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Jesaja 23
Jesaja 24
Jesaja 25
Jesaja 26
11. Tyrus ( Jes 23 )
a. Eine Prophezeiung über den
Untergang von Tyrus
( 23,1 - 14 )
Wie bei den anderen Prophezeiungen
auch ( Jes 13-22 ) geht es hier um die assyrische Bedrohung gegen Ende
des achten Jahrhunderts v. Chr. Tyrus selbst wurde zwar erst etwa 200
Jahre später zerstört, aber der ausgedehnte Handel dieser großen Stadt
hörte bereits zwischen 700 und 630 v. Chr. auf.
Jes 23,1
Diese Weissagung (vgl. die
Anmerkungen zu Jes 13,1 ) beginnt mit einem Aufruf an die im Mittelmeer
befindliche Truppe von Handelsschiffen, zu heulen ( Jes 23,14 ).
Zu Schiffe von Tarsis siehe den Kommentar zu Hes 27,25 (vgl. Jes 23,14;
60,9 ). Diese Schiffe ankerten bei der Insel Zypern , etwa 240 Kilometer
nordwestlich von Tyrus, als sie die Nachricht der Zerstörung von Tyrus
erreichte.
Jes 23,2-5
Phönizien mit seinen beiden großen
Stadthäfen Tyrus (V. 1.8.15.17 ) und Sidon (V. 2.4.12 ) war
wirtschaftlich vom Schiffahrtshandel abhängig. Die Phönizier lebten von
den Waren, die sie durch den internationalen Handel bekamen, und die
anderen Länder, zu denen auch die Insel Zypern gehörte, profitierten
ebenfalls davon. Korn aus Ägypten gehörte zu den Waren, die durch die
phönizischen Handelszentren Tyrus und Sidon weitergeleitet wurden.
Schihor (vgl. Jos 13,3; 1Chr 13,5; Jer 2,18 ) lag in Ost-Ägypten und war
vielleicht der Name eines Nil-Nebenflusses. Das Korn von Schihor meint
Korn, das auf dem vom Nil gewässerten fruchtbaren Land gewachsen war.
Der Reichtum von Sidon und Tyrus (die Feste) war nicht durch eigene
Arbeit zustande gekommen. Er kam durch den Handel mit den
Mittelmeer-Staaten. So kann also das Meer, sozusagen personifiziert,
sagen, daß es keine Geburt durchlebt hat. Es hat schnellen Reichtum
geschaffen, ohne durch Schmerzen zu gehen ( Jes 23,4 ; vgl. Jes
66,7-8 ). Der Untergang, der Tyrus nun bevorsteht, ist nicht nur für
Phönizien schlimm. Er ist auch für die Länder schlimm, aus denen die
Handelsgüter stammen, wie z. B. Ägypten ( Jes 23,5 ).
Jes 23,6-9
Auch die Menschen in Tarsis sollen
wegen ihres wirtschaftlichen Verlustes klagen (vgl. V. 1.5.14 ). Tarsis
war reich an Silber ( Jer 10,9 ), Eisen, Zinn und Blei ( Hes 27,12 ).
Daher lag Tarsis vermutlich im westlichen Mittelmeerraum, wo es große
Mineral- und Erzvorkommen gab. Viele Ausleger sehen in Tarsis die Stadt
Tartessus, die im Südwesten von Spanien lag. Die Menschen dieser Region
werden verzweifelt sein, wenn dieses große Handelszentrum gefallen ist,
Tyrus, eine fröhliche Stadt (vgl. Jes 23,12 ) und eine alte Stadt. Nach
Herodot wurde Tyrus gegen 2700 v. Chr. gegründet. Die Menschen von Tyrus
jedenfalls müssen erkennen, daß ihre Schwierigkeiten direkt von dem Gott
Israels kommen. Der Herr Zebaoth (V. 9 ) hat die Demütigung dieser
großen und reichen Stadt ( die Krone ), die so stolz ist über ihre
Herrlichkeit und so anerkannt für ihre wirtschaftlichen Beziehungen,
geplant.
