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Jesaja 09 bis 12 John A. Martin
Jesaja Kapitel 9 zusammenfassen:
Mit typisch hebräischem Parallelismus
beschreibt der Prophet nun, was das Kommen des Messias für diesen
nördlichen Teil Israels bedeutet. Die Menschen sind in
Dunkelheit (vgl. Jes 8,22 ) und in dem Schatten des Todes. Da sehen sie
ein großes Licht , ein Licht leuchtet über ihnen auf. Matthäus bezieht
diese Stelle auf Jesus, als er seine Predigt- und Heilungstätigkeit in
dieser Region begann ( Mt 4,15-16 ).
Jes 9,2-4
Du bezieht sich wahrscheinlich auf Gott, den Vater, der das Volk aus der geistlichen Finsternis in das Licht führen wird (V. 1 ), indem er das Kind sendet (V. 5 ), den Messias. Das Licht wird ihre Freude groß werden lassen, wie die Freude bei der Ernte oder über einen gewonnen Kampf und das Austeilen der Beute . "Freude" ist ebenfalls ein Schlüsselwort bei Jesaja. Mehr als zwei Dutzend Mal taucht es im Buch Jesaja auf. Diese Freude ist die Folge des übernatürlichen Eingreifens Gottes; so wie die Befreiung des Volkes, als Gideon die Midianiter besiegte ( Ri 7,1-24; Jes 10,26 ). Es wird sein, als nähme man eine Last von seinem Rücken ( Jes 9,3 ). Zu dieser Zeit, nachdem der Messias als Kind erschienen ist, werden die Waffen vern
Jes 9,5-6
Hier berichtet Jesaja fünf Dinge über
den kommenden Messias.
1. Er wird als ein Kind geboren
werden. Damit ist zugleich gesagt (durch den Parallelismus), daß dieses
Kind, ein Sohn , in das Volk Israel hinein ( uns ) als ein Glied des
Bundesvolkes geboren wird.
2. Er wird über Gottes Volk (vgl. Mi
5,1 ) und über die ganze Welt ( Sach 14,9 ) herrschen. Die Herrschaft
liegt auf seiner Schulter bezieht sich symbolisch auf die königliche
Robe, die der Messias tragen wird. Als König ist er dafür
verantwortlich, die Nation zu regieren. Zur Zeit Jesajas waren die
Führer Judas nicht fähig, über das Volk zu herrschen. Der Messias wird
diese Herrschaft in rechter Weise ausüben.
3. Vier Namen umschreiben und
offenbaren seinen Charakter. Er wird für das Volk
ein wunderbarer (dieses Wort könnte auch mit "außergewöhnlicher" oder
"einzigartiger" übersetzt werden) Ratgeber sein. Die Menschen werden ihn
gerne als Autorität annehmen und auf ihn hören. Viele werden hören
wollen, wie der Messias die Wege Gottes lehrt ( Jes 2,3 ). Er ist aber
auch der mächtige Gott (vgl. Jes 10,21 ). Manche Ausleger und auch
Übersetzungen sind der Meinung, daß dies einfach "eine gottähnliche
Person" oder "ein Held" bedeute. Aber Jesaja will damit mehr zum
Ausdruck bringen. Er hat ja schon davon gesprochen, daß der Messias mehr
tun wird, als jeder andere Mensch kann (z. B. Jes 9,1-4 ). Jesaja hat
verstanden, daß der Messias selbst auf eine Weise Gott sein wird.
Dieser Befreier wird weiter ewiger
Vater genannt. Viele sind durch diesen Namen verwirrt, denn der Messias,
Gottes Sohn, ist in der Dreieinigkeit ja von Gott, dem Vater,
unterschieden. Wie kann der Sohn der Vater sein? Hier müssen wir mehrere
Dinge beachten. Erstens ist der Messias als zweite Person der
Dreieinigkeit in seinem ganzen Wesen Gott. Er trägt also auch alle
Attribute des ewigen Gottes. Da Gott nur Einer ist (auch wenn er in drei
Personen existiert), ist auch der Messias Gott. Zweitens wird der Titel
"Ewig-Vater" benutzt, um das Verhältnis des Messias zur Zeit zu
beschreiben, nicht sein Verhältnis zu den anderen Personen der
Dreieinigkeit. Er ist ewig, genauso wie Gott (der Vater), der der Alte
der Tage genannt wird ( Dan 7,9 ). Der Messias wird ein "väterlicher"
Herrscher sein. Drittens hat Jesaja vielleicht die Verheißung an David
( 1Sam 7,16 ) über die "Ewigkeit" des Reiches im Sinn, das Gott durch
Davids Nachkommen verheißen hat. Der Messias, ein Nachkomme Davids, wird
diese Verheißung, auf die das Volk wartet, erfüllen.
