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Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser: 
Charles H. Dyer
Jeremia Kp 26 & 27 & 28


1. Der Konflikt mit dem Volk

( Jer 26 )

 

a. Jeremias Botschaft

( 26,1 - 6 )

 

Jer 26,1-3

 

Jeremia schreibt, daß diese Botschaft im Anfang der Herrschaft Jojakims verkündigt wurde. Da Jojakim den Thron im Jahre 609 V. Chr. bestieg, ist es wahrscheinlich, daß die hier beschriebenen Ereignisse in den Jahren 609 - 608 V. Chr. stattfanden. Die Botschaft selbst scheint mit der in den Kap. 7 - 10 genannten "Tempel-Botschaft" identisch zu sein. In diesen Kapiteln beschreibt Jeremia den Inhalt seiner Botschaft, während er hier von der Reaktion der Menschen berichtet. Der Zweck dieser Botschaft war, die Menschen dazu zu bringen, auf Gottes drohendes Gericht zu hören, so daß jeder sich von seinem bösen Wege abwandte. Für den Fall einer Umkehr verhieß Gott, daß er das Übel, das er ihnen anzutun gedachte, nicht über sie bringen würde (vgl. Jer 7,3-7 ).

 

 

Jer 26,4-6

 

Dies war eine Botschaft des Gerichtes für den Ungehorsam Judas. Wenn das Volk es ablehnte, Gottes Gesetz zu gehorchen und auf Gottes Knechte, die Propheten, (vgl. Jer 7,21-26 ) zu hören, würde Gott den Tempel (sein Haus) ebenso zerstören wie das Heiligtum, das einmal in Silo gestanden hatte (vgl. Jer 7,14 ). Die Menschen würden die Stadt Jerusalem verfluchen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 24,9 ).

 

 

b. Jeremia wird verhaftet und vor Gericht geführt

( 26,7 - 15 )

 

Jer 26,7-11

 

In den Kap. 7 - 10 hat Jeremia nicht von der Reaktion der Menschenmenge auf seine Botschaft gesprochen. Als die Priester, Propheten und alles Volk , die im Tempel waren, Jeremias Worte gehört hatten, ergriffen sie ihn gleich nach dem Ende seiner Botschaft und verlangten, daß er für seine Worte sterben müsse. Die Anklage gegen ihn lautete, daß Jeremia ein falscher Prophet sei, weil er im Namen des Herrn behauptet hatte, der Tempel und die Stadt würden verlassen und wüst werden. Offensichtlich glaubten die Menschen, eine solche Weissagung könne niemals von Gott kommen.

Die Anklagen gegen Jeremia mußten "im Gericht behandelt" werden. Deshalb verhandelten die Oberen ( RArIm ; wörtl.: "Fürsten", vermutlich die hohen Würdenträger des Königs; vgl. Jer 36,11-12 ) die Angelegenheit vor dem neuen Tor . Dieses Stadttor war der Ort, an dem Gericht gesprochen und über öffentliche Geschäfte verhandelt wurde (vgl. 5Mo 21,18-19; Rt 4,1-11; Jer 39,3 ). Die Priester und Propheten behaupteten, daß Jeremia des Todes schuldig sei . Sein Verbrechen war, daß er gegen die Stadt Jerusalem geweissagt hatte.

 

 

Jer 26,12-15

 

Jeremia verteidigte sich auf dreifache Weise. Erstens erklärte er, daß der Herr ihn gesandt habe, um diese Botschaft, die die Menschen gehört hatten, zu verkündigen. Deshalb sei er kein falscher Prophet. Zweitens machte er deutlich, daß seine Botschaft eine Bedingung enthalte. Wenn die Menschen ihre Wege ändern würden (vgl. Jer 3,12; 7,3 ), dann - so versprach Gott - würde das Übel nicht über Jerusalem kommen. Es bestand also noch eine gewisse Hoffnung für die Stadt. Drittens warnte Jeremia die Menschen, daß sie unschuldig Blut auf sich laden würden, wenn sie ihn töteten. In den Augen Gottes würden sie sich des Mordes an einem unschuldigen Menschen schuldig machen.

 

 

c. Jeremias Rettung

( 26,16 - 24 )

 

Jer 26,16-19

 

Nachdem die Oberen die Anklage gehört hatten, stellten sie sich, zusammen mit dem ganzen Volk, auf die Seite Jeremias und gegen das religiöse Establishment (die Priester und die falschen Propheten ). Sie erklärten, daß Jeremia des Todes nicht schuldig sei. Einige der Ältesten unterstützten diesen Richterspruch durch eine Aussage des Propheten Micha . Indem sie aus Mi 3,12 zitierten, wiesen sie darauf hin, daß jener Prophet etwa 70 Jahre zuvor ähnliche Aussagen gegen die Stadt und den Tempel gemacht hatte. König Hiskia aber hatte Micha nicht töten lassen, sondern auf dessen Worte gehört und den Herrn um Gnade angefleht. Gott hatte Hiskias Bitte erhört und das Übel nicht gebracht, das durch Micha angekündigt worden war. Wenn man Hiskias Beispiel nicht folgte, würde großes Unheil über Juda kommen.

