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Jeremia Kp 2 & 3
Jeremia Wallvoord für Youtube
Verfasser:
Charles H. Dyer
II. Weissagungen über Juda
( Jer 2-45 )
Dieser Abschnitt beginnt mit dreizehn Weissagungen, die sich auf das
göttliche Gericht über das Volk von Juda beziehen ( Jer 2-25 ). Dann
berichtet Jeremia von den persönlichen Nöten, die die Folge der
Verwerfung seiner Botschaften durch die Menschen waren ( Jer 26-29 ).
Das Gericht über Juda war nun besiegelt. Aber ehe Jeremia die
Vollziehung dieses Gerichtes beschreibt, fügt er zunächst Gottes
Botschaft des zukünftigen Trostes für Israel und Juda ein ( Jer 30-33 ).
Auch wenn Juda in die Gefangenschaft geführt würde, würde Gott sein Volk
nicht verlassen. Nach dieser Botschaft der zukünftigen Hoffnung
berichtet Jeremia schließlich von der Eroberung Judas durch Babylon
( Jer 34-45 ). Das Wort des Gerichtes, das er verkündet hatte, hatte
sich erfüllt.
A. Das göttliche Gericht über Juda
( Jer 2-25 )
Diese 13 Gerichtsbotschaften bestehen aus neun allgemeinen ( Jer 2-20 )
und vier besonderen Prophezeiungen über das Gericht ( Jer 21-25 ).
1. Jeremias neun allgemeine Gerichtsprophetien
( Jer 2-20 )
a. Jerusalems Treulosigkeit
( 2,1 - 3,5 )
Jer 2,1-3
In seiner ersten Botschaft konfrontiert Jeremia Jerusalem mit dessen
Widerspenstigkeit. Um seine Aussage zu verdeutlichen, stellte er Judas
frühere Frömmigkeit (V. 1 - 3 ) seiner gegenwärtigen Loslösung von Gott
gegenüber ( 2,4 - 3,5 ). Zur Zeit des Exodus hatte Israel Gott geliebt
und war ihm in der Wüste gefolgt. Zwar hatte Israel auch damals Zeiten
mangelnden Glaubens gekannt, als es auf seinen Wüstenwanderungen gegen
Gott gemurrt hatte, aber Gott hatte dies in seiner Gnade und "Geduld"
( Röm 3,26 ) vergeben. Im großen und ganzen jedoch war Israel als Volk
Gott treu geblieben.
Israel war ausgesondert worden als dem HERRN heilig (vgl. 2Mo 19,6; Jer
22,30 ). So wie die Erstlingsfrucht der Ernte Gott gehörte (vgl. 3Mo
23,9-14 ), so war Israel als erste Nation auserwählt worden, um den
Herrn anzubeten. Wer sich an ihm vergriff, war ebenso schuldig wie
einer, der von den Erstlingsfrüchten aß, die doch Gott gehörten,
und Unheil mußte über ihn kommen (vgl. 1Mo 12,3 ).
Jer 2,4-8
Israels Treue zu Gott war jedoch nicht von Dauer. Jakob (ein Synonym
für Israel ; V. 4 ) folgte nichtigen Götzen (V. 5 ; vgl. V. 8.11 ; Jer
8,19; 10,8.14-15; 14,22; 16,19; 18,15; 51,17-18 ) und vergaß, daß der
Herr es aus der Wüste ( Jer 2,6 ) in ein fruchtbares Land gebracht
hatte. Und die Menschen machten das Land unrein mit ihrem Götzendienst
(V. 7 ).
Jeremia griff die drei Gruppen heraus, die die Aufgabe hatten, das Volk
zu führen, und legte ihren Mangel an Gehorsam dar (V. 8 ).
Die Priester , die das Volk in den Wegen Gottes unterweisen sollten,
kannten Gott nicht. Sie hatten selbst keine enge Beziehung zu dem Einen,
von dem sie lehrten.
