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Jesaja 45 bis 49
Kyrus erließ nicht nur eine
Verordnung, die den Gefangenen die Heimkehr erlaubte. Er war auch ein
Werkzeug des Zornes Gottes über die Völker. Erstaunlich ist, daß Gott
Kyrus seinen Gesalbten nennt. Das Wort "Gesalbter" erinnert an die
beiden ersten Könige Israels, Saul und David, und ihr Verhältnis zu Gott
( 1Sam 10,1; Jes 16,6 ). Da Israel im Exil keinen König hatte, nahm
Kyrus in gewisser Weise diese Stellung ein (war also der Gesalbte), um
ihnen Gottes Segen zu vermitteln. Wie der Messias (wörtl.: "der
Gesalbte") auch, der nach ihm kommen würde, hatte Kyrus eine doppelte
Aufgabe: das Volk zu erlösen und Gottes Gericht über die Ungläubigen zu
bringen.
Jesaja sagt voraus, daß Kyrus mit
Gottes Hilfe ( Jes 45,2 ) andere Völker erobern (V. 1 b) und von ihnen
Reichtum erhalten wird (V. 3 ). Es geschah so, als er Lydia und Babylon
eroberte. All dies ereignete sich um Jakobs willen , Gottes auserwähltem
Volk (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,8-9 ). Aber obwohl Kyrus in einem
besonderen Verhältnis zu Gott stand (Gott nennt ihn mit Namen ; vgl. Jes
43,1 ) und von Gott eine hohe Stellung erhielt, war er dennoch kein
Gläubiger, weil er Gott nicht kannte.
Jes 45,5-7
Wieder wird die Einzigartigkeit
Gottes betont. Daß neben Gott sonst keiner mehr Gott ist, wird auch in
Vers 5 - 6.14.18.21 - 22 (siehe auch 43, 11; Jes 44,6; 46,9 )
unterstrichen. In den Tagen des Kyrus wurde der Herr nicht allgemein und
weltweit anerkannt. Aber einmal wird dies so sein (vgl. Phil 2,10-11 ).
Die Menschen werden erkennen, daß alles, was geschieht
- Licht (Leben), Finsternis (Tod), Wohlstand und Unglück (nicht "Böses",
wie manche Übersetzungen schreiben; vgl. Am 3,6 ) -, von Gott kommt. Er
ist der souveräne Herr über das Universum, der dies alles tut.
Jes 45,8
Wenn das Tausendjährige Reich auf
dieser Erde errichtet ist, dann wird der Himmel, bildlich
gesprochen, Gerechtigkeit regnen lassen (d. h. Gottes Willen wird
befolgt). Errettung wird, wie eine große Ernte, wachsen. Dann werden
überall die Menschen den Herrn kennen (vgl. V. 6 ; Jes 11,9; Hab 2,14 ).
c. Gottes Allmacht in der Schöpfung
( 45,9 - 13 )
Jes 45,9-13
Der Herr kann mit den Menschen auf
der Erde souverän umgehen, weil er sie geschaffen hat. Wenn ein
geschaffenes Werk sich gegen seinen Schöpfer wendet, dann gilt ihm
das Wehe (V. 9 - 10 ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 ) des HERRN . Eine
Tonscherbe, ein zerbrochenes, unnützes Stück eines Gefäßes, hat kein
Recht, den Töpfer in Frage zu stellen. Auch ein Kind hat kein Recht,
seine Eltern, die es zur Welt gebracht haben, zu hinterfragen. Ebenso
steht es auch Israel nicht zu, Gott, seinen Schöpfer ( Jes 45,9.11 ),
der die ganze Welt geschaffen hat (V. 12 ), in seinen Plänen, Kyrus zu
erwecken (V. 13 ), zu kritisieren. Noch einmal betont Jesaja die Aufgabe
des Kyrus. Er wird die Gefangenen freilassen und ihnen erlauben, Gottes
Stadt, Jerusalem, wieder aufzubauen (vgl. Jes 44,28 ).
d. Die Heiden unterwerfen sich Gott
( 45,14 - 19 )
Jes 45,14-17
Im Tausendjährigen Reich werden die
Heiden erkennen, daß Israels Gott der einzige Gott ist. Die Menschen aus
Ägypten und Kusch und die Sabäer (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,3 )
werden Israel dienen und bekennen, daß es keinen anderen Gott
gibt (vgl. Jes 45,6.18.21-22 ; siehe auch Sach 14,16-19; Mal 1,11 ).