Und schließlich wird der Messias
auch Fürst des Friedens genannt, der Eine, der im Tausendjährigen Reich
den Frieden bringen und erhalten wird, wenn das Verhältnis des Volkes zu
Gott wieder erneuert ist. Zusammen geben uns diese vier Titel des
Messias ein wunderbares Bild seines Wesens ( Jes 9,5 ist die erste der
25 Stellen, an denen im Buch Jesaja vom Frieden geredet wird).
4. Der Messias sitzt auf dem Thron
Davids ( Lk 1,32-33 ). Er wird eine ewige Herrschaft des Friedens und
des Rechts führen. Seine Herrschaft hat kein Ende , sie besteht für
immer (vgl. Dan 7,14.27; Mi 4,7; Lk 1,33; Offb 11,15 ). Nach dem
Königreich auf Erden wird er in Ewigkeit regieren. Er wird
die Gerechtigkeit (vgl. Jer 23,5 ) bewahren, so wie auch seine
Herrschaft mit Gottes heiligem Wesen und seinem Willen übereinstimmen
wird.
5. Dies alles wird durch den Eifer
des HERRN Zebaoth geschehen. Das Kommen des Tausendjährigen Königreiches
hängt von Gott ab, nicht von Israel. Der Messias wird herrschen, weil
Gott dies verheißen hat und eifrig darauf achten wird, daß dieses Reich
kommt. Ohne dieses souveräne Handeln Gottes würde es kein Reich für
Israel geben.
Ganz offensichtlich nahm Jesaja an,
daß das messianische Kind, Jesus Christus, seine Herrschaft durch sein
Kommen aufrichten und, wenn er erwachsen ist, in Herrlichkeit regieren
wird. Wie auch die anderen Propheten wußte Jesaja nichts von der großen
Zeitspanne zwischen den zwei Adventen des Messias (vgl. 1Pet 1,10-12 und
die Anmerkungen zu Jes 61,1-2 ).
3. Das Exil für das Nordreich
( 9,7 - 10,4 )
Nach dieser herrlichen Beschreibung
des kommenden Messias, der das Königreich für das Volk aufrichten wird
und dessen Herrschaft auf ewig andauert, richtet Jesaja nun wieder das
Augenmerk auf das Volk in seinen Tagen. Manche fragen sich, warum er
diese Verse hier einfügt. Dies ist aber gerade charakteristisch für
diesen großen prophetischen Schriftsteller, daß er die Botschaft des
Gerichts mit der Botschaft des Segens ständig wechseln läßt. Im
Gegensatz zu der zukünftigen Herrschaft des Messias in Recht und
Gerechtigkeit ( Jes 9,5.6; 11,4; 16,5; 28,6.17; 32,16; 33,5; 42,1.3-4;
51,5 ) wurde das Israel zur Zeit Jesajas von Führern geleitet, die sich
um die Menschen, die ihnen anvertraut waren, nicht kümmerten (vgl. Jes
5,7 ).
a. Israel wird wegen seines Hochmutes
gerichtet
( 9,7 - 11 )
Jes 9,7
Obwohl Jesaja eigentlich für das Volk
Juda schreibt, benutzt er oft das Nordreich Israel (auch Jakob genannt)
als anschauliches Beispiel für die Tatsache, daß Gott sein sündiges Volk
richtet. Diese Botschaft spricht von dem kommenden Gericht über den
Norden. Als diese Worte niedergeschrieben wurden, hatte der Verfall des
Nordreiches bereits begonnen (V. 9 a). Der kommende Fall Israels (722 v.
Chr.) soll Juda warnen, daß Gott aktiv an den Ereignissen in seinem Volk
beteiligt ist. Juda soll erkennen, daß auch es zerstreut wird, wenn es
die Lebensweise, die für das Nordreich so kennzeichnend war, fortführt.
Jes 9,8-11
Das kommende Gericht über Israel wird
überall bekannt werden. Aber dennoch wird es nicht ausreichen, um es
wieder zurück zu Gott zu bringen. Ephraim, einer der größten Stämme
Israels, steht oft stellvertretend für das gesamte Nordreich (vgl. Jes
7,2.17 ). Samaria ist die Hauptstadt des Nordreiches. Offensichtlich
meinen die Bewohner Israels, daß sie nur einen zeitlich begrenzten
Rückgang erlebten ( die Steine sind gefallen ), und in ihrem Hochmut
denken sie, alles wieder aufbauen zu können. Ja, sie meinen sogar, ihr
Volk noch besser werden lassen zu können, als es jemals gewesen ist.
