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Jesaja  Walvoord Übersicht für Youtube

Jesaja  13 bis 17  John A. Martin


1.                       Jesaja Kapitel 13 zusammenfassen:

2.                       Weissagung über Babel: Kapitel 13 eröffnet einen Abschnitt mit Weissagungen gegen fremde Völker.

3.                       Tag des Herrn: Der Tag des Herrn wird als Gerichtstag beschrieben.

4.                       Zorn Gottes: Gottes Zorn über Babel wird angekündigt.

5.                       Verwüstung: Babel wird verwüstet werden.

6.                       Heer: Ein großes Heer wird gegen Babel aufziehen.

7.                       Medien: Die Medien werden erwähnt als ausführende Macht des Gerichts.

8.                       Furcht: Babel wird von Furcht ergriffen werden.

9.                       Grausamkeit: Grausame Zerstörung wird beschrieben.

10.              Dunkelheit: Die Sonne und Sterne werden verdunkelt werden.

11.              Hochmut: Anklage gegen den Hochmut Babels.

12.              Menschenmangel: Menschen werden selten wie Gold sein.

13.              Umsturz: Der Himmel und die Erde werden erschüttert werden.

14.              Flucht: Die Bewohner Babels werden fliehen.

15.              Verlassenheit: Babel wird verlassen und unbewohnt sein.

16.              Gericht über Völker: Kapitel 13 ist ein Beispiel für Gericht über fremde Völker in Jesaja.

17.               

Jesaja Kapitel 14 zusammenfassen:

1.                       Spottlied: Ein Spottlied über den König von Babel.

2.                       Untergang Babels: Prophezeiung des Untergangs von Babel.

3.                       Tyrannei: Anklage der Tyrannei und Unterdrückung Babels.

4.                       Totenreich: Babel fährt ins Totenreich hinab.

5.                       Gefallener Morgenstern: Bild des gefallenen Morgensterns (Luzifer).

6.                       Hochmut: Anklage gegen den Hochmut des Königs von Babel.

7.                       Göttergleicheit: Der König wollte Gott gleich sein.

8.                       Tiefe Grube: Der König wird in die tiefste Grube gestoßen.

9.                       Ruhe der Erde: Die Erde kommt zur Ruhe nach der Tyrannei Babels.

10.              Assur: Ankündigung des Gerichts über Assur.

11.              Gottes Plan: Betonung von Gottes Plan und seiner unaufhaltsamen Hand.

12.              Philister: Ankündigung des Gerichts über die Philister.

13.              Zion: Zion als Zuflucht für die Armen.

14.              Gottes Gericht: Gottes Gericht über stolze Nationen.

15.              Hoffnung für Israel: Hoffnung auf Trost und Ruhe für Israel.

Kapitel 15 zusammenfassen:

1.                       Weissagung gegen Moab: Das Kapitel beinhaltet eine Prophetie gegen das Land Moab.

2.                       Verwüstung: Plötzliche und schwere Verwüstung wird vorausgesagt.

3.                       Ar und Kir: Diese Städte werden besonders erwähnt und fallen über Nacht.

4.                       Klage und Weinen: Moab klagt und weint.

5.                       Götzenhäuser: Moab geht in seine Götzenhäuser, um zu klagen.

6.                       Glatzen und abgeschnittene Bärte: Zeichen tiefer Trauer in Moab.

7.                       Sacktuch: Die Menschen in Moab tragen Sacktuch als Ausdruck ihrer Trauer.

8.                       Dächer und Plätze: Überall in den Städten Moabs wird geklagt.

9.                       Hesbon und Eleale: Städte, deren Geschrei gehört wird.

10.              Bewaffnete Moabs: Sogar die Krieger Moabs sind verzweifelt und angstvoll.

11.              Flucht: Menschen in Moab fliehen.

12.              Nimrim: Das Wasser dort versagt.

13.              Verdorren: Die Vegetation verdorrt.

14.              Weidenbach: Die Flüchtlinge transportieren ihre letzten Güter über diesen Bach.

15.              Blut: Das Wasser von Dimon wird mit Blut gefüllt.

Jesaja Kapitel 16 zusammenfassen:

1.                       Moab: Das Kapitel fokussiert sich auf eine Weissagung gegen Moab.

2.                       Sela: Ein Ort in der Wüste, von dem aus Lämmer nach Zion gesandt werden sollen.

3.                       Tochter Zion: Ein Aufruf, Tribut an die Tochter Zion (Jerusalem) zu entrichten.

4.                       Flucht: Die Menschen in Moab werden zur Flucht gezwungen.

5.                       Arnon: Die Furten des Arnon werden als Ort der Flucht erwähnt.

6.                       Rat: Es wird dazu aufgefordert, Rat zu geben und eine Entscheidung zu treffen.

7.                       Hochmut: Der Hochmut Moabs wird angeprangert.

8.                       Thron der Gnade: Eine Prophezeiung über einen Thron der Gnade in Davids Zelt.

9.                       Gerechtigkeit: Ein König, der nach Recht und Gerechtigkeit strebt.

10.              Jammern: Moab jammert und trauert.

11.              Kir-Heres: Eine Stadt, die besonders im Jammern erwähnt wird.

12.              Weinberge: Die Weinberge Moabs sind verwüstet.

13.              Verlassenheit: Die Freude und der Jubel Moabs sind vorbei.

14.              Damaskus: Eine Erwähnung von Damaskus und seiner Zerstörung im Zusammenhang mit Moab.

15.              Übrigbleibende: Nur wenige werden übrigbleiben von Moab.

Jesaja Kapitel 17 zusammenfassen:

1.                       Damaskus: Prophezeiung gegen Damaskus.

2.                       Stadtstaat: Damaskus wird als Stadtstaat beschrieben.

3.                       Ruinenhaufen: Damaskus wird zu einem Ruinenhaufen werden.

4.                       Verlassene Städte: Die Städte Aroer werden verlassen sein.

5.                       Herdenweiden: Die Städte werden zu Weiden für Herden.

6.                       Ephraim: Prophezeiung gegen Ephraim (Nordreich Israel).

7.                       Festung: Ephraims Festung wird verschwinden.

8.                       Herrlichkeit Jakobs: Die Herrlichkeit Jakobs wird schwinden.

9.                       Ernte: Bild der Ernte zur Beschreibung der Vernichtung.

10.              Ölbaum: Bild des Ölbaums zur Beschreibung des Überrests.

