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Jesaja  Walvoord Übersicht für Youtube

Jesaja  36 bis 40  John A. Martin


Jesaja 36-40 mit jeweils etwa 15 Schlagworten:

Jesaja 36

  1. Sanherib: Der König von Assyrien, Sanherib, greift Juda an.
  2. Rabschake: Der Feldhauptmann Rabschake spricht zu Juda.
  3. Hiskia: Hiskia, der König von Juda.
  4. Belagerung: Jerusalem wird belagert.
  5. Drohungen: Rabschake droht mit Zerstörung.
  6. Volk auf der Mauer: Das Volk steht auf der Mauer.
  7. Sprache des Volkes: Rabschake spricht die Sprache des Volkes.
  8. Vertrauen auf Ägypten: Rabschake spottet über Judas Vertrauen auf Ägypten.
  9. Gottes Macht: Rabschake verachtet Gottes Macht.
  10. Nicht auf Gott vertrauen: Rabschake versucht, das Volk zu überzeugen, nicht auf Gott zu vertrauen.
  11. Gefangenschaft: Rabschake droht mit Gefangenschaft.
  12. Gotteslästerung: Rabschake lästert Gott.
  13. Angst: Das Volk hat Angst.
  14. Bote an Hiskia: Boten bringen Hiskia die Nachricht.
  15. Gebet: Hiskia betet zu Gott.

Jesaja 37

  1. Hiskia betet: Hiskia betet zu Gott um Hilfe.
  2. Jesajas Zuspruch: Jesaja spricht Hiskia zu.
  3. Sanheribs Brief: Hiskia erhält einen Brief von Sanherib.
  4. Gottes Gericht: Jesaja prophezeit Gottes Gericht über Sanherib.
  5. Jerusalem wird nicht fallen: Jesaja prophezeit, dass Jerusalem nicht fallen wird.
  6. Rückzug Sanheribs: Sanherib wird zurückkehren.
  7. Gottes Zorn: Gottes Zorn über Sanherib.
  8. Gottes Macht: Gottes Macht über Sanherib.
  9. Engel des Herrn: Der Engel des Herrn tötet viele im assyrischen Heer.
  10. Sanheribs Tod: Sanherib wird ermordet.
  11. Errettung Jerusalems: Jerusalem wird errettet.
  12. Gottes Antwort: Gott antwortet auf Hiskias Gebet.
  13. Demütigung Sanheribs: Sanherib wird gedemütigt.
  14. Gottes Treue: Gottes Treue zu seinen Versprechen.
  15. Hiskia's Demut: Hiskias Demut vor Gott.

Jesaja 38

  1. Hiskias Krankheit: Hiskia wird todkrank.
  2. Gebet um Heilung: Hiskia betet um Heilung.
  3. Gottes Antwort: Gott antwortet und verspricht Heilung.
  4. Zeichen der Heilung: Gott gibt ein Zeichen für Hiskias Heilung.
  5. Schatten auf der Sonnenuhr: Der Schatten auf der Sonnenuhr geht zurück.
  6. Danklied Hiskias: Hiskia singt ein Danklied.
  7. Grube des Verderbens: Hiskia spricht von der Grube des Verderbens.
  8. Gottes Gnade: Gottes Gnade und Barmherzigkeit.
  9. Verlängerung des Lebens: Hiskia erhält 15 Jahre Lebenszeit.
  10. Babylonische Gesandtschaft: Gesandte aus Babylon besuchen Hiskia.
  11. Hiskia zeigt Reichtümer: Hiskia zeigt den Gesandten seine Reichtümer.
  12. Jesajas Warnung: Jesaja warnt Hiskia.
  13. Gefangenschaft in Babylon: Jesaja prophezeit die Gefangenschaft in Babylon.
  14. Gottes Zorn: Gottes Zorn über Juda.
  15. Hiskia's Fehler: Hiskias Stolz und Fehler.

Jesaja 39

  1. Merodach-Baladan: Merodach-Baladan, der König von Babel, schickt Gesandte.
  2. Brief und Geschenk: Die Gesandten bringen einen Brief und ein Geschenk.
  3. Hiskia zeigt Reichtümer: Hiskia zeigt den Gesandten seine Reichtümer.
  4. Jesajas Frage: Jesaja fragt Hiskia nach dem Besuch.
  5. Jesajas Prophezeiung: Jesaja prophezeit die Gefangenschaft in Babylon.
  6. Wegführung nach Babylon: Die Schätze und Söhne Hiskias werden nach Babylon geführt.
  7. Gottes Zorn: Gottes Zorn über Juda.
  8. Urteil: Gottes Urteil über Hiskia und Juda.
  9. Gottes Offenbarung: Gottes Offenbarung durch Jesaja.
  10. Hiskia akzeptiert Urteil: Hiskia akzeptiert das Urteil.
  11. Frieden und Wahrheit: Hiskia wünscht Frieden und Wahrheit für seine Zeit.
  12. Stolz: Hiskias Stolz wird angedeutet.
  13. Politik: Hiskias politische Fehler.
  14. Vergänglichkeit: Die Vergänglichkeit weltlicher Reichtümer.
  15. Gottes Souveränität: Gottes Souveränität wird bekräftigt.

Jesaja 40

  1. Trost: Trost für das Volk Gottes.
  2. Vergebung: Vergebung der Sünden.
  3. Weg des Herrn: Bereitet den Weg des Herrn.
  4. Tal wird erhöht: Jedes Tal soll erhöht werden.
  5. Berg wird erniedrigt: Jeder Berg und Hügel soll erniedrigt werden.
  6. Herrlichkeit des Herrn: Die Herrlichkeit des Herrn wird offenbart.
  7. Alles Fleisch ist Gras: Die Vergänglichkeit des Menschen.
  8. Wort Gottes besteht ewig: Die Beständigkeit von Gottes Wort.
  9. Guter Hirte: Gott als guter Hirte.
  10. Trost für Jerusalem: Trost für Jerusalem.
  11. Gottes Größe: Gottes Größe und Macht.
  12. Gottes Weisheit: Gottes unergründliche Weisheit.
  13. Gottes Hilfe: Gottes Hilfe für die Schwachen.
  14. Adlerflügel: Die Hoffnung der Erneuerung wird mit Adlerflügeln verglichen.
  15. Gottes Herrschaft: Gottes ewige Herrschaft.


 

G. Geschichtliches Zwischenspiel: Juda wird in Gefangenschaft sein

( Jes 36-39 )

 

Der historische Bericht in diesen Kapiteln dreht sich um zwei Ereignisse, die für das richtige Verständnis der Theologie Jesajas und der Geschichte Israels entscheidend wichtig sind. Daserste Ereignis ist die assyrische Bedrohung, die Gott durch ein Wunder abwendet. Dieses Geschehen ist sozusagen der Höhepunkt der Argumentation des Jesaja in den Kapiteln 1 - 35. Jesaja hatte in diesen Kapiteln ja behauptet, daß Gott die Assyrer nach Juda gebracht habe als Strafe für die Sünden Judas und als ein Mittel, die Menschen wieder zu ihm zurückzuführen. Aber er hatte auch vorhergesagt, daß Jerusalem nicht unter der assyrischen Belagerung zerbrechen und daß Gott durch ein Wunder das assyrische Heer wegen deren Stolz vernichten werde.

