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Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023   Walvoord

Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)


Hesekiel 35 und 36
 

3. Der Feind (Edom) wird zerstört

( Hes 35 )

 

Warum widmete Hesekiel Edom eine zweite Weissagung (vgl. Hes 25,12-14 ), und warum finden wir diese inmitten dieses Abschnittes über die Wiederherstellung Israels? Vermutlich wurde Edom deshalb hier eingefügt, um stellvertretend das Gericht deutlich zu machen, das Gott auf alle Völker legen wird, die sich Israel entgegenstellen. Edom war der Prototyp aller späteren Feinde Israels. Die Vernichtung von Edom würde ein Signal sein für den Anfang des Gerichtes Gottes über die ganze Erde, weil dieses Volk Israel so feindlich behandelt hatte (vgl. 1Mo 12,3 ).

Die Weissagung gegen Edom besteht aus drei Teilen, von denen jeder mit der bei Hesekiel so häufigen Wendung endet: "Dann wirst du / werden sie erkennen, daß ich der Herr bin" ( Hes 35,4.9.15 ).

 

 

Hes 35,1-4

 

In einer direkten Gerichtsaussage über Edom sagte Gott: Ich bin gegen dich, Berg Ser . Ser, Edoms geographischer Name, war das Berggebiet östlich des Wadi Arabah im Süden des Toten Meeres. In diesen Bergen wohnten die Edomiter. Gott würde dieses Volk so verlassen machen wie ihr Land.

 

 

Hes 35,5-9

 

Der zweite Abschnitt der Weissagung entsprach wieder der bei Hesekiel bekannten "weil/darum"-Formel (die er auch in Hes 25,1-17 benutzt). Er erläuterte, warum Edom gerichtet werden würde. Edoms Sünde war seine Feindschaft gegen Israel. Es hatte eine alte Feindschaft gepflegt und die Israeliten dem Schwert überantwortet (vgl. Ob 1,10-14 ). Edom hoffte, aus dem Verlust Israels profitieren zu können. Deshalb unterstützte es den Zusammenbruch Israels.

Weil Edom bei dem Untergang Israels geholfen hatte, würde Gott auch bei seinem Untergang helfen. Viermal (im Hebr.) spricht Gott in Hes 35,6 vom Blutbad ( dAm , wörtl.: "Blut"). Dies könnte ein Wortspiel sein mit dem Namen Edoms ( ?MDOm ; von ?ADOm , "rot sein"). Edom, mit seinen roten Bergen, ist nun rot vor Blut. Da du das Blutbad nicht haßtest, wird das Blutbad dich verfolgen . Edom würde das gleiche Schicksal erleiden, das es auf Israel legen wollte (vgl. die Anmerkungen zu Obadja). Viele Menschen würden erschlagen werden, und ihre Städte würden verlassen, nicht mehr bewohnt sein.

 

Hes 35,10-15

 

Hesekiel benutzte erneut die "weil/darum"-Formel. Edom hatte auch gesündigt, weil es das Land besitzen wollte, das Gott Juda und Israel versprochen hatte. Edom hatte gesagt, daß diese beiden Völker sein Besitz werden würden. Gott hat Juda und Israel für ihre Sünden hart bestraft, aber er hatte seine Verheißungen an Abraham und dessen Nachfolger niemals vergessen. Edom hatte versucht, Israels Anspruch auf das Land an sich zu reißen, das ihnen doch von Gott zugesagt worden war.

Gottes Gericht entsprach der Schuld Edoms: Ich werde dich behandeln entsprechend dem Ärger und der Eifersucht, die du in deinem Haß gegen sie gezeigt hast (V. 11 ). Edom hatte es gewagt, gegen Gottes auserwähltes Volk vorzugehen. Nun würde es die Folgen tragen müssen. In seinem Rühmen gegen Gott (V. 13 ) hatte sich Edom gefreut, als Israel verwüstet wurde. Deshalb würde Gott auch Edom verwüstet werden lassen. Sein Verhalten gegen Israel bestimmte nun sein eigenes Schicksal.