Auch wenn es manchmal so aussieht, als würde sich der Herr verbergen,
ist er doch der Retter Israels (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,11 ). Die
Menschen, die den Götzen dienen, werden beschämt werden (vgl. Jes 42,17;
44,9.11; 45,24 ), das gläubige Israel aber wird niemals beschämt werden
(vgl. Jes 54,4; Röm 9,33; 10,11; 1Pet 2,6 ), denn es wird sich für immer
an Gottes Heil freuen können.
Jes 45,18-19
Noch einmal dient Gottes
schöpferische Macht (vgl. Jes 42,5; 44,24; 45,12; 48,13; 51,13.16 ) als
Beweis dafür, daß alles, was er über Kyrus vorausgesagt hat, wahr ist.
Ein anderer Beweis ist das Wesen des Wortes Gottes. Gott spricht nur,
was wahr ist. Die Juden können sich in der Gefangenschaft darauf
verlassen, daß der Herr sie durch Kyrus aus dem Exil befreien wird.
e. Gottes Appell an die Heiden
( 45,20 - 25 )
Jes 45,20-25
Der Herr richtet einen Appell an die
Heiden, sich von ihren hölzernen Götzen abzuwenden und sich vor der
kommenden Zerstörung retten zu lassen. Sie sollen Gottes Voraussagen
beachten, seine Einzigartigkeit als die des einzigen Gottes anerkennen
(V. 21 - 22 ; vgl. V. 5 - 6.14.18 ) und zu ihm umkehren . Denn einmal
werden alle Menschen seine Allmacht anerkennen (vgl. V. 14 ; Röm 14,11;
Phil 2,10-11 ). So werden auch Heiden gerettet werden, wenn sie
erkennen, daß nur in ihm Gerechtigkeit zu finden ist. Viele aber werden
auch weiter gegen ihn ( Jes 45,24 ) wüten. Israel jedoch, Gottes
Bundesvolk, wird gerechtfertigt ( gerecht erfunden ) im Herrn. Darin
werden sie sich rühmen.
6. Gottes Erhabenheit über Babylon
( Jes 46-47 )
Gott wird Babylon benutzen, um Juda
zu richten. Aber Babylon selbst wird von Gott zerstört werden. Seine
Götter, die doch nur Götzen sind, können es nicht vor dem Untergang
bewahren ( Jes 46 ). Babylon wird trotz seiner Zauberkünste und Weisheit
fallen ( Jes 47 ).
a. Gottes Erhabenheit über die Götter
Babels
( Jes 46 )
Jes 46,1-2
Die babylonischen Götter werden Babel
nicht vor der Eroberung bewahren können. Bel , nicht zu verwechseln mit
dem kanaanitischen Baal, war ein anderer Name für Marduk (vgl. Jer
50,2 ), den Gott der Sonne. Nebo , der Sohn Marduks, war der Gott des
Lernens, des Schreibens und der Astronomie. Die großen Bilder dieser
Götter, die am Neujahrsfest in Babylon durch die Straßen getragen
wurden, waren schwer und eine Last. Diese Götzen konnten nicht helfen,
die Last Babels zu mindern. Gott dagegen erhält Israel und trägt sein
Volk ( Jes 46,3-4 ).
