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Hesekiel (Charles H. Dyer)
Hesekiel
Kapitel 2 ( 2,1 - 7 ) Als Gott sprach ( Hes 1,28 ), gab er Hesekiel
Vollmacht ( Hes 2,1-2 ), ließ ihn seine Bestimmung wissen (V. 3 - 5 )
und ermahnte ihn, treu zu sein (V. 6 - 7 ). Hes 2,1-2 Gott sagte Hesekiel, daß er aufstehen und
seine Botschaft empfangen solle. Sohn der Menschen ( ben-?AdAm )
erscheint 93mal im Buch Hesekiel als Bezeichnung des Propheten. Es
betont seine Menschlichkeit vor Gott und scheint die Distanz zwischen
Mensch und Gott zu unterstreichen. Das Wort "Sohn" spricht von einem
familiären und erblichen Verhältnis, übersteigt aber häufig das rein
biologische und meint eine Zugehörigkeit und Identifikation mit jemandem
oder etwas (vgl. "Söhne Gottes"; 1Mo 6,2.4 ; "Söhne des Morgensterns";
Jes 14,12 ). Durch diesen Titel betonte Gott Hesekiels Zugehörigkeit zum
menschlichen Geschlecht. Als Gott Hesekiel sagte, daß er aufstehen
solle, befähigte er ihn auch durch den Heiligen Geist zu stehen. In
alttestamentlichen Zeiten wohnte der Heilige Geist nicht in allen
Gläubigen, sondern nahm zeitweise von Personen, die für den Dienst
Gottes auserwählt waren, Besitz (vgl. 2Mo 31,1-11; 1Sam 10,9-11; Ps
51,12; Hes 3,24 ). Hes 2,3-5 Hesekiels Aufgabe war schwierig. Seine
Botschaft sollte sich an ein abtrünniges Volk richten ("abtrünnig" kommt
in Hes 2 und 3 achtmal und auch im restlichen Buch Hesekiel achtmal
vor), an Menschen, die verhärtet (vgl. Hes 3,7 ) und verstockt waren.
Statt Gottes Gericht anzuerkennen und ihre Sünden zu bekennen, sahen die
jüdischen Weggeführten ihre Gefangenschaft in Babylon als eine zeitlich
begrenzte Sache an, die schon bald durch ihre Rückkehr nach Jerusalem
ein Ende haben würde. Sie wollten ihre Sünde nicht zugeben oder glauben,
daß das Gericht über ihr ungehorsames Volk so bald kommen würde. Hesekiels Aufgabe war, Gottes Wort zu
verkünden. Ob sie darauf eingingen, stand in der Verantwortung der
Menschen selbst. Am Ende aber (wenn die Ereignisse eintraten) würden sie
(das abtrünnige Haus ; vgl. die Anmerkungen zu Hes 3,9 ) wissen, daß ein
Prophet in ihrer Mitte gewesen war. Als Prophet würde Hesekiel ein Werkzeug für
den allmächtigen HERRN ( ?ADOnAy Yahweh ) sein. Hesekiel benutzt diesen
Titel Gottes 217mal. An anderen Stellen im AT kommt er nur 103mal vor (
Theological Dictionary of the Old Testament .
Grand Rapids: Wm. B. Eerdmans Publishing Co., s. u. ?ADNn , ?ADOnAy ,
1:62-63). Dieser Name betont sowohl Gottes höchste
Autorität als auch seine Bündnistreue. Hes 2,6-7 Dreimal sagte Gott Hesekiel: fürchte dich
nicht . Er brauchte diese Ermutigung, denn die Aufgabe war schwierig (
Gestrüpp und Dornen sind um dich herum ) und sogar gefährlich ( du lebst
unter Skorpionen ). Hesekiel lernte seine Lektion gut. Nirgendwo im Buch
gibt es einen Hinweis darauf, daß er feige war oder zögerte, Gottes
Botschaft zu verkünden. Gott sagte Hesekiel, daß er seine Worte
sprechen soll. Die Verse 7 - 8 bilden eine Brücke zwischen zwei
Hauptabschnitten. Der erste Abschnitt ( Hes 1,4-2,7 ) berichtet uns die
Vision, während der nächste Abschnitt ( Hes 2,8-3,11 ) die Botschaft
Hesekiels enthält. Dieser Eine, der Hesekiel die Worte gab, die er sagen
sollte, war der allmächtige Herr, den Hesekiel gerade in der Vision
gesehen hatte. 3. Die Botschaft für sein Wirken ( 2,8 - 3,11 ) Hesekiels Vision der Herrlichkeit Gottes bot
die Perspektive und Motivation für seine Aufgabe. Aber er benötigte auch
eine Botschaft, deren Inhalt von Gott stammte (vgl. das "Wort des
Herrn"; Hes 1,3 ). Der Prophet sollte Gottes Wort empfangen ( Hes
2,8-3,3 ) und dann weitersagen ( Hes 3,4-11 ). a. Hesekiel empfängt Gottes Wort ( 2,8 - 3,3 ) Hes 2,8 Israel hatte sich gegen Gottes Anweisungen
gesträubt und sich gegen Gott und sein Wort aufgelehnt (V. 3 ). Aber
Hesekiel sollte seinen Mund auftun und essen , was Gott ihm gab. Er
sollte empfänglich sein und Gottes Wort tun. Hes 2,9-10 Nun wurde Hesekiel die Botschaft selbst
offenbart. Eine Hand (vermutlich die Hand Gottes) streckte sich vom
Thron mit einer Rolle zu ihm aus. Derjenige, der sprach, gab Hesekiel
die Rolle ( Hes 3,2 ). Diese Schriftrolle war auf beiden Seiten
beschrieben. Solche Rollen waren das gewöhnliche Schreibmedium, auf dem
man in Israel Gottes Wort aufschrieb und bewahrte. Blätter aus Leder,
Papyrus oder Pergament wurden zu langen Rollen zusammengefügt. Man
schrieb in vertikalen Spalten. Nur sehr selten wurden beide Seiten einer
Rolle beschrieben (aber vgl. Offb 5,1 ). Es hat schon viele
Auslegungsversuche dazu gegeben, warum hier beide Seiten beschrieben
waren. Die beste und einfachste scheint zu sein, daß Gott soviel zu
sagen hatte, was Hesekiel Israel weitergeben sollte, daß er beide Seiten
beschreiben mußte. Die Botschaft bestand aus Worten von Klage,
Ach und Wehe . Dies trifft sehr genau den Inhalt von Hes 4-32 .Es ist
jedoch nicht mit dem Rest des Buches in Übereinstimmung zu bringen, in
dem der Prophet von der Wiederherstellung Israels spricht. Dies könnte
zum Teil erklären, warum Hesekiel noch einmal berufen wurde ( Hes 33 ) -
der Inhalt seiner Botschaft wurde in seinem Kern geändert, nachdem seine
Botschaft des Wehe erfüllt worden war. |