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Verfasser:
Charles H. Dyer
Jeremia Kp 37 & 38 & 39
( 37,1 - 10 )
Jer 37,1-2
In diesem Abschnitt geht es um Zedekia, den letzten König im Lande
Juda , der von Nebukadnezar als Vasallenkönig auf den Thron gesetzt
worden war (vgl. 2Kö 24,15-17 ). In diesen dunklen Tagen hätte Juda
einen starken und frommen König gebraucht. Leider war Zedekia weder das
eine noch das andere. Vom König bis zum gewöhnlichen Menschen im Volk
kümmerte sich niemand um die Worte der Warnung, die Jeremia verkündete,
bis es zu spät war.
Jer 37,3-10
Zedekia schickte eine Abordnung zu Jeremia und ließ ihn bitten, für
Jerusalem zum Herrn zu beten. Jeremia war noch nicht im Gefängnis , und
Babylon hatte gerade seine Belagerung von Jerusalem abgebrochen,
weil das Heer des Pharao aus Ägypten aufgebrochen war. Vielleicht hoffte
Zedekia, daß die Gebete Jeremias Gott bewegen könnten, den Ägyptern
einen großen Sieg zu schenken und so die Babylonier aus Palästina zu
vertreiben (vgl. Jer 21,1-7 ,wo eine ähnliche Bitte vorgetragen wird).
Gottes Antwort war anders, als Zedekia es erhofft hatte. Das Heer des
Pharao , das ausgezogen war, um Juda zu unterstützen, würde von den
Babyloniern zerschlagen und gezwungen werden, wieder heim nach Ägypten
zu ziehen . Dann würde die babylonische Armee wiederkommen und Jerusalem
belagern. Sie würde es erobern und verbrennen (vgl. Jer 21,10; 32,29;
34,2.22; 37,10; 38,18.23 ). Diejenigen, die auf einen Rückzug der
Babylonier hofften, würden sich selbst betrügen. Selbst wenn im Heer
Nebukadnezars nur Verwundete wären, würden sie dennoch, so sagte Gott,
Jerusalem mit Feuer verbrennen (vgl. Jer 37,8 ).
b. Jeremias Verhaftung
( 37,11 - 38,28 )
(1) Jeremias Verhaftung und sein Aufenthalt in der Zisterne ( Jer
37,11-16 )
Jer 37,11-16
Der Rückzug des babylonischen Heeres zum Kampf gegen die Ägypter ließ
Juda wieder etwas aufatmen. Jeremia wollte diese Phase nutzen, um aus
Jerusalem herauszugehen und eine kurze Reise ins Land Benjamin zu machen
(vgl. Jer 1,1 ). Er beabsichtigte, bei dieser Gelegenheit mit seinen
Verwandten ein Erbe zu teilen . Jeremia machte sich also auf den Weg
nach Anatot, entweder um sich einen Anteil an einem Grundstück zu
sichern oder um ein Stück Land für den Verkauf an andere aufzuteilen.
Dieser Landhandel hatte vermutlich nichts mit dem Landkauf in Kapitel
32 zu tun. Als Jeremia den in Kapitel 32 beschriebenen Landkauf tätigte,
war er bereits verhaftet und befand sich im Wachthof des Gefängnisses
(vgl. Jer 37,4.21; 38,13.28 ). Die Ereignisse des Kap. 37 fanden also
vor denen des Kap. 32 statt.
Als Jeremia gerade zum Benjamintor kam, hielt ihn ein
Wachhabender namens Jirija fest. Dieser sprach Jeremia an und
verdächtigte ihn, zum Feind überlaufen zu wollen. Jeremia leugnete dies,
aber der Wachhabende wollte ihn nicht hören . Statt dessen wurde Jeremia
zu den Oberen gebracht, die ihn schlagen und ins Gefängnis werfen
ließen. Das Gefängnis befand sich im Hause Jonatans, des Schreibers ,
und zwar in dem überwölbten Raum einer Zisterne (wörtl.: "im Haus der
Zisterne, in den überwölbten Räumen"). Vermutlich handelte es sich um
einen Komplex großer, unterirdischer Zisternen, die in ein Gefängnis
umgewandelt worden waren. Jeremia blieb dort lange Zeit .