Jes 46,3-4
Häufig wird im Buch Jesaja Gottes
Volk ermahnt, auf ihn zu hören ( Jes 44,1; 46,3.12; 47,8;
48,1.12.14.16;51,4; 55,2 ). Gott sorgt für sein Volk und trägt es (vgl.
die Anmerkungen zu Jes 46,1-2 ). Aber er erhält die Menschen seines
Volkes auch während ihres ganzen Lebens. Von der Empfängnis an (V. 3 )
bis ins hohe Alter (V. 4 ) wacht der Herr über die Seinen und errettet
sie aus der Trübsal.
Jes 46,5-7
Götter aus Gold und Silber (vgl. Jes
40,19 ) können mit dem wahren Gott nicht verglichen werden (vgl. Jes
40,18.25 ), denn sie sind zu keinem Handeln fähig. Die Heiden lassen
Handwerker kommen, um schwere Götter aus kostbaren Metallen zu machen,
und dann müssen sie diese an ihre Ruheorte tragen, von denen sie sich
nicht mehr wegbewegen können. Diese Verse sind eine jener Stellen, an
denen Jesaja die Götzen lächerlich macht (vgl. Jes 40,18-20; 41,7;
44,9-20; 45,16.20; 46,1-2 ). Ganz anders als die falschen Götter kann
der wahre Gott auf die Gebete der Menschen antworten und sie retten.
Jes 46,8-11
Die Abtrünnigen , die Menschen Babels
(vgl. V. 12 ), sollen sich erinnern, daß Gott der einzige Gott ist. Er
ist einzigartig (V. 9 ; vgl. Jes 43,11; 44,6; 45,5-6.14.18.21-22 ). Zu
den Beweisen der Einzigartigkeit Gottes gehört sein Wissen, seine
Kontrolle der Zukunft (vgl. Jes 45,21 ) und seine Fähigkeit, Kyrus aus
dem Osten (vgl. Jes 41,2 ) kommen zu lassen wie einen schnellen Adler,
der seine Pläne ausführt.
Jes 46,12-13
Die Menschen mit trotzigen Herzen und
fern von der Gerechtigkeit sind die Babylonier (vgl. die Abtrünnigen,
V. 8 ), die durch das persische Reich besiegt werden. Gott wird seine
Gerechtigkeit gegen die ungerechten Babylonier heranbringen. Kyrus wird
Gottes gerechten Willen ausführen. Dies wird zur Rettung für Zion
führen, zur Freilassung Jerusalems aus der Gefangenschaft. Israel wird
wieder Gottes Herrlichkeit widerspiegeln (vgl. Jes 44,23 ).
b. Der Herr bekräftigt den Untergang
Babels
( Jes 47 )
Jesaja beschreibt Babels Untergang
durch die Perser im Jahr 539 v. Chr., mehr als 150 Jahre bevor das
Ereignis stattfand. Die Babylonier, die Juda gefangenhalten, werden
selbst Gefangene werden.
Jes 47,1-3
Wenn Babel erobert wird, wird es zu
einem gedemütigten Knecht werden, der im Staub sitzt, ein Zeichen großer
Trauer (vgl. Jon 3,6 ). Die Worte Jungfrau und Tochter zeigen die Stadt
als ein junges, unschuldiges Mädchen (vgl. Jes 23,12; 37,22 ).
Wahrscheinlich ist damit gemeint, daß die Mauern der Stadt noch nie
zerbrochen wurden. Die Menschen werden nicht mehr wie eine Jungfrau zart
und verwöhnt sein. Sie werden sich großen Schwierigkeiten
gegenübersehen. Als die Diener der Eroberer müssen sie das Mehl mahlen.
Um Kleidung oder Mode können sie sich nicht mehr kümmern. Einige von
ihnen werden auf ihrer Flucht durch Wasser hindurch müssen. Viele werden
vergewaltigt und mißbraucht ( Jes 47,3 ).