Edom war ein Beispiel für alle Völker. Wenn Gott Israels Schicksal in der Zukunft wenden würde, dann würde er die anderen Völker der Welt entsprechend ihrer Behandlung Israels richten (vgl. Mt 25,31-46 ). Sie werden an ihrem Verhalten gegen Israel gemessen.

 

 

4. Das Volk wird gesegnet

( Hes 36 )

 

Kapitel 36 steht im Gegensatz zu Kapitel 35 . Wenn Gott zugunsten Israels eingreift, werden die "Berge" der Feinde Israels gerichtet ( Hes 35,1-3.8 ), aber die "Berge Israels" (vgl. Hes 35,12 ) werden gesegnet ( Hes 36,1 ). In Vers 1 - 7 wird noch einmal Edom herausgegriffen als Stellvertreter für alle Völker, die Israel böse wollen (vgl. V. 5.7 ). Der erste Abschnitt dieser Weissagung (V. 1 - 15 ) vergleicht nach dem "weil/darum"-Schema das Gericht über die Völker mit der Wiederherstellung Israels. Der zweite Abschnitt (V. 16 - 38 ) wechselt von den Bergen Israels über zu dem Volk Israel, dem persönlichen Empfänger des Segens Gottes.

Die Tatsache der Wiederherstellung Israels in der Zukunft schien nach seinem Fall unter Babylon so entfernt zu sein, daß Gott sein eigenes Wesen als Grundlage für diese Wiederherstellung stark betont (viel mehr als äußere Umstände). Zehnmal sagte der Prophet: "So sagt Gott, der Herr" (V. 2-7.13. 22.33.37 ).

 

 

a. Israels Berge werden frohlocken

( 36,1 - 15 )

 

Hesekiel stellte die gegenwärtige Demütigung Israels vor seinen Feinden seiner zukünftigen Verherrlichung gegenüber.

 

 

Hes 36,1-7

 

Gott verhieß, die Feinde Israels für ihre Sünde, ihre Hetze, ihr Schlachten (V. 3 ) und Plündern (V. 4 - 5 ), ihre Schadenfreude und ihre Böswilligkeit gegen Israel zu bestrafen. Daher schwor Gott mit erhobener Hand (eine Geste, die zu einem Eid gehörte; vgl. Hes 20,5.15.23; 47,14 ), daß die Völker, die Israel verhöhnt haben ( Hes 36,6 ), ebenfalls Hohn erleiden würden . Die umliegenden Völker schienen zu triumphieren, aber ihr Sieg war nur von kurzer Dauer. Sie würden für ihre Sünde bestraft werden.

 

 

Hes 36,8-12

 

Im Gegensatz zu dem Gericht, das über die Feinde Israels kommen würde, konnte Israel selbst auf eine zukünftige Zeit der Wiederherstellung und des Segens schauen. Gott würde die Katastrophe, die er über die Berge Israels verkündigt hat ( Hes 6,1-7 ), umkehren. Die Berge würden grünen und Frucht bringen , denn sein Volk würde bald nach Hause kommen. Gott wird das Land wiederherstellen, so daß es für den erneuerten Überrest sorgen kann.

Zu Gottes Segen wird auch das zahlenmäßige Wachstum gehören, die Zahl der Menschen wird zunehmen. Das Volk, das so stark dezimiert worden ist ( Hes 6,3.5-7 ), wird das Land wieder füllen. Israels Zukunft wird weit herrlicher sein als seine Vergangenheit. Wenn Gott schließlich das Volk in sein Land eingesetzt hat, wird das Land blühen. Er selbst garantiert die Dauerhaftigkeit dieses Zustandes. Wenn Israel einmal wieder in sein Land zurückgebracht ist, werden seine Bewohner sicher leben. Das Land wird nie wieder Israel seiner Kinder berauben . Statt einer grausamen Wildnis mit Dürre, Hunger und Tod (vgl. 3Mo 26,18-22; 4Mo 13,32; 5Mo 28,20-24 ) wird es ein Ort des Segens sein. Dies wird geschehen, wenn Israel während der tausendjährigen Herrschaft Christi sein Land besitzt.

