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Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser: 
Charles H. Dyer
Jeremia Kp 14 & 15


 

f. Die Dürre und das Gebet

( Jer 14-15 )

 

(1) Die hoffnungslose Lage infolge der Dürre ( Jer 14,1-6 )

 

 

Jer 14,1-4

 

Gott hatte dem Bundesvolk in seinem Bund angedroht, daß zu den Strafen für Ungehorsam auch die Dürre gehören würde (vgl. 3Mo 26,18-19; 5Mo 28,22-24 ). Jeremia hatte bereits erwähnt, daß Gott Dürrezeiten schickte ( Jer 3,3; Jer 12,4 ), auch wenn nicht sicher ist, ob er sich auf eine längere oder mehrere kürzere Dürreperioden in den letzten Jahren Judas bezog.

Die nun angekündigte schlimme Dürre würde in Jerusalem lauter Klagen erschallen lassen. Der Regen hätte aufgehört, und das gesammelte Wasser ginge zur Neige. Auch wenn die Großen ihre Leute zum Brunnen schickten, um Wasser zu holen, brächten diese ihre Gefäße leer zurück . Die, welche das lebendige Wasser gegen trügerische Zisternen eingetauscht hätten ( Jer 2,13 ), würden nun feststellen, daß ihre physische Wasserversorgung der geistlichen entsprach. Die Erde finge bereits an, vor Regenmangel aufzuspringen, und die Ackerleute wären traurig (vgl. Jer 14,3 ) über den Anblick ihrer verdorrten Ernte. Jeremia berichtete, daß sowohl die Menschen in der Stadt als auch die Bauern auf dem Lande ihre Häupter verhüllen würden, ein Zeichen von Trauer oder Scham (vgl. 1Sam 15,30 ).

 

Jer 14,5-6

 

Die Dürre würde auch die Tiere auf dem Felde in Not bringen. So müßten z. B. die sonst ihre Kinder sehr umsorgenden Hirschkühe nun die neugeborenen Jungen verlassen, weil sie nicht genügend Gras fänden. Die Wildesel stünden auf den kahlen Höhen und schnappten nach Luft (vgl. Ps 42,2 ) wie die Schakale . Ihre sonst so scharfen Augen versagten nun. Sie fänden nichts Grünes, wo sie weiden könnten.

 

 

Jer 14,7-9

 

(2) Die Bitte wegen der Dürre ( 14,7-15,4 )

 

Die Schwere der Dürre würde die Menschen dazu zwingen, Gott um Hilfe anzuflehen. Sie würden ihre Sünden und ihren Ungehorsam zugeben und Gott bitten, einzugreifen und ihnen Regen zu schicken. Sie würden Gott den Trost Israels und den Nothelfer nennen und so die einzigartige Stellung Gottes als des Einen und einzigen, der ihr Volk aus seiner gegenwärtigen Not befreien konnte, anerkennen.

Gott hätte wohl die Macht zu helfen. Aber er würde auf die Bitten der Menschen um Regen nicht antworten. Er würde an ihnen handeln wie ein Fremdling , ein Wanderer , der sich nicht wirklich um das Land kümmert, durch das er gerade zieht. Gottes Untätigkeit würde das Volk an einen, der verzagt ist (einer, der überrascht und überwältigt worden ist, bevor er irgendeine Hilfe leisten kann) erinnern oder an einen Helden, der nicht helfen kann . Weil Gott nichts tun würde, bäte das Volk ihn inständig, es nicht zu verlassen.

 

 

Jer 14,10-12

 

Auf den ersten Blick erscheint Gottes Antwort recht verwunderlich. Statt das Schuldbekenntnis der Menschen anzunehmen, würde er sie für ihre Missetaten tadeln. Gott wüßte, daß ihr Bekenntnis nur äußerlich und oberflächlich sein würde. Sie würden Gott ihren Herrn nennen, wollten aber ihre Füße nicht vom Bösen zurückhalten. Weil sie noch immer dazu neigten zu sündigen, sagte Gott, daß er ihr oberflächliches Bekenntnis nicht annehmen werde. Er werde sie vielmehr für ihre Sünden heimsuchen .