Jesaja
Jes 23,10-14
In der gesamten Mittelmeerregion -
von Tarsis im Nordwesten bis zum Nil im Südosten und Zypern im Nordosten
(V. 10.12 ) - werden die Menschen klagen und weinen über den
Untergang Phöniziens (V. 11 ). Die Phönizier werden ebenso schutzlos
sein wie die Babylonier, die durch die Assyrer geschlagen werden
(V. 13 ; vgl. Jes 21,1-10 ). Das Feiern wird in Sidon aufhören, wie wohl
auch das Feiern in Tyrus enden wird (vgl. Jes 23,7 ).
(Zu Jungfrauen-Tochter vgl. die Anmerkungen zu Jes 47,1 .) Die Flucht
nach Zypern wird nicht helfen. Die Handelsschiffe von Tarsis fordert
Jesaja auf, zu heulen, weil das große Welthandelszentrum des
Mittelmeerraumes untergehen wird (V. 14 ; vgl. V. 1 ).
b. Eine Prophezeiung über die Zukunft
von Tyrus
( 23,15 - 18 )
Jes 23,15-18
Die 70 Jahre , von denen Jesaja
spricht (V. 15 ), beziehen sich wahrscheinlich auf die Zeit zwischen 700
und 630 v. Chr. Während dieser Zeit war der phönizische Handel durch die
Assyrer stark eingeschränkt. 701 setzte Assyrien Tubu'alu (Etbaal III.)
über Tyrus. Gegen 630 jedoch schwand die Macht Assyriens, so daß Tyrus
wieder seine Autonomie erreichen und den Handel aufbauen konnte.
Diese Spanne von 70 Jahren wird
auch die Zeit, die ein König lebt, genannt (vgl. Ps 90,10 ). Aber nach
70 Jahren wird Tyrus wieder ein Welthandelszentrum werden, wie
eine Prostituierte ( Jes 23,15-17 ), die vergessen worden war, aber nun
wieder ihr unrechtes Treiben aufnimmt und zu singen beginnt, um
Liebhaber anzuziehen. Tyrus wird wieder seinen Handel mit verschiedenen
Völkern aufnehmen. Jetzt aber wird der Gewinn aus diesem Handel denen
zugute kommen, die den Herrn fürchten (V. 18 ). Was Jesaja hier genau
meint, ist nicht eindeutig. Manche Ausleger glauben, daß sich die 70
Jahre nicht auf die Zeit zwischen 700 und 630 v. Chr. beziehen, sondern
daß damit auf die Zeit der babylonischen Gefangenschaft Judas (605 - 536
v. Chr.) angespielt wird. Am Ende dieser Jahre wurden Materialien aus
Tyrus für den Aufbau des Tempelkomplexes in Jerusalem benutzt. Aber
während dieser Jahre war der Handel von Tyrus in keiner Weise
eingeschränkt (wenn man einmal von der 13jährigen Belagerung der Stadt
durch Nebukadnezar von 587 bis 574 absieht).
D. Gericht und Königreichs-Segen
( Jes 24-27 )
Gottes Gericht über die Völker durch
die assyrischen Angriffe ( Jes 13-23 ) bilden den Hintergrund für das
letzte Gericht des Herrn über die ganze Welt ( Jes 24,1.4 ). Die Kapitel
24 - 27 , bekannt als "Jesajas Apokalypse", beschreiben die Zerstörung
der Welt und das ungeheure Leiden der Menschen während der kommenden
Trübsal wie auch den Segen, der im Tausendjährigen Reich folgen wird.
