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Joel Kapitel 2
( 2,1 - 11 )
In diesem Abschnitt wird das Thema von Joe 1,15 weiter entwickelt und
Einzelheiten über den kommenden Tag des Herrn vermittelt. Joel sieht
Gott dabei als mächtigen Kriegskönig, der sein großes Heer in den Kampf
führt. Wenn man eine vorexilische Abfassungszeit des Buches Joel
vertritt, könnte es dabei entweder um die Assyrer oder um die Bablyonier
gehen (vgl. die Anmerkungen unter "Verfasserschaft und Abfassungszeit"
in der Einführung ). Beide werden im AT als Werkzeuge des Gerichtes
Gottes angesehen (vgl. Jes 10,5-15 für die Assyrer und Jer 27,4-11;
51,20-25 und Hab 1,5-12 für die Babylonier). Andere Ausleger, die eine
nachexilische Abfassungszeit vertreten, sehen in dem Heer von Joe 2,1-11
eine eschatologische Armee (vielleicht die in V. 20 ; Joe 4,9.12; Dan
11,40 und Sach 14,2 genannte).
Bei einer nachexilischen Abfassungszeit kann nicht sicher gesagt werden,
auf welche Nation sich dieser Abschnitt bezieht. Das Heer trägt dann
einen unbestimmten, apokalyptischen Charakter (vgl. Wolff, Joel and Amos
, S. 7, 42) und steht vielleicht für die Feinde Israels ganz allgemein.
Wie unter "Größere exegetische Schwierigkeiten" in der Einführung
bemerkt, wird dieses Heer mit heuschreckenähnlichen Bildern beschrieben,
um die Kontinutität mit Kapitel 1 zu schaffen. Zugleich zeigt der
Vergleich mit einem wirklichen Heer ( Joe 2,4-5.7 ), daß es hier um die
Realität geht.
In diesem Abschnitt kann man vier Unterabschnitte erkennen (V.
1-2.3-5.6-9.10-11 ), von denen die drei letzten mit "vor ihnen" (V. 3.10
) oder "bei ihrem Anblick" (V. 6 ) eingeleitet werden. Vers 1 - 2 ist
thematisch parallel zu Vers 10-11 und bildet so zusammen mit diesen
beiden Versen eine Art Rahmen. Diese beiden Unterabschnitte sprechen von
den furchtsamen Reaktionen, die durch das herannahende Heer ausgelöst
werden (V. 1 b. 10 a), der Finsternis, die mit ihm einhergeht (V. 2 a.
10 b), und seiner außergewöhnlichen Größe (V. 2 b. 11 a). Zwei dieser
Gedanken tauchen (in umgekehrter Reihenfolge) in der Mitte des
Abschnittes noch einmal auf. Vers 5 c spricht von der Größe des Heeres
und Vers 6 von der Furcht, die durch es bei Menschen in vielen Völkern
ausgelöst wird. Zwei Gedanken kommen in Vers 3-5 a vor: Das Heer ist wie
ein zerstörendes Feuer (V. 3 ), und es dringt unaufhaltsam vor (V. 4-5
a). Beide Gedanken werden in Vers 5 b und 7-9 in umgekehrter Reihenfolge
wiederholt.
A. Die Nähe des Heeres Gottes
( 2,1 - 2 )
Joe 2,1
Dieser Abschnitt beginnt mit einem Alarmruf , der die Nähe des
Angreifers unterstreicht. Die Posaune ( SNPAr ) war das Horn eines
Widders, das von einem Wächter geblasen wurde, um die Menschen vor einer
großen Gefahr zu warnen (vgl. Jer 4,5-6; Hes 33,2-6 ). Die Reaktion des
Volkes darauf ist Furcht ( zittern ; vgl. Am 3,6 ), besonders in diesem
Fall, denn der Tag des HERRN kommt. Heiliger Berg ( Ps 2,6; 3,5; 15,1;
24,3; 78,54; Dan 9,16.20; Ob 1,16; Zeph 3,11 ) bezieht sich auf den
Tempelberg.