11.              Gottes Vergessen: Anklage, dass das Volk Gott vergessen hat.

12.              Fremde Götter: Anklage, dass das Volk fremde Götter verehrt.

13.              Völkerlärm: Lärm vieler Völker.

14.              Gottes Schelten: Gottes Schelten lässt die Völker fliehen.

15.              Abend und Morgen: Bild von Schrecken am Abend und Verschwinden am Morgen.

 


C. Gericht über die Nationen

( Jes 13-23 )

 

Zwischen Kapitel 12; 13 liegt ein größerer Einschnitt, allerdings nicht so groß, wie manche Ausleger dies meinen. Auch in Kapitel 13 - 23 greift Jesaja wiederholt einige der Themen der vorhergehenden Kapitel auf: Gott bestraft Sünde auf verschiedene Arten und wird jene Nationen richten, die seinem Bundesvolk mit Hochmut begegnen. Diese Botschaften gegen neun sündige Heidenvölker oder -städte um Juda herum sind vermutlich nicht geschrieben, damit diese Völker sie lesen. Sie sollten wohl von Gottes Bundesvolk gelesen werden und ihnen zeigen, daß Gott Israels Feinde tatsächlich richten wird. Dadurch sollte Juda zugleich versichert werden, daß Gott auch sein Reich aufrichten wird.

Jesaja schrieb diese Botschaften zu einer Zeit, als Assyrien kurz davor stand, die syrisch-palästinensische Region anzugreifen. Die kommende Zerstörung durch die Assyrer würde einen ungeheuren Eindruck auf Israel und die anderen Völker des Nahen Ostens machen. Die assyrischen Angriffe kamen zu ihrem Höhepunkt, als Sanherib, der König von Assur, die Stadt Babel 689 v. Chr. einnahm und so zeigte, daß auch Babel, die größte Stadt jener Zeit, gegen die herannahenden Assyrer machtlos war. Viele Ausleger meinen, daß Jesajas Botschaft in Jes 13,1-14,27 über den Fall Babels unter das medo-persische Reich im Jahr 539 spricht. Besser scheint es jedoch, diesen Abschnitt auf den assyrischen Angriff im Jahr 689 zu beziehen. Dies paßt besser zu der assyrischen Bedrohung, von der Jesaja in Jes 7,17-8,10 geschrieben hat, und die mit den Angriffen unter der Herrschaft von Tiglat-Pileser III. (745 - 727) beginnt. (Vgl. die Tabelle "Könige des mittleren und des neuassyrischen Königreiches" zu Jon 1,2 .)

Jeder der drei großen Schriftpropheten enthält auch Prophezeiungen über Gottes Gericht an Heidenvölkern ( Jes 13-23; Jer 46-51; Hes 25-32 ). Jesaja und Jeremia reden besonders von der Zerstörung Babels (obwohl sie noch mehrere andere Völker erwähnen), während Hesekiel über das ernste Gericht Gottes gegen Ägypten spricht.

In seinen Weissagungen bewegt sich Jesaja von Babel aus westwärts bis nach Tyrus. Diese Weissagungen gehören zu den schwierigsten des ganzen Buches, und so ist es nicht verwunderlich, daß es verschiedene Ansichten der Interpretation dazu gibt. Ein Teil des Problemes liegt im Fehlen außerbiblischen Materials über die Zerstörung vieler dieser Gegenden. Jesaja spricht über die schließliche Zerstörung, die Gott über die ganze Welt bringen wird ( Jes 13,11 ; vgl. V. 6 - 9 ). Aber er scheint auch von einigen direkt bevorstehenden Zerstörungen durch die Assyrer zu reden. Assyriens ausdrückliches Vorhaben war, viele Nationen zu vernichten ( Jes 10,7 ). Der Herr wird das assyrische Reich dies tun lassen. Aber später wird er es für seinen Stolz und seine Arroganz gegen Israel und seinen Gott richten ( Jes 10,12-19 ).

 

 

1. Babel

( 13,1 - 14,27 )

 

a. Einführung

( 13,1 )

 

Jes 13,1

 

Dieser ganze Abschnitt ( Jes 13,1-14,27 ) wird noch einmal gesondert Jesaja, dem Sohn des Amoz (vgl. Jes 1,1 ), zugeschrieben. Dies ist wichtig, macht es doch deutlich, daß es sich um echte Prophetie handelt, die vor dem Fall Babels ausgesprochen wurde. Gerade weil viele meinen, Jes 40-66 könne nicht von Jesaja, dem Sohn des Amoz, stammen, weil er nichts hätte vorhersagen können, was noch in der Zukunft liegt, ist das entscheidend. Der Abschnitt aus Jes 13,1-14,27 zeigt, daß Jesaja tatsächlich über Ereignisse schrieb, bevor sie geschahen.

Diese Verse sind eine Weissagung . Manche Übersetzungen geben das hebräische Wort mit "Last" wieder, da es von einem Verb mit der Bedeutung "aufheben" oder "tragen" abzuleiten ist. Durch dieses Wort wird eine schwere und drückende Botschaft, die weitergegeben werden muß, bezeichnet. In den prophetischen Büchern ist dieser Ausdruck üblich ( Jes 13,1; 14,28; 15,1; 17,1; 19,1; 21,1.11.13; 22,1; 23,1; 30,6; Jer 23,33-34.36.38; Hes 12,10; Nah 1,1; Hab 1,1; Sach 9,1 [siehe die Anmerkungen dort]; Sach 12,1; Mal 1,1 ). Jesajas Weissagung betrifft Babel . Babel hat Gottes Zorn verdient, denn diese Stadt ist schon lange ein Sammelpunkt antigöttlicher Aktivitäten. Schon von ihrer Gründung an ( 1Mo 11,1-9 ) steht Babel für die Auflehnung gegen Gott. Über die Jahrhunderte, unter der Herrschaft der verschiedensten Völker, ist es ein Ort des Hasses gegen den Gott Israels gewesen. Und auch in der großen Trübsal wird dies so sein ( Offb 17-18 ).