Jer 37,17-20
(2) Jeremias erstes Treffen mit Zedekia und seine Überführung in den
Wachthof ( Jer 37,17-21 )
Die Babylonier kamen nach Jerusalem zurück und begannen erneut mit der
Belagerung der Stadt. Zedekia sandte heimlich nach Jeremia und ließ ihn
in den Palast holen. Weil Jeremia bei den Menschen so unbeliebt war
(vgl. Jer 26,10-11; 37,11-15; 38,4 ), traf Zedekia ihn unter vier Augen
und fragte ihn, ob er ein Wort vom HERRN habe. Jeremia verkündete das
gleiche wie vor seiner Verhaftung. Jerusalem würde fallen, und Zedekia
würde dem König von Babel in die Hände gegeben werden (vgl. Jer
21,3-7 ).
Jeremia benutzte die Gelegenheit dieses Erscheinens vor Zedekia, um
seine Unschuld zu beteuern. Er verlangte zu wissen, welches Verbrechen
er begangen habe. Die anderen Propheten hatten Lügen geweissagt, indem
sie behauptet hatten, die Babylonier würden nicht kommen. Jeremia bat
Zedekia, ihn nicht wieder in das Gefängnis bringen zu lassen, aus dem er
gekommen war. Jeremia war mit seinen mittlerweile vermutlich über 60
Jahren um seine Gesundheit in diesem feuchten, dunklen Loch besorgt.
Wenn er wieder dorthin zurückgebracht würde, dann könnte er dort
sterben .
Jer 37,21
Zedekia erfüllte Jeremia diesen Wunsch und ließ ihn aus der
unterirdischen Zisterne in den Wachthof des königlichen Palastes
überführen (vgl. Jer 32,2 ). Hier konnte Zedekia ihn besser vor seinen
Feinden beschützen - auch wenn er ein schwacher und launischer
Beschützer war (vgl. Jer 38,4-10 ). Zedekia sorgte auch dafür,
daß Jeremia täglich Brot erhielt, damit er nicht hungern mußte. Dies
geschah so lange, bis das letzte Korn unter der Belagerung aufgebraucht
und alles Brot in der Stadt aufgezehrt war (vgl. Jer 52,6 ).
Jer 38,1-3
(3) Jeremia wird in die Zisterne geworfen ( Jer 38,1-6 )
Da Jeremia in den Wachthof der königlichen Garde verlegt worden war
( Jer 37,21 ), hatte er wieder eine gewisse Freiheit und konnte zu dem
Volk sprechen (vgl. Jer 32,1-2.6 ). Er nutzte dies als eine Gelegenheit,
Gottes Botschaft jedem zu verkünden, der ihm zuhören wollte. Vier der
ranghöchsten Oberen hörten diese Botschaft ebenfalls: Schefatja, der
Sohn Mattans (der sonst in der Bibel nicht erwähnt wird), Gedalja, der
Sohn Paschhurs (vielleicht ein Sohn jenes Paschhur, der Jeremia
geschlagen hatte; Jer 20,1-3 ), Juchal, der Sohn Schelemjas (den Zedekia
geschickt hatte, um die Unterbrechung der babylonischen Belagerung zu
erkunden; Jer 37,3 ), und Paschhur, der Sohn Malkijas (den Zedekia
geschickt hatte, um den ersten Angriff der Babylonier auf Jerusalem zu
erkunden; Jer 21,1-2 ). Diese vier mächtigen Hofbeamten hörten, wie
Jeremia zu allem Volk sprach.