Noch einmal forderte Gott Jeremia auf, nicht für dies Volk zu bitten (vgl. Jer 7,16; 11,14 ). Die vergeblichen Bemühungen der Menschen, Gott zu manipulieren, würden verschiedene Formen annehmen. Sie würden fasten und Brandopfer und Speiseopfer darbringen in der Hoffnung, den Herrn zu versöhnen und seinen Zorn zu besänftigen. Aber Gott würde sich nicht bestechen lassen. Er kündigte an, daß er die Abtrünnigen aufreiben würde durch Schwert, Hunger und Pest - die drei Hammerschläge des göttlichen Gerichts (vgl. 3Mo 26,23-26; Jer 21,6-7.9; 24,10; 27,8.13; 29,17-18; 32,24.36; 34,17; 38,2; Hes 5,12; 6,11; 7,15; 12,16; Offb 6,8 ; vgl. auch Jer 42,17.22; 44,13 ).

 

 

Jer 14,13-16

 

Jeremia unterbrach Gott, indem er ihn daran erinnerte, daß die falschen Propheten seiner Botschaft widersprachen. Statt Schwert und Hungersnot verkündigten sie, daß Gott Jerusalem beständigen Frieden geben werde (vgl. Jer 5,12-13; 6,13-14; 7,4.9-10; 27,16 : Jer 28,2-4 ).

Gott antwortete Jeremia, indem er ihm zeigte, daß die Botschaften dieser falschen Propheten Lüge waren, weil sie nicht von ihm gesandt waren. Ihre Botschaften waren ihres Herzens Trug . Gott würde die falschen Propheten, aber auch diejenigen, welche auf sie hörten, für ihre Lügen bestrafen. Sie alle würden durch Schwert und Hunger sterben (vgl. Jer 14,13.18 ).

 

 

Jer 14,17-18

 

Bei dem Gedanken an das Gericht über Jerusalem wurde Jeremia von einer großen Traurigkeit erfaßt. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und er weinte unaufhörlich Tag und Nacht über Jerusalems Fall (vgl. Jer 9,1.18; 13,17; Kl 3,48-51 ). Er sah die Stadt als eine Jungfrau , die unheilbar verwundet war (vgl. die Anmerkungen zu Jer 6,14 ), und er beklagte ihren Verlust. Auf dem Feld würden die Leichen derer liegen, die vom Schwert erschlagen worden waren. Und die, welche sich in die Stadt retten könnten, fielen nach und nach der Hungersnot zum Opfer. Die Propheten und Priester, die das Volk auf den rechten Weg hätten bringen sollen, würden nach Babylon weggeführt.

 

 

Jer 14,19-22

 

Wieder würden sich die Menschen an Gott wenden und ihn um sein Eingreifen bitten. Sie wären verwirrt darüber, daß Gott sie verworfen hatte, und fragten ihn, warum er sie so geschlagen habe (vgl. "warum" in V. 8 - 9 ); sie hätten auf Frieden gehofft, aber nun erlebten sie nur Schrecken. Wieder würden sie ihr gottloses Leben (vgl. V. 7 ) und ihre Missetat anerkennen und Gott bitten, ihnen zu helfen.

In ihrem Flehen um Gottes Hilfe beriefen sie sich auf sein Wesen ( um deines Namens willen ; vgl. V. 7 ), seinen Tempel ( den Thron deiner Herrlichkeit ; vgl. Jer 3,17; 17,12 ) und seinen Bund (vgl. Jer 11,2-5 ). Die Menschen wären schnell dabei, wenn es galt, Gott an seine Verpflichtungen zu erinnern. Aber sie würden ihre eigenen Verpflichtungen ihm gegenüber nicht erkennen. Schließlich gäben sie sogar zu, daß die Götzen der Heiden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ), denen sie gedient hatten, keinen Regen geben konnten, um die Dürre zu beenden. Gott war der einzige, der alles tun konnte (vgl. 1Kö 17,1; 18,18-46 ).

