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Jeremia Wallvoord für Youtube
Verfasser:
Charles H. Dyer
Jeremia Kp 49 & 50
Jer 49,1-3
Jeremia stellte vier Fragen (wobei Frage eins und zwei und Frage drei
und vier zueinander parallel sind), um das Hauptproblem Ammons deutlich
zu machen. Das Nordreich Israel war im Jahre 722 V. Chr. in die
Gefangenschaft geführt worden. In der Annahme, daß Israel keine Kinder
oder Erben habe, die in das Land zurückkehren würden, hatte Ammon dieses
für sich selbst eingenommen. Milkom (dieses Wort könnte auch mit "sein
König" übersetzt werden) war der Nationalgott Ammons, dessen Verehrung
auch nach Juda gelangt war (vgl. Jer 32,35 ). Ammon hatte das Gebiet,
das zuvor dem israelitischen Stamm Gad gehört hatte, in Besitz genommen.
Ammoniter lebten damals in dessen Städten.
Gott kündigte an, daß die Zeit kommen werde (vgl. die Anmerkungen zu Jer
31,27 ), da ein Feind die Hauptstadt Ammons, Rabba , angreifen werde.
Rabba solle zu einem wüsten Schutthügel werden, und Israel solle die
Ammoniter, die sich in seinen Städten niedergelassen hatten, vertreiben.
Heschbon, die Grenzstadt zwischen Moab und Ammon, wurde zu verschiedenen
Zeiten in der Geschichte von verschiedenen Mächten kontrolliert (vgl. Ri
11,12.26; Jer 48,34.45 ). Das in Vers 3 genannte Ai ist nicht mit der
gleichnamigen Stadt in Israel (vgl. Jos 7,2 ) identisch. Es handelt sich
hierbei um eine Stadt in Ammon, deren genaue Lage nicht bekannt ist. Die
Einwohner von Rabba würden den Sackleinen anziehen (vgl. die Anmerkungen
zu Jer 4,8 ) und klagen (vgl. Jer 48,37 ), weil ihr Gott Milkom (oder
"ihr König"; vgl. die Anmerkungen zu Jer 49,1 ) gefangen weggeführt
würde.
Jer 49,4-6
Ammons Problem war das gleiche wie das Moabs, nämlich der Stolz
(vgl. Jer 48,29 ). Ammon rühmte sich seines Tales, das so wasserreich
war. Es vertraute auf seine Schätze und fühlte sich sicher genug, um zu
fragen, wer den Mut haben könnte, sich an ihm zu vergreifen (vgl. Hes
21,18-23 ). Aber das Gericht Gottes würde Ammons Sattheit und Stolz
zerschmettern, wenn er seinen Schrecken über es gebracht hatte. Die sich
nun ihrer Sicherheit rühmten, würden versprengt werden, und niemand
würde die Flüchtigen sammeln und dafür sorgen, daß sie zurückkehrten und
das Land wieder in Besitz nahmen. Aber dennoch verhieß Gott in seiner
Gnade, daß er danach das Geschick Ammons wieder wenden werde (vgl. Jer
48,47;49,39 ).
E. Die Weissagung gegen Edom
( 49,7 - 22 )
Das Land Edom lag südlich von Moab und östlich des Toten Meeres. Es
hatte eine lange Geschichte der Auseinandersetzungen mit Juda und wurde
zum Symbol für die heidnischen Völker, die Juda übel wollten (vgl. Hes
35; 36,5;Ob 1,15-16 ). Viele der Bilder, die Jeremia benutzte, waren
offensichtlich aus dem Propheten Obadja entlehnt. Allerdings gibt es
viel Uneinigkeit darüber, wann das Buch Obadja geschrieben worden sei
(vgl. die Anmerkungen unter "Abfassungszeit" in der Einführung zu
Obadja).
