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Hesekiel (Charles H. Dyer)
Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)
Hesekiel nennt das Datum, um zu zeigen, wann die Hand des HERRN über ihn
kam (vgl. Hes 1,3; 3,14.22 ). Es war, als er in seinem Haus war und die
Ältesten von Juda mit ihm dort saßen . Hesekiels äußere Beweglichkeit
war noch immer eingeschränkt (vgl. Hes 3,24 ), so daß die Ältesten der
Gemeinschaft zu ihm in sein Haus kommen mußten. Vermutlich waren sie
gekommen, um seinen Rat zu holen, vielleicht über das Schicksal
Jerusalems. Die Vision war Gottes Antwort, die Hesekiel ihnen
übermittelte (vgl. Hes 11,24-25 ).
Hes 8,2-6
Als Hesekiel so vor den Ältesten saß, sah er eine Gestalt wie die eines
Mannes . Diese Gestalt war eine Manifestation Gottes, eine Theophanie,
wie die in Hes 1,26 beschriebene Erscheinung auch. Von seiner Hüfte an
abwärts war er wie Feuer , und von dort an aufwärts war seine
Erscheinung so glänzend wie glühendes Metall (vgl. Hes 1,27 ). Wie
in Kapitel 1 ist die Beschreibung, die uns Hesekiel liefert, bewußt
ungenau. Um nicht der Anklage zu verfallen, daß er sich ein Bild von
Gott mache, formulierte Hesekiel unter der Leitung des Heiligen Geistes
seine Beschreibungen äußerst vorsichtig. Gott hat keinen menschlichen
Körper, seine Erscheinung war nur "eine Gestalt wie die eines Mannes".
Er streckte auch nicht eine wirkliche, menschliche Hand zu Hesekiel
aus: Er streckte etwas aus, das wie eine Hand aussah .
Was Hesekiel in Kapitel 8 - 11 beschreibt, ereignete sich in Visionen,
d. h. es geschah nicht im physischen Bereich. Als Hesekiel nach
Jerusalem gebracht wurde (vgl. Hes 3,14; 11,1.24; 37,1; 43,5 ), blieb
sein physischer Körper in Babylon. Die Ältesten, die vor ihm saßen,
konnten die Theophanie von Gott nicht sehen. Erst als die Vision
Hesekiel verließ ( Hes 11,24 b), beschrieb er sie den Ältesten.
In seiner Vision wurde Hesekiel zwischen Erde und Himmel emporgehoben
und nach Jerusalem gebracht. Nachdem er so von Babylon nach Jerusalem
"geflogen" war, landete der Prophet bei dem Eingang des Nordtores im
inneren Hof (vgl. die Zeichnung "Grundriß des salomonischen Tempels"
zu 1Kö 6 ). Das Nordtor war eines der drei Tore, die von dem äußeren Hof
zu dem inneren Hof führten. Die beiden anderen Tore lagen auf der Ost-
und der Südseite. Da Hesekiel im "Eingang" des Nordtores stand, befand
er sich vermutlich im äußeren Hof und schaute in Richtung Innenhof.
Neben dem Nordeingang zum inneren Hof des Tempels stand das Bild, das
zur Eifersucht reizt . Hesekiel nennt es auch das Bild, das für den
HERRN ein Ärgernis war ( Hes 8,5 ), vermutlich weil er es als ein
Affront gegen Gott ansah. Dieses Bild verletzte das zweite der zehn
Gebote ( 2Mo 20,4 ; vgl. 5Mo 4,23-24 ). Gott wurde zur Eifersucht
gereizt, weil ein fremder Götze die Verehrung erhielt, die nur ihm
alleine zustand. Diese Gottheit wird nicht mit Namen genannt, aber es
könnte Aschera gewesen sein, die kanaanitische Fruchtbarkeitsgöttin.
