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Hesekiel (Charles H. Dyer)

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Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)

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Hesekiel Kapitel 11

Hes 11,1

(4) Das Gericht über Jerusalems Herrscher ( Hes 11 )

Als Gottes Herrlichkeit über dem Osttor schwebte, hob der Geist den Propheten empor (vgl. Hes 3,8.14; 11,24; 37,1; 43,5 ) und brachte ihn zu dem Tor, das nach Osten zu in das Kidron-Tal und zum Ölberg führte. Am Eingang des Tores waren fünfundzwanzig Männer, allerdings nicht die gleichen 25, die die Sonne angebetet hatten ( Hes 8,16 ).

Unter den 25 Männern am Eingang des Tores war Jaasanja, der Sohn von Asur , und Pelatja, der Sohn von Benaja . Das Tor war der traditionelle Ort, an dem die Ältesten einer Stadt zusammensaßen, um Recht zu sprechen und für die öffentliche Ordnung zu sorgen. Es war das "Gerichtshaus" einer Stadt (vgl. 1Mo 23,10.18; 5Mo 21,19; Jos 20,4; Rt 4,1-2.9.11; Hi 29,7 ). "Jaasanja, der Sohn von Asur", wird sonst in der Schrift nicht erwähnt und sollte nicht mit einem der drei anderen Jaasanjas verwechselt werden, die zu dieser Zeit lebten und in der Bibel genannt werden (vgl. 2Kö 25,23; Jer 35,3; Hes 8,11 ). Es kann jedoch sein (obwohl das auf keinen Fall als gesichert gelten kann), daß dieser "Asur" der gleiche Mann ist, der auch in Jer 28,1 erwähnt wird. Wenn das so ist, dann wäre der Jaasanja aus Hes 11 ein Bruder von Hananja, dem falschen Propheten, der sich gegen Jeremia gestellt und die gleiche falsche Botschaft der Hoffnung kurz vor dem Fall Jerusalems verkündigt hatte (vgl. Jer 28,1-4 ). Über Pelatja wissen wir nichts. Sowohl Jaasanja als auch Pelatja waren Führer des Volkes und gehörten vermutlich zur Oberschicht Israels.

Hes 11,2-3

Diese 25 planten Böses und gaben gottlosen Rat . Eigentlich sollten sie weisen Rat und Wegweisung für Jerusalem gegeben haben, aber statt dessen hatten sie die Leute von Gott weggeführt.

Ihr gottloser Rat wurde für Hesekiel mit den Worten zusammengefaßt: Wird nicht bald die Zeit kommen, Häuser zu bauen? Die Stadt ist ein Kochtopf, und wir sind das Fleisch. Die Männer forderten die Bewohner Jerusalems auf, die Weissagungen der Propheten über die kommende Invasion durch Babylon zu vergessen. Sie forderten die Menschen auf, Häuser zu bauen, ein Zeichen von Frieden und Sicherheit ( Hes 28,26 ). Schließlich seien sie ja so sicher in der Stadt (Jerusalem) wie das Fleisch im Topf.

 Hes 11,4-5

 Wegen dieses falschen Optimismus forderte Gott Hesekiel auf, gegen sie zu weissagen . Die öffentlichen Bekundungen der Zuversicht verhüllten nur die Ängste der Menschen. Sie suchten Sicherheit vor der immer gegenwärtigen Gefahr der Babylonier (indem sie über das Bauen von Häusern sprachen), aber in ihren Gedanken fürchteten sie sich vor einem Angriff und den Folgen eines solchen. Gott sagte, daß er wisse, was sie wirklich dachten (V. 5.8 ).

 Hes 11,6-12

 Hesekiel änderte nun das Bild der Ältesten von dem Fleisch und dem Topf. Die Gerechten, die in der Stadt ermordet worden waren ( ihr habt viele Menschen in dieser Stadt getötet ), waren Jerusalems Hoffnung, denn nur sie hätten die Stadt retten können. Die Ältesten dachten, sie seien so sicher wie das Fleisch im Topf (V. 3 ). Aber die erschlagenen Gerechten waren dieses "Fleisch": Die Körper, die ihr dorthin (auf die Straßen ; V. 6 ) geworfen habt, sind das Fleisch, und die Stadt ist der Topf . Obgleich sich die Ältesten in dem "Topf" Jerusalem so sicher fühlten, würde Gott sie hinaustreiben und würde sie Fremden übergeben . Die Stadt würde kein Topf sein, in dem die Menschen "sicher" waren wie Fleisch (V. 11 ), sondern sie würde zerschmettert und die Menschen weggeführt werden.