Jes 47,4
In diesem Vers finden wir die Antwort
Israels, wenn dieses erkennt, welche Befreiung durch den Untergang
Babels auf es zukommt. Es wird Gottes Rache an seinen Peinigern sehen
(V. CCC3 b) und den Herrn preisen, denn es wird erkennen, daß seine
Befreiung aus dem Exil von dem Herrn kommt, nicht aus seiner eigenen
Kraft. Deshalb wird es Gott seinen Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes
43,14 ) nennen, den HERRN Zebaoth, den Heiligen Israels (vgl. die
Anmerkungen zu Jes 1,4 ).
Jes 47,5-7
Der Herr hat Babel benutzt, um Juda
zu richten. Aber dieses ruchlose Volk hat, wie Assyrien (vgl. Jes 10 ),
seine Macht mißbraucht (vgl. Hab 1,6-11 ). Deshalb ergeht Gottes
Richterspruch über die Stadt Babel: Nicht länger wird sie Königin von
Königreichen sein (vgl. "Herrin für immer" in Jes 47,7 ). Babel galt als
beinahe uneinnehmbar.
Babylon hatte nur deshalb Juda,
Gottes Erbe (vgl. die Anmerkungen zu 5Mo 4,20 ), erobern können, weil
Gott es erlaubt hatte ( Jes 47,6 ). Aber die Babylonier hatten selbst
die alten jüdischen Gefangenen ohne Barmherzigkeit behandelt. Deshalb
wird Gott auch jeden in Babylon so behandeln (V. 3 b). Den Menschen
Babels kam nie der Gedanke, daß sie vielleicht nicht für immer in einer
Machtposition sein könnten (V. 7 ). Babel hielt sich selbst für
die ewige Königin (vgl. V. 5 ).
Jes 47,8-11
Babel meinte, unbesiegbar zu sein
(V. 8 ). Aber der Herr sagt, daß sie an einem einzigen Tag ihre Kinder
verlieren und eine Witwe werden wird, was bildlich von ihrer Zerstörung
durch die Eroberer spricht (vgl. Jerusalem als Witwe, Kl 1,1 ). Babel,
das sich für einzigartig hielt - Ich bin's, und sonst keine ( Jes
47,8.10 ) - war im Irrtum. Gott ist der Eine, der einzigartig ist, wie
Jesaja mehrfach erklärt hat ( Jes 43,11; 44,6; 45,5-6.14.18.21-22;
46,9 ).
Babel war stolz auf seine Zauberer,
die angeblich die Zukunft sagen und Beschwörungen aussprechen konnten,
die andere beeinflussen (vgl. Jes 47,12 ). Zaubereien (V. 9.12 ) ist die
Übersetzung des hebräischen Wortes keSAPIm , ein Wort, das im AT nur
hier und in 2Kö 9,22; Mi 5,11 und Nah 3,4 benutzt wird. Gemeint ist,
mittels dämonischer Kräfte Informationen über die Zukunft zu erreichen
suchen. Solch ein Wissen jedoch ist unzuverlässig, denn die Zauberer
können Babels kommendes Unglück nicht sehen und sind nicht in der Lage,
es wegzuzaubern .
Jes 47,12-15
Der Herr spottet und fordert die
Babylonier auf, mit ihren Verwünschungen und Zaubereien weiterzumachen
(vgl. V. 9 ), die in der Stadt seit ihrer Kindheit, seit der Gründung
des Volkes also, praktiziert wurden (vgl. V. 15 ). Mit Sarkasmus ruft er
die Astrologen und Sterndeuter auf, sie zu retten. Die Astrologie war in
Babylon weit verbreitet (vgl. Dan 2,2.4-5 ). Aber ihr Tun ist wertlos,
nichts als Stoppeln, die getrockneten Halme des Getreides, die schnell
verbrennen. Diese religiösen Führer können nicht einmal sich selbst
retten, geschweige denn Babel. Dennoch verharren sie in ihrem Irrtum.