Das zweite Ereignis ( Jes 38-39 ) berichtet von dem Ungehorsam Hiskias, als dieser durch Gott von einer tödlichen Krankheit geheilt worden war, dann aber zuließ, daß Stolz in sein Herz einkehrte. Dieses Ereignis dient als Grundlage für die Kapitel 40 - 66 , die von der Befreiung nach der babylonischen Gefangenschaft sprechen, die in Jes 39,5-8 vorausgesagt wird.

 

 

1. Gottes Erhabenheit über Assyrien

( Jes 36-37 )

 

Diese Kapitel wurden vermutlich vor 2Kö 18-19 und 2Chr 32,1-23 geschrieben, in denen es um die gleichen historischen Ereignisse geht. Jesaja möchte Hiskia als einen Mann zeigen, der Gott vertraute und der durch den allmächtigen Gott auf wunderbare Weise vor der assyrischen Bedrohung gerettet wurde. Es geht darum, daß Gott sein Wort erfüllen kann und es auch tut. Oft hatte er den Menschen gesagt, daß die Assyrer besiegt würden. Nun erfüllen sich diese Verheißungen.

 

 

a. Sanherib bedroht Jerusalem

( 36,1 - 37,4 )

 

Die Assyrer hielten sich selbst für unbesiegbar. Sie waren überzeugt, daß der Gott Israels nicht anders sei als irgendein anderer Gott eines der Länder, die sie auf ihrem Zug in Richtung Westen bisher besiegt hatten. Jesaja zeigt in Jes 36,1-37,4 den Stolz der Assyrer und wie diese Arroganz das Gericht Gottes über sie hervorruft (vgl. Jes 10,15-19 ).

(1) Die Situation ( Jes 36,1-3 )

 

 

Jes 36,1-3

 

Dieser Angriff geschah 701 v. Chr. Es war im vierzehnten Jahr von Hiskias Alleinherrschaft (vgl. 2Kö 18,13 ), die 715 begann. Manche Ausleger meinen, daß Sanherib mehrere Angriffe gegen Jerusalem geführt habe, aber das außerbiblische Material scheint diese Ansicht nicht zu unterstützen. Sanherib rühmt sich, 46 befestigte Städte in Juda eingenommen zu haben. Vom Norden her kommend, zog er entlang der Küste südwärts und besiegte (neben anderen Städten) Aphek, Timna, Ekron und Lachisch. Von Lachisch als Stützpunkt aus griff er verschiedene andere Städte an. Von hier aus sandte er auch ein großes Heer gegen Jerusalem, um dieses zu belagern und zur Aufgabe zu zwingen.

Der assyrische Heerführer hielt an der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße bei dem Walker-Acker . Dies ist nicht nur eine geographische Angabe, sondern sie hat auch theologische Bedeutung. An genau derselben Stelle hatte sich Ahas der Bedrohung durch das aramäisch-israelitische Bündnis gegenüber gesehen ( Jes 7,3 ). Hier hatte Jesaja Ahas gesagt, daß er diesen Feinden nicht unterliegen, sondern daß Gott sie befreien werde. Aber Ahas wollte dem Mann Gottes nicht glauben. Nun sah sich Hiskia der gleichen Botschaft der Befreiung durch den gleichen Mann Gottes gegenüber. Diese geographische Angabe erhöht noch die Spannung, ob Hiskia dem Wort Gottes glauben wird. Eljakim, Schebna und Joach wurden ausgewählt (vgl. Jes 22,20; 36,11.22; 37,2 ), um mit den Assyrern zu verhandeln. Diesen Männern, die alle drei in hohen Ämtern saßen, vertraute Hiskia.

 

 

Jes 36,4-7

 

(2) Der Spott des Hauptmannes ( Jes 36,4-10 )

 

Der Feldhauptmann war der assyrische Vertreter. Nach 2Kö 18, 17 wurde er von zwei weiteren führenden Männern begleitet. (MancheÜbersetzungen haben statt "Feldhauptmann" den Namen "Rabschake", als wäre dieses Wort ein Eigenname. Dies ist aber wohl nicht richtig.) Seine höhnenden Worte sind charakteristisch für die Haltung des gesamten assyrischen Weltreiches. Er sprach hier im Namen des Königs und fragte die Bewohner Jerusalems, auf wen sie in bezug auf den Sieg vertrauen ( Jes 36,4-5 ). Auf Ägypten zu vertrauen wäre, als wolle man sich auf einen zerbrochenen Rohrstab stützen - es würde nichts nützen, sondern im Gegenteil sogar schaden. Interessant ist, daß Jesaja genau dasselbe über die Ägypter gesagt hatte. Alles sprach gegen das Volk von Jerusalem, das keine Möglichkeit hatte zu entkommen, denn Tausende feindlicher Truppen hatten die Stadt umlagert.

Dann erklärte der Hauptmann, daß es töricht sei, auf Gott zu vertrauen (V. 7 ). Offensichtlich hatte der Mann von den Teilreformen Hiskias gehört ( 2Kö 18; 2Chr 31 ), in denen er (Hiskia) die Höhen, Stätten des Götzendienstes auf verschiedenen Hügeln in Juda, wegnehmen ließ. Vermutlich hatte der Hauptmann die Situation nicht richtig verstanden, denn er hatte wohl gedacht, daß Hiskia sich nicht mehr auf Gott verließe, weil er viele Altäre abgerissen und nur den einen Altar in Jerusalem stehengelassen hatte.

 

 

Jes 36,8-10

 

Für den Hauptmann gab es nur eine vernünftige Reaktion Jerusalems - die Kapitulation. In seinem Spott bot er an, den Juden 2000 Pferde zu geben, wenn sie die entsprechenden Reiter finden würden, die auf ihnen kämpfen könnten. Aber nicht einmal jene 2000 wären in der Lage, auch nur gegen einen niederen assyrischen Offizier zu bestehen. Zum Schluß behauptete der Hauptmann, daß der Herr ihm den Auftrag gegeben habe, Juda zu zerstören. Dies sollte die Menschen zutiefst erschrecken. Sie sollten denken, daß Gott sich wirklich gegen sie gerichtet habe. Aber natürlich hatte Jesaja gesagt, daß Jerusalem nicht den Assyrern in die Hände fallen werde. Diese Aussage des Hauptmannes war offensichtlich falsch.

