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Jesaja 13 bis 17 John A. Martin
1.
Jesaja Kapitel 13 zusammenfassen: 2.
Weissagung über Babel:
Kapitel 13 eröffnet einen Abschnitt mit Weissagungen gegen fremde
Völker. 3.
Tag des Herrn: Der Tag des
Herrn wird als Gerichtstag beschrieben. 4.
Zorn Gottes: Gottes Zorn über
Babel wird angekündigt. 5.
Verwüstung: Babel wird
verwüstet werden. 6.
Heer: Ein großes Heer wird
gegen Babel aufziehen. 7.
Medien: Die Medien werden
erwähnt als ausführende Macht des Gerichts. 8.
Furcht: Babel wird von Furcht
ergriffen werden. 9.
Grausamkeit: Grausame
Zerstörung wird beschrieben. 10.
Dunkelheit: Die Sonne und
Sterne werden verdunkelt werden. 11.
Hochmut: Anklage gegen den
Hochmut Babels. 12.
Menschenmangel: Menschen
werden selten wie Gold sein. 13.
Umsturz: Der Himmel und die
Erde werden erschüttert werden. 14.
Flucht: Die Bewohner Babels
werden fliehen. 15.
Verlassenheit: Babel wird
verlassen und unbewohnt sein. 16.
Gericht über Völker: Kapitel
13 ist ein Beispiel für Gericht über fremde Völker in Jesaja. 17.
Jesaja Kapitel 14 zusammenfassen: 1.
Spottlied: Ein Spottlied über
den König von Babel. 2.
Untergang Babels:
Prophezeiung des Untergangs von Babel. 3.
Tyrannei: Anklage der
Tyrannei und Unterdrückung Babels. 4.
Totenreich: Babel fährt ins
Totenreich hinab. 5.
Gefallener Morgenstern: Bild
des gefallenen Morgensterns (Luzifer). 6.
Hochmut: Anklage gegen den
Hochmut des Königs von Babel. 7.
Göttergleicheit: Der König
wollte Gott gleich sein. 8.
Tiefe Grube: Der König wird
in die tiefste Grube gestoßen. 9.
Ruhe der Erde: Die Erde kommt
zur Ruhe nach der Tyrannei Babels. 10.
Assur: Ankündigung des
Gerichts über Assur. 11.
Gottes Plan: Betonung von
Gottes Plan und seiner unaufhaltsamen Hand. 12.
Philister: Ankündigung des
Gerichts über die Philister. 13.
Zion: Zion als Zuflucht für
die Armen. 14.
Gottes Gericht: Gottes
Gericht über stolze Nationen. 15.
Hoffnung für Israel: Hoffnung
auf Trost und Ruhe für Israel. Kapitel 15 zusammenfassen: 1.
Weissagung gegen Moab: Das
Kapitel beinhaltet eine Prophetie gegen das Land Moab. 2.
Verwüstung: Plötzliche und
schwere Verwüstung wird vorausgesagt. 3.
Ar und Kir: Diese Städte
werden besonders erwähnt und fallen über Nacht. 4.
Klage und Weinen: Moab klagt
und weint. 5.
Götzenhäuser: Moab geht in
seine Götzenhäuser, um zu klagen. 6.
Glatzen und abgeschnittene Bärte:
Zeichen tiefer Trauer in Moab. 7.
Sacktuch: Die Menschen in
Moab tragen Sacktuch als Ausdruck ihrer Trauer. 8.
Dächer und Plätze: Überall in
den Städten Moabs wird geklagt. 9.
Hesbon und Eleale: Städte,
deren Geschrei gehört wird. 10.
Bewaffnete Moabs: Sogar die
Krieger Moabs sind verzweifelt und angstvoll. 11.
Flucht: Menschen in Moab
fliehen. 12.
Nimrim: Das Wasser dort
versagt. 13.
Verdorren: Die Vegetation
verdorrt. 14.
Weidenbach: Die Flüchtlinge
transportieren ihre letzten Güter über diesen Bach. 15.
Blut: Das Wasser von Dimon
wird mit Blut gefüllt. Jesaja Kapitel 16 zusammenfassen: 1.
Moab: Das Kapitel fokussiert
sich auf eine Weissagung gegen Moab. 2.
Sela: Ein Ort in der Wüste,
von dem aus Lämmer nach Zion gesandt werden sollen. 3.
Tochter Zion: Ein Aufruf,
Tribut an die Tochter Zion (Jerusalem) zu entrichten. 4.
Flucht: Die Menschen in Moab
werden zur Flucht gezwungen. 5.
Arnon: Die Furten des Arnon
werden als Ort der Flucht erwähnt. 6.
Rat: Es wird dazu
aufgefordert, Rat zu geben und eine Entscheidung zu treffen. 7.
Hochmut: Der Hochmut Moabs
wird angeprangert. 8.
Thron der Gnade: Eine
Prophezeiung über einen Thron der Gnade in Davids Zelt. 9.
Gerechtigkeit: Ein König, der
nach Recht und Gerechtigkeit strebt. 10.
Jammern: Moab jammert und
trauert. 11.
Kir-Heres: Eine Stadt, die
besonders im Jammern erwähnt wird. 12.
Weinberge: Die Weinberge
Moabs sind verwüstet. 13.
Verlassenheit: Die Freude und
der Jubel Moabs sind vorbei. 14.
Damaskus: Eine Erwähnung von
Damaskus und seiner Zerstörung im Zusammenhang mit Moab. 15.
Übrigbleibende: Nur wenige
werden übrigbleiben von Moab. Jesaja Kapitel 17 zusammenfassen: 1.
Damaskus: Prophezeiung gegen
Damaskus. 2.
Stadtstaat: Damaskus wird als
Stadtstaat beschrieben. 3.
Ruinenhaufen: Damaskus wird
zu einem Ruinenhaufen werden. 4.
Verlassene Städte: Die Städte
Aroer werden verlassen sein. 5.
Herdenweiden: Die Städte
werden zu Weiden für Herden. 6.
Ephraim: Prophezeiung gegen
Ephraim (Nordreich Israel). 7.
Festung: Ephraims Festung
wird verschwinden. 8.
Herrlichkeit Jakobs: Die
Herrlichkeit Jakobs wird schwinden. 9.