Aber hier täuschen sie sich. Sie werden durch Rezins Feinde (Rezin war
der König von Aram, vgl. Jes 7,1 ,ein Verbündeter Israels) bedrängt
werden. Diese Feinde kommen aus dem Osten (sie waren ebenfalls Aramäer ;
Rezin war König eines Teiles von Aram) und Philister aus dem
Westen (vgl. Jes 2,6 ). Gott selbst ist es, der dies tut. Aber nicht
einmal dieses Gericht versöhnt den Zorn Gottes, denn die Menschen werden
weiter in ihren Sünden verharren. Und so wird auch Gott sie weiter
strafen. Dieser Abschnitt ( Jes 9,7-11 ) endet mit einem Refrain, der
noch dreimal in den folgenden Versen wiederholt wird: Und dennoch läßt
bei all dem sein Zorn noch nicht ab, und seine Hand ist noch
erhoben (V. 11.16.20 ; Jes 10,4 ). Diese Wiederholung macht Gottes
ungeheuren Zorn noch deutlicher und unterstreicht die Gewißheit des
fortdauernden Gerichtes.
b. Das ganze Volk wird gerichtet
( 9,12 - 16 )
Jes 9,12
Der Prophet klagt, daß das Nordreich
trotz des erlebten Leides durch die Hand Gottes noch immer nicht zu ihm
umgekehrt ist . Die ständige Weigerung des Volkes, sich Gott zuzuwenden,
wird das Gericht immer härter werden lassen. Israel ist wie ein kleines
Kind, das sich eigensinnig weigert, seinen Eltern gehorsam zu sein, und
daher noch stärker bestraft werden muß.
Jes 9,13-16
Israels Weigerung, zu Gott
zurückzukehren, wird ein Gericht nach sich ziehen, das man sich
schlimmer nicht vorstellen kann. Die gesamte Nation, von den Reichen bis
zu den Armen, wird verworfen werden. Beide, Kopf und Schwanz (V. 13 , in
V. 14 erklärt), ist eine sprachliche Figur, bei der die beiden extremen
Pole angegeben werden und die alles zwischen diesen beiden Polen darin
einschließt. Die Ältesten (der Kopf) und die falschen Propheten (der
Schwanz), die Führer und die sich leiten lassen, die jungen Männer, die
Waisen, die Witwen - sie alle sind gottlos und verdorben und werden
daher von Gott gerichtet werden. Zu dem Refrain in Vers 16 b vgl. die
Anmerkungen zu Vers 11 .
c. Eine Beschreibung der
Verdorbenheit
( 9,17 - 20 )
Jes 9,17-20
Die Bosheit der Menschen (vgl.
V. 16 ) wird als ein großes Feuer mit einer hohen Rauchfahne
beschrieben. Das Gericht kommt nicht nur von Gott (V. 10 ) und von den
Feinden des Volkes (V. 11 ), sondern auch von innen heraus. Die Nation
zerstört sich selbst durch ihre bösen Taten. Menschen lehnen sich gegen
andere auf (V. 18 ), verschlingen einander (V. 19 ), und selbst ganze
Stämme liegen miteinander im Streit (V. 20 ). Zu dem Refrain von
Vers 20 b vgl. die Anmerkungen zu Vers 11 .
d. Wehe den Ungerechten
( 10,1 - 4 )
Jes 10,1-4
Die korrupten Führer in Israel kehren
Recht und Gerechtigkeit in ihr Gegenteil um, ganz anders als der
Messias, der Recht und Gerechtigkeit aufrichten wird ( Jes 9,5-6 ).
Daher verkündigt Jesaja sein Wehe (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 )
über diese Menschen. Die Leser sollen erkennen, daß dieses Wehe auf sie
kommen wird, wenn sie den verkehrten Wegen ihrer Führer folgen. Israels
Führer tragen eine sechsfache Schuld: (a) Sie erlassen ungerechte
Gesetze und (b) unrechte Urteile . Dies ist ein abscheuliches Tun, denn
die Israeliten sollten ja als Glieder in Gottes Volk, das er aus der
Sklaverei in Ägypten erlöst hat, füreinander sorgen. Dann (c) berauben
sie den Armen (hebr.: dal , "schwach, gebrechlich, hilflos") seiner
Rechte , (d) nehmen das Recht hinweg, (e) nutzen die Witwen aus und
(f) berauben die Waisen . Sie nutzen also die Hilflosen, die ihre Rechte
nicht verteidigen können, zu ihrem eigenen Vorteil aus und verletzen
damit Gottes Gesetz ( 2Mo 22,21; 23,6; 5Mo 15,7-8; 24,17-18 ; vgl. Jes
1,17 ). Darum wird das Volk in Gefangenschaft geführt werden ( Jes
10,3-4 ). Im Unheil, das von ferne kommt (d. h. von Assyrien), wird
ihnen niemand helfen, da sie es abgelehnt haben, den Menschen, die in
Not sind, zu helfen. Gottes Gericht wird in seinem Zorn über sie
hereinbrechen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 9,11 ).
