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Jesaja  Walvoord Übersicht für Youtube

Jesaja  23 bis 26  John A. Martin



Jesaja 23

  1. Tyrus: Prophezeiung über Tyrus.
  2. Seefahrer: Klagelied der Seefahrer.
  3. Sidon: Erwähnung von Sidon.
  4. Kanaan: Erwähnung von Kanaan.
  5. Handelsstadt: Tyrus als bedeutende Handelsstadt.
  6. Reichtum: Tyrus' großer Reichtum.
  7. Zerstörung: Ankündigung der Zerstörung von Tyrus.
  8. Chaldäer: Die Chaldäer werden Tyrus zerstören.
  9. Vergessen: Tyrus wird vergessen werden.
  10. 70 Jahre: Tyrus wird 70 Jahre lang vergessen sein.
  11. Hurengesang: Tyrus wird wie eine vergessene Hure sein.
  12. Handel: Tyrus wird wieder Handel treiben.
  13. Heiliger Gewinn: Tyrus' Gewinn wird dem Herrn geheiligt.
  14. Gottes Gericht: Gottes Gericht über Tyrus.
  15. Wiederherstellung: Andeutung einer späteren Wiederherstellung.

Jesaja 24

  1. Die Erde wird leer: Die Erde wird leer und verwüstet.
  2. Verwüstung: Die Erde wird verwüstet.
  3. Bewohner der Erde: Gericht über die Bewohner der Erde.
  4. Gesetz übertreten: Die Bewohner haben das Gesetz übertreten.
  5. Bund gebrochen: Die Bewohner haben den ewigen Bund gebrochen.
  6. Fluch verzehrt die Erde: Ein Fluch verzehrt die Erde.
  7. Wenige Menschen übrig: Nur wenige Menschen bleiben übrig.
  8. Wein trauert: Der Wein trauert.
  9. Freude weicht: Die Freude weicht.
  10. Stadt der Verwirrung: Die Stadt wird zur Stadt der Verwirrung.
  11. Tor ist zerschlagen: Das Tor der Stadt ist zerschlagen.
  12. Erde schwankt: Die Erde schwankt wie ein Betrunkener.
  13. Gottes Gericht: Gottes Gericht über die Erde.
  14. Königreich des Herrn: Der Herr wird als König regieren.
  15. Herrlichkeit vor den Ältesten: Gottes Herrlichkeit wird vor den Ältesten offenbart.

Jesaja 25

  1. Lobpreis: Ein Lobpreis an Gott.
  2. Gottes Taten: Gottes wunderbare Taten werden gepriesen.
  3. Stadt zum Steinhaufen: Eine Stadt wird zum Steinhaufen gemacht.
  4. Festung zur Ruine: Eine Festung wird zur Ruine.
  5. Zuflucht für Arme: Gott ist eine Zuflucht für die Armen.
  6. Schatten vor der Hitze: Gott ist ein Schatten vor der Hitze.
  7. Festmahl für alle Völker: Gott bereitet ein Festmahl für alle Völker.
  8. Todesverschlingung: Gott wird den Tod für immer verschlingen.
  9. Tränen abwischen: Gott wird die Tränen von allen Gesichtern abwischen.
  10. Schmach wegtun: Gott wird die Schmach seines Volkes wegtun.
  11. Hoffnung auf Rettung: Hoffnung auf Gottes Rettung.
  12. Gott ist unser Heil: Gott wird als unser Heil bekannt.
  13. Berg Zion: Gottes Hand ruht auf dem Berg Zion.
  14. Moab wird zertreten: Moab wird zertreten werden.
  15. Gottes Herrschaft: Gottes Herrschaft wird gepriesen.

Jesaja 26

  1. Starkes Lied: Ein starkes Lied wird gesungen.
  2. Starke Stadt: Eine starke Stadt wird erwähnt.
  3. Gerechte Nation: Eine gerechte Nation wird erwähnt.
  4. Frieden: Gott schenkt vollkommenen Frieden.
  5. Vertrauen auf Gott: Aufruf zum Vertrauen auf Gott.
  6. Gerechter Weg: Der Weg des Gerechten ist eben.
  7. Sehnsucht nach Gott: Sehnsucht der Seele nach Gott.
  8. Gottes Gericht: Gottes Gericht wird erwartet.
  9. Gottes Zorn: Gottes Zorn wird erwähnt.
  10. Auferstehung der Toten: Verheißung der Auferstehung der Toten.
  11. Tau des Lichts: Bild des Taus des Lichts.
  12. Erde gibt Tote frei: Die Erde gibt die Toten frei.
  13. Verbergen vor Zorn: Aufruf, sich vor Gottes Zorn zu verbergen.
  14. Gottes Gericht über den Drachen: Gottes Gericht über den Drachen.
  15. Hoffnung auf Gottes Heil: Hoffnung auf Gottes Heil und Gerechtigkeit.