König Manasse hatte während seiner Regierungszeit ein geschnitztes Bild
der Aschera im Tempel aufstellen lassen ( 2Kö 21,7 ; vgl. 5Mo 16,21 ),
aber es später wieder entfernt ( 2Chr 33,13.15 ). Nach dem Tod Manasses
wurde erneut eine Säule der Aschera in den Tempel gebracht und von Josia
während seiner Reform wieder entfernt ( 2Kö 23,6 ). Er verbrannte sie im
Kidron-Tal außerhalb Jerusalems in der Hoffnung, diesen Götzendienst
dadurch für immer auszurotten. Aber bald nach dem vorzeitigen Tod Josias
kehrte das Volk wieder zu seinem Götzendienst zurück. Offensichtlich
wurde ein neues Bild der Aschera gemacht und ebenfalls im Tempel
aufgestellt.
Als Hesekiel auf dieses Bild sah, war plötzlich neben ihm die
Herrlichkeit des Gottes Israels (vgl. die Anmerkungen zu Hes 1,28 ).
Gottes moralische Entrüstung zeigte sich in seiner rhetorischen Frage an
Hesekiel: Siehst du, was sie tun, verwerfliche Dinge, die mich fern aus
meinem Heiligtum treiben werden? Gott würde seine Herrlichkeit nicht mit
einem Götzen teilen (vgl. Jes 42,8 ). Wenn der Götze im Tempel stand,
würde Gott diesen verlassen.
Der Schrecken darüber, daß in Gottes Haus ein Götzenbild stand, mußte
Hesekiel in die Glieder gefahren sein. Doch war dies noch nicht alles,
was Israel getan hatte, um Gott zu reizen. Hesekiel würde Dinge sehen,
die noch abscheulicher waren (vgl. Hes 8,13.15 ).
Hesekiel
Siebzig Älteste und Jaasanja, der Sohn Schafans , standen hier mit
Räucherwerk auf ihren Schalen vor den Bildern an der Wand. Diese 70
Ältesten waren nicht der Sanhedrin, der in Israel nach der babylonischen
Gefangenschaft regierte, sondern stellten die führenden Männer
Jerusalems dar. Als Mose sich Helfer aus dem Volk auswählte, um die
Menschen zu leiten, ordnete Gott die Zahl 70 an ( 4Mo 11,16-17 ).
Vielleicht hatte sich diese Tradition erhalten und die 70 Ältesten, die
Hesekiel sah, waren die Männer der Stadt, die zur offiziellen
Führungsschicht gehörten.
Unter diesen 70 Ältesten erkannte Hesekiel Jaasanja, einen Mann, dessen
Verwandte in den Angelegenheiten des Staates während der letzten Jahre
Judas eine wichtige Rolle spielten (vgl. die Tabelle "Die Nachkommen
Schafans" zu Jer 26,24 ). Jaasanjas Gegenwart überraschte Hesekiel sehr,
denn alle anderen Familienmitglieder in Jaasanjas Familie waren dem
Herrn treu geblieben.
Räucherwerk diente manchmal dazu, die Gläubigen vor der Gegenwart Gottes
zu schützen (vgl. 3Mo 16,12-13 ). Bei anderen Gelegenheiten war es ein
Bild für die Gebete der Gläubigen, die zu Gott emporstiegen (vgl. Offb
5,8 ). Was auch immer hier der Grund für das Räucheropfer war,
jedenfalls hatten die Führer Israels den wahren Gott verlassen und
beteten Götzen an - jeder in der Kammer seines eigenen Bildes . Offenbar
hatten die Ältesten jeweils ihre eigenen Lieblingsgötter.
Gott, der die Herzen kennt, erklärte Hesekiel, daß die Ältesten ihre
Sünde zu rechtfertigen suchten, indem sie sagten: Der HERR sieht uns
nicht; der HERR hat das Land verlassen . Die Ältesten waren der Ansicht,
daß alles, was sie in ihrer dunklen Kammer taten, vor Gott verborgen
bliebe. Sie hielten ihn für einen unbedeutenden Gott, der sein Volk
verlassen hatte. Deshalb verehrten sie nun andere Götter, die ihnen
helfen sollten. Die Einstellung dieser Ältesten übertrug sich schnell
auf das ganze Volk (vgl. Hes 9,9 ).
Der fortschreitende Götzendienst im Volk ging von der öffentlichen
Zurschaustellung der Götzen bis zur geheimen Anbetung, direkt unter dem
Schatten des Allmächtigen. Doch auch dies war noch nicht das ganze
Ausmaß der Gottlosigkeit Israels, denn sie taten Dinge, die noch
abscheulicher waren (vgl. Hes 8,6.15 ).
