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Jesaja 36-40 mit jeweils etwa 15 Schlagworten: Jesaja 36
Jesaja 37
Jesaja 38
Jesaja 39
Jesaja 40
G. Geschichtliches Zwischenspiel:
Juda wird in Gefangenschaft sein
( Jes 36-39 )
Der historische Bericht in diesen
Kapiteln dreht sich um zwei Ereignisse, die für das richtige Verständnis
der Theologie Jesajas und der Geschichte Israels entscheidend wichtig
sind. Daserste Ereignis ist die assyrische Bedrohung, die Gott durch ein
Wunder abwendet. Dieses Geschehen ist sozusagen der Höhepunkt der
Argumentation des Jesaja in den Kapiteln 1 - 35. Jesaja hatte in diesen
Kapiteln ja behauptet, daß Gott die Assyrer nach Juda gebracht habe als
Strafe für die Sünden Judas und als ein Mittel, die Menschen wieder zu
ihm zurückzuführen. Aber er hatte auch vorhergesagt, daß Jerusalem nicht
unter der assyrischen Belagerung zerbrechen und daß Gott durch ein
Wunder das assyrische Heer wegen deren Stolz vernichten werde.
Das zweite Ereignis ( Jes 38-39 )
berichtet von dem Ungehorsam Hiskias, als dieser durch Gott von einer
tödlichen Krankheit geheilt worden war, dann aber zuließ, daß Stolz in
sein Herz einkehrte. Dieses Ereignis dient als Grundlage für die Kapitel
40 - 66 , die von der Befreiung nach der babylonischen Gefangenschaft
sprechen, die in Jes 39,5-8 vorausgesagt wird.
1. Gottes Erhabenheit über Assyrien
( Jes 36-37 )
Diese Kapitel wurden vermutlich
vor 2Kö 18-19 und 2Chr 32,1-23 geschrieben, in denen es um die gleichen
historischen Ereignisse geht. Jesaja möchte Hiskia als einen Mann
zeigen, der Gott vertraute und der durch den allmächtigen Gott auf
wunderbare Weise vor der assyrischen Bedrohung gerettet wurde. Es geht
darum, daß Gott sein Wort erfüllen kann und es auch tut. Oft hatte er
den Menschen gesagt, daß die Assyrer besiegt würden. Nun erfüllen sich
diese Verheißungen.
a. Sanherib bedroht Jerusalem
( 36,1 - 37,4 )
Die Assyrer hielten sich selbst für
unbesiegbar. Sie waren überzeugt, daß der Gott Israels nicht anders sei
als irgendein anderer Gott eines der Länder, die sie auf ihrem Zug in
Richtung Westen bisher besiegt hatten. Jesaja zeigt in Jes 36,1-37,4 den
Stolz der Assyrer und wie diese Arroganz das Gericht Gottes über sie
hervorruft (vgl. Jes 10,15-19 ).
(1) Die Situation ( Jes 36,1-3 )
Jes 36,1-3
Dieser Angriff geschah 701 v. Chr. Es
war im vierzehnten Jahr von Hiskias Alleinherrschaft (vgl. 2Kö 18,13 ),
die 715 begann. Manche Ausleger meinen, daß Sanherib mehrere Angriffe
gegen Jerusalem geführt habe, aber das außerbiblische Material scheint
diese Ansicht nicht zu unterstützen. Sanherib rühmt sich, 46 befestigte
Städte in Juda eingenommen zu haben. Vom Norden her kommend, zog er
entlang der Küste südwärts und besiegte (neben anderen Städten) Aphek,
Timna, Ekron und Lachisch. Von Lachisch als Stützpunkt aus griff er
verschiedene andere Städte an. Von hier aus sandte er auch ein großes
Heer gegen Jerusalem, um dieses zu belagern und zur Aufgabe zu zwingen.
Der assyrische Heerführer hielt an
der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße bei dem
Walker-Acker . Dies ist nicht nur eine geographische Angabe, sondern sie
hat auch theologische Bedeutung. An genau derselben Stelle hatte sich
Ahas der Bedrohung durch das aramäisch-israelitische Bündnis gegenüber
gesehen ( Jes 7,3 ). Hier hatte Jesaja Ahas gesagt, daß er diesen
Feinden nicht unterliegen, sondern daß Gott sie befreien werde. Aber
Ahas wollte dem Mann Gottes nicht glauben. Nun sah sich Hiskia der
gleichen Botschaft der Befreiung durch den gleichen Mann Gottes
gegenüber. Diese geographische Angabe erhöht noch die Spannung, ob
Hiskia dem Wort Gottes glauben wird. Eljakim, Schebna und Joach wurden
ausgewählt (vgl. Jes 22,20; 36,11.22; 37,2 ), um mit den Assyrern zu
verhandeln. Diesen Männern, die alle drei in hohen Ämtern saßen,
vertraute Hiskia.
Jes 36,4-7
(2) Der Spott des Hauptmannes ( Jes
36,4-10 )
Der Feldhauptmann war der assyrische
Vertreter. Nach 2Kö 18, 17 wurde er von zwei weiteren führenden Männern
begleitet. (MancheÜbersetzungen haben statt "Feldhauptmann" den Namen
"Rabschake", als wäre dieses Wort ein Eigenname. Dies ist aber wohl
nicht richtig.) Seine höhnenden Worte sind charakteristisch für die
Haltung des gesamten assyrischen Weltreiches. Er sprach hier im Namen
des Königs und fragte die Bewohner Jerusalems, auf wen sie in bezug auf
den Sieg vertrauen ( Jes 36,4-5 ). Auf Ägypten zu vertrauen wäre, als
wolle man sich auf einen zerbrochenen Rohrstab stützen - es würde nichts
nützen, sondern im Gegenteil sogar schaden. Interessant ist, daß Jesaja
genau dasselbe über die Ägypter gesagt hatte. Alles sprach gegen das
Volk von Jerusalem, das keine Möglichkeit hatte zu entkommen, denn
Tausende feindlicher Truppen hatten die Stadt umlagert.
Dann erklärte der Hauptmann, daß es
töricht sei, auf Gott zu vertrauen (V. 7 ). Offensichtlich hatte der
Mann von den Teilreformen Hiskias gehört ( 2Kö 18; 2Chr 31 ), in denen
er (Hiskia) die Höhen, Stätten des Götzendienstes auf verschiedenen
Hügeln in Juda, wegnehmen ließ. Vermutlich hatte der Hauptmann die
Situation nicht richtig verstanden, denn er hatte wohl gedacht, daß
Hiskia sich nicht mehr auf Gott verließe, weil er viele Altäre
abgerissen und nur den einen Altar in Jerusalem stehengelassen hatte.
