansehen (vergl. 5. Mose 18,15-19; Joh. 1,21; Frage 25 in Band lll, 1915!), weil Er nach seiner Meinung nicht erkannte, mit wem Er es zu tun hatte. Ihm zu zeigen, daß Er (Jesus, „der Sohn des Menschen“) nicht nur das Recht habe, Sünden zu vergeben (vergl. Luk. 5,17-26!), sondern auch mit Seiner Vergebung bei diesem Weibe im vollen Recht sei, ist, unseres Erachtens, ein Teil der Absicht Jesu. Weckt Seine Vergebung Liebe zu Seiner Person, so erfüllt sie damit ihren höchsten Zweck, und das Recht des Vergebenden, in dem betreffenden Fall Gnade geübt zu haben, ist durch eben diesen Erfolg auch vor den den Fall (kritisch) beurteilenden Menschen erwiesen. In dem Gleichnis nun ist gezeigt, daß der viel liebt, dem viel vergeben ist; so urteilt Simon. Aus diesem richtigen Urteil des Pharis äers soll nun für ihn folgen, daß er das Verhalten des Weibes richtig, d. h. so wie der Herr Jesus, einschätzt, und daß er anerkennt, daß Jesus nicht nur ein Recht hatte, das Weib zu Sich zu lassen, sondern daß Dieses Ihm näher steht als er, der Pharisäer, dem keine Vergebung zuteil geworden war und der darum auch nicht lieben konnte. Sieh dieses Weib! sieh ihre Liebe! wende dein Urteil (V. 43) auf dieses Weib an, dann mußt du erkennen, wenn du nur willst, daß ihr viel vergeben ist. Weil sie viel geliebt hat, also viel Liebe bei ihr ist, deshalb mußt du anerkennen nach deinem eigenen Urteil, daß ihr viel vergeben ist. ... Aber weiter: der Pharisäer mußte, wenigstens im Herzen, davon überführt sein und zugeben, daß der Herr Jesus nicht nur ein Prophet sowie berechtigt war und ist, Sünden zu vergeben, sondern daß Er, wie (natürlich) stets - worin für uns,die Seinen, selbstverständlich überhaupt kein Zweifel, keine Frage möglich ist! - so auch in diesem besonderen Falle mit Seiner vergebenden Gnade völlig im Recht gewesen war: hatte sie doch überströmende Liebe zu Ihm erweckt! Wie arm stand er selbst dagegen da! Möchte er es noch erkannt haben! Wer Jesum nicht liebt, wer nicht ein verloren gewesener Sünder und nun ein durch Glauben zum Sohne Gottes gekommener Geretteter, Begnadigter ist, dem, ob wenig oder viel, - in jedem Falle alles vergeben ist, und der dann Ihm, der ihn annahm, sein ganzes Herz, seine Liebe, sein Leben schenkt, - der ist arm, unendlich arm. Was ist alle Liebe hier auf Erden, wenn sie nicht Ihm zu Füßen gelegt wird! - Wie reich dagegen macht uns Seine Liebe! Möchten wir uns, wie auch Antwort B so ernst tut, die praktische Frage verlegen, was der Vergleich zwischen uns und dem Weibe für unser Leben

die praktische Frage verlegen, was der Vergleich zwischen uns und dem Weibe für unser Leben bewirkt: ob wir mehr lieben werden „Ihn, der uns zuerst geliebt“ (1.Joh. 4,19), ob wir mehr den Weg des Gehorsams nach Seinem Wort (Joh. 14,21ff. u. a.) gehen wollen aus brennender Liebe zu Ihm, der uns für Sich erkauft hat, dem unser Leben gehört!

Frage 9

Wie erklärt sich das Fehlen des Stammes Dan in Off. 7,5-8 ?

Antwort A

Wenn wir den Segen Jakobs 1. Mose 49 lesen, dann finden wir V. 16-18 über Dan folgenden Ausspruch: „Dan wird sein Volk richten, wie einer der Stämme Israels. Dan wird eine Schlange sein am Wege, eine Hornotter am Pfade, die da beißt in die Ferse des Rosses und rücklings fällt sein Reiter. Auf Deine Rettung harre ich, Jehova!“

Als Rahel diesen Sohn bekam, gab sie ihm den Namen Dan, d. h. Richter (1. Mose 30,6). Durch seine Herkunft mütterlicherseits nahm er eine geringere Stellung in Israel ein. Auch in der Veranlagung und im Charakter muß er hinter seinen Brüdern zurückgestanden haben. Nach dem Segen zu urteilen, muß seine Naturanlage mit der Gewalttätigkeit des Löwen und der Hinterlistigkeit der Schlange gepaart gewesen sein, und ihm Blick darauf schließt Jakob seinen Segen über ihn mit den Worten: „Auf Deine Rettung harre ich, Jehova!“ Josua 19,40-46 finden wir das Erbteil, das dem Stamme Dan im Lande der Verheißung zugeteilt war. Statt sich dieses Erbteil nun im Glauben anzueignen, scheint diesem Stamme die Glaubensenergie gefehlt zu haben, denn Richter 1,34 wird uns gesagt, daß er sich von den Amoritern in das Gebirge zurückdrängen ließ. Später Richter 18 finden wir den Stamm Dan auf einem neuen Boden, er hatte einen Ort gefunden, wo es an nichts mangelte von allem, was auf Erden ist. Hinterlistig hatten die Angehörigen des Stammes die Stadt Lais überfallen und nach der Verbrennung derselben bauten sie die Stadt wieder und schlugen ihren Wohnsitz darin auf, ja noch mehr: sie gaben ihr den Namen Dan. Auch Richter 5,17 im Lobgesang der Debora ist die Frage „und Dan, warum weilt er auf den Schiffen?“ Jedenfalls war ihm der Handel wichtiger als die Sache Jehovas. Richter 18,30.31 finden wir, daß er sogar Götzendienst treibt. Es ist fortgesetztes Rückwärtsgehen. Zuerst das Weichen aus den Grenzen des gelobten Landes, dann das Festsetzen auf dem Boden der Nationen und zuletzt Götzendienst. Ob wir nun darin die Erklärung suchen dürfen dafür, daß der Stamm Dan in Offenb. 7 fehlt, kann nicht bestimmt festgestellt werden, jedenfalls geben uns diese Punkte viel zu denken. Der Stamm Dan war aufgetaucht und bald wieder verschwunden. 1. Chron. 4-7, wo die Aufzählung der Stämme wieder erfolgt, wird Dan schon nicht mehr genannt. - Dagegen in Hes. 48,1 begegnen wir dem Stamm Dan wieder. Nach dieser letzten Schriftstelle zu urteilen, dürfen wir annehmen, daß wir den Stamm im Tausendjährigen Reiche doch wieder finden, in welcher Form, ist uns allerdings verhüllt. Es ist eines der wunderbaren Geheimnisse Gottes, der Sich erbarmet, wessen Er will. Wenn also aus Dan keiner versiegelt wird, mag das unklare Wandeln und die geteilte Stellung desselben daran schuld sein. Aber jedenfalls dürfen wir doch annehmen, daß etliche aus Dan durch die Drangsalszeiten hindurchgehen und im Tausendjährigen Reich ein Erbe empfangen.

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Aus der Eigenart des Segensspruches über Dan und Dans innerer Veranlagung schließen einige, daß der Antichrist, der ja ein Jude sein muß - sonst könnte er bei seinem Auftreten auf die Juden keinen Eindruck machen, vergl. auch Dan. 11,37! - aus dem Stamme Dan kommen würde. Diese Meinung hat viel für sich, aber wo die Schrift nichts Bestimmtes sagt, geziemt auch uns das Schweigen. Wenn dem aber so sein sollte, so könnte dies mit ein Grund sein für das Fehlen Dans in Offenb. 7 (etwa als Strafe!).

Merkwürdig in bezug auf vorliegende Frage scheint uns der auch oben erwähnte Schluß des Segens zu sein: „auf Deine Rettung harre ich, Jehova!“ Der Stamm Dan geht, wie oben beschrieben, scheinbar unter; somit wird keiner aus ihm versiegelt - dann aber im Tausendjährigen Reich macht Gott auch an ihm Seine „ganz Israel“ betr. Verheißung wahr, auch er bekommt ein Erbteil. Das scheint uns die Erfüllung jenes Schlußwortes Jakobs zu bestätigen: Dan bedarf der Rettung ganz besonders, er muß in besonderer Weise herausgerettet werden aus den Nationen, mit denen er sich eher vermischt hat als die anderen Stämme, und von denen er sich in nichts mehr unterscheidet. Und Gott vermag ihn zu retten vor der Vernichtung! Wie hell erstrahlt die Gnade, die auch das gefallenste Glied des alten Volkes Gottes noch wieder heraushebt und in das verheißene Erbteil einsetzt! Weil alle Verheißungen in Christo Ja und Amen sind (2. Kor. 1,20), wird selbst der Stamm Dan begnadigt. Das ist ein Stück der Wiederherstellung aller Dinge, wovon die Propheten geweissagt haben (Apgesch. 3,21). Sie betrifft nicht den Sünder aus den Nationen, dieser verfällt ohne Glauben an Christum rettungslos dem ewigen (endlosen) Verderben (vergl. z. B. Joh. 3,36!). - Aber auch der tiefgesunkenste einzelne Sünder aus den Nationen hat Anteil an der Gnade des ewigen Lebens, wenn er in Buße und Glauben an den Namen des Sohnes Gottes zu Ihm kommt, sich also bei Lebzeiten zu Christus bekehrt (Joh. 1,12; 3,16.36; 5,24; 6,37; Apgesch. 4,12; 1. Joh. 5,12 u. a.). - Gepriesen sei Er, unser Heiland-Gott, und Seine Gnade! (Offenb. 5,9.10!).

Geleitswort an den Leser:

Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, gleichwie auch der Christus uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch!“ Eph. 5,1.2.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 10

Ich bitte um einige erläuternde Worte über 1. Joh. 5,2!

 

Antwort A

Aus Gott geboren, sind wir teilhaftig geworden der göttlichen Natur. Gottes Liebe ist in unser Herz ausgegossen (Röm. 5,5). Diese Liebe muß naturgemäß die Kinder Gottes umfassen (Kol. 1,4). Wenn ich sage, „daß ich Gott liebe“, so muß dies in meinem Verhalten zu meinem Bruder gesehen werden, sonst ist es Unwahrbeit und Trug (1. Joh. 4,20).

Aber nicht jede Liebe zu Kindern Gottes ist Liebe aus Gott. In dieser Stelle gibt uns Gott einen Prüfstein, um rechte Liebe - gottgemäße Liebe - zu Brüdern zu erkennen. Das ist keine rechte Liebe zu Brüdern, wenn wir dabei in der Liebe zu Gott fehlen und Seine Gebote nicht halten. Die Liebe zu Brüdern ist nicht das erste, sondern die Liebe zu Gott. Sie muß die Quelle sein, woraus unsere Liebe zu Kindern Gottes fließt, und diese Liebe zu Gott ist, daß wir Seine Gebote halten (1. Joh. 5,3).

Wie oft ist das, was man Liebe zu Brüdern nennt, nichts weiter als natürliche und persönliche Liebe, wobei die Liebe zu Gott im Gehorsam zu Seinem Wort oft weinen geht. Wenn wir über Sünden und Ungehorsam zum Wort hinweggehen können unter dem Vorwande, die Kinder Gottes lieben zu müssen, so laßt uns nicht sagen, daß solche Liebe aus Gott ist, sie hat ihre Quelle in den Gefühlen, aber nicht in Gott. Sinkt unsere Liebe dazu herab, so steht der HErr und Sein Wort nicht mehr vor unserem Auge, und ein nicht in Gehorsam und Treue wandelndes Kind Gottes findet darin nur eine Stärkung und ein Gutheißen seines verkehrten Weges. Wir zeigen durch unsere Gleichgültigkeit und leichtes Hinwegsehen über Gottes Gebote und Worte, wie wenig wir Ihn lieben. Lieben wir aber Ihn und halten wir Sein Wort, so ist Er die Quelle unserer Liebe, und nicht unsere Gefühle. Unsere Zu- und Abneigungen, Ansehen nach dem Fleische u. a. leiten uns dann nicht. Die Liebe zu Gott läßt uns die Kinder Gottes umfassen (selbst, wenn wir ihre Wege nicht mitgehen können und verurteilen müssen), um voll brennender Liebe alle Herzen dem HErrn zuzuwenden, Ihn zu lieben und Sein Wort zu halten.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es sei noch hingewiesen auf 2. Joh. V. 5 und 6 sowie auf den Schluß von Antwort A zu Frage 4!

Wichtig dürfte sein, zu betonen, daß mit „Seinen Geboten“ nicht das Gesetz gemeint ist, der Dienst des Todes und der Verdammnis. Dessen Gebote sind dem Menschen im Fleisch gegeben, und diesen ist der Gläubige gestorben. Der Herr Jesus spricht oft von „Seinen Geboten“ und meint damit nie das Gesetz, und von dem Halten Seiner Gebote spricht Er nie im gesetzlichen Sinne (vergl. Joh. 12,49; 13,34; 14,21ff. u. a.). Für Seinen eigenen Weg war der Wille Seines Vaters Ihm Gebot, ja, alles, was diesen Willen umfaßte, nannte Er Gebot (vergl. u. a. Joh. 10,18; 14,31!) und war ihm gehorsam. So ist es Sein Wort und das Wort Seines Vaters, das wir als gehorsame Kinder halten sollen in völliger Abhängigkeit von Ihm, wie Er vom Vater abhängig war. In Joh. 14,21ff. sind „Gebote“ und „Wort“ geradezu gleichgesetzt.

Möchten wir in der Zeit der gegenwärtigen Verwirrung (auf christlichem Gebiet) Gnade haben, zu „lieben in der Wahrheit“ (2. und 3. Joh. V. 1, siehe auch Frage 12!). und, auch wenn uns, trotzdem wir im persönlichen praktischen Leben nach 1. Kor. 13 zu handeln Aufrichtig bestrebt sind, von unentschiedenen Gläubigen „Mangel an Liebe“ vorgeworfen wird, weil wir ihre verkehrten Dinge nicht

mitmachen, stets zu wissen, daß nach Gottes Urteil eine echte, gottgemäße Liebe zu den Brüdern nur solche ist, die abhängig ist von der im Gehorsam gegen Sein Wort tätigen Liebe zu Gott.

Frage 11

Ist der Zorn dem Kinde Gottes unter gewissen Umstanden erlaubt (Eph. 4,26), oder sollen in Matth. 5,22 die Worte „ohne Grund“ (Elb. Übers.) nach dem Grundtext weggelassen werden?

Antwort A

Nehmen wir zwei Beispiele aus dem Worte, Mark. 3,5 und 1. Sam. 15,11, so haben wir die Antwort: „jawohl“! Bei Samuel war es, wenn wir die Fußnote der Elberfelder Übersetzung beachten, Betrübnis und Zorn, was ihn entbrennen ließ, derart, daß er aus der Tiefe des Schmerzes heraus die ganze Nacht zu Gott „schrie“, nicht „betete“. Was kam in Frage? Persönlich erduldete Beleidigung? Nein, sondern die schmähliche Mißachtung des ausdrücklichen göttlichen Befehls und damit die Gottes Selber von seiten dessen, dem eine so schätzenswerte Ehrung zuteil geworden war, daß er aus niedriger Stellung zur Königswürde erhoben worden war. Bei dem HErrn lesen wir ebenfalls von „Zorn“ und „betrübt über“ die Verstockung ihres Herzens; genau das, was betreffs Sauls gesagt werden kann; und fügen wir es nur hinzu, was betreffs jedes Menschen gesagt werden kann, der heute so sich zeigt, nachdem die Gnade ihm begegnet ist. Wenn wir an unsere über alles Begreifen erhabene Berufung und Stellung in Christo denken, so kann wohl so ein heiliger Zorn uns erfassen, wenn ein Mensch Schmach auf den Namen des HErrn bringt und mit frecher Gemeinheit die geringsten Forderungen Seiner Heiligkeit mit Füßen tritt, wie die bekennende Christenheit als ein Ganzes es tut gleich den Nachkommen der aus der Verbannung Zurückgekehrten in Mal. 1,2-14. Nur ist dieses unser heilige Zürnen gepaart mit dem selbstrichtenden Geiste der Buße; es darf und wird nicht Seine Grenzen überschreiten, sonst würden wir sündigen und dem Teufel Raum geben. Gegen das wendet sich Vers 31 und Matth. 5,22. Ob „mit“ oder „ohne Grund“ ist nicht die Frage; das geht deutlich hervor aus dem, was folgt über Raka und Narr; denn dort steht kein „ohne Grund“. Der Grundtext selber hat „ohne Grund“ in den meisten Handschriften; aber in einigen gewichtigen fehlen die zwei Worte; es hängt also nicht von der griechischen Sprache ab, ob sie da sind oder nicht, sondern von den Handschriften.

Beiläufig bemerkt: „zürnet und sündigt nicht“ steht in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (der „Septuaginta“, vergl. Band l [1913], Frage 44! Der Herausg.), nach welcher viele Stellen im Neuen angeführt sind, wo im hebräischen steht: „seid erregt und sündiget nicht“ (Ps. 4,4). Als Anführung gibt es der Apostel nicht; aber im Anschluß an „Lüge ablegen“ in Eph. 4,25 ist es doch beachtenswert, daß in Vers 2 des Psalms tadelnd von „Lüge suchen“ geredet ist.

F. Kpp.

Antwort B

Zwischen dem „Zürnen“ in Matth. 5,22 und dem „Zürnen“ in Eph. 4,26 besteht m. E. ein großer Unterschied. In ersterer Schriftstelle ist ein „Zürnen“ gemeint, das aus dem Fleische hervorgeht und zur Verschuldung gegen den Mitmenschen führt. Dies ist aus dem Zusammenhange deutlich zu ersehen. Es handelt sich hier um Zorn, von dem es in Jak. 1,20 heißt: „Denn eines Mannes Zorn

wirkt nicht die Gerechtigkeit Gottes.“ Daß vor letzterem Worte gesagt ist, wir sollten „langsam zum Zorn“ sein, bedeutet nicht, daß der Zorn in uns wohl aufkommen dürfe, nur nicht schnell, sondern ist vielmehr eine Warnung, uns davor zu hüten aus dem in Vers 20 angegebenen Grunde. Die Worte „ohne Grund“ in Matth. 5,22 sind zwar in vielen Handschriften eingefügt, sollen aber, wie mir ein darüber unterrichteter Bruder versichert, in bestbezeugten Handschriften nicht stehen. Es ist eben ein „Zürnen“, das vor Gott nicht gut ist, welche Ursache immer es auch haben mag. - Anders ist es aber in Eph. 4,26, wie ich es verstehe, denn dort wird nichts gegen das Zürnen an sich gesagt, sondern nur die Ermahnung ausgesprochen, nicht zu sündigen, wenn wir zürnen. Hier muß also ein „Zürnen“ gemeint sein, das an sich recht ist, also nicht aus dem Fleische, sondern - ich bin so kühn, diesen Schluß zu ziehen - aus dem Geiste ist. Ich denke dabei an den Herrn Jesus in Mark. 3,5, wo es von Ihm heißt: „Und Er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verstockung ihres Herzens ...“ Solcher Zorn ist m. E. in Eph. 4,26 gemeint: Zorn im Geiste Christi über das Böse in wahrer Betrübnis über dasselbe, ohne jedes - dem fleischlichen Zorne eigene - unfreundliche oder gar feindliche Gefühl gegen den das Böse ausübenden Mitmenschen. Solchen Zorn kann der Geist in unseren Herzen wirken, wenn wir selbst in Heiligkeit wandeln. Aber selbst bei solchem Zorn liegt für uns die Gefahr nahe, zu sündigen, wie die Warnung in Vers 26 uns zeigt. Das „Fleisch“ ist vorhanden und nur zu geneigt, das „Zürnen“ zu dem Seinigen zu machen. Dies wird sicher geschehen, wenn wir nicht wachen, und sobald letzteres geschehen ist, werden wir sündigen. Deshalb die Mahnung: „Zürnet, und sündiget nicht.“ Es ist aber noch eine weitere Gefahr für uns mit dem Zorn verbunden, nämlich die, daß wir den Zorn in unseren Herzen sich festsetzen lassen, zum Schaden für unseren Zustand, und daß dies für den Teufel zu einer Gelegenheit wird, in uns Raum zu gewinnen. Wir hören deshalb die weitere Mahnung: „Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebet nicht Raum dem Teufel“ (V. 26b.27).

Mir scheint es, daß das „Zürnen“ nach Eph. 4,26 etwas ist, was wir gar nicht als „Zürnen“ anzusehen gewohnt sind, und daß dagegen das, was wir gewöhnt sind, als „Zorn“ zu bezeichnen, entweder überhaupt lediglich eine Regung des Fleisches ist oder doch etwas ist, bei dem das Fleisch mehr oder weniger beteiligt ist, also etwas, was Gott nicht anerkennen kann, sondern was dem alten Menschen angehört und deshalb abgelegt und weggetan werden sollte (Eph. 4,20-24.31; Kol. 3,8-11).

Unser treuer HErr schenke uns Gnade, ein wachsames Auge und Herz zu haben und immer mehr befreit zu werden von allem, was nicht Seinem Bilde entspricht!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zunächst ein kleiner Hinweis für diejenigen Leser, welche vielleicht annehmen, es sei in Eph. 4,26 ja gerade das „Zürnen“ verboten, indem es neben das „Sündigen“ gestellt werde. Aber abgesehen von sachlichen Gründen kann es nach dem griechischen Urtext gar nicht anders heißen, als wie auch obige Antworten besagen: „Zürnet, und (= aber) sündiget nicht!“ Wörtlich heißt es: „Zürnet, und nicht sündiget!“

Wir glauben, daß der Zusatz „ohne Grund“ in Matth. 5,22 in manchen jüngeren „Handschriften“ (also Abschriften des neutestamentlichen Testes, von dem, wie auch vom Alten Testament, die Urschriften verloren gegangen sind; doch sind die ältesten vorhandenen Abschriften, die Gott in Seiner

Vorsehung und Gnade uns aufbewahrt hat, zuverlässig! außerdem wird die Tatsache der göttlichen wörtlichen Eingebung der heiligen Schriften hierdurch nicht in Frage gestellt noch überhaupt berührt!) von den späteren Abschreibern hinzugefügt sein kann, weil diese sich manchmal berufen glaubten, den Text menschlich zu „verbessern“ und etwaige scheinbare „Widersprüche“ zu anderen Stellen dadurch auszugleichen (!). Wir also streichen diesen Zusatz, wie ihn denn auch etliche neuere Übersetzungen nicht haben, oder nur in Fußnote (so Wiese). Er ist, wie Antwort A schon zeigt, wegen des Folgenden und, wie wir glauben, auch wegen des Gegensatzes von V. 22 zu V. 21 gar nicht gerechtfertigt.

Wenn nun aber auch dieser Zusatz gestrichen wird, so fällt damit doch nicht die Möglichkeit hin, einen sogenannten „heiligen“ Zorn zu hegen. Nur kommt es, wie obige schöne Antworten zeigen, auf die Grundgesinnung des Herzens an bei solchen Zorneserregungen, d. h. wogegen der Zorn sich richtet, gegen die Menschen oder ihr Tun, gegen die „Brüder“ oder deren Sünde, und welches die Ursachen zu solchem Zorn sind. Oben sind Beispiele genannt von solchem berechtigten Zorn, dem als Ursache die Sache Gottes zugrunde lag, und nicht etwa persönliche Gründe. Hier noch ein Beispiel dafür: 2. Kön. 13,19! Bei allem „heiligen“ Zorn müssen wir lernen von dem HErrn Selbst, der, als Seine Jünger einmal mit größtem Recht zornig schienen, sie auf den Urgrund ihrer Herzen zurückführte und Langmut bewies denen gegenüber, die den Zorn der Jünger hervorgerufen hatten (vergl. Luk. 9,54ff.). Ebenso lehrt uns das Verhalten des HErrn, unseres Gottes, unendlich viel, das Er noch immer dieser Welt gegenüber beweist, indem Er sie trägt, ja, „die Gefäße des Zornes getragen hat mit vieler Langmut“, obwohl „Er willens ist, Seinen Zorn zu erzeigen“ (Röm. 9,22). Sein Zorn kommt bestimmt, wir wissen es aus Seinem Wort, und wir sind errettet vom zukünftigen Zorn (Röm. 5,9), aber „Gott ist langsam zum Zorn“ (Joel 2,13), und darum sollen wir sein „langsam zum Zorn“, d. h. uns nicht von augenblicklichen fleischlichen Erregungen hinreißen lassen zu Zorneshandlungen, die nicht gut sind. Seien wir auch ja auf der Hut bei Veranlassungen, die einen sogenannten „heiligen“ Zorn bei uns hervorrufen wollen - es möchte manchmal sein, daß der Feind seine Hand im Spiele hat, uns zu Falle zu bringen und unsere innere Gemeinschaft mit den Geschwistern im HErrn zu stören, oder uns ihnen oder anderen (unbekehrten) Menschen gegenüber gar zu ungerechtfertigten unheiligen Handlungen (z. B. gerichtlichen Klagen u. dergl.!) zu verführen. Es ist wichtig, daß wir stets uns prüfen, ob etwa persönliche Gründe den Hintergrund unseres scheinbar gerechten „heiligen“ Zornes bilden. Dennoch - es gibt solchen Zorn, solchen „aus dem Geiste“ (Antwort B) gezeugten Zorn. Ob dieser allerdings in Eph. 4,26.27 gemeint ist? denn ein solcher kann doch auch längere Zeit andauern müssen?! Aber man kann auch sagen: der Apostel unterscheidet Vers 26a und 26b; in a ist der berechtigte heilige Zorn gemeint, bei dem man sich aber vor einem Weitergeraten in Sünde zu hüten hat, in b ist ein unheiliger Zorn gemeint, bei dem wir uns ängstlich zu bemühen haben, daß derselbe am gleichen Tage beendet werde, weil sonst dem Teufel, dem Lästerer, die Möglichkeit gegeben werde, sein Zerstörungswerk auszuüben. Tatsächlich sind in 26a und b verschiedene, wenn auch ähnliche Worte genannt, wie denn ja auch im Deutschen zwischen „Zorn“ und „Zürnen“ ein feiner Unterschied ist. Das Wort in Vers 31 bekommt seine über das in 26a gemeinte Zürnen hinausgehende schärfere Bedeutung des unheiligen Zornes schon durch die anderen Worte, vergl. auch Kol. 3,8! Wir fügen hier noch die sehr klare Wiesesche Übersetzung von Eph. 4,26 und 31 bei: „Zürnet, und sündiget nicht; die Sonne soll nicht untergehen über eurer Zornerregung“ ... „Alle Bitterkeit und Zornaufwallung und Zornstimmung und Geschrei usw.“

Möchten die auf diese ernste praktische Frage eingegangenen Antworten uns belehren und warnen

vor uns selbst und dem in uns wohnenden fleischlichen Sinn, der auch in dieser Hinsicht uns zu so schmerzlichen Verfehlungen bringen kann. Wie können wir befreit werden davon? Kol. 3, das ganze Kapitel, zeigt es uns! Von Vers 12 an sehen wir das Wesen Christi; sind wir mit diesem bekleidet, vom frühen Morgen an damit umhüllt, „auf das sinnend, was droben ist, da Christus ist“ (3,2), dann wird Eph. 4,26, wenn es gelegentlich unsere Aufgabe ist, zu „zürnen“, in unserem Verhalten eine volle, gottgemäße Darstellung finden. Der HErr schenke uns allezeit Gnade hierzu!

Frage 12

Auf welchem Boden (Gemeinschaft oder Vereinigung) soll sich der Gläubige versammeln, welcher bemüht ist, den Willen seines Herrn und Heilandes der Schrift gemäß zu tun?

Antwort A

Die Frage selbst scheint nicht ganz richtig gestellt: Gemeinschaft oder Vereinigung ist an und für sich kein Boden, sondern steht vielmehr auf einem Boden. Die Frage selbst ist „Auf welchem Boden?“ und hierfür gibt nur das Wort Gottes den allein richtigen Aufschluß.

Für alle, die wahrhaft bekehrt sind durch Gottes Gnade, gibt es nur einen Boden und einen Mittelpunkt, auf welchem und zu welchem hin sie sich nach dem Willen Gottes vereinigen oder versammeln sollen!

Der Boden ist das Wort Gottes, und der Mittelpunkt steht Matth. 18,20 klar geschrieben: „Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich mitten unter ihnen.“ Ist die Gegenwart Jesu nicht völlig gen ügend? Was bedürfen wir mehr? Werden wir dabei leer ausgehen? Nimmermehr. Versammeln wir uns als Gläubige einfach in Seinem Namen, so wird Er in unserer Mitte sein! Hierzu vergl. 1. Petri 2,4-10: „Zu welchem kommend als zu einem lebendigen Stein usw.!“ Also nicht eine Lehre, nicht ein Bekenntnis irgend einer Kirche, sondern dieser lebendige Stein, die gesegnete Person des gekreuzigten, auferstandenen und verherrlichten Christus, muß Gegenstand, Zweck und Mittelpunkt unseres Versammeltseins sein. Der Heilige Geist hat uns zu Christo geführt, damit wir uns von Ihm nähren sollen (1. Joh. 1,1-4), und Sein Geist kann und will uns in alle Wahrheit leiten, mittelst Seines Wortes und kraft unserer Verbindung und Gemeinschaft mit Christo.

F. B.

Antwort B

Dem HErrn sei Lob und Dank für die kostbare, sehr wichtige Frage! Möge aus diesen Antworten viel Segen erwachsen!

Die Gläubigen sollen sich im Namen des Herrn Jesu (Matth. 18,20) versammeln. Ihre Gemeinschaft gründet sich auf das Wort Gottes (1. Kor. 1,9 und 1. Joh. 1,3). Welche kostbare Berufung für alle Erretteten! Dieses Teil hat uns unser geliebter HErr durch Seinen Tod und Seine Auferstehung erworben, und diese Einheit haben wir zu bewahren in dem Bande des Friedens (Eph. 4,3-6). Sind wir uns dieser gesegneten Stellung bewußt, dann werben wir nicht für Vereinigungen, sondern für Den, der uns angeworben hat, für Christum. Wir schauen zu Ihm empor, hören auf Seine Stimme und folgen Ihm. Fragen wir uns zunächst: versammeln wir uns nur um den HErrn oder um

und folgen Ihm. Fragen wir uns zunächst: versammeln wir uns nur um den HErrn oder um Menschen? ferner: ist unser Zusammenkommen ein wirkliches Bedürfnis unserer Herzen? Oder kommen wir aus Gewohnheit oder Nachahmung zusammen? Erkennen wir den HErrn allein als unser Haupt an (Eph. 4,15.16)? Geben wir Ihm den Platz, der Ihm gebührt (Hebr. 2,12)? Es ist Seine Versammlung (nicht unsere), Matth. 16,18, Seine Kirche oder Gemeinde, Sein Leib, Seine Braut. Der HErr freut Sich, wenn wir dieses in unsere Herzen aufnehmen und verwirklichen. Dann werden wir Seine Freude völlig in uns haben (Joh. 17,13). Ist es wirklich bei uns so bestellt, dann kann der HErr in unserer Mitte weilen, Er verbürgt uns durch Sein Wort Matth. 18,20 Seine Gegenwart. Welch ein gesegnetes Teil, sich um Ihn geschart zu wissen! Prüfen wir uns nun, ob. unser Tun und Lassen mit Seinem Worte im Einklang steht, ferner ob wir uns mit Kindern Gottes versammeln, welche wirklich wünschen, in Treue Ihm nachzufolgen, Seine Schmach tragen und von jeder Ungerechtigkeit Abstand nehmen (2. Tim. 2,19 und Apgesch. 2,42). Wenn wir wirklich zu Jesu gekommen sind, und wenn Er für unsere Herzen eine lebendige Hoffnung ist, dann laßt uns Ihm nachfolgen und auf Seine Stimme hören! Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit uns allen!

A. C.-D.

Antwort C1

1

Diese Antwort ist nicht auf vorstehende Frage eingegangen! Sie kam von einem uns unbekannten Verfasser vor fast zwei Jahren als einzige auf die damals veröffentlicht gewesene Frage: „Was bedeutet „versammelt sind in Meinem Namen“ ( Matth. 18,20), und wie läßt es sich praktisch verwirklichen?“ Da diese Frage zu der gegenwärtigen in sachlicher Beziehung steht und die darauf eingelaufene eigenartig schöne Antwort noch nicht erschienen ist, so bringen wir letztere in diesem Rahmen, in der Hoffnung, daß der würdige Ernst derselben unseren Lesern einen Dienst tun möge. (Der Herausgeber.)

Im Namen Jesu versammelt sein bedeutet: diesem hohen Namen oder dieser hohen Person entsprechend versammelt sein.

Wenn der Jehova des Alten Bundes sagte: „und sie sollen Mir ein Heiligtum machen, daß Ich in ihrer Mitte wohne,“ dann betonte Er ausdrücklich: „nach allem, was Ich dir zeige, das Muster der Wohnung und das Muster all ihrer Geräte, also sollt ihr es machen!“ (2. Mose 25,8.9, siehe auch 20,22-26). Es mußte alles Seinem Namen entsprechen, und hätte Moses auch nur einen Gegenstand nach seinen eigenen Gedanken gemacht oder einen Gegenstand anderswo hingestellt, dann wäre die Herrlichkeit Jehovas nie in ihrer Mitte erschienen, Er hätte nicht bei ihnen wohnen können.

Wenn nun der Herr Jesus in unserer Mitte sein soll, dann muß unser moralischer Zustand Ihm entsprechen, Er muß der Gegenstand, die Person sein, zu der allein unsere Herzen hinneigen, und indem wir alles von Ihm erwarten, muß Er einem jeden austeilen können, wie Er will. Es muß von uns allen dem entsprochen werden, was Ihm, dem Sohn Gottes, gebührt, sonst kann Er nicht in unserer Mitte sein.

Es genügt nicht zu sagen, daß man sich nur im Namen Jesu versammle. Unser uns-Berufen auf Seinen Namen sichert uns nicht Seine Gegenwart. Möchten alle Geliebten des HErrn dies bedenken und alle Verbindung mit dem, was das fromme religiöse „Fleisch“ aufgerichtet hat, um sich daran zu weiden, abbrechen!

1. Kor. 1,9 sagt uns, daß Gott „uns berufen hat in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesu Christi, unseres HErrn“. Es ist also eine Gemeinschaft, in welcher Er der HErr ist! Soll es bei uns also sein, dann laßt uns alles hinaustun, was Seine, des Sohnes Gottes, Ehre und Herrlichkeit antastet und herabsetzt!

A. F. S.

 

Antwort D

Im Blick auf die Verwirrung in unseren Tagen erscheint diese einfache Frage sehr schwierig, und wie oft wird dieselbe an einen gerichtet! Was soll man solchen Fragestellern Antworten? Je einfacher und kindlicher unsere Verbindung mit dem HErrn ist, desto klarer ist unsere Antwort, und je mehr wir menschliche Erwägungen und Bedenken hereinziehen, desto länger werden die Schatten und um so unklarer die Linien. Auf dem Trümmerfelde der Christenheit hält jeder sein Parteifähnlein hoch und sagt von seiner Partei, sie sei die richtige, und die einzelnen, welche sich solchen Führungen anvertrauen, müssen erfahren, wie sie von jedem Winde der Lehre hin und her geworfen werden. Die Einwirkungen des Feindes sind so einschneidend, daß man meinen könnte, es gäbe keinen gangbaren Weg mehr. Und der Verfall begann schon in den Tagen der Apostel. Darum die ernste Mahnung des Apostels Paulus an Timotheus: „Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: der HErr kennet, die Sein sind, und jeder, der den Namen des HErrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“ (2. Tim. 2,19.) Jeder Gläubige ist ein Abgesonderter und ein Ausgesonderter, abgesondert von dem Bösen und ausgesondert für Christus, und wenn Paulus uns 1. Kor. 3,11 sagt: „Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist (oder „der da liegt“), welcher ist Jesus Christus,“ so haben wir mit diesen Worten den bestimmten Boden und die unverrückbaren Grenzlinien, wie wir uns bewegen und versammeln sollen. Statt nun sich innerhalb dieser Grenzen zu bewegen, stellt sich der Mensch an Stelle Gottes und des Wortes, schaltet den Heiligen Geist aus, übernimmt selbst die Führung und Leitung und macht sich eigene Systeme nach seinem Gutdünken zurecht. Die Grundlage des Zusammenkommens finden wir Apgesch. 2,42; die dort Aus- und Abgesonderten „verharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“. Und diese Richtlinien gelten bis in unsere Tage und ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Schrift hindurch. Man lese Eph. 4; 1. Kor. 12 u. 14! Daraus dürfte für den, der sich als Abgesonderter von dem Geiste Gottes leiten läßt, die Antwort nicht schwer werden, auf welchem Boden er sich versammeln soll. Sie kann nur lauten: „da, wo Christus der Mittelpunkt ist“. Denn wir sind nicht gesammelt und auch versammelt zu Menschen hin, sondern nur hin zu Ihm (Matth. 18,20). Also kann es in unseren Tagen der Zerklüftung niemals einen Sammelkreis geben, sondern nur eine Sammlung zu Ihm hin und ein Versammeln in Seinem Namen. Allerdings wird vielen diese Antwort nicht genügen, und sie werden weiter fragen: wo finde ich diesen Kreis? und doch kann nur immer wieder die Antwort lauten: „einen anderen Grund kann niemand legen“. Dieser Kreis ist nicht da, wo man vielleicht einzelne Schriftwahrheiten in den Vordergrund rückt und dieselben einseitig betont. Nicht die Gläubigentaufe ist der Mittelpunkt, sondern nur ein Teil der biblischen Wahrheit, nicht der Tisch des HErrn ist der Mittelpunkt, sondern auch nur ein Teil der biblischen Wahrheit, auch nicht Offenbarungen und Wundergaben können der Mittelpunkt sein, sondern nur der HErr in Seiner kostbaren Person. Er allein ist und bleibt der Mittelpunkt. Als die Jünger auf dem Berge der Verklärung waren (Matth. 17,1-8), war das Endergebnis, daß sie wegschauen mußten von Mose und Elias und zuletzt nur Jesum allein sahen. Wie gerne möchte man zwei Hütten bauen, Ihm eine und dem eigenen, frommen System eine, wie gerne möchte man eigenes Handeln mit Gottes Wort vermischen, aber einmal wird es heißen: „Jesus allein!“ nämlich, wenn alle Erlösten um Ihn versammelt sein werden. Bis dahin aber sind Sein Wort und Sein Geist unsere Begleiter auf dem Wege, und wir hören immer aus allem Gewirr Seine Stimme heraus: „Ich bin mit euch“. Gehen wir so unseren Weg und wandeln würdig unserer Berufung, mit welcher wir berufen sind, ertragen wir einander mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut und Liebe, lassen wir allen Parteihader und Streit beiseite und wandeln im Lichte, dann wird es immer

mehr zur Wahrheit werden, daß wir Gemeinschaft miteinander haben (1. Joh. 1,7), dann wird der Anziehungs- und Sammelpunkt für uns nur Jesus allein sein, dann gibt es kein Ein- oder Austreten, keinen Mitgliedsschein, aber auch keine Sondermeinungen und Liebhabereien, sondern man ist hinzugetan zur Gemeinde des HErrn, schart sich um Ihn, und Er ist uns alles in allem.

Ph. W.

Antwort E

Eine ernste Frage in dieser dunklen Zeit, in der Gottes Volk mit der Welt vermischt und durch Spaltungen zerrissen ist. Der Mitternachtsruf: „Siehe, der Bräutigam“ wird gehört. Der HErr ist nahe. Ein Sehnen nach Einigkeit geht durch die Herzen der Kinder Gottes. Man möchte Einigkeit wirken, aber sie muß dem Geiste und Worte Gottes gemäß sein. Einigkeit und Einheit auf einem anderen Grunde zu bewirken, hieße nur die Verwirrung vergrößern. Denn wir können die erste Einheit nicht haben, ohne die ersten Grundsätze, worauf sie gegründet war.

Wir müssen zum Worte und zu dem, was von Anfang war, zurückkehren (1. Joh. 2,24; 4,6) und lernen, daß Gottes Gemeinde ein aus der Welt herausgenommenes Volk ist (Gal. 1,4). Man empfindet es: so wie es heute ist, so war es nicht im Anfang. Da gab es keine sich gegenüberstehenden Parteiungen mit ihren verschiedenen Namen und Verfassungen; da war die Gemeinde nicht mit der Welt verbunden; und Menschen, die frei bekannten, ungläubig zu sein, gehörten nicht zur Gemeinde, und Diener, die vom Staate abhängig sind, kannte sie nicht. Man fühlt es, daß dies Gottes Gemeinde nicht ist.

Mehr als je legen sich Worte wie: „da ist ein Leib“ (Eph. 4,4), berufen „in einem Leibe“ (Kol. 3,15), auf das Herz und wecken das Verlangen, sich auf dem „Boden der Einheit des Leibes“ 1 zu versammeln, und manche sind freudig diesem Rufe beigetreten, um damit auszudrücken, daß sie alle Parteiunterschiede aufgeben und Einheit mit allen Brüdern und Schwestern ausdrücken wollen. Aber wenige haben beachtet, daß der „eine Leib“ Sein Leib (Kol.1,24) - der Leib Christi ist (Eph. 4,12). Er muß deshalb auch Christi Gepräge tragen. Die Gemeinde, die Sein Leib ist, soll das „Haupt festhalten“ (Kol. 2,19). Der Wille des Hauptes (nicht aber der Glieder) soll im Leibe gesehen werden. Aber man möchte gern die Einheit des Leibes zu einem Sammelgrund machen, zu einem Versammlungsboden ohne diese ernste Wahrheit - ohne die Ordnung und VerAntwortlichkeit, die das Haupt mit der Gemeinde, welche Sein Leib ist, verbunden hat, zu übernehmen. Ein Zusammenkommen in der Einheit des Leibes nach unseren Gedanken und Wünschen, liebe Brüder, das ist ein Zusammenkommen in der Einheit des Leibes, aber - ohne das Haupt!

1

Nebenbei bemerkt, gebraucht die Schrift den Ausdruck „Einheit des Leibes“ nicht! (v. d. K.)

Die Timotheusbriefe geben uns (unter anderen Stelle der Schrift) reiches Licht, „wie man sich verhalten soll“ (1. Tim. 3,15). Timotheus war in Ephesus (1. Tim. 1,3). Prophetisch sah Paulus schon Apgesch. 20,30 Männer in der Ephesergemeinde aufstehen, die verkehrte Dinge reden und die Jünger hinter sich her ziehen würden. Dieses war jetzt geschehen. Verkehrte Lehren hatten ihren Einzug in die Gemeinde gehalten. Der Sauerteig und das Böse wurden aus der Gemeinde nicht hinausgefegt. Von dem Manne, der Seinem HErrn die Treue hielt und fest zu Seinem Worte und Zeugnis stand, von dem hatte man sich ab gewandt (2. Tim. 1,15) und hin gewandt zu Männern wie Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt waren. Und dies ist auch ein Bild unserer Tage!

Was sollte Timotheus tun? Soll er, so gut oder schlecht es ging, die Einheit festhalten? Nichts davon!

„Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast“ - „Bewahre das schöne anvertraute Gut“ (2. Tim. 1,13.14). Er soll die Worte des Apostels, die er „ von ihm gehört“ hatte, festhalten - er soll wie im Anfang „bleiben in der Apostellehre“ (Apgesch. 2,42) und „das Wort der Wahrheit recht teilen“ (2. Tim. 2,15).

Aber wie ist es mit dem Zusammenkommen als Gemeinde? Auf welchem Boden soll das geschehen? Der Apostel führt ihn zu dem Grunde und Eckstein der Gemeinde: zum HErrn. Der Name des HErrn ist der große Prüfstein, abzustehen von der Ungerechtigkeit, und der HErr ist der Mittel- und Sammelpunkt für die, „die den HErrn anrufen aus reinem Herzen“. Die Wegweisung ist: Abzustehen von der Ungerechtigkeit, sich „wegzureinigen“ oder (nach der Übersetzung des gleichen griechischen Wortes in 1. Kor. 5,7), - sich „auszufegen“ von den Gefäßen der Unehre und sich zu vereinigen mit denen, die den HErrn anrufen aus reinem Herzen.

Dieses alles ist ein persönlicher Akt, und wer diesen Weg geht, wird andere auf demselben Wege finden. Es mögen nicht viele sein - sie mögen nichts Anziehendes haben und von der Welt verachtet sein - aber die Frage für mich ist: Wie steht das Herz zum HErrn? (Nicht wie zur Versammlung - nicht wie zu meiner Erkenntnis und Stellung?) Das Maß des Lichtes und der Erkenntnis mag verschieden sein, aber dieses Maß ist nicht der Maßstab für das reine Herz. Dann hätten das reinste Herz die, welche die größte Erkenntnis haben (Erkenntnis kann wohl aufblähen, aber kein reines Herz geben, 1. Kor. 8,1). Niemals ist das Anrufen aus reinem Herzen von dem Lichte der Erkenntnis abhängig, wohl aber ist es mit Treue und Gehorsam verbunden gegenüber jedem Lichte, das der HErr schenkt. Das reine Herz schaut Gott - es ist mit Ihm beschäftigt und sieht nichts anderes. Wir erkennen es an der lauteren Gesinnung, die bereitwillig und freudig dem HErrn folgt, wenn Er redet und den Weg zeigt. Es steht ab von der Ungerechtigkeit, wenn es den Namen des HErrn nennt. Dinge und Verbindungen, die der HErr in Seinem Worte verurteilt, können mit reinem Herzen nicht mitgemacht werden. Und wer hierin noch Eigenwillen im Herzen birgt, der ruft den HErrn nicht mit reinem, sondern mit götzendienerischem Herzen an (1. Sam. 15,23).

Nachdem der Heilige Geist durch Paulus diese Anweisung gegeben hatte, war es nicht mehr dein freien Ermessen des Timotheus überlassen, ob er diesen Weg betreten wolle oder nicht. Er wäre ungehorsam gewesen, wenn er mit jenen, die von der Wahrheit abgeirrt waren, zusammen gegangen wäre. Er hatte jetzt Wegweisung empfangen: Persönlich die Lüste zu fliehen, zu streben nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden für sich allein? nein, mit denen, die den HErrn anrufen aus reinem Herzen.

Man möchte fragen, bilden diese nun, die so zusammenkommen, die Gemeinde Gottes an dem Platze und haben sie das Recht, „als Gemeinde“ (1. Kor. 11,18) zusammenzukommen? Letzteres ohne Zweifel. Gerade ihre Aufgabe war es (im Gegensatz zu den von der Wahrheit Abgeirrten), das Bild der gesunden Worte - festzuhalten und zu bleiben in der Apostellehre, und dazu gehörte auch das Zusammenkommen als (oder in) Gemeinde - das Zusammenkommen in dieser Eigenschaft als Gemeinde, und zwar mit allen Einrichtungen und Ordnungen, die der HErr Seiner Gemeinde gegeben hatte. Nicht als „unsere“ Gemeinde (oder wie Prediger zuweilen sich ausdrücken: „meine“ Gemeinde, ach, es liegt oft eine traurige Wirklichkeit in solchen Worten!), sondern als Seine Gemeinde, als verbunden mit dem Haupte und als Glieder voneinander. Und doch sind und bleiben sie nur ein Teil der Gesamtgemeinde und können sich nicht anmaßen, „die“ Gemeinde Gottes am Platze zu sein. Wir mögen die Gesamtgemeinde heute nicht mehr in einer Stadt sehen können, und doch sind die, die

sie bilden, da. Sie mögen zerstreut in die verschiedenen Denominationen (Benennungen, Kreise) oder verbunden und versteckt in der Welt sein, und doch sind sie Glieder des einen Leibes, von dem Christus das Haupt ist - Bestandteile des organischen Ganzen (des allgemeinen oder örtlichen) - mit zusammengefügt in Lebenseinheit und jeder einzelne bestimmt, seine Aufgaben in dem Leibe zu verrichten. Mag dieses alles auch durch das Abweichen von der Wahrheit verdunkelt sein, und so betrübend es auch ist, es hindert nicht, sich in Demut mit denen, die den HErrn anrufen aus reinem Herzen, zu verbinden und als Gemeinde zusammenzukommen, ohne für sich etwas weiter sein zu wollen als Brüder und Glieder des Leibes Christi. - Wäre dieses Zusammenkommen verhindert, so könnten wir auch die Belehrungen in 1. Kor. 12-14; 1. Tim. 3 und 4 u. a. m. aufgeben - ein „drinnen“ und „draußen“ gäbe es dann nicht mehr - und ein Handeln mit dem Bösen und Zucht wie in 1. Kor. 5,2.9-13; 2. Thess. 3,6.14 usw. wäre dahin. Aber dem HErrn sei Dank! - so dunkel auch der Tag sein mag - solange Seine Gemeinde noch auf der Erde ist, haben die, die Seiner Gemeinde angehören, auch das gesegnete Teil, „als Gemeinde“ zusammenzukommen.

Es dürfte auch wichtig sein, zu beachten, daß nicht durch das Zusammenkommen „als Gemeinde“ die Gläubigen zu einer Gemeinde gebildet wurden. ... Alle Gläubigen in Korinth waren die Gemeinde Gottes in Korinth. Sie wurden dies nicht erst durch die Zusammenkunft „als Gemeinde“. Ob sie als Gemeinde zusammenkamen oder nicht, stets waren sie die Gemeinde Gottes in Korinth. Das Zusammenkommen als Gemeinde fügte dem nichts hinzu - aber es war die natürliche Sache, das Normale, daß jene, die die Gemeinde bildeten, auch in dieser Eigenschaft der Gemeinde zusammenkamen.

Daß sie Gottes Gemeinde - der Leib Christi - waren, war nicht etwas durch sie Gewirktes. Es war das göttliche Werk des Heiligen Geistes. Niemand kann sich der Gemeinde Gottes hinzufügen noch sich zu einem Gliede Seines Leibes machen. Aber jeder, der durch den Heiligen Geist Seiner Gemeinde angehört, sollte auch verstehen, welch köstliches Teil ihm gegeben ist, auch „als Gemeinde“ zusammenzukommen, um so teilzunehmen an den Segnungen und mitzuwirken an den Aufgaben, die Er Seiner Gemeinde zugeteilt hat. Ach, wie wenige schätzen dieses! Sie kennen kaum einen höheren Gedanken als ihre eigene Erbauung.

So bleibt der HErr der Mittel- und Sammelpunkt unseres Zusammenkommens. Und weil der HErr es allein ist, muß auch alles Seinem Wort und Geiste unterworfen sein. Es kann nicht anders sein. Sind wir wirklich auf dem Grunde, der Er Selbst ist, versammelt, so kann kein Raum für irgend etwas sein, das zu Ihm im Widerspruch steht. Parteiungen, Verbindungen mit der Welt müssen aufhören, und Böses kann nicht in der Mitte geduldet werden (1. Kor. 5,6ff.), noch „ein anderes Evangelium“ (Gal. 1,6-10), noch Personen und Lehren, die weitergehen und nicht bleiben in der Lehre des Christus (2. Joh. 9.10). Der HErr kann nicht mit diesen Dingen gehen, und wir können, wenn wir Ihn in unserer Mitte haben wollen, Ihn nicht damit verbinden. Sein Name, Seine Person entscheidet alles. Er ist da, das genügt, um alles festzustellen. So recht und gut auch das Verlangen nach Einheit ist, hier müssen wir lernen, daß Einheit uns nicht wichtiger als Christus sein darf und wir Christen nicht vor Christus zu stellen haben - Brüder nicht vor dem HErrn und Einheit nicht auf Kosten Seines Namens und der Treue zu Ihm.

So fest wir auch für dieses alles einzutreten haben, so können wir andererseits auch nicht die Dinge der Urgemeinde, die mit der ungehinderten Kraftentfaltung des unbetrübten Heiligen Geistes zusammenhängen, einfach nachahmen, als könnten wir die Gemeinde Gottes in ihrer Einheit,

Reinheit und Kraft wieder aufrichten. Das hieße Fleisch anstelle des Geistes setzen. Wir müssen vielmehr bekennen, daß mit der Zerrissenheit der Gemeinde auch gewisse Folgen dieser Zerrissenheit über die Gemeinde gekommen sind, Dinge und Vorkommnisse, die in der Urgemeinde nicht gefunden werden konnten, unter denen wir uns aber heute als einer Folge des Verfalles und der Zerrissenheit in Demut, Schuldbekenntnis und Trauer beugen müssen, kraftlos sie wie den Verfall selbst abtun zu können. Doch bleibt der persönliche Pfad der Treue des einzelnen davon unberührt.

Auf diesem Boden, der Timotheus gezeigt wurde, ist der Schwächste und Jüngste im Glauben willkommen und für solche, „die etwas anders gesinnt“ sind (Phil. 3,15), ist weiter Raum, uns gegenseitig mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut zu ertragen in Liebe. Das Band der Gemeinschaft umschließt alle, die im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist – aber es umschließt nichts von der Finsternis (1. Joh. 1,7).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Auch wir haben uns wie der Verfasser von Antwort B sehr gefreut, als diese Frage eingesandt wurde. Dennoch haben wir mit der Veröffentlichung von Antworten lange, ¾ Jahr, gewartet, um nicht übereilt zu handeln. - Möchten diese umfassenden Antworten, durch die alle Seiten der Frage gründlich im Lichte der Schrift betrachtet werden, nicht nur dem Einsender der Frage, sondern auch vielen anderen dazu helfen, den von Gott gezeichneten Weg zu sehen und zu gehen! - Wir bemerken noch, daß andersartige Antworten nicht eingingen.

Noch einige praktische Winke! Der schwierigste Punkt ist nach dem Lesen obiger Antworten, besonders der kostbaren Antwort E, für einige vielleicht der: alle Kreise von Gläubigen werden behaupten, daß sie sich versammeln mit denen, die aus reinem Herzen den HErrn anrufen! Was nun? - Nun, mein Bruder, meine Schwester, es kommt nicht darauf an, was einzelne von sich behaupten, sondern es kommt auf den praktischen Gehorsam gegen Sein Wort an, auf 2. Tim. 2,19! Die möglichste Übereinstimmung mit Seinem Wort, wenn auch in Schwachheit, sollte uns und unser Zusammenkommen kennzeichnen. Kann aber etwa da von einem Anrufen des HErrn mit reinem Herzen geredet werden, wo z. B. die klare Erkenntnis vorhanden ist von gewissen schriftwidrigen Dingen und Hängenbleiben an ihnen aus Menschenfurcht oder weil man sich die sogenannten geöffneten Türen nicht verschließen will - wir betonen nochmals: während man ganz genau weiß und zugibt, daß jenes, was festgehalten wird, unbiblische Dinge sind!? Ungehorsam, bewußter Ungehorsam und ein reines Herz? Wir persönlich halten uns ängstlich davon fern, Brüder und ihren Weg zu verurteilen, und wir be urteilen dergleichen auch nur, wenn wir es unserer eigenen Wegentscheidung wegen gelegentlich müssen - richten werden wir keinen, jeder steht und fällt seinem Herrn; aber wo offen erkannt und zugegeben wird: „ja, es ist unbiblisch“ - und es wird doch festgehalten, da möchten wir, den Früchten gemäß, an dem reinen Herzen wohl zweifeln. - Manche Kinder Gottes kennen nur ein reines Herz, dessen Heiligung und Reinheit in Abkehr von moralischer, fleischlicher Unreinheit besteht, und wenn in ihrer Gegenwart die bösen, religiösen „Heiligtümer“ der Welt auch nur auf ihren biblischen Unwert hin untersucht werden, sogar ohne jeden persönlichen Angriff, dann werden sie oft sehr erregt, ähnlich wie die Leute in Ophra, als Gideon auf Jehovas Geheiß die Götzenbilder zerstört hatte (Richter 6,28ff.!). Es ist fast nicht zu glauben, daß Gottes Volk so tief gesunken ist und so handeln kann, aber es geschieht oft genug - mitreinem Herzen? Wir

fürchten, nein! - Und hier ist die Linie, wo jeder sich selbst zu prüfen hat und seinen Weg suchen muß - wenn er in Einfalt und Treue den Weg des Gehorsams gegen das Wort Gottes nach 2. Kor. 6,14ff.; 2. Tim. 2,19ff. u. a. gehen will. Antwort E sagt: „er wird auf diesem Wege andere finden!“ Sicher, denn der treue Gott weiß die zusammenzubringen, die Sein Wort halten wollen, und für die die Person Jesu Christi der Mittelpunkt ist (vergl. Mal. 3,16ff. und Offenb. 3,8!). Diese wenigen, hier und da und wo auch immer, werden in tiefer heiliger Liebe zu dem ganzen Volk Gottes stets trauern, daß nicht mehr, wie im Anfang, die Gesamtgemeinde aller Gläubigen beisammen ist nach dem Grundsatz von Apgesch. 2,42, aber sie werden in Demut und Treue an ihrem Teil zu verwirklichen suchen, was der ganzen Gemeinde gilt (z. B. Eph. 4), sie werden sich freuen über jeden einzelnen, der, herausgenommen aus dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf (Gal. 1,4), den Weg der Treue, wenn auch in Schwachheit, mit ihnen pilgert, und sie werden mit Inbrunst ausschauen nach dem HErrn, der verheißen hat, bald zu kommen! Dann wird der eine Leib vollendet dargestellt!

„Amen, komm Herr Jesu!“ (Offenb. 22,20.)

Geleitsworte an den Leser:

Der Fels: vollkommen ist Sein Tun; denn alle Seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und sonder Trug, gerecht und gerade ist Er. - ... Loben will ich Jehova mein Leben lang ... Glückselig der, dessen Hoffnung auf Jehova, seinen Gott, ist! ... Der Treue hält auf ewig! ... Gott ist treu. ... Er Selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi. Treu ist, der euch beruft; der wird es auch tun.“ ... „Er bleibt treu, denn Er kann Sich Selbst nicht verleugnen.“ 5. Mose 32,4; Ps. 146,2.5.6; 1. Kor. 1,9; 1. Thess. 5,23.24; 2. Tim. 2,13.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 13

Ich bitte um Aufklärung über den scheinbaren Widerspruch zwischen 1. Mose 6,6 und 1. Sam. 15,29!

Antwort A

Zunächst sei bemerkt, daß dieser Widerspruch in Kapitel 15 des ersten Buches Samuels schon zwischen den Versen 11, 35 und 29 völlig erkennbar ist, und zur Aufklärung desselben sei Ps. 110,4 und 4. Mose 23,19 angeführt; letztere Stelle ist gewissermaßen der Schlüssel unserer Frage.

„Gott ist kein Mensch, um zu bereuen“: dieses bezieht sich deutlich auf Seine Worte; „sollte Er gesprochen haben und es nicht tun, und geredet haben und es nicht aufrecht halten?“ (4. Mose 23,19); „geschworen hat Jehova, es wird Ihn nicht gereuen“ (Ps. 110,4). Daß es in 1. Sam. 15,29 auch der Fall ist, zeigt das Wort: „das Vertrauen Israels lügt nicht“; dieser Name Gottes „Vertrauen“

deutet auf die Zuverlässigkeit Seiner Verheißungen und Aussprüche hin. Es reute Jehova: Das ist in bezug auf Sein Tun. Es reute Ihn, daß Er den Menschen geschaffen und Saul zum König über Israel gemacht hatte (1. Mose 6,6; 1. Sam. 15,11.35).

Also bereut Gott zuweilen Seine Werke; Seine Worte aber nie.

Wir können wohl verstehen, daß Er Seine Worte nicht zu bereuen hat, denn ein jedes derselben ist geläutert gewogen (Ps. 18,30; 119,140; Spr. 30,5 u. a.). Keine Macht kann sie auflösen (Joh. 10,35; Jes. 40,6-8), und niemand darf ihnen etwas hinzufügen (Spr. 30,6; vergl. Offenb. 22,18). Wie oft müssen hiergegen die Menschen ihre Worte bereuen, zurücknehmen, um nicht als Lügner gefunden zu werden; wie oft lügen sie, um ihre Worte nicht zurücknehmen zu müssen, und wie wenig kann man auf ihre Verheißung trauen! -

Sind aber die Werke Gottes etwa unvollkommener als Seine Worte, etwa fehlerhaft? Nein! Sie sind gut (1. Mose 1,11.12.18.21.31. u. a.). Sein Tun ist vollkommen (5. Mose 32,4). Die Schöpfung des Menschen nach Seinem Bilde, die Wahl Sauls als König über Israel, als er in seinen Augen klein war (1. Mose 1,26.27; 1. Sam. 15,17), sind im Gegenteil herrliche Taten und entsprachen völlig den göttlichen Grundsätzen. Nun aber hat sich Satan durch die Sünde, welche durch einen, den ersten Menschen in die Welt gekommen ist, Herrschaft über die Werke Gottes angeeignet. Der Mensch fiel in seine Gewalt, seine Bosheit wurde groß auf Erden, und alles Gebilde seines Herzens war nur böse den ganzen Tag (1. Mose 6,5). Saul „hat sich hinter Jehova abgewandt und Seine Worte nicht erfüllt“ (1. Sam. 15,11). Nun verstehen wir, daß es Jehova „schmerzte in Sein Herz hinein“, daß es Ihn reute, das getan zu haben, was durch die Sünde verdorben wurde; wir verstehen, daß Er Sein eigenes Werk unter solchen Umständen Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit halber vernichtete. Umgekehrt reute es Gott auch, Gericht zu üben, nämlich als sich die Schuldigen unter Seine Hand demütigten und Buße taten (1. Chron. 21,15; 2. Sam. 24,16; Jona 3,9.10). Einiges über den Fall von Ninive: Man konnte meinen, Gott habe da Sein Wort (Kap. 3,5) nicht aufrecht gehalten und es bereut. Es ist aber nicht richtig. Hier müssen wir die geistliche Bedeutung von „vierzig Tagen“ in Gottes Wort beachten. Soweit ich sie verstehe, stellten sie eine Versuchs- oder Probezeit dar (siehe Matth. 4,1 u. a.). Gott wollte Ninive noch eine Probezeit lassen, ehe Er sie, ihrer Bosheit halber (1,2), umkehre. Auf die Predigt Jonas taten die Niniviten Buße, und so „ließ Sich Gott des Übels gereuen (nicht Seiner Worte), das Er ihnen tun wollte und tat es nicht“ (3,9.10). Sie kamen nicht um. Später aber (denn ein Tag ist bei Gott wie tausend Jahre, 2. Petri 3,8) wurde Sein Wort buchstäblich erfüllt.

Wenn Gott zuweilen, und je nach dem Verhalten des Menschen zu Ihm, Sich's gereuen ließ, so gibt es doch eins Seiner Werke, das Er nie und unter keinen Umständen bereuen wird. Die Gnadengaben und die Berufung Gottes in Christo Jesu, darunter das ewige Leben (Röm. 6,23), sind unbereubar (Röm. 11,29). Diese kann Satan nicht verderben; er ist ja für immer besiegt; die Sünde kann sie nicht vernichten, denn „wo sie überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwenglicher geworden, auf daß ... sie herrsche ... durch Jesum Christum, unseren HErrn“ (Röm. 5,20.21). „Gott sei Dank für Seine unaussprechliche Gabe!“

R. W. D.

 

 

 

Anmerkung des Herausgebers

Aus vorstehender Antwort, der einzigen eingegangenen, die aber überzeugend ist, geht in

Übereinstimmung mit der Schrift hervor, daß Gott nie Seine Worte bereut, wohl aber hier und da Seine Werke. Wir möchten an Hand der Schrift noch weitergehen und statt nur von der Unveränderlichkeit Seiner Worte lieber reden von der Seines Charakters, Seines Wesens: Er Selbst bleibt stets derselbe, Er ist der Unveränderliche (Mal. 3,6; Ps. 102,26.27; Hebr. 1,11.12; vergl. 2. Mose 3,14.15; Hebr. 13,8; Jak. 1,17 u. a.), darum sind auch die Kundgebungen Seines Geistes, also auch Seine Worte, unveränderlich. Wie köstlich ist das! Ja, wie gern hätten wir manches Wort nicht geredet, wie leicht kommen Verfehlungen unserer Zunge vor, wie ernst und wichtig für uns sind die die Zunge betreffenden Ermahnungen von Jak. 3! Bei unserem Gott dagegen ist alles vollkommen. Darum braucht Er Seine Worte nicht zu bereuen, weil Sein Wesen unveränderlich bleibt.

Wenn Er aber Seine Werke, vollzogene oder angedrohte, bisweilen bereut und zurücknimmt - so kann Er doch nicht vollkommen sein! - so wird von solchen, die Ihn nicht kennen, oft geurteilt. Aber man kann beim Betrachten der betreffenden Geschichten nicht sagen von Gott, wie man oft von einem Menschen sagt: „er mußte das und das zurücknehmen, er hat sein Tun bereut, denn er befand sich im Unrecht oder Irrtum“ usw. Gott tut nie Unrecht - Er ist der Heilige, Vollkommene, Gerechte; „niemand ist gut, als nur einer, Gott“ (Luk. 18,19). Wer natürlich von vornherein das unumschränkte, vollkommene Gutsein Gottes nicht anerkennt, der wird in den Stellen, die von Gottes Reue reden, selbstverständlich einen „Beweis“ finden für seine gotteslästerliche, gegenteilige Behauptung. Kinder Gottes, Kinder dieses Gottes, des heiligen, vollkommenen Gottes der Bibel, haben mit solchen Behauptungen nichts zu tun. Ihnen können aber gerade im Hinblick auf die heilige Vollkommenheit unseres Gottes Schwierigkeiten erwachsen infolge dieser Stellen. Ihnen, wie auch dem Einsender der Fragen, seien hier noch einige Worte gewidmet!

Was ist Reue? Leidwesen, Bedauern über eine Tat (oder Unterlassung), die man ungeschehen machen möchte. Der Hauptbestandteil bei der Reue ist nicht der Wunsch, die Tat ungeschehen zu machen, sondern die Trauer, die man im Blick auf dieselbe empfindet; jener Wunsch ist erst die Folge von der Trauer. Nehmen wir nun den Fall von 1. Mose 6,6! Gott bleibt in Seinem Wesen stets der gleiche, also auch in Seinem unveränderlichen Haß gegen die Sünde. Darin ändert Er Sich nie. Nun fielen die für Ihn geschaffenen Menschen von Ihm ab und in schreckliche Sünde. Da erfüllt das Herz Gottes Trauer (ebenso als Er sah, auf welchem Wege Saul ging). Gott ist doch nicht empfindungslos! Wäre Er nicht lebendig, wäre Er nicht persönlich, wäre Er unfähig gewesen, Sich wie Er tat in Christo (2. Kor. 5,19) - als vollkommener Mensch unter den von Ihm geschaffenen Menschen zu bewegen und mit ihnen zu fühlen (Hebr. 2,18; 4,15) -dann, ja dann wäre Er auch unfähig, Schmerz und Trauer beim Anblick der durch Satans Macht in Sünde gefallenen Menschheit zu empfinden. Dann aber hätte Er auch nicht Zorn empfinden können und keine andere Seelen- und Willensregung, es wäre ein unpersönlicher Gott, ein Gott, wie ihn verschiedene philosophische Unglaubenssysteme erfunden haben, es wäre nicht der Gott der Bibel. Der Gott, der Sich „geoffenbart hat im Fleisch“ (1. Tim. 3,16), der Gott - Jehova, der schon Jahrtausende zuvor bei den ersten Menschen „im Garten“ wandelte „bei der Kühle des Tages“ (1. Mose 3,8), der die Tür der Arche „hinter Noah zuschloß“ (1. Mose 7,16), der mit Mose auf dem Berge „redete, wie ein Mann mit seinem Freunde redet“ (2. Mose 33,11) usw., der Gott, der uns Menschen so erschaffen hat, wie wir sind (ausgenommen die Sünde!) in Seinem Bilde, nach Seinem Geschlecht (Apgesch. 17,28.29), der kann auch empfinden wie wir, wenngleich Er als der Vollkommene nicht abhängig ist von Seinen Empfindungen, sondern frei über allem waltet. Ja, unser Gott fühlt, und zwar unendlich tiefer, reicher, reiner, inniger als wir; und was noch köstlicher ist: Er läßt es uns wissen! Er läßt uns durch diese Stellen vom Bereuen hineinblicken

in Sein Herz, und Er zeigt uns zugleich, wie Er, der über allem steht und vor dem Anfang das Ende kennt und an allem mit Seiner ganzen Person teilnimmt, wie Er mit uns handelt: In dem Augenblick, als die Niniviten Buße taten, aIso ihr sündiges Leben änderten, in dem Augenblick änderte Gott Sein Verhalten gegen sie, nicht aber Sein Wort! Das behielt Gültigkeit, aber Sein augenblickliches Handeln wurde bestimmt durch das Verhalten der Menschen. Wie gnädig ist Er und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte, langmütig und freundlich (vergl. Joel 2,13; 2. Petri 3,9 u. a.)! Gerade weil Gott unwandelbar ist in Seinem Wesen, deshalb muß in Ihm der Menschenkinder Sünde Schmerz hervorrufen, deshalb aber muß auch die Sinnesänderung der Menschen bei Ihm ein verändertes Verhalten auslösen - beides drückt die Schrift aus durch das uns Menschen am meisten zu Herzen gehende, weil dem menschlichen Verstehen am nächsten kommende Wort „Reue“ und „bereuen“, und indem also Gott Selbst von Seiner Reue spricht, zeigt Er uns vielleicht am tiefsten Seine Gesinnung, Seine liebevolle Natur, kurz: Sein Herz! - „Dieser Gott ist unser Gott immer und ewiglich!“ (Ps. 48,14.) Halleluja!

Frage 14

Betrifft Matth. 25,1-13 Israel oder die Gemeinde des HErrn, oder beide?

Antwort A

Die Christenheit bis zu Seiner Wiederkunft bezeichnet der Herr Jesus öfter mit dem Ausdruck: „Reich der Himmel.“ Es ist die Zeit der Entwicklung Seines Reiches während Seiner Abwesenheit. Es ist ähnlich wie Matth. 13,24-30; 24,43-51; 25,14-30 usw., je nach den einzelnen Umständen handelt es sich um die VerAntwortlichkeit der Bekenner Jesu Christi.

In unserem vorliegenden Gleichnis haben wir wohl ein Bild von dem Zustande der bekennenden Christenheit, aber wir dürfen die Kreise dennoch etwas enger ziehen und sagen: Es bezieht sich mit auf den himmlischen Charakter der Christen, denn es ist die Rede davon, daß sie ausgehen, um dem zur Hochzeit wiederkehrenden Bräutigam entgegenzugehen. Also spricht das Gleichnis nicht von einer Braut und ihrer Herrlichkeit, sondern vielmehr von der VerAntwortlichkeit, auf den HErrn zu warten und Seine Zeugen zu sein. Es handelt sich aber dennoch um zwei Klassen, um Kluge und Törichte. Wenn wir den Entwicklungsgang verfolgen, werden wir finden, daß es sich zu Anfang nur um kluge Jungfrauen gehandelt haben kann, um solche, die wirklich zu Jesu bekehrt waren und Öl, Leben aus Gott, empfangen hatten, denn Apgesch. 5,13 lesen wir: „Von den übrigen aber wagte keiner sich ihnen anzuschließen“ usw. Es handelt sich also um eine Schar, die aus den Juden und Heiden ausgegangen war. Im Laufe der Zeiten kamen auch Weltförmige, die „die Form der Gottseligkeit hatten, aber die Kraft verleugneten“, auf diesen Boden, und je länger der Bräutigam verzog, desto mehr Verwischung und Vermischung gab es, Weltförmigkeit und Schläfrigkeit hielten in den Reihen der Bekenner ihren Einzug, die kostbare Hoffnung der Erwartung des HErrn vom Himmel trat in den Hintergrund, die Gläubigen lebten nicht mehr als Abgesonderte. Das beste Beispiel finden wir bei vielen Gläubigen unserer Tage, die sich auf den Boden einer sogenannten christlichen Welt ziehen lassen und da alle religiösen Feste und auch das Abendmahl, welches nur den Gläubigen gehört, mitfeiern; wo das Gedächtnis des HErrn nur noch eine Formsache und nicht der Tisch des HErrn oder die Verkündigung Seines Todes ist. Aber über diesem allen steht der HErr, der in Seiner Liebe an die Seinen denkt. Je länger die Schatten und je dunkler die Umrisse werden, desto näher ist

Er den Seinen. In das Dunkel der Mitternacht wird Sein Ruf erschallen, und die in treuem Ausharren immer wieder rufen: „Komm, Herr Jesu!“, die haben auch „Ohren zu hören“. So ist in der gegenwärtigen Zeit des Verfalls der HErr an der Arbeit des Sammelns und des Aus- und Absonderns, und die Treuen im Lande, ähnlich wie Mal. 3,16, unterreden sich miteinander, d. h. sie warten auf den kommenden HErrn und lassen sich als Erlöste auch loslösen von allen äußeren Formen der Namenbekenntnisse und wandeln einzig allein mit dem HErrn, d. h. der Herr Jesus genügt ihnen. Wir sehen also, es handelt sich einerseits um Wachsamkeit, um den Bräutigam zu erwarten, und andererseits um die persönliche Treue im Dienst. Ebenso handelt es sich nicht um eine bestimmte Parteigruppe, sondern zu der Zeit des wiederkehrenden Bräutigams wird dieses Reich der Himmel lediglich auch nur von solchen dargestellt, die von der Welt und jeder Religion, die mit dem Fleische in Verbindung steht, ausgegangen sind. So betrifft unser Gleichnis weder Israel noch die Gemeinde, sondern zunächst in weiten Umrissen die Christenheit in der Abwesenheit Christi, dann aber auch die Glieder der Gemeinde, welche der HErr in dieser Wartezeit gesammelt hat und die in wartender Stellung dastehen. Möge der HErr uns alle wachend und wartend finden!

Pb. W.

Antwort B

Beides nicht. Es bezieht sich weder auf die Gemeinde noch auf Israel, sondern auf das Reich. Der HErr sagt: Alsdann (Matth. 24,45-51) wird das Reich der Himmel gleichgeworden sein zehn Jungfrauen. Es ist bereits in den früheren Jahrgängen über das „Reich der Himmel“ eingehend geschrieben worden, und es empfiehlt sich, an Hand der Schriftstellenverzeichnisse nachzulesen, was insonderheit über Matth. 13 gesagt ist (z. B. Jahrg. I (1913), S. 49-54 und Jahrg. III (1915), S. 23-32 u. a.).

Das Reich der Himmel umfaßt die Zeit der Abwesenheit des HErrn und Königs. Es ist die Zeit, in welcher auf dem „Acker“ der Menschenwelt der gute Same (aber dazwischen auch das Unkraut) gesäet wird. Im Reich der Himmel wird die Frucht der zweierlei Aussaat gefunden, sowohl die Söhne des Reiches, als auch die Söhne des Bösen, die törichten als auch die klugen Jungfrauen (Matth. 13,38). Es umschließt Gläubige und ungläubige - alle jene, die den Namen Christi und das Wort und Zeugnis Gottes empfangen, annehmen und bekennen.

Obgleich das Gleichnis die ganze Zeit des „Reiches der Himmel“ umfaßt, gibt uns der HErr doch darin ein besonderes Bild von der Endperiode. Er zeichnet uns die dunkelste Zeit des Reiches der Himmel - die Mitternachtszeit. Zur Mitternachtszeit geht der Ruf durch das Reich: „Siehe, der Bräutigam!“ („kommt“ fehlt im Urtext). Dieser Ruf wendet sich an das Herz, es für den Kommenden zu erwecken. Wir haben es in dem Gleichnis weniger mit dem Ereignis Seines Kommens, sondern mehr mit der Person des Kommenden zu tun: „Siehe, der Bräutigam!“ Der Ruf enthält die Aufforderung, die Welt und was in ihr ist zu verlassen und Ihm zu begegnen.

Die klugen Jungfrauen sind im Gegensatz zu den törichten solche, die aus dem „guten Samen“, aus dem Worte, gezeugt sind und so Leben aus Gott besitzen. Das Öl wird bei ihnen gefunden. Die Salbung (sie geschiebt mit Öl) wird in der Schrift als Bild vom Heiligen Geiste gebraucht (1. Joh. 2,20.27).

Wenn auch die törichten Jungfrauen als „Jungfrauen“ angeredet werden, so haben wir deshalb

ebenso wenig an Gläubige zu denken, als wenn der HErr in Verbindung mit diesem Gleichnis von dem guten und bösen „Knechte“ redet. Wir haben es hier eben mit einem „Gleichnis“ zu tun.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Da vorliegender Frage nach nicht eine Auslegung des Gleichnisses verlangt wird, so beschränken wir uns, was dessen Allgemeinverständnis angeht, auf ein paar Bemerkungen: Die Braut wird hier nicht genannt, da es hier nicht auf ihr persönliches Verhalten ankommt, sondern auf die VerAntwortlichkeit des Wartens auf den Bräutigam, und diese teilen die Brautjungfern mit der Braut. Denn nach der damaligen jüdischen Sitte mußte der Bräutigam kommen, um die Braut in sein Haus zu holen zur Hochzeit, und die Brautjungfern hatten ihn zu erwarten. In vorliegendem Falle gingen sie ihm, da er lange verzog, entgegen, als sie den sein Kommen ankündigenden Ruf hörten. Es kommt also gar nicht auf die Braut als solche an, sondern auf die Wartestellung derer, die zu warten hatten, bis er käme. Diese sind hier dargestellt unter der Zahl 10, mit welcher in der Schrift die menschliche VerAntwortlichkeit ausgedrückt wird (vergl. das Gesetz, ferner Dan. 1,12; Luk. 17,17 und 19,13 u. a.!), und unter dem Bilde von Jungfrauen - auch die Braut ist gemeinhin eine Jungfrau! -, die gemäß der ungewöhnlichen Stunde des Kommens des Bräutigams brennende Lampen tragen mußten. Als Jungfrauen werden die Wartenden gekennzeichnet, weil in diesem Begriff die Reinheit, Unberührtheit durch die Dinge und das Wesen der Welt, Aufgeschlossenheit für die Schönheit und Güte des Erwarteten usw. liegt (vergl. 2. Kor. 11,2; Offenb. 14,4 [Matth. 1,23; Luk. 1,27]).

Wie sehr derartige Fragen wie die in obigen klaren Antworten behandelte die Herzen vieler Gläubigen bewegen, zeigt die in diesem Heft neugestellte Frage unter e), die vor kurzem aus dem Felde einlief. Was beweist dies? Einmal, daß jene traurige Lehrrichtung, wonach das Matthäusevangelium nur dem Volke Israel gehöre, unter Gottes Volk leider viel an Boden gewonnen hat, und zweitens, daß im allgemeinen unter uns Gläubigen wenig Verständnis besteht über das, was die Schrift meint unter den Begriffen „Reich der Himmel“ und ähnlichen. Frage 6 in Band III (1915) beschäftigt sich, wie auch oben in Antwort B bemerkt ist, eingehend mit diesem kostbaren Gegenstand. Möchten wir alle davon noch fortgesetzt lernen!

Wie unendlich weiser ist doch das untrügliche Wort Gottes, als wir Menschen sind mit unseren Fragen, wen das Gleichnis betreffe: „ob Gemeinde?“ - „ob Israel?“ Nur ein Beweis dafür! Wie könnte sich das Gleichnis auf die Gemeinde, den Leib Christi beziehen, bei dem es kein getrenntes Glied geben wird am Ende, wenn der HErr gekommen ist, Seinen Leib vollendet darzustellen, während doch dem Gleichnis nach solche da sein werden, die zurückbleiben! Ist denn der Leib Christi zerteilt? Es gibt leider Gläubige, die annehmen, daß nur eine Auswahl entrückt wird: Sie verstehen noch nicht, was es ist um den „einen Leib“, an dem Christus das Haupt ist! „Wir werden alle verwandelt, in einem Nu, in einem Augenblick“ usw. (1. Kor. 15,51). - Andererseits: Wie könnte es sich auf Israel beziehen, wo von dem Öl, dem Geist, geredet ist, der „in ihren Gefäßen“ ist, was doch hinweist auf den in uns wohnenden Geist (vergl. Joh. 14.17; 1. Kor. 6,19; Eph. 1; 1. Joh. 2,27! siehe auch 2. Kor. 3,18 und 4,7!). Wo aber in der Schrift wäre wohl davon die Rede, daß der Geist in dem Israeliten, d. h. in dem einzelnen Vertreter des gläubigen Überrestes wohnte? (vergl. Joel 2, 28-32 mit Apgesch. 2, 17ff.!). - Wo aber solche sind, die äußerlich als Jungfrauen gesehen werden, da kann erwartet werden, daß auch der Geist in ihnen wohnt; jedoch an ihnen wird offenbar, daß, „wer Christi Geist

nicht hat, nicht Sein ist,“ wenn er sich auch sonst in nichts von den echten Bekennern unterscheidet.

Nein, die Schrift sagt nicht, daß es ein Gleichnis von Israel oder von der Gemeinde oder beiden sei, sondern sie sagt, daß es ein Gleichnis vom „Reich der Himmel“ ist. Dieses in der dunklen Mitternachtsendzeit, dann, „wenn der böse Knecht seine Mitknechte schlägt,“ umfaßt alle, d. h. Bekehrte und Unbekehrte, Glieder der Gemeinde (des Leibes), Judenchristen und Heidenchristen, ob dem Namen nach oder in Wahrheit usw., sofern sie nur den äußeren Jungfrauen-, d. h. den Bekennercharakter tragen, also mit anderen heute oft gehörten Worten „nicht so ganz ungläubig“ sind. Einstmals, als der Säemann anfing zu säen, war es anders, aber alsdann, wann der HErr verzieht und schon lange fern ist - also gegenwärtig nicht nur, sondern schon lange, lange - da wird es so sein, ja, da ist es so, wie diese Stellen uns zeigen; jedoch wiederum auch nur so lange, als der Herr jener Knechte, der Bräutigam, der König fern ist. Sobald Er kommt, sehnlichst erwartet von den Seinen, dann wird die tatsächliche Wirklichkeit des Lebens aus Gott (des Lebens „durch den Geist“, Gal. 5,25) das Entscheidende sein. Vor den Augen des Königs ist das äußere Bekenntnis ohne das Leben aus Gott wertlos wie ein Nichts und „vergeht“! Wie ernst für die törichten Jungfrauen zu aller Zeit, seit sie da sind, und heute auch, die in Selbsttäuschung dahingehen, deren so viele sind! Laßt uns sie warnen, solange Gnadenzeit ist, - daß sie doch noch beizeiten sich mit Öl versorgen, d. h. Leben aus Gott empfangen! (Joh. 7, 37-39a; Offenb. 22,17 usw.) Und laßt uns immer wachsamer, freudiger und stets glücklichen Herzens Ihm entgegengehen, „der da kommt“!

Frage 15

Sprach der Teufel in Lukas 4,6 die Wahrheit?

Antwort A

Die Versuchung des Herrn Jesu geschah auf Anregung des Geistes (Matth. 4,1; Luk. 4,1.2). Nach dem ewigen Ratschluß Gottes gehörte diese Versuchung in den Erlösungsplan Gottes; 1. Joh. 3,8: „Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, auf daß Er die Werke des Teufels vernichte;“ 1. Tim. 3,16: „Gott ist geoffenbart worden im Fleische.“ Der Herr Jesus stand als Mensch, als des Menschen Sohn, dem Satan gegenüber, deshalb die Frage Satans an den HErrn: „Bist Du Gottes Sohn?“ und „wenn Du Gottes Sohn bist“. Vers 5 und 6 ist sehr bedeutungsvoll. Der Satan sprach die Unwahrheit, er log. Der Mund der Wahrheit Jesus Christus spricht Ev. Joh. 8,44: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist; wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.“ Vers 5 und 6 in Lukas 4 weisen uns auf Offenb. 13,4. Satan wird einen finden, dem er seine Macht und Gewalt geben wird, dem Tiere, dem Oberhaupt der zehn Reiche, dem römischen Kaiser der Endzeit: „und sie beteten den Drachen (Teufel) an, und beteten das Tier an“.

Satan ist der Lügner von Anfang. Durch eine Lüge hat er die ersten Menschen verführt („ihr werdet sein wie Gott“), zur Sünde verleitet, und so das ganze Menschengeschlecht samt der Erde (Schöpfung) unter seine Knechtschaft gebracht. Gott sei Dank, daß es nicht so bleiben wird. Offenb. 19,6 lesen wir: „Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, welche sprachen: Halleluja, denn der HErr unser Gott, der Allmächtige hat die Herrschaft angetreten.“ F. B.

Antwort B

Die ganze Schrift offenbart uns den Satan als den Fürsten dieser Welt und als das Haupt gewaltiger Geisterheere, die in der Luft ihren Sitz haben. Der Titel „Fürst dieser Welt“ wird in der Schrift immer wiederholt, z. B. Joh. 12,31; 14,30; 16,11 usw., und als solcher tritt er auch hier in der Versuchung auf. Wie einst von dem Fall Adam alles abhing und die Sünde in die Welt kam, so hing hier alles von dem Siege Jesu ab. Dieses wußte der Satan, darum setzte er alles daran, um den Sohn Gottes, der hier Seinen Pfad durch diese Welt angetreten hatte, zu Fall zu bringen. Wenn er hier dem Herrn Jesus die Herrschaft über alle Reiche der Welt verspricht, wenn dieser vor ihm niederfalle und ihm huldige, offenbart er seine Großmachtstellung als Fürst dieser Welt. Es war eine Taktik des Feindes, dem HErrn die Herrschermacht über die Welt ohne Leiden, ohne Kreuz, ohne Sterben zuzusichern, wenn Er sie aus seiner Hand nehmen wollte, ähnlich wie dort bei Eva „ihr werdet sein wie Gott“ (1. Mose 3,5). Aber Jesus als der gehorsame Sohn Seines Gottes und des Vaters weist den Versucher zurück, geht als Sieger hervor und tritt Seinen Weg an im Gehorsam bis zum Tode auf dem Kreuze (Phil. 2,7-11). Wenn nun Satan auch als Fürst dieser Welt, die ihm unterworfen ist mit der Zulassung Gottes und die der Vergänglichkeit preisgegeben ist, in diesem Augenblick scheinbar die Wahrheit sagt, so bleibt er dennoch „der Lügner von Anfang“ an.

Jesu Sieg ist unser Sieg, und in Treue und Gehorsam dürfen wir die Früchte dieses Sieges genießen.

Ph. W.

Antwort C

Der Herr Jesus hat vom Teufel gesagt: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben“ (Joh. 8,44). Das entscheidet die Frage. Was der Teufel sagt, ist niemals Wahrheit. Er sagt in Luk. 4,6: „Ich will Dir alle diese Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie,“ als ob er die unbeschränkte, völlige Verfügung darüber habe. Das ist Lüge. Ohne Zweifel aber besitzt er große, weitgehende Macht; das zeigt schon der vorhergehende Vers, wo es von ihm heißt: „... und er zeigte Ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises.“ Welche Macht! Das ist nicht etwas, was der Teufel von sich behauptet, sondern eine Tatsache, die der Heilige Geist uns mitteilt. Sicherlich hat der Satan auch viel zu tun mit den Vorgängen auf der Erde, in der Natur, in der Geschichte des Menschen - des einzelnen und ganzer Völker, vom Geringsten bis zum Höchsten, ja, selbst bis zum Sohne Gottes (Offenb. 12,4b; Matth. 2,16; 4,1-11; 16,23) -, bis zu den gewaltigsten und welterschütterndsten Ereignissen, die es gegeben hat und geben wird, wie das Wort Gottes uns verschiedentlich zeigt. Ich bitte den Leser, hierzu folgende Schriftstellen nachzuschlagen (jetzt gleich, vor dem Weiterlesen dieser Zeilen!): Hiob 1,10-19; 2,4-7; Luk. 22,52.53 (Schluß leßteren Verses); Joh. 14,30; 16,11 („Fürst“ dieser Welt); Offenb. 12,9 („der den ganzen Erdkreis verführt“); 12,17; 13,2b („und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt“); 16,13.14; 20,7.8 („... wird ausgehen, die Nationen zu verführen ..., sie zum Kriege zu versammeln ...“). Aber was irgend er auch tut in dieser Beziehung, tut er in jedem einzelnen Falle immer nur unter der Zulassung Gottes, gleichsam als Sein Gerichtsdiener, nie etwa in eigener, unbeschränkter Machtvollkommenheit,

wie er es in Luk. 4,6 von sich behauptet, sondern Gott allein ist es, der immer und in jedem Falle, vom Anfang bis zum Ende, über allem steht und ohne Dessen Zulassung nicht ein Sperling vom Dache und nicht ein Haar von unserem Haupte fällt (Matth. 10,29.30). Von Ihm heißt es Jer. 27,5.6: „Ich habe die Erde gemacht ...; und Ich gebe sie, wem es Mich gut dünkt. Und nun habe ich alle diese Länder in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel. Meines Knechtes, gegeben; ...“ und Dan. 4,17: „... auf daß die Lebenden erkennen, daß der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem Er will, und den Niedrigsten der Menschen darüber bestellt.“ In Seiner allmächtigen Hand ruht alles! Diese Tatsache ist ein großer Trost für uns Kinder Gottes; ja, unser Herz jubelt darüber, daß wir einen solchen herrlichen Gott haben, den wir durch unseren Herrn Jesum Christum Vater nennen dürfen, so daß wir uns nicht nur für die Ewigkeit, sondern auch schon hienieden in dieser Zeit völlig geborgen wissen in Seiner allmächtigen Hand und an Seinem liebenden Herzen. Ihm sei ewig Dank dafür!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Während die ersten beiden Antworten mehr nur je eine Seite der Sache durchführen, beschäftigt sich Antwort C gründlich mit beiden Seiten, so daß wir in obigen Antworten geradezu einen gedrängten Überblick über das Wirken Satans haben. Darüber ließe sich ja nun noch viel sagen, auch in bezug auf die Gegenwart, aber der Raum lässt es diesmal nicht zu. Wichtig ist, daß Gottes Volk darüber klar ist, was alles dem Satan schriftgemäß zugeschrieben ist, damit Gläubige nicht dahin geraten zu widersprechen, wenn etwa bei Wortbetrachtungen die bösen Dinge dieser Welt in moralischer wie religiöser Hinsicht ebenso wie die dem Glauben ungehorsamen Menschen als unter dem Regiment Satans stehend dargestellt werden (vergl. 2. Kor. 4,3.4; Eph. 2,1-3; 1. Thess. 2,18; Apgesch. 10,38; 26,18; Kol. 1,13; Eph. 6,10-12; Hebr. 2,14; 1. Joh. 3,8 usw.).

In unserer Stelle sprach Satan also relativ (bedingt) die Wahrheit - nämlich in seiner auf den Umfang der Welt bezüglichen Gewalt in der Zeit, bis der HErr Seine volle Herrschaft angetreten hat (Offenb. 19,6) -; absolut (unbedingt) aber die seinem Wesen entsprechende Unwahrheit - nämlich insofern als er damals vor Dem, der die Wahrheit ist und dem letzten Endes alle Gewalt im Himmel und auf Erden gehört, stand. Für eine Zeit hatte er recht mit seinem Ausspruch, für alle Zeiten nicht. Gegenüber einem gewöhnlichen Menschen hätte er recht gehabt, gegenüber Christus, der Wahrheit, nicht. Im Antichristen (vergl. Antwort A) wird er sein Wort von Luk. 4,6 bedingt wahrmachen, durch Christi endgültigen Sieg aber wird sein Wort unbedingt als Unwahrheit erwiesen. Damals bei der Versuchungsgeschichte glaubte er gewiß, in dem Herrn Jesu auch nur einen Menschen vor sich zu haben (wie einst in Adam und Eva), der in Sünde hätte fallen können; aber er mußte seinen völligen Irrtum einsehen. [Wir haben darüber uns vor Jahren des näheren geäußert in unserem Büchlein: „War Jesus versuchlich?“ (d. h. hätte Er sündigen können?), besonders Seite 11, 15 und 19!] Der ewigen Wahrheit gegenüber konnte die gelegentliche, bedingte zeitliche „Wahrheit“ des „Lügners von Anfang“ nicht bestehen. - Gepriesen sei unser herrlicher HErr, der über Satans List und Macht einen völligen Sieg errungen hat, auf Grund dessen wir, die wir an Seinen Namen glauben, für immerdar vom Vater versetzt sind „in das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ (Kol. 1,13) und auch in der Gegenwart, in allen Lagen und Versuchungen „mehr als Überwinder“ sein können „durch Den, der uns geliebt hat“ (Röm. 8,37).

uns geliebt hat“ (Röm. 8,37).

 

Frage 16

Bitte um Aufklärung über Hebr. 11,35; dgl. über V. 39 und 40!

Antwort A

Um diese Worte zu verstehen, müssen wir das ganze Kapitel betrachten, dessen Grundgedanke die Aufzählung der Großtaten Gottes ist, die Er auf den Glauben der Seinen hin bewirken konnte. Die, welche „durch Glauben“ Zeugnis erlangten, waren Menschen nach 2. Chron. 16,9, deren Herz ungeteilt auf Jehova gerichtet war. Nur nach solchen sucht Gott, nur an solchen kann Er Sich mächtig erweisen. Es ist eine sehr ernste Frage an uns: ist unser Herz wirtlich so „ungeteilt“ auf Ihn gerichtet? Können wir lebendiges Zeugnis erlangen durch unseren Glauben?

Nach 11,32 fehlt es dem Apostel an Zeit, alle Wundertaten Gottes einzeln aufzuzählen, darum gibt er von Vers 32-40 einen kurzen Überblick; denn die Erde ist zu voll der Güte des HErrn (Ps. 33,5; 119,64), und der Taten Gottes sind zu viel, um sie der Reihe nach anzuführen (vergl. Ps. 40,5 und Hiob 5,9; 9,10). - In Vers 35 denkt der Apostel zunächst an bestimmte Glaubenstaten; so z. B. finden wir die Weiber, die ihre Toten wiederbekamen in 1. Kön. 17,17-24 und 2. Kön. 4,29-37. - Der Psalmist klagt, daß sie die Leichname Seiner Knechte den Vögeln zu fressen geben (79,2.3; 94, 5. 6); wir denken hier auch an die Leiden des Jeremia (Kap. 37), an die drei Männer im Feuerofen (Dan. 3), an den Zeugentod Eleasars, der uns in den Apokryphen (vergl. Lutherbibel) im 2. Buch der Makkabäer Kap. 6 berichtet ist. Diese waren solche, denen eine Befreiung oder Erlösung angeboten wurde. Es war aber nur eine zeitliche Erlösung, eine zeitliche Befreiung, die in Wirklichkeit keine ist, denn eine uns von der Welt angebotene Befreiung ist nichts im Vergleich zur ewigen Erlösung, die Gott uns anbietet in Seinem Sohn. Der HErr sei gepriesen dafür, daß wir diese „eine ewige Erlösung“ (Hebr. 9,12) annehmen durften! Das Wort sagt uns: „Wer sein Leben findet“ (d.i. das ewige!), „wird es verlieren“ (d. i. das irdische!); „und wer sein Leben verliert“ (d. i. dies bischen irdische Leben, um der Ehre und des Namens des HErrn willen!), „der wird es finden“ (d. i. das ewige Leben!), vergl. Matth. 10,39; Mark. 8,35; Joh. 12,25; Luk. 17,33! Diese Worte sind in den obigen Versen, nach deren Bedeutung gefragt wird, besonders bestätigt. Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht (Gal. 5,1); aber wenn wir nicht feststehen, im Falle schwere Glaubensproben an uns herantreten, so bietet uns der Satan seine scheinbare Freiheit an, die nach Gottes Wort ein Joch der Knechtschaft ist (Gal. 5,1.2; 4.5). Möchten wir uns nicht von ihm verführen lassen!

Die alttestamentlichen Glaubenshelden wünschten nach Vers 35 eine „bessere Auferstehung“ zu erlangen. Für diese bessere Auferstehung haben wir klare Beweise in Dan. 12,2; Joh. 5,29; Offenb. 20,5.6; 1. Kor. 15,22.23; 1. Thess. 4,16-18; jenen Gläubigen gilt in gewisser Weise auch Jes. 26,19.20, obwohl es sich hier wohl zunächst um die Wiederherstellung Israels als Volksganzem handelt (vergl. „G. H.“ lll [1915], Frage 35! Der Herausgeber).

Die Verheißung, von der in Vers 39 steht, ist Christus, der durch Moses und alle Propheten zuvor verkündigt worden war. Sie konnten Ihn aber noch nicht empfangen noch die Herrlichkeit, die mit Ihm in Verbindung ist, weil damals „die Zeit noch nicht erfüllt war“. Sie sahen aber diese Verheißung und „begrüßten sie von ferne, und sie bekannten, daß sie Fremdlinge und ohne Bürgerrecht waren“

(11,13). Aber wir, die Gläubigen des Neuen Bundes, sind nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern wir sind Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes (Eph. 2,19-22) und nach Hebr. 12,22-24 sind wir gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem. Das ist etwas von dem „Besseren“, das uns verheißen ist und das wir als Glaubensbesitz schon jetzt haben, während sie nur danach „trachteten“ (V. 16). Wenn wir aber tatsächlich in die Herrlichkeit eingehen, so werden auch jene vollkommen gemacht werden „nicht ohne uns“, d. h. nicht ohne die neutestamentliche Gemeinde des HErrn. Aber wenn wir bei der ersten Auferstehung - der „besseren“ - auferweckt und verwandelt werden, dann werden auch jene Zeugen des Glaubens, die von Gott ein Zeugnis erlangt haben, mitauferweckt und vollendet in Herrlichkeit. Dann ist Hebr. 11,40 vollendet.

G. R.

Antwort B

Unser Abschnitt führt uns hinein in die Bedrängnisse des christlichen Glaubens. In Kapitel 10,38 sagt der Schreiber, daß der Gerechte aus Glauben leben wird, und in Kapitel 11 wird uns die Tätigkeit dieses Glaubens beschrieben. Wir werden durch das Beispiel der Alten ermuntert, hinzuschauen auf das Endziel. In all den einzelnen Beispielen tritt der Charakter der Helden des Glaubens zutage; sie lebten durch Glauben, ohne die Erfüllung der Verheißung zu erlangen, auch genossen sie nicht die Vorrechte, welche wir als Gläubige besitzen. Vom 32. Vers ab werden Einzelheiten nicht mehr erwähnt, der Geist spricht mehr im allgemeinen von Beispielen der Energie des Glaubens und des Ausharrens. Der in Frage stehende Vers 35 weist uns auf ein solches Ausharren im Glauben hin. Wenn wir dort lesen: „Weiber erhielten ihre Toten wieder durch Auferstehung,“ dann dürfen wir an 1. Kön. 17,17-24 denken, wo Elias bei der Witwe zu Zarpath wohnte und durch Gottes Gnade den gestorbenen Knaben in das Leben zurückrufen durfte. - An Verhöhnung und Geißelung fehlte es bei vielen nicht, denken wir nur z. B. an die Makkabäerzeit! Die grauenvolle Todesart des Zersägens bezieht sich jedenfalls auf Jesaja, der nach der Überlieferung unter Manasse dieses Todes gestorben sein soll. Wenn wir so alles zusammenfassen, sehen wir, wie dieser Pfad der Gläubigen voll von Verfolgung, Not und Tod war (vergl. z. B. auch 1. Kön. 19,10). So kam der Glaube auf mannigfaltige Weise zum Ausdruck und verbreitete seine Lichtstrahlen unter schwerer Verfolgung in einer dunklen Zeit. Der Ruhm dieser Gläubigen war bei Gott, und die Welt war ihrer nicht wert. Obwohl sie ausharrten, hatten sie in keiner Weise die Erfüllung der Verheißung erlangt, sie mußten, wie die Hebräer in unserem Briefe, durch Glauben leben. So z. B. Abraham und viele andere warteten auf eine Herrlichkeit, die ihnen Gott nicht ohne uns geben wollte. Für uns als die Gläubigen des Neuen Bundes hatte Er etwas Besserem aufbewahrt (V. 40)! Einst außerhalb, jetzt innerhalb des Vorhangs, jetzt Zutritt zum Allerheiligsten! Wir dürfen jetzt mit Freimütigkeit kommen, denn wir gehören dem Himmel an, dort ist unser Bürgerrecht. Abraham durchzog die Erde mit himmlischem Sinn, indem er eine Stadt erwartete. Wir besitzen den geöffneten Himmel, in dem Christus für uns ist. Wir dürfen bekennen, daß wir mit Ihm dort vereinigt sind (Eph. 1,3.4). So hat der Sohn durch Sein Opfer die, die sich heiligen lassen, zum Ziele gebracht, Er hat uns vollkommen gemacht (Hebr. 10,14); das ist das Bessere, und das Endziel wird sein: Wir werden alle vollkommen gemacht, d. h. miteinander verherrlicht werden in der Auferstehung.

Ph. W.

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Dieses „Vollkommengemachtwerden“ liegt auch für uns, die wir diese Worte lesen, noch in der herrlichen Zukunft. Auch wir schauen es nur durch Glauben. Aber wie unendlich viel größer und kostbarer ist das Glaubensgut, dazu wir gelangt sind gegenüber dem, das jene alttestamentlichen Helden des Glaubens besaßen. Ja, wahrlich, „bessere“ Verheißung ist uns zuteil geworden! Darüber noch einige Worte! Die „bessere“ Auferstehung weist hin auf die „erste Auferstehung“, die eine bessere ist als jene, in welcher „Weiber ihre Toten wiedererhielten“ (V. 35), und auch eine „bessere“ als jene Auferstehung des Volkes, von der die Propheten weissagten. - Gott wollte noch Herrlicheres, Besseres offenbaren, darum konnten jene trotz ihres Glaubens noch nicht die volle Erfüllung der Verheißungen erlangen; sie mußten vielmehr auf „uns“ warten; doch kommen wir ihnen auch nicht zuvor! Es ist ja auch nicht unser Verdienst, daß Gott für uns „Besseres“ vorgesehen hat, es liegt allein in Seinem herrlichen Willen begründet. Was das „Bessere“ ist, zeigt neben anderen Briefen der Schrift ganz besonders der Hebräerbrief: den Gläubigen aus dem Judentum wird ihre neue Stellung vor Augen gestellt. Das „Bessere“ war jetzt da, und das „für uns“ zeigte ihnen, daß sie nichts mehr mit dem Alten, dem Judentum zu tun hatten, sondern zu einer ungleich besseren Segensstellung - zur Einheit mit Christo - gekommen waren. Welche Ermutigung lag und liegt in dem Hinweis auf den Glauben der Gläubigen des Alten Testaments in ihrer irdischen Berufung für die Empfänger des Briefes und für uns, die mit „Besserem“ gesegnet sind, treu zu sein im Festhalten der „himmlischen Berufung“ (3,1). Und wie beschämen uns doch oft jene Gläubigen, deren Glaubensblick nicht in jene Herrlichkeiten gehen konnte wie der unsrige, deren Glauben nicht solche unendlichen Gebiete göttlicher Gnadenverheißungen erschlossen waren, ja, die nicht einmal, wie wir, täglich hinzutreten konnten in das Heiligtum, das Allerheiligste, das für uns durch Zerreißen des Vorhangs frei geworden ist, die nicht täglich und stündlich vertreten wurden bei Gott durch den Hohenpriester wie wir (Hebr. 7,25 u. a.) usw., usw. Ja, wie beschämen sie uns durch ihren mannhaften Glauben, durch ihr rückhaltloses Eintreten für die Wahrheit Gottes in jeder Hinsicht (vergl. z. B. 11,23ff.!), durch ihr treues Zeugnis für Gott! Die gedrängte Übersicht von Vers 32-38 lehrt uns da auch vieles. Ob deines und meines Glaubens, lieber Leser, gegenwärtig von Gott in dieser Weise gedacht wird - oder ob vielleicht gerade ein trauriges Zurückweichen unsererseits und Verleugnen des Namens Seines Sohnes und Seines Wortes vor Seinem Auge steht? Wie groß, wie gütig ist unser Gott! Er vergißt nichts, was von unserer Seite um Seines Namens willen je getan ist, keine große noch kleine Glaubenstat, kein Leiden um Seinetwillen ist vor Ihm verborgen (vergl. Offenb. 2,2.3.9.10.13.19; 3,8!). Aber Er kennt auch unseren Mangel an Glauben, und vielleicht in besonderen Augenblicken, wo unser Glaubt hätte hervorleuchten und anderen hätte zum Segen werden können (vergl. Matth. 14,30!) - da hat er versagt! Möchten wir nicht vergessen, daß nur jetzt, solange wir auf der Erde sind, Gelegenheit für die Seinen ist, Ihn durch Glauben - Herzensvertrauen und Glaubensgehorsam - im praktischen Leben nach allen Seiten hin zu ehren! Sind wir erst vollkommen gemacht, ist Vers 40 erst völlig erfüllt, dann ist die Zeit des Glaubens, diese herrliche Zeit, für immer vorüber und die freilich herrlichere Zeit des Schauens beginnt und bleibt. Was wir in der gegenwärtigen herrlichen Glaubenszeit an Treue versäumt haben, können wir nie einholen, und wo wir gegenwärtig den HErrn durch Glaubensgehorsam und -vertrauen geehrt haben, das wird von Ihm nie vergessen, sondern herrlich belohnt (vergl. Band lll [1915], Frage 27!). Der HErr sagt 1. Sam. 2,30: „Die Mich ehren, werde Ich ehren,“ das gilt auch in Bezug auf unser Leben des Glaubens und der praktisch tätigen

Liebe zu Ihm, der uns solche herrlichen Verheißungen geschenkt. Möchten also auch wir Gnade haben, Tag für Tag „durch Glauben“ zu wandeln, „hinschauend auf Jesum“ (12,1-3), bis „das Vollkommene gekommen sein wird“ (1. Kor. 13,10a)!

Geleitsworte an den Leser:

Ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem; und zu Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung; und zu der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind; und zu Gott, dem Richter aller, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten; und zu Jesu, dem Mittler eines neuen Bundes; und zu dem Blute der Besprengung, das besser redet als Abel! - Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, laßt uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht! - Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir begehren die zukünftige.“ Hebr. 12,22-24.28; 13,14.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 17

Wie ist Hesek. 28,14.15 in Einklang zu bringen mit 1. Joh. 3,8 („der Teufel sündigt von Anfang“)?

Antwort A

Nach dem Bericht der Schrift in Hes. 28 war der Teufel vor seinem Fall wohl einer der vornehmsten Engel, vielleicht ein Engelfürst. Die Schrift berichtet uns die Tatsache seines Falles, bezw. seines Sündigens, den Zeitpunkt nicht. Jesus Christus, der Mund der Wahrheit, sagt: „Der Teufel sündigt von Anfang,“ und dem Glauben genügt dieses; ob vor Grundlegung der Welt oder nach Grundlegung der Welt, sagt die Schrift nicht; als Gott die Grundfesten der Erde einsenkte nach Hiob 38,4-7, als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten - darüber berichtet die Schrift nichts, ob der Teufel damals schon gesündigt hatte oder nicht. - Eines belehrt uns die Schrift, daß, als Gott die Erde gegründet hatte und sie bewohnbar dastand und Gott das erste Menschenpaar erschaffen und in den Garten Eden gestellt hatte, den Menschen auch zum Herrscher über die Erde eingesetzt hatte, da erschien Satan, der Teufel, und brachte die ersten zwei Menschen durch seine Lüge zum Sündigen. Mit Bezug auf diese Tatsache können auch wir sagen: Der Teufel sündigt von Anfang, also von Anfang des Menschengeschlechts; selbstredend ist dieser Tatsache zu entnehmen, daß des Teufels eigenes Sündigen vorausgegangen ist.

Wichtig ist aber, daß durch das Sündigen der ersten Menschen die ganze nachfolgende Menschheit nach Leib, Seele, Geist, sowie auch die ganze materielle Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen wurde, mit in den Sündenfall hineingezogen wurde; die ganze Menschheit kam in die Knechtschaft und Gewalt des Satans, des Teufels, unter die Obrigkeit der Finsternis. Der Teufel wird „der Gott

dieser Welt“, „der Fürst dieser Welt“ genannt (vergl. z. B. Joh. 14,30 und 2. Kor. 4,4!).

Niemals kommt ein Mensch aus Gott geboren zur Welt, ohne Ausnahme sind und werden alle in Sünde geboren; weshalb die Wiedergeburt des Menschen unbedingt notwendig ist (Ev. Joh. 3,5.6), ohne welche der Mensch in der Gewalt und Knechtschaft des Teufels bleibt und endlich das Los des Satans im Feuersee teilt. „Gott will, daß allen Menschen geholfen werde,“ - zu diesem Zweck hat Gott Seinen Sohn gesandt, um die Werke des Teufels zu zerstören, und wer an den Sohn glaubt, wird errettet werden und ewiges Leben haben.

F. B.

Antwort B

Der Teufel ist nicht als solcher aus der Hand Gottes hervorgegangen, sondern war erst ein reines, makelloses Geschöpf, und zwar, wie man aus verschiedenen Schriftstellen annehmen darf, ein mächtiger Engelfürst (Hiob 1,6-19; 2,1-7; Hes. 28,12-19; Sach. 3,1.2; Luk. 4,5.6; Jud. Schluß d. V. 8 und V. 9; Offenb. 12,7-9). Später erhob er sich und sündigte, indem er sich gegen Gott auflehnte; das war sein Anfang als Teufel, als Satan (Widersacher), und von da an„sündigt“ er, ist er in dem beständigen Zustande der Auflehnung gegen Gott. „Der Teufel sündigt von Anfang“ bedeutet also nicht, daß er von Anfang seines Bestehens überhaupt, von seiner Erschaffung an sündigt, sondern von da an, wo er seinen ursprünglichen Zustand aufgab und als Widersacher, als Teufel, in Erscheinung trat und als solcher seinen Anfang nahm. Damit steht die erwähnte Hesekielstelle, auf den Satan bezogen, völlig im Einklang.

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu dieser Frage weisen wir zunächst hin auf Frage 15 in diesem Jahrgang, Frage 10, Band IlI (1915) und 19, Band lI (1914)!

Ferner haben wir in Band Il (1914), Frage 4 in unserer „Anmerkung“ auf den bei Johannes häufig vorkommenden Ausdruck „im Anfang“ hingewiesen und auf seine verschiedenen Beziehungen, besonders was 1. Joh. 3,8 angeht.

Satans Verhalten ist von Anfang an ein sündiges. Die Stellen, die hiervon reden, also 1. Joh. 3,8 und besonders noch Joh. 8,44, können nun einen verschiedenen Sinn in sich schließen. Zunächst den rein äußerlichen, daß der Teufel sündigt vom Anfang an seines Bestehens überhaupt. Aber damit wäre vorausgesetzt, daß der Satan als sündig, also widergöttlich erschaffen sei, und somit schon von Anfang aller Welt an eine gottfeindliche Macht bestanden hätte. Viele ungläubige Weltweise haben diese schriftwidrige Anschauung. Denn schriftwidrig ist sie, und darum von vornherein abzulehnen. Die Schrift, die die aus Gottes Hand hervorgegangene Schöpfung als „gut“ bezeichnet nach Gottes eigenem untrüglichen Urteil (1. Mose 1), läßt keinen Zweifel darüber, daß auch die Welt der Engel mit ihren Fürsten „sehr gut“ war, denn auch sie gehörten zum Geschaffenen (Hes. 28), und dieses war alles „sehr gut“ (1. Mose 1,31); und nach Hiob 38,7 jauchzten einst alle Söhne Gottes (vergl. auch Hes. 28,15!). - Genug von dieser schriftwidrigen Lehre, deren Scheußlichkeit freilich noch unendlich von der aus dem Heidentum entnommenen Lehre übertroffen wird, wonach das Böse schon von

Ewigkeit her neben dem Guten als Grundsatz in der Welt gewesen sein soll. Wohin kommt man, wenn man die Schrift nicht kennt und anerkennt! „Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden“ - diese Weltweisen!

Demgegenüber steht obige in Antwort B ausgesprochene Meinung, als deute das „von Anfang“ auf die Zeit, seitdem der Teufel als Teufel, Satan, Widersacher auftritt, also seit seinem Falle. Diese Anschauung hat gerade im Hinblick auf Hes. 28,15 viel für sich. Dennoch möchten wir uns unten noch für eine andere aussprechen.

Eine besondere ist noch möglich, nämlich daß der Teufel der Anfänger und Verführer zur Sünde sei, weil er vor ihr schon dagewesen sei, und die Sünde doch in ihm ihre Quelle gehabt habe (vergl. „Vater der Lüge“). Diese Anschauung hat viel innere Berechtigung. Aber sie gibt keine ausreichende Erklärung für die schriftgemäße Tatsache, daß, „wer Sünde tut, aus dem Teufel ist“.

Wie wir glauben, ist die folgende Anschauung, der wir den Vorzug geben, diejenige, die allen Stellen am meisten gerecht wird (vergl. auch Antwort A!): Seitdem es eine Geschichte des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen gibt, also seitdem Menschen auf Erden wohnen, seitdem sündigt der Teufel. Von Anfang an tritt er sündigend auf; er sündigt und er verführt zur Sünde, um die Menschen aus ihrer Verbindung mit Gott herauszubringen. Das beweisen seine Worte: „Hat Gott wirklich gesagt?“ und: „ihr werdet mit nichten des Todes sterben.“ Mit dieser Lüge von Anfang wurde er zum Menschenmörder, zum Mörder des Menschengeschlechts vom Anfang dieses Geschlechtes an. Der Teufel hat also von Anfang an, seitdem Menschen auf Erden wohnen, sich offenbart als einer, dessen Wesen im Sündigen zum Ausdruck kommt. Wer also „die Sünde tut“, erweist sich dadurch als ein Kind des Teufels, das die Natur des Teufels zeigt. Der Sohn Gottes aber ist dazu geoffenbart worden, die Werke des Teufels zu vernichten, d. h. die Sünden (1. Joh. 3,8). Mit dieser Anschauung steht Hes. 28 natürlich nicht im mindesten im Widerspruch. Dort wird uns durch den Heiligen Geist etwas gezeigt aus der Vorgeschichte Satans, und daß sein Sündenfall stattfand lange, ehe Menschen geschaffen waren, also lange, bevor Gott zu Menschen in Beziehung trat. Durch Satans Schuld fand das Verhältnis zwischen ihm und Gott ein jähes Ende und endete mit seiner „Entweihung vom Berge Gottes hinweg“ (V. 16). Diese ist die Ursache der furchtbaren Gehässigkeit dieses einstigen „gesalbten Cherubs“ gegen Gott. Satans Haß zeigt sich darin, daß er die seinem wahrscheinlich ursprünglichen Herrschaftsgebiet (vergl. „Fürst der Welt“) angehörenden neugeschaffenen Menschen, welche die Erde sich untertan machen sollten (1. Mose 1,28), zur Auflehnung gegen Gott verleitet, um sie zu verderben. Und wie erreicht er sein Ziel? Dadurch, daß er sie belügt und betrügt über Gottes Absichten und ihnen Mißtrauen gegen Gott ins Herz legt.1

1

Mißtrauen ist eine der widerlichsten, verderblichsten Satanspflanzen, d. h. Mißtrauen gegen die Gedanken eines anderen. Die Gedanken zu kennen, hat Gott Sich vorbehalten (1. Kor. 4,1-5!). Möchten wir nie die unausgesprochenen Gedanken eines anderen zu beurteilen wagen! (Der Herausgeber.)

Noch eins! Die Wahrheit der Schrift, daß, „wer Sünde tut“ - der also die Gerechtigkeit und das Tun derselben noch gar nicht kennt - „aus dem Teufel ist“ (1. Joh. 3,8) und nach Vers 10 als ein „Kind des Teufels“ offenbar wird, diese Wahrheit bleibt bestehen, auch wenn Gläubige aus Furcht, daß durch das Betonen derselben „Menschen abgestoßen werden könnten“, es vermeiden, diese Lehre der Schrift auszusprechen. Freilich dient das Wort hier zunächst zur Belehrung der Gläubigen (vergl. 1. Joh. 2,26; 4,1!). Darum treten hier so scharfe Gegensätze hervor ähnlich wie in 2. Kor. 6,14-16 u. a. Wir Gläubigen sollen klar sehen: einerseits, was wir waren und durch Gottes Gnade geworden sind, andererseits, mit wem wir es zu tun haben, damit wir uns absondern von denen, welche „die Sünde tun“. Aber wir haben bei bestimmten Gelegenheiten, wie sie der HErr manchmal gibt, auch eine heilige VerAntwortung, diese Schriftwahrheit zu bezeugen, wie der HErr Selbst es bei gewissen

Leuten zur bestimmten, rechten Zeit getan hat (Joh. 3,44). Das ist nicht Schroffheit, sondern echte Liebe zum Sünder. Gewiß wird der Erfolg solchen vom Geiste Gottes hervorgerufenen Zeugnisses oft derselbe sein wie damals bei den Juden: eine Gesinnung wird offenbar werden, die sich Gott und Seiner Wahrheit nicht beugen will! Doch wie oft ist dies besser als das Verharren in Unentschiedenheit! Aus offenen Feinden können manchmal um so entschiedenere Freunde werden (Paulus!). Zuweilen mag uns solches Zeugnis Mißverstandenwerden und Abneigung (sogar) seitens der Gläubigen - Haß und Verfolgung seitens der Ungläubigen einbringen, aber unsere Liebe zu den Sündern muß uns dringen, ihnen mit den klaren Worten der Schrift zu zeigen, wie Gott über sie denkt. Gegenüber diesem ernsten Urteil die Liebe Gottes im Sohn in das hellste Licht zu stellen, der gekommen ist, uns völlig aus dem Machtbereich und der Gefolgschaft Satans zu befreien und uns aus Kindern des Teufels zu Kindern Gottes zu machen, ist dann unsere herrlichste Aufgabe, die in vollkommenstem gottgeschenkten Maße zu erfüllen Er uns Gnade gebe zum Heil der Verlorenen und zur Ehre Seines Namens ! (2. Kor. 4.1-6.)

Frage 18

Was meint der Herr Jesus in Joh. 14,2 mit „dem Hause Seines Vaters“? Denkt Er an den Tempel im Himmel? denn wenn Er sonst von „dem Hause Seines Vaters“ redet, meint Er den irdischen Tempel (vgl. Joh. 2,16; Mark. 2,26); und aus Offenb. 15,5.6 sehen wir, daß im Himmel ein Tempel ist. Wenn Er in Joh. 14,2 den Himmel meint, warum sagt Er dann nicht einfach „im Himmel“ ? Wie verstehe ich dann auch Jes. 66,1 (Apgesch. 7,49)?

Antwort A

Der Herr Jesus denkt nicht an den Tempel, der im Himmel ist (Offenb. 15,5.6), noch an den Tempel auf der Erde. Er redet mit Seinen Jüngern über das, was Sein Herz, Sein liebendes Herz bewegte vor Seinem Heimgang zu Seinem Vater. Wenn Er den Himmel gemeint oder gesagt hätte, so hätte Er damit viel zu wenig gesagt. Im Himmel wird es herrlich sein, ja, nach 1. Petr. 1,4.5 ist „in den Himmeln ein unverwesliches, unbeflecktes, unverwelkliches Erbteil aufbewahrt denen, die durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werden zur Errettung“; auch das wäre, obwohl herrlich, doch zu wenig! Seines Vaters Haus ist es, das Er Seinen Jüngern in Aussicht stellte. Ev. Joh. 17,24; Spr. 8,22-31 läßt uns etwas einen Blick hinein tun in das Verhältnis des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater. „Denn was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben“; gewiß ist es im Himmel, aber es ist das Verhältnis des Sohnes zum Vater.

In alle Ewigkeit werden wir das göttliche, über alles Verständnis hinausreichende herrliche Verhältnis des Sohnes zum Vater nicht ergründen, wir werden staunend niederfallen und anbeten. Und dieses unaussprechlich herrliche Verhältnis des Sohnes zum Vater macht das Haus zum Vaterhaus. Was wir dort sehen und finden werden, kann nicht ausgesprochen werden, und in diesem Hause sind viele Wohnungen, und Er sagt zu Seinen Jüngern, daß Er ihnen dort eine Stätte bereiten werde und wiederkommen werde und sie zu Sich nehmen werde, damit sie seien, „wo Er ist“, im Vaterhause. Ja, was wäre der Himmel ohne Ihn?! (1. Joh 3,1-3!)

Im Himmel sind auch die Engel, sie verherrlichen Gott und das Lamm, sie stehen aber in einem ganz anderen Verhältnis zu Gott nach Hebr. 1 und 2. Hebr. 2,9 „sehen wir aber Jesum mit Ehre und

anderen Verhältnis zu Gott nach Hebr. 1 und 2. Hebr. 2,9 „sehen wir aber Jesum mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt“. Fassen wir Mark. 2,26 und Joh. 2,16 zusammen: Nach ersterem Bericht ging David in das Haus Gottes, damals dargestellt in der Stiftshütte mit der Bundeslade, und der Hohepriester Abjathar gab ihm mit den übrigen die Brote, die Schaubrote, denn es hungerte sie. Das war sicher nach den Gedanken Gottes, die Stiftshütte hatte nichts damit zu tun. Joh. 2,16 fand der HErr im Tempel zu Jerusalem die Ochsen-, Schafe- und Taubenverkäufer wie auch die Geldwechsler und trieb alle hinaus mit den Worten: „Machet nicht das Haus Meines Vaters zu einem Kaufhaus.“ In dieser Zeit hatte der Tempel den Charakter als Haus Gottes und Stätte der Anbetung verloren, er war zu einem Viehmarkt und Kaufhaus herabgesunken. Der Zweck des Tempels ist beschrieben in 2. Chron. 2,4-10. Gott offenbarte Sich dort. Noch bis kurz vor der Erscheinung Christi offenbarte Sich Gott im Tempel (Luk. 1,11). Ja, es waren noch Heilige da, die auf den Trost Israels warteten und in den Tempel gingen zur Anbetung, Simeon und Hanna (Luk. 2,25-38). Jesus Selbst war im Tempel unter den Lehrern und befragte sie, und Seinen Eltern sagte Er: „Wußtet ihr nicht, daß Ich sein muß in dem, was Meines Vaters ist?“ Matth. 23,38 betrachtete Jesus den Tempel nicht mehr als das Haus Gottes, im Blick auf das ungläubige und gottlose Jerusalem sagt Er: „Euer Haus wird euch wüste gelassen werden.“ Nach dem Tode des Herrn Jesu zerriß der Vorhang ins Allerheiligste im Tempel, und die Tür ins Heiligtum droben stand offen. In Offenb. 15,5.6 sehen wir, daß ein Tempel im Himmel ist (bildlich). Diesen Tempel meinte der HErr ebenfalls nicht als Seines Vaters Haus. Von diesem Tempel aus gingen die Vollstrecker der Gerichte (Engel) in den letzten Tagen über die Bewohner dieser Erde, auch steht dieser Tempel und was darin gesehen wurde (die Bundeslade) mehr in Beziehung zu Israel, kurz vor Anbruch des Reiches Gottes. - Jes. 66,1: „So spricht Jehova: Der Himmel ist Mein Thron, und die Erde der Schemel Meiner Füße, welches ist das Haus, das ihr Mir bauen könntet? welches der Ort Meiner Ruhestätte? hat doch Meine Hand dieses alles gemacht!“ Der Sinn und die Bedeutung dieser Aussprache ist wohl, daß, wenn es sich um die Größe, Macht, Kraft und Herrlichkeit Gottes handelt, so steht vor aller Menschen Auge zunächst der sichtbare Himmel und die Erde (wie David sagt: „Wenn ich anschaue den Himmel, Deiner Hände Werk“) und was sie enthalten. Und mögen die Bauten dieser Erde, die sogenannten Kirchengebäude, Dome usw. so groß sein als möglich und so prächtig geschmückt, als nur denkbar sein kann, mögen sie zu Gotteshäusern geweiht und so genannt werden, wie das immer geschieht, es ist alles eitel, sie reichen nicht hinan an die Größe und Herrlichkeit Gottes, nicht einmal auf der Erde, dem „Schemel Seiner Füße“, noch viel weniger an die Herrlichkeit des Vaterhauses Gottes droben. In Jes. 66,2 erkennen wir aber, auf was Gott sieht und was groß ist in Seinen Augen: „Aber auf diesen will Ich blicken, auf den Elenden und der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor Meinem Wort.“ Und 1. Kor. 3,16. 17 lesen wir: „Wisset ihr nicht“ (das sind die durch Jesum erretteten Gläubigen), „daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr.“ Ja, die Gemeinde Christi, die Versammlung Gottes, die Gesamtheit der wahrhaft Gläubigen, sie ist das Haus Gottes hienieden (1. Tim. 3,15.16). Und, o wunderbare Tatsache, heute steht die Türe noch offen, und arme Menschenkender, gottlose Sünder können durch Buße und Glauben an den Herrn Jesum sich noch ein Anrecht zum Eingang ins Vaterhaus droben erwerben. Und bald werden alle diese Erretteten einziehen ins Vaterhaus droben und Jesum sehen in Seiner Herrlichkeit und den Vater und den Sohn preisen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Gepriesen sei Sein herrlicher Name!

F. B.

 

Antwort B

Über den Sinn Christi (1. Kor. 2,16), wenn Er in Joh. 14,2 sagt „das Haus Meines Vaters“, kann kein Zweifel bestehen. Nicht der irdische Tempel zu Jerusalem, sondern die himmlische Wohnstätte Gottes ist gemeint. Nach diesen Worten ging Jesus nicht mehr in den Tempel, noch bereitete Er in demselben eine Stätte für Seine Jünger. Dieser Tempel, wo Er keine Annahme fand, ja, wo auf Ihn Steine geworfen wurden (Joh. 8,59; 10,31), war doch nicht das Vaterhaus, wo Er Seine geliebten Jünger haben wollte. Er lenkte vielmehr ihre Aufmerksamkeit von demselben weg, als sie „seine Steine“ und Gebäude bewunderten (Luk. 21,5.6ff.; Mark. 13,1.2). Jesus, unser HErr, ist aber vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum verließ Er die Welt (wo der Tempel war) und ging zum Vater (Joh. 16,28). Er will die Seinen da haben, wo Er ist, im Himmel, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr. 2,9; 8,1). Von dort aus wird Er wiederkommen, um sie zu Sich zu nehmen für ewig (Hebr. 9,28 mit 24; Phil. 3,20). Der Vater, den Er geoffenbart hat (Joh. 1,18), ist in dem Himmel, Er betont es (Matth. 5,45; 6,9.14.26.32; 7,11; 10,32.33; 18,10). Es war ja etwas Neues, Erstaunliches aus Seiner Lehre (Matth. 7,28.29), was Er gesehen und gehört (Joh. 3,32). Überhaupt, wenn Er hienieden mit Seinem Vater sprach, ging Er nicht in den Tempel noch schaute ihn an, sondern „Er hob Seine Augen auf gen Himmel“ (Joh. 17,1). Ja! das wahre Haus des Vaters ist im Himmel; dort werden bald alle Seine Erkauften sein, und dessen sollen sie sich freuen.

Die Stelle Joh. 2,16 steht aber, dem Zusammenhang nach, im Gegensatz zu 14,2. Dort spricht Jesus zu ungläubigen Juden (vergl. Joh. 2,18 mit Matth. 12,39; 16,4), hier zu Seinen gläubigen Jüngern (Joh. 16,29.30; 6,68.69); hier ist Er anerkannt, dort verachtet, nicht geglaubt, und Er behauptet durch das Wort „Haus Meines Vaters“ vielmehr Seine Gottessohnschaft als die Eigenschaft des Tempels. Derselbe war nur insofern das Haus Gottes, als er für Seinen Namen gebaut und die Stätte des Gottesdienstes im Alten Bunde war. Die Juden machten es zu einer Räuberhöhle (Jer. 7,11ff.). Im Tempel wohnte aber Gott, das heißt nicht die Fülle der Gottheit (Kol. 2,9), denn, wie es die Frage selbst erwähnt, „der Himmel ist Sein Thron und die Erde der Schemel Seiner Füße“ (Jes. 66,1); Er bewohnt ein unzugängliches Licht (1. Tim. 6,16). Salomo, der Erbauer des ersten Tempels, hatte es begriffen (1. Kön. 8,27-30; 2. Chron. 6,18-21). Die Hütte, der Tempel waren aber durch ihre ganzen Einrichtungen Abbilder, Schatten der „Stätte Seiner Wohnung“, woraus viel zu lernen bleibt (Hebr. 9 u. a. V. 23.24; lies Antwort C auf Frage 6, 1916!). Durch Glauben verstand es David, bei welchem das, was er „im Heiligtum angeschaut“ hatte, die Sehnsucht nach dem wahren Hause Jehovas erweckte (Ps. 27,4.5; 63,1.2). Von ferne sah er durch Glauben diese vielen Wohnungen des Vaterhauses (Ps. 84,1.4.10; Hebr. 11,13).

Aus Mark. 2,26 ist zu ersehen, daß nicht nur der Tempel Haus Gottes genannt wurde, sondern jedes Haus. wo Ihm in Aufrichtigkeit und Treue zu Seinem Worte gedient wird (1. Sam. 21,1-7; 22,14.15). Es hat für Gott keinen Wert, wenn man von einem Tempelgebäude spricht: „... der Tempel Jehovas ist dies!“ (Jer. 7,4), nein! sondern da, wo man Ihn mit reinem Herzen anruft und in Treue dient, dort ist Sein Haus. (Ein reicher Mensch mag viele Häuser haben und bewohnt nur eines, das schönste; die anderen irgendwelcher Art und Größe, wo seine Interessen gepflegt werden, die seinen Namen tragen, sind auch sein.) Es ist köstlich und ernst zugleich: Jedes Haus, wo ein Kind Gottes ist, kann und soll durch dessen Gegenwart und Lebensweise ein Haus Gottes sein.

Meiner bisherigen Erkenntnis nach gibt es im Himmel keinen Tempel. In Offenb. 15,5 sehe ich ein prophetisches Gesicht mit sinnbildlicher Bedeutung. Ich muß jedoch diesen Teil der Frage ganz offen

lassen, dieweil ich hierüber selbst Licht begehre.

Und nun zum letzten Frageabschnitt! Der Himmel ward (oder war) und wird der Schauplatz verschiedener Ereignisse sein (des Erscheinens der Gläubigen vor dem Richterstuhl Christi [2. Kor. 5,10] u. a.), und dieser Ausdruck ruft dementsprechende Eindrücke und Gedanken hervor (die VerAntwortlichkeit in dem Wandel u. a.). Um Seine zerschlagenen Jünger zu beruhigen und zu trösten, redet der HErr zu ihnen vom „Hause des Vaters“, der Stätte der Ruhe in der Liebe. Das Haus ist die Stätte der Ruhe (Jes. 66,1 u. a.). Wie zart, wie süß ist das Wort des HErrn für uns! Ist nicht die Erde die Stätte des harten Kampfes, der Sünde, des Leids, der Tränen? Dort wird davon nichts gefunden werden, nur „Ruh', Ruh', himmlische Ruh' ". Und ist nicht die Gegenwart unseres Heilandes droben ein genügender Grund, nur unsere Herzen nach oben hin zu ziehen? Erreicht unsere Liebe zu Ihm diesen Grad? Können wir auch, geliebte Geschwister, wie David, in Wahrheit, von Herzen ausrufen: „Wie lieblich sind Deine Wohnungen! ... Es sehnt sich, ja, es schmachtet meine Seele ...!“?

R. W. D.

Antwort C

Im allgemeinen haben wir einen sehr kleinlichen und meist auch unbiblischen Begriff von Himmel, Paradies, himmlischem Jerusalem, Heiligtum, Tempel und Vaterhaus. Der Grund für diese Schwächen scheint, wenn ich mich nicht irre, in unserer Ungeistlichkeit zu liegen. In anderen Worten: Wir sind zu sehr zu Hause hier, wo wir nach den Gedanken Gottes „Fremdlinge“, sind, aber zu wenig zu Hause dort, wo wir nach dem Vorsatz Gottes „Bürger“ sind. Wie weltförmig sind wir doch geworden; und wie wenig entsprechen wir den Gedanken Gottes! Ist es nicht so, liebe Geschwister?

Wenn wir hier nun versuchen - denn um einen sehr schwachen Versuch kann es sich ja nur handeln -, einige Gedanken weiterzugeben, so soll dies natürlich nur auf Grund des Wortes und der Offenbarungen Gottes geschehen.

Es wird unser ernstliches Bestreben sein, nur die Heilige Schrift zu Worte kommen zu lassen und nicht unsere so sehr gefährliche Einbildungskraft, die nicht nur auf diesem, sondern auch auf vielen anderen geistlichen Gebieten großen Schaden angerichtet hat. - Einer der Hauptschritte, die wir wohl tun können, um dem Verständnis näher zu kommen, denke ich, ist die Anerkennung des Grundsatzes der Gegensätzlichkeit. Wir wissen, was Finsternis ist, weil wir das Licht kennen. Wir verstehen in gewissem Sinne den Tod, weil wir das Leben haben usw. So kann man wohl auch die verschiedenen Bezeichnungen oder Namen, mit denen es Gott wohlgefiel, Seinen Wohnsitz - wenn man so sagen darf - zu belegen, so verstehen, daß bestimmte Charakterzüge und die verschiedenen Herrlichkeiten hervorgehoben werden sollen im Gegensatz zu anderen Dingen. Wenn darum das Wort Gottes vom Himmel oder Heiligtum oder Vaterhaus spricht, so will uns Gott durch den jeweiligen Namen auch besondere Gedanken vorstellen, ohne daß wir das Recht haben zu behaupten, daß die verschiedenen Bezeichnungen auch verschiedene Orte bedeuten, etwa ebensowenig, wie unter den Namen „Sohn Gottes“, „Sohn des Menschen“ oder „Christus“ mehrere Personen zu verstehen sind.1 Damit ist zum Teil die Frage beAntwortet, „warum der HErr nicht einfach ,im Himmel' sagt, wenn Er vom Vaterhaus redet“. Der Gebrauch der verschiedenen Namen oder Bezeichnungen für ein und dieselbe Person oder Sache ist für mich oft ein wunderbarer Beweis gewesen für die wörtliche Eingebung und Vollkommenheit der Schrift. Welche tiefe göttliche Weisheit bei der geringsten

1

So finden wir, daß das himmlische Jerusalem nach der Offenbarung 1. im Bilde der Stadt gezeigt wird, 2. aber auch im Bilde des Tempels, denn es heißt von ihr (Offenb. 21,22): „Ich sah keinen Tempel in ihr“, aus dem einfachen Grunde, weil Gott alles mit Seiner Gegenwart durchdringt und erfüllt. Es gibt kein „ferne“, sondern alle sind Ihm gleich nahe. 3. Wird auch das Allerheiligste in jener Stadt vorgebildet bezw. erkannt. Nicht nur, weil Gott alles mit dem Licht Seiner Herrlichkeit erfüllt, sondern die Tatsache, daß die Stadt ein vollkommener Würfel ist, zeigt uns dies, da in der Stiftshütte sowie im Tempel das Allerheiligste einen Würfel ausmachte (vergl. 1. Kön. 6,20). 4. Die Tatsache, daß Gottes Thron und der des Lammes dort gefunden wird, zeigt uns, daß die Stadt himmlisch ist und dem Himmel angehört (vergl. Apgesch. 7,49). 5. Der Strom und der Baum des Lebens erinnern uns an das Paradies.
Aus obiger Darlegung geht meines Erachtens hervor, daß man den eigentlichen Wohnsitz Gottes nicht auf verschiedene Orte verlegen kann, obwohl die Schrift von mehreren Himmeln spricht, was natürlich durch obiges nicht geleugnet werden soll.
(K. O. St.)

Veränderung im Gebrauch eines Wortes verborgen liegt! Möchten wir doch ernstlich um Augensalbe bitten, damit wir durch den Geist Gottes mehr befähigt werden, die Herrlichkeiten Seiner wunderbaren Person, die Reichtümer Seiner Schätze und die Wunder Seiner Gnade zu sehen, zu bewundern und von ihnen so hingenommen zu werden, daß Er uns alles sei!

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So finden wir, daß das himmlische Jerusalem nach der Offenbarung 1. im Bilde der Stadt gezeigt wird, 2. aber auch im Bilde des Tempels, denn es heißt von ihr (Offenb. 21,22): „Ich sah keinen Tempel in ihr“, aus dem einfachen Grunde, weil Gott alles mit Seiner Gegenwart durchdringt und erfüllt. Es gibt kein „ferne“, sondern alle sind Ihm gleich nahe. 3. Wird auch das Allerheiligste in jener Stadt vorgebildet bezw. erkannt. Nicht nur, weil Gott alles mit dem Licht Seiner Herrlichkeit erfüllt, sondern die Tatsache, daß die Stadt ein vollkommener Würfel ist, zeigt uns dies, da in der Stiftshütte sowie im Tempel das Allerheiligste einen Würfel ausmachte (vergl. 1. Kön. 6,20). 4. Die Tatsache, daß Gottes Thron und der des Lammes dort gefunden wird, zeigt uns, daß die Stadt himmlisch ist und dem Himmel angehört (vergl. Apgesch. 7,49). 5. Der Strom und der Baum des Lebens erinnern uns an das Paradies.
Aus obiger Darlegung geht meines Erachtens hervor, daß man den eigentlichen Wohnsitz Gottes nicht auf verschiedene Orte verlegen kann, obwohl die Schrift von mehreren Himmeln spricht, was natürlich durch obiges nicht geleugnet werden soll.
(K. O. St.)

Wir möchten hier nur kurz einige Gegensätze berühren. So ist uns der Himmel, wie mir scheint, als Ort der Ruhe, des Glückes und der Verherrlichung der Gnade geschildert (vergl. Eph. 1,20; 2,6; - „sitzen,“ „gesetzt“ bedeutet „Ruhe“ - Hebr. 4; 8,1; - das Land ist ein Bild von den himmlischen Örtern - Offenb. 11,12; 14,13; siehe auch Luk. 16,22), im Gegensatz zur Hölle (Gehenna), dem Ort der Unruhe, der Pein und des Gerichts (vergl. Matth. 25,46; Luk. 15,24; Offenb. 14,11; 20,10 usw.). Das Paradies (Freuden- oder Lustgarten) als der Ort der göttlichen, bleibenden Freude, der Wonne und der Lieblichkeit, wo die Lust am HErrn alles sein wird (vergl. Ps. 73,25; Luk. 23,43; 2. Kor. 12,4; Offenb. 2,7), im Gegensatz zur weltlichen und vergänglichen Freude und der sündigen Lust dieser Zeit (siehe 1. Joh. 2,16.17). Das himmlische Jerusalem, die Stadt, welche Grundlagen hat (welches von keiner anderen Stadt gesagt werden kann, weil sie alle vergehen, da keine ewige, göttliche Grundlagen hat), deren Baumeister und Schöpfer Gott ist, als die Sehnsucht, die Hoffnung und das Ziel der Pilger, weil ihr Bürgertum dort droben ist und ihre Namen dort angeschrieben sind (siehe Hebr. 11,10; 12,22; 13,14; Offenb. 21,10). Im Gegensatz dazu steht die Welt stadt Babel oder Babylon, worunter man zum Teil die Zivilisation und die vielgerühmte Kultur verstehen kann, verbunden mit dem Weltbürgertum (siehe 1. Mose 11,1-9; Offenb. 17,18; 18,1-24; bes. Verse 10.16.18.21). Das Heiligtum, welches gekennzeichnet ist durch die Heiligkeit Gottes, wohin wir durch die Gunst Gottes auf Grund des Blutes Christi und den Geist des lebendigen Gottes Zugang haben und nahen können (vergl. Eph. 2,18; Hebr. 10,19-22), steht im Gegensatz zur Welt mit ihrer Sünde und Ferne von Gott (vergl. Matth. 15,8; Eph. 2,13). Mit dem Tempel Gottes scheint mehr der Gedanke des Lichtes und der Gnade verbunden zu sein. Christus ist der Tempel; von Ihm aus ergoß sich der Strom des Lichtes und der Gnade in diese arme Welt. Was Christus ehedem war in der Welt, sollte während der Abwesenheit des HErrn die Gemeinde durch Ihn sein (vergl. Joh. 1,4.14.18; 2,19; 1. Kor. 3,16). Der irdische Tempel war nur ein Bild von dem wirklichen Tempel und dem wahrhaftigen Vaterhaus. Im Himmel gibt es keinen Tempel (Offenb. 21,22). Wenn in Offenb. 15,5-8 vom Tempel gesprochen wird, so geschieht es, um zu zeigen, daß niemand sich für die dem Gericht preisgegebenen Menschen verwendet. Darum erfüllt Rauch den Tempel. Wir müssen lernen, den Geist und die Gedanken Gottes zu erfahren, und nicht bei den Bildern stehen bleiben!

Im Gegensatz steht die Finsternis und Gottlosigkeit der Menschen in der Welt (vergl. Joh. 1,5; 2. Kor. 4,6; Eph. 5,7f.). Das Vaterhaus nun, welches uns an die Liebe, Aufnahme und Sorgfalt des Vaters erinnert, steht in vollem Gegensatz zu der rauhen Luft, der Lieblosigkeit und der Kälte der Welt, die uns in keiner Weise Verständnis entgegenbringt, von der wir es aber auch nie erwarten sollten. Um so mehr würden wir das Vaterhaus schätzen lernen. Wie lieblich klingt doch dies Wort für die Seelen der Kinder Gottes, für das Herz der Söhne Gottes, für das Ohr der Freunde Gottes! Welch eine Flut von lieblichen Gedanken löst dieses Wort in unserem Herzen aus; alles klingt heimatlich, vertraut und Sehnsucht erweckend, was nur der zum Teil genießt, der Den kennt, der das Vaterhaus mit Seiner Liebe durchflutet und mit dem Wohlklang und der Zärtlichkeit Seiner Vaterstimme erfüllt (siehe Luk. 15,22-24). An dieses wunderbare Heim denkt Christus als Sohn des Hauses (vergl. Joh. 8,35), dorthin richtet Er den Blick und das Herz der Jünger. Dorthin ist der HErr gegangen, uns eine Stätte zu bereiten, von wo Er auch wiederkommen wird, um uns zu Sich zu nehmen, auf daß, wo Er ist,

auch wir seien. Welch ein Gedanke, welche Tatsache, welch eine Liebe und Gnade, daß wir dort als geliebte Söhne durch den Sohn des Hauses beim Vater eingeführt werden sollen! Gepriesen sei Sein Name immer und ewiglich!

So spricht der Himmel von der Ruhe in Gott, wohin wir mit Christo gesetzt sind. Das Paradies spricht von der Freude in Gott und von Christus, dem Baum des Lebens (siehe Spr. 3,18; Offenb. 2,7; 22,2). Das himmlische Jerusalem spricht von dem Throne Gottes und des Lammes (Offenb. 22,1). Das Heiligtum spricht von der Heiligkeit Gottes und von dem Werte der Person und des Opfers Christi (siehe 3. Mose 16,12-14). Im Tempel spricht alles von der Herrlichkeit Gottes und von dem Lichte der Gnade in Christo (vergl. Ps. 29,9b; Joh. 1,14).

Im Vaterhaus aber spricht alles von der Liebe des Vaters und von dem Wohlgefallen des Sohnes, durch den wir in den Kreis und den Genuß der unergründlichen, göttlichen und ewigen Liebe des Vaters eingeführt worden sind. Wie unaussprechlich sind Seine Vorsätze in Gnade mit uns!

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Diese kostbaren umfassenden Antworten machen ein ferneres Eingehen unsererseits auf die Frage unnötig. Möchten die dargebotenen Belehrungen unser Herz mit Trost und Freude erfüllen und unsere Blicke hinrichten auf Den, der gesagt hat: „Siehe, Ich komme bald!“ Was wird dann unser Teil sein, das Teil der an Ihn Glaubenden? Er wird uns dorthin bringen, wo Er ist, in das Haus des Vaters. Wo Er ist, da ist unsere Heimat!

Warum sagt Er nicht einfach „im Himmel“? ist gefragt. Ist es einfacher vom „Himmel“ zu reden als vom „Vaterhaus“? Wir meinen nicht. Jedenfalls ist es nicht köstlicher! Die landläufige Art, vom Himmel zu reden, hat gar nichts mit der biblischen Sprache zu tun! Das Vaterhaus, von dem der Herr Jesus in Joh. 14,2 redet, das ja schon deshalb nicht der Tempel sein kann, weil Er von Seinem „Hingehen, die Stätte zu bereiten“ spricht, ist in seinem Werte mehr als nur der Himmel oder auch die Himmel, wenn es auch dort sein mag; mehr, weil es unmittelbar von der innigen Herzensverbindung zwischen dem liebenden Vater und uns, den Geliebten, redet, was die anderen Ausdrücke nicht tun. Welch köstliches Wort „Vaterhaus“, und dort bist du und ich zu Haus durch Den, der uns die Stätte bereitet und der Selbst dort zu Hause ist: Der Sohn bringt die Söhne dorthin, wo Er ist. Im „Hause des Vaters“ und „bei Christo“ zu sein ist unsere herrliche, durch nichts zu ersetzende Aussicht. Viermal redet die Schrift, wenn auch nicht überall in gleichen Worten, von unserem „bei-Christo-sein“, wo vielleicht auch nach menschlicher Redeweise einfach vom Himmel die Rede sein könnte, aber was wäre dies gegen die Kostbarkeit der Aussicht, bei Christo zu sein?! Wir bitten die Leser, diese vier Stellen mit Anbetung gegen den teuren HErrn und unseren Gott und Vater, der uns dem Sohne gegeben hat (Joh. 17,9.24 u.a.), zu lesen: Luk. 23,43; Apgesch. 7,59.60; 2. Kor. 5,1-8; Phil. 1,23. Dazu lesen wir noch zum Schluß Kol. 3,3.4, und unser Herze muß übergehen voll Lob und Dank, Preis und Anbetung!

Frage 19

Wer sind die 144 000 in Offenbarung 14, und was bedeutet Vers 4?

Antwort A

Am Schluß des 13. Kap. sieht Johannes die furchtbare Zeit der Drangsal unter der Macht der beiden Tiere. Im Gegensatz zu diesem Wirken der Bosheit läßt Gott ihn in einem Gesicht das Wirken Seiner Gnade sehen, die die bestimmte Vollzahl aus Israel aus dem Prüfungstiegel als geläutertes Gold hervorgehen lassen kann.

Der Berg Zion, auf dem sie stehen, ist mit Israels Geschichte verbunden. Es ist der Sitz der Herrlichkeit des HErrn als des Königs (Ps. 2,6; Jes. 24,23). Johannes sieht Ihn aber nicht als König, sondern als Lamm. Mit dem Verworfenen verbunden sieht er die 144 000. Sie stehen auf dem Grunde des Berges Zion. „Zion“ in der Schrift ist mehr als nur ein Berg. Er steht im Gegensatz zum Berge Sinai (Hebr. 12,18.22) als das Symbol der unumschränkten Gnade - aber auch zugleich als der Mittelpunkt Seiner Herrlichkeit und Herrschaft auf der Erde. Die Geschichte Zions zeigt uns das Eingreifen Gottes in Gnade, als Israel auf dem Boden des Gesetzes alles verwirkt hatte. So sehen wir auch in diesen 144 000 das Eingreifen Gottes in Gnade für Sein Volk. Er bringt einen Überrest aus Israel als Überwinder durch die letzte Zeit der großen Trübsal hindurch.

Welche Engelgewalten in dieser großen Drangsalszeit wirken werden, davon können wir uns kaum Vorstellung machen. Michael, der Erzengel - „einer der ersten (Engel-) Fürsten“, „der für die Kinder Deines Volkes (Israel) steht“ (Dan.10,13.21; 12,1), ist bereits in Offenb. 12,7 in den Kampf eingetreten. Wie weit er auch Aufgaben für diese 144 000 hat, wissen wir nicht, aber das ist ohne weiteres klar, daß sich die Weissagung Dan. 12,1 auch auf diese Zeit und Dinge in Offenb. 14 bezieht. Das sind geheimnisvolle Dinge, über die wir nur ahnend, staunend und anbetend nachsinnen können.

Nach dem Vorausgegangenen bedarf es kaum noch der Erwähnung, daß es sich in diesen 144 000 nicht um Gläubige der Jetztzeit handelt. Man fühlt förmlich (nach Hebr. 5,14), daß bezüglich der Gemeinde, die der Leib Christi ist, nicht von einer Versieglung von 144 000 geredet werden kann. Und wenn von „Zeit und Zeiten“ die Rede ist, so wissen wir, daß es sich um Israel handelt. Deshalb wird auch von Gott nicht als von „ihrem Vater“, sondern als von „Seinem Vater“ gesprochen. Sie stehen nicht im Vaterhause, sondern sie lernen das neue Lied, das vor dem Throne und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten gesungen wird. Die Gemeinde ist himmlisch - sie ist entrückt, ehe diese Ereignisse ihren Lauf nehmen. Da bleibt kein Glied, auch nicht das schwächste, zurück, wenn der HErr kommt. „Wir werden aber alle verwandelt werden“ (1. Kor. 15,51).

Eine andere Frage aber ist, ob die 144 000 in Offenb. 7 dieselben sind, die wir hier in Offenb. 14 finden. Hier gehen die Meinungen treuer und schriftkundiger Brüder auseinander. Die einen glauben, daß es sich in Offenb. 14 um eine Vollzahl (144 000) aus dem Reiche Juda handelt, welche die Trübsalszeit im Lande durchmachen, während es in Offenb. 7 eine Vollzahl aus den 12 Stämmen ist. Von Juda (den zwei Stämmen, Juda und Benjamin, die in Babylon gefangen waren), kehrten unter Esra viele ins Land zurück. Sie waren es (nicht das zehnstämmige Reich Israel), die den HErrn verwarfen und kreuzigten. Von diesen zwei Stämmen wird der Antichrist empfangen, und über sie wird die große Trübsalswelle ergehen, von welcher der HErr in Matth.24,15-28 redet. Und weil man aus dem prophetischen Zeugnis annimmt, daß die Rückkehr des Überrestes der zehn Stämme ins Land erst geschieht, wenn der HErr Seine Herrschaft angetreten hat, so glaubt man aus diesem u. a.

Gründe zu haben, diese Schar als aus Juda von jener in Off. 7 zu unterscheiden.

Andere dagegen meinen, daß man kein Recht für solche Unterscheidung habe, weil, als Gott uns zum ersten Male die 144 000 zeigt, Er uns sagt, wer sie sind, und als Er zum zweiten Male von der Zahl redet, Er nichts erwähnt, noch irgendwie Grund gibt, daß Er von einer anderen spricht als zuvor. Solche glauben vielmehr, daß es sich um die gleichen 144 000 handelt, sie aber in beiden Stellen von verschiedenen Gesichtspunkten gesehen werden: in Kapitel 7 als versiegelt durch den Engel vor der großen Trübsal, und in Kapitel 14 als hindurchgegangen, die an dem Platze des Sieges als Überwinder stehen und als Erstlingsfrucht von der Erde Gott und dem Lamme. Jeder Leser möge für sich selbst prüfen!

Wenn wir Vers 4 lesen: „Sie sind Jungfrauen“ - die sich nicht mit „Weibern“ befleckt haben - so dürfen wir natürlich nicht denken, daß es buchstäblich 144 000 Jungfrauen sind. Es ist in früheren Jahrgängen wiederholt auf die ersten Verse der Offenbarung hingewiesen werden, in welchen Gott uns sagt, daß uns Gottes Gedanken in diesem Buche „durch Zeichen kundgetan“ werden.

In jener Zeit der Gottesgerichte, wo der Lügner aufgetreten ist, der da leugnet, daß Jesus der Christus ist (1. Joh. 2,22), und die Menschen unter „der wirksamen Kraft des Irrtums stehen, der Lüge zu glauben“ (2. Thess. 2,9-11), da gehen diese Treuen, bewahrt durch Gottes Macht, unbefleckt hindurch. Lüge und Falschheit wird nicht in ihrem Munde gefunden. In jungfräulicher Reinheit, Liebe und Treue stehen sie für ihren HErrn und tragen den Namen Dessen an ihrer Stirn, dem sie dienen, im Gegensatz zu jenen, die den Namen des Tieres tragen. Sie beflecken sich nicht mit „Weibern“, den Lehren und Lehrsystemen der antichristischen Masse, sondern folgen dem verworfenen Lamme, wohin es führt. Die Liebe zu Ihm läßt sie wie auch uns Seine Genossen sein, auch auf dem Trübsalswege. Sie stehen abseits von dem antichristlichen Schmutze und berühren ihn nicht. Gott gibt ihnen das Zeugnis, daß sie tadellos sind - nicht in sich selbst - aber tadellos in bezug auf ihr Verhalten und Benehmen inmitten ihrer Umgebung - so wie auch wir es sein sollen inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechtes (Phil. 2,14-16). Möge der HErr auch uns solches Zeugnis geben können!

Sie sind die Erstlingsfrucht der neuen Ernte, die von der Erde eingebracht wird für irdische Segnungen. Nicht Erstlinge, wie von Christus in 1. Kor. 15 und von der Gemeinde in Jak. 1,18 geredet ist, sondern Erstlinge für Gott und das Lamm von der Ernte, die bald folgt und welcher die Sichel der Gerichtsernte (V. 15 und 16) voraufgeht.

v. d. K.

 

Anmerkung des Herausgebers

Uns persönlich macht es keine Schwierigkeit, in den 144 000 in Offenb. 7 und 14 dieselben Personen zu sehen, wenn auch unter völlig veränderten Umständen und zu ganz anderer Zeit, nämlich vor und nach der Drangsal. Aber wir unterwinden uns nicht, unsere Auffassung als die durchaus richtige zu lehren; außerdem kommt es bei vorliegender Frage nicht so sehr auf diesen Punkt an. Es genügt zunächst festzustellen, daß die Zahl 144 000 in Offenb. 14 in Verbindung steht mit der Geschichte Israels in Gnaden. - Wie vielleicht vielen Lesern bekannt ist, beziehen die adventistischen Sabbatarier die Zahl der 144 000 auf sich. Natürlich ist dies eine der Anmaßungen, an denen Irrlehren gewöhnlich nicht arm sind; vor allem aber geschieht diese Bezugnahme unter völliger

Außerachtlassung des gesamten Zusammenhangs der Offenbarung sowie der Tatsache, daß Israel in der Schrift stets Israel bleibt, d. h. niemals mit der neutestamentlichen Gemeinde verwechselt wird, ebensowenig wie je ein Gläubiger der Jetztzeit, der auf dem Grunde der Gnade steht, mit dem Namen „Israel“ belegt wird. Die „Adventisten vom siebenten Tag“ bringen viel Verwirrung über die, welche ihren bösen Lehren zuhören, indem sie sich das „neutestamentliche Israel“ nennen und sich als die um ihrer Treue gegen das Sabbatgebot willen Versiegelten ansehen. Diese adventistische Irrlehre, die das Versöhnungswerk Christi nicht als am Kreuze vollendet anerkennt (!), die das Halten des Sabbats als unbedingt nötig zum Seligwerden betont -während die Schrift das Gegenteil lehrt (vergl. Galaterbrief, Kol. 2 u. a.), die nichts davon weiß, daß ein Gläubiger nach seinem Abscheiden bei dem HErrn ist allezeit (vergl. Frage 18!), die ferner das ewige Gericht, die ewige Verdammnis, die Christus so klar lehrt, nicht gelten läßt usw. usw., diese Irrlehre macht aus der Lehre von den 144 000 einen ihrer Hauptpunkte, wodurch den Einfältigen, die ihnen ins Garn gehen, die Augen verblendet werden. Seien wir auf der Hut, teure Geschwister! und warnen wir, wo noch zu warnen ist! Die eingefleischten Irrlehrer lassen sich nicht von uns helfen, aber an den Überrumpelten, an denen, die sich nach 2. Tim. 2,24-26 noch zurechtweisen lassen, haben wir eine Aufgabe.

Die dreifache kostbare Kennzeichnung der von der Erde Erkauften in Vers 4 und 5 ist sehr beachtenswert. Oft hört man Meinungen wie die, daß hier hingewiesen werde auf Befleckungen, die auf geschlechtlichem Gebiet liegen. Wer die Stelle, die ja aber gar nicht von der Gegenwart redet, gelegentlich so anwenden will, der mag es tun! Aber wenn er den ersten Teil des Verses wörtlich nimmt („Befleckung mit Weibern“), so müßte er es mit dem zweiten Ausdruck auch so machen („Jungfrauen“), woraus folgt, daß eine allgemeine Anwendung ausgeschlossen ist. Nein, wir haben hier Bilder vor uns (nach Offenb. 1,1 „zeigen“, „durch Zeichen kundtun“, nicht „sagest“!). und in obiger Antwort ist genügend darüber gesagt. [Auch auf die Gläubigen der Jetztzeit wird der Ausdruck „Jungfrauen“ angewendet (in Matth. 25,1-13; 2. Kor. 11,2; vergl. Frage 14!), um unsere Reinheit, Unbeflecktheit vom Wesen der Welt zu bezeichnen.] Jene Jungfrauen von Offenb. 14,4 lassen sich durch das Wesen der Welt in jener Zeit nicht einnehmen, sie folgen nicht den weltreligiösen Führern jener Zeit der Drangsal ins Verderben hinein, nein, sie folgen dem Lamme in allen Dingen, sie sind erkauft als Erstlinge! welche Bevorzugung der Gnade! und auch was ihr Wort angeht, wandeln sie in Treue ohne Lug und Trug, tadellos, als Menschen, die durch Gnade den Namen Ehre machen, die sie an ihren Stirnen tragen! - Wie gesagt, nicht auf uns beziehen sich diese Worte aus Offenb. 14; aber sie lehren uns viel in bezug auf uns, die wir, wie sie, „um einen Preis erkauft“ sind (1. Kor. 6,20; 1. Petri 1,18.19) und berufen sind, alles in dem Namen (in Übereinstimmung mit ihm) unseres Herrn Jesu zu tun (Kol. 3,17) und ohne Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis (Eph. 5,11) hienieden hindurchzugehen zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes! (Phil. 1,9-11.)

Geleitsworte an den Leser:

... Der HErr ... Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Steine, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebendige Steine auferbaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum. Denn es ist in der Schrift enthalten: ,Siehe, Ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten, kostbaren; und wer an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.‘ Euch nun, die ihr glaubet, gehört

die Kostbarkeit!“ 1. Petr. 2,3b-7a.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 20

Was bedeutet „eine Hütte im Weinberge, eine Nachthütte im Gurkenfelde“ in Jes. 1,8?

Antwort A

Es bedeutet einen Unterkunftsort, der nur gerade zur Not errichtet worden ist und zur Not benützt wird (Hiob 27,18); der weder auf Festigkeit noch auf Dauerhaftigkeit, noch auf Bequemlichkeit, auch nicht auf Schönheit Anspruch machen kann. Der Eindruck, den das Lesen der vorhergehenden Verse hervorbringt, läßt das leicht begreifen. Verse 7 und 8 lassen vor dem Geistesauge des Lesers, der vorher nur 2. Chron. 28 zu lesen braucht, ein Gemälde entstehen, das für sich selber spricht. Das Land war so wie beschrieben, und inmitten desselben das so herrliche Zion herabgesunken zu einem Nichts. Wie war es doch schon Jahrhunderte vorher gemalt worden! Ps. 48,2: „Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion“; V. 12.13: „Zählet seine Türme, betrachtet genau seine Wälle, mustert seine Paläste“; Ps. 87,2: „Jehova liebt die Tore Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs“; V. 3: „Herrliches ist von dir geredet, du Stadt Gottes“; V. 5: „Der Höchste, Er wird es befestigen“; V. 7: „Alle meine Quellen sind in dir“ (Zion); Ps. 122,2.7: „Wohlfahrt sei in deinen Festungswerken, sichere Ruhe in deinen Palästen“; Ps. 132,13: „Jehova hat Zion erwählt, hat es begehrt zu Seiner Wohnstätte: dies ist Meine Ruhe immerdar; hier will Ich wohnen, denn Ich habe es (Zion) begehrt“. -

Wenn diese Schilderungen auch prophetische sind und auf die Zeit des kommenden Reiches hin gehen, so geben sie nichtsdestoweniger den Maßstab ab für die Einschätzung Zions; ebenso wie die Schilderungen in späteren Kapiteln Jesajas (52, 54, 60, 62). Wenn der Einsender der Frage sich neben einer mit Türmen und Festungswerken umgebenen, Paläste in sich fassenden, schön gebauten Stadt eine Wächterhütte in einem Weinberg denkt oder eine Nachthütte im Gurkenfeld (Wächterhütte, weil zum Hüten der Erträge Wächter bestellt wurden: Hohel.1,6; 8,11.12), so entsteht ihm die Antwort Auf die Frage von selbst.

F. Kpp.

 

Anmerkung des Herausgebers

Vorliegende Frage ist einfach; um so merkwürdiger ist es, daß trotz häufiger Veröffentlichung derselben nur eine Antwort Eingegangen ist. Vielleicht haben andere, die sich mit der Frage beschäftigten, geglaubt, in diesen bildlichen Ausdrücken einen Sinn finden zu sollen, der etwa von prophetischer Bedeutung sein könnte. Aber es liegt doch nicht eigentlich ein Grund vor, in den Worten „Hütte im Weinberge“, „Nachthütte im Gurkenfelde“ mehr zu sehen als einen Vergleich (beachte das

Wörtchen „wie“!), der uns den unendlichen Niedergang der geliebten Stadt Zion zeigen soll, in den sie hineingeraten war, und zwar um ihrer Sünde willen (V. 2-4; vergl. u. a. Ps. 106!). Wichtiger als nach einem tieferen Sinn in diesen Ausdrücken zu suchen - auch wenn sich ein solcher finden läßt, so muß er in Übereinstimmung mit der Schrift sein, sonst hat er keinen Wert! - scheint es uns, zu betonen und uns daran zu freuen, wenn auch mit Wehmut (vergl. Röm. 9,1-5), daß Zion gegenwärtig, d. h. in der Zeit seiner (verdienten) Verwerfung seitens Jehovas, dennoch in Seinen Augen vorhanden ist, und wenn auch nur gleich einer „Nachthütte“. wenn auch nur wie ein unscheinbarer Zufluchtsort zur Nachtzeit, ja, in dem Nachtdunkel und den Leiden dieses Zeitlaufs! Der HErr hat ein Auge für Seine Stadt; Er wacht über sie, Er vergißt ihrer nicht, wie Er auch nie Seines alten Volkes vergißt. Auch dieses wird - in seiner Zerstreuung! - gesehen von Dem, der es Sich erwählt hat und dessen Name ist: „Ich bin, der Ich bin“ (2. Mose 3,14), der also Sich gleich bleibt, Sein Wesen nicht ändert (vergl. Frage 13!) und der darum auch jetzt auf Sein Volk sieht (vergl. z. B. 2. Mose 3,7 mit 4. Mose 23 und 24!). An einem späteren Tage wird Zion wiederhergestellt, aus seinem verachteten Zustand hervorgeholt und zu neuen herrlicheren Ehren gebracht denn je zuvor, und zwar als die Stadt, in der Er „regieren wird von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ps. 146,10 u. a.).

Wieviel Grund ist auch für uns, Sein neutestamentliches „Volk zum Besitztum“ (1. Petri 2,9), im Blick auf diese Zukunft, schon jetzt zu tun nach den letzten Worten von Ps. 146 u. a. Psalmen: „Lobet Jehova!“

Frage 21

Was bedeutet Sach. 3,9?

Antwort A

So gestellt, zerfällt die Frage in vier Unterfragen: Was bedeutet der Stein? Was bedeuten die sieben Augen darauf? Was seine Eingrabung? Was die Hinwegnahme der Ungerechtigkeit des Landes an einem Tage?

Mit verwundertem Interesse muß jeder Schriftkundige in Israel sich über den Stein aufgehalten haben; denn kein Geringerer als Moses, der große Prophet und Verfasser der ersten Teile der Heiligen Schriften, hatte ihn schon genannt im Segen Jakobs über Joseph (1. Mose 49,24f.): „Von dannen ist der Hirte, der Stein Israels.“ Von wannen? „Von dem Gott deines Vaters ... von dem Allmächtigen.“ Verheißungsvoller Ursprungsort! (Auch den Hirten nennt Sacharja, Kap. 13,7, und zwar als den Genossen Jehovas.) Jahrhunderte nach Mose erst ist wieder von dem geheimnisvollen Stein die Rede: Ps. 118,22. Jesaias noch redet in denselben Ausdrücken von ihm, Kap. 28,16. Siehe auch Sach. 10,4.

Der Stein ist Jehova-Jesus.

Die sieben Augen sind die Augen Jehovas, wie Kap. 4,10 in bezug auf 3,9 ausdrücklich sagt. Zu welchem Zwecke sie die ganze Erde durchlaufen, sagt 2. Chron. 16,9: „Auf daß Er Sich mächtig erweise an denen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ Da dieses ungeteilte Herz wirklich sowohl bei dem Haupte der Zivilbehörde, Serubbabel, als auch bei dem Vertreter des

Religionsverhältnisses, Josua, vorhanden war, so verbürgt Sich Jehova, Sein Wort zu erfüllen derart, daß, sollte das Hindernis für den guten Fortgang des Tempelbaues sogar ein großer Berg sein, derselbe doch zur Ebene werden sollte (4,7). Dabei erscheint der Stein nochmals, und zwar als Schlußstein des Tempelgebäudes, woraus wir erkennen: Jehova-Jesus ist Grundlage und Abschluß der Wege Gottes.

Das Eingravierte auf einem Gegenstand gibt Auskunft entweder über den betreffenden Gegenstand selber oder über etwas, wozu er in Beziehung steht. Als Beispiele mögen dienen Sach. 14,20; 2. Mose 28,12.29.36; Offenb. 3,12. „Seine (des Steines) Eingrabung eingraben“ ist also das zum Ausdruckbringen der Gedanken Gottes über den Stein, das Eingegrabene ist dieser Ausdruck.

Das Hinwegnehmen der Ungerechtigkeit des Landes zeigt, daß nach den Gedanken und nach dem Herzen Gottes Sein Land und Volk ein Ganzes bilden und daß, wenn Seine Zeit gekommen ist, Er in Verbindung mit dem Stein in Eile den Weg frei macht zur Einführung der Segnung, Vers 10, welche zu spenden von jeher Seine Verheißung war. Siehe 3. Mose 25,23: „Mein ist das Land“ (26,32-35; 5. Mose 29,22 - 30,14).

Eine Anzahl der Weggefährten war auf den Erlaß des Cyrus hin aus Babel zurückgekehrt; hatte zuerst den Altar wieder aufgerichtet an seiner Stelle und dann den Grund zum Hause Jehovas gelegt. Auf heimtückisches Betreiben der Feinde ihrer Nationalität (bildlich als „großer Berg“ dargestellt) wurde ihnen der Weiterbau auf königlichen Befehl untersagt, und ihr Unglaube gehorchte nur zu schnell. Nach 17 Jahren wurde die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem Gott Selber durch die Propheten Haggai und Sacharja das Volk aufgerüttelt hatte. „Das Wort Jehovas geschah“ heißt es immer wieder; aber „es geschieht“ zu den Propheten nicht, um nur ein naheliegendes Ergebnis zu erzielen, sondern es wird hinsichtlich der Endzeit gegeben, wo die jeweiligen Wege Gottes, die anfänglichen und die im Laufe der Zeit immer neu folgenden, ihren Abschluß finden im kommenden Reiche. Und da ist der Mittelpunkt immer Christus. Der Geist benützt jede Gelegenheit, die sich Ihm bietet, um durch Personen und Umstände Christum vorbildlich darzustellen. Der Tempelbau mit der Grundsteinlegung und die dabei im Vordergrund stehenden Persönlichkeiten war solch eine Gelegenheit.

Die Verse 8-10 in Sach. 3 bilden einen Abschnitt für sich. Der Hohepriester Jehoschua (d. i. Jehova-Jesus ist Rettung) und seine Genossen sind „Männer des Wunders“, des Wahrzeichens, des Vorbildes; eigentlich sind Seine Genossen allein so genannt (in Jes. 8,18 die Kinder und Er). Der Geist blickt da in damals noch ferne Zeit, von der Er schon durch David geredet hatte, Ps. 110: er redet von dem durch göttliche Berufung und göttlichen Eidschwur zur Melchisedek-Hohepriesterstellung erhobenen Messias, Hebr. 7, der in dieser Stellung Genossen hat. Den an Ihn gläubig gewordenen Hebräern (und uns natürlich mit ihnen) wird gesagt, daß sie diese Genossen sind (Hebr. 3,1 und 14; siehe auch Offenb. 1,6). Aber auch die Getreuen aus Juda, die durch die große Drangsal hindurchgehen, am Ende derselben beim Strafgericht über gewisse Nationen mitwirken und ins Reich eingehen, sind Seine Genossen, wie es ja von Anfang der Berufung Israels an feststand, daß es ein Volk von Priestern sein sollte, was es auch sein wird (siehe 2. Mose 19,6; Jes. 61,6; Ps. 45,7; 110,3; 149,6-9; Obadja V. 17-21; Micha 5,5-8; Sach. 9,13-16; 10,4-12). Vers 8 ist aber nur einleitend auf die nachfolgende Mitteilung hin, daß Jehova Seinen Knecht, Sproß genannt, kommen lassen wolle. Dieser Titel „Sproß“ bezeichnet selbstverständlich den Messias. Jesaias und Jeremias hatten Ihn schon so genannt (Jes. 4,2; Jer. 23,5; 33,15). Es mag sonderbar scheinen, daß gerade dem Josua

diese Mitteilung gemacht wird, da er doch selber den Messias darstellte. Die Sonderbarkeit verwandelt sich in bewunderndes Staunen, wenn wir entdecken, daß Josua nur den priesterlichen Messias vorbildlich darstellt, während der königliche durch den Landpfleger Serubbabel dargestellt wird (Hagg. 2,20-23), der ja im Geschlechtsregister des Messias steht (Matth. 1,13). Beides zusammen, König- und Priestertum, wird in Kapitel 6,12.13 genannt; aber auch schon in Kapitel 4 unter dem Bilde der beiden „Söhne des Öls“ vorgestellt. Serubbabel hatte dieses Haus gegründet und würde es vollenden (4,9); der „Sproß“ würde den Tempel des Reiches bauen (Hes. 40-48) und Träger der Herrlichkeit sein.

Also bedeutet Sach. 3,9: „Denn ein Grundstein ist ja vor deinen Augen gelegt worden, Josua (siehe Esra 3,8-13 und Hagg. 1) ...; in Meinen Augen ist es der Stein, den Ich gelegt habe, auf dem alles ruhen wird: eben der Sproß, den Ich verheißen habe, Mein Knecht: auf Ihn gründet sich alles, was nach Meinen Gedanken in Erfüllung gehen wird. Es wird gewährleistet dadurch, daß Er die Fülle der Kenntnis Meiner Gedanken hat und daß Ich Selber Ihn als den bestätige, der Er ist und was Er ist.“

F. Kpp.

Anmerkung des Herausgebers

Was für eine schöne Antwort - diese einzige auf obige Frage eingegangene! Möchten die teuren Leser dieses Heftes viel Zeit dabei verbringen können, sich mit Forschen über diesen Gegenstand zu beschäftigen, um zu erfahren, „ob es sich also verhält“, wie der Einsender der Antwort sagt! Das ganze dritte Kapitel des Propheten Sacharja stellt auch die Erfahrung einer Seele dar, die mit Gott in Ordnung kommt. Die Erfahrung der Macht Jehovas genügt nicht, Jerusalem völlig wiederherzustellen (Kap. 2), die Frage der Sünde muß an dem späteren Tage, wo Jerusalem wieder der Segensmittelpunkt der Welt werden soll (2,11!), ebenfalls geregelt sein, und das geschieht vorbildlich in Kapitel 3. Aber was dort gesagt ist in bezug auf Jerusalem und Israel, läßt sich eben auch leicht übertragen auf den einzelnen Sünder, der vor Gott offenbar geworden ist. Darüber können wir uns hier nicht verbreiten; doch ist das Kapitel wert, nach dieser wie nach jener Seite hin betrachtet zu werden. In dieser Hinsicht wie hinsichtlich des Hauptgegenstandes des prophetischen Gesichtes erscheint der Stein - Christus - als höchst wichtig, wie uns Jes. 28,16 und daran anknüpfend 1. Petri 2 zeigt. Wer an Ihn - den Stein - glaubt, auf Ihn vertraut, auf Ihn sich gründet, der wird nicht zuschanden! Prüfen wir uns: was ist uns dieser Stein?

Was die sieben Augen anbetrifft, so erinnern wir an die sieben Geister in Offenb. 4,5 und 5,6 und im Anschluß daran noch an Jes. 11,1.2, wo von - wenn wir so sagen dürfen - sieben verschiedenen Ausstrahlungen des Geistes Jehovas, von sieben „Geistern“ die Rede ist in Verbindung mit dem Schößling (Sproß) oder Reis aus dem Stamme Isais. Bezüglich der „Eingrabung“ deuten wir noch hin auf Offenb. 2,17, ohne daß wir zu allen diesen Andeutungen nähere Erklärung geben möchten. - Es ist köstlich für uns Gläubige der Jetztzeit, zu sehen, wie in Ihm, unserem Herrn Jesus Christus, sich alle diese Weissagungen erfüllen werden; ja, Er ist Anfang und Ende aller Wege Gottes! Noch liegt die Decke auf Israels Herzen (2. Kor. 3,15); aber wie wird es einst staunen, wenn es die Erfüllung all dessen sieht, was es durch die Jahrtausende hin Tausende von Malen in seinen Propheten gelesen und - nicht verstanden hat, weil es einst „den abwies, der da redete“ (Hebr. 12,25!); wie wird es staunend niedersinken, wenn es ihm, wie einst Paulus, „wie Schuppen von den Augen fallen wird“! Möchte dieser Tag bald erscheinen, an dem „ganz Israel“ errettet wird und Jehova in seiner Mitte

wohnen wird (Röm. 11,26; Sach. 2,10). Welche Freude wird dann sein bei der Tochter Zion! - Möchten wir Gläubigen heute Ihn ehren, indem wir allein auf Ihn vertrauen und unter Seinen Augen uns glücklich wissen, die uns leiten wollen (Ps. 32,8). Wir werden uns um so besser von ihnen leiten lassen können, je mehr wir von den Dingen dieser Welt wegschauen und aufblicken, wir möchten sagen, in Seine Augen, um wie Stephanus nach 2. Kor. 3,18 hineinverwandelt zu werden in Sein Bild (siehe Apgesch. 7, 54-60; und vergl. Vers 59.60 mit Luk. 23,34 und 46)!

Frage 22

Ich bitte um eine erbauliche Erklärung von Apgesch. 5,1-11!

Antwort A

In Apgesch. 4,32-37 bekommen wir einen kurzen Blick in das Gemeindeleben, es wird uns dort geschildert, wie die Menge derer, die gläubig geworden, ein Herz und eine Seele war, und auch nicht einer sagte, daß etwas von seiner Habe sein eigen wäre, sondern wie ihnen alles gemein war. Wir sehen, wieviel Raum für den Geist Gottes innerhalb der Gemeinde und in den Herzen der einzelnen in diesen Tagen war. Äußerlich und innerlich war das Zeugnis des Geistes in der Gemeinde wirksam. Bedürftige gab es nicht, Äcker und Häuser wurden verkauft und der Ertrag den Aposteln zur Verfügung gestellt. Ein lebendiges Beispiel hingebender Treue wird uns in Joseph oder Barnabas gezeigt. Dies alles war ein gemeinsames Handeln unter der Leitung des Heiligen Geistes. Hier in Apgesch. 5,1-11 haben wir ein Gegenbild. Bei Barnabas das rechte Verhalten eines Jüngers, der sich in jeder Beziehung leiten läßt, und hier bei Ananias und Sapphira lügnerische Selbstsucht, Fähigkeiten eines jeden Herzens, das sich nicht unter die bewahrende Gnade und unter die Zucht und Leitung des Heiligen Geistes stellt. Aber andererseits sehen wir auch, wie wirksam das Zeugnis in den ersten Tagen nach Pfingsten innerhalb der Gemeinde war, ferner wie auch Satan immer an der Arbeit ist, um Verderben zu säen, ähnlich wie dort im Paradiese bei den ersten Menschen; Gott hatte sie gut geschaffen und ihnen das Paradies gegeben, aber Satan erregte Zweifel und Mißtrauen, und der Mensch kam zu Fall. Jedenfalls schmückten sich Ananias und Sapphira mit etwas, was sie nicht besaßen, sie täuschten den gleichen Schein der Gottseligkeit und Liebe vor, den andere in der Gemeinde wirtkich inne hatten. Ihr Handeln war vermischt mit List und Heuchelei (Röm. 12,9). So geht immer neben dem Wirken des Heiligen Geistes das Wirken des Fürsten der Finsternis einher, und es bedarf auch für den Gläubigen vielen Lichtes, um diese Vermischungen zu unterscheiden; der einzelne benötigt viel Gnade, um in der Lauterkeit des Herzens zu wandeln. Daneben sehen wir, daß die göttlichen Grundsätze, die der HErr innerhalb Seiner Gemeinde zum Ausdruck bringen will, unwandelbar sind; da, wo man dem Heiligen Geist Raum gibt, brauchen Menschen nicht Grundsätze und Gesetze aufzurichten, sondern da ist Er wirksam und offenbart Sich in Seiner Kraft gegen das Böse innerhalb der Gemeinde. Es bestand für Ananias und Sapphira offenbar gar keine Verpflichtung, den ganzen Kaufpreis abzuliefern (V. 4). Ihre Sünde gegenüber dem Heiligen Geiste war die, daß sie Ihm logen. Wir sehen auch darin die scharfe Scheidung zwischen der Welt und der Gemeinde des HErrn. In der Welt übt Gott an den Ungläubigen Geduld und Langmut, bis alle Mittel erschöpft sind, so bei der Sintflut, bei Sodom usw., aber innerhalb der Gemeinde strenge Zucht. Wenn das Zeugnis des Heiligen Geistes in jenen Tagen groß und herrlich war, so war die Schuld, die hier zutage getreten war, um so größer, deshalb das sofortige Eingreifen Gottes durch das ernste Gericht. Wie hier der Schaden sofort beseitigt und Gericht geübt wurde, so wird der HErr einst in Seinem Reiche jeden

Morgen handeln. Jede Seele, die sündigt, wird dann mit dem Tode bestraft (vergl. Jes. 65,20; Zeph. 3,5; Ps. 101,8 usw.). Wir sehen, wie für alle die, welche sich unter die Regierungswege Gottes stellen, die VerAntwortlichkeit doppelt ernst ist. Heiligkeit geziemt sowohl dem Hause Jehovas (Ps. 93,5) wie denen, die vorgeben, Ihm zu gehören (3. Mose 11,45 und Eph. 1,4).

Ph. W.

Antwort B

Zur Erklärung obiger Frage erscheint mir zunächst dienlich Apgesch. 2,47. „Der HErr aber tat täglich hinzu zu der Versammlung, die gerettet werden sollten“ (sich retten ließen). Der Heilige Geist war mächtig wirksam (Apgesch. 4,31; 5,12-16), es war nicht wie heute und schon längst, daß Menschen, wenn auch Gläubige, der Meinung waren, durch vieles Überreden Leute zu ihren Vereinigungen herbeibringen zu müssen.

Die Gnade Gottes, durch den Glauben an den auferstandenen Herrn Jesum Christum in die Herzen gekommen und durch den Heiligen Geist bestätigt, erwies sich in allen und für alle Lebensbeziehungen so mächtig, daß diese göttlich-wunderbare Erscheinung den Übrigen nicht verborgen bleiben konnte, denn „sie redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit“ (4,31).

Die Versammlung war ein Herz und eine Seele, sie war das Haus Gottes, in welchem der Heilige Geist wohnte insgesamt und in jedem einzelnen. Der Heilige Geist war unumschränkter Leiter, Führer und Gebieter (Apgesch. 13,4;

15,28). Die Glaubenden waren reich geworden in Christo, sie konnten bekennen Ps. 87: „Alle meine Quellen sind in Dir.“ Ihre gesamten Lebensbeziehungen betreffs ihres leiblichen Lebens, insbesondere die Frage „was sollen wir essen, was sollen wir trinken, womit sollen wir uns kleiden?“ machte ihnen keine Sorge; es war kein Bedürftiger, kein Armer, der Not litt unter ihnen, denn keiner sagte von seiner Habe, daß sie sein eigen wäre, es war ihnen alles gemein, sie lebten schon damals im Geiste der Wahrheit, wie später in Hebr. 13,5.6.15.16 geschrieben wurde, denn so viele Besitzer waren von Äckern und Häusern, verkauften sie und legten den Preis des Verkauften nieder zu den Füßen der Apostel. Sie brachten alles in der Erkenntnis, daß Gott der Geber von allem ist. Die Namen der Geber werden nicht veröffentlicht, wie es längst in der Namenchristenheit üblich ist; um für die Armen, Bedürftigen, Witwen Gaben zu bekommen, wurden keine menschlich ausgeklügelten Methoden angewendet; was gegeben wurde, geschah infolge der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in den Herzen der Gläubigen.

Kapitel 4,36 wird nun doch ein Name aus den Gebern erwähnt, Joseph, von den Aposteln zuibenamt Barnabas - Sohn des Trostes -, derselbe verkaufte einen Acker, brachte das Geld und legte es nieder zu den Füßen der Apostel. Der Heilige Geist fand es für wichtig, diesen Namen des Gebers und seine Tat für Zeit und Ewigkeit kund zu geben. Warum wohl? es lag sicher sein Alles in dieser Gabe, was er geben konnte, er behielt nichts für sich, schaffte nichts beiseite; gerade wie jene Witwe, die zwei Scherflein, ihre ganze Habe, in den Opferkasten legte. Barnabas war genannt „ein Sohn des Trostes“; wenn er sein ganzes Besitztum, einen Acker, hergab, so fand er seinen Trost in Gott, er fand in der Gnade Gottes, die ihm zuteil geworden, reiche Entschädigung für seinen Acker. Gott sieht nicht auf das, was vor Augen ist, sondern sieht das Herz an, und das Herz des Barnabas war aufrichtig, ganz mit dem HErrn. Gott merkt auf aufrichtige Herzen!

aufrichtig, ganz mit dem HErrn. Gott merkt auf aufrichtige Herzen!

Kapitel 5,1-11 berichtet nun ein ernstes Ereignis in der Versammlung Gottes. Es sind V. 1 zwei Leute mit Namen erwähnt als Geber: ein gewisser Mann mit Namen Ananias und sein Weib Sapphira, beide gehörten der Versammlung Gottes an. Ananias verkaufte ein Gut und schaffte von dem Kaufpreis beiseite und legte nur einen gewissen Teil zu den Füßen der Apostel, alles dies tat er in Verabredung und im Einverständnis mit seinem Weibe Sapphira. Äußerlich betrachtet erschien diese Handlung ebenso ein gutes Werk wie die Gabe des Barnabas und derer, die sonst so taten, sie ist vielleicht von den übrigen als lobenswert besprochen und gerühmt werden, doch für Gott war sie kein duftender Wohlgeruch (Phil. 4,18). Der Heilige Geist waltete in der Versammlung, denn Er erforscht die Tiefen der Gottheit, Er erforscht auch die Herzen der Menschen; Gott konnte nicht zulassen, daß die innersten Beweggründe des Ananias verborgen blieben, und zwar der Versammlung wegen. Der Heilige Geist war schwer betrübt worden, die Versammlung wußte aber bis dahin nichts davon (5,3.4). „Petrus aber sprach“ - ganz unvermittelt -: „Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogen und von dem Kaufpreis beiseite geschafft hast? Blieb es nicht dein, wenn es so blieb, und war es nicht, wenn es verkauft war, in deiner Gewalt? Was ist es, daß du dir diese Tat in deinem Herzen vorgenommen hast? Nicht Menschen hast du gelogen, sondern Gott.“ Welch erschütternde Worte des Petrus! Woher wußte Petrus diesen ganzen Vorgang, der sich in dem Herzen des Ananias und seines Weibes abgewickelt hatte? Hat Petrus dies irgendwie auf menschliche Weise erfahren? Keineswegs! Der Heilige Geist in der Versammlung offenbarte es dem Petrus (vergl. 2. Kön. 5,26!). Ananias hatte sicher schon vor dem Verkauf seines Gutes sich im Herzen vorgenommen, im Einverständnis mit seinem Weibe den ganzen Verkaufspreis zu den Füßen der Apostel zu legen. Das hat Gott beobachtet und gesehen, sonst könnte Petrus nicht sagen: „du hast den Heiligen Geist belogen“. Nachdem er aber das Geld in Händen hatte, kam Satan und brachte den Ananias und Sapphira zu Fall, und „Geldliebe ist die Wurzel zu allem Bösen“. Satan bekam Einfluß auf ihre Herzen, er wird die Sache im besten Licht vorgestellt haben, daß es nicht so schlimm sei, Ananias bezeuge ja auch mit weniger, daß er opferwillig sei, und seine Achtung bei den übrigen werde er deswegen nicht verlieren. Satan erfüllte das Herz des Ananias und seines Weibes, so daß sie beide überein kamen, auch weiter zu lügen, sein Weib log dann dem Petrus gegenüber auf dessen Frage: „Sage mir, ob ihr für soviel das Feld hingegeben habt!“ - „Ja, für soviel.“ Die Lüge des Weibes! Der erste Schritt auf dieser abschüssigen Bahn war ein verborgener, vor Gott geschehener (es geht immer so), der zweite Schritt war öffentliche Lüge, wissentlich.

Wie ernst ist diese Begebenheit, wie ernst spricht diese Sache nicht nur zu den Menschen im allgemeinen, sondern vornehmlich zu den Gläubigen, und wie ernst ist die Strafe, die der Lüge auf dem Fuß folgte! Jetzt erfuhr auch die ganze Versammlung davon, und es kam große Furcht über dieselbe. Der Heilige Geist ist noch da in der Versammlung der Heiligen und wohnt in jedem Kind Gottes, deshalb „betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung“. Wie sehr haben wir zu achten auf das Wort 1. Petri 4,19, „im Gutes tun unsere Seelen dem treuen Schöpfer zu befehlen“ und Spr. 4,23: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben.“ Wir haben acht zu geben auf die inneren Regungen des Herzens, woher sie kommen und wohin sie zielen, besonders im Gutestun. Es wird viel gegeben für Gott, für Sein Werk, für Arme und Bedrängte, laßt uns aber wohl beachten, daß Gott nicht nur die Gaben sieht, sondern auch unsere Herzen, sowohl bei großen wie kleinen Gaben. Laßt uns erforschen unsere Herzen, ob unsere Gaben allezeit ein duftender Wohlgeruch für den HErrn sind!

unsere Gaben allezeit ein duftender Wohlgeruch für den HErrn sind!

