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Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023   Walvoord

Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)

Übersicht  Literatur zum Propheten Hesekiel    Hesekiel auf  Elberfelder 2023

Hesekiel Kapitel 8
Hes 8,1

Hesekiel nennt das Datum, um zu zeigen, wann die Hand des HERRN über ihn kam (vgl. Hes 1,3; 3,14.22 ). Es war, als er in seinem Haus war und die Ältesten von Juda mit ihm dort saßen . Hesekiels äußere Beweglichkeit war noch immer eingeschränkt (vgl. Hes 3,24 ), so daß die Ältesten der Gemeinschaft zu ihm in sein Haus kommen mußten. Vermutlich waren sie gekommen, um seinen Rat zu holen, vielleicht über das Schicksal Jerusalems. Die Vision war Gottes Antwort, die Hesekiel ihnen übermittelte (vgl. Hes 11,24-25 ).

 

Hes 8,2-6

Als Hesekiel so vor den Ältesten saß, sah er eine Gestalt wie die eines Mannes . Diese Gestalt war eine Manifestation Gottes, eine Theophanie, wie die in Hes 1,26 beschriebene Erscheinung auch. Von seiner Hüfte an abwärts war er wie Feuer , und von dort an aufwärts war seine Erscheinung so glänzend wie glühendes Metall (vgl. Hes 1,27 ). Wie in Kapitel 1 ist die Beschreibung, die uns Hesekiel liefert, bewußt ungenau. Um nicht der Anklage zu verfallen, daß er sich ein Bild von Gott mache, formulierte Hesekiel unter der Leitung des Heiligen Geistes seine Beschreibungen äußerst vorsichtig. Gott hat keinen menschlichen Körper, seine Erscheinung war nur "eine Gestalt wie die eines Mannes". Er streckte auch nicht eine wirkliche, menschliche Hand zu Hesekiel aus: Er streckte etwas aus, das wie eine Hand aussah .

Was Hesekiel in Kapitel 8 - 11 beschreibt, ereignete sich in Visionen, d. h. es geschah nicht im physischen Bereich. Als Hesekiel nach Jerusalem gebracht wurde (vgl. Hes 3,14; 11,1.24; 37,1; 43,5 ), blieb sein physischer Körper in Babylon. Die Ältesten, die vor ihm saßen, konnten die Theophanie von Gott nicht sehen. Erst als die Vision Hesekiel verließ ( Hes 11,24 b), beschrieb er sie den Ältesten.

In seiner Vision wurde Hesekiel zwischen Erde und Himmel emporgehoben und nach Jerusalem gebracht. Nachdem er so von Babylon nach Jerusalem "geflogen" war, landete der Prophet bei dem Eingang des Nordtores im inneren Hof (vgl. die Zeichnung "Grundriß des salomonischen Tempels" zu 1Kö 6 ). Das Nordtor war eines der drei Tore, die von dem äußeren Hof zu dem inneren Hof führten. Die beiden anderen Tore lagen auf der Ost- und der Südseite. Da Hesekiel im "Eingang" des Nordtores stand, befand er sich vermutlich im äußeren Hof und schaute in Richtung Innenhof.

Neben dem Nordeingang zum inneren Hof des Tempels stand das Bild, das zur Eifersucht reizt . Hesekiel nennt es auch das Bild, das für den HERRN ein Ärgernis war ( Hes 8,5 ), vermutlich weil er es als ein Affront gegen Gott ansah. Dieses Bild verletzte das zweite der zehn Gebote ( 2Mo 20,4 ; vgl. 5Mo 4,23-24 ). Gott wurde zur Eifersucht gereizt, weil ein fremder Götze die Verehrung erhielt, die nur ihm alleine zustand. Diese Gottheit wird nicht mit Namen genannt, aber es könnte Aschera gewesen sein, die kanaanitische Fruchtbarkeitsgöttin. König Manasse hatte während seiner Regierungszeit ein geschnitztes Bild der Aschera im Tempel aufstellen lassen ( 2Kö 21,7 ; vgl. 5Mo 16,21 ), aber es später wieder entfernt ( 2Chr 33,13.15 ). Nach dem Tod Manasses wurde erneut eine Säule der Aschera in den Tempel gebracht und von Josia während seiner Reform wieder entfernt ( 2Kö 23,6 ). Er verbrannte sie im Kidron-Tal außerhalb Jerusalems in der Hoffnung, diesen Götzendienst dadurch für immer auszurotten. Aber bald nach dem vorzeitigen Tod Josias kehrte das Volk wieder zu seinem Götzendienst zurück. Offensichtlich wurde ein neues Bild der Aschera gemacht und ebenfalls im Tempel aufgestellt.

