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Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023   Walvoord

Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023

Hesekiel Kapitel 13
Hes 13,1-3

(3) Die dritte Botschaft ( Hes 13 )

Hesekiels dritte Botschaft richtete sich gegen Israels falsche Propheten und Prophetinnen, die das Volk in die Irre führten. Sie waren in einem großen Maße für die fehlgeleitete Hoffnung der Menschen verantwortlich. Hesekiel klagte die Propheten (V. 1 - 16 ) und die Prophetinnen (V. 17 - 23 ) an. Beiden Gruppen zeigte er zunächst ihre Sünde und verkündete dann das Gericht über sie.

Die Botschaft der falschen Propheten kam aus ihrer eigenen Vorstellung (vgl. V. 17 ), nicht von Gott. Hesekiel stellte also die Quelle ihrer Botschaft in Frage. Da sie aus ihrem eigenen Geist kam, konnte Hesekiel zu Recht behaupten, daß sie nichts gesehen hätten.

Hes 13,4

Die Botschaft der falschen Propheten war nicht nur unwahr, sondern auch gefährlich. Die falschen Propheten waren wie Schakale zwischen den Ruinen . Das Wort für "Schakale" ( SUZAlIm ) kann auch mit "Füchse" übersetzt werden (vgl. manche deutschen Übersetzungen; das gewöhnliche Wort für Schakal ist tan). Manche Ausleger behaupten, daß Hesekiel das zerstörerische Wesen der Füchse meine. Aber Füchse sind eigentlich nicht für ein solches zerstörerisches Wesen bekannt. Es ist wohl besser anzunehmen, daß Hesekiel die Wohnorte der Füchse meinte. So wie Füchse Ruinen als durchaus akzeptable "Wohnungen" ansehen, so sind auch die falschen Propheten in der Lage, sich in einer zusammenbrechenden Gesellschaft wohlzufühlen.

Hes 13,5

Die falschen Propheten, so sagte Hesekiel, waren nicht zu den Löchern in der Mauer gegangen, um sie zu reparieren . Israels moralische Mauern standen vor dem Zusammenbruch, aber die falschen Propheten hatten nichts getan, um zu helfen. Der Tag des HERRN hat an den meisten Stellen im AT eine eschatologische Bedeutung und bezieht sich auf die Zeit der großen Trübsal, das zweite Kommen Christi, oder das Tausendjährige Reich (vgl. die Anmerkungen zu "Größere Schwierigkeiten der Auslegung" in der Einführung zu Joel). Aber hier scheint er von dem kommenden Gericht durch die Babylonier zu sprechen.

Hes 13,6-9

Die falschen Propheten behaupteten, im Namen Gottes zu reden, aber Gott hatte sie nicht beauftragt. Wegen ihrer falschen Worte und gelogenen Visionen war er gegen sie. Hesekiel erwähnte drei Aspekte ihres Gerichts. Erstens würden sie nicht in den Rat des Volkes Gottes gehören. Die falschen Propheten wurden von den Führern Israels begünstigt. Sie hatten einflußreiche Stellungen in Jerusalem und auch in der Gefangenschaft. Aber wenn ihre Weissagungen als falsch erwiesen worden waren, würden sie diese Gunst verlieren. Zweitens würden sie, neben diesem Verlust ihrer Plätze im Rat, auch nicht in den Listen Israels aufgeführt werden (d. h. ihre Namen würden nicht in der Einwohnerliste der Bürger aufgeführt werden). Wer aus dieser Liste ausgeschlossen wurde, verlor seine Bürgerrechte (vgl. Esr 2,62 ). Diese falschen Propheten würden aus der Gemeinschaft Israels ausgeschlossen werden. Drittens würden die falschen Propheten nie wieder das Land Israel betreten. Sie würden als Gefangene in einem fremden Land sterben.

Hes 13,10

Die falschen Propheten sagten: Friede , während Hesekiel die Zerstörung ankündigte. Ihr verführerisches Wirken war wie eine dünne Mauer, die mit Kalk übertüncht war. Statt Israel auf die ernsten Risse in seinem moralischen Fundament aufmerksam zu machen (V. 5 ), "übertünchen" sie diese mit Kalktünche. Man benutzte damals eine weiße Paste, die aus dem in Israel gewonnenen Kalk hergestellt wurde, um die Steine zu streichen, die die Mauern der meisten Häuser bildeten. Diese Tünche verbarg die Unebenheiten der Steine unter einer glatten Oberfläche. Die falschen Propheten vergrößerten die Schwierigkeiten Israels noch, indem sie die Probleme verbargen, die eigentlich hätten aufgedeckt werden müssen.

