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Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser: 
Charles H. Dyer
Jeremia Kp 16 & 17


g. Jeremias Einschränkungen und Judas Sünde

( 16,1 - 17,18 )

 

(1) Jeremias Einschränkungen ( Jer 16,1-9 )

 

 

Jer 16,1-4

 

Gott erlegte Jeremia mehrere persönliche Einschränkungen auf, die als Gegenstandslektionen für das Volk gedacht waren. Die erste Einschränkung war der Befehl, keine Frau zu nehmen und keine Familie zu gründen. Jeremia wurden diese selbstverständlichen Bindungen, die alle Israeliten schätzten, verwehrt. Dadurch wollte Gott zeigen, daß die kommende Katastrophe alle normalen Beziehungen unterbrechen und verändern würde. Viele Ehepartner und Kinder würden an bösen Krankheiten sterben . Die, welche übrig blieben, würden durch Schwert und Hunger umkommen (vgl. Jer 14,15-16; 15,2 ). Das Blutbad würde so furchtbar sein, daß die Toten nicht einmal beklagt oder begraben würden (vgl. Jer 16,6 ). Statt dessen würden sie wie Dung auf dem Acker liegen (vgl. Jer 25,33 ) - ihre leblosen Körper würden wilden Tieren zum Fraße dienen (vgl. Jer 15,3 ).

 

 

Jer 16,5-7

 

Die zweite Einschränkung für Jeremia war, daß er in kein Trauerhaus gehen und weder klagen noch trösten durfte (vgl. Hes 24,15-24 ). Er durfte nicht einmal diese selbstverständlichen Gefühle zeigen oder sein Beileid bekunden, wenn ein Mensch gestorben war. Zwei Gründe gab es dafür. Erstens sollte dies zeigen, daß Gott seinen Frieden , seine Gnade und seine Barmherzigkeit von diesem Volk weggenommen hatte. Zweitens sollte es daran erinnern, daß diejenigen, welche während der Eroberung Jerusalems sterben würden, nicht begraben noch beklagt würden (vgl. Jer 16,4 ), und daß die Überlebenden niemanden finden würden, der sie in ihrer Trauer tröstete. Die Zerstörung würde zu umfassend sein. Sich wund zu ritzen und sein Haupt zu scheren waren Zeichen der Trauer (vgl. Jer 41,5; 47,5; 48,37 ), obwohl es durch das Gesetz verboten war, sich zu ritzen ( 5Mo 14,1 ), da dies an heidnische Sitten erinnerte (vgl. 1Kö 18,28 ). Zu dem Scheren des Hauptes vgl. die Anmerkungen zu Hi 1,20 .

 

 

Jer 16,8-9

 

Die dritte Einschränkung für Jeremia war, daß er in kein Hochzeitshaus gehen durfte. Durch dieses Verbot sollte gezeigt werden, daß die Zeiten der Feste und der Fröhlichkeit bald vorbei sein würden. Gott kündigte an, daß er der Freude Judas und seiner gegenwärtigen Fröhlichkeit ein Ende machen wollte (vgl. Jer 25,10 ).

 

 

Jer 16,10-13

 

(2) Judas Sünde ( Jer 16,10-17,18 )

 

Wenn Jeremia den Menschen sein Verhalten erklärte, würden sie fragen, warum Gott ihnen all dies große Unheil ankündigte. In ihrer Naivität fragten sie, welche Sünde sie begangen hätten, um solch ein Gericht zu verdienen. Gottes Antwort auf diese Fragen machen das Grundproblem Israels während seiner gesamten Geschichte deutlich. Die vergangenen Generationen ( Väter ) hatten den wahren Gott verlassen, um andern Göttern nachzufolgen. Aber die gegenwärtige Generation handelte noch ärger. Statt aus den Fehlern ihrer Vorväter zu lernen, ging man noch weiter in die Irre. Jeder Mensch lebte nach seinem verstockten und bösen Herzen , statt Gott zu gehorchen.

Wegen dieser beständigen Auflehnung des Volkes gegen ihn kündigte Gott an, es aus diesem Lande zu verstoßen . "Verstoßen" ( FUl ) bedeutet: einen Gegenstand wegwerfen oder wegschleudern (vgl. 1Sam 18,11; 20,33; Jer 22,26-28 ). Die Menschen würden in ein Land geschleudert werden, von dem sie bisher nicht gewußt hatten (vgl. Jer 14,18; 15,2.14; 17,4 ) und in dem sie anderen Göttern dienen müßten (vgl. Jer 5,19 ). Weil sie Gott verworfen hatten, würde er ihnen keine Gnade mehr erweisen (vgl. Jer 16,5 ).

