Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)
Hesekiel Kapitel 24 und 25
( 24,1 - 14 )
Kapitel 24 beschließt die dritte Reihe von Gerichten über Juda ( Hes
4-11;12-19;20-24 ). Mit seinen beiden Botschaften über die
Unabwendbarkeit des Gerichtes bildet es zugleich den Höhepunkt.
Hes 24,1-2
Hesekiels abschließende Weissagungen des Unterganges von Jerusalem
wurden im neunten Jahr (von König Jojachins Exil; vgl. Hes 1,2 ), im
zehnten Monat, am zehnten Tag überliefert. Dies war der 15. Januar 588
V. Chr. - ein Tag des nationalen Unglücks für Jerusalem. Der König von
Babylon belagerte Jerusalem an diesem Tag . Seit über vier Jahren wies
Hesekiel auf diesen Tag hin. Das Datum hat eine so große Bedeutung, daß
es auch von den Schreibern von 1. und 2. Könige (vgl. 2Kö 25,1 ) und dem
Propheten Jeremia ( Jer 39,1; Jer 52,4 ) erwähnt wird.
Hes 24,3-5
Hesekiel erzählte dem rebellischen Haus Israel (vgl. Hes 3,9 ) ein
Gleichnis von einem Kochtopf , der mit Wasser gefüllt war und gute
Stücke Fleisch enthielt, die gekocht werden sollten. Dieses Bild glich
dem in Kapitel 11 , in dem einige Führer den Vergleich eines Kochtopfes
benutzten, um Jerusalem falsche Hoffnung zu machen. Die Menschen
dachten, daß es für sie sicher sei, in dem Topf (Jerusalem) zu sein.
Aber Hesekiel weissagte, daß der Topf für sie zum Ort der Vernichtung
würde.
Hes 24,6-8
Hesekiel erklärte nun das Gleichnis durch zwei ähnlich-lautende Aussagen
(V. 6-8.9-14 ), die beide mit den Worten beginnen: Dies ist, was Gott,
der HERR, sagt : Wehe der Stadt des Blutvergießens (V. 6.9 ). Dies
machte die Blutschuld der beiden Städte deutlich.
Jerusalem, so sagte Hesekiel, sei wie ein Topf, der voller Rost ist,
dessen Ablagerung nicht abgeht! "Rost" und "Ablagerung" gehen im
Hebräischen beide auf das Wort Hel?Ch zurück, was "Rost" bedeutet. Im
Feuer des Gerichtes Gottes kamen die "Unreinheiten" Jerusalems ans
Tageslicht. Ihre Verdorbenheit konnte nicht verborgen bleiben. Sie war
so unappetitlich wie rostiger Abschaum, der auf einem Essen schwamm, das
gekocht wurde.
Durch diesen Rost würde das Essen verdorben werden. Deshalb würde der
Inhalt des Topfes hinausgeworfen. Die Menschen von Jerusalem, die sich
vor dem babylonischen Angriff sicher gefühlt hatten, würden ohne
Rücksicht auf ihre gesellschaftliche Stellung (es werden k eine Lose
über sie geworfen ) aus der Stadt hinaus in das Exil geschleppt werden.
Der Grund für die Zerstreuung wurde wiederholt ( Hes 24,7-8 ): Blut
wurde auf den nackten Felsen vergossen, nicht auf die Erde, wo es der
Staub bedeckt hätte. Jerusalem hatte unschuldiges Blut vergossen und
sich nicht einmal bemüht, seine Verbrechen zu verbergen. Dieses Blut
schrie sozusagen nach Rache (vgl. 1Mo 4,10; 3Mo 17,13-14; Hi 16,18 ).
Weil die Stadt das Blut anderer öffentlich vergossen hatte, würde auch
Gott öffentlich ihr Blut auf dem nackten Felsen vergießen.
Hes 24,9-14
Die zweite Gerichtsaussage Hesekiels wandte sich in besonderer Weise dem
rostigen Topf zu. Das Fleisch in dem Topf war gar gekocht , ein Bild für
das Morden der Babylonier unter den Bewohnern Jerusalems. Aber das
Gericht Gottes würde noch über die Einwohner der Stadt hinausgehen und
auch die Stadt Jerusalem selbst betreffen. Der leere Topf (Jerusalem
ohne seine Einwohner) sollte auf Kohlen gesetzt werden,
seine Unreinheiten herausgeschmolzen und seine Ablagerungen , sein
Rost, weggebrannt werden. Die Stadt selbst mußte vernichtet werden, wenn
ihre Unreinheit wirklich beseitigt werden sollte.