„Gott hat Lust an der Wahrheit im Innern“ (Ps. 51,6). F. B.

Antwort C

Bis zu diesem Kapitel bot sich unseren Blicken ein wundervolles Gemälde von dem Wirken des Heiligen Geistes sowohl in der Sammlung derer, welche gläubig wurden und ihrer Gemeinschaft, als auch in dem kühnen Zeugnis der Apostel. Im zweiten, dritten, vierten Kapitel dieses Auszuges des Neuen Testaments wurden uns die Taten des Heiligen Geistes in der Fülle Seiner Macht vorgeführt. Wir sahen aber auch, wie der Feind in der Gefangennahme des Petrus und Johannes zu wirken begann.

Mit diesem Kapitel ändert sich die Szene. Kostbar ist der Schluß des vorigen Kapitels: Barnabas verkaufte seinen Acker und legte das Geld zu Füßen der Apostel. Hierdurch gab er ein kräftiges Zeugnis davon, wie er als gläubiger Jude sein himmlisches Erbteil verwirklichte, indem er das aufgab, was den Juden verheißen war, nämlich irdische Besitztümer.

Das fünfte Kapitel beginnt mit dem bedeutsamem Wort: „Aber“. Das ist das Anzeichen des Falles und der Abweichung. Alles war tadellos und vollkommen; nichts störte die herrliche Harmonie der Gemeinschaft - „aber“ -, und mit diesem kleinen Wort beginnt die Geschichte des Bösen. Der Feind sah sich bei allen seinen Angriffen von außen her völlig abgeschlagen, nun aber drang er in die Herde ein und begann sein Werk in ihr.

Die Werkzeuge waren das Ehepaar Ananas und Sapphira. Diese beidem hatten ein Gut, welches sie verkauften. Sie hatten sich vorher verabredet, nur einen Teil des Kaufpreises abzuliefern, den Rest wollten sie für sich zurücklegen. Das war ein vorsätzlicher und wohlüberlegter Betrug. Dahinter stand der Unglaube. Sie verwirklichten nicht im Glauben die Tatsache, daß Gott Selbst in der Person des Heiligen Geistes in der Versammlung, deren Glieder sie waren, Wohnung gemacht hatte. Sie beachteten nicht die wunderbare Tatsache, daß der Heilige Geist gekommen und in der Versammlung der Gläubigen gegenwärtig war. Was aber war der Beweggrund? Barnabas hatte seinen Besitz völlig freiwillig ausgeliefert. Niemand hatte dem Ananias und der Sapphira gesagt, sie sollten dasselbe tun. Der Beweggrund war Selbstsucht. Barnabas hatte im Gehorsam gegen den Heiligen Geist eine gute Tat vollbracht, und ohne Zweifel hatte Gott Wohlgefallen daran und segnete ihn. Dies machte Ananias und Sapphira eifersüchtig, und so begehrten sie denselben Ruhm zu haben. Aber ihre Herzen hatten das Geld lieb und die irdischen Dinge, daher war es ihnen zu viel, den ganzen Erlös des verkauften Gutes herzugeben. Ehre vor den Menschen und das Geld waren der Fallstrick für Ananias und Sapphira. Sie waren doppelherzig. Der Geist Gottes hatte mit großer Macht gewirkt; aber was sie an den Tag legten, war eine Nachahmung, Heuchelei, Lüge. (Die Sünde des Ananias und der Sapphira ist ein Gegenstück zu der Sünde Achans, dem ersten Fehltritt, nachdem Israel in das Land der Verheißung eingetreten war, Jos. 7!) Satan selbst hatte das Herz des Ananias erfüllt, diese Sünde der Lüge gegen den Heiligen Geist zu begehen. Satan hatte sein Werk in der Mitte der Gemeinde begonnen und er wirkte durch das Fleisch derer, welche an den HErrn gläubig geworden waren.

Schnell folgte das Gericht an ihrem irdischen Leben. Sie wurden durch den Tod aus der Gemeinde

entfernt. Die Sünde, welche sie begangen hatten, war eine „Sünde zum Tode“, und das Urteil, der leibliche Tod, wurde sofort vollstreckt. Petrus steht noch im Vordergrund. Wir müssen uns hier an die Worte des HErrn erinnern, die Er an Petrus richtete als Antwort Auf das Bekenntnis desselben, daß Jesus der Sohn Gottes sei: „Ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du auf Erden lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein“ (Matth. 16,19). Dieselben Worte vom Binden und Lösen richtete dann später der HErr an alle Jünger (Matth. 18,18). Das Binden und Lösen bezieht sich auf die Gemeindezucht auf Erden. Es hat keineswegs etwas zu tun mit der Vergebung der Sünden oder der ewigen Errettung.

Petrus gebrauchte hier zum erstenmal seine Autorität, um Zucht zu üben. - Ferner müssen wir bedenken, daß diese Ereignisse auf jüdischem Boden stattfanden, dem Boden des Königreichs. Das Zeugnis des Königreichs an die Nation war noch in Kraft. Das plötzliche Gericht, das an Ananias und Sapphira vollzogen wurde, war ein deutliches Zeugnis, daß der Heilige Israels in der Mitte dieses Überrestes wohne, der an Ihn glaubte, während Israel Ihn verworfen hatte. Wenn das Königreich auf der Erde eingetreten sein und der Herr Jesus als König in Gerechtigkeit regieren wird, wird ohne Zweifel jede Sünde sofort mit dem Tode bestraft werden. - Wenn man fragt, warum solche Urteile uns später nicht mehr begegnen, Antworten wir: Der Heilige Geist war damals noch nicht betrübt worden; jetzt ist der Heilige Geist infolge des Unglaubens betrübt worden und Gott handelt nicht mehr auf diese Weise, um Seine Gegenwart in der Gemeinde zu offenbaren. Seit jenem Vorfall ist nirgendwo ein Anzeichen dafür, daß solche Offenbarungen Seiner Gegenwart andauerten. Wenn Gott ein solches Gericht in jedem Falle von Doppelherzigkeit, Unglauben und Sünde gegen den Heiligen Geist üben wollte, würde das dem ganzen Charakter der gegenwärtigen Haushaltung widersprechen. Dieser Charakter ist der des „schweigenden Himmels“. Die vielen irregeleiteten Seelen, welche meinen, sie wären zu Pfingsten zurückgekehrt, sie hätten „ihr Pfingsten erlebt“, sie redeten mit neuen Zungen, die Gabe der Sprachen und des Wundertuns sei bei ihnen wieder hergestellt, und sie befänden sich mit einem Male in „apostolischen Zeiten“, sollten auch solche Gerichte in ihrer Mitte erwarten!

Einige wichtige Lehren müssen wir noch erwähnen, welche wir aus diesem feierlichen Ereignis gewinnen:

1. Die Tatsache, daß das Fleisch auch im Gläubigen noch da ist. Ananias und Sapphira waren Gläubige. Sie waren nachgiebig gegen das Fleisch, und Satan nahm sie mit seiner Macht in Besitz und versuchte sie. Die Lehre, daß die alte Natur durch den Empfang der Taufe mit dem Heiligen Geist ausgerottet sei, ist nicht schrittgemäß. Wir finden in dieser Geschichte von Ananias und Sapphira einen deutlichen Beweis von dem, was Paulus an die Galater 5,17 schreibt: „Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist ...“

2. In diesem Ereignis tritt die Macht Satans auf den Plan. Was Ananias und Sapphira taten, war ihnen vom Satan eingegeben. Eitler Ehrgeiz war in ihren Herzen; sie wollten den Beifall und die Anerkennung der Menschen gewinnen. Die „Wurzel alles Bösen“, der Geiz wohnte in ihren Herzen, und sie dienten ihm. Ihre Augen waren geblendet, und sie hatten die große, ihnen so wohl bekannte Tatsache völlig vergessen, daß Er, der Allwissende, in ihnen und in der Versammlung wohnte, ebenso wie Jehova in der Mitte Israels gewohnt hatte.

3. Diese Geschichte liefert den Beweis, daß der Heilige Geist nicht ein Einfluß, sondern eine göttliche

3. Diese Geschichte liefert den Beweis, daß der Heilige Geist nicht ein Einfluß, sondern eine göttliche Person, ja, daß Er Gott ist. Ananias hatte den Heiligen Geist belogen. Petrus sagt zu ihm: „Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen.“ Den Heiligen Geist versuchen heißt Gott versuchen, und den Heiligen Geist belügen heißt Gott belügen.

4. Alle Sünden des gläubigen Christen richten sich jetzt gegen den Heiligen Geist. Dieser wohnt in dem Gläubigen, und wenn der Gläubige nicht im Geist, sondern im Fleische wandelt, wenn er fleischlich gesinnt ist, sündigt der Gläubige gegen den Heiligen Geist. Satan hat dann da Oberhand in ihm. Aber Gott sei Dank für Seine gnädige Fürsorge! Wir können uns selbst richten und unsere Sünden bekennen (nicht dem Heiligen Geist, sondern Gott), und dann ist „Er treu und gerecht, daß Er uns ... vergibt und reinigt ...“ (1. Joh. 1,9).

5. Die Gegenwart des Heiligen Geistes fordert Trennung vom Bösen. Wenn die Gläubigen diese große Wahrheit anerkennen und es von ganzem Herzen glauben würden, daß der Heilige Geist in ihnen wohnt, so würden sie im Geiste wandeln und sich vom Bösen getrennt halten. Bei allem Singen und Lehren vom Heiligen Geist und trotz der gewaltigen Menge von Literatur über die Lehre vom Heiligen Geist erfreuen sich doch nur wenige Gläubige der tatsächlichen Gegenwart desselben und werden von Ihm regiert. Diejenigen, welche dem HErrn angehören, müssen vom Bösen in jeder Form abgesondert sein. Es hat jemand trefflich bemerkt: „In den ersten Tagen fegte der Heilige Geist Selbst aus, was Ihn verunehrte. In der späteren Zeit befahl Er der Versammlung zu handeln, den Sauerteig auszufegen, von sich hinauszutun ,jede Person, die Böses tut' (1. Kor. 5,13). In diesen letzten Tagen, da der ganze Teig mit Gesetzlichkeit, Weltlichkeitt, Heuchelei, Sinnlichkeit, Formendienst und Vernunftglaube durchsäuert ist, müssen die Gläubigen vielmehr von ihnen ausgehen und sich absondern, um der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe und dem Frieden zu folgen mit allen denen, welche den HErrn anrufen aus reinem Herren, d. h. unvermischt mit dem Bösen. In Israel übte Jehova einst ein strenges Gericht, denn ,Seinem Hause geziemt Heiligkeit für immerdar'. Aber in späteren Tagen, als alle abgefallen und diejenigen, welche Jehova fürchteten, nur noch ein kleines Häuflein waren, wurde ihnen gesagt, sie sollten sich von dem großen Haufen trennen. Die Lage der bekennenden Gemeinde mag sich ändern, aber die großen Grundsätze bleiben bestehen. Die Herrlichkeit Seiner Gegenwart schließt uns aus und sondert uns ab von jeglichem Bösen.“

O, daß das Volk Gottes in diesen ernsten Tagen, wo das Gericht so nahe bevorsteht, hören möchte auf den Ruf des Heiligen Geistes in dem letzten Paulinischen Briefe, dem Briefe, welcher so deutlich den gegenwärtigen Abfall beschreibt, dem zweiten Brief an Timotheus! Es ist Sein Ruf zur Absonderung vom Bösen (2. Tim. 2,14-22; 3,5).

Aus dem Amerikanischen (A. C. G.) übersetzt von Chr. K.

Antwort D

In diesem Abschnitt der Schrift finden wir so recht ein Bild von Satans Art, das Werk des HErrn zu verderben:

1. Im vierten Kapitel bringt er Verfolgung über die junge Gemeinde - „aber die Menge derer, die gläubig geworden war, war ein Herz und eine Seele“ ... „und große Gnade war auf ihnen allen“ (Apgesch. 4,32.33). Er erreichte sein Ziel nicht auf diesem Wege.

(Apgesch. 4,32.33). Er erreichte sein Ziel nicht auf diesem Wege.

2. Im fünften Kapitel kommt er mit der Form der Gottseligkeit, die geistliche Kraft nachzuahmen, sein Angriff geschieht jetzt nicht von außen, sondern von innen. Ananias - ein Mann von Besitz - ist es, der dem Teufel Raum in seinem Herzen gewährt. Er fühlt, du sollst helfen mit dem dir anvertrauten Besitz, aber er ist nicht willig, er liebt den Besitz. Er hat kein ganzes Herz, keine ungeteilte Liebe, kein volles Vertrauen zu seinem HErrn - und doch möchte er in den Augen anderer als ein solcher gelten. Hier kann Satan Einzug halten. Er flüstert ihm zu, beides zu vereinen, nicht alles zu geben und doch den Ruhm der Hingabe zu erlangen. Habsucht und Selbstsucht wohnten in seinem Herzen, und Täuschung - Betrug - Heuchelei und Lüge waren die Wirkung. Wir können wohl den Fall eines Gläubigen sehen, aber die verborgenen Vorgänge in dem Herzen, die dem offenen Fall voraufgehen, sehen wir nicht. Aber Gott sieht unser Herz und all die Überlegungen desselben. Wenn wir die Vorgeschichte manchen Sündenfalles sehen würden, wir würden erstaunen, wie klein oft die Anfänge sind: nur etwas, ein Kleines, was geliebt, geduldet, was man nicht aufgeben, nicht aufdecken, nicht bekennen, nicht richten will - und das Ende? ein tiefer Fall und Gottes züchtigende Hand. So ist der Weg, wenn die Einflüsterungen des Satans nicht sofort gerichtet werden, wenn man nicht seine Zuflucht zum Thron der Gnade nimmt, um Hilfe zur rechten Zeit zu empfangen (Hebr. 4,16). Gott sagt: „Widerstehet dem Teufel“ (Jak. 4,7.8).

Der Gang bei Ananias ist: a) Er duldet - beherbergt den bösen Gedanken in seinem Herzen („der Satan hat dein Herz erfüllt“ V. 3). b) Er bespricht den bösen Gedanken mit seiner Frau, und sie „kommen überein“ (V. 9). O, daß er sich mit seinem Gott besprochen hätte, statt mit seiner Frau! c) Das Böse wird zur Tat gemacht. d) Gott deckt auf - zeigt, daß Seinem Hause Heiligkeit geziemt. Eine Gabe, die dem HErrn dargebracht wird, muß Ihm auch passend und geziemend dargebracht werden. Er ist der Heilige und der Wahrhaftige, und Ihm können wir nicht weihen, was mit Lug und Trug, mit Bosheit und Heuchelei und Lüge verbunden ist. - Wie manche Zucht Gottes unter Seinem Volke auch heute mag hierin den Grund haben!

Daß wir es hier mit einem außergewöhnlichen Gottesgericht zu tun haben, braucht kaum gesagt zu werden. Es lag eine besondere Schwere in diesem Fall. Erstens fand die Sünde statt mitten in der Kraftentfaltung des Heiligen Geistes jener Tage. (Wir lesen vorher „alle wurden mit Heiligem Geiste erfüllt“ usw. 4,31.) Nicht als ob Sünde abzuwiegen ist in ihrer Schwere - aber doch ist zu beachten, daß sie inmitten der mächtigen Offenbarungen des Geistes wohl überlegt begangen wurde, und dann war es die erste Sünde, die in dem Hause Gottes aufgedeckt wurde, und Gott reinigte Sein Haus und tat den Bösen durch das Gericht hinaus (vergl. 1. Kor. 5!).

3. Der Sünde des Ananias und der Sapphira folgt Kapitel 6 das Murren. Dem Ananias gab Satan die Gedanken der Heuchelei ins Herz - den Hellenisten gab er die Unzufriedenheit ins Herz darüber, daß sie „übersehen“ wurden. Dies ist ein Grund vielen Murrens auch heute noch unter den Kindern Gottes! - Man fühlt sich übersehen - zurückgesetzt. Wie leise und verborgen naht sich Satan dem unwachsamen Herzen! Er ist auf dem Plane (Eph. 4,27-30).

Können wir aus diesen drei Weisen, wie Satan hier seine Angriffe macht, das Werk des HErrn zu verderben, nicht etwas lernen? Enthalten sie nicht eine Warnung für uns heute?

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Nach solchen ausführlichen Antworten ist es nicht nötig, noch etwas Wesentliches anzufügen. Möchten uns diese Antworten zu bleibendem Segen sein und uns zur Mahnung und Warnung dienen, daß wir nie Schein setzen an die Stelle, da Gott von uns Wahrheit, Wirklichkeit erwartet. Er gibt Sich mit nichts Geringerem zufrieden. Und wenn der Heilige Geist auch heute nicht so offensichtlich unmittelbar auf die Unwahrhaftigkeit, das Scheinleben im Hause Gottes Antwortet wie damals (und wie an einem späteren Tage aufs neue), so ist es doch sicher, daß Gott, der Sich stets gleich bleibt in Seinem Wesen, das richten wird, was an uns Seiner Heiligkeit nicht entspricht, und wir werden vor dem Richterstuhle Christi „Schaden leiden“ (2. Kor. 5,10; 1. Kor. 3,12-15!). Hier gilt auch das ernste Wort Gal. 6,7.8, das nicht etwa von ewigem Verderben der Seele redet, sondern das an uns Gläubige zur Warnung gerichtet ist, daß wir nicht fleischlich wandeln und dann vor dem Richterstuhle erfahren, wie das aufs Fleisch Gesäete dem Verderben preisgegeben ist. Nur das Wandeln im Geist (Gal. 5,25), das Säen auf den Geist, das Leben in der Wahrheit, die Wirklichkeit der Dinge hat ewigen Bestand.

Daß diese Geschichte, wie Antwort C zeigt, nichts zu tun hat mit ewigem Verlorengehen, sondern daß es sich um Zucht handelt, um zeitliches Abgeschnittenwerden aus dem Lande der Lebendigen durch göttliches furchtbares Strafgericht, haben wir schon in Frage 26, Band 1 (1913) (über Joh. 20,23) kurz angedeutet. Auch mit der sogenannten „Sünde gegen den Heiligen Geist“ hat diese Stelle nichts zu tun. Die Schrift spricht nur von „Lästerung des Geistes“ und vom „Lästern, Reden wider den Heiligen Geist, siehe Matth. 12,31.32 und Mark. 3,29, wo deutlich gezeigt wird, wer diese Sünde beging und worin allein sie bestand. Nein, es handelt sich in Apgesch. 5 um das erste offenbar gewordene Betrüben des Heiligen Geiste (Eph. 4,30). welches die sofortige Zucht und ein zeitliches Gericht hervorrief, wodurch der HErr für alle Zeiten festlegte, wie Er denkt über die Heiligkeit des Hauses Gottes, Seiner Gemeinde. Möchte auch bei uns etwas sein von der „großen Furcht“! Möchten wir uns fürchten, Ihn durch irgendetwas zu betrüben! Seine Gedanken über das Böse bei uns Gläubigen sind heute nicht anders als damals, wenn auch Seine Handlungsweise an dem gegenwärtigen Tage eine langmütigere ist. Wir haben es mit einem heiligen Gott zu tun, „auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr. 12,29). - Die obigen Antworten enthalten für unser praktisches Leben viele kostbare Winke, die wir uns zu Herzen nehmen wollen. Nicht aus Furcht, daß wir, Seine Schafe, vielleicht doch noch verloren gehen könnten! (Joh. 10,27-30; vergl. u. a. Frage 33, Band lI, 1914!) Wenn man Apgesch. 5,1-11 dahin ausdeutet, wo ist dann die Grenze? wo doch jede Sünde der Gläubigen heute ein Betrüben des Geistes ist, ohne daß Gott mit sofortigem Tode Antwortet - und in 1. Joh. 1,9 und 2,1 auch von dem möglichen (nicht notwendigen!) Sündigen der Gläubigen die Rede ist, woraus soll man dann wissen, wann man möglichenfalls die Sünde begangen hat, die den ewigen Ausschluß aus Gottes Gemeinschaft zur Folge hat?! - Nein, laßt uns die ernsten Mahnungen von und über Apgesch. 5,1-11 beherzigen um der Heiligkeit des HErrn willen und aus Liebe zu Ihm, der uns um einen hohen Preis erkauft

hat! (1. Kor. 6,20; 1. Petri 1,14-19!)

Geleitsworte an den Leser:

Euer Herz werde nicht bestürzt! Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an Mich! In dem

Hause Meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde Ich es euch gesagt haben; denn Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn Ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme Ich wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seiet. Und wo Ich hingehe, wisset ihr, und den Weg wisset ihr ... Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch Mich.“ Joh. 14,1-4.6.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

 

 

 

Frage 23

Wie ist der erste Teil des Verses Joh. 12,47 zu verstehen im Vergleiche zu Joh. 3,18?

Antwort A

Zum besseren Verständnis gehört meines Erachtens Joh. 3,17-19 und 12,46-48 dazu. Nach Joh. 3,17 hat Gott Seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt, nicht, daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt durch Ihn errettet werde. Mit der Sendung des Sohnes Gottes fing das Jahr der Annehmung und der Tag des Heils an (Luk. 4,19), und dieser Tag des Heils währt heute noch. Der Herr Jesus kam somit noch nicht zum Gericht in die Welt, sondern zum Heil und zur Rettung derselben. Wer an Ihn glaubte, Ihn aufnahm als den von Gott Gesandten, wurde errettet, wer Jhn nicht aufnahm, nicht an Ihn glaubte, blieb in der Finsternis und war (dem Grundsatz nach) schon gerichtet - er war durch seinen Unglauben dem Vollzug des künftigen Gerichts verfallen. Dies gilt auch heute noch!

Joh. 12,46-48 besagt dasselbe, jedoch mit einem Zusatz oder einer Erweiterung: In der Welt ist Finsternis (Joh. 1,4.5), Jesus kam als das Licht in diese Welt (Joh. 12,46), auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht in der Finsternis bleibe! Nun folgt aber noch weiter 12,47: „Wenn jemand Meine Worte hört und nicht bewahrt, so richte Ich ihn nicht.“ Das Gericht ist dem Herrn Jesus ein fremdes Werk, denn Er war doch gekommen zum Heil und Leben; Vers 48: „Wer Mich verwirft und Meine Worte nicht annimmt, der hat den, der ihn richtet: das Wort, das Ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tage.“ (Offenb. 20,11-13!) Jesus war das lebendige Wort Gottes, Joh. 1,1 (vergl. Offenb. 19,11-13: „Sein Name heißt das Wort Gottes“)! Wie ernst ist dieses doch für die Welt im ganzen und für jeden einzelnen Menschen in der Welt hinsichtlich seiner Stellung zum Herrn Jesu und Seinem geoffenbarten Willen und zu dem der Welt und jedem einzelnen noch angebotenen Wort!

Offenb. 1,3: Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung (gilt auch für das ganze Wort Gottes) und bewahren, was in ihr geschrieben ist (vergl. noch Offenb. 3,8-10)!

F. B.

Antwort B

Joh. 12,47 lautet: „Wer Meine Worte hört und glaubt nicht, den werde Ich nicht richten; denn Ich bin

Joh. 12,47 lautet: „Wer Meine Worte hört und glaubt nicht, den werde Ich nicht richten; denn Ich bin nicht gekommen, daß Ich die Welt richte, sondern daß Ich die Welt selig mache.“ Wozu Jesus in die Welt gekommen ist, ist ja den meisten Gläubigen klar. Er kam, um zu suchen und zu retten das Verlorene (Luk. 19,10), die Sünder zu erretten (1. Tim. 1,15), die Sünder zur Buße zu rufen (Luk. 5,32), zu dienen und Sein Leben hinzugeben (Mark. 10,45), die Welt zu retten (Joh. 3,17), die Sünde hinwegzunehmen (Hebr. 9,28; 1. Joh. 3,5; 1. Petri 2,24). Um nun durch den Herrn Jesus gerettet zu werden, muß man Sein Wort, das Evangelium, hören und diesem glauben (Joh. 5,24; Röm. 10,9-17). Wer nun hört und glaubt, der wird bestimmt durch die Gnade gerettet. Er wird nicht in das Gericht kommen, von dem der HErr in Joh. 5,22.27-29 redet, da Er aus dem Tode in das Leben hinübergegangen ist (Joh. 5,24; Eph.2,1.5; Luk. 15,32). Wer nun aber das Wort hört und ihm nicht glaubt, den will der Herr Jesus nicht richten, weil er schon dadurch gerichtet ist, daß er dem Worte Jesu oder an den Namen Jesus nicht glaubt (Joh. 3,18). Wer an Ihn glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber an Ihn nicht glaubt, nachdem er von Ihm gehört hat, der ist schon gerichtet. Das Wort, welches der Herr Jesus geredet hat, das wird ihn richten am Jüngsten Tage (Joh. 12,48). Um also die erste Hälfte des Verses Joh. 12,47 zu verstehen, ist es gut, gleich im Anschluß daran den zweiten Teil von Vers 48 zu lesen. Die Verachtung des Wortes Jesu, die in dem bewußten Nichtglaubenwollen liegt, reicht voll und ganz hin, den betreffenden Menschen reif zu machen fürs Gericht, ohne daß dabei erst seine Worte und Werke in Frage zu kommen brauchen. Diese Wahrheit berechtigt uns jedoch auf keinen Fall dazu, vorschnell über Menschen zu urteilen, die vielleicht noch nicht an den Herrn Jesus glauben, weil sie Sein Wort noch nicht richtig hörten. Gott gebe uns noch viele treue Zeugen, die das Wort von dem Herrn Jesus unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes zu den Menschen reden, damit noch viele hören, glauben und gerettet werden.

A. C.

Antwort C

Wenn wir das dritte Kapitel im Joh.-Evangelium im Zusammenhang lesen, sehen wir, wie der Herr Jesus in umfassender, klarer Weise das Werk der Erlösung zeigt. Er läßt den Nikodemus zurückblicken auf jene wunderbare Errettung im Alten Bunde und zeigt ihm das Vorbild jener ehernen Schlange (4. Mose 21,8.9), um ihm Verständnis dafür zu wecken, wie Er auf dem Kreuz die Schuldfrage des Menschen ordnen mußte und so den großen Plan Seines Gottes und Vaters hinausführte, der in dem Grundsatz gipfelt: „Welcher will, daß alle Menschen errettet werden“ (1. Tim. 2,4). Wir sehen hier die große Seite des Werkes Christi für uns und die Liebe Gottes einer verlorenen Welt gegenüber (Joh. 3,16) ebenso, wie diese Liebe jedem Rettung bringen will und wie diese Errettung von dem einfachen Glauben an den von Gott Gesandten, Seinen Sohn Jesus Christus, abhängig gemacht wird. Hierzu waren zwei Voraussetzungen nötig: 1. der Mensch mußte erkennen, daß er Rettung bedurfte, und 2. er mußte glauben, daß diese Errettung in Christus erschienen war (vergl. Joh. 1,29; 1. Joh. 2,2; 4,10; 2. Kor. 5,19). Diese Errettung muß geglaubt werden, und wer sie im Glauben annimmt, ist ihrer gewiß, denn hier hört der Mensch auf zu wirken, und Gottes Wirken tritt in Tätigkeit. Er gab, und der Mensch nahm und glaubte (Joh. 3,16). Wir sehen also, daß jedem diese wunderbare Errettung in die Hand gelegt ist, er kann sie im Glauben annehmen oder im Unglauben ablehnen. Gnade und Gericht, beides hat der Mensch in seiner Hand. Wer im Unglauben verharrt, richtet und schließt sich selbst aus, und wer an den Sohn Gottes glaubt, hat seinen Beruf und Erwählung fest gemacht. Wenn wir nun in Joh. 3,18 sehen, wie die rettende

Gnade dem Menschen begegne, und verfolgen den Weg des HErrn, wie Er Sich Schritt für Schritt den Juden offenbarte und wie Er bei der Auferweckung des Lazarus als das Leben unverkennbar vor ihnen stand, und wenn wir dann weiter beachten, wie man gerade um dieser Wahrheit willen, weil sie überführte, sich gegen Ihn entschied (Joh. 11,53), so sehen wir hier ein Ablehnen des HErrn und der von Ihm angebotenen Errettung mit Bewußtsein. Die andere Schriftstelle verweist uns auf die gleiche Linie. In beiden Fällen ist der Mensch in freier Wahl tätig. So ist das von Gott ausgegangene Wort (Joh. 1,14) entweder dem einen „ein Geruch vom Tode zum Tode“ oder dem anderen „ein Geruch vom Leben zum Leben“ (2. Kor. 2,15.16). In allen Fällen ist aber zunächst nicht der Sohn Gottes, sondern das Wort die richtende Seite, und dies wird sich immer im Leben des einzelnen als ein zweischneidiges Schwert erweisen (Hebr. 4,12). Und genau so wie die, welche das Wort angenommen und auch bewahrt haben, ihrer ewigen Errettung gewiß sind durch die Macht des Wortes, genau so wird für die, welche im Unglauben verharren, das Wort eine Anklageschrift bilden, denn „Sein Name heißt: das Wort Gottes“ (Offenb. 19,13). Aus diesem ersehen wir, daß mit Seinem Kommen das vom Vater gesandte Wort in die Welt kam (Joh. 1,1-3) und daß es ausging, um zu erretten, und nicht, um zu richten, aber gerade aus diesem Grunde wird dieses Wort, das Er geredet hat, diejenigen richten, die es gehört haben, denn es war das Wort des Vaters und des ewigen Lebens.

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Antwort B kam aus dem Felde!

Beide Stellen unserer Frage ergänzen einander. Für uns Gläubige, die wir den Herrn Jesus als „das Wort Gottes“ kennen, ist es eine ernste Tatsache im Blick auf die uns umgebende Welt, daß Sein Wort verwerfen - Ihn verwerfen heißt, wie denn Sein Name, Seine Person überhaupt der Prüfstein für die Welt ist (auch für uns! vergl. z. B. Matth. 26,6-12!). An Ihm scheiden sich die Geister (vergl. dazu auch Joh. 9,39, wo im Urtext ein wenn auch stammverwandtes, so doch anderes Wort steht als in obigen Stellen; es könnte demnach auch besser heißen: „zur Scheidung“, was ja das ernste Ergebnis eines Gerichtes ist), an Ihm werden sie offenbar, Sein Wort und dessen Verkündigung erweist, wer sie sind.

So wunderbar groß auch Seine Liebe sich zeigte, in der Er immer wieder lockte und zu erretten suchte, so wichtig ist es doch zu beachten, daß der HErr dennoch das Gericht nicht fortläßt aus Seinen Reden, wenngleich Er nach Seinen eigenen Worten damals noch nicht gekommen war, es auszuüben - das erfolgt später! Auch wir, die wir das Evangelium verkünden, die Liebe des Heilands und die Liebe Gottes anpreisen und somit die köstliche Seite der frohen Botschaft stets in den Vordergrund rücken dürfen, auch wir haben nicht zu vergessen, hinzuweisen auf den Ernst des Gerichtes, ja, nicht zum wenigsten des Gerichtes, das schon gegenwärtig ist für den, der nicht glaubt, der die Finsternis mehr liebt als das Licht. Das ist nach unseren Stellen das Gericht, unter dem ein jeder steht, der sich bewußt dem Licht verschließt - ob wir es im einzelnen Falle auch nicht so leicht beurteilen können, manchmal aber doch! -, daß das Wort ihn verdammt. Und da „das Wort lebendig ist“ (Hebr. 4,12), ja, Er Selber ist, so wirkt es weiter verdammend oder Leben gebend bis in Ewigkeit, je nachdem, wie der Mensch sich Ihm gegenüber verhält und verhielt hienieden, solange Gnadenzeit ist (vergl. 1. Petri 1,23-25 [Hebr. 13,8] und Luk. 8,11-15.18 u. a.!). - Möchten wir Gläubigen treue,

unbestechliche Zeugen der ganzen Wahrheit sein, die wir die kostbare, aber auch verAntwortungsvolle Lebensaufgabe haben, Sein Wort, „das Wort des Lebens“

zu verkünden sowie darzustellen in Wort und Wandel! (Vergl. Phil. 2,14-16a; 1. Thess. 1; 2,3-6a.13; 2. Kor. 3,3 usw.)

Frage 24

Enthält Offenb. 20,4 einen Gegenbeweis gegen die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi vor der antichristlichen Trübsal? Ferner: Wer oder was ist mit „was“ und „der“ in 2. Thess.2,6-7 gemeint?

Antwort A1

1

Obwohl wir mit dieser Antwort in der Hauptsache nicht übereinstimmen können, haben wir sie doch aufgenommen des Vergleiches halber! Auch urteilen wir, daß es oft besser ist,einen ehrlichen Gegner zu Worte kommen zu lassen als ihn totzuschweigen; um so eher können wir die Hoffnung haben, daß er und andere sich überzeugen lassen von der biblischen Richtigkeit der von ihnen bekämpften Lehre! (Der Herausgeber.)

Zu den großen Ereignissen, die das Tausendjährige Reich einleiten, gehört auch die erste Auferstehung. Die Frage der ersten Auferstehung hatte schon zur apostolischen Zeit Anlaß zu mancherlei Irrlehren gegeben (2. Tim. 2,18). Der Apostel Paulus sah sich veranlaßt, diesen Irrlehren kräftig entgegenzutreten (1. Kor. 15,22-24; 1. Thess. 4,16.17). Wie ja auch aus den klaren Antworten zu Frage 35, Band III (1915) hervorgeht, haben wir es mit einer leiblichen Auferstehung der Gläubigen vor Beginn des Tausendjährigen Reiches zu tun. Oben angeführte Stelle aus der Offenbarung spricht nun von der Auferstehung und Mitregierung der letzten Märtyrer. Meines Erachtens liegt hier keine Schwierigkeit anderen Stellen gegenüber vor. Wir werden in dieser Stelle nach meiner Meinung noch klarer in die von Gott vorgesehene „Rangordnung“ der ersten Auferstehung eingeführt, wie schon in der bekannten Stelle 1. Thess. 4,16.17. Vor allem werden die Blutzeugen der letzten Zeit, dann alle die seligen Toten, oder biblisch ausgedrückt „die Toten in Christo“, „die Christo angehören“, „die in Christo Entschlafenen“ auferweckt und mit den noch lebenden Gläubigen entrückt zu Jesu; und diese alle werden an der Regierung der Welt während des Tausendjährigen Reiches teilhaben. Diese Entrückung geschieht aber nicht vor der antichristlichen Trübsal. Der Antichrist wird nach 2. Thess. 2,3.4 zunächst sein Wesen treiben. Durch seine Verführungskünste wird sich erst die scharfe Scheidung zwischen Gottes- und Weltkindern vollziehen. Der Abstand zwischen diesen beiden Menschengruppen wird immer größer werden, bis der Haß der Weltkinder auf die Gotteskinder sich in blutigen Verfolgungen Luft machen wird. Aus diesen Verfolgungen stammen dann die Blutzeugen, von denen in Offenb. 20,4 die Rede ist.

Das persönliche Auftreten des Antichristen wird also den Zeiger an der Weltenuhr merklich voranrücken. (Die vielfach umstrittene Frage eines „persönlichen“ Antichristen braucht nicht weiter untersucht werden.) Der Entrückung und Versammlung der Gemeinde Christi geht eine schwere Zeit voraus. Auch der Weg der Gemeinde geht über Golgatha zur Herrlichkeit. Möchte 2. Thess. 2 auch in unseren Tagen von allen beherzigt werden, die meinen, die Entrückung der Gemeinde des HErrn sei vor der widerchristlichen Zeit zu erwarten! - Das Auftreten des Antichristen wird aber nicht unvorbereitet erfolgen. Der äußere und innere Zustand der Welt muß für sein Auftreten reif sein. Mit anderen Worten: „Alle Hindernisse, die seiner Machtentfaltung im Wege stehen, müssen beseitigt sein.“ Solche hindernden Momente werden 2. Thess. 2,6.7 mit „was“ und „der“ angedeutet. Welcher Art diese hindernden Momente sind, können wir nur vermuten, da der Apostel sie uns nicht klar sagt. Man könnte vielleicht die auf dem Grunde der Religion erbaute christliche Obrigkeit darunter verstehen. Die Predigt des Wortes, das ziel- und kraftvolle Arbeiten unserer Missionsanstalten sind unbedingt hindernde Momente, die das Auftreten des Antichristen verzögern. Auch der am Ende

unbedingt hindernde Momente, die das Auftreten des Antichristen verzögern. Auch der am Ende erscheinende antichristliche Staat macht seine gewaltige Entwicklung durch. Schon der Apostel Johannes schreibt 1. Joh. 2,18 von damals schon wirkenden Antichristen. Und blicken wir in die Geschichte, welche gewaltige Entwicklung hat der antichristliche Staat durchgemacht. „Das Kind des Verderbens“ wird aber erst erscheinen, wenn sein Thron fest steht, wenn die hindernden Momente beseitigt sind. Bist du, lieber Leser, auch ein Hindernis?

W. K.

Antwort B

Offenb. 4,1-4; 5,8-10 zeigen uns die Versammlung Gottes, die Gemeinde Jesu Christi in den. Himmel aufgenommen durch Entrückung, die Auferstehung der im HErrn Entschlafenen (1. Kor. 15,51; 1. Thess. 4,13-17). In Offenb. 6,9-11 sehen wir die um des Wortes Gottes und des Zeugnisses willen Geschlachteten, es wird ihnen auf ihr Rufen um Rache gesagt, noch eine kleine Zeit zu warten, bis ihre Mitknechte und Brüder auch noch dazu kommen. - In Offenb. 13,14-18; 14,9-11 erscheinen diejenigen, die das Bild des Tieres anbeten und andere, die ein Malzeichen annehmen an ihre Stirne oder die Hand. - Offenb. 20,4-6 sehen wir nun diese drei Klassen von Heiligen und Überwindern aus Kap. 6,9-11 und Kap. 13,15-18 und 14,9-11. Diese Heiligen und Überwinder gehören nicht zur Kirche (Gemeinde) Christi, sie lebten hienieden in der Zeit der (von jetzt aus gesehen: künftigen) großen Drangsal, als das Reich verkündigt wurde, sie glaubten und ihre Hoffnung war, in das Reich (das Tausendjährige Reich Christi auf Erden) einzugehen; ihre Hoffnung erfüllte sich nicht, sie erlitten den Märtyrertod; dafür wurden sie aber gewissermaßen viel herrlicher entschädigt, am Schluß der Gerichtszeit wurden sie entweder entrückt oder auferweckt, die Schrift sagt, sie lebten, saßen auf Thronen und herrschten und richteten mit Christo tausend Jahre. Die Versammlung Gottes, das Weib des Lammes herrscht mit Christo in die Zeitalter der Zeitalter (Offenb. 22,5), Offenb. 20,1-4 ist also kein Gegenbeweis der Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal.

Ferner: „Was ist mit ,was' und ,der' in 2. Thess. 2,6.7 gemeint?“ Der Apostel hatte bereits von dem Abfall und der Offenbarung des Menschen der Sünde mit den Thessalonichern gesprochen, jetzt sagt er ihnen, daß sie das Hindernis kennen sollten, welches die Entwicklung des Bösen vor der bestimmten Zeit zurückhielt. Also der Grundsatz des Bösen war schon zu jener Zeit wirksam, nur es war gewissermaßen eine Schranke da, die das Böse in seinem Offenbarwerden aufhielt. Was war es nun und was ist es heute noch - das „Was“?

Zunächst war es die Macht Gottes, welche schon damals und bis heute noch in den Obrigkeiten wirksam ist. Man denkt im allgemeinen zu gering von der Obrigkeit und den menschlichen Gewalten und der staatlichen Ordnung und vergißt, was Joh. 19,11; 1. Petri 2,13.14 und 2. Tim. 2,1-5 geschrieben steht. Sodann ist die Versammlung Gottes, die Gemeinde Jesu Christi hienieden schon damals und bis jetzt noch der Gegenstand der liebenden Fürsorge Gottes auf Erden, teuer erkauft durch das Blut Seines eingeborenen Sohnes, sie ist und soll nach den Gedanken und dem Willen Gottes eine Schranke sein gegen die Gesetzlosigkeit. Das Haupthindernis für die Entwicklung des Bösen und des Menschen der Sünde ist die Gegenwart des Heiligen Geistes, der noch wirksam ist in der Verkündigung des Wortes und dem Rufe zur Buße und Umkehr an den einzelnen Menschen (Hebr. 3,7).

Wir können somit mit Bestimmtheit sagen: Das „Was“ ist die noch wirkende Macht Gottes in der Obrigkeit und die Versammlung Gottes, die Gemeinde Jesu Christi, und der „Der“ ist der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, der noch wirksam ist an den einzelnen, um zu retten, was sich retten läßt.

Wenn nun die Versammlung, die aus den wahren Gliedern Christi besteht, weggenommen sein und infolgedessen auch der Heilige Geist als Sachwalter nicht mehr hienieden sein wird, dann findet der Abfall statt. Die Zeit zur Beseitigung jedes Hindernisses ist dann gekommen, das Böse ist dann ohne Zaum und Zügel, „der Mensch der Sünde“ kann dann erscheinen. Also „das, was zurückhielt“, ist heute noch vorhanden, es ist Gott in der Person des Heiligen Geistes, der durch das, „was“ ist: die Versammlung Gottes (Offenb. 1,19) das Böse zurückhält und die göttliche Autorität in der Welt noch bewahrt, und solange dies noch besteht, kann die völlige Gesetzlosigkeit und „der Mensch der Sünde“ sich nicht offenbaren. Wie lange noch? Dazu lese man Offenb. 3,11; 22,12-17; 1. Mose 6,3!

F. B.

 

Antwort C

Die Frage betreffs des Gegenbeweises ist mit einem entschiedenen „Nein“ zu beAntworten, weil aus verschiedenen anderen Stellen des Wortes Gottes sich deutlich ergibt, daß die Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal stattfindet. Die Entrückung der Gemeinde steht mit dem Wiederkommen des HErrn in Verbindung, auf das wir warten auf Grund Seines Versprechens: „Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seiet“ (Joh. 14,3). Dieses Wiederkommen des HErrn zur Heimholung der Seinen ist zu unterscheiden von Seinem Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit zum Gericht und zur Aufrichtung Seines Reiches (Matth. 25,31; 2. Thess. 1,7-10; Judas 14.15). Letzteres Kommen wird sein am Ende der großen Drangsal und ist daher an gewisse Vorgänge auf dieser Erde, die diesem Kommen vorausgehen, gebunden (siehe Matth. 24, besonders V. 15-30). Anders ist es aber mit dem Kommen des HErrn zur Entrückung Seiner Gemeinde. Dieses ist ein Ereignis, von dem die Welt nichts sehen wird und bei dem der HErr überhaupt nicht auf die Erde kommen wird, denn die Seinen werden nach ihrer Auferweckung und Verwandlung entrückt werden „in Wolken dem HErrn entgegen in die Luft“ (1. Thess. 4,17). Es ist ein Ereignis, das nur die Seinen angeht, himmlischen Charakters, und ist deshalb auch in keiner Weise abhängig von irgendwelchen Vorgängen auf dieser Erde. Daher finden wir auch im Worte, daß die Gläubigen schon immer, von Anfang an, auf dieses Kommen des Herrn warteten (siehe Phil. 3,20; 1. Thess. 1,10). – Daß dieses Kommen, und somit die Entrückung der Gemeinde, aber vor der großen Drangsal stattfinden wird, sehen wir deutlich aus verschiedenen Schriftstellen, auf die wir kurz einen Blick tun wollen.

In Luk. 12 sagt der HErr den Seinen, daß sie fortwährend auf Ihn warten sollten, wachend und bereit (V. 35-37), und daß Er kommen werde, ehe die Nacht vorüber sein werde (V. 38: „... und wenn Er in der zweiten Wache kommt und in der dritten Wache kommt und findet sie also“ - nämlich wachend - „glückselig sind jene Knechte!“). Was hätte Seine Ermahnung zum beständigen Erwarten und Wachen für einen Sinn, wenn Sein Kommen von gewissen Vorgängen abhängig und daher nach diesen der Zeitpunkt Seines Kommens zu berechnen wäre? Und wie könnte Er in der zweiten oder in der dritten Nachtwache kommen, wenn Sein Kommen erst am Schluß der großen Drangsal wäre? denn letztere gehört bereits mit zu Seinem „Tage“ (siehe Mal. 4,1 und andere Stellen!).

denn letztere gehört bereits mit zu Seinem „Tage“ (siehe Mal. 4,1 und andere Stellen!).

In Offenb. 3,10 ist gesagt, daß der HErr die Seinen bewahren wird „vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird ...“ Die Gläubigen werden also überhaupt nicht von dieser „Stunde der Versuchung“ - der großen Drangsal - betroffen werden, werden überhaupt nicht in dieselbe hineinkommen; also müssen sie vorher von dem Schauplatz derselben entrückt sein!

Ein weiterer und sehr klarer Beweis für die Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal sind die 24 Ältesten in Offenb. 4 und 5. Diese 24 Ältesten stellen die entrückte Gemeinde dar, entsprechend 1. Chron. 24,7-19, wo wir bei der Einrichtung der Priester zu ihrem Dienste die gesamte Priesterschaft durch 24 Familienhäupter vertreten finden. 24 ist also hier die Vollzahl der Priesterschaft. Die Bezeichnung „Älteste“ deutet auf Weisheit hin - Verständnis für die Gedanken und Wege Gottes, wie wir es bei den 24 Ältesten in Kapitel 4 und 5 und in den weiteren Kapiteln in auffälliger Weise finden. Die „weißen Kleider“ deuten hin auf Priestertum (2. Mose 23,39-43) und die goldenen „Kronen auf den Häuptern“ auf Königtum. Das Sitzen auf Thronen aber rings um den Thron zeigt die vertrautesten Beziehungen zu Dem an, der auf dem Throne sitzt. Von wem ist alles dieses wahr? Von Engeln? Nimmer, auch von den höchsten nicht, denn sie sind und bleiben immer nur Diener! Von wem dann? Ich weiß nur eine Antwort: Es sind die, die Gott so nahe gebracht sind durch Jesum Christum, daß sie zu Gott „Vater“ sagen dürfen - die Erlösten des HErrn, die Seine Gemeinde bilden! Wem ist Verständnis und Weisheit geschenkt in bezug auf Gott und Seine Gedanken und Wege durch Seinen Geist in solchem Maße wie ihnen? Ist nicht gerade von ihnen besonders gesagt, daß sie „ein königliches Priestertum“ sind (1. Petri 2,9) und daß Er sie „gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater“ (Offenb. 1,6)? Und wer könnte „sitzen“ in der Gegenwart Gottes, trotz aller „Blitze und Stimmen und Donner“? Nur die, die in ein solches inniges und vertrautes Verhältnis zu Ihm gebracht sind, wie sie es sind! - Die 24 Ältesten stellen also die verherrlichte Gemeinde dar, und dies ist überaus wichtig für unsere Frage, denn wir sehen sie im Himmel vor Beginn der Gerichte über diese Erde, also vor Beginn der großen Drangsal! Denn die Gerichte beginnen erst in Kapitel 6 mit dem Brechen der Siegel des Buches durch das Lamm, während wir die 24 Ältesten bereits vor und bei der Entgegennahme des Buches durch das Lamm im Himmel finden (Kap. 4 und 5)! Diese wenigen Stellen sollten genügen als starke Beweise für die Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal.

Es gibt noch andere Stellen, wie z. B. Matth. 25,1-13, wo der Bräutigam kam, während die törichten Jungfrauen hingingen, Öl zu kaufen und die Tür verschlossen war, als sie zurückkehrten (so werden die nicht zur Gemeinde gehörenden Bekenner zurückbleiben für die große Drangsal), oder Kol. 3,4; 2. Thess. 1,10, welche zeigen, daß die Seinen mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit, also bereits vorher verherrlicht und mit Ihm vereinigt sein müssen, oder auch Judas 14; Offenb. 17,14b und 19,14, wo gesagt ist, daß die Seinen mit Ihm kommen, also vorher schon bei Ihm sein müssen!

Also, wenn das Wort Gottes uns so deutlich zeigt, daß die Gemeinde vor der großen Drangsal entrückt wird, kann in Offenb. 20,4 kein „Gegenbeweis“ enthalten sein.

Zu dem zweiten Teile der Frage bin ich, wie wohl die Mehrzahl der Brüder, der Überzeugung, das, mit „was“ und „der“ der Heilige Geist gemeint ist. Wer anders wäre imstande, „zurückzuhalten“? Solange Er in den Gläubigen eine Wohnung auf dieser Erde hat, hält Er das Böse in einer gewissen Schranke;

Er erhält die von Gott verordnete Obrigkeit (Röm. 13,1) aufrecht und verhindert damit den völligen Zusammenbruch von Gesetz und Ordnung. Sobald aber die Gemeinde entrückt sein wird, also Seine Wohnung hier abgebrochen sein wird, wird auch Er „aus dem Wege“ sein und nicht mehr zurückhalten; dann wird dem Verderben freier Lauf gelassen werden, die Obrigkeit göttlichen Ursprungs wird aufgelöst werden und Gewalten satanischen Ursprungs werden an ihre Stelle treten (Offenb. 13); es wird nicht mehr nur „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ wirksam sein, sondern die Gesetzlosigkeit wird dann unverhüllt zutage treten und herrschen. - Welch ein schrecklicher Zustand wird dann sein! Wie sollte es unser Herz mit Dank erfüllen, wenn wir sehen, welche Wohltat wir und unsere Mitmenschen dadurch genießen, daß der Heilige Geist - in uns wohnend, welche Gnade! - hienieden eine solche Tätigkeit entfaltet, und wir so ganz und völlig auf Ihn vertrauen dürfen, solange wir hienieden sind! Ja, wenn wir dieses betrachten, wird unser Herz weit für unseres Gottes und Vaters Liebe und Herrlichkeit, und wir beugen uns in den Staub und beten an.

Th. K.

 

Antwort D

Es ist nicht gesagt worden, inwiefern hier ein Gegenbeweis gefunden werden könnte. Ich finde keinen Anhaltspunkt für einen solchen in dieser Stelle. Das Zeugnis der Schrift über die Aufnahme der Gemeinde vor der großen Trübsal ist zu klar, als daß Mutmaßungen und Fragen über eine Stelle wie Offenb. 20,4 etwas davon zweifelhaft machen könnten.

Das, was in dieser Stelle Schwierigkeit machen dürfte, ist die Frage: Wer sind die „Sie“, die auf den Thronen sitzen? Welche Gläubigen sind damit gemeint? Die danach Genannten finden wir mit Leichtigkeit in dem Buche der Offenbarung wieder (Kap. 6,9-11; 13,15; 14,12). Aber wer sind diese „Sie“? Ich glaube, so wie Gott uns jene kennzeichnet als die Enthaupteten und die, die das Malzeichen nicht annahmen, so kennzeichnet Er uns diese als die, die auf Thronen sitzen und Gericht halten. - Man möchte fragen, warum sind sie nicht näher beschrieben? Eben, weil weiteres zu ihrer Kennzeichnung nicht nötig war und wir sie so in der Offenbarung finden. Zu der Gemeinde wird gesagt, daß die Überwinder mit Ihm auf dem Throne sitzen (Offenb. 3,21) und die Heiligen Gericht halten sollen (Offenb. 2,26.27; 1. Kor. 6,2.3; Judas 14; Ps. 149,5-9). Und in Offenb. 4,4 sehen wir sie (die Schar der verherrlichten Gläubigen) in den 24 Ältesten auf Thronen sitzen. Sie sind die einzigen, die in der Offenbarung auf Thronen sitzend gefunden werden, - ... warum sollen sie also noch näher beschrieben werden, und welchen Grund haben wir, andere in ihnen zu suchen oder zu vermuten?

Vers 4 enthält, was Johannes sah. In Vers 5 wird uns erklärend gesagt, daß dieses die erste Auferstehung ist. Die erste Auferstehung umschließt sie alle - die Gesamtschar der Gläubigen bis zu diesen letzten, obwohl sie verschiedenen Familien angehören (Eph. 3,15). Die „erste Auferstehung“ ist nicht das Geschehnis einer Stunde, sondern sie umfaßt eine ganze Zeitperiode, und die Gläubigen der verschiedenen Verwaltungen Gottes „haben teil“ an derselben (Offenb. 20,6). Die erste Auferstehung - die Auferstehung „aus“ den Toten (Mark. 9,9.10) nahm ihren Anfang, als der Erste auferstand - das ist Christus, der Erstling (1. Kor. 15,23). Dies möchte ich den ersten Abschnitt der ersten Auferstehung nennen.

Den zweiten Abschnitt kann man in dem „Sodann“ (1. Kor. 15,23) finden: „Sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft.“ Das ist nicht bloß die Gemeinde, sondern in diesen Gläubigen, „die

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Von einer Sonderauferstehung der Gemeinde, ganz für sich, sagt die Schrift nichts. Wohl von der Entrückung - und auch hier heißt es nicht: „Die Gemeinde wird entrückt“, sondern die Lebenden“ mit den Auferweckten zugleich; natürlich die Lebenden sind die letzten zur Gemeinde gehörenden Menschen auf der Erde vor des HErrn Ankunft. Die Schrift spricht nur von zwei Auferstehungen (Joh. 5,29), warum die Gemeinde herausnehmen wollen? (v. d. K.)

des Christus sind“, sind auch die alttestanlentltchen Heiligen eingeschlossen.1

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Von einer Sonderauferstehung der Gemeinde, ganz für sich, sagt die Schrift nichts. Wohl von der Entrückung - und auch hier heißt es nicht: „Die Gemeinde wird entrückt“, sondern die Lebenden“ mit den Auferweckten zugleich; natürlich die Lebenden sind die letzten zur Gemeinde gehörenden Menschen auf der Erde vor des HErrn Ankunft. Die Schrift spricht nur von zwei Auferstehungen (Joh. 5,29), warum die Gemeinde herausnehmen wollen? (v. d. K.)

Den dritten Abschnitt der ersten Auferstehung finden wir in den entschlafenen Heiligen, die in der großen Trübsalszeit gläubig geworden und ihre Treue mit dem Tode bezahlten. Sie sind noch eingeschlossen, „teilzuhaben“ an der ersten Auferstehung. Es ist köstlich zu sehen, wie der HErr auch die in Ihm Entschlafenen dieser Zeit, die Seelen unter dem Altar und die unter der Herrschaft des Tieres Enthaupteten mit teilnehmen läßt an dem Vorrecht der ersten Auferstehung: mit Ihm zu herrschen und zu regieren in Seinem Reiche! - Es mochte den Gläubigen in der großen Drangsal betrüblich erscheine, daß sie so nahe vor der Aufrichtung des Reichs noch getötet wurden - aber welche Ermutigung lag für sie in der Stimme vom Himmel (Offenb. 14,13), die da sagte, daß glückselig sind, welche „von nun an“ im HErrn sterben! Gewiß, alle sind glückselig, die im HErrn sterben, aber diesen letzten wird jener Zeit entsprechend eine besondere Segnung vorgestellt: Sie sollten nicht nur ins Reich eingehen, sondern im Reiche mit Ihm herrschen und regieren. Und der Geist fügt ein feierliches „Ja“ hinzu und weist hin, daß ihr Mühen damit ein Ende haben und Belohnung empfangen soll.

Der Gedanke eines Gegenbeweises für die Aufnahme der Gemeinde vor der großen Drangsal scheint sich darauf zu gründen, daß man meint, weil am Schluß der großen Drangsal noch Tote auferstehen, die teilhaben an der ersten Auferstehung, deshalb müsse die Gemeinde noch auf Erden sein. Das Obenstehende dürfte die Haltlosigkeit solchen Gedenkens zeigen.

Die antichristliche Trübsal - diese Zeit, die die Schrift „die große Drangsal“ nennt, bringt die Schrift nie mit der Gemeinde zusammen, sondern stets mit Israel. Die Gemeinde geht durch viel Trübsal (vergl. z. B. Apgesch. 14,22; 2. Kor. 8,2; 1. Thess. 1,6 u. a.) - aber „viel Trübsal“ ist nicht „die große Trübsal“. Wenn die Schrift „die große Trübsal“ meint, so meint sie jene Trübsal, „dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt hin nicht gewesen ist und nicht (wieder) sein wird“ (siehe Matth. 24,21; Mark. 13,19; Offenb. 7,14; vergl. Jer. 30,7 und Dan. 12,1!). In diesen Stellen spricht die Schrift von der „großen Drangsal“. In Jer. 30,7 ist es Jakobs Trübsal und in Dan. 12,1 ist es Daniels Volk, das hindurchgeht. In Matthäus und Markus nimmt der HErr auf diese Zeit und Ereignisse Bezug, von denen Daniel redet, und spricht von Israel, Jerusalem, Judäa, Sabbat usw. - Aber nirgends verbindet die Schrift die Gemeinde mit der großen Drangsal, sondern der HErr sagt vielmehr zu Seiner Gemeinde: „Ich will dich bewahren vor der Stunde der Versuchung usw.“ (Offenb. 3,10).

Ein solcher Gedanke, daß die Gemeinde an der großen Trübsal und den Gerichten Gottes über diese Welt teilnehmen sollte, steht auch gänzlich im Widerspruch zu dem Charakter der Gemeinde Gottes. Das hieße sie zu einem Bestandteil der Welt machen. Aber die Gemeinde hat in keiner Weise ein Teil weder mit der Welt noch mit Israel, sie ist die aus Juden und Heiden „herausgerufene“ Schar, sie ist himmlisch - Christi Leib. Wohl geht sie durch Trübsale, aber nicht durch „die große Trübsal“.

Viel Verwirrung entsteht auch durch die irrtümliche Annahme, als ob „der“ Antichrist (Widerchrist, Gegenchristus) schon in der Zeit der Gemeinde anwesend sei. Man gebraucht für solche Annahme oft das Wort in 1. Joh. 2,18 - aber diese Stelle sagt nichts derartiges. Sie wußten von dem Kommen„des Antichristen“; jetzt waren „viele“ Antichristen da - und damit zeigt Johannes, daß die letzte Stunde begonnen hatte (diese Stunde, die die ganze Zeit umfaßt von den antichristischen Lehren der „vielen“ Antichristen bis zur Ankunft „des“ Antichristen). Sobald „der Antichrist“ kommt - mit dem Auftreten seiner Person -, ist kein Platz und Raum mehr für die „vielen“ Antichristen. Es ist der

Schluß. Die letzte Stunde endet mit dem Gericht. - Dem Erscheinen der Person des Antichristen folgt das Erscheinen des Herrn Jesus, und Er wird jenen „verzehren mit dem Hauche Seines Mundes“ (2. Thess. 2,8).

Dies führt uns zu 2. Thess. 2! Der Apostel begegnet ihrer Furcht, daß der Tag des HErrn gekommen sei und die große Trübsal angefangen habe, damit, daß er ihnen sagt, daß, ehe dieser Tag komme, der Antichrist, der Mensch der Sünde, geoffenbart sein müsse. Er bittet sie, um der Ankunft des HErrn willen und unseres „Hinauf-Versammeltwerden zu Ihm hin“ sich doch nicht erschüttern zu lassen. Er hatte sie darüber im ersten Briefe belehrt, er bittet sie, dies doch festzuhalten und sich nicht erschrecken zu lassen, als ob der Tag des HErrn da sei. Dies sei ja um der Ankunft des Herrn und um ihres vorher Hinauf-Versammeltwerdens willen nicht möglich. Und weiter weist er hin auf den Antichristen, daß der Tag des HErrn nicht kommet könne, ehe der Antichrist gekommen sei, und der Antichrist könne nicht kommen, bevor nicht „der“ aus dem Wege sei, „der zurückhält“. Wenn dieses „Was“ und dieser „Der“ hinweg sind - dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden. - Das, was ihn, den Satan, in seinen Plänen und Zielen zurückzuhalten vermag, muß natürlich größer und stärker sein als Mensch und Satan! Wenn der Apostel auch nur sagt: „was“ und „wer“, so fügt er doch hinzu: ihr wisset, „was zurückhält“, „der zurückhält“ - und: bis „Er“ aus dem Wege ist. Wer ist dieser „Wer“, „Der“, „Er“? Sie wußten es! Aber auch wir wissen, daß auf dieser Erde kein anderer gegenwärtig ist, der den Satan in seiner Macht zurückzuhalten vermag, als „der Heilige Geist“, und Er ist verbunden mit den Heiligen, mit der Gemeinde. Er ist nicht ohne sie und sie nicht ohne Ihn. Wie auch immer die wirkende Kraft des Geistes Gottes, den Antichristen zurückhaltend, sich offenbaren mag – sei es in der Obrigkeit oder in der Verkündigung des Evangeliums - es sind Kraftwirkungen, aber das Gefäß des Heiligen Geistes, das einzige, ist die Gemeinde, sind die Gläubigen, und Er bleibt bei ihnen und in ihnen (Joh. 14,17).

So sehen wir: der Antichrist kann nicht eher kommen, bis der Heilige Geist, dieser „Der“ und „Er“ mit dem „Was“ (der Gemeinde) aus dem Wege ist (dem Antichristen den Weg freigegeben hat). Wir aber wissen, daß der Geist Gottes nicht von der Erde geht ohne die Gemeinde. (Er ist bei uns in Ewigkeit, Joh. 14,16!)! Wenn nun die Gläubigen der Jetztzeit so untrennbar mit dem Heiligen Geiste verbunden sind, - wenn der Geist Gottes und mit Ihm verbunden die Gläubigen (die, die ohne Ihn nichts sind!) hinweg sein müssen, ehe der Antichrist kommen kann - wie kann dann noch davon geredet werden, daß die Gläubigen durch die antichristliche Trübsal gehen müßten?!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen ausführlichen Antworten weisen wir noch hin auf die wichtigen Fragen 23 in Band Ill (1915) über Offenb. 6 und Frage 3 dieses Jahrgangs; über die 24 Ältesten ist vor allem in Frage 50, Band ll (1914) geschrieben worden. Es seien außerdem als beachtenswert zu vorliegender Frage noch erwähnt die Fragen 11, 12, 31, 42 und 43 in Band Il (1914) und die auch in Antwort A genannte Frage 35 in Band 111 (1915)!

Die Lehre, daß die Entrückung erst in der Zeit während oder gar nach „der großen Drangsal“ zu erwarten sei, ist leider weit verbreitet.

Viel Unklarheit darüber kommt daher, weil man nach Offenb. 20,4-6 annimmt, daß die erste

Auferstehung in einem Akte besteht, womöglich an einem Tage geschieht. Aber 1. Kor. 15,23 zeigt, daß es eine Stufenfolge darin gibt. Matth. 27,52.53 zeigt dasselbe (beachte „nach Seiner Auferweckung“!). Christus ist der Erstling, und hier in Matth. 27 sehen wir die Erstlingsgarbe (3. Mose 23,10-13; vergl. Frage 2, Band II [1914], besonders Antwort (C!). Die Erstlingsgarbe beweist, daß die Ernte noch zukünftig ist; letzterer gehört die Gemeinde an und dann die in Offenb. 20,4 Genannten, ohne daß diese zur Gemeinde zählen müßten. An der ersten Auferstehung teilhaben heißt nicht, der Gemeinde angehören. Wer aber Christo angehört, ob gegenwärtig (Gemeinde) oder während der Drangsal (vergl. „um des Zeugnisses Jesu willen“, 20,4; „Gebote Gottes und Glauben Jesu halten“, Toten im HErrn“, Kap. 14,12.13) - der hat teil an der ersten Auferstehung, d. h. nach Joh. 5,29 als einer, „der das Gute getan hat“: an der Auferstehung des Lebens. Meint man aber, die erste Auferstehung sei ein Akt, an einem Zeitpunkt stattfindend, dann muß man allerdings zu der Auffassung kommen, daß die Gemeinde, da sie zur ersten Auferstehung gelangt, zu der auch die Märtyrer der Drangsalszeit gelangen (nach Offenb. 20,4), mit durch diese Drangsal hindurchgehen muß. Dem ist aber nicht so und nicht allein aus obigem Grunde! Die letzten Antworten zeigen Gründe genug, daß die Gemeinde - als himmlischen Ursprungs, himmlischer Stellung und himmlischen Ziels - vor der großen Drangsal (die ja völlig jüdischen Charakters ist nach Matth. 24 u. a. Stellen) entrückt wird.

Zu den Stellen, die dies beweisen, gehört vor allem, wie oben genannt, Offenb. 3,10. Nun ist es ein eigen Ding, daß diese Stelle auch von den Gegnern besonders herangezogen wird als Gegenbeweis gegen die Entrückung vor der Trübsal. Das ist aber nur möglich, wenn man die Stelle, sagen wir einmal, allzu frei aus dem Urtext übersetzt. Wenn wir auch selbstverständlich von der ehrlichen Auffassung der Gegner voll überzeugt sind, so erweckt die in einer sehr verbreiteten neueren Bibelausgabe stehende Übersetzung: „... bewahren in der Stunde der Versuchung“ bei uns in etwa den Eindruck, daß die Übersetzer eben von vornherein der Anschauung sind, daß die Gemeinde nach der Trübsal entrückt werde, und daher hier frei so übersetzen, und zwar ihnen selbst wohl unbewußt, daß ihre Überzeugung ihre den eigentlichen Wortsinn nicht wiedergebende Übersetzung beeinflußt hat. Denn „in“ oder gar, wie eine bekannte, von einem freisinnigen Theologen verfaßte Übersetzung des Neuen Testaments hat: „durch die Stunde der Trübsal hindurch“ kann es bei genauer Beobachtung des Textes und in treuer Abhängigkeit von ihm wörtlich nicht heißen, höchstens eben in ganz freier Übertragung hervorgerufen durch vorgefaßte Meinung. (Bewahrung in der Trübsal wäre für uns, d. h. für die Gläubigen der Gemeinde, ja auch gar nichts besonders Eigentümliches [vgl. z. B. Röm. 8,30-39!].) Mag es wörtlich auch zunächst heißen „aus“, so bedeutet und heißt es doch in Verbindung mit „bewahren“ nicht „aus“, sondern „vor“, wie ganz klar Joh. 17,15 zeigt, die einzige Stelle im Neuen Testament, die im Urtext dieselbe Wortverbindung hat wie Offenb. 3,10. Will man aber „aus“ nicht fallen lassen, so vergesse man doch nicht, daß es heißt: „aus der Stunde“, also aus dem Zeitraum, in den die Versuchung fällt (nicht aus der Versuchung selbst), und zwar aus der Stunde der Versuchung, „die über den ganzen Erdkreis“ kommen soll! Gehört aber die Gemeinde diesem Erdkreis und denen, „die auf Erden wohnen“ an? Keineswegs, sondern der himmlischen Berufung (vergl. nur Phil. 3,20 und Hebr. 3,1!). Somit hat sie auch nichts zu tun mit der Stunde, der Zeit, in die die Versuchung fällt, also auch nicht mit dieser selbst!

Es fehlt an Raum, näher hierauf einzugehen. Aber wir bitten die lieben Leser, die jener Lehre, daß die Trübsal mit dem Antichristen das für die .Gemeinde zunächst kommende Ereignis ist, anhängen, diese Gründe gegen jene Lehre nicht gering einzuschätzen, sondern gründlich ohne

Voreingenommenheit nachzuprüfen, was die Schrift über diese Dinge sagt. Es ist doch um unsert- und noch mehr um der Ehre des HErrn willen unsagbar wichtig, was wir erwarten: ob eine Drangsal. wie sie den Juden, der jüdischen irdischen Berufung angemessen ist, oder ob den Abschluß unserer Erlösung, die Erlösung des Leibes, die Entrückung (Phil. 3,21); ob wir das Kommen des Antichristen erwarten oder das des Herrn Jesu, der hinging, uns die Stätte zu bereiten und nach Seiner Verheißung jeden Augenblick wiederkommen kann, um uns dahin zu bringen, wo Er ist (Joh. 14,1-3)!

Wenn Er uns hinweggenommen haben wird und somit der Heilige Geist von der Erde fortgegangen ist, also die Hindernisse von 2. Thess. 2,6.7 fort sind, dann wird mit ungeahnter Schnelligkeit die Enthüllung des „Geheimnisses der Bosheit, der Gesetzlosigkeit“ vor sich gehen, und „der Tag des HErrn“ wird kommen „wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thess. 5,2). Für uns - „Söhne des Lichts, Söhne des Tages“ (V. 5) steht Herrlicheres als (gleichsam) „ein Dieb in der Nacht“ bevor! Wir sind „wach“ und erwarten mit Sehnsucht und heimlicher Freude etwas, was unseres sehnsüchtigen Erwartens wert ist - den „glänzenden Morgenstern“ (2. Petri 1,19; Offenb. 22,16). Welche Erwartung! und nach Stellen wie Eph. 5,14ff. und 1. Thess. 5,4-11 u. a. von welch weittragender Bedeutung für unser gegenwärtiges Leben, bis Er kommt!

„Ja, Ich komme bald! - Amen; komm Herr Jesu!“ (Offenb. 22,20.)

Geleitsworte an den Leser:

Ihr aber habt den Christus nicht also gelernt, wenn ihr anders Ihn gehört habt und in Ihm gelehrt worden seid, wie die Wahrheit in dem Jesus ist: daß ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, abgelegt habt den alten Menschen ..., aber erneuert werdet in dem Geiste eurer Gesinnung und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“ Eph. 4,20-24.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 25

Bezieht sich das Gleichnis Matth. 22,1-14 auf Israel oder auf die Gemeinde? lnwieweit kann man dasselbe auf die heutige Zeit praktisch anwenden, ohne dem Sinn der Schrift Gewalt anzutun?

Antwort: A

Matth. 22,1-14 ist ein Gleichnis vom Reich der Himmel. Der Ratschluß Gottes war und ist, Seinem Sohn Hochzeit zu machen. Zuerst wurden die bereits eingeladenen Juden zur Hochzeit gerufen, sie wollten aber nicht kommen. Dieses fand statt, während der Sohn Gottes auf Erden war. Nach Seinem Tode, Seiner Auferstehung und Seinem Hingang zum Vater und nach der Ausgießung des Heiligen Geistes war alles bereit. Er sandte andere Knechte, um Israel nochmals einzuladen (Luk. 24,47-49; Apgesch. 2,36; 3,26). Wohl nahmen nun viele der Juden die Gnadenbotschaft zu ihrer Errettung an,

im ganzen aber verzichtete Israel darauf; die Juden verachteten die Botschaft, sie verfolgten und töteten die Knechte Gottes, und die Folge war die Zerstörung ihrer Stadt Jerusalem und die Zerstreuung Israels bis heute. Nachdem nun Israel die königliche Einladung verachtet hat, ergeht dieselbe in ihrem ganzen Inhalt an alle Nationen außerhalb Israels, auf daß Sein Haus voll werde (Kap. 22,9.11).

In diesem Gleichnis vom Reich der Himmel befindet sich also das Gericht über die Stadt der Juden: Jerusalem, aber ebenso über das, was sich im Reich befindet (V. 11-13). Den Nationen wird das Evangelium verk ündigt; auch sie werden zur Hochzeit des Sohnes Gottes, des Lammes, geladen (Offenb. 19,9); wir hören aber im Gleichnis, daß zu dem Hochzeitsfest auch ein Hochzeitskleid gehört. Soll die Hochzeit des Lammes gefeiert werden, so muß alles der Herrlichkeit derselben entsprechen.

Im Reich der Himmel (gleichsam in der heutigen Christenheit) kann man sein, aber das hochzeitliche Kleid zu haben ist eine andere Sache! Den zur Hochzeit Geladenen liegt es nicht ob, etwas mitzubringen, also etwa in einem von ihnen selbst gefertigten Kleide zu erscheinen, auch wenn es noch so glänzend sein möchte: der König sorgt für alles, auch für das Hochzeitskleid. Offenb. 1,5.6; 7,14; 22,14 reden von dem im Blut gewaschenen Kleide! Dies kostbare Gewand wird jedem Geladenen geschenkt (durch Glauben an den Sohn Gottes).

Es ist auf die Frage festzustellen, daß der Inhalt von Matth. 22,1-14 sich nicht auf die Gemeinde als solche bezieht, sondern auf alle Menschen jeder Nation (Israel nicht ausgeschlossen), zu denen irgend die Botschaft der Gnade Gottes gelangt.

F. B.

Antwort B

Wenn wir den ersten Vers des Gleichnisses lesen, finden wir, daß der Herr Jesus von dem Reiche der Himmel redet, das einem König gleicht, der seinem Sohne eine Hochzeit machen will. Dieses Reich der Himmel war mit dem Auftreten Jesu gekommen. Zunächst kam es in Seiner Person und wurde mit dargestellt von denen, die an Ihn glaubten (Luk. 17,20.21). In dem vorausgehenden Gleichnis von den bösen Weingärtnern finden wir noch die Zeit unter dem Gesetz und der Prophetie, und in unserem vorliegenden findet das Reich der Himmel seine Fortsetzung. Zunächst war es der Ratschluß Gottes, Seinen Sohn durch eine Hochzeitsfeier zu ehren, und zu diesem Zwecke läßt Er durch den Sohn Gottes und durch die Jünger Seine Einladung an Israel ergehen. Der Erfolg ist eine Ablehnung. Israel verwirft den HErrn und überliefert Ihn in die Hände der Nationen zum Kreuzestod. - Durch diesen Tod Jesu auf dem Kreuze wurde ein weiterer Zugang für alle geöffnet. Auf dieser Grundlage der Gnade und der Erlösung läßt der Vater eine abermalige Einladung ergehen durch die Apostel nach Pfingsten, die wiederum mit Ablehnung und mit der Tötung Seiner Zeugen beAntwortet wird. Die Folge zeigt uns unser Gleichnis, die Mörder werden bestraft und ihre Stadt wird zerstört (V. 7). Die Erfüllung von Matth. 22,7 ist die Zerstörung von Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. - Nun wendet Sich der HErr zu den Nationen. Die Einladung zur Hochzeit ergeht nunmehr an alle, und viele Gäste kommen, sowohl Gute wie Böse, was ein Bild von der bekennenden Christenheit darstellt. Aber teil an der Hochzeit haben nur die, welche ein hochzeitliches Kleid besitzen, d. h. solche, die als bußfertige Sünder kommen und sich in die Gerechtigkeit, die uns in Christo Jesu gegeben ist,

einhüllen lassen - ein freies Gnadengeschenk des HErrn (Eph. 2,8-10; Kol. 1,12). So sehen wir, daß wohl Israel zunächst eingeladen war, die Einladung aber ausschlug, die Folge war die Verwerfung. Nach dem Kreuze nun wurde das Heil und die Einladung zur Hochzeit allen angeboten, und aus denen, die sich nunmehr Leben und Gerechtigkeit aus Gnaden schenken lassen, setzt sich die Hochzeit zusammen. So haben wir wohl ein Bild bis hin zum tausendjährigen Königreich Jesu. Aber im engeren Sinne gilt es für die Gemeinde, die sich aus Juden und Heiden zusammensetzt und die teil hat an der Hochzeit und der auch das Wort Offenb. 19,7.8 gilt. Hier in Matthäus haben wir die Hochzeitsfeier und solche, die das Hochzeitsgewand tragen, während Israel zurzeit noch nicht bereitet ist. Praktisch anwenden dürfen wir das Gleichnis ohne Bedenken auf unsere Zeit, indem wir alle einladen zur Hochzeit, aber scharf scheiden zwischen bloßen Bekennern (Namenchristen) und den wahrhaft Gläubigen.

Ph. W.

Antwort C

In den verschiedenen Gleichnissen vom Reich der Himmel zeichnet uns der HErr verschiedene Bilder von der Zeit nach Seinem Weggange von dieser Erde. Er zeigt uns in diesen Gleichnissen, was geschehen wird, wie es sein und zugehen wird, wenn Er, als König hienieden verworfen, Seinen Sitz im Himmel eingenommen hat.

Das Bild in diesem Gleichnis ist weniger das einer Hochzeit an sich, sondern mehr das der Zurüstung und Zubereitung der Hochzeit. Der HErr sagt nicht: „Das Reich der Himmel ist gleich einer Hochzeit.“ sondern: „Das Reich der Himmel ist einem Könige gleich geworden, der Seinem Sohne Hochzeit machte.“ Es zeigt uns die Gedanken und Vorsätze des Königs (Gottes) und Sein Wirken, um Seinem Sohne Hochzeit zu machen. Wie sich die Einladung zunächst an Israel wendet - wie die Juden Seine Knechte mißhandeln (Apgesch. 5,40.41), töten (Apgesch. 7,54-60; 12,2) - wie der König ihre Stadt in Brand steckt (Luk. 19,41-44), und wie die Gnade Gottes die frohe Botschaft der Einladung dann an solche ergehen läßt, die ohne Verheißung und ohne Hoffnung sind (Eph. 2,12.13) - darauf möchte ich nicht näher eingehen.

Die praktische Anwendung heute für uns finden wir in der Aufgabe der Knechte, ohne Rücksicht auf den sittlichen Charakter (ob Gute oder Böse), die Einladung auszurichten - sei es einem Weibe am Jakobsbrunnen oder einem Nikodemus, einer Magdalena oder Lydia, einem Schächer oder einem Kornelius.

Ohne Zweifel liegt dem Gleichnis die Sitte jener Zeit, daß hohe Festgeber ihren Gästen Feierkleider gaben, zugrunde. (S. 1. Mose 24,53; 45,22; 2. Kön. 10,22 u. a.) Mit der Annahme der Einladung war auch zugleich die Annahme des Feierkleides für das Fest verbunden, ohne solches hatte keiner das Recht, teilzunehmen.

Ein schönes Bild der praktischen Anwendung haben wir in Abrahams Knecht. 1. Mose 24,34-58. Des Knechtes Worte lassen Rebekka keinen Zweifel; sie weiß, er will sie für den Sohn seines Herrn werben, und bereit in ihrem Herzen, sich ihm hinzugeben, nimmt sie die silbernen und goldenen Schmuckgeräte und Kleider an. Das Hochzeitskleid, welches in unserem Gleichnis angenommen werden muß, ist „Christus“, und zwar Christus, uns gemacht von Gott zur Gerechtigkeit. („Ziehet den Herrn Jesum Christum an“, Röm. 13,14; Gal. 3,27.) So wie der Hochzeitsschmuck für Rebekka nicht

aus ihrem eigenen Hause, sondern aus Abrahams Haus kam, so ist auch unser Kleid, Christus Jesus, uns von Gott geworden: „Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung“ (1.Kor.

1,30). Möchten auch wir (wie Abrahams Knecht) die Einladung so deutlich ausrichten, daß der Hörer weiß, daß er es ist, der für das Fest der Liebe Gottes gewonnen werden soll und daß er, gleich Rebekka, das Hochzeitskleid annehmen möchte. Für jeden, der in Selbstverblendung meint, ohne das Hochzeitskleid einen Platz unter den Gästen beanspruchen zu können, folgt ein Tag schrecklichen Offenbarwerdens.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir weisen hin auf Frg. 14 d. Js., ferner auf Frg. 6, Bd. IIl (1915), sowie auf Frg. 14, Bd. l (1913)!

Auf den ersten Teil der Frage möchten wir nicht ebenfalls noch eingehen. Die praktische Seite des Gleichnisses wird der Leser sich an Hand obiger Belehrungen leicht erweitern können. Dazu noch einige Worte.

In der Christenheit (der Zeit der Verwerfung des Königs) haben wir, Seine Knechte (gehörst du dazu? Läßt du dich von Ihm brauchen in treuem Dienst, gehorsam Seiner Stimme?), die kostbare, verAntwortungsvolle Aufgabe, zu gehen (nicht zu ruhen!) und „auf den Kreuzwegen einzuladen, wen irgend wir finden“. Lade ein, Bruder, Schwester, durch persönliches Zeugnis, durch Blätter (Traktate) und auf alle mögliche Weise, so viele du kannst, ohne auf Rang, Stand, Umstände, Erfolg deiner Tätigkeit usw. zu sehen! (Pred. 11,6!) Gehe an die „Kreuzwege“! Manches Herz mag sich an einem äußeren oder auch einem inneren Scheidewege befinden; suche auch solche einzuladen, die vor inneren Entscheidungen stehen und sich vielleicht sehnen nach einem Rat von oben! Lade ein Menschen, die sich für böse und solche, die sich für gut erachten, ruhe nicht, bringe mit zusammen, was du kannst! (V. 9.10; Luk. 14,23.)

Aber das ist nicht alles, wenn die Menschen die Einladung annehmen, sei es rein äußerlich die Einladung, unter das Wort zu kommen oder sogar die Einladung, Christus anzunehmen. Nein, sie müssen Christus, das Kleid der Gerechtigkeit, wirklich annehmen! Und daß sie dies Geschenk aus eigenem Entschluß annehmen, dahin ziele unser Dienst! Ob sie es getan haben, wenn sie auch es bekennen, das können wir nicht immer entscheiden, aber vor Beginn des Hochzeitmahles setzt die große Krisis ein, die Entscheidung, bei welcher kein Irrtum mehr möglich ist, weil der König Selbst sie vollzieht. Dies ist das Gleichnis; die Wirklichkeit ist, daß überhaupt keiner, der nicht mit Christus bekleidet ist, dorthin gelangt, wo die Hochzeit des Lammes gefeiert wird (Offenb. 19). Die Entscheidung ist ausgesprochen für den einzelnen Menschen in dem Augenblick, wenn er den Schauplatz der Gnade, die Erde, verläßt. Wer dann nicht das echte Hochzeitskleid hat, durch Buße und Glauben an Christus das Anrecht an den Platz am Hochzeitsmahle erlangt hat, als freie Gnade des Königs, der ist in Ewigkeit „hinausgeworfen“. Wohin? in die Verdammnis. Das ist sehr ernst, und das haben wir heute durch klares Zeugnis zu verkündigen! Mancher mag die Einladung angenommen haben und äußerlich gläubig sein - aber die entscheidende Frage ist: Hast du das Kleid der Gerechtigkeit (Jes. 61,10), hast du Christus, bist du gewaschen im Blute des Lammes? Das ist entscheidend für die Ewigkeit. - Das praktische Endergebnis dieser Sichtung nach Matth. 22,11ff. sehen wir in Offenb. 22,14.15! (Vgl. Offenb. 3,15-21! Laodicea ist ein Bild der

äußerlich bekennenden, toten Christenheit!)

Frage 26

Bitte um Belehrung und praktische Erläuterung zu Titus 3,4-7, besonders V. 5!

Antwort A

Titus war von Paulus in Kreta gelassen worden, um noch allerlei in Ordnung zu bringen und Älteste anzustellen. Zu diesem Zweck gibt ihm Paulus Belehrung, insbesondere, wie in vielen seiner Briefe, über die Aufrechterhaltung der Ordnung in der Versammlung. In großen Linien zeigt er die Grenzlinien des Christentums. Im dritten Kapitel finden wir das Verhalten der Christen der Welt und der Obrigkeit gegenüber gekennzeichnet, und ein besonders scharfes und klares Bild zwischen Einst und Jetzt wird uns vor die Augen gemalt. Wir bekommen das Bild des Menschen nach dem Fleische gezeichnet, das Bild des in jeder Beziehung durch die Sünde entarteten Menschen. (V. 3; vgl. Eph. 2,1-3!) In das Nachtdunkel der Sünde und dieses Zeitlaufs leuchtete die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, die uns in Nacht und Grauen sitzen sah, hinein und brachte uns Heil. Wie der Herr Jesus bei Nikodemus (Joh. 3,5) dasÜbel bei der Wurzel anfasst und diesen auf die neue Geburt verweist, so wird uns auch hier gezeigt, daß unsere Errettung durch die neue Geburt bewirkt wurde. Er, der Sünde nicht sehen kann und uns in unserem Elend und Verderben helfen wollte, nimmt den Charakter eines Heilandes, eines Erretters an, um uns zu Hilfe zu kommen. Wir sehen hier den Grundzug der Barmherzigkeit unseres Gottes, wodurch eine ganze Erlösung und eine völlige Errettung zustande gebracht wird. Aber noch mehr: nicht nur gerettet, sondern auch gereinigt ist der Gläubige, und um in der Kraft des neuen Lebens dazustehen, wird der Heilige Geist reichlich über ihn ausgegossen. So steht das Werk Christi in seiner Vollkommenheit da, es ist nichts hinzuzufügen. Wir sehen, wie Gott in dem Reichtum Seiner Gnade und nach den Gedanken Seines Herzens gegen uns gehandelt hat. Eine neue Schöpfung, bewirkt durch Gottes Erbarmen, ist Sein vollbrachtes Werk. Welch ein Triumph! (Vgl. Röm. 8!)

Ph. W.

Antwort B

In Kap. 3 zeigt der Apostel, daß Kinder Gottes auch den obrigkeitlichen Gewalten gegenüber sich ganz anders verhalten als die Kinder der Welt. Die Bevölkerung von Kreta, wo Titus wirkte, hat wohl von jeher einen aufrührerischen Charakter gezeigt. Wahres Christentum dagegen verwandelt die Menschen in stille, unterwürfige Untertanen, welche gerade in den Zeiten sozialer und politischer Kämpfe sich bewähren als Menschen, die nicht von dieser Welt sind. Sie müssen ihre Glaubensabhängigkeit vom HErrn festhalten und dürfen sich nicht auf den Boden und in die Anschauungen der von Gott gelösten Welt hinüberziehen lassen, sonst verleugnen sie den Glauben.

Hieraus nimmt der Apostel nun Veranlassung, den gewaltigen Unterschied zwischen einst und jetzt im Leben des Gläubigen zu zeigen. V. 3 zeigt er das Einst. Welch ein trauriger Rückblick in ein für die Welt gelebtes Leben! Paulus schließt sich mit ein. Das Bild des natürlichen Menschen ist nicht schmeichelhaft, aber durchaus ähnlich. Wer seine Vergangenheit im Lichte Gottes betrachtet, der weiß, wieviel Selbstsucht, Bosheit, Neid da oft im Herzen war. Was für Lüsten und Eitelkeiten jagte

man nach!

Die Kinder der Welt sind ein Spielball in der Hand Satans, des Verderbers, der nur kommt, daß er schlachte und verderbe (Joh. 10,10). Es ist Satans Lust, zu verderben! Darum die Ströme vergossenen Blutes, der Haß und Streit der Menschen untereinander. Sie zerfleischen einander ums Irdische - auch heute - und, soviel sie auch erringen mögen, sie sind doch hoffnungslos und unglücklich; aber Satan freut sich seines Werkes.

„Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Heiland-Gottes“, Jesu Christi, erschien, was wollte, brachte und tat Er? Er kam als der Retter. Alles, was die Menschen glückselig macht, ist in Jesu zu finden. Er ist in allem das völligste Gegenteil vom Satan. Dieser brachte den Menschen Tod, Elend, Jammer, Feindschaft, Tränen, ja die Hölle. Aber Jesus bringt das Leben, den Frieden, die Fürsorge des Vaters, die Hoffnung der Herrlichkeit. Das ist keine tote Lehre, keine bloße Theorie, sondern es ist die Erfahrung jedes wahren Christen. Er hat es erlebt. Das: Ich war verloren - ich bin errettet! bildet das Fundament des neuen Lebens. Dieses Wunder der Gnade ist ein Werk Gottes, nicht des Menschen. Unsere Werte, mochten sie menschlich noch so edel und gut sein, konnten nichts dazu beitragen, sie konnten das Werk Gottes nur aufhalten und hindern. Aber Gottes Barmherzigkeit hat es zustande gebracht. - Worin besteht dieses Werk unserer Errettung? Es hat zwei Seiten. Der Apostel nennt zuerst „die Waschung der Wiedergeburt“. Dieser Ausdruck wird vielfach mißverstanden. Zunächst die Frage: Ist hier von der Taufe die Rede? Manche sagen: Die „Waschung der Wiedergeburt“ hat mit der Taufe nichts zu tun. Sie kann nur durch das Blut des Lammes geschehen (vergl. Hebr. 9,13.14). Wie lautet der Lobgesang der Erlösten? „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blut“ (Off. 1,5).

Gewiß, die Wiedergeburt besteht zunächst in dieser Waschung durch das Blut Christi, das uns von allen Sünden reinigt und unsere ganze Vergangenheit in Ordnung bringt. Aber dafür, daß dies geschehen ist, haben wir in der Taufe ein öffentliches Zeugnis abgelegt, und diese ist ein Abbild jener Waschung. Sie gehört zusammen mit der Wiedergeburt, denn jeder Wiedergeborene läßt sich taufen. Die Abwaschung geschieht also nicht erst bei der Taufe oder durch sie, sondern durch den Glauben, aber im Neuen Testament wird öfters das Symbol der Abwaschung, die Taufe, mit dem Akt der Abwaschung identifiziert (gleichgesetzt).

So Apgesch. 2,38.39. Ohne Zweifel wollte Petrus nicht sagen, erst durch die Untertauchung in der Taufe würden ihre Sünden abgewaschen, das würde dem Evangelium widersprechen, sondern er setzte voraus, daß der Heilige Geist durch die Heilsbotschaft den Glauben in ihnen geweckt hatte. Zum Zeugnis ihres Glaubens aber sollten sie sich taufen lassen. Damit wurde die Abwaschung der Sünden gewissermaßen erst zum Abschluß gebracht. Ebenso Apgesch. 22,16. So hat auch in Mark. 16,16 der HErr Glauben und Taufe miteinander verbunden.

Der Apostel will also sagen: Unsere Rettung geschah in der Wiedergeburt durch den Glauben an Jesum, den Gekreuzigten und Auferstandenen, durch Dessen Blut alle unsere Sünden abgewaschen wurden, wie wir es ja selbst in der Taufe bezeugt haben.

Ganz irrig und im Widerspruch mit der „gesunden Lehre“ des Evangeliums ist die Lehre der lutherischen Kirche, die Wiedergeburt geschehe durch die Taufe. Diese Lehre wird gerade auf Tit. 3,5 gegründet. Man sagt, hier stehe es deutlich, daß die Taufe unsere Rettung sei, hier werde nicht einmal die Bedingung des Glaubens gestellt. Aber der ganze Zusammenhang zeigt („nicht aus

Werken ... sondern nach Seiner Barmherzigkeit ... gerechtfertigt durch Seine Gnade“), daß der Glaube vorausgesetzt wird. Der Taufe die Wirkung zuzuschreiben, die allein dem Glauben zukommt, ist eine Verirrung.

In der Wiedergeburt erlebten wir aber zweitens auch eine Lebenserneuerung durch den Heiligen Geist. Das ist, sozusagen, die positive Seite unserer Errettung. Wir empfingen das neue, göttliche Leben in Christo durch die Mitteilung des Heiligen Geistes, welcher der Geist des Lebens ist. Wir wurden eine neue Schöpfung (2. Kor. 5,17), aus Gott geborene (Joh. 1,13) Kinder Gottes. Wir wissen das durch das Zeugnis dieses in uns wohnenden Geistes (Röm. 8,9.16).

Und diese herrliche, in der Wiedergeburt geschehene Errettung ist nicht nur eine gegenwärtige, sondern sie schließt auch unser zukünftiges, ewiges Erbteil mit ein. Wir sind zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren (1. Petr. 1,3), deren Siegel und Unterpfand der Heilige Geist ist (Eph. 1,13.14; 2. Kor. 1,22). Darum laßt uns, „die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, erwartend die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesu Christi“ (Tit. 2,12.13).

Chr. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir freuen uns über vorstehende Antworten, die viel klares Licht geben über diesen wichtigen Gegenstand.

Möchte man die „Waschung der Wiedergeburt“ mit der biblischen Taufe in Verbindung sehen, so kann das nur in der oben dargelegten Weise geschehen.

Wir unsererseits glauben nicht, daß bei der Waschung an die Taufe als das Symbol der geschehenen Wiedergeburt gedacht werden müßte, ebensowenig wie in Eph. 5,26, der einzigen Stelle, die im Urtext des Neuen Testaments dasselbe Wort für Waschung hat wie unsere hier. In beiden Stellen steht nichts von Taufe, warum sie hineinbringen? Es ist nur von „Waschung der Wiedergeburt“ die Rede und von „Erneuerung des Geistes“; und wie bei diesem zweiten Glied des Satzes doch kein biblischer Akt an die Stelle der „Erneuerung“ gesetzt werden könnte (nach der Schriftlehre), so ist unseres Erachtens auch im ersten Glied - bei der „Waschung“ an keinen solchen zu denken, also nicht an die biblische Taufe, die Taufe der Gläubigen.

Nein, wir persönlich glauben vielmehr, daß, ganz wörtlich verstanden, die Wiedergeburt eine Waschung, d. i. Reinigung (hat, bezw.), bewirkt, ebenso wie der Heilige Geist eine Erneuerung bewirkt. Alles bei der in Tit. 3 geschilderten Rettung des Menschen ist göttliches Werk. Die Wiedergeburt ist es, hier wie in der andren Stelle, wo dies Wort noch vorkommt, in Matth. 19,28, bezogen auf das ganze Volk. Die Wiedergeburt wirkt Gott. Wir können wohl zu einem Menschen sagen: „Bekehre dich!“ nicht aber: „Werde wiedergeboren!“ Wiedergeburt ist wie Neugeburt (Joh. 3) allein göttliche Tat. Durch die Wiedergeburt, mittels ihrer, wird nach Tit. 3 eine Waschung, eine Reinigung vollzogen, ohne die es keine Möglichkeit für uns gäbe, in Gottes Nähe zu weilen; wir kommen durch sie, und zwar eben, weil sie allein ein göttliches Werk ist, völlig und für immer aus dem ganzen Gebiet der Sünde heraus, kommen in ein anderes Gebiet hinein! - Aber auch die durch

den Heiligen Geist bewirkte Erneuerung, Neumachung, - z. B. der Neigungen, der Gedanken, des Willens usw. - ist allein göttliches Werk, unabhängig von unserem Wirken. (Unser Wirken konnte, wie auch Antwort B sagt, nur hindern, was Gott wirkt.) Der Heiland-Gott hat alles in und an uns getan, was nötig ist, Er hat auch den Heiligen Geist über uns ausgegossen, in Dessen Kraft wir der durch den Geist bewirkten Neuheit gemäß, die nach der in der Wiedergeburt vorangegangenen Reinigung eingetreten ist, auch leben können (vgl.Gal. 5,25 und Eph. 4,30!). Alles das ist Sein Werk. Und welch ein Werk! Wie schön ist dies in Antwort B geschildert an Hand dieses kostbaren Textes, der uns zeigt, wie Gott das Einst in das Jetzt umgewandelt hat, und wie sich dieser Gegensatz darstellt. - Zu welchem Zweck ist dies vollkommene Werk in und an uns getan? Das zeigt V. 7; und das soll verkündet werden (V. 8), damit der Wandel der Christen wirklich dem neuen von Gott gewirkten Zustand, der mit der Waschung in der Wiedergeburt seinen Anfang nahm, entspricht in allem. Somit können die, die vorher nur „Werke“, die in den Augen der Menschen gut sein mochten, aber nicht in Gottes Augen (1,16; 3,5), hervorbringen konnten, jetzt wirklich „gute Werke“ hervorbringen (1,16; 2,7.14; 3,1.8.14; vgl. Eph. 2,10!). Gepriesen sei unser Heiland-Gott für das herrliche Werk Seiner uns aus Gnaden zuteil gewordenen völligen Errettung!

Frage 27

Welche Folgen hat es im Blick auf Off. 2,7.11.17.26; 3,5.12.21 für einen Gläubigen, wenn er durch fleischlichen Sinn und Wandel Sünde, Welt und Satan nicht praktisch überwindet? Ist dabei die gottgewollte fortschreitende Arbeit des Heiligen Geistes zur persönlichen Erneuerung und schließlichen Vollendung (die Führung bis zum von Gott gesteckten Ziel, 1. Kor. 10,1-12) möglich, oder machen fortgesetzte Untreue und Ungehorsam eines Gläubigen die Verwirklichung der Erlösungs- und Herrlichkeitsabsichten Gottes für denselben unmöglich? - Ist Eph. 5,27 für den Einzelnen denkbar ohne 2. Kor. 7,1 und Phil. 2,12b (wörtlich)?

 

Antwort A

Die Folgen für einen Gläubigen, wenn er nicht praktisch überwindet, sind z. B. in folgenden Stellen beschrieben: 1. Kor. 3,11-15: Der nicht überwindende Gläubige hat auf den Grund seines Glaubens Holz, Heu, Stroh oder Stoppeln gebauet; er wird den Schaden davon haben und nur mit Not errettet werden, ungefähr wie ein Brand aus dem Feuer. 2. Kor. 5,10: „Denn wir müssen alle usw., auf daß jeder empfange, nach dem er gehandelt hat.“ (Offenb. 22,12!) Also wird der Gläubige, der nicht praktisch überwindet, viel Verlust erleiden müssen.

Die fortschreitende Arbeit des Heiligen Geistes zur persönlichen Erneuerung ist nur bei den Gläubigen möglich, die nicht nur, so oft sie mit Jesu in Berührung kamen, ein Wirken des Heiligen Geistes von außen an ihren Herzen erfahren haben, sondern der ernsten Mahnung Eph. 5,18: „Seid mit dem Geiste erfüllt!“ gehorsam sind. Wer nicht das Erfülltsein mit Heiligem Geiste erfahren hat, an dem können sich auch nicht die Erlösungs- und Verherrlichungsabsichten Gottes verwirklichen, weil die persönliche Erneuerung des Gläubigen nur durch die innewohnende Triebkraft (d. h. durch den innewohnenden Heiligen Geist) gewirkt werden kann, so daß bei fortgesetzter Untreue und Ungehorsam eines Gläubigen die Absichten Gottes bei ihm nicht zum Ziele gelangen. Aus 1. Kor. 10,1-12 ersehen wir, daß selbst solche, die alle Gnadenerweisungen und Segnungen des HErrn genießen, von dem Fels Christus trinken, dennoch unter das Gericht kommen können. Also ist die

Grundbedingung der Gläubigen zur Erreichung des gottgewollten Zieles: „Gehorsam“! Nur der Gläubige, der bereit ist, sich unbedingt unter den erkannten Willen Gottes allezeit zu beugen und ihn zu tun, der wird erfüllt mit Heiligem Geist und hat damit die Kraft zum Überwinden, und zwar nicht nur ein wenig, sondern mit Ihm sind wir mehr als Überwinder (Röm. 8,37). Ein Mensch, der gläubig zu sein bekennt, aber fortgesetzt untreu und ungehorsam ist, gleicht den törichten Jungfrauen, die sonst denselben Glauben hatten wie die klugen, nur das Wichtigste: „das Öl“ (die Salbung, der Heilige Geist) fehlte ihnen.

Eph. 5,27 ist für den einzelnen ohne 2. Kor. 7,1 nicht denkbar, denn unser Tun muß mit dem Willen Gottes Hand in Hand gehen. Es kommt hier auch wieder der Gehorsam gegen das Wort 2. Kor. 6,17.18 in Betracht. Das ist es, was jeder zu seiner Selbstreinigung tun kann. Wenn wir tun, was wir irgend können, dann tut Gott an und in uns das, was wir nicht können. Unser Tun muß nur in den Richtlinien geschehen, die uns Gott in Seinem Wort klar und deutlich gezeichnet hat. Das Ziel Gottes mit dem Gläubigen ist, ihn umzugestalten in das Bild Seines Sohnes; und jeder, der solche Hoffnung hat, Ihm gleich zu werden, reinigt sich selbst (1. Joh. 3,2.3). Dies ist dasselbe wie Phil. 2,12b: „Bewirket eure eigene Errettung mit Furcht und Zittern.“ Wie dieses möglich ist, sagt uns derselbe Vers a: „Seid allezeit gehorsam!“

O. H.

Antwort B

Offenb. 2 und 3 bezeichnen „das, was ist“, nämlich die Zeit der Kirche, der Gemeinde. Jesus, der in Seiner Rechten die sieben Sterne hält, wandelt inmitten Seiner Gemeinde und stellt nun in Kap. 2 und 3 das Urteil fest über den Befund und Zustand derselben im ganzen und in den einzelnen Versammlungen. Er anerkennt alles Gute und lobt dasselbe; Er warnt und droht, gibt Ermahnung, fordert auf zur Buße, und zum Schluß gibt Er Ermunterung und herrliche Versicherung und Verheißung den Überwindern.

Diese sieben Sendschreiben sind auch prophetisch und geben einen genauen Abriß der ganzen Geschichte der Kirche in ihrer VerAntwortlichkeit vom Tage ihres Verfalls bis zu ihrer völligen Beiseitesetzung. Am Schlusse jeden Sendschreibens ergeht jedesmal die Aufforderung nicht an das Ganze, sondern nur an den einzelnen: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt.“ Wie ernst ist dies, es heißt nicht: „der höre, was die Kirche sagt“, sondern: „was der Geist sagt“!

Diese kostbaren Verheißungen galten und gelten heute noch nur den Überwindern. Wer nicht darauf hörte, was der Geist sagt, wer nicht Buße tat, wer nicht festhielt, was er empfangen hatte, wer nicht überwand, ging aller verheißenen Segnungen - und es waren himmlische Segnungen - verlustig. Diese Sendschreiben zeigen aber auch klar, daß die wiederherstellende Gnade des HErrn groß ist, aber ohne Selbstverurteilung des Bösen, ohne wahre, wirkliche Buße unmöglich ist. Das finden wir durch die ganze Heilige Schrift hindurch, und dieser Grundsatz gilt heute noch für jeden wirklich Gläubigen, der durch fleischlichen Sinn und Wandel Sünde, Welt, Satan nicht überwindet. Ein wirklich Gläubiger hat Erfahrung von Röm. 8: Gottes Geist ist in ihm, denn, „wenn jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein“. Seine Stellung ist in Christo, und Röm. 8,12.13 ist sehr von ihm zu beachten. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in sein Herz, im Gegensatz zur Liebe zur Welt; der Heilige Geist hat

Wohnung genommen in seinem Herzen, eine vollständige Waffenrüstung steht ihm zur Verfügung (Eph. 6,10-18). Die sicherste Möglichkeit, Sünde, Welt, Satan zu überwinden, ist ihm gegeben. Ebenso ist es aber auch möglich, daß ein Gläubiger aus Unachtsamkeit, Trägheit des Herzens, durch die List Satans und der Menschen zu Fall kommen kann und in einen traurigen Zustand hineingerät. Auch ist Jak. 1,13-15 zu beachten, und dies ist gewiß in unzähligen Fällen die erste Ursache zu fleischlichem Sinn und Wandel und zur Sünde. Die Verbindung mit Gott und Erneuerung des Herzens kann wiederhergestellt werden. Gott will es Selbst, und Sein Geist bemüht Sich dahin; jedoch ist Erneuerung nur möglich unter ernster Verurteilung des Bösen unsererseits und wahrer Buße und Bekenntnis vor Gott (1. Joh. 1,9; 2,1.2).

Fortgesetzte Untreue, fortgesetzter Ungehorsam gegen Gott und Seine gnädige Führung und Bewahrung, gegen Seinen im Wort geoffenbarten Willen, gegen die Mahnungen des Heiligen Geistes aufs Herz und Gewissen läßt sich doch schwer vereinen mit einem wahrhaft Gläubigen. Obwohl Gott von großer Langmut, Barmherzigkeit und Geduld ist und Mittel und Wege findet und anwendet, um vom Wege des Strauchelns und Abkehr von der Wahrheit abzuwenden (Hebr. 12,4-17), so ist doch zu beachten, daß der Mensch einen eigenen Willen hat (Matth. 23,37; Hebr. 10,26-31) und die Folgen seines eigenen Willens zu tragen hat (Hebr. 6,4-8)!

Ist Eph. 5,27 für den einzelnen denkbar ohne 2. Kor. 7,1 und Phil. 2,12b?

Christus hat die Versammlung geliebt und hat Sich Selbst für sie hingegeben, auf daß Er sie heiligte, für Sich erkaufte mit Seinem Blut (d. i. unsere Stellung in Ihm), sie reinigend durch das Wort, durch die Waschung mit Wasser durch das Wort (betr. und hinsichtlich unseres Wandels; das tut Er noch beständig), „auf daß Er die Versammlung Sich Selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzeln oder dergleichen habe“. Gewiß ist, daß Gott durch das am Kreuze vollbrachte Werk vollkommen befriedigt ist (Hebr. 10,14). Wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und Gebein (Eph. 5,30-32). In Eph. 5,27 ist unsere Errettung, Heiligung, Erlösung ausschließlich das Werk Christi, um Sich Selbst und Seinem Vater ein vollkommenes Wert in Seinen Erlösten darzustellen (Joh. 17,19). Obwohl wir Glieder Seines Leibes sind, so stehen wir noch hier unten in dieser Welt, umgeben von Sünde und Ungerechtigkeit; wir selbst tragen noch den Leib der Schwachheit und der Sünde, und die Ermahnung 2. Kor. 7,1 ist sehr ernst für uns. Röm. 7,18: „Ich weiß, das in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes“ gilt, solange wir den Leib des Fleisches tragen; deshalb sollen wir immer eingedenk sein 2. Kor. 6,16; 7,1! Vom Fleische und vom fleischlichen Willen ist nichts Gutes zu erwarten; „wer solche Hoffnung zu Ihm hat, der reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist“; wir müssen also selbst dabei sein! (Phil. 3,12-21.) - Und nun noch Phil. 2,12b.13! Hier werden wir aufgefordert, die eigene Seligkeit zu bewirken. Diese eigene Seligkeit ist nicht die uns durch den Glauben gewordene und geschenkte Seligkeit in Christo, sondern die durch Gehorsam gegen die Wahrheit uns zuteil werdende Seligkeit (Jak. 1,25; 1. Petr. 1,2.14-18). Gehorsam der Wahrheit bringt Seligkeit ins Herz. Bei diesem Wirken kommt uns Gott entgegen und zu Hilfe: „Gott ist es, der in euch wirkt usw.“ So sehen wir also, daß dies ganze Werk ausschließlich Gottes Werk ist; doch auch da müssen wir dabei sein; wir vermögen ohne Gott, ohne den Herrn Jesus, ohne Wirkung des Heiligen Geistes durchaus nichts zu tun. Mit dem Wollen ist es oft eine bedenkliche Sache; wir sehen, daß das Wollen zu jedem guten Werk von Gott gewirkt sein muß. Wir sind berufen zu guten Werken, aber Gott wirkt zuerst. Sodann ist es unsere Aufgabe, gehorsam zu sein, damit Gott das Vollbringen geben bezw. vollenden kann. Doch heißt es „nach Seinem Wohlgefallen“, und zwar m. E., weil es von unserem Gehorsam abhängig ist. Wie herrlich erscheinen alle diese Stellen! Wir dürfen

unserem Gehorsam abhängig ist. Wie herrlich erscheinen alle diese Stellen! Wir dürfen gewissermaßen also noch Mitwirker sein in der Gnade, obwohl alles von Anfang bis zum Ende Gottes Werk ist.

Die BeAntwortung der Frage ist somit die: Eph. 5,27 ist für den einzelnen nicht denkbar ohne 2. Kor. 7,1 und Phil. 2,12b!

F. B.

Antwort C

In den angeführten Schriftstellen in Offenb. 2 und 3 ist vom Überwinden die Rede, jedesmal im Blick auf die im Vorhergesagten vor das Auge geführten Hindernisse auf dem Wege des Gläubigen, sei es Böses in irgendwelcher Form, seien es Schwierigkeiten, Drangsale, Versuchungen oder Zustände (s. 2,4.9.10.14.15.20; 3,1b -3.8-11.15-19). Alle diese Hindernisse bestehen auch jetzt noch. Daher gilt es auch jetzt noch, sie zu überwinden. Die Folgen des Überwindens sind Glück und Freude des Herzens und ein gesegneter Pfad zur Ehre des HErrn und einst der Empfang der Belohnung, die dem Überwindenden versprochen ist. Nicht überwinden bringt infolgedessen Verlust - Verlust des Segens, der mit dem Überwinden verbunden ist. Das hat jeder von uns oft genug erfahren müssen. Ist das Nichtüberwinden aber gar ein fortgesetztes, mit einem „fleischlichen Sinn und Wandel“ verbundenes, dann sind die Folgen nicht nur Verlust des Segens, sondern viel Schlimmeres: ein solches Kind Gottes verliert alle wahre, geistige Freude und geistige Kraft, auch alles geistige Gefühl und Unterscheidungsvermögen und versinkt mehr und mehr in Welt und Sünde und bringt Züchtigung über sich. Nicht daß es des ewigen Heiles verlustig ginge; aber es „fällt in der Wüste“ (1. Kor. 10,5-10), erreicht nicht das Ziel - „die gottgewollte fortschreitende Arbeit des Heiligen Geistes zur persönlichen Erneuerung und schließlichen Vollendung“ usw., wie in der Frage gesagt ist, ist nicht möglich - und es hört auf, ein Zeugnis zu sein, ja, verunehrt den HErrn und hindert das Zeugnis. Solche Fälle, deren es nicht wenige gibt, sind eine überaus ernste Mahnung an uns, zu wachen und im Bewußtsein unserer eigenen Unfähigkeit und der Verdorbenheit und Unverbesserlichkeit unserer Herzen in Ihm zu bleiben, der allein uns zu bewahren vermag. Hüten wir uns vor jeder Selbstzufriedenheit und jedem Selbstvertrauen! „Daher, wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, daß er nicht falle!“ ruft uns der Heilige Geist warnend zu (1. Kor. 10,12). Der Feind ist so listig. Er spinnt die ersten Fäden so fein, daß wir sie gar nicht zu bemerken vermögen, wenn nicht Gnade uns die Augen erleuchtet. Es kann die Freundlichkeit der uns umgebenden Weltkinder sein, durch die er uns allmählich in eine falsche Verbindung bringt mit ihren weiteren verderblichen Folgen; es können durch den Krieg herbeigeführte Umstände und hervorgerufene Schwierigkeiten sein, durch die er uns ermüden und ermatten macht auf dem Wege; es können die großen und kleinen Ereignisse der Zeit sein, durch die er unsere Aufmerksamkeit fesselt und unsere Herzen ablenkt; es können irdische Vorteile sein, die sich uns darbieten, oder Verluste, die uns drohen und durch die er uns beeinflußt, oder sonst etwas. Ist es dem Feinde erst einmal gelungen, Fuß zu fassen - in die „erste Stellung“ einzudringen, wie kürzlich ein im Felde befindlicher lieber Bruder sich in einem Briefe zeitgemäß treffend ausdrückte, - dann ist es schlimm, denn dann dauert es meist nicht lange, bis er die ganze „Stellung“ eingenommen hat und beherrscht. Darum ist es von größter Wichtigkeit für uns, auf die kleinsten, ersten Anfänge zu achten, die in unserem eigenen Herzen ihren Ursprung haben, denn dort, nicht in den vom Feinde benützten Umständen und Dingen, ist der Ausgangspunkt. Unser Herz wird durch die Umstände und Dinge auf die Probe gestellt: es kommt ans Licht, was in unserem

wird durch die Umstände und Dinge auf die Probe gestellt: es kommt ans Licht, was in unserem Herzen ist. Fallen wir, anstatt zu überwinden, dann ist das nur der Beweis, daß es schon vorher in unserem Herzen nicht stimmte. Deshalb mahnt uns Gottes Wort: „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr. 4,23). Wenn wir nicht Überwinder sind, sind wir überwundene. Das zeigt uns Röm. 12,21. Überwinder können wir sein nur durch Glauben (1. Joh. 5,4.5). Der Glaube in sich ist nicht Kraft, aber er macht Gebrauch von Seiner Kraft. Dieser Glaube soll sich bewähren (1. Petr. 1,7). Denn Gott läßt diese Dinge zu, nicht etwa, damit wir ihnen in eigener Kraft begegnen sollen, sondern Er hat uns Seinen Geist und Seine Waffenrüstung gegeben, um in Seiner Kraft zu überwinden (Röm. 8,13b; Gal. 5,16; Eph. 6,10.11-18), und wir dürfen allezeit „hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe“ (Hebr. 4,16). Aber nicht nur dies, sondern Gott Selbst nimmt Sich unserer an (weil wir Sein sind), wie uns so tröstlich und ermunternd in 1. Kor. 10,13 gesagt wird: „Keine Versuchung hat euch ergriffen, als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern wird mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, so daß ihr sie ertragen könnt.“ Wir brauchen also keineswegs mutlos zu werden angesichts der Größe der uns drohenden Gefahren und unserer eigenen Ohnmacht, ihnen zu begegnen - zu „überwinden“ -, sondern können glaubend auf Ihn blicken und glücklichen Herzens sagen: „Ich liebe Dich, Jehova, meine Stärke!“ (Ps. 18,1.) „Ich sage von Jehova: Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf Ihn will ich vertrauen“ (Ps. 91,2).

Wir haben oft nicht überwunden. Ja, zu unserer Beschämung müssen wir dies bekennen. Aber wir können zugleich Seine große Gnade preisen, in der Er uns immer wieder aufgerichtet und von neuem Kraft gegeben hat, wenn wir uns von Herzen beugten. Ja, „wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh. 1,9), und wir haben erfahren, welche Gnade es ist, daß wir einen Sachwalter bei dem Vater haben (1. Joh. 2,1b). Diese kostbare Tatsache kann freilich nicht erfahren werden, solange „fleischliche Gesinnung“ im Herzen herrscht, sondern nur, wenn Gottes Geist uns zu wahrer Beugung führen konnte.

Eph. 5,27 kann, soweit ich darüber Verständnis habe, auf den einzelnen nicht Anwendung finden, sondern nur auf die Versammlung des HErrn als Ganzes. Und was hier von ihr gesagt ist, ist nicht die Frucht des treuen Wandels des einzelnen, sondern des vollbrachten Werkes unseres teuren Heilandes. Deshalb sind auch alle Erlösten, die die Versammlung bilden, eingeschlossen, ohne irgend eine Ausnahme, völlig unabhängig vom Wandel, weil es allein durch Gnade ist. Das macht indessen keineswegs die VerAntwortlichkeit des einzelnen geringer, „würdig zu wandeln der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid“ (Eph. 4,1), und zu diesem Ende „uns selbst zu reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Kor. 7,1), und „unsere eigene Seligkeit zu bewirken mit Furcht und Zittern“ (Phil. 2,12b). Möchte das unseren Herzen allezeit sehr ernst sein und unser treuer Herr uns dazu Gnade schenken!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zum Vergleich einige früher behandelte Fragen: 18, Bd. I (1913); 33, 35, Bd. II (1914); 27, 30, 33, 34, 40, Bd. III (1915); 1, 22, 26 d. Js.!

34, 40, Bd. III (1915); 1, 22, 26 d. Js.!

Möchten die obigen schönen, ausführlichen Antworten dazu helfen, daß unser aller Leben mehr zur Ehre des HErrn diene!

Es ist natürlich ein Unterschied, ob ein Mensch fortgesetzt ungehorsam und untreu ist aus Unwissenheit bezw. Schwachheit und mangelndem Glaubensvertrauen, weswegen er vielleicht tief trauert - oder ob in vollem Bewußtsein seines bösen Zustandes und ohne Reue noch Scheu vor Gott. Während es sich in letzterem Falle höchstens um einen Menschen handeln mag, der durch sein Bekenntnis sich als gläubig ausgibt, ohne es zu sein (2. Tim. 3,5), wenn auch selbst unklar stehende Gläubige ihn für gläubig halten können - so kann es sich in ersterem Fall gar wohl um ein Kind Gottes handeln, selbst wenn wir nicht viel gute Früchte erblicken mögen (Matth. 7,20). Hier aber, also wenn wir es mit einem immer wieder zu Fall kommenden Kinde Gottes zu tun haben, muß die Warnung und Ermunterung aus dem Wort einsetzen, damit ein solcher Gläubiger nicht alles einbüßt, was er in der Ewigkeit haben könnte, und nur wie durch Feuer gerettet wird - ja, gerettet! verloren geht kein wahres Kind Gottes, keins Seiner Schafe nach den eigenen Worten des Herrn Jesu in Joh. 10,27-30, auch wenn leider jene armselige, schrittwidrige Behauptung immer wieder aufgestellt wird! - Dies Gerettetwerden wie durch Feuer ist etwas sehr Ernstes; möchte keiner von uns, die wir dies lesen, dieser Art Endrettung durch Unwachsamkeit und Ungehorsam verfallen, möchten wir lieber einen reichlichen Eingang haben! (2. Petr. 1,11; vgl. Frage 8, Bd. l [1913].)

Wie wichtig ist doch der Gehorsam für uns, und zwar gegen jede erkannte Schriftwahrheit, mag sie auf dem Gebiet der Lehre liegen oder auf dem des praktischen Lebens, auf die Absonderung vom religiösen Bösen Bezug haben oder auf die von den fleischlichen Befleckungen in irgend einer Form! 2. Kor. 6,14 - 7,1.

Möchten wir alle unseren herrlichen HErrn, der uns mit Seinem kostbaren Blut erlöst hat, und unseren Gott und Vater ehren durch einen Wandel im Geist (Gal. 5,16.25), indem wir stets, ohne auf Menschen und Umstände zu blicken, bereit sind, in allem gehorsam zu sein Seiner Stimme! Dadurch ist uns schon für diese Zeit verbürgt: Frieden wie ein Strom (Jes. 48,18; Joh. 14,20-27), und einst reicher Lohn für die Treue, dann, wenn der HErr kommt (1. Kor. 4,5; Offenb. 2 und 3; 22,12).

Geleitsworte an den Leser:

Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesum Christum als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der Er vermag, auch alle Dinge Sich zu unterwerfen.“ Phil. 3,20.21.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

 

Frage 28

War das Verhalten des Paulus in Apostelgesch. 21,20-26 göttlich richtig, vorzüglich im Vergleich zum Galaterbrief? Können Gläubige, die mit schriftwidrigen, religiösen Sitten nicht brechen wollen, ihr Verhalten mit dem des Paulus entschuldigen?

Antwort A

Auf den ersten Blick ist es undenkbar, daß Paulus, der Bekämpfer des Gesetzes, sich einem so eigentümlichen jüdischen Brauch, wie dem des Nasiräars unterwarf. Aber bei näherem Zusehen haben wir vergleichbare Gegenstücke dazu in Apgesch. 16,3 und 18,18. Es scheint, als ob Paulus sehr viel daran gelegen war, zu einem guten Einvernehmen mit den Judenchristen zu kommen. Darum verfährt er in allen diesen Fällen nach dem Grundsatz, den er 1. Kor. 9,19-23 aufstellt: „Ich bin allen alles geworden, auf daß ich auf alle Weise etliche errette“ (V. 22). Wenn wir nun obiges Handeln mit der Stellung des Paulus im Galaterbrief vergleichen, dürfen wir annehmen, daß Paulus, soweit es die Wahrheit zuließ und der Heilige Geist ihn leitete, die Wahrheit in Liebe festhielt und dabei ohne Preisgabe der Wahrheit jedermann etwas werden konnte. Wenn wir z. B. die Beschneidung des Timotheus (Apgesch. 16,3) betrachten, so war dies eine Handlung, um den jüdischen Vorurteilen entgegenzutreten und um dann um so ungehinderter unter den Judenchristen arbeiten zu können. Sicher eine Handlung, die unter der Leitung des Geistes geschehen war. Ebenso klar handelte er aber auch, wenn er später bei Titus das Gegenteil tat (Gal. 2), ihn also nicht beschnitt. Auf der einen Seite ein Handeln in der Freiheit, die sich allem unterordnen kann nach 1. Kor. 9,20: „Ich bin den Juden geworden wie ein Jude, auf daß ich die Juden gewinne,“ und auf der anderen Seite ein Festhalten an der erkannten Wahrheit und ein klares Handeln im Sinne von Röm. 3,28.29: „Denn wir urteilen, daß ein Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke. Oder ist Gott der Gott der Juden allein, nicht auch der Nationen?“ Hier wollte Paulus durch das Bekenntnis Verwirrungen entgegentreten. Auf beiden Seiten ist das Handeln des Apostels ein durchsichtiges und göttliches. Aus der Liebe zu den Juden und zu ihrem Heile kann er ein Jude sein und sich ihren Anschauungen anpassen und mit ihrem Empfinden rechnen, und wenn er sich am Sabbat unter ihnen befand, äußere Arbeiten unterlassen um der Liebe willen, ohne dabei durch das Gesetz des Sabbats gebunden zu sein. Wenn aber judaisierende Lehrer auftreten und den Heidenchristen die Beschneidung aufzwingen wollen und die Gemeinde mit Gesetzen zu belasten versuchen, um ihnen damit eine vollkommenere Stellung und eine größere Gerechtigkeit vor Gott zu verschaffen, so kann er ihnen auf das äußerste widerstehen um der Wahrheit willen. Es war beides ein Handeln in der Freiheit des Christus nach Joh. 8,36.

Wenn nun dieses klare und durchsichtige Handeln des Paulus hin und her von solchen Gläubigen, die wider besseres Wissen und undurchsichtig handeln und mit schrittwidrigen, religiösen Sitten nicht brechen wollen, als Entschuldigungsgrund herangezogen wird, so ist dies eine Ausnutzung der Freiheit zum Deckmantel der Bosheit (1. Petri 2,16). Hüten wir uns deshalb auf der einen Seite, solchen Menschen, die die Gnade erfahren haben, durch gesetzliches Handeln den Weg des klagen Evangeliums zu erschweren, auf der anderen Seite aber auch, durch falsches Nachgeben solchen, die aus Scheingründen, wider besseres Wissen, mit sogenannter Religion oder dem „Wandel nach väterlicher Weise“ nicht brechen wollen, den Weg zu ebnen oder gar auf Kosten der Wahrheit zu verbreitern. Beides ist aus dem Handeln des Paulus nicht herauszulesen. Jedenfalls kann man sich, wenn das Handeln schriftwidrig ist und gegen die Wahrheit verstößt, nicht mit dem Apostel

wenn das Handeln schriftwidrig ist und gegen die Wahrheit verstößt, nicht mit dem Apostel entschuldigen, der allezeit vor dem HErrn wandelte und gerade am Schluß des Galaterbriefes von sich sagen konnte: „Ich trage die Malzeichen des Herrn Jesu an meinem Leibe.“ Vielmehr fällt ein solches Handeln unter das Wort Jesu Luk. 12,47! - Jedes Sichbefreien sowohl vom Bösen als auch vom Schriftwidrigen und von religiösen Sitten ist ein Beweis dafür, daß wir in der Neuheit des Lebens wandeln durch den Heiligen Geist, den uns Gott gegeben hat. „Denn für die Freiheit hat uns Christus frei gemacht“ (Gal 5,1).

Ph. W.

Antwort B

Es sind zwei Fragen, die beAntwortet werden müssen, wir wollen beide auseinanderhalten, da wir dann am ehesten Licht erhalten können.

Zuerst also das Verhalten des Paulus in Apgesch. 21. Was tat Paulus dort? Paulus befindet sich nach seiner dritten größeren Evangelisationsreise in Jerusalem (V. 17). Dort geht er zu Jakobus am zweiten Tage seiner Ankunft (V. 18). Während nun die Ältesten alle versammelt sind, erzählt Paulus, was Gott durch seinen Dienst unter den Nationen gewirkt hat. Alles lobt darüber den HErrn. Jetzt sagen die Ältesten zu Paulus: Lieber Bruder Paulus! Mehrere tausend gläubiggewordener Juden, die Eiferer des Gesetzes sind, sind über dich berichtet worden, daß du lehrst die Juden, die unter den Nationen leben, von Moses abfallen, indem du sagst, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und nicht nach dem Gesetz wandeln. Da es nun nicht verborgen bleiben kann, daß du angekommen bist, so geben wir dir einen Rat: Beweise den Juden, daß du auch einhergehst und wandelst nach dem Gesetz, indem du dich mit vier Männern, die ein Gelübde getan haben, heiligst und die Kosten an sie wagst. Paulus tut das nun auch (V. 26) und erfüllt die gesetzlichen Vorschriften, wie sie das Nasiräergesetz in 4. Mose 6 verlangt. Ein danach Handelnder aß sieben Tage lang nichts, was vom Weinstock kommt, ließ das Haar nicht scheren und verunreinigte sich an keinem Toten. - Wenn es also darauf ankommt, festzustellen, ob Paulus dem Worte Gottes gemäß gehandelt hat, so muß ohne Zweifel die Antwort Ein „Ja“ sein. Sein Handeln war göttlich richtig, wenn es sich um das Gesetz und um ihn als Juden handelt. Im Vergleich zum Galaterbrief jedoch machte der Apostel Christi hier dem Gesetze Zugeständnisse, die nicht unbedingt nötig waren. Gewiß hatte der Apostel hier wie auch Apgesch. 16,3 sein Wort 1. Kor. 9,20 verwirklichen wollen. Er wurde denen, die unter Gesetz waren, als einer unter Gesetz, den Juden als ein Jude, um sie für Christus zu retten, um sie zu gewinnen. Keineswegs trieb ihn die Furcht vor den Juden zu diesem Schritt. Nein, nur der Gedanke, seine Volksgenossen für den Messias zu gewinnen, beherrschte ihn, denn daß er keine Furcht kannte, geht aus seiner Lebensschilderung in der Apostelgeschichte zur Genüge hervor. Auch nicht das Bestreben, der fanatischen Rache der Juden zu entrinnen, hatte er, denn daß er zum Leiden nach Jerusalem zog, hatte man ihm vorher mehrere Male geweissagt. Es ist also meiner Erkenntnis nach hier einer von den Fällen, in denen Männer Gottes entgegen dem durch sie geoffenbarten Gotteswillen handeln und dadurch den Beweis liefern, daß große Leute auch fehlen (Ps. 62,10; Luth.). Paulus selbst nimmt ja für sich an keiner Stelle seiner Schriften die Unfehlbarkeit des Handelns in Anspruch, ja, er sagt sogar, daß es ein Leichtes für ihn sei, von Menschen gerichtet oder verurteilt zu werden (1. Kor. 4,3). Keineswegs ist meine Ansicht ein Urteil über den großen Apostel, es handelt sich eben nur um eine Ansicht, und ich würde mich herzlich freuen, wenn ein anderer Bruder vermöge seiner ihm vom HErrn geschenkten Erkenntnis uns den Nachweis lieferte, daß Pauli Verhalten hier voll und ganz mit

HErrn geschenkten Erkenntnis uns den Nachweis lieferte, daß Pauli Verhalten hier voll und ganz mit dem Galaterbrief übereinstimmte.

Die zweite Frage an dieser Stelle muß mit einem runden glatten „Nein“ beAntwortet werden. Leute, die an schriftwidrigen, religiösen Sitten festhalten, nachdem sie die Schriftwidrigkeit derselben klar erkannt haben, können sich nicht mit Paulus an dieser Stelle einsmachen, denn hier bei Paulus handelt es sich nicht un schriftwidrige, religiöse Sitten, sondern um göttliche Anordnungen. Schriftwidrige Sitten, auch wenn sie religiöser Natur sind, gehören zum Götzendienst, und das steht fest, daß der religiös gefärbte Götzendienst ein viel größeres Hindernis für den Heiligen Geist bedeutet als der krasse weltliche Götzendienst.

A. C. (im Felde).

Antwort C

Beide Fragen sind zweifellos mit einem entschiedenen „Nein“ zu beAntworten.

Paulus war sieben Tage in Tyrus, woselbst ihn die Jünger durch den Geist warnten, nach Jerusalem zu gehen (V. 4). Bald darauf kam er nach Cäsarea in das Haus des Philippus (V. 8), woselbst ihm zum zweiten Male durch den Propheten Agabus, gleichfalls durch den Heiligen Geist, eine Warnung zuteil wurde (V. 11). Im Anschluß daran erlebte Paulus eine dritte Warnung durch die Gläubigen im Hause des Philippus (V. 12).

Dies alles hätte Paulus bestimmen sollen, nicht nach Jerusalem zu gehen. Trotzdem geht er den Weg, betreffs dessen dreimal versucht wurde, daß er von ihm abstehe. So gewiß der Weg nach Jerusalem seitens Paulus in guter Meinung geschah, so gewiß war es aber auch ein eigener Weg, auf dem er dementsprechende Erlebnisse zu erwarten hatte. Auf allen eigenen Wegen werden dementsprechende Erlebnisse gemacht!

In Jerusalem geht zunächst alles gut, was die Aufnahme bei den Brüdern betrifft. Der Rat der Brüder war jedoch ein falscher, und Paulus wahrte nicht den Charakter eines Dieners Christi, er wurde schwach und ging auf den falschen Rat der Brüder ein.

Der Schlüssel zu der sehr bemerkenswerten, aber traurigen Begebenheit liegt in Vers 23: „Tue nun dieses, was wir dir sagen!“ Es war die gute Meinung der Brüder, die lebhaft an die gute Meinung des Petrus erinnerte, als er den HErrn auffordert, Sich zu schonen (Matth. 16,22). Petrus bewegte sich bei seiner guten Meinung nicht in den Gedanken Gottes, ebensowenig bewegten sich die Brüder in Jerusalem bei ihrer guten Meinung in den Gedanken Gottes. Sie erwarteten, daß durch das Verhalten des Paulus „alle erkennen würden ...“ (V. 24), und vergaben ganz den Grundsatz von der engen Pforte, dem schmalen Weg und den Wenigen, die darauf wandeln. Die Gläubigen in Jerusalem wollten etwas „machen“, sie wollten, wie auch so manche Brüder in unseren Tagen, eine „Erweckung“ machen. Dazu sollte Paulus herhalten und sich im Tempel zeigen. Paulus auf seinem eigenen Wege ist schwach und geht auf die Ratschläge der „lieben“ Brüder ein.

Die Brüder und Paulus erleben eine gründliche Enttäuschung. Es ereignet sich gerade das Gegenteil von dem, was erwartet wurde. Es wurde erwartet, daß alle erkennen sollten, statt dessen werden alle aufgeregt und dies noch, ehe die sieben Tage vollendet waren. - Gott ließ es nicht zu, daß der Plan der Brüder und des Paulus ganz ausgeführt wurde. Noch ehe die sieben Tage vollendet

daß der Plan der Brüder und des Paulus ganz ausgeführt wurde. Noch ehe die sieben Tage vollendet waren, gibt es ein großes Geschrei von wegen „der heiligen Stätte“, die durch Paulus „verunreinigt“ - wurde, und Paulus wird gegriffen und kommt dahin, wohin er gehörte,- außerhalb des Tempels (V. 30!).

Zweifellos hat Paulus diese Lektion verstanden, das zeigen uns manche Stellen in später von ihm geschriebenen Briefen, so z. B. Kol. 2,16-23!

Der zweite Teil der Frage erhält eine klare Antwort Durch obige Stelle oder solche wie 2. Thess. 3,6: „Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesu Christi, daß ihr euch zurückziehet von jedem Bruder, der unordentlich wandelt, und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat.“

Unter „unordentlich“ ist hier nicht das moralisch Böse zu verstehen, sondern die Anordnung der Überlieferung, dem Worte Gottes, den Ordnungen im Hause Gottes gegenüber (vergl. 1. und 2. Tim.!).

Es muß tief schmerzlich berühren, wenn in so vielen Fällen auf Grund ungöttlicher, vermeintlicher und weichlicher „Honigliebe“ dies klare und präzise Wort, dieses „gebieten“ nicht beachtet wird (vergl. Gal. 2,14!).

Jedenfalls können Gläubige, die mit schriftwidrigen, religiösen Sitten nicht brechen wollen, ihren Eigensinn und ihren Ungehorsam nicht mit Apgesch. 21,20-26 entschuldigen, sie müssen vielmehr dortselbst eine sehr ernste und warnende Belehrung finden! Auch wäre es gut, wenn solche Gläubige 1. Sam. 15,23 lesen wollten, woselbst festgelegt ist, daß Widerspenstigkeit und Eigenwille gleichbedeutend ist mit Abgötterei und Götzendienst.

W. W.

Anmerkung des Herausgebers

Wir freuen uns über obige drei Antworten, trotzdem - nein, gerade weil zum ersten Teil der Frage verschiedene Standpunkte zur Darstellung gekommen sind, sind doch über diese Stelle tatsächlich die entgegengesetzten Urteile unter sonst in vielen Dingen durchaus gleichdenkenden Brüdern vorhanden.

Wir persönlich stimmen mit der besonders in der letzten Antwort Ausgesprochenen Überzeugung überein, daß also das Verhalten des Paulus in Apgesch. 21 nicht als göttlich richtig anzusehen ist und der erhabenen Stellung, die er in dem (vorher geschriebenen) Galaterbrief vertritt, nicht entspricht. Da unser Hauptgrund in Antw. B u. C aber nicht besonders genannt ist, so führen wir hierzu noch einiges aus.

Es ist mehrfach hingewiesen auf 1. Kor. 9,19-23, auf diese Stelle, die von dem Worte ungehorsamen Gläubigen gern in Anspruch genommen wird, um ihr trauriges Verhalten zu decken, gerade als ob Paulus jemals eine der ungezählten schriftwidrigen Anordnungen etwa der heutigen Staatskirchen mitgemacht haben würde, um etliche Menschen aus diesen zu gewinnen! Nimmermehr! Aber die alttestamentlichen, also göttlichen Anordnungen des Gesetzes konnte er unter Umständen beobachten, um seinen stammverwandten Volksgenossen das Evangelium nahe zu bringen. Niemals

hätte er etwa sich unter philosophische oder religiöse Systeme der damaligen oder jetzigen Zeit, die ja nichts zu tun haben mit ehemals göttlichen Anordnungen, gebeugt (vergl. 1. Kor. 1!), und damit das Kreuz, das Ende des Menschen im Fleisch, verleugnet. Aber dem Gesetz - göttlich in seiner Entstehung und seiner Bedeutung - konnte er sich beugen, gelegentlich, unter bestimmten Voraussetzungen. Das beweist Apgesch. 16,3 und hierüber ist in Frage 17, Band ll (1914) näheres ausgeführt.

Aber ganz anders verhielt sich unseres Erachtens die Sache in Apgesch. 21. Was sollte sein Handeln gemäß dem Nasiräat beweisen? „Daß nichts an dem ist, wessen sie über dich berichtet sind, sondern, daß du selbst auch in der Beobachtung des Gesetzes wandelst“ (V. 24). Sein Handeln sollte etwas beweisen, was 1. nicht wahr war und 2. dem bisherigen Wege des Paulus, seiner Lehre, seinem Leben, seiner Treue ins Gesicht schlug (vergl. nur Gal. 2

und Phil. 3,2-10!). Paulus, der Galaterbrief, und ein Leben, ein Wandeln in der Beobachtung des Gesetzes - unüberbrückbare Gegensätze!

Gewiß haben wir kein Recht, Paulus zu verurteilen, aber das Wort ist uns gegeben, um aus demselben für unser eigenes Leben richtige Beurteilungen zu treffen (vergl. 1. Kor. 10,15!), und so müssen wir sagen: seien wir ängstlich davor, uns auf eigene Wege zu begeben, oder wenn man nicht zugeben möchte, daß Pauli Weg nach Jerusalem ein eigener gewesen sei - seien wir vorsichtig, ja, mißtrauisch den gutgemeinten Ratschlägen derer gegenüber, die im Zusammenhang mit von Gott nicht oder nicht mehr anerkannten Systemen (besonders menschlichen) stehen, überhaupt menschlichen Ratschlägen gegenüber, wenn sie nicht mit dem Worte belegt werden! Paulus begab sich auf diesen gefährlichen Boden und wurde in diesem einen Fall unfähig, obige Worte von Vers 24 sofort auf ihren Unwert hin zu durchschauen und der ihm vom Feind gelegten Schlinge zu entgehen. Aber der HErr ließ Seinen fehlenden Knecht nicht im Stich und leitete alles so, daß Sein Name verherrlicht wurde. Er sei gepriesen dafür!

Auf den zweiten Teil der Frage gingen wir schon oben etwas ein, und die obigen Antworten sind in dieser Hinsicht klar genug! Noch ein Wort! Wir glauben nicht, daß von den menschlichen Systemen schon gelöste Gläubige einen göttlichen Weg gehen, wenn sie etwa an „kirchlichen“ Feiern bei irgendwelchen Gelegenheiten (wie etwa Trauungen, „Taufen“, Konfirmationen) als Gäste teilnehmen, um dadurch „keinen Anstoß zu erregen“ oder gar den noch darin gebundenen Gläubigen zur Freiheit zu verhelfen, oder aus (falscher) Pietät vor dem Althergebrachten. Sicher steht es keinem von uns zu, Gläubigen darin Vorschriften zu machen oder ihnen das zum Gesetz zu machen, was wir selbst tun. Hüten wir uns davor, uns für andere zum Gewissen zu machen! Aber, geliebte Geschwister, hüten wir uns auch davor, im ungleichen Joch mit Ungläubigen zu sein (2. Kor. 6,14ff.)! Wir tun dadurch keinen göttlichen Dienst, so gut wir es auch meinen. Der klarste, reinste, entschiedenste Weg nach dem Wort, innerlich und äußerlich, ist auch der göttlich gesegnetste, wie uns das Sendschreiben an Philadelphia im Vergleich mit dem an Sardes und an Laodicea zeigt (Offenb. 3!). Möchten wir doch auch verstehen: Es kommt nicht auf äußeren Erfolg an, sondern auf Frucht, göttlich gewirkte „Frucht, die da bleibt“ (Joh. 15,16!). Die findet sich auf dem Wege der Treue gegen Sein Wort! (Luk. 19,12ff. u. a.)

Frage 29

Wenn ein Mensch „in Christo“ überrascht wird vom Tode in einer Zeit, in der er nicht in bewußter Glaubensverbindung mit dem HErrn stand, ist er dann nicht „in Christo entschlafen“ (1. Thess. 4,14)?

 

Antwort A

„Wer zu Mir kommt, den will Ich nicht hinausstoßen!“ Auf Grund dieses möchte ich die Frage zu 1. Thess. 4,14 beAntworten; dazu kommt noch das Gewaltige, was Joh. 10,27-30 steht, wo es einmal heißt: „Ich gebe ihnen das ewige Leben,“ zweimal aber: „Niemand wird (kann) sie aus Meiner Hand reißen.“

Demzufolge steht es fest, daß das Leben Seiner Kinder, zumal zur Zeit des Heimholens, ganz in der Hand des Vaters steht, daß, ob ein Kind Gottes in bewußter Glaubensverbindung stand oder nicht, ja, ob mit Verstand oder ohne Verstand, ob mit Gefühl oder ohne Gefühl, es vor allem auf Gottes Gnade ankommt, Dessen Arme weit offen stehen, um dasselbe, das von Engeln sicher hinaufgeleitet wird durch die Scharen der feindlichen Gewalten, die Ihm zuwider sind, aufzunehmen, dort, wo kein Leid ist noch Geschrei, wo der HErr Selbst die Tränen trocknen wird, wo Freude und Seligkeit sein wird immerdar.

„Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum,“ sagt Paulus 1. Kor. 15,19, „so sind wir die elendesten unter allen Menschen“. Denn es gibt kein Kind Gottes, das nicht gezüchtigt worden, das nicht durch große Trübsale, zumal in dieser schweren Zeit, gegangen wäre. „So ihr die Züchtigung erduldet,“ wie es Hebr. 12,7 heißt, „so erweist Sich Gott euch als Kindern“. Und der Vater weiß, was Er Seinen Kindern tut, zumal wie Er dieselben heimzuholen hat (2. Tim. 1,12).

Allerdings geht Er bei manchen so wunderbare Wege, daß wir sie nicht verstehen, sondern daß unsere Augen zeitweilig gehalten werden, wie bei den Jüngern zu Emmaus, bis Er sie uns öffnet und wir Ihn Selber in Seiner Herrlichkeit erkennen.

Wie häufig ist es gerade in letzter Zeit vorgekommen, daß tiefgegründete Seelen, Zeugen Seiner Gnade in Wort und Werk, in der schwersten Heimsuchung, die eins Seiner Kinder treffen kann, hinaufgegangen sind, nämlich als sie sich in geistiger Umnachtung befanden. Da heißt es für uns: „Selig ist, wer sich nicht an Mir ärgert.“ Gott hat Seine Ehre und das Wohl aller Seiner Kinder stets im Auge. Vielleicht geschieht letzteren solches, daß eins aus ihrer Mitte auf solche Weise heimgeht, damit sie sich nicht zu sehr an einen Menschen klammern, der ihnen das Wort übermittelt hat, sondern daß sie von demselben loskommen und allein auf Den schauen, der Sein Leben für sie gelassen hat, und für ersteren tut Er solches, um ihn im tiefen Tale der Demut zu erhalten und durch solchen Leidensweg Den zu verherrlichen, der ihm durch die größte Marter und Pein als das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trug, vorangegangen ist.

Jedenfalls steht das Leben Seiner Kinder ganz besonders in der Hand des Vaters. Kann doch nicht ein Härlein von ihren Häuptern ohne Seinen Willen fallen, viel weniger können sie ohne Seinen Willen aus diesem Leben gerufen werden. Er, der in Seinem Sohne Menschen Sich zu Eigen machte, - weiß sie auch Sich zu erhalten.

„Niemand wird sie aus des Vaters Hand reißen.“ Ihm sei Lob und Anbetung in Ewigkeit!

L. Th.

Antwort B

Bei der BeAntwortung dieser Frage dürfte in Betracht zu ziehen sein, daß, nach manchen klaren Stellen der Schrift, es hinsichtlich der Errettung und des Lohnes eine verschiedene Sache ist.

Die Errettung geschieht selbstverständlich auf dem Boden der Gnade, jedes Tun des Menschen ist dabei ausgeschaltet. Der Lohn dagegen gründet sich auf die Treue im Glaubensleben, auf die Treue in der Zeit, die mit der Neugeburt beginnt und das ganze weitere

Leben einschließt. So ist beispielsweise in 2. Petri 1,11 von einem reichlichen Darreichen hinsichtlich des Eingangs in das ewige Reich unseres HErrn und Heilandes Jesu Christi die Rede, und dies unter gewissen Bedingungen, die, wo sie fehlen, das reichliche Darreichen schmälern.

Insbesondere aber mag 1. Kor. 3,11-15 die hier schwebende Frage beleuchten. Dort ist folgendes festgestellt:

1. Es gibt nur einen Grund, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus, wie der HErr Selbst sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch Mich“ (Joh. 14,6).

2. Auf diesen einen Grund kann aber verschiedentlich gebaut werden; es kann ein Bau aufgeführt werden von Gold und Silber, ein solcher von köstlichen Steinen, aber auch ein solcher von Holz, Heu und Stroh. Alles, was nicht dem Bauplan, dem Worte Gottes, entspricht, ist minderwertig.

3. Jedes Bauwerk wird offenbar gemacht werden an jenem Tage, von dem die Schrift spricht als in Verbindung mit dem Richterstuhl des Christus (2. Kor. 5,10), an welchem jeder empfängt, was er in dem Leibe getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses (ein Bau von Gold oder von Stroh).

4. An jenem Tage wird als feststehende Tatsache ans Licht gezogen werden, daß etlicher Werk bleiben wird, und im Gegensatz dazu, daß etlicher Werk verbrennen, also als nichtig und wertlos erscheinen wird.

5. Das bleibende Werk bringt Lohn mit sich, das verbrannte Werk zieht Schaden nach sich.

6. Der Schaden Leidende wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer, daß heißt, er kommt mit leeren Händen an, und von Lohn kann bei ihm keine Rede sein.

Damit ist der Schwerpunkt der gegenwärtigen Frage berührt. Die Schrift redet von der Möglichkeit einer vollen und ganzen Errettung (auf Grund des Werkes Christi, auf Grund der Gnade), wobei jedoch der Gerettete Schaden leiden kann, d. h. keinen Lohn empfängt (infolge seiner persönlichen Untreue). Ein Mensch „in Christo“ wird auf jeden Fall „in Christo entschlafen“ (wenn er überhaupt vom Tode erreicht wird). War aber dieser Mensch „in Christo“, oder dieser „in Christo Entschlafene“ nicht treu, so ist das eine Sache für sich, die an dem Tage des Richterstuhles des Christum ihre Erledigung findet.

W. W.

Anmerkung des Herausgebers

Die obigen Antworten beleuchten die Frage nach verschiedenen Seiten hin. Es ist gut, daß unser „in Christo Entschlafen“ nicht abhängt von unserem Zustand im Augenblick des Todes, sondern von unserer objektiven, von Gott aus gesehenen Stellung in Christo (vergl. Eph.-Brief!), d. h. also davon, ob Gott uns als Sein Eigen in Seinem Sohn anerkennt. Wäre das Entschlafen in Ihm abhängig von unserem jeweiligen Zustand, wie schrecklich wären dann unsere Brüder im Felde daran, die, wie wir von manchen wissen, in Augenblicken furchtbarster Kämpfe und höchster Todesgefahr durchaus nicht immer imstande sind, bewußt an den HErrn zu denken oder sich in Ihn zu versenken im Gebet oder in Freude des Heiligen Geistes, sondern die eben Kämpfen und im Dienst des Vaterlandes wirken mit ganzer Kraft, wie die Stunde es erheischt. Aber sie sind darum nicht weniger in Seiner Hand, auch wenn Er sie plötzlich abruft, wie jene, die durch göttliche Zulassung als Gläubige in der Nacht des Irrsinns sich ein Leid antun, oder wie wir alle, wenn wir im leiblichen Schlaf liegen und also auch kein bewußtes Leben führen. Wer Sein Eigen, ein Schaf Seiner Weide ist, bleibt Sein Eigen in der Stunde des Todes sowohl wie in jenem seligen heißersehnten Augenblick, da der HErr die Seinen ohne Tod heimholt bei Seinem Kommen, das wir täglich erwarten dürfen, das aber nicht abhängig ist von unserem Zustand, auch nicht dem der Gemeinde, sondern, als Abschluß der Erlösung, von Ihm allein (vergl. Frage 24!)! - Es ist natürlich sehr traurig, wenn ein Kind Gottes nicht Seiner Berufung gemäß wandelt (vergl. Frage 27!), aber das hindert nicht, daß es, wenn es stirbt, in Christo entschläft; aber wie Antwort B schon sagt, sein Lohn vor dem Richterstuhl wird geschmälert. Wer errettet ist durch die Gnade mittels des Glaubens an den gestorbenen und auferstandenen Heiland (Eph. 2,8; 1. Thess. 4,14!), hat schon jetzt einen Sitz in den himmlischen Örtern in Christo Jesu (Eph. 2,5.6). Das ist sein ewiges Teil, unabhängig von seinem späteren mehr oder minder treuen Verhalten, so wichtig dies in anderer Hinsicht auch ist. - Augenblick für Augenblick auch in strammster Berufstätigkeit in „bewußter“ Glaubensverbindung mit dem HErrn stehen wollen könnte übrigens leicht zu Gesetzlichkeit und Unfreiheit führen - Kennzeichen einer unbiblischen Heiligung, d. h. Selbstheiligung. Wohl aber kann und soll jeder Gläubige sein Leben „aus Glauben“ führen, in Glaubenverbindung mit dem HErrn leben (Röm. 14,8.23). Ein treues Kind Gottes wird morgens und abends, auch oft im Laufe des Tages bewußt mit dem HErrn verkehren, viel innerliche Gemeinschaft mit Ihm pflegen und dabei Gnade bekommen zur rechtzeitigen Hilfe (Hebr. 4,16) und somit in ungetrübter Glaubensverbindung mit dem HErrn stehen, und wenn sie durch eigene Schuld getrübt ist, das Hindernis schnell aus dem Wege räumen (1. Joh. 1,9). Aber ebensowenig wie man sich in jedem Augenblick bewußt sein muß, daß man lebt, künstlich Atmungsbewegungen zu machen bestrebt usw., ebensowenig soll man sich künstlich in jedem Augenblick in bewußtes Glaubensleben hineinsteigern. Vor allein ist das Entschlafen in Christo nicht von dem bewußten Glaubensleben abhängig, sondern von dem Glauben, d. h. dem im Glauben an Christo Stehen, dem „in Christo Sein“! Gott sei Preis, daß es so ist!

Frage 30

Ich bitte um eine praktische Erklärung von Kol. 2,20-23, insonderheit von V. 21.22!

Antwort A

Durch die Fürsorge des HErrn durfte Paulus als Gebundener aus dem Gefängnis heraus die Kolosser

einführen in das Geheimnis des Christus und durfte ihnen die ganze Errettung und die Offenbarwerdung in Herrlichkeit zeigen. Diese Stellung war wie jede Stellung in Christo auch mit allerlei Kampf verbunden, durch den die Kolosser gehen mußten. Aber auch nach dieser Seite hin sollte ihnen der Ertrag des Werkes Christi voll und ganz zugute kommen, denn hier an dieser Stelle setzt die Gnade ein, um einen Triumph zu feiern und den völligen Sieg, den Christus auf dem Kreuze errungen hat, den Gläubigen zu schenken. Nachdem Er, der Sohn Gottes, Frieden gemacht hat durch das Blut Seines Kreuzes (Kol. 1,20) und durch Seinen Tod und Auferstehung eine neue Ordnung hergestellt hatte, war die entgegenstehende Handschrift (Schuldbrief) ausgetilgt, Satzungen und alles, was mit Religion verbunden war, hatten ein Ende genommen. Das Haupt, der Christus, hatte alles vollbracht, so daß Schatten oder Vorbilder und Satzungen, wie sie im Alten Bunde vorhanden waren, vollständig beiseite gesetzt waren und in Ihm die Erfüllung gefunden hatten. Der neue Boden, den die Kolosser betreten hatten, war nicht nur Leben, sondern auch Freiheit und Herrlichkeit. Sie hatten Christus den HErrn empfangen und sollten nun mit Ihm wandeln und in Ihm gewurzelt sein. Ihr Grund war die Festigkeit des Glaubens an Christus (Kol. 2,5). In dieser herrlichen Stellung ist der Blick weggerichtet von dem, was Menschen aufrichten, ob der Schein auch heilig oder religiös sein mag. Der Gläubige sinnet in dieser Stellung auf das, was droben ist, und erwartet das Offenbarwerden in Herrlichkeit (Kol. 3,1-4). Hier ist nun die Stelle, wo der Betrug des Feindes und das Aufrichten von Satzungen und eine neue Bindung durch Formen und Gesetze einsetzt. Durch gesetzliche Speiseverbote und durch Halten von Dingen, welche mit Christus hinweggetan waren, wollten etliche, die als Scheinfromme auftraten, aber Verführer waren, die anderen betören, daß sie dadurch eine größere Heiligkeit erlangen würden. Ähnlich wie schon 1. Mose 3,5 die Stimme des Feindes lautet: „Ihr werdet sein wie Gott,“ so geht der Betrug des Feindes zu allen Zeiten seinen Weg, um die Gläubigen um den Ertrag des Werkes Christi zu betrügen und ihnen ihre herrliche Stellung streitig zu machen. Es ist dies der zu Eingang erwähnte Kampf. Ein Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Fleisch und Geist. Merken wir auf, dann werden wir finden, daß diese Gefahr, vor der Paulus die Kolosser warnt, gerade in unseren Tagen im Vordergrund steht und mit ein Kennzeichen der toten Form unter der bekennenden Christenheit ist. An Stelle des Werkes Christi für uns hat sich der Mensch eine zur toten Form gewordene Religion gemacht. Matth. 15,9.17.18 zieht der HErr hierfür schon eine scharfe Scheidegrenze, und Gal. 4,9 muß Paulus vor der gleichen Gefahr warnen, ebenso gibt der Apostel seinem Timotheus in dieser Beziehung eine klare Weisung 1. Tim. 4,1-8. Also will uns diese Schriftstelle sagen, daß wir mit keinerlei Satzungen und Systemen, mögen sie noch so fromm und religiös erscheinen und dem Fleisch angenehm sein, irgend etwas gemein haben sollen. Vielmehr sollen wir uns unserer herzlichen Stellung bewußt sein: Auferweckt mit Christo und sinnend auf das, was droben ist. Gleichzeitig nach oben und nach unten blicken bezeichnet man im gewöhnlichen Leben mit Schielen, und Schielen ist Unnatur. Deshalb die ernste Mahnung des Paulus: „Wenn ihr mit Christo von den Elementen der Welt weggestorben seid, was laßt ihr euch Satzungen auflegen, als lebtet ihr noch in der Welt?“ (V. 20.) Unsere Stellung ist klar bezeichnet in den Worten: „Daher, wenn jemand m Christo ist, dann ist eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden“ (2. Kor. 5,17).

Ph. W.

Antwort B

Der Kolosserbrief betrachtet die Gläubigen als in der Welt stehend, aber von derselben getrennt

durch den Tod Christi. Nicht die herrliche Tatsache, daß sie „in Christo“ sind, ist hier der Gegenstand, sondern die ebenso herrliche Tatsache, daß Christus in ihnen ist (Kap. 1,27). Er ist die Quelle, der Ausgangspunkt, die bestimmende und wirkende Kraft ihres Lebens hienieden - Er, der gestorben und auferstanden ist, sitzend zur Rechten Gottes; daher sind auch sie in dieser Welt Gestorbene, deren Leben verborgen ist mit dem Christus in Gott (3,3) und deren Herz und Glaubensblick dorthin gerichtet ist, wo Er ist. (3,1.2). Dieses praktisch zu verwirklichen ist die Ermahnung, die sich durch den Brief hindurchzieht und auch in den in der Frage angegebenen Versen sich an uns richtet.

„Welt“ ist ein verschiedenseitiger Begriff. Im Kolosserbriefe ist es nicht die Welt im Sinne von Joh. 1,9.10; 3,16.17 usw., auch nicht eigentlich im Sinne von 1. Joh. 2,15-17, obwohl wir selbstverständlich auch der „Welt und ihrer Lust“ gegenüber unser Gestorbensein verwirklichen sollen, sondern es sind hier die „Elemente der Welt“, um die es sich handelt - menschliche Weisheit und menschlicher Wille, und zwar in bezug auf Gott und göttliche Dinge (2,8.18), und die Frucht von beiden: Überlieferung von Menschen; Gebote und Lehren der Menschen (2,20-23).

Der Mensch ist so sehr geneigt, in äußeren Dingen, dem Sichtbaren und Greifbaren, etwas zu suchen. Solches bot das Judentum in reichstem Maße. Daher kam es, daß sehr bald jüdische Einrichtungen in das Christentum Aufnahme fanden, sowohl auf dem Gebiete des sogenannten „Gottesdienstes“ in seinem äußerlichen Gepränge und gewissen Formen wie auch in bezug auf Speisen und dergleichen. Diese Einrichtungen waren zum Teil im Gesetz Moses für das Volk Israel (nicht für uns) angeordnet, zum Teil aber auch nur „Überlieferung von Menschen“, „Gebote und Lehren der Menschen“ (2,8.22), die sie nach ihrer eigenen Weisheit und ihrem eigenen Willen den göttlichen Vorschriften hinzugefügt hatten (siehe Mark. 7,1-7). Da sie sich in derselben Richtung bewegten wie die göttlichen Vorschriften, hatten sie „einen Schein von Weisheit“ (2,23), in Wahrheit aber gingen sie völlig irre, denn die Dinge, deren Berührung, Genuß und Gebrauch sie verboten, waren „zur Zerstörung bestimmt „durch den Gebrauch“, also von Gott gegeben, um ihrer Bestimmung gemäß verwendet zu werden. Der Nichtgebrauch dieser Dinge - sogar unter Nichtbeachtung berechtigter Ansprüche des Leibes - war deshalb nicht Weisheit, sondern Torheit und Eigenwille, und was Demut zu sein schien, war nur eitles Aufgeblasensein von dem Sinne des Fleisches (siehe V. 18.23).

Das alles sah der Apostel bereits in seinen Anfängen, und er sah die schlimme Weiterentwickelung kommen, denn in 1.Tim. 4,1-3 schreibt er: „Der Geist sagt ausdrücklich, daß in den letzten Zeiten etliche von dem Glauben abfallen werden, achtend auf betrügerische Geister und Lehren der Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden und betreffs des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet sind, verbieten zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten ...“ Was der Apostel sah - mit großem Schmerze, wie wir aus Gal. 4,9-20 erkennen können -, ist in vollem Maße eingetreten und besonders in einer der verschiedenen christlichen „Kirchen“ in ausgeprägtester Form vorhanden.

Alle jene Dinge dienen nur „zur Befriedigung des Fleisches“ (Kol. 2,23, Schluß). Es ist eben nur das „Fleisch“, das es mit denselben zu tun hat - der „alte Mensch“ (Röm. 6,6), der „in der Welt lebt“. Mit dem Tode hört jede Beziehung zu denselben auf. Der Tod trennt und befreit davon für immer. Deshalb heißt es an die Gläubigen, für die ja der Tod Christi als Tod ihres „alten Menschen“ gilt und die infolgedessen ihrem „alten Menschen“ nach nicht mehr in der Welt leben: „Wenn ihr mit Christo den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerfet ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in

der Welt?“ Wir sollen dieses Mitgestorbensein verwirklichen und nicht mehr in Dingen uns bewegen, in denen der Mensch im Fleische Gott zu gefallen sucht. Das gilt nicht nur in bezug auf das Fasten zu gewissen Zeiten und Meiden gewisser Speisen, sondern auch in bezug auf alle anderen Dinge, die „nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christo“ sind (2,8).

Hierbei konnte die Frage auftauchen, ob an und für sich ein Kind Gottes alles essen darf. Diese Frage ist im Worte Gottes klar bejaht. Das finden wir gleich in Kol. 2. Da heißt es in Vers 16: „So richte euch nun niemand über Speise oder Trank,“ und die Verse 20-23 behandeln ja gerade diesen Gegenstand von dem Standpunkte aus, daß wir als mit Christo Gestorbene nichts mehr zu tun haben mit Verboten betreffs Speisen und dergleichen. Ferner bitte hierzu zu lesen: Röm. 14,14 und 20b; 1. Kor. 10,25.26; 1. Tim. 4,3.4; auch Mark. 7,15.18.19 (vergl. Frage 36, Band l [1913]! Der Herausgeber.). Etwas ganz anderes ist es selbstverständlich, daß wir enthaltsam sein sollen - mäßig in allem und unnötigen Genuß meidend (siehe 1. Kor. 9,25 - 10,22!), sowie ferner auch, daß wir auch auf das, was wir mit gutem Gewissen genießen dürfen, dann verzichten, wenn ein anderer an dem Genusse Anstoß nimmt, wie uns Röm. 14 (siehe besonders V. 13.21); 1. Kor. 8,8-13 und 10,27-29 belehrt und ans Herz legt. - Keineswegs aber soll Vorstehendes ein Kind Gottes veranlassen, gegen seine Überzeugung zu handeln, denn dann würde es sündigen (siehe Röm. 14,23!). „Speise empfiehlt uns Gott nicht“ (1. Kor. 8,8). „Es ist gut, daß das Herz durch Gnade befestigt werde, nicht durch Speisen, von welchen keinen Nutzen hatten, die darin wandelten“ (Hebr. 13,9). „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geiste“ (Röm. 14,17).

Th. K.

Antwort C

Das „Wenn“ ihr mit Christo gestorben (V. 20) und „wenn“ ihr mit Christo auferstanden seid usw. (Kap. 3,1) sind keine fragenden, zweifelnden „wenn“ in dem Sinne, ob sie es seien, sondern es sind folgernde, bestätigende „wenn“.

Der Apostel zeigt ihnen in den vorhergehenden Versen die großen Tatsachen: 1. Daß der Leib des Fleisches am Kreuze ausgezogen (V. 11), daß sie am Kreuze „mit Christo gestorben“ (V. 20), und so als Menschen im Fleische vor Gott ihr Ende gefunden hatten. Und mehr, daß sie 2. „mit Ihm begraben“, auch das ganze Gebiet der Elemente der Welt - des Lebens des Fleisches - verlassen hatten, und daß sie 3. mitauferweckt durch den Glauben ... als Auferstandene diese Welt wieder betreten als solche, die 4. „mitlebendig“ gemacht mit Ihm, ein Leben mit Ihm besitzen, welches jetzt ihrem Leben den Charakter - die Eigenart - gibt.

Von diesen feststehenden Tatsachen ausgehend fragt er: Wenn sie nun so mit Christo gestorben, begraben, auferweckt und lebend waren, wie konnten sie dann diesen Wirklichkeiten gegenüber so inkonsequent (widersprechend) sein und sich noch Satzungen und Dogmen beugen? Manche Gläubige meinen, daß sie das, was doch gut und fromm aussieht, mitmachen können. Sie sind so an Überlieferungen und Dinge nach väterlicher Weise gewöhnt, daß sie diese nicht fahren lassen möchten und sehen nicht, wie gänzlich unwahr sie dadurch zu jenen großen göttlichen Tatsachen stehen.

Wir lernen hier, wie unvereinbar diese Dinge mit dem Werke und der Person Christi sind. Der Apostel zeigt: Solche Dinge mögen einen Schein von Weisheit und auch Demut haben. Man will mit solchem gesetzlichen Entsagungswesen und Menschenlehren Gott etwas darbringen. Das Fleisch will Gott damit verehren. Es ist ein „Gottesdienst“, wie der Apostel zeigt, in dem sich der Eigenwille, die Aufgeblasenheit des Fleisches und die Selbstbefriedigung versteckt. Gott hat nichts darin. Es ist nicht nur eine Verleugnung des Kreuzes Christi und des Hauptes, sondern auch eine Anerkennung, daß Fleisch Gott dienen könne.

Die ernste Warnung in diesem Kapitel gilt der Einmischung und der Anerkennung des Fleisches. So wenig wie Christus mit der Welt und ihren Elementen zu tun hat, so wenig auch wir. Sein Tod hat jedes Band gelöst. Alles, was den Elementen der Welt angehört, die religiösen Systeme - auch das, was Gott einst in Israel dem Menschen im Fleische gab, alles hat im Kreuze Christi sein Ende gefunden. Ich habe damit so wenig zu tun wie das Haupt, dessen Leib ich angehöre. An diesen Dingen festhalten heißt „das Haupt nicht festhalten“ (V. 19). Der Leib (die Gemeinde) empfängt kein Wachstum von diesen Dingen. Das „Wachstum Gottes“ empfängt der Leib nur vom Haupte aus - aber nicht von den Elementen der Welt.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn diese klaren Antworten nur bei ein paar der geliebten Leser derselben, sofern sie noch in irgendwelchen Systemen dieser Welt innerlich oder auch nur äußerlich gebunden sind, die Folge zeitigten, daß sie sich lösen ließen von den Überlieferungen der Menschen, sie nicht mehr mitmachten (vergl. Frage 28!), so hätte dieses Heft einen wichtigen Dienst getan. Warum soviel Hängenbleiben an diesen von Gott längst gerichteten Dingen? Es gibt viele Scheingründe dafür, die oft ihren tiefsten Grund haben in Menschenfurcht und falscher Menschenliebe (vgl. Frage 28!), wobei die Liebe zu Gott weinen geht! Bruder, Schwester, es gibt vor Gott keinen stichhaltigen Grund für Ungehorsam der Gläubigen gegenüber dem geoffenbarten (und darum für jeden Gläubigen erkennbaren) Willen Gottes! Darum laß, was Ihn nicht ehrt, tue, was Ihn verherrlicht, wenn es auch gilt, dadurch mit Gebräuchen, die man vordem liebte, zu brechen! Dadurch beweisen wir Ihm unsere Liebe (Joh. 14,21ff.; vergl. Röm. 12,1.2 u. a.!). Dadurch helfen wir auch Seinen gegenwärtigen Verwaltungplan (Eph. 3!) praktisch zu verwirklichen: Die Gemeinde, den Leib Christi aufzuerbauen gemäß dem Wachstum Gottes (V. 19). Was gibt es wohl Köstlicheres in unserem Wirken hienieden, als in Übereinstimmung mit Ihm zu stehen, wie Er in Übereinstimmung mit dem Vater steht (Joh. 5,17; 10,30 u. a.)! Wie wirken wir?

Wie klein, niedrig ist die Religion des Fleisches, von der wir hier in Vers 21 und 22 eine Probe haben: Sich beherrschen lassen von Dingen, die durch den Gebrauch ohnehin der Zerstörung anheimfallen! Aber das sind Kennzeichen der Religion des Fleisches: Dinge, die Gott nicht geboten, deren Unwert im Blick auf die Wahrheit, die Ewigkeit Er dargetan hat im Kreuz Christi, aufrichten, sich darunter beugen, sich davon beherrschen lassen, und das, was Ihn verherrlicht, was Er liebt, worin Er Seine Freude hat (z. B. das Zusammenkommen der Gläubigen zum Gedächtnismahl des HErrn oder das praktische Warten aus Sein Kommen nach Offenb. 22,20, oder die Ordnungen Seines Hauses nach den Timotheusbriefen usw.), vernachlässigen oder als „unnötig zur Seligkeit“ abtun! Prüfen wir uns in dieser ernsten gegenwärtigen Zeit, wieviel Er und Sein Wort uns wert geworden sind und ob wir

bereit sind, soviel an uns ist, durch Gnade praktisch zu verwirklichen, daß wir, wie Antwort C zeigt, mit Christo gestorben, begraben, auferweckt und mitlebend sind in einem neuen Leben, in Seinem Leben! „Suchet, was droben ist, wo der Christus ist!“ (3,1ff.!)

Geleitsworte an den Leser:

„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Erbarmungen und Gott alles Trostes, der uns tröstet in all unserer Drangsal, auf daß wir die trösten können, die in allerlei Drangsal sind, durch den Trost, mit welchem wir selbst von Gott getröstet werden.

In der Welt habt ihr Drangsal, aber seid gutes Mutes: Ich habe die Welt überwunden!

Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe die Hütte Gottes bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Gott Selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, Ich mache alles neu. Und Er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind zuverlässig und wahrhaftig.“ 2.Kor. 1,3.4; Joh. 16,33; Offenb. 21,3-5.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

 

 

Frage 31

In welchem Verhältnis zueinander stehen „der neue Himmel“ und die „neue Erde“ in Jes. 65,17ff. (Tod - Sünde - Fluch) und Offenb. 21,1ff. (kein Tod - keine Sünde)?

Antwort A

Man könnte sagen: Sie stehen in keinem Verhältnis zueinander, sondern sie sind Erfüllungen ganz verschiedener Weissagungen. Die Weissagung in Jes. 65,17ff. bezieht sich auf Israel und wird erfüllt im Tausendjährigen Reich. Wenn der Herr Jesus als der Messias-König Israels in Herrlichkeit erscheint und Sein Friedensreich beginnt, wird eine Erneuerung von Himmel und Erde stattfinden. Die seufzende Schöpfung (Röm. 8,19-23) wird von der Knechtschaft des Verderbnisses freigemacht werden. Ein Zustand der Glückseligkeit und des Friedens, der sich auch auf die Tierwelt erstreckt, wird eintreten. Das ist die Erfüllung von Jes. 65,17ff. Tod, Sünde und Fluch werden allerdings nicht ganz verschwunden sein, aber doch eine Ausnahme bilden. Der Gottesstaat, das „Reich der Himmel“ mit dem Gottesvolk Israel wird auf Erden Wirklichkeit werden.

Aber das Millennium (das Tausendjährige Reich) endigt nach Offenb. 20 mit einer Katastrophe, mit Empörung und Gericht. Da wird 2. Petri 3,7-13 erfüllt werden. Himmel und Erde werden im Feuer

Empörung und Gericht. Da wird 2. Petri 3,7-13 erfüllt werden. Himmel und Erde werden im Feuer vergehen und neue Himmel und eine neue Erde werden an ihre Stelle treten, in welchen Gerechtigkeit wohnt. Das wird in Offenb. 21,1ff. näher beschrieben. Da gibt es keine Sünde und keinen Tod mehr; „der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, Ich mache alles neu!“ (V. 5).

Chr. K.

Antwort B

In Jes. 65,17-25 wird uns das Segensbild von dem sogenannten Tausendjährigen Reiche Christi auf Erden gezeigt. Diese Erscheinung des HErrn auf der Erde schließt eine Erneuerung der Schöpfung mit ein. Der Fluch ist aufgehoben, die Macht der Sünde wird gebrochen sein, selbst die Tierwelt wird zu jenem Zustand des Friedens, der einst im Paradiese herrschte, zurückkehren (V. 25). Wenn wir den Abschnitt aufmerksam lesen, werden wir finden, daß Sünde und Tod wohl noch vorhanden sind, wie uns Vers 20 sagt, aber ihre Herrschaft hat aufgehört, denn der Satan ist gebunden und kann die Nationen nicht mehr verführen (Offenb. 20,1-3). Er, der HErr, wird als König des Friedens und der Gerechtigkeit herrschen, und der einzelne, der sich dieser Herrschaft nicht unterstellt, wird sein gerechtes Urteil empfangen. Der getreue Überrest wird den vollen Segen, wie er uns in Vers 21-23 geschildert wird, genießen, und das Verhältnis wird so sein, daß die Gebete schon erfüllt werden, ehe sie ausgesprochen sind. So ist in dieser Darstellung des Tausendjährigen Reiches in jeder Beziehung schon ein Vorgeschmack aller himmlischen Segnungen gegeben, ohne daß es sich dabei um das himmlische Jerusalem handeln kann. Dieses himmlische Jerusalem, das ewige Reich Gottes, wie es uns in Offenb. 21,1-7 geschildert wird, ist sozusagen die Vollendung. Die Worte, die wir in Jes. 65 lesen, haben hier ihre volle Bedeutung erlangt. Die Welt in ihrem alten Zustande ist in Flammen aufgegangen (Offenb. 20,11 und 2. Petri 3,7), und das Vollkommene ist nun geoffenbart. Hier gibt es nun keinen Tod, keine Trauer oder Tränen, hier genießen die vollendeten Gläubigen das Vorrecht der Kindschaft ohne jegliche Einschränkung. Es ist die Zeit, wo Gott alles in allem ist, auch die Tausendjährige Herrschaft des Messias hat aufgehört, und auch 1. Kor. 15,28 wird erfüllt sein. Die neue Welt, der neue Himmel, die neue Erde stehen nun auf dem ewigen Boden, einst gegründet durch Gottes Macht und Sein Wort, nun aufgebaut auf der ewigen Erlösung als Triumph Seiner Macht und Gnade, und die Gläubigen dürfen alsdann die volle Vaterliebe ihres Gottes und Vaters genießen: „Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Gott wird bei ihnen sein, ihr Gott“ (Offenb. 21,3). Dieses Endziel soll uns immer anreizen, festzuhalten an den kostbaren Zusagen unseres HErrn, der uns einst sagte: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten, und Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seid“ (Joh. 14,3). Also in Jes. 65 wohl eine Erfüllung für Israel, aber für uns als Gläubige nur Schatten und Vorbild, aber hier in Offenb. 21 Vollendung, Fülle und Herrlichkeit, die wir genießen sollen.

Ph. W.

Antwort C

Daß die Himmel, die über uns sind, und die Erde, auf der unsere Füße stehen, einst „untergehen“ und „aufgelöst“ werden, sagen uns Ps. 102,25.26 und 2. Petri 3,7-12, und daß danach „neue Himmel“ und eine „neue Erde“ sein werden, „in welchen Gerechtigkeit wohnt“ und die gottgemäß, Seiner Vollkommenheit und Herrlichkeit entsprechend sein werden, sagt uns das Wort Gottes ebenfalls in 2.

Petri 3,13 und in Offenb. 21,1. - „Und das Meer ist nicht mehr“ heißt es von der neuen Erde in letztgenanntem Verse. Das Meer ist das Bild der Unruhe und Friedlosigkeit (Jes. 57,20), und diese wird es auf jener neuen Erde nicht mehr geben. - Sie wird passend sein für Gott, darauf zu wohnen, und wo Er ist, kann keine Sünde sein - auch nicht der leiseste Schatten davon -, noch irgend etwas, was die Sünde gebracht hat: Tränen, Tod, Trauer, Geschrei, Schmerz. Alles dieses gehört dem „Ersten“ an, und „das Erste ist vergangen“ (Offenb. 21,3.4). Das ist die herrliche neue Schöpfung, die gegründet ist auf das vollbrachte Werk und die anbetungswürdige Person unseres Heilandes und HErrn, der auch die sichere Bürgschaft dafür ist, daß diese neue Schöpfung nicht wieder durch die Sünde verdorben wird, sondern in ihrer Vollkommenheit und Herrlichkeit ewig bleibt, nachdem Gott so ganz und völlig geoffenbart und in allem so vollkommen verherrlicht ist, daß Seiner Offenbarung und Verherrlichung nichts mehr hinzugefügt werden könnte. Unser Herz frohlockt, wenn wir dieses betrachten, und wir preisen Ihn dafür, daß Er uns solche Blicke tun läßt bis in die Ewigkeit hinein!

Das ist es, wohin Offenb. 21,1ff. uns führt. Sehr verschieden hiervon aber ist Jes. 65,17ff. Was dort in Verbindung mit dem neuen Himmel und der neuen Erde gesagt ist, läßt mit jeden Zweifel ausschließender Deutlichkeit erkennen, daß es sich noch um die alte, jetzige Erde handelt, was den Stofs betrifft, und nur ein neuer Zustand auf derselben gemeint ist. Schon Vers 13 und 19 entsprechen dieser Tatsache, aber mehr noch zeigen es die weiteren Verse. Da ist die Rede von Säugling, Greis, Sterben, Sünder, Verfluchtwerden, Häuserbauen, Weinbergepflanzen, Kinderzeugen, Wolf, Lamm, Schlange. Das alles gibt es nur auf dieser, nicht aber auf der neuen Erde. Und selbst wenn jemand sich die neue Erde so denkt, daß auf derselben Häuser gebaut und Weinberge gepflanzt werden und es auf derselben Tiere gibt - das Wort sagt nichts Dahingehendes, aber es gibt Kinder Gottes, die sich solche Vorstellungen machen -, so schließt doch das Wort andere von den erwähnten Dingen für die neue Erde ohne Zweifel aus: Tod, Sünde und Fluch, wie wir oben bereits gesehen haben, ebenso wie das Kinderzeugen, denn in Luk. 20,34-36 lesen wir: „Die Söhne dieser Welt heiraten und werden verheiratet; die aber würdig geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet; denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich ...“ (d. h. hinsichtlich der ebengenannten Dinge), und 1. Kor. 15,50: „Dieses aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können ...“ - Immerhin wird es eine wunderbare Umwandlung sein, die diese Erde dann, bei der Erfüllung von Jes. 65,17ff., erfahren wird; eine Umwandlung, so groß, daß Himmel und Erde ganz neu erscheinen werden, da an Stelle des jetzigen, durch die Sünde geschaffenen verdorbenen Zustandes ein völlig neuer, herrlicher Zustand getreten sein wird: Das Leben wird herrschen, wo jetzt der Tod herrscht, Gerechtigkeit an Stelle der Ungerechtigkeit, Friede und Ruhe anstatt Kampf und Unruhe, Freude und Glück anstatt Kummer und Elend, überfließende Segensfülle anstatt des mit Mühsal und Schweiß erworbenen Brotes (siehe Jes. 11,1-10; 35; Ps. 72). Diese Umwandlung und Erneuerung der Erde gleicht in ihren Merkmalen ganz der Wiedergeburt des erneuerten Menschen. Deshalb spricht der Herr Jesus in bezug auf sie in Matth. 19,28 auch als von der „Wiedergeburt“, und wird in Röm. 8 gesagt, daß die ganze Schöpfung, wartend auf die Offenbarung der Söhne Gottes, bei der sie freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (V. 19-21), „zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt“ (V. 22). Ja, wenn die Söhne Gottes werden geoffenbart sein - also der HErr gekommen sein wird in Macht und Herrlichkeit mit den verherrlichten Seinen, Seine Herrschaft anzutreten und Sein Reich aufzurichten auf dieser Erde, nach der Seinem irdischen Volke gegebenen Verheißung -, dann wird auch diese Erde wiedergeboren sein und unter der wunderbaren Herrschaft des HErrn, des

verheißenen Messias, eine im Alten Testamente vielfach angekündigte herrliche Zeit der Fülle von Frieden und Wohlfahrt, eine Zeit überströmender Segnung genießen. Nach Offenb. 20,4-6 wird diese wunderbare Zeit tausend Jahre währen. Deshalb wird das messianische Reich meistens das „Tausendjährige Reich“ genannt. Dieses ist es, um was es sich in Jes. 65,17ff. handelt. Es ist diese jetzige Erde in ihrer „Wiedergeburt“. Auf diesen Zustand folgt dann die in 2. Petri 3 erwähnte Auflösung und dann die neue Erde von Offenb. 21,1ff., die neue Schöpfung in Herrlichkeit. - Diese stufenweise Führung aus dem Zustande der Sünde heraus zu dem Zustande ewiger Herrlichkeit ist dieselbe wie bei dem Kinde Gottes, von dem wir sonach in dieser Erde, bezw. in dieser vergänglichen Schöpfung, ein treffendes Bild sehen: Erst der alte sündige Zustand; dann wiedergeboren, aber noch im Leibe der Niedrigkeit; und endlich umgestaltet und verherrlicht für ewig. - Wie könnten wir Gott jemals genug danken für Seine Liebe und Gnade, daß Er uns ein solches herrliches Teil geschenkt hat und wir uns jetzt schon im Glauben desselben freuen dürfen! Bald werden wir schauen, was wir geglaubt haben!

Th. K.

Antwort D

Die Ankündigung des neuen Himmels und der neuen Erde in Jes. 65,17; 66,22 und das Erscheinen des neuen Himmels und der neuen Erde in der Offenb. 21,1 sind wohl verwandte Tatsachen, welche aber zeitlich voneinander getrennt sind. Bei genauem Vergleich beider Stellen unter Heranziehung anderer Schriftworte wird es uns klar werden, daß, obwohl beide Schriftabschnitte gemeinsame Züge aufweisen, doch aber auch große Verschiedenheiten zu verzeichnen sind. Über diese möchten wir einige Bemerkungen machen. Z. B. wird in Jes. 65,17 gesagt: „Der früheren (des Himmels und der Erde) wird man nicht mehr gedenken usw.“ Dies besagt, daß man ihrer und der damit verbundenen Verhältnisse und gewisser Um- und Zustände vergessen wird. Man denkt nicht mehr daran und hat auch keine Veranlassung dazu, weil Jehova die Erde, besonders aber Palästina und das Volk Israel so segnen und mit Herrlichkeit umgeben wird, daß man ihrer ohne Mühe vergißt. Wie man auch im täglichen Leben Dinge vergißt, weil unser Leben und Umgebung keine Spur von ihnen zurückgelassen haben. Was wir darunter zu verstehen glauben, werden wir weiter unten in Kürze ausführen. Hingegen lesen wir in Offenb. 21,1: „Denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen.“ Derartige klare und nicht mißzuverstehende Worte gebraucht der Prophet Jesaja nicht. Wir können mit Recht fragen: Warum nicht? Wir glauben, weil er nie vorher die Auflösung des ersten Himmels und der ersten Erde ankündigt, wie es Johannes im Gesicht in Offenb.

20,11 sah und es uns aufs Geheiß des HErrn mitgeteilt hat. Auch zeigt uns das in Frage stehende Kapitel in Jesaja, daß daselbst unmöglich der ewige, vollkommene Zustand wie in Offenb. 21 gemeint sein kann. Man lese nur einige Worte weiter in der Offenb. 21,1: „und das Meer ist nicht mehr“ und vergleiche damit Jes. 60,5.9; 66,19, Stellen, die sich ohne allen Zweifel auf dieselbe Segenszeit von Kapitel 65 beziehen, und man nimmt wahr, daß im Gegensatz zu obigem Worte von „Meer“ und „Inseln“ gesprochen wird. Beides kann ganz unmöglich auf dieselbe Zeit Bezug haben. Ferner lesen wir in Offenb.: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem aus dem Himmel herniederkommen von Gott usw.“ In Jes. aber: „Ich wandle Jerusalem in Frohlocken und sein Volk in Freude.“ Dort ist die Stadt himmlischen und göttlichen Ursprungs, hier aber ist offenbar das irdische Jerusalem gemeint, wie ja auch nur das irdische Volk Gottes in Frage sein kann. Das himmlische Jerusalem wird ja auch zur Zeit des Segens für das irdische Volk in Erscheinung treten,

himmlische Jerusalem wird ja auch zur Zeit des Segens für das irdische Volk in Erscheinung treten, doch trägt es unverkennbar ewige, göttliche, aber besonders himmlische Züge, was kaum gesagt werden kann von der irdischen Stadt im Tausendjährigen Reich. Weiter wird uns gesagt: „Der Tod wird nicht mehr sein.“ In Jes. 65 aber wird uns gerade das Gegenteil angekündigt, da von Sterben, Sünde und Fluch gesprochen wird. Tod wird keineswegs eine Regel sein wie jetzt, vielmehr eine Ausnahme, doch geht aus anderen Schriftworten hervor, daß jeder offenbare und willige Sünder mit dem Tode vom HErrn, welcher dann als König herrscht, bestraft wird (Ps. 101,8; Zeph. 3,5).

Wir haben etwas ähnliches in Apgesch. 5. Damals erstreckte sich die Zucht nur auf die Gemeinde, dann aber auf das ganze Land. Aus allem geht wohl zur Genüge hervor, daß es sich, obwohl schon um sehr gesegneten, doch niemals um den ewigen, vollkommenen Zustand handeln kann. Der Leser mache für sich selbst noch weitere Vergleiche, und er wird finden, daß Jes. 65 in Verbindung steht mit dem sogenannten messianischen Weltreich, in welchem Christus als König in Gerechtigkeit herrschen wird (Jes. 32,1). Es wird noch Böses vorhanden sein.

Nur kann es nicht herrschen, weil Christus herrscht und jede Sünde richtet. Alles Böse und Gottlose wird durch die Entfaltung des Lebens, der Herrlichkeit und der Gerechtigkeit des HErrn niedergehalten werden. Anders ist es in Offenb. 21,1-8, wo wir den ewigen Zustand haben, der nach jener Segenszeit folgt; die neue Schöpfung, in welcher Gerechtigkeit wohnt (2. Petri 3,13). Es ist ein Unterschied zwischen „herrschen“ und „wohnen“. Mit dem ersten ist der Gedanke der Macht, Unterwerfung und Gehorsam verbunden, mit dem anderen der Gedanke der Vertrautheit, Hinneigung und Niederlassung.

Obwohl die schwachen Ausführungen etwas ungeschickt sind, so werden wir doch gesehen haben, daß Jesaias den Zustand des Tausendjährigen Reiches im Auge hat. Der Himmel wird seine Segensfülle spenden und die Erde ihren vollen Ertrag (Hos. 2,21.22). Satan wird gebunden -d. h. die Himmel und die Erde von ihm und seinen Heerscharen gereinigt sein - und die Könige der Erde gerichtet (Jes. 24,21.22). Er wird den Krieg beschwichtigen bis ans Ende der Erde (Ps. 46,9) und die Völker des Krieges zerstreuen (Ps. 68,30). Die Schmach Israels wird Er wegnehmen und es machen zum Haupte der Nationen (5. Mose 28,13). Das Alte, der Streit, der Krieg, die Gewalttat, die Ungerechtigkeit, die Sorgen, die Mühe, die Unruhe, die Angst, besonders aber die Finsternis über Gott usw. werden verbannt sein durch den HErrn aus den Grenzen der Schöpfung und so auch aus dem Gedächtnis Seines Volkes: Ein neuer Himmel, der nicht Zorn, sondern Güte spendet; eine neue Erde, die nicht Unkraut und Disteln gibt, sondern ihre Frucht durch Gottes reichen Segen.

In Jes. 65 haben wir das Unterpfand für die anfängliche Vollendung, für die vollkommene Erfüllung der Verheißung. Die Erfüllung - 2. Petri 3,13 - selbst aber in Offenb. 21. So ähnlich ist es mit uns, den Gläubigen. Wir sind eine neue Schöpfung in Christo (2. Kor. 5,17), obwohl nur das neue Leben, das Auferstehungsleben in Ihm unser Teil ist. Erst wenn unser Leib der Niedrigkeit zur Gleichförmigkeit der Herrlichkeit Seines Leibes gestaltet wird, ist das Wort: „daher, wenn jemand in Christo ist, so ist er eine neue Schöpfung usw.“

in seiner ganzen Tragweite erfüllt. Doch der Glaube eilt der Zeit, den Umständen und nicht zuletzt den Hindernissen voraus und erfreut sich der Dinge Gottes, die Seine Liebe uns offenbarte und sonnt sich in dem Lichte und der Liebe, die wohl der Welt verborgen, aber für den Glaubenden allezeit gegenwärtig sind. Haben wir diesen Glauben?

R. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Zunächst weisen wir hin auf Frage 11 in Band II (1914). Es ist wohl kaum nötig, zu obigen ausführlichen Antworten noch etwas Wesentliches hinzuzufügen. Nur einige Worte!

Auch wir sehen in Jes. 65,18ff. die beschreibende Ausführung der in Vers 17 gegebenen Verheißung, nicht etwa glauben wir, daß mit Vers 18 neue Verheißungen beginnen.