Jes 36,8-10
Für den Hauptmann gab es nur eine
vernünftige Reaktion Jerusalems - die Kapitulation. In seinem Spott bot
er an, den Juden 2000 Pferde zu geben, wenn sie die
entsprechenden Reiter finden würden, die auf ihnen kämpfen könnten. Aber
nicht einmal jene 2000 wären in der Lage, auch nur gegen einen niederen
assyrischen Offizier zu bestehen. Zum Schluß behauptete der Hauptmann,
daß der Herr ihm den Auftrag gegeben habe, Juda zu zerstören. Dies
sollte die Menschen zutiefst erschrecken. Sie sollten denken, daß Gott
sich wirklich gegen sie gerichtet habe. Aber natürlich hatte Jesaja
gesagt, daß Jerusalem nicht den Assyrern in die Hände fallen werde.
Diese Aussage des Hauptmannes war offensichtlich falsch.
Jes 36,11-12
(3) Die Herausforderung des
Hauptmannes ( Jes 36,11-20 )
Die drei Unterhändler der Juden (vgl.
V. 3 ) erkannten den Ernst ihrer Lage. Sie baten darum, daß die
Verhandlungen nicht in hebräisch , sondern in aramäisch geführt würden.
Aramäisch war in jenen Tagen eine weitverbreitete diplomatische Sprache.
Es ist dem Hebräischen ähnlich. Aber dennoch ist der Unterschied so
groß, daß viele Menschen aus dem Volk Schwierigkeiten gehabt hätten, den
Gang der Verhandlungen in aramäisch zu verfolgen. Die drei
Verhandlungsführer hatten Sorge, daß Panik in der Stadt entstehen
könnte, wenn die Menschen die Bedingungen der Assyrer in hebräisch hören
und verstehen würden. Aber der Hauptmann lehnte diesen Wunsch ab und
erklärte, daß er zu jedem Juden reden wolle, der in der Nähe sei, nicht
nur zu den drei Unterhändlern. So sicher war sich der Hauptmann des
assyrischen Sieges, daß er erklärte, die Bewohner Jerusalems würden
während der Belagerung ihre eigenen Exkremente essen und trinken müssen.
Jes 36,13-20
Laut rief der assyrische Hauptmann
nun den Menschen in hebräisch zu, daß sie sich nicht von Hiskia
verführen lassen sollten und denken, der Herr würde sie befreien (V. 13
- 15 ). Dann ließ er sie wissen, daß Sanherib ihnen in einem anderen
Land ein gutes Leben verspräche (V. 16 - 17 ). Und noch einmal ermahnte
er sie, sich nicht von Hiskia verführen zu lassen (vgl. V. 13 - 15 ),
denn auch die Götter der anderen Völker seien nicht in der Lage gewesen,
diese zu retten (V. 18 - 20 ).
Hamat und Arpad lagen in Aram.
Wo Sefarwajim lag, ist unsicher, aber vermutlich in der Nähe von Hamat
und Arpad. Hamat und Sefarwajim gehörten zu jenen Städten, aus denen
Menschen geholt wurden, um Samarien nach dessen Fall wieder zu bevölkern
( 2Kö 17,24 ). Der Hauptmann führte schließlich noch ins Feld, daß ja
auch Samarien keine Hilfe von seinem Gott erlebt habe (es war 21 Jahre
vorher in die Hände der Assyrer gefallen, 722 v. Chr.). Warum also
sollten die Menschen von Jerusalem damit rechnen, daß Gott sie
beschützen werde?
Jes 36,21-22
(4) Die Reaktion des Volkes ( Jes
36,21-22 )
Obwohl sie ganz gewiß voller Furcht
waren, folgten die Menschen den Anweisungen Hiskias und antworteten
nicht auf den Spott des assyrischen Sprechers. Eljakim,
Schebna und Joach (vgl. V. 3.11 ) berichteten Hiskia, was der Hauptmann
gesagt hatte . Ihre Kleider hatten sie zerrissen, ein Zeichen der
Verzweiflung und/oder Trauer (vgl. Jes 37,1; 1Mo 37,29; Jos 7,6; 2Kö
11,14; 19,1; 22,11; Hi 1,20; 2,12 ).
Jes 37,1-2
(5) Hiskias Glaube ( Jes 37,1-4 )
Auch Hiskia zerriß wie die
Unterhändler seine Kleider . Er war bestürzt angesichts der assyrischen
Bedrohung, aber auch weil der Name des Herrn in den Schmutz gezogen
worden war. Auch das Anziehen von Sackleinen zeigt seine Trauer (vgl.
die Anmerkungen zu Jes 3,24 ). Dann ging Hiskia in Vertrauen und
Abhängigkeit von Gott in den Tempel des HERRN . Er machte damit
symbolisch deutlich, daß das Volk nun nichts anderes tun könne - seine
Zukunft hing ganz und gar von Gott ab. Er sandte auch seine führenden
Männer Eljakim und Schebna zusammen mit den führenden Priestern zu
Jesaja . Warum Joach (vgl. Jes 36,3.11.22 ) hier nicht erwähnt wird, ist
unbekannt.
Jes 37,3-4
Die Männer berichteten Jesaja die
Situation, baten um ein Wort vom Herrn, der die Assyrer strafen möge,
und baten dann den Propheten, für sie zu beten. Hiskia erkannte damit
an, daß der Herr durch Jesaja sprach. Dies steht im Gegensatz zu der
Haltung von Ahas ( Jes 7 ), als sich dieser 33 Jahre vorher (734 v.