 

 

b. Gottes Heer gegen Babel

( 13,2 - 18 )

 

(1) Gott stellt sein Heer auf ( Jes 13,2-5 )

 

 

Jes 13,2-5

 

Es geht in diesen Versen um ein Heer, das Gott gehört, denn er versammelt seine Krieger, um seinen Zorn gegen Babel auszutragen. Sie werden auf seine Befehle hören. Dieses Heer ist eine große Menge wie eine Ansammlung ganzer Völker. Sie kommen zum Krieg und versammeln sich von weit entfernten Ländern, von den Enden der Erde . Dies ist weniger eine geographische Aussage, als vielmehr ein Hinweis darauf, daß seine Soldaten aus vielen verschiedenen Ländern der Erde kommen werden. Obwohl Jesaja über militärische Ereignisse seiner Zeit schreibt, wird auch kurz vor dem Tausendjährigen Reich eine ähnliche Musterung großer Heere geschehen ( Offb 16,12-16 ).

 

 

Jes 13,6-13

 

(2) Der Tag des Herrn ist nahe ( Jes 13,6-13 )

 

Der Tag des HERRN bezieht sich auf die Zeit des Gerichtes über die gottlose Welt und/oder der Befreiung seines Volkes. (Vgl. dazu die Anmerkungen zu "Tag des Herrn" unter Größere exegetische Schwierigkeiten bei Joel.) In den Tagen Jesajas kam dieses Gericht aufgrund der ungeheuren politischen Unruhen der nächsten Jahrzehnte, die schließlich ihren Höhepunkt in dem Fall Babels durch die Assyrer (689 v. Chr.) fanden. Diese politischen Unruhen sind denen ähnlich, die mit dem Gericht Gottes verbunden sind, das, kurz bevor Gott sein Tausendjähriges Reich auf dieser Erde errichtet, über die ganze Welt kommen wird. Dieses Gericht des Allmächtigen wird den Menschen äußerste Trübsal bringen, sie kommen in Schmerzen wie eine Gebärende (vgl. Jes 21,3; 26,17; Jer 4,31; 6,24; 13,21; 22,23; 30,6; 48,41; 49,22.24; 50,43; Mi 4,9-10 ).

Der Tag des Herrn macht seinen Zorn ( Jes 13,3.13 ) über die Sünde sichtbar und wird die Sünder vernichten (V. 9 ) und die Welt für ihre Schuld und stolze Haltung gegen Gott bestrafen (V. 11 ; vgl. V. 19 ; Jes 10,5.11-12 ). Die Aussagen in Jes 13,10 über die Himmelskörper ( Sterne, Sonne, Mond ), die nicht mehr scheinen, kann man bildlich verstehen als Beschreibung der völligen Umkehrung der politischen Struktur des Nahen Ostens. Das gleiche gilt für die Himmel, die erzittern, und die Erde, die erbebt (V. 13 ); sprachliche Bilder für eine allumfassende Zerstörung. Auch bei der Beschreibung des letzten Gerichtes, das über diese Erde kommen wird, werden diese Bilder benutzt. Daß die Himmelskörper nicht mehr scheinen, finden wir in Jes 34,4; Hes 32,7; Joe 2,10;3,3-4;4,15; Sach 14,6-7; Mt 24,29 ,und Erbeben der Erde in Jes 24,18; Joe 2,10; 4,16; Hag 2,6-7.21-22. Weil so viele im Kampf sterben, werden die Menschen kostbarer sein als das seltene und wertvolle Gold von Ofir , einer Stadt, die wohl an der südwestlichen Küste von Arabien lag (vgl. Hi 22,24;28,16 ).

 

 

Jes 13,14-18

 

(3) Der unerbittliche Angriff ( Jes 13,14-18 )

 

Das von Gott gebildete Heer (V. 1 - 5 ) wird an dem Tag des Herrn, wie es in Vers 6 - 13 beschrieben wird, unerbittlich angreifen. Die von ihm Angegriffenen werden dieser Invasion völlig hilflos gegenüberstehen. Sie werden wie Antilopen und Schafe sein, Geschöpfe, die sich nicht verteidigen können und für Jäger eine leichte Beute darstellen. Menschen aus anderen Ländern, die innerhalb des assyrischen Reiches wohnen, werden versuchen, der herannahenden Zerstörung zu entfliehen (sie werden in ihre Heimatländer fliehen). Schreckliche Dinge geschehen, Tod durch das Schwert (V. 15 ), Kindesmord, Plünderungen und Vergewaltigungen (V. 16 ). Diese Zerstörung wird unerbittlich und nicht aufzuhalten sein. Die Angreifer werden auch durch Geld nicht abzuhalten sein (V. 17 ) und haben auch bei Babys (vgl. V. 16 ) oder Kindern (V. 18 ) kein Erbarmen .

Die Aussage, ich will die Meder gegen sie aufstacheln , (V. 17 ) hat unter Auslegern zu großen Diskussionen geführt. Viele nehmen an, daß Jesaja, da er von dem Fall Babels spricht (V. 19 ), in dieser Prophetie (V. 17 - 18 ) die Eroberung dieser Stadt im Jahr 539 (vgl. Dan 5,30- Dan 6,1 ) durch die Meder und Perser meint. Aber diese Sichtweise ist nicht unproblematisch. Durch die medo-persische Übernahme 539 gab es in der Stadt selbst kaum Veränderungen. Sie wurde nicht zerstört, und so ging das Leben in ihr fast gleichmäßig weiter. Jes 13,19-22 spricht jedoch von der Zerstörung Babels. Auch sind die "sie", gegen die die Meder aufgestachelt werden (V. 17 ), die Assyrer (die in V. 14 - 16 erwähnt werden), nicht die Babylonier. Es scheint also eher richtig, diesen Abschnitt auf die Ereignisse zu beziehen, die mit der Eroberung Babels durch die Assyrer im Dezember 689 v. Chr. zusammenhängen. Seth Erlandsson schreibt: "Die Geschichte der Meder, der Elamiten und der Babylonier läuft um das Jahr 700 in dem Kampf gegen die assyrische Weltmacht ineinander ... Babylon nimmt dabei von den letzten Jahren des 8. Jahrhunderts an bis zu seinem Fall im Jahr 689 eine besonders zentrale Position in diesem großen historischen Drama ein" ( The Burden of Babylon: A Study of Isaiah 13,2 - 14,23 . Lund, Schweden: C.W.K. Glerrup, 1970, S. 91 f).

