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Hesekiel (Charles H. Dyer)

 

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023   Walvoord

Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)

 

 

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023

Hesekiel Kapitel 14

 

Hes 14,1-6

 

(4) Die vierte Botschaft ( Hes 14,1-11 )

 

Hesekiels vierte Botschaft ist eine Verdammung des Götzendienstes. Einige von den Ältesten Israels kamen, um Hesekiel zu befragen. Obwohl dieser immer noch an sein Haus gebunden war ( Hes 3,24 ), erkannten diese Weggeführten ihn als Propheten an und suchten bei ihm Rat (vgl. Hes 8,1 ). Wahrscheinlich wollten die Ältesten eine Botschaft von Gott über Jerusalem oder über die Länge ihrer Gefangenschaft erfragen.

Als die Ältesten vor Hesekiel saßen, ließ ihn Gott wissen, daß diese Männer Götzenbilder in ihren Herzen errichtet hatten und mit Freuden vor Augen hätten, was sie schuldig werden ließ . Der Götzendienst in Jerusalem wurde offen gezeigt, aber der Götzendienst in Babylon geschah mehr im Verborgenen - es war innerer Götzendienst, nicht äußerer. Aber dieser Götzendienst würde die Menschen zu Fall bringen. Im Buch Hesekiel wird der Götzendienst Israels als Hauptgrund für das Gericht Gottes über das Volk angesehen.

Diese heuchlerischen Ältesten kamen zu dem wahren Gott und suchten bei ihm Antwort, während sie andere "Götter" in ihren Herzen trugen. Gott fragte Hesekiel: Soll ich mich denn von ihnen befragen lassen? Gott war nicht verpflichtet zu antworten, wenn sie seine Allmacht und Souveränität nicht anerkannten. Anstatt den Ältesten also die Informationen zu geben, die sie wünschten , wies Gott Hesekiel an, ihnen die Informationen zu geben, die sie brauchten - Gottes Einstellung zu ihrem Götzendienst.

Gott ließ die Ältesten wissen, daß, wenn irgendein Israelit zu ihm käme und in seinem Herzen Götzendienst betreibe, er sich um diesen Götzendienst kümmern würde. Gott würde dies tun, weil es das Beste für das Volk war, um deren Herzen wiederzugewinnen . Die Botschaft, die Israel hören mußte, war nicht irgendeine Weissagung über Jerusalem oder die Gefangenschaft. Die eigentliche Botschaft ist: Kehrt um! Wendet euch von den Götzen ab und entsagt all eurem greulichen Tun!

 

 

Hes 14,7-8

 

Hesekiel weitete nun den Blick seiner Botschaft. Vers 7 ist identisch mit Vers 4 b, außer daß in Vers 7 die Warnung auch an jeden Fremden ging, der in Israel lebte . Der "Fremde" (ger) war ein Ausländer, der in Israel lebte und dessen Lebensstil übernommen hatte. Er mußte Gottes Gesetz gehorchen ( 3Mo 16,29-30; 17,12-16; 18,26; 4Mo 15,13-16; Jes 56,3-8; Hes 47,22-23 ).

Wenn ein Israelit oder ein Fremder es wagte, sich wegen etwas an Gott zu wenden und doch Götzendienst zu betreiben, würde Gott ihm im Gericht antworten. Ich, der HERR, werde ihm selbst antworten (vgl. Hes 14,4 ) und ihn zu einem Beispiel und einem Sprichwort machen. Er würde ein "Sprichwort" in dem Sinne werden, daß die Menschen ihn kennen und über ihn reden würden (vgl. Hes 23,10; Hi 17,6;30,9; Ps 44,15; Jer 24,9; Joe 2,17 ). Gott würde ihn von seinem Volk abschneiden . Gott würde mit Taten, nicht mit Worten antworten. Er würde gegen diesen Götzendiener vorgehen und ihn töten. Dieses harte Vorgehen würde ein Beispiel für andere sein.

 

 

Hes 14,9-11

 

Gott sagte, daß er nicht durch seinen Propheten antworten würde, wenn er von jemandem gefragt würde, der in seinem Herzen Götzendienst betreibe. Wenn deshalb ein Prophet eine Antwort gab, dann zeigte dies, daß er ein falscher Prophet war. Der Satz, Ich, der HERR, habe diesen Propheten betört , ist ein wenig schwierig. Auf den ersten Blick scheint er zu sagen, daß Gott den Propheten dazu gebracht hatte, zu sprechen. Das Wort "betört" (von pATCh ) trägt die negative Bedeutung von "verführen", "betrügen" (vgl. 2Mo 22,15 ; "Verführer"; 2Sam 3,25; Jer 20,7 ). Die beste Illustration dafür ist die Geschichte, in der Gott durch Ahab falsche Propheten verführen läßt, um ihm seinen Tod zu bringen ( 1Kö 22,19-23 ).