Chr.) einer nationalen Bedrohung gegenübergesehen hatte. Die führenden
Männer Jerusalems benutzten in ihrem Bericht an Jesaja dessen Bild der
Bedrängnis (aus Jes 26,17-18 ) einer Frau, die ein Kind gebären soll,
die aber keine Kraft dazu hat und bei der Geburt sterben muß.
b. Jesajas Antwort von Gott
( 37,5 - 7 )
Jes 35,5-7
Jesaja sagt den Boten in seiner
kurzen Antwort von dem Herrn zunächst einmal, daß sie sich vor den
Assyrern nicht fürchten sollten. Gott habe gehört, daß diese ihn
geschmäht haben (vgl. V. 4 ). Dann erklärt der Prophet, daß der
assyrische König nach Hause zurückkehren und dort getötet werden würde
(die Erfüllung dieser Weissagung finden wir in V. 36-38 berichtet).
c. Gott schlägt die Assyrer
( 37,8 - 38 )
Jes 37,8-13
Sanherib war von Lachisch abgezogen
und nun in Libna , etwa acht Kilometer nördlich von Lachisch. Er hatte
gehört, daß Tirhaka kommen werde, um Juda in seinem Kampf gegen Assyrien
zu unterstützen. Tirhaka wird der König von Kusch genannt. Kusch liegt
im Süden von Ägypten, dessen König zu jener Zeit auch über Ägypten
herrschte. Im Jahr 701 war Tirhaka Oberbefehlshaber der Armee. König
wurde er erst 690. Aber da er König war, als Jesaja diese Kapitel
niederschrieb, nennt er ihn auch König.
Noch einmal ließ Sanherib Hiskia
wissen, daß die Götter anderer Völker nicht in der Lage gewesen seien,
ihnen gegen die Assyrer zu helfen (vgl. Jes 36,18-20 ). Gosan , eine
Stadt an dem Fluß Habor, war etwa 100 Jahre vorher von den Assyrern
eingenommen worden. Haran , eine Stadt in Aram, war damals eine
assyrische Festung. Rezef , ebenfalls eine aramäische Stadt, war
ebenfalls vor ungefähr 100 Jahren erobert worden. Eden lag vermutlich in
Nord-Mesopotamien und bezeichnet vielleicht ein Gebiet, in
dem Telassar eine Stadt war. (Zu Hamat, Arpad und Sefarwajim vgl. die
Anmerkungen in Jes 36,19 .) Wo Hena lag, wissen wir nicht.
Auch Awa können wir nicht genau lokalisieren. Es könnte jedoch in der
Nähe von Babylon gewesen sein.
Jes 37,14-20
Nachdem Hiskia den Brief von Sanherib
empfangen und gelesen hatte, ging er in den Tempel und betete dort im
Vertrauen auf Gott (vgl. V. 1 ). Er legte die ganze Sache in Gottes Hand
(V. 14 ) und erflehte Gottes Aufmerksamkeit (obwohl er sich natürlich
darüber im klaren war, daß Gott alles bereits wußte). Der König begann
sein Gebet mit einem Lob (V. 15 - 16 ). Er wandte sich an Gott als
den Gott Israels und rief so das besondere Bundesverhältnis zwischen
Israel und dem Herrn in Erinnerung. Daß Gott zwischen den Cherubim
thront , bezieht sich auf seine Gegenwart im Tempel in Jerusalem und
damit inmitten seines Volkes ( 1Kö 8,10-13 ). (Zu den Cherubim vgl. den
Kommentar zu 1Kö 6,23 .) Der Herr ist aber nicht nur der Gott Israels,
sondern er herrscht auch über alle Königreiche dieser Erde , zu denen
auch Assyrien gehörte! Und Gott ist auch der Schöpfer aller Dinge.
Dann bat Hiskia Gott, um seiner Ehre
und Herrlichkeit willen einzugreifen, damit die anderen Völker erkennen
würden, daß er, der Herr Israels, der wahre Gott sei ( Jes 37,17-20 ).
Hiskia bat um die Befreiung von den Assyrern, damit jedes Volk überall
Gottes Allmacht erkennen könnte.
Jes 37,21-35
Als Antwort auf das Gebet Hiskias
sandte der Herr durch Jesaja die Botschaft an ihn, daß Assyrien besiegt
werden würde (vgl. die erste Antwort Gottes in V. 6 - 7 ). Diese
Botschaft bestand aus drei Teilen.
Als erstes machte Gott deutlich, daß
die Assyrer wieder nach Hause zurückkehren würden (V. 21 - 29 ).
Jerusalem ( die Tochter Zion ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,8; 47,1 )
wird Befreiung erleben, denn Assyrien wird fliehen (vgl. Jes 37,7 ). Das
Blatt wird sich wenden, und Zion wird über Assyrien spotten (V. 22 ).
Dies wird die Antwort auf das Gebet Hiskias sein (V. 21 ) und zugleich
eine Strafe für die Gotteslästerung (V. 23 - 24 ; vgl. Jes 36,20;
37,4.17 ) und den Stolz der Assyrer ( ich und mein werden alleine in den
Versen 24.25 viermal benutzt). Sanherib behauptete, die besten und
größten Zedern und Pinien auf den Höhen (Bergen und Hügeln) des
Libanon gefällt zu haben (vgl. Jes 10,34 ). Dies könnte sich entweder
auf seine Eroberung des Libanon beziehen, oder es könnte bildlich
bedeuten, daß er die führenden Völker jener Zeit besiegt habe. Er
behauptete auch, daß er Ägypten erobert habe, obwohl es nicht sicher
ist, ob er überhaupt jemals nach Ägypten hineingekommen ist. Aber er
hatte das ägyptische Heer im Gebiet der Philister geschlagen. All diese
Erfolge hatte er nur, weil der Herr es ihm zuließ, weil der Herr es so
bereitet hatte. Die Völker, die Sanherib erobert hatte, waren schwach
und wie Gras auf den flachen Hausdächern (vgl. Ps 129,6 ), das
frühzeitig durch die Sonne verdorrt. Nun aber wird der Herr, der
Sanheribs Toben kennt, ihn wieder in sein Land bringen, so, als würde er
wie ein Tier geführt ( Jes 37,29 ), in Unehre also. Das Bild des Tieres
ist sehr treffend, denn die Assyrer waren dafür bekannt, ihre Gefangenen
an Haken in der Nase nach Hause zu führen.
Als zweites versicherte Gott Hiskia,
daß ein Überrest bleiben (V. 30 - 32 ) und das Leben wie gewohnt
weitergehen werde. In den nächsten beiden Jahren wird das Leben schwer
werden, weil es gilt, die Landwirtschaft wieder neu in Gang zu
bringen, aber im dritten Jahr (solange dauert es gewöhnlich, bis ein
Weinberg beginnt, Trauben zu tragen) wird die Ernte wieder überreich
sein. Der Herr wird dies in seinem Eifer für Juda tun.