In der heutigen Zeit, besonders von den sogenannten christlichen Kirchen werden die Verheißungen, die offenbarlich das Volk der irdischen Berufung, Israel, betreffen, oftmals umgemünzt und angewandt auf die Christenheit. Das ist eine von Gläubigen schon vielfach gerügte Unsitte, um so mehr als sie nur die Verheißungen betrifft, die angekündigten Drohungen aber wohlweise unbeachtet läßt. Wie würden nun diese das Wort der Wahrheit nicht recht teilenden (2. Tim. 2,15) Ausleger sich zu dieser Ankündigung des neuen Himmels nach Jes. 65 verhalten? Würden sie sich diese zu eigen machen und würde es ihnen genügen, für die Ewigkeit in einem neuen Himmel, auf einer neuen Erde zu sein, wo doch noch Fluch, Sünde und Tod möglich ist? Wir Gläubigen der himmlischen Berufung, die wir, wie Antwort C und D zeigen, in diesen beiden Verheißungen von Jes. 65 und Offenb. 21 Abbilder unseres eigenen Zustandes der Erneuerung, solange wir noch hienieden wallen, und der Vollkommenheit in der Herrlichkeit erblicken, würden nicht zufrieden sein können mit dem Zustand von Jes. 65 als einem ewigen! Wir sehnen uns vielmehr nach der völligen Erfüllung des Vorsatzes Gottes: „Siehe, Ich mache alles neu!“ Und gepriesen sei Er - in dem alle Verheißungen Ja und Amen sind (2. Kor. 1,20), unser geliebter Herr Jesus Christus, - daß wir berufen sind, diese vollkommene Herrlichkeit zu genießen! Aber für Israel, dem die prophetischen Bücher des Alten Testaments besonders gelten, für das Volk der irdischen Berufung, der irdischen Regierung, der irdischen Besitztümer, für dieses und dieser Berufung gemäß ist die vorläufige Erfüllung der göttlichen Verheißungen nach Jes. 65 durchaus die seinen Wünschen, seiner Hoffnung entsprechende. Ein umgewandeltes Jerusalem, in dem Gerechtigkeit herrscht und von wo aus die Nationen gesegnet werden, indem sie dort Jehova suchen und anflehen (Sach. 8!), das ist die Sehnsucht und die Wonne des gesammelten, umgewandelten (wiedergeborenen, Matth. 19,28) und geheiligten Volkes der Wahl der Gnade. Wollen uns dessen freuen, daß diesem solch herrliche Vorerfüllung des neuen Himmels und der neuen Erde bevorsteht und daß wir dessen Augenzeugen sein werden von oben her, als die da mit Ihm zu herrschen berufen sind (Offenb. 2,26.27 u. a.). Wenn schon die Vorerfüllung so herrlich sein wird, daß das erlöste Volk Israel darin seine Freude und Wonne findet, obwohl noch Sünde und Tod möglich sind, wie wird dann erst die ganze Erfüllung von Jes. 65,17, wie sie uns in Offenb. 21 gezeigt ist, sein! Lies 1. Kor. 2,9! Gepriesen sei unser herrlicher Gott und HErr!

Frage 32

Wie ist Evangelium Joh. 21,21-23 zu verstehen?

Antwort A

Besorgt um Seine Jünger, offenbart Sich der Herr Jesus einer Anzahl Seiner Jünger am See Tiberias; auch Petrus und Johannes sind dabei; insbesondere beschäftig Er Sich mit Petrus. Es war noch nicht

lange her, als dieser Petrus seinen HErrn und Meister in schmählicher Weise verleugnet hatte, nachdem er kurz vorher vor allen übrigen Jüngern beteuerte: „Mein Leben will ich für Dich lassen“ (Joh. 13,37). Der HErr macht ihm hier keinen Vorwurf und sagt auch kein Wort darüber; in gnadenreicher Weise ordnet Er mit ihm diese Sache, Er richtet die Quelle jenes Übels, das Selbstvertrauen des Petrus. Nach seinem Herzensbekenntnis läßt ihm der HErr Seine überreiche Gnade zuteil werden. So handelt der HErr immer noch: nach einem aufrichtigen Bekenntnis der Schuld stellt Er vollständig her und gibt reiche Gnade zum ferneren Lebensweg (1. Joh. 1,9). Nach dieser völligen Wiederherstellung sieht Petrus, daß dem HErrn noch ein Jünger nachfolgt, nämlich der Jünger, der beim letzten Abendessen des Passahlammes an Jesu Brust lag, und Petrus fragte: „HErr, was aber dieser?“ Es ist anzunehmen, daß Petrus gerne wissen wollte, was diesem Jünger, mit dem er doch auch wohl innig verbunden war, von dem HErrn für ein Auftrag zugewiesen würde. Vers 22 gibt der HErr die für Petrus nötige Antwort. Nach Vers 23 ging nun dieses Wort aus unter den Jüngern: „jener Jünger stirbt nicht“, so daß Jesus genötigt ist, die gegebene Antwort noch einmal zu wiederholen: „Wenn Ich will, daß er bleibe, bis Ich komme, was geht es dich an? Folge du Mir nach!“ Auch dies ist wichtig, der Herr Jesus, der Herzenskündiger, handelt nach Seinem Willen und gibt Seine Anweisungen nach Seinem Gutdünken.

Das Band, das jetzt vom Herrn Jesus zwischen Ihm und Petrus geknüpft war, befähigte den Petrus, die Schafe des Herrn Jesu, d. h. die aus den Juden gesammelten Seelen bis dahin und fernerhin zu sammeln, zu weiden und zu hüten, ihr Hirte zu sein und sie auf den Auen des reichen Erzhirten Jesu zu führen und zu weiden. Und daß er dieses dem HErrn wohlgefällig getan hat, bezeugen seine Briefe heute noch. Petrus war sozusagen der Apostel der Bescheidung, d. h. der Juden und für die Juden. Auf demselben Boden stand auch Johannes, d. h. für den gläubigen Überrest Israels, nur daß der Dienst des Johannes weiterreichte, bis ans Ende, bis der HErr ihm erschien und kam, um ihm alles mitzuteilen, was nach dem Ratschluß Gottes über die Gemeinde und über die Welt kommen sollte (Offenb. 1,9-20). Der Dienst des Petrus bestand darin, Seelen zu sammeln, sei es aus der Beschneidung, Juden, oder aus den Heiden; Johannes folgt Christo nach, ohne zu diesem Werke wie Petrus berufen worden zu sein. Johannes schreibt über das ewige Leben, das beim Vater war; er zeigt uns den Vater geoffenbart im Sohne, der in des Vaters Schoß ist und zugleich als das ewige Leben geoffenbart ist. Der Dienst des Johannes geht, wie wir es in der Offenbarung sehen, bis ans Ende, bis zur Ankunft Christi auf der Erde zum Gericht.

F. B.

Antwort B

Die Fürsorge des HErrn ist zu allen Zeiten eine weitgehende. Er ist der Herr Seines Werkes, der Herr der Ernte und der Herr, dem auch das Zukünftige in die Hand gelegt ist. In Matthäi sagt Er zum Abschied den Seinen, daß Ihm alle Gewalt gegeben und daß Er bei ihnen sein will alle Tage. Wenn nun hier in unserem vorliegenden Schriftwort Petrus den Ereignissen vorauseilt und die Frage an den HErrn richtet: „Was soll aber dieser?“ so weist der HErr in Seinen einfachen und klaren Antworten immer jedem der Seinen den Platz an, der ihm gebührt. Dem Petrus wird die Weisung gegeben: „Weide Meine Schafe“ (V. 17), Johannes dagegen soll bleiben. Wenn nun die Jünger dieser Antwort Entnahmen, daß Johannes nicht sterben sollte, so hatten sie, wie in vielen Dingen, auch hier ihren Meister nicht verstanden, denn dies hatte der HErr nicht gesagt, vielmehr wurde dem Johannes hier sein Dienst und das Teil, das er in Verbindung mit diesem Dienst haben sollte, angekündigt. Beide

sein Dienst und das Teil, das er in Verbindung mit diesem Dienst haben sollte, angekündigt. Beide waren dem HErrn nachgefolgt, jeder hatte seinen besonderen Dienst und Auftrag. Petrus durfte durch sein Zeugnis das Reich der Himmel aufschließen und den jüdischen Überrest einführen (Apgesch. 3). Johannes dagegen hatte den Dienst, den Vater in dem Sohne zu offenbaren und das Kommende zu verkündigen (Offenb.). Diese Ankunft des HErrn, von der schon hier am Ende des Johannesevangeliums geredet wird, Seine Erscheinung auf Erden, das alles sind Dinge, die Johannes vorausschauen und enthüllen darf. „Dinge, die bald geschehen müssen,“ darf er verkündigen (Offenb. 1,1). So war der Dienst des Johannes mit der Kirche verbunden, die ihre VerAntwortlichkeit preisgegeben hatte, er hatte ihr das Gericht zu verkündigen; er hatte ihr aber auch den himmlischen Charakter, der mit der Aufnahme in den Himmel verbunden ist, zu zeigen. Die Ankunft Jesu und alle Dinge, die für die Erde damit in Verbindung stehen, darf er schauen und verkündigen. Die Knechte des HErrn sollen wissen und verstehen, „was bald geschehen muß“. „Denn der HErr, Jehova, tut nichts, es sei denn, daß Er Sein Geheimnis Seinen Knechten geoffenbart habe“ (Amos 3,7). So durfte z. B. Petrus bleiben und zeugen von den Taten des HErrn (Apgesch. 2,14ff.) und sehen, wie der HErr die Grundlage zu der Gemeinde legte und täglich hinzutat, und schließlich sollte er Christus verherrlichen in Gefängnis und Tod. Johannes dagegen darf weitersehen. Er sieht die Erfüllung von 2. Tim. 2,19ff. und Matth. 13,32, und wie die Zerstörung Jerusalems dem Dasein des Judentums nach dem Gesetz ein Ende macht. Er als der letzte der Zwölfe darf die Gerichte, die über diese Erde gehen werden, im Geiste schauen und verkündigen, und andererseits darf er schauen, daß das Leben, welches der Sohn Gottes gebracht hat, ein unverlierbares ist und daß hinter den Gerichten Gnade und Herrlichkeiten stehen. So durfte er bleiben, bis Jesus kam, d. h. er durfte im Geiste das Kommende schauen. Wir aber als die Jünger des HErrn, denen auch das Kommende in den Schriften geoffenbart ist, haben die herrliche Aufgabe, zu handeln und den Tod des HErrn, der uns das Leben gebracht hat und uns über die Gerichte hinaushebt und in die Herrlichkeit versetzt, zu verkündigen und auch zu warten, bis Er kommt (1. Kor. 11,26).

Ph. W.

Antwort C

Es ist bei dem oberflächlichen Lesen des Ausspruches des HErrn wohl verständlich, wenn die Jünger zu der Meinung kommen, als solle Johannes nicht sterben. Daß es sich dabei aber um eine irrige Meinung handelt, ist ja ausdrücklich festgestellt, und damit muß für den allerdings merkwürdigen Ausspruch des HErrn eine andere Erklärung gesucht werden. Diese dürfte nicht schwer zu finden sein, wenn wir geneigt sind, unsere Augen nach dem Buche der Offenbarung zu richten, um die in diesem Buche geschilderten Erlebnisse des Johannes zu betrachten und zu würdigen.

In demselben hat Johannes die Endlinien der Wege Gottes auf Erden gesehen und niederschreiben dürfen (Offenb. 1,9-20). Infolgedessen konnte er bei diesem Dienste bis zu der Ankunft Christi gehen, ja, noch weit darüber hinaus, indem er vom neuen Himmel und von der neuen Erde redet (vergl. Frage 31! Der Herausgeber).

Wichtig sind auch die Worte des HErrn, die Er an den Petrus richtet und die zugleich auch dem Johannes gelten: „Folge du Mir nach!“- Sie enthalten für Petrus eine zarte und doch deutliche Zurechtweisung. Sein Blick auf Johannes war wohl nicht fürsorgender Besorgtheit entsprungen, verriet vielmehr eine ihm nicht zukommende Betrachtung über die Lebensführung des Johannes, die

der HErr allein regelte, ebenso wie die seinige. Deshalb sollte Petrus auf den HErrn blicken (statt auf den Johannes) und Ihm, seinem Herrn, folgen.

Dieser Punkt bietet eine ernste Belehrung für die Gläubigen! Wieviel Durcheinander und wieviel Herzeleid wäre schon vermieden worden, wenn die falsche Besorgtheit nicht in Tätigkeit getreten und statt dessen Worte der Schrift beachtet worden wären wie Phil. 2,2.3; 1. Kor. 13,5, die davon reden, daß einer den anderen höher achte als sich selbst, oder Sach. 7,10, wonach vom „Bruder“ nichts Arges gedacht werden soll.

W. W.

Antwort D

Aus Furcht vor Leiden und um sein Leben zu bewahren, hatte Petrus den HErrn verleugnet. Jetzt deutet der HErr ihm an, daß, im Gegensatz zu seiner Verleugnung, er Gott durch einen Märtyrertod verherrlichen solle.

Hierauf fragt Petrus, was mit Johannes werden solle. Die Antwort Des HErrn zeigt, daß solche Frage sich nicht geziemte. Ob nun trotz der Zurechtweisung der HErr doch in Seinen Worten eine Auskunft über das Los des Johannes gibt, scheint mir eine offene Frage zu sein. Jedenfalls sagt die Schrift dieses nicht deutlich. Es geht uns so wie den Jüngern: Nachdem der HErr nun einmal über Petri Los etwas enthüllt hatte, erwarteten sie auch jetzt auf Petri Frage hin, etwas über Johannas zu erfahren, und so mutmaßten sie, Johannes werde nicht sterben. Aber während durch den Heiligen Geist über die Worte betreffs Petrus erklärend hinzugefügt wird, daß es eine Andeutung über Petri Tod sei, wird uns derartiges bei Johannes hier nicht gesagt, sondern, daß das, was die Jünger sagten, Jesus nicht gesagt habe, und dann werden noch einmal die Worte des HErrn genau wiederholt. Ich meine, darin liegt ein Fingerzeig, daß wir hier genau auf Jesu Wort achten sollen.

Wenn wir, wie die Jünger, in diesen Worten des HErrn nach einer Erfüllung über das Los Johannes forschen wollen, so schließe ich mich gern der Meinung an, daß wir darin einen Hinweis alls die Patmostage des Johannes finden (Buch der Offenbarung).

Aber abgesehen von dem Geheimnisvollen, - welche Hoheit und Unumschränktheit offenbart der HErr in diesem: „Wenn Ich will!“ Petrus soll sich nicht um des Johannes Los bekümmern, sondern Ihm nachfolgen. Das Los des Johannes hält Er in Seiner Hand. Das Los zu wissen ist nicht das Wichtige (und wie gut, daß wir es nicht wissen!), sondern zu wissen, in wessen Hand unser Los ist - daß der HErr es ist, der es bestimmt, und zwar so völlig und ganz, daß es einzig und allein von Seinem Willen abhängt. Wenn Er will, daß Johannes bleiben soll, bis Er kommt, wo gäbe es etwas, welches vermöchte, dies zu verhindern? In diesem „wenn Ich will, daß er bleibe“, liegt, daß der HErr allein über das Los der Seinigen, ob sie gehen oder bleiben sollen, über Tod oder Leben, bestimmt. Dies ist ein starker Trost für alle, die Sein Eigentum sind. Wir erlauben niemandem, über unser Eigentum zu bestimmen, und auch der HErr erlaubt es keinem, über uns zu bestimmen. Wie selig zu wissen: Wir sind des HErrn, nicht nur, wenn wir leben, sondern auch, wenn wir sterben (Röm. 14,8). Wir sterben nicht, weil der Tod das Leben endet, sondern nur, wenn der HErr es will. Als der HErr starb und auferstand, da wurden auch wir vom Tode befreit. Gefahren, Krankheit, Tod an sich vermögen nichts, „wir sind des HErrn“. Niemand hat ein Recht an uns. Nur Er allein hat Verfügungsrecht. „Wenn Ich will,“ das entscheidet alles.

will,“ das entscheidet alles.

Nach dem Urteil der Welt, äußerlich, mögen wir noch teilnehmen an dem Fluch, den die Sünde über den Menschen brachte - wir selbst aber wissen, daß wir auch im Tode unter der Herrschaft und der waltenden Hand des HErrn stehen -, auch im Tode sind wir Sein! Der Tod ist - seitdem Er starb und auferstand - keine Notwendigkeit noch Erwartung für uns. Und wenn er kommt nach des HErrn Willen, so liegt darin kein Zeichen Seines Mißfallens, sondern oft sogar Seiner besonderen Gnade (Apgesch. 5,5 und 10; 1. Kor. 5,5; 11,30 u. a. sind Ausnahmen!). Stephanus starb, als er als ein treuer Zeuge für seinen HErrn stand. Er wußte sich auch in dieser schrecklichen Stunde unter der Autorität und dem Walten seines HErrn. Er wendet sich an Ihn und bittet Ihn, seinen Geist aufzunehmen. In Seiner Hand sind die Schlüssel des Todes. Nicht durch die Menschen, nicht durch verheerende Krankheit geht ein Kind Gottes heim, sondern, wenn Er will. Und jetzt im Kriege! Wieviel Tränen und Weh! Hast du einen gläubig Entschlafenen, um den du trauerst? Blicke hin auf Jesus! Vertraue Ihm! Dein Entschlafener - wisse es -, er ist nicht durch das Geschoß, sondern „durch Jesum entschlafen“ (1. Thess. 4,14). Bald kommt der HErr, und dann wird Gott „die durch Jesum Entschlafenen mit Ihm bringen“. Ein alter Dichter singt:

„Wenn Sor' und Gram dein Herz erfüllt,

Wenn Herz und Auge weinet,

Wenn jede Aussicht sich verhüllt,

Und nirgends Hilf' erscheinet,

Dann fragt der HErr und spricht zu dir:

Hast du Mich lieb, vertraust du Mir?

Wenn ich dann ganz verlassen steh',

Ich aufwärts blick' und weine,

Dann kommt von jener lichten Höh',

Der treue Freund, der meine.

Und freundlich dann spricht Er zu mir:

Ich hab dich lieb, vertraue Mir!“

Seine Liebe und Weisheit läßt uns Seine Gedanken und Wege mit uns nicht im voraus sehen. Wir würden solches in diesem Leibe nicht ertragen noch erfassen können, weil, wie der Himmel höher ist als die Erde, auch Seine Wege höher sind als unsere. Wie der HErr mit Petrus und Johannes tat, so tut Er auch heute noch mit uns. Über den Weg des einen gibt Er (wie bei Petrus) Andeutungen, wie Gott Sich verherrlichen will. - Über den Weg des anderen ist (wie bei Johannes) alles dunkel. Niemand weiß etwas. Petrus empfing keineswegs einen Blick im voraus über sein Leben - die Schrift sagt: „andeutend“ usw. Und in Seinen Führungen, Zulassungen usw. finden auch wir zuweilen „Andeutungen“, wie Gott Sich bei diesem oder jenem verherrlichen will. Bei anderen wieder ist - wie bei Johannes - Sein Liebesplan völlig dunkel. Niemand von den Jüngern verstand, was der HErr mit

Johannes vorhatte. Und so heute. Der HErr läßt uns (und das ist Güte) von Seinen Wegen nichts im voraus sehen. Aber so, wie wir heute Seinen Wegen mit Petrus und Johannes nachschauen und im Nachschauen lernen, so können wir auch in dem Nachschauen Seiner Wege mit uns jetzt schon manches verstehen, obgleich uns noch vieles hier verhüllt bleibt. Wie ein Dichter sagt:

„Jetzt noch verhüllt erscheinen mir

Des Vaters Weg und Führung hier,

Doch droben werd' ich deutlich schaun,

Wie gut es ist, Ihm zu vertraun.

Und dann wird alles offenbar,

Was mir verhüllt und dunkel war,

Und jubelnd sing' ich dort am Thron

Das Lied des Lammes, Gottes Sohn.“

Darum, wie unser Los auch sei: Er bestimmt es. Unsere Aufgabe ist: Ihm zu folgen und zu vertrauen. „Du aber folge Mir nach!“ Will Er, daß wir bleiben, bis Er kommt? Will Er, daß wir mit dem Tode Gott verherrlichen sollen? Das gläubige Herz spricht: Wie Er will, so will auch ich. Da ist kein Widerspruch betreffs Seiner Führung zwischen der gläubigen Seele und Ihm. Kein Widerspruch wird bei Petrus gefunden, als der HErr ihm das Ende seines Weges andeutete. Er wollte nur wissen, was es mit Johannes würde. Aber für solche bloße Wißbegier hat der HErr keine Antwort. „Was geht es dich an? Folge du Mir nach!“ Dies ist unsere große Lebensaufgabe: Ihm nachfolgen! Dies ist viel wichtiger, als nach anderen zu fragen oder meine Aufgabe und Bestimmung mit der anderer zu vergleichen. Wenn wir hier Petrus und Johannes als Typen (Vorbilder) für alle Gläubigen ansehen wollen - Petrus als Bild derer, die durch den Tod Gott verherrlichen sollen, und Johannes derer, die da bleiben, bis der HErr kommt -, so kommt es auch so leicht in unserem Herzen auf, Vergleiche anzustellen. So war es auch bei den Thessalonichern (1. Thess. 4,13-18). Doch die Schrift sagt: Wir werden alle zugleich entrückt werden, dem HErrn entgegen. Aber alle- ob Petrus oder Johannes -, alle haben Ihm nachzufolgen. Jeder wird Seinen Lohn empfangen nach der Treue, in der wir Ihm auf Glaubenswegen nachgefolgt sind. Die Nachfolge ist unsere Seite, den Weg bestimmt Er für jeden persönlich, so wie Er jedes einzelne Schaf mit Namen ruft.1

1

Über das, was in dem „Mit-Namen-Rufen“ liegt, wird oft so leicht hinweggegangen. „Namen“ in der Schrift enthalten das Wesen, die Art und den Charakter dessen, der den Namen trägt. Ich möchte hierzu auf die Antwort unsere Bruders E. A. verweisen in Jahrg. II. S. 23 bis 25. (v. d. K.)

Welche Hoheit, welche Autorität, welche Allmacht liegt in diesem kleinen Wort: „Wenn Ich will!“ Er braucht nur zu wollen, und es ist geschehen. Und dieser Sein Wille wird geleitet von Seiner Vorkenntnis aller Dinge, von Seiner Weisheit, von Seiner Liebe zu mir. Sein Wille ist das köstliche Ruhekissen der gläubigen Seele. Darum Mut! Laßt uns Ihm nachfolgen! Den Blick nach oben! Der HErr kommt bald.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Von ganzem Herzen freuen wir uns dieser Antworten, in denen Belehrung sowohl wie Ermunterung zu

ihrem Recht kommen. So wenig bei vorliegendem Gegenstand die lehrhafte Auslegung vernachlässigt werden dürfte - im Gegenteil: sie hat ihr Recht, und es wird ihr auch völlig zuteil -, so sehr erquickend und ermunternd und darum nicht weniger zu entbehren ist die andere Seite dieser Frage: die praktisch-erbauliche. Und wie not tut uns in jetziger bedrängter Zeit solche Art Erbauung, wie sie uns oben geboten ist! Somit ergänzen die obigen Antworten einander. Möchten sie allen Lesern rechten Dienst tun im Sinne des Wahlspruches der „Ggs. Handr.“ Kol. 3,16 oder gemäß 2. Petri 3,18!

Fünfmal, soweit wir wissen, ist in der Schrift unser christliches Verhalten verbunden mit einem der Worte „bis Ich komme“ oder „bis Er (der HErr) kommt“: in Luk. 19,13; Joh. 21,22; 1. Kor. 4,5; 11,26 und Offenb. 2,25. Wir sehen beim Vergleichen dieser Stellen, wie unser Verhalten, unser Wandel, unser Dienst hienieden gekennzeichnet sein sollte durch den beständigen Hinblick auf Sein Kommen, ja, auf Ihn Selbst, den zu sehen unsere Erwartung und Sehnsucht ist (Offenb. 22,17 und 20). Und das ist auch etwas von dem, was der Herr Jesus hier Seinem Jünger Petrus sagt: Wenn er Mein Kommen erleben soll und du nicht, was kümmert es dich? Folge du Mir nach - Mir! das genüge dir, daß Ich es bin, dem du zu folgen hast, und was du auch auf diesem Wege erleben wirst, und wie dieser Weg auch enden wird - immer ist es Meine Hand, die deinen Weg bestimmt, und das sei genug für dich -, du kommst nicht zu kurz (1. Thess. 4,15 Schluß; vergl. Schluß von Antwort D!). Ich komme! - Ob du, liebes Kind Gottes, des Petrus oder des Johannes Los teilen wirst - sorge dich nicht -, folge Ihm nach, Er kommt, und dann werden Petrus und Johannes, dieser und jener - ja, alle Seine Heiligen, auch du und ich durch Seine Gnade bei dem HErrn sein allezeit! (1. Thess. 4,17.18.) Welch herrliche Aussicht! wie ist sie geeignet, das vielleicht gerade gegenwärtig durch schmerzliche Trauer bewegte Herz wegzulenken von der Veranlassung des Schmerzes und hinzuleiten zu Dem, der unsere Wege in Seiner treuen Hand hält und der die Führung mit Petrus ebenso zu Seiner Verherrlichung und unserem Segen gestaltet wie die des Johannes! Ja, blicke auf Ihn, trauriges gläubiges Herz! Er kommt, und auch du wirst bei Ihm sein allezeit. Gepriesen sei Sein Name immer und ewiglich!

„Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. - Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seiet. - Was ihr habt, haltet fest, bis Ich komme!“ (Joh. 14,2.3; Offenb. 2,25.)

Frage 33

Was sind die „irdenen Gefäße“, 2. Kor. 4,7?

Antwort A

Das Gefäß ist die leibliche Persönlichkeit des Gläubigen, das irdene Gefäß, in dem der Heilige Geist Wohnung genommen hat (1. Kor. 6,19). Die fleischlichen Korinther hatten die Gaben, die der HErr Brüdern gegeben, dazu gebraucht, den Menschen zu verherrlichen. Hier müssen sie neu lernen, daß wie groß auch der Schatz sei, der dem Gefäß anvertraut sei, das Gefäß doch ein irdenes Gefäß bleibe. Was auch immer der Geist innen in das Herz gibt und hineinschreibt, das Gefäß wird dadurch nicht groß gemacht, um bewundert zu werden. Der Schatz verändert das Gefäß nicht. Es bleibt, was es ist: ein irdenes Gefäß. Gott hätte andere, herrliche Gefäße für diesen Schatz wählen können

(Engel), aber Er wählte mit der bestimmten Absicht irdene Gefäße, „damit die Überschwenglichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns“. Damit das irdene Gefäß nicht eine Hemmung für den Glanz des Schatzes sei, zeigt der Apostel ihnen an seinem eigenen Leben (V. 8-11), wie die Führungen Gottes dazu dienen müssen, daß das Gefäß (der Mann Paulus) in dem Tode (nieder)gehalten wird, damit das Leben Jesu an dem sterblichen Fleische offenbar werde.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es sei hingewiesen auf 3. Mose 6,21a! - Köstlich ist es, daß Seine Kraft in unserer Schwachheit zur Vollendung kommt (2. Kor. 12,9.10!). Das Gefäß wertlos, ein Scherben, der Inhalt Herrlichkeit: „der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus“ (V. 4). Welche Gnade! Da brauchen wir nicht trauern, „wenn der äußere Mensch verfällt“ (V. 16) und durch „die Leiden der Jetztzeit“ aufgezehrt wird (Röm. 8,18!), wenn dadurch die Kraft Gottes nur um so herrlicher hervorstrahlen kann und Er verherrlicht wird, der uns den Dienst der Herrlichkeit anvertraute (Kap. 3). - Wie mancher treue Zeuge ist körperlich ein gebrechliches Gefäß, vielleicht auch etwa in dem gegenwärtigen Kriege geworden - aber, was den unbekehrten Menschen ein schreckliches Unglück scheint, ist göttliche Weisheit, die uns „abnehmen“ läßt, auch der Leibeskraft nach, damit „Er wachse“ (Joh. 3,30). „Ich nichts - Er alles in allem, wie quillt dann der Segen so rein!“ Das war die Stärke des Paulus, das sei auch unsere nach 2. Kor. 4!

Geleitsworte an den Leser:

Freuet euch in dem HErrn allezeit! wiederum will ich sagen: Freuet euch! Lasset eure Gelindigkeit (Milde) kundwerden allen Menschen; der HErr ist nahe. Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christo Jesu. Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des HErrn. Befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des HErrn ist nahegekommen.“ Phil. 4,4-7; Jak. 5,7.8a.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 34

Was bedeutet Gal. 6,4.5?

Antwort A

1. Kor. 3,13 sagt uns Paulus, daß eines jeden Werk offenbar werde, und Jakobus ermahnt uns, Täter des Wortes zu sein (Jak. 1,22). Hier in der in Frage stehenden Stelle wiederum die Weisung: „ein

jeder aber prüfe sein eigenes Werk“! Alle diese Stellen zeigen uns zunächst, wo die Quelle unseres Ruhms liegt, daß es nur Christus und Sein Werk ist und daß an diesem Maßstab gemessen der Ertrag aller menschlichen Werke nur ein Ertrag der Gnade ist, daß aber andererseits Nachfolge und treuer Dienst (Werk) nicht voneinander zu trennen sind und daß eines das Ergebnis des anderen ist. Ein Christ, der sich wiederum unter Satzungen gefangennehmen läßt, nachdem er die herrliche Freiheit, in die ihn Christus gebracht hat, erkennen durfte, wird sich sowohl in seinem Werk für den HErrn als auch im Dienst den anderen Gläubigen gegenüber als schwach und unklar erweisen. Die Galater hatten sich wieder der religiösen Welt zugewandt und an Dingen Wohlgefallen gefunden, die dem religiösen Fleische Nahrung boten, mit anderen Worten, sie begehren wieder ein Gesetz, und nun gibt ihnen Paulus einen Gradmesser, er sagt ihnen: Wollt ihr ein Gesetz haben, dann erfüllt das Gesetz Christi! Hier hatten sie ein Vorbild an dem Einen, der in Seinem Leben dem Gesetz Genüge getan und der die Lasten anderer auf Sich genommen hatte. Im Blick auf dieses kostbare Vorbild konnte Paulus den Galatern sagen: Erweist euch als Leute, die tragfähig sind, und als solche, die jedermann etwas sein können, dann werdet ihr euch nur noch des HErrn rühmen. Was war der Ruhm der Galater? Neue Satzungen, die sie in die Beschneidung hineingeführt hatten, und darum verweist der Apostel den einzelnen darauf, sein eigenes Werk zu prüfen, im Blick auf dasselbe würde dann aller Ruhm schwinden, da habe ein jeder dann genug an seiner eigenen Last, was davon abhalte, anderen Bürden aufzuerlegen, die dem Gesetz Christi zuwider sind. So liegt hier für uns als Gläubige die praktische Mahnung: keinen anderen Ruhm zu kennen als nur das Kreuz des HErrn (V. 4), von der Welt, auch von der religiösen, geschieden zu sein und willig die damit verbundene Schmach zu tragen, die unser Malzeichen sein soll (V. 17). Dann ist unser Werk auf Sein Werk aufgebaut, und bei der Prüfung wird sich's erweisen, daß es Bestand hat. Unser Rühmen ist dann nur der HErr (1. Kor. 1,31), und die eigene Last wird dann so sein, daß sie im Blick auf das Kreuz gering wird, und wir erkennen, daß wir unser Leben an den Christus verloren haben (Matth. 10,38.39). Dann hört Gesetz und Ruhm auf, und das Gesetz Christi beginnt für uns, indem wir unsere Last nicht mehr sehen, sondern bereit sind, die Last anderer mitzutragen (V. 2). Also nicht sich mehr aufbürden, denn darin erweist sich die Schwäche, sondern das eigene Werk prüfen; dann werden wir uns nur des HErrn rühmen, und die aufgelegte Last wird uns genügen, dieweil wir wissen, Sein Werk wird in unserer Schwachheit vollbracht (2. Kor. 12,9).

Ph. W.

Antwort B

Viele Glieder der galatischen Gemeinde hatten den Gesetzeslehrern Gehör geschenkt und sich von der Wahrheil des Evangeliums der freien Gnade abgewandt. Dadurch hatten sie persönlich Schaden an ihrem inneren Leben gelitten, denn im Gesetz gerechtfertigt werden wollen heißt: „abgetrennt von Christus, aus der Gnade gefallen sein“ (5,4). Aber auch in das Gemeindeleben war Verderben eingedrungen. Die Einigkeit im Geiste war zerstört: Richtgeist und Parteigeist trennt die Gläubigen (5,15).

Demgegenüber erinnert Paulus an die herrliche Stellung der Gläubigen in Christo. Sie sind vom Gesetz befreit, stehen unter der Gnade und sind Geistesmenschen, die, mit Christo gekreuzigt, durch den Geist leben und die Frucht des Geistes in ihrem Wandet offenbaren dürfen und sollen. Diese zeigt sich im Gemeindeleben besonders in der Liebe, Sanftmut, Demut und Geduld. Auch ein Christ kann fehlen und fallen. Zwar kann er nicht mit Wissen und Wollen sündigen und in der Sünde beharren (1.

fehlen und fallen. Zwar kann er nicht mit Wissen und Wollen sündigen und in der Sünde beharren (1. Joh. 3,6.9), aber er kann aus Schwachheit sündigen, „von einem Fehltritt übereilt werden“. Was sollen die Geschwister in solchem Falle tun? Soll man streng und hart mit einem schwachen Bruder verfahren, ihn etwa aus der Gemeinschaft ausschließen? - Nein, das wäre nicht „geistlich“. Die „Geistlichen“, d. h. die Gläubigen, welche durch den Geist geleitet werden, sollen ihm im Geist der Sanftmut zurechthelfen, damit er wiederhergestellt werde. Das ist Geistesfrucht. Sind sie sich ihrer eigenen Schwachheit bewußt, so werden sie vor Hochmut, Überhebung und Lieblosigkeit bewahrt. Das „Gesetz Christi“, die Liebe, wird erfüllt, indem man sich mit unter die Last des anderen stellt, auch unter seine Schwachheit, sein Zukürzkommen. Wie wenig entspricht oft unser Verhalten diesem „Gesetz Christi“! Wie gering ist unsere Tragkraft, wie kurz unsere Geduld, wie kalt unser Herz! Wie wenig Erbarmen, wie wenig helfendes Mitleid findet oft der gefallene Bruder! Liebe und Demut gehören dazu. Aber meist regt sich der Pharisäer in uns, der den Zöllner mit kalter Verachtung straft. Wir vergleichen uns mit ihm, um an uns selbst Gefallen zu haben - so wollen wir Ruhm an dem anderen haben - mit einer gewissen Befriedigung, ja, vielleicht sogar Schadenfreude betrachten wir den Fehltritt durch das Vergrößerungsglas unseres fleischlichen Richtgeistes. So versündigen wir uns an dem Bruder und betrügen uns selbst. Gewiß sollte der Fall eines Bruders uns veranlassen, unser eigenes Werk zu prüfen, aber nicht, um selbst Ruhm zu haben im Vergleich mit jenem, wie ein Kind, das zur Mutter sagt, wenn eins der Geschwister ungehorsam war: „Nicht wahr, Mutter, ich bin aber artig!“ Nein, jede Vergleichung mit dem anderen führt zu einem falschen Urteil, ist also Selbstbetrug. Es kommt vielmehr darauf an, was unser Werk nach dem Urteil Gottes wert ist. In dem Lichte Seiner Heiligkeit, Seines Wortes, gemessen an dem Einzigen, dessen Werk dem Vater wohlgefiel - wie unvollkommen, fehlerhaft, schwach erscheint da unser Werk! Wie müssen wir uns da in den Staub beugen: „Wir sind unnütze Knechte! (Luk. 17,10). Und selbst wenn unser Herz uns nicht verdammt, wenn wir es wagen dürften, in aller Demut, wie Paulus 1. Kor. 15,10, zu sagen: „Ich habe mehr gearbeitet als sie alle,“ so müßten wir doch gleich ihm hinzufügen: „nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.“ Und sind wir nicht so tief gefallen wie andere, so hat uns doch nur die Gnade bewahrt. Vor dem Richterstuhl des Christus wird ein jeder empfangen, was er in dem Leibe getan, nachdem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses (2. Kor. 5,10). Da gibt's kein Vergleichen mehr; da wird jeder seine eigene Last tragen, jeder für sich selbst verAntwortlich sein. Wohl uns, wenn wir dann, trotz all unserem Zukurzkommen, doch das Lob empfangen, daß wir treu erfunden sind. - Also Brüder, laßt uns geistlich miteinander umgehen, als Glieder eines Leibes, einander stützend, helfend, tragend in Demut, Liebe und Geduld!

Chr. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu obigen Antworten noch einiges! Das brüderliche Verhalten zu einem Kinde Gottes, das „von einem Fehltritt übereilt“ ward, ist ein ganz anderes (Gal. 6,1ff.) als das Verhalten, das in Fällen einzutreten hat, da der sündigende Gläubige in seiner Sünde verharrt (darin „wandelt“, 2. Thess. 3,6; vergl. Antw. C zu Frage 28!) oder sich gar nicht von der Welt unterscheidet, ein „Böser“ ist (1. Kor. 5, bes. V. 11-13!). Gal. 6,1ff. hat nichts zu tun mit der Frage schriftgemäßer Zucht. Wüßten wir alle nur besser nach dieser Stelle zu wandeln, wie oft würden wir selbst verhindern können, daß Gläubige in einen solchen Sündenzustand geraten, daß Zucht unerläßlich ist.

Wer sich selber kennt durch Selbstprüfung, ohne sich (und seine Arbeit) mit anderen hochmütig zu

Wer sich selber kennt durch Selbstprüfung, ohne sich (und seine Arbeit) mit anderen hochmütig zu vergleichen, der muß beschämt bekennen, daß er nichts ist, daß alles, was die Gnade trotz der Hindernisse, die wir selbst ihr in den Weg legen, dennoch in uns fertig gebracht hat, uns zum Rühmen bringt dessen, was Christus ist. Das Wort hier schließt nicht den Ruhm und die Freude am eigenen gottgewirkten Werk aus, aber nimmt ihm das verderbliche Vergleichen mit anderen und gibt ihm die rechte Richtung: Christus. Was an unserem Wirken gut ist, ist ja nur Gottes Gabe, was schlecht ist, ist unser Zukurzkommen, unser Verschulden: was für ein Recht hätten wir also wohl, über andere uns zu erheben, sie vor unserer „Größe“ sich beugen zu lassen! Wir haben genug zu tragen an unseren Verkehrtheiten, für die wir auch vor dem Richterstuhle die VerAntwortung tragen, haben also keinen Grund, andere gering zu achten, uns aber hoch! Da wir aber unser eigenes Zukurzkommen kennen, auch in dem der anderen uns selber wiederfinden, so gebührt es uns, einander zu ertragen, die Lasten der Geschwister zu tragen (ohne über die Fehlenden herzufallen, wie - wenn auch in guter Meinung - die drei selbstgerechten Freunde des Hiob!) und uns in demütiger Selbsterkenntnis mitzubeugen unter die Fehler der anderen und ihnen „zurechtzuhelfen im Geiste der Sanftmut“!

Möchten wir unser gegenseitiges Gemeinschaftsleben auch unter dem Gesichtspunkt ansehen, nie von anderen zu viel zu erwarten, milde gegen sie, desto strenger gegen uns selbst zu sein, dann werden wir nicht in ihnen so leicht enttäuscht, verlieren das Vertrauen zu ihnen nicht (Philem. V. 5c) und finden auch weniger Veranlassung, in den Fehler zu verfallen, uns besser als sie zu dünken. Das Verhalten des Herrn Jesu dem Petrus gegenüber ist hier sehr belehrend und ermunternd für uns: Er erwartete nicht zu viel von Seinem Jünger, wußte, was dessen Glaube hergeben konnte und was nicht, warnte ihn in heiliger, treuer Besorgnis vor Selbstüberhebung, und, da Er seinen Fall voraussah, betete Er für ihn, daß sein Glaube nicht aufhöre, verzweifelte nicht an ihm, sondern half ihm nach dem Fall wieder vollkommen zurecht (vgl. Luk. 22,31-34.60-62; 24,34; Joh. 21,15ff.). - Möge der HErr uns Gnade schenken, Seine Gesinnung zu haben (Phil. 2,5) und untereinander in Wahrheit die Gemeinschaft des Geistes zu verwirklichen und aneinander das Gesetz des Christus zu erfüllen: die Liebe! (6,2; Röm. 13,8).

Frage 35

Bitte um eine erbauliche Anwendung von 1. Petri 1,5-7!

Antwort A

Denen, die gleich Abraham „Fremdlinge“ (V. 1) auf der Erde sind, und die (wie Israel) auf der Reise ins verheißene Land die Wüste durchziehen und von Mühen und Feinden auf dem Wege umgeben sind, denen wird das Erbteil gezeigt. Ein Blick auf das himmlische Erbe - auf das nahe Ende der Wüstenreise - und neue Kraft und Mut belebt das Herz des müden Pilgers.

Unser Erbe liegt nicht, wie Israels, auf der Erde, es ist im Himmel. Dort wird es für uns aufbewahrt, und niemand vermag es (wie einst Israels) anzutasten noch zu verderben. Aber nicht nur das Erbe wird bewahrt. Gottes Macht bewahrt auch uns. Und wie Gott uns durch Glauben bewahrt, wird uns in V. 6 und 7 gezeigt. Seine Weisheit, Vorkenntnis und Liebe geht oft Wege mit uns, die uns nicht angenehm sind. Wir lieben nicht Betrübnis, auch nicht, wenn unsere Kraft und unser Arm uns zerbrochen wird. Aber so wird der Glaube erprobt, und wir lernen, mit Gott zu rechnen. Und nur

zerbrochen wird. Aber so wird der Glaube erprobt, und wir lernen, mit Gott zu rechnen. Und nur „wenn es nötig ist“ und „eine kleine Zeit“ führt Er uns in den Prüfungstiegel. Warum ist es nötig? Weil Er Sein Bild in uns sehen will. Das Gold wird nicht gleich geläutert gefunden. Es ist mit allerlei anderem verbunden. Es muß in die Schmelze, in die Scheideanstalt. So ist auch unser Glaube mit allerlei von uns verbunden. Das muß alles fort. Es geht ins Feuer. Im Feuerofen (Dan. 3) werden die Stricke der Welt verbrannt, die Welt sieht uns da mit dem HErrn wandeln. Da ist kein Kind Gottes, dessen Glaube nicht erprobt wird. Jeder Tag soll ein Tag des Glaubenslebens sein „zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“. Es ist nicht genug, daß Gold da ist, es soll geläutertes Gold sein - es soll nicht nur Glaube sein, sondern köstlicher, bewährter Glaube zu Seinem Lobe.

In diesen Versen ist „frohlocken“ und „betrübt sein“ so eng verbunden. Die Welt kann's nicht verstehen, aber das Kind Gottes versteht, daß das Herz frohlocken kann, während das Auge weint.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Mit dieser kleinen Betrachtung dürfen wir das Jahrbuch 1916 der „G. H.“ beschließen! - Mag der Rückblick in das zu Ende gehende schwere Kriegsjahr auch manchen gläubigen Lesers Augen trüben, und mag der Ausblick in die Zukunft auf Erden nicht so lichtvoll sein, wie solche, die ihre Lebensquellen nur im Diesseits haben, wünschen mögen - sicher und unverrückbar sind für uns, die nach Seiner großen Barmherzigkeit Wiedergeborenen (V. 3), diese in den Versen 4-9 uns vor Augen gestellten köstlichen Dinge.

Der Glaubenspfad kann manchmal schwer erscheinen im Hinblick auf die Trübsale, die Gottes Weisheit als „nötig“ für uns ansieht, aber wir haben ja Ihn, den Herrn Jesus Christus, mit darinnen, uns zur Seite. Wir sehen Ihn zwar leiblich noch nicht, aber „wir lieben Ihn“, und im Glaubensvertrauen zu Ihm können wir „frohlocken“ im Blick auf die herrliche endliche „Errettung, die bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit“ (V. 5). Leben wir denn schon in dieser und dürfen wir daher die Offenbarung Jesu Christi erwarten? Sicherlich, denn es ist ja „die letzte Stunde“ (1. Joh. 2,18; vgl. auch 2. Tim. 3,1ff.), also auch die letzte Zeit. Wie herrlich! Wird die Trübsal, die nötig für uns ist zur Bewährung unseres Glaubens, nicht zu einem geringen „Betrübtsein“ (vgl. auch Röm. 8,18!) und auch für unsere Herzen zu einer „kleinen Zeit“, wenn wir wissen, daß Er, den unsere Seele liebt, jeden Augenblick kommen kann und daß wir Ihn dann schauen werden?! - Aufgeschaut! Unsere Erlösung ist wieder näher gerückt (Röm. 15,11). „Noch über ein gar kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen.“ (Hebr. 12,37.)

„Bald kommt der HErr, Halleluja!

Der einst als stilles Lamm

Die Sünden trug, Halleluja!

Und starb am Kreuzesstamm.

Seid bereit, vor Ihm zu stehn,

Seine Herrlichkeit zu sehn!

Was Er verheißt, Halleluja!

Das wird an uns geschehn!“ (J. M.)

Gepriesen sei Sein heiliger Name in Ewigkeit!

 

 

 

 

 

5. Jahrbuch (1917)

Geleitswort an den Leser:

Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichtes anziehen.“ Römer 13,12.

Denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. Also laßt uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein.“ 1. Thess. 5,5.6.

Unseren werten Lesern

ist die Einberufung unseres Br. Fritz Koch, des seitherigen Herausgebers der „Geg. Handr.“, zum Heeresdienst bereits bekannt gegeben. Im Einverständnis mit demselben und im Vertrauen zum HErrn übernimmt der Unterzeichnete die Schriftleitung.

Ohne den Charakter des Blattes im wesentlichen zu verändern, glauben wir oft ausgesprochenen Wünschen, neben den Fragen und Antworten auch Artikel der Ermunterung zum Wandel im Glauben und in der Wahrheit zu bringen, nachkommen zu sollen, damit auch solchen Lesern „Handreichung“ getan werde, die zu einem Schriftstudium, wie es die Antworten erfordern, nicht Zeit oder Fähigkeit haben.

Bei Übernahme dieser neuen Arbeit sind wir uns unserer Untüchtigkeit bewußt, und daß wir viel Gnade und Weisheit dazu von oben bedürfen, und wir bitten deshalb um treue Fürbitte.

Klotzsche bei Dresden,

Anfang Januar 1917.

Die Schriftleitung.

Alb. v. d. Kammer.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Hand der Schrift durchforschen!

Frage 1:

Wer oder was ist der Morgenstern in Offenb. 2,28?

Antwort A

Der Apostel macht uns betreffs der Wiederkunft des Herrn Jesu in 2.Petri 2,19 aufmerksam, auf das prophetische Wort zu achten. Dasselbe ist ein Licht in der Nachtzeit dieser Welt. Der „Morgenstern“ ist Christus Selbst: „Ich, Jesus, Ich bin ... der glänzende Morgenstern“ (Offenb. 22,16). Wir befinden uns unter einem geöffneten Himmel, und das Licht des Morgensternes leuchtet von dort hell in die Herzen der Gläubigen hinein (Joh. 1,4.5 u. 9; 8,12; 12,35.36.46). Durch das „Anschauen der Herr1ichkeit des HErrn“ (2. Kor. 3,18) stehen sie wachend in Seiner Gegenwart und rechnen gleichzeitig damit, daß der Morgenstern wirklich erscheinen wird, oder mit anderen Worten, daß die Ankunft des Herrn Jesu Christi mit jedem Augenblick eintreten kann. Sie erwarten Ihn zur Seligkeit (Hebr. 9,28b), und zwar ehe Er als die „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal. 4,2) für die ganze Welt erscheinen wird. (Vergl.hierzu den Schluß der Antwort D, Frage 31, Jahrgang 1916, Seite 209.)

Nach Kol. 1,14 und Eph. 1,7 besitzen wir die Errettung unserer Seelen in der gegenwärtigen Zeit, während wir für die künftige Weltzeit die Erlösung unseres Leibes erwarten (Röm. 8,23). Diese wird in Erscheinung treten, wenn wir aufgenommen werden, um für alle Zeit bei Ihm zu sein (1. Thess. 4,16.17; Phil. 3,20.21).

Den Morgenstern können wir nur sehen, wenn wir uns die Mühe geben, zu wachen, denn nach Offenb. 2,26-28 wird der Morgenstern denen gegeben, welche überwinden, und zwar den Schlaf während der finsteren Stunden der Nacht. Der Herr Jesus - Er, der der glänzende Morgenstern ist - wird in 1. Tim. 1,1 als „unsere Hoffnung“ bezeichnet und nach Tit. 2,13 sollen wir die „glückselige Hoffnung erwarten“, mit anderen Worten: die Ankunft der Person Jesu Christi, umdie Gemeinde zu Sich zu nehmen vor dem Anbruch des Tages (Joh.14,3; 1. Thess. 5,6).Das Ausschauen nach dem „Morgenstern“ nötigt uns zur Treue und zur praktischen Reinigung (1. Joh.3,3) und zum Wachen und Beten (Matth. 24,42; Offenb. 3,3).

C. L.

Antwort B

In 2. Petri 1,16-19 sagt Petrus den Gläubigen, daß sie wohl tun, auf das prophetische Wort zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in ihren Herzen. Was kann auch das Herz des Gläubigen in dieser armen Welt und in den Umständen des Lebens mehr erquicken und beleben, als die Gewißheit und die lebendige Hoffnung, Jesus kommt, um mich heimzuholen? (Joh.14,3.) „Bis der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ will sagen, daß diese Hoffnung im Herzen eine feste Gestalt gewinne und eine lebendige Hoffnung sei, die uns befähigt, auf den kommenden HErrn zu warten.

In Offenb. 2,28 richtet der HErr die Worte: „Ich will ihnen den Morgenstern geben“ nur an die Überwinder in Thyatira, d. h. Er will ihnen jetzt schon die sichere, lebendige Hoffnung Seiner Ankunft

Überwinder in Thyatira, d. h. Er will ihnen jetzt schon die sichere, lebendige Hoffnung Seiner Ankunft ins Herz geben. Und wenn Er gekommen ist und Sein Reich aufgerichtet hat, so sollen sie mit Ihm herrschen in Seinem Reiche. In Offenb. 22,16.17 nennt Sich der HErr Selbst „der glänzende Morgenstern“, und die Braut ruft sofort: „Komm, Herr Jesu.“ Der Morgenstern geht auf vor Sonnenaufgang, er leitet den Tag ein. Wenn Er als Morgenstern Seiner Erlösten gekommen ist und sie zu Sich genommen hat, wird Er mit ihnen kommen, und „aufgehen“ wird dann „die Sonne der Gerechtigkeit“ mit Heil unter ihren Flügeln - für Israel zunächst und dann für die ganze Erde. Er ist die Wurzel und das Geschlecht Davids.

F. B.

Antwort C

Es ist beachtenswert, daß wir gerade in dem Sendschreiben an Thyatira (die Weihrauchspendende), welches die Periode der römischen Kirche kennzeichnet, inmitten aller Verwirrung etliche finden, denen der HErr sagen kann: „doch was ihr habt, haltet fest, bis Ich komme“ (V. 25) und „Ich werde ihm den Morgenstern geben“ (V. 27). Wir haben ja verschiedene Schriftstellen, die von dem Morgenstern reden und die alle in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Lies 2.Petri 1,19.

In Offenb. 22,16 bezeichnet Sich der HErr Selbst als der glänzende Morgenstern. Dem wunderbaren Aufgehen des Morgensternes geht die Nacht voraus; in dieser Nacht bedienen wir uns des Lichtes, das uns für den Pfad gegeben ist, des Wortes Gottes, schauen aber immer nach einem helleren Schein oder vielmehr nach dem Spender dieses Lichtes, nach dem Sohne Gottes, der den Seinen als Morgenstern erscheinen wird, aus. Solche Leute gab es auch zu jenen Zeiten in Thyatira; in allen dunklen Zeiten und in allem Verfall hat der HErr eine Schar, die an Ihm und Seinem Worte festhält und auf Sein Kommen wartet. Dem, der in Bereitschaft und wachend dasteht, wird der Morgenstern leuchten; er schaut über die Nacht hinaus und weiß, daß in der ersten Morgendämmerung, gleich nach Mitternacht, der Morgenstern am Horizont erscheint.

Ähnlich war es in den Tagen der Geburt unseres HErrn. Nicht Große und Gewaltige waren es, die auf den Messias warteten, sondern ein Simeon und eine Anna, sie harrten auf den Trost Israels (Luk. 1,25-38), sie verstanden die Zeichen der Zeit. Ebenso jene Magier vom Morgenlande (Matth. 2.1.2). Sie hatten Seinen Stern gesehen und waren gekommen, Ihm zu huldigen. So auch hier in Thyatira. Der HErr sieht etliche, die überwinden, und ihnen verheißt Er den Morgenstern, d. h. weil sie in der lebendigen Hoffnung auf den HErrn lebten, offenbart Er Sich ihnen als der Morgenstern, der erscheinen und sie bei Seinem Kommen mit Seinem Lichte begrüßen will.

So sehen wir auch hier die Scheidung zwischen Licht und Finsternis. Für die einen kommt der Herr Jesus als Richter oder als aufgehende Sonne der Gerechtigkeit (Mal. 4,1-3), für die anderen aber, welche ausgeharrt haben und Ihn in Treue erwarteten, kommt Er vor den hereinbrechenden Ereignissen als der hell glänzende Morgenstern, d. h. sie werden Ihm entgegengerückt und bei dem HErrn sein allezeit (1. Thess.4,17).

Jesus Christus ist dieser Morgenstern, der uns hienieden leuchtet und nach dessen Aufgehen wir uns sehnen. Immer wieder wird der Gläubige in all den Dunkelheiten seinen Blick üben und nach dem Horizont ausschauen, ob Er erscheint, bis dahin laßt uns weiter flehen:

„Amen, Amen, Jesu eile,

Still' das Sehnen Deiner Braut,

Mächtiglich die Wolken teile,

Daß Dich unser Auge schaut.

Steig herauf am Horizonte,

Morgenstern, durchbrich die Nacht.

O, daß Deine Braut schon thronte

Dort mit Dir in Himmelspracht!“

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Wer ist der Morgenstern? Der HErrr sagt, daß Er Selbst der „glänzende Morgenstern“ ist (Offenb. 22,17). Was ist der Morgenstern? Der Zusammenhang zeigt uns zweifellos, daß der HErr es ist als kommend für die Seinen in Gnade vor Seinem Kommen zum Gericht.

Dieser Titel steht mit Seinem Kommen in Verbindung. Dreimal in diesem Kapitel (22,7.12.20) spricht Er von Seinem Kommen, und Seine Ankündigung als „Morgenstern“ wird sofort von dem Geist und der Braut mit einem „Komm“ beAntwortet.

Beide Testamente, das Alte wie das Neue, enden mit der Ankündigung Seines Kommens, das eine mit dem Hinweis auf das Gericht, das andere mit dem Hinweis auf Seine Gnade. (So die letzten Verse.) Das Alte Testament schließt mit Ihm als „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal. 4,2), das Neue Testament schließt mit Ihm als „Morgenstern“. In Seinem Charakter als „Sonne“ erscheint Er Israel und der schlafenden Welt und führt den Tag „brennend wie ein Ofen“ ein (Mal. 4,1), aber als „Morgenstern“ erscheint Er (vor diesem Seinem Kommen als „Sonne“) für Seine Brautgemeinde, sie herausnehmend aus dieser Welt vor Beginn des „großen und furchtbaren“ Tages. So wie das Kommen des Morgensternes dem Aufgang der Sonne vorangeht, so geht auch das Kommen des HErrn als „Morgenstern“ Seinem Kommen als „Sonne“ voraus. Der HErr als „Morgenstern“ leuchtet und erhellt nicht die Welt, für diese ist Er nur das Zeugnis eines für sie kommenden Tages.

Während der HErr uns in Offenb. 22,16 sagt, dass Er Selbst der Morgenstern ist, sagt Er uns in Offenb. 2,28, daß Er dem Überwinder den Morgenstern geben will, d. h., daß Er Sich Selbst in diesem Charakter dem Überwinder schenken und offenbarmachen will. Wer also die Freude des Morgensternes haben will, muß ein Überwinder sein.

Man möchte fragen, wer ist der Überwinder? Ein Überwinder in Thyatira war der, der die Dinge, die dem HErrn entgegen waren, überwand. Was war das ? 1. die Duldung des Weibes Jesabel, die Duldung solcher, die sich „Prophetin“ nennen, d. h. die fälschlich einen Stand einnehmen, in welchem man vorgibt, der Mund des Heiligen Geistes zu sein und Gottes Worte zu reden. Dem HErrn entgegen ist. 2. die falsche Lehre, wodurch Seine Knechte verführt werden und 3. die Hurerei, d. h. die

Verbindungen, die Gott nicht erlaubt. Zuwider ist Ihm 4. Götzenopfer zu essen, d. h. Dinge mitzumachen, hinter welchen Satan steht und in denen dem Gott dieser Welt gehuldigt wird. Diese Dinge mußten überwunden werden.

Ich habe wider dich, daß du ... „duldest“ (ob willig oder unwillig, macht keinen Unterschied). Dies gab Wegweisung dem Überwinder. Er macht sich frei von der Autorität, der Lehre und den Werken Jesabels. Das gemeinsame Joch der Ungläubigen wird abgelegt nach dem Worte des HErrn (2. Kor. 6,14); Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit - welche Gemeinsamst Licht und Finsternis - welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Der Überwinder kehrt zur Autorität des HErrn, zur Lehre der Apostel und zu „Seinen“ Werken zurück. („Seine“ Werke [V. 26] nicht „Jesabels“ Werke [V. 22]. Werke, die Seinen Geist, Sein Leben, Ihn Selbst offenbaren.)

Dem Überwinder will der HErr Sieg geben und ihn teilnehmen lassen an Seinem Sieg, wenn Er den Widerstand der Menschen wie Töpfergefäße zerschmettern wird. Aber mehr noch als Überwindung und Sieg, Er will ihm auch den „Morgenstern“ geben.

Wohl wissen wir, daß alle, die des HErrn Eigentum sind, „die Lebenden“ bei der Ankunft des HErrn Ihm entgegengerückt werden (1. Thess. 4,15.17). („Wir werden aber alle verwandelt werden“ [1. Kor. 15,51]); wer aber jetzt den Sieg über die „Töpfergefäße“ haben und den „Morgenstern“ empfangen und genießen will, der darf „ nicht schlafen, wie die übrigen“ (1. Thess. 5,6), sondern muß sich frei machen von Jesabel und ihrer Lehre.

Und ist es nicht so? Gläubige, die sich noch nicht des „Morgensternes“ erfreuen, sind es nicht meistens solche, die sich noch nicht hinweggereinigt haben von dort, wo Jesabel mit ihrer Lehre, Hurerei und Götzendienst geduldet wird? Die Nacht ist noch nicht vorbei. Noch heißt es zu überwinden. Der Überwinder erfaßt das Wort: „Was du hast, hatte fest, bis Ich komme“ (Offenb. 2,25). „Halte fest das Bild der gesunden Worte ... bewahre das schöne anvertraute Gut ...“ (2. Tim. 1,13.14).

Der Morgenstern leuchtet keinem Schläfer. Wem aber der Morgenstern im Herzen aufgegangen ist, dem leuchtet Trost und Mut und Freude mitten in der Dunkelheit des Verfalles und der Verwirrung, der wandelt getrennt von der Welt, gereinigt von der Ungerechtigkeit, wachend und wartend auf seinen HErrn.

Frage 2

Wie verhält sich in Joel 2,28-32 und Apgesch. 2,16-21 die Weissagung zur Erfüllung? Oder soll letztere Stelle gar nicht die Erfüllung der ersteren sein?

Antwort A

Joel 2 und 3 beschreibt die Zustände des Volkes Israel durch die Bedrückung anderer Völker, vornehmlich durch den König des Nordens, den Assyrer. Nach Vollzug dieses Gerichtes unter Gottes Zulassung führt Gott für den Überrest seines Volkes Israel die oftmals durch die Propheten verheißene Zeit des Segens ein (Joel 2,18-27).

Doch bevor diese Segenszeit für Israel eingeführt wird, kommt der große Tag Gottes, des

Allmächtigen (Offenb. 16 und 19,11-21). Was in Joel 2,28-32 geschrieben steht, betrifft zunächst ausschließlich Israel, und zwar den Überrest Israels, der durch große Drangsal und Leiden gegangen ist. Diese Verheißungen, wie sie Joel beschreibt, sind somit für Israel als Volk noch zukünftig.

Anders in Apgesch. 2,1-4; hier ist die Verheißung hinsichtlich der Ausgießung des Heiligen Geistes in Erfüllung gegangen. Als die Juden voll Staunen fragten, was das werden sollte, sagte Petrus, „dies ist es, was der Prophet Joel geweissagt hat, daß in den letzten Tagen Gott von Seinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch“ usw. Petrus fügt hinzu, daß Gott dies jetzt in den letzten Tagen tun werde; damit wies Petrus die Juden auf die Dringlichkeit der Umkehr zu Gott hin, daß sie Buße tun und das ihnen in Christo angebotene Heil jetzt annehmen sollten zur Vergebung der Sünden, um zugleich die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen. Nachdem der Herr Jesus das große Werk der Erlösung durch Sein am Kreuz vergossenes Blut voltbracht hatte, begann nun der Tag des Heils; aber es war auch der Beginn der letzten Zeit und der letzten Tage. Auch wir leben noch in diesen letzten Tagen, wie lange noch? vielleicht nicht mehr lange! - und die Türe ward verschlossen.

Am Pfingsttag hat sich erfüllt, was Joel über die Ausgießung des Geistes Gottes weissagte und was Jesus Seinen Jüngern vor Seinem Heimgang zu Seinem Vater in Aussicht stellte. (Ev. Joh. 14,16.17; 16,7.8.) Der Heilige Geist wurde ausgegossen über die versammelten Jünger und erfüllte ihre Herzen mit Friede und großer Freude. Und er vermag noch heute Großes zu wirken an aufrichtigen Herzen, darum, wie der Heilige Geist spricht: „Heute, so ihr Seine Stimme höret, verstocket eure Herzen nicht.“

F. B.

Antwort B

Joh. 14 sagt der Herr Jesus Seinen Jüngern, daß Er ihnen den Heiligen Geist senden wolle, und Joh. 14,17 bemerkt Er ausdrücklich, daß dieser „bei uns und in uns“ sein soll, und auf Ihn sollten die Jünger des HErrn warten.

Wenn wir nun in dieser Verbindung Apgesch. 2 im Zusammenhang lesen, finden wir dort die Jünger einmütig versammelt und gottesfürchtige Juden von nah und fern sind in Jerusalem anwesend. Hier ereignet sich nun das, was ihnen der Herr Jesus verheißen hatte; der Heilige Geist kommt hernieder unter dem Zeichen eines gewaltigen Windes und unter der Gestalt feuriger Zungen. Petrus als Wortführer darf hier gewissermaßen den Erstlingen des Geistes das Reich der Himmel aufschließen, und in seiner Ansprache verkündigt er den Juden, daß dies es sei, was schon Joel geweissagt habe. Diese Weissagung deutet zunächst auf das kommende Reich Christi auf Erden hin, dem der große und furchtbare Tag des Gerichts vorausgeht. In jenen Tagen wird der Geist „über alles Fleisch“ ausgegossen, während dagegen jetzt nur ein Teil der Menschen, und zwar die Gläubigen, den Heiligen Geist empfängt; derselbe kommt nicht auf uns, sondern ist, wie schon oben angeführt, „bei uns und in uns“ (Joh. 14,17). So sehen wir hier wohl Petrus auf die bekannte Joelstelle hinweisen, um den Juden zu zeigen, daß die Gabe des Geistes verheißen war und daß sie somit für das, was sie sahen und hörten, verAntwortlich waren. (Ähnlich wie er Vers 25-31 als Weissagung auf die Auferstehung auf Psalm 16 hinweist.)

Zu beachten ist, daß hier in Apgesch. 2 die Erstlingsgarbe, wovon wir 5. Mose 16 vorbildlich lesen, gesammelt wurde, und daß bei dieser Gelegenheit Gott den Seinen die Erstlinge des Geistes gegeben

hat, aber im Anschluß an diesen Erntetag wird Gott später noch einmal eine große Ernte halten, wenn die Sammlung der Gemeinde, d. h. alter wahren Gläubigen vollendet und der Weizen in die himmlischen Scheunen eingebracht ist (Matth. 13,30). Dann wird Gott noch einmal den Heiligen Geist ausgießen, und zwar auf alles Fleisch (Joel 2,28). Wenn also die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden (Luk. 21,20) und die Vollzahl eingegangen ist (Röm. 11,25), dann wird die Zeit für Israel anheben, wo es sprechen wird: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des HErrn“. (Vergl. Hes. 3,4.5, Sach. 9,9 und 14,4-21, Jes. 9,6-7; 52,7: 62,10-12; 65,17-25 usw.)

Ph. W.

Antwort C

Die genannte Stelle in Joel beginnt: „Und danach wird es geschehen ...“. Es gehen also ihrer Erfüllung bestimmte Dinge voraus, von denen vorher die Rede ist; große Not und Drangsal (1,2 - 2,11), Umkehr zu Jehova (2,12-17) und Befreiung aus der Bedrängnis und Umwandlung der Leiden in Freuden (2,18-27). „Und danach wird es geschehen, daß Ich Meinen Geist ausgießen werde ...;“ also nachdem Israel durch alle die Leiden und Bedrängnisse hindurchgegangen sein wird, die nach dem Worte Gottes über Israel kommen müssen, und nachdem es von Herzen zum HErrn umgekehrt sein wird.

Es ist der Anbruch einer neuen Zeit für Israel, wie Kap. 3 zeigt - der Zeit der Herrlichkeit und der Segensfülle. Die Gefangenschaft Judas und Israels ist dann gewendet (3,1), die Berge werden von Most triefen und die Hügel von Milch fließen (3,18), Israel wird herausgeführt sein zu „überströmender Erquickung“ (Ps. 66,10-12). Auch Jes. 32,10-18 zeigt dasselbe recht klar (s. V. 15). - Ist dieses geschehen mit Israel? Nein, zur Zeit von Apgesch. 2 nicht und auch jetzt noch nicht. Folglich kann auch Apgesch. 2

nicht die Erfüllung von Joel 2,28-32 sein und muß diese Erfüllung noch in der Zukunft liegen.

Wenn Petrus dennoch Apgesch. 2,16 sagt: „Dieses ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist,“ so bedeutet dies nur, daß das, was geschehen war, seinem Inhalt und Wesen nach dem in Joel Gesagten entsprach, ohne die Erfüllung zu sein - gleichsam eine Vorauserfüllung, der die eigentliche Erfüllung noch folgt, gerade so wie die Sendung Johannes als Elias vor dem HErrn her (Mal. 4,5; Matth. 11,13.14; 17,11-13) und wie das erstmalige Kommen des HErrn.

Bei denen, die am Tage der Pfingsten beisammen waren (Apgesch. 2,1), waren die Voraussetzungen für die Ausgießung des Heiligen Geistes erfüllt. Durch die Leiden war der HErr für sie gegangen (Jes. 53, Ps. 69), und sie waren von Herzen zu Ihm umgekehrt; so konnte auch Gott an ihnen Seine gegebene Verheißung des Heiligen Geistes erfüllen. Die Erfüllung für Israel als Volk aber, wovon Joel spricht, steht noch aus, da für Israel als Volk noch die obengenannten Voraussetzungen fehlen. Aber die Zeit wird kommen und dann wird Joel 2,28-32 buchstäblich erfüllt werden.

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Als die Menge das Wunder der Sprachen vernahm, fingen einige an zu spotten, die Jünger seien

trunken und der Geist des Weines rede aus ihnen. Daraufhin zeigt ihnen Petrus, daß das, was sie sahen, ihnen als Juden, die das prophetische Wort besaßen, nicht unbekannt sein sollte und sagt: „Dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist.“

Er sagt nicht: „dies ist die Erfüllung“ oder: „Es ist erfüllt“ was Joel gesagt. Das war es nicht. Die Erfüllung der Weissagung wird stattfinden wenn Israel durch die Drangsal zum HErrn gebracht ist und Ihn angenommen hat. Aber das, was sie sahen, war das, wovon Joel schon gesagt - geredet hatte. Es war ein Teil, eine Anfangserfüllung der Joel-Weissagung, aber noch nicht die volle Erfüllung.

Hätte das Volk auf Petri Predigt (Apgesch. 3,18-26) Buße getan, so würde das Pfingstereignis zur Vollerfüllung von Joel geworden sein, geradeso, wie wenn sie Johannes den Täufer angenommen (Matth. 11,14 und 17,12) und Buße getan hätten, er der Elias gewesen wäre. So aber wird Elias als die Vollerfüllung an einem späteren Tage noch kommen. Die Ansgießung des Heiligen Geistes ist, wie Johannes, gleichsam ein Voraus-Ereignis, eine Früherfüllung der Weissagung - der Frühregen, dem der Spätregen noch folgt. (Siehe auch Röm. 8,23.)

Frage 3

Dürfen Kinder Gottes auf Grund von Matth. 18,19.20; Apost. 16,31; 2. Petr.2,9; 1. Joh. 5,14.15 und anderer Stellen zuversichtlich um die Bekehrung ihrer Angehörigen bitten, der Erhörung gewiß?

Antwort A

„Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2,4), und nach Vers 1 werden wir ermahnt, „Fürbitte zu tun für alle Menschen“. Zu diesen gehören unsere Angehörigen in erster Linie. Kinder Gottes, die um Jesu willen Zugang zum Throne der Gnade haben (denn das Blut Jesu Christi ist der Grund, warum wir in Gottes Gegenwart treten dürfen und daß dann dort unsere Gebete Annahme finden, vgl. Hebr. 10,19.22!), dürfen also zuversichtlich um die Bekehrung ihrer Angehörigen bitten. Solche Bitten werden nach 1. Joh. 5,14.15 erhört unter der Voraussetzung, daß der HErr uns hört, d. h., daß keine Trübung zwischen uns und dem HErrn besteht.

Im Evangelium Markus 2,1-12 wird uns erzählt, wie Leute einen Gichtbrüchigen von einem Dache herunterlassen, damit ihn Jesus heilen sollte. Im 5. Vers lesen wir: „als aber Jesus ihren Glauben sah, spricht Er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind dir vergeben.“ Hier sieht der HErr den Glauben derer, die den Kranken zu Ihm gebracht hatten. Dieselbe Gegebenheit wird uns noch in Matth. 9,1-8 und Luk. 5,17-26 berichtet. Auf Grund dieser dürfen wir Glauben haben für andere, damit sie errettet werden. Die Fürbitte ist das Eintreten des Glaubens für andere.

In 1. Könige 18,41-46 lesen wir von dem Propheten Elia, der ein Mensch war gleichwie wir (Jak. 5,17) wie er anhaltend um Regen betete; (siebenmal Vers 43 u. 44). So soll die ernstliche Fürbitte auch bei scheinbarer Nichterhörung anhaltend sein; dem Beispiele des Elia sollten wir folgen, bis die Erhörung kommt. Tun wir dies?

Wenn wir oft nichts von dem Wirken der Gnade Gottes an den Herzen unserer Mitmenschen zu sehen bekommen oder erfahren, so müssen wir doch annehmen, daß Gott immer Mittel und Wege hat, sei es durch Knechte Gottes, Schriften, eingreifende Begebenheiten usw., den Menschen die Augen

aufzutun. (Apgesch. 26.17.18.)

C. L.

Antwort B

„Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.“

„Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir, und er betete ernstlich, daß es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und widerum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor“ (Jak. 5.16 u. 17).

Der Hinweis auf diese Schriftstellen, deren noch viele andere hinzuzufügen wären, mag genügen, um zu zeigen, wie sehr Gott Sich gewissermaßen Selbst abhängig macht hinsichtlich Seines Tuns und Lassens von der Fürbitte, und welche Freude es für Ihn sein muß, wenn Glaubensgebete zu Ihm gesandt werben. Wenn in bezug auf Erhörung dem Beter gesagt wird: „Was irgend ihr den Vater bitten werdet in Meinem Namen, Er es euch gebe“ (Joh. 15,16) und „dem Glaubenden ist alles möglich“ (Markus 9,24), so ist dies gewiß auch anwendbar auf die Rettung von Menschen, denn Gott will ja, daß alle Menschen errettet werden (1. Tim. 2.4). Sicherlich ist es auch anwendbar auf die nächsten Angehörigen des betr. Beters.

Dabei ist nur zu berücksichtigen, daß, wenngleich Gott alles tut hinsichtlich der Errettung von Menschen, im letzten Grunde alles getan hat, in der Sendung und Dahingabe Seines geliebten Sohnes, Er doch niemanden zwingt, was Er an und für sich ja könnte, sondern auf freie Willensentscheidungen wartet. Gott läßt dem Guten Zeit, sich frei auszuwirken, in Seiner Gerechtigkeit läßt Er aber auch dem Bösen ebenso Zeit. Und was gerade die hier in Rede stehende Frage anbelangt, so sagt der HErr in Matth. 10,36: „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“, und unmittelbar vorher: „Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.“

Wie oft ist dies tatsächlich der Fall, daß im eigenen Hause, von den allernächsten Angehörigen die größten Schwierigkeiten und die bittersten Feindschaften erlebt werden müssen. Bei solchen Erfahrungen sollen dann Worte wie in Matth. 10,32 und Mark. 8,38 erlebt bezw. nicht erlebt werden. Immerhin wird bei Feindschaften im eigenen Hause und von den nächsten Angehörigen, soweit eine klare, entschiedene und treue Stellung dem HErrn gegenüber gewahrt wird, schließlich doch die Frucht gezeitigt werden, in der der „Saulus“ zum „Paulus“ wird.

Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, daß nach der Weise der Weltregierung Gottes in vielen Fällen das Wort: „Was irgend der Mensch säet, das wird er auch ernten“ im Hintergrund steht. Die Gnade vergibt und segnet, aber hebt nicht jenen göttlichen Grundsatz Seiner Regierung auf! Beispielsweise eine gläubige Jungfrau ist bei der Heirat nicht gewissenhaft und denkt, der Mann wird sich schon nach der Heirat bekehren. Solche kann dann erleben, daß Gott in Gnaden diese verkehrte Handlungsweise vergibt, nach Seiner Regierung aber die Frau vielleicht zeitlebens oder doch lange Zeit das genießen läßt, was sie sich erwählt hat. - Ähnliches können Eltern erleben, die bei der Verheiratung ihrer Kinder vor dem HErrn nicht treu sind und um des Mammons oder anderer Dinge willen ein Auge zudrücken.

Es ist eine außerordentlich ernste Sache, den Unterschied zwischen Gnade und Regierung kennen zu

Es ist eine außerordentlich ernste Sache, den Unterschied zwischen Gnade und Regierung kennen zu lernen, es ist ein Gegenstand von tiefem Interesse und großem praktischen Werte, durch den in der gegenwärtigen Frage manches Rätsel gelöst wird.

W. W.

Antwort C

Zur richtigen BeAntwortung dieser Frage ist zu beachten, daß Gottes Heils- und Segensgedanken nicht nur den einzelnen, auch nicht nur im weitesten Sinne jeden und alle umspannen, sondern im besonderen Sinne auch das Haus, die Familie des Gläubigen.

Die Ehe und Familie ist nach dem Willen und den Gedanken Gottes heilig, eine besondere Stätte der Offenbarung, des Segens und der Fürsorge Gottes, ein Heim und Herd der Liebe und des Friedens, ein irdisches Abbild und Gleichnis vom himmlischen Urbild, dem großen Geheimnis und vom Vaterhause droben.

Gott will mit und durch den einzelnen dessen ganzes Haus, seine ganze Familie segnen und retten. Diese Absicht und diesen Zweck verfolgt der HErr zunächst mit dem Familienhaupte, dann aber auch mit den Familiengliedern.

Die durch die Sünde entweihte und verwüstete Stätte soll durch die Erlösung in Christo wieder zu ihrer göttlichen Bestimmung zurückgebracht werden.

Daß und wie dem HErrn das Heil des ganzen Hauses des Gerechten am Herzen liegt, geht aus dem Worte Gottes klar hervor. Man lese 1. Mose 7,1; 19,12.13; 2. Mose 12,3; Luk. 19,5.9; 8,38.39; Apgesch. 16,31.

Als Kinder Gottes dürfen und können wir nicht nur zuversichtlich um die Bekehrung unserer Angehörigen bitten, diese Fürbitte ist vielmehr unsere allererste und größte Liebespflicht Menschen gegenüber.

Die Gewißheit der Erhörung hängt in erster Linie von uns, den Betern selbst ab. Wollen wir uns auf die Verheißungen Matth. 18,19.20 und 1. Joh. 5,14.15 für die Rettung unserer Angehörigen stützen, um unserer Gebetserhörung für sie gewiß zu sein, so muß sich unser Glaube an den Herrn Jesum (Apgesch. 16,31) unseren Angehörigen gegenüber ausweisen in einem göttlichen Wandel und klaren Zeugnis, in einem Leben der Selbstverleugnung, göttlicher, dienender und tragender Liebe, andernfalls sind wir ein Hindernis zu ihrer Errettung, um so mehr, als wir gerade unseren Angehörigen gegenüber in Gefahr sind, uns „gehen zu lassen“, oder ungötttiche Rücksichten zu nehmen. (Wie oft und sehr werden Unbekehrte auch durch das Anpredigen, durch Härte und Schroffheit ihrer „bekehrten“ Angehörigen abgestoßen.)

„Ein Lamm für jedes Haus“ ist die Vorbedingung erhörlichen Betens um die Rettung unserer Angehörigen, d. h. unser Glaube an das Lamm Gottes muß uns zu Lämmern machen, die durch Lammessinn und Lammesnatur die anderen anziehen und für das Lamm gewinnen, zum Lamme Gottes hinlieben und hinführen.

Dazu gehört auch das Herabsteigen in die Lage und in das Verständnis der anderen, andererseits

aber auch unbedingte Treue gegen den HErrn und gegen Seine erkannte ganze Wahrheil. Auch müssen bekehrte Familienväter wachen, um jeder Gefahr der Gleichstellung mit der Welt und ihrer Lockungen und Einflüsse entgegenzutreten, so daß er mit allen seinen Angehörigen allezeit ganz auf dem Standpunkt stehen könne: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HErrn dienen“. Unheiliger Geist verdrängt den Heiligen Geist. (Der Hohepriester Eli!)

Unter all diesen Voraussetzungen, werden uns die unzähligen kostbaren Gebetserhörungen treuer Mütter usw., wie auch die Tatsache, daß dieses Gebet nach dem Willen Gottes ist, ermuntern, zuversichtlich, beharrlich, mit großer Geduld um die Errettung unserer Augehörigen zu flehen, und wir dürfen sicher der Erhörung gewiß sein, d. h. Gott wird sicher Seine ganze Liebe, Weisheit und Macht gebrauchen, um die Verlorenen zu überwinden und zur persönlichen Willens- und Lebensentscheidung für Christum zu bewegen. Sicher werden in der Ewigkeit verhältnismäßig wenige Seelen sein, die sich durch die heiligen, beharrlichen Glaubensgebete ihrer bekehrten Angehörigen dennoch den Weg in das um so größere ewige Verderben bahnten.

A. W.

Ermuntert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

1917.

Wieder ist ein Jahr vergangen, und wir sind um 365 Tage der Ewigkeit näher gerückt. Was war der Inhalt dieser Zeit? Am Tage der Offenbarwerdung (2. Kor. 5,10) werden wir dieses Jahr wiederfinden, und dann werden wir es sehen in dem Lichte des Urteils Christi. Noch ist Er am Werke, Sich Seine Gemeinde zu reinigen durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit Er sie Sich an jenem Tage verherrlicht darstelle ohne Flecken und Runzel. Hat der HErr Sein reinigendes Werk zu tun vermocht? Ließ ich mich reinigen? Er will es - aber ließ ich das Licht des Wortes auf mein Werk, auf meine Neigungen, auf meine Gedanken leuchten, so daß Er mich reinigen konnte? Was werden diese 365 Tage vor dem Richterstuhl aufdecken? Werden dort die Wege Seiner Gnade offenbar werden, wie Er mit mir zum Ziele kommen konnte, als ich in Buße und Bekenntnis zu Seinen Füßen Gericht über mich hielt, und Er meine Füße waschen konnte mit dem Wasser des Wortes? Wissen wir etwas davon, oder gab es nichts zu richten bei uns und auf unseren Wegen?

Die Tage sind ernst, in denen wir das neue Jahr beginnen. Der HErr redet in gewaltiger Sprache zur Welt und auch zu den Seinigen. Wir können nicht erwarten, daß die Welt sich vor Ihm beugen soll, wenn nicht wir, die Gläubigen - du und ich - uns beugen und demütigen unter Seiner gewattigen Hand und in Buße und Bekenntnis alles vor Ihn bringen, was nicht nach Seinem Geiste ist. Der HErr will dies bei uns erreichen. Hören wir die Stimme Dessen, der zu uns vom Himmel redet? Sehet zu, daß ihr Den nicht abweiset, der da redet! (Hebr. 12,25.) Und wenn Sein Geist dich jetzt an Dinge, Worte oder Leidenschaften erinnert, so gehe jetzt zu Ihm und laß dich reinigen.

oder Leidenschaften erinnert, so gehe jetzt zu Ihm und laß dich reinigen.

Es ist not für Gottes Volk, aufzustehen vom Schlafe. Nie waren die Tage dunkler als jetzt, und nie war die Ankunft des HErrn näher als jetzt. Vor Zeiten grüßten sich Kinder Gottes mit dem Worte: „Maranatha“, d. h. „Der HErr kommt.“ Dies hat längst aufgehört, aber wichtiger als der Gruß ist es, daß du und ich zu denen gehören, die Ihn erwarten und mit ungeteiltem Herzen Ihm leben.

Das neue Jahr liegt vor uns wie am Horizonte heraufkommend, und bang möchten wir fragen: Was birgt es in seinem Schoße? Wer kann es sagen? Der HErr allein weiß es. Eins ist gewiß, - große Dinge und Veränderungen in der Welt haben wir zu erwarten. Aber alle diese müssen den zukünftigen Plänen unseres Gottes dienen, der Seinem Sohne das Erbe geben will. Was da auch kommen mag, wir wissen: Der HErr bleibt. Er ist der Unveränderliche - der Ewige, und wir hören und erfreuen uns an Seinem Wort: „Du, HErr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke Deiner Hände; sie werden untergehen, Du aber bleibst, und sie alle werden veralten wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirst Du sie zusammenwickeln, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist Derselbe, und Deine Jahre werden nicht vergehen (Hebr. 1,10-12).

Er bleibt! Das gibt Stärkung für den Pilgerpfad. Die Nacht ist dunkel - Schmerz und Kummer mögen über uns kommen - aber Er bleibt Derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Ein Blick auf Ihn - und das Herz wird still, getrost und glücklich. Laßt uns, Brüder, das Werk des HErrn treiben. Er hat jedem Seiner Knechte für die Zeit Seiner Abwesenheit ein Werk gegeben. Und bald will Er kommen. Und wenn wir treu waren, will Er uns mit dem Gruße Seiner Liebe empfangen: „Ei, du guter und getreuer Knecht, über weniges warst du treu, über vieles werde Ich dich setzen, gehe ein in die Freude deines HErrn.“

v. d. K.

„Er wußte nicht.“

Solches berichtet uns der Heilige Geist von zwei Männern, von Mose und von Simson. Beide gehörten dem Volke Gottes an und beide waren Werkzeuge in Gottes Hand. Was wußten sie nicht? Mose wußte nicht, daß sein Angesicht glänzte und Simson wußte nicht, dass Jehova von ihm gewichen war. Welch ein Unterschied!

Moses war 40 Tage in Jehovas Gegenwart. Dort wurden ihm die zwei Tafeln des Zeugnisses, in Stein eingegraben „in Herrlichkeit“, anvertraut, und als er dann aus dem oberen Heiligtum heraustrat, sah man an ihm die Strahlen jener Herrlichkeit. Und ist es nicht heute noch ebenso? „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HErrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den HErrn, den Geist“ (2. Kor. 3,18).

Wie ganz anders bei Simson. Er gibt sein Herz einem heidnischen Weibe. Moses allein mit Gott - Simson schlafend auf den Knien der Delila. Der eine in der gesegneten Gemeinschaft mit Gott, der andere seine Seele plagend in der Welt. Moses in dem verborgenen Umgang mit Gott empfängt das Licht der Herrlichkeit - Simson, müde der Plage, gibt sein Geheimnis preis, legt sein Haupt in den Schoß der Delila, und schlafend ergibt er sich dem Betrug der Sünde und verliert die Kraft Jehovas.

Das, womit mein Herz beschäftigt ist, worin meine Seele lebt - das wird nach außen sichtbar. Es ist

unmöglich, daß unser Wandel im Himmel ist und und unser Herz sich an Ihm sättigt, ohne daß Jesus und himmlisches Wesen sich in uns offenbart - und ebenso unmöglich ist es, wenn das, was in der Welt ist, unser Herz fesselt, daß dieses nicht in Wort und Wandel zum Ausdruck kommt.

Ohne daß wir es wissen (wie bei Mose und Simson) wird offenbar, wo unser Herz lebt. Mose wußte nicht, daß sein Angesicht glänzte, andere aber sahen es. Simson wußte nicht, daß Jehova von ihm gewichen und glaubte so tun zu können wie vordem, aber seine Feinde wußten, daß er sein ganzes Herz preisgegeben, und stachen ihm die Augen aus.

Dasselbe, was uns Gott an diesen beiden Männern zeigt, sehen wir heute noch, sowohl bei einzelnen als bei ganzen Versammlungen (Offenb. 3,17). Das, wovon wir angezogen - hingenommen werden, das prägt sich bei dem Einzelnen oder in der Mitte der Versammlung aus. Ist es die Welt, wir werden weltlich. Ist es unser Ich - wir werden eigenliebig. Ist es Christus - wir werden Ihm ähnlich. Genießen wir Seine Liebe - so wird Liebe von uns ausgehen. Trinken wir das Wasser des Lebens - Ströme werden von uns fließen (Joh. 7). Möchtest du ein Segen sein? Hier ist der Weg. Bleibe in Ihm - sättige dich an Ihm, laß dich segnen – und du wirst ein Segen sein.

v. d. K.

Christus und die Gemeinde.

Inmitten des weiten Bekenntnisses des Christentums befindet sich das, was unaussprechlich kostbar für Gott den Vater und für den Herrn Jesus Christus ist, nämlich Seine Gemeinde. Und obgleich die Gemeinde Gottes der große Inhalt der gegenwärtigen Zeitperiode ist, müssen wir doch bekennen, wie gering im allgemeinen das Verständnis unter den Gläubigen hierfür ist. Nicht, dass solche nicht wirklich gerettet und wahre Gläubige seien. Jemand mag gläubig sein, und doch sehr wenig von den Gedanken Gottes über Seine Gemeinde kennen. Er mag der Gemeinde Gottes angehören (denn alle wahren Gläubigen gehören Seiner Gemeinde an) und doch unwissend sein über Wesen und Bestimmung der Gemeinde Gottes. Die Gemeinde ist mit Christo dem Haupte in Herrlichkeit verbunden - „Sein Leib“. Sie ist die Wohnung des Heiligen Geistes. Ihre Berufung ist himmlisch. Alle ihre Segnungen und Hoffnungen sind himmlisch. Ihre Aufgabe hier unten ist, Christus darzustellen und die Reichtümer der Gnade Gottes zu offenbaren. Wenn sie vollendet ist, wird sie in die himmlischen Örter aufgenommen, und dann wird Gott mit der Welt in Gericht handeln. Welche Herrlichkeit, aber auch welche VerAntwortlichkeit ruht auf einer solchen Körperschaft! Das uns umgebende tote Bekenntnis des Christentums beansprucht, Christi Gemeinde zu sein, aber es hat nichts damit gemein.

Vor dem Tode und der Auferstehung Christi gab es diese Gemeinde nicht - sie war schon da im Vorsatz Gottes vor Grundlegung der Welt. (Und das ist sehr köstlich!) Gegründet wurde sie tatsächlich am Pfingsttage durch die Herniederkunft des Heiligen Geistes. Alle, die an den HErrn gläubig waren, wurden durch den Geist zu einem Leibe vereinigt, und dieser Leib (von jenem Pfingsttage an) ist Seine Gemeinde. Christus in der Herrlichkeit ist das Haupt Seines Leibes, und alle wahren Gläubigen sind Glieder desselben. Durch den Heiligen Geist sind sie mit dem Haupte und auch miteinander verbunden. Er wohnt in dem Leibe, und durch Ihn strömt vom Haupte aus Leben und Kraft und Segen und Leitung dem Leibe zu.

Etwas Derartiges gab es nie zuvor in der Welt. Von der Zeit an, als die Sünde in die Welt kam und

Gott die Verheißung des Schlangenzertreters gegeben hatte, gab es solche, die „durch Gnade mittelst des Glaubens“ gerettet waren, z. B. ein Abel, Seth, Henoch, Noah in der vorsintflutlichen Zeit, später Abraham und andere - Patriarchen, Propheten, Priester, Könige und viele andere, deren Namen wir nicht kennen. Von ihnen wird in Hebr. 11 gesagt, daß sie durch Glauben lebten und im Glauben starben und einer besseren Auferstehung entgegensahen. Aber nie waren sie zusammengefügt und vereinigt zu einem Leibe. Nie wurden sie als Gemeinde vereinigt und bewohnt vom Heiligen Geist.

Henoch wandelte mit Gott. Noah fand Gnade in den Augen des HErrn. Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Isaak und Jakob wandelten als Fremdlinge. Joseph bewahrte durch Gnade seine Reinheit in den Umständen der furchtbarsten Versuchung. Moses war im engsten Verkehr mit Gott vierzig Tage und Nächte auf dem Berge. Josua leitete das Volk ins verheißene Land. Simson, Jephtha und andere waren Werkzeuge Gottes zur Befreiung Israels. Und wie viele solche Gläubige könnten wir noch nennen! Alle diese sind uns in der Schrift gezeichnet als einzelne Personen, als einzelne Knechte, die Ihm dienten - aber nie als Glieder Seines Leibes. Sie waren Männer des Glaubens. Ihre Hingabe und ihr Gehorsam leuchtet aus den göttlichen Berichten heraus. Aber in allem, was von ihnen gesagt ist, nie kann ein solcher Gedanke gefunden werden, daß sie Glieder des Leibes Christi waren.

Ohne Zweifel waren sie lebendig gemacht durch den Geist. In dem Werte des Opfers des zuvorerkannten Lammes Gottes hatten sie Vergebung und Errettung, Sie alle haben teil an der ersten Auferstehung und teil an der himmlischen Herrlichkeit. Darüber gibt es keine Frage. Aber alles dies hat nichts mit der Gemeinde zu tun. Dieses alles: Leben, Gerechtigkeit, Auferstehung, Herrlichkeit teilt die Gemeinde mit den Heiligen des Alten Bundes; aber das, was mit der Gemeinde verbunden und ihr allein eigen ist, ist weit köstlicher und höher als alles dieses: Nämlich die tatsächliche, lebendige Einheit mit Christo, dem himmlischen Haupte und Einheit der Glieder miteinander - mit allen, die durch den seit Pfingsten herniedergekommenen Heiligen Geist „zu einem Leibe getauft“ worden sind. Gab es etwas derartiges je zuvor!?

Wohl hatte Gott ein „Volk“, abgesondert von den Nationen, bestimmt für irdische Segnungen - aber wie verschieden von Seiner „Gemeinde“ und der „himmlischen Berufung“! Längst zuvor, ehe Gott Israel absonderte zu Seinem Volk auf dieser Erde, ehe die Nationen der Erde da waren, aus denen heraus Er Abraham berief, ja „ehe die Berge eingesenkt wurden“, „als Er die Erde noch nicht gemacht hatte“, war die Gemeinde schon da in den Plänen und Vorsätzen Gottes. Im Epheserbriefe (1,13) lesen wir: „Wie Er uns auserwählt hat in Ihm vor Grundlegung der Welt.“ In diesem Briefe gibt Gott uns eine Fülle von Offenbarungen über Seine Gemeinde. Und womit beginnt Er? Nicht mit dem Bunde, den Er David machte - nicht mit der Erlösung durch das Blut des Lammes - nicht mit der Berufung Abrahams - oder der Schöpfung der Welt - Er führt uns zurück zu Seinen Gedanken, Plänen und Vorsätzen vor Grundlegung der Welt. Ewig, wie der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, so wird uns hier der „ewige Vorsatz“ Gottes gezeigt, „den Er gefaßt hat in Christo Jesu, unserem HErrn“. Zur Vollendung dieses Seines ewigen Ratschlusses, dazu mußte die Schöpfung aller Dinge dienen „... Gott, der alle Dinge geschaffen hat, auf daß jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Gemeinde kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes nach dem ewigen Vorsatz, den Er gefaßt hat in Christo Jesu, unserem HErrn“ (Eph. 3,9-11).

Welch hohen Stand hat die Gemeinde empfangen! Nach dem göttlichen Ewigkeitsplane ist sie bestimmt, in Christo in ewigen Zeiten Seine Herrlichkeit zu entfalten. Dem aber, der über alles hinaus

zu tun vermag ... Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde in Christo Jesu, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin (Eph. 3,20.21). Muß sich nicht unser Herz beugen und müssen wir nicht mit Ehrfurcht anbeten über die Gnade, die unserer so gedacht hat?! Wie demütigend ist es, so wenig Verständnis und Interesse für die Gemeinde Gottes unter den Gläubigen zu finden. Das, was Gott beschäftigte vor Grundlegung der Welt - das, was Gott für die Gegenwart zu so hohen Aufgaben bestimmt hat - das, worin in ewigen Zeiten Seine Herrlichkeit gesehen werden soll - das beschäftigt uns so wenig! Sollte nicht jeder Gläubige zum Nachdenken kommen, sich zu prüfen und zu fragen: Wie weit gehe ich praktisch in den Ratschluß Gottes ein - wie weit verwirkliche ich in meiner Person, in meinem Verhalten - in meinem Dienst Gottes Gedanken über Seine Gemeinde? Aus Gnaden gehören wir Seiner Gemeinde an, soll nicht auch in unserem Zusammenkommen das, was Seine Gemeinde ist, sichtbar werden? Den Korinthern mußte der Apostel sagen: „Etliche sind in Unwissenheit über Gott, zur Beschämung sage ich's euch“ (1. Kor. 15,34). Solchen mag die Gemeinde Gottes belanglos und unwesentlich erscheinen, eben weil sie Gottes Gedanken nicht kennen. Ihr Stand und Wandel geht über den persönlichen Pfad, persönliche Aufgaben und persönliche VerAntwortlichkeit nicht hinaus. Daß sie auch einverleibt einem Körper (der völlig von der Welt abgesonderten Gemeinde) und verbunden mit dieser Körperschaft sind zu einem gemeinsamen Wege, gemeinsamen Aufgaben, gemeinsamer VerAntwortlichkeit, gemeinsamen Segnungen, das ist ihnen unwichtig. Mit den Offenbarungen Gottes über Seine Gemeinde in der Hand sind sie in Unwissenheit über Seine Gemeinde. Sie stimmen ein mit Paulus, wenn er von dem HErrn sagt: „Der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat (Gal. 2,20), aber „der die Gemeinde geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat“ (Eph. 5,25), das sagt ihnen nichts Besonderes. Wenn jemand heute zum Stande der alttestamentlichen Heiligen oder dem des Volkes Israel zurückkehren wollte, so würden wir ihm sagen: Weißt du nicht, daß Gott größere und höhere Dinge geoffenbart hat? Und so möchten auch wir diesen teuren Mitverbundenen, denen es genügt, gleich den alttestamentlich Heiligen (als die Gemeinde noch nicht geoffenbart war) einzeln, für sich persönlich ein gottseliges Leben zu führen und dem HErrn zu dienen, sagen: Weißt du nicht, daß Gott Seine Gemeinde noch auf Erden hat - eine sichtbare, lebendige, wirkende Körperschaft, die berufen ist, zusammenzukommen zu hohen Aufgaben, und von der du ein Teil bist? Möge jeder seinen Stand, sein Verhalten, seine Verbindung prüfen, ob er sich auf dem Grunde der Gemeinde Gottes befindet!

Fortsetzung folgt.)

Geleitswort an den Leser:

Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen.

Wir sind aber gutes Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem HErrn sein.

Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, Ihm wohlgefällig zu sein. 2. Kor. 5,7-9.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man

die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 4

Ist aus Eph.4,12ff. (13!) und Joh. 17,21-23 u. a. zu entnehmen, daß die Gemeinde Jesu Christi vor ihrer bei der Entrückung erfolgenden Aufnahme schon auf Erden vollkommen gemacht, geeint, in apostolischer Kraftfülle dargestellt werden wird?

Antwort A

1. Joh. 3,2.3, Joh. 17,24 u. a. Stellen können uns als Leitlinien für unsere irdische und himmlische Stellung dienen. Jeder Errettete ist in Christo, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, vollendet, d. h. zur Fülle gelangt (Kol. 2, 9.10), und auf dem neuen Boden, auf den er durch die Gnade gestellt, ist er eine neue Schöpfung (2. Kor. 5,17). So sehen wir, daß es das Wohlgefallen Gottes war, alles, was geschaffen ist, unter die Hand Christi zu vereinigen. Innerhalb dieser Bereinigung aller Gläubigen zu einem Leibe wohnt Gott durch Seinen Geist in der Gemeinde, und die geknüpften Bande sind so eng geschlungen, daß keiner ein Christ sein kann, ohne zugleich mit allen denen, die es auch sind, eins zu sein. Also wir sehen, daß der Sieg Christi ein vollkommener ist und daß uns deshalb der Apostel im Epheserbrief eine befreite, vollkommene Gemeinde, die in der Kraft des Geistes dasteht und die trotz der noch vorhandenen Macht Satans zum vollen Wuchse und zur Fülle des Christus gelangt ist, zeigen kann. So ist die Gemeinde heilig und tadellos vor Gott; wenn auch noch nicht erschienen ist, was wir sein werden, so hat der Sohn Gottes dennoch ein vollkommenes Werk geschaffen, das ewig ist. „Ich in ihnen und Du in Mir, auf daß sie in eins vollendet seien“ (Joh. 17,23). Sobald wir zum vollen Bewußtsein dieses Geheimnisses gelangen, wissen wir, es umschließt die ganze Hoffnung der Herrlichkeit, welche wir als Gläubige mit Jesu teilen. Das Vermächtnis lautet: „Und die Herrlichkeit, die Du Mir gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie Wir eins sind“ (Joh. 17,22). Wohl ist die Kraftfülle jetzt nicht sichtbar. Aber die Vollstreckung dieses Testamentes lautet: „Auf daß Er in den kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns erwiese in Christo Jesu“ (Eph. 2,7). So wächst die Gemeinde, wohl zusammengefügt durch die Wirkung der Gnade, zu dem Maße des vollen Wuchses des Hauptes selbst und steht in doppeltem Charakter da: als der Leib Christi im Himmel und als Wohnung des Heiligen Geistes auf der Erde. Sie ist vollkommen gemacht, geeint schon hienieden durch das Wort, wird aber erst zur Darstellung gelangen, wenn wir beim HErrn sind.

Ph. W.

Antwort B

Die Gemeinde des HErrn in ihrem ersten Zustand bietet ein herzerfreuendes Bild vollkommener Einheit und großer Kraft dar. So sehen wir sie in Apgesch. 2,42-47; 4,23-37. In Kap. 5,1-11 sehen wir auch noch diese Kraft, aber in einer anderen Richtung, nämlich in ihrer Betätigung gegen das Böse, das der Feind hereinbrachte, das aber durch die vorhandene Kraft sofort ausgeschieden wurde. Trotz diesem sofortigen Ausscheiden des Bösen ist hier der Anfang des Verfalles der Gemeinde. In den ersten Versen des Kap. 6 sehen wir den Verfall schon deutlicher. Es war schon nicht mehr die Kraft da, die jedes Böse ausschied und fernhielt, sondern das Böse hatte Fuß gefaßt in der Gemeinde, und

bewahren in dem Bande des Friedens“ (Eph. 4,3). - Die V. 22 und 23 in Joh. 17 sprechen nicht von der Einheit der Kinder Gottes hienieden, sondern von ihrer Einheit in Herrlichkeit. Der HErr hat dort jenen noch zukünftigen Zeitpunkt im Auge, wo die Seinen bekleidet sein werden mit derselben Herrlichkeit, die der Vater Ihm als Mensch droben gegeben hat, und wo sie dann in eins vollendet sein werden und Er dann in Herrlichkeit mit ihnen erscheinen wird und Er „verherrlicht werden wird in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben“ (2.Thess. 1,10). Dann wird die Welt nicht mehr „glauben“, sondern an dem, was sie sehen wird, „erkennen“, daß der Vater Ihn gesandt und sie, die in Seiner Herrlichkeit dastehen, geliebt hat, wie Er Ihn geliebt hat! - Wie kostbar und herrlich!

Eph. 4,13 ist etwas schwieriger, da dort die Auffassung Raum gewinnen könnte, als handle es sich um das endliche Ziel, das der Dienst der vorher genannten Gaben hienieden erreichen solle. Dem ist aber nicht so. Die Gaben in V. 11 sind gegeben „zur Vollendung der Heiligen: für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi“ (V. 12) - das ist hienieden, ohne Zweifel - „bis wir alle ...“ Dieses „bis“ setzt diesem Dienste klar und bestimmt die Grenze, und was dann folgt, ist Vollkommenheit, zu der der Dienst zwar zu führen bestimmt ist und daher auch sicherlich führen wird, mit deren Erreichung aber der Dienst auch seinen Zweck gänzlich erfüllt haben und aufhören wird, weil wir dann seiner nicht mehr bedürfen werden. Das aber ist gewiß, daß wir des Dienstes bedürfen, solange wir in diesem Leibe der Niedrigkeit sind, da mit demselben immer Schwachheit und Unvollkommenheit verbunden ist. Jenes Endziel kann also erst dann erreicht sein, wenn dieser Zustand der Schwachheit und Unvollkommenheit endet, also wenn Er „unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit“ (Phil. 3,21), dann, „wenn das Vollkommene gekommen sein wird“, wenn wir „von Angesicht zu Angesicht“ sehen werden und nicht länger nur „stückweise“ erkennen werden, sondern so, wie auch wir erkannt worden sind (1. Kor. 13,10.12). In jenem wunderbaren Augenblicke werden alle die Verschiedenheiten verschwunden sein, die hienieden im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes unter den Seinen sind; dann werden „wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes“, dann, wenn wir vom Glauben zum Schauen übergehen und wenn die stückweise Erkenntnis weggetan werden wird, dann wird jeder Gläubige ein „Mann“ werden (1.Kor. 13,11), wird hingelangt sein „zu dem erwachsenen Manne“, „zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus.“ - So erscheint es mir nach meiner gegenwärtigen Erkenntnis, insbesondere auch im Blick auf die obenerwähnte Stelle 1. Kor. 13,9-12, wo Paulus von dem „jetzt“ als dem Zustande der Schwachheit und Unvollkommenheit spricht und denselben mit dem Kindeszustande vergleicht in Gegenüberstellung zu dem „dann“ - „wenn das Vollkommene gekommen sein wird“ und wir „von Angesicht zu Angesicht“ sehen werden -, dem Zustande der Vollkommenheit, dem Manneszustande. Ich bin jedoch gern bereit, mich darüber anders belehren zu lassen mittels des Wortes Gottes.

Zum Schlusse möchte ich noch auf die Sendschreiben in Offenbarung 2 und 3 hinweisen, die nach meiner Überzeugung prophetisch die Geschichte der Gemeinde in ihrer verAntwortlichen Stellung hienieden bis zu ihrem Ende zeigen. Auch dort finden wir keinen Anhalt dafür, daß die Gemeinde vor ihrer Aufnahme auf der Erde vollkommen gemacht, geeint und in apostolischer Kraftfülle dargestellt werden würde, sondern immer nur den - gerade darum überaus kostbaren und trostreichen - Hinweis auf Sein baldiges Kommen. „Ich komme bald; halte fest, was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme!“ (3,11.) Ja dann - aber erst dann! - wird alle Schwachheit und Unvollkommenheit ein Ende haben und die Gemeinde in ihrer göttlichen Einheit, Vollkommenheit und

Herrlichkeit dastehen und geoffenbart werden zu Seinem Ruhme und Seiner Verherrlichung! - Wie wunderbar und herrlich! Das erfüllt unsere Herzen mit überströmender Freude und läßt uns anbetend niedersinken zu Seinen Füßen! -

Darum warten wir auf Ihn, unseren teuren HErrn - nicht auf die Wiederherstellung der Gemeinde hienieden, wovon das Wort nichts sagt, sondern auf Ihn, auf dessen Kommen das Wort uns so oft hinweist.

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Aus den angeführten Stellen ist eine Zurückführung der Gemeinde zur apostolischen Kraftfülle vor der Entrückung nicht zu entnehmen. Eph. 4,12.13 spricht von dem Zweck und dem Ziel der Gaben. Warum in eine solche Stelle die Entrückungsfrage hineintragen, die Gott nicht dahin gestellt hat? Ebenso ist es mit der Stelle in Joh. 17. Dem „auf daß sie eins seien“ folgt ein „gleichwie“ (!) und dann zeichnet der HErr den Charakter der Einheit, um die Er für sie bittet.

Wenn gefragt wird, ob die Gemeinde in dem Bilde der Vollkommenheit oder der Unvollkommenheit aufgenommen wird, so liegt es sofort nahe zu sagen: „In Vollkommenheit“. Gibt es nun solche Gemeinde auf Erden? Die Antwort ist: „Ja“ und „nein“, weil wir die Gemeinde von zwei Standpunkten aus sehen können - von göttlichen und vom menschlichen. Sehen wir sie von Gottes Seite als Sein Werk und verbunden mit Christo, so müssen wir sagen: „Ja“.

Sehen wir sie unter der VerAntwortlichkeit der Menschen: „Nein“.1

1

So sah und redete Paulus vom göttlichen Gesichtspunkte aus von dem Volke in seinen zwölf Stämmen, als es vom menschlichen Gesichtspunkte gesehen längst zerrissen war und sich unter den Nationen zerstreut und verloren hatte. (Apgesch. 26,7.) - Bileam, der „Mann geöffneten Auges“, sah in „dem Gesicht des Allmächtigen“ „vom Gipfel der Felsen“ das Volk ohne Tadel, als es, vom Stande seiner VerAntwortlichkeit gesehen, eine fast 4o-jährige Geschichte des Fehlens und Zukurzkommens hinter sich hatte. (4. Mose 23,21.) - Die Braut im Hohenliede sieht sich selbst und bekennt: „Ich bin schwarz“; aber in dem Glanze Seines Werkes sieht sie der Herr „ganz schön - kein Tadel“ ist an ihr (Hohel. 1,5.6; 4,7). – Von unserer Seite gesehen müssen wir bekennen: „Wir alle straucheln oft,“ von Ihm aus gesehen und der Vollkommenheit Seines Werkes gemäß bezeugt Er: „Auf immerdar vollkommen gemacht“ (Jak. 3,2, Hebr. 10,14). Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden (2. Kor. 5,17).

Die Schrift spricht in zwei ganz verschiedenen Weisen von dem Aufbau der Gemeinde. 1. Der HErr Selbst ist es, der Sich Seine Gemeinde baut (Matth. 16,18), und 2. wir sind die Bauenden, denen Gottes Bau zur Ausführung übergeben ist. (1. Kor. 3,9-13.) Welche Gemeinde wird aufgenommen, der Bau, den Er baut oder der, den wir bauen? Sicher der erste! Und dieser ist vollkommen, muß vollkommen sein heute und zu aller Zeit, denn Er Selbst, der HErr und Meister, hat ihn errichtet - hat Sich Selbst Seine Gemeinde gebaut. Der andere Bau trägt das Bild unseres Zukurzkommens.

In Matth. 16,18 sagt der HErr: „Auf diesen Felsen wilt Ich Meine Gemeinde bauen“. Keine Mitarbeiter werden dort gefunden. Nur den Widerstand der Hölle erwähnt der HErr, aber selbst Satan kann Sein Werk (den Bau der Gemeinde) nicht verderben. Von dieser Seite des Baues spricht die Schrift auch in 1. Petri 2,4.5, im Epheserbrief usw. Der HErr tat täglich zur Gemeinde hinzu. (Apgesch. 2,47.) Dagegen sehen wir in 1. Kor. 3 den Bau Gottes den Händen der Menschen anvertraut. Hier sind wir die Bauenden. Paulus sagt, er habe den Grund gelegt, der Christus ist, und ermahnt und warnt, daß jeder sehe, wie er darauf baue. Holz, Heu, Stoppeln konnte bei Unwachsamkeit auf den unbeweglichen Grund gebaut werden.

Wir sehen also die Gemeinde von zwei Gesichtspunkten aus. Einerseits als das, was sie seit der Apostel Tagen unter der VerAntwortlichkeit und Untreue des Menschen geworden ist, und andererseits als Sein Werk in Vollkommenheit und bereits in untrennbarer Einheit mit Ihm, dem Haupte, verbunden. Sobald Er den letzten Stein eingefügt - das letzte Glied hinzugetan hat, ist sie fertig und bereit, entrückt zu werden.1

1

Wenn wir überhaupt von der Entrückung der „Gemeinde“ reden wollen. Es ist bemerkenswert, daß die Schrift nicht von der Entrückung der Gemeinde als solche redet, sondern sie sagt in Verbindung mit der Entrückung: „Wir“, „wir alle“, „die Lebenden“, „die übrig bleiben“. Natürlich, wenn diese entrückt werden, ist die Gemeinde, die Sein Leib ist, von der Erde weggenommen, denn diese sind die Letzten, die Schlußsteine des großen göttlichen Baues.

Eine andere Frage, ganz abgesehen von der Entrückung, ist es, ob wir nach der Schrift eine Zurückführung der Gemeinde zu ihrem ersten Zustand zu erwarten haben.

Die Weise wie Gott in den vergangenen Verwaltungperioden handelte, ist nicht ohne Belehrung für uns. Niemals finden wir, daß Gott, was Er dem Menschen anvertraute und von diesem verdorben wurde, wieder zum ersten Zustand zurückführte. Nur ein oder zwei Beispiele: Gott schuf den Menschen in Unschuld, übergab ihm den Garten Eden. Durch des Menschen Untreue wurde alles verdorben. Stellt Gott den ersten Zustand der Unschuld usw. wieder her? -Israel in Verbindung mit dem Gesetz usw. hat völlig gefehlt. Wird es wieder dahin zurückgeführt? An Stelle des Verdorbenen setzt Gott Größeres und Herrlicheres, aber nie bringt Er das Alte zum ersten Zustand zurück. Wohl finden wir Zeiten der Neubelebungen und die Rückkehr treuer Männer zum göttlichen Zeugnis, aber alles, worin der Mensch gefehlt, wird in Christo und in Seiner Hand zur größeren und vollkommenen Herrlichkeit gelangen und zur Darstellung kommen.

So auch mit der Gemeinde. Wir erwarten keine Zurückführung zum ersten Zustand auf Erden, sondern daß „Er Sich Selbst die Gemeinde verherrlicht darstellt, die nicht Flecken oder Runzel oder dergleichen habe“ (Eph, 5,27).

Wenn in der letzten Zeit die Zurückführung der Gemeinde zur apostolischen Kraftfülle stattfinden soll, würde etwas so Bemerkenswertes nicht in dem göttlichen Zeugnis über die letzten Tage gefunden werden? Was sagt die Schrift darüber?

Paulus sieht und bezeugt uns prophetisch die Dinge, die nach seinem Abschiede stattfinden werden: Verderbliche Wölfe mit verkehrten Lehren würden die Gemeinde nicht schonen (Apgesch. 20,29.30). Den Thessalonichern schreibt er, daß der Abfall komme und das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon wirksam sei (2. Thess. 2). Und im 2. Timotheusbrief zeichnet er weissagend die letzten Tage als solche, in denen die Form der Gottseligkeit gefunden, aber ihre Kraft verleugnet wird, und daß man die Ohren von der Wahrheit abkehren würde (2. Tim. 3. u. 2). Aber kein Wort oder auch nur eine Andeutung, daß in den letzten Tagen die Gemeinde zum ursprünglichen Zustande zurückkehren würde.

Auch Petrus spricht von den letzten Tagen und bezeugt uns dasselbe. Falsche Lehrer würden Sünde, Verderben und Abfall über die Gemeinde bringen, aber wir finden nicht den geringsten Anhalt für eine Wiederaufrichtung derselben zum ersten Zustande.

Jakobus kann das Auge der unter der Ungerechtigkeit seufzenden Gläubigen nur auf das Kommen des HErrn als auf den kommenden Erntetag richten.

Ebenso spricht Judas vom Ende der Zeit. Auch bei ihm finden wir keinen Anhalt für solche Erwartung. Er zeichnet in den dunkelsten Farben das Verderben und warnt vor solchen, die sich in die Gemeinde einschleichen und ermahnt zu kämpfen und sich selbst zu erbauen auf den allerheiligsten Glauben.

Johannes spricht in Verbindung mit der letzten Stunde vom Antichristentum, und durch ihn gibt der HErr uns als „Weissagung“ in der Aneinanderreihung der 7 Gemeinden in der Offenbarung ein göttliches Gemälde von dem Laufe Seiner Gemeinde auf Erden in ihrem verAntwortlichen Charakter als Leuchter, und es endet mit Laodicäa.

Alle diese göttlich inspirierten Schreiber berichten uns über die letzten Zeiten und alle berichten von dem Verfall, aber keiner fügt auch nur ein Wort oder einen Gedanken an Zurückführung der Gemeinde zur ersten Schönheit hinzu.

Welches ist nun der Weg für die Treuen in den letzten Tagen? Uns in Demut und Bekenntnis zu beugen und in Gehorsam den Anweisungen zu folgen, die der HErr uns in Seiner Güte gleichfalls speziell für die letzten Tage gegeben hat (z. B. 2. Tim. 2,19 u. folg. u. a. m.).

Frage 5

Wie ist das Wort 1. Kor. 1,17 zu verstehen, insbesondere, spricht hier Paulus von der Taufe als etwas Nebensächlichem oder gar Wertlosem?

Antwort A

In der Gemeinde in Korinth traten falsche Lehrer auf, die den Einfluß des Apostels zu untergraben suchten. Streitigkeit und Spaltungen entstanden, und man versuchte die hervorragendsten Lehrer unter ihnen, Kephas, Apollos, Paulus, ja selbst Christus zu Häuptern der Parteien zu machen. Diesem Treiben trat Paulus entgegen. Und die Waffe, die er gebrauchte, war die Schrift. Er fragt sie: „Ist der Christ zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt oder seid ihr auf Paulus' Namen getauft worden?“

Die Jünger des HErrn wurden nach Matth. 28,19 vom HErrn Selbst beauftragt, zu taufen. Paulus aber hatte solchen Auftrag nicht empfangen. Sein Auftrag war die Verkündigung des Evangeliums. Will er damit sagen, daß die Taufe etwas Wertloses, Nebensächliches ist? Sicherlich nicht! Wie könnte er solches! Von verschiedenen Orten des Dienstes des Apostels berichtet uns die Schrift, daß etliche getauft wurden (Apgesch. 16,15.33; 19,5), also ohne Zweifel in seinem Beisein, wenn die Handlung auch nicht von ihm vollzogen wurde. Die Taufe war das äußerliche Zeugnis der durch den Glauben an Christum empfangenen Gnade. Bekehrung, Buße und Glauben an den Herrn Jesum mußte vorangegangen sein. Wenn der Apostel Vers 14 sagt: „Ich danke Gott, daß ich nicht jemand von euch getauft habe, außer ...“, so möchte man daraus wohl entnehmen, daß Paulus berechtigte Bedenken hatte, daß es ihnen in dieser Sache an der rechten Erkenntnis fehle.

F. B.

Antwort B

Wie leicht ist der natürliche Mensch geneigt, seinen menschlichen Maßstab anzulegen und seinen Lieblingsneigungen nachzugehen und sich für den Menschen mit seinen äußeren Gaben zu begeistern, statt in allen Dingen aufs Wort zu merken oder auf Christum zu schauen. So auch hier in Korinth. Man sah Paulus, Apollos, Kephas usw., und statt um Christus, das Haupt, hatte man sich in Einzelgruppen um Menschen geschart. Ein genaues Abbild der Zertrennung in unseren Tagen; nur mit dem Unterschied, daß die Spaltungen heute unheilbar erscheinen. Diesen Schaden erkennt Paulus als wahrer Diener Jesu Christi und wirft sofort die Frage auf: „Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt oder seid ihr auf Paulus' Namen getauft worden?“ (V. 13.) Die weitere Schlußfolgerung für Paulus war dann die: Wenn es so unter euch aussieht und die Taufe für euch Selbstzweck wird und gar zu Parteiungen führt, dann danke ich Gott, daß ich niemanden getauft habe

außer Krispus und Gajus usw., auf daß nicht jemand sage, daß ich auf meinen Namen getauft habe (V. 16). Apgesch. 16,15 und 33 sehen wir, wie Lydia und wie der Kerkermeister mit seinem Hause gläubig wird und es für Paulus mit seinem Gehilfen Silas selbstverständlich ist, daß die Taufe vollzogen wird, ebenso bei dem Synagogenvorsteher Krispus (Apgesch. 18,8) und auch Stephanas, der Erstling aus Achaja (1. Kor. 16,15.16). Klar und deutlich bespricht der Apostel (Röm. 6,3-6) das Wesen der Taufe und setzt dieselbe für jeden Gläubigen als selbstverständlich voraus. Jedoch betrachtet er es nicht als seinen speziellen Dienst, die Taufe zu vollziehen. Seinen speziellen Auftrag setzt er Apgesch. 26,15-18 auseinander: „den Nationen die Augen aufzutun, daß sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und der Gewalt des Satans zu Gott“ (V. 18). So kam es, daß die meisten Gläubigen zu Korinth durch Paulus die Botschaft hörten, aber durch andere Brüder getauft wurden. Doch im Blick auf die Spaltungen und Trennungen, welche sich offenbar machten, tut Paulus diesen Ausspruch. Achten wir darauf, daß wir nicht die Taufe vor das Werk Christi stellen, sonst wird sie zum Dogma, und wir helfen mit an der Zertrennung. Aber ebenso verwerflich ist es, Glauben und Taufe voneinander zu trennen, beide gehören zusammen. (Apgesch. 2,41.)

Ph. W.

 

 

Antwort C

Immer wieder findet man Taufgegner, die sich mit überhebendem Lächeln auf das obige Wort berufen, um mit demselben darzutun, als wäre die Taufe dem Apostel Paulus nebensächlich oder gar wertlos gewesen.

Eine nüchterne, besonnene, vor allem ehrerbietige Prüfung und Erforschung dieses Wortes zeigt uns gerade das Gegenteil.

Unmittelbar vorher (V. 15 u. 16) spricht Paulus davon, daß er Krispus und Gajus getauft habe, ebenso das Haus des Stephanas. Schon aus dieser Feststellung sollte zur Genüge hervorgehen, daß dem Apostel Paulus die Taufe weder nebensächlich noch wertlos war, wenn gleich V. 17 hierzu in scheinbarem Widerspruch steht.

Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu erklären?

Das Verhalten des Petrus in Apgesch. 10 dürfte hierzu einen Wink geben. Dortselbst verkündigt Petrus im Hause des Kornelius das Evangelium (V. 34-43). Unter dieser Wortverkündigung wirkt der Heilige Geist mächtig, es geschehen Bekehrungen und Wiedergeburten. Damit begnügte sich Petrus nicht als mit etwas Abgeschlossenem, sondern befiehlt, daß sie getauft würden in dem Namen des HErrn.

Daraus erhellt, daß dem Petrus die Taufe außerordentlich wichtig war, so wichtig, daß er nicht erst fragt: Begehrt ihr die Taufe, oder seid ihr reif dazu? wie es heute modern geworden ist zu fragen, sondern kurzerhand den Befehl hierzu erteilt. Hieraus wiederum erhellt, daß Petrus nicht selbst getauft, es vielmehr anderen überlassen hat. Petrus hat das Wort verkündigt, anderen befahl er, zu taufen. Genau so war es bei dem Apostel Paulus, er hat das Evangelium verkündigt, anderen hat er es überlassen zu taufen. Warum wohl?

Apostelgeschichte 6 gibt darüber Aufschluß. Anfänglich verkündigten die Apostel das Evangelium und versahen Diakonendienst, bedienten die Tische (V. 2). Als dies zu Unzuträglichkeiten führte, wählten

versahen Diakonendienst, bedienten die Tische (V. 2). Als dies zu Unzuträglichkeiten führte, wählten sie sieben Männer, die das letztere Geschäft, den äußeren Dienst, versehen sollten (V. 3), während die Apostel im Gebet und im Dienst des Wortes verharrten (V. 4).

Bei der Taufe handelt es sich um dieselbe Sache, um einen äußeren Dienst, der von jedem Bruder besorgt werden kann, nicht aber der Dienst am Worte (Jak. 3,1), zu dem besondere Befähigung und Begabung vom HErrn nötig ist.

Unter diesem Gesichtspunkte und in diesem Lichte dürfte der scheinbare Widerspruch sich völlig gelöst haben, die Taufe war Paulus weder nebensächlich noch wertlos, ebensowenig wie Petrus, sondern etwas Selbtverständliches für jeden, der die Neugeburt erlebt und den Herrn Jesus HErr nannte (Mark. 16,16).

Möglich wäre auch, daß Paulus mit Rücksicht auf seinen körperlichen, schwächlichen Zustand, der fast von allen Bibelforschern angenommen wird (2. Kor. 12,7), wenig getauft hat. Dies soll jedoch nur als Möglichkeit ausgesprochen werden.

W. W.

Anmerkung des Herausgebers

Solche Folgerung ist mehr als töricht. Paulus taufte, aber es war nicht seine besondere Aufgabe. Wie wichtig ihm aber die Taufe war, das beweisen uns seine Briefe. Niemand bringt so viele Belehrungen über die Taufe wie Paulus. Auch seine Arbeit in Korinth selbst bestätigt dies. Wenn er auch nicht selbst taufte, so lehrte er doch die Taufe, denn die Korinther, die gläubig wurden, wurden getauft. Er hielt die Ordnung aufrecht, die in der Einsetzung des HErrn und in der Praxis der Apostel gesehen wird und die wir in Korinth nochmals klar niedergelegt finden: die, „welche 1. hörten, 2. glaubten, 3. wurden getauft“ (Apgesch. 18,8). Seine Lehre war, daß die Taufe das Begräbnis des Gestorbenen sei. Und wie im Reiche der Welt nur Gestorbene begraben werden, so auch im Reiche Gottes. Die Schrift kennt weder eine „Groß-“ noch eine „Kleintaufe“, wohl aber eine Taufe der Gläubigen.

Er erwähnt nur drei mit Namen, die er getauft habe, das sind Krispus, der an den HErrn glaubte mit seinem ganzen Hause, sodann Gajus und schließlich noch das Haus Stephanas. Dieses gehörte zu den Erstlingen, somit zu jenen Korinthern, die, nachdem sie gläubig wurden, sich taufen ließen und an denen die in Korinth gehandhabte Ordnung und Reihenfolge vollzogen wurde. Von diesem gläubigen Hause lesen wir später (1. Kor. 16,15), daß sie sich selbst zum Dienste der Heiligen hingaben.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

 

Er redete unbedacht mit seinen Lippen.

Wie viele Beweise Seiner Güte und Macht hatte Gott Seinem Volke gegeben! Und nun, nahe am Ende der Wüstenreise, finden wir dasselbe wiederum murrend. Es verlangt Wasser. Wie wird Gott ihrem Murren Antworten? Wird Er es züchtigen? Nein! Er will Sich in Gnade verherrlichen. Nach dem Gericht über die Rotte Korah öffnete Gott einen neuen Weg, um mit dem Volke in Gnade zu verkehren. Das Priestertum sollte eintreten für die Ungerechtigkeit und der Hut des Heiligtums warten, damit „kein Zorn mehr komme über die Kinder Israels“ (4. Mos. 18,5). Dazu hatte Er den Stab Aarons, der gesproßt, geblüht und Mandeln trug, erwählt und ausgesondert und gesagt: „Und so werde Ich vor Mir stillen das Murren der Kinder Israel.“ Diesen Stab mußte Mose in die Bundeslade vor Jehova niederlegen. Dort sollte er bleiben, „damit du ihrem Murren ein Ende machest vor Mir, und sie nicht sterben“ (4. Mos. 17,10). In diesem Stabe sollte die freie Gnade zum Ausdruck kommen, mit der Er auf Grund des priesterlichen Dienstes das Volk durch die Wüste leiten wollte.

In der Wüste Zin angekommen, beginnt das Volk wieder zu murren. „Und Jehova redete zu Mose und sprach: Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und Aaron, dein Bruder, und redet zu dem Felsen vor ihren Augen, und er wird sein Wasser geben ...

Und Mose nahm den Stab vor Jehova weg, so wie Er ihm geboten hatte“ (4. Mos. 20,8.9).

Alsdann versammelt er das Volk vor dem Felsen. Was durch die Seele Moses gegangen sein muß, als er vor dem hadernden Volke stand, das sich ganz besonders gegen ihn und Aaron wandte, und den Ort, wohin es geführt worden, einen „bösen Ort“ nannte, das ersehen wir aus den Worten, die er an das Volk richtete: „Ihr Widerspenstigen! werden wir euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen?“ Solche Worte hatte Gott, der mit dem Volke in Gnade handeln wollte, ihm nicht in den Mund gelegt. Sein Auftrag war überhaupt nicht, mit dem Volke, sondern mit dem Felsen zu reden. Wie ganz anders würden seine Worte gewesen sein, wenn er sich, statt an das Volk, an den Felsen (der Christus ist) gewandt hätte. O, wieviel Schmerz hätte Mose sich erspart, wenn er die Worte Seines Gottes genau beobachtet hätte. Aber vor ihm stand die Widerspenstigkeit des Volkes, und diese füllte seine Seele so, daß er unbesonnen mit seinen Lippen redete. Er verlor das Verständnis für den Stab, den er vor Jehova hinweggenommen hatte und er vergaß, Jehova in den Wegen Seiner Gnade zu heiligen und darzustellen. Seine Worte offenbarten nur die Stimmung seiner Seele, nicht aber das Herz Gottes. Welch ernste Warnung empfangen wir hier! Wenn wir unser eigenes Herz nicht kennten, wir würden auch nicht verstehen können, daß er sich und Aaron dahin stellt, wo Jehovas Name allein genannt werden konnte, als er sagte: „Werden wir euch Wasser hervorbringen aus diesem Felsen?“ Und er schlug den Felsen mit „seinem“ Stabe.

Alles dieses hinderte Gott nicht, Sich Selbst zu heiligen und dem widersprechendem Volke in Gnade zu begegnen. Moses Sünde konnte Gottes Wege in Gnade nicht aufhalten. Aber Mose hatte einen großen Verlust. In seinem Verhalten und Vorgehen kam nicht die Gesinnung und der Vorsatz Gottes zum Ausdruck. Wohl sah man bei ihm den Abscheu über die Widerspenstigkeit, aber das Zeugnis des Stabes der Gnade in seiner Hand wurde nicht gesehen.

In Psalm 106,33 lesen wir, daß das Volk seinen Geist reizte, so daß er unbedacht redete mit seinen Lippen. Sie forderten seinen Zorn heraus, aber dies war keine Entschuldigung für Mose.

Die Belehrungen, die der HErr uns hier gibt, sind von der größten Wichtigkeit für uns. Sie berühren

tief unser praktisches Leben und Verhalten. Hier lernen wir, wie sehr wir uns selbst zu fürchten haben - wie sehr wir zu wachen haben, daß nicht das eigene „Ich“ und eigenes Wesen sich mit unserer Stellungnahme für den HErrn vermischt. Sein Zeugnis und Seine Herrlichkeit an dem gegenwärtigen Tage Seiner Gnade kann nur von uns getragen und behauptet werden, wenn wir selbst uns in Übereinstimmung mit Seinem Geiste, Seinen Vorsätzen und Seinem Walten bewegen. Wie aufrichtig und hingebend auch unsere Beweggründe sein mögen, Fleisch (unser „Ich“, unser Wille) darf keinen Raum dort haben, wo es sich um Seine Herrlichkeit handelt.

Wer würde es geahnt oder gedacht haben, daß der Mann, der dort so unbedacht mit seinen Lippen redete, derselbe Mann ist, der einige Augenblicke zuvor vor dem HErrn auf seinem Angesicht lag, ja, über den sich die Gnade so ausgebreitet hatte, daß ihm „die Herrlichkeit Jehovas erschien“ (4. Mos. 20,6) und Jehova Selbst mit ihm redete. Als das Volk mit ihm haderte, da floh er ins Heiligtum und die ganze Freundlichkeit und Gnade Gottes neigte sich herab zu Seinem Knechte, der vor Ihm lag - aber als er dem Volke begegnete, da öffnen sich seine Lippen zu einem Scheltworte: „Ihr Widerspenstigen!“ Es war die Wahrheit (Widerspenstige waren sie), aber es war nicht Gottes Geist. Können nicht auch wir, wenn wir vor einer Sache stehen, im völligen Bewußtsein unserer Abhängigkeit und Ohnmacht zum HErrn schreien, und wenn wir in der Sache stehen, voll eigener Energie auftreten? So ist es, wenn wir nicht wachsam sind. Wir können das Angesicht des HErrn in Aufrichtigkeit suchen und von unseren Knien aufstehen und hinausgehen und in Selbstbewußtsein unbesonnen mit unseren Lippen reden. So kam Mose um den Eingang in das Land Kanaan. So können wir um den Lohn kommen. So hieß es für Elia, als er nicht willig war für den Weg der Gnade: „Gehe ... salbe Elisa an deiner Statt.“ So hieß es zu Mose: „Nimm Josua, den Sohn Nuns,“ und so können auch wir aufhören, Gefäße zu sein, brauchbar für den HErrn.1

1

Wiederholt finden wir in der Schrift die beiden Namen, „Mose und Elia“ zusammen. Und wie viel Gemeinsames finden wir in ihren Pfaden! Um mich nicht hier zu wiederholen möchte ich auf das von mir in Bd. 3, S. 6-8 Gesagte verweisen.

Andererseits hatte Mose gewiß einzutreten für die Rechte und die Ehre Jehovas. Nicht einen Augenblick haben wir unsere VerAntwortlichkeit aus dem Auge zu verlieren, alles Böse, wo es offenbar ist, zu richten und abzutun. Aber auch nichts erfordert mehr Abhängigkeit, Nahesein dem HErrn, Wachsamkeit und Selbstgericht als dieses, damit in unserer Stellungnahme für den HErrn und Sein Zeugnis sich nicht eigene Kraft und Temperament einmischen und die Herrlichkeit der gegenwärtigen Zeitperiode, die Offenbarung Gottes in Gnade, verwischen.

Wie traurig die Resultate sind, wenn wir es au unserer VerAntwortlichkeit fehlen lassen, wenn es an der Treue zum HErrn in der Stellungnahme dem Bösen oder falschen Lehren gegenüber mangelt, das sehen wir in der Geschichte der Gemeinde, in der Offenbarung und in vielen Beispielen der Schrift.

Zu Ephesus sagt der HErr noch, daß sie die Werke der Nikolaiten hassen, die Er, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt, haßt. Aber sie hatten die erste Liebe verlassen und damit die abschüssige Bahn betreten. Taten sie hier nicht Buße, so würde mit dem Mangel der Liebe zu Ihm die bewegende Kraft schwinden, um das Böse zu hassen, und einer falschen Milde Platz machen denen gegenüber, die das Böse wirkten. Schon in Pergamus ist dies der Fall. Dort klagt der HErr: „Du hast solche, welche die Lehre der Nikolaiten festhalten,“ und Er findet nicht mehr solche, von denen Er, wie in Ephesus, sagen kann, daß sie hassen, was Er haßt. Gleichgültigkeit bösen Dingen, Werken und Lehren gegenüber zeigt den niedrigen Stand unserer Liebe zu Ihm und führt bald zur Duldung der Lehre des Bösen. Die Straße abwärts geht sich leicht. Das Ende eines solchen Laufes sehen wir in Laodicäa.

Der HErr schenke uns Gnade, inmitten der wachsenden Schwierigkeiten dieser letzten Tage Seinem

Der HErr schenke uns Gnade, inmitten der wachsenden Schwierigkeiten dieser letzten Tage Seinem Herzen so nahe zu sein, um Ihn recht darzustellen, in voller Entschiedenheit für Seine Rechte einzutreten und die Wahrheit festzuhalten in Liebe. „Die Gnade sei mit Dir!“ (1. Tim. 6,21.)

„Was ist in deiner Hand?“

Jeder, der den HErrn lieb hat, hat auch den Wunsch in seinem Herzen, vom HErrn in der einen oder anderen Weise gebraucht zu werden. Und der HErr hat uns manches ermutigende Wort für ein solches Verlangen gegeben. In 1. Kor. 1,27-29 sehen wir, daß Gott das

für Seinen Gebrauch abweist, dessen sich die Welt am meisten rühmt, und daß Er dagegen Sich das Einfachste und Geringste für die Ausführung Seiner Vorsätze erwählt. Ein Herz für Ihn und persönliche Hingabe und Treue sind das einzige, was Er fordert. Je geringer und untauglicher wir in unseren eigenen Augen sind, um so brauchbarer werden wir Ihm sein. Es ist ermutigend, diesem göttlichen Grundsatz an einigen Beispielen der Schrift nachzugehen.

„Und Jehova sprach zu Mose: Was ist in deiner Hand? Und er sprach: Ein Stab.“ Hier stand Mose nach 40-jähriger Wüstenwanderung vor dem HErrn. Ihm war gerade der Auftrag geworden, zum Pharao zu gehen, aber er ist nicht willig dazu. Er ist voll von Entschuldigungen und Beweisen seiner Untauglichkeit. Aber Gott unterweist ihn, daß auch das geringste an Kraft für Seinen Dienst von Ihm selbst kommen muß. Er heißt ihn seinen Stab zu nehmen und damit die Zeichen Seiner Macht zu tun. Der Stab an sich war gewiß das Allerunbedeutendste, aber Gott erwählte das, was in Menschenaugen nichts ist, um damit Wunder Seiner Macht zur Befreiung Seines Volkes zu wirken. (2. Mos. 4,2.17.20.)

Was ist in deiner Hand, David? Eine Schleuder und ein Stein. Welchen Wert hatte die Waffe des Hirtenknaben in den Augen Sauls und der Kämpfer Israels? Und wie verächtlich erst war sie in den Augen Goliaths, des Riesen! Aber Gott gefiel es, das, was er in seiner Hand hatte, zu gebrauchen, und den Ausgang wissen wir alle: „Und David, mit der Schleuder und mit dem Steine, war stärker als der Philister, und er schlug den Philister und tötete ihn, und David hatte kein Schwert in seiner Hand.“ (1. Sam. 17,50.)

Was ist in deiner Hand, kleiner Knabe? Fünf Brote und zwei Fische. Aber was ist dies unter so viele? Gewiß

nicht viel zur Speisung für 5000 Männer. Aber der HErr nimmt sie in Seine Hand, und von Ihm aus wird das, was an sich ein Nichts ist, so gesegnet und vermehrt, daß es zur Fülle für alle wird. (Joh. 6.9.)

Witwe, was ist in deiner Hand? Nur zwei Scherflein, die zusammen ein Pfennig sind. Das ist alles, was sie hat, aber sie weiht es mit ganzem Herzen dem Hause des HErrn. Und was hat es gewirkt? Diese Tat ihrer Uneigennützigkeit und Herzenshingabe hat durch die Jahrhunderte hindurch Frucht getragen bei arm und reich. Reiche sind durch sie gerufen worden, ihre Gaben vor dem HErrn als Opfer und nicht nur vom Überfluß niederzulegen, und Arme sind ermutigt worden, ihr Geringes dem HErrn zu bringen, wissend, daß Er anders schätzt als der Mensch. (Mark. 12,42.)

Mehr Beispiele könnten angeführt werden. Es seien genug! Reden diese nicht eindringlich zu unser

aller Herzen? Sind wir nicht so leicht geneigt, auf andere zu blicken und zu denken, wieviel wir tun würden, wenn wir ihre Gaben, ihre Fähigkeiten, ihre Mittel hätten? Der Herr fragt dich nicht, was dieser oder jener hat, sondern: „Was hast du in deiner Hand?“ Er will das gebrauchen, was du hast, nicht das, was du nicht hast. Wir sind immer bereit, in der Ferne nach Gelegenheiten zu suchen. Ihm nützlich zu sein, aber nicht auf das zu sehen, was uns so nahe, was in unserer Hand ist. Die Männer der Welt, die zu Erfolgen kamen, benutzten ihre Fähigkeiten bei jeder Gelegenheit, die sich ihnen bot. Und der HErr sagt uns, daß die Kinder der Welt klüger handeln als die Kinder des Lichtes.

Ich weiß nicht, was ich für den HErrn tun kann, sagte eine Mutter zu einem Diener des HErrn. Wie ist es mit Ihren Kindern? fragte er und wies hin auf die kleine Schar. O Mutter, was ist in deiner Hand? Welch hohe VerAntwortlichkeit und welch köstliches Vorrecht.Hier ist eine Aufgabe, sie zu leiten und aufzuziehen zur Ehre des HErrn, ihnen Christus so vorzuleben, daß sie dich segnen, wenn sie dein gedenken. (1. Tim. 5,14; 2. Tim. 1,5.)

Geschäftsmann, was ist in deiner Hand? Nichts als ein Geschäft, Tag für Tag das gleiche, nichts brauchbar für den HErrn. Aber weißt du nicht, daß du mit deinem Wandel mehr reden kannst als mit deinen Worten? Ach, wie selten sind ernste, entschiedene Geschäftsleute in unseren Tagen! Lebe dem HErrn im Kontor, auf dem Lager, in dem Laden. Andere werden es sehen. Dein Wandel in Gottseligkeit wird mehr Zeugnis sein als das Predigen mit der Zunge.

Und du, Kranker und Schwacher, was hast du in deiner Hand? Nichts als hier zu liegen und bedient zu werden. Kannst du nicht durch Geduld den HErrn verherrlichen? Kannst du nicht beten? Sicher. Gebrauche was du hast. Verherrliche den HErrn. Welche Macht ist in deiner Hand! Wie manches Werk des HErrn hat seinen Anfang genommen durch das Gebet vom Krankenbett aus. Sieh' dein Vorrecht an! Bete ohne Unterlaß. (1. Thess. 5,17.) Bete eindringlich, inbrünstig. (Luk.11,5.) Bete im Glauben! Gott kann uns zuweilen mehr gebrauchen in Krankheit als in Tagen der Kraft.

Leser, was ist in deiner Hand? Überall schlummern noch verborgene Kräfte, sie mögen klein sein, aber sie sind da. Nur ein wenig mehr Hingabe für den HErrn und sie kommen hervor. Benutze deine Zeit, deine Gelegenheit! Führe Seelen unter den Schall des Evangeliums. Bringe Erleichterung und Hilfe denen, die in Elend und Not sind, besonders den Hausgenossen des Glaubens. Nimm teil an den Bedürfnissen des Werkes des HErrn. Vor allem sieh, daß Christus gelesen werde in deinem Wort, Wandel und Benehmen. Er ist es wert, Ihm alles zu weihen, was wir sind und haben. Was auch der HErr in deine Hand gelegt haben mag, weihe es mit ganzem Herzen dem HErrn, mache vollen Gebrauch davon, und du wirst an dir erfüllt sehen: „Wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird Überfluß haben.“ (Matth. 13,12.) Dazu bereite uns der HErr.

H. G.

Christus und die Gemeinde.

(Fortsetzung.)

Etwas anderes, das unsere ernste Aufmerksamkeit erfordert, ist, daß „das Geheimnis“, dieser ewige Vorsatz Gottes betreffs Seiner Gemeinde während mehr als 4000 Jahren, der Welt nicht kundgemacht wurde. Wir lesen Eph. 3,2-6: „Wenn ihr anders gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in bezug auf euch gegeben ist, daß mir durch Offenbarung „das Geheimnis“

kundgetan worden ..., welches in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt geoffenbart worden ist Seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geiste: daß die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber Seiner Verheißungen in Christo Jesu durch das Evangelium.“ Dann spricht Paulus davon, daß alle erleuchtet sein möchten, um zu sehen, „welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott“ (V. 9). Beachte, es wird nicht von „einem“ Geheimnis gesprochen, als von etwas nicht Offenkundigem, sondern „dem“ Geheimnis „verborgen in Gott“. Nicht nur sagt der Apostel, daß es ihm durch eine Offenbarung kund wurde, sondern auch, daß es etwas sei, welches noch nie zuvor Menschen kundgemacht worden sei. „Welches in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist.“ (V. 5.)

Hier sehen wir den wichtigen Unterschied zwischen diesem Geheimnis, welches durch Paulus geoffenbart wurde, und den Prophezeiungen des Alten Testamentes. Es war kein Geheimnis „verborgen in Gott“, daß Christus kommen sollte - leiden sollte und später herrschen soll, ebenso, daß Israel unter der Regierung Christi im Lande wohnen wird und die Nationen (Israel untergeordnet) die Segnungen Seines Friedenszepters genießen werden. Viele Stellen des Alten Testaments zeigen dieses. Aber daß die Nationen sollten Miterben und Mitleib sein, nicht mit Israel - sondern mit Christo Selbst - kurz, daß Christo die Gemeinde soll bereitet und zugeführt werden als Sein Leib, mit dem Er als verherrlichtes Haupt im Himmel auf ewig verbunden ist, ein Leib, der gesammelt und zubereitet wird aus den gefallenen Söhnen der Menschen (aus Juden und Nationen), und so untrennbar mit Ihm in Herrlichkeit durch den Heiligen Geist vereint, daß er auch Seine Herrlichkeit mit Ihm teilen soll, das war wirklich ein Geheimnis - ein Geheimnis verborgen in Gott und nie zuvor geoffenbart, bis zu dem Tage, da es Seinen heiligen Aposteln und Propheten des Neuen Testamentes kundgetan ward durch den Heiligen Geist.

Dieses alles zeigt uns, daß in dem großen Liebesplane Gottes über Menschen die Gemeinde der Zentral- und Höhepunkt ist. Die Schrift ist voll davon. Ein Beispiel möge genügen:

Die großen Offenbarungen Gottes in den vergangenen Zeitaltern sind für uns, „auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist“, Vorbilder (1. Kor. 10,11). Das erste Vorbild, welches wir in der Schrift finden, ist Adam. („Ein Vorbild des Zukünftigen.“ Röm. 5,14.) Ihm baute Gott das Weib und brachte es ihm. Dies ist das Vorbild von Christus und der Gemeinde (Eph. 5,30-32). Beachte, das erste, was Gott uns in der Geschichte des Menschen zeigt, ist dieser verborgene Vorsatz Seines Herzens: Christus die Gemeinde zu bereiten und zuzuführen zur untrennbaren Einheit. Was muß die Gemeinde für Gott sein, daß Er in den ersten Menschen und dem ersten Vorbilde diesen großen Plan Seines Herzens: „Christus und die Gemeinde“, niederlegt. Paulus, der diesen Plan in leuchtender Klarheit sah, ruft überwältigt: „O Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!“ (Röm. 11,33.)

Sind wir jemals so hingenommen, so überwältigt worden von der Herrlichkeit „des Geheimnisses“, daß Ihm ein Lobpreis über den Reichtum Seiner Gnade dargebracht wurde? Um der Kundmachung dieser Wahrheit der Gemeinde willen ertrug Paulus Leiden derart, daß er sagen konnte, er ergänze in seinem Fleische, was noch rückständig sei an den Drangsalen des Christus für Seinen Leib, das ist die Gemeinde (Kol. 1,24). Wie kommt es, daß Kinder Gottes heute so kalt, so gleichmütig der „Gemeinde“ gegenüberstehen? Hat Gott das Interesse für Seine Gemeinde verloren? Ist sie nicht mehr Sein Zentralgedanke im jetzigen Äon? Ist Er nicht mehr am Wirken, sie zu bauen und zu

vollenden? Welch großer Verlust für uns, wenn unsere Interessen, unser Wirken nicht im Einklang mit Gott ist! Woher kommt es, daß Gläubige im allgemeinen so wenig Verständnis für die Gemeinde haben? Ist es nicht, weil der Feind uns von dem göttlichen Plane, dem Hauptinhalte der gegenwärtigen Verwaltungsperiode abzuleiten sucht? So war es in den vergangenen Zeitaltern. Das Alte Testament zeigt uns, wie seine Angriffe immer dahin gingen, die Gläubigen von dem abzuwenden, was in den verschiedenen Zeitaltern jeweils Gottes Hauptgedanke und Werk war. Und so ist es heute noch.

(Fortsetzung folgt, s. G. w.)

Geleitswort an den Leser:

Wirket nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die da bleibet ins ewige Leben, welche der Sohn des Menschen euch geben wird. Joh. 6,27.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 6

Was bedeutet die Verheißung des „verborgenen Mannas“ und des „weißen Steines“ mit dem „neuen Namen“ nach Off. 2,17?

Antwort A

Diese Worte richtet der HErr an jeden, der ein Ohr hat, zu hören, was der Geist der Gemeinde in Pergamus sagt. Er ermuntert zum Überwinden inmitten des Abfalles und der Leiden und Verfolgungen. Dem, der überwindet, will Er von dem verborgenen Manna geben.

Von dem Manna, das Israel in der Wüste aß, mußte ein Krug voll in der Bundeslade aufbewahrt werden zum Gedächtnis an ihre wunderbare Speisung in der Wüste. Hierzu lese man Joh. 6,48.49.51.58 und Hebr. 9,1-5.9.11.24.

Dem Überwinder will der HErr von dem verborgenen Manna geben jetzt schon in dieser Zeit. Sobald ein Mensch durch wirkliche Bekehrung zu Jesu kommt, ist das verborgene Manna seiner Seele kostbar Teil. „Euch, die ihr glaubet, ist die Kostbarkeit (1. Petri 2,7). Er ist der Seele Speise und Nahrung, der Welt zwar verborgen, aber dem Glauben ein kostbarer Genuß. Und wie die Israeliten das Manna aufbewahrten zum Gedächtnis an die wunderbare Speise in der Wüste - so haben auch wir ein Gedächtnis an den HErrn in dem Werk der Erlösung. (1. Kor. 11,24-26.)

„Ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt.“ Der HErr sagte Seinen Jüngern: „Freuet euch, daß eure Namen im Himmel angeschrieben sind.“ Wir sehen hier, daß der weiße Stein und der neue Name, den niemand kennt, als nur wer ihn empf ängt, eine persönliche Sache ist. In früheren Zeiten

warfen die Richter im weltlichen Gericht für einen Angeklagten einen weißen Stein in die Urne zur Bezeugung seiner Unschuld und Freisprechung. Hierzu lese man Röm. 8,1.31-34. Ja, wenn der Name geschrieben ist im Buch des Lebens und der Heilige Geist dem Herzen bezeugt, Gottes Kind zu sein, so haben wir Freimütigkeit am Tage der Offenbarung. Wer will verdammen? Es bleibt aber eine persönliche Sache nach 2. Kor. 5,10-15.

F. B.

Antwort B

An die Treuen in Pergamus wendet sich der HErr und verheißt ihnen drei Dinge, 1. das verborgene Manna, 2. den weißen Stein und 3. auf dem Stein einen neuen Namen - alles Gegenstände, die dem Herzen des Gläubigen kostbar sind. Joh. 6,51 lesen wir, daß sich Christus als das lebendige Brot, das vom Himmel hernieder gekommen ist, bezeichnet und Hebr. 9,1 begegnen wir als Erinnerung an die Wüstenreise und an die Speisung mit dem Manna dem goldenen Krug, in dem das Manna aufbewahrt wurde - beides ein Hinweis auf das, was wir an Ihm, dem HErrn, haben. Dort in der Wüste wurde Israel in wunderbarer Weise mit dem Manna gespeist, und auch wir als die Seinen, die auch noch eine Wüstenwanderung durchmachen, wir dürfen uns nähren von Ihm als dem Manna unserer Seele. So wie der HErr, der auf diese Erde kam, wandelte und litt und Gottes Wonne war, so ist Er uns in dieser Wüste Speise und das verborgene Manna, welches nur der genießen kann, der die Güte und Freundlichkeit des HErrn schmeckt. Ebenso ist der weiße Stein ein Zeichen des Beifalls. Bei Abstimmungen wurde in alten Zeiten von den Richtern ein weißer Stein in die Urne geworfen; dieses Zeichen bedeutete, daß man von der Unschuld des Angeklagten überzeugt war, und dieses Zeichen der Gnade und der Freisprechung will Christus denen geben, die an Seinem Namen festhalten und die den Glauben nicht verleugnen, und noch mehr: auf diesem Stein wird ein neuer Name stehen. Wie der Hohepriester die Namen der zwölf Stämme auf seinem Brustschilde trug, also trägt Er, der HErr, die Namen der Seinen auf Seinem Herzen. Mit einem neuen Namen ausgestattet, gehen wir durch die Wüste und genießen den HErrn in Seinem Worte.

Von der Welt verachtet, verkannt, vielleicht verfolgt gibt Er uns das Zeichen Seines Beifalls, den weißen Stein. So schließt die Gemeinschaft mit Jesu alle Segnungen in sich, und es erfüllt sich die Zusage des HErrn: „Und Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus Meiner Hand rauben - und niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben.“ (Joh. 10,27-29.)

Ph. W.

Anmerkung des Herausgebers

Das Manna, von dem hier geredet wird, ist nicht das tägliche Manna, sondern das „verborgene Manna“. Jeder Israelit sollte einen Ghomer sammeln, und auch Gott ließ Sich einen Ghomer sammeln. Dieser Ghomer Manna wurde in einem goldenen Krug aufbewahrt, damit die kommenden Geschlechter im Lande sehen sollten, womit Er das Volk in der Wüste gespeist hatte. (2. Mose 16,32-36; Hebr. 9,4.)

Die Bedeutung des Mannas ist eine doppelte. Einerseits redet es von der Sorge und Treue Gottes für Sein Volk in der Wüste, und andererseits sehen wir darin Christus als Mensch hienieden. Der HErr, als

Sein Volk in der Wüste, und andererseits sehen wir darin Christus als Mensch hienieden. Der HErr, als aus dem Himmel herabgekommen, in Niedrigkeit, spricht von Sich als von dem Brote Gottes. (Joh. 6,31-33.)

So wie einst Israel in der Wüste Tag für Tag auf das Manna angewiesen war, so sind auch wir es. Israel verachtete das Manna (4. Mose 11,6; 21,5) und sagte: Uns „ekelt vor dieser losen Speise“. Dasselbe wiederholt sich, wenn auch nicht in Worten, aber praktisch heute noch. Christus allein genügt dem Herzen nicht mehr, man will auch noch etwas vom Wesen Ägyptens haben. In solcher Zeit der Verweltlichung wird der Überwinder offenbar. Er „hält fest an Seinen Namen“, Ihm ist das Manna Gottes genug. Tag für Tag bedarf er das Brot vom Himmel. Christus ist seine Speise, sein Vorbild und seine Kraft, und täglich entdeckt er neue Gnade und Lieblichkeiten an Dem, der hier in Demut wandelte.

Das „verborgene Manna“ im Heiligtum ist das gleiche Manna, welches das Volk in der Wüste aß. Der erhöhte „verborgene“ Christus zur Rechten Gottes ist Derselbe, der unserer Not in der Wüste in Niedrigkeit begegnete. Das verborgene Manna war eine bleibende Erinnerung an das tägliche Manna der Wüste. Es redet von dem, was das Brot Gottes (Christus) uns auf dem Wege durch die Wüste war. Das Schauen Seiner Gnade und Liebe, Seiner Treue und Kraft, mit der Er uns in dem Kampfe aufrecht hielt und Sieg gab, wird das Herz mit ewiger und verherrlichter Freude an Ihm erfüllen. Diese Erinnerung an die Wüste (in dem verborgenen Manna) wilt Er jedem Überwinder geben zum seligen Genuß. Welch heilige Speise wird das verborgene Manna dort sein, wo keine Not und kein Zukurzkommen mehr ist, wenn jeder Überwinder im Rückblick auf die durchpilgerte Wüste für sich selbst Ihn erkennt und genießt, der ihn hindurchgebracht und sein tägliches Manna war.

Der weiße Stein erinnert uns sowohl an den richterlichen Freispruch (siehe Antwort A u. B) als auch an die Gewohnheit, daß bei morgenländischen Festen der Gastgeber Gästen, denen er seine besondere Ehre oder Liebe erweisen wollte, einen weißen Stein mit einer ihn allein angehenden Inschrift überreichte, so wie heute noch Geschenke mit Widmungen als Zeichen besonderer Zuneigung überreicht werden. So drückt auch der weiße Stein und der neue Name Sein Wohlgefallen dem aus, der ihn empfängt.

Ein „Name“ in der Schrift ist nicht bloß Unterscheidung, sondern drückt auch stets Inhalt und Wesen aus. Mit dem neuen Namen offenbart der HErr dem Überwinder Sein Wohlgefallen, welches Er an ihm gefunden hat, und niemand als nur dieser allein weiß, versteht und genießt die Freude an dem Stein und Namen. Es ist die Anerkennung des HErrn für die Treue des Überwinders. Dieses alles hat nichts mit unserer gemeinsamen Segnung zu tun, dieses ist ganz persönlich.

Es ist von großer Wichtigkeit zu beachten, daß wir mit dem Verlassen dieser Welt nicht unsere Persönlichkeit verlieren oder aufgeben und daß es im Himmel auch für den Einzelnen persönliche Segnungen gibt. So wie es hier unten für den Gläubigen gemeinsame Freuden - aber auch persönliche, innere, anderen verborgene Freuden gibt, so auch droben.

Als alle Jünger um den HErrn beim letzten Passah versammelt waren, da hatten alle eine gemeinsame Freude; was aber Johannes in seiner Seele genoß, als er sein Haupt an Jesu Brust legte, das wußte niemand als nur er allein. - Alle waren in Bethanien mit dem HErrn zu Tisch, aber was Marias Seele erfüllte, als sie Sein Wohlgefallen empfing, das war ihr Teil ganz allein. - Beide Schwestern empfingen Lazarus zurück in gemeinsamer Freude, aber jede hatte auch eine besondere

persönliche Freude; mit der einen hatte Er geredet, mit der anderen geweint. Wir alle kennen die gemeinsame Freude; aber wissen wir nicht auch etwas von der persönlichen inneren Seligkeit, die das Herz genießt, wenn es gleich Henoch das Zeugnis empfängt, Ihm wohlgefällig zu sein?

Wie hier auf Erden, so gibt es auch im Himmel gemeinsame und persönliche Freuden. Alle gemeinsam preisen das Lamm. Alle genießen die Liebe des Vaters. Alle tragen das Bild des Himmlischen. Alle sind dort in vollkommener Seligkeit und rühmen Sein Blut. Aber zu dieser allgemeinen und vollkommenen Seligkeit will der HErr dem Überwinder für seine Treue noch persönliche Freude hinzufügen. Er will ihm den weißen Stein und einen neuen Namen - das Zeichen Seiner Liebe und das Zeugnis Seines Wohlgefallens - geben, eine Freude, die allein gekannt und genossen wird von dem, der den Stein und den Namen empfängt.

Das „verborgene Manna“, der „weiße Stein“ und der „neue Name“ bedeuten alle Lohn für den Überwinder. Manche Kinder Gottes verwechseln und unterscheiden nicht das Werk der Gnade und den Lohn der Treue. Das Werk der Gnade in der Erlösung ist unsere Errettung und bringt uns allein zur Herrlichkeit. Der Lohn aber ist abhängig von unserem irdischen Leben. Er will Lohn geben nach unseren Werken, nachdem wir im Leibesleben gehandelt haben (2. Kor. 5,10b). Es gibt Kronen, die wir erlangen und auch verlieren können. (Offenb. 3,11.) (Vergl. Bd. Ill, Frage 27!)

Aus allem diesen sehen wir, wie eng unser Leben hienieden mit dem Leben droben verwoben ist. Unser Eintritt in die Ewigkeit ist kein gänzlicher Bruch mit der Vergangenheit. Die Schrift zeigt uns deutlich, von welch großer Bedeutung unser Erdenleben als Gläubige für die Ewigkeit ist. Ist es darum nicht wert, uns zu beeifern, Ihm wohlgefällig zu sein? Laßt uns einander ermuntern, den Weg des Glaubens in Treue zu wandeln. Die Verheißungen des Überwinders sind nicht an die Welt, sondern an Gläubige im Hause Gottes gerichtet. Bald kommt der HErr und Sein Lohn mit Ihm. Jeder wird persönlich vor Ihm stehen. Dieses ist sehr ernst. Aber auch köstlich ist es, zu sehen, daß unsere Persönlichkeit nicht untergeht in der großen Allgemeinheit, daß jedes Schaf der Herde und jeder Sohn des Hauses seinen Namen hat. Eines jeden Name ist im Himmel angeschrieben und Er ruft Sein Schaf mit Namen. Der HErr schenke uns, daß auch wir Überwinder seien, denen Er das verborgene Manna und den weißen Stein Seines Wohlgefallens und den neuen Namen Seiner Freude an dem gekämpften guten Kampfe geben kann!

Frage 7

Bitte um einige kurze belehrende und praktische Winke über den Brief an Philemon!

Antwort A

Wohl kein Brief im Neuen Testament ist so persönlich gehalten, als der Brief an Philemon. Der Gegenstand, der darin behandelt wird, ist die Fürbitte für einen entlaufenen und nunmehr bekehrten Sklaven. An sich ist dies für viele etwas scheinbar Nebensächliches, und doch wird dieser an den Philemon gerichtete Brief durch den Geist Gottes benützt, um uns Wahrheiten von großer Wichtigkeit, die unser Leben und unser persönliches Verhalten betreffen, vorzustellen. Philemon hatte einen Sklaven „Onesimus“, der ihm entflohen war, dieser kommt in Rom mit dem Apostel Paulus in Berührung und wird dort durch die Gnade des HErrn bekehrt und teilt als Gefährte und hingebender Diener die Gefangenschaft mit dem Apostel. Wie wunderbar sind die Führungen und Wege Gottes!

Paulus will nun den Onesimus zurücksenden und gibt ihm als Empfehlung diesen Brief an Philemon mit. Philemon wird uns als ein gottesfürchtiger Mann gezeigt, von dem ein gesegneter Einfluß auf seine Umgebung ausging. Der Apostel tritt dem Philemon als der Gebundene und Gefangene gegenüber. Er redet nicht von Pflichten, stellt auch keine Forderungen, sondern kleidet seine Wünsche für den Onesimus an Philemon in einfache Bitten. Zunächst dankt er für das, was die Liebe in dem Herzen des Philemon bewirkt hatte und wie dieselbe als Frucht des Glaubens sich als Liebe zu allen Heiligen offenbarte. Dieses ist heute noch ein Gradmesser unserer persönlichen Verbindung mit dem HErrn. Möchte es für uns alle gelten, was Paulus sagt: „Da ich höre von deiner Liebe und dem Glauben, den du an den Herrn Jesum und zu allen Heiligen hast.“ Diese Liebe, die keine Grenzen zieht, kann nur aus dem Herzen Christi geschöpft werden, sie ist frei von Groll und Bitterkeit, frei von Mißtrauen und Abneigung gegen irgend ein Glied der Familie Gottes, deshalb konnte Paulus auch alle umfassen, die als Heilige dem HErrn angehörten. Wie selten finden wir solche Liebe in unserer vom Parteigeist erfüllten Zeit, wie wir sie hier bei Paulus sowohl, als auch bei Philemon sehen! Als weitere Frucht rühmt Paulus die Glaubensgemeinschaft in Vers 6. Auch der Glaube hat für alle, die dem HErrn angehören, den gleichen Ausgangspunkt; deshalb kann auch Paulus ihm das Zeugnis geben: „Die Herzen der Heiligen sind durch dich, Bruder, erquickt worden.“ Es war die gesegnete Stellung eines in Gott ruhenden Herzens. In Vers 8 und 9 kommt die sich unterordnende Liebe köstlich zum Ausdruck. Obwohl Paulus sicher für den Philemon eine Autorität war und er ihm auch hätte etwas gebieten können, kommt er doch als Bittender in seiner Sache zu ihm. „Deshalb, obgleich ich große Freimütigkeit in Christo habe, dir zu gebieten, was sich geziemt, so bitte ich doch vielmehr um der Liebe willen.“ Hier gibt der Apostel sein Recht der Autorität auf, um der Liebe freien Lauf zu lassen. Sicherlich hätte auch Philemon gehorcht, wenn auch nur um des Gebots willen, so aber kommen die beiderseitigen Herzensneigungen in Einklang in dem Sich-untertan-sein aus Liebe. Möchten auch wir daraus lernen, statt in Forderungen einander zu begegnen, vielmehr im Geiste der Liebe zu bitten. („Ich bitte dich vielmehr um der Liebe willen.“) Dann finden wir uns in Übereinstimmung mit dem HErrn, der von Sich sagt: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Auf solchem Boden werden wir finden, daß unsere Bitten auf Erhörung rechnen können.

Wenn jetzt Paulus sein Anliegen betreffs des Onesimus vorbringt, weiß er beide (Philemon und Onesimus) auf einem neuen Boden, dem der gemeinsamen Gnade. Nach den Überlieferungen des Gesetzes hätte Paulus ganz anders handeln müssen. 5. Mose 23,15.16 lesen wir: „Einen Knecht, der sich vor seinem Herrn zu dir rettet, sollst du seinem HErrn nicht ausliefern. Er soll bei dir wohnen, in deiner Mitte, an dem Ort, den er in einem deiner Tore erwählen wird, wo es ihm gut dünkt, du sollst ihn nicht bedrücken.“ Paulus tut hier nun gerade das Gegenteil von dem, was das Gesetz verlangte. Die Gnade verändert alles. Paulus handelt in der Freiheit und sendet ihn zurück, Onesimus wird ein Freier in jeder Beziehung, und Philemon nimmt ihn auf als einen Bruder. Eine Umwertung der Werte findet statt. Die Liebe als das Band der Vollkommenheit umschlang sie alle, deshalb konnte auch Paulus auf die neue Stellung hinweisen, in der sich der Onesimus befand; er sagt: „Ich bitte dich für mein Kind, das ich gezeugt habe in den Banden, Onesimus, der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist.“ Onesimus war nun in jeder Beziehung ein neuer geworden, und sein Name, der „nützlich“ bedeutet, entsprach nun vollkommen seiner neuen Stellung. Auch hier kommt der göttliche Grundsatz zum Ausdruck: „Siehe, Ich mache alles neu!“ Deshalb konnte auch Paulus schreiben: „Nimm ihn auf wie mich.“ Ja, noch mehr! Paulus, der von Onesimus Nutzen hätte haben können und ihn ohne die Verletzung des Gesetzes hätte behalten dürfen, verzichtete auf alles und trat ganz in den Hintergrund. Er sagt deshalb (V. 13 u. 14): „Ich wollte ihn bei mir behalten, auf daß er statt

Schleier der Zukunft oder des Jenseits lüften wollen, den Gott hinwegzunehmen Sich allein vorbehalten hat. Solche Geheimwissenschaftler wie die Totenbeschwörer früher, die Spiritisten heute mit all dem Troß der Wahrsager, Zeichendeuter usw., die heute die ganze Welt überschwemmen und sogar in den angesehensten weltlichen Tages- und Wochenschriften ihren anerkannten Platz haben, treiben nicht nur Hokuspokus; es ist auch nicht alles, was sie tun, auf Suggestion und Hypnose zurückzuführen, es ist auch nicht alles bewußter Betrug und Taschenspielerkunst (obwohl vieles), - es ist gewiß auch eine schauerliche Wirklichkeit hinter manchen dieser Erscheinungen und Wahrsagereien, aber nicht eine Wirklichkeit der Wahrheit, sondern der Lüge, indem Satan, „der Vater der Lüge“ (Joh. 8,44), dahintersteht und die ihren Beschwörerformeln, ihren Medien, ihrer Einbildung trauenden, ohnmächtigen, armseligen Menschlein, die da mit ihren Verstorbenen zu reden meinen, auf eine seiner würdigen Weise mit seinen Dämonen betrügt und für sich gewinnt. Eine schreckliche Sache ist das, und Kinder Gottes sind aufs ernsteste zu warnen, daß sie sich ja nie mit dem Spiritismus, der so recht eine „Religion der Gebildeten von heute“ ist, einlassen. Die Gefahren für die Seele sind unabsehbar.

Zurück zu unserer Geschichte! Sicherlich hatte das Weib auch hier, wo ihr von ihrem unbekannten Gast Straflosigkeit zugesichert war (V. 9.10) - welch eine Heuchelei, dieser Schwur Sauls bei Jehova, von dem er sich längst losgesagt hatte und Dessen Namen er sonst nicht brauchen darf! -, die Absicht, mittels eines der ihr vom Satan für ihre Tätigkeit zur Verfügung gestellten Dämonen eine Totenerscheinung in Szene zu setzen. Aber Gott, der dem Saul noch ein letztes Mal eine direkte prophetische Botschaft zuteil werden lassen wollte - ob als Warnung und letzten Bußruf weiß ich nicht, eher als feierliche Gerichtsankündigung -, trat dazwischen. Er wollte nicht, daß Saul einen Tag vor seinem Tode betrogen werden sollte, denn der durch das Weib hervorgeholte „Samuel“ hätte sicher etwas anderes gesagt als der richtige! Gott will nicht, daß die dem Tode entgegengehenden Menschen belogen werden über den Ernst der Zukunft, die ihrer wartet. Leider werden nirgends die Menschen schamloser belogen von Ärzten, „Geistlichen“ und Verwandten als auf dem Sterbebett! Dem König Saul sollte die Wahrheit gesagt werden, uns Lesern des Wortes zu einem Zeugnis von der Güte und dem Ernst Gottes.

Ehe also noch das Weib seine Formeln in Anwendung bringen konnte, ließ Gott den Samuel erscheinen. Die äußere Art des Auftretens Samuels sah Saul nicht, wohl aber sah das Weib die Gestalt und beschreibt sie Saul, worauf dieser den Propheten erkennt. Das Erschrecken des Weibes berührten wir schon oben; es ist ein deutlicher Beweis dafür, daß sie mit Samuels Erscheinen nichts zu tun hat; es ist aber auch leicht erklärlich, da sie zugleich mit der Erscheinung der Wirklichkeit dessen, was Saul gewünscht hatte, plötzlich dessen inne wird, daß sie Saul, ihren König, der die Totenbeschwörer ausgerottet hatte, vor sich hat. Ob sie etwas empfand in ihrer Seele von dem furchtbaren, selbstverschuldeten Verhängnis, das über ihrem König schwebte? Bei dem nachfolgenden Gespräch ist sie offenbar draußen; V. 21 heißt es nach dem Urtext - so auch bei Luther und der Miniaturbibel -: „sie ging hinein zu Saul“; sie hatte also gar nichts mit der Erscheinung gemein; wäre dieselbe ein Dämon gewesen, also dem Saul gegenüber Betrug - warum hätte sie hinausgehen sollen?! Dann hätte ja auch Saul kaum ohne ihre Vermittelung mit dem falschen „Samuel“ reden können! -

Nun sind noch zwei Einwände zu betrachten! 1. Es wird gesagt: Woher weiß man denn so genau, daß es Gott gewesen sei, der Samuel erscheinen ließ? Es steht doch gar nicht da! - Nun, wer nach den obigen Ausführungen überzeugt ist, daß das Weib bezw. der Teufel nicht die Macht hat, Tote auf

ogar in den angesehensten weltlichen Tages- und Wochenschriften ihren anerkannten Platz haben, treiben nicht nur Hokuspokus; es ist auch nicht alles, was sie tun, auf Suggestion und Hypnose zurückzuführen, es ist auch nicht alles bewußter Betrug und Taschenspielerkunst (obwohl vieles), - es ist gewiß auch eine schauerliche Wirklichkeit hinter manchen dieser Erscheinungen und Wahrsagereien, aber nicht eine Wirklichkeit der Wahrheit, sondern der Lüge, indem Satan, „der Vater der Lüge“ (Joh. 8,44), dahintersteht und die ihren Beschwörerformeln, ihren Medien, ihrer Einbildung trauenden, ohnmächtigen, armseligen Menschlein, die da mit ihren Verstorbenen zu reden meinen, auf eine seiner würdigen Weise mit seinen Dämonen betrügt und für sich gewinnt. Eine schreckliche Sache ist das, und Kinder Gottes sind aufs ernsteste zu warnen, daß sie sich ja nie mit dem Spiritismus, der so recht eine „Religion der Gebildeten von heute“ ist, einlassen. Die Gefahren für die Seele sind unabsehbar.

Zurück zu unserer Geschichte! Sicherlich hatte das Weib auch hier, wo ihr von ihrem unbekannten Gast Straflosigkeit zugesichert war (V. 9.10) - welch eine Heuchelei, dieser Schwur Sauls bei Jehova, von dem er sich längst losgesagt hatte und Dessen Namen er sonst nicht brauchen darf! -, die Absicht, mittels eines der ihr vom Satan für ihre Tätigkeit zur Verfügung gestellten Dämonen eine Totenerscheinung in Szene zu setzen. Aber Gott, der dem Saul noch ein letztes Mal eine direkte prophetische Botschaft zuteil werden lassen wollte - ob als Warnung und letzten Bußruf weiß ich nicht, eher als feierliche Gerichtsankündigung -, trat dazwischen. Er wollte nicht, daß Saul einen Tag vor seinem Tode betrogen werden sollte, denn der durch das Weib hervorgeholte „Samuel“ hätte sicher etwas anderes gesagt als der richtige! Gott will nicht, daß die dem Tode entgegengehenden Menschen belogen werden über den Ernst der Zukunft, die ihrer wartet. Leider werden nirgends die Menschen schamloser belogen von Ärzten, „Geistlichen“ und Verwandten als auf dem Sterbebett! Dem König Saul sollte die Wahrheit gesagt werden, uns Lesern des Wortes zu einem Zeugnis von der Güte und dem Ernst Gottes.

Ehe also noch das Weib seine Formeln in Anwendung bringen konnte, ließ Gott den Samuel erscheinen. Die äußere Art des Auftretens Samuels sah Saul nicht, wohl aber sah das Weib die Gestalt und beschreibt sie Saul, worauf dieser den Propheten erkennt. Das Erschrecken des Weibes berührten wir schon oben; es ist ein deutlicher Beweis dafür, daß sie mit Samuels Erscheinen nichts zu tun hat; es ist aber auch leicht erklärlich, da sie zugleich mit der Erscheinung der Wirklichkeit dessen, was Saul gewünscht hatte, plötzlich dessen inne wird, daß sie Saul, ihren König, der die Totenbeschwörer ausgerottet hatte, vor sich hat. Ob sie etwas empfand in ihrer Seele von dem furchtbaren, selbstverschuldeten Verhängnis, das über ihrem König schwebte? Bei dem nachfolgenden Gespräch ist sie offenbar draußen; V. 21 heißt es nach dem Urtext - so auch bei Luther und der Miniaturbibel -: „sie ging hinein zu Saul“; sie hatte also gar nichts mit der Erscheinung gemein; wäre dieselbe ein Dämon gewesen, also dem Saul gegenüber Betrug - warum hätte sie hinausgehen sollen?! Dann hätte ja auch Saul kaum ohne ihre Vermittelung mit dem falschen „Samuel“ reden können! -

Nun sind noch zwei Einwände zu betrachten! 1. Es wird gesagt: Woher weiß man denn so genau, daß es Gott gewesen sei, der Samuel erscheinen ließ? Es steht doch gar nicht da! - Nun, wer nach den obigen Ausführungen überzeugt ist, daß das Weib bezw. der Teufel nicht die Macht hat, Tote auf Erden erscheinen zu lassen, für den ist die Sache sehr einfach. Entweder der Teufel oder Gott! Der Teufel unmöglich - also Gott! Auch wenn's nicht ausdrücklich dasteht? Ja, sonst wäre es hier Wortklauberei! Übrigens gibt es z. B. ein ganzes Buch in der Bibel, in dem weder die Worte „Gott“ noch „Teufel“ vorkommen und dennoch beider Wirken ganz unverkennbar ist: das Buch Esther (vgl. Frage 4 der „G. H.“, Band 4). Oder wollte man behaupten, weil es nicht dasteht, daß Gott Esther in das Haus des Königs bringt (Kap. 2), deshalb sei es zweifelhaft, ob Er es getan habe? Nein, sicher nicht! - Hier in 1. Sam. 28 liegt aber, wie aus allem bisher Geschriebenen hervorgeht, die Sache noch viel klarer. Oder will man sagen, Gott habe dem Weibe erlaubt, ihre Beschwörung anzuwenden und habe dadurch Samuel erscheinen lassen? Dann macht man Gott zum Sündendiener! Nein - bei Gott ist kein Ding unmöglich! Er, der aus dem Nichts schuf, was ist, Er kann auch aus dem Reiche des Todes einen Abgeschiedenen sichtbar erscheinen lassen, wenn es Seinen erhabenen Zwecken dient. Natürlich erschien Samuel nicht in Auferstehungsherrlichkeit (1. Kor. 15,23, vgl. Frage 11 der „G. H.“, Bd. 3), wohl aber durch Gottes Macht in einer für diesen Auftritt passenden Weise, die das mit unreinen Künsten hantierende Weib in höchsten Schrecken versetzte und den gottlosen Saul zur Beugung zwang (V. 14).

Fragt man aber, warum denn, wo Gott doch unzweifelhaft der Urheber der Erscheinung gewesen sei, Er nicht auch offen als solcher genannt sei, so möchte ich ohne Verbindlichkeit folgendes darauf Antworten: Der Schreiber dieser Geschichte, der Wort für Wort unter der Leitung des Heiligen Geistes schrieb (2. Petr. 1,21), wußte (wie der Geist Selbst), daß Gott der Urheber dieser plötzlichen, ohne das geringste Zutun des Weibes von Endor geschehenen Erscheinung Samuels war. Aber er bekam nicht den göttlichen Auftrag, dies mit zu erwähnen (zumal es selbstverständlich war), damit das Entsetzen des Weibes, wie die überwältigende Wirkung des Erscheinens Samuels auf Saul, der jenen gar nicht sah, dem späteren Leser der Geschichte plastisch-eindrucksvoll vor Augen stünde gleich einem göttlichen Gemälde! (Vgl. etwas Ähnliches in Apgesch. 5,5.9.10, wo es sich auch, wie hier, um göttliches Gericht handelte, und siehe dazu Klagel. 4,6 wörtl.!) - Nebenbei - in welcher Weise hätte der Heilige Geist auch das heilige Wunderwirken Gottes, als in der Gegenwart dieser beiden unheiligen Satansknechte geschehen, andeuten lassen sollen?! - Gott handelte in Verborgenheit, aber die Wirkung Seines Handelns tat sich in ehrfurchtgebietender Weise kund!

Der zweite Einwand ist der, daß Samuel sagt in V. 19: „und morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein“. Was heißt das, wo wird Saul sein? Nun, im Scheol oder Hades (Totenreich, vgl. über diesen Ausdruck die sehr klaren Ausführungen in Frage 39 der „G. H.“, Band 2), d. h. an dem Orte, wo die selig wie unselig Verstorbenen weilten, bis „Christus die Gefangenschaft gefangen führte“ in Seinem Tode (Eph. 4,8; vgl. Kol. 2,15), seit wannen die vorher selig Gestorbenen im Paradies sind, das in Gottes Gegenwart ist (Luk. 23,43; 2. Kor. 12,1ff.), während die Gottlosen warten bis zum Gericht vor dem Weißen Thron (Offenb. 20). Bis zum Tode Christi sind die Heiligen Gottes und die Gottlosen am gleichen Ort, allerdings durch eine Kluft getrennt, wie uns Luk. 16,22ff. zeigt. Dennoch ist es der gleiche Ort, der Scheol, das Totenreich. Wie hätte Samuel in dieser kurzen Rede, in der jedes Wort von Wucht und Kraft war, sonst sagen sollen? Etwa so: morgen wirst du mit zweien deiner Söhne im Scheol jenseits der Kluft, Jonathan - der, wenn auch seine Unentschiedenheit ihn nicht fähig machte, mit seinem Freunde David in dessen Reich vereint zu bleiben, doch wohl einer der Heiligen

Gottes war! - Jonathan aber wird „bei mir sein“?! Die ganze Kraft der prophetischen Rede wäre verloren gewesen. Samuel hatte dem Saul ja überhaupt gar nichts über sein ewiges Geschick zu sagen, sondern darüber, daß sein Leben durch seine eigene Schuld unwiderruflich zu Ende sei und daß sein Lebenszweck das gottgewollte Ziel nicht erreicht habe. Und so kündigt er ihm den leiblichen Tod an und seine Ankunft im Scheol, in dem für den Juden jede Hoffnung begraben war (vgl. z. B. Hiob 7,9; Psalm 115,17 u. a.). Samuel war auch im Scheol, aber für immer geschieden von den Gottlosen, dennoch war das noch möglich, was in V. 15 ausgedrückt ist: er konnte noch beunruhigt werden, d. h. in seiner Ruhe gestört werden (vgl. Luk. 16,24ff.; diese Stelle als belehrender Vergleich zeigt, daß im Totenreich noch gefühlt, gedacht, verhandelt wird oder unter gegebenen Umständen werden konnte!). Gewiß hätten ihn Totenbeschwörerformeln nicht beunruhigen können, wohl aber die Seelenqual Sauls, derentwegen Gott ihn aus seiner Ruhe ruft. Die aber, die jetzt heimgehen, um „bei Christo“ zu sein (Phil. 1,23) werden auch in dieser Hinsicht nicht mehr beunruhigt! Die Schrift kennt nichts davon, daß die Seligen noch aus irgend einem Grunde den Menschen im Fleische erschienen oder mit ihnen sprächen. Alle diesbezüglichen Berichte verschiedener Zeiten gehören ins Reich „frommer“ Fabel oder sind satanischen Ursprungs. Laßt uns nichts annehmen, als was das Wort sagt! (Über Matth. 27,52f. vgl. „G. H.“, Bd. 2, Frage 2!)

Noch einige Worte zu dieser Beunruhigung Samuels durch Saul! Die Stelle lautet wörtlich: „Warum hast du mich beunruhigt, mich heraufkommen zu lassen?“ mit anderen Worten: „warum hast du mich beunruhigt, daß oder indem ich heraufkommen mußte?“ Es kommt hier gar nicht darauf an, wer Samuel heraufbrachte, sondern nur auf die Tatsache, daß Saul dieses Eingreifen Gottes verursacht hatte, wodurch Samuel in seiner Ruhe gestört wurde, auf diese Tatsache kommt es an. Dabei ist die Frage, wie Saul ihn heraufkommen ließ, ja längst beAntwortet: Saul hätte ihn durch nichts, am wenigsten durch die Zaubereien des Weibes, heraufbringen lassen können, dennoch konnte Samuel ihm diesen Vorwurf berechtigerweise machen, denn Saul hatte sozusagen Gott versucht, herausgefordert durch sein sündiges Verhalten, die Totenbeschwörerin zu fragen usw. Und nun fühlte sich Samuel dadurch beunruhigt, daß Gott ihn heraufbringt, daher fragt er Saul nach dem Grunde dieser von ihm seinerseits (subjektiv) als Beunruhigung empfundenen Herausrufung. Der tiefere Grund seiner Beunruhigung ist kurz gesagt der, daß Gott Sich durch Sauls Verhalten und auch durch seine Verzweiflung dazu veranlaßt sah, Samuel erscheinen zu lassen, wodurch Samuel seinerseits wiederum zu dem Vorwurf gegen Saul veranlaßt wurde. Wenn nun aber etwa gesagt wird, Samuel hätte sich doch vielmehr freuen müssen, von Gott noch in dieser Weise auf Erden gebraucht zu werden und hätte darum sich durch Gottes Eingreifen nicht beunruhigt fühlen dürfen, so bezeugt dieser Einwurf eine gewisse Unkenntnis über das Wesen des Alten Testaments und das Weilen im Scheol gegenüber dem Neuen und dem „bei-Christo-sein“. Auch für den alttestamentlichen Heiligen war das Weilen im Scheol nichts Erstrebenswertes, keiner hätte dafür Worte finden können, wie Paulus in Phil. 1,23 über das Weilen bei Christo, sondern auch für die, die sich als Gottes Volk wußten, blieb der Scheol, die „Grube“ (vgl. 1. Mose 37,35), etwas ziemlich Trostloses, wenngleich sie auf Auferstehung hofften (vgl. Stellen wie Hiob 10,21; Psalm 6,5; 30,9 mit Hiob 19,25ff.; Psalm 49,15; Spr. 15,24 u. a.). Daß er nach des Herrn Jesu Erklärung in Luk. 16 zwei Abteilungen hatte, darüber ist, soviel ich weiß, im Alten Testament nichts gesagt, das erfuhren demnach die alttestamentlichen Heiligen erst, wenn sie dort waren. Aber es wird ihnen auch gelegentlich gesagt, daß sie dort „ruhen“ würden, vgl. Dan. 12,13; Jes. 57,2 u. a. Der gläubige Jude wartete auf den Messias; Samuel hatte Ihn nicht gesehen, er hatte ein Leben des Kampfes und Leides auf Erden gehabt, und der, den er im Hinblick auf den Messias einst salbte und den er liebte, Saul ging traurige

Wege, und nun sollte er, statt auf Erden den Anbruch des Friedensreiches, den Messias, zu sehen, Gericht verkünden dem, dem er im Leben schon so viel gesagt hatte, - das war nicht ein Auftrag für ihn, den er als Freude empfinden konnte, sondern als Leid, und darum spricht er zu Saul, dem Veranlasser hierzu, diese Worte: „Warum beunruhigst du mich, d. h. machst mir Unruhe?“ Wohlgemerkt; zu Saut! nicht aber zu Gott! An Gott hätte er gewiß keine derartige Frage gerichtet, was sagt der Ton zum Töpfer: „was machst du?“, aber gegen Saul konnte er diesen Vorwurf erheben. Vergleiche, wie einst Joseph den Brüdern den Vorwurf nicht ersparen durfte: „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott usw.“ Es kommt stets auf die Front an, mit der wir es zu tun haben. Das sind die Einwände, auf die zu Antworten ich für nötig halten mußte, und nun bin ich am Ende. Ich glaube, dargetan zu haben, daß wir es in 1. Sam. 28 mit einer außergewöhnlichen, aber darum um so feierlicheren Handlung Gottes zu tun haben, durch die einerseits dem durch eigene Schuld unglücklichen Könige Saul in wahrhaft erschütternder Weise aus dem Jenseits sein Ende geweissagt wurde - wie ganz anders und gesegneter jene Begegnung des anderen Saul auf dem Wege nach Damaskus, wo auch ihm aus dem Jenseits eine Botschaft zuteil wird, und zwar durch Christus Selbst, Apgesch. 9! -, während andererseits der ganze Unwert der Totenbeschwörertätigkeit offen bloßgelegt wird, die Jehova ein Greuel ist (vergl. auch 1. Chron. 10,13f.!). Auf das Nähere der Rede Samuels und den Schluß der Geschichte kann ich hier nicht weiter eingehen, aber noch einmal: die ganze Rede trägt einen so ausgesprochenen prophetischen Charakter, daß schon dieser uns abhalten sollte, an einen Betrug zu denken. Ein solcher ist, wie ich glaube bewiesen zu haben, durchaus ausgeschlossen. Wir haben hier vielmehr ein gewaltiges Zeugnis vor uns dafür, daß, wenn Gott ein Seiner Majestät entsprechendes Ziel im Auge hat, Ihm auch alle Mittel zu Gebote stehen ohne irgendwelche Beschränkung Seiner Macht! Welch eine Mahnung und welch ein Trost für uns, für die Seinen, auch in der gegenwärtigen schweren Zeit! „Denn von Ihm und durch Ihn und für Ihn sind alle Dinge; Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“ (Röm.11,36).

F. K.,

z. Zt. b. Militär.

Geleitswort an den Leser:

Niemand suche das Seine, sondern das des anderen. 1. Kor. 10,24.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 14

Ich bitte um Erklärung von Matth. 24,40-42.

Antwort A

Matth. 24 gibt uns einen Einblick in die 70. Jahrwoche, von der der Prophet Daniel redet in bezug auf

sein Volk und Land. Sodann behandelt Matth. 24 die Ankunft des Herrn Jesu zur Aufrichtung Seines Reiches und spricht über den Zustand des jüdischen Volkes mit Einschluß der Nationen vor Seinem Kommen. Die Verse 37-39 beschreiben den Zustand der Menschen jener Zeit. Ihr Leben besteht in Essen und Trinken, Heiraten usw. Aber plötzlich verändert sich alles. Der HErr erscheint sichtbar. Alle die, welche durch die Predigt „des Evangeliums des Reiches“ an Ihn gläubig geworden sind und nach dem kommenden König ausgeschaut haben, diese werden in das Reich eingehen, während die Übeltäter durch das Gericht weggenommen werden.

F. B.

Anmerkung des Herausgebers

Der HErr spricht in dieser Stelle nicht von der Gemeinde. Seine Worte in diesen Versen sind noch Antwort Auf die Fragen der Jünger, die nach ihrem damaligen Stande als gläubige Juden nach der „Vollendung des (jüdischen) Zeitalters“ fragten (denn von dem Zeitalter der Gemeinde, welches das jüdische Zeitalter unterbrechen würbe, wußten sie noch nichts.). Ihre Hoffnungen waren alle mit dem Messias Israels und der Aufrichtung des Reiches verbunden. Und von diesem ihrem Standpunkte aus wurden ihre Fragen gestellt und auch von dem HErrn beAntwortet. Die Belehrungen in diesen und in den vorhergehenden Versen betreffen deshalb nicht die Gemeinde (wie auch schon aus dem ganzen Inhalte hervorgeht), sondern den gläubigen jüdischen Überrest, welcher zu jener Zeit in den Jüngern gesehen wurde.

Die Schrift unterscheidet drei Klassen: 1. die Juden, 2. die Nationen und 3. die Gemeinde Gottes (1. Kor. 10,32), und wir sehen aus der angesagten Stelle wieder, wie wichtig es ist zu beachten, mit welcher dieser Klassen wir es jeweils in dem Worte zu tun haben. Unterscheiden wir nicht die Verwaltungsperioden, die verschiedenen Zeitalter, in denen Gott nach ganz verschiedenen Grundlinien mit den Menschen handelte, so werden wir die Dinge der Juden, der Nationen und der Gemeinde Gottes miteinander vermischen und das Wort nicht recht teilen.

Die vorhergehenden Verse 38, 39 erklären die betreffende Stelle. Der HErr sagt, daß es bei Seiner Ankunft so sein wird, wie es in den Tagen Noahs war. Völlig gleichgültig stand die Welt dem Zeugnis Gottes durch Noah gegenüber, bis die Flut kam und sie wegenommen- „weggerafft“ wurden durch das Gericht. Noah aber und alle, die mit ihm waren, sie wurden gelassen für die Segnung der neuen Welt, die aus dem Gericht hervorging. So, sagt der HErr, wird es bei Seiner Ankunft sein, wenn Er kommt, um mit dieser Erde zu handeln. Alsdann werden zwei auf dem Felde sein, einer wird „genommen“ - „weggerafft“ werden durch das Gericht „gleichwie“ die Ungläubigen in den Tagen der Flut, und einer wird gelassen werden gleich Noah für die durch das Gericht gereinigte Erde des 1000-jährigen Reiches. Zwei Frauen werden an der Handmühle mahlen, die eine wird im Gericht „genommen“, die andere für das Friedensreich „gelassen“.

