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Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023   Walvoord

Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023

Hesekiel Kapitel 21
b. Das Gleichnis von dem Waldbrand

( 21,1 - 5 )

Hes 21,1-5

Auf die lange Botschaft Hesekiels ( Hes 20,1-44 ) folgte nun ein kurzes Gleichnis. Es leitete die vier Botschaften in Kapitel 21 ein. Hesekiel sollte nach Süden ( tEmAnCh ) blicken und gegen den Süden ( dArNm ) und das Südland ( neGeB ) predigen . Das erste dieser drei hebräischen Worte bedeutet wörtlich "das, was auf der rechten Seite ist", während man nach Osten sieht. Es ist ein poetisches Wort, auch wenn es als Eigenname (Teman) für eine Stadt in Edom, im Süden Judas, benutzt werden kann (vgl. Am 1,12; Jer 49,7; Hes 25,13 ). Vielleicht ist in Hes 21,2 gemeint, daß Hesekiel sich nach Teman hin ausrichten sollte (wie manche deutschen Übersetzungen schreiben). Auch das Wort dArNm ist poetisch. Hesekiel benutzte es noch weitere zwölf Male, jedesmal im Zusammenhang mit der Beschreibung des Tempels im Tausendjährigen Reich (vgl. Hes 40,24 [zweimal], 27 [zweimal], 28 [zweimal], 44-45 ; Hes 41,11; 42,12-13.18 ).

Das dritte Wort, das Hesekiel benutzt ( neGeB , "Südland"), wird ebenfalls als Eigenname benutzt. Der Negev ist der Name für den südlichen Teil Palästinas, nahe an Israels Grenze zu Edom (vgl. Jos 15,21 ). Heute ist der Negev eine Steppen-Region, in der nur wenig Regen fällt und die kaum Wasserquellen besitzt. Aber da Hesekiel vom Wald des Negev sprach, mußte das Land in jenen Tagen stärker bewachsen gewesen sein. Zu den größeren Ansiedlungen im Negev gehörten Arad, Kadesch-Barnea und Beerscheba.

In dieser Weissagung gegen Juda sagte Hesekiel, daß Gott es durch Feuer (vermutlich ein "Feuer" des Gerichts, kein tatsächliches Feuer) verwüsten würde.

Die Menschen sahen das, was Hesekiel tat, aber sie wollten es nicht verstehen. Hesekiel klagte es Gott gegenüber, daß die Menschen behaupteten, er würde nur in Rätseln reden , in unverständlichen Bildern. Er kündigte die Zerstörung Judas an, aber die Menschen waren durch seine Worte nur verwirrt.

c. Die vier Botschaften des Schwertes

( 21,6 - 37 )

Da die Menschen sich weigerten, Hesekiels Botschaft des Feuers über das Südland zu verstehen (V. 1 - 5 ), erläuterte er in vier Botschaften die Bedeutung des Gleichnisses. In diesen Botschaften änderte Hesekiel das Wort "Feuer" in "Schwert" und den "Negev" in Juda und Jerusalem.

(1) Das gezogene Schwert ( Hes 21,6-12 )

Hes 21,6-10

In dem Gleichnis (V. 1 - 5 ) hatte Hesekiel "nach Süden geblickt". Nun hieß Gott ihn, sein Angesicht gegen Jerusalem zu richten und gegen das Heiligtum zu predigen und gegen das Land Israel zu weissagen . Gottes Gericht würde über sein Land, seine heilige Stadt und seinen Wohnort ergehen.

Gott sagte, daß er durch ein Schwert sowohl den Gerechten als auch den Gottlosen ausrotten würde. Dies scheint der früheren Botschaft Hesekiels zu widersprechen ( Hes 18,1-24 ), daß nur der Gottlose sterben, der Gerechte aber leben wird. Dies verwirrte die Übersetzer der Septuaginta dermaßen, daß sie aus den "Gerechten" die "Ungerechten" machten. Eine mögliche Lösung könnte sein, daß der "Gerechte" und der "Gottlose" aus der Sicht der Menschen verstanden wird. Soweit es die Menschen sagen konnten, machte das Gericht keine Unterschiede. Es traf sowohl solche, die öffentlich Götzendienst betrieben, als auch solche, die behaupteten, Gott nachzufolgen. In Gottes Augen jedoch wurden nur Gottlose bestraft, denn er hatte versprochen, jene zu retten, die wahrhaft gerecht waren. Eine andere Lösung ist, daß der Ausdruck "ausrotten" sich auf die Gefangenschaft bezieht, nicht auf den physischen Tod. Wie auch immer, jedenfalls unterstrich Hesekiel das Ausmaß des kommenden Gerichtes.

