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Jeremia Kp 4 & 5
Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser:  Charles H. Dyer


Jer 4,1-2

 

Gott versprach, Israel und Juda anzunehmen, wenn diese wirklich zu ihm umkehrten. Diese Umkehr aber mußte ehrlich sein. Die greulichen Götzen mußten von Gottes Angesicht entfernt werden, und die Menschen durften nicht länger ihren falschen Göttern folgen. Wenn die Völker von Israel und Juda aber nun wirklich umkehrten, dann würden sie von Gott gesegnet.

 

 

Jer 4,3-4

 

Nun benutzte Jeremia zwei Bilder, um die Notwendigkeit der Umkehr zu zeigen. Das erste Bild entstammte der Landwirtschaft: So wie ein Bauer seine Saat nicht auf ungepflügten Boden sät, so sät auch Gott seinen Samen des Segens nicht in Herzen, die nicht umgekehrt sind. Die Menschen in Juda und zu Jerusalem mußten den ungepflügten Boden ihrer Herzen durch eine echte Umkehr pflügen. Das zweite Bild bezog sich auf die jüdische Praxis der Beschneidung. Die Beschneidung war ein Zeichen dafür, daß man am Bund Gottes mit Israel teilhatte (vgl. 1Mo 17,9-14 ). Die Männer, die physisch beschnitten waren, mußten die Vorhaut ihres Herzens entfernen, so daß ihr innerer Zustand mit ihrem äußeren Zustand übereinstimmte (vgl. 5Mo 10,16; 30,6; Jer 9,24-25; Röm 2,28.29 ).

Wenn Juda nicht wirklich umkehrte, sondern nur sein äußerliches Verhalten änderte, würde Gottes Grimm über die Menschen kommen und wie Feuer brennen. Und wenn Gottes Zorn einmal entbrannt war, würde niemand ihn wieder löschen können.

 

 

Jer 4,5-9

 

(2) Die Warnung vor dem kommenden Gericht ( Jer 4,5-31 )

 

Um die Menschen nicht im unklaren darüber zu lassen, welche Form der Zorn Gottes annnehmen würde, beschrieb Jeremia das kommende Gericht als Anmarsch der Feinde Judas aus dem Norden. Es würde ein Befehl ergehen, die Posaune zu blasen, ein Zeichen der herannahenden feindlichen Armeen (vgl. Hos 5,8; Joe 2,1; Am 3,6 ). Daraufhin würden alle, die auf dem Land lebten, nach Jerusalem ( Zion ) fliehen, um dem von Norden kommenden Unheil zu entgehen, das großen Jammer mit sich bringen würde.

Die herannahende babylonische Armee würde in ihrer Grausamkeit wie ein Löwe sein, der aus seinem Dickicht käme, um das Land Juda anzugreifen. Dieser Angriff würde die Städte Judas verbrennen, so daß niemand darin wohnt. Die Erkenntnis der kommenden Zerstörung würde die Menschen dazu bringen, zu klagen und Sackleinen zu tragen, rohen, harten Stoff, der ein Bild für Trauer ist (vgl. Jer 6,26; 48,37; 49,3; 1Mo 37,34; 1Kö 21,27; Neh 9,1; Ps 30,12; 35,13; 69,12; Kl 2,10; Dan 9,3 ), denn der grimmige Zorn Gottes würde sich nicht von ihnen wenden (vgl. Jer 4,4 ).

Der Gerichtstag Gottes würde für die Führer Judas besonders schrecklich sein. Der König und die Fürsten , aber auch die Priester und die Propheten würden vor Furcht wie gelähmt sein, wenn sie die Zerstörung des Landes betrachteten. Diese Zerstörung würde ja zum Teil auf ihrer Unfähigkeit beruhen, Juda die Führung zu geben, die es brauchte (vgl. Jer 2,8 ).