Die gleiche Ordnung finden wir auch bei den „Schafen und Böcken“. Die Böcke werden durch das Gericht genommen: „diese werden hingehen in die ewige Pein“. Die Schafe werden gelassen für den Segen: „die Gerechten aber in das ewige Leben“. „Kommet her, Gesegnete Meines Vaters, ererbet das Reich“ (Matth. 25,33.34.46).

Welcher Gegensatz aber, wenn wir zu den Belehrungen kommen, die der Geist Gottes der Gemeinde gibt. Da finden wir die entgegengesetzte Ordnung: die Gläubigen werden genommen -

auferstehen oder verwandelt - für den Segen „bei dem HErrn zu sein“; während die Ungläubigen gelassen werden für das Gericht und die Tage der großen Trübsal.

Frage 15

Wie ist Prediger 1,4 zu verstehen, wo es heißt: „Die Erde besteht ewiglich“? Andere Schriftstel1en sagen doch das Gegenteil.

Antwort A

Augenscheinlich enthält diese Schriftstelle für den Fragesteller einen Widerspruch zu anderen Stellen. Gewiß, wenn man z. B. Matth. 24,35 liest: „Himmel und Erde werden vergehen“, und dann diesen Gedanken dagegenhält: „Die Erde besteht ewiglich“, dann ist auf den ersten Blick ein Gegensatz zum Ausdruck gebracht. Doch ein wenig Nachdenken kann von dem Gegenteil überzeugen. Was heißt das in Matth. 24,35: Himmel und Erde werden vergehen? In 2. Petri 3 wird uns in Vers 7 gesagt, daß die jetzigen Himmel sowie die Erde aufgespart sind für den Tag des Gerichts. Nach Vers 10 werden am Tage des HErrn die Himmel vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente im Brande aufgelöst und die Erde und alle Werke auf ihr verbrannt. Nach Vers 13 erwarten wir aber Seiner Verheißung gemäß neue Himmel und eine neue Erde. Auch andere Schriftstellen sprechen davon, z. B. Offenb. 21,1; Jes. 66,22. Nun ist aber die Erde, die nach 2. Petri 3 im Feuergericht verbrannt wird und als neue Erde aus diesem Gericht hervorgeht, augenscheinlich ein und dieselbe Erde. Nach Hebr. 1,10-12 scheint das auch der Fall zu sein. Die Erde vor der Sintflut war z. B. auch dieselbe Erde wie nach der Flut, und doch auch wieder eine neue Erde. Das Wassergericht hatte ihr Aussehen, ihre Gestalt völlig verändert, so daß man die Erde nach der Flut tatsächlich als „neue Erde“ bezeichnen kann. (Siehe auch 2. Petri 3,5.) So bedeutet also der Gedanke: Die Erde wird vergehen (Matth. 24,35), daß die jetzige Gestalt der Erde, ihr augenblickliches Aussehen, ihr gegenwärtiges Kleid im Feuer am Tage des Gerichts vergehen, verschwinden und daß eine neue, völlig gereinigte Erde dann entstehen wird. Der Ausdruck „vergehen“ bedeutet also nicht „völlig verschwinden“, sondern durch das Feuer gewaltig umgestaltet werden, so daß dann eine neue Erde sich dem Anblick des Menschen darstellt.

Wenn man ein Wort der Schrift aus dem Zusammenhang reißt, kann es nie zu einer gesunden Auslegung kommen. Beispiele dafür bietet die Kirchengeschichte in reicher Fülle. Auch in Pred. 1,4 muß man den Zusammenhang beachten, um die darin ausgesprochene Wahrheit zu verstehen. Der Vers heißt: Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt, aber die Erde besteht ewiglich. Das heißt doch: eine Generation der Menschen nach der anderen tritt auf und verschwindet wieder von der Fläche des Erdbodens, die Erde selbst aber überdauert den kurzlebigen Erdensohn. Sie besteht ewiglich. Hier kann das Wort „ewig“ nicht „ohne Anfang und ohne Ende“ bedeuten, da ja die Erde im Anfang von Gott geschaffen wurde, sie hat also einen Anfang gehabt, sie ist durch Gottes Wort bereitet (Hebr. 11,3). Wie ungeheuerlich erscheint dem Menschen das Alter der Erde im Vergleich zu seinem eigenen Alter. Wenn der Psalmist ein hohes Menschenalter mit 80 Jahren (Ps. 90,10) angibt und unsere Geologen von Millionen von Jahren reden, die die Erde schon besteht, dann gibt es keinen krasseren Gegensatz als den Menschen und die Erde. Nun ist aber das Wesen Gottes gegenüber den Himmeln und der Erde, die, wie oben geschildert ist, vergehen werden, ein sich immer und ewig gleichbleibendes: Du bleibst, Du bist Derselbe, Deine Jahre werden nicht aufhören (Hebr. 1,10-12). Jesus Christus Derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. „Die Erde besteht ewiglich“

bedeutet also im Gegensatz zum Menschenleben, „sie besteht unermeßlich lange Zeiträume“.

Schließlich ist die Erde ein Werk Gottes, sie besteht ewiglich. Sie hatte in Gott ihren Anfang, sie existiert durch Sein Wort (Hebr. 1,3) und ihr Fortbestand ist garantiert in Ihm.

A. C., z. Z. im Felde.

Antwort B

Aus dem Zusammenhang ist diese Stelle zu verstehen! Der „Prediger“ - ein Buch, das den heutigen Menschen manches zu sagen hat und ihnen zum Studium sehr zu empfehlen ist! - zeigt die Nichtigkeit alles dessen, was auf der Erde und mit dem vergänglichen Menschen in Verbindung ist. Dem gegenüber ist die Erde ewig, d. h. von unendlich langer Daner. Vergleiche dich, armer Mensch, mit der Erde und dem, was über sie gesagt ist, so wirst du deine Nichtigkeit einsehen! Freilich, auch die Erde wird der Vernichtung preisgegeben (vgl. z. B. 2. Petri 3!)

und ist nicht in dem Sinne ewig, wie etwa das Leben aus Gott oder Gott Selbst oder auch der Geist des Menschen gegenüber seinem irdischen Leben. Aber das Wort „ewig“ hat nicht immer die Bedeutung von „ohne Ende“, wie uns z. B. ganz deutlich die Verordnung in 3. Mose 25 zeigt verglichen mit anderen Stellen, so Vers 39-41 verglichen mit 2. Mose 21,6. Hier bedeutet „ewig“ also nur eine Zeit von 49 Jahren.

Ich weiß wohl, daß die Vertreter der satanischen „Wiederbringungslehre“ aus der Tatsache, daß „ewig“ nicht stets „immer“ bedeutet, die furchtbare Irrlehre abgeleitet haben von der Endlichkeit der Verdammnis - woraus folgerichtig die Endlichkeit auch des ewigen Lebens in der Herrlichkeit hervorginge! - aber dieses Tun jener Irrlehrer zeigt nur, welcher verzweifelten Mittel sie sich bedienen müssen, um das Wort Gottes umgehen und fälschen zu können. Welch eine entsetzliche VerAntwortung laden diese unglücklichen Menschen auf ihr Haupt, wie viele Seelen werden ihnen einst in der Ewigkeit fluchen! Nein, wohl kann von dem Wort „ewig“ aus, als von dem Begriff der Unendlichkeit aus, in besonderen Fällen, wo es sich um eine verhältnismäßig unendliche Dauer handelt, (die Gott unwiderruflich festgesetzt hat, ohne daß vorher eine Änderung eintreten darf [vgl. z. B. Jes. 32,14.15!]), das Wort „ewig“ angewandt werden, nicht aber könnte in Fällen, wo es sich um wirkliche Endlosigkeit handelt, wie nach der Schrift bei der Verdammnis und der Seligkeil, das Wort ewig angewandt werden, wenn dieses Wort eigentlich nur eine verhältnismäßige Endlosigkeit, nicht eine absolute, unbeschränkte bedeutete!

So hier in Pred. 1,4. Der Mensch, auch jedes Menschengeschlecht vergeht, die Erde bleibt - nach der Weisheit des erleuchteten „Predigers“ und dem irdischen stückweisen Erkennen des Menschen. In Wirklichkeit, d. h. im Lichte des Neuen Testamentes gesehen, ist es ja, wenngleich jene Predigerstelle bedingt durchaus Gültigkeit behält (dem Zusammenhang nach, in dem sie steht), geradezu umgekehrt: Die Erde vergeht und das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit (Mark. 13,31); ebenso auch der aus dem Worte Gottes gezeugte Mensch Gottes! Und auch der Gottlose bleibt in Ewigkeit - aber im Tode (1. Joh. 3,14), d. h. er bleibt mit vollem eigenen Bewußtsein seiner Lage bestehen, aber im Todeszustand des zweiten Todes, in Ewigkeit unfähig, zum Leben zu kommen, das er bei seinen irdischen Lebzeiten verschmäht hat, als es ihm in Christo angeboten wurde. Nun bleibt er dort, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt, an dem Ort, der bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! (Matth. 25,41; Mark. 9,43-48; vgl. Offenb. 20,10.14.15). - Wo wird dein ewiger

Platz sein? Dort, wo Christus ist im Vaterhaus droben oder in der Verdammnis? Bist du noch nicht Sein Eigen, so nimm das Leben, das Jesus dir bietet, an, solange es Zeit ist! (Joh. 1,12; 3,16.36.) „Wer an Ihn glaubt, kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“. (Joh. 5,24.) Gepriesen sei Sein Name!

F. K. (z. Z. beim Militär).

Frage 16

Was ist „Perlen vor die Säue werfen“? (Matth. 7,6.)

Antwort A

Die landläufige Meinung, als ob schlechthin die Predigt des Evangeliums gemeint sei, das Menschen, die den “Schweinen“ und „Hunden“ gleichen (s. 2. Petri 2,23; Offb. 22,15a u. a.), nicht aufgedrängt werden solle, halte ich nicht für richtig. Wo wären dann die Grenzen? Haben wir die zu bestimmen? Haben wir nicht vielmehr zu predigen „in gelegener und ungelegener Zeit“ und das „Gedeihen“ Gott zu überlassen? (2. Tim. 4,1-5; 1. Kor. 3,7.)

Dem Zusammenhange nach ist, glaube ich, die Stelle so zu deuten: das Heilige ist Christus Jesus nach Luk. 1,35; es soll nicht durch unheilige Weise unsererseits preisgegeben werden vor „Schweinen“, und „unsere Perlen“ sind nach Matth. 13,45.46 die durch Christus erkauften Gläubigen, unsere Brüder und Schwestern. Deren Schwächen, Sünden, Fehler gehören nicht vor die Ohren der „Hunde“, der unheiligen Welt, die sonst Spott usw. mit ihnen treibt, so daß auf des HErrn Namen Schande fällt. - Geschwister, laßt uns zart, liebevoll und heilig miteinander umgehen allezeit - wie der HErr uns ein Vorbild gab, z. B. mit Petrus - vor allem aber da, wo die Betreffenden abwesend sind, und wo wir uns in der Gegenwart der unserem HErrn und uns feindlichen Welt befinden!

F. K. (z. Z. b. Militär).

Anmerkung des Herausgebers

„Unsere Perlen“ sind nicht das Evangelium, und „Schweine“ sind nicht alle Unbekehrten. Paulus bittet, von „schlechten und bösen“ Menschen errettet zu werden. (2. Thess. 3,2.) Es gibt Menschen, die moralisch „Schweine“ sind. Für alle ohne Unterschied aber ist das Evangelium. (1.Kor. 6,11.) „Unsere Perlen sind köstliche Dinge, die den Kindern Gottes gehören, aber nicht für alle Menschen sind; z. B. innere Dinge des Hauses und der Familie Gottes, Auserwählung, Taufe, Abendmahl, Anbetung usw. (auch innere Erfahrungen im verborgenen Wandel mit Gott dürften hierhin gehören); diese Dinge sollen wir nicht solchen vorlegen, die vor dem Heiligen nicht mehr Achtung besitzen als wie ein Hund, und die Perlen nicht anders bewerten und behandeln wie eine Sau tut. Es gibt Wahrheiten, über die Paulus selbst nicht einmal mit den Gläubigen in Korinth reden konnte, weil sie fleischlich und unmündig waren. (1. Kor. 2,6; 3,1-3.) Wie viel weniger sind solche Dinge für die Welt.

Die Erfüllung der Schlußworte von V. 6 sehen wir z. B. in den Welt-Christen. Sie haben die ihnen gegebenen Perlen in Schmutz getreten, und in ihrer „Aufklärung“ haben sie die, welch ihnen dieselben vorlegten, in ihre Zähne genommen und abgefertigt.

dieselben vorlegten, in ihre Zähne genommen und abgefertigt.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Christi Jünger.

Christo nachzufolgen ist eine ernste Sache. Als eine große Volksmenge einst mit dem HErrn ging, da wandte Er sich um und sagte ihnen: „Wenn jemand zu Mir kommt und haßt nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und seine Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger sein.“ (Luk. 14,25.26.) Das sind feierlich-ernste Worte. Nichts ist uns auf Erden so teuer als Vater und Mutter und Weib und Kind (und mit Recht). Aber nehmen diese Seinen Platz in unserem Herzen ein, dann sind sie ein Hindernis in Seiner Nachfolge. Der HErr sagt uns, daß niemand zwei Herren dienen kann, er wird einen hassen und den anderen lieben, einem anhangen und den anderen verachten (Matth. 6,24). Einer von den beiden muß zurückstehen. Von einem muß es offenbar werden, daß wir ihn mehr schätzen und er uns höher steht als der andere. Der HErr sagt uns offen: wer etwas (und sei es das uns Teuerste auf Erden) Ihm vorzieht, der kann nicht Sein Jünger sein.

Viele in unseren Tagen bekennen wohl, dem HErrn anzugehören, und gehen (wie damals) mit Ihm, aber was es heißt, Sein Jünger und Nachfolger zu sein, davon wissen sie kaum etwas. Sie verstehen nicht, daß dies ein völliges Ver- und Gebundensein an die Person und das Wort des HErrn bedeutet und tatsächliche Abhängigkeit von Ihm bedingt. Im Gegenteil, solche fühlen sich frei und rühmen sich ihres Ungebundenseins, sie wandeln und tun, wie es recht ist in ihren Augen, und meinen wirklich noch dabei Christi Jünger und Nachfolger zu sein.

Woher kommt dies? Liegt nicht ein Grund darin, daß beim Lesen oder in der Verkündigung des Wortes über die Bedingungen der Nachfolge Jesu oft so leicht hinweggegangen wird? So war es nicht bei dem HErrn. Wer zu Ihm kam und sich somit offenkundig als Sein Jünger und Nachfolger bekannte, der sollte auch die ganze Wahrheit wissen und klar verstehen, daß es keine gemächliche Sache sei, sondern ein Bruch mit allem Eigenen - dem eigenen Willen und dem eigenen Wollen - ein Entsagen und Aufsichnehmen des Kreuzes. Jeder sollte mit Ernst „die Kosten“ überschlagen (Luk. 14,28), und diese Kosten sind „Vater und Mutter, Weib und Kind“, „das eigene Leben“, und zwar das „eigene Leben“ Tag für Tag ganz als Opfer auf den Altar gelegt.

Warum sind wir so ängstlich, mit den Seelen so zu handeln, wie der HErr es tat? Die Frucht solcher falschen Zartheit sehen wir in den seelischen Gefühls- und Gemütschristen, die sich für geistlich halten, in den vielen „Unmündigen“, „die hin und her getrieben werden von jedem Winde der Lehre“, von einer Person zur anderen - „die immerdar lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, in den Unentschiedenen, die Jesu Jünger sein - und es mit dem „Hohen Rat“ nicht verderben möchten. Laßt uns ihnen sagen, was es heißt, ein Jünger Jesu sein!

verderben möchten. Laßt uns ihnen sagen, was es heißt, ein Jünger Jesu sein!

Als der HErr Seine Jünger aussandte, sagte Er ihnen: „Siehe, Ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen“ (Matth. 10,16). Was will Er damit sagen? Daß sie nichts anderes erwarten sollen als zerrissen zu werden. Worte dieser Art wirkten wie eine Sichtmaschine. Die Mitgänger schieden aus und blieben zurück. „Von da an gingen viele Seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit Ihm“ (Joh. 6,66). Aber die wahren Jünger schlossen sich mit ganzem Herzen Ihm um so inniger an. Solche Sichtungen, wie in den Tagen Gideons, die das große Heer auf 300 verringerten, finden auch heute noch statt. Gott mußte diese Sichtung vornehmen, ehe er Gideons Schar gebrauchen konnte.

Wir gedenken auch jenes Mannes, der zum HErrn kam mit den Worten: „Ich will Dir nachfolgen, wohin irgend Du gehst, HErr“ (Luk. 9,57). Was Antwortet der HErr? Er öffnet Ihm die Augen, damit Er in ernster Erwägung die Kosten überschlagen kann. Anstatt ihn mit Freude als einen neu gewonnenen Jünger zu begrüßen, sagt Er ihm: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo Er Sein Haupt hinlege.“ Er zeigt ihm, daß er auf dem Wege Seiner Nachfolge auch Sein Los teilen müsse und daß er bald ein gemiedener Mann sein und nichts in dieser Welt finden werde als Leiden. Die Schrift sagt uns nicht, daß daraufhin der Mann ihm nachfolgte.

Scheinbar verlor der HErr einen Nachfolger, aber Er begehrt nicht solche Jünger, die in Augenblicks-Begeisterung Ihm folgen wollen. Sie sollen die Kosten überschlagen, mit dem „Ich“ und dem „eigenen Leben“ Abschluß machen zu müssen. Der HErr will keine Nachfolger, die nur scheinbar Nachfolger sind, die aber bald umkehren, weil sie nicht erfaßt, mit wem sie sich verbunden haben, und somit nur Sein Werk hemmen und schädigen. Haben wir solche nicht gesehen? Begeistert traten sie in die Nachfolge des HErrn ein und folgten dem Worte der Wahrheit, aber kaum hatten sie einige Schritte gemacht auf dem Wege der Schmach zum HErrn hin, außerhalb des Lagers, da standen sie bestürzt vor der Verachtung der Welt und mehr noch vor dem Verlassenwerden von Brüdern, und erschrocken vor dem Opfer des „eigenen Lebens“ kehrten sie dahin zurück, wo sie zuvor waren und zu dem, was sie abgesagt hatten, und der Weg der Wahrheit wurde verlästert, und in ihnen selbst wurde das Licht zur Finsternis nach dem Worte des HErrn: „Siehe zu, daß das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis ist.“ „Wandelt, während ihr das Licht habt, auf daß nicht Finsternis euch ergreife“ (Luk. 11,35, Joh. 12,35).

Laßt uns von dem großen Meister lernenl So wie damals, so ist es heute noch. Das „Ärgernis des Kreuzes“ ist noch nicht hinweggetan. Handeln wir nach dem Beispiele des HErrn, so mag die Zahl der Nachfolger klein sein und das Werk nach außen kein Ansehen haben, aber das Licht und die Kraft des HErrn wird in ihrer Mitte gefunden werden. Laßt uns einander ermuntern „zu Ihm hinauszugehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach tragend“ (Hebr. 13,13). Auf dem einsamen Pfade Seiner Verwerfung genoß der HErr die Freude des Wohlgefallens Seines Vaters, und auf demselben Pfade hat Er uns diese Seine Freude hinterlassen, Sein Wohlgefallen zu genießen. Und bald kommt der HErr und Sein Lohn mit Ihm. Welche Freude für den Jünger und Nachfolger, von Seiner Kraft getragen, Ihm auf dem Wege Seiner Schmach entgegenzugehen.

Christliche Liebe.

Ein neues Gebot gebe Ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß, gleichwie Ich euch geliebet habe,

auch ihr einander liebet. (Joh. 13,34.)

Seine Liebe ist das erhabene Vorbild, welches uns in diesem Worte gegeben wird. So wie Er uns geliebt, o sollen wir einander lieben. Und wie liebte Er uns? Er liebte uns in all unserer Schwachheit, all unserem Fehlen, in all unseren Sünden. Er liebte uns nicht, weil etwa gute Dinge bei uns gefunden wurden, sondern trotz all unseres Zukurzkommens. Seine Liebe überwand jedes Hemmnis. Viele Wasser, selbst die Wasser des Todes, konnten Seine Liebe nicht auslöschen - Er gab Sich Selbst für uns dahin. Diese Liebe ist das Muster für unsere Liebe.

Zwei Arten von scheinbarer Liebe sind es, vor welchen wir uns sehr zu hüten haben, das ist 1. sektiererische Liebe und 2. Anhänger- oder Genossenliebe. Wir sind stets in Gefahr, Personen zu lieben, nur weil wir mit ihnen in denselben Lehranschauungen übereinstimmen oder weil wir durch dieselben Neigungen oder Ziele mit ihnen eines Sinnes sind. Das erste ist Sektenliebe, das andere ist „Cliquen“- (oder Sippschafts-) Liebe. Christi Liebe aber ist, Sein Bild zu lieben, wo irgend wir es finden, zu lieben, nicht weil solche mit uns übereinstimmen, sondern mit Christo übereinstimmen, Sein Bild tragen und von Ihm geliebt werden.

(S. T.)

Einige Bemerkungen über Luk. 10,20-24.

Der erste Teil von V. 20 zeigt uns die gefährliche Freude an dem eigenen Tun, selbst wenn es gottgewirkt ist. Sie, die so vergänglich ist wie die Werke selbst, führt leicht zur Selbstbespiegelung. Doch dies muß nicht sein, sie kann echt und demütig und darum berechtigt sein auch in Jesu Urteil, doch gibt es Größeres! Das ist die Freude, von der im zweiten Teil des Verses die Rede ist. Es ist eine Freude, deren Grund und Kraft gänzlich außer uns liegt, eine Freude, die nie zu vergehen braucht, die uns stets neu erfüllen kann und die keine Gefahren in sich schließt derart wie die erstgenannte, da sie ganz allein in dem begründet liegt, was Gott in Seiner unverdienten Gnade an uns getan hat. Welch ein Gegenstand der Freude und Bewunderung: Er hat meinen Namen im Himmel angeschrieben! Freut dich dies, Bruder, Schwester? Dann grüße andere mit diesem Worte, erinnere traurige Gläubige an diese selige Tatsache, richte müde Gewordene hiermit auf, schreibe es den Brüdern im Felde als Equickung! Vor allem lebe selbst darinnen; höre nicht auf, dich dessen zu freuen, was Er getan hat an dir und erzähle auch anderen davon. (Ps. 66,16!)

Über V. 21-22 kann man, meine ich, nur in tiefster, heiliger Ehrfurcht reden, ähnlich wie über Joh. 17. Hier sehen wir hinein in das wunderbare Geheimnis der Einheit zwischen dem Vater und dem Sohne, und was der Gegenstand der heiligen Freude des Herrn Jesu und Seines Frohlockens ist: das Wirken des Vaters! Und was ist es in diesem, was den Sohn in Seiner Menschheit hienieden so mit Freude und Preis erfüllt? Daß diese Dinge, sowohl die Verzeichnung der Namen der Seinen im Himmel wie vor allem das herrliche „Geheimnis der Gottseligkeit“ - „Gott geoffenbart im Fleische“ (1. Tim. 3,16) - denen verborgen geblieben ist, die sich natürlicher Vorzüge rühmen konnten, während es denen geoffenbart ist, die arm und unmündig dahingehen, nichts sind und nichts sein wollen, als was die Gnade aus ihnen macht. Wie köstlich, diese Freude des HErrn, dem alle Schätze Himmels und der Erden gehören! Er freut Sich des Wirkens Seines Vaters, und Sein eigenes Wirken hat dasselbe Ziel, geht auf dasselbe hinaus: Verborgensein für die, die Ihn nicht brauchen in ihrer Weisheit - und Offenbarmachen des Vaters und des Vaternamens denen, die Seiner Selbst wie des Vaters bedürfen

und sich dessen bewußt sind. Das ist das Wohlgefallen des Vaters, und demgegenüber findet der Sohn nur den Ausdruck der völligsten Übereinstimmung mit dem Vater in Seinem kostbaren „Ja, Vater“. Ergreift uns dies nicht bis ins Innerste, wenn wir hier sehen, auf welcher Grundlage unser Heil beruht?! Und fällt nicht jeder noch so geringe Selbstruhm völlig dahin, wenn wir betrachten, wie unsere Seligkeit zustande kam: einzig durch das, was der Vater und was der Sohn taten an Menschen, die in ihrer Unmündigkeit nie und nimmer hätten daran denken können, von Gott begnadigt zu werden!?

Können wir ein wenig, ach, nur ein wenig verstehen von der Freude des Herrn Jesu? In Gethsemane wünschte Er Mitgefühl bei den Seinen - ob Er hier nicht Mitfreude wünscht bei denen, welchen der Vater den Sohn, und welchen der Sohn den Vater geoffenbart hat?

Paulus, der des HErrn Stimme vom Himmel her vernahm (Apgesch. 9) und von da an Sein treuester Diener ward - er weiß etwas von dieser Mitfreude zu künden, das zeigen uns 1. Kor. Kap. 1 u. 2. Und in 2. Kor. 3,18 enthüllt er uns das Geheimnis, wie wir lernen, uns mit dem HErrn mitfreuen: wenn wir durch das Anschauen Seiner Herrlichkeit in Sein Bild verwandelt werden. O, so laßt uns dies tun, Geschwister!, sicher wird dann mehr und mehr auch der nächste Vers uns köstlicher werden.

V. 23 u. 24 zeigen den Seinen ihr herrlichstes Vorrecht, schon in dieser Zeit Zeugen von Dingen zu sein, die den treuen Männern des Allen Bundes noch verschlossen bleiben mußten, wenn sie auch ahnend hineinschauten in zukünftige enthüllte Geheimnisse (1. Petri 1,10f.). Und sind wir, die wir den Heiland nicht mehr sichtbar unter uns haben, darum weniger berechtigt, V. 23 auf uns zu beziehen? Sicher nicht. Wir schauen mit den Augen des Glaubens und vermöge des in uns wohnenden Geistes Gottes mit viel tieferem Verständnis als jene Jünger in Herrlichkeiten, die jenen gar noch verschlossen bleiben mußten, während die Dinge, welche sie sahen, uns ebenfalls klarer und offenbarer sind als sie ihnen sein konnten damals, als Jesus noch nicht aufgefahren war und noch nicht den Geist gesandt hatte. „Glückselig die Augen, die sehen, was ihr sehet!“ Kennst du diese Glückseligkeit? Genießest du sie? Sie ist vom Sehen abhängig. Welche herrlichen Dinge sind heute, vor unseren Augen, da wir das ganze Wort haben, dazu den Geist, der uns in die ganze Wahrheit führt und uns Jesum verherrlicht, den Geist, der von dem Seinen nimmt und uns verkündigt (Joh. 16,12ff.). - Soll ich dir einige aufzählen? Er selbst (Matth. 17,8), Seine Liebe von Golgatha, Er als Hoherpriester zur Rechten der Majestät, tätig für uns (Hebr. 2,9; 4,14ff.); alles, was Er uns erwarb (Röm. 8,32; 1. Joh. 3,1ff.), Sein Volk, Seine Familie, Seine Gemeinde, die Verheißung Seines baldigen Kommens, die zukünftige Herrlichkeit, das Lamm in der Herrlichkeit (Offenb. 5) usw. Bedarf es noch mehr, um dir und mir gegenüber unsere Glückseligkeit nach Luk. 10,23 zu begründen?

Aber wenn wir dies Urteil des Herrn Jesu nicht praktisch genießen und verwirklichen, wo ist dann der Grund dieses unseres Zukurzkommens? Laß es mich dir kurz sagen: Wir lassen Dinge vor unsere Augen, zwischen Ihn und uns treten, die nicht wert sind gesehen und, was daraus folgt, verglichen zu werden mit dem, was Er ist und gibt! (2. Kor. 4,17.18.) Solche Dinge brauchen nicht immer grobe Sünden zu sein, obwohl oft solche da sind, und solange sie ungerichtet sind und nicht nach 1. Joh. 1,9 hinweggenommen sind, werden sie das Herz ganz gedrückt und unfähig machen, sich zu freuen. Aber es gibt auch andere Dinge, die zwischen den HErrn und uns treten: Welt, Fleisch, Menschen, Krieg und Kriegsgespräche, Zeitungsgerede, Sorgen der Nahrung, die auch feine Sünden sind, Leiden, Krankheiten, sofern man sie nicht aus Seiner Hand nimmt, und andere kleine „Füchse“ mehr, „die den Weinberg verderben“ (Hohel. 2,15). Fort mit allem, was sich zwischen Ihn und uns drängen

will! Lasset uns wachsam sein, denn der Feind ist stets bemüht, unsere Augen und Ohren von dem Unvergänglichen auf das Vergängliche zu lenken, um uns die „Freude am HErrn“ (Phil. 4,4) zu rauben, die „unsere Stärke“ ist (Nehem. 8,10). „Glückselig die Augen, die sehen, was ihr sehet!“ O so laßt uns diese herrlichen Dinge, die mit unserem herrlichen HErrn in Verbindung stehen, ja, Ihn selber, ansehen - Er ist es wert! Er wird es auch sein, der in der Ewigkeit die Augen und Herzen der Seinen allein erfüllt (Offenb. 5). Gepriesen sei Sein herrlicher Name: „Wir werden Ihn sehen, wie Er ist!“ (1. Joh. 3,2.) Glückselig unsere Augen!

F. K., z. Zt. beim MiIitär.

Treue im Verborgenen.

(2. Kön. 5,2-4.)

Es ist nichts Besonderes in der Geschichte dieser kleinen Dirne. Sie teilte in den furchtbaren Tagen des Krieges das Los Tausender. Von einem grausamen Feinde gewaltsam aus dem Hause und dem Kreise ihrer Lieben herausgerissen, kam sie als eine arme Gefangene in das Haus des siegreichen Heerobersten.

„Die Syrer waren in Streifscharen ausgezogen und hatten aus dem Lande Israel eine kleine Dirne gefangen weggeführt, und sie war vor dem Weibe Naemans.“ Mit diesen wenigen Worten wird uns durch den inspirierten Schreiber ihre traurige Geschichte mitgeteilt. Ihr Name wird nicht genannt; wer fragte nach ihrem Namen? Eine kleine Sklavin in fremdem Lande, allein und ohne Freunde, was galt sie?

Von ihren Lippen hörte Naeman zum ersten Male ein Wort über die Heilung seines Aussatzes. Sie sprach zu ihrer Herrin: „Ach, wäre doch mein Herr vor dem Propheten, der zu Samaria ist! Dann würde er ihn von seinem Aussatz heilen.“ Und Naeman ging und berichtete es seinem Herrn und sprach: „So und so hat die Dirne geredet, die aus dem Lande Israel ist.“ Wie sorgfältig berichtet uns der Geist Gottes die Worte, die sie redete! Wundern wir uns, daß Gott ihre Geschichte und ihre Worte in Sein heiliges Buch schrieb? Es braucht uns nicht zu wundern. Es liegt mehr darin, als wir auf den ersten Blick sehen. Und finden wir es nicht immer wieder in der Schrift, daß

Gott die unscheinbarsten Werkzeuge in Seine Hand nimmt und mit dem Kleinsten große Taten tut? Aber nicht dies allein, wie oft sind es gerade die Armen, die Niedrigen, die Verborgenen unter Seinem Volke, in denen Er Seine Gnade am köstlichsten zum Ausdruck bringen kann. Verborgene Pflanzen, in der Einsamkeit und Stille von Gottes Hand gezogen, voll duftenden Wohlgeruches, von Menschen unbeachtet, aber Seinem Herzen Freude und Lust! Solch ein Pflänzlein war diese kleine gefangene Dirne.

Bei sorgfältiger Betrachtung finden wir drei köstliche Punkte in ihrer kurzen Geschichte:

1. Sie besaß völliges Vertrauen zu Gott.

Über jeden Zweifel erhaben, spricht sie es als Tatsache aus: Er würde ihn von seinem Aussatz heilen.“ Woher wußte sie das? Wer hatte es ihr gesagt? Aus einem früheren Ereignis konnte sie solches nicht entnehmen. Es gab keinen solchen Fall, kein Beispiel, aus dem sie dies hätte schließen

können. Und die Heilung eines Aussätzigen war in jenen Tagen im Lande Israel etwas Unbekanntes. Wir wissen dieses aus den Worten des Herrn Jesus selbst. Er sagte in der Synagoge zu Nazareth: „Ich sage euch: Viele Aussätzige waren zur Zeit Elisas, des Propheten, in Israel, und keiner von ihnen wurde gereinigt, als nur Naeman, der Syrer.“ (Luk. 4,27.)

Ihr Hinweis zu dem Propheten Jehovas war etwas ganz Außerordentliches. Sie hatte keine greifbare Bürgschaft für ihre Behauptung, sie konnte nicht einmal einen Fall anführen, daß aus dem Volke Jehovas einer geheilt worden sei, und doch behauptete sie vertrauensvoll, daß, wenn ihr heidnischer Herr, der Gottes Volk bekämpft und verwüstet hatte, zu dem Propheten Jehovas ginge, er sicher von ihm geheilt werden würde. Was war das? Widersinnige Torheit oder unbegrenzter Glaube?

Um diese Frage ging es auch in den Tagen Goliaths, als David hinabstieg in das Tal, dem Riesen zu begegnen. Sein ältester Bruder Eliab sagte: Ich kenne deine Vermessenheit.“ War es Vermessenheit oder Glaube? Die Frage wurde bald durch den Ausgang des Kampfes entschieden. Menschen mögen fragen und spotten, der Glaube aber rechnet mit Gott und geht seinen Weg.

So auch mit der kleinen Dirne. Ihre Worte wurden voll gerechtfertigt. Der Ausgang bewies ihr Vertrauen auf Gott. Das ist echter Glaube! Glaube, der sich nicht auf Vernunftschlüsse und menschliche Beweise gründet noch mit Umständen rechnet, sondern Gott Selbst erfaßt in Seiner Macht und Gnade und allein auf Ihm ruht, solcher Glaube ist echt. Dieses Erfassen des lebendigen Gottes im Glauben ist etwas ganz anderes als kühne Behauptungen aus eigenem inneren Vertrauen oder Überzeugtsein heraus.

2. Sie offenbart größten Mut im Bekenntnis.

„Reichet dar ... in eurem Glauben die Tugend“ (die Energie, Entschiedenheit), so ermahnt Petrus die Gläubigen (2. Petr. 1,5). Dieses tat die kleine Dirne. Sie hatte solches Vertrauen zu Gott, daß Er auch den Feind segnet und heilt, wenn er zu Ihm kommt, daß sie entgegen aller Wahrscheinlichkeit und aller Erfahrung es mit Glaubensmut bekennt.

Versetzen wir uns einmal in die Lage der kleinen Dirne, um zu sehen, was ihr Bekenntnis bedeutete! Würden wir uns nicht in solchem Falle gesagt haben:

1. Diese Menschen haben kein Vertrauen zu Jehova. Meine Worte werden ihnen höchst unglaublich vorkommen. Sie werden darüber lachen.

2. Werden sie Meine Worte nicht mißdeuten? Können sie nicht denken, es sei ein schlauer Plan, Naeman ohne Schutz in das Land Israel zu locken, damit an ihm Rache genommen werden könne?

3. Vorausgesetzt, aus irgend einem Grunde, den ich nicht weiß, gefiele es Jehova nicht, ihn zu heilen, mit welchem Zorn und Grimm würde er zurückkommen! Wie töricht wird er in den Augen der Öffentlichkeit erscheinen! Ein großer Heerführer, so dumm, sich von einer kleinen Dirne auf den Leim führen zu lassen! Was werden die Folgen sein? Sicher, er wird seinen ganzen Grimm an mir auslassen. Mein Leben ist dann verwirkt. - Gewiß, ich bin ganz überzeugt, daß Gott ihn durch Seinen Propheten heilen wird - aber - man kann nicht wissen - es ist verständiger, den Mund zu halten.

Wirklich, Gründe des Unglaubens zu finden, nicht mit Glaubensmut auszusprechen, was wir von Gott wissen, gibt es in Fülle. Die kleine Dirne aber gab solchen Erwägungen keinen Raum.

wissen, gibt es in Fülle. Die kleine Dirne aber gab solchen Erwägungen keinen Raum.

Und was trieb sie zu solchem mutigen Zeugnis? Die Antwort liegt in ihren Worten.

3. Sie wurde getrieben von dem Mitgefühl für den Verlorenen.

Die Art, der Ton, der Inhalt ihrer Worte zeigen dies. Da ist Naeman, der Erbfeind ihres Volkes, durch den sie in Gefangenschaft kam, und nun an einem Tage kommt es ihr zu Ohren: Er ist ein verlorener Mann, der entsetzliche Tod des Aussatzes wartet sein. Wird sie mit stiller Befriedigung erfüllt? Freut sie sich bei dem Gedanken, daß ihm Recht geschieht für all das Böse, das ihr geworden? Nichts davon. Sieh', wie sie vor ihrer Herrin steht. Lies das Mitgefühl in ihrem Auge, höre die Worte, wie sie aus dem Herzen des Erbarmens so innig über die Lippen gehen: „Ach, wäre doch mein Herr vor dem Propheten, der zu Samaria ist!“

Da war kein Gedanke an Rache. Ihr Mitgefühl war nicht kleiner als ihr Mut und als ihr Vertrauen zu Gott. Das, was ihr Gott war, das kam auch an ihr zum Ausdruck. Was einst David an Mephiboseth (2. Sam. 9,3) erwies, das erwies auch sie Naeman: „Güte Gottes“. In Wort und Benehmen offenbarte sie Den, an den sie glaubte. Was tat doch diese kleine Dirne! Ihr Lohn wird groß sein. Ob Naeman ihr dankte, ob ihr ein Wort der Anerkennung von Menschen wurde? Wir wissen es nicht, aber das wissen wir, Gott wird ihr den Lohn ihrer Treue im Verborgenen einst voll zuteilen.

*

Die Anwendung dieser Geschichte auf uns ist nicht schwer. Jeder Leser möge sie auf sich selbst machen.

Die Tage, in denen wir leben, stellen in besonderer Weise auch uns auf die Probe. Nach außen hin trägt das Christentum heute einen guten Anstrich, aber nie hatte der Glaube an den lebendigen Gott einen tieferen Stand. Was haben wir empfangen im Vergleich zu der kleinen Dirne! Wir besitzen die vollkommene Offenbarung der Liebe Gottes in Christo. Uns ist der Heilige Geist gegeben. Wie sollte unser Herz mit Vertrauen zu Gott und mit Mut zum Bekennen erfüllt sein: „Weil der, der in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist“ (1. Joh. 4,4). Und Gott sagt: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen“; so daß wir kühn sagen mögen: „Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“ (Hebr. 13,5.6.) Laßt uns Sein Bild in dieser Welt tragen und „anziehen als Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte: Herzliches Erbarmen, Güte, Niedriggesinntheit, Milde, Langmut“. (Kol. 3,12.)

Dein Weg mag, wie der Weg der kleinen Dirne, in der Tiefe und im Verborgenen sein. Gib den Glaubensmut nicht auf! Der Gott, der Sich in Naemans Tagen dem Glauben bezeugte, ist noch heute Derselbe. Laß in deinem verborgenen Winkel durch Treue das Licht Seiner Liebe und Gnade leuchten.

H.

Geleitswort an den Leser:

So demütiget euch nun unter die mächtige Hand Gottes, auf daß Er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorgen auf Ihn werfet; denn Er ist besorgt für euch.“ 1. Petri 1,6.7.

Petri 1,6.7.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 17

Wer sind die große Volksmenge in Offenb. 7,9-17?

Antwort A

Nach der Aufnahme der Gemeinde beginnt der HErr ein anderes Werk inmitten der Gerichte, die Er über die Bewohner der Erde bringt. In Offenb. 7,2-8 lesen wir, daß aus allen Stämmen Israels Knechte Gottes versiegelt werden zum Dienst für den HErrn. Das Evangelium des Reiches soll verkündigt werden, ehe das Ende kommt (Matth. 10,23; 24,14). Der HErr nimmt Sich hierzu Seine Knechte insonderheit aus den Juden. Das Resultat der Verkündigung des Evangeliums des Reiches ist diese große Volksmenge, die niemand zählen kann. Diese große Volksmenge geht nicht in den Himmel ein, sondern in das Reich, welches der HErr im Begriff ist, aufzurichten.

Diese unzählbare Schar ist durch die große Drangsal hindurchgegangen. Manche haben schon in der Drangsal der ersten Hälfte der 70. Woche, die der HErr den „Anfang der Wehen“ nennt (Matth. 24,8), ihr Leben lassen müssen. Offenb. 6, 9-11.) Diese große Volksmenge aber in Offenb. 7,9-17 wird gesehen als auch durch die zweite Hälfte der Woche „der großen Drangsal“ hindurchgegangen. Sie ist von Gott erhalten, gesegnet und beiseite gestellt zum Dienst im Reich. (V. 13-17.) Alle rühmen das Lamm, in dessen Blut sie ihre Kleider gewaschen, weiß gemacht haben, dem sie ihre Rettung und ihr Heil verdanken. Gepriesen sei Sein herrlicher Name!

F. B.

Antwort B

Wir sehen in den angeführten Versen, wie in Kap. 4 und 5, in der Mitte den Thron und dann um denselben in imner weiteren Kreisen die vier lebendigen Wesen, die (24) Ältesten und alle (Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende) Engel in Anbetung versammelt.

Vor dem Throne - die Schrift beginnt umgekehrt mit dem, was am weitesten außen ist - ist die unzählbare Volksmenge aus allen Völkern, die weiße Gewänder trägt, Palmen in den Händen hat und das Lamm grüßt. In Vers 14 erklärt einer der Ältesten, wer diese unzählbare Schar ist. Es sind solche, die während der großen Drangsal das weiße Kleid der Gerechtigkeit empfangen und ihre Kleider im Blute des Lammes gewaschen haben. Auch in dieser Zeit ist die Tür des Heils nicht geschlossen. Nein, sie steht weit offen, und eine unzählbare Schar hat den Weg gefunden.

Während die 24 Ältesten in Offenb. 4,4 auf Thronen sitzen und goldene Kronen auf ihren Häuptern haben - beides Zeichen der Herrschaft -, finden wir diese Schar ohne Throne und Kronen vor dem

Throne des Lammes stehen und Ihm in Seinem Tempel dienen, statt zu herrschen. Die weißen Gewänder, das Zeichen der Priesterschaft, sind beiden gemein. Sie halten Palmen in den Händen wie der Jude am Laubhüttenfeste, dem Feste des kommenden Königs Israels. (3. Mose 23,40.) Es ist himmlisches Laubhüttenfest aller Nationen und erinnert uns an jenes irdische im Tausendjährigen Reiche, wie es uns Sach. 14,16-19 geschildert ist. Nicht mehr Laubhütten sind die Wohnung, sondern der auf dem Throne sitzt, wird Selbst Sein Zelt über ihnen errichten. Und sie, die aus dem Schrecken der Drangsal kommen, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, sie werden getröstet. Und wie werden sie getröstet! Er Selbst tritt hinzu und bedient sie.

Nicht als der kommende König wird Er hier begrüßt und um Hilfe und Rettung gebeten (Ps. 118,22-26), sondern jetzt sitzt Er auf dem Throne und das Lamm hat Hilfe und Rettung gebracht; Ihm erschallt nun Lob, Preis und Anbetung. - Einst ging so mit Palmen in den Händen Jerusalem seinem wahren Könige entgegen und begrüßte Ihn als solchen mit den Worten des 118. Psalms. (Joh. 12,12.13.) Aber ach, schon nach wenigen Tagen erscholl statt dessen das „Kreuzige, kreuzige!“ Welcher Gegensatz zwischen dann und einst!

O. v. Br. (im Felde.)

Anmerkung des Herausgebers

Diese „große Volksmenge“ darf nicht verwechselt werden mit der himmlischen Schar, gesehen in dem Symbol der 24 Ältesten, die auf Thronen sitzend den Thron Gottes umringen.

Bei diesem Gesicht des Johannes ist das Zeitalter der Gemeinde schon vergangen. Die Gemeinde ist schon droben. (Kap. 4 und 5.) Bei der Ankunft des HErrn wurden alle, die lebenden und die entschlafenen Gläubigen aller Zeiten, dem HErrn entgegengerückt in die Luft, um auf immer bei Ihm zu sein.

Von diesem Zeitpunkt an beginnt Gott ein anderes Werk. Er hat noch Großes vor mit Israel und den Völkern der Erde, wie wir aus dem prophetischen Worte wissen. Gott handelt wieder in den Linien der alttestamentlichen Prophezeiungen.

Das Zeitalter der Gemeinde und des Evangeliums der Gnade Gottes ist geschlossen. Aber auch in dieser dunkelsten Zeit läßt Gottes Erbarmen die Welt nicht ohne eine Heilsbotschaft: Das Evangelium des Reiches (Matth. 24,14) wird verkündigt. Gott wird Sich aus Juden und Völkern durch Seinen Geist die Boten hierfür zubereiten. Diese Botschaft wird die Herzen solcher berühren, die nicht schon zuvor eigenwillig ihr Herz dem Evangelium der Gnade verschlossen haben. (Luk. 14,24; 2. Thess. 2,10-12.) Diese „große Volksmenge ... aus jeder Nation“ sind die Frucht dieser Verkündigung des Evangeliums des Reiches.

Gott ließ Johannes in einem Gesichte sehen, wie Er in der Zeit Seiner Gerichte auf Erden eine unzählbare Schar errettet, die Er gleich den Auserwählten aus Israel in„der Stunde - nicht wie die Gemeinde, vor der Stunde - der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Offenb. 3,10), bewahrt. Johannes sieht in der großen Trübsalszeit sowohl einen von Gott bewahrten Überrest aus Israel (V. 4), wie auch einen durch diese Zeit hindurch bis zum Eintritt in das 1000-jährige Reich bewahrten Überrest aus den Völkern.

Johannes sah nicht die Wirklichkeit, sondern das, „was geschehen wird nach diesem“ in Gesichten. Er

Johannes sah nicht die Wirklichkeit, sondern das, „was geschehen wird nach diesem“ in Gesichten. Er sieht die große Volksmenge vor dem Throne, nicht wie die himmlische Schar rings um den Thron her. Damit, daß sie vor dem Throne stehen, ist durchaus nicht zu folgern, daß sie im Himmel sind. Diese Stelle gibt keine Andeutung, die uns zu solcher Annahme berechtigte. Wir haben keinen Anhalt, daß sie starben, auferweckt wurden und im Himmel sind. Im Gegenteil, wir finden sie Gott dienend Tag und Nacht „im Tempel“, nicht „im Himmel“; im Himmel ist nicht Tag und Nacht, und von der himmlischen Stadt lesen wir, daß kein Tempel in ihr ist (Offenb. 21,22); aber auf Erden wird ein Tempel sein, Hesekiel spricht davon (s. auch Jes. 66,21). In dieser Vision sieht Johannes sie in weißen Kleidern, (dem Symbol ihrer Reinigung und Annahme), mit Palmen in den Händen (dem Zeichen des Sieges und der Überwinder), vor dem Throne stehen. Und während der Zeit der Herrschaft Christi wird Sein Thron auf Erden sein. Sie stehen vor dem Thron - in der Gegenwart des Thrones. Wie auch heute die Gläubigen hinzutreten zum Thron der Gnade.

Diese „große Volksmenge“ sind die, welche aus der großen Drangsal kommen. Nicht aus „großer Drangsal“, sondern aus „der“ großen Drangsal, dieser ganz bestimmten Zeit von 3½ Jahren oder 1260 Tagen, von welcher der HErr in Matth. 24,21 usw. spricht, als Er auf die Weissagung Daniels Bezug nimmt. Eine Trübsalszeit, wie sie von Anfang der Welt nicht gewesen noch je sein wird. Tausende sind in dieser Zeit hingeschlachtet worden, die ihr Leben nicht geliebt haben bis zum Tode, aber diese „kommen“, nicht „sind gekommen“, bewahrt aus der großen Drangsal als Überwinder. Sie rühmen nun das Heil ihres Gottes und dienen Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel. Auch von der alten Anna lesen wir in Luk. 2,37, daß sie nicht vom Tempel wich, indem sie Nacht und Tag diente, damals nicht mit Lob, sondern mit Fasten und Flehen. Der auf dem Throne sitzt, errichtet „Sein Zelt“ „über“ ihnen (welches nicht wohl von den himmlischen Heiligen gesagt werden kann) und gibt ihnen den Lohn ihrer Treue. Bewahrt durch Gottes Macht gingen sie durch die Schrecknisse der großen Trübsal - nun werden ihre Tränen getrocknet. Unter Seiner Friedensherrschaft kann keine „Glut“ sie mehr treffen.

Frage 18

1. Gibt es nach der Schrift einen sogenannten leitenden Dienst oder „Diener Gottes“ im besonderen Sinne, vornehmIich unter Berücksichtigung von Matth. 23,8? wenn ja, wie ist das Verhaltnis des Gläubigen zu diesen Dienern Gottes?

1

Die uns auf diese Frage eingesandten Antworten sind so umfangreich, daß sie den uns zur Verfügung stehenden kleinen Raum weit überschreiten. Es wird uns schwer, diese mit viel Liebe gearbeiten Antworten nicht aufnehmen zu können. Dem Zwange folgend, wählen wir zwei, in denen das Wesentlichste von allen Ausdruck fand, und auch an diesen mußten wir noch kürzen. (Die Schriftleitung.)

2. Was sind die Kennzeichen eines Dieners Gottes? woran ist er vom „bösen Arbeiter“ (Phil. 3,2) zu unterscheiden?

Antwort A

Die Schrift kann nicht gebrochen oder aufgelöst werden (Joh. 10,35), alle scheinbaren Widersprüche müssen sich im Lichte der Schrift lösen.

In Matth. 23 zieht der Wahrheitsfeststeller, der Herr Jesus, die Heuchelei und Ehrsucht der Schriftgelehrten und Pharisäer ans Licht, ihre Sucht, vor den Menschen gesehen zu werden, ihre Sucht nach dem ersten Platz und Sitz, ihre Sucht nach Begrüßung, ihre Sucht nach dem Rabbititel. Im Anschluß daran sagt der HErr: „Ihr aber, laßt ihr euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.

Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.

Vielfach ist aus diesem im Zusammenhang nicht mißzuverstehenden Worte Torheitsvolles und Ungöttliches herausgepreßt worden, als gäbe es in der Gemeinde Gottes, im Hause Gottes keinen leitenden Dienst oder „Diener Gottes“ im besonderen Sinne.

Über diesen so wichtigen Punkt gibt die Schrift völliges Licht und Klarheit. Ganz abgesehen davon, daß im Alten Testament an einigen hundert Stellen sich das Wort mit den Dienern Gottes beschäftigt als mit Personen, die in besonderer Weise von Jehova Selbst berufen, legitimiert, autorisiert und geschützt sind (es sei nur an die eine Stelle in 4. Mose 12 erinnert, wo Mirjam, die Schwester Moses, es wagt, wider ihn zu reden wegen des kuschitischen Weibes, indem sie sich in die Familienverhältnisse des Mose mischt und dafür von Gott mit dem Aussatz bestraft wird), so reden die Schriften Neuen Testaments in geradezu überwältigender Weise davon. Matth. 24,45-47 spricht von dem treuen und klugen Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um ihnen Speise zu geben zur rechten Zeit. Luk. 10,35 führt uns den Wirt vor Augen, der mit dem besonderen Auftrag, den Geheilten zu versorgen, betraut wird. Eph. 4,11 zeigt uns, wie der HErr Seines Hauses gegeben hat Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer zur Vollendung der Heiligen, für die Auferbaunng des Leibes Christi. Noch andere Schriftstellen wären anzuführen, doch mögen diese genügen, um zu zeigen, daß es nach der Schrift allerdings einen leitenden Dienst, daß es „Diener Gottes“ im besonderen Sinne gibt.

Die Frage nun, wie das Verhältnis der Gläubigen zu diesen Dienern Gottes sei, ist eine durchaus logische und sehr wichtige. Sie wird ebenfalls durch die Schrift beAntwortet.

1. Thess. 5,12.13 spricht von einem Erkennen der betr. Arbeiter, die vorstehen im HErrn, und daß sie über die Maßen in Liebe geachtet werden sollen um ihres Werkes willen. Phil. 2,25-29 sagt, daß solche in Ehre gehalten werden sollen, 1. Tim. 5,17 redet sogar davon, daß die Ältesten und sonderlich die da arbeiten in Wort und Lehre doppelter Ehre würdig geachtet werden sollen.

In Hebr. 13,18 wird zum Gebet für die Diener aufgefordert und unmittelbar vorher (V. 17) den Führern gegenüber zum Gehorsam und zur Unterwürfigkeit, auf daß ihr Dienst mit Freuden geschehe und nicht mit Seufzen, was der Gemeinde nicht gut sei.

Auch 1. Kor. 16,15 spricht von Unterwürfigkeit, indem hier das Haus des Stephanas, als des Erstlings von Achaja, ans Licht gezogen wird.

Was sind das alles für ernste, klare und bestimmte Worte, die jeden Zweifel ausschließen, und wie sollten diese Worte von der Gemeinde Gottes beachtet und gewürdigt werden! Welch ein Unsegen, welche Zerwürfnisse sind nicht schon entstanden, wo diese Hausordnungen im Hause Gottes mißachtet oder gar mit Füßen getreten wurden. Gesundes Leben in der Gemeinde Gottes kann sich nur auf die gesunde Lehre der Schrift aufbauen. Es ist ein Schmerz, immer wieder erfahren zu müssen, daß für diese gesunde Lehre der Schrift, die allem anderen vorausgeht, so wenig Interesse vorhanden ist.

Was ist nun das Kennzeichen eines Dieners Gottes und woran ist er vom „bösen Arbeiter“ zu unterscheiden?

Keinesfalls ist ein Diener Gottes so, wie manche bildliche Darstellungen es zu zeigen versuchen, mit

einem Heiligenschein umgeben, oder gar mit päpstlicher Vollkommenheit oder Unfehlbarkeit ausgestaltet.

Jak. 5,17 enthält ein diesbezüglich belehrendes Wort von dem Knechte Gottes Elias, von dem gesagt wird: „Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir.“ Zahlreiche andere Stellen der Schrift zeigen, daß die Diener Gottes solche Menschen sind, wie von Elias gesagt wurde, Menschen mit Gebrechen und Schwächen. Es sei nur erinnert an Mose Verkehrtheit (4. Mose 20), infolge dessen ihm der Eintritt in das Land Kanaan verweigert wurde, an Samuels eigenmächtiges Einsetzen seiner ungöttlichen Söhne zu Richtern (1. Sam. 8), an Davids Ehebruch (2. Sam. 11), an Elias Flucht vor Isebel (1. Kön. 19), an Jonas merkwürdiges Verhalten (Jona 1), an Petri Verleugnung (Matth. 26), an seine Heuchelei (Gal. 2), an Pauli Verhalten in Apgesch. 21. (Vergl. Frage 28 in Nr. 10 der G. H. 1916.)

Alles dies zeugt davon, daß auch die Personen, die besonderen Dienstes gewürdigt werden, mit Mängeln und Gebrechen behaftet sind. Nichtsdestoweniger hat aber der Diener Gottes sein Gepräge, indem er sich von dem „bösen Arbeiter“ abhebt.

Eines der ersten und wichtigsten Kennzeichen eines Dieners Gottes ist das unbedingte Bekennen zum Wort, und zwar ohne jegliches „wenn“ und „aber“. Immer wieder kehrt im Alten Testament aus dem Munde der Propheten und Diener Gottes das Wort: „So spricht Jehova“. Im Gegensatz hierzu lautet der Spruch Bileams, des falschen Propheten: „Es spricht Bileam, der Sohn Beors, und es spricht der Mann geöffneten Auges; es spricht, der da hört die Worte Gottes, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der hinfällt und enthüllter Augen ist.“ Der wahre Prophet schiebt Jehova in den Vordergrund, der falsche Prophet schiebt sich in den Vordergrund. Der wahre Diener hat wie Jeremia (1,18) eine eherne Stirn wider die Könige, wider die Fürsten, wider die Priester, wider das ganze Volk, er ist unbestechlich. Der falsche Diener Bileam ist für Geld zu haben, etwa so wie jener Jüngling in Richter 17, der von Micha angestellt und geweiht wurde. Sein Lohn war zehn Seckel Silber, Ausrüstung an Kleidern und Versorgung hinsichtlich seines Lebensunterhaltes. Dieses Kapitel zeigt uns die theologische Laufbahn eines jungen Mannes, wie sie in der Gegenwart heute tausendfach beobachtet werden kann.

Ein weiteres Kennzeichen eines Dieners Gottes ist, daß er Joh. 16,13 versteht, woselbst von dem Leiten in die ganze Wahrheit die Rede ist. Der falsche Diener, der böse Arbeiter mag Wahrheiten zum Ausdruck bringen und dabei „Erfolge“ erleben, die Menge mag ihm zujauchzen und Ehre ihm zufallen, der Diener Gottes hat es mit der ganzen Wahrheit zu tun, mit dem ganzen Ratschluß Gottes, mit der Breite und Länge und Tiefe und Höhe (Eph. 3,18). Paulus war nicht zufrieden mit dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung der Kolosser (1,4), ihm kam es vielmehr darauf an, daß sie erfüllt würden mit der Erkenntnis Seines Willens in aller Weisheit und geistlichem Verständnis (1,9).

Der böse Arbeiter hat zweifellos Erfolge aufzuweisen, die religiöse Masse ist auf seiner Seite, er liebt das Wort „viel“, er hat wenig Verständnis von der engen Pforte und dem schmalen Wege, er liebt nicht diesen vom HErrn für die gegenwärtige Haushaltung aufgestellten Grundsatz (Matth. 7,13.14) von den „Wenigen“, versteht und erlebt auch nicht Joh. 6,66: „von da an gingen viele Seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit Ihm“.

Unter der Arbeit des Dieners Gottes dagegen wird Frucht gezeitigt, die in die zukünftige Welt hineinreicht und unter der der Herr Jesus anerkannt wird als der alleinige HErr und Gebieter (Jud. 4),

als der HErr im Hause Gottes (2. Tim. 2,21; 1. Tim. 3,15) und dem man folgt in dem Sinne von Luk. 26,27 außerhalb des Lagers, Seine Schmach tragend (Hebr. 13,13).

Ein anderes wichtiges Kennzeichen eines Dieners Gottes ist, daß er frei ist von der verkehrten, menschlichen, weichlichen Liebe, die über alles einen Mantel hängt oder sagt: „Schwamm drüber.“ - Der Diener Gottes weiß wohl 1.Kor. 13, jenes Kapitel von der Liebe, die alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, altes erduldet (V. 7), zu würdigen, er weiß aber auch mit diesem Kapitel Worte wie 2. Thess. 3,6 in Einklang zu bringen, woselbst das Zurückziehen von jedem Bruder geboten ist, der nicht der Ordnung der Überlieferung gemäß wandelt. Er versteht auch und handelt nach Anweisungen, wie sie in Apgesch. 19,9.10 gegeben sind, wo selbst vor einer Trennung nicht zurückgeschreckt wird nach 1. Kor. 5,11 und 13, welches Wort das Hinaustun des Bösen verlangt. Der Diener Gottes versteht das heilige Gleichgewicht des Wortes Gottes zu wahren, er tut feste und gewisse Tritte. Vgl. auch 2. Tim. 2,15!

Möchten diese wenigen Hauptkennzeichen eines Dieners Gottes beachtet werden, dann wäre das Ohr der Gemeinde Gottes für manche Persönlichkeit verschlossen, die nicht von Gott gesandt ist und darum nur Torheit redet und Wirrwarr anrichtet. W. W.

Antwort B

In Matth. 23,8-12 warnt der HErr Seine Jünger, sich nicht Rabbi und Meister nennen zu lassen. Einer sei ihr Lehrer, einer ihr Meister: Christus.

Nachdem der Herr Jesus gen Himmel gefahren war und sie den Heiligen Geist empfangen hatten, wurden sie von Diesem „in die ganze Wahrheit geleitet“, und so wurden sie selbst unter der Leitung des Heiligen Geistes leitende Diener oder Führer in den Gemeinden Gottes.

Diese ehemaligen Fischer, Zöllner usw. maßten sich keine Titel und Würden an, wie es heute geschieht. Sie blieben dieselben, die sie vorher waren. Beauftragt und geleitet vom Heiligen Geist, hüteten sie die Herde Gottes, bedienten die Gemeinden wie auch die einzelnen Gläubigen. (Apgesch. 20,17-21.)

Dieser Dienst besteht heute noch, wenn auch infolge des Niederganges des Christentums nicht mehr in derselben Kraft und Frische. Überall, wo wahrhaft Gläubige zusammenkommen zum Wort oder zur Anbetung in dem kostbaren Namen Jesu, hat es Gott gefallen (auch wenn es manchenorts nur wenige sind), einzelne zu befähigen und mit Gnade, Erkenntnis und Einsicht auszurüsten, um ihren Mitbrüdern mit dem Worte der Wahrheit und zum Segen aller dienen zu können. Solche vom Heiligen Geiste ausgerüstete und geleitete Brüder sind Diener Gottes, wenn sie auch nicht vom Staate oder einer religiösen Körperschaft ordiniert sind.

Über das Verhalten der Gemeinde zu solchen Dienern unterweisen uns Stellen wie 1. Thess. 5,12-15; 1. Tim. 5,7-19 u. a. m.

F. B.

 

Frage 19

Wie ist Hebr. 9,23 zu erklären?

Antwort A

Das ganze Kapitel ist eigentlich eine Erklärung dieses Gegenstandes. In Vers 23 ist angedeutet, daß das alttestamentliche Heiligtum (Stiftshütte und später Tempel) nur ein Vorbild der himmlischen Dinge ist, mit all den Verordnungen, Opfern und Gottesdiensten (vgl. 2. Mose 25,40; Hebr. 8,5). Da der ganze Hebräerbrief die Frage behandelt, ob die von Gott verordneten Einrichtungen für das Volk Israel auch für das neue Verhältnis in Christo Wert und Gültigkeit haben, weil die Judenchristen in Gefahr standen, das Vorbild höher zu achten als das Urbild, so ist dies entschieden zu verneinen.

Diese Verwechselung von Vorbild und Wesen geschieht heute noch, nicht nur von Juden, sondern, was das Traurigste ist, von den Christen, sogar von gläubigen Christen! - Der ganze Hebräerbrief arbeitet diesem törichten Sinn entgegen; möchte das doch noch mehr erkannt werden!

In Vers 23 ist nun speziell die Rede vom Reinigen durch Blut. Gerade in Vers 22 ist es ausgesprochen, daß fast alles, was unser Verhältnis zu Gott betrifft, nach Gottes Gesetz mit Blut gereinigt werden muß (vgl. V. 19-22; 3. Mose 16,15-19; 4,1-19). Gottes Grundsatz ist und bleibt: „Ohne Butvergießen geschieht keine Vergebung.“ Wenn manche daher Gott als grausam bezeichnen, weil Er zum Zurechtbringen des Sünders mit Gott Blut verlangt, so sei darauf hingewiesen, daß nicht Gott das Blut nötig hätte, sondern daß die Sünde eine so schlimme Sache ist, das sie nicht anders als mit Blut (d. i. Einsetzung eines Lebens für ein anderes) getilgt werden kann. Die Grausamkeit ist also nicht auf seiten Gottes, sondern auf der Seite des Sünders. Das können wir auch jetzt in diesem Kriege sehen. Will denn Gott alle diese Grausamkeiten? Ist es nicht vielmehr der Ungehorsam gegen Gott, die Sünde, welche diese Grausamkeiten vollbringt? - Gott hätte kein Blut verlangt, wenn unser von der Sünde gestörtes Verhältnis hätte auf anderem Wege zurechtgebracht werden können.

Da steht nun die göttliche Notwendigkeil, das Muß der Reinigung. Aber auch Gottes Liebe und Erbarmen, weil Er nicht den Tod des Sünders will, ist schon in den alttestamentlichen Opfern ausgedrückt. Statt daß der Sünder um seiner Sünde willen sterben muß, setzt Gott das Leben reiner Tiere ein, um wenigstens vorläufig mit einer Zinszahlung zufrieden zu sein, bis das Kapital, die ganze Schuld, durch Einsetzung eines vollgültigen Lebens abgetragen werden kann. Davon reden folgende Stellen: Hebr. 7,7.18.19; 8,1-13; 9,11-14; 10,1-4 vgl. Röm. 3,25.26; Dan. 9,24; Hebr. 9,23-28 und besonders 9,11-15.

Das bessere Opfer, das die Himmel, d. h. Gott im Himmel, als Reinigung von der Sünde bedürfen, ist das Opfer Jesu Christi, des eingeborenen Sohnes Gottes (vgl. Micha 6,6.7; Ps. 49,8.9; Matth. 16,26; Hebr. 9,13.14; 1. Joh. 1,7; Offenb. 1,5; 7,14. Wem dieses nicht genügt oder auch wer dieses verwirft, der hat kein anderes Opfer mehr für die Sünde, Hebr. 10,26-31; 2,3.4; Apgesch. 4,11.12. Dieses bessere Opfer reicht vollkommen hin für alle Zeiten und Ewigkeiten, ein für allemal. Hebr. 9,26-28; 7,23-28; 10,12-14.

Wer also seine Zurechtbringung mit Gott in äußerlichem Gottesdienst, in Werken und Zeremonien sucht anstatt in Jesu Christo Selbst, der setzt das bessere Opfer beiseite und bleibt am Schatten hängen. Das Wesen erlangt er nicht und ein anderes Opfer gibt es nicht. Das Abweisen des einen

vollgültigen Opfers Jesu hat nur Verdammnis zur Folge. Mark. 16,16; Joh. 3,18.36.

F. Th. H.

Antwort B

Hier ist die Rede von der Reinigung durchs Blut. Die „Abbilder der Dinge in den Himmeln“ sind die Hütte des Zeugnisses, das Zelt der Zusammenkunft und alle Geräte des jüdischen Gottesdienstes. Moses hatte nach Hebr. 8,5 Weisung, alles nach dem Muster zu machen, das ihm auf dem Berge gezeigt war. Die Hütte und alles gottesdienstliche Gerät ist deshalb Abbild, Schatten von himmlischen Dingen. Nun wurden nach Hebr. 9, 21.22 die Hütte und alle Gefäße des Gottesdienstes mit Blut besprengt. Eine Reinigung ohne Blut und Vergebung ohne Blutvergießen gab es nicht im Alten Bunde. Schon das erste Opfer auf Erden deutete dies an. Kaum war Gottes Gebot von Menschen übertreten und der Sünde Fluch auf ihn gelegt, da zeigt sich die unfaßbare Gnade Gottes in dem Schlachten von Tieren, deren Felle den Menschen dann bekleiden (1. Mose 3,21) müssen. Wieviel Blut ist für die Abbilder und Schatten der himmlischen Dinge geflossen! Und doch konnte dieses Blut nicht wirklich reinigen, das Blutvergießen keine wirkliche Vergebung zustande bringen. Auch hierbei handelt es sich nur um den Hinweis auf das Blut, das auf Golgatha vergossen ist, um das Blut des Sohnes Gottes. Wenn nun die Abbilder der Dinge in den Himmeln durch Blut von Tieren gereinigt werden, so ist es klar, daß die himmlischen Dinge selbst bessere Schlachtopfer nötig haben. Das bessere Schlachtopfer ist einmal hingegeben worden in Jesus, dem Sohne Gottes. In welcher Weise die Dinge der Himmel selbst der Reinigung bedurften und tatsächlich gereinigt sind, das können wir nur brockenweise ahnen und andeuten. Auch die Himmel sind nicht rein vor Gott nach Hiob 15,15. Der in der Schrift mehrfach erwähnte Sündenfall in der Engelwelt hat ganz gewiß gewaltige Spuren in den Himmeln hinterlassen, wie ja doch auch die Sünde des Menschen nicht ohne Wirkung geblieben ist auf die Erdenschöpfung, die Gott ihm gegeben hatte. Das Blut des Christus, das am Kreuze vergossen ist, hat nicht nur Einfluß auf die Dinge auf Erden, sondern auch auf die Dinge der Himmel nach Kol. 1,20. Das Schlachtopfer, das Gott Selbst am Kreuze gab, ist ein überwiegend besseres Opfer, als all die vielen Opfer, die den Abbildern der himmlischen Dinge dienten. Hochgelobt sei Gott für die Dahingabe Seines Sohnes am Kreuze, durch welche wir jetzt angenehm gemacht sind vor Ihm. Ephes. 1,6-7.

A. C.

(im Felde.)

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Eine schmerzliche Frage.

Bin ich euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage? Gal. 4,16.

Wieviel Schmerz liegt in diesen Worten! Wie hatten sich die Gemeinden in Galatien verändert! Die Herzen, die einst so innig für den Apostel schlugen, waren kalt geworden. Einst war die Schwachheit des Fleisches, in der er ihnen das Evangelium verkündigte, kein Hindernis für ihre Liebe gewesen; sie hatten ihn nicht (wie jetzt) verachtet, sondern wie einen Engel Gottes, wie Christum Jesum, den er ihnen brachte, hatten sie ihn aufgenommen.

So sollte es sein. Mit Recht lieben wir die, die uns das errettende Evangelium bringen. Es ist eine Verwirklichung des Wortes: Wie lieblich sind die Füße derer, welche das Evangelium des Friedens verkündigen.1 Ach, wie bald wandten sie sich ab von dem, der ihnen die Wahrheit brachte! Und was der Apostel hier von den Galatern erlebte, ähnliches erfuhr er auch in Korinth, und solche betrübenden Erfahrungen bleiben den Dienern des HErrn auch heute nicht erspart.

1

Röm. 10,15.

Paulus gedenkt und erinnert die Galater an ihre frühere Freude und Glückseligkeit, wie ihre Liebe zu ihm so groß war, daß sie, wenn es möglich gewesen wäre, ihre Augen für ihn ausgerissen hätten. Sie hatten im Guten geeifert, als er gegenwärtig war (V. 18), aber während seiner Abwesenheit hatte sich alles verändert. Einen herzerquickenden Gegensatz finden wir bei den Philippern. Diesen konnte er schreiben, daß „sie nicht allein in seiner Gegenwart, sondern jetzt vielmehr in seiner Abwesenheit“ ihr Glaubensleben führten.1 Und welche hingebende Liebe finden wir bei ihnen für den Apostel!2

1

Phil. 2,12.

2

Phil. 4,15-20.

Was war die Ursache dieser traurigen Veränderung bei den Galatern? Hatte Paulus verkehrte Dinge gelehrt oder seine Stellung ihnen gegenüber oder zur göttlichen Wahrheit verändert? O nein, nicht er hatte sich verändert, aber sie hatten ihr Ohr falschen Lehren und Lehrern geöffnet und sahen in ihm nun einen Feind. Und warum?

Weil er ihren Dingen nicht beistimmte und ihnen die Wahrheit sagte.

Die Wahrheit ist nicht allein dem Ungläubigen zuwider, weil sie (allem Falschen entgegen) Herz und Wege aufdeckt, sondern auch dem Gläubigen, wenn er verkehrte Dinge liebt. Wahrheit deckt uns auf. Sie ist das Licht, welches unsere Wege, unseren Willen, unser Herz offenbar macht. Dies ist dem Fleische nicht angenehm, und deshalb grollt man denen, die die Wahrheit sagen.

Die obige schmerzliche Frage des Apostels zeigt uns deutlich diese ernste Tatsache, und wir wollen sie recht ins eigene Herz fassen. Wenn die Wahrheit uns unbequem ist und wir sie übelnehmen denen, die sie uns sagen, dann ist bei uns etwas nicht in Ordnung und wir tun gut, Herz und Wege zu prüfen.

Wie ernst ist es, wenn Kinder Gottes wohl Wahrheiten lieben, aber nicht die volle, die ganze Wahrheit. Solche „widerspenstigen Kinder“, die „Seinen Mund nicht befragt haben“ - „betrügerische Kinder“ - die „das Gesetz Jehovas nicht hören wollen“, diese möchten, daß die Propheten und Diener des HErrn ihre Augen zumachen. Diese sagen: „Sehet nicht“ - „schauet uns nicht das Richtige“ - saget uns Schmeicheleien“, oder nach anderen Übersetzungen: „Gebet uns glatte Worte“ - „predigt uns sanft“. (Jes. 30.)

Alle Feindschaft von Kains Tagen an floß aus dieser Quelle der Ablehnung der Wahrheit. Deshalb „tötete Jerusalem die Propheten und steinigte, die zu ihr gesandt sind“. Deshalb mußte Stephanus sterben und weinte der HErr über Jerusalem. Und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag.

sterben und weinte der HErr über Jerusalem. Und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag.

Neigt sich unser Herz zur Welt, geben wir den Pfad der Absonderung auf, finden wir Gefallen an unseren Plänen und Wegen, ziehen Selbstliebe, Selbstzufriedenheit, Selbstbewußtsein in unser Herz ein, so wird die Wahrheit uns nicht munden, und wir rufen wie einst Israel: Weissage uns angenehme Dinge - predigte uns sanft!

Möge der HErr uns vor solchem Zustand bewahren! Die Gefahr ist groß und für uns alle ohne Unterschied da. Können wir dem erforschenden Auge Gottes standhalten und sagen: „Du weißt, daß ich nicht schuldig bin“?1 oder ist das Gebet Davids: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und siehe, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Wege!“2 auch unser Herzensgebet? Dann ist Wahrheit uns willkommen, dann wünschen wir unser Unrecht zu sehen, und ohne Schonung legen wir das scharfe Steinmesser an unser Fleisch.3 Dann sehen wir in dem, der uns die Wahrheit sagt, nicht einen Feind, sondern den wahren Freund, den Diener Dessen, der Sich Selbst für uns hingegeben hat, auf daß Er uns heilige und reinige durch die Waschung mit Wasser durch das Wort.4 Solche Reinigung mag Schmerz, Verlust, Erniedrigung - Entsagung für uns bedeuten, aber wir werden die Gemeinschaft mit dem HErrn, Seine Liebe und Sein Wohlgefallen darin finden und genießen.

1

Hiob 10,7.

2

Ps. 139,23.24.

3

Josua 5,2-9.

4

Eph. 5,25.26.

*

Paulus sagte den Galatern die Wahrheit, nicht weil er ihr Feind geworden, sondern weil er sie liebte. Das ist die rechte, die göttliche Bruderliebe, die den Bruder „liebt in der Wahrheit“.1 Aber nicht nur bekannte er ihnen die Wahrheit aus Liebe, sondern auch „in Liebe“. 2 Das sind zwei wichtige Dinge, möchten wir sie lernen und ausüben!

1

2. Joh. 1; 3. Joh. 1.

2

Eph. 4,15.

Die Schrift spricht von zweierlei Liebe, von der menschlichen, „natürlichen“ Liebe1 und der göttlichen - „Liebe Gottes“, die in unser Herz ausgegossen ist durch den Heiligen Geist.2 Beide sind ganz verschieden in ihren Trieben. Die eine liebt dem Menschen gemäß, die andere Gott gemäß. „Natürliche“ Liebe kann über Böses die Augen zumachen, nicht aber göttliche Liebe. Sie kann über Unrechtes in der Lehre oder im Wandel nicht hinwegsehen, denn sie „liebt“ den Bruder „in der Wahrheit“ (2.Joh.1; 3.Joh.1.3

1

Röm. 1,31; 2. Tim. 3,2.

2

Röm. 5,5.

3

Man lese und beachte aufmerksam, welchen Platz und Zusammhang in dem 2. und 3. Johannesbrief das Wort „Wahrheit“ hat. Man wird dann verstehen, welch tiefe Bedeutung in dem Ausdruck liegt, die Brüder zu „lieben in der Wahrheit“, und daß es sich nicht um eine leere Bekräftigung der Wirklichkeit seiner Liebe handelt.

Konnte Paulus die Galater „lieben in der Wahrheit“ und zugleich schweigen, als die Wahrheit auf dem Spiele stand?1 Johannes sagt: „Dies ist die „Liebe Gottes“, daß wir Seine Gebote halten“,2 konnte Paulus schweigen, als sie den Gehorsam gegen die Wahrheit aufgaben?3 So „unverständig“ waren sie, ja „bezaubert“ vom Satan, im Fleische vollenden zu wollen, was im Geiste angefangen war.4 Wohl mochte die Wahrheit nicht gewünscht und die Eintracht gestört werden, aber göttliche Bruderliebe konnte da nicht stille sein. Paulus kann nicht ruhen, „bis Christus in ihnen gestaltet ist“ und sie zum Gehorsam und zur Wahrheit zurückgeführt sind.

1

Gal. 2,5.

2

1. Joh. 5,3.

3

Gal. 5,7.

4

Gal. 3,1-3.

Und heute? Wie viele „unverständige Galater“ sind unter den Kindern Gottes, die „bezaubert“ vom Satan im Fleische das Werk des Geistes vollführen wollen. Wo sind die Brüder, die in göttlicher Bruderliebe solchen Dingen nicht „durch Unterwürfigkeit nachgeben, auf daß die Wahrheit des Evangeliums verbleibe.“1 Mit welcher Entschiedenheit und heiligem Ernste trat Paulus ihnen auf dem verkehrten Wege entgegen! Worte wie Gal. 1,6-10 würden Tausende in seelischer Liebe „eine harte Rede“ nennen, aber nicht Härte spricht darin, sondern „Liebe Gottes“, die den Bruder „liebt in der

1

Gal. 2,5.

Wahrheit“.

1

Gal. 2,5.

In der menschlichen, natürlichen Liebe zum Bruder mag ein Kind Gottes den Gefühlen seines Herzens folgen und über Dinge, die der Wahrheit widersprechen, hinwegsehen und gehen, aber die göttliche Liebe, die durch den Heiligen Geist in uns ist, kann solches nicht, sie ist gebunden an die Wahrheit. Nach dieser (Seiner) Liebe handelt Gott mit uns. Auch Er kann nicht schweigen und hinwegsehen, wenn wir mit Seinem Worte in Widerspruch sind. Er liebt uns in der Wahrheit, und auf Schmerzenswegen oft muß Er mit uns reden, ja uns unsere Götzen zerschlagen.

Das ist nicht göttliche Liebe, wenn wir aus Liebe zu Brüdern, um nicht die Eintracht zu stören, Reinheit der Lehre, Absonderung vom Bösen und was sonst „der gesunden Lehre zuwider ist“ preisgeben - oder doch darüber hinwegsehen. Tun wir solches, so zeigen wir nur, daß uns Brüder, ungestörte Einigkeit usw. höher und wichtiger sind, als Gehorsam gegen den HErrn. Liebe „in der Wahrheit“ kann nicht Gefühlen folgen und Einigkeit höher stellen als das Zeugnis Christi, kann nicht Christen vor Christus, Brüder vor den HErrn und Einheit vor die Wahrheit stellen. Solche Liebe, die Heiligkeit oder Wahrheit opfern kann, ist fleischliche, natürliche Liebe, aber nicht „Liebe Gottes“. Bruderliebe „in der Wahrheit“ kann nichts von der Wahrheit opfern.

So wichtig es ist, die Wahrheit festzuhalten, so darf doch darin die Liebe nicht fehlen. Ohne sie ist alles Eintreten dafür leer und kraftlos. Paulus ermahnt, „die Wahrheit festhaltend in Liebe“ zum Haupte heranzuwachsen.1

1

Eph. 4,15.

Manche meinen nun, dies heiße, die Wahrheit in „süße Worte und schöne Reden“1 so einzuhüllen, daß niemand durch sie verletzt werde. Das aber meint Paulus nicht, denn er selbst wickelte das „scharfe, zweischneidige Schwert“ des Wortes2 nicht in Lappen schöner Worte. Er führte das Schwert so, daß es „durchdrang bis zur Scheidung von Seele und Geist“.3 Seine Praxis war, unverblümt die Wahrheit zu sagen, und doch ließ er sich nicht hernieder zum Schimpfton noch zu Schmäh- oder Spottworten. Solche durchdringen nicht das Herz, sie verschließen nur, lenken ab und schwächen das Wort. Möchten wir uns vor jedem Ton bewahren lassen, der nicht würdig ist dem Worte des HErrn. Nie hielt Paulus sich lange bei den verkehrten Lehren und Dingen auf, um so eingehender aber unterwies er die Gläubigen in der „gesunden“ Lehre.4

1

Röm. 16,18.

2

Hebr. 4,12.

3

Hebr. 4,12.

4

1. Tim. 1,10; 2. Tim. 1,13; 4,3; Tit.1,9.13; 2,1.

Mit welchem Ernst Paulus auch den Galatern „die Wahrheit sagte“, er verband doch die persönliche Liebe damit: „Meine Kindlein, um die ich abermals Geburtswehen habe, bis Christus in euch gestaltet worden ist.“1 Wieviel Liebe klingt aus diesen Worten. Sein Herz liegt darin.

1

Gal.4,19.

Laßt uns dies von dem Apostel lernen, aus dem Herzen der Liebe die Wahrheit zu sagen. Möchten unsere Worte nie das kalte, lieblose Herz zeigen (das der Wahrheil die Kraft raubt), sondern das liebende Herz, welches wie Paulus die Irrenden und „Unverständigen“ trägt, wie eine Mutter sorgend ihr Kindlein unter dem Herzen trägt und in Geburtswehen ist, „bis Christus in ihnen Gestalt gewinnt“.1

1

Gal.4,19.

Warum hat das Wort der Wahrheit oft so wenig Kraft? Müssen wir nicht mit Beschämung bekennen, weil, was wir sagten, wohl richtig war, aber nicht, wie wir es sagten. Dieses „Wie“ zeigt die Liebe, das Herz, welches die Art und Weise - den Ton zu finden weiß, der, ohne die Schärfe der Wahrheit zu schwächen, den Weg zum Herzen findet.

Wo fand Paulus - wo finden wir die Kraft, mit solcher sorgenden Mutterliebe die zu tragen und zu

1

1. Joh. 5,1.

Wo fand Paulus - wo finden wir die Kraft, mit solcher sorgenden Mutterliebe die zu tragen und zu lieben, die uns verachten und für Feinde halten? Wo anders als in der Liebe Dessen, der uns so geduldig trägt, der uns nachging, als wir Ihn verachteten. Besitzt Er unser Herz, so gehört es auch allen denen, die Er liebt.1 Möchte Seine Liebe die uns bewegende Kraft sein, die Brüder „zu lieben in der Wahrheit“ und die Wahrheit zu bekennen „in Liebe“. Der HErr schenke es uns!

1

1. Joh. 5,1.

1. Sam. 4,12-22 und wir.

Als ich kürzlich eine stille Nachtkrankenwache im Lazarett zu halten hatte, wurde mein Herz beim Lesen des teuren Wortes Gottes auf obiges Kapitel gelenkt und ich wurde tief bewegt beim Betrachten des Schlusses desselben. Ich legte mir die Fragen vor: was ist mir, was ist uns heute die „Lade Gottes“ bezw. das, was uns in ihr vorbildlich gezeigt wird? Haben wir solche Sorge, solche heilige Angst und Fürsorge für dieselbe, wie Eli und seine eine Schwiegertochter, das Weib seines gottlosen, lästernden Sohnes Pinehas?1 Möchten wir das Verhalten dieser beiden Menschen Gottes nicht gering einschätzen, des Eli nicht, indem wir etwa sagen, er hätte nur lieber auf sein Haus achten sollen, daß seine Söhne nicht Jehova so verlästerten - des Weibes Pinehas nicht, indem wir sagen, sie hätte wohl mehr um ihren Mann getrauert. Nein, nicht also! Wohl hat Eli unendlich viel versäumt, indem er seinem Hause nicht „wohl vorstand“ (vgl. 1. Tim. 3,3), und darum dem jungen Samuel Platz machen mußte, aber im Grunde war er ein Mann, dem die Sorge für Jehovas Sache wohl am Herzen lag, der aber nicht Herr wurde seiner Schwäche. Wenn ihm Jehova aber nicht doch die Hauptsache gewesen wäre, nicht hätte er dann das von Ihm über ihn ausgesprochene Gericht so demütig hingenommen und sich darunter gebeugt (Kap. 3!). Wie anders später der arme Saul (Kap. 28 und 31)! Nein, Eli war ein Priester Jehovas, besorgt um Seine Sache! Und nun siehe seine Sorge um die Lade Gottes (V. 13), die von dem damals nur äußerlich mit Recht Gottes Volk heißenden Israel mit in den Krieg mit den Philistern genommen war, ähnlich wie heute die christus- und gottlose Welt Gott auf ihrer Seite zu haben meint, wenn sie äußerlich „mit Gott“ sagt! Elis Sorge war nur allzu berechtigt angesichts dieses Volkes und seiner Oberflächlichkeit, Sünde und Gottentfremdung. Und dann müssen wir sehen, wie sein Tod in Verbindung mit dem Verlust der Lade Gottes steht (V. 18), und es ist mir köstlich, daß der Geist Gottes gerade diesen Ausdruck gebraucht, um die Ursache des Todes Elis festzustellen, nicht etwa denselben als unmittelbare Folge der Nachricht von dem Tode seiner Söhne uns kündet. Und wenn Psalm 116,15 uns sagt, daß „der Tod Seiner Frommen in den Augen Jehovas kostbar ist“, so ist auch Elis von Jehova in Verbindung mit dem Verlust der Lade Gottes zugelassener Tod Ihm Selbst kostbar, und des Priesters Elis Sorge um Gottes Sache wird ihren Lohn finden an Seinem Tage.

1

Nicht zu verwechseln mit dem Pinehas aus 4. Mose 25 und Psalm 106,30!

Aber köstlicher noch ist das Ende seiner Schwiegertochter, des Weibes des „Belialssohns“ (2,12) Pinehas. Sie war äußerlich in einer für „Hiobsbotschaften“ gefährlichen Lage (V. 19) und sie war wohl eine einsame Frau, trotzdem sie verheiratet war, ich möchte meinen, sie ging ihren Weg innerlich getrennt von ihrem Gatten, dessen böses Tun sie nicht billigte, sie liebte Jehova, Er war ihr geheimer Schatz (vgl. Luk. 12,34!). Sie zeigte in ihrer ergreifenden Todesstunde etwas von der Aufgabe einer echten Mutter, die ihrem Kinde etwas Ewiges, Göttliches, Segenbringendes mit ins Leben geben will, auch wenn sie selbst dies göttliche Samenkörnlein nicht mehr pflegen kann noch es aufgehen sehen darf. Sie gab ihrem Kinde einen Namen, der, solange die Bibel gelesen werden wird, ihrer Person, deren Namen der Geist Gottes uns vorzuenthalten für gut befunden hat, ein „Gedächtnis“ bewahrt, das, wenn es auch von dem „Gedächtnis“ übertroffen wird, das uns Matth. 26,13 berichtet, dennoch

auf der gleichen Linie liegt: vom HErrn anerkannt und also der Nachwelt überliefert! Welch ein Erbteil auf den Weg bekam der kleine Jkabod (d. i.: „Nichtherrlichkeit“)! Wird er nicht später, als die Lade längst wieder in Israel weilte, noch erinnert worden sein und andere durch seinen Namen erinnert haben an jene Zeit traurigster Erniedrigung des Volkes Gottes, da die Bundeslade in Feindeshand gelassen werden mußte, und zwar durch des gottentfremdeten Volkes Schuld?! Welche Predigt für ihn und das Volk war sein Name! Und kann man nicht von dort aus die Linie ziehen bis in die „erfüllte Zeit“, da Gott Seinen Sohn sandte, geboren von einem Weibe, den, der „Immanuel“ - „Gott mit uns“ heißt, und in dem die Herrlichkeit den Seinen auf dieser Erde erschien? „Wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut ...“ (Joh. 1,14.) - Wann aber wird kommen die Zeit, da die Herrlichkeit Jehovas inmitten des erneuerten, zurückgebrachten alten Bundesvolkes Israel thronen wird, wie in Jesaja 60 verheißen? Sie wird kommen, ja, Amen!

Und nun überlege in deinem Herzen noch V. 22!

Dieses Wort, vom Heiligen Geist uns überliefert, läßt uns ganz deutlich erkennen, daß es nicht der Verlust ihres Schwiegervaters und ihres Mannes (beachte: von ihrem Manne ist an zweiter Stelle geredet, ihr Schwiegervater stand ihr innerlich näher!) ist, der die Hauptursache ihres Todes ist, sondern der Verlust der Herrlichkeit durch den Verlust der Lade Gottes! Geschwister, steht uns die Sache des HErrn also im Vordergrund? Ist Er, der für Paulus das Leben war, um Derentwillen er alles für Schaden und Dreck erachtete (Phil. 1,21; 3,8), für uns auch so die Hauptsache, die erste Person, unser Schatz, unsere Kraft, Freude, Friede, ja alles in allem, wie wir es hier vorbildlich in diesem vielleicht von der Welt, auch der religiösen Welt damals wenig geachteten Weibe des Pinehas sehen? Wenn anders „wir Christi Geist haben“, so verstehen wir leicht, daß die Bundeslade, die den „Gnadenstuhl“ oder „Sühndeckel“ trug (vgl. 3. Mose 16,14 mit Röm. 3,25), ein Vorbild von Christo ist, wie denn auch ihr Inhalt (die Tafeln des Gesetzes, der Krug mit dem Manna, [vgl. Off. 2,17 und dazu Frg. 6 dieses Jahrbuches!] und der Stab Aarons, Heb. 9,4.5) uns insgesamt und einzeln Christus zeigen oder Züge Seines Wesens, Seiner Schönheit und Seines Werkes und Wirkens. Darüber mehr nachzusinnen, als es gemeinhin wohl unter uns Gläubigen geschieht, ist ein gesegnetes Tun, durch das uns die Person und das Werk Christi herrlicher wird, als wenn wir etwa die Schrift hauptsächlich nur unter dem Gesichtspunkt lesen: was haben wir darin, wie bekommen wir am besten (und bequemsten) Trost und Stärkung für den Weg durch dies Jammertal, besonders jetzt im Kriege?! Ihn suchen in den Schriften (Joh. 5,37) und darin finden und in Ihm „volles Genüge“ haben, „Leben im Überfluß“, „einen gedeckten Tisch angesichts der Feinde“, einen vollen Becher (Joh. 10,10b;

Ps. 23) - das ist Herrlichkeit schon hienieden im Tränental, so daß wir es vermöge Seines Geistes (Joh. 7,37ff.) „zu einem Quellenort“ machen können (Ps. 84,6). - Also in der Lade Gottes sehen wir ein wunderbares Abbild, Vorbild auf Christus Jesus, unseren herrlichen Heiland und HErrn, die Wonne des Vaters (Sp. 8), an dem der Vater allezeit Sein Wohlgefallen hatte, auch als Er auf Erden mitten unter den Feinden weilte, wie einst die Lade Gottes.

Und darum zum Schluß die Frage des Anfangs: Was ist Er uns? Möchten wir von Eli und noch mehr von dem Weibe des Pinehas lernen, in der rechten Weise von Ihm, von dem die Lade Gottes nur „der Schatten“ ist, zu denken und zu reden in dieser Welt und ihr gegenüber, und nicht nur dies, sondern Ihn überhaupt richtig zu werten, einzuschätzen, so daß Er unser Alles, unser Schatz ist, wo unser Herz zu Hause ist! Wie leicht hört man unter Gläubigen nicht geziemend von Christo reden, wie oft hört man sogar im Gebet einen Mißbrauch Seines Namens, sei es, daß der Ihm zukommende Titel

1

Über eine höchst wichtige Frage des persönlichen heiligen Wesens des Herrn Jesu vgl. das auf der letzten Umschlagseite angezeigte Büchlein „War Jesus versuchlich?“!

„HErr“ einfach ausgelassen wird, als wenn er gleichgültig wäre (so auch in vielen sonst schönen Liedern!), sei es, daß Sein Name schier ungezählte Male genannt wird, fast wie ein Flickwort! Laßt uns heilig umgehen mit dem Heiligen (Luk. 1,35, Matth. 7,6, vgl. Frg. 16 ds. Js.), besonders auch, wenn wir vor den Ohren der unheiligen Welt von Ihm oder über Ihn reden und bei solchen Gelegenheiten dann die unwissende und Ihn als Sohn Gottes ablehnende Welt in oft von uns nicht wiederzugebenden, häßlichen, in satanischem Geist gesprochenen Worten von Ihm, unserem Herrlichen, spricht! Laßt uns vorsichtig bemüht sein, Seine Ehre zu vertreten, aber ohne auch nur in oberflächlichen Worten und ähnlichem Wesen, wie jene, zu reden und zu zeugen von Ihm! Bedenken wir Joh. 8,49.50.54! Aber auch, wenn wir mit solchen reden dürfen, die nahe davor sind, Ihm sich zu Füßen zu legen, oder zu Jungbekehrten, daß wir dann doch stets mit der geziemenden Ehrfurcht von Ihm, über Ihn, zu Ihm reden möchten, um Seine Ehre nicht anzutasten und um den anderen ein göttliches Beispiel zu geben, wie Seine heilige Person anzusehen ist. Viel ließe sich über diesen Punkt noch sagen, aber dies genüge, um dem Leser in dieser Hinsicht unsere VerAntwortung für „das Heilige“ zu zeigen.1

1

Über eine höchst wichtige Frage des persönlichen heiligen Wesens des Herrn Jesu vgl. das auf der letzten Umschlagseite angezeigte Büchlein „War Jesus versuchlich?“!

Und von Ihm Selbst zu Seiner Gemeinde, zu Seinen Heiligen, Seiner „kostbaren Perle“ (Matth. 7,6) ist nur ein kleiner Schritt (vgl. Eph. 5,22-33!). Seine Gemeinde, die Sein Leib ist (Eph. 2,23), Sein Haus (1. Tim. 2,15), Seine Herde, Sein Tempel - das alles sind Dinge, die mit unserer Stelle in Verbindung gesehen werden können. Haben wir für dieselben eine solche heilige Sorge wie hier Eli und jenes Weib für die Lade Gottes? Eine solche Besorgnis, daß sie uns wichtiger sind als die Fragen, die uns persönlich betreffen, wie unsere „persönliche Erbauung“, (d. h. losgelöst von der Gemeinde), „Sorgen der Nahrung“, Dinge dieser Welt? Die Gemeinde ist Christi vornehmstes Interesse in der gegenwärtigen Weltzeit, wie uns z. B. Paulus zeigt, der fast nichts an Belehrung uns gibt, losgelöst von der ausdrücklichen Bezugnahme auf die Gemeinde (vgl. z. B. 1. Kor. 10,32 und 2. Kor. 11,28!) - was ist sie uns? Was Ihm, dem HErrn und unserem Haupt köstlich ist - darf und kann uns dies mehr oder weniger gleichgültig sein?

Möchten durch den Geist Gottes uns diese Gedanken, die mir wichtig genug waren, sie weiterzugeben, uns an unsere Vorrechte und VerAntwortung, als „treue Haushalter“ zu handeln, mahnen, indem wir das Tun jener beiden Menschen, des Eli und seiner Schwiegertochter, auf uns wirken lassen! Möchte uns „die Herrlichkeit Gottes in Christo“, ja Er Selbst und Sein Werk, Sein Wirken heute: Seine Gemeinde, über alles gehen, „indem wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare“ (2. Kor. 4,18) und wissen: „Er kommt bald, und Sein Lohn mit Ihm, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird!“ (Offenb. 22,12.20.)

Amen, komm, Herr Jesu!

F. K.

(z. Zt. b. Militär).

Geleitswort an den Leser:

Vertraue still dem Jehova und harre auf Ihn! Erzürne dich nicht über den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der böse Anschläge ausführt! Ps. 37,7.

Seid stark, und euer Herz fasse Mut, alle, die ihr auf Jehova harret! Ps. 31,24.

Seid stark, und euer Herz fasse Mut, alle, die ihr auf Jehova harret! Ps. 31,24.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 20:

1

Auf die Fragen 20 und 21 gingen uns nur je eine Antwort Ein, für die wir den teuren Brüdern und Mitarbeitern dankbar sind. (D. Schriftl.)

Bitte um praktische Winke über Luk. 12,35 mit 2. Chron. 16,9.

Antwort

Über obige Frage könnten wir die Überschrift setzen: Unsere VerAntwortung. Wir sind auf der Welt, um Gott zu verherrlichen, und wie ungeheuer groß ist unsere VerAntwortung nach dieser Seite hin, wenn wir bedenken, daß bei dem Herrn Jesus der Dienst das vollkommene Ausüben des Vaterwillens war. Hier in Luk. 12 zeigt der HErr Seinen Jüngern diesen verAntwortungsvollen Pfad und zugleich den Widerspruch der Welt. Aber ohne Furcht sollten sie ihren Weg gehen, Herz und Gewissen sollten von Ihm, dem Meister, erfüllt sein. Der praktische Grundsatz, der ihren Wandel bestimmen sollte, war die alleinige Abhängigkeit von Ihm, dem Meister (Luk. 12,22-34). Ihre Stellung war gekennzeichnet in den Worten: „Denn wo euer Schatz ist, wird auch euer Herz sein.“ (V. 34.) Vor allem sollten sie nach dem Reiche Gottes trachten und das übrige würde ihnen dazugegeben werden. Diese VerAntwortung setzt eine große Wachsamkeit voraus, Wachsamkeit und Erwartung gehen zusammen. Wenn wir jemanden erwarten, müssen wir in wachender und auch in geschmückter Stellung sein; unser Anzug muß in Ordnung und das Haus erleuchtet sein. Dies ist das kostbare Teil derer, welche den HErrn während Seiner Abwesenheit erwarten. Es ist der Charakter eines wahren Jüngers, der seinen Blick zum Himmel gerichtet hat, während er seinen Dienst auf Erden ausübt. Stehen wir in dieser Erwartung, dann finden wir unsere Belohnung darin, daß Er, der HErr, uns dient (Joh. 13), und dabei werden wir so überwältigt von Seiner Liebe, daß wir unseren Platz und Stellung zu Seinen Füßen finden und Ihm Anbetung darbringen. Hierzu gehören gegürtete Lenden, eine klare in sich abgeschlossene Stellung und brennende Lampen, ein klarer Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, nicht mehr eigenwilliger Gottesdienst, wovon der Jakobsbrunnen, der Joseph gehörte, wo auch dessen Gebeine ruhten (Jos. 24,32), ein Zeugnis war, denn dieser war in den Händen der Fremden, der Samariter, die nichts von Anbetung wußten. Deshalb sagte der Herr Jesus an jener Stelle dem Weibe, daß der Vater wahrhaftige Anbeter suche (Joh. 4,23). Denn nur so wird eine klare Verbindung mit dem Vaterherzen und dem Vaterhause hergestellt werden. Hier wie dort, in Luk. 12 und in 2. Chron. 16 ist's der gleiche Pfad und die gleiche Stellung. Falsche Bündnisse bewegen Asa und er gibt damit Silber und Gold aus den Schätzen Jehovas preis, ja er geht noch weiter in seiner Verblendung: er legt den Seher Hanani in das Stockhaus und tut etlichen vom Volke Gottes Gewalt an. Auch in der Krankheit suchte er Jehova nicht, sondern die Ärzte. Wo euer Schatz ist, wird auch euer Herz sein. Äußere Dinge können unser Herz ausfüllen, oder man kann durch fromme Übungen und eigenen Gottesdienst eine falsche Umgürtung anlegen und Scheinlicht tragen, ähnlich wie Kain und die törichten Jungfrauen (2. Tim. 3,5). Aber unser Gott sieht tiefer und weiter. Er sucht auch jetzt noch wahrhaftige Anbeter und Menschen mit umgürteten Lenden und brennenden Lampen, solche,

die auf ihren HErrn warten. So auch damals und heute: „Seine Augen durchlaufen die ganze Erde, um Sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ Achten wir darauf, daß uns Gott nicht auch sagen läßt: „Hierin hast du töricht gehandelt.“ Möge es vielmehr allen gelten, dem Schreiber und dem Leser: „Glückselig jene Knechte, die der HErr, wenn Er kommt, wachend finden wird (Luk. 12,37).

Th. W.

Frage 21

Ist das AIter der alttestamentlichen Patriarchen (z. B. Methusala) nach unserer Zeitrechnung angegeben?

Antwort

Am vierten Schöpfungstage schuf Gott die Lichter der Ausdehnung des sichtbaren Himmelsraumes mit der Bestimmung, „zu scheiden zwischen dem Tage und der Nacht und zu geben Zeichen, bestimmte Zeiten, Tage und Jahre“ (1. Mose 1.14; vgl. 16-18). „Solange die Erde stehet, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und Nacht“ (1. Mose 8, 22). Dies sind also von Gott Selbst festgesetzte Ordnungen. Seit jener Zeit gibt es Tag und Nacht in ununterbrochener Regelmäßigkeil; aber auch die Zeiten und Jahre werden durch die Sonne bestimmt, wie die Saat und Ernte, der Frost und die Hitze. Diese Regelmäßigkeit der Jahreszeiten kann von Menschen ebensowenig verändert werden, wie die der Tage und Nächte. Auf diese von Gott festgesetzten Ordnungen weist der HErr Selbst durch den Propheten Jeremia hin, wenn Er von der Erhaltung des Volkes Israel spricht, trotz des Gerichtes der babylonischen Gefangenschaft: „Wenn diese Ordnungen vor Meinem Angesicht weichen werden, spricht Jehova, so soll auch der Name Israels aufhören, eine Nation zu sein vor deinem Angesicht alle Tage“, Jer. 31,36.37; vgl. 33,25: „Ich habe die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt.“ Hierauf gründet sich auch der Apostel Paulus mit seiner Hoffnung für Israel, das nun eine Zeitlänge wegen der Verwerfung des Sohnes Gottes und der Nichtannahme des Evangeliums von Christo Jesu auf die Seite gestellt wurde bis zu seiner Wiederannahme (Röm. 11,1-36; vgl. 25-28).

Nach Gottes festgesetzter Ordnung werden die Jahreszeiten von der Sonne bestimmt. Dennoch unterscheiden wir astronomische Jahre von 365 Tagen 6 Stunden, 9 Minuten und 9½Sekunden, durch welche alle vier Jahre ein Schalttag eingefügt und zur Ausgleichung alle 200 Jahre ein Schalttag ausgelassen werden muß.

Sonnenjahre von 365 Tagen, diese hatten schon die alten Ägypter, sie teilten das Jahr in zwölf Monate zu 30 Tagen und fünf Ergänzungstagen. Da Mose in aller Weisheit der Ägypter gelehrt wurde (Apgesch. 7,22), so kannte er diese Einteilung der Jahre und sind wohl auch die vorsintflutlichen Zeiten also bemessen.

Mondjahre sind Jahre von zwölf Mondmonaten und enthalten 354 Tage; ein Mondjahr ist um elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr. Mit dem Auszug der Kinder Israel fing der HErr für sie eine neue Zeitrechnung an (2. Mose 12,2), welche nach Mondmonaten (Neumond) rechnete, aber doch im siebenten Monat das bürgerliche Neujahr als Fest des Blasens einrichtete (3. Mose 23,23-25). Da das

Laubhüttenfest mit der Einbringung der Früchte des Landes zusammenhängt, so mußte notwendigerweise alle zwei oder drei Jahre ein Schaltmonat eingefügt werden (der Veadar), wie es bei den Juden jetzt noch üblich ist. Demnach hatte Israel eine doppelte Jahresrechnung: das bürgerliche Jahr von 365 Tagen und das heilige Jahr, das Mondjahr, streng nach Sonne und Mond berechnet. Da dies, wie es scheint, besonders für Israel eingeführt wurde, so könnte es bei der vorsintflutlichen Zeit auch als ausgeschaltet gelten.

Im Sintflutbericht 1. Mose 7,11 bis 8,14 haben wir eine Jahresrechnung, die mit dem Geburtsjahr Noahs verknüpft ist. Wenn wir den Monat zu 30 Tagen rechnen, so ergibt sich folgendes:

1. Mose 7,11: Der 17. Tg. d. 2. Mts. ist der 47.Tg. d. Js.

1. „ 8,4: 5 Mte. zu 30 Tg. (ab 17.2.) sind 150 Tg.

1. „ 8,5: bis zum 1. Tage des 10. Monats sind es 73 Tg.

1. „ 8,6: noch weitere 40 Tg.

1. „ 8,7: Rabe und Taube, Zeit zirka 30 Tg.

1. „ 8,10: die zweite Taube, Zeit zirka 7 Tg.

1. „ 8,12: die dritte Taube, Zeit zirka 7 Tg.

1. „ 8,13: das 601. Jahr Noahs = 354 Tg.

ist also ein Mondjahr, rechnen wir aber von der dritten Taube noch sieben Tage Wartezeit, dann haben wir ein Jahr zu 12x30 Tagen. Da die Erde erst am 27. Tage des zweiten Monats ganz trocken wurde, so währte die Sintflut ein Jahr und zehn Tage, also genau 354+10=365 oder 370 Tage, etwa vom 1. November bis dahin im folgenden Jahr.

Es ist nun bei der Berechnung des Alters der vorsintflutlichen Patriarchen von wenig Belang, ob Jahre zu 354

oder 365 Tagen berechnet werden. Methusala lebte in Mondjahren berechnet nur 26 Jahre weniger, also 943 Sonnenjahre. Da aber nach Gottes eigener Festsetzung die Sonne das Jahr bedingt, so können wir getrost die Zeitrechnung nach Sonnenjahren festhalten. Des HErrn Wort ist wahrhaftig.

F. Th. H.

Frage 22

Welchen Platz nimmt das Gericht der Lebendigen in Matth. 25,31-46 in der Offenbarung ein?

Antwort A

Diesen Ereignis geht Offenb. 19,11-21 vorauf. Dann wird der HErr auf dem Throne Seiner Herrlichkeit sitzen und alle Nationen werden vor Ihm versammelt werden. Dieses alles wird sich auf Erden vollziehen und ohne Zweifel in Jerusalem bei Beginn des 1000-jährigen Reiches. Auch ist wohl anzunehmen, daß nicht alle Nationen auf einmal vor Ihm erscheinen werden.

anzunehmen, daß nicht alle Nationen auf einmal vor Ihm erscheinen werden.

In der Offenbarung finden wir dieses Gericht nicht buchstäblich beschrieben. In Kap. 20,4 lesen wir, daß Throne gesehen werden, und die darauf saßen, denen wurde gegeben Gericht zu halten und zu herrschen mit Ihm 1000 Jahre. In diesen Worten dürfte man es finden. Es scheint danach, daß der HErr auch bei diesem Gericht Mitgenossen, Mitrichter hat. Man vergleiche Matth. 19,28; 1. Kor. 6,2.3. Wir finden nicht jedes zukünftige Ereignis in der Offenbarung beschrieben. Z. B. von der Entrückung berichtet sie nichts. Wir finden nur die vollzogene Tatsache in Offenb. 4 u 5. Dagegen wird uns die Entrückung in 1. Thess. 4 beschrieben wie auch 1. Kor. 15,51.52. So spricht Matth. 25,31-46 ausführlich von dem Gericht der lebenden Nationen, während die Offenbarung es in Kap. 20,4 nur andeutet.

F. B.

Antwort B

In Matth. 25,31-40 sehen wir das Teil der Gerechten und in den Versen 41-46 das Teil der Gottlosen.

Nachdem der Herr Jesus als Sohn des Menschen vom Himmel herabgekommen ist, wird Er Sich als König auf den Thron der Herrlichkeit setzen. (Matth. 25,31-34.) Alsdann wird das Gericht der lebenden Nationen oder Völker beginnen. (Dieses Gericht der Lebendigen ist nicht zu verwechseln mit dem Gericht der Toten in Offenb. 20.)

Hier in Matth. 25 handelt es sich um die bei der Wiederkunft des HErrn lebenden Völker auf Erden. Diese scheidet der HErr in Schafe und Böcke, die einen nennt Er „Gesegnete“ und „Gerechte“, die anderen „Verfluchte“. Die Gesegneten gehen ein in das Reich (1000-jährige Reich), die Verfluchten in die ewige Pein.

Nicht um die Gemeinde, die Braut, handelt es sich hierbei, diese ist schon zuvor in den Himmel entrückt. Sie wird ihren HErrn als den König Israels bei Seiner Herabkunft zum Gericht begleiten und dabei zugegen sein. (1. Kor. 6,2; Offenb. 19,14.) Dieses Gericht der Lebendigen steht dem Gericht der Toten gegenüber. Dieses letztere findet viel später - nach dem 1000-jährigen Reiche - statt, wenn die Welt ihr Ende gefunden hat, also Himmel und Erde aufgelöst sind. (Offenb. 20,11.)

Vielfach werden diese beiden Gerichte, das über die lebenden Völker (Matth. 25,31-46) und das Endgericht über die Toten (Offenb. 20,11-15) miteinander verwechselt.

In Offenb. 20,11-15 sehen wir den „großen weißen Thron“, Bücher werden aufgetan, und die Toten werden nach dem gerichtet, was in den Büchern geschrieben ist, nach ihren Werken. Alle, von Anbeginn der Geschichte an, müssen erscheinen. Es heißt: „Das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren.“ Kein Toter bleibt zurück.

Während es sich hier (Offenb. 20) um das Gericht der Toten handelt, bei dem kein Lebendiger zugegen ist (und wie könnte auch ein Lebendiger dabei sein, da Himmel und Erde schon vergangen sind), handelt es sich in Matth. 25 um das Gericht der Lebendigen, und kein Toter ist dabei zugegen. - Die Toten werden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken; die Lebendigen dagegen werden gerichtet gemäß ihrer Stellungnahme zu denen, die der HErr „Seine Brüder“ und „die Geringsten“ nennt.

Brüder“ und „die Geringsten“ nennt.

„Diese Seine Brüder“ (V. 40 u. 45) sind die, welche nach der Entrückung der Gemeinde das Evangelium des Reiches predigen, und in der Aufnahme oder Verwerfung dieser offenbarte eben jeder die Aufnahme oder Verwerfung Christi.

Wohl uns, wenn wir über die Gerichte hinausblicken dürfen auf Ihn, den kommenden HErrn, der für uns im Gericht war und uns damit eine ewige Herrlichkeit erworben hat.

Ph. W.

Antwort C

Zur BeAntwortung dieser Frage ist es wichtig, sich über Matth. 25 und die Endgerichte der Offenbarung klar zu werden.

In Matth. 24 u. 25 Antwortet der HErr Seinen Jüngern auf die Frage: „Wann wird dieses sein, und was ist das Zeichen Deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?“ (Vers 3.) Es ist das jüdische Zeitalter gemeint. Von der Gemeinde war den Jüngern noch nichts bekannt (siehe Antwort Auf Frage 14, 1917). Der HErr teilt Seinen Jüngern mit:

1. Auf der Erde werden Kriege, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben sein. Die Juden werden gehaßt und verfolgt werden, falsche Propheten werden aufstehen. Und - „dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis“ (24,14); Kap. 24,1-28.

2. Christus, der Sohn des Menschen, wird auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit erscheinen, und Er wird durch Seine Auserwählten den Überrest aus Israel von den Enden der Erde versammeln. (24,29-31).

3. Dann redet der HErr von Seinen Knechten, ihrem Verhalten während Seiner Abwesenheit und ihrer Belohnung in den Gleichnissen vom Feigenbaum, von den zehn Jungfrauen und von den anvertrauten Talenten (Kap. 24,32 - 25,30).

4. Von Vers 31-46 in Kapitel 25 kündigt der Herr das Gericht der Nationen bei Seiner Wiederkunft in Herrlichkeit an. Beachten wir, es ist das Gericht über die Lebenden, nicht über die Toten. Das Gericht geschieht nach dem Verhalten der Völker zu Seinen Brüdern, den Juden. Drei Klassen werden unterschieden: Schafe, Böcke und Brüder. Die Einen werden gerettet, die Anderen gehen in die ewige Pein.

Vergegenwärtigen wir uns nun die Ereignisse von Offenbarung 19 u. 20.

Das 19. Kapitel beginnt mit den vier Hallelujas der verherrlichten Heiligen (1-6); hierauf heißt es in Vers 7: „Die Hochzeit des Lammes ist gekommen“.

Mit Vers 11 beginnt alsdann das zweite Kommen des HErrn in Herrlichkeit (Matth. 24,30 u. 25,31). Christus kommt auf weißem Pferde aus dem geöffneten Himmel, auf daß Er die „Nationen schlage“ (Vers 15). Das Tier, die Könige der Erde und ihre Heere versammeln sich, um mit Ihm Krieg zu führen; aber das Ergebnis ist das endgültige Gericht über das Tier (Vers 19), den falschen Propheten (Vers 20) (siehe auch 13,1 u. 13,11-17) und die Könige der Erde (Vers 21).

(Vers 20) (siehe auch 13,1 u. 13,11-17) und die Könige der Erde (Vers 21).

Am Anfang des 20. Kapitels wird uns dann mitgeteilt, daß Satan, die alte Schlange, tausend Jahre gebunden wird (Vers 1-3). Nachdem der Abgrund über ihm verschlossen ist, beginnt das Tausendjährige Reich, an dessen Anfang die erste Auferstehung ihren Abschluß findet. Niemand, der verloren geht, nimmt daran teil. Die Unerlösten werden nicht anferweckt, sondern nehmen nach dem Tausendjährigen Reich an dem Gericht der Toten teil (Vers 11-16).

Nach dem Tausendjährigen Reich werden Satan und seine Mitgefangenen losgelassen. Der Teufel verführt die Nationen wiederum. Aber Christus richtet den Gog und den Magog (Vers 9), Satan (Vers 10) und die Toten vor dem großen weißen Thron (11-16). Dies ist das Endgericht, das Gericht der Toten, von dem aber in Matth. 25 keine Rede ist. Es ist also klar, daß das Gericht der Nationen in der Offenbarung nicht erwähnt ist, wie andererseits das Gericht der Toten im Matth.-Evangelium nicht zu finden ist. Das Gericht in Matth. 25 als das Jüngste Gericht zu bezeichnen ist unrichtig und irreführend. Das Matthäusevangelium berichtet von dem Messias und Seiner Verwerfung von seiten der Juden bei Seinem Kommen in Knechtsgestalt; ferner im 25. Kapitel von der Wiederkehr des Messias in Herrlichkeit, wobei Er die Nationen nach ihrem Verhalten zu dem gläubigen Überrest der Juden richten wird. Die Offenbarung erzählt uns hiervon nichts, da sie den ganzen Verlauf der großen Ereignisse bis zur endgültigen Beseitigung des Bösen, Satans, und seiner Anhänger berichtet. Es scheint mir, daß das Gericht der Nationen (Matth. 25) nach dem Gericht über das Tier, den falsche Propheten und die Könige der Erde stattfindet; also am Ende des 19. Kapitels.

Stellen wir nun, soweit wir das bis heute erkennen, die Ereignisse der letzten Zeit, des „Tages des HErrn“, zusammen, so erhalten wir folgende Ordnung:

1. Die Wiederkunft des HErrn in Herrlichkeit (Matth. 24,29.30; Offenb. 19,11).

2. Das Tier und der falsche Prophet werden in den Feuersee geworfen; die

Könige der Erde und ihre Heere verfallen dem Gericht (Offenb. 19,11-21).

3. Das Gericht über die Nationen (Matth. 25,31-46; Sach. 14,1-9).

4. Der Abschluß der ersten Auferstehung und das Tausendjährige Reich

(Offenb. 20,4-6).

5. Die satanische Empörung und ihr Enden (Offenb. 20,7-10).

6. Die zweite Auferstehung, die Auferstehung der Toten und das Endgericht

(Offenb. 20,11-15).

7. Der Tag Gottes, nachdem die Erde verbrannt ist durch Feuer (2. Petr. 3,1;

Offenb. 21,1).

Wir möchten nicht verfehlen, den Gläubigen das aufmerksame Lesen und Sichversenken in die Offenbarung zu empfehlen. Wir nähern uns der Endzeit. Der gegenwärtige Weltkrieg bringt Entscheidungen, an die wir noch vor wenigen Jahren nicht gedacht haben. Die finstere Stunde der

Mitternacht wird bald dem Morgenrot des Tages des Herrn weichen mussen.

C. S.

 

Frage 23

Ich bitte um Aufklärung über „die Urim und die Thummim“ (Luther: „Licht und Recht“) nach 2. Mose 28,30!

Antwort A

Durch eine mächtige Errettung (Passahlamm) hatte Gott Sein Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens befreit und für immer durch das Rote Meer von Ägypten getrennt. Nun stand es im Begriff, nach Kanaan zu ziehen. In Mose gab Gott dem Volke einen Führer. Obwohl das Volk den starken Arm Jehovas kennen gelernt hatte, war und blieb es allen menschlichen Gebrechen und Verirrungen zugeneigt, bereit zu klagen und zu murren und Jehova zu vergessen. Um mit dem Volke weiter in Verbindung zu bleiben, ihm nahe zu sein und es segnen zu können, ordnete Gott das Priestertum an.

Kap. 28 beschreibt uns die Kleidung des Priesters. Nie durfte und konnte der Priester in seiner eigenen Kleidung vor Jehova erscheinen. Seine Kleidung mußte der Herrlichkeit Gottes entsprechen. An dieser Kleidung war alles bedeutungsvoll. Besonders beachtenswert war das Oberkleid mit dem Ephod und dem Brustschild. Auf dem Ephod, das Aaron über den Schultern trug, waren zwei Onixsteine angebracht, und auf diesen Steinen waren die Namen der zwölf Stämme Israels, in Gold eingefaßt, eingegraben. Ebenso waren auf dem Brustschilde vier Reihen kostbarer Steine mit den Namen der zwölf Stämme eingesetzt. In dieses Brustschild des Gerichtes sollten die Urim und die Thummim hineingelegt werden, so daß sie auf dem Herzen Aarons waren, wenn er zu Jehova hineinging.

Israel, als Volk aus Ägypten gerettet, stand unter den großen Gnadenerweisen Gottes, aber auch unter großer VerAntwortlichkeit, und, infolge seines Zukurzkommens, unter Gericht. Das Priestertum wurde angeordnet, um die Verbindung mit Gott in Gnade zu unterhalten. Der Priester war somit der Vertreter des Volkes bei Gott. Er trug das Volk und sein Gericht gleichsam vor Gott auf seinen Schultern und auf seinem Herzen. Welcher Fehl auch bei den zwölf Stämmen gefunden werden und welches Gericht über sie kommen mochte, ihre Namen glänzten beständig in unverwelklichem Glanze auf Schulter und Herz des Hohenpriesters vor Gott. Gott hatte ihre Namen dorthin gesetzt, und niemand vermochte sie dort wegzunehmen.

Die Urim und die Thummim wurden in das Brustschild hineingelegt. Was waren sie? Von ihnen steht nicht geschrieben, daß sie wie die anderen Gegenstände von Männern weisen Herzens gemacht wurden. Aus verschiedenen Stellen des Wortes Gottes sehen wir, daß die Urim und Thummim mit den Mitteilungen der Gedanken Gottes über die mancherlei Wege und Fragen in der Geschichte Israels in Verbindung standen (4. Mose 27,21; 5. Mose 33,2-10). Der Hohepriester trug nicht nur das Gericht des Volkes vor Jehova, er empfing auch Antwort und die Gedanken und Urteile Gottes für das Volk. Er war somit der Vermittler der Gedanken Gottes für das Volk.

Schreiber dieses neigt zur Annahme, daß die Urim und Thummim damals noch ein göttliches Geheimnis war betr. der Liebesratschlüsse Gottes, speziell über Sein Volk, und zugleich vorbildlich ein

Hinweis auf Jesum, Seinen geliebten Sohn, als Hoherpriester für alle Heiligen der gegenwärtigen Gnadenzeit.

Die in manchen Bibelübersetzungen angegebene Bedeutung der Worte Urim und Thummim als Lichter oder Licht und Vollkommenheit erinnert uns an 1. Joh. 1,5: Gott ist Licht. Es war etwas Großes, daß Aaron sich Gott nahen durfte, aber er ist das Vorbild vom HErrn, dem vollkommenen Priester. Was wir in Aaron sehen, ist in Christo verwirklicht in Vollkommenheit. Die Schultern, die das Metall tragen, tragen auch das schwächste Glied Seiner Gemeinde. Beständig sind wir auf Seinem Herzen vor Gott im Heiligtume. Und in den täglichen Umständen des Lebens teilt Er uns durch Seinen Geist vermittelst des Wortes die Gedanken Gottes mit (Urim und Thummim). Wir haben nicht mehr nötig, durch Träume und Gesichte unterwiesen zu werden. Wir wandeln in Abhängigkeit von Ihm und Seinem Worte, und so haben wir die Urim unseres großen Hohenpriesters und wird es uns nicht an Licht fehlen.

F. B.

Anmerkung des Herausgebers

Den Urim und den Thummim wird in der Schrift einzeln der Artikel vorangestellt, welches erweist, daß es zwei unterschiedene Gegenstände waren, und nicht, wie manche annehmen, nur ein Gegenstand war. Mose sollte sie in die Falte des Brustschildes legen (2. Mose 28,30; 3. Mose 8,8.) Woher sie kamen - ob Gott sie ihm gab; was sie waren - ob kostbare Steine; welche Gestalt und Form sie hatten - darüber hat Gott nichts niederschreiben lassen, und deshalb vermag auch niemand etwas darüber zu sagen. Das erste, was wir über sie lesen, lautet: „Und lege in das Brustschild des Gerichtes die Urim und die Thummim“ (2. Mose 28,30). Hieraus möchte man schließen, daß sie Mose bereits von Gott gegeben oder doch so bezeichnet worden waren, daß er sie nur nehmen konnte.

Wenn wir nun auch nicht wissen, was sie waren, so wissen wir doch dreierlei, und daraus können wir lernen: I. Ihre Namen: Namen der Schrift sind nicht nur eine Kennzeichnung und Unterscheidung, sondern enthalten auch die Bedeutung, das Wesen des Benannten. Ihre Namen sind „Licht“ und „Vollkommenheit“ (in der Mehrzahl). Nicht Israels, sondern Gottes Licht und Vollkommenheit. In den Urim und den Thummim wurde Israel der Grundsatz gezeigt, daß in jeder Sache oder Frage das Licht und die Vollkommenheit Gottes entscheidend sein sollte.

II. Ihren Platz: Da wo das Wesen und die Wirkung der Urim und der Thummim gefunden werden sollte.

1. „In dem Brustschilde mit den zwölf Steinen“. Das Brustschild trug die zwölf kostbaren Steine, die das Volk Israel darstellten. Verborgen hinter diesen Steinen befanden sich die Urim und die Thummim. Zeigt uns dieses nicht, daß das Wesen der Urim und der Thummim, das Licht und die Vollkommenheit Gottes in diesem zwölsstämmigen Volke von der Welt gesehen werden sollte?

2. „Auf dem Herzen Aarons“. Dieses zeigt uns andererseits, daß „Licht“ und „Vollkommenheit“ in Gnade bei dem Volke wohnen wolle. Auf dem Herzen des Hohenpriesters sollten sie sein, denn ohne das Hohepriestertum - ohne den Dienst der Gnade, hätte das „Licht“ und die „Vollkommenheit“ Gottes das Volk verzehren müssen.

3. „Vor Jehova“. Im Heiligtum vor Seinem Auge wollte Gott Sein Volk haben. Auf der Brust des

3. „Vor Jehova“. Im Heiligtum vor Seinem Auge wollte Gott Sein Volk haben. Auf der Brust des Hohenpriesters in den zwölf kostbaren Steinen mit den dahinter liegenden Urim und Thummim sollte es vor Jehova ins Heiligtum gebracht werden. In der Herrlichkeit des göttlichen Lichtes und der Vollkommenheit, so wollte Gott Sein Volk im Heiligtume schauen.

III. Ihre Anwendung: Die Urim und die Thummim sollten dem Volke Aufschluß, Unterweisung über den Willen Gottes in allen Fragen geben. Sie sollten befragt werden, so ordnete Gott es an (4. Mose 27,21). In allen Fragen der Wüstenreise wollte Gott durch sie Licht geben. In welcher Weise dies geschah, ob eines gleich dem Lose herausgenommen und dadurch der göttliche Entscheid gegeben wurde, wird uns nicht gesagt. Es genügt, Gott gab durch die Urim und mittels des Bundes des Hohenpriesters Seinem Volke Unterweisung für ihren Weg durch die Wüste nach Kanaan.

Nach Davids Tagen finden wir die Urim und die Thummim nicht mehr. Abjathar ist der letzte, von dem uns berichtet wird, daß er das Ephod (welches mit dem Brustschilde und dem Urim und Thummim verbunden war) gebrauchte, um Gott zu fragen. (1. Sam. 23,6-9 u. 30,7.) In den Tagen Esras und Nehemias war kein Priester für die Urim und Thummim mehr da. Dies kam zum Ausdruck, als etliche ihre Herkunft nicht angeben konnten. Ihre Zugehörigkeit zum Volke Gottes war fraglich. (Wie auch heute bei manchen; sie sind gleich jenen in derart babylonischen Verbindungen, daß es schwer zu sagen ist, welchem Geschlecht sie angehören.) Niemand konnte es entscheiden als allein der Hohepriester mit den Urim und Thummim. Die Sache mußte unentschieden gelassen werden, bis ein solcher aufstände. (Esra 2,62.63; Nehem. 7,64.65; 2. Tim. 2,19).

Dieser Hohepriester, nach dem der treue Überrest damals ausschaute, ist gekommen in der Person des HErrn. In Ihm finden wir alles wieder. Bei Ihm sind die Urim und die Thummim.1 Er läßt das Licht und die Vollkommenheit Gottes auf alles prüfend, beurteilend und entscheidend leuchten. Er wandelt heute unter den Gemeinden, alles prüfend und erforschend, ob die „Leuchter“ Gottes Licht und Vollkommenheit ausstrahlen und Seine Herrlichkeit in den Gemeinden gesehen wird.

1

In der einzigartigen Stelle in Jak. 1,17 finden wir beide, die Urim und auch die Thummim. Die Urim: Der Vater der „Lichter“. Die Thummim (die Vollkommenheit): Bei welchem „keine Veränderung ist noch ein Schatten von Wechsel“.

Wie einst Aaron, der Repräsentant Israels, vor Jehova im Heiligtum war, so ist auch Er heute im Heiligtum und trägt vor Gott die Namen der Seinigen auf Seiner Brust, und in Ihm sieht Gott uns in dem Lichte und der Vollkommenheit Seiner ewigen Vorsätze.

Und wie Israel, so empfangen auch wir auf der Pilgerreise nach dem oberen Kanaan die Unterweisungen der Urim und der Thummim. Wir wandeln nicht im Lichte der Gebote Sinais, sondern im Lichte der Herrlichkeit Gottes. Die Erkenntnis Gottes weist uns unser Verhalten an. Das Licht und die Vollkommenheit Gottes sind der Maßstab für alles! Was diesen zuwider - entgegen ist, muß verurteilt werden. Unser „Ausziehen“ und „Einziehen“, unser ganzer Gang, ist nicht nach dem Gesetz, sondern nach der Erkenntnis Gottes. Alles, was Ihm nicht würdig, was unpassend, was unschicklich Seinem Lichte und deiner Vollkommenheit ist, das muß abgelegt werden. So geben die Urim und die Thummim durch den Mund des großen Hohenpriesters Seinem Volke auch heute noch Unterweisung für den Weg.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Christus und die Gemeinde.

Gottes Hauptplan und Wirken im gegenwärtigen Zeitalter betrifft nicht die Schöpfung, nicht die Völker, nicht Israel, nicht die Wiederherstellung aller Dinge, sondern „das Geheimnis“, Seine Gemeinde.

In den frühsten Tagen Seiner Wege mit den Menschen war Sein Wirken mit den Patriarchen verbunden. Später mit Israel. Immer finden wir die Treuen in Übereinstimmung mit Seinem Wirken. Dann begann ein neuer Tag. Sein Sohn erschien auf Erden. Alles Wirken Gottes war jetzt in Verbindung mit Seinem Sohne, und wieder finden wir die Treuen in Übereinstimmung mit Ihm. Sie verließen alles und folgten Ihm nach. Und heute? Der Sohn ist verworfen. Er ist in der Herrlichkeit. Gott aber hat den Heiligen Geist auf die Erde gesandt, und durch Ihn wirkt Er ein neues Werk, das ist Seine Gemeinde. Und wie zu allen Zeiten werden wieder die Treuen in Übereinstimmung mit Seinem Wirken sein. Als der Sohn auf Erden war, da konnte Er sagen: „Ich komme, um Deinen Willen, o Gott, zu tun“;1 und wieder: „Mein Vater wirkt ... und Ich wirke“.2 Was das Wirken Seines Vaters war, das war auch Sein Wirken. So soll es auch bei uns sein, ja, es kann nicht anders sein, wenn wir Ihn kennen und lieben.

1

Hebr. 10,7.

2

Joh. 5,17.

Stehen wir abseits von der Wahrheit Seiner Gemeinde, so ist die notwendige Folge, daß wir auch in anderen Dingen nicht gottgemäß gefunden werden können. Wir können nicht abseits von Seinem Plane für uns allein wandeln und Ihm wohlgefallen.

Jeder Gläubige ist durch den Geist mit Seiner Gemeinde verbunden, ein Teil derselben, sie beeinflussend in der Darstellung der Gedanken Gottes. Geht ein Glied an Seinen Gedanken über Seine Gemeinde vorüber, so kann es nicht Gottes Wohlgefallen haben. So tadellos auch der persönliche Wandel, und so viel Hingabe und Eifer ich auch haben mag, verwirkliche ich nicht praktisch meine Zugehörigkeit zur Gemeinde, die Sein Haus ist, so habe ich den mir vom HErrn angewiesenen Platz verfehlt. So viel Anerkennung und Lob ich auch von Menschen finden mag, es ändert nichts an der Tatsache: Ich bin an dem Hauptziel Seines Wirkens vorübergegangen. Sein Wirken war nicht mein Wirken.

Manche meinen nun, die Wahrheit der Gemeinde sei wohl für die damalige Zeit, aber nicht für heute passend. Die Verhältnisse, die Menschen, kurz, die Welt sei so gänzlich verändert, daß es geboten sei, die Gemeinde diesen anzupassen.

Die solches sagen, sehen nicht, daß sie damit die Gemeinde zu einem Teil der Welt machen. Hat aber die Gemeinde und ihr Haupt einen Zusammenhang mit der Welt? Wenn das Haupt nicht der Welt angepaßt werden kann, kann es dann der Leib? Müssen die göttlichen Ordnungen betreffs Seiner Gemeinde Rücksicht nehmen auf das Wesen der Zeit, und sollen Dinge, die dem Willen Gottes zuwider sind, die Wahrheit Seiner Gemeinde aufheben? Nichts gibt mir ein Recht, das Bild der Gemeinde, wie es die Schrift zeichnet, als die heute noch geltende Norm aufzugeben. Soll das Wort Gottes sich dem Menschen oder dem Zeitlauf anpassen? Nimmermehr! Alles muß sich dem Worte beugen.

beugen.

Andere sagen: Gewiß, die Gemeinde ist im jetzigen Zeitlauf der Zentralgedanke Gottes, aber unter „Gemeinde“ dürfe man keineswegs die als Gemeinde zusammenkommenden Kinder Gottes verstehen, sondern die sogenannte „unsichtbare“ Gemeinde, d. h. die Summe aller bereits gestorbenen, teils lebenden, teils noch nicht geborgen Kinder Gottes.

Laßt uns an der Schrift prüfen, ob im gegenwärtigen Zeitalter der Zentralgedanke Gottes nur die sogenannte „unsichtbare“ oder auch die auf Erden sichtbare Gemeinde umfaßt, und ob wir für diese verAntwortlich sind.

Die Schrift gibt uns über Seine Gemeinde nach vier verschiedenen Seiten hin Belehrungen, Belehrungen, in denen uns sowohl Seine Gedanken wie auch unsere VerAntwortlichkeit, dieselben auszuführen, gezeigt werden. Wir finden:

I. Die Gemeinde, als die große Gesamtgemeinde gesehen, bestehend aus allen Gläubigen, die jemals lebten, vom ersten Pfingsttage (Apgesch. 2) an bis zum Kommen des HErrn in der Luft (1.Thess.4). Der HErr sagt: „Auf diesem Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen“,1 und der Gemeinde ist Er als Haupt gegeben.2 Sie ist die Braut, das Weib des Lammes, die heilige Stadt, die aus dem Himmel herniederkommt.3

1

Matth. 16,18.

2

Eph. 1,22; 3,21.

3

Offenb. 21,9.10.

II. Dieselbe Gemeinde, gesehen als bestehend aus allen Gläubigen, die zurzeit auf Erden leben. Diese lebenden Gläubigen (in ihrer Gesamtheit) bilden bis zur Ankunft des HErrn stets das „Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist“.1 Als Paulus diese Worte schrieb, waren viele Gläubige schon entschlafen. Der Heimgang solcher hob aber nicht die Gemeinde auf. Alle zur Zeit Timotheus' lebenden Gläubigen bildeten damals die Gemeinde Gottes. Und dieselbe Gemeinde ist heute noch da, obgleich von jenen Gläubigen niemand mehr lebt. Es ist noch dasselbe Haus Gottes, bewohnt von demselben Heiligen Geiste, obgleich andere Personen es bilden. Genau so wie damals gilt heute noch das Wort des Apostels: „Auf daß du wissest, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist.“2 Vergl. Auch 1. Kor. 10,32; 12,28; Eph. 3,10; 5,29 u. a. m. (Es ist wie mit einem Regiment. Z. B.: Im Jahre 1621 wurde das Leibgarde-Regiment Nr. 115 [Darmstadt] gegründet. Dasselbe Regiment existiert heute noch, obgleich niemand mehr von denen lebt, die es seinerzeit bildeten.)

1

1. Tim. 3,15.

2

1. Tim. 3,15.

III. Dieselbe Gemeinde, gesehen als örtliche Gemeinde, bestehend aus allen Gläubigen an einem Orte. Alle Gläubigen, welche in Rom, in Jerusalem usw. wohnten, wurden durch den Heiligen Geist als die Gemeinde in Rom, Jerusalem usw. angeredet.1

1

1. Kor. 1,2; 2. Kor. 1,1 ; Apgesch. 8,13; Offenb.1,11 usw.

Diese Gläubigen an einem Orte sind natürlich mit eingeschlossen, sowohl in die unter I bezeichnete Gesamtgemeinde wie auch in die unter II bezeichnete eine Gemeinde auf Erden. Alles, was diesen gilt, gilt auch der örtlichen Gemeinde. Sie ist berufen, an ihrem Orte die Wahrheit der einen und Gesamtgemeinde darzustellen. „Ihr aber“ (sagt der Apostel zur örtlichen Gemeinde in Korinth) „seid der Leib Christi und Glieder insonderheit.“1 Das, was die Gemeinde in ihrer Gesamtheit war, das sollten die Gläubigen als Gemeinde in jedem Orte insonderheit sein. Sie sind an ihrem Orte ein Ganzes und verAntwortlich, die Wahrheit und den Charakter der Gemeinde Gottes zu offenbaren. In Einheit verbunden mit allen, und doch jede Gemeinde für sich dem HErrn verAntwortlich, nichts in ihrer Mitte zu dulden, was irgend mit Seinen Gedanken über Seine Gemeinde in Widerspruch steht.

1

1.Kor. 12,27.

ihrer Mitte zu dulden, was irgend mit Seinen Gedanken über Seine Gemeinde in Widerspruch steht.

1

1.Kor. 12,27.

In der Gemeinde in Korinth herrschte viel Unordnung. Diese Dinge konnten dort Boden finden, weil sie in Unwissenheit über Gott waren. Zur Beschämung mußte Er es ihnen sagen.1 Hätten sie Gott gekannt und sich als „Gottes Gemeinde“, so hätte der „Mensch“ und das „Fleisch“ ihr Auge nicht gefesselt, und die Dinge der Unordnung hätten keinen Platz gefunden.

1

1.Kor. 15,34.

Und heute? Ach, die Mehrheit der Gläubigen hat das lebendige Bewußtsein, „Gottes Gemeinde“ zu sein, verloren. In den sieben Sendschreiben der Offenbarung wird uns gezeigt, daß der HErr heute noch inmitten Seiner Gemeinde wandelt. Sein Auge sieht alles. Er ermutigt, tadelt, ruft zur Buße, züchtigt. Wohl uns, wenn wir zur Besinnung und

zur Buße kommen und alles, was Seiner Gemeinde nicht entspricht und mit Seinen Anordnungen nicht im Einklang ist, hinwegtun.

IV. Dieselbe Gemeinde, gesehen zusammengekommen „als Gemeinde“. Z. B. sagt der Apostel: „Wenn ihr als (oder in) Gemeinde zusammenkommt“, und wieder, daß er lieber „in der Gemeinde“ fünf Worte reden will usw.1 Es mag sein, daß nicht alle Gläubigen an einem Orte vollzählig zusammenkommen (weil, wie in Korinth, „viele schwach, krank“ oder andere Hinderungsursachen da sein mögen). Die Zusammengekommenen aber betrachtet die Schrift „als Gemeinde“ versammelt.

1

1. Kor. 11,18; 14,19 u. a. m.

Obgleich alle an diesem Zusammenkommen als Gemeinde nicht teilnehmen mögen, sind und gehören sie doch (ob daheim oder versammelt) zur Gemeinde an ihrem Orte. Aber alle sollten, wenn die Gläubigen in der Wahrheit der Gemeinde Gottes (der jedes Glied verpflichtet ist unterworfen zu sein) zusammenkommen, auch dort gefunden werden.1

1

Z. B. wenn die Gemeinde zusammenkommt, das Abendmahl des HErrn zu feiern. Wie sollte das Bild der von Gott gemachten Einheit „ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen“, dort gesehen werden!

Wir sehen somit aus der Schrift, daß das große Zentralwirken Gottes im jetzigen Zeitalter nicht nur die sogenannte unsichtbare Gemeinde, sondern überhaupt Seine Gemeinde nach jeder Seite hin umfaßt.

Solange Er Seine Gemeinde hienieden hat und Sein Geist in ihr wohnt und wirkt, solange der HErr inmitten der Leuchter prüfend wandelt und Er „in der Gemeinde“1 die Gaben setzt „für die Auferbauung Seines Leibes“,2 solange gelten uns auch Seine Anordnungen über unser Verhalten im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, und haben wir keine Freiheit, Gottes Gemeinde als Nebensächliches zu behandeln, noch sie den Formen und Verhältnissen der Welt anzupassen.

1

1. Kor. 12,28.

2

Eph. 4,12.

Es ist nicht schwer zu sehen, daß, so wie Satan zu allen Zeiten gesucht hat, Gottes Volk zu hindern, in die Gedanken Gottes einzugehen, er auch heute dabei ist, den Gläubigen den Blick für Seine Gemeinde zu verdunkeln.

Der HErr schenke Gnade, nüchtern und wachsam zu sein.

Einige Gedanken zu Apgesch. 7,54-60.

Zu dieser Stelle, die uns Gläubige stets aufs neue ergreift, so oft wir sie lesen, ist mir unter vielen eins so besonders köstlich: daß wir in ihr ein eigentümlich schönes Beispiel haben von der erst viel später uns geschenkten Belehrung über das Verwandeltwerden in des Herrn Jesu Bild nach 2. Kor.

3,18. Nämlich in Vers 59 und 60 finden wir ganz deutlich die Gesinnung Jesu, und zwar entspricht Vers 59 dem Wort des HErrn am Kreuz nach Luk. 23,46: „Vater, in Deine Hände übergebe Ich Meinen Geist“, und Vers 60 der ebenfalls am Kreuz ausgesprochenen Bitte des Heilands: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Luk. 23,32-34.) Daß bei dem HErrn diese Worte in umgekehrter Reihenfolge (und zwar als letztes und erstes Wort am Kreuz!) erfolgten und daß sie sich betreffs ihrer Tiefe und Breite, Länge und Höhe weit über die des Stephanus erhoben, zeigt die Vollkommenheit des Menschen Christus Jesus gegenüber dem Menschen Stephanus.

Aber dieser beweist uns, daß es herrliche, köstliche Tatsache ist mit der Verwandlung in des HErrn Bild, wenn die Vorbedingung derselben unser Teil ist: „Das Anschauen der Herrlichkeit des HErrn.“ Er hatte in seinem Leben also hineingeblickt, und besonders seine Todesstunde gibt uns davon ein liebliches Zeugnis in Vers 55. Und hierzu noch eins, was mir wertvoll zu sein scheint: Wann schaute Stephanus gen Himmel - als er unter den Steinwürfen zusammenbrach, also in der höchsten Todesnot, oder schon vorher? Nicht wahr, der Heilige Geist berichtet uns, daß er vorher seinen Blick aufwärts gerichtet hielt, daß er „voll Heiligen Geistes unverwandt gen Himmel schaute“! Welch gesegnetes Tun!

Meine geliebten Geschwister! Ist das unsere Übung? oder sind erst die Not, die Kriegsnot, höchstes Leid, Krankheit, Tod vor Augen unsere Lehrmeister im Schauen gen Himmel? Sicher werden wir auch dann etwas von Ihm sehen und Er wird uns nicht enttäuschen, aber Er ist es wert, daß wir auf Ihn schauen zu aller Zeit, auch in guten Tagen, daß unsere Blicke sich wegkehren von dem Wesen der Welt in jeder Hinsicht, dem HErrn in der Herrlichkeit aber zugewandt sind und mehr und immer treuer werden (Hebr. 12,1-3), daß wir mehr in der Gesinnung des Paulus stehen nach Phil. 1,21 oder auch den beiden Menschen in Luk. 2,25-38 gleichen. Welch Gewinn für Zeit und Ewigkeit ist diese Gesinnung! Es ist die Gesinnung, die auch in Christo Jesu war, es ist Sein Wesen, Sein Verhalten auch in Seiner Erdenlaufbahn gewesen, zu aller Zeit mit dem Vater in Verbindung und Gebetsverkehr zu leben. Ganz besonders schön offenbart uns dies Joh. 16,33 - 17,1ff.!

Möchten wir doch lernen von Stephanus, uns hineinverwandeln zu lassen in des Herrn Jesu Bild durch das Anschauen Seiner Herrlichkeit! „Laßt uns Gnade haben“

(Hebr, 12,28), diese böse Zeit auszukaufen durch treues Zeugen von Ihm und für Ihn, der uns liebt und Sich Selbst für uns gegeben hat (Eph. 5,1-21), aber laßt uns nicht vergessen, durch Gnade den Blick fest auf Ihn gerichtet zu haben zu aller Zeit, in Freud und Leid, damit unser Sinn und Wesen in Seines hineingebildet unserem mündlichen Zeugnis entspricht und früher oder später unser Heimgang - wie Er will (Joh. 22,211), so oder so, ob ehe Er kommt oder dann, wenn Er kommt - ein Triumph sei, ein herrlicher Sieg, „ein reichlicher Eingang in das ewige Reich unseres HErrn und Heilandes Jesu Christi“ (2. Petri 1,11)!

1

Hierzu siehe Frage 32 in Jahrb. IV (1916)! F. K.

F. K.

(z. Zt. im Lazarett).

Hirtensorge.

Jehova ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.

(Ps. 23,1.)

Der Schreiber dieses kösttichen Psalmes, David, war einst selbst ein Hirte. Er wußte, was es hieß, Sorge für die Schafe zu haben. Seine Worte zu Saul 1 zeigen uns, wie voll er sich der VerAntwortung bewußt war, seines Vaters Schafe zu hüten. Im Vertrauen auf den lebendigen Gott erschlug er beide, den Löwen und den Bären, um das Lämmlein ihrem Rachen zu entreißen, und so bewies er als Hirte in der Sorge für die schutzlosen Schafe seines Vaters seine Treue.

1

1.Sam.17,34.

Sein Vorvater Jakob war auch ein Hirte. Er bezeugte Laban,1 wie er für die Herde gesorgt und die Last der VerAntwortung getragen hatte. In schlaflosen Nächten, in Hitze und Kälte hatte er seine Hirtentreue bewiesen und die Schafe seines Herrn behütet. Davids Herz und Auge ist auf Jehova gerichtet. Er sieht sich jetzt selbst als ein schutzloses Schäflein und freut sich, unter der Hirtensorge des HErrn zu sein. „Jehova ist mein Hirte.“ Es ist, als ob er sagen will: So wie ich für meines Vaters Schafe sorgte, so sorgt Jehova für mich. Sie waren selbst zu töricht zu wissen, was für sie gut war, aber ich sah die grünste Weide und das zarteste Gras und führte sie dorthin. Sie kannten für den Weg nicht ihre eigene Kraft, aber ich leitete sie sanft. Wenn Gefahren nahten, sie konnten sich nicht bewahren, aber ich schützte sie. Ich wachte über sie Tag und Nacht und sorgte für jedes Bedürfnis. Und alles dieses und noch viel mehr ist Jehova für mich. Ich bin wie ein törichtes und schutzloses Schaf, aber Jehova sorgt für mich.

1

1.Mose 31,38-40.

Als der HErr auf Erden war, sagte Er: Ich bin der gute Hirte.1 Gottes Volk ist auf Erden vielen Gefahren ausgesetzt. Manche haben es übernommen, es zu leiten, und sich erwiesen als solche Hirten, von denen Gott in Hes. 34 spricht, die das Fett aßen, sich mit der Wolle kleideten und auf Kosten der Herde bereicherten, aber die Herde nicht weideten. Der blindgeborene Mann,2 dessen Auge der HErr öffnete, wurde durch sie aus der Herde hinausgestoßen, als er Jesus als den Propheten Gottes bekannte. Aber diese schreckliche Handlung bewies nur ihre Auflehnung wider Gott und diente dazu, ihn in die Gemeinschaft mit seinem Wohltäter, dem wahren Hirten der Schafe, zu bringen.

1

Joh. 10.

2

Joh. 9.

Gottes Volk wird jetzt angeredet als Seine Schafe. Sie mögen nicht aus dem jüdischen Schafstall sein, aber als Gläubige an den Sohn Gottes bilden sie eine Herde mit einem Hirten. Alles hängt für sie von der Sorge des Hirten ab. Er hat sie empfangen als die Ihm vom Vater gegebenen und Er behütet sie als Seine eigenen

Schafe in gemeinsamer Liebe mit Seinem Vater. Er leitet sie zur Fülle des Segens trotz allen Widerstandes des Feindes und der Schwachheit der Schafe.

Mit welcher Freude und tiefer Bedeutung können wir mit Davids Worten sagen: „Der HErr ist mein Hirte!“ Und ist dies der Fall, so fügen wir in der Gewißheit des Glaubens hinzu: „Mir wird nichts mangeln.“ Mangel können wir unter Seiner Hirtensorge nicht haben. Die Welt ist ein öder Platz für uns, so wie es die Wüste für Israel war, aber unter der Sorge des Sohnes Gottes und der Liebe des Vaters kennen wir keinen Mangel. Unsere Verhältnisse mögen schwierig, ja, sehr schwer sein; ist das Herz noch so niedergebeugt, wendet es sich zum HErrn, so findet es reichen Trost in Ihm, so daß es sagen kann: „Mir wird nichts mangeln.“ Nur eins bedarf ich für meine Freude, und dies ist Seine Gemeinschaft. Alles finde ich in Ihm, und Seine Gemeinschaft ist mein bleibendes Teil.

Ganz persönlich wird der HErr von mir erkannt als „mein Hirte“. Gewiß, Er ist auch der Hirte anderer, aber je mehr ich Seine Hirtensorge für mich selbst kenne, je mehr werde ich mich daran erfreuen,

daß auch andere sie teilen. Aber wir fangen mit uns selbst an. Er ist mein Hirte.

Wie manches Schaf der Herde Christi muß durch die Umstände den Dienst der Knechte Gottes entbehren. Welch ein Trost ist es, sich zu Ihm wenden zu können und zu wissen, der HErr ist mein Hirte.

Möchten wir uns immer mehr der unermüdeten Hirtensorge unseres HErrn erfreuen!

R. - K.

Geleitswort an den Leser:

Richtet auf die erschlafften Hände und die geIähmten, Knie, und machet gerade Bahn für eure Füße. Hebr. 12,12.13.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 24

Beginnt die 70. Jahrwoche nach Daniel (9,24 bis 27) sofort nach der Entrückung der Gemeinde des HErrn, oder ist zwischen dieser und dem Beginn der 70. Jahrwoche eine Zwischenzeit?

Antwort A

Daniel, der treue Knecht Gottes, empfängt Aufschluß über die Geschicke seines Volkes. Die hier geweissagten 70 Jahrwochen (oder 490 Jahre) haben im Laufe der Geschichte, bis auf die letzte Woche von sieben Jahren, ihre Erfüllung gefunden.

In Vers 24 wird uns gesagt, daß nach den 70 Wochen Gott zu Seinem herrlichen Endziel, welches Er Sich mit Seinem alten Bundesvolke (Israel) vorgesetzt hat, kommen wird. -

Die 70 Wochen werden dann dem Daniel in drei Abschnitten gezeigt; von 1. 7 Wochen, 2. 62 Wochen und 3. 1 Woche, oder 49 und 434 und 7 Jahren. In dem ersten Abschnitt von 49 Jahren sollten die zerstörten Mauern Jerusalems usw. wieder aufgebaut werden. (Hiervon spricht das Buch Nehemia.) Der zweite Abschnitt von 434 Jahren reicht bis zur Verwerfung des Messias durch Sein Volk. Der Messias ist „weggetan“, d. h. getötet worden.

Durch die Verwerfung des Messias hat die letzte, die 70. Woche, noch keine Erfüllung finden können. Gott brach, weil der Messias verworfen wurde, Seine Beziehungen mit Israel ab, und nannte es „Nicht Mein Volk“. Somit ist die 70. Jahrwoche bis heute noch nicht erfüllt und sind die in Vers 24 genannten Segenszeiten noch ausstehend. Statt des Segens brachen für Israel die Züchtigungen an, die ihren Anfang nahmen in der durch das Volk des kommenden Fürsten (Römer) ausgeführten Zerstörung Jerusalems.

Nach dieser Unterbrechung am Ende der 69. Woche bewirkt nun Gott etwas Neues. Er sammelt und bereitet Seinem Sohne die Gemeinde. Gott handelt heute nicht mehr mit Israel, sondern mit Seiner Gemeinde. Deshalb wird die gegenwärtige Zeit die „Zeit der Nationen“ (Luk. 21,24), auch „die angenehme Zeit“, „der Tag des Heils“ genannt (2. Kor. 6,2). Diese gegenwärtige Zeitperiode (die Gott in die Unterbrechung der Geschichte Israels als Sein Volk einfügte) findet ihren Abschluß bei dem Kommen des HErrn zur Entrückung Seiner Gemeinde (1. Thess. 4,13-18).

In der gegenwärtigen Zeit ist Israel keine selbständige Nation. Wenn aber Israel wird wieder in das Land zurückgeführt und ein selbständiges Volk geworden sein, dann wird die 70. Jahrwoche beginnen, nach welcher Israel in die verheißenen Segnungen eingehen wird.

Für uns handelt es sich nicht um Wissen und Berechnen, sondern um das Wort des HErrn: „Siehe, Ich komme bald!“ Deshalb: Wachet!

Ph. W.

(z. Zt. beim Militär.)

Anmerkung des Herausgebers

Die 70. Jahrwoche harrt noch ihrer Erfüllung. Sie beginnt, wenn Gott Seine Beziehungen mit Seinem Volke Israel (welches Er bis dahin als „Nicht Sein Volk“ erklärte) wieder aufnimmt. Dies wird natürlich nach unserer Entrückung stattfinden, aber wie bald es danach geschehen wird, ist uns nicht gesagt. Es ist die Meinung vieler Brüder, daß dieses sofort nach der Entrückung geschieht, aber die Schrift sagt es nicht.

Jedenfalls müssen wir im Auge behalten, daß die Schrift den Beginn der 70. Woche nicht mit der Entrückung zusammenfügt, - sondern mit der Bundschließung des Fürsten des Römischen Reiches mit den Juden. „Und ,Er' (der „kommende Fürst“ des Volkes, das [im Jahre 70] die Stadt [Jerusalem] und das Heiligtum zerstörte, V. 26) wird einen festen Bund mit den vielen (des jüdischen Volkes) schließen für eine Woche usw.“ (V. 27).

Es ist zu beachten, daß in Vers 26 nicht gesagt wird, daß der „Fürst“ die Stadt und das Heiligtum zerstören wird, sondern das Volk des kommenden Fürsten. Dieser Fürst kommt erst zur Zeit der letzten Woche. Er ist noch zukünftig. Es ist der zukünftige Fürst des zukünftigen Römischen Reiches, welches neu erstehen und sich aus zehn Königreichen bilden wird. Zur Zeit dieses Fürsten wird die Masse des jüdischen Volkes in Unglauben nach dem Lande zurückgekehrt sein, den Tempel gebaut und den Opferkultus wieder eingerichtet haben. Dann, wenn der Bündnisvertrag des Römischen Fürsten mit den Juden geschlossen ist, beginnt die 70. Woche. Nach Ablauf der ersten Hälfte (3½ Jahren) der Woche wird er den Juden die Opfer verbieten, und die dann beginnende zweite Hälfte von 3½ Jahren ist jene Zeit der großen Trübsal, auf die der HErr in Matth. 24,15-28 verweist und die wir als „42 Monate“ so oft in der Offenbarung finden. Der Beginn der 70. Woche hat, soweit ich sehe, keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der Entrückung der Gemeinde - wohl aber mit der Bundschließung. Welche Zeitspanne aber zwischen diesen beiden liegt, sagt uns das Wort nicht.

Frage 25

Bitte um Aufklärung über Mark. 2,19-22. Was ist gemeint mit dem Fasten - dem neuen Tuch - dem alten Schlauch?

Antwort A

Die Pharisäer wollten Gott mit dem Scheine äußerlichen Fastens und ernster Gesichtszüge abspeisen, während keine wahre Buße vorhanden war. Der HErr zeigt nun in den folgenden zwei Gleichnissen die Wertlosigkeit solchen Fastens. Die Hauptsache des Fastens ist die Erneuerung des inneren Menschen. Das alte Kleid und der alte Schlauch sind die alten toten Formen des Fastens. Der Wein und das neue Tuch ist die von Christus gebrachte Fastenlehre der Liebe. Alles muß neu werden durch die Wiedergeburt.

M. K.

Antwort B

Alle die Vorschriften des Judentums, so peinlich sie auch beobachtet werden mochten, konnten nichts zur Vollendung bringen. Das Judentum, das alte Kleid der Gesetzeswerke, konnte nicht durch neue Wahrheiten des Christentums ausgebessert werden. Noch konnten die neuen Wahrheiten - der neue Wein in die alten Schläuche der jüdischen Satzungen gegossen werden. In Christo Jesu gab Gott neuen Wein in Verbindung mit dem Heiligen Geist, und dieser läßt sich nicht in den alten Schlauch des Gesetzes oder der menschlichen Einrichtungen und Systeme zwängen. Geistliche Kraft kann man nicht in Formen festhalten. Das tote Christentum sucht Christus und den Heiligen Geist mit Zeremonien zu verbinden und Geist und Fleisch zusammenzubringen. Dies ist unmöglich. Es muß eine neue Kreatur sein.

F. B. †

Antwort C

Die meisten Gläubigen denken nur an das Enthalten von Speisen, wenn sie von dem Worte „Fasten“ hören. Gewiß haben wir ein Recht dazu, dies in gewissem Sinne buchstäblich aufzufassen, doch bei der Buchstäblichkeit stehen zu bleiben und keinen tieferen Sinn in den Belehrungen des HErrn zu sehen müßte notgedrungen dazu führen, die anknüpfenden Unterweisungen des HErrn vom „neuen Tuch“ und dem „alten Schlauch“ auf das Äußerliche und Menschliche zu beschränken. Dies würde aber nichts weniger bedeuten, als die weisheitsvollen Belehrungen ihrer göttlichen Tiefe und geistlichen Segnungen zu berauben, die uns der HErr in ihnen zugedacht hat. Doch darf Fasten, „geistlich aufgefaßt“, nicht etwa dahin ausgelegt werden, sich von bösen Dingen abzusondern und sich den Genuß von sündigen Freuden zu versagen. Dies wird uns in der Schrift unter dem Bilde vom „Sauerteig“ vorgestellt (vgl. 1. Kor. 5,7.8). Fasten hat doch eine ganz andere Bedeutung, es bezieht sich auf das Notwendige zum Leben, auf das, was recht ist, Essen, Trinken und anderes mehr. Geistlich verstanden bedeutet es ein freiwilliges Aufgeben von Rechten. 1. Kor. 7,29-31 erklärt, was ich meine und beleuchtet diesen Gegenstand mit göttlichem Lichte. Dies kann aber nur durch die Gnade „in“ und „durch“ uns gewirkt werden, auf Vorrechte, Genüsse und Rechte zu verzichten, die uns in der Vorsehung Gottes zugedacht wurden. Es ist z. B. Gnade, wenn ein reicher Bruder auf Dinge (natürlich keine sündigen oder den HErrn verunehrenden, sondern erlaubte) verzichtet, die

ihm sein Reichtum und, wohlgemerkt auch das Wort Gottes, gestatten. (1. Tim. 6,17b.) Er gibt seine Rechte durch die Gnade auf in einer Welt, wo sein HErr verworfen ist, und weiht seine Zeit, seine Kraft, seine Fähigkeiten und seine Mittel Ihm, der uns gezeigt hat, wie kein anderer, was es heißt, auf Rechte zu verzichten durch die Gnade Gottes (vgl. 2. Kor. 8,9). Dies ist, was Christentum bedeutet. Die Gnade ist ihr herrlichster Zug und Glanz. In Ihm, dem HErrn, kam sie in Vollkommenkeit zum Ausdruck und sollte es auch bei Seinen Geliebten sein. Wenn Er herrschen wird über diese Erde, dann wird „Fasten“ nicht am Platze sein, weil alles in Harmonie mit Seiner gesegneten Person sein wird; so ähnlich war es auch, als der Bräutigam bei den Seinigen war auf dieser Erde. Sie bildeten gleichsam eine Welt für sich. Doch jetzt ist Er verworfen. Sein Hingang macht uns in dieser Welt zu Fremdlingen, und wir möchten nichts genießen ohne Ihn. Wir haben eine himmlische und verherrlichte Freude in unserem Herzen und können auf das, was uns zukommt, verzichten. Dies ist Fasten! Fragen wir uns, ob wir so fasten!

Wie die Juden (selbstgerechte und religiöse Menschen) im Irrtum waren mit dem Fasten, weil ihnen jegliches geistliche Verständnis durch die Nichtannahme des HErrn abging und sie nicht verstanden, daß durch die Gegenwart des HErrn ein großer Wechsel in der Haushaltung Gottes sich vorbereitete, so war es auch in bezug auf ihr System. Die Lumpen ihrer eigenen, jüdischen Selbstgerechtigkeit konnten nicht geflickt werden mit der Gerechtigkeit aus Glauben (Jes. 64,6); noch konnte der neue Wein, die geistliche Kraft und himmlische Freude in die Zeremonien, Formen und religiösen, gesetzlichen Gebräuche des alten (dem Verschwinden nahen) Judentums gefüllt werden. Es bedurfte neuer Schläuche, neuer Menschen, wie es in 2. Kor. 5,16.17 heißt: „Daher kennen wir von nun an niemanden nach dem Fleische; wenn wir aber auch Christum nach dem Fleische gekannt haben, so kennen wir Ihn doch jetzt nicht mehr also. Daher, wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, alles (Kleid und Schlauch) ist neu geworden.“

K. O. St.

(z. Zt. b. Militär).

Frage 26

Worauf bezieht sich Joh.21,25?

Antwort A

Unmittelbar vor V. 25 ist von dem von Johannes gegebenen Zeugnis die Rede, und dies in bezug auf die Dinge, die Jesus getan hat. Unter diesen „Dingen“ dürften nicht allein Taten, sondern auch Worte des HErrn zu verstehen sein, die auf Sein ganzes Gesamtverhalten und Wirken hinweisen.

In prophetischen Worten redet Ps. 40,7.8 im Blick auf den HErrn; „Siehe, Ich komme; in der Rolle des Buches steht von Mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und Dein Gesetz ist im Inneren meines Herzens.“ Er Selbst bekräftigt dieses mit den Worten: „Meine Speise ist, daß Ich den Willen Dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollbringe (Joh. 4,34).

Demnach war es die erste und vornehmste Aufgabe des HErrn, die Gedanken und Pläne Gottes bekannt zu machen und auszuführen. Tatsächlich finden wir Ihn auch eifrigst damit beschäftigt; wir

sehen den HErrn als den großen Lehrer und Evangelisten, den Jüngern und dem Volke gegenüber in unermüdlicher Tätigkeit.

Nun redet aber das Wort in Ps. 139,17 von den gewaltigen Summen der Gedanken Gottes und daß ihrer mehr seien als des Sandes (V. 18). In bezug auf diese Summen der Gedanken Gottes erstreckte sich die Tätigkeit des HErrn, sie den Menschen zu offenbaren und kund zu tun.

Das Interesse, vor allem das Verständnis für diese Summen der Gedanken Gottes war jedoch bei denen, die sie vernehmen sollten, ein sehr mangelhaftes. Martha beispielsweise hatte so viel zu tun, daß sie nicht Zeit fand, dem HErrn Gehör zu schenken. Nicht nur zieht sie sich deshalb einen ernsten Tadel des HErrn zu, sondern sie bleibt auch in bezug auf das Bekanntwerden mit den Gedanken Gottes hinter Maria weit zurück, ganz abgesehen davon, daß Maria in ihrem Verhalten Sein Herz erfreute und Martha dagegen zu jener Stunde Ihm Sorge bereitete. In vielen anderen Fällen wurde der HErr überhaupt nicht verstanden oder doch mißverstanden, und zwar nicht allein von der Menge des Volkes, sondern auch von denen, die Ihm am nächsten standen. - Mußte Er solchen doch noch nahe am Abschluß Seiner Wirksamkeit gelegentlich des Ganges nach Emmaus sagen: „O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!“ (Luk. 24,25.) Wenn das schon denen gesagt werden mußte, die einige Jahre unter Seiner Belehrung und unter Seinem Einfluß standen, was muß dann erst den anderen gesagt werden, die nicht so das Vorrecht hatten, die unmittelbare Nähe des HErrn zu genießen! -

Dies gerade dürfte in V. 25 zum Ausdruck gebracht sein, daß nämlich um der Unverständigkeit willen und wegen der trägen Herzen Johannes viele andere Dinge, die er hätte schreiben können, nicht schrieb, daß er vieles, was er noch hätte sagen können, nicht sagte.

Er bedauert das, und dies mit Recht. -

Ist es etwa inzwischen besser geworden? Leider nicht! - Es ist vielmehr auch heute tief zu bedauern, daß in weiten Kreisen derer, die sich nach dem Namen des Herrn nennen, wenig Interesse und Verständnis vorhanden ist für diese Summen der Gedanken Gottes, daß auch heute träge Herzen vorhanden sind hinsichtlich alles dessen, was uns die Schrift sagen möchte bezüglich des Erfassens der Breite und Länge, der Tiefe und Höhe und bezüglich des Erkennens der die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus (Eph. 3,18.19).

Statt dessen findet man, nicht nur in der Namenchristenheit, sondern auch in Kreisen, in denen man es gar nicht erwarten sollte, eine Art Gier nach schriftlicher und mündlicher Speise, die mit Zutaten menschlicher Machenschaften und menschlicher Kunst zubereitet ist. Nach „christlichen“ Romanen und „christlichen“ Büchern und Blättchen mit möglichst vielen Anekdoten, mit „geistlichem Feuerwerk“ und Menschenverherrlichung wird oft eifrigst gegriffen, wogegen man für die Bemühungen der Diener des HErrn, etwas von den Summen der Gedanken Gottes bekannt zu geben, keine Zeit hat; ja man kann erleben, daß diese Bemühungen als trockene, „unfruchtbare“ Arbeit abgelehnt, ja, daß sogar davor gewarnt wird. -

Wollte die Gemeinde Gottes angesichts dieses ungesunden Zustandes sich schämen und beugen, dann würde bald mehr geistliches Leben sichtbar und fühlbar werden, denn gesundes Leben kann sich einzig und allein nur

auf der gesunden Lehre der Schrift aufbauen. Das muß immer wieder mit Nachdruck betont werden.

auf der gesunden Lehre der Schrift aufbauen. Das muß immer wieder mit Nachdruck betont werden.

Wo irgend Interesselosigkeit und träge Herzen in bezug auf die Summen der Gedanken Gottes vorhanden sind, da kann unmöglich das gesunde Geistesleben pulsieren, vielmehr ist da „der Mensch“ im Vordergrund, der in seiner aufdringlichen Dienstfertigkeit die Mahlzeit zu verbessern gedenkt und dabei mit seinen wilden Koloquinten den Tod in den Topf bringt und die Mahlzeit verdirbt. (Vergl. 2. Kön. 4,38-41.)

W. W.

(z. Zt. im Felde).

Antwort B

Joh. 20,30 lesen wir: „Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor Seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buche geschrieben sind.“ Zeichen und Wunder, die nur für Seine Jünger verständlich waren, und von denen die blinde Welt nichts sah, weil sie doch kein Verständnis dafür hatte. Ähnlich wie nach der Auferstehung. Auch hier zeigt Er Sich nur den Seinigen und gibt ihnen wichtige Unterweisungen, die Dinge des Reiches Gottes betreffend (Apg. 1,3). So auch in unserem in Frage stehenden Schriftwort. Johannes und die anderen Evangelisten lassen uns hineinschauen in die Fülle, die Macht, die Herrlichkeit und in alle Vorzüge des Sohnes Gottes. Mit besonderer Genauigkeit zeigt uns Johannes die Herrlichkeit des Eingeborenen, und wenn er dabei auf den Anfang zurückgeht, der vor Grundlegung der Welt zurückreicht (Joh. 17,5), so ist sein Schreiben dennoch nur Stückwerk und seine Feder vermag nicht alles zu schildern, es ist viel mehr, als er berichten kann, was Jesus getan hat. Es ist der unausforschliche Reichtum Jesu. Es wäre also unmöglich, die Dinge alle aufzuzählen, und wenn die blinde, tote Welt nicht einmal dem einfachen, klaren Evangelium glaubt, wieviel weniger würde sie erst all die überwältigenden Herrlichkeiten und Taten Jesu erfassen, die nur ein geistlich gerichtetes Herz und ein geöffnetes Auge zu sehen vermag. So ist es vor den Weisen und Verständigen verborgen und den Unmündigen geoffenbart. (Matth. 12,25.) Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben (1. Kor. 2,9).

Ph. W. (z. Zt. b. Militär).

Antwort C

Der nachstehende Auszug aus „Urquhart, die neueren Entdeckungen“, Bd. V. S. 369 u. flgd., dürfte ein Beitrag zur BeAntwortung der Frage sein.

„Behalten wir im Gedächtnis, daß das Evangelium Johannes geschrieben ist, um Jesum darzustellen als den Schöpfer aller Dinge (Joh. 1,3), Den, der allem Lebendigen das Leben gibt, der Selber das Leben und das Licht der Menschen ist. Sollten wir dann nicht erwarten, am Schlusse gerade ein solches Wort zu finden wie das von den „vielen anderen Dingen“? Er erinnert uns daran, daß die vielen anderen Dinge da sind, aber daß sie nicht berichtet sind. „So sie aber sollten eins nach dem anderen geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht begreifen, die zu schreiben wären“, sagt er. Aber wenn sie uns nicht erzählt werden sollten, warum wurde uns dann Jesus so enthüllt am Anfang des Evangeliums, und warum werden diese Dinge am Ende desselben erwähnt?

Ist es nicht, weil der Heilige Geist uns daran erinnern will, daß wir noch nicht alles von dem Freunde unserer Seele wissen, und daß die künftige Gemeinschaft mit Ihm noch Offenbarungen für uns hat, die großartiger sind als selbst die, welche uns in den Blättern des Evangelisten gegeben werden? ... In diesen letzten Worten wird die Lampe unserer Hoffnung angezündet; und wir gehen weiter auf unserem Pilgerwege, mit Freude und Begier die Zeit erwartend, wo wir erkennen werden, gleichwie wir erkannt sind.

... Wir wissen, wie die Wissenschaft ihre Bücher vermehrt hat, unter diesen werden die Werke der Spezialisten als die wertvollsten betrachtet. Sir Charles Bell z. B. schrieb ein Buch über die Hand. Hätte er alles über dieselbe gewußt, so wäre das Werk wohl noch ausführlicher geworden. Gesetzt, daß statt des Umhertappens der Wissenschaft unter den Anzeichen von Zwecken in dem menschlichen Körper die Männer der Wissenschaft alles in dem Lichte einer völligen Offenbarung sähen; daß sie den menschlichen Körper sähen als die fast endlose Menge von Zwecken, die er in Wirklichkeit ist - daß sie ihn sähen in seiner wunderbaren Harmonie und in der ebenso wunderbaren Weisheit, die sich in seinen kleinsten Teilchen entfaltet; gesetzt, daß sie im Besitz dieser neuen Fülle von Stoff an die Aufgabe gingen, ihn der Menschheit zu erklären; gesetzt, dies große Feld wäre unter viele Schreiber verteilt, und jeder stellte alle Einzelheiten dar, die ihm in seiner Abteilung enthüllt wären: könnten wir die Zahl der Bücher aufzählen, die geschrieben werden würden? Aber der menschliche Körper ist nur einer von den Myriaden der Organismen, welche die Erde, die Luft und das Meer bevölkern. Laßt das volle Licht der Offenbarung auf jeden derselben fallen; laßt nichts darin, wie geringfügig es auch sei, ohne eine Auseinanderlegung bleiben, die völlig und fesselnd ist, laßt eine große Anzahl neuer Schriftsteller diese neuen Felder unter sich teilen und sie alle der Menschheit erklären, wo sollen wir Platz finden für die rasch sich häufenden Bücher, denn jede der vielen tausend Arten wird ihre eigene Bibliothek haben?

Aber wir haben nur begonnen, in diese große Welt der geschaffenen Wesen einzutreten. Die Felsen unter unseren Füßen schließen die Überbleibsel anderer Schöpfungen ein, die vergangen sind. Laßt diese, sozusagen, wieder aufleben. Laßt das Licht einer ebenso völligen Offenbarung jede einzelne von ihnen enthüllen. Laßt diese neuen und nicht weniger wunderbaren Anordnungen ebenso deutlich gemacht werden und neue Federn geschäftig sein und neue Bibliotheken geschrieben werden. Dann laßt uns von dem Tierreich zu dem Pflanzen- und Mineralreich übergehen. Laßt die Vergangenheit und die Gegenwart enthüllt werden. Laßt jeden Organismus und jedes Mineral und jeden Kristall und jede chemische Verbindung so völlig offenbar werden, daß alles und mehr als alles, was die Wissenschaft je zu kennen gewünscht hat, ganz enthüllt wird. Und dann, wenn diese Erde erschöpft ist und nichts mehr übrig, was nicht berichtet ist, laßt uns zu den Planeten übergehen und das gleiche für jeden getan werden. Und von den Planeten mit ihrer Sonne und ihren Monden laßt uns durch das Sternen-Weltall wandern und dasselbe für diese zahllosen Sonnen und all ihre Planeten tun. Wo sollen wir jetzt unsere Bücher hinlegen? Es wird nicht genügen, zusagen: „Wir wollen unsere Bibliotheken niederreißen und größere bauen“; denn jede neue Offenbarung wird neue Bibliotheken um uns aufhäufen. Es gibt nur eine Äußerung, die unseren arbeitenden Gedanken ausdrückt. Es ist diese, welche der Geist Gottes uns gegeben: „Es sind auch viel andere Dinge, die Jesus getan hat; so sie aber sollten eins nach dem anderen geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht begreifen, die zu beschreiben wären.“

Aber sogar dieser Überblick zeigt uns nur einen Teil Seiner Wege. ... Die Wunder der Vorsehung Jesu sind nicht geringer als die Seines Schöpfungswerkes. Seine Hand ist auf jedes menschliche Wesen

sind nicht geringer als die Seines Schöpfungswerkes. Seine Hand ist auf jedes menschliche Wesen gelegt worden. Von dem Tage der zartesten Kindheit an ist der HErr mit einem jeden gewesen. Als Er die Kleinen in Seine Arme nahm, Seine Hände auf sie legte und sie segnete, ward der Vorhang einen Augenblick aufgehoben von der verborgenen, aber endlosen Wirksamkeit des Seelenfreundes. In jedem Augenblick der irdischen Pilgerschaft würde der, dessen Auge geöffnet wäre, ausrufen: „Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir.“ (Ps. 139,5.)

Treten wir jetzt in dieses neue Gebiet ein. Jedermann weiß, daß nichts anziehender ist als eine Lebensgeschichte. Laßt die Erzählung von dem Leben eines jeden Menschen ... vor allem, wie der große Hirte jeden einzelnen geführt hat, geschrieben werden von denen, vor deren Augen nichts verborgen ist. Laßt dies geschehen von jedem Einwohner in jedem Dorf und jeder Stadt und jedem Lande unter der Sonne und von jeder Generation der Vergangenheit. Laßt das Leben keines Menschenkindes unerzählt bleiben. Wo sollen wir mit den Büchern hin? Wiederum danken wir Gott für die Worte: „Ich achte, die Welt würde die Bücher nicht begreifen, die zu beschreiben wären.“

Laßt mich noch einmal sagen, es war gut, daß das Evangelium des Fremdes Jesu mit diesen Worten auf seinen Lippen schloß. Sie erzählen uns von den Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis, die noch in Besitz zu nehmen sind, von den endlosen Offenbarungen der Liebe und Herrlichkeit, die das himmlische Leben zu der grenzenlosen Freude und dem endlosen Preise machen werden, als welches es uns geschildert ist.“

-r.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

„Sie machten überall das Wort kund.“

Luk. 2,15-20.

Geliebte Leser, laßt uns uns die Frage vorlegen in dieser Zeit, die in der Christenheit die „Weihnachtszeit“ heißt, ob wir Ähnlichkeit haben mit den Leuten, von denen der Heilige Geist uns obige kostbare Tatsache kündet! Was nützt es, Weihnachten zu feiern ohne ein Herz wie das jener Hirten auf Bethlehems Fluren? Aber auch die unter unseren Lesern, die eine Weihnachtsfeier als unbiblisch ablehnen, müssen gesinnt sein wie jene Männer, sonst dürfte eine noch so sehr bibeltreue Stellungnahme zum landläufigen Weihnachtsfest doch auch nur bloße Äußerlichkeit sein! Und nicht nur in dieser Zeit, sondern allezeit solche Gesinnung haben und zur Tat werden lassen gebührt uns, die wir Ihn kennen und als Geliebte Ihn lieben, der einst als Kindlein in der Krippe lag, da die kalte, arme, liebeleere Welt keinen Raum für Ihn hatte.

Man kann in dem angegebenen Abschnitt sieben Punkte, das Verhalten der Hirten betreffend, unterscheiden. Möge der HErr uns Gnade geben, sie zu betrachten:

unterscheiden. Möge der HErr uns Gnade geben, sie zu betrachten:

1. „Laßt uns hingehen und sehen!“ Praktische Leute waren sie, mit Herzen auf dem rechten Fleck. Hingehen und sehen! Machen wir es auch so, indem wir stets von neuem in das köstliche Wort Gottes hineinsteigen wie in ein Bergwerk und die Schätze darin ansehen? - 2. „Sie kamen eilends.“ In letzterem Worte liegt die Energie des Glaubens, die uns so oft fehlt, weil unsere Herzen sich so leicht und gern mit unnützen Dingen beschäftigen, wir kommen auch wohl mal, und auch öfter, weil wir die Notwendigkeit fühlen, aber ob stets eilends? so wie zu etwas, was keinen Aufschub leidet? - 3. „Sie fanden ... das Kind.“ Wer mit solchem gläubig-suchenden Herzen kam wie die Hirten, der mußte finden, was des Suchens und Findens wert war, ist und bleibt. „Wen suchet ihr?“ fragt der Herr Jesus die Jünger in Joh. 1. Er kannte ihre heilsverlangenden Herzen. „HErr, wir möchten Jesum sehen“, sagten die Griechen in Joh. 12. Es ist stets dasselbe: was du suchst, findest du, wenn dein Suchen rechter Art ist und geradenwegs auf den Gegenstand selbst gerichtet ist. Ach, möchten wir doch mehr Jesum Selbst suchen, wenn wir in die Schatzkammer des göttlichen Wortes uns vertiefen! Welche Reichtümer enthält Sein Name! 4. „Als sie es gesehen hatten ...“ - sehen und sehen ist ein Unterschied. Mancher sieht in einem Gemälde nur eine Farbenzusammenstellung ohne besonderen Wert, während andere stundenlang vor dem Bilde stehen bleiben möchten. Worin der Unterschied? Der eine sieht als Kenner mit dem ganzen Herzen, der andere ganz oberflächlich mit ungeschulten Augen. Wer so kommt und sehnend sucht wie die Hirten, der sieht anders als ein Herodes gesehen haben würde, wenn er sich die Mühe genommen hätte, auf das Wort der Magier hin nach Bethlehem zu gehen (Matth. 2). Die Hirten bekamen geöffnete Augen, wie ein Saulus in Damaskus, als die Zeit für ihn erfüllt war. Und darum, weil sie sahen mit für die Herrlichkeit Jesu geöffnetem Blick, weil sie wirklich sahen mit den Augen des Herzens, deswegen wurden ihre Herzen auch übervoll, und ihr Mund ging über. – 5. „Sie machten überall das Wort kund, welches über dies Kindlein zu ihnen geredet war.“ Bruder, Schwester, ach, möchten wir, ich, du, so erfüllt sein von dem Wort von Jesus, ja, mit der Herrlichkeit dieser herrlichsten aller herrlichen Personen so angefüllt sein, daß wir nicht anders könnten als „überall“ reden, zeugen von Ihm! Wie oft können Gläubige auch bei sogenannten ernsten Gesprächen noch reden, ohne den kostbaren Namen, der nach Hohel. 1,3 ein „ausgegossenes Salböl“ ist, also köstlichsten Duft verbreitet, auch nur zu nennen. Sie meinen dann „klug“ zu sein wie die Schlangen, aber sie sind nicht „ohne Falsch“ wie die Tauben, denn die Beweggründe zu solchem Tun sind nicht ganz rein, es ist meist Furcht, diesen Namen auszusprechen, Furcht vor Folgen in Form von Spott oder Sticheleien usw. Und dabei liegt ein so unberechenbarer Segen in diesem Bekennen Seines Namens. Lernen wir von dem praktischen Christentum dieser jüdischen Hirten! Da war keine Furcht, ja, nicht die geringste Überlegung, ganz wie von selbst kam dieses Kundmachen aus ihrem Munde, weil das Herz davon voll war. Sie scheuten sich nicht, die frohe Botschaft von V. 10-14 kundzumachen, obwohl sie noch keinerlei „Beweise“ dafür hatten, daß alles wirklich eintreten würde, wie es verheißen war. Sie hatten Glaubensvertrauen, obwohl sie „nur“ ein Kind als Träger der Verheißung gesehen hatten, sie glaubten dem Wort, ja, dem Wort Gottes, und darum machten sie es kund. Wie unendlich viel mehr haben wir, Geliebte! Glauben wir dem Worte wirklich? Ja, dann müssen wir es kundmachen, wenn anders die Botschaft unsere Herzen selig und freudvoll gemacht hat.

Wir müssen! Auch jetzt im Kriege? Gerade da erst recht, denn was brauchen die armen, elenden, verängstigten, leidüberhäuften, sündenbeladenen, seufzenden Menschen, die Kreaturen Gottes, heute nötiger als die frohe Botschaft eines Friedens, der nicht abhängig ist von Menschenkraft und

Menschensieg über nur irdische Feinde, wo es einen viel wichtigeren Sieg gibt: den auf Golgatha erstrittenen, über den geistigen, mächtigsten, schrecklichsten Feind?! Sie machten überall das Wort kund, das Wort von dem Herrn Jesus! O Gott, unser Gott und Vater, lehre uns, mutig Deinen geliebten Sohn bekennen in dieser Welt zu Deiner Ehre!

Sicher werden die Folgen solch mannhaften Zeugnisses verschieden sein wie hier in V. 19.20. Etliche werden „sich verwundern“, etliche wohl auch böse und unsere größten Feinde werden, aber etliche werden solche Worte auch „bewahren und erwägen in ihren Herzen“, und zu seiner Zeit werden sie aufgehen und Frucht schaffen, die da bleibt in Ewigkeit. „Das Wort kommt nicht leer zurück“, gelobt sei Gott!

6. Die Hirten waren treu in ihrem Beruf, „sie kehrten um“, sie gingen dahin, wohin Gott sie gestellt hatte, aber sie ließen nicht zurück, was sie als Herzenserlebnis erfahren hatten. Wieviel glücklicher mögen sie ihren Beruf in der Zukunft ausgeübt haben, sie, die solch hoher Offenbarung gewürdigt waren. Lehrt uns dies auch etwas? Kehren wir von der Betrachtung des Wortes auch um zu unserem Posten, um ihn für Gott auszufüllen? „Ihr dienet dem Herrn Christo“ (Kol. 3,24) - welche VerAntwortung! aber zuvor welches Vorrecht, dessen gewürdigt zu sein, Ihn zu schauen mit den Augen des Glaubens. - 7. „Gott verherrlichend und lobend über alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.“ (Beachten wir, wie oft in diesem Abschnitt die Worte „sagen“, „reden“, „kundmachen“ vorkommen!) Sie hatten in der Zukunft etwas zum Rühmen, zum Verherrlichen! „Wer sich rühmet, der rühme sich des HErrn!“ Das konnte in dem Bericht des Heiligen Geistes nicht fehlen, es ist die Krone! Wer erfahren hat, was der Herr Jesus für ihn ist, wie Er Gott verherrlicht hat auf der Erde an uns staubgeborenen Menschen, der kann rühmen und preisen Ihn, der als Kindlein in der Krippe lag und als Jehovas Genosse von dem Schwerte getroffen ward, Ihn, der als Mensch über diese Erde ging und am Fluchholz für uns zur Sünde gemacht wurde, Ihn, der am Kreuz von Gott verlassen ward, obwohl Er als Sohn stets in des Vaters Schoße war, und am Ostermorgen herrlich auferstand usw. Jeder Zug aus dem Leben dieses herrlichen HErrn ist unseres Rühmens wert, sei es, daß wir Ihn anschauen, in dem, was Er hienieden war und tat, sei es in dem, welche Herrlichkeit jetzt Sein Teil ist und welches Seine Tätigkeit droben ist (vergl. Hebr. 7,25 u. a.).

Bruder, Schwester, verherrlichst du Gott über den Sohn, preisest du Ihn, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben? O laßt uns auch hierin Nachahmer der Hirten von Bethlehem sein. Er ist es wert in Ewigkeit!

Nachahmer der Hirten! Jene hatten noch nicht den Geist der Verheißung - in uns aber hat Er Wohnung gemacht, und wir wandeln durch Ihn in Seiner Kraft (Gal. 5,25). Also „laßt uns Gnade haben“ - sie ist da - „Gott wohlgefällig zu dienen“ (Hebr. 12,28) als solche, die völliger und vollkommener als jene Hirten es je vermochten, mit Herz und Sinn, Leben und Bekenntnis das Wort, Ihn Selbst kundmachen! (Phil. 2.16.)

F. K. (z. Zt. b. Militär).

Simeon und Anna;

oder:

Bereit zu gehen, und bereit zu bleiben.

(Luk. 2,21-38.)

In Simeon und Anna finden wir zwei Wirkungen veranschaulicht, die der Heilige Geist in uns hervorbringt, wenn wir Christus besitzen und uns des HErrn erfreuen. Wir kennen und besitzen Ihn als den auferstandenen und verherrlichten Christus, sie besaßen Ihn als ein kleines Kindlein, welches Simeon in seine Arme nehmen konnte, und doch war es dieselbe Person, der Sohn Gottes, „Jesus Christus, Derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“.1

1

Hebr. 13,8.

Joseph und Maria brachten das Kindlein Jesus in den Tempel, um Ihn dem HErrn darzustellen und für Ihn das „Schlachtopfer zu geben, nach dem, was im Gesetz des HErrn gesagt ist“. Das Opfer, welches sie darbrachten, bezeugte ihre Armut, denn obwohl sie der Familie Davids entstammten, befanden sie sich in einer solchen Lage, daß sie von der gnädigen Vorsorge Gottes für die Armen Seines Volkes Gebrauch machen mußten, „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“ zu opfern. Dieser Hinweis auf 3. Mose 12,8 zeigt uns die Dürftigkeit der Maria, aber nicht die des Kindes. So verband sich der Sohn Gottes, als Er Fleisch wurde, mit den Armen Seiner Herde. Welche Gnade!

In diesem Augenblick kam, geleitet vom Heiligen Geiste, Simeon in den Tempel. Er war einer von den Gottesfürchtigen im Volke. „Er wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm.“ Es war ihm „ein göttlicher Ausspruch geworden, daß er den Tod nicht sehen sollte, ehe er den Christus des HErrn gesehen habe“. Er erkennt sofort in dem Kindlein Jesus die Person der Ratschlüsse Gottes. Mit Freuden nimmt er es auf seine Arme, lobt Gott und spricht: „HErr, nun entlässest Du Deinen Knecht, nach Deinem Worte, in Frieden; denn meine Augen haben Dein Heil gesehen.“

Seine Hoffnungen waren erfüllt, sein Herz war befriedigt. Da war nichts mehr, worauf er noch zu warten

hätte. Er besaß Gottes Heil; in Jesus, dem Kindlein, erkannte er den Christus Jehovas. Gewiß, es war noch vieles, was geschehen und vollendet werden mußte. Vielleicht schaute er schon dunkel die Schatten der Verwerfung seines Heilandes, als er zur Maria sagte, daß ein Schwert ihre Seele durchdringen und die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden würden. Aber die Person seiner Hoffnung war da, und er besaß den Heiland, und das war genug für Simeon. Er sah ihn, der alles, was ihn betraf, in Ordnung bringen und als der Christus des HErrn alles, was Gottes Wille und Vorsatz war, zur Ausführung bringen würde.