Das Gericht würde sich vom Süden bis zum Norden erstrecken (was schon in V. 3 gesagt worden war). Falls irgend jemand das Bild des Waldbrandes nicht verstanden hatte, wiederholte Hesekiel noch einmal diesen Ausdruck, um deutlich zu machen, daß ganz Juda gerichtet werden würde. Wenn das Gericht käme, dann würden die Menschen wissen, daß der HERR sein Schwert gezogen hatte (vgl. V. 8 ). Auch wenn die Menschen die Bedeutung des Gleichnisses nicht verstehen wollten (V. 5 ), würden sie nicht mehr auf ihre Unwissenheit pochen können, wenn Gottes Gericht beginnen würde.

 Hes 21,11-12

 Hesekiel erhielt den Auftrag, die Trauer zum Ausdruck zu bringen, die die Menschen empfinden würden, wenn Jerusalem fiele. Wenn er vor Kummer seufzte, würden ihn die Menschen fragen, was los sei. Er sollte ihnen dann antworten, daß er wegen der Botschaft, die kommen würde, so traurig sei. Die furchtbare Erkenntnis, daß ihr Land zerstört worden ist, würde sie innerlich verwüsten (vgl. Hes 7,17 ). Aber es würde ohne Zweifel so kommen. Es wird sicher geschehen, erklärte Gott, der HERR.

 Hes 21,13-15

 (2) Das Schwert ist geschärft ( Hes 21,13-22 )

 Die zweite Botschaft Hesekiels über das Schwert war ein poetisches Lied des Gerichtes. Sein Thema war, daß Gottes Schwert geschärft sei, bereit für das Schlachten . Das Lied hatte drei Strophen (V. 13 - 15 a. 16 - 17.19 - 22 ). Diese wiederum wurden von zwei Zwischenspielen getrennt, die jeweils von "dem Stock" reden (V. 15 b. 18 ).

In der ersten Strophe war Gottes Schwert des Gerichts mit einem Wetzstein geschärft , damit es eine scharfe Schneide hatte, und poliert, so daß aller Rost davon verschwunden war und es blinkte und glänzte. So wie ein Soldat, der sich für den Kampf vorbereitet, hatte Gott seine Waffe bereit, damit sie ihre Aufgabe erfüllen könnte.

Dieses Schwert würde kommen, weil Israel den Stock und jeden Rat verworfen hatte. Manche denken, der "Stock" würde von dem königlichen Zepter reden (vgl. 1Mo 49,9-10 ). Wenn das so ist, dann ist gemeint, daß die Menschen Gottes Androhung des Gerichts verworfen haben und sich statt dessen auf seine Zusage einer beständigen Folge von Herrschern für Juda gestützt haben. Aber diese Auslegung scheint der Stelle fremd zu sein. Vielleicht bezieht sich "Stock" vielmehr auf die Züchtigungen, mit denen Gott versucht hatte, Israels Sünde zu bändigen und das Volk zu ihm zurückzubringen. Ein Stock wurde oft zur Züchtigung benutzt (vgl. Spr 10,13;13,24;23,13 ), und auch Gott verwendete den Stock, um die Seinen zu erziehen (vgl. 1Sam 7,14; Hi 9,34;21,9 ). Israel hatte also Gottes frühere Bemühungen, es mit einem Stock zurechtzuweisen, verworfen. Deshalb benutzte er nun das Schwert. Wenn dies die korrekte Auslegung dieser Stelle ist, dann ist der Sohn in Hes 21,15 nicht Hesekiel, sondern Israel und sein König.

 Hes 21,16-18

 Die zweite Strophe enthüllte den Opfern, gegen wen das Schwert gezogen worden war: gegen Gottes Volk und alle Fürsten Israels. Die Führer des Volkes hatten Gottes Rat und seine Züchtigung verworfen, so daß sie nun nur noch das Schwert zu erwarten hatten. Wegen der nun bevorstehenden massiven Vernichtung sagte Gott Hesekiel: schreie und heule .

 Hes 21,19-22

 Die dritte Strophe sprach von der Aufgabe des Schwertes. Voll Hohn würden beide, der Prophet und Gott, ihre Hände zusammenschlagen (V. 19.22 ; vgl. Hes 6,11; 22,13 ). Das Schwert, wenn es sich schnell gegen Volk und Fürsten erheben würde, würde immer und immer wieder zuschlagen ( zweifach, ja dreifach ), so, als käme es von allen Seiten . Voller Furcht würden die Herzen der Menschen verzagen (vgl. Hes 21,12 ). Das Gericht würde sich nach allen Seiten wenden ( zur Rechten, dann zur Linken ) und die Menschen unabwendbar verfolgen. Es würde erst aufhören, wenn es vollendet war.

 Hes 21,23-28

 (3) Das Schwert ist gegen Jerusalem gerichtet ( Hes 21,23-32 )

 Hesekiels dritte Botschaft über das Schwert zeigte, wie Gott das Schwert Babylon gegen Jerusalem richtete. Auf symbolische Weise stellte Hesekiel dar, wie Gott auf übernatürliche Weise Nebukadnezar nach Jerusalem führen würde, damit dieser die Stadt besiegen könnte.

Gott sagte Hesekiel, daß er zwei Wege markieren sollte, die das Schwert des Königs von Babylon nehmen könnte. Als Jerusalem sich im Jahre 588 V. Chr. gegen Babylon auflehnte, war es eine von drei Städten oder Ländern, die die Freiheit suchten. Die anderen beiden waren Tyrus und Ammon. Nebukadnezar führte seine Truppen von Babylon aus nach Nordwesten, entlang des Euphrat. Als er nach Ribla (nördlich von Damaskus in Syrien) kam, mußte er sich entscheiden, welches Volk er zuerst angreifen sollte. Er konnte weiter westlich ziehen in Richtung Küste und Tyrus angreifen, oder auf einer der beiden "Straßen", die nach Juda und Ammon führten nach Süden gehen. Tyrus war die Stadt, die von allen dreien am schwierigsten zu erobern war (vgl. Hes 26; 29,17-20 ). Deshalb entschied sich Nebukadnezar, sie nicht als erste anzugreifen. Daher mußte er sich nun entschließen, entweder an der Küstenstraße nach Süden zu ziehen und Juda und Jerusalem anzugreifen oder die transjordanische Straße zu nehmen und gegen Ammon und Rabba vorzugehen. "Rabba" war die Hauptstadt von Ammon. Sie wird gewöhnlich mit der heutigen Stadt Amman in Jordanien identifiziert.

Der Kriegsrat würde sich in Ribla treffen, an der Wegscheide , um zu entscheiden, welchen Weg sie nehmen sollten. Offenbar könnten Nebukadnezar und seine Generäle sich nicht einigen, und so riefen sie ihre Götter an.

Nebukadnezar würde dabei drei Mittel benutzen, um das zukünftige Tun zu bestimmen: Er würde das Los mit Pfeilen werfen, seine Götzen anrufen und die Leber untersuchen. Das Werfen des Loses mit Pfeilen war vermutlich ähnlich dem heutigen Ziehen von Strohhalmen. Zwei Pfeile wurden in einen Köcher gesteckt. Auf jedem von ihnen stand der Name einer der Städte, die zur Debatte standen. Der Pfeil, der als erstes herausgezogen wurde, zeigte die Stadt, die auch als erstes angegriffen werden sollte. Bei der Befragung der "Götzen" ( t+rAPIm ) ging es um die jeweiligen Hausgötzen. Das genaue Vorgehen bei dieser Befragung ist nicht bekannt. Vielleicht wurden die Götzen benutzt, um auf diesem Wege mit den Geistern Verstorbener Kontakt aufzunehmen und ihren Rat zu suchen. Die Untersuchung der Leber schließlich war eine Form des Wahrsagens, auch als Hepatoskopie bezeichnet. Die Form und das Aussehen der Leber eines geopferten Tieres wurde von Wahrsagern untersucht, die darin sahen, ob ein vorgeschlagener Plan günstig war oder nicht.

Diese Praktiken können aus sich selbst zu nichts führen. Aber Gott würde durch sie wirken, um sein Gericht zu erfüllen. In die rechte Hand Nebukadnezars würde das Los für Jerusalem fallen. Wenn Nebukadnezar das Los werfen, die Götzen befragen und die Leber untersuchen würde, dann würde Gott alle Zeichen so wenden, daß sie auf die Küstenstraße und in Richtung Jerusalem zeigten. Diesen Weg würde Nebukadnezar wählen.

Die Herrscher von Juda hatten Treue gegen Babylon geschworen, aber ihren Eid durch die Rebellion gebrochen. Aber selbst wenn Nebukadnezar seine Belagerung um die Stadt herum aufrichtete, würden die Menschen sich weigern, an ein Gelingen dieser Eroberung zu glauben. Sie würden denken, daß seine Wahrsagung trügerisch gewesen sei und sein Vorhaben mißlingen müsse - aber sie würden sich irren. Da sie ihren Bund mit Nebukadnezar gebrochen hatten (vgl. Hes 17,11-21 ), würde er sie gefangennehmen.

 Hes 21,29-32

 Gott verkündete nun das Gericht über die Menschen (V. 29 ) und den Fürsten (V. 30 - 32 ). Wegen ihrer offenen Rebellion würden die Menschen Jerusalems gefangengenommen werden. Sie fühlten sich in ihrer Stadt sicher, aber sie würden gewaltsam von ihr gerissen und in Ketten nach Babylon gezogen werden.

Der unheilige und gottlose Fürst in Israel war König Zedekia. Weil er seinen Eid der Treue gegen Babylon gebrochen hatte, würde er abgesetzt werden. Zedekia würde seine Macht verlieren (sein Turban und seine Krone würden entfernt) und geblendet für den Rest seines Lebens in Babylon gefangengehalten werden ( 2Kö 25,4-7 ). Der einst so stolze König würde gedemütigt werden ( der Erhöhte wird erniedrigt werden ). Der Niedrige ("ärmste Mensch im Land"; 2Kö 25,12 ), der zurückbleiben dürfte, würde seinen Platz einnehmen und das Land für Babylon regieren.

Das Recht, in Israel zu herrschen, würde von Zedekia genommen und das Land verwüstet werden. Dreimal benutzte Hesekiel das Wort Trümmer und zeigte so, daß Israels Thron völlig zerstört würde. Er würde nicht wieder aufgerichtet werden, bis der kommt, dem er rechtlich zusteht. Ihm wird er gegeben werden. Diese Weissagung erinnert an 1Mo 49,10 ,die von "dem Zepter" in dem Stamm Juda spricht. Die davidische Königslinie wird nicht wieder aufgerichtet werden, bis der gerechte, von Gott eingesetzte König kommt. Bis Christus nach Jerusalem einritt, um seine Herrschaft anzumelden, gab es keine berechtigten Ansprüche auf den Thron (vgl. Sach 9,9; Mt 21,1-11; Offb 19,11-16; Offb 20,4 ). Christus wird diese Weissagung Hesekiels erfüllen. Er wird der König Israels sein.

 Hes 21,33-37

 (4) Das Schwert richtet sich gegen Ammon ( Hes 21,33-37 )

 Die vierte Weissagung Hesekiels über das Schwert war gegen die Ammoniter gerichtet, die meinten, dem Angriff Nebukadnezars entkommen zu sein (vgl. V. 25 - 27 ). Ammon und Jerusalem hatten sich, obwohl sie alte Feinde waren, gegen Babylon verbündet. Als Nebukadnezar sich entschloß, Jerusalem anzugreifen, war Ammon erleichtert und froh. Es glaubte, daß Jerusalem nun an seiner Stelle leiden werde. Nach dem Fall Jerusalems organisierten die Ammoniter eine Verschwörung, die den Tod von Gedalja, dem von Nebukadnezar eingesetzten Statthalter über Juda, herbeiführte ( Jer 40,13- Jer 41,10 ). Die Ammoniter versuchten, in Israel eine andere Regierung einzusetzen, die sich gegen Babylon stellte - vermutlich damit Nebukadnezar erneut Juda und nicht Ammon angreifen sollte!

Das Schwert, das für Jerusalem poliert war ( Hes 21,14.16 ), würde auch Ammon erreichen. Die Ammoniter dachten, sie seien Nebukadnezars Gericht entkommen, aber sie würden bestraft werden. In Gottes Zorn und grimmiger Wut würde er Ammon an grausame Männer übergeben, Männer, die im Verderben erfahren waren . Diese Menschen werden in Hes 25,4 als "Menschen aus dem Osten" bezeichnet (vgl. die Anmerkungen zu Hi 1,3 ) - vielleicht eine Bezugnahme auf nomadische Angreifer. Das Feuer des Gerichts, das sich gegen Juda gewendet hatte (vgl. Hes 21,1-5 ), würde auch Ammon verzehren.