 

Jes 36,11-12

 

(3) Die Herausforderung des Hauptmannes ( Jes 36,11-20 )

 

Die drei Unterhändler der Juden (vgl. V. 3 ) erkannten den Ernst ihrer Lage. Sie baten darum, daß die Verhandlungen nicht in hebräisch , sondern in aramäisch geführt würden. Aramäisch war in jenen Tagen eine weitverbreitete diplomatische Sprache. Es ist dem Hebräischen ähnlich. Aber dennoch ist der Unterschied so groß, daß viele Menschen aus dem Volk Schwierigkeiten gehabt hätten, den Gang der Verhandlungen in aramäisch zu verfolgen. Die drei Verhandlungsführer hatten Sorge, daß Panik in der Stadt entstehen könnte, wenn die Menschen die Bedingungen der Assyrer in hebräisch hören und verstehen würden. Aber der Hauptmann lehnte diesen Wunsch ab und erklärte, daß er zu jedem Juden reden wolle, der in der Nähe sei, nicht nur zu den drei Unterhändlern. So sicher war sich der Hauptmann des assyrischen Sieges, daß er erklärte, die Bewohner Jerusalems würden während der Belagerung ihre eigenen Exkremente essen und trinken müssen.

 

 

Jes 36,13-20

 

Laut rief der assyrische Hauptmann nun den Menschen in hebräisch zu, daß sie sich nicht von Hiskia verführen lassen sollten und denken, der Herr würde sie befreien (V. 13 - 15 ). Dann ließ er sie wissen, daß Sanherib ihnen in einem anderen Land ein gutes Leben verspräche (V. 16 - 17 ). Und noch einmal ermahnte er sie, sich nicht von Hiskia verführen zu lassen (vgl. V. 13 - 15 ), denn auch die Götter der anderen Völker seien nicht in der Lage gewesen, diese zu retten (V. 18 - 20 ).

Hamat und Arpad lagen in Aram. Wo Sefarwajim lag, ist unsicher, aber vermutlich in der Nähe von Hamat und Arpad. Hamat und Sefarwajim gehörten zu jenen Städten, aus denen Menschen geholt wurden, um Samarien nach dessen Fall wieder zu bevölkern ( 2Kö 17,24 ). Der Hauptmann führte schließlich noch ins Feld, daß ja auch Samarien keine Hilfe von seinem Gott erlebt habe (es war 21 Jahre vorher in die Hände der Assyrer gefallen, 722 v. Chr.). Warum also sollten die Menschen von Jerusalem damit rechnen, daß Gott sie beschützen werde?

 

Jes 36,21-22

 

(4) Die Reaktion des Volkes ( Jes 36,21-22 )

 

Obwohl sie ganz gewiß voller Furcht waren, folgten die Menschen den Anweisungen Hiskias und antworteten nicht auf den Spott des assyrischen Sprechers. Eljakim, Schebna und Joach (vgl. V. 3.11 ) berichteten Hiskia, was der Hauptmann gesagt hatte . Ihre Kleider hatten sie zerrissen, ein Zeichen der Verzweiflung und/oder Trauer (vgl. Jes 37,1; 1Mo 37,29; Jos 7,6; 2Kö 11,14; 19,1; 22,11; Hi 1,20; 2,12 ).

 

 

Jes 37,1-2

 

(5) Hiskias Glaube ( Jes 37,1-4 )

 

Auch Hiskia zerriß wie die Unterhändler seine Kleider . Er war bestürzt angesichts der assyrischen Bedrohung, aber auch weil der Name des Herrn in den Schmutz gezogen worden war. Auch das Anziehen von Sackleinen zeigt seine Trauer (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,24 ). Dann ging Hiskia in Vertrauen und Abhängigkeit von Gott in den Tempel des HERRN . Er machte damit symbolisch deutlich, daß das Volk nun nichts anderes tun könne - seine Zukunft hing ganz und gar von Gott ab. Er sandte auch seine führenden Männer Eljakim und Schebna zusammen mit den führenden Priestern zu Jesaja . Warum Joach (vgl. Jes 36,3.11.22 ) hier nicht erwähnt wird, ist unbekannt.

 

 

Jes 37,3-4

 

Die Männer berichteten Jesaja die Situation, baten um ein Wort vom Herrn, der die Assyrer strafen möge, und baten dann den Propheten, für sie zu beten. Hiskia erkannte damit an, daß der Herr durch Jesaja sprach. Dies steht im Gegensatz zu der Haltung von Ahas ( Jes 7 ), als sich dieser 33 Jahre vorher (734 v. Chr.) einer nationalen Bedrohung gegenübergesehen hatte. Die führenden Männer Jerusalems benutzten in ihrem Bericht an Jesaja dessen Bild der Bedrängnis (aus Jes 26,17-18 ) einer Frau, die ein Kind gebären soll, die aber keine Kraft dazu hat und bei der Geburt sterben muß.

 

 

b. Jesajas Antwort von Gott

( 37,5 - 7 )

 

Jes 35,5-7

 

Jesaja sagt den Boten in seiner kurzen Antwort von dem Herrn zunächst einmal, daß sie sich vor den Assyrern nicht fürchten sollten. Gott habe gehört, daß diese ihn geschmäht haben (vgl. V. 4 ). Dann erklärt der Prophet, daß der assyrische König nach Hause zurückkehren und dort getötet werden würde (die Erfüllung dieser Weissagung finden wir in V. 36-38 berichtet).

 

 

c. Gott schlägt die Assyrer

( 37,8 - 38 )

 

Jes 37,8-13

 

Sanherib war von Lachisch abgezogen und nun in Libna , etwa acht Kilometer nördlich von Lachisch. Er hatte gehört, daß Tirhaka kommen werde, um Juda in seinem Kampf gegen Assyrien zu unterstützen. Tirhaka wird der König von Kusch genannt. Kusch liegt im Süden von Ägypten, dessen König zu jener Zeit auch über Ägypten herrschte. Im Jahr 701 war Tirhaka Oberbefehlshaber der Armee. König wurde er erst 690. Aber da er König war, als Jesaja diese Kapitel niederschrieb, nennt er ihn auch König.

Noch einmal ließ Sanherib Hiskia wissen, daß die Götter anderer Völker nicht in der Lage gewesen seien, ihnen gegen die Assyrer zu helfen (vgl. Jes 36,18-20 ). Gosan , eine Stadt an dem Fluß Habor, war etwa 100 Jahre vorher von den Assyrern eingenommen worden. Haran , eine Stadt in Aram, war damals eine assyrische Festung. Rezef , ebenfalls eine aramäische Stadt, war ebenfalls vor ungefähr 100 Jahren erobert worden. Eden lag vermutlich in Nord-Mesopotamien und bezeichnet vielleicht ein Gebiet, in dem Telassar eine Stadt war. (Zu Hamat, Arpad und Sefarwajim vgl. die Anmerkungen in Jes 36,19 .) Wo Hena lag, wissen wir nicht. Auch Awa können wir nicht genau lokalisieren. Es könnte jedoch in der Nähe von Babylon gewesen sein.

