Praktische Folgerungen
Inhaltsverzeichnis
-
1 I.
Gott hat geredet
-
1.1 1.
Vielfach und auf vielerlei Weise
-
1.1.1 Phase
1
-
1.1.2 Phase
2
-
1.1.3 Phase
3
-
1.1.4 Phase
4
-
1.1.5 Phase
5
-
1.1.6 Phase
6
-
1.1.7 Alle
Phasen im Überblick
I. Gott hat
geredet
Hebr 1:1
Unsere erste Aufgabe soll es sein, einen Überblick über das ganze
Thema zu geben, weil die Tatsache, dass Jahwe zu Menschen redet, die
wichtigste Tatsache der Welt ist.
Hebr 1:1-2
macht zwei Aussagen über das Reden Gottes, nämlich vielfach
und auf vielerlei Weise. Dieses Reden Gottes muß richtig
eingeteilt werden, wenn wir das Wort der Wahrheit recht
verstehen wollen (2Tim
2:15).
Wir werden das ohne Schwierigkeiten tun können, wenn wir aufmerksam
sind und von der Voraussetzung ausgehen, dass Gottes Worte ebenso
vollkommen sind wie Seine Werke (Ps
111:2). Wir brauchen nichts weiter zu tun, als sie aufzuschlagen
und zu sehen, was geschrieben steht. Wir werden erkennen, dass es
dabei sechs Phasen gibt, deren Anordnung ihre Vollkommenheit zeigt:
1. Vielfach und auf vielerlei Weise
Phase 1
Von der Erschaffung des Menschen an sprach Jahwe selber und direkt
zu einzelnen, bestimmten Menschen, ohne einen menschlichen
Mittler oder Überbringer; zuerst zu Adam und dann weiter zu Abel und
Kain, Henoch, Noah, Abraham und anderen Patriarchen bis zur Berufung
des Mose am brennenden Busch (2Mo
3:10). Zu dieser ersten Phase gehört das erste Buch Mose.
Phase 2
Seit der Berufung des Mose am brennenden Busch, die sich von der
Entstehung Israels als Volk herleitet (2Mo
1), sprach Jahwe durch menschliche Vermittlung zu
den Vätern des hebräischen Volkes. Mose war der erste in der
Reihe von Propheten, durch die Jahwe sprach, und der letzte war
Johannes der Täufer, der größte von ihnen allen (Mt
11:11).
Maleachi, der letzte Prophet im Alten Testament, endet mit der
Verheißung bald wird kommen... der Engel des Bundes,
der Messias, (gemeint ist der Neue Bund, den Jahwe durch den Messias
schließen werde), und mit der Ankündigung des "Boten, der den Weg
bereiten soll" (Mal
3:1). Der Bote sollte kein anderer sein als der
Prophet Elia (Mal
3:23) denn der war nie gestorben, sondern war in den Himmel
entrückt, in sicherer Geborgenheit, und bereit, Seine Botschaft
auszurichten.
Bemerkenswert ist, dass hier, in Mal
3:22-23, Mose und Elia, der erste und der letzte der
alttestamentlichen Propheten, miteinander verknüpft werden. Johannes
der Täufer wurde gesandt im Geist und in der Kraft
Elias (Lk
1:17). Wäre er angenommen worden, dann wäre er auch als Elia
selbst angesehen worden (Mt
11:14). Mit dem Tode Johannes des Täufers endet die Zeit, in der
Gott durch die Propheten sprach. Zu
dieser zweiten Phase gehören die Bücher von 2. Mose bis Maleachi,
dazu Mt
1:1-3:12.
Phase 3
Von hier an redete Gott "durch Seinen Sohn" (Hebr
1:2). Es war weiterhin Gottes Reden, denn der Sohn sagte nicht
Seine eigenen Worte, sondern die des Vaters, der ihn gesandt hatte
(vgl. 5Mo
18:18-19; Joh
7:16; Joh
8:28; Joh
8:46-47; Joh
12:49; Joh
14:10; Joh
14:24; Joh
17:8). Sein Dienst begann mit der dreifachen Erklärung: "Es
steht geschrieben" (Mt
4:4.7.10), und endete ebenfalls mit drei Aussagen über Ursprung
und Wahrheit des Wortes Gottes (Joh
17:8.14.17) ). Zu dieser dritten Phase gehören die vier
Evangelien.
Phase 4
Von der Himmelfahrt unseres Herrn an bis zur endgültigen
Zurückweisung des wiederholten Rufes zur nationalen Buße durch
Petrus (Apg
2:38; Apg
3:19-26), also bis zu Apg
28:25-28, sprach Gott "durch die, die es gehört
haben" (Hebr
2:3). Diese "bekräftigten" nur, was "seinen Anfang nahm mit der
Predigt des Herrn" und gingen nicht über das hinaus, was der Sohn
selber gesagt hatte. Es wurde keine neue Offenbarung der Wahrheit
gegeben, aber die bisherige bekräftigt. Der Heilige Geist bestätigte
sie als Zeugen durch Wunder und Taten (Hebr
2:4), ganz so, wie der Sohn als Zeuge in die Welt gekommen war
und Sein Zeugnis durch Zeichen und Wunder bekräftigt hatte. So
hatten es die Propheten vorausgesagt. Zu dieser vierten Phase
gehören die Apostelgeschichte, die "allgemeinen Briefe" (die in den
besten und ältesten griechischen Manuskripten hinter den drei
synoptischen Evangelien stehen, das Johannes-Evangelium folgt nach
der Apostelgeschichte) und die Briefe von Paulus, die er in dieser
Zeit, also vor Apg
28, geschrieben hat.
Phase 5
Nach dem Abschluss dieser vierten Phase spricht Gott wiederum
direkt, durch "den Geist der Wahrheit", wie
Christus es in Joh
16, verheißen hatte. Er spricht nicht "aus sich selber", sondern
nur, was er vom Vater hört. (Denn der Vater hat alle diese Phasen in
Seiner Verfügung) (Apg
1:7). Der Geist sprach in der Weise, dass Er Seine Worte in der
Heiligen Schrift festhielt, in den 3 Handschriften von "Paulus, dem
Gefangenen Jesu Christi". Da hielt er auch die kostbaren Lehren
fest, die bisher verborgen waren und nicht bekannt gegeben werden
konnten, bevor Christi Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt
tatsächlich stattgefunden hatten; denn sie haben das alles zur
Voraussetzung. Diese Lehren finden sich ausschließlich in den
Briefen aus der Gefangenschaft (Epheser, Philipper und Kolosser),
und hierher gehören auch die Briefe an Timotheus, Titus und Philemon
(an Einzelpersonen gerichtet). Das ist die fünfte Phase.
Phase 6
Schließlich haben wir im Evangelisten Johannes nochmals einen
Menschen als Übermittler. Sein Knecht, der "das Wort Gottes und das
Zeugnis von Jesus Christus, alles, was er gesehen hat" schriftlich
festhielt (Offb
1:1-2). Zu dieser sechsten Phase gehört die Offenbarung des
Johannes.
Wir sind damit in der Lage, das "vielfach und auf vielerlei Weise" (Hebr
1:1) in sechs solchen Phasen abwechselnd wie folgt darzustellen:
Alle
Phasen im Überblick
A1 - GÖTTLICH
-
-
Durch Jahwe selber,
ohne menschliche Vermittlung, von Adam (1Mo
1:28) bis zur Berufung Moses (2Mo
3:10). Zu dieser Phase gehört das 1. Buch Mose.
B1 - MENSCHLICHE VERMITTLUNG
-
- Durch
die Propheten (Hebr
1:1), von der Berufung
Moses (2Mo
3:10) bis zum Ende Johannes des Täufers (Mt
3:12 u. Mt
14:10-12). Zu dieser Phase gehört das 2. Buch Mose und
das ganze Alte Testament, dazu noch Mt
1:1-3.12.
A2 - GÖTTLICH
-
- Durch
den Sohn (Hebr
1:2; vgl. 2Mo
18:18-19), vom Beginn (Mt
3:13) bis zum Ende des irdischen Wirkens Jesu, also bis
zur Grablegung (Mt
27:66 und Par.). Zu dieser Phase gehören
die vier Evangelien.
B2 - MENSCHLICHE VERMITTLUNG
-
- Durch
die, die es gehört haben, was
der Sohn verkündet hat (Hebr
2:3-4). Die Zeitspanne umfasst Apg
1:1 bis Apg
28:25-28 Zu dieser Phase gehören die Apostelgeschichte,
die allgemeinen Briefe und die Paulusbriefe, die in dieser
Zeit geschrieben wurden.
A3 - GÖTTLICH
-
-
Vom Geist der Wahrheit (Joh
16:12-15) durch "Paulus, den Gefangenen Christi Jesu" (Eph
3:1-12 u. 2Tim
1:8). Zu dieser Phase gehören die Paulusbriefe aus der
Gefangenschaft (Epheser, Philipper und Kolosser), außerdem
noch 1. oder zumindest 2. Timotheus und Titus.
B3 - MENSCHLICHE VERMITTLUNG
-
-
Durch Seinen Knecht Johannes (Offb
1:1-2). Zu dieser Phase gehört die Offenbarung des
Johannes.
Das sind diese sechs Phasen, die wir gefunden haben, und die der
Hebräerbrief mit vielfach und auf vielerlei Weise bezeichnet.
Immer ist es Gott, der zu den Menschen redet. Sechs ist die Zahl des
Menschen, und das alles betrifft den Menschen. Von da ab hat Gott
nie mehr zu Menschen gesprochen, weder direkt, selber, noch
indirekt, durch menschliche Vermittler. Der Mensch hat jetzt Gottes
Wort schriftlich und vollständig. Nichts darf davon abgetan oder
hinzugefügt werden. Das Wort gilt für alle Menschen gleichermaßen,
und jeder, der behauptet, eine Offenbarung erhalten zu haben, die
angeblich von Gott käme, soll als "Anathema" (Bann, Fluch) gelten (Gal
1:6-9) (es hat solche angeblichen Offenbarungen gegeben und gibt
es jetzt mehrfach. Wer so etwas behauptet, der irrt in seinem Denken
oder steht unter dem Einfluß böser Geister).
In diesen sechs Phasen redete Gott seit alters, und seither haben
wir tatsächlich das Schweigen Gottes, d. h. es
gibt keine neuen Offenbarungen.
Aber da müsste es eigentlich noch eine siebente Weise geben. Gott
müsste wiederum unabhängig von menschlicher Vermittlung reden. Er
müsste vom Himmel her reden. (Ps
50:1 usw.). Das wird ein siebentes Mal sein und
wird allem den Stempel der Vollkommenheit aufdrücken. Das vielfach
und auf vielerlei Weise wird mit der Wiederkunft
Jesu vollendet.
In den Kapiteln 1 und 2 des Hebräerbriefes haben wir den Schlüssel
zu dem allen. Um zu zeigen, dass der Schlüssel perfekt ist, müssen
wir jetzt nochmals diese beiden Kapitel betrachten. Sie zeigen und
beweisen die gleiche Vollkommenheit, die sich in allen Werken Gottes
erkennen lässt.
Das Fernrohr versagt, wenn wir alle entfernten Werke am Himmel in
Augenschein nehmen möchten. Wir müssen uns vorher am Sternenhimmel
auskennen und können dann erst das Rohr auf eine ausgewählte Stelle
richten. Und das Mikroskop versagt vor der Fülle minutiöser
Perfektion der Werke Gottes auf der Erde. All das können wir nicht
in unser begrenztes menschliches Blickfeld rücken. Wir müssen erst
den zu untersuchenden Gegenstand genau kennen, bevor es Sinn hat,
ein Präparat unter das Objektiv zu legen.
So müssen wir auch hier zuerst die beiden Kapitel als Ganzes
betrachten. Dann wird es uns besser möglich sein, das Mikroskop zu
benutzen und etwas von ihrer unendlichen Vollkommenheit näher in
Augenschein zu nehmen.
Die beiden Kapitel sind in vier Abschnitte unterteilt, die im
Wechsel angeordnet sind; der erste und der dritte handeln von Gottes
Reden, der zweite und der vierte von dem Sohn, durch den er redete.
-
A - Hebr
1:1-2a: Gottes Reden in der Vergangenheit durch die
Propheten.
-
B - Hebr
1:2b-14: Der Sohn, durch den er redete, ist höher
als die Engel (Hebr
1:4) und ist Gott (Hebr
1:8).
- A - Hebr
2:1-4: Gott redete durch
den Sohn in diesen letzten Tagen (die Predigt des Herrn).
- B - Hebr
2:5-18: Der Sohn, durch den
er sprach (Hebr
2:2), ist niedriger als die Engel (Hebr
2:7), ist Mensch (Hebr
2:6).
Dieser Aufbau erklärt sich selbst und ist der beste Kommentar zu
diesen beiden Kapiteln als Ganzem, denn er zeigt uns deren
Spannweite und Inhalt. Dadurch entdecken wir die Bedeutung der Worte
und unser Blick wird auf die wesentlichsten Punkte gelenkt.
Zunächst bemerken wir, dass die vier Abschnitte in zwei Paaren
abwechselnd angeordnet sind, mit gleichen Buchstaben bezeichnet (A
und A bzw. B und B),
so dass wir A und A zusammen lesen
müssen (nach Hebr
1:2a weiter bei Hebr
2:1):
"Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat
zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu
uns geredet durch den Sohn - Darum sollen wir desto mehr achten auf
das Wort, das wir hören..."
In gleicher Weise müssen wir von B zu B weiterlesen
(nach Hebr
1:14 weiter bei Hebr
2:5):
"Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt: 'Setze dich zu meiner
Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache'? Sind
sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um
derer willen, die das Heil ererben sollen? - Denn nicht den Engeln
hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir reden..."
So werden acht Dinge feierlich betont, um unser Augenmerk besonders
auf sie zu lenken. Deshalb müssen wir jetzt das Mikroskop anwenden,
und um sie genauer zu sehen, müssen wir die Anordnung der Wörter (im
griechischen) im Abschnitt A beachten (Hebr
1:1-2a).
-
A C - a) vielfach und auf vielerlei Weise vorzeiten
-
-
b) Gott hat geredet
-
c) zu den Vätern
-
d) durch die Propheten
-
-
C - a) in diesen letzten Tagen
-
b) er hat geredet
-
c) zu uns
-
d) durch den Sohn
Hier sind acht Punkte in zwei Reihen gesetzt. In unserem ersten
Abschnitt wollen wir auf die erste Reihe genauer eingehen:
-
1. Gott hat geredet. Das ist die erste wichtige Tatsache.
-
2. Er hat vorzeiten geredet, im
Gegensatz zu späterem Reden.
-
3. Er hat zu den Vätern geredet,
nicht zu irgendwelchen Heiden.
-
4. Er hat durch die Propheten geredet,
also nicht durch die Priester. Er hat nicht durch irgendwelche
falschen Propheten geredet, von Menschen berufen (die wären
zwangsläufig falsch), sondern durch die Propheten,
in deren Schriften allein Gottes Worte zu finden sind.
-
2. Durch die
Propheten
Hebr 1:1
Was kann es Wichtigeres auf der Welt geben, als dass Gott geredet
und sich den Menschen zu erkennen gegeben hat?
Es gab keinen Grund, warum er so hätte handeln sollen. Er war dazu
nicht verpflichtet. Es gab auch keine Notwendigkeit, es zu tun.
Alles hätte weiter so gehen können, wie es ging. Die Geschichte wäre
vielleicht nicht anders verlaufen. Der einzige Unterschied wäre
gewesen, dass die Menschen in völliger Unwissenheit geblieben wären
über viele große und wichtige Dinge, und völlig unfähig, sie zu
verstehen oder zu erklären.
So ist es heute bei allen, die entweder von dieser wichtigen
Tatsache, dass Gott geredet hat, gar nichts wissen, oder die nicht
glauben, was er geredet hat.
"Der Glaube kommt aus dem Hören, das Predigen aber aus dem Wort
Christi" (Röm
10:17).
Der Glaube an das, was Gott geredet hat, ist notwendig, denn: "Im
Glauben begreifen wir, dass die Äonen einem Ausspruch Gottes gemäß
aneinander gefügt wurden, so dass das für unsere Augen Sichtbare
nicht aus sich selbst entstand und darum auch nicht von seiner
äußeren Erscheinung her erklärt werden kann." (Hebr
11:1). - Oder, wie es jemand treffend ausgedrückt hat: "Die
Dinge sind nicht immer, was sie scheinen."
Wie gnädig und wunderbar ist es deshalb, dass Gott geredet hat und
dem Menschen die geheimen Ursprünge der Geschichte offenbart hat, so
dass wir etwas wissen von den Zeitaltern oder Phasen
("Haushaltungen"; zu dem Wort 'Phase' siehe das Vorwort zur
deutschen Ausgabe) und verstehen, wie sie nacheinander folgten.
Dadurch erhalten wir ein wenig Einblick in die Grundsätze seines
Waltens in jeder Phase.
In den frühesten Zeitaltern redete Gott direkt zu einzelnen
Menschen; so zu Adam, zu Noah, zu Abraham und anderen. Aber wenn er
zu den Menschen insgesamt redet, zu Völkern oder zu allen, dann
spricht er immer durch andere Menschen. Durch wen aber hat er
geredet? Heilige Menschen Gottes haben geredet,
getrieben von dem heiligen Geist (2Petr
1:21). - Vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise
REDETE GOTT DURCH DIE PROPHETEN. Die
große, herausragende Tatsache in diesen Worten ist: Er redete
NICHT DURCH DIE PRIESTER. Nein!
Denn Propheten sind BERUFEN, nicht
ernannt. Berufen von Gott, nicht ernannt von Menschen, nicht "von
Händen gemacht." Der Prophet ist Gottes Sprecher, und niemand kann
ein Sprecher eines anderen sein ohne von dem, der ihn sendet,
berufen, bestimmt und berechtigt zu sein. Außerdem muss er darüber
instruiert sein, was er im Namen dessen, der ihn berufen und
gesendet hat, reden und ausrichten soll.
Nicht durch
Priester
Gottes Sprecher zu sein gehörte nicht zum Amt des Priesters. Dessen
Aufgaben waren genau festgelegt. Er hatte nicht nur Opfer
darzubringen (das ist eine verbreitete Meinung im abtrünnigen
Christentum), sondern die Leute darin zu unterweisen, was Gott durch
den Propheten bereits geredet hatte. So lesen wir über die Aufgaben
der Priester in 5Mo
17:9-11: "... An die Weisung, die sie dir geben, und an das
Urteil, das sie dir sagen, sollst du dich halten..." Sie sollten
"Israel lehren alle Ordnungen, die der Herr ihnen durch Mose
verkündet hat" (3Mo
10:11). Mose war der Prophet, durch den Gott zuerst "zu den
Vätern" geredet hatte - zu Seinem Volk Israel, und es war Aufgabe
der Priester zu lehren, was sie von Mose gehört hatten.
In 5Mo
33:10, wo die beiden wesentlichen Teile des Priesterdienstes
aufgeführt sind, können wir sofort sehen, was der größere und
wichtigere ist, nämlich aus der Reihenfolge, in der diese beiden
Hauptfunktionen angeordnet sind. Wir lesen da:
-
1. Sie lehren Jakob deine Rechte und Israel dein Gesetz;
-
2. Sie bringen Räucherwerk vor dein Angesicht und Ganzopfer auf
deinen Altar.
Wir brauchen dem nur gegenüberzustellen, was heute 'Priesteramt der
Christen' genannt wird, dann sehen wir, was für ein Ausmaß diese
Abtrünnigkeit hat, nach der sogenannte Priester Weihrauch verbrennen
und das sogenannte 'Messopfer' darbringen. Sie verhindern nach
Kräften, dass die Leute erfahren, was Gott geredet hat. Eigentlich
aber sollten sie sie darin unterweisen, was geschrieben steht, damit
sie aus Gottes Wort lernen.
In früheren Zeiten haben solche Weihrauch räuchernden Priester die
Heilige Schrift verbrannt und die Menschen, die darin gelesen haben.
Später haben sie die Schrift durch falsche Übersetzungen verdreht
und verdorben. Jetzt zerstören sogenannte Priester sie, indem sie
dagegen schreiben, sich zu Richtern über die Heilige Schrift
erheben, die Tatsache leugnen, dass Gott durch die Schreiber der
Bibel redet und gutheißen, dass unlautere Bibelübersetzungen in
Umlauf kommen. Soweit ist der Abfall heutzutage geraten, der ebenso
real und schändlich ist wie in den schlimmsten Tagen des Königs
Jojakim.
In Wahrheit sind alle Sünden heute raffinierter als früher, aber das
natürliche Herz des Menschen ist so böse wie es immer war.
Wissenschaftlich ausgeklügeltes Vergiften tritt an die Stelle
gewaltsamen Mordens. Räuberei wird abgelöst von raffinierter
Kalkulation gewissenloser Geschäftsleute. Die Pistole ist überholt,
aber verlogene Werbeprospekte beschaffen das Geld genauso.
Das abtrünnige Christentum heute
So steht es heute auch um das abtrünnige Christentum. Die Bibel wird
nicht mehr öffentlich verbrannt; aber sie wird effektiver zerstört
durch protestantische Geistliche, die ihre Wunder als Mythen
betrachten, ihre Tatsachen als Fabeln, ihre Schreiber als Fälscher.
Und dafür werden sie noch bezahlt!
Die Priester waren zu allen Zeiten gleich. Esra ist die einzige
Ausnahme, von der berichtet wird. Und der Wortlaut des Berichtes
erscheint von Gott angelegt. Er ragt auffallend heraus als das
Vorbild eines Priesters. Nichts wird uns von ihm berichtet über
Opfer oder Verbrennen von Weihrauch. Aber das lesen wir:
"Er war ein Schriftgelehrter, kundig im Gesetz des Mose, das der
Herr, der Gott Israels, gegeben hatte" (Esr
7:6). "Und Esra, der Priester, brachte das Gesetz vor die
Gemeinde, Männer und Frauen und wer's verstehen konnte.... und er
las daraus... vom lichten Morgen an bis zum Mittag... und die Ohren
des ganzen Volkes waren dem Gesetzbuch zugekehrt... und Esra tat das
Buch auf vor aller Augen... und sie legten das Buch des Gesetzes
Gottes klar und verständlich aus, so dass man verstand, was gelesen
worden war." (Neh
8:2.3.5.8).
Ja, Esra war wahrhaft Priester. Wenn alle Priester so gehandelt
hätten wie er, dann wäre es nicht zur Abtrünnigkeit gekommen. Israel
und Juda hätten keine Zerstreuung durchgemacht, und die sogenannte
christliche Geistlichkeit würde heute noch das Werk der Reformation
weiterhin fördern und wahrhaft 'Diener des Wortes' sein.
Die Abtrünnigkeit, die wir heute überall in den sogenannten
'Kirchen' zu sehen bekommen lässt sich direkt auf diese Ursache
zurückführen. Hier haben wir den Punkt, von dem aus all der
geistliche und religiöse Verfall herrührt. Das Übel wird allgemein
gesehen und bedauert, aber wie wenige erkennen die wahre Ursache und
gehen mutig dagegen an!
Man erkennt nicht, dass manche Priester und oft auch Pastoren in
doppeltem Sinne menschlich sind: Sie sind von menschlicher Natur und
sie sind von Menschen dazu gemacht. Das ist von alters her so.
Priester sind 'von Menschenhand gemacht'. In Israel waren sie
"geboren aus dem Willen des Fleisches und aus dem Willen eines
Mannes" und heute werden sie aus dem gleichen menschlichen Willen
gemacht. Das ist der Grund, warum Jahwe nie durch Priester geredet
hat, sondern nur durch Propheten.
"Denn des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, dass man aus
seinem Munde Weisung suche; denn er ist ein Bote des HErrn Zebaoth"
(Mal
2:7).
Priester sollten dankbar sein, dass sie nicht ganz ausgeschlossen
sind davon, den göttlichen Ruf zu empfangen, Gottes Sprecher zu
sein.
Propheten
sind Berufene
Jeremia und Hesekiel waren Priester, die diesen Ruf bekamen, aber
Abraham auch, und der war ein Patriarch. (1Mo
20:7) und David ebenfalls, der war ein König (Apg
2:30.31) und Daniel, ein Fürst (Dan
1:3) und auch Elisa, ein Pflüger (1Kö
19:19) und Amos, ein Hirte (Am
1:1; Am
7:14). Meist waren sie vorher unbekannt. Man wusste nichts von
ihnen als den Vaternamen. Und es gab Prophetinnen und Propheten.
Das Wichtige dabei ist, dass die, zu denen Gott redete, von
ihm berufen waren. Niemand sonst konnte sie berufen
oder ihnen sagen, was sie ausrichten sollten. Deshalb war der
Prophet Sprecher. Im Hebräischen: Mund. Aaron
war der Mund des Mose (2Mo
4:16; 2Mo
7:1); und der Prophet war der Mund Jahwes (Hes
3:17). "Ich will... meine Worte in seinen Mund geben" war die
Bestimmung Jahwes für den großen "Propheten, wie du (Mose)" (5Mo
18:18). - vergl. 4Mo
23:5.16
Inspiration Gottes
So erklärt Gott die Inspiration. Eine klarere
Definition kann es nicht geben. Wie das geschehen ist, lässt sich
nicht erklären, so wie die Schöpfung sich nicht erklären lässt. Man
kann es im Glauben annehmen, aber nicht mit dem Verstand erfassen.
Inspiration ist eine Tatsache wie die Schöpfung auch. Gott, der dem
Menschen "den Odem des Lebens in seine Nase blies", ist derselbe
Gott, der Menschen inspirierte, die Worte des Lebens zu reden und zu
schreiben. Es ist so, wie Petrus in Apg
1:16 sagte: "... es musste das Wort der Schrift
erfüllt werden, das der heilige Geist durch den Mund Davids
vorausgesagt hat über Judas..." Es war Davids Mund, aber es waren nicht
Davids Worte. David wusste nichts von Judas. Wie hätte er von
Judas reden können, tausend Jahre vor dessen Geburt? David sprach
von Ahitophel, aber der Heilige Geist sprach durch Davids Mund von
Judas; und aus dem gleichen Grunde, weil David ein Prophet war (Apg
2:30.31), sprach er im Ps
16 von der Auferstehung Christi.
Ebenso redete Gott zu Hesekiel: "Du wirst aus meinem Munde das Wort
hören und sollst sie in meinem Namen warnen" (Hes
3:17).
So hat Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei
Weise geredet zu den Vätern
DURCH DIE PROPHETEN; NICHT DURCH PRIESTER.
Man beachte also: Gott redete, zu den Vätern,
d.h. zu den Vorfahren derjenigen, an die der Brief an die Hebräer
gerichtet ist. Es war nicht zu Heiden geredet, obwohl sonst vieles
über die Heiden gesagt wird. Was gesagt wurde, wurde dem
hebräischen Volk gesagt, und betraf Israels eigene
frühere Unwürdigkeit und Jahwes Gnade; Israels frühere
Herausforderungen und Jahwes Geduld; die sich daraus ergebende
Bestrafung Israels und die Zerstreuung, die Jahwe bewirkt hat;
Israels künftige Wiederherstellung und Jahwes Herrlichkeit.
Mit anderen Worten: Der Gegenstand von Jahwes Worten an sie war
scharf begrenzt auf Israel und auf Jahwes damalige Grundsätze des
Regierens. Diese Dinge waren dieser Phase eigen. Daraus ergibt sich,
wenn wir diese Leute und diese Grundsätze in die gegenwärtige Phase
übernehmen, dann nehmen wir, was Gott durch die Propheten zu den
Vätern und über sie redete (d.h. zu und über Israel), und lesen es,
als wäre es zu und über uns selbst in der jetzigen Phase geredet.
Dieses Verfahren kann nur zu Verwirrung führen.
Weiterhin finden wir diese Verwirrung, wenn zu Israel über die
künftige Segnung des Volkes Geredetes auf die derzeitige, echte
Segnung der Heiden oder der angelsächsischen Rasse ausgelegt wird!
Die gleiche Verwirrung finden wir, wenn die Prophetie vergeistigt
und alles auf die gegenwärtige geistliche Segnung der Gemeinde
ausgelegt wird. Dieses letztere System der Auslegung war es, das zu
dem vorher genannten geführt hat. Enttäuscht von dieser unwürdigen
Betrachtensweise der prophetischen Schriften durch konservative
evangelikale Ausleger, die seine wörtlichen Aussagen vergeistigten,
suchte man Abhilfe und kam häufig dahin, dass man die wörtliche
Bedeutung beibehielt, aber sie auf ein anderes Volk und eine andere
Rasse bezog. Wir können die Menschen nur bedauern, die von diesem
doppelten Fehler irregeführt sind, denn sie gewinnen nichts und
verlieren nur. Sie gewinnen einen Schatten und verlieren die
segensreiche Substanz dessen, was Gott später durch Seinen Sohn
redete und danach durch die, die Ihn hörten und durch Seinen Knecht
Paulus, „den Gefangenen Christi Jesu" (Eph
3:1 u. 2Tim
1:8).
Aber darüber soll erst im nächsten Abschnitt mehr gesagt werden.
3. Durch den Sohn
Hebr 1:2
Wenn wir das über das Reden Gottes Ausgeführte mit dem vergleichen,
was wir über sein Reden "durch die Propheten" gesagt hatten, dann
lernen wir aus der nächsten Phase:
1. Dass Gott wiederum sprach, nachdem die Propheten ihr Zeugnis
beendet hatten.
2. Dass dieses Reden in diesen letzten Tagen geschah,
d.h. es war damals noch gar nicht lange her, dass Gottes Sohn die
Worte gesprochen hatte, die ihm vom Vater geboten waren. Mit diesen letzten
Tagen ist also nicht die Zeit gemeint, in der wir
leben, auch nicht eine Zeit, die noch kommen soll, sondern die Zeit
jener Phase, die eben erst vergangen war, in der Jesus Christus auf
der Erde redete, - die Tage des Menschensohnes.
3. Dass das Reden, das hier gemeint ist, durch den
Sohn geschah; nicht durch späteres Weitersagen oder
durch einen ausgewählten Zwischenträger; noch nicht einmal durch den
Heiligen Geist, wie der Herr in Joh
16, verheißen hat.
4. Dass das Reden durch den Sohn zu uns geschah,
d.h. zu dem hebräischen Verfasser des Briefes an die
Hebräer, und zu dessen hebräischen Lesern.
Es geschah nicht zu den heidnischen Lesern, sondern zu denen, die
gehört hatten, was er sagte, und zu denen, die zwar nicht seine
Stimme direkt vernommen hatten, denen aber das Gesagte bekräftigt
wurde durch die, die es gehört haben (Hebr
2:3).
Über diesen letzten Punkt werden wir später noch mehr zu sagen
haben. Die anderen Punkte sind völlig klar, aber nicht alle Menschen
beachten die wichtige Tatsache genügend, dass durchweg alles das ein
Reden Gottes
war, ob durch die Propheten oder durch
den Sohn. Der letztere war der Hauptinhalt der Prophetie
gewesen. Gott hatte dieses große und wichtige, ja, epochemachende
Ereignis schon vorhergesagt, als Mose sprach: "Einen Propheten wie
mich wird dir der HErr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen
Brüdern; dem sollt ihr gehorchen" (5Mo
18:15).
Und nochmals: "Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken
aus ihren Brüdern und MEINE WORTE IN SEINEN MUND GEBEN; der soll zu
ihnen reden alles, WAS ICH IHM GEBIETEN WERDE. Doch wer MEINE WORTE
nicht hören wird, DIE ER IN MEINEM NAMEN REDET, von dem will ich's
fordern" (5Mo
18:18.19).
Als die Zeit erfüllt war, dass Gott diesen größeren Propheten
"erweckte", wurde er pünktlich berufen, gesalbt und eingesetzt. Er
erhielt formell die Vollmacht. Die Einsetzung fand nach den Worten
von 4Mo
11:29 und 4Mo
12:6 statt, denn der Heilige Geist salbte den
Messias für sein Prophetenamt (Lk
4:18.19). Mose wurde am Feuer des brennenden Busches berufen,
und der "Prophet wie er" am Wasser des Jordan. Von dem Augenblick an sprach
Gott durch seinen Sohn, und die vier Evangelien sind Berichte
über die Worte und Werke des VATERS (Joh
14:10).
Wenn wir die Evangelien lesen oder studieren, dürfen wir das nie
vergessen. Unserm Herrn war das immer bewusst. Siebenmal erklärt er
das allein im Johannes-Evangelium. Und auch auf die Gefahr hin, für
langweilig zu gelten, müssen wir diese Stellen hier noch einmal
zusammen anführen:
-
1. Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich
gesandt hat (Joh
7:16).
-
2. ... wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich (Joh
8:28).
-
3. ... warum glaubt ihr mir nicht? Wer von Gott ist, der hört
Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid
(Joh
7:46.47).
-
4. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der
Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was
ich tun und reden soll (Joh
12:49).
-
5. Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir
selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke
(Joh
14:10).
-
6. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das
des Vaters, der mich gesandt hat (Joh
14:24).
-
7. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen
gegeben... (Joh
17:8).
Siebenmal bestätigt der Herr Jesus hier, dass Gott der Vater selbst
durch ihn redete, wie er vorzeiten durch die
Propheten redete.
Moderne Bibelkritiker bezeichnen die Geschichte des Jona als Mythos,
das Buch Daniel als Fälschung und den Ps
110 als nicht von David geschrieben, obwohl er
ausdrücklich so überschrieben ist, und obwohl der Herr bestätigt: David
selbst hat durch den heiligen Geist gesagt... (Mk
12:36). Sie täten gut daran, sich ihre Gotteslästerungen gut zu
überlegen, wenn sie so leichtfertig über das reden, was sie mit dem
griechischen Wort kenosis Entleerung bezeichnen.
In Phil
2:7 wird das Wort kenoo mit "Er machte sich selbst
gering" ("made Himself of no reputation") wiedergegeben, aber es
bedeutet er entäußerte sich selbst. Das
wird von den modernen Kritikern so aufgefaßt, als habe er nichts
mehr von sich gewusst, oder als habe er sich in die Unwissenheit und
Traditionsgebundenheit des Volkes erniedrigt. Aber das sind sehr
menschliche Deutungen. Die wahre Bedeutung von kenoo wird
von den Wörtern danach erklärt, die uns sagen sollen, auf welche
Weise er sich entäußert hat.
Er entäußerte sich der Herrlichkeit, die er bei dem Vater hatte, ehe
die Welt war (Joh
17:5). Das tat er, indem er Knechtsgestalt annahm
und den Menschen gleich und der Erscheinung nach als
Mensch erkannt wurde. Er
erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode
am Kreuz (Phil
2:7.8). Das ist die Erläuterung Gottes zu kenosis,
und die genügt vollauf.
Die Erklärung der modernen Kritiker erniedrigt die Person unseres
Herrn, und raubt ihm sogar seinen Ruhm als Mensch. Obwohl er sich
seiner göttlichen Herrlichkeit entäußerte, war er nämlich mit
göttlicher Weisheit erfüllt, und er redet nur Gottes Worte. Aber er
kannte die Herzen der Menschen und las ihre Gedanken.
Das Werk des
Vaters
Gott
sprach durch den Sohn
Deshalb entsprach alles, was er redete, genau der göttlichen
Weisheit. Seine Worte waren - vom ersten bis zum letzten Wort -
Gottes Worte.
Die ersten überlieferten Worte des Zwölfjährigen waren göttlich. Er
antwortete seiner Mutter: "Wißt ihr nicht, dass ich sein muß in dem,
was meines Vaters ist?" (man beachte den Tadel in diesen Worten über
Marias Vorwurf in Lk
2:48: "Dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.") (Lk
2:49). Und Seine letzten Worte waren ebenfalls göttlich: Es
ist vollbracht! (Joh
19:30). Was war vollbracht? Das Werk des Vaters,
das auszuführen er gekommen war (vgl. Ps
40:8.9).
Es war dasselbe wie mit den Worten aus der Zeit seines Dienstes.
Alle waren geordnet; thematisch und zeitlich. Vier große Themen gab
es im Dienst der Herrn:
I. Das erste Thema
-
-
war die Proklamation des Königreiches, beginnend
mit Mt
4:12 und endend mit Mt
7:28.29, "als Jesus diese Rede vollendet hatte." Jedes
Wort in diesem Abschnitt bezieht sich auf das
Königreich, nicht auf die gegenwärtige Phase oder sonst
etwas.
II. Das zweite
Thema
-
-
war er selbst - seine gesegnete Person.
Es beginnt mit seiner Bezeichnung als Herr (Mt
8:2.6.8.9) und als der Menschensohn (Mt
8:20). Alle seine gesprochenen und aufgeschriebenen
Worte von Mt
8:1 bis Mt
16:20 zeigen, dass er ganz Gott und ganz
Mensch war; und seine Wunder waren Wunder der Schöpfung.
III. Das dritte
Thema
-
-
beginnend mit Mt
16:21, war seine Zurückweisung durch
sein eigenes Volk Israel - "und die Seinen
nahmen ihn nicht auf" (Joh
1:11). "SEIT DER ZEIT FING JESUS AN, seinen Jüngern zu
zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden
müsse..." Viermal spricht er von seinem Versöhnungswerk und
seinem zukünftigen Leiden, und dieses Thema geht bis Mt
20:34.
IV. Das vierte
Thema
-
-
war wiederum das Königreich, jetzt aber
nicht als Proklamation für diese Zeit, sondern seine
Ablehnung. Es beginnt mit Mt
21:1 und endet mit Mt
26:35. Alle Gleichnisse dieser Zeit beziehen sich auf
den kommenden Wechsel der Phasen und sprechen von der
kommenden Phase, in der das Königreich
ausgesetzt sein werde, weil es abgelehnt
worden war.
Gottes Worte und Werke durch den Sohn bilden diese vier Themen. Sie
sind für uns von großer Bedeutung und zeichnen sich durch ihre
Vollkommenheit aus.
Wir wollen jetzt diese vier Themen darstellen, wie sie in sich
zurückkehren; denn das Königreich ist das Thema der beiden äußeren
Teile, während die beiden zentralen Teile den König selbst zum Thema
haben.
E |
|
|
Mt 4:12 - Mt 7:29 |
|
|
Das Königreich: Verkündigt. |
F |
|
|
Mt 7:1 - Mt 16:20 |
|
|
Der König: Seine Person verkündigt. |
F |
|
|
Mt 16:21 - Mt 20:34 |
|
|
Der König: Endgültig abgelehnt und
Herrschaft verzögert. |
E |
|
|
Mt 21:1 - 26.35 |
|
|
Das Königreich: Seine Ablehnung und
Aussetzung. |
Somit werden die großen Themen - Das Königreich und seine Ablehnung
- Der König und seine Kreuzigung - als die zentralen Themen des
ganzen Evangeliums deutlich (das Gleiche gilt für alle vier
Evangelien. In jedem gibt es die gleichen vier Teile des Dienstes
des Herrn).