 

Jer 15,1-4

 

Der Einschnitt zwischen den Kap. 14; 15 stimmt nicht mit dem Gedankengang überein. Die ersten vier Verse von Kapitel 15 enthalten Gottes Antwort auf das scheinbare "Sündenbekenntnis" in Jer 14,19-22 .Die Sünde des Volkes war so in ihm verwurzelt (vgl. Jer 13,23 ), daß das Gericht unausweichlich geworden war. Selbst die Fürbitten eines Mose oder Samuel hätten Gottes Gericht nicht aufhalten können. Die Erwähnung dieser beiden Männer ist bezeichnend, denn Mose war für das Volk eingetreten, um Gottes Zorn von ihm abzuwenden ( 2Mo 32,9-14; 4Mo 14,11-20; 5Mo 9,18-20.25-29 ), und auch Samuel hatte Fürbitte geleistet, um die Feinde des Volkes zu besiegen und Gottes Zorn abzuwenden ( 1Sam 7,5-11; 12,19-25 ).

Das Schicksal des Volkes war besiegelt. Gott hatte viererlei Plagen dafür auserwählt. Die einen würde der Tod treffen - vermutlich ist der Tod durch die Pest gemeint (vgl. Jer 14,12 ). Andere würden durch das Schwert getötet, und wieder andere würden vom Hunger dahingerafft. Und wer dieser Dreiheit des Schreckens (Pest, Schwert, Hunger; vgl. die Anmerkungen zu Jer 14,12 ) nicht erläge, würde zwar dem Tod entrinnen, aber in die Gefangenschaft geführt werden. Jeremia sah Hunde, Vögel und Tiere des Feldes , die die Erschlagenen fressen und vertilgen würden ( Jer 15,3 ,vgl. Jer 16,4 ).

Juda war in seinem Verhältnis zu Gott an einen Punkt gelangt, von dem aus es keine Rückkehr mehr gab. Dieser Punkt wurde durch Manasse , den Sohn Hiskias (vgl. 2Kö 21,1-18;2Chr 33,1-20 ) erreicht. Manasse verunreinigte Jerusalem dermaßen mit Götzendienst, daß die Zerstörung der Stadt unausweichlich geworden war ( 2Kö 21,10-15 ). Selbst die Reformen des Josia konnten ihre sichere Zerstörung nur noch hinauszögern ( 2Kö 22,16-20 ).

 

 

Jer 15,5-7

 

(3) Das Schicksal Jerusalems ( Jer 15,5-9 )

 

Gott fragte Jerusalem, wer sich seiner erbarmen oder Mitleid mit ihm haben würde, wenn das Gericht über die Stadt käme. Der einzige, der sich jemals um Jerusalem gekümmert hatte, war Gott, aber es hatte ihn verlassen. Deshalb kündigte Gott an, daß er es ohne Erbarmen verderben werde. Er werde es worfeln mit der Worfschaufel wie Getreide und so die Ungläubigen wie Spreu entfernen.

 

Jer 15,8-9

 

Die furchtbaren Folgen des Gerichtes würden alle Menschen zu spüren bekommen. Es würde mehr Witwen geben als Sand am Meer, wenn die Männer von den Babyloniern erschlagen würden. Selbst die Mütter würden nicht entkommen können. Eine Mutter, die sieben Kinder hatte, war ein Bild für höchste Freude und Sicherheit. Aber selbst sieben kräftige Verteidiger wären nicht imstande, den Schlag des Gerichtes Gottes abzuwehren. Jene Mutter würde dahinwelken , wenn sie erlebte, wie die feindlichen Soldaten die Stadt einnahmen, um die nach der Belagerung Übriggebliebenen mit dem Schwert zu töten. Mit diesem Bild kann eine wirkliche Mutter gemeint sein, aber auch die Stadt Jerusalem, die sich so sicher fühlte wie jene Mutter. In beiden Fällen sollte Babylon diese Sicherheit zerstören, indem es die Stadt und jene, die in ihr lebten, vernichtete.

 

 

Jer 15,10-11

 

(4) Jeremias Klage ( Jer 15,10-21 )

 

Jeremia beklagte seine eigenen Lebensumstände und sah, daß jedermann im ganzen Lande gegen ihn war. Obwohl er weder etwas geliehen noch ausgeliehen hatte, was ja zu Spannungen und Schwierigkeiten hätte führen können (vgl. Neh 5,1-13; Spr 22,7 ), wurde Jeremia von den Menschen verflucht. Gott antwortete, indem er Jeremia seine göttliche Verteidigung zusagte.