7. Eine Ermahnung an Israel
( Jes 48 )
a. Eine Ermahnung, Gottes
Weissagungen nicht zu vergessen
( 48,1 - 11 )
Jes 48,1-5
Der Herr erinnert sein Volk - genannt
das Haus Jakobs, Israel und die aus der Linie Judas (and. Übers.: "aus
dem Wasser Judas") - an seinen Hochmut. Es schwört bei Gottes Namen,
aber ist nicht gerecht. Es hält es für ausreichend, sich Bürger von
Jerusalem ( der heiligen Stadt , vgl. Jes 52,1 ) zu nennen, ohne dort zu
wohnen, und behauptet, auf den Herrn zu vertrauen, ohne es wirklich zu
tun. Sie haben es sich im babylonischen (und später im persischen) Reich
angenehm gemacht und halten es für unwichtig, wieder nach Jerusalem
zurückzukehren. Der Herr sagt, daß er vorausgesagt hat, was eingetreten
ist ( Jes 48,3 ). Damit ist offensichtlich die Gefangenschaft selbst
gemeint. Aber obwohl sie von der kommenden Wegführung nach Babylon
wußten, waren die Menschen hart geworden (V. 4 ) und hatten es
abgelehnt, ihr Leben zu ändern. Noch einmal wird angeführt, daß ein
Grund für die Voraussagen Gottes war, seine Überlegenheit über die
Götzen deutlich zu machen.
Jes 48,6-8
Israel hat die bisherigen
Prophezeiungen mißachtet. Darum gibt Gott ihm neue Prophetien (V. 6 ),
Weissagungen darüber, daß Gottes Zorn zurückgehalten (vgl. V. 9 ) und
daß Israel aus der Gefangenschaft befreit wird. Diese Pläne wurden jetzt
geschaffen. Das bedeutet nicht, daß Gott bisher noch nicht daran gedacht
hat, sondern daß sie zu jener Zeit beginnen, wirksam zu werden. Aus 5Mo
30,1-5 wußte Israel, daß es nach der Gefangenschaft wieder in sein Land
zurückgebracht würde. Auch der Abraham-Bund ( 1Mo 15,18-21 ) macht
deutlich, daß es im Land wohnen wird. Aber bevor Jesaja seine
Prophezeiungen gegeben hat, wußte Israel nicht, wie Gott es befreien
würde. Dies geschieht, damit sich die Menschen nicht selbstgefällig
fühlen ( Jes 48,7 b) und denken, daß ihre eigenen Anstrengungen sie
befreit hätten. Denn sie sind geistlich nicht sensibel (V. 8 ; vgl. Jes
42,20; 43,8 ). Sie sind treulos und abtrünnig . Ihre physische und
geistliche Erlösung wird also nicht aus ihrem eigenen guten Leben oder
aufgrund ihrer eigenen Pläne kommen, sondern nur aus der Gnade Gottes.
Jes 48,9-11
Der Herr wird seinen Zorn
zurückhalten , so daß sein Volk nach Juda heimkehren kann. Er wird dies
hauptsächlich um seines Ruhmes willen tun (V. 9.11 ; vgl. Jes 43,25 ).
Das Exil sollte es läutern, so daß es im Glauben in das Land
zurückkehrt. Dieses Läutern jedoch ist nicht wie das Läutern von Silber.
Dies bedeutet entweder, daß der Prozeß des Läuterns nicht durch Geld
erreicht wird oder daß der Prozeß nicht mit dem Läutern des Silbers
verglichen werden kann oder daß anders als beim Silber, das durch das
Läutern rein wird, das Volk dieses Ziel nicht erreicht. Wie auch dies zu
verstehen ist, die Gefangenschaft jedenfalls ist wie ein Glutofen , in
dem es geprüft, aber nicht zerstört werden soll. Wenn Gott seine Zusage
der Rückkehr abändern würde, dann würde er verlästert werden.