 

Jer 16,14-15

 

Wieder unterbrach Gott seine Botschaft des Gerichts, um etwas klarzustellen: Seine Worte bedeuteten keineswegs, daß Israel nun nicht länger sein Bundesvolk war. Dieses Gericht würde, wie Gott deutlich zu verstehen gab, nicht bleibend sein (vgl. Jer 4,27; 5,18 ). Einmal würde Israel wieder als Volk in sein Land zurückkehren und dort den Segen Gottes erleben. Dies würde während der tausendjährigen Herrschaft Christi geschehen, wenn das Volk den Segen des Neuen Bundes erfahren würde ( Jer 31,31-34 ).

Gott verhieß, daß es nach der kommenden Gefangenschaft Judas einen neuen "Exodus" geben würde. Dann würden die Menschen nicht mehr auf den ersten Exodus schauen, bei dem Gott die Israeliten aus ihrer Gefangenschaft in Ägyptenland herausgeführt hatte. Vielmehr würde man von der Zeit sprechen, da Gott sie aus dem Lande des Nordens (d. h. Babylon; vgl. die Anmerkungen zu Jer 1,14 ), wohin sie verstoßen worden waren, zurückbrachte.

Da Jer 16,14-15 beinahe mit Jer 23,7-8 identisch ist, halten manche Ausleger die Einordnung dieser Verse in Kapitel 16 für einen Fehler. Dies ist jedoch keine notwendige Folgerung. Jeremia hat an mehreren Stellen seines Buches gleiche oder ähnliche Worte benutzt (vgl. Jer 1,18-19 mit Jer 15,20; 6,13-15 mit Jer 8,10 b.11-12; Jer 7,31-32 mit Jer 19,5-6; 15,13-14 mit Jer 17,3-4 ).

 

 

Jer 16,16-18

 

Nach dieser Zusicherung der Rückführung des Volkes in sein Land setzte Gott seine Beschreibung des drohenden Gerichtes fort. Zunächst verglich er die Babylonier mit Fischern , die die Juden in ihren Netzen fischen sollten. Dann folgte ein Vergleich mit Jägern , die alle jene fangen sollten, denen es gelungen war zu entfliehen und die sich versteckten. Niemand würde entkommen, denn Gottes Augen sahen auf alle ihre Wege. Weder die Flüchtlinge noch ihre Missetat wären vor Gott verborgen. Er würde die Menschen jagen und es ihnen zwiefach vergelten, daß sie das Land mit ihren toten Götzen unrein gemacht hatten (Gott nannte das Land bewußt mein Land).

 

 

Jer 16,19-21

 

Jeremia bekräftigte sein Vertrauen auf Gott, der seine Stärke und Kraft und Zuflucht sei (vgl. die Anmerkungen zu Ps 18,2 ), drei Wörter, die den Schutz betonten, den Gott für ihn bereitet hatte. Nachdem Jeremia sein Vertrauen auf Gott bekräftigt hatte, wandte er sich den Tagen zu, da die ganze Welt Gott kennen würde. Während zu seiner Zeit Juda den falschen Göttern der Heiden huldigte, würde eine Zeit kommen, in der die Völker zu dem wahren Gott Israels kommen würden. Sie würden bekennen, daß ihre bisherigen Götter nichtige Götter , wertlose Götzen waren (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ). Zu jener Zeit würde Gott sie lehren und ihnen seine Kraft und Gewalt zeigen, so daß sie sein wahres Wesen erkennen würden. Sie würden erfahren, daß er der Herr heißt (vgl. Hes 36,22-23 ).

 

 

Jer 17,1-4

 

Die Heiden würden eines Tages ihre Götzen verlassen und sich Gott zuwenden. Aber in den Tagen Jeremias waren die Menschen in Juda mit Götzendienst durchsetzt. Sie waren so sehr festgelegt in ihren Wegen, daß es schien, als wäre ihre Sünde auf die Tafel ihres Herzens geschrieben oder gegraben mit eisernem Griffel und mit diamantener Spitze . Eisen und Diamant wurden wegen ihrer außergewöhnlichen Härte benutzt, um Worte in Steintafeln zu ritzen (vgl. Hi 19,24 ). Die Sünde Judas würde auf den Hörnern ihrer götzendienerischen Altäre sichtbar. Die "Hörner" waren steinerne Spitzen an den vier Ecken eines Altares.