 

11. Tyrus ( Jes 23 )

 

a. Eine Prophezeiung über den Untergang von Tyrus

( 23,1 - 14 )

 

Wie bei den anderen Prophezeiungen auch ( Jes 13-22 ) geht es hier um die assyrische Bedrohung gegen Ende des achten Jahrhunderts v. Chr. Tyrus selbst wurde zwar erst etwa 200 Jahre später zerstört, aber der ausgedehnte Handel dieser großen Stadt hörte bereits zwischen 700 und 630 v. Chr. auf.

 

 

Jes 23,1

 

Diese Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) beginnt mit einem Aufruf an die im Mittelmeer befindliche Truppe von Handelsschiffen, zu heulen ( Jes 23,14 ). Zu Schiffe von Tarsis siehe den Kommentar zu Hes 27,25 (vgl. Jes 23,14; 60,9 ). Diese Schiffe ankerten bei der Insel Zypern , etwa 240 Kilometer nordwestlich von Tyrus, als sie die Nachricht der Zerstörung von Tyrus erreichte.

 

 

 

 

Jes 23,2-5

 

Phönizien mit seinen beiden großen Stadthäfen Tyrus (V. 1.8.15.17 ) und Sidon (V. 2.4.12 ) war wirtschaftlich vom Schiffahrtshandel abhängig. Die Phönizier lebten von den Waren, die sie durch den internationalen Handel bekamen, und die anderen Länder, zu denen auch die Insel Zypern gehörte, profitierten ebenfalls davon. Korn aus Ägypten gehörte zu den Waren, die durch die phönizischen Handelszentren Tyrus und Sidon weitergeleitet wurden. Schihor (vgl. Jos 13,3; 1Chr 13,5; Jer 2,18 ) lag in Ost-Ägypten und war vielleicht der Name eines Nil-Nebenflusses. Das Korn von Schihor meint Korn, das auf dem vom Nil gewässerten fruchtbaren Land gewachsen war. Der Reichtum von Sidon und Tyrus (die Feste) war nicht durch eigene Arbeit zustande gekommen. Er kam durch den Handel mit den Mittelmeer-Staaten. So kann also das Meer, sozusagen personifiziert, sagen, daß es keine Geburt durchlebt hat. Es hat schnellen Reichtum geschaffen, ohne durch Schmerzen zu gehen ( Jes 23,4 ; vgl. Jes 66,7-8 ). Der Untergang, der Tyrus nun bevorsteht, ist nicht nur für Phönizien schlimm. Er ist auch für die Länder schlimm, aus denen die Handelsgüter stammen, wie z. B. Ägypten ( Jes 23,5 ).

 

 

Jes 23,6-9

 

Auch die Menschen in Tarsis sollen wegen ihres wirtschaftlichen Verlustes klagen (vgl. V. 1.5.14 ). Tarsis war reich an Silber ( Jer 10,9 ), Eisen, Zinn und Blei ( Hes 27,12 ). Daher lag Tarsis vermutlich im westlichen Mittelmeerraum, wo es große Mineral- und Erzvorkommen gab. Viele Ausleger sehen in Tarsis die Stadt Tartessus, die im Südwesten von Spanien lag. Die Menschen dieser Region werden verzweifelt sein, wenn dieses große Handelszentrum gefallen ist, Tyrus, eine fröhliche Stadt (vgl. Jes 23,12 ) und eine alte Stadt. Nach Herodot wurde Tyrus gegen 2700 v. Chr. gegründet. Die Menschen von Tyrus jedenfalls müssen erkennen, daß ihre Schwierigkeiten direkt von dem Gott Israels kommen. Der Herr Zebaoth (V. 9 ) hat die Demütigung dieser großen und reichen Stadt ( die Krone ), die so stolz ist über ihre Herrlichkeit und so anerkannt für ihre wirtschaftlichen Beziehungen, geplant.