1. Eine Zeit des Gerichtes
( Jes 24 )
Jes 24,1-3
Die kommende Zerstörung und der
Untergang der ganzen Erde ("Erde" wird in diesem Kapitel 16mal benutzt)
wird durch das direkte Eingreifen des Herrn kommen und alle Schichten
der Gesellschaft betreffen. Wer eine höhere Stellung einnimmt, wird
dadurch keinerlei Vorteile haben, denn alle werden unter Gottes
Gerichtshand stehen (V. 2 ). Die Welt wird wüst und völlig beraubt sein
(V. 3 ; vgl. Offb 6,8-9.15-16 ). Ganz sicher wird dies geschehen, denn
der Herr hat es gesagt.
Jes 24,4
Unter diesem weltweiten Gericht wird
die Erde austrocknen. Selbst Menschen der Oberschicht (die Höchsten )
werden verschmachten. Vor diesem eschatologischen Gericht wird niemand
verschont werden.
Jes 24,5
Der Grund für eine solche Zerstörung
liegt darin, daß die Menschen nicht gelebt haben, wie sie sollten,
sondern die Erde entweiht haben. Als Gott die Erde geschaffen hatte, da
war sie "sehr gut" ( 1Mo 1,31 ). Aber die Menschen haben durch ihre
Sünde diese gute Erde entweiht, indem sie seinen Ordnungen ungehorsam
sind, seine Gebote verletzen und seinen ewigen Bund brechen. "Der ewige
Bund" meint vermutlich weder den Abraham-, noch den Mose-Bund, sondern
die Verpflichtung, die jeder Mensch in sich trägt, Gottes Wort zu
gehorchen. Von Anfang an lehnt der Mensch es ab, nach Gottes Wort zu
leben ( 1Mo 2,16-17; 3,1-6 ; vgl. Hos 6,7 ) und Gottes Offenbarung zu
gehorchen.
Jes 24,6-13
Weil die Menschen die Erde durch ihre
Sünden (V. 5 ) "entheiligt" haben, wird das Gericht kommen. Sie müssen
die Folgen ihrer Schuld tragen. Gottes Gericht wird einem brennenden
Feuer verglichen, das alle außer einigen wenigen auf der Erde verzehrt
(V. 6 ). Wenn diese Zerstörung der Erde eintritt, werden Weinstöcke
verdorren, und Musik (mit Pauken und Harfen) und Feste werden aufhören
(V. 7 - 9.11 ). Die Frucht des Weinstocks wird in der Bibel oft als Bild
für Freude benutzt (z. B. Jes 16,9; Sach 10,7 ). Die Stadt ( Jes 24,10 ;
vgl. Jes 25,2 ), hier stellvertretend für die ganze Erde ( Jes 24,13 ),
wird in Trümmern liegen, und alle ihre Häuser werden unbewohnt sein.
Wenn Gott seinen Zorn über die gottlose Welt in der Trübsalszeit
ausschüttet, wird alles verwüstet und finster sein. Kaum etwas wird
übrigbleiben, wie nach der Ernte von Oliven (vgl. Jes 17,6 ) oder
Trauben.
Jes 24,14-16 a
Das Wort sie bezieht sich vermutlich
auf die Gerechten, die nach diesem Gericht Gottes noch auf der Erde sein
werden. Obwohl sie zahlenmäßig nur wenige sind (V. 6 ), werden sie sich
doch darüber freuen, daß die Erde von der Sünde der Menschen gereinigt
ist. Sie werden ihre Stimmen erheben und ausrufen, um die Herrlichkeit
des HERRN, des Gottes Israels, zu verkünden. Überall -
im Westen (V. 14 ), im Osten (V. 15 ), auf den Inseln im Meer (V. 15 )
und bis an die Enden der Erde (V. 16 ; vgl. die Anmerkungen zu Jes
5,26 ) - wird das gleiche Lied gesungen: Ehre sei Gott, dem Gerechten .
Der gläubige Überrest wird die Verwüstung der Erde als ein gerechtes
Handeln eines gerechten Gottes ansehen. Es wird nicht wie das assyrische
Vordringen angesehen werden - als ein grausames und ungerechtes Gericht.