Der Götzendienst war so allgegenwärtig, daß selbst ihre Söhne die Altäre und Ascherabilder anbeteten. Aschera war die kanaanitische Göttin der Fruchtbarkeit. Ein geschnitztes Bild der Aschera war durch Manasse in Gottes Tempel aufgerichtet worden ( 2Kö 21,7 ; vgl. 5Mo 16,21 ), auch wenn er es später wieder wegnahm ( 2Chr 33,13.15 ). Offensichtlich wurde es nach seinem Tode in den Tempel zurückgebracht, denn Josia entfernte es später während seiner Reformen wieder und verbrannte es im Kidrontal, außerhalb der Stadt ( 2Kö 23,6 ). Nachdem Josia gestorben war, wandten sich die Menschen wiederum dem Götzendienst zu und errichteten neue Ascherabilder. Das "Bild des Ärgernisses" ( Hes 8,5 ) könnte solch ein geschnitztes Ascherabild gewesen sein. Man betete diese Götter unter den grünen Bäumen und auf den hohen Hügeln an, traditionelle Orte für den Götzendienst (vgl. Hes 6,13 ).

Gott würde die Stadt Jerusalem mit ihren Schätzen wegen der Sünde der Menschen den Angreifern zum Raube geben (vgl. Jer 15,13; 20,5 ). Das Volk von Juda würde das Land verlieren (sein Erbe ), wenn Gott es an seine Feinde als Knecht verkaufen und in ein Land bringen ließe, das sie nicht kannten (vgl. Jer 14,18; 15,2.14; 16,13 ).

 

 

Jer 17,5-8

 

Jeremia fügte nun ein kurzes Gedicht ein, in dem er den Weg des Gottlosen (V. 5 - 6 ) mit dem Weg des Gerechten (V. 7 - 8 ) verglich. Juda hatte sich falschen Göttern zugewandt und bei ausländischen Mächten Schutz gesucht. Gott aber machte deutlich, daß jeder, der sich auf Menschen verläßt und bei ihnen Schutz sucht, verflucht ist, denn sein Herz ist vom Herrn abgewichen. Statt zu blühen, wird er wie ein Dornstrauch in der Wüste verdorren. Gott wird ihn so fruchtlos werden lassen wie das unfruchtbare Land der Salzwüste am Toten Meer, wo kein Leben möglich ist.

Ein Gerechter dagegen ist gesegnet, denn seine Zuversicht (sein Vertrauen) ist auf Gott gegründet. Anders als der Mensch in Vers 5 - 6 wird er wie ein Baum, am Wasser gepflanzt , sein (vgl. Ps 1,3 ). Wenn Schwierigkeiten (hier durch Hitze und Dürre dargestellt) kommen, dann fürchtet er sich nicht . Statt dessen wird er weiter wachsen wie ein Baum, der Früchte bringt und dessen Blätter grün bleiben.

 

 

Jer 17,9-13

 

Wenn die Wege des Segens und des Fluches so eindeutig sind (V. 5 - 8 ), warum wählt dann irgendein Mensch den Weg der Sünde? Der Grund für ein solches Verhalten ist das menschliche Herz. Es ist so trotzig, daß Jeremia sich fragte, wer es ergründen könne. Gott antwortete, indem er Jeremia klarmachte, daß der HERR das Herz ergründen und die Nieren prüfen kann . Gott kennt jene innersten Gedanken und Motive, die ein Mensch vielleicht vor allen anderen Menschen geheimzuhalten vermag. Deshalb kann Gott jedem sein Tun auf gerechte Weise vergelten.

Dieses Prinzip der Gerechtigkeit wird nun auf jene angewandt, die sich unrecht Gut angesammelt haben. Wenn ein Vogel die Eier eines anderen Vogels ausbrütet, wird dieser Nachwuchs sehr bald davonfliegen. So wird auch Reichtum, der in unrechter Weise erworben wurde, weggenommen werden, und wer ihn erworben hat, wird den Spott tragen müssen.