Gott hatte versucht, sein Volk von Schmutz zu reinigen, aber es hatte
sich all diesen Bemühungen widersetzt. Deshalb würde es nun das
reinigende Werk des Zornes Gottes kennenlernen. Gottes Geduld war zu
Ende, die Zeit für sein Richten war gekommen . Er würde sich nicht
zurückhalten oder Erbarmen haben. Gottes Barmherzigkeit hatte ihn das
Gericht so lange wie möglich zurückhalten lassen, damit die Menschen
Zeit hatten, umzukehren (vgl. 2Pet 3,8-10 ), aber er wartete nicht
unendlich lange. Es kommt eine Zeit, in der Gott die Gottlosigkeit
bestraft.
g. Das Zeichen des Todes von Hesekiels Frau
( 24,15 - 27 )
Hes 24,15-17
Hesekiel mußte am eigenen Leib den tiefen, inneren Schmerz erfahren, den
alle Israeliten fühlen sollten, die bereits in der Gefangenschaft waren.
Gott erklärte Hesekiel dieses Zeichen vielleicht in einem nächtlichen
Traum (V. 18 ). Normalerweise hätte die Tragödie des Todes von Hesekiels
Frau ( der Wonne seiner Augen ; vgl. V. 21 ) zu einem Ausbruch von
Kummer und Trauer geführt. Gott aber sagte, daß er nicht klagen noch
weinen noch eine Träne vergießen solle. Er sollte im Stillen seufzen und
nicht um die Tote klagen. Er sollte seine persönlichen Gefühle tief in
seinem Inneren verschließen und durfte an den üblichen Trauerzeremonien
nicht teilnehmen (V. 17 b; vgl. Jer 16,5-7 ).
Hes 24,18-19
Am nächsten Morgen erzählte Hesekiel dem Volk seine Vision, und am
gleichen Abend starb seine Frau . Am nächsten Morgen, als seine Frau
begraben wurde, tat Hesekiel, wie Gott ihm befohlen hatte, und klagte
nicht öffentlich um sie. Weil dies dem Volk bereits vorher erklärt
worden war, verstanden sie, daß eine bestimmte Bedeutung dahinter stehen
mußte. Daher baten sie ihn, es zu erklären.
Hes 24,20-24
Hesekiel erklärte, daß der Tod seiner Frau die Zerstörung des Tempels
Gottes und das Abschlachten der Menschen von Jerusalem bedeutete -
Menschen, die von den Weggeführten im Exil geliebt wurden. Hesekiel
hatte die "Wonne" seiner "Augen" (V. 16 ) verloren, die Weggeführten
würden Jerusalem verlieren, die Wonne ihrer Augen (vgl. V. 25 ), und
zwar an Babylon. So wie Hesekiel eine große persönliche Tragödie erleben
mußte, so würden die bereits in der Gefangenschaft lebenden Juden großes
Elend erfahren, wenn sie von dem Fall Jerusalems und dem Massaker an
ihren Geliebten ( Söhnen und Töchtern ) hörten.
Die Juden in der Gefangenschaft würden durch die Nachricht von dem Fall
Jerusalems und dem Ausmaß der Zerstörung so tief getroffen, daß jeder
noch so tiefe Kummer unangemessen scheinen mußte. Gewöhnlich trafen sich
Freunde und Verwandte eines von einer großen Tragödie Betroffenen, um
gemeinsam sein Leid zu teilen und ihn in seiner Verzweiflung und seinem
Verlust zu trösten. Aber nach dem Fall Jerusalems würde jeder ein
Betroffener sein. Die Tragödie würde so furchtbar sein, daß jede Form
öffentlicher Trauer unangemessen scheinen würde. Die Juden, die schon in
Babylon lebten, würden es vermeiden, ihre Trauer offen zu zeigen, so wie
Hesekiel dies getan hatte. Sie würden in ihren Sünden vergehen und
untereinander seufzen. Die Katastrophe würde allen Weggeführten einen
großen Schock versetzen und sie zwingen, ihren Herrn anzuerkennen: Wenn
dies geschieht, wirst du erkennen, daß ich Gott der HERR bin.
Hes 24,25-27
Wenn die Nachricht von Jerusalems Untergang die Weggeführten erreichte,
würde der Mund des Propheten geöffnet werden. Er würde nicht länger
stumm sein. Hesekiel hatte den Auftrag erhalten, vor seinen
Mit-Israeliten stumm zu bleiben, außer wenn Gott ihm den Auftrag gab,
eine Weissagung weiterzugeben (vgl. Hes 3,25-27 ). Seine zeitweilige
Stummheit würde aufhören, wenn die Weissagungen, die er verkündet hatte,
bestätigt worden waren (vgl. Hes 33,21-22 ).
II. Gericht über heidnische Völker
( Hes 25-32 )
Die Belagerung Jerusalems hatte begonnen, und es war nur noch eine Frage
der Zeit, bis die Stadt völlig zerstört sein würde. Hesekiel wandte sich
nun von Jerusalem weg und verkündete verschiedene Botschaften über die
umliegenden Völker. Wenn Gott sein eigenes Volk nicht verschonte, wie
könnten dann die Völker in der Nachbarschaft hoffen, seinem Gericht zu
entkommen? Gottes Gericht hat in Israel begonnen ( Hes 4-24 ), aber es
würde sich von dort aus auf andere Völker ausbreiten ( Hes 25-32 ).
Gottes Gericht über diese Nationen geht auf den Bund mit Abraham zurück
(vgl. 1Mo 12,1-3;15 ). Wer die Nachkommen Abrahams segnet, wird gesegnet
werden, und wer seine Nachkommen verflucht, der wird verflucht werden.
Hesekiel kündigte Gottes Fluch über sieben Länder an, die zu Judas
Untergang beigetragen hatten.
Die ersten drei - Ammon, Moab und Edom - bildeten die östliche Grenze
Judas. Das vierte Volk, die Philister, lag an seiner Westgrenze. Tyrus
und Sidon, zwei phönizische Städte, waren die Hauptmächte im Norden von
Juda und Ägypten die eigentliche Macht im Südwesten. Gottes Gericht
würde sich von Juda aus in alle Richtungen hin ausbreiten.
Die ersten vier Weissagungen Hesekiels (gegen Ammon, Moab, Edom und die
Philister) erwähnten jeweils die Sünde, die das Gericht Gottes
hervorgerufen hatte, und beschrieben dann dieses Gericht. Es ging
jeweils um Grund und Ursache, um "weil/darum". "Weil" ( yaZan ) die
Nation gegen Gottes Volk gesündigt hatte, "darum" ( lAKEn ) würde Gott
sie bestrafen. Jede Weissagung endete damit, daß das Ergebnis dieses
Gerichtes deutlich gemacht würde: "Sie werden erkennen, daß ich der Herr
bin".
A. Gericht über Ammon
( 25,1 - 7 )
Hes 25,1-2
Hesekiel hatte bereits das Gericht über Ammon angekündigt ( Hes
21,33-37 ). Nun griff er Ammon heraus und ließ es die Liste von Völkern
anführen, die die Härte des göttlichen Gerichtes erleben mußten.
Ammon und Israel lagen seit der Zeit von Jeftah in der Richterzeit im
Streit miteinander ( Ri 10,6-11,33 ). Saul kämpfte gegen die Ammoniter,
um Jabesch-Gilead zu befreien ( 1Sam 11,1-11 ), und David besiegte Ammon
( 1Chr 19,1-20,3 ). Einige Zeit nach dem Tod Salomos erlangten die
Ammoniter wieder ihre Unabhängigkeit und zeigten sich erneut feindlich
gegenüber Juda. Während der Regierungszeit Josafats verbündeten sich die
Ammoniter mit Moab und Edom in einem mißlungenen Versuch, Juda zu
erobern ( 2Chr 20,1-30 ). Ammon versuchte, sein Gebiet zu Lasten Israels
auszudehnen (vgl. Jer 49,1 ), und stellte sich anfänglich sogar auf die
Seite Nebukadnezars, um nach der Revolte Jojakims, etwa 600 - 597 V.
Chr., zusätzliches Land zu bekommen (vgl. 2Kö 24,1-2 ).
593 V. Chr. nahm Ammon an einem geheimen Treffen mit verschiedenen
anderen Verschwörern teil, die sich gegen die Herrschaft Babylons
auflehnen wollten (vgl. Jer 27,1-7 ). Dieser Plan wurde nicht in die Tat
umgesetzt, aber 588 V. Chr. vereinigte sich Ammon mit Juda und Tyrus
gegen Babylon. Zwei alte Feinde, Juda und Ammon, verbündeten sich also
gemeinsam gegen einen übermächtigen Gegner.
Als Nebukadnezar beschloß, Juda anzugreifen statt Ammon (vgl. Hes
21,23-32 ), war Ammon erleichtert, weil es verschont geblieben war.
Statt Juda zur Hilfe zu kommen, freute es sich über das Unglück Judas
und hoffte, aus dessen Untergang Landgewinn erhalten zu können.
Hes 25,3-7
Vor diesem Hintergrund verkündete Hesekiel seine Weissagung. Zweimal
wiederholte er sein "weil/darum/du wirst erkennen", um die Zerstörung
Ammons deutlich zu machen (V. 3 - 5.6 - 8 ). Ammon freute sich über die
Vernichtung des Tempels (spottet und ruft: Ha! ) und die Dezimierung
sowie die Gefangenschaft des Volkes von Juda . Die Ammoniter hatten
große Schadenfreude an Judas Unglück (V. 6 ).
Gottes Gericht würde Ammons Sünde angemessen sein. Weil es sich über den
Untergang Judas freute, würde auch es untergehen. Gott würde es zu dem
Volk aus dem Osten schicken, nomadische Stämme, als deren Besitz. Diese
Nomaden würden die Ammoniter überrollen und Rabba , die Hauptstadt
Ammons, zum Weideplatz für Kamele und Ammon zum Rastplatz für
Schafe machen. Wegen seiner Bosheit gegen Israel würde Ammon von anderen
Völkern ausgeraubt und zerstört ( ausgetilgt ) werden.
B. Gericht über Moab
( 25,8 - 11 )
Die Feindschaft zwischen Moab und Israel begann, als Balak, König von
Moab, versuchte, Israel zu widerstehen, das unter der Führung Moses auf
dem Weg nach Palästina war (vgl. 4Mo 22-24 ). Während der Richterzeit
wurde Israel von Eglon, dem König Moabs, unterdrückt ( Ri 3,12-30 ). Die
Beziehungen zwischen beiden Ländern wurden in der Folgezeit etwas
besser, so daß einige Israeliten während einer Hungerszeit nach Moab
zogen. Durch diesen Kontakt trat die Moabiterin Rut in Israels
Geschichte und die königliche Familie Davids ein.
Das Verhältnis zwischen Moab und Israel wurde dann während der
Herrschaft Sauls wieder feindlich (vgl. 1Sam 14,47 ). David eroberte
Moab und machte es zu einem Vasallenstaat Israels ( 1Sam 8,2 ). Auch
noch während der Regierungszeit Salomos blieb es unter Israels
Kontrolle. Einige Jahre nach der Trennung zwischen Israel und Juda,
während der Regierung von Josafat, rebellierte Moab (vgl. 2Kö 3,4-27 ).
Ebenfalls während der Regierungszeit Josafats verbündete es sich mit
Ammon und Edom in einem schlecht ausgeführten Versuch, Juda zu besiegen
( 2Chr 20,1-23 ). Später unterstützte Moab Babylon und griff nach
Jojakims Revolte Juda an, vielleicht in der Hoffnung, zusätzliche
Gebiete für sich gewinnen zu können (vgl. 2Kö 24,2 ). Dann, 593 V. Chr.,
verbündete es sich mit anderen Völkern und überlegte, ob es von Babylon
abfallen sollte (vgl. Jer 27,1-7 ). Es gibt jedoch keinen Hinweis
darauf, daß es diese Überlegung jemals in die Tat umsetzte.
Hes 25,8-11
Moabs Sünde, so machte Hesekiel deutlich, war seine Verachtung des
Volkes Gottes. Moab und Ser sagten: Siehe, das Haus Juda ist geworden
wir jedes andere Volk . Ser ist der Name des Bergzuges südlich des Toten
Meeres, der das Land von Edom umschließt. Das Wort wurde so zu einem
Synonym für Edom selbst (vgl. 2Chr 20,10 mit 4Mo 20,14-21 ). Edom wurde
hier eingeschlossen (obwohl das Gericht über Edom erst als nächstes
verkündet wird), weil es sich der gleichen Sünde des Hohnes und Spottes
schuldig gemacht hatte. In ihrer Verachtung behaupteten Moab und Edom,
daß Gottes Verheißungen gegen Israel nichtig seien. Indem sie Judas
zentrale Stellung unter den Völkern verneinten, zogen sie den Namen
Gottes in den Schmutz, der doch Juda diese Stellung zugesagt hatte.
Weil Moab Juda mit Verachtung behandelte, würde Gott Moabs Herrlichkeit
wegnehmen und seine nördliche Flanke dem Angriff aussetzen. Er würde
drei Städte zerstören: Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim .
Bet-Jeschimot bewachte den Anstieg von der Ebene Moabs am Jordan auf die
Medeba-Hochebene. Baal-Meon und Kirjatajim waren wichtige Festungen auf
der Medeba-Hochebene.
Aber Moab würde nicht nur seine Verteidigung verlieren, sondern auch
seine Freiheit. Gott sagte, daß er Moab dem Volk aus dem Osten
geben wird, genauso also wie Ammon (vgl. V. 4 ). Die nomadischen
Wüstenstämme, die Ammon überrollen, werden auch Moab besiegen.
C. Gericht über Edom
( 25,12-14 )
Wie Ammon und Moab hatte auch Edom eine lange Geschichte des Streites
mit Israel. Das Ganze begann, als Edom sich weigerte, Israel während der
Zeit der Wüstenwanderung den Durchzug durch sein Gebiet zu genehmigen
(vgl. 4Mo 20,14-21 ). Saul kämpfte gegen die Edomiter ( 1Sam 14,47 ),
und David eroberte schließlich Edom, das ebenfalls zu einem
Vasallenstaat Israels wurde ( 1Sam 8,13-14 ). Salomo nutzte Edom noch
stärker aus und machte Elat in Edom zum Hafen für Israel (vgl. 1Kö
9,26-28 ). Gegen Ende der salomonischen Herrschaft jedoch lehnte sich
Edom gegen Salomo auf ( 1Kö 11,14-18 ). Dennoch blieb es auch nach der
Teilung Israels ein Vasallenstaat und wurde durch einen Statthalter von
Juda bis über die Zeit von Josafat hinaus regiert ( 1Kö22,47-48 ).
In den Tagen Jorams (ca. 845 V. Chr.) gelang es Edom schließlich, sich
von Juda zu lösen ( 2Kö 8,20-22 a) und seine Freiheit wiederzuerlangen.
Seit dieser Zeit kämpften Juda und Edom um die Kontrolle der
lebenswichtigen Karawanen- und Schiffsrouten am Südende der
transjordanischen Straße. Sowohl Amazja ( 2Kö 14,7 ) als auch Ussia
(oder Asarja, 2Kö 14,21-22 ) eroberten Gebiete zurück, die an Edom
verloren worden waren, aber Edom griff während der Regierungszeit von
Ahas Juda erneut an und fügte ihm einen schweren Verlust zu ( 2Chr
28,17 ).
Nach dem überwältigenden Sieg Nebukadnezars über Ägypten im Jahre 605 V.
Chr. wurde Edom zum Vasallenstaat Babylons. Dann, 593 V. Chr., nahm es
an der Verschwörung teil, die sich gegen Babylon bildete (vgl. Jer
27,1-7 ), führte aber den Plan nicht aus. Als sich Juda schließlich 588
V. Chr. gegen Babylon auflehnte, stellte sich Edom an die Seite Babylons
und half bei dessen Angriff auf Juda (vgl. Ps 137,7; Jer 49,7-22 ).
Hes 25,12-14
Hesekiel sagte, daß Edoms Sünde war, daß es an dem Haus Juda Rache
nahm . Edom sah in Judas Streit mit Babylon eine Möglichkeit, sich an
seinem Rivalen zu rächen. Wenn dieser Gegner vernichtet würde, dann
würde Edom eine Machtstellung am Südende des Toten Meeres einnehmen.
Weil Edom bei der Zerstörung Judas beteiligt war, würde Gott auch an der
Zerstörung Edoms teilnehmen. Er würde Edoms Männer und seine Tiere töten
von Teman bis Dedan . Teman war eine Stadt mitten in Edom, etwa fünf
Kilometer von Sela entfernt, das später als Petra bekannt wurde. Dedan
lag südöstlich von Edom in Nord-Arabien. Vielleicht wird Dedan hier
erwähnt, weil dort mehrere Edomiter lebten. Edom wurde in der Zeit
zwischen den beiden Testamenten von den Nabatäern erobert. Der Überrest
der Edomiter (auch Idumäer genannt) zog westlich in den NegeV. Später
wurden sie gezwungen, zum Judentum überzutreten (Josephus, Antiquitates
Judaicum, 13.9.1). So verloren die Edomiter beides, ihr Land und ihre
nationale Identität.
Gott sagte, daß Israel seine Vergeltung an den Edomitern ausführen
würde. Dadurch würden die Edomiter seine Rache erkennen (erfahren). Hier
unterscheidet sich das Gericht über Edom von den Aussagen über Ammon und
Moab (V. 7.11 ).
D. Gericht über die Philister
( 25,15-17 )
Die Philister waren seit der Landnahme Feinde Israels. Israel war
ungehorsam gewesen und hatte nicht das ganze verheißene Land
eingenommen, weil die Philister in der Küstenregion militärisch äußerst
mächtig waren (vgl. Ri 3,1-4 ). In der Folgezeit versuchten die
Philister, auch die Berggegend und damit das ganze Gebiet Israels unter
ihre Kontrolle zu bringen. Ihnen stellten sich die Richter Schamgar ( Ri
3,31 ), Simson ( Ri 13-16 ) und Samuel ( 1Sam 7,2-17 ) entgegen. Die
wichtigsten Kämpfe Sauls drehten sich darum, den Vormarsch der Philister
auf der Hochebene Benjamins ( 1Sam 13,1-14,23 ) und im Tal Jesreel
( 1Sam 28,1-4; 29,1-2.11; 31,1-3.7-10 ) aufzuhalten.
David gelang es schließlich, die Philister zu unterwerfen. Nach einer
Reihe von Kämpfen gegen Anfang seiner Herrschaft kam es zu einem
größeren Angriff der Philister gegen sein Reich ( 2Sam 5,17-25 ). David
gelang es, die Offensive zu übernehmen und die Philister zu besiegen
( 1Sam 8,1 ). Während der Regierungszeit Salomos und bis in die Zeit des
geteilten Reiches hinein blieben die Philister ein Vasallenstaat.
Der Kampf zwischen den Philistern und Juda flammte während der Zeit des
getrennten Reiches wieder auf. Jeder versuchte, den anderen zu
beherrschen. Josafat gelang es, die Philister zu unterwerfen ( 2Chr
17,10-11 ), aber unter seinem Sohn Joram rebellierten die Philister
erneut und plünderten Juda und Jerusalem ( 2Chr 21,16-17 ). Ussia
erneuerte daraufhin die Kontrolle Judas über die Philister ( 2Chr
26,6-7 ), aber diese konnten unter Ahas wieder die Oberhand gewinnen
( 2Chr 28,16-18 ).
Der Streit zwischen den Philistern und Juda wurde durch den Angriff
Babylons beendet. Nebukadnezar sicherte sich die Kontrolle über beide
Staaten. Aber die Rivalität blieb. Die Philister warteten auf eine
Gelegenheit, Juda erneut zu erobern.
Hes 25,15-17
Hesekiel legte seinen Finger auf die allem zugrundeliegende Sünde der
Philister. Sie hatten sich gerächt (vgl. V. 12 ) und höhnische Rache
geübt (vgl. V. 6 ), und mit beständiger Feindschaft suchten sie, Juda zu
vernichten . Die gesamte Geschichte der Philister bestand sozusagen aus
einer Reihe von Angriffen auf Gottes auserwähltes Volk, um Israel das
verheißene Land abzunehmen.
Weil die Philister versucht hatten, Juda zu vernichten, würde Gott sie
vernichten. Er würde seine Hand gegen die Philister ausstrecken (vgl.
V. 13 ) und die Kreter ausrotten und die vernichten, die entlang der
Küste übrig bleiben . "Kreter" ( k+rETIm ) ist ein Synonym für die
Philister (vgl. 1Sam 30,1-14; Zeph 2,5 ). Das Wort könnte von "Kreta"
kommen, das im Alten Testament als "Kaftor" bezeichnet wird (vgl. Am
9,7 ). Hesekiel benutzte dieses Wort hier zu einem interessanten
Wortspiel: Gott wird die "Kreter" ( k+rETIm ) "ausrotten" ( hiKratI ).
Während der Zeit zwischen den beiden Testamenten verschwanden die
Philister als Volk. Diese Nation, die versucht hatte, Gottes Volk zu
vernichten, mußte das wahre Wesen Gottes entdecken ( sie werden
erkennen, daß ich der HERR bin ; vgl. Hes 25,7.11 ), als er sie für ihre
Sünde strafte.
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