Jes 24,16 b
Im Gegensatz zu dem zukünftigen Lied
der Freude über die Herrlichkeit des Gottes Israels (V. 16 a) zwingt das
Leiden in den Tagen Jesajas ihn dazu, ein Wehe über sich selbst
auszusprechen (vgl. Jes 6,5 ). Alle Menschen seiner Umgebung sind
verräterische, untreue Menschen, über die das Gericht kommen muß.
Jes 24,17-20
Wegen dem Verrat der Menschen
(V. 16 ) und ihren anderen Sünden werden sie leiden müssen. Sie
werden in eine Grube fallen oder von einem Netz gefangen werden, wie man
es benutzte, um Tiere zu fangen. Indem sie vor einer Gefahr fliehen,
werden sie in die andere hineingeraten. Gottes Gericht wird wie ein
großer Sturm oder ein Erdbeben sein. Das Erdbeben wird große Gräben in
der Erde aufreißen, die die Menschen verschlingen. Bei diesem Erdbeben
wird die Erde wie eine Betrunkene schlingern und wie eine auf Zeit
gebaute, leichte Hütte auf einem Feld sein, die vom Wind hin- und
hergeworfen wird. (Das hebräische Wort für "Hütte" wird im AT nur an
dieser Stelle und in Jes 1,8 benutzt.) Das Gericht wird wegen Schuld
kommen (vgl. Jes 24,6 ), der Schuld der ganzen Welt, die gegen Gott
rebelliert.
Jes 24,21-23
Noch einmal (vgl. V. 1 ) macht Jesaja
deutlich, daß das kommende Gericht auf Gottes direktes Eingreifen
zurückgehen wird: Der HERR wird strafen . Die Naturkatastrophen werden
nur eintreten, weil der Herr sie kommen läßt. Die Kräfte des
Himmels könnte sich auf geistliche Mächte beziehen, die sich gegen Gott
gestellt haben (vgl. Offb 19,20; 20,2 ). Die Könige auf der Erde sind
ohne Zweifel die politischen Mächte, die gebannt werden. Die Mächte im
Himmel und auf der Erde werden wie Vieh sein, wenn der Herr sie
zusammentreibt und wie Gefangene in ein Gefängnis wirft. Ihr
Gericht nach vielen Tagen bezieht sich auf das Gericht vor dem großen,
weißen Thron nach dem Tausendjährigen Reich, wenn alle Ungerechten vor
Gott stehen müssen und für ihre bösen Taten und den mangelnden Glauben
an ihn gerichtet werden ( Offb 20,11-15 ). Wenn dieses Gericht
geschieht, wird der Herr, der Messias, auf dem Berg Zion ( Jes 24,23 ;
siehe die Anmerkungen zu Jes 1,8 ) und in Jerusalem herrschen. Er
wird herrlich regieren, d. h., seine Herrlichkeit wird allen sichtbar
sein (vgl. Jes 24,15-16 ). In dem tausend Jahre dauernden Königtum wird
der Messias als König über die Erde herrschen ( Sach 14,9 ), und zwar
von Jerusalem aus, Gottes "Zentrum" ( Jes 2,2-4; Mi 4,1-5 ). Nach dem
Tausendjährigen Reich und dem Gericht vor dem großen, weißen Thron wird
Gott auf ewig aus dem neuen Jerusalem regieren ( Offb 21,2.10 ), das mit
der Herrlichkeit Gottes erfüllt sein wird und daher das Licht
von Mond oder Sonne nicht mehr braucht ( Jes 24,23 ; vgl. Offb 21,23 ).
2. Eine Zeit des Segens im Königreich
( Jes 25-27 )
a. Der Herr bewahrt sein Volk
( Jes 25 )
Dieses Kapitel ist ein Loblied, in
dem der Herr für die Befreiung seines Volkes gepriesen wird. Gleich
nachdem Gott in seinem Gericht die sündigen Menschen vernichtet hat
( Jes 24 ), wird das herrliche Königreich des Messias beginnen. In
poetischen Worten beschreibt Jesaja das Lob, das dem Herrn im
Tausendjährigen Reich für sein wunderbares Werk entgegengebracht werden
wird.