Der Inhalt der Botschaft Jeremias wird in Jer 38,2-3 zusammengefaßt. Es
war die gleiche Botschaft, die Jeremia schon vorher verkündigt hatte
( Jer 21,3-10 ). Wer in Jerusalem bliebe, würde durch Schwert, Hunger
und Pest sterben (vgl. die Anmerkungen zu Jer 14,12 ). Nur wer zu
den Chaldäern überliefe, würde am Leben bleiben . Die einzige Hoffnung
für Jerusalem war die Kapitulation. Jeder Gedanke an Widerstand gegen
die babylonische Belagerung war vergeblich, denn Gott hatte gesagt, daß
die Stadt an Nebukadnezar übergeben werden würde, der sie
einnehmen würde.
Jer 38,4-6
Die Oberen gingen zu Zedekia und verlangten, Jeremia für seine Worte
töten zu lassen, denn seine "verräterischen" Gedanken nähmen sowohl
den Kriegsleuten als auch dem ganzen Volk den Mut . In ihrer entarteten,
nationalistischen Logik glaubten die Oberen, daß Jeremia das Unheil
seines Volkes suche, wo er doch genau das Gegenteil wollte (V. 2 ).
Zedekias Schwäche wurde in seiner Antwort an diese Oberen ganz besonders
deutlich. Kurz zuvor hatte er eingewilligt, Jeremia zu beschützen ( Jer
37,18-21 ), und nun lieferte er ihn denen aus, die ihm nach dem Leben
trachteten. Seine schwache Entschuldigung lautete, daß der König nichts
wider sie vermöge . Zedekia war eine politische Strohpuppe, unfähig,
feste, unabhängige Entschlüsse zu fassen. Er wurde entweder von
Nebukadnezar (vgl. 2Kö 24,17 ) oder von den Oberen der Stadt
kontrolliert; letztere brachten ihn dazu, gegen Babylon zu rebellieren,
und beeinflußten dann alle seine Entscheidungen ( Jer 27,12-15;
38,5.19.24-28 ).
Die Oberen nahmen Jeremia und warfen ihn in Malkijas Zisterne , die im
Wachthof war. Eine Zisterne war eine große, in einen Felsen gehauene und
mit Mörtel verputzte Grube. In ihr sammelte man im Winter das
Regenwasser, um es während des trockenen Sommers zu benutzen (vgl. Jer
2,13 ). Diese Zisterne war so tief, daß man Jeremia an Seilen
hinablassen mußte. Wahrscheinlich war aufgrund der langen Dürrezeit
(vgl. Jer 14,1-4 ) kein Wasser darin. Nur Schlamm , der vom Regen
hereingespült worden war, befand sich auf dem Grund der Zisterne.
Jeremia sank daher in den Schlamm hinein. Sein Leben war wirklich
bedroht. Wäre das schlammige Wasser in der Zisterne tiefer gewesen, dann
wäre er ertrunken oder erstickt. So erwartete ihn der Tod durch
Verhungern. Vielleicht warfen manche noch Steine in die Grube in der
Hoffnung, Jeremia auf diese Weise sofort zu töten oder bewußtlos zu
machen, damit er in dem schlammigen Wasser umkäme (vgl. die Anmerkungen
zu Kl 3,52-54 ).
Jer 38,7-9
(4) Jeremia wird aus der Zisterne gerettet ( Jer 38,7-13 )
Viele seiner Zeitgenossen wollten Jeremia töten. Der einzige, der sich
wirklich für ihn einsetzte, war Ebed-Melech (wörtl.: "Diener des
Königs"), ein Mohr (d. h. ein Kuschite) aus der Gegend des oberen
Ägypten (dem heutigen Südägypten, Sudan und Nordäthiopien). Er diente
als Kämmerer ( sArIs ; wörtl.: "Eunuch") in des Königs Haus . Welche
Stellung er im Palast genau innehatte, wissen wir nicht. Auf jeden Fall
hatte er Zugang zum König.
