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Fakten zur Bibel
Heilsgeschichtliche Entfaltung im Neuen Testament
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Syngrammata Lehre auf Youtube
Mal3.16 Website Neben der Schrift Fakten zur
Bibel Heilsgeschichtliche Entfaltung im Neuen Testament Einleitung E. W. Bullinger Die Christen sind bisher allgemein in der Tradition
befangen, dass man auf Schwierigkeiten stoße, wenn man das Wort der
Wahrheit bei Apg. 28 teilt. Die folgenden Ausführungen sollen helfen,
solche Schwierigkeiten zu beheben, und sollen den Gläubigen in die Lage
versetzen, denen recht zu antworten, die nach der Hoffnung fragen, die
in ihm ist. Es gibt eine grundlegende Regel in der Lehre der
LOGIK, die alle Schwierigkeiten behebt, wenn wir sie sorgfältig
beachten. Diese Regel lautet: Man kann nicht vom Besonderen
auf das Allgemeine schließen. Das heißt, wir können nicht erwarten, dass wir die
allgemeinen Prinzipien finden, die wir als "die Wahrheit" betrachten,
indem wir von besonderen Teilen der Wahrheit aus folgern. Im Gegenteil:
Wir müssen vom Allgemeinen auf das Besondere schließen, wenn wir
zutreffend folgern wollen. Die Schwierigkeiten, die einige von unseren Lesern
erfahren haben, sind dieselben, die sich immer wieder ergeben, wenn man
nur Teile der Wahrheit betrachtet. Um die Antwort darauf zu finden, wäre
es vergeblich, sie weiterhin einzeln anzugehen. Gemeint sind hier die
Schwierigkeiten, die mit den frühen Briefen des Paulus zusammenhängen,
die er noch vor den Ereignissen von Apg 28 geschrieben hat, wie die
Verordnungen, der eine Leib aus 1Kor 12 oder die Geistesgaben aus 1Kor
12 und 1Kor 14 usw. Es ist unbedingt notwendig, dass wir uns zunächst
klar werden über die große allgemeine Aufgabe, "das Wort der Wahrheit
recht zu teilen" (2Tim 2:15). Wenn das ein göttliches Gebot ist, dann
hat es den gleichen Rang wie alle anderen göttlichen Gebote, und dann
ist es unsere Pflicht, ihr ebenso Gehorsam zu leisten wie jedem anderen
Gebot, wenn wir die Wahrheit finden wollen. Wenn wir so erst einmal festen Boden erreicht
haben, dann kommt die nächste große Aufgabe: Wir müssen diese wichtige
und grundlegende Regel auf Apg 28 und die Paulus-Briefe anwenden. Wenn das geschehen ist, dann wollen wir in diesem
Buch die eigentlichen GRUNDLAGEN der Lehre von der Heilsgeschichte
prüfen und uns bemühen, sie so richtig einzuordnen und so fest zu
verankern, dass wir auf dieses Fundament mit völliger Sicherheit bauen
können, damit unsere Schwierigkeiten ausgeräumt werden. Dann werden
unsere Leser in der Lage sein, alle Fragen selber zu beantworten, die
ihnen später noch kommen mögen. Was wir deshalb zunächst erbitten müssen, ist
Geduld. Lassen Sie uns alle Fragen über diese oder jene spezielle
Schwierigkeit zurückstellen, bis wir das große allgemeine Prinzip als
Fundament gelegt haben. Wir sind nicht "Herren über das Gewissen"
sondern "Diener des Wortes", dem wir so dienen wollen, dass der Leser
dahin geführt wird, sein Gewissen selber am Wort auszurichten. Das Buch befasst sich mit dem Reden Gottes: Durch die Propheten Durch den Sohn Durch die, die es gehört haben Durch den Geist der Wahrheit Durch Paulus, den Gefangenen Jesu Christi Praktische Folgerungen Inhaltsverzeichnis 1 I. Gott hat geredet 1.1 1. Vielfach und auf vielerlei Weise 1.1.1 Phase 1 1.1.2 Phase 2 1.1.3 Phase 3 1.1.4 Phase 4 1.1.5 Phase 5 1.1.6 Phase 6 1.1.7 Alle Phasen im Überblick I. Gott hat geredet Hebr 1:1 Unsere erste Aufgabe soll es sein, einen Überblick
über das ganze Thema zu geben, weil die Tatsache, dass Jahwe zu Menschen
redet, die wichtigste Tatsache der Welt ist. Hebr 1:1-2 macht zwei Aussagen über das Reden
Gottes, nämlich vielfach und auf vielerlei Weise. Dieses Reden Gottes
muß richtig eingeteilt werden, wenn wir das Wort der Wahrheit recht
verstehen wollen (2Tim 2:15). Wir werden das ohne Schwierigkeiten tun können,
wenn wir aufmerksam sind und von der Voraussetzung ausgehen, dass Gottes
Worte ebenso vollkommen sind wie Seine Werke (Ps 111:2). Wir brauchen
nichts weiter zu tun, als sie aufzuschlagen und zu sehen, was
geschrieben steht. Wir werden erkennen, dass es dabei sechs Phasen gibt,
deren Anordnung ihre Vollkommenheit zeigt: 1. Vielfach und auf vielerlei Weise Phase 1 Von der Erschaffung des Menschen an sprach Jahwe
selber und direkt zu einzelnen, bestimmten Menschen, ohne einen
menschlichen Mittler oder Überbringer; zuerst zu Adam und dann weiter zu
Abel und Kain, Henoch, Noah, Abraham und anderen Patriarchen bis zur
Berufung des Mose am brennenden Busch (2Mo 3:10). Zu dieser ersten Phase
gehört das erste Buch Mose. Phase 2 Seit der Berufung des Mose am brennenden Busch, die
sich von der Entstehung Israels als Volk herleitet (2Mo 1), sprach Jahwe
durch menschliche Vermittlung zu den Vätern des hebräischen Volkes. Mose
war der erste in der Reihe von Propheten, durch die Jahwe sprach, und
der letzte war Johannes der Täufer, der größte von ihnen allen (Mt
11:11). Maleachi, der letzte Prophet im Alten Testament,
endet mit der Verheißung bald wird kommen... der Engel des Bundes, der
Messias, (gemeint ist der Neue Bund, den Jahwe durch den Messias
schließen werde), und mit der Ankündigung des "Boten, der den Weg
bereiten soll" (Mal 3:1). Der Bote sollte kein anderer sein als der
Prophet Elia (Mal 3:23) denn der war nie gestorben, sondern war in den
Himmel entrückt, in sicherer Geborgenheit, und bereit, Seine Botschaft
auszurichten. Bemerkenswert ist, dass hier, in Mal 3:22-23, Mose
und Elia, der erste und der letzte der alttestamentlichen Propheten,
miteinander verknüpft werden. Johannes der Täufer wurde gesandt im Geist
und in der Kraft Elias (Lk 1:17). Wäre er angenommen worden, dann wäre
er auch als Elia selbst angesehen worden (Mt 11:14). Mit dem Tode
Johannes des Täufers endet die Zeit, in der Gott durch die Propheten
sprach. Zu dieser zweiten Phase gehören die Bücher von 2. Mose bis
Maleachi, dazu Mt 1:1-3:12. Phase 3 Von hier an redete Gott "durch Seinen Sohn" (Hebr
1:2). Es war weiterhin Gottes Reden, denn der Sohn sagte nicht Seine
eigenen Worte, sondern die des Vaters, der ihn gesandt hatte (vgl. 5Mo
18:18-19; Joh 7:16; Joh 8:28; Joh 8:46-47; Joh 12:49; Joh 14:10; Joh
14:24; Joh 17:8). Sein Dienst begann mit der dreifachen Erklärung: "Es
steht geschrieben" (Mt 4:4.7.10), und endete ebenfalls mit drei Aussagen
über Ursprung und Wahrheit des Wortes Gottes (Joh 17:8.14.17) ). Zu
dieser dritten Phase gehören die vier Evangelien. Phase 4 Von der Himmelfahrt unseres Herrn an bis zur
endgültigen Zurückweisung des wiederholten Rufes zur nationalen Buße
durch Petrus (Apg 2:38; Apg 3:19-26), also bis zu Apg 28:25-28, sprach
Gott "durch die, die es gehört haben" (Hebr 2:3). Diese "bekräftigten"
nur, was "seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn" und gingen nicht
über das hinaus, was der Sohn selber gesagt hatte. Es wurde keine neue
Offenbarung der Wahrheit gegeben, aber die bisherige bekräftigt. Der
Heilige Geist bestätigte sie als Zeugen durch Wunder und Taten (Hebr
2:4), ganz so, wie der Sohn als Zeuge in die Welt gekommen war und Sein
Zeugnis durch Zeichen und Wunder bekräftigt hatte. So hatten es die
Propheten vorausgesagt. Zu dieser vierten Phase gehören die
Apostelgeschichte, die "allgemeinen Briefe" (die in den besten und
ältesten griechischen Manuskripten hinter den drei synoptischen
Evangelien stehen, das Johannes-Evangelium folgt nach der
Apostelgeschichte) und die Briefe von Paulus, die er in dieser Zeit,
also vor Apg 28, geschrieben hat. Phase 5 Nach dem Abschluss dieser vierten Phase spricht
Gott wiederum direkt, durch "den Geist der Wahrheit", wie Christus es in
Joh 16, verheißen hatte. Er spricht nicht "aus sich selber", sondern
nur, was er vom Vater hört. (Denn der Vater hat alle diese Phasen in
Seiner Verfügung) (Apg 1:7). Der Geist sprach in der Weise, dass Er
Seine Worte in der Heiligen Schrift festhielt, in den 3 Handschriften
von "Paulus, dem Gefangenen Jesu Christi". Da hielt er auch die
kostbaren Lehren fest, die bisher verborgen waren und nicht bekannt
gegeben werden konnten, bevor Christi Leiden, Sterben, Auferstehung und
Himmelfahrt tatsächlich stattgefunden hatten; denn sie haben das alles
zur Voraussetzung. Diese Lehren finden sich ausschließlich in den
Briefen aus der Gefangenschaft (Epheser, Philipper und Kolosser), und
hierher gehören auch die Briefe an Timotheus, Titus und Philemon (an
Einzelpersonen gerichtet). Das ist die fünfte Phase. Phase 6 Schließlich haben wir im Evangelisten Johannes
nochmals einen Menschen als Übermittler. Sein Knecht, der "das Wort
Gottes und das Zeugnis von Jesus Christus, alles, was er gesehen hat"
schriftlich festhielt (Offb 1:1-2). Zu dieser sechsten Phase gehört die
Offenbarung des Johannes. Wir sind damit in der Lage, das "vielfach und auf
vielerlei Weise" (Hebr 1:1) in sechs solchen Phasen abwechselnd wie
folgt darzustellen: Alle Phasen im Überblick A1 - GÖTTLICH Durch Jahwe selber, ohne menschliche Vermittlung,
von Adam (1Mo 1:28) bis zur Berufung Moses (2Mo 3:10). Zu dieser Phase
gehört das 1. Buch Mose. B1 - MENSCHLICHE VERMITTLUNG Durch die Propheten (Hebr 1:1), von der Berufung
Moses (2Mo 3:10) bis zum Ende Johannes des Täufers (Mt 3:12 u. Mt
14:10-12). Zu dieser Phase gehört das 2. Buch Mose und das ganze Alte
Testament, dazu noch Mt 1:1-3.12. A2 - GÖTTLICH Durch den Sohn (Hebr 1:2; vgl. 2Mo 18:18-19), vom
Beginn (Mt 3:13) bis zum Ende des irdischen Wirkens Jesu, also bis zur
Grablegung (Mt 27:66 und Par.). Zu dieser Phase gehören die vier
Evangelien. B2 - MENSCHLICHE VERMITTLUNG Durch die, die es gehört haben, was der Sohn
verkündet hat (Hebr 2:3-4). Die Zeitspanne umfasst Apg 1:1 bis Apg
28:25-28 Zu dieser Phase gehören die Apostelgeschichte, die allgemeinen
Briefe und die Paulusbriefe, die in dieser Zeit geschrieben wurden. A3 - GÖTTLICH Vom Geist der Wahrheit (Joh 16:12-15) durch
"Paulus, den Gefangenen Christi Jesu" (Eph 3:1-12 u. 2Tim 1:8). Zu
dieser Phase gehören die Paulusbriefe aus der Gefangenschaft (Epheser,
Philipper und Kolosser), außerdem noch 1. oder zumindest 2. Timotheus
und Titus. B3 - MENSCHLICHE VERMITTLUNG Durch Seinen Knecht Johannes (Offb 1:1-2). Zu
dieser Phase gehört die Offenbarung des Johannes. Das sind diese sechs Phasen, die wir gefunden
haben, und die der Hebräerbrief mit vielfach und auf vielerlei Weise
bezeichnet. Immer ist es Gott, der zu den Menschen redet. Sechs ist die
Zahl des Menschen, und das alles betrifft den Menschen. Von da ab hat
Gott nie mehr zu Menschen gesprochen, weder direkt, selber, noch
indirekt, durch menschliche Vermittler. Der Mensch hat jetzt Gottes Wort
schriftlich und vollständig. Nichts darf davon abgetan oder hinzugefügt
werden. Das Wort gilt für alle Menschen gleichermaßen, und jeder, der
behauptet, eine Offenbarung erhalten zu haben, die angeblich von Gott
käme, soll als "Anathema" (Bann, Fluch) gelten (Gal 1:6-9) (es hat
solche angeblichen Offenbarungen gegeben und gibt es jetzt mehrfach. Wer
so etwas behauptet, der irrt in seinem Denken oder steht unter dem
Einfluß böser Geister). In diesen sechs Phasen redete Gott seit alters, und
seither haben wir tatsächlich das Schweigen Gottes, d. h. es gibt keine
neuen Offenbarungen. Aber da müsste es eigentlich noch eine siebente
Weise geben. Gott müsste wiederum unabhängig von menschlicher
Vermittlung reden. Er müsste vom Himmel her reden. (Ps 50:1 usw.). Das
wird ein siebentes Mal sein und wird allem den Stempel der
Vollkommenheit aufdrücken. Das vielfach und auf vielerlei Weise wird mit
der Wiederkunft Jesu vollendet. In den Kapiteln 1 und 2 des Hebräerbriefes haben
wir den Schlüssel zu dem allen. Um zu zeigen, dass der Schlüssel perfekt
ist, müssen wir jetzt nochmals diese beiden Kapitel betrachten. Sie
zeigen und beweisen die gleiche Vollkommenheit, die sich in allen Werken
Gottes erkennen lässt. Das Fernrohr versagt, wenn wir alle entfernten
Werke am Himmel in Augenschein nehmen möchten. Wir müssen uns vorher am
Sternenhimmel auskennen und können dann erst das Rohr auf eine
ausgewählte Stelle richten. Und das Mikroskop versagt vor der Fülle
minutiöser Perfektion der Werke Gottes auf der Erde. All das können wir
nicht in unser begrenztes menschliches Blickfeld rücken. Wir müssen erst
den zu untersuchenden Gegenstand genau kennen, bevor es Sinn hat, ein
Präparat unter das Objektiv zu legen. So müssen wir auch hier zuerst die beiden Kapitel
als Ganzes betrachten. Dann wird es uns besser möglich sein, das
Mikroskop zu benutzen und etwas von ihrer unendlichen Vollkommenheit
näher in Augenschein zu nehmen. Die beiden Kapitel sind in vier Abschnitte
unterteilt, die im Wechsel angeordnet sind; der erste und der dritte
handeln von Gottes Reden, der zweite und der vierte von dem Sohn, durch
den er redete. A - Hebr 1:1-2a: Gottes Reden in der Vergangenheit
durch die Propheten. B - Hebr 1:2b-14: Der Sohn, durch den er redete,
ist höher als die Engel (Hebr 1:4) und ist Gott (Hebr 1:8). A - Hebr 2:1-4: Gott redete durch den Sohn in
diesen letzten Tagen (die Predigt des Herrn). B - Hebr 2:5-18: Der Sohn, durch den er sprach
(Hebr 2:2), ist niedriger als die Engel (Hebr 2:7), ist Mensch (Hebr
2:6). Dieser Aufbau erklärt sich selbst und ist der beste
Kommentar zu diesen beiden Kapiteln als Ganzem, denn er zeigt uns deren
Spannweite und Inhalt. Dadurch entdecken wir die Bedeutung der Worte und
unser Blick wird auf die wesentlichsten Punkte gelenkt. Zunächst bemerken wir, dass die vier Abschnitte in
zwei Paaren abwechselnd angeordnet sind, mit gleichen Buchstaben
bezeichnet (A und A bzw. B und B), so dass wir A und A zusammen lesen
müssen (nach Hebr 1:2a weiter bei Hebr 2:1): "Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei
Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen
letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn - Darum sollen wir desto
mehr achten auf das Wort, das wir hören..." In gleicher Weise müssen wir von B zu B weiterlesen
(nach Hebr 1:14 weiter bei Hebr 2:5): "Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt: 'Setze
dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße
mache'? Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum
Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen? - Denn nicht den
Engeln hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir
reden..." So werden acht Dinge feierlich betont, um unser
Augenmerk besonders auf sie zu lenken. Deshalb müssen wir jetzt das
Mikroskop anwenden, und um sie genauer zu sehen, müssen wir die
Anordnung der Wörter (im griechischen) im Abschnitt A beachten (Hebr
1:1-2a). A C - a) vielfach und auf vielerlei Weise vorzeiten b) Gott hat geredet c) zu den Vätern d) durch die Propheten C - a) in diesen letzten Tagen b) er hat geredet c) zu uns d) durch den Sohn Hier sind acht Punkte in zwei Reihen gesetzt. In
unserem ersten Abschnitt wollen wir auf die erste Reihe genauer
eingehen: 1. Gott hat geredet. Das ist die erste wichtige
Tatsache. 2. Er hat vorzeiten geredet, im Gegensatz zu
späterem Reden. 3. Er hat zu den Vätern geredet, nicht zu
irgendwelchen Heiden. 4. Er hat durch die Propheten geredet, also nicht
durch die Priester. Er hat nicht durch irgendwelche falschen Propheten
geredet, von Menschen berufen (die wären zwangsläufig falsch), sondern
durch die Propheten, in deren Schriften allein Gottes Worte zu finden
sind. Inhaltsverzeichnis 1 2. Durch die Propheten 1.1 Nicht durch Priester 1.1.1 Das abtrünnige Christentum heute 1.2 Propheten sind Berufene 1.2.1 Inspiration Gottes 2. Durch die Propheten Hebr 1:1 Was kann es Wichtigeres auf der Welt geben, als
dass Gott geredet und sich den Menschen zu erkennen gegeben hat? Es gab keinen Grund, warum er so hätte handeln
sollen. Er war dazu nicht verpflichtet. Es gab auch keine Notwendigkeit,
es zu tun. Alles hätte weiter so gehen können, wie es ging. Die
Geschichte wäre vielleicht nicht anders verlaufen. Der einzige
Unterschied wäre gewesen, dass die Menschen in völliger Unwissenheit
geblieben wären über viele große und wichtige Dinge, und völlig unfähig,
sie zu verstehen oder zu erklären. So ist es heute bei allen, die entweder von dieser
wichtigen Tatsache, dass Gott geredet hat, gar nichts wissen, oder die
nicht glauben, was er geredet hat. "Der Glaube kommt aus dem Hören, das Predigen aber
aus dem Wort Christi" (Röm 10:17). Der Glaube an das, was Gott geredet hat, ist
notwendig, denn: "Im Glauben begreifen wir, dass die Äonen einem
Ausspruch Gottes gemäß aneinander gefügt wurden, so dass das für unsere
Augen Sichtbare nicht aus sich selbst entstand und darum auch nicht von
seiner äußeren Erscheinung her erklärt werden kann." (Hebr 11:1). -
Oder, wie es jemand treffend ausgedrückt hat: "Die Dinge sind nicht
immer, was sie scheinen." Wie gnädig und wunderbar ist es deshalb, dass Gott
geredet hat und dem Menschen die geheimen Ursprünge der Geschichte
offenbart hat, so dass wir etwas wissen von den Zeitaltern oder Phasen
("Haushaltungen"; zu dem Wort 'Phase' siehe das Vorwort zur deutschen
Ausgabe) und verstehen, wie sie nacheinander folgten. Dadurch erhalten
wir ein wenig Einblick in die Grundsätze seines Waltens in jeder Phase. In den frühesten Zeitaltern redete Gott direkt zu
einzelnen Menschen; so zu Adam, zu Noah, zu Abraham und anderen. Aber
wenn er zu den Menschen insgesamt redet, zu Völkern oder zu allen, dann
spricht er immer durch andere Menschen. Durch wen aber hat er geredet?
Heilige Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geist
(2Petr 1:21). - Vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise REDETE GOTT DURCH DIE PROPHETEN. Die große,
herausragende Tatsache in diesen Worten ist: Er redete NICHT DURCH DIE PRIESTER. Nein! Denn Propheten sind
BERUFEN, nicht ernannt. Berufen von Gott, nicht ernannt von Menschen,
nicht "von Händen gemacht." Der Prophet ist Gottes Sprecher, und niemand
kann ein Sprecher eines anderen sein ohne von dem, der ihn sendet,
berufen, bestimmt und berechtigt zu sein. Außerdem muss er darüber
instruiert sein, was er im Namen dessen, der ihn berufen und gesendet
hat, reden und ausrichten soll. Nicht durch Priester Gottes Sprecher zu sein gehörte nicht zum Amt des
Priesters. Dessen Aufgaben waren genau festgelegt. Er hatte nicht nur
Opfer darzubringen (das ist eine verbreitete Meinung im abtrünnigen
Christentum), sondern die Leute darin zu unterweisen, was Gott durch den
Propheten bereits geredet hatte. So lesen wir über die Aufgaben der
Priester in 5Mo 17:9-11: "... An die Weisung, die sie dir geben, und an
das Urteil, das sie dir sagen, sollst du dich halten..." Sie sollten
"Israel lehren alle Ordnungen, die der Herr ihnen durch Mose verkündet
hat" (3Mo 10:11). Mose war der Prophet, durch den Gott zuerst "zu den
Vätern" geredet hatte - zu Seinem Volk Israel, und es war Aufgabe der
Priester zu lehren, was sie von Mose gehört hatten. In 5Mo 33:10, wo die beiden wesentlichen Teile des
Priesterdienstes aufgeführt sind, können wir sofort sehen, was der
größere und wichtigere ist, nämlich aus der Reihenfolge, in der diese
beiden Hauptfunktionen angeordnet sind. Wir lesen da: 1. Sie lehren Jakob deine Rechte und Israel dein
Gesetz; 2. Sie bringen Räucherwerk vor dein Angesicht und
Ganzopfer auf deinen Altar. Wir brauchen dem nur gegenüberzustellen, was heute
'Priesteramt der Christen' genannt wird, dann sehen wir, was für ein
Ausmaß diese Abtrünnigkeit hat, nach der sogenannte Priester Weihrauch
verbrennen und das sogenannte 'Messopfer' darbringen. Sie verhindern
nach Kräften, dass die Leute erfahren, was Gott geredet hat. Eigentlich
aber sollten sie sie darin unterweisen, was geschrieben steht, damit sie
aus Gottes Wort lernen. In früheren Zeiten haben solche Weihrauch
räuchernden Priester die Heilige Schrift verbrannt und die Menschen, die
darin gelesen haben. Später haben sie die Schrift durch falsche
Übersetzungen verdreht und verdorben. Jetzt zerstören sogenannte
Priester sie, indem sie dagegen schreiben, sich zu Richtern über die
Heilige Schrift erheben, die Tatsache leugnen, dass Gott durch die
Schreiber der Bibel redet und gutheißen, dass unlautere
Bibelübersetzungen in Umlauf kommen. Soweit ist der Abfall heutzutage
geraten, der ebenso real und schändlich ist wie in den schlimmsten Tagen
des Königs Jojakim. In Wahrheit sind alle Sünden heute raffinierter als
früher, aber das natürliche Herz des Menschen ist so böse wie es immer
war. Wissenschaftlich ausgeklügeltes Vergiften tritt an die Stelle
gewaltsamen Mordens. Räuberei wird abgelöst von raffinierter Kalkulation
gewissenloser Geschäftsleute. Die Pistole ist überholt, aber verlogene
Werbeprospekte beschaffen das Geld genauso. Das abtrünnige Christentum heute So steht es heute auch um das abtrünnige
Christentum. Die Bibel wird nicht mehr öffentlich verbrannt; aber sie
wird effektiver zerstört durch protestantische Geistliche, die ihre
Wunder als Mythen betrachten, ihre Tatsachen als Fabeln, ihre Schreiber
als Fälscher. Und dafür werden sie noch bezahlt! Die Priester waren zu allen Zeiten gleich. Esra ist
die einzige Ausnahme, von der berichtet wird. Und der Wortlaut des
Berichtes erscheint von Gott angelegt. Er ragt auffallend heraus als das
Vorbild eines Priesters. Nichts wird uns von ihm berichtet über Opfer
oder Verbrennen von Weihrauch. Aber das lesen wir: "Er war ein Schriftgelehrter, kundig im Gesetz des
Mose, das der Herr, der Gott Israels, gegeben hatte" (Esr 7:6). "Und
Esra, der Priester, brachte das Gesetz vor die Gemeinde, Männer und
Frauen und wer's verstehen konnte.... und er las daraus... vom lichten
Morgen an bis zum Mittag... und die Ohren des ganzen Volkes waren dem
Gesetzbuch zugekehrt... und Esra tat das Buch auf vor aller Augen... und
sie legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus, so
dass man verstand, was gelesen worden war." (Neh 8:2.3.5.8). Ja, Esra war wahrhaft Priester. Wenn alle Priester
so gehandelt hätten wie er, dann wäre es nicht zur Abtrünnigkeit
gekommen. Israel und Juda hätten keine Zerstreuung durchgemacht, und die
sogenannte christliche Geistlichkeit würde heute noch das Werk der
Reformation weiterhin fördern und wahrhaft 'Diener des Wortes' sein. Die Abtrünnigkeit, die wir heute überall in den
sogenannten 'Kirchen' zu sehen bekommen lässt sich direkt auf diese
Ursache zurückführen. Hier haben wir den Punkt, von dem aus all der
geistliche und religiöse Verfall herrührt. Das Übel wird allgemein
gesehen und bedauert, aber wie wenige erkennen die wahre Ursache und
gehen mutig dagegen an! Man erkennt nicht, dass manche Priester und oft
auch Pastoren in doppeltem Sinne menschlich sind: Sie sind von
menschlicher Natur und sie sind von Menschen dazu gemacht. Das ist von
alters her so. Priester sind 'von Menschenhand gemacht'. In Israel waren
sie "geboren aus dem Willen des Fleisches und aus dem Willen eines
Mannes" und heute werden sie aus dem gleichen menschlichen Willen
gemacht. Das ist der Grund, warum Jahwe nie durch Priester geredet hat,
sondern nur durch Propheten. "Denn des Priesters Lippen sollen die Lehre
bewahren, dass man aus seinem Munde Weisung suche; denn er ist ein Bote
des HErrn Zebaoth" (Mal 2:7). Priester sollten dankbar sein, dass sie nicht ganz
ausgeschlossen sind davon, den göttlichen Ruf zu empfangen, Gottes
Sprecher zu sein. Propheten sind Berufene Jeremia und Hesekiel waren Priester, die diesen Ruf
bekamen, aber Abraham auch, und der war ein Patriarch. (1Mo 20:7) und
David ebenfalls, der war ein König (Apg 2:30.31) und Daniel, ein Fürst
(Dan 1:3) und auch Elisa, ein Pflüger (1Kö 19:19) und Amos, ein Hirte
(Am 1:1; Am 7:14). Meist waren sie vorher unbekannt. Man wusste nichts
von ihnen als den Vaternamen. Und es gab Prophetinnen und Propheten. Das Wichtige dabei ist, dass die, zu denen Gott
redete, von ihm berufen waren. Niemand sonst konnte sie berufen oder
ihnen sagen, was sie ausrichten sollten. Deshalb war der Prophet
Sprecher. Im Hebräischen: Mund. Aaron war der Mund des Mose (2Mo 4:16;
2Mo 7:1); und der Prophet war der Mund Jahwes (Hes 3:17). "Ich will...
meine Worte in seinen Mund geben" war die Bestimmung Jahwes für den
großen "Propheten, wie du (Mose)" (5Mo 18:18). - vergl. 4Mo 23:5.16 Inspiration Gottes So erklärt Gott die Inspiration. Eine klarere
Definition kann es nicht geben. Wie das geschehen ist, lässt sich nicht
erklären, so wie die Schöpfung sich nicht erklären lässt. Man kann es im
Glauben annehmen, aber nicht mit dem Verstand erfassen. Inspiration ist
eine Tatsache wie die Schöpfung auch. Gott, der dem Menschen "den Odem
des Lebens in seine Nase blies", ist derselbe Gott, der Menschen
inspirierte, die Worte des Lebens zu reden und zu schreiben. Es ist so,
wie Petrus in Apg 1:16 sagte: "... es musste das Wort der Schrift
erfüllt werden, das der heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt
hat über Judas..." Es war Davids Mund, aber es waren nicht Davids Worte.
David wusste nichts von Judas. Wie hätte er von Judas reden können,
tausend Jahre vor dessen Geburt? David sprach von Ahitophel, aber der
Heilige Geist sprach durch Davids Mund von Judas; und aus dem gleichen
Grunde, weil David ein Prophet war (Apg 2:30.31), sprach er im Ps 16 von
der Auferstehung Christi. Ebenso redete Gott zu Hesekiel: "Du wirst aus
meinem Munde das Wort hören und sollst sie in meinem Namen warnen" (Hes
3:17). So hat Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei
Weise geredet zu den Vätern DURCH DIE PROPHETEN; NICHT DURCH PRIESTER. Man beachte also: Gott redete, zu den Vätern, d.h.
zu den Vorfahren derjenigen, an die der Brief an die Hebräer gerichtet
ist. Es war nicht zu Heiden geredet, obwohl sonst vieles über die Heiden
gesagt wird. Was gesagt wurde, wurde dem hebräischen Volk gesagt, und
betraf Israels eigene frühere Unwürdigkeit und Jahwes Gnade; Israels
frühere Herausforderungen und Jahwes Geduld; die sich daraus ergebende
Bestrafung Israels und die Zerstreuung, die Jahwe bewirkt hat; Israels
künftige Wiederherstellung und Jahwes Herrlichkeit. Mit anderen Worten: Der Gegenstand von Jahwes
Worten an sie war scharf begrenzt auf Israel und auf Jahwes damalige
Grundsätze des Regierens. Diese Dinge waren dieser Phase eigen. Daraus
ergibt sich, wenn wir diese Leute und diese Grundsätze in die
gegenwärtige Phase übernehmen, dann nehmen wir, was Gott durch die
Propheten zu den Vätern und über sie redete (d.h. zu und über Israel),
und lesen es, als wäre es zu und über uns selbst in der jetzigen Phase
geredet. Dieses Verfahren kann nur zu Verwirrung führen. Weiterhin finden wir diese Verwirrung, wenn zu
Israel über die künftige Segnung des Volkes Geredetes auf die
derzeitige, echte Segnung der Heiden oder der angelsächsischen Rasse
ausgelegt wird! Die gleiche Verwirrung finden wir, wenn die
Prophetie vergeistigt und alles auf die gegenwärtige geistliche Segnung
der Gemeinde ausgelegt wird. Dieses letztere System der Auslegung war
es, das zu dem vorher genannten geführt hat. Enttäuscht von dieser
unwürdigen Betrachtensweise der prophetischen Schriften durch
konservative evangelikale Ausleger, die seine wörtlichen Aussagen
vergeistigten, suchte man Abhilfe und kam häufig dahin, dass man die
wörtliche Bedeutung beibehielt, aber sie auf ein anderes Volk und eine
andere Rasse bezog. Wir können die Menschen nur bedauern, die von diesem
doppelten Fehler irregeführt sind, denn sie gewinnen nichts und
verlieren nur. Sie gewinnen einen Schatten und verlieren die
segensreiche Substanz dessen, was Gott später durch Seinen Sohn redete
und danach durch die, die Ihn hörten und durch Seinen Knecht Paulus,
„den Gefangenen Christi Jesu" (Eph 3:1 u. 2Tim 1:8). Aber darüber soll erst im nächsten Abschnitt mehr
gesagt werden. Inhaltsverzeichnis 1 3. Durch den Sohn 1.1 Reden Gottes 1.2 Das Werk des Vaters 1.2.1 Gott sprach durch den Sohn 1.2.2 I. Das erste Thema 1.2.3 II. Das zweite Thema 1.2.4 III. Das dritte Thema 1.2.5 IV. Das vierte Thema 3. Durch den Sohn Hebr 1:2 Wenn wir das über das Reden Gottes Ausgeführte mit
dem vergleichen, was wir über sein Reden "durch die Propheten" gesagt
hatten, dann lernen wir aus der nächsten Phase: 1. Dass Gott wiederum sprach, nachdem die Propheten
ihr Zeugnis beendet hatten. 2. Dass dieses Reden in diesen letzten Tagen
geschah, d.h. es war damals noch gar nicht lange her, dass Gottes Sohn
die Worte gesprochen hatte, die ihm vom Vater geboten waren. Mit diesen
letzten Tagen ist also nicht die Zeit gemeint, in der wir leben, auch
nicht eine Zeit, die noch kommen soll, sondern die Zeit jener Phase, die
eben erst vergangen war, in der Jesus Christus auf der Erde redete, -
die Tage des Menschensohnes. 3. Dass das Reden, das hier gemeint ist, durch den
Sohn geschah; nicht durch späteres Weitersagen oder durch einen
ausgewählten Zwischenträger; noch nicht einmal durch den Heiligen Geist,
wie der Herr in Joh 16, verheißen hat. 4. Dass das Reden durch den Sohn zu uns geschah,
d.h. zu dem hebräischen Verfasser des Briefes an die Hebräer, und zu
dessen hebräischen Lesern. Es geschah nicht zu den heidnischen Lesern,
sondern zu denen, die gehört hatten, was er sagte, und zu denen, die
zwar nicht seine Stimme direkt vernommen hatten, denen aber das Gesagte
bekräftigt wurde durch die, die es gehört haben (Hebr 2:3). Über diesen letzten Punkt werden wir später noch
mehr zu sagen haben. Die anderen Punkte sind völlig klar, aber nicht
alle Menschen beachten die wichtige Tatsache genügend, dass durchweg
alles das ein Reden Gottes war, ob durch die Propheten oder durch den Sohn.
Der letztere war der Hauptinhalt der Prophetie gewesen. Gott hatte
dieses große und wichtige, ja, epochemachende Ereignis schon
vorhergesagt, als Mose sprach: "Einen Propheten wie mich wird dir der
HErr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr
gehorchen" (5Mo 18:15). Und nochmals: "Ich will ihnen einen Propheten, wie
du bist, erwecken aus ihren Brüdern und MEINE WORTE IN SEINEN MUND
GEBEN; der soll zu ihnen reden alles, WAS ICH IHM GEBIETEN WERDE. Doch
wer MEINE WORTE nicht hören wird, DIE ER IN MEINEM NAMEN REDET, von dem
will ich's fordern" (5Mo 18:18.19). Als die Zeit erfüllt war, dass Gott diesen größeren
Propheten "erweckte", wurde er pünktlich berufen, gesalbt und
eingesetzt. Er erhielt formell die Vollmacht. Die Einsetzung fand nach
den Worten von 4Mo 11:29 und 4Mo 12:6 statt, denn der Heilige Geist
salbte den Messias für sein Prophetenamt (Lk 4:18.19). Mose wurde am
Feuer des brennenden Busches berufen, und der "Prophet wie er" am Wasser
des Jordan. Von dem Augenblick an sprach Gott durch seinen Sohn, und die
vier Evangelien sind Berichte über die Worte und Werke des VATERS (Joh
14:10). Wenn wir die Evangelien lesen oder studieren,
dürfen wir das nie vergessen. Unserm Herrn war das immer bewusst.
Siebenmal erklärt er das allein im Johannes-Evangelium. Und auch auf die
Gefahr hin, für langweilig zu gelten, müssen wir diese Stellen hier noch
einmal zusammen anführen: 1. Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem,
der mich gesandt hat (Joh 7:16). 2. ... wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich
(Joh 8:28). 3. ... warum glaubt ihr mir nicht? Wer von Gott
ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von
Gott seid (Joh 7:46.47). 4. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet,
sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben,
was ich tun und reden soll (Joh 12:49). 5. Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich
nicht von mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine
Werke (Joh 14:10). 6. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort,
sondern das des Vaters, der mich gesandt hat (Joh 14:24). 7. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe
ich ihnen gegeben... (Joh 17:8). Siebenmal bestätigt der Herr Jesus hier, dass Gott
der Vater selbst durch ihn redete, wie er vorzeiten durch die Propheten
redete. Moderne Bibelkritiker bezeichnen die Geschichte des
Jona als Mythos, das Buch Daniel als Fälschung und den Ps 110 als nicht
von David geschrieben, obwohl er ausdrücklich so überschrieben ist, und
obwohl der Herr bestätigt: David selbst hat durch den heiligen Geist
gesagt... (Mk 12:36). Sie täten gut daran, sich ihre Gotteslästerungen
gut zu überlegen, wenn sie so leichtfertig über das reden, was sie mit
dem griechischen Wort kenosis Entleerung bezeichnen. In Phil 2:7 wird das Wort kenoo mit "Er machte sich
selbst gering" ("made Himself of no reputation") wiedergegeben, aber es
bedeutet er entäußerte sich selbst. Das wird von den modernen Kritikern
so aufgefaßt, als habe er nichts mehr von sich gewusst, oder als habe er
sich in die Unwissenheit und Traditionsgebundenheit des Volkes
erniedrigt. Aber das sind sehr menschliche Deutungen. Die wahre
Bedeutung von kenoo wird von den Wörtern danach erklärt, die uns sagen
sollen, auf welche Weise er sich entäußert hat. Er entäußerte sich der Herrlichkeit, die er bei dem
Vater hatte, ehe die Welt war (Joh 17:5). Das tat er, indem er
Knechtsgestalt annahm und den Menschen gleich und der Erscheinung nach
als Mensch erkannt wurde. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam
bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz (Phil 2:7.8). Das ist die Erläuterung
Gottes zu kenosis, und die genügt vollauf. Die Erklärung der modernen Kritiker erniedrigt die
Person unseres Herrn, und raubt ihm sogar seinen Ruhm als Mensch. Obwohl
er sich seiner göttlichen Herrlichkeit entäußerte, war er nämlich mit
göttlicher Weisheit erfüllt, und er redet nur Gottes Worte. Aber er
kannte die Herzen der Menschen und las ihre Gedanken. Das Werk des Vaters Gott sprach durch den Sohn Deshalb entsprach alles, was er redete, genau der
göttlichen Weisheit. Seine Worte waren - vom ersten bis zum letzten Wort
- Gottes Worte. Die ersten überlieferten Worte des Zwölfjährigen
waren göttlich. Er antwortete seiner Mutter: "Wißt ihr nicht, dass ich
sein muß in dem, was meines Vaters ist?" (man beachte den Tadel in
diesen Worten über Marias Vorwurf in Lk 2:48: "Dein Vater und ich haben
dich mit Schmerzen gesucht.") (Lk 2:49). Und Seine letzten Worte waren
ebenfalls göttlich: Es ist vollbracht! (Joh 19:30). Was war vollbracht?
Das Werk des Vaters, das auszuführen er gekommen war (vgl. Ps 40:8.9). Es war dasselbe wie mit den Worten aus der Zeit
seines Dienstes. Alle waren geordnet; thematisch und zeitlich. Vier
große Themen gab es im Dienst der Herrn: I. Das erste Thema war die Proklamation des Königreiches, beginnend
mit Mt 4:12 und endend mit Mt 7:28.29, "als Jesus diese Rede vollendet
hatte." Jedes Wort in diesem Abschnitt bezieht sich auf das Königreich,
nicht auf die gegenwärtige Phase oder sonst etwas. II. Das zweite Thema war er selbst - seine gesegnete Person. Es beginnt
mit seiner Bezeichnung als Herr (Mt 8:2.6.8.9) und als der Menschensohn
(Mt 8:20). Alle seine gesprochenen und aufgeschriebenen Worte von Mt 8:1
bis Mt 16:20 zeigen, dass er ganz Gott und ganz Mensch war; und seine
Wunder waren Wunder der Schöpfung. III. Das dritte Thema beginnend mit Mt 16:21, war seine Zurückweisung
durch sein eigenes Volk Israel - "und die Seinen nahmen ihn nicht auf"
(Joh 1:11). "SEIT DER ZEIT FING JESUS AN, seinen Jüngern zu zeigen, wie
er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse..." Viermal spricht er von
seinem Versöhnungswerk und seinem zukünftigen Leiden, und dieses Thema
geht bis Mt 20:34. IV. Das vierte Thema war wiederum das Königreich, jetzt aber nicht als
Proklamation für diese Zeit, sondern seine Ablehnung. Es beginnt mit Mt
21:1 und endet mit Mt 26:35. Alle Gleichnisse dieser Zeit beziehen sich
auf den kommenden Wechsel der Phasen und sprechen von der kommenden
Phase, in der das Königreich ausgesetzt sein werde, weil es abgelehnt
worden war. Gottes Worte und Werke durch
den Sohn bilden diese vier Themen. Sie sind für uns von großer Bedeutung
und zeichnen sich durch ihre Vollkommenheit aus. Wir wollen jetzt diese vier Themen darstellen, wie
sie in sich zurückkehren; denn das Königreich ist das Thema der beiden
äußeren Teile, während die beiden zentralen Teile den König selbst zum
Thema haben. E
Mt 4:12 - Mt 7:29
Das Königreich: Verkündigt. F
Mt 7:1 - Mt 16:20
Der König: Seine Person verkündigt. F
Mt 16:21 - Mt 20:34
Der König: Endgültig abgelehnt und Herrschaft verzögert. E
Mt 21:1 - 26.35
Das Königreich: Seine Ablehnung und Aussetzung. Somit werden die großen Themen - Das Königreich und
seine Ablehnung - Der König und seine Kreuzigung - als die zentralen
Themen des ganzen Evangeliums deutlich (das Gleiche gilt für alle vier
Evangelien. In jedem gibt es die gleichen vier Teile des Dienstes des
Herrn). Matthäus
Markus
Lukas
Johannes 1.
Mt 4:12 - 7:29
Mk 1:14 - 20
Lk 4:14 - 5:11
Joh 1:35 - 4:54 2.
Mt 8:1 - 16:20
Mk 1:21- 8:30
Lk 5:12 - 9:21
Joh 5:1 - 6:71 3.
Mt 16:21 - 20:34
Mk 8:31 - 10:52
Lk 9:22 - 18:43
Joh 7:1 - 11:54a 4.
Mt 21:1 - 26:35
Mk 11:1 - 13:37
Lk 19:1 - 22:38
Joh 11:54b - 17:26 Da es wichtig ist, diese Struktur des Dienstes des
Herrn zu verstehen, müssen wir uns auch noch ansehen, wie sie im Aufbau
des ganzen Evangeliums eingefügt ist. Das soll wieder in Form einer
graphisch sichtbaren Satzstellung geschehen. In der Mitte, eingerückt,
steht das Wichtige: A
Mt 1:1 - 2:23
Vor dem Dienst B
Mt 3:1-11
Der Vorläufer C
Mt 3:12-17
Die Taufe D
Mt 4:1-11
Die Versuchung Jetzt folgen die vier Teile des Dienstes: E
Mt 4:12 - 7:29
Periode 1: Das Königreich F
Mt 8:1 - 16:20
Periode 2: Der König F
Mt 16:21 - 29:34
Periode 3: Der König E
Mt 21:1 - 26:35
Periode 4: Das Königreich Nach dem eigentlichen Dienst: D
Mt 26:36-46
Die Ohnmacht C
Mt 26:47 - 28:14
Tod, Begräbnis, Auferstehung B
Mt 28:16-18
Die Nachfolger A
Mt 28:19-20
Die Zeit nach dem Dienst Gottes Reden durch den Sohn hält sich innerhalb
dieser Abgrenzungen und geht nicht darüber hinaus. Es sind Bereiche der
Worte des Herrn in Seinem Dienst. Unmittelbar vor seinem öffentlichen Auftreten (Mt
4:12) betonte unser Herr dreimal die Tatsache, dass das geschriebene
Wort Anfang, Mitte und Ende allen Dienstes ist - das dreimalige "Es
steht geschrieben" (Mt 4:4.7.10). Und am Ende, als er seinen Auftrag in
die Hände des Vaters übergibt, erfolgt wieder ein dreifacher Bezug auf
das geschriebene Wort Gottes (Joh 7:8.14.17). So ist die Periode, als Gott in den letzten,
abschließenden Tagen dieser Phase "durch den Sohn" redete, genau
festgelegt und abgegrenzt. Es betraf die "große Errettung", von der der
Herr am Anfang zu reden begonnen hatte. Er "begann" dieses wunderbare
Reden nur, das mit seinem Tode endete. Für damals, in der Zeit der Niedrigkeit Jesu, war
es genug, dass Gott seine Verheißung erfüllt hatte, die er Israel durch
Seinen Knecht Mose gegeben hatte. Er hatte im Messias einen Propheten
wie Mose erweckt und hatte Mose seine eigenen Worte in den Mund gelegt
mit der ernsten Warnung: "Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er
in meinem Namen redet, von dem will ich's fordern" (5Mo 18:19). Diese
Warnung wurde nicht beachtet. Israel verwarf seinen Messias wollte
nichts wissen von den Worten, die Gott ihm in den Mund gelegt hatte. Sie
wiesen das Königreich zurück und kreuzigten ihren König. Was bleibt nun übrig für Sein Volk Israel? "Wenn
jemand das Gesetz des Mose bricht, muß er sterben ohne Erbarmen auf zwei
oder drei Zeugen hin. Eine wieviel härtere Strafe, meint ihr, wird der
verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes
für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der
Gnade schmäht? Denn wir kennen den, der gesagt hat: 'Die Rache ist mein,
ich will vergelten', und wiederum: 'der Herr wird sein Volk richten'"
(Hebr 10:28-30). Diese Worte waren an die Menschen gerichtet, die es
abgelehnt hatten, Gottes Wort zu hören, das er "durch den Sohn" sprach,
ungeachtet der ernsten Warnung in 5Mo 18:19: "... von dem will ich's
fordern“. 1 4. Durch die IHN gehört haben 1.1 a) Die Apostelgeschichte 1.1.1 Die Apostolischen Briefe 1.2 b) Der Brief des Jakobus 1.3 c) Die Briefe des Petrus 1.3.1 Der 2. Brief des Petrus 1.4 d) Die Johannesbriefe 1.4.1 Naherwartung 1.4.2 Gericht und Verstockung Israels 1.4.3 Aufruf zur Buße 1.5 e) Die Offenbarung des Johannes 1.5.1 Damalige Naherwartung 1.6 f) Der Brief des Judas 4. Durch die IHN gehört haben Hebr 2:3 Das heißt durch die, die den Sohn gehört haben,
durch den Gott (in den vier Evangelien) geredet hat, im Anschluß an die
Phase des alten Bundes, in der er durch die Propheten geredet hatte. Die Propheten hatten zu den Vätern geredet und der
Sohn zu uns, den Aposteln; und nun, nachdem sie es gehört haben,
bekräftigten sie, was er gesagt hatte und bestätigten es uns, d.h. dem
Paulus selbst und jenen Hebräern, an die er diesen Brief richtete. Dieses Reden (in Hebr 2:3.4) besteht aus zwei
unterschiedlichen Teilen: I. Die Bestätigung von denen, die den Sohn gehört
hatten. II. Das Zeugnis, dass Gott wiederum zu ihrer
Bestätigung "Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und die
Austeilung des Heiligen Geistes" gab. Das sind die beiden Teile des großen Themas (Hebr
2:3.4), das uns jetzt beschäftigen soll. Zuerst müssen wir uns bewusst machen, wann und wie
diese Bekräftigung geschah, also den Inhalt und die Art der Mitteilung;
außerdem wer geredet hat, und wer angesprochen war. Die Rede selbst war
nicht allgemein oder universal, sondern speziell und individuell. Sie
geschah zu den "Hebräern" und zu ihren "Vätern". Da ist Irrtum
ausgeschlossen. Auch kann es keinen Zweifel geben über die Redenden oder
darüber, wovon sie gesprochen haben. Es liegt alles offen vor Augen.
Wenn wir nicht durcheinander mischen oder zusammenwürfeln, was Gott
auseinandergehalten hat, dann wird auch dem Verstand alles klar. Wir
wissen, wer diejenigen sind, die es gehört haben. Es können nur die
zwölf Apostel sein. Kein anderer Mensch auf der ganzen Erde könnte so
für Gott sprechen; niemand sonst wäre dazu berechtigt. Die es gehört haben. Das allein war die Befähigung.
Das war für die Elf zum Kriterium für die Auswahl eines Zwölften
anstelle des Judas Ischariot. "So muß nun einer von diesen Männern, die
bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns
ein- und ausgegangen ist - von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag,
an dem er von uns genommen wurde -, mit uns Zeuge seiner Auferstehung
werden" (Apg 1:21.22). Sie machten zwei Lose - eins für Joseph, genannt
Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und eins für Matthias. "Und sie
beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an,
welchen du erwählt hast von diesen beiden." Sollten wir da nicht sicher
sein, dass es hier gilt: "Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie
der HErr will" (Spr 16:33)? Und der Herr wählte Matthias. Die zwölf Apostel übernahmen eine besondere
Aufgabe, und Matthias war ausgewählt, damit auch er "diesen Dienst und
das Apostelamt empfange" (Apg 1:25). Diese Form der Verdoppelung wird
benutzt, um mit dem zweiten Hauptwort das erste besonders stark zu
betonen. Es bedeutet also: "Diesen Dienst - ja, diesen APOSTOLISCHEN
Dienst." Paulus hatte an diesem Dienst zunächst nicht teil,
weil er nicht die ganze Zeit bei den Zwölf gewesen war und den Herrn
nicht selber gehört hatte. Deshalb war er nicht in der Lage, zu
"bekräftigen", was der Herr gesagt hatte. Er musste notwendigerweise
einen besonderen Ruf erhalten und eine eigene Aufgabe zugewiesen
bekommen. Wir wissen alle, wie und wann er beides empfing. Einige Ausleger meinen, die Elf hätten in Apg 1
nicht recht getan und halten Paulus für den zwölften Apostel. Aber das
geht weit über das hinaus, was im Wort für uns geschrieben steht.
Deshalb können wir es nicht akzeptieren. Es wird uns nichts darüber
gesagt, dass dieses Vorgehen richtig oder falsch gewesen wäre, und wo
die Schrift schweigt, da steht es uns nicht anders zu. Aber die Schrift schweigt nicht über das ernste
Gebet und berichtet auch die direkte Antwort. Außerdem bestätigt sie es
noch dadurch, dass sie später von ihnen als "den Zwölfen" spricht.
Andererseits unterscheidet sich Paulus immer ausdrücklich von den
Zwölfen. Er betont immer wieder, dass er "nicht von Menschen, auch nicht
durch einen Menschen" berufen wurde. Das kann sich zwar auf die Wahl des
Matthias beziehen, aber es muss sie weder verurteilen noch gutheißen. Er
hebt nur hervor, dass er gesondert und von Gott als "Diener unter den
Heiden" berufen wurde. Dadurch unterscheidet er den speziellen
apostolischen Dienst der Zwölf und ihre besondere Eignung zur
Bestätigung der Worte des Herrn, die sie gehört hatten. Der Dienst unseres Herrn in den vier Evangelien
wurde dadurch nach seiner Auferstehung durch die Zwölf weitergetragen.
Es gab keine Unterbrechung und keine neue Aussage über die Tatsache
hinaus, dass Christus auferstanden war vom Tode, und dass sie den
Auftrag hatten, zu wiederholen und zu bekräftigen, was Er gesagt hatte. Um zu verstehen, worin ihr apostolischer Dienst
(der in der Apostelgeschichte festgehalten ist) bestand, brauchen wir
nur den Dienst des Herrn zu betrachten. Wir hatten schon gesehen, dass
er mit der Festnahme Johannes des Täufers begann (Mt 4:12), und zwar mit
dem Ruf an das Volk "tut Buße!" Mit der Ausrufung des Königreiches und
der Gegenwart des Königs. "Denn genaht hat sich das Königreich der
Himmel" (Mt 4:17). Wir wissen, dass dieser Ruf nicht beachtet wurde,
und die vier Evangelien berichten, dass das Königreich abgelehnt und der
König gekreuzigt wurde. Der Herr kam nicht, um eine Kirche zu gründen,
sondern "Christus ist ein Diener der Juden geworden um der
Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den
Vätern gegeben sind" ([Röm 15:8]). Ebenso bestätigten die Zwölf sein
Wort. Er wurde nicht getauft, um ein "Sakrament der Kirche zu stiften",
sondern "damit er Israel offenbart werde" (Joh 1:31). Daraus folgt, dass
die Zwölf in der Apostelgeschichte nicht den Auftrag hatten, eine Kirche
zu bilden oder zu gründen, sondern den Ruf Jesu Christi zur Buße zu
wiederholen, seine Verkündigung über seine Person zu bekräftigen, und
das Angebot des Königs und des Königreiches unter der einen Bedingung
der nationalen Buße. a) Die Apostelgeschichte Ein sorgfältiges Studium der Apostelgeschichte wird
zeigen, dass besonders die Regierenden des Volkes angesprochen wurden.
Der Ruf zur Buße erging an die ganze Nation, aber widersprochen wurde
den Zwölf vor allem von den Machthabern (siehe Apg 4:1.3.5-21; Apg
5:24-41; Apg 6:12; Apg 8:1; Apg 9:2.23). "Tut Buße" war der eigentliche Inhalt der Worte des
Petrus am Tage des Pfingstereignisses. Er sprach es zu den "Juden" (Apg
2:14), den "Männern von Israel“ (Apg 2:22; Apg 3:12) und zu dem "ganzen
Haus Israel“ (Apg 2:36). "Denn euch und euren Kindern gilt diese
Verheißung, und allen, die fern sind" (d. h.: den Verstreuten Israels). Petrus leitete seine Predigt mit den Worten ein:
"... das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist“ (Apg
2:16). Dann zitiert er weiter, was Joel über "die letzten Tage" gesagt
hatte. Von Gottes Geist sollte ausgegossen werden, und die Kraft des
Geistes sollte offenbar werden, und es hatte begonnen. Hätte das Volk
Buße getan, dann wäre alles erfolgt, wie Gott durch Joel geredet hatte.
"Wunder oben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde" wären geschehen,
die das hervorgebracht hätten, was man die Wiederherstellung aller Dinge
nennt, wovon die Propheten seit alters geredet hatten. Solange man von dem Gedanke besessen ist, Joel und
Petrus bezögen sich auf die Bildung der Gemeinde, ist es unmöglich, ihre
Worte zu verstehen. Wenn man aber einmal eingesehen hat, dass sie vom
Königreich reden, dann ist alles klar. Dann können wir der Verkündigung
folgen, die Petrus in Apg 2 tut, und ihrer Ausweitung und Vertiefung in
Apg 3. Der Tag des Herrn war in der Tat nahe gekommen, und im Namen des
Herrn wurde er verkündet. Das Gericht sollte "am Hause Gottes beginnen"
(1Petr 4:17), "der Richter steht vor der Tür" (Jak 5:9). Petrus beendet
seine Pfingstpredigt mit den gewichtigen Worten: "Laßt euch erretten aus
diesem verkehrten Geschlecht“ (Apg 2:40). Es war ein Warnruf zur
sofortigen Flucht vor einem nahe bevorstehenden Gerichtsurteil, das über
diese eine Generation kommen würde (wie in Lk 21:32 angekündigt). Darin ist keine Rede von der Gründung einer
Gemeinde. Es gab keinen Beginn einer Gemeinde an diesem Tage, "als der
Pfingsttag gekommen war". Die Sprache ist unbrauchbar für Offenbarung,
wenn solche Sprache so interpretiert werden kann. Nichts kann klarer
sein, als dass Petrus und die Zwölf "Diener der Beschneidung" waren, wie
Christus auch. Sie haben sich selber auf die Bekräftigung dessen
beschränkt, was sie den Herrn von Anfang an reden gehört hatten. Noch war es nicht so weit, dass der Heilige Geist
lehrte und in alle Wahrheit leitete, wie in Joh 16, verheißen, sondern
er gab ihnen zunächst durch seine Werke, aber noch nicht durch seine
Worte Zeugnis. Jetzt, gerade im nächsten Kapitel, wurde ein großartiges
Wunder gewirkt (Apg 3:1-11), und Petrus nahm es sofort zum Anlaß für
einen weiteren Aufruf an die "Männer von Israel", in dem er ihnen vor
Augen stellte, dass der Gott ihrer Väter, obwohl sie den eingeborenen
Sohn des Vater abgewiesen und gekreuzigt hatten, dennoch seinen Sohn
verherrlicht hat, indem er ihn vom Tode auferweckte, und ihn jetzt
beauftragte, erneut die Nation zur Buße zu rufen, zusätzlich mit der
großartigen, wunderbaren und epochemachenden Verheißung, dass durch ihre
Buße ihre Sünden getilgt würden, die Zeit der Erquickung durch die
Gegenwart des Herrn käme, und dass er Jesus Christus senden werde, der
ihnen zuvor gepredigt war, und dass alles das, was Gott seit alters
durch seine heiligen Propheten verheißen hatte, dann erfüllt würde. Er
endet mit den denkwürdigen Worten, die wir hier vollständig anführen
müssen: Apg 3:19: So tut nun Buße und bekehrt euch, dass
eure Sünden getilgt werden, Apg 3:20: damit die Zeit der Erquickung komme von
dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus
bestimmt ist: Jesus. Apg 3:21: Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu der
Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den
Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn. Apg 3:22: Mose hat gesagt: "Einen Propheten wie
mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; den
sollt ihr hören in allem, was er zu euch sagen wird. Apg 3:23: Und es wird geschehen, wer diesen
Propheten nicht hören wird, der soll vertilgt werden aus dem Volk." Apg 3:24: Und alle Propheten von Samuel an, wie
viele auch danach geredet haben, die haben auch diese Tage verkündigt. Apg 3:25: Ihr seid die Söhne der Propheten und des
Bundes, den Gott geschlossen hat mit euren Vätern, als er zu Abraham
sprach: "Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf
Erden." Apg 3:26: Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht
Jesus erweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein
jeder sich bekehre von seiner Bosheit (Bosheit = gr. poneros (Plural)
bezeichnet mehr das Üble, das Elend und Mißgeschick, als die begangenen
Sünden, von denen in Apg 3:19: die Rede ist). Wir fragen noch einmal: Wo ist in dem allen die
Gründung einer Kirche (wie die röm.-kath. Theologie lehrt)? Oder wo ist
der "Beginn der Gemeinde mit Pfingsten", wie es einige andere lehren?
Solche Lehren haben Tausenden die Sinne verblendet, und es manchen
beinahe unmöglich gemacht, zu klarem Verständnis dessen zu gelangen, was
Gott zu unserer Unterweisung geschrieben hat. Das ist zu "einer Lehre
der Ältesten" geworden, die das Neue Testament wirkungslos gemacht hat,
so gewiss wie das durch die Lehre der Pharisäer mit dem Alten Testament
geschehen ist (Mt 15:3.9). Dieser nochmalige Ruf zur Buße und diese
Wiederholung der Verheißung, der Messias werde als direkte Folge davon
gesendet, zieht sich durch das ganze Wirken der Apostel, durch Petrus
und die Zwölf, im Land und anderswo. Und durch Paulus und andere in den
Synagogen in der Verstreuung, bis es in Rom zu einem Höhepunkt kam, wo
"die Angesehensten der Juden" an einem festgelegten Tag "untereinander
uneins waren" (Apg 28:17-25). Dann wurde es zur besonderen und ernsten
Pflicht des Apostels Paulus, noch ein drittes und letztes Mal feierlich
zu verkünden, dass sie zur Blindheit verurteilt seien, wie es zuerst
Jesaja gesagt hatte (Jes 6:9.10). Einmal hatte es der Herr in Mt 13, wiederholt und
ein zweites Mal in Joh 12, In beiden Fällen wurde es im Zusammenhang mit
der Ablehnung der Worte und Werke des Herrn ausgesprochen. Und nun wird
es nochmals, zum dritten und letzten Mal in Apg 28, durch Paulus
bestätigt. Jede Wiederholung dieser ernsten Prophezeiung
kennzeichnete eine Krise in der Geschichte Israels. Dieser Letzten
folgte kurz darauf die Zerstörung Jerusalems, der Brand des Tempels und
die Zerstreuung des Volkes. Die Anwesenheit der Juden unter uns heute
ist ein bleibendes Zeugnis davon. Diese Bestätigung dessen, was der Herr gesagt
hatte, beschränkte sich nicht nur auf gesprochene Worte. Die, die es
gehört hatten, haben es nicht nur gesagt, sondern auch geschrieben. Die Apostolischen Briefe Das sind die sogenannten 'katholischen' oder
'allgemeinen' Briefe. Aber diese Bezeichnung verleitet zu dem
Mißverständnis, das sie alle betrifft. Sie sind alle von denen
geschrieben, die es gehört haben. Wir haben allerdings nicht zwölf
Epistel, denn nur drei waren dazu ausersehen: Petrus, Jakobus (Jakobus -
Apg 12:17; Apg 15:13; Apg 21:18; 1Kor 15:7; Gal 1:19; Gal 6:12) und
Johannes mit Judas (Judas, der Bruder des Jakobus. Vergleiche Jud 1:1
mit Mt 13:55 und Mk 15:40 und siehe Joh 15:22). Diese Schriften werden
deshalb die apostolischen Briefe genannt. In allen besten und ältesten griechischen
Manuskripten folgen diese apostolischen Briefe unmittelbar nach der
Apostelgeschichte, wobei Jakobus zuerst kommt. Diese einfache Tatsache
erklärt uns eine ganze Menge. Wir können sie verstehen und die vielen
Fragen beantworten, die im Zusammenhang mit ihnen immer wieder
aufkommen. b) Der Brief des Jakobus Wir können verstehen, wieso Jakobus seinen Brief an
die "zwölf Stämme in der Zerstreuung" richtete. Wir erinnern uns daran,
dass er in der Phase der Apostelgeschichte schrieb. In dieser Phase
hielt Gott die Verheißung aufrecht, und Petrus verkündete sie in seinem
Namen: Unter der einen Bedingung würde Gott den Christus senden und die
damit verbundene Zeit der Erquickung, Wiederbelebung und
Wiederherstellung würde kommen: Wenn das Volk Buße tun würde. In diesem Lichte besehen, können wir die Worte des
Jakobus verstehen, wenn er den gläubigen Israeliten sagt, "Er hat uns
geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir
Erstlinge seiner Geschöpfe seien“ (Jak 1:18). Das war die Lehre, die sie in jener Zeit empfangen
hatten. Paulus hatte bereits im allerersten Brief, den er geschrieben
hat (an die Thessalonicher) von diesen 'Erstlingen' geschrieben, dass
beim Kommen Jesu Christi die Toten, die in Christus gestorben sind,
auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden "mit ihnen entrückt werden"
(1Thes 4:13-18). Diese wären tatsächlich die "Erstlinge" gewesen, von
denen Jakobus in seinem Brief spricht (Apg 1:18). Gott hatte durch Petrus verheißen, dass er Jesus
Christus senden werde, wenn das Volk Buße tue. Gott hat sie nicht
genarrt. Darin können wir ganz sicher sein. Mit dem, was Paulus hier
schrieb, "bekräftigte" er nur, was der Herr gesagt hatte. Er hatte es
zwar nicht gehört, als der Herr auf der Erde war, aber derselbe Herr
hatte es ihm offenbart. Daher konnte Paulus es bekräftigen, als er
seinen ersten Brief an die Gläubigen in Thessalonich schrieb. Wir müssen uns das noch aufheben, was wir über
1Thes 4 zu sagen haben, bis die Betrachtung dieses Briefes an der Reihe
ist. Inzwischen halten wir fest: Es nicht erstaunlich, dass Jakobus, als
er diesen Brief in der Phase der Apostelgeschichte schrieb, in einem
ganz direkten Sinne sagen konnte: "... der Richter steht vor der Tür“
(Jak 5:9); Denn der Herr saß noch nicht, sondern, wie Stephanus ihn sah,
"stand" er noch, wie auf Israels Buße wartend, - und in Bereitschaft,
"herabzusteigen vom Himmel" und gesendet zu werden, wie es Gott in Apg
3:20 durch Petrus verheißen hatte. Jakobus konnte von der Rechtfertigung durch den
Glauben schreiben, aber da er an die zwölf Stämme und während dieser
Phase schrieb, mußte er ihnen zeigen, dass es ein lebendiger Glaube sein
muß, der sich in Werken zeigt. Die Gerechtigkeit vor Gott ohne Werke war noch
nicht völlig offenbart. Der Brief an die Römer war noch nicht
geschrieben. Gerechtigkeit mußte wie Abrahams und Rahabs Glaube sein.
Denn Glaube ist wie der menschliche Körper. Der Körper ohne Geist ist
tot; denn Gott "blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward
der Mensch ein lebendiges Wesen." - Und ohne den Geist "wird er eine
tote Seele" (Siehe die folgenden Schriftstellen, wo das hebräische Wort
nephesch, eigentlich "Seele", anders übersetzt wird: King James: the
dead- der Tote: 3Mo 19:28; 3Mo 21:1; 3Mo 22:4; 4Mo 5:2; 4Mo 6:11; King
James: dead body - Leichnam: 4Mo 9:6.7.10 ; und King James: body -
Körper: 3Mo 21:11; 4Mo 6:6; 4Mo 19:11.13; Hag 2:13). "So ist auch der
Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber." Er gibt kein
Lebenszeichen von sich. Hier beruft sich Jakobus auf Abraham, der "Gott
glaubte" aber auch bewies, dass es ein lebendiger Glaube war, als er im
Gehorsam aus seinem Land und seiner Verwandtschaft ging (Jak 2:22). In
gleicher Weise wurde Rahabs Glaube als lebendig bewiesen, als sie die
Kundschafter aufnahm und nicht verriet, um sie in die Hände des Königs
von Jericho zur Hinrichtung auszuliefern (Jak 2:25). Jakobus konnte auch von der "Synagoge" schreiben,
wie Lukas in der Apostelgeschichte, wo Paulus seine Bestätigung an die
des Petrus anfügt und "Jesus und die Auferstehung" den Juden in der
Diaspora in deren Synagoge predigt. (Apg 17:1f). Jakobus konnte das alles sagen, weil er
bekräftigte, was der Herr gesagt hatte. Er schrieb ja an dieselben
Menschen, denen gegenüber er sich auf die Worte des Petrus in Apg 3:14
beziehen konnte. Das sieht man aus den persönlichen Fürwörtern: "Ihr
habt den Gerechten verurteilt und getötet, und er hat euch nicht
widerstanden" (Jak 5:6). 'euch' bedeutet hier: den zwölf Stämmen, die
die Schuld auf sich geladen haben. Jetzt "steht er noch vor der Tür“ (Jak 5:9); seine
Verkündigung ist noch nicht widerrufen. Seine Verheißung, Jesus Christus
zu senden, ist noch offen. Aber "das Kommen des Herrn ist nahe“ (Jak
5:8). c) Die Briefe des Petrus Petrus hat nicht nur gepredigt, sondern er wandte
sich auch schriftlich an die Fremdlinge, die zerstreut wohnen (1Petr
1:1), d. h. in die Diaspora; und er spricht von derselben Errettung, von
der auch die Propheten gesprochen und geschrieben hatten, und sagt:
"Ihnen ist offenbart worden, dass sie nicht sich selbst, sondern EUCH
dienen sollten mit dem, was EUCH nun verkündigt ist durch die, die EUCH
das Evangelium verkündigt haben durch den Heiligen Geist (durch pneuma
hagion, d. i. durch die Kraft aus der Höhe, vgl. Hebr 2:4), der vom
Himmel gesandt ist, - was auch die Engel begehren zu schauen" (1Petr
1:12). Petrus nennt die Gläubigen auch heilige
Priesterschaft, königliche Priesterschaft und heiliges Volk (1Petr
2:1-10), und Schafe seiner Weide (1Petr 2:25). Er sagt ihnen, dass das
Ende aller Dinge nahegekommen ist, deshalb sollen sie besonnen und
nüchtern sein (1Petr 4:7). "Denn die Zeit ist da, dass das Gericht
anfängt an dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird es für
ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?“
(1Petr 4:17). Dabei bezieht er sich natürlich auf seine eigene
Aufforderung in Apg 3, und auf das "große Heil" (Hebr 2:1-3). Petrus bezeugt auch, dass Gott sie "durch die
Auferstehung Jesu Christi" "wiedergeboren hat" zu einem Erbe, das nicht
mehr irdisch, sondern himmlisch ist. Und er bezeugt die "Seligkeit, die
bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit". Damit meint er
die damalige Zeit, nämlich das Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase.
Damals war die Wiederkunft Christi "bereit, dass sie offenbar werde"
(apokalypto). Denn diese Phase ging damals auf ihr Ende zu, und wenn
diese Zeit der "Leiden" vorüber wäre, dann sollte "die Herrlichkeit"
folgen. Wir haben dasselbe Wort apokalypto in 1Petr 4:13 und 1Petr 5:1.
Petrus konnte das Wort apokalypto anwenden, weil es eine bekannte
Bedeutung hatte. Die lag in der Verheißung, Jesus Christus zu senden.
Das ist nicht Teil unserer Hoffnung heute. Wir warten auf unsere
Entrückung, nicht auf die Apokalypse oder "den Tag des Herrn“ Wir wollen dieses "Erbe" mit dem vergleichen, was
darüber in folgenden Kapiteln geschrieben ist: 1.Petrus Kap. 1 u. 2
Offenbarung Kap. 21 u. 22 Erbe - 1Petr 1:4
Die heilige Stadt usw. - Offb 21:7 unvergänglich - 1Petr 1:4
reines Gold - Offb 21:7 unbefleckt - 1Petr 1:4
unverwelklich - 1Petr 1:4
"nicht mehr" - Offb 22:3-5 aufbewahrt in den Himmeln für euch - 1Petr 1:4
„herniederkommen aus dem Himmel" - Offb 21:10 „die zwölf Stämme" - Offb 21:12 „die zwölf Apostel" - Offb 21:12 Lob, Preis und Ehre - 1Petr 1:7
„Herrlichkeit“ - Offb 21:23-24 „Edelsteine“ - Offb 21:19 lebendige Steine - 1Petr 2:7
Grundsteine - Offb 21:14 Der 2. Brief des Petrus In seinem zweiten Brief ermahnte er sie, denn "so
wird EUCH reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige REICH
unseres Herrn und Heilands Jesus Christus" (2Petr 1:11). Er zählt sich
selber mit zu denen, die es gehört haben, wenn er sagt, "diese Stimme
haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem
heiligen Berge" (2Petr 1:18) Am Ende seines zweiten Briefes spricht er von des
Herrn Tag, der wie ein Dieb kommen wird (2Petr 3:10), und von den
schweren Gerichtserscheinungen, die mit ihm einhergehen (2Petr 3:11).