(1) Lob für das künftige Königreich
( Jes 25,1-5 )
Jes 25,1-5
Jesaja schreibt hier in der ersten
Person und spricht von der Zeit, wenn das Königreich Gottes auf der Erde
bestehen wird. Der Prophet preist den Namen des Herrn (sein offenbartes
Wesen) für seine Wunder des Gerichts ( V. 2 - 3 ) und der Befreiung
(V. 4 - 5 ). Gottes Gericht über die Stadt, die stellvertretend für die
ganze Welt steht (vgl. Jes 24,12-13 ), wird die Menschen
aus gewalttätigen Völkern dazu bringen, Gott zu ehren und anzubeten .
Dadurch wird sich die Verheißung erfüllen, die Gott Abraham gegeben hat,
daß durch Israel alle Nationen gesegnet werden sollen ( 1Mo 12,3 ). Das
Thema von den Heiden, die Gott in seinem Reich kennen und ihm dienen,
taucht in den prophetischen Büchern häufig auf (vgl. z. B. Jes 2,3;11,9;
49,7; 56,6; 66,20-21; Sach 14,16-19; Mal 1,11 ).
Wenn der Herr sein Reich auf dieser
Erde errichtet, werden viele Dinge in ihr Gegenteil verkehrt werden
( Jes 25,4-5 ). Der Arme ( dal , "schwach, hilflos") und
der Bedürftige ( ?eByNn , "unterdrückt") werden gerettet,
der Gewalttätige aber wird gedämpft werden. Im Alten wie im Neuen
Testament wird oft von Gottes Fürsorge für die Armen und Bedürftigen
gesprochen. Die Umkehrung der Schicksale, in der denen geholfen wird,
die sich auf Gott verlassen, die aber, die sich auf sich selbst
verlassen, gerichtet werden, gehört zu den Hauptthemen der Heiligen
Schrift (z. B. 1Sam 2,1-10; Jak 5,1-6 ). Die Gewalttätigen sind in ihrem
unbarmherzigen Handeln an anderen wie ein Sturm und wie die drückende
Hitze der Wüste. Aber Gottes Gericht über sie wird wie eine Wolke sein,
die plötzlich die Sonne bedeckt und so ihre Hitze begrenzt.
Jes 25,6
(2) Folgen des kommenden Reiches
( Jes 25,6-12 )
Zu der Befreiung, die der Herr
bringen wird, gehört auch die Wegnahme des Todes (V. 6 - 8 ), die Freude
seines Volkes (V. 9 ) und das Gericht über seine Feinde (V. 10 - 12 ).
Jesaja stellt die Befreiung, die Gott
seinem Volk in dem kommenden Königreich bringt, wie ein
großes Festmahl auf dem Berg des HERRN Zebaoth dar. Berge sind oft ein
Bild für Regierungen (z. B. Dan 2,44-45 ), aber hier ist wohl eher
Jerusalem (Berg Zion) damit gemeint, von wo aus der Messias in seinem
Reich regieren wird. Speise wird für alle Völker bereitstehen, was noch
einmal die weltweite Ausdehnung von Gottes Königtum über die Gläubigen
zum Ausdruck bringt. Das bedeutet nicht, daß jeder, der im
Tausendjährigen Reich lebt, gerettet sein wird (obwohl nur erlöste
Menschen am Anfang des Reiches hineinkommen werden); gemeint ist
vielmehr, daß Menschen aus allen Teilen der Welt gerettet werden. Das
Beste an Fleisch und der reinste Wein sind ein Bild für Gottes Vermögen,
die Bedürfnisse seines Volkes in jener Zeit zu stillen. Manche Ausleger
verstehen diese Aussage als symbolischen Hinweis auf Gottes Fürsorge für
sein Volk heute. Jesaja jedoch spricht hier von einer zukünftigen Zeit,
wenn (nach dem weltweiten Gericht Gottes) sein Volk in Israel und in
anderen Nationen gemeinsam in Frieden und Wohlstand ein Fest feiern
wird. Dies wird im Tausendjährigen Reich Christi der Fall sein.