Jer 49,7-13
Die Verbindung von Weisheit mit den Männern von Teman ist so alt wie das
Buch Hiob, das von Elifas, dem Temaniter, spricht (vgl. Hi 2,11 ). Hiob
Ja, ganz Edom war für seine weisen Männer berühmt (vgl. Ob 1,8 ). Teman
lag mitten in Edom, etwa fünf Kilometer von Sela entfernt, das später
als Petra bekannt wurde. Dedan war eine Stadt im Norden der arabischen
Halbinsel, südöstlich von Edom, die für ihren ausgedehnten Handel
berühmt war (vgl. Jer 25,23; Hes 25,13 ). Die in Edom lebenden Dedaniter
wurden gewarnt, daß sie umkehren und fliehen sollten vor dem Unheil, das
Gott über Edom bringen würde. Zwei Bilder werden benutzt, um die Härte
des Gerichtes Gottes deutlich zu machen. Sein Gericht würde so
durchgreifend sein wie die Arbeit von Winzern, die keine Nachlese im
Weinberg übriglassen (vgl. Ob 1,5 c; 5Mo 24,21 ). Gottes Gericht würde
ferner dem Werk von Dieben gleichen, die des Nachts kämen, um alles nach
Herzenslust zu verwüsten (vgl. Ob 1,5 ). Gott würde Esau (Edom) entblößt
zurücklassen. Nur die hilflosen Waisen und Witwen würde Gott verschonen.
Edom mußte gerichtet werden wegen seiner vielen Verbrechen. Wenn Gott
jene, die es nicht verdient hatten, den Kelch seines Zorns zu trinken
(gemeint sind jene Völker, die nicht mit Juda "verwandt" waren und sich
über dessen Untergang freuten), dazu zwang, ihn zu trinken (vgl. Jer
25,15-29 ), wie konnte dann ein Volk, das mit Juda so eng verwandt war
wie Edom (vgl. 5Mo 23,7 ), hoffen, ungestraft zu bleiben ? Die Sünde
gegen den eigenen Bruder war ein abscheuliches Verbrechen. Wenn selbst
Völker, die nicht mit Juda verwandt waren, bestraft würden, weil sie es
mißhandelt hatten, dann verdienten jene Völker, die nahe mit Juda
verwandt waren, eine noch härtere Bestrafung (vgl. Ob 1,10 ). Gott würde
die Stadt Bozra im Norden Edoms zur Wüste und zum Fluch machen (vgl. die
Anmerkungen zu Jer 24,9 ).
Jer 49,14-18
Jeremia benutzte nun die Sprache der internationalen Diplomatie, wie vor
ihm schon Obadja ( Ob 1,1 ). Er stellte sich Gott vor, wie er einen
Boten zu seinen Verbündeten unter den Völkern schickte und sie bat,
sich wider Edom zu sammeln. Edom würde gering unter den Völkern und
verachtet werden, wenn Gott ihm sein Ansehen und seine Macht nahm
(vgl. Ob 1,2 ). Edoms Hochmut und sein Vertrauen auf seine geschützte
Lage brachten es dazu, sich in Sicherheit zu wiegen. Aber Gott würde
es herunterstürzen (vgl. Ob 1,4 ) von seinem luftigen Ort, und die
Menschen würden über seinen Zustand erschrecken (vgl. Jer 49,13 und die
Anmerkungen zu Jer 24,9 ). Edom würde ebenso zerstört werden wie
einst Sodom und Gomorra (vgl. Jer 50,40 ), so daß niemand mehr dort
wohnen würde.
Jer 49,19-22
Gott würde mächtig wie ein Löwe sein, wenn er sich erhob, um die
Edomiter aus ihrem Land wegzutreiben. Niemand würde Gott meistern, und
kein Hirte würde ihm widerstehen können. Die Erwähnung des "Hirten"
setzt das Bild des Schafhirten fort, der versucht, seine Herde vor einem
reißenden Löwen zu schützen (vgl. 1Sam 17,34-35 ). Aber es bezieht sich
auch auf das Gericht Gottes über den König, den "Hirten" des Volkes
(vgl. Jer 23,1-4 ). Gott kündigte an, daß er die Edomiter mit den
geringsten ihrer Schafe fortschleifen und ihre Auen veröden lassen
werde. Das Geschrei der Zerstörung würde bis an das Schilfmeer (d. h.
das Rote Meer) dringen - bis an jenen Ort also, an dem Gott zum ersten
Mal ein Volk geschlagen hatte, das sein auserwähltes Volk bedrohte
(vgl. 2Mo 14,21-31 ). Jeremia wiederholte (mit kleinen
Veränderungen) Jer 49,19-21 in Jer 50,44-46 und wandte die Botschaft auf
Babylon an. Mit einem Bild, das er vorher schon für Moab benutzt hatte
( Jer 48,40-41 ), zeigte Gott, daß er sich wie ein Adler auf Bozra (im
Norden Edoms) stürzen würde. Das Herz der Helden, auf die Edom sich
verließ, würde voll Furcht sein, gleich dem Herzen einer Frau in
Kindsnöten (vgl. Jer 48,41; 49,24; 50,43 ). Sie würden Gottes Gericht
nicht aufhalten können.
Zwei Dinge sind an dieser Botschaft bemerkenswert. Erstens erhielt Edom,
anders als Ägypten, Moab und Ammon (vgl. Jer 46,26; 48,47; 49,6 ), keine
Verheißung einer zukünftigen Wiederherstellung. Zweitens wurde diese
Weissagung in der zwischentestamentlichen Zeit erfüllt, als die
Wüstenstämme der Nabatäer die Edomiter aus ihrem Land vertrieben. Diese
mußten in das südliche Juda auswandern, wo sie Idumäer genannt wurden.
Im Jahre 125 V. Chr. unterwarf der Makkabäer Johannes Hyrkanos I. die
Idumäer und zwang sie, das Judentum anzunehmen
(Josephus Antiquities 13.9.1; 15.4). Die Edomiter hörten damit auf, eine
eigene Volksgruppe zu sein.
F. Die Weissagung gegen Damaskus
( 49,23 - 27 )
Jer 49,23-27
Drei der großen Städte Syriens - Hamat und Arpad sowie Damaskus (vgl.
die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in der Einführung ) - wären
verzagt, wenn sie ein böses Gerücht über einen Vormarsch Babylons
hörten. Die Schmerzen von Damaskus wären wie die einer Frau in
Kindsnöten (vgl. die Anmerkungen zu Jer 4,31 ). Wenn Nebukadnezar die
Stadt Damaskus angriff, dann würden alle ihre Kriegsleute umkommen und
ihre
Befestigungen verbrannt werden (vgl. Am 1,4 ). Gott würde die Paläste
Ben-Hadads von Feuer verzehren lassen. "Ben-Hadad" (wörtl.: "Sohn des
[Gottes] Hadad") war der Name der Dynastie, die Damaskus im neunten und
achten Jahrhundert V. Chr. regierte (vgl. 1Kö 15,18.20; 20,1-34; 2Kö
6,24; 8,7; 13,3.24 und die Tabelle "Aramäische Könige in 1. und 2.
Könige" zu 1Kö 11,23-25 ).
G. Die Weissagung gegen Kedar und Hazor
( 49,28 - 33 )
Kedar war ein ismaelitischer Nomadenstamm (vgl. 1Mo 25,13 ), der bekannt
war für seine guten Bogenschützen ( Jes 21,16-17 ), seine Schafherden
( Jes 60,7; Jer 49,28-29 ), seine weitreichenden Handelsbeziehungen
( Hes 27,21 ) und seine kriegerische Haltung ( Ps 120,5-6 ). Der
Ausdruck "Die Königreiche von Hazor" bezeichnet nicht die Stadt Hazor in
Israel, die etwas nördlich des Galiläischen Meeres lag. Vielmehr ist
damit ein noch unbekannter Ort in der arabischen Wüste gemeint. Jer
49,28 b. 29 behandelt offensichtlich die Zerstörung Kedars durch
Nebukadnezar, während die Verse 30 - 33 von der Zerstörung Hazors
sprechen.
Jer 49,28-29
Gott rief Nebukadnezar auf, Kedar anzugreifen, seine schwarzen Zelte aus
Ziegenhaar (vgl. Hl 1,5 ) zu zerstören und seine Herden und alle Geräte
und Kamele wegzuführen. Dann würden diese Nomaden Schrecken um und
um erfahren.
Jer 49,30-33
Die Leute von Hazor wurden aufgerufen, zu fliehen und sich in tiefen
Höhlen zu verstecken, denn Nebukadnezar habe etwas im Sinn wider sie.
Wie schon bei Kedar (V. 28 ) rief Gott Nebukadnezar dazu auf,
heraufzuziehen und Hazor anzugreifen. Die Araber fühlten sich so sicher
in ihren entlegenen Wüstenregionen, daß sie weder Tür noch
Riegel hatten, die sie vor einem Angriff schützen konnten. Nebukadnezar
würde ihre Kamele (vgl. V. 29 ) und die Menge ihres Viehs erbeuten. Die
Menschen würden in alle Winde zerstreut werden, und die Stadt selbst
würde für immer eine Wohnung der Schakale werden - ein Bild der
Verwüstung (vgl. Jer 9,11; 10,22; 51,37 ,wo dieser Ausdruck ebenfalls
benutzt wird).
H. Die Weissagung gegen Elam
( 49,34 - 39 )
Jer 49,34-39
Elam lag östlich von Babylon im heutigen Iran (vgl. die Karte "Die Welt
Jeremias und Hesekiels" in der Einführung ). Jeremia erhielt diese
Weissagung im Anfang der Herrschaft Zedekias , also etwa 597 V. Chr.
Gott würde den Bogen Elams zerbrechen , den Elam seine stärkste Waffe
nannte. Die Elamiter waren besonders für ihre guten Bogenschützen
bekannt (vgl. Jes 22,6 ). Ihre Eroberer würden von allen Seiten kommen
( wie die vier Winde von den vier Enden des Himmels ) und die
Vertriebenen aus Elam in der ganzen Welt zerstreuen.
Es gibt zwar Hinweise darauf, daß Nebukadnezar die Elamiter etwa 596 V.
Chr. besiegte, aber diese Unterwerfung Elams erfüllte die Weissagung
nicht. Elam wurde zu einem wichtigen Teil des Persischen Reiches, das
später das Babylonische ablöste (vgl. Dan 8,2 ). Jeremias Aussage über
die Zerstörung Elams scheint eschatologischen Charakter zu besitzen,
denn Gott sagte, daß er seinen Thron in Elam aufstellen werde, um seine
Vernichtung zu überwachen. Aber diese Vernichtung wird nicht vollkommen
sein, sondern Gott wird in der letzten Zeit das Geschick Elams wieder
wenden (vgl. Jer 48,47; Jer 49,6 ).
I. Die Weissagung gegen Babylon
( Jer 50-51 )
1. Die Ankündigung des Gerichtes
( 50,1 - 10 )
Jer 50,1-5
Jeremia erhielt den Auftrag, den Völkern die öffentliche Demütigung
Babels zu verkünden. Diese Stadt würde genommen, und ihr
Schutzgott Bel (vgl. Jer 51,44; Jes 46,1 ; der Sturmgott Enlil), der
auch als Merodach bekannt war, die Hauptgottheit Babylons, würde,
bildlich gesprochen, zuschanden werden (vgl. Jer 46,24 ), weil er so
unfähig war, Babylon zu beschützen. Babylon würde zerstört werden durch
ein Volk aus dem Norden (vgl. Jer 50,9 ). Viele Ausleger verstehen dies
als einen Hinweis auf Babylons Fall unter das Medo-Persische Reich. Aber
mehrere der Aussagen passen historisch nicht zu diesem Ereignis. Erstens
kamen die Perser nicht aus dem Norden, sondern aus dem Osten von
Babylon. Zweitens wurde Babylon von Kyrus, als dieser es einnahm, nicht
zur Wüste gemacht oder zerstört, so daß niemand mehr darin wohnte.
Mehrmals wiederholte Jeremia die Tatsache, daß Babylon ohne Einwohner
sein würde (vgl. V. 39 b. 40 ; Jer 51,29.37.43.62 ). Die Stadt wurde
jedoch verschont und zu einem der Regierungszentren des Persischen
Reiches. Daniel hatte hier eine führende Stellung inne (vgl. Dan
5,30;6,1-3 ). Drittens floh niemand während der Belagerung durch die
Meder und Perser aus der Stadt. Daniel selbst, der Jeremias Weissagungen
kannte (vgl. Dan 9,1-2 ), blieb während und nach der Eroberung Babylons
in der Stadt (vgl. Dan 5,28.30-31;6,1-3 ). Viertens wurde die
Verheißung, daß in jenen Tagen und zur selben Zeit die Leute von Israel
und Juda, wieder als ein Volk vereinigt, nach dem Wege nach Zion fragen
in der Absicht, sich dem HERRN zuzuwenden zu einem ewigen
Bunde (vgl. Jer 31,31; 32,40 ), nicht nach dem Fall Babylons im Jahre
539 V. Chr. erfüllt.
Jeremias Weissagung sieht über diese Zerstörung Babylons hinaus auf eine
eschatologische Zerstörung, die auch das Schicksal von Israel und Juda
wenden wird. Vielleicht finden wir in dieser Weissagung eine
Zusammenschau des Nahen und Fernen. Das bedeutet, daß der Fall Babylons
und die Rückkehr der Gefangenen unter Serubbabel sich in diesem
prophetischen Bild mit der endgültigen Wiederherstellung von Israel und
Juda vermischten. Die Vernichtung Babylons sollte der Höhepunkt des
Gerichtes Gottes über die heidnischen Mächte sein, die sein Volk
unterdrückt hatten, und den Weg freimachen für die Erfüllung von Gottes
Verheißungen an Israel. Auch andere Stellen der Schrift liefern Hinweise
auf diese noch in der Zukunft liegende Wiederherstellung Israels und
Zerstörung Babylons (vgl. Sach 5,5-11; Offb 17-18 ). Die Stadt Babylon
würde nur dazu wieder aufgebaut werden, um am Ende der Großen Trübsal,
bevor Christus wiederkommt, um seine tausendjährige Herrschaft zu
errichten, wieder vernichtet zu werden.
2. Der Untergang Babylons
( 50,11 - 16 )
Jer 50,11-13
Babylon hatte gesündigt, als es Juda voller Übermut zerstört hatte. Gott
würde jedes Volk richten, das sich freute und rühmte, daß es
sein Erbteil geplündert hatte (vgl. die Anmerkungen zu 5Mo 4,20 ), jedes
Volk, das frohlockte wie die Kälber und wieherte wie Rosse. Er würde
Babylon Schande bereiten, indem er es zu einer Wüste machte, die
unbewohnt und völlig verlassen liegen würde. Die einst so große Stadt
würde ganz und gar zerstört werden, so daß alle, die vorüberzogen, sich
entsetzen und spotten würden (vgl. Kl 2,15 ) über ihre Plagen (d. h.
ihre physische Zerstörung, vgl. die Anmerkungen zu Jer 6,14 ).
Jer 50,14-16
Nun wird geschildert, wie beim Kampf um Babylon die Feinde ihre
Stellungen um die Stadt herum einnehmen und ihre Pfeile auf die
Verteidiger abschießen würden. Wenn sich die Stadt schließlich ergeben
hatte, würden ihre Pfeiler und Mauern abgebrochen werden, und
Gottes Vergeltung würde über jene kommen, die noch übrig waren. Weil
dieses Schwert zuschlagen würde, warnte Gott die Ausländer, die in
Babylon lebten, in ihr eigenes Land zu fliehen. Auch dies erfüllte sich
nicht, als Kyrus Babylon im Jahr 539 V. Chr. angriff, sondern steht noch
zur Erfüllung aus.
3. Die Wiederherstellung Israels
( 50,17 - 20 )
Jer 50,17-20
Israel, womit hier sowohl das Nordreich als auch das Südreich gemeint
war, ist wie eine zerstreute Schafherde geworden (vgl. V. 6 - 7 ). Das
Nordreich wurde im Jahre 722 V. Chr. von Assyrien, das Südreich im Jahre
586 V. Chr. von Babel vernichtet. Gott versprach, daß er diese Situation
wieder wenden werde. Er werde die Könige von Babel und Assyrien wegen
der Vernichtung seines Volkes heimsuchen, aber er werde auch Israel
wieder in sein Land bringen . Die majestätischen Höhen des Karmel und
die fruchtbaren Ebenen von Baschan , östlich des Sees Genezareth (des
Galiläischen Meeres, vgl. die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in
der Einführung ), würden wieder ebenso von Israeliten bewohnt sein wie
das Gebirge von Ephraim und Gilead am westlichen und am östlichen Ufer
des Jordan. (Vgl. Baschan und Gilead in Mi 7,14 .) Zum zweitenmal in
diesem Kapitel (vgl. Jer 50,4 ) machte Gott deutlich, daß er zur selben
Zeit und in jenen Tagen auch eine geistliche Erneuerung für sein Volk
bringen werde. Manche würden nach der Missetat Israels und den Sünden
Judas suchen, aber sie würden nichts finden, denn Gott würde denen, die
er übriggelassen hatte, vergeben (vgl. die Anmerkungen zu Jer31,31-34 ).
4. Der Angriff Babylons
( 50,21-40 )
Jer 50,21-28
Mit einem Wortspiel ordnete Gott den Angriff auf das Land Meratajim und
auf die Einwohner von Pekod an. "Meratajim" war das Gebiet von Mat
Marratim im Süden Babylons, wo Tigris und Euphrat in den Persischen Golf
fließen. Im Hebräischen bedeutet dieses Wort ( m+rATayim ) jedoch
"doppelter Aufruhr". "Pekod" bezieht sich auf einen aramäischen Stamm
( Pequdu ), der im Süden des Babylonischen Reiches am Ostufer des Tigris
ansässig war. Im Hebräischen jedoch bedeutet dieses Wort ( p+qND )
"bestrafen" oder "Bestrafung". Gott sagte also, daß er das Land des
doppelten Aufruhrs angreifen und bestrafen werde.
Kriegsgeschrei würde die Zerstörung Babels ankündigen. Diese Stadt, die
wie ein Hammer andere Völker und Städte zerschlagen hatte, würde nun
selbst zerbrochen und zerschlagen . Gott bezeichnete sich hier als
Jäger, der Fallen gestellt hatte, in die sich Babel plötzlich gefangen
hatte. Danach stellte er sich als Krieger dar, der die Waffen seines
Zorns gegen Babylon hervorgeholt hatte.
Babylons Feinde würden von allen Enden kommen, um
seine Kornhäuser aufzubrechen und alles, was sie erbeuteten, auf einen
Haufen zu werfen. Dies könnte auch im übertragenen Sinne gemeint sein
und würde dann bedeuten, daß die Erschlagenen wie Haufen von Korn
übereinander geworfen würden. Ebenso würden alle seine Stiere getötet,
womit wohl auf die jungen Männer angespielt wird. Die Flüchtigen, die
entkommen könnten (vgl. V. 8.16 ), würden nach Zion ziehen und dort
verkündigen, daß Babylons Vernichtung Gottes Vergeltung für die
Zerstörung seines Tempels sei (vgl. 52,13 ).
Jer 50,29-32
Die Bogenschützen wurden aufgerufen, Babylon ringsum zu belagern, um
keinen davonkommen zu lassen. Die Stadt mußte zerstört werden, weil
sie stolz gehandelt hatte wider den HERRN . Vers 30 ist fast identisch
mit Jer 49,26 ,wo Jeremia dies zu Damaskus sagt. Gott betont den Hochmut
Babylons, indem er es du Stolzer nennt ( Jer 50,31-32 ). Es würde für
seinen Stolz bestraft werden. Gott würde ein Feuer legen, das es
verzehren sollte (vgl. Jer 15,14; Kl 4,11; Am 1,4.7.10.12.14;2,2.5 ).
