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Jesaja  Walvoord Übersicht für Youtube


Jesaja  1 bis 4  John A. Martin

Jesaja Kapitel 1 zusammenfassen:

  1. Abfall Israels: Anklage des Abfalls Israels von Gott.
  2. Ungehorsam: Das Volk zeigt ungehorsames Verhalten.
  3. Sünde: Schwere Anklage wegen der Sünden des Volkes.
  4. Verdorbenheit: Das Land ist voll von Verdorbenheit.
  5. Gottes Gericht: Ankündigung von Gottes Gericht über das Volk.
  6. Verwüstung: Beschreibung der Verwüstung des Landes.
  7. Sodom und Gomorra: Vergleich mit Sodom und Gomorra.
  8. Leere Opfer: Die religiösen Opfer sind leer und bedeutungslos.
  9. Gottes Abscheu: Gottes Abscheu vor den leeren religiösen Handlungen.
  10. Gerechtigkeit: Aufruf zur Gerechtigkeit und zum Recht.
  11. Barmherzigkeit: Aufruf zur Barmherzigkeit gegenüber den Unterdrückten.
  12. Reinigung: Angebot der Reinigung von Sünden.
  13. Umkehr: Aufruf zur Umkehr zu Gott.
  14. Verheißung und Warnung: Verheißungen für Gehorsam und Warnungen für Ungehorsam.
  15. Hoffnung: Ein Funke Hoffnung inmitten des Gerichts.

    Jesaja Kapitel 2 zusammenfassen:

    1. Berg des Herrn: Vision von der Erhöhung des Berges des Herrn.
    2. Endzeit: Prophezeiung für die Endzeit.
    3. Völkerwallfahrt: Die Völker strömen zum Berg des Herrn.
    4. Frieden: Gottes Gericht führt zum Frieden.
    5. Belehrung: Gottes Weisung wird die Völker belehren.
    6. Gericht: Gottes Gericht über Stolz und Hochmut.
    7. Hochmut: Anklage des Hochmuts der Menschen.
    8. Götzen: Anklage des Götzendienstes.
    9. Erniedrigung: Erniedrigung des menschlichen Stolzes.
    10. Furcht: Furcht vor dem Herrn.
    11. Erhabenheit Gottes: Gottes Erhabenheit am "Tag des Herrn".
    12. Bäume: Bild der hohen Bäume als Symbol des Stolzes.
    13. Schiffe: Bild der stolzen Schiffe.
    14. Verstecken: Aufforderung, sich vor Gottes Zorn zu verstecken.
    15. Tag des Herrn: Schwerpunkt auf dem kommenden "Tag des Herrn".

      Kapitel 3 zusammenfassen:

      1. Entzug von Führung: Gott nimmt Jerusalem und Juda Stütze und Hilfe.
      2. Mangel an Autorität: Es mangelt an fähigen Führern und weisen Beratern.
      3. Willkür: Willkür herrscht im Volk.
      4. Bedrängnis: Einer bedrängt den anderen im Volk.
      5. Jugendliche Herrschaft: Jungen Burschen wird die Herrschaft übertragen.
      6. Zusammenbruch der Gesellschaft: Die Gesellschaft befindet sich im Zerfall.
      7. Sünde und Trotz: Das Volk sündigt offen und trotzt Gott.
      8. Gerechte belohnt: Verheißung, dass es dem Gerechten gut geht.
      9. Frevler bestraft: Der Frevler wird für seine Taten zur Rechenschaft gezogen.
      10. Schlechte Führer: Die Führer führen das Volk in die Irre.
      11. Gottes Gericht: Gott tritt auf, um Recht zu sprechen und sein Volk zu richten.
      12. Plünderung der Armen: Die Reichen plündern die Armen.
      13. Hochmut der Frauen: Anklage des Hochmuts der Frauen Jerusalems.
      14. Verlust des Schmucks: Der Schmuck der Frauen wird weggenommen.
      15. Verwüstung: Das Land wird verwüstet, und Zion trauert.

Jesaja Kapitel 4 zusammenfassen:

  1. Sieben Frauen: Frauen suchen Schutz bei einem Mann.
  2. Schmach: Die Frauen wollen ihre Schmach beenden.
  3. Spross des Herrn: Verheißung des "Spross des Herrn".
  4. Zierde und Ehre: Der Spross wird Zierde und Ehre sein.
  5. Heiliger Rest: Die Überlebenden in Jerusalem werden heilig genannt.
  6. Gericht und Läuterung: Gott reinigt durch Gericht und Läuterung.
  7. Kot abwaschen: Gottes Reinigung von Sünde wird beschrieben.
  8. Wolke bei Tag: Gottes Schutz in Form einer Wolke bei Tag.
  9. Feuerflamme bei Nacht: Gottes Schutz in Form einer Feuerflamme bei Nacht.
  10. Schutzdach: Gottes Herrlichkeit als Schutzdach.
  11. Schatten: Gottes Herrlichkeit spendet Schatten vor Hitze.
  12. Zuflucht: Gottes Herrlichkeit ist Zuflucht bei Unwetter.
  13. Hoffnung: Hoffnung für den Überrest Israels.
  14. Heiligkeit: Hervorhebung der Heiligkeit des Überrests.
  15. Gottes Herrlichkeit: Gottes Herrlichkeit als zentrales Thema.



( 1,1 )

 

Jes 1,1

 

Jesajas Weissagungen zentrieren sich auf Juda und Jerusalem. Sein Buch wird eine Offenbarung genannt, was bedeutet, daß der Prophet etwas geistig und geistlich "geschaut" hat (vgl. Jes 2,1 ) und daß er gehört hat, wie Gott zu ihm spricht. Dieses Wort "Offenbarung" (andere übersetzen "Vision" oder "Schau") leitet auch die Weissagungen von Obadja, Micha und Nahum ein.

Jesaja kannte die Stadt Jerusalem, ihren Tempel und den königlichen Hof. Zu seiner Zeit waren die letzten Jahre des Nordreiches (Israel) angebrochen. Das Nordreich fiel 722 v. Chr. an die Assyrer, die damals versuchten, das gesamte syrisch-palästinensische Gebiet zu erobern. Jesaja schrieb an das Südreich, das etwas mehr als 100 Jahre später (586 v. Chr.) in die Hand des babylonischen Weltreiches fallen wird.

Zu Jesaja, Sohn des Amoz , und der Zeit des Dienstes von Jesaja (in der Regierungszeit von Usija, Jotam, Ahas und Hiskia ) vgl. "Autor und Entstehungszeit" in der Einführung .