 

 

Jer 4,10

 

Dieser Vers ist Jeremias Antwort an Gott. Er gehört zu den schwierigsten Versen des gesamten Buches. Der Prophet behauptete, daß Gott das Volk getäuscht habe, als er ihm versprach, daß sie Frieden haben würden, wo doch in Wirklichkeit Gott dafür verantwortlich sei, daß das Schwert des Gerichtes ihnen ans Leben ginge. Hatte Gott sein Volk in die Irre geführt, indem er über dessen Schicksal die Unwahrheit gesagt hatte? Eine solche Auslegung ist nicht möglich, denn sie stünde im Widerspruch zum Wesen Gottes (vgl. 4Mo 23,19 ). Und schließlich hatten die wahren Propheten Gottes ja das Gericht und nicht den Frieden angekündigt (vgl. Jer 1,14-16; Mi 3,9-12; Hab 1,5-11; Zeph 1,4-13 ). Nur die falschen Propheten hatten Frieden verkündigt (vgl. Jer 6,14; 14,13-14; 23,16-17 ). Jeremia klagte hier also wohl eher darüber, daß Gott diesen falschen Propheten erlaubt hatte, ihre Botschaft weiterzusagen.

 

 

Jer 4,11-12

 

Jeremia kam nun wieder auf Gottes Ankündigung der kommenden Invasion Judas zurück. Die Armeen würden für Gott wie ein heißer Wind sein, der aus der Wüste weht. Der Wind war für alle Bewohner Israels von großer Bedeutung. Die erfrischenden Brisen, die vom Mittelmeer her wehten, halfen den Bauern, das Korn zu dreschen und zu worfeln, und sie führten den lebenserhaltenden Tau mit sich, der das Land während der Sommerzeit mit Wasser versorgte. Der heiße, trockene Ostwind dagegen, der Chamsin, der von der Wüste her weht, brachte große Probleme mit sich. Man konnte ihn nicht zum Worfeln benutzen, da er zu stark war. Der Chamsin konnte die Vegetation verdorren lassen ( 1Mo 41,6 ). Er war für alle, die ihn ertragen mußten, äußerst unangenehm ( Jon 4,8 ). Auch Hesekiel verglich die babylonische Invasion mit dem Kommen des Ostwindes ( Hes 17,10; 19,12 ).

 

 

Jer 4,13-14

 

Gott benutzte nun ein weiteres Bild: Er verglich den Anmarsch des babylonischen Heeres mit einem herannahenden Sturm. Die Soldaten würden über Juda wie Wolken daherfahren, und ihre Wagen würden herankommen wie ein Sturmwind . Angesichts der sicheren Zerstörung Judas rief Gott in seiner Gnade die Menschen noch einmal zur Umkehr auf. Wenn sie ihr Herz von der Bosheit waschen würden, dann würde ihnen geholfen, und sie würden vor dem kommenden Untergang gerettet.

 

Jer 4,15-18

 

Der Anmarsch der Soldaten Babylons würde von Boten aus Dan im äußersten Norden Israels und vom Gebirge Ephraim , etwa 60 - 70 Kilometer nördlich von Jerusalem, gemeldet werden. Diese Boten würden verkünden, daß Belagerer kommen aus fernen Landen gegen die Städte Judas.

Gott würde dieses Heer schicken, um Juda zu bestrafen, denn das Volk hat ihn erzürnt. Juda sei selbst für dieses Elend verantwortlich. Es seien sein eigener Wandel und sein Tun, die diese Strafe Gottes über es bringen würden.

 

 

Jer 4,19-22

 

Jeremia antwortete auf diese Nachricht der kommenden Invasion mit einem Aufschrei. Sein Herz pochte, und er hatte keine Ruhe bei dem Gedanken an die herannahende Feldschlacht und die Niederlage, die sie über Juda bringen würde. Er kam zu dem Schluß, daß das Volk von Juda toll sei ( ?MwIl ; ein Mensch ohne Verstand und moralisch verdorben). Es sei töricht und hätte kein Verständnis für den Weg der Gerechtigkeit, den es eigentlich gehen sollte. In einer ironischen Umkehr von Spr 1,2-3 sagte er, daß die Menschen weise ( HXKAmIm ) seien, Übles zu tun, aber unfähig, rechttun zu lernen.

 

 

Jer 4,23-28

 

Jeremia sah das Gericht Gottes wie eine kosmische Katastrophe herannahen - eine Umkehrung der Schöpfung. Mit Bildern aus dem Schöpfungsbericht ( 1Mo 1 ) machte Jeremia deutlich, daß kein Bereich des Lebens unberührt bleiben würde. Gott würde Juda wüst und öde ( TOhU wABOhU ) machen, ein Ausdruck, der das Chaos beschreibt, welches Gottes Schöpfungswerk vorausging (vgl. 1Mo 1,2 ). Das Licht, das während der Schöpfung in die Dunkelheit gekommen war ( 1Mo 1,3-5 ), wäre verschwunden, es wäre finster. Die Berge und Hügel, die von den Wassern getrennt worden waren (vgl. 1Mo 1,9-10 ), bebten und wankten nun unter dem Gericht Gottes. Die Menschen und alle Vögel und das Fruchtland wären nicht mehr da. Das Land wäre wieder so verlassen, wie es vor der Erschaffung des Lebens war ( 1Mo 1,11-13.20-26 ).

Gottes Bildersprache war so furchtbar, daß einige Menschen denken mochten, er werde das Land Israel völlig vernichten. Um diesem Mißverständnis vorzubeugen, machte Gott seine Aussage eindeutiger ( Jer 4,27 ). Zwar würde das ganze Land wüst werden , wenn er das Volk richtete, aber dennoch verhieß er, daß er mit ihm doch nicht ganz ein Ende machen würde (vgl. Jer 5,18 ). Trotzdem aber würde das Land betrübt sein. Das Gericht würde kommen ( Jer 4,28 ).

 

 

Jer 4,29-31

 

Wenn die Heere sich Juda näherten, würden die Menschen aus allen Städten zu fliehen versuchen, um dem Tod zu entgehen. Sie würden in die dichten Wälder laufen und in die Felsen kriechen und hoffen, von den Soldaten nicht entdeckt zu werden. Die Bewohner Jerusalems dagegen würden versuchen, si ch mit Purpur und mit goldenen Kleinoden zu schmücken und ihr Angesicht zu schminken . Sie würden versuchen, sich wie eine Hure zu kleiden, um die Babylonier anzulocken und von ihrem Angriff abzulenken (vgl. Hes 16,26-29; 23,40-41 ). Diese List würde jedoch keinen Erfolg haben, denn Jerusalems frühere Liebhaber würden ihm nun nach dem Leben trachten.

Unter dem Druck der Babylonier, die ihren Angriff verstärkten, wäre die Tochter Zion (Jerusalem) wie eine Gebärende in Kindsnöten (vgl. Jes 13,8; 21,3; 26,17; Jer 6,24; 13,21; 22,23;30,6; 48,41; 49,22.24; 50,43; Mi 4,9-10 ). Sie würde die Hände um Hilfe ausstrecken, aber vergebens: Sie würde vergehen vor den Würgern .

 

 

Jer 5,1-3

 

(3) Die Gründe für das kommende Gericht ( Jer 5 )

 

Juda würde für seine Verdorbenheit gerichtet werden. Gott schickte Jeremia auf die Gassen Jerusalems.

Er sollte einen Menschen finden, der Recht übte und auf Wahrheit hielt. Aber Jeremias Suche verlief noch erfolgloser als einst die Suche in Sodom (vgl. 1Mo 18,22-23 ). Die Menschen lehnten jede Korrektur ab, und ihr A ngesicht war härter als ein Fels , ein Bild für ihre Weigerung, sich zu bekehren .

 

Jer 5,4-6

 

Jeremia hatte angenommen, daß er nur armen Menschen begegnet sei - den ungebildeten Massen, die ihres Gottes Recht nicht kannten. Wenn er aber zu den Großen ginge, dann würden diese um des HERRN Weg wissen. Aber Jeremias Besuch brachte nur Enttäuschung (vgl. Jer 2,8 ). Die Obersten waren nicht anders als das Volk. Sie hatten das Joch des Dienstes Gottes zerbrochen (vgl. Jer 2,20 ).

Deshalb würde Gott beide, die Führer und die Geführten, für ihre Sünde richten. Jeremia nannte drei wilde Tiere, um dieses kommende Gericht zu verdeutlichen. Juda hatte sich selbst durch seine Loslösung aus dem Joch seines Herrn diesem Angriff der wilden Tiere ausgesetzt. Der Löwe , der Wolf und der Panther sind Bilder für die Verwüstungen durch den babylonischen Angriff auf Juda.

 

Jer 5,7-9

 

Gott stellte Juda zwei rhetorische Fragen. Zuerst fragte er, wie er Juda gnädig sein sollte (V. 7 ). Dann fragte er, warum er sich an Juda nicht wegen seiner Sünde rächen sollte (V. 9 ). Zwischen den beiden Fragen beschrieb Gott Judas Charakter in einer Weise, die die Antworten offensichtlich machte. Er konnte Juda nicht vergeben, weil es ihn verlassen und bei falschen Göttern geschworen hatte. Obwohl Gott für die Menschen gesorgt hatte, handelten sie wie lüsterne Hengste, die fremden Frauen nachlaufen. Gott würde Juda für seine Hurerei und seinen Ehebruch bestrafen.

 

 

Jer 5,10-19

 

Juda, Gottes auserwählter Weinstock, war ein wilder Weinstock geworden ( Jer 2,21 ). Deshalb hatte Gott seine Invasionstruppen gerufen, damit sie in die Weinberge Judas einbrächen und die toten Weinranken abrissen. Auch wenn das Volk nicht ganz vernichtet würde, würden doch alle, die nicht dem HERRN gehörten, beim Gericht entfernt werden.

Die Menschen wollten nicht glauben, daß Gott jemals Jerusalem zerstören könnte. Gott würde nichts dergleichen tun. Die Propheten - Jeremia, Hesekiel und andere, die das Gericht verkündeten - seien, so sagten die Leute, nichts als Schwätzer . Gott ließ daher Jeremia wissen, daß seine Worte wie Feuer sein würden, das die Menschen verzehrte. Gott würde ein Volk von ferne (Babylon) gegen Juda heranführen - ein Volk, dessen Sprache die Juden nicht kannten. Diese Helden würden die Ernte, die Herden und die Söhne und Töchter der Juden verschlingen. Sie würden die mächtigen, festen Städte einnehmen, auf die Juda als sein Schutz vertraut hatte.

Noch einmal machte Gott deutlich, daß er mit Juda nicht ganz ein Ende machen würde (vgl. Jer 4,27 ). Er würde einen Überrest aufbewahren. Wenn diese Gefangenen fragen würden, warum sie besiegt worden seien, dann sollte Jeremia ihnen sagen, daß sie Gott verlassen hätten, um in ihrem eigenen Land fremden Göttern zu dienen. Deshalb lasse Gott sie nun Fremden (den Babyloniern) in einem fremden Land dienen. Seine Strafe entspräche ihrer Sünde.

 

Jer 5,20-31

 

Juda war bewußt ungehorsam geworden gegenüber Gott. Zwar hatte es Augen und Ohren, aber es konnte nicht sehen und hören (d. h. nicht verstehen), wie Gott wirklich ist (vgl. Hes 12,2 ). Juda lehnte es ab, Gott zu fürchten , ihn zu ehren (vgl. Spr 1,7 ). Das Meer bleibt innerhalb seiner ewigen Grenzen (vgl. Hi 38,10; Ps 104,9 ). Nur das Volk Gottes blieb nicht innerhalb der Grenzen des Bundes Gottes mit ihm. Statt dessen wurde es abtrünnig und ging seiner Wege. Es wollte Gottes gnädige Hand, die ihm Frühregen und Spätregen gab und die Ernte sicherte, nicht am Werk sehen.

Jeremia kam nun auf einzelne Sünden der Menschen zu sprechen. Gottlose, die groß und reich geworden waren, warteten nur darauf, die Armen auszunutzen. Sie wollten den Unterdrückten (den Waisen und den Armen ) nicht helfen. Die Propheten , die Gottes Wort der Wahrheit verkündigen sollten, weissagten Lüge . Und die Priester , die die Menschen in den Wegen Gottes unterweisen sollten, herrschten auf eigene Faust (vgl. Jer 2,8 ). Und alle diese Abirrungen von der Gerechtigkeit wurden noch vom Volk gutgeheißen, das es gern so hatte. Alle Mitglieder der Gesellschaft zogen die Gottlosigkeit der Gerechtigkeit vor.