4. Assyriens Fall und das Aufkommen
des großen Königreiches
( 10,5 - 12,6 )
Auch in diesem Abschnitt stellt
Jesaja zwei Königreiche gegenüber: das assyrische Reich und das
Tausendjährige Reich Gottes. Assyrien wird fallen, weil es sich gegen
Gottes Volk zu stellen gewagt hat. Zwar benutzt Gott das assyrische
Reich, um Israel zu strafen, aber die Haltung, in der die Assyrer dies
tun, bleibt nicht ungestraft. (Jesaja greift diesen Gedanken noch einmal
in Jes 13-23 auf.) Gottes herrliches Reich wird nach dem Untergang
Assyriens kommen, allerdings nicht direkt danach. Jesaja stellt diese
beiden Reiche lediglich gegenüber.
a. Der Untergang des assyrischen
Weltreiches
( 10,5 - 34 )
(1) Assyrien erfüllt den Willen
Gottes ( Jes 10,5-11 ). Jesaja beschreibt Assyriens Aufgabe (V. 5 - 6 )
und seine Einstellung dazu (V. 7 - 11 ).
Jes 10,5-6
Gott hat Assyrien den Auftrag
gegeben, Israel zu strafen. Es ist die Rute seines Zorns und der Stecken
seines Grimmes . Weil Israel gottlos ist und Gott durch seine Sünde
zornig gemacht hat, wird Assyrien seine Städte berauben und sein Volk
wie Staub zertreten . Gott benutzt oft unerwartete Mittel zur Erreichung
seiner Ziele in dieser Welt (vgl. z. B., wie er Babylon gegen Juda
benutzt, was Habakuk in großes Erstaunen versetzt; Hab 1,6-17 ). Jesaja
behauptet nicht, daß Assyrien göttlich sei oder daß dieses Weltreich
überhaupt wisse, daß Gott es zur Erfüllung seines Vorhabens benutzt.
Gott bestimmt in seiner Allmacht Assyrien als sein Werkzeug der
Vergeltung.
Jes 10,7-11
Obwohl Assyrien ein Werkzeug in der
Hand Gottes ist (V. 5 - 6 ), hat Gott an ihm keinen Gefallen. Bei ihrer
Eroberung von Israel lassen sich die Assyrer von einer falschen
Einstellung leiten. Sie verleugnen die Größe des Gottes Israels und
halten Israel und Juda für Völker wie alle anderen auch. Die Assyrer
haben die aramäischen Städte Kalne (vgl. Am 6,2 ), Karkemisch, Hamat,
Arpad, Damaskus und Israels Hauptstadt Samaria erobert. Also folgern
sie, daß sie auch Jerusalem leicht einnehmen werden. Diese anderen
Städte hatten in den Augen der Assyrer größere Götter als Jerusalem.
Folglich denken sie, diese Stadt müsse noch leichter zu besiegen sein
(vgl. auch Jes 36,19-20; 37,12 ). Gott benutzt die Assyrer. Deren Motive
aber sind rein politischer Natur. Ihnen geht es nur um die Ausdehnung
ihres Reiches.
Jes 10,12-14
(2) Assyriens Strafe ( Jes 10,12-19 )
Nachdem Gott Assyrien benutzt hat, um
Jerusalem zu bestrafen, wird er Assyrien wegen des Stolzes seines
Königs, der in seinen hochmütigen Augen sichtbar wird, bestrafen
(vgl. Ps 18,28; 101,5; Spr 6,17; 30,13 ). Die Worte des assyrischen
Königs in Jes 10,13-14 machen den arroganten Stolz dieses Weltreiches
deutlich. Der König ist überzeugt, daß alles, was Assyrien erreicht hat,
durch seine Macht und Weisheit erreicht worden ist (viermal kommt in
diesen Versen das Wort ich vor und dreimal mein ). Er nahm andere Völker
und ihren Reichtum so, wie man gewöhnlich Eier aus einem Nest nahm.