Da es wichtig ist, diese Struktur des Dienstes des Herrn zu
verstehen, müssen wir uns auch noch ansehen, wie sie im Aufbau des
ganzen Evangeliums eingefügt ist. Das soll wieder in Form einer
graphisch sichtbaren Satzstellung geschehen. In der Mitte,
eingerückt, steht das Wichtige:
Jetzt folgen die vier Teile des Dienstes:
E |
|
|
Mt 4:12 - 7:29 |
|
|
|
|
Periode 1: Das Königreich |
F |
|
|
Mt 8:1 - 16:20 |
|
|
|
|
Periode 2: Der König |
F |
|
|
Mt 16:21 - 29:34 |
|
|
|
|
Periode 3: Der König |
E |
|
|
Mt 21:1 - 26:35 |
|
|
|
|
Periode 4: Das Königreich |
Nach dem eigentlichen Dienst:
Gottes Reden durch den Sohn hält sich innerhalb dieser Abgrenzungen
und geht nicht darüber hinaus. Es sind Bereiche der Worte des Herrn
in Seinem Dienst.
Unmittelbar vor seinem öffentlichen Auftreten (Mt
4:12) betonte unser Herr dreimal die Tatsache, dass das
geschriebene Wort Anfang, Mitte und Ende allen Dienstes ist - das
dreimalige "Es steht geschrieben" (Mt
4:4.7.10). Und am Ende, als er seinen Auftrag in die Hände des
Vaters übergibt, erfolgt wieder ein dreifacher Bezug auf das
geschriebene Wort Gottes (Joh
7:8.14.17).
So ist die Periode, als Gott in den letzten, abschließenden Tagen
dieser Phase "durch den Sohn" redete, genau festgelegt und
abgegrenzt. Es betraf die "große Errettung", von der der Herr am
Anfang zu reden begonnen hatte. Er "begann" dieses wunderbare Reden
nur, das mit seinem Tode endete.
Für damals, in der Zeit der Niedrigkeit Jesu, war es genug, dass
Gott seine Verheißung erfüllt hatte, die er Israel durch Seinen
Knecht Mose gegeben hatte. Er hatte im Messias einen Propheten wie
Mose erweckt und hatte Mose seine eigenen Worte in den Mund gelegt
mit der ernsten Warnung: "Doch wer meine Worte nicht hören wird, die
er in meinem Namen redet, von dem will ich's fordern" (5Mo
18:19). Diese Warnung wurde nicht beachtet. Israel verwarf
seinen Messias wollte nichts wissen von den Worten, die Gott ihm in
den Mund gelegt hatte. Sie wiesen das Königreich zurück und
kreuzigten ihren König.
Was bleibt nun übrig für Sein Volk Israel? "Wenn jemand das Gesetz
des Mose bricht, muß er sterben ohne Erbarmen auf zwei oder drei
Zeugen hin. Eine wieviel härtere Strafe, meint ihr, wird der
verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des
Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den
Geist der Gnade schmäht? Denn wir kennen den, der gesagt hat: 'Die
Rache ist mein, ich will vergelten', und wiederum: 'der Herr wird
sein Volk richten'" (Hebr
10:28-30). Diese Worte waren an die Menschen gerichtet, die es
abgelehnt hatten, Gottes Wort zu hören, das er "durch den Sohn"
sprach, ungeachtet der ernsten Warnung in 5Mo
18:19: "... von dem will ich's fordern“.
-
4.
Durch die IHN gehört haben
Hebr 2:3
Das heißt durch die, die den Sohn gehört haben, durch den Gott (in
den vier Evangelien) geredet hat, im Anschluß an die Phase des alten
Bundes, in der er durch die Propheten geredet hatte.
Die Propheten hatten zu den Vätern geredet
und der Sohn zu uns, den Aposteln; und nun,
nachdem sie es gehört haben, bekräftigten sie,
was er gesagt hatte und bestätigten es uns, d.h.
dem Paulus selbst und jenen Hebräern, an die er
diesen Brief richtete.
Dieses Reden (in Hebr
2:3.4) besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen:
-
I. Die Bestätigung von denen,
die den Sohn gehört hatten.
-
II. Das Zeugnis, dass Gott wiederum zu ihrer
Bestätigung "Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und
die Austeilung des Heiligen Geistes" gab.
Das sind die beiden Teile des großen Themas (Hebr
2:3.4), das uns jetzt beschäftigen soll.
Zuerst müssen wir uns bewusst machen, wann und wie diese
Bekräftigung geschah, also den Inhalt und die Art der Mitteilung;
außerdem wer geredet hat, und wer angesprochen war. Die Rede selbst
war nicht allgemein oder universal, sondern speziell und
individuell. Sie geschah zu den "Hebräern" und zu ihren "Vätern". Da
ist Irrtum ausgeschlossen. Auch kann es keinen Zweifel geben über
die Redenden oder darüber, wovon sie gesprochen haben. Es liegt
alles offen vor Augen. Wenn wir nicht durcheinander mischen oder
zusammenwürfeln, was Gott auseinandergehalten hat, dann wird auch
dem Verstand alles klar. Wir wissen, wer diejenigen sind, die
es gehört haben. Es können nur die zwölf Apostel sein. Kein
anderer Mensch auf der ganzen Erde könnte so für Gott sprechen;
niemand sonst wäre dazu berechtigt.
Die es gehört haben. Das
allein war die Befähigung. Das war für die Elf zum Kriterium für die
Auswahl eines Zwölften anstelle des Judas Ischariot. "So muß nun
einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit
über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist - von
der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen
wurde -, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden" (Apg
1:21.22).
Sie machten zwei Lose - eins für Joseph, genannt Barsabbas, mit dem
Beinamen Justus, und eins für Matthias. "Und sie beteten und
sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du
erwählt hast von diesen beiden." Sollten wir da nicht sicher sein,
dass es hier gilt: "Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der
HErr will" (Spr
16:33)? Und der Herr wählte Matthias.
Die zwölf Apostel übernahmen eine besondere Aufgabe, und Matthias
war ausgewählt, damit auch er "diesen Dienst und das Apostelamt
empfange" (Apg
1:25). Diese Form der Verdoppelung wird benutzt, um mit dem
zweiten Hauptwort das erste besonders stark zu betonen. Es bedeutet
also: "Diesen Dienst - ja, diesen APOSTOLISCHEN Dienst."
Paulus hatte an diesem Dienst zunächst nicht teil, weil er nicht die
ganze Zeit bei den Zwölf gewesen war und den Herrn nicht selber
gehört hatte. Deshalb war er nicht in der Lage, zu "bekräftigen",
was der Herr gesagt hatte. Er musste notwendigerweise einen
besonderen Ruf erhalten und eine eigene Aufgabe zugewiesen bekommen.
Wir wissen alle, wie und wann er beides empfing.
Einige Ausleger meinen, die Elf hätten in Apg
1 nicht recht getan und halten Paulus für den
zwölften Apostel. Aber das geht weit über das hinaus, was im Wort
für uns geschrieben steht. Deshalb können wir es nicht akzeptieren.
Es wird uns nichts darüber gesagt, dass dieses Vorgehen richtig oder
falsch gewesen wäre, und wo die Schrift schweigt, da steht es uns
nicht anders zu.
Aber die Schrift schweigt nicht über das ernste Gebet und berichtet
auch die direkte Antwort. Außerdem bestätigt sie es noch dadurch,
dass sie später von ihnen als "den Zwölfen" spricht. Andererseits
unterscheidet sich Paulus immer ausdrücklich von den Zwölfen. Er
betont immer wieder, dass er "nicht von Menschen, auch nicht durch
einen Menschen" berufen wurde. Das kann sich zwar auf die Wahl des
Matthias beziehen, aber es muss sie weder verurteilen noch
gutheißen. Er hebt nur hervor, dass er gesondert und von Gott als
"Diener unter den Heiden" berufen wurde. Dadurch unterscheidet er
den speziellen apostolischen Dienst der Zwölf und ihre besondere
Eignung zur Bestätigung der Worte des Herrn, die sie gehört hatten.
Der Dienst unseres Herrn in den vier Evangelien wurde dadurch nach
seiner Auferstehung durch die Zwölf weitergetragen. Es gab keine
Unterbrechung und keine neue Aussage über die Tatsache hinaus, dass
Christus auferstanden war vom Tode, und dass sie den Auftrag hatten,
zu wiederholen und zu bekräftigen, was Er gesagt hatte.
Um zu verstehen, worin ihr apostolischer Dienst (der in der
Apostelgeschichte festgehalten ist) bestand, brauchen wir nur den
Dienst des Herrn zu betrachten. Wir hatten schon gesehen, dass er
mit der Festnahme Johannes des Täufers begann (Mt
4:12), und zwar mit dem Ruf an das Volk "tut Buße!" Mit der
Ausrufung des Königreiches und der Gegenwart des Königs. "Denn
genaht hat sich das Königreich der Himmel" (Mt
4:17).
Wir wissen, dass dieser Ruf nicht beachtet wurde, und die vier
Evangelien berichten, dass das Königreich abgelehnt und der König
gekreuzigt wurde.
Der Herr kam nicht, um eine Kirche zu gründen, sondern "Christus ist
ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen,
um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind"
([Röm 15:8]). Ebenso bestätigten die Zwölf sein Wort. Er wurde nicht
getauft, um ein "Sakrament der Kirche zu stiften", sondern "damit er
Israel offenbart werde" (Joh
1:31). Daraus folgt, dass die Zwölf in der Apostelgeschichte
nicht den Auftrag hatten, eine Kirche zu bilden oder zu gründen,
sondern den Ruf Jesu Christi zur Buße zu wiederholen, seine
Verkündigung über seine Person zu bekräftigen, und das Angebot des
Königs und des Königreiches unter der einen Bedingung der nationalen
Buße.
a) Die
Apostelgeschichte
Ein sorgfältiges Studium der Apostelgeschichte wird zeigen, dass
besonders die Regierenden des Volkes angesprochen wurden. Der Ruf
zur Buße erging an die ganze Nation, aber widersprochen wurde den
Zwölf vor allem von den Machthabern (siehe Apg
4:1.3.5-21; Apg
5:24-41; Apg
6:12; Apg
8:1; Apg
9:2.23).
"Tut Buße" war der eigentliche Inhalt der Worte des Petrus am Tage
des Pfingstereignisses. Er sprach es zu den "Juden" (Apg
2:14), den "Männern von Israel“ (Apg
2:22; Apg
3:12) und zu dem "ganzen Haus Israel“ (Apg
2:36). "Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und
allen, die fern sind" (d. h.: den Verstreuten Israels).
Petrus leitete seine Predigt mit den Worten ein: "... das ist's, was
durch den Propheten Joel gesagt worden ist“ (Apg
2:16). Dann zitiert er weiter, was Joel über "die letzten Tage"
gesagt hatte. Von Gottes Geist sollte ausgegossen werden, und die
Kraft des Geistes sollte offenbar werden, und es hatte begonnen.
Hätte das Volk Buße getan, dann wäre alles erfolgt, wie Gott durch
Joel geredet hatte. "Wunder oben am Himmel und Zeichen unten auf der
Erde" wären geschehen, die das hervorgebracht hätten, was man die
Wiederherstellung aller Dinge nennt, wovon die Propheten seit alters
geredet hatten.
Solange man von dem Gedanke besessen ist, Joel und Petrus bezögen
sich auf die Bildung der Gemeinde, ist es unmöglich, ihre Worte zu
verstehen. Wenn man aber einmal eingesehen hat, dass sie vom
Königreich reden, dann ist alles klar. Dann können wir der
Verkündigung folgen, die Petrus in Apg
2 tut, und ihrer Ausweitung und Vertiefung in Apg
3. Der Tag des Herrn war in der Tat nahe gekommen, und im Namen
des Herrn wurde er verkündet. Das Gericht sollte "am Hause Gottes
beginnen" (1Petr
4:17), "der Richter steht vor der Tür" (Jak
5:9). Petrus beendet seine Pfingstpredigt mit den gewichtigen
Worten: "Laßt euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht“ (Apg
2:40). Es war ein Warnruf zur sofortigen Flucht vor einem nahe
bevorstehenden Gerichtsurteil, das über diese eine Generation kommen
würde (wie in Lk
21:32 angekündigt).
Darin ist keine Rede von der Gründung einer Gemeinde. Es gab keinen
Beginn einer Gemeinde an diesem Tage, "als der Pfingsttag gekommen
war". Die Sprache ist unbrauchbar für Offenbarung, wenn solche
Sprache so interpretiert werden kann. Nichts kann klarer sein, als
dass Petrus und die Zwölf "Diener der Beschneidung" waren, wie
Christus auch. Sie haben sich selber auf die Bekräftigung dessen
beschränkt, was sie den Herrn von Anfang an reden gehört hatten.
Noch war es nicht so weit, dass der Heilige Geist lehrte und in alle
Wahrheit leitete, wie in Joh
16, verheißen, sondern er gab ihnen zunächst durch seine Werke,
aber noch nicht durch seine Worte Zeugnis. Jetzt, gerade im nächsten
Kapitel, wurde ein großartiges Wunder gewirkt (Apg
3:1-11), und Petrus nahm es sofort zum Anlaß für einen weiteren
Aufruf an die "Männer von Israel", in dem er ihnen vor Augen
stellte, dass der Gott ihrer Väter, obwohl sie den eingeborenen Sohn
des Vater abgewiesen und gekreuzigt hatten, dennoch seinen Sohn
verherrlicht hat, indem er ihn vom Tode auferweckte, und ihn jetzt
beauftragte, erneut die Nation zur Buße zu rufen, zusätzlich mit der
großartigen, wunderbaren und epochemachenden Verheißung, dass durch
ihre Buße ihre Sünden getilgt würden, die Zeit der Erquickung durch
die Gegenwart des Herrn käme, und dass er Jesus Christus senden
werde, der ihnen zuvor gepredigt war, und dass alles das, was Gott
seit alters durch seine heiligen Propheten verheißen hatte, dann
erfüllt würde. Er endet mit den denkwürdigen Worten, die wir hier
vollständig anführen müssen:
-
Apg 3:19:
So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt
werden,
-
Apg 3:20:
damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn
und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist:
Jesus.
-
Apg 3:21:
Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles
wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund
seiner heiligen Propheten von Anbeginn.
-
Apg 3:22:
Mose hat gesagt: "Einen Propheten wie mich wird euch der Herr,
euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; den sollt ihr hören in
allem, was er zu euch sagen wird.
-
Apg 3:23:
Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht hören wird,
der soll vertilgt werden aus dem Volk."
-
Apg 3:24:
Und alle Propheten von Samuel an, wie viele auch danach geredet
haben, die haben auch diese Tage verkündigt.
-
Apg 3:25:
Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott
geschlossen hat mit euren Vätern, als er zu Abraham sprach:
"Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf
Erden."
-
Apg 3:26:
Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht Jesus erweckt und hat ihn
zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeder sich bekehre von
seiner Bosheit (Bosheit = gr. poneros (Plural)
bezeichnet mehr das Üble, das Elend und Mißgeschick, als die
begangenen Sünden, von denen in Apg
3:19: die Rede ist).
Wir fragen noch einmal: Wo ist in dem allen die Gründung einer
Kirche (wie die röm.-kath. Theologie lehrt)? Oder wo ist der "Beginn
der Gemeinde mit Pfingsten", wie es einige andere lehren? Solche
Lehren haben Tausenden die Sinne verblendet, und es manchen beinahe
unmöglich gemacht, zu klarem Verständnis dessen zu gelangen, was
Gott zu unserer Unterweisung geschrieben hat. Das ist zu "einer
Lehre der Ältesten" geworden, die das Neue Testament wirkungslos
gemacht hat, so gewiss wie das durch die Lehre der Pharisäer mit dem
Alten Testament geschehen ist (Mt
15:3.9).
Dieser nochmalige Ruf zur Buße und diese Wiederholung der
Verheißung, der Messias werde als direkte Folge davon gesendet,
zieht sich durch das ganze Wirken der Apostel, durch Petrus und die
Zwölf, im Land und anderswo. Und durch Paulus und andere in den
Synagogen in der Verstreuung, bis es in Rom zu einem Höhepunkt kam,
wo "die Angesehensten der Juden" an einem festgelegten Tag
"untereinander uneins waren" (Apg
28:17-25). Dann wurde es zur besonderen und ernsten Pflicht des
Apostels Paulus, noch ein drittes und letztes Mal feierlich zu
verkünden, dass sie zur Blindheit verurteilt seien, wie es zuerst
Jesaja gesagt hatte (Jes
6:9.10).
Einmal hatte es der Herr in Mt
13, wiederholt und ein zweites Mal in Joh
12, In beiden Fällen wurde es im Zusammenhang mit der Ablehnung
der Worte und Werke des Herrn ausgesprochen. Und nun wird es
nochmals, zum dritten und letzten Mal in Apg
28, durch Paulus bestätigt.
Jede Wiederholung dieser ernsten Prophezeiung kennzeichnete eine
Krise in der Geschichte Israels. Dieser Letzten folgte kurz darauf
die Zerstörung Jerusalems, der Brand des Tempels und die Zerstreuung
des Volkes. Die Anwesenheit der Juden unter uns heute ist ein
bleibendes Zeugnis davon.
Diese Bestätigung dessen, was der Herr gesagt hatte, beschränkte
sich nicht nur auf gesprochene Worte. Die, die es
gehört hatten, haben es nicht nur gesagt, sondern auch
geschrieben.
Die
Apostolischen Briefe
Das sind die sogenannten 'katholischen' oder 'allgemeinen' Briefe.
Aber diese Bezeichnung verleitet zu dem Mißverständnis, das sie alle
betrifft. Sie sind alle von denen geschrieben, die
es gehört haben. Wir haben allerdings nicht zwölf Epistel, denn
nur drei waren dazu ausersehen: Petrus, Jakobus (Jakobus - Apg
12:17; Apg
15:13; Apg
21:18; 1Kor
15:7; Gal
1:19; Gal
6:12) und Johannes mit Judas (Judas, der Bruder des Jakobus.
Vergleiche Jud
1:1 mit Mt
13:55 und Mk
15:40 und siehe Joh
15:22). Diese Schriften werden deshalb die apostolischen Briefe
genannt.
In allen besten und ältesten griechischen Manuskripten folgen diese
apostolischen Briefe unmittelbar nach der Apostelgeschichte, wobei
Jakobus zuerst kommt. Diese einfache Tatsache erklärt uns eine ganze
Menge. Wir können sie verstehen und die vielen Fragen beantworten,
die im Zusammenhang mit ihnen immer wieder aufkommen.
b) Der
Brief des Jakobus
Wir können verstehen, wieso Jakobus seinen Brief an die "zwölf
Stämme in der Zerstreuung" richtete. Wir erinnern uns daran, dass er
in der Phase der Apostelgeschichte schrieb. In dieser Phase hielt
Gott die Verheißung aufrecht, und Petrus verkündete sie in seinem
Namen: Unter der einen Bedingung würde Gott den Christus senden und
die damit verbundene Zeit der Erquickung, Wiederbelebung und
Wiederherstellung würde kommen: Wenn das Volk Buße tun würde.
In diesem Lichte besehen, können wir die Worte des Jakobus
verstehen, wenn er den gläubigen Israeliten sagt, "Er hat uns
geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir
Erstlinge seiner Geschöpfe seien“ (Jak
1:18).
Das war die Lehre, die sie in jener Zeit empfangen hatten. Paulus
hatte bereits im allerersten Brief, den er geschrieben hat (an die
Thessalonicher) von diesen 'Erstlingen' geschrieben, dass beim
Kommen Jesu Christi die Toten, die in Christus gestorben sind,
auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden "mit ihnen entrückt
werden" (1Thes
4:13-18). Diese wären tatsächlich die "Erstlinge" gewesen, von
denen Jakobus in seinem Brief spricht (Apg
1:18).
Gott hatte durch Petrus verheißen, dass er Jesus Christus senden
werde, wenn das Volk Buße tue. Gott hat sie nicht genarrt. Darin
können wir ganz sicher sein. Mit dem, was Paulus hier schrieb,
"bekräftigte" er nur, was der Herr gesagt hatte. Er hatte es zwar
nicht gehört, als der Herr auf der Erde war, aber derselbe Herr
hatte es ihm offenbart. Daher konnte Paulus es bekräftigen, als er
seinen ersten Brief an die Gläubigen in Thessalonich schrieb.
Wir müssen uns das noch aufheben, was wir über 1Thes
4 zu sagen haben, bis die Betrachtung dieses
Briefes an der Reihe ist. Inzwischen halten wir fest: Es nicht
erstaunlich, dass Jakobus, als er diesen Brief in der Phase der
Apostelgeschichte schrieb, in einem ganz direkten Sinne sagen
konnte: "... der Richter steht vor der Tür“ (Jak
5:9); Denn der Herr saß noch nicht, sondern, wie Stephanus ihn
sah, "stand" er noch, wie auf Israels Buße wartend, - und in
Bereitschaft, "herabzusteigen vom Himmel" und gesendet zu werden,
wie es Gott in Apg
3:20 durch Petrus verheißen hatte.
Jakobus konnte von der Rechtfertigung durch den Glauben schreiben,
aber da er an die zwölf Stämme und während dieser Phase schrieb,
mußte er ihnen zeigen, dass es ein lebendiger Glaube sein muß, der
sich in Werken zeigt.
Die Gerechtigkeit vor Gott ohne Werke war noch nicht völlig
offenbart. Der Brief an die Römer war noch nicht geschrieben.
Gerechtigkeit mußte wie Abrahams und Rahabs Glaube sein. Denn Glaube
ist wie der menschliche Körper. Der Körper ohne Geist ist tot; denn
Gott "blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der
Mensch ein lebendiges Wesen." - Und ohne den Geist "wird er eine
tote Seele" (Siehe die folgenden Schriftstellen, wo das hebräische
Wort nephesch, eigentlich "Seele", anders
übersetzt wird: King James: the dead- der Tote: 3Mo
19:28; 3Mo
21:1; 3Mo
22:4; 4Mo
5:2; 4Mo
6:11; King James: dead body - Leichnam: 4Mo
9:6.7.10 ; und King James: body -
Körper: 3Mo
21:11; 4Mo
6:6; 4Mo
19:11.13; Hag
2:13). "So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in
sich selber." Er gibt kein Lebenszeichen von sich. Hier beruft sich
Jakobus auf Abraham, der "Gott glaubte" aber auch bewies, dass es
ein lebendiger Glaube war, als er im Gehorsam aus seinem Land und
seiner Verwandtschaft ging (Jak
2:22). In gleicher Weise wurde Rahabs Glaube als lebendig
bewiesen, als sie die Kundschafter aufnahm und nicht verriet, um sie
in die Hände des Königs von Jericho zur Hinrichtung auszuliefern (Jak
2:25).
Jakobus konnte auch von der "Synagoge" schreiben, wie Lukas in der
Apostelgeschichte, wo Paulus seine Bestätigung an die des Petrus
anfügt und "Jesus und die Auferstehung" den Juden in der Diaspora in
deren Synagoge predigt. (Apg
17:1f).
Jakobus konnte das alles sagen, weil er bekräftigte, was der Herr
gesagt hatte. Er schrieb ja an dieselben Menschen, denen gegenüber
er sich auf die Worte des Petrus in Apg
3:14 beziehen konnte. Das sieht man aus den
persönlichen Fürwörtern: "Ihr habt den Gerechten verurteilt und
getötet, und er hat euch nicht widerstanden" (Jak
5:6). 'euch' bedeutet hier: den zwölf Stämmen, die die Schuld
auf sich geladen haben.
Jetzt "steht er noch vor der Tür“ (Jak
5:9); seine Verkündigung ist noch nicht widerrufen. Seine
Verheißung, Jesus Christus zu senden, ist noch offen. Aber "das
Kommen des Herrn ist nahe“ (Jak
5:8).
c) Die
Briefe des Petrus
Petrus hat nicht nur gepredigt, sondern er wandte sich auch
schriftlich an die Fremdlinge, die zerstreut wohnen (1Petr
1:1), d. h. in die Diaspora; und er spricht
von derselben Errettung, von der auch die Propheten gesprochen und
geschrieben hatten, und sagt: "Ihnen ist offenbart worden, dass sie
nicht sich selbst, sondern EUCH dienen sollten mit dem, was EUCH nun
verkündigt ist durch die, die EUCH das Evangelium verkündigt haben
durch den Heiligen Geist (durch pneuma hagion,
d. i. durch die Kraft aus der Höhe, vgl. Hebr
2:4), der vom Himmel gesandt ist, - was auch die Engel begehren
zu schauen" (1Petr
1:12).
Petrus nennt die Gläubigen auch heilige
Priesterschaft, königliche Priesterschaft und heiliges
Volk (1Petr
2:1-10), und Schafe seiner
Weide (1Petr
2:25). Er sagt ihnen, dass das Ende aller Dinge nahegekommen
ist, deshalb sollen sie besonnen und nüchtern sein
(1Petr
4:7). "Denn die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt an dem
Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird es für ein Ende
nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?“ (1Petr
4:17). Dabei bezieht er sich natürlich auf seine eigene
Aufforderung in Apg
3, und auf das "große Heil" (Hebr
2:1-3).
Petrus bezeugt auch, dass Gott sie "durch die Auferstehung Jesu
Christi" "wiedergeboren hat" zu einem Erbe, das
nicht mehr irdisch, sondern himmlisch ist. Und er bezeugt die
"Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten
Zeit". Damit meint er die damalige Zeit, nämlich das
Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase. Damals war die
Wiederkunft Christi "bereit, dass sie offenbar werde" (apokalypto). Denn
diese Phase ging damals auf ihr Ende zu, und wenn diese Zeit der
"Leiden" vorüber wäre, dann sollte "die Herrlichkeit" folgen. Wir
haben dasselbe Wort apokalypto in 1Petr
4:13 und 1Petr
5:1. Petrus konnte das Wort apokalypto anwenden,
weil es eine bekannte Bedeutung hatte. Die lag in der Verheißung,
Jesus Christus zu senden. Das ist nicht Teil unserer
Hoffnung heute. Wir warten auf unsere Entrückung,
nicht auf die Apokalypse oder "den Tag des Herrn“
Wir wollen dieses "Erbe" mit dem vergleichen, was darüber in
folgenden Kapiteln geschrieben ist:
Der 2. Brief
des Petrus
In seinem zweiten Brief ermahnte er sie, denn "so wird EUCH
reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige REICH unseres
Herrn und Heilands Jesus Christus" (2Petr
1:11). Er zählt sich selber mit zu denen, die es
gehört haben, wenn er sagt, "diese Stimme haben wir gehört vom
Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge" (2Petr
1:18)
Am Ende seines zweiten Briefes spricht er von des
Herrn Tag, der wie ein Dieb kommen
wird (2Petr
3:10), und von den schweren Gerichtserscheinungen, die mit ihm
einhergehen (2Petr
3:11). Dann spricht er von dem "Tag Gottes", der dem folgt (2Petr
3:12) und von dem neuen Himmel und der neuen Erde, die das
beenden. Deshalb schließt Petrus mit der Ermahnungen (2Petr
3:14), "dass ihr gedenkt an die Worte, die zuvor gesagt sind von
den heiligen Propheten, und an das Gebot des Herrn und Heilands, das
euch verkündet ist DURCH EURE APOSTEL" (2Petr
3:2). Dass wir hier die Fürwörter so herausgehoben sind soll
zeigen, dass die Apostel sich selber einbezogen haben in das,
worüber sie schrieben, und sich an dem, wovon sie sprachen, als
beteiligt ansahen. Aber wenn wir uns vor Augen halten, dass die
Verkündigung und der Ruf zur Buße nicht beachtet wurden, und dass
die Verheißung, den Messias zu senden, um das Königreich zu
errichten und alle Dinge wieder herzustellen, abgelehnt wurde, dann
ist es nur im übertragenen Sinne möglich, alle diese persönlichen
Ausdrücke auf uns heute anzuwenden.
Damals stand alles das, wovon sie schrieben, nahe bevor. Jetzt ist
es alles ausgesetzt. Damals war die Erfüllung aller Verheißungen,
die an die Väter ergangen waren, ganz nahe. Jetzt aber ist sie in
die Ferne gerückt. Nur so lassen sich die Ausdrücke in
Kürze und die Zeit ist nahe sinnvoll
und zutreffend verstehen (Offb
1:1.3). Viele Gläubige mögen hierüber verblüfft sein. Sie können
nicht verstehen, wieso Johannes sagen mußte, dass das, worüber er zu
schreiben hatte, in Kürze geschehen soll (Offb
1:1). Sie können nicht sehen, dass es ganz genau zutraf, denn
Johannes schrieb unmittelbar vor dem Ende dieser Phase, in der Zeit,
die er die letzte Stunde nannte. Er
konnte nicht schreiben, als ob er angenommen hätte, dass die
Verkündigung des Petrus abgelehnt würde. Es war vielmehr notwendig,
dass er vom Gegenteil ausging und positiv schrieb, also nicht
hypothetisch, obwohl er über ernste Realitäten schrieb.
Aber man hat die große Krise von Apg
28 gänzlich ignoriert und die größte Krise der
Geschichte - die Zerstörung Jerusalems - behandelt, als ob es ein
gelegentlicher Unfall wäre, ohne irgendwelchen Einfluß auf die
Geschichte oder die prophetische Lehre der Heiligen Schrift. - Das
Buch der Offenbarung wurde aller Verbindung zu Israel entrissen und
wurde so betrachtet, als wäre es eine in Symbolen geschriebene
Fortsetzung der Geschichte der Heiden!
In diesem Zusammenhang müssen wir uns noch aufheben, was wir über
das Buch der Offenbarung zu sagen haben, bis wir an das Ende der
apostolischen Schriften kommen. Dann werden wir sehen, wie die
Bekräftigung der Worte des Herrn durch die, die es
gehört haben, als ein harmonisches Ganzes den ihr zustehenden
Platz als Schlüssel zur Auslegung des Neuen Testaments insgesamt
einnimmt.
d) Die
Johannesbriefe
Johannes gehörte zu den drei zuerst erwählten Jüngern, die Jesus
berufen hatte, damit sie mündlich und schriftlich bekräftigen
sollten, was sie vom Herrn gehört hatten. Er bekräftigte,
wie die anderen beiden, was seinen Anfang nahm mit
der Predigt des Herrn (Hebr
2:3). Darüber hinaus ging er nicht.
Außerhalb seiner Briefe gibt es keine Information darüber, wann er
geschrieben hat. Niemand kann uns helfen. Weder alte Autoren noch
moderne Kritiker können uns mehr darüber sagen, als was wir selber
in den drei Briefen des Johannes lesen. Alles andere ist Vermutung.
Alle Leser und Ausleger müssen, wie bei allen Briefen, notgedrungen
auf die internen Indizien zurückgreifen, weil es externe nicht gibt.
Naherwartung
Hier stoßen wir bald auf die Worte: Kinder, es ist
die letzte Stunde! (1Jo
2:18). Das kann sich nur auf die damals unmittelbar
bevorstehende Zerstörung Jerusalems beziehen. Die ist nämlich den
Abschluss dieser heilsgeschichtlichen Phase, die zeitlich von der
Apostelgeschichte umrissen wird. Johannes schrieb nicht von der
heutigen Zeit oder von der Menschheitsgeschichte, auch nicht vom
Ende der materiellen Schöpfung, sondern vom Ende der
Phase, in der Gott durch die, die es gehört
haben redete. Deren Ende war tatsächlich nahe. So
nahe, dass es heißt: Die Welt vergeht mit ihrer Lust (1Jo
2:17). Es war die "elfte Stunde" davon.
Was hat damals diese "letzte Stunde" gekennzeichnet? Die Antwort
folgt unmittelbar im gleichen Vers: "Kinder, es ist die letzte
Stunde! und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind
nun schon viele Antichristen gekommen: daran erkennen wir, dass es
die letzte Stunde ist."
Das ist die erste Erwähnung des Antichrists im neuen Testament. Er
wird hier mit dem bestimmten Artikel genannt, als wäre er bereits
bekannt. Außer dem Hinweis auf den Charakter oder Geist
des Antichrists (1Jo
2:22; 1Jo
4:3) (zur Begründung des bestimmten Artikels vgl. Dan
7:8.9.11) wird keine Erklärung über ihn gegeben. Die Frage,
woher Johannes das wusste, lässt sich selbstverständlich und richtig
mit der Inspiration beantworten; aber Johannes sagt "wir", also
wussten auch noch andere (oder hätten es wissen müssen), dass an den
"vielen Antichristen" die "letzte Stunde" zu erkennen war. Unser
Herr hatte es in der letzten großen prophetischen Rede am Ölberg als
allererstes Zeichen für den Beginn der letzten Zeit vorausgesagt:
... es werden viele kommen unter meinem Namen... (Mt
24:4).
Es gibt zwei solche prophetische Reden. Das zeigt sich darin, dass
sie zweierlei Zeiten, Orte und Themen haben. Die erste ist in Lk
21 berichtet, die zweite in Mt
24 und Mk
13
Die Rede bei Lukas hielt Jesus "eines Tages, als er das Volk lehrte im
Tempel" (Lk
20:1). Als nächsten Hinweis auf die Zeit lesen wir in Lk
21:1: "Er blickte auf und sah, wie die Reichen ihre Opfer in den
Gotteskasten einlegten." Demnach war er noch im
Tempel, als er die prophetische Rede hielt, die uns Lukas
berichtet. Ein dritter Hinweis findet sich in Lk
21:37: "Er lehrte des Tags im Tempel; des
Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg
nennt."
Betrachten wir demgegenüber die Prophetie in Mt
24 und Mk
13: Da lesen wir in Mt
24:1: Und Jesus ging aus dem Tempel fort,...
und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und
sprachen, als sie allein waren“ (Mt
24:3). Ebenso in Mk
13:1: "Und als er aus dem Tempel ging,..."
und Mk
13:3: "Und als er auf dem Ölberg saß gegenüber
dem Tempel, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und
Andreas, als sie allein waren."
Somit haben wir also zwei große prophetische Reden; eine (Lukas) im
Tempel gesprochen, die andere (Matthäus und Markus) später auf dem
Ölberg. Da Teile der ersten Prophetie in der zweiten wiederholt
werden, stellen wir die Hauptpunkte der drei Berichte in Spalten
nebeneinander, so dass jeweils Thema und Inhalt mit ihren
Unterschieden deutlich erkennbar werden.
Beide Prophetien werden mit einem Abriss von Ereignissen
eingeleitet, die die Zuhörer noch erleben und erleiden würden. Der
Herr war auf die Bauwerke, Steine und Verzierungen des Tempels
hingewiesen worden und antwortete, "Es wird die Zeit kommen, in der
von allem, was ihr seht, nicht ein Stein auf dem andern gelassen
wird, der nicht zerbrochen werde" (das hat sich so vollständig
erfüllt, dass die illustrierte Wochenschrift "The Throne" (London)
in ihrer Ausgabe vom 21. Dezember 1911 in einem zwei Seiten langen
Artikel nachweisen wollte, es hätte den Tempel überhaupt nie
gegeben, das sei nur ein Mythos.
(Anm. Jürgen Krafzik: Ein Mythos, an dessen „Glaubwürdigkeit"
heute auch die Palästinenser und andere Islamisten mit
verschiedensten Methoden arbeiten). Diese ernste Aussage führte
beide Male zu der Frage: "WANN soll das geschehen? und was wird das
ZEICHEN sein, wenn das geschehen wird?" Die Frage bezieht sich auf
das Kommen bzw. den Beginn der Ereignisse.)
Die ersten Worte der Antwort des Herrn waren:
Mt 24:46:
"Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden
viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der
Christus, und werden viele verführen. Ihr werdet hören von
Krieg und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn
das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da." |
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Mk 13:5-7: "Seht zu, dass euch nicht jemand verführe! Es
werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's,
und werden viele verführen. Wenn ihr aber hören werdet von
Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Es muss
so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da." |
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Lk 21:8-9: "Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn
viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's,
und: Die Zeit ist herbeigekommen. - Folgt ihnen nicht nach!
Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Aufruhr, so
entsetzt euch nicht. Denn das muss zuvor geschehen, aber das
Ende ist noch nicht so bald da." |
Das ist der Anfang. Der Herr spricht dann
weiter von den Ereignissen, die als nächste folgen: Die Geburtswehen
der Trübsal:
Mt 24:7.8:
"Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein
Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein
und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang
der Wehen." |
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Mk 13:8: "Denn es wird sich ein Volk gegen das andere
erheben und ein Königreich gegen das andere. Es werden
Erdbeben geschehen hier und dort, es werden Hungersnöte
sein. Das ist der Anfang der Wehen." |
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Lk 21:10.11: "Ein Volk wird sich erheben gegen das
andere und ein Reich gegen das andere, und es werden
geschehen große Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und
Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große
Zeichen geschehen. |
Jetzt werden wir sehen, dass er bei der
ersten Rede (Lk 21) an dieser Stelle kurz innehält. Anstatt des
Satzes: "Das ist der Anfang der Wehen" (wie bei Matthäus und Markus)
und der Fortsetzung ihrer Schilderung, geht er hier zurück und
spricht von etwas, das noch "vor diesem allen" geschehen wird. - Vor
dem Beginn der Geburtswehen der großen Trübsal. Er
beschreibt die Zerstörung Jerusalems.
Gericht und Verstockung Israels
Lk 21:12: Aber vor diesem allen...
Das bedeutet vor der großen
Trübsal, die mit dem Zeichen des Menschensohns, kommend in den
Wolken des Himmels, endet, werden die Ereignisse geschehen, die in
den Versen 12-24 berichtet sind. Die abschließenden Worte lauten:
Lk 21:24:
"und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen
weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem
wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden
erfüllt sind."
In der Rede, die in Mt
24 und Mk
13 berichtet ist, fährt er jetzt fort und
beschreibt die Drangsal (anstatt auf den Zustand Jerusalems vor der
großen Trübsal und bis zu deren Beginn einzugehen). Nachdem er
gesagt hatte: "Das alles ist der Anfang der Wehen" setzt
er die Beschreibung der Trübsal fort (Mt
24:9-28; Mk
13:9-23), und er schildert in der Prophezeiung weiter
die Wehen bis zum Augenblick seines Erscheinens in den Wolken des
Himmels.
An diesem Punkt wendet sich der Herr nun auch in Lk
21:25 dem Ziele zu (telos), der
Zeit des Endes: Die abschließenden Worte beider Reden beziehen sich
auf das eigentliche Kommen des Herrn:
Mt 21:29.30:
"Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich
verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne
werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins
Wanken kommen. Und dann wird erscheinen das Zeichen des
Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter
auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken
des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit."
Mk 13:24-26:
"Aber zu jener Zeit, nach dieser Bedrängnis, wird die Sonne sich
verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne
werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins
Wanken kommen. Und dann werden sie sehen den Menschensohn kommen in
den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit."
Lk 21:25-27:
"Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und
auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor
dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen
vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die
ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und
alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit
großer Kraft und Herrlichkeit."
Aber uns interessiert hier nicht das aktuelle Kommen des Herrn in
der Endzeit, sondern wir besprechen noch das erste Zeichen, das mit
dem zu tun hatte, wovon Johannes in 1Jo
2:18 schreibt, "daran erkennen wir, dass es die
letzte Stunde ist."