Ernte: Bild der Ernte zur
Beschreibung der Vernichtung. 10.
Ölbaum: Bild des Ölbaums zur
Beschreibung des Überrests. 11.
Gottes Vergessen: Anklage,
dass das Volk Gott vergessen hat. 12.
Fremde Götter: Anklage, dass
das Volk fremde Götter verehrt. 13.
Völkerlärm: Lärm vieler
Völker. 14.
Gottes Schelten: Gottes
Schelten lässt die Völker fliehen. 15.
Abend und Morgen: Bild von
Schrecken am Abend und Verschwinden am Morgen.
( Jes 13-23 )
Zwischen Kapitel 12; 13 liegt ein
größerer Einschnitt, allerdings nicht so groß, wie manche Ausleger dies
meinen. Auch in Kapitel 13 - 23 greift Jesaja wiederholt einige der
Themen der vorhergehenden Kapitel auf: Gott bestraft Sünde auf
verschiedene Arten und wird jene Nationen richten, die seinem Bundesvolk
mit Hochmut begegnen. Diese Botschaften gegen neun sündige Heidenvölker
oder -städte um Juda herum sind vermutlich nicht geschrieben,
damit diese Völker sie lesen. Sie sollten wohl von Gottes Bundesvolk
gelesen werden und ihnen zeigen, daß Gott Israels Feinde tatsächlich
richten wird. Dadurch sollte Juda zugleich versichert werden, daß Gott
auch sein Reich aufrichten wird.
Jesaja schrieb diese Botschaften zu
einer Zeit, als Assyrien kurz davor stand, die syrisch-palästinensische
Region anzugreifen. Die kommende Zerstörung durch die Assyrer würde
einen ungeheuren Eindruck auf Israel und die anderen Völker des Nahen
Ostens machen. Die assyrischen Angriffe kamen zu ihrem Höhepunkt, als
Sanherib, der König von Assur, die Stadt Babel 689 v. Chr. einnahm und
so zeigte, daß auch Babel, die größte Stadt jener Zeit, gegen die
herannahenden Assyrer machtlos war. Viele Ausleger meinen, daß Jesajas
Botschaft in Jes 13,1-14,27 über den Fall Babels unter das
medo-persische Reich im Jahr 539 spricht. Besser scheint es jedoch,
diesen Abschnitt auf den assyrischen Angriff im Jahr 689 zu beziehen.
Dies paßt besser zu der assyrischen Bedrohung, von der Jesaja in Jes
7,17-8,10 geschrieben hat, und die mit den Angriffen unter der
Herrschaft von Tiglat-Pileser III. (745 - 727) beginnt. (Vgl. die
Tabelle "Könige des mittleren und des neuassyrischen Königreiches"
zu Jon 1,2 .)
Jeder der drei großen
Schriftpropheten enthält auch Prophezeiungen über Gottes Gericht an
Heidenvölkern ( Jes 13-23; Jer 46-51; Hes 25-32 ). Jesaja und Jeremia
reden besonders von der Zerstörung Babels (obwohl sie noch mehrere
andere Völker erwähnen), während Hesekiel über das ernste Gericht Gottes
gegen Ägypten spricht.
In seinen Weissagungen bewegt sich
Jesaja von Babel aus westwärts bis nach Tyrus. Diese Weissagungen
gehören zu den schwierigsten des ganzen Buches, und so ist es nicht
verwunderlich, daß es verschiedene Ansichten der Interpretation dazu
gibt. Ein Teil des Problemes liegt im Fehlen außerbiblischen Materials
über die Zerstörung vieler dieser Gegenden. Jesaja spricht über die
schließliche Zerstörung, die Gott über die ganze Welt bringen wird ( Jes
13,11 ; vgl. V. 6 - 9 ). Aber er scheint auch von einigen direkt
bevorstehenden Zerstörungen durch die Assyrer zu reden. Assyriens
ausdrückliches Vorhaben war, viele Nationen zu vernichten ( Jes 10,7 ).
Der Herr wird das assyrische Reich dies tun lassen. Aber später wird er
es für seinen Stolz und seine Arroganz gegen Israel und seinen Gott
richten ( Jes 10,12-19 ).
1. Babel
( 13,1 - 14,27 )
a. Einführung
( 13,1 )
Jes 13,1
Dieser ganze Abschnitt ( Jes
13,1-14,27 ) wird noch einmal gesondert Jesaja, dem Sohn des
Amoz (vgl. Jes 1,1 ), zugeschrieben. Dies ist wichtig, macht es doch
deutlich, daß es sich um echte Prophetie handelt, die vor dem Fall
Babels ausgesprochen wurde. Gerade weil viele meinen, Jes 40-66 könne
nicht von Jesaja, dem Sohn des Amoz, stammen, weil er nichts hätte
vorhersagen können, was noch in der Zukunft liegt, ist das entscheidend.
Der Abschnitt aus Jes 13,1-14,27 zeigt, daß Jesaja tatsächlich über
Ereignisse schrieb, bevor sie geschahen.
Diese Verse sind eine Weissagung .
Manche Übersetzungen geben das hebräische Wort mit "Last" wieder, da es
von einem Verb mit der Bedeutung "aufheben" oder "tragen" abzuleiten
ist. Durch dieses Wort wird eine schwere und drückende Botschaft, die
weitergegeben werden muß, bezeichnet. In den prophetischen Büchern ist
dieser Ausdruck üblich ( Jes 13,1; 14,28; 15,1; 17,1; 19,1; 21,1.11.13;
22,1; 23,1; 30,6; Jer 23,33-34.36.38; Hes 12,10; Nah 1,1; Hab 1,1; Sach
9,1 [siehe die Anmerkungen dort]; Sach 12,1; Mal 1,1 ). Jesajas
Weissagung betrifft Babel . Babel hat Gottes Zorn verdient, denn diese
Stadt ist schon lange ein Sammelpunkt antigöttlicher Aktivitäten. Schon
von ihrer Gründung an ( 1Mo 11,1-9 ) steht Babel für die Auflehnung
gegen Gott. Über die Jahrhunderte, unter der Herrschaft der
verschiedensten Völker, ist es ein Ort des Hasses gegen den Gott Israels
gewesen. Und auch in der großen Trübsal wird dies so sein ( Offb
17-18 ).