Jes 25,7-8
Der Tod, hier
als Hülle und Decke dargestellt, die den toten Körper bedecken, wird
beseitigt werden. Deshalb werden auch die Tränen der Trauer wegen der
Trennung des Toten von den Lebendigen Vergangenheit sein. Diese
Beseitigung des Todes, das Wegwischen von Tränen , wird am Ende der
tausendjährigen Herrschaft Christi geschehen ( Offb 21,4 ), wenn der
Tod, Satan und das Totenreich in den großen Feuersee geworfen ( Offb
20,14 ) und der neue Himmel und die neue Erde geschaffen werden ( Offb
21,1-3 ). Da Gottes zukünftiges Reich sowohl das Tausendjährige Reich
als auch die ewige Herrschaft umfaßt, sieht Jesaja sie hier wie ein
Ereignis zusammen (vgl. Jes 65,17-25 ). An anderen Stellen werden das
erste und das zweite Kommen Christi zusammengesehen ( Jes 9,5-6;
61,1-3 ). Die Gewißheit des zukünftigen Wohlstandes und der Freude sowie
der Beseitigung des Todes sollen das Juda zur Zeit Jesajas ermutigen,
auf den Herrn zu vertrauen und den Mut nicht zu verlieren.
Jes 25,9
Zu der Zeit (vgl. Jes 24,21 ), der
Tag, an dem der gläubige Überrest erlöst wird, werden sie (die
Geretteten) ihren Glauben an den Herrn, der sie gerettet hat,
bekräftigen. Sie werden antworten und sagen: Wir wollen uns freuen und
fröhlich sein in dem Heil , das er bereitet hat. Auch jetzt, in den
Tagen Jesajas, sollen die Gläubigen sich über die Rettung durch den
Herrn freuen.
Jes 25,10-12
Jesaja spricht hier von Moab,
sozusagen als Repräsentant all der Völker, die sich gegen Gott stellen
und von ihm gerichtet werden. Moab lag östlich von Israel, jenseits des
Toten Meeres. Israel und Juda hatten viele Streitereien mit Moab, das
für seinen Stolz bekannt war (V. 11 ; vgl. Jes 16,6 ). Moab dachte, daß
die Taten seiner Hände und seine Klugheit es schützen könnten. Aber es
wird seinen Irrtum erleben müssen. Moab wird - wie alle Feinde Gottes -
völlig zerstört, in den Staub niedergetreten und niedrig gemacht werden
(vgl. Jes 26,5 ). Nur Gottes Volk, in Israel und in anderen Nationen,
wird Gottes Zeit des Wohlstands und Segens erleben.
b. Die Erlösten preisen den Herrn
( Jes 26 )
Der Prophet schreibt hier ein Lied,
das von den Erlösten gesungen werden wird, wenn der Messias das
Tausendjährige Reich aufrichtet. Jesaja sieht, wie er selbst inmitten
des erlösten Landes steht und zusammen mit dem Überrest hört, wie die
Menschen ihren Dank und ihr Vertrauen auf Gott zum Ausdruck bringen.
(1) Der Demütige wird erhöht ( Jes
26,1-6 )
Jes 26,1
Dieses Lied , das in Juda gesungen
wird, macht zunächst die völlige Umkehr der Dinge deutlich (vgl. Jes
25,1-5 ): Der Demütige wird erhöht, und die Unterdrücker werden
unterworfen. Im Gegensatz zu der "Stadt", die zerstört wird ( Jes
24,12-13; Jes 25,2 ), werden die Erlösten eine feste Stadt haben. Sie
werden auf der ganzen Welt in befestigten Städten leben, aber die feste
Stadt (Jerusalem), in der der Messias regieren wird, ist ein Bild für
die Sicherheit der gesamten, erlösten Weltbevölkerung. Weil der Messias
dort gegenwärtig ist, heißt es bildlich von dieser Stadt, daß sie
Rettung hat für ihre Mauern und Wehre .