Drittens schließlich richtete sich
diese Botschaft direkt an den König von Assyrien (V. 33 - 35 ). Gott
erklärt, daß er seinen Fuß nicht in die Stadt Jerusalem setzen und nicht
einmal einen Wall gegen sie aufschütten werde. Er werde nach Hause
zurückkehren müssen, weil Gott selbst die Stadt Davids schützen werde.
Jes 37,36-38
Der Bericht über die Vernichtung des
assyrischen Heeres (von Jesaja in Jes 30,27-33; 31,8-9; 33,1.18-19 ) ist
nur knapp gehalten und wird in drei Versen berichtet. Die nächtliche
Niederlage kam nicht durch die Hand eines Feindes, sondern durch
den Engel des HERRN , der 185 000 Soldaten tötete. Dieser Engel könnte
der präexistente Christus gewesen sein (vgl. den Kommentar zu 1Mo
16,7 ). Allerdings sind sich die Ausleger hierin nicht einig. Sanherib
wurde zwanzig Jahre später (681 v. Chr.) durch zwei seiner Söhne
ermordet.
2. Judas Gefangenschaft in Babylon
( Jes 38-39 )
In diesen Kapiteln geht es um ein
aufschlußreiches Ereignis im Leben Hiskias. Obwohl Gott den König durch
ein Wunder geheilt hatte, führte sein Stolz das Volk in den Untergang.
In Kapitel 36 - 37 wird uns Hiskia als Mann des Glaubens gezeigt, hier
dagegen wird er zum Mann des Stolzes. Wir finden den Bericht über dieses
Ereignis auch in 2Kö 20 .
a. Hiskias Heilung von seiner
Krankheit
( 38,1 - 8 )
(1) Jesajas Weissagung über den Tod
Hiskias ( Jes 38,1 )
Jes 38,1
Aus Vers 6 wird deutlich, daß die
Krankheit Hiskias zeitlich vor der Belagerung Jerusalems durch Sanherib
anzusetzen ist ( Jes 36-37 ). Merodach-Baladan, der in Jes 39,1 erwähnt
wird, regierte von 721 bis 710 und noch einmal neun Monate lang in den
Jahren 703 bis 702 v. Chr. (er regierte also vor dem Angriff Judas durch
Sanherib im Jahr 701). Chronologisch liegen daher die Geschehnisse
in Kapitel 38 - 39 vor denen in Kapitel 36 - 37 . Dennoch ordnet Jesaja
diese Kapitel hier ein, da Hiskias Verhalten zu der Weissagung über das
babylonische Exil geführt hat. Auf diese Weise bereiten sie die Kapitel
40 - 66 direkt vor. Hiskias Krankheit war offensichtlich ein Geschwür
( Jes 38,21 ). Jesaja ließ ihn wissen, daß er sterben werde.
Jes 38,2-3
(2) Hiskias Gebet um ein längeres
Leben ( Jes 38,2-3 )
Hiskia betete nicht ausdrücklich um
ein längeres Leben, aber diese Bitte wird aus dem Gebet heraus dennoch
deutlich. Viele Ausleger kritisieren Hiskia wegen dieser Bitte. Sie
vergessen dabei, daß der Selbsterhaltungstrieb wohl in jedem Menschen
steckt. Hiskia bat den Herrn, daß er sich an die guten Dinge erinnern
möge, die er als König getan habe (vgl. 2Kö 18,5-8 ).
Jes 38,4-6
(3) Gottes Antwort an Hiskia ( Jes
38,4-6 )
Gott ließ dem König durch Jesaja
sagen, daß er ihm noch einmal fünfzehn weitere Jahre schenken werde. Da
Hiskia im Jahr 686 v. Chr. starb, muß die Krankheit 701 v. Chr.
aufgetreten sein (vgl. die Tabelle "Könige Judas und Israels und die
vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 ). Gott ließ Hiskia wissen, daß
er es nicht zulassen werde, daß die Assyrer Jerusalem einnehmen würden.
Diese Tatsachen waren für Hiskia ein großer Trost.
Jes 38,7-8
(4) Gottes Zeichen ( Jes 38,7-8 )
Gott bestätigte seine Verheißung an
Hiskia durch ein Zeichen (vgl. die Anmerkungen zu V. 22 ).
Offensichtlich gab es am Königshof eine Sonnenuhr . Wenn die Sonne nach
Westen zog, bewegte sich ein Schatten über diese Sonnenuhr, so daß man
die jeweilige Tageszeit bestimmen konnte. Ahas hatte ein Zeichen vom
Herrn abgelehnt. Nun erhielt sein Sohn Hiskia auf einer Sonnenuhr, die
nach Ahas benannt war, ein solches Zeichen. Es ist uns nicht bekannt,
wie dieses Wunder der rückwärtsgehenden Sonnenuhr bewirkt wurde. Es ist
denkbar, daß die Erdrotation umgekehrt, oder auch daß die Sonnenstrahlen
auf irgendeine Weise umgeleitet wurden.
b. Hiskias Dankeslied
( 38,9 - 20 )
(1) Hiskias Aussage über seinen
Zustand ( Jes 38,9-15 )
Jes 38,9-15
Nachdem Hiskia geheilt worden war,
schrieb er ein Lied, um seinen Dank gegenüber Gott zum Ausdruck zu
bringen. Seine Krankheit war, so sagt er, in der Mitte seines
Lebens aufgetreten. Der Tod wird hier dargestellt, als hätte er Tore,
durch die ein Mensch in ihn eintritt (vgl. Hi 38,17; Ps 9,14 ). Wenn
Hiskia behauptet, daß er im Tod den HERRN nicht sehen wird, bedeutet
dies nicht, daß er keine Hoffnung auf den Himmel hat. Wahrscheinlich
soll damit gesagt werden, daß er sich dann nicht mehr Gottes Segen in
diesem Leben erfreuen könnte. Er wäre ohne Freunde ( Jes 38,11 ), wenn
seine Hütte (sein Körper) abgebrochen würde. Durch den Tod wäre er
abgeschnitten wie ein Faden, der von einem Weber durchtrennt wird. Er
hatte gehofft, es würde besser werden mit ihm (V. 13 ), aber es war nur
schlimmer geworden (V. 13 - 14 ). Seine Krankheit war, als würde Gott
wie ein Löwe ihm alle seine Knochen zerbrechen, ein Bild, das seine
tiefe innere Verzweiflung deutlich macht. Seine Schmerzensschreie waren
wie die Schreie eines Vogels und sein Klagen wie das Gurren einer Taube
(vgl. Jes 59,11; Nah 2,8 ). Hiskia erkennt, daß diese Erfahrung ihn
demütigen sollte, denn es war ja Gott gewesen, der diese Krankheit über
ihn gebracht hatte.