Diese Verse (Mt
24:29.30; Mk
13:24-26; Lk
21:25-27) stehen in der dritten Person, denn sie reden von dem,
was sie in der Zukunft empfinden
und sehen werden. Die folgenden Verse aber bilden zu dieser Form sie und ihnen einen
Gegensatz. Der Herr kommt wieder auf die damals gegenwärtige Zeit zu
sprechen, nämlich auf das erste Zeichen der vielen falschen
Christusse. "Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf
und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Und er sagte
ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie
jetzt (es könnte sein, dass dieser Ausdruck "jetzt" sich auf die
Leute bezieht, die die zukünftige Zeit des Endes (telos) sehen. Wir
können aber die Menschen nicht ausschließen, die den Herrn reden
gehört haben, und die seine Worte verstanden hätten, wenn die Nation
Buße getan hätte, als Petrus in Apg
3:19-26 dazu aufrief) ausschlagen und ihr seht es, so wißt ihr,
dass der Sommer nahe ist. Wahrlich ich sage euch: dieses
Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht (Lk
21:28-32).
Diese Worte werden mit "wahrlich" eingeleitet, und sie sind wahr.
Diese Generation verging nicht vor der Erfüllung der Verse 8 und 9,
die vom Kommen der falschen Christusse oder Antichristen reden, von
dem Johannes sagt, "daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde
ist" (1Jo
2:18).
Noch deutlicher wird es, wenn wir die Worte in Lk
21:24 und 32 gut auseinanderhalten. in V. 24 heißt
es erfüllt sind (pleroo) und
in V. 32 geschieht (ginomai),
das bedeutet entstehen. Diese Dinge hatten
tatsächlich begonnen zu geschehen, sie entstanden während GERADE
DIESER GENERATION, und dann verging diese
Generation. Das Wort Geschlecht kann nicht 'Rasse' bedeuten, den
diese Rasse vergeht ohnehin nicht. Es ist die "ewige Nation" (siehe Jes
45:17).
Wir haben deshalb eine klare und befriedigende Auslegung des
Ausdrucks "diese Generation". Wir brauchen sie nicht mit gewaltsamen
Manipulationen und klugen Argumenten zu einer Generation zu machen,
die damals noch weit in der Zukunft lag. Das sind Auslegungen, die
keiner Kritik standhalten. Wenn man diesen Ausdruck aber im Sinne
der Phasen auffasst, dann erklärt er sich nicht nur von selber,
sondern macht auch den anderen Ausdruck verständlich, der für viele
so rätselhaft ist: Die letzte Stunde aus 1Jo
2:18. Und für uns heute ist das gleiche Zeichen gut geeignet,
weil es auf den Beginn der Trübsal weist, die jetzt aber natürlich
noch Zukunft ist.
Weil sie die Proklamation des Königreichs durch
Petrus abgelehnt haben, haben sie das nicht
erkannt, und nun ist alles ausgesetzt. Manche
halten den Papst für den Antichrist, von dem hier die Rede ist. Aber
dieses Zeichen galt für den Beginn der letzten Stunde, und nicht als
Zeichen für ihre Fortsetzung oder ihr Ende. Es war das allererste
Zeichen.
Wenn der Papst oder die Päpste diejenigen wären, von denen der Herr
sagte, "es werden viele kommen unter meinem Namen...", dann bliebe
uns überhaupt kein 'Zeichen' mehr, und die Worte des Herrn wären
ihrer Wirkung beraubt. Nein! die Trübsal und das
Königreich sind zusammen ausgesetzt. Die Zeit für
das Offenbarwerden des Antichrist muss dem Tag des Herrn vorausgehen
und ist tatsächlich das unmittelbare Zeichen dafür (2Thes
2).
Aufruf zur Buße
Aber Johannes weist nicht nur hier auf die verheißene unmittelbare
Parusie oder Erscheinung des Herrn, die damals an eine Bedingung
geknüpft war.
In 1Jo
2:28 sagt er: "Und nun, Kinder, bleibt in ihm,
damit wir, wenn er offenbar wird, Zuversicht haben und nicht
zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt" (bei seiner Parusie).
Nochmals sei es gesagt: Wir können Johannes selbst und die, an die
er schrieb, hierbei nicht ausschließen.
In 1Jo
4:17 sagt er: "Darin ist die Liebe bei uns
vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts." Der Tag
des Gerichts ist es nämlich, was diejenigen erwartete (und noch
erwartet), die dem Ruf zur Buße nicht Folge geleistet haben, der
damals von denen hinausgetragen wurde, die es gehört
haben und die in seinem Namen riefen.
In 2Jo
1:7 finden wir noch einen weiteren Hinweis auf die
Beschreibung der falschen Christusse oder Antichristen aus den Tagen
des Johannes und aus der letzten Stunde. Die können wir aber erst
später betrachten.
Unsere Leser werden verstehen, dass wir nicht nur die
Übereinstimmung mit anderen Stellen zeigen wollen, die in der
Auslegung so viele Schwierigkeiten bereiten.
Wir wollen die Leser auch mit kräftigen Argumenten gegen die Lehre
einer Vielzahl von Auslegern versehen, die erklären, der Herr sei
bei der Zerstörung Jerusalems gekommen. Unter den bekannten
Auslegern gibt es viele, die diese Ansicht vertreten.
Wir haben diesen Punkt bei der Besprechung der apostolischen Briefe
des Johannes als ersten behandelt, weil uns das beim Datieren seines
Briefes hilft. Aber es gibt noch einen weiteren Punkt. In den
einleitenden Worten haben wir nämlich ein Echo von Hebr
2:3, das uns daran erinnert, dass Johannes einer von denen war, die
es gehört haben, was der Sohn Gottes gepredigt hatte. So war er
qualifiziert und beauftragt, das zu bekräftigen,
was seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn.
Johannes beginnt seinen Brief so:
"Was (oder DER) von Anfang an war, was (oder DEN) WIR
GEHÖRT HABEN, was (oder DEN) wir gesehen haben mit unsern Augen,
was (oder DEN) wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben,
vom WORT DES LEBENS - und das Leben ist erschienen, und wir haben es
gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist,
das beim Vater war und uns erschienen ist - was (oder DER, DEN) wir
gesehen UND GEHÖRT haben, das (oder DEN)
verkündigen wir euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und
UNSERE (hemeteros - siehe Anmerkung*)
Gemeinschaft ist (Gemeinschaft) mit dem Vater und mit dem Sohn Jesus
Christus. Und das schreiben WIR (alle sorgfältigen Texte heben diese
Wort hervor), damit unsere Freude vollkommen sei" (1Jo
1:1-4).
Johannes schreibt speziell an Hebräer, und
zwar, wie wir gesehen haben, unmittelbar vor dem
Ende dieser Phase. Deshalb finden wir bei ihm in
hohem Maße hebräische Ausdrücke und Redewendungen.
Er spricht von dem "Fürsprecher" oder "Tröster" (Luther) vom Vater,
wie er aus dem Munde des Herrn gehört hat (Joh
14:6.17), und er nennt Christus "die Versöhnung" (oder das
Sühneopfer) für unsere Sünden, nicht allein aber für die UNSEREN*
(als Juden), sondern auch für die der ganzen Welt (ohne
Unterschied)." Hier meint Johannes sich und sein eigenes Volk
Israel. Dem in erster Linie bezeugt er den Herrn, den er "gesehen
und gehört hat."
-
* Das Wort ist dasselbe wie in 1Jo
1:3 ("UNSERE" Gemeinschaft); hemeteros heißt
"der/die/das Unsrige" und ist nicht dasselbe wie 'unsere' im
Satz vorher. Dort ist es nur das übliche besitzanzeigende
Fürwort. In diesem Fall aber ist es ein viel stärkeres Wort und
bezieht sich auf das, was im ausschließlichen Sinn "uns (als
Juden) zugehörig" ist. Vgl. Apg
2:11 "in unsern Sprachen"; Apg
24:6 "nach unserm Gesetz"; Apg
26:5 "unsres Glaubens"; 2Tim
4:15 "unsern Worten"; Tit
3:14 "die Unsern" (als Volk). Jedes mal ist
dieses griechische Wort verwendet worden.
e)
Die Offenbarung des Johannes
Bevor wir verlassen, was diejenigen bekräftigen, die
es gehört haben, müssen wir noch die Offenbarung besprechen, die
wir zu den apostolischen Schriften zählen, wobei wir diese
Bezeichnung nur den Schriften zuordnen, die von den
zwölf Aposteln stammen, den Verfassern der apostolischen Briefe.
Hier erhalten wir, wie schon früher angedeutet, weitere Hinweise
darauf, dass die Apostelgeschichte eine eigene heilsgeschichtliche
Phase ist; aber wir finden noch mehr. So ist es ja immer, wenn wir
uns in der Lehre auf einem richtigen und wahren Weg befinden:
überraschenderweise werden Probleme gelöst. Andererseits stoßen wir,
einmal 'auf dem Holzweg', überall auf Hindernisse und müssen
umkehren.
Nun zur Offenbarung: Wer von uns war nicht verblüfft von dem
einleitenden Ausdruck was IN KÜRZE geschehen soll?
In Offb
1:3 wird hinzugefügt die Zeit ist
nahe. Damals müssen diese Worte einen echten,
buchstäblichen Sinn enthalten haben, den man verstanden hat.
Der Herr sieht das Ende von Anfang an. Er wusste, dass das Angebot
des Petrus in Apg
3:26-29 abgelehnt werden würde. Aber als er seinen Knecht
Johannes schreiben ließ, konnte er das nicht vorwegnehmen. Johannes
musste so zu schreiben angeleitet werden, dass es verstanden wurde.
Und er schrieb so an die Gemeinden, wie es ihm aufgetragen worden
war.
Gewiss hat Gott sein Volk nicht genarrt, als er verhieß, unter der Bedingung
der nationalen Busse Jesus Christus zu senden. Aber
aus einem Grunde hat Gott keinerlei Hinweis darauf gegeben, dass
Israel den Ruf zur Buße ablehnen würde: Die Willensfreiheit des
Volkes durfte nicht aufgehoben werden. Die volle Verantwortlichkeit
musste bei diesem Volk belassen werden, und zwar während dieser
ganzen Phase, bis zu der bemerkenswerten ganztägigen Konferenz in
Rom (Apg
28:23-29).
Wir können sicher sein, dass Paulus bei diesem wichtigen Ereignis
nichts unausgesprochen und kein Argument ungenutzt ließ, als er
ihnen "vom frühen Morgen bis zum Abend" das Reich Gottes bezeugte
und "ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten"
predigte.
Der Apostel Johannes konnte nicht weniger tun. Das Senden des Herrn
Jesus, wie in Apg
3:19-26 verheißen, enthielt die volle Erfüllung all der
Ereignisse, die mit der Offenbarung und Erscheinung Jesu Christi
kommen sollten. Diese Verheißung schloss auch ein, dass "alles
wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner
heiligen Propheten von Anbeginn."
Daher konnte man damals in einem ganz realen Sinn, wie
das heute nicht mehr möglich ist, sagen, dass die Offenbarung Jesu
Christi in Kürze geschehen soll
(muss K). Die Gewissheit bei Johannes beruht selbstverständlich auf
der Zuverlässigkeit der Zusagen Gottes, und nicht auf der
Ungewissheit der damals noch ausstehenden Entscheidung Israels. Aus
göttlicher Sicht ist dieses MUSS das einzige Wort, das verwendet
werden konnte. Am Ende des Buches wird es zwar nicht wiederholt,
aber im letzten Kapitel lesen wir dafür dreimal siehe (oder
ja), ich komme bald (Offb
22:7.12.20), und einmal die Zeit ist nahe (wie
in Offb
1:3).
Die Offenbarung konnte in einem ganz realen und zutreffenden Sinn
von nahe sprechen; und das hatte
für die Menschen der damaligen Zeit ein viel größeres Gewicht als
für die Gläubigen heute. Denn heute kann man es nicht mehr im selben
Sinne als 'nahe' bezeichnen wie damals.
Damalige
Naherwartung
Aber es gibt auch in den Sendschreiben an die sieben Gemeinden
Ausdrücke mit der gleichen räumlichen und zeitlichen Bedeutung. Wir
wissen, dass diese Gemeinden damals real existierten. Wir wissen
weiter, dass diese Sendschreiben direkt vom Herrn ausgingen. Und wir
wissen, dass der Herr allen, die das Wort annahmen (Apg
2:41; 1Thes
2:13), befahl, zu warten und Ausschau zu halten. Daher müssen
die Sendschreiben bei ihnen eine Aktualität gehabt haben, die bei
uns heute nicht oder nicht im selben Sinne gegeben ist.
"Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen
und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um
seinetwillen alle Geschlechter der Erde" (Offb
1:7). Das gehört zu dem, was in Kürze geschehen
soll (muss) (Offb
1:1), und wofür "die Zeit nahe“ war (Offb
1:3) Und wenn wir das im Zusammenhang mit anderen Worten in den
ersten drei Kapiteln lesen, dann ist es klar, dass "der Tag des
Herrn" damals tatsächlich nahe war.
Petrus hatte bei der Pfingstpredigt erklärt: "... das ist's, was
durch den Propheten Joel gesagt worden ist", und Joel prophezeite
von dem "Tag des Herrn" (Joe
2 und 3).
Die Sendschreiben an Ephesus und Pergamos wiederholen die
Zusicherung "ich werde bald über dich kommen" (Offb
2:5.16; das ist das gleiche Wort wie in Offb
22:20, aber in Offb
2:5 ist es nicht in allen Textüberlieferungen
enthalten).
... das haltet fest bis ich komme heißt
es im Sendschreiben an Thyatira (Offb
2:25).
Siehe, ich komme bald steht
im Sendschreiben an Philadelphia (Offb
3:11) mit den gleichen Worten wie in Offb
22:20.
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe
an mahnt
er Laodicäa und das hat die gleiche Bedeutung wie in Jak
5:9 das Wort: "Siehe, der Richter steht vor der
Tür." Moderne Evangelisten verdrehen diese ernste Mahnung gern. Sie
reden von einer Herzenstür, aber damit können sie den geschriebenen
Worten nicht die Wirkung nehmen, die sie in den Augen der
ursprünglichen Leser hatten. Sie hatten ja diese Sendschreiben in
der Hand, direkt an sie adressiert und vom Apostel Johannes
eigenhändig geschrieben.
Die Botschaft an Ephesus, dass du die erste Liebe
verlässt, muss die Leser besonders getroffen haben, denn in Apg
19:9 und 2Tim
1:15 wird dieser Abfall ausdrücklich festgestellt.
Ja, der "Tag des Herrn" war tatsächlich nahe,
und wenn die Nation auf die Predigt der Zwölf hin Buße getan hätte,
dann wäre es damals alles geschehen. Oder wollen wir glauben, der
Herr hätte die Nation nur genarrt, als er durch Petrus sprach: "so
tut nun Buße und bekehrt euch,... DAMIT die Zeit der Erquickung
komme... und er den sende, der euch zuvor zum
Christus bestimmt ist: Jesus" (Apg
3:19.20). Eine dritte Möglichkeit sehen wir nicht.
Nun wissen wir natürlich, dass der Ruf zurückgewiesen wurde. Deshalb
wurde Jesus damals nicht gesandt; alles ist ausgesetzt und harrt auf
seine Erfüllung, die heute noch in der Zukunft liegt.
Die historische Auslegung, nach der das Buch der Offenbarung
betrachtet wird, als habe die endgültige Ablehnung des Messias keine
Konsequenzen gehabt, und als habe damals alles seinen gewohnten Gang
genommen, und die Offenbarung habe ihre Erfüllung in den Ereignissen
der europäischen Geschichte, scheint uns für niemanden nützlich zu
sein; weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart, noch in der
Zukunft. Und die Betrachtensweise, das ganze Buch zu vergeistigen,
raubt ihm alle Klarheit, wenn man die chronologische Einordnung der
Offenbarung berücksichtigt.
Die Berücksichtigung der Zeit ihrer Abfassung lässt als einzige
Methode die Offenbarung ein Buch voller Lehre für uns heute bleiben,
so als wäre es zu unserer Unterweisung geschrieben, und gleichzeitig
ein Buch mit einer realen Bestimmung für die damalige Zeit und für
die noch zukünftigen Tage, wenn es seine buchstäbliche Erfüllung
erfahren wird.
Wir haben unsere Betrachtungen zu diesem Buch der Offenbarung hier
im Zusammenhang mit den Briefen des gleichen Apostels gebracht, aber
es bleibt noch ein apostolischer Brief zu erwähnen:
f) Der Brief
des Judas
In diesem letzten apostolischen Epistel finden wir die gleichen
Merkmale der letzten Tage dieser Phase wie in 2Petr
2.
Damit erreichen wir das Ende des gemeinsamen Zeugnisses derer, die
es gehört haben und durch die die Predigt des Herrn
bekräftigt wurde. Die Zwölf waren alle an diesem Werk durch
mündliche Weitergabe beteiligt, aber diese Drei (Petrus, Jakobus und
Johannes) waren dazu bestimmt, das auch schriftlich zu tun. Und sie
haben "uns zur Lehre" geschrieben, wie auch Judas, der Bruder des
Herrn (wir sehen das beim Vergleich von Gal
1:19 mit Mt
13:55 und Mk
6:3).
Jetzt können wir den Inhalt der Reden genauer betrachten, die die
Apostel vom Herrn gehört hatten, und die sie in dieser
heilsgeschichtlichen Phase der vierzigjährigen Bewährungsfrist
Israels "bekräftigt" haben.
-
g) Was
sie gehört haben
Hebr 2:3
Bevor wir uns den Briefen des Paulus zuwenden, wird es gut sein,
erst noch nachzusehen, was die zwölf Apostel, die gepredigt, und
besonders die drei, die geschrieben haben, aus dem Munde des Sohnes
gehört hatten, dessen Botschaft durch sie bekräftigt wurde.
Dann werden wir die apostolischen Briefe noch besser verstehen
können.
Im letzten Abschnitt mussten wir Mt
24 aufschlagen, um besser zu verstehen, was
Johannes mit den vielen Antichristen meint.
Er und andere wussten, (und alle hätten es wissen müssen), dass es die
letzte Stunde vor dem Ende dieser
heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte war.
Wir haben gesehen, wie ein Bibelvers (Mt
24:34; Lk
21:32) plötzlich klar wird, der für die Futuristen ein Laststein
ist, wenn sie die Apostelgeschichte als den Beginn der
Kirchengeschichte betrachten. Sie übersehen, dass Apg
3:19-26 die Apostelgeschichte als eigenständige Phase der
Heilsgeschichte ausweist. Ähnlich ist es mit dem Wort:
Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht.
Das Problem entsteht, wenn man übersieht, dass hier nicht von
vollständiger Erfüllung die Rede ist. Das Wort in Mt
24:34 und Lk
21:32 ist nicht dasselbe wie in Lk
21:24. Dort heißt es erfüllt. Sogar wenn
dieser Unterschied nicht vorhanden wäre, bliebe die Abhängigkeit von Apg
3:19-26 (siehe unten). Die damals lebende Generation verging zwar,
aber nicht bevor das vom Herrn gegebene Zeichen geschehen war: Es
waren inzwischen tatsächlich viele gekommen, die gesagt hatten, sie
wären der Messias.
Damit wenden wir uns Dingen zu, die es aber erforderlich machen,
dass wir uns diese besondere Generation und ihre Sonderstellung
genauer ansehen. Sie erlebte das Kommen des Boten,
der vor dem Herrn den Weg bereiten sollte, wie Jesaja und Maleachi
prophezeit hatten. Die Stimme Johannes des Täufers war ein
Ruf in der Wüste (Jes
40:3; Mt
3:3; Mk
1:3; Lk
3:4; Joh
1:23), und er hat den Weg des Herrn bereitet. Das Hochzeitsfest
war vorbereitet und Jahwe hatte seine Knechte (Johannes und den
Herrn) ausgesandt, die Gäste zur Hochzeit zu laden (Mt
22:3f).
Die Sonderstellung dieser Generation
Das war die Sonderstellung dieser Generation. Das bezeugte der Herr,
als er sagte, dass die Leute von Ninive und die
Königin vom Süden auftreten werden beim Jüngsten
Gericht und werden diese Generation verurteilen (Mt
12:41.42), weil sie ihr Privileg vertan hat.
Johannes der Täufer erfüllte nicht nur die gnädige Verheißung bei
Jesaja (Jes
40:3), sondern auch die noch ernstere Prophetie bei Maleachi (Mal
3:23.24), die eine direkte Aussage über den großen
und schrecklichen Tag des Herrn enthält. Der Herr
selbst erklärte, dass Johannes der dort genannte Elias war (d.h. ihn
repräsentierte), denn er kam im Geist und in der
Kraft Elias (Lk
1:17). Aber die Menschen dieser Generation "haben ihn nicht
erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten" (Mt
17:10-13).
Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit ist vollkommen wahr.
Diejenigen, die darin die erneute Verheißung der
anderen Knechte übersehen (Mt
23:4), glauben und lehren trotzdem, die Prophezeiungen von
Maleachi und Jesaja hätten sich vollständig erfüllt. Sie behaupten
deshalb, die Futuristen täten ganz falsch daran, eine weitere
Erfüllung zu erwarten. Aber die "anderen Knechte" waren die, "die es
gehört haben" und die zweite Einladung ausrichteten (z. B. in Apg
3:19-26).
Viele sehen nicht, dass erst die Ablehnung der
anderen Knechte durch diese Generation - in der
Apostelgeschichte die Erfüllung von Mt
22:6 ist: ... ergriffen seine
Knechte, verhöhnten und töteten sie. Diese
Ablehnung hat die Verheißung von Apg
3:19-26 nur verschoben. So haben die Futuristen völlig recht,
die das Kommen nicht nur des Herrn erwarten, sondern auch des Elia,
der seinen Weg bereiten soll.
Ein Ausleger schreibt: "Von einem zukünftigen Elia zu träumen, ist
eigentlich Zweifel an der eindeutigen Aussage im Wort Gottes und
beruht auf keinerlei Grundlage in der Heiligen Schrift" ("The
Parousia," von Dr. Stuart Russel, S.14). Ja, das stimmt dann, wenn
man Apg
3 nicht beachtet. Wir räumen aber diesem Ruf zur
nationalen Buße seinen ihm gebührenden Rang ein. Wir sehen und
verstehen, dass die göttliche Verheißung, durch Petrus gegeben, wahr
ist. Aufgrund dieser sicheren Grundlage im Wort Gottes glauben wir,
dass er seine Verheißung noch erfüllen wird, indem er Jesus Christus
senden wird mit der Zeit der Erquickung vom
Angesicht des Herrn, und der Zeit, in der alles
wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch
den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.
Nur wer dem Ruf in Apg
3 seinen ihm zukommenden Rang einräumt, hat eine
Antwort auf die Behauptung, der Herr sei bei der Zerstörung
Jerusalems gekommen. Alle andern haben darauf keine Erwiderung, denn
sie sind "Toren, und trägen Herzens, all dem zu glauben, was die
Propheten geredet haben. Musste nicht Christus dies erleiden und in
seine Herrlichkeit eingehen?" (Lk
24:25.26).
Die Prophezeiungen des Leidens mussten unbedingt erfüllt werden.
Wenn aber der Herr bei der Zerstörung Jerusalems gekommen wäre, dann
wären die Prophezeiungen seiner Herrlichkeit überhaupt nicht
erfüllt, die sind aber ebenso klar und genau wie die vom Leiden und
müssen sich in der Zukunft ebenso wörtlich erfüllen.
Nur wenn wir dieser zweiten Einladung der Gäste ("Geladenen") durch
die anderen Knechte ihren Rang einräumen, die in Mt
22:4 prophezeit und in Apg
3 (und in der ganzen Apostelgeschichte)
ausgerichtet wurden, dann können wir verstehen, was die zu bekräftigen hatten, die
es gehört haben, und können beobachten, wie sie dem, was sie aus
dem Munde des Herrn gehört hatten, seinen angemessenen Rang
einräumten.
Manche Futuristen haben große Probleme mit verschiedenen
Schriftstellen, in denen der Herr von seiner Wiederkunft spricht,
und können sie nicht mit der "seligen Hoffnung" in Einklang bringen,
die in den späteren Briefen des Paulus offenbart ist. Wir sprechen
aus Erfahrung und sind jetzt umso mehr froh, dass wir in Apg
3 den Schlüssel zu all diesen Problemen entdeckt
haben. Wir finden so die Lösung vieler Schriftstellen, die meist
ganz ignoriert und sonst auf eine Art und Weise erklärt werden, die
ihre Existenz zu bedauern scheint, anstatt zu sehen, dass sie im
Licht von Apg
3 ganz unverzichtbar sind.
In diesem Licht müssen wir bekennen, dass Johannes
(der Täufer), und damit der Herr selbst, vom "Tag des Herrn" als
sehr nahe bevorstehend spricht. Johannes spricht
von dem "künftigen Zorn", aber nicht als ferner Zukunft, sondern als damals
unmittelbar bevorstehend. Wörtlich sagt er: "...
wer hat denn euch gewiß gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn
entrinnen werdet?" (Mt
3:7). Das war der mit dem "Tag des Herrn" verbundene Zorn, vor
dem die "errettet" wurden (1Thes
1:10), "die das Wort annahmen" (Apg
2:41; 1Thes
2:13).
Ja, diese Generation war tatsächlich "böse und abtrünnig" (Mt
12:38.39-45; Lk
11:16.24-36, mehr als alle andern. Es war die "verkehrte" (Apg
2:40) (oder perverse) Generation und forderte den Tadel des
Herrn heraus (siehe Mt
12:38-45). Wir können nicht ausschließen, dass die Zuhörer von
damals gemeint waren, denn sie waren es doch, zu denen gesagt wurde:
"... wenn IHR nicht Buße tut, werdet ihr alle AUCH SO umkommen" (Lk
13:1-5).
An anderen Stellen unterstreicht der Herr die heilsgeschichtliche
Bedeutung dieser Generation:
-
-
"Wahrlich, ich sage euch: das alles wird
über dieses Geschlecht kommen" (Mt
23:36).
-
-
"Mit wem soll ich aber dieses Geschlecht vergleichen?"
(Mt
11:16).
-
-
"... damit gefordert werde von diesem
Geschlecht das Blut aller Propheten, das
vergossen ist seit Erschaffung der Welt..." (Lk
11:49-51).
-
-
Und warum das alles? Weil des Menschensohn von
dieser Generation abgewiesen wurde. (Mk
8:38).
Ein anderer wichtiger Ausdruck,
-
-
DAS ENDE DES ZEITALTERS
(übersetzt mit "Ende der Welt") enthält die gleiche Instruktion. Es
bedeutet "das Ende dieses Zeitalters" d. h. des
Zeitalters, das mit der Zerstörung Jerusalems endete, die bald
nach Apg
28 geschah: Es kann sich nicht auf das Ende der
materiellen Schöpfung beziehen.
h) Vier bemerkenswerte Schriftstellen
Nun gibt es vier bemerkenswerte Schriftstellen im Evangelium, die
durch unsachgemäße Übersetzung ein verbreitetes Missverständnis in
Bezug auf die heilsgeschichtliche Wahrheit verursacht haben. Es sind Mt
10:23; Mt
16:28; Mt
23:39; und Mt
24:34.
-
-
1. Mt
10:23: - "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den
Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn
kommt."
-
-
2. Mt
16:28: - "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche
hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den
Menschensohn kommen sehen in seinem Reich."
-
-
3. Mt
23:39: - "Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt
an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im
Namen des Herrn!"
-
-
4. Mt
24:34: - "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht
wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht."
Zunächst fällt uns auf, dass jedem dieser vier Worte mit der
Einleitung "ich sage euch" besonderer Nachdruck verliehen wird. Bei
drei von ihnen steht auch noch das feierliche "Wahrlich" davor. Es
handelt sich also um Worte von ganz besonderem Gewicht; Warnungen
von feierlichem Ernst, sie nicht außer acht zu lassen. Umso weniger
dürfen wir versuchen, ihre Bedeutung weg zu erklären.
Wir stellen fest, dass jeweils im ersten der beiden Satzteile jeder
Erklärungen das Wort 'nicht' mehr als eine normale Verneinung ist.
Es ist die stärkste, entschiedenste Verneinung, die es gibt, und
wird genauer mit Ausdrücken wie 'keinesfalls' oder 'mitnichten'
übersetzt. Dass das Wort hier mit dem einfachen 'nicht' übersetzt
wurde, hat dazu beigetragen, die Dunkelheit noch zu verstärken, die
diese vier Bibelstellen überschattet.
Außerdem steht jeweils im zweiten Satzteil die griechische Partikel
"an", die immer ein Element der Unsicherheit einbringt, eine
Bedingung erfordert und die ganze Aussage zweifelhaft macht. Bei
diesen vier Erklärungen finden wir das jedes mal. Es wird mit 'bis'
wiedergegeben.
Wir wollen festhalten, dass wir diese beiden Erscheinungen in jedem
Falle antreffen. Damit können wir uns der Betrachtung der einzelnen
Worte zuwenden.
"Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine
andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den
Städten Israels keinesfalls zu Ende kommen, bis der Menschensohn
kommt."
Hier gibt es eine Schwierigkeit für alle Futuristen, die die
Apostelgeschichte als frühe Kirchengeschichte betrachten. Die
fehlerhafte Übersetzung der beiden Satzteile macht diese
Schwierigkeit noch größer. Einige lösen sie mit der verwegenen
Ausrede, die Aussendung der Zwölf in Mt
10:1-15 beziehe sich auf die Vergangenheit, Mt
10:16-23 auf die Zukunft, und ab Mt
10:24 sei wieder von der Vergangenheit die Rede.
Aber das ist sehr eigenmächtig. Es gibt keinerlei Anhalt dafür. Es
ist nachlässiges Umspringen mit der Heiligen Schrift, nur weil sie
etwas sagt, das nicht in ihre Auffassung von prophetischer Auslegung
hineinpasst.
Wer die Apostelgeschichte als Kirchengeschichte ansieht, hat in
seiner Auslegung keinen Platz für Mt
10:23, das uns aber unentbehrlich sein muss, wenn unsere
Auslegung der Apostelgeschichte richtig ist. Wenn es verzichtbar
wird, dann ist das der Beweis, dass eine Auslegung falsch ist. Wir
setzen es mit Apg
3 in Beziehung und glauben, dass "Israel" nichts
anderes als Israel bedeutet. Dann ist Mt
10:23 lehrreich, besonders wenn wir auf den Sinn im
Griechischen achten.
Erstens ist das Wort nicht etwas
Besonderes, wie wir oben ausgeführt haben. Es ist die stärkste
negative Form, die es gibt; so stark, dass es immer falsch war, wenn
Menschen es gebrauchten (siehe Mt
26:33; Joh
13:8; Joh
20:25. Es ist die Verbindung der beiden Verneinungen ou und me,
die immer mit keinesfalls, ganz und gar nicht übersetzt
werden müsste, die aber meist mit dem einfachen nicht übersetzt
ist. Es ist überaus stark betont, und drückt äußerste Gewissheit
aus). Beachten wir den Zusammenhang in diesem Satz: Was hier so
gewiss ist, das ist die Tatsache, dass die Zwölf, die der Herr
beauftragte, ihre Aufgabe keinesfalls erfüllt haben würden, bis ein
mögliches Ereignis geschehen sein könnte.
Zweitens ist die Ausdrucksform, die im ersten Satzteil so gewiss
ist, im zweiten unbestimmt oder bedingt. Es ist hier ein Wörtchen
gebraucht, (die Partikel "an", wie oben ausgeführt), das für sich
allein keine übersetzbare Bedeutung hat, das aber jedes mal, wenn es
verwendet wird, den Satz in Bedingungsform setzt. Im zweiten
Satzteil ist es verwendet: "... bis (an = möglicherweise, bedingt
oder vielleicht) der Menschensohn kommt." Man kann seine Wirkung
auch auf das Verb verlegen, dann hieße es: "kommen könnte".
Jedenfalls stellt der erste Satzteil eine völlig sichere Tatsache
dar und der zweite eine ungewisse.
Den Zwölf wird versichert, dass sie keinesfalls mit
allen Städten Israels fertig werden. Das war
gewiss. Aber das Kommen des Menschensohnes war ungewiss, denn es war
von der Bedingung abhängig, dass die Nation auf den Ruf des Petrus
in Apg. 3 hin Buße tun würde.
Wenn wir diese Stelle so lesen, werden wir nicht nur ein Problem
los, sondern erhalten hieraus auch eine echte Instruktion. (Wenn
immer noch ein Problem bliebe, dann würde uns das leid tun, aber in
dem Falle müssten wir unser Bestes tun, um es zu überwinden.)
All das ist aber nutzlos, solange wir
von der Überlieferung der alten und modernen "Väter" besessen sind,
die Gemeinde hätte mit Pfingsten begonnen. Das
ist verhängnisvoll für das Verständnis der heilsgeschichtlichen
Phase. Es ist eine Decke vor den Augen der Gläubigen
aus den Nationen, die ebenso dick ist und so fest
über den Augen sitzt, wie bei den ungläubigen Juden, die Christus im
Alten Testament nicht sehen können.
Andere lösen das Problem mit der Erklärung, der Herr sei "gekommen",
indem er ihnen in die Städte folgte. Aber "das Kommen des
Menschensohns" war ein zukünftiges Ereignis, und kann sich nicht auf
die Erdenzeit Jesu beziehen, denn damals war er gegenwärtig. Er war
bereits da! In dieser Beziehung gab es keine Eventualität. Aber das
Kommen, von dem hier die Rede ist, ist ein zukünftiges Ereignis und
hat eine Bedingung: es ist kein Kommen in ferner Zukunft, etwa
zweitausend Jahre weit weg. Es ist bedingt von der nationalen Buße
Israels.
Was wir aus Mt
10:23 lernen, ist: Hier werden die
Zwölf beauftragt und niemand sonst. Sie sind es,
die keinesfalls ihren Auftrag vollendet haben würden. Es sind die
"Städte Israels", in die sie damals gesendet wurden, und nicht
die ganze Welt (damals noch nicht). Es bezog sich auf das, was sein
"zweites Kommen" gewesen wäre, das so bald schon hätte geschehen
können.
Wir sagen es nochmals: Gelesen im Licht von Apg
3 ist Mt
10:23 kein Problem mehr, das zu lösen wäre, sondern
es ist eine Schriftstelle, die wir zum Verständnis anderer
Schriftstellen brauchen. Sie ist kein Argument für die Gegner
unserer "seligen Hoffnung", die behaupten, der Herr sei bereits
gekommen.
"Denn es wird geschehen, dass der Menschensohn kommt (im Begriff
ist zu kommen) in der Herrlichkeit seines Vaters mit
seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach
seinem Tun. Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige
hier, die werden den Tod nicht (keinesfalls) schmecken, bis sie den
Menschensohn kommen sehen (könnten) in seinem Reich."
Hier ist wieder (1) von der Nähe des Kommens die Rede. Es ist nicht
die Zukunftsform des Verbs für 'kommen' sondern die Gegenwartsform,
und das Verb ist mello (im Begriff
sein) und die Infinitivform des Verbs erchomai (kommen),
deshalb die oben in Klammern eingefügte Übersetzung.
Außerdem ist hier (2) die Gewißheit der doppelten Verneinung, die
'keinesfalls' anstatt einfach 'nicht' darstellt. Diese Wendung wird
zur absoluten Feststellung des Tatbestands gebraucht, dass einige
der Umstehenden auf keinen Fall sterben, bevor sie möglicherweise
die Erfüllung des verheißenen Kommens sehen.
Die sogenannte "Vorschattung" oder die Darstellung dieses Kommens,
die sechs Tage später stattfand, brauchte keine so starke Beteuerung
wie sie hier ausgesprochen ist, die erst recht nicht auf ein damals
noch mehr als neunzehnhundert Jahre entferntes Kommen bezogen sein
kann. Außerdem ist die Aussage so sicher, dass Ungläubige sich
erdreistet haben, das Ausstehen der Wiederkunft damit zu erklären,
dass sie behaupten, der Herr hätte seine Jünger belogen.
Insofern sitzen Theologen und Ungläubige in einem Boot. Die einen
lehnen die Auslegung der Futuristen ab, indem sie behaupten, der
Herr sei bei der Zerstörung Jerusalems gekommen, die andern halten
die Aussage des Wortes aufrecht, aber sie führen die andere Tatsache
ins Feld, dass der Herr noch nicht gekommen ist.
Indem man das Gleichnis von der königlichen Hochzeit, und seine
Erfüllung in der Apostelgeschichte ignoriert, macht man aus der
Schrift ein Chaos. Beide Richtungen von Auslegern sind "Toren, zu
trägen Herzens, '‘'ALL dem zu glauben , was die
Propheten geredet haben."
Aber beide ignorieren gleichermaßen, (3) die nicht übersetzbare
Partikel "an", die die folgende Aussage einschränkt und konditional
macht, im Gegensatz zu der Bestimmtheit der Tatsache, dass einige
nicht sterben würden, bevor die noch offene Bedingung (der
nationalen Buße) entschieden wäre.
Die Schrift ([Mt 18:28]) ist aber völlig zuverlässig: Einige von den
Umstehenden starben tatsächlich nicht, bevor sie den Herrn in der
Herrlichkeit seines Königreiches hätten kommen sehen können, wenn
Israel auf den Bußruf des Petrus in Apg
3 hin Buße getan hätte.
Es ist wahr, dass die Verklärung (wie oben ausgeführt) eine
Darstellung dessen war, wie die künftige Herrlichkeit sein würde.
Das bezeugt Petrus (2Petr
1:16). Aber die Verklärung erfüllt noch nicht Mt
16:27.28, denn dabei gab es weder ein Kommen des Herrn "mit
seinen Engeln", noch ein "Vergelten" - "einem jeden nach seinem
Tun."
"Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an
nicht (keinesfalls) sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt
im Namen des Herrn!"
Hier haben wir wieder die völlige Gewissheit im ersten Satzteil und
die Ungewissheit im zweiten. Es war zweifellos diese Gewissheit, die
seine Jünger veranlasste, ihn auf die Gebäude des Tempels aufmerksam
zu machen, als er ihn verließ (Mt
24:1). Das wiederum hat dann den Herrn bewogen, näher zu
erklären, was mit diesem Wort "euer Haus soll euch wüst gelassen
werden" (Mt
16:38) gemeint war.
Der zweite Satzteil ist durch die Partikel "an" eingeschränkt. Er
weist wieder auf die noch offene Bedingung der
nationalen Buße, die es eines Tages bereit sein läßt, zu sagen:
"Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!"
"Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird
nicht (keinesfalls) vergehen, bis es alles geschieht (geschehen
könnte)."
Hier finden wir wieder die göttliche Zusage der wichtigen Wahrheit
des ganzen Satzes und dieselben beiden Worte in den beiden
Satzteilen. Im ersten haben wir die betonte Gewissheit,
dass diese Generation noch leben wird, wenn die im
zweiten Satzteil genannte noch offene Bedingung
erfüllt wäre.
Wir hätten früher diesen Punkt nicht mit solchem Nachdruck zu
behandeln brauchen, um die genaue Bedeutung des Verbs für das
Aufkommen des ersten Zeichens der Trübsal herauszuarbeiten. Denn es
ist wieder dieselbe Partikel "an", die den ganzen zweiten Satzteil
einschränkt, (weil es abhängig war von der nationalen Buße in Apg
3:19-26). Hätte die Nation damals Buße getan, dann
wäre alles, was die Propheten geredet hatten, damals erfüllt worden,
und diese Generation wäre nicht vergangen, ohne die
Erfüllung zu erleben.