Niemand konnte sich seiner militärischen Macht entgegenstellen.
Jes 10,15-19
Wegen diesem Stolz des assyrischen
Königs wird Gott ihn und sein Reich richten. Das Werkzeug ( Axt, Säge
oder Stab ; vgl. V. 5.24 ) ist nicht höher als der, der es benutzt .
Daher ist auch Assyrien, das von Gott benutzt wird, nicht höher als er.
Der Herr kündigt an, daß er die assyrische Armee
durch Krankheit und Feuer vernichten wird. Gott wird Assyriens Soldaten
vernichten, wie ein Waldbrand Bäume vernichtet (vgl. V. 33 - 34 ). Dabei
werden so wenig Bäume (Soldaten) übrigbleiben, daß selbst ein Kind sie
zählen kann. Im Jahre 701 v. Chr. wurden 185 000 Soldaten, die Jerusalem
belagerten, getötet ( Jes 37,36-37 ). Dann, 609 v. Chr., fiel das
assyrische Reich im Kampf gegen die Babylonier. Dieser Fall des
assyrischen Weltreiches ist ein warnendes Beispiel für alle, die sich
gegen Gott und seine Pläne für sein Bundesvolk stellen.
Jes 10,20-23
(3) Der Überrest Israels ( Jes
10,20-23 )
Trotz des Gerichtes über Israel wird
ein Überrest wieder in das Land zurückkehren und auf den Herrn (nicht
auf Assyrien; vgl. Hos 5,13; Jes 7,11; 8,9 ) vertrauen. Zu der
Zeit bezieht sich oft auf den letzten Tag, wenn der Herr die Gottlosen
bestrafen und sein gerechtes Königreich errichten wird (vgl. Jes 4,2 ).
Hier jedoch scheint es stärker das direkt bevorstehende Gericht über das
Nordreich Israel durch Assyrien (vgl. Jes 10,27 ) und die Rückkehr des
Überrestes aus diesem Weltreich zu meinen. Obwohl Israel viele Menschen
hat, wie Sand (vgl. 1Mo 22,17; 32,13; 1Sam 17,11 ), werden nur einige
wenige zurückkehren . Das Verderben wird überwältigend, aber gerecht
sein und über das ganze Land (das Nordreich) kommen.
Jes 10,24-27
(4) Assyriens Joch wird weggenommen
( Jes 10,24-27 )
Nun versichert Jesaja seinen Lesern,
daß das assyrische Joch von Juda genommen wird. Sie müssen sich vor den
Assyrern nicht fürchten . Wenn Gott sie benutzt hat, um sein Vorhaben
gegen Israel auszuführen, wird sich sein Zorn gegen Assyrien wenden, und
er wird sie strafen (vgl. Jes 37,36-37 ). Dieses Handeln Gottes wird der
Vernichtung der Midianiter durch Gideon ( Ri 7,1-24 ; vgl. Jes 9,3 ) und
der beiden midianitischen Führer bei dem Felsen von Oreb ( Ri 7,25 )
gleichen. Gott wird Assyrien (bildlich die Wasser genannt; vgl. Jes
8,7 ) vernichten, wie er es auch damals mit Ägypten getan hat. Gott
verspricht, das assyrische Joch von Juda zu nehmen (vgl. Jes 9,3 ). (5)
Assyrien wird besiegt ( Jes 10,28-34 )
Jes 10,28-32
Die Invasionstruppen Assyriens
werden, so verkündet der Prophet, wenn sie im Jahr 701 v. Chr.
versuchen, Juda zu erobern, von Norden her kommen, und zwar werden sie
bei Ajat (ein anderer Name für Ai), etwa zwölf Kilometer nördlich von
Jerusalem, die Grenze überschreiten. Von hier aus dringen sie südlich
nach Nob vor, etwa 3,5 Kilometer nördlich von Jerusalem. Acht der zwölf
angeführten Städte sind uns mit ihrer damaligen Lage bekannt
(nur Gallim, Lajescha, Madmena und Gebim nicht).
Jes 10,33-34
Assyriens Plan zur Eroberung
Jerusalems wird keinen Erfolg haben. Der HERR Zebaoth ist der Eine,
der die hohen Bäume (die assyrischen Soldaten und ihre Anführer; vgl.
