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Joel Kapitel 3


VI. Die Verheißung einer herrlichen Zukunft

( 3,1 - 4,21 )

 

Dieser letzte Abschnitt des Buches Joel entfaltet das eschatologische Element der Verheißung Gottes (vgl. die Anmerkungen zu Joe 2,19-20 a; "nach diesem" in Joe 3,1 ; "an diesem Tag" in Joe 4,18 ). Die Befreiung, die Joels Generation erlebte, ist eine Vorschattung jener Befreiung, die einmal am Ende der Zeit kommen wird. Der Tag des Herrn, der durch die Bußfertigkeit der Zeitgenossen Joels nur knapp abgewandt werden konnte, wird in voller Macht gegen die Feinde des Volkes Gottes kommen (die vielleicht durch das Heer des Nordens aus Joe 2,20 symbolisiert werden). Die Verheißungen von Joe 2,19-27 werden ihre letzte und eigentliche Erfüllung erfahren, wenn der Herr um Israels willen eingreifen ( Joe 3,1-5 ), die Feinde des Volkes hart richten ( Joe 4,1-16 a. 19 ) und sein Volk sicher in seinem Land wohnen lassen wird ( Joe 4,1.16-18.20-21 ).

 

 

A. Die geistliche Erneuerung und Befreiung

( 3,1 - 5 )

 

Joe 3,1-2

 

Der Herr kündigt an, daß sein "Tag" (V. 4 ) von einer Ausgießung seines Geistes über alles Fleisch begleitet sein wird. Der nachfolgende Kontext macht deutlich, daß "alles Fleisch" sich genauer auf alle Bewohner Judas bezieht (vgl. das dreifache eure in V. 1 und die parallelen Stellen in Hes 39,29; Sach 12,10 ). Diese Geistausgießung wird ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder soziale Stellung geschehen ( Joe 3,2 sollte übersetzt werden: "und selbst auf die männlichen und weiblichen Sklaven").

Dann werden die Empfänger des Geistes Gottes prophetische Gaben haben ( werden weissagen, werden Träume haben und werden Visionen sehen ), die in der Vergangenheit nur einigen Wenigen geschenkt worden waren (vgl. 1Sam 10,10-11; 19,20-24 ). Vermutlich spielt dies auf 4Mo 11,29 an, wo Mose als Antwort auf den fälschlichen Eifer Josuas nach der Geistausgießung auf die 72 Ältesten (vgl. 4Mo 11,24-28 ) sagt: "Ich wünschte, daß alle im Volk des Herrn Propheten wären und daß der Herr seinen Geist auf sie ausgießen würde!" Diese massive Ausgießung des Heiligen Geistes wird den Beginn einer göttlichen Segenszeit markieren (im Gegensatz dazu siehe 1Sam 3,1 ,wo das Fehlen prophetischer Visionen eine Zeit der Sünde und des Gerichtes charakterisiert).

 

Joe 3,3-4

 

Der große und schreckliche Tag des HERRN wird mit vielen seltsamen Zeichen kommen ( Wundern ) des drohenden Gerichtes (vgl. V. 10 ; siehe auch Hes 32,6-8 ,eine fast wörtliche Parallele). Blut und Feuer und Rauchwolken sind Hinweise auf einen Krieg. Daß sich der Mond in Blut verwandelt, sagt auf poetische Weise, daß er verdunkelt wird (vgl. die parallele Aussage Die Sonne wird in Finsternis verwandelt werden und siehe Joe 2,10;4,15 ). Wenn diese Zeichen auch für Gottes Feinde den Untergang andeuten, soll sein Volk sie dennoch als Vorzeichen seiner Befreiung ansehen (vgl. Mt 24,29-31; Mk 13,24-27; Lk 21,25-28 ).

 

Joe 3,5

 

Zu dieser Zeit des weltweiten Gerichtes wird jeder, der den Namen des HERRN anruft, gerettet werden (d. h. aus der körperlichen Gefahr befreit werden; vgl. die Anmerkungen zu Röm 11,26 ). "Jeder" bezieht sich hier nicht auf alle Menschen, sondern auf das durch Gottes Geist bevollmächtigte Volk Gottes, von dem in Joe 3,1-2 die Rede ist. In Rö. 10,13 bezieht Paulus diese Stelle auf die Rettung von Heiden (und Juden), was für ihn jedoch nur eine Analogie, nicht die Erfüllung von Joe 3,5 ist, wo nur von Israel gesprochen wird.

Am Tag des Herrn wird Jerusalem zu einem Zufluchtsort werden für die Überlebenden, die der HERR ruft . Dieser Überrest, mit dem der Herr eine besondere Beziehung eingeht (zur Bedeutung des Wortes "rufen" hier vgl. Jes 51,2 ), ist vermutlich gleichzusetzen mit der in Joe 3,1-2.5 a genannten Gruppe (vgl. Wolff, Joel and Amos , S. 68f), obwohl einige Ausleger (z. B. Driver, The Books of Joel and Amos , S. 68 f) darin die zurückgekehrten Gefangenen aus dem Exil sehen.

An Pfingsten zitierte der Apostel Petrus diese Stelle aus Joe 3,1-5 und bezog sie auf die Ausgießung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 2,17-21 ). Seine einleitenden Worte (vgl. Apg 2,16 : "Dies ist, was durch den Propheten Joel gesagt ist") könnten so verstanden werden, als würde er die Weissagung Joels nun als ganz und gar erfüllt ansehen. Es ist jedoch offensichtlich, daß die Ereignisse dieses Tages, obwohl sie sicher außergewöhnlich waren, nicht völlig mit den durch Joel verheißenen übereinstimmen.

Wenn man dieses Problem lösen will, muß man sehen, daß in den frühen Kapiteln der Apostelgeschichte das Königreich noch einmal Israel angeboten wurde. Petrus ermahnte die Menschen, umzukehren und so den verheißenen Geist Gottes zu empfangen (vgl. Apg 2,38-39 ,wo er auf Joe 3,5 anspielt). Wenig später spricht Petrus von einer "Zeit der Erneuerung" und der Wiederkunft Christi als Folge der nationalen Umkehr (vgl. Apg 3,19-21 ). Erst später konnte Petrus Gottes Plan für die Heiden im gegenwärtigen Zeitalter erfassen (vgl. Apg 10,44-48 ). Als er die Ausgießung des Geistes an Pfingsten sah, betrachtete er sie zu Recht als den ersten Schritt in der Erfüllung der Verheißung Joels. Offenbar glaubte er, daß das Königreich zu dieser Zeit Israel angeboten werde und die Ausgießung des Heiligen Geistes den Beginn des Tausendjährigen Reiches signalisiere. Aber wegen dem Unglauben Israels wurde die völlige Erfüllung dieser Weissagung (sowohl im Blick auf die Verbreitung der Wirksamkeit des Heiligen Geistes als auch auf andere Einzelheiten) aufgeschoben (weitere Einzelheiten zu dieser Frage siehe die Anmerkungen zu Apg 2,16-21; 3,19-21 ).