 

 

Jer 15,12-14

 

Gott stellte nun eine rhetorische Frage, um die Unausweichlichkeit des Gerichtes deutlich zu machen. So wie man nicht mit bloßen Händen Eisen oder Kupfer zerbrechen kann, so würden auch die Menschen in Juda nicht in der Lage sein, die Macht des babylonischen Ansturms zu brechen. All ihre Schätze würden von diesen Angreifern geplündert werden (vgl. Jer 17,3; Jer 20,5 ). Die Babylonier würden die Juden zum Knecht ihrer Feinde machen und sie in ein Land deportieren, das sie nicht kannten (vgl. Jer 14,18; 15,2; 16,13; 17,4 ). Dieses Gericht war die Folge von Gottes Zorn, der wie ein Feuer gegen das Volk von Juda entbrannt war.

 

 

Jer 15,15-18

 

Gott hatte versprochen, Jeremia letztlich zu befreien und zu rechtfertigen (V. 11 ). Aber angesichts der bevorstehenden Bedrängnis (V. 12 - 14 ) bat Jeremia darum, daß Gott dies bald tun möge. Gott solle ihn an seinen Verfolgern rächen. Jeremia wußte, daß Gott langmütig ist. Dennoch hoffte er, daß die Gerechtigkeit recht bald wiederhergestellt würde. Er wollte gerechtfertigt werden, bevor er im Tod hinweggerafft würde.

Jeremia konnte diese Bitte aufgrund seines Verhältnisses zu Gott äußern. Im Gegensatz zum Volk Juda, das Gottes Wort verachtete ( Jer 8,9 ), hatte Jeremia es angenommen ( dein Wort ward meine Speise ) und als seine Freude und seinen Trost (vgl. Ps 1,2 ) angesehen. Jeremia hatte sich nicht zu den Fröhlichen (and. Übers.: den "Schwelgern") gesellt ( Ps 1,1 ), sondern es vorgezogen, einsam zu sein und sich durch die Hand Gottes führen zu lassen. Wie Gott empfand er Grimm über die Sünde der Menschen.

Jeremia beendete diesen Abschnitt, indem er schmerzlich über seine bedauernswerte Lage klagte. Er wollte wissen, warum seine Leiden so lange währten und seine Wunden niemand heilen konnte (vgl. die Anmerkungen zu Jer 6,14 ). Er fühlte sich, als zöge Gott selbst seine Leiden in die Länge. Ja, er fragte sich sogar, ob Gott, der doch eine Quelle lebendigen Wassers ( Jer 2,13 ) zu sein behauptete, wie ein trügerischer Born geworden sei, der nicht mehr quellen wollte. Der Anblick eines ausgetrockneten Flußtales, das nur in der Regenzeit mit Wasser gefüllt ist, bedeutet für einen Menschen, der auf der Suche nach Wasser ist, eine große Enttäuschung (vgl. Hi 6,15-20 ). Jeremia hoffte, daß Gott ihn nicht enttäuschen würde.

 

 

Jer 15,19-21

 

Gott tadelte Jeremia für seine Zweifel und sein Selbstmitleid. Wenn Jeremia Gott dienen wollte, dann mußte er sich stets an ihn halten. Um Gottes Mund zu sein, mußte er recht reden und nicht leichtfertig . Wenn er fest stand vor Gott, dann würden sich die Menschen zu ihm kehren. Er aber durfte sich auf keinen Fall zu ihnen kehren. Wenn sich jemand in Bewegung setzen mußte, dann die Menschen, nicht Jeremia!

Gott beendete seinen Tadel, indem er noch einmal die Versprechen wiederholte, die er Jeremia bei seiner Berufung zum Propheten gegeben hatte (vgl. Jer 1,18-19 ). Er würde Jeremia stärken und zu einer ehernen Mauer machen, so daß alle seine Widersacher ihm nichts anhaben könnten. Auch wenn Widerstand käme, würde Gott Jeremia aus der Hand derer erretten, die ihn zu töten suchten.