Jes 26,2-4
Diese Stadt wird für das gerechte
Volk offen sein , ein Ausdruck für den Überrest Israels. Auch andere
Völker werden in dem Reich ihren Platz haben, aber die Gläubigen in
Israel haben eine besondere Stellung.
Wer auf den HERRN vertraut , wird
völligen (d. h. vollständigen, echten) Frieden (vgl. Phil 4,7 ) haben,
heute und auch im Millenium. Die Gegenwart dieser inneren Ruhe hilft den
Gläubigen, auch weiterhin auf den Herrn zu vertrauen ( Jes 26,4 ), denn
er ist standhaft und zuverlässig wie ein Fels (vgl. Jes 17,10; 44,8 ;
siehe auch den Kommentar zu Ps 18,3 ), und er ist ewig.
Jes 26,5-6
Im Gegensatz zu den Gerechten, die in
dieser besonderen Stadt Gottes wohnen, werden die Menschen, die in
der hohen Stadt wohnen möchten (d. h., die auf ihrem Stolz bestehen),
erniedrigt (vgl. Jes 25,12 ), weil sie nicht auf ihn vertrauen ( Jes
26,3-4 ). Die Unterdrückten und die Armen werden diese gottlosen
Menschen zertreten (V. 6 ). Auch dies kehrt die alten Zustände um und
ist ein Akt der Gerechtigkeit Gottes gegen die Stolzen, die auf Kosten
der Armen gelebt haben. Jesaja spricht hier nicht davon, daß die Armen
mit einem besonderen Maß gemessen werden. Vielmehr geht es ihm um das
biblische Prinzip, daß Gott sich in besonderer Weise um die Armen
kümmert, die ihn suchen (vgl. z. B. Jes 25,4 ).
Jes 26,7-9
(2) Die Erlösung kommt von Gott ( Jes
26,7-21 )
Das Lied fährt fort, indem es von der
Gewißheit spricht, daß die Erlösung für den Überrest gekommen ist, weil
Gott sich für sie einsetzt, und nicht weil sie selbst sich so
angestrengt hätten. Deshalb werden sie auch weiterhin auf ihn vertrauen.
In einer Art Glaubensbekenntnis
unterstreicht der Prophet, daß es für die Menschen gut ist, gerecht zu
leben, denn Gott macht ihren Weg eben. Das bedeutet natürlich nicht, daß
gerechte Menschen niemals Probleme haben. Jesaja will vielmehr zeigen,
daß ein bestimmtes Verhalten auch bestimmte Konsequenzen hat. Wer nach
Gottes Ordnungen lebt, wird positive Konsequenzen erleben, wer dagegen
Gottes Wort mißachtet, wird schreckliche Folgen tragen müssen. Der
Überrest lebt nach der Schrift (Gottes Gesetz, V. 8 a) und sehnt sich
nach Gott (V. 8 b - 9 a). Wer sich jedoch gegen Gottes Wege auflehnt,
wird seine Gerechtigkeit schließlich kennenlernen, wenn er Gottes
Gericht begegnet.
Jes 26,10-11
Viele gottlose Menschen erkennen die
Gerechtigkeit nicht , wenn Gott ihnen seine Gnade erweist (V. 10 ). Sie
lernen erst, wie gerecht Gott ist, wenn er sie richtet (vgl. V. 9 ).
Obwohl sie in einem Land leben, in dem sich Gottes Gerechtigkeit
offenbart hat ( in einem Land, wo das Recht ist , gemeint ist Juda),
leben viele Menschen doch nicht gerecht. Eine günstige Umgebung reicht
nicht aus. Das Herz muß sich ändern.