In einem früheren Abschnitt haben wir uns ausführlich mit dieser
letzten großen prophetischen Rede des Herrn auf dem Ölberg befasst.
Dabei haben wir gesehen, dass alles ausgesetzt wurde,
nachdem das erste Anzeichen seines Beginns stattgefunden hatte, - weil
die Bedingung der nationalen Buße nicht erfüllt worden war.
Wir können die Zuhörer nicht ausschließen, wenn der Satz in der
zweiten Person steht, also wenn der Herr die um ihn Stehenden mit
'ihr', 'euer' oder 'euch' anredet. Wir können uns nicht vorstellen,
dass der Herr dabei nicht die Zuhörer gemeint haben könnte, sondern
uns heute oder eine Generation, die in noch weiterer Zukunft leben
wird. Es ist zutreffend und viel einfacher, wenn wir die Reden des
Herrn wörtlich auffassen. Und das können wir sofort, wenn wir sie
chronologisch behandeln und den echten Einschnitt sehen, der in [Apg
3:19]-26 und Apg
28 so auffallend vorliegt.
Wenn wir das tun, dann haben wir gleichzeitig eine Antwort für
diejenigen, die meinen, die Verse (Mt
16:29-31; Mk
13:24-27; Lk
21:25-28), die vom tatsächlichen Kommen des Menschensohns in
Macht und Herrlichkeit sprechen, bezögen sich auf die Zerstörung
Jerusalems; denn wir sehen, dass nichts von dem, was bei diesem
wichtigen Ereignis geschah, auch nur entfernt die klaren,
ausdrücklichen und ernsten Worte des Herrn erfüllt hat. Damals war
alles nahe bevorstehend. Es kann nicht sein, dass die vielen und
wiederholten Ermahnungen zu "wachen" nicht denen gegolten hätten,
die sie hörten, sondern nur uns gelten würden! Die Zuhörer, die
diese Befehle so oft ausgesprochen hörten, können nicht
ausgeschlossen werden, als wären sie nicht gemeint. Wenn sie aber
gemeint waren, wie sollte es dann anders zu verstehen sein, als wir
darzustellen bemüht sind?
Sicher ist allerdings, dass die Erklärung der Ermahnung zur
Wachsamkeit und all der andern Ausdrücke, die wir betrachtet haben,
sich zwar ausschließlich auf die Zuhörer bezieht, dass aber die
Anwendung auf uns heutzutage ebenfalls unverzichtbar ist.
Weitere Worte
des Herrn
Noch einige andere Worte des Herrn (in den drei ersten Evangelien)
sind im Zusammenhang mit diesem viermaligen BIS zu
betrachten:
Lk 18:7.8
"Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu
ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen?
Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in
Kürze" (griech. en tachei, wie
in Offb
1:1).
Hier spricht der Herr wieder zu Israel. Zur Erklärung dieser Verse
ist zu sagen: Die Zeit, Recht zu schaffen, stand
damals nahe bevor. Aber da Israel nicht Buße getan
hat, als Petrus in Apg
3 dazu aufrief, ist es ausgesetzt
worden und ist nun etwas, das noch
aussteht, aber gewiss geschehen wird (vgl. 2Thes
1:4-10).
Die Frage am Ende dieser beiden Verse wird in der Zukunft eine
ebenso ernste Antwort finden, wie sie es in der Vergangenheit
gefunden hätte, wenn die Bedingung erfüllt worden wäre. "Doch wenn
der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf
Erden?"
Mt 19:28
Die Wiedergeburt, von der der Herr hier spricht, gehört zu der
gleichen "Zeit der Erquickung" oder der "Zeit, in der alles
wiedergebracht wird", so heißt es in Apg
3:19.21. In Mk
10:30 und Lk
18:30 wird davon als der "zukünftigen Welt"
gesprochen. (eigentlich "die Welt, die im Begriff ist zu kommen"
auch "kommender Äon").
Die Gleichnisse von den anvertrauten Pfunden (Lk
19:12-27), den bösen Weingärtnern (Mt
21:33-46; Mk
12:1-12; Lk
20:9-19) und der königlichen Hochzeit (Mt
22:1-14) betreffen alle die gleiche Endabrechnung, die an einem
nicht fernen Tage stattfinden sollte.
Das Gleichnis vom Hausverwalter
betont ganz besonders das unmittelbare Bevorstehen
des Kommens des Herrn als Grund zur Wachsamkeit dieser
Generation (Mt
24:43-51; Mk
13:34-37; Lk
12:39-46). Was wäre sonst die Sünde des Mannes gewesen, der
sagte: "Mein Herr kommt noch lange nicht..."?
Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen
(Mt
25:1-13) hat seine ganze
Aussage in dem Wort "wachet" und wendet sich
speziell an die, die den Herrn reden hörten: "Darum wachet, denn
ihr wisst weder Tag noch STUNDE (nicht Jahr oder Jahrhundert),
in der der Menschensohn kommen wird (Mt
25:13).
Der letzte Auftrag an die Apostel
Mt 28:19.20; Mk
16:15-20; Lk
24:47
In Verbindung mit dem
damals nahe bevorstehenden Kommen des Menschensohnes erhalten
diese Worte eine verständliche Bedeutung vor
allem für die, "die es gehört haben", also zu denen der Herr diese
gesagt hat. (Die Anwendung für uns steht hier nicht zur Debatte.)
Wir müssen die Worte in dem Sinne erklären, wie sie von den Zuhörern
verstanden werden mussten, und diesen Sinn konnten sie für niemand
anders haben. Die Zusage des Herrn, bei ihnen zu sein, gilt für
"alle Tage bis an das Ende der Welt" aber der griechische Text sagt:
"bis zum Ende des Äons", das ist das Zeitalter oder die
heilsgeschichtliche Phase.
Mit diesen Worten muss man Röm
10:18 und Kol
1:6 lesen, aber diese Schriftstellen lassen sich
besser in Verbindung mit einem weiteren Abschnitt unserer Abhandlung
betrachten: "Gott hat dazu Zeugnis gegeben", zu dem, das "bekräftigt
wurde durch die, die es gehört haben", was der Sohn gepredigt hat.
Und was sie noch hörten, muss bis zur Betrachtung der Worte des
Herrn im Evangelium nach Johannes aufgespart werden, das wir im
nächsten Abschnitt aufgreifen wollen.
i)
Das Evangelium nach Johannes
Es wird allgemein anerkannt, dass das Johannes-Evangelium später als
die drei ersten Evangelien geschrieben wurde. Manche datieren es
besonders spät, kurz vor das Ende des ersten Jahrhunderts, aber das
halten die meisten doch für zu spät angesetzt. Auch hier gilt, was
wir schon zu 1Jo
2:18 gesagt haben: Es gibt starke Hinweise darauf,
dass, es wie die Briefe kurz vorm Ende dieser heilsgeschichtlichen
Phase geschrieben wurde, also kurz vor der Zerstörung Jerusalems.
Das Zeugnis des Johannes darüber, was er vom Herrn gehört hat, hat
in unseren Betrachtungen jedenfalls einen wichtigen Platz.
Im allerersten Kapitel steht die Verkündigung eines offenen Himmels
(V. 51). Das ist im Gespräch unseres Herrn mit Nathanael und ist die
erste von fünfundzwanzig eindrucksvollen Äußerungen, die mit dem doppelten
Wahrlich beginnen (zehn davon hat er zu seinen
Jüngern gesprochen, und fünfzehn zu anderen Menschen). "Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen
sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren
über dem Menschensohn" (Joh
1:51).
Viele Jahre lang war der Himmel verschlossen gewesen. Kein
himmlischer Besucher war mehr gesehen worden, seit Daniel den
Auftrag erhielt, zu versiegeln, was er geschaut hatte. Kein Prophet
war mehr in Israel zu hören gewesen, seit Maleachi die Reihe der
prophetischen Schriften abgeschlossen hatte. Aber jetzt
war die Zeit nahe, dass alles erfüllt werden sollte, was die
Propheten geschrieben hatten. Die Knechte waren
ausgesandt, "die Gäste zur Hochzeit zu laden" (Mt
22:3).
Der Wechsel der
heilsgeschichtlichen Phasen soll durch einen offenen
Himmel gekennzeichnet werden. "Wahrlich, wahrlich,"
ist die eindrucksvolle Ankündigung nicht von etwas in einer fernen
Zukunft, vielleicht zwei Jahrtausende später als damals, nein jetzt
- (gr. ab' arti) "von nun an". (Luther, Rev. 84
hat diese drei Wörter nicht mehr.) Ob es im Text beibehalten wird
oder nicht, die Aussage bleibt gleich. Es war etwas, das Nathanael
und andere, die dem Herrn zuhörten, sehen würden. Er sollte dabei
sein, wenn himmlische Besucher himmlische Geschehnisse verkündigen
würden.
Das war vorausgesagt worden. Die Propheten hatten bezeugt, dass sein
Kommen mit seinen heiligen Engeln geschehen sollte.
(Sach
14:5; Mk
8:38; Lk
9:26). Begegnungen mit Engeln hatten schon Joseph (Mt
1:20.24; Mt
2:13.19), Zacharias (Lk
1:11), Maria (Lk
1:26) und die Hirten (Lk
2:10) Außerdem kamen Engel und dienten dem Herrn selbst (Mt
4:11; Lk
22:43).
Es war in der Tat das Kommen des Herrn, aber zuerst musste er
leiden, bevor er in seine Herrlichkeit einging. Das war immer eng
miteinander verbunden. Als er zum ersten Mal von seinen Leiden
sprach (Mt
16:21), geschah es im unmittelbaren Zusammenhang mit der
Herrlichkeit (Mt
16:27). Unterwegs nach Emmaus fragte er die Jünger: "Musste
nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" (Lk
24:26).
Darauf bezieht sich der Heilige Geist bei der Verheißung der
kommenden Herrlichkeit: "Gott aber hat erfüllt, was er durch den
Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: dass Christus
leiden sollte. So tut nun Buße..." (Apg
3:18.19).
Nichts konnte die kommende Herrlichkeit
aufhalten, als allein Israels ausbleibende Buße. Der neue Bund war
geschlossen zur Vergebung der Sünden (Mt
26:28). "So tut nun Buße und
bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden" (Apg
3:19).
Die anderen Knechte (aus Mt
22:4) waren jetzt unterwegs, ausgesandt mit der
erneuten Einladung: "... alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!" Es
fehlte nichts als Israels Umkehr. Das war die einzige Bedingung
für die nationale Segnung. "Die Herrlichkeit danach" (1Petr
1:11) und die "Errettung" waren bereit, "dass sie offenbar
werden" (1Petr
1:5). Das ist der Grund, warum im Evangelium nach Johannes das Ende
als sehr nahe betrachtet wird. Der erste Hinweis
darauf ist wieder durch "Wahrlich, wahrlich" eingeleitet. (Joh
5:25): Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es
kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören
werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die
werden leben." (d. h.: wieder leben im
Auferstehungsleben).
Nichts konnte das aufhalten, als die Ablehnung des Königs und des
Königreichs; und in diesem frühen Abschnitt des Dienstes des Herrn
deutete noch nichts darauf, welches Ergebnis die Ausrufung haben
würde. Hätte das Volk dem Bußruf Johannes des
Täufers und des Herrn gehorcht, dann hätte die Auferstehung der
Gerechten als eines der Ereignisse stattgefunden. Sie gehörte zu dem
allen, "wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen
Propheten von Anbeginn", wie Petrus bezeugt. Auch Paulus wartete
darauf (Apg
24:15; 1Thes
4:16).
Während in den anderen Evangelien die Erklärungen das kommende Gericht betreffen,
ist bei Johannes dieses Gericht mit "Auferstehung"
verbunden; denn beide hängen eng zusammen. Hier in Joh
5, wo der Herr von Auferstehung spricht, kommt er auch sofort
auf das Gericht zu sprechen. (Joh
5:27).
Interessant sind in diesem Zusammenhang die beiden Würdenamen des
Herrn, die zeigen, in welchem Verhältnis er zu beiden steht. Als der
vom Tode erweckt, ist er der Sohn Gottes. Als
der Richter der Menschen ist er der Menschensohn.
Ebenso bezeugt es Paulus in Apg
17:31: "Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den
Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen MANN, den er
dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er
ihn von den Toten auferweckt hat."
Die Stunde ist
schon jetzt, sagt der Herr in Joh
5:25. Die Zeit oder die heilsgeschichtliche Phase ist schon
gekommen. Er, der Richter der Menschen, war ja anwesend, als der
Sohn Gottes mit der Macht über den Tod und als der
Menschensohn mit der Autorität, die Lebenden und
die Toten zu richten.
In Joh
5:26-29 nennt er den Grund dafür: "Denn wie der Vater das Leben
hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu
haben in sich selber; und er hat ihm die Vollmacht gegeben, das
Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch
darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den
Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die
Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan
haben, zur Auferstehung des Gerichts."
Es gibt keinen unter unsern Lesern, der nicht wüsste, von was für
einer Auferstehung hier die Rede ist. Es ist eine wirkliche, buchstäbliche
Auferstehung von Leuten, die gestorben und begraben
waren. Es ist keine geistliche Auferstehung, wie manche meinen. So
besehen wird Joh
5:24 in seiner damals wörtlichen Bedeutung klar,
während seine Anwendung auf die Gläubigen von heute dadurch nicht
beeinträchtigt wird.
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt
dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht
in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben
hindurchgedrungen."
Dieses nur Hindurchgehen, von dem die Schrift
weiß, ist das Hindurchdringen in das Leben durch die
Auferstehung, nicht durch den Tod. Das letztere ist eine neue,
aus dem Spiritismus abgeleitete Auffassung! Für jene, die das Wort
hörten, als der Herr Jesus es aussprach, und es aufnahmen und an den
Vater glaubten, der den Sohn gesandt hatte, gab es keine Herrschaft
des Todes mehr. Das ist die große, wunderbare Tatsache, die in Joh
11:24.25 dann noch klarer und ganz eindeutig herausgestellt
wird. Dort erklärt der Herr (wie wir in einem früheren Abschnitt
ausgeführt haben), dass er "die Auferstehung“ ist, und dass deshalb
Gläubige, auch wenn sie sterben, im Auferstehungsleben wieder
lebendig sein werden. Außerdem erklärt er, dass er das
Leben ist, und dass deshalb die Lebenden gar nicht
sterben werden.
Hätte das Volk Buße getan, dann hätten sich alle Prophezeiungen der
Schrift erfüllt, einschließlich Auferstehung und Gericht; aber die
Gläubigen befanden sich in einer neuen Lage: Sie waren schon Kinder
der Auferstehung, waren erleuchtet worden, sie hatten die
himmlische Gabe geschmeckt, hatten Anteil bekommen am Heiligen Geist
(oder an der Kraft aus der Höhe in der Gabe des Heiligen Geistes),
sie hatten das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt
(des zukünftigen Äons) geschmeckt (vgl. Hebr
6:4).
Paulus entfaltete dieses "gute Wort Gottes" in seinem allerersten
Brief (1Thes.),
und bestätigte denen, "die das Wort aufgenommen" hatten, dass es
eine neue Hoffnung für sie gab. Wenn sie starben, waren sie der
Auferstehung gewiss, während die Lebenden ihnen nicht zuvorkommen
würden. Sie würden zuerst auferstehen, und dann würden beide Gruppen
dem Herrn entgegen entrückt werden.
Der Stachel des Todes ist für sie verschwunden zumindest als sichere
und völlig gewisse Hoffnung, und ein glorreicher Sieg über das Grab
erwartet sie. Der zukünftige Äon, soeben im
Begriff offenbart zu werden (Hebr
2:5), war voller herrlicher und seliger Hoffnung. Nicht
den Engeln sollte es gelten, sondern
den Söhnen der Auferstehung (1Kor
6:2.3).
Es war gut möglich, dass viele, die das Wort des Herrn gehört
hatten, noch leben und übrigbleiben würden bis ans Ende des
Zeitalters (der heilsgeschichtlichen Phase), und so in die
Herrlichkeit des zukünftigen Äons, das zu kommen im Begriff war, wenn
das Volk Buße getan hätte, als "die anderen Knechte" dazu
aufriefen (Mt
22:1.2 und Apostelgeschichte).
Petrus fragte, als der Herr ihn über die Art seines Todes
informierte, was denn mit Johannes geschehen werde. "Herr, was wird
aber mit diesem?", damit meinte er Johannes. Der Herr antwortete: Wenn
ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Deshalb
kam unter den Jüngern das Gerücht auf, dieser Jünger stirbt nicht.
Aber Jesus hatte nicht gesagt, dass er nicht sterbe, sondern "Wenn
ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was
geht es dich an?"
Sobald wir einsehen, dass hier von dem "Kommen" als einem Ereignis
die Rede ist, das innerhalb der Lebensspanne dieser damaligen
Generation geschehen konnte, werden die verschiedenen Auslegungen
zunichte, stattdessen liegt, was geschrieben steht, mit seiner
klaren und einfachen Aussage vor uns.
Weil der Herr kaum gemeint haben kann, Johannes solle ungefähr
zweitausend Jahre oder länger am Leben bleiben, waren die Theologen
nicht fähig, diese Worte einfach so zu begreifen, wie sie gesagt
waren. Wenn wir aber einmal einsehen, dass das Kommen des Herrn
durchaus in der Lebenszeit zumindest einiger Jünger (von denen
Johannes einer war) geschehen konnte (Mt
16:27.28), dann löst sich das Geheimnis von allein.
Petrus wusste von sich, dass er sterben würde. Es war ihm
ausdrücklich gesagt. Das bezeugt er selber (2Petr
1:14.15). Daher seine impulsive Neugier, was mit Johannes werden
solle. Die etwas verschleierte Erwiderung des Herrn war ein Dämpfer
auf seine zudringliche Frage. Wie aus Mt
16:27.28 eindeutig hervorgeht, haben aber die Jünger
offensichtlich verstanden, dass der Herr gemeint hatte, Johannes
werde vor der Wiederkunft des Herrn nicht sterben. Auch hier ist die
Sprache klar und einfach: "Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich
komme...". Es ist nicht zu verwundern, dass die Jünger, die das
gehört hatten, was in Mt
16:27.28 steht, die Worte von Joh
21:22.23 genau gleich verstehen mussten.
Dass Johannes noch lebte und übrig blieb, (wie der Herr später in Joh
11:24-26 sagt und in 1Thes
4:16 der Heilige Geist durch Paulus), legt die
Wahrscheinlichkeit nahe (und unterstellt es nicht nur als möglich),
dass Johannes einer von denen wäre, die "den Tod nicht schmecken".
Der Herr verneint es nicht, aber noch weniger deutet er an, dass
Johannes mehr als neunzehnhundert Jahre alt werden solle.
Wenn Paulus die Thessalonicher als "die das Wort aufgenommen haben"
(vgl. die gleiche Ausdrucksweise in Apg
2:41 und 1Thes
2:13) anredet und sagt, "wir, die wir leben und übrig bleiben"
(bis zum Kommen des Herrn), dann mussten die Jünger die Worte des
Herrn über Johannes auch so aufgefaßt haben.
Auferstehung, Gericht, der Jüngste Tag
In diesem Evangelium (denn es war Johannes selber, der diese Worte
niederschrieb) sind drei Begriffe in den Reden des Herrn ständig
miteinander verbunden: die Auferstehung, das Gericht und der Jüngste
(gr. eschaton - 'der letzte') TAG"
Der Ausdruck der Jüngste Tag ist
eine Eigenart des vierten Evangeliums. In den andern Evangelien
heißt es der Tag, der Tag des Gerichts oder das Ende
der Welt (des Äons); d.h.: das Ende der
heilsgeschichtlichen Phase (des Zeitalters) deren Tage zur Neige
gingen. Diese Bezeichnungen, und die damit verbundenen Aussagen kann
man unmöglich auf das, heute noch in der Zukunft liegende Ende der
materiellen Schöpfung beziehen, damals noch zweitausend Jahre
entfernt.
Alles, was da gesagt wurde, war nicht nur Prophetie, sondern praktische
Anweisung, speziell auf die damals gegenwärtige
Zeit bezogen und besonders für die wertvoll und
wichtig, die es hörten. All diese verschiedenen Wendungen, die mit
der Parusie zusammenhängen, sind gleichbedeutend und zeitgleich; und
sie sind mit dem Ende des Äons verknüpft und
mit dem, was der Herr als diese Generation
bezeichnet.
Bei Johannes gehen die Gedanken an Gericht und Auferstehung immer
mit dem anstehenden Ende der für Israel wichtigen
heilsgeschichtlichen Phase einher. Man beachte deshalb, wie
beharrlich der Herr davon spricht.
-
-
"Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass
ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat,
sondern dass ich's auferwecke am Jüngsten
Tage" (Joh
6:39).
-
-
"Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn
sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde
ihn auferwecken am Jüngsten Tage" (Joh
6:40).
-
-
"Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der
Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am
Jüngsten Tage" (Joh
6:44).
-
-
"Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er (Lazarus)
auferstehen wird - bei der Auferstehung am
Jüngsten Tage" (Joh
11:24).
-
-
"Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat
schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das
wird ihn richten am Jüngsten Tage" (Joh
12:48).
Ein Kind würde mit aller Natürlichkeit verstehen, dass der Herr hier
lebenswichtige Anweisungen von praktischer Bedeutung für seine
Zuhörer gab, und dass er von etwas sprach, das nahe
bevor stand und nicht von etwas in
ferner Zukunft, viele Jahrhunderte später.
Wenn man die Worte selbst betrachtet, und spätere Offenbarungen
beiseite lässt, dann kann man gut verstehen, dass viele folgern und
glauben konnten, der Herr sei wirklich am Ende dieses Äons (oder
dieser heilsgeschichtlichen Phase) gekommen, die mit der Zerstörung
Jerusalems endete. Die aber das meinen und lehren, lassen alle die
ernste Möglichkeit außer acht, die der Herr selbst eindeutig nannte,
und die später Petrus in Apg
3:19-26 frei und öffentlich ausrief.
Wenn Gott die nationale Buße Israels nicht zur
Bedingung gemacht hätte, unter der er ihre Sünden
tilgen, Jesus Christus senden und alles erfüllen werde, was die
Propheten verkündet hatten, dann gäbe es wenigstens Grund zu dem
völlig irrigen Glauben, Christus sei gesandt worden und tatsächlich
gekommen, als Jerusalem zerstört wurde.
Aber es ist nicht möglich, diese wichtigen Stellen aus der Schrift
heraus zu sezieren, und die Bibel so zu lesen, als gäbe es diese
Aussagen nicht. Wir haben niemanden gefunden, der sich auf Apg
3 bezieht und darum obengenannte falschen Lehren
vertreten muss. Aber Apg
3 wird gleichermaßen von Vielen außer acht
gelassen, die heute auf das Kommen des Herrn zur Vollendung derer
warten, die diese "selige Hoffnung" haben. Sie ignorieren nicht nur Apg
3, sondern all die Worte des Herrn, die wir jetzt betrachten
wollen, wie sie in den Evangelien festgehalten sind.
All die Spaltungen unter den Christen über dieses große und wichtige
Thema, und die unterschiedlichen Meinungen über das "zweite Kommen"
lassen sich auf diese Vernachlässigung von Apg
3 und Apg
28 zurückführen. Hieraus entspringt ihr falsches
Verständnis über Sinn und Inhalt der ganzen Apostelgeschichte, indem
man selige Wahrheiten in sie hinein liest, die erst nach dem Ende
dieser heilsgeschichtlichen Phase, von deren letzten Tagen der Herr
so häufig gesprochen hat, offenbart worden sind.
Sie sehen nicht, dass die Seligkeit, die bereit ist,
dass sie offenbar werde, und die folgende Herrlichkeit nur
eine Voraussetzung hatten: die nationale Buße Israels. Weil
die aber ausblieb, hat sich alles verzögert, ist alles ausgesetzt
worden, und wir haben die nächste Offenbarung über das, was "seine
herrliche Gnade" betrifft. Wen will es da noch wundern, dass diese
herrliche Gnade nicht gewürdigt, oder auch nur verstanden wird, und
dass alles in den Köpfen durcheinander gerät, wenn wichtige Aussagen
der Schrift so unbeachtet bleiben?
Wie könnten solche Leute zum Beispiel mit dem Wort des Herrn in Joh
12:31, "Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt (gr. kosmos); nun
wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden." etwas anfangen?
Der Heilige Geist war zu Pfingsten gesandt worden, um der Welt die
Augen aufzutun über das Gericht: dass der Fürst
dieser Welt (gr. kosmos) gerichtet
ist (Joh
16:11). Das bezieht sich nicht auf eine nur geistliche
Veränderung in der Weltgeschichte. So etwas würde der eindeutigen
Erklärung des Herrn niemals genügen, dass kurz bevor stand, was er
sagte, und dass die Zeit begonnen hatte, die mit dem Gericht und dem
Hinauswurf Satans enden würde. Aber auch das ist natürlich mit
ausgesetzt worden, und eine spätere Offenbarung ist uns gegeben, die
uns sagt, wie es schließlich geschehen wird (Offb
12 u. 13).
Unser Herrn spricht von der Durchführung eines bestimmten und
letzten Gerichts, das damals bald hätte stattfinden können. Satan
war dabei, den großen Konflikt der Weltgeschichte auf die Spitze zu
treiben. Er trachtete dem Herrn in Bethlehem nach dem Leben, stritt
gegen ihn in der Wüste, bekämpfte ihn auf Leben und Tod im Garten
Gethsemane, ergriff Besitz von Judas für dessen Verrat. Schließlich
sah er ihn am Kreuz hängen und ins Grab gelegt werden.
Aber sein Sieg sollte nur von kurzer Dauer sein. Durch seinen Tod
vollendete der Herr die Niederlage dessen, "der Gewalt über den Tod
hatte" (Hebr
2:14). Dieser wunderbare Ausgang des großen Streits sollte
deshalb bald auf Satans letztes Bemühen, Gottes Ratschluss zu
vereiteln, folgen.
Nichts hinderte die große Endabrechnung als der
Unglaube und die Unbußfertigkeit Israels. Aber wir
wissen, dass das alles ausgesetzt wurde. Zweifellos war es auch
Satans Bemühen, das darauf abzielte, Israel in der Phase der
Apostelgeschichte blind zu machen. Paulus konnte bezeugen Satan
hat uns gehindert und durch sein eifriges
Einwirken, das in der ganzen Apostelgeschichte beobachtet werden
kann, gelang ihm ein Aufschub des Endes, das ihm
bestimmt war. Satan war am Kreuz gerichtet worden. Dort war ein
Urteil gefällt worden, aber die Vollstreckung muss
noch erfolgen, der Thronräuber auf die Erde geworfen werden und
dann von der Erde in den Feuersee.
Die Worte des Herrn in Joh
16 beziehen sich auch auf die damals
unmittelbar bevorstehende Vollstreckung dieses Urteils, aber
es wird darin keinerlei Hinweis auf eine mögliche Aussetzung
gegeben. Das konnte damals auch nicht geschehen, wenn wir die
Umstände berücksichtigen. Nein, der Herr kam nicht bei der
Zerstörung Jerusalems, denn Satan ist noch nicht hinausgestoßen
worden. Die gewisse Erfüllung von Offb
12 und 13 steht noch aus und wird
am Tage des Herrn geschehen. Der Herr sah es als Vision und so
ist Lk
10:17 mit Joh
12:31 und Joh
16:11 verknüpft, und wir können uns nicht
vorstellen, wie eine andere Interpretation allen Ansprüchen dieser
Schriftstellen gerecht werden könnte.
Der Herr sprach von seiner Wiederkunft immer als sehr nahe. Er
setzte voraus, dass Israel Buße tun werde. Er sagte: "Und wenn ich
hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch
zu mir nehmen" (Joh
14:2). Da sprach er nicht von etwas, das möglicherweise mehr als
neunzehnhundert Jahre lang nicht stattfinden könnte. Er sprach ihnen
zum Trost; und es wäre lieblos und ein schwacher Trost gewesen, wenn
er auf die damals weit entfernte Zukunft verwiesen hätte.
-
-
"Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu
euch" (Joh
14:18).
-
-
"Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin
und komme wieder zu euch" (Joh
14:28).
-
-
"Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr
sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich
sehen" (Joh
16:16).
-
-
"Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch
wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen" (Joh
16:22).
Das Wiederkommen, von dem hier die Rede ist, betrifft immer ein und
dasselbe Ereignis, und von dem wurde damals als nahe bevorstehend
gesprochen. Diese Worte, ihres einfachen Sinnes beraubt (ohne Bezug
auf Apg
3 gelesen), waren der ganze Grund für die
Verwirrung. Die Apostelgeschichte macht es uns möglich, sie alle so
zu verstehen, wie sie gesagt wurden. Sobald wir aber Apg
3 ausschließen, wird es uns unmöglich, sie so zu
verstehen, wie die Jünger sie verstanden haben müssen. Für sie muss
es eine kurze und vorübergehende Abwesenheit des Herrn gewesen sein,
zwischen seinem Weggang zum Vater und der verheißenen Wiederkunft.
Jedenfalls wurde vom Kommen des Herrn ebenso definitiv gesprochen
wie von seinem Weggang; und da keine solche Wiederkunft bei der
Zerstörung Jerusalems geschah, muss sie verschoben worden sein, bis
die Buße Israels als Voraussetzung erfüllt
sein wird.
Für die Zwischenzeit haben wir die besondere Offenbarung der
Aus-Auferstehung vom Tode, und von unserm Ruf in die Höhe. Deshalb
haben wir bereits unser Bürgerrecht im Himmel und wir erwarten den
Heiland, der von dort kommen wird und "unsern nichtigen Leib
verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leib".
Das ist unsere "selige Hoffnung" (Phil
3:11-21).
II. Die Früh-Briefe des Apostels Paulus
Wenn wir uns jetzt den Briefen des Paulus zuwenden, dann müssen wir
sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge behandeln, und sie in zwei
Kategorien einteilen frühere und spätere.
Die Reihe der früheren Briefe ist vor Apg
28 geschrieben worden. Die späteren Briefe sind
nach der formellen Zurückweisung, die auf die Proklamation durch
Petrus und die Zwölf erfolgte, geschrieben worden. Die Proklamation
enthielt das Angebot des Königs und des Königreichs während dieser
Phase, also während der Zeit der Apostelgeschichte.
Diese beiden Reihen sind gleich wichtig, aber trotzdem voneinander
verschieden. Zusammen stehen sie in einer anderen Kategorie als die
apostolischen Briefe von Petrus, Jakobus, Johannes und Judas.
Obwohl die genaue Reihenfolge der einzelnen Bücher des Neuen
Testaments nicht mit der Autorität von Manuskripten belegt werden
kann, gibt es doch keinen Zweifel über die Reihenfolge der fünf
Gruppen, in die sie in den besten und ältesten Manuskripten
eingeteilt werden. Es gibt auch keinen Zweifel über die Reihenfolge
innerhalb der Gruppe Paulinischen Briefe. Die derzeitige Reihenfolge
der Bücher des Neuen Testaments in der englischen und allen modernen
Versionen ist von der lateinischen Vulgata übernommen, deren
Anordnung als Vermächtnis des Hieronymus für alle späteren
Generationen festgelegt ist.
Aus der heutigen Anordnung der Bücher in unseren Bibeln erfahren wir
also nichts über die Reihenfolge ihrer Entstehung. Die einzig
sicheren Daten hierüber sind folgende:
In allen besten und ältesten Manuskripten sind die einzelnen Bücher
in fünf Gruppen eingeteilt:
- Die vier Evangelien.
- Die Apostelgeschichte.
- Die Apostolischen Briefe.
- Die Paulinischen Briefe.
- Die Apokalypse.
Die Adressaten
Obwohl die Reihenfolge der Bücher in der ersten und dritten Gruppe
variiert, ist sie in der vierten Gruppe immer konstant. Die
Paulinischen Episteln sind (im Unterschied zu den Briefen an
Einzelpersonen und an die Hebräer) nie in einem griechischen
Manuskript in anderer Reihenfolge gefunden worden, wie wir sie heute
in unsern Bibeln haben.
Was immer über die chronologische Reihenfolge gelehrt werden mag (d.
h.: die Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden), die gültige
Anordnung für uns heute, ist deshalb die kanonische Ordnung. Sie
beginnt mit dem Brief an die Römer und endet mit dem 2. Brief an die
Thessalonicher. Es ist nicht so, dass eine Anordnung richtig wäre
und eine falsch. Beide sind richtig, keine ist falsch.
Beide sind wichtig, aber nicht gleichgewichtig. Die chronologische
Anordnung bietet nämlich eine Fülle höchst wichtiger Informationen
für alle, die sich für die heilsgeschichtlichen Phasen
interessieren. Die kanonische Ordnung ist voller tiefgehender
Informationen, was Lehre und Erfahrung betrifft. Wir können keine
vernachlässigen oder ignorieren, ohne vor Gott Schuld auf uns zu
laden und uns selber Eintrag zu tun.
Für die ursprünglichen Empfänger hatte die zeitliche Reihenfolge
größere Bedeutung, war sie sogar äußerst wichtig. Aber für uns heute
ist die kanonische Anordnung die wichtigere geworden, seit das
Zeugnis abgelehnt wurde, das durch die, die es
gehört haben verbreitet worden war, und seit
daraufhin das Königreich ausgesetzt wurde.
Dieser Unterschied erweist sich in dem großen Wechsel, der
stattfand, als der Heilige Geist die Reihenfolge, in der sie uns
vorgelegt werden sollten, umkehrte: Die erste große Tatsache ist,
dass kein griechisches Manuskript eine andere Reihenfolge hat als
unsere heutige Bibel. Die zweite große Tatsache ist, dass die Briefe
an die Thessalonicher, die zuerst geschrieben wurden, am Ende
stehen.
Keiner von unsern Lesern wird diese beiden Tatsachen für zufällig
halten. Und da wir selber glauben, dass wir sie einer göttlichen
Fügung verdanken, muss es auch einen Grund dafür geben.
Zunächst fällt uns auf, dass das Warten auf Gottes Sohn vom Himmel,
und die Errettung vor dem zukünftigen Zorn eindeutig im Mittelpunkt
aller Verkündigung während dieser Phase der Apostelgeschichte
standen. Noch war Jehovas Verheißung, Jesus Christus zu senden,
nicht zurückgezogen. Noch hatte Israel die
Möglichkeit, die Erfüllung alles dessen zu sehen, was
die Propheten geredet hatten, aber nur unter der Bedingung
der nationalen Buße. Deshalb war es das Zeugnis
derer, die es gehört hatten, überall, ob
gesprochen oder geschrieben, dass das rasche Kommen
des Herrn nahe bevorstand und die Erlösung vom
zukünftigen Zorn erlebt wird während der Phase der
Apostelgeschichte.
Die Paulinischen Briefe können aus dieser Schlussfolgerung nicht
ausgenommen werden. Wenn jemand zu der Ansicht neigt, die Verheißung
von Apg
3 sei irgendwann vor Apg
28 zurückgezogen worden, dann muss er nachweisen,
wo ein derart epochemachendes Ereignis festgehalten wäre. Aber
dieser Nachweis ist unmöglich. Keine Spur davon ist zu sehen.
Tatsächlich betont es der allererste Brief, den Paulus geschrieben
hat, (1Thes
1:10), und der zweite Brief lässt sich anders gar nicht
verstehen.
Aber für uns heute ist das nicht der große und wichtige Punkt. Israel
hat nicht Buße getan, das Volk hat die gestellte
Bedingung nicht erfüllt, und nun sind die großen
Verheißungen aus Apg
3 aufgeschoben, und alle dort verheißenen
Segnungen sind vorläufig außer Kraft gesetzt.
Beginn der
Nationenphase
Die erste Frage, die sich da stellt, ist: Wo kommen wir als Gläubige
aus den Heidennationen ins Spiel? Unseren Vätern wurden doch die
"Verheißungen" nicht gemacht, die Paulus in Röm
9:3-5 beschreibt? Wir Heiden haben keinen
Anspruch auf irgendein Erbe, das Petrus in 1Petr
1:3-5 nennt. Kein Bund wurde mit Heiden
geschlossen (außer in ihrer Verbindung mit Israel).
Wo stehen wir nun? Welche Grundlage haben wir überhaupt für
irgendwelche Segnungen? - gar keine.
Unsere Position wird in Eph
2:11.12 klar definiert: "... denkt daran,... dass ihr zu jener
Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom
Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung; daher
hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne
Gott in der Welt."
Während der ganzen Apostelgeschichte konzentrierte sich alles
Zeugnis auf das Volk Israel und dessen irdische Segnungen. Der
Ölbaum stand noch. "Einige Zweige" waren ausgebrochen und heidnische
Zweige dafür "eingepfropft worden" (Röm
11:17). Jetzt aber, nachdem der Ölbaum gefällt wurde, wohin
sollen wir Gläubigen aus den Heiden eingepfropft sein? Mit oder in
wem sollen wir zu "Erben" werden?
Die Antwort ist: In Christus. Aber
diese wunderbare Wahrheit konnte nicht offenbart werden, solange der
andere Weg zur Erbschaft noch offen war! Es kann nicht zwei Wege zum
Erbe gleichzeitig nebeneinander geben!
Das bringt uns zum Geheimnis von dem allen. Es zeigt uns den Grund
für den Wechsel in der Reihenfolge der Paulinischen
Briefe. Die eine wichtige Wahrheit, die wir daraus lernen, ist,
dass wir nur in Christus unsern Stand haben,
dass unsere ganze Hoffnung nur in ihm ist,
dass unser Anspruch nicht in Abraham, Israel oder den "Vätern"
besteht, sondern "in Christus" begründet ist. In Ihm sind wir
auch zu Erben eingesetzt worden... (Eph
1:11).
Deshalb haben wir nicht mit den Briefen des Paulus an die
Thessalonicher zu beginnen, sondern mit dem Römerbrief.
Das muss für uns der Einstieg sein.
Wir können nicht nach dem Herrn Ausschau halten, bevor wir ihn
kennen. Wir müssen erst wissen, was unsere Hoffnung ist, bevor wir
auf ihre Erfüllung warten können. Wir müssen zuerst über unsern
Stand in Christus instruiert werden, bevor wir etwas davon wissen
können, was anstelle der Hoffnung von Apg
3 offenbart werden sollte.
Jetzt können wir erkennen, warum die kanonische Ordnung der
Paulinischen Epistel notwendigerweise geändert werden musste, also
warum der zuletzt geschriebene nach vorn kam und der zuerst
geschriebene nach hinten.
Wie wir oben ausgeführt haben, ist nicht eine Reihenfolge richtig
und die andere falsch, sondern beide sind richtig. Das wird vollends
klar, wenn wir sie einmal richtig einteilen.
Die kanonische Reihenfolge der Paulinischen Briefe:
A |
Römer: |
|
|
Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig
für alle, in allen Phasen der Heilsgeschichte. |
B |
1.u.2. Korinther: |
|
|
Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis
der Glaubensgrundsätze des Römerbriefs. |
C |
Galater: |
|
|
Korrektur dogmatischer Fehler im Verständnis der Lehre
des Römerbriefs. |
A |
Epheser: |
|
|
Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig
für die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses; Christus
ist das Haupt über alles, denn die Gemeinde ist sein Leib. |
B |
Philipper: |
|
|
Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis
und zur Durchführung der Lehre des Epheserbriefs. |
C |
Kolossser: |
|
|
Korrektur dogmatischer Fehler zum Verständnis der Lehre
des Epheserbriefs: "... hält sich nicht an das Haupt" |
Thessalonicher rundet das Ganze ab mit der jetzt verzögerten
Erwartung der Wiederkunft des Herrn.
Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, hier
weiter auf die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel
einzugehen. Das muss anstehen, bis wir uns an geeigneter Stelle
damit befassen. Uns geht es jetzt um die chronologische Reihenfolge,
denn die gehört zu den Grundlagen der Lehre von der Heilsgeschichte.
Paulus gehörte nicht zu denen,
die Hebr
2:3 als die bezeichnet, die es
gehört haben. Er war keiner "von diesen Männern,
die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus
unter uns ein und ausgegangen ist" (Apg
1:21). Deshalb konnte er in keiner Beziehung als einer von den
Zwölf angesehen werden. Das mindert aber die Bedeutung der
Paulinischen Epistel in keiner Weise, denn er hörte
den Herrn vom Himmel. Er war vom Heiligen Geist
inspiriert und der Herr selbst unterwies ihn nach
und nach.
Ohne etwas von der Bedeutung der kanonischen Reihenfolge der
Paulinischen Briefe zu mindern, müssen wir unser Möglichstes tun,
die wirkliche Unterweisung aus der chronologischen Reihenfolge
herauszufinden. Deshalb betrachten wir zunächst
Die
Frühbriefe des Paulus
Über die genaue Datierung der Frühbriefe des Paulus werden
unterschiedliche Meinungen vertreten. Weil es keine äußeren Belege
darüber gibt, sind alle Forscher auf die internen Belege angewiesen
und haben die gleiche Grundlage. Aber jeder kann seine eigenen
Schlussfolgerungen ziehen. Wir nennen die allgemein angenommenen
Jahreszahlen, es ist aber möglich dass künftige Forschungsergebnisse
noch Korrekturen erforderlich machen.
Die chronologische Reihenfolge:
1. Thessalonicher |
|
|
|
52 |
|
|
|
Korinth |
2. Thessalonicher |
|
|
|
53 |
|
|
|
Korinth |
1. Korinther |
|
|
|
57 (Frühling) |
|
|
|
Ephesus |
2. Korinther |
|
|
|
57 (Herbst) |
|
|
|
Ephesus |
Galater |
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57 (Winter) |
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Korinth |
Römer |
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58 (Frühling) |
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Korinth |
Apg 28:25.29 |
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62 |
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Epheser |
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62 (Frühling) |
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Gefangenschaft in Rom |
Kolosser |
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62 (Frühling) |
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Gefangenschaft in Rom |
Philipper |
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62 (Herbst) |
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Gefangenschaft in Rom |
1. Timotheus |
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67* |
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Korinth |
Titus |
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67 |
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Korinth |
2. Timotheus |
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68 |
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Rom (Gefängnis) |
Die Bedeutung der vorstehenden Tabelle mit dem Angelpunkt in der
Mitte, von dem sich alles ableitet, ist offensichtlich.
Zwischen den beiden Gefangenschaften liegen die Missionsreisen, die
Paulus gemacht oder beabsichtigt hatte und der Hinweis auf eine
zweite und spätere Inhaftierung. Die Missionsreisen, auf die sich
die Fußnote* bezieht, liegen außerhalb der heilsgeschichtlichen
Phase der Apostelgeschichte und bleiben deshalb in dem vorliegenden
Buch unberücksichtigt. Es ist klar, dass man es vor Gott zu
verantworten hätte, wollte man diese letzte Etappe im späteren
Dienst des Paulus die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses
ignorieren.
-
* Es ist wahrscheinlich, dass 1. Timotheus und Titus früher
geschrieben wurden und sowohl die frühere wie auch die spätere
Periode abdecken. Zwischen ihnen und dem 2. Brief an Timotheus
lägen dann die Reise nach Mazedonien (Phil
2:24.25), Kolossä (Phil
2:2), Spanien (Röm
15:24), Dalmatien (2Tim
4:10) und Ephesus (2Tim
4:12). Damit erfüllte er seine Ankündigung von Apg
28:28: "... dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist..."
Wir haben deshalb jetzt das Zeugnis DER FRÜHBRIEFE DES PAULUS zu
betrachten.
Das
Zeugnis der Frühbriefe
Von seiner Berufung haben wir drei Berichte: in Apg
9:6 erfuhr er vom Herrn nichts weiter als: "Steh
auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst"
(dazu Apg
22:12-21; Apg
26:12-20)
Der Herr sprach zu Ananias über Paulus (um dessen Befürchtungen zu
beschwichtigen): "... dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er
meinen Namen trage vor Heiden und Könige und vor das Volk Israel.
Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines Namens willen"
(Apg
9:15.16). Das war zu Ananias gesprochen, nicht zu Paulus. Mehr
wird an dieser Stelle nicht berichtet, als dass Ananias ihm die
Hände auflegte und Paulus pneuma hagia empfing, oder "die Kraft aus
der Höhe" (in Form der "Geistesgaben").
Der Auftrag, den Paulus erhielt, wurde nur allmählich enthüllt.
Vermutlich war er zwar Paulus zu ein und derselben Zeit verkündet
worden, aber für andere erst zur gegebenen Zeit eröffnet, so wie
Gottes Absichten entfaltet wurden. Erst kurz vor dem Ende des ersten
Teiles vom Dienst des Paulus erfahren wir alles das, was in Apg. 9
gesagt ist. Wir dürfen deshalb in Bezug auf das große Geheimnis (das
Mysterium) nicht durcheinander bringen, was von dem jeweils Gesagten
auf den ersten und was auf den zweiten Teil zu beziehen ist.
Sein voller Auftrag wird uns erst in den späteren und ergänzenden
Berichten der Apostelgeschichte (Apg
22:12-21 und Apg
26:12-20) überliefert, als er sich der göttlichen Trennungslinie
näherte. In Apg
9 war die Zeit noch nicht gekommen, alles das zu
offenbaren, was das spätere Geheimnis betrifft. Und
bis dahin gab Paulus sein Zeugnis in Übereinstimmung
mit dem der Zwölf. So brachte er sein Zeugnis "den
Juden zuerst". In dem gleichen Sinne, und nur in diesem Sinne,
bezeugte er, dass er "den Juden ein Jude geworden" sei.
Es ist besonders interessant, diese Erläuterung zu betrachten, denn
sie bezieht sich direkt auf das, worüber er anschließend an
dieselben Gläubigen schrieb. Beachten wir zunächst, "wie nun Paulus
gewohnt war" in der ersten Zeit der Ausübung seines Dienstes (Apg
17:2). Da war etwas ganz Besonderes an dieser Gewohnheit, denn
er spricht davon auch wieder in 1Thes
1:9 und 1Thes
2:1. Er war mit Silas aus dem Gefängnis in Philippi gekommen,
und tat in Thessalonich, was er überall zu tun pflegte: Er
ging in die Synagoge "und redete mit ihnen an drei
Sabbaten von der Schrift." Er brauchte keine Musikkapelle, er
brauchte keine Solosänger, kein Streichquartett, keinen einleitenden
Chorgesang, keinen Choral, keine rhetorischen Kunstgriffe einer
verbrauchten sogenannten Religion, keine neuen Moden oder moderne
Methoden. Bei ihm gab es kein Singen auf Knien, keine besondere
Anzahl von "Amen" u.s.w. u.s.f. Er ging nur zu ihnen hinein und
redete mit ihnen an drei Sabbaten VON DER SCHRIFT.
Er sprach nicht von der Zeitung. Es gab bei ihm gewiss keine
"Politik von der Kanzel" in Bezug auf irgendwelche öffentlichen
Ereignisse in Thessalonich oder im römischen Weltreich. Er befasste
sich nicht mit Wohnungsproblemen armer Thessalonicher oder mit
Elendsvierteln, Wasserwerken oder Kanalisation. Er befasste sich nur
mit einer Sache, und das war DIE SCHRIFT. Und warum? Weil er den
Glauben an die Schrift nicht verloren hatte! Denn wie er ihnen
später in seinem Brief schreibt, war das Wort, das er ihnen
gepredigt hatte, "nicht Menschenwort," sondern "Gottes Wort, das in
euch wirkt, die ihr glaubt" (1Thes
2:13).
Das war der Grund, warum es von dort aus weiter erschallen konnte
"durch Mazedonien und Achaja und an allen Orten": Weil es das Wort
der Herrn war, das sie im Glauben angenommen hatten. Weil es Gottes
Wort war, "redete er mit ihnen... von der Schrift." Er hat die
Schrift nicht kritisiert. Er hat nicht über die Schrift gesprochen,
sondern aus der Schrift. Und so "legte er ihnen dar, dass Christus
leiden musste." Ebenso wie Petrus seinen Aufruf in Apg
3:18 begründet hatte, tat es auch Paulus. Er wollte
zeigen, "dass dieser Jesus, den ich euch verkündige, der Christus
ist" (Apg
17:3).
Apg 17:7 zeigt
uns noch etwas anderes, das Paulus "von der Schrift" ihnen gesagt
haben muss: Dass Jesus bald kommen werde, um als König zu herrschen.
Das war es nämlich, wessen er vor den Oberen der Stadt beschuldigt
wurde (V. 7). Daraus lernen wir, dass Paulus die
Lehre der Zwölf bestätigte und nicht darüber hinaus ging. Auf
dieser Lehre war die Gemeinde in Thessalonich gegründet, und in ihr
hatte sie ihre Nahrung. Das war es, so wird uns berichtet, was der
Apostel "gewohnt war" zu tun, wohin er immer kam. Sein besonderer
Auftrag wurde in diesem Abschnitt immer in den
Synagogen der Diaspora ausgeführt.
Das besagt nicht, dass das Angebot Gottes, das Petrus verkündete,
zurückgezogen worden wäre. Im Gegenteil, alles zeigt, dass es noch
offen stand, und dass Israel noch der Adressat der
Verkündigung war. Es ist richtig, Paulus stieß an
zwei Orten auf so entschiedenen Widerstand der Juden, dass er sich
an die Heiden wandte. Aber das geschah nur bei zwei örtliche
Ausnahmen und der spezielle Dienst, in dem Paulus stand, wurde
dadurch weder beeinträchtigt noch geändert.
Antiochien in Pisidien war der Ort, wo Paulus und Silas ihre Mission
unter den Juden erfüllten, indem sie ihnen sagten: "Euch musste
das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von euch
stoßt und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens,
siehe, so wenden wir uns zu den Heiden..." (Apg
13:47). Aber sofort in der nächsten Stadt (Ikonion) geschah es,
"dass sie wieder in die Synagoge der Juden gingen“
(Apg
14:1); denn Apg
28:28 war noch nicht erreicht.
In Korinth geschah es ebenso: "Als sie aber widerstrebten und
lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer
Blut komme über euer Haupt; ohne Schuld gehe ich
von nun an zu den Heiden" (Apg
18:6). Das tat er auch; aber das Haus, in das er ging, "war
neben der Synagoge“(Apg
18:7), und im nächsten Ort, in den er kam (Ephesus), ging er "in
die Synagoge und redete mit den Juden“ (Apg
18:19).
Diese Ereignisse zeigen, dass sie nur lokal waren, und durchaus
nicht von der Art wie die große Proklamation in [Apg 28:28]: "So
sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist;
und sie werden es hören."
Während Paulus so "den Juden ein Jude wurde," und mit
den Zwölf gemeinsam den Dienst des Herrn Jesus bestätigte, und
somit die Verkündigung des Petrus vom Königreich in den Synagogen
der Diaspora förderte, können wir gewiss sein, dass sein Zeugnis dem
der Zwölf in keiner Hinsicht widersprach. Und worin das bestand,
haben wir bereits gesehen. Derselbe Gott gab ihm dasselbe Zeugnis
wie ihnen, "durch Zeichen, Wunder und mancherlei
mächtige Taten und durch die Austeilung des
heiligen Geistes nach seinem Willen" (Hebr
2:4).
Es ist sicher eine interessante Lektion für unsere Leser, wenn sie
nochmals die ganze Apostelgeschichte lesen und darauf achten, was
"die es gehört haben" über das Königreich und den König zu sagen
hatten, und was Paulus in den Synagogen bezeugte. Solange wir darauf
eingestellt sind, einen Unterschied und eine Weiterentwicklung
zwischen den apostolischen Briefen und den Frühbriefen des Paulus zu
finden, werden wir auch einen Unterschied erwarten zwischen den
Briefen, die Paulus in der Anfangszeit des bestätigenden Zeugnisses
schrieb, und denen aus der Zeit kurz vor dem Ende dieser Phase.
Der Herr hatte Paulus besondere Mitteilungen gemacht. Paulus hatte
sich nicht umsonst für drei Jahre nach Arabien zurückgezogen. Was er
hörte, als er in den dritten Himmel und in das Paradies entrückt
war, das konnte er damals nicht sofort weitersagen. Und ein Grund
dafür lag sicher in der Entfaltung der Heilsgeschichte und ihrer
Phasen. Wenn wir diese Beschränkungen berücksichtigen, müssen wir
uns die Frühbriefe des Paulus in ihrer zeitlichen Reihenfolge
ansehen; und bei der Ähnlichkeit seines Zeugnisses mit dem der Zwölf
müssen wir erwarten, dass sich im Blick auf seine besondere Berufung
als Diener unter den Heiden gewisse Fortschritte und Entwicklungen
in seiner Lehre beobachten lassen. Wenn er schon vorher etwas von
dem "großen Geheimnis" (dem Mysterium) erfahren hatte, dann ist eins
sicher: Er hat es nicht zu Papier gebracht und hatte auch keinerlei
Auftrag dazu, bis Apg
28:28 geschehen war.
Sein Zeugnis würde sich sonst insofern von dem der Zwölf
unterscheiden, als deren Zeugnis auf dem beruhte, was sie vom Herrn
"gehört" hatten, als er unter ihnen ein- und ausging auf der Erde.
In dem, was er sprach, beruhte das Zeugnis des Paulus auf dem, was
ihm derselbe Herr vom Himmel mitgeteilt hatte, in Arabien und wo
sonst noch. In dem was er schrieb, beruhte es auf direkter
Inspiration von Gott, mit der sich die Verheißung des Herrn in Joh
16:12-15 erfüllte. Deshalb gibt es einen zwangsläufigen
Unterschied zu dem, was die Zwölf "gehört" hatten. Deren Zeugnis war
hauptsächlich mündlich; seines sollte an das Schreiben gebunden
sein. Das erklärt seine letzte Anweisung an Timotheus in 2Tim
4:13: "Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit
wenn du kommst, und die BÜCHER, BESONDERS DIE PERGAMENTE."
Paulus als
Gefangener
Vor Apg
28:25.26 war Paulus "als Gefangener aus
Jerusalem überantwortet in die Hände der Römer“
(Apg
28:17). Danach aber, obwohl immer noch gefangen, war er "der
Gefangene Christi Jesu" (Eph
3:1). Vor Apg
28:25.26 sagte Paulus "um der Hoffnung Israels willen trage
ich diese Ketten“ (Apg
28:20); aber danach bezeichnet
er sich als gefangen "für euch Heiden" (Eph
3:1). Wenn Paulus vor Apg
28 persönlich etwas von dem Mysterium gewusst hat,
dann kann er es kaum weitergesagt haben, sogar an Einzelne, ohne
ihre Stellung in der Heilsgeschichte völlig umzustoßen. Obwohl er
nicht beauftragt war, es zu schreiben, können wir dennoch in keiner
Weise behaupten, dass er es nicht dem einen oder andern gegenüber
erwähnt hat, der vorbereitet war es aufzunehmen oder der darein
eingeführt werden sollte. Das ist die Bedeutung des Wortes
"Vollkommene" in 1Kor
2:6.
Auf jeden Fall wäre sein Zeugnis zweifellos dem der Zwölf voraus
gewesen, sogar im Blick auf seinen Auftrag in Apg
26:15-18; aber besonders als das Ende dieser
heilsgeschichtlichen Phase näher rückte und er sah, "dass sich der
Tag naht."
Deshalb müssen wir uns darauf gefasst machen, einige Unterschiede z.
B. zwischen dem Römerbrief (dem letzten vor Apg
28) und dem an die Thessalonicher (den er als ersten geschrieben
hat) zu sehen. Aber andererseits wollen wir nicht versäumen, alle
die Punkte zu bemerken, in denen das Zeugnis des Paulus mit dem
übereinstimmt, was "die es gehört haben" als Worte des Herrn Jesus
bekräftigten.
Wir haben bereits gesehen, dass der Apostels Paulus, zu dem der Herr
vom Himmel her redete, eine Zeit lang in seinem Dienst eng verbunden
war mit denen, die den Herrn auf der Erde reden gehört hatten. So
haben wir die Bekräftigung doppelt. Aber obwohl wir in den
Grundzügen dasselbe Zeugnis erwarten können, müssen wir auch auf
eine gewisse Weiterentwicklung gefasst sein.
Als Paulus berufen wurde, war die Verkündigung des Petrus bereits
geschehen, und alle, die gläubig geworden waren, wurden mit der
Taufe des Johannes getauft zur Buße, im Blick auf die Wiederkunft
des erwarteten Messias, den Gott zu senden versprochen hatte, und
darauf, dass "alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat
durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" (Apg
3:19-26).
Deshalb befassen wir uns nicht mit den besonderen Nuancen der
Bedeutung mancher Wörter, die sich feststellen lassen, wo die
erwartete Wiederkunft Jesu Christi beschrieben wird. Wir bauen nicht
zuerst das Dach, indem wir über den Gebrauch der Wörter parousia,
epiphaneia, oder apokalupsis diskutieren.
Welche Wörter auch immer verwendet werden, es ist stets dasselbe
gemeint, dass der Herr "den sende, der euch zuvor zum Christus
bestimmt ist: Jesus" und damit auch "alles... wovon Gott geredet hat
durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" zur gegebenen
Zeit seine Erfüllung finden würde, einschließlich der Offenbarung,
die Johannes geschrieben hatte.
Es war reichlich Zeit gelassen für alles, was für die
"Wiederherstellung aller Dinge" erforderlich war. Für
Israel waren zwischen der Kreuzigung des Messias und der Zerstörung
Jerusalems nochmals vierzig Jahre Bewährungsfrist gegeben
eine Periode die fast ganz abgedeckt wird von der Phase
der Apostelgeschichte. Das muss allen klar sein,
die sich für die große, beherrschende Tatsache interessieren, dass
die Verkündigung des Petrus unmittelbar auf das
Pfingstereignis folgte: Diese ganze
heilsgeschichtliche Phase war eine Einmaligkeit. Sie hatte einen
Zweck, einen Inhalt, ein Ziel und ein Zeugnis, das von niemand sonst
als nur von einer besonderen Gruppe von Zeugen gegeben wurde. Alles
ist zusammengefasst in Apg
3:19-26 einer Schriftstelle, die von den meisten Lesern
vielleicht nicht aus ihren Bibeln herausgestrichen, aber praktisch
ignoriert wurde.
Die Überlieferung, dass Christus gekommen sei, eine Gemeinde zu
gründen, und dass die Gemeinde zu Pfingsten gegründet worden sei,
hat Apg
3:19-26 völlig bedeutungslos werden lassen, denn diese
Schriftstelle hat keinen Platz in dieser überlieferten menschlichen
Lehre und ist deshalb übergangen worden. Das hatte sehr
schwerwiegende Folgen für das rechte Verstehen des übrigen Neuen
Testaments und dafür, dass man "richtig schneide das
Wort der Wahrheit“ (2Tim
2:15 K). Die dadurch angerichtete Verwirrung ist
die Ursache für all die Schwierigkeiten, auf die Menschen stoßen,
die nach Antwort für ihre Fragen suchen.
Die Frühbriefe des Paulus sind hoffnungslos verdunkelt, weil sie
nicht in ihrer zeitlichen Reihenfolge studiert werden. Wir wollen
sie nochmals im Licht dieser Reihenfolge betrachten, in der sie
geschrieben wurden, und wir wollen diesem besonderen Gedanken des "vielfach
und auf vielerlei Weise" seine ihm zukommende Bedeutung in der
Auslegung einräumen.
Kapitel
davor:
a)
Briefe an die Thessalonicher
Der 1.
Thessalonicherbrief
Das erste Buch der Heiligen Schrift, das in dieser Phase entstand,
nach der Verkündigung von Apg
3:19-26 durch Petrus, ist der erste Brief des Paulus an die
Thessalonicher. Außer 1. Thessalonicher war alles mündlich. Wenn wir
nicht glauben, dass Gott sein Volk Israel verspotten wollte, dass er
also gar nicht die Absicht hatte, "Jesus Christus zu
senden" und "alles wieder herzustellen" und alle
Prophezeiungen zu erfüllen, dann müssen wir glauben, dass sein
erstes schriftlich überliefertes Wort, das dieser Verkündigung
folgte, zwangsläufig eine besondere Beziehung dazu haben musste.
Der Brief geht von dieser Verheißung Gottes aus, und wenn wir ihn
nicht in diesem Licht lesen, ist es uns unmöglich, die Lehre zu
begreifen, die Gott damit vermitteln wollte. Der Brief war an eine
Gemeinde von Menschen in Thessalonich gerichtet, die das Zeugnis
gläubig angenommen hatten, das sie von denen erhalten hatten, die
die Worte des Sohnes Gottes bekräftigten. Es war keine moderne
"Kirche" mir ihrer Organisation und Institution, sondern eine
einfache Gemeinde von solchen, "die das Wort aufgenommen" hatten von
Petrus und Paulus, und die sich bekehrt hatten, "zu warten auf
seinen Sohn vom Himmel."
Paulus
lehrt in der Synagoge
Die Verheißung war gegeben. Paulus hatte die Botschaft dorthin
gebracht, und Apg
17 berichtet uns, wie er hinkam und was er sagte.
"... da war eine Synagoge der Juden. Wie
nun Paulus gewohnt war, ging er zu ihnen hinein und redete mit ihnen
an drei Sabbaten von der Schrift."
Er sprach nicht aus seinen Gedanken, sondern aus der Schrift. Er
gründete keine Kirche mit ihren Ämtern, Institutionen und
Organisationen. Nein, er brauchte nur die Heilige Schrift. Das war
die ursprüngliche Schrift, keine modernen, bibelkritischen
Schriften. Er brauchte nichts an modernen Methoden, Tricks und
Erfindungen, die das Hauptthema eines verbrauchten Systems
"organisierten Christentums" sind, denn er hatte alles, was er
brauchte, im "Wort der Wahrheit", im geschriebenen und lebendigen
Wort. So redete er mit ihnen von der Schrift, "tat sie ihnen auf und
legte ihnen dar, dass Christus leiden mußte (das hatte auch Petrus
in Apg
3:18 gesagt) und von den Toten auferstehen und dass
dieser Jesus, den ich so sprach er euch verkündige, der Christus
ist" (Apg
17:3).
Was er noch verkündete, geht aus der Anklage hervor, die gegen ihn
und Silas vorm Magistrat erhoben wurde. Demnach hatte er gesagt,
"ein anderer sei König, nämlich Jesus" (Apg
17:7). Damit hatte er die Verkündigung des Petrus bestätigt. Ihr
"Werk im Glauben" (1Thes
1:3), bestand darin, dass sie sich bekehrt
hatten "zu Gott von den Abgöttern" (1Thes
1:9), dasselbe Wort "bekehrt euch" hatte Petrus in Apg
3:19 benutzt. Das war ihre
"Arbeit in der Liebe" (1Thes
1:3),, "zu dienen dem lebendigen und wahren
Gott" (1Thes
1:9). Das war ihre "Geduld in der Hoffnung" (1Thes
1:3), dass sie sich Gott zuwandten "zu warten auf seinen Sohn
vom Himmel" (1Thes
1:10).
Der Himmel hatte ihn aufgenommen; von dort sollte er gesendet werden
(Apg
3:20.21). Deshalb warteten sie "auf seinen Sohn vom Himmel." Sie
erwarteten Jesus, der von dem zukünftigen Zorn errettet. Johannes
der Täufer hatte mit den gleichen Worten gewarnt (Mt
3:7). Der Herr hatte davon gesprochen (Lk
21:22.23). Der Apostel sagt in 1Thes
2:16 nochmals: "Aber der Zorn Gottes ist schon in
vollem Maß über sie gekommen" (eis telos). Aber
in 1Thes
5:9 kann er sagen: "Gott hat uns
nicht bestimmt zum Zorn, sondern das Heil zu
erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus," deshalb
warteten sie auf Gottes Sohn vom Himmel.
Der Apostel zählt sich also selber mit zu denen, die auf die
Errettung warten. Von denen, die für ihr eigenes Versäumnis eine
Ausrede suchen, ist es Paulus zur Last gelegt worden, er hätte sich
im Irrtum befunden mit diesem Warten auf den Herrn. Aber das ist
jedenfalls eindeutig, dass er es für sich selber und
für die Empfänger seines Briefes als durchaus gegenwärtige
Erwartung ansah eine Erwartung, deren Erfüllung sie
sich miteinander und gleichzeitig erfreuen würden.
Gott hatte versprochen, seinen Sohn zu "senden". Das war der Grund,
warum Paulus und die in Thessalonich, an die er schrieb, warteten.
Paulus sehnte sich danach, sie "von Angesicht zu sehen, mit großem
Verlangen. Darum wollten wir zu euch kommen, ich, Paulus einmal und
noch einmal, doch der Satan hat uns gehindert." Aber er hatte
dennoch Freude, wenn er daran dachte, dass es nicht für lange sein
würde. Darum fragt er: "Denn wer ist UNSERE HOFFNUNG oder Freude
oder unser Ruhmeskranz seid nicht auch IHR es vor unserm Herrn
Jesus, wenn er kommt? IHR seid ja UNSRE Ehre und Freude“ (1Thes
2:17-20).
Im dritten Kapitel gibt er nochmals seiner großen Sehnsucht Ausdruck
(1Thes
3:5-10) und betet dann: "Er selbst aber, Gott, unser Vater, und
unser Herr Jesus lenke UNSERN Weg zu EUCH hin. Euch aber (auf jeden
Fall) lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in der Liebe
untereinander und zu jedermann, wie auch wir sie zu euch haben,
damit EURE Herzen gestärkt werden und untadelig seien in Heiligkeit
vor Gott, unserm Vater, wenn unser Herr Jesus kommt (parousia oder
Anwesenheit) mit allen seinen Heiligen (Engeln)“ (1Thes
3:11-13).
War dieses Kommen nicht sehr nahe für
diese gläubigen Thessalonicher? Sie
hatten den Aufruf des Petrus befolgt und Buße getan und sich zum
Herrn bekehrt, und nun warteten sie auf die baldige
Erfüllung der Verheißung des Herrn. Für sie war es
keine Sache ferner Zukunft. Es konnte sich nicht auf ein Kommen
beziehen, das selbst heute noch weit vor uns liegt. Es war eine
nahe, damals geradezu aktuelle Erwartung, die für gerade diese
Gläubigen, an die der Brief adressiert war, verwirklicht werden
sollte - eine Erwartung, die sie persönlich in Freude erleben
würden.
Frage
nach den Entschlafenen
Im vierten Kapitel gibt er eine weitere Offenbarung der Wahrheit
über diese Hoffnung - eine Wahrheit, die die Zwölf nicht offenbaren
konnten. Sowohl sie, als auch er hatten viel von den Lebenden
gesprochen; viel über ihre Buße und Bekehrung zum Herrn und darüber,
dass sie den Herrn vom Himmel gesendet erwarten sollten. Was wäre
aber nun mit den inzwischen Entschlafenen (dieser Ausdruck ist allen
sorgfältigen griechischen Texten gemeinsam, einschließlich Tregelles)?
Wie würden sie am Kommen des Herrn beteiligt und der "Ruhmeskranz"
des Apostels sein können?
Diese Entschlafenen hatten Buße getan. Sie hatten sich zum Herrn
bekehrt und hatten auf ihn gewartet. Um diesem Problem zu begegnen,
tröstet sie der Apostel "mit einem Wort des Herrn." Damit
beantwortet er ihre Fragen, lindert ihren Schmerz und gibt ihnen
Hoffnung. Er sagt: "wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im
Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht
traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn
-
A a - Wenn wir glauben
-
b - dass Jesus gestorben
-
c - und auferstanden ist,
-
A a
- so (glauben wir)
-
b - wird Gott auch die, die entschlafen
sind,
-
c - (aus dem Tode zurück) durch Jesus
mit ihm einherführen."
In diesem Vers haben wir zwei korrespondierende Aussagen. Die eine
bezieht sich auf den Herrn, die andere auf sein Volk. Jeweils die
erste (a und a) handelt vom Glauben, die zweite
(b und b) vom Tod und die dritte (c und c)
von der Auferstehung.
Der Herr war gestorben. Aber Gott, der "den großen Hirten der
Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat" (Hebr
13:20), werde in gleicher Weise, durch Jesus (wie in 2Kor
4:11), auch die Entschlafenen aus dem Tode zurück bringen.
Das war nicht nur eine Behauptung des Apostels. Er bestätigte nur
das Wort, das der Herr schon zu Martha geredet hatte, als er ohne
von der Gemeinde oder der Offenbarung des Geheimnisses zu reden ihr
eine weitere Tatsache über die Auferstehung mitteilte.
Martha glaubte an die erste und zweite Auferstehung, aber es gab
noch eine andere. Sie hatte anfangs zum Herrn gesagt: "Herr, wärest
du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben." Auf diese Worte
hin belehrte sie der Herr. Er sagte ihr, dass seine Gegenwart die
Auferstehung bedeute, wie sie richtig gesagt hatte, aber sie
bedeutete noch mehr: Sie bedeutete nicht nur die Bewahrung des
zeitlichen Lebens, sondern auch die Auferstehung für die, die
gestorben waren, und die Bewahrung zum ewigen Leben für diejenigen,
die "leben und übrig bleiben" ihn also als "das Leben" kennen. Seine
Worte (Joh
11:25.26) können so gelesen werden:
-
B - Ich bin die Auferstehung
-
C - und das Leben.
- B -
Wer an mich glaubt, der wird leben (wieder, in der
Auferstehung), auch wenn er stirbt;
- C -
und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.
Dieses Wort des Herrn war es, was Paulus bekräftigte, als er
schrieb:
"Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir
leben und übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht
zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr,
wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die
Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden
die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach
werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen
entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und
so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit
diesen Worten untereinander" (1Thes
4:13-18).
Die Hoffnung Israels wird ausgesetzt
Paulus bekräftigt hier, was der Herr in Mt
24 gesagt hatte. "Sogleich aber nach der Bedrängnis
jener Zeit..." (die innerhalb dieser vierzig Jahre der Bewährung,
die von der Apostelgeschichte abgedeckt sind, stattgefunden hätte,
wobei die Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde gesehen worden
wären, die von Joel vorhergesagt waren (Joe
3:3.4), wie Petrus am Tag des Pfingstereignisses erklärte, dass
es "DAS" sei, was angekündigt und vorgedeutet wäre): "... dann wird
erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden
wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den
Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und
Herrlichkeit. Und er wird seine Engel senden mit lauten Posaunen,
und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von
einem Ende des Himmels bis zum andern" (Mt
24:29-31).
Diese "laute Posaune" ist die "Posaune Gottes" in 1Thes
4:16; und das "Sammeln" ist das Sammeln derer, "die wir leben
und übrigbleiben." Das ist die Aufgabe, die den Engeln zugewiesen
ist, aber die Auferstehung derer, die entschlafen sind, sollte von
Gott selber "durch Jesus" bewirkt werden.
Der Herr belehrte seine Jünger dann auf einmal mit dem Gleichnis vom
Feigenbaum und sagte: "... wenn seine Zweige jetzt saftig werden und
Blätter treiben, so wisst ihr (aus Erfahrung), dass der Sommer nahe
ist. Ebenso auch: Wenn IHR das alles seht, so wisst, dass er nahe
vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: DIESES
GESCHLECHT (Generation) wird NICHT (griech.: ou
me, die stärkstmögliche Verneinung) vergehen,
bis dies alles geschehen könnte. (Hier steht wieder an als
Möglichkeitsform.) Himmel und Erde werden vergehen; aber MEINE Worte
werden NICHT (griech.: ou me, die
stärkstmögliche Verneinung) vergehen" (Mt
24:32-35).
Keine Worte könnten ernster, gewisser, nachdrücklicher oder
unmissverständlicher sein. Jene Generation verging nicht, bis das
alles stattgefunden haben könnte. Alles war von
Israels Buße abhängig. Der Herr hatte Zeichen
genannt, aus denen diese Generation wissen konnte, dass der
Feigenbaum Blätter triebe, dass der Sommer der nationalen
Wiederherstellung nahe sei, und dass "er nahe vor der Tür" sei (Mt
24:33). Das Zeichen war, dass viele in seinem Namen kommen
würden, die sagten: "Ich bin der Messias." Dieses Zeichen fand
statt, und wer auf die Worte des Herrn gehört hatte, sah es und
wusste daher, dass das Ende dieser Phase nahe war,
und dass es die letzte Stunde davon
war (Joh
2:18).
Jakobus hatte geschrieben und gesagt, der Richter
steht vor der Tür (Jak
5:9), und "das Kommen des Herrn ist nahe“ (Jak
5:8). Der Herr sandte dieselbe Botschaft nach Laodizäa: "Siehe,
ich stehe vor der Tür und klopfe an" (Offb
3:20).
Petrus verband in seiner Pfingstpredigt das
Geschehen dieses Tages mit dem "Tag des Herrn," und
zeigte wieder, dass diese Ereignisse das anzeigten, was Joel über
den Tag prophezeit hatte: "Denn auf dem Berg Zion und zu Jerusalem
wird Errettung sein (das ist das 'Erretten' aus 1Thes
1:10 und das 'Heil' aus 1Thes
5:8-10), wie der Herr verheißen hat, und bei den Entronnenen,
die der Herr berufen wird" (Joe
3:5). Konnte das jemand bezweifeln, wenn sie Petrus predigen
hörten: "Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und
allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen
wird" (Apg
3:19)? Wer die waren, "die fern sind," können wir aus Daniels
Gebet (Dan
9:7) entnehmen:
-
*"Du Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle heute schämen,
die von Juda und von Jerusalem und von ganz Israel, die, die
nahe sind, und die zerstreut sind in allen Ländern, wohin du sie
verstoßen hast um ihrer Missetat willen, die sie an dir getan
haben." Beim Vergleich mit Apg
2:14.22.36.39 und Joe
3:5 kann kein Zweifel darüber bestehen, wie wir
all diese Schriftstellen zu verstehen haben).
Paulus stimmte in seinem bekräftigenden Zeugnis mit denen überein,
"die es gehört hatten." Gehörte er nicht auch zu "dieser
Generation", von der der Herr sprach? Sah er diese Zeichen nicht?
Und benutzte er nicht auch die Fürwörter "WIR" und "UNS" mit
besonderem Bezug auf sich selber? War es also nicht eine damals
gegenwärtige Erwartung, die der Apostel und die Adressaten seines
Briefes gemeinsam hatten?
Weil diese Tatsache nicht gesehen wurde, hat man gedankenlos Paulus
beschuldigt, von einer falschen Voraussetzung ausgegangen zu sein.
Es liegt ja tatsächlich auf der Hand, dass er davon als von einer
Erwartung schrieb, die er persönlich hegte. Deshalb sagt man, er
habe sich geirrt!
Aber gerade das ist unser Anliegen: Er hat sich nicht geirrt! Wie
hätten Worte des Paulus in die Heilige Schrift gelangen können, die
von der Annahme ausgegangen wären, dass Israel die angeboten
Verheißung, Jesus Christus zu senden, ablehnen würde? Unmöglich.
Alles war real und von ganzem Ernst.
Im fünften Kapitel (1Thes
5) spricht Paulus wieder vom "Tag des Herrn." Wie es Joel getan
hatte, und wie es Petrus getan hatte, als er sagte, dass diese Gabe
der Zungenrede zu Pfingsten "das" wäre, wovon Joel
gesagt hatte, es werde "in den letzten Tagen" geschehen.
Paulus sagt dasselbe, aber er fährt fort und erklärt, wie "sie das
Verderben schnell überfallen" wird, die das Zeugnis ablehnen, das
ihnen damals gegeben wurde, und wie sie "nicht entfliehen" werden.
Aber er fügt hinzu, dass es mit denen nicht so geschehen wird, die
das Wort und das Zeugnis angenommen haben. Diese waren nicht "von
der Finsternis." Sie schliefen nicht wie die andern, sondern waren
wachsam. Sie warteten auf Gottes "Sohn vom Himmel“ (1Thes
1:10).
"Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein,
angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm
der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat UNS nicht bestimmt zum
ZORN, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus
Christus, der für UNS gestorben ist, damit, ob WIR wachen oder
schlafen, WIR zugleich mit ihm leben. Darum ermahnt euch
untereinander, und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut" (1Thes
5:8-11).
Der Apostel schließt dann den ganzen Brief mit einem Gebet, das mit
noch einem Hinweis auf die parousia des
Herrn alles zusammenfasst, die als so nahe betrachtet wird, dass die
Leser dieses Briefes bewahrt werden möchten vor Tod und Vernichtung
und zu denen gehören, die "leben und übrigbleiben" um "dem Herrn
entgegen in die Luft" entrückt zu werden. Er sagt: "Er aber, der
Gott des Friedens, heilige euch durch und durch (zu dem Ende;
griech.: holoteleis) und bewahre euren Geist
samt Seele und Leib (in jedem Teil; griech.: holokleron,
d. h. lebendig) unversehrt, untadelig FÜR die Ankunft (parousia)
unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird's
auch tun." - Gemeint ist hier die Verheißung von 1Thes
4:16, die zu Gottes Verheißung durch Petrus in Apg
3:19-21 eine Beziehung hat.
Diese Verheißung galt allen, die dem Ruf zur Buße Folge leisten und
sich zum Herrn bekehren würden. Er schließt mit den Worten: "Ich
beschwöre euch bei dem Herrn, dass ihr diesen Brief lesen lasst vor
allen Brüdern." Hätte Israel Gottes Ruf zur Buße
befolgt, der durch Petrus ergangen war, dann wäre
die Verheißung, Jesus Christus zu senden, erfüllt
worden, und alles, was die Propheten gesagt hatten, hätte
Bestand gehabt und wäre erfüllt worden, und alles wäre
wiedergebracht worden. Aber Israel tat nicht Buße.
Ein paar kleine Gemeinden hier und da "nahmen das Wort auf" (Apg
2:41; 1Thes
2:13) und gehorchten, aber das Volk als Ganzes
verwarf den zweifachen Ruf von Petrus d. h. der
Zwölf im Land und überall und den Ruf von Paulus in den Synagogen
der Diaspora.
Unsere
Erwartung heute
Aber für uns heute stellt sich die Frage: Hat Israel als ganzes Volk
diese verheißene Segnung verwirkt, oder ist sie nur ausgesetzt? Wird
"die Zeit der Erquickung" niemals kommen? Wird Gott niemals Jesus
Christus senden? Und wird er doch nicht alles erfüllen, was die
Propheten gesagt haben? Doch, er wird es gewiss tun. Und das ist der
Grund, warum die zuerst geschriebenen Briefe in unserer kanonischen
Ordnung in der Heiligen Schrift an letzter Stelle stehen. Die
heilsgeschichtliche, historische und chronologische Reihenfolge
spricht zu uns nicht mehr so wie damals zu ihnen. Für Gläubige von
heute ist die kanonische Ordnung, wie wir sie nach göttlicher
Weisung in die Hand bekommen haben, die Reihenfolge, die uns angeht.