Jes 38,16-20
(2) Hiskia bekräftigt, daß Gott seine
Stärke ist ( Jes 38,16-20 )
Hiskia ist voller Dank dafür, daß
Gott ihn zur Gesundheit zurückgebracht hat. Nach diesem Erleben kann er
sehen, daß es in Wirklichkeit nur zu seinem Besten dient, was geschehen
ist (V. 17 ; vgl. Röm 8,28 ). Er begreift, daß Gottes Liebe ihm gilt und
daß Gott ihn nicht nach dem bestraft, was er durch seine Sünden verdient
hätte. Wenn er sagt, daß die Toten den HERRN nicht preisen ( Jes
38,18 ), will er damit nicht das Leben nach dem Tod leugnen. Er meint
nur, daß die Aktivitäten dieses Lebens und auch der Dienst, den wir auf
der Erde für Gott tun, dann aufhören ( Ps 30,10 ). Jetzt aber, so macht
Hiskia deutlich, wo er am Leben ist, wird er nicht aufhören, die Treue
des Herrn zu verkündigen ( Jes 38,19 ). Weil der Herr ihn geheilt hat,
wird er, der König, ihm im Tempel ein Lied singen.
c. Hiskias Heilung
( 38,21 - 22 )
Jes 38,21-22
In der Parallelstelle in 2. Könige
finden sich diese beiden Verse vor dem Bericht über das Zeichen
(siehe 2Kö 20,7-9 ). Gott benutzt ein Pflaster von getrockneten Feigen
(eine damals übliche medizinische Anwendung bei Geschwüren), das auf das
Geschwür gelegt wurde, um die Heilung herbeizuführen. Dies ist eine
Heilung, die durch eine Kombination aus Gebet, Medizin und dem Wirken
Gottes eintrat. Hiskias Frage Was ist das Zeichen? ist nicht auf
fehlenden Glauben zurückzuführen. Eigentlich war sie genau das
Gegenteil. Weil er an seine Heilung glaubte, bat er Gott um eine
Bestätigung seines Wortes.
d. Jesaja kündigt die Gefangenschaft
an
( Jes 39 )
Jes 39,1
Merodach-Baladan sandte Boten aus
Babel zu Hiskia mit Briefen und einem Geschenk. Offensichtlich kamen
sie, um dem König zu seiner Genesung zu gratulieren. Aber wahrscheinlich
hatten sie noch andere Gründe. Merodach-Baladan ist niemand anders als
Marduk-apal-iddina, der Eroberer (vgl. die Anmerkungen zu Jes 21,1-10 ).
Zweimal hatte er versucht, sich von dem assyrischen Weltreich zu lösen,
und es war ihm schließlich gelungen, die Stadt Babel einzunehmen. Nach
seiner zweiten Regierungszeit (von neun Monaten in den Jahren 703 - 702
v. Chr.) wurde er von Sanherib abgesetzt und ging nach Elam. Von dort
aus (noch immer als der König von Babel bekannt) versuchte er, ein
Bündnis mit anderen Völkern zu schließen, um das assyrische Joch
abzuwerfen. Ohne Zweifel hatte auch dieser freundliche Besuch nach der
Krankheit von König Hiskia das Ziel, den König von Juda für ein solches
Bündnis gegen Assyrien zu gewinnen. Dies macht Hiskias Verhalten noch
schlimmer, denn Jesaja hatte ja vorausgesagt, daß Gott Assyrien benutzen
werde, um dieses ganze Gebiet zu bestrafen ( Jes 10 ). Der Besuch war
eine Art Test Gottes an Hiskias Herz ( 2Chr 32,31 ). Merodach-Baladans
Besuch ging der Belagerung Jerusalems im Jahr 701 voraus (offensichtlich
war der Tribut an Sanherib noch nicht bezahlt, bei dem ein Teil der
Schätze Jerusalem verließ; 2Kö 18,16 ). Man kann diese drei Ereignisse,
die wohl alle 701 v. Chr. stattfanden, in folgende zeitliche Reihenfolge
bringen: Hiskias Krankheit, Merodach-Baladans Besuch, Sanheribs Angriff.
Jes 39,2
Voller Stolz zeigte Hiskia den
babylonischen Boten alles, was in seinen Lagern im Palast und im
Königreich wertvoll war. Hiskia benahm sich dabei offenbar so, als
würden alle diese Reichtümer ihm selbst und nicht Gott gehören. Er
dachte ohne Zweifel, daß er die babylonischen Gesandten beeindrucken
könnte. Sie dachten vermutlich eher daran, daß Hiskia große Mengen an
Geld zu dem Kampf gegen Assyrien beisteuern könnte.
Jes 39,3-7
Als Jesaja von dem Besuch der
ausländischen Boten hörte, fragte er Hiskia, was sie gesagt hätten und
woher sie gekommen seien. Auf die zweite Frage antwortete der König, die
erste ließ er unbeantwortet. Als der Prophet erfuhr, daß Hiskia ihnen
alle seine Reichtümer gezeigt hatte, gab ihm Jesaja eine zweifache
Gerichtsweissagung. Erstens wird der Reichtum des Königs nach Babylon
weggeführt werden. Zu dieser Zeit war dies eine erstaunliche Aussage,
denn die große Bedrohung war Assyrien, nicht Babylon. Die babylonischen
Boten waren von einer rebellierenden Macht gekommen, die sich auf der
Flucht befand, und die schon zum wiederholten Mal besiegt worden war.
Die zweite Weissagung ist, daß einige von den Nachkommen des Königs
gezwungen werden, am Königshof von Babel zu dienen. Diese Prophetie
begann sich 605 v. Chr. zu erfüllen, als Daniel und mehrere Söhne vom
Königshof in Jerusalem vom König von Babel in seinen Dienst genommen
wurden ( Dan 1,1-7 ). (Zu Kämmerer [wörtl.: "Eunuch"] vgl. die
Anmerkungen zu Dan 1,3 .)