Zwar ist Kapitel 26 ein Lied der
Erlösten, aber die Verse 10.11 zeigen, daß Jesaja auch für die Menschen
seiner Zeit schreibt, von denen viele geistlich abgestumpft sind und
sich um Gottes Majestät und seine Werke (seine Hand ) nicht kümmern.
Jesaja bittet den Herrn, sie zuschanden zu machen (V. 11 ) und sich an
ihnen zu rächen. So soll Gottes Wesen deutlich gemacht werden. Jesaja
bittet dies nicht um seinetwillen, sondern um Gottes willen. Gott
möchte, daß seine Menschen ein heiliges Leben führen.
Jes 26,12-15
Die Gläubigen werden in dem kommenden
Reich den Frieden Gottes erleben und erkennen, daß Gott auf ihrer Seite
steht (V. 12 ). Sie werden bekennen, daß sie Gott treu geblieben sind
( Deinen Namen [dein Wesen] alleine ehren wir ), obwohl sie von anderen
beherrscht wurden (V. 13 ). Diejenigen, die den Überrest zu beherrschen
suchen, werden tot sein, unter Gottes Gericht gefallen. Totengeister ist
die Übersetzung von r+PA?Im , ein Wort, das auch am Ende von
Vers 19 benutzt wird (vgl. die Anmerkungen zu Jes 14,9 ). Im Gegensatz
zu ihnen wird der Überrest im Land wohnen bleiben, das Gott den
Patriarchen und ihren Nachkommen versprochen hat ( Jes 26,15 ).
Jes 26,16-18
Es wird nicht leicht sein, die
Erziehung zu ertragen, die der Herr an seinem Volk durchführt. Es wird
eine Zeit großer Not und Bedrängnis sein, eine Zeit, in der sie kaum ein
Gebet flüstern werden, ob nun aus Durst oder aus Angst. Jesaja
vergleicht nun ihre Not mit dem schmerzhaften Erleben einer Geburt (vgl.
die Anmerkungen zu Jes 13,8 ). Eine Geburt muß, wenn sie einmal begonnen
hat, bis zum Ende durchgestanden werden. Das Volk von Israel jedoch
scheint nur Wind zu gebären , d. h., ihre Arbeit und Mühe wird andauern,
aber wird nicht zur Befreiung führen. Die Ungläubigen in Israel werden
gerichtet und nicht in das Tausendjährige Reich kommen.
Jes 26,19
Auch wenn die Mühe und Arbeit Israels
ohne Erfolg sein wird, ist Jesaja doch zuversichtlich, daß die gläubigen
Toten gerettet werden. Diese Auferweckung der alttestamentlichen
Heiligen wird geschehen, wenn Christus zum zweiten Mal auf die Erde
kommt ( Dan 12,2 ). Wenn sie aufwachen (d. h. wenn ihre
Leiber auferweckt werden), werden sie vor Freude jubeln . Sie werden
erfrischt, wie der Morgentau das Gras erfrischt (vgl. Hos 14,6 ), sie
werden den Segen Gottes im Tausendjährigen Reich erleben.
Jes 26,20-21
Jesaja schreibt, daß sich der
zukünftige Überrest während der Drangsal (Gottes Zorn in der großen
Trübsal) verstecken soll, weil die Befreiung durch den Herrn ganz sicher
kommen wird. Der Herr wird letztlich alles zurechtrücken, indem er die
Menschen für ihre Sünden bestraft. Alle Sünden werden bekannt werden
( die Erde wird das Blut offenbaren, das auf ihr vergossen wurde ), ob
sie nun im geheimen oder in der Öffentlichkeit begangen wurden. Diese
Worte sollen die Gläubigen in den Tagen Jesajas ermutigen, dem Herrn
treu zu bleiben, weil sie wissen, daß er kommen wird, um die Sünde zu
richten. Nachdem dieses Gericht eingetreten ist, werden die Gläubigen
das Lied singen können, das in Kapitel 26 enthalten ist.
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