Auch wir warten auf den Herrn. Aber worauf gründet sich diese
Erwartung? War die Verheißung unsern Vätern gegeben? War sie uns und
unsern Kindern gemacht (Apg
2:39)? Ganz gewiss nicht.
Wo kommen dann wir "Sünder aus den Heiden" darin vor? Wieso nehmen
wir diese Verheißung für uns in Anspruch? Haben wir irgend einen
Anspruch auf ein "Erbe"? Worin besteht dieser Anspruch? Die Antwort
auf diese Fragen ist der Schlüssel zur kanonischen Ordnung der
Paulinischen Epistel. Wir als Heiden haben von uns aus keinerlei
Recht und keinerlei Anspruch. Wir haben von unsern Vätern keine
Verheißung geerbt. Aber wir haben und erben alles in Christus! Das
aber lernen wir nicht aus den früheren Briefen des Paulus, sondern
aus den späteren Briefen.
Am Anfang des Briefes an die Epheser werden wir an das
ganze Geheimnis kommen. "Darum denkt daran, dass
ihr,
- die ihr von Geburt einst
Heiden wart
- und Unbeschnittene genannt
wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind,
- dass ihr zu jener Zeit ohne
Christus wart,
- ausgeschlossen vom Bürgerrecht
Israels
- und Fremde außerhalb des
Bundes der Verheißung;
- daher hattet ihr keine
Hoffnung
- und wart ohne Gott in der
Welt" (Eph
2:11.12).
In diesen sieben gewichtigen Aussagen erfahren wir unsere Position,
die wir von Natur Heiden sind. Dann folgt das heilige Versprechen:
"Jetzt aber IN CHRISTUS JESUS seid ihr, die ihr einst Ferne wart,
Nahe geworden durch das Blut Jesu Christi" (Eph
2:13).
Aber wir fragen nochmals: Worauf beruht das, dass wir "Nahe"
geworden sind? Die einzige Antwort ist in Eph
1 gegeben: "IN IHM sind WIR auch zu Erben
eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem VORSATZ
dessen, der alles wirkt nach dem RATSCHLUSS seines WILLENS; damit
WIR etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf
Christus gehofft haben. IN IHM SEID AUCH IHR, die ihr das Wort der
Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit IN
IHM SEID AUCH IHR, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem
heiligen Geist, der verheißen ist. welcher ist das Unterpfand unsres
ERBES, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob
seiner Herrlichkeit" (Eph
1:1-14).
Hier ist es, wo wir und unsere Leser dazugehören. Hier ist unser
Rechtsanspruch. Wir haben alles und mehr nicht
weil wir in Abraham sind, sondern weil wir "IN
CHRISTUS" sind; nicht weil wir zum "Bund der
Verheißung" gehören, der für Abraham und seinen Samen geschlossen
wurde, sondern weil wir von Ewigkeit her dazu vorherbestimmt sind,
weil er uns erwählt hat "ehe der Welt Grund gelegt
war" (Eph
1:4). Das heißt, wie in 1Mo
1:2 berichtet, als die Welt, die damals bestand,
zerstört wüst und leer wurde.
Das ist die einleitende Aussage der späteren Briefe des Apostels
Paulus. Aber bevor wir das verstehen können, müssen wir uns die
grundlegenden Lehren erarbeiten, die im Römerbrief dargelegt werden,
der später geschrieben wurde als 1. Thessalonicher. Dort haben wir
das große Thema von Juden und Heiden erklärt und fest begründet. Das
ist es, warum dieser Brief jetzt als erster eingeordnet ist. Das ist
es auch, warum es für uns heute notwendig ist, dass wir mit dem
Römerbrief beginnen. Gläubige Juden und Heiden von damals konnten
nur (genau wie es für sie notwendig war) mit den Briefen an die
Thessalonicher beginnen.
Hier sehen wir, dass Gott für die kanonische Ordnung aller Briefe
des Paulus einen Grund hatte. Sie hatten ihr Erbe in Abraham wir
haben auch ein Erbe, aber wir haben es "in Christus." Und doch gibt
es manche, die meinen, wir (als Heiden) seien benachteiligt und
unserer Hoffnung beraubt, weil Israels Heil ausgesetzt ist! Aber es
ist ganz umgekehrt. Wir sind es, die Israel der Verheißung von 1.
Thessalonicher beraubt haben; und wie es so häufig und
sprichwörtlich der Fall ist, gibt es den üblichen Streit um
gestohlenes Eigentum.
Wenn wir zur Betrachtung der späteren Paulinischen Briefe kommen, in
denen "der Geist der Wahrheit" die Verheißung aus Joh
16:12-15 erfüllt hat, der "in alle Wahrheit" leitet, werden wir
sehen, dass wir gar nicht benachteiligt sind, sondern alles das
gewonnen haben, was es jetzt zu wissen gibt über Gnade wie über
Herrlichkeit.
Wir brauchen Israel die ausgesetzte Hoffnung nicht zu rauben, denn
anstatt der Verheißung von 1Thes 4:17, "entrückt werden auf den
Wolken in die Luft," haben wir die herrliche Verheißung der
"himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus." Anstatt der
Auferstehung der "Toten, die in Christus gestorben sind," haben wir
die Verheißung der "Ausauferstehung", "der
von den Toten" (Phil
3:11 K). Und obwohl doch die "Hoffnung Israels"
ausgesetzt ist, bilden sich manche ein, wir seien benachteiligt.
Gewiss können wir es uns leisten, ihnen ihre Hoffnung zu lassen,
denn für uns gilt: "Ich vergesse was dahinten ist, und strecke mich
aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten
Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus
Jesus" (Phil
3:13.14).
Unsere Hoffnung "in Christus" bedeutet viel mehr für uns, als 1Thes
4:16 damals für Israel. Wir warten auch auf Gottes
Sohn. "Unser politeuma (oder
Regierungssitz) (Luther: Bürgerrecht) ist (bereits) im Himmel; woher
wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern
nichtigen Leib verwandeln (metaschematizo =
Gestalt oder Aussehen verändern) wird, dass er gleich werde (summorphios =
dieselbe Gestalt haben wie) seinem verherrlichten Leibe" (Phil
3:20.21).
Das ist unsere "selige Hoffnung." Möge der Herr es bald geschehen
lassen!
Der 2.
Thessalonicherbrief
Wir kommen jetzt zum zweiten Brief an die Thessalonicher, den Paulus
wahrscheinlich weniger als ein Jahr nach dem ersten schrieb, während
er noch in Korinth war. Das war wohl reichlich zwanzig Jahre nach
der Auferstehung des Herrn.
Die vierzigjährige Bewährungsfrist für Israel war
zur Hälfte vergangen, aber es blieb noch reichlich Zeit für die
Erfüllung alles dessen, was die Propheten über die Wiederherstellung
aller Dinge vorhergesagt hatten, das Aufkommen des Antichrist und
die Wunder am Himmel und auf der Erde, die Joel prophezeit hatte (Joe
2:21-27), außerdem der Herr (Mt
24:4-35) und Johannes im Buch der Offenbarung.
Wir haben gesehen, dass das alles für diese Generation "nahe" war.
Es sollte "bald geschehen" (Offb
1:1). Der Richter stand noch, er hatte noch
nicht den Sitzplatz eingenommen. Er stand "vor der
Tür" (Jak
5:9), und er klopfte noch an (Offb
3:20). Der Tag des Herrn war zwar noch nicht gekommen, aber er
war "nahe vor der Tür" (Mt
24:33).
Die Trübsal hatte noch nicht eingesetzt, aber es waren Nöte an
allen Enden aufgekommen für die, "die das Wort
angenommen hatten" (Apg
2:41; 1Thes
2:13). Man fühlte den "Anfang der Wehen" der Trübsal, wie es der
Herr vorhergesagt hatte:
"Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr
werdet gehaßt werden um meines Namens willen von
allen Heiden. Dann werden viele abfallen und
werden sich untereinander verraten, und werden sich untereinander
hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und
werden viele verführen. Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen
wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber beharrt bis ans
Ende, der wird selig werden" (Mt
24:9-13).
Die Gläubigen in Thessalonich machten erste Erfahrungen mit der
Wahrheit dieser Worte. Das ging so weit, dass man dem Apostel
nachsagte, er habe gesagt oder geschrieben, der "Tag des Herrn" sei
schon da (2Thes
2:2). Das war der unmittelbare Anlass für den zweiten Brief, den
Paulus an die Gläubigen in Thessalonich schrieb.
Als er den ersten Brief schrieb, konnte er Gott preisen für ihr
"Werk im Glauben", ihre "Arbeit in der Liebe" und ihre "Geduld in
der Hoffnung" (1Thes
1:3). Aber im zweiten Brief erwähnt er ihre "Hoffnung" nicht
mehr! Er dankt Gott für ihren wachsenden Glauben und die zunehmende
gegenseitige Liebe (2Thes
1:3), aber ihre Hoffnung erwähnt er nicht, denn die war von
diesem falschen Bericht damals geschmälert, wenn nicht zerstört
worden.
Im ersten Brief hatte er ihnen geschrieben, dass der "Tag des Herrn"
kommen würde "wie ein Dieb in der Nacht", und dass "das Verderben"
die Ungläubigen "schnell überfallen" würde. Aber die Gläubigen würde
der Tag nicht wie ein Dieb überfallen, denn sie sollten den Helm der
Hoffnung aufsetzen, der Hoffnung auf das Heil (1Thes
1:8), und auf die Errettung vor dem zukünftigen Zorn (1Thes
1:10).
Es ist nicht zu verwundern, dass ihre Hoffnung zusammenbrach, als
sie die falsche Nachricht erhielten, derselbe Apostel hätte gesagt,
der Tag des Herrn sei schon da, und sie wären nicht errettet worden.
In diesem Falle hätte "der Tag" sie "wie ein Dieb" überrascht (1Thes
5:1-11).
Deshalb ermahnt er sie, sich nicht wankend machen zu lassen, in
keinerlei Weise (weder durch durch eine Weissagung, noch durch ein
Wort, noch durch einen Brief). Und er gibt ihnen ein sicheres
Zeichen und Merkmal, indem er sagt: "... denn zuvor muss der Abfall
kommen und der Mensch der Bosheit (Tischendorf und Tregelles haben
hier "Gesetzlosigkeit) offenbart werden, der Sohn des Verderbens"
(2Thes 2:3). Dann beschreibt er noch wie der sich offenbaren wird,
so dass für sie kein Zweifel mehr bestehen konnte: Vor diesem Abfall
und diesem Offenbarwerden konnten sie ganz gewiss sein, dass "der
Tag des Herrn" noch nicht da war.
Schon als sie das Wort empfangen hatten, war das unter
Schwierigkeiten geschehen, das erfahren wir aus Apg
17:5; und die Schwierigkeiten hörten nicht auf, wie wir aus 1Thes
2:14-16 entnehmen können. Hier müssen wir demnach den Grund
suchen, warum dieser zweite Brief geschrieben wurde.
Der Apostel hatte ihnen "Ruhe" versprochen durch das Wort des Herrn,
bevor jener Tag kommen sollte. Sie würden entrückt und errettet vor
dem "Zorn" jenes Tages. Und nun schreibt er ihnen diesen zweiten
Brief um der "Hoffnung" willen, die er ihnen gemacht hatte, und
wegen der verheißenen "Vereinigung mit ihm" (2Thes
2:1).
Für ihn und für sie war diese "Ruhe" sehr nahe. Er sagte, sie
sollten Ruhe haben "mit uns" (d.h.: mit ihm selber und Silvanus und
Timotheus) (2Thes
1:1), nicht "wenn" (wie in 2Thes
1:10) sondern "bei der Enthüllung des Herrn Jesu vom Himmel" (2Thes
1:7 K). Verse 7-10 nach Luther: "... wenn der Herr
Jesus sich offenbaren wird vom Himmel her mit den Engeln seiner
Macht in Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht
kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn
Jesus. Die werden Strafe erleiden, das ewige Verderben, vom
Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht, WENN ER
KOMMEN WIRD, dass er verherrlicht werde bei seinen Heiligen und
wunderbar erscheine bei allen Gläubigen, an jenem Tage; denn was wir
euch bezeugt haben, das habt ihr geglaubt" (vgl. Apg
17:1-3).
Voraussetzung zur Erfüllung der Verheißung
Die Worte "wenn er kommen wird" sagen uns, dass noch bevor der Tag
des Herrn mit all seinem "Zorn" offenbar wird, der Herr bereits
gekommen sein wird, um sowohl den Schreiber wie die Leser des
Briefes in seine "Ruhe" zu holen. Dieser Tag gehört zu all dem, was
die Propheten geweissagt hatten, wovon Petrus in Apg
3:19-26 erklärt hatte, dass es in der Wiederkunft Jesu Christi
erfüllt werden würde. Aber die Erfüllung der großen
prophetischen Ankündigung war von der nationalen Buße abhängig.
Wir wissen, dass diese Bedingung nicht erfüllt wurde. Von Anfang an
war die nationale Buße die einzige Voraussetzung der
nationalen Errettung, wie man aus 3Mo
26:40-42 und Hos
5:15 usw. ersehen kann, und sie ist es noch heute. Diese
Buße ist immer noch Zukunft, aber sie wird gewiß erfolgen. Die
Prophezeiung davon wird sich erfüllen, wie Sach
12:10-14 und Mt
24:30 geweissagt und in [Offb 1:7] bestätigt.
All das zeigt uns, dass die Ruhe, von der der Apostel schrieb,
damals als Realität und zwar sehr kurz bevorstehend angesehen wurde.
Sie sollte nicht den Einzelnen durch das Sterben zuteil werden,
sondern nach der Verheißung in 1Thes
4:17 gemeinsam und "zugleich." Damit gehörte sie zu
dem "Senden" des Herrn Jesus, bevor er sichtbar kommen würde, wie
das in 2Thes
1:7-9 beschrieben ist. Diese große Enthüllung wird nicht
geschehen, bevor er zuerst gekommen ist, "dass er verherrlicht werde
bei seinen Heiligen" (2Thes
1:10)
Da die Nation nicht Buße getan hat,
wurde die Bedingung nicht erfüllt, und
die damals nicht realisierte Hoffnung wurde
ausgesetzt. Diejenigen, die nach der "Ruhe"
ausgeschaut und sich gesehnt hatten, entschliefen und gehören nun zu
den "Toten, die in Christus gestorben sind." Aber sie werden sich
dennoch mit denen gemeinsam daran erfreuen, die "leben und übrig
bleiben," wenn der Herr Jesus Christus kommt.
Aus dem allen folgt, dass dieselben Zeichen für die
Offenbarung Jesu Christi heute gültig bleiben für
alle, die Augen haben, zu sehen, und "Ohren, zu hören." Niemand
braucht sich irre machen zu lassen; weder durch die Lehre einer
Gruppe von Kommentatoren, die behaupten, der Herr wäre bei der
Zerstörung Jerusalems gekommen, noch durch leeres Versprechen von
Politikern, die uns einen Himmel auf Erden durch ihre verschiedenen
politischen Systeme vorgaukeln; noch durch falsche Hoffnungen und
Versprechen moderner Sozialisten (christliche und andere); noch
durch gotteslästerliche Lehren der neuen Theologie, die von der
"Verwirklichung des Königreiches Gottes auf Erden" ohne den König
träumt, noch durch das fruchtlose Bemühen um "Frieden auf Erden,"
ohne zu erkennen, dass die Menschheit den "Friedefürsten" getötet
hat.
Das alles stellt die Aussagen vom Wort Gottes auf den Kopf, denn das
sichert uns zu, dass der Tag des Herrn nicht kommt, bevor der Abfall
geschehen ist. Die Kirche sagt, er käme erst nach der Bekehrung der
ganzen Welt. Die Welt erklärt, die Welt sei nicht schlecht genug,
moderne Lehrer versichern uns, sie sei nicht gut genug! Und ohne um
Gottes Wort zu wissen, arbeiten sie, um "die Wiederherstellung aller
Dinge" zu bewerkstelligen, ohne die Wiederkunft Jesu Christ!
Kann es für uns einen zuverlässigeren Beweis geben, dass der Abfall,
obwohl er seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat, doch schon weit
fortgeschritten sein muss, wenn die moderne Bibelkritik in den
Kirchen Einzug gehalten hat und das Geheimnis (der Geist und das
Wirken) der Gesetzlosigkeit sowohl in der Kirche wie im Staat um
sich greift?
Die Gläubigen in Thessalonich hatten ihre "Zeichen," und wir heute
haben unsere, an denen wir merken, dass der Tag des Herrn naht. Aber
welche Verheißung haben wir, davor gerettet zu werden? Welche
Zusicherung haben wir, dass er uns nicht "überfallen" wird? Wo ist
für uns die "Ruhe," die ihnen verheißen wurde?
Wir können gut verstehen, wie nahe die versprochene Ruhe für sie
war, wenn wir diese Briefe, die in der Phase der Apostelgeschichte
geschrieben wurden, in ihrer zeitlichen Reihenfolge lesen; aber
nicht, wenn wir unsere jetzige Phase des Geheimnisses in sie hinein
lesen. Aus diesem Grunde legen bis heute viele Gläubige großen Wert
auf 1Thes
4, lassen aber 2Thes
1 außer acht.
Wir haben Verständnis und volle Sympathie für solche, die gerne
hätten, dass in 1Thes
4 von uns die Rede wäre, die es als entscheidenden
Inhalt unserer Hoffnung, das Kommen unseres Herrn betreffend,
ansehen möchten. Aber wir können es dankbar loslassen, wenn wir
sehen, dass wir eine bessere Hoffnung haben, an der wir uns umso
mehr freuen können, da wir uns keinen Raub an Israels Hoffnung
vorwerfen müssen, die nur ausgesetzt ist, und die auch noch ihre
wunderbare und buchstäbliche Erfüllung finden wird.
Es kann trotzdem das Muster unserer Hoffnung sein, wie später in Phil
3:11.14 dargestellt wird. Die Verwirklichung unserer Hoffnung
mag wohl nach der gleichen Vorlage gebildet sein wie die Ihrige. Die
Anordnung der beiden Ereignisse kann gut die gleiche sein.
- Zuerst unsere
"Aus-Auferstehung" (exanastasis),
entsprechend ihrer Auferstehung (anastasis);
- dann unsere "Berufung in den
Himmel," entsprechend ihrer Entrückung.
Was verlieren wir? Ist es nicht vielmehr ein großartiger Gewinn?
Alles was wir zu tun haben, ist die Rückgabe gestohlenen Eigentums,
indem wir aufgeben, was wir uns (vielleicht unwissentlich)
angeeignet haben, und uns an dem erfreuen, was wirklich uns gehört,
weil es uns von dem Erlöser, auf den wir warten, speziell zugeeignet
wurde.
Wir und alle unsere Leser sind längst geheilt von einer unbewussten
und biblischen Kleptomanie, durch die alle Segens-Verheißungen von
Israel genommen, und der Gemeinde zugesprochen wurden, wobei wir uns
wie Einbrecher verhalten, die nur Silber und Gold suchen und das
Blech liegen lassen. So sind wir auch sorgfältig darauf bedacht,
dass wir Fluch und Gerichte Israel überlassen und nur die Segnungen
auf uns beziehen. In unserm Wahn lag Methode, aber er war trotzdem
falsch. Wir wollen jetzt wahr und redlich sein und uns an dem
erfreuen, was Gott uns verheißen, ja in Christus geschenkt hat, und
in der Erwartung des Herrn leben (Phil
3:20.21) und auf unsere Berufung in den Himmel warten (Phil
3:14). Und wenn wir vorher entschlafen sollen, dann wollen wir
in dieser seligen Hoffnung gewiss sein, die uns die "Ausauferstehung
von den Toten" zusichert. Wir fragen nochmals: Was
haben wir verloren?
Wenn wir in den Himmel berufen werden, sind dann keine Bibeln auf
der Erde mehr nötig? Sollten die Zurückbleibenden, die dann zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen, ganz ohne Hoffnung gelassen werden,
dem Schrecken vom Tag des Herrn zu entgehen? Oder sollten sie nicht
wissen, was für sie in 1Thes
4 und Offb
5 vorgesehen ist?
Wenn wir ihnen 1Thes
4 wegnehmen und es zu unserer heutigen Hoffnung
machen, was bleibt dann den Übriggebliebenen, sie vor dem
zukünftigen Zorn zu retten oder andere aus der großen Trübsal
herauszuführen? Wir lassen alle Schrift sich um uns als Mittelpunkt
drehen! Aber wir sind nicht Alles und nicht Alle. Es gibt noch
andere, die außer uns Erlösung brauchen und eine Hoffnung haben
müssen. Es ist uns genug, ja es scheint zu gut, um wahr zu sein! Wir
wollen deshalb die Dinge verlassen, die hinter uns liegen und uns
ausstrecken nach dem, was vor uns liegt und jagen nach dem
vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes
in Christus Jesus (Phil
3:14).
2. Thessalonicher
2
Jetzt kommen wir zum zweiten Kapitel des 2. Briefes an die
Thessalonicher. Hier erfahren wir mehr über alles das, was nach den
Verheißungen der Propheten beim Kommen des Herrn erfüllt werden
soll.
Der Apostel glaubte, was unser Herr gesagt hatte, und was die, "die
es gehört haben" bekräftigten, nämlich dass sein Kommen nahe war
(gr.: eggizo, Mt
3:2, übersetzt: "nahe herbeigekommen". Man vergleiche Mt
4:17; Mt
10:7; Mk
1:15, sowie Lk
10:9.11; Lk
21:20.28; Röm
8:12; Hebr
10:25; Jak
5:8; 1Petr
4:7 und eggus in Lk
21:31; Offb
1:3; Offb
12:10).
Aber das war etwas ganz anderes als die falsche Aussage, der Apostel
habe gesagt, der "Tag des Herrn" sei bereits angebrochen. Das Verb enistemi bedeutet
nicht dasselbe wie eggizo. So hatte der Tag des
Herrn noch nicht begonnen, obwohl er nahe gekommen war. Auch als der
Apostel 2Thes
2 schrieb, mussten noch zwei Ereignisse
stattfinden: 1. Der Abfall und 2. die Offenbarung des Gesetzlosen.
Wir können gut verstehen, dass die Thessalonicher, "die das Wort
empfangen" hatten (1Thes
2:13; vgl. Apg
2:41) und es glaubten, "in ihrem Sinn wankend" gemacht und
erschrocken waren. Das Wort saleuo bedeutet
'erschüttert sein', also erregt und verstört (siehe Apg
17:13), und throeomai heißt
erschreckt sein (es kommt außer hier nur noch in Mt
24:6 und Mk
13:7 vor, und bezieht sich auf die gleiche
Ursache).
Für beides hätten sie Grund genug gehabt, wenn tatsächlich der "Tag
des Herrn" schon gekommen wäre, denn der Apostel hatte ihnen
verheißen, dass über sie der Tag nicht wie ein Dieb kommen werde (1Thes
5:4), sondern dass vorher die Toten auferstehen und die "leben
und übrigbleiben" mit ihnen zusammen entrückt werden, dem Herrn
entgegen in die Luft (1Thes
4:16.17). Das war der Trost, mit dem sie sich untereinander
trösten sollten (1Thes 4:18; 1Thes
5:11).
Wenn aber der "Tag des Herrn" schon gekommen wäre, dann wäre dieser
Trost verloren, die Ermahnung vergeblich gewesen. Sie hätten sich
als Irregeleitete gefunden; die Apostel hätten sie getäuscht und
ihre Hoffnung hätte getrogen. Es ist kein Wunder, dass der Apostel
das Wort Hoffnung in 2Thes
2:3 nicht benutzt wie in 1Thes
1:3. Und es ist auch kein Wunder, dass er sie anfleht, sich
nicht erschrecken zu lassen, und unbeirrt festzuhalten an der
kostbaren Wahrheit der parousia oder
(baldigen) Gegenwart des Herrn und ihrer Entrückung in die Luft, ihm
entgegen.
Der Grund, warum sie nicht getäuscht worden sein konnten, war der,
dass der Tag nicht kommen konnte, ohne zwei große Anzeichen, die wir
oben genannt haben. Die Frage ist, ob das in der Lebenszeit derer
eingetroffen ist, an die der Apostel schrieb, oder überhaupt
inzwischen, oder jetzt, oder sollten sie noch geschehen?
Es gibt viele, die glauben, diese zwei Zeichen gesehen zu haben oder
zu sehen. Es wird auch argumentiert, es sei sinnlos gewesen, ihnen
Informationen zu geben über "Dinge, die gar nicht dringend waren und
sie nicht einmal betrafen." Aber die Sache war sehr dringend. Es war
wichtig für sie, zu wissen und zu begreifen, dass der Apostel sie
nicht irregeleitet hatte, dass ihre Hoffnung weiterhin real und
herrlich war. Es ging sie persönlich an, dass sie nicht wankend oder
erschreckt wurden.
Der Apostel war angeleitet, auf den "Gesetzlosen" einzugehen, damit
ihnen bestätigt wurde, dass er nicht bereits offenbar geworden sein
konnte. Mehr noch, der inspirierende Heilige Geist wusste, dass die
Worte noch uns heute in der späten Zeit betreffen würden. So dass
wir nicht verführt werden oder annehmen sollen, der Tag des Herrn
sei bereits gekommen. Wer meint, Nero sei der Gesetzlose gewesen,
oder die Päpste würden ihn repräsentieren, der führt uns in die
Irre, denn das würde uns der einzigen Anzeichen berauben, die Gott
uns gegeben hat, damit sie unsere Wächter in dieser wichtigen
Angelegenheit seien.
Die
Bedeutung der Zeichen heute
Es geht uns mit diesen Zeichen wie den Gläubigen in Thessalonich.
Sie hatten die Verheißung, dass der "Tag des Herrn" sie nicht
überraschen sollte (1Thes
5:4), und wir haben heute eine genau entsprechende Zusage. Sie
warteten auf die anastasis oder
Auferstehung ihrer entschlafen Mit-Gläubigen und auf eine Entrückung
derer, die "leben und übrig bleiben," mit ihnen zusammen. Wir
warten auch auf die ex-anastasis der
entschlafenen Glieder des einen Leibes und auf die
Berufung in den Himmel für sie und uns. Das letztere ist eine sehr
gegenwärtige Hoffnung für uns (oder sollte es sein) wie es das
erstere für sie damals war.
Dieselben Zeichen versichern uns, dass unsere
herrliche Hoffnung erfüllt werden muss, bevor der Abfall ganz
ausgereift und der Gesetzlose offenbart sein wird. Deshalb
warten wir nicht auf diese Zeichen, sondern auf den Herrn. Wir
erwarten nicht den Antichrist, sondern Christus.
Es ist wahr, wir sehen die Anfänge des kommenden Abfalls, des ersten
der beiden Zeichen, und wir sehen genug, um zu sagen, welcher Art er
sein und welche Formen er annehmen wird. Die Tageszeitungen sind
voller Hinweise darauf, und wie in den Tagen der Apostel die Jünger
aufschauen sollten, weil ihre Erlösung nahte, so sollen wir noch
viel mehr auf unsere Berufung in den Himmel warten. Nichts darf
unseren Herzen da im Wege stehen. Es sind keine irdischen
Voraussetzungen noch vorher zu erfüllen. Es gibt
nichts, das erst noch geschehen müsste. Nur ein Ruf
muss ergehen, und das ist der Ruf dessen, auf dessen Stimme wir
lauschen.
Das Wort (klesis) kommt elfmal vor
und ist jeweils im Sinne eines göttlichen Rufes verwendet. Sei es
der Ruf, der uns vor Gott in Gnade setzt oder vor ihm in
Herrlichkeit darstellt. Das sind die zwei Teile seines Rufes; und
wer immer den ersten gehört hat, muss auch den andern vernehmen. So
begreifen wir, dass wir eine ganz besondere Hoffnung
für uns haben, während die Hoffnung in 1Thes
4 für diejenigen ist, die zurückgelassen werden.
Anstatt etwas zu verlieren, gewinnen wir einen unermesslichen
Vorzug.
Die Verwirklichung der Hoffnung in 1Thes
war von Israels Buße abhängig. Sie
wird erfolgen (Offb
1:7), dann geschieht, was wir als herrliche Erfüllung in Offb
7 lesen. Wieso steht diese große Schar "aus allen
Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen" vor dem Thron? Es
wird kein Wort darüber gesagt, wie sie dorthin gekommen sind. Der
Engel beantwortet Johannes die Frage, wer sie seien, indem er sagt:
"Diese sind's, die gekommen sind aus der großen Trübsal." Das ist
alles. Aber irgendwie müssen sie dahin gekommen sein. Und wie sollte
es geschehen sein, wenn nicht durch das, was wir in 1Thes
4:15.16 lesen?
Hätte Israel Buße getan, dann hätte die
Verheißung erfüllt werden müssen an denen, die das Wort der
Verheißung gelesen und angenommen hatten; denn
"alles, was die Propheten geredet hatten," wäre dann erfüllt worden,
und diese Gläubigen wären "entrückt" worden, bevor der Tag sie
überfallen konnte. In diesem Falle wäre Offb
7 der Bericht von der Erfüllung geworden. Aber Israel
hat nicht Buße getan. Infolgedessen ist alles
ausgesetzt, "was die Propheten geredet hatten," und 1Thes
4 und Offb
7 sind noch Zukunft und werden
noch buchstäblich zur Vollendung kommen.
Die große Schar aus Offb
7 wird im Himmel geschaut, und sie können nur durch
eine wunderbare Wegnahme dorthin gekommen sein, durch Auferstehung
und Entrückung. Das ist klar, denn es ist mit Nachdruck gesagt, "so"
als nur auf diese Weise werden sie bei dem Herrn sein allezeit.
Jetzt haben wir alles festgehalten, was in den ersten zwei Briefen,
die an eine Versammlung von Gläubigen gerichtet wurden, nachdem der
Herr in den Himmel aufgefahren war, über das Kommen des Herrn
geschrieben steht.
Diese Briefe kann man aber nur dann richtig verstehen, wenn man sie
in ihrer zeitlichen Reihenfolge und im Licht von Apg
3:19-26 und Apg
17:1-9 liest. Nur so kann man erfassen, was die Worte des
Apostels an Warnung, Unterweisung und Hoffnung enthalten. Alles, was
er sagte, hatte eine Bedeutung, und wir können seine Worte nur dann
richtig interpretieren, wenn wir das Wort der Wahrheit recht teilen.
-
-
b)
Briefe an die Korinther
Der 1.
Korintherbrief
Dieser Brief ist der nächste, der nach 2Thes geschrieben wurde. So
können wir erwarten, dass hier dieselben Bedingungen vorliegen wie
in den Briefen an die, die in Thessalonich "das Wort angenommen"
hatten (Apg
2:41), das Petrus in Apg
2:39.40 und Apg
3:19-26 verkündet hatte.
Wir können hier die gleiche heilsgeschichtliche Lehre verfolgen wie
in allen früheren Briefen, die Paulus in der Phase der
Apostelgeschichte geschrieben hat, bevor diese Phase mit Apg
28 ihren Abschluss fand. Das wiederum erklärt viele
Stellen in jenen Briefen, die bisher für heutige Leser schwer zu
verstehen waren, weil man sie weder mit anderen Schriftstellen noch
mit ihrer traditionellen Auslegung in Übereinstimmung bringen
konnte.
Schon ganz am Anfang stoßen wir auf das Wort apokalypse,
als das, worauf die Gläubigen in Korinth sehnsüchtig warteten. Für
sie war demnach die Offenbarung oder Enthüllung unseres Herrn Jesus
Christus nahe. Der Ausdruck in 1Kor
1:7 bedeutet ein sehnliches Ausschauen nach der
Zeit, wenn unser Herr Jesus Christus offenbart, also sichtbar werden
soll. Hätte diese große Offenbarung in einer damals fernen Zukunft
gelegen, dann wäre dieses sehnliche Warten (denn das Wort für
"warten" ist das gleiche wie in Röm
8:19) ganz fehl am Platz gewesen (wenn wir nicht annehmen
wollen, sie seien irregeführt worden). Das Wort Offenbarung bezieht
sich immer (wenn es für das Kommen des Herrn angewendet wird) auf
sein sichtbares Erscheinen als Person. Das allein war das Ereignis,
worauf Paulus und die Gläubigen in Korinth warteten. Aber wir und
unsere Leser sind ganz überzeugt, dass das heute nicht "unsere
Hoffnung" ist. Wir glauben, dass der Tag nicht wie "ein Dieb über
uns kommen" wird, sondern dass wir entrückt werden, bevor der "Tag
des Herrn" kommt. Deshalb ist es ein echter Stolperstein, hier auf
dieses Wort zu stoßen.
Aber die meisten Bibelleser haben es sich angewöhnt, in solchen
Fällen einfach weiterzulesen, als gäbe es gar keine Schwierigkeit.
Man beachtet gar nicht, dass in dem Wort oder der Wendung eine
solche liegt. Damit ignoriert man eine Schriftstelle teilweise. Das
ist ein großer Fehler, denn wir tragen eine Last weiter, obwohl
genauere Prüfung sie nicht nur wegnehmen würde, sondern unser Wissen
erweitern und unsere Überzeugung stärken könnte, jedes Wort, das
Gott zu uns spricht, ist wichtig.
Hier ist es so. Wenn wir uns diese Stelle nochmals ansehen, dann
lesen wir, "dass ihr in allen Stücken reich gemacht seid, in aller
Lehre und Erkenntnis (wir halten fest, dass hier das Wort gnosis (normales
Erkennen), nicht epignosis (volles
oder vollständiges Erkennen) steht. Das Letztere hat große
Auswirkung auf den Betreffenden. Es ist das Wort, das in den Briefen
aus der Gefangenschaft häufig verwendet wird. Denn die
Predigt von Christus (K: 'das Zeugnis des
Christus') (das ist das Zeugnis, das Christus gegeben hat) ist
in euch kräftig geworden (K: 'bestätigt ward unter
euch') (d. h.: 'durch die, die es gehört haben', Hebr
2:3 und 'Gott hat dazu Zeugnis gegeben durch
Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten, Hebr
2:4), so dass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und
wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. Der
wird euch auch fest erhalten bis ans Ende, dass ihr untadelig seid
am Tag unseres Herr Jesus Christus" (1Kor
1:5-8).
Hier haben wir "DIE Offenbarung" als Gegenstand ihrer Hoffnung. Es
war "der Tag," auf den sie sehnlich warteten (das
ist in dem Wort enthalten (griech.: apekdechomai =
sehnlich erwarten. Vgl. Röm
8:19.23.25.
Unsere
Erwartung heute
Wir aber warten sehnlich auf etwas anderes. In Phil
3:20.21 heißt es für uns: "UNSER Bürgerrecht
aber IST (griech.: hyparcho =
als Wirklichkeit bestehen; das ist mehr als das gewöhnliche Verb
'sein') im Himmel; woher wir auch erwarten (dasselbe
Wort wie 1Kor
1:7) den Heiland, den Herrn Jesus Christus,
der unsern NICHTIGEN LEIB verwandeln wird, dass er gleich
werde seinem VERHERRLICHTEN Leibe nach der Kraft,
mit der er sich alle Dinge untertan machen kann." Wenn
wir leben und übrig bleiben, erwarten wir diese Verwandlung; wenn
wir vorher entschlafen, die Ausauferstehung aus den Toten (vgl. Phil
3:11.14).
Das ist etwas anderes, als wenn es in 2Thes
1:6.7 heißt: Offenbart "vom Himmel her mit den Engeln seiner
Macht in Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht
kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn
Jesus" Das ist die OFFENBARUNG.
Die Ausauferstehung und die Berufung in
den Himmel, das ist heute unsere selige Hoffnung. Aber
die meisten von uns haben für diese Hoffnung aus Phil
3 keinen Platz frei, weil sie Israel seine Hoffnung
aus 1Thes
4 geraubt haben und sie entweder vergeistigen,
indem sie sagen, es handle sich nicht um eine Auferstehung des
Leibes, oder sie gar nicht zur Kenntnis nehmen. Aber wir können die
Tatsache nicht außer acht lassen, dass diese Gläubigen
in Korinth die Offenbarung erwarteten. Es steht so
geschrieben.
Die
Erwartung der Korinther
Außerdem war damals die Entfaltung des großen
Geheimnisses von der Herrschaft der Gnade, die in all ihrer
Herrlichkeit regiert, den Menschen noch nicht
bekannt gegeben worden. Deshalb musste ein
Gläubiger in dieser Phase den Gerichtscharakter des
Tages des Herrn erwarten. So lesen wir in 1Kor
3:13-15, "so wird das Werk eines jeden offenbar
werden. Der Tag des Gerichts wird's klar machen;
denn mit Feuer wird er sich offenbaren" (apokalypto). Hier
haben wir wieder die Offenbarung, und sie ist genau, was sie in 2Thes
1:7.8 bedeutet. "Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird
das Feuer (alle sorgfältigen griechischen Text besagen 'das Feuer
selbst') erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut
hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen,
so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch
so wie durchs Feuer hindurch" (1Kor
3:13-15).
Befinden wir uns hier noch auf dem Boden
der Gnade?, denn "Ist's aber aus
Gnade, so ist's nicht aus Verdienst der Werke; sonst wäre Gnade
nicht Gnade" (Röm
11:6).
Und man beachte, es ist DER TAG, der das klar macht, also "der Tag
des Herrn" nach 2Thes
1:7-10.
Um der Schwierigkeit zu entgehen, die wir uns selber bereitet haben,
hat man sich mit verschiedenen Ausreden zu helfen versucht, und
viele von uns sind heute noch deswegen verunsichert und sind sich
nicht einig, ob die "Werke" hier allgemein oder geistlich zu
verstehen sind. Manche bedauern es sogar, dass es diese Stelle
überhaupt gibt! Es muss uns allen klar sein, dass wir uns hier nicht
auf demselben Boden befinden wie
der Epheserbrief. "Der Tag" ist hier ein Tag der Unterscheidung.
Das Werk ist das "Werk im Glauben" und die "Arbeit in der Liebe,"
die sich an denen gezeigt hatte, die in Thessalonich das Wort
angenommen hatten, und die in 1Thes
1 lobend genannt werden. Alle diese Arbeiter
sollten darauf achten, wen sie zur Gemeinde hinzufügten (Apg
2:47), denn wenn menschliche Werkzeuge die Arbeit taten (Apg
5:14; Apg
11:24 usw.), dann musste diese Arbeit unbedingt
geprüft werden. Der "Tag" an dem diese Prüfung geschehen sollte,
werde "mit Feuer" offenbart (1Kor
3:13). Das hatte schon Maleachi erklärt: "Wer wird aber den Tag
seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen, wenn er
erscheint? Denn er ist wie das Feuer eines Schmelzers... Denn siehe,
es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle
Verächter und Gottlosen Stroh sein..." (Mal
3:2.3.19).