Jesaja

 

Jes 23,10-14

 

In der gesamten Mittelmeerregion - von Tarsis im Nordwesten bis zum Nil im Südosten und Zypern im Nordosten (V. 10.12 ) - werden die Menschen klagen und weinen über den Untergang Phöniziens (V. 11 ). Die Phönizier werden ebenso schutzlos sein wie die Babylonier, die durch die Assyrer geschlagen werden (V. 13 ; vgl. Jes 21,1-10 ). Das Feiern wird in Sidon aufhören, wie wohl auch das Feiern in Tyrus enden wird (vgl. Jes 23,7 ). (Zu Jungfrauen-Tochter vgl. die Anmerkungen zu Jes 47,1 .) Die Flucht nach Zypern wird nicht helfen. Die Handelsschiffe von Tarsis fordert Jesaja auf, zu heulen, weil das große Welthandelszentrum des Mittelmeerraumes untergehen wird (V. 14 ; vgl. V. 1 ).

 

 

b. Eine Prophezeiung über die Zukunft von Tyrus

( 23,15 - 18 )

 

Jes 23,15-18

 

Die 70 Jahre , von denen Jesaja spricht (V. 15 ), beziehen sich wahrscheinlich auf die Zeit zwischen 700 und 630 v. Chr. Während dieser Zeit war der phönizische Handel durch die Assyrer stark eingeschränkt. 701 setzte Assyrien Tubu'alu (Etbaal III.) über Tyrus. Gegen 630 jedoch schwand die Macht Assyriens, so daß Tyrus wieder seine Autonomie erreichen und den Handel aufbauen konnte.

Diese Spanne von 70 Jahren wird auch die Zeit, die ein König lebt, genannt (vgl. Ps 90,10 ). Aber nach 70 Jahren wird Tyrus wieder ein Welthandelszentrum werden, wie eine Prostituierte ( Jes 23,15-17 ), die vergessen worden war, aber nun wieder ihr unrechtes Treiben aufnimmt und zu singen beginnt, um Liebhaber anzuziehen. Tyrus wird wieder seinen Handel mit verschiedenen Völkern aufnehmen. Jetzt aber wird der Gewinn aus diesem Handel denen zugute kommen, die den Herrn fürchten (V. 18 ). Was Jesaja hier genau meint, ist nicht eindeutig. Manche Ausleger glauben, daß sich die 70 Jahre nicht auf die Zeit zwischen 700 und 630 v. Chr. beziehen, sondern daß damit auf die Zeit der babylonischen Gefangenschaft Judas (605 - 536 v. Chr.) angespielt wird. Am Ende dieser Jahre wurden Materialien aus Tyrus für den Aufbau des Tempelkomplexes in Jerusalem benutzt. Aber während dieser Jahre war der Handel von Tyrus in keiner Weise eingeschränkt (wenn man einmal von der 13jährigen Belagerung der Stadt durch Nebukadnezar von 587 bis 574 absieht).

 

 

D. Gericht und Königreichs-Segen

( Jes 24-27 )

 

Gottes Gericht über die Völker durch die assyrischen Angriffe ( Jes 13-23 ) bilden den Hintergrund für das letzte Gericht des Herrn über die ganze Welt ( Jes 24,1.4 ). Die Kapitel 24 - 27 , bekannt als "Jesajas Apokalypse", beschreiben die Zerstörung der Welt und das ungeheure Leiden der Menschen während der kommenden Trübsal wie auch den Segen, der im Tausendjährigen Reich folgen wird.

 

 

1. Eine Zeit des Gerichtes

( Jes 24 )

 

Jes 24,1-3

 

Die kommende Zerstörung und der Untergang der ganzen Erde ("Erde" wird in diesem Kapitel 16mal benutzt) wird durch das direkte Eingreifen des Herrn kommen und alle Schichten der Gesellschaft betreffen. Wer eine höhere Stellung einnimmt, wird dadurch keinerlei Vorteile haben, denn alle werden unter Gottes Gerichtshand stehen (V. 2 ). Die Welt wird wüst und völlig beraubt sein (V. 3 ; vgl. Offb 6,8-9.15-16 ). Ganz sicher wird dies geschehen, denn der Herr hat es gesagt.

 

 

Jes 24,4

 

Unter diesem weltweiten Gericht wird die Erde austrocknen. Selbst Menschen der Oberschicht (die Höchsten ) werden verschmachten. Vor diesem eschatologischen Gericht wird niemand verschont werden.