b. Eine Ermahnung, Gottes
Souveränität anzuerkennen
( 48,12 - 19 )
Jes 48,12-15
Gott ermahnt das Volk, auf ihn zu
hören (vgl. die Anmerkungen zu Jes 46,3 ). Erneut spricht er dabei von
seiner einzigartigen Stellung als dem einzigen Gott. (Zu der Erste und
der Letzte vgl. die Anmerkungen zu Jes 44,6 .) Wiederholt hatte Jesaja
zwei Beweise dieser Einzigartigkeit Gottes angeführt: (a) seine
schöpferische Macht (vgl. Jes 42,5; 44,24; 45,12.18; 51,13.16 ) und (b)
seine Fähigkeit, die Zukunft vorauszusagen; in diesem Fall der Untergang
von Babel durch Kyrus, den der HERR liebt (vgl. "Hirte" und
"Gesalbter", Jes 44,28; 45,1 ). Gott hat ihn gerufen und wird ihm auch
zum Gelingen helfen. Kein anderer Gott hätte dies voraussagen können.
Jes 48,16
Der Herr, der hier spricht, sagt, daß
er nicht verborgen gehalten hat, daß Kyrus Babel besiegen wird. Zu der
Frage, wer in der zweiten Hälfte des Verses, die mit den Worten Und
nun anfängt, spricht, gibt es viele Vermutungen: Kyrus, Israel, Jesaja,
der Messias. Wahrscheinlich ist der Messias gemeint, Gottes Knecht, denn
er wird hier (wie in Jes 42,1 ; siehe auch Jes 11,1-2 ) mit dem Geist in
Verbindung gebracht. So wie Kyrus in seinem Auftrag nicht versagen wird
( Jes 48,15 ), wird auch der Messias, den Gott schickt und dem er den
Heiligen Geist gibt, seinen Auftrag erfüllen.
Jes 48,17-19
Der Herr, Israels Erlöser (vgl. die
Anmerkungen zu Jes 41,14 ) und der Heilige Israels , hat Israel
beständig durch das Gesetz gelehrt und geführt. Aber es hat auf
seine Gebote nicht geachtet . Hätte es dies getan, dann würde es statt
des Exils Frieden und Gerechtigkeit erleben, und keines seiner Kinder
wäre getötet worden.
c. Eine Ermahnung, aus Babel zu
fliehen
( 48,20 - 21 )
Jes 48,20-21
Nachdem Kyrus den Juden die Heimkehr
erlaubt hat ( 2Chr 36,22-23; Esr 1,1-4 ), soll das Volk Babel
schnell verlassen ( fliehen ). Weil diese Heimkehr wie eine Erlösung ist
( gA?al , "aus der Sklaverei freikaufen"; vgl. Jes 43,1 ) - dieses Mal
aus Babel, nicht aus Ägypten - kann das Volk sich freuen. Nach dem
ägyptischen Exodus versorgte Gott sie in der Wüste mit Wasser aus dem
Felsen (vgl. 2Mo 17,1-7 ). Auch dieses Mal wird es so sein. Gott wird
auch auf ihrem zweiten "Exodus" für sie sorgen.
d. Die Gottlosen haben keinen Frieden
( 48,22 )
Jes 48,22
Im Gegensatz zur Freude (V. 20 )
derer, die dem Herrn gehorchen, gibt es für die Gottlosen keinen
Frieden , weder im Volk Israel noch unter den heidnischen Nationen.
Diese kurze Aussage wird in Jes 57,21 noch einmal wiederholt.
B. Wiederherstellung durch den
leidenden Gottesknecht
( Jes 49-57 )
In den neun Kapiteln bisher ( Jes
40-48 ) ging es hauptsächlich um Kyrus und seinen Auftrag für die
Wiederherstellung Israels. Die nun folgenden neun Kapitel ( Jes 49-57 )
handeln in erster Linie vom Gottesknecht, dem Messias, der seinen Dienst
der Wiederherstellung des Bundesvolkes in dessen Land direkt vor dem
Tausendjährigen Reich beginnen wird. Keiner von beiden wird bei seinem
Auftrag versagen. Weil ihre Aufgaben sich so sehr ähneln, finden wir
auch in diesen neun Kapiteln viele der Ausdrücke und Bilder aus den
vorangegangenen Kapiteln wieder.