Gottes Gericht durch das Schwert würde an den Grenzen Israels (V. 10 - 11 ) ausgeübt werden. Dies erfüllte sich wörtlich, als die Gefangenen Jerusalems nach Ribla in Syrien gebracht und getötet wurden (vgl. 2Kö 25,18-21; Jer 52,8-11.24-27 ).

 

Hes 11,13-15

 Als Hesekiel gegen diese Ältesten und die Stadt weissagte, starb Pelatja, der Sohn Benajas . Dies war eine Bestätigung der Botschaft Hesekiels und eine Vordeutung des Gerichtes, das bald alle gottlosen Führer Jerusalems vernichten würde. Hesekiel, der die Bedeutung dieses Geschehens verstand, bat Gott noch einmal um Barmherzigkeit (vgl. Hes 9,8 ): Oh, HERR HERR! Willst du den Überrest Israels ganz vernichten?

Gott antwortete zweifach auf Hesekiel. Erstens zeigte er Hesekiel, daß der Überrest nicht vernichtet würde. Die, die bereits in der Gefangenschaft waren, würden verschont bleiben. Sie waren seine Brüder, seine Blutsverwandten . Der Ausdruck "deine Blutsverwandten" ( gE?VllATeKA ) wird in der Septuaginta und in syrischen Übersetzungen mit "Mitgefangenen" wiedergegeben (das wäre GAlUTeKA ). Im Zusammenhang ergibt diese Übersetzung mehr Sinn. Hesekiels Brüder in der Gefangenschaft waren der wahre Überrest.

Der zweite Teil von Gottes Antwort sollte Hesekiel zeigen, daß das Gericht über Jerusalem notwendig war. Jerusalems moralische Kompaßnadel war verbogen. Die Menschen in Jerusalem waren der Ansicht, daß die bereits Weggeführten (die Gott gerade als den wahren Überrest bezeichnet hatte) weit weg von dem HERRN seien. Sie dachten von Gott ortsgebunden und in geographischer, statt in geistlicher Nähe. Sie hielten ihr Recht auf das Land für absolut, da es ihnen doch als ihr Besitz gegeben worden war. Diese Aussage war zwar richtig, aber unvollständig. Gott hatte Israel das Land gegeben, aber er hatte auch davor gewarnt, daß er es von ihnen nehmen würde, wenn sie ihm ungehorsam waren (vgl. 5Mo 28,36.64-68 ). Gott wird einen Rest verschonen ( Hes 6,8; 12,16 ), so wie Hesekiel gebeten hatte, aber zu diesem Überrest werden die selbstgefälligen, selbstgerechten Führer Jerusalems nicht gehören.

 Hes 11,16

 Gott hatte das kommende Gericht über die Menschen, die noch in Jerusalem waren, betont (V. 1 - 12 ). Er hatte dem Propheten versichert, daß er einen Überrest bewahren werde, aber dies würden die Menschen sein, die bereits in der Gefangenschaft lebten, nicht die in Jerusalem (V. 13 - 15 ). Als Zeichen seiner Treue verhieß Gott nun, daß er den Überrest wieder in das Land zurückbringen würde (V. 16 - 21 ).

Zu den Beweisen des Segens Gottes über den Überrest in der Gefangenschaft gehörten, (a) was er bereits für sie getan hatte (V. 16 ) und (b) was er in der Zukunft für sie tun würde (V. 17 - 21 ). Zwar hatte Gott sein Volk weit weg unter die Heiden geschickt , aber er hatte es nicht verlassen. Sie hatten den Zugang zum "Heiligtum", dem Tempel in Jerusalem, verloren. Aber Gott selbst war in diesen fremden Ländern ein Heiligtum für sie gewesen. Gott ist für treue Juden überall zu erreichen, wo auch immer sie geographisch sein mögen.