 

 

Jes 37,14-20

 

Nachdem Hiskia den Brief von Sanherib empfangen und gelesen hatte, ging er in den Tempel und betete dort im Vertrauen auf Gott (vgl. V. 1 ). Er legte die ganze Sache in Gottes Hand (V. 14 ) und erflehte Gottes Aufmerksamkeit (obwohl er sich natürlich darüber im klaren war, daß Gott alles bereits wußte). Der König begann sein Gebet mit einem Lob (V. 15 - 16 ). Er wandte sich an Gott als den Gott Israels und rief so das besondere Bundesverhältnis zwischen Israel und dem Herrn in Erinnerung. Daß Gott zwischen den Cherubim thront , bezieht sich auf seine Gegenwart im Tempel in Jerusalem und damit inmitten seines Volkes ( 1Kö 8,10-13 ). (Zu den Cherubim vgl. den Kommentar zu 1Kö 6,23 .) Der Herr ist aber nicht nur der Gott Israels, sondern er herrscht auch über alle Königreiche dieser Erde , zu denen auch Assyrien gehörte! Und Gott ist auch der Schöpfer aller Dinge.

Dann bat Hiskia Gott, um seiner Ehre und Herrlichkeit willen einzugreifen, damit die anderen Völker erkennen würden, daß er, der Herr Israels, der wahre Gott sei ( Jes 37,17-20 ). Hiskia bat um die Befreiung von den Assyrern, damit jedes Volk überall Gottes Allmacht erkennen könnte.

 

 

Jes 37,21-35

 

Als Antwort auf das Gebet Hiskias sandte der Herr durch Jesaja die Botschaft an ihn, daß Assyrien besiegt werden würde (vgl. die erste Antwort Gottes in V. 6 - 7 ). Diese Botschaft bestand aus drei Teilen.

Als erstes machte Gott deutlich, daß die Assyrer wieder nach Hause zurückkehren würden (V. 21 - 29 ). Jerusalem ( die Tochter Zion ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,8; 47,1 ) wird Befreiung erleben, denn Assyrien wird fliehen (vgl. Jes 37,7 ). Das Blatt wird sich wenden, und Zion wird über Assyrien spotten (V. 22 ). Dies wird die Antwort auf das Gebet Hiskias sein (V. 21 ) und zugleich eine Strafe für die Gotteslästerung (V. 23 - 24 ; vgl. Jes 36,20; 37,4.17 ) und den Stolz der Assyrer ( ich und mein werden alleine in den Versen 24.25 viermal benutzt). Sanherib behauptete, die besten und größten Zedern und Pinien auf den Höhen (Bergen und Hügeln) des Libanon gefällt zu haben (vgl. Jes 10,34 ). Dies könnte sich entweder auf seine Eroberung des Libanon beziehen, oder es könnte bildlich bedeuten, daß er die führenden Völker jener Zeit besiegt habe. Er behauptete auch, daß er Ägypten erobert habe, obwohl es nicht sicher ist, ob er überhaupt jemals nach Ägypten hineingekommen ist. Aber er hatte das ägyptische Heer im Gebiet der Philister geschlagen. All diese Erfolge hatte er nur, weil der Herr es ihm zuließ, weil der Herr es so bereitet hatte. Die Völker, die Sanherib erobert hatte, waren schwach und wie Gras auf den flachen Hausdächern (vgl. Ps 129,6 ), das frühzeitig durch die Sonne verdorrt. Nun aber wird der Herr, der Sanheribs Toben kennt, ihn wieder in sein Land bringen, so, als würde er wie ein Tier geführt ( Jes 37,29 ), in Unehre also. Das Bild des Tieres ist sehr treffend, denn die Assyrer waren dafür bekannt, ihre Gefangenen an Haken in der Nase nach Hause zu führen.

Als zweites versicherte Gott Hiskia, daß ein Überrest bleiben (V. 30 - 32 ) und das Leben wie gewohnt weitergehen werde. In den nächsten beiden Jahren wird das Leben schwer werden, weil es gilt, die Landwirtschaft wieder neu in Gang zu bringen, aber im dritten Jahr (solange dauert es gewöhnlich, bis ein Weinberg beginnt, Trauben zu tragen) wird die Ernte wieder überreich sein. Der Herr wird dies in seinem Eifer für Juda tun.

Drittens schließlich richtete sich diese Botschaft direkt an den König von Assyrien (V. 33 - 35 ). Gott erklärt, daß er seinen Fuß nicht in die Stadt Jerusalem setzen und nicht einmal einen Wall gegen sie aufschütten werde. Er werde nach Hause zurückkehren müssen, weil Gott selbst die Stadt Davids schützen werde.

 

 

Jes 37,36-38

 

Der Bericht über die Vernichtung des assyrischen Heeres (von Jesaja in Jes 30,27-33; 31,8-9; 33,1.18-19 ) ist nur knapp gehalten und wird in drei Versen berichtet. Die nächtliche Niederlage kam nicht durch die Hand eines Feindes, sondern durch den Engel des HERRN , der 185 000 Soldaten tötete. Dieser Engel könnte der präexistente Christus gewesen sein (vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,7 ). Allerdings sind sich die Ausleger hierin nicht einig. Sanherib wurde zwanzig Jahre später (681 v. Chr.) durch zwei seiner Söhne ermordet.

 

 

2. Judas Gefangenschaft in Babylon

( Jes 38-39 )

 

In diesen Kapiteln geht es um ein aufschlußreiches Ereignis im Leben Hiskias. Obwohl Gott den König durch ein Wunder geheilt hatte, führte sein Stolz das Volk in den Untergang. In Kapitel 36 - 37 wird uns Hiskia als Mann des Glaubens gezeigt, hier dagegen wird er zum Mann des Stolzes. Wir finden den Bericht über dieses Ereignis auch in 2Kö 20 .

 

 

a. Hiskias Heilung von seiner Krankheit

( 38,1 - 8 )

 

(1) Jesajas Weissagung über den Tod Hiskias ( Jes 38,1 )

 

 

Jes 38,1

 

Aus Vers 6 wird deutlich, daß die Krankheit Hiskias zeitlich vor der Belagerung Jerusalems durch Sanherib anzusetzen ist ( Jes 36-37 ). Merodach-Baladan, der in Jes 39,1 erwähnt wird, regierte von 721 bis 710 und noch einmal neun Monate lang in den Jahren 703 bis 702 v. Chr. (er regierte also vor dem Angriff Judas durch Sanherib im Jahr 701). Chronologisch liegen daher die Geschehnisse in Kapitel 38 - 39 vor denen in Kapitel 36 - 37 . Dennoch ordnet Jesaja diese Kapitel hier ein, da Hiskias Verhalten zu der Weissagung über das babylonische Exil geführt hat. Auf diese Weise bereiten sie die Kapitel 40 - 66 direkt vor. Hiskias Krankheit war offensichtlich ein Geschwür ( Jes 38,21 ). Jesaja ließ ihn wissen, daß er sterben werde.

 

 

Jes 38,2-3

 

(2) Hiskias Gebet um ein längeres Leben ( Jes 38,2-3 )

 

Hiskia betete nicht ausdrücklich um ein längeres Leben, aber diese Bitte wird aus dem Gebet heraus dennoch deutlich. Viele Ausleger kritisieren Hiskia wegen dieser Bitte. Sie vergessen dabei, daß der Selbsterhaltungstrieb wohl in jedem Menschen steckt. Hiskia bat den Herrn, daß er sich an die guten Dinge erinnern möge, die er als König getan habe (vgl. 2Kö 18,5-8 ).