Als Hesekiel auf dieses Bild sah, war plötzlich neben ihm die Herrlichkeit des Gottes Israels (vgl. die Anmerkungen zu Hes 1,28 ). Gottes moralische Entrüstung zeigte sich in seiner rhetorischen Frage an Hesekiel: Siehst du, was sie tun, verwerfliche Dinge, die mich fern aus meinem Heiligtum treiben werden? Gott würde seine Herrlichkeit nicht mit einem Götzen teilen (vgl. Jes 42,8 ). Wenn der Götze im Tempel stand, würde Gott diesen verlassen.

Der Schrecken darüber, daß in Gottes Haus ein Götzenbild stand, mußte Hesekiel in die Glieder gefahren sein. Doch war dies noch nicht alles, was Israel getan hatte, um Gott zu reizen. Hesekiel würde Dinge sehen, die noch abscheulicher waren (vgl. Hes 8,13.15 ).

Hesekiel

 Hes 8,7-13

 Gott führte Hesekiel nun durch das Tor an den Eingang des Hofes , vermutlich des inneren Hofes. Hesekiel sah ein Loch in der Mauer , die diesen Hof umgab. Gott befahl ihm, sich durch die Mauer zu graben. Als Hesekiel dies tat, sah er eine Tür dort. Hesekiel ging in die Kammer hinein und blickte sich um. Hier sah er auf allen Wänden alle Arten von kriechenden Wesen und unreinen Tieren und alle Götzen des Hauses Israel gemalt . Die Ausleger streiten sich darüber, ob das die Götter Ägyptens, Kanaans oder Babylons waren. Vielleicht waren alle diese Länder in diesem Pantheon des Götzendienstes vertreten.

Siebzig Älteste und Jaasanja, der Sohn Schafans , standen hier mit Räucherwerk auf ihren Schalen vor den Bildern an der Wand. Diese 70 Ältesten waren nicht der Sanhedrin, der in Israel nach der babylonischen Gefangenschaft regierte, sondern stellten die führenden Männer Jerusalems dar. Als Mose sich Helfer aus dem Volk auswählte, um die Menschen zu leiten, ordnete Gott die Zahl 70 an ( 4Mo 11,16-17 ). Vielleicht hatte sich diese Tradition erhalten und die 70 Ältesten, die Hesekiel sah, waren die Männer der Stadt, die zur offiziellen Führungsschicht gehörten.

Unter diesen 70 Ältesten erkannte Hesekiel Jaasanja, einen Mann, dessen Verwandte in den Angelegenheiten des Staates während der letzten Jahre Judas eine wichtige Rolle spielten (vgl. die Tabelle "Die Nachkommen Schafans" zu Jer 26,24 ). Jaasanjas Gegenwart überraschte Hesekiel sehr, denn alle anderen Familienmitglieder in Jaasanjas Familie waren dem Herrn treu geblieben.

Räucherwerk diente manchmal dazu, die Gläubigen vor der Gegenwart Gottes zu schützen (vgl. 3Mo 16,12-13 ). Bei anderen Gelegenheiten war es ein Bild für die Gebete der Gläubigen, die zu Gott emporstiegen (vgl. Offb 5,8 ). Was auch immer hier der Grund für das Räucheropfer war, jedenfalls hatten die Führer Israels den wahren Gott verlassen und beteten Götzen an - jeder in der Kammer seines eigenen Bildes . Offenbar hatten die Ältesten jeweils ihre eigenen Lieblingsgötter.

Gott, der die Herzen kennt, erklärte Hesekiel, daß die Ältesten ihre Sünde zu rechtfertigen suchten, indem sie sagten: Der HERR sieht uns nicht; der HERR hat das Land verlassen . Die Ältesten waren der Ansicht, daß alles, was sie in ihrer dunklen Kammer taten, vor Gott verborgen bliebe. Sie hielten ihn für einen unbedeutenden Gott, der sein Volk verlassen hatte. Deshalb verehrten sie nun andere Götter, die ihnen helfen sollten. Die Einstellung dieser Ältesten übertrug sich schnell auf das ganze Volk (vgl. Hes 9,9 ).

Der fortschreitende Götzendienst im Volk ging von der öffentlichen Zurschaustellung der Götzen bis zur geheimen Anbetung, direkt unter dem Schatten des Allmächtigen. Doch auch dies war noch nicht das ganze Ausmaß der Gottlosigkeit Israels, denn sie taten Dinge, die noch abscheulicher waren (vgl. Hes 8,6.15 ).