 

 

Jes 24,5

 

Der Grund für eine solche Zerstörung liegt darin, daß die Menschen nicht gelebt haben, wie sie sollten, sondern die Erde entweiht haben. Als Gott die Erde geschaffen hatte, da war sie "sehr gut" ( 1Mo 1,31 ). Aber die Menschen haben durch ihre Sünde diese gute Erde entweiht, indem sie seinen Ordnungen ungehorsam sind, seine Gebote verletzen und seinen ewigen Bund brechen. "Der ewige Bund" meint vermutlich weder den Abraham-, noch den Mose-Bund, sondern die Verpflichtung, die jeder Mensch in sich trägt, Gottes Wort zu gehorchen. Von Anfang an lehnt der Mensch es ab, nach Gottes Wort zu leben ( 1Mo 2,16-17; 3,1-6 ; vgl. Hos 6,7 ) und Gottes Offenbarung zu gehorchen.

 

 

Jes 24,6-13

 

Weil die Menschen die Erde durch ihre Sünden (V. 5 ) "entheiligt" haben, wird das Gericht kommen. Sie müssen die Folgen ihrer Schuld tragen. Gottes Gericht wird einem brennenden Feuer verglichen, das alle außer einigen wenigen auf der Erde verzehrt (V. 6 ). Wenn diese Zerstörung der Erde eintritt, werden Weinstöcke verdorren, und Musik (mit Pauken und Harfen) und Feste werden aufhören (V. 7 - 9.11 ). Die Frucht des Weinstocks wird in der Bibel oft als Bild für Freude benutzt (z. B. Jes 16,9; Sach 10,7 ). Die Stadt ( Jes 24,10 ; vgl. Jes 25,2 ), hier stellvertretend für die ganze Erde ( Jes 24,13 ), wird in Trümmern liegen, und alle ihre Häuser werden unbewohnt sein. Wenn Gott seinen Zorn über die gottlose Welt in der Trübsalszeit ausschüttet, wird alles verwüstet und finster sein. Kaum etwas wird übrigbleiben, wie nach der Ernte von Oliven (vgl. Jes 17,6 ) oder Trauben.

 

 

Jes 24,14-16 a

 

Das Wort sie bezieht sich vermutlich auf die Gerechten, die nach diesem Gericht Gottes noch auf der Erde sein werden. Obwohl sie zahlenmäßig nur wenige sind (V. 6 ), werden sie sich doch darüber freuen, daß die Erde von der Sünde der Menschen gereinigt ist. Sie werden ihre Stimmen erheben und ausrufen, um die Herrlichkeit des HERRN, des Gottes Israels, zu verkünden. Überall - im Westen (V. 14 ), im Osten (V. 15 ), auf den Inseln im Meer (V. 15 ) und bis an die Enden der Erde (V. 16 ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 ) - wird das gleiche Lied gesungen: Ehre sei Gott, dem Gerechten . Der gläubige Überrest wird die Verwüstung der Erde als ein gerechtes Handeln eines gerechten Gottes ansehen. Es wird nicht wie das assyrische Vordringen angesehen werden - als ein grausames und ungerechtes Gericht.

 

 

Jes 24,16 b

 

Im Gegensatz zu dem zukünftigen Lied der Freude über die Herrlichkeit des Gottes Israels (V. 16 a) zwingt das Leiden in den Tagen Jesajas ihn dazu, ein Wehe über sich selbst auszusprechen (vgl. Jes 6,5 ). Alle Menschen seiner Umgebung sind verräterische, untreue Menschen, über die das Gericht kommen muß.

 

 

Jes 24,17-20

 

Wegen dem Verrat der Menschen (V. 16 ) und ihren anderen Sünden werden sie leiden müssen. Sie werden in eine Grube fallen oder von einem Netz gefangen werden, wie man es benutzte, um Tiere zu fangen. Indem sie vor einer Gefahr fliehen, werden sie in die andere hineingeraten. Gottes Gericht wird wie ein großer Sturm oder ein Erdbeben sein. Das Erdbeben wird große Gräben in der Erde aufreißen, die die Menschen verschlingen. Bei diesem Erdbeben wird die Erde wie eine Betrunkene schlingern und wie eine auf Zeit gebaute, leichte Hütte auf einem Feld sein, die vom Wind hin- und hergeworfen wird. (Das hebräische Wort für "Hütte" wird im AT nur an dieser Stelle und in Jes 1,8 benutzt.) Das Gericht wird wegen Schuld kommen (vgl. Jes 24,6 ), der Schuld der ganzen Welt, die gegen Gott rebelliert.