b. Gottes Heer gegen Babel
( 13,2 - 18 )
(1) Gott stellt sein Heer auf ( Jes
13,2-5 )
Jes 13,2-5
Es geht in diesen Versen um ein Heer,
das Gott gehört, denn er versammelt seine Krieger, um seinen Zorn gegen
Babel auszutragen. Sie werden auf seine Befehle hören. Dieses Heer
ist eine große Menge wie eine Ansammlung ganzer Völker. Sie kommen zum
Krieg und versammeln sich von weit entfernten Ländern, von den Enden der
Erde . Dies ist weniger eine geographische Aussage, als vielmehr ein
Hinweis darauf, daß seine Soldaten aus vielen verschiedenen Ländern der
Erde kommen werden. Obwohl Jesaja über militärische Ereignisse seiner
Zeit schreibt, wird auch kurz vor dem Tausendjährigen Reich eine
ähnliche Musterung großer Heere geschehen ( Offb 16,12-16 ).
Jes 13,6-13
(2) Der Tag des Herrn ist nahe ( Jes
13,6-13 )
Der Tag des HERRN bezieht sich auf
die Zeit des Gerichtes über die gottlose Welt und/oder der Befreiung
seines Volkes. (Vgl. dazu die Anmerkungen zu "Tag des Herrn"
unter Größere exegetische Schwierigkeiten bei Joel.) In den Tagen
Jesajas kam dieses Gericht aufgrund der ungeheuren politischen Unruhen
der nächsten Jahrzehnte, die schließlich ihren Höhepunkt in dem Fall
Babels durch die Assyrer (689 v. Chr.) fanden. Diese politischen Unruhen
sind denen ähnlich, die mit dem Gericht Gottes verbunden sind, das, kurz
bevor Gott sein Tausendjähriges Reich auf dieser Erde errichtet, über
die ganze Welt kommen wird. Dieses Gericht des Allmächtigen wird den
Menschen äußerste Trübsal bringen, sie kommen in Schmerzen wie eine
Gebärende (vgl. Jes 21,3; 26,17; Jer 4,31; 6,24; 13,21; 22,23; 30,6;
48,41; 49,22.24; 50,43; Mi 4,9-10 ).
Der Tag des Herrn macht
seinen Zorn ( Jes 13,3.13 ) über die Sünde sichtbar und wird die Sünder
vernichten (V. 9 ) und die Welt für ihre Schuld und stolze Haltung gegen
Gott bestrafen (V. 11 ; vgl. V. 19 ; Jes 10,5.11-12 ). Die Aussagen
in Jes 13,10 über die Himmelskörper ( Sterne, Sonne, Mond ), die nicht
mehr scheinen, kann man bildlich verstehen als Beschreibung der völligen
Umkehrung der politischen Struktur des Nahen Ostens. Das gleiche gilt
für die Himmel, die erzittern, und die Erde, die erbebt (V. 13 );
sprachliche Bilder für eine allumfassende Zerstörung. Auch bei der
Beschreibung des letzten Gerichtes, das über diese Erde kommen wird,
werden diese Bilder benutzt. Daß die Himmelskörper nicht mehr scheinen,
finden wir in Jes 34,4; Hes 32,7; Joe 2,10;3,3-4;4,15; Sach 14,6-7; Mt
24,29 ,und Erbeben der Erde in Jes 24,18; Joe 2,10; 4,16; Hag
2,6-7.21-22. Weil so viele im Kampf sterben, werden die Menschen
kostbarer sein als das seltene und wertvolle Gold von Ofir , einer
Stadt, die wohl an der südwestlichen Küste von Arabien lag (vgl. Hi
22,24;28,16 ).
Jes 13,14-18
(3) Der unerbittliche Angriff ( Jes
13,14-18 )
Das von Gott gebildete Heer (V. 1 -
5 ) wird an dem Tag des Herrn, wie es in Vers 6 - 13 beschrieben wird,
unerbittlich angreifen. Die von ihm Angegriffenen werden dieser Invasion
völlig hilflos gegenüberstehen. Sie werden wie Antilopen und Schafe
sein, Geschöpfe, die sich nicht verteidigen können und für Jäger eine
leichte Beute darstellen. Menschen aus anderen Ländern, die innerhalb
des assyrischen Reiches wohnen, werden versuchen, der herannahenden
Zerstörung zu entfliehen (sie werden in ihre Heimatländer fliehen).
Schreckliche Dinge geschehen, Tod durch das Schwert (V. 15 ),
Kindesmord, Plünderungen und Vergewaltigungen (V. 16 ). Diese Zerstörung
wird unerbittlich und nicht aufzuhalten sein. Die Angreifer werden auch
durch Geld nicht abzuhalten sein (V. 17 ) und haben auch bei Babys (vgl.
V. 16 ) oder Kindern (V. 18 ) kein Erbarmen .
Die Aussage, ich will die Meder gegen
sie aufstacheln , (V. 17 ) hat unter Auslegern zu großen Diskussionen
geführt. Viele nehmen an, daß Jesaja, da er von dem Fall Babels spricht
(V. 19 ), in dieser Prophetie (V. 17 - 18 ) die Eroberung dieser Stadt
im Jahr 539 (vgl. Dan 5,30- Dan 6,1 ) durch die Meder und Perser meint.
Aber diese Sichtweise ist nicht unproblematisch. Durch die
medo-persische Übernahme 539 gab es in der Stadt selbst kaum
Veränderungen. Sie wurde nicht zerstört, und so ging das Leben in ihr
fast gleichmäßig weiter. Jes 13,19-22 spricht jedoch von
der Zerstörung Babels. Auch sind die "sie", gegen die die Meder
aufgestachelt werden (V. 17 ), die Assyrer (die in V. 14 - 16 erwähnt
werden), nicht die Babylonier. Es scheint also eher richtig, diesen
Abschnitt auf die Ereignisse zu beziehen, die mit der Eroberung Babels
durch die Assyrer im Dezember 689 v. Chr. zusammenhängen. Seth
Erlandsson schreibt: "Die Geschichte der Meder, der Elamiten und der
Babylonier läuft um das Jahr 700 in dem Kampf gegen die assyrische
Weltmacht ineinander ... Babylon nimmt dabei von den letzten Jahren des
8. Jahrhunderts an bis zu seinem Fall im Jahr 689 eine besonders
zentrale Position in diesem großen historischen Drama ein" ( The Burden
of Babylon: A Study of Isaiah 13,2 - 14,23 . Lund, Schweden: C.W.K.