Dann spricht er von dem "Tag Gottes", der dem folgt (2Petr 3:12) und von
dem neuen Himmel und der neuen Erde, die das beenden. Deshalb schließt
Petrus mit der Ermahnungen (2Petr 3:14), "dass ihr gedenkt an die Worte,
die zuvor gesagt sind von den heiligen Propheten, und an das Gebot des
Herrn und Heilands, das euch verkündet ist DURCH EURE APOSTEL" (2Petr
3:2). Dass wir hier die Fürwörter so herausgehoben sind soll zeigen,
dass die Apostel sich selber einbezogen haben in das, worüber sie
schrieben, und sich an dem, wovon sie sprachen, als beteiligt ansahen.
Aber wenn wir uns vor Augen halten, dass die Verkündigung und der Ruf
zur Buße nicht beachtet wurden, und dass die Verheißung, den Messias zu
senden, um das Königreich zu errichten und alle Dinge wieder
herzustellen, abgelehnt wurde, dann ist es nur im übertragenen Sinne
möglich, alle diese persönlichen Ausdrücke auf uns heute anzuwenden. Damals stand alles das, wovon sie schrieben, nahe
bevor. Jetzt ist es alles ausgesetzt. Damals war die Erfüllung aller
Verheißungen, die an die Väter ergangen waren, ganz nahe. Jetzt aber ist
sie in die Ferne gerückt. Nur so lassen sich die Ausdrücke in Kürze und
die Zeit ist nahe sinnvoll und zutreffend verstehen (Offb 1:1.3). Viele
Gläubige mögen hierüber verblüfft sein. Sie können nicht verstehen,
wieso Johannes sagen mußte, dass das, worüber er zu schreiben hatte, in
Kürze geschehen soll (Offb 1:1). Sie können nicht sehen, dass es ganz
genau zutraf, denn Johannes schrieb unmittelbar vor dem Ende dieser
Phase, in der Zeit, die er die letzte Stunde nannte. Er konnte nicht
schreiben, als ob er angenommen hätte, dass die Verkündigung des Petrus
abgelehnt würde. Es war vielmehr notwendig, dass er vom Gegenteil
ausging und positiv schrieb, also nicht hypothetisch, obwohl er über
ernste Realitäten schrieb. Aber man hat die große Krise von Apg 28 gänzlich
ignoriert und die größte Krise der Geschichte - die Zerstörung
Jerusalems - behandelt, als ob es ein gelegentlicher Unfall wäre, ohne
irgendwelchen Einfluß auf die Geschichte oder die prophetische Lehre der
Heiligen Schrift. - Das Buch der Offenbarung wurde aller Verbindung zu
Israel entrissen und wurde so betrachtet, als wäre es eine in Symbolen
geschriebene Fortsetzung der Geschichte der Heiden! In diesem Zusammenhang müssen wir uns noch
aufheben, was wir über das Buch der Offenbarung zu sagen haben, bis wir
an das Ende der apostolischen Schriften kommen. Dann werden wir sehen,
wie die Bekräftigung der Worte des Herrn durch die, die es gehört haben,
als ein harmonisches Ganzes den ihr zustehenden Platz als Schlüssel zur
Auslegung des Neuen Testaments insgesamt einnimmt. d) Die Johannesbriefe Johannes gehörte zu den drei zuerst erwählten
Jüngern, die Jesus berufen hatte, damit sie mündlich und schriftlich
bekräftigen sollten, was sie vom Herrn gehört hatten. Er bekräftigte,
wie die anderen beiden, was seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn
(Hebr 2:3). Darüber hinaus ging er nicht. Außerhalb seiner Briefe gibt es keine Information
darüber, wann er geschrieben hat. Niemand kann uns helfen. Weder alte
Autoren noch moderne Kritiker können uns mehr darüber sagen, als was wir
selber in den drei Briefen des Johannes lesen. Alles andere ist
Vermutung. Alle Leser und Ausleger müssen, wie bei allen Briefen,
notgedrungen auf die internen Indizien zurückgreifen, weil es externe
nicht gibt. Naherwartung Hier stoßen wir bald auf die Worte: Kinder, es ist
die letzte Stunde! (1Jo 2:18). Das kann sich nur auf die damals
unmittelbar bevorstehende Zerstörung Jerusalems beziehen. Die ist
nämlich den Abschluss dieser heilsgeschichtlichen Phase, die zeitlich
von der Apostelgeschichte umrissen wird. Johannes schrieb nicht von der
heutigen Zeit oder von der Menschheitsgeschichte, auch nicht vom Ende
der materiellen Schöpfung, sondern vom Ende der Phase, in der Gott durch
die, die es gehört haben redete. Deren Ende war tatsächlich nahe. So
nahe, dass es heißt: Die Welt vergeht mit ihrer Lust (1Jo 2:17). Es war
die "elfte Stunde" davon. Was hat damals diese "letzte Stunde"
gekennzeichnet? Die Antwort folgt unmittelbar im gleichen Vers: "Kinder,
es ist die letzte Stunde! und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist
kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen: daran erkennen
wir, dass es die letzte Stunde ist." Das ist die erste Erwähnung des Antichrists im
neuen Testament. Er wird hier mit dem bestimmten Artikel genannt, als
wäre er bereits bekannt. Außer dem Hinweis auf den Charakter oder Geist
des Antichrists (1Jo 2:22; 1Jo 4:3) (zur Begründung des bestimmten
Artikels vgl. Dan 7:8.9.11) wird keine Erklärung über ihn gegeben. Die
Frage, woher Johannes das wusste, lässt sich selbstverständlich und
richtig mit der Inspiration beantworten; aber Johannes sagt "wir", also
wussten auch noch andere (oder hätten es wissen müssen), dass an den
"vielen Antichristen" die "letzte Stunde" zu erkennen war. Unser Herr
hatte es in der letzten großen prophetischen Rede am Ölberg als
allererstes Zeichen für den Beginn der letzten Zeit vorausgesagt: ... es
werden viele kommen unter meinem Namen... (Mt 24:4). Es gibt zwei solche prophetische Reden. Das zeigt
sich darin, dass sie zweierlei Zeiten, Orte und Themen haben. Die erste
ist in Lk 21 berichtet, die zweite in Mt 24 und Mk 13 Die Rede bei Lukas hielt Jesus "eines Tages, als er
das Volk lehrte im Tempel" (Lk 20:1). Als nächsten Hinweis auf die Zeit
lesen wir in Lk 21:1: "Er blickte auf und sah, wie die Reichen ihre
Opfer in den Gotteskasten einlegten." Demnach war er noch im Tempel, als
er die prophetische Rede hielt, die uns Lukas berichtet. Ein dritter
Hinweis findet sich in Lk 21:37: "Er lehrte des Tags im Tempel; des
Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg
nennt." Betrachten wir demgegenüber die Prophetie in Mt 24
und Mk 13: Da lesen wir in Mt 24:1: Und Jesus ging aus dem Tempel
fort,... und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und
sprachen, als sie allein waren“ (Mt 24:3). Ebenso in Mk 13:1: "Und als
er aus dem Tempel ging,..." und Mk 13:3: "Und als er auf dem Ölberg saß
gegenüber dem Tempel, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und
Andreas, als sie allein waren." Somit haben wir also zwei große prophetische Reden;
eine (Lukas) im Tempel gesprochen, die andere (Matthäus und Markus)
später auf dem Ölberg. Da Teile der ersten Prophetie in der zweiten
wiederholt werden, stellen wir die Hauptpunkte der drei Berichte in
Spalten nebeneinander, so dass jeweils Thema und Inhalt mit ihren
Unterschieden deutlich erkennbar werden. Beide Prophetien werden mit einem Abriss von
Ereignissen eingeleitet, die die Zuhörer noch erleben und erleiden
würden. Der Herr war auf die Bauwerke, Steine und Verzierungen des
Tempels hingewiesen worden und antwortete, "Es wird die Zeit kommen, in
der von allem, was ihr seht, nicht ein Stein auf dem andern gelassen
wird, der nicht zerbrochen werde" (das hat sich so vollständig erfüllt,
dass die illustrierte Wochenschrift "The Throne" (London) in ihrer
Ausgabe vom 21. Dezember 1911 in einem zwei Seiten langen Artikel
nachweisen wollte, es hätte den Tempel überhaupt nie gegeben, das sei
nur ein Mythos. (Anm. Jürgen Krafzik: Ein Mythos, an dessen
„Glaubwürdigkeit" heute auch die Palästinenser und andere Islamisten mit
verschiedensten Methoden arbeiten). Diese ernste Aussage führte beide
Male zu der Frage: "WANN soll das geschehen? und was wird das ZEICHEN
sein, wenn das geschehen wird?" Die Frage bezieht sich auf das Kommen
bzw. den Beginn der Ereignisse.) Die ersten Worte der Antwort des Herrn waren: Mt 24:46: "Seht zu, dass euch nicht jemand
verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich
bin der Christus, und werden viele verführen. Ihr werdet hören von Krieg
und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so
geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da."
Mk 13:5-7: "Seht zu, dass euch nicht jemand verführe! Es werden
viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und werden viele
verführen. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so
fürchtet euch nicht. Es muss so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht
da."
Lk 21:8-9: "Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn viele
werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und: Die Zeit ist
herbeigekommen. - Folgt ihnen nicht nach! Wenn ihr aber hören werdet von
Kriegen und Aufruhr, so entsetzt euch nicht. Denn das muss zuvor
geschehen, aber das Ende ist noch nicht so bald da." Das ist der Anfang. Der Herr spricht dann weiter
von den Ereignissen, die als nächste folgen: Die Geburtswehen der
Trübsal: Mt 24:7.8: "Denn es wird sich ein Volk gegen das
andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden
Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der
Anfang der Wehen."
Mk 13:8: "Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und
ein Königreich gegen das andere. Es werden Erdbeben geschehen hier und
dort, es werden Hungersnöte sein. Das ist der Anfang der Wehen."
Lk 21:10.11: "Ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein
Reich gegen das andere, und es werden geschehen große Erdbeben und hier
und dort Hungersnöte und Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom
Himmel her große Zeichen geschehen. Jetzt werden wir sehen, dass er bei der ersten Rede
(Lk 21) an dieser Stelle kurz innehält. Anstatt des Satzes: "Das ist der
Anfang der Wehen" (wie bei Matthäus und Markus) und der Fortsetzung
ihrer Schilderung, geht er hier zurück und spricht von etwas, das noch
"vor diesem allen" geschehen wird. - Vor dem Beginn der Geburtswehen der
großen Trübsal. Er beschreibt die Zerstörung Jerusalems. Gericht und Verstockung Israels Lk 21:12: Aber vor diesem allen... Das bedeutet vor der großen Trübsal, die mit dem
Zeichen des Menschensohns, kommend in den Wolken des Himmels, endet,
werden die Ereignisse geschehen, die in den Versen 12-24 berichtet sind.
Die abschließenden Worte lauten: Lk 21:24: "und sie werden fallen durch die Schärfe
des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem
wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt
sind." In der Rede, die in Mt 24 und Mk 13 berichtet ist,
fährt er jetzt fort und beschreibt die Drangsal (anstatt auf den Zustand
Jerusalems vor der großen Trübsal und bis zu deren Beginn einzugehen).
Nachdem er gesagt hatte: "Das alles ist der Anfang der Wehen" setzt er
die Beschreibung der Trübsal fort (Mt 24:9-28; Mk 13:9-23), und er
schildert in der Prophezeiung weiter die Wehen bis zum Augenblick seines
Erscheinens in den Wolken des Himmels. An diesem Punkt wendet sich der Herr nun auch in Lk
21:25 dem Ziele zu (telos), der Zeit des Endes: Die abschließenden Worte
beider Reden beziehen sich auf das eigentliche Kommen des Herrn: Mt 21:29.30: "Sogleich aber nach der Bedrängnis
jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein
verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden ins Wanken kommen. Und dann wird erscheinen das Zeichen
des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter
auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des
Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit." Mk 13:24-26: "Aber zu jener Zeit, nach dieser
Bedrängnis, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein
verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden ins Wanken kommen. Und dann werden sie sehen den
Menschensohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit." Lk 21:25-27: "Und es werden Zeichen geschehen an
Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein,
und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die
Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die
kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins
Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in
einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit." Aber uns interessiert hier nicht das aktuelle
Kommen des Herrn in der Endzeit, sondern wir besprechen noch das erste
Zeichen, das mit dem zu tun hatte, wovon Johannes in 1Jo 2:18 schreibt,
"daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist." Diese Verse (Mt 24:29.30; Mk 13:24-26; Lk 21:25-27)
stehen in der dritten Person, denn sie reden von dem, was sie in der
Zukunft empfinden und sehen werden. Die folgenden Verse aber bilden zu
dieser Form sie und ihnen einen Gegensatz. Der Herr kommt wieder auf die
damals gegenwärtige Zeit zu sprechen, nämlich auf das erste Zeichen der
vielen falschen Christusse. "Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann
seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Und er
sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn
sie jetzt (es könnte sein, dass dieser Ausdruck "jetzt" sich auf die
Leute bezieht, die die zukünftige Zeit des Endes (telos) sehen. Wir
können aber die Menschen nicht ausschließen, die den Herrn reden gehört
haben, und die seine Worte verstanden hätten, wenn die Nation Buße getan
hätte, als Petrus in Apg 3:19-26 dazu aufrief) ausschlagen und ihr seht
es, so wißt ihr, dass der Sommer nahe ist. Wahrlich ich sage euch:
dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht (Lk
21:28-32). Diese Worte werden mit "wahrlich" eingeleitet, und
sie sind wahr. Diese Generation verging nicht vor der Erfüllung der
Verse 8 und 9, die vom Kommen der falschen Christusse oder Antichristen
reden, von dem Johannes sagt, "daran erkennen wir, dass es die letzte
Stunde ist" (1Jo 2:18). Noch deutlicher wird es, wenn wir die Worte in Lk
21:24 und 32 gut auseinanderhalten. in V. 24 heißt es erfüllt sind
(pleroo) und in V. 32 geschieht (ginomai), das bedeutet entstehen. Diese
Dinge hatten tatsächlich begonnen zu geschehen, sie entstanden während
GERADE DIESER GENERATION, und dann verging diese Generation. Das Wort
Geschlecht kann nicht 'Rasse' bedeuten, den diese Rasse vergeht ohnehin
nicht. Es ist die "ewige Nation" (siehe Jes 45:17). Wir haben deshalb eine klare und befriedigende
Auslegung des Ausdrucks "diese Generation". Wir brauchen sie nicht mit
gewaltsamen Manipulationen und klugen Argumenten zu einer Generation zu
machen, die damals noch weit in der Zukunft lag. Das sind Auslegungen,
die keiner Kritik standhalten. Wenn man diesen Ausdruck aber im Sinne
der Phasen auffasst, dann erklärt er sich nicht nur von selber, sondern
macht auch den anderen Ausdruck verständlich, der für viele so
rätselhaft ist: Die letzte Stunde aus 1Jo 2:18. Und für uns heute ist
das gleiche Zeichen gut geeignet, weil es auf den Beginn der Trübsal
weist, die jetzt aber natürlich noch Zukunft ist. Weil sie die Proklamation des Königreichs durch
Petrus abgelehnt haben, haben sie das nicht erkannt, und nun ist alles
ausgesetzt. Manche halten den Papst für den Antichrist, von dem hier die
Rede ist. Aber dieses Zeichen galt für den Beginn der letzten Stunde,
und nicht als Zeichen für ihre Fortsetzung oder ihr Ende. Es war das
allererste Zeichen. Wenn der Papst oder die Päpste diejenigen wären,
von denen der Herr sagte, "es werden viele kommen unter meinem
Namen...", dann bliebe uns überhaupt kein 'Zeichen' mehr, und die Worte
des Herrn wären ihrer Wirkung beraubt. Nein! die Trübsal und das
Königreich sind zusammen ausgesetzt. Die Zeit für das Offenbarwerden des
Antichrist muss dem Tag des Herrn vorausgehen und ist tatsächlich das
unmittelbare Zeichen dafür (2Thes 2). Aufruf zur Buße Aber Johannes weist nicht nur hier auf die
verheißene unmittelbare Parusie oder Erscheinung des Herrn, die damals
an eine Bedingung geknüpft war. In 1Jo 2:28 sagt er: "Und nun, Kinder, bleibt in
ihm, damit wir, wenn er offenbar wird, Zuversicht haben und nicht
zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt" (bei seiner Parusie). Nochmals
sei es gesagt: Wir können Johannes selbst und die, an die er schrieb,
hierbei nicht ausschließen. In 1Jo 4:17 sagt er: "Darin ist die Liebe bei uns
vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts." Der Tag des
Gerichts ist es nämlich, was diejenigen erwartete (und noch erwartet),
die dem Ruf zur Buße nicht Folge geleistet haben, der damals von denen
hinausgetragen wurde, die es gehört haben und die in seinem Namen
riefen. In 2Jo 1:7 finden wir noch einen weiteren Hinweis
auf die Beschreibung der falschen Christusse oder Antichristen aus den
Tagen des Johannes und aus der letzten Stunde. Die können wir aber erst
später betrachten. Unsere Leser werden verstehen, dass wir nicht nur
die Übereinstimmung mit anderen Stellen zeigen wollen, die in der
Auslegung so viele Schwierigkeiten bereiten. Wir wollen die Leser auch mit kräftigen Argumenten
gegen die Lehre einer Vielzahl von Auslegern versehen, die erklären, der
Herr sei bei der Zerstörung Jerusalems gekommen. Unter den bekannten
Auslegern gibt es viele, die diese Ansicht vertreten. Wir haben diesen Punkt bei der Besprechung der
apostolischen Briefe des Johannes als ersten behandelt, weil uns das
beim Datieren seines Briefes hilft. Aber es gibt noch einen weiteren
Punkt. In den einleitenden Worten haben wir nämlich ein Echo von Hebr
2:3, das uns daran erinnert, dass Johannes einer von denen war, die es
gehört haben, was der Sohn Gottes gepredigt hatte. So war er
qualifiziert und beauftragt, das zu bekräftigen, was seinen Anfang nahm
mit der Predigt des Herrn. Johannes beginnt seinen Brief so: "Was (oder DER) von Anfang an war, was (oder DEN)
WIR GEHÖRT HABEN, was (oder DEN) wir gesehen haben mit unsern Augen, was
(oder DEN) wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom WORT
DES LEBENS - und das Leben ist erschienen, und wir haben es gesehen und
bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater
war und uns erschienen ist - was (oder DER, DEN) wir gesehen UND GEHÖRT
haben, das (oder DEN) verkündigen wir euch, damit auch ihr mit uns
Gemeinschaft habt; und UNSERE (hemeteros - siehe Anmerkung*)
Gemeinschaft ist (Gemeinschaft) mit dem Vater und mit dem Sohn Jesus
Christus. Und das schreiben WIR (alle sorgfältigen Texte heben diese
Wort hervor), damit unsere Freude vollkommen sei" (1Jo 1:1-4). Johannes schreibt speziell an Hebräer, und zwar,
wie wir gesehen haben, unmittelbar vor dem Ende dieser Phase. Deshalb
finden wir bei ihm in hohem Maße hebräische Ausdrücke und Redewendungen. Er spricht von dem "Fürsprecher" oder "Tröster"
(Luther) vom Vater, wie er aus dem Munde des Herrn gehört hat (Joh
14:6.17), und er nennt Christus "die Versöhnung" (oder das Sühneopfer)
für unsere Sünden, nicht allein aber für die UNSEREN* (als Juden),
sondern auch für die der ganzen Welt (ohne Unterschied)." Hier meint
Johannes sich und sein eigenes Volk Israel. Dem in erster Linie bezeugt
er den Herrn, den er "gesehen und gehört hat." * Das Wort ist dasselbe wie in 1Jo 1:3 ("UNSERE"
Gemeinschaft); hemeteros heißt "der/die/das Unsrige" und ist nicht
dasselbe wie 'unsere' im Satz vorher. Dort ist es nur das übliche
besitzanzeigende Fürwort. In diesem Fall aber ist es ein viel stärkeres
Wort und bezieht sich auf das, was im ausschließlichen Sinn "uns (als
Juden) zugehörig" ist. Vgl. Apg 2:11 "in unsern Sprachen"; Apg 24:6
"nach unserm Gesetz"; Apg 26:5 "unsres Glaubens"; 2Tim 4:15 "unsern
Worten"; Tit 3:14 "die Unsern" (als Volk). Jedes mal ist dieses
griechische Wort verwendet worden. e) Die Offenbarung des Johannes Bevor wir verlassen, was diejenigen bekräftigen,
die es gehört haben, müssen wir noch die Offenbarung besprechen, die wir
zu den apostolischen Schriften zählen, wobei wir diese Bezeichnung nur
den Schriften zuordnen, die von den zwölf Aposteln stammen, den
Verfassern der apostolischen Briefe. Hier erhalten wir, wie schon früher angedeutet,
weitere Hinweise darauf, dass die Apostelgeschichte eine eigene
heilsgeschichtliche Phase ist; aber wir finden noch mehr. So ist es ja
immer, wenn wir uns in der Lehre auf einem richtigen und wahren Weg
befinden: überraschenderweise werden Probleme gelöst. Andererseits
stoßen wir, einmal 'auf dem Holzweg', überall auf Hindernisse und müssen
umkehren. Nun zur Offenbarung: Wer von uns war nicht
verblüfft von dem einleitenden Ausdruck was IN KÜRZE geschehen soll? In
Offb 1:3 wird hinzugefügt die Zeit ist nahe. Damals müssen diese Worte
einen echten, buchstäblichen Sinn enthalten haben, den man verstanden
hat. Der Herr sieht das Ende von Anfang an. Er wusste,
dass das Angebot des Petrus in Apg 3:26-29 abgelehnt werden würde. Aber
als er seinen Knecht Johannes schreiben ließ, konnte er das nicht
vorwegnehmen. Johannes musste so zu schreiben angeleitet werden, dass es
verstanden wurde. Und er schrieb so an die Gemeinden, wie es ihm
aufgetragen worden war. Gewiss hat Gott sein Volk nicht genarrt, als er
verhieß, unter der Bedingung der nationalen Busse Jesus Christus zu
senden. Aber aus einem Grunde hat Gott keinerlei Hinweis darauf gegeben,
dass Israel den Ruf zur Buße ablehnen würde: Die Willensfreiheit des
Volkes durfte nicht aufgehoben werden. Die volle Verantwortlichkeit
musste bei diesem Volk belassen werden, und zwar während dieser ganzen
Phase, bis zu der bemerkenswerten ganztägigen Konferenz in Rom (Apg
28:23-29). Wir können sicher sein, dass Paulus bei diesem
wichtigen Ereignis nichts unausgesprochen und kein Argument ungenutzt
ließ, als er ihnen "vom frühen Morgen bis zum Abend" das Reich Gottes
bezeugte und "ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den
Propheten" predigte. Der Apostel Johannes konnte nicht weniger tun. Das
Senden des Herrn Jesus, wie in Apg 3:19-26 verheißen, enthielt die volle
Erfüllung all der Ereignisse, die mit der Offenbarung und Erscheinung
Jesu Christi kommen sollten. Diese Verheißung schloss auch ein, dass
"alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner
heiligen Propheten von Anbeginn." Daher konnte man damals in einem ganz realen Sinn,
wie das heute nicht mehr möglich ist, sagen, dass die Offenbarung Jesu
Christi in Kürze geschehen soll (muss K). Die Gewissheit bei Johannes
beruht selbstverständlich auf der Zuverlässigkeit der Zusagen Gottes,
und nicht auf der Ungewissheit der damals noch ausstehenden Entscheidung
Israels. Aus göttlicher Sicht ist dieses MUSS das einzige Wort, das
verwendet werden konnte. Am Ende des Buches wird es zwar nicht
wiederholt, aber im letzten Kapitel lesen wir dafür dreimal siehe (oder
ja), ich komme bald (Offb 22:7.12.20), und einmal die Zeit ist nahe (wie
in Offb 1:3). Die Offenbarung konnte in einem ganz realen und
zutreffenden Sinn von nahe sprechen; und das hatte für die Menschen der
damaligen Zeit ein viel größeres Gewicht als für die Gläubigen heute.
Denn heute kann man es nicht mehr im selben Sinne als 'nahe' bezeichnen
wie damals. Damalige Naherwartung Aber es gibt auch in den Sendschreiben an die
sieben Gemeinden Ausdrücke mit der gleichen räumlichen und zeitlichen
Bedeutung. Wir wissen, dass diese Gemeinden damals real existierten. Wir
wissen weiter, dass diese Sendschreiben direkt vom Herrn ausgingen. Und
wir wissen, dass der Herr allen, die das Wort annahmen (Apg 2:41; 1Thes
2:13), befahl, zu warten und Ausschau zu halten. Daher müssen die
Sendschreiben bei ihnen eine Aktualität gehabt haben, die bei uns heute
nicht oder nicht im selben Sinne gegeben ist. "Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn
sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden
wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde" (Offb 1:7). Das
gehört zu dem, was in Kürze geschehen soll (muss) (Offb 1:1), und wofür
"die Zeit nahe“ war (Offb 1:3) Und wenn wir das im Zusammenhang mit
anderen Worten in den ersten drei Kapiteln lesen, dann ist es klar, dass
"der Tag des Herrn" damals tatsächlich nahe war. Petrus hatte bei der Pfingstpredigt erklärt: "...
das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist", und Joel
prophezeite von dem "Tag des Herrn" (Joe 2 und 3). Die Sendschreiben an Ephesus und Pergamos
wiederholen die Zusicherung "ich werde bald über dich kommen" (Offb
2:5.16; das ist das gleiche Wort wie in Offb 22:20, aber in Offb 2:5 ist
es nicht in allen Textüberlieferungen enthalten). ... das haltet fest bis ich komme heißt es im
Sendschreiben an Thyatira (Offb 2:25). Siehe, ich komme bald steht im Sendschreiben an
Philadelphia (Offb 3:11) mit den gleichen Worten wie in Offb 22:20. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an mahnt er
Laodicäa und das hat die gleiche Bedeutung wie in Jak 5:9 das Wort:
"Siehe, der Richter steht vor der Tür." Moderne Evangelisten verdrehen
diese ernste Mahnung gern. Sie reden von einer Herzenstür, aber damit
können sie den geschriebenen Worten nicht die Wirkung nehmen, die sie in
den Augen der ursprünglichen Leser hatten. Sie hatten ja diese
Sendschreiben in der Hand, direkt an sie adressiert und vom Apostel
Johannes eigenhändig geschrieben. Die Botschaft an Ephesus, dass du die erste Liebe
verlässt, muss die Leser besonders getroffen haben, denn in Apg 19:9 und
2Tim 1:15 wird dieser Abfall ausdrücklich festgestellt. Ja, der "Tag des Herrn" war tatsächlich nahe, und
wenn die Nation auf die Predigt der Zwölf hin Buße getan hätte, dann
wäre es damals alles geschehen. Oder wollen wir glauben, der Herr hätte
die Nation nur genarrt, als er durch Petrus sprach: "so tut nun Buße und
bekehrt euch,... DAMIT die Zeit der Erquickung komme... und er den
sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus" (Apg 3:19.20).
Eine dritte Möglichkeit sehen wir nicht. Nun wissen wir natürlich, dass der Ruf
zurückgewiesen wurde. Deshalb wurde Jesus damals nicht gesandt; alles
ist ausgesetzt und harrt auf seine Erfüllung, die heute noch in der
Zukunft liegt. Die historische Auslegung, nach der das Buch der
Offenbarung betrachtet wird, als habe die endgültige Ablehnung des
Messias keine Konsequenzen gehabt, und als habe damals alles seinen
gewohnten Gang genommen, und die Offenbarung habe ihre Erfüllung in den
Ereignissen der europäischen Geschichte, scheint uns für niemanden
nützlich zu sein; weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart,
noch in der Zukunft. Und die Betrachtensweise, das ganze Buch zu
vergeistigen, raubt ihm alle Klarheit, wenn man die chronologische
Einordnung der Offenbarung berücksichtigt. Die Berücksichtigung der Zeit ihrer Abfassung lässt
als einzige Methode die Offenbarung ein Buch voller Lehre für uns heute
bleiben, so als wäre es zu unserer Unterweisung geschrieben, und
gleichzeitig ein Buch mit einer realen Bestimmung für die damalige Zeit
und für die noch zukünftigen Tage, wenn es seine buchstäbliche Erfüllung
erfahren wird. Wir haben unsere Betrachtungen zu diesem Buch der
Offenbarung hier im Zusammenhang mit den Briefen des gleichen Apostels
gebracht, aber es bleibt noch ein apostolischer Brief zu erwähnen: f) Der Brief des Judas In diesem letzten apostolischen Epistel finden wir
die gleichen Merkmale der letzten Tage dieser Phase wie in 2Petr 2. Damit erreichen wir das Ende des gemeinsamen
Zeugnisses derer, die es gehört haben und durch die die Predigt des
Herrn bekräftigt wurde. Die Zwölf waren alle an diesem Werk durch
mündliche Weitergabe beteiligt, aber diese Drei (Petrus, Jakobus und
Johannes) waren dazu bestimmt, das auch schriftlich zu tun. Und sie
haben "uns zur Lehre" geschrieben, wie auch Judas, der Bruder des Herrn
(wir sehen das beim Vergleich von Gal 1:19 mit Mt 13:55 und Mk 6:3). Jetzt können wir den Inhalt der Reden genauer
betrachten, die die Apostel vom Herrn gehört hatten, und die sie in
dieser heilsgeschichtlichen Phase der vierzigjährigen Bewährungsfrist
Israels "bekräftigt" haben. Inhaltsverzeichnis 1 g) Was sie gehört haben 1.1 Die Sonderstellung dieser Generation 2 h) Vier bemerkenswerte Schriftstellen 2.1 Mt 10:23 2.2 Mt 16:27.28 2.3 Mt 23:39 2.4 Mt 24:34 2.5 Weitere Worte des Herrn 3 i) Das Evangelium nach Johannes 3.1 Auferstehung, Gericht, der Jüngste Tag g) Was sie gehört haben Hebr 2:3 Bevor wir uns den Briefen des Paulus zuwenden, wird
es gut sein, erst noch nachzusehen, was die zwölf Apostel, die
gepredigt, und besonders die drei, die geschrieben haben, aus dem Munde
des Sohnes gehört hatten, dessen Botschaft durch sie bekräftigt wurde.
Dann werden wir die apostolischen Briefe noch besser verstehen können. Im letzten Abschnitt mussten wir Mt 24 aufschlagen,
um besser zu verstehen, was Johannes mit den vielen Antichristen meint.
Er und andere wussten, (und alle hätten es wissen müssen), dass es die
letzte Stunde vor dem Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase der
Apostelgeschichte war. Wir haben gesehen, wie ein Bibelvers (Mt 24:34; Lk
21:32) plötzlich klar wird, der für die Futuristen ein Laststein ist,
wenn sie die Apostelgeschichte als den Beginn der Kirchengeschichte
betrachten. Sie übersehen, dass Apg 3:19-26 die Apostelgeschichte als
eigenständige Phase der Heilsgeschichte ausweist. Ähnlich ist es mit dem
Wort: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles
geschieht. Das Problem entsteht, wenn man übersieht, dass hier
nicht von vollständiger Erfüllung die Rede ist. Das Wort in Mt 24:34 und
Lk 21:32 ist nicht dasselbe wie in Lk 21:24. Dort heißt es erfüllt.
Sogar wenn dieser Unterschied nicht vorhanden wäre, bliebe die
Abhängigkeit von Apg 3:19-26 (siehe unten). Die damals lebende
Generation verging zwar, aber nicht bevor das vom Herrn gegebene Zeichen
geschehen war: Es waren inzwischen tatsächlich viele gekommen, die
gesagt hatten, sie wären der Messias. Damit wenden wir uns Dingen zu, die es aber
erforderlich machen, dass wir uns diese besondere Generation und ihre
Sonderstellung genauer ansehen. Sie erlebte das Kommen des Boten, der
vor dem Herrn den Weg bereiten sollte, wie Jesaja und Maleachi
prophezeit hatten. Die Stimme Johannes des Täufers war ein Ruf in der
Wüste (Jes 40:3; Mt 3:3; Mk 1:3; Lk 3:4; Joh 1:23), und er hat den Weg
des Herrn bereitet. Das Hochzeitsfest war vorbereitet und Jahwe hatte
seine Knechte (Johannes und den Herrn) ausgesandt, die Gäste zur
Hochzeit zu laden (Mt 22:3f). Die Sonderstellung dieser Generation Das war die Sonderstellung dieser Generation. Das
bezeugte der Herr, als er sagte, dass die Leute von Ninive und die
Königin vom Süden auftreten werden beim Jüngsten Gericht und werden
diese Generation verurteilen (Mt 12:41.42), weil sie ihr Privileg vertan
hat. Johannes der Täufer erfüllte nicht nur die gnädige
Verheißung bei Jesaja (Jes 40:3), sondern auch die noch ernstere
Prophetie bei Maleachi (Mal 3:23.24), die eine direkte Aussage über den
großen und schrecklichen Tag des Herrn enthält. Der Herr selbst
erklärte, dass Johannes der dort genannte Elias war (d.h. ihn
repräsentierte), denn er kam im Geist und in der Kraft Elias (Lk 1:17).
Aber die Menschen dieser Generation "haben ihn nicht erkannt, sondern
haben mit ihm getan, was sie wollten" (Mt 17:10-13). Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit ist
vollkommen wahr. Diejenigen, die darin die erneute Verheißung der
anderen Knechte übersehen (Mt 23:4), glauben und lehren trotzdem, die
Prophezeiungen von Maleachi und Jesaja hätten sich vollständig erfüllt.
Sie behaupten deshalb, die Futuristen täten ganz falsch daran, eine
weitere Erfüllung zu erwarten. Aber die "anderen Knechte" waren die,
"die es gehört haben" und die zweite Einladung ausrichteten (z. B. in
Apg 3:19-26). Viele sehen nicht, dass erst die Ablehnung der
anderen Knechte durch diese Generation - in der Apostelgeschichte die
Erfüllung von Mt 22:6 ist: ... ergriffen seine Knechte, verhöhnten und
töteten sie. Diese Ablehnung hat die Verheißung von Apg 3:19-26 nur
verschoben. So haben die Futuristen völlig recht, die das Kommen nicht
nur des Herrn erwarten, sondern auch des Elia, der seinen Weg bereiten
soll. Ein Ausleger schreibt: "Von einem zukünftigen Elia
zu träumen, ist eigentlich Zweifel an der eindeutigen Aussage im Wort
Gottes und beruht auf keinerlei Grundlage in der Heiligen Schrift" ("The
Parousia," von Dr. Stuart Russel, S.14). Ja, das stimmt dann, wenn man
Apg 3 nicht beachtet. Wir räumen aber diesem Ruf zur nationalen Buße
seinen ihm gebührenden Rang ein. Wir sehen und verstehen, dass die
göttliche Verheißung, durch Petrus gegeben, wahr ist. Aufgrund dieser
sicheren Grundlage im Wort Gottes glauben wir, dass er seine Verheißung
noch erfüllen wird, indem er Jesus Christus senden wird mit der Zeit der
Erquickung vom Angesicht des Herrn, und der Zeit, in der alles
wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner
heiligen Propheten von Anbeginn. Nur wer dem Ruf in Apg 3 seinen ihm zukommenden
Rang einräumt, hat eine Antwort auf die Behauptung, der Herr sei bei der
Zerstörung Jerusalems gekommen. Alle andern haben darauf keine
Erwiderung, denn sie sind "Toren, und trägen Herzens, all dem zu
glauben, was die Propheten geredet haben. Musste nicht Christus dies
erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" (Lk 24:25.26). Die Prophezeiungen des Leidens mussten unbedingt
erfüllt werden. Wenn aber der Herr bei der Zerstörung Jerusalems
gekommen wäre, dann wären die Prophezeiungen seiner Herrlichkeit
überhaupt nicht erfüllt, die sind aber ebenso klar und genau wie die vom
Leiden und müssen sich in der Zukunft ebenso wörtlich erfüllen. Nur wenn wir dieser zweiten Einladung der Gäste
("Geladenen") durch die anderen Knechte ihren Rang einräumen, die in Mt
22:4 prophezeit und in Apg 3 (und in der ganzen Apostelgeschichte)
ausgerichtet wurden, dann können wir verstehen, was die zu bekräftigen
hatten, die es gehört haben, und können beobachten, wie sie dem, was sie
aus dem Munde des Herrn gehört hatten, seinen angemessenen Rang
einräumten. Manche Futuristen haben große Probleme mit
verschiedenen Schriftstellen, in denen der Herr von seiner Wiederkunft
spricht, und können sie nicht mit der "seligen Hoffnung" in Einklang
bringen, die in den späteren Briefen des Paulus offenbart ist. Wir
sprechen aus Erfahrung und sind jetzt umso mehr froh, dass wir in Apg 3
den Schlüssel zu all diesen Problemen entdeckt haben. Wir finden so die
Lösung vieler Schriftstellen, die meist ganz ignoriert und sonst auf
eine Art und Weise erklärt werden, die ihre Existenz zu bedauern
scheint, anstatt zu sehen, dass sie im Licht von Apg 3 ganz
unverzichtbar sind. In diesem Licht müssen wir bekennen, dass Johannes
(der Täufer), und damit der Herr selbst, vom "Tag des Herrn" als sehr
nahe bevorstehend spricht. Johannes spricht von dem "künftigen Zorn",
aber nicht als ferner Zukunft, sondern als damals unmittelbar
bevorstehend. Wörtlich sagt er: "... wer hat denn euch gewiß gemacht,
dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?" (Mt 3:7). Das war der mit
dem "Tag des Herrn" verbundene Zorn, vor dem die "errettet" wurden
(1Thes 1:10), "die das Wort annahmen" (Apg 2:41; 1Thes 2:13). Ja, diese Generation war tatsächlich "böse und
abtrünnig" (Mt 12:38.39-45; Lk 11:16.24-36, mehr als alle andern. Es war
die "verkehrte" (Apg 2:40) (oder perverse) Generation und forderte den
Tadel des Herrn heraus (siehe Mt 12:38-45). Wir können nicht
ausschließen, dass die Zuhörer von damals gemeint waren, denn sie waren
es doch, zu denen gesagt wurde: "... wenn IHR nicht Buße tut, werdet ihr
alle AUCH SO umkommen" (Lk 13:1-5). An anderen Stellen unterstreicht der Herr die
heilsgeschichtliche Bedeutung dieser Generation: "Wahrlich, ich sage euch: das alles wird über
dieses Geschlecht kommen" (Mt 23:36). "Mit wem soll ich aber dieses Geschlecht
vergleichen?" (Mt 11:16). "... damit gefordert werde von diesem Geschlecht
das Blut aller Propheten, das vergossen ist seit Erschaffung der
Welt..." (Lk 11:49-51). Und warum das alles? Weil des Menschensohn von
dieser Generation abgewiesen wurde. (Mk 8:38). Ein anderer wichtiger Ausdruck, DAS ENDE DES ZEITALTERS (übersetzt mit "Ende der Welt") enthält die gleiche
Instruktion. Es bedeutet "das Ende dieses Zeitalters" d. h. des
Zeitalters, das mit der Zerstörung Jerusalems endete, die bald nach Apg
28 geschah: Es kann sich nicht auf das Ende der materiellen Schöpfung
beziehen. h) Vier bemerkenswerte Schriftstellen Nun gibt es vier bemerkenswerte Schriftstellen im
Evangelium, die durch unsachgemäße Übersetzung ein verbreitetes
Missverständnis in Bezug auf die heilsgeschichtliche Wahrheit verursacht
haben. Es sind Mt 10:23; Mt 16:28; Mt 23:39; und Mt 24:34. 1. Mt 10:23: - "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet
mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn
kommt." 2. Mt 16:28: - "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen
etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den
Menschensohn kommen sehen in seinem Reich." 3. Mt 23:39: - "Denn ich sage euch: Ihr werdet mich
von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im
Namen des Herrn!" 4. Mt 24:34: - "Wahrlich, ich sage euch: Dieses
Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht." Zunächst fällt uns auf, dass jedem dieser vier
Worte mit der Einleitung "ich sage euch" besonderer Nachdruck verliehen
wird. Bei drei von ihnen steht auch noch das feierliche "Wahrlich"
davor. Es handelt sich also um Worte von ganz besonderem Gewicht;
Warnungen von feierlichem Ernst, sie nicht außer acht zu lassen. Umso
weniger dürfen wir versuchen, ihre Bedeutung weg zu erklären. Wir stellen fest, dass jeweils im ersten der beiden
Satzteile jeder Erklärungen das Wort 'nicht' mehr als eine normale
Verneinung ist. Es ist die stärkste, entschiedenste Verneinung, die es
gibt, und wird genauer mit Ausdrücken wie 'keinesfalls' oder
'mitnichten' übersetzt. Dass das Wort hier mit dem einfachen 'nicht'
übersetzt wurde, hat dazu beigetragen, die Dunkelheit noch zu
verstärken, die diese vier Bibelstellen überschattet. Außerdem steht jeweils im zweiten Satzteil die
griechische Partikel "an", die immer ein Element der Unsicherheit
einbringt, eine Bedingung erfordert und die ganze Aussage zweifelhaft
macht. Bei diesen vier Erklärungen finden wir das jedes mal. Es wird mit
'bis' wiedergegeben. Wir wollen festhalten, dass wir diese beiden
Erscheinungen in jedem Falle antreffen. Damit können wir uns der
Betrachtung der einzelnen Worte zuwenden. Mt 10:23 "Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so
flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den
Städten Israels keinesfalls zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt." Hier gibt es eine Schwierigkeit für alle
Futuristen, die die Apostelgeschichte als frühe Kirchengeschichte
betrachten. Die fehlerhafte Übersetzung der beiden Satzteile macht diese
Schwierigkeit noch größer. Einige lösen sie mit der verwegenen Ausrede,
die Aussendung der Zwölf in Mt 10:1-15 beziehe sich auf die
Vergangenheit, Mt 10:16-23 auf die Zukunft, und ab Mt 10:24 sei wieder
von der Vergangenheit die Rede. Aber das ist sehr eigenmächtig. Es gibt
keinerlei Anhalt dafür. Es ist nachlässiges Umspringen mit der Heiligen
Schrift, nur weil sie etwas sagt, das nicht in ihre Auffassung von
prophetischer Auslegung hineinpasst. Wer die Apostelgeschichte als Kirchengeschichte
ansieht, hat in seiner Auslegung keinen Platz für Mt 10:23, das uns aber
unentbehrlich sein muss, wenn unsere Auslegung der Apostelgeschichte
richtig ist. Wenn es verzichtbar wird, dann ist das der Beweis, dass
eine Auslegung falsch ist. Wir setzen es mit Apg 3 in Beziehung und
glauben, dass "Israel" nichts anderes als Israel bedeutet. Dann ist Mt
10:23 lehrreich, besonders wenn wir auf den Sinn im Griechischen achten. Erstens ist das Wort nicht etwas Besonderes, wie
wir oben ausgeführt haben. Es ist die stärkste negative Form, die es
gibt; so stark, dass es immer falsch war, wenn Menschen es gebrauchten
(siehe Mt 26:33; Joh 13:8; Joh 20:25. Es ist die Verbindung der beiden
Verneinungen ou und me, die immer mit keinesfalls, ganz und gar nicht
übersetzt werden müsste, die aber meist mit dem einfachen nicht
übersetzt ist. Es ist überaus stark betont, und drückt äußerste
Gewissheit aus). Beachten wir den Zusammenhang in diesem Satz: Was hier
so gewiss ist, das ist die Tatsache, dass die Zwölf, die der Herr
beauftragte, ihre Aufgabe keinesfalls erfüllt haben würden, bis ein
mögliches Ereignis geschehen sein könnte. Zweitens ist die Ausdrucksform, die im ersten
Satzteil so gewiss ist, im zweiten unbestimmt oder bedingt. Es ist hier
ein Wörtchen gebraucht, (die Partikel "an", wie oben ausgeführt), das
für sich allein keine übersetzbare Bedeutung hat, das aber jedes mal,
wenn es verwendet wird, den Satz in Bedingungsform setzt. Im zweiten
Satzteil ist es verwendet: "... bis (an = möglicherweise, bedingt oder
vielleicht) der Menschensohn kommt." Man kann seine Wirkung auch auf das
Verb verlegen, dann hieße es: "kommen könnte". Jedenfalls stellt der
erste Satzteil eine völlig sichere Tatsache dar und der zweite eine
ungewisse. Den Zwölf wird versichert, dass sie keinesfalls mit
allen Städten Israels fertig werden. Das war gewiss. Aber das Kommen des
Menschensohnes war ungewiss, denn es war von der Bedingung abhängig,
dass die Nation auf den Ruf des Petrus in Apg. 3 hin Buße tun würde. Wenn wir diese Stelle so lesen, werden wir nicht
nur ein Problem los, sondern erhalten hieraus auch eine echte
Instruktion. (Wenn immer noch ein Problem bliebe, dann würde uns das
leid tun, aber in dem Falle müssten wir unser Bestes tun, um es zu
überwinden.) All das ist aber nutzlos, solange wir von der
Überlieferung der alten und modernen "Väter" besessen sind, die Gemeinde
hätte mit Pfingsten begonnen. Das ist verhängnisvoll für das Verständnis
der heilsgeschichtlichen Phase. Es ist eine Decke vor den Augen der
Gläubigen aus den Nationen, die ebenso dick ist und so fest über den
Augen sitzt, wie bei den ungläubigen Juden, die Christus im Alten
Testament nicht sehen können. Andere lösen das Problem mit der Erklärung, der
Herr sei "gekommen", indem er ihnen in die Städte folgte. Aber "das
Kommen des Menschensohns" war ein zukünftiges Ereignis, und kann sich
nicht auf die Erdenzeit Jesu beziehen, denn damals war er gegenwärtig.
Er war bereits da! In dieser Beziehung gab es keine Eventualität. Aber
das Kommen, von dem hier die Rede ist, ist ein zukünftiges Ereignis und
hat eine Bedingung: es ist kein Kommen in ferner Zukunft, etwa
zweitausend Jahre weit weg. Es ist bedingt von der nationalen Buße
Israels. Was wir aus Mt 10:23 lernen, ist: Hier werden die
Zwölf beauftragt und niemand sonst. Sie sind es, die keinesfalls ihren
Auftrag vollendet haben würden. Es sind die "Städte Israels", in die sie
damals gesendet wurden, und nicht die ganze Welt (damals noch nicht). Es
bezog sich auf das, was sein "zweites Kommen" gewesen wäre, das so bald
schon hätte geschehen können. Wir sagen es nochmals: Gelesen im Licht von Apg 3
ist Mt 10:23 kein Problem mehr, das zu lösen wäre, sondern es ist eine
Schriftstelle, die wir zum Verständnis anderer Schriftstellen brauchen.
Sie ist kein Argument für die Gegner unserer "seligen Hoffnung", die
behaupten, der Herr sei bereits gekommen. Mt 16:27.28 "Denn es wird geschehen, dass der Menschensohn
kommt (im Begriff ist zu kommen) in der Herrlichkeit seines Vaters mit
seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun.
Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht
(keinesfalls) schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen (könnten)
in seinem Reich." Hier ist wieder (1) von der Nähe des Kommens die
Rede. Es ist nicht die Zukunftsform des Verbs für 'kommen' sondern die
Gegenwartsform, und das Verb ist mello (im Begriff sein) und die
Infinitivform des Verbs erchomai (kommen), deshalb die oben in Klammern
eingefügte Übersetzung. Außerdem ist hier (2) die Gewißheit der doppelten
Verneinung, die 'keinesfalls' anstatt einfach 'nicht' darstellt. Diese
Wendung wird zur absoluten Feststellung des Tatbestands gebraucht, dass
einige der Umstehenden auf keinen Fall sterben, bevor sie möglicherweise
die Erfüllung des verheißenen Kommens sehen. Die sogenannte "Vorschattung" oder die Darstellung
dieses Kommens, die sechs Tage später stattfand, brauchte keine so
starke Beteuerung wie sie hier ausgesprochen ist, die erst recht nicht
auf ein damals noch mehr als neunzehnhundert Jahre entferntes Kommen
bezogen sein kann. Außerdem ist die Aussage so sicher, dass Ungläubige
sich erdreistet haben, das Ausstehen der Wiederkunft damit zu erklären,
dass sie behaupten, der Herr hätte seine Jünger belogen. Insofern sitzen Theologen und Ungläubige in einem
Boot. Die einen lehnen die Auslegung der Futuristen ab, indem sie
behaupten, der Herr sei bei der Zerstörung Jerusalems gekommen, die
andern halten die Aussage des Wortes aufrecht, aber sie führen die
andere Tatsache ins Feld, dass der Herr noch nicht gekommen ist. Indem man das Gleichnis von der königlichen
Hochzeit, und seine Erfüllung in der Apostelgeschichte ignoriert, macht
man aus der Schrift ein Chaos. Beide Richtungen von Auslegern sind
"Toren, zu trägen Herzens, '‘'ALL dem zu glauben , was die Propheten
geredet haben." Aber beide ignorieren gleichermaßen, (3) die nicht
übersetzbare Partikel "an", die die folgende Aussage einschränkt und
konditional macht, im Gegensatz zu der Bestimmtheit der Tatsache, dass
einige nicht sterben würden, bevor die noch offene Bedingung (der
nationalen Buße) entschieden wäre. Die Schrift ([Mt 18:28]) ist aber völlig
zuverlässig: Einige von den Umstehenden starben tatsächlich nicht, bevor
sie den Herrn in der Herrlichkeit seines Königreiches hätten kommen
sehen können, wenn Israel auf den Bußruf des Petrus in Apg 3 hin Buße
getan hätte. Es ist wahr, dass die Verklärung (wie oben
ausgeführt) eine Darstellung dessen war, wie die künftige Herrlichkeit
sein würde. Das bezeugt Petrus (2Petr 1:16). Aber die Verklärung erfüllt
noch nicht Mt 16:27.28, denn dabei gab es weder ein Kommen des Herrn
"mit seinen Engeln", noch ein "Vergelten" - "einem jeden nach seinem
Tun." Mt 23:39 "Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an
nicht (keinesfalls) sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im
Namen des Herrn!" Hier haben wir wieder die völlige Gewissheit im
ersten Satzteil und die Ungewissheit im zweiten. Es war zweifellos diese
Gewissheit, die seine Jünger veranlasste, ihn auf die Gebäude des
Tempels aufmerksam zu machen, als er ihn verließ (Mt 24:1). Das wiederum
hat dann den Herrn bewogen, näher zu erklären, was mit diesem Wort "euer
Haus soll euch wüst gelassen werden" (Mt 16:38) gemeint war. Der zweite Satzteil ist durch die Partikel "an"
eingeschränkt. Er weist wieder auf die noch offene Bedingung der
nationalen Buße, die es eines Tages bereit sein läßt, zu sagen: "Gelobt
sei, der da kommt im Namen des Herrn!" Mt 24:34 "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird
nicht (keinesfalls) vergehen, bis es alles geschieht (geschehen
könnte)." Hier finden wir wieder die göttliche Zusage der
wichtigen Wahrheit des ganzen Satzes und dieselben beiden Worte in den
beiden Satzteilen. Im ersten haben wir die betonte Gewissheit, dass
diese Generation noch leben wird, wenn die im zweiten Satzteil genannte
noch offene Bedingung erfüllt wäre. Wir hätten früher diesen Punkt nicht mit solchem
Nachdruck zu behandeln brauchen, um die genaue Bedeutung des Verbs für
das Aufkommen des ersten Zeichens der Trübsal herauszuarbeiten. Denn es
ist wieder dieselbe Partikel "an", die den ganzen zweiten Satzteil
einschränkt, (weil es abhängig war von der nationalen Buße in Apg
3:19-26). Hätte die Nation damals Buße getan, dann wäre alles, was die
Propheten geredet hatten, damals erfüllt worden, und diese Generation
wäre nicht vergangen, ohne die Erfüllung zu erleben. In einem früheren Abschnitt haben wir uns
ausführlich mit dieser letzten großen prophetischen Rede des Herrn auf
dem Ölberg befasst. Dabei haben wir gesehen, dass alles ausgesetzt
wurde, nachdem das erste Anzeichen seines Beginns stattgefunden hatte, -
weil die Bedingung der nationalen Buße nicht erfüllt worden war. Wir können die Zuhörer nicht ausschließen, wenn der
Satz in der zweiten Person steht, also wenn der Herr die um ihn
Stehenden mit 'ihr', 'euer' oder 'euch' anredet. Wir können uns nicht
vorstellen, dass der Herr dabei nicht die Zuhörer gemeint haben könnte,
sondern uns heute oder eine Generation, die in noch weiterer Zukunft
leben wird. Es ist zutreffend und viel einfacher, wenn wir die Reden des
Herrn wörtlich auffassen. Und das können wir sofort, wenn wir sie
chronologisch behandeln und den echten Einschnitt sehen, der in [Apg
3:19]-26 und Apg 28 so auffallend vorliegt. Wenn wir das tun, dann haben wir gleichzeitig eine
Antwort für diejenigen, die meinen, die Verse (Mt 16:29-31; Mk 13:24-27;
Lk 21:25-28), die vom tatsächlichen Kommen des Menschensohns in Macht
und Herrlichkeit sprechen, bezögen sich auf die Zerstörung Jerusalems;
denn wir sehen, dass nichts von dem, was bei diesem wichtigen Ereignis
geschah, auch nur entfernt die klaren, ausdrücklichen und ernsten Worte
des Herrn erfüllt hat. Damals war alles nahe bevorstehend. Es kann nicht
sein, dass die vielen und wiederholten Ermahnungen zu "wachen" nicht
denen gegolten hätten, die sie hörten, sondern nur uns gelten würden!
Die Zuhörer, die diese Befehle so oft ausgesprochen hörten, können nicht
ausgeschlossen werden, als wären sie nicht gemeint. Wenn sie aber
gemeint waren, wie sollte es dann anders zu verstehen sein, als wir
darzustellen bemüht sind? Sicher ist allerdings, dass die Erklärung der
Ermahnung zur Wachsamkeit und all der andern Ausdrücke, die wir
betrachtet haben, sich zwar ausschließlich auf die Zuhörer bezieht, dass
aber die Anwendung auf uns heutzutage ebenfalls unverzichtbar ist. Weitere Worte des Herrn Noch einige andere Worte des Herrn (in den drei
ersten Evangelien) sind im Zusammenhang mit diesem viermaligen BIS zu
betrachten: Lk 18:7.8 "Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen
Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen
lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze"
(griech. en tachei, wie in Offb 1:1). Hier spricht der Herr wieder zu Israel. Zur
Erklärung dieser Verse ist zu sagen: Die Zeit, Recht zu schaffen, stand
damals nahe bevor. Aber da Israel nicht Buße getan hat, als Petrus in
Apg 3 dazu aufrief, ist es ausgesetzt worden und ist nun etwas, das noch
aussteht, aber gewiss geschehen wird (vgl. 2Thes 1:4-10). Die Frage am Ende dieser beiden Verse wird in der
Zukunft eine ebenso ernste Antwort finden, wie sie es in der
Vergangenheit gefunden hätte, wenn die Bedingung erfüllt worden wäre.
"Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben
finden auf Erden?" Mt 19:28 Die Wiedergeburt, von der der Herr hier spricht,
gehört zu der gleichen "Zeit der Erquickung" oder der "Zeit, in der
alles wiedergebracht wird", so heißt es in Apg 3:19.21. In Mk 10:30 und
Lk 18:30 wird davon als der "zukünftigen Welt" gesprochen. (eigentlich
"die Welt, die im Begriff ist zu kommen" auch "kommender Äon"). Die Gleichnisse von den anvertrauten Pfunden (Lk
19:12-27), den bösen Weingärtnern (Mt 21:33-46; Mk 12:1-12; Lk 20:9-19)
und der königlichen Hochzeit (Mt 22:1-14) betreffen alle die gleiche
Endabrechnung, die an einem nicht fernen Tage stattfinden sollte. Das Gleichnis vom Hausverwalter betont ganz besonders das unmittelbare Bevorstehen
des Kommens des Herrn als Grund zur Wachsamkeit dieser Generation (Mt
24:43-51; Mk 13:34-37; Lk 12:39-46). Was wäre sonst die Sünde des Mannes
gewesen, der sagte: "Mein Herr kommt noch lange nicht..."? Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Mt 25:1-13) hat seine ganze Aussage in dem Wort
"wachet" und wendet sich speziell an die, die den Herrn reden hörten:
"Darum wachet, denn ihr wisst weder Tag noch STUNDE (nicht Jahr oder
Jahrhundert), in der der Menschensohn kommen wird (Mt 25:13). Der letzte Auftrag an die Apostel Mt 28:19.20; Mk 16:15-20; Lk 24:47 In Verbindung mit dem damals nahe bevorstehenden
Kommen des Menschensohnes erhalten diese Worte eine verständliche
Bedeutung vor allem für die, "die es gehört haben", also zu denen der
Herr diese gesagt hat. (Die Anwendung für uns steht hier nicht zur
Debatte.) Wir müssen die Worte in dem Sinne erklären, wie sie von den
Zuhörern verstanden werden mussten, und diesen Sinn konnten sie für
niemand anders haben. Die Zusage des Herrn, bei ihnen zu sein, gilt für
"alle Tage bis an das Ende der Welt" aber der griechische Text sagt:
"bis zum Ende des Äons", das ist das Zeitalter oder die
heilsgeschichtliche Phase. Mit diesen Worten muss man Röm 10:18 und Kol 1:6
lesen, aber diese Schriftstellen lassen sich besser in Verbindung mit
einem weiteren Abschnitt unserer Abhandlung betrachten: "Gott hat dazu
Zeugnis gegeben", zu dem, das "bekräftigt wurde durch die, die es gehört
haben", was der Sohn gepredigt hat. Und was sie noch hörten, muss bis zur Betrachtung
der Worte des Herrn im Evangelium nach Johannes aufgespart werden, das
wir im nächsten Abschnitt aufgreifen wollen. i) Das Evangelium nach Johannes Es wird allgemein anerkannt, dass das
Johannes-Evangelium später als die drei ersten Evangelien geschrieben
wurde. Manche datieren es besonders spät, kurz vor das Ende des ersten
Jahrhunderts, aber das halten die meisten doch für zu spät angesetzt.
Auch hier gilt, was wir schon zu 1Jo 2:18 gesagt haben: Es gibt starke
Hinweise darauf, dass, es wie die Briefe kurz vorm Ende dieser
heilsgeschichtlichen Phase geschrieben wurde, also kurz vor der
Zerstörung Jerusalems. Das Zeugnis des Johannes darüber, was er vom
Herrn gehört hat, hat in unseren Betrachtungen jedenfalls einen
wichtigen Platz. Im allerersten Kapitel steht die Verkündigung eines
offenen Himmels (V. 51). Das ist im Gespräch unseres Herrn mit Nathanael
und ist die erste von fünfundzwanzig eindrucksvollen Äußerungen, die mit
dem doppelten Wahrlich beginnen (zehn davon hat er zu seinen Jüngern
gesprochen, und fünfzehn zu anderen Menschen). "Wahrlich, wahrlich, ich
sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes
hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn" (Joh 1:51). Viele Jahre lang war der Himmel verschlossen
gewesen. Kein himmlischer Besucher war mehr gesehen worden, seit Daniel
den Auftrag erhielt, zu versiegeln, was er geschaut hatte. Kein Prophet
war mehr in Israel zu hören gewesen, seit Maleachi die Reihe der
prophetischen Schriften abgeschlossen hatte. Aber jetzt war die Zeit
nahe, dass alles erfüllt werden sollte, was die Propheten geschrieben
hatten. Die Knechte waren ausgesandt, "die Gäste zur Hochzeit zu laden"
(Mt 22:3). Der Wechsel der heilsgeschichtlichen Phasen soll
durch einen offenen Himmel gekennzeichnet werden. "Wahrlich, wahrlich,"
ist die eindrucksvolle Ankündigung nicht von etwas in einer fernen
Zukunft, vielleicht zwei Jahrtausende später als damals, nein jetzt -
(gr. ab' arti) "von nun an". (Luther, Rev. 84 hat diese drei Wörter
nicht mehr.) Ob es im Text beibehalten wird oder nicht, die Aussage
bleibt gleich. Es war etwas, das Nathanael und andere, die dem Herrn
zuhörten, sehen würden. Er sollte dabei sein, wenn himmlische Besucher
himmlische Geschehnisse verkündigen würden. Das war vorausgesagt worden. Die Propheten hatten
bezeugt, dass sein Kommen mit seinen heiligen Engeln geschehen sollte.
(Sach 14:5; Mk 8:38; Lk 9:26). Begegnungen mit Engeln hatten schon
Joseph (Mt 1:20.24; Mt 2:13.19), Zacharias (Lk 1:11), Maria (Lk 1:26)
und die Hirten (Lk 2:10) Außerdem kamen Engel und dienten dem Herrn
selbst (Mt 4:11; Lk 22:43). Es war in der Tat das Kommen des Herrn, aber zuerst
musste er leiden, bevor er in seine Herrlichkeit einging. Das war immer
eng miteinander verbunden. Als er zum ersten Mal von seinen Leiden
sprach (Mt 16:21), geschah es im unmittelbaren Zusammenhang mit der
Herrlichkeit (Mt 16:27). Unterwegs nach Emmaus fragte er die Jünger:
"Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit
eingehen?" (Lk 24:26). Darauf bezieht sich der Heilige Geist bei der
Verheißung der kommenden Herrlichkeit: "Gott aber hat erfüllt, was er
durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: dass
Christus leiden sollte. So tut nun Buße..." (Apg 3:18.19). Nichts konnte die kommende Herrlichkeit aufhalten,
als allein Israels ausbleibende Buße. Der neue Bund war geschlossen zur
Vergebung der Sünden (Mt 26:28). "So tut nun Buße und bekehrt euch, dass
eure Sünden getilgt werden" (Apg 3:19). Die anderen Knechte (aus Mt 22:4) waren jetzt
unterwegs, ausgesandt mit der erneuten Einladung: "... alles ist bereit;
kommt zur Hochzeit!" Es fehlte nichts als Israels Umkehr. Das war die
einzige Bedingung für die nationale Segnung. "Die Herrlichkeit danach"
(1Petr 1:11) und die "Errettung" waren bereit, "dass sie offenbar
werden" (1Petr 1:5). Das ist der Grund, warum im Evangelium nach
Johannes das Ende als sehr nahe betrachtet wird. Der erste Hinweis
darauf ist wieder durch "Wahrlich, wahrlich" eingeleitet. (Joh 5:25):
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon
jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die
sie hören werden, die werden leben." (d. h.: wieder leben im
Auferstehungsleben). Nichts konnte das aufhalten, als die Ablehnung des
Königs und des Königreichs; und in diesem frühen Abschnitt des Dienstes
des Herrn deutete noch nichts darauf, welches Ergebnis die Ausrufung
haben würde. Hätte das Volk dem Bußruf Johannes des Täufers und des
Herrn gehorcht, dann hätte die Auferstehung der Gerechten als eines der
Ereignisse stattgefunden. Sie gehörte zu dem allen, "wovon Gott geredet
hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn", wie Petrus
bezeugt. Auch Paulus wartete darauf (Apg 24:15; 1Thes 4:16). Während in den anderen Evangelien die Erklärungen
das kommende Gericht betreffen, ist bei Johannes dieses Gericht mit
"Auferstehung" verbunden; denn beide hängen eng zusammen. Hier in Joh 5,
wo der Herr von Auferstehung spricht, kommt er auch sofort auf das
Gericht zu sprechen. (Joh 5:27). Interessant sind in diesem Zusammenhang die beiden
Würdenamen des Herrn, die zeigen, in welchem Verhältnis er zu beiden
steht. Als der vom Tode erweckt, ist er der Sohn Gottes. Als der Richter
der Menschen ist er der Menschensohn. Ebenso bezeugt es Paulus in Apg
17:31: "Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis
richten will mit Gerechtigkeit durch einen MANN, den er dazu bestimmt
hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten
auferweckt hat." Die Stunde ist schon jetzt, sagt der Herr in Joh
5:25. Die Zeit oder die heilsgeschichtliche Phase ist schon gekommen.
Er, der Richter der Menschen, war ja anwesend, als der Sohn Gottes mit
der Macht über den Tod und als der Menschensohn mit der Autorität, die
Lebenden und die Toten zu richten. In Joh 5:26-29 nennt er den Grund dafür: "Denn wie
der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben,
das Leben zu haben in sich selber; und er hat ihm die Vollmacht gegeben,
das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch
darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern
sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die Gutes getan
haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur
Auferstehung des Gerichts." Es gibt keinen unter unsern Lesern, der nicht
wüsste, von was für einer Auferstehung hier die Rede ist. Es ist eine
wirkliche, buchstäbliche Auferstehung von Leuten, die gestorben und
begraben waren. Es ist keine geistliche Auferstehung, wie manche meinen.
So besehen wird Joh 5:24 in seiner damals wörtlichen Bedeutung klar,
während seine Anwendung auf die Gläubigen von heute dadurch nicht
beeinträchtigt wird. "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort
hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und
kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben
hindurchgedrungen." Dieses nur Hindurchgehen, von dem die Schrift weiß,
ist das Hindurchdringen in das Leben durch die Auferstehung, nicht durch
den Tod. Das letztere ist eine neue, aus dem Spiritismus abgeleitete
Auffassung! Für jene, die das Wort hörten, als der Herr Jesus es
aussprach, und es aufnahmen und an den Vater glaubten, der den Sohn
gesandt hatte, gab es keine Herrschaft des Todes mehr. Das ist die
große, wunderbare Tatsache, die in Joh 11:24.25 dann noch klarer und
ganz eindeutig herausgestellt wird. Dort erklärt der Herr (wie wir in
einem früheren Abschnitt ausgeführt haben), dass er "die Auferstehung“
ist, und dass deshalb Gläubige, auch wenn sie sterben, im
Auferstehungsleben wieder lebendig sein werden. Außerdem erklärt er,
dass er das Leben ist, und dass deshalb die Lebenden gar nicht sterben
werden. Hätte das Volk Buße getan, dann hätten sich alle
Prophezeiungen der Schrift erfüllt, einschließlich Auferstehung und
Gericht; aber die Gläubigen befanden sich in einer neuen Lage: Sie waren
schon Kinder der Auferstehung, waren erleuchtet worden, sie hatten die
himmlische Gabe geschmeckt, hatten Anteil bekommen am Heiligen Geist
(oder an der Kraft aus der Höhe in der Gabe des Heiligen Geistes), sie
hatten das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt (des
zukünftigen Äons) geschmeckt (vgl. Hebr 6:4). Paulus entfaltete dieses "gute Wort Gottes" in
seinem allerersten Brief (1Thes.), und bestätigte denen, "die das Wort
aufgenommen" hatten, dass es eine neue Hoffnung für sie gab. Wenn sie
starben, waren sie der Auferstehung gewiss, während die Lebenden ihnen
nicht zuvorkommen würden. Sie würden zuerst auferstehen, und dann würden
beide Gruppen dem Herrn entgegen entrückt werden. Der Stachel des Todes ist für sie verschwunden
zumindest als sichere und völlig gewisse Hoffnung, und ein glorreicher
Sieg über das Grab erwartet sie. Der zukünftige Äon, soeben im Begriff
offenbart zu werden (Hebr 2:5), war voller herrlicher und seliger
Hoffnung. Nicht den Engeln sollte es gelten, sondern den Söhnen der
Auferstehung (1Kor 6:2.3). Es war gut möglich, dass viele, die das Wort des
Herrn gehört hatten, noch leben und übrigbleiben würden bis ans Ende des
Zeitalters (der heilsgeschichtlichen Phase), und so in die Herrlichkeit
des zukünftigen Äons, das zu kommen im Begriff war, wenn das Volk Buße
getan hätte, als "die anderen Knechte" dazu aufriefen (Mt 22:1.2 und
Apostelgeschichte). Petrus fragte, als der Herr ihn über die Art seines
Todes informierte, was denn mit Johannes geschehen werde. "Herr, was
wird aber mit diesem?", damit meinte er Johannes. Der Herr antwortete:
Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?
Deshalb kam unter den Jüngern das Gerücht auf, dieser Jünger stirbt
nicht. Aber Jesus hatte nicht gesagt, dass er nicht sterbe, sondern
"Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?" Sobald wir einsehen, dass hier von dem "Kommen" als
einem Ereignis die Rede ist, das innerhalb der Lebensspanne dieser
damaligen Generation geschehen konnte, werden die verschiedenen
Auslegungen zunichte, stattdessen liegt, was geschrieben steht, mit
seiner klaren und einfachen Aussage vor uns. Weil der Herr kaum gemeint haben kann, Johannes
solle ungefähr zweitausend Jahre oder länger am Leben bleiben, waren die
Theologen nicht fähig, diese Worte einfach so zu begreifen, wie sie
gesagt waren. Wenn wir aber einmal einsehen, dass das Kommen des Herrn
durchaus in der Lebenszeit zumindest einiger Jünger (von denen Johannes
einer war) geschehen konnte (Mt 16:27.28), dann löst sich das Geheimnis
von allein. Petrus wusste von sich, dass er sterben würde. Es
war ihm ausdrücklich gesagt. Das bezeugt er selber (2Petr 1:14.15).