Joe 2,2 a
Der Tag des Herrn wird als ein Tag der Finsternis und Dunkelheit der
Wolken und Nebel beschrieben (vgl. Zeph 1,15 ). Die Erwähnung der
Finsternis nach der Heuschreckenplage aus Joe 1 erinnert an 2Mo 10 ,wo
die gleiche Reihenfolge der Ereignisse zu finden ist. Dunkelheit und
Wolken - die oft mit dem Herrn in seiner Rolle als mächtiger,
siegreicher Kriegsherr einhergehen (vgl. 5Mo 4,11; 5,22-23; Ps 18,10.12;
97,2 ) - sind hier ein Bild für Gericht und Zerstörung (vgl. Jer 13,16;
Hes 30,3.18; 32,7-8; 34,12; Am 5,18-20; Zeph 1,15 ).
Joe 2,2 b
Die ungeheure Größe der angreifenden Armee wird besonders unterstrichen.
Wie die Strahlen der Morgensonne ( Morgenröte ) werden seine Scharen den
Horizont bedecken. Dieses Heer wird furchtbarer sein als alle, die
bisher gekommen sind oder die noch kommen werden. Die Bildsprache hier
erinnert an 2Mo 10,14 .Vielleicht soll auf diese Weise angedeutet
werden, daß die "Heuschrecken" aus Joe 2,1-11 noch schlimmer sein werden
als die, die Ägypten überrannt haben. Etwas, was noch schlimmer sein
wird als die ägyptischen Plagen, wird über das Land kommen!
B. Die zerstörerische Kraft des Heeres Gottes
( 2,3 - 5 )
Joe 2,3
Die Angreifer werden, wie die Heuschrecken in Joe 1 ,mit einem Feuer
verglichen, das alles auf seinem Weg vernichtet (vgl. Joe 1,19 ).
Fruchtbare Landstriche, deren Fülle mit dem Garten Eden vergleichbar ist
(vgl. 1Mo 2,8-9 ), werden zu einer wüsten Einöde werden. Hinter diesem
Bild steht als Realität die vernichtende Kraft einer großen angreifenden
Armee, die über das Land kommt (vgl. 5Mo 28,49-51; Jes 1,7; Jer 5,17 ;
siehe auch den assyrischen Text, der unter "Größere exegetische
Schwierigkeiten" in der Einführung zu finden ist). Die Worte nichts
entkommt ihnen spielen vielleicht auf 2Mo 10,5.15 an.
Joe 2,4-5
Im Zusammenhang des Heuschreckenvergleiches wird die angreifende Armee
mit einem Heer (V. 5 b) verglichen, das aus Pferden, Reitern und
Streitwagen (V. 4 - 5 a) besteht. Dieser Vergleich wird durch drei Dinge
hervorgerufen: (1) Die Köpfe von Heuschrecken und die von Pferden sehen
ähnlich aus. Die deutsche und die italienische Bezeichnung für
"Heuschrecke" lautet auch "Heu-Pferd" bzw. "kleines Pferd" (Wolff, Joel
and Amos , S. 45, Anm. 46; vgl. auch Driver, The Books of Joel and Amos
, S. 52). (2) Heuschreckenschwarm wie menschliches Heer kommen schnell
heran. (3) Die schwirrenden Heuschreckenflügel erinnern an den Klang von
Streitwagen (Berichte über die Geräusche eines Heuschreckenschwarmes
finden sich bei Driver, The Books of Joel and Amos , S. 52).
Nichts kann das eilige Herannahen der Angreifer aufhalten. Sie scheinen
über die Bergspitzen zu springen . Das hebräische Wort für "springen
über" ( rAqaD ) kann sowohl für fliegende Heuschrecken als auch für
schnelle Streitwagen benutzt werden (zu letzterem vgl. Nah 3,2 ,wo rAqaD
mit "rollen" übersetzt wird).
C. Der unnachgiebige Ansturm des Heeres Gottes
( 2,6 - 9 )
Joe 2,6
Die Reaktion auf dieses furchtbare Heer ist weitverbreiteter Schrecken,
denn Völker sind davon betroffen. In Furcht ( HUl ) meint gewöhnlich ein
Krümmen vor Schmerzen, wie eine Frau, die bei einer Geburt vom Schmerz
überwältigt wird (vgl. HUl in Jes 26,17; Jer 4,31; Mi 4,10 ). Auch an
anderen Stellen, an denen der Herr zum Kampf kommt, ist dies die
Reaktion der Menschen (vgl. 2Mo 15,14; 5Mo 2,25; Ps 77,16; 97,4; Jes
13,8; Hab 3,10 ).