 

 

2. Der Rechtshandel des Herrn gegen das Volk

( 1,2 - 31 )

 

Diese Verse stehen in der Form eines Bündnis-Gerichtsverfahrens gegen Juda. Im Grunde sind sie eine Art Mikrokosmos der Kapitel Jes 1-39 . Der Herr klagt sein Bundesvolk durch seinen Boten Jesaja an, den mosaischen Bund gebrochen zu haben, und bietet all jenen völlige Vergebung an, die umkehren. Wer jedoch weiterhin gegen Gott rebelliert, wird das Gericht erleben. In Jes6,9-13 zeigt Gott Jesaja allerdings, daß der größte Teil des Volkes nicht umkehren wird.

 

 

a. Der Herr beschuldigt sein Volk, den Bund gebrochen zu haben

( 1,2 - 9 )

 

Jes 1,2 a

 

Jesaja, der hier für den Herrn spricht, ruft Himmel und Erde auf, die folgenden Anschuldigungen gegen sein Volk zu hören. Diese Anrufung von Himmel und Erde soll dem Volk zeigen, daß die gesamte Schöpfung mit dem übereinstimmen wird, was Gott zu sagen hat.

 

 

Jes 1,2-3 (Jes 1,2b-3)

 

Bei dieser Art von Gerichtsverhandlung macht der Ankläger zunächst seine eigene Unschuld an der ganzen Sache deutlich. Der Herr tut dies wie ein Elternteil, indem er zeigt, daß sich seine Kinder (Juda, vgl. V. 4 ) gegen ihn, der an dieser Sache unschuldig ist, aufgelehnt haben. Das hebräische Wort, das mit "abgefallen" wiedergegeben wird ( pASaZ ), wurde gewöhnlich in Verträgen benutzt, um den Abfall eines Vasallen-Staates von der Nation, mit der dieser Vertrag geschlossen wurde, zu bezeichnen. P ASaZ wird noch einmal in Jes 66,24 ,dem Schlußvers des Buches, benutzt.

Selbst Tiere kennen ihren Herrn, aber das Volk Israel kennt und versteht seinen Gott, seinen Herrn, nicht. (Das Wort "Israel", das sich oft auf das Nordreich bezieht, wird manchmal - wie hier - für das gesamte Volk der 12 Stämme, zu dem dann auch Juda gehört, benutzt.) Ein Ochse ist außergewöhnlich unterwürfig, ein Esel war schon in biblischer Zeit für seine Dummheit bekannt. Die Aussage, daß Israel noch unwissender als diese Haustiere sei, war also eine deutliche Betonung seiner Dummheit. Diese Tiere kannten ihre Herren und die, die für sie sorgten ( Krippe ist das Wort für den Futtertrog der Tiere), besser als Gottes Volk seinen Herrn. Israel kannte Gott nicht und wußte nicht, daß er für es sorgte. Durch seinen "Abfall" ( Jes 1,2 b) war es Gottes Anordnungen gegenüber ungehorsam und bewies dadurch, daß es Gott nicht wirklich "verstanden" hatte.

 

 

Jes 1,4

 

In seiner Anklage macht Gott nun das sündige Wesen der Nation deutlich. Der Gedanke, daß die Nation sündig ( HAFA? ) ist, taucht mehrmals im Buch Jesaja auf (z. B. Jes 42,24; 43,27 und Jes 64,4 ).

Jesaja spricht von den "Sünden" ( HXFA?Im ) der Menschen ( Jes 1,18 ) und weist darauf hin, daß der leidende Gottesknecht kommen wird, um "die Sünde ( HEF? ) von vielen" im Volk wegzunehmen ( Jes 53,12 ). Die Menschen stehen wegen ihrer Sünde schuldig vor Gott (vgl. Röm 3,9.19 ). Weil sie Übeltäter waren, waren sie verdorben (vgl. Röm 3,10-18 und das Wort "verderbt" in 1Mo 6,12 ). Ihre bewußt ablehnende Haltung gegen Gott wird durch die Worte verlassen, lästern und abgefallen deutlich gemacht.

Wie schon in der Einführung gesagt, wird der Ausdruck der Heilige Israels 25mal von Jesaja benutzt. Dieser Titel macht ganz besonders den weiten Abstand zwischen der Sünde der Menschen und der Heiligkeit Gottes deutlich.

Obwohl die Menschen Gott den Rücken gekehrt haben, wird Gott einmal seinen Rücken den Sünden Israels zukehren und ihm vergeben. Hiskia wendet diese Ausdrucksweise ebenfalls an, als er nach seiner Heilung vom Krankenbett Gott dafür lobt, daß er seine (Hiskias) Sünden hinter seinen (Gottes) Rücken geworfen hat ( Jes 38,17 ).

 

 

Jes 1,5-7

 

Als das Bundesvolk Gott den Rücken zuwandte (V. 4 ), hatte dies Konsequenzen (vgl. 5Mo 28,15-68 ). Jesaja zählt auf, was ihm widerfährt, um ihm zu helfen, seine gegenwärtigen Schwierigkeiten als Folge seines Ungehorsams zu sehen. Zunächst benutzt er das Bild eines Menschen, der geschlagen wurde und an seinem ganzen Körper krank ist ( Jes 1,5-6 ). Diese unverbundenen Beulen, Striemen und frischen Wunden sind ein Bild für den geistlichen Zustand der Menschen, machen aber zugleich auch seine militärische Situation deutlich. Von allen Seiten ist es von feindlichen Mächten belagert und verliert einen Teil seines Landes an fremde Nationen (V. 7 ). Es hätte erkennen müssen, daß diese furchtbaren Probleme ihren Grund in seinem geistlichen Zustand hat. Ob Jesaja hier die kurz bevorstehende Situation im Nordreich beschreibt, die durch die assyrische Invasion (722 v. Chr.) entstand oder ob er prophetisch von der kommenden Zerstörung Judas spricht (586 v. Chr.), muß offen bleiben. Es scheint jedoch wahrscheinlicher, daß er von Juda spricht. Die Worte verlassen, verbrannt und verwüstet klingen, als wäre die Verwüstung bereits eingetreten. Auf diese Weise macht Jesaja die Sicherheit des kommenden Gerichtes deutlich.