Die Kapitel 49 - 57 lassen sich in
vier Teile gliedern: (1) Der Knecht wird von seinem Volk verworfen und
wird die Erlösung zu den Heiden bringen ( Jes 49-50 ). (2) Der glaubende
Überrest wird erhöht ( Jes 51,1-52,12 ). (3) Der Gottesknecht wird
zunächst erniedrigt und dann erhöht werden ( Jes 52,13-53,12 ). (4) Die
Rettung wird durch den Gottesknecht im Tausendjährigen Reich für Juden
und Heiden kommen ( Jes 54-57 ).
1. Der Knecht Gottes wird abgelehnt
( Jes 49-50 )
a. Der Auftrag des Gottesknechtes
( 49,1 - 13 )
(1) Der Dienst des Knechtes an den
Heiden ( Jes 49,1-6 )
Jes 49,1-3
Gottes Knecht (V. 3.5 - 6 ) ist in
Vers 1 - 5 die sprechende Person; in Vers 6 wird er selbst von Gott
angesprochen. Wie der Herr auch, ruft er die Inseln (vgl. die
Anmerkungen zu Jes 41,1 ) und die Völker auf, auf ihn zu hören (vgl. die
Anmerkungen zu Jes 46,3 ), weil er von Gott berufen ist. Sein Mund ist
wie ein scharfes Schwert , eine Waffe also, die den Ungehorsamen tötet
(vgl. Jes 1,20 ; siehe auch Hebr 4,12; Offb 1,16; 19,15 ). Er ist wie
ein spitzer Pfeil. Der Gottesknecht soll die Herrlichkeit Gottes zeigen.
Warum wird der Knecht hier Israel
genannt? Das Volk kann ja damit nicht gemeint sein, denn der Knecht soll
dieses zurück zu Gott ziehen. Der Messias wird ebenfalls Israel genannt,
weil er das erfüllt, was eigentlich Israels Aufgabe gewesen wäre. In
seiner Person und seinem Werk finden wir sozusagen stellvertretend das
ganze Volk.
Jes 49,4
Der Knecht sah für seinen Dienst nur
wenig Erfolg und Lohn. Es veränderte sich nichts im Volk, so daß der
Knecht hätte sagen können, daß er getan habe, wozu er gesandt wurde
(vgl. Joh 1,11 ). Aber das hinderte ihn nicht daran, weiter darauf zu
vertrauen, daß Gott ihn zu seiner Zeit belohnen werde.
Jes 49,5-6
Es ist die Aufgabe des Messias,
der von Mutterleibe an zu Gottes Knecht bereitet wurde (vgl. V. 1 ),
Jakob und Israel (vgl. die Anmerkungen zu Jes 40,27 ) zu dem Herrn
zurückzubringen. Durch Gott, der seine Stärke ist, wird er auch ein
Licht für die Heiden sein (vgl. Jes 42,6; Lk 1,78 ), so daß das Heil
Gottes auch die Menschen an den Enden der Erde (vgl. die Anmerkungen
zu Jes 5,26 ) erreicht.
Jes 49,7
(2) Das Versprechen Gottes an den
Knecht ( Jes 49,7 )
Der Herr versichert dem Knecht - der
von seinem Volk verachtet und verabscheut wird - daß er in seinem Dienst
an den Heiden Erfolg haben wird. Könige und Fürsten werden sich vor ihm
verbeugen, weil er von dem HERRN auserwählt ist. Jesus Christus wurde
bei seinem ersten Kommen von seinem eigenen Volk verworfen ( Joh
1,10-11 ). Aber bei seinem zweiten Kommen werden sich alle Knie vor ihm
beugen ( Phil 2,10-11 ).
