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Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023   Walvoord

Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023

Hesekiel Kapitel 12
2. Die Nutzlosigkeit eines falschen Optimismus

( Hes 12-19 )

 

Hesekiels Aufgabe ( Hes 4-11 ) war, das Gericht über Jerusalem deutlich zu machen, das durch den Ungehorsam unausweichlich geworden war. Er hatte dabei die Tatsache der kommenden Belagerung durch eine Reihe von Zeichen gezeigt und dann den Grund dafür durch zwei Predigten und eine längere Vision erklärt. Aber noch immer waren die Menschen nicht bereit, die Tatsache des Untergangs von Jerusalem zu akzeptieren. Deshalb gab er eine Reihe weiterer Zeichen und Botschaften. Jeglicher Optimismus war vergeblich und nutzlos. Jerusalems Schicksal war besiegelt.

Hesekiel benutzte den Ausdruck "Das Wort des Herrn geschah zu mir" in der Einleitung von zehn der elf Zeichen, Predigten und Sprüche in Kapitel 12 - 19 ( Hes 12,1.17.21;13,1;14,2.12;15,1;16,1;17,1;18,1 ). Nur der letzte Abschnitt ( Hes 19,1 ) beginnt anders, da es sich hier um ein Klagelied handelt, das eine Art Zusammenfassung der zehn vorherigen Abschnitte zu sein scheint.

 

a. Zwei Zeichen der kommenden Gefangenschaft

( 12,1 - 20 )

Weil die Menschen immer noch nicht glaubten, gab Hesekiel ihnen zwei weitere Tat-Zeichen. Er sagt: "Sie haben Augen zu sehen, aber sehen nicht, und Ohren zu hören, aber hören nicht". Israels Blindheit und Taubheit war vorsätzlich. Sie könnten Gottes Botschaft empfangen, aber sie wollten es nicht, denn sie waren "ein abtrünniges Haus" (V. 3 , vgl. die Anmerkungen zu Hes 3,9 ). Geistliche Blindheit und Taubheit sind oft Anzeichen für Ungehorsam oder Unglauben (vgl. 5Mo 29,1-4; Jes 6,9-10; Jer 5,21; Mt 13,13-15; Apg 28,26-28 ).

(1) Das Zeichen des Gepäcks und des Loches in der Wand ( Hes 12,1-16 )

Hes 12,1-6

Hesekiels Zeichen für Israel waren zwei verschiedene Handlungen. Zuerst packte er seine Sachen und ging an einen anderen Ort, während die Weggeführten ihn beobachteten. Sie verstanden sehr gut die Bedeutung dieses Tuns, denn erst vor sechs Jahren hatten sie selbst ähnliche Vorbereitungen für ihre eigene Deportation nach Babylon getroffen.

Auf diese erste Tat am Tage folgte eine zweite Tat am Abend. Während die Leute zuschauten, sollte Hesekiel so tun, als sei er gefangen, und sollte durch die Wand graben und seine Sachen (vgl. V. 4 ) durch sie hinausbringen, indem er sie auf seinen Schultern trug . Hesekiel spielte vor den Menschen in einer Art Pantomime einen heimlichen Fluchtversuch, bei dem er sein Gesicht bedecken sollte, so daß er das Land nicht sehen konnte.

 Hes 12,7-11

Hesekiel tat, wie ihm befohlen worden war. Am nächsten Morgen sprach Gott erneut zu ihm und fragte ihn, ob die Weggeführten gefragt hätten, was er da täte . Offensichtlich war die Neugier der Leute geweckt. Nachdem Hesekiel einmal ihre Aufmerksamkeit hatte, konnte er Gottes Botschaft überbringen.

Gott erklärte, daß diese Last (Botschaft) den Fürsten in Jerusalem (d. h. König Zedekia) und das ganze Haus Israel betraf, das dort (d. h. in Jerusalem) ist. Der erste Teil des Zeichens zeigte die Unausweichlichkeit der Gefangenschaft: Sie würden als Gefangene in das Exil gehen . Die, denen es jetzt noch in Jerusalem gut ging, würden bald schon Gefangene sein, deren einziger Besitz in kleinen Taschen Platz findet, die man über seine Schulter gehängt tragen kann. 

Hes 12,12-16 

Der zweite Teil von Hesekiels Zeichen (in V. 5 - 6 ) zeigte den vergeblichen Fluchtversuch von Zedekia. Er würde versuchen, im Dunkeln durch ein Loch in der Stadtmauer von Jerusalem zu fliehen. Aber sein Fluchtversuch würde scheitern, denn Gott würde selbst darauf achten, daß er wieder gefangengenommen würde. Zedekias Bestimmung war schrecklich. Ich werde ihn nach Babylon bringen, aber er wird es nicht sehen, und dort wird er sterben. Seine Truppen, die mit ihm zu fliehen versuchten, würden verfolgt und durch das Schwert getötet werden.

All dies erfüllte sich dramatisch und bis ins Detail im Jahr 586 V. Chr. Nach einem vergeblichen Fluchtversuch wurde Zedekia zu Nebukadnezar gebracht, mußte zusehen, wie die Feinde seine Söhne töteten, und wurde dann geblendet und nach Babylon gebracht, wo er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbrachte (vgl. 2Kö 25,1-7; Jer 52,4-11 ).

