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Jeremia Kp 6 & 7
Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser:  Charles H. Dyer



Jer 6,1-3

 

(4) Die Gewißheit des kommenden Gerichtes ( Jer 6 )

 

Erneut benutzte Jeremia das Bild eines Alarmzeichens, das eine drohende Invasion ankündigte (vgl. Jer 4,5-6 ), um auf den Angriff Babylons hinzuweisen. Die Leute von Benjamin (vgl. Jer 1,1 ), die nördlich von Jerusalem wohnten, sollten fliehen. Aber statt in die Hauptstadt zu eilen, sollten sie aus Jerusalem fliehen und weiter nach Süden ziehen. Die Posaune sollte bei Tekoa erschallen, etwa 18 Kilometer südöstlich von Jerusalem (vgl. Am 1,1 ). Und ein Fluchtzeichen sollte über Bet-Kerem , einem Ort auf halbem Wege zwischen Jerusalem und Bethlehem, entzündet werden, um die Bewohner des Landes zu warnen und zur Flucht aufzurufen. Gott drohte an, daß Jerusalem so völlig zerstört würde, daß Hirten ihre Zelte dort aufschlagen und ihre Herden dort weiden lassen würden. Diese gewaltige Vernichtung wurde durch Nehemia bestätigt (vgl. Neh 1,3; 2,3.11-17 ).

 

 

Jer 6,4-6 a

 

Die Feinde, die sich zum Krieg gegen Jerusalem versammelten, wären begierig, die Stadt zu überfallen. Sie hofften anzugreifen, solange es noch heller Tag wäre. Aber ehe die Vorbereitungen beendet waren, hatten die Schatten des Abends bereits die Täler im Umkreis der Stadt verdunkelt. Die meisten Heere würden nun auf den nächsten Tag warten, bevor sie angriffen. Die Babylonier aber würden sich entschließen, noch in dieser Nacht zu beginnen. Gott selbst würde die Soldaten Babylons leiten, wenn sie den Wall bauten, um die Verteidigungsanlagen der Stadt zu durchbrechen (vgl. Hes 4,1-2 ).

 

 

Jer 6,6-9 (Jer 6,6b-9)

 

Jerusalem mußte heimgesucht werden wegen des von ihm begangenen Unrechts . Seine Bosheit war so reichlich vorhanden, daß sie wie Wasser aus einer Quelle floß. Wenn es sich nicht warnen ließ und umkehrte, würde es zum wüsten Land werden. Gott würde Babylon benutzen, um an Jerusalem eine gründliche Nachlese zu halten.

 

 

Jer 6,10-15

 

Jeremia war über den Unglauben Judas verwundert. Niemand wollte auf ihn hören, wenn er versuchte, es vor der kommenden Zerstörung zu warnen. Dies ist die erste von mehr als drei Dutzend Stellen in Jeremia, an denen erklärt wird, daß die Menschen nicht auf Gottes Wort hören wollten (d. h., daß sie ungehorsam waren). Ihr Ohr war verschlossen (wörtl.: unbeschnitten ), und sie hielten Gottes Wort für anstößig. Jeremia aber mußte das Wort vom Gericht Gottes verkünden. Er konnte es nicht zurückhalten (vgl. Jer 20,9 ).

Gottes Zorn wurde über alle Glieder der Gesellschaft ausgegossen - über Kinder und Alte (und allen dazwischen). Die Menschen würden ihre Häuser samt den Äckern und Frauen an die herannahenden Invasionstruppen verlieren. Dies würde geschehen, weil alle Glieder der Gesellschaft verdorben waren. Die Propheten wie die Priester liebten die Lüge ebenso wie das ganze Volk. Der Schaden bezieht sich auf die geistliche Krankheit der Menschen und deren geistliche und physische Folgen (vgl. Jer 8,11.22; 10,19; 14,17; 15,18; 30,12.15 ; vgl. "Plagen" in Jer 19,8; 30,17; 49,17; 50,13 ). Die Propheten und Priester verkündigten Frieden (vgl. Jer 8,11; 23,17 ), obwohl Gott ihnen diese Botschaft nicht aufgetragen hatte. Diese Scharlatane schämten sich nicht, die Menschen anzulügen. Ja, sie sind in ihrem Wesen so verhärtet, daß sie auch dann nichts von Scham wußten, wenn ihre Sünde offenbart wurde. Gott drohte, daß diese falschen Führer fallen würden, wenn die Stadt zerstört würde (vgl. Jer 8,12 ).