Jer 50,33-34
Die Leute von Israel und Juda wurden von denen, die sie gefangen
weggeführt hatten, festgehalten. Wie sollten sie dann in ihr Land
zurückkehren (V. 4 - 5.8.19 )? Die Antwort darauf lautete, daß ihr
Erlöser , der kein anderer als der Herr Zebaoth war, sich für ihre
Rückkehr verbürgte. Er gelobte, sich für ihre Sache einzusetzen, indem
er die Einwohner von Babel erzittern ließ.
Jer 50,35-38
Die in Vers 34 angedrohten Unruhen werden in den Versen 35 - 38 erklärt.
Gott würde das Schwert über die Chaldäer bringen. Das
Wort Schwert ( HereB ) wird in diesem Abschnitt fünfmal erwähnt. Danach
folgt die Ankündigung einer Dürre ( HOreB ) in Vers 38 . Dieses Schwert
des Gerichtes würde über die Fürsten und Weisen, die Wahrsager und die
Starken (d. h. die Kriegsleute) kommen. Es würde aber auch gegen die
Rosse und Wagen und gegen das fremde Volk, also das Heer der
ausländischen Söldner Babylons, gerichtet sein. Das Schwert des
Gerichtes würde sogar seine Schätze angreifen, die geplündert würden.
Auch seine Wasser würden versiegen. Babylon würde arm und unfruchtbar
werden.
Jer 50,39-40
Die geschäftige Metropole Babylon würde zu einer verlassenen Wüste
werden, wo Wüstentiere und wilde Hunde und Strauße lebten. Nach dieser
Zerstörung würde Babylon nie mehr bewohnt werden (vgl. die Anmerkungen
zu V. 3 ). Seine Vernichtung würde so vollständig sein wie die von Sodom
und Gomorra (vgl. Jer 49,18 ). Diese Weissagung ist noch nicht erfüllt.
Babylon wurde im Laufe seiner Geschichte immer wieder bewohnt, und heute
hat die Regierung des Irak begonnen, Teile der alten Stadt erneut
aufzubauen. Iraks Pläne zum Wiederaufbau Babylons sind in einer Schrift
veröffentlicht, die den Titel trägt: Archaeological Survival of Babylon
Is a Patriotic, National, and International Duty (Baghdad: State
Organization of Antiquities and Heritage, 1982). Die Weissagung der
völligen Zerstörung Babylons wartet noch auf ihre Erfüllung während der
Zeit der großen Trübsal.
5. Die Angst Babylons
( 50,41 - 46 )
Jer 50,41-46
Gott forderte Babylon auf, das Volk zu sehen, das von Norden kommen
werde (vgl. V. 3 ). Hier handelt es sich nicht um das schlecht
ausgerüstete Heer irgendeines Vasallenstaates, der das mächtige Babylon
anzugreifen versucht. Dieses Volk würde vom Ende der Erde sich
aufmachen , mit Bogen und Speer bewaffnet. Es würde der babylonischen
Armee gleichen (vgl. Jer 6,23 ), da es grausam und unbarmherzig wäre.
Das Geschrei der Menge, die zum Angriff drängte, würde tönen wie das
Brausen des Meeres .
Die Kunde von dieser herannahenden Armee würde den König von Babel in
Angst und Schrecken versetzen. Er würde sich fürchten wie eine Frau in
Kindsnöten (vgl. die Anmerkungen zu Jer 4,31 ). Jeremia beendete diesen
Abschnitt, indem er Babylon ( Jer 50,44-46 ) das gleiche Gericht
ankündigte wie Edom ( Jer 49,19-21 ). Ebenso wie ein Löwe grausam und
plötzlich ( eilends ) Lämmer angreift, würde Gott Babel angreifen
(vgl. Jer 51,40 ). Die ganze Erde würde beben, wenn er Babel richtete. |