Jes 39,8
Hiskia war froh darüber, daß während
seiner Regierungszeit Frieden und Sicherheit herrschen würde.
II. Die Wiederherstellung durch Gott
( Jes 40-66 )
Während der erste Teil des Buches
Jesaja ( Jes 1-39 ) mit Gerichtsankündigungen gefüllt ist, bestimmen die
Themen Wiederherstellung und Befreiung diesen zweiten Abschnitt. Er läßt
sich in drei Teile von jeweils neun Kapiteln gliedern ( Jes 40-48;
49-57; 58-66 ). Die beiden ersten Teile schließen mit der
Schlußfolgerung, daß es für die Gottlosen keinen Frieden gibt ( Jes
48,22; 57,21 ). Diese Weissagungen der Erlösung konzentrieren sich auf
drei Ereignisse: (1) Die Erlösung aus der babylonischen Gefangenschaft
(die bereits durch Jesaja vorhergesagt wurde; Jes 39,7 ). Dies ist das
Hauptthema der Kapitel 40 - 48 . Diese Erlösung wird hauptsächlich durch
Kyrus herbeigeführt. Von ihm wird in der Mitte dieser Kapitel gesprochen
( Jes 44,28-45,1 ). (2) Die Verwerfung und Wiedereinsetzung des
leidenden Gottesknechtes. Hierüber wird in Jes 52,13-53,12 gesprochen,
etwa in der Mitte der Kapitel 49 - 57 also. (3) Die Vollendung der
Wiederherstellung Israels und der Welt durch Gott. Den Mittelpunkt
dieses dritten Teiles ( Jes 58 - 66 ) bildet die Verheißung über das
Kommen des Messias ( Jes 61-63 ).
Als Jesaja diese Prophezeiungen der
Wiederherstellung schrieb, standen Juda noch über 100 schwierige Jahre
bevor, bis es unter dem babylonischen Angriff zerbrach, worauf 70 Jahre
der Gefangenschaft folgten. Jesaja, der sowohl das kommende Exil als
auch Gottes Wiederherstellung voraussah, schrieb diese Kapitel, um die
Bewohner Judas zu einem gerechten Leben in der Gegenwart zu ermutigen,
trotz der auf sie zukommenden Schwierigkeiten.
Zu der Frage, ob das ganze Buch, und
damit auch die Kapitel 40 - 66 , von Jesaja, dem Sohn des Amoz,
geschrieben worden ist, siehe den Abschnitt über "Einheit" in
der Einführung .
A. Befreiung des Volkes Gottes
( Jes 40-48 )
In diesen Kapiteln spricht der
Prophet von der zukünftige Befreiung, die in der Größe des Herrn und dem
einzigartigen Verhältnis zwischen ihm und seinem Volk beruht. Er ist
majestätisch ( Jes 40 ), und er beschützt Israel, nicht dagegen die
Heidenvölker der Welt ( Jes 41 ). Israel ist zwar unwürdig ( Jes 42 ),
aber dennoch hat der Herr versprochen, es wieder in seinem Land zu
sammeln ( Jes 43,1-44,5 ). Weil er der einzige Gott ( Jes 44,6- 45,25 )
und auch Babel ihm untergeordnet ist, wird er Babels Fall herbeiführen
( Jes 46-47 ). Deshalb ermahnt Jesaja die Israeliten, gerecht zu leben
und von Babel zu fliehen ( Jes 48 ). Jesaja spricht, als würden die
Menschen in Babel leben ( Jes 43,14; 47,1; 48,20 ) und Jerusalem in
Trümmern liegen ( Jes 44,26 ).
1. Die Majestät Gottes
( Jes 40 )
a. Worte des Trostes: Die Erlösung
kommt
( 40,1 - 11 )
Jes 40,1-2
Diese Worte des Trostes in Vers 1 -
11 beginnen damit, daß Gott seinem Volk (durch Jesaja) sagen läßt, daß
ihre Zeit der Trübsal bald vorüber ist. Die Wiederholung des
Wortes tröstet unterstreicht und betont dies. Jesaja möchte, daß das
Bundesvolk ( mein Volk ) im Hinblick auf das Exil getröstet wird. Wie
bereits unter "Ziel" in der Einführung gesagt, erscheint die Wortfamilie
"Trost", "trösten" 14mal in Kapitel 40 - 66 .
Jerusalem wird freundlich angeredet
(wörtl.: "zu Herzen gehend", d. h. in freundlichen, ermutigenden Worten;
vgl. Hos 2,14 ), so wie eine Mutter mit ihrem Kind redet. Die 70jährige
Gefangenschaft scheint beinahe um zu sein. Das Wort Knechtschaft ist die
Übersetzung des hebräischen Wortes für "Krieg" und "Zeit der Musterung
zum Krieg". Judas Gefangenschaft war den Problemen vergleichbar, die ein
Krieg mit sich brachte. Diese Zeit der Trübsal war wegen seiner Sünde
gekommen. Aber nun ist für seine Sünde bezahlt worden , so daß Gottes
Segen wieder wirken kann. Gott wird, wie der mosaische Bund dies zeigt,
sein Volk segnen, wenn es nach seinem Wort lebt. Wenn es ihm jedoch
ungehorsam ist, wird er es verfluchen und letztlich aus dem Land Israel
hinauswerfen ( 5Mo 28,15-68 ; bes. V. 49-52.64 ). Nun wird dieser Fluch
als beinahe erfüllt angesehen. Israel kann neu anfangen. Wenn gesagt
wird, daß das Volk doppelte Strafe für alle seine Sünden empfangen hat,
dann soll das nicht andeuten, daß die Strafe über das hinausgegangen
sei, was die Menschen verdient hatten. Vielmehr geht es darum, daß das
Volk nun "ganze" oder "ausreichende" Strafe für alle seine Sünden
erhalten hat (vgl. "doppelt bzw. beides" in Jes 51,19; 61,7 ).
Jes 40,3-5
Eine Stimme (vermutlich - anders als
in V. 6 - die Stimme Jesajas) ruft und mahnt die Menschen, den Weg für
den HERRN (V. 3 ) und seine Herrlichkeit (V. 5 ) zu bereiten . Echte
Propheten waren solche "Stimmen", denn ihre Botschaften waren von Gott.