 

 

Hes 36,13-15

 

Neben der Bestrafung der Feinde Israels (V. 1 - 7 ) und der Wiederherstellung des Landes Israel (V. 8 - 12 ) wird Gott auch die Schmähungen Israels beseitigen (V. 13 - 15 ). Die Verhöhnung und die Demütigung ( Spott und Hohn ), die Israel erleiden mußte (V. 3 - 6 ), werden aufhören (vgl. Hes 16,57 -58 ). Es wird erneut in seine Ehrenstellung als Gottes auserwähltes Volk eingesetzt werden (vgl. 5Mo 28,13; Sach 8,13.20-23 ).

 

 

b. Israels Volk wird gesammelt

( 36,16 - 38 )

 

Nachdem er Israels traurige Vergangenheit besprochen hatte (V. 16 - 21 ), sprach Hesekiel nun (in drei Abschnitten, die jeweils beginnen mit: "Dies ist das Wort Gottes, des Herrn"; V. 22.33.37 ) von der zukünftigen Wiederherstellung des Volkes.

 

 

Hes 36,16-21

 

Bevor Hesekiel die zukünftige Reinigung Israels ansprach, erinnerte er die im Exil lebenden Juden zunächst an ihre Sünde, die ihr Gericht verursacht hatte. Als sie im Land waren, verunreinigten sie es durch ihr Verhalten und ihre Taten (vgl. V. 19 ). Diese Entweihung war wie der Ausfluß einer Frau während ihrer Menstruation, der sie kultisch unrein machte und alles verunreinigte, was sie berührte (vgl. 3Mo 15,19-23 ). Wie verunreinigten die Menschen das Land? Durch Blutvergießen und Götzendienst (vgl. Hes 33,25 ). Eine Folge dieses Tuns war, daß Gott sie aus dem verunreinigten Land entfernte. Aber selbst als sie zerstreut waren unter den Völkern, entweihten sie Gottes heiligen Namen.

 

 

Hes 36,22-23

 

Andere Nationen sahen Gott, den Allerhöchsten , durch die Taten der Israeliten. Dadurch wurde sein Name beschmutzt. Deshalb sagte Gott, daß er Israel nicht um seiner selbst willen, sondern um seines heiligen Namens willen wiederherstellen würde. Israel besaß keine inneren Werte, die Gott veranlassen könnten, sich für es einzusetzen. Er würde das Volk erneuern, weil sein Ruf auf dem Spiel stand. Er würde die Heiligkeit seines großen Namens zeigen (vgl. Hes 20,41; 28,22.25; 38,16; 39,27 ). Gott hatte seine Gerechtigkeit deutlich gemacht, als er Israel für seine Sünde bestrafte. Nun wird er seine Gnade und Treue zeigen, wenn er seine Bundesverheißungen erneuert und Israel wieder aufrichtet.

 

 

Hes 36,24-32

 

In diesen Versen werden die Mittel gezeigt, die Gott benutzt, um seine Heiligkeit deutlich zu machen. Als erstes wird er das Volk physisch erneuern: Er wird es sammeln aus all den Ländern und zurückbringen in sein eigenes Land (V. 24 ). An der Spitze dessen, was Gott für die Zukunft plant, steht die Wiederherstellung Israels als Volk.