Glerrup, 1970, S. 91 f).
c. Die nahe bevorstehende Zerstörung
Babels durch Gott
( 13,19 - 22 )
Jes 13,19-22
Diese Zerstörung wird die Stadt Babel
betreffen, nicht das gesamte Reich. Aufgrund ihres Stolzes (vgl. V. 11 )
und ihres Götzendienstes wird Babel durch Gott zerstört werden. Dies
wird, wie schon gesagt, durch die Assyrer geschehen, Gottes Werkzeug
unter König Sanherib. So wie Gott die verdorbenen Städte Sodom und
Gomorra überwältigt hat ( 1Mo 19,24-25 ), so wird er auch die verdorbene
Stadt Babel überwältigen. Diese Zerstörung wird gründlich sein, was
durch Sanheribs Angriff auf die Stadt wirklich geschah. Jesajas
Beschreibung der Verwüstung von Babel - keine Einwohner für Generationen
und keine Zelte oder Herden, statt dessen Schakale, Eulen, wilde Ziegen
und Hyänen - ist typisch für die Art, wie man im Nahen Osten jener Zeit
den Zustand zerstörter Städte beschrieb (Erlandsson, The Burden of
Babylon , S. 118). Jes 13,20 a kann aus dem Hebräischen übersetzt
werden: "Sie wird für eine lange Zeit nicht bewohnt werden, und man wird
Generationen über Generationen lang nicht in ihr leben." Einige Jahre
nach dieser Zerstörung wurde Babel von Sanheribs Sohn Esarhaddon (681 -
669 v. Chr.) wieder aufgebaut. Dies alles geschah noch vor dem Entstehen
des Neu-Babylonischen Reiches 626 und seiner Eroberung durch
Medo-Persien 539. Am Ende wird Babel noch einmal erbaut und von Gott ein
letztes Mal zerstört werden ( Offb 18 ; vgl. die Anmerkungen zu Jer
50,1-51,58 ). Jesaja war überzeugt, daß die Zerstörung, über die er
schrieb, bald kommen würde ( ihre Zeit wird bald kommen ). Sie kam 689
v. Chr. (siehe die Anmerkungen zu Jes 14,3-4 a).
d. Gottes Mitleid mit Israel
( 14,1 - 2 )
Jes 14,1-2
Der Fall Babylons (und anderer
Nationen; Jes 14,24-21,17;23 ) wird Gottes Volk zeigen, daß er auf ihrer
Seite steht. Trotz der Zerstörungen, die über das Volk Israel kommen
werden, wird Gott Mitleid haben. Er wird sich die Nation wieder als sein
Volk erwählen, wie er es damals am Berg Sinai getan hat. Jakob und
Israel beziehen sich hier vermutlich auf alle zwölf Stämme (wie in 2Mo
19,3 ). Gottes Erwählung von Israel (und von Juda, Jerusalem, David und
Salomo) ist ein zentrales Thema im Alten Testament (vgl. 5Mo 7,6 ),
besonders in 1. und 2.Chronik und in den Psalmen ( 1Chr 16,13;
28,4-5.10; 29,1; 2Chr 6,6.34.38; 7,12; 12,13; 33,7; Ps 33,12; 47,5;
78,68.70; 89,4; 105,6.43; 106,5; 132,13; 135,4 ). Die Tatsache, daß
Nicht-Israeliten ( Fremde ) sich zu Israel halten werden, wird in der
Bibel ebenfalls häufig erwähnt ( Jes 56,6; 60,10; 61,5 ). Israels Rolle
wird sich umkehren ( 14, 2 ): statt daß die Israeliten als Gefangene
anderer Völker im Exil leben, werden nun andere Völker Israel dienen.
Israel wird die führende Rolle übernehmen.
e. Ein Spott gegen Babel
( 14,3 - 21 )
(1) Der Tyrann wird besiegt ( Jes
14,3-8 )
Jes 14,3-4 a
In den Versen 3 - 21 finden wir
ein Spottlied , das von den Menschen gesungen wird, die von der Furcht
vor dem König von Babel befreit worden sind. Das Thema dieses Liedes
ist, daß die Menschen erstaunt sein werden über diesen großen König, der
wie die Könige anderer Städte vom Thron gestürzt werden wird. Die
Menschen freuen sich über seine Entthronung, denn sie haben in Furcht
vor ihm gelebt.
Wer ist dieser König von Babel? Viele
Ausleger sehen in ihm den Satan, die letztliche Personifizierung des
Stolzes. Tertullian (ca. 160 - 230 n. Chr.) und Gregor der Große (ca.
540 - 604) haben diese heute weitverbreitete Sicht als erste gehabt.
Obwohl die Verse 12-14 diese Ansicht zu bestätigen scheinen, finden wir
in den anderen Versen dieses Kapitels wenig Hinweise darauf. Zwar meinen
viele, daß die Verse 12 - 14 von dem Eintreten der Sünde in den Kosmos
durch den Fall Satans sprechen. Aber dieses Thema scheint dem Kapitel
eher aufgepfropft. ( Hes 28,12-19 dagegen spricht tatsächlich von Satans
Fall; vgl. die Anmerkungen dort).
Viel natürlicher ist es, den stolzen
Tyrannen mit Sanherib (705 - 681) gleichzusetzen. Zwischen der
Beschreibung des Tyrannen in Jes 14 und dem Fluch gegen Sanherib in Jes
37,21-29 gibt es erstaunliche Parallelen. Aber war Sanherib nicht König
von Assyrien, statt König von Babel? Er herrschte über beide als König,
denn seit dem Ende des 10. Jahrhunderts v. Chr. war Babylon ein Vasall
von Assyrien. Hin und wieder lehnte sich der Vasallen-König von Babylon
gegen den Herrscher von Assyrien auf, aber 728 wurde Tiglat Pileser
III., Assyriens kampflustiger Herrscher von 745 bis 727, als König von
Babel gekrönt. Ninive war zwar weiter die Hauptstadt des Reiches, aber
Babel wurde zum Zentrum seines kulturellen Lebens. Durch diese
Einverleibung wurde der Götzendienst für den babylonischen Gott Marduk
in Assyrien sehr populär. Sargon II. (722 - 705) und Sanherib (705 -
681), spätere assyrische Herrscher, nannten sich Könige von Babel.