Sie riefen die Menschen auf, zu Gott zurückzukehren und das Verhältnis
zu ihm zu erneuern. Jeder der vier Evangelisten aus dem NT versteht Jes
40,3 als Weissagung auf Johannes, den Täufer ( Mt 3,1-4; Mk 1,1-4; Lk
1,76-78; Joh 1,23 ). Johannes war ein Prophet in der Wüste , der den Weg
für Jesus Christus vorbereitete und der in der Steppe eine Straße für
ihn gemacht hat (vgl. Mt 3,3 ). Hier, im Buch Jesaja dagegen, befand
sich die ganze Nation in einer Art geistlichen Wüste, und jeder Israelit
mußte für die Ankunft des Herrn und seiner Herrlichkeit geistlich
vorbereitet werden.
Das Erheben der Täler und Erniedrigen
der Hügel war ein bildlicher Vergleich mit Arbeitern, die die Straßen
ebneten, auf denen ein hoher Herr kommen würde, wenn er ein Gebiet
besuchen will. Heute sagt man entsprechend "den roten Teppich
ausrollen". Jesaja damals ruft das Volk Israel auf, die Straßen zu
ebnen, so daß der Herr als Herrscher kommen kann. Alle Propheten haben
diesen Aufruf an das Volk weitergegeben - in ihrem ethischen Verhalten
muß Gerechtigkeit herrschen. Wenn die Herrlichkeit des HERRN
offenbart wird, dann werden alle Völker "geebnet" werden ( Jes 40,5 ).
Jesaja denkt hier an das Tausendjährige Reich, wenn der Herr in seiner
Herrlichkeit offenbar wird, wenn also seine einzigartige Größe überall
sichtbar sein wird. Der Messias wird, wie Jesaja an anderer Stelle
schreibt, leiden. Er wird aber auch in Herrlichkeit erscheinen. Dennoch
war sich Jesaja offensichtlich des zeitlichen Abstandes zwischen diesen
beiden Ereignissen nicht bewußt. Zwar sahen die Jünger Jesu seine
Herrlichkeit ( Joh 1,14 ), aber noch nicht alle Menschen haben sie
gesehen. Im Tausendjährigen Reich dagegen werden wirklich alle Menschen
seine Herrlichkeit sehen, denn der HERR hat es gesagt (vgl. Jes 1,20;
58,14 ). Das Wort des Herrn ist zuverlässig und kann nicht gebrochen
werden.
Jes 40,6-8
Eine zweite Stimme (vgl. V. 3 )
spricht. Diese Stimme ist wohl die Stimme Gottes. Sie gibt den Befehl
(wahrscheinlich an Jesaja) zu predigen (andere Übersetzungen:
"hinauszurufen"). Die Stimme gibt Jesaja den Befehl, den Unterschied
zwischen Mensch und Gott deutlich zu machen. Menschen haben eine
zeitliche Begrenzung und verändern sich. Sie sind wie wildes Gras und
Blumen, die im Frühjahr wachsen, um dann wieder zu verdorren, wenn es
heiß wird (vgl. Ps 37,2; 102,12; 103,15-16 ). Gott dagegen versagt nie,
denn sein Wort bleibt ewiglich . Diese Tatsache kann die Menschen, die
diese Worte in der Gefangenschaft lesen, sehr trösten und ermutigen.
Weil Gottes Wort unveränderlich feststeht, wird sich auch die
Weissagung, daß das Volk wieder in sein Land zurückgebracht werden wird,
ganz sicher erfüllen.
Jes 40,9-11
Vielleicht ist derjenige, der gute
Botschaft an Jerusalem verkündigen soll, ein Mensch, der Jesajas
Botschaft zu überbringen hat (andere Übersetzungen sehen Jerusalem
selbst als Botin an). Der Botschafter soll es laut den Städten in Juda
verkündigen, daß Gott nach Jerusalem kommt (V. 9 ) und sein Volk aus der
Gefangenschaft zurückbringt. Vermutlich dachte Jesaja, daß diese
Rückkehr aus dem Exil direkt in das Tausendjährige Reich einmünden
würde. Andere, später geschriebene Bibelstellen zeigen dagegen die große
Zeitspanne an, die zwischen diesen beiden Ereignissen liegt. Gott wird
zunächst als der gewaltige HERR beschrieben, ein mächtiger, erobernder
König (V. 10 ). Er regiert nicht nur mit Macht, sondern er bringt auch
Beute ( was er sich erwarb ) mit sich. Arm bedeutet Stärke, ein von
Jesaja oft benutztes Bild ( Jes 40,10; Jes 51,5 [zweimal].9; Jes 52,10;
53,1; 59,1.16; 60,4; 62,8; 63,5.12 ). Dann beschreibt Jesaja Gott als
einen guten Hirten (vgl. Ps 23,1; 80,2; Joh 10,11.14; Hebr 13,20; 1Pet
2,25; 5,4 ), der die schwachen und hilflosen Schafe seiner Herde voller
Sorgfalt trägt und führt (vgl. Jer 13,17.20; Mi 4,8; 5,4; 7,14; Sach
10,3 ). Diese beiden Aspekte des Charakters Gottes werden in diesem
zweiten Hauptteil des Buches Jesaja immer wieder betont.
b. Weitere Worte des Trostes: Gott
ist unvergleichlich gross
( 40,12 - 26 )
Die verschiedenen Gesichtspunkte der
Größe und Majestät Gottes, die in diesen Versen aufgezeigt werden,
werden von Jesaja in den nächsten acht Kapiteln mehrfach wiederholt. So
geht es z. B. in Jes 44,24- Jes 45,8 um Gottes Wissen und seine
schöpferische Macht und in Jes 44,6-23 um seine Einzigartigkeit.
(1) Gottes unvergleichliches Wissen
( Jes 40,12-17 )
Jes 40,12-14
Mit fünf rhetorischen Fragen zeigt
Jesaja, daß Gott, als er das Universum schuf (V. 12 ), niemanden zu
seiner Hilfe benötigte (V. 13 - 14 ). Er ist ein solch großer Schöpfer,
daß alle die Wasser der Erde in seiner hohlen Hand gemessen wurden. Mit
der Spanne seiner Hand kann er, im Bild gesprochen, das gesamte große
Sternenall umfassen. Der Staub der Erde könnte in einem seiner Maße
gemessen werden, und die Berge und Hügel, die doch so groß sind, sind im
Vergleich zu ihm so winzig, daß er sie mit einer Waage aufwiegen könnte.