So völlig befriedigt war seine Seele, daß ihn jetzt hienieden nichts mehr fesselte. Jedes Band hier unten war gelöst. Er war fertig, „entlassen“ zu werden und bereit, abzuscheiden.

So ist es mit uns, wenn unsere Augen, durch den Heiligen Geist erleuchtet, die Herrlichkeit Christi, des Sohnes Gottes, schauen. Dann sehen wir, wie alles, was zwischen uns und Gott stand, Sein Tod hinweggetan hat, und wir wünschen abzuscheiden und bei Christo zu sein, welches weit besser ist.

In Anna sehen wir die andere Seite. Sie war eine alte Witwe. Mit Herzenshingabe hatte sie sich den Sachen des HErrn auf Erden geweiht. Sie diente Ihm mit Fasten und Flehen im Tempel Nacht und Tag. Zu derselben Stunde, als Simeon Gott lobte, kam sie herzu. Auch sie sieht sofort in dem Kindlein Jesus den verheißenen Erlöser und lobpreist gleichfalls den HErrn. Und sie, ein schwaches Weib,

findet in Ihm, dem Heiland, eine solche allbewegende Kraft, hier zu bleiben (nicht für sich, sondern für Seinen Dienst), um zu „reden von Ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem“.

Sie wich nicht, sie blieb in ihres Gottes Tempel, und wo sie auch war, da sprach sie von Ihm, den ihre Augen geschaut hatten.

Simeon war bereit zum Hinweggehen. Anna war bereit zum Bleiben im Dienst.

So wird es mit uns sein, wenn Christus wirklich die Person ist, die unser Herz erfüllt. Und nur wenn wir, hingenommen von Seiner Liebe, bereit sind, abzuscheiden, sind wir auch in Wahrheit bereit, für Seinen Dienst hier zu bleiben.

Anna, das schwächere Gefäß dieser beiden, bleibt. Solche Gefäße ist Gott fähig, mit Seiner Kraft auszurüsten, um zu Seinem Wohlgefallen und zu Seiner Ehre hier zu zeugen.

In Paulus (Phil. Kap. 1) sehen wir diese beiden Wirkungen des Geistes Gottes entfaltet.

Er konnte sagen: „Das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn.“ Er hatte Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, denn es ist weit besser. Aber wenn er an des HErrn Sache auf Erden dachte, an die Bedürfnisse Seiner Gemeinde, an die geliebten Philipper, so sagte er gleichsam: „Ich will lieber bleiben.“ Sein Gehen oder Bleiben wird zwischen ihm und seinem HErrn geordnet. (Ohne irgendwie auf Nero Bezug zu nehmen, von dessen Hand er doch gehalten wurde.) So sicher ist er seiner Sache, daß er voll Gewißheit ausspricht: „Ich weiß, daß ich bleiben und mit und bei euch allen bleiben werde zu eurer Förderung und Freude im Glauben.“1

1

Phil. 1,25.

Solche Wirkungen eines seligen Glaubenslebens sind nicht nur Paulus und Simeon und Anna beschieden; sie sind kein besonderes Teil solcher, die in hervorragender Weise im Dienste des HErrn stehen, sie sollen gekannt und gefunden werden bei dem ganzen Volke Gottes. Jeder von uns kann so Christus in sein Herz aufnehmen,

daß in jedem Stande und in jeder Lage, die uns von Gott beschieden ist, wir Ihm dienen können.

Möchten wir alle recht ermutigt werden, uns danach auszustrecken, daß Christus unser Leben und unser Gewinn ist, und wir, indem wir wünschen, abzuscheiden, um bei Ihm zu sein, Ihm dienen, so lange es Ihm gefällt, uns hier zu lassen.

G. - K.

Menschenfischer.

Mark. 1,17.18.

Wer von denen, die ein Eigentum des Herrn Jesu sind, die, errettet allein durch Gnade, den Vater kennen durch den Sohn und in Seiner Liebe ruhen, möchte nicht ein Menschenfischer sein, andere für seinen Heiland und Gott gewinnen, herausfischen aus der Masse der auf dem Wege zum Verderben befindlichen Sünder? Ich denke, alle Geretteten haben Rettersinn, fühlen sich durch den Geist Gottes in der Liebe Christi gedrängt, andere zu ermahnen: „Lasset euch versöhnen mit Gott“ (2. Kor. 5,20). Aber wie wird man ein gesegneter Menschenfischer? Unser Vers gibt uns Anleitung: „Kommet Mir nach“, sagt der HErr. Zu Ihm gekommen - und von ihm angenommen - ist jeder, der

errettet ist (Joh. 6,37), das Kommen zu Ihm ist eine Vorbedingung zur Heilsgewißheit. Aber dieses genügt noch nicht, um zu einem Menschenfischer gemacht zu werden. Zu diesem Zweck ist es nötig, Ihm nach zukommen. Wem einer nachkommen soll, der muß einen Einfluß ausüben, der stark genug ist, andere Einflüsse zu überwinden. Irgend jemandem folgt jeder Mensch, bewußt oder unbewußt, der Gläubige aber sollte stets bewußt in Jesu Fußstapfen wandeln und als Nachfolger des HErrn zu erkennen sein. Wahrlich, Sein Einfluß ist auch stark genug, alle anderen Einflüsse zu überwinden, vorausgesetzt, daß uns wirklich daran liegt, Ihm nachzukommen und dadurch gesegnete Leute zu werden, die anderen zum Segen werden können.

Die Frage ist für uns nun die, ob wir gewillt sind, Ihm nachzukommen. Das setzt Scheidung voraus! Die Art der Scheidung, die bei der Bekehrung von uns verlangt wird, ist oft kaum ernsterer Natur als die, die bei fortgesetzter treuer Nachfolge unser Teil ist. Jene ist eine einmalige, und der Segen der Errettung rechtfertigt den Einsatz, diese fortgesetzte ist oft nicht sofort von sichtbaren Segnungen begleitet, wenigstens nicht von solchen wie die bei der Bekehrung genossenen eigenen Segnungen. Diese letztere Scheidung setzt oft ein viel größeres Maß von Selbstverleugnung voraus, und zwar um so mehr, je treuer sie ausgeführt wird. Es ist für uns viel leichter, dem HErrn gewissermaßen voranzulaufen, als Ihm nachzukommen. Oft möchten wir, um Menschen zu fangen, Wege gehen, Schritte tun, Anstrengungen machen, die gar nicht vom HErrn gewünscht werden, Ihm oft sogar sehr zuwiderlaufen - wie z. B. das Hand-in-Hand-gehen, das Bundschließen mit der unbekehrten Welt, um sie zu gewinnen (man braucht hierbei noch gar nicht gleich an die so sehr schriftwidrige Verlobung und Verheiratung mit Unbekehrten zu denken!), auch nur, um einen „günstigen Eindruck“ zu hinterlassen usw. Solches liegt uns Gläubigen oft viel mehr an als die treue Nachfolge und ist dabei - ein Voranlaufen! Wie unendlich häufig ist dies bei Gläubigen zu finden, ein Verhalten, wo man darauf hinarbeitet, sich selbst Türen zu öffnen, statt zu warten, bis Er sie öffnet (Kol. 4,3; Offenb. 3,8), wo man Erfolge anstrebt, die in die Augen fallen, dagegen die stille Arbeit des Geistes Gottes durch uns, als durch unscheinbare, verachtete Scherben, wo der HErr alles tut, nicht recht schätzt. Und doch wird man auf diese Weise kein gottgefälliger Menschenfischer. Vielleicht benutzt Gott in Seiner Güte unsere Mitwirkung in dieser Weise, um andere zu retten. Aber es scheint nur äußerlich unsere Mitwirkung von Gott gesegnet zu sein, in Wirklichkeit waren wir Ihm eher hinderlich und Er segnete trotz unserer Unbrauchbarkeit, und der „Erfolg“, die Frucht kommt bei der großen Abrechnung vor dem Richterstuhle nicht auf unsere Rechnung (Phil. 4,17). Woran liegt es, daß wir Ihm so leicht hinderlich sind? Weil wir nicht Ihm nachkommen, sondern Ihm vorlaufen, weil wir solche Stümper sind in der gottgefälligen Scheidung und Selbstverleugnung (vgl. Röm. 12,1ff.).

Nein, Er sagt: „Kommet Mir nach!“ Das setzt voraus, daß wir wissen müssen, was es heißt, Ihm nachzukommen; und wir wissen es, wenn anders Christi Geist in uns ist (Röm. 8). So wie Seine Jünger damals einer lebendigen Person nachzufolgen hatten, in Seine Fußstapfen zu treten hatten, so haben wir Ihn heute in Seinem lebendigen Wort vor uns; und diesem zu folgen, wohin es uns führt, ist Vorbedingung für ein Leben im Licht, das anderen leuchtet, zu Ihm zu kommen (Matth. 5,14.15), ist Erfordernis für das Fangen von Menschenseelen für Christus. Ein Fischer muß seine Augen auf die Angel, auf das Netz gerichtet halten; so haben wir unsere Augen des Herzens auf Ihn, Sein Wort, Seinen Willen zu richten, und sicher, es kann nicht ausbleiben, daß wir Menschenfischer werden, denn Er sagt: „Kommet Mir nach - und Ich will machen, daß ihr Menschenfischer werdet!“ Er will machen! Nicht du, Bruder, Schwester, sollst es machen, Er will's tun. Da ist keine ängstliche Anstrengung unsererseits vonnöten, daß wir's werden - Ich will machen! Wann? Wenn wir Ihm nachkommen.

Darauf müssen wir unser Augenmerk richten, nicht auf das andere. Das letztere ist Seine Sache, darum ist auch der „Erfolg“ Seine Sache. Es tut nicht nötig, daß wir die Frucht sofort sehen, es kommt auch nicht auf die äußere Größe des sichtbaren Erfolges an, das alles ist Seine Sache, Sein Wort kommt nicht leer zurück! Sicher wird der Segen, daß Menschen gefangen werden, nicht ausbleiben, aber nicht dieses sollte unsere Sorge sein, sondern dies, daß wir Ihm nachkommen.

Setzen wir dies nur nicht gering an! In jedem Beruf gibt es „Netze“, die man nicht gern verläßt, sondern lieber anwendet, um Menschen zu gewinnen, da es oft weit leichter ist, mit den eigenen „Netzen“ zu arbeiten, als die schlichte, ernste, von der Welt geschiedene, das Wort Gottes recht gebrauchende, auf alle menschlichen Hilfsmittel verzichtende, dem Geist Gottes gehorsame Evangeliumsarbeit zu tun, die ein Paulus tat. Da gibt es Netze der Weltweisheit (Philosophie), Beredsamkeit, Belesenheit in weltlicher Literatur, Netze der kirchlichen Zugehörigkeit, Netze der moralischen Lockerheit (die Sprache der Welt reden zu können, das Wesen, die Freundschaft der Welt nicht aufgeben zu wollen!), Netze unheiliger Verbindungen, Neze schlauer Berechnung u. a. m., alles Dinge, die an ihrem Platze gut und schön zu sein scheinen, die mancher für entschuldbar hält, die andere sogar für wertvoll zur Seelenrettung zu halten geneigt sind, die aber alle verlassen werden müssen, wollen wir Menschenfischer nach des Herrn Jesu Willen und Seiner Apostel, besonders Pauli Vorbild werden und von dem HErrn dazu gemacht werden. Scheidung, Trennung vom Wesen der Welt und aller unheiligen, schriftwidrigen Verbindung mit ihr nach 2. Kor. 6,17ff., das ist Vorbedingung und Inhalt des „Ihm-Nachkommens“. Möchten wir darin lernen, uns lösen zu lassen durch Ihn und die Reinigung durch Sein Wort (Joh. 13,1ff.) und uns gegenseitig darin helfen (Joh. 11,44)! Und dann Ihm nach! Eine lebendige Person, das lebendige Wort (Joh. 1,1ff.; Offb. 19,13) geht uns voran. Er ist es wert, daß unsere Augen, unsere Herzen, unser Wille ganz allein auf Ihn gerichtet sind. Er tat alles für uns, um uns ganz für Gott zu gewinnen, und um uns dahin zu bringen, andere zu Ihm zu führen, dazu bedarf es dessen, daß unsere Herzen ungeteilt auf Ihn gerichtet sind (2. Chron. 16,9). Mag es dann durch Haß und Verfolgung gehen, wie bei Ihm Selbst und bei Paulus und Petrus (1. Brief), mag es Tränen und mehr als dieses kosten - es gilt, Ihn selbst und Menschen für Ihn zu gewinnen, so wie Er es wünscht und wie Er es schenkt durch Seine Gnade, die aus uns armseligen Scherben etwas macht zu Seinem Preis, zu Seiner Verherrlichung. Er sei gepriesen dafür! 1. Tim. 1,12-17!

F. K. (z. Zt. beim Militär).

Ein Gruß aus dem Felde.

(Joh. 20,19; Ps. 122.)

Sonntag ist's! Klar grüßt uns sein Morgen,

O selige Ruh! Wie fühlt sich geborgen

Die Seele im Frieden des Lammes.

Sonntag ist's! O selige Stunden!

Mit Jesu vereint, in Christo gefunden,

Erquickt uns Sein Gruß: „Friede euch!“

Erquickt uns Sein Gruß: „Friede euch!“

Sonntag ist's! Ein köstlich Lob -

Kommt! - laßt es erschallen, Geliebte des HErrn!

Krönt den Geliebten mit Dank!

Sonntag ist's! Wie so golden die Sonne

Uns leuchtet und strahlt. - O himmlische Wonne,

Wenn Klarheit des HErrn uns umgibt!

Sonntag ist's! Nun ruhet, ihr Streiter,

Ein wenig aus, blickt froh und heiter

Hinüber zum Vaterhaus!

Sonntag ist's! Ein ew'ger Tag, mit Psalmen,

Jauchzend, geschmückt mit ew'gen Palmen,

Danket dem Lamme, dem Erlöser und HErrn!

Halleluja! Amen!

Funker D. (z. Zt. i. Felde).

Geleitswort an den Leser:

Bewirket eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern ... Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegungen, auf daß ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechtes, unter welchem ihr scheinet wie Himmelslichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens. Phil.2,12-15.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 27

Was bedeutet die Fußwaschung ? (Joh. 13).

Antwort A

Die überaus große Fürsorge des HErrn für die Seinen tritt uns hier in Joh. 13 in überwältigender Weise entgegen. Bei dem Passah ist Er, der das Lamm werden sollte, voll Liebe mit uns, den

Seinigen, beschäftigt. Der HErr sieht die Stunde, wo Er aus dieser Welt und dem Kreise der Seinigen scheiden soll. Er schaut über das Kreuz hinaus und sieht das vollbrachte Werk der Erlösung, sieht aber auch die Seinigen durch eine gottfeindliche Welt schreiten. Mit diesem sichtbaren Liebesdienst, den Er hier ausübt, will Er ihnen ihr kostbares Teil mit Ihm, dem HErrn und Meister (Joh. 13,9), und zugleich ein Beispiel für den praktischen Wandel (Joh. 13,15) auf Erden zeigen. Die Zusage, „daß Er die Seinigen, die in der Welt waren, bis an das Ende liebte,“ sollte der Ruhepunkt in einer wankenden Welt sein.

Liebesdienst und Knechts- oder Sklavendienst zugleich ist es, was hier der HErr ausübt voll Liebe und Fürsorge für die Seinigen. Aber zugleich ist Er als Lehrer im Vorbilde bemüht, die Seinigen mit Sich auf den gleichen Boden zu stellen. Bei .den Juden war es Sitte, sich vor der Hauptmahlzeit von einem Sklaven oder dem Geringsten die Füße waschen zu lassen, diesen Dienst übt hier der HErr der Herrlichkeit aus. Er wird Knecht (Beispiel der Demut, Mark. 10,45) und zugleich Fürsprecher und Sachwalter (Beispiel Seines Dienstes, 1. Joh. 2,1). So war Sein Weg auf Erden ein Weg des unaufhörlichen Dienstes (Matth. 20,28; Phil. 2,5-8; Luk. 12,37; Hebr. 7,25), und doch steht Er vor uns in Seiner vollkommenen Würde als Der, dem alles von Seinem Vater übergeben ist (Joh. 13,3 und 17,4.5). Von hier aus tritt Er freiwillig Seinen Weg an, steht vom Abendessen auf, tritt praktisch aus dem Kreis der Jünger (ein Vorbild von Seinem Weggang aus der Mitte der Seinigen), schürzt sich zum Dienst, umgürtet sich mit einem leinenen Tuch (ein Vorbild der praktischen Gerechtigkeit) und gießt Wasser in das Waschbecken (als Bild der reinigenden Macht des Wortes Gottes, Eph. 5,26) und wäscht ihnen die Füße.

Während wir diese Welt durchpilgern, kommt es durch die List des Feindes und durch eigene Unachtsamkeit vor, daß wir von dem Pfade der Gnade abgleiten und uns die Füße beschmutzen. Jede Verunreinigung in Gedanken, Worten und Werken ist eine Befleckung, welche die Lebensgemeinschaft mit dem HErrn trübt. Muß nun der Gläubige verloren gehen oder von neuem bekehrt und noch einmal wiedergeboren werden? Nein! Dies ist durch das ein für allemal gebrachte Opfer auf dem Kreuze (Hebr. 10,10) geschehen. Als praktisches Beispiel tritt uns hier Petrus vor Augen; er will sich den Dienst nicht gefallen lassen, und Jesus sagt ihm: „Wenn Ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit Mir.“ An dem HErrn hatte Petrus Teil seit seiner Wiedergeburt; aber das Teilhaben mit Christus, die Freude mit Ihm wird durch jede Verunreinigung gestört. Der innere Frieden und die praktische Verbindung war einmal im Leben des Petrus unterbrochen, hier brauchte er aber nicht noch einmal gewaschen zu werden, wie er Joh. 13,9 begehrt. Das vollkommene Werk der Erlösung ist unerschütterlich, und wer es für sich angenommen hat, ist ganz rein (Joh. 13,10). Aber die gestörte Verbindung mit dem HErrn mußte wieder hergestellt werden. Hier tritt die Fußwaschung in Kraft und übt ihre reinigende und wiederherstellende Wirkung aus. So geschieht die Errettung einmal und ewig, und wir bedürfen der einmaligen Waschung, wie im Vorbilde im Alten Bunde, wo der Priester nur einmal amtlich gebadet wurde (3. Mose 8,6). Die Fußwaschung dagegen benötigen wir täglich, ja stündlich, wie auch die Priester, die täglich, ja stündlich Hände und Füße im ehernen Meer waschen mußten (2. Mose 40,31.32; 2. Chron. 4,6), und so hat das Wort Gottes für uns eine reinigende und heiligende Kraft (Joh. 15,3; Tit. 3,5; Eph. 5,26; Joh. 17,17 u. a.).

Und nun noch ein Wort über das praktische Beispiel im Dienst untereinander (Joh. 13,14.15). Wenn wir als Gerettete unseren Weg gehen und durch Gottes Gnade als Glieder miteinander verbunden sind, erwächst uns die heilige Verpflichtung, uns gegenseitig in gleicher Weise zu dienen und einander die Füße zu waschen. Hierzu benötigen wir Seine Gnade, um auf den Boden des Geringsten

die Füße zu waschen. Hierzu benötigen wir Seine Gnade, um auf den Boden des Geringsten herabzusteigen, damit der Bruder, dem wir dienen, uns auch zu seinen Füßen sieht und nicht von oben herab von uns gemeistert wird. Schwere Operationen bedürfen einer geschickten Hand, und der Dienst an den Müden einer belehrten Zunge, um den Müden durch ein Wort aufzurichten (Jes. 50,4). So ist die Fußwaschung nötig und von tiefer Bedeutung, um sich des Gnadenstandes im Frieden zu erfreuen und in der Kraft des neuen Lebens zu wandeln.

Sie zeigt uns

1. den HErrn als demütigen Diener und als Fürsprecher und Sachwalter (1.Joh. 2,1);

2. unseren Pfad durch eine sündige Welt, in der wir Seine Sachwalterschaft täglich nötig haben;

3. weist sie aber auch unseren Dienst und Platz in der Gemeinde an, wie wir nach dem Vorbilde des HErrn Liebesdienste üben sollen.

Darum laßt uns handeln nach 1. Petr. 1,13-23!

Ph. W. (z. Zt. b. Militär).

Antwort B

Es gab im Laufe der Jahrhunderte nicht nur äußerlich kirchliche, sondern auch wahrhaft gläubige Kreise, und es gibt auch heute noch Christen, welche die Fußwaschung zur Sitte in ihren Versammlungen gemacht haben oder sie also einführen möchten, indem sie glauben, damit dem Gebot des HErrn zu entsprechen. Aber abgesehen davon, daß in dieser Geschichte keinerlei so bestimmtes Wort gesagt ist wie über die beiden für die neutestamentliche Gemeinde des HErrn gegebenen Verordnungen der Glaubenstaufe und des Brotbrechens („Taufet“ und „dieses tut!“), abgesehen also davon, zeugt das Verhalten jener Christen, so gut es auch gemeint sein mag, von völligem Mißverstehen dessen, was der Herr Jesus über Sein Tun gesagt hat wie darüber, was Er eigentlich getan. Man mag mit der Sitte der Fußwaschung untereinander die uns sicherlich in dieser Geschichte offenbarten Vollkommenheiten göttlicher Demut und Selbstverleugnung verbinden - man versteht dennoch keineswegs die Tat des HErrn, wenn man überhaupt dahin kommt, eine Sitte des Fußwaschens für biblisch zu halten und zu beobachten. Man bewegt sich dann nur in dem Wortlaut, nicht in dem Geist dieser Geschichte.

Diese Handlung Jesu ist unter keinen Umständen damals für die Jünger verständlich gewesen (Vers 7!), erst nachdem sie den Geist empfangen hatten, der sie über Christus belehrte, erst da hatten sie das Organ dazu und da sollten sie verstehen, was Er mit diesem Sinnbild beabsichtigt hatte, und da kamen sie keineswegs dazu, die Fußwaschung als christliche Sitte einzuführen, sie wird vielmehr nie mehr erwähnt. Der Taufe, des Brotbrechens wird genügend Erwähnung getan, und das ist der beste Beweis dafür, daß die Apostel Jesu Worte darüber richtig verstanden hatten und sie wertschätzten, wie Er es wünschte (tun wir das?!)- aber der Fußwaschung geschieht keine Erwähnung, geschweige denn einer in den Versammlungen üblichen Handlungsweise, der Seinen nachgebildet. Es ist vielmehr eine rein geistliche Bedeutung, die der HErr unter sichtbaren Zeichen kundtat, und die Jünger sollten sie „hernach“ verstehen und dann an diesem „Beispiel“ sehen, wie sie „einander tun“ sollten. Ein Beispiel sagt, wie etwas getan werden, nicht etwa, daß die in dem Beispiel abgebildete Sache selbst getan werden soll. Das zu sehen, ist in bezug auf diese Sache sehr wichtig.

getan werden soll. Das zu sehen, ist in bezug auf diese Sache sehr wichtig.

Nun zu einem anderen Punkte, der die Bedeutung der Fußwaschung selbst betrifft, der auch oft mißverstanden wird. Der HErr sagt V. 8: „Wenn Ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir“. Häufig denken Gläubige, durch die Fußwaschung hätten sie erst Teil an dem HErrn und Seiner Gnade. Aber nicht vom teilhaben an Jesu ist hier die Rede (vgl. auch V. 1!), sondern von der Gemeinschaft mit dem HErrn. Wir sollen teilhaben mit Ihm, d. h. wir sollen in dieser Welt bei unserem beschwerlichen Weg durch die Wüste bis hin zur Heimat dieselbe Freude, den gleichen Frieden. dieselben Interessen genießen, die Er hienieden hatte in Gemeinschaft mit dem Vater. Es gibt geistlich hungernde, dürstende, frierende Kinder Gottes, die der Welt ein trauriges Zeugnis geben, aber die Schuld liegt nur an ihnen: sie lassen sich nicht die Füße waschen von dem HErrn, d. h. sie lassen nicht durch das Wort Gottes, von dem das Wasser in der Schrift oft ein Bild ist (vgl. Eph. 5,26!), ihr praktisches Leben, ihren täglichen Wandel reinigen (vgl. 1. Joh. 1,9; Joh. 17,17). (Dies geschieht nicht durch das Blut, wie leider oft angenommen wird [vgl. Hebr. 9,12; 10,14 u. a. und Frage 34, III. Jahrbuch, 1915!]). So gehen sie befleckt dahin und ihr ungereinigtes Gewissen läßt keinen Herzensfrieden, keine Freude aufkommen, obwohl sie längst wiedergeboren sind („gebadet“, Tit. 3,5; vgl. Frage 26, 1916!) Es ist m. E. nicht so sehr die Tätigkeit Jesu als des Sachwalters, die in der Fußwaschung zutage tritt - Christus unser Sachwalter (unser Rechtsanwalt) ist vielmehr bei jeder, auch der unbekannten Verfehlung unsererseits vor Gott für uns tätig (1. Joh. 2,1), auch ohne daß bei uns eine Bereitwilligkeit erforderlich sein müßte - sondern es ist mehr des HErrn als des Lebendigen Wortes (vgl. Joh. 1,1ff. mit Off. 19,13 und Hebr. 4,12.13 u. a.) Tätigkeit, die hienieden mit unserer durch Seinen Geist geweckten Bereitwilligkeit (vgl. V. 8 u. 9!) uns von Ihm dienen, nämlich waschen zu lassen, eintritt, wenn wir uns befleckt haben im täglichen Wandel. Vor dem Vater vertritt uns unser Sachwalter, hienieden reinigt Er Selbst als „das Wort“ uns vermittelst des Wortes der Schrift, das der Heilige Geist in irgendeiner Weise auf unser Herz und Leben anwendet. Durch diese doppelte Tätigkeit des HErrn wird unsere Gemeinschaft mit Ihm und dem Vater ungetrübt erhalten, und wir haben Teil mit Ihm hienieden. Und so auch untereinander, wenn wir des HErrn Tun geistlicherweise nachahmen, indem wir einander die Füße waschen im Geist der Sanftmut (Gal. 6,1 ; vgl. Hebr. 10,24.25 u. 1. Petr. 3,8ff. u. a.), um einander zurechtzubringen durch „das Wort in Gnade“ (Kol. 4,6), sobald Sünden und Mängel die Gemeinschaft untereinander trüben (siehe auch Hebr. 12,15!).

Zum Schluß noch ein Punkt! V. 10 sagt der Herr Jesus das ernste Wort „ausgenommen die Füße“! Welch ein Gegensatz gegen neuere „Sündlosigkeitslehren“, wonach Gläubige dahin gekommen sein sollten, ohne irgendeine Befleckung des Fleisches oder des Geistes zu wandeln. Laßt uns, obwohl wir Überwinder sein sollen und können (Röm. 6!), jenen Gedanken bei uns nicht Raum geben, sondern demütig anerkennen, wie sehr wir der reinigenden Tätigkeit Jesu durch Sein Wort, die Er in diesem Beispiel uns vor Augen stellt, fortgesetzt bedürfen, und wie nötig es auch ist, einander in Demut und Liebe solchen Liebesdienst wieder und wieder zu tun, zu dem Er, unser Meister, uns auffordert und befähigt durch Seinen Geist!

Nun genug! Mir lag nur daran, die Hauptpunkte zu beleuchten, teils um Irrtümern zu begegnen, teils um die alles überragende Liebesfürsorge unseres herrlichen Herrn Jesu, der uns erlöst und erkauft hat durch Sein eigenes Opfer und uns für ewig zu Gottes Kindern machte durch den Glauben an Ihn, ein wenig zu rühmen. - Er segne uns die Betrachtung Seines kostbaren Wortes, daß wir Täter desselben werden (Jak. 1,22), und mache uns glückseliger in Ihm.

desselben werden (Jak. 1,22), und mache uns glückseliger in Ihm.

F. K. (z. Zt. beim Militär).

Frage 28

Wie begegnet man der Prädestinationslehre, d. h. der Lehre von der Zuvorbestimmung des Menschen zur Seligkeit oder Verdammnis, angesichts Stellen wie 2. Mose 33,19b; Apgesch. 13,48b; Röm. 8,29.30, auf die sich obige Lehre zu stützen pflegt?

Antwort A

Die angeführten Schriftstellen beAntworten die Frage bei genauer Betrachtung von selbst.

2. Mose 33,19: Jehova hatte Israel das Gesetz gegeben, damit sie Seiner Heiligkeit entsprechen möchten; „... seid heilig, denn Ich bin heilig.“ Sie waren erlöst durch das Passah, indessen bedurften sie für ihren Wandel noch des Priestertums, mit dessen Einrichtung Gott eben beschäftigt war. Aber schon hatten sie sich verderbt durch die Anbetung des Kalbes. Demzufolge sagte Jehova zu Mose: Ziehet in das Land, das Ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe; einen Engel werde Ich vor euch hersenden, aber Ich kann nicht mitziehen, daß Ich euch wegen eurer Hartnäckigkeit nicht vernichte auf dem Wege; ihr entsprecht Mir nicht. Jedoch du, Mose, hast Gnade in Meinen Augen gefunden. Mose aber, der das Priestertum bereits auf dem Berge kennen gelernt hatte, bittet für das Volk, sich zugleich mit ihm eins machend. Er findet auch Erhörung und erhält die Zusicherung, daß er die Güte Jehovas sehen und daß der Name Jehovas vor ihm ausgerufen werden soll. Im unmittelbaren Anschluß daran heißt es dann: „Und Ich werde begnadigen, wen Ich begnadigen werde, und werde Mich erbarmen, wessen Ich Mich erbarmen werde.“ - Daraus geht hervor, daß Jehova begnadigt und Sich dessen erbarmt, der Ihm naht wie Mose, daß Er sich dagegen mit dem nicht verbinden kann, der sich verderbt wie Israel.

Apg. 13,48. Was Paulus vom HErrn auf dem Wege nach Damaskus und während der drei Jahre in Arabien gelernt hatte, das beherrschte sein ganzes Leben. Er verkündigte wie überall, so auch in Antiochien, den auferstandenen und verherrlichten Christus, der mit dem Fleische vollständig abgebrochen hatte. Für ihn bestand der Unterschied zwischen Juden und Nationen nicht mehr - alle waren dem Gericht verfallen. Die Glaubenden erlangten Rechtfertigung und ewiges Leben, dagegen erwartete die „Verächter“ das Gericht. Das aber forderte den schrecklichen Widerstand derer heraus, die fleischlichen Gottesdienst übten. Als nun die aus den Nationen hörten, daß sogar ein israelischer Prophet Jesum als das Licht der Nationen und als das Heil bis an das Ende der Erde verkündigte, da glaubten, so viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren. M. E. sagt die Stelle, daß nur die zum ewigen Leben verordnet sind, die das Evangelium des Christus annehmen; die Verächter dagegen erwartet das Gericht.

Die Verse 29 und 30 in Römer 8 dürften als Stütze der Prädestinationslehre erst recht nicht in Betracht kommen. Der Schwerpunkt liegt in den Worten: denn welche Er zuvor erkannt hat, die hat Er auch zuvorbestimmt usw. Es handelt sich also um das „Zuvor-erkannt-haben“. Bei Gott ist ein Tag wie tausend Jahre and tausend Jahre wie ein Tag (2. Petr. 3,8). Vor Ihm stand vor Grundlegung der Welt alles in herrlicher Vollendung (Spr. 8,22-31 - Menschenkinder, Seiner würdig - Offb. 21,1-4).

Auch der Heilige Geist zeigt uns in David tausend Jahre im voraus das „schöne Erbteil des HErrn in den lieblichen Örtern“ (Ps. 16). In gewissem Sinne ist das schon erfüllt laut Eph. 1,22.23; 5,22-33, tatsächlich aber erst, wenn Offb. 19,7 eingetreten sein wird. Gott hat dich und mich zuvor gesehen, deine und meine Wege gekannt. David kannte etwas davon (Ps. 139, besonders V. 16). Du und ich persönlich standen sowohl einst vor Gott, als auch vor etwa 1900 Jahren vor dem HErrn, als Er nach Joh. 13 bis 16 zu den Jüngern und Joh. 17 zu dem Vater redete (besonders 17,20). Aus dem Leben des HErrn lernen wir, daß Er einen jeden Menschen als ein selbständiges und vollgültiges Mitglied der Gesellschaft betrachtete. Er zwang niemand, Ihm zu folgen. Er ließ aber auch keinen Zweifel darüber, daß Er ein Anrecht hatte auf einen jeden, und daß der, der Ihn verwarf, sich Ihm als Richter unterwerfen müsse (Joh. 5,17-30). Dasselbe sagt auch Paulus in Phil. 2,10.11. Einem jeden wird die Wahrheit rückhaltlos vorgestellt, und jeder kann sich nach seinem freien Willen entscheiden. Wie das auch ausfällt, vor Gott lag das schon vor Grundlegung der Welt klar und offen. Welche Freude ist ein solches Erkennen für ein vor Gott aufrichtiges Herz. „Du kennest mein Sitzen und mein Aufstehen, Du verstehest meine Gedanken von ferne. Du sichtest mein Wandeln und mein Liegen, bist vertraut mit allen meinen Wegen. Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, Jehova, Du weißt es.“ So wie Gott jemand zuvor erkannt hat, so hat Er auf Grund dessen zuvor bestimmt, dann berufen, gerechtfertigt und verherrlicht. Das läßt Paulus in Jubel ausbrechen (V. 31ff.). Nathanael lernte etwas davon kennen, und das genügte ihm, sich in die Arme des HErrn zu werfen (Joh. 1,45-51).

In der Heiligen Schrift gibt es keine Widersprüche. Wenn die Auslegung der einen Stelle gegen eine andere verstößt, so ist das ein Beweis, daß die Auslegung einer Nachprüfung bedarf. Die ganze Wirksamkeit des Vaters und des Sohnes dreht sich um unsere Errettung. Der Sohn offenbarte den Vater auf Erden. Laßt uns das Leben des HErrn studieren, um den Vater verstehen zu lernen. „Wer Mich gesehen, hat den Vater gesehen.“ Für die einen war der HErr Hilfe in jeder Weise, „Er Selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten“ (Matth. 8,17), für die anderen ein Spiegel, der das Innerste ihres Herzens offenbarte (z. B. Joh. 8,1-11). Alles führte der HErr auf den Vater zurück, welcher der Mittelpunkt ist, während der Sohn Seine Gedanken ausführt. Der Vater zieht zum Sohne, und der Sohn befreit aus der Gefangenschaft Satans. Jeder Gläubige weiß, wie lange die Liebe des Vaters ihm nachgegangen ist, bis er sich endlich ihr auslieferte (Joh. 6,37-40). - Es gibt nur zwei Klassen: die eine besteht aus den Menschen von Natur; an diese richtet sich das Evangelium, welches gleichzeitig vorstellt, daß alle Menschen dem Gericht verfallen sind. Die sich nun herausretten lassen, bringt der HErr zu sich selbst; sie gehen bei Ihm ein uns aus und finden gute Weide; sie bewegen sich in Freiheit (Joh. 10). Diese letzteren bilden die zweite Klasse. Ein jeder hat volle Selbstbestimmung.

Wäre es nun denkbar, daß Gott jemanden, um den Er soviel bemüht, für den das Blut Seines Sohnes, des Menschen Christus Jesus, geflossen ist, der nach langem Einladen endlich kommt, nun zurückweisen sollte, weil er nicht zuvor auserwählt wäre? Unmöglich! Er geht dem Verlorenen nach, bis Er es findet (Luk. 15). „... welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Tim. 2,4; 2. Petr. 3,9). Alle, die kommen, und Gott hat sie zuvor gesehen und erkannt, die sind auch auserwählt. Als treffendes Bild wäre (nach Luk. 14) anzuführen: Der Hausherr läßt ein Schild an der Außenseite der Haustüre anbringen: Kommt, denn alles ist bereit usw. Die besonders Eingeladenen schlagen ab, er läßt die Einladung ausrufen und die Leute nötigen hereinzukommen (ein so großes Interesse hat Er selbst daran, vgl. Eph. 1,6.18; Joh. 17,10). Wer nun

hereinkommt, findet an der Innenseite der Tür geschrieben: Auserwählt vor Grundlegung der Welt.

Wer ist es, der die Menschen von Gott entfernt und sie unter die Sünde verkauft hat? Wer betört sie, sät Mißtrauen gegen Gott? Wer hindert sie, andauernd das Heil auszuschlagen? Nun, wer ernstlich darüber nachdenkt, kann nicht zu dem Schluß kommen, daß Gott jemanden zur Verdammnis zuvor bestimmt habe!

T.

Antwort B

Die Vorbedingung aller Erbarmungen Gottes ist beim Menschen der Glaube (lies Hebr. 11). Gott hat alle diejenigen zuvor erkannt, welche an Ihn und an Jesum Christum glauben würden; welche Er zuvor erkannt hat, die hat Er auch zuvor bestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichf örmig zu sein (Röm. 8,29), diese sind zum ewigen Leben verordnet (Apg. 13,48b). Es ist aber allein Gottes Gnade und Erbarmen, wenn Er unseren Glauben uns anrechnet zur Gerechtigkeit, darum steht 2. Mose 33,19b geschrieben: und Ich werde begnadigen, wen Ich begnadigen werde, und werde Mich erbarmen, wessen Ich Mich erbarmen werde. Die Größe dieser Gnade und des Erbarmens Gottes tritt uns besonders in Röm. 8,29-39 entgegen.

Gott will, daß allen Menschen geholfen werde und daß jeder zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen möchte, Er will nicht den Tod des Sünders, sondern daß der Sünder sich bekehre und lebe, Er weiß aber auch, daß viele Menschen Seine Gnade und Erbarmung ablehnen, und hat diese ebenso zuvor erkannt wie diejenigen, die Seiner Gnade und Seinem Erbarmen offen stehen. In diesem Sinne ist die Prädestinationslehre zu verstehen.

P.

Antwort C

2. Mose 33,19b. Gott ist souverän. Er kann handeln, wie Er will. Aber Sein Tun ist und bleibt in Übereinstimmung mit Seinem göttlichen Wesen und Seinen vollkommenen Eigenschaften (gerecht, allwissend usw.).

Es bleibt eine anbetungswürdige Tatsache, daß Gott schon vor Grundlegung der Welt für den Fall des Menschen Vorsorge traf zu seiner Rettung. Warum Er nich auch Vorsorge traf für den Fall Satans, hat Er uns nicht geoffenbart, und bleibt deshalb für uns ein Geheimnis. „Ich werde begnadigen, wen Ich begnadigen werde usw.“ (2. Mose 44,6.7). Es genügt: Gott hat für jeden Menschen den Weg zur Rettung geöffnet, und der Grund liegt in Seinem Erbarmen. Niemals ist es Gottes Schuld, wenn Menschen verloren gehen. Solche wollen nicht auf dem von Gott ersehenen Wege begnadigt werden. Sie wollen Sein Erbarmen nicht. Der Mensch ist mit freiem Willen erschaffen.

Apg. 13,48b. Christus wurde ihnen verkündigt (V. 37-39). Durch den Glauben an Christus wurden sie gerechtfertigt, und so konnte man wissen, daß sie zum ewigen Leben verordnet waren.

Röm. 8,29; 9,13-18. Die Stelle bezeugt uns das Vorherwissen - die Allwissenheit Gottes. „So liegt es nun nicht an dem Wollen usw.“ Viele wollen in den Himmel kommen; sie wollen, sie laufen, aber sie wollen nicht den von Gott gegebenen Weg benutzen. Es ist eigenes Laufen und Ringen. Es gibt

keinen anderen Weg dorthin als Christus. „Ich bin der Weg“, „glaube an den Herrn Jesus!“

F. B. †.

Anmerkung des Herausgebers

Eine Lehre der Zuvorbestimmung zur Verdammnis kennt die Heilige Schrift nicht. Nirgends in der Schrift finden wir einen solchen Gedanken. Wohl spricht Röm. 8,29.30 von einer Zuvorbestimmung, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein auf Grund der Zuvorerkenntnis Gottes, aber nicht von einer Zuvorbestimmung zum Verderben. Aber Menschen können sich, wie Pharao, selbst zubereiten zum Verderben durch eigene Verhärtung, so daß sich die Gnade Gottes in Zorn über sie verwandelt. Aber Gott trägt solche Gefäße mit Langmut, „da Er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern alle zur Buße kommen“.

Gottes Auserwählung ist kein willürliches, ganz beliebiges Herausgreifen. Die Schrift sagt uns: „Auserwählt nach Vorkenntnis Gottes“ (1. Petr. 1,2) und in Röm. 8,29: „welche Er zuvorkannt hat, die hat Er auch zuvorbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein.“ Diese Zuvorerkenntnis umfaßt die ganze Person nach Geist, Seele und Leib, mit allen Eigenarten, Eigenschaften, Wesen usw. Auf diese Zuvorerkenntnis der Person gründet sich die Auserwählung; sie wird bestimmt durch das, was Gott zuvor sah.

In 2. Mose 31,19 handelt es sich nicht um die Auserwählung in Christo. Wohl aber offenbart Gott Mose Seine Souveränität, Seine völlige göttliche Willensfreiheit. Ein Grundsatz, der in der Auserwählung seine Betätigung findet. Aber die Unumschränktheit Gottes, zu tun, was Er will, kann nie im Widerspruch zu Seiner Liebe, Heiligkeit und Gerechtigkeit stehen. Nie kann damit der Gedanke der Willkür oder der Ungerechtigkeit verbunden werden. Liegt in dem Erweisen Seiner Gnade Unrecht? Wenn nicht die Feindschaft gegen Gott und der Wunsch, sich der VerAntwortlichkeit dem Evangelium gegenüber zu entziehen und bei Gott die Schuld des Verloren gehens zu finden, dahinter stände, so müßte ein solches Wort das Herz des Menschen mit Freude erfüllen, denn Er will sich der gefallenen Menschen erbarmen.

Apg. 13,48b. Der Unglaube findet überall Schwierigkeiten und Schuld bei Gott. Dem Glauben genügt es, was Gott sagt. Er weiß, daß es keine Widersprüche in Seinem Worte gibt. Der Unglaube aber kommt mit der menschlichen Philosophie (Kol. 2,8) und sagt, wenn jemand nicht zum ewigen Leben verordnet sei, so könne er absolut nichts tun und sei schuldlos, verloren zu gehen. Aber die Vernunftschlüsse der Menschen lassen sich nicht auf Gott übertragen, sie beweisen nur, daß nicht allein ihr Verstand„verfinstert“ ist (Eph. 4,18) und sie „in ihren Überlegungen in Torheit verfallen“, sondern auch ihr „Herz verfinstert“ ist. Ein solcher Schluß ist gänzlich falsch. Ein paar Verse weiter lesen wir (Kap. 14,1), daß sie also redeten, daß eine große Menge glaubte. Das Evangelium wendet sich so (in einer solchen Weise) an den Menschen. daß er annehmend oder ablehnend ihm gegenüber Stellung nehmen muß. (Wie fast täglich jeder zu öffentlichen Ankündigungen sich annehmend oder ablehnend verhält.) Im wahren Grunde handelt es sich nicht darum, was man meint nicht glauben zu können, sondern wem man nicht glauben will, um die Person, die mit einer Verkündigung sich an mich wendet. Der Herr sagt: „Wenn jemand Gottes Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist“ (Joh. 7,17). Die Verkündigung der Buße und der Vergebung der Sünden an alle Menschen ist kein Betrug, als ob der Mensch nicht annehmen könne,

was Gott ihm anbietet.

So wie der HErr einst Seinen Aposteln befohlen hatte, das Evangelium aller Kreatur zu verkündigen (Mark. 16,15), so handelte auch Paulus in Antiochien. Die Juden stießen es von sich (Apg. 13,46), viele aus den Nationen nahmen es an. Jeder aber, der die Botschaft Gottes über Seinen Sohn hörte, war verAntwortlich für das, was er damit machte. Jeder Hörer mußte entweder der Botschaft zustimmen und sie anerkennen oder verachten. Jeder Hörer hatte die Fähigkeit der Willensentscheidung, sie anzunehmen oder zu verwerfen, denn Gott macht ihn für sein Tun verAntwortlich. Die Annahme der Botschaft Gottes ist kein Verdienst, wohl aber die Verwerfung eine Verschuldung. Die Annahme der Botschaft führt zur Buße und zum Glauben an den Herrn Jesus.

So hat der Arbeiter im Werke des HErrn das Evangelium allen Menschen zu verkündigen. Wenn er aber (wie in dieser Stelle) prüfend das Werk überblickt, so weiß und kann er mit diesem Worte sagen: „Es glaubten, so viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren“.

Es sei noch auf Frage 7, Band IV (1916) hingewiesen!

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Beurteilet ihr diese Zeit nicht?

(Luk. 12,56.)

Diese Worte, die der HErr einst tadelnd an die Volksmenge richtete, die gedankenlos dahinlebte und nicht beachtete, was in ihren Tagen geschah, reden auch heute noch zu uns. Auch in unseren Tagen geschehen große Dinge. Es „toben die Nationen und sinnen Eitles die Völker“.1

1

Ps.2,1.

Als die Jünger vom Hohen Rat gemißhandelt zu den Ihrigen zurückkehrten, gedachten sie an dieses Psalmwort.1 Aber ihr Auge blieb nicht haften an dem Toben der Nationen. Sie sahen weiter hinaus, sie schauten auf Gottes Ratschlüsse und Ziele. Welch Eitles die Völker auch sinnen mochten, Gott brachte das, was Seine Hand und Sein Ratschluß zuvorbestimmt hatte, dadurch zur Ausführung, und dies hatte mehr Interesse für sie als das Toben der Nationen. Auch unser Blick geht von den gegenwärtigen großen Ereignissen hin zu den Plänen Gottes. Was auch immer der Mensch tut in

1

Apgesch. 4,25-28.

seiner Eitelkeit und Bosheit, wir stehen nicht still dabei, wir bringen es im Lichte Seines Wortes in Verbindung mit der Erfüllung alles dessen, was Seine Hand und Sein Ratschluß zuvorbestimmt hat, daß es geschehen soll.1

1

Daß der Mensch oder die Völker in ihrem gottlosen Treiben das von Gott Zuvorbestimmte tun, hebt natürlich deren VerAntwortlichkeit für ihr Tun nicht auf. Als der Kaiser Augustus das allgemeine Schätzungsgebot erließ, infolgedessen jeder sich in seinen Heimatsort begeben mußte, handelte er unbeschränkt nach seinem eigenen eitlen Willen, und doch diente es zur Erfüllung dessen, was Gott zuvorbestimmt hatte, daß Christus in Bethlehem geboren werden sollte (Luk. 2,1). Die Mörder des Herrn Jesus handelten in Erfüllung des Ratschlusses und der Vorkenntnis Gottes, aber ihre Tat war voll und uneingeschränkt ihr eigenstes Tun, und das ihnen angekündigte Gericht zeigt den völlig eigenen Willen, in dem sie handelten (Matth. 21,38-41). Die Aufrichtung des Kreuzes auf Golgatha war die Erfüllung des göttlichen Vorsatzes, und trotzdem taten sie es in direktem Widerstand zum göttlichen Willen.

Wohl haben wir in bezug auf die Ankunft des HErrn nicht erst die Erfüllung von Ereignissen zu erwarten (da ist nichts, was Seinem Kommen, den Seinigen in der Luft zu begegnen und sie zu Sich zu nehmen, erst voraufgehen müßte), aber dem Tage, an dem Er mit Seinen Heiligen erscheint, Gericht zu halten, diesem müssen noch große Ereignisse voraufgehen. Wenn nun diese gleichsam

1

Betr. „Bewahrung vor der Stunde der Versuchung“ siehe Bd. IV 1916, S. 159.

2

Offenb. 3,10.

schon am Horizont auftauchen und sich in den Ereignissen unserer Tage schon ankünden, wie nahe muß dann das Kommen des HErrn sein, der die Seinigen zu Sich nehmen und bewahren will vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird.1, 2

1

Betr. „Bewahrung vor der Stunde der Versuchung“ siehe Bd. IV 1916, S. 159.

2

Offenb. 3,10.

Zwei Rufe finden wir im Worte Gottes, die sehr bezeichnend für die Beurteilung der Zeit sind. Der eine ist der Mitternachtsruf,1 der im Reiche der Himmel2 gehört wird und der zur Folge hat, daß die Jungfrauen sich bereiten, dem Bräutigam zu begegnen. Der andere ist der Freudenruf der Welt,3 wenn sie am Ziel ihres Strebens sagen werden: „Friede und Sicherheit!“

1

Matth. 25,1-10.

2

Betr. „Reich der Himmel“ siehe Bd. I S. 49-54; Bd. II S. 72-75; Bd. III S. 23-32.

3

1. Thess. 5,3.

Der erste Ruf kennzeichnet uns die Mitternachtszeit, in welcher der Herr Jesus kommt, um die, die bereit sind (die „das Öl“, den Heiligen Geist haben), mit Sich zu nehmen zur Hochzeit. Der zweite Ruf dagegen kennzeichnet uns die Welt in der Zeit, ehe das „plötzliche Verderben“ (Gottes Gerichte) über sie kommen wird.

Der Mitternachtsruf: „Siehe, der Bräutigam“ wird schon seit Jahrzehnten gehört und sagt uns allen, daß wir uns in der Mitternachtsstunde, der Stunde des Kommens des HErrn, befinden. Der Weltruf: „Friede und Sicherheit“, der dem „plötzlichen Verderben“ voraufgeht, wird noch nicht vernommen, aber seine Vorboten sind schon da. Das Verlangen der Völker geht nach diesem Rufe, und der Tag wird kommen, wo die Welt sich beglückwünschend zujubelt: „Friede und Sicherheit!“ Dann, wenn „Friede und Sicherheit“ das Weltthema sein wird, „dann“, sagt die Schrift, „kommt ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die Geburtswehen über die Schwangere, und sie werden nicht entfliehen.

Auf das Friedensangebot unseres Kaisers lehnte die Welt einen Frieden ohne Sicherheit ab. Sie will mehr als Frieden- sie will „Frieden und Sicherheit“. Frieden mit Garantien, mit Bürgschaften, daß nie auf Erden ein solcher Krieg wiederkehren kann. Tief ging es durch das Herz des Herausgebers, als die Zeitungen der Welt in Sperrdruck „Friede und Sicherheit“ forderten. Das, wonach die Welt heute ringt, wird sie erlangen. Schon werden Stimmen laut, durch Verbrüderung oder durch Bündnisse die Völker so zu binden, daß keine Nation auf Erden wieder Krieg beginnen kann, ohne die Vernichtung durch die anderen Mächte über sich selbst zu bringen. Auf welchem Wege die Menschen es auch zustande bringen werden, es genügt, die Zeit wird kommen, wo sie berauscht durch das Erreichen ihres Zieles sagen werden: „Friede und Sicherheit!“

Aber es ist Friede und Sicherheit ohne den Herrn Jesus Christus. Ihn brauchen sie nicht. Sie wollen Frieden ohne den Friedefürsten und Sicherheit ohne das Blut der Versöhnung. Sie meinen, den vom Fürsten der Welt, von Dämonen beherrschten Menschen mit ihren Fesseln und Stricken so binden zu können, daß er auch ohne Christus „vernünftig“ wird und kein Verderben mehr um sich verbreitet. Aber sie werden die gleiche Erfahrung machen wie jene, die den von unreinen Geistern bewohnten Menschen mit Ketten und Fußfesseln banden und dann sahen, daß ihre Ketten zerrissen wurden und der von Dämonen beherrschte Mensch nicht mit Fesseln zu bändigen war. Dann aber erscheint Jesus auf dem Plane. Er legt ihm nicht Fesseln an, Er befreit ihn von der Macht Satans, und „vernünftig“ sitzt er zu Jesu Füßen. „Stadt und Land“ sieht es mit Furcht.1

1

Mark. 5.

So wird es sein! Heute sinnen und arbeiten sie, die Ketten und Fußfesseln zustande zu bringen, um den von Dämonen beherrschten Menschen zu bändigen. Und wenn ihm die Fesseln angelegt sind, werden sie rufen: „Friede und Sicherheit“, um dann zu erfahren, daß ihre Fesseln nicht halten, ihre Bündnisse, Verträge und Fest-

Bündnisse, Verträge und Fest-

setzungen zerrissen werden, und ein „plötzliches Verderben“ über sie kommt. Der HErr aber, wenn Er erscheint, wird den Satan binden für 1000 Jahre.1 Dann wird der nicht zu bändigende Mensch unter der Friedensherrschaft Jesu „vernünftig“ zu Seinen Füßen sitzen, und Gottesfurcht wird „Stadt und Land“ erfüllen.

1

Offenb. 20,2.3.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Die Schatten dieser Dinge sehen wir heute schon. Der Gläubige sieht (wie einst die betenden Jünger in Jerusalem) hinter dem Toben der Nationen das Zustandekommen alles dessen, was Seine Hand und Sein Ratschluß zuvorbestimmt hat, daß es geschehen soll.

Der eine Ruf - der Mitternachtsruf geht durch die Lande. Schon befinden wir uns in der Mitternachtsstunde der Ankunft Christi. Der Geist und die Braut rufen: „Komm, Herr Jesu!“ Aber auch der andere Ruf, der dem Verderben voraufgeht, meldet sich schon an. Brüder, Schwestern, wie nahe muß der HErr sein!

Aber auch andere Dinge der Zukunft künden bereits sich an. Was geht heute unter den Juden vor! Wie beschäftigen sich sogar die Völker schon mit der Rückkehr der Juden in ihr Land. - Wie bemerkbar macht sich der Abfall, der dem Antichristen den Weg bahnt. - Denken wir weiter an die Wiederaufrichtung des Römischen (10 König-) Reiches, - an das zu Macht und Leitung kommende Papsttum. Wie regt sich's überall! Beurteilet ihr diese Zeit nicht? Wie ernst mahnt uns alles: „Das Ende aller Dinge ist nahe gekommen. Seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.“1

1

1.Petri 4,7.

Wir wissen nicht, zu welcher Stunde der HErr kommt; auch nicht, ob dieser Krieg die Schlußakte der Welt schon einleitet. Wir können auch nicht sagen, ob ein jetzigem Ruf „Friede und Sicherheit“ die Erfüllung des pro-

phetischen Rufes ist, da uns die Wege Gottes mit dem Menschen lehren, daß Gott die zuvorbestimmten Ereignisse vor ihrem Eintreten der Welt oft warnend in Vorereignissen und Vorbildern vor Augen führt. Wir können auch nicht sagen, daß die Gläubigen nicht mehr auf Erden sein werden, wenn der Ruf entsteht. Wenn wir auch lesen: „... dann kommt ein plötzliches Verderben über sie“, so meint das natürlich nicht, daß dem Rufe das „plötzliche Verderben“ in derselben Stunde auf dem Fuße folgt. Es kann sehr wohl zwischen dem Rufe „Friede und Sicherheit“ und dem die Welt „plötzlich“ überfallenden Verderben ein längerer Zeitraum liegen, in welchem sich die Welt in Friede und Sicherheit wiegt. Wir finden oft, daß in eng zusammengefaßten Ereignissen der Schrift längere Zwischenräume liegen, ohne daß sie uns dabei genannt werden.1 Auch der Mitternachtsruf, der mit dem Kommen des HErrn so eng verbunden ist, enthält zwischen dem Geschrei „Siehe, der Bräutigam“ und dem Kommen des HErrn einen Zwischenraum. Uns scheinen die seit dem Entstehen des Rufes: „Siehe, der Bräutigam“ vergangenen (etwa 90) Jahre eine lange Zeit zu sein, aber Gottes Zeitrechnung ist eine andere als unsere. „Tausend Jahre sind für Ihn wie ein Tag.“

1

z. B. 1. Mose 1,1.2; Jes. 61,2; Joh. 5,29; Apg. 15,14-16 u. a. m.

Wenn wir nun auch in bezug auf die künftigen Ereignisse noch vor mancher offenen Frage stehen, so wissen wir sicher, daß „Friede und Sicherheit“ die letzte Kennzeichnung der Welt ist, bevor das „Verderben“, „der kommende Zorn“ sie überfällt, und diese Kennzeichnung fängt an, heute schon Gestalt anzunehmen; und weiter wissen wir sicher, daß die Mitternachtsstunde des Kommens Christi

1

Luk. 12,36.37.

weit vorgerückt ist und der HErr nahe ist. Alles ruft uns zu: „Seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, ... auf daß, wenn Er kommt und anklopft, sie Ihm alsbald aufmachen. Glückselig jene Knechte, die der HErr, wenn Er kommt, wachend finden wird!1

1

Luk. 12,36.37.

„Ja, Ich komme bald. - Amen, komm, Herr Jesu!“1

1

Offenb. 22,20.

Gelagert auf grünen Auen.

(Ps. 23,2.)

Der HErr sagt von denen, die durch Ihn zur Tür eingehen und errettet werden, daß sie „ein- und ausgehen und Weide finden“.1 Unter der Hand der falschen Hirten fanden die Schafe Israels keine Weide, da war nur Unruhe und Unzufriedenheit. Unter der sorgenden Führung des guten Hirten findet das Schaf grüne Auen und volle Befriedigung.

1

Joh. 10,9.

Manche blicken auf die schmerzlichen Umstände und vergleichen diese mit den lieblichen, als ob darin die grünen Auen lägen. Aber in diesen bestehen die grünen Auen des guten Hirten nicht. Von den Dingen hienieden sind sie völlig geschieden. Gerade im Gegenteil, in den niederdrückendsten Verhältnissen finden wir oft die Seelen, die auf den göttlichen Auen in glücklicher Zufriedenheit ruhen.

Maria von Bethanien fand diese Weide, als sie zu Jesu Füßen saß und auf Seine Worte achtete.1 Martha, vom HErrn geliebt,2 suchte Ihm alle Ihm gebührende Aufmerksamkeit zu erzeigen, aber ihre Seele war darin von Unruhe und Sorge erfüllt. Je mehr sie fühlte, welche Ehre Ihm gebührte, um so größer wurde ihre Sorge, unfähig zu sein, Ihm diese zu ihrer Zufriedenheit zu erzeigen, so daß sie den HErrn auffordert, ihrer Schwester

1

Luk. 10,38-42.

2

Joh. 11,5.

zu sagen, ihr zu helfen. So köstlich Marthas Eifer, und so gut auch ihre Absichten sein mochten, sie lagerte nicht auf grünen Auen, ihre Seele war nicht gesättigt und befriedigt.

„Eines aber ist not“, Antwortete der HErr. „Maria hat das gute Teil erwählt, welches nicht von ihr genommen werden wird.“ Was war das eine gute Teil, worin das Herz glücklich sein konnte und das der HErr selbst „gut“ nennet? Von einem „besseren“ Teil (wie einige sagen) spricht der HErr nicht. Er spricht nur von einem Teil, welches gut ist, aber nicht im Vergleich mit anderem „besser“ ist. Dieses „gute Teil“ ist gewiß die Freude deiner Gemeinschaft, in der wir die Mitteilungen Seiner und Seines Vaters Liebe empfangen. In vollkommener Ruhe und Abgeschiedenheit von den störenden Einflüssen der Umstände saß sie zu Seinen Füßen und horchte Seiner Stimme.

Ist dies unser Teil? Kennen wir einen solchen Platz? Wenn dies der Fall ist, so wird unser Herz es bestätigen, daß es eine grüne Aue ist, wo wir nicht nur Nahrung finden, sondern uns lagern in glücklicher Zufriedenheit und göttlicher Ruhe. Laßt uns das Wort des Psalmisten beachten: Er lagert mich auf grünen Auen. Welche Mühe würde es machen, ein hungerndes Schaf dahin zu bringen, sich zu lagern, aber ein gesättigtes, befriedigtes Schaf legt sich fröhlich nieder, um das Genossene wiederzukäuen. Das Bild ist so einfach: Es zeichnet die volle Genüge und glückliche Ruhe der Seele unter der führenden Hand des Hirten. Abseits von dem Getriebe und Getöse dieser armen Welt folgen wir Ihm auf Glaubenswegen zu den stillen Wassern, an denen wir die Liebe des Vaters genießen. Da erfahren wir die Wahrheit Seiner Worte: „Wer irgend von dem Wasser trinken wird, das

1

Joh. 4,14.

Ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das Ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“1 Welch köstliches Teil können wir haben und genießen, während wir durch diese dunkle Welt gehen.

1

Joh. 4,14.

Aber wie ist es mit den niederdrückenden Umständen? Auch solche finden wir in der Geschichte der Maria von Bethanien in Joh. 11. Die Krankheit und der Tod des geliebten Bruders war wohl der schwerste Schlag, der dieses zarte Herz treffen konnte. Aber sie hatte eine Zufluchtsstätte. Weinend fiel sie zu den Füßen des Herrn Jesu nieder. Dort, an diesem ihr so wohl bekannten Platze, sah sie Seine heiligen Tränen, lernte sie Sein mitfühlendes Herz kennen, das ihren Schmerz und das Weh des Todes teilte. Dort wurde ihr Herz herausgehoben aus den Umständen und zu dem Ruheplatz Seiner Liebe hingeführt.

So finden wir es auch in Joh. 12. Sie hatten dem HErrn ein Abendessen gemacht und auch der aus den Toten auferweckte Lazarus war da. Aber weder das Mahl noch Lazarus beschäftigten Marias Herz. Den natürlichen Gefühlen nach wäre es der Bruder gewesen (denn wir hangen an dem, was wir verloren und wieder empfangen), aber es ist Seine Liebe und Seine Herrlichkeit, welche ihr Auge und Herz erfüllen, und so spendet sie Ihm das Köstlichste ihres Besitzes, die „sehr kostbare Narde“. Nichts auf Erden fesselte sie, nichts war ihr größer als Er, ihr Alles fand sie in Ihm, und die Hingabe ihres köstlichsten Besitzes zeigte ihre Gemeinschaft mit dem Wege Seiner Leiden, Seines Todes und Begräbnisses.

Die schmerzlichen Umstände mit all ihrer Bitterkeit

offenbarten, daß sie bei Ihm die Auen der vollen Genüge und der seligen Ruhe gefunden hatte.

Im Gefängnis zu Philippi finden wir dieselbe Wahrheit. Der mitternächtliche Lobgesang des Paulus und Silas zeigt uns, daß sie lagerten auf grünen Auen, obgleich ihre Rücken von Ruten wundgeschlagen waren. Und aus dem Gefängnis in Rom bezeugte Paulus den Philippern seine Freude in dem HErrn, inmitten der niederdrückendsten Umstände. „Freuet euch in dem HErrn allezeit! wiederum will ich sagen: Freuet euch!“1 Wie köstlich ist diese glückliche, völlige Genüge! Diese grünen Auen sind da für jeden Gläubigen, aber, ach! nicht alle erfreuen sich derselben.

1

Phil. 4,4.

Und wie kommen wir in den Genuß derselben? Beachte die Worte: „Er lagert mich“ (oder „Erläßt mich lagern“) ... „Er leitet mich“ ... Unsere Sache ist, uns willenlos Seinen Händen zu überlassen! Er weiß, wie Er uns zu führen hat, damit unsere Seele sich in Genüge und Freude auf den Auen Seiner Sorge und Liebe lagert. Er hat gesagt: „Wer zu Mir kommt, wird nicht hungern, und wer an Mich glaubt, wird nimmer mehr dürsten.“1 Laßt uns allewege zu Ihm kommen, Ihm glauben, und wir werden die Untrüglichkeit Seines Wortes erfahren.

1

Joh. 6,35.

R. - K.

Über göttliche Unterweisungen.

Wir lesen im Alten Testament vielfach, daß Gott zu den Menschen, besonders aber zu den Seinigen durch eine vernehmbare Stimme redete. Wir brauchen nur an Adam, Kain, Noah, Abraham und alle Gottesmänner, besonders aber an die Propheten zu denken, wie Gott in Seiner Gnade ihnen Belehrung, Überführung, Zurechtweisung, Ankündigung von Segnungen, aber auch

Belehrung, Überführung, Zurechtweisung, Ankündigung von Segnungen, aber auch

von Zucht und Gericht gab. Ja, wir lesen sogar z. B. von David, daß er Gott befragte und Gott ihm Antwort Gab. In welcher Weise nun die Stimme Gottes geschah, ob durch das Ohr oder durch den Geist wahrnehmbar, das soll nicht unsere Aufgabe sein, zu untersuchen. Wir wollen vielmehr aus dem geschriebenen Worte Gottes zu erkennen suchen, ob wir Gläubigen des Neuen Testaments in gleicher Weise mit Gott verkehren sollten oder nicht.

Es ist nun für uns sehr wichtig, daß wir unterscheiden, daß die Gläubigen heute eine andere Stellung vor Gott einnehmen als die Gläubigen des Alten Bundes. Der Herr Jesus Selbst kennzeichnet diesen Unterschied in solch auffallender Weise, wie wohl kaum eine andere Schriftstelle es tut. Er sagt, als Er von Johannes dem Täufer spricht: „Wahrlich, Ich sage euch, unter den von Weibern Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer; der Kleinste aber im Reiche der Himmel ist größer als er.“ Die aber im Reiche der Himmel sind, das sind die Gläubigen des neuen Zeitalters, die versetzt sind in das Reich des Sohnes Seiner Liebe. Von diesen sagt der Herr Jesus Joh. 7,38.39: „Wer an Mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte Er von dem Geiste, welchen die an Ihn Glaubenden empfangen sollten; denn der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Erst am Tage der Pfingsten empfingen die Gläubigen den Heiligen Geist. Und von Ihm spricht der HErr Jesus Joh. 14,16.17: „Daß Er bei euch sei in Ewigkeit ...“, und „denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein.“

Im Alten Testament lesen wir, das der Geist Gottes zeitweise über die Männer Gottes kam. David betete z. B. auch im Psalm 51,11: „und den Geist Deiner Heiligkeit nimm nicht von mir.“ Wir sehen aus dem Alten Testament deutlich, daß „bei“ den Gläubigen des Alten Testamentes der Heilige Geist nicht blieb.

Wir Gläubige der Jetztzeit hingegen sind, wie uns das Neue Testament zeigt, „bleibend“ durch den Heiligen Geist aufs innigste mit unserem HErrn verbunden. Deshalb sollten auch der Heilige Geist und das Wort Gottes im praktischen Leben unsere ausreichenden Führer sein. Denn in Röm. 8,14 heißt es: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“ Und in 2. Tim. 3,15-17 sagt Gottes Wort: „und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christo Jesu ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.“

Leider sind wir vielfach nicht in dem Zustand, daß der Geist Gottes durch das Wort Gottes uns im praktischen Leben belehren kann. Oft sind wir unruhig in unseren Herzen, oder wir sind aufgeregt durch kranke Nerven, so daß wir bei wichtigen Entscheidungen nicht den gottwohlgefälligen Weg klar zu unterscheiden vermögen. Möchten wir in solchen Fällen den HErrn um Stille bitten und in Demut uns zu Ihm wenden und ihn um Weisheit bitten, wie uns das Wort in Jakobus 1,5 anweist: „Wenn aber jemandem von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden.“ „Die Weisheit aber,“ heißt es in Jakobus 3,17 weiter, „von oben ist aufs erste rein, sodann friedsam, gelinde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt.“

In allen unseren Entscheidungen aber sollte die Liebe zum HErrn und Sein Wort uns leiten und nicht der Buchstabe des Gesetzes. Dem Gesetz sind wir gestorben. Wir sind frei vom Gesetz. Wir sind „Kinder“ Gottes, und als solche sollten wir vor unserem himmlischen Vater in Liebe wandeln. Die Liebe aber ist gehorsam dem Worte. Im irdischen Leben kann ein Kind seinem Vater in gezwungener Weise gehorsam sein, es kann aber auch mit freudigem Herzen in Liebe gehorsam sein. Nach diesem strecken auch wir uns aus unserem HErrn gegenüber. Der HErr wolle uns dazu verhelfen!

D. i. L.

Geleitswort an den Leser:

„Richtet euer Herz auf eure Wege! ... Bringet Holz herbei und bauet das Haus; so werde Ich Wohlgefallen daran haben und verherrlicht werden.

Ihr habt nach vielem ausgeschaut, und siehe, es wurde wenig; und brachtet ihr es heim, so blies Ich darein. Weshalb das? spricht Jehova der Heerscharen; wegen Meines Hauses, das wüste liegt, während ihr laufet, ein jeder für sein eigenes Haus.“ Haggai 1,8.9.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 29

Wo sind in der gegenwärtigen Zeit die Verstorbenen, sowohl die Seligen wie die Verlorenen? (Apg. 1,25.)

Antwort A

In Luk. 16 gibt der Herr Jesus eine klare Belehrung darüber, daß die seligen und die verlorenen Verstorbenen an verschiedenen Orten sind und daß diese Orte durch eine große Kluft voneinander getrennt sind. Diese Belehrung des HErrn wird auch durch andere Schriftstellen unterstützt und bekräftigt, durch Schriftstellen, die bei anderen Gelegenheiten entstanden sind.

So beispielsweise verspricht der HErr dem einen Räuber am Kreuze, mit Ihm im Paradiese zu sein. Daß dieses Versprechen gehalten wurde, ist selbstverständlich (Luk. 23,43). Stephanus betet angesichts des Todes: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ (Apg. 7,59). Daß dieses Gebet Erhörung fand, ist ebenfalls selbstverständlich. Der Apostel Paulus spricht von der eventuellen Möglichkeit des Sterbens und macht dabei einen präzisen Unterschied zwischen entkleidet und überkleidet werden (2. Kor. 5,4). In bezug auf das „Enlkleidetwerden“ oder „ausheimisch von dem Leibe sein“ sagt er, daß dasselbe gleichbedeutend ist mit „bei dem HErrn sein“. - Aus all diesen Schriftstellen geht hervor, daß die selig Verstorbenen beim HErrn sind.

Die in der Frage bereits angeführte Stelle (Apg. 1,25) spricht auch von einem Aufenthaltsort eines

Die in der Frage bereits angeführte Stelle (Apg. 1,25) spricht auch von einem Aufenthaltsort eines Verstorbenen, als von einem Orte, nicht bei dem HErrn; er wird genannt „sein eigener Ort“.

Damit sind nach der Schrift zwei Aufenthaltsorte von Verstorbenen gezeigt, der eine beim HErrn und der andere nicht bei dem HErrn.

Diese Aufenthaltsorte sind aber noch keine endgültigen, da in beiden Fällen der Leib im Grabe ruht. Der Leib des Räubers am Kreuz und der des Stephanus, ebenso der des Judas ruhen noch im Grabe, während der Geist dieser Verstorbenen, wie bereits festgestellt, an verschiedenen Orten sich befindet.

Nach Joh. 5,28 u. 29 kommt der Augenblick, wo alle Gräber lebendig werden bezw. die in den Gräbern liegenden Leiber. Die einen Leiber kommen hervor zur Auferstehung des Lebens und die anderen Leiber zur Auferstehung des Gerichts. Der gegenwärtige Zustand der Verstorbenen, ob selig oder verloren, ist also ein Zwischenzustand, in welchem auf die Auferstehung des Leibes gewartet wird, um dann in den endgültigen Zustand einzugehen.

Diese beiden Auferstehungen liegen zeitlich auseinander, und zwar nach Offb. 20,4.5 mindestens 1000 Jahre. Ebenso haben diese beiden Auferstehungen zwei Charakterzüge, die eine den Charakterzug des Lebens und die andere den Charakterzug des Gerichts.

Die Herausführung aus dem Totenreich bezw. aus diesen verschiedenen Orten ist gleichfalls eine verschiedene und dabei eine präzis geregelte und geordnete. - 1.Kor. 15,23 u. 24 gibt darüber Aufschluß.

Der Erstling Christus hat das Grab bereits verlassen, und in Bälde werden die, die des Christus sind, bei Seiner Ankunft aus demselben herausgeführt werden. Die anderen Toten bleiben bis auf weiteres an ihrem Ort. -

Ein schreckliches langes und banges Warten auf das Gericht! -

Der Schwerpunkt der Sache dürfte der sein: Wem gehören wir in unserem Leben? (1. Kor. 15,23). Sind wir des Christus? Ist er jetzt unser HErr? Hören wir und kennen wir, als Seine Schafe, jetzt Seine Stimme? (Joh. 10,3). Wenn ja, werden wir, falls wir bei Seiner Ankunft Verstorbene sein sollten, Seinen gebietenden Zuruf mit Freuden vernehmen, wenn Er in fordernder Weise, als mit der Stimme eines Erzengels, im Luftgebiet Seine Rechte geltend macht und vor allem die Gräber der Heiligen, der Toten in Christo, entleert? (1.Thess.4,13-18).

W. W. (z. Zt. in Rumänien beim MiIitär).

Antwort B

Auf beides gibt uns die Schrift Antwort. Die entschlafenen Seligen sind bei dem Herrn Jesus (Phil. 1,23). Schon dem Schächer am Kreuze sagte der HErr: „Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein“ (Luk. 23,43). „Bei Jesus“, das ist der „eigene Ort“ aller, die Ihm angehören. Stephanus betete daher unter den Steinwürfen seiner Mörder: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ und dann entschlief er (Apg. 7,59.60), und der Sohn des Menschen war aufgestanden, um Seinen treuen Knecht zu empfangen (Apg. 7,56). Wo, rein örtlich betrachtet, die entschlafenen Seligen jetzt sind, sagt die

Schrift nicht. Der Eingang in das Vaterhaus selbst und in die Herrlichkeit scheint mir erst mit der Wiederkunft des HErrn, der Entrückung und Auferstehung in Verbindung zu stehen (Joh. 15,2.3; 1. Thess. 4,16.17). Welche Bedeutung hat aber der Ort gegenüber der Tatsache, daß wir „bei Christo“ sein werden! So sagte man auch besser von einem in Christo Entschlafenen nicht: „Er ist heimgegangen“, sondern „er ist zu Christo gegangen“. Das Wort „heimgehen“ braucht die Schrift nicht vom Sterben der Gläubigen, sondern sie nennt es „ein Entschlafen“ (Apg. 7,60; 1. Kor. 11,30; 15,18.20; 1. Thess. 4,15). Mit dem Worte „entschlafen“ meint die Schrift aber nicht den Übergang in einen Zustand des Seelenschlafes, d. h. des fehlenden Bewußtseins. Der Herr Jesus, „der Erstling der Entschlafenen“ (1.Kor. 15,20), sagt dem Schächer am Kreuz, daß er noch am gleichen Tage mit Ihm im Paradiese sein werde (Luk. 23,43). Und das bedeutet kein nebeneinander Schlafen, sondern die köstliche Verheißung des Genusses Seiner Gegenwart und Gemeinschaft. Auch den Lazarus finden wir nicht schlafend in Abrahams Schoß, sondern dort wird er getröstet (Luk. 16,25). Und von dem reichen Manne sagt der HErr sogar, „als er in dem Hades seine Augen aufschlug“ (Luk. 16,23); er hatte bei Lebzeiten geschlafen (Eph. 5,14). Paulus hatte Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, d. h.

nicht zu schlafen, sondern mehr als bisher, wenn auch noch nicht in Vollkommenheit, sich der Gegenwart des HErrn zu freuen. Deshalb nennt er das Sterben einen Gewinn und das Abscheiden und bei Christo sein weit besser als das Leben im Fleische, wo er doch auch schon wie wenig andere die Gemeinschaft des HErrn genoß (Phil. 1,21-23). Selbst die Seelen unter dem Altar schlafen nicht, sondern rufen mit lauter Stimme und beten (Offb. 6,9-11). Bei diesen wird es deutlich, daß es sich um eine Zwischenzeit des Ruhens und Wartens handelt. In einer ähnlichen Zwischenzeit befinden sich jetzt die im HErrn Entschlafenen, aber einer Zwischenzeit beim HErrn, in völligerem Genuß Seiner Gegenwart und Gemeinschaft, als das auf dieser Erde möglich ist.

Der Ort, an den die Verlorenen bei ihrem Tode gehen, an den auch Judas ging (Apg. 1,25), ist ein Ort der Qualen, fern von Christo und der Möglichkeit, zu Ihm zu gelangen (Luk. 16,23-26). Der Charakter des Ortes, nicht aber seine räumliche Lage ist das Wesentliche. Es ist ein Ort, der in Übereinstimmung mit dem Wesen und der Herzensrichtung derer steht, die dorthin gelangen. Fern von Christo und ohne Gott waren sie in der Welt gewesen, ihre Herzen hatten sie der Liebe und dem Anklopfen des Heilandes verschlossen; jetzt sind sie an dem Orte des Todes, an den auch nicht mehr der entfernteste Lichtstrahl der Liebe und Gnade Christi, nicht der Schimmer einer Hoffnung dringt. Dort gibt es nur Qualen und das gewisse Warten auf das Endgericht vor dem großen, weißen Thron. Denn auch ihr Zustand ist ein Zwischenzustand. Wie es für die in Christo Entschlafenen noch herrlicher kommt, so kommt es für sie noch schrecklicher. Selbst der Hades wird seine Toten herausgeben, und sie werden vor den großen, weißen Thron gestellt werden. In dem Buche des Lebens wird man vergeblich nach ihren Namen suchen, dagegen werden die Bücher voll von ihren finsteren Werken stehen. So werden sie in den Feuersee geworfen, in dem sie schon den Teufel, das Tier und den falschen Propheten finden (Offb. 20,11-15; 19,20.21), in das ewige Feuer, das Gott für den Teufel und seine Engel - nicht etwa für den Menschen - bereitet hatte (Matth. 25,41), die äußerste Finsternis, wo das Weinen und das Zähneknirschen sein wird (Matth. 22,13), in die Hölle, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt (Mark. 9,34.44).

O. v. Br. (beim Militär).

Antwort C

Für den, der eine kürzere Antwort Auf diese Frage wünscht, sei außer den sonst eingesandten hier eine gegeben, die ihm dienen möchte, während ich alle, die betreffend dieser Sache weiter forschen möchten, schon heute hinweisen will auf einen gleich betitelten längeren Aufsatz von mir, der, so der HErr will, in einem der späteren Hefte veröffentlicht werden soll.

Wo die Toten, d. h. die in dem Zeitraum seit Christi Auferstehung bis zur Aufnahme der Gemeinde bezw. bis zum Gericht vor dem weißen Thron Gestorbenen jetzt weilen, richtet sich ganz danach, ob dieselben zu ihren Lebzeiten dem HErrn angehörten oder nicht. Erstere weilen nach dem unzweideutigen Zeugnis der Schrift (vgl. Luk. 23,43; Apg. 7,59; 2. Kor. 5,1ff.; Phil. 1,23 u. 3,21) dem Geiste nach bei Christo, nicht im Schlafe, und sie, die „in Jesu Entschlafenen“, werden beim Kommen des HErrn für die Seinen dem Leibe nach auferweckt, verwandelt und zusammen mit den dann lebenden Gläubigen entrückt (1. Thess. 4). Letztere dagegen, die also als natürliche, unwiedergeborene Menschen sowieso geistlich „tot“ sind, d. h. „tot in den Vergehungen“ (Eph. 2,5), sind im Tode, im Gericht, das den Menschen nach dem leiblichen Tode bestimmt ist (Hebr. 9,27) und haben nur zu warten auf den Zeitpunkt, an dem das Gericht vor dem weißen Thron vollzogen wird (Offb. 20), um zusammen mit allen Toten, auch denen, die vor Christi Tod und Auferstehung starben als verlorene Sünder, gerichtet und dem Feuersee übergeben zu werden, wo sie für ewig, d. h. für immer bleiben. Zu diesen letzteren gehört auch „der reiche Mann“ aus Luk. 16, der mit allen ungeretteten Toten der damaligen Zeit sich im „Hades“ befindet, vgl. Frage 39, Bd. II (1914)!, am „Ort der Qual“, von denen in Abrahams Schoß für immer getrennt. Ebenfalls gehören zu diesen nicht „in Jesu Entschlafenen“ die Heiden, nicht allein zur Zeit Noahs (1. Petri 3, vgl. Frage 41, Bd. l!), sondern zu allen Zeiten, denen allen Röm. 2 gilt, aber auch von diesen kennt Gott die, welche sich dem Licht geöffnet haben, als es sie traf (Joh. 1,9!), auch wenn ihnen das Wort vom Kreuz nicht verkündet wurde. Gott bleibt gerecht jedem Menschen gegenüber, und wir haben Sein Wort zu glauben und zu verkünden, wie es dasteht, ohne daran zu deuteln und zu zweifeln, wozu der Satan uns immer wieder so gern verführen und betrügen möchte, wie es ihm bei dem ersten Menschenpaare gelang (1. Mose 3). Nehmen wir das klare Wort Gottes, wie Er es uns gab, und verwischen wir durch uns zunächst noch unklar scheinende Stellen, welche es auch seien, nicht die klaren Schriftlehren! - Apg. 1,25 sagt einfach, daß jeder dorthin kommt nach dem leiblichen Abscheiden, wohin er gemäß seines Lebens hienieden kommen muß. Wer Christo angehört hienieden, gehört Ihm für ewig an, auch nach dem leiblichen Sterben, wer Ihm nicht angehört auf Erden und in seinen Sünden stirbt, gehört Ihm für ewig nicht an, und sein Gericht und Todeszustand, der mit seinem leiblichen Tode in die Erscheinung tritt - hienieden möchte er, obwohl „tot“, lebendig zu sein vorgeben - wird nach dem Endgericht sich noch ernster gestalten. „Jedem das Seine!“ - auch betreffend der Abstufungen der Strafe (vgl. z. B. Matth. 11,20ff.!).

Laßt uns treu die ganze Wahrheit bezeugen und die Notwendigkeit der Bekehrung auf Erden (Apg. 17,30.31), und um Christi willen, gedrängt durch Seine Liebe (2. Kor. 5,14), den Verlorenen treulich zurufen: „ Lasset euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor. 5,20) - Joh. 3,36!

F. K. (z.. Zt. beim Militär).

Frage 30

Wie weiß der Mensch nach Matth. 22,14, ob er auserwählt ist oder berufen?1

1

Siehe hierzu auch die Antworten zu Frage 28, Seite 218; ebenso die Frage über die gleiche Schriftstelle in Band I, Seite 18. (Die Schriftleitung.)

Antwort

In dem Gleichnis Matth. 22,1-13 redet der Herr Jesus davon, daß Gottes Einladung nicht nur Israel, sondern auch den Heiden, nicht nur den Frommen und Edlen, sondern auch den Sündern und Verachteten gilt. Von Gottes Seite ist alles bereit. Sein Ruf ergeht an alle Menschen. „Gehet hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ (Mark. 16,15) befiehlt der Herr Seinen Jüngern beim Abschied. Gott will, daß alle errettet werden, und der Mensch Christus Jesus gab Sich Selbst zum Lösegeld für alle (1. Tim. 2,4.6). Der HErr will nicht, daß irgend welche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen (2. Petri 3,9). Wer könnte da noch zweifeln, daß der Ruf Gottes allen Menschen gilt, welches Volkes, Ranges, Standes, Geschlechts, Farbe und Zustandes sie seien?! Wir haben das Vorrecht, Boten dieses Königs zu sein und in aller Welt laut zu rufen: „Kommt, denn schon ist alles bereit!“ (Luk. 14,17), und wissen, daß unsere Einladung allen gilt. Gott sei gepriesen dafür!

In Matth. 20,16 steht dasselbe Wort im Anschluß an das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Auch hier handelt es sich um Israel und die Nationen, aber weiter auch darum, daß der Ruf des HErrn in allen Zeitaltern und an Menschen jedes Lebensalters ergeht.

Der Mensch, der der Einladung Gottes folgt, sich von Ihm das hochzeitliche Kleid schenken läßt, geht zur Hochzeit in das Reich der Himmel ein. Gott sendet den Geist Seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: „Abba, Vater!“ (Gal. 4,5.6; Röm. 8,15), und dieser Geist legt dann mit unserem Geist Zeugnis davon ab, daß wir Gottes Kinder sind (Röm. 8,16). Durch den Geist, der in uns Wohnung gemacht hat, freuen wir uns der Gemeinschaft und des Umganges mit dem Herrn Jesus. Wir erleben das Werk des Geistes in und an uns, lernen im Geiste zu wandeln und können jubeln: „Das Alte ist vergangen; siehe, alles ist neu geworden!“ (2. Kor. 5,17). Der Geist macht mir Gottes Wort lebendig, und ich erkenne, daß Gott mit jedem Wort und jeder Zusage mich meint. So erlebe ich den Beweis meiner Auserwählung, sitze im Hochzeitssaal, freue mich der Gegenwart und Gemeinschaft des Bräutigams und Seines Vaters, höre ihre Stimme, genieße die himmlischen Gaben (Eph. 1,3; 2,6). Was bedarf es noch mehr?!

O. v. Br. (beim Militär).

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Sie kehrten zurück.

(Luk. 24.)

Die letzten Tage sind schwere Zeiten. Verwirrung und Schwierigkeiten überall. Wie oft hören wir die

Klage und Frage: „Es ist vorbei! Was sollen wir tun?“ Manche haben den Sieg des Christentums und die Bekehrung der Welt erwartet. Andere, welche die Schriftwidrigkeit solchen Gedankens sahen, erwarteten die Rückkehr der Gemeinde zu ihrer Einheit auf Erden. Statt dessen fanden sie Trennungen und Nöte und das gänzliche Versagen und Zukurzkommen des Menschen - und Trauer und Entmutigung erfüllte ihr Herz.

Ein solches Bild unserer Tage finden wir in Luk. 24. Wohl wissen wir, daß die Gemeinde noch nicht da war. Der Heilige Geist war noch nicht herniedergekommen, sie zu bilden. Aber die kleine Schar, die dort zu Jerusalem versammelt war, war dieselbe Gemeinschaft, die ein wenig später durch den Heiligen Geist zu einem Leibe getauft wurde und mit der die Gemeinde Gottes auf Erden ihren Anfang nahm.

Es waren „zwei von ihnen“, die Jerusalem den Rücken wandten und ihr Angesicht nach Emmaus richteten. Nicht weit wollten sie sich wegwenden, nur 60 Stadien. Was bewegte ihr Herz? Sie waren erfüllt von den Dingen, die „sich zugetragen hatten“. Nicht Widerspenstigkeit oder Eigenwille wirkten in ihnen, aber sie konnten mit ihren Sinnen nicht erfassen, was geschehen war. Trauer, Entmutigung und Verwirrung überfiel sie.

Laßt uns beachten, es waren „zwei von ihnen“, zwei von der Jüngerschar zu Jerusalem, die ihren Platz aufgaben. Sie wandten sich weg, als ob alles verloren und vorbei sei. Es war so ganz anders gekommen, als wie sie es erwartet hatten. Nun waren sie tief enttäuscht. Sind sie nicht ein Bild vieler in unseren Tagen, die auch zur Gemeinde Gottes gehören? Sie sind Glieder des Leibes Christi, aber in bezug auf ihre Stellungnahme als solche sind sie niedergeschlagen, durch die Dinge, die geschehen sind, so entmutigt und verwirrt, daß, obgleich sie „zwei von ihnen“ sind, sie doch ihren Rücken der Gemeinde zuwenden und ihr Angesicht nach Emmaus richten. Und wo liegt der wirkliche Grund? Da, wo er bei den Emmausjüngern lag: „Ihre Augen wurden gehalten, so daß sie Ihn nicht erkannten.“

Vergißt der HErr diese beiden Wanderer? Während sie sich unterhalten über das, was sich zugetragen hatte, naht sich Jesus und geht mit ihnen. Wie zart fragt Er nach ihrer Traurigkeit! Ist Er nicht heute noch Derselbe? Ist Seine Liebe verändert? Wollen wir nicht mit David bitten: „Lehre mich Deinen Weg!“?1 Sie hatten wenig Verständnis, und ihr Glaube an Seine Auferstehung war sehr schwach. Wie achtet Er auf jedes ihrer Worte. Eines, was Er tadelt, war die Trägheit ihres Herzens, „zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben“. „Und von Moses und von allen Propheten anfangend, erklärte Er ihnen in allen Schriften das, was Ihn betraf.“ Hat Er nicht Ursache, auch heute solche niedergeschlagenen Herzen dieserhalb zu tadeln? Welche Liebe, ihnen die Schriften zu öffnen und zu zeigen, daß nichts geschehen war, was nicht in den Schriften zuvor gesagt worden war. Ja, kann nicht der Grund jeder

1

Ps. 86,11.

Enttäuschung und Niedergeschlagenheit darin gefunden werden, daß wir die Schriften nicht kennen? Sie verstanden die Schriften nicht und sie kannten Ihn nicht.

So nahten sie dem Dorfe, wohin sie wollten. Geduldig ging Er an ihrer Seite. Er sagte nicht: „Ihr seid ganz verkehrt“. So machen wir es, aber Er hatte ihnen besseres zu sagen. Er fing nicht bei ihrem Wege an. Er fing bei der Schrift an und öffnete ihnen dieselbe. Nach außen sah man zunächst noch keine Wandlung, aber innen wurde das Herz warm, da fing das Feuer an zu brennen. Welche Liebe, welche Zartheit vom HErrn! Er überließ sie nicht ihrem Unverstand. Ihr Vorsatz war ausgeführt. Das

Dorf lag vor ihnen. Hier wollten sie bleiben abseits von den Jüngern in Jerusalem - sie für sich allein. Sie hatten ihr Ziel erreicht, aber Sein Weg war noch nicht zu Ende. Sie merken es: Ihr Ziel war nicht Sein Ziel, und nun kommt die Wirkung Seines Dienstes hervor: sie möchten den Ungekannten in ihrer Mitte behalten. Ihre Herzen waren brennend geworden, aber ihre Augen waren noch geschlossen.

Aber dann - was war das für ein Wechsel, als ihre Augen aufgetan wurden und sie Ihn erkannten: „Zur selbigen Stunde standen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück.“ So ist es auch mit uns. Wenn wir den HErrn nicht in der Mitte der Gemeinde erkennen, können auch wir abseits für uns allein stehen und Jerusalem den Rücken wenden. Aber in dem Augenblick, wo wir Ihn erkennen, wenden wir unser Angesicht Seiner Gemeinde zu. Und das ist des HErrn Ziel mit uns.

Diese beiden Jünger sind das Bild vieler Gläubigen unserer Tage. Da sind solche niedergeschlagenen Herzens, bestürzt über die Dinge, die geschehen sind. Ihre Gedanken sind nur beschäftigt mit Kirchen und Parteien, mit dem Streit, der Uneinigkeit und den Spaltungen, aber sie wissen nicht den Weg aus dem Wirrsal, sie kennen, wie die beiden Jünger, nicht die Schriften und Den, der sie ihnen öffnete. Wieder andere sind so hingenommen von Personen, von Dingen und Formen, gehen so auf in der eigenen Arbeit - Vereinen und Stunden - daß der HErr, das Zeugnis der Schriften, die Gemeinde gänzlich daneben stehen. O möchten diese alle den HErrn in Seiner Liebe anschauen! Er will solche zur Schrift führen und wecken für das, was Ihm so teuer ist. Die Herzen würden bald brennend werden und Ihn erkennen. Und wir können nicht Ihn kennen, ohne daß wir hingezogen werden zur Gemeinde, die Sein Leib ist. Gibt es etwas auf dieser Erde, was Seinem Herzen so teuer ist wie Seine Gemeinde? Bewegt Sein Geist nicht auch dein Herz für das, was Ihm so wert ist? Denke an Seine Liebe, mit der Er die Gemeinde liebt1, und auch du wirst deinen Weg zu ihr finden. Es ist unmöglich, Ihn zu kennen und an Seiner Gemeinde vorüberzugehen, die Er liebt. Äußerlich mögen wir dort nichts Anziehendes finden, aber wir müssen dort sein, wo es Seine Freude ist, Sich zu offenbaren und dem Vater zu lobsingen.2

1

Eph. 5,25.

2

Hebr. 2,12.

„Zur selbigen Stunde standen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück.“ Woher kam es? Wer hatte es ihnen gesagt? Sie kannten Ihn! und somit Sein Wohlgefallen! Alle Müdigkeit, Niedergeschlagenheit und Enttäuschung blieb in Emmaus. Zu der kleinen Gemeinschaft zurückgekehrt, werden sie mit der freudigen Kunde begrüßt: „Der HErr ist wirklich auferweckt.“ Und sie fangen an, die Geschichte ihrer Niedergeschlagenheit und ihres Weges zu erzählen, „und wie Er von ihnen erkannt worden war an dem Brechen des Brotes“. Ist es nicht köstlich, wenn auch in unseren Tagen Seelen von Seiner Liebe erzählen, wie Er sie zurück zum Kreise Seiner Jünger geführt hat? Wie be-

rührte dies Sein Herz! Während sie noch solches redeten, stand Er Selbst in ihrer Mitte und spricht zu ihnen: „Friede euch!“ Er Selbst in ihrer Mitte, das war besser und mehr als das irdische Heiligtum in der Stadt, besser als der Tempel mit seinen Priestern und Einrichtungen, besser, größer wie der Himmel ist als die Erde. Was ist ein weltliches Heiligtum, wenn Gott nicht mehr drinnen und Jesus in der Mitte der zwei und drei ist, die in Seinem Namen zusammenkommen? Sind wir so versammelt zu Ihm, dem Heiligen und Wahrhaftigen hin? Ist es nicht heute noch wahr, daß Er in solcher Mitte die köstlichen Worte spricht: „Friede euch!“ Hören wir nicht in der Nacht und dem Sturm Seine Stimme: „Ich bin's; fürchtet euch nicht!“

In welchem Gegensatz stand diese kleine Schar zu der sie umgebenden religiösen Welt! Fromm hielt

1

Siehe auch Band IV, S. 68ff.

die Menge, nachdem sie den Sohn Gottes gekreuzigt hatten, ihre Gottesdienst. Mit Eifer wurden die feierlichen Gebräuche nach väterlicher Weise aufrecht erhalten. Alles, was Auge und Ohr lieblich zu berühren vermochte, war dort. Was hatten sie demgegenüber? Soll ich sagen: sie hatten nichts als nur Jesus? O nein! Sie hatten alles, sie hatten Ihn Selbst, den Auferstandenen, das Haupt und den Anfang der neuen Schöpfung. Wo bist du, lieber Leser? Wo die fromme Welt ist, oder wo Jesus ist? Er kommt in die Mitte derer, die sich zu Ihm versammeln.1 Er ist wirklich und wahrhaftig dort, wenn auch nicht dem Auge sichtbar. Sie „wurden von Furcht erfüllt“. Ja, es ist ein Moment heiliger Furcht, wenn eine Seele von der Welt abgesondert in die Gegenwart des HErrn gebracht ist und Seine Stimme hört: „Friede euch!“ Wer kann diese wunderbare Stille beschreiben, diesen Frieden, der die Seele derer durchströmt, denen Seine Gegenwart inmitten der Gemeinde Wirklichkeit ist!

1

Siehe auch Band IV, S. 68ff.

Wie erforschend ist aber auch Seine Frage: „Was seid ihr bestürzt, und warum steigen Gedanken auf in euren Herzen?“ Bekümmertes Herz, was Antwortest du dem HErrn? Warum bist du bestürzt? Sind es deine Sünden? Er hat sie am Kreuz getragen. Er sagt: „Sehet Meine Hände und Meine Füße!“ Sagen dir diese nicht genug? - Oder bist du bestürzt über die Verwirrung und die Spaltungen unter den Gläubigen? Er spricht auch zu dir: „Friede euch!“ Wo Er in der Mitte ist, da ist Friede. Nichts vermag diesen Frieden zu brechen. Alles, was ihn rauben möchte, muß in Seiner Gegenwart verschwinden. Wie könnte es anders sein. Wunderbar ist die Gegenwart des HErrn und köstlich für die Seele, die in dem Bewußtsein Seiner Gegenwart ruht. Weisen und Klugen ist dies verborgen, aber den Unmündigen ist es offenbart. Kennst du etwas davon? Wo Er ist, da gibt es keine Schwierigkeit mehr, da ist Friede. Beachte, nicht in Emmaus wurde ihnen Sein „Friede euch!“ zuteil, sondern in der Mitte der kleinen Genossenschaft, die Seine Gemeinde vorbildete.

So wie diesen Zweien, so geht der HErr auch heute noch den einzelnen nach, die zweifelnd an allem und mutlos geworden, für sich allein stehen möchten. Er lehre es auch uns, solchen nach dem Vorbilde Seiner Liebe nachzugehen und zu begegnen. Er schenke uns allen geöffnete Augen, die Herrlichkeit Seiner Person zu erkennen, und daß uns die Gegenwart Seiner Person in unserer Mitte genug ist und wir nichts von der Welt oder den Menschen noch begehren neben Ihm.

S. - K.

Was wirkt unser Wort?

Joh.1,37; Apgesch. 16,25.

Ist es uns schon einmal zum Bewußtsein gekommen, welch einen ungeheuren Einfluß Worte ausüben können auf Zuhörer, besonders auch auf solche, die von dem Redenden nicht besonders angeredet sind? Hier in obigen Stellen haben wir zwei köstliche Beispiele für letzteren Fall. Gegenteiliges ließe sich vielleicht auch in der Schrift finden.

Das Wort Gottes stellt das gesprochene Wort nicht als etwas Gleichgültiges hin, etwa wie die meisten Weltmenschen es sich denken, denen gänzlich unbewußt ist, daß die Worte aufbewahrt werden und für dieselben einst Rechenschaft abgelegt werden muß (Matth. 12,36,37). Daher haben sie nicht im mindesten acht auf ihre Reden und lassen oftmals die oberflächlichsten Redensarten, gemeinsten Witze, lästerlichsten Lügen und Verleumdungen, gepaart mit beständigem Mißbrauch des Namens Gottes usw. aus ihrem Munde hervorsprudeln, wodurch sie einen Herzenszustand offenbaren, der

nicht im geringsten gezügelt ist, weder von dem eigenen menschlichen Verstande noch von dem Gewissen, geschweige dem ihnen gänzlich unbekannten Heiligen Geiste (Matth. 15,18ff. u. a.) Und der Erfolg ist auch demgemäß, verschieden natürlich je nach Charakter und Anlagen der Hörenden.

Wie ernst werden wir Christen vor solchen Dingen gewarnt in der ganzen Schrift, man lese nur nach, wie oft z. B. in den Timotheusbriefen von „Geschwätz“ und dgl. tadelnd die Rede ist, und wie herzandringend uns die Sünden der Zunge im Jakobusbrief und etwa in Eph. 5 gezeigt werden! Worte sind Taten, sie wirken oft sogar tiefer und bleibender als diese, da sie zunächst weniger bemerkt werden als die mehr ins Auge fallenden Taten. Wie sollten daher auch z. B. die Eltern darauf achten, untereinander in Gegenwart ihrer Kinder nichts zu reden, was diesen schaden, das kindliche Gemüt vergiften und bleibende Eindrücke in der leicht empfänglichen Kindesseele hinterlassen könnte, die doch weich wie Wachs alles aufnimmt, was die „Großen“ sagen, besonders das, was geheimnisvoll und doch laut genug für Kindesohren behandelt und besprochen wird.

Doch genug hiervon! Ich möchte vielmehr, auf meine beiden Stellen zurückkommend, zeigen, wie kostbar die Wirkung aus dem Geist gezeugter Worte auf die Hörer, ob diese nun absichtlich oder nur nebenbei - wie hier wohl der Fall ist - sein kann.

Johannes des Täufers größtes Interesse war das, abzunehmen, während Christus zunähme (Joh. 3,30), und so bemühte er sich, seine eigenen Jünger dem Messias zuzuführen. Sein wichtigstes Mittel zu diesem Zwecke war die klare Verkündigung Dessen, den er selber erst erkannt hatte als Den, der Er war, als das „Lamm Gottes“, und zwar durch die göttliche Offenbarung anläßlich der Taufe Jesu (V. 29-34). Da kann er nicht mehr anders, als von Ihm rühmen; der Mittelpunkt seiner Verkündigung ward das Lamm! Und solche Worte waren es, die zwei seiner Jünger bewogen, forthin dem Herrn Jesu nachzufolgen. Vielleicht hätte Johannes auf keine andere Weise seine Jünger dazu zu bewegen vermocht, ihn, ihren geliebten Meister, zu verlassen und sich dem Fremden, durch jenen ihnen erst als der Größere bekannt, anzuschließen; aber diese offenbar gar nicht direkt an sie gerichtete Bezeugung des Lammes („siehe!“ nicht „sehet!“), dieses herrliche Rühmen Dessen, der von allen Treuen in Israel erwartet ward, das überwand sie, und - „sie folgten Jesu nach“. Und nicht nur das, nein, sie wurden vielmehr fortan selber Wegweiser zu Jesu!

Ähnlich in jener Geschichte aus Pauli Arbeit. Was brachte die beiden Glaubensgenossen dort im Gefängnis dazu, trotz der wahrscheinlich unsäglichen Schmerzen, zu beten und noch mehr: zu singen mitten in der Nacht? Die Liebe des HErrn, für den leiden zu dürfen für die echten Junger Herrlichkeit ist (1.Petri 4,12ff. u. a). Sie mochten nicht daran denken, daß sie Zuhörer hätten bei ihrem Gebet und Lobgesang, dennoch hatten sie solche, und Gott ließ in Seiner unbegreiflichen Gnade gerade den in jener Nacht im Gefängnis Befindlichen das Evangelium mittels des Gesanges zweier der treusten Zeugen verkünden! In der Ewigkeit werden wir erfahren, ob dieses Beten und Singen nicht unmittelbare Frucht gezeitigt hat. „Die Gefangenen hörten zu!“ Wunderbare Szene, sicherlich den meisten unvergeßlich, solange sie lebten! - Ach, möchten wir so erfüllt sein von der Liebe des herrlichen HErrn, daß unser Leben, auch in irdischen Nöten, in Wandel, Wort und Lied bezeugte, was Er uns ist, denn auch wir sind umgeben von „Gefangenen“ (Luk. 4,18; Eph. 2,2; Apgesch. 26,18), die uns zuhören und vielleicht mehr auf uns achten, als wir ahnen. Vielleicht wird gar manchmal infolge eines treuen Zeugnisses eines der Seinen durch Gottes Macht in irgendeinem Herzen aus der Umgebung eine Herzens-Erschütterung hervorgerufen, für denselben nicht minder ernst und folgenreich als jenes physische Erdbeben, das Gott auf das Gebet und den Gesang des Paulus und

Silas hin in Philippi im Gefängnis damals „aller Bande“ lösen ließ (V. 26).

Geliebte Geschwister, seien wir doch ja vorsichtig mit den Worten, die aus unserem Herzen und Munde hervorgehen, und vergessen wir auch nie, daß „aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Luk. 6,45)! Besonders laßt uns da vorsichtig sein, wo wir mit anderen Menschen, die nicht zu uns gehören, zusammen sind, die, uns womöglich gänzlich unbewußt, auf unsere Worte hören, wie z. B. in der Straßenbahn oder der Eisenbahn oder sonst an öffentlichen Orten. Wenn wir uns dort miteinander unterhalten, so ist es gewiß gut, nicht nur etwa geschäftliche u. a. weltliche Angelegenheiten zu besprechen oder diese wenigstens in solcher Weise, daß auf die Mithörenden eine gute Wirkung ausgeübt werde. Ungleich köstlicher ist es aber, solche Dinge zu besprechen, wodurch, wie uns selbst, ebenso den unberufen Hörenden „Gnade dargereicht“ wird (Eph. 4,29). Auch wenn wir mit Unbekehrten reden, laßt uns darauf achten, auch bei weniger wichtigen Gesprächen nicht in den Ton und das Wesen der Welt zu verfallen (vgl. Röm. 12,2; Eph. 5,4!). Wie beschämend ist es, wenn Gläubige in weltlicher Umgebung „mit den Wölfen heulend“ oberflächliche und häßliche Redensarten gebrauchen, ja sogar mit der Welt witzeln, wie es leider oft vorkommt! Unser Herz ist eben ein böses Ding, geneigt zu allem Ungöttlichen, wenn nicht durch den Heiligen Geist beherrscht und von Ihm erfüllt.

Dies ist sehr ernst, und lieber hätte ich dies gar nicht berührt, sondern noch einmal auf jene beiden köstlichen Bibelstellen hingewiesen. Aber die Schrift spricht selber so ernst von diesen Zungensünden der Gläubigen, und wir müssen oft genug beschämt die Notwendigkeit dieser häufigen Hinweise zugeben, daß wir gut tun, dieses auch zu betrachten und zu beachten und uns zu beugen und durch das Wort reinigen zu lassen (Eph. 5,26) von solchen uns etwa noch anhaftenden Untugenden.

Wieviel köstlicher, wenn, wie mir ein Geschichtlein bekannt ist, ein Mensch sich retten läßt allein infolge des Eindrucks, den ein gehörtes Gespräch zwischen zwei vor dem Betreffenden gehenden Gläubigen auf ihn ausübte! Gepriesen sei der HErr, der solche Macht in das menschliche Wort gelegt hat!

Wie weniges bedarf es, um andere Menschen unsagbar zu segnen, wenn nur Werkzeuge da sind, die sich brauchen lassen zu Seinem Preis und nach Seinem Willen - ja, wenn nur freie offene Kanäle da sind, durch die „das Wort in Gnade“ (Kol. 4,6) fließen kann und in Kraft Heiligen Geistes die Ohren und Herzen der Hörer erreicht. Das sehen wir an unseren beiden Stellen und das können wir aus ihnen lernen, wenn es dem HErrn gefällt, sie uns kostbar zu machen. - Er segne uns Sein Wort also und mache an uns auch im Sinne dieser beiden Stellen Sein teures Wort wahr: „Auch ihr zeuget“ - „ihr werdet Meine Zeugen sein“ (Joh. 15,27; Apgesch. 1,8). Gepriesen sei Sein herrlicher Name für und für!

F. K. (z. Zt. b. Militär).

Dieses erwäget!

Phil. 4,8.

Es ist eine feststehende Tatsache, daß alles, was die Seele beschäftigt, ihr ein Gepräge gibt und wieder an uns zum Ausdruck kommt. Ist es Christus, so gibt auch Christum uns Gepräge und

Christus kommt zum Ausdruck. Ist es nicht Christus, dann ist es etwas anderes und das wird auch sichtbar werden. Und mehr, wir werden, wenn das Herz nicht verhärtet ist, wissen, daß Christus nicht mehr unser Herz erfüllt, und daß wir verunreinigt sind.

„Dieses erwäget“, sagt der Apostel. Was soll ich erwägen? Die Fehler meiner Brüder? Die Lieblosigkeit? Die Zwietracht? Das Böse, das wir überall um uns sehen? Nein, niemals! Sind unsere Gedanken auf diese Dinge gerichtet, so werden wir bald davon angesteckt sein. Sie drücken dem Herzen ihr Gepräge auf. Wir verlieren den zarten, heiligen Ton des Geistes, der gefunden wird bei denen, die sich „reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“1 Dinge, über die man nur sollte „mit Weinen“2 und zerrissenem Herzen sprechen, können dann ohne Scheu leichtfertig zum Gespräch gemacht werden. Wenn es dahin gekommen ist, dann ist es Zeit, stille zu stehen, zu erschrecken und Buße zu tun. Böses ist leicht gefunden, danach brauchen wir nicht zu suchen. Wir alle straucheln oft.3 Es ist eine leichte Sache, das Gemeine vom Köstlichen zu nehmen, aber nur die Gnade Gottes kann uns befähigen, das Kostbare vom Gemeinen zu scheiden.4 Es mag viel Unliebliches bei dem Bruder sein, aber das Wort sagt: „Alles, was lieblich, alles, was wohllautet, wenn es irgend eine Tugend, wenn es irgend ein Lob gibt, dieses erwäget.“ Kann ich nicht irgend etwas finden, was wohllautet, nicht irgend etwas, welches zu loben wäre? O, daß wir die Augen eines Barnabas hätten, welcher, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, sich freute.5 Ohne Zweifel sah er manches bei den jungen Gläubigen, was der Zurechtweisung bedurfte, aber er war mit dem Guten beschäftigt. Es hat jemand gesagt: „Das Geheimnis des Friedens ist, mit dem Guten beschäftigt zu sein.“ Darin liegt viel Wahrheit. Für alle, die den „Frieden suchen und ihm nachjagen“, (und der Heilige Geist bittet uns durch Petrus, dieses zu tun),6 ist es ein wichtiges Wort.

1

2. Kor. 7,1.

2

Pil. 3,18; 2. Kor. 2,4.

3

Jak. 3,2.

4

Jer. 15,19.

5

Apgesch. 11,23.

6

1. Petri 3,11.

Leider, ach! ist es manchmal nötig, sich mit Bösem beschäftigen zu müssen. Wir haben zu tun mit solchen, die „von einem Fehltritt übereilt“ wurden;1 wir sind verpflichtet, betrübende Fragen der Zucht zu behandeln2 - zu „überführen, zu strafen, zu ermahnen mit aller Langmut und Lehre“.3 Aber können wir uns mit der Sünde beschäftigen, ohne uns zu verunreinigen? Je geistlicher ein Kind Gottes steht, je näher es mit Gott wandelt, um so mehr wird es dieses fühlen. Nur zwei Dinge sind es, die in 4. Mose 19 rein waren, die Asche und das Wasser, alles andere wurde unrein. Ein reiner Mann hatte die Pflicht, den Unreinen

1

Gal. 6,1.

2

1. Kor. 5,13.

3

2. Tim . 4,2.

zu besprengen, aber er selbst wurde unrein, nicht unrein als eine unreine Person, aber doch unrein. Dies zeigt uns, daß es die Natur, das Wesen der Sünde ist, zu beflecken.

Finden wir nicht in unserem armen Herzen die traurige Neigung, Böses zu vermuten, zu untersuchen, nachzuforschen und bekanntzugeben? Ist es nicht so? Unsere Worte, unser Tun sind Anzeiger unserer Gedanken. Was beschäftigt meine Gedanken? Gewiß, Treue zum HErrn verpflichtet uns, der Sünde zu begegnen und mit dem Bösen zu handeln; Treue zueinander erfordert die Zurechtbringung des Fehlenden und Irrenden. Es kommen Zeiten, wo wir diese mühsame und Selbstverleugnung fordernde Arbeit zu tun haben. Aber ich frage: Wenn sie getan ist, sind wir glücklich, frei davon zu sein? Sind wir fertig mit dem Bösen, und berühren wir es nicht mehr? Meiden wir es in unserem persönlichen Verkehr wie Pech und Feuer? „Meide ihn (den Weg der Bösen), überschreite ihn nicht einmal, weiche davon und geh' vorüber!1

1

Spr. 4,15.

Brüder! Noch einmal wollen wir das Wort vor unsere Seele stellen. Es sind einfache Worte, aber

vernachlässige sie und du wirst hart, tadelsüchtig, fehlerfindend und unglücklich sein; beachte sie und du wirst das Geheimnis des Friedens lernen. Friede und Freude, Auferbauung und Segen werden in deinen Wegen sein. - „Alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgend eine Tugend und wenn es irgend ein Lob gibt, dieses erwäget!“

C.- K.

 

 

 

 

 

 

6. Jahrbuch (1918/19)

Geleitswort an den Leser:

Eines aber tue ich: Vergessend was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in ChristoJesu. Phil. 3,14.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 1

Wie ist Römer 11,25-28 zu verstehen: wird ganz Israel selig und geschieht dies vor oder nach der Entrückung?

Antwort A

Es gibt Segnungen für Israel und Segnungen für die Gemeinde, und das Wort Gottes zeigt uns deutlich, daß nicht aller Same wahre Israeliten sind, wie auch nicht alle, die sich Christen nennen, Christen sind und einst mitentrückt werden. Der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geiste, nicht im Buchstaben (Röm. 2,29). In Röm. 9,27 sagt uns Paulus: „Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur der Überrest wird errettet werden.“ Von diesem Überrest, der Christus erkannt hat, lesen wir Röm. 11,5: „Also ist auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade.“

Auf der Zusammenkunft der Apostel zu Jerusalem wies Jakobus hin auf die Verheißung des Propheten Amos und sagte: wie Gott einst die Nationen heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für Seinen Namen, und „nach diesem will Ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids“ (Apg. 15,14-17). Hieraus sehen wir, daß die Weissagungen von der Sammlung und Wiederherstellung Israels keine Anwendung auf die Gemeinde finden können, weil diese zuvor hinaufgenommen werden muß.

Nach der Aufnahme der Gemeinde wird Gott mit Israel wieder anknüpfen (siehe Matth. 23,39; Röm.

11,25; Luk. 21,24), in allen drei Stellen heißt es „bis“; also erst die Vollzahl und mit dieser die Entrückung - und dann folgt die Zeit für Israel. (Hierzu lies 5. Mose 30,4; Jes. 43,5-7; Hes. 34,11-13; 39,28; Amos 9,15; Jer. 31,9 u. a. m.)

Aus der Schrift sehen wir, daß Tausende von Juden im Unglauben nach Jerusalem zurückkehren und dort den Tempel wieder aufbauen, ihre religiösen Einrichtungen wieder einführen und auch als politischer Staat wieder Anerkennung finden werden. (Röm. 11,26; Jes. 17,10; 18; 66,1-3; Offb. 11,1.2 u.a.) Später während der großen Drangsalszeit wird Gott in einem getreuen jüdischen Überrest ein Zeugnis für Sich auf der Erde haben; viele werden dieses Zeugnis mit dem Tode besiegeln, aber ein Überrest wird am Leben bleiben (Dan. 12,1; Offb. 11,3-8; 12,13-17 usw.). Gott wird das Rufen des jüdischen Überrestes hören und der HErr wird inmitten Seiner Heiligen, die Er zuvor hinaufnahm, vom Himmel herniederkommen zum Gericht. (Jud. 14.15; Offb. 19,11-16.19-21.) Nach Abschluß der weiteren Ereignisse und nachdem auch Moab, Ammon und Edom und die weiteren östlichen Völker ihr Gericht vom HErrn empfangen haben, werden die zehn Stämme zurückkehren und in Verbindung mit Juda als einheitliches Volk Israel unter dem Zepter Davids flehen und so als ganzes Israel selig werden. (Hes. 37; Röm. 11,26.27; Dan. 12,2.3; Jes. 11,11-13; Matth. 24,31 usw.)

Ph. W. (z. Zt. beim Militär).

Antwort B

Wohl ist von der Errettung von „ganz Israel“ in dieser Stelle die Rede, aber unter „ganz Israel“ ist ebensowenig jeder einzelne Israelit zu verstehen, wie unter der „Vollzahl der Nationen“ oder Heiden jeder einzelne Heide.1 Wohl haben aus diesem Ausdruck einige geschlossen, daß dann jeder einzelne Jude selig werden würde, d. h. jeder, seit es ein Israel gibt, also auch die, die unbekehrt, als Feinde Gottes und Seines Gesalbten dahingeschieden sind. Aber diese Anschauung, die auf der Irrlehre von der schließlichen Errettung aller Menschen beruht, hat keinen Grund in der Schrift, sondern es handelt sich darum, daß einst „Israel als Ganzes“, d. h. in seiner gottgewollten Einheit der zwölf Stämme, von denen gegenwärtig doch nur zwei bekannt sind, vereint errettet werden wird, da „die Berufungen Gottes unbereubar sind“. Und zwar ist dieses nicht die auf dem sinaitischen Gesetz, sondern die auf dem Bunde, den Jehova mit Abraham schloß, beruhende Berufung (Röm. 9,6ff.). Auf dem Boden des Gesetzes fehlte Israel völlig und mußte um der Gerechtigkeit willen verworfen werden, als es den Messias, des Gesetzes Erfüllung, verwarf, aber zu Abraham ist nichts in bezug auf ein Gesetz gesagt, da ist alle Berufung allein Gnade ohne Bedingung der Treue seitens des Volkes. Und wen Er einmal begnadigt, den begnadigt Er. (9,15.) Aber wenn Er auch des Zwölf-Stämme-Volkes als eines Ganzen Sich in Gnaden annimmt, so doch nur eines „Überrestes“ aus dem Ganzen (9,27; 11,4! u. a.). Der „Überrest“ hat in der Schrift eine sehr große Bedeutung - unter ungezählten Stellen siehe z. B. Sach. 13,8.9! - das darf nicht übersehen werden! Ein Überrest war auch zur Zeit Jesu da und z. B. in Simeon, Hanna, Johannes dem Täufer verkörpert. Dennoch wird es sich aber um „ganz Israel“ handeln, wie es sich jetzt um die „Nationen“ als Ganzes handelt, „die dem edlen Ölbaum eingepfropft sind“ (V. 24) in der Zwischenzeit seit Pfingsten, genauer seit Stephanus' Steinigung oder Cornelius' Bekehrung (Apg. 7 u. 10) bis zur Ankunft des HErrn. In dieser Zeit ist Israel, d. h. „zu einem Teil“, Verstockung widerfahren. Und zwar ist dies ein „Geheimnis“ (V. 25), das nur dem Paulus offenbart war und mit seiner Predigt von der Gemeinde des HErrn zusammenhing, dem „Leibe“, der auch ein Geheimnis war (Eph. 3,4ff.). Ein Teil Israels ist verstockt, d. h. der Teil, der zwischen der Verwerfung des Messias und der Wiedereinpfropfung der natürlichen Zweige (d. i.

1

Wenn wir mit „ganz Rußland“ Frieden geschlossen haben, so mögen diese und jene dort, etwa die Banden der „Roten Garde“, nicht Frieden gemacht haben für sich, das ändert aber nichts an der Tatsache unseres Friedens mit „ganz Rußland“. (F. K.)

zwischen der Verwerfung des Messias und der Wiedereinpfropfung der natürlichen Zweige (d. i. Israel) liegt. Wenn diese geschieht, müssen notwendig die in der Zwischenzeit eingepfropften Zweige fortgenommen sein. Dies ist die Christenheit, die aber als Ganzes auch nicht an der Güte geblieben ist (V. 22); doch ein Überrest aus ihr sozusagen ist es, und das ist „die Gemeinde des HErrn, die da ist Sein Leib“ (Eph. 1,23). Sobald der hinweggenommen ist von der Erde durch das Kommen des HErrn für die Seinen, mittels der Entrückung (1. Thess.4), dann folgt die Zeit, in welcher in Verbindung mit furchtbaren Gerichten über die Welt und einer heiligen Abrechnung mit dem Volke Israel dieses, versammelt in seine alte Heimat, durch Gottes Güte der allen Verheißungen, die den Vätern gegeben waren, teilhaftig wird. Damit wird es wieder eingepfropft in den edlen Ölbaum und den dann lebenden Nationen unter seinem Messiaskönig Jesus zu unberechenbarem Segen (V. 15!). Von diesen Gerichten ist das Buch Daniel und die Offenbarung voll, dazu auch Matth. 24 usw. Sie werden Den sehen, in den sie gestochen haben, wenn Er kommt mit den Wolken des Himmels (Offb. 1,7), und in Ihm wird „die Sonne der Gerechtigkeit dem Volke Israel erscheinen mit Heilung in ihren Flügeln“ (Mal. 4,2ff.).

1

Wenn wir mit „ganz Rußland“ Frieden geschlossen haben, so mögen diese und jene dort, etwa die Banden der „Roten Garde“, nicht Frieden gemacht haben für sich, das ändert aber nichts an der Tatsache unseres Friedens mit „ganz Rußland“. (F. K.)

Bis zum Kommen des HErrn wird hienieden der Leib des HErrn gesammelt als „Behausung Gottes im Geist“, in der Juden und Nationen gleicherweise einen Platz haben ohne gegenseitigen Vorzug. Jeder, der an den Namen des Herrn Jesus glaubt, ist, ob Jude oder Heide, durch den Geist hinzugetan zu dieser Gemeinde als Glied (1. Kor. 12,13), als ein lebendiger Stein dem Hause eingefügt. Und wenn dies Bauwerk, gegründet auf Christus, den Eckstein (Matth. 16 und 1. Petri 2), vollendet ist, dann kommt der HErr, Seine Gemeinde, d. i. Seine himmlische Brautgemeinde heimzubringen (1. Thess. 4), und dann erst beginnt Er, Israel, Seine irdische Braut, zu sammeln und zu erneuern, die später im Tausendjährigen Reich hienieden gesehen werden wird. Jetzt ist die Gemeinde hienieden, dann Israel, das als Ganzes errettet wird an jenem Tage.

F. K. (z. Z. b. M.).

Anmerkung der Schriftleitung

Wir müssen unterscheiden zwischen Juden als Personen und Israel als Volk. In diesem Kapitel (Röm. 11) finden wir beide. Es wird von einem Überrest (V. 5) gesprochen, das waren einzelne, ein kleiner Teil des jüdischen Volkes, welcher in Jesus den Messias erkannte und an Ihn glaubte. Dann spricht der Apostel in V. 26 von „ganz Israel“1 als einer Gesamtheit, als einem Volke. Als solches wird es an einem späteren Tage hier auf Erden errettet werden. So unterscheiden wir zwischen den einzelnen Juden, die heute durch die Gnade Christum erkennen und errettet werden, und Israel als Volk, welches verstockt ist und auf dessen Herzen heute noch die Decke liegt (2. Kor. 3,15), das aber später als zwölfstämmiges Volk zur Buße, Bekehrung und Wiederherstellung kommen wird.

1

Vgl.in bezug auf „ganz Israel“ 2. Chron. 12,1; Apg. 2,36.

In bezug auf die Wiederherstellung Israels müssen wir zwei Phasen (Entwiklungsformen) unterscheiden. Zunächst und erstens die Juden (nicht „ganz Israel“), die in eigener Kraft aus nationalen und politischen Beweggründen, aber völlig im Unglauben sich ihrem Lande zuwenden. Diese „vielen“ werden ihren Tempel bauen und von den Völkern als Nation anerkannt werden, so daß sie sogar am Schluß einen Bündnisvertrag mit dem Fürsten des römischen Weltreiches schließen werden (Dan. 9,27). Den Anfang dieser Dinge sehen wir heute schon. - Aber dann kommt ein Tag, da Gott Seine Beziehungen zu dem Volke - zu „ganz Israel“ wieder aufnehmen wird. Und das Resultat wird sein, daß „ganz Israel“, das zwölfstämmige Volk nicht bloß ins Land, sondern auch zu seinem

Gott zurückkehrt und Christus erkennt.

Wann wird dies geschehen? Nach der Entrückung der Gemeinde; nachdem Gott aus den Nationen Seine Gemeinde herausgenommen hat: Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist (Apg. 15,14-16). Dies wird geschehen nach der 70. Woche. Nachdem Israel durch die Tage „der großen Trübsal“ hindurchgegangen ist und Gott es gerichtet und geläutert hat, wird am Ende derselben der HErr zu ihrer Errettung erscheinen. Wie das Volk Buße tun (die nicht Bußfertigen werden gerichtet) und wie der HErr erscheinen wird, davon sind die Propheten voll, z. B. Sach. 12,10 - 14,11; Hes. 37,15-28; Jer. 31,31-34 usw. Der HErr wird die Nationen der Erde richten (Matth. 25,31-46), das Tausendjährige Reich aufrichten, und so wird „ganz Israel“ errettet und ein Segen für alle Geschlechter der Erde werden.

Frage 2

„Warum mußte der Herr Jesus durch Samaria ziehen?“ (Joh. 4,4.)

Antwort A

Diese Stelle, wie die wesensverwandte in Luk. 19,5, läßt uns einen Blick tun in des HErrn Herz. - Natürlicherweise gab es für Ihn keinen äußeren Zwang, durch Samaria zu ziehen, um nach Galiläa zu kommen. Und für den Juden war es sogar höchst unnatürlich, diesen Weg zu wählen. Der strenge Jude mußte vielmehr auf der anderen Seite des Jordan durch Peräa reisen, um jegliche Gemeinschaft mit den Samaritern zu vermeiden (vgl. V. 9 u. a.!).

Warum mußte dann der HErr? Weil Er nie etwas anderes tat, als was Er sah den Vater tun (Joh. 5,19 u. a.), und weil alles, was Er tat, mit dem Willen des Vaters in ursächlicher, innerer, geistiger Verbindung stand. Und da sah Er, wie der Vater die Seelen der Samaritaner zu Ihm, dem Sohn zog (Joh. 6,37.44!), Er sah die Vorarbeit des Vaters an jenen von den Juden verachteten Verlorenen, Er sah im Geiste das Weib, mit dem Er jenes köstliche, evangelistische Gespräch haben würde, Er sah die Scharen, die durch ihr Wort zu Ihm kommen und um Seines Wortes willen an Ihn glauben werden, Er sah, daß dem Vater Anbeter gewonnen werden würden, - Er sah, und darum kam Er. (Wir müssen erst kommen und dann sehen.) Er sah die ziehende Liebe des Vaters und die Frucht Seiner künftigen Arbeit, Er sah „die Felder weiß zur Ernte“ (V. 35), darum mußte Er kommen! Liebreicher, herrlicher Heiland! So mußtest Du, durch Gottes Liebe gesandt und durch Deine Liebe getrieben, auch kommen auf diese Erde, uns zu erlösen. Du mußtest, obwohl Du wußtest, was Deiner wartete. (Vgl. Luk. 24,7.26.46; Matth. 16,21; Joh. 3,14 u. a.) Hochgelobt sei Dein Name!

Er mußte! Ob Er, unser Gott, gegenwärtig nicht vieles tut, weil Er es tun muß im Hinblick auf ewige Segnungen für Verlorene und für die Seinen? Sollten wir nicht diesen Krieg mit allem Schweren, was er uns bringt, auch in diesem Lichte ansehen? Gott muß uns so führen, weil auf diesem Wege, dem für uns so beschwerlichen, Segensschätze für uns enthalten sind wie auf keinem anderen bequemeren, und weil auf diese ernste Weise mehr Seelen zu Ihm gezogen werden, als je auf einem anderen. „Wenn es nötig ist“, so sagt uns auch 1. Petri 1,6; und so ist es: Gott muß! und ungeahnter Segen ist schon unser Teil auf diese Weise geworden!

Noch manches mag uns dies göttliche „Mußte“ lehren, so auch, daß wir möchten so aufmerksam auf

die Winke des Geistes sein, daß wir dies und das tun müssen, was vielleicht anderen verkehrt zu sein scheint - nur, damit Er Segnungen vermitteln kann, die sonst ausbleiben würden (vgl. Joh. 11,6.14.15!).

Forschen wir weiter auf solchen Linien der Liebe unseres Gottes und Heilandes, tauchen wir uns dort tief hinein! Wahre Anbetung wird die Folge sein - und die ist Er wert in Ewigkeit!

F. K. (z. Zt. beim Militär).

Anmerkung der Schriftleitung

Der gewöhnliche Weg von Judäa nach Galiläa ging nicht durch Samaria - es mochte ein kürzerer Weg sein, aber ein Jude ging ihn nicht. Samaria stand außerhalb der jüdischen Verheißungen. Zwar behaupteten die Samariter, Anteil an den Verheißungen zu haben; den Juden aber war dies ein Ärgernis, sie verachteten sie. Sie sagten zu Jesus: „Du bist ein Samariter und hast einen Dämon.“

Was veranlaßte den HErrn, daß „Er mußte aber“ durch Samaria reisen? Was sagt die Schrift: „Als der HErr erkannte, daß die Pharisäer gehört hatten, ... verließ Er Judäa (V. 1-3). Er ging ihnen aus dem Wege. Er wollte nicht mit ihnen streiten. „Er wird nicht streiten“, so hatte Gott Seinen Knecht, an dem Seine Seele Wohlgefallen hatte, beschrieben (Matth. 12,19). Und nach dem Bilde des großen Meisters schreibt Paulus an Timotheus: „Ein Knecht des HErrn aber soll nicht streiten usw.“ (2. Tim. 2,24). Die Pharisäer wollten Ihn umbringen (Matth. 12,14). Was tut Er? Nichts, Er geht einen Schritt weiter und setzt Seinen Dienst der Gnade fort.

So scheint es auch hier zu sein. Er geht ihnen aus dem Wege. Aber das „Muß“ der Liebe und des Erbarmens nötigt Ihn, durch Samaria zu reisen. Dorthin, wo die Durstigen ihren Durst aus der „Quelle Jakobs“ zu stillen suchten, dorthin muß Er, um ihnen „das Wasser des Lebens“ zu bringen. Er mußte durch Samaria reisen, um die Grenzen für die Gnade aufzuheben und dürstende Seelen von „Jakobs Quelle“ zum „lebendigen Wasser“ zu führen. Mit ein paar Worten (Joh. 4,21-24) durchstreicht Er den ganzen jüdischen Kultus, alles, was mit Jerusalem, dem Tempel usw. verbunden war, und verkündigt, daß ein neuer Tag der Gnade angebrochen, an dem Gott in Geist und Wahrheit angebetet wird. Um dies ans Licht zu bringen, glauben wir, „mußte“ Er auch durch Samaria reisen.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Furcht, Sorge und Hoffnung.

Luk. 12,4-7.22-24.

Der Herr Jesus tut dreierlei in diesem Abschnitt: Er beseitigt die Furcht, Er nimmt die Sorge weg, und Er gibt eine lebendige Hoffnung ins Herz.

Die Art und Weise, wie der HErr die Furcht beseitigt, ist sehr lehrreich. In V. 4 sagt Er: „Ich aber sage euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht!“, und weiter V. 7: „Selbst die Haare eures Hauptes sind alle gezählt“. So viel Aufmerksamkeit, wie der HErr uns erzeigt, kann selbst eine Mutter nicht ihrem Kinde erweisen. Oder hast du je gesehen, daß eine Mutter die Haare ihres Lieblings zählte? Er aber trägt uns in den Armen Seiner Macht mit einer immerwährenden Liebe. Seine Sorge um uns geht bis ins kleinste: „Selbst die Haare unseres Hauptes sind alle gezählt“. Welche Aufmerksamkeit, welche Sorge und Liebe! Möchten wir mehr erkennen, wie unvergleichlich groß Gottes Liebe zu uns ist. Er kann uns nicht mehr und kann uns nicht weniger lieben, als wie Er uns liebt. Seine Liebe ist vollkommen! Weißt du, daß du von Ihm mit einer solchen vollkommenen, nie endenden Liebe geliebt bist? Weißt du, daß du ein Freund Christi bist und daß Er dich Seinen Freund nennt? Zu einem Freunde ist man freundlich; und Er erweist uns Seine Freundlichkeit. Gewiß, Er ist auch unser Freund - aber hier wird uns mehr gesagt; wir sind Seine Freunde.1 Er ist nicht nur mein Freund, sondern ich bin auch Sein Freund. Präge es tief in dein Herz! Wir sind Seine Freunde! Kannst du noch Furcht haben? Sein Freund zu sein beseitigt alle Furcht. Und um was dreht sich meistens unsere Furcht? Ist es nicht um den Leib? Er aber sagt: „Fürchtet euch nun nicht!“ Laßt uns deshalb statt Furcht Glauben zu Ihm haben!

1

Joh. 15,13.

Sodann nimmt Er die Sorge weg (V. 22.30.32). Und wie nimmt Er die Sorge weg? Er zeigt uns den Vater! Wir mögen erlöst sein und doch nichts wissen von der Verwandtschaft, die zwischen Gott und uns besteht. Jemand mag die Vergebung der Sünden haben und aus Gnaden gerettet sein und dann dabei stehen bleiben, so daß er nichts kennt von der Verwandtschaft, die der Glaube verwirklicht. Wir kommen entweder durch Adoption oder durch Geburt in eine Familie. In Gottes Familie sind wir hineingeboren. Nach Seinem eigenen Willen haben wir den Platz als Kinder Gottes empfangen. Und weil wir Kinder sind, hat Er uns den Geist Seines Sohnes gegeben. Wir dürfen gen Himmel schauen und „Abba, Vater!“ sagen. Wie redest du Gott an? Nennst du Ihn den „ Allmächtigen“ oder „Jehova“ oder „ Vater“? Wenn du Ihn als Vater anredest, so zeigt das, daß du den Heiligen Geist empfangen, in welchem du „Abba, Vater!“ rufst. Wohl können wir die Stellung als Kind nicht verlieren, aber durch Ungehorsam können wir die Gemeinschaft verscherzen. Wir sind geheiligt, abgesondert zum Gehorsam, wie Christus gehorsam war. Gehorsam ist die Grundbedingung für den Genuß der Gemeinschaft mit dem HErrn. Wie kommt es nun, daß Kinder Gottes oft so viele Sorgen haben? Daher, weil sie wohl wissen, daß sie einen Vater haben, aber Sein Herz nicht kennen. Sie blicken immer wieder auf Menschen und fühlen sich von ihnen abhängig, aber wer sich von Gott abhängig weiß, der ist unabhängig von Menschen. Wenn wir des Vaters Herz und Liebe kennen, so haben wir keine Sorgen mehr, sondern unumschränktes Vertrauen zu Seiner unumschränkten Liebe.

Gebet ist der Ausdruck unserer Abhängigkeit von Gott. Dies wird uns so köstlich in dem Worte gesagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden!“1 Wir können nicht des Vaters Herz kennen und dabei Sorgen haben; das ist unmöglich, wenn wir Seine Liebe kennen, die sich nicht vermehren noch vermindern kann. Du sorgende Seele, du hast einen Vater im Himmel! Schwinge dich auf zu Ihm; rufe: „Abba, Vater!“ Bist du ein Kind Gottes, so kannst du täglich sagen: Ich weiß, mein Vater sorgt für mich, ich bin eines Seiner geliebten Kinder. Komme was da will, ich falle in die Arme meines Vaters. Wie auch der Sturm tobt und das Schiff schwankt, ich bin geborgen in den Armen meines Vaters im Himmel. So nimmt der HErr Furcht und Sorge von unserem Herzen. Er nimmt uns die Furcht, indem Er uns zu Seinen Freunden macht - und die Sorge, indem Er uns den Vater zeigt.

1

Phil. 4,6.

Seinen Freunden macht - und die Sorge, indem Er uns den Vater zeigt.

1

Phil. 4,6.

Weiter gibt der HErr uns eine köstliche Hoffnung in das Herz (V. 36). Drei Dinge finden wir hier, welche Er im Herzen bewirkt: Ihn zu erwarten, Seinetwegen zu wachen und für Ihn zu arbeiten.

Wenn du auf Ihn wartest, laß mich fragen: Wie wartest du auf Ihn? Wartest du so wie die Knechte in diesen Versen? Er Selbst ist es, der in Person wiederkommt.1 Erwartest du den HErrn, ehe der Tag endet? Wenn es so ist, dann wartest du von Herzen auf Ihn Selbst; wenn nicht, so glaubst du nur der Lehre von Seiner Wiederkunft, aber dein Herz wartet nicht auf Ihn Selbst. Der HErr spricht hier nicht von den Dingen und Ereignissen, welche geschehen sollen, sondern von Seiner Wiederkunft in Person. Wartest du auf Ihn wie die Gläubigen in Thessalonich?2 Sie erwarteten nicht ein Ereignis, das geschehen sollte, sondern Ihn, den Sohn, aus den Himmeln. Gingen sie zu Bett, so erwarteten sie Ihn in der Nacht, und standen sie auf, so erwarteten sie Ihn am Tage. Wenn du nicht so auf Ihn wartest, so wartest du nicht auf Ihn, du glaubst nur an eine Lehre. Wie oft sind wir vielmehr mit dem Ereignis Seiner Wiederkunft und den großen Vorgängen, die dann stattfinden werden, beschäftigt, als damit, daß Er Selbst in Person wiederkommt. Aber für das Herz, das Ihn liebt, ist Er - Sein persönliches Kommen - mehr als alle Ereignisse. Was wir so nötig haben, ist, daß unsere Liebe, unser Herz zu Ihm Selbst zurückgeführt wird. Wenn Paulus in Seinem Briefe von dem unverweslichen Erbteil und unserer Seligkeit spricht, so sagt er: „ihr frohlocket“, wenn er aber von Ihm spricht - der Offenbarwerdung des Herrn Jesus Christus - so wallt sein Herz über, und er sagt: „mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlocket ihr“.3 Keine Worte können das beschreiben. Persönlich stieg Er einst hinauf - persönlich kommt Er herab. Liebe ich Ihn, so sind nicht die Ereignisse mir das Größte, sondern Er Selbst, dann heißt es weniger in meiner Seele: Sein Kommen ist nahe, sondern vielmehr: Er Selbst - der HErr ist nahe.

1

Joh. 14,2.3.

2

1. Thess. 1,10.

3

1. Petri 1,4-8.

Sein Wunsch ist, daß wir Ihn erwarten möchten. Auf dem letzten Blatt der Bibel stellt Er siebenmal Seine eigene Person vor die Herzen der Seinigen.1 Redet das keine Sprache zu unserem Herzen? Mahnt es uns nicht eindringlich, persönlich in unserem Umgang, Handel und Wandel jenen Knechten zu gleichen, die auf ihren Herrn warten? Es ist unser heiliges und gesegnetes Teil zu jeder Zeit, beim Aufstehen oder Niederlegen, unseren HErrn zu erwarten. Es gibt nichts Besseres, was uns an diesem Abend geschehen könnte, als daß der HErr vom Himmel käme. Das ist die gesegnete, frohe und lautere Hoffnung, die vor uns steht.

1

Offb. 22,7.12.13.16.18.20.

Eine Lehre allein berührt weder das Herz noch das Leben, aber die Person des HErrn beeinflußt uns bis ins kleinste.

Ein Herz, das dem HErrn anhängt, wartet nicht nur auf Ihn, sondern steht auch wachend und wirkend für Ihn da. Sind wir solche wie die, die auf dem Wachtturm stehen?1 Sind wir Wachende in der Nacht? Wachend über jedes Wort Seines Mundes? Wachend in den Anläufen des Feindes? Wachend, bereit zu sein, wenn der glänzende Morgenstern erscheint? Der Morgenstern ist für die Gemeinde. Die Sonne erwartet Israel.2 Wir warten auf den Morgenstern, der vor dem Aufgang der Sonne erscheint. Möchte Er uns wachend finden und nicht schlafend oder lau oder in Verkehr mit Bösem.

1

Hab.2,1.

2

Offb.22; Mal.4.

Und nicht allein dieses. Er will auch Werke der Liebe finden, wenn Er kommt. Das ist dem HErrn keine Freude, wenn du mit eingeschlagenen Armen dasitzt und sagst: Ich warte und wache. Wenn du mit Verlorenen zusammen sein kannst, ohne dich zu bemühen, sie zu retten, so hat der HErr kein Gefallen an dir und so handelst du nicht wie einst Paulus. Wo er nur ein Ohr fand, da war er bereit,

ihnen zu sagen, was der HErr für ihn getan hatte. Wir können nicht alle predigen, aber jeder hat seine Aufgabe. Wenn wir jemand liebhaben, so achten wir auf die Gelegenheit, ihm einen Dienst der Liebe zu erweisen. Wer ein Herz für den HErrn hat, wird ohne Schwierigkeit etwas für Ihn zu tun finden. Wenn du zu Seinen Füßen sitzt, auf Seinen Arm dich stützt und dein Haupt an Seine Brust lehnst, wirst du bald herausfinden, was Er will, daß du für Ihn tun sollst. Da sind Jung-Bekehrte, sie bedürfen in der Wahrheit befestigt und gegründet zu werden; da sind Sünder, ihnen muß vom Heiland erzählt werden; da sind bekümmerte Seelen, jeder sollte fähig sein, zu ihnen zu sprechen. Erzähle ihnen, wo und wie du Vergebung der Sünden empfingest und ge-

rettet wurdest, und sage ihnen, wie sie es erlangen können. Wenn du ein Herz für Christum hast, weil Er deine Furcht hinweggenommen, deine Sorge vertrieben und eine lebendige Hoffnung dir ins Herz gegeben hat, so wirst du gehorsam auf Ihn warten, in Liebe um Seinetwillen wachen und in Hingabe für Ihn wirken, bis Er kommt.

Möge der HErr auch diese Zeilen dazu dienen lassen. daß Er uns immer mehr kostbar werde zum Preise Seines Namens!

Das Brot Gottes.

Ev. Joh. 6.

In dem Leben unseres herrlichen Herrn Jesus ist jeder noch so kleine Umstand bemerkenswert und hat denen etwas zu sagen, die Ihn lieben und denen daran liegt, in Seiner Gnade und Erkenntnis zu wachsen (2. Petri 3,18).

Wohl sollte Er nach dem prophetischen Wort „Nazarener“ genannt werden (vergl. Matth. 2,23), und darum wohnten Seine irdischen Eltern daselbst, nachdem sie offenbar durch göttliche Weissagung dorthin gezogen waren (V. 22). So köstlich aber auch die Verbindungen sind, die sich zwischen Ihm und Seinem dortigen Heimatsdorf finden lassen - war Er doch das „Gute“, das aus Nazareth kommen konnte! (Joh. 1,46) - so war dessenungeachtet Sein Geburtsort das unscheinbare Bethlehem. War diesem auch „das Geringste unter den Töchtern Judas“ - nach der babylonischen Gefangenschaft fanden sich unter Esra nur 123 Mann dorthin zurück (Esra 1,21), es wird also auch zur Zeit der Geburt Christi nicht groß gewesen sein! -, so ging doch aus ihm hervor Der, der Herrscher sein sollte in Israel (Micha 5,1). Und zwar war diese Seine leibliche Geburt gerade in Bethlehem ein Wunder und muß es für jeden Gläubigen sein. Doch so war es bestimmt, und so traf es ein: nicht einen Tag früher durfte der Sohn des Menschen in die Welt kommen, „geboren von einem Weibe“, als bis „die Zeit erfüllt war“, und zwar so genau, daß Maria erst auf Bethlehems Fluren angelangt sein mußte (Luk. 2,6), ehe die gesegnete Menschwerdung des Sohnes geschah. Dort „wurde das Wort Fleisch“!

Gerade in Bethlehem! Was heißt dieses Wort? Beth-Lechem bedeutet „Haus des Brotes“, und hier sehen wir eine Linie hinüber zu dem so köstlichen 6. Kapitel des Johannesevangeliums. In dem „Haus des Brotes“ ward Der geboren, der „das Brot Gottes“ ist und dem alle die verschiedenen Ausdrücke jenes Kapitels gelten; sie sind die Charakteristik Dessen, der zu Hause war im „Hause des Brotes“, das ist im Himmel selbst! Lies das Kapitel, teurer Bruder, teure Schwester, mit dem innigen Gebet, daß dir durch Gnade jene Ausdrücke in ihren verschiedenen Bedeutungen und Beziehungen möchten offenbar und wertvoll werden. Er ist „das wahrhaftige Brot aus dem Himmel“ (V. 32), „das Brot

Gottes (V. 33), „das Brot des Lebens“ (V. 35), „das Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist“ (V. 41), „das lebendige Brot“ (V. 51); und schließlich spricht der HErr noch in Beziehung auf die Lebensgemeinschaft mit Ihm - vom Abendmahl ist dort nicht die Rede! - von dem Brot, das Er geben werde (V. 51).

Was ist uns nun „dieses Brot“ (V. 34.51.58)? Ist es uns wertvoll? Möchte es uns wenigstens so wertvoll sein wie den Juden das Manna, von dem es heißt: „Brot aus dem Himmel gab Er ihnen zu essen“ (V. 31 nach Neh. 9,15; vergl. 2. Mose 16!). Es ward ihnen als tägliche, frische, unveraltete Nahrung gegeben und ist uns somit ein wunderbares Vorbild auf das Brot Gottes, Christus.

In diesen Jahren haben wir so recht die Bedeutung des Brotes als der nötigsten leiblichen Nahrung kennen gelernt, wir haben uns aber „begnügen müssen mit dem, was da war“, und oft hat es dem einen und anderen knapp geschienen, und gern hätte mancher viel Geld ausgegeben, wenn er nur die Möglichkeit gehabt hätte zum Kauf des kostbarsten Lebensmittels - des Mittels zum Leben! - aber er hatte keine, da ihm die so notwendigen kleinen Kärtchen oder Marken fehlten! So ist der Erwerb des hauptsächlichsten Mittels zum Leben erschwert, und um so kostbarer wurde und wird es uns. Aber, Bruder, Schwester, dein Leben aus Gott bedarf auch des „Mittels zum Leben“, d. h. deine Seele bedarf der Nahrung, und zwar nicht minder nötig als dein Leib, nur daß sie bescheidener zu sein scheint als der Leib, der oft sehr vernehmlich sein Recht fordert! Aber sie scheint nur so. Sie darbt womöglich noch mehr als der Leib. Die geistigen und geistlichen Bedürfnisse sind von größerer Bedeutung als die meisten ahnen. Hätte z. B. Petrus sich nähren lassen von dem „Brot Gottes“, das aus Gottes Munde ihm gegeben wurde, indem der Herr Jesus ihn warnte vor Selbstvertrauen, so hätte er den HErrn, wenn schon, so doch wenigstens nicht so hartnäckig verleugnet. Aber wir glauben zu leicht, daß der Mensch „vom Brot allein“ lebt, d. h. vom irdischen Brot allein, statt auch „von jeglichem Wort, das durch den Mund Gottes geht“ (Luk. 4,4). - Geliebte, lassen wir doch ja unsere Seele nicht darben! Das bestraft sich oft zu bitter, unser inneres Leben geht dabei zurück, und wir verhungern sozusagen geistlicherweise. Wir können dann auch kein Segen sein für unsere Umgebung; darbende Christen, deren geistiges Leben verhungert aussieht, sind kein Zeugnis für Jesum, sie machen den Sündern keinen Mut, sich an Ihn zu wenden, um bei Ihm ihren Hunger und Durst nach Leben und Frieden gestillt zu bekommen. Und gelingt es schon nicht, im leiblichen Leben die Umgebung auf die Dauer darüber hinwegzutäuschen, daß man hungert und unter der Kleidung immer magerer wird, so erst recht nicht im geistigen.

Geliebte, um uns von dem Brot Gottes zu nähren, zu sättigen, bedürfen wir keiner Geldmittel, aber ebenso auch nicht der Brotmarken, d. h. der obrigkeitlichen Erlaubnisscheine, uns soviel wie möglich von Ihm zu nähren! Bedenken wir dieses sorgfältig! Genießen wir Christum! Wir haben Ihn in Seinem kostbaren Wort. Das fleischgewordene Wort und das geschriebene Wort gehen zusammen. Geistige Gemeinschaft mit diesem führt uns in die innere Gemeinschaft mit jenem, mit Ihm Selbst. Freilich, so wie jede irdische Nahrung verarbeitet werden muß, so werden wir auch erst durch das Tun Seines Wortes aus Gnaden gesegnete Leute (Jak. 1,22). Aber die Hauptsache ist das Essen. Betrachtet Christum im Worte! Mir scheint das Bibelstudium seinen Zweck zu verfehlen, welches nicht zuerst und zuletzt Christum Selbst, den Sohn Gottes und den Sohn des Menschen, und dann Seine Hauptinteressen, Seinen Leib, Seine Gemeinde, Sein Haus usw., aber zuerst und in allem überall Ihn Selbst zu finden strebt, wobei durch den Geist der also Forschende in das Bild des Christus verwandelt wird (2. Kor. 3,18). Suche Ihn Selbst! Sein Wort ist die getreueste Darstellung Seines Wesens, und je mehr du Ihn findest und genießest, desto mehr wird der Vater verherrlicht, desto

Wesens, und je mehr du Ihn findest und genießest, desto mehr wird der Vater verherrlicht, desto größeren Gewinn hast du für dein geistiges Leben und desto gesegneter wirst du sein für andere, denn alle Segnungen haben ihren Grund und ihr Ziel nur in Ihm. Es gibt keine wahre Heiligung ohne das Genießen des Christus. Heiligung des alten Menschen, des Fleisches ist keine biblische Heiligung. Diese ist Losgelöstsein von sich selbst, vom Menschen, von irdischen Gedanken, von fleischlicher Religion usw. und Leben durch Ihn und für Ihn, so wie Er gesagt hat (Joh. 6,57). Es wird viel von Heiligung geredet, die kaum mehr ist als eine Mischung von Selbstheiligung, Gesetz und biblischer Heiligung. Eine Heiligung ohne Gehorsam gegen Sein ganzes Wort, d. i. gegen Ihn, ist, so gut sie auch gemeint ist und so schöne Gefühle sie auch gibt, Einbildung, denn sie ist nicht die Wirkung des lebendigen Brotes Gottes. Dies bewirkt gesundes Leben Gott gemäß, d. i. Seinem Worte gemäß; es ist eine Heiligung, bei der das Brot Gottes in Seinen Lebenswirkungen in die Erscheinung tritt, und das ist Er Selbst, Er, der nie mit Seinem Worte in Widerspruch ist. Seien wir auf der Hut, Geliebte! Suchen wir Jesum, Ihn allein, und zwar da, wo Er ist und indem wir Seine Gedanken, Seine Interessen zu den unseren machen! Nähren wir uns von Ihm, Sein Wille sei unsere Lust, und - ewige Segnungen sind unser Teil, während Er hienieden durch uns verherrlicht wird.

Warum war vielen Hörern „diese Rede hart“ (V. 60)? Diese kostbaren Worte vom „Brot des Lebens“ hart? Weil sie beim Überschlagen der Kosten im Herzen merkten, daß sie sich nicht von „diesem Brote“ nähren könnten, ohne fertig zu seinmit der Gesetzes-Religion des Fleisches, und der Preis war Ihnen zu hoch, der Weg zu schwer! Und dir und uns allen, die wir dies lesen?

Ach, möchten wir uns nähren von Dem, der aus dem „Brothaus“ kam, uns völlig zu sättigen mit Sich Selbst und Seiner Herrlichkeit! Möchten wir sprechen und durch unser Tun bezeugen, was Petrus als der Mund der echten Jünger Jesu auf Seine Frage: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“ Antwortete: „HErr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, daß Du der Heilige Gottes bist!“ (V. 67-69.) Gepriesen sei Sein herrlicher Name für und für!

F. K. (b. M.).

„Der Gastfreundschaft vergesset nicht ...“

Hebr. 13,2.

Wenn es nötig war, den Hebräern zu schreiben und sie zu ermahnen, der Gastfreundschaft nicht zu vergessen, wieviel mehr haben wir nötig, in dieser ernsten und bedrängten Zeit uns das Wort ins Gedächtnis zu rufen. Der HErr kennt uns, Er weiß, was für vergeßliche Hörer wir sind und wie leicht wir vergessen, dem Worte zu folgen, besonders wenn es uns unbequem ist oder gar Opfer erfordert. Deshalb erinnert Er uns, der Gastfreundschaft nicht zu vergessen. Er will nicht, daß wir den Segen derselben verlieren, „denn durch dieselbe haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt“. Dies Wort allein sollte schon genügen, der Gastfreundschaft nicht zu vergessen. Es ist nicht nötig zu wissen, ob es der Mühe wert ist, diesem oder jenem, der uns vielleicht gering erscheint, Gastfreundschaft zu erweisen. Schickt der HErr ihn uns ins Haus, so sollen wir auch um des HErrn willen gastfrei sein, dann werden wir auch den Segen der Gastfreundschaft empfangen, denn ohne ihr Wissen haben etliche Engel beherbergt. Vielleicht hat der HErr dir einen Gast ins Haus geschickt, vielleicht war es einer der „Geringsten“ der Herde Christi, aber du dachtest nicht daran, ihn zu speisen; du wünschtest, er möge bald die Tür von draußen schließen. Vielleicht hattest du selber

Mangel, oder deine Zeit war kostbar. Er hielt dich auf - und du vergaßest der Gastfreundschaft, und in der Herrlichkeit mußt du erkennen, welch ein Segen dir verloren ging. Gott hatte dir den Bruder gesandt, um dein Haus durch Gastfreundschaft zu segnen - Engel hättest du beherbergt - aber - du vergaßest!

1. Petri 4,9 heißt es: „Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren.“ Welch ernste Mahnung für uns in dieser Kriegszeit! Wir wissen oft selber nicht, was wir essen und trinken sollen, und sind so leicht geneigt, schon zu murren, daß unser Tisch so schmal gedeckt ist - und dann noch Gäste zu Tisch haben und nicht murren? Wird uns da nicht zu viel zugemutet? In Petri Tagen war kein solcher Hungerkrieg. Muß man dann dies Wort auch in der Jetztzeit auf sich anwenden? Jawohl, Geliebte! Gottes Wort in seiner Kraft steht fest zu allen Zeiten - gepriesen sei Er! -, denn das gilt auch von dem Worte: „ Euer Vater aber weiß ...“ (Matth. 6,32). Wie ermahnt uns deshalb der HErr: „Ohne Murren!“

Gastfreundschaft mit Murren verherrlicht Ihn nicht und bringt uns keinen Segen. Aus eigener Kraft würde es in dieser Kriegszeit schwer sein, gastfrei zu sein ohne Murren, aber im Aufblick zu Ihm, aus Liebe zu unserem HErrn, der nie einen Menschen, der zu ihm kam, hungernd entließ (vgl. Mark. 8,1-10! Wie übte Er Gastfreundschaft!), wird es uns zu einer tiefen Freude werden, Gotteskindern Gastfreundschaft zu erzeigen.

Man möchte sagen: „Geschwister, die Geld und Gut haben und denen es somit auch im Kriege noch verhältnismäßig leicht gemacht ist, können wohl gastfrei sein ohne Murren; wer aber nichts hat als eine große Familie und die eigenen Kinder kaum satt machen kann, oder wo vielleicht durch Krankheit das kleine Vermögen aufgezehrt ist, solche könne das Wort nicht treffen, gastfrei zu sein ohne Murren.“ Aber das Wort Gottes sagt einfach: „Seid gastfrei ohne Murren.“ Davon ist kein Kind Gottes ausgeschlossen. Aber du sollst es nicht sein über Vermögen. Du sollst nicht denken, du müßtest deinem Gäste etwas ganz Besonderes an Speise vorsetzen. Nein, gewiß nicht! Jeder nach dem er von Gott empfangen hat. Die Liebe Christi wird geben, was sie besitzt. Hast du Überfluß, laß deine Gäste daran teilhaben; hast du Mangel, so teile von deinem Mangel ohne Murren. Der HErr wird dir vergelten.

Röm. 12,13 wird uns gesagt: „An den Bedürfnissen der Heiligen nehmet teil, nach Gastfreundschaft trachtet.“ Dieses Wort ist wohl das größte der Ermahnungen, die wir betrachten. Die Bedürfnisse der Heiligen und die Gastfreundschaft sind in dieser Stelle zusammengeschlossen. Geschwister, kennt Gott uns als solche, die an den Bedürfnissen der Heiligen teilnehmen und die danach trachten, Gastfreundschaft auszuüben mitten in den schwierigsten Umständen dieser Zeit? An den Bedürfnissen der Heiligen teilnehmen heißt nicht, freundliche, teilnehmende Worte sagen, das sollen wir sicher tun, sondern das heißt, praktisch eingreifen und, soweit es bei uns steht, in den Bedürfnissen Hilfe leisten. Möchten wir lernen, es in „Einfalt“, „Bereitwilligkeit“ und „Freigebigkeit“ zu tun (Röm. 12,8).

Bruder, Schwester! Trachten wir in diesen bedrängten Tagen danach, Gastfreundschaft zu betätigen? Das ist mehr als gastfrei zu sein ohne Murren. Uns selbst Gäste um des HErrn willen ins Haus zu bitten ist mehr als Gäste, die der HErr uns sendet, ohne Murren aufzunehmen. Die Vereinsamten, die Witwen, die Waisen, die Lazarusse, die unter Kummer oder Sorgen Niedergebeugten, die, die der HErr dir aufs Herz gelegt, lade sie in dein Haus, und soweit du es

vermagst, erquicke und stärke sie, stille mit dem, was der HErr dir anvertraut hat, ihre Bedürfnisse nach Leib und Seele (vergl. Luk. 14,12-14).

Und wenn unerwartet Geschwister von auswärts kommen? Ja, ist das nicht eine besondere, eine goldene Gelegenheit, praktisch das Wort des HErrn verwirklichen zu können: nach Gastfreundschaft trachtend? Aber da steigen Gedanken im Herzen auf: Nachtbesuch kostet Wäsche - woher Seife nehmen in der Kriegszeit? - es gehl nicht - gern würde ich meine Zimmer bereitstellen - aber die Zeiten sind zu schlecht - und- du machst es vielleicht so, wie es in einer Gemeinschaft geschah, als unerwartet ein auswärtiger, in der Arbeit des HErrn stehender Bruder in die Versammlung kam: Am Schluß der Versammlung hielten sich einige ängstlich von dem Bruder fern, um ihn nicht einladen zu müssen. Man wartete, bis andere es getan, und sagte dann erleichtert: „Wir hatten schon Sorge, den Bruder aufnehmen zu müssen.“ Alsdann ging man und begrüßte den Bruder mit herzlichen Worten. Liebe Geschwister, das ist ein trauriges Bild vom Trachten nach Gastfreundschaft. Solche trachten nicht danach.

Gewiß sind nicht alle in gleicher Lage, Nachtherberge bereiten zu können. Aber die, welche es können, sollten ihr Vorrecht höher schätzen und die Gnade erkennen, mit der Gott sie gesegnet hat. Von der Lydia laßt uns lernen (Apgesch. 16,15). Sie nahm die Brüder, die am Worte dienten, in ihr Haus auf, ja, sie trachtete nach Gastfreundschaft, denn sie nötigte sie, in ihr Haus einzukehren. Wie auch die Verhältnisse sein mögen, an den Bedürfnissen der Heiligen kann jedes Kind Gottes teilnehmen und ebenso nach Gastfreundschaft trachten. Möge der HErr den Wunsch in unseren Herzen lebendig machen, auch in dieser Zeit des Mangels nach Gastfreundschaft zu trachten und an den Bedürfnissen der Heiligen teilzunehmen, auf daß der HErr auch hierin verherrlicht werde.

Nun möchte ich noch einige Worte der Schrift anführen, welche die drei Punkte unserer Betrachtung noch weiter beleuchten und uns zur Gastfreundschaft ermutigen.

1. Tim. 3,2 und Tit. 1,8 wird uns gesagt, was einen Bruder, der einen Aufseherdienst ausüben will, kennzeichnen soll. Neben den Dingen, die da angeführt werden, wird die Gastfreiheit genannt. Und weiter wird 1. Tim. 5,10 gesagt, daß Witwen nur dann in die Gemeindelisten eingetragen werden sollten, wenn sie gewisse Kennzeichen eines gottseligen Lebens trugen, und wieder finden wir: „... wenn sie Fremde beherbergt hat.“ Wenn Gott Gastfreundschaft zu einem Prüfstein unseres Lebens gemacht hat, sagt uns das nicht deutlich, wie hoch Gott sie bewertet? Wie sind doch Seine Augen auf unser Leben gerichtet! Liegt in diesen Worten keine Ermutigung, gastfrei zu sein?

Bruder! Es lohnt sich, die beiden obigen Stellen genau anzusehen. Es ist nicht genug, „lehrfähig“ zu sein und „mit der gesunden Lehre“ ermuntern zu können - alle diese Dinge wünscht der HErr in deinem Leben zu finden. Und, gelieble, betagte Witwe, hat Seine Gnade diese Dienste in 1. Tim. 5,10 in deinem Leben vollbringen können? Glückliches Leben, in welchem die Marksteine Seines Wohlgefallens gefunden werden! Teure Schwester, welche köstliche Aufgabe ist dir für die kurze Zeit deines Erdenwallens geworden! Sieh' dir in diesem Verse das schöne Gebiet des Schwesterndieses an. Zwar findest du kein Wort von Lehren und von Evangelisieren, aber du findest die Dinge genannt, die Gott in dem Leben der Schwestern zu finden wünscht. Kaufe deine Zeit aus, nimm dich der Kleinen an, beherberge, wasche der Heiligen Füße, leiste den Bedrängten Hilfe, gehe dem guten Werke nach gegen alle, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glaubens. (Gal. 6,10.) Und wenn.du arm bist, denke an die hungernde Witwe in 1. Kön. 17,9ff., sie nahm Elia, den der HErr ihr

sandte, auf und gab ihm vorweg, als dem Knechte Gottes, das Letzte, was sie hatte. Und wie segnete es ihr Gott! Er vergißt nicht, was wir um Seines Namens willen den Seinigen tun. Er ist ein großer Vergelter. (Hebr. 6,10).

Geliebte Geschwister, lasset uns mit dem, was der HErr uns anvertraut hat - sei es viel oder wenig - sei es Geld oder Güter oder Lebensmittel -, als Ihm verAntwortlich umgehen, besonders in dieser Zeit der Not. Er mahnt so treu in Seinem Wort: „Der Gastfreundschaft vergesset nicht.“ - „An den Bedürfnissen der Heiligen nehmet teil.“ - „Wer sparsam säet, wird auch sparsam ernten.“ -„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2. Kor. 9,6-8). - „Des Wohltuns und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen“ (Hebr. 13,16). Und heute sind es oft wirklich „Opfer“, die mit dem „Mitteilen“ verbunden sind.

Laßt uns auch die drei Richtlinien beachten, die das Wort unterscheidet: die erste umfaßt alle Menschen- auch die Feinde und Undankbaren. - Möchten wir den Bettler, der hungernd an unserer Tür um Essen bittet, nicht gewohnheitsmäßig abweisen, sondern des Wortes gedenken: „Brich dem Hungrigen dein Brot“ (Jes. 58,7; Hes. 18,16; Röm. 12,20). „Lasset uns das Gute wirken gegen alle!“ (Gal. 6,10.)

Die zweite umfaßt die Hausgenossen des Glaubens. Die Schrift sagt: „Laßt uns das Gute tun gegen alle, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glaubens. Auch hierin sollen wir „Nachahmer Gottes“ (Eph. 5,1) sein, „der ein Erhalter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen (1. Tim. 4,10). Für die Brüder soll uns selbst unser Leben nicht zu kostbar sein (1. Joh. 3,16).

Die dritte umfaßt die Arbeiter des HErrn. Gott stellte allen (für die in Israel gesorgt werden sollte) die Leviten voran. Und an das diesen Gesagte knüpft der Apostel die Verordnung des HErrn an betreffend Seiner Arbeiter (1. Kor. 9,13.14). In bezug auf diese ermahnt das Wort in so besonderer Weise: „Wer im Worte unterwiesen wird, teile aber von allerlei Gütern dem mit, der ihn unterweist“ (Gal. 6,6). „Wenn wir euch das Geistliche gesät haben, ist es etwas Großes, wenn wir euer Fleischliches ernten?“ (1. Kor. 9,11). Diesen göttlichen Grundsatz des „Gebens und Empfangens“ (Jes. 58,7; Phil. 4,15) wandte der Apostel selbst auf die Juden und Heiden an, als er sagte, daß sie, die „ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, schuldig sind, ihnen auch in den leiblichen zu dienen“ (Röm. 15,27).

Wenn Gott uns solche Richtlinien in Seinem Worte gegeben hat, ist es dann nicht wichtig, sie zu beachten? Können wir so tun, als ob es gleich wäre, wie wir Gutes tun? Wie betrübend ist es, Gläubige zu sehen, die diese Anordnung des HErrn geradezu auf den Kopf stellen, die viel mehr für mildtätige Werke der Welt übrig haben als für die Hausgenossen des Glaubens und die Arbeiter des HErrn. Warum? Oft mag es Unwissenheit sein; aber ach, oft ist es auch, weil an dem Ausposaunen und von Menschen Gesehenwerden das Herz noch Wohlgefallen findet. Der HErr sagt: „Sie haben ihren Lohn dahin“ (Matth. 6,1-4). Tue der Welt Gutes, aber sorge, daß das dementsprechende „Viel mehr“ für die Hausgenossen des Glaubens nicht ausfällt. Sonst bist du kein treuer Verwalter.

Laßt uns darum den göttlichen Unterweisungen der Schrift folgen und 1. in schuldiger Sorge acht haben auf die leiblichen Bedürfnisse derer, die als Arbeiter im Werke des HErrn stehen (Sie haben Arme mit dem Worte zu bedienen, die nichts haben, und andere wieder, die nicht willig sind, nach der Verordnung des HErrn zu handeln, um so mehr sollten solche, die vom HErrn gesegnet sind, für sie

eintreten.), 2. in besonderer Weise Gutes erweisen den Hausgenossen des Glaubens, und zwar ohne Unterschied, und 3. unser Herz darin selbst nicht der Welt verschließen. In allem aber laßt uns an das Wort, das der HErr Selbst gesagt hat, denken: „Geben ist seliger als nehmen“ und das rechte Zartgefühl im Geben bewahren.

So wollen wir denn der Gastfreundschaft nicht vergessen, denn ohne ihr Wissen haben etliche Engel beherbergt, und gastfrei sein ohne Murren. Und mehr, lasset uns trachten nach Gastfreundschaft und an den Bedürfnissen der Heiligen teilnehmen auch in dieser ernsten Kriegszeit. Eine große VerAntwortung haben wir als Kinder Gottes, und besonders, wenn Gott uns Güter anvertraut hat. „Vergesset nicht!“ Der HErr helfe uns, daß Sein Name an uns gepriesen werde (3. Joh. 5-8). Der HErr spricht: Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird (Offb. 22,12).

E. K.

Geleitswort an den Leser:

Lasset das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, in aller Weisheit euch gegenseitig lehrend und ermahnend, mit Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade. Kol. 3,16.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 3

Was bedeutet Jes. 38,1: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht genesen?“

Antwort

Auf den ersten Blick denkt man, in diesem Worte läge gar keine Frage, oder man sieht sie darin, daß Jehova dem Hiskia seinen Tod so bestimmt ankündigt, dabei ihm aber doch noch 15 Jahre zulegt, obwohl Er weiß, daß Hiskia in diesen Jahren Ihn keineswegs verherrlichen werde wie zuvor. Aber wenn diese Dinge dem Einsender Schwierigkeiten gemacht hätten, wenn er die auf das Gebet Hiskias hin veränderte Handlungsweise des HErrn als Frage empfunden hätte, so hätte er dies doch zum Ausdruck gebracht. Zweifellos enthält Kap. 38 u. 39 für uns sehr ernste Winke und Warnungen, aber in der eingesandten Frage ist kein Hinweis, daß sie um jener willen gestellt ist.

Warum dann? Nun, wenn man ein wenig über diese prophetische Ankündigung nachdenkt, so kommen einem doch allerlei ernste Gedanken. Zunächst enthält ja der Satz viel Stoff, Unbekehrten den Ernst des Todes vor Augen zu halten und sie aufzufordern, ihre Rechnung mit Gott in Ordnung zu bringen, indem sie sich von Herzen von ihren Sünden zu Christus bekehren. (Hebr. 4,7!)

Aber wenn das Wort auf Gläubige angewandt wird, dann entsteht doch eine große Frage; wie soll ein

Gläubiger von hinnen gehen? d. h. wie in bezug auf sein Haus? Trägt er im Falle seines leiblichen Todes irgendwelche VerAntwortung für seine Angehörigen und für seinen Besitz? Soll er, darf er gehen, ohne vorher irgendwie geordnet zu haben, was man „Nachlaß“ nennt, soll er seine zurückbleibenden Lieben, für die er zu seinen Lebzeiten sich verAntwortlich wußte, für sie zu sorgen, allein lassen, ohne sein Haus geordnet zu haben, d. h. ohne „Testament“? Sind dies nicht wichtige Fragen?

Ich weiß von einer gläubigen Dame, die vor 6-7 Jahren einen Schlaganfall erlitt, und der ihr Arzt versichert hat, sie würde plötzlich nicht mehr sein, und das könnte jeden Tag kommen. Ihr gilt also sozusagen unser Wort in besonderem Maße, und so kann mancher es so recht persönlich auf sich beziehen. Diese Schwester hat sich anderen gegenüber geäußert: „Bei mir ist nicht nur jedes Schubfach so aufgeräumt, daß ich jeden Tag ruhig fortgehen kann, sondern auch mit meiner Seele ist alles in Ordnung.“ Ein schönes Wort, und doch eigentlich nichts Besonderes: jeder Gläubige sollte so sprechen können und kann es, wenn er einerseits, durch Gottes Gnade unterwiesen, daß „Gott nicht ein Gott der Unordnung ist“, sein Haus in äußerer Hinsicht Tag für Tag in Ordnung hält (1. Kor. 14,33, vgl. das schöne Beispiel des HErrn Joh. 20,7!), andererseits dem HErrn gegenüber „ kurze Rechnung“ hält und keine Sünde zwischen sich und Ihn treten läßt (1. Joh. 1,9; Joh. 13, vgl. die Frage 27 im Jahrg. V, 1917). Beide Seiten der Ordnung sollten bei uns zu jeder Zeit gefunden werden, besonders aber hinsichtlich der Tatsache, daß wir jeden Augenblick entschlafen können, wenngleich nach 2. Kor. 5,4 auch das „Überkleidet-“ statt des „Entkleidelwerdens“ unser Teil sein könnte. - Und so wie es mit der Ordnung in bezug auf solche scheinbaren Kleinigkeiten wie „aufgeräumte Schubfächer“ sein sollte, damit die ungläubige Umgebung sich später nicht über unsere Unordnung aufhalten kann, wodurch ein Schatten auf unseren geliebten HErrn fallen würde, so sollte bezüglich der Unseren alles göttlich geordnet sein vor unserem Entschlafen. Da aber dieses leicht jeden Augenblick eintreten kann, so heißt es auch hier: zu jeder Zeit sein Haus in der rechten Ordnung halten (nach Möglichkeit) und auch für seine Angehörigen in göttlich gewollter Weise zu sorgen.

Aber wir sollen doch nicht sorgen? So? Ein gewisses Mißverstehen von Stellen wie Phil. 4,6; 1. Petri 5,7; Hebr. 13,5.6 u. a. hat uns darin zu falschen Anschauungen gebracht. Diese köstlichen Stellen, die uns zeigen, wie alle unsere Sorgen Ihn treffen, wie Er sie auf Sich nimmt, wenn wir sie vertrauensvoll Ihm lassen, ohne uns damit abzuqu älen, wie keine von ihnen uns bekümmern dürfen, wie wir uns nicht sorgen sollen - stehen in keinem Widerspruch mit Stellen wie Gal. 6,10; 1. Thess. 4,11.12; 2. Thess. 3,12; 1. Tim. 3,4.5; 1. Tim. 5,8 u. a. Die Fürsorge für das eigene Haus und das Werfen aller Sorgen im Glauben auf Ihn, das Versorgen derer, die von uns und unserer treuen Arbeit abhängig sind, und das gläubige „Sorget nichts, da Er besorgt ist um uns!“ - gehen Hand in Hand, und das Vernachlässigen des einen wie des anderen zieht ganz bestimmte unnüchterne Schädigungen nach sich. - Also soll ein Gläubiger ein Testament machen? Ich glaube wohl, ohne daß ich jemand bestimmen wollte, dies zu tun, wenn er glaubt, es nicht zu sollen. Überhaupt muß jeder wissen, wie er diese oben vertretenen Grundsätze mit dem Glaubensweg verbinden soll. „Was nicht aus Glauben ist, ist Sünde“ (Röm. 14,23) - gilt auch hierin. Ich glaube nicht, daß da Gegensätze sind. Jeder Gläubige weiß sowieso, daß, „wenn Jehova nicht die Stadt behütet, der Wächter vergeblich wachet“ (Ps. 127,1) - und hat an seinem Teile doch um der Ordnung und um der Sünde in der Welt willen in den meisten Fällen die VerAntwortung, seine Türe nachts zu verschließen. Und so ist alle unsere Sorgfalt für das Leben und Durchkommen unserer Lieben

vergeblich, wenn der HErr uns Seinen Segen, Seine Bewahrung vorenthält (1. Tim. 4,10) - das wissen wir genau genug und handeln demgemäß in all unserer Sorge für jene auch nur dann recht, wenn wir's im Glauben tun an Ihn, der uns liebt und dem wir am Herzen liegen mehr, als uns die Unseren am Herzen liegen können (Jes. 54,10). Aber auch hier gilt für uns der so sehr unmißverständliche Grundsatz von Jak. 2,14-17! Genug davon! -

Der HErr wird uns Verständnis geben in allen Dingen (2. Tim. 2,7), doch Er gab uns dazu Sein Wort! Darum laßt uns in Treue vorangehen auf dem Wege des Lichts und auch die Belehrung für uns nehmen, die in dem Textwort unserer Frage liegt in Jes. 38,1!

F. K. (z. Zt. b. Mil.).

Anmerkung der Schriftleitung

Liegt in dem Worte „Bestelle dein Haus!“ nicht die Aufforderung an Hiskia, die Angelegenheiten seines Hauses für seinen Weggang zu ordnen? Verfügte nicht Abraham, ehe er starb, über das Seinige? Der Sohn der Magd sollte nicht erben mit Isaak. Und so empfing Isaak alles, die Söhne der Kebsweiber empfingen nur Geschenke. Ist es ganz gleich, ob du dein Haus bestellst oder nicht? Ganz gleich, in wessen Hände das gelangt, was Gott dir anvertraut hat? Hast du keine VerAntwortlichkeit dafür? Daß Kinder Erben sind, das ist ein Grundsatz, den die Schrift anerkennt. Aber sie haben nicht das Erbteil zu bestimmen. Wie aber, wenn nicht Kinder, sondern Verwandte die Erben sind? Um so sorgsamer sollten Gläubige dann um die Bestellung ihres Hauses sein. Haben wir nicht mit Schmerz gesehen, daß das Gut, welches Gläubige bei ihrer Lebzeit in den Dienst des HErrn stellten, mit ihrem Tode in den Dienst der Sünde gestellt wurde? Das, was dem Werke des HErrn diente, wurde der Eitelkeit dienstbar gemacht und zur Eitelkeit verwandt. Kann daran Gott Wohlgefallen haben? Hatten sie keine VerAntwortlichkeit dafür? Konnten sie nicht wissen, unter welchen Geist das ihnen von Gott Gegebene fallen würde? Waren sie damit vor Gott entschuldigt, daß es „Verwandte“ und deshalb Erben waren? Wir denken, solches ist kein „ Bestelle dein Haus!“, an welchem Gott Wohlgefallen haben kann. Mit dem Gut hat Gott auch zugleich das Verfügungs- und Bestimmungsrecht in deine Hand gelegt. Solche aber machten keinen Gebrauch von ihrem Recht, darüber zur Ehre des HErrn und zum Nutzen Seines Werkes zu verfügen. Was Gott in unsere Hand gelegt hat, dafür sind wir auch verAntwortlich, und die Stunde kommt, da es auch zu uns heißen wird: „Lege Rechnung ab von deiner Verwaltung, denn du wirst nicht mehr Verwalteter sein können“ (Luk. 16,2).

Frage 4

Ich bitte um Erklärung der Zahlen „390“ und „40“ in Hes. 4,5.6.

Antwort A

Nach Hes. 1,2 verglichen mit 8,1 fällt diese Weissagungin das fünfte bis sechste Jahr der Regierung Zedekias, also 593-592 vor Christi Geburt. Die Belagerung Jerusalems begann unter Zedekia im neunten Jahr seiner Regierung und endigte in seinem elften Jahr 587 vor Christi Geburt. Somit hat Hesekiel die Belagerung Jerusalems ca. fünf bis sieben Jahre vorher vorbildlich geweissagt.

Von der Zerstörung des Tempels 587 zurück bis zur Teilung des Reiches Israel durch Rehabeam und

Jerobeam sind es rund 390 Jahre. Die Zerrissenheit des alten Bundesvolkes, der eingeführte Götzendienst im Zehnstämmereich und später derselbe götzendienerische Geist im Hause Juda, welcher unter Manasse seinen Höhepunkt erreichte, so daß auch die Bemühungen des Königs Josia den Zorn Jehovas nicht mehr abwenden konnten (2. Kön. 23,24-27), das war die Missetat des Hauses Israel und Juda.

Im 13. Jahr Josias, genau 40 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems, sandte der HErr den Propheten Jeremia zum Hause Juda und ließihn diese 40 Jahre unter ihnen zeugen, aber sie achteten auch das nicht, und das war die besondere Missetat Judas.

Nach Hes. 4,9 scheinen die 40 Tage (Jahre) in die 390 eingeschlossen zu sein, so daß diese letzten 40 Tage durch das Liegen auf der rechten Seite zugleich für Juda und die zehn Stämme zu gelten hatte und Hesekiel somit 350 Tage auf der linken, 40 Tage auf der rechten Seite lag, um die Missetat beider Häuser zu tragen.

Will man aber die Missetat des Hauses Israel und Juda auf die ganze Dauer des Tempels ausdehnen, dann würden die 40 Tage für die 40 Jahre von der Erbauung des Tempels bis zur Teilung des Reiches Israel gelten.

Noch andere nehmen die Missetat des Hauses Juda so, daß sie einer fernen Zukunft angehört und rechnen sie von der Verwerfung Jesu bis zur Zerstörung Jerusalems durch Titus von 30-70 nach Christo.

Wie dem nun auch sei, der HErr zeigt damit, daß der Abfall und Götzendienst des alttestamentlichen Bundesvolkes ein schweres Gericht über sie brachte, das sie der Zerstörung und Gefangenschaft preisgab, bis Gott an ihnen erreicht, was Er will.

Dies führt uns auch auf den Gedanken, daß Gott die Sünden des neutestamentlichen Gottesvolkes, den verweltlichten und verweltlichenden Gottesdienst, die Vermischung mit der ungöttlichen Welt, ebenso strafen und heimsuchen wird. Man denke an die Drohung: „Ich werde deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust“ (Offb. 2,5) und ähnliche Stellen.

390 Jahre lang ertrug der HErr diese Greuel; welch eine Geduld Gottes! Uns wollen die fast vier Jahre Krieg schon zu lange währen; das ist Menschengeduld. Gott will nicht das Verderben Seines Volkes, sondern sein Heil. Wenn aber Seine Gerichte eintreten, so haben sie denselben Zweck, wie wir es an Israel sehen können, nicht seinen Untergang, sondern Züchtigung mit Maßen, daß auch Gottes Volk sich nicht unschuldig halte. Das Gericht hat die Zurechtbringung und Wiederherstellung Seines Eigentumsvolkes zum Ziel.

F. Th. H.

Antwort B

In Hesekiel 4.-7. Kapitel spricht Gott zu dem Propheten, daß Er Gericht bringen werde über Jerusalem, Juda und das ganze Israel wegen der Blutschulden und großen Bosheit, die angesichts des Hauses Jehovas vornehmlich in Jerusalem verübt wurden. Kapitel 5 von V. 5 ab betrifft Jerusalem, die Stadt. Statt daß Jerusalem für Jehova und für die umliegenden Nationen hätte ein Zeugnis sein sollen und in Jerusalem das Haus der Anbetung des wahren Gottes war, waren die

Sünden Judas, vornehmlich Jerusalems, viel schrecklicher als bei den heidnischen Nationen. Deshalb wollte Gott vor den Augen aller Nationen an Jerusalem und an ganz Israel Seine gerechten Gerichte zur Ausführung bringen.

Es scheint, daß die 390 Jahre von Jerobeam ab rechnen, dem Gott durch den Mund des Propheten Achija sagte, daß Er ihm aus der Hand Salomos zehn Stämme geben wolle, und daß die 40 Jahre Judas zur Regierung Salomos gehören.

Dieser Bericht der Heiligen Schrift in Hesekiel über Jerusalem und Israel lehrt uns, daß Gott langmütig und von großer Geduld ist über den einzelnen Menschen und auch für ganze Völker und Königreiche. Wenn Gott aber nicht die von Ihm erwartete Frucht Seiner Bemühung um den einzelnen Menschen wie von Völkern und Nationen ersieht, so kommt Er mit Zucht und Heimsuchung über einzelne wie über ganze Völker und Nationen. Wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der sehe und höre, was Gott in unseren Tagen dem einzelnen wie den Völkern zu sagen hat.

Durch Buße und Umkehr zu Ihm, dem lebendigen Gott, will Er helfen und erretten.

F. B. †.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Überwinder.

1. Mose 32.

Ein Sieger und Überwinder möchte jedes aufrichtige Kind Gottes sein. Aber wie können wir es werden? Sicher nicht durch eigene Kraft. Es kann nur in der Kraft eines anderen sein. Und ehe uns diese zuteil wird, müssen wir unsere eigene gänzliche Kraftlosigkeit erkannt haben.

In der Geschichte Jakobs lernen wir, wie Gott ihn erst zerbrechen mußte, ehe Er von ihm als Überwinder reden konnte. Jakob schätzte die Verheißungen Gottes; er war kein Gottloser wie Esau; jedoch er schätzte den Segen Gottes, weil Er ihm etwas einbrachte, aber nicht, weil es Gottes Segen war. - Abraham wurde herausgerufen aus seiner Familie und Heimat, um sich von Gott segnen zu lassen: „Ich will dich segnen.“ Das Vertrauen auf Gottes Segen bewahrte ihn, seine Augen nicht wie Lot nach der bewässerten Ebene des Jordans zu richten, und machte ihn zum Überwinder, indem er sich weigerte, einen Faden oder Schuhriemen von dem Könige Sodoms zu nehmen. Er wollte nicht von dem Könige Sodoms, sondern von Gott gesegnet sein. Seine Augen sahen nach der Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. (Hebr. 11,10.)

Jakob war immer am Plänemachen für sich selbst. Infolge seines Betruges mußte er in Furcht vor Esau aus dem Lande fliehen, in welchem Abraham und Isaak als Fremdlinge wohnten. Nur mit einem Stabe überschritt er den Jordan. Durch Mühe und Arbeit, mit Geschick und List wurde er Besitzer

zweier Herden. Und wieder ist er in Furcht, denn Esau zieht ihm entgegen. In seiner Not schreit er zu Gott um Errettung. Obgleich er das Heerlager Gottes zu Machanaim gesehen hatte - die Engel, die er auch in Bethel sah -, fehlt ihm doch das Vertrauen auf Gottes Kraft. Seine Wege sind deshalb auch noch die gleichen; er ist wieder dabei, Pläne zu machen, wie er den am besten besänftigen und versöhnen kann, den er „seinen Herrn Esau“ nennt. Herde auf Herde von Vieh, Kamelen und Eseln sendet er als ein Geschenk für seinen Herrn Esau, und zuletzt führt er seine Weiber und Kinder über die Furt des Jabbok, und nur er allein, der Mann, um den er am meisten sorgte, ist noch zurück.

Jakob, der Überlister,1 ist, wie er denkt, allein. Aber Einer wacht über ihm und sieht alle seine Wege. Und dieser Eine hatte gehört, was Jakob gebetet, daß er zu gering sei all der Gütigkeiten und Treue. (V. 10.) Er kann nicht Jakobs Wege unterstützen, Er ringt mit ihm bis zum Anbruch des Morgens. Gott bemüht Sich und ringt mit ihm, denn Er will ihn segnen, aber Jakob gibt nicht nach. Das war eine schwere Nacht! Das ungebrochene Fleisch verteidigt sich, es will sich nicht überwinden lassen. Gott rang nicht mit Jakob, weil Er wider ihn war, sondern um das in ihm niederzubrechen, was ihn hinderte, im Glauben an Gottes Segen und Kraft zu wandeln. Von beidem hatte Jakob kein wahres Bewußtsein, weder von seinem ungebrochenem Fleisch noch von Gottes Segen und Kraft. Aber in Seinem Erbarmen stritt Gott, nicht mit ihm „in der Größe Seiner“ Kraft (Hiob 23,6), sondern rang mit ihm als ein Mann.

1

Jakob bedeutet Fersenhalter, Überlister.

Ein wunderbarer Kampf, der auch uns viel Schmerz bereitet. Zuletzt berührt Er das Gelenk der Hüfte Jakobs und verrenkt es, so daß das widerstreitende Fleisch lahmgelegt wird. Niedergebrochen kann er nichts weiter tun, als sich an die Kraft klammern, die ihn niederbrach. Hier liegt das Geheimnis des Sieges. Jetzt ist er nicht mehr der für seine eigene Wohlfahrt plänemachende Überlister, jetzt kommt der ernste Ruf aus seiner Seele, daß Gott ihn segnen möge. „Ich lasse Dich nicht los, Du habest mich denn gesegnet.“

Wie entspricht nun Gott der Bitte Jakobs, der sich an Ihn klammert, um von Ihm gesegnet zu werden? In einer sehr einfachen Weise: Er macht ihn frei und los von sich selbst. Ich kann nicht sagen, inwieweit Jakob das alles erfaßte; aber abgesehen von dem vollen und wahren Erfassen gibt es Momente, in welchen wir es so mit Gott zu tun haben, daß sie uns unvergeßlich sind, und in denen wir anfangen zu lernen, daß das Geheimnis des Segens nicht in uns, sondern in Ihm liegt.

Gott tat das, was nur Er allein tun kann. Er stellte ihn auf eine ganz neue Grundlage. Er führt ihn hinweg von dem alten Boden der Natur und hin zu dem neuen Grund der Gemeinschaft mit Gott. Und wie geschieht das? Gott fragt, was ist dein Name? Er ist Jakob: der Überlister. Sein Name offenbart sein Wesen, das, was er von Natur ist. Gott gibt ihm einen neuen Namen in Verbindung mit Sich. Nicht Jakob soll hinfort dein Name sein, sondern „Israel“. Der niedergebrochene Mann, gelähmt an der Kraft des Fleisches, ist ein Kämpfer Gottes. Israel ist hinfort sein Name, denn er hatte mit Gott und Menschen gerungen und obgesiegt. Er besitzt jetzt das Geheimnis des Sieges, denn er hat gelernt, daß seine Kraft in der Kraft eines anderen besteht.

Ein anderer wichtiger Punkt tritt vor uns. Jakob empfing einen neuen Namen von Gott, aber er selbst kennt noch nicht den Namen Dessen, der mit ihm rang. Wohl weiß er, daß der Mann, der mit ihm rang, Gott war, denn er sagt, ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und mein Leben (Seele) ist gerettet worden. Obgleich er von dem Boden dessen, was er von Natur war, weggenommen ist, so hat er doch nicht die Offenbarung des Namens Gottes empfangen. Soweit

hatte er Ihn kennen gelernt, daß der Gott, der ihn in seiner natürlichen Kraft niederbrach, der Gott ist, der ihn segnet. Aber Seinen Namen zu kennen, heißt, Ihn Selbst kennen in Seinem Wesen, wer und was Er ist.

In jener Stunde konnte Gott noch nicht Seinen Namen mit Jakob verbinden. Es gab noch viel bei ihm und in seinem Hause zu ordnen. Und es ist nicht bedeutungslos, daß Gott während der Lebenszeit Jakobs nicht der Gott Jakobs genannt wird. Jakob stieg nicht hinauf zur Höhe der Gedanken Gottes, und deshalb konnte er sich in Sichem (1. Mose 33,17-20) niederlassen und damit zufriedenstellen, das Feld durch Kauf zu seinem eigenen gemacht zu haben.