Jeremias Ausweg aus der Sünde war, sich auf die Majestät Gottes auszurichten. Gott war auf dem Thron in seinem Heiligtum . Wer sich dafür entschied, ihn ( die Hoffnung Israels ; vgl. Jer 14,8 ) zu verlassen, war gleichsam auf die Erde (d. h. in den Staub) geschrieben - ein Hinweis auf die Vergänglichkeit dieser Menschen (das Gegenteil davon war, im Buch des Lebens eingeschrieben zu sein; vgl. 2Mo 32,32-33; Ps 69,29 ). Das Volk hatte dieses Los verdient, denn es hatte Gott, die Quelle des lebendigen Wassers (vgl. Jer 2,13 ), verlassen.

 

 

Jer 17,14-18

 

Jeremia beschloß seine Botschaft, indem er Gott bat, ihn zu rechtfertigen. Er tat dies in Form einer persönlich gehaltenen Klage. Jeremia stellte seine treue Hingabe an Gott dem Unglauben derer gegenüber, die ihn verfolgten. Sie spotteten über seine Weissagungen und verlangten, daß sie sich sofort erfüllen sollten, wenn sie denn wahr wären. Aber trotz dieses Widerstandes hatte Jeremia seinen Dienst als Bote Gottes treu getan. Deshalb bat er nun Gott, seine Verfolger zuschanden werden zu lassen, indem er den Tag des Unheils über sie brächte , den Jeremia vorausgesagt hatte. Weil sie seine Botschaft nicht hören wollten, bat er Gott, das ganze Maß des Gerichtes über sie zu bringen ( zerschlage sie zwiefach ; vgl. Jer 16,18 ).

 

h. Das Halten des Sabbats

( 17,19 - 27 )

 

Jeremias bisherige Botschaften handelten von der allgemeinen Sünde und Rebellion des Volkes. In diesen Versen nun kam er auf ein besonderes Gebot des mosaischen Gesetzes zu sprechen, um der Nation zu zeigen, wie weit sie sich von Gott entfernt hatte (vgl. 2Mo 20,8-11 ). Er verband dies aber wiederum mit dem ausdrücklichen Angebot der Umkehr. Auf Gehorsam würde Segen, auf Ungehorsam das Gericht folgen.

 

 

Jer 17,19

 

Gott sagte Jeremia, daß er ins Tor des Volks treten solle. Welches Tor dies war, wissen wir nicht. Es wird als das Tor bezeichnet, durch das die Könige aus- und eingehen . Dieser Ort wurde gewählt, weil hier eine große Zahl von Menschen vorbeikam. Möglicherweise handelte es sich hierbei um das Osttor, das vom Tempelberg in das Kidrontal hinabführte. Hesekiel schreibt, daß sich an diesem Tor die Führer Judas versammelten ( Hes 11,1 ). Vielleicht war aber auch das Benjamintor am Nordende der Stadt gemeint (vgl. Jer 37,13 ). Dies war ein Ort, an dem der König auf seinem Thron saß ( Jer 38,7 ). Auf jeden Fall sollte Jeremia sich nicht auf ein Tor beschränken, sondern seine Botschaft in alle Tore Jerusalems tragen, so daß die Bewohner der ganzen Stadt sie hören konnten.

 

 

Jer 17,20-24

 

Seine Botschaft an diejenigen, die durch diese Tore zogen, war, daß sie den Sabbattag heiligen sollten. Im Gegensatz zu ihren Vätern, die ungehorsam waren, sollten sie den Tag Gottes ehren, den dieser ausgesondert hatte, indem er keine Arbeit an ihm tat. Dies war ein sichtbarer Prüfstein für ihre Treue gegenüber dem Bund Gottes.

 

 

Jer 17,25-27

 

Die Treue gegenüber dem Gesetz würde Segen bringen. Wenn die Menschen Gottes Befehlen gehorchten, würde Jerusalem immerdar bewohnt bleiben. Aus dem Norden (dem Lande Benjamin ), von den sanften Hügeln der westlichen Region (dem Hügelland ), von dem zerklüfteten Berggebiet zwischen Jerusalem , dem Jordantal und dem Toten Meer (dem Gebirge ) und aus der halbtrockenen Wüstengegend im Südland (dem Negev) würden die Menschen in die Stadt strömen. Sie würden dort ihre Brandopfer und Schlachtopfer im Tempel darbringen. Der Ungehorsam gegen Gottes Sabbatgebot jedoch würde ein Feuer des Gerichtes anzünden, das die festen Häuser der Stadt verzehrte und die Bewohner ohne Verteidigung zurückließe (vgl. Jer 49,27 ).