Ebed-Melech ging zum Benjamintor (vgl. Jer 20,2; 37,13 ), wo der König
gerade saß - entweder in Ausübung seiner Amtsgeschäfte oder, um die
Verstärkung der Verteidigungsanlagen Jerusalems zu überwachen, die die
Stadt vor den Belagerungstruppen schützen sollten. Er überbrachte dem
König die dringende Nachricht, daß die Oberen übel an Jeremia gehandelt
hätten, indem sie ihn in die Zisterne geworfen hätten, wo er vor Hunger
sterben müsse. Offensichtlich kannte Zedekia die genauen Pläne der
Oberen zur Ermordung Jeremias nicht, oder er hatte nicht wirklich
geglaubt, daß sie diese Pläne ausführen würden. Nun aber wußte er, daß
Jeremia vom Tode bedroht war.
Jer 38,10-13
Zedekia befahl Ebed-Melech, drei (andere Übers.: "dreißig") Männer von
dort - vermutlich Soldaten, die am Tor Wache standen - zu nehmen
und Jeremia aus der Zisterne zu ziehen, ehe er stürbe. Diese Männer
waren nötig, um Jeremia aus dem Schlamm zu ziehen und gleichzeitig Wache
zu halten, damit die Oberen diesen Versuch nicht vereiteln konnten.
Ebed-Melech führte die Soldaten in die Kleiderkammer des Palastes und
dann zur Öffnung der Zisterne. Er ließ alte Lumpen zu Jeremia hinab, die
er unter seine Achseln um das Seil legen sollte. Dann zogen sie Jeremia
an den Stricken herauf und befreiten ihn aus der Zisterne. Wieder wurde
er in den Wachthof des Palastes gebracht (vgl. Jer 37,21 ).
Jer 38,14-16
(5) Jeremias zweites Treffen mit Zedekia ( Jer 38,14-28 )
Wieder sandte Zedekia nach Jeremia und traf ihn heimlich beim dritten
Eingang des Tempels. Dieser Eingang, der sonst nirgends erwähnt wird,
könnte ein privater Eingang gewesen sein, der den königlichen Palast mit
dem Tempel verband. Zedekia wollte Jeremia etwas fragen , und der
Prophet sollte ihm nichts verheimlichen. Jeremia brachte zwei Einwände
vor: Wenn er mit einer Botschaft antwortete, die dem König nicht gefiel,
gebe es keine Garantie dafür, daß der König ihn nicht tötete. Zweitens
sei jeder Rat Jeremias vergeblich, weil der König doch nicht auf ihn
hören würde. Zedekia beantwortete den ersten Einwand, nicht jedoch den
zweiten. Er versprach, daß er weder Jeremia selbst töten, noch ihn jenen
in die Hände geben werde, die ihm nach dem Leben trachteten. Aber der
König versprach nicht, der Botschaft Jeremias zu gehorchen.
Jer 38,17-23
Jeremia hatte keine andere Botschaft als die, die er bereits verkündet
hatte (vgl. Jer 21,1-10; 37,17; 38,1-3 ). Wenn Zedekia sich den
Babyloniern auslieferte, würde sein Leben geschont und die Stadt nicht
verbrannt werden. Wenn er sich jedoch nicht auslieferte, würde die Stadt
dem babylonischen Heer gegeben und von diesem niedergebrannt werden
(vgl. Jer 21,10; 32,29; 34,2.22; 37,8.10; 38,23 ); Zedekia aber
würde ihren Händen nicht entrinnen .
Zedekia weigerte sich, auf Jeremias Rat zu hören, weil er Angst hatte.