Die Hirten ( rOZIm ) waren die politischen und zivilen Führer, die von
Gott angewiesen waren, das Volk zu leiten und zu schützen. In der
Frühzeit der Geschichte Israels wurde diese Aufgabe von den Richtern
wahrgenommen, aber später ging sie auf die Könige über. Aber die, welche
eigentlich Juda führen sollten, hätten selbst der Zurechtweisung
bedurft. Sie wurden dem Einen untreu, der sie in ihre Aufgabe eingesetzt
hatte.
Die Propheten waren die dritte Gruppe, die den Auftrag hatte, das Volk
zu leiten. Aber statt Gottes Worte der Zurechtweisung und Korrektur zu
verkünden, weissagten sie im Namen des Baal und riefen die Menschen dazu
auf, wertlosen Götzen zu folgen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ). Baal
war ein kanaanitischer Fruchtbarkeitsgott, dessen Anbetung Israel immer
wieder reizte (vgl. 1Kö 18,18-40; 2Kö 10,18-28; 21,1-3 ).
Jer 2,9-12
Nachdem Jeremia auf die Untreue der Menschen deutlich hingewiesen hatte,
benutzte er das Bild einer Gerichtsverhandlung, um die Größe der Sünde
Israels sichtbar zu machen. Gott würde mit Israel rechten ( rIB ; ein
Ausdruck aus der Gerichtssprache, der das Erheben einer Anklage vor
Gericht bezeichnet; vgl. Mi 6,1-2 ). Jeremia forderte die Menschen auf,
hinauszuziehen und die Treue der Heiden zu beobachten. Aber ob sie
nun zu den Inseln der Kittäer (Zypern) im Westen gingen oder nach
Kedar (Wüstenstämme in Nord-Arabien) im Osten, überall würden sie das
gleiche feststellen: Kein heidnisches Volk hatte jemals seine Götter
gewechselt. Die götzendienerischen Völker, die Israel umgaben, waren
ihren falschen Göttern treuer, als Israel es gegenüber dem wahren Gott
des Universums gewesen war.
Jer 2,13
Israel hatte eine zweifache Sünde begangen. Die erste war eine
Unterlassungssünde: Das Volk hatte seinen Gott verlassen. Die zweite
Sünde war eine Begehungssünde: Das Volk hatte den wahren Gott durch
falsche Götzen ersetzt. Das Herz des Menschen kann ja ebensowenig wie
die Natur ein Vakuum enthalten. Jeremia benutzte Bilder, die in Juda
sehr gut verstanden werden konnten, und so verglich er das Verhalten des
Volkes mit dem eines Menschen, der die lebendige Quelle (fließendes
Wasser) mit Zisternen, die rissig sind , vertauscht hat. Die
verläßlichsten und erfrischendsten Wasserlieferanten in Israel waren
seine natürlichen Quellen. Dieses Wasser war beständig. Es war klar und
kühl und daher wirklich befriedigend. Im Gegensatz dazu konnte man sich
auf die Zisternen am wenigsten verlassen. Zisternen waren große Löcher,
die in einen Felsen gehauen und mit Mörtel ausgekleidet wurden. In ihnen
sammelte man Regenwasser. Dieses Wasser war abgestanden, und wenn es
wenig regnete, fehlte es ganz. Wenn nun eine solche Zisterne einen Riß
hatte, konnte sie das Wasser nicht halten. Es wäre völlig unsinnig
gewesen, sich von einem verläßlichen, reinen Strom fließenden Wassers
abzuwenden, um sich einer rissigen Zisterne mit abgestandenem Wasser
zuzuwenden. Aber genau dies taten die Menschen in Juda, als sie sich von
Gott abwandten und den Götzen dienten.
Jer 2,14-16
Der Abfall Judas würde schlimme Folgen haben. Das Land würde von fremden
Eroberern (die mit Löwen verglichen werden) verwüstet, und seine Städte
würden verbrannt, so daß niemand darin wohnte . Die Erwähnung
von Memfis (vgl. Hes 30,13.16 ) und Tachpanhes (vgl. Hes 30,18 ), zwei
Städte in Ägypten, könnte bedeuten, daß Jeremia hier von der Invasion
Judas durch Pharao Schischak im Jahre 925 v. Chr. ( 1Kö 14,25-26 ) oder
durch Pharao Necho, der 609 v. Chr. König Josia tötete ( 2Kö 23,29-30 ),
sprach. Beide Male hatte Ägypten Juda besiegt und Juda den Kopf kahl
geschoren.