 

 

c. Die nahe bevorstehende Zerstörung Babels durch Gott

( 13,19 - 22 )

 

Jes 13,19-22

 

Diese Zerstörung wird die Stadt Babel betreffen, nicht das gesamte Reich. Aufgrund ihres Stolzes (vgl. V. 11 ) und ihres Götzendienstes wird Babel durch Gott zerstört werden. Dies wird, wie schon gesagt, durch die Assyrer geschehen, Gottes Werkzeug unter König Sanherib. So wie Gott die verdorbenen Städte Sodom und Gomorra überwältigt hat ( 1Mo 19,24-25 ), so wird er auch die verdorbene Stadt Babel überwältigen. Diese Zerstörung wird gründlich sein, was durch Sanheribs Angriff auf die Stadt wirklich geschah. Jesajas Beschreibung der Verwüstung von Babel - keine Einwohner für Generationen und keine Zelte oder Herden, statt dessen Schakale, Eulen, wilde Ziegen und Hyänen - ist typisch für die Art, wie man im Nahen Osten jener Zeit den Zustand zerstörter Städte beschrieb (Erlandsson, The Burden of Babylon , S. 118). Jes 13,20 a kann aus dem Hebräischen übersetzt werden: "Sie wird für eine lange Zeit nicht bewohnt werden, und man wird Generationen über Generationen lang nicht in ihr leben." Einige Jahre nach dieser Zerstörung wurde Babel von Sanheribs Sohn Esarhaddon (681 - 669 v. Chr.) wieder aufgebaut. Dies alles geschah noch vor dem Entstehen des Neu-Babylonischen Reiches 626 und seiner Eroberung durch Medo-Persien 539. Am Ende wird Babel noch einmal erbaut und von Gott ein letztes Mal zerstört werden ( Offb 18 ; vgl. die Anmerkungen zu Jer 50,1-51,58 ). Jesaja war überzeugt, daß die Zerstörung, über die er schrieb, bald kommen würde ( ihre Zeit wird bald kommen ). Sie kam 689 v. Chr. (siehe die Anmerkungen zu Jes 14,3-4 a).

 

 

d. Gottes Mitleid mit Israel

( 14,1 - 2 )

 

Jes 14,1-2

 

Der Fall Babylons (und anderer Nationen; Jes 14,24-21,17;23 ) wird Gottes Volk zeigen, daß er auf ihrer Seite steht. Trotz der Zerstörungen, die über das Volk Israel kommen werden, wird Gott Mitleid haben. Er wird sich die Nation wieder als sein Volk erwählen, wie er es damals am Berg Sinai getan hat. Jakob und Israel beziehen sich hier vermutlich auf alle zwölf Stämme (wie in 2Mo 19,3 ). Gottes Erwählung von Israel (und von Juda, Jerusalem, David und Salomo) ist ein zentrales Thema im Alten Testament (vgl. 5Mo 7,6 ), besonders in 1. und 2.Chronik und in den Psalmen ( 1Chr 16,13; 28,4-5.10; 29,1; 2Chr 6,6.34.38; 7,12; 12,13; 33,7; Ps 33,12; 47,5; 78,68.70; 89,4; 105,6.43; 106,5; 132,13; 135,4 ). Die Tatsache, daß Nicht-Israeliten ( Fremde ) sich zu Israel halten werden, wird in der Bibel ebenfalls häufig erwähnt ( Jes 56,6; 60,10; 61,5 ). Israels Rolle wird sich umkehren ( 14, 2 ): statt daß die Israeliten als Gefangene anderer Völker im Exil leben, werden nun andere Völker Israel dienen. Israel wird die führende Rolle übernehmen.

 

 

e. Ein Spott gegen Babel

( 14,3 - 21 )

 

(1) Der Tyrann wird besiegt ( Jes 14,3-8 )

 

 

Jes 14,3-4 a

 

In den Versen 3 - 21 finden wir ein Spottlied , das von den Menschen gesungen wird, die von der Furcht vor dem König von Babel befreit worden sind. Das Thema dieses Liedes ist, daß die Menschen erstaunt sein werden über diesen großen König, der wie die Könige anderer Städte vom Thron gestürzt werden wird. Die Menschen freuen sich über seine Entthronung, denn sie haben in Furcht vor ihm gelebt.

Wer ist dieser König von Babel? Viele Ausleger sehen in ihm den Satan, die letztliche Personifizierung des Stolzes. Tertullian (ca. 160 - 230 n. Chr.) und Gregor der Große (ca. 540 - 604) haben diese heute weitverbreitete Sicht als erste gehabt. Obwohl die Verse 12-14 diese Ansicht zu bestätigen scheinen, finden wir in den anderen Versen dieses Kapitels wenig Hinweise darauf. Zwar meinen viele, daß die Verse 12 - 14 von dem Eintreten der Sünde in den Kosmos durch den Fall Satans sprechen. Aber dieses Thema scheint dem Kapitel eher aufgepfropft. ( Hes 28,12-19 dagegen spricht tatsächlich von Satans Fall; vgl. die Anmerkungen dort).