Die Menschen, die in Jerusalem lebten, würden schließlich die Allmacht und Souveränität Gottes erkennen ( Hes 12,15-16 ), aber diese Erkenntnis würde erst kommen, wenn sie unter die Heiden verstreut waren. Doch würde Gott, wie er schon gesagt hatte, einige wenige von ihnen übriglassen (vgl. 6, 8).

 Hes 12,17-20

 (2) Das Zeichen des Zitterns beim Essen und Trinken ( Hes 12,17-20 )

 Hesekiels zweites Zeichen war kürzer als das erste, aber auch dieses enthielt eine Botschaft über die, die in Jerusalem und im Land Israel lebten (V. 19 ). Hesekiel sollte zittern , wenn er seine Speise aß , und sich schütteln , wenn er sein Wasser trank (V. 18 ).

Hesekiels Tun war ein Bild für das schreckliche Schicksal, das Israel erleben würde. Wie schon vorher gesagt ( Hes 4,16 ), würden die Menschen in Jerusalem in Angst und Verzweiflung essen und trinken. Der Feind würde das Land ausplündern, die Städte zerstören und das Land verwüsten. Die Furcht vor dem Feind würde die Menschen ergreifen, wenn sie sahen, wie das Gericht Gottes das Land Stück für Stück vernichtete. Doch sie hatten das Gericht durch ihre Gewalttaten selbst herbeigeführt ( Hes 20,19 ; vgl. Hes 7,23; 8,17 ).

 

b. Fünf Botschaften: Das Gericht kommt gewiss

( 12,21 - 14,23 )

 Nach den beiden Zeichen ( Hes 12,1-20 ) überlieferte Hesekiel nun eine Serie von fünf Botschaften ( Hes 12,21-25;12,26-28;13; 14,1-11; 14,12-23 ), durch die er den falschen Optimismus der Menschen vernichten und die Gewißheit des Gerichtes zeigen wollte.

(1) Die erste Botschaft ( Hes 12,21-25 )

 

Hes 12,21-25

 Die ersten beiden Botschaften drehten sich um zwei bekannte Sprichworte, die von den Menschen oft zitiert wurden. Die erste Predigt begann, indem Gott Hesekiel nach dem Sprichwort fragte: Die Tage vergehen, und jede Vision wird zu nichts . Ein "Sprichwort" ( mASAl ) ist eine kurze Formulierung einer allgemein anerkannten oder offensichtlichen Wahrheit. Das hier genannte Sprichwort wollte aussagen, daß die Voraussagen, die Hesekiel (und andere Propheten) über den Untergang gemacht hatten, nicht eintreten würden. Durch dieses Sprichwort wurden die Propheten zu Schwarzsehern erklärt, und die Menschen konnten ihre Botschaften ignorieren.

Gott sagte, daß er die Menschen daran hindern würde, dieses Sprichwort noch länger zu sagen. Die trügerische Sicherheit der Leute würde zu Ende sein, wenn das Gericht käme. Die Vergangenheit der letzten Monate hatte die früher gemachten Weissagungen nicht zunichte gemacht, wie die Menschen annahmen. Vielmehr hatten sie die Zeit verringert, bis die Weissagungen erfüllt würden. Die Tage waren nahe , sagte Gott.

Falsche Propheten hatten den Aussagen der wahren Botschafter Gottes sowohl in Jerusalem (vgl. Jer 28,1-4 ) als auch in Babylon (vgl. Jer 29,1.8-9 ) widersprochen. Ihre optimistischen Voraussagen würden aufhören, wenn Gott sich beeilte, sein Wort zu erfüllen. Er würde die falschen Visionen und trügerischen Offenbarungen wegtun. Hesekiels Warnrufe vor dem Untergang waren nicht die noch weit entfernten Donner eines noch weit entfernten Gewitters. Das Gericht stand vor der Tür: Es sollte ohne Verzögerung erfüllt werden. Gott würde erfüllen, was immer er vorausgesagt hatte (vgl. Hes 12,28 ).

  

Hes 12,26-28

 (2) Die zweite Botschaft ( Hes 12,26-28 )

 Das erste Sprichwort, das Hesekiel aufgegriffen hatte, drückte die Zweifel der Menschen über die Tatsache des Gerichtes Gottes aus. Das zweite Sprichwort machte ihre Zweifel über die Nähe dieses Gerichtes deutlich. Es wird nicht ausdrücklich ein Sprichwort genannt, aber es ähnelt im Aufbau dem ersten Sprichwort. Jedenfalls war es im Israel jener Zeit eine durchaus übliche Aussage.

Selbst jene Israeliten, die glaubten, daß Hesekiel ein wahrer Prophet Gottes sei, bezweifelten die baldige Erfüllung seiner Weissagungen: Er weissagt über die ferne Zukunft . Wenn Gott handelte, so dachten sie, dann würde dies nicht so bald sein. Interessant ist, daß der Apostel Petrus sagt, daß die gleiche Einstellung auch in den letzten Tagen bezüglich des zweiten Kommens Christi herrschen wird ( 2Pet 3,3-10 ). Gottes Verzögerung ist ein Zeichen seiner Gnade, nicht seiner Unsicherheit.

Hesekiel sagte: Das Gericht ist nicht ferne. Es stand vor der Tür Israels. Gott sagt: Keines meiner Worte wird noch länger verzögert werden (vgl. Hes 12,25 ). Das zweite Sprichwort war, wie das erste, eine falsche Hoffnung für ein Volk, das eigentlich ein klares Verständnis seiner Lage nötig hätte.