 

 

Jes 24,21-23

 

Noch einmal (vgl. V. 1 ) macht Jesaja deutlich, daß das kommende Gericht auf Gottes direktes Eingreifen zurückgehen wird: Der HERR wird strafen . Die Naturkatastrophen werden nur eintreten, weil der Herr sie kommen läßt. Die Kräfte des Himmels könnte sich auf geistliche Mächte beziehen, die sich gegen Gott gestellt haben (vgl. Offb 19,20; 20,2 ). Die Könige auf der Erde sind ohne Zweifel die politischen Mächte, die gebannt werden. Die Mächte im Himmel und auf der Erde werden wie Vieh sein, wenn der Herr sie zusammentreibt und wie Gefangene in ein Gefängnis wirft. Ihr Gericht nach vielen Tagen bezieht sich auf das Gericht vor dem großen, weißen Thron nach dem Tausendjährigen Reich, wenn alle Ungerechten vor Gott stehen müssen und für ihre bösen Taten und den mangelnden Glauben an ihn gerichtet werden ( Offb 20,11-15 ). Wenn dieses Gericht geschieht, wird der Herr, der Messias, auf dem Berg Zion ( Jes 24,23 ; siehe die Anmerkungen zu Jes 1,8 ) und in Jerusalem herrschen. Er wird herrlich regieren, d. h., seine Herrlichkeit wird allen sichtbar sein (vgl. Jes 24,15-16 ). In dem tausend Jahre dauernden Königtum wird der Messias als König über die Erde herrschen ( Sach 14,9 ), und zwar von Jerusalem aus, Gottes "Zentrum" ( Jes 2,2-4; Mi 4,1-5 ). Nach dem Tausendjährigen Reich und dem Gericht vor dem großen, weißen Thron wird Gott auf ewig aus dem neuen Jerusalem regieren ( Offb 21,2.10 ), das mit der Herrlichkeit Gottes erfüllt sein wird und daher das Licht von Mond oder Sonne nicht mehr braucht ( Jes 24,23 ; vgl. Offb 21,23 ).

 

 

2. Eine Zeit des Segens im Königreich

( Jes 25-27 )

 

a. Der Herr bewahrt sein Volk

( Jes 25 )

 

Dieses Kapitel ist ein Loblied, in dem der Herr für die Befreiung seines Volkes gepriesen wird. Gleich nachdem Gott in seinem Gericht die sündigen Menschen vernichtet hat ( Jes 24 ), wird das herrliche Königreich des Messias beginnen. In poetischen Worten beschreibt Jesaja das Lob, das dem Herrn im Tausendjährigen Reich für sein wunderbares Werk entgegengebracht werden wird.

(1) Lob für das künftige Königreich ( Jes 25,1-5 )

 

 

Jes 25,1-5

 

Jesaja schreibt hier in der ersten Person und spricht von der Zeit, wenn das Königreich Gottes auf der Erde bestehen wird. Der Prophet preist den Namen des Herrn (sein offenbartes Wesen) für seine Wunder des Gerichts ( V. 2 - 3 ) und der Befreiung (V. 4 - 5 ). Gottes Gericht über die Stadt, die stellvertretend für die ganze Welt steht (vgl. Jes 24,12-13 ), wird die Menschen aus gewalttätigen Völkern dazu bringen, Gott zu ehren und anzubeten . Dadurch wird sich die Verheißung erfüllen, die Gott Abraham gegeben hat, daß durch Israel alle Nationen gesegnet werden sollen ( 1Mo 12,3 ). Das Thema von den Heiden, die Gott in seinem Reich kennen und ihm dienen, taucht in den prophetischen Büchern häufig auf (vgl. z. B. Jes 2,3;11,9; 49,7; 56,6; 66,20-21; Sach 14,16-19; Mal 1,11 ).

Wenn der Herr sein Reich auf dieser Erde errichtet, werden viele Dinge in ihr Gegenteil verkehrt werden ( Jes 25,4-5 ). Der Arme ( dal , "schwach, hilflos") und der Bedürftige ( ?eByNn , "unterdrückt") werden gerettet, der Gewalttätige aber wird gedämpft werden. Im Alten wie im Neuen Testament wird oft von Gottes Fürsorge für die Armen und Bedürftigen gesprochen. Die Umkehrung der Schicksale, in der denen geholfen wird, die sich auf Gott verlassen, die aber, die sich auf sich selbst verlassen, gerichtet werden, gehört zu den Hauptthemen der Heiligen Schrift (z. B. 1Sam 2,1-10; Jak 5,1-6 ). Die Gewalttätigen sind in ihrem unbarmherzigen Handeln an anderen wie ein Sturm und wie die drückende Hitze der Wüste. Aber Gottes Gericht über sie wird wie eine Wolke sein, die plötzlich die Sonne bedeckt und so ihre Hitze begrenzt.