Er fürchtete sich vor den Judäern , die bereits zu
den Chaldäern (=Babyloniern) übergelaufen waren, und glaubte, daß die
Babylonier ihn diesen Leuten übergeben würden, die seine Widersacher
geworden waren. Wenn sie nun die Gelegenheit dazu erhielten, würden sie
ihm übel mitspielen, weil er sie in der Vergangenheit schlecht behandelt
hatte. Jeremia versuchte, Zedekia davon zu überzeugen, daß dies nicht
geschehen würde. Wenn er dem Herrn gehorchte, dann würde sein Leben
gerettet werden. Wenn er es aber ablehnte, sich den Babyloniern zu
übergeben, dann würde ihm genau jene Demütigung widerfahren, die er zu
vermeiden suchte. Die Frauen seines eigenen Palastes (der königliche
Harem) würden über Zedekia spotten, wenn sie zu den Oberen von Babel
hinausgebracht würden. Ihr Spottlied würde von der Einfältigkeit des
Königs handeln, der seinen Ratgebern vertraut hatte und von ihnen, die
sich als seine guten Freunde ausgegeben hatten, in den Sumpf geführt
worden war. Wenn dann Zedekia im Schlamm Babylons versank ( Jer 38,6 ),
würde er sich umschauen und feststellen, daß alle seine Freunde, die ihn
hierher gebracht hatten, ihn verlassen hatten. Wenn er sich weigerte,
sich den Babyloniern zu ergeben, würde er zusehen müssen, wie seine
Frauen und Kinder weggeführt würden (vgl. Jer 39,6 ). Er selbst würde
ergriffen werden, und die Stadt Jerusalem würde verbrannt werden
(vgl. Jer 38,18 ).
Jer 38,24-28
Zedekia aber weigerte sich, Jeremias Rat zu folgen. Solch ein mutiger
Schritt hätte die Fähigkeiten dieses rückgratlosen Monarchen
überstiegen. Statt dessen bat er Jeremia, niemanden diese Worte erfahren
zu lassen . Wenn etwas davon bekannt würde, dann würden die Oberen
versuchen, Jeremia zu töten. Da es überall im Palast Spione gab,
verschaffte Zedekia dem Propheten noch ein Alibi für den Fall, daß man
ihn ausfragen würde. Wenn die Oberen Jeremia fragten, was er mit dem
König geredet habe, dann sollte er ihnen zur Antwort geben, daß er
Zedekia gebeten habe, ihn nicht wieder in die Grube in Jonatans Haus
führen zu lassen (vgl. Jer 37,15 ). Jeremia hatte diese Bitte während
seines ersten Treffens mit Zedekia vorgetragen ( Jer 37,20 ).
Zedekias Vorsorge war nicht unbegründet, denn die Oberen hörten wirklich
von diesem Treffen und gingen zu Jeremia, um ihn zu fragen. Jeremia
antwortete ihnen mit den Worten, die Zedekia ihm zu sagen geboten hatte.
Da sie nichts erfahren konnten , ließen sie Jeremia in Frieden. Jeremia
blieb im Wachthof (vgl. Jer 38,13 ) als politischer Gefangener, bis
Jerusalem von Nebukadnezar eingenommen wurde.
c. Jerusalems Zerstörung
( Jer 39 )
(1) Das Schicksal der Juden ( Jer 39,1-10 )
Jer 39,1-4
Jeremias Warnungen vor dem Untergang wurden von den Menschen in
Jerusalem mißachtet. Seine Rechtfertigung kam, als Gott die Zerstörung
Jerusalems genau so geschehen ließ, wie er sie vorausgesagt hatte.
Jeremia berichtete ausführlich davon, wie Jerusalem erobert wurde. Der
Streit mit Babylon begann im neunten Jahr der Herrschaft Zedekias, und
zwar im zehnten Monat . Dieses Ereignis war so schrecklich, daß es noch
dreimal im Alten Testament erwähnt wird. Sogar der Tag des Monats wird
erwähnt (vgl. 2Kö 25,1; Jer 52,4; Hes 24,1-2 ). Die Belagerung begann am
15. Januar 588 V. Chr. und dauerte bis zum neunten Tag des vierten
Monats im elften Jahr Zedekias . Nach westlichem Verständnis würde dies
eine Belagerungsdauer von etwa 19 Monaten ergeben (die drei letzten
Monate des neunten + die zwölf Monate des zehnten + die vier ersten
Monate des elften Jahres). Nach der hebräischen Datierungsweise dauerte
die Belagerung jedoch wesentlich länger. Denn die Jahre der
Regierungszeit der hebräischen Könige wurden nach einem Kalender
gezählt, der von Tischri (September/Oktober) bis Tischri ging, während
man die Monate eines Jahres nach einem Kalender zählte, der von Nisan
(März/April) bis Nisan ging (vgl. die Anmerkungen zu Jer 36,9 ).