Diese Wiederherstellung wird jedoch nicht nur den physischen Bereich betreffen. Gott versprach: Ich werde reines Wasser auf dich sprengen, und du wirst rein werden; ich werde dich reinigen von all deiner Unreinheit und von allen deinen Götzen . Hier wird nicht von der Wassertaufe gesprochen. In der Zeit des Alten Testamentes war das Waschen oder Besprengen mit Wasser ein Bild für die Reinigung von kultischer Unreinheit (vgl. 3Mo 15,21-22; 4Mo 19,17-19 ). Da Israels Unreinheit wie die kultische Unreinheit einer Frau durch ihre Menstruation war ( Hes 36,17 ), wird auch seine Reinigung nun mit dem kultischen Akt der Reinigung verglichen. Damit soll gezeigt werden, daß Gott Israel von seinen Sünden reinigen wird. Auf diese Reinigung wird die Gabe eines neuen Lebens folgen. Gott wird der umgekehrten Nation ein neues Herz und einen neuen Geist geben. Anstelle des steinernen Herzens wird er Israel ein fleischernes Herz geben (vgl. Hes 11,19 ). Wenn Gottes Geist auf diese Weise in ihm wohnt (vgl. Hes 37,14 ), wird es dazu getrieben, seinen Geboten und Gesetzen zu gehorchen (vgl. Hes 37,24 ). Gottes Erneuerung des Volkes Israel macht nicht einfach die Sünde Israels ungeschehen, so daß das Volk in einen Zustand der Neutralität versetzt würde. Vielmehr gehört die positive Veränderung durch das Geschenk einer neuen Natur für das Volk Israel dazu. Dadurch wird Israel gerecht gemacht. Jeremia nannte dieses Werk Gottes den "neuen Bund" (vgl. die Anmerkungen zu Jer 31,31-33 ).

Die Gabe des Geistes Gottes für gläubige Israeliten wird zu einem neuen Verhältnis zwischen Israel und seinem Gott führen: Ihr sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein (vgl. Hes 11,20; 14,11; 37,23.27 ). Gott wird seine ganze Barmherzigkeit seinem Volk zuwenden. Es wird, von seinen Sünden befreit, die überreichen Gaben des Landes erhalten, Korn, Frucht und Ernten (vgl. Hes 34,27 ) ohne Hungersnot (vgl. Hes 34,29 ).

Wenn Israel über Gottes Gnade und sein eigenes früheres Wesen ( seine bösen Wege und gottlosen Taten ) nachdenkt, wird es erkennen, daß es seine Gunst nicht verdient hat. Es wird sich selbst verachten wegen seines sündigen Tuns und erschrocken darauf zurückblicken. Die Finsternis seiner vergangenen Taten wird in starkem Kontrast stehen zu dem Licht der Gnade Gottes. Israel wird erkennen, daß Gott es nicht gerettet hat, weil es dies verdient hätte. Gott tut dies nicht um Israels willen, sondern, um seinen eigenen Namen groß zu machen.

 

 

Hes 36,33-36

 

Wenn Israel erneuert ist und das Land gepflügt, werden die Menschen erleben, daß dieses öde Land wie der Garten Eden wird. Israels Städte, die in Ruinen lagen, werden befestigt und bewohnt werden. Israel wird für die umliegenden Völker ein Beispiel für Gottes Gnade sein. Sie werden die Macht Gottes anerkennen müssen, der sein Volk erneuert hat: Sie werden erkennen, daß ich der HERR wieder gebaut habe, was zerstört war.

 

 

Hes 36,37-38

 

Gott wird auch die Nation zahlenmäßig wachsen lassen. Dies wird als ein Zeichen des Segens Gottes angesehen (vgl. 1Mo 12,2; 15,1-6; 1Sam 1,5-6; 1Sam 2,1-11; Sach 8,4-5 ). Hesekiel, ein Priester, verglich das Wachsen der Bevölkerung von Israel mit den unzähligen Herden von Opfertieren, die für die Feste in Jerusalem zusammengekommen sind. So wie in großen Herden nur wenig Platz ist, so werden die zerstörten Städte Israels, damals leer und verlassen, mit Herden von Menschen gefüllt sein.