Nachdem Sargon II. 705 starb, gab es im assyrischen Reich große Unruhen.
Die Elamiten setzten Mushezib-Marduk über Babylon (692 - 689). Er
verbündete sich mit mehreren umliegenden Völkern, darunter auch den
Medern. Um diese Rebellion in Babel zu unterwerfen, marschierte Sanherib
689 mit seinen Truppen dort ein und zerstörte es. Er ließ sogar über die
Ruinen große Mengen an Wasser schütten, um so die Stadt zu verwüsten
(Erlandsson, The Burden of Babylon , S. 91). Aber nur wenige Jahre
später wurde sie von Sanheribs Sohn und Nachfolger Esarhaddon wieder
aufgebaut.
Der heimtückische Mord an Sanherib
( 2Kö 19,37 ), acht Jahre nachdem er Babel zerstört hatte, versetzte die
umliegenden Nationen, besonders natürlich Juda, in große Freude und gab
ihnen Ruhe. (Sanherib war auch der König gewesen, der zwölf Jahre zuvor,
701 v. Chr., versucht hatte, Jerusalem zu besiegen; Jes 37; 2Kö
18,12-19,36 .)
Jes 14,4-8 (Jes 14,4b-8)
Der eine, dessen Toben enden wird,
ist der Unterdrücker, der Menschen niedergeschlagen und Nationen
unterworfen hat. Sein Tod wird Frieden und Freude ( Singen ) für die
ganze Region bringen. Diese Ruhe wird bildlich durch die großen Zedern
des Libanon zum Ausdruck gebracht, die nun keiner Gefahr mehr ausgesetzt
sind. Sie werden nicht mehr niedergeschlagen , um Tribut für Sanherib zu
beschaffen.
Jes 14,9-11
(2) Der Tod des Tyrannen ( Jes
14,9-11 )
Das Totenreich ( S+?Nl ) wird wie ein
großer Thronsaal beschrieben, in den die Führer und Könige der Erde
kommen, wenn sie sterben. Der Tyrann (Sanherib) wird schon als gestorben
betrachtet. Er ist bereits bei den Königen im Totenreich. Das Erstaunen
über das Schicksal dieses großen Königs, dessen Glanz sie alle überragt
hat, läßt sie erschrecken. Ja, sein Kommen bringt sie dazu, von ihren
Thronen aufzustehen (als säßen sie im Totenreich auf Thronen), um ihn zu
grüßen. Sie sind erstaunt, daß er schwach geworden und tot ist wie sie.
Er, der in Pracht mit Musik (Harfen) gelebt hat, ist nun dem
Vergänglichen unterworfen. Maden und Würmer zerfressen seinen Körper im
Grab.
Jes 14,12-15
(3) Hochmut und Fall des Tyrannen
( Jes 14,12-15 )
Mit seiner militärischen Macht hat
dieser große König die Nationen niedergehalten. Phönizien, Ägypten,
Moab, Edom, Zilizien, große Teile von Juda und das nördliche Arabien
waren ihm unterworfen. Aber er wird wie ein Morgenstern fallen. Das
Funkeln eines Sternes in der frühen Morgendämmerung verschwindet ganz
plötzlich, wenn die Sonne aufgeht. Sanherib hielt sich aufgrund seiner
großen Macht für göttlich. Aber er wird sich, ganz im Gegenteil dazu,
plötzlich im Totenreich befinden. Im Nahen Osten jener Zeit hatten die
Könige höchste Macht. Viele wurden von ihren Untergebenen als Götter
angebetet. Die Menschen, die diesen Tyrannen verspotteten, stellten ihn
sich vor, wie er sich selbst göttliche Wesenszüge beimaß. Er stieg
auf zum Himmel über die Sterne und wurde auf einen Thron gesetzt auf
dem heiligen Berg . Hier wird der Glaube mehrerer semitischer Stämme
deutlich, die den Wohnsitz der Götter auf dem Berg Zafon vermuteten.
"Heiliger Berg" ist die Übersetzung von QAPNn (wörtl.: "der Norden").
Indem er diesen Berg bis über die Wolken hinaufstieg, wollte er sich
selbst wie Gott, den Allerhöchsten , machen. (Die Sprache ist hier
natürlich übertreibend.) Aber er wird herunter gebracht werden, zur
tiefsten Grube (die Grube ist ein Synonym für das Grab). Nichts kann ihn
vor dem Tod und dem Verfall im Grab retten.
Jes 14,16-21
(4) Eine Lektion, die aus dem
Untergang des Tyrannen zu lernen ist ( 14, 16 - 21 )
Aus dem Tod dieses Großen kann man
lernen, daß alle Könige, wie unbesiegbar sie auch scheinen mögen, doch
schließlich abtreten müssen. Die Menschen werden Sanheribs Schicksal
verspotten und es kaum noch für möglich halten, daß er es war, der jeden
aus Furcht zum Zittern gebracht, der Städte zerstört und so viele
Menschen gefangengenommen hat (V. 16 - 17 ). Bei seinem Tod wird er
nicht einmal ein angemessenes Begräbnis erhalten wie die meisten Könige,
die in Ehren ruhen (V. 18 ). Er wird hingeworfen , durch
das Schwert getötet und mit Füßen zertreten werden (V. 19 ). Sanherib
wurde durch seine Söhne Adrammelech und Sarezer ermordet, die dann doch
nicht seinen Platz als Regenten einnehmen konnten ( sie werden nicht
aufstehen, um das Land zu besitzen , V. 21 ), weil sie um ihr Leben
laufen mußten ( 2Kö 19,37 ).