Wenn ein falscher Prophet in den Tagen Hesekiels einem Götzendiener ein Wort gab, dann war es ein verführerisches Wort, das beide in den Untergang führen würde ( der Prophet würde so schuldig sein wie der, der ihn befragt ). Gott würde beide für ihre Sünde verantwortlich machen und entsprechend bestrafen.

Dann würden die Menschen zu ihm umkehren und sich nicht länger durch ihre Sünden selbst betrügen . Gott würde den Stolperstein des Götzendienstes entfernen, der die Nation zu Fall gebracht hatte. Dann, so sagte Gott, werden sie mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein (vgl. Hes 11,20; 36,28; 37,23.27; Hos 2,23 ). Gott würde Israel am Ende wieder in seine Stellung der Gemeinschaft mit ihm einsetzen.

 

 

Hes 14,12-20

 

(5) Die fünfte Botschaft ( Hes 14,12-23 )

 

Erneut zeigte Hesekiel die Unvermeidbarkeit des Gerichtes über Israel auf. Wenn Gott die gottlose Stadt Sodom um zehn Gerechter willen verschont hätte ( 1Mo 18,22-33 ), dann würde er, so dachten die Israeliten zur Zeit Hesekiels, doch sicher auch Jerusalem um der Gerechten willen, die dort wohnten, verschonen. Hesekiels fünfte Botschaft machte deutlich, daß die wenigen Gerechten Gottes Gericht über Jerusalem nicht aufhalten würden.

 

Im ersten Abschnitt dieser Botschaft nannte Hesekiel vier "hypothetische" Arten des Gerichts. Ein bestimmtes Land sündigt gegen Gott, indem es untreu ist, und er streckt seine Hand aus gegen es. Gott, der gerecht ist, kann (a) seinen Vorrat an Speise wegnehmen und eine Hungersnot schicken (V. 13 ), (b) wilde Tiere durch dieses Land schicken (V. 15 ), (c) ein Schwert bringen (V. 17 ) und/oder (d) eine Pest schicken (V. 19 ). Gott konnte alle diese Mittel benutzen, um das Land zu bestrafen und seine Bevölkerung zu töten (vgl. Hes 5,17 ). Gott würde einmal tatsächlich alle vier Strafen benutzen, wenn er während der großen Trübsal sein Gericht über die ganze Erde um ihrer Sünde willen schickte (vgl. Offb 6,8 ).

Hesekiel fügte nun ein weiteres Element in seine hypothetischen Überlegungen ein: Was, wenn drei der gerechtesten Menschen, die jemals gelebt hatten, in diesem Land wohnten? Gottes Antwort war, daß dies keinen Unterschied mache. Selbst wenn diese drei Männer - Noah, Daniel und Hiob - in ihm wären, könnten sie nur sich selbst durch ihre Gerechtigkeit retten (vgl. Hes 14,20 ). Sowohl Noah als auch Hiob werden von den meisten Auslegern mit den gleichnamigen biblischen Personen gleichgesetzt. Nur bei Daniel gibt es einige Unsicherheiten. Hesekiel schreibt diesen Namen etwas anders, als der biblische Prophet und Staatsmann, der das Buch Daniel abgefaßt hat, gewöhnlich geschrieben wird. Viele Theologen meinen, daß Hesekiel hier von dem mythischen D an?el , der in ugaritischen Texten auftaucht, spreche, der als gerechter Herrscher und Richter bekannt war, aber seine Söhne nicht vor dem Zorn der Göttin Anat schützen konnte.

Diese Identifikation sollte aber wohl abgelehnt werden. Der kleine Unterschied in der Schreibweise läßt sich durch die allgemein übliche Praxis, Namen verschieden zu schreiben erklären (vgl. "Asarja = Ussia", 2Kö 15,1; 2Chr 26,1 ; "Jehoram" = "Joram", 2Kö 3,1; 8,16 ). Der Prophet Daniel war in Babylon und vermutlich auch bei Hesekiel und seiner Zuhörerschaft gut bekannt. Es gibt im AT keinen Hinweis darauf, daß die mythische Gestalt D an?el den Juden bekannt war oder gar als ein Vorbild der Gerechtigkeit galt. Es war schließlich Hesekiels Vorhaben ( Hes 14,1-11 ), den Götzendienst zu verurteilen. Würde er einen Mythos aus der Götterwelt Babylons zum Vorbild der Gerechtigkeit machen? Der biblische Daniel dagegen ist das vollkommene Vorbild eines Mannes, der seinem Glauben kompromißlos treu blieb.