Daher seine impulsive Neugier, was mit Johannes werden solle. Die etwas
verschleierte Erwiderung des Herrn war ein Dämpfer auf seine
zudringliche Frage. Wie aus Mt 16:27.28 eindeutig hervorgeht, haben aber
die Jünger offensichtlich verstanden, dass der Herr gemeint hatte,
Johannes werde vor der Wiederkunft des Herrn nicht sterben. Auch hier
ist die Sprache klar und einfach: "Wenn ich will, dass er bleibt, bis
ich komme...". Es ist nicht zu verwundern, dass die Jünger, die das
gehört hatten, was in Mt 16:27.28 steht, die Worte von Joh 21:22.23
genau gleich verstehen mussten. Dass Johannes noch lebte und übrig blieb, (wie der
Herr später in Joh 11:24-26 sagt und in 1Thes 4:16 der Heilige Geist
durch Paulus), legt die Wahrscheinlichkeit nahe (und unterstellt es
nicht nur als möglich), dass Johannes einer von denen wäre, die "den Tod
nicht schmecken". Der Herr verneint es nicht, aber noch weniger deutet
er an, dass Johannes mehr als neunzehnhundert Jahre alt werden solle. Wenn Paulus die Thessalonicher als "die das Wort
aufgenommen haben" (vgl. die gleiche Ausdrucksweise in Apg 2:41 und
1Thes 2:13) anredet und sagt, "wir, die wir leben und übrig bleiben"
(bis zum Kommen des Herrn), dann mussten die Jünger die Worte des Herrn
über Johannes auch so aufgefaßt haben. Auferstehung, Gericht, der Jüngste Tag In diesem Evangelium (denn es war Johannes selber,
der diese Worte niederschrieb) sind drei Begriffe in den Reden des Herrn
ständig miteinander verbunden: die Auferstehung, das Gericht und der
Jüngste (gr. eschaton - 'der letzte') TAG" Der Ausdruck der Jüngste Tag
ist eine Eigenart des vierten Evangeliums. In den andern Evangelien
heißt es der Tag, der Tag des Gerichts oder das Ende der Welt (des
Äons); d.h.: das Ende der heilsgeschichtlichen Phase (des Zeitalters)
deren Tage zur Neige gingen. Diese Bezeichnungen, und die damit
verbundenen Aussagen kann man unmöglich auf das, heute noch in der
Zukunft liegende Ende der materiellen Schöpfung beziehen, damals noch
zweitausend Jahre entfernt. Alles, was da gesagt wurde, war nicht nur
Prophetie, sondern praktische Anweisung, speziell auf die damals
gegenwärtige Zeit bezogen und besonders für die wertvoll und wichtig,
die es hörten. All diese verschiedenen Wendungen, die mit der Parusie
zusammenhängen, sind gleichbedeutend und zeitgleich; und sie sind mit
dem Ende des Äons verknüpft und mit dem, was der Herr als diese
Generation bezeichnet. Bei Johannes gehen die Gedanken an Gericht und
Auferstehung immer mit dem anstehenden Ende der für Israel wichtigen
heilsgeschichtlichen Phase einher. Man beachte deshalb, wie beharrlich
der Herr davon spricht. "Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt
hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern
dass ich's auferwecke am Jüngsten Tage" (Joh 6:39). "Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer
den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde
ihn auferwecken am Jüngsten Tage" (Joh 6:40). "Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn
ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am
Jüngsten Tage" (Joh 6:44). "Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er
(Lazarus) auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage" (Joh
11:24). "Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an,
der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird
ihn richten am Jüngsten Tage" (Joh 12:48). Ein Kind würde mit aller Natürlichkeit verstehen,
dass der Herr hier lebenswichtige Anweisungen von praktischer Bedeutung
für seine Zuhörer gab, und dass er von etwas sprach, das nahe bevor
stand und nicht von etwas in ferner Zukunft, viele Jahrhunderte später. Wenn man die Worte selbst betrachtet, und spätere
Offenbarungen beiseite lässt, dann kann man gut verstehen, dass viele
folgern und glauben konnten, der Herr sei wirklich am Ende dieses Äons
(oder dieser heilsgeschichtlichen Phase) gekommen, die mit der
Zerstörung Jerusalems endete. Die aber das meinen und lehren, lassen
alle die ernste Möglichkeit außer acht, die der Herr selbst eindeutig
nannte, und die später Petrus in Apg 3:19-26 frei und öffentlich
ausrief. Wenn Gott die nationale Buße Israels nicht zur
Bedingung gemacht hätte, unter der er ihre Sünden tilgen, Jesus Christus
senden und alles erfüllen werde, was die Propheten verkündet hatten,
dann gäbe es wenigstens Grund zu dem völlig irrigen Glauben, Christus
sei gesandt worden und tatsächlich gekommen, als Jerusalem zerstört
wurde. Aber es ist nicht möglich, diese wichtigen Stellen
aus der Schrift heraus zu sezieren, und die Bibel so zu lesen, als gäbe
es diese Aussagen nicht. Wir haben niemanden gefunden, der sich auf Apg
3 bezieht und darum obengenannte falschen Lehren vertreten muss. Aber
Apg 3 wird gleichermaßen von Vielen außer acht gelassen, die heute auf
das Kommen des Herrn zur Vollendung derer warten, die diese "selige
Hoffnung" haben. Sie ignorieren nicht nur Apg 3, sondern all die Worte
des Herrn, die wir jetzt betrachten wollen, wie sie in den Evangelien
festgehalten sind. All die Spaltungen unter den Christen über dieses
große und wichtige Thema, und die unterschiedlichen Meinungen über das
"zweite Kommen" lassen sich auf diese Vernachlässigung von Apg 3 und Apg
28 zurückführen. Hieraus entspringt ihr falsches Verständnis über Sinn
und Inhalt der ganzen Apostelgeschichte, indem man selige Wahrheiten in
sie hinein liest, die erst nach dem Ende dieser heilsgeschichtlichen
Phase, von deren letzten Tagen der Herr so häufig gesprochen hat,
offenbart worden sind. Sie sehen nicht, dass die Seligkeit, die bereit
ist, dass sie offenbar werde, und die folgende Herrlichkeit nur eine
Voraussetzung hatten: die nationale Buße Israels. Weil die aber
ausblieb, hat sich alles verzögert, ist alles ausgesetzt worden, und wir
haben die nächste Offenbarung über das, was "seine herrliche Gnade"
betrifft. Wen will es da noch wundern, dass diese herrliche Gnade nicht
gewürdigt, oder auch nur verstanden wird, und dass alles in den Köpfen
durcheinander gerät, wenn wichtige Aussagen der Schrift so unbeachtet
bleiben? Wie könnten solche Leute zum Beispiel mit dem Wort
des Herrn in Joh 12:31, "Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt (gr.
kosmos); nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden." etwas
anfangen? Der Heilige Geist war zu Pfingsten gesandt worden,
um der Welt die Augen aufzutun über das Gericht: dass der Fürst dieser
Welt (gr. kosmos) gerichtet ist (Joh 16:11). Das bezieht sich nicht auf
eine nur geistliche Veränderung in der Weltgeschichte. So etwas würde
der eindeutigen Erklärung des Herrn niemals genügen, dass kurz bevor
stand, was er sagte, und dass die Zeit begonnen hatte, die mit dem
Gericht und dem Hinauswurf Satans enden würde. Aber auch das ist
natürlich mit ausgesetzt worden, und eine spätere Offenbarung ist uns
gegeben, die uns sagt, wie es schließlich geschehen wird (Offb 12 u.
13). Unser Herrn spricht von der Durchführung eines
bestimmten und letzten Gerichts, das damals bald hätte stattfinden
können. Satan war dabei, den großen Konflikt der Weltgeschichte auf die
Spitze zu treiben. Er trachtete dem Herrn in Bethlehem nach dem Leben,
stritt gegen ihn in der Wüste, bekämpfte ihn auf Leben und Tod im Garten
Gethsemane, ergriff Besitz von Judas für dessen Verrat. Schließlich sah
er ihn am Kreuz hängen und ins Grab gelegt werden. Aber sein Sieg sollte nur von kurzer Dauer sein.
Durch seinen Tod vollendete der Herr die Niederlage dessen, "der Gewalt
über den Tod hatte" (Hebr 2:14). Dieser wunderbare Ausgang des großen
Streits sollte deshalb bald auf Satans letztes Bemühen, Gottes
Ratschluss zu vereiteln, folgen. Nichts hinderte die große Endabrechnung als der
Unglaube und die Unbußfertigkeit Israels. Aber wir wissen, dass das
alles ausgesetzt wurde. Zweifellos war es auch Satans Bemühen, das
darauf abzielte, Israel in der Phase der Apostelgeschichte blind zu
machen. Paulus konnte bezeugen Satan hat uns gehindert und durch sein
eifriges Einwirken, das in der ganzen Apostelgeschichte beobachtet
werden kann, gelang ihm ein Aufschub des Endes, das ihm bestimmt war.
Satan war am Kreuz gerichtet worden. Dort war ein Urteil gefällt worden,
aber die Vollstreckung muss noch erfolgen, der Thronräuber auf die Erde
geworfen werden und dann von der Erde in den Feuersee. Die Worte des Herrn in Joh 16 beziehen sich auch
auf die damals unmittelbar bevorstehende Vollstreckung dieses Urteils,
aber es wird darin keinerlei Hinweis auf eine mögliche Aussetzung
gegeben. Das konnte damals auch nicht geschehen, wenn wir die Umstände
berücksichtigen. Nein, der Herr kam nicht bei der Zerstörung Jerusalems,
denn Satan ist noch nicht hinausgestoßen worden. Die gewisse Erfüllung
von Offb 12 und 13 steht noch aus und wird am Tage des Herrn geschehen.
Der Herr sah es als Vision und so ist Lk 10:17 mit Joh 12:31 und Joh
16:11 verknüpft, und wir können uns nicht vorstellen, wie eine andere
Interpretation allen Ansprüchen dieser Schriftstellen gerecht werden
könnte. Der Herr sprach von seiner Wiederkunft immer als
sehr nahe. Er setzte voraus, dass Israel Buße tun werde. Er sagte: "Und
wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und
euch zu mir nehmen" (Joh 14:2). Da sprach er nicht von etwas, das
möglicherweise mehr als neunzehnhundert Jahre lang nicht stattfinden
könnte. Er sprach ihnen zum Trost; und es wäre lieblos und ein schwacher
Trost gewesen, wenn er auf die damals weit entfernte Zukunft verwiesen
hätte. "Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich
komme zu euch" (Joh 14:18). "Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich
gehe hin und komme wieder zu euch" (Joh 14:28). "Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht
mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen"
(Joh 16:16). "Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will
euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen" (Joh 16:22). Das Wiederkommen, von dem hier die Rede ist,
betrifft immer ein und dasselbe Ereignis, und von dem wurde damals als
nahe bevorstehend gesprochen. Diese Worte, ihres einfachen Sinnes
beraubt (ohne Bezug auf Apg 3 gelesen), waren der ganze Grund für die
Verwirrung. Die Apostelgeschichte macht es uns möglich, sie alle so zu
verstehen, wie sie gesagt wurden. Sobald wir aber Apg 3 ausschließen,
wird es uns unmöglich, sie so zu verstehen, wie die Jünger sie
verstanden haben müssen. Für sie muss es eine kurze und vorübergehende
Abwesenheit des Herrn gewesen sein, zwischen seinem Weggang zum Vater
und der verheißenen Wiederkunft. Jedenfalls wurde vom Kommen des Herrn
ebenso definitiv gesprochen wie von seinem Weggang; und da keine solche
Wiederkunft bei der Zerstörung Jerusalems geschah, muss sie verschoben
worden sein, bis die Buße Israels als Voraussetzung erfüllt sein wird. Für die Zwischenzeit haben wir die besondere
Offenbarung der Aus-Auferstehung vom Tode, und von unserm Ruf in die
Höhe. Deshalb haben wir bereits unser Bürgerrecht im Himmel und wir
erwarten den Heiland, der von dort kommen wird und "unsern nichtigen
Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leib".
Das ist unsere "selige Hoffnung" (Phil 3:11-21). 1 II. Die Früh-Briefe des Apostels Paulus 1.1 Die Adressaten 1.1.1 Beginn der Nationenphase 1.2 Die Frühbriefe des Paulus 1.2.1 Das Zeugnis der Frühbriefe 1.2.2 Paulus als Gefangener II. Die Früh-Briefe des Apostels Paulus Wenn wir uns jetzt den Briefen des Paulus zuwenden,
dann müssen wir sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge behandeln, und sie
in zwei Kategorien einteilen frühere und spätere. Die Reihe der früheren Briefe ist vor Apg 28
geschrieben worden. Die späteren Briefe sind nach der formellen
Zurückweisung, die auf die Proklamation durch Petrus und die Zwölf
erfolgte, geschrieben worden. Die Proklamation enthielt das Angebot des
Königs und des Königreichs während dieser Phase, also während der Zeit
der Apostelgeschichte. Diese beiden Reihen sind gleich wichtig, aber
trotzdem voneinander verschieden. Zusammen stehen sie in einer anderen
Kategorie als die apostolischen Briefe von Petrus, Jakobus, Johannes und
Judas. Obwohl die genaue Reihenfolge der einzelnen Bücher
des Neuen Testaments nicht mit der Autorität von Manuskripten belegt
werden kann, gibt es doch keinen Zweifel über die Reihenfolge der fünf
Gruppen, in die sie in den besten und ältesten Manuskripten eingeteilt
werden. Es gibt auch keinen Zweifel über die Reihenfolge innerhalb der
Gruppe Paulinischen Briefe. Die derzeitige Reihenfolge der Bücher des
Neuen Testaments in der englischen und allen modernen Versionen ist von
der lateinischen Vulgata übernommen, deren Anordnung als Vermächtnis des
Hieronymus für alle späteren Generationen festgelegt ist. Aus der heutigen Anordnung der Bücher in unseren
Bibeln erfahren wir also nichts über die Reihenfolge ihrer Entstehung.
Die einzig sicheren Daten hierüber sind folgende: In allen besten und ältesten Manuskripten sind die
einzelnen Bücher in fünf Gruppen eingeteilt: Die vier Evangelien. Die Apostelgeschichte. Die Apostolischen Briefe. Die Paulinischen Briefe. Die Apokalypse. Die Adressaten Obwohl die Reihenfolge der Bücher in der ersten und
dritten Gruppe variiert, ist sie in der vierten Gruppe immer konstant.
Die Paulinischen Episteln sind (im Unterschied zu den Briefen an
Einzelpersonen und an die Hebräer) nie in einem griechischen Manuskript
in anderer Reihenfolge gefunden worden, wie wir sie heute in unsern
Bibeln haben. Was immer über die chronologische Reihenfolge
gelehrt werden mag (d. h.: die Reihenfolge, in der sie geschrieben
wurden), die gültige Anordnung für uns heute, ist deshalb die kanonische
Ordnung. Sie beginnt mit dem Brief an die Römer und endet mit dem 2.
Brief an die Thessalonicher. Es ist nicht so, dass eine Anordnung
richtig wäre und eine falsch. Beide sind richtig, keine ist falsch. Beide sind wichtig, aber nicht gleichgewichtig. Die
chronologische Anordnung bietet nämlich eine Fülle höchst wichtiger
Informationen für alle, die sich für die heilsgeschichtlichen Phasen
interessieren. Die kanonische Ordnung ist voller tiefgehender
Informationen, was Lehre und Erfahrung betrifft. Wir können keine
vernachlässigen oder ignorieren, ohne vor Gott Schuld auf uns zu laden
und uns selber Eintrag zu tun. Für die ursprünglichen Empfänger hatte die
zeitliche Reihenfolge größere Bedeutung, war sie sogar äußerst wichtig.
Aber für uns heute ist die kanonische Anordnung die wichtigere geworden,
seit das Zeugnis abgelehnt wurde, das durch die, die es gehört haben
verbreitet worden war, und seit daraufhin das Königreich ausgesetzt
wurde. Dieser Unterschied erweist sich in dem großen
Wechsel, der stattfand, als der Heilige Geist die Reihenfolge, in der
sie uns vorgelegt werden sollten, umkehrte: Die erste große Tatsache
ist, dass kein griechisches Manuskript eine andere Reihenfolge hat als
unsere heutige Bibel. Die zweite große Tatsache ist, dass die Briefe an
die Thessalonicher, die zuerst geschrieben wurden, am Ende stehen. Keiner von unsern Lesern wird diese beiden
Tatsachen für zufällig halten. Und da wir selber glauben, dass wir sie
einer göttlichen Fügung verdanken, muss es auch einen Grund dafür geben. Zunächst fällt uns auf, dass das Warten auf Gottes
Sohn vom Himmel, und die Errettung vor dem zukünftigen Zorn eindeutig im
Mittelpunkt aller Verkündigung während dieser Phase der
Apostelgeschichte standen. Noch war Jehovas Verheißung, Jesus Christus
zu senden, nicht zurückgezogen. Noch hatte Israel die Möglichkeit, die
Erfüllung alles dessen zu sehen, was die Propheten geredet hatten, aber
nur unter der Bedingung der nationalen Buße. Deshalb war es das Zeugnis
derer, die es gehört hatten, überall, ob gesprochen oder geschrieben,
dass das rasche Kommen des Herrn nahe bevorstand und die Erlösung vom
zukünftigen Zorn erlebt wird während der Phase der Apostelgeschichte. Die Paulinischen Briefe können aus dieser
Schlussfolgerung nicht ausgenommen werden. Wenn jemand zu der Ansicht
neigt, die Verheißung von Apg 3 sei irgendwann vor Apg 28 zurückgezogen
worden, dann muss er nachweisen, wo ein derart epochemachendes Ereignis
festgehalten wäre. Aber dieser Nachweis ist unmöglich. Keine Spur davon
ist zu sehen. Tatsächlich betont es der allererste Brief, den Paulus
geschrieben hat, (1Thes 1:10), und der zweite Brief lässt sich anders
gar nicht verstehen. Aber für uns heute ist das nicht der große und
wichtige Punkt. Israel hat nicht Buße getan, das Volk hat die gestellte
Bedingung nicht erfüllt, und nun sind die großen Verheißungen aus Apg 3
aufgeschoben, und alle dort verheißenen Segnungen sind vorläufig außer
Kraft gesetzt. Beginn der Nationenphase Die erste Frage, die sich da stellt, ist: Wo kommen
wir als Gläubige aus den Heidennationen ins Spiel? Unseren Vätern wurden
doch die "Verheißungen" nicht gemacht, die Paulus in Röm 9:3-5
beschreibt? Wir Heiden haben keinen Anspruch auf irgendein Erbe, das
Petrus in 1Petr 1:3-5 nennt. Kein Bund wurde mit Heiden geschlossen
(außer in ihrer Verbindung mit Israel). Wo stehen wir nun? Welche
Grundlage haben wir überhaupt für irgendwelche Segnungen? - gar keine. Unsere Position wird in Eph 2:11.12 klar definiert:
"... denkt daran,... dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart,
ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes
der Verheißung; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in
der Welt." Während der ganzen Apostelgeschichte konzentrierte
sich alles Zeugnis auf das Volk Israel und dessen irdische Segnungen.
Der Ölbaum stand noch. "Einige Zweige" waren ausgebrochen und heidnische
Zweige dafür "eingepfropft worden" (Röm 11:17). Jetzt aber, nachdem der
Ölbaum gefällt wurde, wohin sollen wir Gläubigen aus den Heiden
eingepfropft sein? Mit oder in wem sollen wir zu "Erben" werden? Die Antwort ist: In Christus. Aber diese wunderbare
Wahrheit konnte nicht offenbart werden, solange der andere Weg zur
Erbschaft noch offen war! Es kann nicht zwei Wege zum Erbe gleichzeitig
nebeneinander geben! Das bringt uns zum Geheimnis von dem allen. Es
zeigt uns den Grund für den Wechsel in der Reihenfolge der Paulinischen
Briefe. Die eine wichtige Wahrheit, die wir daraus lernen, ist, dass wir
nur in Christus unsern Stand haben, dass unsere ganze Hoffnung nur in
ihm ist, dass unser Anspruch nicht in Abraham, Israel oder den "Vätern"
besteht, sondern "in Christus" begründet ist. In Ihm sind wir auch zu
Erben eingesetzt worden... (Eph 1:11). Deshalb haben wir nicht mit den Briefen des Paulus
an die Thessalonicher zu beginnen, sondern mit dem Römerbrief. Das muss
für uns der Einstieg sein. Wir können nicht nach dem Herrn Ausschau
halten, bevor wir ihn kennen. Wir müssen erst wissen, was unsere
Hoffnung ist, bevor wir auf ihre Erfüllung warten können. Wir müssen
zuerst über unsern Stand in Christus instruiert werden, bevor wir etwas
davon wissen können, was anstelle der Hoffnung von Apg 3 offenbart
werden sollte. Jetzt können wir erkennen, warum die kanonische
Ordnung der Paulinischen Epistel notwendigerweise geändert werden
musste, also warum der zuletzt geschriebene nach vorn kam und der zuerst
geschriebene nach hinten. Wie wir oben ausgeführt haben, ist nicht eine
Reihenfolge richtig und die andere falsch, sondern beide sind richtig.
Das wird vollends klar, wenn wir sie einmal richtig einteilen. Die kanonische Reihenfolge der Paulinischen Briefe: A Römer:
Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für alle,
in allen Phasen der Heilsgeschichte. B 1.u.2. Korinther:
Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis der
Glaubensgrundsätze des Römerbriefs. C Galater:
Korrektur dogmatischer Fehler im Verständnis der Lehre des
Römerbriefs. A Epheser:
Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für die
heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses; Christus ist das Haupt über
alles, denn die Gemeinde ist sein Leib. B Philipper:
Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis und zur
Durchführung der Lehre des Epheserbriefs. C Kolossser:
Korrektur dogmatischer Fehler zum Verständnis der Lehre des
Epheserbriefs: "... hält sich nicht an das Haupt" Thessalonicher rundet das Ganze ab mit der jetzt
verzögerten Erwartung der Wiederkunft des Herrn. Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, hier weiter auf
die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel einzugehen. Das muss
anstehen, bis wir uns an geeigneter Stelle damit befassen. Uns geht es
jetzt um die chronologische Reihenfolge, denn die gehört zu den
Grundlagen der Lehre von der Heilsgeschichte. Paulus gehörte nicht zu denen, die Hebr 2:3 als die
bezeichnet, die es gehört haben. Er war keiner "von diesen Männern, die
bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns
ein und ausgegangen ist" (Apg 1:21). Deshalb konnte er in keiner
Beziehung als einer von den Zwölf angesehen werden. Das mindert aber die
Bedeutung der Paulinischen Epistel in keiner Weise, denn er hörte den
Herrn vom Himmel. Er war vom Heiligen Geist inspiriert und der Herr
selbst unterwies ihn nach und nach. Ohne etwas von der Bedeutung der kanonischen
Reihenfolge der Paulinischen Briefe zu mindern, müssen wir unser
Möglichstes tun, die wirkliche Unterweisung aus der chronologischen
Reihenfolge herauszufinden. Deshalb betrachten wir zunächst Die Frühbriefe des Paulus Über die genaue Datierung der Frühbriefe des Paulus
werden unterschiedliche Meinungen vertreten. Weil es keine äußeren
Belege darüber gibt, sind alle Forscher auf die internen Belege
angewiesen und haben die gleiche Grundlage. Aber jeder kann seine
eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Wir nennen die allgemein angenommenen
Jahreszahlen, es ist aber möglich dass künftige Forschungsergebnisse
noch Korrekturen erforderlich machen. Die chronologische Reihenfolge: 1. Thessalonicher
52
Korinth 2. Thessalonicher
53
Korinth 1. Korinther
57 (Frühling)
Ephesus 2. Korinther
57 (Herbst)
Ephesus Galater
57 (Winter)
Korinth Römer
58 (Frühling)
Korinth Apg 28:25.29
62
Epheser
62 (Frühling)
Gefangenschaft in Rom Kolosser
62 (Frühling)
Gefangenschaft in Rom Philipper
62 (Herbst)
Gefangenschaft in Rom 1. Timotheus
67*
Korinth Titus
67
Korinth 2. Timotheus
68
Rom (Gefängnis) Die Bedeutung der vorstehenden Tabelle mit dem
Angelpunkt in der Mitte, von dem sich alles ableitet, ist
offensichtlich. Zwischen den beiden Gefangenschaften liegen die
Missionsreisen, die Paulus gemacht oder beabsichtigt hatte und der
Hinweis auf eine zweite und spätere Inhaftierung. Die Missionsreisen,
auf die sich die Fußnote* bezieht, liegen außerhalb der
heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte und bleiben deshalb in
dem vorliegenden Buch unberücksichtigt. Es ist klar, dass man es vor
Gott zu verantworten hätte, wollte man diese letzte Etappe im späteren
Dienst des Paulus die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses
ignorieren. * Es ist wahrscheinlich, dass 1. Timotheus und
Titus früher geschrieben wurden und sowohl die frühere wie auch die
spätere Periode abdecken. Zwischen ihnen und dem 2. Brief an Timotheus
lägen dann die Reise nach Mazedonien (Phil 2:24.25), Kolossä (Phil 2:2),
Spanien (Röm 15:24), Dalmatien (2Tim 4:10) und Ephesus (2Tim 4:12).
Damit erfüllte er seine Ankündigung von Apg 28:28: "... dass den Heiden
dies Heil Gottes gesandt ist..." Wir haben deshalb jetzt das Zeugnis DER FRÜHBRIEFE
DES PAULUS zu betrachten. Das Zeugnis der Frühbriefe Von seiner Berufung haben wir drei Berichte: in Apg
9:6 erfuhr er vom Herrn nichts weiter als: "Steh auf und geh in die
Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst" (dazu Apg 22:12-21; Apg
26:12-20) Der Herr sprach zu Ananias über Paulus (um dessen
Befürchtungen zu beschwichtigen): "... dieser ist mein auserwähltes
Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und Könige und vor das
Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines
Namens willen" (Apg 9:15.16). Das war zu Ananias gesprochen, nicht zu
Paulus. Mehr wird an dieser Stelle nicht berichtet, als dass Ananias ihm
die Hände auflegte und Paulus pneuma hagia empfing, oder "die Kraft aus
der Höhe" (in Form der "Geistesgaben"). Der Auftrag, den Paulus erhielt, wurde nur
allmählich enthüllt. Vermutlich war er zwar Paulus zu ein und derselben
Zeit verkündet worden, aber für andere erst zur gegebenen Zeit eröffnet,
so wie Gottes Absichten entfaltet wurden. Erst kurz vor dem Ende des
ersten Teiles vom Dienst des Paulus erfahren wir alles das, was in Apg.
9 gesagt ist. Wir dürfen deshalb in Bezug auf das große Geheimnis (das
Mysterium) nicht durcheinander bringen, was von dem jeweils Gesagten auf
den ersten und was auf den zweiten Teil zu beziehen ist. Sein voller Auftrag wird uns erst in den späteren
und ergänzenden Berichten der Apostelgeschichte (Apg 22:12-21 und Apg
26:12-20) überliefert, als er sich der göttlichen Trennungslinie
näherte. In Apg 9 war die Zeit noch nicht gekommen, alles das zu
offenbaren, was das spätere Geheimnis betrifft. Und bis dahin gab Paulus
sein Zeugnis in Übereinstimmung mit dem der Zwölf. So brachte er sein
Zeugnis "den Juden zuerst". In dem gleichen Sinne, und nur in diesem
Sinne, bezeugte er, dass er "den Juden ein Jude geworden" sei. Es ist besonders interessant, diese Erläuterung zu
betrachten, denn sie bezieht sich direkt auf das, worüber er
anschließend an dieselben Gläubigen schrieb. Beachten wir zunächst, "wie
nun Paulus gewohnt war" in der ersten Zeit der Ausübung seines Dienstes
(Apg 17:2). Da war etwas ganz Besonderes an dieser Gewohnheit, denn er
spricht davon auch wieder in 1Thes 1:9 und 1Thes 2:1. Er war mit Silas
aus dem Gefängnis in Philippi gekommen, und tat in Thessalonich, was er
überall zu tun pflegte: Er ging in die Synagoge "und redete mit ihnen an
drei Sabbaten von der Schrift." Er brauchte keine Musikkapelle, er
brauchte keine Solosänger, kein Streichquartett, keinen einleitenden
Chorgesang, keinen Choral, keine rhetorischen Kunstgriffe einer
verbrauchten sogenannten Religion, keine neuen Moden oder moderne
Methoden. Bei ihm gab es kein Singen auf Knien, keine besondere Anzahl
von "Amen" u.s.w. u.s.f. Er ging nur zu ihnen hinein und redete mit
ihnen an drei Sabbaten VON DER SCHRIFT. Er sprach nicht von der Zeitung. Es gab bei ihm
gewiss keine "Politik von der Kanzel" in Bezug auf irgendwelche
öffentlichen Ereignisse in Thessalonich oder im römischen Weltreich. Er
befasste sich nicht mit Wohnungsproblemen armer Thessalonicher oder mit
Elendsvierteln, Wasserwerken oder Kanalisation. Er befasste sich nur mit
einer Sache, und das war DIE SCHRIFT. Und warum? Weil er den Glauben an
die Schrift nicht verloren hatte! Denn wie er ihnen später in seinem
Brief schreibt, war das Wort, das er ihnen gepredigt hatte, "nicht
Menschenwort," sondern "Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt"
(1Thes 2:13). Das war der Grund, warum es von dort aus weiter
erschallen konnte "durch Mazedonien und Achaja und an allen Orten": Weil
es das Wort der Herrn war, das sie im Glauben angenommen hatten. Weil es
Gottes Wort war, "redete er mit ihnen... von der Schrift." Er hat die
Schrift nicht kritisiert. Er hat nicht über die Schrift gesprochen,
sondern aus der Schrift. Und so "legte er ihnen dar, dass Christus
leiden musste." Ebenso wie Petrus seinen Aufruf in Apg 3:18 begründet
hatte, tat es auch Paulus. Er wollte zeigen, "dass dieser Jesus, den ich
euch verkündige, der Christus ist" (Apg 17:3). Apg 17:7 zeigt uns noch etwas anderes, das Paulus
"von der Schrift" ihnen gesagt haben muss: Dass Jesus bald kommen werde,
um als König zu herrschen. Das war es nämlich, wessen er vor den Oberen
der Stadt beschuldigt wurde (V. 7). Daraus lernen wir, dass Paulus die
Lehre der Zwölf bestätigte und nicht darüber hinaus ging. Auf dieser
Lehre war die Gemeinde in Thessalonich gegründet, und in ihr hatte sie
ihre Nahrung. Das war es, so wird uns berichtet, was der Apostel
"gewohnt war" zu tun, wohin er immer kam. Sein besonderer Auftrag wurde
in diesem Abschnitt immer in den Synagogen der Diaspora ausgeführt. Das besagt nicht, dass das Angebot Gottes, das
Petrus verkündete, zurückgezogen worden wäre. Im Gegenteil, alles zeigt,
dass es noch offen stand, und dass Israel noch der Adressat der
Verkündigung war. Es ist richtig, Paulus stieß an zwei Orten auf so
entschiedenen Widerstand der Juden, dass er sich an die Heiden wandte.
Aber das geschah nur bei zwei örtliche Ausnahmen und der spezielle
Dienst, in dem Paulus stand, wurde dadurch weder beeinträchtigt noch
geändert. Antiochien in Pisidien war der Ort, wo Paulus und
Silas ihre Mission unter den Juden erfüllten, indem sie ihnen sagten:
"Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von
euch stoßt und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens,
siehe, so wenden wir uns zu den Heiden..." (Apg 13:47). Aber sofort in
der nächsten Stadt (Ikonion) geschah es, "dass sie wieder in die
Synagoge der Juden gingen“ (Apg 14:1); denn Apg 28:28 war noch nicht
erreicht. In Korinth geschah es ebenso: "Als sie aber
widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu
ihnen: Euer Blut komme über euer Haupt; ohne Schuld gehe ich von nun an
zu den Heiden" (Apg 18:6). Das tat er auch; aber das Haus, in das er
ging, "war neben der Synagoge“(Apg 18:7), und im nächsten Ort, in den er
kam (Ephesus), ging er "in die Synagoge und redete mit den Juden“ (Apg
18:19). Diese Ereignisse zeigen, dass sie nur lokal waren,
und durchaus nicht von der Art wie die große Proklamation in [Apg
28:28]: "So sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies Heil Gottes
gesandt ist; und sie werden es hören." Während Paulus so "den Juden ein Jude wurde," und
mit den Zwölf gemeinsam den Dienst des Herrn Jesus bestätigte, und somit
die Verkündigung des Petrus vom Königreich in den Synagogen der Diaspora
förderte, können wir gewiss sein, dass sein Zeugnis dem der Zwölf in
keiner Hinsicht widersprach. Und worin das bestand, haben wir bereits
gesehen. Derselbe Gott gab ihm dasselbe Zeugnis wie ihnen, "durch
Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Austeilung
des heiligen Geistes nach seinem Willen" (Hebr 2:4). Es ist sicher eine interessante Lektion für unsere
Leser, wenn sie nochmals die ganze Apostelgeschichte lesen und darauf
achten, was "die es gehört haben" über das Königreich und den König zu
sagen hatten, und was Paulus in den Synagogen bezeugte. Solange wir
darauf eingestellt sind, einen Unterschied und eine Weiterentwicklung
zwischen den apostolischen Briefen und den Frühbriefen des Paulus zu
finden, werden wir auch einen Unterschied erwarten zwischen den Briefen,
die Paulus in der Anfangszeit des bestätigenden Zeugnisses schrieb, und
denen aus der Zeit kurz vor dem Ende dieser Phase. Der Herr hatte Paulus besondere Mitteilungen
gemacht. Paulus hatte sich nicht umsonst für drei Jahre nach Arabien
zurückgezogen. Was er hörte, als er in den dritten Himmel und in das
Paradies entrückt war, das konnte er damals nicht sofort weitersagen.
Und ein Grund dafür lag sicher in der Entfaltung der Heilsgeschichte und
ihrer Phasen. Wenn wir diese Beschränkungen berücksichtigen, müssen wir
uns die Frühbriefe des Paulus in ihrer zeitlichen Reihenfolge ansehen;
und bei der Ähnlichkeit seines Zeugnisses mit dem der Zwölf müssen wir
erwarten, dass sich im Blick auf seine besondere Berufung als Diener
unter den Heiden gewisse Fortschritte und Entwicklungen in seiner Lehre
beobachten lassen. Wenn er schon vorher etwas von dem "großen Geheimnis"
(dem Mysterium) erfahren hatte, dann ist eins sicher: Er hat es nicht zu
Papier gebracht und hatte auch keinerlei Auftrag dazu, bis Apg 28:28
geschehen war. Sein Zeugnis würde sich sonst insofern von dem der
Zwölf unterscheiden, als deren Zeugnis auf dem beruhte, was sie vom
Herrn "gehört" hatten, als er unter ihnen ein- und ausging auf der Erde.
In dem, was er sprach, beruhte das Zeugnis des Paulus auf dem, was ihm
derselbe Herr vom Himmel mitgeteilt hatte, in Arabien und wo sonst noch.
In dem was er schrieb, beruhte es auf direkter Inspiration von Gott, mit
der sich die Verheißung des Herrn in Joh 16:12-15 erfüllte. Deshalb gibt
es einen zwangsläufigen Unterschied zu dem, was die Zwölf "gehört"
hatten. Deren Zeugnis war hauptsächlich mündlich; seines sollte an das
Schreiben gebunden sein. Das erklärt seine letzte Anweisung an Timotheus
in 2Tim 4:13: "Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit
wenn du kommst, und die BÜCHER, BESONDERS DIE PERGAMENTE." Paulus als Gefangener Vor Apg 28:25.26 war Paulus "als Gefangener aus
Jerusalem überantwortet in die Hände der Römer“ (Apg 28:17). Danach
aber, obwohl immer noch gefangen, war er "der Gefangene Christi Jesu"
(Eph 3:1). Vor Apg 28:25.26 sagte Paulus "um der Hoffnung Israels willen
trage ich diese Ketten“ (Apg 28:20); aber danach bezeichnet er sich als
gefangen "für euch Heiden" (Eph 3:1). Wenn Paulus vor Apg 28 persönlich
etwas von dem Mysterium gewusst hat, dann kann er es kaum weitergesagt
haben, sogar an Einzelne, ohne ihre Stellung in der Heilsgeschichte
völlig umzustoßen. Obwohl er nicht beauftragt war, es zu schreiben,
können wir dennoch in keiner Weise behaupten, dass er es nicht dem einen
oder andern gegenüber erwähnt hat, der vorbereitet war es aufzunehmen
oder der darein eingeführt werden sollte. Das ist die Bedeutung des
Wortes "Vollkommene" in 1Kor 2:6. Auf jeden Fall wäre sein Zeugnis zweifellos dem der
Zwölf voraus gewesen, sogar im Blick auf seinen Auftrag in Apg 26:15-18;
aber besonders als das Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase näher
rückte und er sah, "dass sich der Tag naht." Deshalb müssen wir uns darauf gefasst machen,
einige Unterschiede z. B. zwischen dem Römerbrief (dem letzten vor Apg
28) und dem an die Thessalonicher (den er als ersten geschrieben hat) zu
sehen. Aber andererseits wollen wir nicht versäumen, alle die Punkte zu
bemerken, in denen das Zeugnis des Paulus mit dem übereinstimmt, was
"die es gehört haben" als Worte des Herrn Jesus bekräftigten. Wir haben bereits gesehen, dass der Apostels
Paulus, zu dem der Herr vom Himmel her redete, eine Zeit lang in seinem
Dienst eng verbunden war mit denen, die den Herrn auf der Erde reden
gehört hatten. So haben wir die Bekräftigung doppelt. Aber obwohl wir in
den Grundzügen dasselbe Zeugnis erwarten können, müssen wir auch auf
eine gewisse Weiterentwicklung gefasst sein. Als Paulus berufen wurde, war die Verkündigung des
Petrus bereits geschehen, und alle, die gläubig geworden waren, wurden
mit der Taufe des Johannes getauft zur Buße, im Blick auf die
Wiederkunft des erwarteten Messias, den Gott zu senden versprochen
hatte, und darauf, dass "alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet
hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" (Apg
3:19-26). Deshalb befassen wir uns nicht mit den besonderen
Nuancen der Bedeutung mancher Wörter, die sich feststellen lassen, wo
die erwartete Wiederkunft Jesu Christi beschrieben wird. Wir bauen nicht
zuerst das Dach, indem wir über den Gebrauch der Wörter parousia,
epiphaneia, oder apokalupsis diskutieren. Welche Wörter auch immer
verwendet werden, es ist stets dasselbe gemeint, dass der Herr "den
sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus" und damit auch
"alles... wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen
Propheten von Anbeginn" zur gegebenen Zeit seine Erfüllung finden würde,
einschließlich der Offenbarung, die Johannes geschrieben hatte. Es war reichlich Zeit gelassen für alles, was für
die "Wiederherstellung aller Dinge" erforderlich war. Für Israel waren
zwischen der Kreuzigung des Messias und der Zerstörung Jerusalems
nochmals vierzig Jahre Bewährungsfrist gegeben eine Periode die fast
ganz abgedeckt wird von der Phase der Apostelgeschichte. Das muss allen
klar sein, die sich für die große, beherrschende Tatsache interessieren,
dass die Verkündigung des Petrus unmittelbar auf das Pfingstereignis
folgte: Diese ganze heilsgeschichtliche Phase war eine Einmaligkeit. Sie
hatte einen Zweck, einen Inhalt, ein Ziel und ein Zeugnis, das von
niemand sonst als nur von einer besonderen Gruppe von Zeugen gegeben
wurde. Alles ist zusammengefasst in Apg 3:19-26 einer Schriftstelle, die
von den meisten Lesern vielleicht nicht aus ihren Bibeln
herausgestrichen, aber praktisch ignoriert wurde. Die Überlieferung, dass Christus gekommen sei, eine
Gemeinde zu gründen, und dass die Gemeinde zu Pfingsten gegründet worden
sei, hat Apg 3:19-26 völlig bedeutungslos werden lassen, denn diese
Schriftstelle hat keinen Platz in dieser überlieferten menschlichen
Lehre und ist deshalb übergangen worden. Das hatte sehr schwerwiegende
Folgen für das rechte Verstehen des übrigen Neuen Testaments und dafür,
dass man "richtig schneide das Wort der Wahrheit“ (2Tim 2:15 K). Die
dadurch angerichtete Verwirrung ist die Ursache für all die
Schwierigkeiten, auf die Menschen stoßen, die nach Antwort für ihre
Fragen suchen. Die Frühbriefe des Paulus sind hoffnungslos
verdunkelt, weil sie nicht in ihrer zeitlichen Reihenfolge studiert
werden. Wir wollen sie nochmals im Licht dieser Reihenfolge betrachten,
in der sie geschrieben wurden, und wir wollen diesem besonderen Gedanken
des "vielfach und auf vielerlei Weise" seine ihm zukommende Bedeutung in
der Auslegung einräumen. Kapitel davor: 1 a) Briefe an die Thessalonicher 1.1 Der 1. Thessalonicherbrief 1.1.1 Paulus lehrt in der Synagoge 1.1.2 Frage nach den Entschlafenen 1.1.3 Die Hoffnung Israels wird ausgesetzt 1.1.4 Unsere Erwartung heute 1.2 Der 2. Thessalonicherbrief 1.2.1 Voraussetzung zur Erfüllung der Verheißung 1.3 2. Thessalonicher 2 1.3.1 Die Bedeutung der Zeichen heute a) Briefe an die Thessalonicher Der 1. Thessalonicherbrief Das erste Buch der Heiligen Schrift, das in dieser
Phase entstand, nach der Verkündigung von Apg 3:19-26 durch Petrus, ist
der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher. Außer 1.
Thessalonicher war alles mündlich. Wenn wir nicht glauben, dass Gott
sein Volk Israel verspotten wollte, dass er also gar nicht die Absicht
hatte, "Jesus Christus zu senden" und "alles wieder herzustellen" und
alle Prophezeiungen zu erfüllen, dann müssen wir glauben, dass sein
erstes schriftlich überliefertes Wort, das dieser Verkündigung folgte,
zwangsläufig eine besondere Beziehung dazu haben musste. Der Brief geht von dieser Verheißung Gottes aus,
und wenn wir ihn nicht in diesem Licht lesen, ist es uns unmöglich, die
Lehre zu begreifen, die Gott damit vermitteln wollte. Der Brief war an
eine Gemeinde von Menschen in Thessalonich gerichtet, die das Zeugnis
gläubig angenommen hatten, das sie von denen erhalten hatten, die die
Worte des Sohnes Gottes bekräftigten. Es war keine moderne "Kirche" mir
ihrer Organisation und Institution, sondern eine einfache Gemeinde von
solchen, "die das Wort aufgenommen" hatten von Petrus und Paulus, und
die sich bekehrt hatten, "zu warten auf seinen Sohn vom Himmel." Paulus lehrt in der Synagoge Die Verheißung war gegeben. Paulus hatte die
Botschaft dorthin gebracht, und Apg 17 berichtet uns, wie er hinkam und
was er sagte. "... da war eine Synagoge der Juden. Wie nun Paulus
gewohnt war, ging er zu ihnen hinein und redete mit ihnen an drei
Sabbaten von der Schrift." Er sprach nicht aus seinen Gedanken, sondern aus
der Schrift. Er gründete keine Kirche mit ihren Ämtern, Institutionen
und Organisationen. Nein, er brauchte nur die Heilige Schrift. Das war
die ursprüngliche Schrift, keine modernen, bibelkritischen Schriften. Er
brauchte nichts an modernen Methoden, Tricks und Erfindungen, die das
Hauptthema eines verbrauchten Systems "organisierten Christentums" sind,
denn er hatte alles, was er brauchte, im "Wort der Wahrheit", im
geschriebenen und lebendigen Wort. So redete er mit ihnen von der
Schrift, "tat sie ihnen auf und legte ihnen dar, dass Christus leiden
mußte (das hatte auch Petrus in Apg 3:18 gesagt) und von den Toten
auferstehen und dass dieser Jesus, den ich so sprach er euch verkündige,
der Christus ist" (Apg 17:3). Was er noch verkündete, geht aus der Anklage
hervor, die gegen ihn und Silas vorm Magistrat erhoben wurde. Demnach
hatte er gesagt, "ein anderer sei König, nämlich Jesus" (Apg 17:7).
Damit hatte er die Verkündigung des Petrus bestätigt. Ihr "Werk im
Glauben" (1Thes 1:3), bestand darin, dass sie sich bekehrt hatten "zu
Gott von den Abgöttern" (1Thes 1:9), dasselbe Wort "bekehrt euch" hatte
Petrus in Apg 3:19 benutzt. Das war ihre "Arbeit in der Liebe" (1Thes
1:3),, "zu dienen dem lebendigen und wahren Gott" (1Thes 1:9). Das war
ihre "Geduld in der Hoffnung" (1Thes 1:3), dass sie sich Gott zuwandten
"zu warten auf seinen Sohn vom Himmel" (1Thes 1:10). Der Himmel hatte ihn aufgenommen; von dort sollte
er gesendet werden (Apg 3:20.21). Deshalb warteten sie "auf seinen Sohn
vom Himmel." Sie erwarteten Jesus, der von dem zukünftigen Zorn
errettet. Johannes der Täufer hatte mit den gleichen Worten gewarnt (Mt
3:7). Der Herr hatte davon gesprochen (Lk 21:22.23). Der Apostel sagt in
1Thes 2:16 nochmals: "Aber der Zorn Gottes ist schon in vollem Maß über
sie gekommen" (eis telos). Aber in 1Thes 5:9 kann er sagen: "Gott hat
uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern das Heil zu erlangen durch unsern
Herrn Jesus Christus," deshalb warteten sie auf Gottes Sohn vom Himmel. Der Apostel zählt sich also selber mit zu denen,
die auf die Errettung warten. Von denen, die für ihr eigenes Versäumnis
eine Ausrede suchen, ist es Paulus zur Last gelegt worden, er hätte sich
im Irrtum befunden mit diesem Warten auf den Herrn. Aber das ist
jedenfalls eindeutig, dass er es für sich selber und für die Empfänger
seines Briefes als durchaus gegenwärtige Erwartung ansah eine Erwartung,
deren Erfüllung sie sich miteinander und gleichzeitig erfreuen würden. Gott hatte versprochen, seinen Sohn zu "senden".
Das war der Grund, warum Paulus und die in Thessalonich, an die er
schrieb, warteten. Paulus sehnte sich danach, sie "von Angesicht zu
sehen, mit großem Verlangen. Darum wollten wir zu euch kommen, ich,
Paulus einmal und noch einmal, doch der Satan hat uns gehindert." Aber
er hatte dennoch Freude, wenn er daran dachte, dass es nicht für lange
sein würde. Darum fragt er: "Denn wer ist UNSERE HOFFNUNG oder Freude
oder unser Ruhmeskranz seid nicht auch IHR es vor unserm Herrn Jesus,
wenn er kommt? IHR seid ja UNSRE Ehre und Freude“ (1Thes 2:17-20). Im dritten Kapitel gibt er nochmals seiner großen
Sehnsucht Ausdruck (1Thes 3:5-10) und betet dann: "Er selbst aber, Gott,
unser Vater, und unser Herr Jesus lenke UNSERN Weg zu EUCH hin. Euch
aber (auf jeden Fall) lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in
der Liebe untereinander und zu jedermann, wie auch wir sie zu euch
haben, damit EURE Herzen gestärkt werden und untadelig seien in
Heiligkeit vor Gott, unserm Vater, wenn unser Herr Jesus kommt (parousia
oder Anwesenheit) mit allen seinen Heiligen (Engeln)“ (1Thes 3:11-13). War dieses Kommen nicht sehr nahe für diese
gläubigen Thessalonicher? Sie hatten den Aufruf des Petrus befolgt und
Buße getan und sich zum Herrn bekehrt, und nun warteten sie auf die
baldige Erfüllung der Verheißung des Herrn. Für sie war es keine Sache
ferner Zukunft. Es konnte sich nicht auf ein Kommen beziehen, das selbst
heute noch weit vor uns liegt. Es war eine nahe, damals geradezu
aktuelle Erwartung, die für gerade diese Gläubigen, an die der Brief
adressiert war, verwirklicht werden sollte - eine Erwartung, die sie
persönlich in Freude erleben würden. Frage nach den Entschlafenen Im vierten Kapitel gibt er eine weitere Offenbarung
der Wahrheit über diese Hoffnung - eine Wahrheit, die die Zwölf nicht
offenbaren konnten. Sowohl sie, als auch er hatten viel von den Lebenden
gesprochen; viel über ihre Buße und Bekehrung zum Herrn und darüber,
dass sie den Herrn vom Himmel gesendet erwarten sollten. Was wäre aber
nun mit den inzwischen Entschlafenen (dieser Ausdruck ist allen
sorgfältigen griechischen Texten gemeinsam, einschließlich Tregelles)?
Wie würden sie am Kommen des Herrn beteiligt und der "Ruhmeskranz" des
Apostels sein können? Diese Entschlafenen hatten Buße getan. Sie hatten
sich zum Herrn bekehrt und hatten auf ihn gewartet. Um diesem Problem zu
begegnen, tröstet sie der Apostel "mit einem Wort des Herrn." Damit
beantwortet er ihre Fragen, lindert ihren Schmerz und gibt ihnen
Hoffnung. Er sagt: "wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im
Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht
traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn A a - Wenn wir glauben b - dass Jesus gestorben c - und auferstanden ist, A a - so (glauben wir) b - wird Gott auch die, die entschlafen sind, c - (aus dem Tode zurück) durch Jesus mit ihm
einherführen." In diesem Vers haben wir zwei korrespondierende
Aussagen. Die eine bezieht sich auf den Herrn, die andere auf sein Volk.
Jeweils die erste (a und a) handelt vom Glauben, die zweite (b und b)
vom Tod und die dritte (c und c) von der Auferstehung. Der Herr war gestorben. Aber Gott, der "den großen
Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat"
(Hebr 13:20), werde in gleicher Weise, durch Jesus (wie in 2Kor 4:11),
auch die Entschlafenen aus dem Tode zurück bringen. Das war nicht nur eine Behauptung des Apostels. Er
bestätigte nur das Wort, das der Herr schon zu Martha geredet hatte, als
er ohne von der Gemeinde oder der Offenbarung des Geheimnisses zu reden
ihr eine weitere Tatsache über die Auferstehung mitteilte. Martha glaubte an die erste und zweite
Auferstehung, aber es gab noch eine andere. Sie hatte anfangs zum Herrn
gesagt: "Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht
gestorben." Auf diese Worte hin belehrte sie der Herr. Er sagte ihr,
dass seine Gegenwart die Auferstehung bedeute, wie sie richtig gesagt
hatte, aber sie bedeutete noch mehr: Sie bedeutete nicht nur die
Bewahrung des zeitlichen Lebens, sondern auch die Auferstehung für die,
die gestorben waren, und die Bewahrung zum ewigen Leben für diejenigen,
die "leben und übrig bleiben" ihn also als "das Leben" kennen. Seine
Worte (Joh 11:25.26) können so gelesen werden: B - Ich bin die Auferstehung C - und das Leben. B - Wer an mich glaubt, der wird leben (wieder, in
der Auferstehung), auch wenn er stirbt; C - und wer da lebt und glaubt an mich, der wird
nimmermehr sterben. Dieses Wort des Herrn war es, was Paulus
bekräftigte, als er schrieb: "Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn,
dass wir, die wir leben und übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn,
denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst,
der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels
und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst
werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach
werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt
werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir
bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten
untereinander" (1Thes 4:13-18). Die Hoffnung Israels wird ausgesetzt Paulus bekräftigt hier, was der Herr in Mt 24
gesagt hatte. "Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit..." (die
innerhalb dieser vierzig Jahre der Bewährung, die von der
Apostelgeschichte abgedeckt sind, stattgefunden hätte, wobei die
Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde gesehen worden wären, die von
Joel vorhergesagt waren (Joe 3:3.4), wie Petrus am Tag des
Pfingstereignisses erklärte, dass es "DAS" sei, was angekündigt und
vorgedeutet wäre): "... dann wird erscheinen das Zeichen des
Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf
Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des
Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel
senden mit lauten Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln
von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern" (Mt
24:29-31). Diese "laute Posaune" ist die "Posaune Gottes" in
1Thes 4:16; und das "Sammeln" ist das Sammeln derer, "die wir leben und
übrigbleiben." Das ist die Aufgabe, die den Engeln zugewiesen ist, aber
die Auferstehung derer, die entschlafen sind, sollte von Gott selber
"durch Jesus" bewirkt werden. Der Herr belehrte seine Jünger dann auf einmal mit
dem Gleichnis vom Feigenbaum und sagte: "... wenn seine Zweige jetzt
saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr (aus Erfahrung), dass
der Sommer nahe ist. Ebenso auch: Wenn IHR das alles seht, so wisst,
dass er nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: DIESES GESCHLECHT
(Generation) wird NICHT (griech.: ou me, die stärkstmögliche Verneinung)
vergehen, bis dies alles geschehen könnte. (Hier steht wieder an als
Möglichkeitsform.) Himmel und Erde werden vergehen; aber MEINE Worte
werden NICHT (griech.: ou me, die stärkstmögliche Verneinung) vergehen"
(Mt 24:32-35). Keine Worte könnten ernster, gewisser,
nachdrücklicher oder unmissverständlicher sein. Jene Generation verging
nicht, bis das alles stattgefunden haben könnte. Alles war von Israels
Buße abhängig. Der Herr hatte Zeichen genannt, aus denen diese
Generation wissen konnte, dass der Feigenbaum Blätter triebe, dass der
Sommer der nationalen Wiederherstellung nahe sei, und dass "er nahe vor
der Tür" sei (Mt 24:33). Das Zeichen war, dass viele in seinem Namen
kommen würden, die sagten: "Ich bin der Messias." Dieses Zeichen fand
statt, und wer auf die Worte des Herrn gehört hatte, sah es und wusste
daher, dass das Ende dieser Phase nahe war, und dass es die letzte
Stunde davon war (Joh 2:18). Jakobus hatte geschrieben und gesagt, der Richter
steht vor der Tür (Jak 5:9), und "das Kommen des Herrn ist nahe“ (Jak
5:8). Der Herr sandte dieselbe Botschaft nach Laodizäa: "Siehe, ich
stehe vor der Tür und klopfe an" (Offb 3:20). Petrus verband in seiner Pfingstpredigt das
Geschehen dieses Tages mit dem "Tag des Herrn," und zeigte wieder, dass
diese Ereignisse das anzeigten, was Joel über den Tag prophezeit hatte:
"Denn auf dem Berg Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein (das ist
das 'Erretten' aus 1Thes 1:10 und das 'Heil' aus 1Thes 5:8-10), wie der
Herr verheißen hat, und bei den Entronnenen, die der Herr berufen wird"
(Joe 3:5). Konnte das jemand bezweifeln, wenn sie Petrus predigen
hörten: "Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen,
die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird" (Apg
3:19)? Wer die waren, "die fern sind," können wir aus Daniels Gebet (Dan
9:7) entnehmen: *"Du Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle
heute schämen, die von Juda und von Jerusalem und von ganz Israel, die,
die nahe sind, und die zerstreut sind in allen Ländern, wohin du sie
verstoßen hast um ihrer Missetat willen, die sie an dir getan haben."
Beim Vergleich mit Apg 2:14.22.36.39 und Joe 3:5 kann kein Zweifel
darüber bestehen, wie wir all diese Schriftstellen zu verstehen haben). Paulus stimmte in seinem bekräftigenden Zeugnis mit
denen überein, "die es gehört hatten." Gehörte er nicht auch zu "dieser
Generation", von der der Herr sprach? Sah er diese Zeichen nicht? Und
benutzte er nicht auch die Fürwörter "WIR" und "UNS" mit besonderem
Bezug auf sich selber? War es also nicht eine damals gegenwärtige
Erwartung, die der Apostel und die Adressaten seines Briefes gemeinsam
hatten? Weil diese Tatsache nicht gesehen wurde, hat man
gedankenlos Paulus beschuldigt, von einer falschen Voraussetzung
ausgegangen zu sein. Es liegt ja tatsächlich auf der Hand, dass er davon
als von einer Erwartung schrieb, die er persönlich hegte. Deshalb sagt
man, er habe sich geirrt! Aber gerade das ist unser Anliegen: Er hat sich
nicht geirrt! Wie hätten Worte des Paulus in die Heilige Schrift
gelangen können, die von der Annahme ausgegangen wären, dass Israel die
angeboten Verheißung, Jesus Christus zu senden, ablehnen würde?
Unmöglich. Alles war real und von ganzem Ernst. Im fünften Kapitel (1Thes 5) spricht Paulus wieder
vom "Tag des Herrn." Wie es Joel getan hatte, und wie es Petrus getan
hatte, als er sagte, dass diese Gabe der Zungenrede zu Pfingsten "das"
wäre, wovon Joel gesagt hatte, es werde "in den letzten Tagen"
geschehen. Paulus sagt dasselbe, aber er fährt fort und
erklärt, wie "sie das Verderben schnell überfallen" wird, die das
Zeugnis ablehnen, das ihnen damals gegeben wurde, und wie sie "nicht
entfliehen" werden. Aber er fügt hinzu, dass es mit denen nicht so
geschehen wird, die das Wort und das Zeugnis angenommen haben. Diese
waren nicht "von der Finsternis." Sie schliefen nicht wie die andern,
sondern waren wachsam. Sie warteten auf Gottes "Sohn vom Himmel“ (1Thes
1:10). "Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen
nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit
dem Helm der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat UNS nicht bestimmt zum
ZORN, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus
Christus, der für UNS gestorben ist, damit, ob WIR wachen oder schlafen,
WIR zugleich mit ihm leben. Darum ermahnt euch untereinander, und einer
erbaue den andern, wie ihr auch tut" (1Thes 5:8-11). Der Apostel schließt dann den ganzen Brief mit
einem Gebet, das mit noch einem Hinweis auf die parousia des Herrn alles
zusammenfasst, die als so nahe betrachtet wird, dass die Leser dieses
Briefes bewahrt werden möchten vor Tod und Vernichtung und zu denen
gehören, die "leben und übrigbleiben" um "dem Herrn entgegen in die
Luft" entrückt zu werden. Er sagt: "Er aber, der Gott des Friedens,
heilige euch durch und durch (zu dem Ende; griech.: holoteleis) und
bewahre euren Geist samt Seele und Leib (in jedem Teil; griech.:
holokleron, d. h. lebendig) unversehrt, untadelig FÜR die Ankunft
(parousia) unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er
wird's auch tun." - Gemeint ist hier die Verheißung von 1Thes 4:16, die
zu Gottes Verheißung durch Petrus in Apg 3:19-21 eine Beziehung hat. Diese Verheißung galt allen, die dem Ruf zur Buße
Folge leisten und sich zum Herrn bekehren würden. Er schließt mit den
Worten: "Ich beschwöre euch bei dem Herrn, dass ihr diesen Brief lesen
lasst vor allen Brüdern." Hätte Israel Gottes Ruf zur Buße befolgt, der
durch Petrus ergangen war, dann wäre die Verheißung, Jesus Christus zu
senden, erfüllt worden, und alles, was die Propheten gesagt hatten,
hätte Bestand gehabt und wäre erfüllt worden, und alles wäre
wiedergebracht worden. Aber Israel tat nicht Buße. Ein paar kleine
Gemeinden hier und da "nahmen das Wort auf" (Apg 2:41; 1Thes 2:13) und
gehorchten, aber das Volk als Ganzes verwarf den zweifachen Ruf von
Petrus d. h. der Zwölf im Land und überall und den Ruf von Paulus in den
Synagogen der Diaspora. Unsere Erwartung heute Aber für uns heute stellt sich die Frage: Hat
Israel als ganzes Volk diese verheißene Segnung verwirkt, oder ist sie
nur ausgesetzt? Wird "die Zeit der Erquickung" niemals kommen? Wird Gott
niemals Jesus Christus senden? Und wird er doch nicht alles erfüllen,
was die Propheten gesagt haben? Doch, er wird es gewiss tun. Und das ist
der Grund, warum die zuerst geschriebenen Briefe in unserer kanonischen
Ordnung in der Heiligen Schrift an letzter Stelle stehen. Die
heilsgeschichtliche, historische und chronologische Reihenfolge spricht
zu uns nicht mehr so wie damals zu ihnen. Für Gläubige von heute ist die
kanonische Ordnung, wie wir sie nach göttlicher Weisung in die Hand
bekommen haben, die Reihenfolge, die uns angeht. Auch wir warten auf den
Herrn. Aber worauf gründet sich diese Erwartung? War die Verheißung
unsern Vätern gegeben? War sie uns und unsern Kindern gemacht (Apg
2:39)? Ganz gewiss nicht. Wo kommen dann wir "Sünder aus den Heiden" darin
vor? Wieso nehmen wir diese Verheißung für uns in Anspruch? Haben wir
irgend einen Anspruch auf ein "Erbe"? Worin besteht dieser Anspruch? Die
Antwort auf diese Fragen ist der Schlüssel zur kanonischen Ordnung der
Paulinischen Epistel. Wir als Heiden haben von uns aus keinerlei Recht
und keinerlei Anspruch. Wir haben von unsern Vätern keine Verheißung
geerbt. Aber wir haben und erben alles in Christus! Das aber lernen wir
nicht aus den früheren Briefen des Paulus, sondern aus den späteren
Briefen. Am Anfang des Briefes an die Epheser werden wir an
das ganze Geheimnis kommen. "Darum denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die
äußerlich beschnitten sind, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt" (Eph 2:11.12). In diesen sieben gewichtigen Aussagen erfahren wir
unsere Position, die wir von Natur Heiden sind. Dann folgt das heilige
Versprechen: "Jetzt aber IN CHRISTUS JESUS seid ihr, die ihr einst Ferne
wart, Nahe geworden durch das Blut Jesu Christi" (Eph 2:13). Aber wir fragen nochmals: Worauf beruht das, dass
wir "Nahe" geworden sind? Die einzige Antwort ist in Eph 1 gegeben: "IN
IHM sind WIR auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu
vorherbestimmt sind nach dem VORSATZ dessen, der alles wirkt nach dem
RATSCHLUSS seines WILLENS; damit WIR etwas seien zum Lob seiner
Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben. IN IHM SEID AUCH
IHR, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium
von eurer Seligkeit IN IHM SEID AUCH IHR, als ihr gläubig wurdet,
versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist. welcher ist
das Unterpfand unsres ERBES, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum
würden zum Lob seiner Herrlichkeit" (Eph 1:1-14). Hier ist es, wo wir und unsere Leser dazugehören.
Hier ist unser Rechtsanspruch. Wir haben alles und mehr nicht weil wir
in Abraham sind, sondern weil wir "IN CHRISTUS" sind; nicht weil wir zum
"Bund der Verheißung" gehören, der für Abraham und seinen Samen
geschlossen wurde, sondern weil wir von Ewigkeit her dazu vorherbestimmt
sind, weil er uns erwählt hat "ehe der Welt Grund gelegt war" (Eph 1:4).
Das heißt, wie in 1Mo 1:2 berichtet, als die Welt, die damals bestand,
zerstört wüst und leer wurde. Das ist die einleitende Aussage der späteren Briefe
des Apostels Paulus. Aber bevor wir das verstehen können, müssen wir uns
die grundlegenden Lehren erarbeiten, die im Römerbrief dargelegt werden,
der später geschrieben wurde als 1. Thessalonicher. Dort haben wir das
große Thema von Juden und Heiden erklärt und fest begründet. Das ist es,
warum dieser Brief jetzt als erster eingeordnet ist. Das ist es auch,
warum es für uns heute notwendig ist, dass wir mit dem Römerbrief
beginnen. Gläubige Juden und Heiden von damals konnten nur (genau wie es
für sie notwendig war) mit den Briefen an die Thessalonicher beginnen. Hier sehen wir, dass Gott für die kanonische
Ordnung aller Briefe des Paulus einen Grund hatte. Sie hatten ihr Erbe
in Abraham wir haben auch ein Erbe, aber wir haben es "in Christus." Und
doch gibt es manche, die meinen, wir (als Heiden) seien benachteiligt
und unserer Hoffnung beraubt, weil Israels Heil ausgesetzt ist! Aber es
ist ganz umgekehrt. Wir sind es, die Israel der Verheißung von 1.
Thessalonicher beraubt haben; und wie es so häufig und sprichwörtlich
der Fall ist, gibt es den üblichen Streit um gestohlenes Eigentum. Wenn wir zur Betrachtung der späteren Paulinischen
Briefe kommen, in denen "der Geist der Wahrheit" die Verheißung aus Joh
16:12-15 erfüllt hat, der "in alle Wahrheit" leitet, werden wir sehen,
dass wir gar nicht benachteiligt sind, sondern alles das gewonnen haben,
was es jetzt zu wissen gibt über Gnade wie über Herrlichkeit. Wir brauchen Israel die ausgesetzte Hoffnung nicht
zu rauben, denn anstatt der Verheißung von 1Thes 4:17, "entrückt werden
auf den Wolken in die Luft," haben wir die herrliche Verheißung der
"himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus." Anstatt der
Auferstehung der "Toten, die in Christus gestorben sind," haben wir die
Verheißung der "Ausauferstehung", "der von den Toten" (Phil 3:11 K). Und
obwohl doch die "Hoffnung Israels" ausgesetzt ist, bilden sich manche
ein, wir seien benachteiligt. Gewiss können wir es uns leisten, ihnen
ihre Hoffnung zu lassen, denn für uns gilt: "Ich vergesse was dahinten
ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem
vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in
Christus Jesus" (Phil 3:13.14). Unsere Hoffnung "in Christus" bedeutet viel mehr
für uns, als 1Thes 4:16 damals für Israel. Wir warten auch auf Gottes
Sohn. "Unser politeuma (oder Regierungssitz) (Luther: Bürgerrecht) ist
(bereits) im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn
Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln (metaschematizo =
Gestalt oder Aussehen verändern) wird, dass er gleich werde (summorphios
= dieselbe Gestalt haben wie) seinem verherrlichten Leibe" (Phil
3:20.21). Das ist unsere "selige Hoffnung." Möge der Herr es
bald geschehen lassen! Der 2. Thessalonicherbrief Wir kommen jetzt zum zweiten Brief an die
Thessalonicher, den Paulus wahrscheinlich weniger als ein Jahr nach dem
ersten schrieb, während er noch in Korinth war. Das war wohl reichlich
zwanzig Jahre nach der Auferstehung des Herrn. Die vierzigjährige Bewährungsfrist für Israel war
zur Hälfte vergangen, aber es blieb noch reichlich Zeit für die
Erfüllung alles dessen, was die Propheten über die Wiederherstellung
aller Dinge vorhergesagt hatten, das Aufkommen des Antichrist und die
Wunder am Himmel und auf der Erde, die Joel prophezeit hatte (Joe
2:21-27), außerdem der Herr (Mt 24:4-35) und Johannes im Buch der
Offenbarung. Wir haben gesehen, dass das alles für diese
Generation "nahe" war. Es sollte "bald geschehen" (Offb 1:1). Der
Richter stand noch, er hatte noch nicht den Sitzplatz eingenommen. Er
stand "vor der Tür" (Jak 5:9), und er klopfte noch an (Offb 3:20). Der
Tag des Herrn war zwar noch nicht gekommen, aber er war "nahe vor der
Tür" (Mt 24:33). Die Trübsal hatte noch nicht eingesetzt, aber es
waren Nöte an allen Enden aufgekommen für die, "die das Wort angenommen
hatten" (Apg 2:41; 1Thes 2:13). Man fühlte den "Anfang der Wehen" der
Trübsal, wie es der Herr vorhergesagt hatte: "Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und
euch töten. Und ihr werdet gehaßt werden um meines Namens willen von
allen Heiden. Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander
verraten, und werden sich untereinander hassen. Und es werden sich viele
falsche Propheten erheben und werden viele verführen. Und weil die
Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.
Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden" (Mt 24:9-13). Die Gläubigen in Thessalonich machten erste
Erfahrungen mit der Wahrheit dieser Worte. Das ging so weit, dass man
dem Apostel nachsagte, er habe gesagt oder geschrieben, der "Tag des
Herrn" sei schon da (2Thes 2:2). Das war der unmittelbare Anlass für den
zweiten Brief, den Paulus an die Gläubigen in Thessalonich schrieb. Als er den ersten Brief schrieb, konnte er Gott
preisen für ihr "Werk im Glauben", ihre "Arbeit in der Liebe" und ihre
"Geduld in der Hoffnung" (1Thes 1:3). Aber im zweiten Brief erwähnt er
ihre "Hoffnung" nicht mehr! Er dankt Gott für ihren wachsenden Glauben
und die zunehmende gegenseitige Liebe (2Thes 1:3), aber ihre Hoffnung
erwähnt er nicht, denn die war von diesem falschen Bericht damals
geschmälert, wenn nicht zerstört worden. Im ersten Brief hatte er ihnen geschrieben, dass
der "Tag des Herrn" kommen würde "wie ein Dieb in der Nacht", und dass
"das Verderben" die Ungläubigen "schnell überfallen" würde. Aber die
Gläubigen würde der Tag nicht wie ein Dieb überfallen, denn sie sollten
den Helm der Hoffnung aufsetzen, der Hoffnung auf das Heil (1Thes 1:8),
und auf die Errettung vor dem zukünftigen Zorn (1Thes 1:10). Es ist nicht zu verwundern, dass ihre Hoffnung
zusammenbrach, als sie die falsche Nachricht erhielten, derselbe Apostel
hätte gesagt, der Tag des Herrn sei schon da, und sie wären nicht
errettet worden. In diesem Falle hätte "der Tag" sie "wie ein Dieb"
überrascht (1Thes 5:1-11). Deshalb ermahnt er sie, sich nicht wankend machen
zu lassen, in keinerlei Weise (weder durch durch eine Weissagung, noch
durch ein Wort, noch durch einen Brief). Und er gibt ihnen ein sicheres
Zeichen und Merkmal, indem er sagt: "... denn zuvor muss der Abfall
kommen und der Mensch der Bosheit (Tischendorf und Tregelles haben hier
"Gesetzlosigkeit) offenbart werden, der Sohn des Verderbens" (2Thes
2:3). Dann beschreibt er noch wie der sich offenbaren wird, so dass für
sie kein Zweifel mehr bestehen konnte: Vor diesem Abfall und diesem
Offenbarwerden konnten sie ganz gewiss sein, dass "der Tag des Herrn"
noch nicht da war. Schon als sie das Wort empfangen hatten, war das
unter Schwierigkeiten geschehen, das erfahren wir aus Apg 17:5; und die
Schwierigkeiten hörten nicht auf, wie wir aus 1Thes 2:14-16 entnehmen
können. Hier müssen wir demnach den Grund suchen, warum dieser zweite
Brief geschrieben wurde. Der Apostel hatte ihnen "Ruhe" versprochen durch
das Wort des Herrn, bevor jener Tag kommen sollte. Sie würden entrückt
und errettet vor dem "Zorn" jenes Tages. Und nun schreibt er ihnen
diesen zweiten Brief um der "Hoffnung" willen, die er ihnen gemacht
hatte, und wegen der verheißenen "Vereinigung mit ihm" (2Thes 2:1). Für ihn und für sie war diese "Ruhe" sehr nahe. Er
sagte, sie sollten Ruhe haben "mit uns" (d.h.: mit ihm selber und
Silvanus und Timotheus) (2Thes 1:1), nicht "wenn" (wie in 2Thes 1:10)
sondern "bei der Enthüllung des Herrn Jesu vom Himmel" (2Thes 1:7 K).
Verse 7-10 nach Luther: "... wenn der Herr Jesus sich offenbaren wird
vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in Feuerflammen, Vergeltung
zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem
Evangelium unseres Herrn Jesus. Die werden Strafe erleiden, das ewige
Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht,
WENN ER KOMMEN WIRD, dass er verherrlicht werde bei seinen Heiligen und
wunderbar erscheine bei allen Gläubigen, an jenem Tage; denn was wir
euch bezeugt haben, das habt ihr geglaubt" (vgl. Apg 17:1-3). Voraussetzung zur Erfüllung der Verheißung Die Worte "wenn er kommen wird" sagen uns, dass
noch bevor der Tag des Herrn mit all seinem "Zorn" offenbar wird, der
Herr bereits gekommen sein wird, um sowohl den Schreiber wie die Leser
des Briefes in seine "Ruhe" zu holen. Dieser Tag gehört zu all dem, was
die Propheten geweissagt hatten, wovon Petrus in Apg 3:19-26 erklärt
hatte, dass es in der Wiederkunft Jesu Christi erfüllt werden würde.