Hes 13,11-12

Da die falschen Propheten die Menschen durch das Übertünchen einer wackeligen Mauer irregeführt hatten (V. 10 ), würden sie beschämt werden, wenn die Mauer zusammenfiel. Gottes Gericht würde die dünne Mauer Israel niederbrechen. Schwere Regenfälle, Hagel wie Steine und mächtige Winde (vgl. V. 13 ) würden gegen die Mauer schlagen, und sie würde fallen. Dann würden die Menschen die Propheten fragen: Wo ist die Tünche, mit der ihr sie übertüncht habt? Die "Tünche" sind die falschen Weissagungen. Wenn Jerusalem zerstört würde, dann würde dies offenbar werden.

Hes 13,13-16

Wenn Wind, Hagelsteine und Regen die Mauern von Jerusalem zum Einfallen brachten (vgl. V. 11 ), dann würden die Propheten in ihr umkommen, denn Gottes Zorn würde sich gegen sie richten.

Hes 13,17-19

 Hesekiel wandte sich nun von den falschen Propheten ab (V. 1 - 16 ) und den falschen Prophetinnen zu (V. 17 - 23 ). Sie werden die Töchter deines Volkes, die aus ihrer eigenen Vorstellung heraus geweissagt haben , genannt (vgl. V. 2 ). Sowohl zur Zeit des AT als auch des NT gab es wahre Prophetinnen ( 2Mo 15,20; Ri 4,4-5; 2Kö 22,14; Apg 21,8-9 ). Die "Prophetinnen", von denen Hesekiel spricht, waren jedoch eher Medien oder Zauberinnen gleich.

Diese Prophetinnen nähten sich magische Amulette für ihre Handgelenke und machten sich Schleier verschiedenster Länge für ihre Köpfe . Das hebräische Wort für "magische Amulette" wird im AT nur in diesen Versen benutzt ( Hes 13,18.20 ). Vermutlich kam diese Praxis aus magischen babylonischen Ritualen, bei denen man magische Knoten und Bänder an verschiedene Teile des Körpers band, um die bösen Geister abzuwehren oder Krankheiten zu heilen. Diese "Glücksbringer" galten als mit magischen Kräften ausgestattet. Die "Schleier" waren lange Schleppen, die von den Prophetinnen auf "ihren Köpfen" befestigt wurden und die Prophetinnen ganz einhüllten, vermutlich um den Eindruck des Geheimnisvollen zu vermitteln.

Der Zweck dieser magischen Amulette und geheimnisvollen Schleier war, die Menschen zu verstricken . Besonders in Zeiten voller Unsicherheit und Durcheinander scheinen Schwindler und Scharlatane aus den Ängsten der Leichtgläubigen ihren Gewinn zu machen. Diese Zauberinnen hier "sagen die Zukunft" oder vermitteln "einen Glückszauber" für ein paar Handvoll Gerste und einen Bissen Brot , entweder als Bezahlung für ihre Zauberdienste oder als Mittel zum Zaubern selbst. In einigen Kulturen wurde Gerste für okkulte Praktiken benutzt, ob als Gabe an die Geister oder, um darin die Zukunft zu lesen. Wie dem auch sei, jedenfalls nahmen die Prophetinnen auf betrügerische Weise an solchen Praktiken teil und sicherten so ihren Lebensunterhalt durch die Ängste anderer. Gott sagte, daß sie sein Volk belügen (V. 19 ).

Die Ergebnisse der Arbeit der Prophetinnen liefen den wirklichen Interessen Israels zuwider. Du hast getötet, die nicht hätten sterben sollen, und hast verschont, die nicht hätten leben sollen . Die Prophetinnen hätten eigentlich das Böse in Jerusalem offenbaren und anklagen sollen (vgl. 2Kö 22,13-20 ). Statt dessen ließen sie die Gottlosen ("die nicht hätten leben sollen") unangetastet.

 

 

Hes 13,20-21

 

Gottes Zorn würde sich gegen die falschen Prophetinnen wenden, und er würde ihre Macht zunichte machen. Er würde ihre magischen Amulette von ihren Armen abreißen und würde die Menschen befreien, die wie Vögel gefangen waren. Gott würde ihre Schleier abreißen und sein Volk aus ihren Händen retten . Dann würden die Zauberinnen als Scharlatane offenbar werden, und ihre leichtgläubigen Klienten würden sie verlassen.

 

 

Hes 13,22-23

 

Die Prophetinnen hatten den Gerechten mit ihren Lügen betrübt und den Gottlosen ermutigt, sich nicht von seinen bösen Wegen abzukehren . Dies lief Gottes Vorhaben mit dem Volk direkt zuwider.

Wenn Gott die Prophetinnen richten würde, würden die Menschen erkennen, daß diese Frauen gelogen hatten. Die Prophetinnen selbst würden gezwungen sein, ihre Sünde zuzugeben. Gott würde falsche Visionen und Offenbarungen (vgl. die Anmerkungen zu 5Mo 18,10 ) aus Israel verbannen und sein Volk von dieser furchtbaren Verführung retten .

Hesekiel