Gott erwähnte Noah, Daniel und Hiob, weil sie alle drei einen ähnlichen Charakter hatten. Jeder von ihnen war ein Mann der Gerechtigkeit , der gegen Widerstand siegreich blieb. Der gerechte Noah konnte seine Familie aus dem Gericht retten ( 1Mo 6,8-7,1 ). Daniel war ein gerechter Mann, der in den Tagen Hesekiels lebte, und den Gott benutzte, um seine Freunde vor dem Gericht zu retten ( Dan 2,12-24 ). Hiob war ein gerechter Mann, der für seine drei Freunde eintrat, um sie vor dem Zorn Gottes zu bewahren, nachdem er selbst versucht worden war ( Hi 42,7-9 ).

Selbst wenn diese drei Säulen der Gerechtigkeit in einem Land, das unter dem Gericht Gottes stand, miteinander um Gnade gebetet hätten, hätten sie in diesem Fall vergeblich für andere gebetet. Sie hätten nur sich selbst retten können. (Vgl. die Worte Jeremias über die Unwirksamkeit der Gebete von Mose und Samuel; Jer 15,1 .) Dies wird noch deutlicher, wenn Gott erklärt: Sie könnten nicht einmal ihre eigenen Söhne und Töchter retten. Sie alleine würden gerettet ( Hes 14,18 ; vgl. V. 20 ). Noah hat seine Familie "gerettet", und Hiobs Familie wurde nach seinem Elend wieder gesegnet, aber bei Gottes Gericht über Israel würden sie nur sich selbst retten können.

 

 

Hes 14,21-23

 

Nachdem er dieses allgemeine Prinzip gezeigt hatte (V. 12 - 20 ), wandte Hesekiel es auf Jerusalem an. Wieviel schlimmer würde es sein, wenn Gott gegen Jerusalem seine vier schrecklichen Gerichte schickte - Schwert und Hunger und wilde Tiere und Pest (vgl. Hes 5,17 ). Es würde für Jerusalem umso schlimmer sein, weil in ihr keine drei Größen der Gerechtigkeit wohnten, die für sie eintreten könnten. Wenn diese gerechten Führer ein gottloses Land nicht retten könnten, wie konnte dann Jerusalem mit seinen wenigen Gerechten die Hoffnung haben, gerettet zu werden?

Mitten in der Gerichtsankündigung fügte Gott nun ein Element des Trostes ein. Gottes Gericht würde von den bereits Weggeführten in der Gefangenschaft als gerecht anerkannt werden, wenn sie das gottlose Wesen derer sehen würden, die den Untergang Jerusalems überlebten. Dennoch würden da ein paar Überlebende sein - Söhne und Töchter, die aus ihr herausgebracht würden. Einige würden also die Zerstörung Jerusalems überleben und als Gefangene nach Babylon gebracht werden. Wenn diese Gruppe nach Babylon käme, würden die Gefangenen, die bereits dort waren (und zu denen Hesekiel spricht), ihr Verhalten und ihr Tun sehen und sich über das Unheil , das auf Jerusalem gekommen war, trösten.

Manche Ausleger sind der Meinung, daß das "Verhalten und Tun", auf das Hesekiel sich bezieht, die gerechten Taten des Überrestes sind, die Gott dazu gebracht hatten, sie zu verschonen. Wahrscheinlich sprach Hesekiel aber von dem gottlosen Wesen der Weggeführten. Das Wort für "Verhalten" ( derek ) wird im Buch Hesekiel 35mal benutzt, um die bösen Taten von Menschen zu bezeichnen. Das Wort für "Tun" ( ZXlIlNT ) wird achtmal benutzt und spricht von den sündigen Taten Israels. Diese beiden Worte kommen siebenmal zusammen vor und meinen jedesmal sündiges Verhalten und Tun.

Alle, denen die Härte und Strenge des Gerichtes Gottes ein Problem war, würden seine Gerechtigkeit und Angemessenheit erkennen, wenn sie den bösen Charakter der Gefangenen sahen, die von Jerusalem nach Babylon gebracht würden. Sie würden zugeben müssen, daß diese Menschen es wirklich verdient hatten, bestraft zu werden, und daß Gott nicht ungerecht war.