Joe 2,7-9
Erneut wird der unaufhaltsame Aufmarsch des Heeres betont (vgl. V. 4 - 5
a). Wieder lassen sich die verwendeten Worte sowohl auf Heuschrecken
(vgl. Driver, The Books of Joel and Amos , S. 54f, und Keil, "Joel" in
Commentary on the Old Testament in Ten Volumes , 10;193, Anm. 1) als
auch auf eine wirkliche Armee beziehen. Beide kommen geordnet heran (V.
7 - 8 a), durchbrechen die Verteidigungslinien (V. 8 b) und dringen in
ummauerte Städte und in Häuser ein. Wie auch anderswo in diesem
Abschnitt (vgl. V. 6 ) scheint Joel wieder auf 2Mo 10 anzuspielen.
D. Die Unbesiegbarkeit des Heeres Gottes
( 2,10 - 11 )
Joe 2,10-11
Das Herannahen des Heeres geht einher mit kosmischen Katastrophen. Die
ganze Welt, von der Erde bis in den Himmel hinauf, erzittert (vgl. bebt
und zittert ) vor dem gewaltigen Kriegsschrei des göttlichen
Befehlshabers. Diese kosmische Reaktion ist eine typische poetische
Beschreibung der Erscheinung Gottes als Kriegsherr (vgl. Ri 5,4; Ps
18,8; 77,19; Jes 13,13; Joe 4,16 ). Die Verdunklung der Himmelskörper
(vgl. Joe 2,2;3,3;4,15 ) ist ein anderer charakteristischer Zug des
Tages des Herrn (vgl. Jes 13,10; Hes 32,7; Sach 14,6-7 ; siehe auch Jes
34,4 ). Der Prophet schließt mit einer rhetorischen Frage ( Wer kann es
ertragen? ), um zu zeigen, daß niemand diesen großen und schrecklichen
Tag ertragen kann (vgl. Mal 3,2; 4,5 ). Wenn das Heer in Joe 2,1-11 ein
Heer in den Tagen Joels ist, dann ist es ein Hinweis auf das Heer aus
Kapitel 4 .
IV. Ein erneuter Ruf zur Umkehr
( 2,12 - 17 )
Angesichts einer solch großen, unbesiegbaren Armee ist die einzige
Hoffnung des Volkes, sofort ("auch jetzt noch", V. 12 ) zu Gott
umzukehren. Dieser Abschnitt enthält zwei ausdrückliche Appelle zur
Umkehr (V. 12 - 14.15 - 17 ). Der erste endet mit einem motivierenden
Gedanken (eingeleitet durch "denn", V. 13 b. 14 ).
A. Ein Appell zur echten Herzensänderung
( 2,12 - 14 )
1. Der Appell
( 2,12 - 13 a)
Joe 2,12-13 a
Der Herr selbst ermahnt das Volk, wirklich ehrlich umzukehren (vgl. mit
deinem ganzen Herzen und zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider)
mit Fasten und Weinen und Klagen . Echte Buße ist das, was Gott durch
sein Gericht erreichen möchte (vgl. 5Mo 4,30; 30,1-2; Hos 3,4-5; Am
4,6-11 ).
2. Die Motivation
( 2,13 b. 14 )
Joe 2,13 b
Wenn das Volk sein Verhältnis zu dem Herrn, seinem Gott, wirklich
erkennen und sein gnädiges Wesen verstehen würde, dann würde es
umkehren. Der Ausdruck "der Herr, dein Gott" war in Israel gut bekannt
(er erscheint allein in 5.Mose 263 mal) und stand für das
Bundesverhältnis zwischen Gott und dem Volk. Die Worte gnädig und
barmherzig, langsam zum Zorn und überfließend in Liebe ( HeseD , "treue
Liebe") erinnern an 2Mo 34,6 (vgl. Neh 9,17; Ps 103,8; 143,8; Jon 4,2 ),
wo nach der Sünde mit dem goldenen Kalb die gleichen Worte der
Erneuerung des Bundes vorausgehen. Weil Gott in seinem Wesen gnädig ist,
gereut ihn oft die Strafe , die er gesandt hat. Wieder wird an das
Geschehen im Zusammenhang mit dem goldenen Kalb erinnert. Damals hatte
Mose den Herrn gebeten, sich "gereuen" zu lassen und "das Unheil nicht
zu bringen" (über sein Volk; 2Mo 32,12 ). Gott hatte diese Bitte erhört.