f. Babels Zerstörung durch Assyrien
( 14,22 - 23 )
Jes 14,22-23
Nach dem Spottlied der Leute (V. 4 -
21 ) bestätigt der Herr Zebaoth, daß die Menschen von Babel vernichtet
werden (V. 22 ). Die StadtBabel wird, von Assyrien in Trümmer verwandelt
(689 v. Chr.), ein verlassener Ort für Eulen werden (vgl. Jes
13,20-22 ). Sanherib beschreibt Babel, nachdem er es zerstört hat, mit
ganz ähnlichen Worten. Auch hier geht es vermutlich um diese Zerstörung,
nicht um die Übernahme der Stadt durch das medo-persische Reich im Jahr
539 v. Chr. (vgl. die Anmerkungen zu Jes 14,3-4 a), da dieser zweite
Angriff die Stadt nicht zerstörte.
g. Assyriens Untergang
( 14,24 - 27 )
Jes 14,24-27
Viele Ausleger halten diese Verse für
einen eigenen Abschnitt. Besser jedoch ist es, sie als Teil der
Weissagung zu sehen, die in Jes 13,1 beginnt. Zwar wird der Herr das
assyrische Weltreich benutzen, um seine Ziele zu erreichen, aber
letztlich wird er dieses Reich hart richten ( Jes 10,519 ). Assyriens
Plan, Jerusalem zu zerstören, wird zunichte gemacht ( Jes 10,7 ), aber
Gottes Plan wird ausgeführt werden ( Jes 14,24 ). Er wird die Assyrer in
seinem Land, auf seinen Bergen zerschlagen (V. 25 ). Vermutlich bezieht
sich diese Aussage auf das große Blutbad in der assyrischen Armee, als
diese Jerusalem belagerte ( Jes 37,36-37 ). Weil Gott über alle Nationen
souverän die Kontrolle behält, kann nichts seine Pläne hindern und seine
Hand zurückhalten ( Jes 14,27 ).
2. Die Philister
( 14,28 - 32 )
Jes 14,28-32
Diese Weissagung richtet sich, obwohl
sie über die Philister spricht, an Juda (vgl. V. 32 ). Jesaja empfing
die Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1; Sach 9,1 ) von Gott in
dem Jahr, in dem König Ahas starb (vgl. Jes 6,1 ; "in dem Jahr, in dem
König Usija starb"), 715 v. Chr. Gott verurteilt darin die Städte der
Philister, die sich für sicher vor der Zerstörung halten. Sie freuen
sich, daß der Stock, der sie schlug, zerbrochen ist . Vermutlich bezieht
sich dies auf Assyrien, nicht auf Israel oder auf Ahas, den König von
Juda. Aschdod, die Philisterstadt, und Juda hatten sich gegen Assyrien
aufgelehnt. Aber 711 v. Chr., nur vier Jahre nach dieser Weissagung,
besiegten die Assyrer Aschdod und machten das Gebiet der Philister zu
einer assyrischen Provinz. Dies geschah unter Sargon II. (722 - 705;
vgl. Jes 20,1 ). Deshalb also fühlten sich die Philister in Sicherheit
( Jes 14,30 ). Aber sie werden durch Hungersnot und durch das Schwert
besiegt werden. Die Philister sollen heulen, denn Assyrien kommt wie
eine unkontrollierbare Rauchwolke. Zion (Jerusalem) dagegen soll sich
nicht fürchten, denn sie wird in der nächsten Zeit nicht fallen (erst
586 unter Babylon).
3.Moab
( Jes 15-16 )
Eine der wichtigsten Fragen im
Zusammenhang mit dieser Prophetie ist, wann sie geschrieben wurde. In
dem Schlußabschnit ( Jes 16,13-14 ) sagt Gott, daß das Gericht
"innerhalb von drei Jahren" über Moab kommen werde. Die verschiedenen
Ansichten, auf was sich dies bezieht, werden in der Auslegung dieser
Verse behandelt.
Jahrhundertelang war Moab, östlich
des Toten Meeres, ein Feind Israels gewesen. Während der Wüstenwanderung
Israels verführten moabitische Frauen Israels Männer ( 4Mo 31,15-17 ).
Während der Richterzeit wurde Israel 18 Jahre lang von Moab unterdrückt
( Ri 3,12-14 ). Saul kämpfte gegen Moab ( 1Sam 14,47 ), und David
besiegte es ( 1Sam 8,2.12 ). Salomo ließ sich von seinen Frauen dazu
bringen, dem moabitischen Gott Kemosch einen Altar zu bauen ( 1Kö
11,7.8 ). Mescha, König von Moab, mußte Ahab, dem König Israels, einen
Tribut bezahlen ( 2Kö 3,4 ). Nachdem Ahab gestorben war (853 v. Chr.),
rebellierte Mescha gegen Joram (der auch Jehoram genannt wird), wurde
aber geschlagen ( 2Kö 3,5-27 ). Die hier in Jes 15-16 beschriebene
Zerstörung von Moab ließ die Moabiter unter dem assyrischen Druck nach
Süden, zu den Edomitern, fliehen.
a. Die Niederlage Moabs
( Jes 15 )
(1) Klagelied über Moab ( Jes
15,1-4 )
Jes 15,1-4
In Kapitel 15; 16 erwähnt Jesaja die
Namen verschiedener Städte und Ortschaften von Moab. Ar und Kir waren
schon zerstört, bevor Jesaja seine Botschaft niederschrieb. Wir wissen
nicht, wo diese Städte genau gelegen haben, aber es könnte in der Nähe
des Südendes des Toten Meere gewesen sein. Dibon (das heutige Dhiban)
gehörte zu den wichtigsten Städten Moabs. Nebo , nicht zu verwechseln
mit dem Berg Nebo, ist entweder das heutige Khirbet Ayn Musa oder
Khirbet el Mukkayet. Medeba wird heute Medaba genannt. Wenn jemand sein
Haupt scherte (vgl. Hi 1,20; Jer 47,5; Hes 7,18; Am 8,10; Mi 1,16 ) und
seinen Bart abschnitt, so war dies ein Zeichen äußerster Demütigung
( Jes 7,20; Jer 48,37 ). Wer Sackleinen trug, jene rauhen, schwarzen
Stoffe, der zeigte damit seinen inneren, trauernden Zustand (vgl. auch
die Anmerkungen zu Jes 3,24 ). Hier beweinen die Moabiter ihre letzten
Städte. Die Menschen in Heschbon und Elale (vgl. Jes 16,9 ), im Norden
Moabs, trauern. Selbst die Soldaten der Moabiter weinen, weil sie nicht
in der Lage sind, ihre Städte zu verteidigen.