Niemand auf der Erde ist Gott gleich.
In Vers 13 - 14 spricht Jesaja von
dem unbegrenzten Wissen und Können des Herrn. Niemand auf der Erde kann
behaupten, daß er den Herrn in irgend etwas gelehrt hätte. Er braucht
niemand um Rat zu fragen. Wahrscheinlich denkt Jesaja an den
Schöpfungsbericht ( 1Mo 1 ). Gott sprach, und die Schöpfung entstand.
Auch dem Hiob hatte Gott durch viele Fragen gezeigt, daß sein Wissen
nichts war im Vergleich zu dem Wissen Gottes ( Hi 38,2-39,30 ).
Jes 40,15-17
Da Gottes Schöpfung so großartig ist,
sind auch die Völker vor ihm wie nichts (wie ein Tropfen Wasser oder
ein Staubkorn auf einer Waage). Alles Holz und alle Tiere des
fruchtbaren, reich bewaldeten Libanon, nördlich von Israel, wären zu
wenig für ein Opfer, das vor dem großen Gott Bedeutung haben könnte. Die
Völker, die den Herrn nicht kennen, sind vor ihm wertlos und weniger als
nichts.
Jes 40,18-20
(2) Gottes Einzigartigkeit im
Vergleich mit den Götzen ( Jes 40,18-20 )
Voller Ironie schreibt Jesaja über
zwei Götzen - der eine ist von einem Meister aus Metall geschaffen und
dann mit Gold überzogen und mit Silber verziert. Der andere ist von
einem armen Mann aus Holz gemacht und so angefertigt, daß er
nicht wackelt (andere Stellen gegen Götzen sind Jes 41,7; 44,9-20;
45,16.20; 46,1-2.6-7; Ps 115,4-7; 135,15-18; Jer 10,8-16; Hab 2,19 ).
Beide Götzenhersteller benutzen also Material, das Gott geschaffen, und
Fähigkeiten, die ihnen Gott verliehen hat! Gott aber ist keinem Götzen
gleich. Er ist der Schöpfer aller Dinge, auch der Menschen. Gott ist
einzigartig.
Jes 40,21-22
(3) Gottes souveräne Kontrolle über
die Welt ( Jes 40,21-26 )
Gott wacht aus seiner unumschränkten
Machtposition im Himmel über sein geschaffenes Universum. Ihr (dreimal
in V. 21 ) bezieht sich auf die Menschen allgemein. Die erste Frage will
z. B. sagen: "Das weiß doch jeder Mensch!" (vgl. V. 28 ). Der Herr ist
wie ein König, der über dem Kreis (h¹g, "Horizont", der ja kreisförmig
ist; vgl. Hi 26,10; Spr 8,27 ) der Erde und über deren Menschen thront ,
die im Vergleich wie Heuschrecken scheinen. Der Himmel wird wie ein
ausgespanntes Zelt gesehen, in dem Gott leben kann (vgl. Ps 104,2 ).
Jesaja möchte hier nicht Gottes Wohnsitz beschreiben. Er benutzt
vielmehr eine Bildersprache, die seine Leser leicht verstehen können.
Jes 40,23-24
Gott kontrolliert die Geschichte,
indem er Herrscher einsetzt oder wieder absetzt (vgl. Dan 2,21 ). Diese
Wahrheit konnte ein Trost für Jesajas ursprüngliche Leser sein, die
unter der Bedrohung des assyrischen Reiches lebten und zugleich hörten,
daß das babylonische Reich sie in die Gefangenschaft wegführen würde.
Jes 40,25-26
Gott, der mit nichts und niemand
verglichen werden kann (vgl. V. 18 ; Jes 46,5 ), weiß alles über seine
Schöpfung und erhält sie. In seiner Macht schuf, kontrolliert und erhält
er Millionen über Millionen von Sternen, von denen er jeden einzelnen
mit Namen kennt (vgl. Ps 147,4 ). In Jes 40-66 wird Gott häufig als
Schöpfer angesprochen. Vermutlich ist dies eine Polemik gegen die
leblosen Götzen Babylons. Er hat Himmel, Erde, Menschen, Israel und auch
die Dunkelheit geschaffen, und er wird auch den neuen Himmel und die
neue Erde schaffen.
c. Weitere Worte des Trostes: Gott
wacht über sein Volk
( 40,27 - 31 )
Jesajas Leser standen unter der
Bedrohung durch Assyrien. Jahre später lasen die Menschen unter der
Herrschaft eines gottlosen Weltreiches in der babylonischen
Gefangenschaft ebenfalls diese Worte Jesajas. Jesaja ermutigt die
Menschen, immer daran zu denken, daß Gott sich nie zur Ruhe begibt. Er
wacht immer über seinem Volk.
Jes 40,27
Gottes Volk soll niemals denken, daß
er es vergessen habe. Jakob und Israel sind Synonyme für die 12 Stämme.
In Kapitel 40 - 49 benutzt Jesaja diese beiden Worte 16mal nebeneinander
( Jes 40,27; 41,8.14; 42,24; 43,1.22.28; 44,1.5.21.23; 45,4; 46,3; 48,1;
49,5-6 ). Zwar sind die Menschen des Nordreiches bereits nach Assyrien
weggeführt worden, aber Gott wacht immer noch über die wenigen
Gläubigen, die ihm treugeblieben sind. Sein Bundesvolk darf niemals
denken, daß Gott es nicht sieht oder nicht an es denkt.
Jes 40,28-31
Zu der Frage Weißt du nicht ? vgl. die Anmerkungen zu Vers 21 . Da Gott, anders als die heidnischen Götzen, ewig ist und der Schöpfer niemals müde wird (V. 28 ), kann er denen Kraft geben, die müde oder schwach geworden sind (V. 29 - 31 ). Unter Jesajas ursprünglichen Lesern waren solche, die auf den HERRN hoffen , Gläubige, die Gott treu geblieben sind. Sie werden diejenigen sein, die wieder zurückgebracht werden. Für seine Leser in der Gefangenschaft sprach Jesaja vermutlich von einer nationalen Erneuerung, wenn die Gefangenen freigelassen und in ihr Land zurückkehren werden. Wenn sie auch in der Gefangenschaft müde geworden sind, wird der Herr ihnen doch helfen, alles zu ertragen und wie Adler aufzufliegen, gefühlsmäßig und geistlich. |