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Hesekiel (Charles H. Dyer)
Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)
( Hes 12-19 )
Hesekiels Aufgabe ( Hes 4-11 ) war, das Gericht über Jerusalem deutlich
zu machen, das durch den Ungehorsam unausweichlich geworden war. Er
hatte dabei die Tatsache der kommenden Belagerung durch eine Reihe von
Zeichen gezeigt und dann den Grund dafür durch zwei Predigten und eine
längere Vision erklärt. Aber noch immer waren die Menschen nicht bereit,
die Tatsache des Untergangs von Jerusalem zu akzeptieren. Deshalb gab er
eine Reihe weiterer Zeichen und Botschaften. Jeglicher Optimismus war
vergeblich und nutzlos. Jerusalems Schicksal war besiegelt.
Hesekiel benutzte den Ausdruck "Das Wort des Herrn geschah zu mir" in
der Einleitung von zehn der elf Zeichen, Predigten und Sprüche
in Kapitel 12 - 19 ( Hes 12,1.17.21;13,1;14,2.12;15,1;16,1;17,1;18,1 ).
Nur der letzte Abschnitt ( Hes 19,1 ) beginnt anders, da es sich hier um
ein Klagelied handelt, das eine Art Zusammenfassung der zehn vorherigen
Abschnitte zu sein scheint.
a. Zwei Zeichen der kommenden Gefangenschaft
( 12,1 - 20 )
Weil die Menschen immer noch nicht glaubten, gab Hesekiel ihnen zwei
weitere Tat-Zeichen. Er sagt: "Sie haben Augen zu sehen, aber sehen
nicht, und Ohren zu hören, aber hören nicht". Israels Blindheit und
Taubheit war vorsätzlich. Sie könnten Gottes Botschaft empfangen, aber
sie wollten es nicht, denn sie waren "ein abtrünniges Haus" (V. 3 , vgl.
die Anmerkungen zu Hes 3,9 ). Geistliche Blindheit und Taubheit sind oft
Anzeichen für Ungehorsam oder Unglauben (vgl. 5Mo 29,1-4; Jes 6,9-10;
Jer 5,21; Mt 13,13-15; Apg 28,26-28 ).
(1) Das Zeichen des Gepäcks und des Loches in der Wand ( Hes 12,1-16 )
Hes 12,1-6
Hesekiels Zeichen für Israel waren zwei verschiedene Handlungen. Zuerst
packte er seine Sachen und ging an einen anderen Ort, während die
Weggeführten ihn beobachteten. Sie verstanden sehr gut die Bedeutung
dieses Tuns, denn erst vor sechs Jahren hatten sie selbst ähnliche
Vorbereitungen für ihre eigene Deportation nach Babylon getroffen.
Auf diese erste Tat am Tage folgte eine zweite Tat am Abend. Während die
Leute zuschauten, sollte Hesekiel so tun, als sei er gefangen, und
sollte durch die Wand graben und seine Sachen (vgl. V. 4 ) durch sie
hinausbringen, indem er sie auf seinen Schultern trug . Hesekiel spielte
vor den Menschen in einer Art Pantomime einen heimlichen Fluchtversuch,
bei dem er sein Gesicht bedecken sollte, so daß er das Land nicht
sehen konnte.
Hesekiel tat, wie ihm befohlen worden war. Am nächsten Morgen sprach
Gott erneut zu ihm und fragte ihn, ob die Weggeführten gefragt
hätten, was er da täte . Offensichtlich war die Neugier der Leute
geweckt. Nachdem Hesekiel einmal ihre Aufmerksamkeit hatte, konnte er
Gottes Botschaft überbringen. Gott erklärte, daß diese Last (Botschaft) den Fürsten in Jerusalem (d. h. König Zedekia) und das ganze Haus Israel betraf, das dort (d. h. in Jerusalem) ist. Der erste Teil des Zeichens zeigte die Unausweichlichkeit der Gefangenschaft: Sie würden als Gefangene in das Exil gehen . Die, denen es jetzt noch in Jerusalem gut ging, würden bald schon Gefangene sein, deren einziger Besitz in kleinen Taschen Platz findet, die man über seine Schulter gehängt tragen kann.