Der Name des Altars: „Gott, der Gott Israels“, zeigt, daß er das Bewußtsein seines neuen Namens hatte. Aber zu dem neuen Namen gehört auch ein neuer Platz. Sichem ist nicht Bethel. Sichem mochte gekauft und zum Hause Israels gemacht werden, Bethel aber war das Haus Gottes und die Pforte des Himmels.

Gottes Weg für uns ist sehr einfach, wenn wir bereit sind, ihn zu gehen. Er sprach zu Jakob, „mache dich auf und ziehe hinauf nach Bethel und wohne daselbst und mache daselbst einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist, als du flohest vor deinem Bruder Esau.“ (1. Mose 35,1.) Er leitet Jakob von der Verbindung Sichems hinweg. Wieviel verborgener Götzendienst war dort getrieben worden! Aber Bethel ist Gottes, und nicht Jakobs Platz. Die Bedeckungen der Welt können dorthin nicht mitgenommen werden (s. V. 2). Dort erst kann Gott seiner Bitte entsprechen und ihm Seinen Namen offenbaren: „Ich bin Gott der Allmächtige“ (1. Mose35,9-11.) Die Erfüllung aller ihm gegebenen Verheißungen waren mit diesem Namen verbunden. Und in diesem Namen fand der Glaube seinen Ruhepunkt.

Nachdem Gott ihm Seinen Namen geoffenbart hat, fängt Er an, Jakob zu lösen. Debora, Rebekkas Amme, war gestorben. „Damit war schon ein Band seiner alten Geschichte gelöst, und das geschah nicht ohne Tränen. Sie begruben sie unter der „Eiche des Weinens“. So war es auch bei den Jüngern, als sie eine Offenbarung Seines Namens empfingen. Nachdem der HErr gefragt hatte: „Wer sagt ihr, daß Ich sei?“ und Petrus Antwortete: „Der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matth. 16,15), fing Jesus an, ihnen zu sagen, daß der Weg für Ihn und für Seine Jünger durch Leiden und Tod gehe und das Leben in dieser Welt verloren werden müsse, um ein besseres zu finden. Aber Sterben ist keine leichte Sache. Das erfuhr auch Jakob: Seine geliebte Rahel starb; dann wurde ihm Joseph verkauft nach Ägypten; dann kam die Hungersnot, und sie hatten kein Brot. Simeon wird in Ägypten zurückgehalten, und schließlich muß er auch Benjamin ziehen lassen. „Ihr habt mich der Kinder beraubt“, ist die Klage Jakobs, dem alles genommen wurde. Zuletzt lehnt er sich auf seinen Stab, gleichsam mit ihm den Jordan zu überschreiten.

In dieser Stunde seiner größten Schwachheit bringt er die köstlichste Frucht: seine Seele ist beschäftigt mit Gottes Plänen. Er segnet die Söhne Josephs mit den zukünftigen Dingen der Güte Gottes. Entleert von allem, redet er zu Joseph von dem Segen, den Gott der Allmächtige ihm zu Bethel gegeben, und beansprucht die Söhne Josephs als seine eigenen. Sein Name (Israel) soll auch ihnen gehören. Kurz vor Ephrath (Fruchtbarkeit) hatte er Rahel begraben. Er hatte nicht mehr daran gedacht, Rahels Sohn wiederzusehen. Jetzt legt er seine rechte Hand auf Ephraim (fruchtbar) und schaut die Erfüllung des Segens Gottes von Bethel her vollendet in dem, auf welchem seine Rechte ruht.

Aus Jakobs Geschichte können wir lernen, was es heißt, ein Sieger, ein Überwinder zu sein. Nichts aus uns und der eigenen Kraft befähigt uns, in Gottes Gedanken einzugehen. Das alles muß erst lahmgelegt werden, wenn wir Überwinder werden wollen. Der kleinen Kraft gibt der HErr eine geöffnete Tür, die zur Gemeinschaft mit Ihm führt. Und ein neuer Name kennzeichnet unsere Verbindung mit Ihm. - Simon, Sohn Jonas, war der Name, in welchem ihn die Welt kannte. Petrus war der Name, den Christus ihm gab und in welchem Er ihn kannte. Was die Überwinder in Philadelphia kennzeichnete, war, daß sie eine kleine Kraft hatten und den Namen Christi nicht verleugneten. Dies hatte Petrus getan, als er sich in seiner eigenen Kraft gürtete. Es mußte Petrus tief durch die Seele gehen, als der HErr ihn dreimal mit seinem alten Namen (Joh. 21) nannte, nicht mit dem, den Er ihm gegeben hatte. Wenn es so ist, dann stimmt etwas nicht bei uns.

Wie groß ist Seine Gnade, die sich mit uns beschäftigt und dahin bringen will, uns an die Kraft eines anderen zu klammern. Er, der uns durch und durch kennt, öffnet uns das Geheimnis der Verbindung mit Ihm Selbst. Auf dem Wege nach Ephrath (Fruchtbarkeit) finden wir das Grab Rahels. Da, wo die Natur das Liebste verliert, wird das Kostbarste gewonnen.

Der HErr schenke uns das rechte Bewußtsein unseres eigenen Nichts, damit wir in der Kraft des Glaubens in Gottes Gedanken eingehen, während wir durch diese Welt pilgern.

Gedanken über Gal. 5,22.

I.

Dieses Wort sollte eine Darstellung des inneren und äußeren Wesens aller Kinder Gottes sein, und wir haben gewiß schon oft innigst gewünscht, daß diese Merkmale der Geburt aus Gott bei uns vollkommener zu finden sein möchten, zumal dann, wenn wir wieder eine betrübende Erfahrung davon gemacht hatten, daß „die Werke des Fleisches“ noch in uns in Erscheinung traten zur Schande für unseren teuren HErrn. Ja, „das Fleisch gelüstet wider den Geist“, aber „da wir durch den Geist das Leben haben, laßt uns auch durch den Geist wandeln“ (V. 17.25). Wenn es nicht möglich wäre, und zwar trotz des Bleibens im Fleisch sowohl wie trotz der Tatsache, daß das Fleisch in uns bleibt, bis wir beim HErrn sind, so würde uns diese Ermahnung nicht zuteil.

Aber wie werden wir fähiger dazu, wie kommen wir dahin, die Frucht des Geistes in unserem Leben hienieden deutlicher zu offenbaren? Das mit Recht in dieser Beziehung oft in der „Gegenseitigen Handreichung“ genannte Wort 2. Kor. 3,18 (vgl. z. B. Frage 18, Jahrbuch III) zeigt uns, daß wir durch das Anschauen der Herrlichkeit Jesu Christi verwandelt werden durch den Geist in Sein Bild. Nun haben wir im Wort selbst die Herrlichkeit des HErrn vor uns. Ich glaube nicht, daß unter „Seiner Herrlichkeit“ nur Seine gegenwärtige nach der Himmelfahrt beim Vater gemäß Hebr. 2,9 u. a. zu verstehen ist, sondern Sein ganzes Leben auf der Erde sowie Seine Darstellung in den Briefen, überhaupt das gesamte Schriftzeugnis von Ihm (Joh. 5,39) stellt uns Seine Herrlichkeit vor Augen. Das fleischgewordene Wort (Joh. 1,14) ist, was das geschriebene Wort sagt (Offenb. 19,13).

In Gal. 5,22 haben wir nun, wenn ich so sagen darf, die wahre, echte, vollkommene „Frucht des Geistes“ vor uns (vgl. Matth. 1,20: „das in ihr Gezeugte ist vom Heiligen Geiste!“). Dies Wort gibt uns eines der köstlichsten Charakterbilder des Herrn Jesus bezüglich Seines Erdenlebens. Er aber wohnt durch den Geist in uns, unser Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes (1. Kor. 6,19), wie Er denn

auch in der Gemeinde, Seinem Tempel wohnt (1. Kor. 3,16 vgl. mit 2. Kor. 6,16 und Eph. 2,21f.). Christus Selbst also wohnt in uns (Röm. 8,10 u. a.). Darum wird diese Frucht auch in uns hervorgebracht, wenn wir den Geist nicht betrüben (Eph. 4,30). „Von dem Meinen“, sagt der HErr, „wird Er empfangen und euch verkündigen“ (Joh. 16,14). Ja, Er Selbst ist der Gegenstand der Bezeugung des Geistes sowohl im Wort der Predigt wie im Werk, d. h. in der Darstellung mittels der Seinen, in ihnen und durch sie. Welche Herrlichkeit: wir sind berufen, Sein Bild hienieden zu offenbaren, und der Geist befähigt uns hierzu. Möchten wir also „Seine Zeugen“ sein (Joh. 15,26.27; Apgesch. 1,8) und Ihn verherrlichen! „Im Wort und Werk, in allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen!“

Jetzt will ich noch einige Beispiele für die dreimal drei genannten Merkmale der „Frucht des Geistes“ nach Gal. 5,22 aus den Evangelien anführen, uns zur Erbauung und Belehrung. Ich führe nur kurz einige wenige, mir augenblicklich besonders kostbare Stellen an ohne weitere Betrachtungen. Sie reden ja für sich selbst und können leicht um viele vermehrt werden, sind doch die ganzen Evangelien Belege für diesen Gegenstand. Gal. 5,22: 1. Liebe: ungezählte Geschichten zeigen die Liebe des Herrn Jesus, ganz besonders vielleicht Luk. 7,36-50 und 10,25-37. (Er ist der barmherzige Samariter). - 2. Freude: Luk. 10,20 -24; welch ein Frohlocken Jesu, und worüber! „Ja, Vater!“ - 3. Friede: Mark. 6,45ff. und ähnliche. - 4. Langmut: Luk. 9,51-56; 17,3.4. - 5. Freundlichkeit: Joh. 4! (Wer hätte mit dem Weibe gesprochen, und dann so?!) - 6. Gütigkeit: Matth. 20,15; Luk.21,1-4. 7. Treue: Luk. 7,24ff. (Sein Urteil über Seinen Knecht Johannes!); 22,32 (V. 61, vgl. 24,34!); Joh. 11,5ff. - 8. Sanftmut: Luk. 22,47-51; Matth. 21,5. - 9. Enthaltsamkeit: Luk. 4,1ff. (in der Wüste, allein auf den Bergen usw.). Ich füge noch hinzu, daß wir in Verbindung mit den Gaben des Geistes in 1. Kor. 13 auch eine wunderbare Beschreibung des Wesens des Herrn Jesus, Seiner Herrlichkeit haben, ebenso in Kol. 3,12ff.!

Möchten wir Gnade haben, in der heutigen Zeit, die so sehr des lebendigen Zeugnisses Gottes bedarf, den Herrn Jesus Christus anzuschauen und in Sein Bild von Schritt zu Schritt verwandelt zu werden, der armen Welt zum Heil (Phil. 2,15.16), dem Volk Gottes zur Erbauung (Röm. 15,2), unserem Gott und Vater und dem HErrn zur Ehre (1. Kor. 10,31 u. a.)! Er segne uns dazu Sein kostbares Wort durch Seinen Geist!

F. K. (z. Zt. beim Militär).

Esras Reise.

(Esra 7 u. 8.)

Ich möchte auf einige Züge in der Geschichte der kleinen Schar jener hinweisen, die aus dem Lande ihrer Gefangenschaft in das ihnen von Gott gegebene Land zurückkehrten, von welchem sie um der Sünde ihrer Väter willen durch das Gericht Gottes vertrieben waren.

Die Geschichte finden wir in Esra 8. Die Bildung oder Sammlung der kleinen Schar wird uns in Esra 7 berichtet. Sie fand ihren Ursprung in dem Glauben und der Hingabe Esras, mit dem die Hand Jehovas, seines Gottes, war. Gott gab ihnen eine geöffnete Tür. Er bewegte das Herz des Königs Artasastas, daß dieser ihm all sein Begehr gab und er auszog als ein Gesandter des Königs (V. 14). Den königlichen Auftrag finden wir in den Versen 12-26. V. 27 ist ein Lobpreis Jehovas, und in V. 28

sehen wir Esra so gestärkt durch die Beweise, daß Jehovas Hand zum Guten über ihm war, daß er Häupter aus Israel sammelt, um mit ihm hinaufzuziehen nach Jerusalem. Die Namen dieser sind uns in Kap. 8 aufgezeichnet. Der Sammelplatz und die Zubereitung für die Reise findet am Strome Ahawa statt.

Esra ist sich der Größe und Tragweite des Unternehmens voll bewußt. Eine lange Reise liegt vor ihm. Feinde umlauern ihn überall am Wege. Sie führten kleine Kinder und all ihre Habe mit sich, und mehr als alles andere waren sie Hüter eines Schatzes von Silber und Gold und kostbaren Gefäßen für das Haus Gottes. Für eine solche Reise, mit so vielen Gefahren verbunden, bedurften sie eines sicheren und starken Schutzes. Die Frage war nun, sollten sie sich dem Arme des Fleisches (den Soldaten des Königs) oder der Hilfe des lebendigen Gottes anvertrauen?

Esra wählt das letztere. Er ruft ein Fasten am Flusse Ahawa aus. Dort beugen und demütigen sie sich vor ihrem Gott und bitten Ihn um einen geebneten Weg. Er hatte dem König gegenüber seinen Gott gerühmt und ihm bezeugt: „Die Hand unseres Gottes ist über allen, die Ihn suchen, zum Guten. Aber Seine Macht und Sein Zorn sind über allen, die Ihn verlassen.“ In diesen Worten hatte er dem König die Erklärung gegeben, warum Jerusalem verwüstet war. Sein Volk hatte Gott verlassen, und deshalb war Sein Zorn über sie gekommen. Aber jetzt suchten sie Ihn, und nun war die Hand ihres Gottes über ihnen zum Guten. Nach einem solchen Zeugnis vor dem Könige schämte er sich, Reiter zu erbitten, die sie gegen den Feind auf dem Wege schützen sollten. Er fühlt, daß es eine praktische Verleugnung seines Zeugnisses sein würde. Und er schämt sich, den Ruhm Jehovas durch die Annahme solcher Hilfe des Fleisches zu entkräften.

So begannen sie ihre Reise. Sie richteten ihre Augen auf Jehova, von dem ihre Hilfe kam. Wie hell leuchtet ihr Glaube! Da sind keine Zeichen und Wunder, wie vor alters, als Israel Ägypten verließ, keine Wolkensäule, kein tägliches Manna, kein geschlagener Fels, keine Bundeslade zog vor ihnen her. - Nichts von dieser früheren Herrlichkeit war bei ihnen zu sehetn, aber sie wußten, die unsichtbare Hand ihres Gottes war mit ihnen. Sie erwarteten auch nicht, daß jene erste Herrlichkeit wieder hergestellt wurde. Sie waren nur ein kleiner Überrest, voll Schmerz über ihre Vergangenheit, aber neubelebt durch Gottes Gnade. Er hatte die Neubelebung gewirkt, die Tür für sie geöffnet, und ihr Glaube ging den Weg. Sie schauen nicht auf das Sichtbare, sondern auf Ihn, den Unsichtbaren. Und so vollenden sie die Reise, die sie mit Fasten und Gebet begannen. Sie währte vier Monate, aber nie zweifelte der Glaube an der glücklichen Erreichung des Zieles. In der Ermahnung: „Seid wachsam und bewahret es, bis ihr's darwäget ... in die Zellen des Hauses Jehovas“ lag das unerschütterliche Vertrauen, daß die Reise sicher vollendet werden würde. Und als Jerusalem erreicht und das anvertraute Gold richtig gewogen eingebracht war, brachten sie Gott ihre Brandopfer da.

Wer oder wie viele von uns gleichen diesen auf ihrer Reise ins verheißene Land? Die Reise der Kinder Gottes durch die Wüste wird uns in verschiedener Weise in der Schrift gezeichnet. Denken wir an Rebekka in 1. Mose 24. Auch sie reist nach demselben Lande. Sie zieht dem Bräutigam entgegen. Ihre Reise gilt ihm, den ihre Seele liebt. Aber sie muß die Reise machen. Eine andere Reise ist die von Ägypten nach dem Lande. An diese erinnert der Apostel die Korinther, als er ihnen sagt: „Ich will nicht, daß ihr unkundig seid“ (1. Kor. 10,1), daß diese Dinge für sie als Vorbilder zur Ermahnung niedergeschrieben sind (V. 11), Ach, manche haben zu dem Blute des Lammes Zuflucht genommen, aber sie haben die Reise aus Ägypten nach dem Lande kaum angefangen. Andere wieder, die hinausgingen, kehrten mit ihren Herzen nach den Dingen Ägyptens zurück und erreichten nicht das

Ziel. Wieder andere blieben kurz vor Kanaan stehen, diesseits des Jordans, und gingen nicht hinein. Alle solche gilt es zu ermutigen, sich nicht vom Feinde hindern zu lassen, sondern im Blick auf die starke Hand, die uns schirmt, den Weg im Glauben zu wandeln. Hier in Esra haben wir die Reise des kleinen Überrestes, der die von Gott gegebene und geöffnete Tür benutzt, aus der Gefangenschaft Babels herausgeht, zurückkehrt und die anvertrauten Schätze zum Tempel Gottes bringt.

Ich habe die Reise jener Schar mit Serubbabel (Esra 1 u. 2) nicht berührt. Im großen ganzen trägt sie dieselben Charakterzüge. Ein wichtiger Unterschied ist aber zu bemerken. Die erste Schar fand nur Trümmer und erwartete nichts anderes am Ziel ihrer Reise zu finden. Die zweite Schar unter Esra fand am Ziel ihrer Reise schon eine Schar, die durch Gottes Gnade das Haus baute und den Altar aufgerichtet hatte (Kap. 3,3), mit der sie, als sie ankamen, vereint waren. Beide Scharen führten kostbare Dinge mit sich, Schätze für Gottes Haus und Herrlichkeit, auf welche der Feind am Wege lauerte, um sie zu rauben. Wie feierlich wurden ihnen diese Schätze dargewogen und anvertraut. (Esra 8,24-27.) Mit welchem Ernst wurden sie dafür verAntwortlich gemacht. Wie feierlich wird ihnen gesagt, daß sie und auch die Geräte Jehovas heilig seien. Wie wird ihnen eingeschärft, wachsam zu sein und das Anvertraute zu bewahren, daß der Feind ihnen nichts davon raube, und es voll und ganz nach Jerusalem zu bringen (V. 28-30). Für einen solchen Weg und für solche Aufgaben konnten sie menschliche Hilfsmittel nicht gebrauchen.

Im Glauben treten sie ihre Reise an. Kampf und Mühe bleiben ihnen nicht erspart. Der Feind tritt an sie heran, sowohl in der offenen Gestalt als Feind wie auch in der hinterlistigen Gestalt als „Lauernder am Wege“ - aber, wie köstlich ist ihr Bericht: „Die Hand unseres Gottes war über uns und Er errettete uns von der Hand des‚Feindes‘ und des am Wege ‚Lauernden‘“ (V. 31).

So erreichen sie das Ziel: „Und wir kamen nach Jerusalem und blieben daselbst ‚drei‘ Tage.“ Glückliche Schar! Am „vierten“ Tage wird das anvertraute Gut gewogen, und es wird gefunden „nach der Zahl und dem Gewicht“ so, wie es ihnen zugewogen, ihnen anvertraut war. (V. 34 mit V. 26 u. 27.) Selige Knechte!

Alles dieses erinnert uns an Offenb. 3. Auch dort finden wir eine Schar, vor welcher der HErr eine geöffnete Tür gegeben hat, die niemand schließen kann. Und heute gilt es auch für uns, zurückzukehren zu dem, was Gott Seinem Volke gegeben hat, und durch die geöffnete Tür aus Babel hinauszugehen. Kostbare Schätze sind auch uns anvertraut worden: Mittel und Gaben und vor allem Sein Wort und „Sein Name“. Dieses, was Gott in meine und deine Hand gewogen hat, wird an einem Tage wieder gewogen, und es wird geprüft werden, ob wir das anvertraute Gut bewahrt haben. „Halte fest, was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme“ (Offenb. 3,11), so ruft der HErr denen zu, die nur eine kleine Kraft haben. Wir leben nicht in den Tagen großer Dinge. Das Wort, welches der HErr an Serubbabel richtete: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch Meinen Geist“, gilt auch heute für uns (Sach. 4,6). „Bewahre das schöne anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt“ (2. Tim. 1,14).

Auch wir sind auf der Reise nach Jerusalem droben, von Feinden umstellt, und von dem Lauernden am Wege, der uns die anvertrauten Schätze rauben möchte. Laßt uns wachsam sein, daß wir nichts davon durch die Tücke des Feindes verlieren. Welcher Art auch die uns anvertrauten Schätze sein mögen, möchten wir, wenn wir dort ankommen, nichts davon verloren haben. Mit welcher Freude beendeten sie ihre Reise, und wie konnten sie mit glücklichen Herzen ihrem Gott Opfer lieblichen

Geruches darbringen.

Laßt uns die geöffnete Tür benutzen und aus Babel herausgehen und den Weg des Glaubens nach der Wahrheil in Treue wandeln! Dem Überwinder winkt ein herrlicher Lohn; möchten wir solche sein, die ihre Krone nicht verlieren! „Ihr seid Jehova heilig, und die Geräte sind heilig ... Seid wachsam und bewahret es, bis ihr es darwäget“ (Esra 8,28.29).

„Gehe hin und tue desgleichen.“

(Luk. 10,25-37.)

Wie oft haben wir das Gleichnis vom barmherzigen Samariter gelesen und mit Bewunderung Ihn angeschaut, der im Erbarmen dorthin kam, wo wir waren, der unsere Wunden verband, der uns zu der Heimstätte des Segens brachte und Vorsorge für uns getroffen hat, bis Er wiederkommt. Wie aber verhält es sich mit dem Worte des HErrn am Schlusse des Abschnittes: „Gehe hin und tue desgleichen?“ Sind wir darauf eingegangen? Oder haben wir sie nur für andere gelten lassen? Laßt uns näher darauf eingehen, was sie uns zu sagen haben.

Gehe hin!

Wir lesen: Ein gewisser Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin. Wir wissen wohl, wer der Samariter ist. Es ist der Herr Jesus Selbst. Er kam von der Herrlichkeit hernieder, von jener Stätte der Wonne, wovon wir in Sprüche 8,25-31 lesen. Er, „welcher reich war, wurde um unseretwillen arm“ (2. Kor. 8,9) und „machte Sich Selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an“. (Phil. 2,7.) Welche Herablassung, welche Gnade! Er sah uns in unserem Verderben, in unserem Elend und Sünden, und Er kam zu uns, dahin, wo wir waren. Und wir? Kennen wir etwas davon? Da schmachten Seelen in Finsternis und Sünden, da liegen die Armen in ihrem Elend und verlangen nach Erbarmen. Gehst du zu ihnen hin, da wo sie sind, um ihnen von jener Liebe zu erzählen, die sich nicht verändert? Erzähle ihnen von Seinem Blute, welches sie reinigen kann von ihren Sünden. Weise sie hin zu dem Einen, der ihr beladenes Herz erquicken und ihnen Friede und Freude geben kann. Gehe hin zu ihnen, suche sie auf. Frage nicht, ob du dazu geschickt bist - Er ist geschickt. Denke nicht, du seiest zu schwach dafür - Er ist die Kraft. Er will uns gebrauchen als Seine Boten zu diesen Elenden und Niedergebeugten, wenn wir nur demütig genug sind, uns von Ihm füllen zu lassen.

Tue!

Was sollen wir tun? Manche denken, sie könnten zu viel tun, und tun deshalb nichts. Andere leben nur für ihr Geschäft, sie jagen und rennen und finden vor Arbeit und Mühe keine Muße, für andere etwas zu tun. Andere wieder überschreiten die Grenzen. Sie tun viel und vielerlei. Im Übereifer jagen und hasten sie, aber verwenden auf keine Sache die nötige Zeit und Ruhe, um sie zur segensreichen Durchführung zu bringen. Aber auch solche sind da, die in Ruhe, Geduld und Ausharren freie Stunden und Augenblicke zum fruchtbaren Dienst für ihren HErrn und zu Seiner Ehre benutzen.

Doch laßt uns Ihn anschauen und sehen, wie der HErr tat. Da liegt der arme Mann an der Straße, ausgezogen, beraubt, verwundet und halbtot. Mit dem Herzen des Erbarmens tritt der gute Samariter an ihn heran und beugt Sich zu ihm nieder. Er gießt das Öl der Heilung in seine Wunden und stärkt

ihn mit dem Wein der Freude. Er führt ihn zur Herberge, Er sorgt für ihn. Teurer Mitpilger, hier ist unser Vorbild, das sollten wir auch tun! Wie wenige haben diese Lektion gelernt. Wir schrecken zurück vor den Stätten der Sünde, des Elends und den Leiden. Wir sind zu selbstsüchtig, um unsere Empfindungen beiseite zu stellen und dem HErrn dahin zu folgen. Wir sagen, es ist besser, solche mit ihrem Leid allein zu lassen, und ach, wie oft ist dies eine traurige Wahrheit. Aber warum? Weil wir nicht zu trösten wissen; weil wir nicht wissen, wie wir ihnen das Öl der göttlichen Heilung und den Wein der himmlischen Freude bringen können. Laßt uns deshalb den Meister anschauen und diese Dinge zu Herzen nehmen!

Desgleichen!

Es scheint uns sehr schwer zu sein, hinzugehen und desgleichen zu tun. Aber der HErr hat es geboten; und indem wir gehen, wird Er es uns lehren. Eins ist gewiß, je mehr wir Ihn anschauen und je besser wir Ihn erkennen, um so mehr wird Seine Liebe, Sein Erbarmen auch unser Herz erfüllen und wachsen wir in Sein Bild. Schau Ihn an, wie Er hienieden wandelte: Wieviel Liebe, welches Mitleid lag darin, als Er zu der Witwe sagte: „Weine nicht.“ (Luk. 7,13.) Welch tiefes Mitgefühl, als Er mit den Schwestern weinte, die den Bruder verloren hatten! (Joh. 11,35.) Welche Besonnenheit, als Er den Eltern sagt, dem Mägdlein zu essen zu geben! (Mark. 5,43.) Welch ein Schmerz, als Er über die verblendete Stadt weinte, deren Zerstörung und Gericht er zuvor sah! (Luk. 19,41.) Das sind einige Züge von dem, der „ausgezeichnet ist unter Zehntausend“. „Alles an Ihm ist lieblich!“ (Hohel. 5,10.16.)

O, daß wir Ihn besser kennten! Wir würden uns viel näher zu Ihm halten. Er ging umher und tat wohl (Apgesch. 10.38), so heißt es von unserem HErrn und Meister. Möchte dies auch von uns gesagt werden können!

L. - K.

Was Gott getan hat, und was Er nicht getan hat.

2. Mose15,21.22; Ps.106,13.

Diese beiden Dinge finden wir in der Geschichte des auserwählten Volkes Israel oft vor unser Auge gestellt, uns zur Ermunterung und auch zur Warnung, wenn unser Glaube geprüft wird durch die Wege, die der HErr mit uns geht.

Das Wirken des Geistes Gottes geht stets dahin, es in unseren Herzen lebendig zu halten, was Gott für uns getan hat, und was Er noch tun will. Das Wirken des Satans, des Widersachers, geht dahin, uns mit dem zu erfüllen, was Gott nicht für uns getan hat. Er tut dieses, um einen verderblichen Einfluß auf uns auszuüben.

Wohin bringt uns solcher Einfluß des Bösen? Stets zum Murren gegen Gott. So fing es schon im Garten Eden an. Als er Eva verführte, da lenkte er ihre Blicke und Gedanken hin zu dem Baume, von dem Gott ihr nicht zu essen gegeben hatte. Die Geschichte des Volkes Israel lehrt uns, welche Erfolge Satan mit dieser List erzielte, indem er immer wieder ihre Herzen mit dem beschäftigte, was Gott ihnen nicht auf ihrem Wege durch die Wüste gab. Und wie viele Kinder erliegen heute noch dieser seiner List! Die Prüfungen zur Bewährung unseres Glaubens, damit derselbe viel köstlicher als

Gold, das durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi, benutzt er, um Mißtrauen gegen Gottes Weisheit und Liebe zu erwecken. (1.Petri 1,7.)

Welch ein Unterschied aber, wenn der Geist Gottes unsere Seele mit dem erfüllt, was Gott getan hat und noch tun will. Woher kam der freudige Gesang des Glaubens, den Mose und die Kinder Israel anstimmten? Er kam aus den Herzen derer, die erfüllt waren mit dem, was Gott für sie getan hatte. Unzählige Wundertaten Seiner Treue erwies Gott diesen 600000 Männern nebst den Weibern und Kindern während des langen Weges durch die Wüste, aber nie wieder stimmten sie einen solchen herrlichen Lobgesang an zu Seinem Preise, wie an den Ufern des Roten Meeres. Woher kam das? Ihre Herzen waren mit der Wüste und nicht mit dem, was Gott getan hatte und noch tun wollte, beschäftigt.

Denken wir an Paulus und Silas. In den niederdrückendsten Umständen lobsangen sie Gott. Gleich jenen in der Wüste waren auch sie in großer Bedrängnis. Wundgeschlagen am Körper, gefangen und ihre Füße in den Stock gelegt, frohlockten ihre Seelen und lobsangen sie Gott. (Apg. 16,25.)

„Aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ (Matth. 12,34.) Der HErr sagt damit, daß, was aus dem Herzen hervorkommt, im Herzen sein muß. Teurer Mitpilger, was ist in unserem Herzen? Ist es das eigene „Ich“ und die Dinge, die sich darum drehen? Erfüllt unser Herz, was Er getan hat und was Er noch tun will, so ist dafür kein Raum mehr. Es kann sich nur dann geltend machen, wenn wir uns mit dem beschäftigen, was der HErr uns nicht gegeben hat. Satan ist stets am Werk, uns die Liebe und Treue Gottes zu verdunkeln. Laßt uns auf der Hut sein! „Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht standhaft im Glauben.“ (1. Petri 5,8.)

Unser Glaube allein triumphiert über die Macht des Bösen. So wie Israel in dem Anschauen der Taten des HErrn sang: „Das Roß und seinen Reiter hat Er ins Meer gestürzt“, so werden auch wir ermahnt, uns allezeit in dem HErrn zu freuen, uns gegenseitig zu lehren und zu ermahnen mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern und Gott zu singen in unserem Herzen in Gnade. (Kol. 3,16.)

Es ist unmöglich, gleichzeitig zu singen und zu murren. Seien wir wachsam, daß der Feind nicht unsere Gedanken beherrscht!

Womit ist dein Herz beschäftigt, mit dem, was Gott getan hat und was Er tun will, oder mit dem, was Er nicht getan hat?

A. - H.

Geleitswort an den Leser:

Laßt uns zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach tragend. Hebr. 13,13.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Hand der Schrift durchforschen!

Frage 5

Wie ist 2. Tim. 2,20-22 zu verstehen? Was ist das „große Haus“?

Antwort A

In der in Frage stehenden Schriftstelle wird von einem großen Hause gesprochen. Paulus will seinem Timotheus zeigen, wie das Christus-Bekenntnis gleich einem großen Hause geworden ist, in dem es Gefäße zur Ehre und Unehre gibt.

In Matth. 16,16.17 sagt der HErr dem Petrus auf das Bekenntnis: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn“: „Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern Mein Vater, der in den Himmeln ist“, und dann fügt Er diesem eine neue Offenbarung hinzu, nämlich, daß Er darauf Seine Gemeinde bauen wolle. Christus, des lebendigen Gottes Sohn, ist die Grundlage dieses Baues. Er Selbst ist sowohl die Grundlage, wie Er auch Selbst der Bauausführer ist.

Aber dann finden wir auch einen anderen Bau. Auch dieser wird aufgerichtet auf dem Grunde, der Christus ist, aber Menschen sind die Bauenden. Paulus sagt, daß Er und andere auf dem Grunde bauen (1. Kor. 3,10-15). Dieser Bau, an dem Menschen als Mitarbeiter bauen, steht unter der VerAntwortlichkeit des Menschen, da sie auf dieser Grundlage, die Christus ist, gut oder schlecht bauen können. Das, was aus dem Bau (auf der Grundlage Christus) unter der Hand des Menschen geworden ist, sehen wir in der Gesamtheit der Christenheit, und der Einzelne (mag er wollen oder nicht) bildet äußerlich einen Teil derselben. Aber der in Treue wandelnde und handelnde Christ wird sich absondern - wegreinigen von solchen Gefäßen in dem großen Hause, welche nicht zu Ehre des Hausherrn des Hauses sind. Er hält sich fern von allen denen, die im Gegensatz zur Ehre des HErrn stehen. „Jeder, der den Namen des HErrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit“.

So sehen wir einerseits den vollkommenen Bau, den die Hand des HErrn baut, in dem nur lebendige Steine gefunden werden (1. Petri 2), und anderseits den Bau (auch auf der Grundlage: Christus), der aus Menschenhand hervorgegangen ist und der gleich einem großen Hause geworden ist, welches allerlei Gefäße in sich beherbergt, sowohl zur Ehre wie zur Unehre, aber in welchem sich die Treuen von den Gefäßen zur Unehre fernhalten.

Halten wir daran fest, daß die Scheidung von jeglicher Art des Bösen der unwandelbare Grundsatz Gottes ist, dann gibt es für den Gläubigen nur eine Richtschnur, die lautet: „Du aber, Mensch Gottes, fliehe diese Dinge“ usw., 1. Tim. 6,11, und „strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den HErrn anrufen aus reinem Herzen“. 2. Tim. 2,22.

Ph. W. (z. Zt. beim Militär).

Antwort B

Bei der BeAntwortung der Frage nach dem großen Hause ist zunächst zu versuchen, aus dem Zusammenhange dieser Stelle genügendes Licht zu erlangen. Ist das nicht möglich, so ist nach ähnlichen Ausdrücken im N. Test. zu suchen.

ähnlichen Ausdrücken im N. Test. zu suchen.

Es gilt zu beachten, daß der Apostel sich der bildlichen Rede bedient und daß er einen Vergleich zieht.

Ein großes Haus, irgend ein großes Haus, jedes beliebige große Haus (nicht das große Haus, d. i. ein bestimmtes Haus) wird zum Vergleich herangezogen. Das Haus ist nicht der Hauptbegriff, um den es sich in dem Zusammenhang handelt, sondern die in jedem großen Hause vorhandene Verschiedenheit der Gefäße zieht der Apostel zum Vergleich bestimmter Verhältnisse heran, die ihm zu einer ernsten Ermahnung Anlaß geben.

Es ist also gar nicht zu fragen: was ist das große Haus, sondern: welche Zustände geben dem Apostel Veranlassung, vergleichsweise auf die in einem, d. i. jedem beliebigen großen Hause vorhandene Verschiedenheit von allerlei Gefäßen aufmerksam zu machen.

Der Vergleichungspunkt ist das Vorhandensein verschiedener Gefäße zu ehrenhaftem und unehrenhaftem Gebrauch in einem Hause und Haushalte und die aus der Verschiedenheit ihrer Verwendung sich ergebende Auseinanderhaltung und Trennung der Gefäße.

Nach dem ganzen Zusammenhang - darauf zu achten ist immer das Erste und Wichtigste, wenn es sich um die Erklärung eines schwierigen Gedankens oder eines dunkeln Ausdrucks handelt - denkt der Apostel dabei an Leute wie Hymenäus und Philetus (V. 17), die von der Wahrheit abgeirrt sind; er denkt an die ungöttlichen Geschwätze (V. 16) und Wortstreitigkeiten (V. 14) solcher Irrlehrer, die dem Hausherrn keine nützlichen Gefäße sind, und an die Pflicht der Gläubigen, sich von der Ungerechtigkeit zu trennen durch gründliche Selbstreinigung.

Die Worte „von diesen“ (V. 21) können als hinweisendes männliches Fürwort gefaßt werden: „von solchen Leuten“, oder aber sächlich: „von solchen Dingen“. Wäre letztere Auffassung richtig, so könnten jene Erklärer recht haben, die „von diesen“ nicht auf die Gefäße zur Unehre beziehen, sondern allgemein auf die vorher geschilderten bösen Dinge, so daß jedes Gefäß, ob von Gold, Silber, Holz oder Ton durch gründliche Reinigung zu einem brauchbaren Gefäß werden kann.

Aber auch wenn man einfach „von diesen“ auf die (zuletzt genannten) Gefäße zur Unehre (V. 20) bezieht und in diesen die geschilderten Irrlehrer versteht, bleibt der Sinn derselbe: Die Forderung der Absonderung von solchen Leuten und der gründlichen Reinigung von solchen bösen Dingen. Als sauberes Gefäß halte dich fern von dem unsauberen, damit du nicht verunreinigt und dadurch unbrauchbar wirst.

In keinem Falle nötigt der Zusammenhang in diesem Abschnitt, nach Aussagen über die Bildung einer Christenheit oder die Umbildung der Gemeinde zu einem großen Kirchenkörper zu suchen. Wenn der Apostel derartiges voraussah, so lag es nicht in seiner Absicht, in diesem Zusammenhang darüber eine Belehrung zu geben. Er redet hier überhaupt nicht von der Zukunft. Und eine Christenheit oder ein großes Kirchengebilde, das als „großes Haus“ im Gegensatz zum „Hause Gottes“ (1. Tim. 3,15) steht, war damals noch nicht vorhanden, konnte auch wohl in der sehr kurzen Zeit zwischen der Abfassung beider Briefe nicht entstehen. Das Vorhandensein etlicher oder auch zahlreicher Irrlehrer läßt noch nicht auf eine Umwandlung in den Gemeindeverhältnissen schließen. Denn Irrlehrer gab es schon viel früher, wie aus den anderen Briefen zu entnehmen ist.

Über die Frage, ob diese Irrlehrer wirklich zu der Gemeinde der Auserwählten gehören, darauf wird in diesem Zusammenhang keine Antwort Gegeben. Ob und inwieweit das möglich ist, muß aus anderen Stellen ersehen werden. Hier im 2. Tim.-Brief wird einfach die Tatsache festgestellt: sie sind da, es gibt verschiedene Gefäße, und wer ein dem Hausherrn brauchbares Gefäß sein will, der muß sich selbst „ausreinigen“, d. i. gründlich reinigen (dieses Zeitwort findet sich nur noch 1. Kor. 5,7).

J. W.

Anmerkung der Schriftleitung

Im ersten Briefe wird Timotheus unterwiesen, wie er sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist. Der zweite Brief enthält Belehrungen, nicht über das Verhalten in der Gemeinde Gottes, sondern über das persönliche Verhalten der Treuen in den „schweren Zeiten“, den Zeiten, wenn die Wahrheit aufgegeben wird - der Grund Gottes noch behauptet wird, aber nicht mehr das Siegel -, wenn die Form noch behalten, aber die Kraft verleugnet wird.

Alle, welche zu dem „festen Grunde Gottes“ (1. Kor. 3,11) stehen, empfangen einerseits die tröstliche Zusage, daß der HErr die Seinigen kennt, und anderseits werden sie aufgefordert, abzustehen von der Ungerechtigkeit, wenn sie den Namen des HErrn in Wahrheit bekennen.

Wer Jesus „HErr“ nannte und Ihn damit als seinen „Herrn“ anerkannte, sollte die Echtheit seines Bekenntnisses beweisen in dem Abstehen von der Ungerechtigkeit.

Der Zustand in der Mitte derer, die behaupteten, auf dem Grunde Gottes zu stehen und den Namen des HErrn bekannten, war nicht mehr normal. Es mangelte an der praktischen Durchführung jener Seite des Siegels, die das Abstehen von der Ungerechtigkeit forderte. Unlautere Elemente mit falschen Lehren hatten sich schon nebeneingeschlichen, so daß echte und unechte Bekenner beisammen waren. Hierauf, glauben wir, wendet der Apostel das Bild des „großen Hauses“ an.

Das große Haus wird nicht das „Haus Gottes“ genannt, wie es „die Gemeinde“ wird (1. Tim. 3,15). Nie wird „die Gemeinde des lebendigen Gottes“ mit einem „großen Hause“ verglichen.

Bei dem Bilde des „großen Hauses“, glauben wir dem Zusammenhang nach, stand vor dem Auge des Apostels die Gesamtheit der Christusbekenner - alle die, welche zum „Grunde Gottes“ Stellung genommen und den Namen des HErrn als ihres „Herrn“ nannten. Mit dem Bekenntnis ist VerAntwortlichkeit verbunden, und zwar Ihm gegenüber als dem „Hausherr“; ein Titel, der einzig in Verbindung mit dem Bilde des „ großen Hauses“ und nur in dieser Stelle auf den HErrn angewandt wird.

Denen, die dem „Hausherrn“ geheiligt und brauchbar sein wollen, wird nicht gesagt, sich von dem „großen Hause“ zu reinigen, sondern von den Gefäßen zurUnehre - von Personen, die nicht von der Ungerechtigkeit abstehen und die dem Namen des HErrn eine Unehre sind. (Sich vom „großen Hause“ reinigen wollen hieße soviel, als sich vom Bekenntnis Christi wegwenden wollen.)

Das hier für „reinigen“ gebrauchte Wort kommt nur noch in 1. Kor. 5,7 vor. In beiden Stellen wird es auf Böses angewendet („Sauerteig“ und „Gefäße der Unehre“) und bedeutet „ausfegen“ - „wegreinigen“.

„wegreinigen“.

*

Wenn auch in den vorstehenden Antworten in der Auffassung einzelner Ausdrücke Verschiedenheit gefunden wird, so herrscht doch in der praktischen Anwendung Übereinstimmung. Mögen die Meinungsäußerungen über diese Schriftstelle jedem Leser Veranlassung geben zu eigenem tieferen Forschen!

Frage 6

Warum wird in Mark. 16,7 betont: „saget Seinen Jüngern und Petrus“, da Petrus doch ein Jünger war?

Antwort A

Die Antwort liegt nahe: Petrus war wohl der kühnste unter den Jüngern des HErrn gewesen, indem er Ihm bis zum Richthaus folgte, dann aber war er tief gefallen, indem er Ihn sogar öffentlich verleugnete. Der HErr will ihm die Zusicherung senden, daß Er ihn nicht aus der Jünger Schar verstoßen habe.

Er, der so tief gefallen, dann wieder so herrlich zurecht gebracht war, konnte solch tiefes Mitleid mit seinen irrenden Brüdern haben, so daß er ein besonders auserwähltes Rüstzeug in des HErrn Hand wurde zur Stärkung seiner Brüder.

L. Th.

Antwort B

Wir lesen in Luk. 22, daß, nachdem Petrus den Herrn dreimal verleugnet hatte, der Hahn krähte. Da wandte Sich der HErr um und blickte Petrus an, und dieser dachte an das Wort, das Er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du Mich dreimal verleugnen. Da ging Petrus hinaus und weinte bitterlich. - Wenn wir hierüber nachdenken, verstehen wir etwas von dem Weh, dem Schmerz, ja der Verzweiflung, die Petrus überkam, nachdem er so im Gegensatz zu seinen hohen Worten - Luk. 22,33 - gehandelt hatte. Gewiß hielt er sich von jener Stunde an nicht mehr für würdig, ein Jünger Jesu zu heißen. Doch der HErr, der seine tiefe Reue sah, hatte ihm vergeben, wie Er jedem vergibt, der seine Verfehlungen aufrichtig bereut und bekennt (1. Joh. 1,9). Um nun Petrus zu ermuntern, läßt Er Seiner ersten Botschaft, die Er nach Seiner Auferstehung Seinen Jüngern sandte, die Worte hinzufügen: und Petrus.

Ldstrm. M. St.

Antwort C

Dreimal hatte Petrus den HErrn verleugnet. Da traf der Blick aus dem liebenden Auge des Heilandes sein Herz und ließ ihn zusammenbrechen. Es wurde ihm klar, welch großes Unrecht er getan. Er weint bitterlich. Dann geht er hinaus. Den Meister führt man weiter, und er hat keine Gelegenheit mehr, vor dem Tode des HErrn noch einmal mit Ihm zu reden. Wie muß den Petrus dieser Fall betrübt haben;

wie muß auch er gesagt haben: „Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden könnte!“ Gewiß, der HErr hatte ihm gesagt: „Ich habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre.“ Und vielleicht hat den Petrus dieses Wort getragen.

Aber mußte er nicht annehmen, daß durch diesen Vorfall zwischen ihm und seinem HErrn eine Trennung eingetreten? Mußte er nicht glauben, wenn auch mein Glaube nicht aufhören soll, so ist die Liebe des Meisters zu mir doch geringer geworden. Ich, der ich bis jetzt einer von den Auserwählten der Zwölfe war, wird Er mich nicht jetzt beiseite setzen?

Dem begegnet Jesus sofort nach der Auferstehung mit dem obigen Wort. Gleichsam als ob Er sagen will: „Saget es Petrus besonders, Ich habe ihn besonders beim Namen genannt. Meine Liebe ist noch die gleiche.“ Wie muß der Petrus gejauchzt haben, als er diese Botschaft bekam: „Petrus, der Meister hat dich besonders genannt.“ Wie wird seine Sehnsucht um so größer geworden sein: „Die Liebe meines HErrn ist noch dieselbe.“ Wie muß sein Herz zu Ihm hingezogen worden sein!

Natürlich schenkt ihm Jesus nicht die Zurechtweisung über seine Sünde. Der HErr läßt den Seinen nichts durchgehen, das dürfen wir immer wieder beachten. Aber mit welcher Liebe und Weisheit faßt Er ihn an. Die anderen Jünger merken's kaum. Petrus verstand es. Da war das Kohlenfeuer, und an diesem nimmt der HErr ihn besonders. Dort fragt Er ihn: „ Petrus, wie ist es? Damals hast du gesagt, es ist möglich, daß sich alle an Dir ärgerten, ich aber nicht, denn dafür habe ich Dich zu lieb. Hast du Mich lieber als Mich diese haben?“ Und dreimal, für jede Verleugnung einmal, bekommt er diese Frage. Aber dann auch, als Petrus seine wunderbar demütige Antwort Gibt: „Du kennst mich besser als ich mich kenne, Du weißt, wie weit ich Dich lieb habe“, bekommt er den herrlichen Hirtenauftrag. (Joh. 21.) Der HErr hat auch Gnade für Abtrünnige.

P. D.

Antwort D

In Mark. 14,71 lesen wir: Er (Petrus) aber fing an sich zu verfluchen und zu schwören: „Ich kenne diesen Menschen nicht, von welchem ihr redet.“

Petrus hatte also seinen HErrn durch einen Schwur verleugnet und sich dadurch selbst von den Jüngern getrennt, sich gewissermaßen aus der Zahl der Jünger des HErrn gestrichen, er gehörte am Auferstehungsmorgen in Menschenaugen nicht zu Jesu Jüngern. Da Petrus aber seine Verleugnung bitter bereute (wir lesen Luk. 22,62: „und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich“), so wurde ihm Vergebung zuteil, diese Vergebung wurde ihm durch die Engelsbotschaft im leeren Grabe des Auferstandenen HErrn dadurch verkündigt, daß Mark. 16,7 Petrus nach den Jüngern besonders genannt wird: „Saget Seinen Jüngern und Petrus“. Die völlige Wiederherstellung und Wiederberufung des Petrus als Jünger Jesu Christi erfolgte am See von Tiberias (Joh. 21,15-18) durch die Worte des auferstandenen HErrn: „Weide Meine Lämmlein, hüte Meine Schafe, weide Meine Schafe.“

P.

Antwort E

Was für ein trauriges Schauspiel vor den Menschen wie auch vor der Engelwelt gab Petrus, als er, der

mit dem HErrn sterben zu können vorgegeben, Ihn so schmählich verleugnete und damit seine Jüngerschaft mit Füßen trat! Man vergleiche nur sein Verhalten am Kohlenfeuer der Welt mit Luk. 14,26.27.33! Und so wurde ein Engel, ein Vertreter der dienstbaren Geisterwelt (Hebr. 1,14), „ausgesandt“ und durch diesen einige dem HErrn treuer als Petrus gebliebene Weiber beauftragt, diesem die frohe Botschaft zu bringen, daß die Auferstehung des Herrn Jesus auch für ihn, den tief Gefallenen, Gnade und Licht zur Folge habe: daß er nicht zu verzweifeln brauche und auch er trotz seiner Sünde in Gemeinschaft mit den Jüngern bleiben und Ihn sehen sollte in Galiläa. So war Petrus vor Engeln und Menschen noch als ein Jünger Jesu anerkannt. Als Hirte der Schafe des HErrn erfolgte seine Wiederherstellung erst, nachdem der HErr ihm allein erschienen war (1. Kor. 15,5), im Kreise der glückseligen Tischgenossen des Christus (Joh. 21).

Welche Gnade hat der treue Heiland für uns, Seine so leicht strauchelnden Jünger! Wie liebreich hat Er auf unsere Schritte acht, wie treulich ist Er bemüht, uns als unser großer Hoherpriester zu bewahren (Luk. 22,32; Hebr. 7,25)! Welch ein Trost für uns, zu wissen, daß Er den, der wirklich Sein von Ihm anerkanntes Eigentum ist (Röm. 8,9.16), Sich nie und von niemand aus der Hand rauben läßt (Joh. 10,29). Er ist der vollkommene Knecht Gottes - nur im Mark.-Evang., das Ihn im Gegensatz zu Israel als den wahrem „Knecht Gottes“ zeigt, steht unsere Stelle! -, der auch hier „alle gute Treue erweist (Tit. 2,10), indem Er nichts von dem verliert, was Ihm der Vater gegeben hat (Joh. 6,39 und 17,9.10)! Gepriesen sei Sein herrlicher Name!

F. K. (z. Zt. b. Militär).

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Zurück zum Wort des HErrn!

Offenb. 3,8b.

Ein Bild aus unseren Tagen.

„Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch Meinen Geist, spricht Jehova der Heerscharen.“ Sach. 4,6.

Eine Anzahl ernster Christen aus verschiedenen Kreisen kam überein, in der Wohnung eines Gläubigen sich einmal in der Woche zu versammeln, um das Wort Gottes zu lesen und zu beten. Sie fanden in den Gottesdiensten ihrer Kirchengemeinschaften und Gemeinden nicht Nahrung für das Wachstum ihres geistlichen Lebens. So entschlossen sie sich, in dieser freien Weise zusammenzukommen, um den HErrn zu suchen und geistliche Hilfe und Speise durch Sein Wort zu finden (vgl. Mal. 3,16).

Diese Zusammenkünfte wurden ihnen bald unentbehrlich. In dem gemeinsamen Betrachten der

Schrift empfingen sie Equickung und Stärkung, Segnungen, die sie in den Gottesdiensten ihrer Verbindungen schmerzlich vermißten. Je länger sie so das Wort erforschten, um so mehr sahen sie, daß der geistliche Zustand in ihren alten Verbindungen, über den sie so oft geklagt und getrauert hatten, nicht ein vorübergehender, zeitweiliger Tiefstand war, der durch Gebet und Flehen geheilt werden konnte, sondern daß derselbe vielmehr in den schriftwidrigen Verfassungen und Einrichtungen seine Wurzeln hatte. Sie sahen, daß die Mitgliedschaft, die Anbetung, die Ausübung des Dienstes am Wort, die Einsetzungen des HErrn: Taufe und Abendmahl, wohl mit ihren Kirchen- und Gemeindeverfassungen, aber in keiner Weise mit dem Worte Gottes übereinstimmten, daß sich also hier festgelegte Kirchenordnungen und Gottes Wort einander entgegenstanden.

Ihre Vorstellungen dieserhalb bei den verAntwortlichen Leitern fanden wenig Gehör. Von einigen wurden sie als unwissende „Laien“ einfach abgewiesen; andere gaben es wohl zu, daß die gebräuchlichen religiösen Formen und Ordnungen in der Schrift nicht begründet seien, erklärten sie aber als durch jahrhundertelange Geltung als geheiligt und von Gott gesegnet für gut und der Zeit angepaßt. Ihre Berufung auf die Unveränderlichkeit und Autorität der Schrift fand kein Ohr. Mit Schmerz sahen sie, daß das Wort Gottes den Anordnungen der Menschen weichen mußte. Das Unrechte war eben zum Recht gemacht und verfassungsmäßig festgelegt worden.

Klar erkannten sie, daß Gott inmitten solcher Dinge nicht wohne, daß der Segen der Gegenwart des HErrn nicht da sein konnte, wo Er und Sein Wort als alleinige Autorität beiseite gesetzt und dem Heiligen Geiste kein Raum gelassen wurde, zu wirken wie Er will, sondern wo der Mensch die Herrschaft hatte und keine Willigkeit war, sich dem Worte des HErrn zu unterordnen. Sie fühlten und fürchteten, vor die Wahl gestellt zu werden, entweder den Einrichtungen der Menschen oder den Anordnungen Gottes sich beugen zu müssen. Sie sahen die Schwere und Tragweite einer solchen Entscheidung, und Furcht und Sorge legten sich wie eine schwere Last auf ihr Herz.

In inbrünstigem, anhaltendem Gebet und schweren inneren Kämpfen brachten sie ihre Anliegen vor den HErrn und flehten um Licht und um Kraft für jeden Weg des Gehorsams nach Seinem Wort. Immer neu baten sie den HErrn, Seinem Volke eine Neubelebung zu schenken, hoffend wider Hoffnung, daß die schriftwidrigen Verfassungen durch eine Neubelebung umgestürzt und alles in eine schriflgemäße und geistliche Stellung gebracht werden möchte. Nach und nach aber kamen sie zur Einsicht, daß solche Hoffnung Trug sei und sie vielmehr dadurch aufgehalten wurden, den Weg nach der Wahrheit zu wandeln.

Der HErr aber in Seiner Güte Antwortete auf ihr inbrünstiges Gebet um eine Neubelebung: Kinder Gottes erwachten vom Schlaf, und Sünder wurden errettet. Doch Gott wirkte anders als sie es sich gedacht. Er benutzte für das Werk Seiner Gnade Brüder, die nicht als „geweihte“ Prediger anerkannt wurden. Mit tiefem Schmerze mußten sie sehen, wie einige der zum Teil staatlichen Leiter ihrer Kirchengemeinden der Bewegung widerstanden, und andere zwar nicht widerstanden, aber dahin wirkten, daß die Bewegung und die vom Worte erfaßten Seelen ihrer Amtsstellung und Leitung unterstellt blieben und die alten Geleise nicht verlassen wurden. Und ach, manche, die der HErr erfaßt hatte und die gewillt waren, Ihm zu folgen, beugten sich ihrem Ansehen und verloren sich wieder in dem Wesen der kraftlosen Formen.

Klarer als je sahen diese nach Wahrheit suchenden Seelen, daß sie nicht zwei Herren dienen und nicht auf zwei Wegen wandeln konnten. Entweder mußten sie in den menschlichen Einrichtungen

bleiben und Speise für ihre Seele anderwärts suchen als dort, wo sie ihre Mitgliedschaft hatten, oder aus der ganzen Verbindung herausgehen als einer solchen, in der der HErr und Sein Wort nicht mehr alleinige Autorität waren und die deshalb kein Recht hatte, ihre Zugehörigkeit zu ihr zu fordern.

Als bekannt wurde, daß solche Erwägungen unter den Gläubigen geführt wurden, wurde auf Kanzeln und Plattformen von falscher Lehre, Glaubensverirrungen und von Abtrünnigen geredet. Um so mehr klammerten sie sich an Gott und an das Wort Seiner Gnade, diesen Zufluchtsfelsen inmitten der Verwirrung und des Abfalls. Klarer beleuchtete das Wort ihnen den Weg. Die Gebote des HErrn: „Seid nicht in einem Joche mit Ungläubigen“ (2. Kor. 6,14), „Gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab“ (2. Kor. 6,17); „Jeder, der den Namen des HErrn nennt, der stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2. Tim. 2,19); „Von denen, die eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen, wende dich weg“ (2. Tim. 3,5) und andere Stellen mehr, die ihnen lange durch die Wolken der Traditionen verdunkelt waren, wurden ihnen klar wie der Tag - wie auch alle Lehre aus Gott klar ist, sobald jemand Seinen Willen tun will. (Joh. 7,17.) Sie konnten nicht länger mit den von menschlichen Grundsätzen und Verfassungen durchwobenen Kirchengemeinschaften mit ihren unbekehrten Gliedern und in vielen Fällen unbekehrten und ungeistlichen „Geistlichen“ und Führern ihre Zusammengehörigkeit ausdrücken. Deutlich gebot ihnen Gottes Wort die Scheidung nicht nur dem Geiste nach, sondern auch in Person, nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich, nicht nur in einigen Dingen, sondern in allen.

So zögerten sie nicht länger. Gleich Abraham, der auf den Befehl Gottes auszog, „nicht wissend, wohin er komme“ (Hebr. 11,8), so folgten auch sie dem Worte, das der HErr geredet hatte und schieden einer nach dem anderen aus jenen Verbindungen, welchen sie bis dahin als Glieder angehört hatten, nicht wissend, was der Weg ihnen weiter bringen würde, aber im Vertrauen auf Gott, daß Er ihnen Licht und Kraft und alles, was sie bedürften, geben werde.

Dieser Schritt brachte den Unwillen und das Mißfallen aller über sie, mit denen sie bis dahin verbunden waren. Man sah in ihnen irregeleitete unwissende Pietisten, die mit ihrer törichten Sache bald zu Ende kommen würden. Aber der HErr stärkte sie.

Gelöst von den Fesseln der Menschenfurcht und Rucksichtnahme und nicht mehr umhüllt und umdunkelt von dem Nebel der menschlichen Traditionen, leuchtete ihnen das Wort in einer nie zuvor gesehenen Einfachheit und Klarheit. Mit glücklichem Herzen versammelten sie sich und forschten weiter in den Schriften, bereit, alles in ihrem Leben und aus ihrer Mitte abzulegen, was nicht nach Seinem Worte war; willig, alles einzubüßen und für Verlust - für Kot - zu achten, um Christus zu gewinnen. (Phil. 3,7.8.)

In ihrer Liebe zum HErrn konnte es nicht ausbleiben, daß sie Seiner Einsetzungen, des Abendmahles und der Taufe, gedachten. Sie entdeckten bald, wie gänzlich diese, sowohl dem Wesen wie der Form nach, verändert worden waren. Mit tiefem innerem Weh sahen sie, daß die an ihnen als Kindern vollzogene Taufhandlung weder vom HErrn angeordnet noch von den Aposteln ausgeübt oder in irgend einem Beispiele oder einer Lehre der Schrift gefunden wurde.

Neue Fragen erhoben sich, und neue innere Kämpfe fanden statt und trieben sie ins Gebet zum HErrn, ihnen Mut und Kraft zu schenken, auszuharren auf dem Pfade des Glaubensgehorsams. Jeder fühlte, wie in den Kämpfen zuvor, daß auch in diesen Fragen jeder persönlich sich vor den HErrn zu stellen und Ihm Antwort und Bescheid zu geben habe. Keiner drängte den anderen. Jeder blieb für

sich selbst dem HErrn verAntwortlich. Und Er, der Treue und Wahrhaftige, gab Gnade: in freudigem Herzensgehorsam kamen viele zu dem Entschluß, sich taufen zu lassen. Sie wandten sich an Brüder, die in dieser Wahrheit wandelten, und eines Tages wurden sie nach dem Bilde und der Lehre der Schrift als solche, die gläubig und mit Christo gestorben waren, jetzt auch mit Ihm begraben durch die Taufe auf Seinen Tod. (Röm. 6.) Und der HErr gab Mut, andere folgten ihnen nach.

Wie mit der Taufe, so ging es auch mit dem Abendmahl. Alles wurde am Worte des HErrn geprüft. Was hatte der Mensch doch daraus gemacht! Wie war es entstellt worden! Das, was der HErr Seinen Jüngern gegeben, daran nahm die Welt teil - die, welche frei bekannten, unbekehrt zu sein, ja selbst Hurer, Trunkenbolde und Lästerer. Und das, was der HErr zu Seinem Gedächtnis gegeben, das wurde zur Vergebung der Sünden genommen, und Seelen wurden selbst auf Sterbebetten dadurch heillos getäuscht. Unvergeßlich war ihnen die Stunde, als sie nach ernster Selbstprüfung zum ersten Male, als Glieder Seines Leibes, in inniger Liebe zu Ihm sich versammelten, um Ihm die Antwort zu geben auf die Bitte Seiner Liebe: „Dies tut zu Meinem Gedächtnis“, und sie in Lob und Anbetung Sein gedachten, den die Welt verworfen und an den der Mensch nicht erinnert werden mag.

Glückliche Zeiten der Freude und des Friedens kamen für die kleine Schar. Mit Verlangen freuten sie sich auf die Stunden, wo sie Sein im Brechen des Brotes gedachten oder sich in das Wort der Wahrheit vertieften. Mit Sorgfall wachten sie darüber, daß niemand an dem Mahle des HErrn teilnahm, der nicht die Zeichen des neuen Lebens aus Gott trug, damit solche nicht betrogen werden möchten, sich für etwas zu halten, was sie noch nicht waren. Sie fühlten ihre große VerAntwortlichkeit sowohl dem HErrn gegenüber, der solche nicht zu Seinem Mahle geladen, wie auch den Seelen gegenüber, sie nicht durch den Einheitsausdruck: „Ein Brot, ein Leib sind wir usw.“ in dem Truge zu bestärken, dem Leibe Christi anzugehören, wenn solches durch Bekenntnis und Wandel noch nicht erwiesen war, und sie dadurch in falsche Sicherheit zu bringen, aber auch wiederum mit jedem wahren Kinde Gottes, das der HErr geladen, sich an Seinem Mahle zu vereinen, und es nicht um Fragen der Erkenntnis willen zurückzuweisen, wenn es sich nicht um Sünde oder die „Lehre des Christus“ (2. Joh. 9.10) handelte.

Ein Tag besonderer Freude war es, als der HErr ihnen das Verständnis über Seine Wiederkunft öffnete.

Wie frohlockte ihr Herz! Er Selbst wollte wiederkommen. Ja, schon jede Stunde konnte Er kommen, sie abzuholen und zugleich mit ihnen auch alle die in Ihm Entschlafenen. In dem wunderbaren Augenblick würde ihnen und allen Seinen Heiligen die Erlösung des Leibes gebracht werden, auf die auch sie warteten (Röm. 8,23). Nie hatten sie die gewaltige Größe der Erlösung, die Kostbarkeit Seines Blutes in solcher Erhabenheit gesehen. Ehe die Gerichte Seines Zornes, „die große Trübsal“, über die Welt hereinbrechen werde, sollten sie zu Ihm entrückt werden. Und warum würden sie von dem kommenden Zorn, der die Welt treffen soll, gerettet werden? (1. Thess. 1,10; Offenb. 3,10.) Sie gehörten nicht mehr zur Welt! Sein kostbares Blut hatte sie so völlig erlöst, so geschieden von der Welt, daß der Sohn mit dem Vater von ihnen reden konnte als von denen, die „in“, aber nicht „von“ der Welt seien. Wie konnten sie also mit der Welt noch verurteilt werden? Lob und Anbetung erfüllte ihre Seelen und Eifer die Tage ihrer Fremdlingschaft hienieden, unbefleckt von der Welt zu wandeln.

So gingen sie in heiliger Furcht, damit nichts an ihnen und nichts in ihrer Mitte sei, was mit Seinem Namen und Wort in Widerspruch stehe und Ihn hindern könne, in ihrer Mitte zu sein. Im Glauben

erfaßten sie des HErrn Gegenwart nach Seiner Zusage, da zu sein, wo zwei und drei in Seinem Namen versammelt sind; aber sie wußten auch, daß dann nichts geduldet werden durfte, was mit Seinem Namen nicht zu verbinden war.

Er, und Er allein war der Mittelpunkt, um den sie sich versammelten. Sie versuchten nicht die Anfangsgemeinde von Pfingsten wieder aufzurichten, noch dachten sie daran, die alleinige wahre Gemeinde zu sein, aber von Herzen streckten sie sich aus, zu den Dingen des Anfanges zurückzukehren und zu verharren in der Apostellehre (Apg. 2,42). Sie vertrauten dem lebendigen und liebenden HErrn, daß

Er sie mit allem versorgen würde, was sie für die Auferbauung und die Aufrechthaltung des Zeugnisses nötig hatten. Und Er tat es. Er erweckte aus ihrer Mitte Hirten, die Sorge trugen für die Herde, und gab Gaben zur Auferbauung und ernste Evangelisten, die der Welt das Evangelium verkündigten. In herzlicher Liebe achtete einer den anderen höher und dienten sie sich gegenseitig. Ein Wunsch belebte alle: dem HErrn zu gefallen und von Ihm gebraucht zu werden.

So gaben sie sich selbst dem HErrn hin. Jeder war sich bewußt, eine Aufgabe, ein Werk von dem HErrn empfangen zu haben. Die Brüder gingen (meist zu zweien), der Welt das Evangelium zu bringen und im Werke des HErrn zu dienen. Die Schwestern suchten Bedrängten Hilfe zu leisten, auch Traktate zu verteilen und einzelnen Seelen vom HErrn zu zeugen. In innigem Gebet, gemeinsam und einzeln, erflehten sie hierfür Weisheit und Kraft zum treuen Wandel.

Aber der nie ruhende Feind trat auch an sie heran, sie zu sichten wie den Weizen und wenn möglich des HErrn Werk zu zerstören. Verkehrtheiten, Fehltritte, ja Sünden kamen vor. In Augenblicken der Unwachsamkeit tat der Feind sein Werk. Stunden der Demütigung und Beugung kamen über die ganze Schar. Eine tiefe Klage und Beschämung ging durch das Herz aller und sie demütigten sich vor dem HErrn über die Vergehungen in ihrer Mitte und über die Verunehrung Seines heiligen Namens. Sie bekannten ihre Sünde und Unwachsamkeit vor dem HErrn, und Er gab Gnade, daß die, die gefehlt hatten, zur Buße kamen, ihr Unrecht bekannten, richteten und gereinigt und wieder hergestellt wurden, so daß das Schmerzlichste - die Ausübung der Zucht - das Hinaustun des Bösen aus ihrer Mitte, durch Seine Gnade abgewandt wurde. Mit doppelter Wachsamkeit und heiliger Furcht wandelten sie den Weg, sich gegenseitig helfend und tragend in Langmut, und mit besonderer Sorge und Liebe umgaben sie das Schwache in ihrer Mitte. (Gal. 6,1.2.)

Das Vorkommen der Untreue bei ihnen wurde bald bekannt. Und das, was soviel Schmerz und Tränen unter ihnen verursacht hatte, wurde von denen, die den Weg der Wahrheit nicht anerkannten, benutzt, die eigene Stellung zu rechtfertigen und andere von dem Wege abzuhalten, indem sie hinwiesen, daß Schriftwidriges und Böses auch in der Mitte dieses Kreises gefunden würde, daß es keine reine Gemeinde gäbe und deshalb auch eine Absonderung nicht nötig sei und daß auch anerkannt gläubige, fromme Männer ihre Verbindung nicht aufgegeben hätten.

Solche Worte blieben auf manche Seelen der kleinen Schar nicht ohne Eindruck. Aber wie zuvor, so machten sie auch in dieser Sache das Wort zur Leuchte ihres Fußes. Sie sahen in der Schrift, daß auch die Urgemeinden nicht vollkommen waren und nicht ohne Fehltritte in ihrer Mitte blieben, daß bei den Fehltritten und Abirrungen es sich aber gar nicht um die Frage der Rein- oder Unreinheit handelte, sondern darum, ob über das Böse oder Unrechte Buße getan und ob dasselbe bekannt, gerichtet und abgelegt wurde.

gerichtet und abgelegt wurde.

Mit tiefer Wehmut erkannten sie, wie durch solche trügerische Beweisführung der Kernpunkt der Sache - nämlich was mit dem Bösen und Unrechten gemacht wird - umgangen wurde.

Böses war gefunden worden in ihrer Mitte und Böses in der Mitte derer, von denen sie weggegangen waren. Die Frage war nicht: welcher Kreis ist reiner, sondern wird mit dem Unrecht schriftgemäß gehandelt? In Übereinstimmung mit dem Worte des HErrn wurde in ihrer Mitte Betrübnis und Beschämung gewirkt. In Buße und Bekenntnis hatten sie sich über das Unrechte vor dem HErrn gebeugt, es gerichtet und auch abgelegt. - Wie aber wurde auf der anderen Seite mit den bösen und schriftwidrigen Dingen gehandelt? War da Beugung und Buße? Ließ man das Licht des Wortes rücksichtslos auf die Dinge fallen? Wurden sie als Unrecht bekannt, gerichtet und dann abgetan? Ach, nichts davon! Statt die Dinge, die nicht nach dem Worte der Wahrheit waren, in Buße zu richten und sich davon zu reinigen und sie abzulegen, wurden sie festgehalten und sogar verfassungsmäßig festgelegt. Da war kein Wille, sich dem Worte zu beugen und sie hinwegzutun. Gerade aus diesem Grunde, weil das Unrechte festgehalten und anerkannt wurde, forderte das Wort des HErrn den Herausgang aus ihrer Mitte. So ließ der HErr die Dinge des Schmerzes zu ihrer Befestigung dienen und zu einem Zeugnis werden gegen die, welche das Unrechte und die Fehltritte in ihrer Mitte als Deckmantel für ihre unklare Stellung zu benutzen suchten.

Die Berufung auf angesehene gläubige Führer, die auch von den Dingen der Ungerechtigkeit nicht abstanden, konnte keinen Eindruck auf sie machen, da sie gelernt hatten, daß nicht Menschen, sondern der HErr und Sein Wort allein ihnen zur Richtschnur gegeben war.

Sie fühlten, um solcher Stellungnahme willen von manchen teuren Kindern Gottes gemieden zu werden. Mit herzlicher Liebe aber umfaßten sie alle Heiligen, auch die, welche noch nicht erkannten, was der HErr ihnen gezeigt hatte, die Ihn aber liebten. Ohne sich mit ihren verkehrten Dingen zu verbinden und das Zeugnis der Absonderung zu verwischen, suchten sie in herzlichem Umgang ihnen als Gliedern desselben Leibes, an dem auch sie durch des HErrn Gnade als Glieder gesetzt waren, innige Bruderliebe zu erweisen.

Geistlich gesinnte Christen, die den HErrn suchten und Sein Wort liebten, fühlten sich zu ihnen hingezogen; fleischlich gesinnte fanden nichts Anziehendes bei ihnen. So bewahrte der Weg des Kreuzes und die Schmach Christi sie vor den Anschlüssen Unentschiedener. Suchte sich jemand aber ihnen anzuschließen, so bezeugten sie ihm ernstlich ihre Stellung, daß es sich in ihrer Mitte zwar nicht um Anerkennung von Dogmen, wohl aber um unbedingte Anerkennung der Autorität des HErrn und Seines Wortes handle; daß das Band nicht gleiche Erkenntnis, sondern das neue Leben - der Heilige Geist sei. Für Meinungsverschiedenheiten in der Schrifterkenntnis und in zweifelhaften Fragen sei genug Raum, aber kein Raum für Böses, Irrlehren u. dergl. Sie legten es jedem ans Herz, daß dem Worte des HErrn gegenüber mit allem eigenen Willen und Wollen müsse Bruch gemacht werden und daß es ein Weg des Entsagens und der Absonderung sei von allem, was vor dem HErrn nicht recht sei. Sie verbargen es niemand, sondern sagten jedem offen, daß er auf diesem Pfade die Verachtung der Welt, und was noch schmerzlicher, oft auch das Verlassenwerden von Brüdern finden würde. Aber dies war nicht alles. Sie zeigten solchen Seelen auch die andere Seite: den reichen Ersatz in Seiner Liebe und Gemeinschaft, den der HErr auf diesem Wege gibt, und wie sie alles, was sie um Seines Namens willen aufgeben, vielfällig und reichlich wiederfinden würden. - Niemand

wurde zurückgehalten und niemand gedrängt zur Gemeinschaft mit ihnen, denn alle wußten aus Erfahrung, daß nur der HErr allein das Herz willig machen kann, Wege des Glaubens und der Treue zu gehen. Sie hießen jeden willkommen, der dem HErrn angehörte, nicht Irrlehren hatte und in Lauterkeit wandelte.

Und so wie der HErr unter ihnen wirkte, so auch an anderen Orten. Hin und her, an vielen Plätzen wurden Gläubige durch Sein Wort zur Reinheit, Einheit und Freiheit der Kinder Gottes zurückgeführt. Die Mittel und Wege, die Er gebrauchte, mochten verschieden sein, und die Verschiedenheit Seiner Führungen, der Schulen und Stufengänge, die manche Kreise zu durchgehen hatten, mochten auch in Verschiedenartigkeiten der Ausdrucksweisen und Meinungen zutage treten; das aber waren keine Hindernisse. Mit allen diesen Kreisen sahen sie sich durch das Band der Gemeinschaft des Wandels im Lichte (1. Joh. 1,6) auf das innigste verbunden. Und nicht wenig wurden sie gestärkt durch den Dienst der reichen und verschiedenen Gaben des Geistes, die der HErr für die Auferbauung Seines Leibes gegeben, und der durch die Brüder nach dem freien Wirken des Geistes hin und her ausgeübt wurde.

Woher kam dies alles? Wer brachte es zustande? War es gewirkt durch den Willen der Menschen, durch die Macht der Beredsamkeit, durch die Kraft gewaltiger Persönlichkeiten? Geschah es durch Dinge, die groß in den Augen der Menschen sind? Nichts vonalledem! Es war das stille, verborgene Wirken des Geistes Gottes im innersten Herzen der Gläubigen, indem Er sie zurückführte zur Autorität des HErrn und Seines Wortes.

Jeder, der Augen hat zu sehen, muß heute die wunderbare Tatsache sehen, daß der Geist Gottes von innen, vom Herzen der Gläubigen auf das wirkt und vollendet, was Macht und Kraft der Menschen nicht zustande bringen und was der Feind bekämft und doch nicht hindern kann. Wunderbares Wirken! Viele haben Seinem Wirken ihr Herz geöffnet. An immer neuen Plätzen werden die Spuren Seines Waltens gesehen. Gläubige kehren zurück zu Seinem Wort und lassen sich lösen von dem „Wandel nach väterlicher Weise“ und den Zäunen der Menschen. Bist du unter ihnen? Wenn nicht, urteile nicht hart über solche, die in Liebe und Treue zum HErrn Glaubenswege voll Leiden und Kämpfen gehen. Heute magst du ihren Weg noch nicht verstehen, aber morgen vielleicht leuchtet durch Seine Gnade auch dir das Licht der Wahrheit, und du stehst vor derselben Entscheidung. Dann gebe der HErr dir Gnade, Ihm gehorsam und treu zu sein. Der HErr ist nahe! Er will dem Überwinder die Krone geben, jenen Treuen, die Sein Wort bewahren und Seinen Namen nicht verleugnen (Offb. 3,10).

„Wer den Namen des „HErrn“ nennt, der stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2. Tim. 2,19).

Gedanken über Gal. 5,22.

II.

In der vorigen Betrachtung habe ich zu zeigen versucht, daß wir in dem Herrn Jesus als dem Sohn des Menschen die echte „Frucht des Geistes“ (Matth. 1,20) schauen und daß, weil in dem geschriebenen das fleischgewordene Wort (Joh. 1,14) gesehen wird, wir im Anschauen der Herrlichkeit Jesu Christi, d. h. Seiner Selbst in Seinem Wort, durch den Geist verwandelt werden in Sein Bild (2. Kor. 3,18), welches wir in Gal. 5,22 wie in vielen anderen Stellen der Schrift, überhaupt

in der Schrift im ganzen und so auch in den jene Stelle widerspiegelnden Geschichten der Evangelien, vor uns haben. Der Herr Jesus als „Sohn des Menschen“ tritt uns darin vor Augen, alles, was wir an Ihm sehen, ist die „Frucht des Geistes“, und indem wir in Sein Bild verwandelt werden, sind auch wir instand gesetzt, selber die Frucht des Geistes an uns zu tragen.

Heute nun liegt es mir am Herzen, noch einen mir seit langem wichtigen Punkt zu erwähnen, der wenig Beachtung findet, leicht sogar übersehen wird, wenigstens von vielen.

Es heißt in Gal. 5,22 „die Frucht des Geistes“. Sehr häufig hört und liest man, auch bei im Worte wohlbewanderten Gläubigen, von den „Früchten des Geistes“. Aber die Schrift spricht nicht so, und hier anders als die Schrift denken und reden öffnet, wie überall, den Weg zu falschen Folgerungen. Wohl ist vorher (V. 19-21) die Rede von den „Werken des Fleisches“, da dieses je nach den verschiedenen Lüsten, die in ihm herrschen, bald nach dieser, bald nach jener Seite sich tätig erweist in „unfruchtbaren Werken der Finsternis“ (Eph. 5,11). So ist es aber nicht mit der „Frucht des Geistes“, sondern, wie der Geist vollkommen ist und in gottgemäßer Vollkommenheit wirkt und schafft, so ist auch das durch Ihn Hervorgebrachte in sich selbst vollkommen, und so gehören jene dreimal drei Stücke unbedingt zusammen. Gewiß sehen wir solche vollkommene Frucht des Geistes eben nur in dem Menschen Christus Jesus, aber das schließt nicht nur nicht aus, sondern hat vielmehr zur Folge, daß überall, wo durch den Geist das Leben ist (5,25), auch das in sich geschlossene Wesen der Frucht des Geistes zutage tritt, wenn auch in Schwachheit. Jene Stücke aus Gal. 5,22, welche Merkmale des Lebens aus Gott genannt werden dürfen, gehören so völlig zusammen, daß, wenn es möglich wäre, daß eines durchaus fehlte, die Frucht des Geistes eben nicht vollkommen wäre, sondern nur Stückwerk (vgl. die Weintraube: lauter einzelne Beeren zusammengeschlossen zu einer Traube: der Frucht des Weinstocks!). Und könnte wohl gesagt werden, daß irgend eines dieser Merkmale bei unserem hochgelobten Herrn Jesus in Seiner Menschheit auch nur weniger strahlend vorhanden gewesen wäre als ein anderes? Nicht wahr, schon solcher Gedanke wäre eine Verunehrung der kostbaren Person des Sohnes Gottes in Seiner Menschheit. Wir mögen in den Geschichten des Evangeliums, von denen ich voriges Mal zur Beleuchtung der einzelnen Merkmale einige angeführt habe, hier dieses, dort jenes mehr hervortreten sehen - jedoch vorhanden waren und sind in Ihm alle jene köstlichen Stücke in gleicher Kraft und Schönheit. Sehen wir uns nur einmal einzelne Geschichten daraufhin an, z. B. Joh.4! Tritt auch nur eines der Merkmale so zurück hinter den anderen, daß wir es nicht zu finden vermöchten? Und finden nicht demgegenüber wunderbarerweise verschiedene forschende Gläubige in solchen Geschichten wieder Verschiedenes: dem einen ist dieser Zug kostbarer, dem anderen jener? Beide Seiten, sowohl die Gleichheit des Hervorhebens der Züge wie die Verschiedenheit derselben in der Wirkung auf unser Gemüt und unser Herz, zeigen uns die Vollkommenheit der „Frucht des Geistes“, wie sie im Sohne des Menschen in die Erscheinung tritt. Aber wie ist es bei uns? Du sagst vielleicht: „Ach, bei mir ist gar nichts Rechtes zu sehen von dieser Geistesfrucht, ich bin zufrieden, wenn nur eine der ‚Früchte‘ sich findet.“ Du irrst, teures Kind Gottes! Auch bei dir, bei jedem von den geliebten Seinigen ist diese Frucht zu finden, und zwar in allen ihren Merkmalen, nur nicht in ihrer Herrlichkeit wie bei unserem teuren HErrn. Wohl sehen wir untereinander mehr das eine oder andere Stück, und das hängt unter anderem zusammen damit, daß bei uns im natürlichen Leben bald diese, bald jene Lieblingsneigung mehr hervortrat, so daß das entsprechende Gegenteil im neuen Leben umso heller hervorstrahlt - und wie schön, wenn z. B. aus einem Jähzornigen ein Sanftmütiger wird! -, aber tatsächlich ist bei uns Wiedergeborenen gewissermaßen die ganze völlige Frucht des Geistes

vorhanden, und je treuer wir im Geist wandeln, im Anschauen der Herrlichkeit des HErrn in Seinem Wort, und je weniger wir den Geist betrüben (Eph. 4,30), desto vollkommener wird sie sich zeigen im praktischen Leben. Frucht ist etwas Organisches, nichts Gemachtes, sie ist ein Ergebnis des Lebens (vgl. die Frucht des Baumes: je gesunder und kräftiger das Leben des Baumes, desto vollkommener auch seine Frucht!). So ist die Frucht des Geistes bei uns das Ergebnis und Zeichen unseres Lebens aus Gott. Bei Unwiedergeborenen können sich wohl Nachahmungen einzelner dieser Stücke zeigen, und oft werden untreu wandelnden Gläubigen solche edlen Ungläubige als Vorbilder und zur Beschämung vorgestellt, aber es ist nicht die Frucht des Geistes bei ihnen, sondern entweder die Folge guter Erziehung oder eiserner Energie, oder auch fleischlicher Absichten, oder, wie gesagt, Nachahmung, wenn auch oft unbewußt, der bei Gläubigen gesehenen vermeintlichen „guten Eigenschaften“. Die Frucht des Geistes ist etwas unendlich Höheres, selbst wenn sie noch so unvollkommen dargestellt ist. Gott erkennt sie als „Frucht des Geistes“ an, während nie auch die besten Eigenschaften der Unwiedergeborenen von Gottes Seite Anerkennung finden (Röm. 3), mögen sie auch für diese Welt gut und nützlich sein! Unser Gott und Vater in Christo sieht in der durch den Heiligen Geist in uns hervorgebrachten Geistesfrucht etwas von dem Wesen, von der Kostbarkeit dessen, der „Seine Wonne“ ist (Spr. 8), und hat darum Seine Freude daran, und „Er wird die ehren, die Ihn ehren“ (1. Sam. 2,30). Darum, Kind Gottes, freue dich dessen, daß auch in dir durch die Gnade etwas gefunden wird von dem, der hienieden Gott geoffenbart hat, und wenn du schon trauern mußt, daß jene Frucht so wenig vollkommen in deinem Leben zu sehen sei, so trauere nicht darum, als ob nur die eine oder andere Frucht dein Teil geworden sei, sondern darüber, daß, obwohl die ganze vollkommene Frucht des Geistes in uns hervorgebracht wird - ohne Abstrich, ohne ein Stück, da alle zusammengehören -, du zu wenig im Geist wandelst, zu wenig Ihn, den HErrn, anschaust, zu sehr mit dir und der Not des Lebens beschäftigt bist, zu sehr in den Dingen dieser Welt zu Hause bist usw.! Da heißt‘s für uns, handeln nach 1. Joh. 1,9 und uns nach Joh. 13 (vgl. Fr. 27, Jahrbuch V 1917!) die Füße waschen und uns reinigen zu lassen von Ihm durch Sein Wort, damit wir „mehr“, ja „viel Frucht“ bringen (Joh. 15,2.5.8). Dann wird immer völliger an uns gesehen werden, was Christus ist!

Noch einmal: Wohl mag dies oder jenes Merkmal der Frucht des Geistes an uns für andere mehr auffallend sein - vorhanden ist jedes, denn wo Liebe, da ist auch Freude - oder etwa nicht?! -, wo diese beiden, da ist auch Friede, wo diese drei, da ist auch Langmut und nicht minder Freundlichkeit, ja auch Gütigkeit; und kann da die Treue fehlen? die Sanftmut, die Enthaltsamkeit? Nicht wahr, alles gehört zusammen und geht und ist zusammen bei dir und mir, wenn anders der Geist Gottes in uns wohnt! Das Leben des Wiedergeborenen ist einheitlich, weil aus einer Quelle herstammend (Joh. 7,37-39), durch einen Geist getränkt (1. Kor. 12,13), von einem HErrn regiert: dem Geist Christi (Röm. 8,9.14), und von einem Ziele beseelt (Phil. 1,21 und Kap. 3!) -

Darum laßt uns nicht mehr nur von Früchten des Geistes reden, wie die Schrift es nicht tut! Möchte vielmehr die herrliche „Frucht des Geistes“ in unserem Leben geschaut werden und die Welt solche in uns sehen, in denen, nachdem sie „durch das teure Blut Christi erlöst sind von dem eitlen Wandel nach väterlicher Weise“ (1. Petr. 1,18.19), Christus Gestalt gewonnen und immer mehr gewinnt (Gal. 4,19)! Ach, daß Er doch gesehen werde hienieden, Er, von dem die Welt so wenig weiß! Daß Er doch durch das „Haus Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes“ (1. Timoth. 3,15), und in jedem Seiner Hausgenossen hienieben gesehen werde! Daß wir doch Seine lebendigen Zeugen seien (Joh. 15,26.27; 16,14; Apgesch. 1,8) in Wort und Werk, in Wandel und Wesen! Er Selbst wirke durch

Seinen Geist in uns Sein Bild: „die Frucht des Geistes - Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit“ zu Seiner Verherrlichung!

F. K. (z. Zt. b. Militär).

Geleitswort an den Leser:

Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzeInen Antworten sollt. Kol. 4,6.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 7

Ist das „Vaterunser“ nur für die Jünger jener Tage oder auch für die Gläubigen heute gegeben?

Antwort A

Luther nennt einmal das „Vaterunser“ den größten Märtyrer, und nicht mit Unrecht, denn kein Gebet wird so vergewaltigt und falsch angewandt als gerade das „Vaterunser“. Es gibt auch wohl kein zweites Gebet, das sich in so knappen Worten so genau ausdrückt als das „Vaterunser“.

Wir finden dieses herrliche Gebet in Matth. 6,9-13 und in Luk. 11,1-4. Im ersten Evangelium hat es sieben und in dem anderen nur fünf Bitten. Der Schlußsatz „Dein ist das Reich usw.“ befindet sich nicht in der Schrift. Hier hat man das Menschliche mit dem Göttlichen vermengt. Der HErr hatte im Matthäusevangelium Seine Jünger über die Grundsätze des Reiches belehrt (Matth. 5). Er, der gekommen war, den Namen Gottes zu heiligen, das Reich Gottes aufzurichten, den Willen Gottes auf Erden zu tun, wie er im Himmel geschieht usw., legte Seinen Jüngern die Bitten in den Mund, welche den Grundsätzen des Reiches entsprachen. Aber später sagte Er ihnen etwas anderes: „Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in Meinem Namen“ (Joh. 16,24), obschon sie das „Vaterunser“ gebetet hatten. Ähnlich wie der HErr auch den Auftrag an Seine Jünger änderte: In Matth. 10,5 sagte Er ihnen: „Gehet nicht auf einen Weg der Nationen“, aber später sagte Er ihnen: „Gehet hin und machet alle Nationen zu Jüngern usw.“ (Matth. 28,19). So verhielt es sich auch mit dem „Vaterunser“. Für die Zeit, in der sie den Heiligen Geist noch nicht hatten, wollte Er ihnen ein ihrer damaligen Stellung entsprechendes Gebet geben.

Alle Bitten waren den derzeitigen Verhältnissen des Reiches entsprechend; z. B. die Bitte: „Dein Königreich komme“ war eine Bitte, die mit der Aufrichtung des Königreiches ihren Abschluß gefunden hätte. Uns dagegen legt der Heilige Geist heute die Bitte in den Mund: „Komm, Herr Jesu!“ Beim aufmerksamen Betrachten würden wir sehen, daß jede einzelne Bitte den irdischen Grundsätzen entspricht, so die Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben.“ Auch hier finden wir nicht die vollkommene, sondern nur eine teilweise Vergebung; und wenn der HErr uns nur in dieser Weise vergeben wollte, wie wir unseren Schuldnern vergeben, dann würden

HErr uns nur in dieser Weise vergeben wollte, wie wir unseren Schuldnern vergeben, dann würden wir alle zu kurz kommen. Wenn wir dem Eph. 4,32 oder Hebr. 10,17 gegenüberstellen, dann sehen wir, wieviel höher der Boden der Gnade ist, auf dem wir stehen, als der des Reiches. Auf dem einen heißt es: „Vergib uns ... wie wir vergeben ...“, auf dem anderen: „Vergebet ... wie Gott euch vergeben.“

Durch das vollbrachte Werk auf Golgatha und durch das Herniederkommen des Heiligen Geistes sind wir in eine neue Stellung gerückt und dürfen mit Freimütigkeit hinzunahen zum Thron der Gnade. Wir sind durch Sein Werk in den ganzen Ratschluß Gottes eingeführt und nicht auf das Königreich beschränkt, sondern wir tragen himmlischen Charakter (Eph. 2,6). Der HErr, der uns zu dieser herrlichen Stellung befähigt und uns zu Anbetern gemacht hat, leite alle die Seinigen, den Vater im Geist und in der Wahrheit anzubeten.

Ph. W. (z. Zt. b. Mil.).

Antwort B

Fern sei es von uns, Gläubigen verwehren zu wollen, das sogen. „Vaterunser“ zu beten, wenn es ihnen der Ausdruck ihres Herzensstandes ist und sie darin alles zusammenfassen zu können glauben, was ihr Herz bewegt. Aber wenn wir auch meines Erachtens diese Freiheit haben, so ist dieselbe doch weit entfernt von der Art und Weise, in der die Welt und manche mit ihr leider oft in Gemeinschaft und darum unklar stehende Gläubige, besonders solche aus den großen Landeskirchen, dieses Gebet zu einem „Märtyrer“ gemacht hat, der sich's gefallen lassen muß, bei jeder Gelegenheit und Ungelegenheit mißbraucht zu werden. Gerade diese Art, wie die Unbekehrten dies kostbare Gebet, das der Herr Seine Jünger lehrte - und wer sind das?! Luk. 14,26.27.33! -, anwenden und sich dann wunder wie fromm vorkommen, wenn sie keinen ihrer sogen. Gottesdienste, keine Andacht, keine sogen. Taufhandlung, keine Eheschließung, kein Abendmahl, kein Begräbnis, keine sonstige religiöse Feierlichkeit begehen können, ohne daß diesem Gebet (und zwar in der Form nach Matth. 6 bezeichnenderweise, nicht nach der kürzeren nach Luk. 11, und dann mit dem gar nicht in der Schrift enthaltenen unechten Schluß) ein Hauptplatz eingeräumt würde, ganz zu geschweige von dem Herplappern desselben in bekannten großen Religionsgemeinschaften - das alles sollte doch die Gläubigen heute zum ernsten Nachdenken bringen bezüglich der richtigen Anwendung dieses Gebets. Sehen wir etwa ein ähnliches Verhalten der Welt zu Gebeten, die nach Pfingsten von den Aposteln gebetet wurden, wie Eph. 1,15ff.; Phil. 1,9-11; Kol. 1,9ff.; 1. Petri 1,3ff.? Keineswegs! Warum denn nicht? Weil die Welt diese Gebete, wenn sie sie schon gelesen hätte und hat, gar nicht verstehen und darum auch nicht beten kann! Dazu gehört doch der Empfang des Geistes Gottes, das Gesalbtsein mit demselben, wodurch ein Verständnis der Dinge Gottes eingetreten ist (1. Joh. 2,18-27; Eph. 1,13.14). Jenes Gebet aber ist vor Pfingsten gegeben und enthält in kürzester Form alles das, was den Jüngern der damaligen Zeit bis zur Ausgießung des Geistes wichtig sein sollte und was einst dem jüdischen Überrest in den Tagen vor der Aufrichtung des Reiches auf Erden wieder wichtig sein wird: die Dinge, die mit dem Reich in Verbindung stehen, d. h. mit der irdischen Berufung des irdischen Volkes Gottes (Israel). Aber diese ist nicht gleichbedeutend mit unserer Stellung, der Stellung der Gemeinde des HErrn, die ihren Platz schon jetzt in den Himmeln hat und deren Glieder „nicht auf das Sichtbare, sondern Unsichtbare“ zu schauen haben. Letzteres ist aber nicht Sache der Welt, die nur „sieht, was vor Augen ist“. Darum mag für sie das Beten des „Vaterunsers“ leicht, weil ihrem Sehen auf die irdischen Umstände entsprechend sein, und obwohl sicher nur Seine Jünger, denen das Gebet

auf die irdischen Umstände entsprechend sein, und obwohl sicher nur Seine Jünger, denen das Gebet gegeben war, es in der allein rechten Weise und erhörlich beten konnten und können, so mag doch auch ein Unbekehrter sich dazu berechtigt glauben, eben weil es sich um Irdisches handelt. Wie falsch die Welt dies auch versteht - was weiß sie von Jesu Reich?! -, so ist es doch zu begreifen, daß sie dies Gebet gern und oft betet, wenn sie überhaupt betet. Aber doch ist es nicht für sie, sondern nur für die Jünger Jesu gerade in den Umständen, in denen sie sich damals befanden.

Aber dann nach drei Jahren traten die Jünger des HErrn in ein neues Verhältnis zum Vater. Sie waren schon vorher Seine Kinder durch den Glauben an Seinen Sohn (vgl. Joh. 1,12), aber erst, nachdem sie durch die Ausgießung des Heiligen Geistes zu einem Leibe getauft waren und der Geist in der Gemeinde des HErrn sowohl wie in jedem einzelnen Gläubigen bleibend Wohnung gemacht hatte (1. Kor. 6,19; 3,16; 12,13) - was erst mit Pfingsten eintrat, vorher „war der Geist noch nicht, denn Jesus war noch nicht verherrlicht“ (Joh. 7,37ff.) -, da waren sie imstande, zu verwirklichen, was der HErr ihnen verheißen hatte: als Kinder den Vater bitten zu können in Seinem (Jesu) Namen (Joh. 15,16; 16,23.24), was sie bis dahin noch nicht konnten. (Über dieses Bitten vgl. „G. H.“, Jahrbuch II, Frage 6!) Und von da an lernten sie das, was den Ungläubigen oft so unfaßbar ist, was denen, die sich bekehren, zuerst oft so schwer wird: in eigenen freien Worten vor Gott, dem Vater, auszudrücken. was das Herz bewegt, ohne an eine bestimmte Fassung von Gebetsworten, an Formeln, an Gebetbücher gebunden zu sein. Das ist unser Vorrecht, das Kindesvorrecht.

Ich möchte nicht näher auf die einzelnen Bitten eingehen, um zu zeigen, daß sie nicht unserer jetzigen Stellung entsprechen - so schön sie auch sind, so köstlich umfassend alles, was den Jüngern damals wichtig sein mußte um ihrer eigentümlichen Stellung willen, in der sie sich bewußt waren, recht beten lernen zu müssen („HErr, lehre uns beten!“) - waren sie doch nicht mehr allein auf alttestamentlichem Boden, da der Messias gekommen war und die Aufrichtung Seines Reiches nahe schien, und dennoch auch noch nicht auf dem des Reiches in Herrlichkeit.

Aber, wer seine neutestamentliche Stellung auf Grund der himmlischen Berufung (Eph. 1 u. 2!) und die ihm zuteil gewordenen Vorrechte betrachtet und vergleicht mit den einzelnen Bitten des „Vaterunsers“, der muß, wenn er nicht durch falsche Belehrung verbildet und voreingenommen ist, zu dem Ergebnis kommen, daß ihm dies Gebet nicht als Mustergebet gegeben ist. Nur eines für vieles führe ich an, um dies zu zeigen. Vergleichen wir unsere Stellung zur Vergebung der Sünden, „deren Gott nie mehr gedenkt“ (Hebr. 10), mit der Bitte: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben“ (Matth. 6,12)! Möchten wir nicht ein größeres Maß von Vergebung erlangen als das ist, in welchem wir denen vergeben, die uns gegenüber Schuldner sind? Und haben wir nicht längst durch den Glauben an Christi Blut eine unendlich herrlichere, volle Vergebung?! Und ist uns ferner für die Übertretungen, die nach unserer Bekehrung noch vorkommen, nicht gesagt, auf welchem Wege wir dafür Vergebung erlangen? Denken wir an die Fußwaschung (Joh. 13) sowie an 1. Joh. 1,9 u. 2,1! (Vgl. hierzu z. B. „G. H.“, Jahrbuch III, Frage 33 u. 34; und zu ersterer Jahrbuch V, Frage 27!) Aber auf dem Boden der irdischen Berufung hat diese Bitte volle Berechtigung. Und so ist es mit all diesen in dieser Hinsicht so kostbaren Bitten des „ Vaterunsers“.

Ich verstehe wohl, daß es manchem einfältigen Gläubigen ein gewisser Schmerz ist, wenn er in freieren Kreisen dies ihm so teure Gebet nicht hört, aber wer es lernt, „das Wort recht zu teilen“ (2. Tim. 2,15), der läßt dies Gebet da, wo es hingehört. Deshalb kann man sich dennoch von Herzen daran freuen und darüber forschen, enthält es doch dem heiligen Munde unseres geliebten HErrn

entflossene kostbare Belehrungen und Unterweisungen.

Wo wir, die wir in dieser Weise über das „Vaterunser“ denken, aber einmal irgendwann in die Lage kommen, es mitbeten zu müssen, da können wir es aus ganzem Herzen „im Geist und in der Wahrheit“ tun, wenngleich unsere nächste Erwartung die des wiederkommenden HErrn ist und nicht die des Königreichs Jesu Christi. Wenn auch wir uns freuen auf den Anbruch dieses Reichs und der glorreichen Königsherrschaft des Messias, so ist unsere Erwartung der Aufgang des „Morgensterns“ (Offenb. 22,16), und wir beten täglich - und möchte jeder gläubige Leser dieses Blattes es treulich tun! -: „Amen, komm, Herr Jesu.“ (Offenb. 22,20.)

F. K. (z. Zt. b. Mil.).

Anmerkung der Schriftleitung

Hatten die Jünger nicht vorher schon gebetet? Was bewegte sie, den HErrn jetzt zu bitten, sie beten zu lehren? Neues Licht, wunderbare Dinge hatte der HErr über den Vater enthüllt (Matth. 5 u. 6), darum wünschten sie Anleitung, wie sie dem neuen Lichte gemäß zu beten hätten. Paßte es z. B. jetzt für sie, Gott anzureden, wie es einst Jakob tat: „Gott meines Vaters Abraham usw.“ (1. Mose 32,9); oder wie es Salomo tat: „Gepriesen sei Jehova, der Gott Israels usw.“ (1. Kön. 8,15)? Sie empfanden es, daß eine Vermehrung des Lichtes oder eine Veränderung der Wege Gottes auch ihr Gebet berühren mußte. Und es kann gar nicht anders sein, denn unsere Gebete müssen in Übereinstimmung mit dem geschenkten Lichte und dem Walten Gottes sein. Das ihnen damals vom HErrn gegebene Gebet enthielt in Vollkommenheit das, was sie beten sollten in ihrem derzeitigen Stande, nach ihrem damaligen Lichte und den damaligen Wegen Gottes. Die Frage ist nicht, ob jemand die Bitten heute nicht beten darf, sondern vielmehr, ob das Gebet uns (für das gegenwärtige Zeitalter) zum Gebrauch gegeben ist und ob es der heutigen Berufung und Stellung der Gläubigen entspricht. Und da stimmen auch wir den Antworten der Brüder bei, daß es nicht allen Menschen, nicht für alle Zeiten, nicht für ein gemeinsames Zusammenbeten (Matth. 6,6), nicht für uns (die Gemeinde) gegeben ist. Wir gehören einem ganz anderen und neuen Zeitalter an, welches an jenem Tage noch verborgen war.

Wie gesagt: Es war die Anleitung des HErrn zum Gebet für die Jünger in ihrem damaligen Stande als gläubige Juden in der Zeit vor dem vollendeten Werke auf Golgatha, ein Gebet vor dem Tode, vor der Auferstehung des HErrn und vor der Ausgießung des Heiligen Geistes.

Deshalb fehlt auch jede Erwähnung sowohl der Erlösung im Blute Christi wie auch des Namens unseres Herrn Jesus Christus, die die Grundlagen für unsere Gebete jetzt sind, wenn wir uns Gott nahen. Gewiß waren die Jünger wahrhaft gläubig an Ihn, aber als Juden, für welche die Versöhnung noch zukünftig war und die den Heiligen Geist noch nicht empfangen hatten; diesen sagt der HErr, „betet ihr nun also: usw.“. Das Gebet entsprach ihrer damaligen Stellung, aber nicht ihrer späteren, als sie durch die Taufe des Heiligen Geistes Glieder Seines „Leibes“ geworden waren.

Mit der Erlösung auf Golgatha, der Auferstehung Christi und Ausgießung des Heiligen Geistes brach ein neues Zeitalter, ein ganz neuer Tag in den Verwaltungswegen Gottes an: die Gemeinde - der „Leib Christi“ - nahm seinen Anfang. Der Heilige Geist hatte Wohnung in den Gläubigen genommen und leitete sie nun in die ganze Wahrheit. Von diesem Tage spricht der HErr, als Er sagt: „Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in Meinem Namen ... an jenem Tage werdet ihr bitten in Meinem Namen.“

(Joh. 16,23.24.26.) Was heißt das? Denselben Jüngern, denen Er einst das „Vaterunser“ gab, sagt Er, daß sie bis jetzt nichts in Seinem Namen gebeten hatten (so oft sie auch das „Vaterunser“ mochten gebetet haben) und belehrt sie dann weiter, daß jener neue Tag auch einen Wechsel, eine Veränderung in ihren Gebeten bringen würde: sie würden an jenem Tage bitten in Seinem Namen. Das Gebet „in Seinem Namen“ schließt Lebenseinheit mit Christo in sich - das „Abba Vater“ im Geiste der Sohnschaft -, und dies war nicht möglich vor dem Kreuze Christi (Gal. 4,6).

Welch ein Unterschied zwischen damals und jetzt, zwischen vor und nach der Vollendung des Werkes Christi - zwischen irdischen und himmlischen Segnungen! Wir sind jetzt Priester, die durch Sein Blut mit Freimütigkeit in das Heiligtum treten, Ihn anzubeten in Geist und Wahrheit; die die Lobopfer bringen nach dem Wirken des Heiligen Geistes in uns, aber nicht das „Vaterunser“ wie die Jünger in der Zeit, als der Vorhang noch nicht zerrissen war und sie noch nicht durch das kostbare Blut Jesu in das Heiligtum treten konnten. Wir finden deshalb auch nirgends in der Schrift, daß der Gemeinde gesagt wird, das „Vaterunser“ zu beten, noch finden wir eine Erwähnung oder auch nur einen Anhalt dafür, daß es von den Gläubigen gebetet wurde; ihnen wurde vielmehr gesagt, ihre „Anliegen“ vor Gott „kund“ werden zu lassen (Phil. 4,6), und sie wurden ermahnt zur „Danksagung“ in ihren Gebeten und zur „Fürbitte“ usw., welches alles der HErr Seine Jünger damals nicht lehrte (Eph. 5,20; Kol. 4,2; 1. Thess. 5,17.18; 1. Tim. 2,1.2).

Manche sagen: „Aber der HErr hat Selbst gesagt, so zu beten.“ Gewiß, aber der HErr sagte auch Selbst, nicht zu den Nationen zu gehen noch zu den Samaritern u. a. m. Sehen wir nicht bei solchen Worten sofort, daß sie sich nur auf jene Zeitperiode des Waltens Gottes in Verbindung mit Israel beziehen, warum fällt es manchem so schwer, dasselbe zu sehen in bezug auf das Gebet für die Jünger, welches übrigens in der Schrift nie „das Gebet des HErrn“ genannt wird? So köstlich und belehrend auch dasselbe für uns heute noch ist, so bleibt es doch das Gebet für die Jünger jener Schlußtage der Verwaltung Gottes vor dem Kreuze auf Golgatha, aber nie ist es uns gegeben, die wir den Heiligen Geist empfangen haben. Uns wird gesagt, zu beten „im Heiligen Geist“! (Eph. 6,18; Judas 20.) Der HErr mehre uns das Verständnis dafür.

*

Obgleich uns nur ein sehr beschränkter Raum zur Verfügung steht, gaben wir doch dieser Frage einen größeren Platz, weil sie für viele Kinder Gottes von Bedeutung ist.

Frage 8

Ist das sogen. Hellsehen etwas ähnliches wie das Wahrsagen in Apgesch. 16,16ff.? Wie haben wir Gläubigen heute uns solchen und ähnlichen Erscheinungen der Gegenwart gegenüber zu verhalten?

Antwort

1. Wenn die erste Frage klar ist, dann ist auch die zweite beAntwortet. Das Verhalten Jesu Mark. 1,34; 3,12; Luk. 4,35 zeigt, daß Er die Wahrheit, von Dämonen ausgesprochen, nicht will; das gleiche zeigt der Apostel Paulus. Die Wahrheit von dem Wahrsagergeist war ihm eine Pein; und die Gläubigen zu Ephesus haben sich öffentlich von dieser vorwitzigen Kunst losgesagt (Apgesch. 16,16ff.; 19,19).

Wohin gehört nun das sogen. Hellsehen, der Somnambulismus, ist er etwas ähnliches wie das Wahrsagen?

a) Beim Wahrsagen ist die Rede von einem Geist (Dämon); ist das auch bei den Somnambulen so? Meist sind krankhafte Menschen mit zerrütteten Nerven hellsehend oder somnambul. In J. Kerners Buch „Die Seherin von Prevorst“ schreibt der Verfasser auf dem Titel über das Hereinragen einer Geisterwelt in die unsere, und da steht Seite 70: „Man kam auf den Gedanken, dämonische Einflüsse durch Gebet aus ihr zu treiben. Von dort an war ihr alles gleichgültig, was man mit ihr anfing, sie wurde wie verstockt.“ Der Geist Jesu Christi macht niemand verstockt! Eine andere Probe aus demselben Buche, Seite 269: „So hat das Zeitmaß des Hellsehens Analogie mit uralten Zahlensystemen, namentlich mit den Zahlen, die in den Büchern Mosis so oft vorkommen und, auf religiöse Gegenstände angewandt, als heilige Zahlen erscheinen, z. B. 3, 7, 40; ferner Ähnlichkeit, mit denen die Propheten die Zukunft verkündigen, wie z. B. die mystische Zeitrechnung Daniels von den 70 Wochen. So sehen wir im höchsten Altertum namentlich astronomische Arbeiten, denen nur aus den tiefsten Naturverhältnissen entlehnte Zahlen, wie wir sie im magnetischen Schauen (Hellsehen) finden, zugrunde liegen ... So schreibt sich jene Lehre der alten Magie offenbar von einer Urzeit her, wo der Geist des Menschen (im Heidentum [von mir]) noch mehr dem Mittelpunkt jener Kreise zugerückt war. Daher, wie bei Magnetischem, in dieser alten Magie die Erkenntnis der Zeit und Zahl, Wert und Kraft des Gebets (das verstockt! [von mir]) und des lebendigen Wortes“ (d. h. die Kraft der Worte durch Sympathie, Zauberei u. dgl.).

b) Was finden wir nun in der Heiligen Schrift über diese Dinge? Sie sind alle genannt, „dem HErrn ein Greuel“ (5. Mose 18,10-12) und mit Todesstrafe belegt (2. Mose 22,18), solche sollen aus dem Volk ausgerottet werden (3. Mose 20,6.27).

Nach der Heiligen Schrift können wir diese Erscheinungen wie folgt bezeichnen: 1. Zauberei; 2. Wahrsagerei (Hellsehen, Somnambulismus), dies sind zwei Gebiete dämonischer und schwarzer Kunst; vgl. Apgesch. 8,9.21-23. Zauberei schließt neben dämonischen Kräften und Wirkungen auch allerlei Kunststücke und Gaukelspielerei in sich. Wahrsagen, Hellsehen, dämonisch weissagen (falsche Propheten) legen sich mehr auf verborgene und zukünftige Dinge und dienen mehr dem Aberglauben und der Neugierde als dem Glauben an Gott. In beiden findet sich wahrhaftiges Geschehen und Vorhersehen neben Gaukelspiel und falscher Prophetie. Vgl. Matth. 8,29; Mark. 3,11; Luk. 4,41; Apgesch. 8,9.10; 19,19; Dan. 2,9.

Der Satan verstellt sich auch in einen Engel des Lichts, und so auch seine Diener (2. Kor. 11,13-15), zu dem Zweck, um so besser zu verführen; vgl. 2. Mose 7,11.22; 8,3; 2. Tim. 3,8. Daher wird auch bei den Zaubersprüchen der Name Gottes und unseres Herrn Jesus Christus mißbraucht. Der sel. Blumhardt schreibt: „Wer sich mit Zauberei, Sympathie (Brauchen) und dergleichen abgibt, gerät in dämonische Verstrickungen, aus denen es oft schwer ist wieder herauszukommen.“

Folgende Zusammenstellung nach der Heiligen Schrift über diese Sachen möge zur Orientierung dienen.

1. Zauberei. 2. Mose 7,11.22; 8,3; 4. Mose 24,1; 31,16; Offenb. 2,14; Ps. 58,5; Micha 5,11; 2. Mose 22,18; 3. Mose 20,6.27; Mal. 3,5; Apgesch. 13,6; Offenb.21,8; 22,15.

Zu diesem Gebiet gehören:

Zu diesem Gebiet gehören:

Tagewähler und die auf Vogelgeschrei achten: 3. Mose 19,26; 5. Mose 18,10.

Zeichendeuter: 3. Mose 20,6.27; 5. Mose 18,11; 3. Mose 19,31. (Kartenschläger.)

Sternseher, Magier: Dan. 2,2; Jes. 47,13. (Matth. 2,1.2ff. gehört nicht hierher. Die Weisen, die jedenfalls Kenntnis der Weissagung Bileams hatten (4. Mose24,17), wurden von Gott auf das Erscheinen des Sternes aufmerksam gemacht.)

Die Weisen (Mystiker): Dan. 2,2.9.14.27; 4,5.18; 5,7.8; 1. Mose 41,8; 2. Mose 7,11.

Die Totenbefrager, Spiritismus, Okkultismus: 5. Mose 18,11; 1. Sam. 28,11; Jes.8,19.

Die Beschwörer, Sympathie, Brauchen und dergl.: 5. Mose 18,10; Apgesch. 13,4ff.; 2. Mose 7,11; Apgesch. 19,13.

Bauchredner: Jes. 29,4.

Vorwitzige Kunst: Apgesch. 19,19.

2. Wahrsager, falsche Propheten und Besessene: 4. Mose 22,5.7; 24,1; 3. Mose 19,31; Jes. 44,25; Apgesch. 16,16; 5. Mose 18,10; Matth. 8,29; Mark. 3,11; Luk. 4,41; Jer. 29,8; Sach. 10,2; 1. Chron. 10,13.14; 1. Sam. 28,7.8; Apgesch. 16,16; Hesek. 21,26.27.

Auch Erscheinungen in der sogenannten Pfingstbewegung, die als unbiblisch abzulehnen ist, sind dahin zu rechnen.Vgl. Matth. 24,5.11.24; 2. Thess. 2,10-12, vgl. 5. Mose 13,2-4; Judä V. 11.

II. Wie haben wir Gläubigen heute uns solchen und ähnlichen Erscheinungen gegenüber zu verhalten?

Dan. 2,2.9.27; 4,5; 5,7 zeigt, daß die Sternseher, Weisen, Wahrsager und Zauberer nichts von Gottes Offenbarungen verstehen; vgl. Joh. 14,17; 1. Kor. 2,6.8.14; Joh. 4,1-3; Offenb. 16,13.14, wie auch jeder natürliche Mensch nichts vom Geiste Gottes vernimmt. Daher sind auch alle, die sich mit diesen Dingen abgeben, unbekehrte Menschen und meist Feinde des Kreuzes Christi. Vgl. Tim. 3,8; Apgesch. 19,19. Das Urteil Gottes über die Zauberer und Wahrsager (Todesstrafe und Ausrottung) zeigt zur Genüge, daß diese Dinge ungöttlich, daher dämonisch sind. Wer sich damit abgibt, ist draußen, außerhalb der Seligkeit und Herrlichkeit der Gemeinde Gottes. Offenb. 21,8; 22,15. Unser Verhalten diesen Dingen gegenüber muß also dasselbe sein, wie es Gottes Volk mit allem Satanisch-sündlich-weltlichen zu halten hat. Der HErr bewahre Sein Volk vor den kräftigen Irrtümern und Lügenwundern! Offenb. 13,2.12-14.

F. Th. H.

Ermundert einander!

1. Thess.5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Laodicäa im Lichte des Kolosserbriefes.

Viermal erwähnt Paulus in dem Briefe an die Kolosser die Gläubigen in Laodicäa. (Kol. 2,1; 4,13.15.16.) Was will uns das sagen? Geschah es nur, weil Laodicäa nahe bei Kolossä lag? Auch andere Gemeinden lagen nicht weit von Kolossä. Wenn der Apostel schreibt: „Ich will, daß ihr wisset, welch großen Kampf ich habe um euch und

die in Laodicäa“ (2,1) ... „daß niemand euch verführe“ (2,4) ... „euch als Beute wegführe“ (2,8) ... „niemand euch um den Kampfpreis bringe“ (2,18) usw., so können wir daraus vielmehr entnehmen, daß der geistliche Zustand der Gläubigen in Kolossä denen der Gläubigen in Laodicäa gleich oder ähnlich war. Dieses wird uns weiter bestätigt durch die nachdrückliche Anordnung: „Wenn der Brief bei euch gelesen ist, so machet, daß er auch in der Gemeinde der Laodicäer gelesen werde und daß auch ihr den aus Laodicäa leset“ (4,16). Die Wahrheiten also, die Paulus in diesem Briefe den Kolossern ans Herz legte, die ihrem geistlichen Zustande und den ihnen drohenden Gefahren entsprachen, paßten für die Laodicäer so, daß er ausdrücklich und ausschließlich die Weitergabe des Briefes an sie anordnete, so daß der Brief an die Kolosser zugleich auch an die Laodicäer gerichtet war, und man ihn auch den „Brief an die Laodicäer“ nennen könnte.

Viel Liebliches und Gutes war in der Mitte der Kolosser. Der Heilige Geist konnte Zeugnis geben von „ihrem Glauben in Christo Jesu“ und von ihrer „Liebe, die sie zu allen Heiligen hatten“ und von „der Hoffnung“, die für sie im Himmel war (1,4). Er berichtet auch mit Freude von ihrer „Ordnung“ und der „Festigkeit ihres Glaubens“ (2,5). Das alles war die Frucht der „Worte der Wahrheit des Evangeliums“, das zu ihnen gekommen war. Aber das Wort der „Wahrheit“ soll nicht bloß „fruchtbringend“, sondern auch „wachsend“ sein (1,6). Was sie jetzt nötig hatten, war, „erfüllt zu werden mit der Erkenntnis Seines Willens“, um zu „wachsen durch die Erkenntnis Gottes“ (1,9.10) ... „zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes“ (2,2). -

Die Wahrheit - die wunderbare Tatsache, daß sie mit Christo, dem Haupte im Himmel, vereint waren, wird nun vor ihre Seelen gestellt (1,18). In dieser Wahrheit lag ihre Bewahrung vor den Gefahren der „Philosophie“, der „Überlieferungen“ und der „Menschensatzungen“. Was hatten sie mit den Dingen des Fleisches und der Welt zu tun? Wenn das Haupt nicht zur Welt gehörte, dann doch auch der Leib nicht. Konnte etwas von der Welt dem Leibe des himmlischen Hauptes zur Auferbauung dienen? Waren sie durch das Kreuz Christi nicht den Elementen der Welt gestorben? (2,20.) Was hatten sie dann mit der Philosophie und den Überlieferungen der Menschen zu tun? Mit diesen Dingen der Welt und des Fleisches sich einzulassen hieß „das Haupt nicht festhalten“ (2,19). Die Folge mußte „Aufgeblasenheit“ sein, wie wir es später in Laodicäa finden. (Offb. 3,17.) Alles, was wir als Glieder des Leibes Christi für unser Wachstum brauchen, muß vom Haupte (Christus) ausgehen. Nur vom Haupte aus„empfängt“ - und darf Sein Leib „Darreichung“ empfangen, wenn er „das Wachstum Gottes“ wachsen soll (2,19); aber die Dinge der Welt und des Fleisches können „das Wachstum Gottes“ nicht fördern, sie können uns nur von Christo weg und zum Wesen der Menschen und der Welt zurückführen.

Der HErr sagt uns gerade das, was wir brauchen. Er sieht die Angriffe des Feindes und die Gefahren im voraus (wenn sie auch für uns noch in der Ferne liegen). So war es bei den Kolossern und

Laodicäern. Der HErr lobt manches, aber Er sieht: Gefahr ist im Anzuge. Seine Belehrungen sollen sie bewahren, nicht in die Schlinge des Feindes zu gehen. Wie groß ist Seine Sorge um uns! Beide, die Kolosser und die Laodicäer, empfingen die gleichen Wahrheiten, aber die Wirkung war ganz verschieden. Was wird die Wirkung dieser Wahrheit auf dich sein, lieber Leser? Wenn du diese Unterweisungen Seines Geistes nicht im Glauben annimmst und verwirklichst, so wirst du den Schlingen des Feindes (Philosophie, Überlieferungen, Menschensatzungen usw.) nicht entgehen. Du wirst „als Beute weggeführt“ werden (2,8) und in Laodicäa landen. Beide Gemeinden (Kolossä und Laodicäa) sollten aus dem Briefe lernen, daß alles für sie von oben, von.dem Haupte kommen muß und nichts von der Welt noch von Menschenweisheit. Christus sollte ihnen alles sein. Aus Offb. 3 aber ersehen wir, daß die Laodicäer keinen Nutzen davon hatten. Sie gingen auf die ihnen vorgestellte Wahrheit nicht ein. Christus war ihnen nicht alles. Er stand draußen, vor der Tür. Andere Dinge, die Dinge der Menschen, waren drinnen. Und sie waren ganz zufrieden damit. So wie sie waren, so wie sie es hatten, so gefiel es ihnen. Das weitere Licht der Wahrheit, das sie vor diesem Zustande der Selbstzufriedenheit hätte bewahren können, nahmen sie nicht an. Laodicäa zeigt uns, daß, wenn wir unsere himmlische Stellung, Ihn als das „Haupt“, fahren lassen, alles dahin ist und unsere „Armut“, „Blindheit, „Blöße“ und „Schande“ sichtbar wird.

Dies sind ernste Unterweisungen. Der HErr gebe, daß wir alle sie ernst nehmen. Heute mag der HErr bei mir die Dinge finden, die Er lobend bei den Kolossern und Laodicäern als die Frucht des Evangeliums anerkannte; nehme ich aber das Wort der Wahrheit nicht in allen Teilen gehorsam an, verweigere ich z.B. das Wort: „Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (3,2), oder „halte ich nicht fest das Haupt“, so werde ich bald Dinge annehmen, die nicht von dem Haupte sind, aus welchem der ganze Leib, durch die Gelenke und Bande Darreichung empfangend und zusammengefügt, das Wachstum Gottes wächst (2,19). Das Haupt (Christus) festhalten, das heißt für mich persönlich den „eigenen Kopf“ aufgeben. Ist Er das Haupt, so muß unser Haupt fallen, wir und alles, was Fleisch ist, muß verschwinden. Dann bleibt nur Er und Er allein; dann ist Er alles, und Er allein hat zu reden, zu bestimmen, und Seinem Worte ist alles willen- und bedingungslos unterordnet.

Lassen wir die uns in Seinem Worte geschenkten Unterweisungen außer acht, so sind wir in Gefahr, in Selbstzufriedenheit den Weg von Kolossä nach Laodicäa zu gehen - lau zu werden und in den Zustand zu kommen, von dem der HErr spricht: „Ich werde dich ausspeien aus Meinem Munde!“ (Offb. 3,16.) Wie warnend und wie traurig-ernst! Das ist der letzte Bericht von einer Gemeinde von Gläubigen, denen mit so großer Sorgfall die Wahrheit des Kolosserbriefes ans Herz gelegt wurde.

„Wer ein Ohr hat zu hören, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! (Offb. 3,22.)

A. - v. d. K.

Beschäftigt mit dem HErrn.

Luk. 23; Apgesch. 7 und 8.

Die natürlichen Neigungen unserer Herzen gehen beständig hin zu den Dingen des Fleisches und nicht zu Christo. Wir alle fühlen, wie diesen entgegen der Heilige Geist in uns wirkt, uns von solchen Dingen wegzuleiten und mit Christo zu beschäftigen, und zwar nicht nur in dem persönlichen Leben

des Einzelnen, sondern auch in den Zusammenkünften der Gläubigen. Dort insonderheit soll es sichtbar sein, daß wir nicht nach Menschenweise, sondern als Gottes Gemeinde versammelt sind, in deren Mitte der Heilige Geist herrscht und nicht der Mensch. Christus muß vor unseren Augen stehen und Herz und Seele füllen; dann hat der Mensch, und was von ihm ist, keinen Wert und keine Anziehungskraft mehr für uns. Einige Schriftstellen mögen uns dieses zeigen.

In Luk. 23 finden wir einen Menschen, dessen Leben so schlecht war, daß es auf dem Richtplatz endete. Was uns aber auffällt, ist, daß der Haß und der Abscheu der Menschen sich nicht gegen ihn richtet, sondern gegen den an seiner Seite. Das Geschrei dort galt nicht dem Mörder, sondern Christus. Alle Verachtung und aller Hohn wurde über den geschüttet, der in der Mitte hing, der ihnen aber nur Liebe erwiesen und wohlgetan hatte. Niemand trat für Ihn ein. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste. Pilatus, die Hohenpriester, das Volk - alle standen wider Christus. Auch der Übeltäter gehörte (wie uns Matthäus berichtet) im Anfang zu Seinen Lästerern. Aber da kam ein Augenblick, wo seine Seele von Ihm ergriffen wurd,. der an seiner Seite hing. Ein Werk Gottes geht in ihm vor. Der, gegen den alle waren, für den niemand eintrat, der fesselt seinen Sinn, und Ihm wendet sich sein Herz zu. Seine Gedanken beschäftigen sich mit Ihm. Er denkt an Sein Leben, und er spricht: „Dieser hat nichts Ungeziemendes getan!“ Er denkt an das, was nach dem Tode sein Teil sein wird, und er, der Übeltäter, wünscht bei Ihm zu sein, und er bittet: „Gedenke meiner, HErr, wenn Du in Dein Reich kommst!“ Und viel mehr, als er erbeten und erdacht hatte, gibt der HErr ihm.

Wir wenden uns zu einer anderen Schriftstelle: Stephanus in Apgesch. 7. Hier ist wieder ein Mann, der zum Tode verurteilt ist; aber aus ganz anderen Ursachen. Er ist kein Übeltäter - er ist ein Märtyrer um Jesu willen. Er hatte den HErrn bekannt, und die Welt macht mit ihm, was sie mit Dem machte, den er bekannt hatte. Es war eine gewaltige Stunde! Denken wir nicht manchmal: Was würden wir tun, wenn wir in solcher Lage wären? Sieh hier einen Mann, in dessen Herzen Christus ist, der in Ihm, Seinem HErrn, aufgeht. So wie der sterbende Übeltäter auf nichts mehr achtete, was um ihn herum vorging, so war es auch mit Stephanus. Wer vermag zu sagen, was es für das Herz des Übeltäters war, als der HErr zu ihm sagte: „Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein!“ Und wer kann sagen, was es für Stephanus war, als er in die geöffneten Himmel schaute und die Herrlichkeit Gottes sah und Jesus stehend zu seiner Rechten! Welch ein Kontrast zu dem, was um ihn herum verging. Er blickt unverwandt gen Himmel. Er ist ein Verworfener, wie sein Meister es war. Sie konnten ihm nicht mehr tun, als sie Ihm getan hatten. Seine Augen aber sehen nicht die ausgestreckten Arme, sehen nicht die Wut der Feinde, sondern Den, der zur Rechten Gottes ist. In der Kraft des Heiligen Geistes sieht er Ihn im Himmel, und alles, was Menschen sind und tun, entschwindet seinem Blick. Er schaut die Herrlichkeit des HErrn und wird verwandelt in das Bild Jesu. (2. Kor. 3,18.) Er betet: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“, kniet nieder und ruft mit lauter Stimme: „HErr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ Da war keine Beschäftigung mit dem ersten Menschen. Christus erfüllte seine Seele, und Christus wurde sichtbar.

Wir wenden uns einer anderen Schriftstelle zu (Apgesch. 8). Der Kämmerer kam aus fernen Landen. Er sitzt in seinem Wagen und liest den Propheten Jesaja. Er versteht nicht, was er liest, aber der Geist Gottes wirkt in ihm. Seine Seele ist beschäftigt mit Dem, der in dieser Welt nichts für Sich in Anspruch nahm, Seine Rechte nicht behauptete, sondern wie ein Schaf Sich zur Schlachtung führen ließ und Seinen Mund nicht auftat vor Seinen Scheren. - „Sein Leben wird von der Erde weggenommen“, bis hierher hatte er gelesen, als Philippus sich ihm anschloß. Der eine Gedanke, der seine Seele erfüllt, kommt über seine Lippen: Wer ist das? „Von wem sagt der Prophet dieses?“

seine Seele erfüllt, kommt über seine Lippen: Wer ist das? „Von wem sagt der Prophet dieses?“ Philippus kann ihm Antwort Geben. „Von dieser Schriftstelle anfangend, verkündigte er ihm das Evangelium von Jesu.“ Mehr wird uns nicht gesagt. Aber das erste Wort, das uns hierauf von dem Kämmerer mitgeteilt wird, ist sehr bezeichnend: „Siehe, da ist Wasser, was hindert mich, getauft zu werden?“ Im Glauben hat er die frohe Botschaft angenommen und es erfaßt: „Ist Sein Leben von der Erde weggenommen, so ist auch mein Leben als Mensch im Fleische von der Erde weggenommen.“

Er ist ein Mensch in Christo. Christi Tod ist sein Tod. Er ist „mit Ihm gestorben“. - Wohl war er einst tot in Sünden - (wie alle übrigen gestorben und im Tode liegend) aber er war nicht „mit Christo gestorben“ -, und wie konnte er, ohne mit Christo gestorben zu sein, „mit Ihm begraben“ werden? Jetzt war es anders. Kein Hindernis war mehr da. „Was hindert mich, getauft zu werden?“ Er wußte sich durch den Glauben „mit Christo gestorben“ und wünschte jetzt auch „mit Christo begraben“ zu werden „durch die Taufe“ (Röm. 6,4). Sein Leben war nicht mehr das des Menschen im Fleische, das Leben hatte sein Ende gefunden. Sein Leben von nun an war das Leben jenseits des Grabes - Christus! Er ist ihm alles - Er füllte sein Herz und sein Leben aus, und er zieht „seinen Weg mit Freuden“.

Laßt uns noch kurz auf Saulus blicken (Apgesch. 9). Er wandelt mit einem guten Gewissen vor Gott, in bitterer Feindschaft gegen Christus, und er glaubt, damit Gott einen Dienst zu tun (Apgesch. 23,1; 26,9). So geht er nach Damaskus, um die Heiligen zu verfolgen. Da umstrahlt ihn plötzlich das Licht vom Himmel, das den Glanz der Sonne überstrahlt, und streckt ihn zu Boden. Es ist das Licht der Herrlichkeit Gottes im Angesichte Christi (2. Kor. 4,6). Diesem Lichte kann er nicht ausweichen. Der Kämmerer wurde überwältigt durch den Anblick Jesu in Niedrigkeit, Saulus dagegen durch den Glanz Seiner Herrlichkeit, aber die gleiche Frage kommt über seine Lippen: „Wer bist Du, HErr?“ Und er empfängt die gleiche Antwort: Jesus. „Ich bin Jesus!“ Er, der wunderbare Heiland, erfüllt sein Herz. Alles, was ihm zuvor Gewinn war, achtet er jetzt als Verlust - als Kot, nur um Christus zu gewinnen. So geht sein Herz in Ihm auf, daß nur ein Ton in seiner Seele klingt: Christus! „Nicht mehr lebe ich ... Christus ...!“ (Gal. 2,20.) Diese Wirkung wird auch heute noch sichtbar! Wenn der Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes im Angesichte Christi in ein Herz leuchtet, so strahlt er von dort wieder heraus. Das Gefäß, welches diesen Schatz trägt, ist irden (2. Kor. 4,7). Ein solches Gefäß war Paulus, ein Gefäß, allenthalben bedrängt, aber durch Gottes Kraft aufrecht erhalten. Sie versuchten Paulus zu steinigen, so wie sie Stephanus steinigten, aber der HErr bewahrte das Gefäß. Er wollte uns durch dieses Gefäß den Schatz übermitteln. Ein Stein hätte das Gefäß zertrümmern können, aber sie konnten es nicht, weil Gott es noch gebrauchen wollte. Und nicht nur einzeln sind die Heiligen solche Gefäße, sondern auch die Gemeinde ist das Gefäß des Lichtes der Herrlichkeit Gottes.

Möchten diese Beispiele uns ermutigen, uns mehr mit Ihm zu beschäftigen, Fleisch und Welt werden dann unseren Blicken entschwinden, Christus aber wird unser Herz füllen, und Strahlen Seines Bildes werden auch aus uns hervorleuchten.

R. - v. d. K.

 

 

Gedanken über Gal. 5,22.

III.

Noch einmal möchte ich das kostbare Schriftwort betrachten, das da lautet: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit (Gutheit), Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit (Selbstbeherrschung)“, und ich füge heute V. 23 an: „Wider dergleichen gibt es kein Gesetz.“

Das letzte Mal habe ich zu zeigen versucht, wie in uns Wiedergeborenen diese „Frucht“ als Ganzes vorhanden ist, und daß sie in ihrer Fülle eine vollkommene Darstellung dessen ist, in dem die Frucht des Geistes hienieden zu sehen ist: des Sohnes Gottes in Seiner Menschheit.

Es handelt sich, wie ich nachwies, bei uns nicht um die Hervorbringung einzelner „Früchte“ des Geistes, wovon die Schrift nirgends redet, sondern um eine immer völligere Darstellung der ganzen ungeteilten Frucht des Geistes, deren einzelne Merkmale, Teile, Stücke bald mehr, bald minder augenfällig sein mögen, die aber alle insgesamt in uns vorhanden sind, in uns, die wir durch den Geist das Leben haben (V. 25). Wir können auch nur durch Ihn in diesem neuen fruchtbringenden Leben wandeln (Joh. 12,24; 15,5.8.16 u. a.), und je treuer wir sind in der Abhängigkeit von Ihm: im Vertrauen auf Ihn wie im Gehorsam gegen Seine Stimme, desto mehr Frucht des Geistes tragen wir in unserem praktischen Wandel. Da heißt's vorsichtig sein, um den Geist nicht zu betrüben (Eph. 4,30), und wenn es geschah, uns gleich wiederherstellen zu lassen nach 1. Joh. 1,9, da heißt‘s aber vor allem auch, täglich und reichlich durch das Anschauen der Herrlichkeit des HErrn Selbst uns in Sein Bild verwandeln zu lassen, was allein der Geist tut, was ja auch in Hinsicht auf uns Sein vornehmstes Geschäfte ist. (2. Kor. 3,18; vgl. Joh. 16,13-15.)

Aber - und das ist der Grund, weswegen ich heute V. 23 anfügte! - es handelt sich um ein organisches geistliches Wachstum bei uns, das von innen heraus mittels des Geistes geschieht, nicht etwa um ein gesetzliches Herausarbeiten des Bildes Christi in und an uns, das wir zu tun hätten. Das zu betonen halte ich deshalb für so sehr wichtig, weil unter den Gläubigen je und dann Strömungen sich breitmachen, die das Gesetz in irgend einer Form und mit irgendwelchen Folgerungen und Forderungen, nur nicht geistlicher Art, dem Wiedergeborenen auferlegen.

Gegen alle solche gesetzlichen Bestrebungen, wes Inhalts sie auch immer seien - ob es sich nun um das Beobachten von Tagen, Festen, auch des Sabbats, oder das Verbot gewisser Speise oder das Tragen bestimmter Kleidung oder was auch immer dreht, was als Beweis wahren Christentums hingestellt wird seitens der Gesetzesmenschen -, gegen alles Derartige steht der Galaterbrief im schärfsten Gegensatz. Er zeigt uns, wie und warum das Gesetz nur dem Menschen im Fleisch gegeben ist - und zwar als „unser Erzieher (,Zuchtmeister') auf Christus hin“ (3,24) -, wie ferner nach Christi Tod und Auferstehung das Gesetz weder in seinen alttestamentlichen Satzungen noch in irgendwelchen neuen Forderungen von Gläubigen heute, seien es scheinbar noch so erkenntnisreiche Brüder und Schwestern - mögen sie sich hüten vor dem Urteil der Schrift, z. B. Gal. 2,4; 5,7-10! -, irgend eine Berechtigung habe. Er beweist, daß die an Christus Glaubenden vielmehr dem Gesetz gestorben sind, und zwar durch das den Tod des Übertreters fordernde Gesetz selbst (2,19-21) - eine Forderung, die der HErr stellvertretend für uns erfüllte in Seinem Tode am Fluchholz (3,11-14). Nun lebt der Gläubige in Freiheit von der Forderung des Gesetzes, er ist „für die Freiheit freigemacht“ (5,1).

Diese Freiheit nun wurde damals, als der Brief gerade deshalb geschrieben werden mußte, sowie auch heute, von vielen, die das Recht und die Herrlichkeit derselben nicht erkannt haben oder nicht

erkennen wollen - da dann der Selbstruhm des Fleisches hinfällt! -, als bedenklich und gefährlich angesehen, die in ihr Lebenden wurden und werden verdächtigt, sie zu mißbrauchen, und darum werden Versuche gemacht, sie hier und da in die Joche menschlicher Gesetzessorderungen einzuspannen - Versuche, die bei den Schwachen der Herde naturgemäß am ehesten Erfolg haben. Und so entstehen dann solche Karikaturen von Christentum, wo Dinge wie Handarbeit-Machen, Musizieren usw., aber auch weit ernstere, z. B. die eheliche Gemeinschaft oder gar das Heiraten, das Essen und Trinken (vgl. 1. Tim. 4,2.3!) u. a., unter die be- und verurteilende Prüfung solcher unfreien, vielmehr selbst gesetzlich gebundenen und darum andere bindenden Gläubigen gestellt werden. Es sind das Gläubige, die den Galaterbrief noch nie verstanden und die Haushaltung des Gesetzes und Fleisches noch nicht von der der Gnade und des Geistes zu unterscheiden gelernt haben. Wie ernst und traurig ist dies! Es spielt heute leider eine große Rolle unter dem Volke Gottes.

Angesichts nun der von Paulus verkündigten (Geistes-)Freiheit vom Gesetz wird und wurde damals den Gläubigen vorgeworfen, sie lebten nicht nach dem im Alten Testament geoffenbarten Willen Gottes, sie wandelten vielmehr leichtfertig und oberflächlich. Gegen diesen Vorwurf wendet sich Paulus im fünften Kapitel von V. 13 ab und zeigt in diesem Zusammenhange, welch hoher Unterschied zwischen den auch ohne Gesetz offenbaren „Werken des Fleisches“ (5,19-21), die unter der Beurteilung des Gesetzes liegen (1. Tim. 1,8-10), und der herrlichen „Frucht des Geistes“ besteht, wider die es kein Gesetz gibt, weder in beurteilender oder gar strafender noch auch anerkennender Anwendung. Das Leben des Gotteskindes, das neue Leben (aus Gott) untersteht in keiner Hinsicht dem Gesetz. Wenn der Gläubige wirklich „vom Geist geleitet“ wird (V. 18!), dann kann sein Leben natürlich nicht im Gegensatz zum Wesen des alttestamentlichen Gesetzes stehen, aber nicht das ist die Hauptsache - vielmehr ist das Gesetz gar nicht als Maßstab anzulegen! (V. 18) -, sondern daß sein Leben eine Darstellung Dessen ist, der hienieden „des Gesetzes Erfüllung, Vollendung“ war: Christi Jesu Selbst - kurz, daß „die Frucht des Geistes“ in immer vollkommenerem Maße in Erscheinung tritt, durch den Geist Selbst hervorgebracht in uns, die wir das Fleisch gekreuzigt haben, und darum von diesem und dem dieses beherrschenden Gesetz nicht mehr regiert werden (V. 24). Damit ist der Leichtfertigkeit aber auch der Boden entzogen - ja, die Freiheit des Geistes ist keine Leichtfertigkeit, sondern eine erhabene Gebundenheit an den HErrn und Seine Stimme1, aber nicht, weil das Gesetz Gottes oder eines Menschen es sagt, sondern weil der Geist uns so und nicht anders leitet und weil nur, wenn wir uns leiten lassen und Ihm in Verbindung mit dem Worte Gottes gehorsam sind, die herrliche „Frucht des Geistes“ hervorstrahlt, zu Seiner Ehre.

1

Vgl. z.B. Joh. 10,27; 14,20ff.; Röm. 13 u. 14; 1. Kor. 6,12 u. 10,23.24.31 u. a. Darüber, so der HErr will, ein andermal! (F. K.)

Darauf nun noch im einzelnen einzugehen führt zu weit. Hier genüge zum Schluß der Hinweis, daß uns in dem ersten Stück der Frucht des Geistes, der Liebe, der wunderbare neue Weg des Geistgezeugten und durch den Geist Wandelnden gezeigt ist. Der alttestamentliche Gesetzesweg forderte die Liebe - das Wesen des rechtverstandenen Gesetzes ist ja überhaupt die Liebe, vgl. u. a. Gal. 5,13; Röm. 13,10! -, ohne die Fähigkeit zu geben, sie auszuüben.

Wenn wir von den alttestamentlichen Glaubensmenschen absehen, die von Jehova in besonderer Weise begabt und befähigt waren, so gab es keinen Menschen, so treu und untadelig er auch im Gesetz wandelte, der echte Liebe, noch dazu um ihrer selbst willen, betätigt hätte. Wir sehen das klar z. B. in Luk. 10,25ff.; Luk. 18,18ff. u. a. oder auch an Pauli Leben vor seiner Damaskusstunde. Welch ein Gegensatz dazu unser Wort Gal. 5,22! Da ist Liebe vorhanden, nicht weil sie da sein soll („Du sollst lieben“ usw.! 3. Mose 19,18; 5. Mose 6,5 usw.), sondern weil der Geist, die Quelle des neuen Lebens, des Lebens aus Gott, der „die Liebe“ ist, sie hervorbringt, und nicht nur sie, sondern mit ihr

Lebens, des Lebens aus Gott, der „die Liebe“ ist, sie hervorbringt, und nicht nur sie, sondern mit ihr in untrennbarem Ganzen alle die kostbaren Tugenden Christi (vgl. 1. Petri 2,9 u. 2. Petri 1,3ff. oder 1. Kor. 13 u. a.), die unserem Leben einen Inhalt, einen Zweck, eine Schönheit verleihen, die unter der Fleisches- und Gesetzeshaushaltung stets unmöglich war (vgl. Röm. 8!).

Wie kostbar, sich nicht anstrengen zu müssen, um zu lieben usw. oder sanftmütig, treu zu sein oder etwa Selbstbeherrschung zu üben, nicht diese Dinge, diese ganze ungeteilte liebliche Frucht, in sich selbst hervorbringen zu müssen, sondern zu wissen, zu erfahren: Er bringt sie hervor! Er machte allein, Er, der das neue Leben pflanzte - Er bringt auch Wachstum und Vollendung hervor -, Er, der Geist, dessen vornehmste Tätigkeit ist, Christus zu verherrlichen und uns in Sein Bild zu verwandeln zur Ehre Gottes des Vaters! Gepriesen sei Sein Name und der unseres herrlichen Herrn Jesus!

So möge durch Gnade auch in und an uns, die wir dies lesen, mehr und mehr sichtbar werden von Ihm Selber, heller und strahlender Sein Bild hervorleuchten - mögen wir Darstellungen sein von Ihm, dem „Wort des Lebens“ (Phil. 2,16), und als angezündet von Ihm, dem „Licht der Welt“ (Joh. 8,12), selbst insgesamt das „Licht der Welt“ bilden - (Matth. 5,14-16) als solche, in welchen offenbar wird nach Gal. 5,22:

„Die Frucht des Geistes!“

F. K. (z. Zt. b. Mil.).

Geleitswort an den Leser:

Wandelt in Weisheit gegen die, welche draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend. Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen Antworten sollt. Kol. 4,5.6.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 9

Wie ist Matth. 12,31 und 32 (die Sünde wider den Heiligen Geist) zu verstehen?

Antwort A

In diesen beiden Versen sagt der Heiland, daß alle Sünde und Lästerung den Menschen vergeben wird, nur die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben, weder in dieser Welt, noch in jener. Auch das Reden wider den Sohn des Menschen wird vergeben, aber das Reden wider den Geist wird nicht vergeben. Auch in Mark. 3,28.29 und Luk. 12,10 spricht Jesus hiervon und sagt, daß auch alle Gotteslästerungen vergeben werden; ausgeschlossen von der Vergebung aber ist in dieser wie in jener Welt die Lästerung des Heiligen Geistes. Diese Schriftstellen haben viele Kinder Gottes in Not und Jammer gebracht, die oft zur Verzweiflung führten. Solche Kinder Gottes klagten sich an, die

und Jammer gebracht, die oft zur Verzweiflung führten. Solche Kinder Gottes klagten sich an, die Sünde wider den Heiligen Geist begangen zu haben, für die es nach diesem Wort Jesu ja keine Vergebung geben soll. Meistens werden solche Kinder Gottes wieder freudig und glücklich, wenn sie den Sinn dieser Worte nur einigermaßen erfassen. Oft genug kommt es vor, daß auch unklare Prediger die Sünde wider den Heiligen Geist mißbrauchen, so daß gläubige Menschen aus dem Leben der Niedergeschlagenheit, des Seufzens und Stöhnens nicht herauskommen. Beides ist nur auf eine falsche Auffassung dieser Stelle zurückzuführen. Vor allem ist hierbei festzustellen, daß es sich nicht um das Leben diesseits und jenseits des Grabes handelt, wenn Jesus von „dieser“ und „jener Welt“ spricht. Also nicht das Leben im Fleische und die Ewigkeit ist unter dieser und jener Welt zu verstehen, sondern der HErr spricht hier von zwei Äonen oder Weltzeiten, Zeitaltern, und zwar von dem damals gegenwärtigen Zeitalter des Gesetzes, in dem Jesus lebte, und dann von dem zukünftigen Zeitalter.

Die Pharisäer lästerten den Geist Gottes, weil sie ein Werk, das durch die Kraft des Heiligen Geistes geschah, auf die Gewalt des Satans zurückführten (Matth. 12,24-29). Durch die Dämonenaustreibung erwies Sich Jesus als Messias, als Gesalbter Gottes, und das Volk pries Ihn auch infolgedessen als Davidssohn (Matth. 12,23). Durch die Treibereien der Pharisäer, die genau wußten, daß Gott durch Christus solche Zeichen wirkt (Joh. 3,2), aber trotzdem alles auf den Einfluß des Satans zurückführten, wird das Volk irre an Jesus, so daß es schließlich sogar Seinen Kreuzestod fordert (Matth. 27,25) und damit den Messias verwirft, den König des Himmelreiches töten läßt. In Christus wohnte die Geistesfülle, und mit Macht von oben trat Er dem Reich des Satans gegenüber. Wenn nun die Pharisäer trotz gegenteiliger Erkenntnis die Zeichen und Wunder Christi als Machwerke Satans ausgeben, so lästern sie damit nicht nur Christum, sondern vor allem den in Christus wohnenden Heiligen Geist. Eine Lästerung des Geistes kann also nur da vorliegen, wo man ganz klare Erkenntnis von dem Wirken des Heiligen Geistes hat und wider besseres Wissen dieses Wirken auf den Einfluß des Bösen zurückführt. Wenn Pfingstleute den Pfingstgegnern den Vorwurf der Sünde wider den Heiligen Geist gemacht haben, geschah das zu Unrecht, zumal die Pfingstgegner überzeugt sind, daß der in der Pfingstbewegung in vielen Dingen hervorgetretene Geist nicht der Heilige Geist ist. Wohl können wir den Geist Gottes „betrüben“ nach Eph. 4,30, Ihn „dämpfen“ nach 1. Thess. 5,19, aber zur Lästerung des Geistes dürfte es bei einem Kinde Gottes nicht kommen; bei einem Unbekehrten ist das wohl erst recht ausgeschlossen, da ja der natürliche Mensch nichts vom Geist Gottes vernimmt (1. Kor. 2,14), so daß er Wirkungen des Heiligen Geistes gar nicht be- bezw. verurteilen kann.

Achten wir mehr darauf, daß der Heilige Geist eine Majestät Gottes ist, und hören wir auf, Ihn zu betrüben, Ihn zu dämpfen, Ihm zu widerstehen. Nicht ohne Bedeutung ist es, daß der Heilige Geist in Gestalt einer Taube erschien und auf Christus kam (Matth. 3,16). Er ist es, der uns hineingestaltet in das Bild Christi (2. Kor. 3,18).

A. C. (z. Zt. b. Mil.).

Antwort B

Die Erscheinung Jesu forderte alles zu einer Entscheidung heraus. Der eine stellte sich mit Bewußtsein auf Seine Seite, der andere verharrte bewußt im Unglauben. Er, der gekommen war zu erretten, war bereit, alle Sünden zu vergeben, aber wider den Heiligen Geist reden und bewußt Taten, die durch Ihn gewirkt waren, dem Satan zuschreiben konnte nimmer vergeben werden.

Taten, die durch Ihn gewirkt waren, dem Satan zuschreiben konnte nimmer vergeben werden.

In Matth. 12,24 mußten die Pharisäer zugeben, daß der Teufel ausgetrieben war, aber in ihrem Haß gegen Christus schrieben sie lästernd diese Macht dem Satan zu. Dieses war die Sünde wider den Heiligen Geist. Sie lästerten das herrliche Zeugnis des Geistes, durch welches sie innerlich überführt waren von Seinem Wirken.

In Vers 21 weist der Herr Jesus auf die unwissenden Heiden hin. Diese würden einmal wider jene Lästerer auftreten, die aus dem Gesetz und den Propheten Ihn erkannten und in den Zeichen das Zeugnis des Geistes sahen und doch dagegen lästernd sich somit selbst das Gericht sprachen.

So geht jeder selbst seinem Urteile entgegen. Alles hängt davon ab, ob der Mensch dem inneren Zeugnis des Geistes Folge leistet oder ob er sich diesem Zeugnis mit Bewußtsein verschließt. So sind alle Gerichte unseres Gottes wahrhaftig und gerecht.

Ph. W.

Antwort C

Die in Frage kommende Stelle ist nicht selten zum Schaden des Volkes Gottes sowie zum Nachteil heilsverlangender Menschen mißdeutet worden.

Die einen sehen darin eine Sünde, die selbst Kinder Gottes begehen können, obwohl die Schrift auch nicht einen Schatten von Beweis dafür liefert, denn diese Worte galten nicht einmal den gewöhnlichen Ungläubigen, sondern den Christusleugnern, die wider besseres Wissen Christus als den Gesalbten Gottes leugneten; die anderen beuten diese Stelle für ihre Wiederbringungslehre aus.1

1

Z. B. Jukes u. a., die da meinen, alle Sünden werden vergeben, manche Sünden (wie solche gegen den Sohn des Menschen) schon in diesem Zeitalter, andere Sünden erst im zukünftigen Zeitalter und Sünden, die nicht im zukünftigen Zeitalter vergeben werden (wie Lästerung des Geistes), finden Vergebung nach dem Tode in den „kommenden Zeitaltern“. Die Schrift aber sagt solches nicht, noch redet sie von einer Vergebung nach dem Tode. Diese Stelle spricht nicht von den Sünden ein und derselben Person in Beziehung zu den verschiedenen Zeitaltern, sondern der Sinn der Stelle und des ganzen Zusammenhanges ist, daß die Sünde der Lästerung, ob sie jemand in „diesem Zeitalter“ begeht oder in dem „zukunftigen“ begeht, nicht vergeben werden wird. (Die Schriftleitung.)

Es ist nicht zu leugnen, daß dieses Wort aus dem Munde des HErrn manchem Schwierigkeiten gemacht hat, dazu kommen noch die bunten Deutungen, die nur zu offenkundig das Gepräge des menschlichen Verstandes tragen; kein Wunder, daß in dem irdischen, menschlichen Farbengewirr das Auge der Schwachen und Unbefestigten irregeführt wird, so daß es kaum die blaue Himmelsfarbe und das Licht der wahren Sonne, welches sich in dem siebenfach geläuterten und reinen Worte Gottes widerspiegelt, erkennen kann.

Wir finden diese Begebenheit mit seiner ernsten Warnung nur in den drei synoptischen Evangelien. Ich glaube nicht, daß wir dieses Wort willkürlich auf jede Sünde wider den Geist, auf jede Person, vielleicht nicht einmal auf jede Zeitperiode anwenden dürfen. Es steht uns nicht zu, die Grenzen der Schrift einfach zu überschreiten oder zu beseitigen. Wir finden nirgends wieder, weder in der Apostelgeschichte noch in den Briefen, eine Erwähnung von „lästern wider den Heiligen Geist“. Wohl lesen wir in Apgesch. 7,51 vom „Widerstreiten dem Heiligen Geiste“, in Eph. 4,30 vom „Betrüben des Heiligen Geistes“, in 1. Thess. 5,19 vom „Löschen des Geistes“ und in Hebr. 10,29 vom „Schmähen des Geistes der Gnade“, aber niemals wieder vom „Lästern“. Ohne Zweifel sind alle diese angeführten Dinge Sünden wider den Heiligen Geist, derer sich zum Teil auch ein Kind Gottes schuldig machen kann, wenn es unwachsam ist, wie Eph. 4,30 und 1. Thess. 5,19 beweisen, aber es ist nicht die Sünde der „Lästerung“, mit der man sich „ewiger Sünde“ schuldig macht, d. h. infolgedessen der Geist Gottes mit einem solchen Menschen für alle Zeilen abbricht und derselbe des ewigen Heils verlustig geht. Der Unterschied zwischen dem „Lästern“ und den anderen Sünden wider den Heiligen Geist wird oft nicht gebührend berücksichtigt. „Lästern“ ist auch Sünde, weil alle

den Heiligen Geist wird oft nicht gebührend berücksichtigt. „Lästern“ ist auch Sünde, weil alle Verfehlungen gegen Gott durch dieses Wort zum Ausdruck kommen, aber Sünde als Ausdruck der Verfehlungen ist damit noch keine „Lästerung des Geistes“. Auch sei darauf hingewiesen, daß nur der HErr diesen Ausdruck gebraucht, und zwar nur in Beziehung zu bestimmten Menschen und nur in Verbindung mit einer bestimmten Tat. Lehrt uns dieses nicht, vorsichtiger mit den Worten des HErrn umzugehen?

Ein grober Mißbrauch und eine Vergewaltigung der Schrift ist es, dieses ernste Wort des HErrn auf irgend einen scheinbar unbußfertigen oder auch über seine Sünden gepeinigten Menschen anzuwenden. Auf wahre Kinder Gottes kann es keine Anwendung finden, die mächtigen Hände des HErrn beschirmen es vor einer solchen Sünde.

Wenn ich auch nicht behaupten möchte - obwohl es für mich eine Frage ist -, daß solche Lästerung wider den Geist heute nicht vorkommt, so halte ich doch keinen Bruder für berechtigt, einem Menschen heute diese nie zu vergebende Sünde mit ihren ewig unabänderlichen Folgen zur Last zu legen. Dies wollen wir Dem überlassen, der Herzen und Nieren erforscht und dessen Augen wie eine Feuerflamme sind, der niemals irren kann.

Der HErr wolle uns durch Seinen Geist in alle Wahrheit leiten!

K. O. St. (z. Zt. im Felde).

Anmerkung der Schriftleitung

Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß der Ausdruck: „die Sünde wider den Heiligen Geist“ nicht das sagt, was die Schrift sagt. Der HErr redet von „der Lästerung des Geistes“. Es handelt sich nicht um irgend eine Sünde wider den Heiligen Geist, sondern um eine ganz spezielle Sünde, um „die Lästerung“ des Geistes (Matth. 12,31) - um „lästern“ (Mark. 3,29; Luk. 12,10).

Alles, was der HErr tat, tat Er im Geiste Gottes (Matth. 12,18.28; Luk. 4,18; Joh. 5,36-39; Apgesch. 10,38). Das Wunder an dem Besessenen, Blinden und Stummen (Matth. 12,22) bewies den Pharisäern, daß der Heilige Geist auf Ihm und Er der Gesandte vom Vater war. Aber, obgleich überführt von dem Unsinn ihrer Worte, daß der Satan den Satan austreibe, lästerten sie wider alles, was Gott ist. Nicht in unwissendem Unglauben, sondern mit Wissen und Willen, von ihrem Haß gegen Christus geleitet, schrieben sie das, was der Heilige Geist zur Befreiung des Menschen wirkte, lästernd dem Satan zu und suchten andere in diesen Betrug Satans hineinzuführen. Das, was hier die Pharisäer taten, das war die Sünde der Lästerung des Geistes. Wir lesen: „Weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist“ (Mark. 3,30). Wie kann jemand, der in Haß gegen Christus jedes Zeugnis des Heiligen Geistes lästert, die Vergebung seiner Sünden empfangen und errettet werden, da es doch keine andere Kraft gibt, die ihn könnte zur Buße leiten!

Ob diese spezielle Sünde, die in der Zeit des persönlichen Dienstes des HErrn hervortrat, auch heute, am Tage der Gnade Gottes und der Abwesenheit des HErrn möglich ist, darüber gehen die Meinungen der Schriftforscher auseinander. Manche haben sich verneinend dahin ausgesprochen, daß, wenn der HErr von dem Nichtvergeben dieser Sünde weder in „diesem“ noch im „zukünftigen“ Zeitalter rede, diese Sünde auch nur diesen Zeitaltern eigen sei und wir sie nicht in anderen suchen sollten. „Dieses Zeitalter“ bezeichne das Zeitalter des Gesetzes, zur Zeit, als der HErr persönlich auf Erden

war, das „zukünftige Zeitalter“ dagegen das Zeitalter des Messias (vergl. Hebr. 2,5), aber keineswegs den heutigen Tag des Heils, die jetzige Zwischenzeit der Sammlung Seiner Gemeinde aus Juden und Heiden; denn das Zeitalter des „Geheimnisses“ war zu der Zeit, als der HErr diese Worte redete, noch verborgen in Gott und Menschen noch nicht kundgemacht, so daß die Zuhörer des HErrn den Sinn Seiner Worte vom „zukünftigen Zeitalter“ gar nicht anders verstehen konnten, als daß das zukünftige Zeitalter das der Herrschaft des Messias auf Erden sei, welches sie erwarteten, und das ihnen die Vergebung der Sünden bringen würde.

Ob diese besondere Sünde nur jener Zeit des persönlichen Dienstes des HErrn auf Erden eigen war oder der Zeit Seiner Herrschaft auf Erden eigen sein wird, mag dahingestellt sein; das bleibt gewiß: ein gleiches Bild dieser Sünde der Lästerung des Geistes können wir schon durch die Abwesenheit des HErrn heute im Zeitalter der Gnade nicht haben;1 und die Schrift redet wohl von anderen Sünden dem Heiligen Geiste gegenüber, aber außer diesem Fall nie wieder von der Sünde der „Lästerung des Geistes“. Es dürfte uns deshalb kaum möglich sein, mit sicherem Schriftgrund auf die Sünde eines Menschen heute diese Schriftstelle anzuwenden und sie als unvergebbar zu bezeichnen.

1

Im Spiritismus mag manches ihr nahe kommen, aber es ist umgekehrt: was Satan wirkt, wird Gott zugeschrieben. (Viele mögen es aber in Unwissenheit tun.)

Wie dem aber auch sei. Der Ernst in bezug auf das Verhalten des Menschen dem Heiligen Geiste gegenüber bleibt unberührt bestehen. Mit welchem Ernst warnt uns die Schrift vor dem Lose solcher, die den Geist der Gnade „schmähen“ (Hebr. 10,28.29). Wie furchtbar die Sünde, wenn ein Mensch dem Heiligen Geiste „widersteht“. Verstockung des Herzens ist die Folge. Alle Empfindung geht verloren. Das Gewissen wird wie mit einem Brenneisen gehärtet, und betrügerische Geister und dämonische Lehren ziehen in das Herz ein (Eph. 4,19; 1. Tim. 4,1.2). Furchtbares Los!

Oft hat der Feind aber die Worte des HErrn in dieser Stelle benutzt, um Seelen, die über ihre Sünden bekümmert waren, zu beunruhigen und zu hindern, die Vergebung ihrer Sünden im Glauben anzunehmen. Mit solchen über ihre Schuld bekümmerten Seelen hat diese Stelle nichts zu tun. Ihr Kummer, die Sünde der Lästerung des Geistes begangen zu haben, ist gerade der Beweis, sie nicht getan zu haben, denn sonst würden sie keinen Kummer darüber empfinden. Der Feind steht hinter solchen Seelen, sie abzuhalten, zu Dem zu kommen, der gesagt hat: „Kommt her zu Mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und Ich werde euch Ruhe geben“ (Matth. 11,28); er hindert sie, die Vergebung von Dem anzunehmen, dessen Blut reinigt von aller Sünde.

Was würde eine solche über die Sünde der Lästerung des Geistes geängstigte Seele sagen, wenn man sie diesen Schriftabschnitt (Matth. 12,22 flg.) lesen ließe und man ihr die Frage vorlegen würde: „Wohnte in dem Herrn Jesus der Satan oder der Heilige Geist? Hat Er den blinden und stummen Besessenen durch den Satan oder durch den Heiligen Geist geheilt?“ Wie würde das Herz erbeben bei einer solchen Frage. Nie, um alles nicht, würde sie solches sagen. Schon den Gedanken würde sie verabscheuen. Wie kann eine solche Seele diese Sünde begangen haben, da das die Sünde der Lästerung ist! Das Kennzeichen dieser Sünde liegt ja gerade darin, daß der Mensch die Kraft des Geistes Gottes, die ihn allein von dem Bösen befreien kann, dem Satan zuerkennt. Solche armen Seelen sind Opfer des Betruges Satans. Zuweilen sind es jedoch auch Seelen, die in einer Sünde leben, die sie lieben und von der sie nicht bereit sind, sich in Buße, Bekenntnis und Glauben lösen zu lassen.

 

Frage 10

Welche Stellung nehmen die aIttestamentlichen Gläubigen zur Gemeinde Gottes ein; gehören sie dazu oder nicht, und haben sie teil an der ersten Auferstehung (Eph. 2,11ff.; Off. 20,4-6)?

Antwort A

Alle Erlösten Gottes, ganz gleich in welchem Zeitalter, welcher Haushaltung sie lebten, werden teilhaben an der ersten Auferstehung. Dieselbe fing an mit Christi Auferstehung (1. Kor. 15,20), und gleich nach Seiner Auferstehung wurden viele Heiligen auferweckt als Zeugnis des Sieges des HErrn über Tod und Grab (Matth. 27,52.53), und sie wird fortgesetzt in der Auferstehung aller Toten in Christo bei Seinem Kommen für die Gemeinde, und sie endet mit der Aufrichtung Seines Reiches (Offenb. 20,4-6). Wir haben keinen Anhalt in der Schrift dafür, daß Gläubige im Tausendjährigen Reiche sterben, so daß für solche noch hätte eine Auferstehung stattfinden müssen.

Warum haben alle Heiligen Alten und Neuen Testamentes an der ersten Auferstehung teil? Weil es die Auferstehung des Lebens ist (Joh. 5,29) und sie alle das Leben besitzen. Es gibt Segnungen, die für alle Heiligen (Neuen und Alten Testamentes) gemeinsam sind: Alle sind auf dem Grunde des Glaubens errettet, die Schuld aller ist gesühnt durch Sein Blut, und alle werden der Auferstehung des Lebens teilhaftig. Dies ist das gemeinsame Heil, denn es gibt nur ein Heil und eine Errettung. Eine andere Frage ist die der Stellung und des Segensloses oder des Segenskreises. Da belehrt uns das Wort Gottes deutlich, daß es verschiedene Familien- und Segenskreise gibt. Ein ganz besonderer Segenskreis ist durch die Unumschränktheit Gottes Seiner Gemeinde zugeteilt. Die verschiedenen Segenskreise finden wir z. B. in Stellen wie Eph. 3,15, da wird von den verschiedenen Familienkreisen im Himmel gesprochen; in Hebr. 12,23 spricht der Heilige Geist von der Versammlung der Erstgeborenen, worunter ohne Zweifel die entschlafenen Heiligen der Gemeinde zu verstehen sind, wogegen der Ausdruck „die Geister der vollendeten Gerechten“ Bezug hat auf die alttestamentlichen Heiligen, so daß wir genaue Unterschiede zwischen den alt- und neutestamentlichen Heiligen finden.

Es sei noch bemerkt, daß die verschiedenen Segenskreise nicht von den Heiligen der verschiedenen Haushaltungen abhängig gemacht sind, sondern daß Gott in Seinem Rate beschloß, jede Familie mit Segnungen zu segnen, wie Er es gut fand. In der Ewigkeit werden wir uns auch der Segnungen der anderen erfreuen, sind doch alle diese Beweise für Seiner Güte und Seiner Weisheit, und dienen sie doch alle zu Seiner Verherrlichung. Ihm sei Preis und Dank und Anbetung dafür!

K. O. St. (z.Zt.im Felde).

Antwort B

Die alttestamentlichen Gläubigen gehören nicht zur Gemeinde Gottes, denn diese Gemeinde, „die da ist Sein (Christi) Leib“ (Eph. 1,23), ist erst am Pfingsttage gegründet, wie aus vielen Stellen, wie z. B. auch aus 1. Kor. 12,13 hervorgeht, während die Belehrung darüber, aus wem diese Gemeinde gebildet ist, erst dem Apostel Paulus zur Verwaltung anvertraut war (vergl. Eph. 2 und 3!). Aus dem Epheserbrief die Folgerung zu ziehen für die alttestamentlichen Heiligen dürfte dem aufmerksamen Leser nicht schwer fallen: sie standen auf dem Boden Israels und nicht auf dem der Gemeinde, auf dem des Gesetzes und nicht der Gnade, sie gehörten der irdischen Berufung an und nicht der himmlischen (wie die Gemeinde, vergl. den Epheserbrief mit anderen Stellen, so Phil. 3,20!), sie

konnten nicht durch den Geist mit zu einem Leibe getauft werden, „denn der Geist war noch nicht, da Jesus noch nicht verherrlicht war“ (Joh. 7,39) usw. usw. Sie genossen andere Vorrechte, aber nicht die, welche nur der Gemeinde des HErrn zustehen auf der Grundlage lediglich der Gnade!

Nein, der Gemeinde Gottes gehörten sie nicht an, aber mit der Frage, ob sie an der ersten Auferstehung teilhaben, ist es eine ganz andere Sache. Diese ist nicht an die Gemeinde gebunden. Vielmehr, da es nur zwei Auferstehungen gibt (Offenb. 20), und nur der glückselig und heilig gepriesen wird, der an der ersten teilhat, so haben auch sie an dieser teil, soweit sie nicht schon auferstanden sind, nämlich als die „Erstlingsgarbe“ (siehe 3. Mose 23,9ff.; Matth. 27,52.53, und vergl. dazu „G. H.“ Band 2, S. 7!) in einem Vorakt zur großen ersten Auferstehung. Diese ist eingeleitet durch den „ Erstling Christus“, d. h. durch Seine Auferstehung (1. Kor. 15,23); Ihm nach kam die erwähnte „Erstlingsgarbe“ an die Reihe gleich nach Seiner Auferstehung, und an dem Tage des Kommens des HErrn, da Er Seine Gemeinde entrückt (1. Kor. 15,51ff. und 1. Thess. 4,13-18), geht ein weiterer Abschnitt der ersten Auferstehung vor sich, nämlich der, der eben Seine Gemeinde betrifft. Und von da an gibt es noch weitere Abschnitte in dem Verlauf der ersten Auferstehung, so betr. derer, „die aus der großen Drangsal kommen“ (Offenb. 7,14; 20,4 u.a.) und der 144000 (Offenb. 14) usw. Über diese Abschnitte der ersten Auferstehung ist in der „G. H.“ schon geschrieben worden (vergl. „G. H.“ Band 4, Seite 154ff.).

Zur ersten Auferstehung gehören bedingt also nicht Zugehörigkeit zur Gemeinde des HErrn, jedoch es bedingt Zugehörigkeit zu Christus. Unser herrlicher HErr ist aber nicht nur „das Haupt Seines Leibes“, Seiner Gemeinde, sondern auch der Messias-König Seines Volkes Israel! Der Gläubige, der zu diesem, d. h. zur irdischen Berufung gehört, hat teil an der ersten Auferstehung, und der Gläubige, der zur Gemeinde, d. h. zur himmlischen Berufung gehört, hat auch teil an ihr, denn die ewige Glückseligkeit der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne, wenn auch unter verschiedenen Familienbeziehungen (Eph. 3,14.15), wird nur durch Teilhaben an der ersten Auferstehung als bleibendes Erbteil bestätigt.

F. K. (z.Zt. im Felde).

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

„Gehe in deine Kammer und bete.“

Matth. 6,6.

Wir durchleben ernste Zeiten. Mehr als je spüren wir es, daß der „Fürst der Gewalt der Luft“ die Welt regiert und „wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“ (Eph. 2,2). Niemals trug die Welt das Bild ihres Fürsten, des „Lügners“ und „Menschenmörders“, so offen zur Schau wie jetzt. Es ist eine ganz besondere Zeit - eine „Stunde der Gewalt der Finsternis“. In solcher Stunde sagte der HErr zweimal Seinen Jüngern: „Betet, daß ihr nicht in Versuchung kommet“ (Luk. 22,39-53). Er selbst stand in

Seinen Jüngern: „Betet, daß ihr nicht in Versuchung kommet“ (Luk. 22,39-53). Er selbst stand in „ringendem Kampfe“. Und wenn Er in ringendem Gebete war, wievielmehr sollten wir es sein. Wie ernst ruft uns heute alles zum Gebet! Haben wir Seine Stimme gehört? „Das Ende aller Dinge ist nahe gekommen. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet“ (1. Petri 4,7.8).

Es geht dem Ende zu. Nur noch wenige Schritte haben wir hienieden. Laßt uns nüchtern sein! Der HErr sagt: „Gehe in deine Kammer und, nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete!“ Gewiß beugen alle Kinder Gottes ihre Knie, aber vielleicht sind es wenige, die sich, wie der HErr, zurückziehen zu „ringendem“ Gebet; wenige, die, wie einst Jona, zu Gott „rufen“ und „schreien“ (Jona 2,3); wenige, die so suchen, daß sie finden möchten; wenige, die anklopfen, um aufgetan zu erhalten; wenige, die „allezeit beten und nicht ermatten“ (Luk. 18,1); wenige, die darin „beharren“, „wachen“; die da „stehen im Geiste“ (Kol. 4,2; Röm. 12,12; Eph. 6,18), die „in den Gebeten ringen“ wie Epaphras (Kol. 4,12). Gott ruft uns zum Gebet zurück.

„Schließe die Tür“, sagt der HErr. Sei mit deinem Gott allein; da, wo niemand dich sieht, niemand dich hört, da, in deiner Kammer, öffne Ihm dem Innerstes, schütte Ihm dein Herz aus. Er hört deine Anliegen, deine Seufzer. Er sieht deinen Schmerz, deinen Eifer, deine Hingabe.

Allein vor Gottes Angesicht, unter Seinem alles erforschenden Auge, da ist dein Pniel (1. Mose 32,30). Was ist dir ein solcher Ort? Hast du einen solchen Platz? Der HErr ging auf den Berg, um zu beten (Matth. 14,23). Hiskia wandte sein Angesicht gegen die Wand auf seinem Bette und betete (Jes. 38,2). Daniel betete auf seinem Obergemach (Dan. 6,11). Petrus ging auf das Dach (Apgesch. 10,9). Und wohin gehst du, um zu beten? Tust du nach dem Worte des HErrn: „Gehe in deine Kammer ... bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“? Du kannst nicht ohne Gebet durchkommen, oder du bist krank und das Leben am Erlöschen. Wie auch die Verhältnisse und Umstände sein mögen, Kinder Gottes müssen beten, sie können ohne Gebet, ohne das Wort Gottes nicht leben. Es ist ihnen gleich dem Essen und Trinken eine Lebensnotwendigkeit. Wie oft haben uns die Brüder im Felde dieses bezeugt. Obwohl sie kein Plätzchen hatten, wo sie die Tür schließen konnten, aber sie konnten nicht ohne Gebet sein. Wohl waren sie nicht allein; sie aßen und tranken, sie wachten und schliefen zusammen mit Kameraden, die Gott nicht anriefen, aber sie mußten beten. Gott hat eben keine stummen Kinder. Und wir in der Heimat - wie haben wir von dieser Gnade, mit Ihm allein zu sein, Gebrauch gemacht? Müssen wir bekennen, darin gefehlt zu haben? David betete abends, morgens und mittags (Ps. 55,16.17). Wann betest du? Wie können wir Kraft haben für den Weg durch dies finstere Tal, wenn wir nicht beten? Wenn du dem Teufel im Glauben widerstehen willst, mußt du beten. Ohne den verborgenen Umgang mit Gott hast du keinen Sieg in den Stunden der Anfechtung über Sünde, Welt und Fleisch. Die vielen Glaubenshelden der Schrift, deren Leben der Heilige Geist uns zur Nachahmung zeigt, sie alle waren Beter. Denke an Abraham, David, Esra, Nehemia, Daniel, Johannes, Petrus, Paulus u. a. m. Welche Werkzeuge waren sie in des HErrn Hand, und welche Taten richtete Gott durch sie aus! Gott gibt sie uns als Beispiele. Möchten wir uns durch sie ermuntern lassen zu treuem Gebet im Verborgenen!

Wie besonders nötig ist es heute, zu beten „für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind“ (1. Tim. 2,2). Hierin ist viel gefehlt worden. Und weiter ermahnt uns Gott zu anhaltendem „Flehen für alle Heiligen“ und für die Diener Christi Jesu, damit sie im „Auftun ihres Mundes mit Freimütigkeit das Geheimnis des Evangeliums kundtun“ (Eph. 6,18.19) und daß der HErr „Türen des Wortes auftue“ (Kol. 4,3), „daß das Wort des HErrn laufe und verherrlicht werde“ (2. Thess.3,1).

(Kol. 4,3), „daß das Wort des HErrn laufe und verherrlicht werde“ (2. Thess.3,1).

Sage doch niemand, daß ihm die Zeit zum Gebet fehle. Du hast Zeit für andere Dinge; Zeit zum Gespräch mit den Deinigen und mit Fremden; Zeit für Dinge, die dir nützlich oder angenehm sind; Zeit zu Dingen, die du lassen kannst - und keine Zeit zum Gebet? Wie schwach muß dein geistliches Leben sein! Wie viele Minuten gehen nutzlos dahin und werden zu Stunden, die mit Gott im Verborgenen könnten zugebracht werden. Da liegt das Geheimnis so vieler geistlichen Mattigkeit und Unfruchtbarkeit.

Der HErr schenke den Müdegewordenen Gnade, sich in Buße vor Ihm zu demütigen und wieder heilige Hände im Gebet aufzuheben ohne Zorn und zweifelnde Überlegungen (1. Tim. 2,8). Uns allen aber schenke der HErr Ohren und Herzen, auf jede Stimme Seines Wortes zu hören, denn: „Wer sein Ohr abwendet vom Hören des Gesetzes: selbst sein Gebet ist ein Greuel“ (Spr. 28,9.)

v. d. K.

Passend für den Himmel.

Kol. 1,12.

Wie kann ein sterblicher Mensch, dem die alte Natur noch anklebt, sagen, daß er passend für den Himmel sei, während die vier lebendigen Wesen Tag und Nacht nicht aufhören, zu sagen: „Heilig, heilig, heilig, HErr Gott, Allmächtiger, der da war, der da ist und der da kommt!“ (Offenb. 4,8)?

Andererseits, wie kann jemand in den Himmel aufgenommen werden, ohne daß er für ihn passend geworden ist? Wie konnte der HErr am Kreuze zu dem Übeltäter sagen: Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein!, ohne daß dieser arme, schuldbeladene Sünder passend geworden wäre, dort zu sein? Oder wie kann Paulus mit solcher Gewißheit sagen, er wünsche ausheimisch aus dem Leibe und einheimisch bei dem HErrn zu sein?

Manche Menschen denken, die Bereitschaft für den Himmel sei abhängig von einer gewissen geistlichen Vollendung während des irdischen Lebens oder es müsse auf dem Sterbebett noch eine innere Umwandlung und Zubereitung vor sich gehen; andere erwarten einen Reinigungsprozeß, der im Jenseits stattfinden werde. Für diese Meinungen gibt es aber in der Schrift keine Spur von Anhalt, und können wir Zuverlässiges über die Zukunft wissen, außer dem, was Gott uns in Seinem Wort geoffenbart hat?

Es ist aber durchaus wünschenswert, über die Frage der Bereitschaft für den Himmel nicht in Ungewißheit zu leben. Wir sind ganz gewiß, daß dort eine herrliche Schar von Seelen sein wird; auch sind wir ganz sicher, daß sie im Himmel keinen Platz haben würden, wenn sie nicht dafür passend wären; die Frage ist nur die, wann und wie wird man passend gemacht, um dort zu sein?

Wir müssen zuerst hören, was Gott selbst über unsere Bereitschaft für den Himmel sagt, denn Er allein kann darüber urteilen. Der Apostel schreibt Kol. 1,12: „Danksaget dem Vater, der uns passend gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe, in welchem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden.“ - Hier wird uns also gesagt, daß wir nicht erst passend werden sollen, sondern ganz ausdrücklich wird erklärt, daß wir passend gemacht sind. Und das ist nicht für einige

sondern ganz ausdrücklich wird erklärt, daß wir passend gemacht sind. Und das ist nicht für einige besonders hochbegnadigte Christen, die etwa auf eine ganz einzige Weise, von allen anderen verschieden, dazu gelangt wären, sondern diese Worte sind an alle Heiligen in Kolossä gerichtet, und wenn sie von ihnen allen gelten, sollten sie dann nicht gleicherweise von allen Gläubigen gelten?

Die Worte bedeuten auch nicht, daß sie passend gemacht seien zur Anwartschaft, sondern zum Anteil am Erbe, also passend gemacht, in dies Erbe einzutreten, es in Besitz zu nehmen, das Erbteil, das uns erworben ist und bereitgehalten wird (1. Petri 1,4), das wir aber jetzt noch nicht besitzen.

Es ist das „Erbteil der Heiligen im Licht“, wo auch der kleinste Flecken und Fehler gänzlich aufgedeckt sein würde, denn das Licht macht ja alles offenbar (Eph. 5,13); und so gewiß kein Flecken in dem Reich des Lichts geduldet werden würde, so gewiß sind alle, die in Christo Jesu sind, passend gemacht zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht und sind ein Teil der Gemeinde, welche der hochgelobte HErr vor Sich Selbst verherrlicht darstellen will ohne Flecken, ohne Runzeln oder etwas dergleichen (Eph. 5,27).

Nun könnte vielleicht jemand sagen: Wie ist das möglich? Ich sehe doch, daß das Fleisch mir noch anhaftet; es ist zwar zum Tode verurteilt und am Kreuze gerichtet, aber dennoch ist es immer bereit, wieder in Tätigkeit zu treten. - Richtig! - aber diese selbe Epistel unterscheidet zwischen dem Wandel des Christen und der Stellung, in welche Gott ihn gebracht hat. Der Apostel bittet für die Kolosser, daß sie erfüllt sein möchten mit der Erkenntnis des Willens Gottes (Kol. 1,9), um würdig des HErrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, und er verbindet damit viele andere Ermahnungen zu einem gottseligen Wandel, welcher nach allgemeiner Übereinstimmung der Gläubigen einen Christen kennzeichnen sollte.

Da nun dieses Gebet in derselben Epistel steht, und zwar in nächster Verbindung mit der Erklärung über die Bereitschaft der Gläubigen zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, so geht daraus deutlich hervor, daß diese beiden Dinge unterschieden werden und daß das eine durch das andere nicht aufgehoben wird. Ein heiliger Wandel sollte sicherlich eingeschärft werden, aber er muß auf der Stellung beruhen, in welche Gott uns gebracht hat. Was meinen wir mit einem würdigen Wandel anders als einen Wandel, der mit der Stellung übereinstimmt, in welche Gott uns ein für allemal durch Seine Gnade gebracht hat?

Wir wollen nur auf einige Punkte achten, die uns zeigen, wie wir für den Himmel passend gemacht worden sind: Wir stehen vor Gott als Schuldige, Er aber erklärt uns, daß wir gerechtfertigt sind (1. Kor. 6,11), wir sind „umsonst gerechtfertigt durch Seine Gnade durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist“ (Röm. 3,24). - „Vielmehr nun, da wir jetzt durch Sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir gerettet werden vom Zorn“ (Röm. 5,9). - „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott“ (Röm. 5,1). - „Gott ist es, welcher rechtfertigt, wer ist es, der verdamme?“ (Röm. 8,33.34.) Was kann uns mehr beruhigen als diese Tatsache? Sie beruht auf dem kostbaren Blute Christi, welches die ganze Schuld bezahlt und getilgt hat, und da Gott Selbst dies alles bewerkstelligt hat, wie kann da noch ein Zweifel entstehen, daß Er völlig befriedigt ist?

Sicherlich, im Besitz einer solchen Rechtfertigung dürfen wir vollkommen Frieden mit Gott haben, da Er in Seiner Gnade ihn für uns zustande gebracht hat, und sicherlich macht eine so vollständige Rechtfertigung uns passend für den Himmel.

Wir waren befleckt, aber Gott erklärt, daß der Gläubige abgewaschen und geheiligt ist (1. Kor. 6,11), und was Gott gereinigt hat, das dürfen wir nicht gemein oder befleckt nennen, sondern wir können sagen: „Dem, der uns liebt und von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blute ... Ihm sei die Herrlichkeit und Macht“ usw. (Offenb. 1,5). - Was Gott getan hat, das hat Er sicherlich vollkommen getan, auch daß Er uns passend gemacht hat für die Herrlichkeit.

Wir haben viele Sünden begangen, aber Gott hat uns alle unsere Übertretungen vergeben (Kol. 2,13; 3,13). - „Ich schreibe euch, Kindlein, weil euch die Sünden vergeben sind um Seines Namens willen“ (1. Joh. 2,12). Unsere Sünden können demnach kein Hindernis sein an unserem Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, denn ihre Sünden sind durch Christus hinweggetragen worden, und uns sind sie vergeben worden.

Wir waren Feinde, aber wir lesen 2. Kor. 5,18: „Alles aber von dem Gott, der uns mit Sich Selbst versöhnt hat ,durch Christum' ...“, und Kol. 1,21: „Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde waret nach der Gesinnung in bösen Werken, hat Er aber nun versöhnt in dem Leibe Seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unsträflich vor Sich hinzustellen.“ Was kann vollkommener sein? Gott hat uns durch den Tod Seines Sohnes versöhnt, und wir wiederholen: was Er getan hat, das hat Er vollkommen getan.

Wir waren auch in der Gewalt Satans, aber dies gehört zu den Tatsachen, für welche wir dem Vater ganz besonders danksagen sollen, daß Er uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1,13). Diese Versetzung war eine vollständige, aus dem Machtbereich des einen in das Machtgebiet des anderen, und wir sind nun nicht mehr unter der Gewalt des Gottes dieser Welt.

Wir sehen so, welche wunderbaren Dinge durch den Herrn Jesus Christus für uns vollbracht worden sind. Es ist gegenwärtige Wirklichkeit, was wir Hebr. 10,14 lesen: „Denn durch ein Opfer hat Er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“ Erwäge die Worte „vollkommen gemacht“. Kann dem, was vollkommen gemacht ist, und zwar vollkommen gemacht durch den HErrn Selbst, noch irgend etwas hinzugefügt werden? - Unmöglich! Und das ist eine abgeschlossene Sache; sie ist vollendet für ewig, nicht unsicher und veränderlich, sondern eine Vollendung, die nie mehr rückgängig gemacht werden kann. - Ist nun das, was der Herr Jesus vollkommen gemacht hat, nicht passend für den Himmel? Und was könnten wir zu dieser Tauglichkeit noch beitragen über das hinaus, was Er bereits durch Sein Opfer auf Golgatha vollbracht hat?

Es gibt aber noch Schriftstellen, welche über alle diese wunderbaren Dinge sogar noch hinausgehen. Lesen wir Eph. 1,5.6: Gott hat uns „zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesum Christum für Sich Selbst nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade, worin Er uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten“ und Eph. 2,5.6: „Gott aber ... als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat uns mit dem Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr errettet - und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu.“

Wir sind also „angenehm gemacht“ in Christo und wir sitzen mit in den himmlischen Örtern in Christo; und diese Stellen zeigen, daß diese Dinge gegenwärtige Wirklichkeiten sind - damit ist aber unsere Frage vollkommen beAntwortet: Wir müssen passend sein für den Himmel, weil wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten, in der ganzen Würdigkeit Seiner heiligen Person und Seines unermeßlich großen Werkes, und weil wir bereits mitsitzen in den himmlischen Örtern in

Christo Jesu, nicht nur einst mit Ihm, sondern jetzt bereits in Ihm; wir brauchen niemals mehr in eine andere Stellung gebracht zu werden und brauchen niemals noch passender gemacht zu werden, als Seine vollkommene Gnade uns bereits gemacht hat.

Manche Gläubige finden es schwierig, diese herrlichen Dinge bereits jetzt als wirklich anzusehen, weil sie sich noch in diesem Leibe befinden, der von Schwachheit umgeben ist, und weil sie noch das Fleisch in sich haben und oftmals fehlen, aber dieselbe Epistel, welche feststellt, daß Gott uns passend gemacht hat zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, spricht auch von unserem Zunehmen oder Wachsen durch die Erkenntnis Gottes, und der Apostel bittet für die Gläubigen, daß sie möchten in jedem Werke fruchtbringend sein, ja, daß sie würdig des HErrn wandeln möchten zu allem Wohlgefallen.

Diese beiden Linien der Wahrheit widersprechen sich nicht. Gott hat alle diese großen Dinge für uns getan, sagt uns, was sie bedeuten und zeigt uns die Stellung, welche Er uns durch diese Taten Seiner Gnade gegeben hat; dann aber begründet er mit dieser Stellung die Aufforderung, in allen Dingen so zu wandeln, daß wir unserem hochgelobten HErrn wohlgefallen.

Er wünscht gewiß, daß wir die großen Dinge, die Er für uns getan hat, nicht nur kennen, sondern Er will uns auch die volle Glaubwürdigkeit derselben versiegeln, damit wir uns ihrer freuen, während unsere Herzen in tiefer Dankbarkeit vor unserem Heiland sich beugen, der uns dies um einen so kostbaren Preis erworben hat. Dann wird in uns ein ernstes Verlangen entbrennen, in völliger Absonderung von der Welt zu leben, von welcher Er uns befreit hat, und würdig zu wandeln des HErrn, der uns zu Seinem eigenen Reiche und zu Seiner eigenen Herrlichkeit beruft (1. Thess. 2,12).

C. H. M.

Eine Nachtwache.

Ps. 63,6.

Ich sitze nachts gegen 12 Uhr in einem Schwerkrankenzimmer des Lazaretts, um mich herum acht meist durch Lungenentzündung sehr gequälte, schrecklich hustende Kameraden, und habe vor mir meine Bibel. Vielerlei Gedanken bewegen mich, doch ich darf wohl bekennen: „Bei der Menge meiner Gedanken in meinem Innern erfülllen Deine Tröstungen meine Seele“ (Ps. 94,19). Meine Gedanken beschäftigen sich mit dem unnennbaren Leid, das über der Menschheit lastet, durch Krankheit, Krieg und Tod, durch die Sünde und Schuld des einzelnen wie der ganzen Welt. Und ich frage: „HErr, warum? wie lange?“ Und tröstlich klingt's im Herzen: „Meine Wege sind höher als eure Wege, und Meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jes. 55,8; vergl. 45,7!) und „Ich komme bald!“ (Offenb. 22,20), und ich harre des Tages, der nach Seinem Kommen für Seine Gemeinde (1. Thess. 4,13-18) der trauernden Erde die Erlösung bringen wird nach ungezählten Stellen der Schrift, wie z. B. Jes. 12,5: „Besinget Jehova, denn Herrliches hat Er getan, solches werde kund auf der ganzen Erde!“ oder nach 2. Petri 3,13: „Wir erwarten aber nach Seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt“. Dort hat die Sünde mit ihren Folgen wie Krankheit und Tod, Krieg und Zertrennung ihre heute alle und alles Vergängliche beherrschende Macht verloren, denn dann ist Jesus, der HErr, König auf Erden! Dann gibt's keine jammernden, den Tod ihrer Liebsten beklagenden Mütter und Söhne, Väter, Bräute und Geschwister mehr, dann gibt's auch keine

Nachtwachen mehr bei schwerkranken Kameraden, denen man, ach, so gern helfen möchte und doch so wenig helfen kann, selbst wenn man mit gottgeschenkter Liebe ihnen dient. Da werden die Menschen auch „den Krieg nicht mehr lernen“, und „die Schwerter werden zu Pflugscharen gemacht“ (Jes. 2,4). Da gibt's nur Herrliches - kein Seufzen, kein Jammern, aber auch kein Triumphieren von bösen Menschen über das Hilflose, kein Übervorteilen des Schwachen oder Ehrlichen, kein Jagen nach Geld und Hassen um ein wenig Besitz oder Ehre, keine Ungerechtigkeit, keine Untreue - wie sie z. B. zwischen Ehegatten, die durch den Krieg lange getrennt waren, oft fast als selbstverständlich angesehen wird, worunter wir Gläubigen so leiden, wenn wir sehen müssen, daß die Sünde das Natürliche geworden ist - keine Mißachtung Gottes, kein Fluchen, kein Lächeln über die Heiligen Gottes. Da hat auch das sehnsüchtige Harren der wunderbaren, von uns Gläubigen viel zu wenig bewunderten Schöpfung Gottes (vergl. Psalmen!), die jetzt seufzt unter der Knechtschaft des Verderbnisses und der Vergänglichkeit, die durch die Sünde mit dem Tode in die Welt gekommen ist, ein Ende (Röm. 8,19ff.).