 

 

Jes 1,8-9

 

Jesaja beschreibt dann die Einwohner Jerusalems ( die Tochter Zion ; vgl. Jer 4,31; Kl 1,6; 2,13; Mi 1,13; 4,8; Sach 9,9 siehe auch die Anmerkungen zu Kl 2,1 und Sach 8,3 ) als Häuslein im Weinberg und Nachthütte im Gurkenfeld . Diese Gebäude waren einfach errichtete Hütten, schattenspendend gegen die Sonne. Sie dienten den Wächtern, die die Ernte gegen Diebe und wilde Tiere bewachen mußten. Gewöhnlich standen sie recht "einsam" im Feld und konnten daher leicht angegriffen werden. Juda wäre längst verwüstet wie Sodom und Gomorra , wenn nicht Gottes Gnade einen geringen Rest übriggelassen hätte. (Jahrhunderte später zitiert Paulus diese Verse in Röm 9,29 .) Ja, Juda war im Hinblick auf seine Sünde sogar wie diese beiden verdorbenen Städte. (Vgl. die Erwähnung beider Städte in Jes 1,10 und von Sodom in Jes 3,9; Hes 16,46.48-49 .) Ganz sicher wurden einige Bewohner Judas durch die Erwähnung der beiden Städte an 5Mo 29,22 erinnert, wo Gott diese als Bild für sein Gericht über das sündige Israel benutzt.

 

 

b. Der Herr macht deutlich, wie das Volk mit seiner Schuld umgehen soll

( 1,10 - 20 )

 

Jes 1,10

 

Aufbauend auf seiner Erwähnung von Sodom und Gomorra in Vers 9 vergleicht Jesaja nun die Herrscher und die Menschen von Juda mit diesen verdorbenen Städten. Sowohl die Führer als auch die Bevölkerung - und zwar in allen Schichten der Gesellschaft - sollen Gottes Wort hören (vgl. V. 2 ).

 

 

Jes 1,11-15

 

Der Herr weist den Versuch der Menschen, durch verschiedene Aspekte religiöser Rituale - wozu das Tieropfer (V. 11 ), Speiseopfer (V. 13 a), Feste und Feierlichkeiten (V. 12.13 b. 14 ) und Gebet (V. 15 ) gehören - ihre Schuld zu sühnen, zurück.

Manche haben (aus V. 11 ) fälschlicherweise den Schluß gezogen, daß Gott das Opfersystem nicht eingesetzt habe. Dies ist jedoch nicht richtig. Jesaja wendet sich vielmehr dagegen, daß die Menschen meinen, sie würden einfach durch das Opfern von Tieren am Altar rein vor Gott. Selbst vielfaches Opfer ist bedeutungslos (V. 13 ) und gefällt Gott daher nicht, wenn der Mensch, der diesen "Gottesdienst" verrichtet, sein Leben nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen bringt. Auch das sorgfältige Beachten regelmäßiger, monatlicher Opfergaben (Neumonde ; vgl. 4Mo 28,11-14 ) und das Halten des Sabbates (sowohl wöchentlich als auch im Hinblick auf die jährlichen Sabbate am Versöhnungstag und beim Laubhüttenfest; 3Mo 16,31; 23,34.39 ) sind für Gott bedeutungslos, wenn sie nicht mit der richtigen inneren Haltung geschehen. Das Gleiche gilt für ihre Versammlungen am Sabbat ( 3Mo 23,3 ) und die Feste und Feiern , zu denen das Passafest ( 3Mo 23,4-7 ) ebenso gehört wie das Fest der Wochen ( 3Mo 23,15-21 ), das Fest der Posaunen ( 3Mo 23,24 ), der große Versöhnungstag ( 3Mo 23,26-27 ) und das Laubhüttenfest ( 3Mo 23,34 ).

Gott nennt das äußere Beachten solcher Gottesdienstformen böse , weil es heuchlerisch geschieht, mit sündigem Herzen (vgl. Jes 1,4 ). Diese kollektiven Feste gefallen Gott daher nicht, sie sind ihm vielmehr eine abscheuliche Last (V. 14 ).

Aber auch die vielen Gebete der Menschen sind ohne Erfolg aufgrund ihrer Schuld (V. 15 ). Die Worte breitet eure Arme aus bezeichnen eine Bitte um Hilfe (vgl. 1Kö 8,22; Kl 1,17 ). Diese Hände jedoch sind voller Blut ( Jes 1,15 ). Indem Menschen die Bedürftigen ungerecht behandeln (vgl. V. 16-17 ), werden sie mit Mördern verglichen, die dann ihre blutbefleckten Hände zu Gott im Gebet ausstrecken. Dieser geistliche Zustand ließ die religiösen Rituale Judas absurd werden. Ganz offensichtlich wird Gott niemals auf solche Gebete hören (d. h. sie erhören; vgl. Ps 66,18 )! Die innere Gerechtigkeit muß das äußere Rituale begleiten, wenn dieses Ritual vor Gott irgendeine Bedeutung haben soll.

 

 

Jes 1,16-20

 

Gott bietet jenen, die umkehren, völlige Vergebung an, aber er kündigt auch das Gericht für die an, die sich weiter gegen ihn auflehnen und ihn abweisen. Die Menschen hatten die falsche Vorstellung, daß sie leben könnten, wie es ihnen gefiel, solange sie sich nur durch das Opfersystem immer wieder Vergebung holten. Anstatt jedoch auf ein religiöses Ritual zu vertrauen (V. 10-15 ), sollen die Menschen Gott gehorchen und die richtige Herzenseinstellung zu ihm sowie das richtige Verhalten gegen ihre Mitmenschen haben.

Die Menschen müssen innerlich rein werden (auch ein Mörder wird nicht durch das Waschen seiner Hände rein). Sie müssen ihre bösen Taten (vgl. V. 13 ) durch rechtes Handeln ersetzen. Wie es schon der mosaische Bund festlegt, müssen sie ihr Vertrauen zu Gott und ihren Gehorsam dadurch sichtbar werden lassen, daß sie bedürftigen Menschen helfen - den Unterdrückten, den Waisen und den Witwen (vgl. V. 23 ; Jes 10,1-2; 5Mo 24,17.19-21; 26,12; 27,19 ).

Gott fordert das sündige Volk nun auf, verständig zu werden ( Jes 1,18 ) und seine falschen inneren Einstellungen und sein falsches Tun zuzugeben. Die Einladung Kommt nun und laßt uns miteinander rechten ist mehr als der Ruf zu Verhandlungen zwischen dem Volk und Gott. Das Wort "rechten" ( yAKaH ) ist ein Ausdruck aus der Gerichtssprache, mit dem man das Darlegen, Überzeugen oder Entscheiden eines Falles vor Gericht bezeichnete. Die Menschen sollen durch ihr Argumentieren mit Gott davon überzeugt werden, daß er im Recht ist und sie im Unrecht. (Es kommen in diesem Kapitel noch weitere Gerichtsfachbegriffe vor: nach Recht trachten und Recht schaffen ; V. 17 .) Wenn sie das wirkliche Ausmaß ihrer Sünde zugeben - daß ihre Vergehen nämlich wie blutrote Flecken auf ihrer Seele sind ( Scharlach ist ein rotes Färbemittel, das aus einem Wurm gewonnen wird) - dann wird Gott in seiner Gnade sie reinigen und geistlich weiß machen wie Schnee oder Wolle . Aber das Bekennen der Sünde muß dieser Reinigung vorausgehen. Auch heute ist dies nicht anders.