Joe 2,14
Die Worte wer weiß zeigen die Souveränität Gottes in dieser Sache (vgl.
1Sam 12,22; Jon 3,9 ). Selbst wenn das sündige Israel umkehrt, kann es
damit Gottes Gnade nicht herbeizwingen, so als hätte es diese irgendwie
in seiner Kontrolle und er müsse sie automatisch schenken. Es kann nur
darauf hoffen, daß er sich wendet und Erbarmen hat (vgl. Mal 3,7 ),
indem er das Unheil abwendet (vgl. Joe 2,20 ) und die Ernte wiederkommen
läßt (vgl. V. 25 ). Landwirtschaftlicher Segen wird ein Zeichen der
Umkehr des Fluches sein, der über das Volk gekommen ist (in Form der
Heuschrecken; vgl. 5Mo 28,38-42 ). Dann wird es wieder möglich sein,
Korn und Trankopfer darzubringen (vgl. Joe 1,9.13 ).
B. Ein Appell zur nationalen Beteiligung
( 2,15 - 17 )
Der zweite Teil dieses Aufrufes zur Umkehr ist ein Appell an das ganze
Volk zu einer öffentlichen Klage- und Gebetsveranstaltung.
Joe 2,15
Die einleitenden Worte in Vers 1, Blast die Posaune in Zion , werden
hier noch einmal wiederholt. Auf die Furcht und den Schrecken, den die
Posaune des Wächters hervorgerufen hat, (V. 1 ) soll nun ein anderer Ton
des Widderhornes folgen, dieses Mal ein Ruf an das Volk für ein heiliges
Fasten und eine heilige Versammlung (vgl. Joe 1,14 ). Durch das Blasen
des Widderhornes wurde auch zu religiösen Zusammenkünften gerufen (vgl.
3Mo 25,9; Ps 81,4 ).
Joe 2,16
Die gesamte Versammlung ( Gemeinde ) soll zusammenkommen, von den
Ältesten bis zu den Jüngsten ( den Säuglingen ). Nicht einmal
Neuvermählte sind ausgenommen (vgl. 5Mo 24,5 ).
Joe 2,17
Die Priester sollen die Feier leiten, indem sie vor dem HERRN in dem Hof
des Tempels (d. h. zwischen der Vorhalle und dem ehernen Altar ; vgl.
Hes 8,16 ) weinen und indem sie ein Gebet um Befreiung sprechen.
Das Gebet soll eine zweifache Bitte enthalten: (a) verschone ( HUs ,
"Erbarmen haben"; vgl. Jon 4,11 ,wo das gleiche Wort vorkommt) und (b)
mache nicht , eine Bitte, durch die Gott zum Handeln bewegt werden soll.
Es geht bei dieser zweiten Bitte um den Ruf Gottes. Wenn Israel, Gottes
eigenes Erbteil (vgl. 5Mo 4,20; 9,26.29; Ps 28,9; 33,12; 78,62.71; 79,1;
94,14; Mi 7,14.18 ), zum Objekt des Spottes wird (vgl. Joe 2,19 ),
könnten die Völker daraus schließen, daß er nicht genügend Macht
und/oder Liebe hat, die zu retten, die zu ihm gehören (vgl. 2Mo 32,12;
5Mo 9,26-29; Ps 79,4.10 ).
Die Übersetzung ein Sprichwort unter den Völkern ist zwar nicht die
einzig mögliche Übersetzung des hebräischen Textes (z. B. ist auch
denkbar: "daß die Heiden nicht über sie herrschen"), ist aber aufgrund
der poetischen Struktur des Verses wahrscheinlicher (vgl. den parallelen
Ausdruck "Objekt des Spottes"; siehe auch Jer 24,9 ).