 

 

Jes 25,6

 

(2) Folgen des kommenden Reiches ( Jes 25,6-12 )

 

Zu der Befreiung, die der Herr bringen wird, gehört auch die Wegnahme des Todes (V. 6 - 8 ), die Freude seines Volkes (V. 9 ) und das Gericht über seine Feinde (V. 10 - 12 ).

 

Jesaja stellt die Befreiung, die Gott seinem Volk in dem kommenden Königreich bringt, wie ein großes Festmahl auf dem Berg des HERRN Zebaoth dar. Berge sind oft ein Bild für Regierungen (z. B. Dan 2,44-45 ), aber hier ist wohl eher Jerusalem (Berg Zion) damit gemeint, von wo aus der Messias in seinem Reich regieren wird. Speise wird für alle Völker bereitstehen, was noch einmal die weltweite Ausdehnung von Gottes Königtum über die Gläubigen zum Ausdruck bringt. Das bedeutet nicht, daß jeder, der im Tausendjährigen Reich lebt, gerettet sein wird (obwohl nur erlöste Menschen am Anfang des Reiches hineinkommen werden); gemeint ist vielmehr, daß Menschen aus allen Teilen der Welt gerettet werden. Das Beste an Fleisch und der reinste Wein sind ein Bild für Gottes Vermögen, die Bedürfnisse seines Volkes in jener Zeit zu stillen. Manche Ausleger verstehen diese Aussage als symbolischen Hinweis auf Gottes Fürsorge für sein Volk heute. Jesaja jedoch spricht hier von einer zukünftigen Zeit, wenn (nach dem weltweiten Gericht Gottes) sein Volk in Israel und in anderen Nationen gemeinsam in Frieden und Wohlstand ein Fest feiern wird. Dies wird im Tausendjährigen Reich Christi der Fall sein.

 

 

Jes 25,7-8

 

Der Tod, hier als Hülle und Decke dargestellt, die den toten Körper bedecken, wird beseitigt werden. Deshalb werden auch die Tränen der Trauer wegen der Trennung des Toten von den Lebendigen Vergangenheit sein. Diese Beseitigung des Todes, das Wegwischen von Tränen , wird am Ende der tausendjährigen Herrschaft Christi geschehen ( Offb 21,4 ), wenn der Tod, Satan und das Totenreich in den großen Feuersee geworfen ( Offb 20,14 ) und der neue Himmel und die neue Erde geschaffen werden ( Offb 21,1-3 ). Da Gottes zukünftiges Reich sowohl das Tausendjährige Reich als auch die ewige Herrschaft umfaßt, sieht Jesaja sie hier wie ein Ereignis zusammen (vgl. Jes 65,17-25 ). An anderen Stellen werden das erste und das zweite Kommen Christi zusammengesehen ( Jes 9,5-6; 61,1-3 ). Die Gewißheit des zukünftigen Wohlstandes und der Freude sowie der Beseitigung des Todes sollen das Juda zur Zeit Jesajas ermutigen, auf den Herrn zu vertrauen und den Mut nicht zu verlieren.

 

 

Jes 25,9

 

Zu der Zeit (vgl. Jes 24,21 ), der Tag, an dem der gläubige Überrest erlöst wird, werden sie (die Geretteten) ihren Glauben an den Herrn, der sie gerettet hat, bekräftigen. Sie werden antworten und sagen: Wir wollen uns freuen und fröhlich sein in dem Heil , das er bereitet hat. Auch jetzt, in den Tagen Jesajas, sollen die Gläubigen sich über die Rettung durch den Herrn freuen.

 

 

Jes 25,10-12

 

Jesaja spricht hier von Moab, sozusagen als Repräsentant all der Völker, die sich gegen Gott stellen und von ihm gerichtet werden. Moab lag östlich von Israel, jenseits des Toten Meeres. Israel und Juda hatten viele Streitereien mit Moab, das für seinen Stolz bekannt war (V. 11 ; vgl. Jes 16,6 ). Moab dachte, daß die Taten seiner Hände und seine Klugheit es schützen könnten. Aber es wird seinen Irrtum erleben müssen. Moab wird - wie alle Feinde Gottes - völlig zerstört, in den Staub niedergetreten und niedrig gemacht werden (vgl. Jes 26,5 ). Nur Gottes Volk, in Israel und in anderen Nationen, wird Gottes Zeit des Wohlstands und Segens erleben.