Hes 8,14-15
Die Anbetung der wahren Quelle aller Fruchtbarkeit und des Regens war
durch die verdorbene Anbetung einer heidnischen Gottheit ersetzt worden.
Die Anbetung des Schöpfers war durch die Anbetung des Kreislaufes in der
Schöpfung, den er doch geschaffen hatte, ersetzt worden. Doch Hesekiel
würde Dinge sehen, die noch abscheulicher waren als diese (vgl.
V. 6.13 ).
Hes 8,16
Als Gott Hesekiel wieder in den inneren Hof führte, sah dieser am
Eingang des Tempels, zwischen der Vorhalle und dem Altar, etwa
fünfundzwanzig Männer . Sie waren zwischen der Vorhalle, dem überdachten
Eingang des Tempelgebäudes (vgl. 1Kö 6,2-3 ) und dem bronzenen Altar in
der Mitte des Tempelhofes, auf dem die Opfer dargebracht wurden. Hier
sollten die Priester Gottes sein und zu Gott um Gnade und Barmherzigkeit
wegen ihrer Sünde schreien und weinen (vgl. Joe 2,17 ).
Wer waren diese 25 Männer? Später werden sie "Älteste" genannt ( Hes
9,6 ), ein Ausdruck, der sowohl politische, als auch religiöse Führer
bezeichnen konnte. Weil sie sich hier im Tempel befanden, waren es
vermutlich Priester. Die Menschen des Volkes durften zwar zum Altar
kommen, aber sie konnten sich Gott vom Altar an bis zum Allerheiligsten
nur durch die Vermittlung der Priester nähern.
Diese Priester sollten eigentlich als Mittler für Israel fungieren und
zu Gott um Barmherzigkeit schreien. Aber statt dessen beugten sie sich
vor der Sonne im Osten . Der Eingang in den Tempel Gottes lag nach Osten
hin, so daß jemand, der am Altar stand und zum Tempel hinsah, nach
Westen blickte. Diese Priester aber sahen nach Osten! Sie hatten Gott
ihren Rücken zugewandt und verbeugten sich in Demut und Anbetung vor der
Sonne. Dies zeigt ihre Verachtung für den Gott Israels und ihren
Ungehorsam gegen ihn. Offen und direkt verletzten sie Gottes Gesetz
( 5Mo 4,19 ).
Hes 8,17-18
Was Hesekiel an furchtbaren Dingen im Tempel Gottes gesehen hatte, war
schlimm. Und doch war das Böse nicht nur hier zu finden. Die
Gottlosigkeit, die im Tempel von den Priestern und den anderen Menschen
praktiziert wurde, zog sich durch das ganze Volk. Gewalt erfüllte die
Nation und reizte Gott beständig zum Zorn .
Die Menschen hielten sich gar den Zweig an ihre Nase . Manche Ausleger
meinen, daß dies von einem rituellen Akt spricht, der zum Götzendienst
gewisser anderer Götter gehörte. Von einem solchen Ritual wissen wir
nichts, auch wenn einige bildliche Darstellungen auf assyrischen Reliefs
entdeckt worden sind, die als Hinweis darauf interpretiert werden
können. Die frühen jüdischen Kommentatoren übersetzten statt "Zweig"
"Gestank". Manche Ausleger glauben, daß "ihre" ein späterer
Abschreibfehler für das eigentliche "meine" ist. Dann würde diese
Aussage heißen "bringen den Gestank an meine Nase". Gemeint wäre, daß
der Götzendienst ein fauler, ekelhafter Gestank für Gott war. Ob diese
Auslegung richtig ist, läßt sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen.
Jedenfalls ist klar: Das, was die Menschen taten, war für Gott eine
einzige Beleidigung.
Gott antwortete darauf ganz entschieden: Ich werde mit ihnen in Zorn
handeln und nicht mit Erbarmen . Gott würde nicht zulassen, daß solch
eine offene Rebellion weiterging. Auch wenn sie in letzter Minute
versuchen sollten, Gott dazu zu bewegen, ihr Rufen zu hören, würde ihnen
dies nicht gelingen. Die Zeit war reif für das Gericht.
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