Jer 2,17-19
Juda hatte den Herrn nicht nur wegen falscher Götzen verlassen (V. 13 ),
sondern auch wegen falscher Bündnisse. Vergeblich wandte es sich
von Ägypten nach Assyrien , um Bündnisse zu schließen, die seine
Sicherheit garantieren sollten (vgl. V. 36 ; Hes 23; Hos 7,11 ). Kein
Bündnis könnte Juda vor seinen Sünden beschützen. Erst wenn die Menschen
das Gericht erlebt hätten, würden sie erkennen, was es für Jammer und
Herzeleid bringt, den Herrn zu verlassen.
Jer 2,20
Judas geistlicher Abfall entsprach geistlicher Hurerei. Indem er es als
Hure bezeichnete, wies Jeremia auf Judas unersättliche Lust nach
falschen Göttern hin. Vier Bilder malte Jeremia mit seinen Worten (V. 20
- 28 ) von Juda, um dessen Widerspenstigkeit zu zeigen. Das erste Bild
war das eines Tieres, das sein Joch zerbrochen hat. Juda hatte sein Joch
zerbrochen, das es mit dem Herrn verbunden hatte, und war den Göttern
der heidnischen Nachbarn nachgelaufen (vgl. Jer 5,5 ). Es errichtete
Anbetungsstätten auf allen hohen Hügeln , um diesen Göttern zu dienen
(vgl. Jer 3,2; Hes 6,1-7.13 ). In geistlicher Hinsicht trieb Juda
damit Hurerei . Diese Worte Jeremias könnten jedoch auch tatsächliche
sexuelle Perversionen bezeichnen, die mit diesem Götzendienst
einhergingen (vgl. Hos 4,10-14 ).
Jer 2,21
Jeremias zweites Bild von Juda war das eines edlen Weinstockes von
verläßlicher Herkunft, den Gott gepflanzt und gepflegt hatte. Oft wird
Juda als Gottes Weinstock oder Weinberg bezeichnet, sowohl im AT
(vgl. Jes 5,1-7; Hes 15 ) als auch in den Evangelien (vgl. Mt
21,33-46 ). Gott hatte für das Volk alles getan, was er tun konnte. Aber
trotz seiner Pflege wurde es zu einem schlechten, wilden Weinstock , der
keine gute Frucht bringen konnte.
Jer 2,22
Das dritte Bild von Juda war das eines Menschen, der
seinen Schmutz nicht abwaschen kann. Die Sünde des Volkes war so tief
eingedrungen, daß auch Lauge (ein stark alkalisches Mineral)
und Seife (ebenfalls stark alkalisch, aber ein pflanzliches Produkt)
diesen Schmutz nicht entfernen konnten.
Jer 2,23-25
Das vierte Bild schließlich, das Jeremia von Juda malte, war das eines
ungezähmten Tieres in der Brunstzeit . Wie eine Kamelstute lief Juda
unablässig hinter seinen Götzen her (zu dem Wort Baale im Text vgl. die
Anmerkungen zu Ri 2,11 ; siehe auch Jer 9,14 ). Wie eine Wildeselin ließ
es sich in seiner Lust nach diesen Fremden nicht aufhalten.
Jer 2,26-28
Weil Juda diesen falschen Göttern nachlief, würde es zuschanden werden.
Wenn es auch sogar seine Existenz den falschen Göttern aus Holz und
Stein zuschrieb, hatte es doch, wenn Not kam, die Dreistigkeit, Gott zu
bitten, daß er komme und es rette. Ihre falschen Götter hatten keine
Macht, und doch hatte Juda so viel Städte, so viel Götter (vgl. Jer
11,13 ) - was die Ausbreitung des Götzendienstes deutlich macht.