Der Gehorsame wird das Beste des Landes essen, d. h. er wird reiche Ernten haben, wie es im Mose-Bund verheißen ist ( 5Mo 28,3-6.11 ). Wer es dagegen ablehnt, zu Gott umzukehren (Abtrünnige; vgl. Jes 1,23.28 ), wird von den Feinden besiegt ( vom Schwert gefressen ; V. 20 ; 5Mo 28,45-57 ). Dies ist sicher und steht fest, denn der Mund des HERRN sagt es (vgl. Jes 40,5; 58,14 ).

 

 

c. Die Klage des Herrn über Jerusalem

( 1,21 - 23 )

 

Jes 1,21

 

Der Gegensatz zwischen dem früheren Zustand von Jerusalem unter David und auch noch in den Anfangsjahren der Herrschaft Salomos und dem jetzigen Zustand der Menschen in den Tagen Jesajas ist groß. Jerusalem war einmal treu wie eine gute Ehefrau. Nun aber ist die Stadt eine Hure . Das Bild der Prostitution taucht in den prophetischen Büchern oft auf (bes. bei Jer. und Hos). Es soll die Tatsache deutlich machen, daß eine Ehe, wie auch das Verhältnis zwischen Gott und Israel, auf einem geschlossenen Bund beruht. Wenn ein Mensch zum Prostituierten wird, dann bricht er oder sie den Ehebund. Wenn ein Israelit den wahren Gott verläßt und Götzen folgt, dann bricht er den Bund mit dem Herrn.

Jerusalem war einmal für sein Recht und seine Gerechtigkeit bekannt gewesen. "Recht" meint die Tatsache einwandfreier Gerichtsverhandlungen, und "Gerechtigkeit" bezieht sich auf das Verhalten jener, die diesen Zustand herbeizuführen suchen. (Vgl. den Gebrauch dieser beiden Worte in Spr 8,20; Jes 5,7; 28,17; Am 5,7 ). Aber jetzt sind Mörder da, statt daß Gerechtigkeit "wohnt". "Mörder" kann hier auch jene meinen, die sich selbst auf Kosten der Armen bereichern (vgl. Jes 1,23 und die Anmerkungen zu V. 15 ).

 

 

Jes 1,22-23

 

Früher einmal war ihr Silber und ihr Wein wertvoll. Nun sind sie wertlos geworden: Schlacke und mit Wasser gepanschter Wein. "Schlacke" ist der Rückstand, der nach dem Schmelzprozeß zurückbleibt, wenn das reine Silber entfernt worden ist. Das Volk wird "weggeworfen" werden wie wertlose Schlacke. Die Menschen werden ins Exil geführt werden, wenn sie nicht Buße tun und zum Herrn zurückkehren.

Die abtrünnigen Fürsten in der Stadt führen die Menschen durch Diebstahl, Bestechung und Ungerechtigkeit gegenüber den Hilflosen in den Untergang (vgl. die Anmerkungen zu V. 17 ). Die Waisen und Witwen werden nicht einmal angehört, da sie kein Geld haben, um die Fürsten zu bestechen. Dies ist Gott besonders verhaßt, denn sein Bundesvolk ist an ihn gebunden und daher auch aufeinander angewiesen. Aber es interessiert sich nicht für die Armut und die Nöte der anderen.

 

 

d. Der Herr spricht das Urteil

( 1,24 - 31 )

 

Gottes Gerichtsverhandlung endet, indem er das Urteil über die schuldige Nation spricht. Gott wird hier nicht nur als einer der beiden Teilnehmer an der Gerichtsverhandlung gesehen, sondern er ist zugleich auch der oberste Richter, der entscheidet, was mit dem Schuldigen zu tun ist. Wer abtrünnig ist und es ablehnt umzukehren, wird gerichtet werden, wer Buße tut, erlangt Versöhnung.

Jes 1,24-26

 

Gottes Gericht wird ihm Trost schaffen von dem Ärger, der durch seine Widersacher (Feinde innerhalb der Bundesgemeinschaft) hervorgerufen wurde. Es wird sein wie ein Reinigungsprozeß. Die Schlacken (V. 25 ; vgl. V. 22 ) werden beseitigt, so daß nur das reine Silber zurückbleibt. Die Rache dient jedoch nicht dazu, mit den untreuen Menschen "abzurechnen". Es geht Gott vielmehr darum, das Verhältnis zwischen dem Volk und sich wieder in Ordnung zu bringen. Der Herr wird darauf achten, daß die rechte Art von Richtern wieder eingesetzt wird, wie sie vormals waren (zur Zeit der Herrschaft von David und Salomo). Jerusalem wird wieder die Stadt der Gerechtigkeit genannt werden und die treue Stadt heißen (V. 26 ). Dieser Hinweis auf "die treue Stadt" (V. 21.26 ) dient als das inclusio genannte Stilmittel, das diese beiden Verse miteinander verbindet.

 

 

Jes 1,27-31

 

Der Gegensatz zwischen dem Schicksal des Überrestes und dem der Gottlosen wird in diesen Versen näher ausgeführt. Der Überrest wird in der neuen, erlösten Stadt Jerusalem wohnen ( Zion ; vgl. V. 8 ), wo Gottes Gerechtigkeit herrscht (vgl. V. 26 ). Die Übertreter (vgl. V. 20.23 ) werden vernichtet werden. Zuvor soll ihnen die Schande vor Augen geführt werden, daß sie überhaupt am Götzendienst an heiligen Eichen (vgl. Jes 57,5 ) und in Gärten (vgl. Jes 65,3; 66,17 ) teilgenommen haben. Sie, die diese Götzendienste (wahrscheinlich wurde auch Baal angebetet) in jener herrlichen Umgebung gefeiert haben, sollen nun selbst wie verdorrte Eichen und vertrocknete Gärten werden. Einmal waren sie stark (wie ein mächtiger Mann ) und lehnten Gott ab. Nun wird der Ungerechte und sein Werk verbrennen. Dieses unlöschbare Feuer bezieht sich vermutlich auf die Zerstörung durch das babylonische Heer und auch auf das ewige Gericht.

 

 

3. Eine Bestätigung der Wiederherstellung

( 2,1 - 5 )

 

Unmittelbar nach dieser stichhaltigen Anklage (in Form einer Gerichtsverhandlung) des sündigen Lebens des Volkes ( Jes 1,2-31 ) kommt Jesaja zu einem Gedanken, der zu den zentralen Aussagen seiner Prophetie gehört. Es wird eine Zeit kommen, in der Jerusalem an der Spitze der ganzen Welt steht. Mi 4,1-3 ist fast identisch mit Jes 2,1-4 .