 

 

b. Die Erlösten preisen den Herrn

( Jes 26 )

 

Der Prophet schreibt hier ein Lied, das von den Erlösten gesungen werden wird, wenn der Messias das Tausendjährige Reich aufrichtet. Jesaja sieht, wie er selbst inmitten des erlösten Landes steht und zusammen mit dem Überrest hört, wie die Menschen ihren Dank und ihr Vertrauen auf Gott zum Ausdruck bringen.

(1) Der Demütige wird erhöht ( Jes 26,1-6 )

 

 

Jes 26,1

 

Dieses Lied , das in Juda gesungen wird, macht zunächst die völlige Umkehr der Dinge deutlich (vgl. Jes 25,1-5 ): Der Demütige wird erhöht, und die Unterdrücker werden unterworfen. Im Gegensatz zu der "Stadt", die zerstört wird ( Jes 24,12-13; Jes 25,2 ), werden die Erlösten eine feste Stadt haben. Sie werden auf der ganzen Welt in befestigten Städten leben, aber die feste Stadt (Jerusalem), in der der Messias regieren wird, ist ein Bild für die Sicherheit der gesamten, erlösten Weltbevölkerung. Weil der Messias dort gegenwärtig ist, heißt es bildlich von dieser Stadt, daß sie Rettung hat für ihre Mauern und Wehre .

 

 

Jes 26,2-4

 

Diese Stadt wird für das gerechte Volk offen sein , ein Ausdruck für den Überrest Israels. Auch andere Völker werden in dem Reich ihren Platz haben, aber die Gläubigen in Israel haben eine besondere Stellung.

Wer auf den HERRN vertraut , wird völligen (d. h. vollständigen, echten) Frieden (vgl. Phil 4,7 ) haben, heute und auch im Millenium. Die Gegenwart dieser inneren Ruhe hilft den Gläubigen, auch weiterhin auf den Herrn zu vertrauen ( Jes 26,4 ), denn er ist standhaft und zuverlässig wie ein Fels (vgl. Jes 17,10; 44,8 ; siehe auch den Kommentar zu Ps 18,3 ), und er ist ewig.

 

 

Jes 26,5-6

 

Im Gegensatz zu den Gerechten, die in dieser besonderen Stadt Gottes wohnen, werden die Menschen, die in der hohen Stadt wohnen möchten (d. h., die auf ihrem Stolz bestehen), erniedrigt (vgl. Jes 25,12 ), weil sie nicht auf ihn vertrauen ( Jes 26,3-4 ). Die Unterdrückten und die Armen werden diese gottlosen Menschen zertreten (V. 6 ). Auch dies kehrt die alten Zustände um und ist ein Akt der Gerechtigkeit Gottes gegen die Stolzen, die auf Kosten der Armen gelebt haben. Jesaja spricht hier nicht davon, daß die Armen mit einem besonderen Maß gemessen werden. Vielmehr geht es ihm um das biblische Prinzip, daß Gott sich in besonderer Weise um die Armen kümmert, die ihn suchen (vgl. z. B. Jes 25,4 ).

 

 

Jes 26,7-9

 

(2) Die Erlösung kommt von Gott ( Jes 26,7-21 )

 

Das Lied fährt fort, indem es von der Gewißheit spricht, daß die Erlösung für den Überrest gekommen ist, weil Gott sich für sie einsetzt, und nicht weil sie selbst sich so angestrengt hätten. Deshalb werden sie auch weiterhin auf ihn vertrauen.

 

In einer Art Glaubensbekenntnis unterstreicht der Prophet, daß es für die Menschen gut ist, gerecht zu leben, denn Gott macht ihren Weg eben. Das bedeutet natürlich nicht, daß gerechte Menschen niemals Probleme haben. Jesaja will vielmehr zeigen, daß ein bestimmtes Verhalten auch bestimmte Konsequenzen hat. Wer nach Gottes Ordnungen lebt, wird positive Konsequenzen erleben, wer dagegen Gottes Wort mißachtet, wird schreckliche Folgen tragen müssen. Der Überrest lebt nach der Schrift (Gottes Gesetz, V. 8 a) und sehnt sich nach Gott (V. 8 b - 9 a). Wer sich jedoch gegen Gottes Wege auflehnt, wird seine Gerechtigkeit schließlich kennenlernen, wenn er Gottes Gericht begegnet.