Jer 2,29-30
Juda war geistlich unzurechnungsfähig geworden. Trotz seiner Sünde
meinte es, mit Gott rechten zu können. Hier liegt eine ironische
Umkehrung von Vers 9 vor, wo Gott mit Juda rechtet. Juda klagte Gott der
Belästigung an. Gottes Gericht aber war verdient, denn die Menschen
waren alle von ihm abgefallen. Gott hatte das Volk gestraft, aber seine
Züchtigung sollte es erziehen und zurechtweisen. Aber die Menschen
lehnten es ab, auf ihn zu hören, und töteten sogar Gottes Boten, die
Propheten.
Jer 2,31-33
Judas Unzurechnungsfähigkeit zeigte sich am deutlichsten darin, daß es
vergessen hatte, wie Gott in der Vergangenheit an ihm gehandelt hatte.
Das Volk hielt sich für frei, für unabhängig von Gott. Eine Braut würde
niemals ihren Schleier vergessen, der sie als verheiratete Frau
kennzeichnet, aber Juda hatte seinen Gott vergessen, der es geschmückt
und ausgesondert hatte aus den anderen Nationen dieser Welt. Juda hatte
dies seit endlos langer Zeit getan. Voller Sarkasmus fügte Jeremia
hinzu, daß Juda sich daran gewöhnt habe, sich unerlaubte Liebhaber zu
suchen, so daß selbst die schlimmsten Huren von ihm noch neue Wege der
Verführung lernen könnten.
Jer 2,34-35
Die Unzurechnungsfähigkeit des Volkes zeigte sich auch darin, daß es am
Vergießen unschuldigen Blutes beteiligt war. Seine Kleider waren mit
dem Blut von Armen und Unschuldigen bedeckt. Wenn diese Menschen bei
einem Einbruch ertappt worden wären, wenn sie also beim Stehlen erwischt
und getötet worden wären, dann wäre derjenige, der für ihren Tod
verantwortlich war, unschuldig gewesen ( 2Mo 22,1 ). Aber Juda tötete
nicht um irgendwelcher Verbrechen willen. Die Ermordeten waren
"unschuldig". Und doch behauptete es immer: Ich bin unschuldig. Ich habe
nicht gesündigt. Deshalb würde es Gottes Gericht erfahren.
Jer 2,36-37
Ein viertes Zeichen für die Unzurechnungsfähigkeit Judas war seine
wankelmütige Außenpolitik. Ständig änderte es seine Wege im Umgang mit
anderen Völkern (vgl. V. 18 ; Hes 23 ). Aber es würde feststellen
müssen, daß ein neues Bündnis mit Ägypten ebenso enttäuschend wäre wie
sein Bündnis mit Assyrien in der Vergangenheit (vgl. 2Kö 16,7-9; Jes
7,13-25 ). Der Herr hatte diese Nationen verworfen. Deshalb würden sie
Juda nicht helfen können.
Jer 3,1-5
Jeremia beendete seine erste Botschaft, indem er noch einmal die
geistliche Hurerei Judas deutlich machte. Wenn eine Ehe geschieden wurde
und die Frau sich mit einem andern vermählte, dann durfte sie, wenn auch
diese Ehe zerbrach, nach dem Gesetz nicht wieder zu ihrem ersten Mann
zurückkehren ( 5Mo 24,1-4 ). Juda hatte sich von seinem Mann, Jahwe,
getrennt und mit vielen gehurt (vgl. Jer 2,20 ). Dieses Tun machte
es unrein (zu unrein vgl. Jer 3,2.9 und siehe die Anmerkungen zu Jer
23,11 ). Deshalb hätte es sein können, daß Gott sein Volk nicht wieder
zu sich nahm. Dies war offensichtlich eine zeitlich begrenzte
Verwerfung, denn später berichtete Jeremia von Gottes Verheißung, Israel
unter einem neuen Bund wieder als Nation zu erneuern (vgl. Jer 3,18;
31,31-33 ).
Israels geistliche Hurerei war offensichtlich. Es war kaum ein Ort zu
finden, wo es sich nicht in seiner geistlichen Vereinigung falschen
Göttern preisgegeben hatte (vgl. Jer 3,9 und die Anmerkungen zu Jer
2,20 ). Sein begieriges Warten an den Wegen auf Liebhaber war ein
Verhalten, das gewöhnlich von kultischen Prostituierten praktiziert
wurde (vgl. 1Mo 38,13-14.20-21 ). Diese Lust Judas nach
götzendienerischen Liebhabern war vergleichbar einem plündernden Araber
in der Wüste , der auf vorbeiziehende Karawanen wartete, um sie zu
berauben.
Gott würde Juda richten, indem er Frühregen und Spätregen zurückhielt
(vgl. 5Mo 28,23-24; Jer 14 ). Aber Juda wollte sich nicht mehr schämen.
Auch wenn es zu Gott schrie und Lieber Vater, du Vertrauter von meiner
Jugend rief, wenn es ihn bäte, seinen Grimm zu beenden, wären seine
Worte doch nur leere Hülsen, die lediglich dazu dienen sollten, Gott zu
manipulieren. Sein Reden wäre freundschaftlich, aber seine Taten
änderten sich nicht. Auch weiterhin täte es allenthalben nur Böses.
b. Umkehr im Lichte des kommenden Gerichtes
( 3,6 - 6,30 )
Jeremias zweite Botschaft ist eine Prophezeiung, die vermutlich zu einer
anderen Zeit erging als seine erste Botschaft. Dennoch besteht ein
logischer Zusammenhang zwischen dieser Weissagung und Jer 2,1- Jer
3,5 .Sie stellt eine Art Schlußfolgerung aus der ersten Botschaft dar.
Im Lichte der Sünde Judas forderte Gott das Volk zur Umkehr auf. Die
Weissagung wird recht allgemein datiert: Zur Zeit des Königs Josia .
Vielleicht kann man sie irgendwann zwischen dem Beginn von Jeremias
Dienst im Jahre 627 v. Chr. und der Entdeckung des Gesetzes 621 v. Chr.
einordnen (vgl. Jer 11,1-8 ).
(1) Die Aufforderung zur Umkehr ( Jer 3,6-4,4 )
Jer 3,6-11
Gott offenbarte Jeremia die Geschichte zweier Schwestern - Israel und
Juda (vgl. Hes 23 ). Das Nordreich Israel trieb Hurerei auf allen Höhen
des Landes, eine Bezugnahme auf den ausgiebig betriebenen Götzendienst.
Gott wartete in seiner Geduld, daß Israel zu ihm zurückkehren würde.
Aber Israel lehnte dies ab und fuhr in seinem Götzendienst fort.
Seine Schwester Juda, die Treulose, beobachtete diese Sünde Israels.
Gott antwortete darauf, indem er Israel einen Scheidebrief gab und es
entließ (vgl. die Anmerkungen zu Hos 2,2 ). Jeremia meinte hiermit die
Zerstörung des Nordreiches Israel durch Assyrien im Jahr 722 v. Chr.
(vgl. 2Kö 17,5-20 ).
Leider hatte Juda aus dem Fall Israels nichts gelernt. Statt dessen
hatte es auch begonnen, Hurerei zu treiben. Ja, Juda fügte sogar noch
Heuchelei zu der Sünde Israels hinzu, denn es beging dieselben Sünden
und behauptete gleichzeitig, zum Herrn umzukehren. So war Israel trotz
seiner Sünde noch gerechter als das treulose Juda.
Jer 3,12-18
Jeremia unterbrach seine Verurteilung der Sünde, um eine Botschaft der
Umkehr und Hoffnung für das Nordreich einzufügen. Wenn Israel zu seinem
Gott zurückkehrte (vgl. Jer 7,3; 26,13 ), dann würde er es nicht
zornig anblicken und Barmherzigkeit walten lassen. Aber die Menschen
müßten ihre Schuld der Rebellion und des Götzendienstes erkennen.