Zedekias elftes Jahr dauerte vom 18. Oktober 587 bis zum 6. Oktober 586
V. Chr. Der vierte Monat, ausgehend vom Nisan, der in dieses elfte Jahr
fiel, begann am 10. Juli 586 V. Chr. Der neunte Tag dieses Monats war
der 18. Juli 586. Die gesamte Belagerung dauerte also etwas über 30
Monate, vom 15. Januar 588 bis zum 18. Juli 586 V. Chr.
Nach dieser dreißigmonatigen Belagerung brachen die Babylonier in die
Stadt ein. Die Oberen von Babel zogen in die Stadt hinein und hielten
unter dem Mitteltor . Das Mitteltor befand sich vermutlich auf der
Nordseite der Stadt (wo die Babylonier die Mauern durchbrachen) in dem
Haupttal (dem Tyropeon-Tal), das die beiden Teile der Stadt voneinander
trennte. Sie "hielten" bedeutet, daß sie eine Regierung für die Stadt
einsetzten und die Gefangenen richteten (vgl. die Anmerkungen zu Jer
38,7 und Hes 11,1 ). Einer dieser Obersten war Nergal-Sarezer, der Fürst
von Sin-Magir (oder: "Samgar-Nebu", auch Neriglissar genannt), der
Schwiegersohn Nebukadnezars, der im Jahre 560 V. Chr. nach dem Tod von
Ewil-Merodach, dem Sohn Nebukadnezars, den Thron in Babylon bestieg
(vgl. Jer 52,31 ; siehe auch die Tabelle "Könige des Neubabylonischen
Reiches" in der Einführung zu Daniel).
Zedekia und seine Kriegsleute sahen, daß die Stadt gefallen war. Es war
nur noch eine Frage der Zeit, bis die Babylonier südwärts durch die
ganze Stadt gezogen kämen und auch sie gefangennehmen würden.
Verzweifelt versuchten sie, bei Nacht zur Stadt hinauszufliehen . Sie
hatten vor, Jerusalem durch des Königs Garten , der im Süden, nahe bei
dem Teich Siloh, lag (vgl. Neh 3,15 ), zu verlassen. Nachdem sie durchs
Tor zwischen den beiden Mauern gegangen waren, befanden sich die
flüchtenden Soldaten in der steilen Schlucht, in deren Nähe sich das Tal
Ben-Hinnom und das Kidrontal vereinigten. Hier stiegen sie über den
Ölberg und entwichen zum Jordantal hin . Vermutlich hofften sie, den
Fluß überqueren und nach Rabba (dem heutigen Amman in Jordanien)
gelangen zu können, der Hauptstadt ihrer Verbündeten, der Ammoniter
(vgl. die Anmerkungen zu Hes 21,18-23 ).
Jer 39,5-7
Nachdem sie nun so lange auf ihren Sieg gewartet hatten, wollten die
Babylonier natürlich ihre Beute nicht entkommen lassen. Sie verfolgten
Zedekia und seine Soldaten und nahmen ihn gefangen im weiten Jordantal
von Jericho , in der Nähe des Jordan. Zedekia wurde zu Nebukadnezar
gebracht, der sein militärisches Hauptquartier in Ribla im Lande
Hamat aufgeschlagen hatte (vgl. die Karte "Die Welt Jeremias und
Hesekiels" in der Einführung ). Nebukadnezar sprach das Urteil über
Zedekia wegen dessen Rebellion gegen Babylon. Zedekia mußte zusehen, wie
die Babylonier seine Söhne und alle Vornehmen Judas vor seinen
Augen töteten. Um diesen Anblick des Schreckens für immer in ihm
festzuhalten, ließ er dann Zedekia die Augen ausstechen . Schließlich
ließ er ihn in Ketten legen, um ihn unter Demütigungen nach Babel zu
zerren. Zedekia mußte die Schande, vor der er sich gefürchtet hatte,
erleiden, weil er die Warnungen des Herrn mißachtet hatte (vgl. Jer
38,17-23 ).