Viel natürlicher ist es, den stolzen Tyrannen mit Sanherib (705 - 681) gleichzusetzen. Zwischen der Beschreibung des Tyrannen in Jes 14 und dem Fluch gegen Sanherib in Jes 37,21-29 gibt es erstaunliche Parallelen. Aber war Sanherib nicht König von Assyrien, statt König von Babel? Er herrschte über beide als König, denn seit dem Ende des 10. Jahrhunderts v. Chr. war Babylon ein Vasall von Assyrien. Hin und wieder lehnte sich der Vasallen-König von Babylon gegen den Herrscher von Assyrien auf, aber 728 wurde Tiglat Pileser III., Assyriens kampflustiger Herrscher von 745 bis 727, als König von Babel gekrönt. Ninive war zwar weiter die Hauptstadt des Reiches, aber Babel wurde zum Zentrum seines kulturellen Lebens. Durch diese Einverleibung wurde der Götzendienst für den babylonischen Gott Marduk in Assyrien sehr populär. Sargon II. (722 - 705) und Sanherib (705 - 681), spätere assyrische Herrscher, nannten sich Könige von Babel. Nachdem Sargon II. 705 starb, gab es im assyrischen Reich große Unruhen. Die Elamiten setzten Mushezib-Marduk über Babylon (692 - 689). Er verbündete sich mit mehreren umliegenden Völkern, darunter auch den Medern. Um diese Rebellion in Babel zu unterwerfen, marschierte Sanherib 689 mit seinen Truppen dort ein und zerstörte es. Er ließ sogar über die Ruinen große Mengen an Wasser schütten, um so die Stadt zu verwüsten (Erlandsson, The Burden of Babylon , S. 91). Aber nur wenige Jahre später wurde sie von Sanheribs Sohn und Nachfolger Esarhaddon wieder aufgebaut.

Der heimtückische Mord an Sanherib ( 2Kö 19,37 ), acht Jahre nachdem er Babel zerstört hatte, versetzte die umliegenden Nationen, besonders natürlich Juda, in große Freude und gab ihnen Ruhe. (Sanherib war auch der König gewesen, der zwölf Jahre zuvor, 701 v. Chr., versucht hatte, Jerusalem zu besiegen; Jes 37; 2Kö 18,12-19,36 .)

 

 

Jes 14,4-8 (Jes 14,4b-8)

 

Der eine, dessen Toben enden wird, ist der Unterdrücker, der Menschen niedergeschlagen und Nationen unterworfen hat. Sein Tod wird Frieden und Freude ( Singen ) für die ganze Region bringen. Diese Ruhe wird bildlich durch die großen Zedern des Libanon zum Ausdruck gebracht, die nun keiner Gefahr mehr ausgesetzt sind. Sie werden nicht mehr niedergeschlagen , um Tribut für Sanherib zu beschaffen.

 

Jes 14,9-11

 

(2) Der Tod des Tyrannen ( Jes 14,9-11 )

 

Das Totenreich ( S+?Nl ) wird wie ein großer Thronsaal beschrieben, in den die Führer und Könige der Erde kommen, wenn sie sterben. Der Tyrann (Sanherib) wird schon als gestorben betrachtet. Er ist bereits bei den Königen im Totenreich. Das Erstaunen über das Schicksal dieses großen Königs, dessen Glanz sie alle überragt hat, läßt sie erschrecken. Ja, sein Kommen bringt sie dazu, von ihren Thronen aufzustehen (als säßen sie im Totenreich auf Thronen), um ihn zu grüßen. Sie sind erstaunt, daß er schwach geworden und tot ist wie sie. Er, der in Pracht mit Musik (Harfen) gelebt hat, ist nun dem Vergänglichen unterworfen. Maden und Würmer zerfressen seinen Körper im Grab.

 

Jes 14,12-15

 

(3) Hochmut und Fall des Tyrannen ( Jes 14,12-15 )

 

Mit seiner militärischen Macht hat dieser große König die Nationen niedergehalten. Phönizien, Ägypten, Moab, Edom, Zilizien, große Teile von Juda und das nördliche Arabien waren ihm unterworfen. Aber er wird wie ein Morgenstern fallen. Das Funkeln eines Sternes in der frühen Morgendämmerung verschwindet ganz plötzlich, wenn die Sonne aufgeht. Sanherib hielt sich aufgrund seiner großen Macht für göttlich. Aber er wird sich, ganz im Gegenteil dazu, plötzlich im Totenreich befinden. Im Nahen Osten jener Zeit hatten die Könige höchste Macht. Viele wurden von ihren Untergebenen als Götter angebetet. Die Menschen, die diesen Tyrannen verspotteten, stellten ihn sich vor, wie er sich selbst göttliche Wesenszüge beimaß. Er stieg auf zum Himmel über die Sterne und wurde auf einen Thron gesetzt auf dem heiligen Berg . Hier wird der Glaube mehrerer semitischer Stämme deutlich, die den Wohnsitz der Götter auf dem Berg Zafon vermuteten. "Heiliger Berg" ist die Übersetzung von QAPNn (wörtl.: "der Norden"). Indem er diesen Berg bis über die Wolken hinaufstieg, wollte er sich selbst wie Gott, den Allerhöchsten , machen. (Die Sprache ist hier natürlich übertreibend.) Aber er wird herunter gebracht werden, zur tiefsten Grube (die Grube ist ein Synonym für das Grab). Nichts kann ihn vor dem Tod und dem Verfall im Grab retten.

 

 

Jes 14,16-21

 

(4) Eine Lektion, die aus dem Untergang des Tyrannen zu lernen ist ( 14, 16 - 21 )

 

Aus dem Tod dieses Großen kann man lernen, daß alle Könige, wie unbesiegbar sie auch scheinen mögen, doch schließlich abtreten müssen. Die Menschen werden Sanheribs Schicksal verspotten und es kaum noch für möglich halten, daß er es war, der jeden aus Furcht zum Zittern gebracht, der Städte zerstört und so viele Menschen gefangengenommen hat (V. 16 - 17 ). Bei seinem Tod wird er nicht einmal ein angemessenes Begräbnis erhalten wie die meisten Könige, die in Ehren ruhen (V. 18 ). Er wird hingeworfen , durch das Schwert getötet und mit Füßen zertreten werden (V. 19 ). Sanherib wurde durch seine Söhne Adrammelech und Sarezer ermordet, die dann doch nicht seinen Platz als Regenten einnehmen konnten ( sie werden nicht aufstehen, um das Land zu besitzen , V. 21 ), weil sie um ihr Leben laufen mußten ( 2Kö 19,37 ).