Gott verhieß, daß er einen Überrest sammeln würde ( einen aus einer
Stadt und zwei aus einem Geschlecht ) und ihn nach Jerusalem ( Zion ;
vgl. die Anmerkungen zu Kl 1,4 und Sach 8,3 ) bringen würde. Dieser
Überrest würde Hirten haben (Führer, vgl. Jer 10,21; 22,22; 23,1-2.4 ),
die sie im Sinne Gottes führen würden, und sie würden zahlreich werden -
ein Zeichen des Segens Gottes ( 5Mo 30,5.9 ).
Die Bundeslade , die nach der Zerstörung Judas durch Babylon im Jahre
586 v. Chr. verloren ging, würden sie nicht mehr vermissen , und eine
andere Lade würde nicht gemacht werden. Statt der Bundeslade würde d es
HERRN Thron dort sein, ein Titel, unter dem die Stadt Jerusalem bekannt
sein würde. Es ist bedeutsam, daß auch Hesekiel (vgl. Hes 43,7 ) den
Tempel im Tausendjährigen Reich als einen Ort ansah, an dem Gottes Thron
stehen würde. Christus würde in der Zeit des Tausendjährigen Reiches vom
Tempel aus regieren. Gottes Herrschaft von Jersualem aus würde sich auf
alle Heiden erstrecken, die nach Jerusalem kommen würden, um ihn
anzubeten (vgl. Sach 14,16-19 ).
Neben der geistlichen Erneuerung würden Juda und Israel auch eine äußere
Erneuerung erleben. Das Haus Juda und das Haus Israel würden als Nation
vereint werden (vgl. Jer 31,31-33; Hes 37,15-28 ). Sie würden aus der
Gefangenschaft in das Land zurückkehren, das Gott ihren Vätern zum
Erbe verheißen hatte. Israel und Juda wurden 931 v. Chr. als Nation
geteilt und sind seither nie wieder als ein Volk unter Gott vereinigt
worden. Die Erfüllung dieser Verheißung steht aus bis zur Wiederkunft
Christi.
Jer 3,19-20
Gottes Verlangen war es, sein Volk zu segnen. Er wollte es halten, als
wäre es sein Sohn, und es in sein Erbe einsetzen. Aber das Volk
war gleich wie ein Weib , das seinem Ehemann untreu ist. Was die
Wiederherstellung verhinderte, war Israel, nicht Gott.
Jer 3,21-25
Es kann sein, daß Jeremia in diesen Versen ein idealistisches Bild der
Israeliten zeichnete. Die Menschen beklagen ihre Situation ( V. 21 ),
Gott bietet ihnen die Umkehr an (V. 22 a), und die Menschen fühlen eine
echte und tiefe Reue über ihre Sünde (V. 22 b. 23-25 ). Das Buch Jeremia
jedoch macht im Gegensatz dazu deutlich, daß Israel diesem Beispiel
nicht gefolgt ist. Noch steht die zukünftige Umkehr des Volkes aus, die
erst dann erfolgen wird, wenn Christus als König wiederkommt ( Sach
12,10-13,1 ).
Der Abschnitt beginnt mit Menschen, die ein klägliches Heulen und
Weinen vernehmen lassen. Sie schreien wegen ihrer Übertretungen (sie
haben übel getan) und weil sie den Herrn vergessen haben. In Jeremias
Bild einer Nation, die echte Buße tut, erkennt das Volk schließlich die
Tiefe der Grube, in die es gefallen ist. Gott antwortet auf diesen
Schrei des Volkes, indem er ihm seine Hilfe anbietet, falls es umkehrt.
Israels Antwort liefert uns ein Modell echter Umkehr. Bewußt entschließt
es sich, zu Gott zu kommen, weil er wirklich Gott ist. Das Volk gibt
seine Schuld des Götzendienstes zu, der das ganze Land überschwemmt hat.
Es bekennt, daß der Götzendienst ein Betrug war und daß es nur in Gott
Rettung für Israel gibt. Die Schande und Schmach seiner vergangenen
Taten zwingt es zuzugeben, daß es gesündigt hat wider den Herrn.
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