V. Vergebung und Erneuerung
( 2,18 - 27 )
Dieser Abschnitt markiert einen Wendepunkt in der Argumentationsweise
des Buches. Er beschreibt die göttliche Antwort (V. 18 ) auf die Umkehr
des Volkes und berichtet die tröstenden Worte Gottes an sein Volk (V. 19
- 27 ). Die Folgen der Heuschreckenplage ( Joe 1 ) werden umgekehrt
(siehe bes. Joe 2,25 ) und die drohende Invasion (V. 1 - 11 ) abgewendet
(V. 20 ).
Die göttliche Botschaft der Verse 19 - 27 zeigt die folgende chiastische
Struktur:
a. Vers 19
b. Vers 20a
c. Vers 20b-24
b 1 . Vers 25
a 1 . Vers 26-27
Die Teile a und a1 stehen miteinander in Zusammenhang, da in beiden von
einer Erneuerung der Ernte und einem Ende der Schmach die Rede ist. Die
Teile b und b1 sprechen beide von einer Auslöschung der Feinde (bzw.
deren Auswirkungen). Teil c schließlich enthält zwei Kreise (V. 20 b -
21 b. 21 c - 22-24 ), wobei in dem zweiten die drei Elemente des ersten
wiederholt und/ oder erweitert werden (vgl. V. 20 b mit 21 c; V. 21 a
mit V. 22 und V. 21 b mit V. 23 - 24 ).
A. Die gnädige Reaktion Gottes wird beschrieben
( 2,18 )
Das Verhältnis zwischen Vers 18-19 a und dem vorausgehenden Kontext ist
schwierig. Einige Übersetzungen verwenden das Futur ("wird eifersüchtig
sein" usw.) und verstehen diese Verse als eine Verheißung, die von der
positiven Antwort des Volkes auf den Ruf zur Umkehr in Vers 12-17
abhängig ist. Aber diese Interpretation der hebräischen Verbformen ist
in diesem Zusammenhang unwahrscheinlich (vgl. S. R. Driver, A Treatise
on the Use of the Tenses in Hebrew. 3. Ausg. Oxford: Clarendon Press
1892. S. 95; Keil, "Joel", in: Commentary on the Old Testament in Ten
Volumes , 10:200). Besser scheint es, die Formen mit Vergangenheit zu
übersetzen und den Text als eine Beschreibung der Wendung Gottes zu
seinem Volk in den Tagen Joels zu verstehen. Dies setzt natürlich
voraus, daß das Volk in positiver Weise auf den Appell aus Vers 12-17
geantwort hat (vgl. Allen, The Books of Joel, Obadiah, Jonah and Micah ,
S. 86).
Joe 2,18
Als Antwort auf diese echte Umkehr war der HERR eifersüchtig auf sein
Land und hatte Mitleid mit seinem Volk . Die Eifersucht Gottes ist seine
tiefe Treue gegen das, was ihm gehört, eine Treue, die ihn dazu bringt,
alles auszulöschen, was es vernichten würde (vgl. Jes 26,11; Hes 36,5-6;
38,19; Sach 1,14; 8,2 ). Hier geht es um den militärischen Schutz, der
in Joe 2,20 beschrieben wird.
B. Gott verheißt den erneuten landwirtschaftlichen Segen
( 2,19 - 27 )
Joe 2,19-20 a
Die Verheißung Gottes beginnt mit der Ankündigung, daß die
landwirschaftliche Produktivität ( Korn, neuer Wein und Öl ), die durch
die Heuschrecken vernichtet worden war (vgl. Joe 1,10 ), wieder erneuert
wird. Gott sagt, daß sein Volk nie wieder zu einem Objekt des Spottes
für die Völker werden wird (vgl. Joe 2,17 ). Dies entspricht seiner
Verheißung in Vers 26-27 , daß sie "nicht wieder ... zuschanden" werden.
Diese scheinbar bedingungslose Verheißung ist schwierig zu verstehen,
wenn es in Vers 18 - 19 a um ein historisches Ereignis aus den Tagen
Joels geht. Ob man nun von einem vorexilischen oder einem nachexilischen
Datum für die Abfassung von Joel ausgeht, jedenfalls zeigt die
Geschichte, daß Israel auch nach den Tagen Joels oft wieder zum
Gegenstand des Spottes wurde. Wahrscheinlich sollte man zumindest diesen
Aspekt der Verheißung in seiner eigentlichen Erfüllung eschatologisch
verstehen. In Joels Weissagung geht es um die Zukunft Israels.