Das war das Zeugnis Johannes des Täufers,
als er den Tag beschrieb, den er als nahe gekommen verkündete. "...
die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer" (Mt
3:12; vgl. 2Thes
1:7.8 usw.). Aber wir haben noch andere Stellen im nächsten
Kapitel, wo der Apostel mahnt: "... richtet nicht vor der Zeit, bis
der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern
verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen.
Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden" (1Kor
4:5).
Wenn wir hier auf den besonderen Bezug einer solchen Schriftstelle
auf die damals angesprochenen Menschen hinweisen, tun wir es
selbstverständlich wegen der Auslegung. Natürlich meinen wir nicht,
es gäbe da keine Anwendung für uns, oder wir könnten daraus nichts
lernen. Es ist gut für uns und unsere Glückseligkeit, wenn wir es
als "ein Geringes" betrachten können, von anderen gerichtet zu
werden, und wenn wir in der Lage sind, all unsere selbsternannten
Richter (von denen es eine Menge geben wird!) dem Herrn zu
überlassen. In all diesen speziellen Punkten gibt es ewige
Wahrheiten und praktische Ermahnungen von bleibender Bedeutung.
Das ist bei der Stelle im nächsten Kapitel wohl kaum der Fall, wo
der Apostel davon spricht, dass ein unzüchtiger Bruder dem
Satan übergeben werden soll zum
Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde AM TAGE DES
HERRN (1Kor
5:5). Damit ist gewiss auf den Tag als damals
nahe bevorstehend hingewiesen.
Im nächsten Kapitel sagt er nichts, was uns hindert zu schließen,
der "Tag" sei so nahe, dass die Empfänger seines Briefes und er
selber im kommenden Zeitalter über Engel richten würden.
"Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt (griech.: kosmos)
richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet werden soll,
seid ihr dann nicht genug, geringe Sachen zu richten? Wisst ihr
nicht, dass wir über Engel richten werden? Wieviel mehr über Dinge
des täglichen Lebens" (1Kor
6:2.3).
Wenn die Nähe der Offenbarung hier noch nicht schlüssig bewiesen
wäre, dann doch sicher im nächsten Kapitel, wo der Rat des Apostels
ganz auf dieser Tatsache beruht. In 1Kor
7:29 lesen wir: "Das sage ich aber, liebe Brüder:
Die Zeit ist kurz." Das Wort, das mit "kurz" übersetzt ist,
erscheint nur hier und in Apg
5:6. Es bedeutet "eingehüllt" (oder zeitlich "beschränkt") und
das ist hier die Bedeutung. Die Zeit (oder der Zeitabschnitt) ist
beschränkt, das heißt, die heilsgeschichtliche Phase
war kurz vor ihrem Ende. Was lag dann am Heiraten,
Weinen oder Freuen, Kaufen oder Verkaufen? Der Grund folgt: "Denn
das Wesen dieser Welt vergeht." Das zeigt, für wie nahe das Ende
dieser Phase gehalten wurde.
Wer hat nicht schon die Schwierigkeit erlebt, diese Stelle zu
verstehen, wenn sie aus dem Kontext genommen und für uns heute
ausgelegt wurde? Wie viele waren bestürzt und kamen zu uns um Rat,
ob sie heiraten oder sonst etwas von dem tun sollten, was hier
genannt ist.
Unsere Antwort ist dann und sollte es sein: Ja, gewiss. Was in der
speziellen Zeit unter diesen besonderen Umständen nicht ratsam
gewesen war; heute wäre es für uns nicht weise, nach gleichen
Maßstäben zu handeln. Für sie war die Nähe des Endes eine gewichtige
Realität. Ein Apostel arbeitete hier, der andere da, und es gab
keine Möglichkeit, sie wissen zu lassen, wie die Verkündigung des
Petrus an dem oder jenem Ort aufgenommen wurde.
Es gab keine täglichen Veröffentlichungen von Nachrichten. Niemand
konnte wissen, ob sie allgemein angenommen oder abgelehnt wurde. Wir
müssen versuchen, uns in die Lage der Gläubigen jener Zeit zu
versetzen. Sie hatten keine Telegraphen oder Telefone. Die
Angesehensten der Juden in Rom hatten wenig oder nichts gehört über
Paulus und seine Tätigkeit in Jerusalem (Apg
28:17-21).
Sie wussten nur, dass die Zeit nahezu abgelaufen war.
So schreibt der Apostel an die Gläubigen in Korinth: "Die Zeit ist
kurz." Von nun an ist die Zeit noch kürzer. Die Zeitspanne zwischen
dem Schreiben des Briefes und dem Kommen jenes Tages war also extrem
beschränkt.
Im Blick auf die Kürze der damals noch verbleibenden Zeit hatten
einige aus Korinth an Paulus wegen ihrer Heirat geschrieben, und er
beriet sie richtig und für diese spezielle Zeit zutreffend. Sein Rat
für einen unverheirateten Mann war damals "es ist gut für den Mann,
keine Frau zu berühren“ (1Kor
7).
Das ganze Kapitel muss aus der Sicht der
Zeit gelesen werden, in der es
geschrieben wurde. Dann können wir es verstehen und seine Weisheit
erkennen. Wenn wir es aber in unsere Zeit hinein nehmen, dann ernten
wir nichts als Verwirrung und Schwierigkeiten. Es war dazu
geschrieben, dass die Gläubigen solche Auftritte vermeiden sollten,
wie wir sie von Zeit zu Zeit erleben, wenn Leute auf irregeleitete
Männer oder Frauen hereinfallen, die sie mit der Idee verrückt
machen, an einem bestimmten Tag käme "das Ende der Welt" (was immer
sie darunter verstehen mögen). Vor solchen Exzessen waren diese
Gläubigen in Korinth geschützt, obwohl sie verstanden hatten wie
nahe das Ende jener heilsgeschichtlichen Phase sein konnte; denn ihr
Glaube beruhte auf dem Wort des Herrn, gesprochen "durch die, die es
gehört haben“.
Aber wir sind heute nicht in dieser Situation. Wir haben kein
solches Wort. Unsere "Berufung in den Himmel" und
die Ausauferstehung aus den Toten sind göttliche
Gewissheit; aber wir haben nichts, das uns anzeigt, wie weit oder
nahe es vor uns liegen mag. Die Tatsache ist gewiss,
aber der Zeitpunkt ist ungewiss. Die Tatsachen
beruhen auf dem Wort des Herrn, aber wir haben kein Wort über die
Zeit, wie die Apostel es hatten. Das einzige von Gott gegebene
Anzeichen ist, dass (1) der Abfall erst
kommen muss, dann (2) der Mensch der Sünde, und
schließlich (3) "der Tag des Herrn." Der
Abfall nähert sich; aber wir können nicht sagen, wie nahe er ist,
oder wie weit er schon gediehen sein mag. Wir können nur beobachten,
wie er die Gemeinde und die Kirchen mit Unglauben und
Gesetzlosigkeit überschwemmt. Und wir können "aufsehen" zu unserm
Siegespreis, auf den Erlöser warten und auf die wunderbare
Verwandlung, die er mit unserm nichtigen Leib vornehmen wird, und
"warten" auf die Ausauferstehung aus den Toten.
Unsere Erwartung eilt nämlich der Hoffnung
Israels voraus. Sie scheint
weitgehend auf der gleichen Linie zu liegen und in der gleichen
Reihenfolge abzulaufen. Der einzige Unterschied ist die Gewissheit
über "Zeiten und Abschnitte" bei ihnen, und die Ungewissheit über
Zeitpunkte bei uns; und die Verbindung ihrer Hoffnung mit dem "Tag
des Herrn" auf der Erde und die engere Verbindung "unserer Hoffnung"
mit den Himmeln, wo unser politeuma (Bürgerrecht)
besteht, das uns erwartet, während wir sehnlich darauf warten und
danach Ausschau halten. So liegt die Lehre von 1Kor genau
auf der gleichen Linie wie die vom Herrn gegebene, "durch
die, die es gehört haben". Es gab da keine neue
Linie der Wahrheit, obwohl es mit der Annäherung des Endes eine
Entwicklung der Wahrheit gab.
In 1Kor
10:11 haben wir ein weiteres Beispiel, wie der
Apostel sich selber mit in die Verwirklichung der Hoffnung, die er
aufzeigte, einbezog. Wir sagen nichts von dem Unterschied im "Stehen
im Glauben" einerseits derer, an die er in 1Kor
10:1-10 schrieb, und andererseits derer, an die er in seinen
späteren Briefen aus der Gefangenschaft schrieb. Es gibt in diesen
späteren Briefen nichts über jemanden, der "zu stehen meint" oder
"fallen" könnte oder "der umgebracht würde durch den Verderber." Die
Phase des Geheimnisses hat mit der "Herrlichkeit seiner Gnade"
etwas, das wertvoller ist.
Aber im ersten Brief an die Korinther gibt es etwas, das wir in den
Briefen aus der Gefangenschaft nicht finden. Das ist das nahende
Ende jenes Zeitalters. In 1Kor
10:11 sagt der Apostel den Gläubigen in Korinth,
"dies" widerfuhr den Vätern desselben Volkes während der
vierzigjährigen Wanderung "als ein Vorbild" für die damals
gegenwärtige vierzigjährige Bewährungszeit in der Phase der
Apostelgeschichte. Er schreibt: "Es ist aber geschrieben uns zur
Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist" (alle
sorgfältigen griechischen Texte haben hier die Vergangenheitsform
"gekommen ist." Das Wort ist eigentümlich. Es ist katantao, das ist
eins von zweiunddreißig Wörtern, die mit "kommen" übersetzt werden
und erscheint nur dreizehn mal. Es ist immer im Sinne von "Ankunft"
verwendet). Und als Folgerung daraus fügt er an: "Darum, wer meint
er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle."
Wer mit den Briefen aus der Gefangenschaft vertraut
ist, dem klingt das wie eine fremde Sprache. Hier findet man keine
solchen ernsten Warnungen und keinerlei Ermahnungen aus
einem solchen Grunde, denn alles ist in diesen späten Briefen mit
der "Herrlichkeit seiner Gnade" verbunden.
In 1Kor
15 kommen wir zu einer Stelle, die von der
Auferstehung handelt, die schon im ersten Brief an die
Thessalonicher erwähnt wurde, wie wir gesehen hatten. Dort hatte der
Apostel die Tatsache erklärt. Jetzt hat er sich vorgenommen, sie zu
erläutern. Es gibt vierzehn griechische Wörter, die mit "erklären"
übersetzt werden. Aber dieses Wort hier bedeutet: durch Erläuterung
bekannt machen [in sechzehn der vierundzwanzig Vorkommen wird es mit
"make known" (bekannt machen, bekannt geben) übersetzt, und nur
viermal mit "declare" (erklären). Die übrigen sind bezeichnend:
einmal "give you to understand" (Lk: kund tun, 1Kor
12:3), je einmal "do to wit" (Lk.: kund tun, 2Kor
8:1), "certify" (Lk.: kund tun, Gal
1:11), "wot" (Lu.: wissen, Phil
1:22)].
Als der Apostel den ersten Brief an die Thessalonicher schrieb, war
über die Auferstehung alles bekannt gemacht worden, was im Alten
Testament und in den Worten des Herrn zu finden ist. Und da werden
zwei Auferstehungen genannt, eine zum Leben und die andere zur
Verdammnis (Dan
12:2; Joh
5:28.29); eine der Gerechten und eine der Ungerechten (Apg
24:2). Aber über deren Reihenfolge oder darüber, dass eine "von"
oder "aus" den Übrigen stattfinden sollte, die für eine spätere
Auferstehung übrig bleiben, das wird dort nicht bekannt gegeben.
Der Herr hat diesen besonderen Ausdruck immer dann verwendet, wenn
er von seiner eigenen oder von der Auferstehung der Seinen sprach.
Er sagte jedesmal "AUS (griech.: ek = aus, heraus von) den Toten."
Seine Jünger verstanden ihn zuerst nicht, "und befragten sich
untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten?" (Mk
9:9.10.31.32).
Als Paulus an die Thessalonicher schrieb, wiederholte er ein Wort
des Herrn (Joh
11:25.26), und fügte eine neue Offenbarung hinzu, die zeigt,
dass die echte Gegenwart des Herrn für seine Leute Leben bedeutete.
Die Erwartung
1Kor 15
Aber wir brauchen hier nicht tiefer zu dringen. Wir sind mit 1Kor
15 beschäftigt und wollen aufzeigen, was in diesem
Kapitel offenbart ist, wenngleich es eine Fülle kostbarer Wahrheit
bekannt macht, die mit der Offenbarung im
Zusammenhang stehen, aber er geht nicht über 1Thes
4 hinaus. Es erklärt das, was Gott bis dahin
als "Geheimnis" zurück behalten hatte (1Kor
15:51). Er sagt: "siehe, wir werden nicht alle entschlafen
(dasselbe Wort wie 1Thes
4:13.14.15, das 'unabsichtlich einschlafen' bedeutet und für das
Sterben verwendet wird; aber nicht dasselbe Wort wie 1Thes
6:6.7.10, das 'sich zum Schlafen anschicken' bedeutet, also
'einschlafen' oder 'nicht wachsam sein'), wir werden aber alle
verwandelt werden;..." Das würde eine Auferstehung von den Toten
sein. Aber wir besprechen gerade, dass keine von diesen die
Aus-Auferstehung von den Toten war. Die war noch Geheimnis, ein
weiteres Geheimnis nämlich, das erst später, in Phil
3:11, bekannt gegeben wurde.
In der folgenden Anordnung werden unsere Leser den Unterschied
zwischen den beiden Auferstehungen leicht erkennen.
Die eine in 1Kor
15:12.13.21.42 ist anastasis nekron, oder ton
nekron, die Auferstehung der Toten.
Die andere in Phil
3:11 ist die EX-anastasis ten ek
nekron, die AUS-AUFERSTEHUNG von den Toten.
Die letztere wurde erst nach dem Ende der
heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte geoffenbart.
Sie wurde geheim gehalten, bis sie in der neuen Phase des
Geheimnisses bekannt gemacht wurde. Sie ist mit unserem Siegespreis
verbunden und bezieht sich darauf. Dieser Preis ist
die BERUFUNG IN DIE HÖHE oder himmelwärts (Lu.:
himmlische Berufung) (Phil
3:14).
Diese wunderbare Wahrheit ist immer noch für Tausende ein Geheimnis,
denn sie ist durch die autorisierten Bibelübersetzungen für deren
Leser verborgen. Dort wird das Adverb "in die Höhe" (wir haben das
mehrfach herausgestellt) wiedergegeben, als wäre es ein Adjektiv
"hoch" und würde die Natur des Rufes beschreiben, dagegen beschreibt
das Adverb Richtung oder Art der Berufung. Aber darüber werden wir
mehr zu sagen haben, wenn wir zum Brief an die Philipper kommen.
Jetzt genügt es uns, festzuhalten, dass wir ohne Phil
3:11.14 nicht mehr über "unsere Hoffnung" wüssten, als die
Gläubigen in Thessalonich in der damals auslaufenden Phase der
Apostelgeschichte wussten.
Auf jeden Fall wusste Paulus, dass er nichts verloren hatte. Und er
ermahnt in Phil
3:17 mit ihm zusammen dem Herrn nachzufolgen. Und
er konnte auch sagen: "Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke
mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten
Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung
Gottes in Christus Jesus. (Kn: 'hin zu so in allen
sorgfältigen griechischen Texten dem Kampfpreis der Berufung Gottes
nach oben in Christo Jesu.') Wie viele von uns vollkommen sind, die
lasst uns so gesinnt sein. Und solltet ihr in einem Stück anders
denken, so wird euch Gott auch das (die selige Hoffnung) offenbaren.
Nur, was wir schon erreicht haben, darin lasst uns auch leben."
(Knoch: Indes, worin wir andere überholen, sollte dieselbe Gesinnung
da sein, nach derselben Richtschnur die Grundregeln zu befolgen.)
Der 2.
Korintherbrief
Der zweite Brief an die Korinther steht in vieler Hinsicht im
Kontrast zum ersten, wie das auch mit den beiden Briefen an die
Thessalonicher der Fall ist. Beide Male wurde der zweite Brief durch
Umstände erforderlich, die nach dem Abfassen des ersten eingetreten
waren.
Aber das Zeugnis geht immer in die gleiche Richtung.
Trübsal hatte eingesetzt, in 2Kor
1:4 wie in 2Thes
1:4. In 2Kor
1 war die Last hauptsächlich persönlich, obwohl die
Empfänger des Briefes daran teilhatten. Ein Teil des persönlichen
Leides war fast dasselbe wie in 2Thes.
Dort waren sein Wort und seine Verheißungen angezweifelt worden,
hier hatte man seine apostolische Vollmacht in Frage gestellt.
Wie er sich in dem früheren Fall bemüht hatte, ihre Hoffnung auf
Gott zu befestigen, die abgenommen hatte, so arbeitete er hier
daran, ihr Vertrauen in sein Wort, seine Berufung und seinen Auftrag
zu kräftigen und aufzurichten.
Das waren interne Nöte dieser Gemeinde, aber es gab auch externe,
von ihren Feinden verursachte. Darin erfüllte sich Mt
24:9-11, wo der Herr den Beginn der Geburtswehen
der Trübsal beschreibt: "Dann werden sie euch der
Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr werdet
gehasst werden um meines Namens willen von
allen Völkern. Dann werden viele
abfallen und werden sich
untereinander verraten und werden sich
untereinander hassen. Und es werden sich viele
falsche Propheten erheben und werden viele
verführen."
In 2Kor
11:23-33 lässt er sich breiter aus über seinen Anteil an diesen
Verfolgungen. Er bezeichnet das nicht als Erfüllung der Weissagung
des Herrn, sondern stellt es ihnen vor, um damit sein Apostelamt zu
belegen. Sie sollten sich selber prüfen, ob sie seine apostolische
Vollmacht nicht an der Standfestigkeit ihres eigenen Glaubens
erkennen könnten (nicht als eine Aufgabe sich selbst gegenüber,
durch Selbstbeobachtung, wie allgemein behauptet wird, sondern als
Aufgabe ihm gegenüber, damit sie es als Beweis ansehen, als "Beweis
dafür, dass Christus in mir spricht") (2Kor
13:5-10).
Aber wenden wir uns wieder den Anfangskapiteln zu. Da bemerken wir
weitere Hinweise auf den Charakter der Zeit, in der sie lebten. Nach
einer Verteidigung seines geistlichen Amtes in Kap. 3 verweist er
nochmals auf seine geistliche Beglaubigung und geht dann wieder (2Kor
4:8-12) auf die Leiden ein, die sie erlebt hatten.
Er gibt ihnen dieselbe Hoffnung auf die Auferstehung, die er den
Thessalonichern zugesprochen hatte (1Thes
4:13-17). Anstatt "wenn wir glauben," sagt er hier "denn wir
wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird UNS auch
auferwecken mit Jesus (Dia Jesou, wie in 1Thes
4:14, woraus hervorgeht, dass diese Worte sich wie hier auf die
Auferstehung beziehen, und nicht auf den Schlaf, d. h.: Tod) und
wird UNS VOR SICH STELLEN samt EUCH" (2Kor
4:14). Die gleiche Präsentation, die in 1Thes
2:19 und 1Thes
3:13 gemeint ist, die bei der parousia des
Herrn stattfinden wird. Er sah dem entgegen, dass er mit ihnen
gemeinsam präsentiert werden soll. Das war kein Ereignis, das damals
noch in weiter Ferne lag, sondern eine damals gegenwärtige Hoffnung,
die in Kürze realisiert werden würde. So nahe war sie, dass sich
ihre Kraft in der Befähigung zum Ertragen von Leiden erweisen
konnte. Er sagt: "Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch der
äußere Mensch verfällt, so wird doch der Innere von Tag zu Tag
erneuert" (2Kor
4:16).
Und warum war das so? Paulus erläutert es anschließend: "Denn unsere
Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über
alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das
Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das
ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Denn wir
wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so
haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen
gemacht, das ewig ist im Himmel. Denn darum seufzen wir auch und
sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung (das ist ein
geistlicher Leib griech.: oikoterion, das nur
hier und in Jud
1:6 vorkommt, wo es für geistliche oder
Engels-Leiber verwendet ist, in genau der gleichen Bedeutung wie
hier), die vom Himmel ist, überkleidet werden, weil (K: wenn [als
Tatsache dargestellt, jeden Zweifel ausschließend, was im englischen
Bibeltext durch Verwendung des Wortes if nicht
direkt ersichtlich ist] nämlich) wir dann bekleidet und nicht nackt
(ganz ohne Leib) erfunden werden" (2Kor
4:17 - 2Kor
5:3).
Hier verstärkt der Apostel die Verheißung von 1Thes
4:17. Dort wird nichts davon gesagt, dass irgend eine
Veränderung stattfände, weder in den auferstandenen noch in den
entrückten Leibern. Aber hier werden die früheren Verheißungen stark
erhellt. Die Empfänger werden darüber belehrt, dass die Toten nicht
auferweckt und die Lebenden nicht entrückt werden wie sie waren, mit
unveränderten Leibern, sondern dass sie Leiber haben werden wie die
Engel (Mt
22:30). Diesen Leib erhalten sie vom Himmel und Gott überkleidet
ihn.
Paulus formuliert hier kein Kredo über die Eschatologie. Er spendet
Trost (wie in 1Thes
4) für die, die erste Erfahrungen mit den
Geburtswehen der Trübsal machten. Er gab die neue
und wunderbare Hoffnung (indem er die Verheißung des Herrn in Mt
24:31 erweiterte) und erläuterte die Verheißung
eingehender, die er in 1Thes
4:17 gegeben hatte.
In 2Kor
5:4 wiederholt er Vers 2: "Denn solange wir in
dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber
nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das
Sterbliche verschlungen werde von dem Leben." Dann fährt er fort:
"Der uns dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den
Geist gegeben hat. So sind wir denn allezeit getrost und wissen:
solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir
wandeln im Glauben, und nicht im Schauen" (2Kor
5:5-7). Das heißt also, sie hatten die Verheißung vom Herrn,
dass sie bei seinem Kommen für immer in seiner Gegenwart sein
würden, sei es durch Auferstehung oder durch Entrückung.
Bis zu seinem Kommen und solange sie noch im Leibe waren (d. h.: im
Fleisch), waren sie "fern von dem Herrn." So fügt er hinzu: "Wir
sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und
daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsere Ehre
darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm
wohlgefallen. Denn WIR MÜSSEN ALLE offenbar werden
vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen
Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut
oder böse. Weil wir nun wissen, dass der Herr zu fürchten ist,
suchen wir Menschen zu gewinnen; aber vor Gott sind wir offenbar.
Ich hoffe aber, dass wir auch vor eurem Gewissen offenbar sind" (2Kor
5:8-11).
Das ist nun der ganze Kontext der oft genannten, aber aus dem
Zusammenhang gerissenen und deshalb ungenauen Redensart, "fern dem
Leibe, nah dem Herrn," und es muß uns sicher allen klar sein, wenn
wir es im Zusammenhang lesen, und im Licht der Zeit, in der es der
Apostel geschrieben hat.
Jetzt können wir sehen, wie diese eschatologischen Aussagen die
große Verheißung bestätigen und erläutern sollen, die
in 1Thes
4:17 gemacht wurde. Die "das Wort
angenommen" hatten (Apg
2:41; 1Thes
2:13), hatten die Verheißung, bei dem Herrn zu sein (1Thes
4:17). Im unmittelbaren Kontext (2Kor
4:14) hatte er zu ihnen davon gesprochen, dass sie "vor ihn
gestellt" würden (und deshalb auch er zusammen "MIT EUCH"), und er
hatte die Gläubigen in Thessalonich in 1Thes
2:19 und 1Thes
3:13 mit genau der gleichen Hoffnung getröstet.
Auch Judas empfahl sie Gott, als er von der allgemeinen und
kommenden Errettung und Erlösung schrieb. Der Herr hatte davon
gesprochen, und "die es gehört haben" (Hebr
2:3), die hatten es bestätigt. Judas tat das
mit den Worten: "... der euch vor dem Straucheln behüten kann und
euch untadelig stellen kann vor das Angesicht seiner Herrlichkeit
mit Freuden..." (Jud
1:24).
Die Erweiterung dieser Verheißung in 2Kor
5 muss man auf den gleichen Linien auslegen.
"Daheim zu sein bei dem Herrn," sollte Wirklichkeit werden, und die
war für sie in einem ganz besonderen Sinne nahe. Wenn die
Entschlafenen auferstehen und die Lebenden mit ihnen zusammen
entrückt werden sollten, dann würde es in unveränderten Leibern
geschehen, wenn ich 1Thes
4 richtig verstehe. Jetzt wird in 2Kor
5 diese weitergehende Instruktion erteilt, und es
wird ihnen von den Leibern gesagt, die
sie vom Himmel bekommen sollten.
Danach sehnten sie sich; nicht nach dem Sterben, sondern nach der
Auferstehung, Verwandlung und Entrückung, dass sie "überkleidet"
würden mit einem geistlichen Leib auferstanden oder entrückt
miteinander und "daheim", ja, ewig "beim Herrn" zu sein.
In 1Kor
15:51 hatte er ihnen das bereits als Tatsache
geschrieben: "... wir werden aber alle verwandelt werden." Jetzt in 2Kor
5 erläutert er, wie diese Verwandlung geschehen
soll. Das war das herrliche Ende all ihrer Mühe, der glückselige
Abschluss all ihres Kummers. Sie erhofften sich nicht das
Entschlafen, sondern sie waren getrost in der Gewissheit, dass sie,
wenn sie entschlafen waren, auferweckt, verwandelt und entrückt
würden. Wir können 2Kor
5 nicht von 1Thes
4:17 trennen, wo ihnen ausdrücklich gesagt wurde,
dass sie "SO", d. h.: in dieser Weise und nicht anders, für immer
beim Herrn sein sollten.
Der
Richterstuhl Christi
In 2Kor
5:10 verbindet der Apostel das alles miteinander
und mit einer weiteren, ernsten Tatsache. Er sagt: "WIR MÜSSEN ALLE offenbar
werden vor dem Richterstuhl Christi..."
Wie haben wir alle mit diesem Wort gerungen! Wissen wir doch, dass
wir, die wir in der gegenwärtigen Phase des
Geheimnisses ganz in der Gnade stehen, nicht nach Werken
gerichtet werden können. Daher waren wir immer bemüht, nachzuweisen,
dass hier vom Gericht über den Dienst die Rede sei.
Aber von so einer Unterscheidung wird hier nichts gesagt, und Werke
an sich werden in Verbindung mit diesem Gericht im ersten Brief
erwähnt (1Kor
3:13.14). Wo der Herr in der gleichen Periode von
seinem Kommen spricht, in den sieben Sendschreiben
an die Gemeinden in Asien, ist ebenfalls jedes mal von
"Werken" die Rede, in einem sogar zweimal (siehe Offb
2:2.9.13.19; Offb
3:1.2.8.15).
Wir erinnern auch daran, dass bema bei
den Griechen für das erhöhte Podium verwendet wurde, von dem aus die
Siegespreise vergeben wurden. Obwohl wir uns mit der Tatsache
konfrontiert sehen, dass es in der Heiligen Schrift, im Neuen
Testament, nie so gebraucht wird! Das Wort "bema" kommt zwölfmal vor
und ist zehnmal davon mit "Richterstuhl" oder "Gericht" (in Apg
7:5 heißt es 'Standort' und hat einen anderen
Zusammenhang) und einmal mit "Thron" (Apg
12:21) übersetzt. Eine Prüfung dieser Stellen zeigt sofort, dass
die Heilige Schrift das Wort nur für die Bühne zur
Verkündigung von Urteilen gebraucht.
Die Schwierigkeit, mit der wir und viele andere Bibelleser gerungen
haben, waren selbstgemacht. Wenn wir es aber von daher betrachten,
dass die Entfaltung der Heilsgeschichte in
verschiedenen Phasen geschah, und wenn wir die
biblischen Schriften chronologisch ordnen, dann
verschwindet nicht nur die Schwierigkeit, sondern das Zeugnis von 2Kor
5:10 fügt sich nahtlos an alle anderen
Schriftstellen, die wir betrachtet haben.
Außerdem war dieses Offenbarwerden vor dem Richterstuhl Christi, dem
die Gläubigen in der Phase der Apostelgeschichte immer entgegen
sahen, nicht eine Möglichkeit in einer fernen Zukunft, sondern es
betraf sie selber und persönlich. Paulus schließt sich da mit ein:
"WIR müssen...".
Aber das war in ihren Augen sogar eine
Notwendigkeit, erforderlich, wenn alles, was die Propheten von
diesem kommenden Gericht gesagt hatten, in Erfüllung gehen sollte.
Es war durch die nationale Buße bedingt. "wir
müssen" sagt der Apostel. Nach all den Prophezeiungen über das
Kommen des Herrn musste es so geschehen. Außerdem ist diese Aussage
nicht isoliert. Sie wird in den letzten der sogenannten früheren
Briefe des Paulus in vielen Worten wiederholt. Wir werden alle vor
den Richterstuhl Gottes gestellt werden.... So wird nun jeder von
uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben" (Röm
14:10.12).
Diese Ausdrucksweise stimmt mit der Phase der Apostelgeschichte
genau überein, und mehr noch, es war auch die einzige Art, wie die
Wahrheit dargelegt werden konnte. Wenn wir weiter nachdenken und
nochmals die Ausdrucksweise in den Briefen aus der
Gefangenschaft studieren, dann sehen wir die gewaltige
Veränderung, die inzwischen stattgefunden hatte.
Sicher kann es uns nicht entgangen sein, dass dort
solche Aussagen nicht nur fehl am Platz, sondern völlig
unmöglich wären.
Alles, was wir tun müssen, ist sie wieder einmal durchzulesen und zu
lernen, was wir in der Vergangenheit waren (Eph
2) und was wir jetzt sind und
ewig bleiben werden aus Gnade. Wie
können die vor seinem Richterstuhl stehen, die "Erlösung durch sein
Blut, die Vergebung der Sünden" haben?
Wie können diejenigen vor dem Richterstuhl Christi erscheinen
müssen, um gerichtet zu werden für irgend etwas, was man sich auch
immer vorstellen könnte? Es ist unmöglich, denn sie sind es, die er "gesegnet
hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus" (Eph
1:3). Sie sind "erwählt, ehe der Welt Grund
gelegt war" (Eph
1:4), sind "begnadet in dem Geliebten (Eph
1:6). Sie haben den unmittelbaren Blick auf die gesegnete
Verheißung einer vorausgehenden Auferstehung oder exanastasis, die Ausauferstehung
von den Toten und die Berufung in
den Himmel von ihm (Phil
3:11.14). Sie haben jetzt bereits ihr Bürgerrecht in den
Himmeln, von wo wir den Heiland erwarten; nicht damit er uns
richtet, sondern damit er uns verwandelt; nicht nur
um uns aufzuerwecken und mit einem geistlichen Leib zu kleiden,
sondern um unsere nichtigen Leiber zu verwandeln,
dass sie gleich sein werden seinem verherrlichten Leib (Phil
3:20.21). Sie sind "in Christus vollkommen" (Kol
1:28), die er "tüchtig gemacht hat zu dem
Erbteil der Heiligen im Licht" der himmlischen
Schechina (Kol
1:12). Sie haben die "Erlösung durch sein Blut, die Vergebung
der Sünden" (Eph
1:7 vgl. Kol
1:14), sind "vollkommen in ihm" (Kol
2:10 Lu. vor Rev. K: vervollständigt in ihm). Sie
sind es, denen gesagt ist, er "hat uns vergeben alle
Sünden" (Kol
2:13). Warum sollten die vor dem Richterstuhl Christi erscheinen
müssen?
Und doch ist dieser herrliche Stand, der
uns durch den Reichtum und die Herrlichkeit seiner
Gnade gegeben ist, wirkungslos gemacht worden und
völlig verlorengegangen für die, die sich freiwillig in eine
Stellung zurückversetzen, die in einer vergangenen Phase Gültigkeit
hatte.
Was für ein Verachten der Gnade Gottes ist das! Welchen Verlust
erleiden sie, die das tun! Was für Schwierigkeiten werden so
geschaffen und in das Wort Gottes eingebaut; und wieviel vergebliche
Mühe und endlose Anstrengungen macht man, um wieder da heraus zu
kommen!
Aber wenn wir einmal das kostbare "Wort der Wahrheit" entsprechend
den Zeiten und heilsgeschichtlichen Phasen richtig geteilt haben,
dann verschwinden nicht nur die Schwierigkeiten aus der Schrift (die
meisten Anfragen befassen sich damit), sondern wir sind frei, etwas
über den Frieden und die Gnade Gottes zu lernen: Wir erfahren, was
Gott den Herrn Christus für uns sein lässt, und dass wir in
Christus sein können.
-
-
6. Der
Galaterbrief
Im dem Brief an die Galater gibt es keine besondere Erwähnung der parousia,
aber der Brief bestätigt uns die Tatsache, dass dasselbe Ringen
weiterging. "Durch die, die es gehört haben," was
der Herr Jesus geredet hatte, hatten sie dieselbe Bestätigung
empfangen und stießen auf dieselbe Opposition und Verfolgung durch
die Juden, denen doch die frohe Botschaft galt.
Das Schreiben beginnt mit dem gleichen Gedanken wie
in 1Thes
1:10. Der Herr Jesus ist derjenige, "der sich
selbst für unsere Sünden dahingegeben hat, dass er uns errette von
dieser gegenwärtigen, bösen Welt" (Gal
1:4). Das ist dieselbe Errettung wie in 1Thes
4:17, wenn auch aus verschiedener Sicht und deshalb mit
verschiedenen Worten.
In 1Thes
1:10 ist es das Wort ryomai, das
bedeutet retten oder entreißen
vor einem mit Sicherheit kommenden Zorn. In Gal 1:4
ist es exaireo, was soviel heißt wie
herausreißen, hochheben und wegtragen (die komplette Liste der
Stellen, in denen exaireo vorkommt,
mag den Lesern dazu dienen, die volle Bedeutung des Wortes selber zu
erfassen: Mt
5:29; Mt
18:9; Apg
7:10.34; Apg
12:11; Apg
23:27; Apg
26:17; Gal
1:4) aus diesem gegenwärtigen Zeitalter, bevor der Zorn kommt.
Mit anderen Worten: Es betrifft die Errettung und Erlösung von 1Thes
4:17. Die Aussage (im Griechischen) ist: "So dass er uns
erretten möge aus dem gegenwärtigen, bösen Zeitalter." Das Wort
"gegenwärtig" bedeutet das damals gegenwärtige
Zeitalter, im Gegensatz zum "kommenden Zeitalter" (wie in Röm
8:38; 1Kor
3:22).
Wenn wir alle Vorkommen dieses Wortes, das hier mit "gegenwärtig"
wiedergegeben ist, angeben, wird es unsern Lesern helfen, selbst zu
urteilen (das griech. Wort ist enistemi und
kommt siebenmal vor: Röm
8:38; 1Kor
3:22; 1Kor
7:26; Gal
1:4; 2Thes
2:2 - wo es 'jetzt gegenwärtig' bedeutet, und
nicht, wie K. J.: is at hand, also nahe
bevorstehend -; 2Tim
3:1 [= werden anwesend sein]; und Hebr
9:9). In dem Ausdruck "diese gegenwärtige, böse Welt" ist das
mit "Welt" übersetzte Wort das griechische aion, das heißt
Zeitalter. Aion wurde im Lateinischen zu aevum,
ein Zeitalter. Es ist nicht oikoumene, das
die bewohnte Welt bedeutet (und im Neuen Testament manchmal das
römische Weltreich). Es ist auch nicht kosmos,
Welt oder materielle Schöpfung. Es ist nicht ge,
die Erde, manchmal auch das Land oder der Erdboden. Nein, es ist aion,
oder Zeitalter, von Gott selbst bereitet und geordnet (Hebr
1:2; Hebr
11:3 = 'zubereiten', 'anpassen' wie in Röm
9:22: 'bestimmt'; 'zur Anpassung gebracht' 1Kor
1:10 K usw. in Übereinstimmung mit Apg
17:26, wo wir lesen, dass Gott "festsetzt angeordnete Fristen
und die Grenzen..." [K]).
So steht dieses gegenwärtige Zeitalter in Gal
1:4 im direkten Gegensatz zum kommenden Zeitalter
(Luther: 'zukünftige Welt') (Hebr
2:5).
In den Gemeinden von Galatien setzte gerade der Abfall ein, auf den 2Thes
2:3 Bezug nimmt (davon ist auch in anderen
Schriftstellen die Rede. Siehe Mt
24:12; 1Tim
4; 2Tim
3; 2Tim
4:3.4), und wäre die Erfüllung jener Prophezeiung gewesen, - im
krassen Gegensatz zur nationalen Buße. Die Plage hatte begonnen, wie
wir aus dem Ernst ersehen können, mit dem der Apostel darauf
eingeht. Es war ein "böses Zeitalter," worüber er an diese Gemeinden
schrieb, und die rapide Zunahme des Abweichens vom Glauben ist durch
den ganzen Brief hindurch erkennbar. Und die gesegnete Wahrheit für
dieses "gegenwärtige, böse Zeitalter" war, dass unser Herr Jesus
sich selbst dahingegeben hatte, um zu kommen und sie herauszureißen
und emporzutragen, damit sie für immer bei dem Herrn sein könnten,
wie der Apostel bereits an die Gemeinde in Thessalonich geschrieben
hatte.
Noch eine andere Schriftstelle wird, soviel wir wissen, nicht
allgemein verstanden, die aber aus der Position hier, in einem der
früheren Paulinischen Briefe, erhellt wird. Sie steht in Gal
4:25.26:
"Denn Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und ist ein Gleichnis
für das jetzige Jerusalem, das mit
seinen Kindern in der Knechtschaft lebt.
Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsre
Mutter.“
Das mag hier als Zitat genügen, aber der ganze Kontext muss im
Zusammenhang damit studiert werden. Der wichtige Punkt dabei ist die Gegenüberstellung
der beiden Jerusalem. Es sind nämlich zwei, und das eine ist
ebenso real wie das andere.
Als der Apostel diese Worte schrieb, gab es:
Das Jerusalem, das damals bestand, und das Jerusalem, das bleiben
wird.
Das irdische Jerusalem und das himmlische Jerusalem.
Das alte Jerusalem und "das neue Jerusalem."
Das Jerusalem, das unten war, und das Jerusalem, "das droben ist.“
Das Jerusalem, das die Mutter von Sklaven ist, und das Jerusalem,
das (wie der Apostel seinen gläubigen Lesern sagen konnte) "UNSERE
Mutter" ist.
Zum besseren Verständnis dessen was der Apostel hier lehrt, wollen
wir es dem gegenüberstellen, was in der Offenbarung zum gleichen
Thema gesagt ist, und dann beides miteinander vergleichen.
Datierung
der Offenbarung
Um diese beiden Aussagen miteinander in Zusammenhang zu bringen,
müssen wir zunächst feststellen, wann die
Offenbarung geschrieben wurde. Es gibt verschiedene
Aussagen darüber, ob die Offenbarung in dem Zeitalter (worauf sich Gal
1:4 bezieht), und somit vor der
Zerstörung Jerusalems geschrieben wurde, oder erst
nach diesem großen Ereignis, das die Zeit teilt.