Jes 15,5-9
(2) Moab flieht vor dem Feind ( Jes
15,5-9 )
Jesajas Herz ist durch dieses Elend
der Moabiter gefühlsmäßig verstört (vgl. die ähnlichen Stellen in Jes
21,3-4; 22,4 ). Die Moabiter fliehen vor den angreifenden Assyrern und
ziehen nach Süden zu den Edomitern. Zoar war die nördlichste Stadt
Edoms, direkt am Südende des Toten Meeres. Wo Eglat-Schelischija lag,
wissen wir nicht, aber vermutlich war es eine Stadt in der Wüstenregion.
Auch Luhit ist uns unbekannt, steht aber grammatisch
neben Horonajim (vgl. Jer 48,34 ), das im Süden Moabs gelegen war. Die
Wasser von Nimrim ( Jes 15,6 ) bezieht sich vermutlich auf das Wadi
en-Numeirah im Süden von Moab. Da es ausgetrocknet ist, ziehen die
Flüchtlinge weiter nach Süden, über den Weidenbach (wahrscheinlich an
der Südspitze des Toten Meeres). Das Klagen geht bis
nach Eglajim und Beer-Elim (deren Lage uns bisher nicht bekannt ist,
vielleicht nahe der Südgrenze Moabs?). Es kann sein, daß
unter Dimon (V. 9 ) das heutige Dibon gemeint ist (wie einige
Übersetzungen angeben). Das Wasser dort ist voller Blut, was auf viel
Tod und Zerstörung in dieser Region hinweist. Aber dennoch ist das
Blutvergießen nicht vorbei. Noch mehr Schrecken steht vor der Tür. Es
ist, als würden die Überlebenden unablässig von einem Löwen gejagt.
b. Schutz für Israel
( 16,1 - 5 )
Jes 16,1-5
Mitten in dieser Zerstörung, die über
Moab kommen wird, findet man in Israel Schutz. Die Moabiter sind den
ganzen Weg nach Süden bis in die Festungen der Edomiter (wie z.
B. Sela , etwa 80 Kilometer südlich der Grenze zu Moab) geflohen.
Wirklich sicher jedoch wären sie gewesen, wenn sie nach Jerusalem
(die Tochter Zions ; vgl. Jes 1,8 ) gegangen wären, indem sie Lämmer als
Tribut vor sich hergeschickt hätten. Jesaja kann dies sagen, denn es war
ja bereits von Gott offenbart worden, daß Jerusalem vor der Zerstörung
durch Assyrien bewahrt bleiben wird ( Jes 10,24-34 ). Verstört wie Vögel
bitten die Frauen von Moab um Schutz und Hilfe ( Jes 16,2-4 a). Aber
Gott hat es schon versprochen: Am Ende wird der Zerstörer - auch der
Unterdrücker und der Angreifer genannt - selbst zerstört werden
(vgl. Jes 14,4-5 ). Gott wird in seiner Liebe ( HeseD , andere
Übersetzungen haben hier "Treue") darauf achten, daß der Eine aus dem
Hause Davids , der Messias, auf Davids Thron sitzen ( 1Sam 7,16 ) und
die Welt gerecht richten wird (in Recht und Gerechtigkeit , ein häufiges
Thema im Buch Jesaja; vgl. Jes 9,6; 11,4; 28,6; 32,16; 33,5; 42,1.3-4;
51,5 ). Nur durch Juda kann dies erreicht werden. Die Kraft Moabs ist
dafür offensichtlich nicht ausreichend.
c. Der Stolz Moabs
( 16,6 - 12 )
Jes 16,6-12
Jesaja macht den Stolz und
Mutwillen von Moab offenbar (vgl. Assyriens Stolz, Jes 13,11 ). Die
Menschen von Moab hätten ihre Machtlosigkeit gegenüber Assyrien erkennen
und sich durch ihren Nachbarn Israel zu Gott wenden sollen. Aber das
wollen sie nicht. Weil sie so stolz sind und meinen, daß sie Gott nicht
brauchen, wird die Fruchtbarkeit ihres Landes aufhören ( Jes 16,7-10 ).
Mehrere Worte deuten an, daß es bei dieser Fruchtbarkeit hauptsächlich
um Trauben geht: Rosinenkuchen (eine Delikatesse; vgl. 1Chr 12,41; Hos
3,1 ) von Kir-Heres (vgl. Jes 16,11 ), einer anderen Stadt in Moab,
vielleicht die gleiche wie Kir in Jes 15,1 , Weinstock von Sibma ( Jes
16,8-9 ), edle Reben, Weingärten (V. 8.10 ). Ernten (V. 9 )
und Obstgärten (V. 10 ) deuten daneben noch auf andere Früchte hin.
(Zu Heschbon und Elale in V. 9 vgl. Jes 15,4 .) Die angreifende Armee
und die Dürre, die ebenfalls kommen wird, lassen Moab keine Chance zum
Überleben. Jesaja hat tiefes Mitgefühl mit Moab ( Jes 16,11 ; vgl. Jes
15,5 ), sein Herz antwortete auf ihr Elend, wie die Saiten einer Harfe
klingen, wenn sie gezupft werden. Auch Moabs religiöses Ritual, auf
ihren Altären zu opfern und bei ihren Heiligtümern zu beten, wird nicht
helfen und Gottes Gericht nicht aufhalten ( Jes 16,12 ).
d. Die Zerstörung von Moab
( 16,13 - 14 )
Jes 16,13-14
Moab hat bereits viel gelitten. Nun
kündigt der Prophet an, daß innerhalb von drei Jahren noch weitere
Zerstörungen kommen werden. Diese Zeit wird genau eingehalten werden, so
wie ein Sklave die Jahre zählt, bis seine Sklaverei ein Ende hat. Diese
Verse sind denen in Kapitel 7 ähnlich, wo Jesaja Ahas mitteilt, daß die
aramäischisraelitische Allianz in wenigen Jahren auseinanderbrechen
wird. Vielleicht ist diese Weissagung gegen Moab etwa zur gleichen Zeit
niedergeschrieben worden und deutet auf Tiglat-Pilesers kommende
Invasion von Moab im Jahr 732 hin (nachdem er Aram besiegt hatte). Oder
Jesaja sagt, daß Moab innerhalb von drei Jahren (701) von Sanherib
angegriffen werden wird, wenn dieser nach Juda einmarschieren wird.