 

 

f. Babels Zerstörung durch Assyrien

( 14,22 - 23 )

 

Jes 14,22-23

 

Nach dem Spottlied der Leute (V. 4 - 21 ) bestätigt der Herr Zebaoth, daß die Menschen von Babel vernichtet werden (V. 22 ). Die StadtBabel wird, von Assyrien in Trümmer verwandelt (689 v. Chr.), ein verlassener Ort für Eulen werden (vgl. Jes 13,20-22 ). Sanherib beschreibt Babel, nachdem er es zerstört hat, mit ganz ähnlichen Worten. Auch hier geht es vermutlich um diese Zerstörung, nicht um die Übernahme der Stadt durch das medo-persische Reich im Jahr 539 v. Chr. (vgl. die Anmerkungen zu Jes 14,3-4 a), da dieser zweite Angriff die Stadt nicht zerstörte.

 

 

g. Assyriens Untergang

( 14,24 - 27 )

 

Jes 14,24-27

 

Viele Ausleger halten diese Verse für einen eigenen Abschnitt. Besser jedoch ist es, sie als Teil der Weissagung zu sehen, die in Jes 13,1 beginnt. Zwar wird der Herr das assyrische Weltreich benutzen, um seine Ziele zu erreichen, aber letztlich wird er dieses Reich hart richten ( Jes 10,519 ). Assyriens Plan, Jerusalem zu zerstören, wird zunichte gemacht ( Jes 10,7 ), aber Gottes Plan wird ausgeführt werden ( Jes 14,24 ). Er wird die Assyrer in seinem Land, auf seinen Bergen zerschlagen (V. 25 ). Vermutlich bezieht sich diese Aussage auf das große Blutbad in der assyrischen Armee, als diese Jerusalem belagerte ( Jes 37,36-37 ). Weil Gott über alle Nationen souverän die Kontrolle behält, kann nichts seine Pläne hindern und seine Hand zurückhalten ( Jes 14,27 ).

 

 

2. Die Philister

( 14,28 - 32 )

 

Jes 14,28-32

 

Diese Weissagung richtet sich, obwohl sie über die Philister spricht, an Juda (vgl. V. 32 ). Jesaja empfing die Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1; Sach 9,1 ) von Gott in dem Jahr, in dem König Ahas starb (vgl. Jes 6,1 ; "in dem Jahr, in dem König Usija starb"), 715 v. Chr. Gott verurteilt darin die Städte der Philister, die sich für sicher vor der Zerstörung halten. Sie freuen sich, daß der Stock, der sie schlug, zerbrochen ist . Vermutlich bezieht sich dies auf Assyrien, nicht auf Israel oder auf Ahas, den König von Juda. Aschdod, die Philisterstadt, und Juda hatten sich gegen Assyrien aufgelehnt. Aber 711 v. Chr., nur vier Jahre nach dieser Weissagung, besiegten die Assyrer Aschdod und machten das Gebiet der Philister zu einer assyrischen Provinz. Dies geschah unter Sargon II. (722 - 705; vgl. Jes 20,1 ). Deshalb also fühlten sich die Philister in Sicherheit ( Jes 14,30 ). Aber sie werden durch Hungersnot und durch das Schwert besiegt werden. Die Philister sollen heulen, denn Assyrien kommt wie eine unkontrollierbare Rauchwolke. Zion (Jerusalem) dagegen soll sich nicht fürchten, denn sie wird in der nächsten Zeit nicht fallen (erst 586 unter Babylon).

 

 

3.Moab

( Jes 15-16 )

 

Eine der wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit dieser Prophetie ist, wann sie geschrieben wurde. In dem Schlußabschnit ( Jes 16,13-14 ) sagt Gott, daß das Gericht "innerhalb von drei Jahren" über Moab kommen werde. Die verschiedenen Ansichten, auf was sich dies bezieht, werden in der Auslegung dieser Verse behandelt.

Jahrhundertelang war Moab, östlich des Toten Meeres, ein Feind Israels gewesen. Während der Wüstenwanderung Israels verführten moabitische Frauen Israels Männer ( 4Mo 31,15-17 ). Während der Richterzeit wurde Israel 18 Jahre lang von Moab unterdrückt ( Ri 3,12-14 ). Saul kämpfte gegen Moab ( 1Sam 14,47 ), und David besiegte es ( 1Sam 8,2.12 ). Salomo ließ sich von seinen Frauen dazu bringen, dem moabitischen Gott Kemosch einen Altar zu bauen ( 1Kö 11,7.8 ). Mescha, König von Moab, mußte Ahab, dem König Israels, einen Tribut bezahlen ( 2Kö 3,4 ). Nachdem Ahab gestorben war (853 v. Chr.), rebellierte Mescha gegen Joram (der auch Jehoram genannt wird), wurde aber geschlagen ( 2Kö 3,5-27 ). Die hier in Jes 15-16 beschriebene Zerstörung von Moab ließ die Moabiter unter dem assyrischen Druck nach Süden, zu den Edomitern, fliehen.

 

 

a. Die Niederlage Moabs

( Jes 15 )

 

(1) Klagelied über Moab ( Jes 15,1-4 )

 

 

Jes 15,1-4

 

In Kapitel 15; 16 erwähnt Jesaja die Namen verschiedener Städte und Ortschaften von Moab. Ar und Kir waren schon zerstört, bevor Jesaja seine Botschaft niederschrieb. Wir wissen nicht, wo diese Städte genau gelegen haben, aber es könnte in der Nähe des Südendes des Toten Meere gewesen sein. Dibon (das heutige Dhiban) gehörte zu den wichtigsten Städten Moabs. Nebo , nicht zu verwechseln mit dem Berg Nebo, ist entweder das heutige Khirbet Ayn Musa oder Khirbet el Mukkayet. Medeba wird heute Medaba genannt. Wenn jemand sein Haupt scherte (vgl. Hi 1,20; Jer 47,5; Hes 7,18; Am 8,10; Mi 1,16 ) und seinen Bart abschnitt, so war dies ein Zeichen äußerster Demütigung ( Jes 7,20; Jer 48,37 ). Wer Sackleinen trug, jene rauhen, schwarzen Stoffe, der zeigte damit seinen inneren, trauernden Zustand (vgl. auch die Anmerkungen zu Jes 3,24 ). Hier beweinen die Moabiter ihre letzten Städte. Die Menschen in Heschbon und Elale (vgl. Jes 16,9 ), im Norden Moabs, trauern. Selbst die Soldaten der Moabiter weinen, weil sie nicht in der Lage sind, ihre Städte zu verteidigen.