 

 

Jes 38,4-6

 

(3) Gottes Antwort an Hiskia ( Jes 38,4-6 )

 

Gott ließ dem König durch Jesaja sagen, daß er ihm noch einmal fünfzehn weitere Jahre schenken werde. Da Hiskia im Jahr 686 v. Chr. starb, muß die Krankheit 701 v. Chr. aufgetreten sein (vgl. die Tabelle "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 ). Gott ließ Hiskia wissen, daß er es nicht zulassen werde, daß die Assyrer Jerusalem einnehmen würden. Diese Tatsachen waren für Hiskia ein großer Trost.

 

 

Jes 38,7-8

 

(4) Gottes Zeichen ( Jes 38,7-8 )

 

Gott bestätigte seine Verheißung an Hiskia durch ein Zeichen (vgl. die Anmerkungen zu V. 22 ). Offensichtlich gab es am Königshof eine Sonnenuhr . Wenn die Sonne nach Westen zog, bewegte sich ein Schatten über diese Sonnenuhr, so daß man die jeweilige Tageszeit bestimmen konnte. Ahas hatte ein Zeichen vom Herrn abgelehnt. Nun erhielt sein Sohn Hiskia auf einer Sonnenuhr, die nach Ahas benannt war, ein solches Zeichen. Es ist uns nicht bekannt, wie dieses Wunder der rückwärtsgehenden Sonnenuhr bewirkt wurde. Es ist denkbar, daß die Erdrotation umgekehrt, oder auch daß die Sonnenstrahlen auf irgendeine Weise umgeleitet wurden.

 

 

b. Hiskias Dankeslied

( 38,9 - 20 )

 

(1) Hiskias Aussage über seinen Zustand ( Jes 38,9-15 )

 

 

Jes 38,9-15

 

Nachdem Hiskia geheilt worden war, schrieb er ein Lied, um seinen Dank gegenüber Gott zum Ausdruck zu bringen. Seine Krankheit war, so sagt er, in der Mitte seines Lebens aufgetreten. Der Tod wird hier dargestellt, als hätte er Tore, durch die ein Mensch in ihn eintritt (vgl. Hi 38,17; Ps 9,14 ). Wenn Hiskia behauptet, daß er im Tod den HERRN nicht sehen wird, bedeutet dies nicht, daß er keine Hoffnung auf den Himmel hat. Wahrscheinlich soll damit gesagt werden, daß er sich dann nicht mehr Gottes Segen in diesem Leben erfreuen könnte. Er wäre ohne Freunde ( Jes 38,11 ), wenn seine Hütte (sein Körper) abgebrochen würde. Durch den Tod wäre er abgeschnitten wie ein Faden, der von einem Weber durchtrennt wird. Er hatte gehofft, es würde besser werden mit ihm (V. 13 ), aber es war nur schlimmer geworden (V. 13 - 14 ). Seine Krankheit war, als würde Gott wie ein Löwe ihm alle seine Knochen zerbrechen, ein Bild, das seine tiefe innere Verzweiflung deutlich macht. Seine Schmerzensschreie waren wie die Schreie eines Vogels und sein Klagen wie das Gurren einer Taube (vgl. Jes 59,11; Nah 2,8 ). Hiskia erkennt, daß diese Erfahrung ihn demütigen sollte, denn es war ja Gott gewesen, der diese Krankheit über ihn gebracht hatte.

 

 

Jes 38,16-20

 

(2) Hiskia bekräftigt, daß Gott seine Stärke ist ( Jes 38,16-20 )

 

Hiskia ist voller Dank dafür, daß Gott ihn zur Gesundheit zurückgebracht hat. Nach diesem Erleben kann er sehen, daß es in Wirklichkeit nur zu seinem Besten dient, was geschehen ist (V. 17 ; vgl. Röm 8,28 ). Er begreift, daß Gottes Liebe ihm gilt und daß Gott ihn nicht nach dem bestraft, was er durch seine Sünden verdient hätte. Wenn er sagt, daß die Toten den HERRN nicht preisen ( Jes 38,18 ), will er damit nicht das Leben nach dem Tod leugnen. Er meint nur, daß die Aktivitäten dieses Lebens und auch der Dienst, den wir auf der Erde für Gott tun, dann aufhören ( Ps 30,10 ). Jetzt aber, so macht Hiskia deutlich, wo er am Leben ist, wird er nicht aufhören, die Treue des Herrn zu verkündigen ( Jes 38,19 ). Weil der Herr ihn geheilt hat, wird er, der König, ihm im Tempel ein Lied singen.

 

 

c. Hiskias Heilung

( 38,21 - 22 )

 

Jes 38,21-22

 

In der Parallelstelle in 2. Könige finden sich diese beiden Verse vor dem Bericht über das Zeichen (siehe 2Kö 20,7-9 ). Gott benutzt ein Pflaster von getrockneten Feigen (eine damals übliche medizinische Anwendung bei Geschwüren), das auf das Geschwür gelegt wurde, um die Heilung herbeizuführen. Dies ist eine Heilung, die durch eine Kombination aus Gebet, Medizin und dem Wirken Gottes eintrat. Hiskias Frage Was ist das Zeichen? ist nicht auf fehlenden Glauben zurückzuführen. Eigentlich war sie genau das Gegenteil. Weil er an seine Heilung glaubte, bat er Gott um eine Bestätigung seines Wortes.

 

 

d. Jesaja kündigt die Gefangenschaft an

( Jes 39 )

 

Jes 39,1

 

Merodach-Baladan sandte Boten aus Babel zu Hiskia mit Briefen und einem Geschenk. Offensichtlich kamen sie, um dem König zu seiner Genesung zu gratulieren. Aber wahrscheinlich hatten sie noch andere Gründe. Merodach-Baladan ist niemand anders als Marduk-apal-iddina, der Eroberer (vgl. die Anmerkungen zu Jes 21,1-10 ). Zweimal hatte er versucht, sich von dem assyrischen Weltreich zu lösen, und es war ihm schließlich gelungen, die Stadt Babel einzunehmen. Nach seiner zweiten Regierungszeit (von neun Monaten in den Jahren 703 - 702 v. Chr.) wurde er von Sanherib abgesetzt und ging nach Elam. Von dort aus (noch immer als der König von Babel bekannt) versuchte er, ein Bündnis mit anderen Völkern zu schließen, um das assyrische Joch abzuwerfen. Ohne Zweifel hatte auch dieser freundliche Besuch nach der Krankheit von König Hiskia das Ziel, den König von Juda für ein solches Bündnis gegen Assyrien zu gewinnen. Dies macht Hiskias Verhalten noch schlimmer, denn Jesaja hatte ja vorausgesagt, daß Gott Assyrien benutzen werde, um dieses ganze Gebiet zu bestrafen ( Jes 10 ). Der Besuch war eine Art Test Gottes an Hiskias Herz ( 2Chr 32,31 ). Merodach-Baladans Besuch ging der Belagerung Jerusalems im Jahr 701 voraus (offensichtlich war der Tribut an Sanherib noch nicht bezahlt, bei dem ein Teil der Schätze Jerusalem verließ; 2Kö 18,16 ). Man kann diese drei Ereignisse, die wohl alle 701 v. Chr. stattfanden, in folgende zeitliche Reihenfolge bringen: Hiskias Krankheit, Merodach-Baladans Besuch, Sanheribs Angriff.