 

Hes 8,14-15

 Hesekiel wurde hinaus zu dem Eingang des Nordtores des Tempels gebracht. Vermutlich war dies der Zugang zu dem äußeren Hof des Tempels. Neben diesem Tor sah Hesekiel Frauen um Tammus klagen . "Tammus" ist die hebräische Form des Namens für den sumerischen Gott Dumusi, der Gottheit der Vegetation im Frühling. Der offensichtliche Tod aller Vegetation im Mittleren Osten während der heißen, trockenen Sommermonate wurde in der Mythologie durch das Sterben von Tammus und seinen Abstieg in die Unterwelt erklärt. Im Frühjahr erhob sich dann Tammus mächtig aus der Unterwelt hervor und brachte seinen lebensschaffenden Regen. Zur Anbetung des Gottes Tammus gehörten auch bestimmte Fruchtbarkeitsriten.

Die Anbetung der wahren Quelle aller Fruchtbarkeit und des Regens war durch die verdorbene Anbetung einer heidnischen Gottheit ersetzt worden. Die Anbetung des Schöpfers war durch die Anbetung des Kreislaufes in der Schöpfung, den er doch geschaffen hatte, ersetzt worden. Doch Hesekiel würde Dinge sehen, die noch abscheulicher waren als diese (vgl. V. 6.13 ).

Hes 8,16

Als Gott Hesekiel wieder in den inneren Hof führte, sah dieser am Eingang des Tempels, zwischen der Vorhalle und dem Altar, etwa fünfundzwanzig Männer . Sie waren zwischen der Vorhalle, dem überdachten Eingang des Tempelgebäudes (vgl. 1Kö 6,2-3 ) und dem bronzenen Altar in der Mitte des Tempelhofes, auf dem die Opfer dargebracht wurden. Hier sollten die Priester Gottes sein und zu Gott um Gnade und Barmherzigkeit wegen ihrer Sünde schreien und weinen (vgl. Joe 2,17 ).

Wer waren diese 25 Männer? Später werden sie "Älteste" genannt ( Hes 9,6 ), ein Ausdruck, der sowohl politische, als auch religiöse Führer bezeichnen konnte. Weil sie sich hier im Tempel befanden, waren es vermutlich Priester. Die Menschen des Volkes durften zwar zum Altar kommen, aber sie konnten sich Gott vom Altar an bis zum Allerheiligsten nur durch die Vermittlung der Priester nähern.

Diese Priester sollten eigentlich als Mittler für Israel fungieren und zu Gott um Barmherzigkeit schreien. Aber statt dessen beugten sie sich vor der Sonne im Osten . Der Eingang in den Tempel Gottes lag nach Osten hin, so daß jemand, der am Altar stand und zum Tempel hinsah, nach Westen blickte. Diese Priester aber sahen nach Osten! Sie hatten Gott ihren Rücken zugewandt und verbeugten sich in Demut und Anbetung vor der Sonne. Dies zeigt ihre Verachtung für den Gott Israels und ihren Ungehorsam gegen ihn. Offen und direkt verletzten sie Gottes Gesetz ( 5Mo 4,19 ).

 

Hes 8,17-18 

Was Hesekiel an furchtbaren Dingen im Tempel Gottes gesehen hatte, war schlimm. Und doch war das Böse nicht nur hier zu finden. Die Gottlosigkeit, die im Tempel von den Priestern und den anderen Menschen praktiziert wurde, zog sich durch das ganze Volk. Gewalt erfüllte die Nation und reizte Gott beständig zum Zorn .

Die Menschen hielten sich gar den Zweig an ihre Nase . Manche Ausleger meinen, daß dies von einem rituellen Akt spricht, der zum Götzendienst gewisser anderer Götter gehörte. Von einem solchen Ritual wissen wir nichts, auch wenn einige bildliche Darstellungen auf assyrischen Reliefs entdeckt worden sind, die als Hinweis darauf interpretiert werden können. Die frühen jüdischen Kommentatoren übersetzten statt "Zweig" "Gestank". Manche Ausleger glauben, daß "ihre" ein späterer Abschreibfehler für das eigentliche "meine" ist. Dann würde diese Aussage heißen "bringen den Gestank an meine Nase". Gemeint wäre, daß der Götzendienst ein fauler, ekelhafter Gestank für Gott war. Ob diese Auslegung richtig ist, läßt sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls ist klar: Das, was die Menschen taten, war für Gott eine einzige Beleidigung.

Gott antwortete darauf ganz entschieden: Ich werde mit ihnen in Zorn handeln und nicht mit Erbarmen . Gott würde nicht zulassen, daß solch eine offene Rebellion weiterging. Auch wenn sie in letzter Minute versuchen sollten, Gott dazu zu bewegen, ihr Rufen zu hören, würde ihnen dies nicht gelingen. Die Zeit war reif für das Gericht.