 

Jes 15,5-9

 

(2) Moab flieht vor dem Feind ( Jes 15,5-9 )

 

Jesajas Herz ist durch dieses Elend der Moabiter gefühlsmäßig verstört (vgl. die ähnlichen Stellen in Jes 21,3-4; 22,4 ). Die Moabiter fliehen vor den angreifenden Assyrern und ziehen nach Süden zu den Edomitern. Zoar war die nördlichste Stadt Edoms, direkt am Südende des Toten Meeres. Wo Eglat-Schelischija lag, wissen wir nicht, aber vermutlich war es eine Stadt in der Wüstenregion. Auch Luhit ist uns unbekannt, steht aber grammatisch neben Horonajim (vgl. Jer 48,34 ), das im Süden Moabs gelegen war. Die Wasser von Nimrim ( Jes 15,6 ) bezieht sich vermutlich auf das Wadi en-Numeirah im Süden von Moab. Da es ausgetrocknet ist, ziehen die Flüchtlinge weiter nach Süden, über den Weidenbach (wahrscheinlich an der Südspitze des Toten Meeres). Das Klagen geht bis nach Eglajim und Beer-Elim (deren Lage uns bisher nicht bekannt ist, vielleicht nahe der Südgrenze Moabs?). Es kann sein, daß unter Dimon (V. 9 ) das heutige Dibon gemeint ist (wie einige Übersetzungen angeben). Das Wasser dort ist voller Blut, was auf viel Tod und Zerstörung in dieser Region hinweist. Aber dennoch ist das Blutvergießen nicht vorbei. Noch mehr Schrecken steht vor der Tür. Es ist, als würden die Überlebenden unablässig von einem Löwen gejagt.

 

 

b. Schutz für Israel

( 16,1 - 5 )

 

Jes 16,1-5

 

Mitten in dieser Zerstörung, die über Moab kommen wird, findet man in Israel Schutz. Die Moabiter sind den ganzen Weg nach Süden bis in die Festungen der Edomiter (wie z. B. Sela , etwa 80 Kilometer südlich der Grenze zu Moab) geflohen. Wirklich sicher jedoch wären sie gewesen, wenn sie nach Jerusalem (die Tochter Zions ; vgl. Jes 1,8 ) gegangen wären, indem sie Lämmer als Tribut vor sich hergeschickt hätten. Jesaja kann dies sagen, denn es war ja bereits von Gott offenbart worden, daß Jerusalem vor der Zerstörung durch Assyrien bewahrt bleiben wird ( Jes 10,24-34 ). Verstört wie Vögel bitten die Frauen von Moab um Schutz und Hilfe ( Jes 16,2-4 a). Aber Gott hat es schon versprochen: Am Ende wird der Zerstörer - auch der Unterdrücker und der Angreifer genannt - selbst zerstört werden (vgl. Jes 14,4-5 ). Gott wird in seiner Liebe ( HeseD , andere Übersetzungen haben hier "Treue") darauf achten, daß der Eine aus dem Hause Davids , der Messias, auf Davids Thron sitzen ( 1Sam 7,16 ) und die Welt gerecht richten wird (in Recht und Gerechtigkeit , ein häufiges Thema im Buch Jesaja; vgl. Jes 9,6; 11,4; 28,6; 32,16; 33,5; 42,1.3-4; 51,5 ). Nur durch Juda kann dies erreicht werden. Die Kraft Moabs ist dafür offensichtlich nicht ausreichend.

 

 

c. Der Stolz Moabs

( 16,6 - 12 )

 

Jes 16,6-12

 

Jesaja macht den Stolz und Mutwillen von Moab offenbar (vgl. Assyriens Stolz, Jes 13,11 ). Die Menschen von Moab hätten ihre Machtlosigkeit gegenüber Assyrien erkennen und sich durch ihren Nachbarn Israel zu Gott wenden sollen. Aber das wollen sie nicht. Weil sie so stolz sind und meinen, daß sie Gott nicht brauchen, wird die Fruchtbarkeit ihres Landes aufhören ( Jes 16,7-10 ). Mehrere Worte deuten an, daß es bei dieser Fruchtbarkeit hauptsächlich um Trauben geht: Rosinenkuchen (eine Delikatesse; vgl. 1Chr 12,41; Hos 3,1 ) von Kir-Heres (vgl. Jes 16,11 ), einer anderen Stadt in Moab, vielleicht die gleiche wie Kir in Jes 15,1 , Weinstock von Sibma ( Jes 16,8-9 ), edle Reben, Weingärten (V. 8.10 ). Ernten (V. 9 ) und Obstgärten (V. 10 ) deuten daneben noch auf andere Früchte hin. (Zu Heschbon und Elale in V. 9 vgl. Jes 15,4 .) Die angreifende Armee und die Dürre, die ebenfalls kommen wird, lassen Moab keine Chance zum Überleben. Jesaja hat tiefes Mitgefühl mit Moab ( Jes 16,11 ; vgl. Jes 15,5 ), sein Herz antwortete auf ihr Elend, wie die Saiten einer Harfe klingen, wenn sie gezupft werden. Auch Moabs religiöses Ritual, auf ihren Altären zu opfern und bei ihren Heiligtümern zu beten, wird nicht helfen und Gottes Gericht nicht aufhalten ( Jes 16,12 ).

 

 

d. Die Zerstörung von Moab

( 16,13 - 14 )

 

Jes 16,13-14

 

Moab hat bereits viel gelitten. Nun kündigt der Prophet an, daß innerhalb von drei Jahren noch weitere Zerstörungen kommen werden. Diese Zeit wird genau eingehalten werden, so wie ein Sklave die Jahre zählt, bis seine Sklaverei ein Ende hat. Diese Verse sind denen in Kapitel 7 ähnlich, wo Jesaja Ahas mitteilt, daß die aramäischisraelitische Allianz in wenigen Jahren auseinanderbrechen wird. Vielleicht ist diese Weissagung gegen Moab etwa zur gleichen Zeit niedergeschrieben worden und deutet auf Tiglat-Pilesers kommende Invasion von Moab im Jahr 732 hin (nachdem er Aram besiegt hatte). Oder Jesaja sagt, daß Moab innerhalb von drei Jahren (701) von Sanherib angegriffen werden wird, wenn dieser nach Juda einmarschieren wird. Jesajas Zeitgenossen konnten die Ereignisse ihrer Zeit beobachten, um zu sehen, ob der Herr wirklich durch ihn redete. Wenn sie dann sahen, daß seine Worte eintrafen, dann konnten sie auch wissen, daß seine Botschaft der Errettung für Juda ( Jes 16,5 ) ebenfalls wahr werden wird.