 

 

Jes 39,2

 

Voller Stolz zeigte Hiskia den babylonischen Boten alles, was in seinen Lagern im Palast und im Königreich wertvoll war. Hiskia benahm sich dabei offenbar so, als würden alle diese Reichtümer ihm selbst und nicht Gott gehören. Er dachte ohne Zweifel, daß er die babylonischen Gesandten beeindrucken könnte. Sie dachten vermutlich eher daran, daß Hiskia große Mengen an Geld zu dem Kampf gegen Assyrien beisteuern könnte.

 

 

Jes 39,3-7

 

Als Jesaja von dem Besuch der ausländischen Boten hörte, fragte er Hiskia, was sie gesagt hätten und woher sie gekommen seien. Auf die zweite Frage antwortete der König, die erste ließ er unbeantwortet. Als der Prophet erfuhr, daß Hiskia ihnen alle seine Reichtümer gezeigt hatte, gab ihm Jesaja eine zweifache Gerichtsweissagung. Erstens wird der Reichtum des Königs nach Babylon weggeführt werden. Zu dieser Zeit war dies eine erstaunliche Aussage, denn die große Bedrohung war Assyrien, nicht Babylon. Die babylonischen Boten waren von einer rebellierenden Macht gekommen, die sich auf der Flucht befand, und die schon zum wiederholten Mal besiegt worden war. Die zweite Weissagung ist, daß einige von den Nachkommen des Königs gezwungen werden, am Königshof von Babel zu dienen. Diese Prophetie begann sich 605 v. Chr. zu erfüllen, als Daniel und mehrere Söhne vom Königshof in Jerusalem vom König von Babel in seinen Dienst genommen wurden ( Dan 1,1-7 ). (Zu Kämmerer [wörtl.: "Eunuch"] vgl. die Anmerkungen zu Dan 1,3 .)

 

 

Jes 39,8

 

Hiskia war froh darüber, daß während seiner Regierungszeit Frieden und Sicherheit herrschen würde.

 

 

II. Die Wiederherstellung durch Gott

( Jes 40-66 )

 

Während der erste Teil des Buches Jesaja ( Jes 1-39 ) mit Gerichtsankündigungen gefüllt ist, bestimmen die Themen Wiederherstellung und Befreiung diesen zweiten Abschnitt. Er läßt sich in drei Teile von jeweils neun Kapiteln gliedern ( Jes 40-48; 49-57; 58-66 ). Die beiden ersten Teile schließen mit der Schlußfolgerung, daß es für die Gottlosen keinen Frieden gibt ( Jes 48,22; 57,21 ). Diese Weissagungen der Erlösung konzentrieren sich auf drei Ereignisse: (1) Die Erlösung aus der babylonischen Gefangenschaft (die bereits durch Jesaja vorhergesagt wurde; Jes 39,7 ). Dies ist das Hauptthema der Kapitel 40 - 48 . Diese Erlösung wird hauptsächlich durch Kyrus herbeigeführt. Von ihm wird in der Mitte dieser Kapitel gesprochen ( Jes 44,28-45,1 ). (2) Die Verwerfung und Wiedereinsetzung des leidenden Gottesknechtes. Hierüber wird in Jes 52,13-53,12 gesprochen, etwa in der Mitte der Kapitel 49 - 57 also. (3) Die Vollendung der Wiederherstellung Israels und der Welt durch Gott. Den Mittelpunkt dieses dritten Teiles ( Jes 58 - 66 ) bildet die Verheißung über das Kommen des Messias ( Jes 61-63 ).

Als Jesaja diese Prophezeiungen der Wiederherstellung schrieb, standen Juda noch über 100 schwierige Jahre bevor, bis es unter dem babylonischen Angriff zerbrach, worauf 70 Jahre der Gefangenschaft folgten. Jesaja, der sowohl das kommende Exil als auch Gottes Wiederherstellung voraussah, schrieb diese Kapitel, um die Bewohner Judas zu einem gerechten Leben in der Gegenwart zu ermutigen, trotz der auf sie zukommenden Schwierigkeiten.

Zu der Frage, ob das ganze Buch, und damit auch die Kapitel 40 - 66 , von Jesaja, dem Sohn des Amoz, geschrieben worden ist, siehe den Abschnitt über "Einheit" in der Einführung .

 

 

A. Befreiung des Volkes Gottes

( Jes 40-48 )

 

In diesen Kapiteln spricht der Prophet von der zukünftige Befreiung, die in der Größe des Herrn und dem einzigartigen Verhältnis zwischen ihm und seinem Volk beruht. Er ist majestätisch ( Jes 40 ), und er beschützt Israel, nicht dagegen die Heidenvölker der Welt ( Jes 41 ). Israel ist zwar unwürdig ( Jes 42 ), aber dennoch hat der Herr versprochen, es wieder in seinem Land zu sammeln ( Jes 43,1-44,5 ). Weil er der einzige Gott ( Jes 44,6- 45,25 ) und auch Babel ihm untergeordnet ist, wird er Babels Fall herbeiführen ( Jes 46-47 ). Deshalb ermahnt Jesaja die Israeliten, gerecht zu leben und von Babel zu fliehen ( Jes 48 ). Jesaja spricht, als würden die Menschen in Babel leben ( Jes 43,14; 47,1; 48,20 ) und Jerusalem in Trümmern liegen ( Jes 44,26 ).

 

 

1. Die Majestät Gottes

( Jes 40 )

 

a. Worte des Trostes: Die Erlösung kommt

( 40,1 - 11 )

 

Jes 40,1-2

 

Diese Worte des Trostes in Vers 1 - 11 beginnen damit, daß Gott seinem Volk (durch Jesaja) sagen läßt, daß ihre Zeit der Trübsal bald vorüber ist. Die Wiederholung des Wortes tröstet unterstreicht und betont dies. Jesaja möchte, daß das Bundesvolk ( mein Volk ) im Hinblick auf das Exil getröstet wird. Wie bereits unter "Ziel" in der Einführung gesagt, erscheint die Wortfamilie "Trost", "trösten" 14mal in Kapitel 40 - 66 .