Chronologische Sprünge, die man in der Rückschau sehr leicht sieht,
werden dabei nicht beachtet. Folglich vermischen sich Weissagungen, die
sich an seine eigene Generation richten, hier mit denen, die noch
erfüllt werden müssen. Dies ist bei den Propheten des Alten Testamentes
sehr häufig der Fall (vgl. z. B. Jes 9,6-7; 61,1-2; Sach 9,9-10 ).
Als nächstes kündigt der Herr an, daß die Gefahr, die in Joe 2,1-11
beschrieben ist, abgewandt werden wird (V. 20 a). Er selbst wird sich
gegen das Heer stellen, das er gegen sein ungehorsames Volk
heraufgeführt hat (vgl. V. 11 ), und wird es in die Wüste ( ein dürres
und wüstes Land ) und in das Meer ( das östliche Meer und das westliche
Meer ), vermutlich das Tote Meer und das Mittelmeer (vgl. Sach 14,8 ),
treiben.
Der Gestank der Leichen wird die Luft erfüllen. Wie in Joe 2,1-11 läßt
sich auch hier die Sprache, obwohl von einem wirklichen Heer die Rede
ist (vgl. Jes 34,3; Am 4,10 ), auf Heuschrecken anwenden. Augenzeugen
berichten, daß tote Heuschrecken, die ins Meer getrieben und dann an die
Küste gespült wurden, einen furchtbaren, faulen Gestank gaben (vgl.
Driver, The Books of Joel and Amos , S. 62f; Smith, The Book of the
Twelve Prophets , 2:411).
Wie in der Einführung gezeigt, macht die Bezeichnung Heer des Nordens
(wörtl.: die Nördlichen) deutlich, daß es sich letztlich um eine
tatsächliche Armee handelt. Wenn diese Armee noch zukünftig
(eschatologisch) ist, handelt es sich vermutlich um das gleiche Heer,
das auch in Joe 4,9.12; Dan 11,40 und Sach 14,2 erwähnt wird. Ist es
dagegen nur ein Heer aus der Geschichte, läßt sich aufgrund der
Unsicherheit im Blick auf die Abfassungszeit des Buches nichts Genaueres
über seine Identifizierung aussagen. Es kann dann also auch nicht gesagt
werden, in welchem Maße sich Joe 2,20 in den Tagen Joels erfüllt hat
(wenn überhaupt). Wenn die Invasion, die in Joe 2,1-11 angedroht worden
war, noch nicht wirklich begonnen hat, muß sich Vers 20 nicht unbedingt
auf ein historisches Ereignis beziehen. Es könnte einfach eine sehr
lebendige und konkrete Art sein zu sagen, daß Gott die Zerstörung, die
er geplant hat, im letztem Augenblick verhindert hat.
Joe 2,20 - 21 b
Manche Übersetzungen verstehen die letzte Zeile aus Vers 20 als eine
Aussage über den Herrn (vgl. V. 21 ; in diesem Fall wird k¯ als
emphatische Verstärkung angesehen: Sicherlich ). Andere verbinden diese
Aussage mit den vorhergehenden Worten und sehen das Heer als Subjekt an
(z. B.: "Denn es hat große Dinge getan"). Dann ginge es hier um den
unverschämten Hochmut der Angreifer (vgl. Jes 10,5-19 ,wo etwas
Ähnliches gemeint ist). Dennoch scheint die erste Übersetzung richtiger
zu sein, besonders aufgrund des strukturellen Aufbaues (vgl. die
Anmerkung zu Joe 2,18-27 ).
In den ersten beiden Zeilen von Vers 21 wird das Land, das seiner
Erzeugungen beraubt wurde (vgl. Joe 1,10 ), personifiziert. Es soll sich
nicht länger fürchten, sondern fröhlich sein und sich freuen.
Joe 2,21-24 (Joe 2,21c-24)
Jedes der drei Elemente in Vers 20 b- 21 b wird in diesen Versen noch
einmal wiederholt und/oder erweitert. Die wiederholte Bekräftigung, daß
der HERR große Dinge getan hat, wird erläutert durch die Worte: fürchte
dich nicht (V. 22 ) und sei fröhlich und freue dich (V. 23 ).