V. 18 ) beschneidet. Jesaja hat ja die Menschen in Juda bereits ermahnt,
sich wegen Assyrien keine Gedanken zu machen. Gott ist auf ihrer Seite
(V. 24 - 27 ). Selbst der Libanon mit seinen dichten Wäldern wird vor
Gott fallen. Und Assyrien soll nicht denken, daß es entfliehen kann.
b. Gottes herrliches Reich entsteht
( 11,1 - 12,6 )
Das assyrische Weltreich wird fallen
( Jes 10,5-34 ), aber ein anderes Weltreich kommt. In diesem Abschnitt
über Gottes Reich ( Jes 11,1-12,6 ) finden wir eine Beschreibung des
Messias, des Königreiches selbst und des heiligen Überrestes, der in
diesem Reich wohnen wird. Jesaja stellt dieses Reich Gottes dem
assyrischen Reich, aber auch dem sündigen Leben des Israel seiner Tage
gegenüber.
Jes 11,1
Der Herr wird die Wälder und die
mächtigen Bäume niederschlagen ( Jes 10,33-34 ). Gottes Reich dagegen
wird aus einem Sproß entstehen, der aus dem Stamm Isais erwächst, Davids
Vater (vgl. Offb 22,16 ). Jesaja dachte dabei ohne Zweifel an Gottes
Verheißung an David ( 1Sam 7,16 ), daß ein Nachkomme von ihm für immer
über das Reich herrschen wird (vgl. Jes 9,6 ). Dieser Zweig , der
Messias (vgl. Jer 23,5 ), wird Frucht bringen , d. h. er wird wachsen
und für andere Segen bringen. Das hebräische Wort für "Zweig" ( nEQer )
ist ein anderes als das in Jes 4,2 benutzte ( QemaH ). Der Gedanke
jedoch ist der gleiche. ( Y NnEq in Jes 53,2 bedeutet "zarter Sproß" und
ist ein weiteres Wort für Zweig.) Er wird ein direkter Nachkomme Davids
sein (vgl. Mt 1,1 ) und Gottes Verheißung aus dem Bund mit David
erfüllen.
Jes 11,2-3 a
In diesen Versen werden Wesen und
Werk des "Zweiges" beschrieben. Der Geist des HERRN wird auf ihm ruhen ,
d. h. der Heilige Geist wird die Kraftquelle sein (vgl. die Taufe
Jesu, Mt 3,16-17 ) für sein Tun, das sich durch Weisheit, Verständnis,
Rat, Kraft, Erkenntnis und die Furcht des HERRN auszeichnet. Die
Wesensmerkmale des Heiligen Geistes werden den Messias kennzeichnen.
Aufgrund seiner Weisheit, seines Verständnisses und seiner Erkenntnis
ist er der wunderbare Ratgeber ( Jes 9,5 ). Jesaja spricht mehr vom
Heiligen Geist als jeder andere Prophet des AT ( Jes 11,2 [viermal]; Jes
30,1; 32,15; 34,16; 40,13; 42,1; 44,3; 48,16; 59,21; 61,1;
63,10-11.14 ).
Der Messias wird in der Furcht des
HERRN leben und daran Wohlgefallen haben ( Jes 11,3 ), so wie auch sein
Volk dies tun sollte. Gott zu fürchten bedeutet, ihm in Ehrfurcht,
Vertrauen, Gehorsam und Anbetung zu dienen. (Interessant ist, daß alle
drei Personen der Dreieinigkeit in V. 1 - 2 erwähnt werden.) Der Messias
wird beständig zu tun suchen, was der Vater von ihm will. Dies steht im
krassen Gegensatz zu den religiösen Führern zur Zeit Jesajas, die sich
nicht darum kümmerten, Gottes Wort zu befolgen.
Jes 11,3-5 (Jes 11,3b-5)
Als Herrscher der Welt wird der
Messias auch die Welt richten (vgl. Jes 2,4 ). Aber er wird nicht wie
ein gewöhnlicher Richter sein, der durch ungenügende Kenntnis getäuscht
werden kann. Er wird unparteiisch und in Gerechtigkeit richten . Der
Bedürftige und der Arme wird von ihm nicht unterdrückt, wie dies oft
durch menschliche Führer geschieht ( Jes 10,1-2 ). Die Unterdrückten
werden durch ihn ihr Recht bekommen, aber der Gottlose wird sterben.
Seine Herrschaft zeichnet sich durch Gerechtigkeit ( Jes 11,5 ; vgl. Jes
9,6; 16,5 ) und Treue aus, als wären sie untrennbare Teile seiner
Kleidung, wie Gürtel und Hüftgurt .