 

 

Jer 26,20-23

 

Jeremia wurde also verschont. Andere Propheten dagegen waren nicht so glücklich. Einer der Propheten jener Zeit war Uria, der Sohn Schemajas . Von ihm wissen wir nichts weiter, als daß er aus Kirjat Jearim stammte. Er weissagte die gleichen Dinge wie Jeremia. Aber als der König davon hörte, beschloß er, Uria töten zu lassen. Uria erfuhr von diesem Plan und floh nach Ägypten . Der König aber schickte eine Abordnung nach Ägypten, um ihn wieder nach Juda zu holen. Diese Abordnung wurde von Elnatan, dem Sohn Achbors , angeführt. Elnatan gehörte zu jenen Obersten, die bei der Lesung der Schriftrolle Jeremias zuhörten ( Jer 36,11-12 ), und sein Vater Achbor könnte ein Oberster unter König Josia gewesen sein ( 2Kö22,12-14 ). Uria wurde des Verrates bezichtigt und mit dem Schwert getötet. Man gab ihm ein unwürdiges Begräbnis, sein Leichnam wurde an der Begräbnisstätte des niederen Volkes begraben (vgl. 2Kö 23,6 ).

 

 

 

 

Jer 26,24

 

Jeremia wurde von Ahikam , dem Sohn Schafans , unterstützt. Dieser verhinderte, daß die Menschen ihn töteten. Die Familie Schafans spielte in den letzten Jahren Judas eine wichtige Rolle (vgl. die Tabelle "Die Nachkommen Schafans"). Schafan war der Sekretär König Josias, der diesem das Auffinden des Gesetzes meldete ( 2Kö 22,3-13 ). Schafan hatte mindestens vier Söhne; über drei von ihnen äußerte sich Jeremia positiv (Ahikam, Gemarja und Elasa). Der vierte Sohn aber, Jaasanja, war das "schwarze Schaf" der Familie. Seine Anwesenheit unter den Götzendienern im Tempel versetzte Hesekiel in Erstaunen ( Hes 8,11 ). Ahikams Sohn Gedalja wurde nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 586 V. Chr. von Nebukadnezar zum Statthalter von Juda ernannt.

 

 

2. Der Konflikt mit den falschen Propheten in Jerusalem

( Jer 27-28 )

 

a. Jeremias Weissagung

( Jer 27 )

 

(1) An die Botschafter ( Jer 27,1-11 )

 

 

Jer 27,1-7

 

Die in Kapitel 27 geschilderten Ereignisse fanden im Anfang der Herrschaft Zedekias statt. Diese Aussage ist textkritisch schwierig. In den meisten hebräischen Manuskripten steht hier "Jojakim" statt "Zedekia". Inhaltliche Erwägungen deuten jedoch darauf hin, daß dieses Kapitel während der Zeit Zedekias geschrieben wurde. Er wird in den Versen 3.12 "König von Juda" genannt, und Jer 28,1 zeigt, daß die Weissagung in Kapitel 27 während seiner Regierungszeit erging. Warum also steht in den meisten hebräischen Manuskripten in diesem Vers "Jojakim"? Ohne Zweifel geht diese Lesart auf den Abschreibefehler eines späteren Kopisten zurück. Vielleicht hat der Abschreiber versehentlich Jer 26,1 hier eingefügt. Wenn dies so ist, dann enthält die Septuaginta (in der Jer 27,1 fehlt) die ursprüngliche Lesart. Oder ein Schreiber hat den Namen bewußt umgeändert, um eine Übereinstimmung mit Jer 26,1 herzustellen.

Gott ließ Jeremia ein Joch anfertigen, wie es benutzt wurde, um Ochsen zusammenzuspannen, und es auf seinen Nacken legen. Dann sollte er eine Botschaft an die Boten schicken, die sich in Jerusalem aufhielten, um mit Zedekia zusammenzutreffen. Diese Boten kamen aus Edom, Moab und dem Ammoniterland im Osten Judas sowie von Tyrus und Sidon , zwei phönizischen Städten im Norden. Warum befanden sie sich in Jerusalem? Wahrscheinlich waren sie hier zusammengekommen, um über die Möglichkeit zu verhandeln, sich zu einem Bündnis gegen Babylon zusammenzuschließen. Dieses Treffen fand irgendwann zwischen Mai und August 593 V. Chr. statt (vgl. Jer 28,1 ). Die babylonischen Berichte erwähnen eine Revolte in Babylon, die etwa ein Jahr früher stattgefunden hatte. Offensichtlich mußte sich König Nebukadnezar gegen eine innere Verschwörung verteidigen. Eine solche Unruhe in Babylon selbst ermutigte sicher auch die Vasallenstaaten, ihre Chancen für eine Befreiung aus dem Joch der babylonischen Herrschaft zu prüfen.

Jeremias öffentliche Verkündigung zerschlug jede Hoffnung der Botschafter, ihr Treffen vielleicht geheimhalten zu können. Gott sagte, daß er die Erde und alles Leben auf ihr gemacht habe. Er könne sie geben, wem er wolle. Und Gott hatte Nebukadnezar, den König von Babel , ausgewählt, um durch ihn die Völker zu unterwerfen; alle Völker würden, so verkündigte Gott, Babylon dienen, bis dessen Zeit des Gerichtes gekommen sei. Erst dann würden andere in der Lage sein, Babylon zu unterjochen.

 

 

Jer 27,8-11

 

Weil Nebukadnezars göttliche Bestimmung eindeutig war, warnte Jeremia die Botschafter vor einer Rebellion. Jedes Volk, das sich weigerte, seinen Nacken unter Babylons Joch zu beugen, würde mit Schwert, Hunger und Pest von Gott gestraft werden (vgl. V. 13 und die Anmerkungen zu Jer 14,12 ). Wir finden hier die erste von insgesamt drei Warnungen Jeremias in Kapitel 27 , nicht auf die falschen Propheten zu hören (vgl. V. 14.16 ). Weil er in den Versen 8 - 11 die Abgesandten der heidnischen Völker ansprach, warnte er auch vor deren Methoden der Wahrsagerei, mit denen sie versuchten, eine Antwort zu erhalten. (Zu dem Wort Wahrsager vgl. Jer 29,8 und die Anmerkungen zu qAsam in 5Mo 18,10 .) Diese falschen religiösen Lehrer verkündigten Lügen, wenn sie für eine Rebellion gegen Babylon Erfolg verhießen, denn Gott hatte geschworen, jedes rebellierende Volk zu vernichten. Nur die Völker, die sich der Autorität Babels unterordneten, würden in ihren eigenen Ländern bleiben.

 

Jer 27,12-15

 

(2) An Zedekia ( Jer 27,12-15 )

 

Jeremia redete alle diese Worte auch zum König von Juda . Wieder umfaßte die Botschaft des Propheten zwei Teile. Der erste Teil enthielt Gottes Befehl an Zedekia, seinen Nakken unter das Joch Babylons zu beugen und ihm weiter als Vasallenkönig zu dienen. Wenn er dies ablehnte, würde das Gericht, das Gott angedroht hatte, über Juda kommen. Der zweite Teil der Botschaft Jeremias war eine Warnung vor dem Vertrauen auf die falschen Propheten. Sie verkündigten Sieg, denn sie weissagten Lügen. Gott hatte sie nicht gesandt.

 

 

Jer 27,16-22

 

(3) An die Priester und das Volk ( Jer 27,16-22 )

 

Jeremia wandelte seine Botschaft ein wenig ab, als er sich nun den Priestern und Laien im Volk zuwandte. Er warnte sie davor, nicht auf diese Propheten zu hören. Die falschen Propheten verkündigten, daß die Geräte aus dem Hause des HERRN , die nach Babylon gebracht worden waren (vgl. 2Kö 24,13; Dan 1,1-2 ), sehr bald wieder herkommen würden. Aber genau das Gegenteil würde geschehen. Die Geräte, die noch im Hause des Herrn (und im Palast des Königs) übriggeblieben und nicht bei der Wegführung Jechonjas (= Jojachims) mitgenommen worden waren, würden in Babel bleiben, bis Gottes Gericht vorüber war. Erst dann würde er sie zurückbringen lassen (vgl. 2Kö 25,13-17; Esr 1,7-11 ).

 

 

b. Hananjas Widerstand

( Jer 28 )

 

(1) Jeremias Streit mit Hanaja ( Jer 28,1-11 )

 

 

Jer 28,1-4

 

Kapitel 28 schließt in chronologischer Hinsicht an Kapitel 27 an. Der genaue Zeitpunkt der Weissagung ist nicht angegeben (vgl. Jer 27,1 ), wohl aber für die Entgegnung seines Widersachers. Es war im fünften Monat des vierten Jahrs König Zedekias , also im August-September 593 V. Chr. Jeremia hielt dieses Datum fest, weil es für die Dinge, die später geschehen sollten (vgl. Jer 28,17 ), wichtig war.