 Hes 11,17

 Aber auch für Israel als Nation gab es eine Zukunft. Gott verhieß: Ich werde dich sammeln von den Ländern, in die du zerstreut bist, und ich werde dir das Land Israel wieder zurückgeben. Der Überrest Israels kann sich auf eine nationale Erneuerung in dem verheißenen Land freuen. Eine teilweise Rückführung geschah nach der babylonischen Gefangenschaft (vgl. Esr; Neh), aber Hes 11,17-21 geht über diese Rückkehr hinaus und weist auf eine zukünftige Sammlung Israels zu Beginn des Tausendjährigen Reiches hin (vgl. Hes 36,24-38;37,11-28 ). Hes 11,18-19 : Israels physische Rückkehr wird von einer geistlichen Erneuerung begleitet sein. Wenn sie in das Land kommen, werden sie alle Götzen und Greuel daraus entfernen (vgl. V. 21 ). Das Land wird wieder vom Götzendienst gereinigt werden, und die Menschen werden ebenfalls gereinigt. Denn Gott sagt: Ich werde ihnen ein ungeteiltes Herz geben und einen neuen Geist in sie legen . Israels äußere Schwierigkeiten sind die Folge ihres inneren Zustandes. Gott verspricht, beides zu ändern.

Hesekiels Verheißung spricht von der bleibenden Innewohnung des Heiligen Geistes in Israel. Vor der Zeit des Neuen Bundes wohnte der Geist in einigen auserwählten Gläubigen. Gewöhnlich war dies dann eine zeitliche Befähigung für eine bestimmte Aufgabe (vgl. die Anmerkungen zu Hes 2,2 ). Aber im Tausendjährigen Reich wird der Heilige Geist in allen gläubigen Israeliten wohnen (vgl. Hes 36,26-27; Joe 3,1 ). Die Einsetzung des Neuen Bundes, der diese ständige Innewohnung beinhaltet (vgl. Jer 31,31-34 ), begann mit dem Tod Christi (vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,20; Hebr 8,6-13;9,15; 10,14-16; 12,24 ). Aber die letzte Erfüllung, die nationale Sammlung und Erneuerung Israels, steht noch aus. Die Gemeinde heute nimmt teil an den geistlichen (nicht den physischen) Wohltaten des Bundes durch ihre Zugehörigkeit zu Christus.

Die Ergebnisse des neuen "Herzens" ( ein fleischernes Herz statt eines Herzens aus Stein ) für Israel werden neues Handeln und ein neues Verhältnis zu Gott und den Menschen sein.

  Hes 11,20-21

 Durch ihre Taten werden die Menschen Israels gehorsam sein. Sie werden Gottes Geboten folgen und seine Gesetze halten. Ihr neuer, innerer Zustand wird ein gerechtes Tun hervorbringen. Es wird zu einem neuen Verhältnis mit Gott führen: Sie werden mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein (vgl. Hes 14,11; 36,28; 37,23.27; Hos 2,23 ).

Gott beendete diesen Einschnitt, indem er Hesekiel wieder an die Realität der Sünde erinnerte. Der Überrest in der Gefangenschaft durfte sich auf die Wiederherstellung und den Segen freuen, aber die Bewohner Jerusalems, die ihren Götzen und ihren Greueln hingegeben dienten (vgl. Hes 11,18 ), konnten nur das Gericht für ihre Sünde erwarten. Dies erinnerte Hesekiel erneut an das sündige Verhalten, das er gerade gesehen hatte und das die Herrlichkeit Gottes dazu geführt hatte, aus seiner Stadt zu weichen ( Hes 8-11 ).

  Hes 11,22-25

 Gottes Herrlichkeit beendete nun ihren Auszug. Die Herrlichkeit des HERRN (vgl. die Anmerkungen zu Hes 1,28 ) erhob sich aus der Stadt und stellte sich über den Berg, östlich von ihr . Als Gottes Herrlichkeit Jerusalem verließ, zog sie über das Kidron-Tal auf den Ölberg hinüber. Dieser Weggang war das Zeichen für den Untergang Jerusalems. Die Stadt würde ohne den Segen Gottes bleiben, bis die Herrlichkeit wieder über den Ölberg zurückkehren würde (vgl. Hes 43,1-3 ). Es ist kein Zufall, daß Christus von dem Ölberg aus in den Himmel auffuhr ( Apg 1,9-12 ) und versprach, an demselben Ort wieder zurückzukehren ( Apg 1,11 ; vgl. Sach 14,4 ).

Hesekiels Vision war zu Ende, und er wurde wieder durch den Geist (vgl. Hes 3,14; Hes 8,3; 11,1; 37,1; 43,5 ) zurück zu den Weggeführten in Babylon gebracht. Als die Vision ihn verließ, berichtete er den Weggeführten alles, was der Herr ihm gezeigt hatte.