Jes 11,6-9
Jesaja beschreibt das gerechte
Königreich, das der Messias errichten wird. Der Fluch wird aufgehoben,
Friede und Harmonie werden allgegenwärtig sein. Wilde Tiere werden
wieder zahm und leben mit Haustieren und Menschen zusammen. Wolf,
Leopard, Löwe und Bär werden als Beispiele für solche wilden Tiere
genannt, die friedlich neben Herdentieren leben ( Lamm, Ziege, Kalb, Kuh
und Ochse ). Ein kleines Kind wird bei Löwen, Bären, Kobras und Vipern
nicht mehr in Gefahr sein (vgl. Jes 65,25 ). Und auf dem Tempelberg
(Gottes heiligem Berg ; vgl. Jes 27,13; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20 )
wird keine Sünde mehr sein.
Viele Bibelausleger verstehen diese
Verse bildhaft. Sie halten eine solche Veränderung in der Tierwelt nicht
für möglich. Aber weil der Messias der "Gott [ist] mit uns" ( Jes 7,14 )
ist und er unter seinem Volk wohnen wird, scheint eine solche
Veränderung nicht unwahrscheinlich. Der Fluch der Sünde wird in gewisser
Hinsicht wieder aufgehoben, wenn auch nicht völlig, bevor nicht das
Tausendjährige Reich zu seinem Ende gekommen ist und schließlich auch
der Tod weggenommen wird ( Offb 20,14 ).
Eine solche Veränderung und Ruhe ist
möglich, weil die Erde voll ist der Erkenntnis des HERRN ( Jes 11,9 ;
vgl. Jer 31,34; Hab 2,14 ). Dies bedeutet mehr, als daß die Menschen
intellektuell über Gott Bescheid wissen. Gemeint ist vielmehr, daß
Menschen überall nach Gottes Prinzipien und Wort leben. Dies wird auch
die Tiere nicht unberührt lassen. Wenn der Messias im Tausendjährigen
Reich herrschen wird ( Jes 9,5-6 ), dann wird Jerusalem eine
Vorrangstellung vor aller Welt einnehmen ( Jes 2,2 ). Juda und Israel
werden wieder in das Land Israel versammelt werden und dort im Glauben
und nach dem Neuen Bund leben. Das Tausendjährige Reich kann wohl heute
noch nicht angebrochen sein, denn diese Dinge kennzeichnen unsere
gegenwärtige Zeit nicht.
Jes 11,10
Aufgrund des Abraham-Bundes ( 1Mo
15,18-21; 17,7-8; 22,17-18 ), des Bundes mit David ( 1Sam 7,16 ) und des
Neuen Bundes ( Jer 31,33-34 ) wird Israel in diesem Reich eine besondere
Stellung einnehmen. Aber auch die Menschen anderer Nationen werden durch
dieses Königreich gesegnet. Der Messias, der Zweig aus der Wurzel
Isai (vgl. die Anmerkungen zu "Stamm Isais", Jes 11,1 ), wird auch
die Nationen stärken (vgl. V. 12 ; Sach 14,9.16 ). Jesus selbst hat
ebenfalls deutlich gemacht, daß viele Menschen außerhalb Israels an
Gottes Reich teilhaben werden ( Lk 13,29 ). Gott hat Abraham verheißen,
daß durch ihn alle Menschen auf dieser Erde gesegnet werden ( 1Mo
12,3 ). Wenn man lehrt, daß Israel aufgrund der Verheißung an Abraham in
Gottes Plan einen besonderen Platz einnimmt, bedeutet dies nicht, daß
nicht auch die Heiden ihren Platz darin haben.
Jes 11,11-12
In Vers 11 - 16 spricht Jesaja von
der weltweiten Sammlung der Menschen aus Israel und Juda durch Gott. Er
vergleicht diese Sammlung mit einem zweiten "Exodus", einem Auszug wie
damals, vor etwa 700 Jahren, aus Ägypten. Dieser erste Exodus gehörte zu
den entscheidendsten Ereignissen in der Geschichte Israels, denn nur
drei Monate später gab Gott den mosaischen Bund und markierte dadurch
den Beginn Israels als Volk.
Der Überrest wird von Gott aus dem
Norden ( Hamat ), Süden ( Ägypten und Kusch ), Osten ( Assur, Elam,
Babylon ) und Westen ( den Inseln des Meeres ) gesammelt - von den vier
Enden der Erde . Sowohl Israel als auch Juda werden zurück gebracht
(V. 12 ; vgl. Jer 31,31-34 ). Dies ist wichtig, da das Nordreich ja
damals gerade in die Gefangenschaft weggeführt wurde und die Juden in
den Tagen Jesajas es wohl für unwahrscheinlich gehalten haben, daß beide
Teile der Nation jemals wieder vereinigt würden.