 

 

Jes 2,1-2 a

 

Die Botschaft dieses Abschnittes ist, was Jesaja sah über Juda und Jerusalem (vgl. Jes 1,1 ). Die Propheten wurden in Israel früher einmal "Seher" genannt. Damit wurde ihre von Gott gegebene Macht bezeichnet, zu "sehen" oder vorauszusagen, was geschehen wird ( 1Sam 9,9 ). Hier verkündigt Jesaja die Zukunft von Jerusalem und Juda. Jesaja hat bei den Weissagungen über die zukünftige Wiederherstellung keine genauen Zeitangaben gemacht (vielleicht wußte er es nicht; vgl. 1Pet 1,10-11 ). Hier spricht er einfach von den letzten Tagen . Andere Bibelstellen machen deutlich, daß diese Verse im Tausendjährigen Reich erfüllt werden, der 1000 Jahre dauernden Herrschaft Christi auf dieser Erde. Aufgrund von Gottes Bundeszusagen an Abraham, Mose und David wußte Jesaja, daß Israel wieder in sein Land zurückkommen und die Vorherrschaft über alle Nationen haben wird.

Der Berg, wo des HERRN Haus ist , bezieht sich auf den Berg, auf dem der Tempel erbaut war (und wo der Tempel im Tausendjährigen Reich wieder sein wird; vgl. Hes 40-43 ). In der Bibel bezeichnet das Wort Berge oft Regierungs-Autoritäten ( Dan 2,35; Am 4,1 ). Hier wird Gottes Herrschaft vom Tempel aus über allem stehen (höher sein). Dieser Gedanke der Vorherrschaft des Tempelberges in Jerusalem wird in den Prophetien von Jesaja mehrfach wiederholt ( Jes 11,9; 25,6-7; 27,13; 30,29; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20 ). Jesaja möchte, daß seine Leser sich bewußt sind, daß Gott sein Bundesvolk trotz seiner geistlichen Unempfänglichkeit und selbst durch seine kommende Gefangenschaft hindurch beschützen wird.

 

 

Jes 2,2.3 (Jes 2,2b.3)

 

Wenn diese Ereignisse eintreten, werden viele Völker zu Jerusalem (vgl. Jes 14,1; 27,13; 66,23; Sach 8,23; 14,16 ) und zu Gottes Haus (dem Tempel, Jes 2,2 a) hingezogen werden. Diese Anziehung besteht darin, daß Gottes Wege, Pfade, Gesetz und Wort ihnen von hier aus bekannt gemacht werden. Ja, der Herr selbst wird dieses Gesetz erlassen ( Jes 51,4 ). (Zion, das Jesaja über ein Dutzend Mal erwähnt, mehr als jeder andere biblische Autor, steht hier synonym zu Jerusalem; vgl. Jes 4,3; 40,9; 52,1; 62,1 vgl. auch den Kommentar zu Sach 8,3 ). Im Tausendjährigen Reich werden die Menschen auf der ganzen Erde erkennen, daß Gottes Offenbarung für ihr Leben grundlegend ist. Sie werden sie kennen ( Er wird uns lehren ) und nach ihr leben ( darin wandeln ) wollen.

 

 

Jes 2,4

 

Dieser Vers gehört zu den bekanntesten Stellen des Buches Jesaja. Gott wird weltweit unter den Völkern richten und ihre Streitigkeiten schlichten. Er wird von Nationen und Völkern verlangen, daß sie sich überall von kriegerischen Handlungen fernhalten. Weltweiter Friede wird herrschen ohne militärische Konflikte oder auch nur Ausbildung, da sämtliches Kriegsgerät ( Schwerter und Spieße ) zu Ackergerät ( Pflugscharen und Sicheln ; vgl. Joe 3,10 ) umgeschmiedet wird. In dieser Zeit des weltweiten Friedens werden die Nationen nach Jerusalem gehen, um dort von Gott zu lernen ( Jes 2,2 ). Der Friede wird nicht durch menschliche Anstrengungen, sondern durch Gottes Gegenwart und sein Wirken in Jerusalem entstehen. Zu dieser Zeit wird Israel mit Gottes Geist erfüllt ( Hes 36,24-30 ) und seine Sünden werden vergeben werden ( Jer 31,31-34 ).

 

 

Jes 2,5

 

Diesen kurzen Abschnitt beendet Jesaja mit einer Ermahnung an seine Leser, im Licht des HERRN zu wandeln (leben).

Der Prophet nennt Israel das Haus Jakob , ein Hinweis auf Israels Erzvater Jakob. Dieser Ausdruck findet sich bei Jesaja achtmal (V. 5-6 ; Jes 8,17; 10,20; 14,1; 29,22; 46,3; 48,1 ). Bei allen anderen Propheten zusammen wird er nur insgesamt neunmal benutzt. Wenn wir in der Bibel große Wahrheiten über die Zukunft erfahren, dann werden wir auch oft erinnert, wie wir in der Gegenwart leben sollen (z. B. 1Thes 4,13-18; 5,1-8; 2Pet 3,10-14; 1Joh 3,2-3 ). Angesichts der Tatsache, daß im Tausendjährigen Reich alle Nationen nach Jerusalem strömen werden, um dort Gottes Wort zu hören, wäre es für Israel, das Gottes Gesetz ja schon kennt, nur vernünftig, ihm auch zu folgen (in seinem "Licht" zu wandeln), bis der Herr sein wunderbares Königreich errichtet.

 

 

4. Der gegenwärtige Zustand und die Konsequenzen für die Zukunft

( 2,6 - 4,1 )

 

Judas gegenwärtiger Zustand ( Jes 2,6-11 ) steht im Gegensatz zu dem herrlichen Königreich, das Jesaja gerade beschrieben hat ( Jes 2,1-5 ). Wie so oft in der Geschichte Israels gehorchen die Menschen dem Herrn nicht und müssen daher von ihm gezüchtigt werden.