 

 

Jes 26,10-11

 

Viele gottlose Menschen erkennen die Gerechtigkeit nicht , wenn Gott ihnen seine Gnade erweist (V. 10 ). Sie lernen erst, wie gerecht Gott ist, wenn er sie richtet (vgl. V. 9 ). Obwohl sie in einem Land leben, in dem sich Gottes Gerechtigkeit offenbart hat ( in einem Land, wo das Recht ist , gemeint ist Juda), leben viele Menschen doch nicht gerecht. Eine günstige Umgebung reicht nicht aus. Das Herz muß sich ändern.

Zwar ist Kapitel 26 ein Lied der Erlösten, aber die Verse 10.11 zeigen, daß Jesaja auch für die Menschen seiner Zeit schreibt, von denen viele geistlich abgestumpft sind und sich um Gottes Majestät und seine Werke (seine Hand ) nicht kümmern. Jesaja bittet den Herrn, sie zuschanden zu machen (V. 11 ) und sich an ihnen zu rächen. So soll Gottes Wesen deutlich gemacht werden. Jesaja bittet dies nicht um seinetwillen, sondern um Gottes willen. Gott möchte, daß seine Menschen ein heiliges Leben führen.

 

 

Jes 26,12-15

 

Die Gläubigen werden in dem kommenden Reich den Frieden Gottes erleben und erkennen, daß Gott auf ihrer Seite steht (V. 12 ). Sie werden bekennen, daß sie Gott treu geblieben sind ( Deinen Namen [dein Wesen] alleine ehren wir ), obwohl sie von anderen beherrscht wurden (V. 13 ). Diejenigen, die den Überrest zu beherrschen suchen, werden tot sein, unter Gottes Gericht gefallen. Totengeister ist die Übersetzung von r+PA?Im , ein Wort, das auch am Ende von Vers 19 benutzt wird (vgl. die Anmerkungen zu Jes 14,9 ). Im Gegensatz zu ihnen wird der Überrest im Land wohnen bleiben, das Gott den Patriarchen und ihren Nachkommen versprochen hat ( Jes 26,15 ).

 

 

Jes 26,16-18

 

Es wird nicht leicht sein, die Erziehung zu ertragen, die der Herr an seinem Volk durchführt. Es wird eine Zeit großer Not und Bedrängnis sein, eine Zeit, in der sie kaum ein Gebet flüstern werden, ob nun aus Durst oder aus Angst. Jesaja vergleicht nun ihre Not mit dem schmerzhaften Erleben einer Geburt (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,8 ). Eine Geburt muß, wenn sie einmal begonnen hat, bis zum Ende durchgestanden werden. Das Volk von Israel jedoch scheint nur Wind zu gebären , d. h., ihre Arbeit und Mühe wird andauern, aber wird nicht zur Befreiung führen. Die Ungläubigen in Israel werden gerichtet und nicht in das Tausendjährige Reich kommen.

 

Jes 26,19

 

Auch wenn die Mühe und Arbeit Israels ohne Erfolg sein wird, ist Jesaja doch zuversichtlich, daß die gläubigen Toten gerettet werden. Diese Auferweckung der alttestamentlichen Heiligen wird geschehen, wenn Christus zum zweiten Mal auf die Erde kommt ( Dan 12,2 ). Wenn sie aufwachen (d. h. wenn ihre Leiber auferweckt werden), werden sie vor Freude jubeln . Sie werden erfrischt, wie der Morgentau das Gras erfrischt (vgl. Hos 14,6 ), sie werden den Segen Gottes im Tausendjährigen Reich erleben.

 

 

Jes 26,20-21

 

Jesaja schreibt, daß sich der zukünftige Überrest während der Drangsal (Gottes Zorn in der großen Trübsal) verstecken soll, weil die Befreiung durch den Herrn ganz sicher kommen wird. Der Herr wird letztlich alles zurechtrücken, indem er die Menschen für ihre Sünden bestraft. Alle Sünden werden bekannt werden ( die Erde wird das Blut offenbaren, das auf ihr vergossen wurde ), ob sie nun im geheimen oder in der Öffentlichkeit begangen wurden. Diese Worte sollen die Gläubigen in den Tagen Jesajas ermutigen, dem Herrn treu zu bleiben, weil sie wissen, daß er kommen wird, um die Sünde zu richten. Nachdem dieses Gericht eingetreten ist, werden die Gläubigen das Lied singen können, das in Kapitel 26 enthalten ist.