O, Kind Gottes, was wird das sein! Freust du dich darauf? Lebst du in der Hoffnung einer herrlichen Zukunft?! Leidest du unter den Leiden dieser Zeit, und zwar weniger um ihrer selbst willen, die für uns, in Gemeinschaft mit dem HErrn Wandelnden, leichter sind als für die arme, friedelose Welt, sondern vielmehr um ihrer schrecklichen Ursachen willen: weil der Mensch die Finsternis mehr liebt als das Licht (Joh. 3,19.20) und weil sie den „HErrn der Herrlichkeit, den „Urheber des Lebens“, den sie gekreuzigt haben, als Heiland verschmähen, ja, vor allem, weil Er so verachtet und Sein Blut mit Füßen getreten wird? Siehst du in deinen leidenden Mitmenschen solche lebendige Zeugen von unserer Ungerechtigkeit und Gottes unbestechlicher Gerechtigkeit, zumal jetzt während des Bußgerichtes des Weltkrieges? Und wohin führt dich dies alles? Zur Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit oder zum Zeugen von der Gnade, zur Fürbitte und zu ringendem Gebet: „Herr Jesu, komme bald!“? und mehr: führt es dich dahin, führt es uns alle dahin, daß wir uns näher zu Ihm ziehen lassen, in Ihm volles Genüge zu haben und völlig in Ihm zu ruhen und in Seiner Gemeinschaft stille und treu und ohne Sorgen den von Ihm vorgezeichnelen Weg zu gehen, indem wir wissen, daß wir Ihm darinnen dienen? (Kol. 3,23.24.) Führt es uns dahin, daß wir uns sehnsüchtig freuen, Ihn bald zu sehen, der uns geliebt und durch Sein Blut erkauft hat, um uns zu „mehr als Überwindern“ zu machen? Wird Er uns größer, je kleiner und ärmer uns die Welt wird? O, daß die kostbaren Worte des 73. Psalms, Vers 23-26, unseres Lebens Bekenntnis mehr und mehr würden: „Doch ich bin stets bei Dir; Du hast mich erfaßt bei meiner rechten Hand; durch Deinen Rat wirst Du mich leiten, und nachher in Herrlichkeit wirst Du mich aufnehmen. Wen habe ich im Himmel? und neben Dir habe ich an nichts Lust auf der Erde. Vergeht mein Fleisch und mein Herz - meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig“, und die herrlichen Worte aus Phil. 1,21: „Das Leben ist für mich Christus“, daß sie uns täglich immer mehr köstliche Tatsache würden - durch Gnade in der Kraft Seines Geistes! Das wären in der Tat herrliche Wirkungen unseres nicht überflüssigen Nachsinnens im Lichte der Schrift über die gegenwärtigen Menschen und Verhältnisse, wie sie bei den verschiedensten Gelegenheiten und so auch bei stillen Nachtwachen, ob allein, ob bei anderen, so wie im Felde oder auf dem Krankenlager oder wo immer uns besonders vor Augen stehen.

„Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des HErrn ist nahe gekommen!“ - „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe!“ - „Über ein kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen“ (Jak. 5,8; Röm. 13,12; Hebr. 10,37) - über ein kleines! Gepriesen sei der Name des HErrn!

der Name des HErrn!

F. K. (z. Zt. beim Militär, inzwischen ins Feld).

Ein Wort über Matth. 14,22-33.

Wann war die Macht und Kraft des Herrn Jesus, zu segnen, zu bewahren, zu retten, größer: als Petrus, den Glaubensblick fest auf Ihn richtend, zu Ihm kam auf dem Gewässer, oder als er, auf den starken Wind blickend, im Begriff war zu sinken und ausrief: „HErr, rette mich!“? Wir sind leicht geneigt, zu denken, im zweiten Falle sei Jesu Kraft größer gewesen, ist es uns doch stets etwas Wunderbares, in besonderen Nöten Seine Hilfe zu erfahren, als uns unter Seiner bewahrenden Gnade in Zeiten der Ruhe zu befinden. Aber es ist verkehrt, so zu denken! Seine Macht und Kraft, die sich zunächst schon darin zeigte, daß Er Herr war über die Natur und daß das Wasser unter Seinen Füßen gleichsam zum festen Boden wurde - Seine Macht und Gnade ist in jedem Falle gleich, ist Er doch der „Jesus Christus, gestern, heute und in Ewigkeit derselbe“ (Hebr. 13,8). Nur in der veränderten Haltung des Petrus lag die Verschiedenheit sowohl der Umstände für diesen wie hinsichtlich der Erfahrung, die er von des HErrn Gnade machte. Wir sind die Veränderlichen - Er ist derselbe, „Jehovah, der ewig Seiende,“ der „Ich bin, der Ich bin“ (2. Mose 3,14), Er ist der, „aus dessen Fülle“ wir nehmen können ständig „Gnade um Gnade“ (Joh. 1,16), ob nun die Umstände friedlich oder stürmisch sind, ob wir daheim in Ruhe sind oder draußen im Kampf oder etwa im Toben des Völkerkrieges. Das Herz, das wankelmütige Herz des Petrus schuf die veränderte Sachlage, nicht der Sturm - der war nur eine äußere Veranlassung; aber auch nicht der HErr schuf sie - Er blieb der Gleiche, der, welcher wohl den Wind bestellte (vgl. Jona 1,4!) als Prüfung des Glaubens Seines Jüngers (vgl. 1. Kor. 10,13!), aber der auch völlig Herr war über die Sachlage, ebenso mächtig zu bewahren, als alles ruhig war, wie auch dann, als alles im wildesten Aufruhr schien.

Die Hauptsache, liebes Kind Gottes, in allen Lagen des Lebens, ist die Richtung unseres Blicks! „Richte den Blick auf Jesus!“, „Blicke nur auf Jesum!“ - diese beiden bekannten Lieder, besonders das letztere, enthalten wichtige Winke für unser praktisches Glaubens-, Sieges- und Überwinderleben. Die Zeiten der Ruhe mögen sich für dich geendet haben - hat doch „alles seine Zeit“ (Pred. 3,1-8), „wenn es nötig ist“ wirst du geprüft mit Zeiten des Sturmes und der äußeren Versuchungen, damit dein Glaube erprobt wird (1. Petr. 1,6-7), aber das verändert nicht Jesu Herz, Seine Macht, Seine Kraft, Seine Gnade, auch nicht Sein Wort und Seine Verheißungen! Wie oft hat Paulus das erfahren! Wenn nur dein Blick keine andere Richtung einnimmt, wenn nur dem Wind kein Blick gegönnt wird, sondern dein Auge auf den Herrn Jesus gerichtet bleibt! und wenn schon dein Auge einen Augenblick die rechte Richtung verlor, wenn dein Herz schon schwankte und darum die Füße sanken, so vergiß nicht: Seine Augen ruhen auf dir - wie sie schon während der ganzen dunklen Meerfahrt der Jünger auf ihnen geruht, ja, wie sie jetzt während des stürmischen Weges, den Seine Gemeinde (und in ihr die Petrusseelen) zu gehen hat, auf ihr ruhen - und Er wartet auf nichts, als daß dein Blick, dein Herz und deines Herzens Schrei und Sehnsucht sich Ihm zuwendet und - Seine ganze ungehinderte Macht und Gnade ist bereit, sich mit dir und deiner Not und deinem Weg zu befassen, wie sie es ständig ist auch ohne dein Wissen (vgl. Hebr. 7,25); sie ist bereit, dir zu helfen, dich zu retten oder zu trösten und deine Füße auf den Felsengrund Seines Wortes zu stellen. Blicke nur auf Jesum!

Aber auch du, der du in Ruhe dahinlebst, ohne Aufregungen, ohne sichtbare äußere Versuchungen, gleichmäßig ohne scheinbare Gefahren - vergiß nicht, daß es Seine Gnade ist, die dich bewahrt, und

gleichmäßig ohne scheinbare Gefahren - vergiß nicht, daß es Seine Gnade ist, die dich bewahrt, und die nicht minder groß als bei den schweren, die Seinen betreffenden Versuchungen Augenblick um Augenblick tätig sein muß, dich zu halten, zu stützen, zu tragen, denn wir sind in einer Welt, die im Argen liegt, über die Satan herrscht! Joh. 17 zeigt uns, wie wichtig Seine und des Vaters ständig bewahrende Fürsorge für uns sind. Blicke auch du auf Ihn - denn „oft, wenn alles ruhig, kommt Versuchung schnell“. Du brauchst Ihn so nötig wie jeder deiner Brüder (1. Petr. 5,8.9), und für dich ist Er geradeso da wie für die vielleicht mehr als du leidenden Geschwister. Vergiß das nicht! Blicke nur auf den Herrn Jesus!

Wie groß wird uns unser Heiland, wenn wir Ihn kennen lernen in jeder Lage als den einzig, ewig, unwandelbar Treuen! Wie rühmen wir dann Ihn! Und Er ist doch allein allen Ruhmes würdig. Unser Selbstruhm muß ohnehin völlig in den Tod, und dies kann auf keinem Wege besser, gründlicher geschehen, als wenn das Rühmen Seiner und Seines Namens uns immer mehr erfüllt (1. Kor. 1,31; Phil. 3). Dabei verlieren wir nichts, sondern gewinnen nur, nämlich Freude an Ihm und Gnade, ein Segen für andere zu sein!

„Laßt auch uns ... mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf, wegschauend von allem auf Jesum hin!“ (Hebr. 12,1.2.)

F. K. (z. Zt. im Felde).

Geleitsworte an den Leser:

Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um Sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist.“ 2. Chron. 16,9.

Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werke des HErrn, da ihr wisset, daßeure Mühe nicht vergeblich ist im HErn!“ 1. Kor. 15,58.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 11

Wie stimmen die verschiedenen Zeitangaben in den Evangelien über die Verleugnung des Petrus zusammen, vgl. Matth. 26,34; Mark. 14,30; Luk. 22,34; Joh. 13,38 („Ehe der Hahn kräht“ - „ehe der Hahn zweimal kräht“ [Mark.])?

Antwort A

Eine Hilfe zur Erklärung der Verschiedenheit der Berichte über den Hahnenschrei finden wir in Mark. 13,35.

Die Römer teilten die Nacht in vier Nachtwachen. (6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens.) Und da in

dortiger Gegend mit ziemlicher Regelmäßigkeit der erste Hahnenschrei im Anfang und der zweite und hauptsächliche am Ende der dritten Nachtwache gehört wurden, so wurde diese Nachtwache (von 12-3 Uhr) kurzweg mit dem Ausdruck „Der Hahnenschrei“ bezeichnet.

Aus dieser Stelle sehen wir, daß auch der HErr diesen landläufigen Ausdruck für die Zeit der dritten Nachtwache gebrauchte.

Matthäus, Lukas und Johannes berichten nicht von den Einzelheiten, sondern nur von diesem charakteristischen Hahnenschrei, dem zweiten der dritten Nachtwache, daß, ehe der Hahn krähen würde, in anderen Worten: ehe die dritte Nachtwache beendet sei, Petrus den HErrn schon dreimal verleugnet haben würde. Sie übergehen die Einzelheiten, die Markus bringt. Bei ihnen scheint mehr die Vorhersage der Zeit, in der Petrus den HErrn verleugnen würde, im Vordergrunde zu stehen. Lukas berichtet auch, daß zwischen der zweiten und dritten Verleugnung ein Zeitraum von ca. einer Stunde lag. Die erste Verleugnung muß somit schon bald nach der Einlieferung des HErrn im Anfang der dritten Nachtwache geschehen sein, die letzte am Ende derselben.

Wenn Petrus nur ein wenig auf die Worte des HErrn geachtet hätte, so hätte er sich, als die dritte Nachtwache nahte, sagen müssen: Jetzt kommt die Zeit, von der der HErr geredet hat, daß, ehe sie beendet - „ehe der Hahn kräht“ - du Ihn dreimal verleugnen wirst. So wenig Eindruck aber hatten die Worte auf ihn gemacht, daß wir lesen, daß er nicht früher daran dachte, als bis alles geschehen und es zu spät war.

In Markus finden wir eine genauere Beschreibung dieses Umstandes. Während in den anderen Evangelien, wie gesagt, es mehr der charakteristische Hahnenschrei am Ende der dritten Wache - mehr die Zeit ist, die im Vordergrunde steht (daß, ehe der Hahn kräht, ehe die dritte Wache beendet sei, er schon den HErrn dreimal verleugnet haben würde), scheint bei Markus mehr die treue Warnung des „vollkommenen Knechtes“ im Vordergrunde zu stehen.

Markus berichtet uns, daß der HErr dem Petrus nach der ersten Verleugnung durch das erste Krähen des Hahnes noch gleichsam eine letzte Warnung gibt, nicht weiter zu gehen. Aber Petrus hört sie nicht. Nach dieser ersten Verleugnung fühlt er sich augenscheinlich durch die Begegnung mit der Magd im inneren Hofe des Hauses nicht mehr sicher. Er steht auf und geht in den äußeren - den Vorhof -, da kräht ihm der Hahn zum erstenmal entgegen. Aber Petrus denkt trotzdem nicht an die Worte des HErrn.

Wir sehen aus allem, wie genau der HErr Petri Verleugnung zuvor beschrieb: 1. daß sie eine dreimalige sein würde; 2. ihre Art, Ihn nicht zu kennen - Ihm nicht anzugehören; 3. die Zeit, die Schnelle, ehe das Krähen des Hahnes das Ende der dritten Nachtwache ankündigen würde.

Wir finden in den Evangelien öfter solche Verschiedenheiten, die durch das Berichten von verschiedenen Gesichtspunkten aus oder durch das in den Vordergrundstellen gewisser Einzelheiten bedingt sind. Z. B. Matthäus (20,30) berichtet von zwei Blinden, Markus (10,46) und Lukas (18,35) nur von einem Blinden. Markus nennt ihn sogar mit Namen. Ohne Zweifel waren es zwei Blinde, aber Bartimäus war die Hauptfigur in dieser Geschichte, und Markus und Lukas berichten nur von ihm allein. Noch ein Beispiel: Matthäus (26,7) berichtet, daß Sein Haupt gesalbt wurde, Johannes (12,3) dagegen, daß Seine Füße gesalbt wurden. Es ist keine Frage, Maria salbte Ihm Haupt und Füße. Aber der Heilige Geist leitete den einen Schreiber, die Salbung Seines Hauptes zu berichten und den

anderen die Seiner Füße. Der eine mußte dieses, der andere jenes in den Vordergrund stellen, und Weisheit Gottes lag darin. So auch in dieser Frage betreffs das Krähen des Hahnes.

v. d. K.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Zu der Frage selbst ist nichts Besonderes mehr zu sagen. Ein Widerspruch zwischen jenen Stellen besteht nicht, wie nirgends in der Schrift, wenngleich für unser stückweises Erkennen manches schwer zu verstehen und zu vereinigen sein mag. Aber das berührt nie die Frage des Glaubens bei denen, denen „alle Schrift“ als unbedingt „von Gott eingegeben“ feststeht (2. Tim. 3,16).

Und in diesem Sinne möchte ich hier einen sehr bezeichnenden Punkt des Markus-Evangeliums, das uns, wie auch obige Antwort sagt - vgl. auch meine Worte darüber am Schluß von Frage 6 in Heft 3 d. Js. -, den Herrn Jesus als den vollkommenen Knecht Gottes schildert, hervorheben, einen Punkt, der gewiß auch zu der Knechtestreue in Beziehung steht: Nur im Markus-Evangelium finden sich solche Stellen, in denen Petrus in ganz offensichtlicher Weise belastet wird; so z. B. heißt es in Kap. 8,33: „Er strafte den Petrus“ (Matth.: „Er sprach zu Petrus“), und in 14,37 wird Petrus angeredet: „Simon, schläfst du?“ Demgegenüber ist Mark. 16,7 ein Beweis besonderer Barmherzigkeit des HErrn, da Petrus auch in besonderer Weise durch seine schwere Verleugnung der Barmherzigkeit des HErrn bedurfte (vgl. oben erwähnte Frage 6 in Heft 3!). Sicherlich entspricht es dem wahren Knechtscharakter, es genau zu nehmen mit jeder scheinbaren Kleinigkeit, und darum finden wir solche und andere Einzelheiten in diesem Evangelium.

Aber da ist noch etwas anderes, was mir köstlich zu sein scheint, und es ist ein Beweis - wenn es eines solchen bedürfte - für die wörtliche göttliche Inspiration (Eingebung) der Heiligen Schrift. Es ist Markus, der diese den Petrus belastenden Einzelheiten aufzeichnet, zu denen die genauere Zeitangabe der Verleugnung auch gehört - hätte Petrus doch durch das erste Krähen des Hahnes sich warnen lassen müssen! - Markus aber ist augenscheinlich das geistige Kind des Apostels Petrus (1. Petri 5,13!). Könnte man nun wohl annehmen, daß er diese seinen geistigen geliebten Vater so bloßstellenden Bemerkungen, die ihm der demütige Petrus persönlich mitgeteilt haben mag, dem sein Evangelium lesenden Volke Gottes nicht nur, sondern auch der ungläubigen Welt so offen berichtet haben würde, wenn er nicht vom Heiligen Geist inspiriert worden wäre, so treu und wörtlich jede Einzelheit niederzuschreiben?! - Und so trägt jedes Stück des teuren Wortes Gottes den Stempel göttlicher wörtlicher Eingebung an oder in sich selbst für jeden, der die menschliche Weisheit und Philosophie beiseite lassen und Dem glauben will, der da sagt und tausendfach bestätigt: „Siehe, Ich lege Meine Worte in deinen Mund“, und dessen Wort selbst bezeugt: „Heilige Männer Gottes redeten, getrieben durch den Heiligen Geist“ und „des HErrn Wort bleibt in Ewigkeit“ usw. (2. Petri 1,21; 1. Petri 1,25). Dafür sind auch die oben dargebotenen Einzelheiten aus dem Markus-Evangelium eine sprechend klare Bezeugung. Gelobt sei Er, der „das Wort Gottes“ heißt (Joh. 1,1ff.; Offenb. 19,13!).

Möchten wir beim Betreten des unbekannten Landes eines dunkel vor uns liegenden neuen Jahres uns dessen erinnern, daß der HErr uns für die „geöffnete Tür“ in Seiner Arbeit - eine ernste und kostbare Vorbedingung gegeben hat in Offenb. 3,8: „Ich kenne deine Werke. Siehe, Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft und

hast Mein Wort bewahrt und Meinen Namen nicht verleugnet.“ - Der HErr helfe uns in Gnaden, diese Bedingung für eine gesegnete und von Ihm anerkannte Tätigkeit stets aufs neue bei uns zu verwirklichen!

Frage 12

Inwiefern ist der Herr Jesus „der Anfänger und Vollender des Glaubens“? (Hebr. 12,2.)

Antwort A

In dieser Stelle hat der Ausdruck „Anfänger“ die Bedeutung von „Beginner“ oder auch „Urheber“, wie wir in Hebr. 2,10 nach der Miniaturbibel lesen: „Denn es ziemte Dem, um deswillen alles und durch den alles ist, als Er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihres Heils (Luther: „Herzog der Seligkeit“) durch Leiden zu vollenden.“ Hier ist der Herr Jesus der Urheber unseres Heils genannt; durch Sühnung unserer Sünde hat Er auf Golgatha alle Hindernisse aus dem Wege geräumt, die uns von Gott trennten. Der Vorhang zum Allerheiligen ist zerrissen (Matth. 27,51) und die Gemeinschaft mit dem Vater ermöglicht.

Inwiefern ist nun der Herr Jesus der Urheber des Glaubens?

1. Der natürliche Mensch wird von seiner Gedankenwelt beherrscht und ist unfähig, das Gute zu tun. Gott ist dieser unserer Unfähigkeit zu Hilfe gekommen und hat uns einen neuen Punkt gegeben, Jesum, wo wir uns sammeln und zurechtfinden können. Indem wir nun Jesum anschauen, d. h. indem wir uns mit Ihm in Verbindung setzen, stellen wir uns unter Seinen Einfluß (Joh. 3,14-17.36).

Als Anfänger des Glaubens hat nun der HErr uns zuerst gezeigt, wie wir Glaubensleben zu verwirklichen haben.

Die wunderbare Stelle, die uns hierüber Aufschluß gibt, ist Joh. 6,57 und lautet: „Gleichwie der lebendige Vater Mich gesandt hat und Ich durch den Vater lebe, so auch, wer Mich isset, wird durch Mich leben.“ Der Herr Jesus lebte durch den Vater; um dieses tun zu können, hob er beständig Seinen eigenen Willen auf und ließdann den himmlischen Vater denken, wollen und tun (Joh. 5,19). In ähnlicher Weise sollen auch wir als Jesu Nachfolger Jesu gegenüber unsere eigenen Gedanken, Wünsche und Pläne entwerten (annullieren), damit Seine Kraft sich in uns entfalten kann. So werden wir dann durch Jesum leben; während der Glaube des Herrn Jesus auf den Vater ging, geht der unsrige auf Jesum, well Er sagte (Joh. 14,6): „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch Mich.“ (Elberf. Übers.) Möge der HErr uns Gnade geben, daß auch wir des HErrn Glauben in uns verwirklichen lernen!

2. Der Herr Jesus ist der Urheber der Predigt der Heilsbotschaft (Mark. 16,15), aus welcher der Glaube kommt (Röm. 10,17).

Glückselig werden wir sein, wenn der Herr Jesus am Ende unseres Lebens unserem Glaubensleben als Vollender die Krone aufsetzen kann.

Als Richter wird Er uns den Lohn des Glaubens einst darreichen. Welche Aussichten gibt uns der Apostel Paulus in 2. Tim. 4,7.8: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der HErr an

Glauben bewahrt; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der HErr an jenem Tage, der gerechte Richter, verleihen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die Seine Erscheinung liebgewonnen haben.“ Dazu helfe uns der HErr!

C. L.

Antwort B

Wie der Herr Jesus das Endziel für uns ist und wie Er das Haupt des Leibes bleibt, so ist Er auch die Grundlage von allem. In Joh. 15,5 sagt Er den Seinen: „Außer Mir“, d. h. abgetrennt von Mir, „könnt ihr nichts tun.“ So werden wir immer wieder in vielen Schriftstellen auf den Anfang verwiesen, so z.B. 1. Joh. 1,1: „Was von Anfang war“, 1. Joh. 2,7: „ein altes Gebot, welches ihr von Anfang hattet“, 1. Joh. 2,13: „Ich schreibe euch Vätern, weil ihr Den erkannt habt, der von Anfang ist“ u. a. Immer wieder wird uns der HErr als Der gezeigt, der in allen Stücken der Bahnbrecher war. So war Er als das fleischgewordene Wort (Joh. 1,14) auf diese arme fluchbeladene Erde gekommen, wo alles unter dem Gesetz seufzte; hier stand das durch Mose gegebene Gesetz dem Menschen entgegen, mit dem Herrn Jesus erschien aber als etwas Gewordenes „Gnade und Wahrheit“ (Joh. 1,17). Durch dieses Erscheinen Christi und durch Sein Ausharren auf dem Wege, das ist Seinen Gehorsam (Phil. 2,6-8), ward Er der Anfänger des Glaubens. Damit hat Er den Glaubensgehorsam aufgerichtet (Röm. 1,5 und 5,19) und ist nicht nur der Urheber des Heils geworden (Apgesch. 4,12), sondern auch der Urheber oder Anfänger des Glaubens. In Glaubensabhängigkeit von Seinem Gott und Vater ging Er Seinen Weg und ward für uns die Quelle des Glaubens (Joh. 20,31) und das beste Vorbild, und wenn wir in Hebr. 11 die große Galerie der Glaubenszeugen sehen, so finden wir bei diesem Anschauen immer wieder viel Menschliches, es ist bei jedem eine Vermischung von Göttlichem und Menschlichem, wenn wir aber dann in Hebr. 12 aufgefordert werden, auf Ihn zu schauen, den Anfänger und Vollender des Glaubens, dann sehen wir Ihn vor uns als Den, der die ganze Laufbahn des Glaubens in Vollkommenheit durchlaufen hat (Jes. 53). Ob es nun in der Wüste bei der Versuchung oder in Gethsemane angesichts der Leiden ist, immer steht der Vaterwille im Vordergrunde, ob auf Tabor oder auf Golgatha, immer steht Er fest im unerschütterlichen Glauben, und wenn auch vor Ihm im Alten Bunde viele im Glauben in Schwachheit wandelten, so sehen wir dennoch allein in Christus, was Glauben und Vertrauen ist, denn Er allein fing die Laufbahn an und vollendete darin, alle anderen sind mehr oder minder unterlegen. Möge auch unser Weg, mein Weg, dein Weg ein Pfad des Glaubens sein, denn des HErrn Augen schauen nach dem Glauben (Treue) (Jerem. 5,3), und „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen“ (Hebr. 11,6).

Ph. W.

 

Antwort C

Aus dem Zusammenhang zu schließen (denn der Schluß von Kap. 10, Kap. 11 und 12 gehören zusammen, da es sich hier um Ermahnungen für Gläubige handelt), wird uns Christus vorerst als das Vorbild des Glaubens dargestellt. Im Alten Testamente konnten die im 11. Kap. genannten Personen als Vorbilder dienen, und auch heute können, ja, sollten sie uns auf dem Pfade des Glaubens noch ermuntern. (Vergl. Röm. 15,4.) Doch wenn es sich um Vollkommenheit handelt, kann der Heilige Geist unseren Blick nur auf eine Person lenken, und diese ist der Herr Jesus. Er überstrahlt an Tiefe und Höhe, Ebenmaß und Vollkommenheit die alttestamentlichen Vorbilder. Wie Seine Vortrefflichkeit

und Sein Vorrang in allen Stücken in diesem Briefe gezeigt wird, so auch in dem des Glaubens. Vor Seiner Menschwerdung war Er nicht das Vorbild des Glaubens, obwohl Er die Sehnsucht und das Verlangen derer war, die auf Sein Kommen warteten, noch konnte Er es sein, da Er nur als Mensch hienieden glauben konnte und Gehorsam lernte (Vergl. Hebr. 5,8). Vor Seiner Menschwerdung war das eine wie das andere unmöglich. Wir müssen, nach dem Worte Gottes, die Menschheit und Gottheit, oder besser gesagt die Gottheit und Menschheit unterscheiden lernen, obwohl niemals trennen, da sie in einer Person vereinigt sind. Darum werden wir aufgefordert vom Geiste Gottes, wegzublicken von der Wolke der Zeugen, die wohl Strahlen und Züge des Hauptes, der Krone und des Ecksteins des Glaubens, aber niemals ohne menschliche Schatten, das helle, reine und vollkommene Licht des Glaubens wie beim Herrn widerspiegeln, da es bei Ihm keine Veränderung noch Schatten von Wechsel geben kann. Vorerst war Christus für die Gläubigen das Vorbild, doch müssen wir uns vergegenwärtigen, daß es unter den Hebräern auch viele jüdische Mitläufer gab, die noch fest an dem von den Vätern überlieferten Wandel hingen und Christus nur als „Lückenbüßer“ (verzeiht diesen unehrwürdigen Ausdruck!) ansahen, der ihre Mängel und Lücken ausfüllte. Wie es auch heute Christen gibt, denen Christus nicht ein und alles ist. Die da meinen, sie brauchten Ihn nur zu gewissen Zeiten. Diese Seelen von den Schatten und Vorbildern abzulenken auf den Herrn Jesus hin war einer der Hauptgründe dieses Briefes. Der Herr Jesus war nicht nur der Urheber des Lebens (Apgesch. 3,15) noch auch nur der Urheber des ewigen Heils (Hebr. 5,9), sondern auch der Anführer oder, besser gesagt, der Urheber des Glaubens. Ohne Ihn kein Leben, kein ewiges Heil, aber lerne verstehen, liebe Seele, auch keinen Glauben! Wer da meint, wirklichen Glauben zu haben, muß den Herrn Jesus haben, und wer Ihn hat und kennt, hat ewiges Heil und Leben. Der Glaube ist in Seiner Person gleichsam erschienen. (Vergl. Gal. 3,22-26.) So ist Er auch der Vollender des Glaubens. Welche Gnade, daß Er alles ist!

K. O. St. (geschrieben im Felde).

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Diese schönen und, weil einander ergänzenden, völlig ausreichenden Antworten mit ihren Ermunterungen werden, gerade zu Beginn des Jahres 1919 in die Hände der Leser kommen. Da drängt es mich, noch einiges, was mir für die nächste Zukunft wichtig scheint, anzufügen.

Hinter uns liegt eine schwere, dunkle Zeit, dunkler als je zuvor liegt aber das unbekannte neue Jahr vor uns Deutschen. Umlernen haben wir vielleicht in manchen Punkten müssen, wenigstens was den Weg Gottes mit unserem teuren Vaterlande angeht, ja, in manchen diesbezüglichen Einzelheiten der Weltregierung Gottes, die hienieden völlig zu verstehen, selbst das Denken und Begreifen der wahren Christen nicht genügt. Aber wir wissen, daß Sein Walten durchaus heilig und gerecht und doch wieder voll Liebe ist - gehört doch mitten in die göttliche Weltregierung hinein die Sendung des Sohnes (Joh. 3,16), und muß darum in dieser Gnadenzeit alles dem Zweck dienen, daß Menschen, arme, verlorene Sünder dahin kommen, zu glauben an Ihn, der „das Licht der Welt“ ist und der Welt das Leben gibt, und zwar mit Sich Selbst. Und daß wir dies wissen, das gibt uns Halt in diesem Weltwogen, in diesem Zerbrechen alles dessen, was wir bisher geliebt oder zum mindesten anerkannt haben, in diesem Aufrichten ganz ungeahnter, neuartiger Verhältnisse, ja, in diesem Gedemütigtsein nach und von außen und innen. Gott ist am Werke, Gott macht keine Fehler, Seine Gedanken und Wege sind höher als unsere! Denen, die Ihn lieben, müssen auch alle diese Dinge, ja selbst der Triumph Satans, zum Guten mitwirken. Noch ist kostbare Gnadenzeit, noch wirkt der Vater,

selbst der Triumph Satans, zum Guten mitwirken. Noch ist kostbare Gnadenzeit, noch wirkt der Vater, indem Er Seelen zum Sohn zieht (Joh. 6,37.44), noch baut der HErr an Seinem heiligen Tempel, an Seiner Gemeinde, und fügt Stein an Stein ein (1. Petri 2,4ff.). Und wir Gläubigen dürfen durch Gnade mitten drin in der Mitarbeit Gottes stehen, mitten im heiligen Kampf! Da heißt es für uns: Laßt niemanden euch um den Kampfpreis bringen! (Kol. 2,18), d. h. nicht etwa „um das ewige Leben“ - das haben wir im Sohn für ewig (1. Joh. 5,11) -, sondern um den Lohn, um den Kampfpreis unseres Lebens hienieden, das oft genug in der Schrift als ein Wettlauf geschildert wird (vergl. z. B. 1. Kor. 9,24-27; 2. Tim. 2,4.5). Auch die Stelle, aus der das Wort vorliegender Frage genommen ist, sieht unser Glaubensleben so an.

Da ist es nun sehr ernst für jeden von uns, daßwir in der rechten Gesinnung und mit voller Glaubensenergie diesen Wetllauf vollbringen und uns durch nichts abbewegen lassen, sondern das Ziel fest im Auge behalten, vorwärts - aufwärts eilen im Glaubensgehorsam gegen Sein Wort und den Gedanken Gottes folgend, Sein Werk an der Welt treiben in Treue und Liebe, bis - ja, bis „die Nacht kommt, da niemand wirken kann“ oder bis „der HErr kommt“. Wohl sind wir noch „in der Welt“ und haben auch in ihr Aufgaben, aber wir haben nichts zu tun mit dem Wesen der Welt - wir sind nicht „von der Welt“ (Joh. 17,11.16) - und dürfen uns ihr nicht gleichförmig stellen (Röm. 12,2!). Die Welt ist vielmehr das Gebiet, wo wir unseren Glaubenswettlauf auszukämpfen haben, und da bedürfen wir, um siegreich zu sein, des Hinwegblickens von allem uns Hinderlichen sowie des Glaubensblickes auf „Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“. Sein ganzer Weg als der „des Sohnes des Menschen“ war ein beständiges Leben des Glaubens, der Abhängigkeit vom Vater, des Gehorsams gegen Seine Stimme -wie vollkommen, zeigt z. B. der zweite Teil des Verses -, und Er hat als „Mensch“ das Ziel des Wettlaufs erreicht; Er hat den Ihm für den siegreichen Wettlauf zukommenden Platz zur Rechten des Thrones inne! „Dort sehen wir Ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr. 2,9). Auch der dritte Vers des 11. Kap. zeigt etwas von Seinem sittlich-vollkommenen Kampf hienieden; welchen „Widerspruch von den Sündern“ erduldete Er! - wahrlich, Er ist des Betrachtens unsererseits wert und unseres Glaubensblickes!

Und hat es wohl je eine Zeit gegeben, wo dies so wichtig war wie jetzt?!

Brüder, Schwestern! Was das Jahr 1919 uns auch bringen mag - vielleicht bringt es Ihn, den „Morgenstern“! (Offenb. 22,16) -, laßt uns alles wegtun, was uns hindert, den noch vor uns liegenden Wettlauf des Glaubens „mit Ausharren“ zu laufen, und was nicht wert ist, daß unsere Augen darauf ruhen - ja laßt uns von allem „hinweg sehen auf Jesum hin, den Anführer und Vollender des Glaubens“! Er ist unserer völligen Abhängigkeit von Ihm würdig, und unser ist nach allen Kämpfen hienieden ein herrlicher Siegespreis bei und mit Ihm! Gepriesen sei Sein Name ewiglich!

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11. Neues und Altes. Matth. 13,52.

Der alte und der neue Mensch.

 (Ein Gegensatz.) 1. Mose 6,6; Luk. 2.

Die Schrift spricht von zwei Menschen, dem alten und dem neuen. Sie spricht von diesen nie in der Mehrzahl, sondern in der Einzahl: Gott hat nur zwei Menschen vor Seinem Auge, den ersten: Adam, und den zweiten: „den letzten Adam“ - Christus. (1. Kor. 15,45-49; Kol. 3,9.10. u. a. m.) Der erste Mensch ist aus der Erde (von Staub), der zweite aus dem Himmel; jeder ist das Haupt eines Geschlechtes. Ob wir von dem ersten oder dem zweiten lesen - mit jedem ist zugleich die Nachkommenschaft verbunden.

Ungefähr 4000 Jahre beschäftigte Sich Gott mit dem ersten Menschen, dann fand er sein Ende im Kreuze Christi. Seine Verdorbenheit und Unverbesserlichkeit war völlig erwiesen und in dem Kreuze Christi fand er sein Urteil. Gott ist fertig mit ihm; kein Raum ist mehr für ihn vor Gott. Und so soll auch der Gläubige mit ihm fertig sein. Gottes Gedanken und Wirken beschäftigen sich jetzt mit dem zweiten Menschen - Christus, und auch unsere Herzen müssen mit Ihm beschäftigt sein.

Das Alte Testament beginnt mit dem ersten Menschen, das Neue Testament mit dem zweiten. Die Geschichte des ersten ist eine überaus traurige. Die erste, oben angeführte Schriftstelle zeigt uns, was die Sünde für Gott ist, wie schmerzlich sie Ihn berührt. Wir sind so geneigt, die Sünde nur nach der Seite anzusehen, was sie in ihren Folgen für den Menschen ist, aber wenig denken wir daran, was Sünde für Gott ist und was Sein Herz über die Sünde empfindet. Wie schmerzlich und abscheulich sie in Seinen Augen ist, das fühlen wir aus den Worten: „Es reute Jehova, daß Er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte Ihn in Sein Herz hinein.“ Wie furchtbar muß Sünde für Gott sein, daß Er solche Worte sagen kann und noch hinzufügt: „Ich will den Menschen, den Ich geschaffen habe, vertilgen!“ (1. Mose 6,7.)

„Das Ende alles Fleisches ist vor Mich gekommen“, das ist der Urteilsspruch Gottes über den Menschen. Dieses Urteil Gottes wurde nie aufgehoben, auch nicht dadurch, daß Noah Gnade fand in Seinen Augen. Gott führt das Gericht an allem Fleische aus, aber Seine Gnade errettet vom Gericht. Auf Grund des Opfers Noahs machte Gott mit ihm auf der neuen Erde einen neuen Anfang. (1. Mose 8,20.) Er ordnet die Regierung an (1. Mose 9,1-7), gab dann Israel das Gesetz bis zu dem Tage, da am Kreuze die Frage von Gut und Böse ihre Lösung fand. Das Gesetz offenbarte, was der Mensch war. Nicht als ob dies für Gott nötig gewesen wäre - Sein Urteil über ihn war längst gefällt -, aber es war nötig für den Menschen, ihm das schreckliche Wesen des Fleisches zuzeigen und die Gerechtigkeit des Urteilspruches Gottes: „Das Ende alles Fleisches ist vor Mich gekommen.“

Manche Kinder Gottes verwirklichen es nicht, daß das Ende alles Fleisches vor Gott gekommen ist und daß jede Hoffnung und Segnung nur in einem anderen Menschen gefunden werden kann; sie sind noch nicht los von dem ersten Menschen, sie beschäftigen sich immer wieder mit ihm, ihn zu verbessern und zu erziehen ober zur Anerkennung zu bringen, den Menschen, den gemacht zu haben Gott reute. Wohl versuchen sie, „die Handlungen“ des alten Menschen abzulegen, ihn selbst aber möchten sie lieber behalten; das Wort aber sagt, daß „der alte Mensch mit seinen Handlungen“ ausgezogen sein muß und dauernd so anzusehen ist - durch Glauben! (Kol. 3,9.)

Und nicht nur hat der Mensch sich durch die Sünde verderbt, er hat auch das Verderben über die mit ihm verbundene Schöpfung gebracht, so daß Gott sagt: „Ich will die Menschen verderben mit der

Erde (1. Mose 6,13). Jeder Mensch, der zur Welt kommt, fügt der Menge der Sünden neue hinzu und vergrößert die Entweihung der Erde. Gott sagt: „Die Erde ist entweiht worden unter ihren Bewohnern“ (Jes. 24,5). Wie furchtbar: Die Schöpfung, von der Gott sagte, daß alles sehr gut war, wird entweiht von dem Menschen, der im Bilde Gottes erschaffen wurde. Das ist der Mensch, der Ihn in Sein Herz hinein schmerzte. Schmerzt es Ihn nicht, wenn wir an diesem Menschen noch hängen und ihm huldigen?! Laß mich dich fragen, Kind Gottes, hängst du noch an dem Menschen, den gemacht zu haben Gott gereute, über dessen Erschaffung Gott Reue empfand? und den Er am Kreuze gerichtet hat?

Ein ganz anderes Bild finden wir, wenn wir zu der zweiten oben anführten Schriftstelle kommen. (Luk. 2.) Ein anderer Mensch betritt die Erde. Christus kommt in die Welt, der Mensch zu Gottes Wohlgefallen. Er kommt nicht, um den ersten Menschen, dessen Ende vor Gott gekommen ist, zu Ehren zu bringen, sondern auf daß „Herrlichkeit Gott in der Höhe“ dargebracht werde. Welche Freude, den Blick von dem ersten Menschen, der Gott ins Herz betrübte, wegzuwenden und den zweiten anzuschauen, der Gottes Wohlgefallen hat. Das erste Wort der himmlischen Heerscharen, das die Hirten auf dem Felde vernahmen, verkündigt ihnen die Herrlichkeit Gottes, und zwar in der Tatsache, daß Sein Sohn Mensch wurde.

Das zweite Wort ist: Friede auf Erden. Noah brachte Gott das Opfer lieblichen Geruches, und als Antwort Auf das Brandopfer sagte Gott, daß Er nicht mehr um des Menschen willen die Erde verfluchen wolle, denn das Dichten des menschlichen Herzens sei böse von Jugend an; Er drückt damit aus, daß Er nicht handeln will nach dem, was im Menschen ist, sondern in Gnade auf Grund des lieblichen Geruches des Ihm dargebrachten Brandopfers. In Gnade besucht Gott jetzt die Erde und verkündigt Frieden. Er kommt nicht, um mit dem Menschen nach seinen Sünden zu handeln, Er naht Sich ihm in Güte: „Gott war in Christo, die Welt mit Sich Selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend.“ (2. Kor. 5,19.)

Friede kam in Christo zur Welt hernieder, aber die „Söhne des Friedens“ waren nicht da, den Friedefürsten aufzunehmen, und der Friede kehrte zu Ihm zurück. (Luk. 10,6.) Sie wollten Ihn nicht haben. Die Folge davon war, daß Sein Kommen in Gnade nicht Frieden, sondern das Schwert brachte. „Denket ihr, daß Ich gekommen sei, Frieden auf Erden zu geben? Nein, sage Ich euch, sondern vielmehr Entzweiung.“ (Luk. 12,49-53; Matth. 10,34-36.) Jeder - Vater oder Sohn, Mutter oder Tochter usw. - jedermann wurde in seiner Stellung zu Ihm offenbar, und das Schwert entbrannte. „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen.“ In dieser Stelle (Luk. 12) spricht der HErr von Seinem Kommen nicht in Verbindung mit dem Frieden, sondern mit dem Feuer des Gerichtes.1 Sein Kommen in Gnade hob nicht die andere Seite Seines Kommens auf, die Sünde zum Gericht zu führen, „Seine Tenne zu reinigen“ und gleich „dem Feuer des Schmelzers“ zu sein (Mal. 3,1.2). Die Welt war verAntwortlich für Sein Kommen in Gnade. Das Feuer des Gerichtes über die Sünde war noch nicht entbrannt, doch der Augenblick war nahe, da es angezündet werden sollte. Aber nach dem ewigen Vorsatz der Liebe Gottes sollte es Ihn als Ersten verzehren. Wie brannte Sein Herz in Erbarmen! Und doch (soviel Gutes Er auch tat) war Er beengt - denn erst dann, wenn die Taufe (das Gericht über die Sünde), womit Er der Heiligkeit Gottes gemäß getauft werden mußte, (am Kreuz) vollbracht war, erst dann konnte Er frei den ganzen Reichtum der Liebe Gottes offenbaren.

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Seit den Tagen der Flut ist Feuer ein Ausdruck des Gerichtes Gottes, des Verzehrens. (v. d. K.)

„Kein Friede den Gesetzlosen!“ (Jes. 57,21.) Kein Friede denen, die den Friedefürsten verwerfen!

AlleBemühungen, ohne Christus „Frieden auf Erden“ zu machen, sind antichristisch. Und wenn die Welt meint, „Friede und Sicherheit“ ausrufen zu können, dann wird „ein plötzliches Verderben“ über sie kommen. (1. Thess. 5,3.) Unser Blick aber richtet sich dorthin, wo der Friedefürst ist. Die Jünger verkünden: „Friede im Himmel“ (Luk. 19,38), als Er in Jerusalem einzog, um - zu sterben. Dort oben ist Friede, und den „Söhnen des Friedens“ wird dieser Friede jetzt gebracht durch den Heiligen Geist. (Vergl. Gal. 5,22 u. a.) Die Jünger sahen im Vorahnen Ihn als den „König, der da kommt im Namen des HErrn“. Wenn jener gesegnete Augenblick kommt, wo der HErr als „König“ erscheint (und wir mit Ihm), dann wird Friede, wie jetzt im Himmel, auf Erden sein und Herrlichkeit Ihm, unserem „Gott in der Höhe“.

Das dritte Wort ist: „An den Menschen ein Wohlgefallen.“1

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Die Übersetzung, die in meist katholischen Bibeln sich leider findet „Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind“ ist nach dem Grundtext durchaus falsch und ja auch unmöglich, denn welcher Mensch, abstammend vom ersten Menschen, Adam, könnte von Natur wohl „guten Willens“ sein?! (v. d. K.)

In der Menschwerdung Seines Sohnes findet Gott den Menschen nach Seinem Herzen, und Er redet nicht mehr von dem, der Ihn in Sein Herz hinein schmerzte. In dem heiligen Kindlein zu Bethlehem sieht Er den neuen Menschen und Sein Geschlecht, an dem Er Wohlgefallen hat. Wie wenig verstehen wir von der Herrlichkeit und dem Wohlgefallen Gottes in Christus! Es ist uns leichter, sie in dem verherrlichten Christus droben zu schauen als in dem in Niedrigkeit. Aber Gott kann Sein Wohlgefallen nur an dem Menschen finden, der seinen wahren Platz vor Ihm einnimmt, nämlich in Abhängigkeit und Gehorsam. Und diesen Platz nahm Er ein. Er spricht: „Siehe, Ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Hebr. 10,7-9). Das ist der neue Mensch, an dem Gott Wohlgefallen hat. Unsere Herzen sind so eigenwillig und unabhängig, deshalb wissen und tragen wir an uns so wenig von der wahren Schönheit des Menschen, in der Gott ihn geschahen hat, die aber nur im Unterworfensein strahlt zu Gottes Herrlichkeit und Wohlgefallen, die wir in Vollkommenheit in dem vom Weibe geborenen Sohn sehen, über den die Engel das Wohlgefallen Gottes an den Menschen verkündigten. An den Menschen? Ja prophetisch, denn mit dem Sohne als „Anführer“ wurde der Weg geschaffen für „viele Söhne“ (Hebr. 2,10).

In Joh. 1,29 finden wir einen weiteren Gegensatz. Die Sünde verdarb nicht nur den Menschen, sondern auch die Schöpfung; auch sie kam unter Fluch und Verderben. Der im Gehorsamsstande das herrliche Gottes Bild tragende Mensch wurde im Ungehorsamsstande ein Bild der Furcht und des Schreckens,1 so daß die Tiere, die im Anfang ohne Furcht zum Menschen kamen, jetzt vor ihm flohen in Furcht und Schrecken (1. Mose9,2). Das ist die Sünde, die durch den Menschen in die Welt kam. Hier lesen wir jetzt von Ihm als Dem, der die Sünde der Welt wegnimmt. Er tut dieses als das Lamm Gottes gemäß der Wertschätzung Seines Todes in Gottes Augen. Er nimmt das hinweg, wasGottins Herz hinein schmerzte. Die Erde, durch die Sünde noch voll „Bosheit und „Gewalttat“, soll erfüllt werden von Seiner Herrlichkeit. (Ps. 72,19.) Auch wir freuen uns dieses Tages, und mit Recht, denn wir werden „Seine Genossen“ sein - die wir jetzt schon „Genossen der himmlischen Berufung“, „Genossen Christi“ sind (Hebr. 3).

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Man könnte eine Parallele mit der Geschichte Satans ziehen. (Vergl. Hes.28,11-19.) (v. d. K.)

In dieser Stelle werden uns zwei Jünger gezeigt. Hast du beachtet, wie willkommen sie Ihm waren? Er sagt auf ihre Frage zu ihnen: „Kommt und sehet“! Die große Schar Seiner Genossen begann mit diesen zweien, die Ihm folgten dahin, wo Er Sich aufhielt. Auch wir sind eingeladen, Seine Genossen zu sein - zwar jetzt die Genossen Seiner Schmach, dann aber Seiner Herrlichkeit.

Möchten unsere Herzen los sein von dem Menschen, der Gott ins Herz hinein schmerzte, und erfüllt sein mit Dem, über den die himmlischen Heerscharen sangen: „Herrlichkeit Gott in der Höhe, und

Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen“, und der die Erde mit Gottes Herrlichkeit erfüllen wird.

(R.) v. d. K.

„Seine Armut.“

2. Kor. 8,9.

Einige Gedanken nur möchte ich an dieses Wort anknüpfen, die der Heilige Geist uns gegenwärtig wichtig machen wolle!

Wann war unser teurer Herr Jesus als Mensch am ärmsten? Etwa da, wo Er in der Krippe lag in Bethlehems Stall, weil in der Herberge kein Raum war für Ihn, den Messias? Nein, denn da hatte Er eine liebende, irdische Mutter und Männer kamen zu Ihm, um Ihm zu huldigen; sie kamen von fern her in dem gottgewirkten Glauben, daß Er der verheißene König sei trotz Seiner Armut (Matth. 2). - Oder war Er am ärmsten, als Ihm, der nie Geld bei Sich trug, die Steuermünze nicht zu Händen war? Nein, denn Er, „durch den alle Dinge sind“, wußte, daß in dem Maule des ersten Fisches, den Petrus fangen würde, das Geldstück lag, dessen Er bedurfte, um „kein Ärgernis zu geben“ (Matth. 17,24-27). - Oder zeigte sich Seine selbsterniedrigende Armut am tiefsten in Seinem Wort: „Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, da Er Sein Haupt hinlege“? Nein, auch darin nicht, denn, wenn Er in Judäa weilte, hatte Er doch wenigstens ein Haus, wo Er gern gesehen war und wo Er rastete mit denen, die den Weg der Verwerfung mit Ihm teilten: das Haus in Bethanien, wo Er mit Lazarus, Maria und Martha herzlichste, geistige Gemeinschaft pflegte (s. z. B. Matth.21,17 u. a.). - Oder sieht man Ihn in Gethsemane am ärmsten, als Er „in ringendem Kampfe“ war und alle, auf deren Mitgefühl Er rechnete, einschliefen und Ihn allein ließen? Nein, auch da hatte Er jemanden, war ihm doch ein Engel erschienen, der Ihn stärkte (Luk. 22,43).

Wir mögen noch viele Beispiele suchen und finden, welche die Armut, die Entäußerung des HErrn zeigen, und unser Herz wird sich in Anbetung beugen über Seine Liebe, die in Seinem Leidenweg hienieden in die Erscheinung trat, obwohl Er auf demselben nicht litt als Stellvertreter für unsere Sünde, sondern um Seiner Gerechtigkeit willen. Doch der Armut Höhepunkt finden wir nicht in diesen Beispielen, wenn auch sie schon dazu beitragen, uns „reich“ zu machen, nämlich an Erkenntnis Seiner Selbst und darausfolgender Liebe zu Ihm.

Aber es gibt einen Platz, da sehen wir den geliebten HErrn in einer Armut, so umfassend, so ergreifend, so wirksam aber auch, daß von da aus unser Reichtum in hellstem Licht erstrahlt, ja wahrlich, daß wir bekennen dürfen: dort liegen die Quellen unseres Heils, unseres Lebens, unserer ewigen Errettung mit allem, was sie in sich schließt; und wir rühmen selig: „alle meine Quellen sind in Dir“ (Ps. 87,7). Wo ist dieser Platz unserer ewigen Segnung? Es ist das Kreuz, das Fluchholz, der Ort des „Todes des HErrn“.

Und zwar sind es die drei Stunden der Finsternis von der 6. bis zur 9. Stunde, wo wir die größte Armut unseres HErrn schauen. Der ergreifende Ruf aus Jesu Munde, in seiner ganzen Tiefe uns stets unfaßbar, und doch verständlich als in wahrer Seelenqual und bitterstem Leid ausgestoßen: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?“ (Matth. 27,45ff.) - der ist es, der uns zeigt, wie

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Hier möchte ich einen weitverbreiteten Irrtum berichtigen: Jesus war nicht vom Vater verlassen - Er blieb immer „der Sohn, der indes Vaters Schoßist“ (Joh. 1,18) -, aber als „Sohn des Menschen“ war Er verlassen von Gott, von Seinem Gott! (F. K.)

arm der HErr wurde um unsertwillen, auf daß wir durch Seine Armut reich würden. Das ist die größte Armut: von Gott verlassen sein! Ein Mensch ohne Gott und ohne Hoffnung, wie von Natur jeder Sünder (Eph. 2,12), zeigt uns größte irdische Armut, aber von Seinem Gott, mit dem der HErr als Menschensohn stets in innigster Verbindung gelebt, verlassen zu sein, das ist noch unendlich mehr als die natürliche Gottverlassenheit des Menschen im Fleisch. Welch ein Opfer des Sohnes!1 Warum denn mußte Er von Gott verlassen sein in jenen Stunden der Angst, die uns Ps. 22 so ganz besonders schildert? Weil Gott Sein heilig Angesicht verhüllen mußte vor der Sünde, zu der der Heiland Sich machen ließ (2. Kor. 5,21) und die in Seinem Leide auf dem Fluchholz verurteilt wurde, als Er ward „ein Fluch für uns“, da „verflucht ist jeder, der am Holze hängt“ (Gal. 3,13, vergl. 5. Mose 21,23). Welch wunderbares Geheimnis: Er ein Fluch für uns, Er zur Sünde gemacht für uns, und darum von dem heiligen Gott, den Er dennoch Seinen Gott nennen darf, verlassen! „Laß nie mir kommen aus dem Sinn, wieviel es Dich gekostet, daß ich erlöset bin!“ - Dort sehen wir „Seine Armut“!

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Hier möchte ich einen weitverbreiteten Irrtum berichtigen: Jesus war nicht vom Vater verlassen - Er blieb immer „der Sohn, der indes Vaters Schoßist“ (Joh. 1,18) -, aber als „Sohn des Menschen“ war Er verlassen von Gott, von Seinem Gott! (F. K.)

Anbetungswürdiger Heiland, nicht allein kamst Du auf diese arme Erde und lebtest unter uns, nicht allein starbst Du für unsere Sünden, an unserer Statt, sondern Du warst drei Stunden von Gott verlassen um unserer Sünde willen - wahrlich, Du wurdest arm, unendlich arm um unseretwillen, und wie reich hast Du uns gemacht! Aber unser größter Reichtum bist Du Selbst, Du Gestorbener und Auferstandener, Du Sohn Gottes, unser Heiland und HErr, der uns zum Vater gebracht hat - gepriesen seist Du in Ewigkeit!

„Wir lieben, denn Er hat uns zuerst - und wie! - geliebt.“ (1. Joh. 4,19.)

F. K.

„Nicht ich - Christus.“

Gal. 2,20.

Der natürliche Mensch liebt es, groß zu sein, anerkannt und bewundert zu werden. Seine Gedanken drehen sich nach dieser Richtung hin. Seine Hoffnungen und Wünsche liegen alle in dieser Welt. Der Tod ist ihm ein Feind, an den er nur als in weiter Ferne liegend zu denken wagt. Er wirkt und strebt, empor zu kommen in Stellung, Beruf, Geschäft, usw., um das Gute davon zu genießen, und er findet darin die Anerkennung und das Lob der Welt, wie Gott sagt: „Man wird dich loben, wenn du dir selbst Gutes tust.“ (Ps. 49,18.) Aber alles dieses ist vergänglich. Es hört auf, sobald der Tod kommt. Und hätte er die höchste Stufe des Erfolges und Ruhmes erreicht - in diesem Augenblick ist alles für ihn dahin. Nichts kann er mitnehmen.

Der Gläubigen Ziel und Streben liegt nach einer ganz anderen Richtung hin. Seine Seele verlangt nach der Anerkennung und dem Lobe Gottes. Diese aber erlangen wir nicht durch fleischliche Anstrengungen, Großes zu tun, sondern auf dem Wege des Sterbens Jesu in der Selbstverleugnung (2. Kor. 4,10). „Trachtest du nach großen Dingen für dich? Trachte nicht danach!“ sagt der Prophet (Jer. 45,5). Trachten wir in den Dingen Gottes danach, groß zu sein, uns zu wichtigen Personen zu machen, die in dem Vordergrund stehen, so handeln wir in und nach dem Fleische und können als solche Gott nicht gefallen (Röm 8,8). Suche ich Beifall in meinem tadellosen Wandel, meiner Hingabe und Arbeit, meinen glänzenden Gaben, denen eines Hirten, Lehrers oder Evangelisten, so ist es

nichts weiter als mein eigenes eitles „Ich“, und „Lob von Gott“ wird mir nicht werden, denn wenn ich suche Menschen zu gefallen und zufriedenzustellen, so bin ich Christi Knecht nicht (Gal. 1,10). Des Christen Wert und Größe offenbart sich in der Selbstverleugnung. Sein „Ich“ muß verschwinden, ehe Christus sichtbar werden kann. Und wie leicht mischt es sich in die göttlichen Dinge ein und lebt verborgen im Herzen. Mit Eifer und auch einer gewissen Aufrichtigkeit gibt man sich der Arbeit für den HErrn hin - aber tief verborgen im Herzen liebäugelt und sonnt sich das „Ich“ an der Schätzung seines Namens, an dem Zur-Geltung-Kommen und an demZu-Ansehen-Gelangen, an dem Lobe der Menschen. Aber das Lob und das Wohlgefallen Gottes ist eine andere Sache. Er kann nur anerkennen, was Christus ist, und nur soweit, wie Christus in uns sichtbar wird, kann uns Lob von Gott werden. Darum: Unser „Ich“ muß verschwinden und durch Christus ersetzt sein.

Wie kann das geschehen? Wir müssen im Glauben erfassen und verwirklichen, mit Christo gestorben zu sein. Als der HErr von sich als dem Weizenkorn redet, das in die Erde fällt und stirbt, spricht Er: „Wenn Mir jemand dient, so folge er Mir nach, ... so wird Mein Vater ihn ehren“ (Joh. 12,26). Der HErr fordert uns hiermit auf, den Weg des Todes zu gehen, auf diesem Wege Ihm zu folgen. Nur so können wir Ihm dienen und die Ehre des Vaters empfangen. Er Selbst, der HErr, lebt jenseits des Todes als der Auferstandene, und wie kann ich Gemeinschaft mit Ihm haben, wenn ich denselben Weg des Sterbens nicht betreten will. Der Glaube betritt diesen Weg und verwirklicht in Liebe, mit Christo gestorben zu sein, und „Ich“ und „Welt“ verschwinden, und alles, was der Mensch aufgerichtet hat zur Befriedigung des Fleisches, hat keinen Wert (Kol. 2,21-23). Das Kreuz, der Tod Christi hat den gefallenen Menschen beseitigt. Er hat am Kreuz unter dem Gericht Gottes sein Ende gefunden und ist für immer abgetan. Jeder Gläubige muß den Tod Christi und die Kraft Seiner Auferstehung - das neue Leben, praktisch und erfahrungsgemäß im Glauben annehmen und verwirklichen.

Paulus hatte dies gelernt. Er konnte in Wahrheit sagen: „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm. 8,2). Saulus, der stolze Pharisäer, wurde mit all seiner Vorzüglichkeit in den Tod gegeben, damit Christus sein Leben werde. Hinfort achtete er alles, was in irgend einer Weise das Fleisch anerkannte, für Verlust, ja, für Dreck, um Christus zu gewinnen (Phil. 3,4-8). Er kannte hinfort niemanden nach dem Fleische, und in der Mitte der Kinder Gottes wollte er nichts weiter wissen „als nur Jesum Christum, und Ihn als gekreuzigt“ (2. Kor. 5,16; 1. Kor. 2,2). Möchte es auch so bei uns sein! Das war das Gefäß, dem der HErr so hohe Offenbarungen anvertrauen und in dem er sich verherrlichen konnte.

In 2. Thess. 1,12 bittet Paulus für die Heiligen, daß der Name des Herrn Jesus in ihnen verherrlicht werde, und sie in Ihm. Dies kann aber nur geschehen auf dem Wege des Sterbens. Paulus wies sie hin auf den Tag, wo Gott die, die hier glaubend den Weg des Todes Christi wandelten, vor den Blicken einer in Bewunderung staunenden Welt offenbar machen würde zu Seiner Herrlichkeit; uns aber soll es ermutigen, allezeit das Sterben Jesu am Leibe umherzutragen, auf daß auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde (2. Kor. 4,10).

Der HErr schenke uns, mit ganzem und gläubigem Herzen die Wahrheit des Todes Christi zu erfassen und zu verwirklichen!

(C.) v. d. K.

 

 

„Hebet eure Augen auf und schauet die Felder an.“

Joh. 4,35.

Mit bewegtem Herzen stehen wir an der Schwelle eines neuen Jahres. Das alte geht dem Ende zu. Noch nie schloß sich uns ein Jahr so ereignisvoll wie dieses, und noch nie lag ein neues so finster vor uns. Wieviel Tränen, Not und Elend sahen wir in diesem Jahre! Und doch, beim Rückblick, wie herrlich sehen wir alles überleuchtet von der Liebe und Treue unseres Gottes. Seine Hand trug uns hindurch. Er hat getröstet, den Glauben bewahrt, und gelöster von den Dingen hier unten, schauen wir nach oben, von woher wir den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten. (Phil. 3,21.)

Hebet eure Augen auf und schauet die Felder an! Auf den Feldern des Reiches der Natur waren es damals noch vier Monate - eine lange Zeit - bis zur Ernte. Er aber lenkte ihre Blicke weiter zu anderen Feldern - zu Feldern des Reiches Gottes, wie sie ihr Glaubensauge noch nie gesehen. Er hatte gearbeitet und am Jakobsbrunnen den Samen gesät, und nun, als ihr Auge über die Felder glitt, sahen sie die Männer und Weiber Samarias heilsverlangend kommen, um Christus zu finden. Wunderbarer Anblick! Da war köstlicher Weizen an einem Tage gereift unter der Hand Seiner Arbeit, reif, in Gottes Scheune gesammelt zu werden als Frucht zum ewigen Leben. Wie lieblich, die Augen über die Felder des Reiches Gottes zu erheben und den Segen des HErrn anzuschauen. Laßt uns Seinen Namen preisen und ehren!

An der Jahreswende stehend, gehen unsere Blicke weiter - hinüber zu anderen Feldern, den Feldern der Welt, und mit Spannung sehen wir da Seinem Walten zu. Wie ernst tönen uns bei diesem Blick die Worte: „Hebet eure Augen auf und schauet die Felder an - denn sie sind schon weißzur Ernte“. Diese Felder, was sehen wir auf ihnen? Gott verworfen; Sein Sohn gelästert; Seinem Geist Widerstand geleistet; das Evangelium, Sein Zeugnis verachtet; Bosheit und Gewalttat bis zum Überfluß. Wahrlich, die Felder sind reif zur Ernle - reif für das Gericht. Die Ereignisse unserer Zeit klingen uns schon wie ein Schlag an die Sichel ins Ohr und Herz. Wie nahe mag der Tag sein, wo es über diese Felder heißen wird: „Schicke Deine Sichel und ernte; denn die Stunde des Erntens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden“ (Offb. 14,15).

Was aber will das uns sagen? Als einst Gott zu Abraham sagte, daß Er Seine Augen auf Sodom richten wolle, da wußte Abraham sogleich, daß Sodoms Gericht gekommen sei. Und was tut er? Sofort tritt er in Fürbitte ein. Das sagt uns, den Kindern Gottes, genug. Laßt uns von ihm lernen! Das ist unsere Aufgabe, solange noch ein Tag der Gnade über dieser Welt aufgeht.

Sodom ahnte nichts von dem so plötzlich hereinbrechenden Verderben - Abraham wußte es. Die Welt weiß nicht, welchem Gericht sie entgegen eilt - wir aber wissen es, und daß das Ende aller Dinge nahe ist. Möchte das neue Jahr uns als Beter finden, die wie Abraham mit Inbrunst vor Gott stehen! (1. Petri 4,7.)

v. d. K.

Geleitswort an den Leser:

Aus Seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“ Joh. 1,16.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevorman die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so mußman sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 13

Was bedeutet „in einer Sprache reden“? 1. Kor. 14,2.

Antwort A

Was die geistlichen Gaben anbetrifft, so ist die Prophetengabe die kostbarste; sie ist diejenige Gabe, die eine göttliche Botschaft empfängt und weitergibt; sie enthält ein Wort der Ermahnung oder auch der Erbauung. Eine weitere Art von geistlichen Gaben besteht darin, einen göttlichen Gedanken in die menschliche Sprache zu übertragen. Diese beiden Arten sind wohl nützlicher als die ziemlich geheimnisvolle Gabe „des Redens in Zungen“. Es schien, als ob diese Gabe darin bestand, in Ekstase einen göttlichen Gedanken zu ergreifen und zu sammeln, ohne diesen selbst in verständlicher Rede auszudrücken. Man sprach, aber es waren Laute ohne Bedeutung für das menschliche Ohr. Der Apostel Paulus macht in 1. Kor. 13,1 noch einen Unterschied zwischen Menschen- und Engelzungen. Ohne Zweifel konnten sich die Kinder Gottes in solchen Kundgebungen erbauen; aber denken wir an die Ungläubigen!

Wir können wohl sagen, wie die geistlichen Gaben zu bewerten sind, um jeglichen Mißbrauch zu vermeiden: Tut alles zur Erbauung!

Aus dem Französischen übersetzt von C. L.

Antwort B

Von Sprachenreden ist im Worte Gottes verschiedentlich die Rede. In Apg. 2,4 heißt es: „Und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen“, und die anwesenden Menschen „von jeder Nation derer, die unter dem Himmel sind“, hörten sie „die großen Taten Gottes reden“, jeder einzelne in seiner eigenen Mundart (V. 5-11). Die Jünger redeten also die verschiedensten fremden Sprachen, ohne sie erlernt zu haben, durch die unmittelbare Wirkung des Heiligen Geistes. Soviel ich weiß, hören wir von dieser Art Sprachenreden nicht wieder im Worte Gottes, so daß wir wohl annehmen können, daß dieses sich nicht wiederholt hat.

In 1. Kor. 14,2 ist aber offenbar etwas anderes gemeint. Das zeigt der Wortlaut des Verses: „Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott; denn niemand versteht es, im Geiste aber redet er Geheimnisse.“ Das würde und könnte nicht gesagt werden, wenn es sich nur um eine „andere“ - also von einem anderen Volk gesprochene - Sprache handelte. Es ist vielmehr eine von niemandem gekannte Sprache, eine „neue“ Sprache, wie es in Mark. 16,17 heißt. Deshalb bedurfte auch dieses Sprachenreden der Auslegung, sollte das Geredete den Hörern etwas nützen (1. Kor. 14,5), und war kein Ausleger da, so sollte der, der die Gabe der Sprache hatte, in der Versammlung schweigen (V. 27.28). Das Auslegen der Sprachen war ebenso eine Gabe wie das

Versammlung schweigen (V. 27.28). Das Auslegen der Sprachen war ebenso eine Gabe wie das Sprachenreden selbst (1. Kor. 12,10b).

Ich rede von dieser Sache in der Form der Vergangenheit, weil nach meiner Überzeugung das Sprachenreden als Gabe des Geistes nicht mehr besteht, sondern aufgehört hat (1. Kor. 13,8c: „seien es Sprachen, die werden aufhören“). Warum? Weil das Sprachenreden zu den Zeichen gehörte, die denen folgten, die da glaubten, und durch die der HErr mitwirkte und das Wort bestätigte (Mark. 16,20; 1. Kor. 14,22), solches Mitwirken und Bestätigen des Wortes durch Zeichen aber jetzt, wo das geschriebene Wort Gottes vollendet vorliegt, nicht mehr stattfindet. - Heute ist die Zeit mehr denn je, einfach der Wahrheit zu glauben, und die Herzen werden erprobt, ob das einfache - und doch so kostbare und herrliche - Wort Gottes ihnen genug ist. Hüten wir uns daher vor allem Trachten nach Zeichen, sondern seien wir nüchtern, damit nicht der Feind Gelegenheit habe, solches Trachten zu seinem Vorteil auszunützen. Er ist immer bemüht, unsere Herzen von der Einfalt gegen den Christus abzuwenden (2. Kor. 11,3). Wie können wir dem sicher entgehen? Wenn wir nur auf Seine - unseres guten Hirten - Stimme hören! (Joh. 10,4.5.27).

Th. K.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Im Jahrbuch II(1914) der „G. H.“ anläßlich Fr. 30 habe ich mich betr. der „Zungenrede“ ausgesprochen wie Antwort B heute, wonach gemäß 1. Kor. 13,8.9 die Sprachen aufhören werden. Sie haben aufgehört bald nach dem apostolischen Zeitalter, warum sie also jetzt noch wiederhaben wollen, da sie doch offenbar ihren Dienst getan haben?!

Wenn wir unter den Gesichtspunkten, die uns obige Stelle gibt, 1. Kor. 14 aufmerksam lesen, so müssen wir sagen, daß es dem Apostel vor allem darauf ankommt, daß die Gemeinde erbaut werde. Um die Gemeinde handelt es sich hier wie in dem ganzen Zusammenhang von Kap. 11,17 an bis zum Schluß von Kap. 14. Es sind Unterweisungen, welche die Gemeinde des HErrn, und zwar mehr die Ortsgemeinde betreffen (Eph. 4 bezieht sich auf die ganze Gemeinde). Die Gemeinde ist der Boden, auf dem die Offenbarungen des Geistes geschehen. Schon dadurch, abgesehen von den vielen unmöglichen Nebenerscheinungen und falschen Lehren, welche die dem Schreiber dieses gutbekannte „Zungenbewegung“1 in sich birgt, ist dieselbe gerichtet, da sie gerade nicht in geordneten, auf dem Boden der Schrift stehenden Gemeinden ihr Wesen hatte, sondern vielmehr abseits stehend von der biblischen Gemeinde, weswegen auch die meisten Zungenbegabten weiblichen Geschlechts waren, denen doch nach 1. Kor. 14,34ff. jedes Reden innerhalb der Gemeinde deutlich genug verboten ist. Ist das etwa gleichgültig?

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Ich war in der Anfangzeit derselben (in Deutschland) ihr Anhänger, bin aber dem HErrn innig dankbar, daßEr mir beizeiten die Augen öffnete über die Ungöttlichkeit der Bewegung und das dämonische Wesen des „Zungenredens“ innerhalb derselben. Wenn auch die Bewegung sich seitdem in vieler Hinsicht gewandest hat, so ist sie auch heute noch in der Hauptsache die gleiche geblieben, obwohl damals wie heute die weitaus meisten ihrer Anhänger Gläubige sind. Nur die Treue gegen das ganze Wort Gottes bietet Schutz gegen Irrtum und Irrlehre! (Psalm 119.) (F.K.)

Selbst wenn also obige Auslegung von 1. Kor. 13,8.9 nicht richtig wäre (daß also die Zungen „aufhören“ würden, während die anderen Stücke „weggetan“ werden sollten beim Kommen des Vollkommenen), wenn es also noch heute biblisches Zungenreden gäbe oder geben könnte, so ist das der „Pfingstbewegung“ wie auch das anderer Separatisten nicht biblisch, da es abgesehen von den Anordnungen des Heiligen Geistes über die Gemeinde des HErrn geschieht, ja ihnen entgegengesetzt.

Sollte es aber dem Heiligen Geiste trotz des heutigen Verfalls, wo doch Erkenntnis und biblische Weissagung (vgl. Bd. I, Fr. 32!) nötigere Stücke sind (zur Belehrung und Erbauung), gefallen,

innerhalb heutiger örtlicher Gemeinden, die auf biblischen Grundsätzen fußen (vgl. Apg. 2.42; 2. Tim. 2,19 u. a.), Zungensprachen zu geben, so würden es nach Kap. 14 wohl andere Sprachen sein als von dem Redenden unerlernte Menschensprachen (wie Apg. 2). Wären es solche, dann genügte ein Kenner der betr. Sprache, um sie zu übersetzen, während hier solche nötig sind, die die Gabe des Auslegens (nicht die Fähigkeit des Dolmetschens) haben: es müssen also wohl Arten von Engelsprachen sein, (1. Kor. 13,1), himmlische Sprachen, die nicht zu erlernen sind. Und mit diesen wäre dann gemäß den apostolischen Anordnungen zu handeln, d. h. wenn kein Ausleger da wäre, müßte der Zungenbegabte schweigen, da sein unverständliches Reden (das nach V. 2 den Charakter einer an Gott gerichteten Anbetung hat) nicht zur Erbauung dient. - Erbauung, Belehrung - das sind die Stücke, auf die es dem Apostel innerhalb der Gemeinde ankommt. Brauchen wir also heute jene Zungen? Brauchten wir sie, so gäbe der Heilige Geist sie in der Gemeinde des HErrn in solcher Weise, daß ein Zweifel an ihrer Echtheit unmöglich wäre - wie es damals auch gar keinen Zweifel an ihrer Göttlichkeit gab! Aber Er gab und gibt sie nicht mehr - sie haben aufgehört! Doch wichtige, köstlichere Gaben sind noch da, wenn auch in Schwachheit (da alles im Verfall ist, besonders die Gemeinde selbst) und stückweise. Doch sie dienen zur Belehrung und Erbauung. Laßt uns ihnen horchen und gehorchen zur Ehre des HErrn und zu unserem Segen, bis „das Stückweise fortgetan wird“, weil „das Vollkommene“ gekommen sein wird - dann nämlich, wenn der HErr gekommen sein wird! - Amen, komm, Herr Jesu!

Frage 14

Wer ist „der lsrael Gottes“? (Gal. 6,16.)

Antwort A

Um über den Namen „Israel“ volle Klarheit zu empfangen, ist es gut, danach zu fragen, wo, wie und warum dieser Name entstanden ist, um so mehr befähigt zu werden, die in Frage stehende Schriftstelle zu verstehen. Dieser Name wurde Jakob gegeben, als er mit Gott gerungen hatte an der Furt des Jabbok (1. Mos. 32) und der eigene Wille, die Kraft und Stütze des Fleisches bei ihm von Gott gebrochen wurde. Dort ging ihm die Sonne auf (1. Mos. 32,31), d. h. ein anderer Lebensabschnitt fing für ihn an, indem er fortan sich mehr auf den Gott der Gnade stützen mußte, denn er hinkte an seiner Hüfte. Er hatte Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und jene Stunde war der Wendepunkt in seinem Leben. Und man kann wohl noch hinzufügen, daß die Sonne seines Lebens von nun an immer höher stieg, wenn es auch hier und da noch Schatten gab, so daß er, wie kein anderer Patriarch, die ganze Zukunft seiner Nachkommen am Ende seines Lebens mit göttlichem Licht beleuchtete und ihnen den Weg wies zu jenem Tag, wo es keine Nacht mehr gibt, und zu jenem Lichte, wo keine Schatten sein können (vergl. 1. Mos. 49). Bei ihm erfüllte sich das Wort: „Um den Abend, da wird es licht sein!“ (Sach. 14,7.)

Doch machen wir Gott oft große Mühe, ehe wir die Züge eines Israel, eines Kämpfers Gottes tragen. Die Galater waren solche Menschen, bei denen mehr der Jakob: „Überlister“, das Fleisch zum Vorschein kam denn die Frucht des Geistes. Sie waren überlistet worden von den Gesetzgelehrten und begnügten sich mit der Herrlichkeit des Gesetzes im Angesicht Moses (des Gesetzgebers), 2. Kor. 3,7, anstatt sich zu erfreuen an dem Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi (2. Kor. 4,6). Jakob hatte Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und wurde ein

Israel. Wir werden nicht die Werke des Fleisches erfüllen, wenn wir uns sonnen in dem Lichte der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi, sondern unser Leben, unsere Kraft und unser Ruhm wird sein der Geist der Gnade, den wir durch den Herrn Jesus und durch den Glauben an Ihn empfangen haben. Von uns ist dann nicht nur dem Vorsatz Gottes nach, sondern auch der Wirklichkeit nach wahr, was Paulus in Röm. 8,9 sagt: „Ihr aber seid nicht im Fleische (Jakob), sondern im Geiste (Israel)“. Der Apostel Paulus trug die Malzeichen, Brandmale des Herrn Jesus an seinem Leibe, die deutlichen Beweise, daß er das Kreuz Christi verk ündigte, daß es sein Ruhm war so wie der Anlaß, von den Gesetzesmenschen verfolgt zu werden (Gal. 6,11.12.14.17). Er war nicht nur ein Israelit, auch nicht nur ein wahrhaftiger Israelit (Joh. 1,47), sondern ein „Israel Gottes“. Wie Jakob ein Ende fand in Pniel und hinfort Israel, also mit dem Namen der Gnade, genannt wurde, so war des Paulus Ruhm das Kreuz, wo Saulus sein Ende gefunden hatte, indem er hinfort als ein Israel Gottes zur Ehre seines HErrn lebte. Solchen Geistesmenschen ist Friede und Barmherzigkeit.

K. O. St. (geschrieben im Felde).

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Zu dieser köstlichen Antwort nur noch ein paar kurze Gedanken! Es gab in der apostolischen Zeit innerhalb des jüdischen Volkes einen wahren Israel, ein Israel Gottes, das gelöst war von dem Rühmen des Gesetzes, dem Vertrauen auf Beschneidung usw., das aber trotzdem den Zusammenhang mit den Brüdern nach dem Fleisch sowie mit dem alten Volkstum noch nicht gänzlich aufgab. Mit diesem Israel hatte Paulus Gemeinschaft, obwohl er gelöster als diese Brüder war von dem alten Zusammenhang. Diesen Brüdern, also denen, so nach „der Richtschnur“ der „neuen Schöpfung“ (V. 15) wandelten und damit sich, wenn auch von dem alten Israel als Volk nicht gelöst, doch als „Israel Gottes“ bewiesen nach Röm. 4,12; Gal. 3,7.8 u. a., galt sein Segensspruch so gut wie den im Glauben Wandelnden aus den Nationen. Jene Brüder sollten, etwa beim Lesen des Galaterbriefes, nicht denken, daß der Heilige Geist durch Paulus nur betr. derer aus den Nationen von „neuer Schöpfung“ redete - auch ihnen galten seine Worte.

Es liegt, glaube ich, in den Worten des Apostels aber auch ein prophetischer Blick hinaus auf die Zeit, da Israel als Ganzes (Röm. 11,26, vergl. Fr. 1 d. Jahrb.) wieder, oder vielmehr dann erst in Wahrheit, „der Israel Gottes“ - der Gotteskämpfer - hienieden sein wird, nämlich in der herrlichen Zukunft, im messianischen Friedenskönigreich auf Erden. Auch diesem Israel Friede und Barmherzigkeit!

Stehen wir alle auf dem Boden der Gnade allein, auf dem der neuen Schöpfung? 2. Kor. 5,16-18.

Frage 15

Wie ist Hebr. 9,26 zu erklären?

Antwort A

Im Hebräerbrief tun wir Blicke in Dinge, die in den vergangenen Zeitaltern unter dem Gesetz verborgen waren. Ein altes Hohepriestertum ist beiseite gesetzt, und Jesus als der große Hohepriester hat Sein Amt angetreten und waltet desselben. Wir sehen Ihn und Seinen Dienst, der uns nun einen freien Zugang zum Vaterherzen Gottes eröffnet. Schon mit dem 4. Kapitel beginnt die

Einführung in das Hohepriestertum Jesu; wir dürfen den Wert Seines Opfers schauen, wie es im Gegensatz zu denen des Alten Bundes ein vollgültiges ist. Diese Belehrung zieht sich bis in das 10. Kapitel. Hier in Kapitel 9 sehen wir nun den Ertrag dieses Opfers, den freien Zugang in das Heiligtum und das gereinigte Gewissen und die vollgültige ewige Erlösung. Vorher war der Weg zum Heiligtum versperrt, das Blut von Böcken und Stieren mußte immer wieder fließen, ohne daß die Hinzunahenden einen dauernden Frieden erlangen konnten. Wenn wir nun Christus als den großen Hohenpriester im Himmel schauen dürfen (8,1.2), so ist der Zugang frei. So war mit dem Eintritt Jesu in diese Welt ein neues Zeitalter angebrochen; das Zeitalter des Gesetzes hatte aufgehört, und damit hatte das Evangelium eine Abschaffung aller Dinge, die das Gesetz anordnete, gebracht; Priestertum, Opfer und alles, was mit dem Gesetz in Zusammenhang stand, wurde für kraftlos erklärt. Das Zeitalter der Gnade trat in Kraft, die Errettung war nun eine völlige. Der große Versöhnungstag, von dem wir 3. Mose 16 und 3. Mose 23,26-32 lesen, an dem der Hohepriester Sünd- und Brandopfer darbrachte und im Vorbilde die Sünden des Volkes auf den Bock legte, der in die Wüste geführt wurde, um die Schuld abzuwenden, hatte seinen Abschluß gefunden, weil Jesus Hoherpriester und Opfer zugleich wurde und in das Allerheiligste mit Seinem eigenen Blute eingegangen war. Damit hat Er die Sünden aller, die an Ihn glauben, in das Meer der ewigen Gnade geworfen (Hebr. 8,12). Dieses Werk schließt Sühnung und Versöhnung in sich ein und ist ein vollkommenes. So wurden die Ratschlüsse Gottes mit der Sendung und Hingabe Seines Sohnes erfüllt; durch Sein Opfer und Seinen Hingang auf das Kreuz wurde der Grund gelegt; der Christus, den der Mensch verwarf, wurde durch Sein Opfer das Mittel zur Abschaffung der Sünde, und mit Ihm, den Gott gesandt hat, als die Zeit erfüllet war, kam eine neue Periode: die Offenbarung Christi in der Vollendung der Zeitalter (2. Tim. 1,9.10). So hat Er durch ein Opfer auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiliget werden (Hebr. 10,14). Das angenehme Jahr, Luk. 4,18.19 (vergl. Jes. 61,1-3), war mit dem Kommen des Herrn Jesus angebrochen, und dort in der Synagoge in Nazareth konnte Jesus sagen: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt“ (vergl. 2. Kor. 6,2).

So sehen wir Jesum in der Erfüllung der Zeitalter als das Lamm geoffenbart zur Abschaffung der Sünden und als Hoherpriester, der uns den Zugang zum Allerheiligen geöffnet hat, und wir dürfen in diesem Zeitalter der Gnade warten, bis Er, der einmal geopfert wurde, um vieler Sünden zu tragen, zum zweitenmal denen, die Ihn erwarten, ohne Sünde (d. h. ohne in Beziehung zur Sünde, die ja abgeschafft ist!) erscheint zur Seligkeit (Hebr. 9,28). Dann wird dieses Zeitalter endgültig vollendet sein, eine neue Zeit wird anbrechen, wo wir bei dem HErrn sein werden allezeit. Alles aber auf der einen Grundlage, daß Er einmal in der Vollendung der Zeitalter zur Abschaffung der Sünde geoffenbart wurde.

Ph. W.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

„Abschaffung der Sünde“ - welch ein wunderbarer Gegenstand, welche Herrlichkeit schließt er ein, welche Gnade in Ewigkeit, welch Grund ewiger Freude! Abschaffung der Sünde durch das Opfer des Einen, der nicht nur beladen ward mit der Sünde der Welt, sondern der von dem heiligen, gerechten Gott zur Sünde gemacht wurde, am Fluchholz gerichtet wurde von dem Gott, der zu heilig ist, als daß Er die Sünde sehen und ertragen könnte. Aber hat Er sie nicht durch ganze Jahrtausende hindurch ertragen? Ja, aus Langmut und Erzieherweisheit - aber einmal sind die Zeitalter vollendet worden, da Gott die Sünde nicht mehr sehen konnte, einmal war das Maß voll einer sich empörenden

Gott die Sünde nicht mehr sehen konnte, einmal war das Maß voll einer sich empörenden Menschheit, die durch und durch sündig war, einmal mußte sie das Gericht treffen, und wenn nicht sie - dann einen anderen für sie: Christus Jesus von Gott zur Sünde gemacht, auf daß wir - die an Ihn glauben - Gottes Gerechtigkeit würden (darstellten) in Ihm! (2. Kor. 5,21.) An Seinem Leibe wurde die Sünde auf dem Holz gerichtet, als Gott, der Heilige, Sein Angesicht vor Ihm, dem zur Sünde gemachten Sohn des Menschen, verbarg! (Matth. 27,46.) Welch ein Geheimnis, welche Tiefen der Gnade enthüllten sich, nachdem die Tiefen der menschlichen Sünde und Gottferne sich vollendet hatten! Zur Abschaffung der Sünde! Ja, welch ein Opfer! Das freilich konnte und kann nie wiederholt werden, das gilt für ewig, das ist allumfassend und allgültig. Wirklich? Jawohl - jeder, der an Ihn glaubt, ist für ewig von der Sünde befreit, von ihr, die als satanisches Prinzip in der Natur des Menschen, als unübersteigbare Scheidewand, als ewiger Trennungsgrund zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen steht - für ewig ist sie hinweggetan aus Gottes Augen, so daß jedem ein Weg geöffnet ist zu Gott, in das Allerheiligste - aber freilich nur durch den Glauben, d. h. durch die demütige Unterwerfung unter Gottes Urteil und Annahme des einzigen Weges und Heiles. Von Gottes Seite ist alles geschehen, die Sünde ist beseitigt, außer Kraft gesetzt in ihrer Trennungsmacht, - aber - ist von deiner Seite alles geschehen, was geschehen muß? Ist auch die Sünde als die alles beherrschende Macht der Welt hinweggetragen (Joh. 1,29) und gesühnt in Christi Blut, so stehen doch noch da die Dokumente, die Zeugnisse der Gott widerstrebenden Einzelpersönlichkeit des Menschen: seine Sünden! Merke wohl auf den Unterschied, V. 26: „Abschaffung der Sünde“, V. 28: „vieler (nicht aller) Sünden“, d. h. die Sünde der Welt ist gesühnt, die Sünden des einzelnen bleiben auf ihm, bis der einzelne das Opfer Christi für sich selbst als nötig und zugleich ewig gültig anerkennt in Buße und Glauben. Wohl ist „Er die Sühnung für die ganze Welt“ (1. Joh. 2,2), d. h. alle können an ihr teilhaben, da von Gottes Seite alles geschehen ist (die Sünde ist ja abgeschafft), aber nicht heißt es: „für die Sünden der ganzen Welt“, womit ein Freibrief zur Rettung für alle Sünder, und zwar ohne Bekehrung, d. h. ohne Buße und Glauben gegeben wäre; nein, jeder muß demütig glaubend Ihn annehmen als einzige Sühnung für die eigenen Sünden, und jeder darf dies auf Grund des einen Opfers für die Sünde der Welt - aber auch nur auf diesem Wege ist Heil für jeden da, für jeden Glaubenden! (Apgesch. 10,43; 13,38.39.) Aber dann auch ein „volles, ew'ges, ganzes Heil“, ohne daß für den, der es angenommen, noch die Möglichkeit des Verlorengehens eingeschlossen wäre: die Sünde ist ja abgeschafft, der Trennungsgrund ist ja für ewig hinweggetan! Und für die nach der Bekehrung noch eintretenden Sünden des Kindes Gottes ist in 1. Joh. 1,9 wunderbare Vorsorge geschaffen! (Man vergleiche zu dieser Frage noch Bd. II. [1914], Frage 10 und 46; llI, 34 und V, 27 u. a.)

Gepriesen sei unser großer Hoherpriester für die Abschaffung, die Beseitigung der Sünde durch Sein kostbares, ewig gültiges Opfer, das Opfer Seiner Selbst, des Lammes Gottes!

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

 

„Ich elender Mensch! Wer wird mich retten ...?“

Röm.7,24 - 8,2.

Alle, die an den Herrn Jesus gläubig geworden sind, gründen ihre Errettung auf Sein Opfer auf Golgatha. Alle haben Seinen Tod als die Grundlage der Vergebung ihrer Sünden erfaßt, aber wenige sind es, die die andere Seite Seines Todes erkennen und im Glauben erfassen, nämlich, daß Sein Tod auch das Gericht Gottes über mich, den Menschen im Fleische, sowie auch über das System der Welt ist (Gal. 6,14). Meine Person, „Ich“, der Mensch im Fleisch, hat dort auf Golgatha vor Gott sein Ende gefunden. Nichts von diesem Menschen war für Gott mehr brauchbar, er war so verdorben und untauglich für alles, daß Gott nichts anderes mit ihm anfangen konnte, als ihn gänzlich und auf immer durch den Tod zu beseitigen. Dies geschah im Tode Christi.

Das Kreuz Christi ist das Ende des alten Menschen, darum kann Gott keinen Ruhm und keine Ehre auf ihn legen. Legen wir noch Ehre auf ihn? Vor Gott hat der erste Mensch keinen Platz mehr. Hat er noch Raum in unserer Mitte? Gott konnte ihn für nichts mehr gebrauchen, weder für Weisheit und Gerechtigkeit, noch in den Fragen der Heiligkeit und Erlösung. (Vergl. 1. Kor. 1.29.30). Können wir ihn noch für etwas gebrauchen? Vielleicht seine Weisheit? Gott kann auch diese nicht gebrauchen für das Wort vom Kreuz. Das Kreuz ist ja die Verneinung des Menschen; welch ein Unding, seine Weisheit für das Wort vom Kreuz gebrauchen zu wollen. Weisheit in irdischen Dingen ist gut, aber in den Dingen und dem Dienste Gottes ist sie nicht brauchbar, dazu brauchen wir den Heiligen Geist. „Ich will die Weisheit der Weisen vernichten“, sagt Gott, als Er vom Kreuze Christi redet, Verstand und Weisheit können die Dinge Gottes nicht erforschen, und eine erneuerte Seele bringt sie unter die Herrschaft des Heiligen Geistes, zur Herrlichkeit Gottes.

Hier liegt das Geheimnis für manche über ihr „Ich“ klagenden und zagenden Seelen. Sie seufzen: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“ (Röm. 7,24.) Warum? Weil sie noch nicht in ihrer eigenen Seele weder das vollstreckte Todesurteil über ihr „Ich“ angenommen noch mit Dank die Befreiung davon durch Jesum Christum im Glauben ergriffen haben. Sie seufzen, weil sie sich nicht besser machen können. Wen? Den, den Gott als unverbesserlich in Tod und Grab legen mußte. Sie haben noch nicht für sich im Glauben angenommen und verwirklichen nicht für sich das, was Wirklichkeit für Gott ist, nämlich, daß sie „mit Christo gestorben“

sind und aufgehört haben, Menschen „im Fleische“ zu sein, und Menschen „in Christo“ geworden sind. Sie sind immer wieder mit dem „Ich“ beschäftigt, mit dem Gott Sich nicht mehr befaßt, und wollen Gutes aus dem hervorgehen lassen, in dem „nichts Gutes“ ist.

Andere seufzen und sagen: Alles das ist Wahrheit, und ich zweifle nicht daran, aber ein Blick in mich genügt, mir zu sagen, daß ich noch nicht „gestorben“ bin; ich möchte gern „tot“ sein, aber ich bin es nicht. Solche erwarten etwas, was erst stattfindet, wenn der Leib ins Grab sinkt. Die Schrift sagt nie, daß wir in uns gestorben und tot sind, sondern daß wir „mit Christo gestorben“ sind. Es ist in der Verbindung mit Ihm, daß wir gestorben, und nur in der Glaubensverbindung mit Ihm wird es verwirklicht, aber nie unabhängig von Ihm. Als Er starb - starb ich, als Er auferweckt wurde, wurde ich mit Ihm zu neuem Leben auferweckt. So wie ich nicht in mich hineinschaue, um zu sehen, ob ich auferweckt bin, so wenig erfahre ich durch den Blick in mich, ob ich mit Christo gestorben bin. Wie weiß ich es? Durch das Zeugnis Gottes. Der Glaube erfaßt es und verwirklicht: „Ich bin mit Christo gekreuzigt.“ Das ist Wirklichkeit für Gott, das ist wahr und Wirklichkeit für mich. O, wie wenig

kennen wir doch von dem Glaubensleben und -wandel in den Dingen, die Wirklichkeit für Gott und für uns sind.

Paulus lebte in dieser Wahrheit. Aber auch aus seinem Herzen kam einst der schmerzliche Ruf: „Ich elender Mensch!“ Das zuvor Gesagte in Röm. 7 zeigt uns, wie aufrichtig er sich auch bemühte, die sündige Fleischesnatur zu überwinden, seine Kraft reichte nicht hin, all sein Bemühen war vergebens, und er ruft: „Ich elender Mensch!“ - Und es gibt in Wahrheit keinen in seiner Seele elenderen Menschen als den, der sich aufrichtig bemüht, in eigener Kraft das Fleisch und die Sünde zu überwinden. All die äußeren Leiden und Schmerzen, die Paulus zu erdulden hatte, konnten ihm nie den Schrei abringen: „Ich elender Mensch!“, den er hier in tiefem Seelenschmerz über das Versagen seiner Kraft ausstößt. Seine Frage ist: „Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes?“ (Röm. 7,24.25.) Die Frage war nicht: Wie werde ich errettet (errettet war er), sondern: Wer wird mich retten, und zwar von dem Leibe des Todes? Er ist zu Ende mit sich und seiner Kraft, er sieht, daß er völlig auf einen anderen angewiesen ist, um von dem Leibe des Todes errettet zu werden. Da läßt er sich los und ergreift Jesum Christum, und nun lobpreist er Gott, daß er durch Ihn die Rettung auch von dem Leibe des Todes hat. Er machte diesen Weg von sich und seiner Kraft zu Christo, und froh bekennt er: „Ich bin mit Christo gestorben, nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“. (Gal. 2.20.)1

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Wir wissen nicht, wann der Apostel in seiner Seele durch diese Erfahrung hindurchging. Die Zeit mochte schon lange hinter ihm liegen; aber wir sehen, auch er mußte sie in seiner Seele durchleben.

Und wie können wir von diesem schrecklichen „Ich“, das wir mit uns herumtragen, befreit werden? Wir müssen denselben Weg machen. Wer kann mich befreien? Christus! Wie befreit Er mich? Durch den Tod. Ich bin mit Christo gekreuzigt, nicht mehr lebe ich. Jede Regung des „Ich“ wird im Tode niedergehalten, es hat kein Recht mehr zu leben, sondern Christus allein hat das Recht, Er - Christus - lebt in mir. Er ist das wirkende Leben in mir. Sein Geist hat die Herrschaft (nicht mehr das „Ich“), und Er hält das „Ich“ im Tode. „Das Gesetz1 des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes (Röm. 8,2). Das Gesetz der Sünde - das „Ich“ - die Sündennatur ist zwar noch da, aber sie beherrscht mich nicht mehr. Ich bin freigemacht. Wodurch? Durch Christus. Der Geist des Lebens in Christo Jesu hat die Herrschaft. So wie ich einst unter dem mich überwältigenden Naturgesetz der Sünde und des „Ich“ stand, so stehe ich jetzt unter einem anderen Naturgesetz, dem des Geistes des Lebens, und zwar eines Lebens, das nicht in mir selbst liegt, sondern in Christo Jesu ist. Das Gesetz dieses Geistes hält unablässig in mir das Bewußtsein wach: Christus lebt in mir. Beim Aufstehen und Zubettgehen tönt es im Herzen: „Nicht mehr lebe ich - Christus lebt in mir“. Wir treiben unser Geschäft, wir arbeiten und wirken, aber es bleibt: „Nicht mehr lebe ich - Christus lebt in mir“. In der Familie, im Hause, in der Gemeinschaft mit den Gläubigen, in der Arbeit für den HErrn, unablässig und überall durchwirkt das Lebensgesetz des Geistes unser ganzes Wesen und Sein mit dem alles in uns bezwingenden Sinn: „Nicht mehr lebe ich - Christus lebt in mir“.

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Das „Gesetz“ des Geistes des Lebens, das „Gesetz“ der Sünde in dem Sinne des Prinzips (Grundsatzes), wie wir von dem Gesetz, dem Gebot der Natur, dem Gesetz der Schwere usw. reden; es ist das zwingende, alles überwältigende Prinzip. (v. d. K.)

Dies wird nicht durch Kraftanstrengung von unserer Seite bewirkt. Es ist die Lebenswirkung „des Geistes des Lebens in Christo Jesu“. Leben ist keine Anstrengung und Anstrengung kein Leben. Die Anstrengungen des Fleisches möchten sich gern mit dem Wirken des Geistes vermischen. Aber Fleisch und Geist sind einander entgegen und können nie vereint werden. Jede Bei- und Einmischung des Fleisches ist ein Hemmnis für den Geist.

Laß dein kraftloses Mühen fahren - laß dich los und überlaß dich hemmnislos Christo, und du wirst die wunderbare Kraft - das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu in Seiner alles in uns

niederzwingenden Kraft erfahren, die dich „freimacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“.

v. d. K.

Gebete, die erhört und die nicht erhört werden.

Das Gebet ist das Atmen deines inneren, verborgenen Lebens. Es ist der Verkehr deiner Seele mit Gott. Als der HErr einst von der neuen Geburt redete, sagte Er: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen.“ Etwas von diesem „Sausen“ ist auch das Gebet, so wie es von Saulus hieß: „Siehe, er betet.“ In dem Gebet reden wir mit Gott, und Gott redet wiederum durch Sein Wort zu uns. Dies sind die beiden sichtbaren Verbindungen zwischen der Seele und Gott. Beide, das Wort und das Gebet, finden wir oft in der Schrift nahe beieinander. In dem einen spricht Gott zu uns, in dem anderen wir zu Ihm. Im Gebet kommt unsere Abhängigkeit von Gott so recht zum Ausdruck. Unsere Schwachheit und Unzulänglichkeit treibt uns, Seine Kraft für uns zu erbitten. In jedem Menschen lebt etwas davon, Ihn in der Not anzurufen; dieser Zug in jeder Menschenbrust ist ein Beweis von dem Dasein Gottes.

Es ist etwas Wunderbares, einen Menschen mit dem Unsichtbaren reden zu sehen, fast noch wunderbarer erscheint es uns aber, daß dieser Unsichtbare in nicht mißzuverstehender Weise Antwortet. Tausende könnten bezeugen, wie Er geAntwortet hat. Und doch wie wenig wird auf Seine Antwort Geachtet! Oft wird uns Seine Antwort in den Umständen zuteil, und diese ergeben sich oftmals wieder in so scheinbar natürlicher Weise, daß wir uns gar nicht bewußt werden, daß es Gottes Antwort ist. Gott gebraucht eben Mittel und Wege, und weil Er Mittel und Umstände gebraucht, bleiben wir so leicht an den Umständen hängen und sehen nicht Sein Walten darin. Seine Güte Antwortet dem Gebet des Glaubens in den Umständen oft so unmerkbar und schnell, daß es geöffneter Augen bedarf, Seine Antwort zu sehen.

Möchten wir nicht nur unsere Anliegen vor Ihn bringen, sondern auch auf Seine Antwort Achten! Wir sollen nicht nur allezeit beten, sondern auch in demselben wachen. Es liegt so in uns, alles selbst einfädeln zu wollen, statt die Dinge Ihm zu überlassen. Der HErr sagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden.“ (Phil. 4,6). Nichts ist für Ihn zu klein, es zu beachten, und nichts ist zu alltäglich, um es Gott nicht sagen zu können, seien es die Dinge des Werkes des HErrn, der Familie oder des Geschäftes usw. Welche Gnade, daß Gott uns zu solchem nahen Verkehr mit Sich ermuntert, mit Ihm alle unsere Gedanken und Anliegen auszutauschen. Aber lassen wir uns auch bewahren, es etwa mit einem Herzen des Probierens zu tun, ob und wie Er Antworten wird, sondern vielmehr in wahrer Abhängigkeit mit dem Herzen des Glaubens; unser Gewinn wird groß sein.

Laßt uns in unseren Gebeten nüchtern und einfach sein! Nicht das lange, mit Worten geschmückte Gebet ist es, das Gott gefällt, sondern das, das aus dem Herzen des Glaubens zu Ihm emporsteigt. Ist das Herz rein, die Absicht recht, so mag unsere Ausdrucksweise mangelhaft sein, Gott versteht's. Ja, Gott versteht das Gebet des Herzens selbst dann, wenn auch vor Schmerz und Kummer die Lippen schweigen. Er versteht das Seufzen und den Schrei der Seele. Er sagt: „Ehe sie rufen, werde Ich Antworten; während sie noch reden, werde Ich hören“ (Jes. 65,24).

Was das Gebet auszurichten vermag, das sehen wir so recht in der Geschichte des Königs Josaphat

(2. Chron. 20). Als Moab und Ammon wider ihn in großer Menge heraufzogen, „da richtete er sein Angesicht daraus, Jehova zu suchen“. Höre, was er zum HErrn sagt: „... willst Du sie nicht richten? In uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die wider uns kommt, und wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf Dich sind unsere Augen gerichtet.“ Und was war das Resultat? Gott stritt für ihn. Er machte, daß die Feinde gegeneinander kämpften und sich verdarben, und als Juda auf die Bergwarte kam, da sahen sie die Erde bedeckt mit den Leichnamen ihrer Feinde. Alles, was Juda tat, war „Sänger für Jehova zu bestellen, welche lobsangen im heiligen Schmuck“. Wären unsere Augen mehr auf den HErrn gerichtet, unsere Lippen würden mehr zu Seinem Preise geöffnet sein.

Sollten wir nicht aus solchen Beispielen die Macht des Gebets lernen? Hat Gott nicht deshalb für uns solches niederschreiben lassen? Wir mögen nicht beredte Evangelisten, Hirten oder Lehrer sein, auch nicht zu großen hervortretenden Arbeiten und Aufgaben in Seinem Werke berufen sein, aber wir können beten, können mit Ihm reden, ohne dessen Kraft alle Gaben und Fähigkeiten kraftlos sind. Was wird einst sichtbar werden an jenem Tage, wenn alles im Lichte Gottes offenbar wird! Was wir hier auf die Rechnung dieses oder jenes begabten Bruders schrieben, mag dort als Antwort Auf das „inbrünstige Gebet eines Gerechten“ (Jak. 5,16) offenbar werden, auf den niemand hier unten geachtet hat. Wir ahnen ja gar nicht, wieviel im Werke des HErrn von den Gebeten des Glaubens abhängt! Möchten doch alle Kinder Gottes in ihren Gebeten mitwirken an der Arbeit in Seinem Werke! Unsere Augen blicken oft zu viel auf die Werkzeuge Seiner Hand, und wir legen allen Wert und Ehre auf diese, aber Gott wird an jenem Tage die gläubigen, von niemand gekannten Beter ehren. Dies sollte eine Ermutigung sein für alle verborgenen Beter, nicht müde zu werden im anhaltenden Gebet. Sie selbst und andere mögen nichts sehen von der Wirkung ihrer Gebete, aber sie wird nicht verborgen bleiben. Der HErr kommt und mit Ihm Sein Lohn (Offb. 22,12).

Ein Evangelist kam in ein Dorf, um das Evangelium zu verkündigen. Als er von Haus zu Haus ging und Traktate verteilte, fand er eine bettlägerige Schwester im HErrn. Er erzählte ihr, daß er gekommen sei, um an dem Orte das Evangelium zu verkündigen. Da bedeckte plötzlich eine Röte das Gesicht der Schwester. Auf seine Nachfrage hörte er nun, daß sie schon mehr als zehn Jahre bete, daß der HErr jemand senden möge, die frohe Botschaft zu verkünden, und nun war er da, es zu tun. Sie konnte nicht selbst das Evangelium verkünden, aber sie konnte Gott bitten, einen anderen zu senden. Werden nicht beide ihren Lohn finden am dem Tage des Herrn Jesus Christus?

Laßt uns beten und glauben. Der HErr sagt: „Alles, um was irgend ihr betet und bittet, glaubet, daß ihr es empfanget, und es wird euch werden“ (Mark. 11,24). Der Geist Gottes bewirkt die Gegenstände des Gebetes in unserem Herzen, damit wir sie Gott im Gebete sagen und Er sie uns geben möge. Sind aber unsere Herzen für Sein Wirken nicht gereinigt (z. B. nicht vergebend, Mark. 11,24-26), so können wir auch nicht erhörlich beten. Aber was Sein Geist dir ins Herz legt, welche Dinge es auch seien, sage es Gott im Glauben. Aber vermiß dich nie in deinem Gebet zum Fordern oder Erzwingen - gleichsam Gott Gewalt anzutun, dir dein Verlangen geben zu müssen. Fordern und Erpressen ist kein „Gebet“. Wir dürfen „bitten“, aber nicht „fordern“. „Gebet“ ist die bittende Rede des abhängigen, willenlosen, ergebenen Herzens mit Gott, und doch ist das „Gebet des Glaubens“ ein Erfassen Seiner Macht und Seiner Liebe im vollen Glauben - Seiner Macht, die alles vermag zu geben - Seiner Liebe, die geben wird, wie es für uns am besten ist. Das Wort an Hesekiel (14,7) gilt dem Grundsatz nach auch für uns: „Ich, Jehova, werde in Meiner Weise (Mir gemäß) Antworten.“ Gewiß, Gott hat uns Verheißungen gegeben, aber Seine Verheißungen geben uns kein Recht zum Fordern. Er wird sie erfüllen zu Seiner Zeit. Daran ist kein Zweifel. Wir aber dürfen um die Erfüllung Seiner

wird sie erfüllen zu Seiner Zeit. Daran ist kein Zweifel. Wir aber dürfen um die Erfüllung Seiner Verheißungen „bitten“. Die Verheißungen machen keineswegs unser Gebet überflüssig. Wir wissen, Gott hat vielmals klar verheißen, Israel zu segnen und an Menschen zu vermehren, und doch sagt Er: „Ich werde Mich vom Hause Israel erbitten lassen, daß Ich es ihnen tue: Ich werde sie an Menschen vermehren wie eine Herde.“ (Hes.36,11.37.)

Wie aber ist es mit den unerhörten Gebeten? Vielleicht sagt ein Leser: „Ich habe lange um diese oder jene Sache gebetet, und mir ist keine Antwort Geworden. Warum hat Gott mein Gebet nicht erhört?“

Zunächst wollen wir uns gesagt sein lassen, daß es auch Gebete gibt, die nicht erhört werden; wenigstens nicht nach unseren Gedanken und Wünschen. Denken wir an den bekannten Fall mit Paulus. (2. Kor. 12.) Er bat den HErrn dreimal, daß der „Dorn für das Fleisch“ ihm weggenommen werde, und doch wurde ihm seine Bitte nicht erfüllt. Es war besser für ihn, daß er nicht empfing, um was er bat. Und dies mag auch der Fall mit uns sein. - Davids Geschichte gibt uns ein anderes Beispiel. Er wünschte sehnlichst, dem HErrn ein Haus zu bauen. Das war gewiß ein rechter Gedanke, und wie würde er sich gefreut haben, es tun zu können, aber es wurde ihm nicht erlaubt. Beide aber empfingen Antwort Auf ihr Gebet. Paulus empfing die Gnade, sich seiner Schwachheiten zu rühmen, daß die Kraft Christi über ihm wohne; und David wurde zufriedengestellt dadurch, daß sein Sohn das Haus bauen sollte. Beide empfingen Antwort, nur die Antwort war nicht so, wie sie sie sich gedacht und erbeten hatten. Und so mag es auch mit uns sein. Auch wir empfangen Antwort, aber die Antwort ist anders als die Bitte, und weil sie anders ist, sehen wir sie nicht an als eine Antwort. Ja, mehr, wir mögen ähnliche Erfahrungen machen wie jener Bruder, der mit Inbrunst betete, daß es ihm gegeben werden möge, das Leben Jesu in seinem Leben zu offenbaren. Der HErr erhörte sein Gebet - aber wie? Er erzählte, daß er Wege geführt wurde, die ihn schier an den Rand der Verzweiflung brachten. Zuerst wurde er selbst zerschlagen, dann wurden die Bande nach dem Fleische und der Welt zerbrochen, und er mußte durchleben, was Paulus in 2. Kor. 4,8-11 sagt: „... allenthalben bedrängt ... verfolgt ... verlassen ... niedergeworfen ... das Sterben Jesu am Leibe umhertragend.“ Aber Gott gab ihm Gnade zu sehen, daß dies der Weg war, auf dem Gott ihm seine Bitte schenken konnte. Wir sehen, Gott Antwortet, aber Seine Antwort kann ganz anders sein, als wie wir sie erwarten.

Es kann auch sein, daß uns keine zusagende und bestimmte Antwort wird. Wir mögen um Dinge bitten, die uns nicht gut sind, oder um etwas Törichtes bitten. Wir sahen solches bei der Mutter der Söhne des Zebedäus (Matth. 20,20ff.). Sie bat, daß ihre beiden Söhne einer zu Seiner Rechten und einer zu Seiner Linken sitze in Seinem Reiche. Der HErr sagte ihr, daß sie nicht wisse, um was sie bitte. Gewiß, sie dachte, wie schön es sei, wenn ihre beiden Söhne zu Seiner Rechten und Linken säßen, aber der HErr zeigte ihr und uns, daß es eine wichtigere Sache ist zu dienen, als sich bedienen zu lassen.

Doch vielleicht beten wir um rechte Dinge, z. B. um die Bekehrung unserer Kinder und um andere rechte Dinge, und doch wird uns keine Antwort. Dies führt uns zu anderen Gründen der Nichterhörung unserer Gebete. Da war eine gläubige Frau, sie wünschte innigst, daß in der Familie Hausandacht gehalten werde, aber ihr Mann war nicht dafür zu haben. Lange bat sie den HErrn darum. Da geschah es, daß ein Bruder auf einige Tage in ihr Haus kam. Diesem klagte sie ihr Anliegen, daß sie schon oft, aber vergeblich den HErrn gebeten habe und es nicht verstehen könne, warum Gott ihr Gebet nicht erhöre und ihren Mann zurechtbringe. Ganz überrascht wurde sie, als der

Bruder ihr sagte, daß zuerst sie selbst sich müsse von Gott zurechtbringen lassen, und dann würde auch Gott ihren Mann zurechtbringen. Sie war willig und demütig, die Zurechtweisung anzunehmen, und mit Ernst prüfte sie ihr Benehmen und Verhalten vor dem HErrn, um zu sehen, wo die Hindernisse bei ihr seien. Und als Gott Sein Ziel bei ihr erreicht hatte, währte es nicht lange, da war auch ihr Mann gewonnen und eines Sinnes mit ihr. Auch unsere Gebete bleiben oft unbeAntwortet, weil Gott noch erst bei uns etwas zurechtzubringen hat. Es ist gewiß recht, um das geistliche Wachstum und den Segen anderer zu beten. Aber Er liebt uns zu sehr, um andere zu segnen und uns ungesegnet zu lassen. Seine Weise ist vielmehr: „Ich will dich segnen“ - und dann folgt - „und du sollst ein Segen sein“. Wenn der HErr uns etwas vorenthält, so ist das eine deutliche Mahnung, zuerst einmal uns und unsere Wege zu prüfen und zu erforschen, und dann „laßt uns zum HErrn umkehren“ (Klagel. 3,40). Unerhörte Gebete sind oft ein Hinweis auf unseren eigenen Zustand.

Jakobus gibt uns noch einen anderen Grund, warum wir nicht empfangen, um was wir beten. Er sagt: „Ihr bittet und empfanget nichts, weil ihr übel bittet, auf daß ihr es in euren Lüsten vergeudet“ (Jak. 4,3). O, wie viele, die da fragen, warum Gott ihre Gebete nicht erhöre, finden in diesem Worte ihre Antwort. Wie erforschen diese Worte die Beweggründe unserer Gebete! Hinter all unserem Beten, unserer scheinbaren Hingabe usw. steht, ach, so oft nur unser eigener Genuß, unser Haus, unsere Interessen und Freude - und so nahe dabei steht „die Welt“ (V. 4). Gott liest das Verborgene unseres Herzens, und gäbe Er uns unsere Bitte, wir würden sie gebrauchen, uns zu spreizen und uns selbst zu gefallen. Gott weiß, was Er uns anvertrauen kann und ob es uns zum Segen und Ihm zur Herrlichkeit sein würde. Wenn wir uns selbst besser kennten, wir würden uns weniger wundern, daß unsere Gebete nicht erhört werden. Auch ungerichtete Sünden (Lüge, Unrecht, Untreue u. a. m.), sagt Jesaja im Kap. 59,1.2ff., sind Ursachen, „daß Er nicht hört“. - „Seine Hand ist nicht zu kurz, um retten zu können, und Sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören“, aber „unsere Missetaten stehen zwischen uns und Ihm“, um uns erhören zu können.

Ein anderer Grund, warum Gott die Erhörung unserer Gebete zurückhält, ist, daß wir zurückhaltend sind in Dingen, die wir schuldig sind zu tun. Z. B.: Als der HErr in Mark. 11,24-26 von der Erhörung der Gebete spricht, verbindet Er die Vergebung unsererseits damit: „Alles, um was irgend ihr betet und bittet, glaubet, daß ihr es empfanget, und es wird euch werden. Und wenn ihr im Gebet dastehet, so vergebet, wenn ihr etwas wider jemanden habt.“ Hegst du in deinem Herzen einen nicht vergebenden Geist, dann erkenne, daß dies das Hemmnis für die Erhörung deiner Gebete ist. Und ebenso wird es sein, wenn wir zurückhalten, was dem HErrn geweiht sein soll. Es gibt keinen ärmeren Menschen als den, der immer spart. Denke an das Wort in Spr. 11,24.25: „Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr, und einer, der mehr spart, als recht ist, und es ist nur zum Mangel. Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt.“ Es ist ganz gewiß, daß Gott nach Seiner Gnade mit uns handelt und nicht nach dem, wie wir es verdienen, und doch übersieht Gott nicht, wie wir Ihm und anderen gegenüber handeln, und danach handelt Er auch mit uns. Vergeltung ist ein Grundsatz Seines Waltens schon in dieser Welt. „Gegen den Gütigen erzeigst Du Dich gütig“ (Ps. 18,25). Und denen, die nur für ihr „eigenes Haus“ sorgten, ließ Er sagen: „Darum hat der Himmel den Tau über euch zurückgehalten und die Erde ihren Ertrag.“ (Hagg. 1,4-11; vergl. Mal. 3,10.)

Dann bleiben unsere Gebete auch unbeAntwortet, weil wir unverständig bitten. Dies ist besonders oft der Fall, wenn es sich um geistliche Dinge handelt. Im Geistlichen wie im Natürlichen hat Gott gewisse Grundsätze und Ordnungen festgelegt, und Er kann Bitten, die diesen entgegenstehen, nicht

gewisse Grundsätze und Ordnungen festgelegt, und Er kann Bitten, die diesen entgegenstehen, nicht ohne weiteres erfüllen. Aus dem Fall mit dem kananäischen Weibe können wir etwas lernen. (Matth. 15,21-28.) Sie kam in der tiefen Sorge um ihre Tochter zum HErrn, um von Ihm als dem „Sohne Davids“ gesegnet zu werden, - und „Er Antwortete ihr nicht ein Wort“. (War dies herzlos von Ihm?) Aber Er wies sie nicht ab, wie Er auch uns nicht abweist. Sie kam unter ganz falschen Voraussetzungen zu Ihm, und ehe Er ihre Bitte erfüllen konnte, mußte Er sie belehren, damit sie erst ihren rechten Stand vor Ihm einzunehmen lernte. Welchen Anspruch hatte sie als Heidin an den „Sohn Davids“? Er muß ihr erst die Augen über sich selbst und ihre Stellung zu Ihm öffnen. Und sie versteht Sein Wort. Sie beugt sich und sagt: „Ja, HErr“ und nimmt ihren Platz als ein „Hündlein“ vor Ihm ein, als eine, die kein Anrecht an Israels Verheißungen hat und „ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt ist“ (Eph. 2). Aber das Erbarmen des „HErrn“ ist auch für die „Hündlein“ da, und so klammert sie sich an Ihn und erwartet ein Brosamlein von Seinem Tische, von Ihm, den sie das Recht hatte ihren „HErrn“ zu nennen. Der HErr hatte Sein Ziel erreicht. Sie war zur rechten Glaubensstellung hingeführt, und mit welcher Freude gibt Er ihr jetzt, was ihr Herz verlangte. Wir sehen, der HErr hätte die ganze Ordnung Gottes beiseile setzen müssen, wenn Er ihr hätte ohne weiteres geben wollen, was sie erbat. Deshalb mußte sie erst lernen, wie sie den Segen empfangen konnte.

Wenn auch nicht in derselben Weise, aber demselben Grundsatz nach bedürfen auch heute gar manche Beter Belehrung, nicht etwas als eine Gabe auf ihr Gebet empfangen zu wollen, was Gott auf den Glauben, auf die Treue oder auf Grund anderer Bedingungen geben will. Ich möchte hier zunächst auf das Gebet um Vergebung der Sünden hinweisen. Haben wir nicht ernste, suchende Seelen gesehen, die jahrelang um die Vergebung beteten, und wenn man sie nach der Vergebung ihrer Sünden fragte, traurig „nein“ Antworteten oder im besten Falle mit einem zweifelnden: „Ich hoffe, die Vergebung zu haben“? Sie beten beständig um etwas, was Gott willig ist, ihnen zu geben, und was Er ihnen beständig anbieten läßt, zu nehmen. Wenn wir jemand um etwas bitten, und er uns anbietet, es zu nehmen, so werden wir mit dem Bitten aufhören und es annehmen. Wenn wir es aber nicht annehmen, so brauchen wir uns nicht zu wundern, daß wir es nicht empfangen. Aber so ist es. Da sind Tausende, die da meinen, die Vergebung als eine Antwort Auf ihr Gebet zu empfangen, aber sie wird nur erlangt, wenn der Glaube an den Herrn Jesus sich erkühnt, von Ihm anzunehmen, was Er anbietet. Ich möchte keine suchende Seele aufhalten zu beten. Bete ernst! Bete inbrünstig! Bekenne dem HErrn dein sündiges Leben, aber setze deine Erwartung und Hoffnung nicht auf das Gebet! Gebete, Tränen, gottselige Übungen bringen dir nicht die Errettung deiner Seele. Es heißt nicht: „Bete“ - sondern: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du errettet werden“ usw. Du mußt an Ihn glauben - Ihm glauben, daß, wenn Er dir die Vergebung anbietet, Sein Angebot dir auch das Recht gibt, anzunehmen, was Er anbietet. Viele sind es aber, die durch Gebet erlangen wollen, was nur durch Nehmen im Glauben an den Herrn Jesus erlangt werden kann. „So sei euch nun kund, daß durch diesen (Jesus) euch Vergebung der Sünden verkündigt wird ... und in diesem jeder Glaubende gerechtfertigt wird (Apg. 13,38.39). Und kurz vor Seiner Himmelsahrt sagte der HErr, daß „in Seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden verkündigt“ werden solle (Luk. 24,47). „Verkündigt“ zur freien Glaubensannahme. „Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ (Offb. 22,17b.) Solche um ihre Sündenvergebung betenden Seelen haben zu lernen, daß sie die Vergebung nicht auf ihre Gebete empfangen, sondern auf dem Grunde des Kreuzes Christi und des Glaubens an Ihn. -

Andere beten um mehr Glauben. Als ob Gott ihnen an einem Tage ein großes Maß des Glaubens in

den Schoß geben möchte. Wir müssen lernen, daß Gott nicht in solcher Weise den Glauben vermehrt. Der Glaube ist gleich dem Samen, der da wächst - gleich der physischen Kraft, die durch den Gebrauch erstarkt. Als die Jünger einst den HErrn baten: „Vermehre uns den Glauben“ (Luk. 17,5-10), gab der HErr ihnen nicht einfach denselben, sondern Er belehrte sie, wie sie ihre Bitte erlangen könnten. Er wies sie hin auf das Senfkorn. So klein das Senfkorn auch an sich war, unter den natürlichen Bedingungen - in dem Erdreich unter den Einwirkungen der Luft, der Sonne und des Regens wurde es groß. So auch der Glaube. Und sei er so klein wie ein Senfkorn, er vermag große Dinge zu vollführen. Wie nötig haben wir, göttliche Grundsätze zu lernen. Der HErr zeigt ihnen, daß es sich nicht um viel oder wenig Glauben handelt, sondern um den Gebrauch. Nicht durch die Bitte um Vermehrung, sondern durch die praktische Ausübung des Glaubens würde ihnen die Vermehrung des Glaubens zuteil werden. Der Glaube, und sei er so klein wie ein Senfkorn, wenn er in den prüfenden Umständen ausharrt und sich bewährt, wird sich wie das Senfkorn im Erdreich entfalten und wachsen. In seinem zweiten Brief schreibt Paulus den Thessalonichern: „Euer Glaube wächst überaus.“ Wie konnte er das sagen? Weil er im ersten Briefe ihrer „Werke des Glaubens“ gedachte und nun von ihrem „Ausharren des Glaubens in allen Verfolgungen und Drangsalen“ reden konnte (1. Thess. 1,3; 2. Thess. 1,3.4). Hätten sie nur um mehr Glauben gebetet und sich den göttlichen Grundsätzen für das Wachstum des Glaubens entzogen, indem sie den Leiden aus dem Wege gegangen wären, so würde ihr Glaube statt sich vermehrt, abgenommen haben.

Ebenso verhält es sich mit dem Gebet um Geduld, Ausharren, Ruhe und viele andere geistliche Dinge. Gott gibt uns diese nicht in Bausch und Bogen, ganz abgesehen von unserem geistlichen Leben, einfach auf unser Gebet. Der Empfang dieser Dinge hängt mit anderen Dingen zusammen und steht mit diesen in Beziehung, so wie Ursache und Wirkung. Wollen wir hiermit sagen, daß sich das Gebet um diese Dinge erübrige? Durchaus nicht! Aber wir wollen lernen, in der rechten Weise zu beten und zu wachsen in der Erkenntnis Gottes. Wir sind ungeduldig und harren nicht aus, weil wir Ihn so wenig kennen. Wenn wir nur suchen, frei zu werden von der Ungeduld, indem wir um Geduld beten, oder von unserer Unbeständigkeit und Unruhe, indem wir um Ausharren und Ruhe beten, so gehen wir nicht zur Wurzel unseres Zustandes, sondern handeln nur mit den Symptomen. Der HErr sagt uns, wir sollen Sein Joch auf uns nehmen und von Ihm Sanftmut und Demut lernen, dann werden wir die Ruhe finden. Möchten wir dieses aber nicht, so werden wir sie nicht finden (Matth. 11,29). Entziehen wir uns der Trübsal, so kann kein Ausharren bei uns bewirkt werden (Röm. 5,3). Dämpfen oder betrüben wir den Heiligen Geist, so können wir die Frucht des Geistes nicht erlangen (Gal. 5,22). Üben wir nicht Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung aus, so fehlt uns auch das Ausharren (2. Petri 1,6).

Der HErr schenke uns Verständnis in allen Dingen! Wir dürfen unsere Anliegen alle Gott kundmachen (Phil. 4,6.7), und der Friede Gottes wird unser Teil sein; für die Erfüllung unserer Anliegen müssen unsere Bitten aber „nach Seinem Willen“ sein (1. Joh. 5,14.15). Und wenn wir uns bewußt sind, in gewissen Anliegen „nach Seinem Willen“ zu bitten, so werden wir in Frieden warten und Zeit und Stunde - ja alles, jeden Ausgang - Ihm überlassen. Die Gemeinde betete anhaltend für Petrus, und nur wenige Stunden vor seiner Hinrichtung wurde ihr Gebet erhört und Petrus gerettet (Apgesch. 12,2-17). Jakobus dagegen war hingerichtet worden. Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß niemand für die Rettung Jakobus' oder Stephanus' gebetet hätte, aber sie starben unter Mörderhänden. Seine Gedanken sind höher als unsere Gedanken (Jes. 55,8.9).

Laßt uns alles dieses ernstlich erwägen, und wir werden Licht über manche Frage empfangen. Der

Laßt uns alles dieses ernstlich erwägen, und wir werden Licht über manche Frage empfangen. Der HErr schenke uns Gnade, treuer im Gebet zu stehen und zu lernen, nach Seinem Willen zu beten, indem wir wachsen in der Erkenntnis Gottes.

(E.) - v. d. K.

Der Sohn des Menschen.

I.

Ein kleiner, fast unscheinbarer, bei der Korrektur des vorigen Heftes von mir übersehener Druckfehler ist die äußere Veranlassung dieses Aufsatzes. Dort ist nämlich in der auf Seite 139 befindlichen Fußnote in der dritten Reihe von dem HErrn gesprochen als von „dem Sohne der Menschen“. Jeder Schriftkundige wird wissen, daß so zu reden nicht nur ungeziemend, sondern völlig falsch ist, daß der HErr vielmehr „der Sohn des Menschen“ ist und Sich Selbst so nennt. Diese Verschiedenheit scheint geringfügig, ist aber unendlich bedeutsam. Denn was liegt doch alles darin, daß Er nicht von den Menschen abstammt, so wenig wie Er je als Kind zweier Menschen angesehen werden darf. Es wäre Gotteslästerung! Er war als Mensch der Sohn der Jungfrau Maria, während Joseph nur Sein Pflegevater war. Er war aus dem Geiste gezeugt und somit nicht nur der Heilige, sondern „das Heilige“ (Luk. 1,35).1

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Man vergl. darüber auch des Verfassers Büchlein: „War Jesus versuchlich?“ Siehe Umschlag!

Wahrlich, der Herr Jesus, der eingeborene Sohn Gottes, war nicht „der Menschensohn“ schlechthin, sondern „des Menschen Sohn“, einzigartig, überragend in ganz bestimmter Bedeutung, wie wir später sehen werden. Diese Tatsache kann gar nicht ernst genug bezeugt werden in einer Zeit, wo Theosophie, Millenniumstagesanbruch- und andere schreckliche Irrlehren Satans wie auch die moderne Theologie Ihn in Seiner unvergleichlichen Heiligkeit und Göttlichkeit antasten, wie es im vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung schon der Arianismus tat.

Aber von dieser Seite obiger Tatsache sehe ich jetzt hier ab, ich möchte vielmehr in diesem Aufsatz auf die hohe Bedeutung des Ausdrucks „der Sohn des Menschen“ näher eingehen.

Wäre von dem HErrn in der Schrift als von dem Sohne der Menschen geredet (wenn dies überhaupt möglich wäre!), so läge in dem Ausdruck nichts Besonderes, Ihn Auszeichnendes, und derselbe hätte kein so bedeutsamer werden können, wie der Ausdruck „der Sohn des Menschen“ in der Schrift geworden ist, und zwar durch Jesu Selbstbezeichnung. Und damit will ich hier den Anfang machen: d. h., ehe ich auf die Bedeutung des Ausdrucks eingehe, will ich

1. zeigen, wo er gebraucht ist.

Die Wortverbindung „der Sohn des Menschen“ kommt nur in den Evangelien und außerdem ein einziges Mal vor, nämlich in der Apgesch. 7,56. In ersteren etwa 80 mal. Eine ähnliche Wortverbindung lesen wir noch einmal in Hebr. 2,6 und zweimal in der Offenbarung (1,13 u. 14,14), wo im griechischen Urtext allemal vor beiden Hauptworten („Sohn“ und „Menschen“) der Artikel fehlt, so daß es z. B. in den beiden letzteren Stellen wörtlich heißt„gleich (einem) Sohn (eines) Menschen“ (vergl. Dan. 7,13). Zweifellos sehen wir hier die gleiche Person wie in den Evangelien vor uns, den Herrn Jesus, aber der veränderte Wortlaut hat auch eine veränderte Bedeutung gegenüber der in den Evangelien.

den Evangelien.

In den Briefen finden wir den in den Evangelien so häufig wiederkehrenden Ausdruck weiter nicht. Kannten die Briefschreiber ihn nicht? O, die meisten von ihnen hatten ihn oft genug aus des geliebten Meisters Munde vernommen, und von ihnen hatte Paulus - abgesehen davon, daß er durch persönliche Offenbarung sowie durch den Geist über alles belehrt wurde, was Christus betraf - ihn sicher auch gehört, Paulus, der außerdem bei des Stephanus Steinigung als Saulus eine Hauptrolle spielte, wo der Ausdruck noch einmal ertönte, nicht mehr aus Jesu Mund, sondern aus dem des ersten Märtyrers, aber keines späteren in der Schrift! Später in der Hebr.-Stelle sehen wir den HErrn gleichsam als die Erfüllung von Ps. 8, und dann treffen wir den gegen den in den Evangelien etwas veränderten Ausdruck (also ohne Artikel wie in Hebr. 2,6) erst in der Offenbarung und auch nur zweimal dort an. Das muß doch etwas bedeuten - zuerst so sehr häufig, dann nur noch an ganz besonderen Stellen, und zwar nie, auch nicht in der „Offenbarung Jesu Christi“ (1,1), aus dem Munde des HErrn Selbst, der während Seines Erdenwandels Sich geradezu mit Vorliebe so zu nennen scheint?! Bitte, liebe Leser, denkt einmal über diese merkwürdige Tatsache nach!

2. Und in Verbindung damit will ich nun untersuchen, wann dieser Ausdruck gebraucht wird, und zwar soll heute nur noch die Frage behandelt werden, wann zuerst er angewandt wird.

Die erste Anwendung dieser Selbstbezeichnung Jesu finden wir bedeutsamerweise in dem Evangelium, welches uns die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes Gottes, „der in des Vaters Schoß ist“ (Joh. 1,18), schildert, nämlich in Joh. 1,51; der Zeit nach folgen in dem Gebrauch der Bezeichnung dann die Stellen Joh. 3,13 u. 14 und erst dann Matth. 8,20; 9,6; Luk. 6,22; Mark. 8,31 usw., wie denn auch die sogen. Synoptiker (die ersten drei Evangelien, die das Wesen des HErrn mehr unter Seinen menschlichen Gesichtspunkten darzustellen haben - Matthäus zeigt Ihn als den König, Markus als den vollkommenen Knecht, Lukas als den Menschen) den Ausdruck am meisten bringen. Immerhin enthält das vierte Evangelium ihn auch noch neunmal aus Jesu Mund, zweimal aus dem der Menschen (12,34). Das Wichtige aber ist der Zeitpunkt, wann der HErr Sich als „der Sohn des Menschen“ bezeichnet, weil daraus ein Wink für die Bedeutung des Ausdrucks zu gewinnen ist.

Was war dem Ausspruch Joh. 1,51 vorangegangen? Kurz gesagt: die Nichtannahme des HErrn in Seiner Eigenschaft als Messias. Ich will nicht sagen die Verwerfung! Offene Verwerfung folgte erst nach und nach, besonders Luk. 4,16-30, auch Joh. 2 u. 3. Aber in Nathanael, dem „Israeliten ohne Falsch“, sehen wir eine vorläufige Verwerfung bezw. Nichtannahme des Messias, statt daß er gleich den ersten beiden Jüngern sofort nach Jesu Auftreten, das begleitet war durch des Täufers Zeugnis, Ihm zugeeilt wäre. Er ändert, durch des HErrn Verhalten und Seinen prophetischen Blick gefesselt, freilich bald sein ablehnendes Urteil und huldigt Jesu als dem Sohne Gottes und als dem König Israels (V. 49), wie gleichsam der jüdische „Überrest“ tun wird am „Tage des HErrn“; aber nichtsdestoweniger war das erste ablehnende Urteil seitens Israels über Ihn ausgesprochen, und da hören wir zuerst die Selbstbezeichnung des Herrn Jesus: „der Sohn des Menschen“, wenngleich in einer Verbindung, die Seine Hoheit und Einzigartigkeit deutlich erkennen läßt.

Viel klarer noch kommt in Luk. 6,22 u. Matth. 8,20 der Charakter dieses Namens zum Ausdruck, eben, wenn man beachtet, daß der HErr in Seiner besonderen Sendung und Bedeutung für Israel nicht erkannt, nicht angenommen, ja, offen verworfen ist, wobei ich nochmals erinnere an Luk.

4,16-30.

Der Ausdruck „der Sohn des Menschen“ ist also die Selbstbezeichnung des nicht anerkannten, verworfenen Messias.

Ich will für heute schließen, es sind gleichsam nur Vorbemerkungen für die eigentlichen Ausführungen darüber, was mit des Herrn Jesus Selbstbezeichnung - „der Sohn des Menschen“ - praktisch verbunden ist. Ich will aber schon heute sagen: es lohnt sich, sich mit diesem Gegenstande zu beschäftigen! Der HErr wird uns dadurch größer, Seine Liebe reicher, Sein Kommen für die Verlorenen anbetungswürdiger. „Des Menschen Sohn“, d. i. der verkannte, verworfene, verachtete, leidende, verratene Messias, dem als solchem der Ihm zukommende Titel des Sohnes Gottes von dem Volk, für das Er kam, versagt wird (vgl. Matth. 16,13-17 und Joh. 10,33) und der Sich dies um der Verherrlichung des Vaters und um unseres Heiles willen willig gefallen läßt - der „ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist“ (Luk. 19,10). Hier bete an im Staube! - Gepriesen sei Dein Name, Herr Jesu!

F. K.

„Euer Vater weiß ...!“

Matth. 6,8.32; Luk. 12,30.

Was weiß Er nach des Herrn Jesus Worten hier? Daß wir „dies alles“ bedürfen. Was? „Essen und Trinken, Kleider und Schuh' “, ja „Nahrung und Bedeckung“ nach 1. Tim. 6,8, aber auch das, was dazu gehört, diese und andere nötige Dinge zu bereiten: Arbeitskraft (vgl. 2. Thess. 3,10, ein Wort, das übrigens auch einmal einem Volk als Ganzem etwas zu sagen haben mag!), und dazu gehört wieder die zur Arbeit unentbehrliche Arbeitsmöglichkeit - kurz alles, was zum äußeren Leben gehört, Er weiß, daß die Seinen dies alles bedürfen. Glaubst du das wirklich? Ja? Und sorgst dich doch noch darum? Tue es nicht, damit du Ihm, unserem Gott und Vater in Christo Jesu, keine Schande machst vor der Welt! Die Ungläubigen, denen in dieser Zeit der Unruhe, ja Unsicherheit des leiblichen Lebens nicht wohl ums Herz ist, sollen an uns sehen, wer unser Gott ist, damit sie Lust bekommen, nach Ihm zu fragen und den Weg zu Ihm (Christus, Joh. 14,6) zu wählen. Drum sorge nicht - unser Vater weiß!

Und Er kann uns alles, was wir bedürfen, zur Genüge geben und zur rechten Zeit! Und verzieht Er einmal, müssen wir lernen, unter Seinen Augen zu harren auf dies oder jenes, was uns nötig scheint, so geschieht das nicht etwa, weil Er uns vergäße, sondern zur Bewährung unseres Glaubens (1. Petri 1,6.7), und nie werden wir vergeblich harren auf das, was Er als nötig für uns ansieht. Vor allem gibt es für uns Kinder Gottes, wenn auch mal schmale Tage sind, keine Verheißung des Verhungerns oder Erfrierens, auch nicht in bedrängtesten Zeitläuften! Deshalb laßt uns nicht sorgen - vielmehr beten und auch das Danken nicht vergessen! (Phil. 4,6).

Welch ein Trost somit in gegenwärtiger Zeit ist für uns das kostbare Heilandswort: „Euer Vater weiß, was ihr bedürfet!“- Preis sei Ihm!

F. K.

Geleitswort an den Leser:

Geleitswort an den Leser:

Jede Schrift, von Gott eingegeben, ist auch nützlich zur Belehrung, zur strafenden Überführung, zur Besserung, zur Unterweisung (Erziehung, Bildung), zu der in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig zubereitet.“ 2. Tim. 3,16.17 (wörtl.).

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevorman die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so mußman sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 16

Gilt der Befehl, den der HErr Mark. 6,8.9 gab, auch heute wörtlich für Seine Jünger, wenn sie in Seinem Auftrage das Evangelium verkündigen?

Antwort A

Man könnte diese Frage kurz und bündig mit „nein“ beAntworten, doch wäre damit dem Fragesteller wie auch den lieben Lesern dieser Schrift nicht recht geholfen, wenn nicht auch eine schriftgemäße Begründung mit dieser Verneinung verbunden würde. Sehen wir uns die Schriftstelle erst ein wenig näher an! Markus berichtet über die Berufung und Aussendung der Zwölfe und führt einige Worte Jesu dabei an, zu denen auch Vers 8 und 9 gehören. Denselben Vorgang finden wir irl Matth. 10,1-15 und Luk. 9,1-6 berichtet. Jesus sendet die zwölf Apostel, unter denen auch Judas der Verräter war, aus, das Reich Gottes (Luk. 9,2) oder das Himmelreich (Matth. 10,7) zu verkündigen. Zur Bestätigung ihrer Botschaft sollten sie Kranke gesund machen, Aussätzige reinigen, Tote aufwecken und Dämonen austreiben. Sie sollten das umsonst tun und dabei nach Mark. 6,8.9 nichts weiter bei sich tragen als einen Stab, keine Tasche, kein Brot, kein Geld im Gürtel, nicht zwei Röcke mitnehmen. Diesen Auftrag führen die Zwölfe dann auch aus und gehen nicht zu den Nationen oder Samaritern, sondern einzig und allein in die Städte Israels, zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israels. Nach Luk. 9,10 kamen die Zwölfe nach Erfüllung dieses Auftrages wieder zum HErrn zurück und berichten Ihm, wie große Dinge sie getan hätten. Jesus nimmt dann die Apostel zu Sich und geht mit ihnen allein in eine Einöde, die bei der Stadt Bethsaida lag. Es handelt sich also hier um einen besonderen Auftrag Christi an die Zwölfe, den wir nicht ohne weiteres auf alle Jünger Jesu und vor allem nicht auf alle Zeiten übertragen dürfen. Augenscheinlich sollten die Zwölfe, wie auch später die Siebenzig nach Luk. 10,1-20, dem HErrn Jesus als Wegbereiter dienen, sie sollten die Ankunft des Messias, des Königs vom Reiche Gottes, vom Himmelreiche, wie Herolde den verlorenen Schafen aus Israel verkündigen. Nun ist es eigenartig, daß die Apostel und besonders Paulus nach der Auferstehung Christi und nach der Ausgießung des Heiligen Geistes sich gar nicht an diese Einzelheiten des Befehles Christi hielten. Paulus trug nach 2. Tim. 4,13 auf seinen Missionsreisen nicht nur außer seiner sonstigen Reisekleidung einen Mantel, sondern er hatte auch Bücher und Pergamentrollen mit, die er im Dienste des HErrn benötigte. Das hätte Paulus nicht getan, wenn er sich strikte an diesen Auftrag des HErrn gehalten hätte. Es handelt sich also in jenen Stellen, zu denen Mark. 6,8.9 gehört, um einen besonderen Auftrag des HErrn an die Zwölf, der vorübergehende

denen Mark. 6,8.9 gehört, um einen besonderen Auftrag des HErrn an die Zwölf, der vorübergehende Geltung hatte und auch damals seine Ausführung fand. Würde heute ein Knecht Gottes z. B. kein Geld mit auf seine Reisen nehmen, dann käme er gar nicht durch, oft genug muß er gar sein Brot noch selber mitnehmen. Ohne Reisetasche geht es wohl zur Not, aber besser ist es, wenn man eine bei sich trägt. Auch ein zweiter Rock für den Dienst am Wort ist nicht zu verachten, wenn der Reiseanzug nicht mehr tadellos ist. Auch Apgesch. 11,27-30 zeigt, daß man sich imUrchristentum nicht an diesen Befehl Christi hielt.

A. C.

Antwort B

In Matth. 10 und Luk. 9 gibt der Herr Jesus Seinen Jüngern ähnliche Weisungen. Jeden, den Er, der HErr, bevollmächtigt, Seine Botschaft zu verkündigen, dem gibt Er auch eine gewisse Macht, und wie Er dort die einzelnen beruft und ihnen Macht gibt, Teufel auszutreiben und Kranke zu heilen, so gilt auch hier für alle die, welche Jesu Jünger geworden sind und in Seinem Namen und Auftrag die Botschaft des Heils verkündigen, daß sie als Gesandte ihres HErrn von Ihm mit Geistesmacht und Kraft ausgestattet sind, die ihnen gleichsam als Legitimation mit auf den Weg gegeben sind. Die mitfolgenden Zeichen bilden einen besonderen Gegenstand der Wege Gottes mit Israel und werden einst im Tausendjährigen Reiche auch wieder in Erscheinung treten, wenn einmal der Satan gebunden und der Mensch durch die Macht Christi befreit ist. (Vgl. Hebr. 6.) Ebenso sollten die Jünger in bezug auf ihre Bedürfnisse gänzlich von Dem abhängig sein, der sie sandte, das gegebene Gebot stand in Verbindung mit Dem, der ihnen die Zusage gegeben hatte, bei ihnen zu sein alle Tage, und fürdieses Zeitalter oder diese Haushaltung wollte Er auch allen ihren Bedürfnissen gerecht werden (Matth. 6,8). So stehen wohl alle diese Anordnungen, die hier der Herr Jesus gibt, mit Seiner Gegenwart als Messias, als Jehova auf Erden im Zusammenhang, was aber bei dem Weggang des Meisters aus dieser Welt eine gewisse Korrektur erfuhr (s. Luk. 22,35.36).

Deshalb gehen alle Boten Jesu heute in Abhängigkeit von ihrem Meister den Weg durch die ganze Welt als Zeugen von Seiner Gnade und Wahrheit. Sie handeln dabei gemäß Matth. 10,8: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet!“ und wie Paulus 1. Kor. 9,18: Äußerlich in der Welt, aber niemals von der Welt. Je abhängiger wir auch in dieser gegenwärtigen Zeit von unserem HErrn und Meister sind, desto gesegneter wird unser Zeugnis sein, und desto weniger werden wir in der Gefahr sein, der Menschen Knechte zu werden.

Dabei wird der HErr keinen Seiner Knechte Mangel leiden lassen, sondern auch da geben nach den verschiedenen Bedürfnissen.

Ph. W.

Antwort C

Außer in Mark. 6,8.9 finden sich ähnliche Anordnungen in den Stellen Matth. 10,9.10 und Luk. 10,4. Gelten nun diese Befehle auch heute noch wörtlich für des HErrn Jünger, wenn sie in Seinem Auftrage das Evangelium verkündigen?

Die Antwort Auf die Frage steht in Luk. 22,35ff. und lautet: „Und Er sprach zu ihnen: Als Ich euch

ohne Börse und Tasche und Sandalen sandte, mangelte euch wohl etwas? Sie aber sagten: Nichts. Er sprach nun zu ihnen: Aber jetzt, wer eine Börse hat, der nehme sie und gleicherweise auch die Tasche ...“, diese Worte sprach der HErr vor Seiner Leidenszeit. Hier ist aber eine Änderung betreffend der Ausrüstung für den Missionsdienst. Diese war nötig, denn der HErr war im Begriffe, diese Erde sichtbarlich zu verlassen. Das Reich der Himmel unter der Person des Königs war mitten unter dem Volke Israel (Luk. 17,21; Elb. Üb.) sichtbarlich. Mit dem Anbruch des Tausendjährigen Reiches tritt diese Zeit wieder in Erscheinung, wo das Volk Israel das Missionsvolk sein wird. (Sach. 14,8.9.) Da werden die Befehle in Mark. 6,8.9 usw. wieder gelten.

Für unsere Zeit aber gilt der Inhalt von Luk. 22,35ff.

C. L.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Es zeugt nicht von tiefem Verständnis der Schrift, wenn man diese Schriftstellen auf den heutigen Dienst am Wort, die Verkündigung des Wortes vom Kreuz anwenden will, d. h. also, wenn man auf die Zeitperiode seit Pfingsten, seit wannen die Gemeinde Gottes gebildet wird, solche und ähnliche Worte, die nur auf Israel gehen, beziehen will. In dem mittelalterlichen, jedoch bis in die neueste Zeit hineinragenden Mönchstum haben wir solche buchstäbliche Anwendung, die in Wahrheit nur eine Karikatur der Schrift darstellt, selbst wenn die Absichten noch so gute gewesen sein mögen. Leider gibt es aber unter den wahren Gläubigen auch Richtungen, die derartige Vorschriften in gesetzlicher Weise anderen auf den Hals legen wollen. Solche kennen nicht die praktische Belehrung von Joh. 1,17 und haben nie gelernt, „das Wort recht zu teilen“ (2. Tim. 2,15).

Wenn man freilich jene Stelle auf unsere Zeit anwenden zu sollen glaubt, dann geht es nicht an, Abschwächungen zu gestatten. Wenn es des HErrn Wille ist, daß Seine Boten diese Anweisungen beobachten, dann soll das ohne Einschränkung geschehen und dann kann es auch so sein, denn Er fordert nie etwas Unmögliches von den Seinen! (Phil. 4,13.)

Aber wie auch obige Antworten deutlich nachweisen, beziehen sich diese Anweisungen nicht auf die Zeitperiode der Gemeinde des HErrn, sondern auf Israel und dessen Eintritt in das Reich, d. h. das Königreich Jesu Christi, des Messias-Königs. Diesem Königreich und seiner Zeitperiode gehört sehr vieles in den Evangelien an (vgl. z. B. Frage 7 des Jahrbuchs!), auch die vor einiger Zeit gestellt Frage nach Matth. 10,5 im Vergleich zu 28,19 gehört in diesen Rahmen. Israel - das Reich und Nationen - die Gemeinde sind unbedingt zu unterscheiden (vgl. Eph. 2 u. 3!).

Die Predigt vom Reich, das nahe herbeigekommen war,erforderte eine solche Ausschließlichkeit in dem Angewiesenen auf den schon anwesenden König bezüglich aller äußeren Bedürfnisse, weil die Dringlichkeit der Predigt kein unnützes Sichbeschäftigen mit äußerlicher Versorgung zuließ. Der König war da - das genügte für Seine Boten, Er sorgte für sie! Auch war eine einmalige Ausrüstung ausreichend für den Dienst bis zur vollendeten Aufrichtung des Königreichs. (Daß es nicht dazu kam, war Israels, nicht des Königs und Seiner Boten Schuld: Jerusalem hatte „nicht gewollt“.)

Heute ist ein anderer unendlich viel anstrengenderer, langsamer wirkender, liefergrabender, auch in seiner völkischen Ausdehnung ungleich umfangreicherer Seelendienst zu tun, um Sünde und Gnade, Tod und Leben, Knechtschaft und Befreiung usw., kurz, das Evangelium der Herrlichkeit (2. Kor. 3)

den Menschen vor Augen zu stellen und die, so Jesum Christum als ihren Retter und HErrn annehmen, als durch den Heiligen Geist der Gemeinde hinzugetan darzustellen, bis der HErr wiederkommt. Da sind auch andere Arbeitsanweisungen und Möglichkeiten unser Teil, wie ja schon in obigen Antworten gezeigt ist. (Luk. 22,35; Apgesch. 20,33-35; vgl. Apgesch. 24,26!)

Daß dennoch allgemeine geistliche Grundsätze und Unterweisungen aus obigen Stellen (wie aus allem, was die Evangelien enthalten) auch uns heute gelten, wie Abhängigkeit vom HErrn, Seine Sorge für uns, Genügsamkeit usw., das hat wie keiner Paulus selber bewiesen und gepredigt (z. B. 2. Kor. 6; 1. Tim. 6,6ff.; 2. Tim. 2,4 u. a.!). -Der HErr gebe uns allezeit Gnade, Seine Stimme zu verstehen, um einen Dienst, Ihm wohlgefällig, zu tun!

Frage 17

In welchen Stellen der Schrift wird klar bewiesen, daß unser Heiland nicht (nur) ein Sohn Gottes, sondern „der eingeborene Sohn Gottes“ ist?

Antwort A

Der Fragesteller sucht offenbar Waffen und Munition im Kampfe gegen den Unglauben unserer Tage; die rechte Stellung der Front gegen den Feind kommt in den Worten der Frage „unser Heiland“ zum Ausdruck. Angesichts der mannigfaltigen Falschmünzerei, die mit biblischen Begriffen getrieben wird, soll ein Beweis für die Göttlichkeit, das Gottsein Jesu geliefert werden.

Um derer willen, die sich von vornherein an der sogenannten Verbalinspiration stoßen oder ihr wenigstens skeptisch gegenüberstehen, sei es gestattet, aus der göttlichen Offenbarungsurkunde einige Zeugnisse hierher zu setzen, die aus weit auseinanderliegenden Zeiten der Abfassung des göttlichen Buches der Wahrheit genommen sind. Matth. 22,41ff. lesen wir, wie Jesus gegen die Pharisäer zum Angriff vorgeht mit der Doppelfrage: „Was dünkt euch um Christus? Wes Sohn ist Er?“ Auf der Feinde Antwort Hin: „Davids“ folgt eine zweite Doppelfrage, deren Wirkung so gewaltig und durchschlagend war, daß sie Ihm kein Wort Antworten konnten, ja, daß niemand mehr von diesem Tage an Ihn zu befragen wagte. In Seinen Worten wendet der Herr Jesus hier den 110. Psalm, einen Psalm von David, als Waffe an. Betrachten wir die sieben Verse dieses Psalms etwas genauer, so springt ins Auge, daß der mittelste Vers von einem Eidschwur Jehovas redet. Bei den Menschen gilt das Schwören als Grundlage der Glaubwürdigkeit, insbesondere vor Gericht, als Zeugenaussage oder persönliches Zeugnis dessen, was einer gesehen oder gehört hat. In menschlichen Dingen heißt es: „Der Eid ist bei ihnen das Ende alles Widerspruches zur Bestätigung, zur Bekräftigung“ (Hebr. 6,16). Wieviel mehr sollten die Menschen dem wahrhaftigen Gott gegenüber und angesichts Seiner Heilstatsachen glauben, vertrauen und gehorchen, zumal die Schrift auch anderwärts von der gewiß an sich schon heiligen Tatsache des „Eides Gottes“ redet (vgl. z. B. 5. Mose 7,7f.; Psalm 89; 132,11 u. a.). Nun stellt uns aber der 110. Psalm einer Person gegenüber - und was für einer lebendigen Person?! Inmitten der von der modernen, negativen Bibelkritik durchlöcherten (gewissermaßen unterminierten) Berichte über die Erzväter des 1. Buches Moses tritt diese hohe, hehre, heilige Person auf, die König und Priester Gottes des Höchsten zugleich ist! (Lies 1. Mose 14,17-24.) Alsdann schlage Hebr. 6 u. 7 auf und vergleiche, was der Heilige Geist über Melchisedek dort und hier berichtet. Es besteht ein zwar verborgener, aber wunderbar geistlicher Zusammenhang zwischen 1. Mose 14, Hebr.6 u. 7, Matth. 22 u. Psalm 110 - ein Zusammenhang, den freilich nur derjenige zu

Mose 14, Hebr.6 u. 7, Matth. 22 u. Psalm 110 - ein Zusammenhang, den freilich nur derjenige zu sehen und zu schätzen vermag, der von demselben Heiligen Geiste geleitet und gelehrt wird, der die Worte den biblischen Schreibern gab. Mir will scheinen, wer die Schätze Gottes in Seinem heiligen Worte heben und Seiner Wahrheit nachspüren will, dem wird die innere Beziehung dieser Schriftworte zueinander im Hinblick auf den ewigen, „einziggeborenen“ (so der Grundtext Joh. 1,14) Gottes- und Menschensohn überaus wertvoll werden, etwa so, wie dem irdischen Schatzgräber die Entdeckung einer verborgen gewesenen Goldader im Gestein dieser vergänglichen Erde! Bedarf es dann noch weiterer „Beweise“ über die Gottheit, das Gottsein Dessen, von dem die Apostel bezeugen, daß Er gestern und heute und in Ewigkeit Derselbe: Hebr. 13,8? der nach des Evangelisten Johannes Aussage Sein unwandelbares „Sein“ vor dem „Werden Abrahams“ bezeugte, als die Juden ihm die Frage stellten: „Bist Du etwa größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist?“ (Joh. 8,53.58), und gerade auch diese Antwort Jesu ward durch das zweimalige „Wahrlich“ als eidliche Aussage charakterisiert! Bedarf es weiterer Beweise, als sie etwa nur die drei Kapitel 9, 10 und 11 des Johannesevangeliums beibringen in den Taten und Reden Jesu und dem Eindruck, den Seine Person und Sein Tun auf die dort genannten Menschen machte?! Lies diese drei Kapitel und - zweifle weiter, wenn du kannst!

C. Lb.

Antwort B

Wie das ganze Wort Gottes Ihn uns zeigt, steht Er in der Würde und Herrlichkeit Seiner Person allein da! Jehova-Jesus - wie könnte Er „ein“ Sohn Gottes sein neben anderen? In Matth. 16,16 sagt Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Nicht „ein“, sondern „der“ Sohn Gottes. In Joh. 1,14 heißt es: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, (und wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) ...“ Ein „Eingeborener“ ist eben nur einer; zwei oder mehr „Eingeborene vom Vater“ kann es nicht geben. Und in V. 18 lesen wir: „Der eingeborene Sohn, der in das Vaters Schoß ist, der hat Ihn kundgemacht“, und in 3,16: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, ...“ Deutlicher kann gar nicht gesagt werden, daß unser Heiland allein „der Sohn Gottes“ ist. Wir sind „Kinder Gottes“ (Joh. 1,12; Röm. 8,16; 1. Joh. 3,2). Aber auch „Söhne Gottes“ (Röm. 8,14; Gal. 3,26) werden wir genannt, doch immer nur in Gesamtheit, niemals in der Einzahl (weil wir alle es nur gemeinsam in Christo sind!); niemals wird ein Gläubiger „Sohn Gottes“ genannt, sondern das Wort „Sohn“ (Einzahl) ist nur auf Ihn, den „eingeborenen Sohn“, angewandt; und niemals sagt das Wort von Ihm „ein Sohn“ Gottes, sondern immer nur „der Sohn“ Gottes (s. Joh. 1,34.49; 3,17.36; 5,19.20 usw.).

Wir sind „Kinder“, „Söhne“ („Kinder“ nach unserem Zustande hienieden, „ Söhne“ nach unserer Stellung in Christo und unserem einstigen Zustande der Vollendung in Herrlichkeit), weil wir in der Wiedergeburt Leben aus Gott empfangen haben, Er aber ist „das Wort“, das „Fleisch geworden“ ist (Joh. 1,14), „Gott über alles, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm. 9,5), die Offenbarung Gottes im Fleische (1. Tim. 3,16) - eine göttliche Person, was wir nie sind noch sein werden, noch sein könnten! Durch wunderbare Gnade hat Er uns an das Vaterherz Gottes gebracht und nennt uns Seine Brüder, und wir dürfen Gott unseren Vater nennen, aber Er ist „der Erstgeborene unter vielen Brüdern“ (Röm. 8,29), „der Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol. 1,15), „der Erstgeborene aus den Toten“ (Kol. 1,18). - Er hat auch als Mensch in allen Dingen den Vorrang vor uns, und Er ist und bleibt allein „der Sohn

hat auch als Mensch in allen Dingen den Vorrang vor uns, und Er ist und bleibt allein „der Sohn Gottes“ in all der unendlichen Würde und Herrlichkeit Seiner erhabenen göttlichen Person, vor der wir anbetend niedersinken! (S. auch Röm. 1,3.4; Gal. 4,4; 1. Thess. 1,10; Hebr. 1!)

Th.K.

Antwort C

Fünfmal hören wir im Worte Gottes, daß der Herr Jesus uns als der Eingeborene des Vaters oder als der eingeborene Sohn Gottes vorgestellt wird (Ev. Joh. 1,14.18; 3,16.18; 1. Ep. Joh. 4,9). Nach meinem Dafürhalten sind dies Beweise genug dafür, daß der Herr Jesus der eingeborene Sohn Gottes ist. Eine andere Frage ist, was wir unter dieser einzigartigen Benennung zu verstehen haben. Diese Frage führt naturgemäß in göttliche Tiefen und herrliche Höhen, die wir weder jetzt noch in der Ewigkeit ergründen und erzeigen werden. Doch obwohl wir nie die Tragweite dieses wunderbaren Verhältnisses zwischen dem Vater und dem eingeborenen Sohn erfassen können, so ist es doch das Vorrecht aller Kinder Gottes, die gegenseitige Liebe dieses göttlichen Verhältnisses in etwa zu erkennen. Johannes, der den HErrn allein als den „Eingeborenen“ uns vorstellt, beschäftigt sich weniger mit Seiner amtlichen Herrlichkeit wie die drei anderen Evangelisten, sondern mit Seiner persönlichen Herrlichkeit, d. h. mit dem Wesen oder, besser gesagt, mit der Natur Seiner göttlichen Person. Darum sind die Schriften des Johannes bei weitem die tiefsten, weil uns die Natur Gottes, welcher Licht und Liebe ist, durch den eingeborenen Sohn Gottes geoffenbaret ist. Nichts hören wir von Seiner Geburt oder Kindheit, sondern daß der Eingeborene Sich herabließ, unter Menschen in einem Leibe zu zelten (Joh. 1,14). Nichts hören wir von einer Verklärung auf dem Berge, weil Er uns hier geoffenbart wird als das ewige Licht, welches war, ehe die Sonne ihre Strahlen durch die Wolken schickte. (Vgl. 1. Mose 1,3 mit 1. Mose 1,16 sowie Joh. 1,4.5 und 8,12 mit Matth. 17,2.) Auch wird uns nichts von Seiner Himmelfahrt berichtet, weil Er uns gezeigt wird als der Eingeborene, der im Schoße des Vaters ist, als Sohn des Menschen, der im Himmel ist, als Sohn, der im Hause des Vaters ist. (Joh. 1,18; 3,13; 8,35.) Kurz gesagt: in den Eigenschaften der Gottheit. Er war und ist nicht nur allmächtig, sondern auch allwissend sowie allgegenwärtig. Weil Er Gott ist (Kap. 1,1), hat Er auch die Eigenschaften Gottes, und nichts weniger als dieses beansprucht das Wort Gottes. Wie kostbar und herrlich ist uns Seine anbetungswürdige Person! In den fünf Stellen wird Er uns in verschiedenen Herrlichkeiten als Eingeborener vorgestellt: Kap. 1,14 zeigt uns Ihn in Seiner eigenen, persönlichen Herrlichkeit; zugleich ist Er hier das Heiligtum (Zelt) der Kinder Gottes. Darum „wir“, die Kinder Gottes, blicken im Glauben durch den Zeltleib und schauen Seine göttliche, ewige und moralische Herrlichkeit Seiner gesegneten Person (Ps. 29,9).

Kap. 1,18 ist Er der alleinige Offenbarer Gottes. Haben wir Vers 14 Seine Herrlichkeit, so finden wir hier das Verhältnis der Liebe, welches zwischen dem Sohne und dem Vater besteht; darum lesen wir: Der in des Vaters Schoß ist! Der Schoß des Vaters ist der Platz der ewigen Liebe, und weil Er als Eingeborener diesen Platz gemäß den Rechten Seiner Gottheit inne hat, kann Er, und nur Er, die Tiefen der Liebe Gottes, die sich im Herzen Gottes befinden, offenbaren! Wenn die Schöpfung die Allmacht Gottes - das Gesetz die Forderungen Gottes - Seine Wege die Gerechtigkeit Gottes - die Vorsehung die Weisheit Gottes offenbart, so sagen doch all diese Offenbarungen noch nicht, wer, was und wie Gott ist. Diese Seine Natur konnte nur der Eingeborene offenbaren, indem die Liebe Gottes im Lichte Gottes durch Ihn ausstrahlte. Durch Ihn erkannten wir, daß Gott Licht und Liebe ist. Wie groß über alle Maßen wird uns der Herr Jesus in diesem Lichte!

Wie groß über alle Maßen wird uns der Herr Jesus in diesem Lichte!

Kap. 3,16 wird uns die unendliche Größe der Liebe Gottes in der Gabe Seines eingeborenen Sohnes für die verlorene Welt dargestellt. Wie groß muß doch die Liebe Gottes sein, daß selbst der HErr sagt: „Also hat Gott die Welt geliebt usw.“! Der würdige Maßstab der Liebe Gottes ist die Gabe Gottes. Vgl. 1. Mose 22,1.2. Dort finden wir nicht nur ein schwaches Abbild von Joh. 3,16, sondern lernen auch, was unter der Bezeichnung „Einziger“ oder „Eingeborener“ zu verstehen ist. Wir finden dort nicht nur zum ersten Male in der Bibel: „Deinen einzigen Sohn“, sondern auch zum ersten Male das Wort „Liebe“. Es ist sicherlich nicht Zufall, daß wir im N. T. in der Erfüllung des Schattenbildes von 1. Mose 22 auch zum ersten Male von der Liebe Gottes hören in Verbindung mit Seiner unendlichen Gabe. Wie herrlich ist doch unser Gott!

Kap. 3,18 ist Er uns als die Probe der Welt vorgestellt. Denn wer diese Gabe Gottes verschmäht, hat sich selbst gerichtet.

1. Joh. 4,9 wird uns die Liebe Gottes, der Zweck und das Ziel der Sendung Seines eingeborenen Sohnes angezeigt. Es ist gleichsam eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen vier Schriftstellen. -

Wir haben nur versucht, einige Andeutungen über diese kostbaren Schriftstellen zu machen, doch bleibt es allein dem Geiste Gottes vorbehalten, jeden von uns einzuführen in die Tiefen und in das Verständnis dieses Geheimnisses Gottes.

Der HErr schenke dies allen Seinen Geliebten!

K. O. St.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Welch eine Frage und welche Antworten!

Ich weiß nicht, aus welch einem Herzen die Frage gekommen ist, aber ich weiß, daß die drei Antwortschreiber Menschen sind, denen der eingeborene Sohn über alles geht - und solche Menschen allein sind glückliche Menschen, selig für Zeit und Ewigkeit. Ob der Einsender der Frage (die Einsenderin) auch schon in Christo „Leben im Überfluß“ (Joh. 10,10b.) gefunden hat? Und wenn ja - wie kann diese Frage zustande kommen? Ach, wer mit offenen Augen jetzt durch die Zeit geht, der begreift, wie solche Frage entsteht: Umgeben sind wir, auch die Gläubigen, von Mächten der Finsternis, von Mächten Satans (vgl. z. B. Eph. 6,10ff.), dem ja stets daran lag, des HErrn Würde anzuzweifeln („bist Du Gottes Sohn, so ...“), von Feindschaftsmächten in Menschen, die auf die raffinierteste Weise an der Person des herrlichen, einzigartigen, ja des eingeborenen Sohnes, der der Abdruck des Wesens Gottes ist (Hebr. 1), herumdeuteln und kritisieren, bis es ihnen gelingt, Ihm ein Stück Seiner Herrlichkeit nach dem anderen zu rauben - d. h. nach ihrer allerarmseligsten Meinung und in den Augen ungläubiger und zweifelnder Menschen! Da ist nicht nur die schreckliche, verderbliche, seelenmordende, satanische „liberale Theologie“, die der Schreiber der Antwort A wie ich selbst aus eigener Anschauung genauer kennen, wie sie von Kathedern und Kanzeln, in Universitäten, Seminaren, Schulen und „Kirchen“ die Menschen verführt, so recht ein Vorläufer des Antichristentums zukünftiger Zeit, da sind auch noch andere satanisch orientierte Irrlehren, die unbefestigten Gläubigen zu einer schweren Gefahr werden und in ihren Herzen solche Fragen, wie

unbefestigten Gläubigen zu einer schweren Gefahr werden und in ihren Herzen solche Fragen, wie die vorliegende, wecken können. Und wenn jene Gläubigen dann für „unseres Heilandes“ Göttlichkeit Beweise in dem ewig bleibenden Worte Gottes suchen - glückselig sind sie! Da sind ihrer viele, wie die obigen Antworten zeigen. Teure Geschwister, blickt nur nicht in die Schriften der Irrlehrer hinein, die den HErrn Seiner einzigartigen, von Menschen nie erreichbaren (1. Tim. 3,16) Göttlichkeit entkleiden - ob mit Willen oder ungewollt, also nur als unbewußte Spielbälle Satans, ist einerlei! - wie in die der Sabbatarier („Sabbatisten“, „Adventisten vom siebenten Tage“) oder in die des furchtbarem antichristlichen Irrtums Russels, d. i. der Millenium - Tagesanbruchlehren („Verein der Bibelforscher“ [!?]), die in Christo nur das höchste der erschaffenen Engelwesen sehen, oder in jene der das eigene „Ich“ verherrlichenden und Selbsterlösung lehrenden Theosophie, für die der Herr Jesus nur ein Sohn Gottes ist! Diesen ist Er nicht ein und alles, wie für uns, die wir wissen, daß „in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2,9), hat mir doch erst kürzlich nach einem Vortrag, in dem ich den herrlichen Namen Jesus besonders gepriesen und als den Inbegriff aller Herrlichkeit hingestellt hatte, ein Theosoph („Gottesweiser“) gesagt, indem ich so von Jesus rede, zeige ich nur, daß ich die Schriften der Theosophie nicht kenne. Geschwister, das ist Antichristentum! Wir brauchen keine Schriften über „Gottesweisheit“, in denen unser herrlichem Heiland nicht die Quelle und der Mittelpunkt aller Herrlichkeit ist, nicht „der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist“ [der Er auch blieb, als er einst hienieden weilte als „der Sohn des Menschen“, vgl. Joh. 1,18 und 3,13!] und der „Gott geoffenbart im Fleisch“ ist (1. Tim. 3,16). Weg mit derlei philosophischen Büchern aus dem Spiritismus, verquickt mit jenen buddhistisch-indischen Schwärmereien! Die sind Gift für Kinder Gottes, Gift auch für jeden (ehrlichen) Wahrheitssucher!

Aber forschen wir im Wort, lassen wir uns, unseren Glauben, unser Vertrauen auf das ewige Wort unseres Gottes zu verleugnen auch nicht durch den allbeliebten menschlichen Vorwurf der „wissenschaftlichen Rückständigkeit“ verführen! Lieber rückständig in den Augen armer Zweifler und Feinde Christi, die noch nie mit ihrer Sünde in das Licht der Heiligkeit Gottes traten und darum auch Seiner Liebe im Sohn nicht zu bedürfen meinen, als verworfen aus Gottes Augen, der Seine Ehre und die Seines Sohnes keinem anderen läßt (vgl. Joh. 8,54) und der unsere ewige Seligkeit abhängig gemacht hat von unserer Stellungnahme zum Sohn!

„Wer an den Sohn glaubt, hat das Leben, wer dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“

„Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe.“ (Joh. 3,36 und 16.)

Frage 18

Was veranlaßte den Apostel Paulus zu der Ermahnung 1. Kor. 16,10/11?

Antwort A

Der Apostel kannte seine Korinther. Sie waren „fleischlich“ und „wandelten nach Menschenweise“ (3,3). Ihre Gefahren lagen in dem Suchen nach „Weisheit“: sich „der Menschen zu rühmen“ (3,21), sich aufzublähen für den einen wider den anderen (4,6), „gesättigt“, „reich“, „klug“, „stark“, „herrlich“ zu sein (4,8-10); und nicht allein waren sie „aufgeblasen“, sondern sie hatten solche in ihrer Mitte,

deren Aufgeblasenheit so weit ging, daß sie selbst den Apostel verachteten. Diesen Gläubigen sandte er Timotheus. Er sollte sie erinnern an die Wege, die in Christo sind, die der Apostel wandelte und die er überall lehrte (4,17). Mit tiefer Sorge denkt er an den ernsten Dienst dort, den er vollführen soll. Er stand noch im jugendlichen Alter. Solche, die nicht einmal Rücksicht auf den Apostel nahmen (2. Kor. 10,10), würden sie ihn nicht durch herabsetzende Äußerungen über seine Jugend, seine Unerfahrenheit usw. einschüchtern und verzagt machen und ihn damit hindern, seine Aufgaben zu vollenden? Was besaß Timotheus solchen Leuten gegenüber, die sich selbst rühmten und in deren Augen nur das Ansehen der Person, „das, was vor Augen ist“, Wert hatte? Nichts! Aber das hinderte Paulus nicht, den jungen Mann zu senden. Er kennt ihn. Er weiß, er ist treu. Er ist einer, der nicht das Seinige sucht in der Arbeit im Werke des HErrn, sondern „das, was Jesu Christi ist“ (Phil. 2,21.22). Und das war dem Apostel mehr wert als Ansehen, Alter und Erfahrung. Er kannte seine „Bewährung“, und er legt es den Korinthern ans Herz, daß dieser junge Mann ein Arbeiter „am Werke des HErrn“ sei gleichwie er. Sie sollten deshalb acht darauf haben, daß ihm nicht der Mut genommen werde, dort zu arbeiten, sondern „daß er ohne Furcht bei ihnen sei“.

v. d. K.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Eine ernste Ermahnung, die auch heute wohl hier und da am Platze wäre! Jedenfalls sollten alle örtlichen Gemeinden des HErrn dessen eingedenk sein, daß, wenn das Haupt Seines Leibes, der HErr Seines Hauses Seine Boten zu ihnen sendet, Er auch wünscht, sie so aufgenommen zu sehen, wie Er aufgenommen werden will (Matth. 10,40); denn sie kommen an Christi Statt (2. Kor. 5,17/21 ist zunächst an Gläubige gerichtet!). Furcht vor den Gliedern einer Gemeinde sollte ein Bote des HErrn nie zu haben brauchen - und doch, wie leicht kann dies sein in Gemeinden, die in etwa Korinth-Charakter tragen!

Andererseits sollte von Seinen Boten gelten, was Paulus von seinem doch noch so jugendlichen Timotheus sagen konnte, hier und anderswo (1. Kor. 4,17; Phil. 2,20 u. a.)! Jeder, der im Dienst des HErrn reist als Evangelist, Hirte, Lehrer, kurz als Bote, abhängig von Ihm, soll durch Gnade (1. Kor. 15,10) Kennzeichen an sich tragen, die ihn als vom HErrn gesandt und in Seiner Gesinnung arbeitend legitimieren (vgl. z. B.Paulus nach Röm. 15,29!). - Möge Er uns, Seinen Boten, dazu überströmende Gnade darreichen! - Möge Er aber auch Seine Gemeinden hin und her fähig und bereit machen, Seine Diener in rechter Gesinnung auf- und ihren gottgewirkten Dienst und das gepredigte Wort anzunehmen im Geist der Sanftmut und Unterwürfigkeit! (Jak. 1,21[.22]; Röm. 15,5/7; Hebr. 13,17 usw.!) Seine Gnade genügt auch dazu, wenn wir nur aus ihr schöpfen wollen!

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

„Gehorchen ist besser als Opfer.“

1. Sam. 15,22.

Zu den Kennzeichen der letzten Tage gehört auch das Abwenden der Ohren von der Wahrheit (2. Tim. 4,4). Die Einflüsse dieser Tage gehen dahin, auch Kinder Gottes vom Gehorsam der Wahrheit wegzuwenden. Es ist deshalb wichtig, festzustellen, was die Schrift sagt über „Nicht-Gehorsamsein“ dem Worte Gottes.

Sünden wie Unsittlichkeit, Lästerung und dgl. werden ohne weiteres als Böses anerkannt; aber da sind weitverbreitete Dinge, die nicht als etwas besonders Böses angesehen werden, von denen aber die Schrift als von ernsten Sünden redet, nämlich Ungehorsam, Widerspenstigkeit, Eigenwille. Diese Dinge sind in den Augen Gottes so böse und strafbar, daß Er im Gesetz Mose anordnete, daß, wenn Eltern einen unbändigen und widerspenstigen Sohn hatten, der nicht ihrer Stimme gehorchte, und sie ihn als solchen bezeichneten, er von den Männern der Stadt gesteinigt werden sollte (5. Mose 21,18-21). „Denn wie Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, und der Eigenwille wie Abgötterei und Götzendienst“ (1. Sam. 15,23).

Widerstreben oder Widerspenstigkeit ist das Handeln nach eigenem Sinn und Willen, auch wenn es in guter Absicht geschieht. Es ist eine bekannte Tatsache, von Eltern und Erziehern bestätigt, daß das Erlassen einer Vorschrift sofort Gedanken des Ausweichens und Widerstrebens hervorruft. Weichen wir den Worten Gottes aus und den von Gott gegebenen Vorschriften und Ordnungen, so sind wir widerspenstig und handeln böse und stehen unter den Einwirkungen des Satans. Dies ist die nackte Wahrheit, laßt sie uns nicht bemänteln!

Die Worte Samuels über das Tun Sauls sind sehr ernst, und wir tun gut, unser eigenes Tun daran zu prüfen. Jahrhunderte hatte Gott Amalek getragen, aber das Volk hatte sich nicht gebeugt noch Vergebung gesucht; jetzt wollte Gott an Amalek Gericht üben durch Sauls Hand. Er sollte alles töten vom Manne bis zum Esel (1. Sam. 15,3). Der Auftrag war klar und nicht mißzuverstehen - aber Saul war widerspenstig. Unter dem Vorwande, Jehova Opfer zu bringen, war er ungehorsam dem Worte Gottes und verschonte das Beste von Amalek. Je einleuchtender solche Ungehorsams-Einwände sind, je mehr Gutes damit verbunden ist, um so abscheulicher sind sie, denn sie enthalten so lobenswerte Entschuldigungen, daß Herzen davon betört werden können.

Dies war nicht der erste Schritt Sauls auf dem Wege des Eigenwillens und der Unabhängigkeit. Etwas zuvor hatte er sich schon den Priesterdienst angemaßt (1. Sam. 13,12-14). Das Ab- und Ausweichen vom Worte Gottes geschieht ganz allmählich. Solche Anmaßungen in göttlichen Dingen gehen oft dem offenen Eigenwillen und der Widerspenstigkeit vorauf.

Niemand kann leugnen, daß Gott uns klare Anweisungen in Seinem Worte gegeben hat. Jede Kenntnis derselben macht ein Abweichen davon zur Sünde der Widerspenstigkeit gleich der Wahrsagerei, selbst wenn es unter besten und lobenswert erscheinenden Einwänden geschieht. Wenn ich Sein Wort nicht habe oder kein Licht besitze, mag es anders sein. Aber kenne ich Sein Wort und versuche im Widerspruch damit, etwas anderes zu tun, so bin ich widerspenstig und werde, wie bei Wahrsagerei, von einem bösen Geist geleitet. Jeder „Eigenwille ist wie Abgötterei und Götzendienst“, denn mein eigener Wille ist mein Götze geworden, den ich anbete (1. Sam. 15,23).

Petrus handelte gleich dem Satan, als er den HErrn tadelte, von Seinem Tode zu reden, und doch tat

Wie leicht gehen doch oft Kinder Gottes über das Abweichen vom Worte oder über das „Hinzufügen zu dem Worte“ hinweg. Wie schnell ist man bei der Hand, das Werk oder den Segen des HErrn durch natürliche Mittel - durch eine Hagar - zu fördern. Ob diese Hagar nun Wissenschaft, Beredsamkeit, Musik, Gesangverein oder sonstwie heißen mag - ein einleuchtender Grund genügt schon, um über Sein Wort oder über die göttlichen Ordnungen Seiner Gemeinde hinwegzugehen und nicht zu bleiben in dem, was von Anfang gegeben ist (1. Joh. 2,24; Apgesch. 2,42; Hes. 43,10.11). Wie wenige sind es, die das wahre Wesen solchen Abweichens und des Anpassens des Werkes des HErrn an die Zeitverhältnisse erkennen. Offenkundige Sünden und Fehler werden verurteilt und getadelt, aber das Gehen eigener Wege und das Handeln nach eigenen Gedanken im Hause und im Werke Gottes werden in ihrem wahren Wesen als Widerspenstigkeit nicht erkannt, sondern als erlaubte und gutgemeinte Dinge angesehen, nicht aber als etwas Böses.

Möchten wir doch lernen, daß wir als Kinder Gottes nicht tun können, was wir wollen, auch dann nicht, wenn es mit der besten Absicht verbunden ist. Wir sind berufen zum Gehorsam Jesu Christi und zu Knechten Christi, aber nicht, uns als „Freiherren“ zu bewegen. Als „Kinder Gottes“ gehören wir der „Familie“ und dem „Hause Gottes“ an, in welchem wir uns recht zu benehmen, zu verhalten wissen sollen (1. Tim. 3,15). Wir müssen den Ordnungen Seines Hauses unterstellt bleiben. Jedes Abweichen davon ist Unordnung, so gut es auch scheinen mag, und Gott verbietet uns, mit Unordnung Seinen Namen zu verbinden, indem Er sagt, daß Er „nicht ein Gott der Unordnung“ ist (1.Kor. 14,33). Er zieht Seinen Namen von allem, was Unordnung ist, zurück, und auch wir sollen uns von jedem Bruder (um seiner Zurechtbringung willen) zurückziehen, der unordentlich wandelt (das will nicht sagen: in Sünde) und nicht nach der Überlieferung, die wir von den Aposteln empfangen haben; ein Grundsatz, den der Apostel festlegte (2. Thess. 3,6-15), und den er dann auf einen Fall anwandte, auf den wir kaum gewagt haben würden, ihn anzuwenden, den des Nichtarbeitens! Alles dieses zeigt uns, wie die Schrift keinen Raum läßt für Eigenwillen, Ungehorsam und Widerspenstigkeit.

Wie bei den Juden, so kann auch das geistliche Empfinden bei den Kindern Gottes derart abgestumpft werden, daß, wenn nur der Wandel unanstößig und keine Irrlehre vorhanden ist, alles Abweichen von der Schrift und von der Ordnung der Gemeinde entschuldigt wird, wenn nur „Korban“ gesagt werden kann (daß es besser für Gottes Sache sei). Der HErr aber sagt, daß dies nichts anderes ist, als das Wort Gottes ungültig machen (Mark. 7,11-13).

Möchten wir doch alle recht nüchtern werden, um zu sehen, wie ein solches freundliches, wohlwollendes, allen Abweichungen entgegenkommendes Verhalten sich erschreckend dem „Hinzufügen“ und „Wegnehmen“ nähert, von welchen der HErr am Schluß Seines Wortes redet (Offenb. 22,18.19), um abstehen zu lernen von der Ungerechtigkeit, wenn wir den Namen des HErrn nennen (2. Tim. 2,19).

v. d. K.

Ehescheidungen.

Matth. 19,3-9.

Die Ehe empfing der Mensch im Garten Eden, und von dort hat er sie mit in die sündbefleckte

Schöpfung genommen. Gott Selbst gab sie ihm als ein Segen, und trotz des Verderbens durch die Sünde ist sie ein Segen geblieben. Kinder Gottes aller Zeiten haben dies erkannt. Schon Tertullian, ein Gläubiger des zweiten und dritten Jahrhunderts, sagte: „Welche Verbindung zwischen zwei Gläubigen, die eine Hoffnung, eine Sehnsucht, einen Dienst des HErrn miteinander gemein haben! beide, wie Bruder und Schwester, keine Trennung zwischen Geist und Fleisch, ja hier in wahrem Sinn zwei in einem Fleisch; sie fallen miteinander auf die Knie, beten, fasten miteinander, lehren, ermahnen, tragen einander gegenseitig; sie sind miteinander in der Gemeinde Gottes, beim Mahle des HErrn; sie teilen miteinander Bedrängnisse, Verfolgungen, Freuden; keins verbirgt dem anderen etwas, keins meidet das andere usw. Christus freut Sich, indem Er solches sieht und hört; solchen sendet Er Seinen Frieden. Wo zwei sind, da ist auch Er, und wo Er ist, da ist der Böse nicht.“ - Und die Schrift warnt vor solchen, „die da verbieten zu heiraten“ und sagt, daß solches „Lehren der Dämonen“ sind (1.Tim.4,1.2). Und Timotheus sollte darauf achten, daß ein Bruder, der den Dienst eines Aufsehers in der Gemeinde ausübte, „untadelig sei, eines Weibes Mann“ (1. Tim. 3,2). Alles dieses zeigt, welchen Wert die Ehe in Gottes Augen hat.

Unlösbar sollten Mann und Weib verbunden sein, so war es Gottes Bestimmung von Anfang. Aber die Sünde kam in die Welt und mit der Sünde der Tod. Beide trugen das Verderben auch in die Ehe: der Tod bewirkte die Auflösung des Ehebandes und ebenso auch die Sünde; jedoch nicht jede Sünde brach das Eheband, sondern nur eine bestimmte, die Sünde der Hurerei eines Ehegatten.

Auf diese Sünde stand die Todesstrafe (3. Mose 20,10), denn sie brach, gleichwie der Tod, das Band der Ehe. Sie trug dieselbe Wirkung der Auflösung in die Ehe hinein wie der Tod. Und Gott stellte diese Sünde durch das Todesurteil somit auch dem Tode gleich. Der Ehebrecher war für Gott und den anderen Eheteil gleich einem Gestorbenen.

Wie die Sünde in unseren Tagen die von Gott gegebene Ehe verdorben hat, das sehen wir an den vielen Ehescheidungen; Gott aber sind Ehescheidungen ein Greuel. Er sagt: „Ich hasse Entlassung“ (Ehescheidung) (Mal. 2,13-16). Kinder Gottes werden dadurch oft vor Fragen gestellt, besonders wie sie sich Geschieden-Wiederverheirateten gegenüber zu verhalten haben, wenn sie gläubig geworden oder gläubig waren. Hierüber möchte ich in Nachstehendem einige Worte zur Prüfung an der Schrift sagen.

Wir wenden uns zunächst zu den Worten des Herrn in Matth. 19,3-10, welche mit Matth. 5,32 übereinstimmen. In der Frage, die die Pharisäer dem HErrn vorlegten, handelte es sich darum, ob ein Mann sein Weib „aus jeder Ursache“ entlassen könne, und zwar entlassen in dem Sinne der völligen Eheauflösung (s. 5. Mose 24,1-4), so daß ein anderer Mann sie heiraten dürfte.

Nachdem der HErr ihnen gezeigt hatte, daß die Ehe von Anfang an als unlösbar von Gott gegeben sei, spricht Er die für unsere Betrachtung so bedeutsamen Worte des neunten Verses aus: „Wer irgend sein Weib entlassen wird - nicht wegen Hurerei- und eine andere heiraten wird, begeht Ehebruch; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.“ Und in Matth. 5,32 sagt der HErr: „Wer irgend sein Weib entlassen wird - außer auf Grund von Hurerei, macht, daß sie Ehebruch begeht“ usw. Aus diesen Worten ersehen wir viererlei:

1. daß nach der in Matth. 19,3 gestellten Frage, ob es erlaubt sei, sein Weib aus jeder Ursache zu entlassen, die Ehe nicht„aus jeder Ursache“ gelöst werden darf (In den Tagen des HErrn konnte bei den Juden schon wegen angebrannten oder versalzenen Essens eine Ehe aufgelöst werden.);

den Juden schon wegen angebrannten oder versalzenen Essens eine Ehe aufgelöst werden.);

2. daß der einzige von Gott anerkannte Scheidungsgrund Hurerei ist, und daß nur Hurerei allein die Eheauflösung (in für Gott gültigem Sinne) gestattet;

3. daß jede Ehescheidung, die nicht wegen Hurerei vollzogen ist, für Gott keine geschiedene Ehe ist und daß die Heirat eines (nicht wegen Hurerei) geschiedenen Mannes oder Weibes Ehebruch ist, der erst dadurch begangen wird, daß ein solch Geschiedener sich wiederverheiratet;

4. daß das, was in diesem neunten Verse über die ehebrecherische Wiederverheiratung gesagt ist, keine Anwendung hat auf eine Wiederverheiratung, die da stattfindet auf Grund einer wegen Hurerei geschiedenen Ehe, sondern daß das in diesem Verse Gesagte sich nur bezieht auf solche, die aus anderen Gründen (als Hurerei) geschieden waren. (Gründen, die eben Gott nicht als ehescheidend anerkennt.)

Wenn man das Wort des HErrn in Vers 9: „... daß, wer irgend sein Weib entlassen wird, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiraten wird, Ehebruch begeht“ auf unsere heutigen Verhältnisse anwendet, so könnte man sagen: Wenn ein Mann sich gerichtlich von seiner Frau scheiden läßt „aus irgend einem Grunde“ (aber nicht wegen Hurerei), so ist diese Scheidung für Gott noch kein Bruch des Ehebandes und eine Wiederverheiratung verboten. (Denn menschliche Gesetze heben Gottes Grundsätze nicht auf.) Verheiratet sich nun ein solcher Mann, der nicht auf Grund von Hurerei geschieden ist, so begeht er den Ehebruch, (weil das Eheband noch vor Gott bestand, trotz der gerichtlichen Scheidung). Erst durch den sündigen Akt der Wiederverheiratung wurde die Ehe als durch Ehebruch vor Gott gelöst und damit der andere Teil (die Frau) frei, sich zu verheiraten.

Der Vers lautet dann weiter: „und wer eine (d. h. nach dem Vordersatz: nicht wegen Hurerei) Entlassene heiratet, begeht Ehebruch“. Das ist der umgekehrte Fall. Angenommen, der in Rede stehende Mann, der sich (nicht wegen Hurerei, sondern aus anderen Gründen) gerichtlich scheiden ließ, heiratete nicht wieder, aber ein anderer Mann heiratete die geschiedene Frau, so ist dieses ein Akt des Ehebruches vor Gott, der jene Ehe nun von Gott löst, gleichwie der Tod löst und den anderen Teil (d. h. den ersten Mann) frei macht.

Will man sagen, daß die Wiederverheiratung auch nach einer nach göttlichem Rechte (wegen Hurerei) vollzogenen Scheidung unrecht sei, so sagt man damit, daß Gott mit Sich Selbst im Widerspruch stehe, denn ein göttlich anerkannter Scheidungsgrund muß selbstredend auch eine für Gott gültige Ehelösung bewirken. Der von Gott anerkannte Scheidungsgrund schließt eben die vor Gott geltende Scheidung und damit auch das Recht und die Freiheit zur Wiederverheiratung in sich. Das muß so sein, weil eine Eheauflösung durch Hurerei vor Gott eine ebenso wirkliche Scheidung ist wie die durch den Tod. Das ist göttliches Grundgesetz. Die Schrift geht daher auch auf solche wegen Hurerei geschiedenen Ehen nicht weiter ein. Der HErr stellt nur in diesen beiden Stellen (Matth. 5,32 und 19,9) die eine durch die Sünde geschaffene Ausnahme fest, auf welche Seine Worte keine Anwendung haben sollten. Es war nicht nötig, darüber noch mehr zu sagen, denn es bestand vor Gott kein Unterschied zwischen einer durch den Tod und einer durch Ehebruch aufgelösten Ehe. (Wenn auch das Todesurteil Gottes an dem Ehebrecher nicht ausgeführt sein mochte; Gott wird ihn richten. Hebr. 13,4.)

Markus (10,1-12) und Lukas (16,18) berichten über dieselbe Sache, aber von anderen

Gesichtspunkten aus. Beide erwähnen nichts von dem ursächlichen Hauptpunkte in der Frage der Pharisäer (den Matthäus hervorhebt), ob „aus jeder Ursache“ die Ehe gelöst werden dürfe. Wir dürfen uns deshalb auch nicht wundern, wenn wir bei Markus und Lukas keine Erwähnung der einzigen Ausnahme-Ursache (wie bei Matthäus) finden: „nicht wegen Hurerei“, „außer auf Grund von Hurerei“. Darin liegt durchaus kein Widerspruch, sondern Markus stellt mehr in den Vordergrund die Weise, wie der HErr den Juden die von Moses gegebene Ehescheidungs-Anordnung glatt durchstreicht und den göttlichen Unlösbarkeitsgrundsatz behauptet.