 

 

a. Juda ist den Heidenvölkern gleich

( 2,6 - 11 )

 

Jes 2,6-9

 

Gott hat sein Volk (zu Haus Jakobs vgl. die Anmerkungen zu V. 5 ) nicht deshalb verstoßen , weil er es nicht mehr länger liebt, sondern weil es wie die Heiden um es herum geworden ist. Das Volk von Juda ist so überheblich geworden wie das Volk im Osten. Es hat die Lebensweise des assyrischen Reiches (mit deren Wahrsagerei) übernommen, die damals auf das gesamte syrisch-palästinensische Gebiet übergriff. (Vielleicht sind unter dem Volk aus "dem Osten" auch die Aramäer zu verstehen; vgl. Jes 9,11 .) Zugleich ist es wie die Philister Zeichendeuter geworden. Die Philister wohnten zu jener Zeit im Südwesten Kanaans und versuchten immer wieder, Israel zu beherrschen. Israel war also von verschiedenen Seiten durch heidnische Praktiken beeinflußt. Daß die Philister Zeichendeuterei betrieben, wird auch aus 1Sam 6,2 und 2Kö 1,2 deutlich. "Zeichendeuten" (von ZAnan , "Zauberei betreiben"; vgl. 3Mo 19,26; 5Mo 18,10.14;2Kö 21,6; Mi 5,11 "Verwünschungen aussprechen") ist der Versuch, Menschen oder Umstände zu beherrschen oder die Zukunft durch Kräfte zu erkennen versuchen, die durch böse Geister (Dämonen) verliehen werden.

Jesaja spricht hier mit viel Ironie, denn Juda hätte eigentlich aufgrund des Wortes Gottes wissen müssen, wie seine Zukunft aussehen wird. Und doch benutzt es heidnische Mittel, um diese Zukunft zu entschlüsseln. So ist es nicht verwunderlich, daß Jesaja Gott bittet, dem Volk nicht zu vergeben ( Jes 2,9 ). Juda besaß großen materiellen Reichtum ( Silber und Gold ) und militärische Stärke ( Pferde und Wagen ), die es ohne Zweifel für den Erfolg seines Götzendienstes hielt. Vermutlich führte dies auch zu Stolz und Selbstvertrauen, denn Gott sagt, daß es erniedrigt und gedemütigt werden soll (V. 9 ; vgl. V. 11 - 12.17 ). Sein sündiges Leben ließ das Gericht unausweichlich werden.

 

 

Jes 2,10-11

 

Letztlich wird nur Einer verherrlicht. Dieser Eine ist der Herr allein (V. 11 ; vgl. V. 17 ). Wenn der Herr zum Gericht kommt, dann werden die Menschen vor diesem Gericht zu fliehen versuchen, indem sie sich in Gräbern verstecken (vgl. V. 19.21 ; Offb 6,16 ). Sie werden seine Herrlichkeit fürchten (vgl. Jes 2,19.21 ) und erkennen, daß ihr Hochmut (V. 11 ; vgl. V. 17 ) und ihr Reichtum (V. 7 - 8 ) sie nicht erretten können. In diesem Abschnitt ( Jes 2,6- Jes 4,1 ) und auch in vielen anderen im Buch Jesaja finden wir ein interessantes Zusammenspiel zwischen dem Gericht, das der Herr durch die assyrische und babylonische Gefangenschaft ausüben wird, und dem Gericht in den "letzten Tagen", das kurz vor dem Tausendjährigen Reich über Israel und die ganze Welt hereinbrechen wird. Wahrscheinlich hatten Jesaja und die anderen Propheten keine Vorstellung von der Länge der Zeitspanne, die zwischen diesen Wegführungen und den letzten Tagen des Gerichts herrschen würde. Zwar haben sich viele der Voraussagen in Jes 2,10-21 erfüllt, als Assyrien und später Babylon Israel und Juda angriffen, aber der Abschnitt weist doch darüber hinaus auf jenes endgültige Gericht über die ganze Erde ("wenn er sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde"; V. 19.21 ).

 

 

b. Der Tag der Vergeltung des Herrn

( 2,12 - 22 )

 

Wenn der Herr kommt, um auf der Erde Gerechtigkeit zu errichten, dann werden menschliche Wertvorstellungen umgekehrt werden. Was die Menschen bisher für wertvoll hielten, wird nun unwichtig sein, und einige Dinge, die bisher für nebensächlich gehalten wurden, erhalten hohen Wert.

 

 

Jes 2,12-18

 

Gott hat einen Tag (vgl. "Tag" in V. 17 ) vorgesehen , eine Zeit, in der er mit den Sündern abrechnen wird. Der HERR Zebaoth ( Jahwe Q+=BA?NT ) ist ein Name, der im Buch Jesaja 62mal für Gott benutzt wird. 52mal steht er alleine und zehnmal in dem Titel "der Herr ( ?XDOnAy ), der Herr Zebaoth". Mit diesem Ausdruck wird die militärische Macht und Kraft Gottes deutlich gemacht. Wenn dieser allmächtige Herr der Heerscharen (Zebaoth) kommen wird, dann kann sich ihm nichts entgegenstellen. Stolze Menschen werden erniedrigt (vgl. V. 9.11.17 ), und selbst die großen Zedernbäume in den Wäldern des Libanon und die Eichen (vgl. Jes 1,29 ) in Baschan (was übersetzt "fruchtbares Land" bedeutet), östlich des Sees Kinneret (später galiläisches Meer genannt), stellen für den Herrn kein Hindernis dar. Berge, was sich vielleicht auf Regierungen (vgl. die Anmerkung zu Jes 2,3 ) und ihre militärischen Verteidigungsanstrengungen bezieht, die durch Türme und befestigte Mauern sichtbar werden, können sich ihm nicht entgegenstellen (V. 14 - 15 ). Er wird aber auch die menschlichen Handelsanstrengungen zunichte machen, die durch die Handelsschiffe, deren Hafen in Tyrus, nördlich von Israel, lag (V. 16 ), ihren sichtbaren Ausdruck fanden. Alles, was dem Menschen in seinem Hochmut als beständig und sicher erschien, wird er wegwischen. Der HERR allein wird verherrlicht werden (vgl. V. 11 ), wenn er die Götzen Judas niederreißt (vgl. V. 8 ). Dies mag sich auf die Zeit beziehen, als die Babylonier im Jahre 586 Juda eroberten, aber das endgültige Gericht wird sich erst in der Zukunft, beim zweiten Kommen Christi, ereignen.

 

 

Jes 2,19-22

 

Wenn die Rache des Herrn kommt, dann werden die Menschen versuchen, vor ihr in die Gräber zu entfliehen (vgl. V. 10.21 ). Sie werden voller Angst sein, denn Gott wird die Erde erschüttern (vgl. den Kommentar zu Hag 2,6-7 ). Wenn sie ihre Götzen aus Silber und Gold (vgl. Jes 2,7 ) mit sich nehmen würden, dann würde dies ihre Flucht hindern. Also werden die Menschen sie wegwerfen zu den Maulwürfen und Fledermäusen (V. 20 ). Wieder sehen wir, wie sehr Jesaja hier mit Ironie arbeitet: Dinge, die einmal für sehr wertvoll geachtet wurden, werden nun zu verabscheuten und von den Menschen gehaßten Kreaturen weggeworfen. In Vers 21 spricht Jesaja dann noch einmal davon, daß sich die Menschen in Gräbern vor dem Schreckensgericht Gottes verstecken werden (vgl. V. 10.19 a), wenn Er die Erde erschüttern wird (vgl. V. 19 b).