Die erste Verheißung richtet sich an die wilden Tiere , die durch die
Heuschreckeninvasion und die nachfolgende Dürre so sehr gelitten haben
(vgl. Joe 1,20 ). Die Folgen dieses Gerichtes werden nun vollständig
umgekehrt. Die offenen Weiden (vgl. Joe 1,19 ) werden wieder Gras und
Vegetation hervorbringen. Die Bäume und Weinstöcke werden wieder ihre
Frucht bringen (vgl. Joe 1,7.12.19 ).
Die zweite Verheißung ( Joe 2,23 ) ergeht an die Bewohner von Zion (d.
h. Jerusalem; vgl. V. 1 ), denen gesagt worden war, daß sie über die
Vernichtung, die durch die Heuschrecken gekommen war, klagen sollten
(vgl. Joe 1,5.8.11.13 ). Sie können sich nun "freuen", denn der Herr
wird ihren Feldern die Fruchtbarkeit zurückgeben. Wie in 5Mo 11,14
verheißen, werden Herbst- und Frühlingsregen ohne Verzögerung kommen (im
September/Oktober und im März/April) und eine reiche Ernte
gewährleisten.
Der Ausdruck, der mit ein Lehrer für Gerechtigkeit übersetzt ist ( Joe
2,23 ), sollte besser "in Gerechtigkeit der Herbstregen" wiedergegeben
werden (vgl. Luther-Übers.; vgl. Allen, The Books of Joel, Obadiah,
Jonah and Micah , S. 92 f, Anm. 26; und Kapelrud, Joel Studies , S.
115). "Lehrer" mNreh ) wird weiter hinten im Vers mit "Herbst" übersetzt
(vgl. auch Ps 84,7 ). "Für Gerechtigkeit" bedeutet dann "entsprechend
der Gerechtigkeit" (d. h. in Übereinstimmung mit der Bundesverheißung,
daß Gehorsam durch landwirtschaftlichen Segen belohnt wird; siehe
Kapelrud, Joel Studies , S. 116).
Die reiche Ernte wird sichtbar werden an den Tennen und daran, daß Wein-
und Ölkeltern überfließen ( Joe 2,24 ).
Joe 2,25-27
Vers 25 faßt das allgemeine Thema der Verse 19 - 24 noch einmal
zusammen. Die Folgen der Heuschrecken werden vollständig umgekehrt
werden. Als ob er durch eine gesetzliche Verpflichtung dazu genötigt
wäre, verheißt der Herr, daß er dem Volk zurückzahlen wird für die
Ernte, die sein großes Heer von Heuschrecken (vgl. Joe 1,4 ) vernichtet
hat.
Die landwirtschaftliche Fülle ( Joe 2,26 a) wird die Menschen dazu
bringen, den Namen (d. h. den offenbarten Charakter) ihres Bundesgottes
zu loben, der Wunder für sie getan hat (V. 26 b). Dieser Ausdruck ordnet
die Erneuerung des landwirtschaftlichen Segens in den breiten Strom der
wundersamen historischen Taten Gottes zugunsten seines Volkes ein (vgl.
2Mo 3,15; 15,11; 34,10; Jos 3,5; Ri 6,13; Ps 77,15 ). Das Volk wird seine aktive Gegenwart und seinen rechtmäßigen Platz als sein Gott erkennen (erfahren ; Joe 2,27 ). Die Worte Ich bin in Israel (wörtl.: "Ich bin in der Mitte Israels") erinnern an die fünf Bücher Mose (Pentateuch), in denen immer wieder gesagt wird, daß Gott "unter" (oder "inmitten") seines Volkes ist (vgl. 4Mo 11,20; 14,14; 5Mo 7,21 ). Auch der häufige Ausdruck du wirst erkennen, daß ich der HERR, dein Gott, bin stammt aus dem Pentateuch ( 2Mo 6,7; 16,12 ). Er steht in engem Zusammenhang mit dem exklusiven Recht Gottes, Israels Gott zu sein ( es gibt keinen anderen ; vgl. 5Mo 4,35.39 ). Durch diese Anspielungen auf das frühere Verhältnis macht Gott deutlich, daß seine Beziehung zu seinem Volk genauso lebendig ist, wie sie es in den Tagen Moses war. |