Aber die Erfüllung der großen prophetischen Ankündigung war von der
nationalen Buße abhängig. Wir wissen, dass diese Bedingung nicht erfüllt
wurde. Von Anfang an war die nationale Buße die einzige Voraussetzung
der nationalen Errettung, wie man aus 3Mo 26:40-42 und Hos 5:15 usw.
ersehen kann, und sie ist es noch heute. Diese Buße ist immer noch
Zukunft, aber sie wird gewiß erfolgen. Die Prophezeiung davon wird sich
erfüllen, wie Sach 12:10-14 und Mt 24:30 geweissagt und in [Offb 1:7]
bestätigt. All das zeigt uns, dass die Ruhe, von der der
Apostel schrieb, damals als Realität und zwar sehr kurz bevorstehend
angesehen wurde. Sie sollte nicht den Einzelnen durch das Sterben zuteil
werden, sondern nach der Verheißung in 1Thes 4:17 gemeinsam und
"zugleich." Damit gehörte sie zu dem "Senden" des Herrn Jesus, bevor er
sichtbar kommen würde, wie das in 2Thes 1:7-9 beschrieben ist. Diese
große Enthüllung wird nicht geschehen, bevor er zuerst gekommen ist,
"dass er verherrlicht werde bei seinen Heiligen" (2Thes 1:10) Da die Nation nicht Buße getan hat, wurde die
Bedingung nicht erfüllt, und die damals nicht realisierte Hoffnung wurde
ausgesetzt. Diejenigen, die nach der "Ruhe" ausgeschaut und sich gesehnt
hatten, entschliefen und gehören nun zu den "Toten, die in Christus
gestorben sind." Aber sie werden sich dennoch mit denen gemeinsam daran
erfreuen, die "leben und übrig bleiben," wenn der Herr Jesus Christus
kommt. Aus dem allen folgt, dass dieselben Zeichen für die
Offenbarung Jesu Christi heute gültig bleiben für alle, die Augen haben,
zu sehen, und "Ohren, zu hören." Niemand braucht sich irre machen zu
lassen; weder durch die Lehre einer Gruppe von Kommentatoren, die
behaupten, der Herr wäre bei der Zerstörung Jerusalems gekommen, noch
durch leeres Versprechen von Politikern, die uns einen Himmel auf Erden
durch ihre verschiedenen politischen Systeme vorgaukeln; noch durch
falsche Hoffnungen und Versprechen moderner Sozialisten (christliche und
andere); noch durch gotteslästerliche Lehren der neuen Theologie, die
von der "Verwirklichung des Königreiches Gottes auf Erden" ohne den
König träumt, noch durch das fruchtlose Bemühen um "Frieden auf Erden,"
ohne zu erkennen, dass die Menschheit den "Friedefürsten" getötet hat. Das alles stellt die Aussagen vom Wort Gottes auf
den Kopf, denn das sichert uns zu, dass der Tag des Herrn nicht kommt,
bevor der Abfall geschehen ist. Die Kirche sagt, er käme erst nach der
Bekehrung der ganzen Welt. Die Welt erklärt, die Welt sei nicht schlecht
genug, moderne Lehrer versichern uns, sie sei nicht gut genug! Und ohne
um Gottes Wort zu wissen, arbeiten sie, um "die Wiederherstellung aller
Dinge" zu bewerkstelligen, ohne die Wiederkunft Jesu Christ! Kann es für uns einen zuverlässigeren Beweis geben,
dass der Abfall, obwohl er seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat,
doch schon weit fortgeschritten sein muss, wenn die moderne Bibelkritik
in den Kirchen Einzug gehalten hat und das Geheimnis (der Geist und das
Wirken) der Gesetzlosigkeit sowohl in der Kirche wie im Staat um sich
greift? Die Gläubigen in Thessalonich hatten ihre
"Zeichen," und wir heute haben unsere, an denen wir merken, dass der Tag
des Herrn naht. Aber welche Verheißung haben wir, davor gerettet zu
werden? Welche Zusicherung haben wir, dass er uns nicht "überfallen"
wird? Wo ist für uns die "Ruhe," die ihnen verheißen wurde? Wir können gut verstehen, wie nahe die versprochene
Ruhe für sie war, wenn wir diese Briefe, die in der Phase der
Apostelgeschichte geschrieben wurden, in ihrer zeitlichen Reihenfolge
lesen; aber nicht, wenn wir unsere jetzige Phase des Geheimnisses in sie
hinein lesen. Aus diesem Grunde legen bis heute viele Gläubige großen
Wert auf 1Thes 4, lassen aber 2Thes 1 außer acht. Wir haben Verständnis und volle Sympathie für
solche, die gerne hätten, dass in 1Thes 4 von uns die Rede wäre, die es
als entscheidenden Inhalt unserer Hoffnung, das Kommen unseres Herrn
betreffend, ansehen möchten. Aber wir können es dankbar loslassen, wenn
wir sehen, dass wir eine bessere Hoffnung haben, an der wir uns umso
mehr freuen können, da wir uns keinen Raub an Israels Hoffnung vorwerfen
müssen, die nur ausgesetzt ist, und die auch noch ihre wunderbare und
buchstäbliche Erfüllung finden wird. Es kann trotzdem das Muster unserer Hoffnung sein,
wie später in Phil 3:11.14 dargestellt wird. Die Verwirklichung unserer
Hoffnung mag wohl nach der gleichen Vorlage gebildet sein wie die
Ihrige. Die Anordnung der beiden Ereignisse kann gut die gleiche sein. Zuerst unsere "Aus-Auferstehung" (exanastasis),
entsprechend ihrer Auferstehung (anastasis); dann unsere "Berufung in den Himmel," entsprechend
ihrer Entrückung. Was verlieren wir? Ist es nicht vielmehr ein
großartiger Gewinn? Alles was wir zu tun haben, ist die Rückgabe
gestohlenen Eigentums, indem wir aufgeben, was wir uns (vielleicht
unwissentlich) angeeignet haben, und uns an dem erfreuen, was wirklich
uns gehört, weil es uns von dem Erlöser, auf den wir warten, speziell
zugeeignet wurde. Wir und alle unsere Leser sind längst geheilt von
einer unbewussten und biblischen Kleptomanie, durch die alle
Segens-Verheißungen von Israel genommen, und der Gemeinde zugesprochen
wurden, wobei wir uns wie Einbrecher verhalten, die nur Silber und Gold
suchen und das Blech liegen lassen. So sind wir auch sorgfältig darauf
bedacht, dass wir Fluch und Gerichte Israel überlassen und nur die
Segnungen auf uns beziehen. In unserm Wahn lag Methode, aber er war
trotzdem falsch. Wir wollen jetzt wahr und redlich sein und uns an dem
erfreuen, was Gott uns verheißen, ja in Christus geschenkt hat, und in
der Erwartung des Herrn leben (Phil 3:20.21) und auf unsere Berufung in
den Himmel warten (Phil 3:14). Und wenn wir vorher entschlafen sollen,
dann wollen wir in dieser seligen Hoffnung gewiss sein, die uns die
"Ausauferstehung von den Toten" zusichert. Wir fragen nochmals: Was
haben wir verloren? Wenn wir in den Himmel berufen werden, sind dann
keine Bibeln auf der Erde mehr nötig? Sollten die Zurückbleibenden, die
dann zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, ganz ohne Hoffnung gelassen
werden, dem Schrecken vom Tag des Herrn zu entgehen? Oder sollten sie
nicht wissen, was für sie in 1Thes 4 und Offb 5 vorgesehen ist? Wenn wir ihnen 1Thes 4 wegnehmen und es zu unserer
heutigen Hoffnung machen, was bleibt dann den Übriggebliebenen, sie vor
dem zukünftigen Zorn zu retten oder andere aus der großen Trübsal
herauszuführen? Wir lassen alle Schrift sich um uns als Mittelpunkt
drehen! Aber wir sind nicht Alles und nicht Alle. Es gibt noch andere,
die außer uns Erlösung brauchen und eine Hoffnung haben müssen. Es ist
uns genug, ja es scheint zu gut, um wahr zu sein! Wir wollen deshalb die
Dinge verlassen, die hinter uns liegen und uns ausstrecken nach dem, was
vor uns liegt und jagen nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der
himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus (Phil 3:14). 2. Thessalonicher 2 Jetzt kommen wir zum zweiten Kapitel des 2. Briefes
an die Thessalonicher. Hier erfahren wir mehr über alles das, was nach
den Verheißungen der Propheten beim Kommen des Herrn erfüllt werden
soll. Der Apostel glaubte, was unser Herr gesagt hatte,
und was die, "die es gehört haben" bekräftigten, nämlich dass sein
Kommen nahe war (gr.: eggizo, Mt 3:2, übersetzt: "nahe herbeigekommen".
Man vergleiche Mt 4:17; Mt 10:7; Mk 1:15, sowie Lk 10:9.11; Lk 21:20.28;
Röm 8:12; Hebr 10:25; Jak 5:8; 1Petr 4:7 und eggus in Lk 21:31; Offb
1:3; Offb 12:10). Aber das war etwas ganz anderes als die falsche
Aussage, der Apostel habe gesagt, der "Tag des Herrn" sei bereits
angebrochen. Das Verb enistemi bedeutet nicht dasselbe wie eggizo. So
hatte der Tag des Herrn noch nicht begonnen, obwohl er nahe gekommen
war. Auch als der Apostel 2Thes 2 schrieb, mussten noch zwei Ereignisse
stattfinden: 1. Der Abfall und 2. die Offenbarung des Gesetzlosen. Wir können gut verstehen, dass die Thessalonicher,
"die das Wort empfangen" hatten (1Thes 2:13; vgl. Apg 2:41) und es
glaubten, "in ihrem Sinn wankend" gemacht und erschrocken waren. Das
Wort saleuo bedeutet 'erschüttert sein', also erregt und verstört (siehe
Apg 17:13), und throeomai heißt erschreckt sein (es kommt außer hier nur
noch in Mt 24:6 und Mk 13:7 vor, und bezieht sich auf die gleiche
Ursache). Für beides hätten sie Grund genug gehabt, wenn
tatsächlich der "Tag des Herrn" schon gekommen wäre, denn der Apostel
hatte ihnen verheißen, dass über sie der Tag nicht wie ein Dieb kommen
werde (1Thes 5:4), sondern dass vorher die Toten auferstehen und die
"leben und übrigbleiben" mit ihnen zusammen entrückt werden, dem Herrn
entgegen in die Luft (1Thes 4:16.17). Das war der Trost, mit dem sie
sich untereinander trösten sollten (1Thes 4:18; 1Thes 5:11). Wenn aber der "Tag des Herrn" schon gekommen wäre,
dann wäre dieser Trost verloren, die Ermahnung vergeblich gewesen. Sie
hätten sich als Irregeleitete gefunden; die Apostel hätten sie getäuscht
und ihre Hoffnung hätte getrogen. Es ist kein Wunder, dass der Apostel
das Wort Hoffnung in 2Thes 2:3 nicht benutzt wie in 1Thes 1:3. Und es
ist auch kein Wunder, dass er sie anfleht, sich nicht erschrecken zu
lassen, und unbeirrt festzuhalten an der kostbaren Wahrheit der parousia
oder (baldigen) Gegenwart des Herrn und ihrer Entrückung in die Luft,
ihm entgegen. Der Grund, warum sie nicht getäuscht worden sein
konnten, war der, dass der Tag nicht kommen konnte, ohne zwei große
Anzeichen, die wir oben genannt haben. Die Frage ist, ob das in der
Lebenszeit derer eingetroffen ist, an die der Apostel schrieb, oder
überhaupt inzwischen, oder jetzt, oder sollten sie noch geschehen? Es gibt viele, die glauben, diese zwei Zeichen
gesehen zu haben oder zu sehen. Es wird auch argumentiert, es sei
sinnlos gewesen, ihnen Informationen zu geben über "Dinge, die gar nicht
dringend waren und sie nicht einmal betrafen." Aber die Sache war sehr
dringend. Es war wichtig für sie, zu wissen und zu begreifen, dass der
Apostel sie nicht irregeleitet hatte, dass ihre Hoffnung weiterhin real
und herrlich war. Es ging sie persönlich an, dass sie nicht wankend oder
erschreckt wurden. Der Apostel war angeleitet, auf den "Gesetzlosen"
einzugehen, damit ihnen bestätigt wurde, dass er nicht bereits offenbar
geworden sein konnte. Mehr noch, der inspirierende Heilige Geist wusste,
dass die Worte noch uns heute in der späten Zeit betreffen würden. So
dass wir nicht verführt werden oder annehmen sollen, der Tag des Herrn
sei bereits gekommen. Wer meint, Nero sei der Gesetzlose gewesen, oder
die Päpste würden ihn repräsentieren, der führt uns in die Irre, denn
das würde uns der einzigen Anzeichen berauben, die Gott uns gegeben hat,
damit sie unsere Wächter in dieser wichtigen Angelegenheit seien. Die Bedeutung der Zeichen heute Es geht uns mit diesen Zeichen wie den Gläubigen in
Thessalonich. Sie hatten die Verheißung, dass der "Tag des Herrn"
sie nicht überraschen sollte (1Thes 5:4), und wir haben heute eine genau
entsprechende Zusage. Sie warteten auf die anastasis oder Auferstehung
ihrer entschlafen Mit-Gläubigen und auf eine Entrückung derer, die
"leben und übrig bleiben," mit ihnen zusammen. Wir warten auch auf die
ex-anastasis der entschlafenen Glieder des einen Leibes und auf die
Berufung in den Himmel für sie und uns. Das letztere ist eine sehr
gegenwärtige Hoffnung für uns (oder sollte es sein) wie es das erstere
für sie damals war. Dieselben Zeichen versichern uns, dass unsere
herrliche Hoffnung erfüllt werden muss, bevor der Abfall ganz ausgereift
und der Gesetzlose offenbart sein wird. Deshalb warten wir nicht auf
diese Zeichen, sondern auf den Herrn. Wir erwarten nicht den Antichrist,
sondern Christus. Es ist wahr, wir sehen die Anfänge des kommenden
Abfalls, des ersten der beiden Zeichen, und wir sehen genug, um zu
sagen, welcher Art er sein und welche Formen er annehmen wird. Die
Tageszeitungen sind voller Hinweise darauf, und wie in den Tagen der
Apostel die Jünger aufschauen sollten, weil ihre Erlösung nahte, so
sollen wir noch viel mehr auf unsere Berufung in den Himmel warten.
Nichts darf unseren Herzen da im Wege stehen. Es sind keine irdischen
Voraussetzungen noch vorher zu erfüllen. Es gibt nichts, das erst noch
geschehen müsste. Nur ein Ruf muss ergehen, und das ist der Ruf dessen,
auf dessen Stimme wir lauschen. Das Wort (klesis) kommt elfmal vor und ist jeweils
im Sinne eines göttlichen Rufes verwendet. Sei es der Ruf, der uns vor
Gott in Gnade setzt oder vor ihm in Herrlichkeit darstellt. Das sind die
zwei Teile seines Rufes; und wer immer den ersten gehört hat, muss auch
den andern vernehmen. So begreifen wir, dass wir eine ganz besondere
Hoffnung für uns haben, während die Hoffnung in 1Thes 4 für diejenigen
ist, die zurückgelassen werden. Anstatt etwas zu verlieren, gewinnen wir
einen unermesslichen Vorzug. Die Verwirklichung der Hoffnung in 1Thes war von
Israels Buße abhängig. Sie wird erfolgen (Offb 1:7), dann geschieht, was
wir als herrliche Erfüllung in Offb 7 lesen. Wieso steht diese große
Schar "aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen" vor dem
Thron? Es wird kein Wort darüber gesagt, wie sie dorthin gekommen sind.
Der Engel beantwortet Johannes die Frage, wer sie seien, indem er sagt:
"Diese sind's, die gekommen sind aus der großen Trübsal." Das ist alles.
Aber irgendwie müssen sie dahin gekommen sein. Und wie sollte es
geschehen sein, wenn nicht durch das, was wir in 1Thes 4:15.16 lesen? Hätte Israel Buße getan, dann hätte die Verheißung
erfüllt werden müssen an denen, die das Wort der Verheißung gelesen und
angenommen hatten; denn "alles, was die Propheten geredet hatten," wäre
dann erfüllt worden, und diese Gläubigen wären "entrückt" worden, bevor
der Tag sie überfallen konnte. In diesem Falle wäre Offb 7 der Bericht
von der Erfüllung geworden. Aber Israel hat nicht Buße getan.
Infolgedessen ist alles ausgesetzt, "was die Propheten geredet hatten,"
und 1Thes 4 und Offb 7 sind noch Zukunft und werden noch buchstäblich
zur Vollendung kommen. Die große Schar aus Offb 7 wird im Himmel geschaut,
und sie können nur durch eine wunderbare Wegnahme dorthin gekommen sein,
durch Auferstehung und Entrückung. Das ist klar, denn es ist mit
Nachdruck gesagt, "so" als nur auf diese Weise werden sie bei dem Herrn
sein allezeit. Jetzt haben wir alles festgehalten, was in den
ersten zwei Briefen, die an eine Versammlung von Gläubigen gerichtet
wurden, nachdem der Herr in den Himmel aufgefahren war, über das Kommen
des Herrn geschrieben steht. Diese Briefe kann man aber nur dann richtig
verstehen, wenn man sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge und im Licht von
Apg 3:19-26 und Apg 17:1-9 liest. Nur so kann man erfassen, was die
Worte des Apostels an Warnung, Unterweisung und Hoffnung enthalten.
Alles, was er sagte, hatte eine Bedeutung, und wir können seine Worte
nur dann richtig interpretieren, wenn wir das Wort der Wahrheit recht
teilen. Inhaltsverzeichnis 1 b) Briefe an die Korinther 1.1 Der 1. Korintherbrief 1.1.1 Unsere Erwartung heute 1.1.2 Die Erwartung der Korinther 1.1.3 Die Erwartung 1Kor 15 1.2 Der 2. Korintherbrief 1.2.1 Der Richterstuhl Christi b) Briefe an die Korinther Der 1. Korintherbrief Dieser Brief ist der nächste, der nach 2Thes
geschrieben wurde. So können wir erwarten, dass hier dieselben
Bedingungen vorliegen wie in den Briefen an die, die in Thessalonich
"das Wort angenommen" hatten (Apg 2:41), das Petrus in Apg 2:39.40 und
Apg 3:19-26 verkündet hatte. Wir können hier die gleiche heilsgeschichtliche
Lehre verfolgen wie in allen früheren Briefen, die Paulus in der Phase
der Apostelgeschichte geschrieben hat, bevor diese Phase mit Apg 28
ihren Abschluss fand. Das wiederum erklärt viele Stellen in jenen
Briefen, die bisher für heutige Leser schwer zu verstehen waren, weil
man sie weder mit anderen Schriftstellen noch mit ihrer traditionellen
Auslegung in Übereinstimmung bringen konnte. Schon ganz am Anfang stoßen wir auf das Wort
apokalypse, als das, worauf die Gläubigen in Korinth sehnsüchtig
warteten. Für sie war demnach die Offenbarung oder Enthüllung unseres
Herrn Jesus Christus nahe. Der Ausdruck in 1Kor 1:7 bedeutet ein
sehnliches Ausschauen nach der Zeit, wenn unser Herr Jesus Christus
offenbart, also sichtbar werden soll. Hätte diese große Offenbarung in
einer damals fernen Zukunft gelegen, dann wäre dieses sehnliche Warten
(denn das Wort für "warten" ist das gleiche wie in Röm 8:19) ganz fehl
am Platz gewesen (wenn wir nicht annehmen wollen, sie seien irregeführt
worden). Das Wort Offenbarung bezieht sich immer (wenn es für das Kommen
des Herrn angewendet wird) auf sein sichtbares Erscheinen als Person.
Das allein war das Ereignis, worauf Paulus und die Gläubigen in Korinth
warteten. Aber wir und unsere Leser sind ganz überzeugt, dass das heute
nicht "unsere Hoffnung" ist. Wir glauben, dass der Tag nicht wie "ein
Dieb über uns kommen" wird, sondern dass wir entrückt werden, bevor der
"Tag des Herrn" kommt. Deshalb ist es ein echter Stolperstein, hier auf
dieses Wort zu stoßen. Aber die meisten Bibelleser haben es sich
angewöhnt, in solchen Fällen einfach weiterzulesen, als gäbe es gar
keine Schwierigkeit. Man beachtet gar nicht, dass in dem Wort oder der
Wendung eine solche liegt. Damit ignoriert man eine Schriftstelle
teilweise. Das ist ein großer Fehler, denn wir tragen eine Last weiter,
obwohl genauere Prüfung sie nicht nur wegnehmen würde, sondern unser
Wissen erweitern und unsere Überzeugung stärken könnte, jedes Wort, das
Gott zu uns spricht, ist wichtig. Hier ist es so. Wenn wir uns diese Stelle nochmals
ansehen, dann lesen wir, "dass ihr in allen Stücken reich gemacht seid,
in aller Lehre und Erkenntnis (wir halten fest, dass hier das Wort
gnosis (normales Erkennen), nicht epignosis (volles oder vollständiges
Erkennen) steht. Das Letztere hat große Auswirkung auf den Betreffenden.
Es ist das Wort, das in den Briefen aus der Gefangenschaft häufig
verwendet wird. Denn die Predigt von Christus (K: 'das Zeugnis des
Christus') (das ist das Zeugnis, das Christus gegeben hat) ist in euch
kräftig geworden (K: 'bestätigt ward unter euch') (d. h.: 'durch die,
die es gehört haben', Hebr 2:3 und 'Gott hat dazu Zeugnis gegeben durch
Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten, Hebr 2:4), so dass ihr
keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die
Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. Der wird euch auch fest
erhalten bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herr Jesus
Christus" (1Kor 1:5-8). Hier haben wir "DIE Offenbarung" als Gegenstand
ihrer Hoffnung. Es war "der Tag," auf den sie sehnlich warteten (das ist
in dem Wort enthalten (griech.: apekdechomai = sehnlich erwarten. Vgl.
Röm 8:19.23.25. Unsere Erwartung heute Wir aber warten sehnlich auf etwas anderes. In Phil
3:20.21 heißt es für uns: "UNSER Bürgerrecht aber IST (griech.: hyparcho
= als Wirklichkeit bestehen; das ist mehr als das gewöhnliche Verb
'sein') im Himmel; woher wir auch erwarten (dasselbe Wort wie 1Kor 1:7)
den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern NICHTIGEN LEIB
verwandeln wird, dass er gleich werde seinem VERHERRLICHTEN Leibe nach
der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann." Wenn wir
leben und übrig bleiben, erwarten wir diese Verwandlung; wenn wir vorher
entschlafen, die Ausauferstehung aus den Toten (vgl. Phil 3:11.14). Das ist etwas anderes, als wenn es in 2Thes 1:6.7
heißt: Offenbart "vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in
Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die
nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus" Das ist die
OFFENBARUNG. Die Ausauferstehung und die Berufung in den Himmel,
das ist heute unsere selige Hoffnung. Aber die meisten von uns haben für
diese Hoffnung aus Phil 3 keinen Platz frei, weil sie Israel seine
Hoffnung aus 1Thes 4 geraubt haben und sie entweder vergeistigen, indem
sie sagen, es handle sich nicht um eine Auferstehung des Leibes, oder
sie gar nicht zur Kenntnis nehmen. Aber wir können die Tatsache nicht
außer acht lassen, dass diese Gläubigen in Korinth die Offenbarung
erwarteten. Es steht so geschrieben. Die Erwartung der Korinther Außerdem war damals die Entfaltung des großen
Geheimnisses von der Herrschaft der Gnade, die in all ihrer Herrlichkeit
regiert, den Menschen noch nicht bekannt gegeben worden. Deshalb musste
ein Gläubiger in dieser Phase den Gerichtscharakter des Tages des Herrn
erwarten. So lesen wir in 1Kor 3:13-15, "so wird das Werk eines jeden
offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klar machen; denn mit Feuer
wird er sich offenbaren" (apokalypto). Hier haben wir wieder die
Offenbarung, und sie ist genau, was sie in 2Thes 1:7.8 bedeutet. "Und
von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer (alle sorgfältigen
griechischen Text besagen 'das Feuer selbst') erweisen. Wird jemandes
Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird
aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber
wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch" (1Kor 3:13-15). Befinden wir uns hier noch auf dem Boden der
Gnade?, denn "Ist's aber aus Gnade, so ist's nicht aus Verdienst der
Werke; sonst wäre Gnade nicht Gnade" (Röm 11:6). Und man beachte, es ist DER TAG, der das klar
macht, also "der Tag des Herrn" nach 2Thes 1:7-10. Um der Schwierigkeit zu entgehen, die wir uns
selber bereitet haben, hat man sich mit verschiedenen Ausreden zu helfen
versucht, und viele von uns sind heute noch deswegen verunsichert und
sind sich nicht einig, ob die "Werke" hier allgemein oder geistlich zu
verstehen sind. Manche bedauern es sogar, dass es diese Stelle überhaupt
gibt! Es muss uns allen klar sein, dass wir uns hier nicht auf demselben
Boden befinden wie der Epheserbrief. "Der Tag" ist hier ein Tag der
Unterscheidung. Das Werk ist das "Werk im Glauben" und die "Arbeit in
der Liebe," die sich an denen gezeigt hatte, die in Thessalonich das
Wort angenommen hatten, und die in 1Thes 1 lobend genannt werden. Alle
diese Arbeiter sollten darauf achten, wen sie zur Gemeinde hinzufügten
(Apg 2:47), denn wenn menschliche Werkzeuge die Arbeit taten (Apg 5:14;
Apg 11:24 usw.), dann musste diese Arbeit unbedingt geprüft werden. Der
"Tag" an dem diese Prüfung geschehen sollte, werde "mit Feuer" offenbart
(1Kor 3:13). Das hatte schon Maleachi erklärt: "Wer wird aber den Tag
seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen, wenn er
erscheint? Denn er ist wie das Feuer eines Schmelzers... Denn siehe, es
kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Verächter
und Gottlosen Stroh sein..." (Mal 3:2.3.19). Das war das Zeugnis Johannes des Täufers, als er
den Tag beschrieb, den er als nahe gekommen verkündete. "... die Spreu
wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer" (Mt 3:12; vgl. 2Thes
1:7.8 usw.). Aber wir haben noch andere Stellen im nächsten Kapitel, wo
der Apostel mahnt: "... richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt,
der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird
das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott
sein Lob zuteil werden" (1Kor 4:5). Wenn wir hier auf den besonderen Bezug einer
solchen Schriftstelle auf die damals angesprochenen Menschen hinweisen,
tun wir es selbstverständlich wegen der Auslegung. Natürlich meinen wir
nicht, es gäbe da keine Anwendung für uns, oder wir könnten daraus
nichts lernen. Es ist gut für uns und unsere Glückseligkeit, wenn wir es
als "ein Geringes" betrachten können, von anderen gerichtet zu werden,
und wenn wir in der Lage sind, all unsere selbsternannten Richter (von
denen es eine Menge geben wird!) dem Herrn zu überlassen. In all diesen
speziellen Punkten gibt es ewige Wahrheiten und praktische Ermahnungen
von bleibender Bedeutung. Das ist bei der Stelle im nächsten Kapitel wohl
kaum der Fall, wo der Apostel davon spricht, dass ein unzüchtiger Bruder
dem Satan übergeben werden soll zum Verderben des Fleisches, damit der
Geist gerettet werde AM TAGE DES HERRN (1Kor 5:5). Damit ist gewiss auf
den Tag als damals nahe bevorstehend hingewiesen. Im nächsten Kapitel sagt er nichts, was uns hindert
zu schließen, der "Tag" sei so nahe, dass die Empfänger seines Briefes
und er selber im kommenden Zeitalter über Engel richten würden. "Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt
(griech.: kosmos) richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet
werden soll, seid ihr dann nicht genug, geringe Sachen zu richten? Wisst
ihr nicht, dass wir über Engel richten werden? Wieviel mehr über Dinge
des täglichen Lebens" (1Kor 6:2.3). Wenn die Nähe der Offenbarung hier noch nicht
schlüssig bewiesen wäre, dann doch sicher im nächsten Kapitel, wo der
Rat des Apostels ganz auf dieser Tatsache beruht. In 1Kor 7:29 lesen
wir: "Das sage ich aber, liebe Brüder: Die Zeit ist kurz." Das Wort, das
mit "kurz" übersetzt ist, erscheint nur hier und in Apg 5:6. Es bedeutet
"eingehüllt" (oder zeitlich "beschränkt") und das ist hier die
Bedeutung. Die Zeit (oder der Zeitabschnitt) ist beschränkt, das heißt,
die heilsgeschichtliche Phase war kurz vor ihrem Ende. Was lag dann am
Heiraten, Weinen oder Freuen, Kaufen oder Verkaufen? Der Grund folgt:
"Denn das Wesen dieser Welt vergeht." Das zeigt, für wie nahe das Ende
dieser Phase gehalten wurde. Wer hat nicht schon die Schwierigkeit erlebt, diese
Stelle zu verstehen, wenn sie aus dem Kontext genommen und für uns heute
ausgelegt wurde? Wie viele waren bestürzt und kamen zu uns um Rat, ob
sie heiraten oder sonst etwas von dem tun sollten, was hier genannt ist. Unsere Antwort ist dann und sollte es sein: Ja,
gewiss. Was in der speziellen Zeit unter diesen besonderen Umständen
nicht ratsam gewesen war; heute wäre es für uns nicht weise, nach
gleichen Maßstäben zu handeln. Für sie war die Nähe des Endes eine
gewichtige Realität. Ein Apostel arbeitete hier, der andere da, und es
gab keine Möglichkeit, sie wissen zu lassen, wie die Verkündigung des
Petrus an dem oder jenem Ort aufgenommen wurde. Es gab keine täglichen Veröffentlichungen von
Nachrichten. Niemand konnte wissen, ob sie allgemein angenommen oder
abgelehnt wurde. Wir müssen versuchen, uns in die Lage der Gläubigen
jener Zeit zu versetzen. Sie hatten keine Telegraphen oder Telefone. Die
Angesehensten der Juden in Rom hatten wenig oder nichts gehört über
Paulus und seine Tätigkeit in Jerusalem (Apg 28:17-21). Sie wussten nur, dass die Zeit nahezu abgelaufen
war. So schreibt der Apostel an die Gläubigen in Korinth: "Die Zeit ist
kurz." Von nun an ist die Zeit noch kürzer. Die Zeitspanne zwischen dem
Schreiben des Briefes und dem Kommen jenes Tages war also extrem
beschränkt. Im Blick auf die Kürze der damals noch
verbleibenden Zeit hatten einige aus Korinth an Paulus wegen ihrer
Heirat geschrieben, und er beriet sie richtig und für diese spezielle
Zeit zutreffend. Sein Rat für einen unverheirateten Mann war damals "es
ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren“ (1Kor 7). Das ganze Kapitel muss aus der Sicht der Zeit
gelesen werden, in der es geschrieben wurde. Dann können wir es
verstehen und seine Weisheit erkennen. Wenn wir es aber in unsere Zeit
hinein nehmen, dann ernten wir nichts als Verwirrung und
Schwierigkeiten. Es war dazu geschrieben, dass die Gläubigen solche
Auftritte vermeiden sollten, wie wir sie von Zeit zu Zeit erleben, wenn
Leute auf irregeleitete Männer oder Frauen hereinfallen, die sie mit der
Idee verrückt machen, an einem bestimmten Tag käme "das Ende der Welt"
(was immer sie darunter verstehen mögen). Vor solchen Exzessen waren
diese Gläubigen in Korinth geschützt, obwohl sie verstanden hatten wie
nahe das Ende jener heilsgeschichtlichen Phase sein konnte; denn ihr
Glaube beruhte auf dem Wort des Herrn, gesprochen "durch die, die es
gehört haben“. Aber wir sind heute nicht in dieser Situation. Wir
haben kein solches Wort. Unsere "Berufung in den Himmel" und die
Ausauferstehung aus den Toten sind göttliche Gewissheit; aber wir haben
nichts, das uns anzeigt, wie weit oder nahe es vor uns liegen mag. Die
Tatsache ist gewiss, aber der Zeitpunkt ist ungewiss. Die Tatsachen
beruhen auf dem Wort des Herrn, aber wir haben kein Wort über die Zeit,
wie die Apostel es hatten. Das einzige von Gott gegebene Anzeichen ist,
dass (1) der Abfall erst kommen muss, dann (2) der Mensch der Sünde, und
schließlich (3) "der Tag des Herrn." Der Abfall nähert sich; aber wir
können nicht sagen, wie nahe er ist, oder wie weit er schon gediehen
sein mag. Wir können nur beobachten, wie er die Gemeinde und die Kirchen
mit Unglauben und Gesetzlosigkeit überschwemmt. Und wir können
"aufsehen" zu unserm Siegespreis, auf den Erlöser warten und auf die
wunderbare Verwandlung, die er mit unserm nichtigen Leib vornehmen wird,
und "warten" auf die Ausauferstehung aus den Toten. Unsere Erwartung eilt nämlich der Hoffnung Israels
voraus. Sie scheint weitgehend auf der gleichen Linie zu liegen und in
der gleichen Reihenfolge abzulaufen. Der einzige Unterschied ist die
Gewissheit über "Zeiten und Abschnitte" bei ihnen, und die Ungewissheit
über Zeitpunkte bei uns; und die Verbindung ihrer Hoffnung mit dem "Tag
des Herrn" auf der Erde und die engere Verbindung "unserer Hoffnung" mit
den Himmeln, wo unser politeuma (Bürgerrecht) besteht, das uns erwartet,
während wir sehnlich darauf warten und danach Ausschau halten. So liegt
die Lehre von 1Kor genau auf der gleichen Linie wie die vom Herrn
gegebene, "durch die, die es gehört haben". Es gab da keine neue Linie
der Wahrheit, obwohl es mit der Annäherung des Endes eine Entwicklung
der Wahrheit gab. In 1Kor 10:11 haben wir ein weiteres Beispiel, wie
der Apostel sich selber mit in die Verwirklichung der Hoffnung, die er
aufzeigte, einbezog. Wir sagen nichts von dem Unterschied im "Stehen im
Glauben" einerseits derer, an die er in 1Kor 10:1-10 schrieb, und
andererseits derer, an die er in seinen späteren Briefen aus der
Gefangenschaft schrieb. Es gibt in diesen späteren Briefen nichts über
jemanden, der "zu stehen meint" oder "fallen" könnte oder "der
umgebracht würde durch den Verderber." Die Phase des Geheimnisses hat
mit der "Herrlichkeit seiner Gnade" etwas, das wertvoller ist. Aber im ersten Brief an die Korinther gibt es
etwas, das wir in den Briefen aus der Gefangenschaft nicht finden. Das
ist das nahende Ende jenes Zeitalters. In 1Kor 10:11 sagt der Apostel
den Gläubigen in Korinth, "dies" widerfuhr den Vätern desselben Volkes
während der vierzigjährigen Wanderung "als ein Vorbild" für die damals
gegenwärtige vierzigjährige Bewährungszeit in der Phase der
Apostelgeschichte. Er schreibt: "Es ist aber geschrieben uns zur
Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist" (alle sorgfältigen
griechischen Texte haben hier die Vergangenheitsform "gekommen ist." Das
Wort ist eigentümlich. Es ist katantao, das ist eins von zweiunddreißig
Wörtern, die mit "kommen" übersetzt werden und erscheint nur dreizehn
mal. Es ist immer im Sinne von "Ankunft" verwendet). Und als Folgerung
daraus fügt er an: "Darum, wer meint er stehe, mag zusehen, dass er
nicht falle." Wer mit den Briefen aus der Gefangenschaft vertraut
ist, dem klingt das wie eine fremde Sprache. Hier findet man keine
solchen ernsten Warnungen und keinerlei Ermahnungen aus einem solchen
Grunde, denn alles ist in diesen späten Briefen mit der "Herrlichkeit
seiner Gnade" verbunden. In 1Kor 15 kommen wir zu einer Stelle, die von der
Auferstehung handelt, die schon im ersten Brief an die Thessalonicher
erwähnt wurde, wie wir gesehen hatten. Dort hatte der Apostel die
Tatsache erklärt. Jetzt hat er sich vorgenommen, sie zu erläutern. Es
gibt vierzehn griechische Wörter, die mit "erklären" übersetzt werden.
Aber dieses Wort hier bedeutet: durch Erläuterung bekannt machen [in
sechzehn der vierundzwanzig Vorkommen wird es mit "make known" (bekannt
machen, bekannt geben) übersetzt, und nur viermal mit "declare"
(erklären). Die übrigen sind bezeichnend: einmal "give you to
understand" (Lk: kund tun, 1Kor 12:3), je einmal "do to wit" (Lk.: kund
tun, 2Kor 8:1), "certify" (Lk.: kund tun, Gal 1:11), "wot" (Lu.: wissen,
Phil 1:22)]. Als der Apostel den ersten Brief an die
Thessalonicher schrieb, war über die Auferstehung alles bekannt gemacht
worden, was im Alten Testament und in den Worten des Herrn zu finden
ist. Und da werden zwei Auferstehungen genannt, eine zum Leben und die
andere zur Verdammnis (Dan 12:2; Joh 5:28.29); eine der Gerechten und
eine der Ungerechten (Apg 24:2). Aber über deren Reihenfolge oder
darüber, dass eine "von" oder "aus" den Übrigen stattfinden sollte, die
für eine spätere Auferstehung übrig bleiben, das wird dort nicht bekannt
gegeben. Der Herr hat diesen besonderen Ausdruck immer dann
verwendet, wenn er von seiner eigenen oder von der Auferstehung der
Seinen sprach. Er sagte jedesmal "AUS (griech.: ek = aus, heraus von)
den Toten." Seine Jünger verstanden ihn zuerst nicht, "und befragten
sich untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten?" (Mk
9:9.10.31.32). Als Paulus an die Thessalonicher schrieb,
wiederholte er ein Wort des Herrn (Joh 11:25.26), und fügte eine neue
Offenbarung hinzu, die zeigt, dass die echte Gegenwart des Herrn für
seine Leute Leben bedeutete. Die Erwartung 1Kor 15 Aber wir brauchen hier nicht tiefer zu dringen. Wir
sind mit 1Kor 15 beschäftigt und wollen aufzeigen, was in diesem Kapitel
offenbart ist, wenngleich es eine Fülle kostbarer Wahrheit bekannt
macht, die mit der Offenbarung im Zusammenhang stehen, aber er geht
nicht über 1Thes 4 hinaus. Es erklärt das, was Gott bis dahin als
"Geheimnis" zurück behalten hatte (1Kor 15:51). Er sagt: "siehe, wir
werden nicht alle entschlafen (dasselbe Wort wie 1Thes 4:13.14.15, das
'unabsichtlich einschlafen' bedeutet und für das Sterben verwendet wird;
aber nicht dasselbe Wort wie 1Thes 6:6.7.10, das 'sich zum Schlafen
anschicken' bedeutet, also 'einschlafen' oder 'nicht wachsam sein'), wir
werden aber alle verwandelt werden;..." Das würde eine Auferstehung von
den Toten sein. Aber wir besprechen gerade, dass keine von diesen die
Aus-Auferstehung von den Toten war. Die war noch Geheimnis, ein weiteres
Geheimnis nämlich, das erst später, in Phil 3:11, bekannt gegeben wurde. In der folgenden Anordnung werden unsere Leser den
Unterschied zwischen den beiden Auferstehungen leicht erkennen. Die eine in 1Kor 15:12.13.21.42 ist anastasis
nekron, oder ton nekron, die Auferstehung der Toten. Die andere in Phil 3:11 ist die EX-anastasis ten ek
nekron, die AUS-AUFERSTEHUNG von den Toten. Die letztere wurde erst nach dem Ende der
heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte geoffenbart. Sie wurde
geheim gehalten, bis sie in der neuen Phase des Geheimnisses bekannt
gemacht wurde. Sie ist mit unserem Siegespreis verbunden und bezieht
sich darauf. Dieser Preis ist die BERUFUNG IN DIE HÖHE oder himmelwärts
(Lu.: himmlische Berufung) (Phil 3:14). Diese wunderbare Wahrheit ist immer noch für
Tausende ein Geheimnis, denn sie ist durch die autorisierten
Bibelübersetzungen für deren Leser verborgen. Dort wird das Adverb "in
die Höhe" (wir haben das mehrfach herausgestellt) wiedergegeben, als
wäre es ein Adjektiv "hoch" und würde die Natur des Rufes beschreiben,
dagegen beschreibt das Adverb Richtung oder Art der Berufung. Aber
darüber werden wir mehr zu sagen haben, wenn wir zum Brief an die
Philipper kommen. Jetzt genügt es uns, festzuhalten, dass wir ohne
Phil 3:11.14 nicht mehr über "unsere Hoffnung" wüssten, als die
Gläubigen in Thessalonich in der damals auslaufenden Phase der
Apostelgeschichte wussten. Auf jeden Fall wusste Paulus, dass er nichts
verloren hatte. Und er ermahnt in Phil 3:17 mit ihm zusammen dem Herrn
nachzufolgen. Und er konnte auch sagen: "Ich vergesse, was dahinten ist,
und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem
vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in
Christus Jesus. (Kn: 'hin zu so in allen sorgfältigen griechischen
Texten dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu.')
Wie viele von uns vollkommen sind, die lasst uns so gesinnt sein. Und
solltet ihr in einem Stück anders denken, so wird euch Gott auch das
(die selige Hoffnung) offenbaren. Nur, was wir schon erreicht haben,
darin lasst uns auch leben." (Knoch: Indes, worin wir andere überholen,
sollte dieselbe Gesinnung da sein, nach derselben Richtschnur die
Grundregeln zu befolgen.) Der 2. Korintherbrief Der zweite Brief an die Korinther steht in vieler
Hinsicht im Kontrast zum ersten, wie das auch mit den beiden Briefen an
die Thessalonicher der Fall ist. Beide Male wurde der zweite Brief durch
Umstände erforderlich, die nach dem Abfassen des ersten eingetreten
waren. Aber das Zeugnis geht immer in die gleiche
Richtung. Trübsal hatte eingesetzt, in 2Kor 1:4 wie in 2Thes 1:4. In
2Kor 1 war die Last hauptsächlich persönlich, obwohl die Empfänger des
Briefes daran teilhatten. Ein Teil des persönlichen Leides war fast
dasselbe wie in 2Thes. Dort waren sein Wort und seine Verheißungen
angezweifelt worden, hier hatte man seine apostolische Vollmacht in
Frage gestellt. Wie er sich in dem früheren Fall bemüht hatte, ihre
Hoffnung auf Gott zu befestigen, die abgenommen hatte, so arbeitete er
hier daran, ihr Vertrauen in sein Wort, seine Berufung und seinen
Auftrag zu kräftigen und aufzurichten. Das waren interne Nöte dieser Gemeinde, aber es gab
auch externe, von ihren Feinden verursachte. Darin erfüllte sich Mt
24:9-11, wo der Herr den Beginn der Geburtswehen der Trübsal beschreibt:
"Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr
werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern. Dann
werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden
sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten
erheben und werden viele verführen." In 2Kor 11:23-33 lässt er sich breiter aus über
seinen Anteil an diesen Verfolgungen. Er bezeichnet das nicht als
Erfüllung der Weissagung des Herrn, sondern stellt es ihnen vor, um
damit sein Apostelamt zu belegen. Sie sollten sich selber prüfen, ob sie
seine apostolische Vollmacht nicht an der Standfestigkeit ihres eigenen
Glaubens erkennen könnten (nicht als eine Aufgabe sich selbst gegenüber,
durch Selbstbeobachtung, wie allgemein behauptet wird, sondern als
Aufgabe ihm gegenüber, damit sie es als Beweis ansehen, als "Beweis
dafür, dass Christus in mir spricht") (2Kor 13:5-10). Aber wenden wir uns wieder den Anfangskapiteln zu.
Da bemerken wir weitere Hinweise auf den Charakter der Zeit, in der sie
lebten. Nach einer Verteidigung seines geistlichen Amtes in Kap. 3
verweist er nochmals auf seine geistliche Beglaubigung und geht dann
wieder (2Kor 4:8-12) auf die Leiden ein, die sie erlebt hatten. Er gibt ihnen dieselbe Hoffnung auf die
Auferstehung, die er den Thessalonichern zugesprochen hatte (1Thes
4:13-17). Anstatt "wenn wir glauben," sagt er hier "denn wir wissen,
dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird UNS auch auferwecken
mit Jesus (Dia Jesou, wie in 1Thes 4:14, woraus hervorgeht, dass diese
Worte sich wie hier auf die Auferstehung beziehen, und nicht auf den
Schlaf, d. h.: Tod) und wird UNS VOR SICH STELLEN samt EUCH" (2Kor
4:14). Die gleiche Präsentation, die in 1Thes 2:19 und 1Thes 3:13
gemeint ist, die bei der parousia des Herrn stattfinden wird. Er sah dem
entgegen, dass er mit ihnen gemeinsam präsentiert werden soll. Das war
kein Ereignis, das damals noch in weiter Ferne lag, sondern eine damals
gegenwärtige Hoffnung, die in Kürze realisiert werden würde. So nahe war
sie, dass sich ihre Kraft in der Befähigung zum Ertragen von Leiden
erweisen konnte. Er sagt: "Darum werden wir nicht müde; sondern wenn
auch der äußere Mensch verfällt, so wird doch der Innere von Tag zu Tag
erneuert" (2Kor 4:16). Und warum war das so? Paulus erläutert es
anschließend: "Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft
eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir
nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was
sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.
Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen
wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit
Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Denn darum seufzen wir auch und
sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung (das ist ein
geistlicher Leib griech.: oikoterion, das nur hier und in Jud 1:6
vorkommt, wo es für geistliche oder Engels-Leiber verwendet ist, in
genau der gleichen Bedeutung wie hier), die vom Himmel ist, überkleidet
werden, weil (K: wenn [als Tatsache dargestellt, jeden Zweifel
ausschließend, was im englischen Bibeltext durch Verwendung des Wortes
if nicht direkt ersichtlich ist] nämlich) wir dann bekleidet und nicht
nackt (ganz ohne Leib) erfunden werden" (2Kor 4:17 - 2Kor 5:3). Hier verstärkt der Apostel die Verheißung von 1Thes
4:17. Dort wird nichts davon gesagt, dass irgend eine Veränderung
stattfände, weder in den auferstandenen noch in den entrückten Leibern.
Aber hier werden die früheren Verheißungen stark erhellt. Die Empfänger
werden darüber belehrt, dass die Toten nicht auferweckt und die Lebenden
nicht entrückt werden wie sie waren, mit unveränderten Leibern, sondern
dass sie Leiber haben werden wie die Engel (Mt 22:30). Diesen Leib
erhalten sie vom Himmel und Gott überkleidet ihn. Paulus formuliert hier kein Kredo über die
Eschatologie. Er spendet Trost (wie in 1Thes 4) für die, die erste
Erfahrungen mit den Geburtswehen der Trübsal machten. Er gab die neue
und wunderbare Hoffnung (indem er die Verheißung des Herrn in Mt 24:31
erweiterte) und erläuterte die Verheißung eingehender, die er in 1Thes
4:17 gegeben hatte. In 2Kor 5:4 wiederholt er Vers 2: "Denn solange wir
in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber
nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das
Sterbliche verschlungen werde von dem Leben." Dann fährt er fort: "Der
uns dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist
gegeben hat. So sind wir denn allezeit getrost und wissen: solange wir
im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im
Glauben, und nicht im Schauen" (2Kor 5:5-7). Das heißt also, sie hatten
die Verheißung vom Herrn, dass sie bei seinem Kommen für immer in seiner
Gegenwart sein würden, sei es durch Auferstehung oder durch Entrückung. Bis zu seinem Kommen und solange sie noch im Leibe
waren (d. h.: im Fleisch), waren sie "fern von dem Herrn." So fügt er
hinzu: "Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu
verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsere
Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm
wohlgefallen. Denn WIR MÜSSEN ALLE offenbar werden vor dem Richterstuhl
Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei
Lebzeiten, es sei gut oder böse. Weil wir nun wissen, dass der Herr zu
fürchten ist, suchen wir Menschen zu gewinnen; aber vor Gott sind wir
offenbar. Ich hoffe aber, dass wir auch vor eurem Gewissen offenbar
sind" (2Kor 5:8-11). Das ist nun der ganze Kontext der oft genannten,
aber aus dem Zusammenhang gerissenen und deshalb ungenauen Redensart,
"fern dem Leibe, nah dem Herrn," und es muß uns sicher allen klar sein,
wenn wir es im Zusammenhang lesen, und im Licht der Zeit, in der es der
Apostel geschrieben hat. Jetzt können wir sehen, wie diese eschatologischen
Aussagen die große Verheißung bestätigen und erläutern sollen, die in
1Thes 4:17 gemacht wurde. Die "das Wort angenommen" hatten (Apg 2:41;
1Thes 2:13), hatten die Verheißung, bei dem Herrn zu sein (1Thes 4:17).
Im unmittelbaren Kontext (2Kor 4:14) hatte er zu ihnen davon gesprochen,
dass sie "vor ihn gestellt" würden (und deshalb auch er zusammen "MIT
EUCH"), und er hatte die Gläubigen in Thessalonich in 1Thes 2:19 und
1Thes 3:13 mit genau der gleichen Hoffnung getröstet. Auch Judas empfahl sie Gott, als er von der
allgemeinen und kommenden Errettung und Erlösung schrieb. Der Herr hatte
davon gesprochen, und "die es gehört haben" (Hebr 2:3), die hatten es
bestätigt. Judas tat das mit den Worten: "... der euch vor dem
Straucheln behüten kann und euch untadelig stellen kann vor das
Angesicht seiner Herrlichkeit mit Freuden..." (Jud 1:24). Die Erweiterung dieser Verheißung in 2Kor 5 muss
man auf den gleichen Linien auslegen. "Daheim zu sein bei dem Herrn,"
sollte Wirklichkeit werden, und die war für sie in einem ganz besonderen
Sinne nahe. Wenn die Entschlafenen auferstehen und die Lebenden mit
ihnen zusammen entrückt werden sollten, dann würde es in unveränderten
Leibern geschehen, wenn ich 1Thes 4 richtig verstehe. Jetzt wird in 2Kor
5 diese weitergehende Instruktion erteilt, und es wird ihnen von den
Leibern gesagt, die sie vom Himmel bekommen sollten. Danach sehnten sie sich; nicht nach dem Sterben,
sondern nach der Auferstehung, Verwandlung und Entrückung, dass sie
"überkleidet" würden mit einem geistlichen Leib auferstanden oder
entrückt miteinander und "daheim", ja, ewig "beim Herrn" zu sein. In 1Kor 15:51 hatte er ihnen das bereits als
Tatsache geschrieben: "... wir werden aber alle verwandelt werden."
Jetzt in 2Kor 5 erläutert er, wie diese Verwandlung geschehen soll. Das
war das herrliche Ende all ihrer Mühe, der glückselige Abschluss all
ihres Kummers. Sie erhofften sich nicht das Entschlafen, sondern sie
waren getrost in der Gewissheit, dass sie, wenn sie entschlafen waren,
auferweckt, verwandelt und entrückt würden. Wir können 2Kor 5 nicht von
1Thes 4:17 trennen, wo ihnen ausdrücklich gesagt wurde, dass sie "SO",
d. h.: in dieser Weise und nicht anders, für immer beim Herrn sein
sollten. Der Richterstuhl Christi In 2Kor 5:10 verbindet der Apostel das alles
miteinander und mit einer weiteren, ernsten Tatsache. Er sagt: "WIR
MÜSSEN ALLE offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi..." Wie haben wir alle mit diesem Wort gerungen! Wissen
wir doch, dass wir, die wir in der gegenwärtigen Phase des Geheimnisses
ganz in der Gnade stehen, nicht nach Werken gerichtet werden können.
Daher waren wir immer bemüht, nachzuweisen, dass hier vom Gericht über
den Dienst die Rede sei. Aber von so einer Unterscheidung wird hier
nichts gesagt, und Werke an sich werden in Verbindung mit diesem Gericht
im ersten Brief erwähnt (1Kor 3:13.14). Wo der Herr in der gleichen
Periode von seinem Kommen spricht, in den sieben Sendschreiben an die
Gemeinden in Asien, ist ebenfalls jedes mal von "Werken" die Rede, in
einem sogar zweimal (siehe Offb 2:2.9.13.19; Offb 3:1.2.8.15). Wir erinnern auch daran, dass bema bei den Griechen
für das erhöhte Podium verwendet wurde, von dem aus die Siegespreise
vergeben wurden. Obwohl wir uns mit der Tatsache konfrontiert sehen,
dass es in der Heiligen Schrift, im Neuen Testament, nie so gebraucht
wird! Das Wort "bema" kommt zwölfmal vor und ist zehnmal davon mit
"Richterstuhl" oder "Gericht" (in Apg 7:5 heißt es 'Standort' und hat
einen anderen Zusammenhang) und einmal mit "Thron" (Apg 12:21)
übersetzt. Eine Prüfung dieser Stellen zeigt sofort, dass die Heilige
Schrift das Wort nur für die Bühne zur Verkündigung von Urteilen
gebraucht. Die Schwierigkeit, mit der wir und viele andere
Bibelleser gerungen haben, waren selbstgemacht. Wenn wir es aber von
daher betrachten, dass die Entfaltung der Heilsgeschichte in
verschiedenen Phasen geschah, und wenn wir die biblischen Schriften
chronologisch ordnen, dann verschwindet nicht nur die Schwierigkeit,
sondern das Zeugnis von 2Kor 5:10 fügt sich nahtlos an alle anderen
Schriftstellen, die wir betrachtet haben. Außerdem war dieses Offenbarwerden vor dem
Richterstuhl Christi, dem die Gläubigen in der Phase der
Apostelgeschichte immer entgegen sahen, nicht eine Möglichkeit in einer
fernen Zukunft, sondern es betraf sie selber und persönlich. Paulus
schließt sich da mit ein: "WIR müssen...". Aber das war in ihren Augen sogar eine
Notwendigkeit, erforderlich, wenn alles, was die Propheten von diesem
kommenden Gericht gesagt hatten, in Erfüllung gehen sollte. Es war durch
die nationale Buße bedingt. "wir müssen" sagt der Apostel. Nach all den
Prophezeiungen über das Kommen des Herrn musste es so geschehen.
Außerdem ist diese Aussage nicht isoliert. Sie wird in den letzten der
sogenannten früheren Briefe des Paulus in vielen Worten wiederholt. Wir
werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.... So wird nun
jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben" (Röm 14:10.12). Diese Ausdrucksweise stimmt mit der Phase der
Apostelgeschichte genau überein, und mehr noch, es war auch die einzige
Art, wie die Wahrheit dargelegt werden konnte. Wenn wir weiter
nachdenken und nochmals die Ausdrucksweise in den Briefen aus der
Gefangenschaft studieren, dann sehen wir die gewaltige Veränderung, die
inzwischen stattgefunden hatte. Sicher kann es uns nicht entgangen sein,
dass dort solche Aussagen nicht nur fehl am Platz, sondern völlig
unmöglich wären. Alles, was wir tun müssen, ist sie wieder einmal
durchzulesen und zu lernen, was wir in der Vergangenheit waren (Eph 2)
und was wir jetzt sind und ewig bleiben werden aus Gnade. Wie können die
vor seinem Richterstuhl stehen, die "Erlösung durch sein Blut, die
Vergebung der Sünden" haben? Wie können diejenigen vor dem Richterstuhl Christi
erscheinen müssen, um gerichtet zu werden für irgend etwas, was man sich
auch immer vorstellen könnte? Es ist unmöglich, denn sie sind es, die er
"gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus" (Eph
1:3). Sie sind "erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war" (Eph 1:4), sind
"begnadet in dem Geliebten (Eph 1:6). Sie haben den unmittelbaren Blick
auf die gesegnete Verheißung einer vorausgehenden Auferstehung oder
exanastasis, die Ausauferstehung von den Toten und die Berufung in den
Himmel von ihm (Phil 3:11.14). Sie haben jetzt bereits ihr Bürgerrecht
in den Himmeln, von wo wir den Heiland erwarten; nicht damit er uns
richtet, sondern damit er uns verwandelt; nicht nur um uns aufzuerwecken
und mit einem geistlichen Leib zu kleiden, sondern um unsere nichtigen
Leiber zu verwandeln, dass sie gleich sein werden seinem verherrlichten
Leib (Phil 3:20.21). Sie sind "in Christus vollkommen" (Kol 1:28), die
er "tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht" der
himmlischen Schechina (Kol 1:12). Sie haben die "Erlösung durch sein
Blut, die Vergebung der Sünden" (Eph 1:7 vgl. Kol 1:14), sind
"vollkommen in ihm" (Kol 2:10 Lu. vor Rev. K: vervollständigt in ihm).
Sie sind es, denen gesagt ist, er "hat uns vergeben alle Sünden" (Kol
2:13). Warum sollten die vor dem Richterstuhl Christi erscheinen müssen? Und doch ist dieser herrliche Stand, der uns durch
den Reichtum und die Herrlichkeit seiner Gnade gegeben ist, wirkungslos
gemacht worden und völlig verlorengegangen für die, die sich freiwillig
in eine Stellung zurückversetzen, die in einer vergangenen Phase
Gültigkeit hatte. Was für ein Verachten der Gnade Gottes ist das!
Welchen Verlust erleiden sie, die das tun! Was für Schwierigkeiten
werden so geschaffen und in das Wort Gottes eingebaut; und wieviel
vergebliche Mühe und endlose Anstrengungen macht man, um wieder da
heraus zu kommen! Aber wenn wir einmal das kostbare "Wort der
Wahrheit" entsprechend den Zeiten und heilsgeschichtlichen Phasen
richtig geteilt haben, dann verschwinden nicht nur die Schwierigkeiten
aus der Schrift (die meisten Anfragen befassen sich damit), sondern wir
sind frei, etwas über den Frieden und die Gnade Gottes zu lernen: Wir
erfahren, was Gott den Herrn Christus für uns sein lässt, und dass wir
in Christus sein können. 6. Der Galaterbrief Im dem Brief an die Galater gibt es keine besondere
Erwähnung der parousia, aber der Brief bestätigt uns die Tatsache, dass
dasselbe Ringen weiterging. "Durch die, die es gehört haben," was der
Herr Jesus geredet hatte, hatten sie dieselbe Bestätigung empfangen und
stießen auf dieselbe Opposition und Verfolgung durch die Juden, denen
doch die frohe Botschaft galt. Das Schreiben beginnt mit dem gleichen Gedanken wie
in 1Thes 1:10. Der Herr Jesus ist derjenige, "der sich selbst für unsere
Sünden dahingegeben hat, dass er uns errette von dieser gegenwärtigen,
bösen Welt" (Gal 1:4). Das ist dieselbe Errettung wie in 1Thes 4:17,
wenn auch aus verschiedener Sicht und deshalb mit verschiedenen Worten. In 1Thes 1:10 ist es das Wort ryomai, das bedeutet
retten oder entreißen vor einem mit Sicherheit kommenden Zorn. In Gal
1:4 ist es exaireo, was soviel heißt wie herausreißen, hochheben und
wegtragen (die komplette Liste der Stellen, in denen exaireo vorkommt,
mag den Lesern dazu dienen, die volle Bedeutung des Wortes selber zu
erfassen: Mt 5:29; Mt 18:9; Apg 7:10.34; Apg 12:11; Apg 23:27; Apg
26:17; Gal 1:4) aus diesem gegenwärtigen Zeitalter, bevor der Zorn
kommt. Mit anderen Worten: Es betrifft die Errettung und Erlösung von
1Thes 4:17. Die Aussage (im Griechischen) ist: "So dass er uns erretten
möge aus dem gegenwärtigen, bösen Zeitalter." Das Wort "gegenwärtig"
bedeutet das damals gegenwärtige Zeitalter, im Gegensatz zum "kommenden
Zeitalter" (wie in Röm 8:38; 1Kor 3:22). Wenn wir alle Vorkommen dieses Wortes, das hier mit
"gegenwärtig" wiedergegeben ist, angeben, wird es unsern Lesern helfen,
selbst zu urteilen (das griech. Wort ist enistemi und kommt siebenmal
vor: Röm 8:38; 1Kor 3:22; 1Kor 7:26; Gal 1:4; 2Thes 2:2 - wo es 'jetzt
gegenwärtig' bedeutet, und nicht, wie K. J.: is at hand, also nahe
bevorstehend -; 2Tim 3:1 [= werden anwesend sein]; und Hebr 9:9). In dem
Ausdruck "diese gegenwärtige, böse Welt" ist das mit "Welt" übersetzte
Wort das griechische aion, das heißt Zeitalter. Aion wurde im
Lateinischen zu aevum, ein Zeitalter. Es ist nicht oikoumene, das die
bewohnte Welt bedeutet (und im Neuen Testament manchmal das römische
Weltreich). Es ist auch nicht kosmos, Welt oder materielle Schöpfung. Es
ist nicht ge, die Erde, manchmal auch das Land oder der Erdboden. Nein,
es ist aion, oder Zeitalter, von Gott selbst bereitet und geordnet (Hebr
1:2; Hebr 11:3 = 'zubereiten', 'anpassen' wie in Röm 9:22: 'bestimmt';
'zur Anpassung gebracht' 1Kor 1:10 K usw. in Übereinstimmung mit Apg
17:26, wo wir lesen, dass Gott "festsetzt angeordnete Fristen und die
Grenzen..." [K]). So steht dieses gegenwärtige Zeitalter in Gal 1:4
im direkten Gegensatz zum kommenden Zeitalter (Luther: 'zukünftige
Welt') (Hebr 2:5). In den Gemeinden von Galatien setzte gerade der
Abfall ein, auf den 2Thes 2:3 Bezug nimmt (davon ist auch in anderen
Schriftstellen die Rede. Siehe Mt 24:12; 1Tim 4; 2Tim 3; 2Tim 4:3.4),
und wäre die Erfüllung jener Prophezeiung gewesen, - im krassen
Gegensatz zur nationalen Buße. Die Plage hatte begonnen, wie wir aus dem
Ernst ersehen können, mit dem der Apostel darauf eingeht. Es war ein
"böses Zeitalter," worüber er an diese Gemeinden schrieb, und die rapide
Zunahme des Abweichens vom Glauben ist durch den ganzen Brief hindurch
erkennbar. Und die gesegnete Wahrheit für dieses "gegenwärtige, böse
Zeitalter" war, dass unser Herr Jesus sich selbst dahingegeben hatte, um
zu kommen und sie herauszureißen und emporzutragen, damit sie für immer
bei dem Herrn sein könnten, wie der Apostel bereits an die Gemeinde in
Thessalonich geschrieben hatte. Noch eine andere Schriftstelle wird, soviel wir
wissen, nicht allgemein verstanden, die aber aus der Position hier, in
einem der früheren Paulinischen Briefe, erhellt wird. Sie steht in Gal
4:25.26: "Denn Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und
ist ein Gleichnis für das jetzige Jerusalem, das mit seinen Kindern in
der Knechtschaft lebt. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die
Freie; das ist unsre Mutter.“ Das mag hier als Zitat genügen, aber der ganze
Kontext muss im Zusammenhang damit studiert werden. Der wichtige Punkt
dabei ist die Gegenüberstellung der beiden Jerusalem. Es sind nämlich
zwei, und das eine ist ebenso real wie das andere. Als der Apostel diese Worte schrieb, gab es: Das Jerusalem, das damals bestand, und das
Jerusalem, das bleiben wird. Das irdische Jerusalem und das himmlische
Jerusalem. Das alte Jerusalem und "das neue Jerusalem." Das Jerusalem, das unten war, und das Jerusalem,
"das droben ist.“ Das Jerusalem, das die Mutter von Sklaven ist, und
das Jerusalem, das (wie der Apostel seinen gläubigen Lesern sagen
konnte) "UNSERE Mutter" ist. Zum besseren Verständnis dessen was der Apostel
hier lehrt, wollen wir es dem gegenüberstellen, was in der Offenbarung
zum gleichen Thema gesagt ist, und dann beides miteinander vergleichen. Datierung der Offenbarung Um diese beiden Aussagen miteinander in
Zusammenhang zu bringen, müssen wir zunächst feststellen, wann die
Offenbarung geschrieben wurde. Es gibt verschiedene Aussagen darüber, ob
die Offenbarung in dem Zeitalter (worauf sich Gal 1:4 bezieht), und
somit vor der Zerstörung Jerusalems geschrieben wurde, oder erst nach
diesem großen Ereignis, das die Zeit teilt. Wir bekennen uns zu dem früheren Datum. Das
geschieht aufgrund der Quelle der Syriac-Version, die von Melito
(Scrivener. A Plain Introduction to the Criticism of the New Testament,
Band II Seite 8) bereits 170 n.Chr. zitiert wird, und damit älter ist
als alle anderen Quellen, und viel älter als alle existierenden
griechischen Manuskripte. Aus der Syriac-Version (Peschitto) geht nun
die wichtige Tatsache eindeutig hervor, dass ungeachtet der
schmerzlichen und feindseligen Spaltung der syrischen Gemeinschaften
alle Manuskripte dieser Version dennoch "einen Text bieten, der in allem
Wesentlichen übereinstimmt" und so von allen rivalisierenden Gemeinden
benutzt wurde. Die Einleitung lautet (in der Syriac-Version): "Die Offenbarung, die Johannes dem Evangelisten von
Gott auf der Insel Patmos gemacht wurde, auf die er von Nero, dem
Imperator, verbannt war." Das würde das Datum während dessen
Regierungszeit festlegen, also zwischen 54 und 68 n.Chr. (Nero beging am
9. Juni 68 Selbstmord). Irenäus (um 178 n.chr.; Heres, Vers 30 zitiert von
Eusebius [318 n.Chr.], 3,18; Vers 7) spricht von Johannes, "der die
Offenbarung sah. Denn es ist nicht lange her, seit er (oder sie) gesehen
wurde, sondern fast in unserer Generation, gegen Ende der Regierungszeit
des Domitian." Der letzte Satz ist zweideutig und meint wahrscheinlich,
dass Johannes gesehen wurde, da der Kontext diesen Sinn verlangt, weil
er nicht von Echtheit der Daten handelt, sondern davon, warum der Name
des Antichrist nicht erwähnt ist. Da die Befürworter der späteren Datierung für die
Offenbarung sich auf Irenäus stützen, ist ihr Beweis von einer Annahme
abhängig und daher ohne Belang. Das spätere Datum wäre die
Regierungszeit Domitians, von 81-96 n.Chr., also nach der Zerstörung
Jerusalems. Wie wichtig dieser Punkt ist, werden wir gleich erkennen;
denn in Neros Regierungszeit (dem früheren Datum) standen Jerusalem und
der Tempel noch, und von beiden wird so in Offb 11:1.2.8 gesprochen. Aber der wirkliche Beweis für das Datum findet sich
in dem Buch selbst. In Offb 1:1 wird ausdrücklich gesagt, dass "die
Offenbarung Jesu Christi" gegeben wurde, um "seinen Knechten zu zeigen,
was in Kürze geschehen soll." In Offb 1:3 heißt es: "Selig ist der da liest...