Dann ruft der Prophet Juda auf, sich nicht länger auf Menschen zu verlassen (V. 22 ; vgl. Ps 118,8.9 ). Der Mensch ist nicht mehr als ein Hauch. Sein Atem kann schnell ausgehaucht sein. Auf ihn zu vertrauen ist unvernünftig, denn mit dem Menschen ist es so schnell zu Ende ( Jes 2,9.11-12.17 ). Gerade angesichts des kommenden Gottesgerichtes sollte Juda heute schon beginnen, zu ihm umzukehren. Gottes Herrlichkeit sollte sie dazu führen, heilig zu leben und so seinem ernsten Gericht zu entkommen.

 

 

c. Das Gericht über Juda für seine Taten

( 3,1 - 15 )

 

Jesaja zählt nun, nachdem er das kommende Gericht ausführlich angekündigt hat ( Jes 2,9-21 ), Beispiele für die Sünden der Menschen auf, die das Gericht Gottes unausweichlich machen.


 

Jes 3,1-7

 

Gott wird von Juda gute Regierungen in jeder Form wegnehmen und ihm statt dessen das Gefühl der Nichtigkeit geben. Wegen seiner Sünde wird der Herr alle Vorräte und auch die Menschen, auf die es sich verlassen hat, wegnehmen: Speise und Wasser (V. 1 ), Soldaten (V. 2 ), staatliche (Richter) und religiöse (Propheten) Führer (V. 2 ), weise Menschen (V. 2 ), militärische Führer (V. 3 a) und begabte Arbeiter (V. 3 b). Daß Jesaja auch die Wahrsager (V. 2 ), Zauberer und Beschwörer (V. 3 ) in dieser Liste aufführt, bedeutet nicht, daß er diese Dinge für gut hält. Vielmehr spricht er hier von all denen, auf die sich das Volk verläßt, wenn es um Überleben und Sicherheit geht. Der mosaische Bund verbietet Wahrsagen und Zauberei ( 5Mo 18,10-14 ). Jesaja selbst schreibt ja darüber, daß Babylon auf solche Dinge vertraut ( Jes 47,12 ).

An Stelle dieser Leute, die man für weise und mächtig hält, wird der Herr törichte, schwache Führer einsetzen. Unerfahrene Jungen und Kinder ( Jes 3,4 vgl. Pred 10,16 ) können Unterdrückung und Streitigkeiten nicht beenden ( Jes 3,5 ). Wenn einer auch nur einen Mantel besitzt, dann wird man ihn schon in eine verantwortliche Position setzen (V. 6 ). Aber er wird über nichts herrschen als über einen Haufen von Trümmern. Die Führer werden keine Lösung für die Mängel haben, mit denen die Leute zu tun haben (V. 7 ). Jesaja spricht hier von der kommenden Verwüstung Judas durch die babylonischen Streitkräfte.

 

 

Jes 3,8-9

 

Diese Verwüstung wird über Juda kommen (V. 1 ), weil alles, was das Volk sagt und tut, gegen seinen Bundesgott gerichtet ist. Die Menschen fordern Gott heraus und sündigen öffentlich, genauso wie die Menschen von Sodom (vgl. 1Mo 18,20; 19,1-11 siehe auch die Anmerkungen zu Jes 1,9-10 ). Das kommende Unheil wird also von ihnen selbst auf sie gebracht. Wehe ( ?Ny ) ist ein Ausruf des Kummers oder der Bedrohung angesichts eines gegenwärtigen oder kommenden Unheils. Jesaja benutzt dieses Wort (oder das parallele hNy ) insgesamt 22mal in seinem Buch, mehr als jeder andere Prophet der Bibel.

 

 

Jes 3,10-12

 

Wenn Gott richtet, dann müssen sich die Gerechten nicht fürchten. Sie werden für ihre Taten gerechten Lohn empfangen. Aber den Gottlosen werden ihre Taten vergolten ( zurückbezahlt ) werden (vgl. die Anmerkungen zu Röm 3,7-11 ). Gottes Gericht ist immer gerecht. Die Gottlosen meinen oft, daß sündig zu leben die einzige Art ist, im Leben voranzukommen. Jesaja jedoch schreibt, daß es für einen Menschen weit besser ist, gerecht zu leben. Die Führer führen das Volk weg von dem richtigen Weg ( Jes 3,12 ). Kinder bezieht sich entweder auf junge Menschen oder auf Erwachsene, die einfältig wie die Jungen sind. Die Erwähnung der Frauen kann bedeuten, daß Ehefrauen ihre Männer, die Führer sind, beeinflussen oder daß den männlichen Führern die Tatkraft fehlt.

 

 

Jes 3,13-15

 

Jesaja beschreibt nun den Herrn, wie er in einem Gerichtssaal sitzt und bereit ist, die Menschen und ganz besonders die Führer zu richten. Wenn Jesaja sagt, daß er zum Gericht steht , dann bedeutet dies, daß Gott, der die Autorität dazu besitzt, das Gerichtsurteil nun sprechen wird. Zwei Anklagen werden den Führern vorgehalten. Die erste lautet, daß sie Gottes Weinberg verdorben haben (V. 14 ), also Gottes Volk ( Jes 5,1.7 vgl. Ps 80,9-17; Jer 2,21; 12,10; Hes 15,6-8; Hos 10,1 ). Wie Landwirte für einen Weinberg sorgen, so sollten sich eigentlich die Führer um das Volk kümmern. Aber sie haben die Menschen verdorben, indem sie sie unterdrückt ( zertreten ; Jes 3,15 ) haben. Die zweite Anklage lautet, daß sie den Armen (V. 14.15 ) ausgenutzt haben, indem sie ihn beraubt (gestohlen, was er besaß) und sein Gesicht zerschlagen haben. Dies ist ein klarer Bruch der Gesetze in 5.Mose, wo eine Unterdrückung anderer verboten wird. Besonders die Witwen, die Waisen und die Armen werden dabei genannt.Auch im Neuen Testament wird die Sorge für die Armen betont und durch Beispiele verdeutlicht ( Apg 9,36; 10,4.31; 24,17; Jak 1,27; 2,1-9 ). Ein materialistisches, unterdrückendes Denken ist symptomatisch für den Egoismus der Führer des Volkes. Statt ihre Führungsrolle als Möglichkeit zum Dienst zu nützen, sahen sie darin ein Mittel, auf Kosten anderer zu Geld zu kommen.