 

 

Jer 6,16-21

 

Juda war von Vernichtung bedroht, denn es war von den Wegen der Vorzeit abgewichen, den Wegen der Gerechtigkeit Gottes. Dennoch ermahnte es Gott, auf dem guten Weg zu wandeln, wo es Ruhe finden würde, aber Juda lehnte dies ab. Die Propheten waren wie Wächter (Leute, die eine Stadt vor einer drohenden Gefahr warnen sollten). Aber die Nation wollte nicht hören.

Juda verwarf Gottes Gesetz und meinte, daß Rituale anstelle von Gehorsam ausreichten. Gott erwiderte darauf, daß er Weihrauch , der aus Saba im Südwesten Arabiens (vgl. 1Kö 10,1-13; Hes 27,22 ) importiert wurde, und köstliches Gewürz (vielleicht Zukkerrohr, 2Mo 30,23 ; vgl. auch Hl 4,14; Jes 43,24 ) aus fernen Landen nicht wolle. Auch die vorschriftsmäßig durchgeführten Brandopfer und Schlachtopfer seien ihm, wenn sie nicht mit echter Liebe zu Gott verbunden seien, nicht wohlgefällig . Statt diesen heuchlerischen Gottesdienst anzunehmen, drohte Gott, dem Volk Anstöße in den Weg zu legen, damit sie sich daran stießen und darüberfielen. Über diese Anstöße wird nichts Genaueres gesagt, aber wahrscheinlich sprach Gott hier wieder von den Babyloniern (vgl. Jer 6,22 ).

 

 

Jer 6,22-26

 

Jeremia beschloß seine zweite Botschaft, indem er noch einmal auf den Feind von Norden hinwies (vgl. Jer 1,13-15; 4,5-6; 6,1 ). Die heranrückende Armee sei grausam und ohne Erbarmen , eine auf die Babylonier wirklich zutreffende Beschreibung (vgl. Hab 1,6-11 ). Wenn sie gerüstet als Kriegsleute kämen, dann hätten sie nur ein Ziel: Jerusalem anzugreifen.

Der Bericht über den Anmarsch Babylons ließe die Menschen in Juda in große Angst geraten, gleich einer Gebärenden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 4,31 ). Die Menschen würden sich fürchten, ihre Städte zu verlassen, da sie dann ein Schwert niederstrecken könnte. Statt dessen zögen sie Sackleinen an, eine schwarze, grobe Kleidung, die man in Zeiten der Trauer ( 1Mo 37,34; 2Sam 3,31; 1Kö 21,27; Esr 4,1-4 ) und Buße ( Neh 9,1; Dan 9,3; Mt 11,21 ) trug. Jerusalem würde eine ähnliche Traurigkeit erleben wie jemand, der seinen einzigen Sohn verloren hat.

 

 

Jer 6,27-30

 

Gott setzte Jeremia als Prüfer ein zum Prüfen von Erz, und das Volk von Juda war Erz und Eisen . Jeremia, der das Volk untersuchte, stellte fest, daß sie alle ganz und gar abtrünnig waren. Gott versuchte, sie durch das Gericht zu läutern, aber die Läuterungsversuche waren erfolglos. Die Bösen waren bei dem Läuterungsprozeß nicht ausgeschieden worden, so daß das ganze Volk wie verworfenes Silber war. Gottes Versuche, die Nation zu erneuern, hatten nicht zum Erfolg geführt. Deshalb war das Gericht nun unausweichlich geworden.

 

 

c. Falsche Religiosität und ihre Bestrafung

( Jer 7-10 )

 

Diese Kapitel, die oft als Tempelbotschaft Jeremias bezeichnet werden, reden von Gottes Strafe über das Volk wegen dessen falscher Religiosität. Die Menschen glaubten, Gottes Gericht würde niemals Jerusalem oder sie selbst betreffen (vgl. Jer 5,12-13 ). Sie fühlten sich sicher aufgrund der Gegenwart des Tempels Gottes und wegen ihrer äußerlich sichtbaren Religiosität (vgl. Jer 6,20 ). Jeremias Tempelbotschaft zerstörte diese falsche Hoffnung und legte die eiternde Wunde des Götzendienstes bloß, die in den Menschen geistliche Fäulnis verursachte. Die in Kapitel 26 beschriebenen Ereignisse beinhalten vermutlich die Reaktion der Menschen auf diese Botschaft.

(1) Die Tempelpredigt und Judas falscher Gottesdienst ( Jer 7,1-8,3 )

 

 

Jer 7,1-8

 

Gott gab Jeremia den Auftrag, am Eingang des Tempels zu stehen und sein Wort denen zu verkündigen, die kämen, um dort anzubeten . Die Botschaft selbst war der eben behandelten ähnlich: Die Menschen mußten ihr Leben bessern (vgl. Jer 3,12; 26,13 ), wenn sie weiter dort leben wollten.

Jeremia stellte sich den Einwänden der Menschen gegen seine Botschaft. Sie glaubten, daß kein Gericht kommen würde, weil in Jerusalem des HERRN Tempel stand (dreimal betont, um den Glauben der Menschen an seine beschützende Macht zu zeigen). Das Volk Juda sah im Tempel eine Art Talisman, einen Glücksbringer, der jeden Angriff abwehren konnte.

Aber für Gott waren Gebäude nicht wichtiger als Gehorsam. Gottes Schutz würde nur bestehen bleiben, wenn die Menschen ihr Leben besserten ( Jer 7,5 ; vgl. V. 3 ). Drei Beispiele führte Jeremia an, um die Veränderung zu zeigen, die Gott wollte. Die beiden ersten bezogen sich auf Verhaltensweisen gegenüber anderen Israeliten, das dritte Beispiel betraf das Verhalten gegenüber Gott. (1) Die Menschen sollten an den Hilflosen in der Gesellschaft - an denen, die sich nicht wehren konnten, wenn man ihnen Unrecht tat - keine Gewalt üben (vgl. 5Mo 14,29; 16,11; 24,19; Ps 94,6 ). (2) Sie sollten kein unschuldiges Blut vergießen (vgl. 5Mo 19,10-13; 21,1-9 ). (3) Sie sollten keinen anderen Göttern nachlaufen . Wenn Gott diese Zeichen der Treue gegenüber Gottes Bund sähe, würde er dem Volk erlauben, in dem Lande zu bleiben. Wenn aber die Menschen auf das Tempelgebäude vertrauten, statt im Gehorsam gegenüber dem Bund Schutz zu suchen, dann verließen sie sich auf Lügenworte, die zu nichts nütze waren.

 

 

Jer 7,9-15

 

Juda fühlte sich durch die Gegenwart des Tempels Gottes so sicher, daß es glaubte, alle Arten von Greueln begehen zu können und doch geborgen zu sein. Die Schlechtigkeit der Menschen aber hatte den Tempel bereits zu einer Räuberhöhle werden lassen (vgl. Mt 21,12-13 ). Die Menschen hatten nicht begriffen, daß Gott dies alles sah und ihre Taten kannte.

Jeremia wies auf die Vergangenheit Israels hin, um die irrige Auffassung zu widerlegen, daß die bloße Gegenwart des Tempels Gottes das Unheil verhindern werde. Er forderte die Menge auf, sich an Silo zu erinnern, wo das Heiligtum Gottes zuerst gestanden hatte ( Jos 18,1; Ri 18,31; 1Sam 1,3; 4,3-4 ). Sie sollten sich daran erinnern, was Gott mit Silo getan hatte wegen der Bosheit Israels. Die Bibel berichtet uns nichts über das Schicksal Silos. Aber nachdem die Philister die Bundeslade entführt hatten ( 1Sam 4,10-11 ), flohen die Priester offensichtlich nach Nob ( 1Sam 22,11 ), und Silo hörte auf, das Zentrum des Gottesdienstes in Israel zu sein (vgl. Ps 78,56-64 ). Archäologische Hinweise zeigen, daß die Stadt Silo etwa um 1050 v. Chr. zerstört wurde, vermutlich durch die Philister.

Jeremia wollte damit sagen, daß Gott das, was er mit Silo getan hatte, auch mit dem Tempel tun würde. Wenn Juda sein Leben nicht änderte, würde Gott es von seinem Angesicht verstoßen, wie er es auch mit dem Nordreich ( Ephraim ) im Jahre 722 v. Chr. getan hatte ( 2Kö 17,5-20 ; bes. V. 20 ). Der Tempel trug Gottes Namen ( Jer 7,10.12.14 ; vgl. V. 30 ), d. h. er war ein Symbol der Gegenwart Gottes (sein "Name" sprach von seinem geoffenbarten Wesen).

 

Jer 7,16-20

 

Gott ließ Jeremia nicht für Juda eintreten, denn er würde ihn nicht hören (vgl. Jer 11,14; 14,11-12 ). Die Sünde des Volkes war an einen Punkt gelangt, wo die Bitten Jeremias vergeblich gewesen wären. Um zu zeigen, wie entartet Juda geworden war, griff Gott einen Aspekt seiner Götzenanbetung heraus. In ganz Juda waren die Familien gemeinsam damit beschäftigt, Kuchen (flache Brotkuchen, vielleicht in der Form der Göttin; vgl. Jer 44,19 ) für die Himmelskönigin (vermutlich Ischtar, die babylonische Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit) zu backen. Auch spendeten die Familien fremden Göttern Trankopfer (gewöhnlich Wein). Diese götzendienerischen Praktiken aber würden über die, die sie durchführten, Schande bringen. Gott schadete dieser falsche Götzendienst nicht. Denn die Menschen würden die Folgen ihres Tuns tragen müssen, wenn Gottes Zorn und Grimm über ganz Juda ausgeschüttet würde.

 

 

Jer 7,21-29

 

Die Menschen von Juda brachten alle vorgeschriebenen Opfer. Aber sie erkannten nicht, daß Gott am Sinai etwas anderes geboten hatte. Er hatte Israel aufgerufen, ihm zu gehorchen und ganz auf dem Wege zu wandeln, den er ihnen gebot. Aber leider wollte Israel nicht auf dieses Gebot Gottes hören. Obwohl Gott immer wieder seine Propheten geschickt hatte, um die Menschen zu warnen, wollten sie nicht hören (vgl. Jer 25,4-7 ).

Jeremia sollte nicht denken, daß die Menschen seiner Zeit auf Gottes Warnungen anders reagieren würden als ihre Vorfahren. Vielmehr ließ Gott Jeremia wissen, daß das Volk nicht auf ihn hören würde. Deshalb sollte Jeremia seine Haare abscheren, ein Zeichen tiefer Trauer (vgl. Hi 1,20; Jes 15,2-3; Jer 48,37; Hes 7,18 ), und über das Volk wehklagen ( qInCh , "Totenklage" halten). Diese Klage konnte bereits beginnen, denn die Zerstörung Judas war sicher. Gott hatte bereits dieses Geschlecht, über das er zornig war, verworfen.

 

 

Jer 7,30-34

 

Gott fuhr mit der Beschreibung der Sünde der Leute von Juda, durch die das Gericht über das Volk kommen würde, fort. Sie hatten Greuelbilder im Tempel selbst aufgestellt und dadurch sogar das Haus Gottes unrein gemacht (vgl. Hes 8,3-18 ). Außerhalb der Stadt hatten sie die Höhen des Tofet (vgl. Jer 19,6.11-14 ) im Tal Ben-Hinnom (vgl. Jer 19,2.6; 32,35 ,auch einfach Tal Hinnom genannt) gebaut. Hier brachten sie Kindesopfer dar, indem sie ihre Söhne und Töchter verbrannten (vgl. 2Kö 21,6; 2Chr 33,6; Jer 19,5 ). Der Ursprung des Wortes "Tofet" ( tOPeT ) ist unsicher. Es ist möglich, daß es von einem ähnlich klingenden Wort abgeleitet ist, das "Backofen" oder "Herd" bedeutet. Die dabei erfolgte Veränderung der Vokale ist bedeutsam, denn es wurden die Vokale des Wortes bOSeT ("Schande") auf das andere Wort übertragen, um so den schändlichen Charakter der dort betriebenen Praktiken deutlich zu machen. Diese "Anhöhe der Schande" lag im Tal Hinnom, genau im Süden und Westen der Stadt. In diesem Tal wurden die Abfälle der Stadt verbrannt. Im Griechischen wurde das Tal Hinnom (Hebr. : gL?-hinnOm ) bekannt als Gehenna ( geenna ); dieses Wort bezeichnete das feurige Verderben in der Hölle (vgl. Mt 5,22.29-30; 2Pet 2,4 ). Gott kündigte an, daß der Name dieses Ortes in Würgetal umgeändert werden würde wegen der großen Zahl von Leichnamen, die nach der Zerstörung von Jerusalem hierher gebracht würden. Die Weissagung über die Vögel und Tiere, die diese Leichname fressen würden, unterstreicht das, was auch der mosaische Bund über die Folgen des menschlichen Ungehorsams sagt ( 5Mo 28,26 ). Alle Freude würde vergangen sein (vgl. Jer 16,9; Jer 25,10 ), wenn das Land wüst geworden war.