denn die Zeit ist nahe." In Offb 3:10: "Die Stunde der Versuchung, die
kommen wird (K: die sich anschickt zu kommen)." In Offb 3:11: "Siehe, ich komme bald." In Offb 16:15: "Siehe, ich komme wie ein Dieb." Im letzten Kapitel finden wir dreimal die Zusage
"Ich komme bald" (Offb 22:7.12.20). Wir führen das an, weil es sich auf Gal 4:25.26
bezieht. Der Segen Abrahams In Offb 21:9-22:5 haben wir "das neue Jerusalem,"
oder "die heilige Stadt Jerusalem" enthüllt und in all ihrer Pracht und
Herrlichkeit geschildert. Das ist die himmlische Stadt, die dem Glauben
Abrahams offenbart war. Er musste von ihr gehört haben, sonst hätte er
nicht auf sie warten können. "Denn er wartete auf die Stadt, die einen
festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist" (Hebr 11:10). Wer kann Offb 21:10-17 lesen, ohne diese
unvorstellbare Pracht und Herrlichkeit mit dem Jerusalem von damals oder
heute zu vergleichen? Die "das Wort angenommen" hatten, das Petrus
verkündete (Apg 2:41; vgl. 1Thes 2:13), nahmen es wie Abraham im Glauben
an, und wurden herrlich frei. Und in der Freude an dieser wunderbaren
Freiheit erwarteten sie "die Stadt, die einen festen Grund hat," das
"Jerusalem, das droben ist." Sie waren nicht mehr in Fesseln unter dem Gesetz
vom Sinai, Sklaven wie Hagar, sondern Freie, die Söhne der Sara, die
Abrahams Glauben und Hoffnung haben. Abraham sah es von ferne und wurde
froh. Diese Gläubigen sahen es außerordentlich nahe und wurden
aufgefordert, sich zu freuen (Gal 4:27-30). Sie warteten, wie schon
Abraham gewartet hatte, auf eine herrliche Realität. Ihre Hoffnung war,
dass sie herausgenommen würden, erhoben von "diesem gegenwärtigen, bösen
Zeitalter" und von dieser "gottlosen Generation erlöst würden." Das irdische Jerusalem hatte das Blut der
Propheten, ja, sogar das Blut des Messias vergossen. Es war mit all
seinen Kindern in der Sklaverei des Gesetzes. Aber die das Wort
angenommen hatten und glaubten, erwiesen sich als die wahren Söhne des
Vaters der Gläubigen und schauten sehnsuchtsvoll aus nach seiner
himmlischen Stadt, dem "neuen Jerusalem," die der Apostel wahrhaft
unsere Mutter nennen konnte. Das irdische Jerusalem war von dem
künftigen Feind noch nicht angetastet worden. "Der Zorn Gottes ist schon
in vollem Maß über sie gekommen" (1Thes 2:16), aber dieses Ende war noch
nicht vollzogen. Die Steine des Tempels standen noch aufeinander,
aber das Ende näherte sich; und hätte das Volk Buße getan nach der
Predigt derer, die den Herrn reden gehört hatten, dann wäre der Messias
gesandt worden, und alles, was die Propheten geweissagt hatten von den
kommenden Gerichten und den Herrlichkeiten der verheißenen
Wiederherstellung, hätte eine gesegnete und glückselige Erfüllung
gefunden. Es ist sehr wichtig, dass wir die Position derer,
"die das Wort angenommen" hatten, recht verstehen; einmal in der
heilsgeschichtlichen Phase des Alten Testaments, dann in der damals
gegenwärtigen, und auch in der jetzigen Phase des Geheimnisses. Es wird
uns eine Hilfe sein, wenn wir uns daran erinnern, dass durch die ganze
Phase des Alten Testaments der Same Abrahams aus zwei Arten bestand;
einmal mit dem "Staub auf Erden" (1Mo 13:16; 1Mo 28:14) verglichen und
zum andern mit den "Sternen des Himmels" (1Mo 15:5; 1Mo 22:17; 1Mo
26:4). Das entspricht den zwei grundsätzlich verschiedenen
Arten der Nachkommen Abrahams; die einen sind nur auf irdische Segnungen
aus und "wandeln im Schauen," die andern sehen auf himmlische Segnungen
und "wandeln im Glauben" eben im Glauben ihres Vaters Abraham, von dem
in 1Mo 15:6 geschrieben steht. Die erste Offenbarung, die an Abraham erging,
betraf den irdischen Teil (1Mo 13:16) und "das Land, das du siehst" (1Mo
13:14.15). Aber die spätere Offenbarung hatte zum Gegenstand, was nicht
sichtbar war, den verheißenen Samen, der noch nicht geboren war. Und es
ist wegen Abrahams Glauben an diese weitere Offenbarung geschrieben: "Er
hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden"
(Gal 3:6). Abraham war schon vorher gerecht, als er Gott vertraute
(siehe 1Mo 12:4; 1Mo 13:1.14; u. 1Mo 14). Aber 1Mo 15 beginnt: "Nach
diesen Geschichten begab sich's, dass zu Abram das Wort des Herrn
kam..." und er erhielt eine weitere Offenbarung über seinen Samen,
"welcher Christus ist" (Gal 3:16). Abraham glaubte dieser weiteren
Offenbarung und "es ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden" (Gal
3:6). Die in der Phase der Apostelgeschichte "das Wort
angenommen" hatten, waren gerecht gemacht; und die heute die weitere
Offenbarungen glauben, die in den Briefen an die Epheser, Philipper und
Kolosser gemacht sind, empfangen ebenfalls eine weitere Segnung. Es wird
uns zu "etwas" gerechnet, und wir begnügen uns mit Warten und Zusehen,
was es sein wird. Diese Galater und andere Gläubige jener Phase
wandelten im Glauben ihres Vaters Abraham. Er schaute auf eine
"himmlische" Hoffnung, verbunden mit dem Tag des Messias. Er sah ihn im
Glauben und "wurde froh" (Joh 8:56). Der himmlisch Samen sehnte sich schon immer "nach
einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich
Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt
gebaut" (Hebr. 11, 16). Sie lebten im Glauben (Gal. 3, 11) und sie "sind
gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt, sondern es
nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Gäste und
Fremdlinge auf Erden sind" (Hebr. 11, 13). Von diesen allen wird gesagt, dass sie "Teilhaber der himmlischen Berufung" seien, und hätte das Volk Buße getan, dann wären
sie "entrückt" worden, "auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen"
(1Thes 4:17). Als Israel nach Kadesch Barnea kam, sollte das
ganze Volk sofort in das verheißene Land, in das "Gebirge der Amoriter"
ziehen, aber sie wollten nicht glauben, und wanderten vierzig Jahre lang
durch die Wüste. Als der Herr kam ("der Prophet gleich Mose"), und
Umkehr und Glauben verlangte, war es wieder ganz so wie in Kadesch
Barnea. Sie waren eigentlich wieder an der Grenze des Landes. Aber das
Volk insgesamt tat nicht Buße und hatte entsprechend wieder vierzig
Jahre der Zerstreuung. In Apg 28:26-28 wurden sie noch einmal vor eine
erneute Entscheidung wie in Kadesch Barnea gestellt; aber wieder
versagte das Volk, und seine Segnung wurde wieder ausgesetzt. Und inzwischen ist jetzt uns die Offenbarung des
Geheimnisses in den späten Paulus-Briefen gegeben worden. Wer ihr
glaubt, wird eine größere Segnung empfangen, als die Israels war und
seine Hoffnung darauf setzen. Es ist nicht nur eine "himmlische
Berufung" eine Berufung von himmlischer Art, sondern eine Berufung in
den Himmel, der wir entgegenblicken; es ist hier die Richtung, wohin die
Berufung erfolgt, geschildert, und nicht nur ihre Art. Die wir dieser
späteren Offenbarung glauben (wie Abraham der späteren Verheißung in 1Mo
15), bekommen etwas "angerechnet" für uns, das wir bald sehen werden. Aber wer sind indessen die, die es wirklich
glauben? Wir fürchten, es sind nur die Wenigen; denn wie es in Gal 4:29
war, "so geht es auch jetzt." Die Mehrheit um uns sind wie die Gläubigen
in Galatien. Sie sind Teilhaber der himmlischen Berufung, aber sie
wollen nichts wissen von dem großen Geheimnis, dass Christus über alles
erhoben worden ist und zum Haupt seines Leibes, der Gemeinde wurde. Sie
reden vom Himmel, singen vom Paradies; ihre einzige Hoffnung ist, zu
sterben und in den Himmel einzugehen. Sie kennen die herrliche Hoffnung
der "himmlischen Berufung" nicht, die in der Verheißung des Herrn liegt:
"Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen." So sagen sie "nein Herr,
du brauchst zu mir nicht zu kommen, ich werde sterben und zu dir
kommen!" Sie brauchen keine Auferstehung und erwarten keine Himmelfahrt! Das ist es, worin sich heute die beiden Klassen von
Gläubigen unterscheiden. Beiden wird nach ihrem Glauben geschehen. Aber
jene haben eine ausgesetzte Hoffnung, wie die Israels bei Kadesch
Barnea. Inhaltsverzeichnis 1 7. Der Römerbrief 1.1 Phasenwechsel 1.1.1 DER MENSCH HAT GOTT ABGELEHNT 1.1.2 Die Botschaft unserer Errettung 1.1.3 Die Wende im Römerbrief 1.2 Grundlage der paulinischen Lehre 1.2.1 Schluss des Römerbriefes 7. Der Römerbrief Obwohl der Brief an die Römer der letzte der
Frühbriefe des Paulus ist, wenn man sie chronologisch anordnet, steht er
in der kanonischen Ordnung, wie wir sie in allen Versionen unserer
Bibeln heute finden, an erster Stelle, und tatsächlich auch in allen
griechischen Manuskripten des Neuen Testaments, denn man hat noch nie
eins gefunden, in dem die Paulus-Briefe anders angeordnet wären. Deshalb
bezeichnen wir das als die "kanonische" Ordnung. Der Grund für diese
beiden unterschiedlichen Anordnungen wurde bereits erklärt, deshalb
brauchen wir hier nicht weiter darauf einzugehen. Die beiden wichtigen Punkte, die wir uns über
diesen Brief einprägen müssen, sind: 1. Der Römerbrief liegt, als letzter der früheren
Briefe, dem Ende der heilsgeschichtlichen Phase, die durch die
Apostelgeschichte gebildet wird, näher; und weil er vor Apg 28:25.26
geschrieben wurde, können wir darin einige besondere Hinweise auf den
nahe gekommenen Wechsel der Phasen erwarten. 2. Weil er zu den früheren Briefen gehört, müssen
wir einige Hinweise auf die besonderen Tatsachen, die für diese damals
gegenwärtige Phase der Heilsgeschichte kennzeichnend sind, erwarten. Wenn wir sorgfältig hinschauen, werden wir sie auch
finden, aber sie liegen nicht an der Oberfläche. Der Brief an die Römer ragt auffallend aus den
früheren Briefen heraus, während er sich andererseits heilsgeschichtlich
ganz deutlich von den späteren Briefen unterscheidet, die Paulus aus der
Gefangenschaft in Rom geschrieben hat. Der Aufbau des Römerbriefs zeigt
das speziell. Ohne auf die kleineren Einzelheiten einzugehen, treten
seine ausgeprägten Konturen deutlich hervor und lassen sich so
darstellen: A Dogmatisch: - Röm 1-8 B Heilsgeschichtlich: - Röm 9-11 A Praktisch: - Röm 12:1 - Röm 15:7 B Heilsgeschichtlich: - Röm 15:8-10 Seit der frühesten Verheißung an Abraham war ganz
klar gesagt worden, dass alle Völker durch Abraham und mit seinem Samen
gesegnet werden sollten. Das wird in der Phase der Apostelgeschichte
schon früh bekundet. Die "Schlüssel des Himmelreichs" waren Petrus
übergeben worden, das zeigt, dass er das Privileg hatte, es zu
verkünden; zunächst Israel und dann den Heiden. In Apg 2:14 verkündete
Petrus es zum ersten Mal, und sagte, "ihr Juden, liebe Männer, und alle,
die ihr in Jerusalem wohnt," in Apg 2:22, "ihr Männer von Israel," und
in Apg 2:36, "so wisse nun das ganze Haus Israel gewiß... Denn euch und
euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, soviele
der Herr, unser Gott, herzurufen wird“ (Apg 2:39). Wer in diese Bezeichnung eingeschlossen war, kann
man aus Daniels Gebet ersehen, als er betete: "Du, Herr, bist gerecht,
wir aber müssen uns alle heute schämen, die von Juda und von Jerusalem
und vom ganzen Israel, die, die nahe sind, und die zerstreut sind in
allen Ländern, wohin du sie verstoßen hast..." (Dan 9:7). Nur Gottes Volk, Israel, war bei dieser ersten
Verkündigung aufgerufen, von der der Herr in Mt 22:4-7 gesprochen hatte;
und davon handelte die Verkündigung des Petrus bis ans Ende von Apg 9
Dann, in Apg 10, gebrauchte Petrus den andern Schlüssel, als er von Gott
nach Cäsarea geschickt wurde. Vorher hatte Gott ihn belehrt: "Was Gott
rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten." Petrus lernte diese
Lektion und bezeugte das dann (Apg 10:34-43). Von da an wurden die Heiden, die "das Wort
annahmen," das ihnen "durch die, die es gehört hatten," verkündet wurde,
in den Ölbaum Israel eingepfropft und wurden dadurch Teilhaber der
religiösen Privilegien Israels. Jetzt wurden Röm 9; Röm 10 und Röm 11 geschrieben,
um sie und uns über die Beziehung zwischen diesen "wilden Ölzweigen" und
den Zweigen des ursprünglichen Stammes zu instruieren. Und es wird
gezeigt, dass die Privilegien der Gläubigen aus den Heidenvölkern weder
größer noch kleiner noch anders sind als die Israels, des Stammes, in
den sie eingepfropft sind. Der Ölbaum war noch nicht gefällt, denn der Vorgang
des Einpfropfens fand noch statt, als Paulus an sie schrieb. Deshalb
wurden diese heidnischen "Zweige" gebührend gewarnt, dass, wenn einige
der ursprünglichen, ungläubigen Zweige ausgebrochen wurden, diese
heidnischen Zweige sich nicht rühmen sollten, als wären die natürlichen
Zweige ihretwegen ausgebrochen worden, um für sie (die eingepfropften
Zweige) Platz zu schaffen. Denn die natürlichen Zweige waren wegen ihres
Unglaubens ausgebrochen worden, und heidnische Zweige wegen des Glaubens
eingepfropft. Daher die Warnung, dass derselbe Unglaube dazu führen
würde, ebenso abgehauen zu werden (Röm 11:17-22). Die ganze Abhandlung schließt sogar mit dem
Hinweis, dass die natürlichen Zweige Israels, die ausgebrochen waren,
umso mehr wieder eingepfropft werden, "sofern sie nicht im Unglauben
bleiben" (Röm 11:23.24). Phasenwechsel All das bezieht sich auf den damals bevorstehenden
Phasenwechsel in der Heilsgeschichte. Es gibt hier nichts von dem Dogma
der Gefangenschaftsbriefe, die "die Herrlichkeit der Gnade Gottes“
,behandeln und entfalten, und die Fülle des Geheimnisses offenbaren, das
"von Ewigkeit her verborgen war in ihm, der alles geschaffen hat" (Eph
3:9). Der Römerbrief, als einer der früheren Briefe des
Paulus, hat, was den Stand von Juden und Heiden betrifft, die
heilsgeschichtliche Prägung der Apostelgeschichte. Aber er hat auch
dieselben Hinweise auf den heilsgeschichtlichen Wechsel (der von der
Buße Israels abhing), wie wir das bei Paulus in allen andern Briefen
finden, die er in dieser Phase geschrieben hat. Und da er der kommenden
Entscheidung zeitlich am nächsten liegt, können wir erwarten, dass wir
noch bestimmtere Hinweise darauf finden. Wir brauchen nicht weit zu lesen, ehe wir zu einem
sehr ernsten Hinweis auf den "Tag des Zornes" kommen, auf den schon der
allererste Brief (an die Thessalonicher) weist. Dort lesen wir: "Es
kommt aber der Zorn, der zum Abschluss führt, schon als ein Vorgeschmack
auf sie" (1Thes 2:16). Da das Griechische hier einfach eis telos = 'zum
Ende hin' hat, nämlich entweder das Ende entsprechend dem Ratschluß
Gottes, wie bei den Propheten berichtet (wenn sie Buße getan hätten),
oder das (zeitweilige) Ende ihrer nationalen Existenz und die Aussetzung
ihrer nationalen Segnung, bis zu jener Zeit (wenn sie verstockt bleiben
würden); denn dieser beginnende Zorn soll Israel in die Buße führen,
damit sie sich zum Herrn bekehren. So Käme der zukünftige Zorn (1Thes
1:10) nicht über sie, wenn sie das Wort angenommen hätten. Sie wären
erlöst und errettet worden, wie das in 1Thes 4:16.17 beschrieben ist. Wenn wir nun den Römerbrief aufschlagen, finden wir
denselben "Tag des Zorns" genannt; nicht als etwas, das neunzehnhundert
Jahre weit weg liegt, sondern 'als etwas ganz nahe Bevorstehendes,’y und
etwas, wovon die Leser des Briefs, persönlich betroffen wären oder sein
könnten. "Du aber mit deinem verstockten und unbußfertigen
Herzen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der
Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden geben wird
nach seinen Werken" (Röm 2:5.6). Und nochmals: "Alle, die ohne Gesetz gesündigt
haben, werden auch ohne Gesetz verlorengehen; und alle, die unter dem
Gesetz gesündigt haben, werden durchs Gesetz verurteilt werden... an dem
Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus
richten wird, wie es mein Evangelium bezeugt" (Röm 2:12.16). Der "Tag", von dem hier die Rede ist, der dem
Evangelium des Apostels entspricht, ist derselbe Tag, den schon Johannes
der Täufer verkündete, als er von dem "zukünftigen Zorn" sprach. (Mt
3:7), und es war auch "der Tag" und "das Gericht" in den Reden des
Herrn, als er erklärte, dass es dann Tyrus und Sidon und sogar Sodom
erträglicher gehen werde "als euch" (der bösen und abtrünnigen
Generation, die "die Tage des Menschensohns" gesehen hatte) (Mt
11:20-24; Mt 12:39). Es war der Tag, an dem sich dieses und das
zukünftige Zeitalter begegnen würden, der Tag der damals lebenden
Generation, in der "der Menschensohn" in dem festgelegten Gericht "einem
jeden vergelten" werde "nach seinem Tun" (Mt 16:27). Selbstverständlich ist der Tag jetzt noch Zukunft
für uns in der gegenwärtigen Zeit, weil das Volk nicht Buße getan hat;
aber er war für sie damals sehr gegenwärtig und nahe, in Art und Ausmaß
viel stärker als für uns heute. Das kommende Gericht und die darauf folgende
Herrlichkeit sind gleichermaßen ausgesetzt; und die Gläubigen der
nachfolgenden Offenbarung seiner geheimen Absichten haben die herrliche
Hoffnung, bei ihm zu sein, bevor "der Tag" kommen wird. Wir haben in Röm 8 eine weitere Erwähnung des
damals gegenwärtigen Zeitalters der Leiden und der unmittelbar darauf
folgenden Herrlichkeit. Das wollen wir übersetzen und in seinem Aufbau
darstellen: C1 Begründung für unser Leiden
in Christus: Röm 8:18 Denn ich bin gewiß, dass dieser (jetzigen) Zeit
Leiden (vergleichsweise) nicht ins Gewicht fallen gegenüber der
Herrlichkeit, die an uns offenbart (=apokalypto) werden soll (vgl. 2Kor
4:17: "Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine
ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit“). D1 Erwartung: Röm 8:19 Denn das
ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes
offenbar (= apokalypse) werden. D2 Begründung für die Erwartung:
Röm 8:20a. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit - ohne
ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat D2 Erwartung: Röm 8:20b. doch
auf Hoffnung; (wartet nach Röm 8:19 die Kreatur) C3 Begründung für die Erwartung:
Röm 8:21. Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft
der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. D3 Erwartung: Röm 8:22. Denn wir
wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt
und sich ängstet (K: und mit Wehen leidet). Röm 8:23. Nicht allein aber
sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben,
seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung
unseres Leibes. Das erste, was in diesem Abschnitt klar ist, ist
die Tatsache, dass die Erlösung nahe bevor stand, und nicht über
neunzehnhundert Jahre entfernt war. "Die Herrlichkeit, die im Begriff
ist, uns offenbart zu werden" (griech.: ten mellousan doxan
apokalyphthenai eis hemas). Die Erwähnung von Geburtswehen ist ein
weiterer Beweis dafür, dass die "Erlösung" nahe war. Weiter ist klar, dass diese herrliche Vollendung
sehnlich erwartet wurde. "Die Herrlichkeit, die im Begriff ist,
offenbart zu werden" war die ausgleichende Hoffnung im Blick auf "den
Zorn, der im Begriff ist, zu kommen." Beide gehörten zu parousia. "Musste nicht Christus dies erleiden und in seine
Herrlichkeit eingehen?" fragte der Herr auf dem Weg nach Emmaus. "Dass Christus leiden musste," hatte Paulus in
Thessalonich erklärt. Und nachdem er gelitten hatte, fehlte nur noch die
Buße Israels an der Verwirklichung der Herrlichkeit, die folgen sollte. Die Gläubigen in Thessalonich warteten nicht auf
den Tod, sondern auf Gottes Sohn vom Himmel, und so allezeit bei dem
Herrn zu sein. Ebenso haben die Gläubigen in Korinth nicht auf den Tod
gewartet, sondern auf ihr "Haus" (den geistlichen Leib) vom Himmel, "den
Leib zu verlassen, und daheim zu sein bei dem Herrn" in dem verwandelten
und verherrlichten Leib. Das Sterben konnte nicht der Gegenstand ihrer
sehnlichen Erwartung sein. Das Sterben wäre kein Ausgleich für die
Leiden dieser gegenwärtigen Zeit. Die Erlösung des Leibes soll durch
eine herrliche Auferstehung bewirkt werden, nicht durch Leiden und
Sterben. Der Apostel hat die Leidenden nicht zum Narren gehalten. Er hat
sie getröstet, aufgemuntert und ermutigt, in der Verfolgung auszuhalten.
Außerdem hätte das Sterben dieser leidenden Gläubigen niemals die
Erlösung für eine seufzende Schöpfung bringen können. Denn das
ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes
offenbar werden, und zwar in Herrlichkeit, nicht im Sterben. Die
Erlösung kann und wird nicht im Grab, sondern nur in der Herrlichkeit
offenbar werden. Das genaue Wort für dieses Harren schließt nicht
nur ein, sondern setzt geradezu voraus, dass es möglicherweise kurz
bevorstehend war. Es ist apokaradokeo und bedeutet das Warten mit
erhobenem Haupt, also nicht nur ein vages Sehnen, sondern ein Warten mit
der Gewissheit und Überzeugung der Nähe von etwas Realem, wonach sie mit
erhobenem Blick Ausschau hielten. Aber das Wort Schöpfung kann nicht auf die
unbelebte Schöpfung ausgedehnt werden, wie Berge, Hügel und Meere; oder
auch auf belebte Schöpfung ohne Kenntnis der Offenbarung. Es muss
gezielt und begrenzt sein auf lebende Wesen, die einen Willen haben,
hoffen können und sowohl Knechtschaft erleben als auch vernünftig warten
und sich nach Erlösung sehnen können. Außerdem werden diese lebendigen
Wesen in zwei Klassen geteilt die bereits den Geist als Erstlingsgabe
haben, und die den Geist als Erstlingsgabe nicht haben. Es waren lebende menschliche Wesen, denen das
Evangelium verkündet werden sollte; predigt das Evangelium aller Kreatur
(in Mk 16:15 dasselbe Wort); und das Evangelium, "das gepredigt ist
allen Geschöpfen (dasselbe Wort) unter dem Himmel" in Kol 1:23 positiv
ausgedrückt. Die Menschheit seufzt, aber unbewusst. Sie kennt weder
Ursache noch Folge. Sie erfährt die Nichtigkeit und lebt in einem
bewussten Ringen um Selbsterlösung. Wir verdanken dieser Tatsache den
Konflikt politischer Parteien mitten unter uns, die Unruhen der Völker
und die Kriege zwischen Staaten. Alle verlangen nach Freiheit und
Befreiung, aber die Ursache ihrer Knechtschaft kennen sie nicht: DER MENSCH HAT GOTT ABGELEHNT Eva glaubte der doppelten großen List des Teufels
in 1Mo 3:4.5: "Ihr werdet keineswegs des Todes sterben" und "ihr werdet sein wie Gott," und kam so in die Knechtschaft Satans. Der erste Mann "wurde nicht verführt" (1Tim 2:14).
Das besagt nicht, dass er nicht wusste. Aber wir können wohl glauben,
dass sein Fall "nicht willentlich" geschah. Aber er ist genauso
gefallen, gleichgültig warum, und "geriet" mit der Frau zusammen "in
Übertretung" (1Tim 2:14 K). Ja! wir können wohl glauben, dass es "nicht
willentlich" geschah. Das Wort "verführt" erzählt uns die ganze
Geschichte. Wenn Satan der Herrscher der "damaligen Welt"
(2Petr 3:6 K und 1Mo 1:1) war und ihre Vernichtung (1Mo 1:2) und
Überflutung (2Petr 3:6 K) verursacht hat, dann können wir verstehen,
wieso er nach Adams Unterwerfung (1Mo 3) trachtete, weil Gott den ersten
Menschen gesagt hatte: "herrschet" (1Mo 1:28) unter "dem Himmel, der
jetzt ist, und die Erde" (2Petr 3:7). Wir können auch verstehen, warum der gleiche Satan
(oder Widersacher) die Unterwerfung des "Menschensohns" anstrebte, den
Gott danach "zum Herrn gemacht" hat über "das Werk seiner Hände" und
"alles unter seine Füße getan" hat (Ps 8:7). So können wir die
Versuchung in der Wüste verstehen und den Todeskampf im Garten
Gethsemane. Satan ist religiös "der Gott dieser Welt" (2Kor
4:4) und politisch der "Fürst dieser Welt" (Joh 14:30), und die
Menschheit wurde seiner Herrschaft unterworfen. Aber dieses Unterworfensein unter die Nichtigkeit
hat noch eine andere Seite. Als die Menschen den Lügen des Teufels
glaubten, unterwarf Gott die Menschheit in gewissem Sinne der
Nichtigkeit, indem er sie aufgab. Das Wort "Nichtigkeit" ist im ganzen
Alten Testament ein anderes Wort für Götzendienst. Götzenbilder werden
immer als Nichtigkeiten bezeichnet oder als Nichts (Jer 2:8; Jer 15),
"nichtige Götzen" (Ps 31:7), "das Nichtige" (Jon 2:9); und im Neuen
Testament ist das auch so (siehe Apg 14:15 (K: eitle Götter). In Ps 81 redet Gott zu Israel: "Höre, mein Volk, ich will dich ermahnen. Israel,
du sollst mich hören! Kein andrer Gott sei unter dir... Aber mein Volk
gehorcht nicht meiner Stimme, und Israel will mich nicht. So habe ich sie dahingegeben in die Verstocktheit ihres Herzens, dass sie
wandeln nach eigenem Rat" (Ps 81:8-12). Wenn das mit Israel geschehen konnte, müssen wir
uns über das Dahingeben an die Nichtigkeiten als Gericht bei den Heiden
nicht wundern. Dreimal wird das im allerersten Kapitel dieses Briefes
gesagt. In Röm 1:21-24 lesen wir: "Denn obwohl sie von Gott wußten,
haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind
dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz
ist verfinstert. Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren
geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes
vertauscht mit einem Bild eines vergänglichen Menschen... Darum hat Gott sie... dahingegeben..." Und in Röm 1:25.26 lesen wir wieder: "... die
Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm
gedient haben statt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen. Darum hat Gott sie dahingegeben..." Und nochmals in Röm 1:28: "Und wie sie es für
nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben..." In einem gewissen Sinn war es ein Gericht für die
Menschheit, an die Nichtigkeit dahingegeben und somit in den "Ungehorsam
eingeschlossen" zu sein (Röm 11:32). So war das Dahingegebensein als
Gericht ein Handeln Gottes, mit Satan als Werkzeug, aber die Ursache war
der Sündenfall des Menschen. Die Folgen mag man wohl als "Seufzen" bezeichnen.
Wer den Geist als Erstlingsgabe nicht hat, der weiß das nicht und kennt
die Ursache nicht. Der Mensch erkennt es nicht, dass er den
Friedefürsten abgelehnt und gemordet hat. Von ihm getrennt ist es
tatsächlich vergeblich, nach Frieden zu fragen und zu suchen; aber das
Seufzen danach bleibt dennoch. Die aber den Geist als Erstlingsgabe haben, der
nach Apg 2 ausgegossen ist, warten sehnlich auf die verheißene Erlösung,
deren Geburtswehen sie erleben, bis die Kinder Gottes offenbar werden in
Herrlichkeit. Das wurde umso wirklicher, als das Ende dieser
heilsgeschichtlichen Phase näher kam. "Denn unser Heil ist jetzt näher
als zu der Zeit, da wir gläubig wurden" (Röm 13:11), und damit auch "die
Zeit, dass... er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist:
Jesus"; also "die Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott
geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" (Apg
3:19-26). Im dreizehnten Kapitel der Römerbriefs heißt es
(Röm 13:11.12): "... weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde
da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher, als da
wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe
herbeigekommen." Man sollte die ganze Stelle lesen (Röm 13:11-14),
denn sie bringt das voll zum Ausdruck, was wir zeigen möchten, nämlich
dass der Herr gekommen wäre, wenn die nationale Buße Israels als
Bedingung erfüllt worden wäre. Aber Israel hat nicht Buße getan, und das
Ergebnis war, dass die Verheißungen und Segnungen entsprechend
ausgesetzt wurden. Und die Schöpfung "wartet von nun an"
möglicherweise nicht mehr mit der gleichen Hoffnung auf eine rasche
Erfüllung. Aber trotzdem haben diejenigen von uns, die Gottes weitere
Offenbarung glauben, nach Phil 3 die selige Hoffnung der exanastasis
(wenn sie zum "Entschlafen" gerufen sind), oder der "Berufung in den
Himmel" (wenn sie leben und übrigbleiben). Der Brief an die Römer schließt in einem
Postskriptum mit der Verheißung: "Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter
eure Füße treten in Kürze." Diese Versicherung muss sich zurückbeziehen auf die
ursprüngliche Verheißung aus 1Mo 3:15 und weist auf das Ende des "großen
Konfliktes der Zeitalter" hin, wenn sich alles erfüllt, was die
Propheten über diesen herrlichen Abschluss geredet haben. Damals konnte
man davon sprechen, dass es IN KÜRZE geschehen werde. Aber durch die anhaltende
Widerspenstigkeit Israels ist diese Hoffnung AUSGESETZT. Die Botschaft unserer Errettung Dennoch haben auch wir, die wir geglaubt haben,
nachdem wir das Wort der Wahrheit, die frohe Botschaft von unserer
Errettung, in der wir, da wir auch sie geglaubt haben, "versiegelt sind
durch den Heiligen Geist nach der Verheißung" die Verheißung einer
Erlösung, deren Erfüllung an keine Bedingung geknüpft ist, sondern die
jetzt, in jedem Augenblick, verwirklicht werden kann (siehe Eph
1:13.14). Die Erlösung der Menschheit von ihrem Seufzen harrt
seit alters her auf gewisse Bedingungen, die erfüllt sein müssen, und
gewisse Ereignisse, die stattgefunden haben müssen; aber unsere Erlösung
und Entrückung ist von nichts abhängig als vom "Ruf" dessen, in dem
"unser Leben verborgen" ist, und in dem wir jetzt gesegnet sind "mit
allem geistlichen Segen im Himmel," von woher der "Ruf" an uns ergehen
wird. Es sind noch andere Erscheinungen mit diesem Brief und seiner
besonderen Beziehung zu den Briefen aus der Gefangenschaft verbunden.
Zum Beispiel die Frage des Datums, wann er vollendet und von dem Apostel
in seiner endgültigen Form herausgegeben wurde. Das bemerkenswerte
Postskriptum (Röm 16:25-27) wurde mindestens fünf Jahre später
hinzugefügt, als der Brief (58 n.Chr.) begonnen worden war. Dieses
Postskriptum bezieht sich, wie wir mehrfach herausgestellt haben, auf
den zweifachen Dienst des Apostels das Evangelium von der Gnade Gottes, die zuvor in
den Schriften der Propheten verheißen war, und die Verwaltung des Geheimnisses von Christus und
der Gemeinde, das nicht Gegenstand einer Verheißung gewesen, aber dem
Apostel bekannt geworden war durch direkte Offenbarung von GOTT, wie er
im Epheserbrief schreibt. Die Röm 9-11 bilden einen beachtenswerten Abschnitt
und haben den Charakter eines Anhangs. Wenn Paulus diese Kapitel so spät
wie das Postskriptum hinzugefügt hätte, dann wäre ihr Zusammenhang mit
Apg 28:28 sehr einleuchtend. Chronologisch steht deshalb der Römerbrief
sowohl mit den früheren als auch mit den späteren Briefen im
Zusammenhang. Und seine tiefere geistliche Lehre ist die wahre Grundlage
für die späteren Briefe, wie wir mehrfach gesehen haben. Die Wende im Römerbrief Wir haben bereits gesagt, dass wir einerseits
erwarten können, die gleichen Hinweise auf die damals angenommene Nähe
der Erfüllung all der Prophezeiungen vorzufinden, die mit der
verheißenen Sendung des Messias einhergehen sollten, und andererseits
auch eine Weiterentwicklung in der dogmatischen Unterweisung, besonders,
da das Ende dieser Phase (der Apostelgeschichte) näher kam. Und das ist
auch der Fall. Das ist so stark der Fall, dass die Briefe an die Römer
und Epheser heute bei uns mehr als Abhandlungen denn als Briefe
betrachtet werden. Es sind die beiden einzigen Briefe, in denen Paulus
keinen Namen eines Mitarbeiters anführt; denn er hatte sein Evangelium
durch direkte Offenbarung von Gott empfangen, und das Geheimnis später
auf die gleiche Weise (Gal 1; Eph 3). In der kanonischen Ordnung stehen sie je einer
Gruppe voran: RÖMER - Korinther - Galater EPHESER - Philipper - Kolosser THESSALONICHER Korinther und Galater sind zwei unterschiedliche
Kommentare zu Römer, der eine praktisch, der andere dogmatisch.
Philipper und Kolosser sind zwei unterschiedliche Kommentare zu Epheser,
der eine praktisch, der andere dogmatisch. Aber chronologisch betrachtet sehen wir im
Römerbrief eine Entwicklung der Art, dass er mit dem Epheserbrief in
Verbindung kommt, und die beiden miteinander zu den zwei zentralen
Briefen der paulinischen Lehre werden, die genau vor und hinter der
Trennungslinie von Apg 28 stehen. Der Epheserbrief baut auf dem festen Fundament des
Römerbriefes auf. Schon 1907 haben wir gerade darüber geschrieben, so
dass es kein neues Thema von 1911-12 ist. Wir sagten damals: Epheser ist der Beginn des Geheimnisses und
entspricht Gottes Vorsatz, aber Römer ist die Grundlage des Geheimnisses
und entspricht dem menschlichen Fassungsvermögen dafür. Wenn wir das Geheimnis fassen wollen, müssen wir
daher beim Römerbrief beginnen, und nicht beim Epheserbrief. Und wenn
wir andere darin unterweisen wollen, dann dürfen wir Neubekehrten nicht
die ganze Wahrheit auf einmal überstülpen. In Epheser bekommen wir das große Geheimnis als
Ganzes vorgestellt, eben die Wahrheit, die das große und herrliche Haupt
im Himmel offenbart, und sich mit den irdischen Gliedern seines Leibes
befasst. Im Römerbrief bekommen wir die Grundlage und die
Bestandteile des Geheimnisses. Daher nennt es Paulus dort noch nicht das
Geheimnis, denn es ist nur dessen Grundlage, auf der das Dogma aufgebaut
ist. Wir wollen uns Röm 8 ansehen und die wunderbare
Beziehung dieses Kapitels und dieses Briefes zu den drei Briefen aus der
Gefangenschaft betrachten, in denen wir das Geheimnis direkt offenbart
vor uns haben." Röm 8:1-39: A Röm 8:1-4:
Grundlage der Wahrheit der Lehre des Epheserbriefes. Einst tot in
Übertretung und Sünde, aber jetzt lebendig in Christus. B Röm 8:5-13:
Grundlage der Wahrheit der Lehre des Philipperbriefes. Die praktische
Auswirkung des Fleisches in denen, die in Christus gestorben sind, seine
Auswirkung auf die Glieder. Christus in uns. B Röm 8:14-27:
Grundlage der Wahrheit der Lehre des Kolosserbriefes. EINST im sündigen
Fleisch, nun aber dem Fleische abgestorben; unser Trachten auf Christus
gerichtet, das Haupt, unsere Hoffnung der Herrlichkeit. A Röm 8:28-39:
Grundlage der Wahrheit der Lehre des Epheserbriefes. Der Vorsatz und die
Liebe Gottes zu uns in Christus, die uns zur Herrlichkeit
vorherbestimmen, vor Engeln, Mächten und Gewalten. Wenn wir Röm 8 sorgfältig im Licht des oben
Dargestellten lesen, werden wir sicher den wichtigen Punkt sehen: Das
achte Kapitel des Römerbriefes ist das starke Bindeglied zwischen den
früheren und späteren Briefen. Und es ist so aufgebaut, dass die
Grundlage der Wahrheit des Geheimnisses sich 'im inneren Menschen'
erfassen und 'geistlich wahrnehmen' lässt. Erst wenn wir die Wahrheit
von Röm 8 gemeistert haben, werden wir fähig sein, die aktuelle
Erklärung dessen zu verstehen, was das Geheimnis nach Gottes Sinn und
Absicht eigentlich IST, wie es in den Briefen an die Epheser, Philipper
und Kolosser dargestellt wird. Gewiss sollten wir diese grundlegenden Wahrheiten
des Römerbriefes lehren, kann doch die Offenbarung des Geheimnisses ohne
sie nicht als Dogma angenommen oder als geistliche Realität erkannt
werden. Wenn einmal die grundlegende Lehre von Röm
5:12-8.39 erkannt, und ihr Verhältnis zum Geheimnis wahrgenommen wurde,
dann lassen sich alle anderen Briefe in ihrer zeitlichen Reihenfolge
verstehen und man sieht plötzlich ihre Stellung und Lehre im Verhältnis
zu den beiden großen, zentralen und dogmatischen Briefen, Römer und
Epheser. Der Korintherbrief zeigt einen Rückfall im
praktische Glaubensleben, weg von der Lehre des Römerbriefs; das zeigt
sich darin, dass sie mit sich selbst und ihren Lehrern beschäftigt sind.
Es kostet sie Mühe, Spaltungen zu vermeiden (1Kor 1-3). Galater zeigt einen dogmatischen Rückfall, weg von
Evangelium der Errettung, das Paulus im Römerbrief zeigte. Der Römerbrief, der die Frühbriefe abschließt,
korrigiert was falsch ist, legt die wahre Grundlage für das 'Evangelium
der Gnade Gottes' und bereitet den Weg für das 'Evangelium von der
Herrlichkeit Christi' und die Offenbarung des Geheimnisses. Er entfaltet
das, greift darauf zurück und lehrt es in den späteren Briefen aus der
Gefangenschaft. 2Tim 1:15 kennzeichnet den Anfang der gegenwärtigen
Not der Abwendung von Paulus und seiner Lehre. Alles war in Ordnung, so
lange man sich in Ephesus an die Lehre des Apostels hielt. Aber sobald
man sich von Paulus und seiner Lehre über das Geheimnis abwandte,
begannen die Schwierigkeiten, und der schrittweise Abfall ist klar
erkennbar im zweiten Brief an Timotheus, der in Ephesus wohnte und
deshalb genau Bescheid wusste. Der Verlust dieser kostbaren Wahrheit war der
Beginn des Verfalls in Leben und Lehre in der Gemeinde, die bis zur
Finsternis des Mittelalters führte. Nur in der Rückkehr zur Lehre des Epheserbriefes
und zu deren Grundlage, die sich im Römerbrief findet, und im
Wiedergewinnen der Wahrheit des Geheimnisses kann die Gemeinde
wiedererlangen, was sie in Leben und Lehre verloren hat. Es war nicht durch neue Methoden im Amt, neuen
Moden im Gottesdienst oder neue Theologie auf der Kanzel oder irgend
solche modernen Notbehelfe geschehen, dass die Heiligen dazu angeleitet
wurden, sich selbst als solche zu betrachten, die 'mit eingesetzt im
Himmel in Christus Jesus' sind (Epheser), die 'die Kraft seiner
Auferstehung erkennen' (Philipper), oder die erkennen können, dass sie
'in Christus vollkommen' sind (Kolosser). Es war die Auswirkung der kostbaren Wahrheit dieser
Briefe, deren Grundlage bereits im Römerbrief offenbart worden war. Das Geheimnis erfordert, dass die Heiligen sich
zusammengehörig sehen, wie die Glieder eines Leibes, aber da dieser
Bestandteil des Geheimnisses in den Römerbrief nicht Eingang fand, so
fehlt ein Element, und deshalb ist das Geheimnis selbst im Römerbrief
nicht Lehrgegenstand. Der Zusammenhang von Haupt und Gliedern des Leibes
wird gar nicht erwähnt. Röm 8 ist das Verbindungsglied dieses Briefes mit
der höheren und späteren Offenbarung der Wahrheit, die in den Briefen an
die Epheser, Philipper und Kolosser gelehrt wird; denn der Brief an die
Römer geht zeitlich den Briefen aus der Gefangenschaft unmittelbar
voraus. Wenn wir das Geheimnis dieser letzteren Briefe
kennen, dann sehen wir, dass Röm 8 die dogmatische Grundlage enthält,
auf der die Wahrheit des Geheimnisses beruht, ohne die man es weder
subjektiv begreifen noch sich darüber freuen könnte.“ Um das Geheimnis (aus dem Epheser-Brief) als
geistliche Realität zu verstehen, müssen wir die wesentlichen Grundlagen
der paulinischen Lehre betrachten. Grundlage der paulinischen Lehre Was waren eigentlich diese Grundlagen der
paulinischen Lehre? Paulus als dem Apostel der Nationen war eine
heilsgeschichtliche Schau anvertraut worden: Die Verwaltung des
Geheimnisses, "das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern"
(Kol 1:26), "verborgen war in ihm, der alles geschaffen hat" (Eph 3:9).
Deshalb ist es einleuchtend, dass es in den inspirierten Schriften
dieses auserwählten Werkzeugs tiefe Dinge gibt von Gott, und schwer zu
verstehen, wie wir unsern Leser schon bewusst gemacht haben. Nun hat er nicht nur von den "Tiefen Gottes" mehr
mitzuteilen als andere Autoren (Anm. d. Ü.: der neutestamentlichen
Bücher), sondern auch von den anderen und mehr grundlegenden Elementen,
die mit der Wahrheit von Gott über Christus zusammenhängen; und
mangelndes Erkennen dieses letzteren Punktes kann die Ursache des
Fehlers sein, dass unterschiedliche Aspekte der Wahrheit, die uns in der
Heiligen Schrift bei Paulus und Johannes gegeben ist, verwechselt oder
vermischt werden. Zum Beispiel: Die neue Geburt und die zwei Naturen
im Gläubigen. "Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich," ist
eine tiefere Wirklichkeit von größerer Vollkommenheit als wieder geboren
zu sein (oder eigentlich 'von oben gezeugt'). Es bedeutet, einer neuen
Schöpfung anzugehören, nicht nur wieder in diese Schöpfung hinein
geboren, sondern in einem geistlichen Leben zu sein, wo Christus ist,
denn "euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott" (Kol 3:3). Nur in den Briefen des Paulus wird uns gesagt, wir
sollen uns als mit Christus gestorben ansehen - das bezieht sich auf
unsere ganze Persönlichkeit in dieser Welt, in dieser Schöpfung; nicht
nur tot für unsere alte Natur, oder das böse Prinzip in uns. "Unser
alter Mensch" oder "der alte Mensch" in den Schriften des Paulus
schließt mehr ein, als in der mehr allgemeinen Wendung von den "zwei
Naturen im Gläubigen" zum Ausdruck kommt. "Unser alter Mensch" bedeutet
nicht nur die "Sünde" als Natur oder Prinzip in uns, sondern meint unser
ganzes, vergangenes, kreatürliches Leben, wie es uns von Adam und Eva
überkommen ist. "Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar
tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit
willen" (Röm 8:10) Das ist eine viel tiefere fundamentale Wahrheit für
den Glauben als Erkenntnis und Verurteilung unserer bösen Natur oder
"Sünde" in uns. Alle, die glauben, was Johannes in seinen Schriften
lehrt, können die Wahrheit der zwei Naturen akzeptieren; aber das
Geheimnis ist in den Schriften des Johannes nicht offenbart. "Ihr müsst
von neuem geboren werden" ist nicht nur jetzt wahr, sondern bleibt
gültig, auch wenn Hes 36 erfüllt und das tausendjährige Königreich
gekommen sein wird. Aber wird das Geheimnis von "Christus und der
Gemeinde," von dem Paulus schreibt, dann eine erfüllte und vollendete
Tatsache sein? Heute ist "mit ihm gestorben" mehr als "von neuem
geboren" zu sein; denn wer mit ihm gestorben ist, wird mit ihm
herrschen; und hier ist es, wo Glaube und Glaubens-Gehorsam
hereinkommen, wie in dem Postskriptum an die Römer. Gott beim Wort zu
nehmen und zu glauben, was er uns in Christus verheißt, bedeutet nicht
nur freigesprochen und erlöst zu sein vom Gericht, sondern es bedeutet
auch, dass der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet wird, wie uns der
Brief an die Römer lehrt. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus
weiß, wie viele Sünder aus den Heiden seine frohe Botschaft glauben, das
"Evangelium von seinem Sohn" (Röm 1:1.3). Er weiß, wie viele sich von
ganzem Herzen als mit Christus gestorben betrachten, nicht nur in Bezug
auf das böse Prinzip oder die Sünde in ihnen, sondern auch als tot im
Sinne der verdorbenen kreatürlichen Existenz und tot für die Welt
überhaupt. Das Gesetz der Sünde und des Todes bedeutet mehr als "Sünden
und Sünde." Röm 5:12 redet von dem "Gesetz der Sünde und des
Todes" und von der Verfehlung in Verantwortlichkeit im kreatürlichen
Leben, wie es von Adam und Eva auf uns gekommen ist, also nicht nur von
"Sünde" im Gläubigen, wovon Johannes schreibt. "Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in
Christus Jesus," macht den, der (im Glauben) mit Christus gestorben ist,
"frei von dem Gesetz der Sünde und des Todes." Die Gerechtigkeit oder
Rechtfertigung des Lebens (dikaiosis) bezieht sich nicht nur auf
"Sünden," sondern auf dieses "Gesetz der Sünde und des Todes." Es geht
nicht um eine "Übertretung des Gesetzes" (parabasis nomou), sondern um
die Sünde und den Tod, die seit Adam und Eva zu allen ihren Nachkommen
durchgedrungen sind. Solange man in Röm 5:12-8.39 Sünde, Verdorbenheit
und Tod nicht in ihrer untrennbaren Verbindung mit unserer Leiblichkeit
sieht, sondern meint, es handle sich hier nur um "Sünde" und "Sünden",
solange hat man nur eine defekte und unvollständige Grundlage für die
tiefere Lehre von dem Geheimnis, die Paulus im Epheserbrief darlegt. Gerade hier liegt der große Fehler in der Auslegung
des Römerbriefes, der die (in vieler Hinsicht) ausgezeichneten Lehren
von "Brüdern" schmälert. Leider (!) zeigen viele, die unter ihr
dogmatisches System verfallen sind, und sagen, sie "kämen von Römer
sieben her," dass sie sich nie wahrhaft da hinein vertieft haben. Wenn "das Gesetz der Sünde und des Todes" die tiefe
und demütigende Erfahrung ist (zu der der Geist leitet), und außer der
Sünde IN der Schöpfung auch deren Verderbtheit INSGESAMT verstanden
wurde, und dazu die zwei Naturen in dem Gläubigen, dann sind wir, die
wir an Gott glauben, tatsächlich gestorben und auferstanden mit
Christus, und Christus ist allein unser Leben. Christus als die
"Hoffnung der Herrlichkeit" ist mehr als "wiedergeboren" zu sein. Die
Behauptung, alle Wiedergeborenen seien in der Position, in die (nach Eph
4) uns Gott berufen hat, ist deshalb ein Verlassen der äußerst wichtigen
und grundlegenden Lehre aus Röm 5:12-8.39, und damit ein Abweichen von
der Schrift. Beim Studium des Römerbriefs müssen wir auch daran
denken, dass hier nicht davon die Rede ist, wie der an Christus Gläubige
gerechtfertigt wird, sondern wie und auf welche Weise Gott eine
Schöpfung voller Sünde und Verworfenheit rechtfertigt. Was Christus für
die Gläubigen ist, das finden wir in 1Kor 1:30 und anderswo. Aber im
Römerbrief finden wir die Rechtfertigung Gottes für den Sünder, der sich
auch bewusst ist, dass er eine verlorene und verdorbene Kreatur ist. Es bleibt also nicht nur dabei, dass Gott uns
vergibt und freispricht von unseren vergangenen Sünden, wenn wir das
Evangelium von seinem Sohn glauben, sondern "wer gestorben ist, der ist
frei geworden von der Sünde." So sind wir, die wir Gott glauben und uns
selbst (nicht nur unser alte Natur) als "mit Christus gestorben"
betrachten, durch den Glauben und im Glauben frei gemacht vom "Gesetz
der Sünde und des Todes." Und durch den Glauben (und die Gnade) erfreuen
wir uns der "Rechtfertigung, die zum Leben führt." So sind wir in einer
neuen Schöpfung, wir sind in Christus, und "unser Leben ist verborgen
mit Christus in Gott". Das ist unsere geistliche Stellung in dem
"Reichtum seiner Gnade." Der Geist Gottes inspirierte den Apostel Johannes,
sein Evangelium und seine Briefe erst Jahre nachdem der Dienst des
Paulus beendet war zu schreiben. Am Ende des zwanzigsten Kapitels in
seinem Evangelium sehen wir, dass allen, die glauben, was darin über
Christus geschrieben ist, durch den Glauben "das Leben" verheißen ist.
Wir können also nicht behaupten, es gäbe kein "Leben" außer durch das
Lesen der Schriften des Paulus. Aber Gottes Weg nach Kanaan führte durch das
"Gebirge der Amoriter," obwohl er achtunddreißig Jahre später die Kinder
der Rebellen durch den Jordan hinein brachte. Wir fragen wieder: Warum
war Gott "zornig vierzig Jahre lang" (Hebr 3:17) über diese Generation?
Weil sie ihm nicht glauben wollten. An Gott glauben heißt, ihn beim Wort nehmen (durch
seine Gnade und sein Ziehen). Kann man Gott tatsächlich glauben und beim
Wort nehmen, wie es im Epheserbrief steht und uns von seiner großen
Liebe und wunderbaren Verheißung in Christus redet, es sei denn, dass
wir zuerst alles glauben, was er uns im Römerbrief sagt vom Kreuz und
vom Tod und dem kostbaren Blut Christi? Ist es nicht sowohl eine "Berufung in den Himmel"
wie auch eine Erlösung und ewiges Leben, was er dann (nachdem er den
Brief an die Römer geschrieben hatte) für unseren Glauben festgehalten
hat? Der Weg "durch das Gebirge der Amoriter" ist noch nicht versperrt! Das will besagen: Israels Entscheidung, als nur
zwei Männer (Josua und Kaleb) Gott vertrauten (5Mo 1:19-32; 4Mo
14:1-11), ging noch einmal vor sich, während der vierzigjährigen
Zerstreuung Israels, als ihnen wieder der Weg durch das Gebirge nach
Kanaan, ohne über den Jordan, den Fluss des Todes, gehen zu müssen, in
1Thes 4 im Glauben freigegeben war. Wieder hat das Volk ihn abgelehnt
durch die Regierenden im Land (Apg 2), und durch die jüdische Gemeinde
in der Diaspora in Rom (Apg 28). Und heute, in unserer Zeit, haben wir die Anwendung
dieser Vorbilder, die zu unserer Unterweisung geschrieben sind. Wir
stehen vor einer ähnlichen Entscheidung. Während die Verwirklichung des
Vorbilds durch Israel ausgesetzt ist, sind wir heute an unserem
Kadesch-Barnea. Wir haben eine kostbare Offenbarung eines Weges - nicht
durch ein irdisches Gebirge, aber einen himmlischen Weg - durch eine
Berufung in den Himmel, nicht um ein irdisches Kanaan, sondern um den
Himmel selbst zu erreichen, wo wir bereits unser Bürgerrecht haben (Phil
3:20.21). Gott hat uns das für unsern Glauben in den Briefen
aus der Gefangenschaft offenbart; und die Frage ist, ob wir Gott
vertrauen wollen. Viele glauben an Gott, und ihre Zahl wächst. Aber die
übergroße Mehrheit auch derer, denen es gesagt wurde, sind wie die
Mehrheit der Kundschafter, und lehnen es ab, zu glauben, was er später
offenbart hat; und wie in alter Zeit sind es zehn, die gegen die zwei
stehen. Was Gott über ihren Unglauben denkt, kann man den Worten aus Ps
95:8-11 entnehmen, der zumindest jede Woche in allen englischen Kirchen
gesungen wird. (Lesen Sie das bitte in Verbindung mit Hebr 3:7-19). Wir wollen uns nicht durch die übergroße Mehrheit
irre machen lassen, auch wenn wir wie Josua und Kaleb nur zu zweit sein
sollten! Josua und Kaleb kamen beide in das verheißene Land und freuten
sich daran. Ebenso sollen auch wir sein: Einige werden entschlafen und
doch eine exanastasis haben, eine Voraus- und Ausauferstehung, und
andere werden durch eine "Berufung in den Himmel" das herrliche Land
erreichen, wo unser Bürgerrecht bereits besteht, und wohin wir nach
unserm Erlöser ausschauen, dass er uns zu sich hole. So sollte klar geworden sein, dass die Lehre des
Römerbriefs die notwendige Grundlage war für eine solche "selige
Hoffnung", weil dadurch für unsern Glauben offenbart wurde, wie unser
Gott und Vater uns alle gerechtfertigt hat, und uns tüchtig gemacht hat
zu dem Erbteil der Heiligen im Licht (Kol 1:12), und uns so begnadet hat
in dem Geliebten. Schluss des Römerbriefes Wir können unser Anmerkungen zum Brief an die Römer
nicht beenden, bevor wir versucht haben, der Schwierigkeit mit dem
Rühmen oder Lobpreisen zu begegnen, mit der er in Röm 16:25-27
abschließt. Es ist offensichtlich, dass es sich nicht nur um
einen Segensgruß handelt, wie er sonst am Schluß von Briefen steht, oder
wie in den Versen Röm 16:20.24. Es ist auch klar, dass ein Lobpreis
nicht Bestandteil der Lehre des Briefes ist. Es ist ein Rühmen der
Herrlichkeit Gottes für das, was zu tun er die Macht hat, und was er
offenbart hat. Mehr als das wird hier nicht ausgesagt oder gelehrt. Das
muß an geeigneter Stelle geschehen, nämlich in dem Brief, den er als
nächsten geschrieben hat an die Epheser. Wir wollen jetzt zeigen, wie die Einbeziehung
seines Lobpreises hier den Ausgangspunkt und eigentlich auch den
Ausblick auf den Brief bildet, den er als nächsten geschrieben hat. Der
Römerbrief ist die Saat und der Epheserbrief die Frucht; beide stehen in
der chronologischen Anordnung genau in der Mitte der Paulinischen
Briefe. Allgemein ist bekannt, dass die Schlussverse des
Römerbriefs Schwierigkeiten bereiten, die noch verstärkt werden durch
die Randbemerkungen in der "Revised Version" (R.V. eine revidierte
Ausgabe der King-James-Bibel). Manche Gelehrte, wie Dean Alfort, die
Bischöfe Lightfoot und Gore ebenso wie Dr. Hort, haben darüber
geschrieben. Das brauchen wir nicht zu wiederholen. Aber wir wollen hier
einen Teil dessen anführen, was wir 1909 an anderer Stelle geschrieben
haben. Wir geben das hier wieder, um zu zeigen, dass wir die Frage nicht
selber aufgeworfen haben, sondern die Beschaffenheit der
Original-Manuskripte hat unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Zum Teil handelt es sich um Urkundenbeweise und zum
Teil um interne Beweisführung; auf jeden Fall aber hat es gar nichts zu
tun mit der Bibelkritik oder ihren Methoden. Viele der ältesten Übersetzer und Ausleger wussten
um eine Schwierigkeit, die sie unterschiedlich zum Ausdruck bringen,
aber mit einem Kommentar konnten sie das natürlich nicht. Somit ist die
Frage nicht von uns aufgeworfen worden. Jeder, der auf die Original-Manuskripte
zurückgreift, muß erkennen, dass hier eine Schwierigkeit vorliegt; und
wenn wir sie angehen, dann geschieht das nicht wegen einer speziellen
Auslegung, sondern um eine Lösung zu finden, die dem Wort selbst die
Ehre gibt. Wenn dabei andere Schwierigkeiten aufgelöst werden und unsere
eigene Interpretation unterstützt wird, kann uns das nur recht sein. Es gibt keinen Zweifel an der Echtheit oder
Glaubwürdigkeit dieser Verse; das muß eindeutig verstanden werden. Die
Beweise dafür sind überwältigend. Aber die Schwierigkeit existiert, und
man muß ihr Rechnung tragen. Die Tatsachen sind: Der Lobpreis selbst steht in den verschiedenen
Manuskripten an unterschiedlichen Stellen. In über 190 Manuskripten steht er nach Röm 16:23. In zwei oder drei Manuskripten fehlt er ganz. In einem ist nach Röm 16:24 ein Zwischenraum
gelassen und in einem andern nach Röm 16:23. In einigen Manuskripten steht er an beiden Stellen. Sogar in Manuskripten, die den Lobpreis enthalten,
wie in der "Authorized Version" (A.V. Die autorisierte Version der
King-James-Bibel) ist der Segensgruß in Röm 16:24 weggelassen. Diese
Variante liegt in der "Revised Version" (R.V.) vor. All das liefert überwältigenden Beweis für die
Genauigkeit des Textes, wie er in der A.V. bewahrt ist, und zeigt uns,
dass alle Aufregung unter den Übersetzern und Auslegern daher kam, dass
die Wahrheit des Geheimnisses lange Zeit verloren war, und weil man den
Vorschlag nicht angenommen hatte (den wir nicht als erste gemacht
haben), dass der Lobpreis später angefügt worden sei. Selbstverständlich hat ungläubige Bibelkritik alle
oben angeführten Fakten gegen die Echtheit des Lobpreises ins Feld
geführt; und zu ihren Angriffe kamen noch nahezu beleidigende
Behauptungen. Aber allen diesen Theorien steht hartnäckig die Tatsache
des Urkundenbeweises entgegen. Alles andere ist nichts als Wunsch und
Laune von Kopisten, die nicht kapierten, was sie kopierten. Der passende und unveränderliche Abschluss eines
Briefes ist der Segensgruß ("Die Gnade unsers Herrn" usw. mehr oder
weniger ausführlich), und nicht ein Lobpreis. Denn wenn es einen
Lobpreis gibt, steht er immer danach. In vier Briefen gibt es einen
Lobpreis außer dem Segensgruß, nämlich Philipper, 1. und 2. Timotheus
und Römer. Aber außer im Römerbrief kommt der Segensgruß immer zuletzt.
Siehe Phil 4:20; 1Tim 6:15.16; und 2Tim 4:18. Wenn der Lobpreis im Brief an die Römer nicht ein
Postskriptum wäre (wie wir vorschlagen), dann würde es die einzige
Ausnahme von dieser Regel bilden, die sich in allen anderen Briefen
finden lässt, denn wir haben den Segensgruß (Röm 16:20), dann einen zweiten Segensgruß (Röm 16:24), der nach unserer Überzeugung bereits ein
Postskriptum darstellt, das zur Ergänzung und zum vollständigen
Abschluss des Briefes notwendig ist. Aber dann folgt nach dem allen noch
ein Lobpreis, der den Brief wieder eröffnet, indem er einen ganz neuen
Gegenstand einführt, und so endet der Brief ganz anders als alle
anderen, die der Apostel geschrieben hat. Unsere Vermutung, dass das eine spätere Hinzufügung
von der gleichen Hand ist, die den Brief geschrieben hat, erklärt sofort all die oben angeführten Fakten, zeigt die Ursache ebenso wie die Grundlosigkeit der
verschiedenen Versuche, den Text abzuändern, vervollständigt die vorzügliche Struktur des
gesamten Briefes, die wir unten zeigen werden, und wirft ein Fülle von Licht auf die Lehre, die daraus
folgt. Dieser letzte Punkt wird wahrscheinlich größten
Widerspruch hervorrufen, denn es wird mehr Widerstand geben wegen der
daraus zu ziehenden Schlüsse, als wegen des Vorschlags selbst. Er liefert zusätzliche Bestätigung der Tatsache,
dass Paulus nicht beauftragt war, die Wahrheit des Geheimnisses zu
Papier zu bringen, bevor er als Gefangener in Rom war. Er widerspricht nicht der Tatsache, dass die
pfingstliche Phase, die in der Apostelgeschichte festgehalten ist, in
sich geschlossen war. Die Auslegung des Briefes stimmt mit der anderer
Frühbriefe (Thessalonicher, Korinther, Galater) überein, die nicht über
den Rahmen der Apostelgeschichte hinaus gehen, insofern nämlich, als
"Gaben" und "Verordnungen," die nur in diesen Frühbriefen und in der
Apostelgeschichte erwähnt sind, allein in diese Phase gehören, die eine
Zeit der Kindheit darstellt, als alles noch "Stückwerk" war; und auch
insofern, dass alles, was "Stückwerk" war, aufhören sollte, sobald das
Vollkommene kommen würde. Das Vollkommene kam bald nachdem der Apostel
in Rom eingetroffen war, und ist für uns in den späteren Briefen des
Paulus aus der Gefangenschaft enthalten. Alles, was in den Frühbriefen
als der vollkommene Stand dargestellt ist, speziell Röm. 1-8, bleibt für
uns nicht nur gültig, sondern ist die Voraussetzung des Vollkommenen der
Gefangenschaftsbriefe. Aber jetzt zurückzugehen vom Vollkommenen zum
Stückwerk, das ist für uns ein großer Fehler, bei dem wir viel
verlieren. Und das unter dem Eindruck zu tun, wir würden damit das Wort
ehren, ist ein noch größerer Fehler, der weithin viel Verwirrung
stiftet. Das Wort insgesamt ist vollkommen klar und einfach,
und nur unsere traditionellen Überzeugungen haben all diese
Schwierigkeiten geschaffen. Wenn diese Überzeugungen mit eingebracht und
quasi zum Bestandteil des Wortes selbst gemacht werden, ist die
Verwirrung vollendet und ausweglos, bis wir das Licht finden, das uns
heraushilft. Wir behaupten, dass unser Vorschlag über den
Lobpreis das Phänomen gänzlich erklärt, die Schwierigkeiten ausräumt,
und zeigt, dass die verschiedenen Ausleger unnötigerweise beunruhigt
waren. Und wäre die Wahrheit des Geheimnisses nicht längst
verloren gegangen, bevor die ältesten Manuskripte entstanden, dann wären
die Übersetzer und Ausleger gar nicht erst so verblüfft gewesen.
Andererseits sind wir, gerade weil wir diese Wahrheit wiedergefunden
haben, dazu geführt und befähigt worden, die Tauglichkeit der einfachen
Lösung zu sehen, die das alles harmonisiert, und das Griechisch der
ältesten Manuskripte von Röm 16 genau beibehält, wie es auch in der A.V.
wiedergegeben (nicht die R.V., denn die läßt den Segensgruß in Röm 16:24
weg) ist. Nur wer die Mittel und Wege der Bibelkritiker nicht
richtig verstanden hat, kann annehmen, wir würden hier ihre Methoden
anwenden. Sie vermuten Dinge, die Schwierigkeiten erzeugen, anstatt sie
zu beseitigen, und entwickeln ihre Lehren aus eigenen Vorstellungen,
ohne Rücksicht auf Schriftbelege. Wie wirkt sich der Vorschlag auf die
Struktur des Römerbriefes aus? Die Struktur wird nicht beeinträchtigt,
sondern vervollkommnet. Wir haben: A
Röm 1:1-6: Das Evangelium, immer
offenbart, nie verborgen. B
Röm 1:7-15: Brieflicher Teil C a
Röm 1:16 - Röm 8:39:
Dogmatik b
Röm 9:1 - Röm 11:36:
Heilsgeschichte C a
Röm 12:1 - Röm 15:7:
Praktisches b
Röm 15:8-12:
Heilsgeschichte B
Röm 15:13 - Röm 16:24: Brieflicher Teil A
Röm 16:25-27: Das Geheimnis, nie
offenbart, immer verborgen. Offensichtlich wäre ohne den Lobpreis (Röm
16:25-27) der Aufbau des ganzen Briefes unvollständig. Er muss entweder
Teil des ursprünglichen Briefes gewesen sein, dann würde er die ganze
heilsgeschichtliche Lehre umstoßen, oder er muss später hinzugefügt
worden sein, nach der Ankunft des Apostels in Rom, um die Struktur zu
vervollständigen, dann stößt er nichts um. Aus all dem geht hervor, dass der Lobpreis als Teil
des ursprünglichen Briefes, wie ihn der Apostel abgeschickt hatte, fehl
am Platz wäre. Seinen richtigen Platz findet er dagegen, wenn Paulus ihn
hinzugefügt hat, als er in Rom unter denen weilte, an die er ihn
gesendet hatte. Der Brief selber war schon vor ihm dort; und als dann
die Zeit zur Niederschrift der Offenbarung des Geheimnisses auf die
Pergamente des Apostels (2Tim 4:13) kam, kann er den Lobpreis
hinzugefügt haben, so dass der zugleich den inspirierten Abschluss des
Römerbriefs und die inspirierte Einführung zum Epheserbrief bildet. So wurde der Brief an die Römer unter der Leitung
des Heiligen Geistes zu einer Abhandlung erweitert einer Abhandlung, die
uns eine vollständige Entwicklung oder Entfaltung des Evangeliums Gottes
von seinem Sohn bietet. Inhaltsverzeichnis 1 III. Die Apostelgeschichte 1.1 Der Dienst des Paulus an den Heiden 1.1.1 Aufhören der Wunder und Zeichen 1.1.2 Lücke in der Kirchengeschichte 1.1.2.1 Folgen der Geschichts-Lücke 1.2 Das Zeugnis der Schrift III. Die Apostelgeschichte Historisch und heilsgeschichtlich betrachtet Die
Schriften von Professor Ramsay, in denen er die Echtheit und
Zuverlässigkeit dieses bedeutenden und einzigartigen Buches der Heiligen
Schrift hervorhebt und bestätigt, und dazu die jüngeren Bezugnahmen
darauf in der Chronologie des Neuen Testaments von Professor Harnack,
sind interessant, weil sie aus der Sicht moderner Bibelkritik den
Theologen allgemein einen umso größeren Dienst tun, als sie helfen, die
Aufmerksamkeit auf das merkwürdige und weitverbreitete Missverständnis
über den wahren Sinn der Apostelgeschichte zu lenken, die das letzte
geschichtliche Buch der Heiligen Schrift ist. In den vier Evangelien erfahren wir in schlichten
und zu Herzen gehenden Worten von der Ablehnung und Kreuzigung des
wahren Königs von Israel, des treuen Knechts und Propheten Jahwes, des
demütigen und doch herrlichen Menschensohns und des ewigen Sohnes des
lebendigen GOTTES. Diese Ablehnung wird bei den Synoptikern durch eine
Reihe historischer Ereignisse dargestellt, während Johannes in seinem
Evangelium das ernste und folgenschwere Ergebnis seiner Fleischwerdung
am Beginn mit den Worten zusammenfasst: "Er kam in sein Eigentum; und
die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Joh 1:11). Historisch betrachtet haben die vier Evangelien
eine tiefe Bedeutung, wenn wir den vollen Gehalt des Ausdrucks "das
Evangelium von der Gnade Gottes" richtig verstehen. Diesem Ausdruck
begegnen wir in Gottes Wort nicht vor dem zwanzigsten Kapitel der
Apostelgeschichte, Apg 20:24. Tatsächlich kommt das Wort "Gnade" in den
beiden ersten Evangelien kein einziges Mal vor, während es bei Lukas und
Johannes nur verwendet wird, um zu zeigen, was der Mensch zurückweist,
wenn er Christus ablehnt. "Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben, die
Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Gottes geliebter Sohn kam und wohnte unter uns,
aber der Mensch hasste ihn und den Vater, der ihn aus Gnade und Erbarmen
gesandt hatte. Die vier Evangelien heben hauptsächlich die gute
Nachricht Jesu Christi über GOTT hervor, während wir in den Briefen für
diese gegenwärtige Zeitspanne die gute Nachricht über CHRISTUS haben,
das ist "das Evangelium von der Gnade GOTTES" in seinem Sohn. Aus historischer Sicht ist es mit der
Apostelgeschichte ebenso. Da haben wir nicht nur das Kommen des Heiligen
Geistes auf Israel, samt den mitfolgenden Zeichen, wie bei Joel, sondern
auch den ernsten Bericht von der Zurückweisung des Geistes und der
Wiederkunft oder parousia, was als Angebot mit wunderbaren Zeichen
verbunden war. Damit sollte das Königreich des auferstandenen Christus,
diese "Zeit der Erquickung," eingeleitet werden, die für Israel und die
ganze Welt erst kommen kann, wenn die "Blindheit" von dem auserwählten
irdischen Volk genommen wird. Stephanus bezeugt: "Ihr widersteht allezeit dem
heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. Welchen Propheten haben
eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten
das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden
seid" (Apg 7:51.52). Wir wollen bemerken, dass einige Dinge, die in der
Apostelgeschichte berichtet werden, aufhörten, als dreiunddreißig Jahre
vergangen waren, eine einzigartige Zeitspanne in oder zwischen den
heilsgeschichtlichen Phasen, deren besondere Eigenart bisher nicht
genügend herausgestellt wurde. Ebenso wie Israel den angebotenen Christus
vorsätzlich zurückgewiesen hatte, der für "die beiden Häuser Israels"
ein Stein des Anstoßes war, so geschah es auch mit dem Angebot, das vom
Heiligen Geist durch Petrus erging, dass, wenn es eine nationale Buße
des Teiles der Juden von Juda und Israel gäbe, der in der Zerstreuung
lebte, diese "Zeit der Erquickung" kommen, und Gott den senden würde,
"der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus" (Apg 3:19-21). Stephanus sah ihn "zur Rechten Gottes stehen" (Apg
7:56). Denn er hatte noch nicht Platz genommen, um zu warten, "bis seine
Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht werden" (Hebr 10:13). Die Apostel Paulus und Barnabas gingen zuallererst
in die Synagogen der Juden. Das griechische Wort für "Synagoge"
erscheint in der Apostelgeschichte zwanzigmal, aber kein einziges Mal in
den Briefen des Paulus. Das Urteil von der Blindheit Israels, in Jes 6
geweissagt (das geschah siebenhundert Jahre vor diesem entscheidenden
Punkt in der Geschichte Israels), stand nahe vor dem auserwählten Volk.
Der Herr selbst hatte zweimal auf diese Blindheit als Gericht Bezug
genommen, aber es war dem Apostel Paulus vorbehalten, in den Fußspuren
Jesajas wandelnd, zu sagen: "Hier bin ich, sende mich" (um die ernste
Botschaft zu überbringen). Als er in Rom war, wandte er sich zum letzten
Mal an die Juden als Gesamtheit. Dann ging er nicht mehr in ihre
Synagogen. Er führte dieses "eine Wort" an dieses ernste Urteil von der
Blindheit, die nun seit bald zweitausend Jahren diesem immer noch in
Auflehnung und Unglauben verharrenden Volk die Augen verdunkelt und die
Herzen verhärtet hat. Der Apostel hatte sie bereits in der Synagoge von
Antiochien in Pisidien gewarnt (Apg 13:46), "da ihr es aber von euch
stoßt, und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens, siehe,
so wenden wir uns zu den Heiden" (das war nur lokal, nicht national, wie
man aus Apg 14:1 sieht. Man vergleiche Apg 18:6 mit Apg 18:19 und
beachte den Gegensatz dazu in Apg 28:28). Damals geschah das, was Gott
gesagt hatte: "Ich will sie wieder reizen durch ein Nicht-Volk, durch
ein gottloses Volk will ich sie erzürnen" (5Mo 32:21). Nun, als sich das
erfüllte, baten sie um das Vorrecht, am folgenden Sabbat noch einmal
allein diese gute Nachricht zu hören von der angebotenen Wiederkunft
Christi und vom Kommen der Zeit, von der geweissagt war, dass das
Königreich Davids wiederhergestellt würde, aber die Heiden würden
teilhaben an den Segnungen, wie geschrieben steht: "Preiset ihr Heiden
sein Volk" (5Mo 32:43). Der Dienst des Paulus an den Heiden "Der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden" wurde,
nachdem er diesen Urteilsspruch aus Jes 6 verkündet hatte, in seiner
Gefangenschaft in Rom geistlich weitergeführt. Er wurde bald darauf zu
den tiefgründigsten Büchern der ganzen Heiligen Schrift inspiriert, den
Briefen an die Epheser, Philipper und Kolosser Weissagungen von Gott,
die die tiefste Wahrheit über Christus und die Gemeinde enthalten, das
Geheimnis, das verborgen war seit alters. Darauf gibt es in der
Apostelgeschichte keinen Hinweis. Die einzigartige Übergangszeit "die Generation" von
der die Apostelgeschichte berichtet, war zu Ende, ehe die Briefe aus der
Gefangenschaft geschrieben wurden. Wenn also beteuert wird, "die
Gemeinde begann zu Pfingsten," dann müssen wir daran erinnern, dass
Pfingsten zuerst ein jüdisches Fest war, nach 3Mo 23:15; und können
nicht zulassen, dass diese auf einen Teil bezogene Wahrheit eine falsche
Anwendung tragen soll. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die
Offenbarung des Geheimnisses, das "verborgen war" in Gott, nicht
bekanntgemacht wurde, bevor die früheren Phasen vorüber waren* und der
Zeitabschnitt, den die Apostelgeschichte unfasst, bildete die
abschließende Epoche dieser früheren Zeiten, bevor nämlich die
gegenwärtige Zeitspanne der Gnade begann Christus, "die Hoffnung der
Herrlichkeit." Dieses Geheimnis, den Heiden verkündigt (Eph. 3, 8),
enthält eine tiefere und völligere Offenbarung des "Evangeliums der
Herrlichkeit," als die Apostelgeschichte. * Der Brief an die Römer wurde 58 n.Chr.
geschrieben, aber das Postskript (Röm 16:25-27), in dem das Geheimnis
erwähnt wird, wurde später geschrieben, selbstverständlich von dem
gleichen Autor. Man vergleiche dieses Postskript mit den sehr ähnlichen
Worten in Eph 3:20.21. Dieses Postskript hat die Interpreten und
Textkritiker lange rätseln lassen, und dass es nicht verstanden wurde,
hat zur Auslassung von Eph 3:24 geführt, wie in der R.V. Siehe die
Ausführungen im vorigen Kapitel. Nach der herrlichen Verwandlung der Gemeinde des
Geheimnisses gemäß Phil 3:11.14.20.21, wenn dieser nichtige Leib
verwandelt wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe, dann
mag es geschehen, dass die abgebrochenen Ereignisse, die zu Pfingsten
begannen, mit dem wunderbaren Zungenreden und besonderen Zeichen, noch
einmal beginnen und ihren Lauf nehmen, damit ihnen dann die restlichen,
nicht erfüllten Teile der Prophetie von Joel folgen: "Und ich will
Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden; Blut, Feuer und Rauchdampf.
Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe
denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt. Und es soll
geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll errettet
werden" (Joe 3:3-5a). Ja, wenn Gottes Gerichte über die Welt
hereinbrechen, dann werden die Menschen auf der Erde Gerechtigkeit
lernen. Aber das Geheimnis, das während des Umbruchs in den Zeitaltern
seinen Lauf nahm, wie das in den Briefen an die Epheser und Kolosser
deutlich offenbart ist, wird "gepredigt den Heiden, geglaubt in der
Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit" (1Tim 3:16). Nochmals: Diese Entdeckung der eigentümlichen und
einzigartigen Natur der Geschichte der dreiunddreißig Jahre, die in der
Apostelgeschichte festgehalten ist, führt zu einer sehr wichtigen Frage
über die Lehre von der Entfaltung der heilsgeschichtlichen Phasen aus
der chronologischen Anordnung der paulinischen Briefe. Die früheren Briefe, besonders 1. und 2.
Thessalonicher und 1. Korinther, wurden vor dem Ende dieser
geschichtlichen Zeitspanne, die von der Apostelgeschichte abgedeckt
wird, geschrieben, als die parousia, oder Wiederkunft und
Königsherrschaft Christi für Israel und die Nationen noch angeboten war. Hier haben wir eine Antwort auf die Vermutung,
Paulus habe sich geirrt in seiner Hoffnung, die parousia könnte
erfolgen, sogar wenn jene, die damals auf Gottes Sohn vom Himmel
warteten, noch am Leben wären, und dann tatsächlich "an Geist, Leib und
Seele bewahrt" worden wären bis zum Tag der damals erwarteten "Ankunft
unseres Herrn Jesus Christus" (1Thes 5:23). Solange das Angebot noch gemacht wurde, innerhalb
der Zeit der möglichen unmittelbaren Wiederkunft Christi, also der Zeit
der Apostelgeschichte, muss man selbstverständlich annehmen, dass diese
früheren Briefe, die Paulus geschrieben hat, bevor dieses Angebot von
Israel endgültig abgelehnt wurde (sowohl durch die Nation in Jerusalem,
als auch durch die Zerstreuten in Rom), und die besondere Andeutungen
auf die parousia enthalten, in ihrer Perspektive mit dem klaren Angebot
und dem heilsgeschichtlichen Handeln Gottes von damals übereinstimmen. Es fällt auf, dass die parousia nur in den früheren
Briefen erwähnt ist, die Paulus geschrieben hat bevor er in Rom in
Gefangenschaft war, also während der Zeit, die von der Apostelgeschichte
abgedeckt wird. Das Wort "parousia" kommt in den Briefen an die Epheser
und Kolosser nicht vor, und die Entrückung, von der in Phil 3 die Rede
ist, hängt mit der "Berufung in den Himmel" zusammen, und mit dem Preis,
der mit dem großen Geheimnis von Christus und der Gemeinde verbunden
ist. Diese Geheimnis, oder die geheime Absicht Gottes, wurde nicht
bekanntgemacht, solange noch die parousia, die erst unmittelbar vor dem
Königreich erfolgt, dem Glauben angeboten war. In der römischen Gefangenschaft offenbarte Gott
seinem treuen und geliebten Knecht diese wunderbare Herrlichkeit Christi
als des künftigen Hauptes des Universums mit der Gemeinde als seiner
Fülle (pleroma). Dieser tieferen und erhabeneren Wahrheit folgte die
Ablehnung der parousia und des Königreiches von 1Thes 4, das nun auf
unbestimmte Zeit ausgesetzt war, möglicherweise um als gesondertes
Angebot wieder aufgenommen zu werden, erst wenn das Geheimnis, verborgen
in Gott (auf das es in den Briefen an die Thessalonicher keinen Hinweis
gibt), zum Abschluss gelangt ist, "aufgenommen in die Herrlichkeit." Diese parousia wird gewiss kommen, ungeachtet ihrer
langen Verzögerung, denn keins von Gottes Worten kann auf die Erde
fallen. Aber kann nicht die "selige Hoffnung" aus Phil 3 und 1Tim 1 und
Tit 2 erfüllt werden, noch bevor die mehr öffentliche parousia kommt? Aufhören der Wunder und Zeichen Wenn man die genannten historischen Aspekte der
Apostelgeschichte erkannt hat, dann wird auch klar, dass die Wunder und
"die Kräfte der zukünftigen Welt" (Hebr 6:5) die so eindeutig ein
Wesensmerkmal dieser außergewöhnlichen Zeit waren, aufhören mussten, als
Israel das Zeugnis des Heiligen Geistes, dass sie unterstreichen
sollten, ebenso endgültig abgelehnt hatte, wie das mit Christus selbst
geschehen war. Jetzt um eine Erneuerung der pfingstlichen Gaben zu
beten, während das Geheimnis noch den Heiden gepredigt wird, entspricht
(obwohl es zweifellos mit frommer Absicht geschieht) nicht der
Erkenntnis. Denn "Blut, Feuer und Rauchdampf" und andere himmlische und
irdische Schrecknisse können dieser Erneuerung der Prophetie Joels bald
folgen, die nur zeitweilig außer Kraft gesetzt ist, solange dieser
wunderbare Tag der Gnade noch "den Heiden gepredigt" wird. Bevor wir die Gefangenschaftsbriefe betrachten, die
nach Apg 28:29.30 geschrieben wurden, ist es unbedingt notwendig, dass
wir uns klares Verständnis über die große Trennungslinie zwischen den
früheren und späteren Paulinischen Briefen erarbeiten. Um dieses Verständnis zu erlangen, brauchen wir
klare Übersicht über Umfang und Aufbau der Apostelgeschichte, die als
heilsgeschichtliche Phase charakterisiert ist, denn sie enthält den
Abschluss der biblischen Geschichte Israels für eine bestimmte Zeit. Lücke in der Kirchengeschichte Zu keinem Buch der Heiligen Schrift ist der
Schlüssel so nachhaltig verloren gegangen oder schwieriger
wiederzufinden. Die römischen Päpste haben mit der Tradition, "Jesus
Christus kam auf die Erde, um eine Gemeinde zu gründen und Petrus die
Schlüssel zu übergeben, und Petrus übergab sie dem Papst," die Augen der
Christenheit geblendet. Diese Tradition wird moderner und mit milderen
Worten so ausgedrückt: "Die Gemeinde begann zu Pfingsten." Sie ist der
Ursprung all der Dunkelheit, die wie ein dichter Nebel die Wahrheit bis
heute vor den Gemeinden verbirgt. Durch die unglückliche Übersetzung von ekklesia in
Mt 16:18 mit "Gemeinde" anstatt "Versammlung" oder "Kongregation"
(Vereinigung), wie im Alten Testament, haben römisch katholische und
protestantische Theologen die falsche Lehre verbreitet, dass wir in der
Apostelgeschichte die Entstehung der "christlichen Gemeinde" vor uns
hätten. Weil nun die Christen heute nicht wissen, dass bis
etwa fünfzig Jahre nach der Zerstörung Jerusalems ein absolutes Loch in
der Kirchengeschichte vorliegt, nehmen sie an und vermuten, dass die
"organisierte Christenheit," wie wir sie heute sehen, nur die
Fortsetzung dessen sei, was wir in der Apostelgeschichte lesen. Aber das
ist bei weitem nicht der Fall. "Die Jahre nach der Zerstörung Jerusalems sind in
Wahrheit die unbekanntesten der Kirchengeschichte." So schreibt Dr. Samuel Green in seinem Handbook of
Church History (Handbuch der Kirchengeschichte, verlegt bei der
"Religious Tract Society of London). Er fährt fort: "Wenn wir uns im zweiten Jahrhundert umsehen,
finden wir uns weithin in einer veränderten Welt. Apostolische Autorität
gibt es nicht mehr in der christlichen Gemeinde: 'Apostolische Wunder
gehören der Vergangenheit an...', wie Dr. Arnold schließlich sagte
(Rugby Sermons, Band 6, Seite 336). 'Wir bleiben beim letzten Brief St.
Pauli an Timotheus mit etwa dem gleichen Interesse stehen, wie man im
letzten Dörfchen eines besiedelten Tales verweilt, hinter dem es nicht
mehr weitergeht. Es ist das Ende oder fast das Ende unseres echten
Wissens über das 'Urchristentum'; dort blicken wir noch einmal in die
Runde; außerdem hängt der Nebel dicht, und mitten darin sehen wir nur
noch verzerrt wenige Dinge.'" Weitere Informationen von einigen anerkannten
Autoritäten über die große Zeit des Schweigens nach der Zerstörung
Jerusalems seien hier anfügt: *So schreibt der späte Dean Stanley in History of
the Eastern Church (Geschichte der Ostkirche) über den Wechsel vom Neuen
Testament zum Christentum der ältesten Kirchenväter: * "Der Fluss ist in dem entscheidenden Augenblick
des Übergangs von den ewigen Bergen in die Tiefebene unsern Blicken
entzogen, gerade dort, wo wir ihn am meisten zu beobachten wünschen. Wir
mögen sein Rauschen unter den überhängenden Felsen hören, wohl auch die
Tropfen an Zweigen sehen, die über ihm hängen, aber den Fluss selbst
sehen wir nicht oder erhaschen nur flüchtige Blicke. Es ist eigentlich
keine Zeitspanne kirchlicher Geschichte, sondern eine von kirchlicher
Debatte und Vermutung. * Ein Bruchstück hier, ein Gleichnis da, eine
Erzählung unbekannter Herkunft, eine Handvoll Briefe deren Echtheit in
jedem Abschnitt und Detail umstritten ist, das zusammengefasste Verhör
eines römischen Magistrats, das Plädoyer von zwei oder drei christlichen
Verteidigern, Überlieferungen und Ansichten über den eigentlichen
Vorgang des Wechsels, und schließlich die verblassten Gemälde,
zerbrochenen Skulpturen, die groben Grabinschriften in finsteren
Katakomben; das sind die unzureichenden, wenn auch interessanten
Materialien aus denen man das Bild der frühen Kirche reproduzieren
muss... Wenn diese Lücke einmal übersprungen ist, nähern wir uns dem
Punkt, wo die Kirchengeschichte wieder Geschichte wird." *Ähnliche Aussagen entstammen aus The Edinburgh
Review (April 1870) bei einer Besprechung von Renan's St. Paul. Nachdem
er die Geschichte bis zur Ankunft des Apostels in Rom besprochen hat,
fährt der Rezensent fort: *"Einmal dort angekommen, einmal dort fest
eingepflanzt in dieser zentralen und maßgebenden Position, verschwindet
die Gemeinde plötzlich mit all ihren prägenden Gestalten aus dem
Blickfeld. Die dichtesten Wolken verdunkeln plötzlich ihre Geschichte,
die unsere eifrige Neugier vergeblich zu durchdringen sucht. Sie ist in
einem Schwall von Rauch so völlig verschwunden, wie wenn ein Zug in
einen Tunnel eintaucht. Die Ankunft St. Pauli in Rom markiert für das
Urchristentum den Beginn einer tiefen Nacht, beleuchtet nur von den
gespenstischen Feuern bei Neros schrecklichen Festlichkeiten... Die
Geschichte vom Leben St. Pauli und die Geschichte der Zeit der Apostel
enden beide ganz plötzlich. Schwarze Dunkelheit fällt über die Szene,
und eine schreckliche, lastende Stille wie die Stille vor einem
kommenden Sturm bannt, in lautloser Erwartung des Tages des Herrn, die
schreckensstarre, atemlose Gemeinde." *Alles, was wir (als Gläubige aus den Heiden) an
geistlicher, dogmatischer und kirchlicher Anleitung haben, sind also die
Briefe aus der Gefangenschaft (Epheser, Philipper, Kolosser und 2.
Timotheus); und alles, was die Hebräer als Anleitung hatten, war der
speziell an sie gerichtete Brief. Aber sie und wir haben die ganze Bibel
"uns zur Lehre." Die älteste bekannte Schrift ist die Didache, oder
"die Lehre der zwölf Apostel für die Heiden." Sie blieb unentdeckt bis
1883 und wurde seither in verschiedenen Ausgaben und Übersetzungen
veröffentlicht. Allgemein nimmt man an, sie stamme aus dem zweiten
Jahrhundert ("Es scheint das klügste zu sein, das ganze Werk nicht viel
früher als 120 n.Chr. zu datieren, und es gibt Passagen, die wohl jünger
sein mögen" Encycl. Brit. 11 th (Camb.) edition, Band 8, Seite 202). Sie
besteht aus moralischen Geboten und Pflichten, Regeln über Fasten, Taufe
und Abendmahl, das Beachten von Riten, so grundverschieden von dem, was
wir in der Apostelgeschichte lesen, wie man sich das nur vorstellen
kann: Sie schließt mit ernsten Warnungen vor dem "Jüngsten Gericht." Was
immer auch die Bedeutung des Wortes "opfern" in einem Zitat aus Mal 1:14
in Verbindung mit dem eucharistischen Dienst bedeuten mag, es zeigt,
dass bereits diese Saat ausgestreut war, die in späterer Zeit eine so
reichliche Ernte an Irrlehren hervorgebracht hat. Nach den internen Belegen beurteilt, unabhängig von
irgendwelchen chronologischen Daten, ist die Degeneration so
offensichtlich, dass wir es nicht als frühe Schrift eines reinen
Christentums betrachten können. Vielmehr fällt auf, dass es die Anfänge
eines verderbten Christentums sind und des Abfalls, der in 2Thes 2:3
geweissagt ist, der in diesen letzten Zeiten stattfinden sollte, eben
als der Dienst derer, "die es gehört haben," was der Herr geredet hatte,
sein Ziel erreicht hatte. Die Aussetzung der parousia durch die Zerstörung
Jerusalems war das Ergebnis der "reißenden Wölfe," von deren Kommen
"nach meinem Abschied" der Apostel Paulus durch göttliche Inspiration
wusste (Apg 20:29). Wenn diese "reißenden Wölfe" jemals gekommen sind,
dann war die Lehre der "Didache" ein Musterbeispiel des Schadens, den
sie anrichten können. Die "reißenden Wölfe" sind die einzige
"Apostolische Sukzession," von der in der heiligen Schrift die Rede ist.
Die Didache offenbart den Beginn des Verfalls der Wahrheit, der zum
"finsteren Mittelalter" führte und sich zu den schlimmsten Fehlern der
römischen Kirche entwickelte und vervollkommnete, zu denen heute so sehr
viele zurückkehren möchten. Folgen der Geschichts-Lücke Unkenntnis über diese Lücke in der
Kirchengeschichte hat zu der bereitwilligen Annahme der Hypothese
geführt, dass "die Gemeinde zu Pfingsten begann." Die Folge davon war,
dass die vier Evangelien und die Apostelgeschichte in die paulinischen
Briefe hineingelesen werden, und dort bei vielen Lesern ihren Platz
gefunden haben; oder diese Briefe werden betrachtet, als könne man sie
vernachlässigen, weil man sie in dieser Verbindung nicht richtig
verstehen kann. Nichts kann klarer sein als die nachdrückliche
Aussage (Röm 15:8-12), die den zur zweiten heilsgeschichtlichen Phase
gehörenden Teil des Römerbriefs einleitet: "Denn ich sage: Christus ist ein Diener der
Beschneidung (Lu.: Juden) geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen,
um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind" (Röm
15:8). Die erste dieser Verheißungen steht in 1Mo 12:2.3.
Sie erging an Israels Stammvater Abraham mit den Worten: "Und ich will dich zum großen Volk machen und ich will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Und ich will segnen die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter
auf Erden. In dieser siebenfältigen Verheißung ist jeder Teil
durch die Sprachfigur Polysyndeton (die Wiederholung der Konjunktion
"und") als absolutes "Versprechen" ohne jede Bedingung angezeigt und
hervorgehoben. Somit war das ein unbedingter Bund, und deshalb muss und
wird er von Jahwes Seite her noch getreu bis auf den letzten Buchstaben
erfüllt werden, ungeachtet Israels damaligen Unglaubens und
fortdauernden Ungehorsams. Dieser unbedingte Bund enthielt Grundlage und
Kernstück dessen, was "die Verheißungen, die den Vätern gegeben sind"
genannt wird. Und eins der großen Ziele im Wirken des Messias war die
Bestätigung und Durchführung dieser "Verheißungen," die damit geendet
hätten, dass Israel zum Kanal des Segens für "alle Geschlechter auf
Erden" gemacht worden wäre. Röm 15:8 bestimmt die Reichweite der vier
Evangelien und lässt uns erkennen, was in Wahrheit Zweck und Ziel des
Wirkens des Herrn war, als "ein Diener der Beschneidung.“ Das Wort "Beschneidung," in diesem Zusammenhang
gebraucht, hat hier einen tiefen Sinn. Es hebt den Unterschied zwischen
Israel und allen anderen Völkern im Blick auf die Religion hervor, so
wie das Wort Hebräer im Blick auf die Sprache, das Wort Israel im Blick
auf die Abstammung, und das Wort Juden im Blick auf ihre Zerstreuung und
Nationalität. Das bringt uns auf den Umfang des Wirkens des
Herrn. Und wenn wir studieren, wie dieses Wirken in den vier Evangelien
dargestellt ist, dann finden wir, dass es jeweils zwei Begriffe zum
Gegenstand hat: Das Königreich und den König. Nehmen wir als Beispiel das Matthäus-Evangelium.
Dort finden wir die folgende Anordnung: A Mt 4:12 - Mt 7:28:
Das Königreich (verkündet) B Mt 8:1 - Mt 16:20:
Der König (verkündet) B Mt 16:21 - Mt
20:34: Der König (abgelehnt) A Mt 21:1 - Mt
25:46: Das Königreich (abgelehnt) Das Zeugnis der Schrift Somit erfahren wir, dass das Wirken unseres Herrn
auf die Beschneidung begrenzt war, und die Verheißungen bestätigen
sollte, die Gott den Vätern des Volkes Israel gegeben hatte. Also konnte
es keineswegs etwas zu tun haben mit der "Gründung einer Gemeinde" oder
der Stiftung einer "christlichen Religion". Wir haben das in dem Gleichnis aufgezeigt, das der
Herr selber anführte: "Die königliche Hochzeit." Zweimal lehrte er in
Gleichnissen über das Königreich: In Mt 13 die Proklamation des Königs
und in Mt 21.22 die Ablehnung des Königreichs. Zu den späteren Gleichnissen gehört das von den
bösen Weingärtnern. Nachdem der Eigentümer wiederholt Knechte gesandt
hatte, Früchte des Weinbergs zu holen, die aber schändlich misshandelt
worden waren, sandte er seinen Sohn, den brachten sie um. Darin haben
wir die Geschichte der Propheten und der vier Evangelien. Im Gleichnis von der königlichen Hochzeit haben wir
seine Knechte (Johannes den Täufer und den Herrn), die ausgesandt
wurden, die Gäste zu rufen, die bereits eingeladen waren (von den
Propheten des Alten Testaments), denn das Fest war nun fertig
vorbereitet. "Doch sie wollten nicht kommen." Das war das Ergebnis und das Ende des Wirkens des
Herrn. Dann erfolgt, was eine Kurzfassung der Apostelgeschichte
darstellt: "Abermals sandte er andere Knechte aus (Petrus und
die Zwölf) und sprach: sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf
seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine
Knechte, verhöhnten und töteten sie. Da wurde der König zornig und
schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre
Stadt an" (Mt 22:1-7). Was ist das anderes als ein Abriss der
Apostelgeschichte und der Zerstörung Jerusalems? Das sagt uns, dass die Apostelgeschichte ein geschichtliches Buch ist, das als Geschichtsbuch eine einzigartige
Stellung im Wort Gottes hat. Es beschließt die geschichtlichen Bücher
der ganzen Bibel. Die Geschichte der Verfehlungen Israels wäre
unvollständig und hätte, ohne das uns in diesem letzten geschichtlichen
Buch dargelegte Geschehen, keinen Abschluss. Dazu ist uns dieses Buch
gegeben. Ohne das hätten wir die Geschichte der Ablehnung des Herrn im
Land erfahren, und wie er durch sündige Hände gekreuzigt und getötet
wurde, aber wir wären ganz in Unkenntnis geblieben über die Erfüllung
des prophetischen Gleichnisses des Herrn aus Mt 22:1-7. Obwohl die profane Geschichte uns von der
Vernichtung dieser Mörder und vom Brand ihrer Stadt berichtet, wüssten
wir ohne die Apostelgeschichte doch wenig von der wirklichen Ursache und
nichts von der erneuten Verkündigung der Vergebung für dieses Volk,
trotz seines größten Verbrechens; nichts von der wunderbaren Gnade
Jahwes, die dieses Verbrechen in die größten Segnungen für sie verkehren
würde, wenn sie seinen Sohn annehmen und ehren wollten; nichts von der
wunderbaren Verheißung, ihn zu senden, mitsamt diesen Segnungen, um alle
Prophezeiungen Jahwes von der Herrlichkeit für sein Volk und sein Land
zu erfüllen und das alles unter der einzigen Bedingung, dass sie ihre
nationale Buße zeigten, indem sie seinen Sohn ehrten. Außerdem ist die Apostelgeschichte, obwohl weit
entfernt, "der Beginn einer Gemeinde" zu sein, doch die Erfüllung der
alten Prophetie aus dem "Lied des Mose" über Israels Geschichte, das in
5Mo 32:1-43 überliefert ist. Jeder Israelit musste das auswendig können.
Es ist eine konzentrierte Prophetie über Israels ganze Geschichte, vom
Anfang bis ganz zum Ende, über die apokalyptischen Gerichte bis hin zum
Beginn des tausendjährigen Reiches. Gott hatte zugesagt, der Gott Abrahams und seiner
Nachkommen zu sein (1Mo 17:7). Aber Israel hatte sich der Abgötterei
schuldig gemacht, die bei allen Propheten als (geistliche) Hurerei
bezeichnet wird, und hat sich nie von ganzem Herzen zu Jahwe bekehrt
(der doch ihr Ehemann war). Die Nation hatte die Buße abgelehnt, zuerst
bei den Propheten, dann bei Johannes dem Täufer und dem Herrn selbst;
zuletzt auch, als der Heilige Geist "durch die, die es gehört haben"
ihnen Zeugnis gab "durch Zeichen, Wunder und mancherlei mächtigen Taten"
und durch Geistesgaben. So wurde schließlich das Urteil der Ausmerzung
verkündet. Somit haben wir in der Apostelgeschichte den (aus
jüdischer Sicht) von außen geschilderten historischen Bericht dessen,
was (aus heidnischer Sicht) intern und in gleichnishafter Form in dem
heilsgeschichtlichen Teil des Briefes an die Römer dargestellt wird. Die
Lehre vom Olivenbaum hat überhaupt nichts mit der christlichen Gemeinde
zu tun, sondern drückt den ganzen geschichtlichen Übergang aus, der in
der Apostelgeschichte ausführlich dargestellt wird. 5Mo 32:20.21 und Jes 28:14-21 mit Hab 1:5
kombiniert, werden gleichermaßen in der Apostelgeschichte und im
Römerbrief als Begründung aus der Schrift angeführt, einerseits für den
historischen Bericht und andererseits für die heilsgeschichtliche Lehre. Wenn wir diesen Schlüssel jetzt in die Hand nehmen,
dann eröffnet er uns die folgende Struktur der gesamten
Apostelgeschichte: (Wendung nach innen und Ausweitung) C Apg 1:1-3:
Einführung. D E Apg 1:4 - Apg 2:13:
Jerusalem. Mission des Heiligen Geistes. Zurüstung der Zwölf für
ihren künftigen Dienst. F Apg 2:14 -
Apg 8:1a: Der Dienst des Petrus (und anderer) für das
Volk in Jerusalem und im Land. G Apg 8:1b - Apg
11:30: Der Dienst des Petrus im Land Israel (1) an den
Juden und (2) an den Heiden. H Apg 12:1-23:
Jerusalem. Petrus' Verhaftung und Gefangenschaft, anschließender
Aufenthalt (Cäsarea) und Ende seines Dienstes. D E Apg 12:24 - Apg 13:3:
Antiochien. Mission des Heiligen Geistes. Zurüstung des Paulus und
Barnabas für ihren weiteren Dienst. F Apg 13:4 -
Apg 14:28: Der Dienst des Paulus (mit anderen) in der
Diaspora; getrennt von Jerusalem und den Zwölf. G Apg 15:1 - Apg
19:20: Paulus' Dienst in der Diaspora in Gemeinschaft mit
den Zwölf (wird "den Juden ein Jude"). H Apg 19:21 - Apg
28:29: Jerusalem. Paulus'
Verhaftung und Gefangenschaft, anschließender Aufenthalt (Rom) und Ende
seines Dienstes. C Apg 28:30.31:
Abschluss. Nur wenige Worte sind jetzt zu den großen
Abschnitten, die hier augenfällig dargestellt sind, noch notwendig. Als die Ereignisse der Apostelgeschichte begannen,
hatte die Erfüllung des Liedes 5Mo 32:20 erreicht, und es stand noch
aus, dass sichtbar würde, was an denen geschehen sollte, von denen dort
gesagt ist: "... es ist ein verkehrtes Geschlecht, es sind
untreue Kinder." An ihnen sollten die Worte von 5Mo 32:21 erfüllt
werden: A a
"Sie haben mich gereizt b durch einen
Nicht-Gott. B c
Sie haben mich erzürnt d durch ihre
Abgötterei. A a
Ich aber will sie wieder reizen b durch ein
Nicht-Volk. B c
ch will sie erzürnen d durch ein
gottloses Volk.“ Diese Worte sind der Schlüssel zum Buch der
Apostelgeschichte. Der Heilige Geist selber hat uns diesen Schlüssel in
die Hand gegeben, damit wir im Geschehen der Apostelgeschichte die
Erfüllung von 5Mo 32:21 (dieser Vers wäre sonst ganz ohne Erfüllung
geblieben!), und die Gründe für die Übertragung der Vorzugsstellung von
dem Volk, dessen Vätern sie verheißen waren, auf die Heiden (nicht auf
die Gemeinde oder Kirchen) erkennen können. In dem Abschnitt "E" verspricht der Herr Jesus, sie
mit geistlicher Kraft auszurüsten und erklärt den elf Jüngern die
heilsgeschichtliche Position. Er "redete mit ihnen vom Reich Gottes."
Die Frage der Elf zeigt, was er gesagt hatte. Der Herr muss erklärt
haben, dass, was immer das Ergebnis der Verkündigung sein würde, die im
Begriff war, durchgeführt zu werden, doch zuletzt das Königreich
"wiederhergestellt" werden würde, wie alle Propheten geweissagt hatten.
Denn sie fragen: "Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das
Reich für Israel?" Die Frage zielte nur auf die Zeit, nicht auf die
Tatsache (Apg 1:6). Im Teil "F" haben wir die zwölf Augenzeugen der
Ereignisse im Land, von den Tagen Johannes der Täufers bis zur
Auferstehung. Sie sollen nochmals zur Buße rufen und die große
Verkündigung wiederholen, dass Jahwe auf die nationale Buße hin Jesus,
den Messias, senden werde und nicht nur das Königreich für Israel wieder
herstellen, sondern darüber hinaus auch alle Prophezeiungen erfüllen
werde, die Gott durch den Mund aller seiner Propheten geweissagt und
verheißen hatte. Im Abschnitt "G" sehen wir Petrus den Dienst
ausüben, der ihm in Mt 16:19 aufgetragen worden war. Er gebraucht die
ihm übergebenen Schlüssel, um das Himmelreich zu öffnen für (1) die
Juden im Land und (2) die Heiden in Samaria und Galiläa. Diesen Heiden
wurde es gewährt, an Israels Privilegien teilzuhaben, damit die vielen
Prophezeiungen erfüllt würden, die das gemeinsame Frohlocken der Heiden
zusammen mit Gottes Volk Israel geweissagt hatten, die alle in dem "Lied
des Mose" komprimiert sind (5Mo 32:43): J e
"Preiset, ihr Heiden, f sein
Volk; K
denn er wird das Blut seiner Knechte rächen K
und wird an seinen Feinden Rache nehmen J e
und entsühnen das Land f und
sein Volk.“ Alles reifte zu dieser Vollendung heran. Die Kräfte
des zukünftigen Äons begannen sich zu offenbaren. Petrus "band" und
"löste" in Ausübung richterlicher Funktionen, tat Wunder, die größer
waren als die von Christus geschehenen (nach Christi eigenen Worten in
Joh 14:12), bewirkte den Tod der Unehrlichen und erweckte Entschlafene
vom Tod. Die Zeichen, in Joe 3:1-5 geweissagt, begannen,
erlebt zu werden; Zeichen des "großen und schrecklichen Tages des
Herrn," der darein münden würde, dass "alles wiedergebracht wird, wovon
Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn"
(Apg 3:21). Das Pfingstgeschehen war das, wovon Joel geweissagt hatte.
Diese Tatsache wird vom Heiligen Geist durch Petrus nachdrücklich
hervorgehoben. Alles war bereit, und alles wäre damals geschehen und
hätte zu der herrlichen Herrschaft Christi und seiner Heiligen geführt,
wenn die Nation den Ruf des Petrus befolgt hätte. Aber parallel dazu ging der Abfall des Volkes im
Land seinem Höhepunkt entgegen. Satan war ebenfalls am Werk und
bereitete seinen Antichrist zu, indem er zu diesem Zweck Herodes
gebrauchte, um mit der Ermordung des Jakobus die erste Bresche in die
Mannschaft der zwölf Apostel und mit dem versuchten Mord an ihrem
Leiter, Petrus. Schließlich ernannte er sich selber mit einer Blasphemie
ohnegleichen zum Gott, wie das so nur noch der Antichrist selber tun
wird (Apg 12). Im Abschnitt "F" sehen wir die Erfüllung der
Prophetie von 5Mo 32:20.21 und finden die Juden voller Eifersucht (Apg
13:45-51), das Volk von Ausmerzung bedroht, während wir im Abschnitt "G"
die Aufnahme von Heiden (grundsätzlich) (Apg 13:41-47) durch das
Apostelkonzil in Jerusalem bestätigt sehen (Apg 15). Die grundsätzliche
Zulassung von Heiden zu den Privilegien Israels reizte die Eifersucht
der Juden in der Diaspora (Apg 16 u. Apg 18), und es geschah während
dieser Periode, dass Barnabas als Gefährte des Paulus im Dienst ersetzt
wurde durch Silvanus, Timotheus, Trophimus, Tychikus und andere.
Ebenfalls geschah es in dieser Periode, dass die früheren Briefe des
Paulus geschrieben wurden, nämlich 1. und 2. Thessalonicher, 1. und 2.
Korinther und Galater. Am Schluss des Buches erreicht die historische
Entwicklung ihren Höhepunkt mit dem Ausspruch aus Jes 6:9.10, der hier
zum dritten und letzten Mal rezitiert wird (die andern beiden Male sind
Mt 13:14.15 und Joh 12:39-41), und der die göttliche Prophetie von
Israels Verurteilung zur Blindheit zeigt. Ein paar Jahre später wurde
das prophetische Gleichnis vom Hochzeitsfest erfüllt: "Da wurde der
König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um
und zündete ihre Stadt an" (Mt 22:7). Seit diesem epochemachenden Ereignis, dessen volle
Tragweite und tragische Folgen kaum jemand ermessen kann, hat Israel die
Decke über den Augen und Herzen bis heute behalten. Einerseits sehen wir
bis zum heutigen Tag, wie heidnischer Hass sich im Antisemitismus
manifestiert, und andererseits gab es nie so erbitterten Hass der Juden
gegen die Bekehrungsbewegung. Mit der Apostelgeschichte endete zunächst die
jüdische Geschichte. Aus biblischer und heilsgeschichtlicher Sicht, die
Jakobus in Apg 15:13-17 unter Berufung auf Am 9:11.12 in Verbindung mit
anderen Prophezeiungen darlegt, wird sie auch nicht wieder aufgenommen
werden, bevor Entscheidendes geschehen sein wird: Gottes Ratschluss von
dem Mysterium (oder Geheimnis), das vor den Propheten verborgen war
(1Petr 1:10-12; Eph 3:9), muss nicht nur den Heiden gepredigt worden
sein, sondern es muss auch der Leib Christi in die Herrlichkeit
aufgenommen und mit Christus als dem Haupt vereinigt worden sein (1Tim
3:16; Phil 3:14; Kol 3:4). Denn im derzeitigen Wirken des Heiligen Geistes
wird es eine Veränderung geben, eine Rückkehr zum ursprünglich
pfingstlichen Wirken. Damit werden die noch ausstehenden Verse vom "Lied
des Mose" (5Mo 32:22-43) wieder aufgenommen und erfüllt: Der große und schreckliche Tag des Herrn wird
kommen (Joe 3:1-5). Für die "Entronnenen, die der Herr berufen wird"
(Joe 3:5; Apg 3:19; Dan 9:7), wird das Reich Israel wieder aufgerichtet
(Apg 1:6). Die apokalyptischen Gerichte gipfeln darin, dass
die Himmel sich öffnen und der Herr herabsteigt in die Luft (1Thes
4:16.17; Apg 3:20). Da stehen dann die Füße des Menschensohns auf dem
Ölberg, von wo seine Jünger ihn gen Himmel fahren gesehen haben (Apg
1:11.12). So wird sich seine eigene Verheißung erfüllen, die
er bei seiner Himmelfahrt gemacht hatte (Apg 1:3.6). Wir müssen die weitere Betrachtung dieses
Gegenstandes für später aufbewahren, wenn wir zeigen werden, dass die
besondere heilsgeschichtliche Phase der Apostelgeschichte weit entfernt
davon, der Beginn der Kirchengeschichte zu sein, in Wahrheit vielmehr
der biblische Abschluss der vergangenen Geschichte Israels war. Außerdem ist sie charakterisiert: Als Periode der Erwartung, gegründet auf Jahwes
Verheißung durch die Propheten und in Apg 3:19-26. Durch die apostolische Bestätigung der Worte des
Sohnes (wie sie in den Evangelien festgehalten sind). Durch das Zeugnis, das Gott zu dieser Bestätigung
(die in der Apostelgeschichte festgehalten ist) noch hinzugefügt hat,
einmal "durch mitfolgende Zeichen" (Mk 16:17-20), und zum andern durch
"Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Gaben des
Heiligen Geistes nach seinem Willen" (Hebr 2:4; 1Kor 12:11). Dann und nicht früher werden wir den Beweis zu
würdigen wissen, den wir bereits gegeben haben, dass die Frühbriefe des
Paulus nicht über den Rahmen der heilsgeschichtlichen Phase der
Apostelgeschichte hinausgehen, sondern da hineingehören und mit deren
Charakter übereinstimmen. Vorher werden wir die Entfaltung der neuen
heilsgeschichtlichen Phase (in die unser Los glücklich gefallen ist)
nicht verstehen können, die in den späteren Briefen offenbart ist, die
er aus der Gefangenschaft an die Gemeinden (in Ephesus, Philippi und
Kolossä) geschrieben hat. Inhaltsverzeichnis 1 1. Phase der Erwartung 1.1 Die erste Schriftstelle: 1.2 Die zweite Schriftstelle 1.3 Die dritte Schriftstelle 1.4 Die vierte Schriftstelle 1.5 Die fünfte Schriftstelle 1.6 Die sechste Schriftstelle 1. Phase der Erwartung begründet auf Jahwes Verheißungen Wie die Bekräftigung derer, "die es gehört haben,"
auf den Worten des Herrn beruhte, und Gottes Zeugnis für ihre
Bestätigung auf dem Wirken des Heiligen Geistes, so war der Zustand der
Erwartung, der diese Phase der Apostelgeschichte kennzeichnet, auf
Jahwes Worte gegründet. Um die zu sehen, brauchen wir nur bis zu
Maleachi, dem letzten Propheten des Alten Testaments, zurückzublättern. Das Alte Testament endet mit der schwerwiegenden
Anklage wegen der moralischen Verfassung Israels; eine Anklage, die dem
Volk Heuchelei, Abtrünnigkeit und Missachtung der Gebote Gottes
vorwirft. Das Volk hatte die Dreistigkeit, diese Anklagen jeweils als
unberechtigt zurückzuweisen. Dieser Zustand machte das künftige Gericht
unausweichlich. Die eigentliche Überschrift über die Prophetie Maleachis
ist kennzeichnend, aufschlussreich und sehr ernst: "Dies ist die Last,
die der Herr ankündigt für Israel durch Maleachi" (Mal 1:1). Sie weist
auf die Krise, die das Volk erreicht hatte. Maleachis Prophetie lässt sich nur verstehen, wenn
man sie im Licht vom "Tag seines Kommens" betrachtet. In den
abschließenden Worten ist die Erklärung enthalten, die sie mit dem
Beginn der Geschichte des Neuen Testaments verknüpft: "Siehe, ich will
euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des
Herrn kommt" (Mal 3:23). Die heilsgeschichtliche Phase des Neuen Testaments
wird mit der Erfüllung dieser Verheißung Jahwes eingeleitet, die in der
Person Johannes des Täufers gegeben ist. Johannes kam mit dem Auftrag,
das Volk zur Buße zu rufen. Der Grund war, dass das Himmelreich, der
Gegenstand der Prophetie des Alten Testaments, nahe gekommen war. Der "Engel des Bundes" (Mal 3:1) erklärt selbst von
Johannes: "... wenn ihr's annehmen wollt: er ist Elia, der da kommen
soll" (Mt 11:14). Das bestimmt die Reichweite der Geschichte des
Evangeliums. Das Ziel des Engels des Bundes war nicht die
"Gründung einer Gemeinde," sondern "der Tag seines Kommens." An diesem
Tag sollte der gläubige Überrest gerettet und das abtrünnige Volk
gerichtet werden. An diesem Tag sollte Gold und Silber geläutert und die
Schlacke weggetan werden (Mal 3:3); das "Eigentum" sollte gesammelt (Mal
3:17) und das Stroh verbrannt werden (Mal 3:19). An diesem Tag würde er
sich "erbarmen" über die "Söhne“(Mal 3:17) und die Gottlosen zertreten.
Inmitten der Dunkelheit des Schreckens für die Gottlosen soll für die
Gläubigen "aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren
Flügeln“ (Mal 3:20). Das Tor der Hoffnung war noch nicht versperrt. Elia
würde gesendet werden, und wenn das Volk Buße tun und zu Jahwe
zurückkehren würde, dann würde der "Bann" mit dem die Prophetie endet,
abgewendet werden. Nach vier Jahrhunderten kam "der Tag seines
Kommens" näher. Die Phase, die sich durch Erwartung auszeichnet, hatte
begonnen. Die einen warteten "auf den Trost Israels" (Lk 2:25) und auf
"die Erlösung Jerusalems" (Lk 2:38), andere warteten "auf das Reich
Gottes" (Mk 15:43) oder "hofften, er sei es, der Israel erlösen werde"
(Lk 24:21). "... alle dachten in ihren Herzen von Johannes, ob er
vielleicht der Christus wäre..." (Lk 3:15). Erwartung kennzeichnete
diese Phase, die von den vier Evangelien abgedeckt wird. Dieselbe
Erwartung wurde in die Phase der Apostelgeschichte übernommen und blieb
bis zum Ende dieses Buches bestehen. Die Erwartung hatte Jahwes eigenes
Wort zur Grundlage. Wir geben jetzt sechs Schriftstellen aus der
Apostelgeschichte, die zeigen und beweisen, dass die ERWARTUNG das
eigentlich Kennzeichnende war, und weit entfernt davon, dass irgendwo in
diesem Buch der Beginn "der Gemeinde" zu finden wäre, zieht sich durch
das ganze Buch der Zustand der Erwartung bis zum letzten Kapitel. Die erste Schriftstelle: Apg 1:3.6 Gleich zu Beginn wird uns gesagt, über welches
Thema der Herr in den vierzig Tagen zwischen Auferstehung und
Himmelfahrt gelehrt hatte. Er "redete mit ihnen vom Reich Gottes." Ein anderes Thema wird nicht genannt, und es steht
uns nicht an, zu vermuten, der Herr habe die Aufmerksamkeit seiner
Jünger auf irgend ein anderes Thema gelenkt. Wie er es behandelt hat,
können wir mit Sicherheit aus Lk 24 zusammentragen. Von daher ist es
klar, dass seine Zuhörer weise Herzen brauchten und die Fähigkeit,
schnell zu glauben, was die Propheten geredet hatten (Lk 24:25). Die Jünger waren in dieser Beziehung nicht anders
als die jüdischen Zuhörer des Herrn und alle Juden dieser Zeit. Sie
konnten wohl glauben, was die Propheten von DER HERRLICHKEIT geredet
hatten, aber sie waren "trägen Herzens, ALL dem zu glauben," besonders,
was das Leiden des Herrn betraf. Sie wollten nicht glauben, dass ihr
Messias leiden müsste. So entwickelten sie, neben anderen Versuchen,
diese Prophetie weg zu erklären, auch die Theorie von den zwei
Messias-Gestalten; der eine Messias, "der Sohn Davids," der herrschen
würde, und der andere Messias, "der Sohn Josephs", der leiden würde. Es mag sein, dass Johannes der Täufer daran dachte,
als er zwei seiner Jünger sandte, um zu fragen: "Bist du es, der da
kommen soll, oder sollen wir auf einen andern (griech.: heteros = ein
anderer, der verschieden ist, nicht allos = ein anderer, ähnlicher)
warten?" (Mt 11:3). Der Herr antwortete nicht "ja" oder "nein," sondern
führte die Prophezeiungen an (Jes 35:5.6; Jes 42:6.7), die in Bezug auf
das Ziel der Frage neutral waren, aber durchaus genügten, den Hinweis zu
erbringen, der sie wahrhaftig beantwortete. Um diesen Irrtum richtig zu
stellen, fragte der Herr die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus:
"Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit
eingehen?" (Lk 24:26) Der Heilige Geist erklärte später durch Petrus,
dass die Propheten schon vorher bezeugt hatten "die Leiden, die über
Christus kommen sollten, und die Herrlichkeit danach" (1Petr 1:11). Der
Glaube an das, was die Propheten geschrieben hatten, ließ eine Frage
offen: Die Frage nach der Zeit, also welche Zeitspanne vergehen müsste
zwischen "den Leiden" und "der Herrlichkeit." Diese Schwierigkeit hatten
die Propheten selber erfahren. Sie "haben geforscht, auf welche und was
für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen war und zuvor
bezeugt hat die Leiden, die über Christus kommen sollten, und die
Herrlichkeit danach" (1Petr 1:11). Die Jünger, mit denen der Herr in Apg 1:3 "vom
Reich Gottes" redete, waren über dieselbe Frage verwirrt, die den
Propheten Not bereitet hatte: "Die nun zusammengekommen waren, fragten
ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das
Reich für Israel?" Aber der Herr antwortete: "Es gebührt euch nicht,
Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat"
(Apg 1:6.7). Die Zeit der Wiederherstellung hing ab von der
Erfüllung anderer Prophezeiungen, deren älteste Jahwe zu Mose in 3Mo 26
geredet hatte, wo er am Berg Sinai nach der Schilderung von Israels
Sünde und dem Gericht der Gefangenschaft und Zerstreuung damit schließt,
dass er eine unabdingbare Voraussetzung zwischen ihm und dem Volk Israel
durch Mose festlegt: "Da werden sie dann bekennen (Interl.: Bekennen sie
dann) ihre Missetat und ihrer Väter Missetat, dass sie mir untreu gewesen sind und mir zuwider gehandelt haben. Darum habe ich auch ihnen zuwider gehandelt und sie in das Land ihrer Feinde getrieben. Da wird sich ja ihr unbeschnittenes Herz demütigen, und dann werden sie die Strafe für ihre Missetat
abtragen. Und ich werde an meinen Bund mit Jakob gedenken und an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham und werde an das Land gedenken" (3Mo 26:40-42). Das ist die Schrift, an die Salomo erinnerte, und
auf die er sich bei der Einweihung des Tempels berief, als Israels Ruhm
auf dem Höhepunkt war, in den Schlussworten seines Gebets (1Kö 8:46-53). Das war die Schrift, an die Esra erinnerte in
seinem Gebet (Esr 9:15; Esr 10:11). Das war die Schrift, an die Nehemia in seinem Gebet
erinnerte (Neh 1:5-11) und die Leviten in ihrem Gebet (Neh 9:26-37). Das war die Schrift, an die Daniel erinnerte in
seinem ernsten Gebet (Dan 9:4-19), "wie es geschrieben steht im Gesetz
des Mose“ (Dan 9:13). Diese Schrift ist die Grundlage des Aufrufs von
Hosea: "Bekehre dich, Israel, zu dem Herrn, deinem Gott; denn du bist gefallen um deiner Schuld willen. Nehmt diese Worte mit euch und bekehrt euch zum
Herrn und sprecht zu ihm: Vergib uns alle Sünde und tu uns wohl, so wollen wir opfern die Frucht unserer Lippen So will ich ihre Abtrünnigkeit wieder heilen; gerne will ich sie lieben; denn mein Zorn soll sich von ihnen wenden" (Hos
14:2-5) "Wer ist weise, dass er dies versteht, und klug, dass er dies einsieht?" (Hos 14:10) 3Mo 16 war die Schrift, die dem Aufruf Johannes des
Täufers zugrunde lag: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe
herbeigekommen!" (Mt 3:2). Die einleitenden Worte zum Wirken des Herrn
basierten auf der gleichen Schrift: "Seit der Zeit (als der Dienst Johannes des Täufers
geendet hatte (Mt 4:12) fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das
Himmelreich ist nahe herbeigekommen!" (Mt 4:17). Das war für Petrus die Grundlage zu seinem Aufruf
am Tag des Pfingstgeschehens. Als die Angesprochenen ihn fragten: "Ihr
Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?" Da antwortete ihnen Petrus: "Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf
den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen
die Gabe des heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese
Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott,
herzurufen wird" (Apg 2:37-39). Diese Schrift war die Basis für den zweiten Aufruf
des Petrus in Apg 3:19-26. Aber leider blieben alle diese Aufrufe
gleichermaßen unbeachtet, und in der Apostelgeschichte endet der Dienst
des Petrus mit der Ablehnung des Zeugnisses durch das Volk in Jerusalem
und im Land. Stephanus wird gesteinigt und Petrus kommt ins Gefängnis.
Der Dienst des Paulus unter den zerstreuten Stämmen endet in Apg 28 in
Rom, das die Hauptstadt der Diaspora war, mit der formellen Ablehnung
seines Aufrufs bei einer Ganztags-Konferenz, zu der die "Angesehensten
der Juden" zusammengerufen worden waren (Apg 28:17-28). Nach dieser endgültigen und formellen Ablehnung
wurde ihre Stadt zerstört, der Tempel verbrannt, und alles, was ihnen
vom heiligen Tempelbezirk geblieben ist, ist eine Klagemauer, während sie ihre ganze Zerstreuung hindurch klagen
aber nicht über ihre nationale Sünde, sondern über deren Folgen; nicht
über ihre Schuld, sondern über ihr Elend. Vierzig Tage lang redete der Herr zu ihnen "vom
Reich Gottes" und erklärte ihnen, warum er leiden musste, und
versicherte ihnen, dass er "in seine Herrlichkeit eingehen" werde zu der
Zeit, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat. Inzwischen sollten sie
aufrufen zur Buße, der einzigen Voraussetzung für die nationale
Wiederherstellung und Segnung. Die zweite Schriftstelle Apg 1:11 Auch das macht die heilsgeschichtliche Phase, die
von der Apostelgeschichte abgedeckt wird, zu einer Phase der Erwartung.
Unmittelbar nach der Himmelfahrt des Herrn wurde den Jüngern durch das
Zeugnis von Engeln zugesichert: "Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel
aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel
fahren sehen" (Apg 1:11). Sie standen auf dem Ölberg und wurden so an die
Prophetie Sacharjas erinnert, "seine Füße werden stehen zu der Zeit auf
dem Ölberg" (Sach 14:4). Diese Worte waren zu den Jüngern gesprochen worden.
Sie bezogen sich nur auf die Tatsache, nicht auf die Zeit. Der Herr
hatte ihnen schon gesagt, dass die Zeit "der Vater in seiner Macht
bestimmt hat." Aber sie müssen von diesem Augenblick an in ständigem
Hoffen und Erwarten der Erfüllung dieser Verheißung gelebt haben. Sie
gingen nicht an ihre Arbeit mit der gefestigten Überzeugung, dass die
Erfüllung nicht stattfinden würde, bevor einige neunzehnhundert Jahre
vergangen wären. Denn, hatte nicht der Herr selbst erklärt, als er noch
bei ihnen war: "Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht
mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen"
(Joh 16:16). Die Auslassung jeglicher Zeitangabe verwirrte sie
ebenso wie die Propheten, und wie sie den beiden Jüngern unterwegs nach
Emmaus Sorge machte, und den Elf in Apg 6. Hier (Joh 16:18) fragten sie
sich untereinander, welche Zeit der Herr meinte: "Was bedeutet das, was
er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet." Aber der Herr antwortete mit großem Ernst: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch... ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt
werden... Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen" (Joh
16:20-22) Sie erhielten noch immer keine Zeitangabe. Aber
diese Zusicherung ließ sie nach der Himmelfahrt nach Jerusalem
zurückkehren "mit großer Freude" (Lk 24:52). Sollten wir annehmen, dass
sie "allezeit im Tempel" waren "und priesen Gott" (K: lobten und
segneten Gott), wenn sie dem Wort des Herrn nicht geglaubt hätten? Oder
wenn sie gedacht hätten, er hätte gemeint, dass diese Freude erst nach
einigen neunzehnhundert Jahren verwirklicht werden sollte? Ist es
möglich, dass im gleichen Satz der Ausdruck "eine kleine Weile" im
ersten Satzteil ein paar Tage bedeutet hätte und neunzehn Jahrhunderte
im nächsten Satzteil? Sicher ist das unmöglich. Ebenso unmöglich ist es,
sich vorzustellen, dass ihre "große Freude" beim Hören dieser
feierlichen Verheißung unangebracht gewesen wäre. Die einzige Erklärung,
die all diese Schwierigkeiten befriedigend löst, ist, dass die
verheißene parousia möglicherweise zu einem nicht fernen Zeitpunkt
stattfinden könnte, wobei der Gehorsam des Volks und der Diaspora
gegenüber der Aufforderung zur Buße die einzige Bedingung war. Die dritte Schriftstelle Apg 2:16-20 "... das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt
worden ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht
Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles
Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich
in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut, Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt"
(Joe 3:1-4). In diesem Abschnitt haben wir eine göttliche und
vollmächtige Auslegung von Joels großer Prophezeiung. Wir wissen alle
nur zu gut, wie wir uns abgemüht haben mit dieser Schriftstelle, um die
Schwierigkeit zu klären, die in diesem "das ist's" liegt, und wie wir
uns innerlich unbefriedigt fühlten. Aber alles ist klar, sobald wir
diese Stelle aus der Perspektive ihrer heilsgeschichtlichen Phase
betrachten. Joel spricht durch den Heiligen Geist von
Ereignissen, die "in den letzten Tagen" jener heilsgeschichtlichen Phase
stattfinden sollten; Ereignisse, die zuvor geschehen sollten, und
anderen, die zum Ende hinführen, zum Tag des Herrn. Die "letzten Tage"
von Apg 2:17 sind "jene Tage" von Apg 2:18, und der Beginn von Joels
Prophezeiung wurde gerade vor ihren Augen erfüllt. Sie beziehen sich auf
"den Tag seines Kommens" von Mal 3:2+19; und "jene Tage" (K) von Mt
24:29. Alle sprechen von den gleichen Ereignissen, bemerkenswert
besonders die letzteren Worte des Herrn selbst; und alle sprechen von
jenen Tagen als nahe bevorstehend. Wie viel einfacher, leichter und befriedigender ist
es, an Gottes Wort zu glauben, als es weg zu erklären, da wir einerseits
nicht annehmen können, dass Joel von Pfingsten als dem Beginn der
Gemeinde Prophezeite, und da wir andererseits nicht mit der
überwiegenden Mehrheit glauben können, dass "der Tag des Herrn"
tatsächlich mit der Zerstörung Jerusalems gekommen sei! Nichts kann Petrus' Zitat und Auslegung von Joels
Prophezeiung genügen, als die heilsgeschichtliche Lehre, dass zu
Pfingsten der Beginn der Ereignisse geschah, die zu der
Wiederherstellung des Königreichs für Israel hinführen sollten (was der
Gegenstand von Joels Worten war); und dass deren vollständige Erfüllung
ausgesetzt und verzögert wurde wegen Israels fortgesetzten und
anhaltenden Ungehorsams gegenüber dem Ruf zur Buße, die doch die
Grundlage der Prophezeiung war. Die Verheißung, die auch die Ausgießung des Geistes
"auf alles Fleisch" enthielt, wurde aus dem gleichen Grunde damals nicht
erfüllt. Das allein zeigt schon, dass Israels Unbußfertigkeit der
einzige Grund war, und nicht ein Fehler in Jahwes Wort. Die Erfüllung
dieses Ausgießens auf alles Fleisch ist deshalb ausgesetzt. Das ist eine befriedigende Lösung all der
Schwierigkeiten, mit denen irrige Ansichten diese wichtige Schriftstelle
umstellt haben. Die vierte Schriftstelle Apg 2:40 "Auch mit vielen anderen Worten bezeugte er
(Petrus) das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem
verkehrten Geschlecht (von dieser verschrobenen Generation)". Diese abschließenden Worte seiner ersten Ansprache
machen die Tatsache gewiss, dass die Generation, die Petrus erwähnt,
"diese Generation" ist, von der unser Herr in Mt 24:34 gesprochen hatte.
Es war dieselbe Generation diese böse und ehebrecherische Generation,
die schon Johannes der Täufer ermahnt hatte, dem zukünftigen Zorn zu
entfliehen. Es war dieselbe Generation, die den einzigartigen Vorzug
hatte, den Menschensohn selbst zu sehen und zu hören, die das Maß ihrer
Sünden voll machte, und der das Gericht damals unmittelbar bevorstand. Lukas hat in seinem Evangelium die Ereignisse
dieser Generation aufgezeichnet, beginnend im Jahr 4 v.Chr. und endend
mit dem Tode des Herrn im Jahr 29 n.Chr., also die dreiunddreißig Jahre
des Herrn. Die Generation, die Petrus' Aufruf in Apg 2 hörte, begann im
Jahr 29 und ging bis etwa 62 n.Chr. Das war eine zweite und ähnliche
Zeitspanne von dreiunddreißig Jahren und endete mit Apg 28:25.26. Diese
"verkehrte Generation" von Apg 2 war deshalb dieselbe, die den Aufruf
Johannes des Täufers und des Herrn gehört hatte: "Tut Buße und bekehrt
euch zum Herrn." Das bringt uns zur nächsten Schriftstelle. Die fünfte Schriftstelle Apg 3:12-26 Es ist nicht nötig, diesen langen Abschnitt
vollständig anzuführen. Unsere Leser sollten ihn selber aufschlagen und
lesen und die Worte als direkt von Gott, dem Heiligen Geist, kommend
aufnehmen. Glücklicherweise hängt keine von diesen Schriftstellen von
einer unangemessenen Übersetzung oder besonderen Auslegung ab. Jede ist
klar, einfach und leicht verständlich. Alles was man braucht, ist ein
kindliches Vertrauen, um an Gott zu glauben und zu hören, was er
veranlasst hat, dass es "uns zur Lehre geschrieben" wurde. Am Ende der Ansprache des Petrus, in Apg 2:41,
haben wir eine kurze Schilderung, die besagt: "Die nun sein Wort
aufnahmen, ließen sich taufen." Diese Zuhörer von damals werden in Hebr
6:4.5 so beschrieben: "... die einmal erleuchtet worden sind und
geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben an pneuma
hagion (d.h. am Heiligen Geist und den geistlichen Gaben) und geschmeckt
haben das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt"
(Zeitalter). In Apg 2:44 wird uns gesagt, dass sie den
göttlichen Sozialismus geschmeckt haben, denn "sie hatten alle Dinge
gemeinsam," was die Welt jetzt vergeblich zu erlangen sucht, überdrüssig
der Unfähigkeit des Menschen, so etwas wie eine gute Regierung zu
erreichen. Sie hatten die "Zeichen und Wunder" geschmeckt, die die
Apostel bewirkt hatten. "Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie
aus unter alle, je nachdem einer nötig hatte." Das waren nicht die
Zeichen der Gemeindegründung. Auf jeden Fall sehen wir solche Zeichen
jetzt nicht, noch möchten wir es! Das gehörte zu den Zeichen des neuen
Zeitalters, das damals gerade im Anbrechen war. "Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel."
Sie waren nicht darauf versessen, eine "organisierte Christenheit" zu
bilden. Aber sie verehrten den Gott ihrer Väter in seinem eigenen Tempel
in Jerusalem. Sie verließen die Versammlung nicht, sondern ermahnten
einander um so mehr, als sie sahen, "DASS SICH DER TAG NAHT" "der Tag,"
von dem Joel geweissagt, und den Petrus bezeugt hatte. In einem Punkt unterschieden sie sich von allen
andern Israeliten, die es ablehnten, der neuen Offenbarung der
heilsgeschichtlichen Wahrheit zu glauben, die Gott durch die Apostel
machte: Sie brachten keine Opfer mehr dar und deshalb brachen sie ihr
Brot (d.h. "aßen ihr Fleisch") nicht mehr in den Vorhöfen des Tempels,
sondern "daheim" in ihren eigenen Häusern (Apg 2:46). Wer weiterhin opferte, leugnete das einmalige Opfer
Christi, das er ein für allemal geopfert hat, und wird in Hebr 10:29
bezeichnet als "der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des
Bundes für unrein hält," von dem er gesagt hatte: "das ist mein Blut des
(neuen) Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden"
(Mt 26:28). Dieser neue Bund, der geschlossen wurde, war die
Grundlage für Petrus' zweite Ansprache in der fünften Schriftstelle der
Apostelgeschichte, die wir jetzt betrachten. Der Anlass war eins der
"vielen Wunder und Zeichen" die durch die Apostel geschahen (Apg 2:43).
Das Wunder geschah wahrscheinlich wenige Tage nach dem Pfingsttag. Es
wird uns nicht gesagt, wieviel Zeit verging. "Petrus und Johannes gingen
hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, zur Gebetszeit" (etwa 15 Uhr)
(Apg 3:1), und der Gelähmte wurde an der Tür des Tempels geheilt. Das Wunder beeindruckte die Leute, die es sahen, so
stark, dass sie "Verwunderung und Entsetzen erfüllte." Das ließ Petrus
seine zweiten Rede halten, in der er dem Volk die Schwere seiner Schuld
vorhielt, dass sie "den Heiligen und Gerechten" verleugnet, und darum
gebeten hatten, dass man ihnen "den Mörder schenke; aber den Fürsten des
Lebens habt ihr getötet." Er schließt mit den Worten: "Nun, liebe Brüder, ich weiß, dass ihr's aus
Unwissenheit getan habt, wie auch eure Oberen. Gott aber hat erfüllt,
was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: dass
sein Christus leiden sollte. So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure
Sünden getilgt werden, damit die Zeit der Erquickung komme von dem
Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt
ist: Jesus. Ihn muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in
der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund
seiner heiligen Propheten von Anbeginn" (Apg 3:18-21). Petrus zitiert dann noch Mose (5Mo 8:18) und
erwähnt besonders Samuel. Und warum Samuel? Weil Samuel der Prophet war,
der als erster Israels Sünde anprangerte, dass sie Jahwe als König
abgelehnt und lieber einen menschlichen König gewollt hatten, wie alle
Völker umher. Wie passend und ernst war doch diese Erwähnung Samuels an
diesem kritischen Punkt in der späteren Geschichte Israels, als das Volk
wieder seinen König und die Verheißung Jahwes, ihn als Herrscher zu
senden, ablehnte. Wir brauchen auf diese zweite Ansprache des Petrus
nicht weiter einzugehen. Sicher brauchen wir auch kaum zu betonen,
welche ernstzunehmende Alternative es gäbe. Der Heilige Geist, der durch
Petrus sprach, müsste sonst mit der Verheißung, Jesus Christus zu
senden, das Volk genarrt haben, wenn die Erfüllung nicht nahe vor der
Tür gestanden hätte unter der genannten Bedingung. Ganz gewiss lag diese
"Zeit der Erquickung" und der "Wiederherstellung" damals nicht in einer
fernen Zukunft von neunzehn Jahrhunderten. Was für ein dringendes Motiv für sofortige
nationale Buße wäre diese Verheißung sonst gewesen? Der Herr selbst hatte von dieser "Zeit" als von der
"Wiedergeburt" gesprochen (Mt 19:28), die das Äquivalent für diese
"Wiederherstellung" ist. Die war das Werk von Johannes dem Täufer, der,
wenn man ihn angenommen hätte, der Elia gewesen wäre, der kommen sollte
(Mk 9:12). Diese "Zeit" ist für uns in (Mk 9:20) bestimmt, wo davon
gesprochen wird, dass der Herr den Christus sendet, der Jesus ist, das
ist die Zeit, in der alle Prophezeiungen von der Herrlichkeit erfüllt
werden sollten. Aber leider wurde die gestellte Bedingung nicht erfüllt.
Weder die Nation noch die Juden in der Diaspora taten Buße. Deshalb sind
alle erwarteten Segnungen notwendigerweise in Verzug gekommen und stehen
noch heute aus. Sie konnten auch nicht erfüllt werden durch das
Entstehen der "christlichen Kirche". Nicht die heiligsten Einzelperson
hätte die sichtbaren, leiblichen Wunder hervorbringen können, die mit
der "Wiederherstellung" verbunden sind, von der die Propheten gesprochen
haben. Dass die Steppe blühen soll wie die Lilien und Ströme im dürren
Lande hervorbrechen (Jes. 35 usw.). Ganz gewiß gab es keine solche
"Wiederherstellung" bei der Zerstörung Jerusalems, wie viele irrig
meinen. Ihr folgte eine weitere Zerstreuung, und nicht die verheißene
"Sammlung." Wir brauchen nur Jes 30 und 31 zu lesen, um uns davon zu
überzeugen. Die sechste Schriftstelle Apg 17:30.31 Das hat der Apostel Paulus zu Heiden in Athen
gesagt. Da sprach er nicht von der Erfüllung alttestamentlicher
Prophetie, sondern stellte Tatsachen fest, und dazu gehörte: "Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit
hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen
Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den
Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu
bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von
den Toten auferweckt hat." Nur zwei Bemerkungen sind notwendig: Der "Tag," von dem hier die Rede ist, ist derselbe
"Tag," auf den in allen von uns angeführten Schriftstellen Bezug
genommen wird. Das Verb, das mit "er wird richten" übersetzt wird,
ist keine Zukunftsform des Wortes richten, sondern ein Kombination von
zwei verschiedenen Wörtern, nämlich der Präsensform mello = 'im Begriff
sein' und dem Infinitiv des Wortes krino = 'richten'. Wieder merken wir, dass der Apostel nicht von einem
Ereignis spricht, das beinahe zwei Jahrtausende später stattfinden
würde, sondern von einem Gericht, das bald stattfinden konnte. Wenn man
diese Tatsache berücksichtigt, dann bezieht er sich auf die Worte des
Herrn in Joh 5:22.27 und "bekräftigt" sie. Diese sechs angeführten Schriftstellen aus der
Apostelgeschichte genügen, um unsere zweite Aussage aufzustellen, und zu
zeigen, dass ohne weitere Argumente das Buch der Apostelgeschichte eine
einmalige und gesonderte Phase der Heilsgeschichte bildet: eine
Zeitspanne der Erwartung. 1 2. Phase des bestätigenden Zeugnisses 1.1 Vor der Zerstörung Jerusalems 1.1.1 Der erste Zeitabschnitt der Apg 1.1.2 Der heilgeschichtliche Einschaub 1.1.3 Die Erwartung der Parusia 1.2 Wendepunkt in Israels Geschichte 2. Phase des bestätigenden Zeugnisses Wir müssen jetzt zeigen, dass diese Zeitspanne, die
von der Apostelgeschichte abgedeckt wird, dadurch gekennzeichnet ist,
dass die Worte des Herrn bestätigt wurden, die er während seines
irdischen Wirkens geredet hatte. Das wird in Hebr 2:3 kategorisch
festgestellt. Der Brief an die Hebräer beginnt mit der
schwerwiegenden Tatsache, dass die Bibel insgesamt den Anspruch erhebt,
das Wort Jahwes zu sein. Dieser Anspruch stellt uns vor die grundlegende
Frage der Inspiration. Wenn nämlich dieser Anspruch nicht berechtigt
wäre, dann würde die Bibel aufhören, auch nur ein gutes Buch zu sein.
Dieser Anspruch ist deshalb für uns von allumfassender Bedeutung. Ob
nämlich "durch die Propheten," oder "durch den Sohn," oder durch die
Evangelisten oder Apostel - immer ist es Jahwe, der spricht, und alle
diese überlieferten Worte sind gleichermaßen göttlich. Kein Vers ist
stärker autorisiert als ein anderer. Der Plan des Feindes, Testamente mit
unterschiedlich gewichteten Schriftstellen herauszugeben, lässt sich
sofort als Versuch zur Blendung der Leser erkennen. Es wäre der Verlust
der später verheißenen Worte des "Geistes der Wahrheit," offenbart durch
"Paulus, den Gefangenen Christi Jesu," die in 2. Tim. 1, 8 allem
gleichgestellt werden, was Jahwe geredet hat. Diese Tatsache verurteilt
alle Bücher, die die Worte des Herrn Christus als wichtiger ansehen als
die inspirierten Worte anderer Autoren der Bibel, oder die der "Lehre"
des einen größere Autorität zumessen als der von anderen. Was für ein wunderbares Licht wirft doch diese
Tatsache auf die Eingangsworte des Hebräerbriefes, wie sich aus der
Struktur der ersten zwei Kapitel ersehen lässt: Hebräer: A Hebr 1:1-2a:
Gottes Reden durch die Propheten und durch seinen Sohn. B Hebr 1:2b-14:
Der Sohn: "Gott (Hebr 1:8), "viel höher als die Engel" (Hebr
1:4). A Hebr 2:1-4:
Gottes Reden "durch Engel" (Hebr 1:2). und seinen Sohn (Hebr
1:3). und "durch die, die es gehört haben" (Hebr 1:4). B Hebr 2:5-18:
Der Sohn: "Mensch" (Hebr 1:6): "eine kleine Zeit niedriger als
die Engel" (Hebr 1:7). Aus diesem Aufbau erkennen wir, dass wir diese
beiden Kapitel nur verstehen, wenn wir den Teil B ( Hebr 1:2b-14) als
Einschub zu den Teilen A (Hebr 1:1-2a) und A (Hebr 2:1-4) betrachten,
und dass A (Hebr 2:1-4) als Einschub zu B ( Hebr 1:2b-14) und B (Hebr
2:5-18) anzusehen ist. Mit anderen Worten, wir müssen von Apg 1:2a nach
Apg 2:1 springen und von Apg 1:14 nach Apg 2:5. Nur dann erkennen wir
das Gewicht des Wortes "DARUM" am Anfang von Apg 2:1 und das Gewicht des
Wortes "DENN" am Anfang von Apg 2:5. Das alles rückt die Apg 2:3.4 in ihre richtige
Perspektive und lässt uns ihre umfassende Bedeutung erkennen. Vers 3
enthält unser augenblickliches Thema, denn er bezieht sich auf die ganze
heilsgeschichtliche Phase der Apostelgeschichte nach rückwärts blickend,
so wie das Gleichnis von der königlichen Hochzeit vorausblickt. Beide
beziehen sich auf die ganze heilsgeschichtliche Phase der
Apostelgeschichte. Das Gleichnis befasst sich mit dem äußeren,
historischen Geschehen, während Hebr 2:3 den geistlichen Gehalt der
Verkündigung zum Gegenstand hat. Hebr 2 beginnt mit einem Aufruf, zu hören und
aufzumerken; denn "wenn das Wort (das Gesetz) fest war (bestätigt ward
bebaios), das durch die Engel gesagt ist, und jede Übertretung und jeder
Ungehorsam den rechten Lohn empfing, wie wollen wir entrinnen, wenn wir
ein so großes Heil nicht achten, das seinen Anfang nahm mit der Predigt
des Herrn und bei uns bekräftigt (bebaioo) wurde durch die, die es
gehört haben?" Man beachte diese zweifache Bestätigung, die in
vielen Übersetzungen verloren geht, weil das erste Wort z. B. bei Luther
mit 'fest war' anstatt 'bestätigt' oder 'bekräftigt' wiedergegeben ist.
Das Wort (des Gesetzes) durch Engel-Vermittlung gesprochen, war dadurch
bestätigt, dass "jede Übertretung und jeder Ungehorsam den rechten Lohn
empfing." Ebenso wurde das Wort von dem "so großen Heil," das der Herr
gesprochen hatte, bekräftigt durch die, die es gehört hatten. Daher
mussten die Folgen für das Missachten der Worte des Herrn noch ernster
sein. "Übertretung und Ungehorsam" wiegen hier noch schwerer und werden
ganz entsprechendes Urteil im Gericht nach sich ziehen, wie das unser
Herr geweissagt hat. Vor der Zerstörung Jerusalems Die Zerstörung ihrer Stadt (Jerusalem) stand nahe
bevor, wie aus der ernsten Warnung gegen Ende des Briefes hervorgeht,
bezogen auf das Reden des Herrn Jesus selbst: "Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.
Denn wenn jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden
redete, wieviel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den abweisen, der
vom Himmel redet. Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert,
jetzt aber verheißt er und spricht: 'Noch einmal will ich erschüttern
nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.' Dieses 'Noch einmal'
aber zeigt an, dass das, was erschüttert werden kann, weil es geschaffen
ist, verwandelt werden soll, damit allein bleibe, was nicht erschüttert
werden kann... denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer" (Hebr
12:25-29). Die Gewissheit des zukünftigen vergeltenden
Gerichts stand damals nahe bevor, nicht nur nach den Worten des Herrn,
sondern auch nach den Worten derer, die ihm zugehört hatten und seine
Worte bekräftigten. Hier kommen wir zum Kern der Sache. Die dem Herrn
zugehört hatten, wiederholten und ergänzten nur das, was er bezeugt
hatte. Das Zeugnis des Herrn ist das Thema der vier Evangelien, und das
Thema der Apostelgeschichte ist die Bestätigung seiner Zuhörer. Das eine
war der Aufruf der zuerst ausgesandten Knechte, um den zum Hochzeitsfest
Geladenen zu sagen, dass das Fest fertig vorbereitet war. Der Königssohn des Hochzeitsfests (Mt 22:1-7) ist
dieselbe Person wie der Sohn des Weinbergbesitzers, der zu den
Weingärtnern gesandt wurde (Mt 21:33-41). Das Ende ist beide Male
gleich: Die Vernichtung der bösen Menschen. Da die Zerstörung Jerusalems
erst kurz nach dem Ende der Phase der Apostelgeschichte erfolgte, haben
wir darin einen unwiderleglichen Beweis dafür, dass die beiden
Gleichnisse die ganze Zeit der Apostelgeschichte betreffen, und dass das
Zeugnis der Evangelien und der Apostelgeschichte die beiden Teile ein
und derselben heilsgeschichtlichen Phase sind. Deshalb bestand der Dienst derer, die den Sohn
gehört hatten, nur im Bekräftigen und Vollenden des Dienstes, den der
Herr "begonnen" hatte. Am Anfang stand jeweils das gleiche Wort: "Tut
Buße." Siehe Mt 4:17; Apg 2:38; Apg 3:19 usw. Diese Buße Israels war
nicht notwendig zur Gründung einer Gemeinde, sondern sie war
unentbehrlich für Israels Segnung. Das geht auf die einzige Bedingung
zurück, die in 3Mo 26:40-42 festgelegt ist. Diese Segnung ist als die
Erlösung Israels definiert (Lk 24:21), die als Erlösung in Jerusalem (Lk
2:38 K) vollbracht wurde, und die der "Trost Israels" sein sollte (Lk
2:25, geweissagt in Jes 40:1 usw.), auf den die warteten, die an Gott
glaubten (Mk 15:43). Es gab in all diesen Prophetien, die Israel
betrafen, nichts über die Gründung einer Gemeinde. Das geht aus dem
hervor, was in Apg 1:3.6 über die Weiterführung des Dienstes des Herrn
offenbart ist. Joel, der in Apg 2:17-21 zitiert ist, prophezeite nicht
über den Beginn einer neuen heilsgeschichtlichen Phase, sondern über das
Ende der alten. Die "Verheißung" von Apg 2:39 war die Verheißung an
Israels und nicht an die Gemeinde. Wir sprachen bereits über den zweiten
Bußruf des Petrus in Apg 3 und haben auch die Ausgießung der
Geistesgaben als Vorgeschmack von Joels Weissagung für Israel schon
betrachtet (Hebr 6:4). In den folgenden Kapiteln der Apostelgeschichte
haben wir viele weitere Belege der bekräftigenden Worte des Petrus, wenn
wir seine Auseinandersetzung lesen, die er mit den Herrschenden der
Nation zum Beweis der Auferstehung des Herrn führte, und darüber, welche
Bedeutung ihr im Ratschluss Gottes zukommt (Apg 3 und Apg 4). In Apg 5 sehen wir die Ausübung der Vollzugsgewalt,
die Petrus übertragen war, der "die Schlüssel des Himmelreichs" (nicht
der Gemeinde) und die Vollmacht hatte, zu binden und zu lösen, sogar
einschließlich der Macht über Leben und Tod. Der erste Zeitabschnitt der Apg Der erste Zeitabschnitt der Apostelgeschichte endet
mit dem Zeugnis des Petrus in Jerusalem (der Hauptstadt des Landes) und
der Steinigung des Stephanus. Apg 8; 9; 10; und 11 berichten, wie Petrus, nachdem
er das Himmelreich für Israel in Jerusalem aufgeschlossen hatte,
fortfuhr, dasselbe auch in Samaria und Cäsarea unter Heiden zu tun. Auch
das geschah in Erfüllung alttestamentlicher Prophetie und Gottes
ursprünglicher Verheißung an Abraham in 1Mo 12:3. Es war nicht die
Einführung von etwas Neuem. Und in Kapitel 12 endet der Dienst des
Petrus mit seiner Gefangennahme, Befreiung und seinem späteren Wohnsitz. In Apg 13 haben wird die Berufung und Aussonderung
von Paulus und Barnabas als eine neue Wirkung des Heiligen Geistes, als
er selbst sie zu der Mission bestimmte, wozu er sie berufen hatte, um
die frohe Botschaft von der Auferstehung Christi weiterzutragen,
zunächst zuerst unter Juden. Sie begannen auf Zypern und setzten ihren Dienst
fort "in den Synagogen der Juden“ (Apg 13:5). Zu Beginn ihres Dienstes
in Antiochien in Pisidien sprachen sie die Versammlung als "Männer von
Israel" an (Apg 13:16) und Paulus gab dann einen Abriss der Geschichte
Israels und sagte: "Der Gott diese Volkes Israel hat unsre Väter
erwählt." Dann führte er die Geschichte weiter bis zur Auferstehung des
Messias. Schließlich verkündete er "die Vergebung der Sünden“ (Apg
13:38.39) und warnte eindringlich davor, diese Verkündigung
zurückzuweisen (Apg 13:40.41). Genau damit hatte auch Petrus in Apg 2:38
und Apg 3:19 begonnen. Paulus beendete seinen Dienst in Antiochien, wie
Petrus das in Cäsarea getan hatte, indem er erklärte, dass nach dem
Ratschluss Gottes auch die Heiden in Gottes ursprüngliche Verheißung an
Abraham einbezogen waren (Apg 13:46-49). Das bringt uns zu einem anderen Punkt, der hier
besprochen werden sollte, das ist die Ähnlichkeit der Methode, die die
Zwölf befolgten, als der Herr sie ausgesandt hatte (Mt 10:14; Mk 6:11;
Lk 9:5) "zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel," die verkünden
sollten: "Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen," und die den Befehl
des Herrn zu befolgen hatten: "Und wenn euch jemand nicht aufnehmen und
eure Rede nicht hören wird, so geht heraus aus diesem Hause oder dieser
Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen.“ In ist es das, was Paulus und Barnabas in
Antiochien in Pisidien taten, wie die Zwölf es im Lande getan hatten. In Apg 13:26 stehen die bedeutsamen Worte: "Ihr Männer, liebe Brüder, ihr Söhne aus dem
Geschlecht Abrahams und ihr Gottesfürchtigen, uns (Anm. d. Ü.: K.J.: to
you’’= euch) ist das Wort dieses Heils gesandt." Und in Apg 13:46 fügt er die bemerkenswerten Worte
hinzu: "Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden;
da ihr es aber von euch stoßt... siehe, so wenden wir uns zu den
Heiden." Und er fährt fort, seine überraschende Erklärung zu
bestärken, indem er Jes 49:6 zitiert: "Denn so hat uns der Herr geboten: 'Ich habe dich
(Israel) zum Licht der Heiden gemacht, damit du (Israel) das Heil seist
bis an die Enden der Erde'" (diese Prophetie wird auf den Messias
ausgelegt, aber als Anwendung von demselben Heiligen Geist ist es hier
von Paulus für Israel gebraucht). Die Schriften des Alten Testaments sind übervoll
von Prophetien darüber, dass Israel es übernehmen sollte und noch soll,
das Evangelium zu den Völkern der Erde zu bringen. Wenn diese Prophetien
einst erfüllt werden, dann wird die heutige Heidenmission wie ein
Kinderspiel sein gegenüber den wunderbaren Ergebnissen, wenn Gottes
eigene, erwählte Missionare das Feld übernehmen werden und als "Lebende
aus den Toten" das "Evangelium vom Reich" verkünden und zum Licht und
Heil der Heiden werden. Aber zurück zu Apg 13. Wo werden wir die
Berechtigung für diese Aktion seitens Paulus und Barnabas finden, die
fortfuhren, das Evangelium den Heiden zu verkünden, ungeachtet der
Unbußferigkeit des halsstarrigen Israel? Es entsprach nicht der
alttestamentlichen Prophetie, dass das Evangelium, das durch Israel
gebracht werden sollte, unabhängig von Israel und von Gottes
prophetischem Wort, über die ganze Erde verbreitet wurde. Das ist in
Wirklichkeit Lehre der heutigen Theologie, war aber nicht Teil der
göttlichen Offenbarung. Der heilgeschichtliche Einschaub Tatsächlich war diese besondere Annahme des
Evangeliums in Apg 13 durch ein speziell jüdisches "Werkzeug" auch
prophetisch und wirksam, obwohl Israel dabei unbeteiligt war. Der
Apostel bespricht das ausführlich in dem wunderbaren
heilsgeschichtlichen Einschub von Röm 9-11, wo er aus der Schrift des
Alten Testaments beweist, dass dessen Ziel vorübergehend war und den
Zweck hatte, Israel zur Eifersucht zu reizen. Damit wurde eine alte
Weissagung über Israel aus dem "Lied des Mose" (5Mo 32:20.21) erfüllt. Das wird uns in Röm 10:19-21 deutlich gesagt. Da
lesen wir: "Ich frage aber: Hat es Israel nicht verstanden?
Als erster spricht Mose: Ich will euch eifersüchtig machen auf ein
Nicht-Volk; und über ein unverständiges Volk will ich euch zornig
machen. Aber Jesaja wagt zu sagen: 'Ich ließ mich finden von denen, die mich nicht
suchten, und erschien denen, die nicht nach mir fragten.' Zu Israel aber spricht er: 'Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt
nach dem Volk, das sich nichts sagen lässt und widerspricht.'" Deshalb sagt der Apostel in Röm 11:14: "... ob ich vielleicht meine Stammverwandten zum
Nacheifern reizen und einige von ihnen retten könnte.“ Im Dienst des Paulus unter den Heiden, während der
Phase der Apostelgeschichte, findet sich durchweg keinerlei Hinweis
darauf, dass er eine NEUE OFFENBARUNG oder ein offenbartes GEHEIMNIS
verkündet hätte, das "von Zeitaltern her verborgen war," oder dass er
eine Gemeinde gegründet oder eine neue Institution aufgebaut hätte. Im
Gegenteil, er erklärt ausdrücklich am Ende seines öffentlichen Dienstes,
unmittelbar vor seiner Abreise nach Rom: "Aber Gottes Hilfe habe ich erfahren BIS ZUM
HEUTIGEN TAG und stehe hier und bin sein Zeuge bei groß und klein und
SAGE NICHTS, als was DIE PROPHETEN und MOSE vorausgesagt haben: Dass
Christus müsse leiden und als erster auferstehen von den Toten und
verkündigen das Licht seinem Volk UND DEN HEIDEN" (Apg 26:22.23). Diese ausdrückliche Feststellung zeigt, dass Paulus
nicht nur das bekräftigte, "was seinen Anfang nahm mit der Predigt des
Herrn," sondern dass sein Dienst, wie der des Herrn selbst, ganz auf den
prophetischen Schriften des Alten Testaments gründete: "Mose und die
Propheten". Daher ist es überzeugend, dass es keine
heilsgeschichtliche Phase der Gemeinde in der Apostelgeschichte geben
kann, und gewiss keine Offenbarung des Geheimnisses, das später bekannt
gemacht wird in den Briefen aus seiner Gefangenschaft in Rom. Der Dienst der Apostelgeschichte wird in
Übereinstimmung mit der ausdrücklichen Feststellung des Apostels in Röm
15:19 zu einem endgültigen Abschluss gebracht: "So habe ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach
Illyrien das Evangelium von Christus voll ausgerichtet (hier steht
nichts von "predigen". Das Wort ist pleroo, das wie folgt übersetzt wird
(Kol 2:10: an der Fülle beteiligt; Kol 4:12: vollkommen; Lk 7:1:
vollendet; Apg 19:21: geschehen; Lk 9:31: erfüllen; Röm 15:19 voll
ausgerichtet).“ Eine andere Tatsache wird leicht übersehen, dass es
die ganze heilsgeschichtliche Phase der Apostelgeschichte hindurch eine
"bleibende Stadt," Jerusalem, gab, obwohl ihre Zerstörung schon nahe war
(Hebr 13:14). Der Tempel stand noch, der Tempeldienst wurde noch getan,
Opfer wurden gebracht, die jüdischen Feste eingehalten, und Paulus
anerkannte die schriftgemäße Stellung dessen, der das Amt des
Hohenpriesters innehatte (Apg 23:5). Als gläubiger Jude blieb Paulus bei
der Einhaltung der Feste: "Ich muss allerdinge das künftige FEST zu JERUSALEM
halten" (Apg 18:21 alte Luther-Ausgabe). "... denn er eilte, am PFINGSTTAG in JERUSALEM zu
sein, wenn es ihm möglich wäre" (Apg 20:16). Man muss auch sehen, dass Paulus in Apg 16:3 den
Ritus der Beschneidung hielt. In Apg 21:24-26 finden wir Paulus beim Befolgen des
Gesetzes gemäß 4Mo 6:3; Apg 13:18, wo er zeigt, dass nichts geschehen
war, was das Verhalten der gläubigen Juden, die das Gesetz hielten ( Apg
13:20), geändert hätte, und dass, während heidnische Gläubige davon
entbunden waren ( Apg 13:25), Paulus selber sorgfältig zeigte, dass er
selber "nach dem Gesetz lebte und es hielt" ( Apg 13:24). So dürfen wir nicht zunächst meinen, dass Paulus in
unserer heilsgeschichtlichen Phase lebte, um ihn dann zu verurteilen, er
habe in Apg 21 falsch gehandelt, entgegen dem Lebenswandel, der erst
später, in den Briefen aus der Gefangenschaft, offenbart wurde. Paulus
lebte in der Phase der Apostelgeschichte, und das führt zu einer ganz
anderen Frage: Sind wir als Heiden heute zu dem Evangelium
gerufen, das Paulus damals gepredigt hat? Falls ja, haben wir genau den
gleichen Stand wie seine Zuhörer (man beachte dazu Apg 15:19-21), und
dann müssen auch wir, "nach dem Gesetz leben und es halten," was viele
zu tun versuchen. Dann sind wir vor Gott in demselben Stand wie Israel
damals, und unser Anspruch basiert auf den prophetischen Aussagen des
Alten Testaments. Dann, zumal wenn unsere Berufung von Pfingsten her
datiert, oder von irgend einem Punkt in dieser Zeitspanne, dann stehen
wir aus Gottes Sicht ebenso, nicht höher und nicht niedriger, als Israel
in diesen achtundzwanzig Kapiteln. Unsere Hoffnung ist dann ebenso hoch und nicht
höher als bei denen, zu denen der Apostel redete, oder an die er in den
früheren Briefen während dieser Zeit schrieb. Und worin bestand diese Hoffnung? Wir werden nicht im Zweifel darüber gelassen, denn
im allerersten Brief, den der Apostel schrieb, (1Thes) wird es klar
festgestellt und beschrieben. Das war aber nicht mehr, als was der Herr
in seinem eigenen Dienst gegeben hatte. Paulus "bekräftigte" nur, was
als Wort des Herrn in Joh 11:25.26 gesagt ist. Es stimmt, dass Paulus es
in 1Thes 4 erweitert und erklärt hat, aber es ist keine andere oder
unterschiedliche Hoffnung. Es ist nicht das, was man "die Hoffnung der
Gemeinde" nennt - im Unterschied zur "Hoffnung Israels." Es war dieselbe
Hoffnung, nur klarer beschrieben und weitergeführt. "Das Wort des Herrn" über diese Hoffnung hatte er
in Joh 11:25.26 gesagt. Alles war in ihm, der "die Auferstehung und das
Leben" ist, zusammengefasst. Beides war daher nur in ihm und von ihm und
durch ihn zu finden und zu erleben. Deshalb sagt er: "Wer an mich glaubt, der wird leben (im
Auferstehungsleben ich werde für ihn 'die Auferstehung' sein), auch wenn
er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr
(griech.: ou me = keinesfalls, niemals die stärkste Verneinung) sterben
(denn für den bin ich 'das Leben').“ Die Erwartung der Parusia Das war das Wort des Herrn zu Marta. Und das ist
"das Wort des Herrn" im ersten Brief, den der Apostel geschrieben hat.
Er erweitert es durch Inspiration: "... dass wir, die wir leben und übrigbleiben bis
zur Ankunft (parousia oder Gegenwart) des Herrn, denen nicht zuvorkommen
werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr wird, wenn der
Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes
erschallen, HERABKOMMEN VOM HIMMEL, und zuerst werden die Toten, die in
Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben
und übrigbleiben, ZUGLEICH MIT IHNEN entrückt werden auf den Wolken in
die Luft, dem Herrn entgegen; und SO werden wir bei dem Herrn sein
allezeit." Diese Worte sind die Erweiterung und Beschreibung
der Worte des Herrn in Joh 11:25.26 und offenbaren weitere Einzelheiten
über die Auferstehung. Aber es ist die Bekräftigung der Worte des Herrn,
wie er in Hebr 2:3 schreibt. Und es ging um die parousia oder Gegenwart des
Herrn. Das war das Thema des Herrn durch alle Evangelien. Es war auch
das Thema der Bekräftigung in 1Thes 4. Und das Wort "parousia" findet sich nur in den
Evangelien, in der Apostelgeschichte und in den früheren Paulinischen
Briefen, die er in dieser Phase geschrieben hat. Wir begegnen ihm viermal im ersten Brief an die
Thessalonicher und einmal im ersten Brief an die Korinther. Aber dann
niemals mehr. Der Apostel Paulus gebraucht das Wort danach nicht wieder,
und die Erwähnung in 1Kor führt uns zurück zu einem Zeitpunkt, der dem
von Apg 19 entspricht. Später findet es sich nicht mehr. Die Hoffnung
auf die parousia wird in den Briefen an die Korinther weiter besprochen,
aber das Wort wird in diesem Zusammenhang nicht verwendet. In 1Kor 15 wird die "Auferstehung" vollends erklärt
als die "erste" und im Zusammenhang mit "der Posaune" von 1Thes 4 In
2Kor 5 ist von der Entrückung als mit einer Verwandlung verbunden die
Rede (wovon in 1Thes nichts gesagt wird) und davon, dass wir, bevor wir
entrückt werden, "überkleidet werden" mit einem geistlichen Leib ohne
den keine "Gegenwart" (oder parousia) des Herrn sein könnte. Aber das ist alles, was über diese Hoffnung
offenbart ist, bis zum Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase. Und
warum? Weil Israel verstockt blieb. Weil die Voraussetzung für diese
Hoffnung nicht erfüllt wurde. Wendepunkt in Israels Geschichte Apg 28 ist der Wendepunkt von Israels biblischer
Geschichte, und Gott hat es gefallen, uns völlig und genau zu erklären,
wie es dazu kam und wie es ausging. In diesem Kapitel (Apg 28) wird uns
gesagt, dass die Verkündigung in Rom, der Hauptstadt der Diaspora,
ebenso endete wie in Jerusalem, der Hauptstadt des Landes. Die
Gefangenschaft des Petrus beendete die eine und die Gefangenschaft des
Paulus beendete die andere. Die "Angesehensten der Juden" (die Oberhäupter der
Synagoge) waren formell versammelt. Sie hatten selber den Tag
festgesetzt. Die Unterredung mit Paulus dauerte den ganzen Tag, "vom
frühen Morgen bis zum Abend." "Da erklärte und bezeugte er ihnen das Reich Gottes
und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den
Propheten." Er schloss mit dem Zitat des ernsten Urteils von
der Verblendung als Gericht, das Jahwe durch Jesaja ausgesprochen hatte
(Jes 6:9). Das kam von jetzt an zur vollen Auswirkung, obwohl es schon
früher begann, bevor der Apostel in Rom eintraf. Hier ist jetzt das Ende
der heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte erreicht. Kein Wort haben wir gefunden von der Gründung einer
Gemeinde als eines neuen Organismus, nur die Bekräftigung; und kein Wort
über das hinaus, was Jahwe durch den Sohn zu reden begonnen hatte. Da
ist kein Hinweis auf irgendein Geheimnis, das "von Ewigkeit her
verborgen" war. Keine Erwähnung irgendeiner neuen Hoffnung, die an die
Stelle der ausgesetzten parousia treten sollte. Wir Heiden und die
Gemeinde des Leibes hätten keine andere Hoffnung als die Israels; aber
die späteren Briefe sind nachher für unsern Glaubensgehorsam geschrieben
worden. Nur in denen lesen wir von dem "Reichtum seiner Gnade" (Eph 1:7;
Eph 2:7) und vom "Reichtum der Herrlichkeit" (Eph 1:18; Eph 3:16; Phil
4:19; Kol 1:27). Gewiss, es gab Gnadengaben und Verheißungen von
Herrlichkeit schon vorher, aber von diesem "Reichtum" ist erst in den
späteren Briefen des Paulus die Rede! Und dennoch hat man teilweise
darauf bestanden, dass Paulus den Ältesten der Gemeinde in Ephesus sagt,
"ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu
verkündigen" (Apg 20:27). Aber wer diese Stelle so missbraucht, der legt
die Betonung auf das falsche Wort. Sie liegt nicht auf "ganz," sondern
auf "Ratschluss." Paulus hatte nicht unterlassen, "den ganzen
RATSCHLUSS Gottes" zu verkündigen. Aber der "Ratschluss" war nicht der
"Vorsatz" Gottes (Eph 1:8.11 usw.). Der "Vorsatz" Gottes, der das
Geheimnis betrifft, war "EHE der Welt Grund gelegt war" (Eph 1:4); aber
der "Ratschluss" Gottes (der Israel und das Königreich betraf) war "vom
Anfang der Welt an" (Mt 13:35; Mt 25:34; Lk 11:50; Hebr 4:3; Hebr 9:26;
Offb 13:8; Offb 17:8). Diese beiden Wörter werden in Eph 1:11 einander
gegenübergestellt, wo wir lesen: "In ihm sind auch wir zu Erben eingesetzt worden,
die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem VORSATZ dessen, der alles
wirkt nach dem RATSCHLUSS seines Willens" ("Bestimmung seines eigenen
Wunsches." Der "Vorsatz" Gottes, in Eph 1:10 offenbart, ist in Apg 20:27
nicht berührt). Der "Ratschluss Gottes," von dem der Apostel in Apg
20:27 erklärt, dass er nicht unterlassen hat, ihn ganz zu verkündigen,
ist in Vers 25 definiert als "das Königreich Gottes" betreffend. Er
konnte deshalb nicht das Mysterium (oder Geheimnis) betreffen, das
damals noch nicht offenbart war, und von dem man sah, als es in den
Gefangenschaftsbriefen offenbart wurde, und dass es mit dem "Königreich
Gottes" nichts zu tun hatte. Die ganze Phase der Apostelgeschichte hindurch
hatte sich Paulus darauf beschränkt, den "Ratschluss" Gottes zu
verkündigen. Aber der "Vorsatz" Gottes wurde nicht bekanntgegeben, bis
ihn, nach dem Abschluss dieser Phase, Gott selbst den Gläubigen in
Ephesus in dem an sie gerichteten Brief offenbart hat. Dabei liegt Eph
1:10 ganz außerhalb des Zeugnisses, das in der Apostelgeschichte gegeben
ist. Wie bedauerlich, dass man den "Vorsatz" Gottes, der
in diesen "Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis" (Kol 2:3) offenbart
ist, und sich in den späteren Briefen des Paulus unserm staunenden Blick
darbietet, auf die leichte Schulter nimmt, und sich freiwillig selber
zurückversetzt in den Stand der Juden zur Zeit der Phase der
Apostelgeschichte, und das für unsere Stellung vor Gott halten! Leider sieht man nicht, dass man damit das gelobte
Land verschmäht, das voller "Reichtümer" der Gnade und Herrlichkeit
Gottes ist, und wo die Hoffnung der anastasis (Auferstehung) gegen die
exanastasis eingetauscht ist und die Entrückung in die Luft gegen die
Berufung in den Himmel selbst die höchste aller Sphären (Phil 3:11.14).
Das ist unsere "herrliche Hoffnung", die jeden Augenblick Wirklichkeit
werden kann, ohne damit Israel seiner ihm zugesagten Hoffnung zu
berauben, die an jenem glücklichen Tag seiner Buße und Umkehr zum Herrn
endlich in Erfüllung gehen wird. Inhaltsverzeichnis 1 3. Phase des göttlichen Zeugnisses 1.1 Zeichen, Wunder und Machttaten 1.1.1 Die Gaben des Heiligen Geistes 1.1.2 Die Taten der Apostel 3. Phase des göttlichen Zeugnisses "Durch Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige
Taten und durch die Austeilung des Heiligen Geistes" (Hebr 2:4) gegeben
zur Bekräftigung, aufgezeichnet in der Apostelgeschichte. Das Letzte von diesen vier Kennzeichen der
Apostelgeschichte ist das, wovon Hebr 2:4 nach dem griechischen
Grundtext sagt: „Indem Gott feierlich mitbezeugte mit Zeichen
sowohl als Wundern und mancherlei Machttaten und Austeilung heiligen
Geistes nach Seinem Willen". Dieses Zeugnis hatte Gott alle Zeitalter hindurch
gegeben. Als er durch die Propheten redete, wurden ihre
Worte durch Wunder und mächtige Taten beglaubigt, ebenso wie durch
unmittelbar folgende Erfüllung gewisser Prophezeiungen, die durch
"Zeichen" beglaubigt wurden, wie Jes 7:11.14; Jes 8:18; Jes 20:3; Jes
38:8; Jer 44:29; Hes 4:3; Hes 7:6; Hes 24:24.27 usw. Als Jahwe "durch den Sohn" redete, stimmten die
durch ihn geschehenen Wunder genau mit dem überein, was Jahwe durch die
Propheten vorhergesagt hatte. Wären sie anders oder selbst größer
gewesen als geweissagt, dann wären sie kein Nachweis gewesen, dass er
der Messias war. Es hätte nicht genügt, dass es Wunder waren, selbst
wenn sie ihrer Art nach noch überraschender gewesen wären. Es ging nicht
um die Wunder um der Wunder willen, sondern darum, dass sie das waren,
wovon Gott in der Heiligen Schrift, z. B. in Jes 29:18; Jes 35:5.6; Jes
42:7, geredet hatte. Der Herr berief sich auf eben diese Schriftstellen
als seine Beglaubigung in der Antwort an Johannes den Täufer. Als Jahwe "durch die, die es gehört haben," redete,
war es ebenso. Gott gab auch ihnen durch noch mehr Zeichen Zeugnis, dass
er sie gesandt hatte, und dass sie die Worte sagten, die er ihnen
aufgetragen hatte, und dass sie als seine Botschafter in seinem Namen
sprachen. Im Neuen Testament werden mehrere verschiedene
Wörter für solche Zeichen verwendet, und alle stehen hier in diesem
einen Vers zusammen. Es ist die einzige Stelle, wo das der Fall ist (ein
"Wunder" für sich!). Bevor wir weitergehen, müssen wir uns klares
Verständnis über alle diese Wörter verschaffen, die die verschiedenen
Arten dieses göttlichen Zeugnisses beschreiben. Jedes hat nämlich seine
besondere Bedeutung und Anwendung, die aber unglücklicherweise in der
A.V. für den englischen Leser nicht unterschieden werden. Zeichen, Wunder und Machttaten Wir behandeln sie in der Reihenfolge ihres
Auftretens in diesem Vers: 1. Zunächst "Zeichen": Das ist der Plural von
griech. gemeion und heißt einfach Zeichen und weiter nichts. Wenn es für
ein Wunder verwendet wird, dann hat es immer etwas mit dessen Sinn und
Bedeutung zu tun. Es kommt in den vier Evangelien achtundvierzigmal vor
(dreizehnmal bei Matthäus, siebenmal bei Markus, elfmal bei Lukas und
siebzehnmal bei Johannes). Es wird meist mit "Zeichen" übersetzt: Bei
Matthäus und Markus jedes mal, bei Lukas zehnmal (und einmal mit
"Wunder" in Lk 13:8), aber von den siebzehn Fällen bei Johannes wird es
mit "Wunder" dreizehnmal und mit "Zeichen" nur viermal wiedergegeben.
Bei Johannes steht im griechischen Text kein anderes Wort für "Wunder"
als gemeion. Wo also im Johannesevangelium das Wort "Wunder" steht,
können unsere Leser es ausstreichen und durch "Zeichen" ersetzen. 2. Das zweite Wort ist "Wunder": Das ist der Plural
vom griechischen Wort teras. Das hängt natürlich mit denen zusammen, die
diese mächtigen Taten bezeugten. Es kommt nur dreimal in den Evangelien
vor (Mt 24:24; Mk 13:22; Joh 4:48), aber neunmal in der
Apostelgeschichte und je einmal in Röm 15:19; 2Kor 12:12; 2Thes 2:9 und
Hebr 2:4. 3. Das dritte Wort ist "Machttaten": Das ist der
Plural vom griech. dynamis, aber das bedeutet nicht "Wunder" und sollte
deshalb auch nicht so übersetzt werden, denn das engl. Wort "miracle"
(Wunder) kommt vom lateinischen miraculum, das "Wunder" bedeutet und
deshalb zur Übersetzung von teras vorbehalten bleiben sollte. Dieses dritte Wort, dynamis, bedeutet
"(innewohnende) Macht" (Dynamo usw. Es ist von kratos zu unterscheiden,
das auch Macht heißt. Aber kratos ist Macht, die man zeigen und in
Aktion sehen kann, und zwar speziell in der Regierung. Das zeigt sich in
unseren Fremdwörtern wie z. B. Aristokratie, Theokratie und Demokratie).
Als Wort für ein Wunder zeigt es die innewohnende Macht an, durch die es
vollbracht wird. Wenn es sich auf Wunder bezieht, dann wird es allgemein
mit "Tat" oder "Machttat" (mighty work) wiedergegeben (sechsmal bei
Matthäus, dreimal bei Markus, zweimal bei Lukas); "mighty deeds" (2Kor
12:12); "wonderful work" (Mt 7:22); "miracle" (Mk 9:39; Apg 2:22; Apg
8:13; Apg 19:11; 1Kor 7:10.28.29; Gal 3:5 und hier, Hebr 2:4). 4. Das vierte wird in "Gaben des heiligen Geistes"
genannt. Die Bedeutung des Griechischen Ausdrucks pneuma hagion ist
genau (Austeilung) heiligen Geistes. Und davon wird gesagt, "nach seinem
(Gottes) Willen" (wie in 1Kor 12:11), oder "wie er gewollt hat" (1Kor
12:18). Die Gaben des Heiligen Geistes Man beachte nun, dass dieses "Austeilen" nicht "den
Heiligen Geist" betraf. Eine Person kann nicht ausgeteilt werden, aber
bei "Gaben" kann das geschehen, so waren das also "Gaben heiligen
Geistes" (pneuma hagion) wobei der Artikel fehlt. Um die eigentliche
Wortbedeutung zu verstehen, müssen wir sorgfältig studieren und die
Anwendungen zusammentragen. Es wird grundsätzlich in zwei Arten
angewandt: mit oder ohne Artikel. Wo der Ausdruck ohne Artikel gebraucht ist "pneuma
hagion" wird er (in der King-James-Bibel) vierundfünfzigmal, und meist
wenig glücklich mit "the Holy Ghost" oder "the Holy Spirit" (beides 'der
heilige Geist') übersetzt. Infolgedessen bleibt keine genauere
Übersetzung mehr für to pneuma to hagion der Geist, der heilige. Obwohl das ein ganz anderer Ausdruck ist, werden
beide ganz gleich übersetzt. So ist der englische Leser um sein Recht
betrogen, genau zu wissen, was zu seiner Lehre offenbart ist, und er
kann es wegen dieser so sehr bedauerlichen Verwirrung nicht erfahren. Es ist völlig klar, dass es mit einem Artikel oder
beiden "the Holy Spirit" (den Heiligen Geist) bedeutet und ohne die
Artikel, einfach als pneuma hagion, sollte es in der Übersetzung als
"holy spirit" (heiliger Geist), ohne Artikel und ohne Großschreibung
wiedergegeben werden. Dieser Ausdruck erscheint dreiundfünfzigmal und
wir führen die Schriftstellen in der Fußnote* an, so dass unsere Leser
alle Tatsachen verfügbar haben, auf denen unsere Lehre beruht. Aber das
allein hilft uns nicht viel weiter. Wir müssen noch wissen, was mit
"Austeilungen heiligen Geistes" (pneuma hagion) gemeint ist. * Das sind die dreiundfünfzig Schriftstellen, in
denen pneuma hagion mit "heiligem Geist" übersetzt werden müsste: Mt
1:18.20; Mt 3:11; Mk 1:8; Lk 1:15.35.41.67; Lk 2:25; Lk 3:16; Lk 4:1a;
Lk 11:13; Joh 1:33b; Joh 7:39b; Joh 20:22; Apg 1:2.5; Apg 2:4a; Apg
4:8.31; Apg 6:3.5; Apg 7:55; Apg 8:15.17.18 (hier gibt es
unterschiedliche Texte).19; Apg 9:17; Apg 10:38; Apg 11:16.24; Apg
13:9.52; Apg 19:2; Röm 5:5; Röm 9:1; Röm 14:17; Röm 15:13.16; 1Kor 2:13;
1Kor 6:19; 1Kor 7:3b; 2Kor 6:6; 1Thes 1:5.6; 2Tim 1:14; Tit 3:5; Hebr
2:4; Hebr 6:4; 1Petr 1:12; 2Petr 1:21; Jud 1:20. Was war das, was während der Phase der
Apostelgeschichte als Teil des göttlichen Zeugnisses ausgeteilt wurde?
Wir werden über die Bedeutung von pneuma hagion nicht ohne echte
Anleitung gelassen und werden uns zurechtfinden, wenn wir die folgenden
Tatsachen berücksichtigen: In Apg 1:4 befahl der Herr den Aposteln "Jerusalem
nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die
ihr, so sprach er, von mit gehört habt." Sie hatten von ihm in Lk 24:49 gehört, als er ihnen
sagte: "Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater
verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet
werdet mit Kraft aus der Höhe. In diesen beiden Stellen wird den
Aposteln jeweils befohlen, in Jerusalem zu warten. Und worauf sie warten
sollten, das war die Erfüllung der Verheißung, die der Vater gegeben
hatte. Diese Verheißung war, wie der Herr selbst in Apg
1:5 nach seiner Auferstehung erklärt hatte, die "Taufe mit pneuma
hagion." "Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit
pneuma hagion getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen" (nach nicht
vielen dieser Tage). Daraus wird deutlich, dass, während der Herr in Apg
1:5 die "Verheißung" pneuma hagion nennt, er es in Lk 24:49 als "Kraft
aus der Höhe" bezeichnet. Wir sind alle mit der alten und grundlegenden Regel
vertraut, dass zwei Größen, die einer dritten gleichen, auch
untereinander gleich sind. Deshalb ist es selbstverständlich, dass der
Ausdruck "pneuma hagion" die Bedeutung "Kraft aus der Höhe" haben muss;
und diese Kraft war die oben erläuterte innewohnende Kraft (dynamis). Es
war also Kraft, die "Zeichen und Wunder und mancherlei mächtige Taten"
aus dem Satzteil vorher in Hebr 2:4 auszuführen. Die Erfüllung der "Verheißung des Vaters" fand
"nach nicht vielen dieser Tage" am Tag des Pfingstereignisses statt, und
wie es in Erfüllung ging, ist so beschrieben: "... sie wurden alle
erfüllt mit pneuma hagion (Kraft aus der Höhe) und fingen an, zu
predigen in andern Sprachen, wie der Geist (to pneuma) ihnen GAB
auszusprechen" (Apg 2:4). Hier ist die Unterscheidung zwischen dem Heiligen
Geist (to pneuma), als dem Geber, und der Gabe, mit der sie erfüllt
wurden (pneuma hagion), unmissverständlich und unbestreitbar klar. So ist es auch bei einem anderen Gebrauch des
Ausdrucks in Apg 6:3, wo die Worte der Zwölf an die Menge der Jünger
stehen: "Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben
Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen
Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst." Sicher ist, wenn diese Männer erfüllt gewesen wären
von "dem Heiligen Geist," der "der Geist der Weisheit" genannt wird,
dann hätten sie bereits "Weisheit" gehabt. Aber nein, Weisheit wird
hinzugefügt als etwas Zusätzliches zu pneuma hagion. Offensichtlich
könnten sie die Gabe des pneuma haigon haben und doch der Weisheit
ermangeln. Es könnte sein, dass es "geistliche Menschen" wären, aber
keine "Geschäftsleute." Sie könnten gewohnt sein zu beten und doch nicht
verstanden haben, wie sie beten sollten! Und das hier war eine Art
soziale Aufgabe, die "Weisheit" und geistliche Gaben erforderte. Durch diese falschen Übersetzungen sind diese
Schriftstellen, die sich auf pneuma hagion beziehen, insgesamt falsch
verstanden worden, und die Lehre von Hebr 2:4 ist dadurch verloren
gegangen. Die Taten der Apostel Diese geistlichen Gaben von pneuma hagion waren
Teil von Gottes Zeugnis, das er zum Zeugnis derer gab, "die es gehört
haben" und seine Worte während dieser speziellen Phase in der Zeit der
Apostelgeschichte bekräftigten. Diese Zeichen, Wunder, Machttaten und
Gaben von pneuma hagion sind die "Taten," von denen die
Apostelgeschichte "The Acts of the Apostels" (die Taten der Apostel) als
Buch ihren Namen hat. Es ist die Absicht dieses Buches, diese "Taten"
festzuhalten. Und seltsamerweise berichtet der Heilige Geist selbst
davon in einer Weise, die uns nötigt, die "Taten" des Petrus und die
"Taten" des Paulus zu vergleichen diese beiden bilden das Thema der
beiden großen Teile, aus denen das Buch besteht. Diese beiden Teile haben wir bereits im Aufbau des
ganzen Buches im Abschnitt 19 dargestellt. Nicht nur in sich ist der
Aufbau vollkommen, sondern Art, Anzahl und Charakter dieser "Taten" sind
in siebenfältiger Aufzählung gegeben, sowohl die von Petrus als auch die
von Paulus. Tatsächlich macht Paulus eben diesen Vergleich und stellt
ihn kategorisch fest. In Gal 2:8 haben wir die allgemeine Erklärung der
ganzen Angelegenheit: "... der in Petrus wirksam gewesen ist zum
Apostelamt unter den Juden, der ist auch in mir wirksam gewesen unter
den Heiden...“ Hier haben wir eine einfache Aussage, die uns
eindeutig auffordert, zu prüfen, "ob sich's so verhielte" (Apg 17:11).
Wir wollen es daher halten wie die Beröer dort. Petrus' erstes Wunder war die Heilung eines Mannes,
der von Mutterleib an gelähmt war (Apg 3:1 f.). Bei Paulus war es das
Gleiche; er heilte einen Mann der "schwache Füße" hatte, auch "von
Mutterleib an" (Apg 14:8). Wer hat diese übereinstimmende Wortwahl
getroffen, wenn nicht der Heilige Geist selber? Und wozu hätte er das
getan, wenn nicht dazu, unsere Aufmerksamkeit auf eben diese
Parallelität der beiden Wunder von Petrus und Paulus zu lenken, und uns
auf die Suche nach anderen Entsprechungen zu schicken und damit wir
weiter nach der gleichen göttlichen Inspiration forschen sollten? Petrus' zweites Wunder war ein Gerichtswunder, das
Ananias und Saphira mit plötzlichem Tode traf (Apg 5:1-11). Als sie die
ernsten Worte hörten, die Petrus sprach, fielen sie zu Boden und gaben
den Geist auf. Die Folge war, "es kam eine große Furcht über die ganze
Gemeinde und über alle, die das hörten." Bei Paulus war das
entsprechende Wunder eine plötzliche Blindheit als Gericht für den
Zauberer Elymas, der ihm widersprochen hatte (Apg 13:8-11). Nachdem er
ihn angeprangert hatte, ähnlich wie Petrus, schloss er mit den Worten:
"Und nun, siehe, die Hand des Herrn kommt über dich, und du sollst blind
sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen! Auf der Stelle fiel
Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und er ging umher und suchte
jemanden, der ihn an der Hand führte" (Apg 13:11). In diesem Fall wird
eine ähnliche Auswirkung berichtet: "Als der Statthalter sah, was
geschehen war, wurde er gläubig und verwunderte sich über die Lehre des
Herrn" (V. 12). Der dritte Bericht von Wundern ist bei Petrus
allgemeiner Art und steht in Apg 5:14-16: "Desto mehr aber wuchs die
Zahl derer, die an den Herrn glaubten eine Menge Männer und Frauen, so
dass sie die Kranken sogar auf die Straße hinaustrugen und sie auf
Betten und Bahren legten, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein
Schatten auf einige von ihnen fiele. Es kamen auch viele aus den Städten
rings um Jerusalem und brachten Kranke und solche, die von unreinen
Geistern geplagt waren; und alle wurden gesund." Ganz ähnlich ist der
Bericht von einer Anzahl Wunder, die Paulus vollbrachte, in Apg
19:11.12: "Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des
Paulus. So hielten sie auch die Schweißtücher und andere Tücher, die er
auf seiner Haut getragen hatte, über die Kranken, und die Krankheiten
wichen von ihnen, und die bösen Geister fuhren aus." Das ist die gleiche
Art von Wundern. Der "Schatten" von Petrus, die "Schweißtücher" von
Paulus. Das waren die "Werke," von denen der Herr gesagt hatte, dass die
Apostel "größere" tun sollten (Joh 14:12). Sie waren "größer" als die
Werke, die Christus getan hatte, wobei das ähnlichste das war, bei dem
eine Frau nur sein Gewand berührt hatte (Mt 9:20-22). Das vierte Wunder, das von Petrus berichtet wird,
geschah an Äneas, der seit acht Jahren gelähmt ans Bett gebunden war.
Apg 9:33.34). Paulus bewirkte ein ähnliches Wunder am Vater des Publius,
als der an Fieber und Ruhr darniederlag. (Apg 28:8). Petrus' fünftes Wunder geschah an einer Jüngerin,
Tabita, auch Dorcas genannt, "die tat viele gute Werke und gab reichlich
Almosen." Diese gutherzige Frau wurde krank und starb. Als Petrus
angekommen war und gebetet hatte, wurde sie wieder zum Leben erweckt und
vor "die Heiligen und die Witwen" gestellt (Apg 9:36-41). Durch Paulus
geschah ein ähnliches Wunder an einem jungen Mann, der vom Tode erweckt
wurde. Auch sein Name wird genannt: Eutychus. Er war Zuhörer und
zweifellos glaubte er das, was er von Paulus hörte. Er stürzte schlafend
aus dem dritten Stock und wurde tot aufgehoben. Paulus ging hinunter und
umfing ihn, und dann war, wie Paulus gesagt hatte, Leben in ihm. Später,
als Paulus wieder hinaufgegangen war, heißt es: "Sie brachten aber den
jungen Mann lebend herein und wurden nicht wenig getröstet" (Apg
20:9-12). Das sechste wunderbare Ereignis bei Petrus ist eine
Vision. Diese Vision geschah in Joppe und betraf direkt seinen
besonderen Dienst. Davon wird in Apg 10:11-16 ausführlich berichtet, es
muss hier nicht angeführt werden. Diese Vision steht im Zusammenhang mit
einer andern, die Kornelius sah, und bei der es um das gleiche Ereignis
ging (Apg 10:3-6). Es genügt, festzuhalten, dass Paulus
verschiedentlich Visionen gewährt wurden, die ebenfalls seinen
besonderen Dienst betrafen. Sie erinnern alle sofort an die Vision des
auferstandenen Herrn, die ihm vor Damaskus gewährt wurde, als er
unterwegs war, um in den Gläubigen eigentlich den Herrn selber zu
verfolgen (Apg 9:3-11). Weitere Visionen, die ihm gewährt wurden, sind: Apg 9:12: "... hat in einer Erscheinung einen Mann
gesehen mit Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und die Hand auf ihn
legte, damit er wieder sehend werde." Die Vision in Troas von dem Mann aus Mazedonien,
der sprach: "Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!" (Apg 14:9.10). Die Vision, durch die der Herr zu Paulus in Korinth
sprach: "Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich
bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich
habe ein großes Volk in dieser Stadt" (Apg 18:9.10). Die Vision des Herrn, als er im Tempel zu Jerusalem
war und in Verzückung geriet: "Da sprach er zu mir: Eile und mache dich
schnell auf aus Jerusalem; denn dein Zeugnis von mir werden sie nicht
annehmen." Das Zwiegespräch mit dem Herrn ist vollständig wiedergegeben
(Apg 22:17-21). Die Vision in der nächsten Nacht, als der Herr zu
ihm sprach. "Sei getrost, denn wie du für mich in Jerusalem Zeuge warst,
so musst du auch in Rom Zeuge sein" (Apg 23:11). Die Vision an Bord des Schiffes, als er zu der
Mannschaft sagte: "Denn diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes,
dem ich gehöre und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht,
Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir
geschenkt alle, die mit dir fahren" (Apg 27:23.24). Ist es Zufall oder Absicht, dass wir sieben
Berichte von diesen Zeichen und Wundern haben, die Gott als Zeugnis in
der Apostelgeschichte gab? Wir brauchen wohl nicht mehr davon zu sagen,
als dass ein inspirierter Bericht eine solche Vollendung in Anzahl und
Parallelen aufweisen kann. An solchen Visionen und Offenbarungen waren Paulus
sieben gewährt worden. Ja, und noch eine (eine achte acht ist die Zahl
der Auferstehung) offenbart Dinge, die sich auf Geheimnisse nach der
Auferstehung bezogen und nicht ausgesprochen werden konnten (2Kor 12:1).
Es ist auch bemerkenswert, dass es die einzige Erwähnung dieser
"Visionen" außerhalb der Apostelgeschichte ist, und zwar in einem der
früheren Paulinischen Briefe. Das führt uns zu unserer letzten Anmerkung über den
Charakter des vierfachen göttlichen Zeugnisses, das aus "Zeichen,
Wundern, mancherlei Machttaten und Austeilung von pneuma hagion"
bestand. Es handelt sich darum, dass kein einziges Mal eins
dieser Wörter in den späteren Paulinischen Briefen erscheint, die nach
dem Abschluss der Apostelgeschichte geschrieben wurden. Vergeblich
suchen wir "Zeichen" (semeion) oder "Wunder" (teras), "Machttaten"
(dynamis) oder "geistliche Gaben" (Austeilung von heiligem Geist pneuma
hagion). Keiner von diesen Ausdrücken findet sich in den späteren
paulinischen Briefen, die nach Apg 28:25.26 geschrieben wurden. Sie
stehen alle oft in der ganzen Apostelgeschichte und finden sich in den
früheren Paulinischen Briefen (Röm 1:1; Röm 15:19; 1Kor 1:7; 1Kor 7:7;
1Kor 12:1.4.9.10.28.29.30.31; 1Kor 13:2; 1Kor 14:1.12.22; 2Kor 12:12;
Gal 3:5). In der Offenbarung, wenn der Teufel, das Tier und der falsche
Prophet ihren Anspruch durchzusetzen versuchen, sehen wir diese Dinge
wieder, aber sonst nirgends (siehe Offb 12:1; Offb 13:13.14; Offb 15:1;
Offb 16:14; Offb 19:20; vgl. 2Thes 2:9). Gewiss ist das eine höchst bedeutende Tatsache.
Wenn es diese Dinge gegeben hätte, warum wären sie dann nicht erwähnt
worden? Warum dieses plötzliche Schweigen von so wunderbaren Werken,
wenn sie weiterhin geschehen wären? Aber das ist noch nicht das Ende
dieses wunderbaren Phänomens. Wir müssen jetzt noch einen anderen Aspekt davon in
den abschließenden Versen des Markus- Evangeliums betrachten. Inhaltsverzeichnis 1 4. Phase der mitfolgenden Zeichen 1.1 Die Bedeutung der Zeichen 1.1.1 Geistliche Gaben 1.1.2 Aufhören der Gaben 1.1.3 Das Enden der Zeichen 1.2 Zuordnung der Zeichen heute 4. Phase der mitfolgenden Zeichen Eine Phase, die durch "mitfolgende Zeichen"
charakterisiert ist. Wir haben gezeigt, dass die Aussage von Hebr 2:4
gänzlich zu der Zeitspanne gehört, von der die Apostelgeschichte
berichtet. Sie beschreibt Gottes Zeugnis, das er so wunderbar zu dem
verbalen Zeugnis derer gab, "die es gehört haben," und bekräftigten, was
der Herr Jesus von Anfang an über dieses "so große Heil" gepredigt
hatte. Aber bereits als der Herr dieses "so große Heil"
verkündete, verhieß er auch das göttliche Zeugnis, das seinen Aposteln
gegeben werden sollte, um ihr Zeugnis zu bestätigen. Diese Verheißung
machte er bei dem zweiten seiner letzten drei* Befehle. Darüber wird in
Mk 16:15-18 berichtet. Der Befehl wurde unverzüglich ausgeführt ( Mk
16:20), und die Verheißung fand in der Zeitspanne, von der die
Apostelgeschichte berichtet, ihre Erfüllung. * Dass es drei Befehle waren, die er bei
verschiedenen Anlässen nach seiner Auferstehung erteilte, geht aus den
Berichten der drei synoptischen Evangelien klar hervor. Den ersten
erteilte er in Lk 24:47, am Tag der Auferstehung, und der wurde von
Petrus und denen, die ihn gehört hatten, ausgeführt. Den zweiten
erteilte er in Mk 16:15-18 den Elf, als sie beim Mahl saßen, und er
wurde von ihnen und von denen, "die es gehört haben," ausgeführt. Es
geschah, wie in der Apostelgeschichte berichtet wird, sofort. Den
dritten erteilte er in Mt 28:19.20 in Galiläa, nachdem er Jerusalem
verlassen hatte. Es wird notwendig sein, das sorgfältig zu prüfen,
denn von den ersten Tagen dieser heilsgeschichtlichen Phase an bis heute
sucht der Feind mit verschiedenen Mitteln, diese große Wahrheit zu
verschleiern. Seit diese große Verheißung gemacht wurde, sucht er
Zweifel über ihre Echtheit zu säen und heute ist es sein Ziel, ihre
Interpretation zu verdrehen und ihre Anwendung zu pervertieren. Bis zur Herausgabe der R.V. 1880 bekam ein
Bibelleser aus dem gebräuchlichen Text keine Information über den ersten
Angriff des Feindes auf diese Schriftstelle (Mk 16:9-20). "Nach den
ältesten Textzeugen endet das Markusevangelium mit Vers 8. Die Verse Mk
16:9-20 sind im 2. Jahrhundert hinzugefügt worden, vermutlich um dem
Markusevangelium einen den andern Evangelien entsprechenden Abschluss zu
geben" (Bemerkung in der Lutherbibel). Das müssen wir aber ablehnen, wie wir hier kurz
begründen wollen: Nur die zwei Handschriften, Vaticanus B, jetzt in
Rom, und Sinaiticus aleph, jetzt in Leningrad, haben diese Verse nicht.
Alle anderen achtzehn unzialen (in Majuskeln, alten Großbuchstaben
geschriebenen) und etwa sechshundert kursiven (in Minuskeln,
zusammenhängenden Kleinbuchstaben geschriebenen) Handschriften, die das
Markus-Evangelium enthalten, haben diese Verse. Keins lässt diese zwölf
Verse weg. Von den alten Versionen, die alle älter sind als
jede Handschrift, sind diese zwölf Verse enthalten in Ancient Version
und Revised Version. 3. Was die "Kirchenväter“ betrifft, ihre Bedeutung
für die Dogmatik mag unterschiedlich beurteilt werden, so kann ihr
Tatsachenmaterial, also die Angaben, ob diese Verse damals vorhanden
waren oder nicht, doch nicht bezweifelt werden. Und der späte Dean
Burgon nennt in seinem Werk zu diesem Thema fast hundert kirchliche
Autoren (alle älter als die ältesten erhaltenen griechischen
Handschriften) und gibt Hinweise auf deren Werke, wo sie einen oder
mehrere dieser zwölf Verse zitieren. Das bestätigt abschließend, dass
diese Verse im originalen Evangelium des Markus gestanden haben müssen. Wir werden unten eine eigene Begründung nennen,
warum die Zweifel über die Echtheit der Verse überhaupt aufgekommen
sind, aber es muss anderen überlassen bleiben, zu erklären, warum die
Revisoren nach ihrem Gutdünken solche Zweifel darauf gehäuft haben, ohne
die erdrückenden Indizien festzustellen, oder auch nur darauf
hinzuweisen. Für unser Thema beschränken wir uns jetzt auf die
Verse Mk 16:17.18: "Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da
glauben, sind diese: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen (Tregellus lässt das Wort 'neu' aus)
Zungen reden, Schlangen mit den Händen (Tregellus fügt den
Ausdruck 'mit den Händen' hinzu der in der K.J. ausgelassen ist)
hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen
nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's
besser mit ihnen werden. Die Apostelgeschichte ist ein Bericht von der
Erfüllung der Verheißung dieser fünf "Zeichen." "Sie aber (die Apostel) zogen aus und predigten
(die frohe Botschaft) an allen Orten. Und der Herr bekräftigte das Wort
durch die mitfolgenden Zeichen" (Mk 16:20). Zu diesen bestätigenden Zeichen lese man die
folgenden Schriftstellen: Zur Austreibung von Dämonen: Apg 5:16; Apg 8:7; Apg
16:18; Apg 19:12. Zum zweiten Zeichen, dem Reden in Zungen: Apg
2:4.11; Apg 10:46; Apg 19:6; 1Kor 12:10.28.30; 1Kor 13:1.8; [1Kor
14:2].5.6.9.13.14.18.22.23.26.39. Zu dem dritten Zeichen, dem Aufheben von Schlangen:
Apg 28:3-5; vgl. auch Lk 10:19. Zum vierten Zeichen, dem Trinken tödlicher Gifte,
sind in der Schrift keine Beispiele berichtet, obwohl wir sicher sein
können, dass es solche Fälle gegeben haben muss. Zum fünften Zeichen, der Krankenheilung durch
Handauflegung: Apg 9:7; Apg 20:10; Apg 28:8.9; vgl. auch Mt 9:18; Mk
5:23; Mk 6:6; Lk 4:40; Lk 13:13; Hebr 6:2. Das sind Berichte von Beispielen, wie der Herr
seine Verheißung von Mk 16:17.18 erfüllt hat und von Gottes Zeugnis in
Hebr 2:4. Es gab zweifellos noch viele mehr, die nicht berichtet sind.
So ist es auch mit denen, die der Herr gewirkt hat, wie in Joh 20:30.31
und Joh 21:24.25 geschrieben ist. Aber die berichtet sind, genügen
vollauf, um das Zeugnis derer, "die es gehört haben" zu bestätigen. Über
den Unglauben derer, die solche Zeichen erlebten und trotzdem ungehorsam
blieben, kann man nur staunen. Die Bedeutung der Zeichen "Zeichen" werden sie genannt, weil sie die große
Bedeutung der Botschaft anzeigen, für die sie gegeben wurden. Sie
bekundeten das "Zeugnis" Jahwes, des Gottes Israels, der seine
Anwesenheit und Macht schon die ganze Geschichte Israels hindurch
gezeigt hatte, indem er seinen ausgewählten Knechten, die er in seinem
Namen zu predigen ausgesandt hatte, solches Zeugnis gab. Nachdem die Oberhäupter der Juden in der Diaspora
in Rom Jahwes Boten abgelehnt hatte, gab es für solche "Zeichen" keine
Notwendigkeit mehr, denn Christi Verheißung endete mit denen, denen sie
gegeben wurde, und Gottes Zeugnis endete mit denen, die gehört hatten,
was der Sohn geredet hatte. Das Ende der "Zeichen und Wunder" war
vorgezeichnet, ja es war sogar ausdrücklich geweissagt. Im ersten Brief des Paulus an die Versammlung in
Korinth, wo diese Zeichen und geistlichen Gaben (pneuma hagion) am
reichlichsten gewährt wurden, haben wir den ausführlichsten Bericht
darüber, und er enthält auch eine formelle Erklärung zu diesem Thema.
Zweifellos gab es diese Gaben während der Apostelgeschichte in allen
Versammlungen, aber in 1Kor wird am meisten von ihnen berichtet. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom von seinem
Wunsch, sie zu sehen, und fügt hinzu, "damit ich euch etwas mitteile an
geistlicher Gabe, um euch zu stärken" (Röm 1:11 vgl. auch Röm 12:6-8).
In seinem Brief an hebräische Gläubige erinnert er daran, dass sie
"geschmeckt haben die himmlische Gabe" (Hebr 6:4). Auch Jakobus spricht von den Gaben (Jak 1:17) und
Petrus erwähnt sie (1Petr 4:10). Aber im ersten Brief an die Korinther
finden wir eine förmliche und ausgedehnte Instruktion über sie und ihren
Gebrauch. In 1Kor 1:7 ermahnt er die Leser, "dass ihr keinen Mangel habt
an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn
Jesus Christus." In 1Kor 12:1 schreibt er über "die Gaben des Geistes"
und in 1Kor 12:4-11 beschreibt er deren Verschiedenheit "des Dienstes"
und "des Wirkens" (1Kor 12:6 K) und hebt hervor, dass sie zwar in ihrer
Art verschieden, aber vom selben Heiligen Geist gegeben sind gewährt
"wie er will" (1Kor 12:11). Geistliche Gaben Es waren neun solche geistliche Gaben: Das "Wort der Weisheit," wie man bei Stephanus
gesehen hatte (Apg 6:3.10); der war auch "voller Gnade und Kraft, tat
große Wunder und Zeichen unter dem Volk" Das "Wort der Erkenntnis" (bei Stephanus in Apg 7
zu sehen). "einem anderweitigen aber Glauben in demselben
Geiste" (V. 9). "einem anderen aber Gnadengaben des Heilens in dem
Einen Geiste." "Einem andern aber Wirken von Machttaten" (griech.:
dynamis, V. 10). "einem andern aber Prophetenwort," "einem andern aber Unterscheidung des Geister," "einem anderweitigen aber Arten von Zungen," "einem andern aber Übersetzung der Zungen." Dann schließt Paulus mit der Ermahnung: "Strebt aber nach den größeren Gaben! Und ich will
euch einen noch besseren Weg zeigen!" (1Kor 12:31 Luther). Und er zeigt, dass der bessere Weg "Liebe" ist
(1Kor 13), gerade wie er in Röm 12 nachdem er in Röm 12:6-8 von
verschiedenen "Gaben" gesprochen hat, in Röm 12:9 hinzufügt: "Die Liebe
sei ohne Falsch." Die "größeren Gaben," so erfahren wir in 1Kor
13:13, sind "Glaube, Hoffnung, Liebe." Diese drei unterscheiden sich von
allen andern insofern, als sie nicht nur "Gaben" waren, sondern diese
drei als die "größeren Gaben" sollten "bleiben," denn sie würden nicht
aufhören. Alle anderen Gaben waren auf Zeit gegeben, und zwar für diese
Phase bestimmt; aber "diese drei" waren auf Dauer gegeben: "Glaube"
würde im Schauen enden, das den König in seiner Schönheit sehen wird und
nicht verblasst. "Hoffnung" würde in Erfüllung münden, die niemals
vergeht, und "Liebe hört niemals auf" (1Kor 13:13 8), denn sie hat mit
dem zu tun, "was man nicht sieht" (Hebr 11:1). "Was aber unsichtbar ist,
das ist ewig" (2Kor 4:18). Nachdem Paulus in 1Kor 13:1-7 diese "größte" der
"größeren Gaben" gerühmt hat, spricht er aus, was der Gipfel aller
Erkenntnis ist: "Die Liebe hört niemals auf." Aufhören der Gaben Nachdem er erklärt hat, worin diese Größe besteht,
hebt er sie noch stärker hervor, indem er den Korinthern sagt, dass jene
"geistlichen Gaben" alle im Begriff seien, zu vergehen. Er greift drei
davon heraus: die Gabe der Prophetie (1Kor 13:12.10), die Gabe zu Zungenrede (1Kor 13:12.10) und die Gabe der Erkenntnis ((1Kor 13:12.8), sie alle sind Stückwerk und werden aufhören. Es ist zu bedauern, dass das eine Verb (katargeo),
das in den Versen 8, 10 und 11 viermal vorkommt, in der A.V. viermal
verschieden übersetzt ist. Die R.V. übersetzt es dreimal mit done away
'hinweg tun' und einmal put away 'weglegen'. So bleibt der eigentliche
Sinn dieses ganzen Abschnitts dem englischen Leser verborgen, und seine
eigentliche Aussage geht verloren (Luther: V. 8 zweimal 'aufhören', V.
10 'aufhören', V. 11 'abtun'. Bei der Zungenrede in V. 8 steht ein
anderes griechisches Verb: pauo). Es wird klarer werden, und die starke Betonung
erkennbar, wenn wir den ganzen Abschnitt hier in der (deutschen)
konkordanten Übersetzung anführen: 1Kor 13:8-13: "Die Liebe wird niemals aufhören, es seien aber
Prophetenworte, sie werden abgetan, oder Zungen, sie werden aufhören,
oder Erkenntnis, sie wird abgetan. Denn aus einem Bruchteil erkennen wir und aus einem
Bruchteil prophezeien wir. Wenn aber das Vollkommene kommt, wird das aus dem
Bruchteil abgetan werden. Als ich ein Unmündiger war, da sprach ich wie ein
Unmündiger, ich war gesonnen wie ein Unmündiger, ich rechnete wie ein
Unmündiger. Als ich aber ein Mann ward, habe ich abgetan, was
da ist des Unmündigen. Denn wir erkennen jetzt durch einen Spiegel in
Dunkeldeutung, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich
aus einem Bruchteil, dann aber werde ich erkennen, so wie auch ich
erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Erwartung, Liebe, diese
drei. Die größere aber von diesen ist die Liebe." Hier ist es klar dargelegt, dass diese geistlichen
Gaben abgetan werden, und das ist auch geschehen, im Gegensatz zu den
drei bleibenden Dingen. Wir können deshalb gewiss sein, dass die Zeit,
von der die Apostelgeschichte berichtet, die Zeitspanne war, die hier
als Kindheit charakterisiert wird. Wären die Bedingungen des Wachstums
erhalten geblieben, dann hätte es sich zu Mannhaftigkeit entwickelt. Das
ist das normale Ende der Kindheit. Was war es, das diese normale Entwicklung bei
Israel verhindert hat? Das Enden der Zeichen Warum wurde Israel nicht zum Segen für alle Völker? Warum mündete das Sehnen der seufzenden Kreatur
nicht in die Herrlichkeit, die im Begriff stand, offenbart zu werden? Es gibt nur eine Antwort darauf. Es ist die
Unbußfertigkeit Israels, der Ungehorsam, der es ablehnte, auf den Ruf zu
hören, der das Schlüsselwort der ganzen Apostelgeschichte ist: "Tut
Buße" (Apg 2:38; Apg 3:19). Eine andere Ursache gibt es nicht als die
wir in der Apostelgeschichte finden genau dort, wo wir danach zu suchen
haben im letzten Kapitel. Wenn ein weiterer Beweis gebraucht wird, dann haben
wir ihn in der ungewöhnlichen Tatsache, dass keiner von diesen
Ausdrücken, Zeichen, Wunder, geistliche Gaben (statt Machttaten?) und
pneuma hagion in den späteren Briefen des Paulus, die nach Apg 28
geschrieben wurden, zu finden ist. Wir würden hinterher vergeblich nach
einem von ihnen suchen. Andererseits haben wir sicheren Beweis, dass die
Zeichen an diesem Wendepunkt endeten; denn Paulus selbst hat hinterher
nie wieder eins von ihnen angewandt. Was lesen wir bei den Schlussworten seines
allerletzten Briefes? "Throphimus aber ließ ich krank in Milet" (2Tim
4:20). Und im gleichen Kapitel: "Lukas ('der Arzt, der Geliebte' Kol 4:14) ist
allein bei mir" (2Tim 4:11). Was lesen wir in einem der Gefangenschaftsbriefe
über Epaphroditus, seinen "Bruder" und "Mitarbeiter" und "Mitstreiter"? "... er hatte nach euch allen Verlangen und war
tief bekümmert, weil ihr gehört hattet, dass er krank geworden war. Und
er war auch todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt; nicht allein
aber über ihn, sondern auch über mich, damit ich nicht eine Traurigkeit
zu der anderen hätte" (Phil 2:25-27). Ist das derselbe Paulus, der seine Hände auf Kranke
legte und sie gesund machte? Ist das derselbe große Apostel, von dem geschrieben
steht: "Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die
Hände des Paulus. So hielten sie auch die Schweißtücher und andere
Tücher (griech.: chros), die er auf seiner Haut (griech.: simikinthion;
dieses Wort kommt sonst im Neuen Testament nirgends vor) getragen hatte,
über die Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen" (Apg 19:11.12)? Ist es derselbe Apostel, der an Timotheus schreibt: "Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern nimm ein
wenig Wein dazu um des Magens willen, und weil du oft krank (griech.:
asthenia. Dasselbe Wort steht bei der tödlichen Krankheit des Lazarus,
Joh 11:4, und bei den Krankheiten, die Paulus auf der Insel Malta
heilte, Apg 28:9) bist" (K: 'häufige Hinfälligkeit'; 1Tim 5:23)? Ist es derselbe Apostel Paulus, von dem wir im
letzten Kapitel der Apostelgeschichte, unmittelbar vor der Entscheidung,
lesen: "Es geschah aber, dass der Vater des Publius am Fieber und an der
Ruhr darnieder lag. Zu dem ging Paulus hinein und betete und legte die
Hände auf ihn und machte ihn gesund. Als das geschehen war, kamen auch
die anderen Kranken (K: die Gebrechen hatten) der Insel herbei und
ließen sich gesund machen" (Apg 28:8.9)? Ja, es war derselbe Apostel, aber es war nicht
dieselbe heilsgeschichtliche Phase. Paulus ist derselbe geblieben, aber
er ist hat jetzt ein ganz anderes Amt zu verwalten. Das ist der Grund,
warum wir kein einziges von diesen "Zeichen und Wundern" mehr sehen, und
nach dem Abschluss der Apostelgeschichte nicht einmal mehr eins dieser
Wörter finden, mit denen sie benannt werden. Die ganze Phase hindurch
waren sie im Überfluss vorhanden, wie der Herr es verheißen hatte, und
im letzten der früheren Briefe, weist der Apostel auf sie als die
Ausweise seines Apostolats, wenn er schreibt: "Denn es sind ja Zeichen eines Apostels unter euch
geschehen in aller Geduld, mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten"
(2Kor 12:12). Nochmals, der Herr hatte ausdrücklich gesagt: "Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da
glauben" (Mk 16:17). Die Verheißung war den Glaubenden gemacht, nicht
nur den Aposteln und Ältesten. Wenn die gegenwärtige Phase der Heilsgeschichte von
Pfingsten an datieren würde oder sonst von irgendwo aus der
Apostelgeschichte, oder von einem Zeitpunkt in dieser Phase, dann wäre
diese feierliche und erhabene Verheißung des Herrn Jesus Christus unser
unbestreitbares Geburtsrecht in allen Einzelheiten. Dann müssten diese
"Gaben" diese ganze jetzige Phase hindurch sichtbar gewesen sein auch
heute überall als unanfechtbares Zeugnis der Tatsache, dass wir
"Gläubige" sind. Sie würden in diesem Falle das Prüfsiegel der
"Gläubigen" darstellen. Wenn das wahrhaftig die "Zeichen" wären, "die
folgen werden denen, die da glauben," dann bliebe nur der logische und
unbestreitbare Schluss, dass diejenigen, die diese "Zeichen" nicht
haben, Ungläubige sein müssten. Aber erleben wir nicht die Schmerzen und
Nöte in den Häusern vieler treu und demütig Glaubenden heute und in den
letzten sechzig Generationen? Krankheit und Leiden schreiten unbehelligt
von solchen himmlischen Zeichen über die Erde. Unsere geachtetsten
Lieben fallen wie Blumen vor der unentrinnbaren Sense des Todes und
welken wie Gras auf dem Felde. Das erstickte Schluchzen gebrochener
Herzen und die qualvollen Gebete reichen nicht mehr aus, Wangen wieder
blühen zu machen, die des Todes Macht erbleichen ließ. Zuordnung der Zeichen heute Die einzigen "Zeichen," die wir weltweit sich
ausbreiten sehen unter "denen, die da glauben," sind Versammlungen,
hingerissen von leidenschaftlichen Reden und erregender Musik. Aber das
sind nicht die Zeichen, die der Herr in seiner Verheißung genannt hat.
Das zusammenhanglose Kauderwelsch, von erregten Versammlungen in
verdunkelten Räumen hervorgebracht, manchmal mit Gotteslästerung
vermischt, auch wenn es die "Gabe der Zungenrede" nachahmt, weist die so
Betrogenen nicht als Gläubige aus, die diese "Zeichen" haben, "die
folgen sollen." Die "mitfolgenden Zeichen" der Gläubigen während
jener kurzen Phase waren für ALLE. Heute sind alle Gemeinden so gut wie
ganz ohne solche Gaben, die der Herr namentlich verheißen hat. Haben wir
daraus zu folgern, dass es keine wahrhaft Gläubigen gibt, denen diese
Zeichen folgen könnten? Die vereinzelten Fälle, wo auf die pfingstlichen
"Rechte" mit großem Mut Anspruch erhoben wird, zeigen nicht im
geringsten die "Zeichen," die der Herr als allen Glaubenden folgend
aufgezählt hat. Wieviel besser ist es, dem Beispiel der Gläubigen
aus Beröa zu folgen. Die "forschten täglich in der Schrift, ob sich's so
verhielte." So können wir sehen, ob diese Zeichen tatsächlich für uns in
unserer jetzigen Phase gelten. Wir haben gesehen, dass selbst Paulus
nach Abschluss der Phase der Apostelgeschichte kein solches Zeichen mehr
zeigte. Das wird unseres Wissens auch von denen nicht bestritten, die
anscheinend wünschen es wäre anders. Die bestehen darauf, sie würden nur
für Ungläubige gewirkt, um sie zu überzeugen. Darauf gibt es zwei
Antworten: Bei dem größten von allen, als Petrus Tabita vom
Tode erweckte und sie ihren Mitgläubigen vorstellte, war das nicht der
Fall (Apg 9:36-41); und auch nicht, als Paulus Eutychus vom Tode
erweckte und die Gläubigen getröstet wurden (Apg 20:9-12). Sie wurden hauptsächlich von den Gläubigen selbst
und in ihren Gemeinden und Gottesdiensten gewirkt. Aber wir wollen diese Frage nach dem Konzept der
Beröer untersuchen und an der Schrift prüfen. Dasselbe Wort, das die "Zeichen" verheißt, weissagt
auch, dass sie "abgetan werden" sollen; und das ist ein sehr starker
Ausdruck. Er wird bei Luther an den folgenden Stellen so
übersetzt: Röm 6:6: vernichten 1Kor 1:28: zunichte machen 1Kor 6:13: zunichte machen 1Kor 15:24: vernichten 1Kor 15:26: vernichten 2Kor 3:13: aufhören Eph 2:15: abtun 2Thes 2:8: ein Ende machen 2Tim 1:10: die Macht nehmen Hebr 2:14: die Macht nehmen und so weiter. Wer darauf beharrt, dass diese Zeichen fortbestehen
oder fortbestehen sollten, widerspricht direkt den eindeutigen Aussagen
in 1Kor 13. Von der Wahrheit des Wortes beurteilt, ist es sofort
offensichtlich, dass solche Menschen betrogen sind vom großen Feind des
Wortes Gottes, oder sich selbst betrogen haben, oder Betrüger sind. Es bleiben noch zwei weitere Punkte, mit denen wir
uns befassen müssen: Die Bedeutung der Zeichen für Israels
heilsgeschichtliche Position und für den Dienst des Apostels unter den
Heiden. Die Erklärung der Bemerkung zu Mk 16:17.18 in der
R.V., als Ursache der sogenannten "Zungen-Bewegung" unserer Tage. 1 5. Von den Zeichen, die aufhören 1.1 Heilsgeschichtlicher Einschub 1.1.1 Die Phase der Nacht Israels 1.1.2 Die Verheißungen zurückgestellt 1.1.3 Bedeutung der Zeichen heute 5. Von den Zeichen, die aufhören Die heilsgeschichtliche Lehre von den Zeichen, die
aufhören: Wir haben noch das Erscheinen der "Zeichen und Wunder" der
Zeit, von der die Apostelgeschichte berichtet, zu betrachten, und wie
sie aufhörten. Wir wollen das vom Römerbrief her beleuchten, den der
Apostel in der Übergangszeit schrieb, gerade als der Wechsel der
heilsgeschichtlichen Phasen kam. Der Brief an die Römer ist der letzte von den
früheren Briefen und steht praktisch zwischen den früheren und den
späteren. Die Finsternis der nahenden Nacht Israels senkt sich schon
hernieder. Als dem Apostel die Worte von Gott eingegeben wurden, sah er,
seinem überraschten Herzen offenbart, was für Folgen die
Herzensverhärtung und der fortdauernde Ungehorsam für sein geliebtes
Israel haben würden. In dem heilsgeschichtlichen Einschub der Röm 9-11
erinnert er an die Größe von Israels Vergangenheit in der Geschichte,
und an die Herrlichkeit von Israels Zukunft in den Offenbarungen der
Propheten. Er denkt an die Menschen seines Volkes, "die Israeliten sind,
denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund... und die
Verheißungen," mit Gaben ohne Zahl, und sein Herz zerreißt (wie
vorzeiten Mose) vor persönlichem und unüberwindlichem Schmerz. Heilsgeschichtlicher Einschub Er beginnt diesen heilsgeschichtlichen Einschub:
"... dass ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlass in meinem
Herzen habe. Ich selber wünschte, verflucht und von Christus getrennt zu
sein für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch"
(Röm 9:2.3). Als ihm zur Gewissheit wurde, welche Folge Israels
Ungehorsam gegenüber dem Ruf zur Buße haben würde, müssen wohl bittere
Tränen das Angesicht des Apostels genetzt haben. Er hatte viel um seines
Volkes willen erlitten, dafür zeugen seine große Mühe, die zahllosen
Striemen, die häufigen Gefangenschaften und Todesnöte, die Schläge, die
Steinigung, der dreimalige Schiffbruch und das Treiben auf dem tiefen
Meer einen Tag und eine Nacht lang, die acht Gefahren, die Müdigkeit,
die Schmerzen, der Hunger, die Kälte, die Blöße. Alles war vergeblich,
soweit er es dazu ertragen hatte, um sein Volk zur Buße zu führen. Alle diese Leiden um Israels willen traten ihm vor
die Augen, als er, von der Kraft von pneuma hagion geleitet, getreulich
schrieb und dem tiefen Dunkel nachspürte, der langen Nacht, die vor der
Erfüllung jener Prophetie kommen sollte, die besagt: "Aber für Zion wird er als Erlöser kommen und für
die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden" (Jes 59:20). Und die Verkündigung fährt fort: "Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht
kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!" (Jes 60:1). Denn die gleiche Prophetie besagte auch: "Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und
Dunkel die Völker" (Jes 60:2). Die Dunkelheit über Israel hatte lange angehalten,
als der Messias kam. Dann war erfüllt: "Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes
Licht gesehen; und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes,
ist ein Licht aufgegangen" (Mt 4:16). "Seit der Zeit fing Jesus an, zu predigen: Tut
Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!" (Mt 4:17). Aber das Ergebnis von dem Aufgehen des Lichts ist
in dem kurzen Wort zusammengefasst: "Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn
nicht auf" (Joh 1:11). "Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur
Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen" (Mt 22:3). Das ist wie
eine Kurzfassung der Evangelien. "Abermals sandte er andere Knechte aus... aber sie
verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an
sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und
töteten sie" (Mt 22:4-6). Der Inhalt der Apostelgeschichte. Und nun war die Weissagung Jesajas erfüllt, die
nicht nur Finsternis, sondern Blindheit verkündet hatte; nicht nur tiefe
Dunkelheit, sondern Verstockung. Denn er sagt diesen israelitischen
Gläubigen in Rom (Röm 11:25.26): "Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis (das
ist das Geheimnis, von dem in Mt 13:11 der Rede ist) nicht verhehlen,
damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil
Israels widerfahren, so lange, bis die Fülle (pleroma) der Heiden zum
Heil gelangt ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie
geschrieben steht: a -es wird kommen aus Zion der Erlöser, b - der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. a - Und das ist mein Bund mit ihnen (Jes 59:20; Jes
27:9), b - wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde" (Jer
31:33.34). Diese Verstockung und diese Dunkelheit sind nicht
mehr "zum Teil", sie ergreifen das Ganze und bedecken die Erde. Es gehört hier nicht zu unserm Thema, näher auf die
Herrlichkeit von Israels Morgen einzugehen, wenn das geschieht: "Euch...
soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln"
(Mal 3:20). Wenn er das zerstreute Israel sammeln wird aus allen
Völkern, wohin er sie verstoßen hatte, und sein Volk in das Land Israel
zurückbringt. Wir erwähnen das hier nur, weil wir die Tatsache
hervorheben möchten, dass die Dunkelheit sich ausbreitete, als der
Apostel nach Rom kam. Der Augenblick war nahe, dass das Ende vom
Gleichnis des Herrn verwirklicht würde, wovon die Apostelgeschichte
schweigt: Die Phase der Nacht Israels "Da wurde der König zornig und schickte seine Heere
aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an" (Mt 22:7).