 

 

d. Judas Fall nach ihrem Stolz

( 3,16 - 4,1 )

 

Judas Stolz wird durch die Frauen in der gesellschaftlichen Oberschicht von Jerusalem verdeutlicht. Jesaja setzt ihrem gegenwärtigen Aussehen entgegen, wie sie nach Gottes Gericht aussehen werden.

 

 

Jes 3,16

 

Die hochmütigen und reichen Frauen von Zion (Jerusalem) versuchten, Aufmerksamkeit zu erregen durch die Art, wie sie gingen (stolz, mit aufgerecktem Hals ), flirteten, herumtrippelten und sich anzogen. Jesaja will damit vielleicht andeuten, daß die ganze Nation voller Stolz war.

 

 

Jes 3,17-4,1

 

Im Gegensatz zu ihrem Stolz, ihrem Reichtum und ihrer Schönheit werden die Frauen von Zion (vgl. Jes 3,16 ) in große Bedrängnis kommen. Ihr Kopf wird voller Wunden und kahl sein. Diese Kahlheit mag bedeuten, daß sie ihren Kopf entweder aus Trauer oder aus medizinischen Gründen, wegen der Wunden auf ihrem Kopf, scheren werden. Ihre Not wird so tief sein, daß es sie nicht kümmert, wie sie aussehen. Der Herr wird die babylonischen Soldaten dazu bringen, ihnen all ihren feinen Schmuck und ihre kostbaren Kleider wegzunehmen (V. 19 - 23 ). Statt Wohlgeruch werden sie von Gestank umgeben sein (V. 24 ), vielleicht von dem ihrer eigenen Wunden (V. 17 ). Wenn sie von den Babyloniern gefangengenommen worden sind, werden die Frauen von einem Strick gezogen werden und Sackleinen tragen; schwarze, grobe Kleider, die aus dem Fell von Ziegen hergestellt wurden und ein Symbol für Trauer und Leid waren (vgl. 1Mo 37,34;1Kö 21,27; Neh 9,1; Est 4,1; Jes 15,3; 22,12; 32,11; 37,1-2; Kl 2,10; Hes 27,31; Dan 9,3 ). Ihre Schönheit wird durch schmerzhafte Brandmale , die ihnen von den Eroberern beigebracht wurden, entstellt sein. Die Frauen werden wehklagen wegen ihrer Männer (Ehemänner, Brüder und Freunde), die im Kampf fallen werden ( Jes 3,25 ). Die Stadt wird so verlassen von Männern sein und die Frauen so entwürdigt, daß sie miteinander wetteifern werden, um einen Ehemann zu bekommen. Jesajas Bild von den angesehenen Frauen Jerusalems und ihrem Verhalten könnte fast humoristisch wirken, wenn es nicht so erschütternd und realistisch wäre. Jahre später schreibt Jeremia, daß die Frauen während der Belagerung der Stadt als letzten Ausweg ihre eigenen Kinder gegessen haben ( Kl 2,20; 4,10 vgl. 3Mo 26,27-29; 5Mo 28,53-57; Jer 19,9 ).

 

 

5. Die heiligen Geretteten

( 4,2 - 6 )

 

Nach Gottes erster Anklage oder seinem "Rechtshandel" ( Jes 1,2-31 ) gab er eine Verheißung der Wiederherstellung ( Jes 2,1-5 ). Nun, nach der eindringlichen Wiederholung des kommenden Gerichtes ( Jes 2,6-4,1 ), folgt wieder ein Abschnitt des Trostes ( Jes 4,2-6 ). Trotz des schrecklichen Geschehens, das das Volk wegen seiner Sünden treffen wird, wird es einige Überlebende geben. Jesajas damalige Zuhörerschaft hat vermutlich gedacht, es gehe dabei um jene, die das Exil überleben würden. Im Licht von Mt 24,4-30 jedoch wird deutlich, daß es sich auf jene bezieht, die die große Trübsal, kurz vor der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus zur Aufrichtung seines Reiches, überleben werden.

 

 

Jes 4,2

 

Trotz des bevorstehenden Gerichts wird letztlich der göttliche Segen kommen. Manchmal bezieht sich der Ausdruck an jenem Tag auf den babylonischen Angriff gegen Jerusalem (z. B. Jes 3,7.18; 4,1 ). Hier jedoch (vgl. die Aussagen in V. 2.5 ) ist, wie in Jes 2,11-12.17 ,die Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reich gemeint.

Manche Ausleger sagen, daß der Zweig des HERRN, der schön und herrlich ist , sich auf den gläubigen Überrest bezieht. Es scheint jedoch besser, den Ausdruck "Zweig" als Hinweis auf den Messias anzusehen, da dies auch in Jer 23,5; 33,15 und Sach 3,8 so ist. Der Ausdruck "Zweig" ist ein treffendes Bild für den Messias, denn er ist ja ein "Sproß" aus der Linie Davids ( Jer 33,15 ) und wird Frucht tragen. So wie sich Menschen über die Frucht ihres Feldes freuen, werden sich die Überlebenden am Messias, der Frucht des Landes , freuen. Dieses Bild erinnert auch an Jesu Worte, daß er der Weinstock ist ( Joh 15,1 ).

 

 

Jes 4,3-4

 

Was das überlebende Israel auszeichnen wird, ist die Heiligkeit, nicht ihr Reichtum oder Ansehen. Ihre Sünden werden vergeben sein. Wieder spricht Jesaja von den Frauen Zions (vgl. Jes 3,16-4,1 ). Sie stehen hier anstelle des ganzen Volkes. Sie werden durch einen Geist des Gerichts und einen Geist des Feuers gereinigt werden . Das Gericht wird wie ein Feuer sein, das den unerwünschten Dreck (Sünde) des Volkes hinwegbrennen wird. Nicht menschliche Anstrengungen, sondern allein das souveräne Handeln des Herrn wird in der Lage sein, das Volk zu reinigen (vgl. Jes 1,25 ). Johannes der Täufer sagte, Jesus werde "mit Feuer taufen" ( Mt 3,11 ), er werde also das Volk durch einen Akt des Gerichtes reinigen (vgl. Mal 3,2-5 ).

 

 

Jes 4,5-6

 

In dieser noch zukünftigen Zeit des Segens für das erlöste Israel wird die Herrlichkeit Gottes in Jerusalem ( Berg Zion ) sichtbar werden. So wie Gottes Herrlichkeit für Israel während des Auszugs aus Ägypten in einer Wolke bei Tag und durch Feuer bei Nacht ( 2Mo 13,21-22; 40,34-38 vgl. 2Mo 16,10 ) zu sehen war, so wird seine Herrlichkeit auch sichtbar sein, wenn das erlöste Volk wieder in seinem verheißenen Land wohnen wird. Gottes Herrlichkeit wird, wie ein Zelt, Sicherheit und Frieden schaffen.