Wir bekennen uns zu dem früheren Datum. Das geschieht aufgrund der
Quelle der Syriac-Version, die von Melito (Scrivener. A Plain
Introduction to the Criticism of the New Testament, Band II Seite 8)
bereits 170 n.Chr. zitiert wird, und damit älter ist als alle
anderen Quellen, und viel älter als alle existierenden griechischen
Manuskripte. Aus der Syriac-Version (Peschitto) geht nun die
wichtige Tatsache eindeutig hervor, dass ungeachtet der
schmerzlichen und feindseligen Spaltung der syrischen Gemeinschaften
alle Manuskripte dieser Version dennoch "einen Text bieten, der in
allem Wesentlichen übereinstimmt" und so von allen rivalisierenden
Gemeinden benutzt wurde.
Die Einleitung lautet (in der Syriac-Version):
"Die Offenbarung, die Johannes dem Evangelisten von Gott auf der
Insel Patmos gemacht wurde, auf die er von Nero, dem Imperator,
verbannt war." Das würde das Datum während dessen Regierungszeit
festlegen, also zwischen 54 und 68 n.Chr. (Nero
beging am 9. Juni 68 Selbstmord).
Irenäus (um 178 n.chr.; Heres, Vers 30 zitiert von Eusebius [318
n.Chr.], 3,18; Vers 7) spricht von Johannes, "der die Offenbarung
sah. Denn es ist nicht lange her, seit er (oder sie) gesehen wurde,
sondern fast in unserer Generation, gegen Ende der Regierungszeit
des Domitian." Der letzte Satz ist zweideutig und meint
wahrscheinlich, dass Johannes gesehen wurde, da der Kontext diesen
Sinn verlangt, weil er nicht von Echtheit der Daten handelt, sondern
davon, warum der Name des Antichrist nicht erwähnt ist.
Da die Befürworter der späteren Datierung für die Offenbarung sich
auf Irenäus stützen, ist ihr Beweis von einer Annahme abhängig und
daher ohne Belang. Das spätere Datum wäre die Regierungszeit
Domitians, von 81-96 n.Chr., also nach der Zerstörung Jerusalems.
Wie wichtig dieser Punkt ist, werden wir gleich erkennen; denn in
Neros Regierungszeit (dem früheren Datum) standen Jerusalem und der
Tempel noch, und von beiden wird so in Offb
11:1.2.8 gesprochen.
Aber der wirkliche Beweis für das Datum findet sich in dem Buch
selbst. In Offb
1:1 wird ausdrücklich gesagt, dass
"die Offenbarung Jesu Christi" gegeben wurde, um "seinen Knechten zu
zeigen, was in Kürze geschehen soll."
In Offb
1:3 heißt es: "Selig ist der da liest... denn die
Zeit ist nahe."
In Offb
3:10: "Die Stunde der Versuchung, die kommen wird (K: die sich
anschickt zu kommen)."
In Offb
3:11: "Siehe, ich komme bald."
In Offb
16:15: "Siehe, ich komme wie ein Dieb."
Im letzten Kapitel finden wir dreimal die Zusage "Ich
komme bald" (Offb
22:7.12.20).
Wir führen das an, weil es sich auf Gal
4:25.26 bezieht.
Der Segen Abrahams
In Offb
21:9-22:5 haben wir "das neue Jerusalem," oder "die heilige
Stadt Jerusalem" enthüllt und in all ihrer Pracht und Herrlichkeit
geschildert. Das ist die himmlische Stadt, die dem
Glauben Abrahams offenbart war. Er musste von ihr
gehört haben, sonst hätte er nicht auf sie warten können. "Denn er
wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat,
deren Baumeister und Schöpfer Gott ist" (Hebr
11:10).
Wer kann Offb
21:10-17 lesen, ohne diese unvorstellbare Pracht und
Herrlichkeit mit dem Jerusalem von damals oder heute zu vergleichen?
Die "das Wort angenommen" hatten, das Petrus verkündete (Apg
2:41; vgl. 1Thes
2:13), nahmen es wie Abraham im Glauben an, und wurden herrlich
frei. Und in der Freude an dieser wunderbaren Freiheit erwarteten
sie "die Stadt, die einen festen Grund hat," das
"Jerusalem, das droben ist."
Sie waren nicht mehr in Fesseln unter
dem Gesetz vom Sinai, Sklaven wie Hagar, sondern
Freie, die Söhne der Sara, die Abrahams Glauben und
Hoffnung haben. Abraham sah es von ferne und wurde froh. Diese
Gläubigen sahen es außerordentlich nahe und wurden aufgefordert,
sich zu freuen (Gal
4:27-30). Sie warteten, wie schon Abraham gewartet hatte, auf
eine herrliche Realität. Ihre Hoffnung war, dass sie herausgenommen
würden, erhoben von "diesem gegenwärtigen, bösen Zeitalter" und von
dieser "gottlosen Generation erlöst würden."
Das irdische Jerusalem hatte das Blut der Propheten, ja, sogar das
Blut des Messias vergossen. Es war mit all seinen Kindern in der
Sklaverei des Gesetzes. Aber die das Wort angenommen hatten und
glaubten, erwiesen sich als die wahren Söhne des Vaters der
Gläubigen und schauten sehnsuchtsvoll aus nach seiner himmlischen
Stadt, dem "neuen Jerusalem," die der Apostel wahrhaft unsere Mutter
nennen konnte. Das irdische Jerusalem war von dem künftigen Feind
noch nicht angetastet worden. "Der Zorn Gottes ist schon in vollem
Maß über sie gekommen" (1Thes
2:16), aber dieses Ende war noch nicht vollzogen.
Die Steine des Tempels standen noch aufeinander, aber das Ende
näherte sich; und hätte das Volk Buße getan nach
der Predigt derer, die den Herrn reden gehört hatten, dann wäre
der Messias gesandt worden, und alles, was die Propheten
geweissagt hatten von den kommenden Gerichten und den Herrlichkeiten
der verheißenen Wiederherstellung, hätte eine gesegnete und
glückselige Erfüllung gefunden.
Es ist sehr wichtig, dass wir die Position derer, "die das Wort
angenommen" hatten, recht verstehen; einmal in der
heilsgeschichtlichen Phase des Alten Testaments, dann in der damals
gegenwärtigen, und auch in der jetzigen Phase des Geheimnisses. Es
wird uns eine Hilfe sein, wenn wir uns daran erinnern, dass durch
die ganze Phase des Alten Testaments der Same
Abrahams aus zwei Arten bestand; einmal mit dem "Staub
auf Erden" (1Mo
13:16; 1Mo
28:14) verglichen und zum andern mit den "Sternen
des Himmels" (1Mo
15:5; 1Mo
22:17; 1Mo
26:4).
Das entspricht den zwei grundsätzlich verschiedenen
Arten der Nachkommen Abrahams; die einen sind nur
auf irdische Segnungen aus und
"wandeln im Schauen," die andern sehen auf himmlische
Segnungen und "wandeln im Glauben" eben im Glauben
ihres Vaters Abraham, von dem in 1Mo
15:6 geschrieben steht.
Die erste Offenbarung, die an Abraham erging, betraf den irdischen
Teil (1Mo
13:16) und "das Land, das du siehst" (1Mo
13:14.15). Aber die spätere Offenbarung hatte zum Gegenstand,
was nicht sichtbar war, den verheißenen Samen, der noch nicht
geboren war. Und es ist wegen Abrahams Glauben an diese weitere
Offenbarung geschrieben: "Er hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet worden" (Gal
3:6). Abraham war schon vorher gerecht, als er Gott vertraute
(siehe 1Mo
12:4; 1Mo
13:1.14; u. 1Mo
14). Aber 1Mo
15 beginnt: "Nach diesen Geschichten begab sich's,
dass zu Abram das Wort des Herrn kam..." und er erhielt eine
weitere Offenbarung über seinen Samen, "welcher Christus ist" (Gal
3:16). Abraham glaubte dieser weiteren
Offenbarung und "es ist ihm zur Gerechtigkeit
gerechnet worden" (Gal
3:6).
Die in der Phase der Apostelgeschichte "das Wort angenommen" hatten,
waren gerecht gemacht; und die heute die weitere Offenbarungen
glauben, die in den Briefen an die Epheser, Philipper und Kolosser
gemacht sind, empfangen ebenfalls eine weitere Segnung. Es wird uns
zu "etwas" gerechnet, und wir begnügen uns mit Warten und Zusehen,
was es sein wird. Diese Galater und andere Gläubige jener Phase
wandelten im Glauben ihres Vaters Abraham. Er schaute auf eine
"himmlische" Hoffnung, verbunden mit dem Tag des Messias. Er sah ihn
im Glauben und "wurde froh" (Joh
8:56).
Der himmlisch Samen sehnte sich schon immer "nach einem besseren
Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer
nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut"
(Hebr. 11, 16). Sie lebten im Glauben (Gal. 3, 11) und sie "sind
gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt, sondern
es nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie
Gäste und Fremdlinge auf Erden sind" (Hebr. 11, 13).
Von diesen allen wird gesagt, dass sie
"Teilhaber der himmlischen Berufung"
seien, und hätte das Volk Buße getan, dann wären sie
"entrückt" worden, "auf den Wolken in die Luft, dem
Herrn entgegen" (1Thes
4:17).
Als Israel nach Kadesch Barnea kam, sollte das ganze Volk sofort in
das verheißene Land, in das "Gebirge der Amoriter" ziehen, aber sie
wollten nicht glauben, und wanderten vierzig
Jahre lang durch die Wüste.
Als der Herr kam ("der Prophet gleich Mose"), und Umkehr und Glauben
verlangte, war es wieder ganz so wie in Kadesch Barnea. Sie waren
eigentlich wieder an der Grenze des Landes. Aber das Volk insgesamt tat
nicht Buße und hatte entsprechend wieder
vierzig Jahre der Zerstreuung.
In Apg
28:26-28 wurden sie noch einmal vor eine erneute Entscheidung
wie in Kadesch Barnea gestellt; aber wieder versagte
das Volk, und seine Segnung wurde wieder
ausgesetzt.
Und inzwischen ist jetzt uns die Offenbarung des Geheimnisses in den
späten Paulus-Briefen gegeben worden. Wer ihr glaubt, wird eine
größere Segnung empfangen, als die Israels war und seine Hoffnung
darauf setzen. Es ist nicht nur eine "himmlische Berufung" eine
Berufung von himmlischer Art, sondern eine Berufung in den Himmel,
der wir entgegenblicken; es ist hier die Richtung, wohin die
Berufung erfolgt, geschildert, und nicht nur ihre Art. Die wir
dieser späteren Offenbarung glauben (wie Abraham der späteren
Verheißung in 1Mo
15), bekommen etwas "angerechnet" für uns, das wir bald sehen
werden.
Aber wer sind indessen die, die es wirklich glauben? Wir fürchten,
es sind nur die Wenigen; denn wie es in Gal
4:29 war, "so geht es auch jetzt." Die Mehrheit um
uns sind wie die Gläubigen in Galatien. Sie sind Teilhaber der
himmlischen Berufung, aber sie wollen nichts wissen von dem großen
Geheimnis, dass Christus über alles erhoben worden ist und zum Haupt
seines Leibes, der Gemeinde wurde. Sie reden vom Himmel, singen vom
Paradies; ihre einzige Hoffnung ist, zu sterben und in den Himmel
einzugehen. Sie kennen die herrliche Hoffnung der "himmlischen
Berufung" nicht, die in der Verheißung des Herrn liegt: "Ich will
wiederkommen und euch zu mir nehmen." So sagen sie "nein Herr, du
brauchst zu mir nicht zu kommen, ich werde sterben und zu dir
kommen!" Sie brauchen keine Auferstehung und erwarten keine
Himmelfahrt!
Das ist es, worin sich heute die beiden Klassen von Gläubigen
unterscheiden. Beiden wird nach ihrem Glauben geschehen. Aber jene
haben eine ausgesetzte Hoffnung, wie die Israels bei Kadesch Barnea.
-
-
-
7. Der
Römerbrief
Obwohl der Brief an die Römer der letzte der Frühbriefe des Paulus
ist, wenn man sie chronologisch anordnet, steht er in der
kanonischen Ordnung, wie wir sie in allen Versionen unserer Bibeln
heute finden, an erster Stelle, und tatsächlich auch in allen
griechischen Manuskripten des Neuen Testaments, denn man hat noch
nie eins gefunden, in dem die Paulus-Briefe anders angeordnet wären.
Deshalb bezeichnen wir das als die "kanonische" Ordnung. Der Grund
für diese beiden unterschiedlichen Anordnungen wurde bereits
erklärt, deshalb brauchen wir hier nicht weiter darauf einzugehen.
Die beiden wichtigen Punkte, die wir uns über diesen Brief einprägen
müssen, sind:
1. Der Römerbrief liegt, als letzter der früheren Briefe, dem Ende
der heilsgeschichtlichen Phase, die durch die Apostelgeschichte
gebildet wird, näher; und weil er vor Apg
28:25.26 geschrieben wurde, können wir darin einige besondere
Hinweise auf den nahe gekommenen Wechsel der Phasen erwarten.
2. Weil er zu den früheren Briefen gehört, müssen wir einige
Hinweise auf die besonderen Tatsachen, die für diese damals
gegenwärtige Phase der Heilsgeschichte kennzeichnend sind, erwarten.
Wenn wir sorgfältig hinschauen, werden wir sie auch finden, aber sie
liegen nicht an der Oberfläche.
Der Brief an die Römer ragt auffallend aus den früheren Briefen
heraus, während er sich andererseits heilsgeschichtlich ganz
deutlich von den späteren Briefen unterscheidet, die Paulus aus der
Gefangenschaft in Rom geschrieben hat. Der Aufbau des Römerbriefs
zeigt das speziell. Ohne auf die kleineren Einzelheiten einzugehen,
treten seine ausgeprägten Konturen deutlich hervor und lassen sich
so darstellen:
-
A Dogmatisch: - Röm
1-8
-
B Heilsgeschichtlich: - Röm
9-11
- A Praktisch:
- Röm
12:1 - Röm 15:7
- B Heilsgeschichtlich:
- Röm
15:8-10
Seit der frühesten Verheißung an Abraham war ganz klar gesagt
worden, dass alle Völker durch Abraham und mit seinem Samen gesegnet
werden sollten. Das wird in der Phase der Apostelgeschichte schon
früh bekundet. Die "Schlüssel des Himmelreichs" waren Petrus
übergeben worden, das zeigt, dass er das Privileg hatte, es zu
verkünden; zunächst Israel und dann den Heiden. In Apg
2:14 verkündete Petrus es zum
ersten Mal, und sagte, "ihr Juden, liebe Männer, und alle,
die ihr in Jerusalem wohnt," in Apg
2:22, "ihr Männer von Israel," und in Apg
2:36, "so wisse nun das ganze Haus Israel gewiß...
Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und
allen, die fern sind, soviele der Herr, unser Gott, herzurufen wird“
(Apg
2:39).
Wer in diese Bezeichnung eingeschlossen war, kann man aus Daniels
Gebet ersehen, als er betete: "Du, Herr, bist gerecht, wir aber
müssen uns alle heute schämen, die von Juda und von
Jerusalem und vom ganzen Israel, die, die
nahe sind, und die zerstreut sind in allen Ländern, wohin
du sie verstoßen hast..." (Dan
9:7).
Nur Gottes Volk, Israel, war bei dieser
ersten Verkündigung aufgerufen, von
der der Herr in Mt
22:4-7 gesprochen hatte; und davon handelte die Verkündigung des
Petrus bis ans Ende von Apg
9 Dann, in Apg
10, gebrauchte Petrus den andern Schlüssel, als
er von Gott nach Cäsarea geschickt wurde. Vorher hatte Gott ihn
belehrt: "Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten."
Petrus lernte diese Lektion und bezeugte das dann (Apg
10:34-43).
Von da an wurden die Heiden, die
"das Wort annahmen," das ihnen "durch die, die es gehört hatten,"
verkündet wurde, in den Ölbaum Israel eingepfropft und
wurden dadurch Teilhaber der religiösen Privilegien
Israels.
Jetzt wurden Röm
9; Röm
10 und Röm
11 geschrieben, um sie und uns über die Beziehung
zwischen diesen "wilden Ölzweigen" und den Zweigen des
ursprünglichen Stammes zu instruieren. Und es wird gezeigt, dass die
Privilegien der Gläubigen aus den Heidenvölkern weder größer noch
kleiner noch anders sind als die Israels, des Stammes, in den sie
eingepfropft sind.
Der Ölbaum war noch nicht gefällt, denn der Vorgang des Einpfropfens
fand noch statt, als Paulus an sie schrieb. Deshalb wurden diese
heidnischen "Zweige" gebührend gewarnt, dass, wenn einige der
ursprünglichen, ungläubigen Zweige ausgebrochen wurden, diese
heidnischen Zweige sich nicht rühmen sollten, als wären die
natürlichen Zweige ihretwegen ausgebrochen worden, um für sie (die
eingepfropften Zweige) Platz zu schaffen. Denn die
natürlichen Zweige waren wegen ihres Unglaubens ausgebrochen worden, und heidnische
Zweige wegen des Glaubens eingepfropft. Daher die Warnung, dass
derselbe Unglaube dazu führen würde, ebenso abgehauen zu werden (Röm
11:17-22).
Die ganze Abhandlung schließt sogar mit dem Hinweis, dass die
natürlichen Zweige Israels, die ausgebrochen waren, umso mehr wieder
eingepfropft werden, "sofern sie nicht im Unglauben bleiben" (Röm
11:23.24).
Phasenwechsel
All das bezieht sich auf den damals bevorstehenden Phasenwechsel in
der Heilsgeschichte. Es gibt hier nichts von dem Dogma der
Gefangenschaftsbriefe, die "die Herrlichkeit der Gnade Gottes“
,behandeln und entfalten, und die Fülle des Geheimnisses offenbaren,
das "von Ewigkeit her verborgen war in ihm, der alles geschaffen
hat" (Eph
3:9).
Der Römerbrief, als
einer der früheren Briefe des Paulus, hat, was den Stand von Juden
und Heiden betrifft, die heilsgeschichtliche Prägung
der Apostelgeschichte. Aber er hat auch dieselben Hinweise
auf den heilsgeschichtlichen Wechsel (der von der
Buße Israels abhing), wie wir das bei Paulus in allen andern Briefen
finden, die er in dieser Phase geschrieben hat. Und da er der
kommenden Entscheidung zeitlich am nächsten liegt, können wir
erwarten, dass wir noch bestimmtere Hinweise darauf finden.
Wir brauchen nicht weit zu lesen, ehe wir zu einem sehr ernsten Hinweis
auf den "Tag des Zornes" kommen, auf den schon der
allererste Brief (an die Thessalonicher) weist. Dort lesen wir: "Es
kommt aber der Zorn, der zum Abschluss führt, schon als ein
Vorgeschmack auf sie" (1Thes
2:16). Da das Griechische hier einfach eis telos =
'zum Ende hin' hat, nämlich entweder das Ende entsprechend dem
Ratschluß Gottes, wie bei den Propheten berichtet (wenn sie Buße
getan hätten), oder das (zeitweilige) Ende ihrer nationalen Existenz
und die Aussetzung ihrer nationalen Segnung, bis zu jener Zeit (wenn
sie verstockt bleiben würden); denn dieser beginnende Zorn soll
Israel in die Buße führen, damit sie sich zum Herrn bekehren. So
Käme der zukünftige Zorn (1Thes
1:10) nicht über sie, wenn sie das Wort angenommen hätten. Sie
wären erlöst und errettet worden, wie das in 1Thes
4:16.17 beschrieben ist.
Wenn wir nun den Römerbrief aufschlagen, finden wir denselben "Tag
des Zorns" genannt; nicht als etwas, das neunzehnhundert Jahre weit
weg liegt, sondern 'als etwas ganz nahe Bevorstehendes,’y und
etwas, wovon die Leser des Briefs, persönlich betroffen wären oder
sein könnten.
"Du aber mit deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufst
dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der
Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden geben
wird nach seinen Werken" (Röm
2:5.6).
Und nochmals: "Alle, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch
ohne Gesetz verlorengehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt
haben, werden durchs Gesetz verurteilt werden... an dem Tag, an dem
Gott das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus richten wird,
wie es mein Evangelium bezeugt" (Röm
2:12.16).
Der "Tag", von dem hier die Rede ist, der dem Evangelium des
Apostels entspricht, ist derselbe Tag, den schon Johannes der Täufer
verkündete, als er von dem "zukünftigen Zorn" sprach. (Mt
3:7), und es war auch "der Tag" und "das Gericht" in den Reden
des Herrn, als er erklärte, dass es dann Tyrus und Sidon und sogar
Sodom erträglicher gehen werde "als euch" (der bösen und abtrünnigen
Generation, die "die Tage des Menschensohns" gesehen hatte) (Mt
11:20-24; Mt
12:39).
Es war der Tag, an dem sich dieses und das zukünftige Zeitalter
begegnen würden, der Tag der damals lebenden Generation, in der "der
Menschensohn" in dem festgelegten Gericht "einem jeden vergelten"
werde "nach seinem Tun" (Mt
16:27).
Selbstverständlich ist der Tag jetzt noch Zukunft für uns in der
gegenwärtigen Zeit, weil das Volk nicht Buße getan hat; aber er war
für sie damals sehr gegenwärtig und nahe, in Art und Ausmaß viel
stärker als für uns heute.
Das kommende Gericht und die darauf folgende Herrlichkeit sind
gleichermaßen ausgesetzt; und die Gläubigen der nachfolgenden
Offenbarung seiner geheimen Absichten haben die herrliche Hoffnung,
bei ihm zu sein, bevor "der Tag" kommen wird.
Wir haben in Röm
8 eine weitere Erwähnung des damals gegenwärtigen
Zeitalters der Leiden und der unmittelbar darauf folgenden
Herrlichkeit. Das wollen wir übersetzen und in seinem Aufbau
darstellen:
C1 |
Begründung für unser Leiden in Christus: Röm
8:18 Denn ich bin gewiß, dass dieser
(jetzigen) Zeit Leiden (vergleichsweise) nicht ins Gewicht
fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart
(=apokalypto) werden soll (vgl. 2Kor
4:17: "Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist,
schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige
Herrlichkeit“). |
D1 |
Erwartung: Röm
8:19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur
wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar (=
apokalypse) werden. |
D2 |
Begründung für die Erwartung: Röm
8:20a. Die Schöpfung ist ja unterworfen der
Vergänglichkeit - ohne ihren Willen, sondern durch den, der
sie unterworfen hat |
D2 |
Erwartung: Röm
8:20b. doch auf Hoffnung; (wartet nach Röm
8:19 die Kreatur) |
C3 |
Begründung für die Erwartung: Röm
8:21. Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der
Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit
der Kinder Gottes. |
D3 |
Erwartung: Röm
8:22. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu
diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet (K: und
mit Wehen leidet). Röm
8:23. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst,
die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns
selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung
unseres Leibes. |
Das erste, was in diesem Abschnitt klar ist, ist die Tatsache, dass
die Erlösung nahe bevor stand, und nicht über neunzehnhundert Jahre
entfernt war. "Die Herrlichkeit, die im Begriff ist, uns offenbart
zu werden" (griech.: ten mellousan doxan
apokalyphthenai eis hemas). Die Erwähnung von
Geburtswehen ist ein weiterer Beweis dafür, dass
die "Erlösung" nahe war.
Weiter ist klar, dass diese herrliche Vollendung
sehnlich erwartet wurde. "Die Herrlichkeit, die im
Begriff ist, offenbart zu werden" war die ausgleichende Hoffnung im
Blick auf "den Zorn, der im Begriff ist, zu kommen." Beide gehörten
zu parousia.
"Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit
eingehen?" fragte der Herr auf dem Weg nach Emmaus.
"Dass Christus leiden musste," hatte Paulus in Thessalonich erklärt.
Und nachdem er gelitten hatte, fehlte nur noch die Buße Israels an
der Verwirklichung der Herrlichkeit, die folgen sollte.
Die Gläubigen in Thessalonich warteten nicht auf den Tod, sondern
auf Gottes Sohn vom Himmel, und so allezeit bei dem Herrn zu sein.
Ebenso haben die Gläubigen in Korinth nicht auf den Tod gewartet,
sondern auf ihr "Haus" (den geistlichen Leib) vom Himmel, "den Leib
zu verlassen, und daheim zu sein bei dem Herrn" in dem verwandelten
und verherrlichten Leib.
Das Sterben konnte nicht der Gegenstand ihrer sehnlichen Erwartung
sein. Das Sterben wäre kein Ausgleich für die Leiden dieser
gegenwärtigen Zeit. Die Erlösung des Leibes soll
durch eine herrliche Auferstehung bewirkt
werden, nicht durch Leiden und Sterben. Der Apostel hat die
Leidenden nicht zum Narren gehalten. Er hat sie getröstet,
aufgemuntert und ermutigt, in der Verfolgung auszuhalten. Außerdem
hätte das Sterben dieser leidenden Gläubigen niemals die Erlösung
für eine seufzende Schöpfung bringen können. Denn das ängstliche
Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar
werden, und zwar in Herrlichkeit, nicht im Sterben. Die Erlösung
kann und wird nicht im Grab, sondern nur in der Herrlichkeit
offenbar werden.
Das genaue Wort für dieses Harren schließt
nicht nur ein, sondern setzt geradezu voraus, dass es möglicherweise
kurz bevorstehend war. Es ist apokaradokeo und
bedeutet das Warten mit erhobenem Haupt, also nicht nur ein vages
Sehnen, sondern ein Warten mit der Gewissheit und
Überzeugung der Nähe von etwas Realem, wonach sie mit erhobenem
Blick Ausschau hielten.
Aber das Wort Schöpfung kann nicht
auf die unbelebte Schöpfung ausgedehnt werden, wie Berge, Hügel und
Meere; oder auch auf belebte Schöpfung ohne Kenntnis der
Offenbarung. Es muss gezielt und begrenzt sein auf
lebende Wesen, die einen Willen haben, hoffen können und sowohl
Knechtschaft erleben als auch vernünftig warten und sich nach
Erlösung sehnen können. Außerdem werden diese lebendigen Wesen in
zwei Klassen geteilt die bereits den Geist als Erstlingsgabe haben,
und die den Geist als Erstlingsgabe nicht haben.
Es waren lebende menschliche Wesen, denen das Evangelium verkündet
werden sollte; predigt das Evangelium aller Kreatur
(in Mk
16:15 dasselbe Wort); und das Evangelium, "das
gepredigt ist allen Geschöpfen (dasselbe Wort) unter
dem Himmel" in Kol
1:23 positiv ausgedrückt. Die Menschheit seufzt,
aber unbewusst. Sie kennt weder Ursache noch Folge. Sie erfährt die
Nichtigkeit und lebt in einem bewussten Ringen um Selbsterlösung.
Wir verdanken dieser Tatsache den Konflikt politischer Parteien
mitten unter uns, die Unruhen der Völker und die Kriege zwischen
Staaten. Alle verlangen nach Freiheit und Befreiung, aber die
Ursache ihrer Knechtschaft kennen sie nicht:
DER
MENSCH HAT GOTT ABGELEHNT
Eva glaubte der doppelten großen List des Teufels in 1Mo
3:4.5:
"Ihr werdet keineswegs des Todes sterben"
und
"ihr werdet sein wie Gott,"
und kam so in die Knechtschaft Satans.
Der erste Mann "wurde nicht verführt" (1Tim
2:14). Das besagt nicht, dass er nicht wusste. Aber wir können
wohl glauben, dass sein Fall "nicht willentlich" geschah. Aber er
ist genauso gefallen, gleichgültig warum, und "geriet" mit der Frau
zusammen "in Übertretung" (1Tim
2:14 K). Ja! wir können wohl glauben, dass es
"nicht willentlich" geschah. Das Wort "verführt" erzählt uns die
ganze Geschichte.
Wenn Satan der Herrscher der "damaligen Welt" (2Petr
3:6 K und 1Mo
1:1) war und ihre Vernichtung (1Mo
1:2) und Überflutung (2Petr
3:6 K) verursacht hat, dann können wir verstehen,
wieso er nach Adams Unterwerfung (1Mo
3) trachtete, weil Gott den ersten Menschen
gesagt hatte: "herrschet" (1Mo
1:28) unter "dem Himmel, der jetzt ist, und die Erde" (2Petr
3:7).
Wir können auch verstehen, warum der gleiche Satan (oder
Widersacher) die Unterwerfung des "Menschensohns" anstrebte, den
Gott danach "zum Herrn gemacht" hat über "das Werk seiner Hände" und
"alles unter seine Füße getan" hat (Ps
8:7). So können wir die Versuchung in der Wüste verstehen und
den Todeskampf im Garten Gethsemane.
Satan ist religiös "der Gott dieser
Welt" (2Kor
4:4) und politisch
der "Fürst dieser Welt" (Joh
14:30), und die Menschheit wurde seiner Herrschaft unterworfen.
Aber dieses Unterworfensein unter die Nichtigkeit hat noch eine
andere Seite. Als die Menschen den Lügen des Teufels
glaubten, unterwarf Gott die Menschheit in gewissem
Sinne der Nichtigkeit, indem er sie
aufgab. Das Wort "Nichtigkeit" ist im ganzen Alten Testament ein anderes
Wort für Götzendienst. Götzenbilder werden immer
als Nichtigkeiten bezeichnet oder als Nichts (Jer
2:8; Jer 15), "nichtige Götzen" (Ps
31:7), "das Nichtige" (Jon
2:9); und im Neuen Testament ist das auch so (siehe Apg
14:15 (K: eitle Götter).
In Ps
81 redet Gott zu Israel:
"Höre, mein Volk, ich will dich ermahnen. Israel, du sollst mich
hören! Kein andrer Gott sei unter dir... Aber mein Volk gehorcht
nicht meiner Stimme, und Israel will mich nicht.
So habe ich sie dahingegeben
in die Verstocktheit ihres Herzens, dass sie wandeln nach eigenem
Rat" (Ps
81:8-12).
Wenn das mit Israel geschehen konnte, müssen wir uns über das
Dahingeben an die Nichtigkeiten als Gericht bei den Heiden nicht
wundern. Dreimal wird das im allerersten Kapitel dieses Briefes
gesagt. In Röm
1:21-24 lesen wir: "Denn obwohl sie von Gott wußten, haben sie
ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem
Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz
ist verfinstert. Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren
geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes
vertauscht mit einem Bild eines vergänglichen Menschen...
Darum hat Gott sie... dahingegeben..."
Und in Röm
1:25.26 lesen wir wieder: "... die Gottes Wahrheit in Lüge
verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient haben statt dem
Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen.
Darum hat Gott sie dahingegeben..."
Und nochmals in Röm
1:28: "Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu
erkennen,
hat sie Gott dahingegeben..."
In einem gewissen Sinn war es ein Gericht für die Menschheit, an die
Nichtigkeit dahingegeben und somit in den "Ungehorsam
eingeschlossen" zu sein (Röm
11:32). So war das Dahingegebensein als Gericht ein Handeln
Gottes, mit Satan als Werkzeug, aber die Ursache war der Sündenfall
des Menschen.
Die Folgen mag man wohl als "Seufzen" bezeichnen. Wer den Geist als
Erstlingsgabe nicht hat, der weiß das nicht und kennt die Ursache
nicht. Der Mensch erkennt es nicht, dass er den
Friedefürsten abgelehnt und gemordet hat. Von ihm
getrennt ist es tatsächlich vergeblich, nach Frieden zu fragen und
zu suchen; aber das Seufzen danach bleibt dennoch.
Die aber den Geist als Erstlingsgabe haben, der nach Apg
2 ausgegossen ist, warten sehnlich auf die
verheißene Erlösung, deren Geburtswehen sie erleben, bis die Kinder
Gottes offenbar werden in Herrlichkeit. Das wurde umso wirklicher,
als das Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase näher kam. "Denn unser
Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden" (Röm
13:11), und damit auch "die Zeit, dass... er den sende, der euch
zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus"; also "die Zeit, in der
alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund
seiner heiligen Propheten von Anbeginn" (Apg
3:19-26).
Im dreizehnten Kapitel der Römerbriefs heißt es (Röm
13:11.12): "... weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die
Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser
Heil ist jetzt näher, als da wir gläubig wurden. Die Nacht ist
vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen."
Man sollte die ganze Stelle lesen (Röm
13:11-14), denn sie bringt das voll zum Ausdruck, was wir zeigen
möchten, nämlich dass der Herr gekommen wäre, wenn
die nationale Buße Israels als Bedingung erfüllt worden wäre.
Aber Israel hat nicht Buße getan, und das Ergebnis war, dass die
Verheißungen und Segnungen entsprechend ausgesetzt wurden.
Und die Schöpfung "wartet von nun an" möglicherweise nicht mehr mit
der gleichen Hoffnung auf eine rasche Erfüllung. Aber trotzdem haben
diejenigen von uns, die Gottes weitere Offenbarung glauben, nach Phil
3 die selige Hoffnung der exanastasis (wenn
sie zum "Entschlafen" gerufen sind), oder der "Berufung in den
Himmel" (wenn sie leben und übrigbleiben).
Der Brief an die Römer schließt in einem Postskriptum mit der
Verheißung:
"Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter eure Füße treten in Kürze."
Diese Versicherung muss sich zurückbeziehen auf die ursprüngliche
Verheißung aus 1Mo
3:15 und weist auf das Ende des "großen Konfliktes
der Zeitalter" hin, wenn sich alles erfüllt, was die Propheten über
diesen herrlichen Abschluss geredet haben. Damals konnte man davon
sprechen, dass es
IN KÜRZE
geschehen werde. Aber durch die anhaltende Widerspenstigkeit Israels
ist diese Hoffnung
AUSGESETZT.
Die
Botschaft unserer Errettung
Dennoch haben auch wir, die wir geglaubt haben, nachdem wir das Wort
der Wahrheit, die frohe Botschaft von unserer Errettung, in der wir,
da wir auch sie geglaubt haben, "versiegelt sind durch den Heiligen
Geist nach der Verheißung" die Verheißung einer Erlösung, deren
Erfüllung an keine Bedingung geknüpft ist, sondern die jetzt, in
jedem Augenblick, verwirklicht werden kann (siehe Eph
1:13.14).
Die Erlösung der Menschheit von ihrem Seufzen harrt seit alters her
auf gewisse Bedingungen, die erfüllt sein müssen, und gewisse
Ereignisse, die stattgefunden haben müssen; aber unsere Erlösung und
Entrückung ist von nichts abhängig als vom "Ruf" dessen, in dem
"unser Leben verborgen" ist, und in dem wir jetzt gesegnet sind "mit
allem geistlichen Segen im Himmel," von woher der "Ruf" an uns
ergehen wird. Es sind noch andere Erscheinungen mit diesem Brief und
seiner besonderen Beziehung zu den Briefen aus der Gefangenschaft
verbunden. Zum Beispiel die Frage des Datums, wann er vollendet und
von dem Apostel in seiner endgültigen Form herausgegeben wurde. Das
bemerkenswerte Postskriptum (Röm
16:25-27) wurde mindestens fünf Jahre später hinzugefügt, als
der Brief (58 n.Chr.) begonnen worden war. Dieses Postskriptum
bezieht sich, wie wir mehrfach herausgestellt haben, auf den zweifachen
Dienst des Apostels
- das Evangelium von der Gnade
Gottes, die zuvor in den Schriften der Propheten verheißen war,
und
- die Verwaltung des
Geheimnisses von Christus und der Gemeinde, das nicht Gegenstand
einer Verheißung gewesen, aber dem Apostel bekannt geworden war
durch direkte Offenbarung von GOTT, wie er im Epheserbrief
schreibt.
Die Röm
9-11 bilden einen beachtenswerten Abschnitt und haben den
Charakter eines Anhangs. Wenn Paulus diese Kapitel so spät wie das
Postskriptum hinzugefügt hätte, dann wäre ihr Zusammenhang mit Apg
28:28 sehr einleuchtend. Chronologisch steht
deshalb der Römerbrief sowohl mit den früheren als auch mit den
späteren Briefen im Zusammenhang. Und seine tiefere geistliche Lehre
ist die wahre Grundlage für die späteren Briefe, wie wir mehrfach
gesehen haben.
Die
Wende im Römerbrief
Wir haben bereits gesagt, dass wir einerseits erwarten können, die
gleichen Hinweise auf die damals angenommene Nähe der Erfüllung all
der Prophezeiungen vorzufinden, die mit der verheißenen Sendung des
Messias einhergehen sollten, und andererseits auch eine
Weiterentwicklung in der dogmatischen Unterweisung, besonders, da
das Ende dieser Phase (der Apostelgeschichte) näher kam. Und das ist
auch der Fall. Das ist so stark der Fall, dass die Briefe an die Römer
und Epheser heute bei uns mehr als Abhandlungen
denn als Briefe betrachtet werden.
Es sind die beiden einzigen Briefe, in denen Paulus keinen
Namen eines Mitarbeiters anführt; denn er hatte
sein Evangelium durch direkte Offenbarung von Gott
empfangen, und das Geheimnis später auf die gleiche
Weise (Gal
1; Eph
3).
In der kanonischen Ordnung stehen sie je einer Gruppe voran:
RÖMER - Korinther - Galater
EPHESER - Philipper - Kolosser
THESSALONICHER
Korinther und Galater sind zwei
unterschiedliche Kommentare zu Römer, der
eine praktisch, der andere dogmatisch. Philipper und
Kolosser sind zwei unterschiedliche Kommentare
zu Epheser, der eine praktisch, der andere dogmatisch.
Aber chronologisch betrachtet sehen wir im Römerbrief eine
Entwicklung der Art, dass er mit dem Epheserbrief in Verbindung
kommt, und die beiden miteinander zu den zwei zentralen Briefen der
paulinischen Lehre werden, die genau vor und hinter der
Trennungslinie von Apg
28 stehen.
Der Epheserbrief baut auf dem festen Fundament des Römerbriefes auf.
Schon 1907 haben wir gerade darüber geschrieben, so dass es kein
neues Thema von 1911-12 ist. Wir sagten damals:
Epheser ist der Beginn des Geheimnisses und
entspricht Gottes Vorsatz, aber Römer ist die
Grundlage des Geheimnisses und entspricht dem
menschlichen Fassungsvermögen dafür.
Wenn wir das Geheimnis fassen wollen, müssen wir daher beim
Römerbrief beginnen, und nicht beim Epheserbrief. Und wenn wir
andere darin unterweisen wollen, dann dürfen wir Neubekehrten nicht
die ganze Wahrheit auf einmal überstülpen.
In Epheser bekommen
wir das große Geheimnis als Ganzes vorgestellt,
eben die Wahrheit, die das große und herrliche Haupt im Himmel
offenbart, und sich mit den irdischen Gliedern seines Leibes
befasst.
Im Römerbrief bekommen
wir die Grundlage und die Bestandteile des
Geheimnisses. Daher nennt es Paulus dort noch nicht
das Geheimnis, denn es ist nur dessen Grundlage, auf der das Dogma
aufgebaut ist.
Wir wollen uns Röm
8 ansehen und die wunderbare Beziehung dieses
Kapitels und dieses Briefes zu den drei Briefen aus der
Gefangenschaft betrachten, in denen wir das Geheimnis direkt
offenbart vor uns haben."
Röm 8:1-39: