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Hesekiel (Charles H. Dyer)

 

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Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)


 Hesekiel Kapitel 4

B. Hesekiels Weissagungen gegen Juda und Jerusalem

( Hes 4-24 )

  

Hesekiels Dienst begann mit einer persönlichen Begegnung mit Gott. Dann erschien Gott Hesekiel und gab ihm sein Wort des Gerichtes für Israel. Er setzte Hesekiel als Wächter ein, der den Auftrag hatte, Alarm zu schlagen. Die Kapitel 4 - 24 enthalten diesen Schrei des Wächters.

 In den Kap. 4 - 11 spricht Hesekiel von der Notwendigkeit des Gerichtes, das wegen des Ungehorsams des Volkes kommen mußte. Dann griff der Prophet die Nutzlosigkeit eines falschen Optimismus an ( Hes 12-19 ) und stellte schließlich dessen gegenwärtigen Ungehorsam und das zukünftige Gericht in das rechte Licht, indem er die Geschichte des Verfalls von Juda noch einmal schilderte ( Hes 20-24 ).

  

1. Die Unausweichlichkeit des Gerichts wegen des Ungehorsams

( Hes 4-11 )

  

Hesekiels Aufgabe war, Israel mit seiner Sünde zu konfrontieren und es vor der drohenden Zerstörung zu warnen (vgl. Hes 3,17 ). Hesekiel benutzte verschiedene Mittel, um zu zeigen, daß das Gericht unausweichlich geworden war. Dazu gehörten Zeichen ( Hes 4-5 ), Predigten ( Hes 6-7 ) und Visionen ( Hes 8-11 ). Immer betonte er dabei die Sünde und das Leiden, das sie mit sich bringt.

  

a. Vier Zeichen des kommenden Gerichts

( Hes 4-5 )

  

Obwohl Hesekiel in seinem Haus bleiben mußte ( Hes 3,24 ), erwartete Gott dennoch von ihm, daß er seine Gerichtsbotschaft überbrachte. Um das Interesse zu wecken, benutzte Hesekiel Gegenstände und Bild-Handlungen, die er vermutlich auf seinem Hof oder im Eingang seines Hauses den Leuten zeigte. Sie waren Zeichen der kommenden Belagerung gegen Jerusalem.

 (1) Das Zeichen des Ziegelsteines ( Hes 4,1-3 )

  

Hes 4,1

  

Auf einen Ziegelstein sollte Hesekiel die Umrisse der Stadt Jerusalem zeichnen. Der "Ziegelstein" ( l+BEnCh ) könnte eine jener weichen Tontafeln gewesen sein, die von den Babyloniern als Schreibtafeln benutzt wurden, es könnte jedoch auch einfach ein großer, in der Sonne gebackener Ziegelstein, der in Babylon zum Hausbau benutzt wurde (vgl. 1Mo 11,3 ), gewesen sein. Vermutlich handelte es sich um letzteres, was dem gewöhnlichen Gebrauch dieses Wortes entspricht. Der Umriß von Jerusalem war so eindeutig, daß Hesekiel ihn mit wenigen Strichen zeichnen konnte und alle ihn sofort erkannten.

  

Hes 4,2

 

Dann sollte Hesekiel eine Belagerung um den Ziegelstein bauen. Weil Jerusalem eine so gut befestigte Stadt war, würde es Monate dauern, bis Babylon sie eingenommen hatte. Der Zweck einer Belagerung war, die Feinde auszuhungern und durch die Unterbrechung des Nachschubes an Nahrung, Hilfsgütern und Waffen zu zermürben.

 

Vielleicht hatte Hesekiel kleine Holzmodelle oder auch Lehmklumpen benutzt, um die babylonische Armee darzustellen, die Jerusalem und belagert. Zuerst sollte er Bollwerke ( dAyEq ) gegen seine "Stadt" errichten. "Bollwerke" waren Türme oder Wälle aus Erde, die um ganz Jerusalem herum errichtet wurden (vgl. 2Kö 25,1; Jer 52,4 ). Sie schützten die angreifenden Truppen vor Pfeilen, die von den Mauern heruntergeschossen wurden, und gaben den Angreifern zusätzliche Höhe, um ihre eigenen Pfeile über die Stadtmauern schießen zu können.

 

Dann sollte Hesekiel einen Wall gegen die Ziegelstein-Stadt bauen. Der "Wall", auch "Rampe" genannt, war eine relativ sanft ansteigende Erhöhung, über die man Belagerungstürme und Sturmböcke schieben konnte. Außerdem gab der Wall den Angreifern die Gelegenheit, über die großen und unbeweglichen Grundsteine der Stadtmauer zu gelangen und die kleineren und verletzlicheren oberen Steine mit den Sturmböcken zu erreichen.

 

Um den Nachschub und die Unterstützung in die Stadt hinein und die Flucht Überlebender aus ihr heraus zu verhindern, errichtete eine angreifende Armee Heerlager rund um sie herum. Hesekiel sollte dies an seinem Modell ebenfalls tun. Später umlagerte Nebukadnezar mit seinem Heer Jerusalem und ließ keinerlei Unterstützung oder Flucht zu. Als dies nun alles geschehen war, wurden die Sturmböcke herangebracht, um ihren Angriff zu beginnen. Ihr ständiges Hämmern schwächte die Mauern der Stadt Schlag für Schlag.

 

Hes 4,3

  

Wenn Nebukadnezars Belagerung (durch Hesekiel im Modell dargestellt) seinen Griff um Jerusalem geschlossen hatte, dann würden die Menschen Gott um Befreiung anrufen. Hesekiel stellte die Vergeblichkeit dieses Rufens dadurch dar, daß er eine eiserne Pfanne wie eine eiserne Mauer zwischen sich und die Stadt stellt. Die "Pfanne" (oder "Platte", maHXBaT ) war vermutlich eine Eisenplatte, die von den Israeliten benutzt wurde, um Brot oder Kuchen darauf zu backen (vgl. 3Mo 2,5 ). Einige Ausleger meinen, daß die Eisenpfanne aufgestellt werden sollte, um die Härte oder Unausweichlichkeit der Belagerung deutlich zu machen, aber die lebendige Schilderung der Belagerung ( Hes 4,2 ) macht eine solche Annahme unnötig. Wahrscheinlicher ist, daß die Pfanne eine wegen ihrer Sünde undurchdringliche Grenze darstellte zwischen Gott und Jerusalem ( Jes 59,2; Kl 3,44 ). Wenn die Belagerung andauerte, würde Jerusalem um Hilfe schreien, aber Gott würde ihre Gebete nicht erhören.

  

Hes 4,4-8

 

(2) Das Zeichen von Hesekiel, der auf der Seite liegt ( Hes 4,4-8 )

 Dieses Zeichen ist für die Ausleger das schwierigste Zeichen im ganzen Buch, teils wegen der Zweideutigkeit des Textes und teils wegen textkritischer Probleme.

 

Gott sagte Hesekiel, daß er sich auf seine linke Seite legen und die Sünde des Hauses Israel auf sich selbst nehmen solle. Wenn Hesekiel sich mit seinem Kopf in Richtung Jerusalem niederlegte (vgl. Dan 6,10 ), sah er nach Norden, wenn er auf seiner linken Seite lag (und nach Süden, wenn er auf seiner rechten Seite lag; Hes 4,6 ). Seine Ausrichtung nach Norden, was Israel, das Nordreich, versinnbildlichte, sollte 390 Tage dauern. Allerdings blieb Hesekiel nicht 24 Stunden am Tag in dieser Lage, denn das nächste Zeichen bereits (V. 9 - 17 ) machte einige Aktionen nötig, die er in dieser Zeit tun mußte. Vermutlich blieb er an jedem Tag eine bestimmte Zeit lang in dieser Position.

 

Nachdem er 390 Tage lang auf der linken Seite gelegen hatte, sollte er sich auf seine rechte Seite legen und die Sünde des Hauses Juda tragen . Sein Blick nach Süden bedeutet das Südreich Juda. Es sollte 40 Tage dauern. Um das Eingeschlossensein während der Belagerung zu verdeutlichen, ließ Gott Hesekiel mit Seilen binden (V. 8 ). Offenbar war Hesekiel nur während der Zeit des Tages gebunden, die er auf seiner Seite lag.

 

Die Bedeutung des Tuns von Hesekiel ist nicht ganz klar. Die Septuaginta (die griech. Übers. des AT) bringt noch mehr Verwirrung dazu, weil sie aus den 390 Tagen 190 Tage macht (V. 5.9 ). Diese Veränderung des Textes sollte offenbar diesen sinnvoller machen. Dies zeigt, daß auch die Übersetzer der Septuaginta mit dem Verständnis dieser Stelle Schwierigkeiten hatten.

 

Das erste Zeichen (V. 1 - 3 ) machte die kommende Belagerung Jerusalems sichtbar, das dritte und vierte Zeichen (V. 9 - 17 und Hes 5 ) die Folgen der Belagerung. Deshalb sprach auch dieses zweite Zeichen vermutlich in irgendeiner Weise von der Belagerung und Eroberung Jerusalems. Zwei Dinge machen dies zusätzlich wahrscheinlich: (1) Die 390 Tage und die 40 Tage werden der Tag deiner Belagerung ( Hes 4,8 ) genannt. (2) Im dritten Zeichen rationierte Hesekiel Nahrung und Wasser während der Zeit, die er auf seiner Seite lag, um den Mangel an Nahrung und Wasser während der Belagerung zu verdeutlichen (V. 9.16 - 17 ).

 

Aber warum nahm Gott die beiden Zahlen 390 und 40? Die Tage stellen die Jahre deiner Sünde (V. 5 ) dar. Jeder Tag stand also für ein Jahr in Israels und Judas Geschichte. Aber waren die Jahre Vergangenheit oder Zukunft? Wenn sie sich auf die Vergangenheit bezogen, dann zeigten sie die Zahl der Jahre, die Israel und Juda gesündigt hatten, bevor dieses Gericht über es kam. Wenn sie sich auf die Zukunft bezogen, wollte Hesekiel die Zahl der Jahre beschreiben, die das Volk durch Heiden unterdrückt würde, nachdem es unter Babylon gefallen war.

 

Viele Theologen, die der letzten Auslegung zustimmen, haben versucht, einen Punkt in der Geschichte zu finden, der dieses Zeichen erfüllt. Andere wiederum verstehen die Zahlen "symbolisch" als Hinweis auf das Ende der babylonischen Gefangenschaft, aber die genaue Angabe und ihre Beziehung zu Israel und Juda macht dies unwahrscheinlich.

 

Wieder andere Ausleger behaupten, die Zahlen würden von 430 Jahren heidnischer Herrschaft reden, angefangen mit dem Exil Jojachins im Jahr 597 V. Chr. bis 167 V. Chr., dem Jahr, in dem der Aufstand der Makkabäer begann. Diese Sicht enthält jedoch mehrere Schwierigkeiten. Erstens gibt es keinen Grund, warum 597 der Ausgangspunkt sein sollte und nicht 592 (das Jahr, in dem Hesekiel diese Weissagung machte) oder 586 (das Jahr, in dem die Stadt tatsächlich unterging). Zweitens erklärt diese Sicht nicht, warum Israel 390 Jahre zugeschrieben werden. Es war bereits 125 Jahre vor 597 in die Verbannung gebracht worden (nach Assyrien; 722 V. Chr.). Drittens ist nicht klar, ob 167 V. Chr. tatsächlich das Jahr war, das Israel aus dem Joch Syriens befreite. Dieses Jahr markiert nur den Beginn des Kampfes.

 

Vermutlich ist die beste Möglichkeit, die Zahlen als Bezugnahme auf die Vergangenheit zu sehen. Die 390 Tage sprechen von "den Jahren ihrer Sünde" (V. 5 ), nicht den Jahren ihrer Strafe. Allerdings läßt sich dann kein besonderes Jahr als Ausgangspunkt festlegen. Aber wenn auch die Einzelheiten unklar sind, ist doch die Botschaft eindeutig - Babylon würde Jerusalem wegen seiner Sünde belagern, und die Länge der Belagerung würde in einem Zusammenhang mit den Jahren ihrer Sünde stehen.

  

Hes 4,9-14

(3) Das Zeichen der unreinen Speise ( Hes 4,9-17 )

 Hesekiels drittes Zeichen betonte die Schwere der Belagerung Jerusalems. Gott sagte ihm, daß er Weizen und Gerste, Bohnen und Linsen, Hirse und Spelt nehmen solle . Im Speiseplan Israels waren diese Kornsorten durchaus üblich (vgl. 2Sam 17,27-29 ). Aber daß Hesekiel sie in einen Behälter tun und sie zu Brot machen sollte, ist ein Bild für den Mangel an Lebensmitteln. Normalerweise gab es diese Kornsorten alle im Überfluß. Während der Belagerung jedoch waren sie so rar, daß man mehrere Sorten miteinander mischen mußte, um genug für eine Mahlzeit zu haben.

 Hesekiel sollte das Gemisch während den 390 Tagen essen, die er auf seiner linken Seite lag . Er sollte sich für jeden Tag 20 Schekel Speise zum Essen abwiegen . Diese tägliche Ration wog etwa 230 Gramm. Außerdem durfte er ein Sechstel einer Kanne (etwa 2/3 Liter) Wasser trinken.

 Durch diese mageren Rationen sollte der Mangel an Nahrung und Wasser während der Belagerung in Jerusalem gezeigt werden (Vgl. Hes 4,16-17 ). Das Zeichen sollte aber auch die Verunreinigung und Entheiligung zeigen, die das Volk erleben würde. Hesekiel erhielt daher den Auftrag, sein Brot vor den Leuten zu backen , indem er Menschenkot als Brennmaterial nahm. Kot nahm man im gesamten Mittleren Osten als Brennmaterial, da Holz relativ knapp war. Er wurde mit Stroh gemischt, dann ließ man ihn trocknen. Der getrocknete Kot brannte langsam und gab einen unangenehmen Geruch ab. Dennoch war der Gebrauch von Tierkot nicht verboten. Menschlicher Kot jedoch galt als anstößig.

 Hesekiel verstand, was diese Handlung bedeuten sollte, aber sie war ihm widerwärtig. Er konnte sich nicht überwinden, dies zu tun. Er antwortete: Nicht so, HERR HERR! Ich habe mich noch nie verunreinigt. Hesekiel hatte sich immer an Gottes Speisegebote gehalten ( 5Mo 14 ). Als Priester ( Hes 1,3 ) achtete er darauf, sich selbst rein zu halten (vgl. 3Mo 22,8; Hes 44,31 ). Zwar verbot das Gesetz den Gebrauch von menschlichem Kot als Brennmaterial zum Kochen nicht ausdrücklich, aber die Aussagen über die Beseitigung menschlicher Exkremente ließen diesen Schluß zu (vgl. 5Mo 23,13-15 ). Der Herr erklärte die Symbolik des menschlichen Kotes: Das Volk von Israel wird unreine Speise essen unter den Völkern, unter die ich sie vertreiben werde ( Hes 4,13 ). Die Belagerung (und schließliche Eroberung) würde die Israeliten zwingen, unreine Speise zu essen und so kultisch unrein zu werden.

  

Hes 4,15-17

  Dennoch ging Gott auf die Bitte Hesekiels ein. Ich will dich dein Brot backen lassen auf Kuhdung, statt auf Menschenkot. Der Gebrauch von Kuhdung galt als weniger anstößig, und so ließ Gott Hesekiel diesen benutzen.

 Der Mangel an Nahrung und Wasser während der babylonischen Belagerung von Jerusalem (vgl. Kl 1,11; 2,11-12.19; 4,4-5.9 ) und die Angst (vgl. Hes 12,19 ) und Auszehrung der Menschen (vgl. Kl 4,8 ) kamen nur wegen ihrer Sünde (vgl. Kl 4,13;5,16 ).