Jesajas Zeitgenossen konnten die Ereignisse ihrer Zeit beobachten, um zu
sehen, ob der Herr wirklich durch ihn redete. Wenn sie dann sahen, daß
seine Worte eintrafen, dann konnten sie auch wissen, daß seine Botschaft
der Errettung für Juda ( Jes 16,5 ) ebenfalls wahr werden wird.
4. Damaskus
( 17, 1 - 11 )
Jes 17,1-3
Diese Weissagung (vgl. die
Anmerkungen zu Jes 13,1 ) in Jes 17,1-11 richtet sich gegen Damaskus ,
die Hauptstadt von Aram. Das Nordreich Israel hatte sich gegen die
assyrische Bedrohung mit Aram verbündet ( Jes 7,2 ). Hier ( Jes
17,1-11 ) schreibt Jesaja noch einmal, daß Aram und Israel durch die
Assyrer besiegt werden (vgl. Jes 8,4 ).
Damaskus wird ein Ruinenhaufen werden
und nicht mehr länger eine Stadt sein. Manche Übersetzungen schreiben in
Vers 2 aufgrund einiger griechischer Manuskripte der Septuaginta, daß
Damaskus und "ihre Städte verlassen sein werden für immer". Der
hebräische Text bedeutet: "die Städte von Aror". Aror jedoch war eine
Stadt in Moab, so daß diese Lesart nur schwierig zu verstehen ist. Wenn
Damaskus und alle umliegenden Städte verlassen sind, werden Tiere darin
wohnen ( Jes 17,2 ). Ephraim, das für Israel steht, und Damaskus, das
für Aram steht (vgl. Jes 7,8 ), werden besiegt ( Jes 17,3 ). Assyrien
besiegte Aram 732 und Israel 722 v. Chr.
Jes 17,4-6
Dies ist der erste von drei
Abschnitten, die mit den Worten zu der Zeit beginnen. Die anderen beiden
sind die Verse 7 - 8 und die Verse 9-11 . Es geht dabei um die Zeit, in
der Gottes Zorn seine Feinde treffen und dann sein Segen über sein Volk
ausgegossen wird. An manchen Stellen haben diese Worte eschatologischen
Charakter (und meinen dann die große Trübsal vor dem Beginn des
Tausendjährigen Reiches), an anderen dagegen beziehen sie sich auf die
gegenwärtige Situation. In den Versen 4.7.9 wird in ihnen angesprochen,
worum es Jesaja in dem ersten Teil seines Buches besonders geht - der
Überfall auf Aram und Israel durch das assyrische Heer. Aufgrund dieser
Invasion wird Israel Problemen gegenüberstehen, die zu vergleichen sind
mit einem Menschen, dessen Fett am Körper schwindet (V. 4 ), einem
abgeernteten Feld (V. 5 ) oder einem Feigenbaum (V. 6 ) nach der
Ernte. Das Tal von Repham (vgl. Jos 15,8; 18,16 ) war eine fruchtbare
Gegend westlich von Jerusalem. Hier hatte David zweimal die Philister
besiegt ( 2Sam 5,18-20.22-25 ). So wie ein paar Oliven, die an den
höheren Zweigen eines Olivenbaumes hängengeblieben sind, werden nur
einige wenige Menschen übrigbleiben, die meisten jedoch werden
erschlagen.
Jes 17,7-8
Wenn Israel durch die Assyrer
angegriffen wird, dann werden Gottes Leute auf ihren Schöpfer schauen ,
um den Heiligen Israels zu sehen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ).
Angesichts von Terror und Leid des Krieges werden sie die Unmöglichkeit
ihres Götzendienstes erkennen. Die Altäre sind jene, die für diese
Götzen errichtet wurden, nicht jene für den lebendigen Gott. Die Bilder
der Aschera sind hölzerne Symbole der Aschera, einer kanaanäischen
Fruchtbarkeitsgöttin und Begleiterin von Baal. Im Nordreich Israel, in
dem der Baalsdienst weit verbreitet war, gab es viele, die Aschera
anbeteten. Unter dem assyrischen Angriff jedoch wird Israel erkennen,
daß nur der Herr allein sie retten kann.
Jes 17,9-11
Damaskus und seine befestigten Städte
werden als Folge des Gerichtes an diesem Tag (vgl. die Anmerkungen zu
V. 4 ) verlassen werden, und Dickicht und Dornenbüsche werden dort
wachsen. Wegen ihrer Untreue gegenüber dem wahren Gott und weil sie ihn
vergessen haben, werden ihre Anstrengungen, Wein anzupflanzen und eine
Ernte zu bekommen (als ob sie sicher wären wie in Friedenszeiten),
vergeblich sein. Die Pflanzen werden krank werden, und die Menschen
werden Schmerzen haben.
5. Das Land voll schwirrender Flügel
( 17,12 - 18,7 )
Jes 17,12-14
Viele Ausleger rechnen die Verse 12 -
14 noch zu dem vorausgehenden Abschnitt. Das in
Vers 12 mit Ha wiedergegebene Wort ist im Hebräischen jedoch das gleiche
wie das mit "Wehe" übersetzte in Jes 18,1 ( hNy ). Dies scheint darauf
hinzuweisen, daß Jes 17,12-14 zu Kapitel 18 gehört. Die wütenden Nationen ( Jes 17,12 ; vgl. Ps 2,1 ) sind wie das Brüllen tosender Wasser . Diese Menschen sind die Assyrer, die Gott benutzt, um sein Volk zu strafen. Offensichtlich meint "die Nationen" (Pl.) hier das in jenen Tagen dominierende Volk Assyrien. Wenn Gott sie (die Assyrer) bestrafen wird, werden sie wie Spreu (vgl. Jes 29,5 ) werden, der leichte und wertlose Teil des Korns, der von einem Windhauch weggeblasen wird. Obwohl die Assyrer den Schrecken am Abend bringen, werden sie vor dem Morgen bereits verschwunden sein. Genau so geschah es mit der assyrischen Armee ( Jes 37,36-37 ). Viele Städte in Juda hatte das assyrische Heer geplündert, aber dann starben in einer Nacht 185 000 Soldaten. |