Jer 39,8-10
Auch Jerusalem erlitt das schmähliche Schicksal, das Jeremia
vorausgesagt hatte. Die Babylonier verbrannten das herrliche Haus des
Königs und die Häuser der Bürger (vgl. Jer 21,10; 22,6-7; 32,29;
34,2.22; 37,8-10; 38,18.23 ). Auch rissen sie die Mauern Jerusalems
nieder, so daß die Stadt ohne Verteidigung zurückblieb (vgl. Kl 2,8-9;
Neh 1,3 ). Nebusaradan, der Oberste der königlichen Leibwache
( raBFabbAHIm ; wörtl.: "der Oberste der Schlächter"; vgl. 1Mo 37,36;
Dan 2,14 ), nahm alle gefangen, die noch in der Stadt waren (vgl. Jer
13,19; Jer 15,2; Hes 5,8-12 ), sowie jene, die schon vorher aufgegeben
hatten (zu ihm übergelaufen waren; vgl. Jer 21,8-9; 38,1-4.17-23 ). Um
Loyalität, Stabilität und Produktivität sicherzustellen, ließ der
Babylonier von dem niederen Volk, das nichts hatte, etliche im Lande
Juda zurück und gab ihnen Weinberge und Felder . Sicherlich glaubte er,
diese Menschen würden den Babyloniern für ihren neuerhaltenen Wohlstand
dankbar sein und deshalb kaum gegen Babylon rebellieren. Die Babylonier
würden dafür Einkommen in Form von Steuern erhalten, die auf die Erträge
des Landes erhoben würden.
Jer 39,11-14
(2) Das Schicksal Jeremias ( Jer 39,11-18 )
Nebukadnezar hatte offensichtlich von Jeremia gehört - vielleicht durch
die Briefe des Propheten nach Babylon (vgl. Jer 29 ) oder durch das
Zeugnis derer, die zu den Babyloniern übergelaufen waren ( 21,8-9;
38,1-3 ). Nun erließ Nebukadnezar durch Nebusaradan an seine Soldaten
den Befehl, Jeremia zu holen und sich seiner anzunehmen. Sie sollten ihm
kein Leid antun, sondern alles für ihn tun, was er begehrte. Jeremia
wurde aus dem Wachthof befreit (vgl. Jer 38,28 ) und dem
Juden Gedalja übergeben, dem Sohn Ahikams und Enkel Schafans (vgl. die
Tabelle "Die Nachkommen Schafans" bei Jer 26,24 ). Gedalja wurde zum
Statthalter über die im Land zurückbleibenden Juden eingesetzt ( Jer
40,7 ). Manche Ausleger sind der Meinung, daß der Bericht von der
freundlichen Behandlung Jeremias in Jer 39,11-14 der Erwähnung seiner
Fesseln in Jer 40,1 widerspricht. Diese beiden Berichte können jedoch
ohne Schwierigkeiten in Übereinstimmung gebracht werden. Jeremia wurde
zusammen mit den anderen Überlebenden Jerusalems in das etwa acht
Kilometer nördlich gelegene Rama gebracht, wo über sie entschieden
werden sollte (vgl. Jer 31,15 ). Hier erst wurde der Prophet Gottes
identifiziert und befreit ( Jer 40,4-5 ).
Jer 39,15-18 Während Jeremia auf den Untergang der Stadt gewartet hatte, hatte Gott ihm eine Botschaft für Ebed-Melech , den Mohren (vgl. Jer 38,7-13 ), gegeben. Gottes Worte gegen Jerusalem würden vor den Augen Ebed-Melechs erfüllt werden. Gott versprach, daß er Ebed-Melech erretten werde, wenn Jerusalem untergehe, so daß er nicht mit den anderen Oberen getötet werde (vgl. Jer 39,6; 52,10.24-27 ). Er werde entkommen, weil er Gott vertraut hatte, als er Jeremia half. |