Hes 12,12-16
Der zweite Teil von Hesekiels Zeichen (in V. 5 - 6 ) zeigte den
vergeblichen Fluchtversuch von Zedekia. Er würde versuchen, im Dunkeln
durch ein Loch in der Stadtmauer von Jerusalem zu fliehen. Aber sein
Fluchtversuch würde scheitern, denn Gott würde selbst darauf achten, daß
er wieder gefangengenommen würde. Zedekias Bestimmung war
schrecklich. Ich werde ihn nach Babylon bringen, aber er wird es nicht
sehen, und dort wird er sterben. Seine Truppen, die mit ihm zu fliehen
versuchten, würden verfolgt und durch das Schwert getötet werden.
All dies erfüllte sich dramatisch und bis ins Detail im Jahr 586 V. Chr.
Nach einem vergeblichen Fluchtversuch wurde Zedekia zu Nebukadnezar
gebracht, mußte zusehen, wie die Feinde seine Söhne töteten, und wurde
dann geblendet und nach Babylon gebracht, wo er den Rest seines Lebens
im Gefängnis verbrachte (vgl. 2Kö 25,1-7; Jer 52,4-11 ).
Die Menschen, die in Jerusalem lebten, würden schließlich die Allmacht
und Souveränität Gottes erkennen ( Hes 12,15-16 ), aber diese Erkenntnis
würde erst kommen, wenn sie unter die Heiden verstreut waren. Doch würde
Gott, wie er schon gesagt hatte, einige wenige von ihnen
übriglassen (vgl. 6, 8).
Hesekiels Tun war ein Bild für das schreckliche Schicksal, das Israel
erleben würde. Wie schon vorher gesagt ( Hes 4,16 ), würden die Menschen
in Jerusalem in Angst und Verzweiflung essen und trinken. Der Feind
würde das Land ausplündern, die Städte zerstören und das Land verwüsten.
Die Furcht vor dem Feind würde die Menschen ergreifen, wenn sie sahen,
wie das Gericht Gottes das Land Stück für Stück vernichtete. Doch sie
hatten das Gericht durch ihre Gewalttaten selbst herbeigeführt ( Hes
20,19 ; vgl. Hes 7,23; 8,17 ).
b. Fünf Botschaften: Das Gericht kommt gewiss
( 12,21 - 14,23 )
(1) Die erste Botschaft ( Hes 12,21-25 )
Hes 12,21-25
Gott sagte, daß er die Menschen daran hindern würde, dieses Sprichwort
noch länger zu sagen. Die trügerische Sicherheit der Leute würde zu Ende
sein, wenn das Gericht käme. Die Vergangenheit der letzten Monate hatte
die früher gemachten Weissagungen nicht zunichte gemacht, wie die
Menschen annahmen. Vielmehr hatten sie die Zeit verringert, bis die
Weissagungen erfüllt würden. Die Tage waren nahe , sagte Gott.
Falsche Propheten hatten den Aussagen der wahren Botschafter Gottes
sowohl in Jerusalem (vgl. Jer 28,1-4 ) als auch in Babylon (vgl. Jer
29,1.8-9 ) widersprochen. Ihre optimistischen Voraussagen würden
aufhören, wenn Gott sich beeilte, sein Wort zu erfüllen. Er würde die
falschen Visionen und trügerischen Offenbarungen wegtun. Hesekiels
Warnrufe vor dem Untergang waren nicht die noch weit entfernten Donner
eines noch weit entfernten Gewitters. Das Gericht stand vor der Tür: Es
sollte ohne Verzögerung erfüllt werden. Gott würde erfüllen, was immer
er vorausgesagt hatte (vgl. Hes 12,28 ).
Hes 12,26-28
Selbst jene Israeliten, die glaubten, daß Hesekiel ein wahrer Prophet
Gottes sei, bezweifelten die baldige Erfüllung seiner Weissagungen: Er
weissagt über die ferne Zukunft . Wenn Gott handelte, so dachten sie,
dann würde dies nicht so bald sein. Interessant ist, daß der Apostel
Petrus sagt, daß die gleiche Einstellung auch in den letzten Tagen
bezüglich des zweiten Kommens Christi herrschen wird ( 2Pet 3,3-10 ).
Gottes Verzögerung ist ein Zeichen seiner Gnade, nicht seiner
Unsicherheit. Hesekiel sagte: Das Gericht ist nicht ferne. Es stand vor der Tür Israels. Gott sagt: Keines meiner Worte wird noch länger verzögert werden (vgl. Hes 12,25 ). Das zweite Sprichwort war, wie das erste, eine falsche Hoffnung für ein Volk, das eigentlich ein klares Verständnis seiner Lage nötig hätte. |