Jes 49,8-12
(3) Israels Wiederherstellung ( Jes
49,8-12 )
Im Tausendjährigen Reich, das hier
die Zeit der Gnade Gottes und der Tag des Heils genannt wird, wird der
Herr seinen Knecht zu einem Bund für das Volk machen (vgl. Jes 42,6 ; d.
h., er wird Gottes Bundesverheißungen an Israel erfüllen; vgl. die
Anmerkungen zu Jer 31,31-34 bezüglich des Neuen Bundes).
Wenn das Land wieder aufgerichtet
ist, werden die Gefangenen von den verschiedensten Orten auf der ganzen
Welt ( Jes 49,9 ; vgl. V. 12 ) zurückkehren. Das Land wird wieder
fruchtbar sein und Weide (V. 9 ) und Wasser (V. 10 ) haben. Die Berge
und Täler werden verändert (V. 11). Wie schon in Jes 40,3-4 könnte dies
auch hier eine Veränderung im Leben der Menschen meinen. Wo
genau Sinim liegt, ist nicht klar. Viele Ausleger denken, daß es in der
Aswan-Region in Ägypten anzusiedeln sei.
Jes 49,13
(4) Die Antwort des Propheten ( Jes
49,13 )
Der Prophet, der nun spricht, ruft
die Natur auf, sich zu freuen (zu Berge, die sich freuen, vgl. Jes
44,23 ). Der Grund für diese Freude ist, daß der Herr sein Volk
getröstet und Mitleid (vgl. Jes 49,10 ) hat mit denen, die Hilfe
brauchen, auch mit den Heiden.
b. Israel erhält die Zusicherung der
Rückkehr
( 49,14 - 26 )
Jes 49,14-16
In den Versen 14 - 21 berichtet der
Prophet über ein Gespräch zwischen Israel und Gott. Zion (d. h. das Volk
in Jerusalem) meinte, daß Gott es vergessen habe (V. 14). Gott aber
antwortet, daß er Israel ganz sicher nicht vergessen hat. Er kann dies
unmöglich tun, denn er ist wie eine Mutter für das Volk. Dieses Volk ist
in seine Hände eingezeichnet. Jedesmal also, wenn er, bildlich
gesprochen, seine Hände emporhebt, sieht er den Namen, der ihn an sein
Volk erinnert.
Jes 49,17-21
Judas Zerstörer (V. 17 ) werden
weichen (V. 19 ), und seine Söhne werden beginnen, zurückzukehren (V. 17
- 18 ). Dann wird sich das Volk freuen, wie eine Braut sich über ihren
Schmuck freut. Die Rückkehr wird so umfassend sein, daß das Land (hier
mit du und dein personifiziert; V. 19 - 21 ) nicht groß genug ist für
alle seine Einwohner, seine Kinder.
Als die Menschen jedoch aus der
babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, waren sie nur eine relativ
kleine, um ihr Überleben kämpfende Gruppe. Die Rückkehr, von der in
Vers 19 - 21 gesprochen wird, scheint weit größer zu sein und bezieht
sich daher wohl auf die Rückkehr Israels am Anfang des Tausendjährigen
Reiches.
Jes 49,22-26
Wenn Israel in sein Land zurückkehren wird, werden die Heiden vor dem Herrn anbeten und Israel freundlich gegenüberstehen. Ja, die Heiden werden sogar helfen, die Israeliten nach Palästina zu bringen. Heidnische Führer werden Israel dienen. So wird Israel erkennen, daß der Herr wirklich die Welt regiert (V. 23 ). Es ist ungewöhnlich, daß Gefangene gerettet werden. Aber Gott wird genau dies für Israel tun. Israels Feinde werden vernichtet, und die ganze Welt wird erkennen, daß der Herr Israels Gott und sein Retter (vgl. die Anmerkungen zu Jes 42,11 ), Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,14 ) und der Mächtige Jakobs (vgl. Jes 60,16 ) ist. |