Jerusalem wird freundlich angeredet (wörtl.: "zu Herzen gehend", d. h. in freundlichen, ermutigenden Worten; vgl. Hos 2,14 ), so wie eine Mutter mit ihrem Kind redet. Die 70jährige Gefangenschaft scheint beinahe um zu sein. Das Wort Knechtschaft ist die Übersetzung des hebräischen Wortes für "Krieg" und "Zeit der Musterung zum Krieg". Judas Gefangenschaft war den Problemen vergleichbar, die ein Krieg mit sich brachte. Diese Zeit der Trübsal war wegen seiner Sünde gekommen. Aber nun ist für seine Sünde bezahlt worden , so daß Gottes Segen wieder wirken kann. Gott wird, wie der mosaische Bund dies zeigt, sein Volk segnen, wenn es nach seinem Wort lebt. Wenn es ihm jedoch ungehorsam ist, wird er es verfluchen und letztlich aus dem Land Israel hinauswerfen ( 5Mo 28,15-68 ; bes. V. 49-52.64 ). Nun wird dieser Fluch als beinahe erfüllt angesehen. Israel kann neu anfangen. Wenn gesagt wird, daß das Volk doppelte Strafe für alle seine Sünden empfangen hat, dann soll das nicht andeuten, daß die Strafe über das hinausgegangen sei, was die Menschen verdient hatten. Vielmehr geht es darum, daß das Volk nun "ganze" oder "ausreichende" Strafe für alle seine Sünden erhalten hat (vgl. "doppelt bzw. beides" in Jes 51,19; 61,7 ).

 

 

Jes 40,3-5

 

Eine Stimme (vermutlich - anders als in V. 6 - die Stimme Jesajas) ruft und mahnt die Menschen, den Weg für den HERRN (V. 3 ) und seine Herrlichkeit (V. 5 ) zu bereiten . Echte Propheten waren solche "Stimmen", denn ihre Botschaften waren von Gott. Sie riefen die Menschen auf, zu Gott zurückzukehren und das Verhältnis zu ihm zu erneuern. Jeder der vier Evangelisten aus dem NT versteht Jes 40,3 als Weissagung auf Johannes, den Täufer ( Mt 3,1-4; Mk 1,1-4; Lk 1,76-78; Joh 1,23 ). Johannes war ein Prophet in der Wüste , der den Weg für Jesus Christus vorbereitete und der in der Steppe eine Straße für ihn gemacht hat (vgl. Mt 3,3 ). Hier, im Buch Jesaja dagegen, befand sich die ganze Nation in einer Art geistlichen Wüste, und jeder Israelit mußte für die Ankunft des Herrn und seiner Herrlichkeit geistlich vorbereitet werden.

Das Erheben der Täler und Erniedrigen der Hügel war ein bildlicher Vergleich mit Arbeitern, die die Straßen ebneten, auf denen ein hoher Herr kommen würde, wenn er ein Gebiet besuchen will. Heute sagt man entsprechend "den roten Teppich ausrollen". Jesaja damals ruft das Volk Israel auf, die Straßen zu ebnen, so daß der Herr als Herrscher kommen kann. Alle Propheten haben diesen Aufruf an das Volk weitergegeben - in ihrem ethischen Verhalten muß Gerechtigkeit herrschen. Wenn die Herrlichkeit des HERRN offenbart wird, dann werden alle Völker "geebnet" werden ( Jes 40,5 ). Jesaja denkt hier an das Tausendjährige Reich, wenn der Herr in seiner Herrlichkeit offenbar wird, wenn also seine einzigartige Größe überall sichtbar sein wird. Der Messias wird, wie Jesaja an anderer Stelle schreibt, leiden. Er wird aber auch in Herrlichkeit erscheinen. Dennoch war sich Jesaja offensichtlich des zeitlichen Abstandes zwischen diesen beiden Ereignissen nicht bewußt. Zwar sahen die Jünger Jesu seine Herrlichkeit ( Joh 1,14 ), aber noch nicht alle Menschen haben sie gesehen. Im Tausendjährigen Reich dagegen werden wirklich alle Menschen seine Herrlichkeit sehen, denn der HERR hat es gesagt (vgl. Jes 1,20; 58,14 ). Das Wort des Herrn ist zuverlässig und kann nicht gebrochen werden.

 

 

Jes 40,6-8

 

Eine zweite Stimme (vgl. V. 3 ) spricht. Diese Stimme ist wohl die Stimme Gottes. Sie gibt den Befehl (wahrscheinlich an Jesaja) zu predigen (andere Übersetzungen: "hinauszurufen"). Die Stimme gibt Jesaja den Befehl, den Unterschied zwischen Mensch und Gott deutlich zu machen. Menschen haben eine zeitliche Begrenzung und verändern sich. Sie sind wie wildes Gras und Blumen, die im Frühjahr wachsen, um dann wieder zu verdorren, wenn es heiß wird (vgl. Ps 37,2; 102,12; 103,15-16 ). Gott dagegen versagt nie, denn sein Wort bleibt ewiglich . Diese Tatsache kann die Menschen, die diese Worte in der Gefangenschaft lesen, sehr trösten und ermutigen. Weil Gottes Wort unveränderlich feststeht, wird sich auch die Weissagung, daß das Volk wieder in sein Land zurückgebracht werden wird, ganz sicher erfüllen.

 

 

Jes 40,9-11

 

Vielleicht ist derjenige, der gute Botschaft an Jerusalem verkündigen soll, ein Mensch, der Jesajas Botschaft zu überbringen hat (andere Übersetzungen sehen Jerusalem selbst als Botin an). Der Botschafter soll es laut den Städten in Juda verkündigen, daß Gott nach Jerusalem kommt (V. 9 ) und sein Volk aus der Gefangenschaft zurückbringt. Vermutlich dachte Jesaja, daß diese Rückkehr aus dem Exil direkt in das Tausendjährige Reich einmünden würde. Andere, später geschriebene Bibelstellen zeigen dagegen die große Zeitspanne an, die zwischen diesen beiden Ereignissen liegt. Gott wird zunächst als der gewaltige HERR beschrieben, ein mächtiger, erobernder König (V. 10 ). Er regiert nicht nur mit Macht, sondern er bringt auch Beute ( was er sich erwarb ) mit sich. Arm bedeutet Stärke, ein von Jesaja oft benutztes Bild ( Jes 40,10; Jes 51,5 [zweimal].9; Jes 52,10; 53,1; 59,1.16; 60,4; 62,8; 63,5.12 ). Dann beschreibt Jesaja Gott als einen guten Hirten (vgl. Ps 23,1; 80,2; Joh 10,11.14; Hebr 13,20; 1Pet 2,25; 5,4 ), der die schwachen und hilflosen Schafe seiner Herde voller Sorgfalt trägt und führt (vgl. Jer 13,17.20; Mi 4,8; 5,4; 7,14; Sach 10,3 ). Diese beiden Aspekte des Charakters Gottes werden in diesem zweiten Hauptteil des Buches Jesaja immer wieder betont.

 

 

b. Weitere Worte des Trostes: Gott ist unvergleichlich gross

( 40,12 - 26 )

 

Die verschiedenen Gesichtspunkte der Größe und Majestät Gottes, die in diesen Versen aufgezeigt werden, werden von Jesaja in den nächsten acht Kapiteln mehrfach wiederholt. So geht es z. B. in Jes 44,24- Jes 45,8 um Gottes Wissen und seine schöpferische Macht und in Jes 44,6-23 um seine Einzigartigkeit.