Hananja, der Sohn Asurs , sprach öffentlich gegen die Weissagung Jeremias. Vielleicht war Hananja ein Bruder von "Jaasanja, dem Sohn Asurs", über den Hesekiel spricht ( Hes 11,1-3 ). Hananja kam aus Gibeon , einer etwa 9 Kilometer nordwestlich von Jerusalem gelegenen Ortschaft. Gibeon gehörte zu jenen Städten, die Josua den Priestern zugesprochen hatte (vgl. Jos 21,17-18 ). Hananja stammte also vielleicht, ebenso wie Jeremia, aus einer priesterlichen Familie.

Hananjas Botschaft war direkt gegen Jeremias Weissagung gerichtet. Er verkündete, daß Gott verheißen habe, das Joch der babylonischen Unterdrückung zu zerbrechen. Er forderte Juda und die anderen Völker also auf, gegen Babylon zu rebellieren, statt zu kapitulieren (vgl. Jer 27,2.8.11-12.17 ). Hananja verhieß, daß diese Rebellion von einer Erneuerung des Volkes begleitet sein werde. Bevor zwei Jahre um waren, so sagte er, würde Gott Juda alle Geräte des Hauses des Herrn wieder zurückbringen (vgl. Jer 27,16-22 ). Dies würde durch Jechonja und die anderen Weggeführten geschehen, wenn sie von Babylon zurückkehrten.

 

 

Jer 28,5-11

 

Zwei Propheten behaupteten also Entgegengesetzes, und beide erklärten, daß sie ihre Botschaft von Gott erhalten hätten. Zwar wünschte Jeremia, der Herr möge das Wort Hananjas bestätigen, aber dennoch war Hananjas Weissagung falsch. Maßgeblich für die Beurteilung eines Propheten war letztlich, ob sich seine Prophezeiungen erfüllten oder nicht. Ein Prophet war nur dann wirklich von Gott gesandt, wenn sein Wort erfüllt wurde (vgl. 5Mo 18,20-22 ). In Zukunft würde es sich erweisen, ob Jeremia oder Hananja der falsche Prophet gewesen war.

Als wollte er die Menschen von der Wahrheit seiner Botschaft überzeugen, nahm Hananja das Joch vom Nakken Jeremias und zerbrach es. Dies

sollte seine Weissagung verdeutlichen: daß Gott das Joch Nebukadnezars, ehe zwei Jahre um waren, zerbrechen würde . Jeremia stellte sich nicht gegen diese öffentliche Beleidigung durch Hananja, sondern ging seines Weges .

 

 

Jer 28,12-14

 

(2) Jeremias Botschaft an Hananja ( Jer 28,12-17 )

 

Kurz nachdem Hananja das Joch Jeremias zerbrochen hatte, erging das Wort Gottes an Jeremia. Gott benutzte Hananjas Handlung, um daran die Schärfe des kommenden Gerichtes deutlich zu machen. Hananja hatte das hölzerne Joch zerbrochen, aber Gott würde es durch ein eisernes Joch ersetzen, das nicht zerbrochen werden konnte. Dieses eiserne Joch würde allen diesen Völkern, die sich in Jerusalem versammelt hatten ( Jer 27,3 ), auf den Nacken gelegt werden und sie dazu zwingen, Nebukadnezar zu dienen.

 

 

Jer 28,15-17

 

Nachdem Jeremia so auf die Weissagungen Hananjas geantwortet hatte (V. 12 - 14 ), stellte er nun dessen Glaubwürdigkeit als Prophet öffentlich in Frage. Gott hatte Hananja nicht als seinen Sprecher gesandt. Vielmehr hatte Hananja durch seine wohlformulierten Worte das Volk von Juda dazu überredet, sich auf Lügen zu verlassen. Gott würde Hananja dafür strafen (und so zeigen, daß Jeremia der wahre Prophet war), indem er ihn vom Erdboden wegnahm. Sein Tod würde ihn als falschen Propheten entlarven. Um den göttlichen Ursprung dieser Gerichtsandrohung zu zeigen, verkündete Jeremia, daß der Tod jenen noch in diesem Jahr ergreifen werde. Es war ja bereits der fünfte Monat ( Jer 28,1 ). Hananja würde also innerhalb der nächsten sieben Monate sterben. Hier finden wir den Grund, weshalb Jeremia in Vers 1 so großen Wert darauf gelegt hatte, das genaue Datum niederzuschreiben. Gott erfüllte sein Wort, und im siebenten Monat - knapp zwei Monate nach der Weissagung Jeremias - starb Hananja. Gott bestätigte seinen wahren Propheten Jeremia und richtete den falschen Propheten Hananja.