Auch die Stelle in 1. Kor. 7,10-15 redet und bezieht sich gar nicht auf Ehescheidungen auf Grund von Hurerei. Wir wissen, daß die griechische Frau Freiheit hatte, ihren Mann „aus jeder Ursache“ zu verlassen, und können deshalb gut verstehen, wie angebracht diese Ermahnungen für die Korinther waren. Jedwede Entzweiung genügte in Korinth zur Eheentlassung, zum Getrenntleben. Deshalb spricht der Apostel auch inVers 11 vom „sich versöhnen“. Spräche der Apostel in dieser Stelle von einer Scheidung „wegen Hurerei“, so könnte er kaum von Versöhnung reden, sondern vielmehr von Bekenntnis, Vergebung und Wiederannahme. - Auch die Bezugnahme in Vers 10 auf das, was der HErr gebietet, bestätigt dieses, weil der HErr in klarer Weise für das, was Er gesagt, den Fall von Hurerei ausschloß. Eine weitere Bestätigung, daß die Worte in 1. Kor. 7 sich nicht auf Ehescheidungen wegen Hurerei beziehen, dürfte auch in den von Paulus gebrauchten griechischen Worten zu finden sein; das in Vers 11 mit „geschieden“ übersetzte Wort ist dasselbe, welches auch in Apgesch. 1,4; 18,2 und Philem. V. 15 gefunden wird und den Sinn von „sich entfernen“ hat, so wie er auch in Vers 15 vom „getrennt leben“ redet und sagt, daß ein Gläubiger, wenn der Ungläubige sich „trennt“, nicht gebunden ist, ihm zu folgen. Aber der Apostel warnt in solchen Fällen vor Verheiratung, denn das wäre nach den Worten des HErrn: „Ehebruch begehen“.

Die meiste Verwirrung in dieser Frage ist dadurch entstanden, daß man alle diese Stellen auch auf den Fall von Scheidung wegen Hurerei angewandt hat, die der HErr klar davon ausgenommen hat und mit dem alle diese Stellen nichts zu tun haben.

Es ist vorgekommen, daß Gläubige sich in Unwissenheit, oder als sie noch im Unglauben waren, mit nicht wegen Hurerei Geschiedenen verheirateten, indem sie, der gerichtlichen Scheidung vertrauend, glaubten, Freiheit dafür zu haben, und die dann später erkannten, mit der Heirat gesündigt und den „Ehebruch“ damit erst vollzogen zu haben. Was sollen sie nun tun? Die Schrift gibt uns keine Anweisung und sagt nicht, daß solche Ehen aufgelöst werden mußten. Aber Bekenntnis, Beugung auch über eine in Unwissenheit geschehene Sünde hat stattzufinden. Mit Unwissenheit hat GottGeduld und handelt Er in Barmherzigkeit (s. 1. Tim. 1,13 u. a. m.). Wir wissen auch, daßin den ersten Gemeinden Gläubige, die vor ihrer Bekehrung nach heidnischer Sitte mehrere Weiber hatten, nicht gehalten wurden, diese zu entlassen, jedoch waren ihre Dienste in der Gemeinde beschränkt (1. Tim. 3).

Die Frage, ob der schuldige Teil einer wegen Hurerei geschiedenen Ehe (nachdem derselbe Buße getan und gläubig geworden, und der andere Teil verheiratet ist) geheiratet werden darf, dürfte wohl eine „zweifelhafte Frage“ bleiben. Die Schrift sagt nichts darüber. Seinem alten Volke verordnete Gott, daß die Priester solche nicht, sondern Jungfrauen oder Priesterwitwen heiraten sollten (3. Mose 21,7.14; Hes. 44,22). Auch durfte ein Mann seine geschiedene Frau nach dem Tode ihres zweiten Mannes nicht wiederheiraten. Ein geistlicher Sinn wird auch hierin Unterweisung finden.

In diesen Tagen, wo die Sünde der Fleischeslust so schamlos auftritt, sind Kinder Gottes ihren

In diesen Tagen, wo die Sünde der Fleischeslust so schamlos auftritt, sind Kinder Gottes ihren Gefahren in besonderer Weise ausgesetzt. Der HErr schenke uns Wachsamkeit und Nüchternheit und Gnade zur Abhängigkeit von Seinem Wort, um durch die Welt des Schmutzes und der Versuchungen bewahrt hindurchzugehen!

v. d. K.

 

 

 

Der Sohn des Menschen.

II.

Nachdem ich zunächst feststellte, wo obiger Ausdruck in der Schrift angewendet ist, habe ich dann an Hand derselben nachzuweisen gesucht, wenn auch in großer Schwachheit, daß es sich um eine Selbstbezeichnung Jesu (keineswegs um eine Anrede an Ihn!) handelt, die nach den ersten Spuren Seiner Verwerfung seitens Israels eintrat und Den vor unser Auge rückt, der, obwohl Ihm der Titel „der Sohn Gottes“ zukam, doch auf dessen Betonung verzichtet und Sich „den Sohn des Menschen“ nennt, da Er der verkannte, verworfene, leidende Messias ist (vgl. Matth. 16,13-17!).

Heute möchte ich mich bemühen, die Frage zu beAntworten, welchen praktischen Zweck der Herr Jesus mit dieser Selbstbezeichnung verfolgte, - wozu, mit welcher Absicht Er freiwillig einen solchen, Ihn vor den Augen des Universums (Hebr. 2,6) scheinbar erniedrigenden Titel annahm (vgl. Phil. 2,7.8). Es wird vielfach angenommen, daß der HErr diese Bezeichnung aus Dan. 7,13 übernommen bezw. sich in Erfüllung jener messianischen Stelle so genannt habe. Doch glaube ich für mein Teil nicht, daß diese Meinung viel für sich hat. Denn einmal deutet der Wortlaut jener Stelle durchaus nicht auf die Bezeichnung Jesu in den Evangelien hin (wie schon voriges Mal gezeigt), sondern vielmehr auf die beiden ähnlichen Stellen in der Offenb. 1, 13 und 14,14, wo es ebenso wie in Dan. 7 wörtlich heißt „vergleichbar (einem) Sohne (eines) Menschen“, und demgemäß enthält auch erst die Offenbarung die vollständige Erfüllung der Danielstelte, wenn auch die Person die gleiche ist wie in den Evangelien; doch aber nicht der Charakter, in dem diese Person dort und hier auftritt. Ferner geht aus Joh. 12,34, der verwunderten Frage der Volksmenge, hervor, daß die Bezeichnung „Sohn des Menschen“ keineswegs infolge Dan. 7,13 (oder auch Psalm 8,4) eine im gewöhnlichen Volk allgemein bekannte Messiasbezeichnung gewesen ist. Warum auch hätte der Herr Jesus Sich so nennen sollen, um jene messianische Weissagung zu erfüllen, wenn doch die Zeit der Erfüllung noch nicht gekommen war? Nein, Er mußte für Sein Volk erst der große Unbekannte geworden sein, wie Er es im Vorbild für die Emmausjünger (Luk. 24) war; erst wenn Sein Volk Israel ganz am Boden liegt, weil es einst seinen Messias nicht erkannt und anerkannt hat, und erst wenn die Erde reif geworden ist zum Gericht, weil sie sich nicht suchen und retten ließ von „dem Sohne des Menschen“, der zu diesem Zwecke aus dem Himmel kam (Joh. 3), erst dann kommt Er, der der Welt und Israel Unbekannte, Verworfene, Verborgene als „einem Sohne eines Menschen“ vergleichbar. [Ich betone: es heißt nicht: „vergleichbar dem Sohne des Menschen“! „Der Sohn des Menschen“ zeigt den bekannten „Sohn des Menschen“, wie Er in dem Evangelium Sich Selbst, d. h. Sich, den Sohn Gottes, Selbst bezeichnete und wie jeder - auch der Heide (Matth. 26,63.64) Ihn kennen konnte.] „Einer gleich einem Sohne eines Menschen“ wird kommen, aber dieser große Unbekannte ist derselbe „Sohn des Menschen“, der einst diese Bezeichnung freiwillig annahm, durch die Er uns Menschen, und zwar, weil als Messias verworfen von Israel, allen Menschen, am nahesten trat. Auf jenen

Charakter, in dem Er in Dan. 7 und der Offenbarung auftritt, gehe ich, s. G. w., das nächste Mal näher ein und fahre jetzt fort in meiner Untersuchung, in welcher Absicht und zu welchem Zwecke der Herr Jesus diese Selbstbezeichnung wählte.

Wenn wir etwa mittels einer Konkordanz1 die Stellen in den Evangelien nachlesen, in denen der HErr Sich „den Sohn des Menschen“ nennt, so werden wir deutlich zwei verschiedene Arten von diesbezüglichen Aussprachen finden, solche, in denen mit dieser Bezeichnung Herrlichkeit, und solche, in denen mit derselben das Gegenteil, nämlich Schmach und Niedrigkeit, wie sie Seine Leiden mit sich bringen, verbunden ist. Für beide Gruppen von Aussprüchen hier einige Beispiele aus allen Evangelien, die sich leicht vermehren lassen: Matth. 16,27; 19,28; 24,27; Mark. 2,10.28; 14,62; Luk. 17,24 (vgl. dagegen 25!); Joh. 1,51; 5,27; 6,27.62 - demgegenüber Matth. 8,20; 12,40; 20,28; 26,2; Mark. 8,31; Luk. 22,48; Joh. 3,14. Was lernen wir aus diesen sich gegenüberstehenden Aussprüchen, denen sich auch noch solche anreihen ließen, die eine gewisse Verbindung zwischen beiden Gruppen darstellen (Joh. 3,13! 13,31; Matth. 20,18.19; Mark. 9,9 u. a., vgl. Psalm 8 und Hebr. 2!)?

1

Jeder Schriftleser sollte eine sogen. Konkordanz besitzen! (F. K.)

Als der HErr auftrat, geschah es unter sichtbarer Bezeugung des Vaters, daß Er Sein geliebter Sohn sei (Matth. 3,17 und Parall.), und Sein großer Vorläufer und Wegbereiter hat Ihn als solchen gesehen und verkündet (Joh. 1,34) und zugleich in Ihm das Lamm Gottes erkannt, das der Welt Sünde wegtragen sollte (Joh. 1,29.36). Daher war es für ihn erwiesen, daßDieser, den er hatte taufen müssen, der Messias sei (Jes. 53!). So war es für Seine eigenen Jünger, die er auf Jesum hinweist und die bei diesem blieben, die natürliche Folge ihres Suchens in Aufrichtigkeit, daß sie in Seiner Nähe Ihn als den Messias erkannten und als solchen weiter verkündigten. Joh. 1,35 bis Schluß. Aus dieser Stelle lernen wir, daß der HErr denen, in denen kein Falsch war, sich als Messias offenbaren konnte. Aber im allgemeinen fand Er in Israel keine Annahme (vgl. Joh. 1,11; Luk. 4 u. a.!), und nunmehr trat Er im allgemeinen nicht mit dem Anspruch, als Messias anerkannt zu werden, auf, sondern als „der Sohn des Menschen“, der gleichsam für alle, nicht nur für Israel, da war. Er nannte Sich so, wie Er angesehen wurde, aber mit bestimmter Betonung und darum in unendlich höherer Bedeutung. Er war nicht nur in Gestalt der Menschen (Phil. 2), sondern Er benannte Sich mit „der Sohn des Menschen“, und zwar, wie ich glaube, einmal deshalb, weil Er zugleich etwas anderes, höheres war: der Sohn Gottes, und dann deshalb, weil Er allein der wahre Mensch nach Gottes Gedanken war (Röm. 5; 1.Kor. 15). Als der Messias ist Er der Sohn Gottes, aber in dieser Seiner Eigenschaft, in diesem Seinem ewigen Wesen hat Er, bevor Er auf die Erde kam, freiwillig auch jenen Titel der Erniedrigung angenommen, ja, Er war schon vor Seiner Menschwerdung in den Ratschlüssen Gottes als „der Sohn des Menschen“ in den Himmeln (Joh. 3,13; 6,62). Welch ein wunderbares Geheimnis! Er wußte um Seine Verwerfung hienieden und nahm schon in der Herrlichkeit freiwillig einen Titel an, der hienieden von uns aus gesehen Ihn auch gleichsam in Seinen eigenen Augen als einen von denen erscheinen ließ, die wir selber sind! Welche Herablassung in Gnade! Nicht nur wurde Er Mensch, in Seiner äußeren Erscheinung uns gleich (Phil. 2), sondern Er hatte schon, ehe Er in die Welt kam, einen Titel angenommen, hinter dem nur die, die Ihn erkennen wollten, den Messias erkannten. Wunderbar! Es war somit in Seinen eigenen Augen kein Widerspruch, daß Er als Messias leiden und sterben mußte (Luk. 24,7.26.44.46), es war kein Unglück, das Ihm widerfuhr, keine Verhinderung Seines Messiasberufes, es war Sein eigener freier Wille zu leiden, und da Er wußte, daß Er von Seinem Volke abgelehnt würde (schon indem Er aus Nazareth käme), so nahm Er für jede Gelegenheit, da man Ihn verkennen würde, diesen Titel der Selbsterniedrigung an, stellte Sich dar als solchen vergleichbar, wie wir sind, um unserer, ob Juden

oder Heiden, soviel als möglich zu gewinnen (1. Kor. 10,19-23). Es ist alles Liebe, was Ihn trieb, zu uns zu kommen, aber auch, was Ihn trieb, so zu kommen und so zu sein, wie Er kam und unter uns war. Er sah, welches Ärgernis Er mit Seinem Auftreten in Seiner niedrigen Gestalt Seinem Volke geben werde, und darum gab Er Sich diese Bezeichnung und betonte z. B. in Joh. 6,51ff. dieselbe so stark, damit die da vielleicht glauben wollten (6,30!) durch dieselbe und durch das, was Er mit ihr verbindet (z. B. Luk. 19,10; Matth. 18,11; 20,28 oder auch Joh. 6,53 usw.), das Ärgernis, den Anstoß überwinden (Matth. 11,6) und an Ihn, den Messias, gläubig werden, indem sie, gezogen vom Vater, zu Ihm kommen (Joh. 6,37.44). Welche Gnade!

Aber auch welcher Ernst, den abzuweisen, dem, weil Er als „der Sohn des Menschen“ der Messias und d. i. der Sohn Gottes ist, als solchem und darum auch als „dem Sohn des Menschen“ alle Herrlichkeiten des Vaters zu eigen sind, ja, der Gott gleich ist (Joh. 10,33)! Er kann von Sich, „dem Sohn des Menschen“ auch alle jene Worte sagen, die trotz Seiner Selbsterniedrigung Herrlichkeit in sich schließen. Darum, wer Ihn, der Sich Selbst zu nichts machte, uns zu retten, abweist, der wird einst gerichtet werden von Ihm, der das Recht vom Vater erhalten hat, Gericht zu halten, weil Er „der Sohn des Menschen“ ist (Joh. 5,27). Das leitet uns über zu dem zukünftigen Charakter dieses Titels in Hebr. 2 und besonders auch, wie Er in Apgesch. 7,56 und in der Offenbarung auf Grund von Dan. 7,13

erscheint: in dem richterlichen Charakter! Gnade und Gericht, beides ist verbunden mit der kostbaren Selbstbezeichnung des Herrn Jesus: „der Sohn des Menschen“.

Ehre und Preis unserem Herrn Jesus Christus in Ewigkeit!

F. K.

Römer 8,26.

So bedeutungsvoll für die Welt, für die Gemeinde des HErrn sowie für den einzelnen Gläubigen das Herniederkommen des Geistes am herrlichen Pfingsttage war und ist (vgl. Joh. 7,37-39; 14,16ff.; 15,26; 16,7-15; Apgesch. 2; 1. Kor. 6,19; 2. Kor. 3 usw.), so lieblich ist die Tatsache, daß der in uns wohnende Geist Gottes die Quelle all unserer wahrhaft geistlichen Betätigungen ist (vgl. z. B. Eph. 5,18-21; 6,18; Jud.V.20; Gal. 5,16ff. usw.). Dafür gibt uns obige Stelle ein Beispiel.

Es handelt sich in derselben dem Zusammenhang nach um unseren Zustand der Schwachheit inmitten einer der Nichtigkeit unterworfenen Schöpfung, derentwegen wir nicht wissen, wie wir beten sollen. Ist es nicht gerade jetzt oft so, daß das namenlose Leid, das durch die Sünde über alle Kreatur gekommen ist, das unsagbare Elend aller Staubgeborenen unsere Herzen so bewegt, daß uns die Worte an unseren Gott und Vater fehlen, da wir nicht wissen, wie wir durch unser schwaches Gebet dies Leid ändern könnten? Fühlen wir nicht bisweilen diesen Druck der Sünde und ihrer Folgen um uns her sich so auf unsere Herzen legen, daß uns selbst das Seufzen zu schwer ist? Wir ruhen so selig im Frieden des Christus, und die ganze Schöpfung ist so unglücklich durch die Sünde - welch Leid für uns um ihret und des HErrn willen! Da ist der Geist bemüht, unseren Gefühlen des inneren Mitleidens (V. 17) Ausdruck zu geben am Gnadenthron, indem Er Sich für uns verwendet (V. 27). Wie kostbar! In unseren Herzen, wenn wir im Geist sind und wandeln (Gal. 5,25), wird eine göttliche Gesinnung gewirkt, die die Dinge ringsum beurteilt wie Er selbst (vgl. Joh. 11,33-35!), und die Folge

ist ein unaussprechlich Seufzen des Geistes in uns, das an die Stelle unserer Schwachheit tritt. Das gibt ein wunderbar erhörlich Beten, und manches unbegreiflich scheinende Wirken Gottes in der Umgebung von Gläubigen mag als tiefste Ursache haben solch Seufzen des Geistes in ihnen! - Möchten wir nur auch alle solche Gläubige sein, die den Geist ungehindert in sich wirken lassen, Ihn nicht dämpfen noch betrüben (1. Thess. 5,19; Eph. 4,30), und sich durch Ihn verwandeln lassen in Jesu Bild (2. Kor. 3,18)!

Der HErr gebe uns Gnade dazu und wirke durch Seinen Geist in uns Sein Wohlgefallen!

F. K.

Geleitswort an den Leser:

HErr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß Du der Heilige Gottes bist!“ Joh. 6,68.69.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevorman die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so mußman sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 19

Wie ist zu erklären, daß Ev. Matth. 1,1-17 der Stammbaum von Christus auf Joseph geführt wird und nicht auf Maria?

Antwort A

In Matth. 1,1-17 haben wir den Stammbaum Josephs; in Luk. 3,23-38 den der Maria. Lukas zeigt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, darum führt er den Stammbaum Marias auf Adam zurück, wo es dann heißt „der war Gottes“. Matthäus dagegen führt den Stammbaum Josephs auf, um zu zeigen, daß Joseph, obwohl er vom Stamme Abrahams ist, doch nicht der Vater des Herrn Jesus ist, sondern Jesus ist der 1. Mose 3,15 verheißene Weibessame, in welchem sich Jes. 7,14 wörtlich erfüllt hat: „Siehe, die Jungfrau (so sollte übersetzt sein) ist schwanger und wird einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Immanuel heißen, d. i. verdeutscht: Gott mit uns.“ (Matth. 1,23.)

Man achte nun auf die Worte, die Matthäus gebraucht, um Jesus nicht als Sohn Josephs, sondern als Sohn Marias zu bezeichnen. Matth. 1,16: „Der Mann Marias, von welcher ist geboren Jesus, der da Christus heißt.“ Wäre Joseph Vater, da müßte es heißen: „von welchem ist gezeugt“.

Matth. 1,18-21 wird gezeigt, daß Joseph um dieser Sache willen sein Verhältnis mit Maria auflösen wollte, eben weil er nicht Vater war. Der Engel des HErrn belehrte ihn, daß der Heilige Geist dies gewirkt habe; vergl. Luk. 1,34.35.37; weshalb Joseph sich entschloß, Pflegevater zu werden. (Luk. 3,23.) Matth. 2,11 wird nur Maria als Mutter erwähnt, Joseph gar nicht, obwohl

er auch dort war. (Luk. 2,4.5.16.)

Matth. 2,13.14: Der Engel des HErrn sprach zu Joseph: „Nimm das Kindlein und seine Mutter, und er nahm das Kindlein und seine Mutter“, des Kindes Mutter wird gesagt, aber nicht „dein Kind und seine Mutter“, s. a. V. 20.21. Der Stammbaum in Matth. 1 ist also gar nicht der Stammbaum Christi, sondern einfach der Josephs.

Daß aber auch der Pflegevater des Herrn Jesus aus dem Samen Abrahams ist, nach dem Fleisch, hat wohl zunächst die Bedeutung, daß auch die Verbindung Marias mit Joseph keine ungöttliche Verbindung war, sondern innerhalb der von Gott gegebenen Grenzen. (4. Mose 36,6ff.) Dann auch, daß Jesus unter das Gesetz getan würde. (Gal. 4,4.5.) Endlich daß Er zuerst gesandt sei zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel. (Matth. 15,24; 10,6.)

Jesus ist der Jungfrau Sohn, der Messias Israels - das ist das Zeugnis des Evangeliums von Matthäus.

F.Th.H.

 

 

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Eine Frage nach den zwei Stammbäumen ist schon früher gestellt gewesen, ohne daß es mir möglich war, die damals z. T. sehr ausführlichen Antworten in dem beschränkten Raum der „G. H.“ zu veröffentlichen. Diesmal ging nur eine Antwort Ein, die aber in ihrer Klarheit wohl genügen wird. Dazu noch einige Bemerkungen!

Das Matth.-Evang. ist in erster Linie für Juden geschrieben und in ihm Jesus als der verheißene Messias-König gekennzeichnet. Daher in diesem Evangelium auch die meisten alttestamentlichen Verheißungen! Der Herr Jesus nun mußte, sollte Er legitimer (gesetzlich erbberechtigter) Sohn sein, auch einen legitimen Vater haben, d. h. einen Vater vor dem Gesetz. Joseph wurde dieser Vater; aber er war es nicht in Wirklichkeit, wie die Schrift genugsam beweist (Matth. 1,18-21; Luk. 1,34f. u. a.), sondern nur der Adoptivvater, der Pflegevater des Herrn Jesus. Joseph hatte durch seine Einwilligung, sein angelobtes Weib, trotzdem es - und nicht von ihm - schwanger war, zu sich zu nehmen, die legitime Vaterstelle an dem Kind, das geboren werden sollte, übernommen. Das Ergebnis war, daß er als der Vater Jesu vor dem Gesetz galt für die, so an den HErrn gläubig werden (Joh. 1,45!), während er als Jesu echter Vater angesehen wurde von allen Nichtgläubigen, Zweiflern, Feinden (Luk. 3,23; 4,22; Joh. 6,42). - Wie kennen wir Ihn? Kennen wir Ihn als das Lamm Gottes und als den Sohn Gottes (Joh. 1,29.34.36) und sehen in Ihm darum auch den Sohn Josephs nur vor dem Gesetz, oder sehen wir in Ihm nichts weiter als den Sohn Josephs wie die Ungläubigen damals und heute? Gläubige sollen ängstlich wachen über ihre Ausdrücke, damit sie Ihn nicht verunehren, der Gottes „geliebter Sohn“ ist (Matth. 3,17 u. a.). Für uns ist Er nicht Josephs Sohn im landläufigen Sinne, wohl aber eben in jenem besonderen Sinne.

Weil Er nun in den Augen der gesetzestreuen Juden der Sohn Josephs war, so mußte in einem für die Juden geschriebenen Evangelium auch Seines gesetzlichen Vaters Stammbaum aufgeführt sein. Und so haben wir im ersten Evangelium den Stammbaum Josephs, des Nachkommens Davids; und zwar ist dieser Stammbaum der der königlichen Linie von David aus, während Maria von einer Nebenlinie aus Davids Geschlecht stammte. - So ist wunderbar göttliche Vorsorge getroffen worden, die gesetzliche wie auch die leibliche davidische Herkunft des Menschen Christus Jesus zu beweisen, während die Schrift keinen Zweifel darüber läßt, daß Er mehr war als Davidide (Davids Nachkomme

väterlicher- und mütterlicherseits), nämlich von Gott abstammend (Luk. 3,38), und daß Er - das Wort - Fleisch ward und unter uns zeltete und in Ihm die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater geschaut wurde voller Gnade und Wahrheil (Joh. 1,14) - Anbetung sei Seinem Namen!

Frage 20

Welchen praktischen Umfang hat für uns das Wort: „Prüfet alles, das Gute haltet fest!“ (1. Thess. 5,21.) Bedeutet es z. B., daß man in alle möglichen sich christlich nennenden Kreise gehen oder deren belehrende Bücher lesen muß, um die Wahrheit zu finden?

Antwort A

Es gibt nur Eine Wahrheit und die heißt Jesus. Joh. 14,6: „Ich bin die Wahrheit“ (in Person). Und Er hat für Seine Jünger zu Seinem Vater gebetet: „Heilige sie in Deiner Wahrheit, Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh. 17,17.) Das genügt vollkommen, um die Wahrheit zu finden. Dazu ist auch der Heilige Geist verheißen, der Jesu Jünger in alle Wahrheit leitet. (Joh. 15,26; 16,13.) So hat Jesus für die Seinen gesorgt, daß sie die Wahrheit finden können. Es ist also nicht nötig, hin und her zu laufen, überall zu lauschen und alle möglichen Bücher zu lesen und Lehren aufzusehen. Bei Martha war bei ihrer Vielgeschäftigkeit nur Eins not: wie Maria stille zu Jesu Füßen zu sitzen und Seiner Rede zuzuhören. (Luk. 10,41.42.) Das, was uns zu prüfen aufgegeben ist, kommt, ohne daß wir es suchen, an uns heran. Würde das nur treulich geprüft werden, so stände es bei vielen ganz anders. Und ist das nicht genug, was an uns herankommt? Man braucht nicht Wissenschaft und Menschenweisheit, um zu prüfen, sondern den Geist Gottes und ein geistlich gesinntes Herz. (Joh.14,15-17; 7,39; 1.Kor.2,10-16; 1.Joh. 4,1ff.).

Satan hat Eva mit „Wissen, was gut und böse ist“ und dadurch „Sein wie Gott“ zu Fall gebracht. Die Sozialdemokratie lehrt ebenso: „Wissen ist Macht“, und in diese Verführung sind viele hineingeraten. Ja, sie haben Macht, aber was für eine! Wir sehen es gerade jetzt.

Wissen ist aber nicht prüfen, d. h. die Echtheit einer Sache zu untersuchen. Beim Prüfen wird auf den Grund und das Wesen eingegangen, und was als gut und echt sich bewährt, wird dann anerkannt und bestätigt.

„Das Gute haltet fest.“ Das bedeutet eine Sache in der Gewalt haben, im Besitz haben. Dies bezeichnet vor allem eine innere Aneignung, so daß man das Gute wirklich innerlich besitzt und die Macht hat, es auch ins Leben umzusetzen und zum Ziel zu bringen. „Niemand ist gut denn der einige Gott“, so sagt uns der Herr Jesus. Und nichts ist gut, wenn es nicht von Gott kommt und zu Ihm hinführt. Was also die Prüfung im Verhältnis zu Gott, zu Christo als „gut“ bestehen kann, das können wir auch als „gut“ annehmen. Ein Dichter sagt:

„Mir ekelt am Besuche, der nur die Zeit verkürzt. Und auch an einem Buche, das nicht Dein Wort gewürzt.“ Das ist wohl der gesunde Sinn, den der Apostel Paulus im Auge hat.

F. Th. H.

Antwort B

Die Schwierigkeit liegt hier in der allgemeinen Fassung des Doppelbefehls: er scheint allzu umfassend! Es liegt auf der Hand, daß auch selbst unter der Zahl der Gläubigen nicht jedermann „alles“ zu prüfen imstande ist! Man denke nur daran, welche Gebiete sich demjenigen öffnen, der „die Geister zu prüfen“ unternimmt (1. Joh. 4,1). „Unbefestigte“ (2. Petri 3,16) sind in keinem Falle berufen, solche schweren und gefährlichen Aufgaben in Angriff zu nehmen, denn die Beschäftigung mit den Geistesströmungen unserer Tage lehrt uns ernste Wachsamkeit, Nüchternheit und heilige Vorsicht: Der Fall und das Abirren so manches Gotteskindes und selbst manches geistlichen Führers und Lehrers vom einfältigen Wege der Wahrheit ist eine ernste Warnung!

Andererseits will der Apostel, daß die Gläubigen zu einem geistlichen Stande (Niveau) gelangen, da sie selbst zu prüfen und sich ein Urteil zu bilden imstande sind. Vielleicht darf man deshalb von 1. Thess. 5,21 zwei Linien ziehen nach Röm. 12,1.2 und nach Hebr. 5,14. Durch Erneuerung des Sinnes werden die Gläubigen so verwandelt und der innere Mensch wird nach 2. Kor. 4,16 „Tag für Tag (so) erneuert“, daß sie prüfen mögen (können), was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist (vgl. Jahrbuch III, Frage 1! Der Herausgeber). Natürlich gehören zu derartiger innerer Umwandlung, Erneuerung und Umgestaltung in Jesu Bild Erfahrungen, die zuweilen Jahre und Jahrzehnte umfassen, aber bei aufrichtigen Seelen wird einmal eintreten, was Hebr. 5,14 geschrieben steht: „Erwachsene, welche geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen.“ Man muß nicht jedes in der Welt vorkommende Gift durch persönliches Probieren und Genuß geprüft haben!

Aus dem zweiten Teile unseres Verses entnimm aber, was nur möglich ist: „Das Gute“ darfst und sollst du erkennen, nehmen und in der Hand deines Glaubens „festhalten“, wo immer du es findest. Daß man als Gläubiger selbst von Weltkindern lernen kann, ja selbst von solchen Personen, die - weltlich gesprochen - „unter uns“ stehen, ja selbst von Tieren und leblosen Gegenständen, das sollte einem aufmerksamen Bibelleser längst klar sein. Ich erinnere nur an Bileams Eselin (4. Mose 22, vgl. 2. Petri 2,15.16), an Schlangenklugheit und Taubeneinfalt, Matth. 10,16, an Lammesgeduld und „Bienenfleiß“ (sollte statt „Biene“, der Schrift nach, „Ameise“ heißen; vgl. Spr. Sal. 6,6 u. 30,25). Selbst der Feind Gottes und Seines Volkes kann uns, da von ihm Offenb. 12,10 ausgesagt wird, daß er als „der Verkläger der Brüder“ „Tag und Nacht vor Gott“ ein anklagendes und verklagendes, böses Werk tut, ein Ansporn und Vorbild dafür werden, wie wir in Ausdauer, Beharrlichkeit und wahrer Geduld ihm in seinem schlimmen Handwerke erfolgreich Widerstand zu leisten lernen sollten! Eine ganze Anzahl Gleichnisse im Luk.-Evang. haben bestimmt ihre wahre Bedeutung in dem Umstande, der gerade in unseren Tagen von besonderer Wichtigkeit ist: durch den Widerspruch, durch den Gegensatz kommt eine gute Sache erst zur richtigen Entfaltung und zu ihrem vollen Endsiege. (Vgl. hierzu z. B. 2. Mose9,16!) In den gegenwärtigen Tagen der großen Triumphe des Bösen, da die Gesetzlosigkeit auf Erden so überhand nimmt, können zu vollem Wahrheitssiege nur diejenigen gelangen, die „das Gute festhalten“ trotz alles Widersprechens der Sünder, trotz aller Verführungsmächte und Winkelzüge des Feindes, trotz aller Abtrünnigkeit der großen Massen, trotz dessen, daß „die Gottlosen alle ihre gottlosen Werke in Gottlosigkeit gottlos verüben“ (Jud. 15) - der HErr wird aber das Gericht über sie alle ausüben! -, trotz dessen, daß „gottlose Sünder harte Worte wider Ihn“ „den alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus“ (Jud. 15 u. 4) geredet haben. Jesus Christus ist und bleibt Sieger, und „dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube“. (1. Joh. 5,4.)

C. Lb.

C. Lb.

Antwort C

Der Zustand der Thessalonicher war ein gesunder, und trotzdem es noch junge Gläubige waren, machten sie in lebendiger Hoffnung sichere Glaubensschritte und warteten auf die Erscheinung des HErrn. Sie wußten, daß sie dazu bekehrt waren: „dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.“ (1.Thess. 1,10). Der Apostel konnte bei ihnen die Werke ihres Glaubens, die Bemühungen der Liebe und das Ausharren ihrer Hoffnung rühmen (1. Thess. 1,3). Ihr Glaubensstand war nicht Lehre, sondern Leben und Bedürfnis geworden. Dieses Bedürfnis wurde gepflegt und genährt durch das Wort, und im Blick auf das Endziel gingen sie in treuem Wandel in der freudigen Erwartung ihres HErrn voran. Dieser Zug geht durch den ganzen Brief, und um sie gegen verderbliche Einflüsse von außen, die gerade jung bekehrten Seelen zu einer Gefahr werden können, zu schützen, gibt der Apostel am Schluß seines ersten Briefes noch einmal eine Reihe kurzer Ermahnungen. Es sind gewissermaßen Wegzeichen, auf die sie achten, und Schranken, in denen sie sich bewegen sollen. Denn der gute Grund, welcher gelegt war, sollte ihnen die Gewähr dafür sein, daß ihr Pfad richtig war. Sie brauchten nicht anderswo zu prüfen, wenn sie dem Geiste Raum gaben, ihre Tritte sollten im praktischen Wandel sicher und gewiß sein. Freude, Gebet und Danksagung sollten der Grundzug bei ihnen sein, und dabei sollten sie dem sicheren und untrüglichen Führer, dem Geiste, in jeder Beziehung Raum machen, sie sollten Ihn weder hindern noch auslöschen oder dämpfen, denn unter Seiner Leitung waren sie jederzeit in der Lage, alles, was von außen an sie herantrat, zu prüfen und dabei das Gute, was sie erkannt hatten, festzuhalten. Dadurch war auch die herrliche Frucht gewirkt, daß sie sich von aller Art des Bösen fernhielten (V. 22).

Ähnlich wie bei den Philippern, denen der Apostel zuruft: „Um dieses bete ich, daß eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere (wörtlich: das Unterscheidende) sei“ (Phil. 1,10). Es gleicht dies etwa der praktischen Stellung derer von Beröa, „sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob sich dies also verhielte“ (Apgesch. 17,11). In dieser Stellung wird unser Handel klar und bestimmt sein, wir werden dann nicht meinen, wir müßten alles kennen lernen, oder jede Lehre, die uns in Wort und Schrift begegnet, sofort untersuchen, um darin „eine neue Wahrheit“ zu finden, vielmehr werden wir das Gute, welches uns in dem einmal überlieferten Worte geschenkt worden ist unter der Leitung des Heiligen Geistes, festhalten und so in Treue vorangehen mit Dem, der allein „Weg, Wahrheit und Leben“ für uns ist. Tritt dabei auf dem Wege irgend etwas von außen an uns heran in Form einer Lehre, dann gilt es wieder nach dem Worte zu handeln: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind“ (1. Joh. 4,1). Dabei soll aber auch unsere Stellung eine solche sein, daß wir anderen Geschwistern gegenüber, die nicht den gleichen Weg der Erkenntnis und der Erfahrung geführt wurden wie wir, uns nicht verschließen, und wenn uns der HErr mit Kreisen in Verbindung bringt, bei denen die Erkenntnis eine geringere ist als die uns geschenkte, dann sollen wir uns nicht abschließen, sondern wenn sie willig und offen sind für das Gute, es auch ihnen nahebringen und nach Eph. 4,15 „die Wahrheit in Liebe festhaltend“, dastehen in der Liebe zu allen Heiligen. Mit anderen Worten: Nicht allem Tür und Tor öffnen, aber - wo uns der HErr eine geöffnete Tür schenkt, das geprüfte und bewährte Gute freimütig verkündigen!

Ph. W.

Ph. W.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Diese vielseitigen Antworten geben reichliches Licht über eine Frage, welche Gläubige schon oft bewegt hat - und zwar ohne wesentlichen Grund. Denn in 1. Thess. 5,21 handelt es sich keineswegs um ein Prüfenmüssen aller möglichen Strömungen und Lehren, sondern um göttlich gewollte Unterscheidung von Geistgewirktem in Prophetie und Weissagung innerhalb einer biblischen Gemeinde, und darum im weiteren Sinne, wie oben gezeigt, um Vorkommnisse, die an uns, die wir die Wahrheit (Christus und Sein Wort) haben, herantreten können. Wollte man die Mahnung an uns zum Prüfen auf all und jede geistige Erscheinung der Gegenwart beziehen, so wäre das so ziemlich dasselbe, wie wenn ein Apotheker verpflichtet wäre, seine sämtlichen Medikamente daraufhin zu probieren, welche giftig und welche nicht giftig seien! Und wahrlich, die leibliche Wirkung auf jenen könnte kaum schlimmer sein als die Wirkung auf das geistliche Leben solcher Gläubigen ist, die jeder Einladung folgen, in jeden Kreis, wo sogenannte „biblische Vorträge“ gehalten werden, hingehen, jeden Wind der Lehre (Eph. 4,14) nicht etwa von vornherein vermöge ihrer geübten Sinne (Hebr. 5,14) ablehnen, sondern sich eifrig damit beschäftigen, um die erkannte Wahrheit zu erweitern - was weiter nichts ist, als den menschlichen Verstand zu bereichern mit allem möglichen Scheinwissen, das der Wahrheil selbst ins Gesicht schlägt.

Wie mancher Gläubige ist den verderblichen Irrlehren der „Millenniums-Tagesanbruch-Sekte“ (fälschlich sogen. „Bibelforscher “), der Sabbatarier, Neuapostolischen, Theosophen, Spiritisten, der ebenfalls, wenn auch nicht so wie jene Lehren, unbiblischen „Pfingstbewegung“ usw. zum Opfer gefallen, dadurch, daß er sich vom Satan das Wort „man muß alles prüfen!“ als Schlinge über den Kopf werfen ließ! Wenn solche Gläubigen sich dann wenigstens von älteren Geschwistern sagen und warnen ließen! aber meistens wollen sie selbst klüger sein, hören auf den fremden und eigenen menschlichen Verstand und kommen so (ungewollt) auf die schiefe Ebene, von der es meist schwer ein Zurück gibt. Und wenn sie als wahre Kinder Gottes auch schließlich gerettet werden, so mag es wohl oft nur nach 1. Kor. 3,15 geschehen (vgl. Jahrbuch V, Frage 12!). - Es sollten darum in allen biblischen Gemeinden, wo die Wahrheit (Christus) den Mittelpunkt aller Belehrung und Erbauung bildet, gelegentlich seitens älterer, erfahrener Brüder schriftgemäße Aufklärungen über derartige Irrtümer gegeben werden, durch die vor allem die Jungbekehrten gewarnt und in der einen Wahrheit befestigt werden, damit sie das erkannte wahrhaft Gute festhalten und nicht durch eigenes ungöttliches Prüfen dahin kommen, „hin- und hergeworfen zu werden von jedem Winde der Lehre, die kommt durch die Betrügerei der Menschen“ (Eph. 4,14).

Die Zeiten sind so ernst, und Satan ist auf geistigem Gebiet mächtiger denn je - wie nötig ist es da für uns, daß (nach 1. Joh. 2,24), was wir im Anfang gehört haben, in uns bleibe, damit wir bleiben in dem Vater und in dem Sohne, zumal die Salbung (der Heilige Geist) in uns bleibt und uns belehrt über alles! (Lies den Zusammenhang von 1. Joh. 2,18-27!)

„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so suchet, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol. 3,1-4).

(Kol. 3,1-4).

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Petri Selbstbewußtsein und Buße.

(Luk.22undJoh.21.)

Der HErr sah bei Petrus das eine, aber auch das andere. Er wußte, was in Petri Herz war, und Er betete für ihn. Wie berührt es unser Herz, wenn jemand uns sagt: „Ich habe für dich gebetet!“ Hier sagt es der HErr zu Petrus. Dies hätte sein Herz und Gewissen berühren müssen. Er wußte, daß der HErr ihn durch und durch kannte. Diese Erfahrung hatte er in der ersten Stunde gemacht, als er mit dem HErrn in Berührung kam. Ein Blick vom HErrn, und Er hatte ihm gesagt, was er sei und was er sein werde: „Du bist“ Simon ... „du wirst“ Kephas ... (Joh. 1,42). Wie hätte es deshalb Petrus berühren müssen, als der HErr sagte: „Satan hat euer begehrt ..., Ich habe für dich gebetet“; aber er war so voll Selbstvertrauen und unwissend über das, was die Schrift „Fleisch“ nennt, daß diese Warnung achtlos an ihm vorüberging und er dem HErrn Antworten konnte: „Wenn sich alle an Dir ärgern werden, ich werde mich niemals ärgern“; „wenn ich mit Dir sterben müßte, werde ich Dich nicht verleugnen“ (Matth. 26,33-35). Wir brauchen keinen Augenblick daran zu zweifeln, daß er dies wirklich so meinte, aber er kannte weder sich noch die Macht des Satans und die völlige Verdorbenheit und Kraftlosigkeit des Fleisches, so daß ihm das Verständnis für des HErrn Wort: „Wachet und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet; der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach“ (Matth. 26,41) gänzlich fehlte.

Der HErr sah die Gefahr. Seine Liebe trug Sorge um Petrus, als dieser keine Gefahr sah. Er betete, als Petrus nicht betete. Und der HErr kennt auch uns. Er kennt die Gefahren. Er sieht auch unsere Sorglosigkeit und unser „Vertrauen auf Fleisch“, und Er betet für uns. Berührt Seine Liebe und Sorge um uns nicht unser Herz? Wohin wäre es mit uns gekommen, und wo wären wir, wenn es nicht auch für uns wahr wäre: „Ich habe für dich gebetet.“

Petrus sah nichts, aber der HErr sah den Satan, der Seine Jünger begehrte zu sichten wie den Weizen. Er begehrte, das, was Weizen - Gotteswerk - war, herauszusichten, damit nur Spreu - das Fleisch - verbliebe. Gott erlaubt manchmal dem Satan sein Tun. Wir sehen dies z. B. bei Hiob (Hiob 1 und 2), bei Paulus (2. Kor. 12,7-10) u. a. m., aber Er erlaubt es nicht, damit Satan seinen Vorsatz erreiche, sondern um die Seinigen zuzubereiten für Seinen Segen und Sich zu verherrlichen; so mußte auch die Sichtung des Petrus dazu dienen, die Spreu von dem Weizen zu scheiden. Der HErr erlaubte es, daß Satan ihn in das Sieb warf, damit seinem Selbstbewußtsein das Rückgrat gebrochen werde und er lerne, was er mit seinem zwar den HErrn liebenden, aber sich selbst vertrauenden Herzen fähig sei zu vollführen, um so zu der Selbsterkenntnis zu gelangen, daß in ihm keine Kraft sei. Deshalb kommen auch wir in das Sieb, um los von uns zu kommen. Wie lange dauert es doch oft

mit uns, bis wir uns fahren lassen „und nicht mehr auf Fleisch vertrauen“ (Phil. 3,3), und bis unser Selbstbewußtsein zerbrochen ist.

Den schmerzlichen Weg, den Petrus in seinem Selbstvertrauen bis zur Buße zu machen hatte, kennen wir alle. Es war ein Weg der Schrecken und voll Herzeleid, und so gestaltet sich auch unser Weg, bis wir, über unser Selbstbewußtsein und unsere Selbstwichtigkeit in Buße zusammengebrochen, uns an des HErrn Gnade und Kraft klammern.

Einst, als Petrus den „starken Wind“ sah, „fürchtete er sich“ und er schrie: „HErr rette mich!“ Jetzt warnte ihn der HErr vor dem Satan - dem „starken (Geist) Wind“ -, aber Petrus „fürchtete sich nicht“, und kein Ruf: „HErr, rette mich!“ kam über seine Lippen. Er meinte, in seiner großen Liebe zum HErrn und der aufrichtigen Gesinnung seines Herzens, der Versuchung standhalten und solche Sache nicht tun zu können. Es ging ihm wie Hasael, der zu dem über ihn weinenden Elisa sagte: „Was ist dein Knecht - der Hund -, daß er diese große Sache tun sollte?“ (2. Kön. 8,13.) So finden wir ihn denn in der Stunde, da der HErr in ringendem Kampfe stand, schlafend. Noch einmal wendet der HErr Sich persönlich an ihn: „ Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet usw.“ (Mark. 14,37); aber Petrus vernimmt nichts mehr von der Stimme seines HErrn. Er schlägt mit dem Schwerte drein - er flieht - er folgt von ferne - er sitzt bei den Feinden seines HErrn und wärmt sich an ihrem Feuer, das alles sind Stufen auf dem Wege zur Verleugnung bis zum Fluch und Schwur.

Wenn wir meinen zu stehen und aufhören, uns vor dem Fallen zu fürchten, dann sind wir nahe dem Fall. Da, wo wir meinen, stark zu sein, da ist unser schwächster Punkt; da greift der Feind uns an! Mose war der sanftmütigste Mann, aber in der Stunde der Versuchung verlor er seine Sanftmut und heiligte nicht Jehova und verlor den Eingang ins Land (4. Mos. 20,10.11; Ps. 106,32.33; 5. Mos. 32,51). Abraham, der Mann des Glaubens, fiel in einer Stunde der Versuchung im Glauben - der unerschrockene Elia floh vor einem Weibe. Der geduldige Hiob fehlte in der Geduld, und Johannes, der Jünger der Liebe, wollte Feuer vom Himmel auf die Samariter fallen lassen. Wie köstlich ist es, den Blick immer wieder auf den HErrn richten zu können als den Vollkommenen. Wie groß, wie herrlich ist Er! Möchten wir Ihn recht anschauen und Ihm ähnlich sein! Petrus vergaß nicht jene Stunde, in der er ohne Furcht in eigener Kraft wandelte, und aus eigener trauriger Erfahrung heraus schrieb er später in seinem Briefe: „Wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.“ (1.Petr. 1,17.)

Der HErr sagte zu Petrus, daß Er für ihn gebetet habe, „auf daß sein Glaube nicht aufhöre“ - und so geschah es. Er fiel, er fiel tief - schrecklich tief -, aber sein Glaube hörte in dieser dunkelsten Stunde nicht auf. Der letzte Blick des verleugneten HErrn, den sein Auge auffing, war kein Blick der Verachtung. Dieser Blick redete zu ihm von Seiner Liebe und hielt seinen Glauben aufrecht. Und wenn sein Glaube untergehen wollte in der Nacht des Grabes Jesu - am Auferstehungsmorgen wurde er wieder aufgerichtet durch Engelmund, der seinen Namen nannte für die Ausrichtung der frohen Botschaft (Mark. 16,7). Geschah dieses nicht auch auf das Gebet des HErrn hin, „auf daß dein Glaube nicht aufhöre?“

Und war seine Buße nicht auch eine Folge jener Fürbitte des HErrn? Tiefe Reue und Schmerz erfaßte nach Jesu Blick sein Herz. Er sah sein abscheuliches Verhalten in dem Lichte der Liebe des Herrn Jesus. Es trieb ihn fort von der Stätte der Verleugnung. Er mußte allein sein - allein sich ausweinen vor seinem Gott. Wie erbärmlich, wie verdorben erkannte er sich nun! Jetzt verglich er sich nicht

mehr mit seinen Mitjüngern. Jetzt stand nur seine Sünde, seine ganze Verdorbenheit vor seinem Auge. Seine Seele war nur mit der eigenen Schuld beschäftigt, aber nicht mehr mit anderer, wenngleich auch sie gefehlt hatten. Dies ist auch ein Kennzeichen, obwahre Reue und Buße ein Herz bewegt. Wo wahre Reue ist, da ist kein Beschäftigten mit der Schuld anderer.

Wenn Gottes Geist das Auge über Sünde öffnet, so richtet Er nicht zugleich den Blick auf die Fehler anderer. Ach, wie oft findet man ein Haschen nach mildernden Umständen, nur um das eigene Benehmen und die eigene Schuld nicht in der ganzen Blöße sichtbar werden zu lassen. Wie traurig ist es, wenn Bekenntnisse der Schuld mit entschuldigenden Hinweisen umhüllt werden. Da kommt der Geist Gottes nicht zu Seinem Recht, und das Werk ist kein vollkommenes. Kann von einer wahren, geistgewirkten Reue und Buße geredet werden, selbst bei äußerem Gebrochensein, wenn Anklagen und Hinweise auf Fehler und Sünden anderer damit Hand im Hand gehen und man bemüht ist, die Schuld möglichst von seinen Schultern auf die Schultern anderer zu wälzen? War Petrus, als er hinausging und weinte, auch mit den Verfehlungen seiner Mitjünger beschäftigt? Fand er eine Entschuldigung für sich in dem Fliehen aller, in dem Verrate des Judas? Entschuldigte er seinen Fall durch die Gewalt der Finsternis in jenen Stunden? Nichts von dem allen! Seine Sünde stand vor seiner Seele und ließ ihn bitterlich weinen. Wie wenig ist wahre Buße und Selbstgericht heute unter Kindern Gottes gekannt!

Auch bei seiner Wiederherstellung in Joh. 21 sehen wir, wie fern es Petrus lag, mit anderen beschäftigt zu sein. Seine Antworten auf die Fragen des HErrn offenbaren uns etwas von dem, was in seiner Seele geschehen war. Er Antwortet nicht: „Ich weiß, daß ich Dich lieb habe“, Er sagt: „Du, HErr, weißt, daß ich Dich lieb habe.“ Er, der einst so kühn von sich zum HErrn geredet hatte, er bekennt jetzt vor allen Jüngern, daß Liebe zu Ihm nur allein Sein allsehendes Auge finden könne. Das stand fest in seiner Seele: „Ein Mensch kann nach dem, was vorgefallen, Liebe zum HErrn bei mir nicht finden.“ So völlig war er herabgestiegen von der Höhe seines Selbstbewußtseins, daß er auch nicht mehr seinem eigenen Herzen vertraute, um von seiner Liebe zu reden. Indem er sagt: „Du, HErr, weißt ...“, sagt er gleichsam: „HErr, Du siehst mein Herz, Du weißt, wie weit wahre Liebe zu Dir dort wohnt.“ Welch ein Selbstgericht mußte in Petri Herz gewirkt haben, um solchen Stand vor dem HErrn und vor den Brüdern einzunehmen!

Aber dies war der Augenblick, den der HErr in Luk. 22,32 angedeutet hatte, als er sagte: „Bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder“. Jetzt kann der HErr ihn zum Dienst für Seine Schafe gebrauchen. Den Petrus, der von sich selbst voll war, muß Er Wege der Demütigung gehen lassen - aber den im Selbstgericht stehenden Petrus, der kein Vertrauen mehr zu sich hat, den kann Er für Seine Schafe gebrauchen. Solche sind es, und nur solche, die Seine Schafe weiden können. Wie kann der HErr uns das Weiden Seiner Schafe anvertrauen, wenn wir noch nicht fertig mit uns sind und uns noch auf der Höhe der eigenen Kraft und Wichtigkeit bewegen?

Wie das Verhalten der Jünger auch zu Petrus nach seinem tiefen Fall sein mochte, er empfand keinen Mangel an Liebe. Wer im Selbstgericht wandelt, klagt nicht über das Fehlen der Liebe. Als Petrus so im Kreise seiner Brüder vor dem HErrn stand, mußte er sich nicht als den Geringsten erkennen und alle anderen höher achten als sich selbst? (Phil. 2,3.) Und wenn unser Wandel im Lichte Gottes ist, wird es nicht auch bei uns so sein? Ein einfältiges Auge wird das Wirken der Gnade Gottes mehr in anderen sehen als in sich selbst. Wenn wir anfangen zu klagen über den Mangel an Liebe anderer zu uns, so ist sicher in unserem Herzen oder in unserer Liebe etwas nicht in Ordnung. Sind wir in dem

Genusse Seiner Liebe, sitzen wir an der Quelle der Liebe Gottes, wie können wir dann über Mangel an Liebe klagen! Wer aus dieser Quelle Seiner Liebe trinkt, wird nicht nur reich gesättigt, von dem werden auch Ströme der Liebe fließen. Halten wir uns aber bei der Leere und Kälte des menschlichen Herzens, auch unseres eigenen, auf, so werden wir selbst bald leer und kalt sein.

Dieser Weg Petri von der Höhe seines Selbstbewusstseins zur Buße bis zur Bergung in Jesu Gnade, Liebe und Kraft ist uns zur Belehrung gegeben. Wenn wir nicht willig sind, auf die Stimme Seines Geistes zu hören und aus Petri Erfahrungen zu lernen, so geht der HErr diesen Weg auch heute noch mit uns. Er hat uns zu lieb, um uns in unserem Selbstbewußtsein, in unserer eigenen Kraft und Wichtigkeit dahingehen zu lassen. Er will uns von uns weg zur Quelle Seiner Liebe und Kraft führen. Er möchte Sein Ziel bei uns auf dem sanften Wege Seiner Güte und nicht auf dem schmerzlichen Wege Seiner Zucht erreichen. Der HErr schenke uns ein verständiges Herz, Seine Liebe und Seine Wege mit uns besser zu verstehen!

v. d. K.

Der Sohn des Menschen.

III.

Ich habe bisher in schwachen Worten zu zeigen versucht, daß die Selbstbezeichnung des Herrn Jesus, die des verkannten Messias, von Ihm angewandt wurde aus Liebe sowohl zu Seinem Ihn als Messias ablehnenden Volke wie auch zu der übrigen Welt, da Er gekommen war, „zu dienen und Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Matth. 20,28). War Er als der Immanuel, als Messias nicht anerkannt, so war damit Seine Gnade nicht erschöpft, Er trat in der Folge in einem umfassenderen Charakter auf, dem „des Sohnes des Menschen“, durch den Er allen Menschen in Gnade nahe kam.

In diesem Charakter sehen wir auch Seine Herrlichkeit als die Dessen, dem „der zukünftige Erdkreis“ (das Tausendjährige Reich) unterworfen ist (Hebr. 2,6). Nicht Engeln, sondern Ihm, dem wiederkommenden HErrn, ist derselbe unterworfen. Die Engel stehen höher als die Menschen, aber Er, „der zweite Mensch“, „der Sohn des Menschen“, einst hienieden der Gegenstand des Dienstes jener (Joh. 1,51), wird in der Zukunft den Erdkreis beherrschen. Er als „Sohn des Menschen“, einst gleichsam einer von uns, der hienieden, wo wir Gott verunehrt haben, Gott völlig verherrlicht hat, Er hat in Seinem Charakter als Sohn des Menschen ein Recht an die Menschen, ja, auch das Recht, sie zu richten, Joh. 5,27. Diese Stelle, in der Er auch nicht heißt „der Sohn des Menschen“, sondern „(ein) Sohn (eines) Menschen“ (d. h. ohne Artikel), leitet uns über zu Seiner richterlichen Herrlichkeit, in der Er erscheint in Offb. 1,13 u. 14,14, von denen die letzte Stelle fast in gleichen Worten redet wie Dan. 7,13.14. (Ich muß mich aus Raummangel kurz fassen.) Wir haben hier in Erfüllung der Daniel-Stelle (vgl. auch Ps. 80,17-19) den Anbruch des verheißenen Reiches, beginnend mit Israels Erlösung. Diese kann nicht eintreten ohne vorangegangenes Gericht. Das Gericht über die dann lebenden Nationen, die Seinem Volk, Seinen Brüdern keine Liebe zuteil werden ließen - hier findet der grobe und feine Antisemitismus sein Gericht! -, wie auch das Gericht über Israel selbst muß dessen Erlösung vorausgehen (Matth. 25,31-46; Luk. 21,27.28; Offb. 14,14-16. u. 17-20; vgl. zu letzerem Jes. 5,1-7 u. Ps. 80,8.14!). Dann wird Dan. 7,13.14 erfüllt sein, und der Herr Jesus wird nicht nur als Messias-König über Sein Volk Israel in Gerechtigkeit herrschen (Luk. 1,32.33; Jes. 32,1 usw.), sondern auch als „der Sohn des Menschen“ nach Ps. 8 und Hebr. 2 über

1,32.33; Jes. 32,1 usw.), sondern auch als „der Sohn des Menschen“ nach Ps. 8 und Hebr. 2 über alles gesetzt werden, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt sein. Dann werden wirIhm alles unterworfen sehen, was wir jetzt (nach Hebr. 2, 8) noch nicht sehen. Dann wird das Lied völlig wahr, das wir jetzt schon so gerne singen: „Jesus Christus herrscht als König, alles wird Ihm untertänig, alles legt Ihm Gott zu Fuß -, jede Zunge soll bekennen: Jesus sei der HErr zu nennen, dem man Ehre geben muß!“ Dann ist Er, den ich im 2. Teil meiner unvollkommenen Betrachtung „den großen Unbekannten“ nannte, zu dem Er erst werden mußte, da der Mensch in Ihm, „dem Sohne des Menschen“, weder den Messias noch den Sohn Gottes erkannte, dann ist Er aller Welt bekannt als HErr und König, nachdem Er wahr gemacht hat, was Er Matth. 26,64 (in dem Evangelium, das zuerst für Israel ist) gesagt hat: „Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels“ (vgl. Luk. 21,27.28, d. h. in dem Evangelium, das den HErrn besonders als Menschen zeigt und daher in erster Linie für den Menschen im allgemeinen gilt). Von damals an, d. h. von Seinem Tode an, sah Ihn keiner, vor allem kein Ungläubiger (von denen Er nach Seiner Auferstehung überhaupt nicht mehr gesehen wurde), je wieder in diesem Charakter, dem Charakter der Güte und Menschenliebe, wie Er als Sohn des Menschen den Menschen nahe trat! (Saulus vor Damaskus sah Ihn nicht; Er wurde von Licht umstrahlt und hörte eine Stimme.) Nur einer hat Ihn noch einmal gesehen in diesem Charakter, also als den Sohn des Menschen (Johannes auf Patmos sah „Einen gleich einem Sohne eines Menschen“), und das war Stephanus in Apgesch. 7,56! Und zwar sah er Ihn stehend. Warum so? Weil das Zeugnis an Israel noch nicht völlig verworfen war und Er noch hätte wiederkommen können in Gnade. Seit Seiner völligen endgültigen Verwerfung sitzt der Sohn des Menschen, und so wird Ihn einst - wann? o, es wird nicht lang mehr währen! - Sein Volk und die dann lebenden Nationen sehen. Herrliche Aussicht!

Und doch weit überstrahlt von dem Licht unserer Berufung, d. h. der Gemeinde des HErrn, Seines Leibes, des Leibes Christi, erwählt aus Israel und den Nationen (Eph. 2. u. 3) und der Zeit nach zwischeneingefügt zwischen die Verwerfung des Messias durch Sein Volk und dem Wiederkommen des Sohnes des Menschen zum Gericht und zum Reich!

Auch wir dürfen wandeln, gleich Stephanus vor seinem Märtyrertode, als Bürger der himmlischen Berufung, die durch Glauben Ihn schauen („wir sehen Jesum ...“ Hebr. 2,9) in den geöffneten Himmeln, die für uns geöffnet sind (Hebr. 12,19ff.), und dies Schauen wird nach 2. Kor. 3,18 auch unser Wesen in Jesu Bild umwandeln, wie es bei Stephanus der Fall war (vgl. Apgesch. 7,59.60 mit Luk. 23,34a u. 46). Sehen auch wir durch Glauben jetzt in Ihm „den Sohn des Menschen“? Gewiß - aber mehr als das: wir sehen Ihn als den großen Hohenpriester, den Sachwalter und vor allem auch als das Haupt Seines Leibes und als den für Seine himmlische Brautgemeinde bald wiederkommenden Bräutigam! Wie kostbar!

Gepriesen sei unser herrlicher Heiland und HErr, der alles, alles für uns ist, Er, der einst hienieden als „der Sohn des Menschen“ weilte in Gnade, „um zu suchen und zu retten, was verloren ist“, und der wieder dorthin aufgefahren ist, „wo Er zuvor war“! (Luk. 19,10; Joh. 6,62).

F. K.

„O Gott, wer ist wie Du!“

Ps.71,19.

In einer Zeit, wie die ist, die wir heute nach dem niederbeugenden und so folgenschweren Friedensschluß zu durchleben haben, tut es wohl not für uns, daß wir uns erinnern an Schriftaussagen, die unseren Gott und Vater in Seinem Wesen uns so vor die Seele stellen, daß wir Kraft gewinnen zum Ausharren, dessen wir ja nach Hebr. 10,36 bedürfen, bis der Kommende kommt (V. 37).

Aus der Fülle der köstlichen Aussagen über unseren Gott und Vater in Christo greife ich folgende heraus: In Röm. 15,5 wird Er genannt „der Gott des Ausharrens und des Trostes“ oder „der Ermunterung“; in V. 13 „der Gott der Hoffnung“; in 16,20 „der Gott des Friedens“ (ebenso z. B. in 1. Kor. 14,33; Phil. 4,9; Hebr. 13,20); in 2. Kor. 1,3 „der Vater der Erbarmungen und Gott alles Trostes“; in 2. Kor. 13,11 „der Gott der Liebe und des Friedens“; in 1. Petr. 5,10 „der Gott aller Gnade“. Welche Bezeichnungen voll Herrlichkeit! Das ist unser Gott, teurer Bruder, teure Schwester! unser Gott, der uns in Christo Jesu, Seinem Sohn, erwählt hat zu Seinem Eigentum, unser Vater, dessen Kinder wir sind, zu dessen Familie wir gehören. Vergessen wir das doch ja keinen Augenblick, damit die Leiden dieser Zeit, die äußeren Verbindungen mit der Welt, die Schlingen Satans, „die Dornen“ (Mark. 4,18), die verführerischen Geister dieser Finsternis, die Sorgen um die Zukunft usw. uns nicht beeinflussen und das Ziel unserer Berufung nach oben (Phil. 3,14) aus den Augen rücken! Das ist unser Gott, zu dem der Herr Jesus im Blick auf uns betet: „Ich bitte für die, die Du Mir gegeben hast, denn sie sind Dein, und alles, was Mein ist, ist Dein und was Dein ist, Mein, und Ich bin in ihnen verherrlicht“ (Joh. 17,9.10). Das ist unser Gott, der uns den Geist der Wahrheit gegeben, daß Er bei uns sei in Ewigkeit! (Joh. 14,16).

Ist da Grund zum Zagen, zum Sorgen, zum Grämen? „O Gott, wer ist wie Du!“ Ihm laßt uns völliger denn je uns anvertrauen, Er ist es wert, Er, der in Christo unser Gott und Vater ist, ja, von dem der auferstandene Heiland zu uns sagt: „Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater, und zu Meinem Gott und eurem Gott! (Joh. 20,17.) Welch eine Gnade!

Gelobt sei unser Gott und Vater und unser Herr Jesus Christus immer und ewiglich!

F. K.

7. Jahrbuch (1920)

Geleitswort an den Leser:

Gott aber ist mächtig, jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen, auf daß ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überströmend seid zu jedem guten Werk.“ - „Er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir.“ 2. Kor. 9,8 u. 12,9.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen werden, so muß man sie an der

Hand der Schrift durchforschen!

Frage 1:

1

um alle Antwort-Einsender zu Worte kommen lassen zu können, mußte ich die Antworten etwas kürzen! (Der Schriftl. F. K.)

Wie ist Matth.10,5 in Einklang zu bringen mit 28,19?

Antwort A

Daß die beiden Stellen so verschieden sind, hat seinen Grund darin, daß der Dienst des HErrn zuerst Seinem Volke Israel galt und erst später, nach Seinem Tode, das Evangelium durch die Jünger auch den Nationen verkündigt wurde.

Der HErr kam zunächst für Israel. Er Selbst sagte zu dem kananäischen Weibe: „Ich bin nicht gesandt, als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Matth. 15,24). Auch im Ev. Joh. 1,11 bezeugt das Wort: „Er kam in das Seinige (Israel), und die Seinigen nahmen Ihn nicht an.“ Der HErr kam, um das verheißene Reich aufzurichten. Er heilte deshalb auch alle Gebrechen und trieb die Dämonen aus und verkündigte Selbst das Evangelium von dem kommenden Reiche (Matth. 4,17). Gleicherweise sandte Er auch Seine Jünger aus, um „Israel“ das Evangelium des „Reiches“ zu verkündigen (Matth. 10,5-8).

Erst nachdem der HErr verworfen war, sandte Er Seine Jünger aus, um das Evangelium allen Völkern zu verkündigen. Doch ist es nicht mehr das Evangelium von dem kommenden Reiche, sondern von der Gnade Gottes durch den Glauben an den Herrn Jesum Christum. Dieses Evangelium wird verkündigt werden bis zu der Stunde, da der HErr die Seinigen entrücken wird. Wenn dann Israel bereit sein wird, den HErrn aufzunehmen, dann wird der HErr das Reich in Israel aufrichten.

So ist nun durch die Verwerfung des HErrn von seiten des Volkes Israel auch uns, den Nationen, das Heil nahe gekommen.

Wohl wissen wir, daß der HErr sterben mußte, um die Erlösung zu vollbringen. Er Selbst bezeugt es oft in den Evangelien. Sein Blut mußte fließen zur Vergebung der Sünden für viele. - Gottes Plan ist wunderbar. - Christus kam nach den Verheißungen für Israel. Israel verwarf Ihn. Gott ließ es zu, daß Er ans Kreuz gebracht wurde und starb. Gott aber, nach Seiner wunderbaren Weisheit und unausdenkbaren Gnade, benutzte dieses alles, um das Erlösungswerk zu vollbringen, das Er schon von Ewigkeit her beschlossen hatte. Das Böse, das der Mensch Seinem geliebten Sohne zufügte, das benutzte Gott zum Guten für den sündigen Menschen. O welche Gnade, welches Erbarmen, welche Herrlichkeit strahlt doch vom Kreuze aus! Gott ist groß und herrlich in der sichtbaren Schöpfung, aber in der Erlösung offenbart Er weit größere Herrlichkeit.

Möchte unser Leben ein Lobpreis Seines herrlichen Namens sein! O. D.

Antwort B

In Matth. 10,5 gab der HErr Seinen Jüngern Befehl, nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel zu gehen und diesen zu predigen, daß das Reich der Himmel nahe gekommen sei. Denn um dieses

Reich in ihrer Mitte aufzurichten, war der HErr gekommen. Wir wissen, daß Gott Seine Gnadenabsichten mit Israel zu des HErrn Zeiten nicht verwirklichen konnte, weil das Volk in seiner Gesamtheit seinen Messias verwarf, der es wiederherstellen wollte, damit von Ihm aus das Heil zu allen Nationen gelangen konnte. Dies ist jetzt noch zukünftig, und von diesem Zeitpunkte redet Matth. 28,19. Hier ist Jesus vom Überrest anerkannt, und Er sendet diejenigen, die Ihm huldigen, zu allen Nationen, damit auch diese teilhätten an all den Segnungen des Reiches, das in jenen Tagen in ihrer Mitte aufgerichtet sein wird.

M. St.

Antwort C

Dem Volke Israel gehört Jehova, gehören die Verheißungen des Alten Bundes - gehört der Messias (Matth. 15,24.26)! Israel wird das Reich einnehmen (Dan. 7,14.27 u. v. a.) nach Gottes Willen! Der Herr Jesus war gekommen, um das Wort einzulösen. Welch eine Liebe zeigt sich nun in Seinem langmütigen Handeln mit Seinem untreuen Bundesvolke, auch in obiger Schriftstelle (Matth. 10,5)! Wiewohl Er Seine Verwerfung durch das Volk vorhergesehen hatte, handelt Er in Treue und Hingabe segnend mit ihm! Matth. 4,23 zeigt uns, wie Er Seinem Volke entgegenkam - aber sie ratschlagten, wie sie Ihn umbrächten (Matth. 12,14). Erst als Er in ihren Herzen die Tat der Verwerfung Seiner Person sah, deutet Er in Matth. 12 auch ihre Verwerfung von Gottes Seite an und läßt Seine Vertrauten (Matth. 13,11.12) etwas ahnen von dem nahenden Anbruche einer anderen Haushaltung. In Matth. 10,5 steht Er in göttlicher Treue mitten unter Seinem untreuen Volke, um zu segnen, was sich segnen läßt (Matth. 10,8.13). Johannis Jünger sahen nach Matth. 11,4ff. die anbrechenden Segnungen des messianischen Friedensreiches. Der HErr handelt in Matth. 10,5 somit in anbetungswürdiger Treue und Liebe mit Seinem Volke. Aber wegen seines Ungehorsams mußte sich Hos. 2,23 nach Röm. 9,25 an dem Volke erfüllen! Nach Seiner Auferstehung gibt Er Seinen Boten dann wegen Israels Ungehorsam den umfassenden Befehl (Matth. 28,19). Und noch vor Seiner Himmelfahrt hat der Gerechte und Getreue eine Erläuterung zu diesem Befehl zu erteilen: Apgesch. 1,8, „anfangend in Jerusalem“ sollten sie das Evangelium verkünden! Und der Heilige Geist setzt dieses begonnene Werk fort (Apgesch. 2,41)! Erst als dem Heidenapostel nach Eph. 3 das Geheimnis der Gemeinde offenbart wurde, ging Matth. 28,19 nach der göttlichen Ordnung in Apgesch. 1,8 „... und bis an das Ende der Erde“ in Erfüllung. Die beiden Stellen der Frage zeigen somit einen herrlichen Fortgang im göttlichen Heilsplane.

F. A. W. D.

Antwort D

Nach Matth. 15,24 war der HErr nur zunächst zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel gesandt, weil das Volk einen Vorzug in betreff des Evangeliums hatte (Joh. 4,22). Daher sollten Seine Jünger zunächst in nur jüdischen Ortschaften die Botschaft vom Reiche Gottes verkündigen und außerjüdische Ansiedlungen meiden. - Israel aber verwarf seinen HErrn und wollte Ihn umbringen (Matth. 12,14). Bevor dies geschah, weissagte der HErr in Matth. 8,12: „... die Kinder des Reiches werden hinausgeworfen werden“ und in Matth. 21,43: „... das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke (den Heiden) gegeben werden, das dessen Früchte bringt.“

Nachdem der HErr nun das Erlösungswerk auf Golgatha vollbracht hatte und die Kluft zwischen Juden und Heiden (Eph. 2,14) beseitigt war, sollte aller Kreatur die frohe Botschaft von der Gnade Gottes gepredigt werden. In Matth. 28,19 haben wir darum den umfassenden Missionsauftrag des HErrn: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker ...“ - Erzählen auch wir von der Gnade Gottes, sobald sich die Gelegenheit bietet?

C. L.

Antwort E

Der Herr Jesus war in erster Linie gesandt zu den Schafen Israels. Er predigte das Evangelium „vom Reich“. Die Gemeindepredigt - vom Leibe des Christus - war dem Apostel Paulus vorbehalten und diesem als ein Geheimnis offenbart. Daher kann im Gesichtsfelde des Herrn Jesu bei Seiner Predigt nie die Gemeinde (als solche) gelegen haben. Seine Reden in der Auslegung auf die Gemeinde zu beziehen hieße die Schrift mit sich selbst in Widerspruch bringen. Selbstredend dürfen wir in der Nutzanwendung alles gebrauchen. Auch die Zwölfe predigten kein anderes als das Evangelium vom Reich. Es sei daran erinnert, wie Paulus im Galaterbrief Kap. 2 sich sehr dagegen verwahrt, als ob er das Evangelium von Menschen habe oder sich mit Fleisch und Blut besprochen oder nach Jerusalem hinaufgezogen wäre, dort „sein Evangelium“ zu empfangen. Er legte nach langen Jahren den Zwölfen „das Evangelium, das er unter den Heiden verkündigt hatte“, vor, und der weitere Inhalt dieses 2. Kapitels zeigt deutlich, daß beide Teile - Paulus und die Zwölfe - sich des Unterschiedes der von ihnen gepredigten Evangeliumsverkündigungen wohl bewußt sind, wiewohl der Mittelpunkt bei beiden derselbe herrliche HErr und Meister ist. Ihr Übereinkommen V. 7-9 sagt es uns. Wenn wir diesen Worten keine weitere Bedeutung geben als nur die, daß Petrus das Evangelium vor die Juden und Paulus dasselbe vor die Heiden zu bringen hatte, dann müssen wir den Paulus des Ungehorsams zeihen. War es nicht seine Regel, zuerst in die Synagogen zu den Juden zu gehen, und wenn diese ihn ablehnten, dann erst zu den Heiden? Der Unterschied, der in den vorgenannten Versen ausgedrückt wird, muß sich vielmehr auf den Inhalt ihres Evangeliums statt auf die Personen beziehen. (Vergl. Jahrb. I, Frg. 13!)

In Matth. 10,5 nun finden wir, daß der HErr Seiner Sendung und dem Evangelium, das die Propheten geweissagt, treu bleibt. Israel sollte den Vorrang haben, und erst wenn Israel angenommen - als Nation -, dann sollte von Israel - Zion - ausgehen das Wort Jehovas (Jes. 2,3). Die heutige Zwischenzeit der Gemeinde lag nirgendwo im Gesichtskreise eines alttestamentlichen Gottesmannes. Sie wurde nach Christi Tod eingeschoben und Paulus mit der Verkündigung betraut.

Im Blick auf die nationale Sammlung Israels befiehlt der Meister den Jüngern, daß sie nicht zu den Heiden gehen sollten. Ja, Er sagt ihnen V. 23, daß sie mit den Städten Israels nicht einmal fertig würden, bis des Menschen Sohn (d. h. zum Gericht [Joh. 5,27]) käme. Und wahrlich, die Jünger sind mit der Predigt des Reichs unter Israel damals nicht fertig geworden.

Wenn später (Matth. 28,19) der HErr Seinen Jüngern den Auftrag gibt, in alle Welt zu gehen, so steht dieses Wort nie und nimmer im Widerspruch mit dem ersten; es ist nur die natürliche Fortsetzung. Das erste Wort war geredet von dem Messias im Fleisch, der Israel sammeln wollte. Das letzte von dem Auferstandenen. Hier schaut Er Sich angetan mit aller Gewalt im Himmel und auf Erden (V. 18). Von Ihm als solchem bekommen die Jünger den Auftrag, in alle Welt zu gehen. Das hat aber zu

1

Man darf aber nicht das Gesetz und die Gebote des HErrn, d. i. Sein Wort, verwechseln! (Joh. 14,15-26.) (Der Schriftl.)

Seiner Voraussetzung, daß Israel zu Ihm gesammelt ist und in Seinem Reich von Ihm regiert wird. Als Reichsvolk soll es dann in alle Welt gehen, Mission zu treiben. Die Gemeinde hier hineinlesen wollen hieße, dem Worte Gewalt antun. Auch würde der Auftrag des Meisters von uns dann nicht ganz erfüllt. Abgesehen vom Taufbefehl, den wir in der Schrift nur an dieser Stelle finden, geht unsere Predigt nie dahin, bei Evangelisationsreden die Seelen beobachten zu lehren, was Er geboten (Matth. 5,34.39.42; 6,14.17 usw.).1 Dieser Befehl ist demnach einer späteren Zeit vorbehalten - im Tausendjährigen Reiche. Dabei ist für uns der Missionsbefehl keineswegs hinfällig, wenn wir ihn auch nicht aus dieser Stelle herauslesen dürfen (Röm. 1,14.15; 10,14-17; 15,16; 16,26; 1. Tim. 1,15 usw.).

1

Man darf aber nicht das Gesetz und die Gebote des HErrn, d. i. Sein Wort, verwechseln! (Joh. 14,15-26.) (Der Schriftl.)

P. D.

Antwort F

In Matth. 10,5 handelt es sich um einen besonderen Auftrag des Herrn Jesu an die Zwölfe, der augenscheinlich nur vorübergehende Geltung hatte und damals auch seine Erledigung fand. Die Zwölfe sollten die Botschaft von dem nahegekommenen Himmelreich nach Matth. 10,5-7 nur den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel predigen, die Apostel sollten wie Herolde die Ankunft des Messias verkündigen, der in der Person Jesu gekommen war. Diese Botschaft von dem Nahen des Königs war nur etwas für das Volk der Wahl, für Israel (Matth. 15,24). Gewiß dachte Er auch damals schon an solche, die aus den Nationen gläubig würden nach Joh. 10,16. In erster Linie war Er aber gekommen für Israel, als der König, als Messias. Nun erklärte sich dieses Volk aber gegen Ihn, zuerst in seinen Führern, den Schriftgelehrten, Pharisäern und Sadduzäern. Durch ihr Betreiben wurde auch das Volk zum Feinde Jesu, und eines Tages, als die Zeit erfüllet war, forderte es Seinen Kreuzestod. Damit geschah die bewußte Ablehnung des Messias durch das Volk Israel: Jesus starb und wurde begraben. Am dritten Tage jedoch stand Er auf von den Toten und ward dadurch erwiesen als Sohn Gottes (Röm. 1,4). Durch die Ablehnung des Messias ging das Reich Gottes jetzt einen Weg, der bisher keinem schriftgläubigen Juden als richtig und gottgewollt bekannt war, ja, kein Prophet hatte davon je geredet (Eph. 3,5): das Geheimnis von dem Leibe Christi setzte jetzt ein. Nach der Auferstehung Christi lautet deshalb der Befeht Christi nicht mehr: nur an Israel gebt eure Botschaft weiter, sondern: Gehet hin in alle Welt, predigt das Evangelium aller Kreatur, allen Völkern (Matth. 28,19; Mark. 16,15)! Daß also in Matth. 10,5 der Auftrag Jesu lautet: nur den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel, während in Matth. 28,19 der Auftrag für die Jünger an alle Völker, an die ganze Welt lautet, hängt mit der damaligen Verwerfung des Messias zusammen. Wohl versuchten die Apostel und vor allem Paulus in erster Linie immer wieder, den Juden das Evangelium nahe zu bringen, wie die Apostelgeschichte am klarsten zeigt, aber immer wieder lehnte das Volk als Ganzes den Messias ab. Jetzt darf das Evangelium allen Völkern, mit Einschluß Israels, gepredigt werden, damit Seine Gemeinde, Sein Leib gebaut wird.

A. C.

Anmerkung vom Schriftleiter des Fragenteils

Zunächst verweise ich besonders auf Frg. 11, Jahrb. II; Frg. 6 und 21, Jahrb. III; Frg. 16, Jahrb. VI!

Vorstehende sich gerade wegen gewisser teils nicht geringer Gegensätze ganz gut ergänzende

Antworten zeigen uns einerseits, wie unsagbar wichtig es ist, „das Wort Gottes richtig zu teilen“ (2. Tim. 2,15), indem man die verschiedenen göttlichen Haushaltungen auseinanderhält, andererseits aber auch, daß wir Nutzanwendungen und Beziehungen zwischen den Zeitperioden und diesbezüglichen Schriftabschnitten für uns finden dürfen und sollen. Sicher zeichnet uns das Matthäus-Evangelium, in dem der Herr Jesus als der Messias-König Seines verheißenen Reiches vor uns steht, Seine Beziehungen zum Volke Israel, aber wenn man den Charakter, in dem das Matthäus-Evangelium den HErrn zeigt, dazu benutzen will, den Missionsbefehl auf Israel zu beschränken, so geht das zu weit. Was wußten die Apostel, als sie diese Worte hörten, von Israels zukünftiger Mission nach der Aufnahme der Gemeinde? Gott handelte ja damals noch nur mit Israel! Und als dann später Matthäus diese Worte durch den Heiligen Geist niederlegen mußte (wenige Jahre vor dem Tode des Paulus!), da hatte Gott Israel längst beiseite gesetzt und Seine Gemeinde gebildet, und diese Worte wurden zu ihrer Ausführung in die Hände der Gemeinde gegeben! Nach Aufnahme der Gemeinde wird die Ausführung des Willens Gottes dann in Israels Hände übergehen. Aber jetzt gelten diese Worte uns. Zu sagen, es sei der „jüdische“ Missionsbefehl, ist nur die halbe Wahrheit; mit demselben Rechte könnte man zu sagen wagen, das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi sei jüdisch! Wo bleibt da 2. Tim. 3,16! Vergl. auch 1. Kor. 3,22! So dürfen wir auch nicht nur den Wortlaut des Taufbefehls (selbstverständlich!), sondern überhaupt den ganzen Missionsbefehl nach Matthäus (mit Vorbehalt) auch als bindend für uns ansehen, wenngleich freilich unbedingt feststehen muß, daß seine volle Ausführung und Erfüllung nicht dem Volke der himmlischen Berufung (der Gemeinde), sondern dem der irdischen (Israel) für einen zukünftigen Tag vorbehalten bleibt. Israel, d. h. der gläubige Überrest, ist das geborene Missionsvolk der Zukunft (vergl. u. a. Röm. 11,12.15; Sach. 8,13.20-23; überhaupt die alttestamentliche Prophetie! Siehe auch Frg. 1, Jahrb. VI!). Der HErr lasse bald diese herrlichen Zeiten anbrechen! Doch zuvor kommt Er Selbst für Seine Gemeinde! „Maran atha!“ (1. Kor. 16,22b.)

Frage 2

Sind „gefallene Engel“ und „Dämonen“ ein und dasselbe? (2. Petri 2,4; Juda 6; Matth. 12,27; Offenb. 16,13.14 usw.)

Antwort A

Wir wissen nicht viel von der Geisterwelt. Aber es scheint, daß dieses zwei verschiedene gefallene Geisterklassen sind. - Von den gefallenen Engeln wird uns gesagt, daß sie „gesündig“ haben (2. Petri 2,4), und Judas 6 berichtet uns näheres über ihre Sünde, daß sie ihren „ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben“. Manche denken, daß diese Sünde der Engel vielleicht mit 1. Mose 6,4 zusammenhängt. Wie dem auch sei, sie sind in „Ketten“ im „Abgrund“ und erwarten den Tag ihres Gerichtes. Wir dürfen deshalb kaum denken, daß diese irgendwelchen Verkehr mit Menschen haben.

In der anderen gefallenen Geisterklasse unterscheiden wir den persönlichen Teufel, der den HErrn versuchte und von dessen „Reich“ der HErr redet (Matth. 4,1-11; 12,27), und die Dämonengeister (Offenb. 16,13.14). Ihre Zahl ist groß (Mark. 5,9). Ihr Fall liegt vor der Erschaffung der Menschen. Sie sind nicht „gekettet“ und noch nicht im „Abgrund“, sondern haben noch die Möglichkeit, die Menschen zu beeinflussen und in ihnen zu wohnen; der HErr trieb sie oft aus. Aber auch sie erwarten

den Tag ihres Gerichtes (Matth. 8,29; 25,41; Offenb. 20,2.10). Ihre Wirksamkeit ist verschieden. Es wird nicht nur von „unreinen“ (Mark. 1,27), „stummen“ (Mark. 9,17.25) usw. Geistern geredet, sondern auch von „Lehren von Dämonen“ (1. Tim. 4,1). Wir können uns kaum ein Bild machen von der Tätigkeit der Dämonen unter den Menschen, wie sie hinter den kleinen und großen Geschehnissen in der Welt stehen. Aber noch weniger denken wir daran, daß die religiösen Lehren, die die Wahrheit Gottes verderben, von Dämonen ausgehen (Matth. 16,22.23). Wieviel Dämonengeist versteckt sich oft unter dem, was man als „den Geist der Schrift“ behauptet. Unsere einzige Sicherheit ist, uns eng an das „Wort“ zu halten. Babylon, die Christus verwerfende Kirche, ist im letzten Stadium eine Behausungsstätte der Dämonen, deshalb soll Sein Volk aus ihr herausgehen (Offenb. 18,2-4; 2. Kor. 6,14-18)!

v. d. K.

Anmerkung vom Schriftleiter des Fragenteils

Man vergleiche Frg. 19 und 39 im Jahrb. II; Frg. 10/III; Frg. 8/VI, außerdem meinen Aufsatz im Jahrb. V: „Die Totenbeschwörerin von Endor!“

Sicher gehören die gefallenen Engel und die Dämonen der einen Klasse der sündigen, abgefallenen Geistwesen an, aber in ihrer Behandlungsweise und ihrem Gericht hat Gott die verschiedensten Möglichkeiten, so daß sie sich der Schrift nach als ganz verschiedene Klassen darzustellen scheinen.

Die Schrift beobachtet aber in dieser Frage eine gewisse Zurückhaltung, wohl damit der geschäftigen menschlichen Phantasie nicht zu viel Stoff geboten werde. Wie gern der von Dämonen, ohne daß er's weiß, beeinflußte menschliche Geist sich dieser geheimnisvollen Dinge bemächtigt, um seine sündige Neugier zu befriedigen, zeigt übrigens u. a. der Spiritismus, in dem neben viel Betrug auch viele überirdische Wirklichkeiten aus der Geisterwelt offenbar werden, vor dem aber als vor einer der ungöttlichen antichristlichen Lehren gar nicht genug gewarnt werden kann (2. Thess. 2,9.10).

Wenn aber die Schrift über dies Gebiet auch nicht viel sagt, so zeigen doch die in obiger kurzen, jedoch zum Forschen sehr anregenden Antwort Angeführten Stellen, daß über die Lehre von den Engeln und Geistern bei den göttlich inspirierten Schreibern der Heiligen Schrift keine Unklarheit herrscht, wie sie in der heutigen ungläubigen Gelehrtenwelt natürlich ist, die diese Geheimnisse am liebsten totschweigt oder lächerlich macht, da sie dem menschlichen Wissensstolz ins Gesicht schlagen. Wie gern z. B. möchte man allen Geistes-Krankheiten nur natürliche Ursachen zuschreiben, während wenigstens ebenso viele, wenn nicht mehr, durch übernatürliche hervorgerufen sind! Besessenheiten nach Art von Mark. 5 und andere sind heute sicher nicht weniger häufig als zur Zeit Jesu. Aus Raummangel kann ich nicht weiter darauf eingehen.

Zu dem Schluß obiger Antwort Erinnere ich noch an 1. Kor. 10,14-22! Zu den übrigen angeführten Stellen füge ich zwecks Prüfung noch bei: Offenb. Kap. 9. Da uns in der Offenbarung in Zeichen die Zukunft kundgetan wird (1,1!), so ist es wohl möglich, daß unter den „Heuschrecken mit Menschen-Angesichtern“ auch Dämonen zu verstehen sind, wenngleich ich das nicht zu behaupten wage. Eine eigentümliche Stelle in diesem Kapitel ist V. 14, die wohl 2. Petri 2,4 und Juda V. 6 an die Seite zu stellen ist. Gott allein kann Engel binden und lösen, beides für Seine Zwecke, und dazu müssen Ihm außer den guten Engeln (Hebr. 1) auch die gefallenen Engel und Geister dienen (vergl. Ps. 78,49).

Wie sollten wir uns nach 1. Joh. 5,18 selbst bewahren in dieser Zeit, da „die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen“ mehr denn je ihr Wesen treiben! Wir können durch „die Weltbeherrscher dieser Finsternis“ leicht übermocht werden, wenn wir uns nicht treu und streng halten an das Wort unseres Gottes und demgemäß mit der ganzen geistlichen Waffenrüstung uns antun! Eph. 6,10-18. „Wachet und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet!“ (Matth. 26,41.) Vor allem aber ist Er, unser „großer Hirte“ (Hebr. 13,20f.), unser großer Hoherpriester Jesus stets bemüht, uns zu bewahren, und da gilt uns das köstliche Wort Hebr. 7,25: „Daher vermag Er aufs völligste zu erretten, die durch Ihn Gott nahen, indem Er immerdar lebt, um Sich für sie zu verwenden.“ -

Welch eine glückselige, geborgene Schar sind wir, die aus Gott Geborenen, doch mitten in dieser fluch- und sündenbeladenen, vom Satan und seinen Engeln in materieller und geistiger Hinsicht so sehr beherrschten Welt, wenn wir uns geborgen wissen in Ihm!(Röm. 8, 31-37.38.39.) Gepriesen sei Sein Name immerdar!

*

Ich kenne deine Werke. Siehe, Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft, und hast Mein Wort bewahrt und hast Meinen Namen nicht verleugnet. - Weil du das Wort Meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch Ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“ Offenb. 3,8.10.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11.

Neues und Altes.

Matth. 13,52.

Wie wird's mein?

Ein Wort an bekümmerte Seelen, die nicht wissen, wie sie zur Gewißheit ihrer Errettung gelangen.

„Wie wird's mein? Bitte, sagen Sie mir, wie wird's mein?!“ Mit diesen Worten kam nach einer Versammlung eine junge Frau zu mir. Sie war tief bekümmert um das Heil ihrer Seele. Gottes Gnade hatte ihr die Augen aufgetan über ihr schuldiges Leben. Wenn auch nach dem Urteile der Menschen ihr Leben tadellos war, so hatte sie doch erkannt, daß ihr Leben in dem Lichte Gottes, der auch in das Verborgene des Herzens hineinsieht, anders aussah als in dem Lichte und Urteile der Menschen. Sie wußte, daß sie vor Gott nicht bestehen könne und die Vergebung ihrer Sünden haben müsse, um nicht verloren zu gehen. Hast du, lieber Leser, das schon erkannt?

Willig, mit jeder Sünde und der Welt zu brechen, suchte sie in tiefem und heiligem Ernste Vergebung im Gebet und Flehen zu Gott. Aber ihre Gebete erschienen ihr klang- und kraftlos, und wenn sie sich suchte zur Inbrunst durchzuringen, so fand sie letzten Endes doch, daß auch ihr inbrünstiges Ringen

nur ein Schall, all ihr Glauben leer und haltlos war und sie nicht in den Besitz der Vergebung und des Friedens brachte.

Wohl wußte sie aus der Schrift, daß sie nur durch Glauben in diesen Besitz gelangen könne. Aber wie sollte sie es machen? Was hieß das: „glauben“? Alles, was in der Bibel stand, das glaubte sie unbedingt als Wahrheit.

War das genug? Sollte sie jetzt glauben, wie man ihr schon gesagt hatte, daß sie die Vergebung ihrer Sünden und ewiges Leben habe, und dann würde sie es haben? Das kam ihr vor, als ob jemand sagte, sie solle glauben, daß sie auf der Bank 10000 Mark habe, und sie würde sie haben. Wo war die Sicherheit?

Nein, so konnte es nicht sein! Oder war ihr Glaube zu klein oder zu schwach? Aus dieser Seelennot heraus rang sich die Frage: „Wie wird's mein?“ Und wie manche Seele bewegt diese Frage!

Teurer Leser, wenn die Geschichte dieser jungen Frau dein Bild ist, so laß mich dir zunächst sagen, daß bei allem Glauben an alles, was in der Schrift steht, und an alles, was über den Herrn Jesus gesagt ist, du doch noch nicht an den Herrn Jesus glaubst. Dies ist etwas ganz anderes. Es ist der Glaube an eine Persönlichkeit. Als der Kerkermeister fragte: „Was muß ich tun, auf daß ich errettet werde?“, war die Antwort nicht: „Glaube an alles, was Gott gesagt hat“, sondern: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“. (Apgesch. 16,30.31).

Um errettet zu werden, ist die Frage nicht, was du glaubst, sondern wem du glaubst. Immer wieder sagt die Schrift: „... jeder, der an Ihn glaubt ...“, „wer an den Sohn glaubt ...“, „wer an Mich glaubt ...“ usw. Nicht das Wissen und Glauben von Bibelstellen errettet dich, sondern eine Person, der Heiland errettet dich, nicht auf deine guten Werke hin, sondern als Antwort Auf deinen Glauben hin an Ihn.

Vielleicht sagst du: „Wie soll ich das verstehen? Ich glaube doch an den Herrn Jesus!“ Laß mich dir nochmals sagen, daß zu glauben an alles, was von dem Herrn Jesus gesagt ist, noch kein persönliches Glauben an den Herrn Jesus ist. Wenn du an den Herrn Jesus glaubst, dann hast du auch die Vergebung deiner Sünden und weißt dich im unzweifelhaften Besitz der empfangenen Vergebung, denn die Schrift kann nicht gebrochen werden, und sie sagt: „Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch Seinen Namen“ (Apgesch. 10,43). In dem Augenblick, wo du an Ihn glaubst, empfängst und hast du die Vergebung deiner Sünden. Dieses „glauben“ und „empfangen“ ist so untrennbar verbunden, daß du das eine nicht tun kannst, ohne das andere zu haben.

O, wie sind doch unsere Herzen durch die Sünde von Gott entfremdet, und wie stehen wir Ihm in Unglauben gegenüber, daß es uns so schwer wird, Ihm zu glauben, während es uns doch gar nicht schwer wird, an einen Menschen zu glauben!

Ich will ein Bild aus dem täglichen Leben gebrauchen, um dir zu zeigen, wie wir ohne weiteres Menschen glauben und wie wir auch sofort auf den Glauben an die Person hin uns in dem unzweifelhaften Besitz dessen wissen, was sie uns anbietet.

Da ist ein junger Ehemann, der in dieser Zeit der Kohlennot ohne jede Feuerung ist. Besorgt geht er aus seiner kalten Wohnung, um zu versuchen, irgendwo etwas Brennmaterial aufzutreiben. Alle seine

Bemühungen sind indes vergebens. Tief niedergeschlagen wendet er sich schließlich seinem Hause wieder zu. Da erblickt er den Sägemüller aus dem Tal. Er kennt ihn als einen reichen und guten Mann, und eine leise Hoffnung steigt in seinem Herzen auf. Ehe er aber ihn anreden kann, spricht dieser schon zu ihn: „Wenn Sie in Not um Holz sind, kommen Sie zu mir! Ich habe unter der Eiche am Torweg meiner Sägemühle einen großen Stoß Abfallholz stehen, wenn Sie wollen, nehmen Sie es umsonst!“ Unser Freund weiß nicht, wie ihm geschieht. Gerührt nimmt er des Sägemüllers Hand und dankt ihm von Herzen für das Holz. Alle Traurigkeit ist verschwunden. Mit schnellen Schritten und glücklich im Herzen eilt er nach Hause, um seiner Frau die gute Botschaft zu bringen, daß er jetzt Holz habe. Da sieht er seinen Bruder in der Ferne, der auch kein Holz hat, freudig ruft er ihm zu: „Ich habe Holz, du kannst dir morgen etwas holen!“

Beachte, lieber Leser: eine Minute zuvor war der Mann bekümmert, er hatte nichts, und eine Minute später ist der Mann glücklich und weiß, er hat Holz und kann sogar abgeben. Was ist geschehen? Wie kam das? Hat er das Holz mit seinen Augen gesehen? Hat er es schon mit seinen Händen aufgeladen und nach Hause gefahren? Nichts davon. Er hat es weder gesehen noch betastet, und doch weiß er frei von jedem Zweifel, daß er Holz hat, daß das Holz unter der Eiche am Torweg sein Besitz ist.

Und nun nimm deine Bibel und schlage Offenb. 22,17 auf. Dort liesest du fast die gleichen Worte: „... Wen da dürstet, der komme!“ Damit wird die verlangende, nach ewigem Leben dürstende Seele eingeladen, in ihrer Not zu Ihm zu kommen; und dann heißt es weiter: „Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst!“ Dieses ist das Wort des HErrn, jenes andere war das Wort des Sägemüllers. Als dieser zu dem jungen Manne sagte: „Wenn Sie wollen, nehmen Sie das Holz umsonst“, da ist es dir ganz selbstverständlich, daß nach diesen Worten der Mann das Recht hatte, das Holz zu nehmen und zu sagen: es ist mein. Nun aber der HErr zu dir sagt: „Wer da will, nehme das Wasser des Leben umsonst“, ist es dir zweifelhaft, ob du das Recht zu nehmen hast, und zu gewagt, zu bekennen: es ist mein. Woher kommt das? Weil du dem Herrn Jesus nicht so glaubst, wie du dem Sägemüller glauben würdest. Glauben genug an eines Menschen Wort, aber Unglauben gegenüber Gottes Wort.

Der junge Mann glaubte dem Sägemüller sofort aufs Wort und in demselben Moment, da er ihm glaubt, weiß er auch, daß er das Holz hat. Er überlegt nicht einen Augenblick, ob es nun auch wirklich so ist. Warum nicht? Ein solcher Gedanke kommt ihm gar nicht. Aber warum kommt ihm kein zweifelnder Gedanke? Weil er den Mann kennt, und er weiß, daß der nichts sagt, was er nicht so meint. Siehe, das ist Glaube an die Person des Sägemüllers, und das ist Glaube an die Person des Heilandes, des Herrn Jesu Christi.

So wie der junge Mann mit der vollen Gewißheit des Glaubensvertrauens auf den Sägemüller sagt: „Ich habe Holz“, obgleich er noch keinen Spahn in seiner Hand hat noch es mit seinen Augen gesehen hat, so wirst du mit der vollen Gewißheit des Glaubens an den Herrn Jesus sagen: „Ich bin gerettet; ich habe ewiges Leben“, obgleich du in dir keinen sicht- und fühlbaren Beweis finden magst. O, wie hat doch die Sünde unsere Herzen von Gott entfremdet, daß es uns leichter ist, einem Menschen zu glauben als Gott!

Und Gott weiß, daß es so ist. Er kennt unser ungläubig Herz. Er sagt in Seinem Worte: „Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen - das Zeugnis Gottes ist größer; denn dies ist das Zeugnis Gottes, welches Er gezeugt hat über Seinen Sohn. Wer an den Sohn glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst;

wer Gott nicht glaubt, hat Ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, welches Gott gezeugt hat über Seinen Sohn“ (1. Joh. 5,9.10).

In solchen Worten führt Gott dir, armes, zweifelndes Herz, es vor Augen, wie du täglich das Zeugnis der Menschen annimmst, wie du glaubst, was Menschen dir sagen und bezeugen; und daraufhin handelst du! Aber Gottes Zeugnis ist größer! Er kann nicht lügen! Gibt es ein Zeugnis, welches sicherer, größer, fester ist? Muß

nicht jedes Bedenken Seinem Wort gegenüber schwinden? Aber Sein Zeugnis nimmst du nicht an und wagst nicht, daraufhin zu handeln! Und fragst du: welches Zeugnis meint der Apostel hier? So höre die Antwort: „Denn dies ist das Zeugnis Gottes, welches Er gezeugt hat über Seinen Sohn. Und dies ist das Zeugnis: daß Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in Seinem Sohn“ (1. Joh. 5,10.11). Gott bezeugt dir, daß ein Mittler da ist zwischen Gott und Menschen, der das Lösegeld für dich gezahlt hat (1. Tim. 2,4-6), daß Er Seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden und als den Heiland der Welt (1. Joh. 4,10.14), daß Christus für unsere Sünden starb (1. Kor. 15,3), daß Er um unserer Missetaten willen zerschlagen, daß die Strafe zu unserem Frieden auf Ihm lag (Jes. 53,5), daß Gott so die Welt geliebt hat, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren werde, sondern ewiges Leben habe (Joh. 3,16). Und der Herr Jesus bezeugt dir: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer Mein Wort hört und glaubt Dem, der Mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen“ (Joh. 5,24). Und wiederum: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer an Mich glaubt, hat ewiges Leben“ (Joh. 6,47).

Kann Gott mehr tun? Kann Er deutlicher reden? Er gibt den Mittler. Der Mittler bezeugt: „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen.“ Und noch mehr: „Alle Propheten geben diesem Zeugnis, daß jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch Seinen Namen“ (Apgesch. 10,43). Und der Heilige Geist läßt es dir durch Johannes schriftlich niederlegen, daß du „wissen“ (nicht hoffen) sollst, daß du „ewiges Leben“ hast durch den Glauben an Ihn: „Dieses habe ich euch geschrieben, auf daß ihr wisset, daß ihr ewiges Leben habt, ihr, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes“ (1. Joh. 5,13).

Sind das alles lose Worte, leere Redensarten? Sind das nicht Worte deines Gottes, zuverlässig und gewiß? Und du armes, geängstigtes, vom Unglauben geknechtetes Herz stehst vor solchen Zeugnissen deines Gottes und machst Ihn mit deinen Unglaubenszweifeln „zum Lügner“, nicht mit Worten, aber damit, „daß du nicht geglaubt hast an das Zeugnis, welches Gott gezeugt hat über Seinen Sohn“ (1. Joh. 5,10). Ein samaritisches Weib, eine Maria Magdalena, eine große Sünderin im Hause des Pharisäers, ein Kerkermeister ..., alle wurden „errettet durch Gnade mittelst des Glaubens“ (Eph. 2,8). Gott führt alle diese dir vor Augen, damit auch du an Ihn glauben möchtest und errettet werdest, aber du seufzest und sagst: „Ich kann nicht glauben!“ Wem kannst du nicht glauben? Menschen, sagt Gott, kannst du glauben (1. Joh. 5,9). Kannst du nicht dem Herrn Jesus glauben?

Mißtraue dem HErrn nicht länger! Er kann dich nicht segnen und erretten mit dem Unglauben in deinem Herzen. Vertraue Ihm! Nimm Sein Zeugnis an! „Wer Sein Zeugnis angenommen hat, hat besiegelt, daß Gott wahrhaftig ist“ (Joh. 3,33). Der HErr sagt dir damit, was der Glaube tut. Wenn du Ihm glaubst, so setzest du gleichsam unter Sein Wort dein Siegel, daß Er die Wahrheit geredet und

du danach handelst.

Bedingungslos sagt der Herr Jesus: „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen.“ Damit sagt Er dir, daß mit deinem Kommen untrennbar deine Annahme Seinerseits verbunden ist. Glaube Ihm! Setze das Siegel des Glaubens darunter, daß Er wahrhaftig und es zweifellose Wahrheit ist: Ich kam und ich bin angenommen! Bekenne es! An Ihn glauben heißt Sein Wort annehmen, sein Siegel darunter setzen und auf Sein Wort hin handeln, indem du Ihn von jetzt an als deinen Herrn bekennst und Ihm dienst.

Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Er will geben, du aber mußt nehmen! Was du auf Sein Wort hin nimmst, das ist dein! Dieses Nehmen geschieht nicht mit deinen Händen, sondern mit deinem Herzen. Du fragst: Wie kann ich mit dem Herzen nehmen? Du tust das Tag für Tag. Ehe deine Hand sich ausstreckt, etwas zu nehmen, hast du es schon mit deinem Herzen genommen und weißt, daß das, was deine Hand nimmt, bereits dein ist. Ehe die Hände des jungen Mannes das Holz nahmen, hatte er es mit seinem Herzen schon genommen. Als der Sägemüller sagte: „Wenn Sie wollen, nehmen Sie das Holz“, da fand dieser verborgene Vorgang des Nehmens in seinem Herzen statt. Da ging etwas im Herzen vor, welches er sich zwar selbst in den Einzelheiten nicht klar machte, welches aber trotzdem stattfand, und zwar viel schneller, als ich es beschreiben und in Worte kleiden kann. Was war das? Er wurde sich bewußt, das Holz dort ist für dich zum Nehmen da, und der Sägemüller selbst gibt dir das Recht dazu. Und in einem Moment verbindet sich mit des Sägemüllers Wort sein Glaube und sein Wille zu „nehmen“, und er nimmt und hat und weiß sich im Besitz desselben. Das alles geschah in einem Nu in seinem Herzen und fand seinen Ausdruck in den Worten des Dankes. Sein Dank offenbarte das, was in seinem Herzen vorgegangen war. Er nahm, ohne eine Hand zu bewegen; er nahm mit seinem Herzen.

Siehe, das ist der Akt des Nehmens im Herzen auf Grund des Glaubens an eine Persönlichkeit. Das sind die Vorgänge in der Seele, schneller, als Worte sie beschreiben können, wenn das Herz im Glauben den HErrn und Sein Wort erfaßt. In dem Augenblick wird der Glaube zur nehmenden Hand, mit dem dein Wille zum Nehmen - der Glaubensgehorsam - verbunden ist (Röm. 1,5; 16,26). Ein wunderbarer Moment ist dies in dem Leben eines Menschen, wenn diese Handlung des Herzens, dieser Akt des Glaubens im Annehmen der Gnade und der Vergebung stattfindet; wenn ein Mensch im klaren Glaubensgehorsam den Herrn Jesus zu seiner Errettung ergreift, sich Ihm anvertraut und überläßt und in dem Moment gerettet ist.

Ich möchte diesen Augenblick auch vergleichen mit dem, wenn ein Kranker sich den Händen des Arztes übergibt. Er weiß zuvor: ich muß operiert werden oder zugrunde gehen. Er weiß, der Arzt hat Hunderte in gleicher Lage gerettet, und derselbe garantiert ihm Rettung, wenn er kommt und sich ihm anvertraut. Er glaubt das alles völlig, aber er geht nicht zu ihm. Aber dann kommt eine Stunde, wo er alles, was er bisher geglaubt hat, für sich zur Tat des Glaubens macht. Er geht zu ihm, vertraut sich ihm an und überläßt sich seinen Händen. So geht die Seele im Glauben zu dem Herrn Jesus, vertraut und überläßt sich Ihm und - ist gerettet.

O, sagst du, das ist zu einfach und zu leicht. Ja, liebe Seele, da heißt es eben „umsonst“ zu nehmen. Du kannst gar nichts dabei tun als nur annehmen, nur so kannst du es empfangen. Warum nur so? Weil du so völlig verdorben und verloren bist, daß du es dir eben „schenken“ lassen mußt aus lauter Gnade. In diesem dir zu leicht erscheinenden Wege erkenne dein gänzliches Verlorensein!

Aber diesem „Umsonst“ liegt das teuer bezahlte „Lösegeld“ zugrunde. Der Glaube beugt sich darunter und nimmt in Demut und Schuldbekenntnis die Errettung umsonst an.

Vielleicht aber sagt jemand: Ich fürchte, mir etwas einzubilden und mich zu täuschen. Wenn ich eine gewisse Freude oder sonst innere Gefühle oder Erlebnisse hätte, dann könnte ich wissen, daß ich ewiges Leben habe.

Sage mir, woher war der junge Mann seiner Sache so gewiß, daß er dem Sägemüller so innig danken konnte, daß er glücklich heimgehen und seiner Frau berichten konnte, Holz zu haben, da er ihr doch kein Stückchen vorzulegen hatte? Hatte er eine Vision gehabt? Hatte er eine innere Stimme oder inneres Gefühl gehabt, daraufhin er dann wußte, Holz zu haben? Nichts derartiges hatte er. Was hatte er denn, daß er sich so sicher im Besitz des Holzes wußte? Er hatte nichts anderes als Grundlage seiner Gewißheit als die Person des Sägemüllers und dessen Wort: „Wenn Sie wollen, nehmen Sie sich das Holz!“ Nichts weiter hatte er. Aber dies war ihm völlig genug. Und war es nicht genug? Dir und keinem Menschen in der Welt würde es nach solchen Worten einfallen, zu denken, der junge Mann könne sich etwas einbilden, was nicht wahr sei; - es sei denn, daß der Sägemüller unwahr oder unzuverlässig gewesen wäre; dann allerdings wäre die Sache fraglich und ungewiß.

Wenn du den jungen Mann nach solchen Worten des Sägemüllers noch zweifelnd oder bekümmert und niedergeschlagen gesehen hättest, würdest du ihn nicht gefragt haben: Trauen Sie dem Sägemüller nicht? Und wenn du nach so vielen und so oft in Seinem Worte wiederholten Bezeugungen des HErrn, daß, wer an Ihn glaubt, gerettet ist und ewiges Leben hat, noch zweifelnd und bekümmert bist, dann laß mich dich fragen: Traust du dem Herrn Jesus nicht? Genügt Er und Sein Wort dir nicht? Ist Er unwahr oder unzuverlässig? Deine Furcht, dir etwas einzubilden, kommt aus der Wurzel des Unglaubens an den Herrn Jesus. O, wie mannigfaltig sind doch die Überlegungen, die aus dem Unglauben hervorgehen!

Aber, sagst du, dieser junge Mann war glücklich und freute sich, ich aber bin nicht glücklich und habe weder Freude noch Frieden in meinem Herzen. Armes Herz, wie kannst du auch Freude und Frieden haben, wenn du dem Herrn Jesus nicht glaubst?! Sage, wann war der junge Mann glücklich?, etwa ehe er dem Sägemüller glaubte oder nicht vielmehr erst, nachdem er ihm geglaubt hatte? Würde er diese Freude in seinem Herzen gehabt haben, wenn er dem Sägemüller nicht getraut oder ihn für einen losen Schwätzer gehalten hätte? Nimmermehr! Aber in dem Augenblick, als er ihm glaubte, in dem Augenblick zog auch Freude in sein Herz ein. Die Freude war die Folge seines Glaubens. Die inneren Gefühle des Bewußtseins der Errettung sind die Frucht (aber nicht die Wurzel) des Glaubens. Der Glaube an den Herrn Jesus ist die Wurzel, auf der die Frucht der Freude und des Friedens wächst. Du kannst die Frucht nicht haben vor der Wurzel - die Wirkung nicht vor der Ursache - die Freude nicht, bevor du dem HErrn vertraust.

Wenn dein Mann auf der Reise von Leipzig nach Berlin wäre, und du hörtest die Nachricht, der Zug sei entgleist, so würdest du sofort voll banger Sorge sein. Wie kommt es, daß du plötzlich so tief bekümmert bist? 1. Du hörst die Nachricht von der Entgleisung, 2. du glaubst sie, 3. du weißt, der Zug ist entgleist, und die Folge ist: du bist in Sorge um deinen Mann. Da kommt ein Telegramm. Klopfenden Herzens öffnest du es, und plötzlich erhellen sich deine Züge, du liest: „Ich bin gerettet, gänzlich unversehrt und wohl. Ich komme mit nächstem Zuge. Dein Karl.“ Wieder nach derselben Reihenfolge sind die Vorgänge in deinem Herzen: 1. Du hörst, 2. du glaubst, 3. du weißt, er ist

gerettet, und die Folge ist: Du freust dich! Und so kannst du auch die Freude deiner Errettung nicht eher haben, als bis du dem Herrn Jesus glaubst, der da sagt: „Wer an Mich glaubt, hat ewiges Leben“ (Joh. 6,47), oder „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen“ (Joh. 6,37). 1. Du hörst die Botschaft, 2. du glaubst sie, 3. du weißt, daß du angenommen bist, und die Folge ist: du freust dich unter Dank und Lob, daß Er für dich starb. Jener süße Klang des Glaubens, der so leise und froh dann dein Herz durchzieht: „Er hat mich angenommen! Er ist mein und ich bin Sein!“, das ist die Stimme des Heiligen Geistes, der deinem Geiste Zeugnis gibt, daß du Gottes Kind bist; (Röm. 8,16) und zum ersten Male fangen deine Lippen an, Ihm Dank zu stammeln.

Denke dir, etwas später nach dem Empfang des Telegrammes wären dir Bedenken gekommen, ob auch wohl wirklich dein Mann gesund sei, würde dadurch nicht sofort deine Freude gestört sein? Was würde nun geschehen? Würdest du auf deine Freude achten und sagen: „Wenn ich die Freude fühlte, dann wüßte ich, daß mein Mann gerettet ist“? Solch törichter Gedanke käme dir nicht, du würdest vielmehr das Telegramm deines Mannes hervorholen und nochmals lesen: „Ich bin gerettet, gänzlich unversehrt und wohl“ und würdest sagen: „Es ist alles gut. Ich kenne ihn, er hätte es nicht telegraphiert, wenn es nicht so wäre.“ Deine Gefühle würden dir nicht maßgebend sein, sondern die Worte deines Mannes.

Oder wenn dem jungen Manne nach der Begegnung mit dem Sägemüller auf dem Nachhausewege Zweifel gekommen wären, ob es auch alles betreffs des Holzes wahr sei, so wäre es natürlich mit seiner Freude vorbei gewesen. Aber ein solcher Gedanke kam ihm gar nicht - konnte ihm gar nicht kommen, denn er kannte den Mann. Der Mann war ihm Bürgschaft für die Wahrheit und Wirklichkeit, aber nicht seine Gefühle. Oder denkst du, daß ihm gar der törichte Gedanke gekommen wäre, auf seine Gefühle zu achten, um zu wissen, ob er Holz habe? Was hatten seine Freude und seine Gefühle mit der ganzen Sache zu tun? Von seinen Gefühlen hing doch gar nichts ab. Alles hing doch von der Zuverlässigkeit des Sägemüllers ab. - Und, Seele, sag, was haben deine Freude und deine Gefühle mit dem Ursprung und der Gewißheit deiner Rettung zu tun? Alles hängt von der Zuverlässigkeit deines Heilandes und Seines Wortes ab.

Aber so betört der Feind die Seelen. Er sucht immer wieder die Blicke auf das eigene Herz, auf die Gebete, die Gefühle usw. zu lenken, als ob davon alles abhinge, und macht dich unglücklich, indem er deine Augen von Christo wegwendet.

„Aber“, sagst du, „empfindet man denn gar nichts, ehe man weiß, gerettet zu sein?“ Gewiß hast du auch innere Gefühle zuvor, aber sie sind ganz anderer Art. Ich will nochmals auf den jungen Mann zurückkommen. Was empfand er, als er den Sägemüller sah? Er fühlte seine große Not. Ihm kam die Hoffnung, jener könne ihm helfen, und das Vertrauen, er könnte ihm gütig sein. Und derart sind die Empfindungen, die die Seele hat, wenn sie sich dem HErrn naht. Ist es nicht so? Hattest du nicht das tiefe Gefühl deiner Not und deines Verlorenseins? Bewegte dich nicht die Hoffnung: „Er kann dich annehmen, und das Vertrauen: Er ist voll Gnade, Er wird dich annehmen?“ Das sind Empfindungen im Herzen einer Seele, die sich zu Jesus wendet. Der Glaube an Ihn aber bringt die Errettung und die Dankbarkeit eines friedevollen Herzens.

O, wie viele, vom Unglauben geplagte Seelen gibt es, deren Blick immer wieder auf das, was sie sind und was in ihnen ist, gerichtet ist. Sie sind unglückliche Opfer des Betruges des Feindes. Unser Heil und Leben ist einzig und allein an die Person des Sohnes Gottes, unseres Herrn Jesus Christus

gebunden. Alles steht und fällt mit Ihm. Wie verschwindet da jede Schwierigkeit. Seine Person löst jeden Zweifel und jede Frage. Der Blick des Glaubens ruht auf Ihm, aber nicht auf irgend etwas in uns - seien es unsere Gebete, unsere Reue, unser Glaube, unser Friede - nichts steht mehr vor unserem Blick, als nur Er allein und Sein Werk und Sein Wort. Unser Herz möchte alle jene Dinge zur Grundlage unseres Friedens machen oder doch für die Gewißheit unseres Heiles haben, aber es gibt nur eine Grundlage für die Sicherheit und Gewißheit unserer Errettung, und die ist Er, Sein Werk und Sein uns gegebenes Wort.

Jeder Blick in dich hinein macht dich unglücklich, und jeder Blick um dich entmutigt und bringt Unruhe, nur der unverwandte Blick des Glaubens auf Jesus macht dich froh und glücklich. Zu jeder Zeit, - sei es daß du versucht wirst oder bestürzt und niedergeschlagen bist, in deinem Hause, in deinem Geschäft - überall und immerdar richte dein Auge auf Jesus und vertraue Ihm! Jedes Blicken nach einem Halt für deinen Glauben außer Ihm kommt aus dem Unglauben und ist eine Herabsetzung der Allgenugsamkeit Seiner Person und Seines Werkes.

Ewiges Leben kann durch kein Wirken von uns aus erlangt werden, sondern nur auf dem Grunde des Glaubens „umsonst“ als das Geschenk, „die Gabe“ Seiner Gnade. Der Glaube an Ihn „empfängt“ es. Glauben und Besitz - „glauben“ und „haben“ hat Gott zusammengefügt, und „was Gott zusammengefügt, das soll der Mensch nicht scheiden“.

Jeder, der an Ihn glaubt, empfängt Vergebung der Sünden. (Apg. 10,43.)

Jeder, der an Ihn glaubt, geht nicht verloren. (Joh. 3,15.16.)

Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet. (Joh. 3,18; 5,24.)

Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. (Joh. 3,36.)

Wer an Mich glaubt, hat ewiges Leben. (Joh. 6,47.)

O, teures Herz, laß mich dich zu dem Herrn Jesus hinführen! Da ist Er! Da ist dein Arzt! Da ist die Quelle des Wassers des Lebens! Sieh Ihn an! Glaube Ihm! Nimm, und du hast! und so ist es dein! und dann danke Ihm für die „Gabe“ des ewigen Lebens! Bekenne von dieser Stunde an, daß du an Ihn glaubst und Er jetzt dein „HErr“ ist! Folge Ihm nach - getrennt von der Welt, verbunden mit den Gläubigen, die „verharren in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“ (Apg. 2,41.42)! Suche eifrig im verborgenen Gebet und im Lesen Seines Wortes den ständigen Umgang mit dem HErrn, und du wirst die selige Freude der Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus haben. (1. Joh. 1,3.4.)

v. d. K.

„Für euch selbst.“

Hebr. 10,34.

Was hatte jenen Hebräern, die durch ihre Mutlosigkeit die ermahnenden Worte des Apostels hervorgerufen hatten, einst Kraft gegeben, in einem so überaus gesegneten Glaubensleben dahinzugehen, wie es der stets das Gute anerkennende Apostel (vgl. z. B. Phil. 4,8.9) in den Versen

32 und 33 schildert? Daß sie etwas hatten „für sich selbst“! Sie waren dessen „gewiß, eine bessere und bleibende Habe zu besitzen für sich selbst“ (vgl. Matth. 6,19ff.). Sie hatten etwas für ihre Person, was ihnen keiner nehmen konnte und im Vergleich wozu die Schätze dieser Erde, sogar die persönliche äußere Freiheit, nichts waren (vgl. Röm. 8,18 und 2. Kor. 4,16ff.). Welch eine Gnade! Und welch ein Vorbild bieten sie uns, die wir oft so leidensscheu, so zaghaft im Glaubensleben, so abhängig von Menschenmeinung und Verstandesrücksichten sind! Freilich bedurften auch sie jetzt der Ermunterung, der Ermahnung zum Ausharren (V. 35-37), aber der Heilige Geist, der uns den Segensertrag ihres geistlichen Glaubenshochstandes hat mitteilen lassen, will uns auch dadurch etwas für uns sagen: Es ist möglich, so im Glauben zu stehen wie jene Hebräer, solche Glaubenswerke hervorzubringen - aber es bedarf dazu dessen, daß man gewiß ist, bei allem Aufgeben, Verzichten, Verleugnen der irdischen Dinge etwas besseres zu besitzen „für sich selbst“! Das ist die Kraft, aus der ein glaubensstarker Wandel durch diese pfadlose, wasserarme, öde Wüste ermöglicht wird.

Geschwister! Als ich noch im Felde war, abgeschnitten von den Vorzügen der Heimat, d. h. der irdischen Heimat, da ist mir dies kleine Wort „für sich selbst“, für mich selbst, zum Segen und zum Trost geworden. Aber wir bedürfen solchen Trostes auch zu anderen Zeiten, als die waren, da viele von uns fern von ihren Lieben, fern von den Freuden der heimischen Gemeinschaft in der rauhen Wirklichkeit des Feldlebens draußen standen. Unser Gott und Vater führt uns auch daheim oft durch Tiefen, in denen unser Glaube sich bewähren soll (1. Petri 1,6.7), Er läßt uns oft ein „Mara“ erleben (2. Mose 15,22ff.), Er läßt in Seiner Liebe uns manches Mal Erziehungswege gehen, von denen wir sagen möchten, „sie gefallen uns nicht“. Wenn wir dann nicht etwas haben „für uns selbst“, etwas besseres, das uns auch in Leidenszeiten nicht geraubt werden kann, da es im Heiligtum verankert ist (Hebr. 6,18.19), dann möchte unser Glaubensblick wohl verdunkelt werden, unsere Freude versiegen, unsere Liebe erkalten, unsere Kraft versagen! Aber Gott sei gelobt - Er hat uns etwas gegeben „für uns selbst“, eine feste, gewisse Hoffnung! Wie nötig tut uns dies Bewußtsein auch gerade in dieser Zeit äußerer Bedrängnis, betreffs derer wir vielleicht nicht ahnen, wie schwer sie noch werden kann unter Gottes Zulassung! - „Für euch selbst!“ Brüder! Schwestern! Sind wir alle uns dessen gewiß, „für uns selbst“ etwas besseres zu haben? Daß wir doch ja dies köstliche Gut genießen möchten auch in guten Tagen, damit es uns nicht fremd sei und wir „am bösen Tage“ erst danach suchen gehen müssen, da es aus dem Gedächtnis unseres Herzens entschwunden ist! Kostbare Zeit ginge mit dem Suchen und langsam sich wieder dessen Gewißwerden verloren, währendes der Feind uns verzagt machen würde und wir kein Zeugnis, keine Ehre für unseren herrlichen Herrn Jesus Christus, „der uns geliebt und Sich Selbst für uns gegeben hat“, darstellen würden. Möchten wir täglich etwas haben, was wir für uns selbst genießen und in unseren Seelen gegebenenfalls auch im praktischen Leben verwirklichen! Möchten wir täglich aus dem kostbaren Worte unseres Gottes, aus den herrlichen Verheißungen der Schrift (etwa über das Kommen des HErrn), aus dem lieblichen Verhalten des HErrn zu Seiner Gemeinde (Eph. 5), aus den ernsten, das Haus Gottes berührenden Ermahnungen des Apostels (1. u. 2. Tim.) usw. oder auch aus vertrautem, persönlichem Gebetsumgang mit dem HErrn „hinter verschlosserten Türen“ oder dem Ruhen an Seiner Brust, in Seiner Liebe (Joh. 13,25), oder was es auch sonst sei, etwas für uns selbst gewinnen, [gewissermaßen zur rechten Zeit „für uns selbst kaufen“ (Matth. 25,9)], damit wir haben, wovon wir am dürren Tage zehren können, sowie auch damit unser Leben nach außen hin den Stempel trägt eines verborgenen Wandels mit Gott!

„Für euch selbst!“ Der HErr mache uns allen dies kleine Wort lebendig und groß durch Seine Gnade und Seinen Geist! Welch eine Kraft kann es sein für unser Leben, für unseren Dienst, für unser Zeugnis - zur Ehre Seines herrlichen Namens!

F. K.

Geleitswort an den Leser:

Noch über ein gar Kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen.“ - „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird.“ - „Ja, Ich komme eilends! - Amen; komm, Herr Jesu!“ Hebr. 10,37; Offenb. 22,12.20.

Zur Beachtung!

1. Die inhaltlich aufgeführten Schriftstellen in der „G. H.“ sind meistens nach der sogen. „Elberf. Übersetzung“ angegeben; mitunter jedoch auch nach anderen (möglichst) wortgetreuen Bibelübersetzungen.

2. Man lese die nicht inhaltlich angeführten Schriftstellen unbedingt in der Bibel nach, sonst verlieren die Antworten und Aufsätze sehr wesentlich an Wert für das Herz des Lesers!

Die Schriftl.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen werden, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 3

War Obadja in 1. Kön. 18 nach der neutestamentlichen Sprache ein Kind Gottes oder nicht? Wenn ja, war das Verhalten des Elias bei seiner Begegnung ein richtiges, oder zeigte er nicht Obadja gegenüber eine gewisse Kälte? Wenn EIias den Geist Gottes hatte, warum handelte er nicht so, wie später durch den Heiligen Geist in 1. Petr. 5,14 geschrieben wurde, indem er mit dem Kuß der Liebe grüßte?

Antwort A

„Obadja fürchtete Jehova sehr“, so berichtet das Wort, und das allein ist ja maßgebend, auch für die Beurteilung der Person des Obadja. Er hat nicht nur eine äußere formelle Kenntnis von dem lebendigen Gott, sondern steht zu Ihm in einer Beziehung, in der er Ihn sehr fürchtet; Obadja muß demgemäß als ein „Gläubiger“ betrachtet werden.

Was die Gottesfurcht anbelangt, so wird von ihr gesagt, daß sie der Weisheit Anfang sei (Sprüche 9,10). Obadja war demgemäß zum mindesten ein Anfänger im Glauben, wobei er sogar soweit kam, daß er denen beistand, die um des Namens Jehovas willen verfolgt wurden; er nahm hundert

Propheten und versteckte sie, je fünfzig Mann in einer Höhle, und versorgte sie mit Brot und Wasser.

Von der Gottesfurcht wird aber des weiteren gesagt: „Die Furcht Jehovas ist: das Böse hassen“ (Sprüche 8,13) und in Sprüche 3,7: „Fürchte Jehova und weiche vom Bösen“. Hier gab es für Obadja ein „Halt“, ebenso wie es heute noch leider bei vielen Gläubigen ein „Halt“ gibt.

Obadja bleibt in Verbindung mit dem religiösen Ahab, der für seine Person mit den Propheten des Baal in Verbindung steht, nicht aber mit Jehova, dem lebendigen Gott, und der an der Spitze Israels, des Volkes Gottes, steht, nichtsdestoweniger aber ein Abtrünniger ist. In dieser Verbindung finden wir Obadja, und warum wohl? - Er war der Verwalter des Palastes Ahabs, er war einer der höchsten Beamten an seinem Hofe. - Die Aufgabe dieser Stellung hätte pekuniäre Folgen gehabt.

Der Wandel des gläubigen Obadja war nicht treu; er war untreu, indem er nicht die Energie des Glaubens und Vertrauens, vor allem nicht die Ehrfurcht besaß, um sich von dem religiösen und doch gottlosen Ahab zu trennen. Obadja war von Ahab abhängig, und das war das Übel. Er hatte Ahab zum Herrn, weshalb er sich nicht über die Befehle seines Herrn hinwegsetzen konnte; auch konnte er nicht durch seinen Wandel das Gegenteil von dem bezeugen, was sein Glaube ihn lehrte. Das Bündnis mit Ahab führte ihn notwendigerweise dahin, daß er das richtige Urteilsvermögen bezüglich dessen, was jener eigentlich war, ein Abtrünniger, der alle seine Kräfte aufbot, um durch die Pläne menschlicher Weisheit eine Aufhebung des Gerichtes Gottes herbeizuführen, verlor und mit Ahab torheitsvolle, ungöttliche Wege ging.

Statt sich zu beugen und den Namen Jehovas anzurufen, daß Er gnädig sei, gehen sie beide, Ahab der „Religiöse“ und Obadja der „Gläubige“, denselben Weg, den Weg der Selbsthilfe. - Die traurige Folge der falschen Verbindung!

Vor dieser erschütternd ernsten Tatsache sollten wir sinnend stille stehen und uns beugen, wo es notwendig ist. Wie oft wird der Name des HErrn verunehrt durch einen untreuen Wandel, indem man sich scheut, vom Bösen zu weichen, und zurückschreckt, wenn es sich darum handelt, Ahab, den Religiösen, den Abtrünnigen aufzugeben.

Obadjas Weg war kein Weg im Sinne von Ps. 32,8, er war kein Weg der Unterweisung, kein Weg der göttlichen Belehrung, kein Weg, auf dem das Auge Jehovas ratend auf ihn gerichtet war, es war vielmehr ein Weg im Lichte bezw. in der Finsternis Ahabs, seines Herrn. Obadja wandelt bei all seiner Gottesfurcht im Dunkel, in Verblendung, und dies infolge seiner Untreue; er sah das Licht Gottes nicht mehr.

Wie manche Kinder Gottes wandeln im Dunkel, aus dem einfachen Grunde, weil sie bei irgendwelcher früheren Gelegenheit dem ihnen gewordenen Lichtstrahl gegenüber nicht treu waren im dementsprechenden Wandel; der zweite Lichtstrahl muß dann selbstverständlicherweise ausbleiben, statt dessen tritt Umdunkelung und Verblendung ein.

Die Kinder Gottes, die wie Obadja „das Land mit Ahab teilen“, um da Wasser und Futter zu suchen, offenbaren in ihrem Wandel die Grundsätze des religiösen und doch gottlosen Königs und laden die VerAntwortlichkeit dafür auf sich.

Nun der zweite Teil der Frage, das Verhalten des Elia Obadja gegenüber: Gott fügte es, daß Elia dem Obadja auf seinem eigenen Wege, dem Wege der Verdunkelung, entgegenkommt. Das war die Treue

und Liebe Gottes.

Obadja kennt auch den Elias, und nicht nur dies, in seiner Gottesfurcht erkennt er ihn auch an als den Diener Jehovas und fällt vor ihm auf sein Angesicht.

Es ist eine liebliche Sache, wenn gläubige Brüder nach einer gewissen Zeit der Trennung sich wiederfinden, Auge in Auge, und grüßen sich nach 1. Petr. 5,14 mit dem Kuß der Liebe.

Bei dieser Begegnung jedoch ist die Sache eine ganz andere. Elias läßt es den Obadja fühlen, und zwar in nicht mißzuverstehender Deutlichkeit, daß zwischen ihm und ihm eine Kluft sei, daß er, Elia, unter dem Herrn Jehova stehe, Obadja dagegen unter dem Herrn Ahab.

Elia bewegt sich bei dieser seiner Handlungsweise ganz und gar auf dem Boden des Neuen Testaments als einer, der den Geist Gottes hatte. Beachten wir nur Stellen wie 2. Thess. 3,6, wo von Zurückziehen, Apgesch. 19,8.9 von Trennen, 1. Kor. 5,11-13 von Hinaustun die Rede ist.

Leider werden diese biblischen Ordnungslinien für das Haus Gottes wenig verstanden und gewürdigt und meist unter mißbräuchlicher Berufung auf 1. Kor. 13 und falscher Auffassung von der dort angeführten „alles ertragenden Liebe“.

Lassen wir uns auch durch das durchaus göttliche und korrekte Verhalten des Elia dem Obadja gegenüber erneut in das heilige Gleichgewicht des Wortes und damit der Gedanken Gottes leiten!

W. W.

Antwort B

Der Gläubige hat in seinem Wandel drei Seiten zu beachten:

1. Seine Stellung zu Gott.

2. Seine Stellung zu den Brüdern.

3. Seine Stellung zur Welt.

Da wir es hier mit zwei Persönlichkeiten des Alten Bundes zu tun haben, wollen wir ihr Verhalten vor allem prüfen im Lichte des Gesetzes, das beiden bekannt war. Die klaren Anweisungen desselben werden noch für uns, die wir in der Wirklichkeit und nicht im Schattenbilde leben, bedeutend erhellt durch die Aussprüche des Heiligen Geistes im Neuen Testament.

1. Die Stellung Elias und Obadjas zu Jehova war durch die Opfer und den Dienst im Hause des HErrn vollständig geregelt. Von seiten Jehovas waren sie beide in die gleiche Stellung gebracht als Glieder Seines Volkes und waren derselben Segnungen teilhaftig. Gott hatte sie beide in die bevorzugteste Stellung gebracht, die ihnen in damaliger Zeit werden konnte. Hinsichtlich des Grundes, der in ihnen gelegt war, waren sie vollständig gleich. Jehova Selbst hatte die Beziehungen zu ihnen geordnet. Obadja war (in neutestamentlicher Sprache) ein Kind Gottes. Er war sich seiner Stellung auch bewußt, denn er fürchtete den HErrn sehr. Er hatte einen Anfang gemacht, denn die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang. Psalm 111,10; Spr. 1,7.

Für uns die Parallele: 1. Kor. 3,11.

Für uns die Parallele: 1. Kor. 3,11.

2. Die kostbare Stellung, in der sich Elia und Obadja befanden, verpflichtete beide zu einem standesgemäßen Wandel. Die Heiligkeit Gottes, die mit Sünde nicht vereinbar ist, sollte ihnen ein Antrieb sein, sich von allem Greuelwesen zu scheiden. 3. Mose 11,44.45; 3. Mose 19,19; 2. Mose 34,15.16; 5. Mose 7,1-8; 5. Mose 22,9-11.

Wie verhielten sich nun beide zu dem empfangenen Lichte?

Elia war gehorsam! darum war auch sein Wandel ein heiliger. Im Glauben wußte er, was Gott in der Scheidung von dem Bösen von ihm fordern konnte. 1. Kön. 18,21-40 zeigt uns, wie scharf er die Grenze zu ziehen wußte. Er hatte von Mose gelernt, der „treu war in seinem ganzen Hause“ (2. Mose 32,15-29; Hebr. 3,5). Dieser einfache Gehorsamsweg ist der Weg biblischer Heiligung. Elia ging diesen Weg im Glaubensgehorsam. Er sah nicht an, was vor Augen war, sondern glaubte. Obadja tat das Gegenteil. Er glaubte nicht, das heißt, er traute dem HErrn nicht zu, daß Er ihn zu erhalten vermöge, sondern sah an. Dieses Schauen nach unten war schon bei Eva der Grund zur Sünde. Ebenso ging Lot aller Segnungen verlustig und wurde nur wie ein Brand aus dem Feuer gerettet, weil er anschaute. Seine Gotteskindschaft blieb unangetastet. Aber welchen Schaden mußte er erleiden?! Er wurde nicht gesegnet und war nicht zum Segen für andere. Anders Abraham. Er sah nicht an, sondern glaubte wider die Vernunft. Röm. 4,18-22. Darum segnete ihn der HErr und setzte ihn zum Segen. Welch ein Unterschied! So auch bei Elia und Obadja.

Obadja war ungehorsam! Die klaren Anweisungen Jehovas beachtete er nicht, weil er dann seine Stellung am Königshofe hätte aufgeben müssen, ja, hätte ein Gegner des ganzen Greueldienstes und seiner Anstifter werden müssen. Doch das war ihm zu viel. Er schaute an, daß es sich am Königshofe gut leben ließe, wenn man nur ein Auge zudrückte und es nicht so genau nähme. Im stillen konnte man ja dem HErrn dienen. Wie viele solcher Stillen gibt es, die dem HErrn Schmach und Unehre bereiten, weil sie Ihn nicht bekennen! Obadja wandelte nicht im Lichte, hatte also keine Lichts- und Salzkraft. Elia war ein Kind des Lichtes und wandelte im Lichte. Die Grundlage war bei beiden dieselbe. Im Wandel hatten sie aber gar nichts gemein. Das Erscheinen Elias löste bei Obadja keine Freude, sondern das Gegenteil aus. Hätte Obadja einen Wandel im Lichte geführt, so hätte er schon vorher auf seiten Elias stehen müssen bezw. sich über die Ankunft Elias freuen müssen mit großer Freude und in inniger Bruderliebe. Siehe Joh. 1,7a. - Dann hätte auch Elia aus dem innersten Herzensbedürfnis heraus ihn gegrüßt mit dem Kuß der Liebe. Da sie aber keinerlei Gemeinschaft im Wandel hatten, wäre es von Elia Ungehorsam und Heuchelei gewesen, als der im Lichte Wandelnde den in der Finsternis Handelnden mit dem innigsten Zeichen der Liebe zu grüßen. Er beachtete vielmehr im Glaubensgehorsam das Beispiel und Vorbild, das Mose in seinem gerechten Eifer für den HErrn gegeben hatte und erfüllte damit den Willen des HErrn, den der Geist in 2. Thess. 3,6 uns Kindern Gottes im Neuen Bunde so klar ausgedrückt hat. Die Liebe zum HErrn, der Eifer für Seine Ehre und der Gehorsam gegen Seine Gebote waren die Richtschnur für das Verhalten Elias gegen Obadja. Sein klarer Blick wurde nicht durch eine süßliche Honigliebe getrübt. - Die Liebe ist nicht zuchtlos, sondern voll glühenden Eifers. Man halte nicht schwächliches Nachgeben und fromme Wünsche des Fleisches für Liebe! Die Liebe zu Gott und den Brüdern hält Seine Gebote. 1. Joh. 5,2.3. Und eines dieser Gebote ist 2. Kor. 6,14-18!

3. Auch die Rücksicht auf die sehr ausgebreiteten Geschlechter der Kanaaniter mußte Elia bewegen,

sich nicht mit der unklaren Stellung Obadjas einverstanden zu erklären. Wollte Elia ein klares Zeugnis ablegen, dann durfte er vor der Scheidung nicht zurückschrecken. Hätte er durch seine ablehnende Haltung dem nicht eine Lektion erteilt, der Licht vom HErrn hatte, wie hätte er dann die Baalspriester töten können, die dieses Licht nicht besaßen? Es mußte Obadja zum Bewußtsein gebracht werden, daß er kein Zeugnis war. (1. Kor. 14,8.)

Wer baute auf dem gleichen Grunde besser? (1. Kor. 3,11-15.) - Auf wen konnte der HErr mit Wohlgefallen blicken? Auf den grassuchenden Obadja in Verbindung mit dem Greuelkönig Ahab, oder auf den Glaubensmenschen Elia, den Er im feurigen Wagen gen Himmel holte?

K. G.

 

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Der letzte Teil der Frage mag manchem etwas absonderlich vorkommen. Denn, wenngleich - wie ich in Frg. 42 im Jahrbuch I ausgeführt habe - der Kuß, wie er im Morgenlande Sitte war und ist, auch bei den Juden gebräuchlich war (vergl. z. B. 1. Mose 29,11.13, 2. Mose 4,27 [Kuß der Arbeitsgemeinschaft?]; 1. Sam. 20,41; 2. Sam. 20,9; 1. Kön. 19,20; Spr. 27,6; Hohel. 1,1.2 usw.), so besteht m. E. der Kuß als Ausdruck der brüderlichen Geistesgemeinschaft doch wohl lediglich auf dem Boden des Neuen Testaments. Der einfache Grund dafür ist der, daß - wenn es auch alttestamentliche Gläubige und Heilige des Alten Bundes, ja, auch Brüder im Sinne der Volksgemeinschaft gab - im Alten Testament noch nicht die Familienbeziehung der Gotteskindschaft bestand, noch nicht bestehen konnte, weil auf dem Boden des Gesetzes Gott Sich noch nicht als Vater in Christo offenbart hatte (vergl. Frage 4).

Dennoch stimme auch ich im wesentlichen ganz durchaus der in den obigen Antworten ausgesprochenen Ansicht bei, daß Elia dem Obadja gegenüber sich kühl, ja streng verhielt. Das konnte eben nicht anders sein, da keine Weggemeinschaft zwischen diesen beiden Männern bestand. Wohl waren beide (alttestamentliche) Gläubige, sicher gehörte Obadja zu den siebentausend, die Jehova sich hatte übrig gelassen, die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt hatten, sicher war Obadja ein Eigentum des HErrn, wie im Neuen Testament die Wiedergeborenen, die Kinder Gottes - dennoch dienten sie in ihren persönlichen Wegen, in ihrer persönlichen VerAntwortlichkeit verschiedenen Herren! Bei dem Auftrag des Elia hätte Obadja Gelegenheit gehabt, seinen bisher verborgenen Glauben zu zeigen und offen auf Jehovas Seite zu treten; er bestand die Probe nicht. Welch Herzensverhältnis konnte da zwischen dem aufrechten Gottesmann Elia und dem sich vor Menschen bückenden Hofmann Obadja bestehen? Wie anders das Verhältnis zwischen Elia und Elisa! (2. Kön. 2.) Da war Herzensgemeinschaft, wenn auch ohne den neutestamentlichen Kuß der Liebe.

Die Belehrung in den schönen Antworten A und B ist sehr ernst und sollte wohl von uns allen beherzigt werden. Wenn es aber dabei bleibt, daß wir uns nur belehren lassen, ohne durch die Belehrung erbaut zu werden, dann ist wenig erreicht. 2. Tim. 3,16.17: „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung, nämlich zu der in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes sei zu jedem guten Werke völlig geschickt.“ Möchte es dem HErrn durch Seinen Geist gelingen, diese Frucht auch in den Lesern dieser Antworten hervorzubringen! Daß unser Leben nur nicht so sei, daß wir halb mit der Welt in moralischer oder religiöser Hinsicht verbunden bleiben und halb auf des HErrn Seite, der uns erlöst

und erkauft hat, zu wandeln begehren (1.Thess. 1,9.10). Laßt uns nicht „neutral“ bleiben, nicht schielen in unserem christlichen Wandel und Zeugnis! Er ist es wert, daß wir ganz für Ihn sind, wie Er ganz für uns war und ist. Möchten wir alle die „Gnade haben, Gott wohlgefällig zu dienen“ (Hebr. 12,28) wie solche, die als Pauli Nachahmer (Phil. 3,17a) nur ein Ziel im Auge haben (Phil. 3,14) und nur einem Herrn sich unterworfen wissen (Eph. 4,4-6) und darum mit allen denen, die also gesinnt sind, in inniger Herzensgemeinschaft vorangehen nach Apgesch. 2,42!

 

 

 

Frage 4

Bitte um eine Erklärung von Joh. 20,17a!

Antwort A

Es gibt verschiedene Gründe, die den HErrn veranlassen, Maria zu sagen, Ihn nicht anzurühren. Ein Hauptgrund ist der, daß sie lernen sollte, den HErrn nicht mehr in dem Zustand und in den Lebensbedingungen zu besitzen, wie sie Ihn kannte vor Seinem Tode und Seiner Auferstehung. Er war jetzt nicht mehr diesseits, sondern jenseits des Todes. Darum konnte der HErr, obwohl Er in ihrer Mitte war, sagen: „Als Ich noch bei euch war.“ (Luk. 24,44.) Maria mußte dies lernen, so schmerzlich es für sie sein mochte. Sie nannte Ihn nicht nur: Rabbuni! das heißt Lehrer, und war auch nicht nur bereit zu lernen, sondern lernte tatsächlich, wie es aus ihrem Verhalten hervorgeht. Lernen auch wir so schnell von Ihm, auch dann, wenn wir Seine Anweisungen nicht immer gleich verstehen? Lernen wir, indem wir tun, was Er sagt?

Daß Frauen Ihn in Matth. 28,9 anrühren und der HErr es ihnen gewährt, ändert nichts an obiger Auffassung. Nur nach Matthäus läßt Er Sich anfassen, weil der HErr uns dort als Messias, welcher einst leiblich unter Seinem Volke sein wird, vorgestellt ist. Dies ist auch der Grund, daß uns in Matthäus keine Himmelfahrt berichtet wird, weil Er als Messias mit Seinem Volke auf Erden betrachtet wird. (Vergl. Matth. 28,20b.) Hier wird uns wieder einmal klar gezeigt, wie wichtig es doch ist, die Hauptlehre eines jeden Buches der Bibel zu verstehen. Dies bringt uns zu einem anderen Grunde, warum der HErr Sich nach dem Johannes-Evangelium nicht anrühren läßt. Maria sollte in die neue Stellung oder Haushaltung, die durch Seinen Tod, Seine Auferstehung und Himmelfahrt eingeleitet wurde, eingeführt werden, Christus nicht leiblich, sondern im Geiste zu besitzen. Nicht mehr durch Schauen (d. h. den HErrn sehend) zu wandeln, sondern durch Glauben. (Vergl. Joh. 20,29b.) Maria ist im gewissen Sinne die Vertreterin des gläubigen jüdischen Überrestes am Anfang dieses Zeitalters, wie Thomas es ist nach Abschluß desselben. Sie mußte lernen, daß die Segnungen des Christentums in dem auferstandenen und verherrlichten Christus „über“ und „außerhalb“ der jüdischen Haushaltung zu haben sind, darum auch die kostbare Botschaft an Seine Brüder durch Maria, welche die unlösbaren Lebensbeziehungen dieses einzigartigen Verhältnisses zu unserem Gott und Vater durch den Herrn Jesum kennzeichnete. Die zwei wunderbaren Gebete des Apostels Paulus in Eph. Kap. 1 u. 3 sind auf diese Offenbarung gegründet.

Wir haben in Joh. 20 die Berührungspunkte dreier Zeitalter vorgebildet. Vers 11-18: das Zeitalter des Gesetzes mit Maria, der Vertreterin des gläubigen Überrestes, der in die Haushaltung des Glaubens, der Gnade und des Geistes eingeführt wird. Vers 19-23: unser gegenwärtiges Zeitalter, charakterisiert durch die Gemeinde mit dem Lichte der Gegenwart des HErrn in ihrer Mitte (Vers 19; Kap. 12,36) und darum gekennzeichnet durch Seine Liebe (Kap. 13,1), durch Seinen Frieden (Vers

Kap. 12,36) und darum gekennzeichnet durch Seine Liebe (Kap. 13,1), durch Seinen Frieden (Vers 19; Kap. 14,27), durch Seine Freude (Vers 20; Kap. 15,11), durch Seinen Geist (Vers 22; Kap. 16,7) und durch Seine Heiligkeit (Vers 23; Kap. 17,17; Psalm 93,5). Vers 24-29: Thomas, ein Bild von dem zukünftigen Überrest, der an den Segnungen des Tages der Gnade, dieses gegenwärtigen Zeitalters, nicht teilnimmt, wie auch Thomas nicht teilnahm an den Segnungen der ersten Begegnung am Auferstehungstage. Hier wird nun das Zeitalter der Wiederherstellung aller Dinge vorgebildet. (Vergl. Sach. 12,10-14 u. Apgesch. 3,21.) Um das Gemälde zu vervollständigen, möchte ich noch erwähnen, daß uns in Kap. 21,1-14 die Segnungen des Tausendjährigen Reiches vorgebildet werden.

K. O. St.

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Paulus sagt 2. Kor. 5,16: „Daher kennen wir von nun an niemanden nach dem Fleische; wenn wir aber auch Christum nach dem Fleische gekannt haben, so kennen wir Ihn doch jetzt nicht mehr also.“ Dieses „Jetzt nicht mehr“ mußte Maria lernen - und wie gern lernte sie von ihrem „Rabbuni“, ihrem Meister! Ist Er auch der unsere? Ungeteilten Herzens hing sie am HErrn, darum lernte sie bereitwillig und - wurde gebraucht in Seinem Dienst! Welche Lektion für uns!

„Jetzt nicht mehr“ ein irdisches Verwandtschaftsverhältnis, Maria, jetzt ein höheres, ein neuer Stand des HErrn, und darum ein neuer Stand der Seinen und ihrer Beziehungen zu Ihm! Der Weg zum Vater, zu unserem Vater, weil Er Sein Vater, zu unserem Gott, weil Er Sein Gott, wird erschlossen, wir werden „zu Gott gebracht“, zu „Söhnen“ gemacht! Welch neuartiges, herrliches Verhältnis, nicht zu vergleichen mit den irdischen Segnungen Israels, so kostbar diese auch waren in ihrem Rahmen, ehe das Neue kam, das „vor den Zeitaltern verborgen war, in Christo aber kundgemacht“ ist. Und dies neue Verhältnis begann mit Seiner Auffahrt! Jetzt gibt's ein neues Anrühren Seiner Person, nicht mehr im Fleische, sondern im Geiste, eine neue Gemeinschaft mit Ihm, nicht mehr mittels irdischer Vermittlung, durch die Hände, sondern mittels geistiger, aber darum nicht weniger innigen, sondern viel innigerer, weil ewiger, unvergänglicher Verbindung - nämlich vermittels des Geistes Seines Sohnes, den Gott in unser Herz gegeben hat (Gal. 4,6). Nun ist „unsere Gemeinschaft mit dem Vater und Seinem Sohne“ (1. Joh. 1,4). Das mußte der Maria, so innig sie ihren Meister, der ihr ein und alles war, auch liebte, noch verborgen sein, und blieb ihr auch bei dem Worte „Rühre Mich nicht an“ zunächst noch verborgen - aber am Pfingsttage, da hat sie jene Worte verstanden, da erfuhr sie die Bedeutung und Erfüllung. Und wir, denen jene Worte mit gesagt sind, gleichsam als Zeichen, von dem Joh. 20,31 gilt, wir genießen gleichfalls diese neuartigen Gemeinschafts- und Verwandtschaftsbeziehungen, in die Er uns nach Seiner Auffahrt gebracht hat, wenn anders wir Christi Geist haben, und „wer Christi Geist nicht hat, ist nicht Sein“ (Röm. 8,9).

Warum aber haben so viele Gläubige so wenig Erfahrung davon? Warum leben so viele ein Gesetzesleben ohne Freude, ohne Kraft? Viele wegen mangelhafter, gesetzlicher Belehrung; viele aber auch, weil sie nicht „durch den Geist wandeln“ (Gal. 5,25), d. h. in praktischer Verbindung mit dem HErrn und im Glaubensgehorsam gegen Ihn und Sein Wort stehen und bleiben, den Geist fortgesetzt betrüben und nicht immer in Selbstgericht und Bekennen vor Ihm nach 1. Joh. 1,9 zur Wiederherstellung gelangen. Wie ernst ist das!

Der HErr lasse auch uns allen obige kostbare Antwort und diese Bemerkungen in Gnaden dazu

dienen, uns in die Wahrheit hineinzuführen; Er mache aus uns „Täter Seines Wortes“ (Jak. 1,22) und lehre uns wandeln im täglichen Genusse der Segnungen des gegenwärtigen Zeitalters, „damit unsere Freude völlig sei“!

*

Und das Wort ward Fleisch und zeltete unter uns, - und wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater - voller Gnade und Wahrheit ... Aus Seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“ Joh. 1,14.16.

Ermundert einander!

1. Thess. 5,11. Neues und Altes. Matth. 13,52.

„Der Jünger, den Jesus liebte.“

(Joh. 13; 19; 20; 21.)

Manche Kinder Gottes haben aus diesen Worten entnommen, daß der Herr Jesus den Johannes mehr als die anderen Jünger geliebt habe, so daß sie ihn den „Lieblingsjünger“ Jesu genannt haben; sie meinen, Johannes sei in einzigartiger Weise vom HErrn geliebt worden und habe somit eine bevorzugte Stellung, gleichsam eine gewisse Ausnahmestellung unter den Jüngern eingenommen. Und weiter hat man daraus gefolgert, daß der HErr auch heute noch einzelne vor anderen liebe und „Lieblingsjünger“ habe. Die Schrift aber sagt solches nicht, noch gibt sie uns Grund zu solcher Annahme. Nie spricht sie von Rangplätzen im Herzen Jesu, von Ausnahmestellungen oder Bevorzugungen in Seiner Liebe, noch von „Lieblingsjüngern“.

Johannes wußte sich nicht nur vom HErrn geliebt, er genoß auch Seine Liebe. Daß der HErr ihn liebte, diese Tatsache war ihm so groß, seinem Herzen so überwältigend teuer, daß er seinen Namen gänzlich zurückstellt und diese Tatsache gleichsam zu seinem Titel macht und sich selbst bezeichnet als den Jünger, den Jesus liebte. Er sagt nicht: „der Jünger, der Jesus liebte“ - nicht seine Liebe zum HErrn beschäftigte seine Seele, sondern: „der Jünger, den Jesus liebte“, Jesu Liebe zu ihm, das war sein höchster Rang und seine größte Ehre. Keineswegs aber verbindet er damit den Gedanken, als sei er der Jünger „den Jesus vor allen anderen Jüngern liebte“. Das ist ein Gedanke, den der Mensch da hinein gelegt hat. Er selbst nennt sich einfach: „der Jünger, den Jesus liebte“. Wenn solche Dinge gelehrt und behauptet werden, so wird der Schriftboden verlassen; es wird etwas gesagt, was die Schrift nicht sagt.

Johannes lebte so in dem Glücke der Liebe seines HErrn, daß er von sich spricht so, als ob er ganz allein von Ihm geliebt würde, so wie auch Paulus ausruft: „Der mich geliebt und Sich Selbst für mich dahingegen hat.“ (Gal. 2,20.) Auch von anderen Personen lesen wir, daß Jesus sie liebte, z. B. von Martha, Maria und Lazarus (Joh. 11,5), und an vielen Stellen der Schrift wird von der Liebe Christi

und Gottes zu den Seinigen geredet; aber nirgends in einer Weise, als ob es Abstufungen in Seiner Liebe gäbe, so als ob etliche mehr und andere weniger geliebt würden von Ihm. Solche Gedanken sind (für mich) den HErrn entehrend. Seine Liebe ist eine vollkommene Liebe. Er kann sie uns gegenüber nicht vermehren noch vermindern. Er liebt alle die Seinigen mit einer gleichen, unwandelbaren Liebe, mit ewiger Liebe. Unsere Liebe ist wechselnd und verschieden, ist klein und groß, aber nicht Seine Liebe. So wie Er Selbst vollkommen ist, so ist auch Seine Liebe vollkommen. Viel Liebe für das eine Kind und wenig Liebe für das andere Kind, das ist nicht vollkommene Liebe. Er Selbst ist „Licht“ und „Liebe“; so wenig wie eine Veränderung Seines Lichtes möglich ist, so wenig ist auch eine Veränderung Seiner Liebe möglich. Jede Rede von „Lieblingen“ in Verbindung mit der Liebe des HErrn ist eine Entstellung Seiner göttlichen Liebe, ein Herabziehen der vollkommenen Liebe zur Art der Liebe der Sünder. Er liebte Seine Jünger nach der Größe Seiner Liebe, aber nicht nach dem Maße ihrer persönlichen Liebenswürdigkeit. Solche Liebe bezeichnet der HErr als heidnisch, als die Liebe der Sünder (Luk. 6,32), aber Seine Liebe ist anderer Art. Er liebt die Seinigen alle mit einer Liebe, und diese Liebe ist: „Gleich wie der Vater Mich geliebt, habe auch Ich euch geliebt“ (Joh. 15,9). Wie kann da von „Lieblingsjüngern“ geredet werden?! Hätte der HErr „Lieblinge“ und somit zweierlei Maß für Seine Liebe gehabt, so hätte Er uns nicht geliebt, gleichwie der Vater Ihn geliebt; und wir könnten nicht ermahnt werden, „die gleiche - dieselbe Liebe zu haben“ (Phil. 2,2), noch zum „Gleichgesinntsein“ gegeneinander (Röm. 12,16; 15,5). Seine Liebe aber ist das Vorbild für unsere Liebe zueinander: „Daß, wie Ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet“ (Joh. 13,34). „Bleibet in Meiner Liebe“, und Seine Liebe war nicht nach unserer Liebenswürdigkeit oder unserem Verdienst. Wie könnte aber Seine Liebe uns das Vorbild sein, wenn Er nicht uns alle mit einer gleichen Liebe geliebt hätte? Laßt uns deshalb aufhören, von „Lieblingen“ und „Lieblingsjüngern“ Jesu, von „Bevorzugungen“ und „Ausnahmestellungen“ in Verbindung mit der Liebe des HErrn zu reden.

Eine ganz andere Sache und Seite ist es, wenn es sich darum handelt, wie weit oder in welchem Maße der HErr diese Seine vollkommene Liebe dem einzelnen mitteilen und offenbar machen kann. Hier ist Verschiedenheit. Dieses hängt von unserem Eingehen in Seine Liebe und dem damit zusammengehenden Gehorsam ab. Hierauf laßt uns noch eingehen!

Es scheint, daß keiner der Jünger die Tatsache Seiner Liebe so im Herzen erfaßt hat wie Johannes. Und es sind wohl auch nur wenige Gläubige zu allen Zeiten gewesen, die wie er in die Liebe des HErrn eingingen und es für sich selbst verwirklichten, „geliebte Kinder“ zu sein. Solche Johannesseelen verstehen die Sprache der Braut im Hohenliede 2,4: „Sein Panier über mir ist die Liebe.“ Sie wissen, Seine Liebe weht und wallet über ihnen wie ein Banner. Seine Liebe macht sie glücklich und ist ihnen eine unversiegbare Quelle der Freude. O, wie wenig wird das Wort verstanden, als geliebte Kinder „Nachahmer Gottes“ zu sein (Eph. 5,1). Wenn ich das Bewußtsein Seiner Liebe zu mir im Herzen trage und mich als Sein geliebtes Kind weiß, dann erst kann Gott mir recht Seine Liebe offenbar machen, und dann kann ich Sein Nachahmer sein.

Ich sah einmal ein Kind fröhlich mit seinem Spielzeug spielen. Plötzlich verließ es sein Spiel und schmiegte sich im Schoß an die Brust der Mutter. Es wußte sich geliebt. Es vergaß für einige Augenblicke sich selbst und sein Spiel und legte sich in den Arm der Mutter. Und was tat die Mutter? Sie zog es neu an ihr Herz und neue Offenbarungen ihrer Liebe wurden dem Kinde zuteil. - Ich gedachte an das Wort „als geliebte Kinder“ und „wer Mich liebt ... Ich werde ihn lieben und Mich Selbst ihm offenbar machen“ (Joh. 14,21). Sobald unsere Liebe Seine Liebe berührt, berühren wir gleichsam, wie bei der elektrischen Glocke, den Kontakt des Stromes Seiner Liebe und setzen sie

gleichsam, wie bei der elektrischen Glocke, den Kontakt des Stromes Seiner Liebe und setzen sie gegen uns in Bewegung. Welche Freude für die Mutter, als das Kind ihre Liebe suchte. Und welche Freude für Ihn, wenn unsere Liebe Seine Liebe berührt und erwidert. Er sagt: „... wer Mich liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden, und Ich werde ihn lieben und Mich Selbst ihm offenbar machen“ (Joh. 14,21).

Es kann sein, daß ein Kind in Gehorsam unter den Blicken der Mutter spielt und ihr Wohlgefallen hat und das andere Kind zur selbigen Stunde sie durch Ungehorsam betrübt. Die Mutter liebt vielleicht beide gleich. Ihre Zärtlichkeit gegen das eine und ihre züchtigende Hand gegen das andere kommen aus einer Quelle, aus der der Liebe.

Die Verschiedenheit ihres Verhaltens zu beiden Kindern darf nicht als eine Verschiedenheit ihrer Liebe angesehen werden. Und so ist auch das Verhalten des HErrn uns gegenüber. Seine Liebe zu uns ist vollkommen. Sie ist gleich dem Ringe an der Hand des verlorenen Sohnes; sie hat weder Anfang noch Ende; sie kann sich nie verändern, denn sie hat ihre Quelle nicht in dem, was wir sind und tun, sondern in Ihm Selbst; Er ist Liebe. Aber wir können durch unser Verhalten Seine Liebe in ganz verschiedener Weise in Tätigkeit setzen, sich gegen uns in Liebessegnungen wie auch in Zucht zu offenbaren (vergl. Joh. 14,21 mit Hebr. 12,6 und Offenb. 3,19).

In Johannes haben wir so recht das Bild eines „geliebten Kindes“. In den fünf Stellen, in denen wir den Ausdruck finden, „der Jünger, den Jesus liebte“, können wir gewisse Dinge, die mit einem „geliebten Kinde“ verbunden sind, erblicken. Laßt uns sie recht beachten!

Gleich in der ersten Stelle (Joh. 13,23-26) finden wir das „geliebte Kind“, „den Jünger, den Jesus liebt“, sich an die Brust Jesu schmiegen. Der HErr hatte Seinen Jüngern gesagt: „Einer von euch wird Mich überliefern. „ Johannes wußte: die Stunde der Versuchung naht, die Macht der Finsternis kommt, und einer von uns wird Ihn überliefern. Keiner traute es sich zu. Einer sieht den anderen an. Wen wird die Macht der Finsternis überwältigen? Vor dieser Stunde, vor dem nahenden Sturm birgt er sich in Seinem Schoß und nimmt seine Zuflucht zu Seiner Liebe, die allein ihn zu bewahren vermag. Köstliches Vorbild für uns, wenn Stunden der Prüfung kommen. Und noch mehr! Dort im Schoße der Liebe empfängt er Licht, Unterweisung und Antwort Auf die bange Frage: „HErr, wer ist es?“ (Joh. 13,23-25.)

Joh. 19,25-27 zeigt uns das Bild eines „geliebten Kindes“ in der Stunde der Versuchung. Inmitten des Sturmes findet „der Jünger, den Jesus liebte“, sich unter dem Kreuze Christi wieder zurecht. Die Schafe der Herde sind zerstreut. Allein kehrt er zurück und mit ein paar niedergeschlagenen Weibern harrt er nun bei seinem verworfenen und gekreuzigten HErrn aus. Der HErr sah vom Kreuz auf sie herab. Was mußte diese kleine Schar in dieser Stunde für Sein Herz sein! „Jesus sah den Jünger, welchen Er liebte, dabeistehen“, und hier unter dem Kreuze empfing er den letzten Blick aus den Augen seines HErrn, ehe Er starb, den letzten Blick Seiner Liebe. Petrus empfing den letzten Blick (vor Seinem Tode) im Kreise Seiner Feinde. Auch das war ein Blick Seiner Liebe, aber er redete eine andere Sprache als der, den Johannes empfing. Was war des Herrn Jesu letzter Blick für Petrus und was für Johannes? Ja, so ist es heute noch, der geliebte Jünger harrt bei seinem verworfenen HErrn aus und empfängt den Blick Seiner Liebe. Und dann empfängt Johannes die letzten Worte seines HErrn. Er gibt ihm zu verstehen, daß das letzte Band des irdischen Verwandtschaftsverhältnisses jetzt gelöst ist, und vertraut ihm unter Seinem Kreuze das Teuerste an, was Er in diesem Bande hatte. Er

übergibt Seine Mutter seiner Sorge. Welch Vertrauen! Und sofort, „von jener Stunde an“, nimmt er sie zu sich. Welche Sprache reden diese Worte zu uns!

Joh. 20,1-9 zeigt uns ein „geliebtes Kind“ nach dem Sturm, als jede Hoffnung zu Grabe getragen war. Er hatte mit den Weibern unter dem Kreuze gestanden. Wie hatten ihre Augen an dem geliebten HErrn gehangen. Da plötzlich bemerken sie: Er neigt das Haupt. Ob noch immer eine schwache Hoffnung ihr Herz belebt hatte, daß Er im letzten Moment doch noch von Seiner göttlichen Kraft Gebrauch machen und vom Kreuze herabsteigen werde? Wie mochten ihre Herzen, ihr Atem stocken, als sie sahen: „Er neigt das Haupt“ - und - stirbt? nein „und übergibt den Geist“. „Niemand nimmt das Leben von Mir, sondern Ich lasse es von Mir Selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen, und habe Gewalt es wiederzunehmen“ (Joh. 10,18), so hatte der HErr zuvor gesagt. Auch in dieser dunkelsten Stunde ist Er für Johannes der Sohn Gottes, der Sich freiwillig hingibt. Er kann - er darf nicht schreiben „Er stirbt“, sondern „Er übergab den Geist“. Jetzt war alles dahin, alles ihm genommen - aber das Bewußtsein Seiner Liebe konnte ihm nicht genommen werden. Auch in dieser Stunde der tiefsten Hoffnungslosigkeit nennt er sich „den Jünger, den Jesus lieb hatte“. Die Erinnerung Seiner Liebe hielt sein Herz warm für seinen HErrn. Und als der erste Vorbote des Auferstehungsereignisses sich zeigt, da sind die Füße des „geliebten“ Jüngers schneller als die des sonst so schnellen Petrus. Warum blieb Petrus, der sonst immer voran und in allem der erste war, nun zurück? Warum waren seine Füße jetzt so langsam im Lauf? Ach, er war nicht glücklich in Jesu Liebe. Ihm lag eine Last auf dem Gewissen, und diese Last hemmte den Lauf seiner Füße. Und wenn unsere Herzen in den dunklen Stunden der Hoffnungslosigkeit nicht das Bewußtsein Seiner Liebe haben, so sind auch unsere Füße im Lauf gehemmt.

In Joh. 21,1-7 und 18-23 wird uns zweimal der Jünger, den Jesus liebte, gezeigt. Die kleine Jüngerschar ist von dem Auferstandenen wieder gesammelt worden, aber sie verstehen den Auferstandenen noch nicht in dem neuen Verhältnis, welches der HErr ihnen kundtat, als Er sagte: „Mein Vater - euer Vater“ (Joh. 20,17). Simon Petrus ist der erste, der zum Alten, wovon der HErr ihn einst wegrief, zurückkehren will: „Ich gehe hin fischen.“ Sofort sind auch sechs andere zum „Zurückgehen“ bereit. Worte zum „Zurückgehen“ finden leicht Anklang! Der HErr aber steht schon „frühe“ am Ufer bereit, ihnen auf ihrem Wege zu begegnen. Wer aber erkennt den HErrn in Seinem neuen Auferstehungsstande? Es ist „der Jünger, welchen Jesus liebte“! Zwei Jünger, jeder spricht nur vier Worte: „Ich gehe hin fischen“ und „Es ist der HErr“. Aber jedes Wort hatte eine Wirkung. Jedes unserer Worte hat eine Wirkung auf andere. Möchten unsere Worte die eines „geliebten“ Kindes sein, die nicht zum alten Wesen, sondern zum neuen, zu unserem auferstandenen und verherrlichten HErrn hinweisen.

Mit dem Jünger, den Jesus liebte, verbindet der HErr bei dem dann folgenden Mahle die Worte: „Wenn Ich will, daß er bleibe, bis Ich komme usw.“ Er zeigt damit an, daß dieser dem Willen und Walten seines HErrn stille ist. Geduldig wartet er, „bis Er kommt“. Hierüber habe ich an früherer Stelle schon geschrieben.1 „Lasset uns wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres HErrn und Heilandes Jesus Christus“ (2. Petri 3,18), dann wird es auch von uns wahr sein: „DieLiebe Christi drängt uns ..., daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern Dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt worden“ (2. Kor. 5,15).

1

„Gegens. Handr.“, Band 4, Seite 214-218 (Frg. 32).

v. d. K.

v. d. K.

„Kein Raum“.

Luk. 2,7.

Ist es so verwunderlich, daß für Ihn kein Raum in Bethlehem war, daß die liebevolle Mutter mit einer Krippe im Stalle vorlieb nehmen mußte, um „ihren erstgeborenen Sohn“ darein zu betten? Wie ist es denn heute? Alle Jahre feiert die Christenheit die „heilige Weihnacht“, und doch sind derer, die Ihm, zu dessen Ehre das Fest gefeiert werden soll, Raum machen in Herz und Haus, nur wenige, und nur weniger Leben und Lieben zeugt davon, daß Er den Platz bei ihnen inne hat, der Ihm gebührt, den eines Herrn, ja des HErrn, der unbedingt „in allem den Vorrang hat“ (Kol. 1,18). Wie ist es darin bei uns, Geliebte? Was ist Er uns? Hat Er bei uns ein für allemal Raum gefunden - nicht ein Plätzchen in der Ecke, sondern den ersten, den besten Platz?

„Daß Christus durch den Glauben in euren (unseren) Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid!“ (Eph.3,17; vgl. Kol. 1,27.)

Nein, es ist uns, wenn wir die kalte, berechnende, selbstsüchtige Welt kennen, die sich stets gleich bleibt, nicht verwunderlich, daß Er keinen Raum fand damals auf Bethlehems Fluren. Aber - war nicht auch die Zeit Seines Kommens im Fleisch so ungünstig? Warum, HErr, kamst Du gerade in jenen Tagen, da alles in Bethlehem überfüllt sein mußte? - „Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott Seinen Sohn, geboren von einem Weibe“ (Gal. 4,4). - Ja, aber warum, teurer HErr, kamst Du in jenem geringen Städtchen zur Welt, wo doch schwerer als irgendwo Raum sein mußte in den Tagen der Schätzung? - „Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird ein Führer hervorkommen, der Mein Volk Israel weiden wird“ (Micha 5,1; Matth. 2,6). O, habe Dank, HErr, für Dein erfülltes Verheißungswort, aber warum doch hast Du Dir so arme (irdische) Eltern erwählt, die sich gefallen lassen mußten, „keinen Raum“ zu finden, da Du doch der König bist und der ewige Sohn? - „Denn ihr kennet die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, daß Er, da Er reich war, um euretwillen arm wurde, auf daß ihr durch Seine Armut reich würdet“ (2. Kor. 8,9). „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden, und siehe, du wirst im Leibe empfangen und einen Sohn gebären und du sollst Seinen Namen Jesus heißen! Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und der HErr, Gott, wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben ... Der Heilige Geist wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Luk. 1,30-35).1 „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf Seiner Schulter; und man nennt Seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst“ (Jes. 9,6). - Wie köstlich ist Dein Wort, o HErr! Ja, Du in Bethlehems Krippe einst, „Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels“ (Joh. 1,49), Ehre sei Dir - Du bist aus königlichem Geschlecht auch in Deiner Menschheit! Aber - unter vielen noch eine tiefe Herzensfrage, bewegt es mich doch so, daß Du, herrlichster, lieblichster Heiland, „keinen Raum“ fandest unter denen, die die Deinigen sein sollten (Joh. 1,11)! Warum doch kamst Du, der Du vorher wußtest, wie es Dir schon bei Deiner Fleischwerdung hienieden ergehen würde und später immer wieder bis hin zum Kreuz, zum Fluchholz (Gal. 3,13) - warum kamst Du zu uns hernieder, warum ließest Du uns böse Menschen nicht sterben und verderben, wie wir es verdient hatten, wir waren doch und sind doch Deiner nimmer wert!? - „Also hat Gott die Wilt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn

1

Vgl. Frg. 19 in Jahrb. Vl! (F. K.)

„Also hat Gott die Wilt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“; „Gott ist Liebe; hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, daß wir durch Ihn leben sollten.“ „Christus hat uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben.“ (Joh. 3,16; 1. Joh. 4,8.9; Eph. 5,2.) O, Preis sei Dir, teuerster Herr Jesu! Preis sei Dir, o Gott und Vater, daß Du Ihn, Deine Wonne, uns gabst, uns zu versöhnen, „die wir Deine Feinde waren“ (Röm 5,8-10)! Ja, solche Liebe,die göttliche Liebe, war fähig, hinabzusteigen in die Niedrigkeit der Krippe im Stalle, denn echte Liebe ist zu jedem Opfer bereit! Dank Ihm, daß Seine Liebe uns das Geheimnis Seiner Selbstentäußerung (Phil. 2,5ff.) löst! Wie groß ist das Geheimnis: „Gott ist geoffenbart im Fleisch!“ (1. Tim. 3,16.)

1

Vgl. Frg. 19 in Jahrb. Vl! (F. K.)

Und war denn auch einst kein Raum in der „Herberge“ für Den, den Seine Liebe herniedertrieb, uns zu erlösen, so möge mein Herz, unser Herz, die wir Seine Liebe schmecken und sehen, Sein Zelt hienieden sein, und aus diesem Raum heraus möge wie einst aus dem Stalle von Bethlehem „die Liebe, ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm. 5,5), herausleuchten, um den Menschen zu bezeugen, daß Heil und Leben, Licht und Liebe, Freude und herrliche Hoffnung das Teil derer ist, die da wissen: „Er hat uns zuerst geliebt“ (1. Joh. 4,10)!

„Stille Nacht, heilige Nacht,

Gottes Sohn, o wie lacht

Liebe aus Deinem holdseligen Mund,

Da uns schlug die rettende Stund',

Christus, in Deiner Geburt!“ F. K.

„Seid um nichts besorgt!“

(Phil. 4,6.)

(Ein kurzes Wort zum Jahreswechsel.)

Wie tröstlich sind doch angesichts der heutigen Nöte die Stellen des Wortes Gottes, die uns, Seine Kinder, auffordern, nicht besorgt und nicht bestürzt zu sein. Wie könnten wir angesichts solcher Ermunterungen still und froh sein, wenn wir nur solchen Worten und somit unserem Gott und Vater mehr Vertrauen entgegenbrächten! Denken wir doch einmal darüber nach, in welche Stellung wir Gläubigen gebracht worden sind durch die Gnade, die uns durch unseren Herrn Jesus Christus geworden ist. Uns ist nicht nur Vergebung unserer Sünden geworden durch den Glauben an Sein Blut (Matth. 26,28 u. Röm. 3,24.25), sondern wir sind auch in die Stellung von Kindern gebracht worden unserem Gott und Vater gegenüber. Angesichts der Größe dieser Wahrheit ruft der Apostel Johannes aus: „Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen!“ (1. Joh. 3,1.) Diese Wahrheit ist überaus groß, sie ist mit unserem Verstande nicht faßbar. Nur das gläubige Herz kann sie ein wenig erfassen, sich der Wirklichkeit erfreuen und die Liebe Gottes, unseres Vaters, genießen.

unseres Vaters, genießen.

Denken wir nur an das irdische Verhältnis eines Kindes zu seinem Vater. Welch inniges und vertrauliches Verhältnis besteht zwischen beiden! Der Vater liebt sein Kind selbstlos, zärtlich, fürsorglich. Jede Gefahr hält sein männlicher, starker Arm von dem Kinde fern. Er gibt ihm alles Nötige an Nahrung und Kleidung. Er gibt ihm auch zärtliche Liebe und besondere Equickungen. Er sorgt auch für seine Zukunft, ordnet die Wege und ebnet die Bahn, die das Kind betreten soll. Wie überaus lieblich ist doch das alles!

Wenn aber Gott Sich als Vater offenbart, sollte unser Verhältnis zu Ihm minder köstlich sein als jenes? O nein, wir wissen, das irdische Verhältnis ist nur ein Schatten von dem himmlischen. Denken wir an die Stellen in der Schrift, die uns die Liebe Gottes und unseres Vaters vielfach bezeugen, z. B. an Joh. 3,16: „Denn also hat Gott die Welt geliebet, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab ...“, und an die Worte des Herrn Jesus: „Der Vater Selbst hat euch lieb“ (Joh. 16,27) sowie an die Liebe unseres HErrn, wie Er sie im Ev. Joh., Kap. 14-17 uns so reichlich offenbart.

Wenn wir diese Stellen gläubig ins Herz fassen, so finden wir wirklich keinen Grund mehr, besorgt zu sein, wenn auch die Zukunft des neuen Jahres vor unseren Augen sehr dunkel erscheint. Wie hat uns unser Gott und Vater doch die hinter uns liegenden Kriegsjahre so wunderbar hindurchgetragen! Er hat uns versorgt und vielfach bewahrt. Ja, wir haben Grund, Ihn von Herzen zu loben und zu danken für die vielen Erweisungen Seiner Liebe, auch für die, welche wir täglich erfahren dürfen.

Sollte Er uns mit der größten Gabe Seiner Liebe, mit Seinem geliebten Sohne, „nicht auch alles schenken?“ (Röm. 8,32.) Der Herr Jesus bezeugt uns: „Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr dies alles bedürfet!“ (Matth. 6,32.) Wenn aber „unser himmlischer Vater“ weiß, was wir bedürfen, so können „wir“ unbesorgt sein. Seine Liebe zu uns ist vollkommen. Und selbst dann, wenn schwerere Zeiten kommen sollten, wissen wir doch, „daß die Haare unseres Hauptes alle gezählt sind“ (Matth. 10,30), daß „Er treu ist und nicht zulassen wird, daß wir über unser Vermögen versucht werden, sondern Er macht, daß die Versuchung ein solches Ende nimmt, daß wir sie können ertragen“ (1. Kor. 10,13). Wir wollen uns auch erinnern, daß „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm. 8,28). Welche Liebe und welche Treue spricht doch aus diesen Schriftstellen! Um eins aber sollen „wir“ besorgt sein, um einen gottwohlgefälligen Wandel und um die Interessen Seines Werkes. (Vgl. z. B. Eph. 5,15-17!)

Möchte Er uns in der Zukunft, und so auch im Jahre 1920 Gnade geben, daß wir Seinem Worte mehr Glauben und kindliches Vertrauen entgegenbringen zu Seinem Wohlgefallen und nicht verunreinigt werden durch den Geist unseres Zeitlaufs, der sich durch Sorgen, Unruhe, und Eigenliebe auszeichnet! Seine Gnade genügt für uns! (2. Kor. 12,9.)

O. D.

Geleitswort an den Leser:

Der Gott des Friedens, der aus den Toten wiederbrachte unseren Herrn Jesus, den großen Hirten der Schafe, in dem Blute des ewigen Bundes, vollende euch in jedem guten Werke, um Seinen Willen zu tun, in euch schaffend, was vor Ihm wohlgefällig ist, durch Jesum Christum, welchem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Hebr.

13,20.21.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen werden, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 5

Wie ist es zu vereinen: in Matth. 28,1 heißt es: „spät am Sabbat“ und in Mark. 16,2.9; Luk. 24,1; Joh. 20,1 heißt es: „am ersten Wochentage früh“; und warum mußte ein Weib den HErrn zuerst sehen? Ist es deshalb, weil durch das Weib die Sünde eingeführt wurde (1. Mose 3,6)?

Antwort A

Um die verschiedenen Tagesangaben zu verstehen, muß man sich die damalige Tageseinteilung vergegenwärtigen. Da wurde der Tag von abends 6.00 Uhr bis nachmittags 5.59 gerechnet. 1. Mose 1,5.8.13.19.23.31 und 3. Mose 23,32. Der neue Tag begann mit dem Sichtbarwerden der Sterne. Im übrigen sagt Matth. 28,1 „spät am Sabbat, in der Dämmerung des ersten Wochentages“. Der Evangelist fährt hier mit den vorherigen Schriftzügen fort; er beschreibt ab Kap. 27,64, wie Pilatus befehlen soll, daß das Grab bewacht werden soll. Dies geschieht auch durch Versiegelung des Steines und gestellte Wachtposten. In Kap. 28 fährt nun Matthäus fort, auch von dem Wiedereröffnen des Grabes Jesu zu berichten. Darum braucht er die Worte „spät am Sabbat“ und geht in die „Dämmerung“ des neuen Tages über.

Nach Mark. 16,1 haben die Frauen, als der Sabbat vergangen war - wir würden heute sagen am Sonnabend abend nach 6 Uhr, als die Juden die Läden wieder öffneten -, wohlriechende Spezereien gekauft, um Jesum zu salben. Diese Stelle als auch Matth. 26,7; Mark. 14,4; Luk. 7,37 und Luk. 10,40.41 zeigen, daß es im Wesen des Weibes liegt, die innere Zuneigung und Dankbarkeit gegen eine Person durch tätige Liebeserweise nach außen hin kundzutun. Jesus kennt diese Züge und erkennt sie auch an. Angeführte Stellen zeigen ein Gutheißen der Tat aus Jesu Munde. Dieser Zug ist auch in Mark. 16,1 enthalten, auch daß sich die Frauen nach Mark. 16,9 „früh“, nach Mark. 16,2 „sehr früh“, nach Luk. 24,1 „ganz in der Frühe“ und nach Joh. 20,1 „als es noch finster war“ zur Grabstätte begaben. Dies läßt erblicken, daß sie viel Trost bedurften; sie wußten, was ihnen genommen war, und konnten sie Ihn nicht mehr Selbst haben, so wollten sie doch gerne in der Nähe Seines Leichnams sein. Angst vor Jesu Gegnern hatte sie im Finstern zum Grabe zu gehen veranlaßt und Sehnsucht nach Seiner Nähe obendrein. Hätte ihnen ein Mann die Auferstehung berichtet, so hätten sie es nur als einen Trost aus einem mitempfindenden Männerherzen hingenommen. Darum mußte es ihnen ein Engel sagen nach Matth. 28,5, Mark. 16,6 und Luk. 24,6, und Jesus belohnt das Zuerst-am-Grabe-sein in Joh. 20,15.16 mit Seiner ersten Ansprache nach der Auferstehung. Ein Zusammenhang mit 1. Mose 3,6 scheint mir nicht erklärlich.

F. G.

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Auch ich sehe keine Verbindung zwischen der Tatsache, daß durch das Weib die Sünde eingeführt ist (1. Mose 3,6), und der, daß ein Weib zuerst den HErrn nach Seiner Auferstehung sah. Doch mag der Gegensatz, der zwischen beiden Tatsachen liegt, manchem des HErrn Wort liebenden Herzen köstlich sein, wenn auch keine besondere Belehrung daran geknüpft zu werden braucht. „Das Weib fiel in Übertretung“ (1. Tim. 2,14) und brachte somit den Tod in diese Welt - und eine überaus verderbt gewesene Vertreterin des gleichen Geschlechts durfte die erste sein, die den auferstandenen Lebensfürsten, „der Leben und Unverweslichkeit ans Licht brachte“ (2. Tim. 1,10), zuerst schauen durfte - wahrlich, das ist ein Gedanke göttlicher Weisheit, der uns wohl erquicken kann!

Auf die Tagesangaben der Ostergeschichte möchte ich nicht zu weit eingehen; obige Antwort Gibt ja allerlei Licht darüber. Man kann übrigens Matth. 28,1 auch übersetzen „nach Beendigung des Sabbats“, wodurch einiges klarer wird. - In dieser Frage ist es, wie in der „G. H.“ schon so oft betont ist, auch wichtig zu beachten, in welchem Evangelium so oder anders steht. Jedes Evangelium behandelt die gleiche Tatsache in seinem besonderen Licht. Wirkliche Widersprüche sind unter den einzelnen Stellen gewiß nicht, wenn uns kurzsichtigen Menschen auch manches verborgen bleibt. Was die eine Betrachtungsweise „Dämmerung“ (Matth.!) nennt, mag eine andere schon „Helligkeit“ ansprechen; es kommt stets auf den Standpunkt des Betrachters an (vgl. z. B. die Betrachtung einer großen Stadt von verschiedenen Standorten aus!). Einer, der gewohnt war, sehr früh aufzustehen, war der vollkommene Knecht Jehovas, der Herr Jesus nach dem Markus-Evangelium; daher hier das Wörtchen „sehr früh“ in 16,2 (vgl. 1,35!) gewiß am Platze ist.

Joh. 20,1 scheint allerdings zu Mark. 16,2 in schroffem Gegensatz zu stehen. Aber ich glaube, ohne es etwa fest zu behaupten, diese Stelle behandelt gar nicht den gleichen Vorgang wie die anderen Evangelien, sondern was die anderen zusammenfassend behandeln, zeichnet Johannes, „der Apostel der Liebe“ mit besonderer Liebe, indem er ahnen läßt, daß Maria Magdalena ganz allein vor allen anderen oder schneller als die anderen den Weg zum Grabe gemacht hat, einfach weil sie in ihrer besonderen Liebe es nicht mehr ohne ihren HErrn („meinen HErrn“, V. 13) aushalten konnte. Und demnach wäre sie schon beim Grabe gewesen, als die anderen Frauen - über die Johannes offenbar nicht die Aufgabe hat, etwas zu berichten - ihr zeitlich (etwas) später nachkamen. - Die Schrift hat uns alles dies nicht so aufgezeichnet, daß wir jede Einzelheit in die zeitliche Reihenfolge bringen können, aber kommt es etwa darauf an? Die Anschaulichkeit gewinnt doch am meisten dadurch, daß jeder Beobachter das herbeibringe - und zwar in der Schrift unter der wörtlichen Inspiration des Geistes -, was ihm wichtig scheint (in Wirklichkeit: was Gott wichtig ist!); das Gesamtbild dann nachher ist so überwältigend klar, wie (hier in unserem Falle) eben nur die kostbare, über alles herrliche Tatsache der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus sein kann. Gepriesen sei Sein Name immerdar!

 

Frage 6

Bitte um Aufklärung über die Bedeutung von Joh. 2,1-11.

Antwort A

In Joh. 2,1-11 sehen wir den HErrn bei einer Hochzeitsgesellschaft. Wie ist der HErr dorthin

gekommen? Wir dürfen annehmen, daß Er auch hier wie immer Sich kindlich bestimmen ließ vom Vater betreffs der Umstände, ob und was und wie Er reden, wo und wann und wie Er helfen sollte (V. 4). (Für uns, für unseren Wandel ist es wichtig zu wissen, daß es vom Übel ist, sich vom Fleisch, von den auftauchenden selbstsüchtigen Gedanken leiten zu lassen.) Nach den Evangelien hat der HErr kein einziges Wunder zu Seinem persönlichen Bedarf getan. Alles, was Er tat, ging darauf hinaus, zu helfen und zu erfreuen, wie auch hier bei der Hochzeit zu Kana. Hier gab der HErr eine Probe dafür, daß Er Mangel in Überfluß verwandeln konnte. Leere Menschenherzen kann Er noch heute mit Frieden, Freude und Kraft erfüllen ... „Ich bin gekommen, daß sie Leben und Überfluß haben ...“ (Min.- Bibel Joh. 10,10b).

C. L.

Antwort B

Wie der Apostel Johannes in Kap. 20,30.31 anzeigt, hat er diese „Zeichen“ aus vielen anderen ausgewählt zu dem Zwecke, „daß ihr glaubet, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habt in Seinem Namen“. Das Wunder bei der Hochzeit zu Kana ist „das erste Zeichen“, auf welches hin Seine erstgeworbenen fünf Jünger glaubten und Seine Herrlichkeit sahen, wie Johannes, der dabei war, selbst bezeugt (1,14): „Wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit.“ Also schon bei diesem ersten Zeichen fing der Glaube bei den Jüngern Jesu an, daß Er Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei, wie sie es später offen bekannten. Vgl. Matth. 16,15.16; Mark. 8,29; Luk. 9,20; Joh. 6,69. Bei der Hochzeit zu Kana trat also Jesus, der Sohn Gottes, in Seiner Herrlichkeit hervor für die, welche darauf merkten.

Hieraus ergibt sich folgende Bedeutung: 1. Jesus und Seine Jünger wurden auf die Hochzeit geladen. Wer Jesum, den Sohn Gottes, und Seine Jünger zu solchen häuslichen Festen ladet und aufnimmt, der versieht sich mit dem besten Segen, den man sich nur denken kann. Vgl. Matth. 10,40; Joh. 13,20; Hebr. 13,2; Matth. 25,40.

2. Es scheint, daß Jesus und Seine Jünger nur sozusagen zufällige Gäste waren und daß die jungen Eheleute arm waren, so daß der Mangel sofort bemerkbar war. Sie hatten also nicht soviel Wein, daß sich die Gäste betrinken konnten, wie der Speisemeister von anderen Hochzeitsfesten mitteilt. Sie haben aber den Sohn Gottes trotz ihres Mangels mit Seinem ganzen Gefolge geladen und wurden dafür auch irdisch gesegnet.

3. Die Mutter Jesu kannte Ihn aus eigener Lebenserfahrung schon besser als alle anderen. Ihr Hinweis auf die Not war nicht nötig, aber die Not war Jesu nicht der maßgebende Teil, sondern der Wille Seines himmlischen Vaters. Erst wenn die Stunde des Vaterwillens ist, dann ist auch Seine Stunde. Hier konnten alle den verborgenen Zusammenhang des Vaters im Himmel mit Seinem Sohne wahrnehmen.

4. „Was Er euch sagt, das tut“; hiermit bezeugt Maria selbst, daß Jesus in Verbindung mit Seinem himmlischen Vater wirke und hier nur Gehorsam nötig ist, alles andere ergibt sich von selbst.

5. Füllet die Wasserkrüge mit Wasser.“ Hier tritt der Unterschied zwischen einem Menschen und dem Sohne Gottes hervor. Ein Mensch kann an Elementen nichts ändern, der Sohn Gottes macht Wasser

zu Wein, erhebt Geringes, Einfaches zu Höherem und Herrlicherem. Später bekannten Seine Jünger: „Nun wissen wir, daß Du alle Dinge weißt und bedarfst nicht, daß Dich jemand frage; darum glauben wir, daß Du von Gott ausgegangen bist.“