(1) Gottes unvergleichliches Wissen ( Jes 40,12-17 )

 

 

Jes 40,12-14

 

Mit fünf rhetorischen Fragen zeigt Jesaja, daß Gott, als er das Universum schuf (V. 12 ), niemanden zu seiner Hilfe benötigte (V. 13 - 14 ). Er ist ein solch großer Schöpfer, daß alle die Wasser der Erde in seiner hohlen Hand gemessen wurden. Mit der Spanne seiner Hand kann er, im Bild gesprochen, das gesamte große Sternenall umfassen. Der Staub der Erde könnte in einem seiner Maße gemessen werden, und die Berge und Hügel, die doch so groß sind, sind im Vergleich zu ihm so winzig, daß er sie mit einer Waage aufwiegen könnte. Niemand auf der Erde ist Gott gleich.

In Vers 13 - 14 spricht Jesaja von dem unbegrenzten Wissen und Können des Herrn. Niemand auf der Erde kann behaupten, daß er den Herrn in irgend etwas gelehrt hätte. Er braucht niemand um Rat zu fragen. Wahrscheinlich denkt Jesaja an den Schöpfungsbericht ( 1Mo 1 ). Gott sprach, und die Schöpfung entstand. Auch dem Hiob hatte Gott durch viele Fragen gezeigt, daß sein Wissen nichts war im Vergleich zu dem Wissen Gottes ( Hi 38,2-39,30 ).

 

 

Jes 40,15-17

 

Da Gottes Schöpfung so großartig ist, sind auch die Völker vor ihm wie nichts (wie ein Tropfen Wasser oder ein Staubkorn auf einer Waage). Alles Holz und alle Tiere des fruchtbaren, reich bewaldeten Libanon, nördlich von Israel, wären zu wenig für ein Opfer, das vor dem großen Gott Bedeutung haben könnte. Die Völker, die den Herrn nicht kennen, sind vor ihm wertlos und weniger als nichts.

 

Jes 40,18-20

 

(2) Gottes Einzigartigkeit im Vergleich mit den Götzen ( Jes 40,18-20 )

 

Voller Ironie schreibt Jesaja über zwei Götzen - der eine ist von einem Meister aus Metall geschaffen und dann mit Gold überzogen und mit Silber verziert. Der andere ist von einem armen Mann aus Holz gemacht und so angefertigt, daß er nicht wackelt (andere Stellen gegen Götzen sind Jes 41,7; 44,9-20; 45,16.20; 46,1-2.6-7; Ps 115,4-7; 135,15-18; Jer 10,8-16; Hab 2,19 ). Beide Götzenhersteller benutzen also Material, das Gott geschaffen, und Fähigkeiten, die ihnen Gott verliehen hat! Gott aber ist keinem Götzen gleich. Er ist der Schöpfer aller Dinge, auch der Menschen. Gott ist einzigartig.

 

Jes 40,21-22

 

(3) Gottes souveräne Kontrolle über die Welt ( Jes 40,21-26 )

 

Gott wacht aus seiner unumschränkten Machtposition im Himmel über sein geschaffenes Universum. Ihr (dreimal in V. 21 ) bezieht sich auf die Menschen allgemein. Die erste Frage will z. B. sagen: "Das weiß doch jeder Mensch!" (vgl. V. 28 ). Der Herr ist wie ein König, der über dem Kreis (h¹g, "Horizont", der ja kreisförmig ist; vgl. Hi 26,10; Spr 8,27 ) der Erde und über deren Menschen thront , die im Vergleich wie Heuschrecken scheinen. Der Himmel wird wie ein ausgespanntes Zelt gesehen, in dem Gott leben kann (vgl. Ps 104,2 ). Jesaja möchte hier nicht Gottes Wohnsitz beschreiben. Er benutzt vielmehr eine Bildersprache, die seine Leser leicht verstehen können.

 

 

Jes 40,23-24

 

Gott kontrolliert die Geschichte, indem er Herrscher einsetzt oder wieder absetzt (vgl. Dan 2,21 ). Diese Wahrheit konnte ein Trost für Jesajas ursprüngliche Leser sein, die unter der Bedrohung des assyrischen Reiches lebten und zugleich hörten, daß das babylonische Reich sie in die Gefangenschaft wegführen würde.

 

 

Jes 40,25-26

 

Gott, der mit nichts und niemand verglichen werden kann (vgl. V. 18 ; Jes 46,5 ), weiß alles über seine Schöpfung und erhält sie. In seiner Macht schuf, kontrolliert und erhält er Millionen über Millionen von Sternen, von denen er jeden einzelnen mit Namen kennt (vgl. Ps 147,4 ). In Jes 40-66 wird Gott häufig als Schöpfer angesprochen. Vermutlich ist dies eine Polemik gegen die leblosen Götzen Babylons. Er hat Himmel, Erde, Menschen, Israel und auch die Dunkelheit geschaffen, und er wird auch den neuen Himmel und die neue Erde schaffen.

 

 

c. Weitere Worte des Trostes: Gott wacht über sein Volk

( 40,27 - 31 )

 

Jesajas Leser standen unter der Bedrohung durch Assyrien. Jahre später lasen die Menschen unter der Herrschaft eines gottlosen Weltreiches in der babylonischen Gefangenschaft ebenfalls diese Worte Jesajas. Jesaja ermutigt die Menschen, immer daran zu denken, daß Gott sich nie zur Ruhe begibt. Er wacht immer über seinem Volk.

 

 

Jes 40,27

 

Gottes Volk soll niemals denken, daß er es vergessen habe. Jakob und Israel sind Synonyme für die 12 Stämme. In Kapitel 40 - 49 benutzt Jesaja diese beiden Worte 16mal nebeneinander ( Jes 40,27; 41,8.14; 42,24; 43,1.22.28; 44,1.5.21.23; 45,4; 46,3; 48,1; 49,5-6 ). Zwar sind die Menschen des Nordreiches bereits nach Assyrien weggeführt worden, aber Gott wacht immer noch über die wenigen Gläubigen, die ihm treugeblieben sind. Sein Bundesvolk darf niemals denken, daß Gott es nicht sieht oder nicht an es denkt.

 

 

Jes 40,28-31

 

Zu der Frage Weißt du nicht ? vgl. die Anmerkungen zu Vers 21 . Da Gott, anders als die heidnischen Götzen, ewig ist und der Schöpfer niemals müde wird (V. 28 ), kann er denen Kraft geben, die müde oder schwach geworden sind (V. 29 - 31 ). Unter Jesajas ursprünglichen Lesern waren solche, die auf den HERRN hoffen , Gläubige, die Gott treu geblieben sind. Sie werden diejenigen sein, die wieder zurückgebracht werden. Für seine Leser in der Gefangenschaft sprach Jesaja vermutlich von einer nationalen Erneuerung, wenn die Gefangenen freigelassen und in ihr Land zurückkehren werden. Wenn sie auch in der Gefangenschaft müde geworden sind, wird der Herr ihnen doch helfen, alles zu ertragen und wie Adler aufzufliegen, gefühlsmäßig und geistlich.