Jes 11,13-14
In jenen Tagen der Rückbringung
wird Ephraim (das Nordreich) nicht eifersüchtig sein über Juda (das
Südreich), und der Süden wird nicht mehr feindlich eingestellt sein
gegen den Norden.
Wiedervereinigt werden sie (Israel
und Juda) das Land besitzen und ihre Feinde besiegen.
Die Philister bezieht sich auf den Südwesten Israels, entlang der
Mittelmeerküste. Die im Osten wohnen kann die Völker Nord-Arabiens
meinen (vgl. die Anmerkungen zu Hi 1,3 ) oder noch darüber hinaus gehen
(vgl. die Anmerkungen zu Jes 11,11 ). Edom, Moab und die Ammoniter lagen
im Süden und Osten von Israel. In der Zeit dieses Königreiches wird
Israel weder durch diese noch durch andere Feinde belästigt werden
(vgl. Ob 1,19 ).
Jes 11,15-16
Wenn Israel zu Beginn des
Tausendjährigen Reiches in sein Land zurückkehrt, wird Gott selbst den
Weg für sie bereiten. Der Golf von Suez wird austrocknen, damit die
Israeliten aus Ägypten und Kusch (vgl. V. 11 ) zurückkehren können, und
der Euphrat wird in flache Kanäle aufgeteilt, so daß die Menschen aus
dem Osten nach Israel heimkehren können. Dieses Austrocknen der Wasser
wird an den ersten Auszug erinnern, als Israel das Rote Meer (wörtl.:
"Schilfmeer") trockenen Fußes durchquerte ( 2Mo 14,21-22 ). Die Rückkehr
aus Assur ( Jes 11,16 ), die hier vielleicht stellvertretend für alle
Orte steht, von denen der Überrest kommt, wird wie Israels Auszug
aus Ägypten sein. Jesaja wußte nicht, wann dieser Exodus stattfinden
wird. Vielleicht hat er gedacht, daß dies recht bald der Fall sein
werde.
Jes 12,1-3
Kapitel 12 spricht von der Freude des
Überrestes, wenn er in sein Land versammelt sein wird. Die zwei Strophen
dieses Kapitels werden jeweils durch die Worte "Zu der Zeit wirst du
sagen" eingeleitet (V. 1.4 ).
Zu dieser Zeit (vgl. Jes 10,20; Jes
11,10 ) bezieht sich auf die Zeit der Befreiung, die in Jes
11,1-12,6 beschrieben wird. Wenn die Nation versammelt ist und der
Messias herrscht, dann wird der Überrest diese Worte des Lobes sprechen.
Der Überrest ist von den Nationen, von denen Vers 4 spricht,
unterschieden. In Vers 1 - 3 wird Gott gelobt, weil sein Zorn
abgekehrt ist, Israel getröstet wurde (V. 1 ) und der Herr (die Quelle
von) Stärke, Heil und Lied ist ("Heil" wird am Anfang und am Ende von
V. 2 erwähnt). Israels "Heil" wird mehr sein als innerer geistlicher
Friede und Befreiung. Auch Wohlstand wird dazugehören. Wasser aus den
Quellen des Heils schöpfen (V. 3 ) steht bildlich für ein Leben nach den
Maßstäben Gottes, das dann auch mit Freuden zur Teilhabe an den
Segnungen führt, die er schenkt.
Jes 12,4-6
Der Überrest wird dem Herrn danken
und einander aufrufen, unter den Völkern bekannt zu machen, was Gott
getan hat . Vermutlich ist gemeint, was er an Israel und Juda getan hat.
Gottes Name (sein offenbartes Wesen) soll erhoben (gerechtfertigt)
werden vor der Welt, so daß die Menschen überall erkennen, daß er seine
Verheißungen erfüllt. Die Menschen werden ihm für seine herrlichen Taten
singen . Der Überrest wird auch sich selbst an die Größe Gottes, des Heiligen Israels (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ), erinnern. Sie werden sich freuen in der Gewißheit, daß Gott unter ihnen ist (vgl. Jes 12,3 ). In Kapitel 12 finden wir den Höhepunkt des Gegensatzes zwischen dem Fall des assyrischen Weltreiches, das Juda in den Tagen des Jesaja bedrohte, und dem Aufkommen von Gottes herrlichem Reich, das mit Gewißheit kommen wird. Die ganze Welt wird schließlich Gottes Wahrheit erkennen. |