 

4. Damaskus

( 17, 1 - 11 )

 

Jes 17,1-3

 

Diese Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) in Jes 17,1-11 richtet sich gegen Damaskus , die Hauptstadt von Aram. Das Nordreich Israel hatte sich gegen die assyrische Bedrohung mit Aram verbündet ( Jes 7,2 ). Hier ( Jes 17,1-11 ) schreibt Jesaja noch einmal, daß Aram und Israel durch die Assyrer besiegt werden (vgl. Jes 8,4 ).

Damaskus wird ein Ruinenhaufen werden und nicht mehr länger eine Stadt sein. Manche Übersetzungen schreiben in Vers 2 aufgrund einiger griechischer Manuskripte der Septuaginta, daß Damaskus und "ihre Städte verlassen sein werden für immer". Der hebräische Text bedeutet: "die Städte von Aror". Aror jedoch war eine Stadt in Moab, so daß diese Lesart nur schwierig zu verstehen ist. Wenn Damaskus und alle umliegenden Städte verlassen sind, werden Tiere darin wohnen ( Jes 17,2 ). Ephraim, das für Israel steht, und Damaskus, das für Aram steht (vgl. Jes 7,8 ), werden besiegt ( Jes 17,3 ). Assyrien besiegte Aram 732 und Israel 722 v. Chr.

 

 

Jes 17,4-6

 

Dies ist der erste von drei Abschnitten, die mit den Worten zu der Zeit beginnen. Die anderen beiden sind die Verse 7 - 8 und die Verse 9-11 . Es geht dabei um die Zeit, in der Gottes Zorn seine Feinde treffen und dann sein Segen über sein Volk ausgegossen wird. An manchen Stellen haben diese Worte eschatologischen Charakter (und meinen dann die große Trübsal vor dem Beginn des Tausendjährigen Reiches), an anderen dagegen beziehen sie sich auf die gegenwärtige Situation. In den Versen 4.7.9 wird in ihnen angesprochen, worum es Jesaja in dem ersten Teil seines Buches besonders geht - der Überfall auf Aram und Israel durch das assyrische Heer. Aufgrund dieser Invasion wird Israel Problemen gegenüberstehen, die zu vergleichen sind mit einem Menschen, dessen Fett am Körper schwindet (V. 4 ), einem abgeernteten Feld (V. 5 ) oder einem Feigenbaum (V. 6 ) nach der Ernte. Das Tal von Repham (vgl. Jos 15,8; 18,16 ) war eine fruchtbare Gegend westlich von Jerusalem. Hier hatte David zweimal die Philister besiegt ( 2Sam 5,18-20.22-25 ). So wie ein paar Oliven, die an den höheren Zweigen eines Olivenbaumes hängengeblieben sind, werden nur einige wenige Menschen übrigbleiben, die meisten jedoch werden erschlagen.

 

Jes 17,7-8

 

Wenn Israel durch die Assyrer angegriffen wird, dann werden Gottes Leute auf ihren Schöpfer schauen , um den Heiligen Israels zu sehen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ). Angesichts von Terror und Leid des Krieges werden sie die Unmöglichkeit ihres Götzendienstes erkennen. Die Altäre sind jene, die für diese Götzen errichtet wurden, nicht jene für den lebendigen Gott. Die Bilder der Aschera sind hölzerne Symbole der Aschera, einer kanaanäischen Fruchtbarkeitsgöttin und Begleiterin von Baal. Im Nordreich Israel, in dem der Baalsdienst weit verbreitet war, gab es viele, die Aschera anbeteten. Unter dem assyrischen Angriff jedoch wird Israel erkennen, daß nur der Herr allein sie retten kann.

 

 

Jes 17,9-11

 

Damaskus und seine befestigten Städte werden als Folge des Gerichtes an diesem Tag (vgl. die Anmerkungen zu V. 4 ) verlassen werden, und Dickicht und Dornenbüsche werden dort wachsen. Wegen ihrer Untreue gegenüber dem wahren Gott und weil sie ihn vergessen haben, werden ihre Anstrengungen, Wein anzupflanzen und eine Ernte zu bekommen (als ob sie sicher wären wie in Friedenszeiten), vergeblich sein. Die Pflanzen werden krank werden, und die Menschen werden Schmerzen haben.

 

 

5. Das Land voll schwirrender Flügel

( 17,12 - 18,7 )

 

Jes 17,12-14

 

Viele Ausleger rechnen die Verse 12 - 14 noch zu dem vorausgehenden Abschnitt. Das in Vers 12 mit Ha wiedergegebene Wort ist im Hebräischen jedoch das gleiche wie das mit "Wehe" übersetzte in Jes 18,1 ( hNy ). Dies scheint darauf hinzuweisen, daß Jes 17,12-14 zu Kapitel 18 gehört.

Die wütenden Nationen ( Jes 17,12 ; vgl. Ps 2,1 ) sind wie das Brüllen tosender Wasser . Diese Menschen sind die Assyrer, die Gott benutzt, um sein Volk zu strafen. Offensichtlich meint "die Nationen" (Pl.) hier das in jenen Tagen dominierende Volk Assyrien. Wenn Gott sie (die Assyrer) bestrafen wird, werden sie wie Spreu (vgl. Jes 29,5 ) werden, der leichte und wertlose Teil des Korns, der von einem Windhauch weggeblasen wird. Obwohl die Assyrer den Schrecken am Abend bringen, werden sie vor dem Morgen bereits verschwunden sein. Genau so geschah es mit der assyrischen Armee ( Jes 37,36-37 ). Viele Städte in Juda hatte das assyrische Heer geplündert, aber dann starben in einer Nacht 185 000 Soldaten.