Das war die Zerstörung Jerusalems. Aber das ist jetzt nicht unser Thema. Wir reden
hier von der Phase der Nacht Israels, und davon, dass die Worte Jahwes
durch seinen Propheten Hesekiel über das Feld voller Totengebeine (Hes
37) in Erfüllung gingen, als Israel tatsächlich "lo ammi" (nicht mein
Volk) wurde. Das ist es, was Israels Charakter in der gegenwärtigen
Phase kennzeichnet. Israel ist beiseite gesetzt und das so völlig, dass
es in Hes 37:11 so geschildert wird: "Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze
(diese Sprachfigur (epizeuxis) wird verwendet, um die Vollständigkeit
"des Ganzen", das gemeint ist, stark zu betonen) Haus Israel. Siehe,
jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung
ist verloren, und es ist aus mit uns." Weil dieses ganze Haus Israel in Gottes Augen "tot"
ist ("getötet“ Hes 37:9), ist Israel mit all seinen "Zeichen" nicht mehr
vor ihm. Die Verheißungen und Segnungen der Heiden,
gleichfalls in den Schriften der Propheten geweissagt, sind alle von
Israels "Licht" abhängig, wenn sie "zum Licht der Heiden gemacht"
werden, "dass du seist mein Heil bis ans Ende der Erde" (Jes 42:6; Jes
49:6). Wenn die Zeit dafür kommt (und möge sie rasch kommen!), wenn
Jahwe wieder spricht und sagt, "über dir geht auf der Herr, und seine
Herrlichkeit erscheint über dir" ([Jes 60:2]), dann werden die Worte für
die Nationen erfüllt: "Die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die
Könige zum Glanz, der über dir aufgeht" (Jes 60:3). Wir hören nicht auf, die sich anschließenden
Details zu betrachten, die die kommende Herrlichkeit für die Heiden
betreffen, aber wir betonen mit Nachdruck die Tatsache, dass Israel als
Volk vor Gott "tot" ist. Seine Gebeine sind "vertrocknet." Der
Feigenbaum ist "verdorrt." Die Verheißungen des Alten Testaments für die
Heiden sind mit Israel zu Grabe getragen (denn sie sind von Israels
Aufstieg abhängig). Sie sind außer Kraft gesetzt, bis Israels herrlicher
Morgen dämmert. Ist es möglich, dass die moderne Theorie vom Fortbestand
Israels in der angelsächsischen Rasse im Licht solcher Prophezeiungen
bestehen kann? Wir können verstehen, warum so viele schließlich gegen
die sogenannte spirituelle Interpretation jener Prophezeiungen
rebellierten. Wir beteiligen uns an diesem Aufstand und nehmen diese
Prophezeiungen buchstäblich, aber wir interpretieren sie auf die Zukunft
Israels, das Gott wiederbeleben wird; jenes Israel, das seine Früchte
bringen wird, was das alte Israel versäumt hat, womit es solche
verheerenden Folgen auf sich zog (Mt 21:43), und nicht auf irgendeine
andere "Rasse," die jetzt auf der Erde lebt. Andererseits fragen wir, angesichts der alten und
allgemein akzeptierten Meinung, dass die (sogenannte) "Kirche" Israels
Position vor Gott eingenommen habe: Kann man glauben, dass achtzehn
Jahrhunderte "Kirchengeschichte" mit ihren "dunklen Zeitaltern", ihren
Verfälschungen, ihren vereinzelten Reformationen, ihren zahllosen
Spaltungen, ihren mörderischen Fehden und letztlich mit ihrem
geweissagten Höhepunkt im "großen Abfall" so bar des Glaubens, der den
Heiligen einst gegeben wurde, dass der Herr selbst erklärt: "Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch
sein das Kommen des Menschensohns..." (Mt 24:36-39). Kann man glauben, dass dies von der Erfüllung der
Verheißungen des Alten Testaments spricht? Das mit all dem kecken
Optimismus der "Kirchen" zu bejahen, verrät eine völlige Missachtung
dessen, "was geschrieben steht," aber es passt zum fortgeschrittenen
Abfall vom Glauben. Die Verheißungen zurückgestellt Die Verheißungen für Israel sind leider(!)
vorläufig zurückgestellt; und die Segnungen für die Heiden, abhängig von
Israel, sind mit Israel begraben. Beide sind gleichermaßen ausgesetzt,
bis der Tag der nationalen Buße Israels kommt. Deshalb haben die
"Zeichen und Wunder" der Phase der Apostelgeschichte mit Apg 28
aufgehört. Diese "Zeichen" waren das Geburtsrecht Israels und haben nie
"der Kirche" gehört oder "den Kirchen" irgendeiner Form und Prägung. Sie
wurden mit dem Volk geboren. Schon Moses Berufung, Israel zu einem Volk
zu machen und aus der Gefangenschaft in Ägypten zu führen, war mit einem
"Zeichen" verbunden (2Mo 3:12). Diese "Zeichen" hatten eine Bedeutung. Sie
sprachen. Denn ehe Jahwe Mose sandte, gab er ihm zwei weitere Zeichen
und riet ihm: "Wenn sie dir nun nicht glauben und nicht auf dich
hören werden bei dem einen Zeichen (Interlinear: auf die Stimme des
Zeichens, des ersten), so werden sie dir doch glauben bei dem andern
Zeichen (Interlinear: der Stimme des Zeichens, des folgenden)" (2Mo
4:8). Unsere Leser brauchen nur eine Konkordanz zur Hand
zu nehmen, um zu sehen, dass das Volk tatsächlich mit "Zeichen" erzogen
wurde. Als wegen seiner Abtrünnigkeit die Zeichen
abgesetzt wurden, klagte das Volk und sagte: "Unsere Zeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist
mehr da" (Ps 74:9). Und als der verheißene Messias kam, war es nicht zu
verwundern, dass sie von ihm ständig "Zeichen" verlangten, und dass er
ihnen antwortete und sprach: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt
ihr nicht" (Joh 4:48). Es ist nicht zu verwundern, dass das Wirken des
Herrn von "Zeichen" begleitet war, und dass die acht Zeichen im
Evangelium des Johannes das Unvermögen Israels und die Herrlichkeit des
Messias so überaus klar aufzeigen. Es ist nichts Erstaunliches, dass das Zeugnis
derer, "die es gehört haben," von einer Vielzahl von "Zeichen und
Wundern" unterstützt wurde. Es ist nichts Erstaunliches, dass diese "Zeichen
und Wunder" mit Israels nationaler Existenz aufhörten. Es bestand nämlich keine Notwendigkeit mehr dafür.
Deshalb wurden sie mit Israel begraben - bis die Zeit kommt, wenn sie
das größte aller "Zeichen" sehen werden: "Und dann wird erscheinen das Zeichen des
Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf
Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des
Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit" (Mt 24:30). Es war immer das Werk des großen Feindes des Wortes
Gottes und des Volkes Gottes, ihre Augen zu verblenden für die Wahrheit
des geschriebenen Wortes und die Herrlichkeit des lebendigen Wortes; sie
speziell dafür blind zu machen, dass sie "das Wort der Wahrheit recht
teilen," wohl wissend, dass die Wahrheit nie gefunden, gelernt,
verstanden oder befolgt werden kann, ohne dass es geteilt wird, recht
geteilt nach seinen Themen und Zeiten oder Phasen. Nun zu unserm letzten Punkt über diese
"mitfolgenden Zeichen." Warum wurde so viel Verwirrung auf diese letzten
zwölf Verse des Markus-Evangeliums gehäuft? Wie kam es zu der langen
Bemerkung darüber in der R.V.? Über die Verwirrung selbst brauchen wir nicht zu
sprechen; und über ihre Grundlosigkeit nicht mehr, als wir schon gesagt
haben. Aber über die Ursache der Zweifel der daraus folgenden Verwirrung
müssen wir unsere eigene Erklärung darlegen. Dazu sehen wir uns
veranlasst durch das, was wir bereits über diese "Zeichen und Wunder"
gesagt haben. Als Israel beiseite gesetzt und Jerusalem zerstört
worden war, kurz nach dem Abschluss der Apostelgeschichte (Mt 22:7), gab
es keinen Grund mehr für die Bestätigung des Zeugnisses des Herrn durch
die, "die es gehört haben," (Hebr 2:3); und folglich gab es keine
Notwendigkeit mehr für ein göttliches Zeugnis, das durch "Zeichen und
Wunder" dieser Bestätigung hinzugefügt wurde (Hebr 2:4). Von da an
reichlich fünfzig Jahre lang besteht eine gänzliche Lücke in der
Kirchengeschichte. Nun sind die ältesten griechischen Handschriften
nicht vor dem vierten Jahrhundert geschrieben worden. Dem stimmen alle
modernen Textkritiker zu. Wir können gut verstehen, dass ein
Transkribent eines solchen Manuskripts, als er ans Ende des
Markus-Evangeliums kam, sich umgesehen hat, aber nirgends solche Zeichen
und Wunder entdecken konnte, die den Glaubenden folgen sollten. Und weil
er seinen eigenen Augen nicht misstrauen konnte, misstraute er natürlich
der Genauigkeit des Textes, den er gerade wiedergab. Er konnte wohl
annehmen, dass an dieser Stelle ein Fehler des älteren Schreibers sein
musste, dessen Schrift er gerade wiedergab. Er hätte sicher geglaubt,
was er las, wenn er irgend ein Anzeichen dafür gesehen hätte, dass es
zutraf. Folglich mag er vermerkt haben, dass die Echtheit zweifelhaft
oder die Genauigkeit fragwürdig sei, oder er mag es ganz ausgelassen
haben. Wir schlagen das als Erklärung der Bemerkung der
Revisoren zu Mk 16:9 vor, die wir hier wiederholen (deutsch aus Luther,
rev. 1984): "Nach den ältesten Textzeugen endet das
Markusevangelium mit Vers 8. Die Verse Mk 16:9-20 sind im 2. Jahrhundert
hinzugefügt worden, vermutlich um dem Markusevangelium einen den andern
Evangelien entsprechenden Abschluss zu geben." Gewisse Christen (mehr oder weniger gefühlsbetont
in ihrer Art), die voll und ernst an die Wahrheit des Wortes Gottes
glauben, lesen diese letzten zwölf Verse des Markusevangeliums. Jetzt
sind sie an der Reihe, keine dieser "Zeichen" zu sehen, "die folgen
sollen denen, die da glauben." Wie diese alten Schreiber haben auch sie
ihre Zweifel. Aber im Unterschied zu denen zweifeln sie nicht an der
Genauigkeit des Wortes, sondern an der Echtheit ihres eigenen Glaubens. Bedeutung der Zeichen heute Es muss doch etwas falsch sein an ihnen und den
Gläubigen allgemein: Sie glauben dem Wort, aber sie wissen nicht, wie es
recht geteilt werden muss, und daher kommen sie zu dem Schluss, dass sie
diese "mitfolgenden Zeichen" eigentlich haben müssten. Zuletzt behauptet
man dann, man hätte sie. So wird man zur leichten Beute für den großen
Feind, dessen Ziel es ist, allen Gläubigen die Augen zu verblenden, dass
sie nicht Christus, das lebendige Wort sehen, der nur durch die Wahrheit
des geschriebene Wortes offenbart ist. Zu diesem Zweck (das sagten wir bereits)
beschäftigt der Feind den Sinn des Sünders mit seiner Sünde, den Reuigen
mit seiner Reue, den Glaubenden mit seinem Glauben, den Diener mit
seinem Dienst, den Heiligen mit seiner Heiligkeit alles, um ihn mit sich
selber beschäftigt zu halten, anstatt mit Christus, denn von ihm allein
geht Kraft aus, deren Fluss sozusagen gehemmt wird durch den Schleier,
der dazwischenkommt. Es mag der schmutzige Lumpen des Sünders oder der
schöne Schleier des Heiligen sein, die Wirkung ist gleich. So ist es mit
denen, die nach Zeichen suchen. Sie sind beschäftigt mit "Gaben des
Geistes" Gottes, anstatt mit Christus, dem Sohn Gottes; und mit
"Zeichen," die doch ihre Bedeutung verloren haben. Wir hören von "Zungenrede," aber nicht davon, dass
jemand Schlangen anfassen würde; von "Heilung," aber nicht davon, dass
jemand vom Tode auferweckt würde, von abgelehnten Medikamenten, aber
nicht davon, dass jemand ungestraft Gift getrunken hätte. Anstatt
Dämonen auszutreiben, zieht man es vor, von ihnen besessen zu werden.
Satan kann einige der "Zeichen" nachahmen, wie Jannes und Jambres die
"Zeichen" Gottes nachahmten, die durch Mose und Aaron geschahen. Wir
kennen keine der vielen falschen Religionen, in denen "Heilung" nicht in
irgendeiner Form als ein Hauptpunkt im Programm vorkäme. Wie immer sie
sich sonst voneinander unterscheiden, darin gleichen sie sich alle, vom
Babismus im Osten bis zum Dowieismus im Westen; die Wanderprediger der
"Christian Science" (Christliche Wissenschaft) bis zur "Stille" des
allerletzten Kults; von der "Ordnung des Morgensterns" und bis zur
"Mystischen Ordnung der inneren Sonne." Diese letzteren wissen nichts vom Wort Gottes
selbst, während die vorher Genannten nicht instruiert sind über das
rechte Teilen nach heilsgeschichtlicher Wahrheit und Lehre. Alles führt
hin zu dem großen Irrglauben, der schnell kommt und bereitwillig als
Licht angenommen wird. Gottes Wort hat es uns schon gesagt, dass die
"Zeichen und Wunder" der Apostelgeschichte "abgetan" würden, die für
diese Phase charakteristisch waren. Wer immer diese göttliche Aussage
ablehnt, wird auf die falschen Aussagen anderer hereinfallen. Es gibt so etwas wie einen "Krieg gegen die Heiligen," und nur, was "gut" zu sein scheint, wird Gläubige
täuschen. Was offensichtlich böse ist, würde vom Bösen vergeblich als
Schlinge gebraucht. Es muss besser scheinen als das, was die Gläubigen
schon haben. Das ist die Schlinge. Wir wissen ganz genau, dass die sogenannte
Erweckung in Wales der Prüfung durch das Wort nicht standgehalten hat,
denn das besagt, "Gott ist nicht ein Gott der Unordnung" (1Kor 14:33).
Aber wir wagten damals nicht, unsere Meinung darzulegen, da wir von
allen Seiten verurteilt worden wären. Ein Spiritist hatte uns schwer geschadet, indem er
einen falschen Bericht über ein "Interview" im Magazin der Spiritisten
mit dem Titel "Light" (Licht) veröffentlicht hatte. Er kam aus Wales
herauf, um sich zu rechtfertigen und sein Bekenntnis abzulegen. Er
erzählte uns, er hätte seinen Spiritismus aufgeben müssen, da der seine
Gesundheit ruinierte, und er sei hinunter nach Wales gegangen, um die
"Erweckung" zu sehen. Er war ganz überwältigt, als wir ihm sagten, er
habe nur eine Form des Spiritismus mit einer anderen vertauscht! Aber er
war schnell überzeugt. Und nun ist die Wahrheit herausgekommen, und das
Buch mit dem Titel "War on the Saints" (Krieg gegen die Heiligen), das
viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, wird jeden Leser davon
überzeugen, dass es wahr ist, und sollte eine bleibende Warnung davor
sein, in dieser gegenwärtigen Phase nach "Zeichen und Wundern“
auszuschau 1 IV. Bereiche der zukünftigen Herrlichkeit 1.1 Das irdische Königreich 1.2 Das himmlische Königreich 1.3 Die Gemeinde Gottes 1.4 Das Geheimnis Gottes IV. Bereiche der zukünftigen Herrlichkeit Es gibt noch etwas zu lernen über die
heilsgeschichtlichen Phasen, bevor wir die einzigartige Stellung und
wunderbare Lehre der späteren paulinischen Briefe, die er aus der
Gefangenschaft in Rom geschrieben hat, richtig verstehen können. Allgemein spricht man von zwei solchen Phasen,
einer alten und einer neuen, aber wir müssen auch das, wie alles, anhand
des geschriebenen Wortes prüfen und beurteilen. Dann werden wir sehen,
ob wir von Menschen oder von Gott gelehrt sind, aus Tradition oder
Offenbarung. Bis zu einem gewissen Grad werden wir alle übereinstimmen. 1. Wir stimmen alle darin überein, dass ein
wiederhergestelltes Israel und eine neugeschaffene Erde (Mt 19:28) das
große Thema der Prophetie des Alten Testaments bilden. Es ist gewiss
nicht notwendig, die vielen Weissagungen zu zitieren, die von der Zeit
reden, wenn die Erde voll Erkenntnis und Ehre des Herrn sein wird, wie
Wasser das Meer bedeckt (4Mo 14:21; Ps 72:19; Jes 6:3; Jes 11:9; Hebr
2:14). Wir sind uns mit unsern Lesern einig, diese
Weissagungen wörtlich zu verstehen, und nicht zu versuchen, sie zu
erklären oder sie durch spirituelle Interpretation, die sie all ihrer
Kraft und Wahrheit beraubt, zu zerpflücken, bis nichts davon übrig
bleibt. Wir schauen auch alle nach der Zeit aus, wenn er,
"der Israel zerstreut hat," es auch wieder sammeln wird (Jer 31:10);
wenn sie "alle von Gott gelehrt sein" werden (Joh 6:45; Jes 54:10); wenn
"die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus" sein werden
(Offb 11:15); und wenn das irdische Jerusalem in größerer Pracht
wiederhergestellt sein wird, als es in alten Zeiten hatte. Das irdische Königreich Das Königreich und sein Bereich von Segnung und
Herrlichkeit wird auf der Erde sein, und das neue Israel, mit Herzen von
Fleisch anstatt von Stein und mit einem neuen Geist, wird "die Früchte
der Gerechtigkeit" hervorbringen (Hes 36:24-36; Mt 21:43). Das wird die
Wiedergeburt (oder palingenesia) sein, wenn die Apostel "sitzen auf
zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels" (Mt 19:28). Das wird
der erste und unterste Bereich der Segnung sein, auf der Erde und unter
dem ganzen Himmel. Das ist das "Volk der Heiligen des Höchsten" (Dan
7:27). Alle Völker der Erde werden teilhaben an dieser Segnung, gemäß
Gottes ursprünglicher Verheißung an Abraham (1Mo 12:3.4; 1Mo 17:4; Ps
22:27.28; Ps 67:4; Jes 2:4; Jes 11:10.12; Jes 42:1.6; Jes 49:22; Jes
53:11; Jes 55:5; Jes 60:3.5.11; Jes 66:12 usw. Man beachte aber die
Anmerkung des Herausgebers der engl. Neuausgabe am Ende dieses
Kapitels). Das himmlische Königreich 2. Aber Abraham und sein geistlicher Same sind "die
Heiligen des Höchsten" und sind zu unterscheiden von "dem Volk (dieser
Heiligen) auf der Erde ([Dan 7:18].22.25). Sie nehmen einen anderen
Platz im himmlischen Bereich desselben Königreichs ein. Diese sind, nach
dem Wort des Herrn in Lk 20:34-36 "gleich den Engeln" und "Kinder der
Auferstehung," die auferstanden sind in der "ersten Auferstehung," vor
den tausend Jahren der Segnung für Israel und die Nationen "unter dem
ganzen Himmel" (5Mo 4:19; Offb 20:4-6). Sie gehören zu dem "himmlischen
Jerusalem," das Johannes "herniederkommen" sah, " aus dem Himmel von
Gott," und "ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein". Dieses
"heilige Jerusalem" wird in Offb 21:9-27 ausführlich beschreiben. Es ist
die Stadt, "die einen festen Grund hat," auf die schon Abraham zu warten
gelehrt worden war (Hebr 11:10), als er "des Herrn Tag sah und sich
freute" (Joh 8:56); denn da "der Glaube aus dem Hören kommt," muss
Abraham gehört haben, und dieses Hören muss aus dem (gesprochenen) Wort
Gottes gekommen sein (Röm 10:17). Das ist das "Erbe," von dem Petrus den Gläubigen in
der Diaspora schreibt, "die mit uns denselben teuren Glauben empfangen
haben" 2Petr 1:1. Dieses "Erbe" ist unvergänglich und unbefleckt und
unverwelklich und wird aufbewahrt im Himmel für euch (1Petr 1:4). Das
Griechische betont durch die Sprachfigur homoioteleuton dieses "Erbe"
als nicht irdisch, sondern aphtharton, amianton, amaranton (1Petr 1:4).
Die Einwohner dieser himmlischen Stadt werden "die Braut, das Weib des
Lämmleins" genannt (Offb 21:9 K). Seit der Berufung Abrahams gab es immer diese
beiden Samen, den irdischen und den himmlischen. Der eine wurde von
Jahwe mit dem "Staub der Erde" oder dem "Sand am Meer" verglichen (1Mo
13:16; 1Mo 22:17), der andere mit den "Sternen des Himmels" (Hebr 11:12;
1Mo 15:5). Beide Ausdrücke deuten auf die große Menge, aber der erstere
ist speziell mit irdischen Segnungen verbunden, der letztere dagegen
weist auf die, die "teilhaben an der himmlischen Berufung" (Hebr 3:1).
Das sind diejenigen, die wie ihr Vater Abraham auf einen Anteil am
Himmel und auf himmlische Segnung warteten, und auf die Stadt, die den
"festen Grund" hat (siehe die Anmerkung des Herausgebers der engl.
Neuausgabe am Ende dieses Kapitels.) "Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das
Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und gegrüßt
und haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. Wenn
sie aber solches sagen, geben sie zu verstehen, dass sie ein Vaterland
suchen. Und wenn sie das Land gemeint hätten, von dem sie ausgezogen
waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren. Nun aber sehnen sie
sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum
schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine
Stadt gebaut" (Hebr 11:13-16). Was sonst hätte diese Stadt sein sollen, wenn nicht
die Stadt, die Johannes gezeigt wurde "herniederkommen aus dem Himmel
von Gott," deren Grundmauern in Offb 21:19.20 speziell beschrieben
werden? Durch alle Zeitalter, von Abrahams Tagen bis heute, kann man
diese "Teilhaber der himmlischen Berufung," den gläubigen Überrest
finden. Sie bildeten die "Gemeinde des Herrn" und werden noch immer so
bezeichnet. Nicht ganz Israel bestand aus Leuten, die
regelmäßig in Stiftshütte und Tempel anbeteten. Nicht alle lebten nach
dem Gesetz Moses oder opferten die vorgeschriebenen Opfer, besuchten
"die Feste Jahwes" oder hielten die befohlenen Riten ein. Die sich zum
verordneten Dienst Jahwes hielten (wahrscheinlich die Minderheit, wie
wir heute sehen), werden "die Versammlung" oder "die Herausgerufenen"
genannt. Das hebräische Wort für "Herausgerufene" kommt von
kahal (von dem zweifellos das englische Wort call rufen stammt). Das
Wort bedeutet rufen, zusammen-berufen, versammeln, und das Substantiv
wird für jede Versammlung verwendet, die so zusammengerufen wird.
Siebzigmal ist es in der Septuaginta, der griechischen Form des Alten
Testaments, mit ekklesia (das Wort für "Gemeinde" im Neuen Testament)
übersetzt. Die Gemeinde Gottes Vor allem findet es sich in dem Ausdruck "die
ekklesia (oder Gemeinde) der Herrn" in 5Mo 23:2.3.4.9; 1Chr 28:8; Mi
2:5. In Neh 13:1 ist es "die ekklesia (oder Gemeinde) Gottes." Diese
ekklesia (Gemeinde oder Versammlung), kommt vor in Ps 22:23; Ps 26:12;
Ps 35:18; Ps 40:10.11; Ps 68:27. In Ps 22:25 wird sie die große ekklesia
oder Gemeinde genannt, und in Ps 149:1 "die ekklesia der Heiligen." Das
ist es, was David meint, wenn er in Ps 22:23 sagt: "Ich will dich in der Gemeinde rühmen," und in Ps
22:26: "Dich will ich preisen in der großen Gemeinde." In den Evangelien wird das Wort ebenso verwendet,
wenn der Herr sagt: "auf diesen Felsen will ich meine ekklesia bauen." Als er das zu Israeliten sagte, gebrauchte er das
Wort nicht in dem neuen, exklusiven und speziellen Sinn, in dem es
später, in der Offenbarung "des Geheimnisses" in den
Gefangenschaftsbriefen, gebraucht wird, sondern in dem größeren,
weiteren alttestamentlichen Sinn, den seine Zuhörer verstehen konnten;
die ganze Versammlung der Gläubigen und Anbeter Jahwes umfassend, "die
teilhaben an der himmlischen Berufung" (Hebr 3:1). Wenn der Geist bei Stephanus von der "ekklesia in
der Wüste" spricht (Apg 7:38), meint er diese Versammlung gläubiger
Anbeter. Das sind die, die sicher bewahrt wurden "unter dem Schatten des
Allmächtigen" während der achtunddreißig Jahre der als Strafe verfügten
Wanderung in der Wüste (siehe Ps 90 und Ps 91). Als der Herr nach Pfingsten zur ekklesia
hinzufügte, "die gerettet wurden" (Apg 2:47), da fügte er sie zu den
Einhundertzwanzig, die sich vor Pfingsten in dem Obergemach
versammelten, und von denen es heißt: "Und sie waren täglich einmütig beieinander im
Tempel (brachten aber nicht mehr Opfer dar und nahmen nicht mehr an den
dort gebotenen Mahlzeiten Teil) und brachen das Brot (oder aßen, wie in
Lk 24:30.35 und Apg 27:35) hier und dort in den Häusern, hielten die
Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden
Wohlwollen bei dem ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde (ekklesia)
hinzu, die gerettet wurden" (Apg 2:46.47). Es stimmt, dass die Wörter "zur Gemeinde" (griech.:
ekklesia) im Apg 2:47 von allen Textkritikern (auch den konservativsten
und am wenigsten "modernen"), Lachmann, Tischendorf, Tregelles, Alford,
Westcott und Hort und von der R.V. weggelassen wird, aber wir wollen
hier diese Auslassung nicht überbewerten, denn auch wenn es dasteht, ist
es in dem alttestamentlichen Sinn von "Gemeinde des Herrn" gebraucht,
und nicht in dem späteren Sinn, wie in dem Brief an die Epheser; denn
sie hätten es damals nicht verstanden (wir heute auch nicht, wenn wir
diesen späteren Brief nie gesehen hätten). Wenn Paulus sagt, "... weil ich die ekklesia Gottes
verfolgt habe" (1Kor 15:9), dann verwendet er das Wort nicht in einem
Sinn, von dem er zu dieser Zeit noch nie gehört hatte, oder auch nur die
entfernteste Idee davon hatte. Seine Worte müssen in demselben Sinn
verstanden werden, in dem er sie damals gebraucht hat, und wir dürfen in
eine Schriftstelle nicht hineinlesen, was der Gegenstand einer späteren
Offenbarung war, besonders wenn der Sinn so völlig eindeutig und klar
ist wie hier. Wir müssen das Wort ekklesia in den Evangelien, der
Apostelgeschichte und den früheren Paulinischen Briefen im Sinne des
Alten Testaments (Septuaginta) verstehen, wo es einfach Gemeinde oder
Versammlung von Jahwe anbetenden Leuten heißt, "die teilhaben an der
himmlischen Berufung," die eine himmlische Hoffnung, einen himmlischen
Bereich der Segnung haben, und die auf ihr Teil an der "Auferstehung zum
Leben" warten. Es war seit alters her prophezeit, dass es eine
Auferstehung geben werde (siehe Hi 19:25-27; Hos 13:14; Joh 11:24), aber
es war später auch offenbart worden, dass es zwei Auferstehungen geben
werde - eine zum Leben und eine zum Gericht. Paulus zeugte von der
früheren, dass sie die Hoffnung der Anbeter Gottes sei (Apg 24:14.15);
David hoffte darauf (Ps 16:9-11 Obwohl der Psalm sich auf den Messias
bezieht Apg 2:27-31; Apg 13:35, dürfen wir David selber nicht
ausschließen, obwohl seine Erwartung nicht in naher Zukunft ist (s. Ps
49:15). Ebenso war es bei Daniel (Dan 12:1-3). Der Herr nannte die erstere ausdrücklich "die
Auferstehung der Gerechten" (Lk 14:14) und "die Auferstehung des Lebens"
(Joh 5:29). "Durch das Wort des Herrn" war eine weitere Hoffnung
offenbart worden, oder eigentlich eine Formulierung der Hoffnung (Joh
11:25.26). Es gab nicht nur die Hoffnung für die, die an der "ersten
Auferstehung" teilhaben, sondern für die, "die leben und übrig bleiben,"
wenn dieses Ereignis stattfindet. Das "Wort des Herrn" hat es zuerst
erwähnt, und der Heilige Geist hat es dann durch Paulus in 1Thes 4:16.17
ausgeweitet. Es geht um den Herrn, der nicht nur "die
Auferstehung" ist, sondern auch "das Leben." Er sagt: c - "Ich bin die Auferstehung d - und das Leben. c - Wer an mich glaubt, der wird (wieder) leben,
auch wenn er stirbt (für ihn bin ich die Auferstehung); d - und wer da lebt und glaubt an mich, der wird
nimmermehr sterben (für ihn bin ich das Leben)." Das war und ist die Hoffnung für alle, die
"teilhaben an der himmlischen Berufung" (Hebr 3:1). Es gab viele von
ihnen, als der Messias kam. Das waren die, von denen es heißt: die "auf den Trost Israels warteten" (Lk 2:25), die "auf die Erlösung Israels warteten" (Lk 2:38), die "auf das Reich Gottes warteten" (Mk 15:43; Lk
23:51), "wie viele ihn aber aufnahmen" (Joh 1:12), "die das Wort bereitwillig aufnahmen" am Pfingsttag
und später (Apg 2:41; Apg 8:14; Apg 11:1; Apg 17:11), "und habt das Wort aufgenommen in großer
Bedrängnis" (1Thes 1:6), "dass ihr das Wort der göttlichen Predigt, das ihr
von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern
als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das in euch wirkt, die
ihr glaubt" (1Thes 2:13). Sie haben "nicht erlangt, was verheißen war" (Hebr
11:39) aber sie glaubten und haben es im Glauben empfangen. Wer von uns hatte nie Schwierigkeiten damit, dass
von den "Heiligen des Alten Testaments" gesprochen wird? Hier sehen wir
sie das ganze Alte Testament hindurch als "die Gemeinde (oder
Versammlung) Gottes," als die "teilhaben an der himmlischen Berufung,"
die eine Himmlische Erwartung haben und nach dem Bereich der himmlischen
Segnung Ausschau halten. Das Geheimnis Gottes 3. Das bringt uns zu einem andern Bereich der
Segnung, dem höchsten an Herrlichkeit, der "seit ewigen Zeiten
verschwiegen war." Es ist der ewige "Vorsatz" Gottes, der bestand "ehe
der Welt Grund gelegt war," und der nun "kundgemacht ist durch die
Schriften der Propheten" (Röm 16:26). Er betraf als Geheimnis nicht das
Israel auf der Erde, auch nicht die, "die teilhaben an der himmlischen
Berufung," sondern Christus und die auserwählten Glieder seines Leibes. Auch im irdischen Wirken Christi gehörte das zu den
Dingen, die er nicht einmal den zwölf Aposteln in der Vertrautheit des
Obergemachs nach seinem letzten Abendmahl offenbaren konnte. Er konnte
ihnen diese Dinge damals nicht nur nicht sagen, sondern die Apostel
ihrerseits wären gar nicht fähig gewesen, sie aufzunehmen. Und da der Herr in den Evangelien nicht davon
gesprochen hatte, konnten die Apostel sie auch nachher, in der
Apostelgeschichte nicht "bekräftigen." Es sind die Ereignisse und
Wahrheiten Christi, die in einer besonderen Beziehung zu ihm stehen, und
die sich auf die ganze Wahrheit beziehen, die ohne sie nicht vollständig
wäre. Sie waren notwendigerweise dem "Geist der Wahrheit" zur
Offenbarung vorbehalten. "Er wird euch in alle Wahrheit leiten." Die
kostbaren "Reichtümer der Gnade" und der Herrlichkeit das waren die
Lehren, die die Tatsachen der Sendung Christi zur Grundlage hatten, die
damals nicht stattgefunden hatten; obwohl sie damals alle nahe bevor
standen. Diese Ereignisse im Leben Christi auf Erden waren
die Grundlage der Lehren, die auf ihnen errichtet wurden, und ohne sie
hätte man die Lehren nicht kennen können. Wie hätten die Lehren von Eph
2:5.6 vor dem Leiden und Sterben, vor Auferstehung und Himmelfahrt
offenbart und gelehrt werden können, worauf sie doch beruhen? Aber dieses besondere Kommen, Wirken und Leiten des
"Geistes der Wahrheit" müssen wir uns für den nächsten Abschnitt
vorbehalten, denn wir müssen diese letzte Phase dessen, was "Jahwe
geredet hat" unbedingt betrachten, bevor unsere Betrachtungen zu den
Gefangenschaftsbriefen beginnen. Denn darin und nur darin finden wir die
"Reichtümer" der Gnade und Herrlichkeit, in die der Heilige Geist sie
leiten sollte. Die gute Nachricht davon war dazu bestimmt, die lange Ära
von Israels Blindheit und dunkler (geistlicher ) Nacht des Volkes
auszufüllen (Jes 60:1-3). Die Gefangenschaftsbriefe, die unmittelbar auf die
Verkündung des Urteils der Verblendung und Verstockung Israels folgten
(festgehalten in Apg 28:25.26), haben ihr eigentliches Thema in der
Offenbarung des letzten Bereichs von Segnung und Herrlichkeit, der
besonders mit Christus und seiner Gemeinde zusammenhängt. Dieser Bereich ist nicht irdisch. Er ist nicht überirdisch. Er ist in den höchsten Himmeln. Daher hat er mit irdischen "Zeichen und Wundern"
nichts zu tun, die denen folgen sollten, die in frohem Gehorsam
glaubten, was dort geschrieben ist. Solche unerreicht erhabene Sprache
ist von menschlichen Gläubigen niemals vorher oder nachher gesprochen
worden. Die Herrlichkeit dieses Bereichs verträgt sich nicht mit
irdischen Zeichen oder Erweisungen, wie wunderbar sie auch immer sein
mögen, oder mit Verordnungen, so wichtig die einst waren (es mag sogar
sein, dass sie denen zugehören, die "teilhaben an der himmlischen
Berufung," obwohl sie für die undenkbar sind, die ihre Position so
wahrnehmen, wie in Kol 1:12-14 und Kol 2:20 beschrieben). Diese Briefe
kennen den, der an sie glaubt, nicht an "mitfolgenden Zeichen," sondern
kennen sie als "tot" für die Welt und alle irdischen Verbindungen und
Beziehungen, und als mit-gestorben, mit-auferstanden und mit Christus in
den höchsten Himmeln sitzend. Selbst das Dichten und Trachten ist nicht
mehr mit Irdischem behaftet, sondern auf die erhabenen Dinge gerichtet,
wo Christus ist, sitzend zur Rechten Hand Gottes. Daher lesen wir in diesen Briefen nichts vom Kommen
Christi auf die Erde, vielmehr von unserer Hinwegnahme, damit wir seien,
wo er ist; nichts von seiner parousia oder Gegenwart auf der Erde oder
"in der Luft," dafür von unserer Gegenwart und Darstellung mit ihm in
seiner Herrlichkeit. Wir lesen nichts von anastasis oder Auferstehung
(die das Thema der früheren paulinischen Briefe ist) sondern von
"ex-anastasis" (Phil 3:11) und "Berufung in die Himmel" (Phil 3:14 Es
ist völlig unkorrekt, das griechische ano mit 'hoch' zu übersetzen, so
als wäre es ein Adjektiv, das den Charakter dieses "Rufes" bezeichnet,
denn es ist ein Adverb, das die Richtung angibt), die das Thema der
späteren Briefe ist; nichts von irgendwelcher persönlichen
Glückseligkeit, aber von Christi persönlicher Herrlichkeit, die zu
teilen wir das unfassbare Privileg haben. In diesem Zusammenhang möchten wir auf ein Wort
aufmerksam machen, das unseres Erachtens das eigentliche Schlüsselwort
der Gefangenschaftsbriefe ist und zum höchsten Bereich gehört. Es ist
ein bemerkenswertes Wort, das wir in dieser Form im Neuen Testament nur
hier finden. Es kommt einmal in Röm 13:9 vor, aber dort in der passiven
Form der Gegenwart (anakephalaioutai) und bedeutet "aufhaupten für sich"
(gipfelt). Aber in Eph 1:10 ist der Aorist Infinitiv der Mittelform
(zwischen Aktiv und Passiv) (anakephalaiosasthai). Dieser Unterschied
wird von der autorisierten und der revidierten Version (A.V. und R.V.
der englischen Bibel) ignoriert, die Eph 1:10 die Mittelform
wiedergeben, als wäre sie im Aktiv. Das ist im Interesse der
gewöhnlichen Bibelleser, die doch zweifellos ein Recht auf eine
grammatikalisch richtige Übersetzung einer solchen Stelle haben ein
beinahe unverzeihliches Versehen. Richtig übersetzt heben das Wort und der ganze
Abschnitt die grundlegende Tatsache hervor, dass in allen Dingen, die
dort offenbart sind, unser himmlischer Vater bei sich selbst beschlossen
hat, was hier festgestellt ist: "Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines
Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte,
um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, dass das All
aufgehauptet würde für sich in Christus, was im Himmel und auf Erden
ist. In ihm sind auch wir zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu
vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem
Ratschluss seines Willens; damit wir etwas seien zum Lob seiner
Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben" (Eph 1:9-12). Das wird genügen, um uns zu zeigen, dass der
Kosmos, wie in Kol 1:15.16 gezeigt, größer, höher und erhabener ist als
die irdische Herrlichkeit oder jene Herrlichkeit, die denen vorbehalten
ist, "die teilhaben an der himmlischen Berufung." Das Alte Testament, die Apostelgeschichte und die
früheren paulinischen Briefe befassen sich mit dem niedrigeren Bereich
der Herrlichkeit, aber die späteren Briefe offenbaren einen Bereich von
Erbschaft und Herrschaft über der Erde und den Himmeln. 1Kor 15:40
spricht von irdischer und himmlischer Herrlichkeit, die sich voneinander
unterscheiden. Aber es gibt einen Bereich kosmischer Herrlichkeit (wenn
wir dieses Wort in diesem Zusammenhang gebrauchen dürfen), hoch über
allem geschaffenen Sein, über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und
alles, was sonst einen Namen hat (auch ohne Benennung oder Erklärung) in
Eph 1:21 und Kol 1:16 auf Christus bezogen, der das Haupt ist über
alles." Das schließt die Unterwerfung aller Feinde ein, zuletzt gar das
Zertreten des Kopfes "der alten Schlange", die der Teufel ist. Deshalb ist es jetzt das große Bestreben des
Feindes, die Sinne der Menschen zu verblenden, "dass sie nicht sehen das
helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi" (2Kor 4:4).
Und das ist es, warum wir, die wir Gott gehorchen, indem wir an diese,
seine größte und herrlichste Offenbarung glauben, das hochhalten sollten
als unsere gewisse Hoffnung und ständiges Thema; und nicht in Unkenntnis
über Satans Absicht bleiben, zumal uns gesagt ist, worin seine Bedrohung
besteht, so dass wir wissen, wohin sich unsere Verteidigung richten
muss. Mit anderen Worten, wir müssen arbeiten, um "den
Reichtum seiner Herrlichkeit" bekannt zu machen, der mit dem dritten und
höchsten Bereich an Segnung und Herrlichkeit und Ehre für "Christus und
seine Gemeinde" verbunden ist. Anmerkung des Herausgebers der englischen
Neuausgabe: 'Der als Zitat ausgewählte Abschnitt ist Dan 7:27,
wo erklärt wird, "das Volk" bezieht sich auf den Samen, der das irdische
Königreich ererben soll, "die Heiligen" auf die "in die Himmel
Berufenen." Aber die Worte scheinen ursprünglich nichts weiter zu
bedeuten, als "das heilige Volk," was oft für Israel als Volk verwendet
wird. Der Leser möge die Verse Dan 7:18.21.22.25 des gleichen Kapitels
beachten, in denen "das Volk" als "die Heiligen" bezeichnet wird, und
dazu Dan 8:24 und Dan 12:1.7, verglichen mit der Septuaginta und unter
Berücksichtigung der Ausführungen von Gesenius über den chaldäischen
Ausdruck. Siehe auch Röm 9:5 und Röm 11:5 und 1Kor 10:5. Es trifft zu,
dass nicht alle das Gesetz eingehalten haben, das durch Mose gegeben
war, aber wer sich absichtlich für den Unglauben entschied, wer das
Gesetz Moses missachtete, hatte gar keine irdischen Segnungen, weder
Königreich noch Land; für die gab es nur das Sterben ohne Erbarmen
(siehe Hebr 10:28). Das Kapitel wurde trotzdem beibehalten, damit die
Leser den treuen Rat von Dr. Bullinger befolgen mögen, sich selbst ein
Urteil zu bilden, besonders da es sich hierbei um ein Randthema handelt,
und das Hauptthema der heilsgeschichtlichen Entfaltungslehre nicht
beeinträchtigt.‘ Inhaltsverzeichnis 1 V. Gott redet durch den Geist der Wahrheit 1.1 Johannes der Täufer verkündet 1.2 Petrus verkündet dem Haus Israel 1.3 Paulus wendet sich von den Juden ab V. Gott redet durch den Geist der Wahrheit "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen
wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten" (Joh 16:13). Die einleitenden Worte des Briefs an die Hebräer
erzählen uns von der wunderbaren Tatsache, dass Gott "vorzeiten vielfach
und auf vielerlei Weise" geredet hat. Gemeint ist das Reden durch die Propheten, durch den Sohn, durch die, die es gehört haben. Aber wir wollen jetzt betrachten, wann und wie er
zum letzten Mal redete, und wo wir diese Worte finden. Es wird gut sein,
wenn wir zunächst festhalten, zu wem dieses Reden Gottes geschah. Wir
werden darüber nicht im Zweifel gelassen, denn in Hebr 1:1 wird uns klar
gesagt, "zu den Vätern." Das heißt, zu Hebräern; seit damals, als er zu
Abraham redete. Zu ihnen redete er durch die Propheten; aber sie (die
Väter) hörten nicht auf ihn. Zu demselben hebräischen Volk redete er
"durch den Sohn." Er kam in sein Eigentum; aber die Seinen nahmen ihn
nicht auf. Zu denselben "Männern von Juda" und "Männern von Israel" (Apg
2:14.22) und zu dem ganzen "Haus Israel“ (Apg 2:36) redete er "durch
die, die es gehört haben" - was der Sohn gesagt hatte (Hebr 2:3). In Apg
2 ist es Petrus, durch den Gott redet. Petrus hatte gehört, was der Herr
"von Anfang an" (Joh 15:27) gesagt hatte, und er führte fort, was der
Herr begonnen hatte, und forderte zur Buße auf, "denn euch und euren
Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind..." (den
Zerstreuten Israels). Die ganze Apostelgeschichte berichtet die Worte
derer, "die es gehört haben," was der Herr geredet hatte, und ihre Worte
richteten sich an Hebräer vom Hause Israel; denn die Weissagung aus Jes
6:9.10 war noch nicht erfüllt, und die neuerliche Verkündigung des
Königreichs durch Petrus in Apg 3:19-26 war noch nicht abgelehnt; noch
stand alles offen. Als Jesaja zuerst diese ernste Weissagung von der
Blindheit als Gericht hörte, fragte er sofort: "Herr, wie lange?" (Jes
6:10.11). Die Antwort an Jesaja sollte man sorgfältig studieren, denn
die Frage bezog sich auf Zeit und Stunde. Die gleiche Frage erhebt sich
natürlich bei allen, die es angeht. Als der Herr mit den Aposteln "vom Reich Gottes"
sprach (Apg 1:3) fragten sie sofort: "Herr, wirst du IN DIESER ZEIT
wieder aufrichten das Reich für Israel?" (Apg 1:6). Er muss von diesem
Königreich Israels als Bestandteil des weiteren und größeren Bereichs
von Gottes Herrschaft, die "das Reich Gottes" genannt wird, gesprochen
haben (Apg 1:3). Der Herr antwortete deshalb: "Es gebührt euch
nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht
bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft (das ist die 'Kraft aus der
Höhe' in Lk 24:49) des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen
wird, und WERDET MEINE ZEUGEN SEIN (das ist die Lesart in allen besten
Manuskripten) in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das
Ende der Erde." Für dieses Zeugnis brauchten und erhielten die Apostel
göttliche Kraft und Macht. In und mit dieser Kraft haben sie, die es gehört
hatten, bekräftigt und bezeugt, "was seinen Anfang nahm mit der Predigt
des Herrn" (Hebr 2:3). "Uns" (Hebräern; Lu.: 'bei uns') gab Gott Zeugnis
(zusammen mit ihnen) durch Zeichen, Wunder und mancherlei Taten und
geistliche Gaben (Hebr 2:4). Johannes der Täufer verkündet Dieses "große Heil" war das gleiche, das Johannes
der Täufer verkündete. Es war das Thema seines Vaters Zacharias, als er,
von pneuma hagion (oder Kraft aus der Höhe) erfüllt, prophezeite: "Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat
besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet eine Macht des
Heils im Hause seines Dieners David" (Lk 1:68.69). Der Messias war dieses "große Heil," aus Davids
Samen entsprossen Sohn Davids und Herr, zugleich "die Wurzel und das
Geschlecht Davids" (Offb 2:16). Und von Johannes dem Täufer sagte Zacharias: "Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten
heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen
Weg bereitest, und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in der
Vergebung ihrer Sünden" (Lk 1:76.77). Gott hatte davon bereits gesprochen, durch die
Propheten seit alters, durch Johannes den Täufer und durch den Sohn.
Seinem Volk Israel war es gesagt und angekündigt. Deshalb ist die Frage
sehr nahliegend: "Wie wollen wir (Hebräer) entrinnen, wenn wir ein so
großes Heil nicht achten" (Hebr 2:3) von dem der Herr zu uns geredet
hat? Die Frage wird in Hebr 10:28.29 wiederholt: "Wenn
jemand das Gesetz des Mose bricht, muss er sterben ohne Erbarmen auf
zwei oder drei Zeugen hin. Eine wieviel härtere Strafe, meint ihr, wird
der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des
Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist
der Gnade schmäht?" Petrus verkündet dem Haus Israel Diese ernste Warnung klingt ganz entsprechend und
bleibt im gleichen Zusammenhang. Es ist genau das, was Petrus dem
"ganzen Haus Israel" (Apg 2:36) sagte. "Auch mit vielen anderen Worten
bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten von
diesem verkehrten (griech.: skalios; zur Bedeutung dieses Wortes vgl.
5Mo 32:5; Phil 2:15) Geschlecht," also von der Generation, die schuldig
war, das Blut des Messias vergossen und seine Erlösung verschmäht zu
haben. Wir finden diese Warnung noch einmal in Hebr 12:25:
"Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet. Denn wenn jene nicht
entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden redete, wieviel weniger
werden wir entrinnen, wenn wir den abweisen, der vom Himmel redet." Wir haben über diesen Punkt bereits ausführlich
gesprochen, um es völlig klar zu machen, dass die heilsgeschichtliche
Phase der Apostelgeschichte nicht die jetzige Phase des Geheimnisses
ist, in der uns der Geist der Wahrheit selber durch das Wort der
Wahrheit leitet. Wie viele Gläubige quälen sich mit diesen hier
zitierten Schriftstellen Hebr 10:28.29 und Hebr 12:25, weil sie die Zeit
nicht richtig teilen, in der sie gesprochen wurden, und die Personen, an
die sie gerichtet waren. In diesem Zusammenhang müssen wir noch Hebr
6:1-8 hinzufügen, wo diese Hebräer ermahnt werden, den Anfang (arche)
der Lehre über Christus zu lassen ohne die Grundlage umzureißen, die
richtig und wahrhaftig für die damalige Zeit gelegt worden war, aber sie
dahinten lassend, an dem Platz, wohin sie gehört, und voranzuschreiten:
"Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da
vorne ist und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der
himmlischen Berufung in Christus Jesus" (Phil 3:13.14). Diese "Grundlage", die anfangs gelegt wurde (das
Wort arche in Hebr 2:3 "Anfang," ist dasselbe wie "Anfang" in Hebr 6:1),
darf nicht umgerissen werden, sonst würden wir nicht verstehen, was für
ein Unterschied besteht zwischen dem, was der Herr während seines
Wirkens sagen konnte, und was er nicht sagen konnte, weil die Zeit dafür
noch nicht gekommen war. Diese Dinge, die zur Zeit des "Vollkommenen"
gehörten, konnten nicht offenbart werden, bevor das Stückwerk abgetan
war; bevor die geistlichen Gaben, die richtig in diese Phase gehörten,
geendet hatten und "abgetan" waren. Paulus wendet sich von den Juden ab Die Frage, die jetzt noch zu beantworten bleibt,
wird leicht verstanden werden, wenn wir sehen, dass die Verkündigung
durch Petrus (Apg 3:19-27), von dem König, der bereit ist zu kommen, und
von dem Königreich, das bereit ist, errichtet zu werden, zunächst von
Israel im Land abgelehnt worden war, und dann von der Diaspora in Rom
endgültig abgewiesen wurde, als es durch Paulus in Apg 28:17-28 zur
Entscheidung kam. Einmal und später noch einmal hatte sich Paulus von
den Juden weg und mit seinem Zeugnis an die Heiden gewandt, die mit
Israel gesegnet wurden, wie Gott es ursprünglich Abraham verheißen hatte
(1Mo 12:3); aber das war rein lokal und bei vorübergehenden
Gelegenheiten; denn Paulus wandte sich dann gleich wieder an die Juden. Aber in Apg 28 war es formell und endgültig. Die
große heilsgeschichtliche Prophetie von Jes 6 war endgültig erfüllt, und
nun, aber nicht vorher, konnte er sagen: "So sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies
Heil Gottes gesandt ist; und sie werden es hören. Und als er das gesagt
hatte, gingen die Juden weg und stritten heftig untereinander" (Apg
28:28.29) *Apg 28:29 wird als Randbemerkung eines Schreibers
betrachtet, die in den Text einiger Manuskripte geraten sei. Er ist in
den älteren Codices, in den griechischen Texten von Lachmann,
Tischendorf, Tregelles, Westcott und Hort sowie der R.V. nicht
enthalten. Wenn die Worte nicht inspirierte Schrift sind, berichten sie
doch eine Wahrheit; denn sie blieben und sind noch heute in der
Zerstreuung und ihre Einstellung hat sich nicht geändert). Als die heilsgeschichtliche Phase der
Apostelgeschichte beendet war, war die Zeit für die Erfüllung der
Verheißung unseres Herrn in Joh 16:13 gekommen: und nun ist die Frage:
Wie wurde sie vom Geist der Wahrheit erfüllt? Wir haben gesehen, dass sie bis heute nicht erfüllt
wurde als Leiten von Individuen in das, was man "Wahrheit" nennt, denn
man sieht an verschiedenen Personen das genaue Gegenteil. Nein! Er hat
uns alle in die gegenwärtige Phase geleitet, in die "Schriften der
Wahrheit." Er hat veranlasst, dass all die Wahrheit geschrieben wurde,
dass die Worte, die Gott durch die Propheten und durch seinen Sohn
redete, geschrieben wurden. Zu uns kommt die Wahrheit nicht mündlich
oder durch Überlieferung, sondern geschrieben (deshalb hat Paulus
zuletzt Timotheus eingeschärft, ihm "die Pergamente" zu bringen;
"besonders die Pergamente" schrieb er 2Tim 4:13). Das Geheimnis wurde
durch die "Schriften der Propheten" (griech.: = graphon prophetikon,
übersetzt mit "Schriften der Propheten," aber das Wort ist ein Adjektiv,
kein Substantiv) bekanntgemacht (Röm 16:26). Diese Schriften, die der Geist der Wahrheit gegeben
hat, sind vollständig. Nichts darf mehr hinzugefügt werden. Wenn uns
irgendetwas vor Augen kommt, das angeblich eine spätere zusätzliche
Offenbarung sein soll, müssen wir es sofort zurückweisen. Wir dürfen
keine Nachsicht damit üben. Wir müssen sagen "anathema" (Gal 1:8), ob es
Joe Smith ist oder Swedenborg, "Die fliegende Schriftrolle" oder ein
angeblicher Christ, der sich von bösen Geistern täuschen lässt, der
"Falschmünzerei" oder "automatisches Schreiben" anwendet, um satanische
Lehren bei uns einzuschmuggeln. Wir dürfen uns mit ihnen überhaupt nicht
einlassen. Es ist eine tödliche Gefahr, die jene bedroht, die "schwach
im Glauben" sind (oder im Verstand), und unsere Korrespondenz zeigt uns,
dass es viele davon gibt. Nein! Wir haben ALLES, was der "Geist der Wahrheit"
uns in den "Schriften der Wahrheit" geschrieben hat. Nur dort müssen wir
die spezielle Wahrheit suchen, die Dinge über Christus, die Dinge, die
Christus auf der Erde nicht sagen konnte, die uns aber nun offenbart
sind, wie er es uns verheißen hat. Inhaltsverzeichnis 1 VI. Gott redet durch Paulus 2 Das Vollkommene ist gekommen 2.1 Offenbart durch den Heiligen Geist 2.2 Zeugnis des Paulus verworfen VI. Gott redet durch Paulus Gott redet durch Paulus, den Gefangenen Jesu
Christi: "Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm
Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin" (2Tim 1:8). Diese Worte bringen uns zur letzten Frage darüber,
wie und wo und wann die Verheißung Christi in Joh 16:12-15 erfüllt
wurde. Wir haben gesehen, dass sie durch den Geist der
Wahrheit für uns niedergeschrieben wurden. Wir sind nicht den Gedanken
oder Einsichten von Menschen ausgeliefert, oder den "Traditionen der
Väter"; wir sind insgesamt von Menschen befreit alten und modernen. Wir
sind in einen geistlichen Bereich gekommen, wo der Mensch keinen Platz,
keinen Standpunkt und keine Autorität hat; wo auf seine Stimme nicht
gehört werden soll, wenn er uns nicht hilft, besser zu verstehen, was
Gott geredet hat. Wir sind in eine neue heilsgeschichtliche Phase
gekommen, wo die alten Dinge vergangen sind, wo alles neu geworden ist,
wo alles von Gott ist. Das Vollkommene ist gekommen (vgl. 1Kor 1:10).
"Zeichen und Wunder und mancherlei Machttaten und geistliche Gaben"
haben hier keinen Platz. Die Gabe der prophetischen Rede hat aufgehört,
wie in 1Kor 13:8 geweissagt ist. Das Vollkommene ist gekommen Die Gabe der Zungenrede hat aufgehört; Erkenntnis
(gnosis) der Geheimnisse hat keinen Platz (1Kor 13:8; vgl. 1Kor 13:2 u.
1Kor 14:2). Was Stückwerk war und unvollkommen, ist abgetan. Diesen allen war in der Phase, zu der sie gehörten,
Platz und Aufgabe zugewiesen. Sie sollten erstrebt, angewandt und
geprüft werden; aber wir sind jetzt in einer Phase, in der alles
vollendet ist. Das Wort "vollendet" heißt, dass wir zu einem Ende oder
zu der letzten Phase gekommen sind. Die Griechen schrieben das Wort
Telos am Ende ihrer Bücher, die Lateiner schrieben Finis, und wir
schreiben Ende. Wir blättern um, und dann hört Offenbarung auf. Ebenso ist es in der Phase, in der der Geist der
Wahrheit die Dinge Christi offenbart hat. Deshalb ist "das Vollkommene"
gekommen. Über Christus können wir nicht hinaus gelangen. Wir haben ein
unverletztes Gewissen, denn wir haben ihn als vollendetes Opfer (Hebr
10:1.2). Wir sind zum Ende allen Sehnens des Herzens gelangt, denn wir
haben Christus (Phil 3:10). Unser einziges Sehnen ist es jetzt, ihn zu
erkennen. Anstatt uns anzustrengen, die Vollkommenheit zu
erlangen, wissen wir, dass wir in Christus Jesus schon vollkommen sind
(Kol 1:28), und im Fleisch nie Vollkommenheit erreichen können (Gal
3:3). Anstatt uns anzustrengen, in die Gegenwart Gottes zu gelangen,
hören wir nicht auf zu danken, denn er hat selbst schon alles getan. Er
hat uns mit seiner Tüchtigkeit tüchtig gemacht hat in Christus zu dem
Erbteil der Heiligen im Licht (Kol 1:12). Wir sind nicht in Anspruch
genommen von endlosen Auseinandersetzungen über Verordnungen, weil wir
"vollkommen sind in ihm" und wissen, dass nichts, das von Hand gemacht
ist, dem hinzugefügt werden kann, was schon vollkommen ist (Kol
2:10-20). Das alles sind die "Dinge Christi" die der Geist
der Wahrheit verkündigen sollte (Joh 16:15). Das sind die "zukünftigen
Dinge," die er offenbaren sollte, denn sie waren in der Zeit des
Menschensohns und in der Zeit der Apostelgeschichte noch nicht gekommen.
Aber - Gott sei Dank! - unser Los ist in eine Zeit gefallen, in der "das
Vollkommene" gekommen ist. Aber wie hat er das gezeigt? Wo sollen wir es
sehen? Diese Fragen sind zum Teil bereits in den oben
angeführten Schriftstellen beantwortet. Sie stammen alle aus diesen
Briefen, die der Apostel Paulus in der Gefangenschaft in Rom geschrieben
hat. Er war der Gefangene Jesu Christi für uns Heiden, denen die gute
Nachricht von Gottes Erlösung gesandt wurde, nachdem sie von Israel
formell verworfen worden war. (Apg 28:17-28). Diese Briefe (Epheser, Philipper, Kolosser und 2.
Timotheus) gehören in besonderer Weise zu dieser gegenwärtigen Phase der
Heilsgeschichte, der Phase des Geheimnisses. Sie enthalten "alle
Wahrheit," in die der "Geist der Wahrheit" leiten sollte. Es gibt nichts
von diesen "Dingen Christi" "das Meine"' aus Joh 16:15: "von dem Meinen
wird er's nehmen" in den vier Evangelien oder in der Apostelgeschichte.
Der Herr hat selber erklärt, dass er damals nicht davon sprechen konnte.
Hier und nur hier werden sie uns gezeigt. Offenbart durch den Heiligen Geist Sie sind offenbart, nicht durch Propheten des Alten
Testaments, nicht durch den Sohn, nicht durch die, "die es gehört haben"
und seine Worte bekräftigten, sondern durch den Geist der Wahrheit und
durch sein besonderes Instrument, das Gott dazu berufen hatte, eben den
gefangenen Paulus, den Gott "durch Offenbarung" das Geheimnis und die
Phase der Gnade Gottes wissen ließ, die ihm für uns gegeben waren (Eph
3:2.3). Ihm und den Propheten des Neuen Testaments (eine
Ordnung, die speziell zu diesem Zweck eingesetzt wurde Eph 4:11 Diese
waren nach seiner Auferstehung eingesetzt worden Eph 4:8) offenbarte der
Heilige Geist diese "Dinge Christi," und durch ihn wurden sie
niedergeschrieben für uns zur Lehre. Der Apostel Paulus mag von dem großen Geheimnis
vorher gewusst haben. Er mag es sogar "im Geheimnis" (1Kor 2:7, griech.:
en musterio) erwähnt haben, aber es war noch ein Geheimnis, und unter
denen, die eingeweiht waren (denn das ist die Bedeutung des Wortes
"Vollkommene" in 1Kor 2:6), aber er war noch nicht formell beauftragt,
es zu schreiben und bekanntzumachen, um "den Gehorsam des Glaubens
aufzurichten unter allen Heiden" (Röm 16:26; 1Tim 3:16). Er übergab den Dienst an Timotheus, seinen eigenen
Sohn im Glauben. Er vertraute ihm an, wie ihn dieser Dienst in große
Nöte gebracht hatte mit denen, die das Geheimnis nicht empfangen hatten,
das er ihnen zu verkünden beauftragt war. Daher warnt er Timotheus, sich
nicht zu schämen, keine "Menschenfurcht" (denn das ist die Bedeutung des
Wortes deilia, Ängstlichkeit, die sich aus der Furcht vor Menschen
ergibt (2Tim 1:7) zu haben in dieser Sache, denn "ich schäme mich dessen
nicht" sagt er (2Tim 1:12). In diesem Kontext stellt Paulus nachdrücklich fest,
dass er als Prediger und Apostel und Lehrer der Heiden (einige
Manuskripte lassen das Wort "der Heiden" aus. So Tischendorf, Westcott
und Hort, auch die R.V.) bestellt ist. Und noch einmal sagt er
ausdrücklich, "aus diesem Grund leide ich dies alles" (2Tim 1:11). Aber
der wichtigste Teil dieser Aussage ist im Vers (2Tim 1:8), wo er sein
eigenes Zeugnis auf dieselbe Stufe stellt, wie das Zeugnis unseres
Herrn, wenn es hieße: "... noch meines Zeugnisses." aber so stehen hier
nebeneinander: Verkündigung und Person des Paulus. Er sagt: "Darum
schäme dich nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin." Er konnte das sagen, weil derselbe Gott, der durch
seinen Sohn sprach, "durch den Geist der Wahrheit" auch durch Paulus
sprach. Ihr Zeugnis hat dieselbe göttliche Quelle, und beide kommen zu
uns mit derselben göttlichen Autorität. Christus konnte sagen: "Meine
Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat" (Joh
7:16). Und Paulus konnte genau dasselbe sagen. Diese Tatsache ist es, die diesen paulinischen
Briefen ihre große Bedeutung gibt. Einige, die es ablehnen, die Phase
des Geheimnisses anzuerkennen, verdunkeln das Licht, das aus den Briefen
leuchtet. Tatsächlich ist das der eigentliche Grund, warum der große
Feind diese besondere Wahrheit hasst. Er liegt in der Grundlage des
"Evangeliums (oder der guten Nachricht) von der Herrlichkeit Christi."
Diese Feindseligkeit zeigt sich in der neuen Bewegung der modernen
religiösen Welt, die sich anstrengt, herauszuheben, was sie "die Lehre
Jesu" nennt unter Ausschluss alles übrigen. Nicht der Wunsch, diese
Lehre zu kennen ist falsch, aber dass sie pflücken und auswählen, was
sie selber herausnehmen können (ohne den Kontext), und was sie
verwerfen. Das hat den gleichen Grund, aus dem die Juden ihn zu
steinigen suchten, und aus dem viele seiner Jünger sich von ihm
abwandten. Nein! Es ist Satans Plan, das zu schmälern, was sie
dann die Lehre des Paulus nennen. Sie geben vor, anzunehmen, was Gott
durch den Sohn redete, während sie leugnen, dass derselbe Gott durch
Paulus redete. Dieser Vers (2Tim 2:8) ist insofern von größter
Bedeutung, als er uns hilft, die verschiedenen Phasen zu unterscheiden. Zeugnis des Paulus verworfen Man möge beachten, dass die sogenannten
"Pastoralbriefe" Teile von beiden Phasen behandeln. Während der
Apostelgeschichte entstanden an verschiedenen Orten Gemeinden, die
Anweisungen über die Ämter, die Mitarbeiter, sowie deren Charakter,
Qualifikation und Aufgaben brauchten. Niemand kann sagen, wie sich das
alles entwickelt hätte, wenn das Zeugnis derer, die den Herrn reden
gehört hatten, angenommen, und das wunderbare Zeugnis des Heiligen
Geistes beachtet worden wäre. Wir haben festzuhalten: So wie die Juden
das Zeugnis des Heiligen Geistes verworfen haben, ebenso haben die
Heiden das Zeugnis des Paulus von dem Geheimnis verworfen. Innerhalb der Lebenszeit des Apostels hat sich die
Gemeinde, die am stärksten geistlich ausgerichtet war (Ephesus) "von ihm
abgewandt." Manche wollen uns raten, zu den ersten drei Jahrhunderten
zurückzukehren, um das reine Christentum wiederzufinden. In unsern Tagen
nennt man "die ersten sechs Jahrhunderte," so steil ist das Gefälle!
Aber unsere Antwort ist, dass wir nicht zum ersten Jahrhundert
zurückkehren können, denn gerade die Gemeinde, in der Paulus am längsten
gedient hat (drei Jahre), "so dass alle, die in der Provinz Asien
wohnten, das Wort des Herrn hörten" (Apg 19:10), war die erste, die sich
von ihm und seiner Lehre abwandte. Es ist nicht zu verwundern, dass er von seinem
Leiden spricht und davon, dass er "für das Evangelium" leidet (2Tim
1:8), und von der Gnade, die Menschenfurcht überwindet und ihn zu einem
untadeligen Arbeiter Gottes macht. (2Tim 2:15). All das zeigt uns, wie wichtig es ist, das Wort der
Wahrheit recht zu teilen. Es ist in der "Schrift der Wahrheit" gegeben,
und ohne dem Gebot zu gehorchen, werden wir die Wahrheit nicht sehen,
die Gott uns zeigt. Wir dürfen die Briefe, die in der Phase der
Apostelgeschichte geschrieben wurden (1. u. 2. Thessalonicher, 1. u. 2.
Korinther, Galater und Römer), nicht nehmen und in die gegenwärtige
Phase hineininterpretieren, jedenfalls nicht mit ihren Gesetzen und
Vorschriften, wo Juden und Heiden als getrennt betrachtet werden. In der gegenwärtigen Phase des Geheimnisses ist die
Trennwand niedergerissen und fortgenommen und Juden und Heiden sind eins
in Christus Jesus. Wahr ist, dass der Römerbrief unmittelbar vor den
Ereignissen von Apg 28 geschrieben wurde, am Ende jener Phase, deshalb
finden wir darin die Grundlage der Lehre des Geheimnisses gut und
getreulich geschaffen, während die Schlussverse uns geradewegs zu den
Briefen hinführen, wo uns dann die Offenbarung durch den "Geist der
Wahrheit" ausführlich und deutlich dargelegt wird. So wie wir die Briefe aus der Phase der
Apostelgeschichte nicht in die gegenwärtige Phase des Geheimnisses
hineinlesen dürfen, sowenig dürfen wir auch die Gefangenschaftsbriefe in
jene oder eine noch frühere Phase hinein übertragen. Zumindest können
wir das nicht ohne unlösbare Verwirrung tun. Wir würden wie jene, die
immer lernen, aber die Wahrheit nie erkennen können. Wir würden zur
Beute neuer Lehren aller Richtungen, die aufkommen, oder würden von
jedem Anschlag, uns von der Wahrheit abzulenken, aus der Bahn geworfen.
Wir kämen in andauernde Widersprüche über Gemeinden oder Einrichtungen
oder Menschen und ihre verschiedenen oder widersprüchlichen Lehren. Andererseits, wenn wir Klarheit haben über die
großartigen Fundamente der heilsgeschichtlichen Wahrheit und Lehre,
werden unsere Füße wie auf einem Felsen stehen, und wir werden sicher
und gewiss sein und standhaft gegen all die Veränderungen, die um uns
stattfinden. Ja, wir werden leiden, wie Paulus zu leiden hatte; wir
werden etwas vom Leiden um das Evangelium erfahren; aber gleich ihm
werden wir nicht zuschanden, den wir kennen den, an den wir glauben, und
sind gewiss er wird den herrlichen "Schatz", den er unserm Glauben
anvertraut hat, sicher bewahren. EWB |